Ostpreußenblatt, Folge 35 vom 31.08.1957

Ostpreußenblatt

Folge 35 vom 31.08.1957

 

Seite 1   Heimat eines Dichters

Am 30. September 1857 — vor hundert Jahren also — wurde im nördlichen Ostpreußen, in Mutzicken bei Heydekrug, Hermann Sudermann geboren, der Mann, dessen Schauspiele „Ehre" und „Heimat" zu Welterfolgen wurden. Weit nachhaltiger ist aber seine Wirkung als Epiker; seine „Litauischen Geschichten" werden wohl kaum vergessen werden. Die Landschaft, in der sie spielen, hat ein eigenes Gesicht; sie kann mit keinem Teil unseres deutschen Vaterlandes verwechselt werden. Es ist die Memelniederung — unsere Aufnahme zeigt einen Ausschnitt am Nemonienstrom - mit ihrem unendlichen Reichtum der Stimmungen. — Auf Seite 9 dieser Folge bringen wir einen Beitrag von Paul Fechter über den Menschen Hermann Sudermann und die Bedeutung seines Werkes.

 

Seite 1   Syrien - ein Alarmsignal

„Die geringste fremde Einmischung in unsere Angelegenheiten würde die internationale Spannung erhöhen und die Gefahr eines dritten Weltkrieges heraufbeschwören ...“ Ein kleiner Nahoststaat hat diese Drohung in der vergangenen Woche ausgesprochen, ein Staat, der erst knapp zwölf Jahre existiert und in dieser Zeit von einer Krise in die andere taumelte. Sollen wir diese Drohung ernst nehmen, wie die aus der syrischen Hauptstadt Damaskus kommt? Ist der „dritte Weltkrieg" nicht überhaupt ein Gespenst, das an Schrecken verliert, je öfter es zitiert wird?

 

Untersuchen wir, woher Syrien den Mut nimmt, der Welt zu drohen.

 

Es begann mit einem Staatsbesuch in Moskau. Diese Delegation war noch nicht wieder in Damaskus zurück, als man dort eine amerikanische „Verschwörung" gegen die Regierung „entdeckte", Anlass, oder besser Vorwand für eine prosowjetische Offiziersclique, die Macht im Land an sich zu reißen. Das ist eine vollendete Tatsache, an der auch die Reise des syrischen Staatspräsidenten nach Kairo nichts ändern wird, denn nicht er, Schwkri-el-Kuwatli, ist der starke Mann, sondern Afif Bisri, der Generalstabschef, fanatischer Nationalist und KP-Mitglied. Seine Armee ist schon heute mit sowjetischen Waffen ausgerüstet und von sowjetischen „technischen Beratern" durchsetzt.

 

Daher nimmt Syrien also den Mut, die Welt herauszufordern. Der Ton seiner Verlautbarungen klingt bereits unverkennbar sowjetisch. Moskau hat den in Syrien am stärksten von allen Nahoststaaten vorhandenen Hass gegen den Westen geschickt genutzt. Es ist im Begriff, sich dort eine Basis zu schaffen.

 

Nüchterne Überlegungen

Müssen wir schon an einen heißen Krieg denken? Nun, Syrien ist bisher trotz der sowjetischen Waffenlieferungen keine bedeutende Militärmacht. Seine Nachbarn, die Türkei, der Irak, Jordanien sind antikommunistisch regiert, auch Oberst Nasser ist, trotz seiner Wirtschaftsverträge mit Moskau, bei sich zu Hause durchaus kein Kommunistenfreund. Unter diesen Umständen Kriegswirren im Nahen Osten zu entfesseln, wäre von Moskau höchst unklug. Zunächst geht es dem Kreml auch nur um Verschärfung der ohnehin vor allem wegen des gemeinsamen Hasses aller arabischen Länder gegen Israel schon vorhandenen Spannungen in Nahost. Die syrische Aktion ist ein vorbereitendes Fallschirmunternehmen der Weltrevolution.

 

Und wie reagiert der Westen darauf? Präsident Eisenhower berief in Washington den Nationalen Sicherheitsrat zu einer Sondersitzung ein. Es gab Stimmen, die ein militärisches Eingreifen forderten. Das aber wäre, entsprechend der für den Nahen Osten verkündeten und vom Kongress gebilligten Eisenhower-Doktrin, nur möglich, wenn Syriens Nachbarn sich nach den jüngsten Ereignissen unmittelbar bedroht fühlen müssten. Davon aber kann noch nicht die Rede sein. Die Eisenhower-Doktrin gibt keine Handhabe zum Eingreifen bei einem innerpolitischen kommunistischen Putsch. Was aber kann nun geschehen, was muss geschehen, nachdem die USA nach dem Suez-Konflikt die Nachfolge Großbritanniens und Frankreichs als Garantiemacht für den Frieden im Nahen Osten angetreten haben?

 

Vorwürfe

Fragen wir zuerst, was hätte geschehen müssen, um die derzeitige Entwicklung zu verhindern. Die USA haben kein leichtes Erbe angetreten. Auf Schritt und Tritt begegnen uns im Nahen Osten noch Spuren jenes unheilvollen Kolonialismus, der eigentlich schon nach dem Ersten Weltkrieg faul und überholt war und wie ihn heute — in anderer Gestalt — nur noch die Sowjetunion praktiziert. Widerwillig, zögernd gab der Westen den arabischen Staaten die Selbständigkeit, und nachdem das geschehen war, sorgte man dafür, dass die alten Feudalherren an der Macht blieben, anstatt sich mit der jungen nationalistischen Intelligenz zu verbünden. Diese junge Intelligenz hat sich dann vielfach — enttäuscht — nach Moskau orientiert, das sich heute als Beschützer und Anwalt der Freiheit aufspielen kann.

 

Doch ist Geschehenes nicht mehr rückgängig zu machen. Heute muss man versuchen, die Folgerungen aus alten Fehlern zu ziehen. Das heißt im gegenwärtigen Augenblick: mehr psychologisches Einfühlungsvermögen und wirkungsvolle wirtschaftliche Hilfe!

 

Bedenkliche Entscheidung

Die wirtschaftliche Hilfe nun ist stark gefährdet durch den heftigen Widerstand des amerikanischen Repräsentantenhauses gegen Eisenhowers Auslandshilfeprogramm. Wir haben in der letzten Folge bereits von der abermaligen Kürzung der Gesamtsumme auf nunmehr etwa 2,5 Milliarden Dollar berichtet. Diese Abstriche würden unter anderem auch die Militärhilfe an die Türkei betreffen, den Nachbarn Syriens, würden also eine Schwächung der Stellung des Westens in Nahost bedeuten und die Sowjetunion geradezu ermuntern, dies Gebiet zu einem zweiten Schauplatz des kalten Krieges auszubauen. Erst durch die Kürzung der amerikanischen Auslandshilfe würde das sowjetische „Fallschirmunternehmen Syrien" zu einem vollen Erfolg werden können.

 

Vertrauen die US-Senatoren, die für die Kürzung stimmten, etwa auf die Abrüstungs-Konferenz? Oder gewinnt eine neue Form des Isolationismus Boden, — eine überholte Einstellung, die heute den Untergang der freien Welt einschließlich der USA herbeiführen könnte? Oder sind rein innerpolitische, gegen Eisenhower gerichtete Tendenzen im Spiel?

 

Vorige Woche trug diese Seite die Überschrift „Die Welt darf hoffen". Das gilt weiterhin. Sie darf auf den inneren Zerfall des Kommunismus als machtbildender Idee hoffen. Aber das entbindet sie nicht von der Verpflichtung, ihrerseits zu handeln. Im Gegenteil, es muss Ansporn sein, diesen Zerfallsprozess mit allen zur Verfügung stehenden materiellen und geistigen Mitteln zu beschleunigen.

 

Seite 1   Ostkunde mit falschen Vorzeichen

„Ist die deutsche Wiedervereinigung den Preis der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie wert? Welche politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten liegen in der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie? Sind die deutschen Ostgebiete lebensnotwendig? Welche Wirkung würde ein etwaiger Verzicht auf die in Westdeutschland lebenden früheren Bewohner dieser Gebiete haben? Könnte ein gutes Verhältnis zu Polen wichtiger sein als die Aufrechterhaltung des Anspruchs auf die Ostgebiete?"

 

So lautet das Thema drei eines Aufsatz-Wettbewerbes, den der Landtag von Baden-Württemberg für die Schüler der 8. und 9. Klasse der Gymnasien und der beiden letzten Klassen der Berufs- und Berufsfachschulen veranstaltet.

 

Nun werden die Heimatvertriebenen und überhaupt alle Deutschen, denen es mit der Wiedervereinigung des gesamten Deutschland — und zu diesem gehören die besetzten deutschen Ostgebiete — ernst ist, sich über jede Maßnahme freuen, durch die vor allem in den Schulen dieses wichtigste Anliegen des deutschen Volkes in den Vordergrund gerückt wird. Denn wir alle wissen es: Hier liegt noch viel, sehr viel im Argen. Aber gerade deshalb muss die Kunde vom deutschen Osten in der methodisch richtigen Weise — und die Methodik ist ein wichtiger Zweig der Ausbildung eines jeden Lehrers — vermittelt werden. Siebzehn- und neunzehnjährigen Schülern aber diese sehr schwierigen Fragen zu stellen, Schülern, von denen viele nicht einmal die elementarsten Kenntnisse über den deutschen Osten besitzen, das scheint uns ein besonders hohes Maß von pädagogischem Ungeschick zu offenbaren.

 

Noch schlimmer aber sind die Fragen selbst. Schon die Frage, welche politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten in der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie liegen, lässt erkennen, welche Antworten man wünscht, denn es ist ja nicht etwa von Nachteilen die Rede, sondern von Möglichkeiten, von positiven Auswirkungen der Anerkennung also! Vollends die letzte Frage ist mit ihrer geradezu aufreizenden Primitivität eine für harmlose Gemüter und natürlich auch für unerfahrene Schüler zwingende Aufforderung, um des lieben Friedens willen auf die deutschen Ostgebiete zu verzichten.

 

Wie die Schulen eines ganzen Landes durch Wettbewerbe an die Fragen des deutschen Ostens herangeführt werden können, das hat das Land Schleswig-Holstein in den letzten Jahren in vorbildlicher Art und mit einer begeisternden Wirkung gezeigt; wir haben in mehreren Beiträgen darüber sehr ausführlich berichtet. Der Wettbewerb des Landtages von Baden-Württemberg aber ist ein Musterbeispiel dafür, wie man es auf keinen Fall machen darf. K.

 

Seite 1   Keine neue, bessere Welt aus solchem Abschaum

Die Erklärung von Professor Kantorowicz - „Warum ich mit dem Ulbricht-Regime gebrochen habe“

Foto: Professor Alfred Kantorowicz

Eindrucksvoller als hundert Leitartikel, die man hier im Westen schreiben würde, ist die leidenschaftliche Erklärung, die der 58-jährige Dr. Alfred Kantorowicz, Ordentlicher Professor der Ost-Berliner Humboldt-Universität, über seine Flucht aus Ost-Berlin, jetzt über den Sender Freies Berlin gegeben hat. Professor Kantorowicz, der führende Geisteswissenschaftler der Zone, ist schon vor 26 Jahren Mitglied der Kommunistischen Partei geworden, er war später sogar Offizier der Internationalen Brigade in Spanien. Wenn ein solcher Mann voller Verzweiflung und Empörung die kommunistische Sache in der Sowjetzone aufgibt, so ist das ein neuer Beweis für den harten stalinistischen Kurs Ulbrichts und seiner Clique und für den verstärkten Terror, zugleich aber auch für die tiefe Beunruhigung und Oppositionsstimmung unter den Intellektuellen der Zone. Nach bestimmten Informationen soll sich die in der Zone lebende bekannte Schriftstellerin Anna Seghers in einer Selbstmordstimmung befinden.

 

Professor Dr. Kantorowicz erklärt u. a.:

 

Mit dem heutigen Tage habe ich den Machtbereich der Ulbrichtschen Gewaltherrschaft verlassen. Damit gebe ich preis meine Ämter als Professor mit dem Lehrstuhl für neueste deutsche Literatur, Direktor des germanistischen Instituts und Fachrichtungsleiter für Germanistik an der Humboldt-Universität, meine Arbeit als Direktor des Heinrich-Mann-Archivs der Deutschen Akademie der Künste, Verwalter des Nachlasses und Herausgeber des Gesamtwerkes meines verehrungswürdigen Vorbildes und Freundes Heinrich Mann und schließlich die Mitarbeit am Thomas-Mann-Archiv bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften, nicht zuletzt auch meine Verlagsverträge.

 

Die unendliche Schlammflut der Lüge

Ich lasse — von materiellen Gütern zu schweigen — hinter mir meine Arbeitsbibliothek von etwa 8000 Bänden, von denen doch einige tausend mit Randbemerkungen, Hinweisen, zahllosen Notizen versehen, die Grundlage zu meinem weiteren Lebenswerk bilden sollten, auch — mit wenigen Ausnahmen — meine Manuskripte, meine Archive, Materialsammlungen, Dokumente und den Briefwechsel mit vielen Freunden in aller Welt, darunter Heinrich Mann und Thomas Mann, Ernest Hemingway und Howard Fast, Agnes Smedley, Hermann Hesse und viele, die ich jetzt nicht nennen mag, um sie oder ihre Hinterbliebenen keiner Gefährdung auszusetzen. Schließlich muss ich mit dieser äußersten Entscheidung auch auf lange Zeit, wenn nicht für immer, Abschied nehmen von Freunden und Kampfgefährten aus den Zeiten des gemeinsamen Widerstandes gegen die Naziblutherrschaft, den Kameraden, die in gutem Glauben für die rechte Sache einzustehen, mit mir in den internationalen Brigaden in Spanien ihr Leben eingesetzt haben — an den Fronten von Madrid, Prozoblanco, Teruel, wohlgemerkt, nicht in den Bürostuben von Albacete, Valencia und Barcelona — und Kameraden, mit denen ich später die Zeiten der Konzentrationslager und Gefängnisse gemeinsam bestand. Und am Ende muss ich auch Abschied nehmen von meinen verehrten Kollegen der philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität, meinen Assistenten, Aspiranten, Studenten, wissenschaftlichen und literarischen Mitarbeitern. Sie alle werden nun gezwungen sein, mir nachzuspeien, mich zu verleumden, mich einen Verräter, Renegaten und wer weiß was zu schimpfen, nur weil ich mit dieser Notwendigkeit meiner Absage an das Ulbricht-Regime mir selber treu zu bleiben versuche.

 

Begreift man nun, dass ich diesen äußersten Entschluss durch Jahre und Jahre immer wieder hinausgeschoben habe, in der nachgerade verzweifelten Hoffnung, dass Übermaß der Roheit, Dummheit, Gewalttat, Rechtlosigkeit, die unendliche Schlammflut der Lüge, die Drosselung der geistigen Freiheit — dies alles seien nur Konvulsionen der Übergangszeit und aus diesen schaurigen Wehen werde doch die Geburt einer neuen Gesellschaft sich erzeugen, in der soziale Gerechtigkeit und persönliche Freiheit zu schönem Ausgleich gelangen würden.

