Ostpreußenblatt, Folge 15 vom 13.04.1957

Ostpreußenblatt

Folge 15 vom 13.04.1957

 

Seite 1   Foto: Aus der Heimat gekommen . . .

Leid und Güte sprechen aus dem Gesicht dieser alten Ostpreußin, die wir vor der Krankenstation des Lagers Friedland sahen. Die Achtundachtzig jährige ist zusammen mit ihrer Tochter und ihrer Enkelin mit einem der letzten Aussiedlertransporte aus der Heimat gekommen. Das Schicksal, das sie hier im Westen erfahren musste — wir berichten darüber auf Seite 3 und 4 dieser Folge —, ist auch eine Mahnung an uns,- dass wir uns unserer Aussiedler annehmen und ihnen jede nur mögliche Hilfe geben.

 

Seite 1   Illusion und Wirklichkeit. Einige Bemerkungen zu Sievekings Artikel in der „Außenpolitik"

Es ist zweifelsohne ein großes Verdienst des Präsidenten des Bundesrats, des Hamburger Bürgermeisters Dr. Sieveking, dass er es nunmehr unternahm, in der Zeitschrift „Außenpolitik" jene Ausführungen eingehender zu begründen, die er kürzlich vor der auswärtigen Presse in der Hansestadt selbst gemacht hat. Dieses Verdienst besteht allerdings — diese Einschränkung muss gemacht werden — allein darin, dass nunmehr endlich greifbar wurde, was an politischen Vorstellungen hinter den Erklärungen derer steht, die glauben, mit „Verzichttendenz" in der Oder-Neiße-Frage eine sogenannte „realistische Ostpolitik" zu treiben oder wenigstens — in Ermangelung einer solchen — zu befürworten. Wie weitgehend die politischen Realitäten allerdings dabei außeracht gelassen zu werden pflegen, geht gerade aus dem Artikel in der „Außenpolitik" in bisher noch nicht erreichter Deutlichkeit hervor, und so ist diese Veröffentlichung von unschätzbarem Werte für jeden politischen Beobachter, der bisher vergeblich bemüht blieb, wenigstens einigen Aufschluss über die politische Gedankenwelt der Verzichtpolitiker zu gewinnen.

 

Es ist vor allem zu begrüßen. dass mit voller Offenheit enthüllt wurde, warum die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Polen gerade auch im Hinblick auf die Regelung der Oder-Neiße-Frage für erforderlich gehalten wird. Dr. Sieveking meint nämlich, dass „nur" durch ein Abkommen mit Polen eine „konkrete Regelung" zu erreichen sein werde. Diese „konkrete Regelung" sieht nun einerseits so aus, dass die „Territorialfragen" dabei so gut wie überhaupt keine Rolle mehr spielen sollen, denn — nach Dr. Sieveking — ist „Europa im Werden", was angeblich jedermann in die Lage versetze, Grenzfragen „unter europäischen Gesichtspunkten neu zu sehen". Damit ist also die Territorialfrage erst einmal „eliminiert'", und es kann nun andererseits „konkret" mitgeteilt werden, worauf sich die Regelung erstrecken soll: Nämlich auf die Option der Ostvertriebenen für Polen. Dieses Ansinnen wird in der Weise vorgetragen, dass der Warschauer Regierung versichert wird, dass „deutsche Kräfte ... ökonomisch wertvolle Kräfte" sind, „ebenso deutsches Kapital“.

 

Wie stark bei diesem „Programm" ein Abweichen von den Realitäten obwaltet, geht schon aus jenem ersten „Punkte" hervor, der dahin geht, dass also „nur" durch einen polnisch-deutschen Vertrag die Oder-Neiße-Frage geregelt werden könne. Das ist etwa dasselbe, was Moskau hinsichtlich der Sowjetzonenrepublik vorbringt, wogegen sich die Vertreter sämtlicher westdeutschen Parteien mit gutem Grund und Recht gewandt haben. Die „Volksrepublik" Polen ist ein Satellitenstaat, und dies wirkt sich vornehmlich in der Oder-Neiße-Frage aus. Um dies in seiner ganzen Bedeutung zu erkennen, braucht man nur einmal von der — sicherlich nicht zutreffenden — Annahme auszugehen, dass Warschau tatsächlich wünschte, die Oder-Neiße-Gebiete an Deutschland zurückzugeben. Es könnte dies doch nur dann erfolgen, wenn Moskau dem zustimmt, da sonst jede polnische Regierung, die dem Willen Moskaus in dieser Frage zuwiderhandelt, sofort gestürzt werden würde. Das gleiche ist dann doch aber auch im umgekehrten Falle gegeben, und das heißt, dass alle jene Ausführungen über eine „künftige Regelung mit einem freien Polen", wie sie auch von anderer Seite in diesen Tagen gemacht wurden, nichts anderes bedeuten als ein Ausweichen vor der Wirklichkeit. Auch Dr. Sieveking ist sich im Zweifel, ob wohl das heutige Polen überhaupt ein Verhandlungspartner in dieser Frage sein könne, denn er schreibt im gleichen Artikel in der „Außenpolitik" wörtlich folgendes: „Selbstverständlich wird man bei einer Verständigung (mit Polen) sicher sein müssen, dass Polen kein Satellit mehr ist, sondern ein eigenständiger Staat“.

 

So stellt sich also heraus, dass das ganze „Sieveking-Programm" zur Lösung der Oder-Neiße-Frage auf einer ganz großen Illusion beruht, nämlich eben darauf, dass „Polen kein Satellit mehr" sei oder sein werde. Aus dieser Illusion ergibt sich die zweite, die lautet: „Europa ist (auch hinsichtlich Polens) im Werden": Die „Volksrepublik" Polen gehört nun aber schließlich doch zum Ostblock — also keineswegs zu den: „werdenden Europa im westlichen Sinne — und sie wird dem Sowjetblock zweifelsohne weit länger angehören als Mitteldeutschland, das - wie wir hoffen - doch eines Tages in Freiheit den Zusammenschluss mit Westdeutschland wird beschließen können.

 

Auf die Oder-Neiße-Frage angewandt, heißt dieses wiederum nichts anderes, als dass Warschau gar nicht in der Lage ist und sein wird, eine andere Außenpolitik zu betreiben, als wie sie in Moskau gebilligt wird. Oder mit anderen Worten: Polen wird die Oder-Neiße-Linie nicht einen Tag länger als polnisch-deutsche „Grenze" behaupten können, als Moskau das wünscht. Niemand weiß dieses besser als Gomulka, dem auch nicht unbekannt ist, dass nicht etwa Polen die Oder-Neiße-Linie zustande brachte, sondern Stalin. Wenn Gomulka anlässlich der letzten Sejm-Wahlen deutlich machte, dass „Polen doch verloren" sei, falls es nicht kommunistisch wähle, so lässt dies erkennen, wie die wirkliche Lage ist.

 

In Westdeutschland aber gesellt sich Utopie zu Utopie. Denn hier erwächst aus der Vorstellung, dass Polen „demnächst nicht mehr Satellit" sei, die Forderung, dass sich also die Vertriebenen als „ökonomisch wertvolle Kräfte" Polen zur Verfügung stellen sollen. Man kann es nur als höchst erstaunlich finden, dass ein deutscher Politiker im gleichen Augenblick Polen deutsche Arbeitskräfte anbietet, da Zehntausende von Deutschen in den von Polen besetzten deutschen Ostgebieten ihr ganzes Trachten darauf richten, nach Westdeutschland umgesiedelt zu werden, um endlich in wirklicher Freiheit gemeinsam mit ihren Angehörigen und Landsleuten leben zu können. Allein dieser Hinweis dürfte schon genügen, um jedermann vor Augen zu führen, dass hier nicht nur die Realitäten, sondern auch die unmittelbarsten Rücksichtnahmen außer Betracht gelassen wurden, um eine Theorie entwickeln zu können, die nicht nur politisch fragwürdig ist.

 

So geht aus alledem hervor, dass nicht etwa die Vertriebenen — denen man den Vorwurf zu machen pflegt, „Gefühlspolitik" zu treiben — die politische Wirklichkeit verkennen, sondern vielmehr jene „Verzichtpolitiker", die sich in östlicher Hinsicht in nebelhaften Vorstellungen bewegen und sich darauf noch etwas zugutehalten. Es ist nur eine offene Frage, ob man sich Illusionen macht, um die Tatsachen „weginterpretieren" zu können, oder ob man die Tatsachen nicht sieht, weil man den Illusionen nachhängt.

 

Diese Realitäten sind aber hinsichtlich der Oder-Neiße-Frage ganz klar erkennbar. Es gehört zu ihnen:

 

1. dass die Oder-Neiße-Frage mehr ein deutsch-sowjetisches denn ein deutsch-polnisches Problem darstellt,

 

2. dass der Weg zur Regelung der Oder-Neiße-Frage allein über die Wiedervereinigung Mittel- und Westdeutschlands führt, es sei denn, dass Moskau beschließt, Teilregelungen zugunsten der Zone vorwegzunehmen,

 

3. dass die unverbrüchliche Vertretung des Rechtsstandpunktes unabdingbare Voraussetzung für das politische Handeln der gesamtdeutschen Regierung in der Oder-Neiße-Frage ist.

Dr. Oskar L. Lipsius

 

Seite 1   Die Abwanderung der Ukrainer aus Ostpreußen Ukrainer beschließen in Massenversammlungen Rückkehr in die eigene Heimat.

Angesichts der Tatsache, dass gegenwärtig in sämtlichen gegenwärtigen Siedlungsgebieten der in den Oder-Neiße-Gebieten zwangsangesiedelten Ukrainer Massenversammlungen stattfinden, in denen die Rückkehr in die eigene Heimat jeweils — wie die polnische Presse berichtet — „mit lebhafter Zustimmung" beschlossen wird, gab die in Allenstein erscheinende polnische Zeitung „Glos Olsztynski" eine Sonderbeilage heraus, die sich ausschließlich mit der „ukrainischen Frage" befasst. In dieser Ausgabe wird zunächst auf Grund einer Umfrage über die Beweggründe berichtet, aus denen die im Jahre 1947 aus ihrer Heimat vertriebenen Ukrainer nunmehr in ihrer weitaus überwiegenden Mehrheit und mit allem Nachdruck für eine baldige Rückkehr in die östlichen Wojewodschaften der Volksrepublik Polen eintreten.

 

Die Gründe für die Rückkehr

Die von der Redaktion des „Glos Olsztynski" befragten Ukrainer begründeten ihren Rückkehrwillen verschieden, und zwar wurde vor allem folgendes hervorgehoben:

 

1. Die klimatischen Unterschiede;

 

2. die Unsicherheit der Lage in den Oder-Neiße-Gebieten;

 

3. „Wir wollen, dass die Aktion W (Wolnosz-,Freiheit‘, unter welchem Decknamen die Zwangsumsiedlung der Ukrainer vorgenommen wurde) als Unrecht anerkannt wird";

 

4. „Es geht uns um den Nachweis, dass wir gleichberechtigte Bürger sind";

 

5. „Alle aus meinem Dorfe kehren zurück, also werde ich nicht bleiben";

 

6. „Dort ist meine Heimat".

 

Insbesondere fand die unverbrüchliche Heimatliebe der in Ostpreußen angesiedelten heimatvertriebenen Ukrainer einen ergreifenden Ausdruck. Einer der Befragten erklärte: „Lieber dort auf einem kleinen Stück Land, lieber dort in einer Erdhöhle oder Lehmhütte als hier auf einer großen Wirtschaft. Lieber dort in Armut leben als hier im Wohlstand, lieber dort schwere Arbeit leisten als hier Wohlstand erwerben. Nur dort! Nur dort!" Ein anderer Ukrainer führte aus: „Ich will zurückkehren und werde alles tun, um dieses Ziel zu erreichen; denn dort ist meine Heimat, hier aber — weiß der Teufel …“ „Glos Olsztynski" führt hierzu aus, dass sich unter den Ukrainern „eine deutliche leidenschaftliche Bewegung und ein Tun, das auf Organisierung der Rückkehr gerichtet ist", bemerkbar mache.

 

Die ukrainische Zeitung „Nasze Slowo", das Organ der „Sozialkulturellen ukrainischen Gesellschaft", veröffentlichte in diesem Zusammenhange einen Aufsatz, in dem darauf hingewiesen wird, dass die polnischen Verwaltungsbehörden in den Heimatgebieten der Ukrainer falsche Angaben über den Stand der Bewirtschaftung und der Eigentumsverteilung an die dort angesetzten polnischen Neusiedler machten. In Wirklichkeit, so führt „Nasze Slowo" aus, gebe es in den Kreisen Gorlice, Przemysl, Sanok, Lesko, Lubaczow und anderen „bedeutend mehr freistehende Wirtschaften", als von polnischer Seite zugegeben werde.

 

„Kundschafter" werden vorausgeschickt

Nach dem Bericht von „Glos Olsztynski" werden nunmehr nicht nur die polnischen Verwaltungsbehörden in den Heimatgebieten der Ukrainer mit Zuschriften überschüttet, in denen die Rückkehr der Heimatvertriebenen in Aussicht gestellt wird, sondern es sind — dem Bericht von „Glos Olsztynski" zufolge — die ukrainischen Gemeinden in den Oder-Neiße-Gebieten bereits dazu übergegangen, „Vorhuten" und „Kundschafter“  in die Heimatdörfer zu entsenden. Gleichzeitig werden auch die polnischen Neusiedler, die ukrainischen Besitz zugewiesen erhielten, von den Ukrainern aufgefordert, diesen unverzüglich zu verlassen. Diesem Ansuchen haben — dies geht aus dem Bericht von „Glos Olsztynski" hervor — bereits zahlreiche polnische Neusiedler entsprochen, denn das polnische Blatt hebt hervor, dass die polnischen Dienststellen in den Heimatgebieten der Ukrainer erklärten, „eine unmittelbare Rückgabe" der Wirtschaften an die ukrainischen Eigentümer sei „keineswegs zulässig", sondern unterliege der Genehmigungspflicht durch die Kreis-Landwirtschaftsverwaltungen. Die polnischen Behörden erklärten, dass eine unmittelbare Rückgabe schon deswegen nicht zugelassen werden könne, „weil Fälle von Drohungen und Erpressungsversuchen zu verzeichnen" gewesen seien.

 

Polnische Gegenmaßnahmen

Gleichzeitig wurde von polnischer Regierungsseite veranlasst, dass die Heimatgebiete der Ukrainer beschleunigt mit weiteren polnischen Neusiedlern besetzt werden sollen. So veröffentlicht das Zentralorgan der kommunistischen „Vereinigten polnischen Arbeiterpartei", die „Trybuna Ludu", nunmehr Berichte über „Resolutionen" verschiedener polnischer Dorfgemeinden, mit denen die Ansiedlung ihrer gesamten Einwohnerschaft in den Heimatgebieten der Ukrainer „gefordert" wird. Die Anträge werden jeweils damit begründet, dass die Bewirtschaftung des bisher bearbeiteten Bodens sich nicht lohne, während es in den östlichen polnischen Wojewodschaften fruchtbares Land gebe, das bisher brach liege. Mit staatlicher Hilfe sollen daraufhin zahlreiche Umsiedlungen vorgenommen werden, darüber hinaus sollen auch — der „Trybuna Ludu" zufolge — polnische Repatrianten aus der Sowjetunion in den Heimatgebieten der Ukrainer angesetzt werden.

 

Demgegenüber weist die polnische Presse in den Oder-Neiße-Gebieten die Ukrainer, die in ihre Heimat zurückkehren wollen, darauf hin, dass diese Rückkehr „wirtschaftlich unzweckmäßig" sei, da der Neuaufbau dort einen großen Aufwand an Geld und Arbeit erfordere. Man müsse sich „einmal ausrechnen, was man mit demselben Aufwand bei der Ausnutzung der hiesigen Wirtschaft (in den Oder-Neiße-Gebieten) erzielen könnte". Auch würden die polnischen Neusiedler den ukrainischen „Ankömmlingen" keineswegs freundlich begegnen, sondern ihnen vielmehr „in den Weg treten".

 

Seite 2   Die Heimattreue der Ukrainer. Was die in Allenstein erscheinende polnische Zeitung berichtet.

Nachdem die polnische Presse in letzter Zeit bereits verschiedentlich berichtet hatte, dass die in den besetzten deutschen Ostgebieten zwangsangesiedelten Ukrainer nunmehr mit allem Nachdruck in ihre eigene Heimat zurückstreben, schildert die in Allenstein erscheinende polnische Zeitung „Glos Olsztynski" am Beispiele der Kolchose Groß-Brausen im Kreise Rosenberg, Westpreußen, wie diese Rückwanderung der Ukrainer vor sich geht. Der „Produktionsgenossenschaft" Groß-Brausen gehörten nahezu ausschließlich Ukrainer aus dem Dorfe Zablobie in der Wojewodschaft Lublin an, die im Vorjahre die Kolchose als aufgelöst erklärten und deren gesamtes bewegliches Gut sowohl auf diejenigen Ukrainer verteilten, die zunächst noch in Groß-Brausen verblieben, als auch auf diejenigen, die inzwischen nach Zablobie zurückgewandert sind. Die in ihre Heimat zurückgekehrten Ukrainer leben dort, wie sie ihren Landsleuten mitteilten, in Höhlen und Erdhütten, in der Erwartung, dass ihnen ihre Gehöfte zurückgegeben werden, aus denen sie in der ersten Nachkriegszeit vertrieben worden sind. Obgleich diese Ukrainer sich gegenwärtig in der äußersten Notlage befinden, erklärten doch die in Groß-Brausen verbliebenen Ukrainer, dass auch sie bald in ihre Heimat zurückwandern würden. Der Berichterstatter von „Glos Olsztynski" weist darauf hin, dass mit der Kolchose Groß-Brausen „eine gute Genossenschaft zerschlagen" worden sei, doch werde es sicherlich nicht möglich sein, die Genossenschaft wieder ins Leben zu rufen, „denn eine Leiche kann niemand wieder zum Leben erwecken“. Vielleicht aber werde es wenigstens gelingen, den Obstgarten, die Geflügelfarm und die Bienenstöcke wieder in Bewirtschaftung zu nehmen, zumal die Wirtschaftsgebäude in Groß-Brausen von den Ukrainern gut erhalten worden seien.

 

Seite 2   „Könnt Ihr bürgen?“ Oder-Neiße-Frage beunruhigt „Repatrianten“

Die Schwierigkeiten, denen sich die volkspolnischen Behörden in den Oder-Neiße-Gebieten hinsichtlich der Ansiedlung der aus der Sowjetunion zurückkehrenden polnischen „Repatrianten" gegenübersehen, haben sich im vergangenen Monat weiter ausgedehnt. Auf einer Sondersitzung des volkspolnischen „Wojewodschafts-Nationalrates" in Grünberg in Niederschlesien wurde von einem Sprecher der „Ansiedlungskommission" erklärt: „Wenn wir wollen, dass die Repatrianten die Kräfte aufbringen, die die untergehenden Städte Guben, Frankfurt/Oder (Stadtteil unter polnischer Verwaltung — Die Red.), Küstrin und Christianstadt aktivieren sollen, muss man nebst der Sicherung der Wohnung und der Arbeit auch eine parallellaufende Aktion der Popularisierung des Oderlandes, seiner polnischen Tradition und der wirtschaftlichen Lage beginnen“.

 

Die „mangelhafte Betreuung und Fürsorge der Repatrianten" durch die volkspolnischen Institutionen und staatlichen Organe wurde ebenfalls heftig kritisiert, zumal sich herausgestellt habe, dass die „Fürsorge" in den Oder-Neiße-Gebieten ganz besonders nachlässig ausgeübt werde, „was die Repatrianten von einer Ansiedlung nur abschrecken wird“. In dem von den polnischen Behörden in Rothenburg (Niederschlesien) eingerichteten „Repatriationspunkt" ist es im vergangenen Monat mehrfach zu „heftigen Diskussionen" gekommen, als polnische Regierungsbeamte von den „Repatrianten" gefragt wurden, ob sie persönlich dafür bürgen könnten, dass die „Repatrianten" nach elfjährigem Zwangsaufenthalt in sowjetischen Lagern jetzt endlich „in den wiedergewonnenen Westgebieten zur Ruhe kommen werden". Die polnischen Beamten lehnten die Beantwortung dieser Frage kategorisch ab und verwiesen auf die „Unantastbarkeit" der Oder-Neiße-Linie. Ein Beamter der „Ansiedlungskommission" bezeichnete vor Beamten des „Repatriierungspunktes" die „Aktion R" (Repatrianten), die den Oder-Neiße-Gebieten Menschen zuführen soll, als „gewiss nicht gefahrlos", weil durch die „Zuführung von Menschenmaterial" die wirtschaftliche Situation einer neuen Krise entgegengehe.

 

Seite 2   Südbaltische Sowjetflotte in Pillau. Allein in der Ostsee 150 modernste U-Boote.

Über Stärke, Aufbau und Verteilung der sowjetischen Ostseeflotten brachten jetzt wohlinformierte norwegische Marinestellen beachtliche Einzelheiten. Die Norweger als auch die Dänen nahmen die drohenden Noten Buganins zum Anlass, um mit allem Nachdruck darauf hinzuweisen, wie stark die sowjetischen Ostseeflotten gegenüber den kraft- und zahlenmäßig so geringfügigen Seestreitkräften der skandinavischen Länder und auch der Bundesrepublik sind. Die Norweger stellen fest, dass sich in den Flottenstützpunkten der Sowjets, die sich von Leningrad und Kronstadt über die baltische Küste und Nordostpreußen bis weit nach Pommern hinein erstrecken, neben älteren Schlachtschiffen mindestens sieben modernste Kreuzer (wahrscheinlich erheblich mehr) im aktiven Dienst befinden. Die Sowjets verfügen nach Ansicht der Norweger allein in der Ostsee über 150 modernste Unterseeboote und über 80 Zerstörer, von denen eine Reihe die Größe früherer Kreuzer hat. Die Zahl der Minensuchboote in der Ostsee wird mit über 300, die der Torpedoboote mit über 250 angegeben. Die sowjetischen Ostseeflotten verfügen weiter über 400 Hilfsschiffe. Wie stark sich übrigens dieser Stand aktiver Einheiten ständig vermehrt, das zeigt die Mitteilung, dass man für die Sowjetunion alljährlich mit dem Neubau von 80 U-Booten bei den vier Flottenbereichen (Ostsee, Schwarzes Meer, Nördliches Eismeer und Stiller Ozean) rechnen kann.

 

Die Sowjetstreitkräfte in der Ostsee teilen sich nach Mitteilung der Norweger in je eine nordbaltische und eine südbaltische Flotte. Hauptquartier des nordbaltischen Geschwaders ist Kronstadt, des südbaltischen Geschwaders Pillau in Ostpreußen. Andere sowjetische Marineeinheiten sind an der Küste des polnisch besetzten ostdeutschen Gebietes stationiert. Besonders stark benutzt werden die Stützpunkte in Swinemünde, Stolpmünde und Kolberg. In Swinemünde liegen zahlreiche Unterseeboote, Zerstörer und Torpedoboote. Sowjetische Minensuchboote und Schnellboote benutzen aber auch die sowjetzonalen Häfen von Wismar, Rostock und Stralsund.

 

Selbst die linksgerichtete Pariser Zeitung „Combat" stellt in einem Artikel zu diesem Thema fest, dass es gute Gründe habe, wenn nicht nur die NATO-Mitgliedstaaten Dänemark und Norwegen, sondern auch das neutrale Schweden angesichts der ungeheuren Übermacht der sowjetischen Ostseeflotten eine Reform ihrer Überwasser- und Unterwasserverteidigung planten. Die französische Zeitung berichtet, dass nach ihren Informationen die Sowjets heute alle ihre Kraft auf die Entwicklung von Atom-U-Booten konzentrierten, die einen praktisch unbegrenzten Aktionsbereich hätten. Alle Sowjetwerften würden für den Marinebauplan in Anspruch genommen, und Moskau sei bemüht, auch die Werftbetriebe seiner Satelliten für Reparaturen usw. heranzuziehen. Es mutet auch die Franzosen geradezu als grotesk an, dass die Sowjetunion von einer Bedrohung durch die skandinavischen Länder spreche, während sie doch selbst den Schiffsbestand ihrer Ostseeflotten und übrigens auch ihrer anderen Geschwader auf einen Rekordstand bringe.

 

Seite 2   Brentano und die Grenzen von 1937

Auf dem hessischen Landesparteitag der CDU erklärte Bundesaußenminister von Brentano, die Außenpolitik Bonns strebe für eine Regelung der ostdeutschen Probleme nicht die Reichsgrenzen von 1939, sondern die von 1937 (also ohne eine Rückgliederung des Sudetenlandes und der Kreise des Memelgebietes) an. Er, Brentano, hoffe, dass man eines Tages auch mit einem freien Polen zu Verhandlungen über die Grenze im Osten kommen werde. Dabei sei für den Begriff „freies Polen" nicht entscheidend, welche innere Regierungsform Polen habe, sondern die Tatsache, ob das Land seine Angelegenheiten „unbeeinflusst von Dritten" regeln könne. Er hoffe, dass das Heimatrecht der Sudetendeutschen im Gespräch mit der Tschechoslowakei so geregelt werden könne, dass die Sudetendeutschen „unter den Schutz eines starken Minderheitenrechtes in der Tschechoslowakei kämen". Kein Land der freien Welt, so auch Deutschland, könne sich derart aus der internationalen Verzahnung lösen, dass es eine ganz unabhängige Außenpolitik treiben könne.

 

Zu den Erklärungen Brentanos nahm der Landesausschuss des Gesamtdeutschen Blocks/BHE für Hessen kritisch Stellung. Der zweite Bundesvorsitzende des Blocks, Abgeordneter Seiboth betonte in Wetzlar, eine künftige gesamtdeutsche Regierung müsse eine Festlegung der deutschen Grenze nach dem Stande von 1937 einschließlich des Sudetenlandes und der deutschen Memelkreise fordern. Auf dem schleswig-holsteinischen BHE-Landesparteitag in Bad Segeberg bezeichnete der Hauptorganisationsleiter des Blocks, Sander, die Haltung der Bundesregierung in der Ostpolitik als zwielichtig. Er warf Bonn mangelnde Initiative vor. Als die Äußerungen der Verzichtspolitiker scharf verurteilt wurden, betonte Bundestagsabgeordneter Dr. Alfred Gille unter stärkstem Beifall, dass der jetzige Bundesratspräsident Bürgermeister Dr. Sieveking mit seinen Äußerungen zur ostdeutschen Frage die Würde seines Amtes mit Füßen getreten habe.

 

Es ist unglücklich und ungeschickt, und es muss zurückgewiesen werden, die Frage des Memelgebietes in der Form herauszustellen, wie es Bundesaußenminister von Brentano mit seinen Äußerungen über die Frage der Reichsgrenzen von 1937 getan hat. Dass das Memelgebiet nach den Grundsätzen des Völkerrechts und der Geltung des Heimatrechts ebenso behandelt werden muss wie das übrige Ostpreußen, ist selbstverständlich. In diesem Zusammenhang verweisen wir noch einmal auf das Gutachten zur gegenwärtigen Völker- und staatsrechtlichen Lage des Memelgebietes, das im Rahmen der Forschungsstelle für Völkerrecht und ausländisches öffentliches Recht der Universität Hamburg abgegeben wurde, und das für eine Veröffentlichung im „Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg", Band 8, herausgegeben vom Göttinger Arbeitskreis, vorgesehen ist; wir haben seinen Inhalt in Folge 11 vom 16. März veröffentlicht. Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass die Eingliederung des Memelgebietes in das Gebiet der Litauischen Sowjetrepublik ohne Wirkung für die völkerrechtliche Gültigkeit ist und dass das Gebiet in jedem Fall rechtlich zum Deutschen Reich gehört.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Die deutsche Wiedervereinigung wird eines Tages für uns alle genau so überraschend kommen, wie seinerzeit der Beschluss der Sowjets einen Staatsvertrag mit Österreich abzuschließen“. Das prophezeite Außenminister Dules auf einer Geheimsitzung des Kongress-Bewilligungsausschusses in Washington.

 

Ein Staatsbesuch Dr. Adenauers in Österreich ist von Staatssekretär Hallstein für den Sommer angekündigt worden.

 

Die von SPD und FDP vorgeschlagene allgemeine Amnestie für politische Straftaten lehnte der Bundestag mit Mehrheit ab. Er empfahl jedoch eine Anwendung des Begnadigungsrechtes auch bei politischen Verbrechen unter Prüfung des einzelnen Falles.

 

Die Bundeswehr wird in den nächsten 20 Monaten aus technischen und politischen Gründen noch nicht mit taktischen Atomwaffen ausgerüstet, erklärte Bundesverteidigungsminister Strauß. Inzwischen werde man sich aber mit Ausbildungsfragen an Atomwaffen befassen. Es sei möglich, dass deutsche Soldaten in anderen Ländern an Atomwaffen ausgebildet werden. Der Zeitpunkt, wann die Bundeswehr mit taktischen Atomwaffen ausgerüstet werde, lasse sich jetzt noch nicht nennen. Strategische Atomwaffen seien von der Bundesregierung nicht angefordert worden.

 

Die Aufstellung deutscher Milizstreitkräfte soll, wie Bundesverteidigungsminister Strauß erklärte, noch in diesem Jahr beginnen. Die Einheiten, die vor allem der Bewachung von wichtigen Verkehrs- und Nachrichtenanlagen dienen sollen, werden einem nationalen Kommando unterstellt. Schleswig-Holstein soll künftig wegen seiner Bedeutung für die Ostseesicherung dem NATO-Kommando „Nord" unterstellt werden.

 

Als erstes größeres deutsches Kriegsschiff wird die Bundesmarine in diesem Herbst einen Zerstörer in Dienst stellen, der von den Vereinigten Staaten für fünf Jahre ausgeliehen wurde. Die Bundesrepublik wird in den kommenden Jahren eigene Zerstörer bauen.

 

Als Befehlshaber im norddeutschen Wehrkreis I ist Admiral Rogge vom Verteidigungsminister vorgeschlagen worden. Die Standorte seines Wehrkreises befinden sich in Schleswig-Holstein und Hamburg.

 

Von den beantragten Generalsstellen für die Bundeswehr hat der Haushaltsausschuss des Bundestages 28 gestrichen. Auch bei den Planstellen für Stabsoffiziere wurden Abstriche vorgenommen.

 

Der niedrigste Stand der Arbeitslosigkeit im März seit Kriegsende wurde in diesem Jahr mit 702 000 erreicht. Rund 410 000 erwerbslose Männer und Frauen fanden seit Ende Februar wieder Arbeit.

 

Zur ersten Ehrenbürgerin der Stadt Berlin wurde Frau Luise Schröder, die verdiente Berliner Oberbürgermeisterin in der Blockadezeit, anlässlich ihres 70. Geburtstages ernannt. Gleichzeitig hat die Kölner Universität Frau Schröder zum Ehrendoktor, die Berliner Universität zum Ehrenbürger ernannt.

 

Die Wiederaufstellung einer kommunistischen Kaderabteilung hat das Pankower Regime verfügt. Die Leitung dieser roten Kontrollabteilung wurde dem Altkommunisten Stadler-Potsdam übertragen, der als besonderer Vertrauensmann Ulbrichts gilt.

 

Mit dem Besuch von etwa fünftausend Amerika-Polen rechnet das Warschauer Regime für diesen Sommer. Für Touristen hat Rotpolen bekanntlich einen neuen Umrechnungskurs des Zloty eingeführt.

 

Im Budapester Schauprozess sind drei angeklagte Freiheitskämpfer zum Tode verurteilt worden. Alle drei wurden beschuldigt, einen kommunistischen Geheimpolizisten ermordet zu haben.

 

Sowjetische U-Boote spionieren in dänischen Ostseegewässern. Kopenhagen stellte fest, dass die sowjetischen Kriegsschiffe alle Übungen der dänischen Marine beobachten.

 

Königin Elizabeth von Großbritannien und Prinz Philip weilten in dieser Woche zu einem Staatsbesuch in Paris. Vier Tage lang war Paris ein Meer von Fahnen und Blumen. Das Festprogramm übertraf alle früheren Besuche königlicher Gäste.

 

Die Abschaffung der Wehrpflicht in Großbritannien bis 1960 — sowie die Herabsetzung der Truppenstärke von 690 000 auf 375 000 Mann und die Verschrottung aller britischen Schlachtschiffe sieht der neue Verteidigungsplan der britischen Regierung vor.

 

Neue schwere Kämpfe in Algerien forderten in der Nähe der Tunisgrenze viele Todesopfer der Aufständischen und der französischen Truppen. Die Lage ist wieder äußerst ernst.

 

Die Wahlergebnisse in Indien liegen nach wochenlangen Berechtigungen nunmehr endgültig vor. Im Zentralparlament und in den meisten Ländern hat Nehrus Partei wieder eine große Mehrheit erringen können. Im südindischen Staat Kerala haben die Kommunisten die Mehrheit der Mandate erhalten, sie wollen hier eine eigene Regierung bilden.

die neuerbaute katholische Kirche mit dem hochaufragenden Glockenturm.

 

Seite 3   Sie kommen in eine andere Welt. Ein Tag bei unseren ostpreußischen Aussiedlern im Lager Friedland.

Foto: Neues, festes Schuhzeug, Mäntel, Kleider und Wäsche haben diese Aussiedler im Lager Friedland eben in den Baracken der karitativen Verbände in Empfang genommen. Nun geht es zu den Unterkünften, wo diese Schätze in Koffern und Pappkartons verpackt werden sollen. Rechts sehen wir auf der Aufnahme die Friedensglocke von Friedland, deren Geläut die Ankunft eines jeden neuen Aussiedlertransportes einläutet. Im Hintergrund die neuerbaute katholische Kirche mit dem hochaufragenden Glockenturm.

 

Foto: Freude herrscht bei den Aussiedlern aus der Heimat, wenn sie am Morgen nach ihrer Ankunft im Lager Friedland von einem Landsmann mit dem Ostpreußenblatt als erste Gabe begrüßt werden. In der Heimat bekamen unsere Landsleute von deutschsprachigen Zeitungen nur die in Breslau erscheinende „Arbeiterstimme“, die sie in polnischem und kommunistischem Sinn beeinflussen sollte. Jeder ostpreußische Aussiedler erhält nach seiner Ankunft im Westen ein Vierteljahr lang kostenlos unsere Heimatzeitung.

 

Wie wir bereits in Folge 13 vom 30. März berichtet haben, ist seit dem 1. April dieses Jahres die Aussiedlung aus den polnischen Dienststellen umgestellt worden. Während bisher unsere Landsleute in Sammeltransporten mit freier Fahrt und Verpflegung ausgesiedelt wurden, werden diese Sammeltransporte jetzt nur noch in Ausnahmefällen bei Kranken und Gebrechlichen durchgeführt. Alle anderen Aussiedler müssen jetzt, da sie als Einzelreisende behandelt werden, die Fahrtkosten und die Frachtkosten für das Gepäck selbst tragen und sich auch während der Reise selbst verpflegen.

 

Wir waren dabei, als der zweite Transport dieser Art in Friedland eintraf. Wir haben mit vielen unserer Landsleute gesprochen. Sie führen die Umstellung der Transporte darauf zurück, dass die Polen dabei Fahrt- und Verpflegungskosten einsparen. Die neue Art der Aussiedlung scheint sich noch nicht ganz eingespielt zu haben. In Stettin, dem großen Sammelplatz für alle Aussiedler nach dem Westen, mussten unsere Landsleute eineinhalb Tage warten, bis der Zug nach Friedland zusammengestellt wurde. Sie haben zwar Geduld gelernt in den langen Jahren unter fremder Herrschaft in der Heimat, es ist aber verständlich, dass sie ungeduldig wurden, weil von keiner Stelle eine genaue Auskunft über die Weiterfahrt zu erhalten war. Sie mussten ihre Zeit mit Warten verbringen, wurden hin- und hergeschickt und konnten nirgendwo etwas Genaues erfahren. Schließlich war der Zug, der sie zusammen mit Aussiedlern aus Schlesien und Pommern nach dem Westen bringen sollte, hoffnungslos überfüllt; sie mussten sich mit Stehen und Sitzen abwechseln.

