Ostpreußenblatt, Folge 51 vom 25.12.1957

Ostpreußenblatt

Folge 51 vom 25.12.1957

 

Seite 1   Anbetung des Kindes

Josef Weinheber

 

Als ein behutsam Licht

stiegst du von Vaters Thron.

Wachse, erlisch uns nicht,

Gotteskind, Menschensohn!

 

Sanfter, wir brauchen dich.

Dringender war es nie.

Bitten dich inniglich,

dich und die Magd Marie. —

 

König wir, Bürgersmann,

Bauer mit Frau und Knecht:

Schau unser Elend an!

Mach uns gerecht!

 

Gib uns von deiner Güt'

nicht bloß Gered' und Schein!

öffne das Frostgemüt!

Zeig ihm des andern Pein!

 

Mach, dass nicht allerwärts

Mensch wider Mensch sich stellt.

Führ' das verrat'ne Herz

hin nach der schönern Welt!

 

Frieden, ja, ihn gewähr'

denen, die willens sind.

Dein ist die Macht, die Ehr';

Menschensohn, Gotteskind!

 

Seite 1   Zeichnung. Wer Euch aufnimmt, der nimmt mich auf. Matth. 10, 40

 

Seite 1   Im Weihnachtslicht

Als eine der frühesten Erinnerungen steht im Buche unseres Lebens auf den ersten Seiten unvergänglich eingeschrieben, wie das war, wenn die Schatten der Dämmerung sich im Winter über Stadt und Dorf unserer Heimat senkten und wie dann das Licht angezündet wurde. In vielen Häusern ließen es Vater oder Mutter sich nicht nehmen, diesen Dienst zu tun, und sie erhoben ihn dadurch zu besonderer Bedeutung. Mit dem Licht in der Stube begann ein neuer, ein letzter Abschnitt des Tages, der lang ersehnte Feierabend war da, und er brachte aller Arbeit und auch jedem Gespräch eine neue Richtung. Ging es der Weihnacht entgegen, gab es dabei viel heimliches Tun und geflüstertes Wort am Ofen im Winkel, in dessen Röhre die Bratäpfel dufteten und lockten. Da kam das Lied zu seinem Recht und das Wort, und die Kleinsten in der Runde fingen jenes eifrige Rechnen an, das Monate, Wochen und Tage auf den großen, goldenen Nenner zu bringen versucht, der Weihnachten heißt.

 

Kam dann die Nacht aller Nächte und mit ihr das Fest aller Feste, dann erlebten wir den Zauber des Lichtes auf eine neue Weise im Aufleuchten der Kerzen am Baum. Die arme, enge Stube ward zum Festsaal, über dem schlichtesten Gerät bis hin zum Angesicht der Menschen lag eine Verwandlung, eine Helle und eine Wärme, die uns jenen Satz des alten Weihnachtsliedes und seine Wahrheit ahnen ließ: und dieses Welt- und Himmelslicht weicht hunderttausend Sonnen nicht. Der am Anfang aller Dinge sprach: „Es werde Licht!" nimmt dieses sein erstes Werk zum Gleichnis für die Bedeutung der Großtat seiner Liebe, von der Martin Luther singt: das ewge Licht geht da herein, gibt der Welt einen neuen Schein.

 

Unter dem Licht dieses neuen Scheines ist auch unser Ostpreußen zu dem geworden, was es uns war, zur Heimat. Wir können uns das liebe Gesicht der Heimat nicht denken ohne die Kirchen und ihre Türme, deren Glocken über das weite Land in der stillen, hochheiligen Nacht die Botschaft vom Wunder göttlicher Liebe verkündeten und manchen in Bewegung brachten, doch die Geschichte wieder zu hören, die anhebt mit dem Kaiser Augustus und seinem Gebot und aufhört mit den Chören des Himmels, die Gott die Ehre geben und Frieden den Menschen unter dem Wohlgefallen Gottes verheißen.

 

Augustus ist vergessen und sein Reich ist dahin, aber geblieben ist die Kunde von dem Kind der Ewigkeiten. Ein Adalbert von Prag hat unter dem Einsatz seines Lebens die Kunde an die Küste Ostpreußens getragen; bei Tenkitten bezeichnete ein hohes Kreuz den Ort an welchem er als ein getreuer Botschafter sein Leben ließ. Die Botschaft aber ist nicht gestorben und hat nach und nach die Herzen der Menschen gewonnen, selbst da, wo sie mit unzulänglichen oder ihr nicht entsprechenden Mitteln in das Land der dunklen Wälder hineingetragen wurde. Eine große Stunde war dabei die Weihnachtspredigt des samländischen Bischofs Georg von Polenz, im Königsberger Dom 1523 gehalten. In ihrer Folge vernahm der Masure die Kunde vom ewigen Licht in seiner Sprache, der Litauer hörte die frohe Botschaft im Wort, wie es ihn die Mutter gelehrt hatte, selbst die altpreußische Sprache ward nicht vergessen als Trägerin der guten, neuen Mär. Das war das Geschenk der erneuerten Kirche, und dieses Geschenk wurde angenommen, fruchtbar gemacht bis hin zu jenen Tagen, an denen die Leuchtkraft des Evangeliums im Lande an Ostsee und Haff so hell und stark geworden war, dass das empfangene Licht nun wieder von Ostpreußen zurückstrahlen konnte in die ganze Christenheit.

 

Wenn ich diese Strahlungen überdenke, stehen vor mir die Männer, die in der Geschichte unseres Heimatlandes geprägt wurden unter dem Evangelium und denen dann gegeben ward, in neuen Worten und Weisen zu singen und zu sagen von dem, „was Gott uns hat beschert, in seinem lieben Sohn verehrt". Ich denke da an den großen Johann Eccard, der dreißig Jahre in Königsberg gewirkt hat, Schüler des „weltberufenen" Kirchenmusikers Orlando di Lasso. Seine Vertonungen sind ganz auf ostpreußischem Boden gewachsen, besonders die „Preußischen Festlieder", die man ruhig als das bedeutendste Werk der damaligen Kirchenmusik ansprechen kann. Sein Nachfolger war der in Graudenz geborene Johann Stobäus, der die Lieder vieler seiner Zeitgenossen mit unvergänglichen Weisen zierte. Nicht vergessen sei der Kreis um Heinrich Albert und Simon Dach.

 

Zwei ostpreußische Liederdichter gibt es, von denen ohne Übertreibung gesagt werden kann, dass in der ganzen christlich bestimmten Welt die weihnachtliche Zeit ohne ihre Lieder gar nicht zu denken ist. Der eine ist Georg Weissel, 1590 im kleinen Landstädtchen Domnau geboren. Von seinen gehaltvollen Liedern, die vor allem in seiner Königsberger Zeit entstanden sind, ist geradezu weltbekannt geworden; „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. Er singt von dem Kinde auf Heu und Stroh der Krippe als von der rechten Freudensonn, Schöpfer, Heiland, Tröster nennt er es, Träger des Lebens und des Heiles, und er schließt mit der innigen Bitte: Komm o mein Heiland Jesus Christ, meines Herzens Tür dir offen ist!

 

Nach ihm muss der jüngere Valentin Thilo genannt werden, von dem ein Zeitgenosse zu sagen wusste, wie seine Seele lauter und rein und beständig ihrem Gott und Herrn zugewandt sei, wie die Sonnenblume sich der Sonne zuwendet. Wir danken ihm den feinen Adventsgesang „Mit Ernst, o Menschenkinder, das Herz in euch bestellt". Es ist auf eine Weise Johann Eccards geschrieben, und nach ihr sollte man das Lied auch singen, dann entfaltet es erst ganz seine Schönheit und Kraft. Auch Thilo weiß zu sagen, wie die Christgabe Gottes Licht und Leben in die Welt bringt, wie Weissel schließt auch er seine Verse mit herzinniger Bitte: ach mache du mich Armen zu dieser heilgen Zeit aus Güte und Erbarmen, Herr Jesu, selbst bereit.

 

Bei Herder, dessen Weg vom armen Küsterssohn zum Gefährten Goethes und Schillers wir ehrfürchtig bedenken, begegnen uns ebenfalls weihnachtliche Verse, in denen er, ergriffen von Gottes großem Tun, lobt und preist den „Morgenstern, das Licht vom Licht, das durch die Finsternisse bricht". Und letztlich denken wir an Max von Schenkendorf, in Tilsit, der Stadt am breiten Memelstrom, geboren, gestorben am Schicksalsstrom des ganzen Vaterlandes, am Rhein. Er spricht von Weihnachten als dem Anbruch des schönen Morgenlichtes, in dessen Geleucht das große Ereignis sichtbar wird: „Nun wird der König aller Welt, von Ewigkeit zum Heil bestellt, als zartes Kind geboren“.

 

Genug. Die kurze Betrachtung lässt uns sehen, wie Weihnachten im Denken und Schaffen dieser unserer großen Landsleute Raum gewonnen hat und wie das Weihnachtslicht nicht nur ein holder Zauber ist, sondern eine Kraft, wärmend, leuchtend, wegweisend, helfend zu letzten Zielen und Erkenntnissen.

 

Das sagen uns nicht nur Ereignisse und Gestalten der Geschichte, sondern auch Berichte und Erfahrungen gegenwärtigen Lebens, gerade auch aus Bezirken, die unter ganz harten Bedingungen leben müssen. Wir haben Nachrichten aus dem von Polen verwalteten Gebiet Ostpreußens, dort sammeln sich unsere lieben Landsleute unter der Weihnachtsbotschaft. Sie leben unter ganz anderen Verhältnissen als wir, die wir den Lebenszuschnitt unserer Zeit einfach für selbstverständlich nehmen und geneigt sind, ihn nach jeder Seite möglichst schnell zu erhöhen. Wenn wir lesen, was ihnen in der harten Fron der Arbeit, im brennenden Herzweh nach den Angehörigen, in der Einsamkeit und Not des Alters, in der verwüsteten, immer mehr zur Fremde werdenden Heimat unter einem fremden Volk die Botschaft vom Heiland der Welt bedeutet, dann steigt uns die rote Scham ins Gesicht darüber, wie wir die wesentlichen Dinge an den Rand schieben und nicht mehr aus der Mitte leben. Geblendet von den Lichtern der Welt sehen wir das Licht nicht mehr oder empfinden es wohl schon als Störung.

 

Und denken wir an Wologdas weiße Wälder, an Workuta und alle anderen Zwangsarbeitslager am Rande Europas, in denen wir auch Landsleute wissen, dann ist es die Frage, wie wir einmal bestehen werden vor dem tiefen und stillen Blick ihrer Augen, die Grauen über Grauen gesehen haben jahraus und jahrein, aber hinter den wahrhaft apokalyptischen Erscheinungen ihrer Gefangenschaft und Zwangsarbeit doch eine Wirklichkeit sahen, die ihnen aus einem elenden Kerzenstumpf in der eisigen Baracke am Heiligen Abend aufleuchtete und die in Perwo-Maika einer von ihnen in die Worte fasste: Gottes Treueband hält stand! Wenn das Weihnachtslicht in Perwo-Maika die Herzen erhellt, tröstet und mit lebendiger Hoffnung erfüllt, dort in einem Lande, wo monatelang die Sonne nicht hinkommt und wo der neue rote fünfzackige Stern die Sterne Gottes ablösen soll, dann gibt es überhaupt keinen Ort der Erde, den es nicht erreichen kann. Dann gibt es aber auch keine schönere Aufgabe als die, das Licht der hochheiligen Nacht weiterzutragen und die Botschaft weiterzusagen.

 

In vielen Dingen, sind wir Heimatvertriebene arm geworden, desto ernster dürfen wir uns auf die Werte der Heimat besinnen, die uns geblieben sind. Gott ging aus seiner Heimat aus, heißt es in einem Weihnachtsgedicht von heute. Dann hat er auch einen besonderen Segen für alle, die ihre Heimat verlassen mussten. Wer diesen Segen findet, findet damit alles wieder, was er verlor.

Otto Leitner

 

Seite 2   Gemeinsame Ostpolitik!

Ein bemerkenswerter Kommentar der „Hannoverschen Presse"

Bereits seit geraumer Zeit wird in den politischen Kreisen Bonns die Frage erörtert, ob nicht die Stunde für eine „Gemeinsame Ostpolitik" der Regierung und der Opposition herannahme. Dass es sich um ein dringendes Erfordernis handelt, steht außer allem Zweifel. Doch war es eine offene Frage, ob sich auch die von der CDU/CSU einerseits, von der SPD andererseits vertretenen ostpolitischen Konzeptionen soweit einander annähern würden, dass an die Stelle eines anscheinend weitreichenden Gegensatzes die Übereinstimmung treten werde. Es kann jedoch nun kein Zweifel mehr bestehen, dass eine Annäherung der Standpunkte im Gange ist. Dies kam dieser Tage besonders deutlich in einem Kommentar der sozialdemokratischen „Hannoverschen Presse" zum Ausdruck, der sich mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Belgrad und mit der Oder-Neiße-Frage befasst.

 

Anlass zu diesem Kommentar boten Ausführungen des Generalsekretärs der polnischen „Demokratischen Partei", Chajn, der mit Betonung hervorhob, britische Politiker hätten versichert, sie würden fortan den polnischen Standpunkt in der Oder-Neiße-Frage vertreten. Chajn hatte bekanntgegeben, „eine Reihe der hervorragendsten britischen Persönlichkeiten" habe sich mit der polnischen Haltung hinsichtlich der „Oder-Neiße-Grenze" völlig „solidarisch erklärt".

 

Zu diesen Erklärungen des polnischen Politikers, der selbst kürzlich in London weilte und somit „aus erster Hand" sein Wissen schöpfte, schreibt die „Hannoversche Presse", es zeichne sich immer deutlicher das Bestreben Warschaus ab, nach Belgrad auch England zur Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als deutsch-polnische „Grenze" zu bewegen. Daran anschließend findet sich dann in der sozialdemokratischen Zeitung eine Feststellung, welche deutlich macht, dass nunmehr der Weg zu einer „gemeinsamen Ostpolitik" von Regierung und Opposition offen liegt; denn es heißt hier:

 

„Gegenüber Belgrad hat Bonn sich mit einem Donnerschlag aus der Affäre gezogen: Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen war, wie man jetzt sieht, ein nachhaltig wirkendes Mittel. Ebenso hart wird man in der Oder-Neiße-Frage vorgehen müssen“.

 

Ist es schon von großer Bedeutung, dass damit der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Belgrad ausdrücklich gebilligt wurde, so erweist es sich als von noch größerem Gewicht, dass außerdem die Bundesregierung aufgefordert wird, in der Oder-Neiße-Frage nicht nur eine feste Haltung einzunehmen, sondern darüber hinaus gerade in dieser Frage politische Initiative zu entfalten.

 

Sicherlich ist dieser Appell an die Bundesregierung vor allem aus dem Bestreben erwachsen, vor aller Welt zu bekunden, dass sämtliche Parteien in der Abwehr polnischer Vorstöße gegen die deutschen Rechtsansprüche auf die Oder-Neiße-Gebiete zusammenstehen. Aber der außerordentliche Nachdruck, der auf die Forderung gelegt wird, dass die Bundesregierung „hart vorgehen" müsse, um eine — wie es an anderer Stelle heißt — „katastrophale Situation" zu vermeiden, zeigt zugleich, dass politische Erwägungen von höchster Aktualität diese Ausführungen bedingt haben. Um welche Erwägungen es sich handelt, wird abschließend deutlich gemacht, indem des Weiteren die Bundesregierung aufgefordert wird, sie möge in Betracht ziehen, dass Moskau sich in der Oder-Neiße-Frage wiederholt auf das Potsdamer Abkommen berufen hat, in dem festgestellt wurde, dass die Oder-Neiße-Frage erst im Friedensvertrag geregelt werden soll. „Man sollte sie (die Sowjets) beim Wort nehmen, und man sollte durch eine elastische und verständigungsbereite Politik aus dieser Auffassung Moskaus eine deutsche Trumpfkarte entwickeln", heißt es hierzu in dem Kommentar der „Hannoverschen Presse".

 

Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass sich mit diesem Kommentar zugleich eine äußerst wichtige „Akzentverlagerung" in der ostpolitischen Konzeption der SPD ankündigt: Der Ton liegt hier nämlich nicht so sehr auf der Frage der deutsch-polnischen Beziehungen, sondern es wird vielmehr die künftige Gestaltung des deutsch-sowjetischen Verhältnisses als das entscheidende Element einer jeden konstruktiven deutschen Ostpolitik hervorgehoben. Das entspricht aber genau dem, was der Kanzler im Rahmen der letzten außenpolitischen Debatte im Bundestag entwickelte, als er hinsichtlich der viel diskutierten Frage der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Warschau betonte, man müsse dieses ganze Problem doch auch vom Gesichtspunkt Moskaus aus betrachten.

 

Zwar wäre es wohl eine allzu kühne Erwartung, wenn man aus der sich hier abzeichnenden Annäherung der Auffassungen bereits auf die Herausbildung einer vereinbarten gemeinsamen Ostpolitik schließen würde, aber es sollte sich doch aus alledem eine faktisch gemeinsame Ostpolitik entwickeln. Letzteres würde sich darin ausprägen, dass die Opposition jene Funktion in ganz besonderer Weise wahrnimmt, wie sie in allen demokratischen Parlamenten der Welt die Opposition ausübt: Die Regierung zu drängen, auf dem beiderseits als richtig erkannten Wege voranzuschreiten. Genau das ist in dem Kommentar der „Hannoverschen Presse" erfolgt.

 

Unabhängig davon kann es nur begrüßt werden, dass in diesem Kommentar vor allem jene Auffassungen als fragwürdig bezeichnet worden sind, wonach eine Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als geeignetes Mittel zur Beförderung des sogenannten „Auflösungsprozesses" im Ostblock betrachtet werden. Dass eine solche Auffassung jedweder konstruktiven Ostpolitik als Wiedervereinigungspolitik zuwiderläuft, liegt auf der Hand. Die Schlussfolgerung, die sich zwingend ergibt, geht dahin, dass die nachdrückliche Vertretung der Rechtsansprüche auf die deutschen Ostgebiete gegenüber Warschau und gegenüber denjenigen politischen Kreisen im Westen, die eben eine „polnische Orientierung" verfolgen, ein wesentlicher Bestandteil jeder auf die Wiedervereinigung des deutschen Volkes und Landes abzielenden deutschen Ostpolitik ist.

Dr. Oskar Lipsius

 

Seite 2   Der Schwindel der „ostdeutschen Aktivierung“

Warschau-Korrespondenten nehmen Propaganda für bare Münze

Beständig ermahnt die exil- und amerikapolnische Presse die Warschauer Regierung, sie möge dafür Sorge tragen, dass die Berichterstattung über den allgemeinen Verfall, die Verwahrlosung, das Brachland und die Zunahme der kriminellen Delikte in den Oder-Neiße-Gebieten endlich unterbunden werde. Tatsächlich haben nicht zuletzt die Klagen der Emigration, die polnische Presse schädige mit ihrer wahrheitsgetreuen Berichterstattung „die polnische Sache", dazu beigetragen, dass die Zensur strenger gehandhabt wird und bis in die Fachzeitschritten hinein an die Stelle der „Katastrophenberichte" weithin die dringend gewünschten „positiven Berichte" über die angeblich in vollem Zuge befindliche „Aktivierung der wiedererrungenen Westgebiete" getreten sind. Allerdings ist die Lage so katastrophal, dass die Wahrheit immer wieder durchbricht. Zwar sind die Angaben über die wirklichen Zustände jetzt eingehüllt in „Aktivierungsberichte", aber die polnischen Leser wissen sehr wohl zu unterscheiden zwischen Propagandameldungen und Tatsachenschilderungen, und sie lassen sich nicht so leicht in die Irre führen wie die Korrespondenten ausländischer (auch deutscher) Zeitungen in Warschau, die offenbar das, was ihnen die amtlichen Stellen an Informationen zuleiten, nicht selten für bare Münze nehmen.

 

Besonders deutlich wurde die Methodik der neuen „Aktivierungsberichterstattung" am Beispiel einer Meldung über die angebliche „Wiederinbetriebnahme" von 181 „Industrieobjekten" in den Oder-Neiße-Gebieten, eine Information, die auch der Warschauer Korrespondent einer großen westdeutschen Zeitung seinem Blatte im Anhang zu einem Bericht über eine Rede Gomulkas übermittelte. Jene Meldung, die die „Aktivierung der Westgebiete" bezeugen sollte, war allerdings bei genauerem Zusehen alles andere als dazu angetan, die Glaubwürdigkeit der Warschauer Auslands-Berichterstattung zu erhöhen. Denn ein Vergleich mit früheren Meldungen der polnischen Agentur PAP zum gleichen Gegenstand ergab, dass es kaum „Industrieobjekte" waren, die „aktiviert" wurden, sondern dass es sich im Wesentlichen um nichts anderes als um Klein- und Kleinstbetriebe handelte.

 

Die polnische Presse machte denn auch nicht den geringsten Versuch, ihren Lesern Sand in die Augen zu streuen, sondern sie veröffentlichte den Bericht über die „Aktivierung" der 181 „Industrieobjekte" zugleich mit dem Hinweis darauf, dass in diesen Betrieben insgesamt zweitausend Personen Arbeitsplätze gefunden hätten. Dieser wichtige Zusatz wurde der westdeutschen Öffentlichkeit dagegen von gewissen deutschen Blättern vorenthalten, wie so manches andere auch, was sonst in der polnischen Presse zu lesen steht.

 

Denn auch mit diesen zweitausend „Arbeitsplätzen" ist es recht windig bestellt, wie jeder polnische Journalist und mit ihm der Zeitungsleser sehr wohl weiß. Wie nämlich die „Aktivierungsberichte" zu lesen sind, hat die polnische Presse bereits verschiedentlich erörtert, was den Warschauer Korrespondenten westlicher Zeitungen entgangen zu sein scheint. Es wurde gerade in letzter Zeit von polnischer Seite mehrfach darauf hingewiesen, dass unter „Aktivierung" von „Industrieobjekten" durchaus auch deren — Abbruch zu verstehen sei, weil auch durch Abbruchmaßnahmen „Arbeitsplätze geschaffen" würden. Was für den Abbruch gilt, hat ebenfalls für sogenannte „vorbereitende Aufräumungsarbeiten" Gültigkeit. Auch diese werden in der amtlichen polnischen Propaganda als „Bewirtschaftung" bezeichnet. Und schließlich ist es ganz selbstverständlich, dass die bloße Übertragung von „Industrieobjekten" zur — wie der Fachausdruck in wörtlicher Übersetzung lautet — „Inbewirtschaftungnahme" bereits als vollzogene „Aktivierung" betrachtet wird, obwohl der Mangel an Material, Maschinen, Geräten usw. die tatsächliche Produktionsaufnahme verhindert.

 

Gegen diese Hintergründe zeichnet sich sehr deutlich ab, was die Warschauer „Aktivierungsberichterstattung" an Wahrheitsgehalt aufweist. Dieser ist so gering, dass von den 181 „aktivierten Industrieobjekten" ebenso wie von den zweitausend Arbeitsplätzen gute 80 v. H. gestrichen werden können, um einigermaßen der Wirklichkeit nahezukommen. Der ausländische Leser soll dagegen derartige „Erfolgsberichte" hundertprozentig für wahr halten, und dies ist auch der eigentliche Zweck, den man mit der Herausgabe derartiger Informationen verfolgt.

Dr. E. J.

 

Seite 2   Verrammeltes „Paradies“

Das neue Willkür-„Gesetz“ der Pankower Machthaber

Bei echten Paradiesen, aber auch schon bei Staaten, in denen sich auf unserer Erde Arbeiter und Bauern wirklichen Wohlstandes und wirklicher Freiheit erfreuen, braucht man sich höchstens um den unerwünschten Zustrom zu sorgen. Was es nun mit jenem „Paradies der Werktätigen" auf sich hat, das die Ulbricht, Pieck und Grotewohl großmäulig den achtzehn Millionen Mitteldeutschen verhießen, das wurde abermals so richtig deutlich, als nunmehr jenes klägliche Jasager-Gremium von Ost-Berlin, das sich in grimmiger Ironie „Volkskammer" nennt, Willkürgesetze verabschiedete, die schon die nicht von den Funktionären der KP genehmigte Ausreise aus dem „ersten Arbeiterstaat auf deutschem Boden" mit hohen Gefängnisstrafen, die sogenannte „Abwerbung" sogar mit Jahren Zuchthaus bedrohten. Die von der roten Megäre Hilde Benjamin und ihren Melsheimer und Konsorten ausgearbeitete „Strafrechtsreform" der Pankower Tyrannen und Unterdrücker, fügt sich dem, was die unterwürfigen Befehlsempfänger des Kreml in Mitteldeutschland bisher an „Recht" produzierten, „würdig" an. Indem man höchst nebelhafte Begriffe wie „Republikflucht", „Abwerbung", „Staatsverrat" und andere schafft, spielt man dem Terrorregime und seiner Klassenjustiz alle Möglichkeiten in die Hand — je nach Wunsch und Willen unter Verdrehung aller Tatbestände —, die gepeinigten Brüder und Schwestern da drüben in Gefängnissen, Zuchthäusern und Straflagern verschwinden zu lassen. Auf Grund höchst harmloser privater Briefe kann man einen Staatsverrat" konstruieren und besonders Missliebige mehr denn je an den Galgen bringen.

 

Man darf sich ernstlich fragen, wieviel Zeit nun eigentlich noch verstreichen soll, bis sich nicht nur deutscher Protest, sondern endlich auch einmal das so vielberufene Weltgewissen regt, um dieses schändliche Treiben in der ganzen freien Welt an den Pranger zu steilen. Nach den Reaktionen auf Ungarn allerdings ist es wohl angezeigt, sich hier nicht großen Erwartungen und Hoffnungen hinzugeben. Was ist das für ein „Staat", aus dem Woche für Woche fünf- bis sechstausend Menschen in das Ungewisse flüchten, weil ihnen die Hölle da drüben einfach nicht mehr erträglich ist? Wo hat es das jemals gegeben, dass in wenigen Jahren Millionen alle Habe im Stich ließen und lieber die Bürde eines oft jahrelangem Lageraufenthaltes auf sich nahmen, als dort zu bleiben, wo rechtens ihre Heimat ist?

 

Die Auswirkung der neuen Schand-„Gesetze" wird sich erst in den kommenden Wochen und Monaten richtig bemerkbar machen. Zu aller Entrechtung, Entwürdigung und blanken Unterdrückung, die schon in den zurückliegenden zwölfeinhalb Jahren unseren deutschen Brüdern in der Zone angetan wurden, kommt nun neue Gewalttat. Dabei gibt es in der Bundesrepublik noch Leute, die da meinen, wir sollten mit den Tyrannen darüber doch „aufgeschlossen sprechen". Es wäre ihnen zu empfehlen, den Daueraufenthalt im Pankower „Paradies" doch einmal selbst zu erproben.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

5052 Sowjetzonenflüchtlinge ersuchten in der zweiten Dezemberwoche um Notaufnahme in West-Berlin bzw. Westdeutschland.

 

Drei Millionen Wohnungen müssen in den nächsten sechs Jahren in der Bundesrepublik gebaut werden, wenn man den ständigen Neubedarf decken will. Bundeswohnungsbauminister Lücke erklärte vor dem Parlamentsausschuss, dass dafür eine Summe von 60 bis 75 Milliarden erforderlich sei.

 

Einen gewissen Rückgang der Bautätigkeit in der Bundesrepublik im Jahre 1957 meldet der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Die Bautätigkeit sei gegenüber 1956 um etwa acht Prozent gesunken.

 

Mit einer Tariferhöhung der Bundesbahn wird nicht vor März 1958 gerechnet.

 

2500 westdeutsche Studenten wurden wegen Raumnot abgewiesen, als sie sich zum technischen Studium an den Hochschulen München und Braunschweig meldeten. Rektoren und Studentenorganisationen mahnen dringend zum Ausbau der so wichtigen technischen Hochschulen und Ingenieurschulen. Die heutigen Verhältnisse wirken bei der Förderung, die das technische Studium heute in allen wichtigen Staaten des Ostens und Westens erfährt, geradezu grotesk.

 

Der Passzwang wird künftig aufgehoben für Reisen von Westdeutschland nach Frankreich, Belgien, Italien und Luxemburg. Ein entsprechendes Abkommen unterzeichneten die Außenminister in Paris.

 

Wegen Mangels an Beweisen freigesprochen wurde vom Bundesgerichtshof der frühere Sozialwissenschaftler des DGB, Dr. Victor Agartz. Es steht allerdings fest, dass er, 130 000 Mark aus den Kassen des sowjetzonalen „Gewerkschaftsbundes'' für seine Sozialkorrespondenz entgegengenommen hat.

 

Eine verstärkte Lebensmittelüberwachung in der Bundesrepublik fordert ein SPD-Gesetzentwurf, der jetzt in der ersten Lesung vom Bundestag beraten wurde. Man hofft auf baldige Verabschiedung der Vorlage.

 

Zur amerikanischen Sicherheitsgarantie für West-Berlin hat sich der USA-Verteidigungsminister Mc Elroy bei seinem ersten Besuch in der alten Reichshauptstadt erneut bekannt.

 

Der Forschungsbeirat des Gesamtdeutschen Ministeriums bleibt auch in Zukunft in Berlin. Präsident Dr. Ernst betonte, dass das besondere Schicksal der deutschen Hauptstadt sie zum besten Sitz des Forschungsbeirats mache.

 

„Winterarbeitseinsatz" für die Ost-Berliner Studenten hat Pankow verfügt. Das Regime teilte mit, dass vom Januar bis März insgesamt 4500 Studierende in Kohlen- und Energiebetriebe abkommandiert würden.

 

Ein sehr prominenter Pankower Funktionär verübte Selbstmord. Es handelt sich um den 45-jährigen Wirtschaftssekretär der Kommunistischen Partei Ziller. Dieser war mehrere Jahre Maschinenbaumeiter des Pankower Regimes und seit 1953 „sei „in einem Anfall von „Schwermut“ erfolgt.

 

Weitere Verkehrseinschränkungen infolge Stromknappheit befürchtet man in der sowjetisch besetzten Zone.

 

Vier weitere U-Boote für die Sowjetzonen-Marine sind nach Berliner Meldungen von der sowjetischen Roten Flotte zur Verfügung gestellt worden. Es handelt sich um Einheiten von je etwa 250 Tonnen.

 

Den Bau von Großtankern in Danzig kündigen Warschauer Stellen an. Angeblich will man bis 1970 in Danzig sogar einen Atomtanker von 35 000 BRT bauen.

 

Über fünfhundert Unterseeboote aller Größen soll die Rote Flotte verfügen. Man hat sogar neue Typen konstruiert, die für einen Ausbruch aus der Ostsee bestimmt sein sollen. Man rechnet mit einer jährlichen Indienststellung von über hundert neuen U-Booten. Ob Moskau bereits über Atomkraft-U-Boote verfügt, steht noch nicht einwandfrei fest.

 

Große Funde an Titanerz meldet Radio Moskau. Die neuen Lager sollen sich in der südlichen Ukraine befinden und können angeblich sogar im Tagebau gefördert werden.

 

Eine ungeheure Steigerung der Kohlenproduktion kündigt der Kreml an. Man will die Kohlenerzeugung in fünfzehn Jahren von etwa 450 auf 650 Millionen Tonnen jährlich erhöhen. Etwa vierhundert neue Grubenanlagen sollen in dieser Zeit geschaffen werden.

 

England verschrottet seine letzten Schlachtschiffe. Die beiden 35 000-Tonnen-Riesen „Duke of York" und „Anson" kommen jetzt zur Abwrackwerft.

 

Für das volle Selbstbestimmungsrecht der Bewohner von Zypern bei der Entscheidung über die Zukunft der Insel hat sich der politische Ausschuss der Vereinten Nationen mit Mehrheit ausgesprochen. England erlitt bei der Abstimmung eine Niederlage. Der Entscheid der UNO ist auch für die deutschen Heimatvertriebenen von grundsätzlicher Bedeutung.

 

Ein Riesenprogramm zur Ausbildung amerikanischer Ingenieure gab das Washingtoner Unterrichtsministerium bekannt. Mit erheblichen Staatsmitteln soll in den kommenden Jahren ein Kontingent von 80 000 jungen Ingenieuren zusätzlich herangebildet werden.

 

Die Einführung des lateinischen Alphabets in China ist nach Pekinger Meldungen von der rotchinesischen Regierung grundsätzlich beschlossen worden

 

Australien bemüht sich um deutsche Einwanderer. Man will der Aufnahme von 10 000 Deutschen zustimmen; diese Zahl gilt für die Einwanderung bis Ende Juli 1958. „Wir haben mit Deutschen immer gute Erfahrungen gemacht“, erklärte der australische Botschafter in Bonn.

 

Seite 3   Dr. Gille vor Hamburger Studenten

Eine bedeutsame Aussprache mit der jungen Generation

„Probleme der Oder-Neiße-Linie in ostpreußischer Sicht" lautete das Thema einer ebenso fruchtbaren wie lebendigen Aussprache die vor kurzem auf Einladung des Liberalen Studentenbundes Deutschlands im großen Sitzungssaal des Hamburger Studentenhauses stattfand und in der der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Alfred Gille, nicht nur das grundlegende Referat hielt, sondern auch die wesentlichsten Akzente für das höchst bedeutsame Gespräch gab. Es war ganz gewiss nicht eine jener etwas mühsamen und zähflüssigen Diskussionen, die man zuweilen erlebt, sondern echte geistige Auseinandersetzung mit sehr viel Feuer und Schwung, von der im Endergebnis wohl jeder der zahlreichen Gäste aus der jungen deutschen Generation wie auch der anwesenden Landsleute wirklich viel mitnahm.

 

Der studierenden Jugend, die morgen schon vor wichtigste Aufgaben gestellt sein wird, und in deren Reihen ersichtlich doch heute viele sehr einseitig und sehr unzureichend gerade über die ostdeutschen Probleme und Schicksalsfragen unterrichtet sind, ein in seiner Schlichtheit und Klarheit doppelt eindrucksvolles Bild vom maßvollen und weitschauenden Schaffen der Heimatvertriebenen zu geben, ist von höchster Bedeutung. Dr. Gille verstand es meisterlich, aus einer Fülle von Gedanken und Erwägungen, die auch in Jahren nicht „ausdiskutiert" werden könnten, Entscheidendes herauszustellen und die jungen Menschen einem Gespräch aufgeschlossen zu machen. Wie sehr ihm das gelang, das zeigte sich so recht, als unmittelbar nach dem einleitenden Referat sogleich die interessierten Fragen und Gedanken wie die Pfeile von der Sehne schnellten. Dass der Sprecher der Ostpreußen auch nicht einer einzigen unter ihnen auswich, dass sie alle — auch die „härtesten Brocken" — überzeugend und bündig beantwortet wurden, sei mit Befriedigung verzeichnet.

 

Dr. Gille sprach seine besondere Befriedigung darüber aus, dass schon zu Beginn dieses Gespräches aus dem Kreise der Jugend nachdrücklich die verhängnisvolle Politik der Verzichtler getadelt wurde. Er betonte die feste und immer wieder bewiesene Entschlossenheit der Landsmannschaften, den klaren und unbestreitbaren Rechtsanspruch der Ostdeutschen auf ihre Heimat zu vertreten und für dessen unermüdliche Verfechtung stets nur den friedlichen Weg zu wählen. Mit größtem Interesse folgten die Studierenden den prägnanten Ausführungen Dr. Gilles über die klare Rechtslage, die sich sowohl für die ostpreußischen Memelkreise als auch für das sowjetisch besetzte Nord- und das polnisch besetzte Südostpreußen ergibt. Er schilderte seinen jungen Hörern das Erlebnis von Bochum und unterstrich unsere Bereitwilligkeit zu jedem fruchtbaren Gespräch mit dem polnischen Nachbar. An einem gesunden und lebenskräftigen polnischen Staat seien gerade die Ostpreußen durchaus interessiert. Dr. Gille sprach die Hoffnung aus, dass jeder echte Fortschritt politischer wie vor allem wirtschaftlicher Zusammenarbeit im westlichen Europa auch einer für alle höchst Wichtigen Fühlungnahme im Osten unseres Kontinents dienen werde. Die Gefahren einer völlig unerträglichen Verzichts- und „Vorleistungs"-Poltik wurden nachdrücklich unterstrichen.

 

So verschieden in Art und Gehalt auch die Diskussionsbeiträge, die oft sehr zugespitzten Fragen und die Gedanken waren, sie alle zeigten in ihrer Überzahl doch eine hoch erfreuliche Anteilnahme an Fragen, von denen Dr. Gille mit Nachdruck feststellte, dass sie schließlich nicht Sonderanliegen nur der Heimatvertriebenen, sondern gesamtdeutsche Schicksalsprobleme sind. Wenn die Saat, die hier vom Sprecher der Ostpreußen, wie auch von so manchen anderen Teilnehmern dieser Diskussion ausgestreut wurde, aufgeht, so wird sie großen Wert haben. Man kann nur hoffen und wünschen, dass dieses Gespräch von Hamburg recht bald an den verschiedensten Orten in Kreisen gerade der jungen Generation fortgeführt wird. Jeder, der an ihnen teilnimmt, wird Ansporn und manchen guten Gedanken mit nach Hause nehmen.

 

Seite 3   Ausschüsse für Heimatvertriebene und für den Lastenausgleich

Abgeordneter Rehs stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Heimatvertriebene

Von unserem Bonner O.B.-Mitarbeiter

Im Bundestag sind die Fachausschüsse neu konstituiert worden. Es wird wiederum einen selbständigen Ausschuss für Heimatvertriebene und einen selbständigen Ausschuss für den Lastenausgleich geben.

 

Vorsitzender des Ausschusses für Heimatvertriebene ist wie in den letzten Jahren der CDU-Abgeordnete Kuntscher. Sein Stellvertreter ist der ostpreußische SPD-Abgeordnete Rehs. Unter den 23 Mitgliedern des Ausschusses für Heimatvertriebene sind dreizehn Vertriebene, und zwar von der CDU Frau Ackermann, Kraft, Krüger, Kuntscher, Dr. Baron Manteuffel-Szoege, Riedel und Storm, von der SPD Dr. Frede, Jaksch, Rehs und Reitzner, von der FDP Zoglmann und von der DP Frau Kalinke. Unter den 23 stellvertretenden Mitgliedern finden sich neun Vertriebene und drei Sowjetzonenflüchtlinge: seitens der CDU Baier, Dr. Czaja, Ehren, Dr. Götz, Schneider und Vogt, seitens der SPD Kinat (Ostpreuße), und Priebe, seitens der FDP Kühn, bzw. Eichenbaum (CDU) (weiter unten steht Eichelbaum), Frau Renger (SPD), und Dr. Preiß (DP).

 

Vorsitzender des Ausschusses für den Lastenausgleich ist wieder wie in den vergangenen acht Jahren der Abgeordnete Kunze, CDU. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Dr. Preiß (DP) gewählt. Unter den siebzehn Mitgliedern befinden sich vier Vertriebene, nämlich Dr. Czaja, Krüger und Kuntscher von der CDU und Zühlke von der SPD; Dr. Preiß von der DP ist Sowjetzonenflüchtling. Sechs stellvertretende Mitglieder, nämlich Frau Ackermann (CDU), Kraft (CDU), Schütz (CDU), Jaksch (SPD), Kinat (SPD), und Rehs (SPD), sind Vertriebene, ein weiteres stellvertretendes Mitglied, nämlich Eichelbaum (CDU) (weiter oben steht Eichenbaum), ist Sowjetzonenflüchtling.

 

Seite 3   Neue Kraft schöpfen

Das Christfest, das schönste und tröstlichste der Christenheit, fällt für uns, die wir diesseits und jenseits willkürlich gezogener Zonengrenzen und Absperrungen zwischen Memel und Aachen im nördlichen Mitteleuropa wohnen, immer in dunkelste Jahreszeit. Wenn wir es begehen, dann sind die Nächte am längsten und finstersten und dann wird es oft genug an den allzu kurzen Tagen gar nicht wirklich hell. Da drückt schon in hellerleuchteten und gut beheizten Wohnungen der Glücklicheren unter uns der Winter oft stark aufs Gemüt. Um wieviel stärker aber verspüren alle jene Landsleute, die als die Spätvertriebenen erst in diesen Monaten zu uns kamen, in ihren Lagern und Unterkünften dieses Dunkel, mit ihnen auch alle, denen in Mittel- und Westdeutschland in diesen zwölf Nachkriegsjahren die Sonne eines neuen Aufstieges noch nicht geschienen hat. Was gerade ihnen allen das tröstliche ewige Licht der Weihnacht bedeutet, das kann man in Worten gar nicht ausdrücken.

 

Wir wollen es auch in diesem Jahr wieder so halten, dass sich die große Gemeinschaft aller Ostpreußen in der Stunde der Christgeburt wieder zu einer großen, unsichtbaren Gemeinde versammelt fühlt. Die Liebe, die Gott uns mit seinem Sohn geschenkt hat, sie wollen wir nicht nur empfangen, sondern auch weiterschenken. So, wie wir mit einer brennenden Kerze alle die Lichter unseres kleinen oder großen Christbaumes entzünden und damit die ganze Stube in wunderbar wärmendes Licht tauchen, so sollen wir unermüdlich die ewige Flamme, die uns der Heiland schenkt, weiterreichen in Liebe und Treue und tätiger Anteilnahme am Geschick aller, die vor Gott zu uns gehören, die unsere Brüder und Schwestern sind. Handeln wir so, dann schwindet rasch das

bedrückende Dunkel um uns, dann wächst überall Mut und Zuversicht bei uns und um uns.

 

Auch die dreizehnte Weihnacht nach der Vertreibung sieht uns nicht daheim. Das Jahr, das nun zu Ende geht, hat uns — das muss gesagt werden — der Erfüllung unserer sehnlichsten Wünsche nach echter Wiedervereinigung ganz Deutschlands nicht näher gebracht. Tiefdunkle Wolken stehen über uns und der ganzen Menschheit. Wer mag nicht Bitterkeit empfinden, wenn er daran denkt, wie oft das Böse auch in diesem Jahr 1957 triumphierte. Warum, fragt sich der eine oder andere — muss das so sein, warum lässt unser Herrgott das geschehen? Wer unter uns hätte nicht in den letzten Jahren Stunden der Verzagtheit, der Schwachheit erlebt? Sind wir am Ende Träumer und Romantiker, wenn wir an den Sieg unserer guten Sache glauben?

 

Recht erlebte Weihnacht hat mit Lärm und Prunk nichts zu tun, sie war immer die Stunde der großen Selbstbesinnung und der inneren Einkehr. Wo wir aber, stille werden vor Gott, da erkennen wir bald, dass er nicht nur lebt und regiert, sondern dass er uns auch eine Kraft zu neuem Wirken und Handeln schenkt, der keine andere vergleichbar ist. Geben wir diesem unserem Herrn die Ehre, dann wird er nach seinem Plan alles zum Besten ordnen. Zu seinem Werk aber braucht er den gläubigen, den wirklich unbeirrbaren, den starken Menschen. „Glaube versetzt Berge …“ Wie wahr dieses Wort heute und morgen ist, das werden wir erleben, wenn wir als ostpreußische Christen nach der großen Botschaft Christi leben. Lassen wir uns die Treue und den Glauben Vorbild sein, den jene unseres Blutes uns vorlebten, die nicht mehr unter uns weilen.

 

Im tröstlichen Licht der Weihnachtskerzen wünschen wir unseren ostpreußischen Landsleuten hier und in aller Welt ein wirklich gesegnetes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches neues Jahr.

 

Der Bundesvorstand der Landsmannschaft Ostpreußen

Dr. Alfred Gille, Sprecher; Wilhelm Strüvy, stellv. Sprecher; Egbert Otto, stellv. Sprecher; Dr. Hans Matthee, stellv. Sprecher; Erich Mertins, Bundesschatzmeister; Karl von Elern; Erich Grimoni; Fritz Naujoks; Robert Parschau; Reinhold Rehs; Fritz Teichert; Dr. Erich Wallat; Arnold Woelke.

 

Die Kreisvertreter in der Landsmannschaft Ostpreußen

Hellmuth Bieske, Königsberg-Stadt — Max Brenk, Ortelsburg — Ulrich Byszio, stellv. Kreisvertreter, Goldap — Walter Buttkereit, Heydekrug — Rudolf de la Chaux, Ebenrode — Franz Einbrodt, Gerdauen — Karl von Elern, Pr.-Eylau — Walter Gernhöfer, Labiau — Erich Grimoni, Königsberg-Stadt — Franz Grunenberg, Braunsberg — Werner Guillaume, Lötzen — Wilhelm Haegert, Angerapp — Heinrich Hilgendorff, Rastenburg — Arno Jahn, Memel-Stadt — Reinhold Kaufmann, Mohrungen — Fritz-Walter Kautz, Johannisburg — Albert von Ketelhodt, Sensburg — Johannes Klaus, Elchniederung — Karl-August Knorr, Heiligenbeil — Willy Kowitz, Treuburg — Hans Kuntze, Gumbinnen — Heinrich Lukas, Fischhausen — Fritz Naujoks, Insterburg-Land — Richard von Negenborn, Osterode — Egbert Otto, Allenstein-Land — Robert Parschau, Heilsberg — Hans Priddat, Angerburg — Reinhold Rehs, Königsberg-Stadt — Dr. Hans Reimer, Tilsit-Ragnit -  Martin Rugullies, stellv. Kreisvertreter, Memel-Land — Heinrich von Schlenther, Pogegen — Arthur Schumacher, Pr.-Holland — Otto Skibowski, Lyck — Ernst Stadie, Tilsit-Stadt — August Strehlau, Wehlau — Franz Stromberg, Rößel — Fritz Teichert, Königsberg-Land — Paul Wagner, Neidenburg — Dr. Erich Wallat, Schloßberg – Dr. Gert Wander, Insterburg-Stadt — Bruno Zeiß, Bartenstein — Dr. Heinz-Jörn Zülch, Allenstein-Stadt.

 

Die Vorsitzenden der Landesgruppen der Landsmannschaft Ostpreußen

Dr. Philipp Deichmann, Rheinland-Pfalz — Heinz Fuhrich, Saarland — Erich Grimoni, Nordrhein-Westtalen — Hans Krzywinski, Baden-Württemberg — Hans Kuntze, Hamburg — Dr. Hans Matthee, Berlin — Konrad Opitz, Hessen — Dr. Erich Prengel, Bremen — Frirz Schröter, Schleswig-Holstein — Heinz Thieler, Bayern — Arnold Woelke, Niedersachsen.

 

Die Schriftleitung des Ostpreußenblattes.

Die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen

 

Seite 3   Die Lage der Spätaussiedler

Eine Anfrage der SPD an die Bundesregierung

Die Sozialdemokratische Bundestagsfraktion hat im Bundestag eine Kleine Anfrage eingebracht, die sich mit dem Problem der Aussiedler aus den besetzten deutschen Ostgebieten und aus den ost- und südosteuropäischen Ländern befasst. Diese Anfrage ist vom Bundestagsabgeordneten Landsmann Reinhold Rehs verfasst und auf seine Initiative hin von der Fraktion beschlossen worden. Die zahlreichen Arbeitskreise der Fraktion sind weiter damit beschäftigt, auch das Problem der Sowjetzonenflüchtlinge zu bearbeiten. Auf diesem Gebiet ist in Kürze eine parlamentarische Initiative zu erwarten. Die jetzt eingereichte Kleine Anfrage hat folgenden Wortlaut:

 

„Wir fragen die Bundesregierung:

 

1. Wieviel Personen sind bisher im Zuge der Spätaussiedlung — wie viele davon im Wege der Familienzusammenführung — aus den deutschen Ostgebieten bzw. ost- und südosteuropäischen Ländern in der Bundesrepublik eingetroffen? Aus welchen Gebieten (anteilmäßig) kommen sie? Mit wie viel weiteren Aussiedlern und mit welcher Zeitdauer hierbei ist zu rechnen?

 

2. Wie groß ist der Wohnungsbedarf für die Aussiedler (bisher und insgesamt) zu veranschlagen? Welche Mittel sind bisher und insgesamt für diesen Zweck erforderlich? Welche Bundesmittel sind bisher hierfür bereitgestellt worden? Wie erfolgt die Bereitstellung der weiteren Mittel?

 

3. Wie viele Aussiedler wurden bisher als Wohnungsinhaber in Normalwohnungen eingewiesen? In welchem Zeitmaß und in welchem Umfang ist die weitere Einweisung in Normalwohnungen vorgesehen? Wie viele Aussiedler befinden sich zurzeit in Lagern und Notunterkünften? Wie lange dauert zurzeit der durchschnittliche Aufenthalt in Lagern?

 

4. Wie viele Jugendliche sind unter den Aussiedlern, die noch einer Schulausbildung oder einer Ergänzung der schulischen Ausbildung bedürfen? Wieviel Förderschulen (Klassenräume und Lehrkräfte) stehen für die ergänzende Ausbildung zur Verfügung? Wieviel jugendliche Aussiedler werden zurzeit durch diese Förderschulen betreut?“

 

Seite 3   Von „erfreulichen Fortschritten" bei den Moskauer Gesprächen sprach Sonderbotschafter, Lahr, vor dem Beginn der Weihnachtspause. In den letzten Wochen vor der Pause waren beinahe täglich Besprechungen geführt worden. In der Frage der Heimführung der zurückgehaltenen Deutschen sind nach Äußerungen der deutschen Delegation noch erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden.

 

Seite 3   „Alles Notwendige unternehmen …“

„Die Sowjetregierung ist ihrerseits bereit, alles Notwendige zu unternehmen, um das noch lange nicht überwundene Misstrauen und den Argwohn in den Beziehungen unserer Staaten zu beseitigen, jede Möglichkeit der Annäherung und der Herbeiführung einer Verständigung zwischen der UdSSR und der Bundesrepublik Deutschland restlos auszuschöpfen".

 

Es wird viele Deutsche geben, die wenig Neigung verspüren, eine im Original fast sechzehnseitige Note des Kreml an Bonn im vollen Wortlaut zu studieren, zumal die mindestens ebenso weitschweifigen Vorgänger dieses Briefes mit ihrer Fülle ewig wiederholter sturer und eintöniger Stellungnahmen in dieser Beziehung geradezu abschreckend gewirkt haben. Den obigen Satz aber aus Bulganins neuestem Schreiben, den man ziemlich am Schluss seiner Ausführungen findet, sollte doch jeder von uns mehrfach aufmerksam lesen und ihn sich einprägen. Wenn nämlich dieser Satz — an den sich im Original einige hoffnungsvoll klingende Äußerungen über die Bedeutung der ersten, thematisch begrenzten und doch gewiss allein schon wegen der Heimführungsfrage hochbedeutsamen Moskauer Gespräche anschließen — nicht nur eine papierene Floskel ist, was einstweilen niemand sagen kann, dann kann hier so etwas wie ein schmaler Türspalt geöffnet werden.

 

Es ist in diesen Tagen von verschiedenen Seiten in Deutschland der Wunsch ausgesprochen worden, doch auf jeden Fall „die Russen beim Wort zu nehmen", „die Probe aufs Exempel zu machen". Bonn hat die Bulganin-Note, deren postwendende Erledigung auch der Absender kaum erwartet haben dürfte, „ernst, aber korrekt und maßvoll" genannt und von einer genauen Prüfung des gesamten Inhalts gesprochen. Auch wer mit vollem Recht auf die geradezu klägliche und unentwegt starre Haltung zum eigentlichen deutschen Kernproblem hinweist und mit gutem Grund vor irgendwelchen falschen Hoffnungen und Illusionen warnt, wird dennoch dafür sein, eben gerade den wahren Gehalt der oben veröffentlichten Versicherung Moskaus zu ergründen.

 

Die Tage der Pariser Konferenz gaben den Staatsmännern des Westens Gelegenheit, sich mit dem Wortlaut der verschiedenen Bulganin-Briefe näher zu befassen, die der Kreml kurz vor dem großen NATO-Treffen nach einem höchst kunstvollen und durchdachten Zustellsystem sowohl nach Bonn als auch nach Washington, nach London, Paris und nach Delhi richtete. Jede Note ist für jeden Empfänger anders getönt, jede setzt etwas andere Akzente. Man kann sie alle gewiss zunächst einmal als den zu erwartenden „Schuss vor den Bug" werten, der vor jeder wichtigen westlichen Tagung aus Moskau gefeuert wird. Erst eine längere, behutsame Sichtung und Überprüfung kann aber das übliche propagandistische Getöne von den Punkten trennen, die der Rückfrage und vielleicht sogar des Gesprächs wert sind.