 

Sechsundzwanzig Jahre lang, seit meinem Eintritt in die Kommunistische Partei im September 1931, habe ich an diesem Traum gehangen. Nach den Ereignissen der vergangenen Jahre vom 17. Juni bis zu der für so viele von uns, auch gerade für viele alte Kommunisten, glauben Sie mir, herzabdrückenden und nervenzerreibenden ungarischen Tragödie und nach der neuen Terrorwelle besonders gegen die Intellektuellen, die unter dem Gebelfer der Rabauken des Ulbricht-Apparates entfacht worden ist, habe ich nun auch die letzte Hoffnung, was sage ich; die letzte Illusion verloren, dass aus solchem Abschaum eine neue, bessere Welt geboren werden könnte.

 

Statt Volksherrschaft eine Funktionärsdiktatur

Ich kann nun vor mir selber die seit langem schon aufgedämmerte und immer wieder qualvoll verdrängte Erkenntnis der tragischen Paradoxie nicht mehr verleugnen, dass ich zu meinem winzigen Teil dazu beigetragen habe, gerade das mit herbeizuführen zu helfen, wogegen ich zu kämpfen vermeint hatte; eben die Rechtlosigkeit, die Ausbeutung der Arbeiter, die geistige Verknechtung der Intelligenz, die Willkürherrschaft einer Clique von Unwürdigen, die den Inbegriff des Sozialismus schänden, wie dereinst die Nazis den Namen Deutschlands geschändet haben. Nein, ich konnte nicht mehr die Augen verschließen vor dem fast mythischen Phänomen, dass, während wir gläubig für Freiheit und Recht und gegen die faschistische Barbarei gekämpft hatten, Faschismus und Barbarei hinter uns wieder auferstanden waren in Wort und Tat und Geist in den Amtsstuben der Apparatschiks. Wir meinten doch wirklich mit unserem Kampf die Volksherrschaft und fanden uns verstrickt in die Funktionärsdiktatur. Die Volkskammer war eine Funktionärskammer. Das Volkswohl Funktionärswohl. Die volkseigenen Betriebe funktionärseigene Betriebe, in denen die Arbeiter ihre Grundrechte, für die sie ein Jahrhundert gestritten und gelitten, eingebüßt haben und in halber Leibeigenschaft von Funktionärsvögten zu immer neuen Sonderschichten, Überstunden, Hochleistungen angepeitscht werden.

 

Und darum wiegt schwerer als alles, was ich hinter mich werfen musste, die seit Jahren würgende Atemnot, zu diesem Unrecht, dieser Lüge, dieser Gewalttat bei Gefahr für Freiheit und Leben schweigen zu müssen. Mehr noch; durch meine bloße Anwesenheit, durch mein öffentliches Wirken als Hochschullehrer und Schriftsteller — wenn ich auch seit Jahren zumeist nur zeitlich abgelegene wissenschaftliche oder literarische Arbeiten veröffentlicht habe — diente ich als Zeuge für die verabscheuungswürdige Gewaltherrschaft der Ulbricht-Clique. Nein, ich konnte nicht mehr. Ich hätte, um es in den Worten von Thomas Mann zu sagen, die ich so oft in meinen Büchern zitiert habe, und die in schlaflosen Nächten der vergangenen Jahre hundertmal als Mahnung vor mir auferstanden waren: „Ich hätte nicht leben, nicht arbeiten können, ich wäre erstickt, ohne dann und wann zwischenein, wie alte Völker sagten, mein Herz zu waschen, ohne von Zeit zu Zeit meinem unergründlichen Abscheu vor dem, was zu Hause in elenden Worten und elenderen Taten geschah, unverhohlen Ausdruck zu geben“.

 

Statt Selbstpreisgabe Flucht

Als nach den tragischen ungarischen Ereignissen die wütige Reaktion der Ulbricht-Clique besonders gegen die Intellektuellen wieder einsetzte, wurde der Schriftstellerverband gezwungen, eine Ergebenheitserklärung für die unfehlbare Obrigkeit, die sogenannte „Ungarn-Resolution" zu veröffentlichen, die von den Vorstandsmitgliedern des Verbandes, über vierzig an der Zahl, namentlich unterschrieben werden musste. Mein Name fehlte, obwohl ich, der ich schon den Schutzverband deutscher Schriftsteller im Exil geleitet hatte,  natürlich seit eh und je, dem Vorstand angehörte. Ich

hatte meine Unterschrift verweigert. Das sagt sich etwas leichter, als es getan war. Man hat mich bestürmt, beredet, bedroht. Aber da war ich mit dem Rücken zur Wand. Das konnte ich nicht unterschreiben.

 

Aber ich weiß nun, dass man mir, wenn ich geblieben wäre, Zumutungen gestellt hätte, die ich ohne Selbstpreisgabe nicht mehr hätte auf mich nehmen können. Das überfällige Kesseltreiben gegen mich würde gleich nach Beginn des Studienjahres im September eingesetzt haben. Warnungen und Drohungen von vielen Seiten häuften sich. Auf der letzten Tagung des Zentralkomitees der SED hat, wie „Das Neue Deutschland" vom 21.07.1957 mit Behagen berichtete, der Liebling Ulbrichts, der unappetitliche Wirrkopf Kuba, der nicht nur mundartlich, sondern auch geistig den Jargon seines Schutzherrn spricht, in seinem edlen Deutsch das folgende von sich gegeben: „Mayer, Kantorowicz und ihre Jünger halten nichts von mir und können lange reden, ehe mir ein Wort von Kantorowicz, Mayer und ihren Jüngern gefällt. So ist die Lage. Zwischen ihnen und den Leuten, denen sie vorwerfen, literarische rote Pappfassaden zu bauen, ist eine Ehe nicht möglich“. Und da hatte er recht:. Diese Ehe war nicht möglich. Ich habe um meiner Studenten willen dennoch die fälligen Staatsexamens- und Doktorprüfungen bis zum Ende redlich durchgeführt und dann in meinem Zufluchtsort Bansin noch einige Wochen lang die Kraft gesammelt, den nun unausweichlichen Entschluss zu fassen. Ich bitte hiermit die zuständigen Behörden der Bundesrepublik, mir in dem von ihr gesicherten Teil meines Vaterlandes Schutz, Aufenthalt und Bürgerrecht zu gewähren.

 

Seite 2   Nicht 65000, sondern 1,1 Millionen!

Die Zahl der Deutschen in den polnisch besetzten Gebieten

Von amtlichen Stellen in Warschau ist dieser Tage verkündet worden, dass die „deutsche Minderheit" in Polen und den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten rund 65 000 Menschen umfasse. Für den Kenner polnischer Verlautbarungen war die Nennung dieser Ziffer wie eine Begegnung mit einem alten Bekannten. Es scheint so, als ob die „65 000 Deutschen" als eine Art „fixer Zahl" zum ständigen Bestand polnischer Propaganda gehören. Denn sie ist in den letzten Jahren unverändert immer wieder in Warschau genannt worden, wenn eine „Auskunft" über die Gesamtzahl der heute noch insbesondere in den deutschen Ostgebieten unter polnischer Verwaltung lebenden Deutschen gegeben werden sollte. Nun sind „fixe Zahlen" an und für sich schon eine geheimnisvolle Angelegenheit, welche stets Misstrauen zu erregen pflegt. Wenn z. B. Bevölkerungszahlen immer in gleicher Höhe angegeben werden, dann fragt sich jeder, wo denn etwa der Geburtenzuwachs geblieben ist. Bei dieser „fixen Zahl“ aus Warschau ist es nicht allzu schwer, hinter ihr die Wahrheit zu finden. Ihre Unhaltbarkeit erhellt schon aus dem Umstand, dass bereits jetzt über 60 000 Deutsche aus den Oder-Neiße-Gebieten im Rahmen der seit knapp einem Jahr laufenden Familienzusammenführung nach West- und Mitteldeutschland gekommen sind. Bis zum Ende dieses Jahres werden es rund 100 000 und bis zum Abschluss dieser Aktion im nächsten Jahr etwa 125 000 Deutsche sein, die mit ihren Angehörigen vereinigt werden können. Man fragt sich also, wo denn diese „Umsiedler" herkommen sollen? Es muss doch noch irgendeine andere „statistische Rubrik" geben, aus der die Familienzusammenführung genährt wird.

 

Die Auflösung dieses geheimnisvollen Rechenexempels ist bereits zu Anfang dieses Jahres gegeben worden. Sie stammt — aus polnischer amtlicher Quelle. Damals hat nämlich der Sachreferent im Warschauer Innenministerium, Broniatowski, einem deutschen Journalisten gegenüber erklärt, dass in den Oder-Neiße-Gebieten noch rund 1,1 Million Deutsche leben, die 1939 die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen. Einem Teil von ihnen hat man unter dem Vorwand, dass sie slawischklingende oder „germanisierte" (wie z. B. „Schröter") Namen trügen, slawischer Abstammung seien usw., die Anerkennung ihrer deutschen Staatsbürgerschaft vorenthalten und sie zur Annahme der polnischen Staatsbürgerschaft gezwungen. An der Familienzusammenführung sind sie aber —.mit einigen regionalen Ausnahmen — beteiligt worden. Das polnische Innenministerium hat angesichts dieses offenkundigen Widerspruchs amtlicher Erklärungen nunmehr die „Sprachregelung" ausgegeben, dass sich unter den bisher umgesiedelten Deutschen „ein großer Teil von Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit befunden habe". Ferner wurde betont, dass es in den Oder-Neiße-Gebieten „wahrscheinlich eine weitere Anzahl von Personen gibt, die sich als Deutsche betrachten, deren Staatsangehörigkeit jedoch ungeklärt ist".

 

Seite 2   Terror-Aktionen gegen Ostdeutsche

Polnische Presse nimmt Stellung gegen „unqualifizierte Angriffe auf Deutsche“

Auf welch schwachen Füßen die vor wenigen Wochen in Warschau veröffentlichten Zweckmeldungen über die angebliche Tätigkeit „deutscher Terror- und Werwolf-Banden" im südlichen Ostpreußen und in Schlesien standen, ging bereits aus der sehr kühlen und nahezu kommentarlosen Aufnahme dieser Mitteilungen in Polen selbst hervor. Lediglich einige polnische Emigranten-Blätter können den fragwürdigen Ruhm für sich in Anspruch nehmen, dieses Thema ausführlich aufgenommen zu haben.

 

Heute rücken polnische Blätter selbst von einer allzu durchsichtigen Propaganda ab, die offenkundig darauf hinauslief, von der Tätigkeit einiger Gangster-Gruppen abzulenken, die seit Monaten Angehörige der deutschen und ukrainischen Minderheit in den Oder-Neiße-Gebieten beunruhigen. Während, die Provinzpresse über die in letzter Zeit verübten Überfälle auf alteingesessene Familien und besonders auf diejenigen, die Ausreiseanträge nach dem Westen gestellt haben, nur jeweils in lakonischen Meldungen berichtete, wissen Spätaussiedler von zahlreichen gleichartigen Aktionen zu berichten, die darauf schließen lassen, dass keineswegs immer nur räuberische und erpresserische Motive die Ursache für die sich häufenden Ausschreitungen waren, denen Deutsche zum Opfer fielen. National-chauvinistische zugewanderte Elemente scheinen vielmehr bei den Terror-Aktionen gegenüber Deutschen in den „Westwojewodschaften" den Ton anzugeben.

 

Das geht u. a. auch aus einem sehr vorsichtig formulierten, und dennoch vielsagenden Bericht der Zeitschrift „Zycie i pravo" hervor, die durchblicken lässt, dass sich bei einer „Betrachtung der Unsicherheit, die in verschiedenen Provinzen das Leben der Menschen empfindlich belastet", nicht nur „Diebe und Gangster" (zlodzieje i chuligany) als tonangebend erwiesen. Vielmehr hätten sich „Nationalisten und mancherlei Elemente, die sich einst in der Widerstandsbewegung gewisse Verdienste erwarben ... als Feinde bestimmter Bevölkerungsteile in letzter Zeit betätigt".

 

Sehr bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch eine Artikelreihe der Breslauer deutschsprachigen „Arbeiterstimme". Erstmalig wagt es die Redaktion, Stellung zu einer Serie von Überfällen zu nehmen, die sich in letzter Zeit in Oberschlesien ereignet haben. In ihren Ausgaben vom 11. und 13. August untersucht J. Bartosz die Hintergründe dieser Überfälle und kommt zu dem Ergebnis, dass 1. die Staatsanwaltschaft und örtliche Milizkommandos „unzulänglich gearbeitet" hätten, dass 2. „das gefährliche Gerücht, Deutsche wären die Täter, keine Bestätigung gefunden" habe und dass es 3. „charakteristisch sei", „wenn vor allem unter den dunklen Elementen die Gerüchte über deutsche Werwolfbanden kursierten“. Die „Arbeiterstimme" bemerkt abschließend wörtlich: „… Diese Dinge sind nicht nur als unangenehme Zwischenfälle, sondern vielmehr als die Konsequenz eines ebenso unverständlichen wie; sträflichen Mangels an Wachsamkeit unserer Milizorgane jeglichen nationalistischen Provokationen gegenüber zu behandeln. Wir verdammen mit ganzer Schärfe die deutschen Nationalisten, aber wir verdammen auch die polnischen Nationalisten, darunter auch diese, die abends Menschen überfallen und dabei ein gebrochenes Deutsch sprechen“.

 

Die Zeitung fordert abschließend „eine gründliche Klärung" der Angelegenheit und Bestrafung der Schuldigen. Bereits aus diesen polnischen Pressestimmen, denen noch eine Reihe ähnlicher an die Seite zu stellen wäre, geht hervor, dass jene in Warschau ausgegebene Behauptung von angeblichen „deutschen Banden" in der Nähe der „Unruheherde" nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Denn es ist zu sehr ortsbekannt, dass die Täter in anderen Kreisen zu suchen sind und ihre Untaten teils aus kriminellen, teils aber auch aus chauvinistischen Motiven heraus verüben. Ch. P. H.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Bundespräsident Heuss ist vom italienischen Staatspräsidenten zu einem Staatsbesuch vom 19. Bis 22. November nach Rom eingeladen worden. Am 27. November wird er Papst Pius XII. in Rom besuchen. Die Zeit zwischen dem offiziellen Besuch in Rom und dem Besuch beim Papst ist ausgefüllt mit einer inoffiziellen Reise des Bundespräsidenten durch Süditalien.

 

Der 75 000.  Flüchtling seit Beginn dieses Jahres wurde am letzten Sonnabend in Berlin gezählt. Der Strom der Flüchtlinge aus der Sowjetzone ist in der letzten Zeit ständig angeschwollen. Mit 6409 Flüchtlingen brachte die letzte Woche einen neuen Höchststand; er liegt um fast tausend höher als der Wochendurchschnitt der vergangenen Monate.

 

50 000 Kinder, deren Eltern in Westdeutschland wohnen, besuchen Ferienlager der kommunistischen Freien Deutschen Jugend in der Sowjetzone, wie von zuständiger Stelle in Bonn erklärt wurde.

 

Die Deutsche Mark wird nicht aufgewertet, ihr Verhältnis zum Dollar bleibt unverändert, — diesen Beschluss fasste das Bundeskabinett in Übereinstimmung mit der Leitung der Deutschen Bundesbank.

 

5600 Wehrpflichtige des Jahrgangs 1937 haben sich bereit erklärt, am 1. Oktober mit der vorzeitigen Ableistung ihres zwölfmonatigen Grundwehrdienstes zu beginnen. An Wehrpflichtigen sollen, wie ursprünglich geplant, dreißigtausend Mann erst am 1. April 1958 eingezogen werden.