 

Kohlen und Kartoffeln als Reisegepäck

Neu bei dieser Art der Transporte ist auch die Bestimmung, nach der die Aussiedler außer dem mitgenommenen Handgepäck auch größere Mengen von Hausrat, Betten und sperrigem Gepäck aufgeben können. Genauso wie die Kosten für die Reise müssen auch die Kosten für die Beförderung des Gepäcks von jedem Aussiedler selbst getragen werden; sie werden ihnen im Lager Friedland zum Umrechnungskurs ersetzt. Für unsere Landsleute aus der Heimat, die meist nur mühsam und mit schwerer Arbeit ihr Leben fristen konnten, sind diese Kosten sehr hoch. Allein die Ausstellung eines Passes kostet für jede Personen 300 Zloty, die Fahrt von Allenstein nach Stettin 108 Zloty; dazu kommen noch je 30 Zloty für die Beförderung von hundert Kilogramm Gepäck. Die meisten Landsleute, mit denen wir sprachen, haben ihren gesamten Hausstand in der Heimat verkaufen müssen, um diese Kosten aufzubringen. Im Lager Friedland wurde uns bestätigt, dass die Aussiedler aus Ostpreußen — im Gegensatz zu denen aus Schlesien — meist nur geringe Mengen von Reisegepäck aufgeben können.

 

Wenn man sich in den großen Gepäckhallen im Lager den geringen Hausrat einmal betrachtet, den unsere Landsleute mitgebracht haben, dann wird einem der ganze Gegensatz zwischen dem Leben drüben in der Heimat und unserer Lebensart hier im Westen besonders deutlich. Möbelstücke, die bei uns kein Altwarenhändler nehmen würde, gelten als kostbarer Besitz. Häufig finden sich Säcke mit Kohlen, Holz oder Kartoffeln. Wenn wir uns an die Zeit vor der Währungsreform erinnern, als für einen Sack Kartoffeln ein wertvoller alter Familienschmuck geopfert werden musste, dann können wir vielleicht ermessen, in welchen Maßstäben drüben in der Heimat noch gedacht wird. Alle Familienangehörigen, die noch auf Aussiedler aus der Heimat warten, sollten ihre Verwandten drüben darauf aufmerksam machen, dass sie alte Möbel, sperrige Gegenstande und ähnliche Dinge lieber drüben verkaufen und mit möglichst wenig Gepäck den Weg in den Westen antreten sollten. Abgesehen von dem geringen Wert dieses Reisegepäcks ist auch die Zustellung nach dem neuen Bestimmungsort im Westen nicht immer einfach. Das Gepäck wird drüben in der Heimat aufgegeben; die polnischen Behörden stapeln es in Waggons, die unabhängig von dem jeweils laufenden Transport an irgendeinen Zug in den Westen angehängt werden. Die Zustellung verzögert sich oft, und es kann lange dauern, bis diese Dinge über Friedland - von dort aus natürlich kostenlos für die Aussiedler – an den neuen Wohnort gebracht werden.

 

Die Friedensglocke läutet

Ich stand am Zaun des Lagers, als der neue Transport in der Abenddämmerung an der Rampe einlief. Es gab keinen lauten Jubel, keine Blumen. Aber an den erlösten Gesichtern der Menschen, die ein wenig steif und scheu aus dem Zug kletterten, konnte man erkennen, wie froh sie waren, endlich in Freiheit zu sein. Die Gesichter waren müde und abgespannt nach der langen, anstrengenden Fahrt. Langsam kamen sie den schmalen Gang herauf, der zum Lagereingang führt. Während sie oben an dem engen Durchlass ihre Papiere abgaben, wurde das mitgebrachte Handgepäck aus dem Zug von Helfern bereits in das Lager gebracht. Es gab kleine Stockungen bei der Abfertigung. Während die bisherigen Transporte rund zweihundertfünfzig Personen umfassten, kamen mit den ersten beiden Transporten im April fast sechshundert Menschen. Obwohl man in Friedland auf diesen plötzlichen Andrang eingerichtet ist, waren Verzögerungen in der Abfertigung nicht zu vermeiden.

 

Die Menschen warteten geduldig. Man merkte ihnen an, dass sie das Warten, das Schlange-stehen, die Geduld in den langen Jahren, die jetzt hinter ihnen liegen, gelernt haben. Es fiel kein lautes Wort. Auch die kleinen Kinder warteten an der Hand der Mutter; sie sahen mit großen Augen auf die Umstehenden, auf die Baracken, die für sie eine Station auf dem Weg in ein neues, schönes Leben bedeuteten.

 

Die letzten Sonnenstrahlen fielen auf die sauber geharkten Sandwege, die grünen Rasenflächen, auf die ersten blühenden Sträucher im Lagergelände. Die Glocke von Friedland begann zu läuten. Und während die Dunkelheit sich langsam über die Baracken senkte, leuchtete das große Kreuz über der Glocke auf und wies den Menschen den Weg. Sie schoben sich vorwärts, wurden zu den beiden größten Versammlungsräumen geleitet. Da der bisherige Raum bei weitem nicht ausreichte, hatte man die evangelische Lagerkapelle hinzugenommen. Ergreifend war die Lautlosigkeit, mit der das alles vor sich ging. Die ersten schoben sich durch den Raum, und ohne dass ihnen irgendjemand eine Anweisung dazu gegeben hätte, ordneten sie sich in die Seitzreihen ein, bis alle Plätze besetzt waren. Die letzten mussten stehen.

 

Die Begrüßung

Trotz ihrer Müdigkeit herrschte gespannte Aufmerksamkeit unter den Aussiedlern, als die ersten Begrüßungsworte über die Lautsprecher in den Raum klangen. Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes der Landesgruppe Niedersachsen sprach kurz und eindringlich zu ihnen. Er warnte vor überspannten Hoffnungen. Als er davon sprach, dass es die Freiheit ist, die sie alle aus tiefstem Herzen ersehnt haben, da nickten viele zur Bestätigung, riefen dazwischen, stimmten ihm zu. Der Lagerpfarrer rief alle auf zu einem Dank an Gott. Als wir stehend das Vaterunser sprachen, da spürten wir, dass es bei diesen Menschen aus tiefstem Herzen kam, und wie befreit sangen wir gemeinsam das alte Danklied: „Großer Gott, wir loben dich“. Viele weinten. Auch die Männer schämten sich ihrer Tränen nicht.

 

Als wohltuend empfanden die Aussiedler die Rücksichtnahme auf Müdigkeit und Hunger. Die Feierstunde war kurz, und als der Lagerleiter noch einige sachliche Anweisungen gegeben hatte, leerte sich der Saal rasch und ohne Schwierigkeiten. In kürzester Zeit, es waren genau sieben Minuten, verwandelte sich der Versammlungsraum in einen Speisesaal. Von den Helferinnen des Deutschen Roten Kreuzes wurde ein kräftiges Essen aufgetragen, und die ersten konnten ihren Hunger stillen. Kleine Lämpchen auf jedem Tisch gaben ein warmes Licht. Blumen und grüne Pflanzen an den Fenstern und freundlich gemusterte Wachstuchdecken belebten den Raum. Wir gingen von Tisch zu Tisch. Das Gespräch war langsam, stockend, ohne Anklage. Aber überall hörten wir, wie stark von unseren Landsleuten der Gegensatz von hüben und drüben empfunden wurde. Sie erzählten von dem Durcheinander in Stettin, von den harten Worten dort, von der seelenlosen, unpersönlichen Atmosphäre. Sie erzählten von dem starken Eindruck, den die erste Begrüßung auf westdeutschem Boden in Buchen auf sie gemacht hat, als sie in warmen Worten willkommen geheißen wurden. Diese Worte waren ihnen noch mehr wert als das erste warme Essen und das Getränk, die Milch für die Kinder.

 

Das Lager Friedland kam spät zur Ruhe in dieser Nacht. Überall vor den Barackentüren standen noch kleine Gruppen beisammen, — Menschen, für die in dieser Nacht ein neues Leben beginnen sollte. Leise sprachen sie miteinander. Immer wieder streifte ein Blick das große, leuchtende Kreuz, das sich hell gegen den dunklen Nachthimmel abhob, - Symbol der Freiheit, die sie, so lange ersehnt hatten. Die wenigen von ihnen, deren Angehörige gekommen waren, um sie abzuholen, verließen bereits jetzt das Lager. Die anderen gingen langsam zur Ruhe, während in den Büros und in den Gepäckschuppen das Personal des Lagers noch eifrig an der Arbeit war. Die ersten Telegramme an die Angehörigen wurden übermittelt, die Listen aufgestellt, die Abfertigung für den nächsten Tag vorbereitet.

 

Der erste Tag in der Freiheit

Als die Glocken früh um sieben Uhr den Dankgottesdienst in den Kirchen beider Konfessionen einläuteten, waren die meisten der Aussiedler schon wieder auf den Beinen. Strahlender Sonnenschein lag über den Wegen und Plätzen. Staunend standen die Menschen, die gerade aus der noch winterlich kahlen Landschaft in der Heimat gekommen waren, vor dem Wunder des beginnenden Frühlings; den blühenden Sträuchern, den ersten Frühlingsblumen. In den Speiseräumen erwarteten sie große Kannen mit dampfendem Kaffee, Teller mit knusprigen Brötchen, Butter, einem Ei, Marmelade und Zucker. Zum ersten Mal kam etwas wie stauende Fröhlichkeit auf.

 

Ich begleitete ein Geschwisterpaar aus der Gegend von Allenstein, das zu seinem in Schleswig-Holstein lebenden Vater reiste. Renate und Albert waren unter den ersten, die den Gang durch die Geschäftsräume begannen. Auf einem Zettel, den sie in der Hand hielten, war jede einzelne Station genau festgelegt. In der Begleitung einer Rot-Kreuz-Schwester gingen die vierzehnjährige Renate und der neunzehnjährige Albert zuerst zur Registrierung und danach in einen Raum, in dem freundliche Bearbeiter an Schreibmaschinen Fragebogen über Herkunft, Alter und Reiseziel ausfüllten. Dann kamen sie an den Schreibtisch des Ländervertreters — jedes Land der Bundesrepublik ist hier vertreten —, der nach ihren besonderen Wünschen und Zukunftsplänen fragte. Danach wurde ihre Einweisung ausgeschrieben. Es folgte die ärztliche Untersuchung mit der Durchleuchtung und den Fragen nach Gesundheitszustand und überstandenen Krankheiten. Bei der nächsten Stelle wurde die Begrüßungsgabe der Bundesregierung — sie beträgt 100 DM für jeden Erwachsenen und 50 DM für jedes Kind — ausgezahlt; dazu gibt es für die Erwachsenen ein Taschengeld von je 20 DM und für jedes Kind 10 DM.

 

Beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes wurden die Geschwister gefragt, ob sie sich an Soldatengräber in ihrer engeren Heimat erinnern könnten. Weiter wurden sie um Auskunft gebeten über Aussiedlungswillige in der Heimat, die noch Schwierigkeiten haben und über gesuchte Personen aus ihrer näheren Umgebung. Wenn die Aussiedler selbst Fragen nach Angehörigen oder Bekannten haben, dann werden diese Anfragen mit Fernschreiben an die Suchdienststellen des Deutschen Roten Kreuzes weitergegeben und so schnell wie möglich beantwortet. Über eine Million solcher Einzelfragen hat die Suchdienststelle im Lager Friedland seit ihrem Bestehen bearbeitet. Die Mitarbeiter sind zum größten Teil Studenten der Universität Göttingen, die sich ehrenamtlich für diese umfangreiche Arbeit zur Verfügung stellen, — während der Semester sind es etwa tausendfünfhundert Studenten, die ständig auf Abruf bereit sind.

 

Vorbildliche Betreuung

Die Vertreter der karitativen Verbände, des Deutschen Roten Kreuzes, der Inneren Mission, der Caritas und der Arbeiterwohlfahrt übernehmen die Ausstattung und Einkleidung der Aussiedler. In den Magazinen lagern große Bestände an getragener und neuer Kleidung, Wäsche, Waschzeug und ähnlichem, die alle aus Spenden stammen. Renate und Albert strahlten als sie jeder mit einem großen Packen von Kleidung, Bedarfsgegenständen und Süßigkeiten die Räume verließen, sogar ein neuer Koffer war dabei. Auch hier ist die Abfertigung, wie überall im Lager Friedland, schnell und unbürokratisch.

 

Zu der Betreuung gehören außerdem die Beratung über Abfahrtszeiten und Zugverbindungen, die Ausgabe von Freifahrtscheinen und Reiseverpflegung. Die gesamte Abwicklung ist so eingespielt, dass die meisten der Aussiedler bereits am Tage nach ihrer Ankunft das Lager verlassen können. Alte und Kranke, werden mit Kleinbussen oder Krankenwagen des Deutschen Roten Kreuzes unmittelbar an ihre Bestimmungsorte gebracht. Alle anderen fahren mit der Bahn zu ihren Angehörigen.

 

Oft sind die Angehörigen der Aussiedler wirtschaftlich nicht in der Lage, die eigene Fahrt nach Friedland zum Abholen ihrer Familienmitglieder zu bezahlen. Da vom Lager aus alles Erdenkliche getan wird, um den Aussiedlern die Fahrt zu ihren Bestimmungsorten zu erleichtern, richtet die Lagerleitung an alle Angehörigen die dringende Bitte, die Ihren nur dann abzuholen, wenn sie entweder mit dem Wagen zum Lager kommen können oder in der Nähe wohnen. Die Anwesenheit von wartenden Angehörigen, die meist auch noch über Nacht in Friedland untergebracht werden müssen, erschwert der Lagerleitung nur die schnelle Abwicklung der notwendigen Maßnahmen. Hinzu kommt, dass die meisten der Aussiedler durch das lange Warten und die beschwerliche Fahrt ebenso wie durch die Umstellung auf völlig neue Lebensverhältnisse meist am Rande ihrer Kraft sind; sie sind froh, wenn sie erst einmal in Ruhe gelassen werden. Es ist deshalb in jedem Fall besser, wenn sie erst im Lager von erfahrenen Kräften betreut werden und nach dieser Ruhepause mit ihren Angehörigen zusammenkommen.

 

Wir haben uns davon überzeugt, dass die Aussiedler im Lager Friedland vorbildlich betreut werden. Der Lagerleiter und seine Mitarbeiter, die Ärzte und die Schwestern vom Deutschen Roten Kreuz tun alle mehr als ihre Pflicht. Auch wenn sie schon jahrelang in ihrer verantwortungsvollen Arbeit tätig sind, — sie sind nicht abgestumpft, sie haben sich ihre menschliche Anteilnahme am Geschick jedes einzelnen bewahrt.

 

Es bleibt zu wünschen, dass die Betreuung am Zielort jedes einzelnen Aussiedlers genau so liebevoll und voller Verständnis ist wie im Lager Friedland ... R.-M. W.

 

Seite 4   Was können wir für die Aussiedler tun? Eine Frage, die uns alle angeht / „Hier bin ich ganz verlassen …“

In dem Bericht über unsern Besuch im Lager Friedland, den wir auf dieser Seite veröffentlichen, wird festgestellt, dass die Betreuung der Aussiedler im Lager Friedland als vorbildlich bezeichnet werden kann. Unsere ostpreußischen Landsleute sind mit gläubigem Vertrauen aus der Heimat gekommen, mit dem Gefühl, an der Schwelle eines neuen, besseren Lebens zu stehen. Die erste Begrüßung hier im Westen hat ihre Erwartungen nicht enttäuscht. Was geschieht nun mit ihnen, wenn sie das Lager verlassen?

 

Bei den wenigen von ihnen, die unmittelbar aus dem Lager von ihren Angehörigen abgeholt werden — wir haben erschütternde Szenen des Wiederfindens und Wiedererkennens miterlebt —, ist anzunehmen, dass sie in einem liebevollen Zuhause das finden, wovon sie lange Jahre unter fremder Herrschaft geträumt haben.

 

Im Lager Friedland gilt es als eisernes Gesetz, dass kein Aussiedler das Lager verlassen darf, ehe nicht feststeht, dass er ein Bett und ein Dach über dem Kopf vorfindet, sei es bei seinen Angehörigen oder, wenn das nicht möglich ist, in einem Durchgangslager. Jeder Aussiedler kann sofort nach seiner Ankunft in Friedland kostenlos ein Telegramm an seine Angehörigen aufgeben, mit dem er ihnen seine Ankunft mitteilt. Nach der telegrafischen Antwort darf er in einem zweiten kostenlosen Telegramm den Zeitpunkt seiner Ankunft mitteilen. Die Lagerleitung weiß dann, dass der Aussiedler in dem ihm noch fremden Westdeutschland an seinem Zielort abgeholt und in die Betreuung seiner Angehörigen aufgenommen wird.

 

Leider ergeben sich hierbei oft die ersten Schwierigkeiten. Der Antrag der Familienangehörigen in Westdeutschland auf Zuzugsgenehmigung und Aussiedlung liegt meist mehrere Jahre zurück. In der ersten Zeit war es noch so, dass bereits bei der Stellung des Antrags das zuständige Wohnungsamt einen entsprechenden Wohnraum für den Aussiedler zur Verfügung stellte. Durch die langen Wartezeiten hat sich das aber geändert. Die Wohnungsknappheit ist immer noch so groß, dass die Angehörigen jetzt vom Wohnungsamt meist die Antwort bekommen: „Lassen Sie Ihre Angehörigen doch erst einmal hier sein, dann werden wir uns um einen Wohnraum bemühen“. Dieser Behördenweg aber dauert selbst bei gutem Willen oft sehr lange. So gibt es viele Fälle, in denen die Landsleute in Westdeutschland, die meist selbst in äußerst beengten Wohnverhältnissen leben müssen, einfach keinen Raum mehr zur Aufnahme weiterer Familienmitglieder haben. In einem solchen Fall wird der Aussiedler vom zuständigen Ländervertreter im Lager Friedland zunächst in ein Durchgangslager in der Nähe seiner Angehörigen eingewiesen. Die Landsleute aus der Heimat, die froh sind, wieder in Freiheit atmen und leben zu können, nehmen im allgemeinen einen solchen vorübergehenden Lageraufenthalt als notwendiges Übel und fügen sich darein.

 

Oft sind vom Lager aus viele Telefongespräche, Briefe, Verhandlungen mit den Familienangehörigen und mit Behörden notwendig, ehe es sicher ist, dass der Aussiedler Unterkunft finden wird. Auch hier wird jeder einzelne nicht als „Fall" behandelt, sondern als ein Mensch, der ein schweres Schicksal zu tragen hatte und dem man nun einen Teil seiner Last abnehmen möchte.

 

Menschliches Versagen

Wenn auch in den meisten Fällen die Angehörigen in Westdeutschland, die mit ihnen lange Jahre schon in brieflicher Verbindung standen, die Aussiedler sehnsüchtig erwarten und alles tun, um ihnen das Einleben zu erleichtern und sie die schwere Zeit drüben vergessen zu lassen, so gibt es doch Fälle, in denen menschliches Versagen so unbegreiflich ist, dass man sich fragt, wie so etwas überhaupt geschehen kann. Wir wollen dieses heiße Eisen ruhig einmal anfassen, zumal es sich bei diesen Fällen um Ausnahmen handelt.

 

Hierher gehören die traurigen Fälle, in denen ein Ehegatte dem anderen die Aufnahme verweigert. Meist ist es der Ehemann, der in den langen Jahren der Trennung inzwischen ein Zuhause bei einer anderen Frau gefunden hat. Dann kommen Telegramme etwa dieses Inhalts: „Aufnahme verweigert, keine Wohnmöglichkeit" oder sogar: „Ich mag dich nicht mehr“. Man muss sich die Lage einer verzweifelten Frau, die oft zusammen mit den gemeinsamen Kindern Jahr um Jahr geduldig auf diesen Tag des Wiederfindens gewartet hat, einmal vorstellen, um zu begreifen, welch eine Ungeheuerlichkeit eine solche Antwort darstellt.

 

Wir wollen dabei gewiss nicht übersehen, dass eine Trennung von über zehn Jahren eine

solche Entfremdung zwischen den Ehegatten herbeiführen kann, dass auch unter normalen Verhältnissen eine Ehe zerbricht. Häufig genug haben wir erlebt, dass sogenannte Kriegsehen, die nach einem flüchtigen Kennenlernen geschlossen wurden und der Belastungsprobe des gemeinsamen Alltags nicht ausgesetzt waren, nach dem Kriege auseinandergingen. Wir wollen auch nicht verkennen, dass ein Mann, der nach oft jahrelanger Gefangenschaft wieder einen Beruf gefunden hat, mehr noch als eine Frau auf ein Heim, auf das Umsorgt sein angewiesen ist. Er braucht einfach jemanden, der ihm das Essen kocht, die Strümpfe stopft und ihm so etwas wie einen Ersatz für das verlorene Zuhause bietet. Vor fünf oder sechs Jahren, als er die Zuzugsgenehmigung für seine Familie beantragte, sah alles vielleicht noch ganz anders für ihn aus. Er hatte noch nicht recht Fuß gefasst, sehnte sich nach den Seinen und schrieb Briefe, in denen diese Sehnsucht hinter jeder Zeile stand. Inzwischen hat er vielleicht wieder ein gutes Einkommen und nun, da er sich langsam mit dem Gedanken abgefunden hat, dass seine Angehörigen doch niemals wieder den Weg zu ihm finden würden, erreicht ihn ein Brief, ein Telegramm: „Wir kommen“. Von Bildern und Schilderungen in den Zeitungen weiß er, wie abgerissen, bedrückt und arm die meisten dieser Aussiedler aus der Heimat nach dem Westen kommen. Es ist ihm einfach unbequem, diese Angehörigen, die oft nicht mehr besitzen als das, was sie auf dem Leibe tragen, in seine blankgeputzte neue Ordnung aufzunehmen. Aber es sind nicht nur die äußeren Dinge; ihn schreckt die Notwendigkeit, sich nun wieder von der neu gefundenen Gefährtin zu trennen, eine Wohnung zu suchen, sich zusammen mit seiner Familie vielleicht mühsam ein neues Leben aufbauen zu müssen.

 

Es gibt mehrere solcher Fälle. Wenn man sie betrachtet, dann ähneln sie einander in erschreckendem Ausmaß. Seltener ist es die Frau, die inzwischen einen anderen Lebensgefährten gefunden hat und ihrem heimgekehrten Mann die Aufnahme verweigert. Aber bei allem Verständnis für die Gründe bleibt es doch unbegreiflich, dass man einem Menschen, der Unfassbares erdulden musste in diesen Jahren, da wir im Westen uns im Scheinglück unseres „Wirtschaftswunders" sonnen konnten, die Tür zuschlägt.

 

Was tun die Verantwortlichen im Lager Friedland in einem solchen Fall? Sie versuchen zunächst, den Angehörigen noch einmal schriftlich anzusprechen und ihn an seine menschliche Pflicht zu erinnern. Wenn auch das fehlschlägt, dann wenden sie sich an die Behörden und karitativen Verbände seines Wohnortes und versuchen, für die Aussiedler zunächst einmal Unterkunft in diesem Ort zu bekommen. Sie versprechen sich davon, dass bei einer dann möglichen Begegnung und Aussprache die Ehegatten doch wieder zueinander finden. Wenn das nicht der Fall ist, dann muss die Frau versuchen, mit Hilfe der Fürsorge und der Behörden sich auch ohne den Mann wieder ein neues Leben im Westen aufzubauen. Aber welch ein Maß von Enttäuschungen bringt dieses Vorgehen mit sich, wie viele Träume und Hoffnungen aus langen, bitteren Jahren werden brutal zerschlagen!

 

„Nicht in der Lage…“

Nicht nur bei Ehegatten sind diese Fälle menschlichen Versagens zu finden. Zwei Ereignisse in letzter Zeit haben gezeigt, dass es sogar Kinder gibt, die die Aufnahme ihrer alten Eltern verweigern.

 

Auf der Krankenstation im Lager Friedland lag eine achtundachtzigjährige Frau aus dem Kreis Osterode, die Ende März mit Tochter und Enkelin aus der Heimat gekommen ist. Bereits vor Jahren hatten ihre Söhne, die in einer norddeutschen Großstadt leben, den Ausreiseantrag gestellt. Als man die beiden Söhne benachrichtigte, dass ihre Angehörigen in Friedland eingetroffen seien, kamen sie in ihrem Auto ins Lager und baten darum, Mutter, Schwester und Nichte doch in ein Lager einzuweisen, da sie beim besten Willen nicht in der Lage seien, Unterbringung und Betreuung zu übernehmen. Wie sich herausstellte, leben beide in guten, geordneten Verhältnissen. Der eine ist verheiratet, verfügt über eine schöne Wohnung und ist dabei, sich ein Haus zu bauen. Der Arzt, der mir von diesem Fall berichtete, sagte mir:

 

„Es hat mir leid getan, dass ich an diesem Tage nicht da war. Ich hätte den beiden gern einmal gesagt, was ich unter der Pflicht eines Sohnes verstehe, dessen Mutter Jahr um Jahr für ihn gesorgt hat und ihm die Grundlage für sein späteres Leben und Fortkommen gegeben hat. Es bestätigt sich wieder die alte Erfahrung, dass eine Mutter wohl zehn Kinder ernähren kann, aber nicht zehn Kinder ihre Mutter“. Diese beiden „Herren" fuhren jedenfalls ab, ohne ihre Angehörigen auch nur gesehen zu haben. Inzwischen hat die Lagerleitung dafür gesorgt, dass die Aussiedler an einen kleinen Ort kommen, wo der dritte Sohn der Ostpreußin, der taubstumm ist, in einem Heim lebt. Bei diesem Sohn, der selbst vom Schicksal geschlagen ist, werden sie wohl etwas von der Liebe und Fürsorge finden, die ihre beiden besser gestellten Söhne nicht für ihre Angehörigen übrig hatten. Wir wollen noch hinzufügen, dass Frau B. auf der Krankenstation bei den Ärzten und beim Pflegepersonal „Unsere liebe Oma" genannt wird. Sie ist überall beliebt, weil sie freundlich, bescheiden und trotz ihres hohen Alters immer hilfsbereit ist; das spricht auch aus ihrem Bild, das wir auf der Titelseite veröffentlichen. Man hatte versucht, ihr zu verschweigen, dass die Söhne ihre Aufnahme abgelehnt hatten. Mit dem sicheren Instinkt einer Mutter hat sie es aber doch gespürt. Auf ihren Stock gestützt, ging sie ruhelos, wie suchend durch das Lager und meinte schließlich traurig:

 

„Doktor, Sie wissen doch, die Jungens wollen mich nicht“.

 

In einem anderen Fall kam eine Mutter zu ihrer einzigen Tochter nach Westdeutschland. Als auf ihr Telegramm an die Tochter keine Antwort kam, zeigte sie bei der Lagerleitung die herzlichen Briefe, die ihre Tochter in der vergangenen Zeit in die Heimat geschrieben hatte. „Muttchen, ich freue mich ja so auf Dich", hieß es darin. So ließ man die Mutter auf ihre dringlichen Bitten hinfahren. An dem Zielort stand die alte Frau vor einer verschlossenen Tür. Die Tochter, die berufstätig ist und als Alleinstehende ein möbliertes Zimmer bewohnt, kam nach Friedland mit der Bitte, ihre Mutter doch wieder aufzunehmen, da sie selbst keine Möglichkeit zur Unterbringung sehe. Auch hier mussten sich die Behörden einschalten, weil die herzlose Tochter einfach nicht wollte. Die Mutter wurde von der Fürsorge in ein Heim eingewiesen.

 

Die Regel ist ein festes Zusammenstehen

Wir haben bewusst einmal die krassesten Fälle herausgegriffen, um zu zeigen, wieweit die Verantwortungslosigkeit selbst der engsten Familienangehörigen gehen kann. Unter normalen Umständen hätten all diese Menschen vermutlich friedlich weiter miteinander gelebt. Ohne ihr Zutun ist eine unheimliche Kluft zwischen ihnen entstanden. Und doch, — die persönliche Verantwortung für diese unbegreifliche Härte kann niemand diesen Menschen abnehmen. Das wenigste in einem solchen Fall wäre der Versuch, durch ein Gespräch unter vier Augen Klarheit zu schaffen und gemeinsam einen Weg zu suchen und zu finden.

 

Wir sagten schon, dass es sich bei den angeführten Fällen wirklich nur um Ausnahmen handelt, um einen winzigen Bruchteil aller Fälle. Die Regel ist nach wie vor ein festes Zusammenstehen zwischen denen, die seit längerer Zeit hier im Westen ein Zuhause und eine Arbeit gefunden haben und ihren Angehörigen, die jetzt aus der Heimat kommen. Unendlich viele Fälle gibt es, in denen Menschen, die selbst noch unter schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen leben, in rührender Weise für ihre Angehörigen sorgen und eng zusammenrücken, um den Ihren Platz zu machen. Ohne dass wir danach fragten, wurde uns von den Betreuern im Lager Friedland bestätigt, dass es gerade die Ostpreußen sind, die im Gefühl der Zusammengehörigkeit und in der Verantwortung füreinander an erster Stelle stehen. Aber es gibt noch eine Unzahl von Fällen, in denen zwar nicht von Lieblosigkeit die Rede sein kann, in denen aber die Menschen aus der Heimat aus verschiedenen Gründen nicht das Maß an Liebe und Pflege finden, das sie nach den langen harten Jahren der Entbehrung und Unterdrückung wohl verdient hätten.

 

Wir sind bequem geworden.

Wir wollen auch daran denken, dass es neben der wirtschaftlichen eine seelische Not gibt, dass Zuspruch und Hilfe einem Menschen oft mehr bedeuten, als ein paar Mark mehr im Geldbeutel. Auch hier liegt eine Aufgabe für alle Ostpreußen.

 

Wir sind ja so bequem geworden. Wir schieben so gern alles auf die Behörden, auf den Staat, auf die „anderen". Jeder von uns sollte sich einmal in einer stillen Stunde überlegen wie ihm selbst wohl zumute wäre, wenn er aus den von uns oft geschilderten unendlich schwierigen Lebensbedingungen in der Heimat jetzt nach dem Westen käme. Hier empfangen ihn nicht nur die zum Platzen gefüllten Schaufenster  und Läden, die unabsehbaren Reihen von chromblitzenden Autos auf den Straßen, die gepflegten Häuser, die gut angezogenen Menschen, hier empfängt ihn zugleich jene bequeme Gleichgültigkeit, die an dem Bruder vorübergeht, ohne ihn überhaupt zu sehen.

 

Wie unbequem für einen, der es „zu etwas gebracht“ hat, daran zu denken, dass der andere vielleicht in einem Lager mit vier, sechs, acht anderen auf einer Stube leben muss, dass er zwar Schlafstatt und Essen und fünfzig Pfennig Taschengeld am Tag bekommt, aber nichts, nichts von dem erwarten kann, was der andere als selbstverständliche Grundlage seines Lebens empfindet.

 

Die Verantwortung liegt bei uns!

Viele Tausende unserer Landsleute sind in den letzten Jahren zu uns gekommen. Viele Tausende warten drüben in der Heimat noch sehnsüchtig auf das Stückchen Papier, das ihnen die Reise in die Freiheit möglich machen soll. Wenn wir diesen Landsleuten, die voll gläubigen Vertrauens zu uns kommen, unser Herz und unsere Tür verschließen, dann sind wir nicht wert, Ostpreußen genannt zu werden. Jeder einzelne von uns trägt die Verantwortung für den anderen. Auf dem Papier ist alles geregelt, gewiss, das sogenannte Existenzminimum ist jedem sicher. Reicht das aus?

 

Wenn wir auf unseren Zusammenkünften von Heimatliebe und Treue zur Heimat reden, wenn wir unsere vertrauten Lieder singen, dann müssen wir auch den Menschen mit einbeziehen, der zu dieser Heimat gehört. Jeder Landsmann muss wissen, dass er niemals verlassen ist, dass er unserer Hilfe und unserer Fürsorge gewiss sein kann.

 

Das aber lässt sich nicht von oben her durch Anordnungen erreichen. Jeder einzelne von uns muss diese Verantwortung spüren und muss zu seinem Teil dazu beitragen, dass jeder Landsmann alle Hilfe und Unterstützung findet, sei es bei der Beschaffung von Wohnraum, in Behördenangelegenheiten oder auch in der Teilnahme an seinem Geschick, in der seelischen Hilfe, die allein aus dem Herzen kommt.

 

Aus einzelnen örtlichen Gruppen haben wir Berichte bekommen, nach denen in vorbildlicher Weise für die Aussiedler aus unserer Heimat gesorgt wird. Am leichtesten ist diese unmittelbare Fürsorge in den kleinen Orten zu erreichen, in denen Ostpreußen leben. Am schwersten ist es in der Großstadt, wo der einzelne Mensch untertaucht in der Masse, wo er unbekannt bleibt. Nirgends kann ein Mensch verlassener sein als unter vielen Menschen.

 

Wenn wir wirklich helfen wollen, dann besteht überall die Möglichkeit dazu. An jedem Ort gibt es Behörden, bei denen die Aussiedler, sich melden müssen, um ihre Versorgungsansprüche geltend zu machen. Es ist nicht schwer bei diesen Behörden Namen und Anschriften der Landsleute zu erfahren, die aus der Heimat zu uns gekommen sind. Jede, auch die kleinste landsmannschaftliche Gruppe hat die Pflicht, sich um unsere Aussiedler zu kümmern, um jeden einzelnen von ihnen, und sie hat auch die Möglichkeit dazu. Wir rufen alle Landsleute zur Mithilfe auf!

 

Es ist recht nett, wenn die ostpreußischen Frauen sich ab und zu einmal zu einem Kaffeekränzchen treffen, um im vertrauten heimatlichen Kreis zusammen zu sein. Wenn aber ein Aussiedler aus der Heimat an den gleichen Ort oder in die Nähe dieses Ortes kommt, dann sollte es für unsere ostpreußischen Frauen die schönste Aufgabe sein, diesen nach Kräften zu helfen. Ebenso können Landsleute, die Erfahrung in behördlichen Fragen haben, unseren Aussiedlern Rat und Hilfe in der Ausfüllung von Formularen und im Umgang mit den Behörden geben; wir wissen alle aus eigener Erfahrung, wie schwierig das Gewirr der Paragraphen und Verordnungen für einen Menschen sein kann. Auch unsere Jugendgruppen sollten ihren Ehrgeiz darein setzen, diesen Landsleuten zu helfen, wo sie nur können.

 

Wir bitten alle Landsleute, die in der Betreuung unserer Aussiedler schon Erfahrungen gesammelt haben, uns — der Schriftleitung des Ostpreußenblattes — weitere Anregungen zu geben. Wir sind für jeden Rat dankbar, wie man unseren Landsleuten aus der Heimat das Einleben hier im Westen erleichtern kann, und wir werden diese Hinweise gern veröffentlichen.

 

Dass echte Anteilnahme bei unendlich vielen Menschen vorhanden ist, haben wir bei Anlässen erfahren, die die Hilfsbereitschaft des ganzen deutschen Volkes angesprochen haben. Denken wir an die Rückkehr unserer entlassenen Kriegsgefangenen und an die Ungarnhilfe in der letzten Zeit. Wir müssen unsere Aussiedler, die ja unsere Landsleute sind, in gleichem und in noch stärkerem Maße betreuen. Versuchen wir alle in Gesprächen und Briefen jeden unserer Landsleute aufzurütteln und ihm zu sagen, dass er verantwortlich ist für das Wohl und Wehe seines Bruders aus der Heimat.

 

Es darf nicht mehr geschehen, dass unter den Briefen die das Lager Friedland täglich erhält, sich einer findet, in dem die erschütternden Sätze stehen:

 

„Bitte nehmen Sie mich wieder in das Lager zurück. Hier bin ich ganz verlassen. Die Zeit in Friedland war die schönste für mich. Dort habe ich Menschen gefunden, die mir wirklich helfen wollten“. R.-M. W.

 

Seite 5   Quartiere für das Bundestreffen Eine baldige Anmeldung notwendig!

Wir bitten alle Landsleute, die bereits vor dem 19. Mai 1957, dem Haupttag unseres Bundestreffens, nach Bochum fahren, und dort übernachten wollen, möglichst bald ihre Quartierwünsche dem Verkehrsverein Bochum, Bochum, Rathaus, einzureichen. Es ist notwendig, dass diese Anmeldung so schnell wie möglich erfolgt, da die Hotels und Pensionen zum Zeitpunkt des Bundestreffens voll belegt sein werden. Über Bekanntmachungen in den Kirchen und in der Presse wird die Bevölkerung von Bochum um die Hergabe von Privatquartieren gebeten werden. Allerdings wird die Zahl dieser Quartiere beschränkt sein, da in der Industriestadt Bochum eine große Wohnraumknappheit besteht. Soweit es sich um Freiquartiere handelt, sollen diese möglichst für unsere Aussiedler zur Verfügung stehen und für Landsleute, die aus der sowjetisch besetzten Zone kommen.