 

Mit der Unterschrift Bulganins hat der Kreml — diesmal mehr im äußeren Gewand der Lockung als der Drohung — eine Reihe von „Vorschlägen" und „Anregungen" auf dem Tablett serviert, die so oder so eine klare, bündige und auch einheitliche Antwort des Westens unvermeidlich machen. Höchst geschickt auch alle jene Bälle auffangend, die einige westliche Politiker in die Luft warfen, kommt Moskau ebenso mit dem Plan eines neutralisierten, von Atomwaffen freien Gebietes, zu dem angeblich mit der Bundesrepublik und der Zone auch Polen und die Tschechoslowakei gehören sollten. (Beim Stand der Entwicklung seiner Fernwaffen kann sich das, der Kreml durchaus leisten, ohne in einem Fernkampf ernstlich Positionen preiszugeben, zumal die Sowjets ja bis heute Nordostpreußen zu ihrem Bereich rechnen!) Es kommt, nach dem Erreichen gewisser sowjetischer Ziele jetzt der Vorschlag einer Einstellung neuer Atomwaffenversuche, eine Stilllegung der weiteren Entwicklung. Für andere Ohren sind wiederum die Angebote einer direkten Verständigung der beiden Riesen, ist die verheißene „Kriegsächtung" bestimmt. Wie schön klingt das: Abzug der fremden Truppen. Käme es dazu, dann ständen eben die Sowjets, selbst wenn sie sich an die Abmachungen hielten, knapp hinter Warschau hinter großen Satellitenarmeen, die Amerikaner aber befänden sich jenseits des Atlantiks.

 

Fast alles, was hier angeschnitten wird, betrifft unmittelbar und vor allem deutsches Schicksal und deutsche Zukunft. Zur deutschen Kernfrage aber der Wiedervereinigung wird nur die alte Floskel wiederholt, der alleinige Weg sei die Absprache mit den Pankower Unterdrückern. Ist also der Satz am Anfang dieses Artikels nur hohle Redensart? Wenn Moskau, wie es hier verheißt, alles Notwendige unternehmen will, wenn es „jede Möglichkeit der Annäherung und Herbeiführung einer Verständigung restlos ausschöpfen" möchte, dann lägen die Dinge ganz anders, dann kann es Wege geben. Wer wirklich einen echten Ausgleich und Frieden zwischen dem russischen und dem deutschen Volk will, wer gewillt ist, die echten Belange beider Nationen aufeinander abzustimmen, Unrecht auszuräumen und klare, für beide Seiten wertvolle und dauerhafte Beziehungen zu begründen, der kann einen neuen Anfang setzen. An uns wird es nicht liegen, wenn es gilt, wirklich alles Notwendige zu unternehmen und jede Möglichkeit einer echten Verständigung auszuschöpfen. Bisher allerdings fehlt uns noch jeder Beweis, dass es sich hier um mehr als eine Redewendung der anderen Seite handelt.

 

Seite 4   Wie steht es um die Hausratentschädigung?

Von unserem Bonner O. B.-Mitarbeiter

Im Ständigen Beirat und im Kontrollausschuss des Bundesausgleichsamtes kam die Frage der "weiteren Freigabe der Hausratentschädigung zu einer eingehenden Diskussion. Es ging insbesondere darum, inwieweit demnächst weitere Programme der Punktfreigabe zur Durchführung gelangen können.

 

Gegenwärtig ist die erste Rate für jeden freigegeben. Die zweite Rate ist an alle Personen mit 40 und mehr Punkten freigegeben. Die dritte Rate ist für Personen mit 75 und mehr Punkten aufgerufen. Die dritte Rate kann darüber hinaus an Personen, die das 70. Lebensjahr vollendet haben, aber nicht 75 Punkte besitzen, zur Auszahlung gelangen, soweit ein besonderer Härtefonds hierfür ausreicht.

 

Im Ständigen Beirat herrschte die Auffassung vor, dass noch in diesem Rechnungsjahr die zweite Rate an alle Personen zwischen 30 und 39 Punkten freigegeben werden könne. Manche Herren waren sogar der Meinung, dass nach der Finanzlage des Ausgleichsfonds noch in diesem Rechnungsjahre die ganze zweite Rate zur Auszahlung aufgerufen werden könne. Entschliesst man sich nur zur Senkung bis auf 30 Punkte, so wird das Anlaufen eines weiteren Programmes bei der dritten Rate aus arbeitstechnischen Gründen früher möglich werden als bei der Senkung auf null Punkte. Man wird vermuten können, dass bei einer Senkung auf null Punkte in der zweiten Rate das Anlaufen eines neuen Programmes in der dritten Rate nicht mehr vor den Sommerferien des Jahres 1958 möglich sein wird. Bei einer Senkung auf 30 Punkte in der zweiten Rate wird das neue Programm in der dritten Rate mutmaßlich Anfang Juni beginnen. Als nächstes Programm in der dritten Rate ist die Freigabe für alle Berechtigten mit 60 bis 74 Punkten zu erwarten.

 

Damit jeder Vertriebene sich ein Bild davon machen kann, wenn er mit einer Zahlung der Hausratentschädigung rechnen kann, sei nochmals die Punkttabelle mitgeteilt. Es ist zu beachten, dass grundsätzlich für die Punktezuteilung die Verhältnisse maßgeblich sind, die im Zeitpunkt der Antragstellung bestanden. Wenn also ein Vertriebener 1953 seinen Antrag auf Hausratentschädigung eingereicht hat und damals 200 DM Einkünfte angab, so behält er weiterhin die darauf entfallende hohe Punktzahl, auch wenn er heute mehr als 800 DM Einkünfte bezieht. Nachträglich eingetretene Umstände, die eine Heraufsetzung der Punktzahl bewirken, werden auf Antrag des Geschädigten hin berücksichtigt, Änderungen bei den Einkünften jedoch nur, wenn sie erheblich sind.

 

An Punkten werden gewährt:

 

I. Monatliche Familieneinkünfte:

bis über 100 DM, 45 Punkte

über 100 DM bis 150 DM, 40 Punkte

über 150 DM bis 200 DM, 35 Punkte

über 200 DM bis 300 DM, 30 Punkte

über 300 DM bis 400 DM, 25 Punkte

über 400 DM bis 500 DM, 20 Punkte

über 500 DM bis 600 DM, 15 Punkte

über 600 DM bis 700 DM, 10 Punkte

über 700 DM bis 800 DM, 5 Punkte

über alle höheren Einkünfte, 0 Punkte

 

II. bei einem Lebensalter des Antragstellers am 1. April 1952 bis zur Vollendung des 64. Lebensjahres für jedes nach Vollendung des 49. Lebensjahres vollendete Lebensjahr 1 Punkt; nach der Vollendung des 64. Lebensjahres für jedes weitere vollendete Lebensjahr je 2 Punkte.

 

III. Zusätzliche Punkte für jeden zum Haushalt des Geschädigten im Zeitpunkt der Antragstellung gehörenden und von ihm wirtschaftlich abhängigen Familienangehörigen 10 Punkte, beginnend mit dem 4. Kind zusätzlich je 10 Punkte.

 

IV. Antragsteller, die Kriegs- und Unfallbeschädigte sind, erhalten zusätzlich bei anerkannter Schwerbeschädigung 5 Punkte, bei anerkannter Beschädigung über 80 v. H. oder bei

Bezug von Pflegegeld 10 Punkte, die nicht Kriegs- und Unfallbeschädigte sind, jedoch im Sinne der Reichversicherungsordnung pflegebedürftig sind, zusätzlich 10 Punkte, die alleinstehende Frauen (auch Frauen von Vermissten und Internierten) mit mindestens einem versorgungsberechtigten Kinde bis zum vollendeten 18. Lebensjahr sind, zusätzlich 5 Punkte, die eine erstmalige Zuweisung einer Wohnung seit dem 1. April 1952 nachweisen, zusätzlich 21 Punkte.

 

V. Besondere Fälle, zum Beispiel wenn noch kein ausreichender Hausrat vorhanden ist, zusätzlich 20 v. H. der nach Ziff. I bis IV erreichten Punkte.

 

Besitzt ein Geschädigter mehrere Anträge, (zum Beispiel als Erbe), so wird jeder weitere nur mit der halben Punktzahl gewertet.

 

Um auch über die Höhe der Raten der Hausratentschädigung Klarheit zu geben, sei folgende Übersicht mitgeteilt:

 

für einen ledigen Geschädigten mit eigener Haushaltseinrichtung 1. Rate 300 DM, 2. Rate 500 DM, 3. Rate 400 DM,

 

für ein nicht dauernd getrennt lebendes Ehepaar 1. Rate 450 DM, 2. Rate 550 DM, 3. Rate 400 DM,

 

für jeden weiteren zum Haushalt des Geschädigten gehörenden und von ihm wirtschaftlich abhängigen Familienangehörigen, sofern er nicht selbst hausratentschädigungsberechtigt ist 1. Rate 50 DM, 2. Rate 50 DM, 3. Rate 50 DM,

 

für das dritte und jedes weitere zu berücksichtigende Kind bis zur Vollendung des achtzehnten Lebensjahres weitere je 50 DM für die einzelnen Raten.

 

Steht den Geschädigten eine höhere Stufe der Hausratentschädigung zu als die Normalstufe (bei Verlust von Einkünften über 4000,— RM), so erhöht sich die 3. Rate um 400 bzw. 600 DM. Bei Erben nach dem 31. März 1952 wird der auf die erste und die zweite Rate entfallende Betrag gleich hoch angesetzt. In zwei gleichhohen Raten von je 200 DM wird auch den Geschädigten die Hausratentschädigung ausbezahlt, die zwar die Möbel eines Wohnraumes verloren haben, aber keine eigene Haushaltseinrichtung besaßen.

 

Seite 4   Leibrente aus der Hauptentschädigung

Die verschiedenen Möglichkeiten, die ein Anspruch bietet

Von unserem Bonner O. B.-Mitarbeiter

In Folge 43 des Ostpreußenblattes war berichtet worden, dass durch die Gesetzgebung zur Rentenreform und die Achte Novelle zum Lastenausgleichsgesetz die Möglichkeit geschaffen wurde, mit Hilfe des Hauptentschädigungsanspruches Beiträge in der Invaliden- und Angestelltenversicherung für Jahre vor 1945 nachzuentrichten. Durch dieses Nachentrichten soll erreicht werden, dass den Vertriebenen, die vor der Vertreibung selbständig waren und nach der Vertreibung versicherungspflichtig wurden, einigermaßen hohe Renten zuerkannt werden können. Das Achte Änderungsgesetz zum Lastenausgleichsgesetz eröffnet jedoch noch einen zweiten Weg für eine Altersversorgung mit Hilfe des Hauptentschädigungsanspruches. Es ist die „Verleibrentung" des Hauptentschädigungsanspruches oder eines Teiles bei einer privaten Versicherungsanstalt. Der Weg hierzu ist folgender: Der Vertriebene lässt sich über seine Hauptentschädigung oder einen Teil seiner Hauptentschädigung vom Ausgleichsamt eine Lastenausgleichs-Schuldverschreibung ausstellen. Diese Schuldverschreibung übergibt er einer privaten Lebensversicherungsgesellschaft. Sie gewährt ihm dafür eine Altersrente (Leibrente).

 

Jeder Vertriebene, der Hauptentschädigungsansprüche für seine Altersversorgung verwenden will, wird sich daher zu überlegen haben, ob er die Nachversicherung bei der Invaliden- oder Angestelltenversicherung wählt oder die versicherungsmäßige Verleibrentung, vorausgesetzt, dass er für beide Möglichkeiten in Frage kommt. (Während für die Nachversicherung nur der in Folge 43 des Ostpreußenblattes umrissene Personenkreis in Betracht kommt, kommt für die Versicherungslösung grundsätzlich jeder Vertriebene in Frage.) Beitragsnachentrichtung in den Sozialversicherungen und private Versicherungslösung stehen also miteinander in Konkurrenz. Für einen Aufwand von etwa 5000 DM Hauptentschädigungsanspruch kann der Vertriebene bei der Nachversicherung mit einer Steigerung seiner Monatsrente um 40 bis 50 DM rechnen; im Einzelfall sind erhebliche Abweichungen möglich. Dem überlebenden Ehegatten steht in diesem Falle eine Altersrente in Höhe von 60 Prozent dieser Rente zu. Bei einem privatrechtlichen Versicherungsvertrag, der für den überlebenden Ehegatten das gleiche Recht festlegt, würden für 5000 DM Lastenausgleichsschuldverschreibungen nur etwa 30 DM Monatsrente zu erwarten sein. In der Regel wird also der Nutzen von 5000 DM Hauptentschädigungsanspruch bei der Verwendung als Nachversicherung in einer Sozialversicherung der größere sein. Immerhin wird es in Einzelfällen anders liegen können. Zudem sind Fälle denkbar, in denen jemand aus der Invaliden- oder Angestelltenversicherung noch keine Rente erwarten kann, während die private Versicherung bereits eine Rente zu gewähren bereit ist. In der Sozialversicherung kann eine Altersrente erst von der Erreichung des 65. Lebensjahres ab gezahlt werden. Die private versicherungsmäßige Rente kann bereits ab Erreichen des 60. Lebensjahres ausbezahlt werden, unter Umständen sogar ab Erreichen eines noch niedrigeren Alters. Allerdings wird die versicherungsmäßige Altersrente bei einem Rentenbeginn mit 60 Jahren um rund 20 Prozent niedriger liegen als bei Beginn mit 65 Jahren.

 

In Konkurrenz stehen indes nicht nur die Nachentrichtung bei den Sozialversicherungen und die Verleibrentung bei einer privaten Versicherungsanstalt, sondern daneben steht häufig auch die Möglichkeit, eine Entschädigungsrente zu erhalten. Für den 65-jährigen beträgt sie bekanntlich 6 Prozent des Hauptentschädigungsanspruches. Das ist bei einem Hauptentschädigungsanspruch von 5000 DM 300 DM im Jahr oder 25 DM im Monat. Das sind weniger als die Versicherungslösung und wesentlich weniger als in der Regel die Nachversicherung. Die Entschädigungsrente hat jedoch den großen Vorteil, dass der nicht verbrauchte Hauptentschädigungsanspruch — falls der Berechtigte früh stirbt — den Erben verbleibt. Außerdem erhält die überlebende Witwe den Betrag ungekürzt weiter und verbleibt dem Geschädigten bis zu seinem Tode der Zins auf den Hauptentschädigungsanspruch. Bei älteren Personen, etwa bei 68-jährigen, sind die Sätze der Entschädigungsrente im Übrigen bereits so hoch, dass die Entschädigungsrente die private Versicherungsrente übersteigen würde. Zu beachten ist aber, dass nicht jeder Geschädigte Entschädigungsrente erhalten kann. Nach geltendem Recht darf er nicht höhere sonstige Einkünfte besitzen als 300 DM im Monat zuzüglich 100 DM für den Ehegatten und 50 DM für jedes Kind.

 

Es muss darauf hingewiesen werden, dass über das Einkaufen in eine private Lebensversicherungsanstalt die genaueren Vorschriften noch nicht vorliegen. Sie werden sich jedoch in dem hier skizzierten Rahmen bewegen. Es ist aber erforderlich, trotz aller Vorbehalte hierüber bereits zu berichten, damit sich der Vertriebene, der zu einer Nachversicherung in den Sozialversicherungen neigt, die Möglichkeiten vor Augen führen kann, die sich ihm außerdem noch bieten. In allen Zweifelsfällen wird empfohlen, abzuwarten, bis für die einzelnen Möglichkeiten genaue Vorschriften herausgekommen sind.

 

Seite 4   Geringere Mittel für Wohnraumhilfe

Beschlüsse des Kontrollausschusses

Von unserem Bonner O. B.-Mitarbeiter

Der Kontrollausschuss beim Bundesausgleichsamt beschloss am 9. Dezember die Neufassung der Weisung über die Aufbaudarlehen für die gewerbliche Wirtschaft und die freien Berufe, der Weisung über die Aufbaudarlehen für die Landwirtschaft, der Weisung über die Aufbaudarlehen für den Wohnungsbau, der Weisung über die Wohnraumhilfemittel, der Weisung über die Hausratentschädigung, der Weisung über die Ausbildungshilfe und der Weisung über die Heimförderung. Es handelte sich ausschließlich um redaktionelle Änderungen in Anbetracht der Novellierung des Lastenausgleichsrechts durch das Achte Änderungsgesetz. Eine vom Präsidenten des BAA empfohlene materielle Änderung der Weisung über die Ausbildungshilfe lehnte der Kontrollausschuss ab.

 

Für die Hausratentschädigung stellte der Kontrollausschuss zusätzliche Mittel für das Rechnungsjahr 1957 bereit. Soweit die Ausgleichsämter in der Lage sind, Hausratentschädigungen auszuteilen, stehen damit Mittel nunmehr zur Verfügung. Für das Rechnungsjahr 1958 bewilligte der Kontrollausschuss die Gelder für die Wohnraumhilfen und für die Aufbaudarlehen Wohnungsbau.

 

Für Wohnraumhilfe sind im Rechnungsjahr 1958, 170 Millionen DM vorgesehen. Das sind erheblich geringere Mittel als im Vorjahr. Es muss daher damit gerechnet werden, dass im kommenden Jahr die „Landesdarlehen" knapp sein werden (die Wohnraumhilfemittel des Ausgleichsfonds werden von den Ländern an die Geschädigten unter dem Namen Landesdarlehen weitergegeben). Die Ursache für das starke Absinken liegt darin, dass in den vergangenen Jahren der Kontrollausschuss fast vorsätzlich zu viel Mittel in diesen Verwendungszweig gelenkt hatte und nunmehr aus gesetzlichen Gründen der Ausgleich vollzogen werden muss. An der Überverplanung hatten die Länder ein Interesse, um die Wohnungsbauprogramme reibungslos durchführen zu können, ungeachtet, dass nunmehr die Schwierigkeiten in den kommenden Jahren sich einstellen werden.

 

Für Aufbaudarlehen Wohnungsbau im Rechnungsjahr 1958 stellte der Kontrollausschuss 459 Millionen DM zur Verfügung. Der Betrag liegt nur unwesentlich unter der Vorjahresverplanung, so dass besondere Schwierigkeiten auf diesem Sektor 1958 kaum zu erwarten sind.

 

Die Sondermittel für den Umsiedlerwohnungsbau beschnitt der Kontrollausschuss gegenüber der Vorlage des Präsidenten des BAA erheblich. Es wird abzuwarten bleiben, ob der Kontrollausschuss den Vertriebenen damit einen guten Dienst erwiesen hat. Zweifellos wird sich jetzt die Durchführung des Umsiedlungsprogrammes weiter verlangsamen.

 

Seite 4   Neue Aufnahmequoten

Für Spätaussiedler und Flüchtlinge

Die Vertriebenenminister aller Bundesländer haben im Grenzdurchgangslager Friedland den „Verteilerschlüssel", nach dem die Zuwanderer und Flüchtlinge aus der Sowjetzone und die Aussiedler aus den deutschen Ostgebieten auf die einzelnen Bundesländer verteilt werden, neu geregelt. Im Anschluss an die Konferenz teilte Bundesvertriebenenminister Oberländer mit, es sei gelungen, ohne Widerstände den neuen Schlüssel festzusetzen, der vom 1. Januar bis zum Jahresende 1958 gelten werde.

 

Der Anteil des Landes Nordrhein-Westfalen ist von 36,5 auf 32,7 Prozent gesenkt worden, ebenfalls der Baden-Württembergs von 18,5 auf 15,5 Prozent, der West-Berlins von 8 auf 5,1 und der Schleswig-Holsteins von 2,2 auf 1,9 Prozent. Die übrigen Länder, darunter vor allem Bayern mit einer Steigerung von 6,5 Prozent auf 12,9 Prozent, müssen in Zukunft mehr Aussiedler und Zuwanderer aus der Zone als bisher aufnehmen. Der Anteil Hamburgs stieg von 3,1 Prozent auf 3,9, der Niedersachsens von 6,5 auf 7,6 und der Bremens von 1,2 auf 1,3 Prozent, Rheinland-Pfalz wird statt 7,3 Prozent 8,1 und Hessen statt 7,2 8 Prozent Menschen aufzunehmen haben. Die Quote des Saarlandes, drei Prozent, blieb unverändert.

 

Bundesminister Oberländer erläuterte, dass ein Prozent dieses Schlüssels bei einem gleichbleibenden Zugang an Aussiedlern und Zuwanderern, wie bisher, etwa dreitausendfünfhundert bis viertausend Menschen bedeutet. Der Bund werde in Zukunft den Ländern die Hälfte der jeweiligen Wohnungsbaukosten für Aussiedler und Zuwanderer zur Verfügung stellen. Diese Summe sei nach dem Durchschnitt einer vierköpfigen Familie festgesetzt worden.

 

Der Bundesratsausschuss für Flüchtlingsfragen hat den Beschlüssen zugestimmt.

 

Seite 4   Die meisten Auswanderer sind Vertriebene

37 Prozent also über ein Drittel aller bundesdeutschen Auswanderer des Jahres 1956, waren Heimatvertriebene. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik beläuft sich gegenüber nur auf 17,5 Prozent. Aus diesem Unterschied der Prozentzahlen ergibt sich, dass viel mehr Vertriebene zum Auswandern veranlasst wurden, als Eingesessene. Für die Sowjetzonenflüchtlinge und die Aussiedler gelten allerdings andere Zahlen. Ihr Anteil an der Auswanderung betrug 4,1 Prozent.

 

Die meisten Auswanderer gaben als Ziel Nordamerika an. Weitaus an der Spitze stehen die USA, gefolgt von Kanada. Außerhalb des amerikanischen Kontinents ist Australien das meistgenannte Ziel. Über die Hälfte der arbeitsfähigen Männer unter den ausgewanderten Vertriebenen sind Handwerker oder Industriearbeiter. Am wenigstens wanderten vertriebene Landwirte aus.

 

Seite 4   Einen neuen Generalangriff gegen die Wohnungsnot hat der neue SPD-Bausenator, Dr. Nevermann, in Hamburg angekündigt Er versprach eine besonders energische Förderung des Wohnungsbaues für Spätaussiedler und Zonenflüchtlinge.

 

Seite 4   „Eine traurige Notwendigkeit"

Polnische Intelligenz will nicht nach Ostdeutschland

Die in Grünberg, Niederschlesien, erscheinende polnische Zeitung „Gazeta Zielonogorska" befasst sich in einem Leitartikel eingehend mit der Frage, warum die polnische Intelligenz wenig Neigung zeigt, sich in den Oder-Neiße-Gebieten niederzulassen. Dies wird darauf zurückgeführt, dass die Lebensumstände in den „Westgebieten" insbesondere den Angehörigen der älteren Generation als „fremdartig" erscheinen, so dass sie eine „Aktualisierung" für allzu schwierig halten. Daher gelinge es nur, Absolventen der Lehranstalten für die Umsiedlung aus Polen in die Oder-Neiße-Gebiete zu gewinnen. Außerdem würden sich, noch diejenigen zur Umsiedlung bereitfinden, die im Zuge der „Verwaltungsreform" und des Umbaus der Staatswirtschaft in Polen ihre Stellungen verloren haben und die nun gezwungen sind, eine Stellung in den Oder-Neiße-Gebieten anzunehmen, um ihren Lebensunterhalt erwerben zu können. Doch auch für diese stelle die Umsiedlung in die Oder-Neiße-Gebiete „eine persönliche Tragödie" dar, betont die „Gazeta Zielonogorska".

 

Gleichermaßen führt auch die Warschauer Zeitschrift „Nowa Kultura" bewegliche Klage darüber, dass die Angehörigen der Intelligenzberufe nicht geneigt sind, in die Oder-Neiße-Gebiete überzusiedeln. Man höre überall: „Es fehlt an Fachleuten, es mangelt an Ingenieuren, es gibt zu wenig Ärzte", woraus sich ergebe, dass, die schöpferische Intelligenz nicht die Tendenz entwickelt, in die Odergegend zu kommen.

 

Das, was für Niederschlesien und Ostbrandenburg gilt, hat auch für das südliche, polnisch verwaltete Ostpreußen Gültigkeit. Hier sei die „örtliche Intelligenz verelendet", schreibt die Warschauer Zeitung „Tygodnik Demokratyczny. Die Angehörigen der Intelligenzberufe „betrachteten ihren Aufenthalt in der Wojewodschaft als eine traurige Notwendigkeit".

 

Seite 4   Lasst unsere Aussiedler zu Weihnachten nicht allein!

Viele Tausende unserer Landsleute sind mit den großen Transporten in diesem Jahr aus der Heimat nach dem Westen gekommen. Ein großer Teil von ihnen hat hier noch kein richtiges Zuhause gefunden; viele müssen noch in den Lagern auf die Zuweisung einer Wohnung warten.

 

An alle Landsleute geht unsere herzliche Bitte: lasst diese Landsleute, die in den letzten Jahren so viel Schweres mitmachen mussten, in den Festtagen, zu Weihnachten und zu Silvester, nicht allein. Gebt ihnen einen Platz an Eurem Tisch, lasst sie für ein paar frohe Stunden ihre Sorgen und Nöte vergessen.

 

Wie ihr diese Landsleute finden könnt? Einer von ihnen lebt vielleicht in einem kleinen Stübchen ganz in eurer Nähe und glaubt sich ganz vergessen. Ein anderer lebt im nächsten Flüchtlingslager und wartet vielleicht schon seit langer Zeit auf ein gutes Wort, auf einen tröstlichen Zuspruch.

 

Mir fällt eine alte Ostpreußin ein, die ich im vergangenen Jahr in einem Lager zu Weihnachten aufsuchte, nachdem ich mich vorher mit einer Karte angemeldet hatte. Sie erwartete mich schon draußen am Tor, und ihre erste ungläubige Frage war: „Sie wollen wirklich zu mir? Ich habe doch keinen Menschen mehr, der zu mir gehört!" Als ich von diesem Besuch wieder nach Hause ging, da war ich selbst reich beschenkt durch das glückliche Lächeln dieser alten Frau.

 

Lassen wir unsere Landsleute an unserer Festesfreude teilnehmen!

 

 

Seite 5   Ein Vater geht auf die Suche nach seinem Jungen.

Er fuhr nach Ostpreußen und nach Warschau, und er gibt die Hoffnung nicht auf, dass er ihn finden wird

Foto: Ein Kinderbild aus der Heimat, das der Vater ständig bei sich trägt. Der kleine Wolf im Jahre 1945 im Alter von zweieinhalb Jahren im Garten des väterlichen Hofes. Unser Bericht erzählt von der Suche nach diesem Kind, das irgendwo in Polen bei polnischen Pflegeeltern lebt.

 

Foto: Diese Aufnahme, ein kostbares Dokument, brachte der Vater von seiner Reise in die Heimat mit. Ein polnischer Beamter gab es ihm mit den Worten: „Auf dieser Aufnahme ist Ihr Junge mit den anderen Kindern im Jahre 1947 im Waisenhaus zu sehen“. Sofort zeigte unser Landsmann auf den kleinen Jungen mit dem hellen Pullover in der Mitte des Bildes und sagte: „Das ist er“.

 

„Sehen Sie diesen Stuhl da? Der Platz ist noch leer. Er wartet auf meinen Jungen. Erst wenn er bei uns ist, dann ist unsere Familie vollzählig“.

 

Ganz schlicht und ohne Pathos sind diese Worte gesprochen worden. Der Landsmann, den ich aufgesucht habe, um mit ihm über die Suche nach seinem Kind zu sprechen, hat ein Schicksal gehabt wie so viele unserer Landsleute, die ihren eigenen Grund und Boden in der Heimat verloren haben. Als er nach Westdeutschland kam, hat er das Maurerhandwerk erlernt. Er hat wieder geheiratet, zwei kleine Kinder füllen das Einfamilienhäuschen am Rande einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein mit fröhlichem Lärm. Seine erste Frau ist 1945 zusammen mit einem einjährigen Jungen in der Heimat ums Leben gekommen. Aber bereits seit 1946 weiß dieser Landsmann, dass sein ältester Sohn, der damals zweieinhalb Jahre alt war, am Leben geblieben ist. Seit dieser Zeit hat der Vater nichts unversucht gelassen, um den jetzigen Aufenthalt seines Jungen ausfindig zu machen. Nicht eine Minute hat er die Hoffnung aufgegeben, dass er den Jungen einmal wieder bei sich haben wird, hier in dem kleinen Häuschen, das er selbst in zweijähriger Arbeit für seine Familie gebaut hat.

 

Und noch zwei Menschen warten auf die Rückkehr dieses Jungen: Die Mutter seiner ersten Frau und deren Mutter, denen er in einer nahen Kleinstadt, auch mit seiner Hände Arbeit, ein kleines eigenes Heim aufgebaut hat. Diese beiden Frauen warten auf den Jungen, den letzten ihres Geschlechtes. Alle anderen Verwandten von dem Hof in der Nähe von Rastenburg sind ums Leben gekommen.

 

So zielbewusst, wie dieser Landsmann darangegangen ist, für sich und seine Familie hier im Westen ein neues Leben aufzubauen, hat er auch in der Suche nach seinem Kind alles getan, was in seinen Kräften stand. Und das ist der Grund unseres Besuches bei ihm. Wir hatten erfahren, dass Landsmann T. im Spätsommer in die Heimat gefahren ist, um an Ort und Stelle die Nachforschungen fortzuführen. Allen Landsleuten, die heute noch über das Schicksal ihrer in der Heimat verbliebenen Kinder im Ungewissen sind, möchten wir mit diesem Bericht einen neuen Funken Hoffnung geben und möchten ihnen sagen, was sie selbst tun können, um nach ihren Kindern zu forschen.

 

Zwei dicke Mappen liegen vor uns auf dem Tisch. Sie sind gefüllt mit Schriftstücken und Briefen aus den vergangenen zwölf Jahren. Durch, einen jungen Ostpreußen, hatte Landsmann T. bereits 1946 eine Verbindung in die Heimat bekommen. Er erfuhr den Namen der deutschen Frau, die seinen Jungen nach dem Tod der Mutter und des Bruders bei sich aufnahm. Es war eine bittere Zeit damals für die zurückgebliebenen Deutschen in der Heimat und es war für die fremde Frau gewiss nicht leicht, das Kind zu ernähren. Im Herbst 1945 wusste sie dann nicht mehr, wie sie die Nahrung für den Kleinen beschaffen sollte, und sie gab ihn in das neu eingerichtete Waisenhaus in Landsberg im Kreise Pr.-Eylau. Mit etwa vierzig anderen deutschen Kindern wuchs der Junge dort heran. Die deutsche Frau, die sich seiner angenommen hatte, arbeitete im Haushalt des Leiters dieses Waisenhauses und konnte dadurch dem Vater in größeren Abständen immer wieder Nachricht über sein Kind zukommen lassen.

 

„Der Junge hat neue Eltern …“

Eines Tages, es war im Juni 1947, kam eine Kommission aus Warschau, - zwei polnische Beamtinnen, die den Jungen zusammen mit einem anderen deutschen Kind im Auto mitnahmen. Die deutsche Frau, der das Schicksal dieses Kindes am Herzen lag, erkundigte sich bei dem Leiter des Waisenhauses, wo der Junge geblieben sei. Sie bekam die barsche Antwort: „Der Junge hat jetzt neue Eltern. Es geht ihm gut“. Das war das letzte, was sie dem Vater im Westen über sein Kind berichten konnte.

 

Diese schlichte Frau, die selbst zu kämpfen hatte, um sich und den Ihren den Lebensunterhalt zu ermöglichen, ließ auch in der folgenden Zeit nichts unversucht, um Nachrichten über den Verbleib des Kindes zu bekommen. Auch als sie selbst in die sowjetisch besetzte Zone ausgesiedelt wurde, hielt sie noch Verbindung mit den in der Heimat verbliebenen Deutschen und schrieb sogar Briefe an polnische Beamte, in denen sie immer wieder nach dem Verbleib des Kindes fragte. „Nochmals, liebe Frau, tun Sie doch bitte dem Vater den Gefallen, damit er sein Kind wiederbekommt. Er ist auch Ihres Glaubens. Schrecklich muss es sein, wenn man weiß, das Kind lebt und man bekommt es nicht. Stellen Sie sich vor, es wäre Ihr Junge!“, heißt es in einem dieser Briefe.

 

Aber alle diese Bemühungen blieben ohne Erfolg. Die polnischen Behörden und die Beamten, die mit der Sache zu tun hatten, schwiegen beharrlich.

 

Auch der Kindersuchdienst des Deutschen Roten Kreuzes hatte keinen Erfolg mit seinen Anfragen. Auf jeden der unzähligen Briefe, die Landsmann T. an polnische Behörden und kirchliche Stellen schrieb, kam immer die gleiche Antwort, meist auf vorgedruckten Formularen: „Die Nachforschung nach Ihrem Kind ist bisher ergebnislos verlaufen“. Der Vater, der es gelernt hat, auch zwischen den Zeilen zu lesen, hat den Eindruck, dass drüben bei den polnischen Stellen kein Interesse daran besteht, Nachforschungen nach dem Verbleib eines deutschen Kindes anzustellen.

 

„Dann ging ich in die Herz-Jesu Kirche"

Aufmerksam verfolgt er die Pressenotizen über unsere Heimat. Als er im Frühjahr dieses Jahres erfuhr, dass Gesellschaftsreisen nach den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten möglich sind, war sein Entschluss gefasst, nach Ostpreußen zu fahren. Sofort leitete er die nötigen Schritte ein. Schließlich erhielt er vom amtlichen Reisebüro in Berlin die Nachricht, dass er sich einer Gesellschaftsfahrt, die Ende August in die Heimat fährt, anschließen kann. Für die Fahrt von Berlin nach Posen und zurück musste er 339 DM bezahlen; in diesem Preis war die Summe von 800 Zloty enthalten, die jeder Reisende in Posen ausgezahlt bekommt, um damit die Fahrten drüben zu bezahlen. Diese Summe reichte für die gesamten Fahrtkosten aus; als Beispiel nennt uns Landsmann T. die Fahrtkosten von Allenstein nach Posen, eine fünfstündige Fahrt, für die er 75 Zloty bezahlte.

 

 

Die Ostpreußen unter den Reiseteilnehmern nahmen in Posen den nächsten Nachtzug nach Allenstein, um möglichst schnell in die Heimat zu kommen. Alle hatten ein bestimmtes Reiseziel, da sie Verwandte besuchen wollten. Nur Landsmann T, wusste noch nicht wohin.

 

Es war 4.15 Uhr morgens nach deutscher Zeit, als wir in Allenstein ankamen", berichtet er. „Mutterseelenallein stand ich auf der Straße. Der erste Eindruck von der Heimat war gespenstisch. Die Straßen waren wie ausgestorben, tot und leer. Unruhig lief ich durch die Stadt. Die ersten Menschen begegneten mir, verwahrloste Gestalten, zu dieser frühen Morgenstunde. Dann ging ich in die Herz-Jesu-Kirche und setzte mich dort auf eine Bank. Kurz vor Beginn der Messe kamen Katharinen-Schwestern, um die Altäre herzurichten. Ich kam mit ihnen ins Gespräch, und sie versprachen, mir zu helfen und mir Hinweise zu geben. Mit einem Mal war ich nicht mehr allein“.

 

Eine Liste mit dem Namen!

An diesem Morgen begann die Irrfahrt des Vaters auf der Suche nach seinem Kind: Besuche bei deutschen Landsleuten, bei polnischen Behördenstellen, bei der Miliz, Fahrten nach Landsberg, nach Heilsberg, in die Umgebung von Allenstein; bedauerndes Achselzucken, höfliches Entgegenkommen, aber nirgendwo konkrete Angaben.

 

Schliesslich ein Gespräch mit einem polnischen Beamten, der mehr zu wissen schien als die anderen und dennoch nicht mit der Sprache herauswollte. Landsmann T. beschwor ihn, ihm zu helfen. Er habe doch selbst Kinder und müsse wissen, wie es einem Vater ums Herz sei. Am nächsten Morgen schickte dieser Pole einen Boten und ließ unserem Landsmann sagen, er habe eine schlaflose Nacht verbracht und habe sich entschlossen, ihm zu helfen. Endlich die ersten Anhaltspunkte! Mit einigen Anschriften von Behörden und einem Empfehlungsschreiben kam Landsmann T. endlich einen Schritt weiter.

 

Auf der Jugendbehörde im Regierungsgebäude in Allenstein wurde er zu einer Abteilung gewiesen, die sich mit der Suche nach Kindern deutscher und polnischer Nationalität befasst. Hier fand er auch höfliches Entgegenkommen. Es gab eine Liste aus dem Jahre 1947, in der die deutschen Kinder im Waisenhaus in Landsberg mit ihrem deutschen Namen, zum Teil sogar mit Geburtstag und Geburtsort, verzeichnet waren. Auf dieser Liste fand sich auch der Name seines Jungen! Hier bekam er auch einige weitere Anschriften und Hinweise.

 

Die Kinder müssen herausgegeben werden

Ein Besuch beim Polnischen Roten Kreuz in Warschau folgte. Obwohl die Beamten dort ebenfalls sehr höflich waren, hatte Landsmann T. den Eindruck, dass man ihm im Grunde ausweichen wollte. Auf diese Frage: „Welche Richtlinien gibt es denn für die Suche nach deutschen Kindern?" lautete die unverbindliche Antwort: „Wir werden sehen . . . Wir werden alles versuchen. Sie bekommen Nachricht von uns“. Er gab sich damit nicht zufrieden. Auf seine Bitte wurde der Leiter des Informationsbüros gerufen. Landsmann T. fragte ihn: „Welche gesetzlichen Möglichkeiten gibt es im heutigen Polen, die Herausgabe eines adoptierten deutschen Kindes zu erreichen?" Er bekam zur Antwort:

 

„Grundsätzlich müssen die Kinder herausgegeben werden, wenn ihre deutsche Abkunft feststeht und die deutschen Eltern die Herausgabe des Kindes verlangen. Wenn wir Hinweise über den Aufenthaltsort des Kindes haben, dann geben wir den Fall an das zuständige Gericht weiter. Das Gericht zwingt dann die polnischen Adoptiveltern zur Herausgabe der Kinder“.

 

Das waren immerhin Antworten, mit denen sich etwas anfangen ließ. Aber sie blieben doch unverbindlich, denn auf welche Weise der Vater an die Anschrift seines Kindes kommen könnte, darüber konnte man ihm beim Polnischen Roten Kreuz auch keinen Hinweis geben.

 

Wieder folgten Fahrten, Vorsprachen bei den Behörden, einzelne Hinweise, denen Landsmann T. verbissen nachging. Bei einer Rücksprache beim zuständigen Ministerium in Warschau versprach der zuständige Beamte unserem Landsmann, ihn bei seinen weiteren Nachforschungen zu unterstützen. Dann meinte er aber: „Haben Sie eigentlich schon einmal daran gedacht, dass Sie Ihr Kind vor eine schwere seelische Entscheidung stellen, wenn Sie es wirklich finden und seine Herausgabe verlangen? Schließlich ist der Junge doch bei seinen neuen Eltern als Pole aufgewachsen, er spricht jetzt eine Sprache, die Ihnen fremd ist. Können Sie es verantworten, ein Kind in diesem Alter vor eine solche Entscheidung zu stellen?"

 

Landsmann T. gab ihm zur Antwort:

„Natürlich habe ich mir auch darüber Gedanken gemacht. Ich will ja mein Kind zunächst nur wiederfinden, ich möchte die Adoptiveltern kennenlernen, möchte mit ihnen sprechen und sehen, in welch einer Umgebung mein Junge großgeworden ist. Ich habe mein Kind viel zu lieb, als dass ich es plötzlich aus einer vertrauten Umgebung herausreißen möchte. Der Junge soll später selbst darüber entscheiden, was mit ihm werden soll. Aber das müssen Sie verstehen, so lange ich weiß, dass mein Kind am Leben ist, werde ich nie aufhören, nach ihm zu forschen, und ich möchte Sie bitten, mir dabei zu helfen!"

 

Bei dem ehemaligen Leiter des Waisenhauses, den Landsmann T. in Warschau aufsuchte, erhielt er schließlich ein kostbares Dokument: ein Foto aus dem Jahre 1947, auf dem er seinen Jungen inmitten einer Gruppe anderer Kinder erkannte. Weitere Hinweise konnte ihm der ehemalige Anstaltsleiter allerdings nicht geben. In Allenstein wandte sich Landsmann T. am letzten Tag seines vierzehntägigen Aufenthaltes an einen polnischen Rechtsanwalt, der sich bereiterklärte, die Nachforschungen nach dem Verbleib seines Jungen in die Hand zu nehmen. Dann musste er wieder die Heimreise antreten.

 

Wird es gelingen, den Jungen nach so vielen Jahren noch zu finden? Landsmann T. glaubt fest daran. Er ist entschlossen, im nächsten Jahr die gleiche Fahrt noch einmal zu unternehmen, wenn die Nachforschungen bis dahin noch keinen Erfolg gehabt haben sollten.

 

Er schlägt noch einmal die Mappe auf, in der die Briefe und Dokumente aus den letzten Jahren liegen. Obenauf ist ein Zeitungsausschnitt eingeheftet. Es ist ein Ausschnitt aus der Folge 49 des Ostpreußenblattes vom 7. Dezember. Unter der Überschrift „Wie konnte das geschehen?" berichteten wir dort über den Freitod von zwei jungen Menschen, die aus der Heimat zu ihren Angehörigen nach Westdeutschland kamen und sich hier nicht zurechtfinden konnten.

 

„Dieser Bericht ist mir sehr ans Herz gegangen", sagt Landsmann T., „ich habe ihn auch meiner Frau zu lesen gegeben, und ich möchte allen ostpreußischen Eltern, die noch auf ihre Kinder aus der Heimat warten, sagen: Lest diesen Bericht, lest ihn immer wieder und lernt daraus!"

 

Der Vater lernt polnisch . . .

Er fügt hinzu:

„Sehen Sie, ich war nach der Heimat gefahren, um meinen Jungen zu suchen. Wenn ich ihn auch noch nicht gefunden habe, so habe ich doch die Hoffnung mitgebracht, dass er eines Tages zu uns kommt, dass er einmal auf jenem Stuhl mit uns zusammen am Tisch sitzen, und dass dann unsere Familie wieder vollständig sein wird. Aber ich habe noch eins von diesem Besuch in der Heimat mitgebracht: ich glaube, ich kann meinen Jungen jetzt viel besser verstehen, jetzt, wo ich aus eigener Anschauung weiß, wie es drüben aussieht“.

 

Landsmann T. nimmt zwei Bücher vom Schreibtisch und legt sie mir in die Hand.

 

„Das sind zwei Lehrbücher der polnischen Sprache, die ich mir mitgebracht habe. Ich sitze jeden Abend darüber. Ich werde diese Sprache lernen, mit der mein Junge aufgewachsen ist. Er soll kein Fremder sein, wenn er seinem Vater gegenübertritt. Ich will alles dazu tun, damit wir uns verstehen“.

 

 Nachdenklich gehe ich durch den klaren Winterabend wieder nach dem Bahnhof zurück. Sollten diese Worte nicht jedem von uns zu denken geben? Über zwölf Jahre lang hat dieser Vater gesucht, gewartet und gehofft. Er hat alles getan, was in seinen Kräften stand, um sein Kind wiederzufinden. Aber trotz allen ungeduldigen Wartens ist er bereit, zuerst an sein Kind zu denken und es zu verstehen.

 

Jeder von uns, der noch auf Angehörige aus der Heimat wartet, seien sie jung oder alt, sollte sich um das gleiche Verständnis bemühen. Er sollte daran denken, dass sie in den Nachkriegsjahren andere Wege gegangen sind als wir hier im Westen, und dass sie unsere Hilfe brauchen, um sich hier zurechtzufinden. R. M. W.

 

Seite 5   Schüler helfen unseren Spätaussiedlern (Foto)

Ein schönes Beispiel praktischer Hilfe für unsere Aussiedler gaben die Schülerinnen und Schüler der Kreisberufsschule Norderdithmarschen in Heide in Holstein. Bereits Ende August dieses Jahres hatten sie damit begonnen, in ihren Familien und bei Bekannten Kleidungsstücke zu sammeln, um sie den Aussiedlern im Lager Wentorf bei Hamburg zur Verfügung zu stellen. In wochenlanger Arbeit wurden die Kleidungsstücke ausgebessert und hergerichtet. Die Reinigungsanstalten in Heide übernahmen die kostenlose Säuberung. In diesen Tagen nun konnten Vertreter der Schülermitverantwortung den Aussiedlern und ihren Kindern in der Betreuungshalle des Lagers Wentorf die Kleidungsstücke selbst anpassen. Es gab viel Freude bei den Gebern und bei den Beschenkten, unter denen sich auch viele Ostpreußen befinden. Kritisch sieht der kleine Junge auf unserer Aufnahme auf das geschenkte Hemdchen herunter, das ihm eine Schülerin aus Heide gerade anhält. Gleichzeitig hatten die Schüler aus Heide ein Kasperletheater für den Kindergarten des Lagers Wentorf gebastelt, das sie den Kindern mit einer Aufführung zum Geschenk machten, - wir berichten darüber an anderer Stelle dieser Folge. Wenige Tage später waren Schülerinnen einer Oberschule in Hamburg-Eppendorf ebenfalls nach Wentorf gekommen, um eine Kleiderspende zu übergeben.

 

Seite 6   Die Begegnung. Von Günther Haus

Ich schritt leise und nach allen Seiten spähend durch die Einsamkeit des winterlichen Waldes. Plötzlich durchfuhr mich ein lähmender Schreck; auf dem schmalen Waldweg, etwa zwanzig Meter vor mir, standen zwei russische Soldaten mit umgehängten, griffbereiten Maschinenpistolen. Zweifellos hatten sie mich bereits eine ganze Weile trotz der Dämmerung und meiner Vorsicht beobachtet, sich vielleicht hinter einem Baum verborgen, um mich nun umso leichter fangen zu können. Fortzulaufen oder gar Widerstand leisten zu wollen, wäre sinnlos gewesen. Die Leiden der hinter mir liegenden Monate waren nun vergebens gewesen. Ganz kurz vor der heißersehnten Freiheit schlug das Schicksal zu, hart und erbarmungslos.

 

Drei Monate vorher, im September 1948, war es mir gelungen, aus dem kleinen Lager bei Lemberg zu fliehen, in dem ich mit zweihundert kriegsgefangenen Kameraden seit Kriegsende vegetiert hatte, einen Tag vor dem angekündigten Transport in das Innere des Sowjetparadieses. In den Jahren der Gefangenschaft hatte ich etwas Polnisch gelernt. Nachdem es mir mit Hilfe eines polnischen Geistlichen, bei dem ich nachts anklopfte, gelungen war, Zivilkleider zu erhalten, bewegte ich mich, große Straßen meidend, in kleinen, abgelegenen Ortschaften um Nahrung und Unterkunft bittend, langsam in Richtung Heimat. In dem thüringischen Dorf schließlich, das ich vor einer halben Stunde verlassen hatte, hatten mir Bauern erklärt, wie ich die Zonengrenze am besten überwinden könnte, das letzte und schwierigste Hindernis auf meiner Flucht. Und nun war doch alles umsonst gewesen.

 

Einer der beiden Russen, ein großer, stämmiger Bursche, kam auf mich zu und leuchtete mir mit der Lampe ins Gesicht.

 

„Dokumente! Papiere!" herrschte er mich in schlechtem Deutsch an.

 

Ich griff in meine Manteltasche und fühlte dort das abgegriffene Bild meiner Mutter, das mich all die Jahre begleitet hatte. Das einzige „Dokument", das ich besaß. Ich gab es dem Soldaten.

 

„Meine Mutter. Ich habe sie vier Jahre nicht gesehen. Ich wollte zu ihr", sagte ich mehr zu mir selbst. Das Sprechen fiel mir schwer. Der Russe würde mich doch nicht verstehen, selbst wenn er meine Sprache verstanden hätte.

 

Der Soldat ergriff das Bild. Ich bemerkte, wie er abwechselnd auf mich und auf das Bild schaute. Dann sagte er mit veränderter Stimme leiser: „Ich auch Mutter — weit, weit . . .“

 

Neugierig geworden, näherte sich der zweite Posten. Aber noch bevor er heran war, gab der Soldat mir mein Bild zurück, machte die Lampe aus und sagte laut:

 

„Dokumente gutt. Du gehen!"

Ich verstand nicht. War das ein Scherz? „Du gehen!" wiederholte mein Gegenüber ungeduldig. Dawai!" Ich entfernte mich misstrauisch. Was für eine Teufelei hatte man sich da mit mir ausgedacht? Der Soldat rief mir etwas nach, das ich nicht verstand, aber es klang freundlich.

 

Fünf Minuten später hatte ich den Rand des Waldes erreicht. Ich erblickte wenige hundert Meter vor mir auf einer Anhöhe einen großen, hellerleuchteten Weihnachtsbaum, von dem mir die Bauern gesagt hatten, ich möge mich nach ihm richten, denn er stünde bereits „drüben".

 

Ich ging auf den Baum zu. Als ich neben ihm stand und auf die Lichter des im Tal vor mir liegenden hessischen Dorfes hinunterblickte, da war mir so froh zumute wie nie zuvor in meinem Leben. Und es war nicht nur die Freude über meine endgültig gewonnene Freiheit und das baldige Wiedersehen mit meiner alten Mutter, was mich erfüllte und mich neu hoffen ließ.

 

Seite 6   Der Auszug des Kindes. Von Hansgeorg Buchholtz.

Zeichnung Erich Behrendt: So zogen sie denn entlang ... Die Frau mit dem Kind im Arm saß auf dem alten Pferd, dem der bärtige alte Mann zur Seite schritt. Schneetreiben hüllte sie ein mit dichten silbernen Schleiern.

 

Es schneite Der Wind hatte sich gelegt, und die Flocken sanken groß und wattig hernieder. Es war kein wirkliches Licht mehr, das die Welt erfüllte, sondern ein mildes, weißes Flimmern, welches mehr und mehr in ein stilles Grau verging; denn es wurde Abend.

 

Man erkannte den weiten See nicht mehr, der unter dem Eise tief verschneit zwischen den Schilfufern ruhte. Auch der Wald, der groß und dunkel die Buchten einfasste, war nicht mehr zu sehen. Der Weg, der ins Dorf führte, war ausgelöscht, und die Häuser des Ortes, die in weiten Abständen rechts und links neben ihm aufgereiht lagen, waren in der weißen Dämmerung untergegangen. Kein Laut war zu hören, weder von Mensch noch Tier.

 

Der Tag hatte sich erschöpft in den Stimmen des Krieges, in dem Rattern und Bellen der Maschinenwaffen und dem donnernden Bersten der Granaten und Bomben. Die Menschen hatten das Dorf verlassen, doch die Häuser standen noch unversehrt, denn die Kämpfenden waren in den Wäldern steckengeblieben und lagen einander dort im Undurchdringlichen dieser schneeverschleierten Nacht gegenüber.

 

Nur im Innern der Kirche schwelte die Flamme eines verirrten Brandgeschosses. Sie hatte den Altar erfasst und leckte an dem alten Bilderschrein empor, dessen Flügel offen standen. Angeleuchtet von dieser Glut und ihr anheimgegeben, sah man die Heilige Familie im Stalle zu Bethlehem und den Stein und die Könige und die Hirten, die Tiere und die jubilierenden Engel.

 

Wenige Tage waren vergangen, seit hier noch eine Gemeinde gesessen und die Heilige Nacht gefeiert hatte. Nun griff die Flamme nach der Krippe. Wer im Schneetreiben auf der Straße stand, hätte glauben können, die Kirche sei festlich zum Gottesdienst erleuchtet und die Häuser darum dunkel, weil die Bewohner sich vor dem Altar versammelt hätten.