 

Die Bundesrepublik hat bei einer Einwohnerzahl von 50 Millionen, 121 000 Mann unter Waffen, die Sowjetzone dagegen bei nur 17,8 Millionen Einwohnern mehr als das Dreifache, nämlich 393 000 Mann. Diese Zahlen veröffentlicht das „Bulletin" der Bundesregierung unter der Überschrift „Wer bedroht den Frieden?"

 

Einer Moskauer Fußballmannschaft Sichtvermerke für die Einreise auszustellen, das hat das Auswärtige Amt in Bonn abgelehnt. Vorher schon hatte das Bundeskabinett beschlossen, zwei ungarischen Sportmannschaften keine Sichtvermerke auszustellen.

 

Über die „grüne" Grenze zwischen der Sowjetzone und der Bundesrepublik floh ein Bauer aus Thüringen mit seiner fünfköpfigen Familie, einem Schlepper, drei Ackerwagen, neun Rindern und vier Pferden.

 

Weder Bibel noch Gesangbücher würden die Kirchen in der Sowjetzone haben, wenn nicht der Lutherische Weltbund die entsprechenden Mengen Papier zur Verfügung gestellt hätte, erklärte auf der Tagung des Lutherischen Weltbundes in Minneapolis (Vereinigte Staaten) Bischof Dibelius.

 

2150 Namen von politischen Häftlingen, die noch immer in Haftanstalten der Sowjetzone festgehalten werden, sind bisher in 43 Listen des Landesverbandes der Berliner Sozialdemokraten veröffentlicht worden.

 

Siebzig von achthundert polnischen Touristen, die mit dem polnischen Luxusschiff „Batory" nach Kopenhagen gekommen waren, sind von der „Batory" geflohen und haben politisches Asyl erbeten.

 

Die erfolgreiche Erprobung einer interkontinentalen Rakete gab der Moskauer Rundfunk bekannt. Es wurde mitgeteilt, dass die Rakete „in einer sehr großen, bisher unerreichten Höhe flog. Sie legte eine riesige Entfernung zurück und landete innerhalb kurzer Zeit im Zielgebiet. Die erzielten Ergebnisse zeigten, dass es möglich ist, diese Raketen in jeden Teil der Welt zu lenken".

 

Die oberste Führung der Sowjetunion hat ihren Sommerurlaub angetreten. Chruschtschow, Bulganin, Schukow und Mikojan sind auf die Krim gereist.

 

Der sowjetische Marschall Tuchatschewski, der 1937 zusammen mit sieben sowjetischen Generalen als Verräter erschossen wurde, wird möglicherweise rehabilitiert. Er wird in einem neuen Buch erwähnt, das vom sowjetischen Verteidigungsministerium herausgegeben worden ist.

 

Eine Zunahme an Radioaktivität der Luft und des Wassers melden amtliche Stellen in Süddeutschland, in der Schweiz und der Tschechoslowakei.

 

Die Folgen weiterer in den nächsten Generationen fortgeführter Atomversuche können eine Gefahr für die Weltbevölkerung werden, stellte der Ausschuss des amerikanischen Kongresses für Atomenergiefragen in einem Bericht fest.

 

Je eine weitere Atombombe explodierten innerhalb von 24 Stunden in der Sowjetunion und in den Vereinigten Staaten. Die USA verzeichnen bisher 81 Atomexplosionen die Sowjetunion mindestens 37, wahrscheinlich vierzig. Großbritannien ließ bisher sieben Bomben explodieren.

 

Die Versuche mit Atombomben zwei Jahre lang zu unterbrechen, - diesen Vorschlag machten die Westmächte - USA, England, Frankreich und Kanada — auf der Abrüstungskonferenz in London. Während die Sowjetunion eine Zeitdauer von zwei bis drei Jahren fordert, wollten die Westmächte ursprünglich nur einer Frist von zehn Monaten zustimmen.

 

Der Bewilligungsausschuss des amerikanischen Senats hat beschlossen, die Kürzung der Auslandshilfe um eine halbe Milliarde Dollar wieder rückgängig zu machen, die das Repräsentantenhaus vor kurzem vorgenommen hatte und die zu einer innenpolitischen Krise in Washington führte.

 

Die Sowjetunion will Syrien Fabriken und Ausrüstungen für große Entwicklungsprojekte zu langfristigen Krediten von zweieinhalb Prozent zur Verfügung stellen, wurde in Damaskus offiziell bekanntgegeben. Eine Wirtschaftsdelegation ist nach Moskau abgereist.

 

Seite 3   Hier ist die Welt zu Ende.

Bericht eines Deutschen, der zwölf Jahre als Lehrer an der Demarkationslinie im Kreis Pr.-Eylau tätig war. Von Adolf Hubert Osthaus.

 

Skizze: Konzentrationslager an nördlichen Stablack.

Die Gegend des Kreises Pr.-Eylau, von der unser Tatsachenbericht erzählt. Wir empfehlen unseren Lesern, diese Karte aufzubewahren.

 

2. Fortsetzung

In meinem ersten Bericht erzählte ich schon, dass ich in den vergangenen zwölf Jahren in einem Gebiet Ostpreußens lebte, das von allen jetzigen Bewohnern als ein Ort der Verbannung empfunden wird, als eine Landschaft am Ende der Welt. Diese besondere Verlassenheit und Verlorenheit in einem einst blühenden Landstrich ist eine Folge des Stacheldrahtes, der sich mitten durch unser ostpreußisches Land zieht und den polnisch besetzten Teil unserer Heimat von dem sowjetisch besetzten trennt. Man sollte meinen, dass diese willkürlich geschaffene „Grenze" ja doch nur so etwas darstellt wie den Grenzstreifen, der die Besitzungen eines Bauern von denen seines Nachbarn trennt. Aber dieser Stacheldraht ist mehr; er ist eine Trennungslinie zwischen Europa und Asien. Hier stehen sich zwei feindliche Welten gegenüber. Obwohl das angeblich freie Polen zum Herrschaftsbereich der Sowjetunion gehört, hat das polnische Volk nie aufgehört — trotz der kommunistischen Beeinflussung und der kommunistischen Staatsführung —, auf ein freies und starkes Polen zu hoffen, das einmal unabhängig von den sowjetischen Machthabern in Moskau sein wird.

 

Die große Enttäuschung

Die Polen, die in den Jahren nach dem Krieg zwangsweise in den Kreis Pr.-Eylau umgesiedelt wurden, haben genau so Heimweh nach ihrer Heimat in den von der Sowjetunion geraubten polnischen Ostgebieten, wie es unsere Landsleute hier im Westen empfinden. Oft sagten mir diese Menschen: „Wir sind von Urpolen nach Urdeutschland verschleppt worden!" Sie empfinden diesen Zustand auch nur als vorübergehend, und aus diesem Grunde fühlen sie sich alle in Ostpreußen wie in der Fremde.

 

„Habt Mut", sagten sie uns oft, „dieses Land war deutsch, ist deutsch und wird wieder deutsch werden, so wie unsere Heimat im östlichen Polen polnisch war, polnisch ist und wieder polnisch werden wird“. Die Ukrainer, die den größten Teil der jetzigen Bevölkerung im Kreis Pr.-Eylau bilden, denken genauso. Auch sie sind aus ihrer Heimat in Südostpolen zwangsweise nach Ostpreußen gebracht worden. Sie erzählten, dass man sie bei ihrer Verschleppung belogen habe. Man habe ihnen gesagt, sie brauchten nichts mitzunehmen, denn in Ostpreußen würden sie Möbel, Hausrat, Vieh und Maschinen vorfinden, ebenso schöne Häuser und Wohnungen, die die Deutschen zurückgelassen hätten. Als sie kamen, fanden sie alles ganz anders vor, als man es ihnen geschildert hatte. In den verlassenen Häusern hatten die Russen alles mitgenommen oder angezündet, was nicht niet- und nagelfest war. Sogar die Türen und die Fensterrahmen hatten sie herausgerissen. In vielen Stuben wuchsen Brennnesseln zwischen den verfaulten Dielen. Die Enttäuschung dieser Menschen, die mit völlig falschen Hoffnungen nach Ostpreußen gekommen waren, hat einen grenzenlosen Hass gegen ihre Unterdrücker ausgelöst. Außer dem Verlust der geliebten Heimat hatten sie nun kaum das notwendigste, um sich ihre Stuben notdürftig einzurichten, und das Essen war knapp.

 

Pr. - Eylau wie ausgestorben

Die Nähe dieses Stacheldrahtes, die Nähe der unsichtbaren russischen Posten in den Bäumen und in den Erdlöchern löst bei der ganzen Bevölkerung ein ständiges Gefühl des Grauens und der Angst aus, das die Menschen lähmt. Deshalb suchen sie das Vergessen im Rausch, den ihnen der Fusel liefert. Am Tage ist es totenstill in der Nähe des Stacheldrahtes. Es herrscht eine Friedhofsruhe. Pr.-Eylau, auf der sowjetisch besetzten Seite, früher eine lebendige Kreisstadt, liegt da wie ausgestorben. Von der polnischen Seite her sieht man keinen Menschen in den Straßen. Nur in der Nacht wird diese unheimliche Stille unterbrochen. Man hört unaufhörlich die russischen Transportzüge rangieren, die nur in der Nacht auf der abgesperrten Bahnstrecke zwischen Pr.-Eylau und Bartenstein verkehren. Abends, wenn wir uns zum Schlafen niederlegten, hörten wir von drüben, jenseits des Stacheldrahtes, die Panzer rollen, so nahe, als ob sie durch unser Dorf, durch Topprienen, fuhren. Wir glaubten manchmal, sie müssten jeden Augenblick vor unseren Fenstern erscheinen. Abends nach Einbruch der Dunkelheit und am frühen Morgen, ehe es hell wurde, hörten wir die Detonationen der Artillerieabschüsse auf dem Truppenübungsplatz auf der sowjetisch besetzten Seite. Dieser riesige Truppenübungsplatz soll sich bis nach Königsberg hinziehen. Sogar in Landsberg klirrten die Fensterscheiben bei den Detonationen. Wenn man nachts einmal vor das Haus trat, dann konnte man gegen den dunklen Nachthimmel die farbigen Leuchtraketen beobachten, die in die Luft stiegen und dort zerplatzten. Diese Leuchtraketen sollten die Bewachung der Demarkationslinie erleichtern, denn in der Nacht fanden immer wieder Menschen von drüben den Weg unter dem Stacheldraht hindurch, um sich auf der polnisch besetzten Seite Brot und andere Lebensmittel zu erbetteln.

 

In einer dieser dunklen Nächte im Jahre 1953 machten die sowjetischen Grenztruppen einen seltsamen Fang. Sie fassten einen Deutschen bei dem Versuch, in das sowjetisch besetzte Gebiet zu kommen. Dieser Mann stammte aus Pr.-Eylau. Er hatte nach dem Krieg als Vertriebener in Westdeutschland gelebt, das Heimweh hatte ihn über Berlin und die sowjetisch besetzte Zone nach Südostpreußen getrieben. Im Kreise Pr.-Eylau hatte er bei Deutschen in dem Dorf Warschkeiten die letzte Zuflucht gefunden, ehe er den Versuch machte, die streng bewachte Demarkationslinie zu überschreiten. Wie wenig die Polen an der Demarkationslinie interessiert sind, zeigt sich darin, dass dieser Deutsche unbehelligt bis an den Stacheldraht herankommen konnte, wo ihn die sowjetischen Grenztruppen aufgriffen, Allerdings wurde, als dieser Vorfall sich herumgesprochen hatte, die deutsche Familie in Warschkeiten, die diesem Landsmann Unterkunft gewährt hatte, verhört und verhaftet. Ebenso wurde der wachhabende polnische Kommandant der Miliz verhaftet, seine Soldaten wurden strafversetzt. Als der Deutsche verhaftet worden war, ließen die sowjetischen Dienststellen drei grüne Leuchtraketen in die Luft steigen, mit denen sie die polnische Tscheka in Landsberg herbeiriefen. Die Offiziere der polnischen Tscheka fuhren in ihrem Jeep an die Grenze und schlüpften unter dem Stacheldraht hindurch, um zusammen mit den Sowjets den Verhafteten zu verhören. Später erfuhr ich von den polnischen Tschekisten, dass dieser Deutsche ein Haus in Pr.-Eylau besaß und dass das Heimweh ihn dieses waghalsige Abenteuer unternehmen ließ; er wollte seine Heimat wiedersehen. Was aus ihm geworden ist, darüber haben wir nichts gehört.

 

Die Grenzbefestigung

Nach der Besetzung 1945 lag die Demarkationslinie im Kreis Pr.-Eylau zunächst ein ganzes Stück weiter südlich, als sie jetzt verläuft. Sie ging über Warschkeiten, (südlich von Pr.-Eylau) in einem scharfen Knick nach Neuendorf, verlief dann südlich von Gallehnen über Eichen zum Stablack. Noch im Jahre 1945 kam eine gemischte sowjetisch-polnische Grenzkommission, die die Landschaft oberflächlich vermaß. Danach wurde die Demarkationslinie bis Grünhöfchen zurückgenommen. Bis dahin hatte in der Schule in Topprienen, wo ich später unterrichtete, der sowjetische Stab gelegen. In den ersten Monaten nach Kriegsende gehörte sogar Pr.-Eylau noch zum polnisch besetzten Gebiet, und dort war die polnische Kreisbehörde.

 

Als die Demarkationslinie dann endgültig festgesetzt war, wurden die deutschen Frauen und Kinder, die noch in diesem Gebiet verblieben waren, gezwungen, an der Grenzbefestigung zu arbeiten. In einem Abstand von etwa zehn Metern wurden unbehauene Baumstämme in den Erdboden gerammt, dazwischen wurde bis zu einer Höhe von drei Metern Stacheldraht gespannt. Diese Befestigung wurde oben in schrägem Winkel noch einmal durch drei Reihen Stacheldraht nach der polnischen Seite zu abgeschirmt, um ein Übersteigen unmöglich zu machen. Bis zu einer Höhe von einem halben Meter vom Erdboden aus ist kein Draht gespannt, um den Beamten der Grenzpolizei die Möglichkeit zum Überwechseln zu lassen. Dahinter wurde auf der sowjetisch besetzten Seite in etwa 25 Meter Breite über Felder und Wiesen hinweg ein Grenzstreifen angelegt, der regelmäßig frisch geeggt wird, damit man alle Spuren erkennen kann. Zusätzlich sind überall in diesem Gebiet Tellerminen ausgelegt worden, insbesondere in den Durchlassgräben und in verlassenen Gehöften, um den Übertritt zu

erschweren. Auf der polnisch besetzten Seite läuft an dem Stacheldraht entlang ein Streifen ehemaligen Ackerlandes, der mit Gras und Unkraut bewachsen ist und nicht bestellt werden darf. Dort dürfen nur Schafe weiden. Wenn die Kinder aus dem Dorf abends zu diesem Grenzstreifen gingen, um die angebundenen Schafe in den Stall zu holen, dann tauchten drüben sofort aus den Bäumen und Erdlöchern die sowjetischen Grenztruppen auf und beobachteten misstrauisch die Kinder.

 

In etwa zehn Meter Entfernung vom Stacheldraht ließen die Polen alle zwanzig Meter einen Erdhaufen aufschichten, der etwa zwei Meter hoch ist. Auf diesem Hügel wurden Steine aufgehäuft, die von der Bevölkerung immer wieder frisch gekalkt werden. Sie dienen als Warnzeichen und dürfen nicht betreten werden. Als ich einmal aus Neugier auf einen dieser Hügel kletterte, um das sowjetisch besetzte Gebiet von dieser Höhe herab zu beobachten, ertönte sofort aus einem der russischen Stützpunkte ein Warnschuss, der von dem nächsten Posten aufgenommen wurde und eine Reihe von Warnschüssen bis nach Pr.-Eylau hin auslöste.