 

Zusätzlich sollen in mehreren Schulen der Stadt noch Massenquartiere eingerichtet werden; der Preis für diese Unterbringung wird gering sein.

 

Der Verkehrsverein in Bochum bittet darum, dass bei der Anmeldung von Quartierwünschen folgende Angaben gemacht werden: Dauer des Aufenthaltes; ein Hinweis, ob Einzel- oder Doppelzimmer gewünscht wird; die ungefähre Preislage. Hotelbetten kosten zwischen 7,-- und 12,-- DM, Betten in einem Gasthof 5,-- bis 6,-- DM, in Privatquartieren, von denen nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung steht, 3,-- bis 4,-- DM. Diese Preise gelten pro Bett ohne Bedienung und sonstige Nebenleistung.

 

Bei Anmeldungen für Massenquartiere ist die genaue Anzahl der Landsleute, die in einem Massenquartier wohnen wollen, erwünscht. Auskünfte erteilt ebenfalls der Verkehrsverein Bochum.

 

Falls nach der Anmeldung keine schriftliche Benachrichtigung der Quartieranmeldung durch den Verkehrsverein erfolgt, muss bei diesem unter der angeführten Anschrift noch einmal angefragt werden.

 

Da bei dem Bundestreffen mit einer starken Beteiligung aller Landsleute gerechnet wird, liegt es im Interesse eines jeden Teilnehmers, seine Anmeldung so schnell wie möglich weiterzugeben, damit seine Unterbringung sicher ist. Bei späteren Anmeldungen werden vermutlich lange Anfahrtswege zum Quartier erforderlich sein.

 

Seite 5   Ermäßigte Fahrpreise für kinderreiche Familien

Der Bundesminister für Verkehr hat der Bundesbahn die Auflage erteilt, mit Wirkung vom 1. Juli 1957 die gegenwärtig geltende Fahrpreisermäßigung für Kinder aus kinderreichen Familien zu ändern und zu ergänzen. Künftig gilt folgendes:

 

Begünstigt sind die Jugendlichen vom 10. bis zum vollendeten 25. Lebensjahr aus kinderreichen Familien, die unverheiratet sind und noch dem elterlichen Haushalt angehören. Jugendliche vom 19. bis zum vollendeten 25. Lebensjahr steht die Ermäßigung jedoch nur zu, soweit sie noch in Schul- oder Berufsausbildung sind und der Haushaltungsvorstand für sie Steuerermäßigung beanspruchen kann.

 

Als „Kinderreiche" werden Familien betrachtet, denen wenigstens drei Kinder angehören. Hier zählen alle Kinder, die das 18. Lebensjahr noch nicht überschritten haben und diejenigen Jugendlichen vom 19. bis zum vollendeten 25. Lebensjahr, die noch in Schul- oder Berufsausbildung sind und für die der Haushaltungsvorstand Steuerermäßigung beanspruchen kann. Den Berechtigten wird bei Lösung von Normalfahrkarten, allgemeinen Rückfahrkarten und Sonntagsrückfahrkarten eine Ermäßigung von 50 Prozent gewährt. Die gleiche Ermäßigung gilt für die etwa erforderlichen D- und F-Zuschläge.

 

Seite 5   Ostpreußische Landesvertretung. Die Wahl des neuen Vorstandes

Zu unserem Bericht über die Tagung der Ostpreußischen Landesvertretung, die am 30. und 31. März in Hamburg stattfand, ist noch ergänzend nachzutragen, dass vor der Wahl des neuen Bundesvorstandes die Vorstandsmitglieder Konsul a. D. Hellmuth Bieske, Bürgermeister a. D. Paul Wagner und Bundesschatzmeister Arno Jahn erklärten, von ihrer Wiederwahl absehen zu wollen; die Landesvertretung entsprach diesem Wunsch.

 

Seite 5   Landsleute, die jetzt aus Ostpreußen kamen.

Mit dem 13. und 14. Aussiedlertransport sind am 20. und 21. Januar 1957 Landsleute im Grenzdurchgangslager Friedland eingetroffen: nachstehend bringen wir die Namen von Angehörigen dieser Transporte. Aus Gründen, die darzulegen hier zu weit führen würde, ist es schwierig, über jeden Ausgesiedelten genaue Angaben zu erhalten, und so sind die Zahlen und die Ortsangaben nicht in jedern Falle ganz richtig. Auch die hier veröffentlichten Listen enthalten, was die Orte anbetrifft, Fehler. Der Wohnort von 1939 ist in den Listen in Klammern gesetzt. Die Namen sind nach den Kreisen geordnet, in denen die Aussiedler 1939 gewohnt haben. Kreis

 

Lyck:

Fritz Brzoska, geboren 16.03.1884 (Lyck), kommt jetzt aus Stutthof, Westpreußen;

Marie Brzoska, geborene Christochowitz, 11.11.1887 (Lyck). kommt aus Stutthof, Westpreußen.

 

Kreis Sensburg:

Hedwig Dunaski, 05.12.1908 (Nikolaiken), aus Straschewo;

Wladislaus Dobschinski (schlecht lesbar), 14.11.1891 (Nikolaiken), kommt jetzt aus Sensburg.

 

Kreis Braunsberg:

Helene Gnadnitz, 15.02. 1896 (Wormditt), kommt jetzt aus Lauenburg, Pommern.

 

Kreis Osterode:

Johannes Pella, 09.10.1929 (Lindenwalde), kommt jetzt aus Lindenwalde.

 

Kreis Rößel:

Hans-Joachim Rotzoll, 01.05.1938 (Rehhof), kommt aus Rehhof.

 

Kreis Allensteln-Stadt:

Maria Treuberg, geborene Hinzmann. 21.08.1898 (Allenstein), kommt aus Bromberg;

Erika Treuberg, 28.011922 (Allenstein), aus Bromberg;

Helga Treuberg, 29.04.1939 (Allenstein), aus Bromberg:

Joachim Treuberg, 25.12.1950, aus Bromberg.

 

Kreis Königsberg-Stadt:

Gertrud Troch, 24.02.1914 (Königsberg), kommt aus Straschewo;

Dr. Ing. Joachim Woltersdorf, 02.01.1901 (Königsberg), kommt aus Stuhm, Westpreußen.

 

Mit dem 16. Transport trafen am 24. Januar 1957 die folgenden Landsleute im Grenzdurchgangslager Friedland ein:

Kreis Allenstein-Land:

Georg Schikowski, geboren 30.03.1940 (Gedanten), kommt jetzt aus Schurow, Pommern;

Ursula Schikowski, 07.06.1941 (Gedanten), aus Schurow.

 

Kreis Bartenstein:

Friedrich Darge, geboren 02.09.1879 (Dammerau), kommt jetzt aus Pustamin, Pommern;

Maria Darge, geborene Hufert, 11.08.1885 (Dammerau), aus Pustamin:

Anna Keibel, geborene Riehl, 19.11.1906 (Bartenstein), aus Liebzow, Pommern;

Ilse Keibel, 17.01.1941, aus Liebzow;

Herbert Nitsch, 12.07.1932 (Mekinen), aus Tychow, Pommern;

Minna Nitsch, geborene Konrad, 26.03.1910 (Mekinen), aus Tychow;

August Nitschke, 04.10.1891 (Botkeim), aus Brackenberg. Pommern;

Johanna Nitschke, geborene Peter, 11.02.1894 (Botkeim), aus Brackenberg, Pommern;

Erna Schöngraf, geborene Darge, 27.02.1920 (Dammerau), aus Pustamin.

 

Kreis Braunsberg:

Maria Arndt, geborene Schröder, geboren 07.11.1922 (Braunsberg), kommt jetzt aus Steinfurt, Pommern;

Eckbert Arndt, 16.08.1944, aus Steinfurt;

Agnes Hippler, geborene Assmann, 12.04.1891 (Heinrikau), aus Grapitz, Pommern;

Eva Hippler, 26.03.1927 (Heinrikau), aus Grapitz;

Vera Hippler, 10.03.1924 (Heinrikau), aus Grapitz;

Anna Hoell, geborene Borowski, 18.03.1921 (Lichtenau), aus Schlawe, Pommern;

Rosa Janowski, 31.08.1893 (Heinrikau), aus Grapitz;

Benno Schröter, 02.07.1930 (Stangendorf), aus Viatrow, Pommern;

Berta Schröter, geborene Kuhn, 02.08.1892 (Stangendorf), aus Viatrow;

Josef Schröter, 25.01.1884 (Stangendorf), aus Viatrow.

 

Kreis Elchniederung:

Alice Hartke, geborene Perkuhn, geboren 04.08.1912 (Ruckenfeld), kommt jetzt aus Schwartzin;

Georg Perkuhn, 28.11.1877 (Ruckenfeld), aus Schwartzin;

Mathilde Perkuhn, geborene Beinert, 27.11.1884 (Ruckenfeld), aus Schwartzin;

Johannes Peter, 03 .04.1906 (Keimschrecken), aus Quatzow, Pommern;

Erika Peter, 0710.1943, aus Quatzow;

Walter Peter, 26.04.1929 (Keimschrecken), aus Quatzow:

Waltraut Peter, 29.09.1937 (Keimschrecken), aus Quatzow.

 

Kreis Gerdauen:

Klara Kraass, geborene Bischof, geboren 07.07.1884 (Schneidern), kommt jetzt aus Glowitz, Pommern;

Otto Kraass, 17.03.1912 (Schneidern), aus Glowitz.

 

Kreis Gumbinnen:

Amalie Spang, geborene Muschinski, geboren 22.05.1896 (Blecken), kommt jetzt aus Wiesenberg, Pommern;

Friedrich Spang, 08.06.1892 (Blecken), aus Wiesenberg.

 

Kreis Heilsberg:

Else Schneidau, geborene Röck, geboren 05.10.1910 (Guttstadt), kommt jetzt aus Zietzewitz, Pommern;

Inge Schneidau, 09.04.1936 (Guttstadt), aus Zietzewitz.

 

Kreis Insterburg:

Franz Bartek, geboren 14.07.1889 (Norkitten), kommt jetzt aus Reckzyn, Pommern;

Leopold Lohr, 08.05.1889 (Jägertal), aus Sanskow, Pommern;

Martha Lohr, geborene Fürstenberg, 31.12.1892 (Jägertal), aus Sanskow;

Brigitte Preuss, 21.02.1937 (Norkitten), aus Reckzyn;

Franz Pusch, 20.07.1885 (Norkitten), aus Reckzyn;

Marie Pusch, geborene Degner, 27.07.1887 (Norkitten), aus Reckzyn;

Helene Rieck, geborene Awischus, 01.06.1916 (Norkitten), aus Reckzyn;

Siegfried Schulz, 21.02.1939 (Insterburg), aus Krolow, Pommern;

Ida Vollmer, geborene Habedank, 25.05.1906 (Birkendorf), aus Sanskow;

Brigitte Vollmer, 12.04.1938 (Birkendorf), aus Sanskow;

Karola Vollmer, 08.08.1939 (Birkendorf), aus Sanskow;

Hans Vollmer, 19.06.1932 (Birkendorf), aus Sanskow.

 

Kreis Johannisburg:

Maria Korzonnek, geboren 09.05.1913 (Schützenau), kommt jetzt aus Redentin, Pommern.

 

Kreis Labiau:

Eduard Buttkus, geboren 28.04.1944 (Berghöfen), kommt jetzt aus Quatzow.

 

Kreis Lyck:

Julia Poplawski, geboren 06.10.1900 (Langheide), kommt jetzt aus Schorin, Pommern;

Maria Poplawski, 27.09.1898 (Langheide), aus Schorin.

 

Kreis Mohrungen:

Berta Golgowski, geborene Kowalewski, geboren 06.10.1900 (Pachollen), kommt jetzt aus Zietzewitz, Pommern;

Erna Golgowski, 02.12.1933 (Pachollen), aus Zietzewitz;

Gertrud Golgowski, 21.09.1930 (Pachollen), aus Zietzewitz;

Heinz Golgowski, 21.05.1956, aus Zietzewitz;

Maria Golgowski, geborene Gutt, 07.12.1880 (Pachollen), aus Zietzewitz;

Walter Golgowski, 02.12.1933 (Pachollen), aus Zietzewitz.

 

Kreis Ortelsburg:

Alfred Likusa, geboren 13.04.1930 (Kobulten), kommt jetzt aus Quackenburg, Pommern;

Hildegard Likusa, 03.05.1933 (Kobulten), aus Quackenburg;

Martha Likusa, geborene Laschewski, 24.08.1891 (Kobulten), aus Quackenburg.

 

Kreis Rößel:

Martha Malluck, geborene Nath, geboren 14.12.1914 (Santopen), kommt jetzt aus Schurow;

Franz Nath, 09.11.1885 (Santopen), aus Schurow.

 

Kreis Sensburg:

Josef Mikutta, geboren 18.01.1882 (Lasken), kommt jetzt aus Betzinen, Pommern;

Maria Mikutta, geborene Eisenberg, 27.11.1884 (Lasken), aus Betzinen.

 

Kreis Tilsit:

Berta Hermann, geborene Schulz, geboren 23.11.1884 (Tilsit), kommt jetzt aus Wielka, Pommern; Herta Schimkus, geborene Hermann, 16.10.1916 (Tilsit), aus Wielka.

 

Kreis Tilsit-Ragnit:

Martha Neumann, geboren 28.07.1894 (Friedenswalde), kommt jetzt aus Damnitz, Pommern;

Klara Riedelsberger, geborene Lingk, 16.11.1905 (Fuchshöhe), aus Franzhagen, Pommern;

Inge Riedelsberger, 16.03.1942, aus Franzhagen;

Irmtraut Riedelsberger, 14.09.1937 (Fuchshöhe), aus Franzhagen;

Johanna Riedelsberger, 27.09.1894 (Fuchshöhe), aus Franzhagen.

 

Kreis Wehlau:

Herta Neumann, geboren 25.07.1922 (Groß-Englau), kommt jetzt aus Glowitz, Pommern;

Luise Reinthal, geborene Apsel, 03.01.1896 (Tablacken), aus Reckzvn, Pommern;

Margarete Reinthal, 13.07.1890 (Tablacken), aus Reckzyn;

Theodor Reinthal, 04.07.1891 (Tablacken), aus Reckzyn;

Annemarie Tietz, 09.12.1942 (Tablacken), aus Reckzyn;

Liesbeth Tietz, geboren Reinthal. 02.12.1921 (Tablacken), aus Reckzvn.

 

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Seite 6   Mehr sein als scheinen. Zum Tode von Arthur Mentz – Ein gütiger Mensch, ein Erzieher und Forscher.

Foto: Arthur Mentz. Die Aufnahme wurde wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag gemacht.

 

„Manche sagen, meine Wohnung sei zu klein, zu dunkel und ärmlich, aber ich bin mit ihr zufrieden", so äußerte sich Oberstudiendirektor D. Dr. Arthur Mentz zu einem früheren Schüler, der ihn in Rinteln an der Weser — dort lebte er seit der Vertreibung — besuchte. An einem Holzplatz, in einem alten Haus liegt diese Wohnung zu ebener Erde. Sie besteht aus einer Wohnküche und einem kleinen Zimmer, in denen nur die notwendigsten Möbel stehen.

 

Die Bibliothek hat auf einem mehrreihigen Regal Platz. Aber so klein sie ist, so ausgesucht ist die Zusammenstellung. Sie enthält gewichtige Werke über die Welt der Antike, über die kretisch-minoische Kultur, über das Ägypten der Pharaonen, die Stadtstaaten im Zweistromland und über die germanischen Völker. Hinzukommen Bücher der Fachliteratur über Stenographie und die von Dr. Mentz verfassten, wissenschaftlichen Arbeiten über die Entwicklung  und das Wesen der Schrift. Dies war das Feld seines streng forschenden und ordnenden Geistes.

 

Arthur Mentz und seine Frau Gertrud begnügten sich mit einer bescheidenen Lebenshaltung. Den weitaus größten Teil der Pension verwandte das Ehepaar, um in der sowjetisch besetzten Zone lebenden ehemaligen Lehrern und Schülern des Königsberger Stadtgymnasiums zu helfen. Oft sah man Frau Gertrud Mentz zum Postamt gehen, mit Paketen und Päckchen beladen.

 

An seinem 75. Geburtstag stiftete Arthur Mentz zweihundert DM als Prämie für Schüler des Ratsgymnasiums in Hannover — der Patenschule des Königsberger Stadtgymnasiums —, die ein besonderes Interesse an ostdeutschen Fragen bekunden und ein gutes Wissen in Geschichte und Geographie aufweisen. Die Preise sollen auf der jährlich stattfindenden Ostdeutschen Woche und beim Abitur vergeben werden. Am Tage der Beisetzung von Arthur Mentz erhöhte seine Gattin die Summe auf fünfhundert DM.

 

Siebzehn Jahre Mitglied der Stadtverordnetenversammlung

Seit ihrer ersten öffentlichen Sitzung am 19. November 1847 bis zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur waren in der Königsberger Stadtverordnetenversammlung, die im Kneiphöfschen Rathaus tagte, die Meinungen der gewählten Vertreter für die gesamte Bürgerschaft vernehmbar. Vorschläge und Einwendungen wurden angehört und beachtet. Über die Arbeit dieses Stadtparlamentes während der Amtszeiten der Oberbürgermeister Dr. Körte und Dr. Lohmeyer berichtete Arthur Mentz in der Festausgabe des Ostpreußenblattes, die zur 700-Jahrfeier von Königsberg erschien (Folge 22 des Jahrganges 1955). Arthur Mentz hat von 1914 bis 1931 der Königsberger Stadtverordnetenversammlung angehört; er war zeitweise ihr Vorsteher. Er beschäftigte sich nur mit Kommunalpolitik, als aber 1933 keiner seiner Fraktionsgenossen von der Deutschen Volkspartei den Mut aufbrachte, sich als Kandidat für die Reichstagswahl aufstellen zu lassen, übernahm dies Arthur Mentz. Er wusste genau, dass jeder Versuch, die Freiheit der Person und die Freiheit der Meinung zu retten, vergeblich war, aber er wollte nicht widerstandslos die Flagge streichen. Seine Stellung als Leiter des Stadtgymnasiums war damals gefährdet, und er setzte sie abermals aufs Spiel, als er am Begräbnis des nach 1933 verfemten, aber für Königsbergs kulturelle Entwicklung hochverdienten Stadtältesten und Stadtschulrats Professor Stettiner teilnahm.

 

Die ostpreußische Art, Ruhe zu bewahren und in schwierigen Situationen ein „begeuschendes" Wort zu finden, bewährte sich einmal in einer Versammlung des Lehrerkollegiums. Ein etwas hitziger, für die neue Richtung anfälliger junger Kollege griff den Direktor scharf an. Da meinte beschwichtigend ein älterer Oberstudienrat: „Ach — schabber, schabber …“ Wohl nur ein Ostpreuße vermag die Wirkung zu verstehen, die diese beiden Worte auslösten; Friede und Einmütigkeit waren sofort wiederhergestellt.

 

Arthur Mentz musste als Jugenderzieher mitunter auch streng sein. Aber nicht Tadel und Strafe trafen den Sünder, sondern weit mehr schmerzte das Bewusstsein, das Vertrauen und die Achtung des verehrten Lehrers verscherzt zu haben. Man konnte sie sich durch Fleiß und anständiges Betragen aber wiedererringen. Arthur Mentz gehörte nicht zu jenen Pädagogen, die ihre Schüler nach ihren Vorstellungen formen wollen, er half den jungen Menschen, den Weg zur eigenen, selbständigen Persönlichkeit zu finden.

 

Sitzenbleiben sah er nicht als Makel und arges Hemmnis an. Fielen einem Jungen die Klassenaufgaben zu schwer, dann riet er oft den Eltern, ihrem Kind eine Jahrespause zu gönnen, damit es seine Kräfte in Ruhe sammeln könne. Der Direktor machte kein Geheimnis daraus, dass er als Schüler auch sitzengeblieben ist; auf der untersten Sprosse schon, auf Sexta. Nach dem heute in Hamburg geltenden Schulgesetz muss ein Schüler die Oberschule verlassen, wenn er auf einer der drei untersten Klassen nicht versetzt wird. Offenbar war man in früherer Zeit, als noch nicht so viel über Tiefenpsychologie und Kindheitskomplexe geschrieben wurde, großzügiger und — klüger.

 

Schloßturm-Choral zum Ausgang

Wie wir in unserer letzten Ausgabe meldeten, ist Arthur Mentz am 30. März 1957, im 76. Lebensjahre im Krankenhaus in Rinteln gestorben. Nach einer Operation erlitt er einen Schlaganfall. Am 3. April fand auf dem Seetor-Friedhof in Rinteln die Beisetzung statt.

 

Eine große Trauergemeinde versammelte sich in der Friedhofskapelle. In der Fülle der Frühlingsblumen und Kränze leuchteten auch die blau-silbernen Farben des Kneiphöfschen und die blau-goldenen Farben des Altstädtischen Gymnasiums, jener beiden alten Schulen, aus denen 1920 das Stadtgymnasium hervorging. Neben diesem Kranz der einstigen Lehrer und Schüler lag der des Kollegiums des Ratsgymnasiums in Hannover. Aus der Zahl der vielen anderen Kranzspenden seien die letzten Grüße der Angehörigen der Königsberger Albertus-Universität, der treuen landsmannschaftlichen Gruppe in Rinteln sowie mehrerer Stenographenvereinigungen erwähnt.

 

Der Verstorbene hatte den Wunsch geäußert, dass sein einstiger Schüler und Bundesbruder Pfarrer Werner Weigelt, (Hamburg-Bergedorf), an seinem Sarge sprechen sollte. Der jüngere Freund gedachte der Zeit, als seine Mitschüler Arthur Mentz auf der Höhe des Lebens an seiner Wirkungsstätte kennenlernten und ihre Liebe zu dem verehrten Lehrer begann. „Was war das Besondere, das ihn uns so nahe brachte, als wir noch Kinder waren“, — so fragte der Geistliche — „Es war das Gefühl, dass er nichts für sich begehrte, sondern dass er dienen wollte“. Aus tiefbegründetem Wissen heraus hat Arthur Mentz seinen Schülern mitgeteilt, was er selbst erarbeitet hatte. So ist er zum geistigen Vater der heranwachsenden Generation geworden. Das alte preußische Wort „mehr sein, als scheinen" trifft auf ihn zu, auf ihn, den stets Bescheidenen. Auf zwei Fundamenten hat sich sein Wesen gestützt: auf die Wissenschaft und auf den evangelischen Glauben.

 

Als gewissenhafter Historiker hat Arthur Mentz, so führte der Geistliche weiter aus, seine Schüler an die Quellen geführt, damit sie sich selbst ein Urteil über geschichtliche Vorgänge bilden können. Nicht ohne Grund hat er als Gelehrter sich der Erforschung der Schrift gewidmet; die Schrift ist das Mittel der Verständigung von Mensch zu Mensch. Sein Name hat auf diesem Fachgebiet einen internationalen Rang erreicht. Über verblichene Urkunden und alte Papyri ist der Forscher durch die Erteilung praktischen Stenographie-Unterrichts zu den Erfordernissen des Tages zurückgekehrt. Im Religionsunterricht ist für ihn, der von der liberalen Theologie kam, die Auslegung und Einprägung des Römer-Briefes bezeichnend gewesen.

 

Aus tiefem christlichen Glauben heraus und dem Bewusstsein der Würde der Freiheit konnte er, der lange der Generalsynode in Ostpreußen angehört hat und zum Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Albertus-Universität ernannt wurde, in dieser Welt tätig sein. Im Auftrage der Stadtvertretung von Königsberg übermittelte Pfarrer Weigelt den Dank für die Verdienste, die sich der Entschlafene als Stadtverordneter um die ostpreußische Hauptstadt erworben hat.

 

Zum Ausgang der Trauerfeier sang die Gemeinde den Choral, den der Rintelner Pfarrer Josua Stegmann 1627 gedichtet hat und der täglich von einem Posaunenchor auf dem Königsberger Schloßturm geblasen wurde: „Ach, bleib' mit Deiner Gnade …“

 

„Was unser Leben bestimmt …“

Die kirchliche Einsegnung am Grabe vollzog der in Rinteln amtierende Pastor Kokemüller. Es sprachen dann Vertreter von Stenographenbünden sowie der Inhaber des Heckner-Verlages, der die von Arthur Mentz verfasste „Geschichte der Kurzschrift" herausgeben wird. Studienrat Dr. Zimmermann überbrachte die letzten Grüße des Ratsgymnasiums zu Hannover, und Oberstudienrat Dr. Klein versicherte im Namen der einstigen Lehrer und Schüler des Königsberger Stadtgymnasiums, dass sich die Lebenden bemühen werden, sich ihres alten Direktors würdig zu erweisen.

 

Zum 75. Geburtstage des Heimgegangenen hatte Studienrat a. D. Konrad Jander vom Löbenichtschen Realgymnasium, dessen Kollegium der Entschlafene rund zehn Jahre angehört hatte, seinem Schwager Arthur Mentz ein Gedicht gewidmet, in dem der Vers steht:

 

„Nicht zerbrach Dich das Ausmaß des Leids, der Verlust Deiner Heimat  

nicht des Alters Beschwer, da Dich Dein Leben gelehrt,

dass es den Menschen noch niemals vergönnt war, sein Schicksal zu lenken.

Was unser Leben bestimmt, ruht in des Höheren Hand“.  

 

Über den Werdegang und die wissenschaftlichen Arbeiten von Oberstudiendirektor D. Dr. Arthur Mentz berichtete das Ostpreußenblatt in der Folge 6/1952 und in Folge 13 dieses Jahrgangs. In Folge 34/1952 und in Folge 13 dieses Jahrgangs. In Folge 34 des Jahrgangs 1954 erschien ein geschichtlicher Beitrag über das Königsberger Stadtgymnasium von Arthur Mentz, und in Folge 41 des gleichen Jahrgangs ein Bericht über die Patronats-Übernahme durch das Ratsgymnasium in Hannover.

 

Seite 6   Aus d en ostpreußischen Heimatkreisen …

Königsberg-Stadt

Professor Otto Frick achtzig Jahre alt.

Am 16. April 1957, wird in Kiel, Amselsteig 5, der langjährige Direktor der Staatsbauschule Königsberg, Professor Otto Frick, sein achtzigstes Lebensjahr vollenden. Er wurde am 16. April 1877 in Königsberg Pr. geboren. Nach dem Abiturium besuchte er die Baugewerkschule in Königsberg Pr. und bestand die Staatsprüfung an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg. 1902 begann er seine Lehrtätigkeit an der Bauschule zu Nienburg an der Weser. Um in der Heimat wirken zu können, ließ er sich 1908 an die Schule in Königsberg Pr. versetzen. 1922 wurde Professor Otto Frick zum Direktor der Staatsbauschule und der Kulturbauschule ernannt. Er veranlasste den Aufbau einer umfangreichen Baustoffsammlung und gab ein Baustofflexikon heraus. Als Berater für das Bauwesen leistete er seiner Vaterstadt wertvolle Dienste.

 

Bei der Vertreibung aus der Heimat rettete er unter Zurücklassung persönlicher Habe die Absolventenliste der Bauschule vom Jahre 1922 ab, und er hat daher später durch die Ausstellung von Bescheinigungen manchem ehemaligen Studierenden helfen können. 1945 nahm er in Eckernförde, unterstützt durch den Dozenten Jaksch, den Unterricht für die Studierenden auf. Zum Leiter der Staatsbauschule in Eckernförde berufen, richtete er Umschulungslehrgänge für Kriegsteilnehmer ein. Nach nahezu 45-jähriger Tätigkeit im Staatsdienst trat der um das ostpreußische Bauwesen hochverdiente Lehrer in den Ruhestand.

 

Für die Bauschulen und Technischen Hochschulen ist die von Professor Otto Frick herausgegebene zweibändige „Baukonstruktionslehre" zum Standardwerk geworden. Hunderte von ehemaligen Schülern verehren Professor Otto Frick als Helfer und Wissenschaftler. Abhold allem äußeren Gepränge, liebte er die Arbeit in der Stille. Er wohnt, gut versorgt, bei seiner Tochter und seinem Schwiegersohn, Studienrat Erich Giere.

 

Der Bruder des Jubilars ist der frühere Direktor der Kunstakademie in Königsberg Pr., Professor Kurt Frick. Er war als freier Architekt tätig und baute u. a. das Alhambra-Haus auf dem Steindamm.

 

Seite 6   Staatliche Hufen-Oberschule für Mädchen: Treffen mit Kaffeetafel am ersten Osterfeiertag (21. April), 15 Uhr, in Hildesheim. Hotel Hotopp, Bahnhofsplatz Nr. 6. Auskunft erteilt Oberschullehrerin H. Schmidt, Soest, Westfalen, Wilhelm-Morgner-Weg 16.

 

Seite 6   A.R.V. Alania Königsberg Pr.

Das 60. Stiftungsfest wird am 11. und 12. Mai im Bootshause der A.R.V. Angaria in Hannover, Wilhelmshavener Straße 25, stattfinden. Ehemalige Mitglieder sind herzlich willkommen. Näheres durch Walther Richter, (21 a) Münster, Westfalen, Scharnhorststraße 55.

 

Schloßberg/Pillkallen

Im Anschluss an unsere Bekanntmachung in Folge Nr. 14 bringen wir nochmals einen Zeitkalender über unsere Freizeit- und Ferienlager und Kreistreffen dieses Jahres:

 

18. und 19 Mai: Bundestreffen in Bochum, nach der Großkundgebung ist „Haus Lothringen" unser Trefflokal.

 

13. - 17. Juni: Freizeitlager in Winsen (Luhe). Meldeschluss 21. April.

 

16. Juni: „Ostpreußenabend". Schützenhaus Winsen (Luhe).

 

17. Juni: „Haupt-Kreistreffen", Winsen (Luhe), Schützenhaus.

 

16. - 30. Juli: erstes Ferienlager für die Länder: Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Meldeschluss 21. April.

 

30. Juli bis 12. August: zweites Ferienlager für die Länder: Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württemberg, Saarland, Meldeschluss 21. April.

Berlin und die SBZ können sich die Lager wählen.

 

September: Kreistreffen in Stuttgart, genauer Termin wird noch bekanntgegeben.

 

Allen, die sich bis heute zu den Lagern gemeldet haben, ist die Teilnahme gesichert. Die Altersbegrenzung für die Freizeitlager mit 30 Jahren ist nicht wörtlich zu nehmen, auch ältere Landsleute können daran teilnehmen. Wir wollen die Grenze aber um 35 Jahre setzten, denn es soll ja eine Jugendfreizeitgestaltung sein und bleiben.

 

Alle weiteren Einzelheiten bitte aus Folge 14 und dem Rundbrief zu ersehen und bei der Anmeldung zu beachten, um unnötige Rückfragen zu vermeiden.

F. Schmidt-Schleswighöfen

 

Gumbinnen

Folgende Landsleute werden gesucht:

Aus Gumbinnen:

1. Baggendorf. Arwed und Familie. Füsilier-Kaserne;

 

2. Ernst Crispin, Lehrer, Bismarckstraße 69;

 

3. Hedwig Haase, Apothekenhelferin;

 

4. Heinrich Hagenmeister und Familie;

 

5. Auguste Hardt, Bismarckstraße 74;

 

6. Edith Pfau, Dipl.-Handelslehrerin, Königstraße 56;

 

7. Oskar Zeep, Bezirks-Schornsteinfegermeister, Hindenburgstraße 5;

 

Aus dem Kreise:

1. Elisabeth Aschmotat, geborene Radschat, Erlengrund;

 

2. Karl Bauer, Pommerfelde;

 

3. Fritz Behrendt, Preußendorf;

 

4. Franz Eske, Sodeiken;

 

5. Fritz Eske und Ehefrau, Kl.-Preußenwald;

 

6. Arno Hardt und Ehefrau Hildegard, Praßfeld;

 

7. Karl-Herbert Hausen, Neuenburg;

 

8. Johanna Hein, Nemmersdorf;

 

9. Jonuscheit, Melker, Vierhufen:

 

10. Gustav Jurgschat und Ehefra,. Groß-Gauden;

 

11. Franz Klimschewski, Steinsetzer, Ohldorf;

 

12. Franz König und Ehefrau Auguste, Gerwen;

 

13. Hans Konopka, Bauer und Ehefrau, Erlengrund;

 

14. Robert Kowalewski, Rollofseck;

 

15. Herbert Kramer, Riedhof:

 

16. Hannelore Küßner, geborene Schweighöfer, Pötschwalde;

 

17. Gustav Kurrat, Richtfelde:

 

18. Gertrud Lütty, aus einem Dorf dicht bei Gumbinnen;

 

19. Helmut Mauer, Sodeiken;

 

20. Elisabeth Metschulat, geborene Petrat. Nemmersdorf;

 

21. Helene Meyer, Sprindorf;

 

22. Hedwig Neumann, Puspern;

 

23. Hans Podszuk, Riedhof;

 

24. Karl Schlupp, Guddin;

 

25. Franz Schweingruber; Guddin:

 

26. Maria Seidler, Richtfelde;

 

27. Hermann Seydak und Ehefrau, Brauersdorf,

 

28. Friedrich Steiner und Ehefrau Auguste, geborene Ritter, Mertinshagen;

 

29. Kurt Tengel, Neu-Maygunischken;

 

30. Rudolf Tengler, Zweilinden, Unteroffizier (Pionier);

 

31. Marta Trinat, Wirtin. Richtfelde;

 

32. Frau Zacharias, Sodeiken.

 

Alle Landsleute werden nochmals gebeten, Änderungen von Anschriften und den Tod von Landsleuten mir sofort mitzuteilen, damit die Kartei berichtigt werden kann. Ferner bitte ich, bei Anfragen stets den letzten Wohnort in der Heimat anzugeben und Rückporto beizufügen.

Friedrich Lingsminat, Kreiskartei Gumbinnen (24a) Lüneburg, Schildsteinweg 33

 

Rößel

Landsleute! Der 19. Mai 1957, der Tag des Bundestreffens und des freudig erwarteten Heimatkreistreffens in Bochum, rückt näher. Zur Vorbereitung des Kreistreffens benötigen wir die Mithilfe einiger Landsleute aus dem Raume Bochum. Wir bitten um Angabe der Anschriften.

 

Die fünf Kreisvertretungen des Ermlandes haben in einer Besprechung in Hamburg am 30. März das geplante Gemeinschaftstreffen der ermländischen Kreise endgültig auf den 21. Juli in Münster in Westfalen festgelegt. Ich bitte unsere Landsleute, sich auch diesen Tag vorzumerken.

 

Für eine Neuauflage der Kreiskarte Rößel 1:100 000 werden weitere Bestellungen entgegengenommen.

 

Auskunft wird erbeten über:

Tischler, Bernhard Sommerfeld, geboren am 21.02.1905 in Seeburg/Rößel und bis zur Vertreibung in Seeburg Mälzerplatz 1 wohnhaft. Er gehörte einem Pionierzug an und hatte die Feldpostnummer 08 535. Zuletzt war er in der Gegend von Pillau, Kreis Angerapp eingesetzt. Er wird seit 3. Dezember 1944 vermisst.

Franz Stromberg, Kreisvertreter, Hamburg 19, Armbruststraße 27

 

Neidenburg

Die Nachwahlen der Bezirksvertrauensmänner haben folgendes Ergebnis gehabt: Bezirk Illowo: Karl Küchmeister, (20a) Möllenbeck 138 über Rinteln (Weser); Bezirk Grünfließ: Paul Doliwa. (21 a) Schieder (Lippe), Hainbergstraße 32; Soldau-Stadt, stellvertr. Stadtvertreter: Hans Gerlach. (22a) Neuß-Uedesheim, Rheinfährstraße 81. Für den ins Ausland verzogenen früheren Gemeindevertrauensmann der Gemeinde Bialutten, wurde Landsmann Emil Skusa, f23) Sottrum, Barkhof 1, Kreis Rotenburg, Bezirk Bremen, kommissarisch eingesetzt.

Wagner, Kreisvertreter, Landshut, Bayern II. Postfach 2

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke. Wir hören Rundfunk.

 

Seite 7   Suchanzeigen

Mit Foto. Wer kann Auskunft geben über meinen Sohn, Oberwachtmeister Heinz Döhring, geboren 16.06.1916, Heimatanschrift Königsberg Pr., Alter Garten 24/25? Er wurde letztmalig am 30.01.1943 in einem russischen Kriegsgefangenenlager in Begetowka bei Stalingrad gesehen. Seine letzte Feldpostnummer war 22 951 C. Für jede Nachricht wäre ich dankbar. Unkosten werden erstattet. Emil Döhring, Bamberg, Bayern, Magazinstraße 22.