 

Doch auch in einem Hause waren helle Fenster. Dort lag in einer Kammer eine junge Mutter, welche vor wenigen Tagen ein Kind geboren hatte. In der Küche davor saßen drei Soldaten um den Tisch und spielten Karten. Es waren Versprengte, die von ihrer Truppe abgekommen und wohl nicht sonderlich bemüht waren, sie wiederzufinden. Wüste Gestalten waren es in zerschlissenen Uniformen. Aber nachdem sie das Haus betreten und eine Weile darin geruht hatten, schien es, als hätten sie sich wieder darauf besonnen, dass sie im Frieden brave Männer gewesen waren. „Sieh einer an, da kommen die Heiligen Drei Könige!" hatte der alte Mann ausgerufen, als sie im Schneetreiben vor der Tür standen.

 

Auch er gehörte eigentlich nicht ins Haus und nicht zu der jungen Frau, die von einem durchziehenden Treck im Wirrwarr eines Tieffliegerangriffs zurückgelassen worden war. Er hatte sie in das Haus geführt, damit sie gebären konnte und von der Straße eine Frau geholt, die ihr half. Aber die war dann weitergezogen.

 

Der alte Mann war jetzt seit einigen Stunden verschwunden. Er wolle sehen, hatte er gesagt, ob er ein zurückgelassenes Pferd auftreiben könne, mit dem er die Frau und das Kind weiterbringen würde. Jedoch, jetzt brach schon die Nacht herein, und er war nicht wieder zurück.

 

So heizten die „Heiligen Drei Könige" die Kammer der Wöchnerin, holten Wasser vom Brunnen draußen, brachten Milch von einer Kuh, die sie im Schneetreiben aufgelesen hatten, kochten Suppe und teilten das Brot mit ihr.

 

Wenn sie auch beim Kartenspiel gotteslästerlich fluchten und mit den Fäusten die Trümpfe auf den Tisch herniederdonnern ließen und der eine von ihnen Uhren und goldene Ringe in den Taschen hatte, die er gewiss beim Herumstreunen aus solch verlassenen Wohnungen hatte mitgehen lassen, so waren sie gesittete Leute, sobald sie sich der Kammertür näherten. Sie klopften an, wenn sie etwas brachten, sahen die Frau an wie gute Brüder und lächelten über dem Kind, dass ihre stoppeligen, wilden Gesichter milde leuchteten.

 

Spät in der Nacht stellten sie drei Kerzen auf den Tisch und legten einen Tannenzweig davor „Für das Kind ein Licht, für die Mutter das zweite, und das dritte möge dem Vater leuchten", meinte der Jüngste, der auf den Gedanken gekommen war.

 

Danach saßen sie wieder in der Küche und spielten. Der Herd glühte. Sie hatten eine Flasche Schnaps vor sich stehen, und der wildeste von ihnen begann gerade ein Lied zu gröhlen, denn er war betrunken. Die Wöchnerin nebenan in der Kammer hörte es voll Angst und richtete sich auf. Da legte der Dritte, der so aussah wie der König Baltasar auf dem alten Schreinbild der Kirche, die Hand auf seinen Mund und hieß ihn schweigen.

 

In der plötzlichen Stille hörten sie das Klirren und Dröhnen von Panzerketten draußen im Schnee, und sie wussten nun, dass der Feind im Dorfe war. Sie saßen geduckt und erwarteten, dass die fremden Soldaten in das Haus, dessen erleuchtete Fenster sie doch nicht übersehen haben konnten, stürmen würden. Aber es geschah nicht. Es wurde wieder still. Da sprangen sie auf. „Frau, wie gehen!", schrie der Jüngste vor der Kammertür. „Ihr müsst auch gleich fort. Der Feind ist da!" Sie ließen alles stehen und liegen und polterten davon.

 

Die Wöchnerin lag allein in dem totenstillen Haus. Sie hatte den kleinen Knaben zu sich genommen und blickte in sein Gesicht. „Lieber Gott, schütze mir mein Kind", betete sie. Die Tür ging. Sie sind es, dachte sie und befahl sich und das Kind dem Frieden Gottes.

 

Es war aber der alte Mann, der an ihr Lager trat. Er brachte einen Pelzmantel für sie und ein Schaffell für das Kind. Ein Pferd habe er auch gefunden, sagte er. Sie müssten gleich fort. Er sei noch eben an fremden Soldaten vorbeigekommen. Aber sie hätten ihn nicht gesehen, obgleich er nur hinter einem lichten Weidenstrauch gehalten habe.

 

So zogen sie denn hinaus. Die Frau mit dem Kind im Arm saß auf dem alten Pferd, dem der bärtige alte Mann zur Seite schritt. Schneetreiben hüllte sie ein mit dichten silbernen Schleiern, wenn sie über freies Gelände den Weg nehmen mussten. Oft marschierte es nahe bei ihnen, und sie hörten das Mahlen von Geschützrädern und das Dröhnen von Panzermotoren. Fremde Laute drangen an ihr Ohr. Aber nie wurden sie bemerkt. Oft standen rechts und links ihrer Straße flammende Brände und gluteten durch den Flockenwirbel. Oft war es, als seien sie mitten in einer Schlacht.

 

Einmal, als sie nichts mehr zu essen hatten, stand eine alte Frau am Wege, winkte ihnen zu halten und reichte der jungen Frau ein Brot. „Es ist von unserm letzten Korn", flüsterte sie. „Mutter?", rief die junge Frau verwirrt, so sehr glich das Gesicht der Verstorbenen. Aber die Gestalt war schon im Flockentreiben verschwunden.

 

 

Ein anderes Mal, als sie im Walde vor zwei sich kreuzenden Schneisen sich nicht entscheiden konnten, denn von allen Seiten hörten sie Kampfeslärm, trat plötzlich ein Mann unter den hohen Stämmen hervor. „Hier müsst ihr lang, Töchterchen", sagte er und wies die Richtung. So hat mein Vater ausgesehen, dachte die junge Mutter und blickte dankbar auf ihr Kind.

 

An manchen Tagen lag der Weg offen vor ihnen, und alles schien wie eine leichte Reise zu fernen Verwandten. Tiefblau wölbte sich der Himmel über den Wäldern. Die Stämme der Kiefern leuchteten rostrot, und ihre dunklen Wipfel trugen weiße glitzernde Last. Braun standen die Eichen und im silbrigen Grau die Stämme der Buchen. Die Luft war ohne Schärfe und klar und rein zu atmen. Das Licht, das der Schnee tausendfältig widerspiegelte, war so stark, dass der alte Mann oft die Augen schloss. Vogelschwärme zogen zu den rotbeerigen Ebereschen, und die letzten Hagebutten leuchteten aus verschneiten Heckenrosensträuchern. Um einsame Seebuchten schwang sich der goldene Gürtel vergilbenden Schilfs.

 

Über solche Seen mussten sie oft hinweg. Wo der Wind den Schnee fortgetragen hatte, lag das Eis wie Glas unter den Hufen des Pferdes. Da sah man zuweilen bis auf den sandigen Grund, und die junge Frau staunte über die bunten Barsche, die schlanken Hechte und die Züge der silbernen Maränen. Auch gewahrten sie Quappen und Welse, die träge auf dem Grunde ruhten. An anderen Stellen dämmerte den Wandernden die Tiefe grünschwarz zu Füßen. Das Pferd schnaubte, und auch die Frau fröstelte, aber sie sah auf ihr Kind, das friedlich beim wiegenden Schritt des Fuchses schlief und fasste Mut. „Drunten wohnt der Dobnick, der Wassermann", raunte der Alte.

 

Kamen sie abends durch ein Moor, wo die Kaddickbüsche bei einsamen Birken standen oder zogen sie an riesigen Findlingsblöcken vorüber, Grabsteinen des alten Volkes vielleicht, die aus der weißen Schneelast aufragten, dann erzählte er von den Barstuckchen, den guten Geistern der alten preußischen Vorfahren. „Sie schützen auch uns", tröstete er.

 

Einsame Forsthäuser, abgelegene Höfe boten ihnen Unterkunft. Selten trafen sie noch Menschen, und wenn es geschah, so teilten sie miteinander, was sie hatten und boten einander guten Rat.

 

Nach einem langen Marsch zog sie eines Abends der spitze Turm eines Ordenskirchleins an. Das Dorf war niedergebrannt. So schliefen sie auf den Kirchenbänken. Am nächsten Morgen saß die junge Frau auf den Stufen vor dem Altar und nährte ihr Kind. Da drangen fremde Soldaten in den Raum. Mit lauernden Blicken näherten sie sich. Doch als sie die Mutter mit dem Kinde gewahrten, erstarrten sie, als wüssten sie nicht, ob es Mensch oder Bildnis war, wandten sich scheu ab und gingen hinaus. So geschah mancherlei Wunderbares.

 

Sie hatten geradenwegs aus Masuren durch das Oberland nach Marienburg ziehen wollen. Aber die Nachricht, dass der Feind dort schon alle Straßen besetzt halte, zwang sie, sich durch das Ermland dem Haff zuzuwenden. Wo sie auf den stillen Höfen noch Menschen trafen, warnten sie und rieten zu rascher Flucht. Aber oft entgegnete dann ein Bauer gelassen: „Hundert Jahre" — und mancher sagte zweihundert oder gar dreihundert Jahre — „saßen die meisten auf diesem Hof. Wir haben die Tataren überdauert und die Russen im vergangenen Kriege. Wenn sie uns nun erschlagen, bleiben wir bei unseren Vorfahren“.

 

In der Nähe von Frauenburg gelangten sie schließlich ans Haff. Nun lagen die Hänge, wo sonst die Kirschblüten im Haffwind wehten, unter tiefem Schnee. Frauenburg stand in Flammen, und über Elbing war der Himmel rot. Sie sahen auf das Haff hinaus, dessen graue Eisfläche in der aufziehenden Nacht verdämmerte. In der Richtung auf Braunsberg zu, gewahrten sie die endlosen Flüchtlingstrecks, die sich wie eine dunkle Schnur über das Eis nehrungswärts zogen. Da faltete die Frau die Hände über ihrem Kind, bevor der Alte das Pferd beim Halfter nahm und sie das feste Land verließen.

 

Aber obwohl der Himmel wolkenlos war und aus seiner Höhe die Sternbilder blitzten, erreichten sie unbehelligt von Fliegern das Ufer der Nehrung und ruhten den Tag über in einem kleinen Häuschen von Kahlberg.

 

Dann aber kam wieder eine Nacht, und sie brachen auf. Sie waren nun einbezogen in den Zug der Tausende, die dort auf der Flucht waren. Als sie auf der Straße nicht mehr vorwärts kamen, zogen sie an den Strand hinunter.

 

Die Dünen lagen grau, die See war glatt. Selten nur rollte eine breite, lange Woge heran und verebbte wie ein Seufzer. Leuchtkugeln stiegen, Scheinwerfer griffen aus der Ferne der See mit weißen Armen strandwärts. Der Himmel war verhangen.

 

Ruderschläge näherten sich. Die Frau hielt das Pferd an und lauschte. Ein Boot lief neben ihnen auf. Zwei Matrosen sprangen heraus. Der eine sah scharf zu ihnen hinüber und ließ ein Licht aufblenden. Der Alte trat zu den Männern und sprach eine Weile auf sie ein. Dann kam er zu dem Pferd zurück.

 

„Steige ab und gehe ins Boot mit deinem Kind! Solche wie ihr nehmen sie mit. Aber es ist keine Zeit zu verlieren“. Er half der Mutter mit dem Kind vom Pferde.

 

Als die junge Frau im Boot saß und sich umsah, war der Alte mit dem Pferde nur noch wie ein Schatten zu sehen. Und seltsam, er schritt nehrungsaufwärts, als ginge er wieder nach Hause.

 

Seite 6   Forschungsstelle für ostdeutsche Musikgeschichte gegründet. Eine Forschungsstelle für ostdeutsche Musikgeschichte ist in Freiburg i. Br., gegründet worden. Die Forschungsstelle, welche mit dem Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg verbunden ist und unter der Leitung von Professor Walter Wiora steht, wird sich der wissenschaftlichen Erforschung des Musiklebens, vor allem der Kunstmusik, in den deutschen Ostgebieten von den mittelalterlichen Anfängen bis zur Gegenwart widmen.

 

Seite 7   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Königsberg-Stadt

Adventsfeier des Ruderclubs „Germania“

Am 7. Dezember begingen die Mitglieder des Königsberger Ruderclubs „Germania“ und Lötzender Ruderfreunde mit ihren Frauen und Kindern in den Räumen der gastlichen Hamburger Rudergesellschaft „Hansa“ eine Adventsfeier. Kerzen erleuchteten den Saal, grüne Tannengebinde mit großen schwarz-weißen Schleifen schmückten die Tische, der eigene Clubstander und die Wimpel der befreundeten Clubs waren an einer Wand gehisst. Freudig begrüßt wurden die um das Bestehen des Clubs verdienten Ehrenmitglieder Max Kroll, Paul Hagedorn, Ernst Wierbitzki und Fritz Wees. In seiner Eigenschaft als 1. Vorsitzender erläuterte Max Kroll den Sinn dieser vorweihnachtlichen Zusammenkunft. Er wies auf die zahlreichen Briefe hin, die von Mitgliedern aus Ost und West eingetroffen waren. Er erwähnte hierbei die Paketaktion zur Betreuung von Landsleuten, die in der sowjetisch besetzten Zone leben. Da die bescheidene Clubkasse die Kosten nicht allein tragen kann, stellen wirtschaftlich besser gestellte Clubmitglieder Geldbeiträge zur Verfügung. Nach praktischen hausfraulichen Überlegungen wird dann der Inhalt der Pakete von hilfsbereiten Ehefrauen von Clubmitgliedern besorgt und verpackt.

 

Die Verpflichtung, die Erinnerung an die Heimat zu pflegen und den alten Geist der Kameradschaft auch in der Zerstreuung aufrechtzuerhalten, betonte das Zweitälteste Mitglied des Clubs, Ernst Wiersbitzki. Seine Gattin trug ein Gedicht vor das eine in Übersee lebende Ostpreußin verfasst hat. Den Versen lag der Gedanke zugrunde, dass man an unserer Haltung einst die Stärke des Glaubens an eine Wiedergewinnung der Heimat werde ermessen können. Ein Trio der Esso-Hauskapelle spielte Kompositionen von Haydn und weihnachtliche Lieder; später brachte es auch Tanzmusik. Im unterhaltenden Teil des Abends hörte man heimatliche, lustige Vorträge.

 

Anwesend war an diesem Abend auch die jetzt in Braunschweig praktizierende Ärztin, Frau Dr. Fuehrer, die in der Notzeit in Königsberg Pr. nach 1945, unter der russischen Besetzung, viel für die deutschen Kinder getan hat. Kapitän Horst Witt konnte wiederum an der Adventsfeier teilnehmen, denn sein 11 000-Tonnen-MS „Ursula Rickmers" lag drei Tage im Hamburger Hafen; jetzt ist es wieder nach China unterwegs. Als Horst Witt 1911 in dem an der Gilge gelegenen Kirchdorf Lappienen getauft wurde, fuhr ein Doppelskuller des Ruderclubs „Germania" zu diesem Ort in der Elchniederung. Sein jetziger Schwiegervater, Max Kroll, hielt damals den Täufling über das Becken. Viele solche Erinnerungen wurden an diesem Abend wieder wach.

 

Ruderverein „Prussia"

Bei der Feier des 60-jährigen Bestehens seines Paten, des Duisburger Rudervereins, übergab ein Mitglied des Königsberger Rudervereins „Prussia" die schwarz-weiße Flagge mit dem Preußenaar in die Obhut des Patenvereins. Hierbei erinnerte er daran, dass der vieljährige 1. Vorsitzende der Prussia und ihr späterer Ehrenvorsitzender, Fritz Skrodzki, seine ganze Persönlichkeit für den deutschen Rudersport eingesetzt hat. Viele Generationen von Rennruderern haben ihr ganzes Können für diese Flagge aufgeboten, und sie waren stolz darauf, wenn sie am Mast des Bootshauses als Zeichen des Sieges gehisst werden konnte. Die Flagge hat die Boote der Prussia auf unzähligen Fahrten auf den ostpreußischen Gewässern begleitet. Der Vertreter des Königsberger Vereins bat darum, dass der Patenverein mit der Flagge auch die Verpflichtung übernehme, sie dereinst in einem neu erstehenden Königsberg am Pregelufer wieder zu hissen und unter ihr begeisterte Ruderer im Ruderverein Prussia-Königsberg zu sammeln. — Der Vorsitzende des Duisburger Rudervereins erwiderte, dass es ihm und jedem seiner Nachfolger eine Ehre sein werde, die Flagge seines Vereins dem Ruderverein Prussia dereinst in Königsberg überreichen zu können. Die Flagge der Prussia wird künftig überall gehisst, wo die Flagge des Patenvereins gezeigt wird. Eine von dem ostpreußischen Bootsbauer, Gustav Schulz, mit großer Sorgfalt gerahmte Prussia-Flagge erhält einen Ehrenplatz im Bootshaus des Duisburger Rudervereins, in dem alle „Prussen" eine Heimstatt finden, wenn sie ihr Weg in die Patenstadt von Königsberg führt. – Ehemalige Mitglieder, die sich ihrem wieder erstandenen Ruderverein noch nicht angeschlossen haben, werden gebeten, ihre Anschrift Werner Munk, Duisburg, Königsberger Allee 107, mitzuteilen.

 

Wehlau

In unserem Heimatblatt, Folge 41, Seite 7, vom 18. Oktober, ist eine Kreischronik-Notiz abgedruckt, die unser Schulwesen betrifft. Das Echo auf die, in dieser Notiz geäußerten Bitte, ist bisher noch recht schwach. Insbesondere hatte ich die Kreistagsvertreter um Mitarbeit gebeten. Meines Erachtens könnten die in dieser Verlautbarung gestellten Fragen von den Schulgemeinden und den Kreistagsvertretern fast ohne Rückfragen bei den betreffenden Gemeinden beantwortet werden.

 

Bitte lesen Sie das Ostpreußenblatt vom 18. Oktober noch einmal nach und senden Sie mir das erbetene Material nunmehr recht bald.

Strehlau, Kreisvertreter, Karlsruhe-West, Hertzstraße 2

 

Schloßberg-Pillkallen

Verspätet erreichte uns die Nachricht, dass vor einigen Wochen zwei bekannte Kreisangehörige verstorben sind. Rechtsanwalt und Notar, Kurt Farnsteiner und Oberkonsistorialrat, Erich Hein.

 

Rechtsanwalt Farnsteiner, aus einer alten Salzburger Familie, war in der Heimat jahrzehntelang Mitglied des Kreisausschusses und stellte sich auch nach der Vertreibung sofort uneigennützig für unsere Heimataufgaben zur Verfügung. Er gehörte zu unserem ersten Arbeitsausschuss und erteilte unseren Kreisangehörigen manchen wertvollen Rat. Trotz seines Alters (er ist im 79. Lebensjahr verstorben) war er noch bis vor zwei Jahren in seinem Beruf zuerst in Stade und dann in Tostedt und Buchholz, Kreis Harburg, tätig.

 

Oberkonsistorialrat Hein war zunächst einige Jahre Pfarrer in Steinkirch (Warningken) und seit 1918 Pfarrer in Kussen. Er blieb nach der Vertreibung in der sowjetisch besetzten Zone und wurde Oberkonsistorialrat in Magdeburg. Erst 55 Jahre alt erlag er einem Herzschlag. Er ist in Beinrode beigesetzt worden. Besonders trauern um ihn seine früheren Kirchengemeindeglieder, die ihn sehr verehrten.

 

Die Kreisgemeinschaft Schloßberg wird beider Verstorbenen stets in Dankbarkeit gedenken. Auf unser Rundschreiben an alle Landsleute, die ausgewandert sind, gingen uns zahlreiche Berichte zu und auch Spenden für die sowjetisch besetzte Zone.

 

Frau Luise Adam (Wetterau) übermittelt allen Freunden und Bekannten herzliche Weihnachtsgrüße und Wünsche für das kommende Jahr, aus 623 Anderson-Str. Oconomowoc, Wist, USA.

Dr. E. Wallat, Kreisvertreter, Wennerstorf über Buchholz, Kreis Harburg

 

Gumbinnen

Liebe Gumbinner Jugend! In den ersten Tagen des neuen Jahres vom 2. Januar bis zum 6. Januar, wollen wir uns in Osterode (Harz) in der Jugendherberge zu einer Freizeit treffen. Diese Freizeit soll unter dem Thema stehen „Deutschland und seine Nachbarn im Osten". Anreisetag ist der 2. Januar (bis 14 Uhr). Reisekosten bis zu 12 DM und die Verpflegungskosten von 8 DM müssen die Teilnehmer selbst tragen. Da noch einige Plätze frei sind, bitte ich, die Anmeldungen sofort bei Mittelschullehrer Hefft, Celle, Buchenweg 4, vorzunehmen. Die Anmeldung muss neben dem Namen und dem Geburtstag auch die Heimatanschrift und jetzige Anschrift des Teilnehmers enthalten.

Hans Kuntze, Kreisvertreter, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168

 

Angerburg

Es wird nochmals bekanntgegeben, dass bei der Geschäftsstelle Arbeitsbücher, Quittungskarten usw. von folgenden Landsleuten liegen, die zuletzt bei den Firmen Kurt bzw. Werner Bergmann, Angerburg, gearbeitet haben:

 

Siegfried Bleier, geb. 01.12.1905, aus Angerburg, Stadtrandsiedlung 1;

Otto Fabig, geb. 30.04.1913, aus Gut Angerburg;

Heinz Führer, geb. 15.09.1921, aus Angerburg, Theaterstraße 16;

Heinz Kalinna, geb. 03.07.1925? (Geburtsjahr erraten, absolut undeutlich), aus Kleinkutten;

Helmut Kelbassa, geb. 07.10.1923, aus Angerburg;

Erich Kempf, geb. 27.02.1922, aus Thiergarten;

Erwin Kewitz, geb. 31.01.1926, aus Thiergarten;

Herbert Konopka, geb. 23.12.1926, aus Kehlen;

Werner Kraft, geb. 23.11.1926, aus Angerburg;

Waldemar Neugebauer, geb. 29.12.1926, aus Angerburg;

Walter Reimann, geb. 27.03.1925, aus ???den (unlesbar);

Gerhard Rode, geb. 20.02.1922, aus Angerburg;

Wilhelm Schidlowski, geb. 11.12.1914, aus Mohrungen;

Friedrich Staschel, geb. 07.04.1909, aus Angerburg;

Karl Waschke, geb. 24.04.1910, aus Angerburg;

Walter Will, geb. 23.04.1913, aus Schwenten.

 

Die Bücher können gegen Erstattung der Portokosten von der Geschäftsstelle angefordert werden.

 

Gesucht werden aus Angerburg:

Emilie Dommert, Freiheitstraße, geb. 05.04.1879. Sie soll Oktober 1945 in Rehhof, Kreis Heilsberg, gesehen worden sein.

 

Otto Fabig, geb. 30.04.1913, Gut Angerburg;

 

Ludwig Czychon, Postbeamter, Kehlener Straße 16;

 

Richard Bonk, geb. 01.08.1912, zuletzt in Riga in der Flugzeughalle beim Bodenpersonal.

 

aus Angertal:

Kurt Lange, geb. 29.11.1923, letzte Nachricht vom 27.12.1944, aus Ungarn.

 

aus Benkheim:

Gerhard Neureuter, Gefreiter, Feldpostnummer 27 196, vermisst seit April 1945 in Pölitz, Pommern:

 

aus Kerschken:

Arthur Aßmann, geb. 06.11.1909, vermisst seit 18.04.1944 auf dem Schiffswege von Sewastopol nach Rumänien;

 

aus Kruglanken:

Richard Senk.

 

aus Schwenten:

Alwin Eglinski. Hauptlehrer.

 

aus Surminnen:

Walli Elsbeth Bonk, geb. 03.04.1943, im Oktober 1944 nach Königsberg evakuiert.

 

Hans Priddat, Kreisvertreter (16) Bad Homburg v. d. Höhe, Seifgrundstr. 15

 

Sensburg

Ich bitte alle Landsleute, die bis zum 22. Dezember den Kreisrundbrief nicht erhalten haben sollten, sich bei unserem Karteiführer, Gustav Waschke, Remscheid, Lenneper Straße 15, zu melden. Dabei bitte ich die genauen Personalien nebst letztem Wohnort zu Hause anzugeben. Am besten geschieht dies auf der bekannten Karteikarte und in Druckschrift. Ein besonderer Fall gibt mir Veranlassung, die Angehörigen von Landsleuten über 80 Jahren zu bitten, den Geburtstag unserem oben genannten Kreiskarteiführer rechtzeitig mitzuteilen. In allen Fällen ist es wichtig, die Postleitzahl vor der Anschrift anzugeben.

Albert v. Ketelhodt, Kreisvertreter, Ratzeburg, Kirschenallee 11

 

Johannisburg

Folgende Landsleute werden gesucht:

Ernst Dietrich, Förster, und Familie, aus Reiherswalde;

 

Erich Ulonska, Stellmacher, und Familie, aus Wagenau;

 

Ludwig Ulonska, Altsitzer, und Familie, (Aussiedler);

 

Fritz Lukat, Gendarmeriemeister, und Familie, aus Ruhden;

 

Rohmer, staatl. Bürobeamter des Landratsamtes Johannisburg;

 

Elise Gramberger, Stadtrendanten-Witwe, aus Arys;

 

Teichmann, Stadtsekretär, und Familie, aus Johannisburg;

 

Aloys Musolf, Kreisinspektor, und Familie, aus Johannisburg;

 

Martha Przystawik, geb. Ostrowski, im Lager Wentorf bei Hamburg, möchte ihre genaue Adresse (Wohnblock und Zimmernummer) angeben;

 

Gustav Pottschull, aus Falkendorf, in Bochum, möchte seine richtige Adresse angeben.

 

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen (Han.)

 

Ortelsburg

Adventstreffen in Herford

Am 1. Dezember hatten sich die Ortelsburger Landsleute aus dem Regierungsbezirk Detmold zum siebenten Male nach der Vertreibung zu einer Adventsfeier in Herford, im Restaurant „Zur Freiheit" auf Einladung von Landsmann Willy Zekau, Lippinghausen, Kreis Herford, versammelt.

 

Um 14 Uhr konnte Landsmann Zekau etwa 200 Landsleute begrüßen. Auch der Kreisvertreter Max Brenk, Hagen, nahm an dieser Feier zur großen Freude der Anwesenden teil. Der Kreismutter, Frau von Poser, Kiel, herzlichen Dank für die telegrafisch übermittelten Grüße. Die Tische waren mit Blumen, Tannengrün und Adventskränzen festlich geschmückt. Landsmann Zekau gedachte der im vergangenen Jahre verstorbenen Landsleute und grüßte alle noch in der Heimat wohnenden Ortelsburger. Er forderte alle Heimatvertriebenen auf, mit der Forderung auf Rückführung in die Heimat nicht nachzulassen. Die junge Generation war an dieser Feier besondere stark vertreten.

 

Nach einem gemeinsamen Adventslied hielt Landsmann Dieter Ptassek, Theologiestudent, aus Bad Salzuflen, die Festansprache. In seinen Ausführungen stellte er die Forderung, stärker als bisher die Jugend zur Mitarbeit in der Landsmannschaft heranzuziehen. Er betonte, dass besonders die Jugend unserer Heimat zurück will. Er erinnerte an die Abstimmung vom 11. Juli 1920 in unserer Heimat, in der sich unsere Landsleute eindeutig zum Deutschtum bekannten. So wie damals würden auch heute die Heimatvertriebenen für die Rückführung in die Heimat stimmen. Ostpreußen war deutsch und muss deutsch bleiben.

 

Nach einer gemeinsamen Kaffeetafel wurden durch Landsmann Koppe, Herford, die Filme „Masuren" und „Ostpreußische Pferdezucht in Trakehnen" gezeigt. Beide Filme ließen alte Erinnerungen an die Heimat lebendig werden.

 

Landsmann Falkenau, Düsseldorf, schilderte seine Eindrücke auf seiner Reise nach Ortelsburg im Frühjahr dieses Jahres. In Ortelsburg liegen noch ganze Straßenzüge in Trümmern. Die holzbearbeitenden Betriebe laufen auf vollen Touren. Große Mengen Holz werden abtransportiert. Die Häuser sind in schlechtem baulichem Zustand. Landsmann Gustav Heybowitz richtete aufrüttelnde Worte an die Landsleute.

 

Kreisvertreter Brenk — er wollte nur Gast an der Veranstaltung sein — machte einige Ausführungen über die Aufgaben und die Arbeit der Landsmannschaft und forderte die Jugend auf, sich noch stärker als bisher für das Freizeitlager Pe???haken (unlesbar) zu melden (Alter 14 bis 18 Jahre). Er forderte die Ortelsburger dringend auf, die Brüder und Schwestern in der sowjetisch besetzten Zone und im Heimatkreis Ortelsburg gerade jetzt zum Weihnachtsfest nicht zu vergessen, und, wenn es zu einem Päckchen durchaus nicht reichen sollte, diese wenigstens mit einem aufmunternden Brief zu erfreuen. Meldungen der in Not befindlichen Ortelsburger in der Heimat und in der sowjetisch besetzten Zone mit Angabe der alten Heimatanschrift werden an Kreisvertreter Brenk, Hagen, Postfach, erbeten.

 

Nachdem Landsmann Zekau allen, die zu der Ausgestaltung der Feier beigetragen hatten, gedankt hatte, fing der gemütliche Teil an. Ein ostpreußisches Marjellchen, Hannchen Neumann, aus Herford, brachte Gedichte in heimatlicher Mundart und erntete großen Beifall. Bei Musik und Tanz verlief die Zeit schnell. Es wurde beschlossen, im nächsten Jahre am 7. Dezember wieder in Herford zu einer Adventsfeier zusammenzukommen.

W. Zekau

 

In diesen Tagen traf bei der Kreisgeschäftsstelle die Nachricht ein, dass Forstmeister i. R., Müller-Bothen (von 1903 bis 1924 Verwalter des Frostamtes Corpellen bei Ortelsburg) seinen 92. Geburtstag begehen konnte. In den Jahren seiner Tätigkeit beim Forstamt Corpellen kaufte der Staat größere Ödlandflächen der Gemeinden Waldpusch und Neuhof zur Aufforstung und Erweiterung des Forstamtes Corpellen auf. Forstmeister Müller-Bothen erteilte weiterhin den forstlichen Unterricht beim Jäger-Bataillon Graf Yorck von Wartenburg Ostpreußen Nr. 1. Ein wohl seltener Zufall ist in diesem Zusammenhang noch zu erwähnen: Hegemeister Reinhold Desens, früher Revierförsterei Hinterdamerau, der mit Forstmeister Müller-Bothen beim Forstamt Corpellen tätig war, konnte am 21. Oktober 1957, seinen 91. Geburtstag feiern. Forstmeister Müller-Bothen lebt jetzt mit seiner Gattin bei seinem Sohn, Herbert, der Verwalter des Forstamtes I in Holzminden ist.

 

Am 20. Oktober 1957, beging Landsmann Heinrich Deptolla, früher Ortelsburg, Yorckstr. 7, seinen 80. Geburtstag. Er hat sich um die Gründung und den Ausbau der An- und Verkaufsgenossenschaft Ortelsburg große Verdienste erworben. Lange Jahre hindurch war er Vorsitzender dieser Genossenschaft, weiterhin wirkte Landsmann D. mehrere Jahre in der Stadtvertretung Ortelsburg, unter anderem als 1. Beigeordneter und Vertreter des Bürgermeisters. Dazu kommen seine Tätigkeit als Kreistaxator und sein Ehrenamt im Kirchenrat. Landsmann Deptolla lebt zurzeit bei seiner ältesten Tochter und seinem Schwiegersohn, Pfarrer Herbert Podzun, in der sowjetisch besetzten Zone.

 

Ortsvertrauensmann Otto Schenkluhn, früher Passenheim, Bahnhofstraße 32, jetzt Bornhöved, Kreis Segeberg (Holst.), Gilgen-Bargen 22, konnte am 24. November 1957, seinen 75. Geburtstag begehen. Landsmann Sch. gehörte seit 1901 der Freiwilligen Feuerwehr Passenheim an. Hier wurde er 1923 zum Oberbrandmeister gewählt. Später wurde er stellvertretender Kreisfeuerwehrführer, schließlich zum Hauptzugführer ernannt und mit der Führung der Freiwilligen Feuerwehr des Kreises beauftragt.

 

Die Kreisgemeinschaft Ortelsburg gratuliert ihren drei Geburtstagskindern auf das herzlichste und wünscht ihnen weiterhin frohe und gesunde Lebensjahre.

Max Brenk, Kreisvertreter, Hagen (Westf.), Postfach

 

Allenstein Stadt

Wir bitten, zukünftig von weiteren Bestellungen der „Geschichte der Stadt Allenstein" von Rektor Funk abzusehen, da die ganze Auflage nunmehr abgesetzt ist.

 

Bitte vormerken: Unser nächstes Jahreshaupttreffen in Gelsenkirchen wird am 4. und 5. Oktober nächsten Jahres stattfinden. Die Termine weiterer Allensteiner Treffen, werden demnächst hier bekanntgegeben werden.

Geschäftsstelle „Patenschaft Allenstein", Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus

 

Liebe Allensteiner! Lehrer Erwin Poschmann, (24 b) Kisdorf, Holstein, über Ulzburg, verfügt über eine sehr schöne Allensteiner Ansichtskarte mit Marktplatz, Schloß und Garnisonkirche. Interessierte wollen sich wegen näherer Einzelheiten an Herrn Poschmann direkt wenden. Geschäftsstelle „Patenschaft Allenstein", Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

 

Gesucht werden:

Werner Eschbaum, vermutlich Jahrgang 1925. Er war Abiturient und Offz.-Bewerber. Er soll schwer verwundet worden sein. —

 

Alfred Clemens, Masuren-Siedlung 10. —

 

Johann Rogawski, Masuren-Siedlung. —

 

Franz Erdmann und Frau Klara Erdmann, geb. Schacht, Ringstraße 11. —

 

Frau Agnes Schacht, geb. Platt, Ringstraße 11. —

 

Frau Hedwig Goronzi, Ringstraße 11. —

 

Martin Sinnecker, Reichsbankinspektor, und die nachstehenden Beamten der früheren Reichsbank Allenstein: Griegat, Widzgowski, Hinzelmann, Skomrock, Kowerk, Lemke, Peters, Norkeweit, Fräulein Grabowski. —

 

Es werden außerdem weitere Angehörige der Reichsbank Allenstein aus den Jahren 1925 bis 1929 gesucht. —

 

Bernhard Bormann, Oberinspektor der Stadtverwaltung. —

 

Josef Bormann. —

 

Gertrud Kalender, geb. Lorkowski, beim Arbeitsamt tätig gewesen. —

 

Grete Morsch, geb. Lorkowski. —

 

Betriebsführer Pfeiffer von der Maschinenfabrik Roensch. —

 

Achtung! Paul Herder, aus der Zeppelinstraße 15, ist der Allensteiner Kartei unter „Northeim, Ostring 14". gemeldet. Da es mehrere Orte gleichen Namens gibt, konnte dringende Post an Landsmann Herder nicht zugestellt werden. Es wird um nähere Ortsbezeichnung gebeten.

 

Alle Zuschriften und Meldungen werden an die Geschäftsstelle Patenschaft Allenstein, Gelsenkirchen. Hans-Sachs-Haus, erbeten.

 

Pr.-Holland

Als Ortsvertreter der Heimatgemeinde Deutschendorf ist durch die erfolgte Wahl, Landsmann Fritz Lemke, jetzt wohnhaft in Hannover, Sagauer Weg 2, herausgestellt und als solcher von mir bestätigt.

Folgende Anschriften werden gesucht:

Familie Leske, bis 1926 in Luxethen gewohnt.

 

Stellmacher Haudel, Luxethen.

 

Familie Karl Otto, Hensels.

 

Frau Wilk, Pr.-Holland.

 

Helene Kröger, geb. 22.01.1922 in Litschen, Kreis Marienwerder, von Oktober 1941 bis November 1942 in Kerschitten beim Reichsarbeitsdienst gewesen.

 

Karl und Margarete Meiritz, Marienfelde.

 

Zwecks Aushändigung der Invalidenversicherungskarte Nr. 8, Frau Marie Byell, geb. Schulz, aus Reichenbach. Nach der Flucht zunächst in Kirchmöser an der Havel in Sachsen wohnhaft gewesen und von hier aus unbekannt verzogen.

 

Zwecks Vervollständigung der Kartei werden hiermit alle Landsleute aus nachstehenden Gemeinden gebeten ihre und alle bekannten Anschriften zu melden:

 

Königsblumenau.

Pergusen.

Podangen,

Quittainen.

Kanthen.

Neu-Powunden.

Kerschitten.

Pergusen, Ortsteil Amalienhof, sowie sämtliche Anschriften von Gefolgschaften der Gemeinde Marienfelde und Grünhagen.

 

Zuschriften sind weiterhin an den stellvertretenden Kreisvertreter Landsmann Gottfried Amling in Pinneberg, Richard-Köhn-Straße 20, zu richten.

Arthur Schumacher, Kreisvertreter, Kummerfeld bei Pinneberg

 

Rößel

Der Kreisausschuss versammelte sich am 8. Dezember in Hamburg, erstmalig nach der Neuwahl, zur Vorstandssitzung. Kreisvertreter Stromberg verpflichtete die vollzählig erschienenen Mitglieder in ihrem Amt und bat um bestmögliche Zusammenarbeit im Interesse des ganzen Kreises Rößel. Der bisherige Schriftführer Beckmann und Schatzmeister Kretschmann wurden in diesen Ämtern bestätigt. Die Kreiskartei wird vorerst von Kreisvertreter Stromberg weiter verwaltet. Der vom Schatzmeister vorgelegte und ausführlich erläuterte Haushaltvoranschlag 1957/1958 wurde gebilligt. Über den Stand des Zusammenschlusses der beiden Vertriebenverbände VdL und BvD gab Landsmann von Rützen Auskunft, desgleichen über Angelegenheiten im Rahmen des Lastenausgleiches. Über das Flüchtlingsdurchgangslager Wentorf (9000 Personen) berichtete Stromberg auf Grund eines Besuches, bei dem er gesammelte Kleidung und Wäsche abgeliefert hat. Die Aufgaben des Kreisausschusses wurden wie folgt umrissen: Maßnahmen nach § 1 Absatz 1 bis 6 der Satzung. Hilfe bei der Auswahl und Durchführung der Verschickung erholungsbedürftiger Kinder, Bildung von Jugendgruppen. Hilfeleistung bei der Beschaffung von Siedlerstellen und Heranziehung von Siedlern, Mithilfe und Beratungen von Hilfesuchenden bei Stellung von Entschädigungsanträgen im LAG. Verbindungen mit den Landsleuten in Westdeutschland, in der Zone und in der Heimat sowie aktive Beteiligung und Förderung bei der Päckchenaktion und Betreuung der Spätaussiedler. Die beiden letzten Punkte möchte ich allen Kreisangehörigen in der jetzigen Weihnachtszeit besonders in Erinnerung bringen. Mit allgemeinen organisatorischen Fragen und der Erörterung wichtiger interner Angelegenheiten wurde die im guten Gemeinschaftsgeist abgelaufene Sitzung mit Weihnachtsgrüßen und Wünsche für ein erfolgreiches neues Jahr für alle Landsleute mit Dank an die Anwesenden geschlossen.

Franz Stromberg, Kreisvertreter Hamburg 19, Armbruststraße 27

 

Rastenburg

Bezirksvertreter der Stadt Rastenburg

Nach erfolgter Durchführung der Bezirkseinteilung der Stadt Rastenburg, bekanntgegeben im Ostpreußenblatt vom 12.10.1957, gebe ich nachstehend die Anschriften der Stadt- bzw. Bezirksvertreter bekannt:

 

Stadtvertreter: Walter Becker, Bad Oldesloe, Hindenburgstraße 7. Stellvertreter: Rudolf Wischnat, Neustadt a. d., Weinstraße, Hans-Geiger-Straße 1.

 

Bezirk 1: Paul Sommer, Neustadt a. d. Weinstraße, Maximilianstraße 25.

 

Bezirk 2: Paul Sommer, Neustadt a. d. Weinstraße, Maximilianstraße 25, für Hindenburgstraße usw.

 

Bezirk 3: Adolf Tetzlaff, Pölitz-Krummbeck, Stormarn, Holstein, für Wilhelmplatz usw.

 

Bezirk 4: Gustav Dunkel, Moers, Homburger Str. Nr. 119 c, für Bank der Landschaft usw.

 

Bezirk 5: Walter Dunkel, Clausthal-Zellerfeld, Sägemüllerstraße 67, für Magistrat usw.

 

Bezirk 6: Bernhard Schorlepp, Ebhausen, Kreis Calw, Württemberg, für Hippelstraße usw.

 

Bezirk 7: Artur Wohlfeil, Neumünster, Brachenfelder Straße 29, für Lindenmarkt usw.

 

Bezirk 8: Hermann Krawolitzki, Geislingen-Steige, Bahnhofstraße 55, für Königsberger Straße usw.

 

Bezirk 9: Ernst Anker, Maasbüll über Flensburg, für Angerburger Straße usw.

 

Bezirk 10: Franz Winkelmann, Bad Oldesloe, Meisenweg 14, für Arno-Holz-Platz usw.

 

Bezirk 11: Otto Büttner, Essen, Gemarkenstraße Nr. 32. für Bahnhofstraße usw.

 

Bezirk 12: Artur Schweiger. (16) Fritzlar, Haddamerweg 198, für Freiheit usw.

 

Bei Suchanzeigen bitte ich stets die letzte Heimatanschrift von dem Gesuchten anzugeben, da nur so eine schnelle Erledigung möglich ist.

 

Weihnachtspakete des Patenkreises Rees

Unser Patenkreis Rees hat in dankenswerterweise an unsere Landsleute, die noch in der Heimat leben (soweit die Anschriften unserer Geschäftsstelle in Wesel bekanntgegeben wurden), zollfreie Weihnachtspakete aufgegeben. Der Patenkreis hofft diesen Landsleuten dadurch eine Freude zu bereiten.

 

Hinweis: Haus- und Grundbesitz

Alle Anfragen und Meldungen über Haus- und Grundbesitz bitte ich an die Geschäftsstelle Patenschaft Rastenburg, Wesel, Kreishaus, zu richten.

H. Hilgendorff, Kreisvertreter (24 b), Flehm, Post Kletkamp über Lütjenburg, Holstein

 

Gerdauen

Ferienlager 1958

Liebe Landsleute!

In meinem Bericht über das Haupttreffen im August in Düsseldorf hatte ich bereits angekündigt, dass geplant ist, 1958 wieder ein Ferienlager, wie 1956, durchzuführen. Ich freue mich, heute mitteilen zu können, dass die Durchführung dieses Planes, dank des Entgegenkommens von Patenstadt

und Patenkreis Rendsburg, sichergestellt ist und das Ferienlager abgehalten werden kann. Ich weise schon heute hierauf hin und bitte, sich schon jetzt zu überlegen, wer sich durch Entsendung von Kindern daran beteiligen will. Wie 1956 sollen wieder Jungen und Mädel im Alter von 11 bis 14 Jahren in zwei Gruppen auf je 14 Tage zusammengezogen werden, um neben Spiel und Wanderungen mit ihrer Heimat, unserem unvergesslichen Ostpreußen, bekanntgemacht zu werden.

 

Die Vorbereitungen für das Lager sind in vollem Gange. Ich werde im Januar an gleicher Stelle die näheren Bedingungen für die Teilnehmer ausführlich bekanntgeben. Ich hoffe auf rege Beteiligung.

Franz Einbrodt, Kreisvertreter, Solingen, Lützowstraße 93

 

Pr.-Eylau

An Stelle des inzwischen verstorbenen Bezirks- und Ortsbeauftragten, Albert Bangel, Petershagen, sind ernannt worden:

 

a) zum Bezirksbeauftragten für den Bezirk Nr. 6: Landsmann Ferdinand Blaedtke. jetzt wohnhaft in (24b) Weitewelt, Post Schlamersdorf, Kreis Segeberg;

 

b) zum Ortsbeauftragten für Petershagen: Landsmann Ernst Gegner, jetzt wohnhaft in (13a) Töpen Nr. 81, über Hof (Saale) Oberfranken.

v. Elern-Bandels, Kreisvertreter, Königswinter, Ferdinand-Mülhens-Straße 1

 

Es werden gesucht:

Pr.-Eylau-Stadt:

1. Harry Naujok, geb. 26.02.1940 in Pr.-Eylau.

 

2. Irmgard Naujok, geb. 14.09.1936 in Pr.-Eylau und

 

3. Siegfried-Emil Naujok, geb. 13.04.1933 in Pr.-Eylau.

Die Kinder wohnten vor der Vertreibung in der Walter-Fink-Straße 52, und sind im Februar 1945 in der Nähe von Stablack abhandengekommen.

 

4. Eliese Pahlke, die früher in der Oberschloßstraße gewohnt hat und in der Kaserne (Krankenrevier) als Reinmachefrau tätig gewesen ist.

 

Eichen:

Bauer, Ferdinand Zarrath und Tochter, sowie Bruder, Hugo Zarrath.

 

Romitten:

Günter Scheffler, geb. 04.11.1932 in Insterburg. Günter war vor der Vertreibung bei einer Frau Anna Bobowowski in Wittenberg in Pflege, ist erst 1948 nach dem Westen gekommen. Er hat sich, wie festgestellt worden ist, später in Köln, Osnabrück und Münster aufgehalten.

 

Hoofe:

Bauer, Franz Zarrath und Frau Lene Zarrath.

 

Nachrichten erbittet: Heimatkreiskartei Pr.-Eylau, Bernhard Blaedtke, Bürgermeister a. D., Glessen, Bez. Köln, über Bergheim/Erft

 

Rest der Seite: Bekanntschaften

 

Seite 8   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83. „Haus der ostdeutschen Heimat"

 

Termine

29. Dezember, 15 Uhr, Heimatkreis Elchniederung, Weihnachtsfeier. Lokal: Reinickendorfer Festsäle, Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32. Bus A 12 und 14.

 

15 Uhr, Heimatkreis Heilsberg, Weihnachtsfeier. Lokal: Brauhaussäle, Berlin-Schöneberg, Badensche Straße 52. S-Bahn Schöneberg, Bus 25 u. 16, Straßenbahn 3, 6, 25, 60.

 

15 Uhr, Heimatkreis Ortelsburg, Weihnachtsfeier, Lokal: Landhaus-Casino, Berlin-Lichterfelde-W., Hindenburgdamm 55, S-Bahn Botanischer Garten, Straßenbahn 73, 74 bis Haydnstraße.

 

Veranstaltungen im Haus der ostdeutschen Heimat, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83:

Sonntag, 22. Dezember, 20 Uhr: Lichtle (schlecht lesbar)-Obnd im Erzgebirge. Vorweihnachtliche Stunde, gestaltet von der Instrumental- und Gesangsgruppe. Unkostenbeiträge werden nicht erhoben.

 

Weihnachtsausstellung am Funkturm der Arbeitsgemeinschaft der Berliner Frauenverbände.

Bis 22. Dezember, von 10 bis 19 Uhr geöffnet: Paradies der Kinder mit Leseraum, Spiel- und Bastelstuben. Werkstube für Mütter und Väter. Historisches und modernes Spielzeug. Weihnachtliches Brauchtum. Weihnachten in der Kunst — Weihnachten im Buch. Täglich Aufführungen der Königsteiner Puppenspiele. Weihnachtsmusik. Der Eintritt ist frei.

 

HAMBURG

Vorsitzender der Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49. Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86. Telefon 45 25 41 42. Postscheckkonto: Hamburg 96 05

 

Die Geschäftsstelle der Landesgruppe Hamburg der Landsmannschaft Ostpreußen bleibt vom 24. Dezember bis zum 2. Januar 1958 geschlossen.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Billstedt: Freitag, 20. Dezember, 20 Uhr, im Restaurant Kämper, Billstedter Hauptstraße 95, Lichtbildervortrag über die Deutsche Bundesbahn. Anschließend geselliges Beisammensein. Unkostenbeitrag 50 Pfennig. Freunde und Bekannte sind herzlich eingeladen.

 

Bergedorf: Sonnabend, 21. Dezember, in den Räumen des Holsteinischen Hofes, um 16.30 Uhr, Kinderbescherung. Feierstunde für Erwachsene mit anschießendem geselligem Teil, um 20 Uhr.

 

Altona: Im Monat Januar findet kein Heimatabend statt.

 

Fuhlsbüttel: Donnerstag, 9. Januar 1958, 20 Uhr, Monatszusammenkunft mit Vortrag von Landsmann Bacher „Deutsche und Polen im Verlauf ihrer Geschichte" im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1.

 

Wandsbek: Sonderzusammenkunft für alle im Stadtteil Rahlstedt wohnenden Landsleute, am Sonnabend, dem 4. Januar, 20 Uhr, im Klubraum der Gaststatte Hameister in Hamburg-Rahlstedt, Rahlstedter Straße 189, Ecke Schweriner Straße. Für alle im Stadtteil Farmsen ansässige Ostpreußen findet ebenfalls eine Sonderzusammenkunft am Montag, dem 6. Januar 1958, um 20 Uhr, im Klubraum der Gaststätte, Zur Schmiede, in Hamburg-Farmsen, Berner Heerweg, statt. Machen Sie bitte alle Ihnen bekannten Landsleute auf diese Versammlungen aufmerksam.

 

Kreisgruppenversammlungen

Gumbinnen: Sonntag, 22. Dezember, 16 Uhr, bei Bohl, Mozartstraße 27, Weihnachtsfeier. Der Kreisvertreter, Hans Kuntze, wird anwesend sein. Bitte Kuchen und Austauschpäckchen mitbringen.

 

Heiligenbeil: Sonntag, 22. Dezember, 16 Uhr, im Restaurant Feldeck, Feldstraße 60, Weihnachtsfeier. Austauschpäckchen und Kuchen bitte mitbringen. Um rege Beteiligung wird gebeten, da wichtige Mitteilungen bekanntgegeben werden.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26. Telefon Nr. 5 87 71-8; Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21. Postscheckkonto Hannover 1238 00

 

Goslar. Bei einer vorweihnachtlichen Feierstunde bat der 1. Vorsitzende, Rohde. die Landsleute, im kommenden Jahr weiterhin treu der gemeinsamen Sache zu dienen. An einer festlich geschmückten Tafel wurden die Kinder und die älteren Landsleute bewirtet. Die Ansprache hielt Pastor Payck, Königsberg, der vom Lichtschein als dem Symbol des Lebens in der Finsternis sprach. Die Landsleute Lawrenz, Rohde, Frau Prjadkin, die Eheleute Pliquett und Frau Werner verschönten die Feierstunde durch ihre Vorträge. Die Frauengruppe hatte unter der Leitung von Frau Endrussat alles mit viel Liebe vorbereitet. Die Landsleute wurden aufgerufen, sich an der Friedland-Spende zu beteiligen.

 

Bad Harzburg. Unter dem Leitwort „Nun zündet der Heimat die Kerzen an" stand die Adventsfeier der Gruppe, an der etwa zweihundert Landsleute teilnahmen. Nach den Begrüßungsworten des 1. Vorsitzenden, Pangritz, brachte der Singkreis Ostpreußen, unter Leitung von Günter Kubatzki eine bunte Folge von Liedern und Gedichten zu Gehör. Günter Kubatzki sprach über den Sinn dieser Feierstunde.

 

Seesen (Harz). Jahreshauptversammlung am 4. Januar 1958 mit einem Lichtbildervortrag über das Thema „Eine Fahrt durch die Heimat", den der 1. Vorsitzende, Papendick, halten wird. Die Erörterung wichtiger verbandspolitischer Fragen und Ausführungen des Sozialreferenten Wilbudies über die letzten Novellen des Lastenausgleichsgesetzes sind vorgesehen.