 

Milizsoldaten auf der Schulbank

Ich gehörte zu den wenigen, die dieses Gebiet am Stacheldraht überhaupt betreten durften. Von der Zivilbevölkerung war ich der Einzige, der eine Ausnahmegenehmigung hatte. Das kam daher, dass ich in den Jahren 1947 und 1948 auf Befehl der Tscheka zwei Winter hindurch den Milizsoldaten in Gallehnen Unterricht erteilen musste. Das war für mich neben meiner kargen Bezahlung als Hauptlehrer in Topprienen ein guter Nebenverdienst. Ich musste mich dabei nicht besonders anstrengen, denn die Milizionäre waren meist im Dienst und hatten darum wenig Zeit, am Unterricht teilzunehmen. Außerdem hatten sie auch keine Lust, sich noch einmal auf die Schulbank zu setzen.

 

Die meisten von ihnen waren ohnehin nicht mit allzu großem Wissen behaftet, sie hatten im allgemeinen nur zwei bis drei Volksschulklassen besucht, Nach Abschluss dieser Kurse musste ich ihnen, wiederum auf Anweisung der Tscheka, glänzende Zeugnisse ausstellen, wie sie den Schulkindern beim Abgang aus der achten Klasse geschrieben werden. Einer meiner erwachsenen Schüler aus der Miliz in Gallehnen stieg durch dieses ausgezeichnete Abgangszeugnis zum allmächtigen Sekretär bei der Kreiskommandantur der Miliz in Landsberg auf. Seine Dankbarkeit bewies er mir dadurch, dass er uns auf der Straße immer freundlich grüßte und uns in diesem Jahr bei der Ausreise bevorzugt behandelte.

 

Durch diesen Unterricht für die Milizsoldaten habe ich als einziger Zivilist die Möglichkeit gehabt, ungestört in dem Grenzstreifen zu wandern. Daher kenne ich die Demarkationslinie von Mollwitten über Topprienen, Schwadtken bis Groß-Steegen bei Sangnitten. Oft bin ich in meinen freien Stunden durch diesen verlassenen Landstrich gewandert, die Augen immer auf das Niemandsland jenseits des Stacheldrahtes gerichtet. Die große Ebene um Pr.-Eylau, die man von den Höhenzügen aus gut überblicken kann, erinnert mich an die russischen Steppen am stillen Don. Die Äcker sind verunkrautet; es ist nichts mehr von der ursprünglichen Aufteilung des Landes zu erkennen. Dieser ganze Streifen ist ein wogendes grünes Meer von Unkraut. Meterhohe Brennnesseln wuchern dort, die Disteln breiten sich aus, die ehemals blühenden Dörfer und Gehöfte sind abgetragen worden und vom Erdboden verschwunden. Fünf Kilometer tief ist auf der russischen Seite dieses Niemandsland, in dem sich kein Zivilist bewegen darf. Auch jede Arbeit ist dort verboten.

 

Sowjetisches Militär in Bartenstein

In der Nähe von Mollwitten befindet sich die russische Bahnstrecke, die Pr.-Eylau und Bartenstein verbindet. In Bartenstein, das im polnisch besetzten Teil Ostpreußens liegt, befindet sich in streng abgetrennten Kasernen außerhalb der Stadt sowjetisches Militär. Die Sowjetsoldaten dürfen die Stadt Bartenstein nicht betreten. Den Polen, vor allem den polnischen Soldaten, ist es strengstens verboten, sich den sowjetischen Kasernen zu nähern. Auch die Bahnstrecke wird ständig durch Angehörige des sowjetischen Bahnschutzes mit Handdraisinen kontrolliert. Zu beiden Seiten der Bahngeleise sind Warntafeln aufgestellt, durch die das Betreten des Bahnkörpers strengstens verboten wird. Diese Warntafeln wären eigentlich überflüssig, denn die Bevölkerung hat Angst vor den Sowjets. Ein Pole, der sich einmal in betrunkenem Zustand den sowjetischen Kasernen in Bartenstein näherte, wurde ohne Warnung erschossen. So sieht die in der Presse und auf den Briefmarken gefeierte sowjetisch-polnische Freundschaft in der Praxis aus. Den sowjetischen Truppen ist es auch streng verboten, sich mit den Polen oder Ukrainern, die an der Grenze wohnen und arbeiten, zu unterhalten. Wenn ein Ukrainer einem sowjetischen Soldaten einen guten Tag wünscht, dann legt der Sowjetsoldat den Finger an die Lippen und geht stumm vorüber.

 

Schulausflug an die „Grenze"

!m Jahre 1947 machte ich einmal mit meinen Schulkindern einen Ausflug an die „Grenze". Da ich selbst die Erlaubnis hatte, mich in dem Grenzstreifen zu bewegen und die Milizsoldaten mich alle kannten, hatte ich auch die Möglichkeit, meine Schüler mitzunehmen. Wir gingen auf der Straße, die von Landsberg nach Pr.-Eylau führt, an dem Gut Grünhöfchen vorbei nach Grünthal. Die Demarkationslinie läuft mitten durch das Wäldchen am Schützenhaus. In dem sumpfigen Gelände verläuft dort ein Feldweg im Knick, der die einzige Zufahrtstraße zu einem Gehöft bildet, das jetzt einem Polen gehört. Aus diesem Grunde hat man dort auf den Stacheldraht verzichten müssen, um die Straße nicht zu sperren. Dieser Hof, dessen ehemalige Gebäude mit großen Schafställen noch erhalten sind, heißt Heinrichshöfchen und liegt einsam zwischen Grünthal und dem Warschkeiter See. Von einem Hügel oberhalb des Hofes konnten wir in die Straßen von Pr.-Eylau hineinsehen. Man sah dort keinen Menschen, die Straßen waren wie ausgestorben. Nur in den ehemaligen Kasernen, von denen eine noch nicht einmal wieder ein Dach hatte, lagen in den Fenstern Flintenweiber. Ihre schwermütigen Weisen klangen zu uns herüber.

 

Wir wanderten dann hinüber nach Grünthal, weil meine Schulkinder die „Grenze" aus nächster Nähe sehen wollten. Wir fanden dort die beiden Schützenhäuser vor, die noch erhalten geblieben sind, allerdings ohne Türen und Fensterscheiben. In dem einen Haus — wie gesagt, es war 1947 — lagen riesige Ballen mit Stempeln und Aufschriften der deutschen Wehrmacht, in denen Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel verpackt waren. An den Wänden hingen noch die Schützenscheiben mit Namen und Jahreszahlen. Sonst waren alle Möbel und alles Gerät fortgeschafft worden. Später erfuhr ich, dass eines dieser Schützenhäuser, in denen wir herumgegangen waren, bereits auf sowjetisch besetztem Gebiet liegt. Hinter dem Wald fanden wir auf freiem Feld einen verlassenen Bunker, über dessen Mitte der Stacheldraht lief. Die übermütigen Schulkinder stürmten den Bunker mit Hallo und winkten den uniformierten Frauen in den sowjetischen Kasernen in Pr.-Eylau zu, die lebhaft zurückwinkten.

 

Von dem Dach des Bunkers aus konnten wir beobachten, wie russische Panzer aus dem Portal der Kirche in Pr.-Eylau herausfuhren und ihre Übungen in den Straßen abhielten. Sie umkreisten einander, machten Zielübungen und richteten die Mündungsrohre ihrer Geschütze gegeneinander. Nach der Übung rollten die schweren Panzer langsam wieder in die Kirche zurück. Diese Kirche soll vorher als Pferdestall benutzt worden sein.

 

Drei Kinder im Niemandsland

Im gleichen Jahr 1947 wagten sich einmal drei meiner Schüler auf der Suche nach Fahrradteilen in das sowjetisch besetzte Gebiet. Sie waren eine Waldschneise entlanggegangen, die nicht durch Stacheldraht abgesperrt war. Die Jungen wurden von uniformierten Frauen aufgegriffen und nach Königsberg gebracht. Erst nach zwei Monaten, nach langwierigen Verhandlungen zwischen den polnischen und sowjetischen Behörden, wurden sie der polnischen Tscheka in Bartenstein wieder ausgeliefert. Der Kommandant der polnischen Grenztruppe wurde nach diesem Vorfall fristlos entlassen. Die Jungen erzählten mir später, dass sie jenseits der Demarkationslinie auf einen zerstörten Gutshof gekommen waren, wo sie vergeblich nach Fahrradteilen oder sonst etwas Brauchbarem suchten. Als sie eine Glocke anschlugen, die im Grase lag, kamen bewaffnete Frauen in Uniform angelaufen und nahmen die Jungen mit in eine Kaserne in Pr.-Eylau, von wo sie in ein Gefängnis in Königsberg eingeliefert wurden.

 

Sie mussten dort in der Küche arbeiten, bekamen gutes Essen und wurden nachts in eine gemeinsame Zelle eingeschlossen. Sie wurden immer wieder verhört. Die sowjetischen Offiziere, die das Verhör leiteten, wussten offenbar über die Verhältnisse in der polnisch besetzten Grenzzone gut Bescheid. Die Jungen mussten berichten, ob sie mit ihrem Lehrer deutsche Lieder sängen, ob sie sich auf der Straße und in meiner Wohnung deutsch mit mir unterhielten, warum ich an den Sonntagen nicht nach Landsberg, in die polnische Kirche ginge, ob ich trinke, ob ich ihnen erlaubte, in den Schulpausen untereinander ukrainisch zu reden und warum ich sie an den kirchlichen Feiertagen der Ukrainer von der Schule beurlaubte. Die Offiziere forderten die Jungen auf, es sofort der polnischen Miliz zu melden, wenn ich ihnen von Hitler erzählte oder wenn ich in meiner Amtsstube mit den Deutschen in der „Nazisprache" rede.

 

Klopfen in der Nacht

Ganz im Gegensatz zu den sowjetischen Grenzposten, die Tag und Nacht die Demarkationslinie bewachen, nahm der polnische Grenzschutz seinen Dienst nicht sehr ernst. Die Soldaten hatten einen Pendeldienst an der Grenze. Sie mussten sich von den beiden Stützpunkten Warschkeiten und Eichen aus in der Mitte, in Topprienen, treffen, ihre Parolen austauschen und Bericht erstatten. Dieser Dienst war natürlich für die jungen Burschen sehr langweilig und im kalten Winter auch unangenehm. Sie hatten sich deswegen einen besonderen „Stützpunkt" in der Schule in Topprienen geschaffen, in dem sie unseren Gemeinschaftsraum, in dem alle möglichen Gesellschaftsspiele auslagen und der gut geheizt war, aufsuchten. In der Nacht ertönte oft vom Hof her ein Klopfen, — sie pochten mit dem Kolben ihres Karabiners an die Tür und baten um Einlass. Bald wussten sie schon Bescheid, dass der Schlüssel draußen unter dem Fußabtreter lag, dann öffneten sie selbst die Tür und schlossen von innen wieder ab. Sie zündeten die Petroleumlampe an und setzten sich gemütlich zum Skat nieder. Meist hatten sie sich auch noch ein Fläschchen Schnaps mitgebracht. Und wenn sie müde waren, dann legten sie sich auf die Schulbänke, um zu schlafen.

 

Für den Kommandanten, der die Posten zu inspizieren hatte, war diese „Arbeit" natürlich nicht das, was er sich unter einem Dienst an der Grenze vorstellte. So geschah es eines Nachts im Jahre 1948, dass ich von einem lauten Klopfen an der vorderen Tür aus dem Schlaf gerissen wurde. Ich ging in die Kanzlei, die nach der Straße zu lag, öffnete den Fensterladen und fragte: „Wer da?" Draußen war ein Pferd angebunden, und vor der Tür stand der Kommandant des Grenzschutzes in Warschkeiten, ein Major. Ich wusste, was er wollte und hielt ihn absichtlich im Gespräch lange hin, um den in der Schulstube schlafenden Soldaten Gelegenheit zu geben, durch die Fenster auf den Hof zu flüchten. Als ich dem Major die Tür öffnen sollte, fehlten mir angeblich die Schlüssel zur Schule und ich schickte ihn in die Wohnung des Schuldieners. Er ritt hinüber. Währenddessen konnte ich mich vergewissern, dass meine Gäste inzwischen das Weite gesucht hatten, und verriegelte die Fensterläden hinter ihnen. So fand der Major, als er endlich in die Schule hinein konnte, das Nest leer. Er wusste wohl Bescheid, denn er lächelte mich freundlich an, und ich lächelte ebenso freundlich zurück. Am nächsten Tag erzählten mir meine Nachbarn, dass er auch bei ihnen nach seinen Untergebenen gesucht und sogar die Betten inspiziert habe, natürlich auch ohne Erfolg.

Fortsetzung folgt

 

Seite 4   Die 10-Mark-Hilfe sofort beantragen

Besucher aus der Sowjetzone, die die Beihilfe von zehn D-Mark erhalten wollen, werden vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen dringend gebeten, das Geld innerhalb von fünf Tagen nach ihrer Einreise in das Bundesgebiet bei den zuständigen Sozialämtern zu beantragen. Bei der Berechnung der Frist zählt der Einreisetag bereits mit. Mit Ablauf der Fünftagefrist ist der Anspruch auf Beihilfe erloschen.

 

Seite 4   Umschlagplatz Königsberg

Für Warenverkehr zwischen der UdSSR und der Sowjetzone

Zwischen der Sowjetzonenregierung und einer sowjetischen Regierungsdelegation soll Anfang September ein sogenannter „Seeschifffahrtsvertrag" abgeschlossen werden, in welchem auch die kürzlich probeweise in Betrieb genommene Schifffahrtsroute Königsberg/Ostpreußen - Magdeburg über Dirschau, Bromberg, Küstrin und Berlin bestätigt werden soll. Die neue Route wird fast ausschließlich von sowjetischen Transportschiffen befahren und soll der Erleichterung des Warenverkehrs zwischen der Sowjetzone und der Sowjetunion, der nunmehr über die sowjetisch besetzte Hauptstadt Ostpreußens geleitet wird, dienen.

 

Seite 4   28 000 Deutsche in drei Monaten.

Die „Aussiedlung“ aus den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten.

Nach polnischer Mitteilung wird die Familienzusammenführung ohne Unterbrechung fortgesetzt. Wie Radio Warschau berichtete, haben im Juli insgesamt 9660 Personen deutscher Volkszugehörigkeit die polnisch besetzten deutschen Ostgebiete und Polen im Rahmen der Familienzusammenführungsaktion verlassen und sich zu ihren Verwandten in die Bundesrepublik oder in die Sowjetzone begeben. Weitere 8900 Deutsche würden im August „ausgesiedelt", von denen 7000 in die Bundesrepublik und 1900 in die Zone wollten. Nach der Mitteilung von Radio Warschau sind von Mai bis Juli 28 000 Deutsche aus den deutschen Ostgebieten und aus Polen mit ihren Familien in der Bundesrepublik oder in der Zone zusammengeführt worden.