 

Wer kann Auskunft geben über Obergefreiten Hermann Schulz, geboren 01.03.1901, Heimatanschrift Hindenburg, Kreis Labiau. Ostpreußen, letzte Anschrift:  Brieg, Niederschlesien,  zuletzt gesehen Juli 1945 mit einem Landsmann Emil Danull, in der Tschechoslowakei. Nachricht erbittet Gertrud Schulz, Berlin W 30, Nollendorfstraße 21 a, Albertus-Klinik.

 

Mit Foto. Achtung, Heimkehrer! Wer weiß etwas über den Verbleib unseres Sohnes, Stabsarzt Dr. Hermann Lange, Zahnarzt, geboren 10.02.1908 in Königsberg Pr., Niederlassung Kuckerneese, Elchniederung. Kurlandarmee, Feldpostnummer 47 175, hatte sich bis Frühjahr 1947 gemeldet? Nachricht erbeten die Eltern Hermann Lange, Nürnberg, Glockenhofstraße 36.

 

Gesucht wird Bruno Post, geboren 05.04.1920 in Gumbinnen, vermisst seit 20.10.1944 bei Schloßberg, Ostpreußen. Feldpostnummer 01 242 B. Hans Post, Dortmund-Hombruch, Harkortstraße Nr. 45. Früher Gumbinnen, Prang-Mühlen.

 

Wer kann mir über meinen Vater, Rentner Aug.  Peppel, geboren 07.04.1873 und dessen Verbleib Auskunft geben? Wohnung bis April 1945 Königsberg Pr., Yorckstr. 82. Nachricht erbittet Walter Peppel. Leonberg - Stuttgart, Brünner Straße 2.

 

Mit Foto. Wer kennt dieses Mädchen? Sie heißt mit Vornamen Erna und stammt aus Tilsit, Ostpreußen. Sie verstarb 1945 in einem Gefangenenlager in Sibirien und  war etwa 19 Jahre alt. Nachricht erbittet unter Nr. 72 704 Das Ostpreußenblatt. Anzeigenabteilug, Hamburg 13

 

Wer kann Auskunft geben über Werner Willkomm, geboren am 14.04.1907 in Dirschau, zuletzt Bw. Johannesburg, Ostpreußen, Reservelokführer. Nachricht erbittet Liesbeth Willkomm, Hamburg 20, Quickbornstraße 13

 

Achtung Rastenburger! Suche meine früheren Spielkameraden, damalige Wohnung Stiftstraße 21 und Rheinstraße 6 a. Nachricht erbittet Günther Hoffmann, Hannover, Büttnerstraße 25

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Sohn Feldwebel Otto Zube, geboren 08.04.1914 in Ludwigsburg, Feldpostnummer 58 956 01, vermisst seit November 1943 bei Kiew, Russland? Nachricht erbittet gegen Unkostenerstattung Rosa Zube, Belingen, Württemberg, Tübinger Straße 85.

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Bruder Heinz Szczepanski, geb 18.09.1922, früher Schippenbeil, Kreis Bartenstein, erste Nachricht 1948 vom Roten Kreuz, dass Gesuchter in amerikanischer Gefangenschaft ist. PW Camp Nr. 1 Altenstadt, Kreis Schongau, Oberbayern? Wer weiß etwas über seinen Verbleib? Ferner wird gesucht Alfred Szczepanski, geboren 04.02.1930, wurde Ostern 1945 von Tuno nach Kolberg von den Russen verschleppt. Wer weiß etwas über ihn? Nachricht erbittet Frau Ursula Kring, geborene Szczepanski, Flensburg, Voigtstraße 38.

 

Heimkehrer aus Königsberg! Wer kann Auskunft geben, ob sich am 8. April 1945 noch Volkssturm oder andere Truppen in der Königsberger Trommelplatzkaserne befanden? Ich suche meinen Vater. Lehrer Leiter des Sportvereins VfL,  Oberleutnant, zum Schluss zum Hauptmann befördert, Kurt Paul Schultz, geboren 26.02.1899 in Königsberg Pr., Krausallee 29. Wer kann Auskunft geben, was mit den Truppen in der Trommelplatzkaserne passierte? Nachricht erbittet Eva Stafford, geboren Schultz, Speicher (Eifel) Lindenstr. 73. Früher Königsberg Pr., Krausallee 29.

 

Wer kann Auskunft geben über Anton Gaebler, geboren 26.04.1914 in Wormditt, wohnhaft gewesen in Wormditt, Kreis Braunsberg, letzte Nachricht September 1944 und seine Zwillingsschwester Antonie Gaebler, geboren 26.04.1914 in Wormditt? Auskunft erbittet unter Nr. 72 686 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Wer kann Auskunft geben über mein Vater Friedrich Guth, geb. 06.10.1901 oder meine Schwester Margarete Guth, geboren 28.09.1929, wohnhaft gewesen Biberswalde, Kreis Osterode? Vater war bei Kriegsende Soldat. Letzte Nachricht im Januar 1945 aus der Tschechoslowakei. Nachricht erbittet Erna Jaeger, geboren Guth, zu erreichen durch Roclawski, Hamburg 21, Averhoffstr. 8.

 

Wer kann Auskunft geben über mein Sohn, Unteroffizier Walter Vogt, Feldpostnummer 57 582, letzter Einsatz Februar 1945 in Schlesien, geboren am 13.06.1917 in Lengeningken, Kr. Labiau? Nachricht, erbittet Ida Vogt, Adorf-Waldeck, Bergstra0e 11. Frpher Poststelle Spannegele, Kreis Labiau, Ostpreußen.

 

Wer war auf dem Flugplatz Prowehren, Samland, und weiß etwas über meinen Mann, Feldwebel Leo Wenker, Königsberg Pr., geboren 23.08.1889 Wormditt, Ostpreußen? Nachricht erbittet  Frau Marta Wenker, Bienenbüttel, Kreis Uelzen.

 

Achtung Heimkehrer! Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Sohnes Bruno Heinrich, geboren 28.04. 1926 in Altkamp bei Rößel, Ostpreußen, letzte Nachricht vom 11.01.1945. Anschrift Einheit Zipf, postlagernd, Warthbrücken, Warthegau. Feldpostnummer 65 997? Nachricht erbittet Maria Heinrich, geboren Haritz, Quickborn, Holstein, Eisenseestraße 40

 

Wer kann mir Auskunft geben über den Schuhmachermeister Adolf Michalszik, Gedwangen. Früher Jedwabno, Kreis Neidenburg, Ostoreußen. Nachricht erbittet Karl Gerlach, Petershütte 86, Kreis Osterode (Harz)

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Mannes Georg Voß, geboren am 06.07.1890, letzter Wohnort Königsberg Pr., Zeppelinstraße Nr. 6, I, vorher Sternwartstraße Nr. 43? Beruf: Oberkellner in Weinsturbe C. B. Ehlers, Königsberg Pr., Altstädt. Bergstraße. Nachricht erbittet Gertr. Voß, Buschhausen bei Oberhausen, Thüringer Straße 50, bei Richter.

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Bruder Herbert Arndt, geboren 09.09.1928 in Berlin? Bis Februar 1945 Lötzen, Ostpreußen, dann Halle (Saale), sowjetisch besetzte Zone. Von dort im Oktober 1945 durch Russen verschleppt. Kriegsgefangenenlager Königsberg Pr., Insterburg bis 1948. Angeblich wegen Entlassung 1948 nach Kronenfelde bei Frankfurt (Oder). Nachricht erbittet Gertraud Arndt, Weinsberg bei Heilbronn, Stadtseestraße 25, 12/3.

 

Wer kann Auskunft geben über Obergefreiten Horst Gläsel, geb. 05.05.1925 in der Musikstadt Markneukirchen, verschollen 20. - 30. Januar 1945 in Ostpreußen. Raum Sielacken bei Wehlau als Angehöriger der Division „Hermann Göring"? Letzte; Nachricht vom 20. Januar 1945 aus Berlin-Reinickendorf Kaserne der Div. „Hermann Göring". Das Einsatzziel war Insterburg, Flak-Regiment „Hermann Göring". Auslagen werden vergütet. Nachricht erbittet Willy Nickel, Bad Schwartau, Am Brahmberg 20.

 

Wer kannte Fräulein Alice Schillkowski, aus Rastenburg, Postamt? Gesucht wird Herr Götsch oder ähnlicher Name. Nachricht erbittet unter Nr. 71 882 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt.. Hamburg 13.

 

Wer kann Auskunft geben über Fritz Haase, Leutnant beim Stab des Generals von Erdmannsdorf in Mogilew, Mittelabschnitt der Ostfront, Feldpostnummer 31 217, geboren am 10.04.1922 in Ragnit, Ostpreußen, letzte Nachricht vom 24.06.1944? Nachricht erbittet Walter Haase, (17b) Siegelau über Bleibach, Baden, Obertal 57.

 

Wer kann Auskunft geben über Hans Huwe, Feldwebel bei der Inf.- Feldpostnummer 31 085 E, geboren 21.09.1910 in Tilsit, Ostpreußen, letzte Nachricht vom 15.08.1944, aus Rumänleh? Nachricht erbittet Gertrud Huwe, (17b) Kollnau, Baden, Fabrikstraße 10.

 

Suche meine Mutter, Witwe Berta Becker, geborene Fritz, geboren am 17.11.1872 in Kl.-Prägsden bei Liebstadt, Kreis Mohrungen, Ostpreußen. Bis 1942 wohnhaft in Taabern bei Miswalde, Kreis Mohrungen, zuletzt bis 23.01.1945 wohnhaft in Elbing-Spittelhof, Waplitzer Weg 43, Westpreußen. Zuletzt gesehen auf der Flucht bei Greifswald, Pommern, am 07.03.1945. Nachricht erbittet Lina Flammer, Essen-Ost, Schwanenbuschstraße 174.

 

Wer weiß etwas über meine Schwester Elli Rautenberg, geboren am 03.08. 926, aus Friedland, Ostpreußen? 1945 wurde sie von den Russen verschleppt. Nachricht erbittet Gertr. Paysen, Klockries, Post Lindholm, Kreis Südtondern.

 

Wer kann Auskunft geben über Frau Emma Rebien, geboren Paukstadt, und deren Sohn Erich, geboren 11.11.1926 zu Spirgsten? Sie sind von Nordorf, Kr. Rendsburg. Holstein umgesiedelt. Nachricht erbittet Frau Helene Zacharias, Nordhagen Nr. 72 über Paderborn, Westf.

 

Achtung, Kreis Lyck! Wer kann Auskunft geboren über Maria Poplonski, aus Rogallen, Kr. Lyck? Nachricht erbittet Emil Hageböcker, (22a) Kräwinklerbrücke, Auf der Heide 16, Rheinland.

 

Heimkehrer! Ich suche immer noch meine Tochter Waltraut Kischke, geboren am 28.08.1929,. aus Kuttenhof, verschleppt im Februar 1945 von Goldbach, Kreis Mohrungen. Wer weiß etwas über ihr Schicksal? Nachricht erbittet Frau Ida Kischke, Zarpen über Lübeck.

 

Ich suche Frau Lotte Broszeit. geboren Wölk und Tochter Renate Broszeit, geboren im Jahre 1941. Frau Auguste Broszeit, früher Gr.-Pöppeln, Kreis Labiau, Ostpreußen, jetzt Bremen-Farge, Richard-Taylow-Str. 9.

 

Gesucht wird Flakhelferin Gertrud Hasenpusch, aus Vogelsang, Kreis Heiligenbeil, Ostpreußen, geboren 10.10.1922, letzte Nachricht aus dem Raum Danzig Februar 1945, Luftgau-Postamt 1, Königsberg Pr.  Nachricht erbittet die Mutter Minna Hasenpusch, Westerstede, Kreis Ammerland (Oldenburg), Gartenstraße 27.

 

Tilsiter! Ich suche meine Mutter Auguste Bausemir, geboren Hasler, ebenso meine Schwiegereltern, Schwägerin, Ida Seeler und Erna Seeler, Bekannte und Verwandte. Nachricht erbittet Emil Hasler, Fürth, Bayern, Hardstraße 1.

 

Die Landwirtin Frau Helene Niemierski, früher wohnhaft auf Gut Paarishof bei Korschen, Kreis Rastenburg, sucht ihre Kinder: 1. Margarete Niemierski, geboren 07.03.1912, in Paarishof wohnaft. Zuletzt Ende März 1945 zur russischen Kommandantur bestellt und seit dem vermisst; 2. Hans Johannes Niemierski, Landwirt, seit 1939 Soldat, zuletzt Unteroffizier in einer Inf.-Einheit und eingesetzt im Mittelabschnitt Russland, vermisst seit 24.01.1943 im Raum von Lywing, 15 km südlich Mirchino. Wer kann Angaben über das Schicksal der Gesuchten, ihren Verbleib und ihren Aufenthalt machen? Auslagen werden erstattet. Fotos können zur Einsichtnahme übersandt werden. Nachricht erbittet Frau Helene Niemierski, bei Rechtsanwalt Walter Niemierski, Ratingen, Düsseldorfer Straße 56.

 

Ist das Hauptversorgungsamt Königsberg Pr. mit sämtlichen Akten in die Hände der Russen gefallen bzw. — insbesondere Personalakten — gerettet worden? Falls letzteres zutrifft, wo befinden sich diese? Wer kann darüber Auskunft geben? Nachricht erbittet Wolfgang Uuck, Buchholz (Hunsrück).

 

Bestätigungen

Welcher  Beamte hat meinen Mann, Stadtkassenkassierer Johannes Voigt, der von 1919 bis 1933 bei der Stadt Marienwerder, Westpreußen, Dienst gemacht hat, gekannt und kann über die Länge der Dienstzeit bis zur Pensionierung Auskunft geben? Nachricht erbittet Frau Gertrud Voigt, Würzburg, Matterstockstr. Nr. 29.

 

Welche Allensteiner bzw. Königsberger Eisenbahner-Kollegen können bestätigen, dass ich freiwilliges Mitglied der Vers.-Abt. A war? H. Rofalski, M.-Gladbach, Vitusstr. 44.

 

Amtliche Bekanntmachung

Aufgebot

Fräulein Henny Greifenberger, Säuglingsschwester in Heilsberg, verlängerte Jahnstraße, hat beantragt, ihre Mutter, Lina Greifenberger, geborene Böttcher, geboren am 31.10.1888 in Meszelen, Kreis Prökuls und ihre Schwester, Grete Frieda Greifenberger, geboren am 24.03.1911 in Memel, Bankangestellte, beide zuletzt wohnhaft in Mühlhausen, Kreis Braunsberg, für tot zu erklären. Es ergeht hiermit die Aufforderung: a) an die Verschollenen, sich spätestens bis zum 21.05.1957 beim Amtsgericht Abteilung FG, I. Heidelberg, zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden können, b) an alle, die Auskunft über die Verschollenen geben können, dem Gericht bis zu dem genannten Zeitpunkt Anzeige zu machen.

Amtsgericht FG, I Heidelberg

 

Verschiedenes

Wer kennt dieses Brandzeichen (abgebildet)? In einem polnischen Gestüt befindet sich eine ostpreußische Stute, die am rechten Hinterschenkel den nebenstehend abgebildeten Brand trägt. Es ist offenbar ein großes F auf einer liegenden 1, Auskunft geben. Trakehner Verband, Hamburg-Farmsen, August-Krogmann-Straße 194

 

Rest der Seite: Bekanntschaften, Werbung, Unterricht

 

Seite 8   Familienanzeigen

Die glückliche Geburt unserer dritten Tochter, Beatrix, zeigen in dankbarer Freude an: Elfi Lion, geboren Dorenberg und Manfred Lion. Salz bei Bad Neustadt (Saale) 3. April 1957. Früher Mohrungen, Ostpreußen, Pr.-Holländer Straße 49

 

Wir haben uns verlobt:Friederike Jäschke, cand. med., Göttingen, Herzberger Landstraße 105. Früher Cranz, Ostpreußen, mit Gert Werner, cand. med., Göttingen, 1. April 1957, Burg Grona 31. Früher Königsberg Pr., Burg Grona 31. Früher Königsberg Pr., Tragheim

 

Die Verlobung unserer Tochter Marianne mit Herrn Diplom-Landwirt Hans Egon Kjär, geben wir bekannt. Leonhard Neufang und Frau Lotte Neufang, geboren Schneller. Verden (Aller). März 1957, Bremer Straße 54 a. Früher Mühlenhöhe, Kreis Schloßberg.

 

Die Vermählung unserer jüngsten Tochter Gisela mit Herrn Willi Schoßmacher, beehren sich anzuzeigen: Artur Kaltwang und Frau Erna Kaltwang, geboren Baumgart. Früher Königsberg Pr., Siedlung Liep, Troppauer Weg 33, jetzt Köln-Riehl. März 1957, Weitsteinstraße oder Wettsteinstraße oder Weltsteinstraße 11 (unleserlich)

 

Am 13. April 1957 feiern unsere lieben Eltern August Wagner, Bundesbahnbeamter i. R. und Frau Luise Wagner, geboren Harfensteller, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin dem rüstigen Paare gute Gesundheit und Gottes Segen: Die dankbaren Kinder. Früher Königsberg Pr., Hoffmannstraße 9, jetzt Aurich (Ostfriesland), Georgstraße 22

 

Fern der geliebten Heimat feiert am 17. April 1957 unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Omi und Uromi, Minna John, geboren Hollstein,Tübingen (Neckar) Katharinenstraße 7. Früher Friedenberg, Ostpreußen, Kreis Gerdauen, ihren 86. Geburtstag. Möge sie uns noch lange erhalten bleiben. Es gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin gute Gesundheit: Gertrud Kloth, geboren John. Doris John. Günter Kloth und Brigitte Kloth mit Ralf Dieter. Werner Kloth undLiselotte Kloth. Christel Kloth. Willi John und Gretel John mit Rosemarie. Georg John und Elisabeth John mit Brigitte und Ingrid

 

Am 14. April 1957 feiert unsere liebe Mutter, Groß- und Urgroßmutter, Elisabeth Oberpichler, geboren Mittner, früher Tilsit, Arndtstraße 21, jetzt Oldenburg i. O., Stettiner Straße 18, ihren 84. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst, ihre dankbaren Kinder und Enkelkinder und Klein-Marita, als Urenkelchen.

 

Am 13. April 1957 feiert meine liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Johanna Neumann, Masseuse am Warm- und Moorbad im Ostseebad Cranz, ihren 79. Geburtstag. Es gratulieren: Sohn Hermann. Schwiegertochter Erika und Enkelkinder Bärbel, Jürgen, Heidemarie und ihr kleiner Liebling Klaus. Jetzt Wildberg

 

Wo bist du geblieben, du köstliche Zeit? Ihr Träume der Jugend, wie liegt ihr so weit! Am 14. April 1957 feiert meine alte Jugendfreundin, Heta Müller, geboren Büchner, vom Gr. Graben, aus Pillau, jetzt Stuttgart-Botnang, Lindpaintnerstraße 60, ihren 70. Geburtstag. Ich gratuliere ihr hierzu — auch im Namen von Feechen und Karla — recht herzlich und wünscht ihr einen gesegneten Lebensabend: Ihre alte Schulfreundin, Käthe Rasmus, geboren Sahnwaldt. Burlo, Kreis Borken, Westf

 

Zum 75 Geburtstag, am 13. April 1957, herzlichen Glückwunsch unserem lieben Papa und Opa, Albert Hantel, Schmiedemeister, Liebwalde, Kr. Mohrungen, Ostpreußen, jetzt Bredelem (Harz) bei Goslar. Familie Anton Cattepoel. Familie Karl Hantel und  Bruno Hantel.

 

Die Konfirmation unserer Tochter, Hildegard, geben wir bekannt. Otto Dopatka und Frau Elfriede Dopatka, geboren Timm. Ortelsburg – Tapiau, jetzt Coburg, v.-Gruner-Straße 16. 7. April 1957

 

Fern seiner geliebten Heimat verstarb am 22 März 1957 nach schwerer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Gustav Siemoneit, früher Tilsit, Arndtstraße 21, im 79. Lebensjahre. Im Namen aller trauernden Hinterbliebenen: Ida Siemoneit, geboren Josupeit. Wedel, Holstein, Bahnhofstraße 23

 

Am 3. April 1957, 10.15 Uhr, ist nach langem, in Geduld ertragenem Leiden, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Omi, Schwester und Tante, Marie Britt, geboren Torkler, im nicht vollendeten 88. Lebensjahre, heimgegangen. In stiller Trauer: Otto Britt und Frau Gerda Britt, geboren Kresse. Meta Laskowski, geboren Britt. 5 Enkelkinder Bruder und alle Anverwandten. Bad Pyrmont, den 4. April 1957, Schillerstraße 52

 

Am 26. März 1957 ist unsere einstige Mitarbeiterin an der Sackheimer Mittelschule in Königsberg Pr., Mittelschullehrerin i. R. Margot Wiese in Stolzenau (Weser) nach schwerem Leiden verschieden. Ihr Leben war treueste Pflichterfüllung und selbstlose Hingabe. Sie soll uns dafür unvergesslich bleiben. Im Namen vieler Königsberger: Willy Zeil, Mittelschulrektor i. R. Sauensiek über Buxtehude

 

Am 20. März 1957 ist nach einem arbeitsreichen Leben unsere liebe herzensgute Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Henriette Knetsch, geboren Bembeneck, im gesegneten Alter von 86 Jahren, für immer von uns gegangen. In stiller Trauer, die Kinder. Funken, Kreis Lötzen, Ostpreußen, jetzt Windeby, Kr. Eckernförde

 

Nach schwerer Krankheit entschlief plötzlich und unerwartet meine herzensgute Schwester, unsere liebe Schwägerin und Tante, Helene Friese, geboren Barran. In tiefer Trauer: Alfred Barran und alle Verwandten. Flensburg, den 11. März 1957, Schulze-Delitzsch-Straße 12. Früher Johannisburg, Ostpreußen

 

Der Herr hat's gegeben. Der Herr hat‘s genommen. Am 5. Februar 1957 nahm Gott der Allmächtige und Barmherzige, unser geliebtes Kind, Edelgard Rachny, zu sich in die Schar der Engel Im Alter von drei Monaten. In unfassbarem Schmerz: Eberhard Rachny und Frau Gertrud Rachny, geboren Aue und Geschwister. Farienen, Kreis Ortelsburg, jetzt Steinach. Kr. Straubing

 

Kurz vor Vollendung seines 75. Lebensjahres, schloss nach langer glücklicher Ehe, mein geliebter Mann, unser gütiger Vater, Schwiegervater, Großvater, unser Bruder, Schwager und Onkel, Ernst Rohde, Reichsbahn-Abteilungspräsident a. D., nach kurzer schwerer Krankheit seine Augen für immer. Im Namen der Angehörigen: Frau Claere Rohde, geboren Tiessen. Ernst-Joachim Rohde und Frau Gerda Rohde, geboren Aumüller. Dr. Martin Meyhöfer und Frau Brigitte Meyhöfer, geboren Rohde. Frau Dorothea Rohde, geb Balschunat. Karin Rohde. Ernst-Albrecht Plieg und 7 Enkel. Kassel, den 25. März 1957, Ahnatalstraße 103. Frankfurt am Main. Göttingen. Sowjetisch besetzte Zone

 

Nach Gottes heiligem Willen, entschlief am 25. März 1957, fern der Heimat, nach schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, mein geliebter Mann unser guter Vater, Großvater, Bruder und Schwager, Kriminalbeamter a. D. Robert Kuchenbecker, früher Königsberg Pr. In tiefer Trauer: Hedwig Kuchenbecker, geboren Straschewski. Margarete Behrendt, geboren Kuchenbecker. Alexander Behrendt, Barntrup. Hannelore Müller, geboren Behrendt. Dr. Oskar Müller, Zürich. Lemgo, Fichtenstraße 12

 

Am 21. März 1957 entschlief unerwartet meine liebe Frau, Mutter und Großmutter, Frau Gertrud Langhals, geboren Schreckling, im Alter von 62 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Fritz Langhals. Ruth Faulde, geboren Langhals. Werner Faulde. Gabriele Faulde. Hannover, Theodorstraße 2, im April 1957. Früher Pr.-Eylau, Ostpreußen, Markt 9 – 11. Die Beerdigung hat am Montag, dem 25. März 1957, 14 Uhr, von der kleinen Kapelle des Seelhorster Friedhofes aus stattgefunden.

 

Am 23. Februar 1957, ging unsere geliebte Mutter und Schwiegermutter, die liebevollste Großmutter ihrer Enkelkinder, Frau Charlotte Thiel, geboren Koch, Superintendenten-Witwe, früher in Pillkallen, Ostpreußen, im 80. Lebensjahre, nach kurzem schwerem Leiden, heim in das himmlische Reich. Sei getreu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben. Offenb. 2. 10. In tiefer Trauer: Dr. med. Ursula Ackermann, geb Thiel, Wolfenbüttel, am Walde 2. Marieluise Steiner, geb. Thiel, Hannover, Blücherstraße 4. Dr. med. Hellmuth Ackermann. Dr. jur. Gerhard Steiner. Erika Balla, Bückeburg, und 8 Enkelkinder. Die Beerdigung fand am Donnerstag, dem 28. Februar 1957, 14 Uhr, auf dem Stöckener Friedhof statt.

Die Verlobung unserer Tochter, Marianne mit Herrn Günter Liegmann, geben wir bekannt. Siegfried Brandenburg und Frau. Kirchhellen in Westfalen, Bahnhofstraße 11. Früher Königsberg Pr., Juditter Allee 24. März 1957

 

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Seite 9   Wir kommen aus Heilsberg.

Zwei Fotos: Aufnahmen von Heilsberg aus den Nachkriegsjahren.

Die Aufnahme oben links entstand in den ersten Nachkriegsjahren. Sie zeigt — von der Kirche aus gesehen — den Blick zum Schloss, das erhalten geblieben ist. Links der zerstörte Marktplatz, an dem jetzt mit der Beseitigung der Trümmer begonnen wurde. Man sieht in die Klosterstraße hinein, von der jedoch nur noch die vorderen Gebäude stehen; die weiteren Häuser wurden abgebrochen.

Die Aufnahme rechts, die in den letzten Jahren gemacht wurde, zeigt den Blick vom Elektrizitätswerk aus nach dem Schloss. Wer Heilsberg kennt, weiß, dass hinter der Alle-Brücke, eine ganze Reihe von Häusern fehlt.

 

Foto: Diese Aufnahme gibt einen Blick in das Innere der Heilsberger Pfarrkirche, so wie sie jetzt aussieht. Die Pfeiler und das Gewölbe haben einen neuen hellen Anstrich, die Kanzel und die Bänke sind grau gestrichen worden. Die Bänke wurden ganz neu hergestellt aus den Spenden der Bevölkerung; zum Dank für die Spenden wurde dieses Bild ausgegeben.

 

Foto: Das Hohe Tor in Heilsberg, das unversehrt geblieben ist — die Aufnahme wurde in den ersten Nachkriegsjahren gemacht —, dient jetzt als Herberge für Gäste, da es ein Hotel in der Stadt nicht gibt, in den Nachbarhäusern befinden sich im Erdgeschoss Läden.

 

Als sich vor kurzem in einer westdeutschen Großstadt ein Verkehrsunfall ereignete — Gott sei Dank passierte nichts Ernstliches —, da war das erste, was man hinterher von den Wageninsassen hörte, die Worte einer Siebzigjährigen in unverkennbarer Heilsberger Aussprache: „Jetzt hab' ich mich die zwölf Jahre unter den Polen nicht unterkriegen lassen, und kaum sind wir hier im Westen, da geht's uns auch schon an den Kragen!"

 

Ein Unfall ist kein schöner Auftakt für einen reuen Start hier im Westen, wenn man, wie die alte Frau M. und ihre Tochter, erst vor wenigen Wochen aus Heilsberg gekommen ist. Es ist alles noch fremd und neu hier bis auf die Angehörigen, die sie zwölf Jahre lang nicht gesehen haben und bei denen sie liebevolle Aufnahme fanden. Zwei Jahre lang liefen bei den polnischen Behörden die Anträge auf Genehmigung der Ausreise. Und vielleicht hätte man sie auch jetzt noch nicht genehmigt, wenn Fräulein M nicht krank gewesen wäre. Ein letztes Weihnachtsfest 1956 noch in Heilsberg, mit so ungewöhnlich milder Witterung, dass in einem geschützten Garten ein Kirschbaum blühte — dann im Januar, als allmählich Frost einsetzte, die Abreise nach dem Westen.

 

Unter den etwa zehntausend Einwohnern, die Heilsberg heute haben soll, befinden sich nur ganz wenige einheimische Familien, und auch diese haben fast alle den Antrag auf Ausreise gestellt. Was sonst noch an Deutschen dort lebt stammt aus den östlichen Grenzgebieten Ostpreußens. Es sind fast alles Familien, die im Herbst 1944 nach Heilsberg evakuiert wurden und dann bei der Vertreibung dort geblieben sind. Die Deutschen halten fest zusammen. Wer fortgeht, nach dem Westen geht, hinterlässt schon eine spürbare Lücke.

 

„Als wir fortfuhren", erzählt Fräulein M., sagten viele Polen zu uns: „Warum fahrt ihr denn weg! Bleibt doch hier! Wir müssen ja sicher bald weggehen!" Sie fühlen sich noch nicht zu Hause, die polnischen Familien in Heilsberg, und in den umliegenden Dörfern soll es vorgekommen sein, dass Neusiedler nach ihrer Ankunft am nächsten Morgen mit dem Kapital verschwunden waren, das man ihnen für den Neubeginn auf dem Hof zur Verfügung gestellt hatte.

 

Schwierigkeiten mit den Polen gab‘s kaum noch, man lebte so nebeneinander her, und wer sich um Politik und Partei nicht kümmerte, der blieb auch meist ungeschoren. Jeder bekam einen Personalausweis in polnischer Sprache, - das war das einzige Dokument, mit dem man es zu tun hatte.

 

„Es blieb keine Zeit mehr...“

Wer leben wollte, musste tüchtig zupacken, und Fräulein M. hat all die Jahre in einem Genossenschaftsbetrieb im Akkord gearbeitet. Lebensmittel sind genügend zu haben, wenn man Geld hat! Kleidungsstücke waren auch ausreichend in den Läden vorhanden, wenn auch in geringer Qualität; und sie sind sehr teuer. „Ich war immer so müde abends", sagt Fräulein M., „da blieb keine Zeit mehr für andere Dinge. Darum bin ich auch kaum aus Heilsberg weggekommen. Und das Muttchen war immer den ganzen Tag allein. Wo sollte sie schon hingehen? Wenn ich frei hatte, blieben wir auch zu Hause, denn Ausflüge und Fahrten sind teuer!"

 

Wer gut verdient und sich Ausflüge leisten kann, der hat in Heilsberg gute Verbindungen. Vom Bahnhof aus, der erhalten geblieben ist, fahren jetzt Züge nach Bartenstein und Allenstein. Diese letztere Verbindung ist jedoch nicht mehr wie früher über Wormditt und Guttstadt möglich, sondern nur über die Strecke nach Rothfließ. „Zuerst fuhren wir mit dem Bus über Guttstadt nach Allenstein", berichtet Fräulein M. „aber mit dem Zug über Rothfließ ist es jetzt billiger. Guttstadt sieht trostlos aus. Es hat überhaupt kein Gesicht mehr, so dass ich mich nur noch daran erinnern kann, wie die Kirche die Trümmer überragte“.

 

Busverbindungen gibt es auch von Heilsberg aus nach fast allen umliegenden Städten mehrmals am Tage. Am meisten benutzt wird die Strecke nach Allenstein, das durch seinen von den Polen vorangetriebenen Wiederaufbau zum Einkaufszentrum geworden ist. Auch die höheren Behörden haben dort ihren Sitz, und wer krank ist, bekommt manchmal in Allenstein die Medikamente, die in Heilsberg nicht zu haben sind.

 

Fünf bis sechs neue Häuser

Wie sieht es denn nun heute in Heilsberg aus? Die alte Frau zuckt die Achseln: „Es ist so viel kaputt!" sagt sie, „und aufgebaut wird nichts, nur immer wieder abgebrochen!" In den Jahren seit 1945 sind etwa nur fünf bis sechs neue Häuser entstanden. An dem fast völlig zerstörten Marktplatz hat man jetzt begonnen, die Trümmer fortzuräumen. Das Reiterstandbild ist bald nach dem Zusammenbruch verschwunden, wer weiß wohin! Das Magistratsgebäude ist stehengeblieben, im ehemaligen Rentenamt ist jetzt der „Starost", das Landratsamt, untergebracht. In der Klosterstraße stehen nur noch das Kloster und einige wenige Gebäude in der Nähe der Kirche. Die Häuser nach dem Markt zu sind alle abgebrochen worden. Sie waren baufällig geworden, teils durch Kriegsschäden, teils dadurch, dass die Bevölkerung bei dem Mangel an Brennmaterial in den ersten Nachkriegsjahren alles herausholte, was sich verheizen ließ.

 

Es existieren aber kaum Fotos von dem jetzigen Heilsberg. Die polnischen Fotographen sehen bei allen Aufnahmen streng darauf — oder müssen darauf sehen —, dass sie einen malerischen Bildabschnitt einfangen, etwa das gut erhaltene Schloss oder die Pfarrkirche von Bäumen umgeben, aber Trümmer haben auf diesen Fotos nichts zu suchen. Frau M. hätte so gerne ein Bild von der Kirche gehabt, von einer bestimmten Stelle aus gesehen, aber dann wären Ruinen im Vordergrund gewesen, und da fand sich niemand bereit, die Aufnahme zu machen. Wer privat noch über einen Fotoapparat verfügt und Aufnahmen macht, muss unter Umständen riskieren, dass er den Film los wird . . .

 

Ein Hotel gibt es nicht

Das Wahrzeichen Heilsbergs, das Schloss, überragt immer noch stolz die Stadt. Ihm haben die Kriegsstürme nichts anhaben können. Es kommen auch täglich Besucher, und Führungen finden statt. Das Ermländische Heimatmuseum, das sich im Schloss befand, ist von den Russen vernichtet oder weggeschleppt worden, jedenfalls ist davon keine Spur mehr vorhanden. Die Fremden kommen nach Heilsberg meist im Rahmen eines Urlaubsprogramms für jeweils vierzehn Tage. Das gut erhaltene Hohe Tor ist zu einer Art Herberge für diese Gäste eingerichtet worden. Ein Hotel gibt es nicht in der Stadt. Was den Gästen in Heilsberg geboten werden kann, sind die Besichtigung des Schlosses und die Spaziergänge im Simsertal. Der Philosophendamm an der Simser entlang erfreut sich immer noch großer Beliebtheit, aber die Anlagen werden nicht gepflegt und sind verwildert. Auf dem Friedhof werden die Gänge wohl sauber gehalten, aber ein großer Teil der Gräber ist verwuchert und verwachsen.

 

Was Unterhaltungsstätten angeht, so ist die Auswahl nicht groß für Gäste und Einheimische. Im Capitol werden polnische Filme, manchmal auch sowjetzonale in deutscher Sprache gespielt. Im Waldkurhaus war in den ersten Jahren manchmal Tanz im Sommer, aber jetzt ist es dort ganz still geworden. Alle Lokale sind Genossenschaften angeschlossen, erst seit Gomulka sind wieder Privatbetriebe erlaubt. Die erste private Konditorei ist jetzt eröffnet worden. Der Volksgarten wurde zum „Kultushaus", in dem von Zeit zu Zeit eine Allensteiner Theatergruppe gastiert. „Da gingen die Deutschen aber kaum hin", meint Fräulein M., „das fiel denn doch zu schwer, sich aus den wenigen polnischen Brocken, die man verstand, die Handlung zusammenzureimen!"

 

Die „Katharinchen"

Den älteren Leuten macht die polnische Sprache ja doch viele Schwierigkeiten, den Kindern hingegen wird sie zur gewohnten Umgangssprache, da sie ja in der Schule nicht anders sprechen. Die Schulgebäude in Heilsberg sind erhalten geblieben. Die Agnes-Miegel-Schule ist jetzt ein elf-klassiges Lyzeum Dem Gymnasium ist ein Lehrerseminar angeschlossen, zu dem aus der ganzen Umgebung die jungen Leute zur Ausbildung kommen. Das Gebäude der Mädchen-Volksschule wurde in ein Waisenhaus umgewandelt, auch das eigentliche Waisenhaus ist voll belegt. Unter der Aufsicht von weltlichen Pflegerinnen leben dort polnische und auch deutsche Waisenkinder, die zum größten Teil von ihrem Deutschtum nichts mehr wissen.