 

Salzgitter-Nord. Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe mit Vorstandswahl unter Mitwirkung der Jugendgruppe am Mittwoch, 15. Januar 1958, 20 Uhr, im Filmbühne-Casino in Salzgitter-Lebenstedt, Berliner Straße. — Bei der Adventsfeier der Kreisgruppe hielt Pastor Romoth die Ansprache. Der 1. Vorsitzende, Staff, begrüßte eine Spätaussiedlerin und trug eine heimatliche Geschichte vor. — Auf der Kreistagung der DJO wurde die Jugendgruppe Ordensland als eine der besten im Salzgitter-Gebiet bezeichnet. — Die Aufnahme und familiengerechte Unterbringung der Spätaussiedler ist in der Stadt Salzgitter noch nicht befriedigend gelöst worden. Sechshundert Landsleute kamen in der letzten Zeit in dieses Gebiet. Über hundert neue Wohneinheiten sollen erst im Herbst des nächsten Jahres bezugsfertig sein. Das bedeutet für viele unserer Landsleute, die jetzt erst aus der Heimat gekommen sind, noch eine lange Wartezeit. Der Vorsitzende bittet daher alle Mitglieder, auch über die Arbeit des Vorstandes hinaus mit diesen Landsleuten in Verbindung zu treten und alleinstehende Landsleute zum Weihnachtsfest in den Kreis der eigenen Familie einzuladen oder sie zu besuchen. Menschliche Wärme tut mehr denn je not.

 

Hann. Münden. Jahreshauptversammlung am Sonnabend, 25. Januar 1958, 19 Uhr, im Neumündener Hof. Um rege Beteiligung wird gebeten. — Zu einer besinnlichen Adventsfeierstunde im Gedenken an die Heimat hatten sich trotz des ungünstigen Wetters viele Mitglieder eingefunden. Die Musikpädagogin Fräulein Schmidt, früher Allenstein, brachte mit ihren Schülern Lieder und musikalische Vorträge zu Gehör, die mit starkem Beifall aufgenommen wurden.

 

Nienburg. 28 ältere Landsleute nahmen auf Einladung der Gruppe an einer Adventsfeier im Weserschlösschen teil, wo sie mit Liedern und heimatlichen Vorträgen erfreut wurden. Das älteste Mitglied der Gruppe (96 Jahre) konnte leider an dieser Feier nicht teilnehmen. Unter den Erschienenen waren auch die Eheleute Charlotte und Otto Drews, die im vergangenen Jahr das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit begehen konnten.

 

Bramsche. Unter dem Leitgedanken „Fern ist das Land — doch fest ist das Band" stand die Adventfeier der Gruppe, zu der aus Bramsche und Umgebung weit über dreihundert Landsleute zusammengekommen waren. Der 1. Vorsitzende, Kollberg, konnte unter den Gästen sämtliche im Laufe des Jahres im Raum Bramsche eingetroffenen Spätaussiedler mit ihren Angehörigen begrüßen. Die in diesem Jahr entstandene Kindergruppe und Angehörige der Jugendgruppe brachten ostpreußische Dichtungen und Lieder zu Gehör. Nachdem der Grabbelsack die Runde gemacht hatte, führte die Jugendgruppe das heimatliche Stück „Wenn der Schimmelreiter umgeht" unter dem Beifall der Teilnehmer vor.

 

Quakenbrück. Zu einem eindeutigen Bekenntnis zum deutschen Osten wurde die ostdeutsche Woche, die das Artland-Gymnasium in Quakenbrück in Verbindung mit der Gruppe veranstaltete. An allen Tagen fanden Farblichtbildervorträge, Dichterlesungen und Referate über Ostpreußen starke Anteilnahme in der Bevölkerung. Unter anderem wurden die Lichtbildreihen „Wiedersehen mit Ostpreußen", „Eine Fahrt durch die Heimat Ostpreußen" und „Die Kurische Nehrung im Zauber der Farben und im Spiegel der Dichtung" vorgeführt. Der 1. Vorsitzende der Kreisgruppe, Fredi Jost, Kulturreferent Rektor Klinke, Frau Hohnhold, Bremen, und Oberstudiendirektor Hesselbarth hielten Vorträge über die Heimat. Zum Abschluss vereinte ein Heimatabend die Mitglieder der Gruppe und die Elternschaft des Gymnasiums. Zwei Schulchöre sangen heimatliche Lieder. Die Schultanzgruppe führte ostpreußische Fischertänze vor. Das Balladenspiel „Die Prinzessin mit dem Bernsteinherzen" fand starken Beifall. Gleichzeitig hatte die Schülermitverwaltung eine Ausstellung über Ostpreußen veranstaltet, die rege besucht wurde. — Der Ostpreußenchor, der im letzten Jahr vielfach an die Öffentlichkeit getreten ist, beging eine weihnachtliche Feierstunde. Der Chorleiter, Hauptlehrer Lukoschus, sprach besinnliche Worte zum kommenden Weihnachtsfest und berichtete über die Pläne für das neue Jahr. Heimatliche Vorträge und eine Verlosung trugen zur Verschönerung des Abends bei. — Festliche Stimmung herrschte im Mutterhaus Bethanien, in dem etwa hundert ostpreußische Kinder zusammengekommen waren. Knecht Ruprecht brachte für jedes Kind eine Gabe mit. Der 1. Vorsitzende, Bernstein, hielt eine Ansprache an die Kinder und Vikar Grüner sprach über die Entstehung der Weihnachtsgeschichte und zog Vergleiche mit der Gegenwart. Musikalische Vorträge des Ostpreußenchores wurden mit viel Beifall aufgenommen.

 

Bassum. Bei der Adventsfeier der Gruppe sprach der 1. Vorsitzende, Driedger, über heimatliches Brauchtum in der Adventszeit. Schüler und Schülerinnen der Bassumer Mittelschule unter Leitung ihres Musiklehrers Staedler verschönten die Feierstunde mit ihren Darbietungen, ebenso einige Landsleute mit Liedern und Instrumentalmusik. Alle Kinder wurden mit einer kleinen Gabe bedacht.

 

Fürstenau. Auf der Weihnachtsfeier der Gruppe wies der 1 Vorsitzende, Rektor Strehlke, auf die Bedeutung des Weihnachtsfestes gerade in unserer Zeit hin. Viele Vorträge und eine gemeinsame Kaffeetafel brachten eine festliche Stimmung. Mit großer Freude wurde die Mitteilung des 1. Vorsitzenden aufgenommen, dass das nächste Kreistreffen, der Ostpreußen, im Kreise Bersenbrück am Sonnabend, 10. Mai nächsten Jahres, in Fürstenau stattfinden wird. Die Stadt Fürstenau hat die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen.

 

Westerstede. Auf einer Tagung des Kulturausschusses, an der auch die Leiter der Kindergruppe, Studienrat Groß und Fräulein Koch, teilnahmen, wurde der Zusammenschluss der Spitzenorganisationen der Vertriebenenverbände ausführlich diskutiert. Die Landsleute Kowalke und Malzahn sprachen über die Betreuung der Spätaussiedler und über die geplanten Veranstaltungen. Mit einem Dank an die sechzehn Mitglieder des Kulturausschusses schloss Landsmann Malzahn die Sitzung.

 

Jever. Auf der Jahreshauptversammlung erklärte der 1. Vorsitzende, Ernst Aschmutat, der gute Besuch der Versammlung beweise, dass der Wunsch für eine weitere verstärkte Aktivität der Landsmannschaft bestehe. Die Gruppe hat eine Blütezeit gehabt. Sie wurde von der lokalen Presse als eine der rührigsten Gemeinschaften der Stadt Jever bezeichnet. Mit großen kulturellen Veranstaltungen trat sie vor die Öffentlichkeit und machte bei der Bevölkerung unser Ostpreußen zum Gesprächsstoff. Nach einer Pause in der Veranstaltungsreihe wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Die Landesdelegiertentagung in Hannover war von zwei Vertretern beschickt worden, die sich einmütig zu dem Vorsitzenden der Landesgruppe Woelke bekannten. Im Namen der Landsleute dankte der Leiter des Ausgleichsamtes Friesland, Landsmann Scheffler, dem Vorstand für die bisher geleistete Arbeit und bat um Wiederwahl. Der Vorstand setzt sich nach den Neuwahlen wie folgt zusammen:

Ernst Aschmutat, 1. Vorsitzender,

Ernst Mallwitz, 2. Vorsitzender.

Hans Haack, Kassierer.

Herbert Daube, Schriftführer und Willy Reiff, Kulturwart.

 

Dann folgte eine Gedenkstunde für Hermann Sudermann, die von Kulturwart Reiff feinsinnig vorbereitet war. Zum Abschluss wurde der Film „Land in der Stille“ gezeigt. – Für Januar wurde die Farbdia-Reihe „Kurische Nehrung“ und für Februar eine Lichtbildreihe „Heute in Ostpreußen“ angekündigt.

 

Achmer. Die Gruppe Bramsche wird am Sonnabend, 4. Januar 1958, bei der Untergruppe Achmer im Lokal Schröder einen Heimatabend veranstalten, zu dem neben allen Landsleuten auch Freunde und Gönner der Landsmannschaft herzlich eingeladen sind.

 

Seite 9   Suchanzeigen

Kindersteckbrief mit Foto:

Name: Moyseszik

Vorname: Günter

geb. 08.10.1942

Augen: blau

Haar: hellblond

Günter Moyseszik nannte sich selbst Dünter Moydetik. Er stammte aus Klein-Lasken, Kreis Lyck, Ostpreußen, und ging Februar 1945 mit seiner Mutter und seinen Geschwistern auf die Flucht. Die Familie war schon Tag und Nacht unterwegs gewesen und hatte beinahe zwei Tage nichts zu essen gehabt. Der Weg war sehr schlecht und Mutter und Kinder waren sehr geschwächt. Im gleichen Treck fuhr eine Frau, welche die Mutter aufforderte, ihr den kleinen Günter auf den Wagen zu geben. Dieses war am 6. Februar 1945 auf der Frischen Nehrung im Walde vor Kahlberg. Die Frau fuhr im Treck einen Einspännerwagen und nahm das Kind zu sich. Sie trug einen hellbraunen Mantel, das Pferd war braun. Als Kutscher saß ein Mann neben ihr. Als die Mutter mit den anderen Kindern zu Fuß weiterging, boten Soldaten der Mutter an, die Kinder auf einen Wagen mitzunehmen. Sie wollte vorerst Günter wieder zu sich holen. Die Soldaten versprachen jedoch, auf den Einspänner Obacht zu geben. Die Mutter fand den Einspännerwagen nachher nicht mehr wieder. Sie hat noch lange gesucht, musste aber das Suchen aufgeben, da es dunkel wurde. Es war kein Beschuss, auch kein Fliegerangriff. Der Verlust geschah an einem schönen sonnigen Tag. Die Straße war zwar voller Wasserlöcher und Schnee. Die Mutter versuchte noch, auf allen Zwischenstationen ihrer Flucht das Kind zu finden, es gelang ihr jedoch nicht. Der Junge hatte damals folgende Bekleidung an: einen dunkelblauen Mantel mit grauem Krimmerbesatz und eine bunte Wollmütze, ein rotkariertes Wollmäntelchen, eine graue Schafwolljacke und einen grauen Schafwollpullover mit blauem vorn eingestricktem Muster. Er trug eine dunkelgrüne kurze Stoffhose und Hausschuhe. Er war, als er auf den Einspänner kam, in eine bräunliche Schlafdecke, mit braunem Muster an den Ecken, eingewickelt. Auf dem Kopf hatte er als besonderes Merkmal einen braunen Punkt. Der Knabe war noch ungeimpft, hatte also damals keine Impfnarben. Zuschrift erbittet unter Nr. 78 727 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Achtung Ponarther! Wer kann Nachricht geben über Störmer, geb. 01.07.1899 in Waldburg, Kreis Königsberg Pr.? Im April 1945 gefangengenommen in Königsberg Pr. (war beim Volkssturm) zuletzt wurde er im Lager Georgenburg, Insterburg, gesehen. Letzter Wohnort: Königsberg Pr.-Ponarth, Hofstr. 6. Nachricht erbittet Frau Anna Störmer, Neu-Wulmstorf, Kreis Harburg, Königsberger Straße 66.

 

Mit Foto: Wer kann Auskunft geben über meinen Mann, Theodor Quednau, geb. 07.02.1904, Reg.-Inspektor bei Vers.-Amt Insterburg, Heimatanschrift: Insterburg, Schönstr. 7? Im Einsatz Ende Januar 1945 mit dem Insterburger Volkssturm im Kampfgebiet Königsberg—Labiau. Nachricht erbittet Hedwig Quednau, geb. Heisler, Minden in Westfalen, Kreuzweg 15

 

Wer kann Auskunft geben über Kollegen v. Postamt Wehlau, Ostpreußen? Erich Otto, Gustav Klein, Gustav Murach, oder andere, die vom 01.05.1920 bis 01.05.1925 beim Postamt Wehlau beschäftigt waren. Zuschrift erbittet Oberpostschaffner, August Hochmuth, Aurich (Ostfriesland).

 

Achtung Königsberger Hauptpostamt! Wer kann Auskunft geben über Postschaffner Johann Riediger, geb. 26.09.???? (Geburtsjahr keine Angabe) in Tollack, Kreis Allenstein? Jetzt etwa 62 Jahre, wohnhaft gewesen in Königsberg Pr., Lobeckstraße 23. Nachricht erbittet Frau Ursula Ross, Wuppertal-Elberfeld, Funkloch 18/20.

 

Wer weiß etwas über den Verbleib meiner Angehörigen? Frau Hedwig Schuran, geb. Borowy, geb. 28.12.1896, zuletzt Königsberg Pr., Georg Staff und Kind, Michael Staff, zuletzt Königsberg Pr. oder Pillau. Hans Staff, aus Elbing. Margarete Staff, aus Stettin. Nachricht erbeten an Gerhard Staff, Salzgitter-Lebenstedt, Hasenwinkel 47

 

Gesucht wird Familie Raven, Apotheker, früher Neidenburg, Ostpreußen. Wer kann dessen Anschrift senden? Unkosten werden erstattet. Kullatzki, Müschede, Kreis Arnsberg, Bornhohl 19.

 

Wer kann Auskunft geben über den jetzigen Aufenthalt meines Vetters, Adolf Senseck, aus Gudden, Kreis Johannisburg und meiner Kusine, Julie Zubaiko, aus Regeln, Kreis Lyck, soll im Rheinland verheiratet sein? Jetziger Familienname unbekannt. Nachricht erbittet auch von anderen Verwandten und Bekannten an Frau Maria Cybulka, Altersheim Tannenhof, Winterberg, Kreis Brilon.

 

Zwei Fotos: Gesucht wird: Victor Bladt, Landwirt, geb. 12.11.1884 in Königsberg Pr. Berta Bladt, geb. Schröder, geb. 28.08.1891 in Leidtkeim, Kreis Pr.-Eylau, wohnhaft zuletzt in Cranz. Willi-Hölger-Straße 7, (Januar 1945), bis 30.08.1944 in Königsberg Pr., Holländerbaum Nr. 15, unsere Eltern wurden in Königsberg Pr. ausgebombt und zogen nach Cranz, Willi-Hölger-Straße 7 (frühere Wilhelmstr.), in das Hinterhaus der Pension Schläfereit in die Wohnung ihres Schwiegersohnes, Günter Hoffmann. Letzte Nachricht von dort am 19.01.1945. Ende Januar 1945 hat mein Vater an Durchziehende Brotwaren verteilt. Im März 1945 sollen meine Eltern zusammen mit dem verwandten, fast gleichaltrigen Ehepaar Holzlöhner, aus Cranz, Kirchenstr. auf einer Landstr. (Richtung Gr.-Raum?) mit einem Handkarren gesehen worden sein. Holzlöhners werden auch noch vermisst. Nachricht erbittet Wolf-Dietrich Bladt, (1), Berlin-Steglitz (West-Berlin), Teltowkanalstraße 5 (Sohn). Frau Ingeborg Schröder, verw. Hoffmann, geb. Bladt, Dortmund. Robertstr. 62 (Tochter). (Diese Suchanzeige bereits in der letzten Ausgabe).

 

Steckbrief mit Foto:

Name: Waitschus

Vorname: Albert Erich

geb.: 29.11.1940

Haar: dunkelblond

Augen: grau-braun

Gesucht werden Angehörige des Albert Erich Waitschus, geb. am 29.11.1940 in Wallehnen, Ostpreußen. Die Mutter, Stase Waitschus, hat 1941 -1 942 bei einer Familie Michel Szardenings in Wallehnen gewohnt und gearbeitet. Die Kindesmutter soll angeblich auf der Flucht bei einem Angriff der Russen auf Heydekrug ums Leben gekommen sein. Zuschrift erbittet unter Nr. 78 728 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt, Hamburg 13

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Sohn, Heinrich Eichhöfer, Oberleutnant? Letzte Nachricht von ihm am 12.04.1945 aus Wien. Noch keine Feldpostnummer, da zu einer neuen Einheit in der Nähe des Plattensees versetzt. Es wäre vielleicht möglich, dass einer der Offiziere noch lebt, die mit meinem Sohn im März 1945 von Übungsplatz Bergen über Dessau nach Wien zu ihrer neuen Einheit gefahren sind. Mein Wohnort war bis 1946 Lichterfelde bei Eberswalde (Mark). Nachricht erbittet Ludwig Eichhöfer, Schwebda bei Eschwege.

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Mann, Otto Milewski, geb. 16.08.1895, wohnhaft gewesen in Markau, Kreis Treuburg, Ostpreußen? Die Russen haben ihn im Februar von mir und den Kindern in Falkenau, Kreis Rößel, Ostpreußen, fortgenommen. Seitdem nichts mehr von ihm gehört. Wer kann Näheres über seinen Verbleib oder sein Schicksal mitteilen? Nachricht erbittet Frau Martha Milewski, Grimberg Nr. 2, Post Halberg, Siegkreis.

 

Mit Foto: Anna-Brigitte Stirnus, Rüsselsheim, Allee 5, wartet auf ihren Ehemann. Kurt Stirnus, geboren am 14.11.1908 zu Tilsit. Letzte Nachricht: Mährisch/Ostrau vom 03.04.1945 als Oberleutnant der Flak.

 

Es werden Zeugen gesucht, die über den Tod meines Mannes und Sohnes bzw. über ihren Verbleib etwas aussagen können. Friedrich Wessolleck, geb. 27.09.1888 in Siemanowen, Kreis Sensburg. Er wurde am 03.04.1945 von den Russen aus Altensiedel verschleppt, zuletzt wurde er in Insterburg gesehen. Horst Wessolleck, geb. 06.01.1928 in Siemanowen, Kr. Sensburg, letzte Nachricht im Januar 1945 aus Königsberg Pr. Nachricht erbittet Frau Martha Wessolleck, Wengern (Ruhr), Schmiedestraße 36.

 

Suche meinen Sohn, Reinhold Krieger, geb. 08.03.1936, aus Raudensee, Kreis Angerburg, Ostpreußen. Er ist am 22.01.1945 mit seinen Großeltern und Tante Marta von Riesenburg Bhf., Westpreußen, nach Pommern abgefahren. Nachricht erbittet Walter Krieger, Mülheim/Ruhr (Saarn), Am Schlaghecken 11.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meiner Schwester, Antonie Escher, geb. Roppel, Königsberg Pr., Seligenfelder Str. 21, und deren Sohn, Hans-Georg? Letzte Nachricht vom 18.03.1945 Peyse bei Pillau — Auffanglager — Halle IV, Eingang 7. Nachricht erbittet Frau Gertrud Bessel, Rendsburg, Graf-Zeppelin-Straße 1.

 

Wer kann Auskunft geben? Gesucht wird der kaufm. Angestellte Herr Bruno Wiehe, geb. 13.07.1887 in Markowsken, Kreis Treuburg. Herr Bruno Wiehe war zuletzt wohnhaft in Insterburg, Ostpreußen, Kasenenstr. 14, in der Nähe des Wasserturmes (Hausbesitz.), Beschäftigt war er bei der Textilfirma Daume. Zurzeit der Flucht weilte Herr Wiehe in Stuhm, Westpreußen, jedoch nur vorrübergehend. Wer kann Auskunft geben, ob Herr Wiehe die Flucht überlebt hat und wo er sich evtl. heute aufhält? Nachricht erbittet unter Nr. 78 640 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abteilung, Hamburg 13

 

Wer kann Auskunft geben über meinen vermissten Sohn, Sigurd Grüneberg, geb. 15.12.1923. Gefreiter, Gren.-Regiment 43 I. Bat., Feldpostnummer 36 378 E? Letzte Nachricht am 05.04.1945 aus Gr.-Heydekrug (Samland, Ostpreußen, bzw. Seerappen). Zuschrift erbittet Karl Grüneberg, Frankfurt (Main), Ehinger Straße 26 (früher Königsberg Pr., Viktoriastraße 2).

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meiner Tochter, Brigitte Anton, geb. 07.06.1929 in Königsberg Pr.? Heimatanschrift: Rastenburg, Neuendorf 54. Wer war mit ihr 1946 oder später in einem Transportzug in Güstrow (Mecklenburg) zusammen und weiß über ihr weiteres Schicksal? Nachricht erbittet Frau Auguste Anton, Köln-Brück, Königsfortstraße 17.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meiner Tochter, Eva Böhnke, geb. 16.05.1923, zuletzt wohnhaft in Hohenfürst, Kreis Heiligenbeil? Sie geriet mit mir im April 1945 in Rauschen in russischem Gewahrsam und wurde nach der Evakuierung nach Königsberg Pr. im Juni 1946 wegen Erkrankung in das Elisabeth-Krankenhaus, Ziegelstraße, eingeliefert. Seit 07.07.1946 fehlt jede Spur. Wer ist mit ihr dort zusammen gewesen oder welche Schwestern haben sie dort betreut? Nachricht erbittet ihre Mutter, Helene Böhnke, Hameln (Weser), Auf dem Kälberanger 3.

 

Wer war 1945, nach der Besetzung durch die Russen, noch in Tilsit und weiß etwas über meine Tante, Helene Stulgeit und deren Tod, dort, im Herbst 1945, zu berichten? Wer kann mir die jetzige Anschrift von Fräulein Anna Rogga – seinerzeit Militärköchin in Tilsit, Landwehrstraße 42 – 1945/1946 auch noch dort, sagen? Nachricht dankend erbittet an Bruno Damm, Weeze-Baal, Kreis Geldern.

 

Wer kennt die jetzige Anschrift des ehemaligen Mitarbeiters des Fliegerhorstes Neukuhren, Graap, früher Rantau, Villa Elisabeth? Auskunft erbeten an Landwirtschaftsrat, Dr. Schlimm. Boppard/Rhein, Angerstraße 48.

 

Wegen einer dringenden Angelegenheit suche ich Frau Emma Lange, geb. Schröder, früher wohnhaft in Piplin (Nähe Sägewerk), Kreis Labiau, Ostpreußen und Frau Anna Seidenberg, geb. Wannags, früher wohnhaft Liebenfelde, Kreis Labiau, Ostpreußen. Nachricht erbittet Franz Schuppenies, Mannheim, Beilstraße 21.

 

Seite 9   Amtliche Bekanntmachung

II 291/57      Aufgebot

Frau Gertrud Kornberg, geb. Gutmann, Würzburg, Juliuspromenade 17, vertreten durch Rechtsanwälte Dr. Vocke und  Herrn Rindermann, Würzburg, hat den Antrag gestellt, Berthold Grünewald, als Testamentsvollstrecker eingesetzt, geboren vor 1900, israelitischer Religion, zuletzt wohnhaft in Königsberg Pr., im Wege des Aufgebotsverfahrens als verschollen, für tot zu erklären. Der Verschollene soll 1927 in Königsberg Pr., verstorben sein. Aufgebotsfrist bis 15. Februar 1958.

Würzburg, 4. Dezember 1957   Amtsgericht

 

9 VI 870/57     Öffentliche Aufforderung

Am 22. Juli 1957 ist der Ingenieur, Richard Heinrich Ernst Kaminski, geboren am 31. Dezember 1880 in Seebendorf, Kreis Neidenburg, in Hamburg-Neugraben-Fischbek (Pflegeheim), seinem letzten Wohnsitz, gestorben. Der Verstorbene hatte früher in Hamburg-Gr.-Flottbek, Notkestraße 52, gewohnt. Als seine gesetzlichen Erben kommen neben seinem Bruder, Hans Karl Julius Kaminski, geboren am 12. Jun i 1878 in Seeben, Kreis Neidenburg, Ostpreußen, wohnhaft Wermelskirchen, Wüstenhof 13, die Abkömmlinge des am 4. November 1924 in Pissanitzen, Kreis Lötzen, Ostpreußen, verstorbenen weiteren Bruders, des Pfarrers, Theodor Kaminski, nämlich:

 

1. Ruth Kaminski, geboren im Jahre 1902 in Groß-Koschlau, Ostpreußen.

 

2. Christel-Dorothea Kaminski, geboren (nach 1902) wahrscheinlich in Milken, Kreis Lötzen, Ostpreußen.

 

Beide unbekannten Aufenthaltes oder deren Abkömmlinge in Frage. Der letzte Wohnsitz ist ebenfalls unbekannt.

Die in Frage kommenden Erben wollen sich unter genauer Darlegung des Verwandtschaftsverhältnisses binnen 6 Wochen ab Veröffentlichung bei dem unterzeichneten Nachlassgericht, Zimmer 208, melden, andernfalls Erbschein ohne Aufführung ihrer Erbrechte erteilt wird. Der Nachlasswert soll etwa 10 000 DM betragen.

Hamburg-Harburg, den 9. Dezember 1957    

Das Amtsgericht, Abt. 9

 

Rest der Seite: Verschiedenes, Stellenangebote, Unterricht, Werbung

 

Seite 10   Wir fahren durch unser Ostpreußen

Skizze: Liebe Jungen und Mädchen! Ihr werdet eingeladen, eine Reise durch Ostpreußen in Form eines Würfelspiels zu unternehmen. Ihr könnt  zu Fuß oder mit dem Fahrrad aber auch mit Zug, Bus oder Schiff fahren.

 

Ein Schiff des Seedienstes Ostpreußen bringt uns nach der Seestadt Pillau, und damit beginnt unsere Fahrt durch unser Ostpreußen. (Natürlich ist auf der Zeichnung nicht alles so genau wie auf einer richtigen Landkarte angegeben.)

 

Bei der Wanderung bis zur Steilküste des Samlandes lesen wir unterwegs am Strand — in Palmnicken gibt es ein Bernsteinwerk — kleine Bernsteinstücke auf. In Rauschen locken uns die Ostseewellen zum Baden. Spieler auf Feld 4 muss daher einmal mit Würfeln aussetzen und um den Tisch „schwimmen". Den nächsten Aufenthalt gestatten wir uns auf Feld 7, denn die vielen Sehenswürdigkeiten in Königsberg, der Hauptstadt Ostpreußens, wollen wir doch eingehend betrachten; vor allem das Schloß mit seinen prächtigen Räumen und den alten Dom.

 

Auf einem Dampfer fahren wir nun den Pregel stromaufwärts und dann in die Deime. In Labiau finden wir einen freundlichen Fischer, der uns mit seinem Kurenkahn über das Kurische Haff bis Rossitten mitnimmt. Segelflieger kreisen in der Luft; wir besuchen die weltberühmte Vogelwarte. Von den hohen Wanderdünen blicken wir auf Haff und Meer; in dem tiefen Sand kommen wir nur langsam vorwärts. Auf den Feldern 10, 11, 12 gilt daher keine ungerade Würfelzahl, und von den geraden Würfelzahlen wird immer nur die Hälfte gerechnet.

 

Von Memel fahren wir über Heydekrug ins Elchrevier. Nur zu gerne möchten wir einen der riesigen Schaufler sehen. Aber wir müssen abwarten, bis wir einen belauschen können. Das Feld 15 darf man daher erst verlassen, wenn man eine Eins oder eine Sechs gewürfelt hat. Mit einem kleinen Dampfer erreichen wir Tilsit. Schnell befördert uns die Eisenbahn bis Stallupönen (Ebenrode). Von Feld 16 gleich nach Feld 18 setzen. In dem berühmten Gestüt Trakehnen bewundern wir die edlen Pferde, so dass der Wunsch aufsteigt, diese Begeisterung mit einem Zweiten zu teilen: erst dann darf man Feld 19 verlassen, wenn eine andere Figur das Feld passiert hat. Von Gumbinnen setzen wir allmählich unsere Reise fort, bis wir in die Rominter Heide kommen. Der auf Feld 24 kommende Mitspieler versucht das Röhren (Geschrei) der Hirsche dreimal nachzuahmen, er darf — wenn er dies gut kann — außer der Reihe noch einmal würfeln und seine Figur dann weitersetzen.

 

ln Angerburg gehen wir an Bord eines Motorschiffes, das uns über den Mauersee nach Lötzen bringt. In der schönen Jugendherberge legen wir eine längere Rast ein, um Hemden und Strümpfe zu waschen. Spieler setzt auf Feld 26 einmal aus und macht die Bewegung des Wäschewaschens. Dann steigen wir ir einen Bus, der mit uns in die „bucklige Welt" Masurens rollt.

 

In Eckersberg warten wir auf ein Motorschiff, mit dem wir über den Spirdingsee nach Nikolaiken fahren, wo der Stinthengst an einer Brücke angekettet ist. Wir lassen uns hier die geräucherten Maränen gut schmecken. Der Mitspieler bekommt auf Feld 30 eine Leckerei (Bonbon oder Pfeffernuss). Von Johannisburg durchstreifen wir das große Waldrevier der Johannisburger Heide und lassen uns dann auf einem Boot auf der Kruttinne „staken". So gut gefällt uns der Aufenthalt in Masuren, dass wir beschließen, die Fahrt noch einmal zu machen. Von Feld 32 also zurücksetzen auf Feld 25.

 

Die Weiterreisenden sehen die „Jäger- und Schützenstadt" Ortelsburg und die turmbewehrte Neidenburg. Bei Hohenstein steht das zum Gedenken an den Sieg von Tannenberg — durch den Ostpreußen 1914 von den eingedrungenen Russen befreit wurde — errichtetes Nationaldenkmal. Nach einem Gang durch die Burg von Allenstein kommen wir zu der großartigen Wallfahrtskirche Heiligelinde, die wir eingehend besichtigen. Auf Feld 37 einmal mit Würfeln aussetzen. Das herrliche Schloß in Heilsberg können wir zwischen zwei Bus-Abfahrten besuchen.

 

Leider findet der große Pferdemarkt in Wehlau zurzeit nicht statt, sonst würden wir dort hinfahren. Das Alle-Ufer verlassen wir in Bartenstein. Wir fahren über Pr.-Eylau nach Braunsberg und weiter nach Frauenburg, der Residenz des Bischofs von Ermland. Viel ist hier zu sehen; wir bewundern den Dom und betrachten die Erinnerungen an den großen Astronom Koppernikus. Daher setzt der Spieler auf Feld 44 einmal mit Würfeln aus.

 

Durch das hügelige Oberland führt uns ein Bus über Pr.-HolIand und Mohrungen nach Osterode am Drewenzsee. Auf einem Motorboot unternehmen wir eine lustige Reise. Das Schiff fährt wahrhaftig über Seen, Kanäle und Berge! Vor den sogenannten „Geneigten Ebenen“ wird es nämlich auf große Schienenwagen gehoben und über Land einfach eine Stufe tiefer auf die nächste Kanalstrecke gefahren. Das müssen wir natürlich fotografieren. Aber – oh Schreck! – wir müssen leider feststellen, dass wir die Kamera in Allenstein vergessen haben. Wer auf Feld 48 kommt, muss also nach Feld 36 zurück.

 

Von der westpreußischen Industriestadt Elbing sind es nur etwa fünfunddreißig Kilometer bis nach Marienburg. Die gewaltige Anlage dieses Hauptschlosses des Deutschen Ritterordens werden wir sehen. Möglich ist dies jedoch nur, wenn die Augen des Wurfs genau bis zum Feld 50 reichen; sonst kommen wir nicht in die Burg.

 

Mit dem Besuch der Marienburg endet unsere „Würfelreise" durch Ostpreußen. Wir können sie aber immer wieder machen, und wenn wir zwischen den einzelnen Reisen dann lesen, was in den Büchern und im Ostpreußenblatt über Ostpreußen erzählt wird, und wenn wir die Bilder betrachten, die wir dort sehen, und wenn die Eltern und die älteren Geschwister von der Heimat erzählen, dann bringt uns jede Reise immer neue Schönheiten. Gute Fahrt also!

 

Seite 11   Familienanzeigen

Unserer lieben Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter, Frau Marie Bartel, früher Königsberg Pr., Karl-Baer-Straße 14, jetzt Gevelsberg (Westf.), zu ihrem 81. Geburtstage, am 31. Dezember 1957, die herzlichsten Glückwünsche. Ihre dankbaren Kinder und Großkinder.

 

Unserem lieben Vater, dem Schmiedemeister, Otto Gronau, früher Brittanien, Ostpreußen, Elchniederung, jetzt Rotenburg (Fulda), Webergasse 11, zu seinem 75. Geburtstag wünschen alles Gute und gratulieren herzlichst, die dankbaren Kinder und Enkelkinder. Ebenfalls unseren lieben Eltern ein frohes und gesundes Weihnachtsfest.

 

Am 1. Januar 1958 feiert unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Oma und Uroma, Emma Gadomski, wohnhaft in Barkhausen/Porta, Weserstraße 4, ihren 75. Geburtstag. Wir wünschen ihr von Herzen Gottes reichen Segen und beste Gesundheit. Franz Launert und Henriette Launert, Helga, Doris -P. und Petra. Niederschelden, Schulstraße 15. Früher Osterode, Ostpreußen.

 

Unserer lieben Mutter, Wilhelmine Konrad, geb. Moritz, früher wohnhaft Lenzendorf, Kreis Lyck, Ostpreußen, jetzt sowjetisch besetzte Zone, zu ihrem 70. Geburtstag, am 21. Dezember 1957, die herzlichsten Glückwünsche. Frieda Andre, geb. Konrad. Bad Wildungen, Brunnenstr. 67. Früher Lenzendorf, Kreis Lyck.

 

Allen Freunden und Bekannten gebe ich Nachricht, dass mein Mann, Friedrich Soboll, Obersteuerinsp. i. R., geb. 1887, früher wohnhaft in Lyck, Kaiser-Wilhelm-Straße, gegenüber der evangelischen Kirche, am 23. Dezember 1957, seinen 70. Geburtstag feiert. Antonie Soboll, Bingerbrück (Rhein), Waldstraße 7.

 

Am 21. und 25. Dezember 1957 feiern Minna Hambruch, geb. Bittner und Richard Hambruch, ihren 70. Geburtstag. Die herzlichsten Glückwünsche von allen Geschwistern, Verwandten und Bekannten aus der West- und der sowjetisch besetzten Zone. Krukow bei Lauenburg (Elbe), früher Hermsdorf, Kreis Heiligenbeil.

 

Unser liebes Muttchen und unsere gute treusorgende Omi, Frau Helene Arndt, geb. Richter, früher Königsberg Pr., Vorderroßgarten 65/67, jetzt Frankfurt am Main, Weidenbornstraße 39, feiert am 26. Dezember 1957, ihren 70. Geburtstag. Wir wünschen ihr für ihr weiteres Leben gute Gesundheit und Gottes reichsten Segen. In Dankbarkeit: Christel Arndt, geb. Staatz, mit Evemarie und Heinz-Peter, sowjetisch besetzte Zone. Elly Arndt, geb. Bollhagen, mit Kurt Dietrich. Frankfurt am Main, Weidenbornstraße 39.

 

Ihren 70. Geburtstag feiert am 30. Dezember 1957, unsere liebe Mutter und Oma, Martha Conrad, verw. Sablowski, geb. Padeffke, früher Balsken, Ostpreußen, jetzt Siensbach 11, Post Waldkirch, Breisgau (Bad). Es gratulieren, ihre Kinder und Enkelkinder, und wünschen ihr noch viele schöne Jahre.

 

Ich danke allen Verwandten, Freunden und Bekannten, für die herzlichen Glückwünsche zu meinem 70. Geburtstag und wünsche allen die beste Gesundheit im neuen Jahr. Franz Bastian, (16) Affolderbach, Post Stockheim (Oberhessen).

 

Ich gedenke zum Jahreswechsel meiner alten Lehrer am Gymnasium zu Braunsberg, Ostpreußen, meiner alten Schulkameraden, meiner Kameraden vom IR 43 in Königsberg Pr. und meiner ehemaligen Bundesbrüder vom VDSt in Danzig und Königsberg Pr., die zu früh von uns gingen.

Ich grüße alle noch lebenden Lehrer, Schulkameraden, Regimentskameraden, Bundesbrüder und Freunde aus der Heimat! Ich suche noch meine beiden alten Freunde, Fritz von Estorff und Gustav von Ziehberg, aus der Zeit, „da wir noch im Flügelkleide, in die Mädchenschule gingen“. Dipl. rer. pol. Hans Zuchhold, Bürgermeister a. D., Beratender Diplom-Volkswirt (22 b), Neustadt-Weinstraße, Gartenstraße 1, Telefon 24 12

 

Alle guten Wünsche zum Weihnachtsfest und zum neuen Jahr! Albert Sauff, Gaststätte. Königsberg Pr., Aweider Allee Nr. 118, jetzt Hamburg-Altona, Fischmarkt 31, Telefon 31 24 12

 

Allen Verwandten und Bekannten aus Jonkendorf und Umgebung ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein glückliches und gesundes neues Jahr wünschen, Frau Agathe Froesa und Söhne. Solingen-Ohligs, Neptunstraße 16.

 

Herzliche Weihnachtsgrüße aus Amerika sendet allen Verwandten und Bekannten, Elisabeth Kanehl, geb. Schliwinski, 51. E. Main North East Pennsylvania USA, und Sohn, Klaus Kanehl, zurzeit US-Luftwaffe, 634 WAC SQ Burns AFS Oregon USA. Früher Lötzen, Ostpreußen.

 

Allen Verwandten, Freunden und Bekannten, ein frohes Weihnachtsfest und glückliches neues Jahr wünscht: Walter Bilitza und Ehefrau Liselotte Bilitza, geb. Kurpjuhn (17b), Hugstetten, Landstraße 10. Freiburg im Breisgau. Früher Königsberg Pr.-Ponarth, B.-Abteilung 1. Privat, Rothensteiner Straße 82

 

Wir wünschen allen Freunden und Bekannten aus dem Ostseebad Cranz und Königsberg Pr. ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr. Walter Pokar und Herta Pokar, geb. Dous und Klaus. Leonberg-Eltingen, Brombergstraße 9. Früher Königsberg Pr., Beeckstraße 11.

 

Allen Verwandten und Bekannten wünschen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr. Ernst Gonscherowski und Frau Ella Gonscherowski, geb. Perkuhn. Mülheim (Ruhr), Tiegelstr. 153. Früher Königsberg Pr., Wickbolder Straße 100 (Schrebergarten) Bitte meldet Euch!

 

Herzliche Weihnachtsgrüße an alle Verwandten und Bekannten sendet Familie Gustav Hindel. Düsseldorf, Lindenstraße 56. Früher Königsberg Pr., Kuckstr. 13

 

Allen unseren Geschäftsfreunden und Bekannten wünschen wir frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr. Firma Hempel & Lakeit, Kraftfahrzeuge. Türkheim bei Bad Wörrishofen. Früher Landsberg, Ostpreußen.

 

Allen meinen Feuerwehrkameraden des Landkreises Allenstein und allen Kreisfeuerwehrführern der Provinz Ostpreußen, besonders dem Kameraden Latza, wünsche ich gesegnete Weihnachten und ein glückliches neues Jahr 1958. Jos. Kensbock, ehemaliger Kreisfeuerwehrführer. Korntal-Stuttgart, Sonnenbersstraße 13. Früher Hirschberg, Kreis Allenstein.

 

Unseren Freunden und Bekannten wünschen wir ein frohes und gesundes Weihnachtsfest und ein glückliches erfolgreiches neues Jahr. R. Lebowski und Frau. Essen, Amixstraße 20

 

Ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes neues Jahr allen Freunden und Bekannten: Familie Eduard Schettler. Boostedt über Neumünster. Früher Rudau, Ostpreußen.

 

Allen Freunden und Gästen vom „Karschauer Hof" Königsberg Pr.-Ponarth und „Grenzquell - Pilsner"

senden liebe Weihnachtsgrüße und alle guten Wünsche für 1958: Otto Sinnhoff und Ida Sinnhoff. Hamburg 20, „Storchennest", Stavenhagenstraße 28.

 

Wir wünschen allen Verwandten und Bekannten ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 1958. August Romahn und Tochter Elfriede. Laupheim (Württ.), Ehinger Straße 36. Früher Königsberg Pr., Zeppelinstraße 72.

 

Allen Verwandten, Freunden und Bekannten wünschen wir ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr. Gustav Radschat und Frau, Gartenbau. Wiesbaden-Schierstein, Blierweg 7. Früher Königsberg Pr.-Lauth.

 

Ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein frohes neues Jahr wünscht allen Verwandten, Freunden, bekannten Kolleginnen, Ärzten, Schwestern, ehemaligen Wöchnerinnen und deren Familien. Frau E. Bienk, Hebamme a. D. Beendorf über Bünde (Westf.) Koll, Kirsch, Germann und Wischnewski, bitte sich bald zu melden.

 

Ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr wünscht allen bekannten Landsleuten, aus Heydekrug, Memelland, verbunden mit vielen Grüßen: Wilhelm Genutt. Hagen-Eilpe (Westf.), Hasselstraße 2. Früher Gurgsden, Kreis Heydekrug, Ostpreußen

 

Rest der Seite: Werbung

 

Seite 12   Kasperletheater in Wentorf.

Ein Foto:

 

Zwei Fotos: Auftakt hinter der Bühne: Die 17-jährige Christa, aus dem Kreis Goldap, gibt mit ihrer Ziehharmonika den Ton an, und die Mitspieler bereiten alles für die Aufführung vor.

 

Ein Foto: Es gibt wohl keine dankbareren Zuschauer als diese Kinder. Hingerissen folgen sie dem bunten Geschehen auf der Bühne, und in den Gesichtern spiegeln sich alle Gefühlsregungen.

 

Als ich die Tür zum Kindergarten im Lager Wentorf — es liegt bei Hamburg — an einem Nachmittag im Advent öffnete, kamen die Kleinen herein, ohne ein Wort zu sagen. Sie hielten sich fest an den Händen, immer zwei und zwei hintereinander. Groß und erwartungsvoll waren ihre Augen. Sie steckten in dicken Mänteln und Hosen. Die Mütter hatten sie warm angezogen, denn draußen in den Lagerstraßen pfiff ein eiskalter Dezemberwind. Drinnen im Tagesraum, der mit Tannenzweigen, Lametta und Adventskerzen festlich geschmückt war, war es warm und gemütlich. Nach kurzer Zeit saßen die kleinen Gäste schon auf dem blankgebohnerten Fußboden, die Beinchen gekreuzt, und blickten erwartungsvoll nach der Bühne hin, wo in wenigen Minuten der Kasper erscheinen sollte.

 

Fein haben sie das gemacht!

Die Kleinen waren zu einer Kasperlevorstellung besonderer Art eingeladen worden. Monatelang vorher hatten Schülerinnen und Schüler der Kreisberufsschule Norderdithmarschen in Heide in Holstein in ihrer Freizeit die Puppen gebastelt und ein prächtiges Kasperletheater hergestellt, das sie mit dieser Aufführung den Aussiedlerkindern im Lager zum Geschenk machen wollten. Junge Menschen zwischen sechzehn und zweiundzwanzig Jahren, die sich auf dieser Schule auf ihren Beruf vorbereiten, hatten bereits im vergangenen Jahr Kisten voll Spielzeug hergestellt, das sie den Lagerkindern schenkten. In diesem Jahr nun hatten sie beschlossen, ein Kasperletheater zu bauen; sie hatten erfahren, dass eine solche Bühne im Kindergarten noch fehlte.

 

Eine Stunde vor der Aufführung wurde im Kindergarten schon eifrig gehämmert und geklopft. Die jungen Menschen, die als Vertreter der Schüler und Schülerinnen mit zwei Lehrkräften in einem Kleinbus — die Freiwillige Feuerwehr hatte ihn zur Verfügung gestellt — nach Wentorf kamen, waren mit einem solchen Feuereifer bei der Sache, dass nur schwer zu erkennen war, wer mehr Freude an dieser Sache hatte: die beschenkten Kinder im Lager oder die Spender, die ganz in ihrer Aufgabe aufgingen.

 

Wochenlange Vorbereitungen

„Es war gar nicht so leicht, alle Mitwirkenden unter einen Hut zu bekommen", erzählten mir die Schüler aus Heide. „Wir mussten ja alles in unserer Freizeit machen. Meist sind wir in Gruppen am Sonnabend und am Sonntag zusammengekommen. Die einen haben die Puppenköpfe geformt, die anderen die Kleider genäht, eine andere Gruppe bastelte das Gestell für die Bühne, und die technischen Zeichner entwarfen die Kulissen und malten sie aus“. Auch die drei Mitspieler bei der Aufführung haben lange vorher das Spiel ausgedacht und sich dabei Gedanken darüber gemacht, welcher Stoff wohl gerade für diese Kinder im Lager geeignet sei. Dann wurde eifrig geprobt. Immer wieder fiel einem der Mitspieler noch eine lustige Einzelheit ein, die von den anderen kritisch begutachtet und schließlich in das Spiel aufgenommen wurde. Sie haben sich wirklich sehr viel Mühe gegeben, und die Mitspieler waren vor Beginn der Aufführung beinahe so aufgeregt wie richtige Schauspieler auf der Bühne.

 

Während die Spieler hinter der Bühne noch die letzten Vorbereitungen trafen, fingen die jungen Zuschauer leise an zu singen. Es waren kleine, fröhliche Lieder, die sie im Kindergarten gelernt hatten, und durch das gemeinsame Singen kam bald eine richtig festliche Stimmung in den Raum.

 

Dann endlich war es soweit. Die Vorhänge der Bühne waren noch zugezogen; trotzdem waren die Augen der Kinder bereits erwartungsvoll auf den bunten Holzkasten da oben gerichtet.

 

„Kasperle ist wieder da!" Schon nach den ersten Takten der Ziehharmonika hinter der Bühne fielen die Kinder mit ihren hellen Stimmchen ein und sangen mit. Und als sich der buntbemalte Vorhang öffnete und Kasperle die ersten Fragen stellte, da waren sie alle bereits im Spiel gefangen.

 

Die Kinder, die in den vergangenen Jahren so viel von der Not und der Sorge der Erwachsenen gespürt, so wenig Fröhlichkeit, so wenig Geborgenheit kennengelernt haben, waren so dankbare Zuschauer, wie sie sich ein Puppenspieler nur wünschen kann. Sie lebten alles mit, was auf der Bühne geschah, jedes fröhliche Lachen fand ein vielstimmiges Echo, und als auf der Bühne ein kleines Mädchen weinte, da saßen sie mucksmäuschenstill, bebend vor Spannung, ob sich doch noch alles zum Guten wenden würde. Sie spielten alle mit vom Anfang bis zum fröhlichen Ausgang. Sie riefen dazwischen, warnten den Kasper, wenn er sich ihrer Meinung nach in Gefahr befand, lachten und schrien durcheinander.

 

Der Beifall wollte nicht enden

Immer wieder glitt mein Blick während des Spiels über die Gesichter dieser Kinder, hinter denen ein Schicksal liegt, das auch für einen Erwachsenen schon schwer zu tragen ist. Die Jahre drüben in der Heimat, die ersten Jahre ihres jungen Lebens, liegen hinter ihnen. Die lange Bahnfahrt, die sie mit ihren Angehörigen nach dem Westen brachte, die Begrüßung an der Zonengrenze in Buchen, der Tag im Lager Friedland und der Transport — wiederum in ein Lager, in dem sie für ungewisse Zeit mit ihren Eltern auf kleinstem Raum untergebracht sind. Die Lagerleitung in Wentorf bemüht sich,

ihnen das Leben hier etwas lichter und schöner zu machen, aber ein richtiges Heim können diese Räume nicht bieten. Das Zuhause für diese Kleinen ist jetzt der Kindergarten, in dem sie versorgt und betreut werden. Hier ist eine kleine Welt der Kinder entstanden, mit geschenkten Spielsachen, mit selbstgebastelten Puppenstuben, mit selbstgemalten Bildern an den Wänden, mit ein wenig Wärme und Liebe. Hier können sie richtig Kind sein und für einige Stunden am Tage die Welt der Erwachsenen mit ihren Sorgen und Nöten vergessen.

 

Der Beifall wollte nicht enden, als der Kasper nach den letzten fröhlichen Worten den Vorhang der kleinen Bühne, die jetzt den Kindern im Lager gehören soll, wieder schloss.

 

Ein kostbarer Schatz

Das schönste Erlebnis dieses Nachmittags aber kam jetzt, zum Schluss der Aufführung. Der Vorhang öffnete sich noch einmal, Kasper beugte sich heraus und rief:

 

„Na, Kinder, wer von euch will mich haben?"

 

„Ich", schrien sie alle wie aus einem Munde.

Ein kleines Mädchen, etwa vier Jahre alt, aus der ersten Reihe, sprang auf und stürzte zur Bühne hin, um einen Zipfel von Kaspers Mütze zu erwischen. Und dann kamen sie, alle anderen, drängten sich an die Bühne, dass der ganze Aufbau fast ins Wanken kam, streckten ihre kleinen Händchen nach oben und riefen: „Mir auch, bitte, bitte, mir auch einen!" Die Spieler kamen hinter der Bühne hervor, die liebevoll gebastelten Puppen in den Händen, die Grete, den Wachtmeister, den Teufel, das kleine Mädchen, den Wichtelmann und alle anderen. Es dauerte nicht lange, da hielten die Kinder die Puppen zärtlich im Arm, betrachteten sie, streichelten sie immer wieder, versuchten selbst mit ungeschickten Fingerchen, die Köpfe zu bewegen und mit ihnen zu spielen. Die Kleinsten landeten oben auf den Armen der Mitspieler und konnten sich nicht sattsehen an allem. Die Bühne wurde betrachtet, die buntgemalten Vorhänge, die im Spiel gewechselt hatten, die einzelnen Gegenstände, die zum Spiel gehörten, wurden immer wieder in die Hand genommen und bewundert. Strahlende Freude auf allen Gesichtern. Nun, unser großes Bild auf dieser Seite zeigt ja diese schöne Szene.

 

Ich werde dieses Bild nie vergessen: Kinder, denen ein Stückchen zurechtgeschnitztes Holz, mit ein paar bunten Lappen bekleidet, als Spielzeug diente, hielten diese Puppen, die eben noch auf der Bühne ihr fröhliches Spiel getrieben hatten, so zärtlich in den Händen, als wollten sie sie nie wieder loslassen. Aber sie murrten auch nicht, als die Kindergärtnerin mit einer großen Pappschachtel herumging und die Puppen wieder einsammelte.

 

„Sie gehören uns!"

„Sie gehören ja uns", sagte sie freundlich, wenn ein Kind zögernd den kostbaren Schatz in die Pappschachtel legte.

 

„Und wir dürfen jetzt immer damit spielen?", fragte ein kleines Mädchen.

 

„Ja, natürlich, jeden Tag können wir jetzt Kasperle spielen!"

 

Ein bisschen müde, aber mit strahlenden Gesichtern standen die Jungen und Mädchen aus Heide zwischen den Kleinen.

 

„Das Ganze hat viel Mühe und Arbeit gekostet", meinte der siebzehnjährige Leiter der Gruppe, „aber sie hat sich wirklich gelohnt. Wir werden viel zu erzählen haben, wenn wir wieder in die Schule kommen“.

 

„Ich bin auch aus Ostpreußen", sagte mir die Akkordeonspielerin aus Heide, die siebzehnjährige Christa Koschorreck. „Ich bin in Insterburg geboren, wir hatten einen Hof in der Nähe von Goldap. Aber ich war erst drei Jahre alt, als wir die Heimat verlassen mussten. Und ich weiß nicht mehr viel von zu Hause, nur das, was mir meine Eltern erzählt haben. Ich habe mich so sehr auf diesen Tag gefreut, weil wir gerade diesen Kindern aus meiner Heimat eine Freude machen konnten. Es war noch viel schöner, als ich es mir vorgestellt hatte!"