 

Seite 4   Polen erhöht Zölle für Geschenkpakete

In Warschau ist für den 1. September eine starke Erhöhung der Einfuhrzölle angekündigt worden, und zwar vor allem für die wichtigsten Artikel, die in Geschenkpaketen aus dem Ausland kommen. Der Zoll auf Nylongewebe und alle Artikel aus Kunststoff wird um achthundert Prozent erhöht, auf Schmuckstücke auf sechshundert Prozent, auf Gummisohlen auf achthundert Prozent. Nähere Einzelheiten fehlen noch.

 

Wie in der parteiamtlichen „Trybuna Ludu" erläutert wird, richtet sich die Zollerhöhung in erster Linie gegen den privaten Handel mit dem Inhalt von Geschenkpaketen, dem Spekulationsgewinne vorgeworfen werden. In Wirklichkeit trifft die Zollerhöhung vor allem die Menschen, die bisher durch die Sendungen von Verwandten im Westen vor äußerster Not bewahrt wurden, und die nicht über die Geldmittel verfügen, um ihr Geschenkpaket durch den Zoll zu bringen. Die Zollerhöhung wird als ein neuer Beweis der volksfeindlichen Einstellung des kommunistischen Regimes gewertet.

 

Seite 4   In Handelsfragen weitgehend einig

Frage der Rückführung noch ungeklärt

Die Bundesrepublik und die Sowjetunion haben bei den Moskauer Verhandlungen eine Annäherung der Standpunkte hinsichtlich eines Handelsabkommens erzielt. Aus Bonn verlautet, dass ein solches Abkommen erst spruchreif werde, wenn sich Moskau zur Erörterung des Problems der Repatriierung verstehe. Dem Vernehmen nach haben die Sowjets einen Warenaustausch in beiden Richtungen im Gesamtwert von etwa 6,6 Milliarden Rubel (nach amtlichem Kurs etwa sieben Milliarden DM) über einen Zeitraum von fünf Jahren, vorgeschlagen. Die deutschen Verhandlungspartner regten dagegen ein Dreijahresabkommen mit gegenseitigen Lieferungen im Werte von 3,3 Milliarden DM an.

 

Der deutschen Delegation nahestehende Kreise nehmen an, dass durch den Austausch von Erklärungen zwischen Lahr und Semjonow eine für beide Teile annehmbare Form für die Vertagung der Verhandlungen bis nach den westdeutschen Wahlen gefunden werden soll. Es sei auch möglich, dass Lahr auf das am letzten Wochenende zwischen der Sowjetunion und Ungarn abgeschlossene Abkommen über doppelte Staatsangehörigkeit und Konsularfragen aufmerksam gemacht hat. Dieses Abkommen komme dem von der Bundesrepublik erstrebten Repatriierungsabkommen nahe.

 

Ein Sprecher der deutschen Botschaft in Moskau äußerte, das Abkommen enthalte im Wesentlichen die Punkte, welche die Sowjetunion der Bundesrepublik in einem Repatriierungsabkommen nicht zugestehen will. Von deutscher Seite wurde insbesondere beachtet, dass dem Abkommen zufolge, Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit selbst entscheiden dürften, in welchem Land und mit welcher Staatsangehörigkeit sie leben wollen.

 

Aus gut unterrichteten Kreisen in Moskau verlautete, dass sich die deutsche Delegation mit der Errichtung von Handelsvertretungen, wie sie von den Sowjets vorgeschlagen wurden, einverstanden erklärt hat. Der von den Sowjets vorgeschlagenen Meistbegünstigung soll die deutsche Delegation vorerst nicht zugestimmt haben. Der Warenaustausch soll auf Ein- und Ausfuhrlisten aufgebaut werden. Die deutsche Delegation hat die sowjetischen Lieferlisten gebilligt und darüber hinaus weitere Waren genannt, die für den sowjetischen Export nach Deutschland in Frage kommen.

 

Seite 4   Rückführung in Raten

Die Bemühungen des Deutschen Roten Kreuzes um eine Rückführung von Zivilpersonen aus der Sowjetunion auf Grund von Einzelanträgen haben in den vergangenen Monaten zu bescheidenen Erfolgen geführt. Das DRK übermittelt dem Sowjetischen Roten Kreuz jede Woche eine Reihe von Rückführungsanträgen, die von der Rotkreuzgesellschaft in Moskau bearbeitet und, nach den Vereinbarungen des deutsch-sowjetischen Rotkreuzabkommens im Mai dieses Jahres, der Sowjetregierung nach Möglichkeit mit einer positiven Empfehlung weitergeleitet werden. Vom DRK wird nicht die Rückführung „deutscher Staatsangehöriger" gewünscht, sondern unter Umgehung der Staatsbürgerschaftsfrage ausschließlich eine Repatriierung im Rahmen der sogenannten Familienzusammenführung. Den betroffenen Personen kann dabei auf Antrag eine Entlassung aus der sowjetischen Staatsbürgerschalt gewährt werden, so dass sie als „Staatenlose" aus der UdSSR ausreisen. Die Zahl dieser heimkehrenden „staatenlosen“ Deutschen und Volksdeutschen betrug im Mai dieses Jahres etwa 70, im Juni 125 und im Juli fast 200.

 

Seite 4   Die Auszahlung der Hauptentschädigung beginnt

Weisungen und Durchführungsbestimmungen des Bundesausgleichsamtes

Von unserem Bonner O. B.- Mitarbeiter

Der Präsident des Bundesausgleichsamtes hat die Erste Weisung über die Erfüllung des Anspruchs auf Hauptentschädigung sowie die Durchführungsbestimmungen hierzu verkündet. Zwölf Jahre nach der Vertreibung und fünf Jahre nach Anlaufen des Lastenausgleichs wird damit endlich mit der Auszahlung der Hauptentschädigung begonnen.

 

Eine Freigabe der Hauptentschädigung ist selbstverständlich nur nach Maßgabe der im Ausgleichsfonds vorhandenen Mittel möglich. Der Ausgleichsfonds ist jährlich mit etwa 414 Milliarden DM dotiert; bestenfalls eine Milliarde DM wird hiervon in den nächsten Jahren für Hauptentschädigungszwecke abzweigbar sein, denn die anderen Leistungen des Lastenausgleichs (Unterhaltshilfen, Entschädigungsrenten, Hausratentschädigungen, Aufbaudarlehen, Ausbildungshilfen usw.) müssen ja weitergezahlt werden. Die Hauptentschädigungsansprüche aller Geschädigten zusammen belaufen sich auf etwa 31 Milliarden DM. Somit ergibt sich eindeutig, dass nicht gleich jeder Geschädigte im Jahre 1957 mit einer ganzen oder teilweisen Ausbezahlung seiner Hauptentschädigung rechnen kann. Aufgabe der Ersten Weisung über die Hauptentschädigungsausbezahlung ist es daher, unter den Geschädigten diejenigen auszuwählen, die am vordringlichsten in den Genuss von Hauptentschädigungszahlungen kommen sollen.

 

Mindestens 75 Jahre alt

Naheliegenderweise hat man bei der Auswahl derer, die vordringlich Hauptentschädigungsleistungen erhalten sollen, zunächst an die ganz alten Geschädigten gedacht. Als ganz alte Personen können zunächst leider nur die mindestens 75-jährigen angesehen werden. Hätte man als „Alte" bereits die 70-jährigen zugelassen, so hätte das zur Verfügung stehende Geld nicht gereicht, neben der Freigabe von Hauptentschädigung wegen Alters auch noch eine Hauptentschädigungsfreigabe wegen anderer Lebenstatbestände durchzuführen. Man muss bedenken, dass fast ein Fünftel aller Geschädigten, die Hauptentschädigungsansprüche besitzen, älter als siebzig Jahre sind. Die Weisung des Präsidenten des Bundesausgleichsamtes sieht vor, dass sobald als möglich die Altersgrenze auf siebzig Jahre gesenkt werden soll (damit ist jedoch nicht vor 1959 zu rechnen; möglicherweise entschließt man sich zu einem früheren Zeitpunkt bereits dazu, den 70- bis 74-jährigen Freigabebeträge in halber Höhe derjenigen der 75-jährigen zukommen zu lassen). Die mindestens 75-jährigen erhalten, sofern ihr Hauptentschädigungsanspruch 5000 DM nicht übersteigt, den Gesamtbetrag ihres Hauptentschädigungsanspruches ausbezahlt. Geschädigte, die einen über 5000 DM hinausgehenden Hauptentschädigungsanspruch besitzen, erhalten eine erste Rate in Höhe von 5000 DM freigegeben.

 

Unterhaltshilfe, Entschädigungsrente oder Hauptentschädigung?

Besondere Vorschriften bestehen für solche mindestens 75-jährigen Geschädigten, die gegenwärtig eine Kriegsschadenrente (Unterhaltshilfe, Entschädigungsrente) erhalten. Wer Unterhaltshilfe bezieht, kann eine Hauptentschädigungsfreigabe nur dann begehren, wenn und soweit der Hauptentschädigungsanspruch etwa 5500 DM übersteigt (in manchen Fällen wird ein niedrigerer Betrag maßgeblich sein; eine noch zu erlassende Rechtsverordnung wird Näheres bestimmen); denn die ersten 5500 DM des Hauptentschädigungsanspruches gelten wegen des Empfanges der Unterhaltshilfe als verbraucht. Wer Entschädigungsrente empfängt und Hauptentschädigung haben will, muss auf die Entschädigungsrente ganz verzichten, wenn die Hauptentschädigung 5000 DM nicht übersteigt. Ist sie höher, muss er auf die Entschädigungsrente insoweit verzichten, als sie aus den ersten 5000 DM Hauptentschädigungsanspruch sich ergibt. Geschädigte, die Unterhaltshilfe und Entschädigungsrente beziehen, können eine Hauptentschädigungsfreigabe nur erhalten, sofern sie die für die Nur-Unterhaltshilfeempfänger geltenden Voraussetzungen erfüllen und zusätzlich ganz auf die Entschädigungsrente verzichten. Zusätzlich ist eine Hauptentschädigungsausbezahlung bis zu 5000 DM an solche mindestens 75-jährigen Geschädigten möglich, die auf ihre Unterhaltshilfe oder Entschädigungsrente ganz verzichten. Ein Verzicht auf die Unterhaltshilfe wird fast stets nicht zu empfehlen sein, und zu einem Verzicht auf die Entschädigungsrente kann nur ganz besonders alten Personen geraten werden.

 

Die Berufsausbildung

Ein zweites Programm für eine bevorzugte Freigabe von Hauptentschädigung, das durch die Weisung des Präsidenten des Bundesausgleichsamtes zum Anlaufen gebracht worden ist, ist die Förderung der Berufsausbildung der Kinder. Wie die Alten, so haben auch die Jugendlichen nicht Zeit, noch jahrelang auf die Hauptentschädigungsfreigabe zu warten, sofern es sich um die Finanzierung ihrer Berufsausbildung handelt. Die Hauptentschädigungsfreigabe für Berufsausbildungszwecke ist nur für gehobene Berufe zulässig. Sie ist nicht zugelassen für die Lehrlingsausbildung und für den Besuch höherer Schulen. Dagegen ist die Hauptentschädigungsfreigabe auch zugelassen zur Finanzierung einer Promotion, sofern bei der gewählten Berufssparte die Erlangung des Doktorats üblich ist. Die Freigabe der Hauptentschädigung für Ausbildungszwecke ist als Ergänzung zur Ausbildungshilfe gedacht. Wer nach den Bestimmungen über die Ausbildungshilfe Zahlungen erhalten kann, wird naturgemäß in der Regel diese wählen, weil dort kein Verzehr der Hauptentschädigung eintritt. Wer jedoch Ausbildungshilfe nicht mehr erhalten kann oder nur einen Kleinstbetrag erhalten kann wird zur Hauptentschädigungsfreigabe greifen. Die Gewährung von Ausbildungshilfe und Hauptentschädigungsfreigabe, wegen Berufsausbildung nebeneinander, ist nicht zulässig.

 

Ausgebildet werden kann der Hauptentschädigungsberechtigte, der Ehegatte sowie jeder unterhaltsberechtigte Angehörige. Die Freigabe kann nur erfolgen, wenn die Einkünfte des Auszubildenden  und seiner Familienangehörigen den vierfachen Unterhaltshilfesatz nicht übersteigen. Der vierfache Unterhaltshilfesatz liegt bei einer Einzelperson bei 480 DM, bei einem Ehepaar bei 720 DM; für jedes Kind kommen 168 DM hinzu. Die Höhe der Freigabe beträgt, wenn die noch bevorstehende Ausbildung länger als zwei Jahre dauert, 2000 DM. Ist die noch zurückzulegende Ausbildungszeit kürzer, so errechnet sich der Freigabebetrag aus der Anzahl der Monate mal dem Ausbildungsbedarf. Als Ausbildungsbedarf gelten mindestens für Hochschulstudium 150 DM, für Referendare u. a. 110 DM und für alle sonstigen Fälle 90 DM. In die restliche Ausbildungszeit fallende Semesterferien sind nicht in Abzug zu bringen.

 

Die Erfüllung des Anspruchs auf Hauptentschädigung zum Zwecke der Berufsausbildung setzt voraus, dass mindestens zwei Semester bzw. ein Jahr bereits erfolgter Ausbildung nachgewiesen werden. Durch diese Regelung soll erreicht werden, dass nur ernsthaft betriebene Berufsausbildungen gefördert werden und die lästigen Fleißprüfungen während der Ausbildungszeit entfallen.

 

Dringende Notstände

Ein drittes Programm der bevorzugten Hauptentschädigungsfreigabe ist dasjenige bei dringenden Notständen. Als in einem dringenden Notstand befindlich gelten solche Personen, die deshalb keine Unterhaltshilfe erhalten, weil sie einem Jahrgang nach 1892 (Frauen nach 1897) angehören oder weil bei ihnen die Erwerbsunfähigkeit nach dem 31.08.1953 eingetreten ist, ferner alleinstehende Frauen mit mindestens drei Kindern, sofern ihre Unterhaltshilfe wegen Ausscheidens eines Kindes aus der Familie in Fortfall kommt. Die Voraussetzungen für die bevorzugte Freigabe der Hauptentschädigung wegen eines dringenden Notstandes liegen ferner vor, wenn durch Tod des einzigen Ernährers oder plötzlichen Wegfall der den Lebensunterhalt sichernden Einkünfte die Lebensgrundlage des Erfüllungsberechtigten und seines Ehegatten vernichtet ist oder wird und kein Vermögen von mehr als 12 000 DM vorhanden ist, dessen Verwertung zugemutet werden kann. In den Fällen, der dringenden Notstände können 2000 DM des Hauptentschädigungsanspruches freigegeben werden.

 

Mehrere Tatbestände

Können von einem Hauptentschädigungsberechtigten mehrere Lebenstatbestände geltend gemacht werden, so kann bis auf weiteres nur wegen eines Lebenstatbestandes die Hauptentschädigung gezahlt werden. Ist jedoch der Anspruch auf Hauptentschädigung in den Fällen der Freigabe wegen Alters oder werden dringender Notstände mit weniger als 5000 DM erfüllt worden, so wird an Erfüllungsberechtigte, die im Laufe des jeweiligen Kalenderjahres das 75. Lebensjahr vollendet haben, der Unterschiedsbetrag zwischen dem bereits gezahlten Erfüllungsbetrag und 5000 DM zusätzlich geleistet.