 

Auch im Krankenhaus gibt es nur weltliche Schwestern. Als einzige Ordensschwestern leben noch vierzehn oder fünfzehn „Katharinchen" im Kloster. Sie sind aber bis auf zwei oder drei jüngere Schwestern schon alle hoch betagt und gehen nur privat der Krankenpflege nach. Immer noch tun sie viel Gutes besonders an den älteren Leuten, die nicht gerne die polnischen Ärzte aufsuchen. Es gibt eine ganze Reihe von Ärzten in der Stadt, und Fräulein M. erzählt, dass sie dort auch gut behandelt wurde. Einen Unterschied zwischen Polen und Deutschen bei der Verteilung von Medikamenten, die zum Teil sehr rar waren, gibt es nicht. Allerdings galt in der Sprechstunde der Grundsatz: „Nur polnisch reden!" Und das fiel gerade den älteren Heilsbergern schwer. „Da bin ich eben die letzten Jahre ohne Arzt ausgekommen!", sagt Frau M.

 

Nachrichten aus der westlichen Welt drangen nur sehr spärlich durch. Die Heilsberger Sendeanlage war von den Russen demontiert worden, wurde aber vermutlich später wieder den Polen übergeben, die den Sender als Störsender ausbauten. Im Radio war kaum etwas zu verstehen. Seit Gomulka erst hat man den Störsender eingestellt, und der Heilsberger Sender dient jetzt zur Verstärkung des kleineren Allensteiner Senders.

 

Wenn die Pfarrkirche nicht mehr gewesen wäre

Neben dem Schloss bildete nach wie vor die Pfarrkirche den Mittelpunkt der Stadt. „Wenn sie nicht mehr gewesen wäre", das ist die Meinung der Deutschen dort, „dann hätten wir uns in Heilsberg nicht mehr zu Hause gefühlt“. Die Kirche hat vieles überstehen müssen, auch dass die Russen nach dem Einmarsch die Bänke zerschlugen und ein riesiges Möbellager aus ihr machten. Vom Hochaltar an bis weit ins Mittelschiff hinein waren Klaviere gestapelt, die Seitenschiffe waren gefüllt mit allen Polstermöbeln, die man im Umkreis von Heilsberg hatte finden können. „Es sah furchtbar aus!" erzählt Fräulein M., „wir glaubten fast nicht mehr daran, dass die Kirche jemals wieder zum Gottesdienst benutzt werden könnte!" Aber das russische Beutegut wurde nach und nach zum Bahnhof geschafft und abtransportiert, und als die Polen die Stadt übernahmen, begann langsam wieder ein geordnetes kirchliches Leben. Die Altäre sind renoviert und voller Blumenschmuck, die Pfeiler und Wände haben einen hellen Anstrich erhalten, und auch neue Bänke sind durch die Spenden der Bevölkerung wieder angeschafft worden.

 

Ein großer Seelsorger

Die Messen finden zwar alle in polnischer Sprache statt, aber auch die Deutschen fühlten sich trotz der fremden Klänge noch in ihrer Kirche heimisch, denn in Studienrat Dudeck war ihnen ein Priester und Seelsorger aus dem „alten Heilsberg" erhalten geblieben. Seit 1919 hatte er hier als Religionslehrer gewirkt, in allen Fasern als Priester und Mensch mit der Stadt und ihren Bewohnern verwachsen. Wie dankbar ihm die zurückgebliebenen Deutschen waren, dass er bei der Vertreibung dort blieb, geht aus jedem Gespräch hervor. Er beherrschte die polnische Sprache, da er aus der Gegend von Putzig stammte. Aber wenn er nun in seinem Alter auch gezwungen war, polnisch zu predigen, so wussten die Deutschen doch immer, dass sie in ihrer Muttersprache mit allen Sorgen zu ihm kommen konnten. Auch das Beichten können in deutscher Sprache war gesichert.

 

Am 7. Juli 1956 starb Studienrat Dudeck. Er hinterließ unter den Heilsbergern eine Lücke, die sich nicht wieder geschlossen hat. Auf dem neuen Friedhof ist er beerdigt worden. Von weit und breit strömten die Menschen herbei, die ihn gekannt hatten, und bei der Feier des Requiems war die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt.

 

Nur in polnischer-Sprache

Jetzt wird die Seelsorge von polnischen Geistlichen ausgeübt, die aber alle deutsch sprechen oder zumindest verstehen. Die Gottesdienste und Predigten finden zwar nur in Polnisch statt, aber mitunter ist es möglich, deutsch zu beichten, manchmal wird das auch abgelehnt, je nachdem, wie man es trifft.

 

Eine evangelische Gemeinde besteht nicht in Heilsberg, obgleich die Kirche erhalten ist. Die Zahl der evangelischen Christen ist sehr gering. Wenn eine Trauung oder Taufe stattfinden soll, muss man nach Landsberg oder Bartenstein fahren.

 

Man könnte sich noch lange unterhalten, fragen und forschen und versuchen, sich aus den vielen Einzelheiten eine Vorstellung vom Leben in Heilsberg zu machen, wie es heute ist. Frau M. hat dieses Leben mit ihrer Tochter zusammen zwölf Jahre lang gelebt. „Was soll man denn schon erzählen!" sagt sie, „es ist ja nichts Besonderes!"

 

Nun, jede kleine Einzelheit ist schon etwas Besonderes, — für uns, die wir dort einst lebten ... M.-E. Franzkowiak

 

Seite 10   Tapfere kleine „Insterburg“.

Schluss der letzten Folge.

Foto: Skizze

Allmählich rückten die Fronten — nachdem Königsberg in die Hände der Russen gefallen war — auch vom Samland näher.

 

Am 25. April morgens drei Uhr fuhr die „Insterburg" als eines der letzten Schiffe, zusammen mit einigen Kampffähren, aus Pillau. Kurz vor unserer Ausfahrt hatte ich einigen Proviant übernommen; außerdem kamen etwa 160 Soldaten an Bord. Mein Schiff war weder für die Ostsee ausgerüstet, noch hatte ich Navigationsmaterial und Anweisungen über Minensperren an Bord. Meine Ausrüstung für die Seefahrt bestand aus einem kleinen Bootskompass und einer veralteten Seekarte. Der Kompass war weder eingebaut noch kompensiert, auch hatte ich keinen Mann an Bord, der nach dem Kompass steuern konnte. Kaum eine Stunde nach dem Auslaufen aus Pillau waren die anderen, weit schnelleren Schiffe außer Sicht gekommen, so dass ich auf mich allein angewiesen war.

 

Um etwa neun Uhr waren wir in der Höhe von Hela. Als wir hohe Wasserfontänen zum Himmel steigen sahen, wussten wir, dass russische Flugzeuge die auf der Reede liegenden Schiffe bombardierten. Einige Flugzeuge kamen in unsere Nähe. Anscheinend hatten sie für unser kleines Schiff aber kein Interesse; sie drehten ab, ohne uns anzugreifen.

 

Da das Wetter sehr günstig war, wollte ich mit nördlichem Kurs die Ostsee überqueren und zur schwedischen Küste gelangen, um aus dem von den Russen besetzten Gebiet (zu ihm gehörte bereits Stettin) herauszukommen.

 

Mittags konnte ich bei klarer Sicht Rixhöft erkennen. Eine Stunde später frischte der Wind aus Südwest stark auf, und da der Seegang immer stärker wurde, musste ich meinen Kurs wieder auf Südwest ändern; es bestand sonst die Gefahr, dass die am Oberdeck liegenden Soldaten fortgeschwemmt werden könnten. Der starke Wind hielt bis zum Abend dieses Tages an und behinderte unsere Fahrt sehr. Bei Eintritt der Dunkelheit flaute der Wind ab; es bildete sich Nebel, der in kurzer Zeit so dicht wurde, dass wir kaum hundert Meter voraus sehen konnten. Mit der Windstille wurde auch unsere Fahrt wieder größer. Wir machten etwa acht Seemeilen in der Stunde.

 

„Der Mond fährt um uns rum ...“

In den vergangenen fünf Nächten hatte ich nicht mehr geschlafen. Das Geschützfeuer, das mich solange wach gehalten hatte, war verstummt, nur noch das sanfte Rauschen des Wassers war vernehmbar. Nun übermannte mich der Schlaf, so dass ich am Steuer zusammensackte. Unter den Soldaten befand sich ein angeblicher Seemann, der mich am Steuer ablösen wollte. Nach einigen Erklärungen ging ich in meine Kajüte, um wenigstens zwei Stunden schlafen zu können. Kaum hatte ich mich hingelegt, als ein Soldat vom Eingang zu mir herunterrief: „Schiffer komm' raus, der Mond fährt um uns rum!" Ich wusste sofort, dass die Kenntnisse des am Steuer stehenden Seemanns nicht ausreichten, um das Schiff auf einen bestimmten Kurs zu halten; es fuhr wirklich im Kreis herum.

 

Am 26. April, etwa um elf Uhr, wurde die Sicht klar. Wir sahen steuerbord voraus eine Insel, gleichzeitig tauchten im Osten Rauchwolken auf. Zwanzig Minuten später waren schon Schornsteine und Dampfer in Sicht. Vor uns lag die rettende Insel, hinter uns jagten schnellfahrende, — vielleicht feindliche — Marinefahrzeuge. Alle an Bord hielten den Atem an. Kurze Zeit später entdeckte ein Offizier, der ein gutes Fernglas hatte, dass es sich um deutsche Schiffe handelte. Er erkannte ein Minensuchboot, das einen Frachtdampfer im Geleit hatte. Auf unseren Zuruf stoppte das Kriegsschiff; wir baten um Angabe unseres Standortes. Der Kommandant des Minensuchbootes rief uns zu, dass wir uns südlich von Bornholm befinden; der von der deutschen Wehrmacht besetzten dänischen Insel. Da wir Soldaten an Bord hätten, müssten wir die Hauptstadt Rönne anlaufen.

 

Nach fünfstündiger Fahrt erreichten wir den Hafen von Rönne. Man sah in der Stadt gepflegte, gut angezogene Menschen; es gab frische Milch und Schlagsahne und die besten Lebensmittel frei zu kaufen.

 

Die „Insterburg" droht zu zerbrechen

Am Sonntag, dem 8. Mai, übermittelte mir der Adjutant des Standortkommandanten den Befehl, sofort nach Kopenhagen zu fahren und dort Proviant für Rönne zu laden. Nachdem ich Gasöl gebunkert hatte, fuhr ich um 22 Uhr von Rönne ab. Als „Ballast" kamen zweihundert Mann an Bord. Das Wetter war schön. Mittag des nächsten Tages erreichten wir Kopenhagen; am Abend wurde die Kapitulation aus dem Osten gegenüber bekanntgegeben. Die Reise, die ich von Kopenhagen nach Rönne machen sollte, wurde abgeblasen.

 

Die zweihundert Mann, die in Rönne an Bord gekommen waren, erhielten in Kopenhagen Proviant, und am nächsten Tag setzten wir unsere Reise im Geleitzug, der zum Teil aus beschädigten, von Schleppern gezogenen Schiffen bestand, nach Deutschland fort. Kaum drei Seemeilen in der Stunde betrug die Geschwindigkeit des Geleitzuges. Fast 24 Stunden brauchten wir, um den Sund zu durchfahren. Am 9. Mai befanden wir uns um 20 Uhr vor der Nordspitze der Insel Seeland. Starker Südwind setzte ein; unsere kleine „Insterburg" schlingerte stark. Der Krieg war zu Ende, und nun drohte uns allen der Tod durch Ertrinken. Es ging zur Nacht, und der Wind nahm dauernd an Stärke zu.

 

Die „Insterburg" ist ein leichtes Binnenschiff, sie drohte zu zerbrechen. Der Seedampfer „Deike Rickmers" mit dem wir durch ein Drahtseil verbunden waren, weigerte sich trotz mehrmaliger Aufforderung zunächst, die zweihundert Mann von der „Insterburg" aufzunehmen. Um 21.30 Uhr blieb er endlich mit gestoppter Maschine liegen; ich konnte auf der Leeseite längsseits fahren. Mehrere Strickleitern wurden zu uns heruntergelassen, und alle Mann flüchteten — teils unter Zurücklassung ihrer Sachen, der Waffen und der Munition — auf das Seeschiff. Meine Frau und unsere sechsjährige Tochter waren auch auf den Dampfer heraufgeklettert. Ich hatte nun die Wahl, den letzten Besitz und das Schiff, das ich aus allem Unheil bis dahin gerettet hatte, zu verlieren, oder zu versuchen, das Schiff unter Lebensgefahr in einen Hafen zu bringen; da ich ganz allein zurückgeblieben war, wäre das kaum möglich gewesen. Unaufgefordert kamen im letzten Augenblick, als ich mich von der „Deike Rickmers" trennen wollte, zwei mir ganz unbekannte Leute an Bord. Wir sind noch über

Nacht bei starkem Seegang beim Geleitzug geblieben; am nächsten Morgen retteten wir uns in der Nähe der Insel Seeland in einen kleinen Hafen.

 

Kaum hatte ich am Ufer festgemacht, als über den Deich eine Schar junger Männer an Bord kam. Die Dänen durchsuchten das Schiff. Sie fanden im Laderaum Waffen und Munition, die die Soldaten beim Verlassen des Schiffes liegengelassen hatten.

 

Am späten Nachmittag kamen ein britischer Offizier und zwei britische Soldaten an Bord, die uns nach Waffen fragten. Ich konnte nur erwidern, dass die Dänen schon alles abgeholt hätten. Darauf erhielt ich die Erlaubnis, weiter nach Deutschland zu fahren. Am nächsten Morgen versuchten wir unsere Reise fortzusetzen. Da wir keine Karte hatten und nicht einmal wussten, wo wir uns befanden, war es sehr schwierig, aus dem Wirrwarr der kleinen Gewässer und Buchten herauszufinden. Doch allmählich klarte das Wetter wieder auf, und wir fuhren in südlicher Richtung an der westlichen Seite einer Insel an bewaldeten Höhen und schmucken Ortschaften vorbei und erreichten am späten Abend die Insel Ärrö, wo wir übernachteten.

 

Am 12. Mai landeten wir im Hafen von Flensburg. Zwei Monate später erfuhr ich, dass Frau und Tochter im Flüchtlingslager in Heiligenhafen waren. Ende Juli erhielt ich die Erlaubnis nach Hamburg zu fahren.

 

Ostpreußen werden Rheinschiffer

Als ich 1945 von Flensburg nach Hamburg kam, sah es so aus, als ob sich für unsere „Insterburg" keine Beschäftigung bieten würde. Im Dezember 1945 bin ich dann über Cuxhaven nach Bremerhaven gefahren. Meine erste Ladung war Torf vom Küstenkanal nach Oldenburg. Für die ersten amerikanischen Seedampfer, die von Nordenham wieder leer zurück fahren mussten, haben wir Ballastsand gefahren. Zwei Jahre lang waren wir wieder im Stückgutverkehr tätig, und zwar auf der Strecke von Mannheim oder Frankfurt am Main über Koblenz - Bonn nach Köln - Duisburg und zurück.

 

Nachdem ich ein Jahr lang im Beisein eines Rheinlotsen den Rhein befahren hatte, konnte ich das Rheinschifferpatent erhalten. In den letzten zehn Jahren habe ich fast sämtliche holländischen und belgischen Wasserstraßen kennengelernt: den Main bis Würzburg, den Neckar bis Heilbronn. Im Allgemeinen ist die Schifffahrt auf dem Rhein sehr gut geregelt. Einige jüngere ostpreußische Schiffer sind wegen ihrer guten Fahrkenntnisse bei den westdeutschen Firmen sehr geschätzt. Die Schifffahrt in unserer Heimat war viel schwerer; wir älteren Jahrgänge haben noch die gefahrvollen Fahrten auf dem Kurischen und dem Frischen Haff mit den Kurischen Kähnen im Gedächtnis.

 

Die Fahrten auf der Unterweser und dem Niederrhein verlangen erhöhte Wachsamkeit. Einige Male sind wir, als die Ebbe einsetzte, mit leerem, zweimal aber mit beladenem Schiff am Grunde festgekommen. Innerhalb von zwei Stunden steht dann das Schiff auf dem Trocknen. In allen Fällen hatten wir das Glück, dass wir auf festem, glattem Boden standen. Gerät aber ein beladenes Schiff auf weichen Schlick und klebt es bei der nächsten Flut daran fest, so dass es voll Wasser läuft, dann kann es als verloren gelten.

 

Auch bei der Binnenschifffahrt auf westdeutschen Gewässern ereignen sich viele Unglücksfälle. Der ostpreußische Schiffer Willi Adomeit ging mit seinem 220 Tonnen großen Motorschiff im vorigen Herbst bei Sturm auf dem Rhein bei Duisburg unter. Dabei ertranken zwei kleine Kinder.

 

Drei Kurische Kähne fahren im westlichen Kanalgebiet. Das Fahrgastschiff „Siegfried" aus Königsberg fährt von Krefeld nach Thüringen und hin und wieder nach Düsseldorf. Das ehemalige Fahrgastschiff „Grenzland" aus Tilsit liegt in Emden als schwimmende Gaststätte. Der frühere Dampfer „Rossitten" — jetzt unter dem Namen „Heimat" — verkehrt zwischen Heidelberg, Worms und Mannheim.

 

Ich fuhr mit der „Insterburg" Bimskies und Baumaterial zwischen Andernach – Mannheim - Karlsruhe. Die „Insterburg" ist eines der kleinsten und langsamsten Schiffe hier auf dem Rhein. Zwischen Kaub und Bingen müssen wir noch die Hilfe eines Schleppers in Anspruch nehmen. Mehrere hundert Lotsen sind auf dieser Strecke beschäftigt. Die starke Strömung und die Felsen bedeuten für die Schifffahrt große Gefahren. Die Schleppkähne auf dem Rhein haben eine Tragfähigkeit bis über 3000 Tonnen; die Schleppzüge haben mit den langen Schleppseilen dazwischen vielfach eine Länge bis zweitausend Meter. Einige Schweizer Schlepper sind mit 4500-PS-Motorenkraft ausgerüstet. Die Neubauten haben recht bequeme Einrichtungen. Die Kosten einer Kapitänswohnung betragen 30 000 DM. Die kleine „Insterburg" behauptet sich jedoch immer noch inmitten der scharfen Konkurrenz.

Ernst Nitsch, Duisburg-Meiderich, Gerhardstraße 4

 

Seite 10   Schaltenoßes zu Palmsonntag

Die Birkenruten, die in der Wohnstube auf dem großen braunen Kachelofen standen, hatten schon kleine, grüne Blättchen. Sie würden gerade richtig sein zum Schmackostern. Am Palmsonntag konnten wir Kinder noch herumtoben — am Montag begann aber schon die stille Woche, da durften wir keinen Lärm machen. Großmutter saß in ihrem Stübchen und las halblaut aus der alten Bibel das Palmsonntags-Evangelium. Die Sonne schien durch das Fenster auf die rot und weiß gewürfelten, mit handbreiten Häkelspitzen umsäumten Gardinen des alten Himmelbettes.

 

Wir Kinder schlichen leise an Großmutter vorbei und machten die Küchentür auf. Dort stand die Mutter und rührte Eigelb in eine Schüssel mit Glumse. Auf dem Küchentisch lag der fertige Nudelteig, daneben guckten aus einer Tüte schwarze Korinthen heraus. Wir streckten der Mutter unsere Hände hin und baten: „Burr burr burr burre bieske, schmiet mi wat önt Hieske!"

 

Muttchen lachte und schüttete jedem ein paar Korinthen in die Hand. Wir fragten, ob wir Palmen holen dürften.

„Ja", sagte sie, „aber seid pünktlich zurück! Zu Mittag gibt es heute was Neues, — Schaltenoßes!"

 

„Schaltenoßes!" schrien wir und liefen schon zur Küchentür hinaus, quer über den Hof, mitten durch die Hühnerschar. Der Hahn schkudakelte hinter uns her, und mein kleiner Bruder rief: „De hätt Schaltenoßes, Schaltenoßes geschömpt!"

 

Wir lachten hell auf; genau so hatte es sich angehört.

 

Nun ging es im Laufschritt über die Wiese zum Weidenteich hin. Über uns stiegen die Lerchen. Am Roßgartenzaun, in dem Holzbirnbaum, sang ein Star. Die Kätzchen an dem alten Weidenbaum leuchteten in der Frühlingssonne wie frisch gefallener Schnee.

 

Im Nu waren wir Größeren hinaufgeklettert, brachen die Zweige ab und warfen sie unseren beiden kleineren Geschwistern zu. O weh, es schnurrte, und mein rotbraunes, handgewebtes Sonntagskleid mit dem Karomuster hatte einen langen Riss weg. Was würde die Mutter sagen? Gerade heute, wo es Schaltenoßes geben sollte. Meine Freude an dem Palmsonntagsmahl hatte einen argen Stoß bekommen.

 

„Kiewitt, kiewitt", klang es plötzlich über die Wiese her. Wir sprangen vom Baum herunter. Mein Bruder sang: „Kiewitt, wo bliew ick, hindre Humpel verfrär ick, önt Woater versupp ick, kiewitt, wo bliew ick!"

 

Nun begann ein Suchen und Lärmen, denn Kiebitzeier gehörten zum Palmsonntag auf den Abendbrottisch, zum geräucherten Schinken und zum Butterbrot. Als Vater noch lebte, hatte es immer Kiebitzeier am Palmsonntag gegeben. Ich war natürlich die Naseweiseste und sank bis zum Knie in ein Torfloch. Meine Schwester fiel hin, dass das Wasser hellauf klatschte; sie weinte, und der kleine Bruder schrie zur Gesellschaft mit. Da kam der große Bruder strahlend angelaufen. In der Mütze, die er in beiden Händen trug, lagen vier grüne, schwarzgesprenkelte Kiebitzeier.

 

Als wir dann hungrig und trocken auf dem schwarzen, glanzledernen Sofa um den großen Tannentisch saßen, brachte Mutter die Schaltenoßes herein. Das ganze Zimmer roch auf einmal nach Zimt und brauner Butter. Mehr als einmal hielten wir Mutter den Teller zum Nachfüllen hin. Und weil sie uns immer so gut schmeckten, schreibe ich das Rezept für die Schaltenoßes hier auf.

 

Unsere Großmutter hatte es aus ihrer Heimat, aus der Pillkaller Gegend, mitgebracht. Sie wusste zu erzählen, dass schon die Ur-ur-großmutter dieses Gericht zum Palmsonntag bereitet hat. Der Name Schaltenoßes ist litauisch und bedeutet „kalte Nasen', aber die Schaltenoßes müssen heiß auf den Tisch kommen.

 

Zum Teig gehören — je nach der Zahl der Tischgäste — zwei bis drei Eier, ein gehäufter Esslöffel Butter oder Margarine, etwas saure Sahne und eine Prise Salz. Diese Zutaten werden mit Weizenmehl zu einem lockeren Nudelteig verarbeitet, dem man noch einen Teelöffel Backpulver, mit Mehl vermischt, hinzufügt. Wenn alles gründlich durchgeknetet ist, rollt man den Teig zu einer Kugel und lässt ihn liegen, bis die Glumsefüllung zubereitet ist.

 

Zu der Füllung braucht man ein Pfund trockene Glumse, zwei bis drei Eigelb, etwas saure Sahne, abgeriebene Zitronenschale und reichlich Zucker. Diese Masse wird solange gerührt, bis sie schaumig ist. Zum Schluss gibt man eine Prise Salz und die gewaschenen, gut abgetropften Korinthen.

 

Dann rollt man mit der Nudelrolle den Teig aus — nicht zu dick — und teilt mit dem Raderkuchenrädchen viereckige Stücke in der Größe eines Briefumschlages ab. Auf jedes Teigstück kommt ein Löffel Glumsefüllung. Die Ränder werden mit Eiweiß bestrichen und sorgfältig aneinandergedrückt. Nun legt man die Schaltenoßes in leicht gesalzenes, kochendes Wasser. Wenn sie gar sind, kommen sie an die Oberflache; sie werden nach einer kleinen Weile mit dem Schaumlöffel herausgefischt und auf eine heiße Platte getan. Darüber gibt man in Butter gebräuntes Semmelmehl und zerlassene braune Butter. Zucker und Zimt nimmt jeder nach Belieben.

 

Es ist ein schönes Gericht, ein richtiges Frühlingsessen. Wollt ihr es nicht auch einmal probieren?

Toni Schawaller

 

Seite 11   Grünlandpflege im Frühjahr.

Foto: Schweine, die sich auf der Weide sauwohl fühlen

 

Foto: Links vom Zaun eine vorbildlich gedüngte und gepflegte Weide, rechts eine schlecht gepflegte.

 

Foto: Geilstellen auf Weiden

 

Die Anhebung des Milchpreises um vier Pfennig je kg Milch und die Verbilligung der Düngemittel durch den Grünen Plan geben allen Betrieben — und ganz besonders den Kleinbetrieben — Anlass, ihre Weiden besser zu pflegen und zu nutzen als bisher. Standweiden in kleineren Betrieben verhindern von vornherein, dass diese auf einen grünen Zweig kommen; denn als Standweide gibt das Grünland niemals viel Futter, weil für einen guten Ertrag auch die richtige und intensive Nutzung von Bedeutung ist.

 

Aber auch das Rindvieh hat gutes Futter im bevorstehenden Sommer bitter nötig. Sommer und Herbst 1956 haben an seiner Gesundheit gezehrt, die Widerstandskraft gemindert und das Vieh ebenso wie die Schafe anfällig für Krankheiten und Schmarotzer gemacht. Die Zahl der Tiere, die erneut mit Tbc infiziert sind, ist erheblich; vor allem aber haben die Tiere unter Leberegel- und Lungenwurmbefall zu leiden gehabt. Der letzte Winter mit knappem und schlechtem Heu hat darin keine Besserung gebracht, und wer mit seinen Rindern und Schafen keine Leberegel- und Lungenwurmkuren vornahm, ist diese Seuchen bestimmt noch nicht los. Jetzt noch leberegelkranke Tiere sind Ausscheider, ganz abgesehen davon, dass auch die Schmarotzer auf den feuchten Weiden bei dem milden Winter gut durchgekommen sind. Sehr starke Gaben von Thomasphosphat, Superphosphat und Kalkstickstoff können die Leberegel- und Lungenwurmlarven wenigstens teilweise vernichten. Enten und Hühner sind eifrige Vertilger.

 

Die in diesem Jahre auf den Weiden zahllos aufgeworfenen Maulwurfshaufen sind hoffentlich überall beseitigt. Das musste geschehen, sobald der Boden abgetrocknet war und nicht mehr schmierte. Da Maulwurfshaufen das Pflanzenwachstum stören und beim Mähen hinderlich sind, muss diese Arbeit nach dem ersten Abweiden wiederholt werden. Ob das nun mit dem Spaten oder der Schleppe oder Strauchegge geschieht, ist ziemlich gleich. Auch mit dem schnellfahrenden Schlepper ist gute Einebnung zu erreichen.

 

Das Jungvieh und die Pferde sind vielfach schon seit Anfang April auf den Weiden, die Milchkühe werden in diesem Jahre spätestens Anfang Mai folgen, wenn nicht das fehlende Winterfutter schon einen früheren Austrieb erfordert. Auf jeden Fall sollte überall — und erst recht in den kleinen Wirtschaften — eine Unterteilung der Weiden vorgenommen werden, was durch einen fachmännisch angeschlossenen Elektrozaun am leichtesten erreicht werden kann. Man muss möglichst viele Koppeln herrichten, um die Weide zu höherer Leistung zu erziehen. Die Größe der einzelnen Koppeln soll 3 bis 5 ar, aber nicht mehr, je Stück Großvieh sein. In kleinen Betrieben ist es manchmal schwer zu erreichen, jede Koppel mit der Tränkstelle zu verbinden, aber irgendein Ausweg wird schon gefunden werden.

 

Die Einteilung in Koppeln allein macht es natürlich noch nicht, sondern um eine wirklich gute Weide zu erhalten, muss sie gut gedüngt und öfter auch neben der Beweidung gemäht werden. Erst durch diese Wechselnutzung ist es möglich, Unkräuter zu unterdrücken und die wertvollen Gräser, Kleearten und Kräuter voranzubringen. Wenn in den letzten Jahren Praktiker, die es mit einer modernen Weidenutzung versuchten, nicht voll vom Erfolg überzeugt waren, dann kann es auch daran gelegen haben, dass die Weiden entweder zu stark oder aber zu schwach besetzt waren. Eine zu schwache Besetzung drückt den Gesamtertrag der Weide genau so stark wie eine zu starke, die den Nachteil herbeiführt, dass die einzelnen Koppeln nicht genügend Zeit erhalten, um nachzuwachsen. Zu lange darf man, bei schwachem Besatz, die Beweidung der einzelnen Koppeln nicht durchführen, weil sonst Löwenzahn, Gänseblümchen und Wegerich durch ein zu starkes Festtreten gefördert werden. Rasenschmiele ist ein ausgesprochen gefährliches Weideunkraut; sie muss zu Beginn des Weideganges ausgehackt und kompostiert werden. Ist der Besatz mit Rasenschmiele sehr stark, dann hilft meistens nichts anderes als Umbruch. Allerdings kann man auch versuchen, die Rasenschmiele mit Hormonmitteln zu bekämpfen, was im Sommer nach Vornahme des Reinigungsschnittes geschehen muss.

 

In diesem Jahr werden wir vermutlich einen besonders reichlichen Frühjahrswuchs haben. Dann ist im Mai und Juni bei der ersten Nutzung der Anteil der Gräser an Eiweiß besonders hoch. Es wird nicht genügend verwertet, weil der Anteil an Kohlehydraten zu klein ist. Außerdem führt ein solch hoher Eiweißanteil gesundheitliche Schädigungen herbei. Während des Frühjahrs ist es deshalb besonders wichtig, mit stärkereichem Ballastfutter auszugleichen. Wer noch Runkelrüben hat, wird diese geben. Auch Zuckerrübenschnitzel sind geeignet. Gern aufgenommen wird von den Tieren auch Sommerhalmstroh, wenn es gesund ist. Man soll sich auch nicht einbilden, dass nun auf der frischen Weide die Tiere alles bekommen, was sie brauchen. Fast immer ist die Zufütterung einer Mineralmischung notwendig, die am besten aufgenommen wird, wenn man sie unter das Beifutter mischt. Dieses wird grundsätzlich vor dem Austrieb vorgelegt, damit die Kühe nicht hungrig auf die Weide kommen und damit die Aufnahme an Weidefutter bis auf die anzustrebende Höchstmenge von 50 bis 60 kg je Tier und Tag verringert wird. Die Beifütterung hat überdies den Vorteil, dass eine normale Bakterientätigkeit im Pansen auch während der Weidezeit erhalten bleibt und Aufblähen vermieden wird, wenn die Tiere niemals hungrig frisches Weidefutter aufnehmen. Die Technik der Beifütterung lässt sich durch ein fertiges Weidebeifutter — wie z. B. DLG-Sommerbeifutter — vereinfachen. Durch dieses Beifutter wird den Tieren je 50 g Mineralstoffmischung zugeführt. Wenn also je Kuh und Tag 3 kg von diesem DLG-Sommerbeifutter verfüttert werden, so erübrigt sich eine zusätzliche Mineralstoffgabe.

 

Es ist unmöglich, Zeiten für die Nutzung der Koppelweiden anzugeben. Das kann nur nach dem Wachstumsstand entschieden werden. Im Frühjahr wachsen die Gräser sehr schnell, und es ist deshalb ein schneller Umtrieb erforderlich, ja, das Futter fällt so reichlich an, dass das Vieh es nicht bewältigen kann, und deshalb muss man im Frühjahr einige Koppeln mähen und zu Heu machen oder einsäuern oder künstlich trocknen. Das gibt natürlich ein erstrangiges Kraftfutter. Beim Mähen muss man darauf achten, dass man die Mähkoppeln in jedem Jahr wechselt, man muss sogar schon früh daran denken, welche Koppeln man mähen will. Nämlich diejenigen, die Stalldung, Jauche oder Kompost erhalten haben, sind zum Mähen am besten geeignet. Ist eine Koppel abgeweidet, dann muss das überständige Gras abgemäht werden, die Kuhfladen werden mit der Schleppe oder der Schaufel oder Strauchegge verteilt und eine kräftige Stickstoffdüngung soll dafür sorgen, dass auch im Sommer und Herbst das freudige Wachstum der Gräser erhalten bleibt.  

 

Seite 11   Rentable Futterverwertung bei der Schweinemast

Schweinehaltung und -mast nehmen in der Tierhaltung neben dem Geflügel die größte Ausweitung für sich in Anspruch. Als der Allesfresser im großen und kleinen Wirtschaftshaushalt bekommt das Schwein die verschiedenartigsten Futtermittel vorgesetzt, zu denen neben Getreideschrot, Fischmehl oder dem vielseitigeren Eiweißkonzentrat, Mühlennachprodukten und Küchenabfällen (Drank) vor allem auch die nicht besser am Markt verwertbaren Hackfrüchte Kartoffeln und Rüben, sowie deren Nebenprodukte Kartoffelflocken, Rübenblatt (frisch, gesäuert, getrocknet), Rübennassschnitzel (nicht Trockenschnitzel) und schließlich auch noch das hochverdauliche Stärkefuttermittel Tapiokamehl gehören. Je nach Vorhandensein der einzelnen Futtermittel im eigenen Betrieb oder Haushalt richtet sich die für eine erfolgreiche Mast nach den Nährstoffen harmonische Futterzusammensetzung.

 

Da das Schwein im Großen und Ganzen dazu gehalten wird, um wirtschaftseigene, nicht am Markt verkäufliche Futtermittel wie die Hackfrüchte und Haushaltsabfälle zu verwerten, kann man von einer Hackfruchtmast sprechen, zu deren Ergänzung eine Mischung aus Getreideschrot und Eiweißbeifutter notwendig ist. Seit Generationen haben sich bestimmte tägliche Mengen dieser Futtermittel für die verschiedenen Gewichtsklassen als Normen erwiesen, mit denen man das Schwein bis zur Schlachtreife großzieht. Man ist zufrieden, wenn die Tiere nicht krank werden und einigermaßen zunehmen. Wenn Schrot und Kartoffeln vorhanden sind, muss aber Fischmehl oder das wertvollere Eiweißkonzentrat zugefüttert werden, das kostet Geld, deswegen aber kauft manch einer gar nichts oder zu wenig. Und so kommt es, dass im großen Durchschnitt aller Schweinehaltungen zu wenig Eiweiß gefüttert wird und die Zunahmen ungenügend sind, das führt aber auch dazu, dass mehr Schrot und Kartoffeln gefüttert werden müssen. Diese Mehrmengen sind schließlich teurer als das zu kaufende Eiweiß. Kartoffel ist auch nicht Kartoffel: Von einer mit sechzehn Prozent Stärke braucht man in der Hackfruchtmast für hundert Kilogramm Lebendgewichtszunahme tausend Kilogramm, von einer mit zwölf Prozent, wie die meisten Speisekartoffeln sie nur haben, braucht man etwa tausenddreihundert Kilogramm, also dreihundert Kilogramm mehr. Ohne mehr Schlachtwertgeld zu erzielen, muss man also bei beispielsweise 9,00 DM je hundert Kilogramm Kartoffeln 27,00 DM mehr aufwenden und damit ist oftmals schon die Rentabilität in Frage gestellt. Es kann daher unter Umständen ratsam sein, die Futterkartoffel mit 9,00 DM zu verkaufen — es kommen ja auch noch die Dämpfkosten und der Silageschwund dazu — und dafür eine reine Getreidemast zu betreiben, wenn nicht Rüben oder Zuckerrübenabfälle verwertet werden müssen. Da die letzteren bei verhältnismäßig viel Wasser und dem begrenzten Aufnahmevermögen zu wenig Nährstoffe in den Körper bringen, muss dem Eiweiß — Schrotgemisch eine größere Menge Schrot zugegeben werden, um ausreichende Zunahmen zu erzielen. Eine reine Getreidemast mit gleichbleibenden Nährstoffmengen, wie sie oft auch als gewerbliche Mast betrieben wird, garantiert gleichmäßigere Zunahmen, ist betriebswirtschaftlich einfacher zu handhaben und gewährleistet in gesundheitlicher Hinsicht weniger Nachteile, wozu die darauf ausgerichteten Eiweißkonzentrate oder deren Mischung mit Schroten und Mühlennachprodukten als Fertigfutter einer heute sehr leistungsfähigen Mischfutterindustrie die beste Garantie bieten. Preislich gesehen ist ihre Kombination mit wirtschaftseigenem Schrot wohl zurzeit die günstigste Futterzusammensetzung. Diese entspricht auch der notwendigen Vollwertigkeit eines Schweinefutters, mit der man nur den günstigsten Masterfolg erzielen kann. Es kommt also darauf an, sowohl in der Hackfrucht- als auch in der Getreidemast neben der entsprechenden Wahl der Futtermittel auch die richtige Nährstoffzusammensetzung zu errechnen, um nicht bei falscher Fütterung viel zu teuer zu füttern. Da das aber leider sehr oft passiert, geschieht dann folgendes: Man bekommt mit dem Schweineerlös für die verfütterten wirtschaftseigenen Futtermittel zu wenig Geld und hat die zugekauften zu teuer bezahlt, hat also bares Geld verloren. Man hat also eine schlechte Futterverwertung erzielt.