 

Die Kleinen waren viel zu aufgeregt, um an ein Dankeschön zu denken, aber ich glaube, ihre strahlenden Gesichter und ihre unmittelbare Freude war für diese jungen Menschen mehr als jedes Wort des Dankes. Und von dieser Freude, die sie anderen bereitet haben, werden sie wohl einen Abglanz mitnehmen in ihre eigenen Weihnachtsstuben an der Nordseeküste. RMW

 

Seite 13   Das Holz in der ostpreußischen Volkskunst.

Von Dozent Dr. Erhard Riemann-Kiel

Vier Fotos: Die Bildreihe oben zeigt (von links nach rechts): Schrank aus dem Oberland aus dem Jahre 1851, der im Prussia-Museum in Königsberg stand. — Rückseite einer Haspel, mit Zähluhr, Museum Schloß Heilsberg. — Kratzenstock, Mohrungen, Sammlung Dr. Aßmann. — Schulzenstuhl aus dem Ermland, Schloßmuseum Heilsberg.

 

Ein Foto: Ein Spielzeugpferdchen aus der Rominter Heide, Museum Goldap.

 

Zwei Fotos: Zwei schöne Zeugnisse ostpreußischer Volkskunst vom Kurischen Haff und dem nördlichen Ostpreußen: ein Kurenwimpel, der sich im Heimatmuseum Labiau befand, und ein grün und rot bemalter Kinderschaukelstuhl aus dem Großen Moosbruch auf einem Flickerteppich, ebenfalls aus dem Museum Labiau.

 

Ostpreußen war nicht nur das Land der grünen Pferdekoppeln, der braunen Ackerbreiten, der blauen Seen und Haffe, es war vor allem auch das Land der Wälder. Bis in unsere Zeit hinein waren die Reste des alten Wildnisgürtels, der zur Ordenszeit den ganzen Osten und Süden der Provinz erfüllte, noch vorhanden: die Ibenhorster Forst, die Tawellningker Forst, der Frisching bei Wehlau, die Rominter Heide, die Johannisburger Heide und die Sadlowoer Forst. Aber darüber hinaus gab es noch zahllose kleine Bauernwälder, die in die Landschaft eingestreut waren und ihr Bild bestimmten. Noch 1830 war rund ein Drittel des Gebietes von Waid bestanden, der dann allerdings durch Abholzungen auf 19 Prozent der Gesamtfläche zurückging. Im größten Teil der Provinz fanden sich Mischwälder aus Fichten und Kiefern, in Masuren herrschte die Kiefer vor. Unter den Laubbäumen war besonders die Erle weit verbreitet, die in der sumpfigen Memelniederung sogar in großem, zusammenhängendem Waidgebiet auftrat. Im trockenen Hinterland kamen dann noch Hainbuchen, Linden, Eichen, Spitzahorn, Eschen und Birken hinzu.

 

In einem so waldreichen Lande war das Holz einer der wichtigsten Werkstoffe. Zunächst einmal war es als Baustoff von größter Bedeutung. Die deutschen Siedler des Mittelalters, die zum größten Teil aus dem mittel- und niederdeutschen Fachwerkgebiet stammten, fanden bei der eingesessenen altpreußischen (prußischen) Bevölkerung den Blockbau in einer verhältnismäßig ursprünglichen Form vor. Sie übernahmen ihn teilweise — vor allem in den besonders waldreichen Gegenden — und entwickelten ihn weiter, indem sie ihn durch die vom deutschen Fachwerk bekannten Balkenverbindungen bereicherten. In dieser Form ist der Blockbau noch bis heute die vorherrschende Bauweise im Süden der Provinz. Anheimelnd warm und malerisch wirken diese Häuser mit dem Grau und Braun ihrer Holzwände und dem grün, der bemoosten Strohdächer, wenn sie in langer Häuserzeile unter dem Schatten alter Bäume gegen das Gelb der Kornfelder oder das dunkle Blau eines Sees stehen. Aber sie bieten auch dem ländlichen Menschen viele Möglichkeiten zur Entfaltung seines künstlerischen Gestaltungswillens. Besonders das Giebeldreieck reizt zu lebendiger Aufteilung der Fläche durch wechselnde Lage der Schalbretter. Das Aufgelockerte betont man dann noch durch ausgesägte Randleisten, durch Ausgestaltung der sich kreuzenden Windbretter und durch ausgesägte oder geschnitzte Giebelbekrönungen. Auch beim Fachwerkbau ist das Holz der konstruktive Grundstoff, der mit Stielen, Streben und Riegeln das Gerüst der Wände bildet. Zugleich aber wirken die schwarz oder rotbraun gestrichenen Holzteile als Ornament auf der weißen Fläche. Daher fügt man bei reicheren Fachwerkbauten weitere Holzteile ein, die nur noch dekorative Bedeutung haben . . .

Tische und Schränke

Das Holz war aber vor allem der Werkstoff für die Möbel, mit denen unsere ostpreußischen Bauernhäuser ausgestattet waren. In den alten weißgetünchten Bauernstuben war die Zahl der Möbel nicht groß. Das meiste konzentrierte sich auf die Große Stube, die Wohn- und Essraum für die ganze Familie und zugleich Schlafraum für den Bauern und die Bäuerin war. Wichtigstes Stück war der von einer Eckbank umgebene Tisch. Da fanden sich noch gotische Kasten- und Zargentische oder auch Tische mit gedrechselten Säulen und schwerer Fußplatte, entweder bunt gestrichen oder in reichen Bauernwirtschaften poliert und mit Einlegearbeit versehen.

 

Das war auch der Fall bei den Schränken, bei denen man dazu noch verschiedene Formen unterschied. Die einfachen eintürigen Schränke waren meist nur durch aufgelegte Latten horizontal und vertikal gegliedert und waren nach oben durch eine Hohlkehle begrenzt. Solche Schränke waren fast immer bunt bemalt. Auf grünem oder blauem Grund zogen sich Ranken aus Blättern und Blüten hin, während in der Türfüllung ein Blumentopf oder eine Blumenvase mit roten und weißen Blüten und Blattsprossen saß. In Masuren setzte man stattdessen gern einzelne Menschengestalten mitten in die Fläche. Im Kerngebiet Ostpreußen und noch mehr im Westen zeigten die Schränke immer stärkere Abhängigkeit von den barocken Formen der städtischen Möbelkunst. Vor allem strahlte der Danziger Barock weit nach Osten hinaus. Nach dessen Vorbild hatten auch die Bauernschränke oft den stark profilierten, stufenförmigen Aufsatz. Dazu kam oft reiche Einlegearbeit, entweder in einem geometrischen Stil mit Sternen, Randleisten und Winkelaufteilungen oder in einem mehr malerischen Stil mit stark abgetöntem Blumenornament. Oft war das städtische Vorbild in bäuerliche Formensprache umgesetzt, und ein Bauernschrank mit kräftigem Stufenaufsatz und stark profilierten Füllungen konnte durchaus bäuerlich-bunt bemalt sein. Im Allgemeinen aber bestand die Neigung plastischen Schmuck durch flächiges Ornament zu ersetzen.

 

Die Truhe und das Himmelbett

Ähnliches gilt auch von den Truhen. Es waren im Allgemeinen Kastentruhen, von denen die einfachen, bemalten auf geschweiften Fußbrettern, die kostbareren, mit Einlegearbeit versehenen, meistens auf gedrechselten Kugelfüßen standen. In diesem Möbelstück, das man „Kasten", „Kuffert" oder auch „bunte Lad" nannte, bewahrte man Kleider und Wäsche auf, und die Dienstboten führten beim Stellungswechsel ihre gesamte Habe darin mit. In jüngerer Zeit hatten sie nur noch unverzierte Koffer mit gewölbtem Deckel.

 

Bei den Stühlen hatte sich sogar noch hier und da — besonders in der Königsberger Gegend — eine bis in romanische Zeit zurückreichende Form mit schweren, runden Ecksäulen und gedrechselten Füllstäben erhalten, die im Westen bereits im 13. Jahrhundert ausstarb und sich nur noch in Skandinavien und im Ordensland in Resten erhalten hat. Diese Stühle wurden als Kirchen-, Buß-, Zunft- oder Schulzenstühle verwandt. Im Westen der Provinz gab es farbig gestrichene Bauernstühle mit kräftig geschnitzten Pfosten und trapezförmiger Rückenlehne, bei denen die Bretter ausgesägt und mit Kerbschnitzerei versehen waren. Ähnliche Stühle kennen wir aus Pommern und Hessen. Sonst gab es im Kerngebiet Ostpreußens noch leichtere Stühle mit gedrechselten Pfosten und Querstäben und mit Kerbschnitzerei oder Einlegearbeit an den Rückenbrettern. Am weitesten verbreitet waren doch die einfachen Holzstühle mit ausgesägtem Rückenbrett.

 

Das Himmelbett, das in einer Ecke der Großen Stube stand und in dem die Eheleute schliefen, hatte meistens in der Art der barocken Schränke eine stark profilierte, stufenförmig gegliederte Bekrönung, die von vier glatten oder gedrechselten Pfosten getragen wurde. Auch sie waren meistens bunt bemalt. Im östlichen Teil der Provinz hatte man auch reich ausgesägte Bekrönungen auf den Himmelbetten. Für die Kinder hatte man Bankenbettstellen, die man durch Auseinanderziehen der beiden bankartigen Hälften beliebig verbreitern konnte, für die Dienstmädchen Schlafbänke.

 

Sonst gehörten zum bäuerlichen Mobiliar noch Eckschränke und Küchenschränke, Teller- und Löffelborde, alle reich ausgesägt und bunt bemalt.

 

Man konnte seinen Schmucksinn entfalten

Während die bäuerlichen Möbel vom Dorftischler gearbeitet wurden, stellte der Bauer einen großen Teil des hölzernen Hausrats selbst her. In verkehrsabgelegenen Gegenden war er sogar darauf angewiesen, die Arbeiten selbst auszuführen, die sonst der Handwerker tat. Die ärmere Bevölkerung hatte nicht das Geld, um sich teure Handwerksarbeit leisten zu können. So ging man selbst an die Arbeit. Das gab innere Befriedigung, denn hierbei konnte man seine ganze Formphantasie und seinen Schmucksinn entfalten. Die Gegenstände sollten ja nicht nur zweckmäßig, sondern auch schön sein. Man wollte seine Freude daran haben, auch wohl anderen damit Freude machen. Deshalb verzierte man auch solche Gegenstände, die man beim Dorfstellmacher, beim Tischler oder in der Stadt auf dem Markt fertig gekauft hatte, durch Kerbschnitzerei, durch eingeschnittene Namen, Anfangsbuchstaben und Jahreszahlen und machte sie sich dadurch erst ganz zu eigen.

 

Wenn aber solch ein einfacher Gebrauchsgegenstand verziert ist, dann gehört er schon in den Bereich der Volkskunst hinein. Das war der Fall bei manchem Küchengerät, bei den Butterformen, den alten Kuchenformen, bei Salzfässchen und Gewürzstampern.

 

Solche hölzernen Formen, die besonders für die in Ost- und Westpreußen sehr beliebten Honigkuchen bestimmt waren, wurden früher von den Bäckern oder auch von wandernden Handwerksgesellen selbst geschnitzt. Diese „Kuchenmodeln", für die man meist Obstbaumholz verwendete, zeigen die gleichen Motive wie in anderen deutschen Landschaften: Blatt- und Blütenmotive, Sechsstern und Herzen, Tiere und Menschengestalten, sogar Darstellungen aus der biblischen Geschichte. Viele ostpreußische Museen bewahrten schöne Stücke davon auf, und in der Vorweihnachtszeit kam es öfters vor, dass sich ostpreußische Hausfrauen solche Formen ausliehen, um ihre Weihnachtskuchen nach altüberlieferter Weise zu backen. Aber auch in manchen ostpreußischen Familien hatten sich solche Kuchenformen über Generationen hin erhalten.

 

Auch die Waschhölzer und Mangelbretter ließen sich durch Kerbschnitt leicht und wirkungsvoll ornamentieren. Man brauchte dabei keineswegs Neues zu erfinden, man konnte zurückgreifen auf den alten Formenbestand der Volkskunst, auf altüberlieferte Motive, mit denen sich einst wohl auch ein — nun längst vergessener — Sinngehalt verband, wie zum Beispiel den Sechsstern, den Sonnenwirbel, das Herz usw.

 

Klotzkorken vor der Kammertür

Oft machten die jungen Leute solche Gegenstände für ihre Mädchen als Liebesangebinde. Da wurde an den langen Winterabenden die große Bauernstube oder die Gesindestube zur Werkstatt, da holte man, während die Mädchen in der Nachbarschaft zum Spinnen waren, die Schneidebank herein, um für die Angebetete ein Paar besonders schöne „Klotzkorken" (oder „Holzschlorren") zu machen, die man durch Kerbschnitt und durchgezogene farbige Lederstreifen verzierte. In manchen Gegenden Natangens war es nämlich Brauch, dass ein ernsthafter Bewerber seiner Angebeteten solch ein Paar Klotzkorken vor die Kammertür stellte. Ging sie am nächsten Morgen mit diesen Klotzkorken über den Hof, so war der Antrag angenommen, ließ sie sie stehen, so war der Bewerber abgeblitzt.

 

Hierher gehören auch die holzgeschnitzten Kratzenstöcke, die nur in der Westhälfte der Provinz bis zu einer Linie Pregelmündung— Löwenhagen — Bartenstein — obere Alle vorkamen. Aber auch in der Weichselniederung waren sie schon wieder unbekannt. Auf den Dorn eines Brettchens, das oben auf dem Spinnwocken aufsaß, steckte man zwei Kratzen, die die Hede (die Flachsrückstände) beim Spinnen zusammenhielten. Diesen kleinen Zweckgegenstand hat die Volkskunst reich ausgestaltet. Bei den einfachen Stücken ist der Dorn von zwei Pferdeköpfen flankiert. Bei einer anderen Gruppe sitzt der Dorn in der Mitte eines Brettchens, in das alte Sinnbilder wie Sonnenräder, Kreuze, Dreisprosse, paarige Vögel und Herzen sowie ein Gitter mit Holzglöckchen eingeschnitzt sind, während bei jüngeren Stücken auch das Menschenpaar auftritt.

 

Diese Kratzenstöcke, die meistens die jungen Burschen für ihre Mädchen als Liebesangebinde schnitzten und bemalten, erinnern in ihrem Stil an schwedische und lettische Wockenbretter und gehören in einen größeren nord- und osteuropäischen Zusammenhang. Verwandt mit ihnen sind auch die selbstgeschnitzten Webebrettchen zum Bandweben, die man besonders im Memelland kannte.

 

Die Heiligenbeiler Büchse

Der Vater schnitzte früher auch das Spielzeug für seine Kinder selbst. In einzelnen Städten gab es aber auch berufsmäßige Spielzeugmacher, wie etwa in der Goldaper Gegend und in einzelnen Orten Masurens. Dort schnitzte und drechselte man Holzpferde mit und ohne Reiter, Steckenpferde, Holzpuppen, Wasserträgerinnen, Frauen am Butterfass, Puppenwiegen und Puppenschränke, die man bunt bemalte. In der Goldaper Gegend wurden sie weiß grundiert und dann mit rohen Farbtupfen verziert.

 

Wunderschönes Kinderspielzeug wurde auch von Heiligenbeiler Drechslern hergestellt. Ihre berühmte Heiligenbeiler Büchse aus herrlich duftendem Kaddickholz enthielt winzig kleine Kaffeekännchen, zierliche Täßchen, Tellerchen, Bügelhenkeltöpfe, Kelchgefäße, ein schlankes Butterfass, ein Mörserchen, ein Salzpaudelchen und ein paar Garnröllchen — alles zusammen achtundzwanzig verschiedene Stücklein, wie für einen Zwergenhaushalt gemacht. Aber diese Heiligenbeiler Drechsler machten auch viel gutes Gebrauchsgerät, dazu feine Kunstdrechslerarbeiten aus Kaddickholz, Buchsbaumholz und Knochen: kunstvolle Wocken aus Ebenholz mit aufgesetzten knöchernen Rosetten und eingefügten Knochenringen, kleine Kegelspiele in einer Eichel, Knäuelbecher, Garnwinden, Haspeln, Ringbehälter aus Knochen und hölzerne Schalen, Teller und Becher.

 

Der Kurenwimpel

Während es sich bei den Heiligenbeiler Drechslerarbeiten um ausgesprochenes Kunsthandwerk handelt, war die Wimpelschnitzerei am Kurischen Haff ein ganz eigengewachsener Zweig echter Volkskunst. In der Zeit des Schacktarps, wenn Haff, Flüsse und überschwemmte Niederungswiesen nur mit dünner Eisdecke überzogen waren, nahm der Fischer sein Taschenmesser vor und begann zu schnitzen. Diese Schiffswimpel der Keitelkähne auf dem Kurischen Haff reichen aber keineswegs, wie man denken könnte, bis in uralte Zeiten zurück. Sie sind im Gegenteil verhältnismäßig jung. 1844 hatte die Behörde durch Gesetz für die einzelnen Fischerdörfer rund um das Kurische Haff bestimmte Farbzeichen festgelegt, die in den Stoffwimpeln der Kähne geführt werden mussten. Die beiden „Scheren" aus Eichen- oder Eschenholz, in die man das Ortszeichen einspannte, wurden nun zum Träger reicher Aufbauten, die aus weichem Holz geschnitzt und mit leuchtenden Farben bemalt wurden. Der ganze Wimpel drehte sich um den „Spieß", eine auf die Mastspitze aufgesetzte Eisenstange. Den Spießaufsatz krönte häufig ein geschnitzter Adler. Die alten Wimpel zeigten eine geringe Anzahl von Einzelmotiven. Es waren auch nicht Abbilder, vor allem nicht Landschaftsmotive, sondern die überlieferten Sinnbilder der Volkskunst, Sechsstern, Radkrenz, Herz, Anker und Schiff. Diese Zeichen waren in ein phantasievolles Gitterwerk eingebaut, das in mehrere Teile gegliedert war und in seinen Umrissen an Häuser und Kirchen mit vielen kleinen Türmchen erinnerte. Erst in jüngerer Zeit, als die Wimpelschnitzerei auf der Nehrung teilweise zu einer Fremdenindustrie zu werden begann, kamen neue Motive auf, die den Stil der alten Wimpel stark veränderten oder verdarben, zum Beispiel Elch, Leuchtturm, Haffdampfer, Matrose am Steuerrad, Matrose mit Flaggen, Wasserjungfrau, Meergott, Glaube-Liebe-Hoffnung oder sogar Inschriften. Man verwandte reine, leuchtende Ölfarben, und zwar bevorzugte man auf der Nehrung und im Nordteil der Niederungsküste Schwarz, Weiß und Rot, in deren Südteil Grün, Blau, Weiß und Rot und an der Südküste des Haffs Blau, Gelb und Grün. Diese Wimpel, die sich auf dem Mast jedes Keitelkahns drehten, waren der Stolz jedes Kahnschiffers, der seinen Ehrgeiz dareinsetzte, die Nachbarn noch zu übertreffen.

 

Grabtafeln in Brettform

Im Gebiet um das Kurische Haff hatte sich aber noch ein anderer Zweig der Volkskunst erhalten: eine sehr altertümliche und eigenartige Friedhofskunst. Es sind Grabmäler in Brettform, deren Reiz in der merkwürdigen Silhouette des ausgesägten Oberteils und der bunten Bemalung liegt. Diese Grabtafeln haben ein rundliches Mittelstück mit vier beinähnlichen, geschwungenen Ansatzstücken und einem kopfartigen Auswuchs in der Mitte, der häufig die Form einer Blüte oder eines Kreuzes zeigt. Sicher gehen diese Grabtafeln auf eine Tiergestalt zurück, am ehesten auf die Erdkröte, die im Volksglauben eine besondere Rolle spielte. Dieser Grabtafeltyp wurde immer mehr abgeschliffen, so dass schließlich nur noch ein Oval mit vier kleinen, rundlichen Ausbuchtungen an den Ecken übrigblieb. Ein anderer Typus ging von der Form der Urne aus. Viele Grabtafeln aber zeigten eine Mischung der verschiedensten Volkskunstmotive, etwa des Krötenmotivs mit dem des Herzens. An die Stelle der oberen Auswüchse traten ausgesägte Vögel. Die Grabkreuze, die wohl als jüngere Form der Grabzeichen angesprochen werden müssen, hatten bei den Frauengräbern ein Dach aus zwei schmalen, ausgezackten Brettern, die umso länger waren, je älter die Verstorbene gewesen war.

 

Grabpfosten im Oberland

Grabbretter mit dem Urnenmotiv gab es auch im Oberland und im angrenzenden westpreußischen Gebiet um Marienwerder. Darüber hinaus hatte das Oberland noch einen ganz eigenartigen Zweig der Friedhofskunst entwickelt. In der einfachsten Form waren es rohe, aufrecht stehende Eichenbalken mit quadratischem Querschnitt, bei denen nur der Kopf mehr oder weniger ausgeschnitzt war, oder starke Bohlen, die in Form von stehenden Leichensteinen ausgesägt waren. In den Kreisen Mohrungen, Pr.-Holland und Osterode hatte man diese primitiven Formen weiterentwickelt. Dort setzte man mit reichem Schnitzwerk überzogene und bunt bemalte Grabpfosten auf die Gräber. Sie hatten eine Bekrönung, die aus drei Ausstülpungen mit aufgesetzten gedrechselten Knöpfen bestand. Die reiche Verwendung von Schrift und die Art der Ornamentik deuten darauf hin, dass diese entwickelteren hölzernen Grabpfosten von dem Stil steinerner Grabdenkmäler beeinflusst sein dürften. Allerdings hat man dann bei dem Schnitzwerk auf den alten Bestand der Volkskunstmotive zurückgegriffen, und so standen Sechssterne und andere alte Zeichen neben barockem Blattwerk.

 

Im Ganzen gesehen braucht die Volkskunst Ostpreußens den Vergleich mit dem Schaffen anderer deutschen Landschaften nicht zu scheuen. Das gilt in gleicher Weise für die Keramik und die reich entwickelte Textilkunst. Auf dem Gebiete der Holzverarbeitung, wozu auch der große, hier gar nicht berührte Bereich des unverzierten bäuerlichen Gebrauchsgeräts gehört, hat sie aber sehr Eigenartiges oder sogar Einmaliges geschaffen.

 

Seite 14   Das Volk, das im Finstern wandelt …

Wie wir 1947 am Frischen Haff Weihnachten feierten

Zeichnung: Johannes Birschmann. Die Kapelle in Peyse

 

Weihnachten in der Heimat, — wen von uns rührt diese schlichte Zeichnung nicht an, die an einen Weihnachtsabend in dem kleinen Dörfchen Peyse am Frischen Hall erinnert? Ein Landsmann hat uns diese Zeichnung geschickt. Er heißt Johannes Birschmann und lebte in Königsberg, bis ihm und seiner Familie das Heim genommen wurde. Drei Jahre nach Kriegsende musste er mit den Seinen noch in Peyse bleiben.

 

Das Gotteshaus, das unsere Zeichnung darstellt, lag erhöht über dem Fischerdorf. Vom Seekanal und vom Haff aus war es mit seinem bescheidenen kreuzgeschmückten Turm weithin sichtbar. Vielen von uns wird dieser Anblick noch in Erinnerung sein, denn in den Monaten der Flucht führte der Weg unzähliger Ostpreußen noch einmal an dieser Kirche vorbei. Das Kreuz mag ihnen ein letzter, unvergesslicher Gruß der Heimat gewesen sein, ehe der Weg ins Ungewisse über das brüchige Eis des Frischen Haffes und über die Nehrung begann, ein Weg, der so vielen den Tod brachte.

 

Diese kleine Kirche blieb von der Zerstörung verschont. Das Innere des Gotteshauses bot aber nach der Besetzung durch die Russen ein ähnlich furchtbares Bild wie die meisten unserer ostpreußischen Kirchen. Kanzel, Empore, Türen und Fenster, selbst der Fußboden waren herausgerissen worden. Im Kirchenschiff lag meterhoch Schutt und Schmutz. So hatten die Deutschen, die noch im Ort lebten, zwar den Anblick ihrer Kirche von außen, aber ihre Gottesdienste konnten sie dort nicht mehr abhalten.

 

Die Not dieser Jahre, die Einsamkeit und die Verzweiflung bei den wenigen Deutschen, die noch in dem kleinen Fischerdorf zurückgeblieben waren, bis auch sie den Weg nach dem Westen antreten durften, will unser Landsmann nicht wieder anrühren. Den unvergesslichen Weihnachtsabend des Jahres 1947 aber, an dem sich unsere Landsleute drüben zusammenfanden, möchte er mit dieser Zeichnung wieder in die Erinnerung zurückrufen. Sein Sohn Sigurd, der damals zwölf Jahre alt war, hat uns in schlichten Worten aufgeschrieben, was ihm von diesem Weihnachtsfest in der Erinnerung geblieben ist:

 

Es war im Winter 1947, nicht weit von Königsberg, an der samländischen Haffküste. Seit fast drei Jahren war der Krieg zu Ende. Russen gingen durch das Dorf, Soldaten, aber auch viele Zivilisten. In einigen halbverfallenen Fischerhütten wohnten noch Deutsche, meist frühere Einwohner aus dem Dorf, aber auch einige, die aus den Städten nach hier verschlagen worden waren. Auf der verschneiten Dorfstraße sah man allerdings keinen von ihnen. Sie saßen in den dunklen, halbzerstörten Räumen, oft zehn und mehr in einem Zimmer. Durch die fast ganz zugenagelten Fenster fiel nur ein winziger Lichtschein von draußen. In der ersten Zeit hatten die Männer, die Frauen und die älteren Kinder für die Russen Bäume gefällt, das Holz zersägt und kleingehackt. Für diese Arbeit gab es ein paar Rubel und etwas Brot. Eines Tages hatten die Russen aber genug Holz und es gab keine Arbeit mehr. Der Hunger ging um.

 

An den Adventssonntagen hörte man aus den Hütten die Weisen der alten deutschen Lieder. Was war uns von Weihnachten, dem Fest des Friedens, geblieben? Nur das eine, das wir sonst bei all dem Glanz und Licht kaum mehr wahrgenommen hatten: das Kind in der Krippe. Zu ihm gingen unsere Gedanken.

 

Abends kamen wir oft in einer großen Stube, die noch einigermaßen heil war, auf einem verfallenen Bauernhof zum Gottesdienst zusammen. Einen Pfarrer hatten wir nicht. Mein Vater, der nach neunmonatiger Verschleppung überraschend zurückgekehrt war, tat den Dienst, und alle hörten ihm andächtig zu. In dieser Gemeinschaft wollten wir auch Weihnachten feiern. Bei der Vorbereitung halfen alle mit. Einige Tage vor dem Heiligabend gingen wir in den nahen Fichtenwald und brachten ganze Berge von Zweigen mit. Die Wände der Stube wurden mit Draht bespannt, an dem wir die Tannenzweige befestigten. Wir Kinder hatten Sterne aus Papier geschnitten und bunt bemalt. Sie wurden an den Zweigen befestigt, dazwischen kam etwas Lametta Stanniolpapier, das wir auf den Feldern gefunden hatten, es stammte noch von den Flugzeugangriffen. Zwei Weihnachtsbäume hatten wir mitgebracht, wir hatten sie Ieicht mit Gips bestreut, so dass es aussah, als läge Raureif auf den Zweigen.

 

Dann kam der Heilige Abend. Es war noch nicht ganz dunkel, da waren wir Deutsche schon alle in dem geschmückten Raum versammelt. Keiner von uns wollte Weihnachachten allein sein. Es gab keine Geschenke, kein Weihnachtsgebäck, keinen Festtagsbraten. Das Leid, die Not und der Hunger waren jedem ins Gesicht geschrieben und doch strahlten alle Augen im Schein der kostbaren, selbstgemachten Kerzen.

 

Keine Glocken läuteten die Weihnacht ein. Auch in Bethlehem hatten sie ja damals nicht geklungen. Aber das Lied „Es ist ein Ros entsprungen" kam uns mitten aus dem Herzen und bewegt hörten wir die Worte „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht; und über die da wohnen im finsteren Lande scheint es helle". Ganz hell wurde es in unserem Herzen, als das schönste aller Weihnachtslieder erklang: „Stille Nacht, heilige Nacht“.

 

Wir waren beim ersten Vers, als die Landsleute, die in der Nähe der Tür saßen, erschraken. Die Tür hatte sich leise geöffnet und plötzlich standen zwei russische Soldaten im Raum. Wir blickten zu ihnen hin, aber sie sagten nichts und setzten sich hinten auf die Bank. Leise sangen sie unser Lied in ihrer Sprache mit. Auch ihre Augen wurden feucht. Nach einer Weile verließen sie uns so still, wie sie gekommen waren.

 

„Friede auf Erden", die Botschaft der Engel von Bethlehem, war stärker als Zwietracht und Hass. Wir, die wir an diesem Abend zusammensaßen, konnten die Worte „Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht auf" nicht verstehen. Wie lieblos und wie selbstsüchtig mussten doch die Menschen in Bethlehem gewesen sein, dass sie keinen Raum mehr in der Herberge hatten! Wären Maria und Josef an diesem Abend zu uns gekommen, wir hätten sie aufgenommen und ihnen das Letzte gegeben, was uns noch geblieben war.

 

Ja, so dachten wir damals. Ob das aber heute bei uns auch noch so wäre, heute, da es uns wieder gut geht? Sigurd Birschmann

 

Seite 14   Ein Brief aus der Heimat

„Mit großer Freude erhielten wir heute Ihren lieben Brief. Ich danke Ihnen von Herzen auch für die Zeitungen. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie es ist, nach so langen Jahren ein deutsches Buch zu lesen. Wir sind seit 1945 sehr arm geworden, denn wir haben alles verloren. Ich könnte Ihnen Romane schreiben von unserem Leben hier, aber ich darf nicht. Mein Mann kehrte gesund vom Krieg zurück, arbeitete in Dortmund im Bergwerk. Durch einen Unglücksfall ist er vor zwei Jahren für immer von uns gegangen, im besten Alter von 45 Jahren. Der älteste Sohn ist verheiratet, der zweite musste vor drei Wochen zum Militär, und ich sitze im Elend mit den beiden anderen Kindern. Seit dem 1. Mai kann ich wegen meiner Krankheit nicht mehr arbeiten. Es werden wohl noch Monate vergehen, bis ich wieder gesund bin. Nur der Glaube an unsere Heimat hält uns noch aufrecht.

 

Wenn Sie wirklich so viel Liebe aufbringen wollen, um uns ein wenig zu helfen, — wir sind mit jeder Kleinigkeit zufrieden. Meine Tochter ist siebzehn Jahre alt, mein jüngster Sohn zwölf Jahre. Sei es ein abgetragener Pullover oder ein Kleid oder Schuhe oder ein Unterrock — wir können alles gebrauchen. Meine Tochter bittet Sie von Herzen um ein Paar Strümpfe und mein ältester Sohn um ein Taschenmesser mit Glasschneider; aber nur, wenn es Ihnen wirklich möglich ist, etwas zu schicken. Meine Kinder lassen Sie alle von Herzen grüßen. Sobald wir deutschen Boden betreten, und wenn es noch ein Jahr dauern sollte, so wollen wir Gutes mit Gutem vergelten.

 

In der Hoffnung, dass unsere Bitte recht bald erhört wird, grüßt Sie von Herzen Ihre dankbare M. R“.

 

Das ist ein Brief aus unserer ostpreußischen Heimat, der jetzt ankam. Hinter den schlichten Worten dieses Briefes steht die nackte Not unserer Landsleute.

 

Es ist zu spät, ihnen jetzt noch zum Weihnachtsfest eine Freude zu bereiten. Aber es ist niemals zu spät, ihnen mit Briefen und Geschenksendungen in die Heimat zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind und ihnen so auch nach dem Fest noch einen Abglanz unserer eigenen Weihnachtsfreude zu geben.

 

Was wir für einen unserer Landsleute in der Heimat tun, das tun wir für unser Ostpreußen!

 

Geldspenden bitten wir auf das Postscheckkonto Hamburg 75 57 der Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Hamburg 13, unter Angabe des Stichwortes „Bruderhilfe Ostpreußen" zu überweisen. Wer Kleider, Textilien, Schuhe usw. zur Verfügung stellen will, den bitten wir herzlich: schickt uns nur einwandfreie, wirklich noch tragbare Sachen, vor allem Kleidungsstücke aus Wolle, die leicht sind. Der Empfänger muss den Zoll für diese Pakete nach dem Gewicht der Kleidungsstücke bezahlen. Bundesgeschäftsführung, Hamburg 13, Parkallee 86

 

Seite 15   Wiehnachf Tohus

Toni Schawaller

Eenmoal noch goahne, on wärt bloß öm Droom,

Dem Weg noah Hus dorch Schnee on dorch Wind.

Ach eenmoal noch stoahne am Wiehnachtsboom

Wi doamoals Tohus, wi doamoals als Kind.

 

Eenmoal noch ehne ons Derp witt verschniet,

Bloß eenmoal noch seehne ons Voaderhus.

Noch een eenzieget moal önne Wiehnachtstied

Wi as Kind to Wiehnacht goahne noah Hus.

 

Ach eenmoal noch höre jenn Wiehnachtsleed,

Dat doamoals so truutst hätt geklunge,

Dat Leed, dat wi Kinder öm Fierdagskleed

Am Wiehnachtsboom ömmer gesunge.

 

Wi wäre Kinder on foolde de Hand,

Wi deed forem Wiehnachtsmann beede.

De Stömm vom Wiehnachtsmann war ons bekannt,

Als wenn rein ons Voader deed reede.

 

Wi hell doch de Wiehnachtslichtkes gegleegt,

Wi am Boom bloß dat Engelhoar flömmert.

Ons Schwesterke hätt ehr Poppke geweegt,

Ihr Oog wie e Wiehnachtslicht schömmert.

 

Onn de Heilige Nacht, de ging dorch ons Land,

Olt on jung ehre Hände deed foole.

So wär et Tohus ön ons Heimatland,

Tohus, wenn wi Wiehnacht gehoole.

 

Seite 15   Foto. Nach einer Radierung von Hugo Ulbrich aus dem Jahre 1908

Das Königsberger Schloß im Winterkleid

Vor dem runden Seitenturm steht das Denkmal des Alten Kaisers; ganz rechts das Bismarck-Denkmal. Der Giebel der Schloßkirche zeigt noch den Charakter gotischer Bauweise; die geschwungenen Zierbögen oben am Mauerwerk, die wir in Erinnerung haben, wurden erst später zugefügt. Auch der Dienstmann vorn rechts gehört zum Bilde „der guten, alten Zeit"; im Hintergrund der Turm der Altstädtischen Kirche.

 

Seite 15   Der Himmel der Erwachsenen

Von Martin A. Borrmann

Die Flügelspitze des Weihnachtsengels, jenes gewaltigen, außerordentlichen Engels, der zum Feste die ganz großen Geschenke unter die Menschen verteilt, hatte mich gestreift. Ich war damals noch nicht dreißig Jahre alt und durfte trotzdem schon für den Buchverlag der alten „Frankfurter Zeitung" eine Weltreise machen. Es gab sogar Honorar dafür, und das alles kurz nach einer besonders dunklen Zeit, nach dem Ende der größten Inflation der Weltgeschichte. Gerade zum ersten Dezember 1923 war die Rentenmark eingeführt worden, allerdings zum Kurse von einer Billion alter Reichsmark. Es war eine astronomische Zahl; wir besorgen ja alles gründlich, was wir besorgen.

 

Jetzt war für den zweiundzwanzigsten Dezember für mich ein Treffen mit dem Leiter des Frankfurter Verlages in Berlin vereinbart worden, und dass ich mich dazu aus meiner Heimatstadt Königsberg pünktlich eingestellt hatte, war ja wohl klar. Der Vertrag wurde unterzeichnet, und dann mussten noch in einem Spezialhaus Tropensachen gekauft und für die damaligen niederländischen und englischen Kolonien sowie für Japan Visa besorgt werden, was zu meiner Empörung anderthalb Tage in Anspruch nahm, denn wir kannten diese segensreiche Einrichtung ja erst seit einigen Jahren. Einige andere Verzögerungen kamen hinzu, — kurz, ich erreichte nicht mehr, wie vorgesehen, am Dreiundzwanzigsten abends den Zug in die Heimat zurück.

 

„Nehmen Se morjen den zwoten Tageszug, junger Mann", riet mir der Pförtner am Bahnhof Friedrichstraße, den ich in meiner Verlegenheit um Rat gefragt hatte. Obgleich er sonst seine Auskünfte nur herunterzuschnarren pflegte, ohne die Fragenden auch nur anzublicken, fügte er diesmal weihnachtsmilde lächelnd hinzu: „Da fahren Se solo drin wie 'ne verlassene Braut oder een Fürst in seinem Salonwajen“.

 

So kam es auch. Als die imposante Lokomotive — sie hatte noch keine Stromlinienform, aber wirkte mit ihrer Schneehaube recht majestätisch —, als also unter der wohlvertrauten Ansage: „D-Zug in Richtung Küstrin, Landsberg, Schneidemühl, Dirschau, Königsberg" diese mächtige Lokomotive den langen Zug in die Halle des Bahnhofs Friedrichstraße fuhr, schien dieser völlig unbesetzt zu sein. Hernach fanden sich in der ersten und zweiten Klasse noch drei, in der dritten, die ich benutzte, vielleicht noch zehn Fahrgäste zusammen. So toll der Andrang zum Weihnachtsfest auf den Bahnen auch immer ist, am Heiligen Abend selbst reist niemand mehr; da hat man eben zu Hause zu sein oder zu Hause zu bleiben.

 

So fuhr ich wirklich fast als Einzelreisender durch das verschneite, in der milden Dezembersonne glänzende märkische Land. Aber allzu undankbar blickte ich auf das schöne Bild. Denn ich sah und hörte innerlich ganz andere Dinge: da stürzten haushohe, gläsern-grüne Monsunwellen über ein mutig vorwärts strebendes Schiff, da prasselte der Tropenregen auf ein Dach aus Blättern der Attap-Palme, da schwirrten die Giftpfeile durch die Schlinggewächse des Urwalds.

 

In Abständen kamen die Kellner mit dem Gong die Mahlzeiten ankündigen, doch folgte kaum einer ihrem Rufe; auch ich, gewohnt, dass eine Bockwurst etwa sechshundert Milliarden kostete, hielt mich zurück. Erst zum Nachmittagskaffee blieb ich für längere Zeit im Speisewagen.

 

Und da geschah es: auf allen Tischen waren winzige Tannenbäumchen aufgestellt und mit elektrischen Kerzen besteckt, und ich fuhr inmitten dieser Weihnachtslichter fast allein durch den dämmernden Abend. Es war ein unvergessliches Bild: der Frieden in der Unruhe, die Besinnlichkeit im Jagen, übrigens jagten wir in durchaus bescheidenen Grenzen dahin, zumal wir gerade die Strecke durch den Korridor fuhren wo ohnehin Geschwindigkeitsbegrenzung angeordnet war — mit gutem Grund, wie das Unglück bei Stargard später zeigte.

 

Hinter Elbing war von der Landschaft draußen nichts mehr zu sehen, nur die Bäumchen spiegelten sich in den schwarzen Scheiben. Braunsberg, Ponarth; dann war der alte Ostbahnhof erreicht. Ich will es hier ganz leise gestehen: ich liebte ihn in seiner verrußten Biedermeierschönheit, seiner Enge und seinen kurzen Bahnsteigen, auf denen der seltsame Mann mit der Riesenglocke die ankommenden Züge einläutete, stets mehr als den großen, schönen Neubau von 1929.

 

Der Vorplatz war dick verschneit. Nur wenige Autotaxen gab es damals, am Heiligabend 1923, auf dem Gelände, doch noch immer mehr als ein Dutzend Pferdedroschken, und zu der ersten wuchtete ich meinen Koffer mit den Tropensachen hin und schob ihn hinein, ohne weiter den vermummten Kutscher auf dem Bock zu beachten. Doch noch ehe ich mein Ziel hatte angeben können, klang es mir vertraut entgegen: „Ach Gottchen, Herr Martinchen, jetzt noch am Heilichabend unterwegs? Na, steigen Sie man ein und frohes Fest auch!"

 

Ich blickte hinein oder vielmehr hinauf in ein rotes, dickes, furchterregendes und doch freundliches Nikolausgesicht, das sich zu mir niederbeugte. Nein, dies Antlitz hatte mit den Tropen nichts mehr zu tun, eher schon mit dem Polareis. „Frohes Fest, lieber Herr Franz", antwortete ich. „Das ist ja wunderbar, dass ich Sie hier treffe. Wie geht es denn?" — „Na so weit ganz gut, Herr Martinchen, bloß der linke Arm, der spickt manchmal so dammlig. Es is ja auch ganz hübsch kalt geworden. Na, is ja auch die Zeit dafür“.

 

Wir begrüßten uns nun erst richtig. Es war Herr Franz aus der Fuhrhalterei in unserer Nachbarschaft. Viele Brautwagen und Trauerkutschen hatte er für dies Unternehmen gefahren, ehe er sich als Droschkenkutscher selbständig gemacht. Als ich noch ein kleiner Junge war, hatte er mir in einer nie laut werdenden Freundschaft oft Hafer für meine Kaninchen aus den Krippen seiner Pflegebefohlenen zugesteckt und später auch das Telefon im Geschäft gezeigt, von dem aus ich, unbelauscht und nur von vier großen Prunksärgen beobachtet, meine ersten verliebten Verabredungen treffen konnte.

 

Wir fuhren ab. Ich saß in dem kleinen, sanft schaukelnden Gemach und sah durch die befrorenen Scheiben hindurch in regelmäßigen Abständen die Straßenlaternen blinkfeuerhaft aufglänzen und wieder schwinden. (Wer das je, vielleicht in freundlicher Begleitung, erlebt hat, vergisst es nicht.) Wie warm ist es doch hier, dachte ich, trotz der Eisblumen am Fenster! Und wie schön und dauerhaft sind hier die Freundschaften und von einer Weite, wie sie vielleicht sogar die große Welt nicht hat, die mich jetzt hinauslockt.

 

Weihnachten beim Theater

Man spricht nicht oft davon und hört es auch nicht besonders gern, aber es muss doch einmal gesagt sein: Neben der großen Mehrzahl der Menschen, die in der Weihnachtszeit Freude, inneren Frieden und Besinnlichkeit empfinden, gibt es auch eine kleine Schar von Berufstätigen, für die das Fest eine Art Albdruck bedeutet. Warum? Es sind diejenigen, die den gewaltigen Strom der Weihnachtsfreude äußerlich oder innerlich organisieren und verteilen müssen. Die Theaterleute, die Leute vom Bau, wie wir uns nannten, gehören zu diesen Bedauernswerten. Vielleicht nicht in den Weltstädten, wo es vorkommen kann, dass ein Stück Jahre hindurch serienweise wiederholt wird. Aber in Königsberg, im Neuen Schauspielhaus, häuften sich zu Weihnachten die Premieren. Am ersten Feiertag war meist ein klassisches Lustspiel, am zweiten eine moderne Komödie fällig, dazwischen begann schon die Vorbereitung für das beliebte Kabarett am Silvester-Abend. Und diesmal, Ende der zwanziger Jahre, kam auch noch das Weihnachtsmärchen hinzu, mit dem wir schrecklich in Verzug geraten waren. Beim Weihnachtsmärchen, ohnehin dem Schmerzens- und Stiefkind aller Theater, wird die Regie zumeist einem Anfänger überlassen, der schon bei der Verteilung der Probezeiten von den prominenten Kollegen oft an die Wand gedrückt wird und dann dementsprechend mit dem Stück in Zeitnot gerät.

 

Wir hatten am Heiligabend also noch bis halb vier Uhr nachmittags am Weihnachtsmärchen geprobt, es war ein höllisches Durcheinander gewesen, und recht verzweifelt fuhr ich von der Hufenallee nach Hause. Das Wetter entsprach meiner Stimmung. Es gab nichts Unweihnachtlicheres als diesen eklig nieselnden Nebel, der seit heut früh die Stadt erfüllte und nicht recht wusste, ob er nun als Regen herabkommen oder oben bleiben sollte. Als ich in der Münzstraße aus der Straßenbahn stieg, um über die Schloßteichbrücke heimwärts zu gehen — die Wasserfluten darunter waren pechschwarz wie meine Seele —, suchte gerade ein Bettler mit seiner Geige, die bislang den Vorübergehenden das Lied von der Stillen Nacht kläglich genug in die Ohren gekratzt hatte, Zuflucht vor der nebligen Nässe im überdachten Eingang zum Miramar-Kino.

 

Auch zu Hause wichen Gereiztheit und Verzagtheit vorerst nicht von mir. Ich machte kein Licht, sondern blieb, an Leib und Seele erschöpft, in meiner Stube im Dunkeln sitzen.

 

Aber miteins begann ich aufzuhorchen. Ganz in der Ferne waren auf der Straße seltsame, leise und rhythmische Töne zu vernehmen. Da erkannte ich den Klang: natürlich, das waren die Choralbläser! Leider wurde es bald wieder still. „Also kommen sie nicht durch unsere Straße", dachte ich traurig, „sie kommen nicht an mir vorbei“.

 

Aber diese Überlegung trog. Gerade hatte ich diese pflichttreuen Musiker draußen schon wieder vergessen, als es dicht unter meinem Fenster überraschend losbrach mit der Grundgewalt der Gerichtsposaunen vom Jüngsten Tage. Ich lief zum Fenster: da zogen sie gerade unter mir vorbei, die Kragen hochgeschlagen, durchnässt und scheinbar doch nicht missmutig. Ein kleiner letzter Musikant, der zurückgeblieben war, eilte mit seinem Instrument auf der Mittelstraße allein den mächtig voranmarschierenden Jerichobläsern nach. Bei jedem vierten Marschtritt bliesen sie in die Posaunen, und so klang es, vielleicht nicht zur Freude moderner Organisten, aber dafür desto bedachtsam feierlicher und urgewaltiger herauf: „Vom  ---  Him --- mel --- hoch"

 

Unser Geschichts- und Religionslehrer, es war Professor Bruno Schumacher, hatte auf der Untersekunda zu uns gesagt: „Jetzt sind Ihnen zu Weihnachten noch die Geschenke die Hauptsache, hernach wird es immer mehr der Baum, und noch später sind es die Weihnachtslieder“. Er mochte wohl Recht gehabt haben, und ich war in dieser Stunde für seine Erkenntnis wohl reif geworden. Aber was für ein Lied war das auch, dass ich gehört hatte, in Wort und in Melodie einfach und doch hintergründig, voller Trost, aber nicht weichmütig! Wie hatte es durch böse und gute, dunkle und helle Jahrhunderte bestanden! Wie klein nahm sich gegenüber diesem unerschütterlichen Bestand all unser Arbeiten und Ringen am Theater aus, womit wir bestenfalls eine Vollkommenheit erreichten, die drei Stunden lang währte!

 

Ich trat vom Fenster zurück, ein wenig erschüttert, obwohl kaum etwas geschehen war, und es war ja auch eine gute Erschütterung, eine Bewegung zur Freude hin, die ich spürte. Plötzlich war alles in mir und um mich zurechtgerückt; die richtigen Maßstäbe hatten sich wieder eingestellt. Wer soeben den Sinn unseres Lebens geahnt hat, nämlich die Ankunft des Menschensohnes, des Helfers, in unserem Herzen vorzubereiten, der verzagt nicht vor dem Missglücken einiger Premieren.

 

Übrigens wurden diese, das war ja Ehrensache für das Neue Schauspielhaus, durchweg Erfolge, ja sogar die Aufführung des vertrakten Weihnachtsmärchens lief, unter dem Jubel der Kinder, einigermaßen glimpflich ab, jedenfalls ohne auch nur einen Schatten von jener Düsternis spüren zu lassen, die sich bei der Generalprobe so finster über mein Herz gelagert hatte.

 

Seite 15   Foto: Archiv LMO

Als noch die Pferdedroschken fuhren . . .

Dieses Bild bot der alte „Hauptbahnhof" vor dem Ersten Weltkrieg. Rechts erstreckt sich das Empfangsgebäude des Ostbahnhofs, links der Bahnhof der – nach Masuren führenden – Südbahn.

 

Seite 16   Ostpreußische Späßchen

Der Engel mit der Armbanduhr

Im Krugsaal gab es ein Krippenspiel zu sehen. Aus den Nachbarorten waren Alt und Jung herbeigekommen durch Wind und Schneematsch. Zwei Stunden lang saßen sie da und warteten auf den Beginn des Festes. Vor der Bühne standen lange Stuhlreihen, wie immer, wenn „Theater" gespielt wurde. Niemand wagte es, dabei zu stören. Die Krugwirte waren damals noch rücksichtsvoll und schenkten erst aus, wenn alle Aufführungen zu Ende waren.

 

Nun war der Saal voll besetzt, ganz hinten stand die Jugend, und vorn saßen einige Kinderchen auf der Erde. Man wartete gespannt auf das Glöckchen, und die Kinder ließen kein Auge vom Vorhang. Ging er bald auf? Dann würden sie die ganze Feierlichkeit sehen. Das Postfräulein als Maria und den Tischlergesellen als Josef, ja, sie wussten schon genau, wer jede Rolle spielte. Einige Vorwitzige wagten sich auf das Treppchen vor der Bühne und lugten durch den Vorhang, bis der Herr Lehrer das Schweigen unterbrach und sie laut auf ihre „Parkettplätze" zurückwies.

 

In der ersten Reihe saß der Dorfschuster, ein Kriegsbeschädigter, der zwar sein Bein, nicht aber den Humor verloren hatte. Während alles saß und wartete, versuchte er durch ein paar spaßige Bemerkungen die Langeweile zu vertreiben.

 

„Na, Kinderchen!", rief er, „seid man nicht so neugierig! Geduld müsst ihr haben wie die Engelchen, denn kriegt ihr sie auch nachdem zu sehen! Passt man auf, so flink wie der Deubel geht es hier bei uns nicht. Immer mit die Ruhe und Gemütlichkeit! Kömmst nich hiede, kömmst doch morje! Äwermorje ganz jewess! Na, aber wenn ihr noch mal durch den Vorhang kickt, denn kommt der Deubel leibhaftig und packt euch am Kragen!"

 

Da kicherten die Kinder und blieben still sitzen.

 

Nun mussten die Spieler doch längst umgezogen sein! Ja, alle standen sie ungeduldig in der Garderobe. Hölzkes Anna war nicht zu Maß gekommen, denn sie hatte Geburtstag, und der Paul war erst so spät mit dem Rad aus der kleinen benachbarten Stadt gekommen und hatte ihr eine Armbanduhr mitgebracht. Da stand eingraviert: „Seiner lieben Anni von ihrem Paul“. Immer wieder las sie das, und es war ihr etwas befremdlich, dass da „Anni" stand. So nannte sie doch kein Mensch, aber Paul fand das feiner.

 

Nun trug sie ein Engelsgewand und reckte sich vor dem winzigen Spiegel, der viel zu hoch hing, um sich die langen Haare zu kämmen. Die rochen schön nach Kamillen. Jetzt noch den goldenen Reifen ins Haar, und sie war fertig. Wirklich, ein hübsches, großes Mädchen, wie es viele bei uns gab.

 

Schnell auf die Bühne! Die anderen Engel standen schon da, und Anna sollte ganz vorn in der Mitte stehen, sollte den Arm verkündend heben und dazu den Vorspruch aufsagen, Ach, ihr bubberte schon! Wie würde Paul sie bewundern!

 

„Anna, schnell, nimm die Uhr ab!", rief Fräulein Patschke, die Spielleiterin. Anna machte ein böses Gesicht, zog am Verschluss und sagte: „Ach, die krieg ich nicht auf!" Wupp, war sie auf der Bühne! Sie konnte den Paul doch nicht kränken und ohne die neue Uhr auftreten. Ein Glück, der Vorhang teilte sich, und Anna, der Engel, hob den Arm mit der Uhr, so hoch sie konnte. Ihre Augen suchten Paul, und es dauerte ein Weilchen, bis sie mit dem Vorspruch begann.

 

Alles wartete gespannt. Nanu, — kam denn nuscht?