 

Seite 4   „Lager-Kinder“ sind entschädigungsberechtigt

Ein wichtiges Urteil über den Anspruch von Kindern, die in Kriegsgefangenenlagern geboren wurden, auf Kriegsgefangenen-Entschädigung wurde jetzt vom Verwaltungsgericht in Kassel gefällt. Die Mutter eines im Kriegsgefangenenlager geborenen Kindes hatte diesen Prozess angestrengt. Sie war nach dem Einmarsch der Roten Armee in Ostdeutschland mit  anderen Frauen in ein Internierungslager gebracht worden. Allee Insassen des Lagers wurden dabei wie Kriegsgefangene behandelt. Nach der Entlassung erhielt die Mutter – ähnlich anderen entlassenen Müttern mit Kindern – die ihr zustehende Kriegsgefangenenentschädigung, aber nicht für ihr Kind, dem das Kasseler Verwaltungsgericht erst jetzt die gleichen Rechte zuerkannte. Auf Grund des Urteils werden nach Schätzungen des Heimkehrerverbandes mehrere tausend Frauen Entschädigungsansprüche bei den Bundesbehörden für ihre im Lager geborenen Kinder anmelden.

 

Seite 5   Blätter ostpreußischer Geschichte.

Vom Königsberger Schützenwesen

Foto: Nach einer alten Lithographie.

Festliche Versammlung der Königsberger Schützengilde 1851 vor dem Schießhaus bei der Feier ihres fünfhundertjährigen Bestehens. – Die Schützen trugen Uniform. Im Revolutionsjahr 1848 versahen sie Wachtdienst, enthielten sich jedoch jeglicher politischer Betätigung.

 

Der Stadtverband Duisburg-Hamborner Schützen hat die Patenschaft über die Königsberger Schützengilde übernommen. In der Urkunde, die Stadtverbandspräsident Karl Büren bei einem Festakt in der Schützenhalle in Duisburg Oberbürgermeister Seeling überreichte, ist bestimmt, dass — wie dies seit zwei Jahren schon eingeführt — beim Stadt-Schützentest für das Armbrustschießen ein „Königsberg-Gedächtnisvogel" errichtet werden soll. Gemäß einer Eintragung im Königsberger Schießbuch von 1663 soll jeder Schütze, der auf ihn zielt, einen Schützenpfennig abgeben. Das einkommende Schussgeld wird in der Stadtkasse verwahrt werden, damit es dereinst als Patengabe beim Aufleben des Schützenwesens in Königsberg mithelfen kann. Der stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Harry Poley, der bei dem Festakt den Dank der Stadt Königsberg übermittelt hatte, eröffnete am 19. August das Armbrustschießen auf den auf einer hohen Stange angebrachten Königsberg-Gedächtnisvogel. Ferner waren ein Königs- und ein Prinzenvogel aufgestellt. Die Beteiligung am Schießen auf den Königsberger Gedächtnisvogel war aber so stark, dass ein zweiter Vogel herbeigeschafft werden musste, denn der Erste fiel bereits nach einer guten Stunde. — Gegründet wurde das ostpreußische Schützenwesen durch den aus dem Rheinland stammenden Hochmeister Winrich von Kniprode; ein Beitrag über ihn erschien in Folge 20 dieses Jahrgangs. Der Verfasser jenes Aufsatzes, der frühere Direktor des Stadtarchivs von Königsberg, Dr. Gause, hat über das Schützenwesen in der ostpreußischen Haupt- und Residenzstadt die folgende Darstellung für uns geschrieben:

 

Jede der drei alten Städte Königsberg besaß ein Schießhaus. In ihnen fanden alle Schießen statt: Quartierschießen, d. h. Übungsschießen der in vier Quartiere eingeteilten Jungbürger, Freischießen um Preise aus Silber oder Zinn, Hosenlakenschießen um Stoff für Hosen oder eine entsprechende Geldsumme, und das jährliche Königsschießen. Die Landesherren bezeigten öfter „solchem exercitio ein gnädiges Gefallen". Der Kurfürst Georg Wilhelm wurde 1640 Schützenkönig, auf welches Ereignis kein geringerer als Simon Dach ein sechs Strophen langes Gedicht verfasste.

 

Das Königsschießen war ein Volksfest. Schon eine Woche vorher fanden im Gemeingarten das Fahnenausstecken und die „Trabanten-Chur" statt, woran sich ein Frühschoppen anschloss. Am Abend nach der Vesper wurde eine Mahlzeit abgehalten, zu der auch zwei Trommelschläger und ein Pfeifer hinzugezogen wurden. Das „Anblasen" des Königs, für das früher ein eigener Tag angesetzt war, wurde aus Ersparnisgründen später auf den folgenden Sonntag verlegt, an dem wiederum ein Frühschoppen und abends eine Mahlzeit mit Musik abgehalten wurde. Am Montag fand dann nach dem Frühstück in dem mit Tannen und Maien geschmückten Gemeingarten der festliche Auszug nach dem Schießhause statt mit fliegender Fahne, gerührtem Spiel und „Abblasen" des Königs. Dieses Abblasen geschah im Kneiphof vom Langgassenturm aus, d. h. von der Galerie des im Jahre 1864 abgebrochenen Turms des Grünen Tores.

 

Im Aufzug selbst, der vormittags um 11 Uhr vom Gemeingarten aus seinen Anfang nahm, gingen einige Stadtsoldaten mit Gewehr voran; es folgten der Zieler mit der kleinen Fahne und dem Zeiger in der Hand, Knaben mit den Scheibenbüchsen der Schützen und den bemalten Holztafeln, auf denen die von den Schützenkönigen gestifteten silbernen Schilde angebracht waren, darauf der Führer mit der Pike, zwei Trommelschläger, vier bis acht wohlgekleidete Trabanten mit geschulterten Piken, der Fähnrich, der mit der Fahne vor dem Gemeingarten und im Vorbeiziehn vor den öffentlichen Gebäuden, den Häusern des Bürgermeisters und der Ratsherren, des Schützenkönigs und sonstiger Honoratioren seine Kunst im Fahnenschwenken sehen ließ, dann wiederum vier Trabanten, nach diesen die Würdenträger der Gilde, welche sämtlich von den Gewerken waren, die Stadtmusikanten, der bisherige König mit umgehängter Kette zwischen zwei zum Schießen deputierten Ratsherren, zwei andere Ratsherren als Schiedsrichter bei etwaigen Streitigkeiten, der vorjährige König zwischen zwei Gerichtsverwandten, der Träger des silbernen Bechers und der Handschuhe für den neuen König, die Schützenmeister mit den Schützengesetzen und dem großen Zirkel zum Abmessen der Treffer, die Abgeordneten der Zünfte und schließlich die Schützen.

 

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts gaben Altstadt und Löbenicht ihre Schießhäuser auf, und alle drei Städte benutzten gemeinsam das Schießhaus des Kneiphofs. Von da aus war es nur ein Schritt bis zur Vereinigung der drei Gilden, die Friedrich der Große 1752 vollzog. Die drei alten Gilden wurden Kompanien der neuen Gesellschaft. Diese siedelte 1855 nach dem neu erbauten Schützenhaus auf dem Tragheim über. Als Stätte bürgerlicher Geselligkeit ist es vielen Königsbergern bekannt geworden. Es hieß das Alte Schützenhaus, weil die Gilde von 1894 ein neues Haus auf den Vorderhufen errichtete, in dem fortan die Schließen stattfanden. Beide sind im Inferno des Kriegsendes untergegangen.

 

Auch von dem reichen Kulturgut, das sich bei einer so altehrwürdigen Vereinigung wie der Schützengilde ansammelte, von Fahnen und Wappen, Königsketten und Schießpreisen, Silber- und Zinngerät ist nichts erhalten geblieben. Die alten Königsketten der drei Städte waren leider schon 1809 zusammen mit allen anderen Silbersachen verkauft, bzw. eingeschmolzen worden, als die drei Kompanien zu einer Gilde vereinigt worden waren, und man also nur noch eine Kette brauchte. Eine schöne Kette besaß das Stadtgeschichtliche Museum. Wo aber mögen die letzten Ketten geblieben sein oder die Fahne, die König Friedrich Wilhelm IV. der Gilde 1853 verlieh, oder die vielen Ehrengaben, die ihr bei der 550-Jahr-Feier 1901 überreicht wurden? Dr. Gause

 

Seite 5   Briefe an das Ostpreußenblatt

Grüße aus der Wüste

Fast in jeder Woche erhält die Redaktion des Ostpreußenblattes Brife von Landsleuten, die, obwohl sie seit langer Zeit fern von der Heimat wohnen, treue Leser des Ostpreußenblattes sind und ihre Heimat nicht vergessen haben. So erreichte uns dieser Tage der Brief einer Gruppe von Ostpreußen aus der Wüste von Südwestafrika. Sie schreiben uns:

 

„Heimattreue Ostpreußen senden aus der Namib von Süd-West von einem gelungenen Fleckessen mit Majoran und Mostrich und steifem Grog bei heißem Ostwind herzliche Heimatgrüße in alter Treue an alle Verwandten, lieben Freunde und guten Nachbarn. Ernst Rosemund, Darkehmen; Edith Rosemund, verw. Hoffmann, Schlichtingen/Elchniederung; Gisela Hoffmann, Schlichtingen Elchniederung; Hubertus Konrad Hinz, Cropiens, Kreis Königsberg-Land; Gertrud Berens, verw. Hinz, Cropiens, Kreis Königsberg-Land; Fritz Schwandt, Bachmann-Domäne bei Memel; Erhard Gohlke, Riesenburg oder Görken, Kreis Mohrungen; Hans Lorck, Oberheiligenwalde/Königsberg; Herbert Klein (ostpreußischer Sprößling), Dragoner-Kaserne Tilsit.

 

Wo seid Ihr, Schulkameraden, Jahrgang 1931, von der Hindenburg-Oberschule Königsberg, Fahrschüler und kleine Mädchen von der Omnibuslinie Postnicken - Königstor? Meldet Euch unter P. O. Box 110, Swakopmund Südwestafrika. Hubertus Conrad Hinz“.

 

Dann wird von der Heimat gesprochen

Frau Ursula B. schickt uns aus dem Inneren Kanadas eine Spende für die Ostpreußische Kinderhilfe und schreibt dazu:

 

„Bis November heißt es jeden Monat so ein bisschen sparen, damit jeder eine kleine Freude aus dem kalten Kanada erhält. Ja, Kanada ist kalt, — wir Ostpreußen werden wohl in mancher Weise an unsere ostpreußische Heimat erinnert, aber wohlfühlen können wir uns hier nicht, uns fehlt die heimatliche Wärme, die Gemütlichkeit und noch so, so viel mehr. Hier herrscht eben der Dollar und alles ist nur Geschäft. Wenn wir (einige Ostpreußen) zusammenkommen, dann wird nur von der alten Heimat gesprochen. Erinnerungen werden ausgetauscht, Fotos machen die Runde und zum Schluss kommt unser Ostpreußenblatt an die Reihe. Ich muss Ihnen sagen, unsere Zeitung möchten wir nicht mehr missen, denn sie gibt uns so viel. Wir sind nicht verlassen, denn uns verbindet unsere Zeitung mit der Heimat, die wir nicht vergessen können und nicht vergessen wollen, denn wir haben sie ja lieb.

 

Die Freude ist immer groß, wenn in der Post-Box eine Zeitung ist, eine deutsche und dann noch das Ostpreußenblatt. Das muss natürlich gleich den anderen gemeldet werden, also ran an's Telefon und einer sagt's dem andern. Am Abend nach getaner Arbeit wird es dann gemütlich. Die betreffende Hausfrau muss auch für ein ostpreußisches Gericht sorgen, das ist Ehrensache“.

 

Seite 5   Besuch in Salzburg

Auf meiner diesjährigen Ferienreise in das Land meiner Vorfahren besuchte ich dort in Salzburg auch die kleine Kirche der protestantischen Gemeinde. Sie hat einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. Man spürt dort das starke Zusammengehörigkeitsgefühl der Gemeinde in der Diaspora. Herrlich sind die bunten Glasfenster, die ein amerikanischer Offizier der Besatzungstruppen zum Andenken an seine dort verstorbene Frau gestiftet hat. Die unteren Teile dieser Fenster stellen Szenen von der Auswanderung der Protestanten aus ihrer salzburgischen Heimat im Jahre 1731 dar. Ich glaube, wir ostpreußischen Nachkommen dieser glaubensstarken Salzburger wissen gar nicht, wie sehr man uns dort unten noch die Treue hält. Auch in dem Archiv der protestantischen Kirche findet man viele interessante Schriften und schöne Fotografien, die von den Fahrten des ostpreußischen Salzburger Vereins in den Jahren 1914 und 1931 in die Heimat der Väter erzählen. An dieser schönen Kirche und dem Archiv dürfte niemand von uns Salzburgern, der nach Salzburg kommt, vorübergehen. H. G.

 

Seite 5   Unter Gottes Augen

Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten. 1. Petr. 3, 12

 

Wenn Martin Luther bei der Erklärung der Schöpferkraft und Güte Gottes an das Wunderwerk unseres leiblichen Lebens kommt, erwähnt er Augen und Ohren zuerst als besonders kostbare Gaben des Herrn, der das Leben schuf. Diese Betrachtung gewinnt er aus biblischen Anschauungen. Da steht zum Beispiel eine Vorschrift in dem Erziehungswerk des großen Mose: Wenn jemand seinen Knecht oder seine Magd in ein Auge schlägt und verdirbt es, der soll sie frei loslassen um das Auge. An anderer Stelle bittet der Fromme um Gottes Hut und Bewachung; wie man den Augapfel im Auge behütet und schützt. Jesus spricht von dem Auge als vom Licht unseres Leibes und unsere Erfahrungen bestätigen diese Aussagen über das Auge. Es ist das feine Organ für die Welt, die uns umgibt, und es schafft am ersten Kontakt zu den Menschen um uns. Nicht auszusagen ist, welche Gewalt im Blick des Auges liegt. Ihm gehorcht das Tier, ihm beugt sich der Mensch, und wie oft ist es geschehen, dass zwei Menschen sich zum ersten Male begegnen, sie sehen sich an, und dieser Blick entscheidet ihr ganzes Leben und bindet sie zusammen für Zeit und Ewigkeit.

 

Nun ist vom Auge Gottes zu reden, über manchem ostpreußischen Altar der Barockzeit war es im Dreieck der Dreifaltigkeit zu sehen, als ein Abbild der großen Tatsache, dass die Augen des Herrn auf die Gerechten merken, auch gerade da, wo sie straucheln und fallen. Der gebundene Jesus sieht seinen Petrus an in der Nacht der Verleugnung, dieser wortlose Blick bringt den Jünger zur Besinnung. Ein einziger Blick Gottes genügt, und der erste Mensch ist durchschaut bis m seine letzte Tiefe. Viele Heilungsgeschichten des Neuen Testaments beginnen mit dem Satz über den Heiland der Welt: Er sah ihn an.

 

Wie weit die Wirkung dieses Blickes geht, wird uns aus einer Episode im Leben Richard Wagners deutlich, dessen Name und Werk in diesen Wochen der Bayreuther Festspiele über die ganze Welt strahlen. Er stand einmal vor dem Bilde des dornengekrönten Christus, wie ihn Meister Dürer im Holzschnitt gestaltet hat, und bekennt in seinen Lebenserinnerungen: Da traf mich sein Blick! Und das Auge des Herrn traf ihn so, dass aus diesem Augenblick wesentliche Partien im „Parsifal" geschaffen wurden.