 

Nach neueren Erkenntnissen ist für die Rentabilität der Schweinemast, das heißt für eine höchstmögliche Bezahlung der dazu gebrauchten Futtermittel, nicht die tägliche Zunahme und die Mastdauer allein maßgeblich, sondern viel mehr der Geldwert der Futtermittel, der zur Erzeugung von einer bestimmten Menge Lebendgewicht gebraucht wird. Je geringer der Kostenaufwand ist, umso größer ist der Nutzen einer solchen Veredelung. Das ist eine Frage der Futtertechnik, deren Kontrolle durch regelmäßige Wägung und des Rechenstifts. Im Rindviehstall misst man täglich die Milch, warum wiegt man bei dem größeren Umfang der Schweinemast, wo zwar viel Geld verdient werden kann, aber auch noch viel mehr vertan wird als viele es ahnen, noch so wenig, da es doch schon fahrbare Waagen für Gemeinschaftsbetriebe gibt? Die verbrauchten Futtermengen aufzuschreiben, dürfte nicht besonders beschwerlich sein, auch wenn man die Schweinemast im Rahmen der kleinbäuerlichen Existenz betreibt. Die letzte und wichtigste Frage ist die Futtertechnik: Viele exakte Versuche haben bewiesen, dass zum Beispiel in der Getreidemast die Fütterung „auf blanken Trog" mit einer Fresszeit von sechs Minuten bei Ferkeln, zehn Minuten bei Läufern und fünfzehn Minuten bei Mastschweinen die beste Futterverwertung liefert. Mit dieser verhaltenen Futtermenge wird eine bessere Futterausnutzung erzielt als mit den sonst üblichen größeren Futtermengen. Die Tiere fressen die nächste Mahlzeit mit großem Appetit und die kleinere Futtermenge reicht bis zu einer erzielbaren Fleischleistung aus.

 

Größere Mengen setzen das heute für den heutigen Verbrauchergeschmack unerwünschte Fett an, zu dessen Erzeugung mehr als doppelt soviel Futterkalorien gehören als zur Fleischbildung. Das verteuert die Mast unnötig. Wenn daher auch die Zunahmen etwas zurückbleiben und sich die Mast um einige Tage verlängert, so bleibt bei dieser Fütterungsmethode der Futteraufwand zur Erzeugung eines bestimmten Schlachtgewichts erheblich niedriger als bei der Fütterung mit immer vollem Trog. Wenn in der breiten Praxis ohne Kontrolle bei der Getreidemast heute noch zur Erzeugung von hundert Kilogramm Lebendgewicht vierhundert Kilogramm und mehr Futter benötigt werden, so benötigt die verhaltene Futtertechnik „auf blanken Trog" nur noch etwa dreihundertdreißig bis dreihundertfünfzig Kilogramm. Eine mittlere Einsparung von etwa sechzig Kilogramm bedeutet die Verbilligung der Futterkosten pro Schwein um etwa 24,00 DM oder anders ausgedrückt: Das verbrauchte Futter wird um diesen Betrag besser verwertet.

 

Es kommt also darauf an, dem Verbraucher mehr Fleisch als Fett zu produzieren, was mit qualitätsvollem Futter in geringeren Gaben auch gut möglich ist. Wichtig ist dabei die bessere Futterausnutzung durch das Tier und die Rentabilitätsverbesserung der Mast durch einen geringeren Futteraufwand. Wie schlecht und falsch die Schweinemast immer noch betrieben wird, geht aus Untersuchungen in Württemberg hervor: Fünfzig Prozent von hundert untersuchten landwirtschaftlichen Betrieben hatten einen Futteraufwand, der größer war als der Erlös. Wenn zu den Futterkosten auch die Allgemeinkosten hinzugerechnet wurden, dann schloss der beste Betrieb mit 105,00 DM Gewinn und der schlechteste mit 173,00 DM Verlust pro hundert Kilogramm Lebendgewicht ab. Das sollte man kaum glauben. Aber in der Tat sollte man mehr wiegen und rechnen, wie das in Ostpreußen mit bestem Erfolg die Schweinekontrollringe getan haben.

Günther Siegfried, Kollkheim in Uelzen (Hann.)

 

Seite 12   Trockenstellen der Kühe

Es ist ein grober Fehler, Kühe vor dem Abkalben zu lange zu melken, nur weil sie noch gut Milch geben. Die Kuh muss vor dem Abkalben acht volle Wochen trocken stehen, sonst kann sie sich nicht ausreichend von der vorhergegangenen Milchzeit erholen, das Kalb nicht richtig ausbilden und keine Reserven für die nächste Milchzeit sammeln. Ohne achtwöchiges Trockenstellen wird es kein frohwüchsiges und widerstandsfähiges Kalb geben. Die Klage, „die Kuh ist nicht zum Trockenstehen zu bekommen" ist falsch, man muss es nur richtig machen.

 

Neun Wochen vor dem Kalbtermin, den man natürlich nicht „im Kopf" angeschrieben haben muss, wird die Kuh ohne Rücksichtnahme auf die Milchleistung morgens ausgemolken. Dann werden die Zitzenöffnungen mit Borsalbe oder Melkfett verschlossen. Am dritten Tag wird das Euter nochmals richtig ausgemolken. Dabei muss man auf Flockenbildung in der Milch achten. Sind in der Milch keine Flocken, dann werden die Zitzenöffnungen wieder mit Borsalbe oder Melkfett zugestrichen und vier Tage lang nicht gemolken. Am fünften Tag wird nicht mehr ausgemolken, sondern nur noch die Milch jedes Viertels auf Flockengehalt überprüft. Man melkt dazu zwei oder drei Milchstrahle auf eine schwarze Schale. Sind wieder keine Flocken festzustellen, dann ist anzunehmen, dass eine Eutererkrankung nicht vorliegt, und es wird bis zum Abkalben nicht mehr gemolken. Das Anschwellen des Euters in den ersten Tagen ist ein normaler Vorgang. Nach einigen Tagen verschwindet es wieder, und das Trockenstellen ist gelungen.

 

Sind in der Milch Flocken enthalten, dann muss das Euterviertel, das Flocken ergab, vom Hoftierarzt — meist mit Penicillin-Salbe — behandelt werden. Dabei werden die Viertel, aus denen keine Flocken kommen, nach der oben beschriebenen Methode trockengestellt und nur das kranke Euterviertel behandelt. Der Tierarzt wird anordnen, zuerst das kranke Viertel gründlich auszumelken, eine halbe Tube Penicillin in den Strichkanal des kranken Viertels zu drücken und dann die Salbe bauchwärts in das Euter hinein zu massieren. Nach 24 Stunden muss das behandelte Viertel sorgsam ausgemolken werden. Dann wird die Zitzenöffnung mit Borsalbe verstrichen und am dritten und fünften Tage wieder ausgemolken. Sollten sich dann noch Flocken zeigen, dann wird der Tierarzt nochmals Behandlung mit Penicillin-Salbe anordnen. Solange die Flockenbildung nicht aufhört, darf das kranke Euterviertel nicht trockengestellt werden.

 

Seite 12   Kann man Azaleen im nächsten Jahr zum Blühen bringen?

Die Gärtner sehen es gar nicht sehr gern, wenn der Blumenliebhaber seine Azaleen so hält und pflegt, dass sie jahrelang reich blühen. Und doch haben die Gärtner unrecht. Der Absatz an neuen blühenden Azaleenpflanzen wird dadurch nicht kleiner werden, dass die vorhandenen Pflanzen wieder zum Blühen gebracht werden, denn die Freude an den viele Wochen lang blühenden Azaleen wird die Zahl ihrer Freunde nur vergrößern!

 

Es ist eigentlich recht einfach, die abgeblühten Azaleen im nächsten Herbst wieder zum Blühen zu bringen. Man muss sie nach dem Abblühen in ein kühleres Zimmer stellen und man darf den Erdballen niemals ganz austrocknen lassen. Anfang Mai, wenn die Nachtfrostgefahr aufhört, setzt man die Azaleen heraus in den Garten und zwar wollen sie im lichten Halbschatten stehen. Sie müssen aber genügend Sonne erhalten, nur nicht gerade die pralle Mittagssonne. Der Gärtner wird das Auspflanzen ohne Topf vornehmen, der Blumenliebhaber hat es aber einfacher, wenn er seine Azaleen im Topf in die Erde eingräbt. Das hat allerdings zur Voraussetzung, dass die Azaleen umgepflanzt werden müssen, bevor sie in den Garten kommen und dass sie in die richtige Erde kommen. Am einfachsten hat man es, wenn man sich die Erde von einem Azaleengärtner beschafft, der sich eine Mischung aus einem geeigneten Wald besorgt hat. Ist das nicht zu erreichen, dann nimmt man feuchten Torfmull mit etwas Zusatz von Nadel- und Lauberde. Aber auch in reinem Torfmull werden sie gedeihen. Sobald die Pflanzen in der neuen Erde angewurzelt sind, erhalten sie eine Düngung von drei Gramm Volldünger auf ein Liter Wasser. Nach vierzehn Tagen wird diese Düngung wiederholt. Ausschlaggebend ist, dass die Azaleen im Sommer ausreichend feucht gehalten werden, denn man darf ja nicht vergessen, dass sie im Topf nicht genügend Feuchtigkeit aus dem umgebenden Erdreich erhalten. Aus diesem Grunde ist es auch sehr gut, diese Töpfe nicht einfach in den Boden zu setzen, sondern sie mit einer dicken Schicht feuchtem Torfmull zu umgeben. Dadurch wird die Gefahr, dass die Azaleentöpfe bei heißem Juliwetter wurzeltrocken werden, bedeutend vermindert. Allerdings darf man das regelmäßige Gießen nicht vergessen.

 

Seite 12   Auch in Westdeutschland wird der Straßenobstbau verworfen.

Wir haben in Ostpreußen — namentlich nach der Schaffung der Kreisobstbauinspektorenstellen — manche Versuche gemacht, den prächtigen Straßenobstbau West- und Süddeutschlands nachzuahmen. Sehr schnell wurde erkannt, dass Ostpreußen nicht das geeignete Gebiet für Straßenobstbau war. Nun sind auch West- und Süddeutschland zu der Erkenntnis gekommen, dass der Straßenobstbau nicht das richtige ist; allerdings aus etwas anderen Gründen als wir seinerzeit in Ostpreußen.

 

Noch in den letzten Jahren konnte man sich vielfach an prächtigen, von Obstbäumen eingefassten Straßen erfreuen, deren Baumbestand nicht nur schön blieb, sondern auch gut trug. Dann kam der letzte Winter mit seiner starken Kälte im Februar bis Anfang März und nun sind die schönen Straßenobstbäume so restlos dahin, dass man wahrscheinlich vom Straßenobstbau abkehren wird.

 

Ganz gerecht ist man dabei allerdings nicht. Auch wir hatten den Niedergang einer Obstart in Ostpreußen recht plötzlich zu beklagen, die Jahrzehnte vorher der Stolz Ostpreußens gewesen ist, nämlich der Sauerkirschenanbau. Ostpreußen war früher einmal ein Land der Überfülle an Kirschbäumen, die an den Rändern der Obstgärten angebaut wurden. So viele Kirschen wurden vor der Jahrhundertwende geerntet, dass von Königsberg Schiffsladungen mit Kirschkreide nach England verfrachtet wurden, und dann war es nach dem kalten Winter im Ersten Weltkrieg und 1928 vorbei mit dem Kirschenanbau. Die Bäume fielen nämlich den kalten Wintern deshalb so in Massen zum Opfer und was übrigblieb wurde eine Zuchtanstalt für Monilia, weil wir nicht rechtzeitig genug dafür gesorgt hatten, die überständigen Bäume zu entfernen und neue anzupflanzen.

 

Etwas ähnlich liegen die Dinge auch mit den Straßenobstbäumen in Westdeutschland. Sie waren meistens schon reichlich alt und aus diesem Grunde dem harten Frost des letzten Februars, verbunden mit viel Sonnenschein, nicht gewachsen. Was stehengeblieben ist, war entsetzlich von Ungeziefer befallen und wird abgeholzt werden müssen.

 

Der Neuanpflanzung von Obstbäumen an Straßenrändern stehen zwei Hinderungsgründe entgegen: Der Straßenbaum hat auch eine verkehrstechnische Aufgabe, d. h., er soll die Linienführung der Straße deutlich markieren, und dazu ist der Obstbaum mit seiner breit ausladenden Krone wenig geeignet; zum anderen steht der Obstbau selbst in Westdeutschland vor einer Bereinigungskrise. Es hat sich gezeigt, dass ungepflegter Obstbau, d. h. Obstbau, der nicht auf die Erzielung gleichmäßiger Qualitätsfrüchte abgestellt ist, keine Rente bringt bzw. gar nicht absetzbar ist, während wir mit Qualitätsobst auch gegenüber den ausländischen Früchten gut konkurrieren können und auch nicht über mangelnde Rente zu klagen brauchen. Aus diesem Grunde allein schon wird man die Straßen kaum wieder mit jungen Obstbäumen bepflanzen, weil die Pflege der Bäume, die Düngung und das Spritzen gegen Schädlinge sich auf den Landstraßen schwer durchführen lassen.

 

Aber auch in den bäuerlichen Obstgärten muss Wandel geschaffen werden. Wer für den Verkauf anbauen will, darf nur mit Qualitätsfrüchten auf den Markt kommen, alles andere muss vermostet oder im eigenen Haushalt verbraucht werden. Da aber Qualitätsobst recht annehmbare Preise bringt, wird mancher Obstgartenbesitzer doch veranlasst werden, seinem Obst mehr Arbeit und Pflege angedeihen zu lassen.

 

Seite 12   Kranke Möhren und Zwiebeln braucht man nicht zu haben

Der Anbau von Möhren und Zwiebeln bringt in Westdeutschland in vielen Gegenden arge Enttäuschungen. Die Möhren werden von gelblich-weißen Maden beschädigt, die rostbraune Gänge, vor allen Dingen in dem äußeren Fleisch der Möhren, fressen; wegen der rostbraunen Färbung dieser Gänge spricht man auch von „Eisenmadigkeit".

 

Bei den Zwiebeln bemerkt man den Schaden durch die Zwiebelfliege erst dadurch, dass bis dahin geschlossene Drillreihen lückig werden. Die Zwiebelpflanzen bleiben im Wachstum zurück, vergilben und fallen um. Sieht man sich so ein Zwiebelpflänzchen näher an, dann entdeckt man, dass das ganze Blatt leicht herauszuziehen ist und dass weiße Maden den Zwiebelhals oder die kleine Zwiebel zerfressen haben.

 

Mit Pflanzenschutzgiften lassen sich diese Schädigungen weitgehend verhüten, ohne dass dabei der Geschmack der Möhren oder Zwiebeln beeinträchtigt wird. Es handelt sich vor allem um Chlordan- und Aldrin-Streumittel. Im feldmäßigen Anbau muss man 100 bis 150 kg Aldrin-Streumittel oder 200 bis 300 kg Aldrin-Phosphat- oder Chlordan-Phosphat-Streumittel je Hektar Fläche rechnen. Das gewählte Mittel wird bei feuchtem Wetter vor der Aussaat gestreut und zwar auf die raue Furche; dann eggt, grubbert oder fräst man sofort das Streumittel in die obere Bodenschicht ein. Man kann auch Streukonzentrate verwenden; dann braucht man nur 10 bis 15 kg je Hektar und kann das Streumittel mit der zehn- bis zwanzigfachen Menge eines Volldüngers mischen und mit diesem ausstreuen. Der Ganzflächenbehandlung zieht man im Allgemeinen aber doch die Saatreihenbehandlung vor, wobei das Streumittel etwa 3 Zentimeter tief eingedrillt und dabei die Drillspur mit einer Druckrolle angedrückt wird. Dann wird in die gleiche Drillfurche in normaler Saattiefe gebeizter Samen ausgedrillt.

 

Beim Kleinartbau, also im Gemüsegarten, verfährt man etwas anders. Man führt, wie gewöhnlich, die Aussaat in Reihen durch und streut in die offenen Saatrillen 2 bis 3 g je lfd. Meter Aldrin-Phosphat- oder Chlordan-Phosphat-Streumittel.

 

Es gibt auch noch einen anderen Weg zur Bekämpfung der Zwiebelfliege, nämlich den, das Saatgut mit hochkonzentrierten Dieldrin- bzw. Aldrin-Dieldrin-Präparaten zu bekrusten. Dazu schüttet man den Zwiebelsamen in ein Gefäß und feuchtet das Saatgut mit etwas Wasser (auf 1 kg Saat 75 ccm Wasser) an, dann werden je kg Zwiebelsamen 50 g des Streumittels zugesetzt und Samen und Pulver sorgfältig verrührt, bis alle Körner gleichmäßig mit einer feinen Kruste überzogen sind. Ist es soweit, dann lässt man die Saat an der Luft trocknen und sät aus.

 

Wo Zwiebeln und Möhren bereits ausgesät, aber noch nicht gegen Zwiebel- und Möhrenfliege geschützt sind, da kann man sich vor dem Aufgehen noch damit helfen, dass man Streunex oder ein Aldrin-Mittel auf die Saatreihen streut und sehr vorsichtig einharkt, ohne die Keimlinge zu beschädigen.

 

Seite 12   Der Landwirtschaftliche Zentralverein Allenstein. Von Generalsekretär Dr. Trunz, Münster/Westf.

Schluss

Der Kaiserliche Erlass über die Hilfe Ostpreußens, datiert vom 27. August 1914, der Erlass wegen Errichtung der Kriegshilfskommission vom 24. September 1914. Am 12. Oktober fand die erste Vollsitzung dieser Kommission statt. Damit begann der Wiederaufbau Ostpreußens, der die Landwirtschaft selbst in den geräumten Gebieten in den Stand versetzte, bereits im Frühjahr 1915 ihre Bestellungsarbeit restlos zu vollziehen und ihrer wirtschaftlichen Pflicht bis Kriegsende zu genügen. Während die landwirtschaftlichen Gebäude größtenteils bis 1916 wiederhergestellt wurden, zog sich der Wiederaufbau der Kirchen und einzelner anderer Gebäude bis ins Jahr 1920 hin. Die Schäden an lebendem und totem Inventar konnten zum Teil erst nach dem Kriege beseitigt werden.

 

Der Zentralverein war natürlich in diese Aufbauarbeit voll hineingestellt, wie auch in die gesamte Kriegswirtschaft, zumal das Generalkommando des XX. Armeekorps in Allenstein seinen Sitz hatte.

 

Die Planwirtschaft begann im Ersten Weltkriege mit der Festlegung von Höchstpreisen für Getreide schon 1914, führte 1915 die Brotkarten ein, regelte 1916 erst den Fleisch-, Milch- und Fettbedarf und ging damit schließlich zur Bewirtschaftung der meisten landwirtschaftlichen Erzeugnisse über. Die Durchführung lag in der Hand der Generalkommandos, die zu diesem Zweck sich die Kriegswirtschaftsämter schufen. Die Landwirtschaftlichen Vereine unterstützten das XX. Armeekorps in der Durchführung. Darum wurde der Zentralverein von diesem auch zu vielen Arbeiten herangezogen, zum Beispiel mit der Verteilung der kriegsunbrauchbaren Pferde beauftragt und mit der Unterbringung von 19 000 Wolhyniern, die bei der Räumung ihrer Heimat bis Kriegsende in Ostpreußen untergebracht wurden und ihr landwirtschaftliches Inventar mitbrachten. Am Ende des Krieges stand die Landwirtschaft da, mit Betrieben, denen etwa ein Drittel des Angespannes und des Viehs fehlte und in denen die Bodenkraft so geschwächt war, dass sie kaum zwei Drittel einer Normalernte hervorzubringen im Stande war, Schäden, die erst in der Inflationszeit von 1921 bis 1923 beseitigt wurden. Denn bekanntlich wurde Deutschland, wie auch das übrige Europa noch 1920, also zwei Jahre nach Kriegsende, nur durch verstärkte Zufuhr amerikanischen Getreides vor einer Hungersnot bewahrt.

 

Um die Demobilmachung vorzubereiten, hatte der Zentralverein einen Ausschuss für Übergangswirtschaft eingesetzt. Aber diese Dispositionen, welche Richtlinien für die Rückführung der Truppenpferde in die Provinz, für die Entlohnung der rückkehrenden Arbeiter und Handwerker, für die Überleitung der Kriegswirtschaft in die freie Wirtschaft und anderes mehr vorsahen, wurden durch den Ausbruch der Revolution am 9. November 1918 gestört, so dass wenig davon zur Durchführung gelangte. Im Allgemeinen wurde in Ostpreußen die Wirtschaftsführung durch die Revolution nicht beeinträchtigt. Der Hauptvorsteher forderte die Landwirte durch einen Aufruf auf, die Ernährung der Bevölkerung pflichtgemäß sicherzustellen. Übergriffe der Soldaten- und Arbeiterräte, deren Macht in unserem Bezirk auf sehr schwachen Füßen stand, kamen kaum vor.

 

Die Revolutionsverordnungen über das Landarbeiterrecht, die technische Nothilfe und andere allgemeine Fragen wurden anfangs noch vom Zentralverein bearbeitet, bis der Landwirtschaftsverband als Vertretung der Arbeitgeber gegründet war, der nicht nur die Bearbeitung der Tariffragen und das Schlichtungswesen übernahm, sondern auch Steuer- und Zollfragen beriet.

 

Wie der Versailler Friedensvertrag, so machte auch die durch diesen angeordnete Volksabstimmung am 11. Juli 1920 die Stellungnahme des Zentralvereins zur Notwendigkeit. Nachdem die Interalliierte Kommission am 1. Februar 1920 die Regierung des Abstimmungsbezirkes Allenstein übernommen hatte, empfing sie am 17. Februar den Hauptvorsteher des Zentralvereins, seine beiden Stellvertreter und den Generalsekretär als Vertreter des größten Berufsstandes im Abstimmungsbezirk in Audienz. Wir überreichten eine Denkschrift, worin nach Schilderung der allgemeinen durch Natur und Volkstum bedingten Verhältnisse das kulturelle und wirtschaftliche Verbundenseins mit Deutschland betont und das Vorhandensein von Polen im Bezirk verneint wurde. An den Vorbereitungen zur Volksabstimmung war der Zentralverein durch die Person des Generalsekretärs beteiligt, der mit einem kleinen Kreis von Männern und Frauen den Heimatdienst organisierte.

 

Das Ergebnis der Volksabstimmung, bei der von 428 106 Abstimmungsberechtigten 98,5 Prozent für Deutschland und nur 1,5 Prozent für Polen stimmten, entsprach den Erwartungen. Leider wurden einige Gemeinden des Bezirks trotz dieses Resultates aus dem Regierungsbezirk Allenstein herausgerissen, nachdem schon ohne Volksabstimmung der ganze deutsche Teil des Kreises Neidenburg mit der Stadt Soldau Polen durch den Friedensvertrag zugesprochen war. Der Zentralverein verlor dadurch vier seiner besten bäuerlichen Vereine.

 

Die Überproduktion an landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf der ganzen Welt, die sich in jenen Jahrzehnten und besonders nach dem Ersten Weltkriege bemerkbar machte, wurde in Deutschland zwar durch die Inflation eine Zeitlang noch verdeckt, trat aber dann um so rascher in Erscheinung. Bereits 1921 wies der Hauptvorsteher v. Negenborn auf die beginnenden Schwierigkeiten für die Wirtschaften mit leichtem Boden hin.

 

Nach der Inflation, 1924, forderte Hauptvorsteher Heumann wiederum energisch die Zurücksetzung der Intensität und erinnerte an die eigenen Hilfsmittel. Aber alle Warnungen an die Parlamente und Regierungen haben den Verfall der deutschen Landwirtschaft durch verkehrte Wirtschaftspolitik nicht aufhalten können. Darum eröffnete im November 1925 der Zentralverein mit der ersten Denkschrift über die Notlage der Landwirtschaft im Regierungsbezirk Allenstein die Reihe der Denkschriften, die seitdem das Problem der ostpreußischen Landwirtschaft beleuchtet haben.

 

Ein erschütterndes Bild gab Hauptvorsteher Heumann auf der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer im Dezember 1931. Von den Zwangsversteigerungen im Staate Preußen entfielen mehr als ein Drittel auf Ostpreußen, und zwar seien in den letzten dreieinhalb Jahren zweitausend Grundstücke unter den Hammer gekommen mit einer Grundfläche von einer halben Million Morgen. Ostpreußen sei mit siebzig Prozent seines Einheitswertes verschuldet, während diese Zahl für das Deutsche Reich nur dreiunddreißig Prozent betrage. Bei einer Zinsleistung von vierzig Millionen bedeute ein Zuschuss von zehn Millionen durch die Ostpreußenhilfe seitens des Staats wenig. Er sprach es dann deutlich aus, dass Ostpreußen mit der Selbsthilfe am Ende sei, also auch die Arbeit des Zentralvereins und anderer Organisationen nicht mehr helfen könne.

 

Er forderte daher sofort allgemeinen Vollstreckungsschutz. Stundungen für soziale Abgaben, für Steuern und Lasten. Verringerung des Zinsendienstes und Verlängerung der Arbeitszeit in den Monaten Dezember bis April, ferner einen genügenden Schutz der Erzeugung durch Zölle, Devisenbewirtschaftung, Kontingentierung oder Sperre der Einfuhr.

 

Fiel die Gründung des Zentralvereins in eine Zeit wirtschaftlicher Hochkonjunktur, so war das Gegenteil der Fall, als er seiner Auflösung durch den Reichsnährstand am 31. Dezember 1933 entgegenging. In der Notzeit von 1925 an dienten alle Arbeiten des Zentralvereins der Qualitätsverbesserung, der Absatzförderung und Arbeitserleichterung. An Stelle der staatlichen masurischen Hilfsaktion traten der Zentralverein und die von ihm geschaffenen Organisationen mit 1300 - 1400 Zuchtstationen. Alle Organisationen dienten dem gleichen Zweck, bis hinunter zu den Bezirks-Eierverwertungsgenossenschaften, von denen diejenige für die westlichen Kreise die ersten Monate vor ihrer Tätigkeit 1931 im Zentralvereinshause untergebracht war.

 

Die Nationalsozialistische Partei übernahm die Regierung und ordnete die Auflösung der Landwirtschaftskammern und der Zentralvereine an. Vorher schon hatte der Hauptvorsteher Heumann sein Amt niedergelegt und an seine Stelle war Landschaftsrat Bludau-Pzytullen, Kreis Ortelsburg, getreten. Ich war, da meine Amtsperiode sechs Jahre lief, zum fünften Male als Generalsekretär gewählt worden, diente ihm also von seiner Gründung bis zur Auflösung. Ich übergab daher der Landesbauernschaft das Zentralvereinshaus, in dem außer dem Zentralverein noch die Züchtervereinigungen ihre Büros hatten, das Vermögen und die Büroeinrichtung. Der Zentralverein bestand nicht mehr. Aber sein Lebenswerk, die von ihm ins Leben gerufenen Vereine und Körperschaften, sie blieben erhalten und dienten weiter dem Bezirk unter Leitung der alten Beamten, die auch uns schon gedient hatten.

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83. „Haus der ostdeutschen Heimat“.

 

20. April, 19 Uhr. Heimatkreis Angerburg. Kreistreffen. Lokal: Jamsa-Restaurant. Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48. Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35 und 44.

 

Eine Heimatschau der DJO in Berlin

In dieser Zeit der Verzichterklärungen in der es gelte, den Rechtsanspruch auf die Heimat mit besonderem Nachdruck zu verteidigen, könne auch die Vertriebenenjugend nicht schweigen. Den Forderungen des polnischen Ministerpräsidenten an den Ufern des Ganges stelle die DJO am grünen Strand der Spree ein unwiderlegliches Tatsachenmaterial gegenüber. Diese Tatsachen sprächen überzeugender als alle Worte. Damit eröffnete Dr. Kleitsch von der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen eine Ausstellung der DJO im Haus der ostdeutschen Heimat am Kaiserdamm, die als Gemeinschaftsarbeit der Berliner Landsmannschaften entstanden ist.

 

Die Ausstellung wirkt in ihrer Klarheit und Anschaulichkeit so überzeugend, dass sie verdient, nicht nur in Charlottenburg, sondern auch in anderen West-Berliner Bezirken gezeigt zu werden. In großen weißen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund leuchtet das Motto der Schau dem Eintretenden entgegen: „Der deutsche Osten – unsere Aufgabe“. Große Tafeln und Karten zeigen die geschichtliche, kulturelle und wirtschaftliche Verbundenheit des Westens mit dem deutschen Osten. Eine anschauliche Bildkarte von Ostpreußen leitet zu den einzelnen Provinzen jenseits der Oder-Neiße-Linie über. Vor der Ostpreußenkarte zieht neben Fotos aus der Heimat und einem kunstvoll gebastelten Bauernhaus vor allem das naturgetreue Modell eines Kurenkahns mit Wimpel und Fischernetz die Blicke auf sich. Der Kahn wurde von einem jetzt in Westdeutschland lebenden Fischer aus Nemonien geschnitzt und der Ausstellung zur Verfügung gestellt. Glanzstücke der Ausstellung sind weiter die Modelle der Burg Rheden und der Burg Tiefenau (Westpreußen). Bücher und Schriften über den deutschen Osten sowie heimatliche Handarbeiten vervollständigen die Schau. Sie war vom 6. Bis 12. April geöffnet, und sie hatte zahlreiche Besucher, vor allem Jugendgruppen und Schulen, aufzuweisen.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86. Telefon 45 25 41/42; Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Sonderbusfahrt zum Bundestreffen nach Bochum

Die Landesgruppe Hamburg der Landsmannschaft Ostpreußen fährt von Hamburg aus in Zusammenarbeit mit dem Reisebüro Gebr. Schnieder eine wesentlich verbilligte Gemeinschaftsfahrt mit Sonderwagen im fahrplanmäßigen D-Zug durch. Der Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt beträgt bei einer Ermäßigung des Fahrpreises und des D-Zug-Zuschlages um 50 Prozent nur 28 DM pro Person. Die Abfahrt erfolgt von Hamburg-Altona am Freitag, dem 17. Mai, um 22.30 Uhr. Rückfahrt ab Bochum Sonntagnacht, dem 19. Mai, um 0.44 Uhr. Ankunft in Hamburg-Hauptbahnhof, Montag, 20. Mai, 6.07 Uhr. Bei genügender Beteiligung ist das Reisebüro Gebr. Schnieder bereit, für diese Sonderfahrt einen modernen Liegewagen zu stellen. Der Zuschlag für einen Liegeplatz würde für eine Strecke 5 DM bzw. für die Hin- und Rückfahrt 10 DM betragen. Anmeldungen für diese Sonderfahrt werden entgegengenommen in folgenden Geschäftsstellen des Reisebüros Gebr. Schnieder: 1. Dammtorbahnhof (von unserer Landsmännin Fräulein Szentuleit). 2. Bahnhof Altona. 3. Blankenese, Bahnhofplatz 14. Interessenten für diese Fahrt werden gebeten, sich umgehend anzumelden, da die Durchführung von einer bestimmten Teilnehmerzahl abhängig ist und die Landesgruppe Hamburg daher rechtzeitig einen Überblick über die Zahl der Teilnehmer haben muss.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Der Heimatabend im Monat April fällt aus. Nächste Zusammenkunft erst im Mai.

 

Eimsbüttel: Sonnabend, 13. April, 19.30 Uhr, im Lokal Heusshof, Fruchtallee 136 a. Filmvorführung: Königsberg, Danzig, Rominten, Masuren; anschließend geselliges Beisammensein.

 

Fuhlsbüttel: Sonnabend. 13. April, 20 Uhr, im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1. ost-westpreußischer Heimatabend mit Darbietungen verschiedener Art, verbunden mit einer Ausstellung der Arbeiten der Kindergruppe. Teilnahme der Kindergruppe. Gäste herzlich willkommen.

 

Kreisgruppenversammlungen

Gerdauen: Sonnabend, 13. April, 19.30 Uhr, im Lokal Heusshof, Fruchtallee 136 a. Filmvorführungen: Königsberg, Danzig, Rominten, Masuren; anschließend geselliges Beisammensein.

 

Lyck: Sonnabend, 13. April, 18 Uhr, in der Alsterhalle, An der Alster 63. Ab 20 Uhr Tanz. Im Monat Mai wird der in Lyck geborene Schriftsteller Siegfried Lenz aus seinen Werken lesen.

 

Treuburg: Sonnabend. 13. April, ab 19 Uhr, in der Gaststätte Steenbuck, Hamburg 13, Beim Schlump 29.

 

Gumbinnen: Sonntag, 14. April, 16 Uhr, in der Gaststätte Bohl, Hamburg 21, Mozartstraße 27, nächste Zusammenkunft.

 

Unsere Jugend trifft sich

In der Zeit vom 21. bis 31. Juli wird die ost- und westpreußische Jugend in der DJO Hamburg ein Sommerlager in der Lüneburger Heide durchführen. Anmeldungen bei den Jugendgruppen und bei der Geschäftsstelle.

 

Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131, Hof. Nächstes Treffen am 17. April. - Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag um 16 Uhr im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131, Hof.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim, Wittenkamp 17a.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Heimabend jeden Dienstag ab 16 Uhr im Heim der offenen Tür. Hamburg 13, Bundesstraße 101.

 

Eppendorf: Jungen und Mädel zwischen 8 und 13 Jahren jeden Mittwoch von 17 bis 18.30 Uhr im Gorch-Fock-Heim, Loogestraße 21 (U-Bahnhof, Kellinghusenstraße). — Blockflötengruppe von 18.30 bis 19 Uhr. — Jungen und Mädel ab 14 Jahren von 19 bis 21 Uhr im gleichen Heim.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Nächste Kinderstunde erst am Montag, 29. April, von 17.30 bis 19.30 Uhr in der Schule Ratsmühlendamm.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage am Mittwoch ab 19.30 Uhr im Jugendheim Winsener Straße, nächstes Treffen am 24. April, sowie alle vierzehn Tage im Gymnastiksaal der Schule Eissendorfer Straße 26, nächstes Treffen am Donnerstag. 18. April, um 19.30 Uhr. — Kindergruppe: In den Osterferien fällt die Kinderstunde aus. Nächstes Treffen am Freitag. 26. April, von 16 bis 18 Uhr, in der Schule Eißendorfer Straße 26.

 

Wandsbek: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage am Sonnabend um 17 Uhr in der Schule Bovestraße 12, (Baracke auf dem Hof). Nächstes Treffen am 13. April.

 

BADEN WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Barten-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Trossingen. Am 30. März 1957, gelang es dem Kreisvorstand der LVO, auch in Trossingen eine Ortsgruppe mit Ostpreußen, Westpreußen und Danzigern zu gründen, deren Vorsitz Frau H. Lange übernommen hat, als Schriftführerin hat sich Frau Slawski zur Verfügung gestellt. Die von der LVO schon länger geförderte nordostdeutsche Jugendgruppe hat sich ihr unter Leitung von Hans Bahr als LVO-Jugendgruppe angeschlossen. Als Kreisvorsitzender der LVO versprach Dr. W. Schienemann der Trossinger LVO noch für Monate die Hilfe des Kreisvorstandes und stellte auch eine Veranstaltung für den Monat Mai in Aussicht. Als Kernstück des Abends hielt Dr. Schienemann seinen eingehenden, geschichtliche und aktuelle Vorgänge des europäischen Zusammenlebens beleuchtenden Vortrag „Deutschland zwischen Ost und West", der außer Lichtbildern von Frankreich, Österreich und der Sowjetzone auch solche aus der nordostdeutschen Heimat und von der Ostsee brachte. Etwa zwei Stunden lang folgten die Zuhörer mit gespannter Aufmerksamkeit den Ausführungen, die ihnen ihr eigenes Schicksal verstehen helfen sollten, dann dankten sie mit anhaltendem Beifall. Gemeinsam gesungene Heimatlieder vereinigten die Landsleute noch bis in die Stunde vor Mitternacht.