 

Da durchbrach der Dorfschuster das Schweigen. Indem er zur Armbanduhr hinaufblinzelte, reckte auch er seinen Arm in die Höhe, zeigte auf das schöne Stück und rief, dass es durch den ganzen Saal schallte:

 

„Aber nanu — englisches Fräulein! Sagen Sie mal: Wieviel ist die Uhr in der Ewigkeit?" H. v. L.

 

Aus alten Zeiten ...

Die nachfolgenden Späßchen stellte uns eine achtzigjährige Leserin zur Verfügung.

Als wir, viele Jahrzehnte ist es her, in einer Gemeinde des Kreises Pr.-Eylau aufwuchsen, kam einmal Familienbesuch aus Königsberg. Ein großer Kreis versammelte sich um den Mittagstisch, es gab Klunkermus, und die Gäste griffen tüchtig zu. Mein kleiner Bruder thronte auf seinem hohen Kinderstuhl und verfolgte argwöhnisch, wie unser Besuch sich immer wieder etwas auf den Teller tat Schließlich rief er ängstlich: „Mutter, et ös nich mehr väl!"

 

In unserer Heimat fragte einmal der Schullehrer die Kinder in jenen Jahren, ob sie schon wüssten, was denn eigentlich der Unterschied zwischen einer Frau und einer Dame sei. Zunächst waren alle mucksmäuschenstill und verlegen. Schliesslich meldet sich Fritzchen und meinte: E Doam ös e utgeputztet Wiev!"

 

In unserer Schule hatten gerade die ABC-Schützen begonnen, die hohe und schwere Schreibkunst zu erlernen. Dem. kleinen Otto von unseren Nachbarsleuten wollte es noch nicht so recht gelingen, die Buchstaben nachzuschreiben. Da nahm der Lehrer Ottos Hand und führte sie. Sehr selbstzufrieden und erstaunt rief darauf der kleine Otto: „Na weetst, dat hätt eck nicht geglowt, dat eck so stramm sdchriewe kunn!" H.K.

 

Wer den Schaden hat . . .

In jenen Jahren, als das Automobil in Königsberg noch eine Seltenheit im Straßenverkehr war, besaß auch mein Onkel einen solchen „Teufelswagen" und fuhr ihn sogar selbst. Voller Stolz überquerte er einmal die Altstädtische Langgasse und überholte mit viel Geknatter und Gepuffe den Kutscher der Ponarther Brauerei, dessen Rösser den schweren Wagen gemächlich, aber sicher den Schloßberg heraufzogen. Schon hatte mein Onkel den steilen Berg mit kühnem Schwung beinahe geschafft, da würgte er plötzlich den Motor ab und saß fest. Er rackerte weidlich an all den vielen Hebeln, die damals zu einem Auto gehörten, bekam die Karre aber nicht wieder in Gang. Inzwischen kam in aller Gemütsruhe der Ponarther Bierwagen an ihm vorbei. Der Kutscher, ein alter Spaßvogel, beugte sich vom Bock zu meinem Onkel herab und sagte augenzwinkernd: „Nimm man de Pitsch, denn jehts!" M. H.

 

Donner und Doria

Vor etwa achtzig bis neunzig Jahren lebte im östlichen Samland der alte Glasermeister P., der damals mit seinem Glaskasten auf dem Rücken von Ort zu Ort wanderte und überall beliebt und geschätzt war. P. war ein richtiger Eulenspiegel, von dem man sich viele nette Geschichten erzählt. Zum Winter fuhr er sich regelmäßig Stubben heran und schichtete sie säuberlich im Hofraum auf. Einmal nun musste er feststellen, dass gelegentlich von seinem hölzernen Schatz gemaust wurde. Aber P. war nicht auf den Kopf gefallen. Er bohrte also kurzerhand einige Holzkloben an und füllte die Löcher mit Sprengpulver. Als er eines Abends gemütlich in seiner Wohnung saß, gab es in der Wohnung unter ihm einen gewaltigen Knall. Der Ofen des Nachbarn fiel in Trümmer. P. blinzelte seiner Frau zu und meinte bedeutsam: „Hörscht, Modder, wi onsre Stobbes knalle?" J. K

 

Schwierig, sich zu orientieren

Bauer Z. aus einem Dorf der Elchniederung war zu einem Holztermin gefahren, und dieser wurde mit einer ausgiebigen Zecherei beendet. Die klugen und ruhigen Pferde brachten den Herrn sicher zum heimatlichen Hof; sie hielten vorschriftsmäßig vor der Haustür. Durch das Halten des Wagens aus seinem tiefen Schlaf halb erwacht, zuckelte Z. an der Leine, wie es so seine Art war. Die Pferde, die diese Touren schon kannten, zogen wieder an und gingen durch das Hoftor auf die Straße, um durch ein anderes Tor wieder auf den Hof zurückzukehren und vor der Haustür zu halten. Das wiederholte sich nun mehrere Male, bis endlich die teure Gattin, eben aus dem Schlaf erwacht, die Geschichte bemerkte, auf den Hof trat und den Schlafenden ansprach. Dieser aber, immer noch im Halbschlaf und noch lange nicht nüchtern, rief nur ärgerlich: „Herr Förster, wo ist nun Jagen 129?" G. E.

 

Mutter darf's nicht wissen

An einer Treibjagd in unserer Gemeinde nahm einst auch Herr M. teil Während das Ergebnis der Jagd im Allgemeinen recht gut war, hatte M. besonderes Pech. Er kam einfach nicht zum Schuss. Als man sich anschließend im Dorfkrug zum Schüsseltreiben versammelte, entfernte sich M. heimlich, und gleich darauf vernahm man draußen eine gewaltige Knallerei. Alle stürzten heraus, um die Ursache des Schießens zu erkunden. Da fand man hinter der Scheune den guten M., der unentwegt einen Schuss nach dem anderen in die Luft jagte. Auf die Frage, was das denn nun bedeuten solle, erwiderte er grimmig: „Was soll mein Emmchen sagen, wenn ich die ganze Munition nach Haus bring?" F. S.

 

Er weiß Bescheid

Meine Nichte fuhr einmal mit ihrem dreijährigen Söhnchen nach Königsberg. Karlchen war noch nie in der Stadt gewesen und bestaunte alles. Man kam schließlich in ein Geschäft, wo es nur Damenbedienung gab. Karlchen schaute sich das eine Zeitlang an und flüsterte dann seiner Mutter zu: „Alles Tantens, keine Onkels. Ich weiß, die Onkels fahren alle Mist!" H. P.

 

Zu Hause

In einer ostpreußischen Stadt war ein Amtsgerichtsrat tätig, sehr beliebt bei der Bevölkerung und alleinstehender Witwer. Er bewohnte in einem Hause eine Wohnung von der gleichen Art wie sein verheirateter Kollege, nur eben eine Etage höher. Als er einmal wieder mit einiger Schlagseite heimkam, läutete er ein Stockwerk zu tief. Die Gattin seines Kollegen öffnete. Er aber, voll des süßen Grogs, trat unbekümmert ein in der Meinung, in seiner Wohnung zu sein, hängte im Flur den Hut an die Wand und trat dann in das Wohnzimmer. Als er sich dann dort umschaute und die erstaunte Hausfrau vor sich sah, da stellte er die Frage: „Bin ich zu Haus oder bin ich bei Eich?" G. E.

 

Berufswahl

Unsere kleine Nichte Lotte war ein recht aufgewecktes Kind. Sie mochte etwa sieben Jahre sein, als wir einmal Besuch erhielten. Diesem erzählte sie todernst, sie wolle unbedingt Lehrerin werden. Wir Erwachsenen meinten lächelnd, sie soll es doch lieber einmal damit versuchen, im Geschäft ihres Vaters zu helfen. Lottchen aber sah uns prüfend an und meinte dann: „Ach so, vleicht umsonst? Nei nei, als Lehrerin brauch ich nich ums Geld zu prachern!" G. G.

 

Sie kommt vom Arzt zurück

Er: „Na — was hast?"

Sie: „Nu — Bandchenscheibchenschadchen!"

 

Seite 16  Bootstaufe

Von Frau E. Th., geb K., aus Königsberg erhielten wir folgende lustige Geschichte:

„Ihr Bericht über die Gründung des Rudervereins ‚Prussia' hat uns sehr interessiert, denn wir waren bei der Gründung dabei. Im neuen Bootshaus sollte ich — damals gerade zwanzig Jahre alt — einen ‚Sechser' taufen. Außer dem Oberbürgermeister von Königsberg nahmen noch andere bedeutende Persönlichkeiten an der Feier teil und ich war daher sehr aufgeregt. Bei dem Taufspruch: ,Ich taufe dich auf den Namen . . .' kam ich nur bis ,Po . . .', dann wurde ich durch den Zuruf unterbrochen: ‚Lauter!', worauf ich mit lauterer Stimme den Spruch vollendete. Dann zerschellte ich das Sektglas. Das Boot wurde fortan nur noch ‚Poposeidon' genannt“.

 

Der Mitternachts-Hermann

Wie überall, so gab es auch in unserer Heimat Originale, die sich aus der Masse ihrer Mitmenschen durch besondere Eigenheiten heraushoben. Wenn wir jetzt von einem dieser Originale aus Ostpreußen erzählen, dann hoffen wir, dass diejenigen unserer Leser, die unsere Heimat nicht kennen, nun nicht etwa annehmen, viele Ostpreußen seien so gewesen wie der Mitternachts-Hermann, von dem unsere kleine Geschichte handelt.

 

In einem Dorf irgendwo in Ostpreußen lebte in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ein Bauer, der in der ganzen Umgegend nur der Mitternachts-Hermann genannt wurde. Diesen Beinamen hatte er wegen seiner mehr als merkwürdigen Lebensweise erhalten. Vom Arbeiten hielt er nicht übermäßig viel, und anscheinend konnte er auch die Sonne nicht leiden. Tagsüber bekam man ihn nur selten zu Gesicht. Erst gegen Abend pflegte er seinen „Dachsbau“ zu verlassen und an die Feldarbeit zu gehen. Wenn die Leute im Dorf längst schliefen, dann konnte man oft sein Fuhrwerk vorbeirollen hören, mit dem er Getreide oder Hackfrüchte in die Scheune fuhr.

 

So geschah es fast jedes Jahr, dass der erste Schnee seine Roggenhocken überraschte und er erst den Schnee von den Garben abschlackern musste, ehe er sie auf den Wagen lud. Ein Teil der Kartoffeln und Rüben auf seinen Feldern stand auch noch um Weihnachten herum in der Erde. Das focht den Mitternachts-Hermann aber nicht weiter an. Wenn einer ihn daraufhin ansprach, dann sagte er nur: „Dat hewwt noch Tied. Kömmt Tied, kömmt Roat“! Dieser Ausspruch wurde in der ganzen Umgebung zum geflügelten Wort.

 

Da seine Besitzung nur klein war, machte er nebenbei noch Lohnfuhren. Aber auch die erledigte er immer nur nachts. Es geschah ihm oft, dass eine nächtliche Streife von der Gendarmerie ihn anhielt, weil der Beamte annahm, dass dieser Mann auf unrechten Wegen wandele. Manche Nachtstunden musste er deswegen auch in einem Spritzenhaus zubringen, bis am nächsten Morgen die Harmlosigkeit seines Tuns aufgeklärt werden konnte.

 

Das tollste Stück aber erlebte ich mit dem Mitternachts-Hermann an einem Weihnachts-Heiligabend. Der Kirchgang lag schon hinter uns, die Bescherung war vorbei. Wir hatten zu Abend gegessen und saßen gemütlich beim Weihnachtspunsch. Da klopfte es auf einmal draußen an der Tür. Erstaunt über den späten Besuch ging ich hinaus. Da stand der Mitternachts-Hermann.

 

„Na, Hermann", sagte ich, „was führt Sie denn noch so spät zu mir? Wir wollen bald schlafen gehen!"

 

Dem Mitternachts-Hermann schien diese etwas ungeduldige Anrede auch die Sprache zu verschlagen. Er drehte eine Weile seine Mütze in den Händen und brachte schließlich hervor: „Joa, Herr Verwalter, dat ös nu moal so. Kömmt Tied, kömmt Roat. Entschuldjen se man. Oawer mien Fru meent ok, nu wärsch Tied. Un so wull eck denn man froage, ob eck nich e Wiehnachtsboom kreege künn“.

 

Das verschlug mir die Rede. Die Dorfbewohner pflegten sich zwar ihre Weihnachtsbäume beim Gut zu bestellen; aber wir hatten sie natürlich nicht auf Lager.

 

„Hermann", sagte ich also, „Sie verlangen doch etwa nicht von mir, dass ich jetzt mitten in der Nacht mit Ihnen in den Wald gehe und Ihnen einen Weihnachtsbaum gebe?"

 

„Na, denn ok nich", meinte Hermann schlicht „Kömmt Tied, kömmt Roat. Hoal eck em denn noah de Fierdoag“.

 

Und so geschah es. Am dritten Weihnachtsfeiertag holte sich Mitternachts-Hermann seinen Weihnachtsbaum. Hans Grude

 

Die Erbtante

Wir hatten eine Erbtante, der es zwar wirtschaftlich gut ging, die aber recht knauserig war. Vor Weihnachten machten wir Kinder ihr dann immer sehr deutlich klar, was wir uns wünschten. Meistens war sie dann recht schwerhörig. Aber im letzten Jahr ihres Lebens bekamen wir plötzlich alle unsere Wünsche erfüllt. Nachdem wir sie am Heiligen Abend doll abgedrückt hatten, machte sie mit einem Mal eine sehr bekümmerte Miene. Nach der Ursache ihres Kummers befragt, sagte sie „Jeder bekam was er wollt, und nu hast selbst nuscht und speilst die Zähne inne Luft“. U. G.

 

Zeichnung: Zu früh geentert (Einst in Königsberg)

„Wi koame ut Tolkemit mit Ziegels“. –

„Un wi ut Karkeln mit Zippels un Gurke. —

„Wull wi oawends enem danze?“ –

„Na … öck weet nich … dank scheen,

öck bliew man läwer vor Anker“!

 

Seite 16   Eine ungewöhnliche Brautwerbung

Diese Geschichte erzählt von einer entschlossenen, tapferen Frau, aber sie berichtet zugleich auch von einem lustigen Streich, der einer Behörde gespielt wurde, von einer Art Eulenspiegelei, von einem Streich, der sich auf einem ernsten Hintergrund abspielte, und zwar in Heydekrug im Memelland. Obzwar schon jeder, der damals in Heydekrug lebte, und viele andere Landsleute, die von der Geschichte hörten, wissen, um wen es sich handelt, sollen die Namen nicht genannt werden.

 

Es war in den Jahren, als das von Deutschland abgetrennte Memelgebiet von Litauen aus besetzt wurde, also in den ersten Jahren nach 1923. Die einzige Haushaltungsschule für Mädchen, die es damals im Memelgebiet gab, wurde von einer Reichsdeutschen geleitet, von Fräulein W. Eines Tages nun wurde sie von den litauischen Behörden ausgewiesen. Das bedeutete, dass die Schule schließen musste, denn es gab damals im Memelgebiet niemand, der für eine solche Stellung ausgebildet war. Die in Frage kommenden Stellen, vor allem die landwirtschaftlichen Kreise, die Fräulein W. sehr schätzten, unternahmen alles, damit die Ausweisung rückgängig gemacht wird, aber sie hatten keinen Erfolg. Es kam der Abend mit einer letzten Abschiedsveranstaltung, am nächsten Morgen musste Fräulein W. über die Grenze nach dem Reich fahren, und so schlief sie denn in der letzten Nacht in Heydekrug mitten zwischen ihren gepackten Sachen.

 

An diesem Abend vor der Abfahrt saßen im Hotel Germania in Heydekrug eine ganze Anzahl von Herren zusammen, tranken einen und kamen dabei auch auf diesen Fall zu sprechen. Einige Grogs beflügelten die Phantasien, und so kam der Leiter des Kreiskrankenhausos, Dr. K., auf einen genialen Gedanken. Ihm fiel nämlich ein, dass in seinem Krankenhaus ein Ortsarmer namens T. liege, mit dessen Tod in etwa vierundzwanzig Stunden man rechnen musste. T. war memelländischer Staatsangehöriger. Wenn Fräulein W. sich entschließen würde, T. zu heiraten, dann würde sie damit Memelländerin werden, die Ausweisung könnte von den litauischen Behörden nicht mehr vorgenommen werden. Der Bürgermeister, der zugleich Standesbeamter war, saß natürlich ebenfalls mitten in der Runde, und er war sofort bereit, die Amtshandlung vorzunehmen, wenn Fräulein W. dem Plan zustimmen würde. Dr. K. wollte die ärztliche Bescheinigung ausstellen, dass der Bräutigam lebensgefährlich krank sei; die Aufgebotsfrist konnte also fortfallen.

 

So begaben sich zu mitternächtlicher Stunde drei Herren zu Fräulein W. und trugen ihr diesen Plan vor. Nur eine Frau mit der ungewöhnlichen Entschlusskraft und der Energie, wie Fräulein W. sie besitzt, war in der Lage, zu diesem ungewöhnlichen Vorschlag, auch noch zu so ungewöhnlicher Stunde vorgetragen, sofort ein Ja zu sagen. Der Kranke war ebenfalls einverstanden, und so wurde die Trauung sofort vollzogen. Der Ehemann starb. Er wurde von Fräulein W., die nun eine Frau T.-W. geworden war, ehrenvoll beigesetzt. Die Behörden, denen dieser Streich gespielt worden war, schauten dumm drein.

 

Diese mutige und entschlossene Frau hat in ihrer verantwortungsvollen Stellung bis zum Oktober 1944 gewirkt und nach der Räumung von Heydekrug mit ihrer Haushaltungsschule die zurückgebliebenen Beamten und Einwohner und auch noch zahlreiche Flüchtlinge verpflegt. Sie verließ Heydekrug in letzter Minute.

 

Seite 17   Die Angerburger Piraten trumpfen auf.

Eine vergnügliche Geschichte von flinken Jungs auf schnellen Kufen.

Markus Joachim Tidick.

Foto: Aufnahme Ernst Grün

Piraten auf dem Schwenzaitsee

Unsere ostpreußische Heimat bietet mit den beiden Haffen und mit den vielen Hunderten zusammenhängenden Seen in Masuren geradezu ideale Gebiete für das Eissegeln. Auf dem Schwenzaitsee unweit von Angerburg, fand in jedem Winter die Internationale Eissegelwoche statt. Die Jachten, mit denen dort um die Deutsche Meisterschalt gekämptt wurde, waren nach allen Regeln der Segelkunst gebaut. Aber mit der gleichen Leidenschaft wie die zünftigen Sportler gaben sich auch die „wilden" Segler, die „Piraten", diesem wundervollen Sport hin: mit ihren Booten konnten sie bei günstigem Wind genauso im Hundert-Kilometer-Tempo über die Eisfläche rasen wie die Sportsegler. Unsere Aufnahme hier zeigt „Piraten“ mit ihren Booten auf dem Schwenzaitsee in der Nähe von Angerburg. Wie sie sich einmal dagegen empörten, „Piraten" genannt zu werden und welchen Ausgang diese Revolution nahm, davon erzählt auf dieser Seite sehr launig Markus Joachim Tidick; er ist ein sehr bekannter Eissegler, 1938 errang er die Deutsche Eissegelmeisterschaft.

 

Was ich zu erzählen habe, ist zwar nicht erstunken und erlogen, aber ihr müsst mir schon erlauben, dass ich von der sogenannten „dichterischen Freiheit" Gebrauch mache. Das soll keine Entschuldigung sein. Ich bin kein Geschichtsschreiber, sondern ich schreibe lediglich eine Geschichte, — ein gewaltiger Unterschied, wie ihr zugeben müsst. Und ich möchte durch diese Vorbemerkung nur verhüten, dass etwa ein Zeuge jener Ereignisse aufsteht und sagt: „Stimmt gar nicht! Der Wilhelm hieß in Wirklichkeit Franz, einen Peter gab's überhaupt nicht, und Heinrich war nicht der Sohn vom Lehrer, sondern vom Pastor“.

 

Denn ohne Zweifel gibt es viele Menschen, die nicht nur die Angerburger Piraten kennen, sondern selbst einmal zu ihnen gehört haben. Aber die kennen dann vielleicht auch mich von den Eissegelrennen auf dem Schwenzaitsee und werden mir solche Kleinigkeiten nicht ankreiden, — weiß man doch, wie es ist, wenn Segler zu klönen anfangen!

 

Mit dem Wort Piraten sind wir nun sozusagen schon mitten in unserer Geschichte. Piraten sind Seeräuber, nicht wahr? Aber die Angerburger Piraten trieben ihr Unwesen nicht auf den sieben Weltmeeren, sie segelten auch nicht auf einer Brigg oder Bark oder sonst einem großen Segelschiff unter schwarzer Totenkopfflagge, sie hatten weder Kanonen noch Enterbeil und überfielen nicht die Schiffe der Kaufleute. Ihr Revier war vielmehr die Eisdecke des Schwenzaitsees in Masuren, sie wohnten in den Dörfern ringsum, und ihre Fahrzeuge waren selbstgebaute Segelschlitten, mit denen sie wesentlich schneller segelten, als der schnellste Piratenhäuptling irgendwo auf hoher See. Außerdem aber waren sie nicht starke raue Männer, sondern Jungen von — na, sagen wir so von acht Jahren an aufwärts. Eine tolle Gesellschaft! Eine prächtige tolle Gesellschaft möchte ich ergänzen.

 

„Diese verflixten Piraten!"

Warum sie Piraten genannt wurden? Tja, das hat nun eine etwas betrübliche Ursache. Vermutlich hat irgendwann einmal einer der erwachsenen Eissegler, deren Eisjachten auf dem See standen oder die von auswärts zu den großen Angerburger Eissegelrennen kamen, wahrscheinlich hat also einer von ihnen eines Tages wütend gebrüllt: „Diese verflixten Piraten!" Weil er feststellte, dass ihm einige Dinge fehlten, die er bis vor kurzem besessen hatte. Nicht etwa die Brieftasche oder der Koffer oder das Auto oder die Unterhosen! Was fehlte, war immer nur Zubehör für Segelschlitten. Blöcke, Spanner, Schäkel, Schoten und dergleichen. So etwas verdunstete. Eine Eisjacht aus Berlin stand einmal völlig nackt da. Die einzigen Interessenten für derartige Spezialitäten aber waren jene Jungen aus der Umgebung, die selber so brennend gerne eissegeln wollten, die angefangen hatten, sich mit eigener Hand kleine Segelschlitten zu bauen und die zwar eine Riesenbegeisterung, aber leider sehr wenig Geld besaßen. So mopsten sie. Natürlich nicht alle! Bewahre! Aber mal dieser, mal jener, mal dieses, mal jenes. Die großen Segler konnten das ja so gut verstehen, obwohl sie sich darüber nicht gerade zu freuen vermochten.

 

Kurz und gut, — eines Tages waren sie alle unter dem Begriff „Piraten" bekannt. Und wiederum eines Tages wurden sie über die Ufer des Schwenzaitsees und ihre Dorfgrenzen hinaus berühmt, denn sie zogen als fester und nicht unwichtiger Programmteil in die Gesamtveranstaltung der Deutschen Eissegelmeisterschaften ein! Ja, und dann kam der Tag, an dem diese Bengels, die da segelten, die man mit verfrorenen Gesichtern und laufenden Nasen auf dem Eis herumstehen sah, an dem sie der Stadt Angerburg, dem Hort des deutschen Eissegelsports, den Veranstaltern internationaler Meisterschaften sozusagen den Krieg erklärten. Zwar besagen laufende Nasen nichts gegen schnelles Segeln. Bei der Überreichung von Kriegserklärungen sind sie indessen ungewöhnlich.

 

Mit Mutters Bettlaken

Doch bleiben wir noch beim schnellen Segeln! Ich kann mir nämlich nicht denken dass es überhaupt zu dieser Kriegserklärung gekommen wäre, wenn die Segelschlitten weniger schnell segeln würden. So ein Segelschlitten besteht aus einem langgestreckten schmalen Rumpf, der in seinem vorderen Drittel auf einer Querplanke, der Läuferplanke liegt. An den Enden der Läuferplanke sitzen die Seitenkufen, am Ende des Rumpfes die drehbare Steuerkufe, obendrauf stellt man Mast mit Segel. Die Grundform ist also nicht kompliziert, ein primitiver kleiner Schlitten ist leicht zu bauen. Und wenn die raffinierten Rennjachten 120, ja mitunter 150 Kilometer in der Stunde laufen können, dann schafft auch ein kleines selbstgebasteltes Eisbaby einfachster Art immer noch seine 40, 50 oder mehr. In dieser spielend zu erreichenden hohen Geschwindigkeit sitzt das Geheimnis, liegt die mächtige Anziehungskraft dieses Sports begründet.

 

So ein primitives Fahrzeug war zum Beispiel der Schlitten von dem kleinen Albert Krause, den die Jungen nur Abbi riefen. Ihm hatte — wie auch anderen — der Vater geholfen, das Ding zusammenzuzimmern, während Mutter ein Laken herausrücken und ein Segel nähen musste. „Dat fährt und dat jenögt", hatte der alte Krause gemeint. Hatte der ne Ahnung! Jawohl, „es fuhr", aber es genügte keineswegs, jedenfalls nicht für lange. Abbi war kaum zwölf Jahre. Er beherrschte das Segeln im Handumdrehen, und er war glücklich, wenn sein Schlitten in Fahrt kam, wenn die Kufen zu rumpeln und zu dröhnen begannen, wenn der Wind an den Spanndrähten pfiff und ihm der Schnodder von der Nase flog. Aber ihn zog es wie alle anderen mit magischer Gewalt dort hinüber, wo vor der Jägerhöhe die großen Vorbilder standen, die großen Rennschlitten. Wo der „Silberstreifen" aus Ogonken trainierte, wo der knallrote „Rih" aus Königsberg aufgebaut wurde, wo man den schwarz-roten „Spuk" auftakelte, wo auf den Masten Clubstander aus Riga und Reval flatterten.

 

Urplötzlich aus der Weite des Sees, auf dessen dicker Eisdecke weiße Schneewehen und dunkle, spiegelglatte Flächen ein blickverwirrendes Muster bildeten, tauchte die Piratenflotte auf wie ein Hornissenschwarm. Zunächst eine Handvoll schwarzer Punkte, die rasend schnell näher kamen, größer wurden, neben- und hintereinander herandonnerten, schwenkten, wieder davonstoben, ebenso überraschend zurückkamen und stoppten.

 

Ja, und dann guckten und begutachteten sie, dann holten sie Zollstöcke heraus und maßen nach, suchten die Konstruktionsgeheimnisse der Rennjachten zu ergründen, sahen wie Kufen befestigt, die Schot zum Bedienen des Segels geführt, wie die stromlinienförmigen Verkleidungen gebaut waren. Sie fanden Helfer und Ratgeber bei ihrem einheimischen Europameister Tepper und bei anderen Seglern. Manch ein Stück Zubehör wurde ihnen auch gescchenkt. Und schon im nächsten Winter hatte auch Abbi's Schlitten einen neuen verlängerten Rumpf, der Sohn vom Krugwirt baute einen piekfeinen, der fast schon wie „die drüben" aussah, und in ähnlicher Weise ging es überall voran.

 

Kein Wunder also, dass man in Angerburg eines Tages auf die Idee kam, auch Rennen für die Piraten durchzuführen, den Siegern Preise zu stiften und diese volkstümlichste Form des Eissegelsports den staunenden Zuschauern vor der Jägerhöhe innerhalb der Internationalen Eissegelwoche vorzuführen. Kein Wunder aber auch, dass das Selbstbewusstsein der Piraten stieg. Ihre Schlitten waren jetzt nach der Segelgröße in Klassen eingeteilt, wie das auch bei den Großen der Fall war, sie wurden gefördert, sie mopsten nicht mehr. Aber der Name „Piraten" blieb.

 

Kriegserklärung an Angerburg

„Ja, das war es!" „Wer klaut hier?", schrie der stämmige Schorsch Panka, „wer klaut? keener, nich? To wat loate wi ons ömmer noch Pirate schempe?"

 

Sie standen versammelt auf dem Eis. Aus allen Dörfern. Die Größeren in der Mitte, die Kleineren teils dazwischengedrängt, teils mehr am Rande. Man merkte, sie waren organisiert. Nicht durch die Mitgliedschaft in einem Verein, nicht durch Schreibkram und Stempel, aber sie waren es. Das Segeln lag ihnen am Herzen, die Rennen und ebenfalls die Preise, aber die „Piraten" wollten sie nicht mehr sein.

 

Es muss wohl doch ein bisschen schlechtes Gewissen in Erinnerung an vergangene Zeiten gewesen sein, das ihnen die Bezeichnung ehrenrührig unangenehm, unerwünscht erscheinen ließ. Alle anderen Leute fanden den Namen großartig und haben an die Herkunft kaum gedacht.

 

Jedenfalls hatte der Schorsch alle hinter sich, als er forderte, die Bezeichnung Piraten müsse ab sofort aufhören. Sie stimmten zu, sie schrien durcheinander — schreien macht außerdem warm —, und ausgerechnet der kleine Abbi fand das richtige Stichwort, als er dazwischenkrähte: „Sonst starte wi nich mehr“. „Jawoll“, brüllte schon der nächste, „wenn se nich ophäre, dann starte wi nich, un denn kann de dicke Börgermeester sehne, wo he mit sien Programm blöwt!" — „Wi erkläre Angerburg den Krieg!"

 

Gut, das war beschlossen. Aber wie macht man sowas? Wie übermittelt man dem Bürgermeister das Ultimatum? Aufschreiben, begründen, Unterschriften darunter und hinschicken? Dat ist eine dumme Sache, zum Beispiel wegen der Handschrift oder wegen der Ausdrucksweise. Und könnten nicht sogar orthographische Fehler — —? Schreibkram ist etwas anderes als Segeln. Nein, sie wollten nicht schreiben, wenn es manchen auch sehr schick und großartig vorgekommen wäre. Sie machten etwas ganz anderes. Sie suchten sich einen Anwalt, sie wussten sogar sofort, wo er zu finden war, und so kam es, dass sie ihre Schlitten anschoben, hineinsprangen und nach wenigen Minuten mit wild knatternden Segeln vor dem Sägewerk Ogonken hielten, das ihrem großen Freund, dem Europameister Georg Tepper gehörte.

 

Verhandlungen mit dem Bürgermeister

So kam es ferner, dass bald darauf Meister Tepper mit einem leisen Lächeln in den Mundwinkeln, aber sonst ganz offiziell, dem Bürgermeister die Botschaft der Piraten überbrachte, und dass dieser sich zunächst erboste und aufpustete, um dann zu überlegen, was er tun könne.

 

Zwar waren natürlich die Meisterschaftsrennen, für deren sportliche Durchführung der Angerburger Jacht-Klub zu sorgen hatte, unabhängig von den Piraten und auch von den Zuschauern. Der Bürgermeister aber dachte an die Verkehrswerbung, an den Ruhm der Stadt, an Sonderzüge, die Tausende von Zuschauern heranschleppen sollten. Und diesen Zuschauern musste Tag für Tag etwas geboten werden. In seinen Plänen waren die Piratenrennen eine erstklassige Nummer zum Vorzeigen. Volkstümlicher Sport! Die schnellsten Jungen Deutschlands! Längst waren sie in der Vorpropaganda erwähnt worden, sie standen im gedruckten Programm und jetzt, nein, das ging zu weit. Er, der Bürgermeister, zweihundert Pfund schwer, Repräsentant und erster Würdenträger, er sollte sich sein Programm vermasseln lassen? „Was denken sich diese Lausejungen", schrie er und donnerte die Faust auf den Schreibtisch. „Man sollte — — ich werde . . .!"

 

Hm, aber was? Einsperren lassen? Ging ja wohl nicht, hätte auch nichts genützt. Verdreschen, wie? Eine herrliche Vorstellung! Der Bürgermeister mit seinen Mannen hätte wohl den Kürzeren gezogen.

 

„Verhandeln", meinte Meister Tepper. Es war eine Zumutung. Aber — es war die einzige Lösung. Und so kam es zu der grotesken Situation, dass der Herr Bürgermeister höchst offiziell die Piraten einladen musste, an einer Versammlung teilzunehmen. Man war sogar gezwungen, einen geeigneten Raum am See dafür zu suchen, denn es war selbstverständlich, dass die Piraten nicht mühsam aus den verschiedenen Dörfern auf dem Landwege herankommen würden, sondern nur auf ihren Schlitten über das Eis.

 

Hätte er sie noch zwingen können, ihre besten Anzüge anzuziehen und im Rathaussaal zu erscheinen! Dann hätte er es leichter gehabt, denn die Jungen hätten vor lauter unheimlicher Förmlichkeiten nicht viel zu mucksen gewagt. Aber in ihrem täglichen Segelzeug, mit der ganzen Schlittenflotte hinter sich, war das anders. „Vorsichtig, Herr Bürgermeister", meinte ein guter Ratgeber, „schnauzen Sie nicht, sonst sind die in einer Minute verschwunden“.

 

Plötzlich waren sie da. Über den See gehuscht, geisterhaft schnell, wie immer. Fäustlinge an den Händen, dicke Wollschals um den Hals, manche mit Pelzmützen, ein paar mit ledernen Autokappen, die Schutzbrille hochgeschoben, manche mit Eissporen an den Füßen, so standen sie neben ihren Schlitten auf dem Eis. Sie wurden in den Saal gebeten, und der Bürgermeister begann zu reden. Ich will nicht zu wiederholen versuchen, was er sagte. Jedenfalls wurde ihm, schon der Anfang schwer, denn mit „liebe Piraten" konnte er unter diesen Umständen nicht gut beginnen. Mit schönen Worten wurde nicht gespart, es war viel von Sportkameradschaft die Rede und davon, dass die Bezeichnung „Piraten" doch längst zu einem Ehrennamen geworden sei. Und das stimmte sogar. Nebenbei bemerkt: Der Bürgermeister hätte das Wort „Piraten" bestenfalls aus dem gedruckten Programm entfernen lassen können, aber es lag nicht in seiner Macht, die Bezeichnung im Sprachgebrauch der Segler, der Angerburger Bevölkerung, der Zuschauer und der Zeitungen auszurotten. Dazu war sie nämlich schon viel zu volkstümlich geworden.

 

Der Friedensschluss

Aber wer weiß, ob die Überredungskunst des stattlichen Bürgermeisters nicht doch noch an der misstrauisch-ablehnenden Haltung dieses bunten Heerhaufens von acht- bis achtzehnjährigen Jungen gescheitert wäre, wenn sich nicht Meister Tepper vermittelnd eingemischt hätte. Und als er, der erfolgreiche Rennsegler, das Idol vieler dieser Jungen, der Mann mit den vielen Sportpreisen und mit den vielen Meisterschaftsbändern in den Segeln seiner Eisjachten, der Mann, der ihnen außerdem mit Rat und Tat geholfen hatte, als er schließlich erklärte, dass sie, die Jungen dazugehörten, dass die Bezeichnung „Piraten" wirklich ein Ehrenname geworden sei, auf den sie stolz sein müssten, — erst da war die Schlacht gewonnen.

 

„Na, wenn dat so ös . . .“,  brummelten sie, dann hebbe wi nuscht mehr doagege, dat wi de Pirate bliwe“.

 

Nun aber ran!

Das Kriegsbeil wurde begraben, die Versöhnung war erreicht. Minuten später dröhnte die Flotte der Piraten wieder zurück über den See, teilte sich in Gruppen, die den einzelnen Dörfern zustrebten. Und eine Woche später tauchte sie prompt zur festgelegten Zeit an der Startlinie auf, und die Jungen segelten wie die Teufel und kümmerten sich einen Dreck darum, ob hier ein Mast herunterkrachte und dort ein Schlitten von einer Bö umgelegt wurde.

 

Sie fühlten sich gleichsam verpflichtet, der neuen Bedeutung ihres Namens durch noch größere Verwegenheit Ehre zu machen: Und wenn man es genau betrachtet, so hatten sie ihren Krieg mit der Stadt Angerburg gewonnen, obwohl oder vielleicht gerade weil sie die Piraten geblieben waren.

 

Seite 18   Herbstlehrgänge

Ost- und westdeutsche Jugend in Bayern

Über diese Lehrgänge erreichte uns folgender Bericht:

 

„Wer kennt nicht von Euch das frische Morgenlied von Jens Rohwer, das die fröhliche Schar besingt, die morgens früh aufsteht, sich am Tage plagt und abends dennoch munter und froh ist?

 

Wer nur den lieben langen Tag

ohne Plag, ohne Arbeit

vertändelt, wer das mag,

der gehört nicht zu uns.

 

Wir haben dieses Lied jeweils zu Beginn unserer Lehrgänge gesungen, denn ich glaube, dass das Bild jener „fröhlichen Schar" ein Symbol für unsere innere Haltung sein sollte. Unsere Lehrgänge, die in allen bayrischen Bezirken stattfanden, sollten ja vor allem dazu dienen, den vielen Jungen und Mädchen, die noch neu in unserem Kreise sind, einmal zu zeigen, wie's bei uns zugeht. Denn es ist wohl selbstverständlich, dass ein Lehrgang, der auf einer derart breiten Basis erfolgt, sein Schwergewicht auf jugendpflegerische Arbeit legen muss. Singen, Spielen, Jungenschafts- und Mädelarbeit waren darum bestimmend in der Tagesfolge. Doch hatten wir natürlich auch einen besinnlichen Teil, nämlich am Samstagabend einen geschichtlichen Heimabend.

 

Wir können mit dem Ergebnis der Lehrgangsserie wirklich zufrieden sein, denn es waren etwa 150 Teilnehmer aus dreißig verschiedenen Orten und Gruppen gekommen.

 

Der persönliche Kontakt, der bei unserer Arbeit ja so wichtig ist, wurde begründet oder vertieft. Unsere Lehrmannschaft: die unermüdliche Hildegard, Gerd Nieckau, Lutz mit Klampfe und ständigem Riesenhunger und der Jungenschaftstheoretiker Peter sind für alle, die dabei waren, ein Begriff geworden. Wir können guten Mutes an die weitere Aufbauarbeit gehen, die Grundlagen sind geschaffen.

 

Doch ist es notwendig, dass noch mehr ostpreußische Jungen und Mädchen zu uns kommen! Wer an uns schreibt, soll umgehend eine Antwort erhalten.

 

Schreibt bitte in Südbayern an:

Gerd Nieckau, München-Obermenzing, Ortolfstr. 13a,

 

Nordbayern an:

Hubertus Lietz, Nürnberg, Rollnerstr. 43.

 

Wohl noch keiner hat es bereut, zu unserer „fröhlichen Schar" gestoßen zu sein. Und — eines darf ich Euch verraten — für das nächste Jahr haben wir große Pläne, und wer wollte da nicht dabei sein!

 

Es freut sich darauf von Euch bald zu hören

Euer Hubertus Lietz

 

Seite 18   Die Jugendbeilage

„Im Übrigen wurde mir bestätigt, dass die Zeitung durch die Jugendbeilage nunmehr für viele junge Ostpreußen interessanter geworden ist. Kann man das Äußere nicht noch frischer gestalten, etwa durch einen Jungen- oder Mädchenkopf oder durch ein anderes Foto? Mindestens ein Bild müsste in jeder Beilage erscheinen . . .“ (K. Olschewski)

 

„... Damit Sie ja nicht auf den Gedanken kommen, die Jugendbeilage etwa wieder ganz zu streichen, schreibe ich schon wieder! Sie erscheint viel zu selten! Rufen Sie nur immer wieder zur Mitarbeit auf, allmählich wird es sich schon herumsprechen! Ich habe auch erst viel später davon gehört!"  (R. Weise)

 

„... Es stimmt, dass wir seit dem Erscheinen der ersten Jugendbeilage aufmerksamere Leser des Ostpreußenblattes geworden sind. Und es ist interessant, wie gerade durch unsere Briefecke von uns jungen Ostpreußen die Fragen aufgegriffen werden, die zu den größten Problemen der heutigen Zeit gehören …“ (Gemeint ist vor allem die Frage nach unserem Verhältnis zur Jugend in der „DDR".) (J. Henschel)

 

Seite 18   Auf unserem Hof in der Heimat

Wie wir Kinder mit dem alten Kielhorn Weihnachten feierten. Von Toni Schawaller

Auf unserem Hof in der Heimat, der einsam mitten zwischen den verschneiten Feldern lag, war schon alles zum Weihnachtsfest vorbereitet. Wenn es dämmerte, dann musste am Heiligabend alle Arbeit ruhen. Im Ofen schmurgelte schon die Weihnachtsganz. Es roch nach Äpfeln und Majoran. Der knusprige Schweinebraten stand fertig in der Kammer. Auf dem Herd, in dem großen Topf, summte der Schmorkumst.

 

Die Weihnachtskrapfen waren angeteigt Wir freuten uns auf das alte Heiligabend-Gericht, — Krapfen und Schmorkumst. Wir Kinder tanzten in der Küche herum. Die große Schwester schob den fertigen Kumst an die Seite und stellte das Fett zum Krapfenbacken auf das Feuer. Sie berief uns, aber wir waren so ungeduldig, dass wir einfach nicht mehr warten konnten.

 

Die Erwartung am Heiligabend ist heute bei den Kindern wohl dieselbe wie bei uns zu Hause, aber es war doch vieles ganz anders als heute. Das Spielzeug, wie es heute in bunter Pracht in allen Schaufenstern ausgebreitet liegt, kannten wir damals noch nicht. Die meisten Geschenke für uns Kinder waren an langen Abenden von den Eltern selbst gemacht worden. Puppenstuben aus steifem Pappkarton mit schön ausgeschnittenen Fensterlöchern, mit bunten Tapetenresten beklebt, Stühlchen und Tische aus Zigarrenkistenholz gebastelt — ach, was war das für eine Pracht! Für die Puppen wurden nur die Köpfe gekauft, die Rümpfe wurden von den älteren Schwestern aus altem Zeug genäht und mit Sägemehl gefüllt. Mutterchen häkelte die Puppenschuhe und die Mützen, aus alten Flicken entstanden die Kleider.

 

Großmutter, die am Tisch saß und in der Bibel las, war ärgerlich, dass wir so unruhig waren.

 

„Goaht biem ohl Kielhorn, de huckt ganz alleen önne Gesindstoaw, goaht, vertellt söck mött dem ohle Mann“.

 

Das war ein Gedanke! Wir stoben davon. In der Gesindestube war der große braune Ofen so eingekachelt, dass uns eine mollige Wärme entgegenschlug. Am Ofen saß der alte Kielhorn. Trotz der Hitze hatte er sein kurzes Pelzchen an.

 

Os di nich to heet, Kielhorn?", fragten wir.

„I, wo ward doch", sagte er. „Hiede mott de Oawe doch good önngekachelt warre. Hied koame sick de Dode warme. Et ös doch de eenzige Dag öm Joahr, wo se sick oppwarme könne“.

 

Der Alte stand auf und warf noch ein dickes Stück Birkenholz auf. Die weiße Borke krümmte sich, es knasterte und knallte im Ofen.

 

„Hör ju, sogoar de Barkedoawer freit sick opp Wiehnachte", sagte er. Die Mahle, die sich vor dem kleinen Spiegel über die Schlafbank das Pelzmützchen aufsetzte, das ihr der Bräutigam geschenkt hatte, lachte: „Na, Kielhorn, wi kann de Barkedoawer sick wohl freie?"

 

„Dat versteihst du nich", sagte er, „an diene Pelzmötz, doa fähle bloß zwee Hoasefeet dran, denn mecht se di noch beeter kleede“.

 

Die Mahle ging zum Insthaus hinüber, die Pelzmütze saß ihr keck auf dem Kopf. Wir Kinder drängten uns an den alten Kielhorn. „Ach, vertell ons doch wat", pranzelten wir.

 

Das Feuer im Ofen prasselte und knallte und der Alte fing an zu erzählen:

 

„Disse Nacht geiht dat Jesukind dorche Felder von segent de Soat. Et segent alle Bööm on alle Bööm freie sick. Dat Kindke segent ok de Böm öm Oaftgoarde, de motte hiede oawend geweckt ware“.

 

„Ach", meinte ich, „drom gingst du ok verige Wiehnacht Heiligoawend önne Goarde, Kielhorn!"

 

Vertell ons doch, wie de Peerd rede", bat mein Bruder.

 

Wir rückten eng zusammen auf der Ofenbank.

 

„Dat disse Nacht dat Veeh Wiehnachtsfutter kröcht, Kinner, dat weet ju doch aller. Oawer weet ju ok, da önne Heilige Nacht de Peerd un dat Veeh rede könne? Bloßig eene Stund rede se, se motte joa dat Jesuskind begröße. Wat sick de Deere disse Nacht undereenander vertelle, dat trefft ganz bestömmt önn, dat passeert. Bewoahr de leve Gott dem Mönsch, de de Deere tohöre geiht! Dem geiht et wi dem Hörtsjung; de hadd geseggt: ,Öck glow nich dran, wi kann sowat woahr sönd? He leegt sick oppe Schoppe äwrem Peerdsstall önne Heilige Nacht. Mött eens hört he dem Rapp so pruste on stöhne. ,Rapp, wat stöhnst du', säd de brune Kobbel, wo neewnem Rapp stund. ,Ach', säd de Rapp, ,noah Wiehnachte mott öck onsem Herr oppe Körchhoff foahre. Drom mott öck so stöhne‘. ,Der, wo boawe oppem Schoppe huckd, ward fröher oppe Körchhoff gefoahre warre', säd de brune Kobbel. De Jung sprung opp, zöddernd an Liew on Leewe, rennd noah de Köch, doa full he all henn. Wi se em oppröchte wulle, wär he dod!"

 

Und Kindern kroch es eiskalt über den Rücken. Wir schucherten uns.

 

Es war ganz still in der Stube geworden, nur das Feuer prasselte im Ofen. Schon fing es an zu dämmern draußen. Langsam rutschten meine Geschwister von der Bank und gingen aus der Tür, um die Großmutter zu besuchen. Ich zögerte noch, denn ich sah, dass der Alte seine Mütze vom Haken nahm.

 

„Kiehlhorn“, bat ich, „kann öck möttkoame?“

„Komm mött, aber bind di wat om“.

Ich holte mir schnell ein Tuch und dann ging ich an seiner Hand nach draußen. Es schneite wieder. Alles war ganz still. Wir gingen langsam durch den Garten. Aus dem Fenster fiel das Lampenlicht und zeichnete einen rötlichen Schein auf dem Schnee. Der alte Kielhorn trat an den Himbeerapfelbaum und klopfte an den Stamm. Ich stand daneben und hörte atemlos zu, wie er den alten Spruch sagte:

 

„Boom röhr die ös Wiehnacht“.

So ging er von Baum zu Baum und weckte jeden einzelnen mit seinem Spruch. Die Haselbüsche mit ihren dicken Schneehauben, die Lebensbäume, die seitwärts standen, alle trugen sie ihr Weihnachtskleid. Wir schritten durch den Haselgang auf einen Hügel zu, der sich, von Tannen umstanden, in der Gartenecke erhob. Als wir dort oben standen, hörten wir die mächtigen Tannen rauschen. Es hörte sich an, als ob eine Harfe dort hinge.

 

Von Insterburg her hörten wir die Kirchenglocken die Weihnacht einläuten. Vom Turm des Schlosses blies der Trompeterchor der zwölften Ulanen wie jede Weihnacht das alte Lied „Vom Himmel hoch, da komm ich her". Jetzt würden sich wohl drüben in der Stadt die Fenster öffnen und die Leute würden andächtig den Klängen vom Turm lauschen. Ich lehnte an dem Stamm der großen Tanne, den ich rückwärts mit meinen Armen umschlungen hatte. Der alte Kielhorn nahm die Mütze ab. So standen wir eine Weile ganz still und hörten zu.

 

Dann gingen wir noch einmal durch den Haselgang zu der anderen Gartenecke hinüber. Von dort hörten wir ganz nahe die Glocken der Didlacker Kirche herüberklingen. Dann, mit einmal, kam ein Rufen aus dem Haus. Der alte Kielhorn nahm mich an der Hand und konnte mir kaum folgen, so schnell zog ich ihn zum Haus. Endlich, endlich war es soweit.

 

Seite 18   Winter

Wenn Peter in seinen Kindheitserinnerungen kramt, tauchen immer zwei Bilder besonders deutlich auf: der Nehrungsstrand unter sommerlich klarem Himmel und eine mit meterhoher Schneedecke überzogene Stadtstraße an klaren, ebenso blauen Wintertagen. Peter ist kein Weihnachtsfest in jenen Jahren gegenwärtig, an dem nicht die Wärme und der zauberhafte Glanz der Heiligen Nacht durch klirrenden, prickelnden Frost oder das sanfte Schweben der Schneeflocken wunderbar erhöht wurden. Die Schneeberge an den Gehwegen waren so hoch, dass Peter und seine Freunde nicht mehr darüber gucken konnten, und der Hinterhof war von schmalen, messerscharf gestochenen Gängen durchkreuzt, die den Blick nur in den Himmel freigaben und Abenteuer und Aufregungen enthielten. Wie Polarforscher kamen wir uns vor. Es waren eben Winter, — einfach und klar Winter, so wie nach sechs Monaten ebenso sicher wieder Sommer werden würde, mit allem was dazugehörte.

 

Die Winter und die Weihnachtsfeste, die Peter nun mittlerweile hier im Westen Deutschlands, in einer nördlichen Hafenstadt erlebte, haben immer etwas rührend Hilfloses an sich. Wenn die große Sommerregenzeit von der großen Winterregenzeit abgelöst wird, kommt ein Wetter zu Tage, das gern Winter sein mochte, aber es nicht recht versteht: der Nieselregen bisweilen eine Spur kälter, der Wind einen Hauch frischer, und ein knapper Schneefall, sehr selten, der noch vor der Bodenberührung ein Matschfall wird. Und am Weihnachtsabend regnet es . . .

 

Man stelle sich vor, in der Heiligen Nacht habe es in Bethlehem geregnet. Wir können es uns nicht denken. Es war eine sternenbesäte, zauberhafte, warme Nacht.

 

Peter möchte gern einmal einen Heiligabend in einem südlichen Land erleben, in Kapstadt oder in Mexiko. Aber viel, viel stärker noch wünscht er sich wieder ein Weihnachtsfest in winterlicher Landschaft, wie ehedem in seiner Kindheit.

Peter

 

Seite 18   Unsere Briefecke:

Junge Ostpreußen in der DJ0

Zu dem Thema „Sind die meisten jungen Ostpreußen in der DJO“ sind erfreulich viele Briefe eingegangen (übrigens auch viele Schreiben, die sich mit unserem Verhältnis zur Jugend in der „DDR“ beschäftigen. Davon mehr in der nächsten Jugendbeilage). Aus den Briefen, die sich mit der Mitgliedschaft in der DJO befassen, einige Auszüge:

 

Hartmut Ohm, Hamburg-Altona, schreibt:

„Ich freue mich sehr, dass mein Schreiben beantwortet wurde, das hat mir Kraft zu offener Stellungnahme zur Jugendseite im Ostpreußenblatt gegeben.

 

Eigentlich wollte ich zu dem Thema „Sind die meisten jungen Ostpreußen in der DJO“ gar nicht Stellung nehmen. Der Grund? Nun der Aufruf von Hans-Werner Erdt hat mich so in meinem Gewissen wachgerufen, dass ich mich selbst ein wenig schäme, bekennen zu müssen, nicht in irgendeiner ostdeutschen Jugendorganisation zu sein. Ich glaube, gerade wir Außenstehenden müssten dieses Thema anpacken, um nicht den Kontakt zu verlieren.

 

Die Gründe, weshalb noch lange nicht alle in der DJO sind, wurden auch genannt: verstreute Wohnverhältnisse, individuelle Charakterschwächen u. a. Ich möchte hierzu noch weiter Stellung nehmen. Natürlich gibt es überall solche, die diese Gruppenversammlungen als einen nervenbelastenden Kirmes auffassen oder die das alles als eine trockene Paukerei beurteilen und sich nur dort wohlfühlen, wo sie nach Herzenslust Krach machen können; oder wiederum solche, die dort ihre persönliche Beachtung vermissen. Also mit anderen Worten, sie sind sich nicht im Klaren darüber, worum es da geht. Aber der wichtigste Grund erscheint mir hierfür die Trägheit. Wir leben in der Bundesrepublik, werden tagtäglich durch Geschrei und Bilder von Neuigkeiten überfallen — und wenden uns schließlich der Sache zu, die uns interessant erscheint oder von der wir Nutzen erwarten.