 

Die Augen Gottes über uns offen zu wissen ist uns Trost und Ansporn zugleich. Wenn niemand da ist, er ist gegenwärtig. In das verborgene Leben und Treiben hat er Einsicht, wir sind niemals allein und immer von ihm gesehen und durchschaut und also immer in Schuld und Not. Wir sind aber ebenso unter dem Schutz seines gegenwärtigen Lebens, und in der größten Einsamkeit und Verlassenheit nicht allein. Aus dem Blick Gottes spricht in Gericht und Gnade eine letzte Liebe, die retten will und bewahren. Sie erkennen und sich von ihr führen lassen macht den Menschen zum richtigen Menschen, der Gott gefällt. Und der sieht nicht mehr nach links und rechts, sondern auf Gott, und beantwortet den Blick Gottes mit Vertrauen und Dankbarkeit. Unter Gottes Augen leben wir richtig, behütet und getrost. Pfarrer Leitner, Altdorf (Königsberg)

 

Seite 5   Ostdeutsche Maler sehen die Landschaft

Eine Ausstellung in Lüneburg und Hannover

Die Stadt Lüneburg, die ihre besondere Verbundenheit mit dem deutschen Osten auf die mannigfachste Art bekundet hat, beherbergt in diesem Monat eine interessante und eindrucksvolle Ausstellung „Ostdeutsche Maler sehen die Landschaft". Sie wird von der „Künstlergilde", dem Verband der heimatvertriebenen Kulturschaffenden in Westdeutschland, veranstaltet. Der Begriff des „Ostdeutschen" ist hier freilich äußerst weit aufgefasst. Der Raum, aus dem die 68 beteiligten Künstler stammen, reicht von Riga bis zur südlichen Donau. Diesen ungeheuer weiten Raum als eine einheitliche Landschaft, als einheitlichen Lebens- und Schaffensraum zu begreifen, ist schlechterdings nicht möglich. Die Ostpreußen, die Pommern, die Schlesier, die Sudetendeutschen, um nur einige Landsmannschaften herauszugreifen, haben alle so viel Eigenart, dass sie sich auch in ihren künstlerischen Äußerungen stark voneinander unterscheiden. Es wäre reine Willkür hier einen gemeinsamen ostdeutschen Kunststil konstruieren zu wollen. Eines aber führt die Lüneburger Ausstellung jedem Besucher überzeugend vor Augen: die Künstler aus dem Osten haben für die deutsche Kunst unseres Jahrhunderts einen entscheidenden Beitrag geleistet, den man gar nicht hoch genug veranschlagen kann.

 

Eindrucksvoll sind in Lüneburg die ostpreußischen Maler vertreten. Das ist zu einem guten Teil das Verdienst von Kurt Bernecker, der in Königsberg geboren ist und in Lüneburg lebt und der die Ausstellung mitvorbereitet und in der Städtischen Ausstellungshalle, Am Werder aufgebaut hat. Er selber zeigt zwei Bilder, die noch in der alten Heimat entstanden sind, einen „Masurischen Hirten" und ein „Mädchen an der Bernsteinküste", dazu ein soeben vollendetes Gemälde „Verlassenes Gehöft". Man sieht in Lüneburg also Landschaften aus der alten und aus der „neuen" Heimat. Und der eigentliche Sinn der Ausstellung liegt gerade darin, die künstlerische Verbundenheit zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu beweisen. Die alte Heimat wirkt nach, aber die ostpreußischen Maler sind aufgeschlossen für das Neue, auch für das Neue in der Kunst. In den Blättern von Gertrud Lerbs-Bernecker wird der Verlust der Heimat ergreifend gestaltet, ihre Steinzeichnungen „Der Zug" und „Heimatlos" haben den unerbittlichen Ernst, der dem Thema angemessen ist. Darüber hinaus begegnet man vielen bekannten Künstlern, und man freut sich, Proben ihres neuen Schaffens kennenzulernen. Das gilt für die Aquarelle von Eduard Bischoff und Erich Kaatz, der von Marienwerder nach Wiesbaden gekommen ist und der in weich verschwimmenden Konturen

und fein gestuften Farben die Erinnerung an ostpreußische Fischerdörfer beschwört. Karl Eulenstein aus Memel und Ernst Mollenhauer aus Tapiau verbinden in ihren großformatigen Landschaften einen kräftigen Realismus mit einem tiefen Gefühl für das Geheimnisvolle und Hintergründige einer Landschaft. Künstlerisch besonders interessant die Kreidezeichnungen von Hans Orlowski, der nun schon lange als Akademieprofessor in Berlin wirkt und es meisterhaft versteht, das Erlebnis etwa von „Blühenden Wiesen" oder „Trocknendem Heu" in gebündelte, strahlenförmige Linien zu übersetzen. Unter dem künstlerischen Nachwuchs ist der 1930 in Goldap geborene und in Berlin lebende Dietmar Lemcke besonders zu nennen, der auch schon mit eigenen Ausstellungen erfolgreich hervorgetreten ist. Bei ihm, wie auch bei den andern Malern seiner Generation, kann sich die ostpreußische Herkunft nicht mehr in der Wahl heimatlicher Motive bemerkbar machen. Aber die Intensität der Farben, die Unmittelbarkeit und Ursprünglichkeit der künstlerischen Aussage sind ostpreußisches Erbe. Darin liegt die Stärke auch der jungen ostpreußischen Maler. Und damit bilden sie ein bedeutsames Gegengewicht gegen alle rein formalistischen und geschmäcklerischen Tendenzen in der Kunst unserer Zeit.

 

Die sehenswerte Ausstellung wird anschließend erst in Hannover und dann in Santiago de Chile gezeigt werden, womit zum ersten Mal ostdeutsche Künstler als geschlossene Gruppe auch in Südamerika in Erscheinung treten. Gottfried Sello

 

Seite 6   Schulfahrten nach Königsberg

In unserer Heimatzeitung vom 10. August, brachten Sie die reizende Geschichte vom Schulpferd „Gnaschel". Diese Geschichte erinnerte mich an meine Schulzeit vor der Jahrhundertwende. Im Jahre 1893 erwarb mein Vater einen etwa 200 Morgen großen Hof in Lawsken bei Königsberg. Das Dorf würde später zu Juditten und dann zur Stadt Königsberg eingemeindet. Lawsken lag etwa sechs Kilometer von der Stadt entfernt. Wir Kinder, meine Schwester, mein Bruder und ich, besuchten die Schule in der Stadt, meine Schwester die Höhere Mädchenschule in der Wallschen Gasse, wir Jungens das Löbenichtsche Realgymnasium auf dem Münchenhof. Jeden Morgen um einhalb sieben Uhr fuhren wir mit einem leichten Wagen und einem alten Pferd, Lotte genannt, vom Hofe. Die Chaussee führte durch weite Getreidefelder. Das einzige Haus zwischen Lawsken und der Stadt war das Wärterhaus an der Labiauer Bahn.

 

Wenn wir die Milch in der Sternwartstraße abgeliefert hatten, wurde das Fuhrwerk in eine Ausspannung in der Alten Gasse gebracht, wo wir es nach Schulschluss abholten. Königsberg war damals noch Festung mit Wall und Graben. Durch das Steindammer Tor führte unser Weg über die Brücke des Wallgrabens. Durch den Verkauf der Milch in der Stadt bekam mein Vater zehn Pfennig für den Liter, während die Bauern auf dem Lande nur fünf Pfennig erhielten.

 

Ich war der Jüngste der Geschwister, war aber immer der Kutscher und sehr stolz auf meinen Posten. Das trug mir aber auch viel Leid ein, wenn der kalte Winter kam. In der schönen Jahreszeit war es ja sehr lustig, auf den Hufen an den wartenden Schulkindern vorbeizufahren, die mit der Pferdebahn zur Schule fahren mussten. Im kalten Winter war es aber weniger schön, und bald waren meine Finger von Frostbeulen bedeckt, die ekelhaft  juckten. Ich habe viele Tränen vergossen, denn keine Salbe aus der Apotheke half dem Übel ab. Da erschien als rettender Engel unsere damalige Hausschneiderin, die meiner Mutter zu einem alten Hausmittel riet. Frische Pferdeäpfel wurden mit heißem Wasser begossen, und in diese heiße Brühe musste ich meine Hände tauchen. Dieses Mittel half, und ich bekam wieder glatte Hände. Diese Hausschneiderin, ein Fräulein Meier, heiratete später den Landwirt Wenk aus Bärwalde bei Metgethen. Sollte Frau Wenk noch leben und diese Zeilen lesen (als Ostpreußin wird sie ja unser Heimatblatt halten), dann soll sie wissen, dass ich noch heute, als alter Mann, voll Dankbarkeit an sie denke und mich freuen würde, wenn sie mir schreiben könnte.

 

Unsere Eltern haben sich oft darüber gewundert, woran unser Hofhund, der vor seiner Bude lag, merkte, wann unser Wagen im Anrollen war. Er bellte dann freudig und Mutter wusste, jetzt kommen die Kinder. Gerade am frühen Nachmittag waren viele Fuhrwerke auf der Straße, denn um diese Zeit kamen die Wagen der Milchhorleute aus der Stadt zurück. Diesen Ausdruck „Milchhorleute" habe ich nur in Ostpreußen gehört. Es waren Pächter der Milch in den Dörfern und Gütern der Umgebung von Königsberg. Sie sammelten die Milch und verkauften sie aus großen Kannen in den Straßen der Stadt. Sie mussten zwar bei jedem Wetter diesem Gewerbe nachgehen, aber bei einem Einkaufspreis von fünf Pfennigen und einem Verkaufspreis von zehn Pfennigen war es ein gutgehendes Geschäft; sie wurden wohlhabende Leute dadurch. Otto Bannert

 

Ostpreuße deutscher Hochschulmeister

Bei den deutschen Fünfkampf-Hochschulmeisterschaften, die dieser Tage im Stadion Niederrhein in Oberhausen stattfanden, wurde Dietrich Koloska, mit 2905 Punkten, deutscher Hochschulmeister im Fünfkampf. Schon beim Stand nach drei Übungen (Weitsprung, Speer und 200-m-Lauf) lag er mit 1970 Punkten an der Spitze. Der neue Hochschulmeister liegt bei den gesamtdeutschen Meisterschaften an dritter Stelle. Bei den Einzelentscheidungen um die deutschen Hochschulmeisterschaften wurde Dietrich Koloska außerdem im Speerwurf Zweiter mit 65,63 m.

 

Der neue deutsche Hochschulmeister ist Ostpreuße. Er ist 23 Jahre alt und studiert zurzeit in Marburg Philologie und Sport. Er nahm an den Hochschulmeisterschaften teil, obwohl er sich gerade im Examen befindet.

 

Dietrich Koloska ist der Sohn des Hauptlehrers Walther Koloska, der vor der Vertreibung in Steinbeck bei Königsberg amtierte und jetzt als Mittelschullehrer in Uelzen, Niedersachsen, tätig ist. Landsmann Koloska hat sich seit der Vertreibung an seinem neuen Wohnort ständig in der landsmannschaftlichen Arbeit betätigt und sich rege für die Belange der Vertriebenen eingesetzt. Sein Sohn Dietrich Koloska war an der Universität Marburg einer der Gründer der ostpreußischen Studentengruppe. Er behandelt in seiner Examensarbeit das Vertriebenenproblem.

 

Die ostpreußischen Leichtathleten hatten vor dem Kriege in ganz Deutschland einen guten Ruf. Es ist erfreulich, dass auch unter unseren jungen Landsleuten wieder hervorragende Sportler sind, die ihrer Heimat Ehre machen.

 

Ostpreußen siegreich in der Traditionsstaffel

Große Tage der Leichtathletik in Düsseldorf

Nach Hamburg, Frankfurt und Berlin war es in diesem Jahr die Stadt Düsseldorf, die vom 16. bis 18. August die deutschen Leichtathleten anlässlich der deutschen Meisterschaften begrüßen konnte. Der erste Teil dieser Meisterschaften war für die Leichtathleten aus den deutschen Ostgebieten bestimmt, die aus allen Teilen Deutschlands mit ihren Angehörigen nach Düsseldorf gekommen waren. Über einhundert Aktive nahmen an den Kämpfen auf dem Platz des Dt. Sp. Cl., Düsseldorf teil. In den Altersklassen war die ostpreußische Mannschaft stark vertreten, wenn auch einige unserer Besten wie Blask, Schories, Wagemans, Kurreik, Orlowski, Habermann und Kalwies fehlten.

 

In der 4-mal-100-m-Traditionsstaffel, um den Wanderpreise des Vorsitzenden des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Dr. Max Banz, gewannen die ostpreußischen Läufer Petschull (Asco Kbg,), Wittke (VfK Kbg.), Hildebrandt (Pr. Sainl. Kbg.) und Ruttkowski (VfB Kbg.) überlegen vor den Pommern und Schlesiern. Damit hat die ostpreußische Mannschaft in ununterbrochener Reihenfolge zum dritten Mal diesen begehrten Wanderpreis erhalten. Dazu kamen wertvolle Siegerplaketten der Stadt Düsseldorf.

 

Auch den Mannschafts-Fünfkampf, um den Hermann-Kanus-Wanderpreis, gestiftet vom VfB Breslau, sicherte sich Ostpreußen vor Schlesien und Pommern mit den Teilnehmern Hilbrecht und Kirschnereit (VfB Kbg.), Albrecht und Liedig (Pr.-Saml. Kbg.), Fritsch (Darkehmen) und der siegreichen Traditionsstaffel.

 

Bei den jüngeren Jahrgängen, der Ostpreußen, fehlten wegen der gleichzeitigen Meisterschaftskämpfe und wegen Krankheit leider die Spitzenkönner Pohl (Allenstein), Maletzki (Kbg.-Ponarth), Makowka (Lötzen) und andere. In dieser Klasse siegten die Schlesier und Pommern. In der Klasse der Frauen, Jugendlichen und Schüler zeigten alle Verbände mit Ausnahme der Westpreußen und der Sudetendeutschen, die nur wenige Teilnehmer stellten, gleichwertige Leistungen. Bei den Ostpreußen, waren die Königsberger Vereine VfB, Asco, Prussia-Samland, VfK, Polizei, MTV und MTV Ponarth, vertreten, ferner Allenstein, Insterburg, Tilsit. Lyck, Lötzen, Gerdauen, Heilsberg, Tapiau und Neuhausen-Tiergarten.

 

Das große Wiedersehenstreffen der ostdeutschen Leichtathleten am Abend vereinigte mehr als vierhundert Teilnehmer. Unter den Gästen sah man Landtagspräsident Gockeln, Bürgermeister Dr. Vomfelde, mehrere Ratsherren, Mitglieder des Sportausschusses, des Werbe- und Verkehrsamtes und der Landsmannschaften, deren Wappen den Festsaal schmückten. Von der deutschen Sportführung war der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Dr. Ritter von Halt, der Vorsitzende des Deutschen Leichtathletikverbandes, Dr. Danz, Sportwart Pollmanns, Düsseldorf, und viele andere Sportführer erschienen. Dr. Schmidtke (Asco Kbg.), der Gründer der Traditionsgemeinschaft der Leichtathleten aus den deutschen Ostgebieten, bat die älteren Sportler, die ostdeutsche Jugend noch mehr als bisher zu den alljährlichen Kämpfen und Treffen heranzuführen, die Tradition zu pflegen und den Heimatgedanken auf die Jugend zu übertragen. Nach der offiziellen Siegerehrung und Preisverteilung zeichnete Dr. Danz einige Pioniere der Leichtathletik mit der silbernen Ehrennadel des DLV, aus, darunter die Ostpreußen Schacknies (Tilsit), Sudermann (Memel) und Hundrieser (Insterburg). Der Höhepunkt des Abends war die Ehrung der siegreichen Traditionsstaffel mit der Überreichung des Preises durch Dr. Danz, bei der die Festteilnehmer das Ostpreußenlied sangen. Bei angeregter Unterhaltung und Tanz blieben die ostdeutschen Leichtathleten noch lange beisammen.