 

Tuttlingen. Der 9. und 10. März gehörten diesmal als Wochenende des Volksliedes und Volkstanzes der LVO-Jugendgruppe in Tuttlingen, der sich die Trossinger Jugendgruppe angliederte. Mit sichtlichem Elfer und in ungezwungener Fröhlichkeit ließen sich die Jungen und Mädel von dem Landesjugendwart der Ostpreußen Otto Manneck und seinen Helfern anleiten, und auch wer am Sonnabend noch hilflose und eckige Bewegungen gemacht hatte, zeigte am Sonntagvormittag schon so viel Schwung, dass recht ansprechende Gruppenbilder und -bewegungen zustande kamen. Lieder der Heimat verstärkten das Bewusstsein einer jugendlichen Gemeinschaft, die dem deutschen Nordosten die Treue halten will. — Am Samstag, dem 23 März, hielt die LVO im „Rheinischen Hof" in Tuttlingen ihr Monatstreffen ab. Die Basel-Fahrt am 5. Mai wurde endgültig beschlossen, auch für die Saarfahrt vom 15. bis 17. Juni gingen schon Anmeldungen ein Die durch Initiative des LVO-Vorsitzenden gegründete ALK („Arbeitsgemeinschaft der Landsmannschaften in Stadt und Kreis Tuttlingen für Kulturveranstaltungen") wird am Vorabend des Muttertages (11. Mai) erstmalig mit einer Hörfolge aus Musik und Rezitation, welche das Bild der Heimatgebiete beschwören will, vor die breitere Öffentlichkeit treten Das April-Monatstreffen am 27. oder 30. April wird als „Danziger Abend" mit Lichtbildern vorbereitet. — Nach dem geschäftlichen Teil berichtete LVO-Mitglied Kamerad Dreyer, der oft beruflich durch England, Schottland und Irland reist, von seinen Erlebnissen im britischen Inselreich. Die Anwesenden dankten mit herzlichem Beifall. Danach wurden zwei Kurzfilme von Schottland und von Cornwall vorgeführt, zu denen der LVO-Vorsitzende die Erläuterungen sprach. Die LVO hatte ihre Mitglieder wieder einen interessanten Blick in die Welt jenseits der deutschen Grenzen tun lassen.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3.

 

Kaiserslautern. Die Gruppe veranstaltete in der Stadtschenke unter ihrem vieljährigen Vorsitzenden Salomon einen gut gelungenen Heimatabend, bei dem Volksweisen und Trachtentänze im Vordergrund standen. Der große Saal reichte kaum aus, um die Teilnehmer aufzunehmen. Unter lebhaftem Beifall wandte sich der Vorsitzende gegen die Erklärungen von Sieveking und Niemöller.

 

Frankenthal. Der Mitgliederbestand der Gruppe hat sich auf achtzig Familien erhöht. In jedem Monat fand eine Versammlung statt. Der Vorsitzende. Kurt Kenzler, konnte vielen Mitgliedern in sozialen Angelegenheiten und bei Geltendmachung von Ansprüchen aus dem Lastenausgleich helfen. In Dichtung und Lied wurde auf Kulturabenden das geistige Erbe der Heimat gepflegt, woran sich auch die Jugendgruppe beteiligte. Andere Zusammenkünfte dienten der Geselligkeit. — Die Jahreshauptversammlung wird im April stattfinden Es soll über die Teilnahme am Bundestreffen in Bochum beraten werden: vorgesehen ist ferner ein Lichtbildervortrag.

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Grünberger Straße 144.

 

Korbach. Der 1 Vorsitzende, Hans Golunski, gab auf der Jahreshauptversammlung im Bahnhofshotel Söffker einen Überblick über die im letzten Jahre durchgeführten Veranstaltungen. Am Jahresende übergab eine Abordnung der Gruppe im Lager Friedland ostpreußischen Spätaussiedlern eine Spende, die auf der Weihnachtsfeier gesammelt worden war. Nach einem Kassenbericht sprach Pfarrer Goronzy Worte der Anerkennung für die geleistete Arbeit des Vorstandes. Die Versammlung wählte Hans Golunski erneut zum 1. Vorsitzenden. Der weitere Vorstand setzt sich zusammen: 2. Vorsitzender Otto Walker; 3. Vorsitzender Eugen Roth; Kassierer Gerhard Sakowski; Schriftführer Kurt Scheffke. — Mehrere Landsleute meldeten sich zur Fahrt nach Bochum, wo vom 17. bis 19. Mai unser Bundestreffen stattfinden wird. Einige Plätze sind noch frei: Meldungen nimmt Hans Golunski. Korbach, Prof.-Kümmell-Straße (Laden), entgegen. Ferner ist eine Kaffeefahrt an einem Samstagnachmittag geplant. Um die Abteilung „Deutscher Osten" im Heimatmuseum in Korbach reichhaltiger zu gestalten, soll ein Kurenwimpel erworben werden. — Vor Beginn der Hauptversammlung fand ein Fleckessen statt; mit großer Liebe hatten Frauen aus der Gruppe dieses ostpreußische Gericht zubereitet.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni. (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14

 

Aachen-Stadt. Auf der Jahreshauptversammlung berichtete der 1. Vorsitzende, Felix Viehoefer. über die Arbeit im vergangenen Jahr. Er forderte die Landsleute zur Wachsamkeit im kommenden Wahlkampf auf. Es sei nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht jedes Heimatvertriebenen, die Kandidaten für die kommende Bundestagswahl sorgfältig auszuwählen. Die Gewählten müssten die Gewähr dafür bieten, dass unsere Heimat nicht etwa zum Schacherobjekt wird. Landsmann Viehoefer gab dann einen Überblick über die Entwicklung der vier Jugend- und Kindergruppen; er bat die Eltern, ihre Kinder zu den Jugendversammlungen zu schicken und auch zu Hause mit ihnen über die Heimat zu sprechen. Er gab bekannt, dass im abgelaufenen Jahr sechzehn Aussiedler aus der Heimat nach Aachen gekommen sind, die von der Kreisgruppe betreut werden. Auch die Jugendlichen und die ostpreußischen Frauen wurden gebeten, sich um diese Landsleute zu kümmern. Der bisherige Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt. 1. Vorsitzender ist Felix Viehoefer; 2. Vorsitzender Franz Falz; Kassierer Emil Netzlaff; Leiterin der Frauengruppe Paula Petermann.

 

Essen. Die Kreisgruppe hatte im Zusammenwirken mit der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise zu einer Gedenkfeier der am 22. März 1939 erfolgten Rückgliederung des Memellandes geladen. Etwa dreihundert Gäste füllten die Räume des Steeler Stadtgarten. Eingeleitet wurde die Kundgebung durch die Darbietungen des Musikkorps der Essener Schutzpolizei. Nach der Begrüßung durch Dr. Gause versicherte der Oberbürgermeister von Essen, dass die Stadt solche Veranstaltungen sehr begrüße. Sie sehe darin die berechtigten Forderungen der Heimatvertriebenen auf ihre Heimat und unterstütze solche Kundgebungen mit allen Mitteln. Sie will damit auch die unglückseligen Entgleisungen der Verzichtspolitiker verurteilen und die Landsmannschaft in ihrer heimatpolitischen Aufgabe bestärken. Der örtliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise. Landsmann Waschkies, ermahnte alle Landsleute, nicht nachzulassen in der Treue zu ihrer Heimat. Das von der DJO Essen aufgeführte Heimatspiel „An der Memel" zeigte treffend das Schicksal des Memellandes in 700 Jahren. Mit Entschiedenheit wies der zweite Vorsitzende der Landesgruppe, Poley, die Äußerungen der Verzichtpolitiker zurück, ganz besonders die Erklärungen Niemöllers. Seine Rede wurde oft von Beifallskundgebungen unterbrochen. Am Abend wurde Sudermanns „Johannisfeuer" von der DJO-Gruppe Essen-West aufgeführt; mit reger Anteilnahme verfolgten die Zuhörer dieses erregende Schauspiel des ostpreußischen Dramatikers. Die Mitwirkenden boten sehr gute Leistungen; herzlicher Beifall belohnte sie.

 

Unna. In den ersten zehn Tagen sahen 1400 Besucher die Ausstellung „Deutsches Land im Osten" im Rittersaal der Burg. Diese reichhaltige Schau, auf der die besten Schülerarbeiten gezeigt werden, ist noch bis zum Sonntag dem 14. April, 13 Uhr, geöffnet. Ein handgeschriebenes Gedicht von Agnes Miegel, schöne Bernsteinstücke, Bücher und Bilder ergänzen die Arbeiten der Schüler.

 

Witten/Ruhr. Nächste Monatsversammlung am Sonnabend, dem 13. April. 20 Uhr, im Josefssaal. Studienrat Dr. Treptow wird einen Vortrag über das alte Königsberg halten. Außerdem werden an diesem Abend Anmeldungen zu der für Juni geplanten Busfahrt zur Dechenhöhle und ins Sauerland entgegengenommen. Alle Landsleute werden um ihr Erscheinen gebeten.

 

Burgsteinfurt. Es wird eine Busfahrt zum Ostpreußentreffen in Bochum am 19. Mai stattfinden Fahrpreis, etwa 5,20 DM. Interessenten werden gebeten, sich bis 15. April in der Buchhandlung Kriedtke, Steinstraße, zu melden. — Am 2. Juni Zusammenkunft aller Mitglieder unter Mitwirkung der Theater- und Singegruppe; u. a. soll über die Sommer- und Winterarbeit gesprochen werden. Die DJO will vor Ostern einen Bastelnachmittag veranstalten. Bitte Pressehinweise und Aushang der DJO zu beachten

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26, Telefon 2 47 01; Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21. Postscheckkonto: Hannover 1238 00.

 

Ostdeutsche Motive im Kunstunterricht

Welche Motive wählen sich Jungen, wenn ihnen im Kunstunterricht als Thema der deutsche Osten gegeben wird? In welcher Technik und mit welchen Mitteln formen sie dann diese Motive? — Die Fragen beantwortete eine Ausstellung in der, Freiherr-vom-Stein-Schule in Hildesheim. Diese in 23 Klassen unterteilte Mittelschule wird von unserem Landsmann Rektor Gaßmann geleitet, der die Schau anregte und der auch für einen mustergültigen Ostkunde-Unterricht sorgt. Einen guten Berater und Helfer hatten die Jungen in dem Kunsterzieher Hugo. Die Arbeiten eines Jahres wurden gezeigt. Aus der Fülle der Zeichnungen und Bastelarbeiten seien elf aus Holz geschnittene und mit Farben ausgelegte ostdeutsche Wappen und ein in Gips gegossenes Modell der Marienburg im Bauzustand des 14. Jahrhunderts besonders erwähnt Das Königsberger Schloß, das Tannenberg-Denkmal, das Danziger Krantor waren als Linolschnitte zu sehen. In Stein gemeißelte Figuren Gestalten aus Draht und Pappmaschee — Jugendhände sind geschickt —  gedrechselte Holzteller und Glasplatten-Malereien ließen erkennen wie groß die Möglichkeiten sind, die Phantasie und die Lust zur Formgebung walten zu lassen. Die Kinder ostpreußischer Eltern, die diese Schule besuchen, hatten sich natürlich mit großem Eifer an diesen Arbeiten beteiligt. Mit manchen Aufgaben, wie etwa der Reliefnachbildung des Riesengebirges und bei Modellen ostdeutscher Baudenkmäler beschäftigten sich ganze Klassen. Die Besucher der Ausstellung haben viele der Stücke mit hoher Anerkennung betrachtet. Den Jungen machte die Arbeit Freude; den verantwortlichen Lehrern gebührt Dank für ihre Förderung des Verständnisses für ostdeutsches Kulturgut.

 

Göttingen. Am Sonntag. 14. April, 10.30 Uhr, im Central-Theater Vorführung der Filme „Das Jahr der Elche". „Fischer an der Ostsee" und „Mutter Ostpreußen". Vorverkauf: Bäcker Lange, Lg. Geismarstraße 43 — Am 30. April, ab 20 Uhr, in allen oberen Räumen der Atlantik-Betriebe „Tanz in den Mai" mit lustigen Darbietungen der „Pawelleks", früher Ortelsburg. — Anmeldungen zur Busfahrt zum Bundestreffen in Bochum am 18. und 19. Mai, Preis 16 DM, nimmt gegen Anzahlung von 5 DM die Bäckerei Bruno Lange, Lg. Geismarstraße 43, entgegen.

 

Hildesheim. Die Monatsversammlung am 3. April war sehr gut besucht. Stadtoberinspektor Machens vom Ausgleichsamt gab erschöpfende Auskunft über viele Fragen des Lastenausgleiches. Abgeschlossen wurde der Abend mit Vorträgen in ostpreußischer Mundart. — Am 25. April erste Zusammenkunft der Frauen um 16 Uhr bei Landsmann Teßmer, Neustädter Markt 52, zu einer vorbereitenden Besprechung. Die Spielgruppe trifft sich zur Vorbereitung des Frühlingsfestes im Jugendheim. — Nächstes Monatstreffen am 8. Mai, 20 Uhr, in der Alten Münze mit einem Bunt-Lichtbildvortrag. — Frühlingsfest am 16. Juni im Uppener Paß.

 

Fallingbostel. Für Sonntag. 14. April, ist eine vorösterliche Wanderung nach Düshorn vorgesehen, auf der vom Osterhasen versteckte Eier zu suchen sind. Alt und Jung sind hierzu herzlich eingeladen. Rückfahrt im Bus. Wer die ganze Strecke nicht gehen kann, wird gefahren; Pendelverkehr mit einem Auto. Jeder Teilnehmer wird gebeten, ein kleines österliches Nestchen mitzubringen. Treffen in jedem Fall um 14 Uhr am Anfang der Düshorner Straße (Tankstelle). Bei schlechtem Wetter geselliges Beisammensein im Bahnhofshotel. — Der bei der letzten Zusammenkunft von Landsmann Haffke gehaltene Vortrag über den Deutschen Ritterorden und die Besiedlung von Ost- und Westpreußen wird auf den nächsten Versammlungen fortgesetzt werden.

 

Delmenhorst. Unter starker Beteiligung von Mitgliedern und Gästen beging die landsmannschaftliche Gruppe am 30. März im Gewerkschaftshaus, ihr traditionelles Wurstessen nach ostpreußischer Art. Einige erst vor kurzem in die Bundesrepublik gekommene Landsleute waren als Ehrengäste geladen; sie fühlten sich nach so langer Trennung mit den Mitgliedern auf herzlichste verbunden. Von der Frauengruppe, die für die Bewirtung gesorgt hatte, wurde das Spiel „Der Bauer und der Ratsherr" unter viel Beifall aufgeführt. Der Vorsitzende wies darauf hin, dass am 14. April im Gewerkschaftshaus um 17 Uhr ein kultureller Sonntagnachmittag stattfinden wird. Gezeigt werden Bilder von Wanderungen durch das nördliche und das südliche Ostpreußen. Rentner, Kriegsbeschädigte, Arbeitslose und Kinder, deren Eltern Mitglied der Landsmannschaft sind, haben freien Eintritt. — Zum Bundestreffen, der Ostpreußen am 17. 18. und 19. Mai in Bochum haben sich schon Teilnehmer für die Fahrt angemeldet.

 

Quakenbrück. Die Stellung eines Sonderzuges durch die Bundesbahndirektion Münster zum Bundestreffen am 19. Mai in Bochum erfolgt nur dann, wenn eine bestimmte Anzahl von Teilnehmern garantiert wird. Da das Interesse bei den Landsleuten für einen Sonderzug sehr groß ist, werden alle Ostpreußen gebeten, sich bis zum 15. April in folgenden Annahmestellen einzuschreiben: Quakenbrück: Lebensmittelgeschäfte Terzenbach. Wilhelmstraße und St.-Annen-Straße; Lebensmittelgeschäft Rieck, Merschland; Flüchtlingsamt, Bahnhofstraße; Essen i. O.,  Lebensmittelgeschäft Werner; Menslage: Gastwirtschaft Karl Asmus, Kleinbahnhof; Berge: Bahnhofswirtschaft Walter Lucke. Der Fahrpreis von 9,60 DM ist bei der Anmeldung sofort zu entrichten. — Die Quakenbrücker örtliche Gruppe lädt zu Sonnabend, 13. April, um 20 Uhr, im Lokal Möhlenkamp zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein, die mit einem Fleckessen enden wird. Auf einer ausgiebigen Tagesordnung wird über das Bundestreffen in Bochum, das Kreistreffen am 17. August in Bramsche, und das Stiftungsfest am 4. Mai im Lokal Gösling in Quakenbrück beraten werden. Außerdem wird der stellvertretende Kreisvorsitzende Rosin ein Referat über die Verbesserungen des Lastenausgleichs halten.

 

Bramsche. Die Kreisgruppe beabsichtigt zum Bundestreffen in Bochum am 19. Mai einen Sonderzug zu bestellen. Alle Landsleute, die an einer Gemeinschaftsfahrt mit der Bundesbahn interessiert sind, werden gebeten, sich spätestens bis zum 15. April zur verbindlichen Teilnahme bei folgenden Landsleuten anzumelden: Frau Eva Pautz, Bramsche, Schleptrupper Straße; Philipp Brosziewski, Bramsche, Amtsgericht; Frau Endom. Achmer; Herbert Podszuweit, Hesepe (Bahnhof). — Für Sonnabend, dem 13. April, hat die Bramscher örtliche Gruppe eine außerordentliche Mitgliederversammlung vorgesehen, auf der der Vorsitzende der Kreisgruppe Fredi Jost ein Referat über die Tagung der ostpreußischen Landesvertretung in Hamburg und über das bevorstehende Bundestreffen in Bochum halten wird. Eine Schwester des Mutterhauses Bethanien wird voraussichtlich über ihre Fahrt nach Ostpreußen berichten.

 

BREMEN

Vorsitzender der Landesgruppe Bremen: Rechtsanwalt und Notar Dr. Prengel, Bremen, Sögestraße 46.

 

Autobusfahrt nach Bochum Zum Ostpreußentreffen in Bochum werden die Landsleute mit einem Sonderbus fahren. Abfahrt 19. Mai ab Domshof 1.15 Uhr. Rückkehr 19. Mai gegen 24 Uhr. Fahrpreis etwa 8 DM bis 12 DM (Haupt-, Mittel- und Anhängersitze). Es werden Platzkarten ausgegeben, weshalb um rechtzeitige Anmeldung gebeten wird, und zwar bei Landsmann Hammer, Kantstraße 97, dienstags 18 bis 20 Uhr, sowie auf dem Mai-Heimatabend. — Am 13. April wird die Tanzgruppe Zingel um 19 Uhr in der Aula der Hermann-Böse-Schule einen Tanzabend veranstalten. Auf dem Programm stehen u. a. Ostpreußische Tänze. Unkostenbeitrag für Erwachsene 1 DM, für Jugendliche und Schüler 0,50 DM.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.

 

Schleswig. Ernstes und Heiteres in bunter Reihenfolge bot der letzte Heimatabend. Baraton Wiechert sang zu Beginn das Ostpreußenlied. Unter der Leitung von Hans Werner Jürgensen brachte die Laienspielgruppe die beiden Spiele „Die Schildbürger" und „Der Roßdieb zu Fünsing". Der 1. Vorsitzende. Wlottkowski, las Gedichte von Robert Johannes. Elfriede Kollmann spielte Klavierstücke von Schubert und Beethoven. Kurt Dannenberg bat die Landsleute, der Jugend und der einheimischen Bevölkerung immer wieder in Gesprächen die kulturelle, geschichtliche und wirtschaftliche Bedeutung Ostpreußens nahezubringen. Der 1. Vorsitzende wandte sich gegen die Ausführungen von Niemöller über den deutschen Osten. Mit Liedern aus Ostpreußen und Schleswig-Holstein, die der Ostlandchor unter der bewährten Leitung von Konrektor i. R. Eitel Greulich sang, klang der gut besuchte Abend aus.

 

Itzehoe. Ost- und westpreußische Abiturienten hatte die Gruppe zu einem heimatlichen Kaffeenachmittag eingeladen. In Vertretung des erkrankten 1. Vorsitzenden, Schulrat i. R. Grohnert, begrüßte der 2. Vorsitzende, Medizinalrat Dr. Bahr, die Erschienenen; er sprach von der Verpflichtung, die sich aus der preußischen Tradition ergibt. Über die geistige Ausstrahlung der von Herzog Albrecht gegründeten Königsberger Universität sprach Oberstudiendirektor Dr. von Knobelsdorff.  An Beispielen erläuterte er die Bedeutung des Werkes preußischer Männer, das aus der Geistesgeschichte Europas nicht mehr wegzudenken ist. Als Zeichen der fortdauernden, die materielle Zerstörung Überlebenden Verbundenheit mit der Universität der Heimat überreichte der zweite Vorsitzende dann den Abiturienten den für die Königsberger Studenten traditionellen Albertus die Plakette mit dem Bilde Herzog Albrechts. Von den 76 Abiturienten der beiden Itzehoer Gymnasien stammen zwanzig aus Ost- und Westpreußen. Eine gemütliche Kaffeetafel mit heimatlichem Kuchen bildete den Abschluss der Feier.

 

Elmshorn. Die monatliche Zusammenkunft der Gruppe stand Im Zeichen des Frühlingsbeginns. Landsmann Erich Strauß zauberte mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau und seiner beiden Söhne (14 und 8 Jahre alt) ein Programm, das auch einer Varietébühne zur Ehre gereicht hätte. Die Gesangsvorträge von Frau Koniack und der Herren Müller und Storiohann, die in Frau Gretel Meyer-Achtzehn (Name schlecht lesbar), eine virtuose Begleiterin gefunden hatten, wurden mit starkem Beifall bedacht.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 98. Geburtstag

am 15. April 1957, Frau Berta Hardt, aus Tilsit, Deutsche Straße (Schuhgeschäft), jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Die Kreisvertretung Tilsit-Ragnit, Kiel, Bergstr. 26, die auch die Anschrift der Jubilarin vermittelt, gratuliert herzlich.

 

zum 93. Geburtstag

am 16. April 1957, Landsmann Wilhelm Brinke, aus Ebenrode, Schirwindter Str. 10. Er wohnt mit seiner Ehefrau, die am 8. Mai 1957, ihren 86. Geburtstag begeht, in Heist, Wedeler Straße. Der rüstige Jubilar nimmt an jedem Heimattreffen in Hamburg teil, an denen er immer viel Bekannte getroffen hat. Die landsmannschaftliche Gruppe wünscht dem Ehepaar weiterhin Gottes Segen.

 

zum 92. Geburtstag

am 14. April 1957, Schuhmachermeister Eduard Tischhäuser, aus Tuppen, Kreis Schloßberg, jetzt in (20a) Gifhorn, Hannover, Fischerweg 37.

 

am 15. April 1957, Frau Johanna Bressem, geboren Ditschereit, aus Königsberg, Karl-Baer-Str. 7, jetzt bei ihren Kindern Bruno und Maria in Augsburg-Hochzoll, Untersberger Str. 9.

 

zum 91. Geburtstag

am 7. April 1957, Tischlermeister und Bürgermeister Fritz Kuthning, aus Gr.-Bubainen-Waldhausen, Kreis Insterburg, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch seinen Neffen Willi Kuthning, Berlin-Mariendorf, Königstuhlweg 6, zu erreichen.

 

am 13. April 1957, Landwirt Friedrich Strauß, aus Hagenau, Kreis Mohrungen. Auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb unterhielt er auch eine Pferdezucht. Er wohnt jetzt in Bielefeld, Adalbert-Stifter-Str. 14.

 

zum 90. Geburtstag

am 14. April 1957, Landsmann Richard Puschke, aus Schönwalde, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei seiner Tochter Gerda in Hildesheim, Waldstr. 181. Er würde sich über Nachrichten ehemaliger Freunde und Nachbarn freuen.

 

am 14. April 1957, Taubstummen-Oberlehrer i. R. Hermann Weiß, aus Königsberg. Er wurde in Wormditt geboren. Seit 1901 unterrichtete er an der Taubstummenanstalt Königsberg. 1920 übernahm er die Leitung der Städtischen Schwergehörigenschule Königsberg. 1932 wurde er pensioniert. Der Jubilar war von 1919 bis 1933 Stadtverordneter und Abgeordneter im Provinziallandtag. Nach der Vertreibung lebte er elf Jahre in Osnabrück, jetzt wohnt er mit seiner Frau und der ältesten Tochter in seinem eigenen Haus in Ratzeburg, Hindenburghöhe 12.

 

zum 88. Geburtstag

am 13. April 1957, Frau Karoline Masannek, geboren Zarny, aus Breitenfelde, Kreis Neidenburg, jetzt in Fallingbostel, Walsroder Str. 34.

 

zum 87. Geburtstag

am 15. April 1957, Landsmann Otto Porps, aus Mühlenkreutz, Kreis Elchniederung, jetzt bei seiner Tochter und seinem Schwiegersohn, Obersteuerinspektor a. D. Karl Grothum, in Hamburg-Harksheide, Wiesenstr. 9.

 

am 20. April 1957, Bertha Kleist, geboren Olivier, aus Königsberg, Steindamm 65, jetzt mit ihrer Tochter Elsa Kreft in Duisburg-Meiderich, Horststr. 49.

 

zum 86. Geburtstag

am 13. April 1957, Fräulein Elisabeth Dembowski, aus Kl.-Bajohren, Kreis Gerdauen, jetzt bei ihrem Neffen Bernhard Hundrieser (ehemals Nordenburg) in Westberlin-Reinickendorf 1, Winterstr. 10.

 

zum 84. Geburtstag

am 18. April 1957, Frau Auguste Stotzka, aus Grünbaum, Kreis Elchniederung, jetzt in (23) Bergedorf über Delmenhorst i. O.

 

zum 83. Geburtstag

am 15. April 1957, Landsmann Johann Poepping, seit 1907 bis zur Vertreibung Revierförster und Fischereizuchtmeister in Metgethen bei Königsberg. Sein Geburtsort ist Prassen, Kreis Rastenburg. Der rüstige Jubilar wohnt heute in Altena, Westfalen, Wilhelmstr. 69.

 

am 18. April 1957, Frau Anna Wohlgemuth, geboren Sakals, aus Tilsit, Magazinstr. 19, Witwe des städtischen Vollziehungsbeamten Wohlgemuth, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Post vermitteln die Geschwister Marie und Heinrich Malwitz, (17b) Rastatt, An der Ludwigsfeste 2.

 

am 18. April 1957, Frau Elise Latt, aus Cranz, jetzt in Flensburg, DRK-Heim, Schl. Straße.

 

zum 82. Geburtstag

am 11. April 1957, Rektor i. R. Eduard Thieler, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung. Er feiert seinen Geburtstag im Hause seines Sohnes, des Rechtsanwalts Heinz Thieler in Gräfelfing bei München, Maria-Eich-Str. 61.

 

am 16. April 1957, Landsmann Georg Starrat, aus Austfelde bei Gr.-Waltersdorf, Kreis Gumbinnen, jetzt mit seiner Ehefrau in Nettelsee bei Preetz, Kr. Plön.

 

zum 81. Geburtstag

am 12. April 1957, Frau Ida Brucksch, aus Königsberg, Immelmannstr. 3, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihre Tochter Elsbeth Böttcher, Lüneburg, Hügelstr. 17, zu erreichen.

 

zum 80. Geburtstag

(ohne Datum) Frau Marie Grusla, geboren Nadzeika, aus Tiefen, Kreis Lötzen, jetzt in (21b) Brilon, Westfalen, Finkenweg 6. Ihr Ehemann wurde verschleppt, der Sohn Hermann ist gefallen.

 

am 12. April 1957, Landsmann August Guth, aus Regulowken, Kreis Angerburg, jetzt in Berlin NW 87, Claudiusstr. 6.

 

am 15. April 1957, Frau Luise Hartung, geboren Butzkies, aus Piaten, Kreis Insterburg, jetzt bei ihrer Tochter Anna Barkmann in Talheim, Kreis Tuttlingen.

 

am 16. April 1957, Hausbesitzer Gustav Nerbecker, aus Ragnit, jetzt in Wiesbaden, Riederbergstr. 37.

 

am 16. April 1957, Frau Emma Klann, aus Neidenburg, Witwe des Oberstraßenmeisters Eugen Klann. Sie wohnt jetzt bei ihrer Tochter Gertrud Riepert, Stuttgart-Bad Cannstatt, Wörishofener Str. 52.

 

am 17. April 1957, Frau Charlotte Dorka, geboren Pentzek, aus Allenstein, jetzt zusammen mit ihrer ältesten Tochter Elly Platzek in Velbert, Rheinland, Nedderstr. 36. Die Jubilarin erfreut sich an elf Enkeln und drei Urenkeln.

 

am 17. April 1957, Auguste Kurapka, geborene Babions, aus Tilsit, Merwischpark, jetzt in Hamburg-Altona, Große  Prinzenstr. 24 (Pastorat).

 

zum 75. Geburtstag

am 11. April 1957, Landsmann Hermann Lenk, aus Königsberg, Brandenburger Str. 69, jetzt bei seinem Sohn Franz und seiner Schwiegertochter in Düsseldorf, Rethelstr. 152.

 

Am 11. April 1957, Bauer Emil Turner, ehemals Amtsvorsteher und Bezirkskommissar der Feuersozietät für die Provinz Ostpreußen, aus Friedfelde (Scharkabude), Kreis Schloßberg (Pillkallen), jetzt in Riekenbostel über Rotenburg, Hannover.

 

am 11. April 1957, Frau Elisabeth Krause, geboren Haack, aus Wettin, Post Prassen, jetzt mit ihrem Ehemann, der kürzlich 80 Jahre alt wurde, in Lengerich, Westfalen, Altersheim.

 

am 13. April 1957, Witwe Bertha Naujoks, geboren Schönborn, aus Königsberg, Brandenburger Str. 69, jetzt bei ihrer Tochter M. Bellgardt, Hameln, Osterstr. 8.

 

am 14. April 1957, Stadtbaumeister a. D. Bruno Jansohn. Der Jubilar wurde in Lyck geboren; er war 43 Jahre bei der Stadtverwaltung in Königsberg als technischer Beamter tätig. Er lebt heute mit seiner Ehefrau in Berlin-Schmargendorf, Mosdroyer Str. Nr. 49 II.

 

am 16. April 1957, Landsmann Fritz Gerhardt, aus Königsberg, Butterberg 10, jetzt in Laupheim, Württemberg, Radstr. 9. Der Jubilar war Generalsekretär des Fischereivereins für die Provinz Ostpreußen und Leiter der Fischereiausstellungen der Deutschen Ostmesse.

 

Leistungsinspektor a. D. Rosenfeld achtzig Jahre alt

Am 15. April 1957 vollendet Leistungsinspektor a. D. Heinrich Rosenfeld, früher Insterburg, in Altena, Westfalen, Lennestraße 64a, sein 80. Lebensjahr.

 

Der Jubilar, der von 1904 bis zu seiner Flucht im Januar 1945 in der Leistungskontrolle tätig gewesen ist, war der erste Milchkontrollassistent im ersten ostpreußischen Kontrollverein Heinrichswalde (Elchniederung), er war auch an der Gründung weiterer Vereine beteiligt. 1909 wurde er Oberkontrollassistent des neugegründeten Verbandes der Milchviehkontrollvereine für die Provinz Ostpreußen e. V. in Insterburg, und er hatte als solcher Gelegenheit, im Sinne des neuen Zuchtgedankens sich in der ganzen Provinz zu betätigen. Als dann die Kontrollvereinssache immer mehr an Boden gewann und aus dem Kontrollvereinsverband der Herdbuchverein für das schwarz-weiße Tieflandrind in Ostpreußen e. V., Sitz Insterburg, geworden war, wurde er Oberbezirksrevisor für den Kreis Elchniederung und das Memelgebiet. Von 1934 betreute er bis zu seiner Flucht aus Ostpreußen den großen Kreis Tilsit-Ragnit als Leistungsinspektor. Herr Rosenfeld hat nicht nur bei der Ausbreitung des Leistungsgedankens in der ostpreußischen Rinderzucht maßgeblich mitgewirkt, sondern auch an der technischen Ausgestaltung der anfangs recht schwierigen Leistungsprüfungen hervorragenden Anteil genommen. Seiner gewissenhaften Arbeit und der sorgfältigen Ausbildung des Nachwuchses an Milchkontrollassistenten ist es mit zu verdanken, dass der Leistungsgedanke in Ostpreußen so rasch an Geltung gewann und sehr bald auch auf andere Zuchtgebiete befruchtend übergriff. Sein ganzes Leben lang ist der Jubilar für die Leistungsprüfungen und die davon abhängige Leistungssteigerung tätig gewesen. Er kann jetzt an seinem 80. Geburtstage mit stolzer Genugtuung auf seine Leistung zurückblicken.

Dr. B. Schmidt.

 

Diamantene Hochzeit

Die Eheleute Friedrich Link und Henriette Link, geboren Bach, aus Seehausen, Kreis Ebenrode, jetzt bei ihrem Sohn Fritz Link in Scheppau über Braunschweig (ehemals Puspern, Kreis Gumbinnen), konnten am 7. April 1957, das Fest der Diamantenen Hochzeit begehen.

 

Goldene Hochzeiten

In der Heimat feierten am 2. April 1957, die Eheleute Michael Erdmanski und Marie Erdmanski, geboren Karpinski, aus Kallenau, Kreis Ortelsburg, das Fest der Goldenen Hochzeit. Auf ihrem Fluchtweg wurden sie von den Russen überrannt und sie mussten an ihren Wohnort zurückkehren. Sie sind durch ihren Sohn Max Erdmann, Schwabach bei Nürnberg, Salzburgstr. 11a, zu erreichen.

 

Die Eheleute Arthur Lihring und Johanna Lihring, aus Königsberg, General-Litzmann-Straße, jetzt in Troisdorf, Hans-Böckler-Straße 40, werden am 14. April 1957, ihre Goldene Hochzeit feiern. Das Ehepaar konnte erst im November 1947 Königsberg verlassen und zu seinen Kindern nach Westdeutschland kommen.

 

Am 14. April 1957 werden die Eheleute Karl Ott und Auguste Ott, geborene Riemann, aus Königsberg-Ponarth, Borsigstraße 3, ihre Goldene Hochzeit im Beisein ihrer drei Kinder und ihrer Enkel begehen. Bis März 1948 wurde das Ehepaar in Königsberg festgehalten. Heutige Anschrift: Bad Homburg vor der Höhe, Waisenhausstr. 1.

 

Jubiläen

Vermessungsinspektor Gustav Slomma, aus Osterode (Stadtvermessungsamt), jetzt beim Hessischen Landesvermessungsamt Wiesbaden, beging am 15. März 1957, sein 40-jähriges Dienstjubiläum. Neben anderen Ehrungen erhielt er eine Ehrenurkunde des Hessischen Ministers für Finanzen.

 

In den Ruhestand getreten

Dipl.-Handelslehrer Dr. Bruno Brell, Direktor der kaufmännischen Bildungsanstalten Bremen-Nord (Vegesack), ist am 31. März 1957 in den Ruhestand getreten. In Ostpreußen war er ein sehr beliebter und geachteter Dipl.-Handelslehrer. 1912 begann seine pädagogische Tätigkeit als Volksschullehrer in Schönfließ bei Königsberg. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte er an der Handelshochschule in Königsberg. 1922 bestand er die Staatsprüfung für das Handelslehramt und wurde dann an den kaufmännischen Berufs- und Berufsfachschulen seiner Vaterstadt Königsberg als Handelsoberlehrer angestellt und später zum Fachvorsteher befördert. Nach weiterem Studium an der Universität Königsberg promovierte er zum Dr. phil. Als Dozent an der Landeshochschule Königsberg vermittelte er vielen Studierenden des Handelslehramtes einen ersten Einblick in die Methodik des Unterrichtes in den kaufmännischen Fächern.

 

Beförderungen

Harri Wnuck, Sohn des Gendarmeriemeisters Max Wnuck, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, jetzt Kiel, Hasseldieksdammer Weg 14a, wurde zum Leutnant der Bundeswehr befördert.

 

Bundesbahnsekretär Georg Rilat, aus Nautzken, vorher tätig gewesen in Palmnicken, Pillau und Löwenhagen, wurde zum Bundesbahnobersekretär befördert. Anschrift: Oldenburg i. O., Liegnitzer Straße 7.

 

Prüfungen

Hartmut Manthei, ältester Sohn des ehemaligen Kreisamtmanns Fritz Manthei, aus Schloßberg (Pillkallen), jetzt Bonn, Neefstr. 9, hat das erste juristische Staatsexamen bestanden.