 

Werden wir zufällig als Ostdeutsche gefragt, ob wir denn auch eine Jugendorganisation hätten, dann verstecken wir uns hier zum Beispiel hinter dem Wort DJO und glauben, dass die anderen schon „die Sache" für uns erledigen würden ..."

 

Annemarie Behrendt, St. Andreasberg:

„Ich möchte heute die in der letzten Jugendbeilage gestellte Frage: „Sind die meisten jungen Ostpreußen in der DJO“? für meine Person beantworten. Und da muss ich nein sagen. Ich sage nicht leider oder glücklicherweise nicht, sondern nur: nein. Einmal muss ich diese Frage verneinen, da ich hier, wenn ich mich so ausdrücken darf, weit vom Schuss sitze. Es ist mir nicht möglich, an Tagungen oder Lehrgängen teilzunehmen, da ich berufstätig bin und der Beruf sich manchmal mit anderen Interessen schlecht vereinbaren lässt. Gerne würde ich mich mit anderen jungen Menschen zusammensetzen, mit ihnen diskutieren, arbeiten, über Ostdeutschland und ganz besonders natürlich über Ostpreußen sprechen. Denn, dass etwas getan werden muss, um den Gedanken an die Heimat nicht einschlafen zu lassen, weiß ich. Und auch, dass die Gedanken daran am Besten in einer Gemeinschaft wachgehalten und weitergetragen werden können.

 

Ich liebe meine Heimat, obwohl ich damals noch ein Kind war, als wir sie verlassen mussten. An sehr vieles kann ich mich noch genau erinnern; nicht etwa, weil es mir erzählt worden ist, sondern weil ich es damals bewusst gesehen und erlebt habe und nicht vergessen kann. Ohne große Bedenken möchte ich daher nach Ostpreußen zurückkehren, wenn uns wieder die Möglichkeit dazu gegeben sein wird. Wir Menschen begreifen erst, wie teuer uns etwas war, wenn wir es verloren haben und sehnen uns dann danach zurück.

 

„Zu meiner Schande will ich jetzt ganz offen bekennen, dass ich von der DJO und ihrer Arbeit so gut wie nichts weiß …“

 

Hans-Peter Rosenfeld, Haltern:

„Dass die DJO aus den verschiedensten Gründen dazu bestimmt sei, nur die Minderzahl ostdeutscher Jugendlicher zu erfassen, vermag ich nicht einzusehen. Die von Hans-Werner Erdt angeführten Gründe können mich nicht überzeugen.

 

Es sei zugegeben, dass möglicherweise sich hier oder da in der Bundesrepublik eine DJO-Gruppe findet, in der vielen Jugendlichen eine Mitarbeit unmöglich erscheint. Wann ist aber eine Mitarbeit wirklich unmöglich? Berechtigt das angeblich zu niedrige Niveau oder die mangelhafte Gestaltung von Gruppenabenden zum Abseitsstehen? Keinesfalls! Wer auf höherem Niveau zu stehen glaubt, mag in der Gruppe durch eigene Arbeit dafür sorgen, dass die Verhältnisse gebessert werden. Jede Jugendgruppe setzt sich nun einmal grundsätzlich aus jungen Menschen verschiedenen Bildungsgrades zusammen. Philosophische Gespräche etwa sind sowieso fehl am Platze, aber meines Erachtens haben die Begabten die Pflicht, sich ostdeutsches Heimatgut selbständig zu erarbeiten und es in aufgelockerter, interessanter Form den Gruppenkameraden nahezubringen. Entziehen sie sich dieser Pflicht oder bleiben aus Bequemlichkeit oder gar Arroganz der Gruppe fern, so wird ihr Heimatbekenntnis zur Phrase! Dies sei vor allem für viele ostdeutsche Studenten erwähnt. Sie haben keinesfalls ihrer Verpflichtung der Heimat gegenüber genüge getan, wenn sie in studentischen Vereinigungen, deren einer ich auch angehöre, etwa über Probleme der Wiedervereinigung diskutieren. Sie haben mitzuhelfen, möglichst vielen jungen Menschen die ostdeutsche Heimat vertraut zu machen, auf dass — falls nötig — noch nach einem Jahrzehnt oder mehr das deutsche Volk ostdeutsches Land im Herzen trägt, dieses Land nie aufgibt ...

 

Auch vermag ich nicht einzusehen, dass schon die Ziele der DJO es erfordern, die Mitgliederzahl niedrig zu halten. Die DJO will keineswegs nur eine Elite junger Menschen heranbilden, die sich in ganz besonderer Weise für ostdeutsches Land einsetzen. Für Elitebildung ergibt sich aus der Satzung keine zwingende Auslegung. Mit Recht war und ist die DJO stets bestrebt, möglichst vielen jungen Menschen — ostdeutschen wie einheimischen — die ostdeutsche Heimat nahezubringen. Was nützt es uns, wenn — falls nötig — nach einem Jahrzehnt vielleicht eine Elite auf einsamem Posten steht . . .?

 

Darin, dass auf Lehrgängen wertvolle ostdeutsche Jugendarbeit geleistet werden kann, möchte ich Hans-Werner zustimmen. Lehrgänge vermögen aber meines Erachtens eine möglichst viele junge Menschen umfassende, stetige Jugendarbeit nicht zu ersetzen, wenngleich sie als Ergänzung dazu große Bedeutung haben. Deshalb sollte die Forderung nicht lauten: „Überlasst die DJO-Arbeit einer kleinen Elite und nehmt teil an den Lehrgängen“! sondern: ‚Auf zur Mitarbeit in ostdeutschen Jugendgruppen und zur Teilnahme an Lehrgängen“!

 

Seite 19   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II

 

Am 7. Dezember war ich Gast bei einem Heimatabend der örtlichen Ostpreußengruppe Wyk auf Föhr, wohin ich erstmalig kam. 250 Ostpreußen mit Gästen auch der anderen ostdeutschen Gruppen waren zusammengekommen. Der schön geschmückte und mit den Wahrzeichen der Heimat ausgestattete Raum und der Abend, der mit gemeinsamer Kaffeetafel eingeleitet wurde, trug noch keinen weihnachtlichen Charakter. Der Vorsitzende, Landsmann Fach, der schon einige Zeit die Gruppe sehr eifrig führt, sprach die Begrüßungsworte. Ein Vorspruch des Schülers, Regier, leitete zu meinen Ausführungen über, die vor allem Mahnung und Appell zum Zusammenhalt und zur heimatpolitischen Arbeit umfassten und mit dem gemeinsamen Gesang des Ostpreußenliedes schlossen.

 

Mit Musik und weiteren Darbietungen, auch einem flott gespielten Schwank, ging es dann zum fröhlichen Teil über. Erfreulich war, dass auch einige Heimkehrer aus unserer Heimat Gast waren. Dank verdient die fleißige Vor- und Mitarbeit unserer Frauen.

 

Ein harmonischer Abend guter Zusammenhalt unserer Ostpreußen dort in der Einsamkeit der Insel und ostpreußische Gastfreundschaft, das war der sehr erfreuliche und dankenswerte Eindruck, den ich mitnehmen konnte. Fritz Schröter

 

Rendsburg. Die Gruppe der heimattreuen Pillauer wird am 21. Dezember, 19 Uhr, im Lokal Bürgerbräu, Kanzleistraße 7, ihr Weihnachtsfest feiern. Die Landsleute werden gebeten, Kuchen und kleine Weihnachtspäckchen mitzubringen. Alle Pillauer Erwachsene und Jugendliche sind herzlich eingeladen.

 

Mölln. Weihnachtsfeier mit gemeinsamer Kaffeetafel am Sonntag, dem 29. Dezember, 19.30 Uhr, im Colosseum.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22 a), Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14

 

Lichtbildervorträge im Regierungsbezirk Aachen

Der Farblichtbildervortrag „Ordensland Ostpreußen" (Vortragender Landsmann Stork), wird in nachstehend genannten Orten zur Darbietung gelangen: 4. Januar, 20 Uhr, in Düren, Restaurant Zur Altstadt, Steinweg 8. — 5. Januar, 16 Uhr, in Merkstein. – 5. Januar, 20 Uhr, in Alsdorf, Lokal Behr (Bahnhofshotel), Bahnhofstraße. – 6. Januar, 20 Uhr, in Monschau, Eifeler Hof. – 7. Januar, 20 Uhr, in Aachen. – 8. Januar, 20 Uhr, in Übdach-Palenberg. – 9. Januar, 9 Uhr und 11 Uhr, in Ratheim, Realschule (Schulvorträge). – 10. Januar, 9 Uhr, 11 Uhr und 19.30 Uhr, in Hückelhoven, Evangelisches Jugendheim (Schulvorträge). – 11. Januar, 10 Uhr, in Erkelenz, wahrscheinlich Stadthalle (Schulvortrag), und 20 Uhr im Hotel Zum Schwan. – 12. Januar, 16 Uhr, in Hoengen. – 12. Januar, 20 Uhr, in Aldenhoven. – Es wird darum gebeten, in den Veröffentlichungen in der örtlichen Presse besonders auf den Raum für die Veranstaltungen zu achten, der in vielen Fällen bisher noch nicht festgelegt werden konnte. Um regen Besuch des wertvollen Farblichtbildervortrages wird gebeten.

 

Aachen. Vorweihnachtsfeier der Kreisgruppe am Sonnabend, 21. Dezember, 19.30 Uhr, im Lokal Kommer, Aachen-Forst.

 

Oberhausen. Am 6. Dezember beging die Kreisgruppe Oberhausen, Ortsgruppe Osterfeld-Sterkrade, einen Heimatabend mit ostpreußischen Tonfilmen. Der 1. Vorsitzende, Willuweit, forderte die Landsleute auf, sich im kommenden Jahr noch reger für die Wiedergewinnung unserer Heimat einzusetzen. Vorgeführt wurden die Filme: „Mutter Ostpreußen", „Das war Königsberg", „Kurenfischer", „Die Rominter Heide" und „Das deutsche Danzig". Sie wurden auch allen Klassen der Pestalozzischule als Förderung für den Unterricht über den deutschen Osten gezeigt.

 

Essen-Steele-Überruhr. Vorweihnachtsfeier am 22. Dezember, um 16 Uhr, bei Schürrmann, Steele, Krayerstraße.

 

Essen-Heisingen. Weihnachtsfeier Sonntag, 22. Dezember, 15 Uhr, im Gasthaus Kempgen.

 

Unna. Weihnachtsfeier für Kinder am Sonnabend, 21. Dezember, 16 Uhr, in, der Societät-Casino Nordring. Es wird darum gebeten, Weihnachtspäckchen vorher dort abzugeben. Die Feier für die Erwachsenen wird um 20 Uhr stattfinden. - Auf der letzten Monatsversammlung würdigte Landsmann Schlobies das Werk Hermann Sudermanns. Der 1. Vorsitzende, König, gab einen Bericht über die Zustände in unserer Heimat heute und über die seelische Not unserer Landsleute in der Heimat.

 

Hagen. Die Mitglieder der Memelgruppe fanden sich in einem festlich geschmückten Raum zur Adventsfeier zusammen. Der 1. Vorsitzende sprach über die Advents- und Weihnachtszeit in der Heimat und gedachte der Landsleute, die noch dort geblieben sind, der Vermissten und Verschleppten. Landsmann Waschkies berichtete über weihnachtliche Bräuche in den ländlichen Gebieten unserer Heimat. Der Weihnachtsmann brachte für alle Kinder zwei große bunte Tüten, bei gemeinsam gesungenen Adventsliedern, musikalischen Vorträgen und heimatlichem Humor vergingen die Stunden schnell. Der 1. Vorsitzende kündigte das nächste Treffen der Memelgruppe an, das am 2. Februar 1958, als Karnevalsveranstaltung stattfinden soll.

 

Münster. Am Dienstag, 7. Januar 1938, wird um 20 Uhr, im Ägidiihof die Jahreshauptversammlung stattfinden. Tagesordnung: 1. Jahresbericht. 2. Kassenbericht. 3. Entlastung des Vorstandes. 4. Neuwahl des Vorstandes. 5. Verschiedenes. Wahlberechtigt sind alle Mitglieder, die ihre Beitragspflicht genügt haben.

 

Burgsteinfurt. Freitag, den 20. Dezember, 20 Uhr, vorweihnachtliche Feierstunde aller landsmannschaftlichen Gruppen im Ludwigshaus. — Am Sonntag, 22. Dezember, 15 Uhr, im Parkhotel, Kinderbescherung. Bei beiden Veranstaltungen werden neben dem Singkreis eine Hausmusikgruppe und eine Kindergruppe mitwirken. Gäste sind willkommen. — Im Januar 1958, wird Otto Stork, Stuttgart, die Kreisgruppe mit seinen Lichtbildvorträgen besuchen. Dienstag, 14. Januar 1958, wird er in Borghorst sein, am 15. Januar, 20 Uhr, in Burgsteinfurt im Ludwigshaus, und am 16. Januar in Rheine. Außerdem wird am 15. Januar eine Sondervorstellung für die Burgsteinfurter Schulen stattfinden. Landsmann Stork wird einen Vortrag mit Farblichtbildern über das Thema „Ordensland Ostpreußen" halten. Unkostenbeitrag für Erwachsene 1 DM, für Jugendliche 50 Pfennig. Eintrittskarten sind bei den Betreuern und bei den bekannten Vorverkaufstellen zu haben. — Das Winterfest wird bereits am 25. Januar, im Parkhotel Müller, stattfinden. Der Laienspielkreis wird mit einem heiteren Einakter mitwirken. — Der Vorstand hat beschlossen, dass die Treffen künftig an jedem ersten Freitag im Monat im Vereinslokal Müller stattfinden werden. Vierteljährlich einmal, nehmen an diesen Treffen aller Betreuer teil und rechnen die Beiträge ab. Nächste Veranstaltung am 3. Januar. Weitere Einzelheiten in den Hausmitteilungen. Die Anschrift des 1. Vorsitzenden lautet: E. Laugallies, Friedhof 41. — Der Singkreis wird am 7. Januar wieder mit den Proben beginnen. Sangesfreudige Landsleute sind jederzeit willkommen. Die Proben werden an jedem Dienstag von 20.15 bis 22 Uhr, im Martin-Luther-Haus, Kleiner Saal, stattfinden.

 

Gronau. Auf der Adventsfeier der Gruppe sprach der 1. Vorsitzende, Paul Schulz, besinnliche Worte zur Vorweihnachtszeit. Frau Kriesch und Landsmann Zielke hatten ein heimatliches Programm zusammengestellt, das allen Landsleuten gut gefiel. Nach der gemeinsamen Kaffeetafel bei Kerzenschein wurden zwei Weihnachtsstücke aufgeführt.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3. Postscheckkonto 15 75, Frankfurt am Main.

 

Gruppe in Bad Ems gegründet

In einer gut besuchten Zusammenkunft wurde am 8. Dezember die Gruppe Bad Ems innerhalb der Kreisgruppe Unterlahn gegründet. Zum 1. Vorsitzenden wurde Karl Wenk gewählt, zum 2. Vorsitzenden Alfred Huhn und zum Kassenleiter Gerhard Seitner. Als Vertreterin der Westpreußen, die der Gruppe angeschlossen wurden, ist Fräulein Else Doerks in den Vorstand aufgenommen worden. Nach den Vorstandswahlen fanden sich zu der Heimatgemeinschaft Ostsee zusammengeschlossene Gruppen der Ost- und Westpreußen, Danziger und Pommern zu einer Adventsfeier zusammen, zu der auch die schlesische und sudetendeutsche Gruppe Vertreter entsandt hatten.

 

Koblenz. Auf der letzten Monatsversammlung wurden Lichtbilder von Ostpreußen und Danzig gezeigt. Dr. Kotulla sprach über das Thema „Das Recht auf die Heimat". — Am 22. Dezember, 15 Uhr, in der Gaststätte „Burg Hohenzollern, Weihnachtsfeier mit Kinderbescherung unter Mitwirkung der DJO. Freunde sind herzlich willkommen. — Einweihung des Jugendheims: Offizielle Feier 5. Januar 1958, 11 Uhr. Geselliges Beisammensein 16 Uhr.

 

Koblenz. Die Weihnachtsfeier wird am 22. Dezember, um 15 Uhr, in der „Burg Hohenzollern" stattfinden.

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Unter der Liebigshöhe 28.

 

Frankfurt a. Main. Nächste Zusammenkunft der männlichen Mitglieder am Donnerstag. 9. Januar 1958, 20 Uhr, im Lokal Zum Heidelberger. Bockenheimer Landstraße 140 (Bockenheimer Warte, bei Landsmann Kugehl).

 

Wächtersbach. Auf der Adventsfeier sprach der 1. Vorsitzende, Schacht, über die Notwendigkeit eines festen Zusammenschlusses, aller Ostpreußen. Nach einer gemeinsamen Kaffeetafel berichteten zwei Landsleute, die erst vor wenigen Wochen aus der Heimat gekommen sind, über das Leben dort. Beide wurden mit einem Geschenk der Gruppe bedacht.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße Nr. 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Tübingen. Die Gruppe hatte den „Nikolaus" für eine den Kindern gewidmete Feier ins Hospiz bestellt. Nach einem lustigen Zwergenspiel leerte der „Alte" seinen Sack und zeigte sich trotz seiner Tagebuchaufzeichnungen großmütig. Bei Kakao und Kuchen sowie beim Vortrag von Gedichten und Vorweihnachtsweisen verflog die Zeit schnell. — Am 21. Dezember, 20 Uhr, im „Posthörnle", Nauklerstraße, Vorweihnachtsfeier für Erwachsene. Alle Ost- und Westpreußen sind dazu herzlich eingeladen. Kleingebäck bitte mitbringen.

 

Reutlingen. Bei einer Gedenkfeier für unsere Toten sprach der 1. Vorsitzende, Plümecke, die Gedenkworte. Pfarrer, Dr. Kowalewski, aus Königsberg, der jetzt in Stuttgart amtiert, führte die Zuhörer mit ergreifenden Worten in die Heimat und an die Gräber unserer Vorfahren. Er bat die Landsleute, sich der unvergänglichen Werte zu erinnern und sie in die lebendige Gegenwart mitzunehmen. Drei Schülerinnen des Friedrich-Liszt-Gymnasiums verschönten die Feier mit Sonaten von Corelli.

 

Tuttlingen. Rund 500 Personen, darunter, zu einem Drittel Angehörige der bodenständigen Bevölkerung, nahmen an einer Eichendorff-Gedenkfeier der Landsmannschaften teil, die unter der Schirmherrschaft der Stadt Tuttlingen stand. Auf der Bühne des Saales war eine von dem Vorsitzenden der schlesischen Landsmannschaft, Bildhauer Karl Gayer, geschaffene eindrucksvolle Reliefplastik des Dichters aufgestellt. Bürgermeister Gruber, der die Bereitschaft der Stadt erklärte, kulturelle Veranstaltungen dieser Art stets zu unterstützen, schilderte die Beziehungen Eichendorffs zum südwestdeutschen Raum. Der Vorsitzende der Vereinigung Ordensland, Dr. W Schienemann, würdigte das Werk des Dichters. Nach der Gedenkrede brachten Kammersänger, Willi Rosenau, ein gebürtiger Ostpreuße, Martin Winkler (Sprecher) und Hermann Loux (Klavier) eine Hörfolge aus vertonten Gedichten Eichendorffs und einer Lesung aus dem „Taugenichts" zu Gehör — Am Totensonntag hatten sich die Heimatvertriebenen aus Tuttlingen an der vor Jahresfrist eingeweihten Gedächtnisstätte auf dem Friedhof versammelt. Der aus Ostpreußen stammende evangelische Pfarrer, Dr. Bergmann, und der katholische Vikar, Hermann, verkündeten die Geborgenheit in Gott. Dr. Schienemann sprach über die Aufgabe der Überlebenden. Das dreigeteilte Deutschland könne nur dann wieder eine Einheit werden, wenn wir das Ganze wichtiger nehmen als uns selbst. Vertieft wurde die Feierstunde durch Gedichtvorträge der Ordensland-Jugendgruppe und durch Choräle, die das Bläserdoppelquartett der Donauschwaben spielte. Oberbürgermeister, Balz, und Vertreter der Landsmannschaften legten im Gedenken an die, in heimatlicher und in fremder Erde, ruhenden, Toten, Kränze nieder.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München. Geschäftsstelle: München 23, Trautenwolfstraße 5/0, Tel. 33 85 60. Postscheckkonto München 213 96.

 

Kulmbach. Zu Beginn der Adventfeier erläuterte Landsmann Dehn de Resée, Bayreuth, die Ziele der landsmannschaftlichen Arbeit und sprach den Landsleuten Rechtsanwalt Dietrich Mulack, Fritz Schäfer, Otto Kerwath und Dr. Hans Ulbrich die Anerkennung der Bezirksgruppe aus. Pfarrer Jöttkant sprach über das Thema „Weihnachten als Fest des Friedens". Die Kindergruppe unter Leitung von Elsa Knappe und Frau Hummel überraschte die Landsleute mit gelungenen Darbietungen. Zum Schluss erhielt jedes Kind eine große bunte Tüte.

 

Kitzingen. Zu einer stimmungsvollen Adventsfeier trafen sich die Mitglieder der Kreisgruppe. Das Schülerquartett der Oberrealschule leitete die Veranstaltung mit einem Quartett von Haydn. Dann las der 1. Vorsitzende, Studienrat Dr. Bohn. aus „Missa sine nomine" von Ernst Wiechert. Für die Landsleute war es eine Stunde der Einkehr und Besinnung.

 

Dachau. Nächstes Treffen am 18. Januar 1958 im Zwingereck. — Auf der Weihnachtsfeier der Kreisgruppe wirkten die Jugendgruppe und die neuentstandene Kindergruppe mit. Der Weihnachtsmann bescherte alle Kinder mit einer bunten Tüte und verteilte fünf Kindermäntel, die von der Firma Bardtke gestiftet worden waren.

 

Ebersberg. Zur Adventsfeier der Kreisgruppe waren trotz schlechter Witterung auch viele Landsleute aus der Umgebung gekommen. Landsmann Bluhm sprach Worte des Gedenkens für die Toten. Der 1. Vorsitzende, Dr. Schmelzer, ging auf die Pflege des Heimatgedankens in der Familie ein. Frau Scherler brachte musikalische Darbietungen. Nach einer gemeinsamen Kaffeetafel wurden vier Heimatfilme vorgeführt, die von der Kreisbildstelle zur Verfügung gestellt worden waren.

 

Seite 19   Die Heimatliebe ist stärker

Über dreißig Weihnachtsfeiern in West-Berlin

Stärker als in den früheren Jahren trat bei den über dreißig heimatlichen Weihnachtsfeiern, die die einzelnen ostpreußischen Kreisgruppen in Berlin diesmal veranstalteten, der Wunsch zutage, das schönste deutsche Fest recht bald wieder in der alten Heimat verleben zu können. Beachtlich war der sehr große Besuch der einzelnen Veranstaltungen. Die Säle waren überfüllt. Vor allem fühlten sich die Landsleute aus der Zone, allen Reisebeschränkungen zum Trotz, zu diesem neuen Bekenntnis zur Heimat verpflichtet. Das zeigte sich vor allem bei den Veranstaltungen der Königsberger und Allensteiner, die neben zehn anderen Feiern am Wochenende des 14. und 15. Dezember stattfanden.

 

Ein riesiger Lichterbaum in dem großen, tausend Personen fassenden Saal, brennende Kerzen auf den vielen, weißgedeckten, mit Tannengrün geschmückten Tischen, erwartungsvolle Gesichter der Kinder und Erwachsenen, weihnachtliche Lieder und Musik, dieses Bild bot die große heimatliche Weihnachtsfeier der Königsberger in den Lichterfelder Festsälen. Die Zahl der Besucher aus Ost-Berlin und der Zone war sehr groß. Der 1 Vorsitzende der Berliner Kreisgruppe Königsberg-Stadt, Fritz Roddeck, fand besonders herzliche Worte der Begrüßung für sie. Er gedachte dann all derer, die in der Heimat und für die Heimat gestorben sind und gab der Hoffnung Ausdruck, dass der Tag nicht mehr fern sein möge, wo wir wieder zu Hause eine ostpreußische Weihnacht feiern können. Pfarrer George betonte in seiner Festansprache, dass das ostpreußische Weihnachtsgut heute mehr denn je an die Jugend weitergegeben werden müsse, damit aus dem Wissen um Ostpreußen der Wille zur Heimat lebendig bleibt und immer stärker wird. Wie einst am Heiligen Abend die Musikanten spielend durch die Straßen Königsbergs zogen, so müsse es wieder werden. Wenn vom Königsberger Schloß die altvertrauten Weisen wieder erklingen und im altehrwürdigen Dom die Menschen die Weihnachtsbotschaft hören, dann ist wirklich Weihnacht! Diese Worte waren vor allem den Landsleuten aus der Zone aus dem Herzen gesprochen. „Die Heimatliebe ist stärker als alle Gewalt“, das konnte man immer wieder von ihnen hören. Groß war dann der Jubel der Kinder, als Knecht Ruprecht mit einem großen Sack erschien und viele bunte Tüten verteilte.

 

Auch der Saal des Hansa-Restaurants in Alt-Moabit, wo die Allensteiner sich versammelt hatten, war überfüllt. Über dreihundert Landsleute, die zum großen Teil aus Ost-Berlin und der Zone gekommen waren, konnte Kreisbetreuer Leo Kunath begrüßen. So mancher mag sich in dieser Stunde an den riesigen Lichterbaum erinnert haben, der in den Weihnachtstagen vor dem Allensteiner Rathaus brannte. Pfarrer Schötz verlas die Weihnachtsbotschaft aus dem Lukas-Evangelium. Richtig Weihnachten feiern, so sagte er, könne man nur zu Hause. Wir Heimatvertriebenen haben unser Zuhause verloren. So ist es nur natürlich, dass unsere Gedanken in diesen Tagen immer wieder die Heimat suchen und unsere Gebete in dem Wunsche gipfeln, Ostpreußen noch einmal wiederzusehen. Heute aber müssten wir Trost und Hoffnung aus der Weihnachtsbotschaft schöpfen. Er appellierte schließlich an die Hilfsbereitschaft und an das Zusammengehörigkeitsgefühl der Allensteiner, die es nicht zulassen dürften, dass einer ihrer Landsleute Not leide. Jeder müsse dazu beitragen, dem Nächsten eine wirklich gesegnete Weihnacht zu bereiten. Alle Landsleute aus der Zone und Ost-Berlin wurden neben der Bewirtung mit Kaffee und Kuchen mit einem Päckchen bedacht. Ihre Kinder erhielten große bunte Tüten. Die Mittel dazu waren durch freiwillige Spenden zusammengekommen.

 

Bei der Weihnachtsfeier der Pillkaller konnte Kreisbetreuer Ernst Lukat den Kreisvertreter aus der Bundesrepublik, Dr. Wallat, begrüßen. Pfarrer Ellmer, früher Ebenrode, hielt die Festansprache. Ein Weihnachtsspiel, von der Pillkaller Jugend aufgeführt, erfreute Jung und Alt. Auch hier wurden die Kinder und viele bedürftige Alte beschenkt. Sehr stimmungsvoll verlief auch die Weihnachtsfeier der Kreise Memel/Heydekrug/Pogegen, wo nach Begrüßungsworten des Kreisbetreuers Eckert, Pfarrer Lippe, eine ergreifende Weihnachtsandacht hielt und ein von den Kindern angeführtes Krippenspiel viel Beifall fand.

 

Überall aber stand die Fürsorge für die Landsleute die in Unfreiheit zu leben gezwungen sind, im Vordergrund, auch bei denen, die hier nicht besonders benannt werden konnten. So ist viel Trost durch herzlichen Zuspruch und hilfreiche Tat gespendet worden. Lichter am Tannenbaum der Hoffnung, Lichter auf dem Wege zur Heimat!

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk. Rätsel-Ecke

 

Seite 20   Wir gratulieren …

zum 95. Geburtstag

am 21. Dezember 1957, Frau Luise Bartholomeyzick, geb. Buss, aus Regeln, Kreis Lyck, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter, Ida Hellriegel in Berlin-Heiligensee, Krantorweg 4.

 

zum 94. Geburtstag

am 2. Januar 1958, Altbauer Gustav Treptau, aus Wangritten, Kreis Bartenstein, jetzt bei seiner Tochter, Herta Molgedey in Düsseldorf-Holthausen, Werstner Friedhofstraße 210.

 

zum 93. Geburtstag

am 22. Dezember 1957, Frau Luise Wiontzeck, geb. Olschewski, aus Korschen, Kreis Rastenburg, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter, Auguste Sulewski, Evingsen, Westfalen, Springerstraße 42 b.

 

zum 92. Geburtstag

am 30. Dezember 1957, Frau Amalie Holm, geb. Sannowitz, aus Gumbinnen, Lindenweg 21, jetzt bei ihren Verwandten in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Frau Gretel Pohl, Wuppertal-Elberfeld, Gartenheimstraße 13, zu erreichen.

 

zum 90. Geburtstag

am 26. Dezember 1957, Witwe Marie Butschkau, geb. Reimann, aus Königsberg, Farenheidstraße 1, jetzt bei ihrer Tochter, Margarete Wieczorek in Friedrichsgabe bei Hamburg, Erlengang 25. Die Jubilarin ist dem Zeitgeschehen gegenüber noch sehr aufgeschlossen und liest mit Interesse das Ostpreußenblatt.

 

(ohne Datum) Rentner Franz Mattutat, ehemals Gut Sodeiken bei Gumbinnen. Viele Jahre hindurch war er bei dem bekannten Remontezüchter, Karl Adomat, tätig. Er lebt jetzt bei seinem jüngsten Sohn, Walter in Duisburg-Wanheimerort, Kalkweg 80 b.

 

zum 89. Geburtstag

am 18. Dezember 1957, Witwe Henriette Preuß, geb. Jakubowski, aus Blumenfeld, Kreis Schloßberg, jetzt bei ihrem Enkel, Fritz Krause in (21a) Bergeshövede Nr. 359 über Rheine II.

 

am 2. Januar 1958, Witwe Johanna Andres, aus Pillau, Tannenbergstraße 28, jetzt bei ihrer Tochter, Clara Köpping in Radegast, Kreis Lüneburg.

 

zum 88. Geburtstag

(ohne Datum) Oberpostsekretär i. R. Hugo Holzki, zuletzt in Schwanis, Kreis Heiligenbeil. Er lebt mit seiner 82-jährigen Ehefrau, Auguste Holzki, geb. Motzkau, in Großelbe 65 über Ringelheim (Harz). Gegenwärtig hält er sich bei seiner Tochter in Hannover, An der Tiefentwiete 27, auf.

 

zum 86. Geburtstag

am 18. Dezember 1957, Rentner August Kaschubs. Er wurde in Petratschen geboren und lebte bis zur Vertreibung in Gr.-Warkau, Kreis Insterburg. Jetzige Anschrift: Burgdorf (Han.), Sorgenserstraße, bei seiner Tochter.

 

am 18. Dezember 1957, Schneidermeister Gustav Petrusch, aus Königsberg, jetzt in (13 b) Gundelfingen (Donau), Castellstraße 10. Die landsmannschaftliche Gruppe gratuliert herzlich.

 

am 27. Dezember 1957, Gestütswärter i. R. August Lehmann, aus Gumbinnen und Trakehnen, jetzt in Rendsburg, Karpfenteich 5.

 

zum 85. Geburtstag

am 18. Dezember 1957, Lehrer i. R. August Schaumann, aus Gumbinnen, Luisenstraße 9, seit 1955 mit seiner Ehefrau Emma, die am 5. Oktober 1957, 84 Jahre alt wurde, in Salzgitter-Lobmachtersen, Crammerstraße 18.

 

am 22. Dezember 1957, Pfarrerwitwe Hildegard Hensel. Ihr letzter Heimatwohnort war Königsberg Pr. Sie wohnt jetzt mit der Familie ihrer Tochter Margot zusammen in Offenbach (Main), Mülheimer Straße 282.

 

am 23. Dezember 1957, Frau Anna Torner, geb. Wisotzky, aus Stallupönen. Nach dem Tode ihres Ehemannes 1939 führte die Jubilarin das Lebensmittelgeschäft ihres Mannes selbständig weiter. Heutige Anschrift: Leck (Schleswig-Holstein), Osterstraße 1.

 

am 23. Dezember 1957, Witwe Maria Siebert, aus Eydtkau, jetzt in Hamburg 43, Apenrader Straße 11, bei Greve.

 

am 28. Dezember 1957, Zollinspektor i. R. Friedrich Carl Priwall, jetzt in Oldenburg (Oldb.), Wardenburgstraße 47. Am 1. Oktober 1892 trat der Jubilar beim Dragoner-Regiment Prinz Albrecht von Preußen Nr. 1 in Tilsit ein und diente später bei den Oldenburger Dragonern. Als treuer Angehöriger des Bundes ehemaliger Tilsiter Prinz-Albrecht-Dragoner 1 wurde er in diesem Jahr zum Ehrenmitglied ernannt. Die Angehörigen dieser Vereinigung gratulieren herzlich.

 

zum 84. Geburtstag

am 17. Dezember 1957, Landwirt Albert Hofer, aus Sechshuben, Kreis Wehlau, jetzt bei seinem Sohn in Stellau bei Hamburg, Eigenheim. Er entstammt einer Salzburger Bauernfamilie, die 1732 nach Ostpreußen kam.

 

am 17. Dezember 1957, Lehrer i. R. Eugen Mettendorf, aus Allmoyen, Kreis Sensburg, jetzt in Spaden/Bremerhaven.

 

am 20. Dezember 1957, Lehrerwitwe Klara Scheffler, aus Prußhöfen/Sensburg, jetzt in Unna (Westf.), Am Predigtstuhl 22.

 

am 23. Dezember 1957, Landsmann Fritz Kruse, aus Königsberg Pr., Hochmeisterstraße 15, jetzt in Kiel, Wörthstraße 51.

 

am 26. Dezember 1957, Frau Luise Bader, aus Ortelsburg, Allensteiner Straße 9, jetzt in Herne (Westf.), Auf dem Beisendrusch 16.

 

zum 83. Geburtstag

am 4. Dezember 1957, Landsmann August Böhm, Postassessor i. R., aus Königsberg, Domhardtstraße 10, jetzt in Kampen/Sylt.

 

am 11. Dezember 1957, Frau Wilhelmine Sackel, geb. Strötzel, jetzt bei ihrer Tochter, Herta und ihrem Schwiegersohn, Willi Liss in Kamp-Lintfort, Niersenbruchstraße 37. Ihr Ehemann ist auf der Flucht im Januar 1945 verschollen.

 

am 16. Dezember 1957, Frau Pauline Lindner, geb. Gerdau, aus Groß-Simnau, Kreis Mohrungen, jetzt bei ihrer Tochter, Else in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist zu erreichen über Frau Lotte Bendrat, Bielefeld, Bleichstraße 138.

 

am 24. Dezember 1957, Frau Maria Lukau, geb. Fittahl, aus Rastenburg, Schulstraße 31, jetzt in Oldenburg (Holst.), Hospitalstraße 2.

 

am 24. Dezember 1957, Frau Helene Tranitz, geb. Haupt, aus Tilsit, Kleine Gerberstraße 6, jetzt bei ihrer Schwiegertochter, Käthe Tranitz in Berlin SW 61, Urbanstraße 5.

 

am 27. Dezember 1957, Frau Margarete Borowski, geb. Golz, aus Königsberg, Steindammer Wallstraße 30, jetzt bei ihren Töchtern, Adelheid und Ursula in Berlin-Halensee, Joachim-Friedrich-Straße 5.

 

am 4. Januar 1958, Witwe Auguste Siegmund, geb. Norgall, aus Königsberg, Richterstraße 16, jetzt in Lübeck-Kücknitz, Samlandstraße 41.

 

am 6. Januar 1958, Predigerwitwe E. Staschus, aus Treuburg, jetzt bei ihrem Sohn, Willi Staschus in der sowjetisch besetzten Zone. Die Anschrift ist durch dessen Schwiegermutter, Frau J. Ehrenteit, aus Kruglanken, Kreis Angerburg, jetzt in Oberviechtach (Oberpf.), Steinforst 176, zu erfahren.

 

zum 82. Geburtstag

am 13. Dezember 1957, Fräulein Helene von Arnim, ehemals Gut Stein bei Königsblumenau, Kreis Pr.-Holland, jetzt in Bad Boll über Göppingen (Württ.), Kurhaus.

 

am 20. Dezember 1957, Frau Emmy Krause, aus Königsberg Pr., Königstraße 59a (Gold- und Silberwarengeschäft C. G. Krause), jetzt in Berlin-Reinickendorf, Aroser Allee 127 I.

 

am 24. Dezember 1957, Witwe Johanna Hellmig, geb. Zimmermann, aus Königsberg Pr., Alter Garten 59, jetzt bei ihrer Tochter, Käthe Schrader in (21b) Altenbögge-Bönen, Am Südberg 24.

 

zum 81. Geburtstag

am 16. Dezember 1957, Rentner Friedrich Hoffmann, aus Tilsit, Niederunger Straße 2, jetzt mit seiner Ehefrau in Grevenbroich (Niederrh.), Scheidweg 50.

 

am 31. Dezember 1957, Frau Marie Bartel, geb. Dietrich, aus Königsberg Pr., Karl-Baer-Straße 14, jetzt in Gevelsberg (Westf.), Mittelstraße 42. Ihr Zwillingsbruder, Fritz Dietrich (Königsberg Pr., Hindenburgstraße 56) kam 1945 auf der Flucht ums Leben. Wer kennt das Schicksal der noch vermissten Angehörigen?

 

zum 80. Geburtstag

am 12. Dezember 1957, Frau Marie Killutat, aus Ragnit, jetzt bei ihrer Tochter in Rheine (Westf.), Cäcilienstraße 8.

 

am 16. Dezember 1957, Landsmann Ernst Reetz, aus Tapiau, Kreis Wehlau, jetzt bei seiner Tochter, Helene Weinreich in (17 b) Rengetsweiler über Messkirch, Kreis Sigmaringen.

 

am 19. Dezember 1957, Frau Helene Oskierski, geb. Freyberg, Witwe des Pfarrers Max Oskierski, zuletzt Liebemühl, Kreis Osterode. Sie lebt heute im Haus der helfenden Hände in Beienrode über Helmstedt, Kreis Gifhorn.

 

am 21. Dezember 1957, Schachtmeister Friedrich Wolff, aus Bartenstein, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Gegenwärtig ist er bei seiner ältesten Tochter, Anna Krause, in Hahnenkamp über Elmshorn.

 

am 23. Dezember 1957, Frau Marie Herrmann, geb. Schön, aus Gerswalde, Kreis Mohrungen, jetzt mit ihrem Ehemann in Pinneberg, Eggerstedter Straße 16a, Block Nr. 3, Zimmer 201.

 

am 23. Dezember 1957, Oberzugführer i. R. Otto Labeth, aus Stallupönen, jetzt in Siegburg (Rheinl.), Industriestraße 27.

 

am 23. Dezember 1957, Lokomotivheizer i. R. Ernst Hintzke, aus Zinten, Lindenstraße 7, jetzt mit seiner Ehefrau in Dassendorf-Bergedorf, Bezirk Hamburg.

 

am 24. Dezember 1957, Landwirt Hermann Schulz, aus Schwiddern, Kreis Treuburg, jetzt mit seiner Ehefrau in Stade-Süd, Block 21.

 

am 24. Dezember 1957, Fräulein Berta Biella, aus Schwiddern, Kreis Johannisburg. Bis zur Vertreibung leitete die Jubilarin dort die Poststelle. Sie wohnt jetzt in Immighausen, Kreis Korbach, wird aber ihren Geburtstag bei ihrer Schwester, Auguste Mettendorf in Spaden/Bremerhaven verleben.

 

am 25. Dezember 1957, Landsmann Johann Gawrisch, aus Schwarzstein, Kreis Rastenburg, jetzt bei seinem jüngsten Sohn in Keyhauserfeld bei Oldenburg.

 

am 27. Dezember 1957, Lehrer i. R. Rudolf Bronkowski, aus Ribitten, Kreis Johannisburg, jetzt in Bad Hersfeld, Kriegsschule.

 

am 28. Dezember 1957, Landsmann Karl Melzer, aus Perkappen. Er ist gegenwärtig mit seiner Ehefrau bei seiner ältesten Tochter, Anna Jonuscheit in Wolfsburg, Unter den Eichen 15.

 

am 29. Dezember 1957, Postbetriebsassistent i. R. Andreas Hoppe, aus Johannisburg, Soldauer Straße 8, jetzt in Hildesheim, Kirchstraße 3.

 

am 31. Dezember 1957, Frau Helene Bösler, geb. Kupp, aus Tiefensee, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei ihrer Tochter, Herta Erdmann in (20b) Bergfeld über Vorsfelde, Kreis Helmstedt.

 

am 31. Dezember 1957, Kaufmannswitwe Käthe Wender, geb. Ohlendorff, aus Königsberg, Drugehner Weg 3, jetzt in Lübeck, Marlistraße 101, Haus 19, Zimmer 100.

 

am 2. Januar 1958, Kriminalrat i. R. Elinor Halling, jetzt in Berlin-Zehlendorf, Beuckert 5, Christliches Hospiz.

 

am 5. Januar 1958, Frau Elisabeth Schwillo, geb. Grabnitzki, aus Wolfsee, Kreis Lötzen, jetzt in Oldenburg (Holst.), Kurzer Kamp 13.

 

zum 75. Geburtstag

am 8. Dezember 1957, Frau Gertrud Wiemer, geb. Riemer, aus Tilsit, jetzt in Bad Hersfeld, Brückenmullerstraße Nr. 11.

 

am 12. Dezember 1957, Landsmann Adam Jeworowski, aus Johannisburg, jetzt in Osterode (Harz), Pommernweg 15.

 

am 15. Dezember 1957, Frau Johanna Huwe, geb. Bedetzki, aus Heydekrug, Memelland, Gartenstraße 3, jetzt bei ihrer Tochter, Gertrud Drockner in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist über ihren Sohn, Willi Huwe, Bad Segeberg, Theodor-Storm-Straße Nr. 39 b, zu erreichen.

 

am 19. Dezember 1957, Telegraphenbetriebswart i. R. Johann Engler, aus Heilsberg, Heimstättenweg 22, jetzt in Gelsenkirchen-Buer, Gladbecker Straße 43.

 

am 21. Dezember 1957, Bäckermeister Max Schwill, aus Tannenwalde, jetzt mit seiner Familie in Steinhöring, Kreis Ebersberg, Bayern. Der Jubilar wurde beim Einmarsch der Sowjets in den Ural verschleppt.

 

am 22. Dezember 1957, Frau Alma Schachschneider, geb. Fengler, jetzt in Oldenburg (Holst.), Ostlandstraße 6.

 

am 22. Dezember 1957, Bauer Anton Klein, aus Altkirch, Kreis Heilsberg. Bis zur Vertreibung war der Jubilar Bürgermeister seiner Heimatgemeinde und Amtsvorsteher von Guttstadt-Land. Mit seiner Ehefrau lebt er heute bei seiner Tochter, Else Roski, (22c) Giesendorf über Bergheim/Erft.

 

am 24. Dezember 1957, Landsmann Friedrich Bader, aus Osterode, Komturstraße 8, jetzt bei seinem Schwiegersohn, Pfarrer Brombach, in Wuppertal-Elberfeld, Hombüchel 55.

 

am 24. Dezember 1957, Frau Anni Bethke, geb. Baumdecker, Witwe des Bürgermeisters, August Bethke, aus Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, Marktstraße 9, jetzt in Eickeloh 19 über Schwarmstedt.

 

am 25. Dezember 1957, Bauer Adolf Poerschke, aus Schmauch, Kreis Pr.-Holland, jetzt in Velbert-Hefel, Eintrachtstraße 8, bei seinem Sohn, Karl.

 

am 25. Dezember 1957, Frau Marie Rockel, geb. Seelert, aus Königsberg Pr., Sternwartstraße 6, jetzt bei ihrem ältesten Sohn, Karl in Duisburg-Meiderich, Werderstraße 12/14.

 

am 30. Dezember 1957, Landsmann Josef Kreutzberger, aus Knipstein, Kreis Heilsberg, jetzt in Neumühlen 2, Post Scharnhorst, Kreis Verden (Aller).

 

am 1. Januar 1958, Fräulein Martha Plewe, jetzt mit ihren Schwestern, ehemals Osterode, Kaiserstraße 31, in Soest, Westfalen, Isenacker 13.

 

am 3. Januar 1958, Frau Helene Sprakties, geb. Neumann, aus Bartenstein, Rastenburger Straße 3, jetzt bei ihrer Tochter, Hildegard und ihrem Schwiegersohn, Fritz Graetke, im Gasthof „zum Heidewinkel", Drögenindorf über Lüneburg.

 

am 6. Januar 1958, Lehrerwitwe Hedwig Wolfgramm, geb. Dous, aus Maulen, Kreis Königsberg. Sie ist durch Landsmann Georg Kreutz, (24 b) Elmshorn, Danziger Straße 9, zu erreichen.

 

Diamantene Hochzeit

Das Rentnerehepaar, Johann Zimmek und Frau Karoline Zimmek, geb. Siegmund, aus Muschaken, Kreis Neidenburg, feiert am 27. Dezember 1957, das Fest der Diamantenen Hochzeit. Die 85 und 82 Jahre alten Eheleute wohnen jetzt bei ihrer jüngsten Tochter, Frau Fanelsa in Hannover, Mainzer Straße 3. Landsmann Zimmek ist sehr rüstig und liest trotz seines hohen Alters das Ostpreußenblatt ohne Brille; seine Ehefrau ist gesundheitlich nicht ganz so auf der Höhe.

 

Goldene Hochzeiten

Landwirt Rudolf Willuda und seine Ehefrau Ottilie Willuda, geb. Gregor, aus Münchenfelde, Kreis Lötzen, begehen am 26. Dezember 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit. Die Eheleute sind erst am 25. Februar dieses Jahres mit ihrer Tochter, Gertrud aus der Heimat gekommen und leben gegenwärtig im Flüchtlingslager Gelchsheim, Kreis Ochsenfurt (Ufr.). Am 2. November 1957, konnte Landsmann Willuda seinen 87. Geburtstag feiern.

 

Steuersekretär i. R. Otto Kaspereit und seine Ehefrau Helene Kaspereit, geb. Radtke, aus Insterburg, Danziger Straße 99, jetzt in Rendsburg, Holstein, Hoheluft 9, bei ihrer Tochter, Elfriede Kuthning, feiern am 26. Dezember 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Die Eheleute Ludwig Dobat und Frau Berta Dobat, geb. Heydler, aus Unterfelde (Gollubien), Kreis Goldap, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone, feiern am 27. Dezember 1957, ihre Goldene Hochzeit. Sie sind durch Paul Dobat, (22) Hitdorf am Rhein, Rinqstraße 37, zu erreichen. Landsmann Dobat hatte als Pferdezüchter einen guten Ruf und wirkte auch im öffentlichen Leben zum Wohle seiner Heimatgemeinde; er war u. a. Schulverbandsvorsteher. Der Ehe entsprossen sechs Kinder. Seine fünf Söhne machten den letzten Krieg mit; ein Sohn ist in Russland gefallen.

 

Die Eheleute Landwirt Franz und Wilhelmine Josepeit, aus Matten, Kreis Ebenrode, jetzt bei ihrer Tochter, Herta und ihrem Schwiegersohn, Lottermoser in Kerperscheid bei Schleiden (Eifel), feiern am 31 Dezember 1957, im Beisein ihrer drei Töchter und ihrer Enkelkinder das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Jubiläum

Polizeimeister Franz Pfau, ehemals Tilsit/Eydtkau, zuletzt Ostenburg, begeht am 9. Januar 1958 sein 40-jähriges Dienstjubiläum. Er wohnt in St. Michaelisdonn (Holst.), Marktplatz 9.

 

Der Chemiker Professor Dr. Dr. nat. rer. H. c. Robert Schwarz ist am 17. Dezember 1957, siebzig Jahre alt geworden. Er wurde in Berlin geboren. Nach seiner Promotion habilitierte er sich in Freiburg. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er schwer verwundet. 1919 wurde er in Freiburg zum a. o. Professor ernannt. Er übernahm 1928 das Ordinariat für anorganische Chemie in Frankfurt, 1934 wurde er als ordentlicher Professor der Chemie und Direktor des chemischen Instituts an die Albertus-Universität berufen. Nach dem Kriege lehrte er als Professor für anorganische und Elektrochemie an der Technischen Hochschule in Aachen, deren Rektorat er eine Amtszeit über ausübte. Für ihn wurde ein neues Institut errichtet, das er nach seiner 1956 erfolgten Emeritierung bis zur Übernahme durch seinen Nachfolger weiterleitete. Seine wissenschaftlichen Arbeiten haben seinen Namen weithin bekanntgemacht. Professor Schwarz war in Königsberg Pr., zumal im Kreise seiner Segelkameraden, eine bekannte Erscheinung. Er fühlte sich in Ostpreußen heimisch, und er hat unserer Heimat die Treue gehalten. Aus seiner 1914 mit Margarethe, geb. Bahre, geschlossenen Ehe stammen drei Töchter. - In Dankbarkeit werden die ehemaligen Schüler ihres verehrten Lehrers gedenken. Er wohnt in Aachen, Muffeter Weg 35.

 

Seite 20   Foto: Eine 105 Jahre alte Aussiedlerin

Im Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen traf in diesen Tagen eine 105 Jahre alte Spätaussiedlerin ein, Frau Ella Rentel; sie ist wahrscheinlich die älteste Heimatvertriebene überhaupt. Mit ihr kamen ihre 71 Jahre alte Tochter, Eva Koschinath, ihre 48 Jahre alte Enkelin, Maria Geilawitz und ihre beiden Urenkel Erika und Bruno Geilawitz, 17 und 18 Jahre alt. Die Familie kommt zwar aus Karzin, im Kreise Stolp in Pommern, aber es handelt sich nicht um Pommern, sondern um Volksdeutsche aus Litauen. Frau Rentel wurde im Kreise Schaken in Litauen geboren; sie hat dort auch ihr langes Leben verbracht. Ihr Mann war landwirtschaftlicher Arbeiter, die meisten Angehörigen waren Stellmacher. Ihre Enkelin Maria Geilawitz hatte 1935 nach Memel geheiratet. 1941 kam Frau Rentel im Zuge der Umsiedlung aus Litauen zu ihrer Enkelin nach Pommern; von dort ist sie jetzt ausgesiedelt worden. Eine Enkelin in Wanne-Eickel hatte vor Jahren einen Aussiedlungsantrag für Mutter und Großmutter gestellt; jetzt kam endlich die Ausreisegenehmigung in die Bundesrepublik. Da aber in Wanne-Eickel eine Wohnung nicht zur Verfügung steht, weiß die 105-jährige noch nicht recht, wo sie unterkommen wird. — Die Aufnahme zeigt von links nach rechts: Frau Ella Rentel' man sieht, dass sie trotz ihrer 105 Jahre noch sehr rüstig ist —, ihre Tochter, Frau Eva Koschinath und ihre Enkelin, Frau Maria Geilawitz mit dem aus Karzin mitgebrachten Hündchen „Teddy".

 

Seite 21   Familienanzeigen

Renate. Unser Ulli hat am 21. Oktober 1957 ein Schwesterchen bekommen. In Dankbarkeit und Freude: Hildegard Fischer geb. Stehl, Scharfeneck. Gerhard Fischer, New York 419 E 151. Früher Pillau, Ostpreußen.

 

Freudig und dankbar zeigen wir die Geburt unserer Tochter, Ina Maria Elisabeth, an. Ilse Gronenberg, geb. Bloecker und Klaus Gronenberg, Pfarrer. Lienen (Westf.), am 11. Dezember 1957

 

Reinhard, geb. 07.11.1957. Die Geburt unseres ersten Kindes zeigen wir in großer Freude an. Fritz Müller und Elsbeth Müller, geb. Soppke. Buir, Bezirk Köln, Steinweg 67. Früher Wöterkeim, Kreis Bartenstein.