 

Helmut Stelter, Sohn des Postbetriebsassistenten Gustav Stelter, aus Uszballen, Kreis Pillkallen, jetzt in Villingen, Schw., Brigachstr. 3, erhielt nach bestandenem Staatsexamen die Approbation als Zahnarzt.

 

Ewald Woike, Sohn des Stellmachers Hermann Woike, aus Ganshorn, Kreis Osterode, hat am Zahnärztlichen Institut Frankfurt das Staatsexamen mit „gut" bestanden.

 

Helgard Kulsch, Tochter des Realschullehrers Erwin Kulsch, ehemals Königsberg und Zinten, jetzt Bielefeld, Hohes Feld 11a, bestand an der Pädagogischen Akademie in Bielefeld die erste Prüfung für das Lehramt an Volksschulen.

 

Doris Strewinski, Tochter des Landwirts Walter Strewinski, aus Surminnen, Kreis Angerburg, jetzt in Rendsburg, Holstein, Neue Kieler Str. 27, hat an der Pädagogischen Hochschule in Kiel die erste Lehrerprüfung bestanden.

 

Egbert Wolff, Sohn des vermissten Justizinspektors Waldemar Wolff, aus Insterburg, Gustav-Lindenau-Str. 11, bestand an der Staatsbauschule in Hildesheim das Ingenieurexamen, Fachrichtung Tiefbau.

 

Werner Sokoliß, Sohn des Rundfunkmechanikers August Sokoliß, aus Ortelsburg, Landrat-von-Berg-Straße 9, jetzt in Oldenburg i. O., Lerchenstr. 30, bestand bei der Oberfinanzdirektion in Hannover die Steuerinspektorprüfung.

 

Ruth Henke, Tochter des Regierungs-Oberinspektors a. D. Max Henke, aus Königsberg, Tragheimer Pulverstr. 47, jetzt in Kiel, Bülowstr. 22, hat bei der Landesregierung in Kiel die Regierungsinspektor-Prüfung bestanden.

 

Alfred Powierski, Sohn des Landwirts Wilhelm Powierski, aus Buschwalde, Kreis Neidenburg, jetzt in (22) Rheydt, Wilhelm-Strauß-Str. 133, hat sein Diakonenexamen und die 1. kirchliche Verwaltungsprüfung mit „gut" bestanden.

 

Hannelore Matern und Inge Matern, Zwillingstöchter des Kaufmanns Carl F. Matern, aus Allenstein, Roonstraße 14 a, haben an der Werk-Kunst-Schule Wiesbaden ihr Staatsexamen in Modezeichnen, Entwurf und praktischer Mode mit „Auszeichnung" und mit „gut" bestanden. Anschrift: Bad Hersfeld, Vlämenweg 35 a.

 

Brigitte Palm, Tochter des Fahrzeugkaufmanns Emil Palm, aus Seeburg, jetzt Goslar (Harz), Bäckerstraße 20, hat das Staatsexamen als Krankenschwester im St.-Bernwards-Krankenhaus zu Hildesheim mit „gut" bestanden.

 

Schwester Ilse Szatkowski, aus Liebstadt, Hindenburgstr. 8, jetzt in (24b) Wilster, Holstein, Hans-Prox-Str. 21, bestand an der Schwesternschule der Universitätsklinik Frankfurt a. M. ihr Staatsexamen mit „sehr gut".

 

Helga Huntrieser, Tochter des Bauern Fritz Huntrieser, aus Preußendorf, Kreis Gumbinnen, jetzt in Münster, Westf., Dreizehnerstr. 37, hat ihr Staatsexamen als Masseuse und die medizinische Prüfung als Bademeisterin und Fußpflegerin an der Universitätsklinik in Münster bestanden.

 

Helga Damrath, Tochter des Regierungsinspektors Reinhold Damrath, aus Königsberg, jetzt in Kiel, Schauenburger Straße 14, bestand an der Landeswohlfahrtsschule Kiel die staatliche Prüfung als Jugendfürsorgerin mit „gut".

 

Gudrun Solty, Tochter des Hauptlehrers Werner Solty, aus Königsberg (Pestalozzischule), jetzt in (16) Solz über Bebra, bestand am Evangelischen Fröbelseminar zu Kassel die Prüfung für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen.

 

Regina Moritz, Tochter des Pfarrers Bruno Moritz, aus Gumbinnen, jetzt in Berlin-Lichterfelde, Willdenowstr. 2, hat an der Bibelschule in Bad Salzuflen die Prüfung als Gemeindehelferin bestanden.

 

Glückliche Abiturienten

Sigurd Struwecker, Sohn des Spezialbeamten für Großleben der Allianz-Direktion Stuttgart, aus Königsberg-Hufen, jetzt Freiburg, Breisgau, Markgrafenstr. 84, am Kepler-Gymnasium Freiburg.

 

Dieter Teichert, Sohn des Oberlokomotivführers Walter Teichert, aus Neidenburg, jetzt Rheydt, Eisenbahnstr. 63.

 

Hartmut Willutzki, Sohn des Kaufmanns Fritz Willutzki, aus Rhein, Kreis Lötzen, jetzt in Schmalenbeck über Ahrensburg, Bei den rauhen Bergen 378, an der Stormarnschule Ahrensburg (Neusprachliches und Mathematisch-Naturwissenschaftliches Gymnasium).

 

Sigrid Reuter, Tochter des Gestütsveterinärrats z. Wv. Dr. Egon Reuter (Napierala) und seiner Ehefrau Irene Reuter, geboren Reuter, früher Hauptgestüt Trakehnen, am Neusprachlichen Kreisgymnasium zu Mayen. Anschrift: Mayen, Eifel, Balduinstr. 4.

 

Jürgen Marchand, Sohn des Ministerialrats G. Marchand (als FN steht hier Marhand) und seiner Ehefrau Margarete, geboren Ritter, früher Hauptgestüt Trakehnen, am Naturwissenschaftlichen Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Bonn. Anschrift: Königswinter, In der Rheinau 18.

 

Johannes Wendt, Sohn des Klempnermeisters Willy Wendt, aus Allenstein, jetzt in Gelsenkirchen, Kirchstr. 71, am St. Michaels-Gymnasium zu Monschau, Eifel.

 

Wolfgang Lehmann, Sohn des Realschullehrers Bruno Lehmann, aus Heiligenbeil, jetzt in (21a) Pr.-Oldendorf, Westfalen, Am Osttor 378, am Wittekind-Gymnasium zu Lübbecke.

 

Christian Panhans, zweiter Sohn des Textilkaufmanns Alfred Panhans, aus Rauschen-Düne, jetzt in (24b) Goldelund über Bredstedt, am Gymnasium zu Büsum.

 

Wolfgang Flachsenberger, Sohn des Lehrers Arthur Flachsenberger aus Kebbeln, Kreis Memel, jetzt in (21a) Ostenfelde über Oelde, am Staatl. Aufbaugymnasium Laurentianum zu Warendorf.

 

Peter Hennig, Sohn des Reichsbank-Inspektors a. D. Fritz Hennig, aus Insterburg, Wichertstr. 3, jetzt in Bad Mergentheim, Württemberg, Birkenweg 3.

 

Günther Ludwig, Sohn des Lehrers Kurt Ludwig, aus Sudnicken, Samland, jetzt in Schleswig, Heisterweg 31.

 

Bruno Mattrisch, Sohn des Landwirts Karl Mattrisch, aus Rummau, Abbau, Kreis Ortelsburg, jetzt in Wattenscheid, am Städt. mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasium in Wattenscheid. Er kam erst 1948 mit einem Kindertransport aus der Heimat zu seinen Eltern.

 

Karl-Heinz Witt, Sohn des Landwirts Aloys Witt, aus Wuslack, Kreis Heilsberg, jetzt Meßkirch, Kreis Stockach, Baden, Ostlandstr 1, am Gymnasium Radolfzell Bodensee.

 

Hans-Dieter Bogwitz, aus Angerburg, Kehlener Str. Nr. 9, jetzt in Bonn, Richard-Wagner-Str. 34.

 

Rainer Didzuhn, Sohn des Landsmanns Wilhelm Didzuhn, aus Gumbinnen, jetzt in Berlin-Zehlendorf, Teichstr. 18.

 

Gertraud Hindel, Tochter des in Königsberg ums Leben gekommenen Landsmanns Karl Hindel, Graf-von-Spee-Straße 13, jetzt in Lübeck, Herbartweg 8, am Gymnasium am Falkenplatz in Lübeck.

 

Arnold Anton Hinzmann, Sohn des Tischlers und Landwirts Anton Hinzmann, aus Wonneberg, Kreis Rößel, jetzt in Senne I, Lippstädter Str. 1290, am Städtischen Helmholtz-Gymnasium Bielefeld.

 

Bernhild Laue, Tochter des Hauptmanns a. D. Herbert Laue, aus Tilsit, Johanna-Wolff-Str. 10, jetzt Gut Groß-Weeden, Post Siersrade über Bad Oldesloe, an der Lauenburgischen Gelehrtenschule zu Ratzeburg.

 

Hannelore Malessa, Tochter des Sägewerkbesitzers Karl Malessa, aus Markthausen, Kreis Labiau, jetzt in Niederlustadt, Kreis Germersheim, Pfalz, am Neusprachlichen Gymnasium in Landau.

 

Herbert Rehfeld, Sohn des vermissten Verwaltungsangestellten Ernst Rehfeld, aus Gerdauen, Kirchenstr. 5, jetzt Dassel, Kreis Einbeck, Am Naturpark Nr. 448, an der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel.

 

Manfred Schaefer, Sohn des Baumeisters Fritz Schaefer, jetzt in Volkmarsen, Benfelder Str. 8, am Gymnasium Marianum in Warburg, Westfalen.

 

Irmgard Donder, älteste Tochter des Kaufmanns Hugo Donder, aus Schloßberg, jetzt in Göttingen, Am Feuerschanzengraben 2.

 

Ingrit Ebelt, Tochter des Medizinalrats a. D. Godehard Ebelt, jetzt Emnerstedt bei Helmstedt.

 

Dorothea Kantowski, Tochter des Studienrats Eugen Kantowski, aus Ortelsburg, jetzt Lahr, Schwarzwald, am Max-Planck-Gymnasium in Lahr.

 

Hans-Wolf von Lojewski, Sohn des Redakteurs Erich von Lojewski, aus Lötzen, (ehemals „Königsberger Hartungsche Zeitung"), jetzt in Kiel-Gaarden, Medusastr. 33, an der Gelehrtenschule in Kiel.

 

Hans-Joachim Muhlack, Sohn des vermissten Lehrers Otto Muhlack, aus Kaydann, Kreis Gerdauen, an der Staatl. Graf-Adolf-Schule in Tecklenburg. Anschrift: Lengerich, Westfalen, Rahestr. 36.

 

Reinhold Perl, Sohn des Oberförsters Heinrich Perl, aus Klinthenen, Kreis Gerdauen, jetzt in Brenkhausen, Kreis Höxter, Weser, am König-Wilhelm-Gymnasium in Höxter.

 

Hans-Joachim Porps und Ernst-Ferdinand Porps, Söhne des Steueramtmanns Willy Porps, aus Heinrichswalde, jetzt in (24a) Bad Oldesloe, Mommsenstr. Nr. 11, an der Theodor-Mommsen-Schule zu Bad Oldesloe.

 

Diethelm Stobbe, Sohn des vermissten Justizsekretärs Paul Stobbe, aus Königsberg, an der Bismarckschule Elmshorn. Anschrift: Barmstedt, Holstein, Jittkamp 15.

 

Dietrich Toussaint, Sohn des Apothekers Werner Toussaint, aus Königsberg, jetzt in Bremen, Stoeckenstr 32.

 

Inge Godusch-Schneidereit, Tochter des Landsmanns Richard Schneidereit, aus Großpelken, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in (16) Lampertheim, Hessen, Weinheimer Weg 2, am Gymnasium in Hüttenfeld, Schloß Rennhof.

 

Andreas Papendieck, Sohn des Landsmanns Dr. Hans Papendieck, aus Königsberg, jetzt in (14) Ludwigsburg, Bozener Str. 1, an der Freien Waldorfschule in Stuttgart.

 

Winfried Rogalla, Sohn des Landwirts Otto Rogalla, aus Kornau, Kreis Ortelsburg, jetzt in Bochum, Castroper Hellweg 101, am Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasium in Bochum-Gerte.

 

Christa Schott, Tochter des gefallenen Oberfeldwebels Hermann Schott, aus Allenstein, Kurkenstraße 20, am Isolde-Kurz-Gymnasium in Reutlingen. Anschrift: Reutlingen, Württemberg, Krämerstr. 42.

 

Frank-Dieter Willeweit, Sohn des Hausschuhfabrikanten Walter Willeweit, aus Gumbinnen, jetzt Brackwede i. W., Bielefelder Straße 23, an der Wirtschaftsoberschule Osnabrück.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Am 26. März 1957 entschlief sanft nach kurzer Krankheit, fern seiner geliebten Heimat, mein lieber Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater, Opa, Schwager und Onkel, Herrmann Florian, im 77. Lebensjahre. In stiller Trauer: Auguste Florian, geboren Ewald. Christel Schlicht, geboren Florian. Ursula Oehlers, geboren Florian und Gatte, mit Kinder Fritz Florian und Frau. Hans-Jörg Florian, vermisst. Heilbronn a. N., Schillerstraße 44. Früher Friedland, Ostpreußen, Kasernenstraße 149

 

Am 21. März 1957 entschlief nach langem schwerem Leiden, unser lieber guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, ehem. Geschäftsführer der AOK Angerapp, Ostpreußen, Adolf Kremp, im 74. Lebensjahre. Er folgte seiner lieben Frau nach 15 Monaten in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Joh. Reimann und Frau Gertrude Reimann, geboren Kremp, Gettorf, Holstein. Fritz Kremp und Frau Sigrid Kremp, geboren Pohlmann, Solingen. Horst Kremp und Braut Margarete Lindner, Dortmund.

 

Wir gedenken an seinem 45. Geburtstage meines seit Januar 1945 im Osten vermissten lieben, unvergesslichen, jüngsten Sohnes, unseres guten Bruders, Schwagers und Onkels, Kurt Geibys, geboren 13. April 1912. Tiefe, sorgende Liebe für die Mutter, herzliche Harmonie und Treue zu seinen Geschwistern, Schwagern und Schwägerinnen und deren Kindern machen ihn uns unvergesslich. Berta Geibys, geboren Queck, als Mutter Osterholz-Scharmbeck. Paul Geibys und Frau Gertrud Geibys, geboren Gutzeit und Kinder, Nordhorn (Hannover). Bruno Geibys und Frau Anna Geibys, geboren Gehrke und Kinder, sowj. bes. Zone. Alfred Winkler und Frau Frida Winkler, geboren Geibys, Osterholz-Scharmbeck. Hans-Herm. Sievert und Frau Erna Sievert, geboren Geibys, Gelsenkirchen. Fritz Adam und Frau Eva Adam, geboren Geibys, Mülheim Ruhr. Gerhard Gedaschke (im Osten verschollen) und Frau Mieze Gedaschke, geboren Geibys, und Tochter, Eckernförde, Holstein. Früher Königsberg Pr., Tragh. Kirchenstraße 85, jetzt Osterholz-Scharmbeck, Bromberger Allee 8

 

Am 4. April 1957 starb fern von uns in der alten Heimat, unsere liebe Mutter, Schwieger- und Großmutter, Barbara Czinczoll, geboren Fughe in Schönborn, Kreis Rößel, Ostpreußen, im gesegneten Alter von 83 Jahren.In stiller Trauer: Agatha Wichmann, geboren Czinczoll. Adolf Wichmann und vier Enkelkinder. Gronau (Hannover), Junkerstraße 10

 

Heute Morgen entschlief sanft meine über alles geliebte Frau, mein getreuer Lebenskamerad während 32 Jahren, mein liebes gutes Müttchen, Helene Rennekampff, geboren Kugland, im fast vollendeten 54. Lebensjahre. Dieser Schicksalsschlag ist für uns unfassbar. In tiefer Trauer: Hans Rennekampff, Bankdirektor a. D. Dr. Hans-Jürgen Rennekampff, Dipl.-Chemiker, Egham, Surrey, England. Plön, den 4. April 1957, Prinzenstraße 5. Früher Tilsit, Am hohen Tor 3, Bank der Ostpreußischen Landschaft

 

Zum Gedenken unserer Mütter, Helene Köhler, geboren Dölling, geboren 20.07.1877, gestorben 12.04.1947; Louise Dünckel, geborene Nelson, geboren 17.07.1878, gestorben 25.09.1945. Ria Dünckel, geboren Köhler, Allenstein. Bruno Dünckel, Insterburg. Bad Lauterberg, Promenade 14

 

Am 31. März 1957 entschlief plötzlich und unerwartet mein lieber Vater, Schwiegervater, Opa und Bruder, Herr Willy Braun, Postinspektor a. D., im Alter von 73 Jahren. In stiller Trauer: Dr. Herbert Braun. Erika Braun, geboren Lebus. Rüdiger Braun. Frieda Strewizek. Mainz-Gonsenheim, den 1. April 1957. Früher Insterburg, Ostpreußen, Gartenstr. 3

 

Nach kurzem schwerem Leiden, jedoch schnell und unerwartet, schloss mein innigst geliebter Mann, unser herzensguter Vati, Schwiegervater und Opa, Zimmermann Otto Panke, am 31. März 1957, im Alter von 57 Jahren, seine lieben Augen für immer. In tiefem Schmerz: Grete Panke, geboren Krebs. Kurt Panke und Frau Elly. Ruth Pape und Familie. Früher Pillau II, jetzt Sasbach über Achern, Baden.

 

Am 26. März 1957 hat meine Mutter, Frau Erna Schneider, geboren Meinekat, Witwe des 1944 verstorbenen Facharztes für Hautkrankheiten, Dr. med. Walter Schneider, Königsberg Pr., kurz vor Vollendung ihres 64 Lebensjahre,s ihre Augen für immer geschlossen. Ein schneller Tod erlöste sie von schwerer Krankheit und bewahrte sie vor langen Leiden. Mit ihr verlieren wir die Mutter, Großmutter, Schwester, Tante, Schwägerin und Schwiegermutter. Im Namen der Hinterbliebenen: Dr. Ilse Lommel, geboren Schneider. Tübingen, 1. April 1957, Kronenstraße 17. Die Trauerfeier hat in aller Stille auf dem Friedhof in Tübingen-Lustnau stattgefunden.

 

Du hast für uns gesorgt, geschafft, ja manchmal über deine Kraft. Nun ruhe aus du treues Herz, der Herr wird lindern unsern Schmerz. Nach Gottes heiligem Willen entschlief am 21. März 1957 unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Omi, Schwägerin und Tante, in der unvergesslichen lieben Heimat, Witwe Emma Schulzki, geboren Jablonski, im Alter von fast 69 Jahren. In tiefer Trauer: Erich Schulzki und Frau. Erna Schulzki, z. Z. Ostpreußen. Leutnant der Luftw. Bruno Schulzki, vermisst. Reinhardt und Margret, als Enkelkinder und alle Verwandten. Altheide, Kreis Angerapp, Ostpreußen, jetzt Scheie Nr. 32, Kreis Schaumburg-Lippe

 

Am 2. April 1957 entschlief im 81. Lebensjahre, unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Alice Weiche, geboren Schmidt. Früher Elbing, Johannisstraße 20 b. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Hans-Joachim Weiche, Arzt, Hamburg 4, Annenstraße 12. Dietrich Weiche, im Osten vermisst, Berlin-Steglitz, Südendstr. 59. Horst Weiche, Hannover, Spichernstraße 22

 

Heute entschlief plötzlich und für uns unerwartet, meine liebe Mutter, unsere Großmutter und Urgroßmutter, Marie Rosenbaum, geboren Neumann. Nach zwölfjähriger Trennung von ihrer geliebten Heimat Ostpreußen, ging sie im Alter von fast 80 Jahren für immer von uns. In tiefem Schmerz: Gertraut Joksch, geboren Rosenbaum. Enkel und Urenkel. Oberhausen-Sterkrade, den 20. März 1957, Mathilderstraße 81

 

Plötzlich und unerwartet verstarb durch Unglücksfall am 22. Februar 1957, mein lieber Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, Emil Ballnuweit, geboren 26.09.1902. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Auguste Ballnuweit, als Mutter. Bremen-Aumund, 31. März 1957, An der Aue 34. Früher Saugwethen, Kreis Insterburg.

 

Am 23. Februar 1957 starb nach kurzer schwerer Krankheit, mein lieber guter Mann, unser guter Bruder und Schwager, Max Harbach. Er folgte seinem 1943 gefallenen Sohn nach, in die Ewigkeit. Frau Maria Harbach, geboren Plauda und Geschwister. Bordesholm, Willenbrook 17. Früher Königsberg Pr., Helfferichstraße 8

 

Am 2. April 1957 ist unser lieber Vater, Schwiegervater, Groß- und Urgroßvater, Kaufmann Eduard Gerlach, aus Insterburg, Siehrstraße 17, im Alter von 80 Jahren in der sowj. bes. Zone entschlafen. Für alle Hinterbliebenen: Als Töchter: Helene Knabe und  Maria Beutler. Berlin-Tempelhof und Krefeld (Rheinland)

 

Zum Gedenken. Nach gemeinsamem Lebensweg verstarben in der Heimat nach längerer Krankheit, unter russischer Besatzung, meine lieben Eltern, Landwirt Emil Dagott, geboren 19.01.1880, gestorben 15.04.1947; Hedwig Dagott, geboren 25.10.1882, gest. 08.06.1947. In stiller Trauer im Namen aller Verwandten: Ilse Dagott. Früher Abbau Rauschen, Samland, jetzt Düsseldorf-Lohausen, Im Lohauser Feld 48. Sie wurden auf dem Waldfriedhof in Rauschen beerdigt.

 

In stillem Gedenken. Am 11. April 1957 sind es zwölf Jahre, dass mir mein lieber, stets treusorgender Mann, Richard Schwermer, Mahl- und Schneidemühle Jorksdorf, Gr.-Baum, Kreis Labiau, aufs grausamste entrissen wurde. Immer noch weiß ich nichts Genaues über sein Schicksal. In stiller Trauer: Johanna Schwermer (22a) Neukirchen-Moers, Vietenstraße 13

 

Du bleibst uns immer unvergessen. Zum zwölfjährigen Todestag, dem 17. April 1945, gedenken wir in stiller Trauer meines lieben Mannes, Ewald Szaepeit. Früher Willkischken, Kreis Tilsit-Ragnit. Frieda Szaepeit und Tochter Dora. Berlin-Neukölln, Karl-Marx-Platz 17.

 

Heute, 10.15 Uhr, wurde meine liebe Frau, unsere gute Schwägerin, Tante und Großtante, Berta Thieler, geboren Augustin, im 71. Lebensjahre, fern der Heimat von ihrem langen schweren Leiden durch den Tod erlöst. In stiller Trauer: Karl Thieler, Lehrer i. R. und Angehörige. Burg (Dithm.), den 30. März 1957, Unterm Cleve 10. Wir haben unsere liebe Tote am 2. April 1957 auf dem neuen Friedhof in Burg zur letzten Ruhe gebettet.

 

Nur Arbeit war Dein Leben. Nie dachtest Du an Dich. Nur für die Deinen streben. Galt Dir als höchste Pflicht. Fern der unvergessenen geliebten Heimat entschlief nach mit Geduld ertragenem Leiden, meine innigst geliebte Frau, unsere Mama, Schwester, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Emma Hennig, geboren Grätsch, früher Mägdeberg, Elchniederung, Ostpreußen, im Alter von 68 Jahren. In tiefer Trauer: Albert Hennig und Kinder. Hasselbach (Westerwald).

 

Nach schwerer Krankheit verstarb plötzlich unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Anna Abromeit, geboren Grunwald, geboren 09.10.1897, gest. 15.03.1957. Heist über Uetersen, Holstein. Früher Königsberg Pr., Haberberger Grund 12. In tiefer Trauer: Marie Dannenbaum, geborene Grunwald, Osterholz-Scharmbeck, Danziger Straße 7, früher Königsberg Pr., Aweider Allee 24. Thea Frey, geborene Grunwald, Luzern, Schweiz, Hirschmattstraße 49, früher Königsberg Pr., Schwalbenweg 17. Charlotte Pachan, geborene Grunwald, sowjetisch besetzte Zone, früher Trentitten, Kr. Samland, Ostpreußen.

 

Statt Karten. Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme sowie Kranzspenden beim Heimgange meines lieben Mannes, unseres guten Vaters, Max Eckert, sagen wir allen herzlichen Dank. Nanny Eckert, geborene Skaliks. Horst. Sigrid und Vera. Henstedt-Rehn und Edmonton Alta, Kanada, im April 1957. Früher Kulmen, Kreis Tilsit-Ragnit

 

Für die vielen Zuschriften herzlicher Anteilnahme von lieben Bekannten aus der lieben Heimat und auch Prediger Herrn O. Lardon,  Hamburg-Niendorf, Gr.-Bosteler Str. 36, der gerade zum Besuch hier weilte, für seine trostreichen Worte am Sarge meines lieben Mannes und Vaters, Gustav Schierwagen, sagen wir unseren aufrichtigen Dank. Amalie Schierwagen und Kinder. Brooklyn, den 3. April 1957, 198 Wrodbine Street, USA

 

Seite 16   Familienanzeigen

Ein gütiger Tod führte heute meinen geliebten Mann, D. Dr. Arthur Mentz, Oberstudiendirektor i. R. vom Stadtgymnasium zu Königsberg Pr., geboren 7. März 1882, vom irdischen ins ewige Leben. Es trauern tief mit mir: Gertrud Mentz, geboren Zander. Seine alte Schwester, Margarete Mentz. Sein Schwager, Dr. Konrad Zander und Frau Eva. Seine Neffen, Nichten und Patenkinder und so viele liebe Freunde aus der alten und in der neuen Heimat. Rinteln (Weser), Bahnhofstraße 35, den 30. März 1957

 

Die Schicksalsgemeinschaft der Königsberger betrauert den Tod von Oberstudiendirektor D. Dr. Arthur Mentz. Als Mitglied und zeitweiliger Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung im alten Rathaus auf dem Kneiphof hat er in den Jahren vor 1933 am Aufstieg Königsbergs in der schweren Zeit nach dem Ersten Weltkriege mitgewirkt. Wir beklagen den Verlust dieses aufrechten, selbstlosen Mannes, der seinen Schülern vom Stadtgymnasium ein Vorbild im Sinne der Lehre Immanuel Kants war. Im Namen aller Mitbürger: Konsul Hellmuth Bieske, Stadtvertreter von Königsberg

 

Unser verehrter Direktor und Lehrer D. Dr. Arthur Mentz, weil. Oberstudiendirektor am Stadtgymnasium Altstadt-Kneiphof zu Königsberg Pr., ist am 30. März 1957, im 76. Lebensjahre heimgegangen in den Frieden der Ewigkeit. Von 1923 bis 1945 hat die Leitung unserer Schule in seinen Händen gelegen. Wir ehemaligen Lehrer und Schüler trauern gemeinsam um den verdienten und erfahrenen Kollegen, den gütigen Lehrer und väterlichen Freund, der nach der Vertreibung unsern Kreis neu sammelte und uns in unserer Patenschule, dem Ratsgymnasium zu Hannover, eine neue Heimat gab. Unsere Verehrung und Liebe zu ihm wird bleiben. Der Freundeskreis ehemaliger Lehrer und Schüler des Stadtgymnasiums Altstadt-Kneiphof zu Königsberg Pr. Werner Weigelt, Pfarrer. Dr. Martin Klein, Oberstudienrat

 

Die Todesstunde schlug zu früh, doch Gott der Herr bestimmte sie. Gott der Herr erlöste heute meinen lieben Mann, meinen herzensguten Vati, Neffen, Vetter und Onkel, Kurt Korsch, Lehrer, im 55. Lebensjahre, von seinem schweren Leiden. In stiller Trauer: Erna Korsch, geboren Milke. Gisela Korsch und Anverwandte. Essen, den 26. März 1957, Hagenaustraße 36. Früher Königsberg Pr., Hoffmannstraße 1

 

Kein Arzt fand Heilung mehr für mich, Jesus sprach: Ich heile dich. Am 29. März 1957 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit, mein innig geliebter Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, der frühere Landwirt, Karl Pasternak, aus Arys, Ostpreußen, im Alter von 77 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Verwandten: Emilie Pasternak, geboren Kulka. Neugnadenfeld, Kreis Bentheim  

 

Nur Arbeit war Dein Leben, nie dachtest Du an Dich, nur für die Deinen streben, galt Dir als höchste Pflicht! Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat, nach einem an Arbeit und Pflichterfüllung reichen Leben, nahm heute früh 5.30 Uhr Gott der Herr nach längerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden unseren lieben Vater, Schwiegervater, Bruder und Onkel, unseren herzensguten Opa und Uropa, den früheren Ziegeleibetriebsleiter, Ludwig Baßner, im Alter von 74 Jahren zu sich in die Ewigkeit. Er folgte seiner lieben Frau, unserer guten Mutter, Auguste Baßner, geboren Lankowski, gestorben 18. Januar 1944 in Gumbinnen; seiner ältesten Tochter Helene Kuhn, geboren Baßner, gestorben auf der Flucht im Mai 1945 in Fritzhoff, Pommern; deren Kinder, Walter und Dieter sowie seiner jüngsten Tochter, meiner Zwillingsschwester Johanna Melborn, geboren Baßner; deren Mann Otto mit Söhnchen Eberhard, gestorben an den Folgen der Flucht im März und Mai 1946 in Elsterberg, Sachsen. In stillem Gedenken: Ida König, Tochter, Schwiegersohn Josef und Kinder, Deggendorf, Niederbayern, Gaisbergstraße. Franz Baßner, Sohn, mit Familie Volmerdingsen über Bad Oeynhausen. Ludwig Baßner, Sohn, mit Familie, Elmshorn, Holstein. Berta Giffey, Tochter, mit Familie, Harbarnsen über Alfeld (Leine). Otto Baßner und Fritz Baßner, Söhne, in Russland vermisst. Liesbeth Baßner, Schwiegertochter, mit Familie, Kührstedt, Bremerhaven. Franz Kuhn, Schwiegersohn, mit Familie, Neukirchen-Siedlung, Grevenbroich. Franz Baßner, Bruder, mit Familie, Essen-Bergeborbeck, sowie alle Anverwandten und Bekannten. Deggendorf, Niederbayern. 26. Februar 1957. Früher Gumbinnen, Ostpreußen, Königsplatz 4. Wir haben ihn am 1. März 1957 in Deggendorf beerdigt.

 

Plötzlich und unerwartet verstarb am 15. Februar 1957, unser lieber Vater, Großvater, Bruder und Onkel, Ernst Mauritz, Rektor i. R. und Oberstleutnant d. R., Inhaber hoher militärischer Auszeichnungen beider Kriege. R. Kümpel, verw. Bagdahn, geboren Mauritz, und Familie, Braunschwelg, Richterstraße 1. Ursula Tonn, geboren Mauritz und Familie, Kiel, Alte Eichen 4. Bad Dürrheim. Früher Mensguth, Kreis Ortelsburg

 

Fern der Heimat starben sie. Doch ihre Heimat vergaßen sie nie! Zum zehnten Todestage gedenken wir tief bewegt unserer geliebten herzensguten Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Minna Reck, geborene Gutzeit, geboren 12.11.1885, gest. 11.05.1947 in Eggelham, Bayern; Ihr folgte am 31. Dezember 1948 unser unvergesslicher und treusorgender Vater, Schwiegervater und Großvater, Bäckermeister Adolf Reck, geboren 01.03.1884, früher Gerdauen, Ostpreußen, gestorben ebenfalls in Eggelham. Als Kinder: Klaus Reck und Frau Luise Reck, geboren Schmelzer, Münster. Adolf Reck in Solingen. Peter Beißel und Frau Helga Beißel, geboren Reck, Fritzdorf bei Bonn. Otto Schwarz und Frau Edeltraut Schwarz, geboren Reck, Witten Ruhr. Albert Skottke und Frau Gerda Skottke, geboren Reck, Eggelham. Willy Berger und Frau Marga Berger, geboren Reck, Münster. Frau Erna-Käthe Reck, Rosenheim, Bayern. Frau Ellinor Reck, geboren Kohzer, Bonn. 11 Enkelkinder und weitere Anverwandte. Dieses nehme ich zum Anlass, auch meines geliebten unvergesslichen Mannes, Walter Reck, geb. 24.09.1914, gefallen 31.12.1942 in Russland, namens aller Angehörigen zu gedenken. Frau Ellinor Reck, geboren Kohzer

 

Am 21. März 1957 entschlief nach langem schwerem Leiden unsere herzensgute, treusorgende Mutter und Schwiegermutter, liebe Schwägerin, Tante und Kusine, Auguste Mittelsteiner, aus Gr.-Neuhof, Kreis Rastenburg, im 75. Lebensjahre. In stiller Trauer: Margarete Mittelsteiner, Brackwede, Friedrichstraße 10. Bertram Mittelsteiner und Frau Margarete Mittelsteiner, geboren Bösel, sowj. bes. Zone. Brackwede, den 21. März 1957. Wir haben die Entschlafene am 26. März 1957, auf dem ev. Friedhof in Brackwede beerdigt.

 

Nach langem schwerem Leiden entschlief am 29. März 1957, mein lieber guter Mann, unser stets für uns sorgender Vater, Schwiegervater, Uwes lieber Opa, mein einziger Sohn, Lehrer i. R. Ernst Hochfeldt, im 61. Lebensjahre. In lieber Erinnerung: Ella Hochfeldt, geboren Grigull. Wolfdieter Hochfeldt und Frau Ingrid Hochfeldt, geboren Marsal. Wolfgang Niehns und Frau Renate Niehns, geboren Hochfeldt. und Uwe. Gisela Hochfeldt. Brunhilde Hochfeldt. Johanna Hochfeldt, geboren Fuhrmeister. Fiefbergen über Schönberg, Holstein. Früher Heideckshof und Heinrichswalde, Kreis Elchniederung. Einäscherung in Kiel. Die Beisetzung der Urne findet in aller Stille auf dem Urnenfriedhof in Kiel statt.

 

Nach langer schwerer Krankheit verstarb am 29. März 1957 in Scheeßel, Kreis Rotenburg (Hann.), mein lieber Bruder, unser guter Schwager, Onkel, Großonkel und Vetter, Bauer und Lehrer i. R. Oskar Thieler, Richtfelde, Kreis Gumbinnen, im Alter von 83 Jahren. Er lebte und strebte nur für uns, seine nächsten Verwandten und für seinen durch eigene Kraft erworbenen Vollhof. Im Namen der Trauernden: E. Thieler, Rektor i. R., Kaukehmen, z. Z. München/Gräfeling, Maria-Eich-Straße 61

 

Am Sonntag, dem 31. März 1957, vormittags 7.30 Uhr, ist mein lieber Mann, der Justizinspektor i. R. Erich Günter, früher Königsberg Pr., Luisenallee 14a, im Alter von 77 Jahren, von mir gegangen. In tiefer Trauer: Klara Günter, geboren Günter. Rotenburg, Hann., den 4. April 1957, Pommernweg 2

 

Es hat Gott gefallen, meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwieger- und Großvater, Bruder, Onkel und Schwager, Otto Zilian, Rangiermeister i. R., am 22. März 1957, im 84. Lebensjahre, zu sich zu nehmen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Wilhelmine Zilian, geboren Kowalczyk, Königsberg Pr., Neuer Graben 1, jetzt sowj. bes. Zone. Zu erreichen durch Karl Kowalczyk, Hamburg 26, Burggarten Nr. 14

 

„O Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn und Heiland Jesum Christum!" Am frühen Sonntagmorgen ging nach Gottes heiligem Willen und Rat, meine geliebte Frau, unsere gute Mutter, Großmutter, Alma Plaumann, geborene Knoop, Allenstein, geboren am 13.03.1886, gestorben 31.03.1957, geborgen in der Liebe Christi, ein in Seine Herrlichkeit. In getröstetem Leid: Hugo Plaumann, Postinspektor a. D. nebst Frau Ruth und Söhnen und Sohn Gerhard nebst Familie. Gunzenhausen, Jägerstraße 30, den 31. März 1957

 

Allen denen möchten wir danken, die uns beim Heimgange unseres lieben Entschlafenen in liebevoller Weise gedacht haben; sei es durch Wort und Schrift, ehrendes Geleit, Blumen- und Kranzspenden. Frau Luise Stipproweit und Kinder. Eilmsen, im Januar 1957

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