 

Als Verlobte grüßen, Ruth Reinhardt, Reutlingen-Betzingen, früher Königsberg Pr., Kummerauer Straße 45 – 47 und Ewald Luszczyk, Münster (Lager), früher Schlesien. 30. November 1957.

 

Die Verlobung unserer Tochter, Anna-Monika mit Herrn Ekkehard Petrauschke, Sohn des Herrn Generalmajor a. D., Rudolf Fr. Petrauschke und seiner Frau Lieselott Petrauschke, geb. Vogler, geben wir hiermit bekannt. Hans Voigt, Generalmajor a. D. und Frau Ursula Voigt, geb. Buettler-Stulgen. Frankfurt (Main), Cronstettenstraße 38.

 

Meine Verlobung mit Fräulein Anna-Monika Voigt, beehre ich mich anzuzeigen. Ekkehard Petrauschke. Frankfurt (Main) Flughafen. Weihnachten 1957

 

Als Verlobte grüßen, Karin Kulsch, Erbstorf Nr. 78 über Lüneburg, früher Zimmerbude, Kreis Fischhausen, Ostpreußen. Karl-Ernst Himmelstoss, Lüneburg. 24. Dezember 1957.

 

Die Verlobung unserer ältesten Tochter Helgard mit Herrn Ernst-Günther Hoyer, geben wir bekannt. Fritz Sneikus und Frau Lisbeth Sneikus, geb. Liebe. Westerland/Sylt, Kirchenweg 25. Früher Gumbinnen, Gartenstraße 26. Weihnachten 1957

 

Helgard Sneikus, Ernst-Günther Hoyer. Verlobte. Weihnachten 1957

 

Die Verlobung meiner Tochter Dorothea mit Herrn Dipl.-Ing. Hans-Hartwig Warning, gebe ich bekannt. Dr. med. Hildegarde Haslinger, geb. Feeder. Hannover, Karl-Kraut-Str. 14.

 

Meine Verlobung mit Fräulein Dorothea Haslinger, Tochter des verstorbenen Herrn Konsul Oswald Haslinger und seiner Frau Gemahlin, Hildegards Haslinger, geb. Feeder, beehre ich mich anzuzeigen. Hans-Hartwig Warning, Hamburg 20, Moorweg 29. Advent 1957

 

Die Verlobung unserer ältesten Tochter Renate mit Herrn Dr. med. Burkhard Liebster, geben wir hiermit bekannt. Erich Peikowski und Frau Lisbeth Peikowski, geb. Klein. Düsseldorf, Ehrenstraße 46. Früher Königsberg Pr., Unterhaberberg 8a. Weihnachten 1957

 

Meine Verlobung mit Fräulein Renate Peikowski beehre ich mich anzuzeigen. Dr. med. Burkhard Liebster. Landshut (Oberbay.), Klotzmüllerstraße 16. Weihnachten 1957.

 

Wir geben die Verlobung unserer Tochter Karin-Ingrid mit Herrn Gerhard Bednarski bekannt. Willi Käding und Frau Ingeborg Käding, geb. Bertram. 21. Dezember 1957. Eßlingen (Neckar), Stauffenbergstraße 28. 

 

Karin-Ingrid Käding, Gerhard Bednarski, Verlobte, Hannover-Linden, Röttgerstraße 24

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Edeltraut Sanio, früher Berndhöfen, Kreis Lyck, zurzeit Ingelheim (Rhein). Wolfgang Bubacz, früher Königsberg, Unterrollberg 11, jetzt Münster/Sarmsheim, Bergstraße 3. Weihnachten 1957

 

Die Verlobung unserer Tochter Evelin Melanie mit Herrn Karl Heinz Stadtmüller, geben bekannt, Wilhelm Welt und Frau Erna Welt, geb. Kalinowski. Düsseldorf-Oberkassel, Kyffhäuserstraße 19. Früher Königsberg Pr., Tannenallee 5. Weihnachten 1957.

 

Wir geben unsere Verlobung bekannt, Ruth Seidler, Seppenrade, Dorf 192, Kreis Lüdinghausen (Westf.), früher Königsberg Pr., Tamnaustraße 41. Heinz Hüser, Emkum 49, Kreis Lüdinghausen (Westf.) 2. Weihnachtstag 1957

 

Als Verlobte grüßen: Rosemarie John, früher Neuendorf, Kreis Gerdauen, Ostpreußen und Franz Josef Bings, Apweiler, Kreis Geilenkirchen, Aachen. 24. Dezember 1957

 

Die Verlobung unserer jüngsten Tochter, Ilse mit Herrn Erich Arp, geben bekannt, Fritz Bannas und Frau Elise Bannas, geb. Gronwald, Bochum, Weihnachten 1957, Vereinsstraße 40. Früher Königsberg Pr., Königswieser Straße 4

 

Als Verlobte grüßen, Ursula Rudolph, Göppingen, Württemberg, Kreiskrankenhaus. Früher Danzig Werner Rautenberg, Sindelfingen, Württemberg, Gotenstr. 14. Früher Osterode, Ostpreußen. Weihnachten 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt, Günter Pastowski, Kaltenkirchen und Edith Pastowski, geb. Zorawski, Moorkaten. 21. Dezember 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Jörg Broschk, Hamburg 20, Epp. Baum 30, früher Neidenburg. Maria Broschk, geb. Satzek, Ahrensburg, Mittelweg 26, früher Ittau, Kreis Neidenburg. 30. November 1957.

 

Die Vermählung unserer einzigen Tochter, Anneliese mit Herrn Ewald Polzer, zeigen wir an. August Jeschke und Frau, Gernsbach (Baden), Weinbergstraße 34. Früher Gr.-Friedrichsdorf,  Kreis Elchniederung, Ostpreußen.

 

Ewald Polzer, Anneliese Polzer, geb. Jeschke. Hamburg 36, Bleichenbrücke 6. 25. Dezember 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Joachim Lange, Eckernförde, früher Revierförsterei Materschobensee und Frau Gisela Lange, geb. Schlopies, Frankfurt am Main S 10, Tiroler Straße 4, früher Königsberg Pr., Batockistr. 6. Weihnachten 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Eberhard Neuhäuser, Hagen (Westf.), Altenhagener Straße 43. Früher Schmiedeberg (Sachsen) und Lotte Neuhäuser, geb. Schulz, Grasdorf 29 a, Post Veldhausen. Früher Rositten, Kreis. Pr.-Eylau. 21. Dezember 1957

 

Wir haben geheiratet: Dieter Nass, früher Plau, Mecklenburg und Marianne Nass, geb. Fritze, früher Wehlau, Parkstr. 19. Düsseldorf. 20. Dezember 1957, Krahnenburgstraße 99.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Egon Spirgatis, früher Königsberg Pr., Dorotheenstraße 28 und Else Spirgatis, geb. Bräuer, früher Willkamm, Kreis Gerdauen. 9. Dezember 1957. Hamburg-Stellingen, Gazellenkamp 152 I

 

Ihre Vermählung geben bekannt: R. Brian Warwick, Eamont Bridge, near Penrith, Cumberland, England und  Heidi Warwick, geb. Buttkereit, früher Paszieszen, Memelland. 14. Dezember 1957

 

Wir haben den Bund fürs Leben geschlossen: Fritz Triebe, Lindau/B, Gerhart-Hauptmann-Straße 24, früher Kreuzingen, Ostpreußen und  Lucie Triebe, geb. Baumann, Lindau/B, Gerhart-Hauptmann-Str. Nr. 14, früher Pr.-Holland, Ostpreußen. Ravensburg, 21. Dezember 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Anton Schöppner, früher Wehlau, Ostpreußen, Bahnhof und Elfriede Schöppner, geb. Berwein, Schlüchtern, Unter den Linden 2. Weihnachten 1957

  

Wir feiern am 27. Dezember 1957 unsere Silberhochzeit. Fritz Lemke und Frau Helene Lemke, geb. Swazyna. Zugleich allen Verwandten, Bekannten und Kunden aus der Heimat ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Neujahr 1958. Kiel-Wellingdorf, Wischhofstraße 74, Ruf 2 17 90. Früher Elektro-Lemke, Sensburg, Ostpreußen, Königsberger Str. 10

 

Ihre Silberhochzeit feiern Weihnachten 1957, Otto Hoffmann und Anna Hoffmann, geb. Fischer. München 25, Wolfratshauser Straße 27. Früher Groß-Hoppenbruch, Kreis Heiligenbeil, Ostpreußen.

 

Zu der am 1. Weihnachtstag 1957, stattfindenden Silberhochzeit meiner lieben Eltern, August Sokoließ und Frau Sophie Sokoließ, geb. Blank, die herzlichsten Glückwünsche von ihrem einzigen Sohn. Oldenburg (Oldb.), Lerchenstraße 30. Früher Ortelsburg, Landrat-v.-Berg-Straße 9.

 

Am 25. Dezember 1957, feiern unsere lieben Eltern, Alfred Bals und Anna Bals, geb. Matern, ihre Silberne Hochzeit. Die herzlichsten Glückwünsche und Gesundheit von Kindern, Schwiegersohn und Enkel, Detlef. Essen-Werden, In der Pieperbek 18. Früher Labiau, Ostpreußen, Otto-Reinke-Straße 9.

 

Am 27. Dezember 1957 feiern wir im Kreise unserer Kinder, Ursel, Manfred und Horst, unsere Silberhochzeit und grüßen alle Verwandten und Bekannten aus der Heimat. Schlachthofhallenmeister, August Neuber und Frau Anna Neuber, geb. Jakubowski. Vechta (Oldb.), Paul-Keller-Straße 8. Früher Schlachthof Neidenburg.

 

Zur Goldenen Hochzeit unserer lieben Eltern, Artur Czesnat und Frau Anna Czesnat, geb. Schiemann, am 27. Dezember 1957, gratulieren herzlich und wünschen weiterhin Gottes Segen, Ihre dankbaren Kinder und Enkelkinder. Emden, Dodo-Wildvang-Str. 8. Früher Lesgewangen, Ostpreußen.

 

Am 27. Dezember 1957 dürfen wir mit unseren lieben Eltern, Ernst Knorr und Berta Knorr, geb. Bonin, früher Barwiese, Kreis Osterode, jetzt Nürnberg, Obere Schmiedgasse 16/22, ihren 40-jährigen Hochzeitstag feiern. In Dankbarkeit die Kinder und Enkelkinder.

 

Für die zahlreichen Glückwünsche anlässlich unserer Goldenen Hochzeit, die wir im Kreise unserer Kinder und Geschwister feiern durften, sagen wir allen Freunden und Bekannten unseren herzlichen Dank. August Borrosch und Frau Auguste Borrosch, geb. Brozio. Bodenheim (Rhein), Rheinallee 41. Früher Goldensee, Kreis Lötzen, Ostpreußen.

 

Am 2. Weihnachtstag 1957, feiern unsere lieben Eltern und Großeltern, Gustav Babick und Frau Auguste, aus Walden, Kreis Lyck, Ostpreußen, jetzt Neu-Wulmstorf, Kreis Harburg, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es gratulieren herzlich die Kinder und Enkelkinder. Familie Willy Mengel und Frau Frieda. Rolf Maack und Frau Rosemarie.

 

Am 26. Dezember 1957 ist unser 45. Hochzeitstag. August Kullick und Frau Wilhelmine Kullick, geb. Bergknecht. Rees a. Niederrh., Am Markt 28. Früher Sensburg, Ostpreußen.

 

Für die Aufmerksamkeiten zu unserer Goldenen Hochzeit sagen wir allen Verwandten und Bekannten herzlichen Dank. Gottfried Nitschmann und Frau Auguste Nitschmann, geb. Neuber. Braunschweig, Eulenstraße 12. Früher Braunsberg, Ostpreußen, Landgestüt.

 

Am 22. Dezember 1957 feiert unser lieber Vater, August Bilski, in Nikolaiken, Ostpreußen, in geistiger und körperlicher Frische, seinen 90. Geburtstag. Es gratulieren herzlich seine dankbaren Kinder, Enkel und Urenkel. Rastatt, im Dezember 1957

 

Für die uns anlässlich unserer Goldenen Hochzeit gesandten Glück- und Segenswünsche sagen wir allen Freunden und Bekannten unseren herzlichsten Dank. Wilhelm Reschke und Frau Luise Reschke, geb. Fannasch. Hamburg-Bahrenfeld, Bahrenfelder Chaussee 2. Früher Allenstein/Gehlenburg, Ostpreußen.

 

Am 29. Dezember 1957 feiert unser lieber Vater, Schwiegervater und Opa, Louis Festerling, aus Kaßemeken, Kreis Tilsit, seinen 82. Geburtstag. Wir wünschen unserem Opa von Herzen Gottes Segen und weiterhin beste Gesundheit. Sein Sohn, Fritz, seine Schwiegertochter, Helene und sein Enkelkind, Hannelore. Straubing, Niederbayern, Äußere Frühlingsstraße 23.

 

Am 26. Dezember 1957 feiern unsere lieben Eltern und Großeltern, A. Kakschies und Frau, aus Lompönen, Kreis Tilsit, Ostpreußen, jetzt Rössing über Elze, Lange Str. 5, das Fest der Diamantenen Hochzeit. Es gratulieren herzlich und wünschen Euch weiterhin Gottes Segen, Eure dankbaren Kinder und Enkelkinder.

 

Am 20. Dezember 1957 feiert unser lieber Vater und Großvater, Hermann Brühn, früher Neu-Dollstädt, Kreis Pr.-Holland, Ostpreußen, jetzt Schürsdorf, Post Pönitz, Kreis Eutin, seinen 73. Geburtstag. Alles Gute und Liebe wünschen seine Kinder und Enkelkinder.

 

Seite 22   Familienanzeigen

Am 31. Oktober 1957 verstarb plötzlich im Altenwohnheim Tersteegen-Wehne, Iserlohn, unsere liebe Tante, Schwester und Schwägerin, Frau Margarethe Triebel, geb. Eckhardt, im Alter von 75 Jahren. Ihre Urne wurde am 19. November 1957 auf dem Osterholzer Friedhof in Bremen, im Grabe ihres 1949 daselbst verstorbenen Ehemannes, des Staatl. Oberförsters a. D., Leopold Triebel, früher Samordey und Grobka, zuletzt Dölitz, Pommern, beigesetzt. Im Namen der Hinterbliebenen: Hertha Jopke, geb. Schupehux. Iserlohn, Westfalen, Waisenhausstraße 6.

 

Am 2. Dezember 1957 verstarb nach langer schwerer Krankheit, unsere liebe Mutter, Großmutter und Schwiegermutter, Emma Pergams, geb. Jessulat, früher wohnhaft gewesen in Königsberg Pr., Burgstraße ½, im Alter von 71 Jahren. In stiller Trauer im Namen der Familie: Dr. Erika Rahm, geb. Pergams. Braunschweig, Hagenring 87.

 

Heute nahm Gott der Herr nach kurzer schwerer Krankheit, jedoch plötzlich und unerwartet, meine liebe unvergessliche Frau, Helene Obschernikat, geb. Tausendfreund, im 76. Lebensjahre, zu sich in Sein Reich. In tiefer Trauer: Fritz Obschernikat. Berlin NW 87, Rostocker Straße 29, den 23. November 1957. Früher Königsberg Pr., Claaßstraße 11.

 

Gott dem allmächtigen Herrn über Leben und Tod hat es gefallen am 7. Dezember 1957, nach langem Leiden, meine innig geliebte Frau, meine treusorgende liebe Mutter, Frau Maria Patz, geb. Brandt, früher Mehlsack, Ostpreußen, zu sich in Sein Reich zu rufen. Sie verstarb im Alter von 66 Jahren, fern ihrer geliebten Heimat, in ihrer langen Krankheit öfter gestärkt durch die Gnadenmittel unserer heiligen Kirche. Siegfried Patz, Postschaffner a. D. Sofie Busche, geb. Patz. Enzen 36 über Stadthagen (Schaumburg-Lippe).

 

Am 6. Dezember 1957 verstarb nach langem Leiden, unser ältester Bruder, Schwager, Onkel und Vetter, Ernst Liehr, im 58. Lebensjahre. In stiller Trauer: Franz Liehr. Walter Liehr und Frau Ilse Liehr, geb. Reichardt. Karl Liehr. Otto Konrad. Martha Eigner, geb. Westphal. Wegberg, Kreis Erkelenz, Dülkener Straße 29. Früher Hainau, Kreis Ebenrode.

 

Am 18. November 1957 entschlief unerwartet unser Bruder, Schwager, Onkel und Vetter, Max Bombach, Landwirt aus Allenburgshausen bei Allenburg, Kreis Wehlau, Ostpreußen, im Alter von 63 Jahren. In stiller Trauer im Namen der Hinterbliebenen: Geschwister Bombach. Friesoythe (Oldb.)

 

Zum Gedenken. Sie haben Dich fortgetragen, ich wollt Dir so viel noch sagen. Über Deinen Hügel der Wind nun weht, es ist zu spät. Vor zwölf Jahren, Weihnachten 1945, ist mein lieber Mann, Fritz Melchin, in Darkehmen, Ostpreußen, an Entkräftung verstorben. In treuem Gedenken: Erika Melchin, geb. Lutter. Hannover-Linden, Franzstr. 2. Früher Königsberg Pr., Bismarckstraße 9.

 

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Am 9. Dezember 1957 starb mein lieber Mann, Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, der Kriegsbeschädigte, Gustav Konoppa, aus Rastenburg, Ostpreußen, Neue Siedlung, Krauseneck 30, im Alter von 67 Jahren. In stiller Trauer: Martha Konoppa, geb. Klimke. Herbert und Erna und alle Familienangehörigen. Gelsenkirchen, Tannenbergstraße 21

 

Wir gedenken zum Weihnachtsfest unserer lieben Toten des Krieges, Oberlandjägermeister i. R., Karl Behnert, von den Russen erschlagen 1945; Gefreiter, Friedrich Mierau, gefallen am 13. Mai 1940; Stabsfeldwebel, Kurt Schlemminger, verschollen seit April 1945. Leo Kaiser. Lieselotte Kaiser, geb. Mierau. Dorothea, Renate u. Edeltraud. Hans Mierau. Eva Schlemminger, geb. Mierau. Oberndorf, Post Reichenschwand. Früher Landsberg, Ostpreußen.

 

Vor zehn Jahren, am 21. Dezember 1947, verstarb in Heide, fern ihrer lieben Heimat, meine liebe Mutter und Schwiegermutter, Dora Gritz. Gleichzeitig gedenken wir unseres lieben Sohnes und einzigen Kindes, Hans-Werner, geb. 10.09.1922, gefallen 14.01.1943 in Russland, am Ladogasee. In stillem Gedenken: Karl Gritz und Frau Meta. Schleswig, Lange Straße 25. Früher Insterburg, Salzburger Straße 27.

 

Am 26. November 1957 entschlief nach langer Krankheit, im Alter von 64 Jahren, unser lieber letzter Bruder, Schwager, Onkel und Neffe, der Bauer, Fritz Kaul, früher Jodungen, Kreis Schloßberg. Im Namen aller Hinterbliebenen: Magdalene Kaul. Nindorf, den 9. Dezember 1957. Die Trauerfeier hat am 29. November 1957 stattgefunden.

 

Zum zwölfjährigen Todestag meines lieben Mannes und Vaters, Richard Liedtke, gest. 26.12.1945 im Lager Georgenburg, Ostpreußen, gedenken in Trauer: Berta Liedtke, geb. Buchholz. Anneliese Liedtke. Bonn, Hausdorffstraße 142. Früher Königsberg Pr., Rudauer Weg 6.

 

Wir gedenken zum Todestag meines lieben Mannes und Vaters, Rudolf Rohde, geb. 02.11.1900, gest. 20.12.1956. Minna Rohde, geb. Samland. Arno und Wolfgang, als Söhne. Vechelde, Kreis Braunschweig. Früher Kreuzberg, Ostpreußen.

 

Am 2. Dezember 1957 ist unsere liebe Mutter und Großmutter, Wilhelmine Krause, geb. Czudnik, im Alter von 84 Jahren sanft entschlafen. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Alma Fabian, geb. Krause. Lahr-Dinglingen (Schw.), Kruttenaustraße 33. Früher Ortelsburg, Conradistr. 5.

 

Wir gedenken unserer lieben Entschlafenen, Gertrude Trotzki, geb. Ratzenberger, geb. 14.07.1897, gest. 04.12.1957, aus Ottoshof/Nordenburg, Kreis Gerdauen. In stiller Trauer: Friedrich Trotzki. Brigitte Trotzki. Bovenden/Göttingen, Am roten Berge 2.

 

Müh' und Arbeit war ihr Leben, treu und fleißig ihre Hand. Ruhe hat ihr Gott gegeben, denn sie hat sie nie gekannt. Weinet nicht an meinem Grabe! Nach einem schaffensreichen Leben, stets hilfsbereit und besorgt um das Wohl ihrer Lieben, entschlief plötzlich und unerwartet fern ihrer geliebten Heimat, meine herzensgute Frau, unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter und Schwester, Maria Zernechel, geb. Eybe, gestorben am 30. November 1957, im 71. Lebensjahre. In stiller und tiefer Trauer: Wilhelm Zernechel, als Ehegatte. 9 Kinder. 32 Enkel und 5 Urenkel. Düren (Rheinl.). Früher Julienhöhe, Kreis Labiau, Ostpreußen.

 

Am 30. Oktober 1957 entschlief sanft nach kurzer schwerer Krankheit, fern der geliebten Heimat, unser lieber guter Vater, Schwiegervater, Opa, Schwager und Onkel, Schiffsführer, Otto Lippick, aus Königsberg Pr., Alter Graben 24. In stiller Trauer: Hildegard Schlenther, geb. Lippick. Kurt Schlenther und Peter, als Enkel. Hamburg 27, Billerhuder Insel, Neun Linden 397.

 

Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, was man hat, muss scheiden. Am Freitag, dem 22. November 1957, entschlief sanft nach längerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden und doch unerwartet, mein lieber herzensguter Mann, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, Albert Fischer, im 52. Lebensjahre. Im Namen der Hinterbliebenen: Emma Fischer, geb. Klautke. Dörzbach, Kreis Künzelsau. Früher Reichwalde, Kreis Pr.-Holland, Ostpreußen.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb am 2. Dezember 1957, im 47. Lebensjahre, mein tapferer Lebensgefährte, unser lieber Vater, Sohn, Bruder, Onkel, Schwiegersohn und Neffe, Fritz Pukas, Wasserbauarbeiter, Kriminalsekretär a. D. Gleichzeitig gedenken wir seines seit Juli 1943 in Griechenland vermissten Bruders, Kurt Pukas, Buchhalter, Feldwebel im Feuerwerkerdienst. In stiller Trauer: Elisabeth Pukas, geb. Kurewitz. Dietrich, Rüdiger, Helga, Hartmut. Gartow (Han.), über Lüchow, Springstraße 78. Karl Pukas u. Frau Auguste, Eltern. Frieda Fenzl, geb. Pukas. Ursula und Irmgard, Büdelsdorf/Rendsburg, Lindenstraße 22. Früher Lötzen, Ostpreußen.

 

Nach kurzer Krankheit verschied nach einem arbeitsreichen Leben, fern der Heimat, mein lieber Schwiegervater und Großvater, Herr Eduard Wolff, im 90. Lebensjahre. In stiller Trauer: Klara Wolff, Schwiegertochter. Elsa Kuhn, geb. Wolff, Enkelin. Kaiserslautern, Mühlstraße 11. Früher Pillau, Ostpreußen.

 

Am 2. Dezember 1957, nahm Gott, der Herr, nach schwerer Krankheit, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Oma, Schwester, Schwägerin und Tante, Eliese Fenselau, geb. Schmidt, im Alter von 56 Jahren, zu sich in Sein Reich. Ihr stilles Hoffen, ihren Mann und ihren Sohn, Otto Herbert, die 1945 von den Russen verschleppt wurden, wiederzusehen, ging nicht in Erfüllung. In stiller Trauer: Otto Fenselau, als Gatte, vermisst. Friedrich Esser u. Frau Frieda Esser, geb. Fenselau. Günther Schröder und Frau Anni Schröder, geb. Fenselau. Otto Herbert Fenselau, vermisst. Kurt Fenselau und Frau Hannelore Fenselau, geb. Christ. Peter, Ursel und Karin, als Enkel. Düsseldorf-Eller, Neustädter Weg 32. Früher Weedern, KreisAngerapp, Ostpreußen.

 

Du bleibst uns immer unvergessen! Zum zehnjährigen Todestag gedenken wir fern der Heimat meines lieben Mannes, unseres treusorgenden Vaters, Bruders, Onkels und Opis, Schachtmeister, Franz Bikowski, Bottau, Kreis Ortelsburg, geb. 27.04.1882, gest. 23.12.1947. Wir haben ihn am 29. Dezember 1947 auf dem Friedhof in Kobulten zur letzten Ruhe gebettet. Barbara Bikowski, geb. Kluschewski. Antonie Vogel, geb. Bikowski. Albert Vogel, Hannover. Hildegard Bikowski, geb. Lankau. Franz Bikowski, Bottau, Ostpreußen. Cäcilie Thimm. geb. Bikowski, Rudau, Ostpreußen. Marie Bikowski, geb. Kreschinski. Leo Bikowski, Frielingsdorf (Rheinl.) Eleonore Bikowski, geb. Sauermann. Anton Bikowski, Frielingsdorf (Rheinl.). Gisela Bikowski, geb. Wipper. Richard Bikowski, Bergisch-Gladbach. Vierzehn Enkelkinder. Frielingsdorf, Bezirk Köln, Am Dimberg 5.

 

Mein Sterben war ja Gottes Wille, drum weinet nicht, betet stille. Am 6. November 1957, erlöste Gott, der Herr, nach kurzem schwerem Leiden, im Alter von 80 Jahren, unseren lieben guten Vater, Schwiegervater, Groß- und Urgroßvater, Bruder, Schwager und Onkel, Gottlieb Beitmann. Ferner gedenken wir unserer lieben Mutter, Julie Beitmann, geb. Sobottka, die im September 1945, in Dreimühlen, an Hungertyphus starb. In stiller Trauer: Martha Romanowski, geb. Beitmann. Frieda Komossa, geb. Beitmann. Gerhard Beitmann und Frau Hildegard Breitmann, geb. Soboll, sieben Enkel, ein Urenkel. Malente, Ringstraße 53, Kreis Eutin (Holst.). Früher Maschen, Kreis Lyck.

 

Am 18. November 1957, hat Gott, der Herr, unsere liebe Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, Frau Margarete Bolz, geb. Falkenau, früher Knipstein, Kreis Heilsberg, Ostpreußen, nach kurzer Krankheit, im fast vollendeten 86. Lebensjahre, zu sich genommen. Nach einem arbeitsreichen Leben, in dem sie bis August 1947 auch die Not der feindlichen Besatzung erdulden musste, wurde sie fern der unvergessenen Heimat in Hannover zur ewigen Ruhe gebettet. Ihr waren vorausgegangen in die Ewigkeit, ihr Gatte, Carl Bolz, im Dezember 1927; ihre Tochter, Elsa Schulz, geb. Bolz, im Juli 1948 in Ostpreußen zur Zwangsarbeit verschleppt; ihre Schwiegertochter, Emma Bolz, geb. Torner, am 5. März 1957. In stiller Trauer: Erwin Bolz, früher Insterburg, jetzt Emden, Courbierestr. 19. Walter Schulz, früher Knipstein, jetzt Laderholz, KreisNeustadt am Rübenberge. Vier Enkel und fünf Urenkel.

 

Nach längerem Krankenlager verstarb am 5. Dezember 1957, im Alter von 64 Jahren, fern ihrer geliebten Heimat, meine liebe Frau, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Ella Seifert, geb. Grätsch. In stiller Trauer: Hermann Seifert. Bruno Seifert und Frau Hildegard Seifert, geb. Krieger. Horst Seifert und Frau Elisabeth Seifert, geb. Alheit. Enkelkinder: Horst, Bruni und Birgitt und alle Verwandten. Guxhagen, Bezirk Kassel. Früher Königsberg Pr., Straße 1051, Nr. 22 und Sichelberg, Südostpreußen.

 

Rest der Seite: Werbung

 

Seite 23   Familienanzeigen

Nach längerem Leiden erlöste Gott, am 22. November 1957, fern unserer geliebten Heimat, meinen lieben Mann, unseren guten Vater und Großvater, den Lehrer i. R., Emil Wolf, früher Ortelsburg, Ostpreußen, im 79. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Meta Wolf, geb. Kienbaum. Lothar Wolf und Frau Asta Wolf, geb. Matthiessen, Mittelschulkonrektor, Wittmund (Ostfriesland). Walter Bergold und Christel Bergold, geb. Wolf, sowjetisch besetzte Zone und Enkelkinder. Naumburg (Saale), Flemminger Weg 9.

 

Mein lieber Mann, unser guter treusorgender Vater, Dipl.-Verm.-Ing., Max von Swieykowski, ist am 19. Oktober 1957, im Alter von 86 Jahren, an Herzschlag gestorben. Im Namen der Hinterbliebenen: Frau Anna von Swieykowski, geb. Keyser. Edith von Swieykowski. Gerda von Swieykowski. Ebingen (Württ.), Schützenstraße 76. Früher Tilsit, Ostpreußen, Erich-Koch-Straße 17.

 

Nach jahrelangem schwerem Leiden, hat Gott, meinen lieben Mann, unseren treusorgenden Vater, meinen lieben Sohn, Schwager und Onkel, Kurt Forstreuter, an seinem 52. Geburtstage, für immer in Sein Reich abberufen. In stiller Trauer: Annemarie Forstreuter, geb. Jorgella, nebst Kindern, Dietrich, Rosemarie und Wolf-Rüdiger. Emma Forstreuter, geb. Pahlke. Ludwigsstadt, den 29. November 1957. Früher Bäslack, Kreis Rastenburg, Ostpreußen.

 

Am 29. November 1957, 8.20 Uhr, entschlief sanft nach langem, schwerem, mit großer Geduld getragenem Leiden, mein lieber guter Mann, unser lieber treusorgender Vater und Großvater, mein lieber einziger Bruder, Onkel und Vetter, Otto Sellin, Angestellter der Stadthauptkasse Insterburg, Ostpreußen, im Alter von 67 Jahren. In tiefem Schmerz im Namen aller Angehörigen: Anna Sellin, geb. Pahlke. Mellendorf, den 9. Dezember 1957. Die Trauerfeier fand am 3. Dezember 1957, um 14 Uhr, auf dem Friedhof in Mellendorf statt.

 

Am 2. Dezember 1957, ist nach einem arbeitsreichen Leben, im gesegneten Alter, von 88 Jahren, nach längerem Leiden, unsere liebe treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter und Tante, Anna Liedtke, verw. Schulz, geb. Doebel, in Frieden heimgegangen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Familie Walter Liedtke. Manhagen, den 2. Dezember 1957. Früher Briensdorf, Kreis Pr.-Holland, Ostpreußen.

 

Fern ihrer geliebten ostpreußischen Heimat, entschlief im gesegneten Alter von fast 80 Jahren, meine liebe gute Mutter und unsere Großmutter, Anna Salmonath, geb. Siewert. In tiefer Trauer: Gertrud Haensch, geb. Salmonath. Marianne Haensch. Ing. Werner Junghans und Frau Renate Junghans, geb. Haensch. Dorothea Haensch. Manfred Haensch. Elmshorn, Kiel, Kleiststraße 18. Früher Wehlau, Ostpreußen, Oppendorfer Straße 8. Die Beerdigung hat am 10. Dezember 1957, stattgefunden.

 

Schmerzerfüllt zeigen wir den Tod unseres lieben, treusorgenden Vaters, Großvaters und Schwiegervaters, des Fleischermeisters und Viehkaufmanns, Fritz Jeschonowski, aus Reimannswalde, an. Siegfried Jeschonowski und Frau Lotte Jeschonowski, geb. Boy, Köln-Deutz, Legienstraße 10. Heinz Eschner und Frau Ilse Eschner, geb. Steiner, Passau, Sailerwöhr 11. Heinz Scherner und Frau Käte Scherner, geb. Jeschonowski, Hilden, Gerhart-Hauptmann-Hof 31 und Enkelkinder.

 

Nach langer schwerer Krankheit entschlief am 24. November 1957, mein lieber Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, der Kaufmann, Paul Herbst, früher Gumbinnen, Ostpreußen, Fa. C. E. Herbst, im 60. Lebensjahre. Im Namen der Hinterbliebenen: Frau Lotte Herbst, geb. Raitzig. Lübeck, Percevalstraße 33.

 

Allen Freunden und Bekannten die schmerzliche Mitteilung, dass der Herr über Leben und Tod nach einer schweren heimtückischen Krankheit, fern der geliebten Heimat, meinen geliebten herzensguten Mann, meinen lieben Vater, guten Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel, Willy Bantau, im 53. Lebensjahre, am 9. Dezember 1957, 3 Uhr morgens, heimholte. In tiefem Schmerz, doch getröstet in der Hoffnung auf ein Wiedersehen, im Namen der Hinterbliebenen: Hedwig Bantau, geb. Kenke und Sohn Siegfried. Aach-Hegau, Kreis Stockach, Oberdorf, Haus 207. Früher Seestadt Pillau, Ostpreußen, Tannenbergstraße 38.

 

Nach Gottes unerforschlichem Ratschluss entschlief plötzlich, und unerwartet, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Opi, Onkel und Schwager, der Altsitzer, August Koslowski, geb. 03.02.1882, gestorben 30.11.1957. In stiller Trauer: Luise Koslowski, nebst Angehörigen. Lübeck, den 6. Dezember 1957, Hamburger Straße 55. Früher Sentken, Kreis Lyck.

 

Am 4. Dezember 1957 entschlief plötzlich und unerwartet, unsere liebe Mutter, Oma, Schwester, Schwägerin und Tante, Johanna Haak, geb. Judel, im 77. Lebensjahre. In stiller Trauer: Elisabeth Rohde, geb. Haak. Max Haak und Familie. Benno Haak und Familie und alle Angehörigen. Köln-Vingst, Bamberger Straße 20. Früher Neuhausen bei Königsberg Pr.

 

Unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter, Frau Elise Brockmann, geb. Sprengler, früher Maxkeim bei Bartenstein, Ostpreußen, ist heute im 87. Lebensjahre sanft entschlafen. In stiller Trauer: Erika Boetticher, geb. Brockmann und Familie. Ilse Windecker, geb. Brockmann und Familie. Kuno Brockmann und Familie. Gertrud Brockmann, geb. Meyer und Familie. Bad Tölz in Oberbayern, Gaissacher Straße 7 ¼, den 23. November 1957. Die Einäscherung hat in München stattgefunden.

 

Am 14. November 1957, kurz vor Vollendung des 74. Lebensjahres, verstarb nach einem vom Schicksal schwer gezeichneten Leben, unsere liebe und immer treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Frau Elisabeth Schmidt verw. Sauff, geb. Schoeppe. Sie folgte ihrer Tochter, unserer Schwester, Schwägerin und Tante, Eva Sauff, die im Sommer 1945 im Ural verstarb. Im Namen der Hinterbliebenen: Gerhard Sauff und Familie, Wentorf bei Hamburg. Gustav Sauff und Familie, Gelsenkirchen-Schalke. Früher Grauden, Kreis Tilsit-Ragnit.

 

Zum Gedenken. Zum zehnten Male jährt sich der Tag, an dem mein lieber Mann, unser guter Vater und Bruder, der Kaufmann, Max Buckpesch, geb. 03.01.1905, gest. 23.12.1947, Mallwischken, Kreis Pillkallen, nach kurzem schwerem Leiden entschlief. In Liebe und Trauer: Grete Buckpesch, geb. Nabel. Barbara und Reinhard. Himmelsthür, Wilhelmstraße 22.

 

Am 30. November 1957, entschlief sanft nach kurzem Leiden, mein lieber herzensguter Mann, mein treusorgender Vater, unser Schwager und Onkel, Hans Schuschies, im Alter von 63 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Verwandten: Maria Schuschies, geb. Milkereit und Sohn, Günter. Rotenburg, (Han.) Grafeler Damm 12. Früher Tilsit, Schulstraße 21.

 

Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. 1. Joh. 4, 16 Ohne ihre geliebte Heimat wiederzusehen entschlief nach kurzer schwerer Krankheit, am 11. September 1957, gemäß Gottes heiligem Willen, unsere liebe gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Witwe Emilie Brilatus, geb. Treskatis, im Alter von 63 Jahren. Sie folgte unserem 1945 auf der Flucht aus Königsberg Pr. bei Gotenhafen verbliebenen lieben Vater, Gustav Brilatus, geb. am 26.04.1893, in die Ewigkeit. Ihrer beider Leben war erfüllt von aufopferungsvoller Arbeit und selbstloser Liebe für die Familie. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Erich Brilatus. Ibbenbüren, Kiefernweg 24. Früher Königsberg Pr., Aweider Allee 135.

 

Ausgelitten hast Du nun, bist am frohen Ziele, von den Leiden auszuruhn, die Du nicht mehr fühlest. Kein Arzt fand Heilurig mehr für Dich, Jesus sprach: „Ich heile dich“. Am 3. Dezember 1957 hat unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Omi, Schwester, Schwägerin und Tante, Martha Ruddeck, geb. Dannulat, im Alter von 65 Jahren, nach qualvollem Leiden, die Augen für immer geschlossen. Sie folgte ihrem lieben Mann und lieben Sohne, Volkssturmmann, Friedrich Ruddeck, vermisst März 1945 im Osten. Feldwebel, Willi Ruddeck, gefallen März 1945 in der Slowakei, in die Ewigkeit. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Elfriede Grimm, geb. Ruddeck. Bad Schwartau, Riesebusch 28. Früher Friedrichsweiler, Kreis Schloßberg.

 

Zum Gedenken. Nach elf Jahren banger Ungewissheit erhielt ich jetzt die traurige Nachricht, dass meine liebe Mutter, Elise Lange, geb. Kohn, aus Wenzken, Kreis Angerburg, am 22. April 1946 in Lübeck verstorben ist. Sie folgte meinem lieben Vater, dem Altsitzer, Richard Lange, gest. am 03.05.1945 in Mocker, Kreis Köslin und ihrem jüngsten Sohn, meinem Bruder, Otto Lange, gest. 28.08.1945 in französischer Gefangenschaft, in die Ewigkeit. Über den Verbleib meines Bruders, Ernst Lange, sind wir bisher ohne Nachricht. In stiller Trauer: Lisbeth Bublies, geb. Lange und Angehörige. Pirzental, Wissen (Sieg). Früher Paulsdorf, Kreis Angerapp.

 

Zum Gedenken. Im Jahre 1957 wurden in die Ewigkeit abberufen, unsere Sportfreunde: Dr. med. Carl Richter, geb. 25.06.1890, gest. 12.01.1957 in Hamburg; Vereinsführer des VfB bis 1939, Erich Schulz, geb. 16.12.1899, gest. 17.01.1957 i. Weil (Rheinl.); Albert Lokau, geb. 14.02.1892, gest. 02.05.1957 in Hamburg; Kurt Löwe, geb. 12.11.1892, gest. 17.07.1957 in Hamburg; Fritz Szyddat, geb. 06.06.1897, gest. 20.07.1957 i. Hau b. Kleve; Walter Kastner, geb. 22.03.1891, gest. 25.10.1957 in Herford. Sie standen zu ihrem alten Sportverein in guten und in schlechten Zeiten in unabänderlicher Treue und hofften, wie auch wir, auf ein frohes Wiedersehen in der alten Heimat. Wir werden sie nicht vergessen. Mit den Angehörigen trauert auch der Kameradschaftsdienst des ehem. VfB Königsberg i. A. Krawzick.

 

Nach Gottes heiligem Willen starb, am 3. Dezember 1957, plötzlich und unerwartet, fern seiner geliebten Heimat, mein geliebter Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, unser guter Opa, Bruder, Schwager und Onkel, Otto Scheffler, früher Guttenfeld, Kreis Pr.-Eylau, im Alter von 75 Jahren. In stiller Trauer: Frau Therese Scheffler, geb. Borm. Alfred Scheffler u. Frau Ruth Scheffler, geb. Gerlach. Heinrich Hirt u. Frau Ursula Hirt, geb. Scheffler. Walter Gutzeit und Frau Elfriede Gutzeit, geb. Herrmann nebst Enkelkindern und Anverwandten. Homberg (Niederrhein), Luisenstraße 108.

 

Fern unserer Heimat, entschlief nach kurzer schwerer Krankheit, mein lieber treusorgender Mann, unser lieber Vater, Großvater, Bruder und Schwiegervater, Otto Zielich, im Alter von 71 Jahren. In stiller Trauer: Johanna Zielich, geb. Kröhnert. Straelen, Kreis Geldern, Marienstraße 95. Früher Tilsit, Ostpreußen.

 

Schmerzerfüllt gedenken wir zum Fest, unserer lieben Eltern, Groß- und Urgroßeltern, Landwirt, Christopf Wannags, gest. 17.09.1957; Johanna Wannags, geb. Köhler, gest. 04.12.1952, aus Tuppen, Kreis Pillkallen und ihrer Schwiegersöhne, Obermaat, Emil Kreienbrück; Obergefreiter, Erich Bertulat, beide vermisst. Im Namen aller Angehörigen: Lydia Kreienbrück, geb. Wannags. Elsen, Bahnhof, über Paderborn.

 

Danksagung. Tief bewegt durch die so vielen Beweise herzlicher Teilnahme zum Heimgange meines lieben gütigen Mannes, des Zahnarztes, Alfred Grunwald, kann ich nur auf diesem Wege meinen herzlichsten Dank aussprechen. Im Namen der Angehörigen: Frau Hedwig Grunwald, geb. Meier. Kiedrich (Rheinig.), Dezember 1957. Früher Allenstein, Ostpreußen Markt 19

 

Seite 24   Familienanzeigen

Im Frieden mit Gott, ging heute, unser lieber treuer Vater, Großvater und Bruder, der Superintendent i. R., Georg Künstler, geb. 20.02.1864, in Paaris, Kreis Rastenburg, gest. 08.12.1957, in Altendier (Lahn), heim. Bis 1934 war er Superintendent in Fischhausen. Im Namen der Angehörigen: Elisabeth Selke, geb. Künstler. Bad Godesberg, Wurzer Straße 29.

 

Fern der geliebten Heimat, entschlief am 6. Dezember 1957, im hohen Alter von 94 Jahren, unser lieber Onkel, Großonkel und Urgroßonkel, der Konrektor a. D., Karl Feuersenger, früher Ragnit, Kirchenstraße 6. Im Namen aller Hinterbliebenen: Familie K. Bacher. Büsum, Hirtenstallerweg 9. Die Beerdigung fand am 11. Dezember 1957 auf dem neuen Friedhof in Büsum statt.

 

Am 7. Dezember 1957 entschlief nach kurzer schwerer Krankheit, unser lieber Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder und Onkel, Gustav Hintz, kurz nach seinem 80. Geburtstage. In stiller Trauer: Erich Hintz und Frau Ilse Hintz, geb. Schulz. Dora Liss, geb. Hintz. Margarete Behrend, geb. Hintz. Gabriele, Sabine, Giesela, Georg, Ingrid. Marianne, Brita und Renate, als Enkelkinder. Kassel, Kronenacker Straße 19. Früher Allenau, Kreis Bartenstein.

 

Was wir bergen in den Särgen, ist der Erde Kleid. Was wir lieben ist geblieben, bleibt in Ewigkeit. Schmerzerfüllt geben wir Nachricht, dass unser herzensguter einziger Sohn, mein lieber Mann und guter Vater, unser lieber Bruder, Schwager Onkel und Neffe, Klaus Wunderlich, früher Königsberg Pr., Steubenstraße, nach langem, schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, im Alter von 30 Jahren, für immer von uns ging. In tiefer Trauer: die Eltern, Anton Wunderlich, Anna Wunderlich, geb. Kuhn, Minden, Gutenbergstraße 2. Hedwig Wunderlich, geb. Tiemann, als Frau. Hans-Joachim Wunderlich, sein Söhnchen. Dorothea Neuhauser, geb. Wunderlich, Gütersloh. Annemarie Braun, geb. Wunderlich, Gütersloh. Manfred Neuhauser und Sepp Braun, als Schwager. Neffen, Nichten und alle Anverwandten. Die Beerdigung hat stattgefunden. Du bleibst uns unvergessen.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit, verstarb am 4. Dezember 1957, fern der Heimat, wohlversehen mit den heiligen Sterbesakramenten, unsere liebe und gute Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwägerin und Tante, Anna Kriegs, geb. Goerigk, im 73. Lebensjahre. In stiller Trauer: Robert Kriegs und Frau Eva Kriegs, geb. Pfeiffer und drei Enkelkinder. Ernst Kriegs und Frau Rosemarie Kriegs, geb. Andres und zwei Enkelkinder, Hamburg-Rahlstedt, Pogwischrund 7 E. Hubert Kriegs und Frau Maria Kriegs, geb. Schabram, Düsseldorf, Rethelstraße 91. Willi Kriegs und Frau Magda Kriegs, geb. Klein, Berlin-Wilmersdorf, Hildegardstraße 27. Hamburg 26, Hammerbaum 33. Früher Klackendorf (schlecht lesbar), Kreis Rößel, Ostpreußen.

 

Am Morgen des 27 November 1957, verstarb nach längerem Kranksein, unsere verehrte Schwägerin und liebe Tante, Anna-Marie Schlenger, geb. v. Swierczewski, Gut Groß-Muckenhausen (Camerau), Kreis Neidenburg, im 74. Lebensjahre. Ein Leben, dem sie in guten wie auch in schweren Zeiten — insbesondere nach dem Tode ihres Gatten im Jahre 1941 — auf ihrer ostpreußischen Scholle stets einsatzfreudig und hilfsbereit mit großer Pflichtauffassung diente, hat nunmehr — 12 ½ Jahre nach ihrer Vertreibung, aus dem Heimatgebiet — in Düsseldorf seinen Abschluss gefunden. Namens der Anverwandten: Kurt Schlenger. Essen-Heisingen, Zölestinstr., Ende November 1957. Die Beerdigung fand am Dienstag, dem 3. Dezember 1957, auf dem städtischen Friedhof in Essen-Kray statt.

 

Weinet nicht an meinem Grabe, gönnt mir meine Ruh'. Denkt was ich gelitten habe, eh' ich schloss die Augen zu! Nach langem schwerem Leiden, erlöste Gott, der Herr, am 29. November 1957, an seinem 47. Geburtstage, meinen lieben Mann, unseren lieben Vater, Bruder, Sohn, Neffen, Schwager und Onkel, den Landwirt, Alfred Schemmerling, früher Kreuzburg, Kreis Pr.-Eylau. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Herta Schemmerling, geb. Buchhorn und Kinder. Fredeburg bei Ratzeburg, Schleswig-Holstein.

 

In der Frühe des 1. Adventssonntages 1957, am 1. Dezember, nahm Gott, seinen getreuen Diener, meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, Bernhard Skibowski, Glasermeister, nach langem, schwerem Leiden, jedoch plötzlich und unerwartet zu sich in die ewige Heimat. Er starb, gestärkt mit den Gnadenmitteln unserer heiligen Kirche, im Alter von 63 Jahren. In tiefer Trauer: Agnes Skibowski, geb. Wagner, Kinder und Anverwandte. Essen-Margarethenhöhe, Sommerburgstraße 38, den 1. Dezember 1957. Früher Allenstein, Ostpreußen, Kaiserstraße 3 und Bahnhofstraße 31.

 

Nach Gottes unerforschlichem Ratschluss, wurde uns fern seiner geliebten Heimat, unser innig geliebter Sohn und unvergesslicher Bruder, Ekkehard Sprung, geb. 03.04.1940, gest. 22.09.1957, nach kurzer schwerer Krankheit, entrissen. Gustav Sprung und Frau Frieda Sprung, geb. Boldt. Heide und Hans-Jürgen, als Geschwister. Eschweiler/Röhe bei Aachen, 22. September 1957. Früher Königsberg Pr., Stägemannstraße 45.

 

Zum Gedenken. Zum einjährigen Todestag gedenken wir meines lieben Mannes, unseres guten Vaters, Großvaters und Schwiegervaters, Karl Schulz, der am 30. Dezember 1956, im 58. Lebensjahre, fern von seiner Heimat, entschlief. Er wurde in fremder Erde zur letzten Ruhe gebettet. Anna Schulz, geb. Gaigall, Kinder und Enkelkinder. Offenwardermoor, Bremen. Früher Ludendorff, Kreis Labiau.

 

Vor zehn Jahren, am 20. April 1957, verstarb an den Folgen russischer Gewalt, der Kaufmann, Robert Raudonat, Wiesenhausen. Marta Raudonat. Flensburg, Falkenberg 18.

 

Am 6. Dezember 1957, starb ganz unerwartet, mein lieber Mann, unser lieber Vater, Opa, Bruder und Schwager, Richard Lasarzyk, aus Markau, Kreis Treuburg, kurz nach seinem 74. Geburtstage. Er hat noch immer gehofft, seine Heimat wiederzusehen. In stiller Trauer: Wilhelmine Lasarzyk. Irmgard Lasarzyk. Edith Kämpfer, geb. Lasarzyk. Günter, Regina und Sabine, als Enkelkinder. Bad Höhenstadt, Kreis Passau und Reutlingen, Gayler Str. 7, den 9. Dezember 1957.

 

Dass ich starb, war Gottes Wille, weinet nicht und betet stille. Mein lieber herzensguter Mann, mein treusorgender Vater und Schwiegervater, Reginas liebster Opa, unser guter Bruder, Schwager und Onkel, Fritz Ludszuweit, Bundesbahnbeamter a. D., ist am 28. November 1957, kurz nach seinem 71. Geburtstage, nach langer schwerer Krankheit sanft entschlafen. In tiefer Trauer: Minna Ludszuweit, geb. Großmann. Ruth Gelszus, geb. Ludszuweit. Otto Gelszus. Regina und alle Angehörigen. Kiel, Hegelstraße 9. Früher Königsberg Pr., Kaplanstraße 11.

 

Res.-Lokführer a. D., Richard Habermann, geb. 24. März 188, gestorben 5. Dezember 1957. In stiller Trauer: Herta Schultz, verw. Wegner, geb. Habermann. Walter Schultz. Elli Seiffert, geb. Habermann. Max Seiffert. Angelia Wegner, als Großkind. Berlin SW 29, Freiligrathstraße 4 III. Detmold-Jerxen, Im Bruch 128.

 

Weinet nicht an meinem Grabe, gönnet mir die ewige Ruh! Denkt, was ich gelitten habe, eh' ich schloss die Augen zu. Am 8. Oktober 1957 entschlief plötzlich und unerwartet nach langer, mit großer Geduld ertragener Krankheit, meine innigst geliebte Frau, unsere herzensgute Mutter, unsere liebe Tochter und Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin, Kusine und und Tante, Frau Margarete Maiweg geb. Sauf. Früher Wirtberg, Kreis Insterburg, im Alter von 35 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Heinrich Maiweg. Eckart, Doris und Ingrid, als Kinder. Gustav Sauf und Frau Gertrud, Kamen (Westf.), Lindenbergstraße 4. Gerda Murawski, geb. Sauf. Helmut Sauf. Rudi Sauf. Kamen (Westf.), im Dezember 1957, Am Koppelteich 17. Die Beerdigung hat am 12. Oktober 1957, auf dem Friedhof in Kamen stattgefunden.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb am 4. Dezember 1957, fern ihrer geliebten ostpreußischen Heimat, meine liebe Frau, unsere gute Mutti, Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Margarete Ballarin, geb. Lenuweit, aus Schwarpen, Kreis Schloßberg, Ostpreußen, im blühenden Alter von 37 Jahren. Wer sie kannte, wird unseren Schmerz ermessen. In tiefer Trauer: Bruno Ballarin. Gudrun, Heidemarie. Hans-Jürgen, als Kinder. Ida Lenuweit. geb. Dannebauer, als Mutter, nebst allen Verwandten. Rotenburg (Han.), Kantor-Helmke-Straße 13, im Dezember 1957. Die Beerdigung hat am 7. Dezember 1957 in Rotenburg (Han.), stattgefunden.

 

 

 

 

 

Inhaltspezifische Aktionen