 

An dem Gelingen dieser Festtage haben der unermüdliche Leiter der Traditionsgemeinschaft, Dr. Schmidtke, Königsberg und Hermann Hager (Sp. V. Lötzen), der die Hauptarbeit in Düsseldorf zu leisten hatte, besonderen Anteil. Der Dank der Leichtathleten gilt auch der Stadt Düsseldorf und einer Reihe von Spendern, die die Durchführung dieser Wettkämpfe ermöglicht hatten.

 

In den Vorstand der Traditionsgemeinschaft wurden Dr. Schmidtke zum Vorsitzenden, Landsmann Panknin (Königsberg) zum Sportwart und die Landsleute Blask und Geelhaar (So. V. Lötzen) als Vertreter Ostpreußens wiedergewählt.

 

Der Ausgang dieser Festtage lässt für das nächste Jahr weitere gute Leistungen erwarten. Es ist zu hoffen, dass in Zukunft auch für andere Sportarten wie Turnen, Fußball, Rudern usw. ähnliche Traditionskämpfe und Treffen veranstaltet werden. Die Leichtathleten haben in diesen Tagen gezeigt, dass sie die Tradition hochhalten.

 

Asco-Königsberg und Sp. V. Lötzen führten am 17. und 18. August noch wohlgelungene Vereinstreffen durch, bei denen es manches schöne Wiedersehen nach vielen Jahren gab.

 

Die Ostpreußenerfolge aus der Siegerliste

Allgemeine Klasse (Jahrgänge 1926 bis 1938) 100 m: Dritter Wolfgang Kucklick (Masovia-Lyck), 11.7;

 

400 m: Zweiter, Hugo Schlegel (Heilsberg), 51.7;

 

1000 m: Dritter, Hilmar Schwesig (Heilsberg), 2:37, 4;

 

Weitsprung: Erster, Wolfgang Kucklick (MasoviaLyck), 6.43.

 

Altersklasse I

100 m: Zweiter, Arnold Kirschnereit (VfB Kbg.), 12,1;

Dritter, Lothar Bensing (MTV Tilsit).

 

Kugelstoßen: Erster, Arnold Kirschnereit (VfB Kbg.), 11.62;

 

Weitsprung: Erster, Arnold Kirschnerelt (VfB Kbg.), 5,58.

 

Altersklasse II

100 m: Erster, Werner Ruttkowski (VfB Kbg), 12,5;

Zweiter, Heinrich Hildebrandt (Pr. Saml. Kbg.), 12.5.

 

Kugelstoßen: Erster Alfred, Wittke (VfK Kbg.), 11,56;

Zweiter, Werner Ruttkowski (VfB Kbg.).

 

Weitsprung: Erster, Heinrich Hildebrandt (Pr. Saml. Kbg.), 5,84;

Zweiter Alfred Wittke (VfK Kbg.),  5.31.

 

Altersklasse III

100-m-Lauf: Erster, Herbert Petschull (Asco Kbg.), 12.5;

Zweiter, Herbert Liedig (Pr. Saml. Kbg.);

Dritter, Kurt Wischnewski (Pr. Saml. Kbg.).

 

1000 m: Erster, Erich Albrecht (Pr. Saml. Kbg.), 2:56,0;

Zweiter, Herbert Liedig (Pr. Saml. Kbg.);

Dritter, Gerd Leonhardt (Hindenburg Lötzen).

 

Kugelstoßen: Erste.r Gerd Hilbrecht (VfB Kbg.), 12,89;

Zweiter, Erwin Henkies (Sp. V. Lötzen), 10.66;

Dritter, Erich Albrecht (Pr.-Saml. Kbg.).

 

Weitsprung: Erster, Herbert Petschull (Asco Kbg.), 5.85;

Zweiter, Erwin Henkies (Sp. V. Lötzen), 5.08.

 

Altersklasse IV

Kugelstoßen: Erster, Hans Fritsch (Sp. V. Darkehmen,. 12,25;

Dritter, Helmut Kutkat (Asco Kbg.).

 

Weitsprung: Erster. Helmut Kutkat (Asco Kbg.). 5,35.

 

Altersklasse V

75 m: Erster, Otto Konopka (Pr. Saml. Kbg.), 10,4.

 

1000 m: Heinrich Neumann (MTV Kbg.), 3:53,2.

 

Kugelstoßen: Zweiter, Otto Konopka (Pr. Saml. Kbg.), 9.38.

 

Weitsprung: Zweiter, Karl-Heinz Billhardt (Polizei Kbg.).

 

Frauen

75 m: Erste, Dagmar Klahr (Asco Kbg.).

 

Männliche Jugend A

100 m: Erster, Alfred Actun (Gerdauen), 11.5.

 

Kugelstoßen: Erster, Manfred Actun (Gerdauen), 12.10.

 

Weitsprung: Zweiter, Erhard Finger (Königsberg), 5,94.

 

Jugend B 100 m: Zweiter, Peter Beuthin (Königsberg), 12, 1.

 

Kugelstoßen: Dritter, Gerhard Henkies (Sp. V- Lötzen).

 

Weitsprung: Zweiter, Gerhard Henkies (Sp V Lötzen), 5,22.

 

Schüler. Klasse A

Schlagballweitwerfen: Erster, Werner Henkies (SD V. Lötzen), 45 m.

 

Mannschaftskämpfe

4-mal-100-m Traditionsstaffel (Jahrgänge 1921 und älter):

Sieger, Ostpreußen 49 Sek. (Pettschull, Wittke, Hildebrandt, Ruttkowski).

 

Mannschaftsfünfkampf für Verbände

Erster Ostpreußen, 4954 Punkte (566 Punkte mehr als 1956), mit der Mannschaft: Hilbrecht, Ruttkowski, Kirschnereit (VfB Königsberg),  Albrecht, Hildebrandt, Liedig (Prussia-Samland Kbg.) Petschull (Asco Kgb.), Wittke (VfK Kbg.). Fritsch-Darkehmen.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

31. August und 1. September: Tilsit-Stadt und Tilsit-Ragnit, gemeinschaftliches Kreistreffen mit dem Heimatkreis Elchniederung, in Frankfurt a. M., Schwanheim, Saarbrücker Straße 6 (Turnhalle Schwanheim).

 

1. September: Gumbinnen. Kreistreffen in Berlin.

 

Johannisburg. Kreistreffen in Hannover-Limmerbrunnen.

 

Bartenstein. Kreistreffen in Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

 

Neidenburg. Kreistreffen in Hamburg, Elbschloßbrauerei.

 

Elchniederung, gemeinschaftliches Kreistreffen mit den Heimatkreisen Tilsit-Stadt und Tilsit-Ragnit in Frankfurt a. M.

 

7. und 8. September: Allenstein. Jahreshaupttreffen in Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

 

8. September: Johannisburg. Kreistreffen in Dortmund, Reinoldi-Gaststätten.

 

Angerapp. Kreistreffen in Hannover Döhrener Maschpark.

 

Gerdauen, gemeinschaftliches Kreistreffen mit dem Heimatkreis Bartenstein in Stuttgart, Untertürkheim (Sängerhalle).

 

Bartenstein. Kreistreffen In Stuttgart, Untertürkheim (Sängerhalle).

 

Angerburg. Kreistreffen in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

Insterburg. Hauptkreistreffen in Krefeld.

 

Tilsit-Stadt. Kreistreffen in Duisburg-Hochfeld, Rheinhof-Festsäle, Wahnheimer Straße 223/225 (Endstation der Straßenbahnlinien 2 und 8 oder Bahnhof Duisburg-Hochfeld-Süd)

 

Treuburg. Kreistreffen in Hannover, Wülfeler Biergarten.

 

21. und 22 September: Elchniederung. Kreistreffen in Hannover.

 

Memel-Stadt und -Land, Heydekrug, Pogegen. Hauptkreistreffen in der Patenstadt Mannheim.

 

22. September: Heimatkreise des Regierungsbezirks Allenstein. Gemeinschaftliches Kreistreffen in Stuttgart, Freizeitheim.

 

Schloßberg. Kreistreffen in Stuttgart-Fellbach, Gasthaus Adler

 

Ebenrode/Stallupönen, gemeinsames Kreistreffen mit dem Kreis Schloßberg (Pillkallen) in Stuttgart-Fellbach, Gasthof Adler.

 

Schloßberg (Pillkallen), gemeinsames Kreistreffen mit dem Kreis Ebenrode/Stallupönen in Stuttgart-Fellbach, Gasthof Adler.

 

Königsberg-Land. Hauptkreistreffen in Barkhausen an der Porta Westfalica, Gaststätte Friedenstal.

 

Elchniederung

Unsere Heimatkreistreffen

Das Jahreshaupttreffen in Nordhorn und unser Kreistreffen in Lübeck liegen nun hinter uns. In Nordhorn hatten wir unter anderem Gelegenheit, unseren Patenkreis und das Emsland insgesamt im Bilde kennenzulernen und wir waren erstaunt über die Strukturähnlichkeit mit unserer Elchniederung. Besonders erfreut hat uns auch die rege Anteilnahme der Bevölkerung unseres Patenkreises. Dem Ostpreußenchor Nordhorn und seinem rührigen Dirigenten, Lehrer Müller, danken wir herzlich für die musikalischen Darbietungen. Lehrer Müller ist auch der Initiator und Schöpfer des eindrucksvollen Wandreliefs der Elchniederung in der Ernst-Moritz-Arndt-Schule in Nordhorn, das von unseren Landsleuten mit großem Interesse besichtigt wurde. Ebenso gilt unser Dank der örtlichen Gruppe der Ost-und Westpreußen und Danziger und ihrem Vorsitzenden, Landsmann Pischel, für die Mitwirkung bei der Vorbereitung und Durchführung des Jahreshaupttreffens. Eine besondere Freude war es für uns, unseren ehemaligen Landrat Stockmann und seine Gattin dort begrüßen zu können.

 

In Lübeck begann das Kreistreffen mit einem Gottesdienst, den Landsmann Oberkonsistorialrat Gülzow hielt. Nach der Totenehrung durch den Kreisvertreter, hielt Landsmann Forstmeister Loeffke, die Hauptrede. In aufrüttelnden Worten ermahnte er alle Anwesenden, den Rechtsanspruch auf unsere Heimat stets und ständig mit allem Nachdruck zu vertreten und im Kampf um die Wiedergewinnung des deutschen Ostens nie zu erlahmen. Starker Beifall bewies, dass der Redner allen Anwesenden aus dem Herzen gesprochen hatte. Besonderes Interesse fand auch das anschließende Referat unseres Kreisbeauftragten für den Agrarsektor, Landsmann Hartmann, über die Auswirkungen der 8. Novelle zum Lastenausgleichsgesetz. Landsmann Hartmann hatte sich auch dankenswerterweise für Einzelberatungen in Lastenausausgleichsfragen zur Verfügung gestellt. Bereits am Vorabend hatten sich ehemalige Lehrer und Schüler aus der Elchniederung zu einem Sondertreffen zusammengefunden, bei dem Kreisgeschäftsführer Sahmel über das „Hilfswerk Elchniederung" sprach.

 

Allen Landsleuten heute schon zur Kenntnis, dass das nächstjährige Jahreshaupttreffen in Nordhorn am 25. und 26. Mai (Pfingsten) stattfinden wird. Bei diesem Treffen, bei dem auch die Satzung der Kreisgemeinschaft zur Beschlussfassung gelangen soll, ist mit stark verbilligten Reisekosten zu rechnen.

 

Am kommenden Sonntag, dem 1. September, findet nun unser Kreistreffen in Frankfurt am Main statt, und zwar zusammen mit den Landsleuten aus der Stadt Tilsit und dem Kreis Tilsit-Ragnit. Trefflokal ist die „Turnhalle" im Frankfurter Stadtteil Schwanheim, Saarbrücker Straße 6. Für alle im südlichen Teil des Bundesgebietes wohnenden Landsleute ist es in diesem Jahr die einzige Gelegenheit, an einem Heimatkreistreffen teilzunehmen und alte Freunde und Nachbarn wiederzusehen. Wir hoffen deshalb auf einen starken Besuch.

 

Unser nun schon zur Tradition gewordenes Kreistreffen in Hannover-Limmer findet am Sonntag, dem 22. September im „Kurhaus Limmerbrunnen" statt. In jedem Jahr war es das am stärksten besuchte Elchniederunger Treffen, und es ist anzunehmen, dass es infolge der zentralen Lage Hannovers, auch diesmal wieder so sein wird. Am Vorabend findet auch dort wieder ein Sondertreffen ehemaliger Elchniederunger Lehrer und Schüler statt, zu dem hiermit schon jetzt herzlich eingeladen wird.

 

Bis zum Wiedersehen grüße ich alle Elchniederunger in Heimatverbundenheit.

Johannes Klaus, Kreisvertreter

 

Gumbinnen

Gumbinner Großtreffen in Berlin

Zum siebenten Male wird am Sonntag, dem 1. September, unser Kreisvertreter Hans Kuntze die Gumbinner Kreisgruppe in Berlin besuchen. Als er 1951 zum ersten Male in Berlin die Gumbinner Familie aus West und Ost besuchte, war er der erste ostpreußische Vertreter, der damit bezeugte, wie wichtig der Brückenverdienst in Berlin ist. Sein Beispiel hat auch die Vertreter der anderen ostpreußischen Kreise dazu angeregt. Gumbinner Landsleute, lasst uns auch in diesem Jahre durch den Besuch unseres Gumbinner Treffens in Berlin zeigen, dass wir unsere Heimat nicht aufgeben, sondern allezeit für sie eintreten wollen. Wir erwarten, dass Ihr in großer Zahl der Einladung folgt.

 

Das Treffen wird wieder im Parkrestaurant Südende (S-Bahnhof Südende oder Bus 33) stattfinden. Es beginnt um 14 Uhr mit einer Andacht, die Pfarrer Moritz hält. Es wird gebeten pünktlich da zu sein. Um 16 Uhr spricht Landsmann Kuntze. Wir wenden auch wieder unsern Archivar Landsmann Gebauer unter uns haben, der Bilder aus der Heimat zeigen wird. Dieses Treffen wird besonderes Gepräge dadurch haben, dass die Gumbinner Jugend, die in diesen Tagen zu einer Freizeit in Berlin ist, in unserer Mitte sein wird. Es werden dazu etwa 60 Jugendliche aus der Bundesrepublik, West- und Ost-Berlin sowie der sowjetisch besetzten Zone erwartet. Darum ergeht auch besonders an die Gumbinner Jugend in und um Berlin die Einladung: Kommt zu diesem Treffen!

 

Jugendtreffen in Berlin

In der Jugendherberge Berlin-Zehlendorf, Pücklerstraße, wird eine gesamtdeutsche Begegnung der Jugend des Kreises Gumbinnen vom 30. August bis zum 2. September stattfinden. Das Programm sieht u. a. vor:

 

Freitag, 30. August: Bis 17 Uhr Anreise, 20 Uhr „Die Besiedlung des Regierungsbezirks Gumbinnen, eine preußische Tat aus deutscher und europäischer Verantwortung" (Mittelschullehrer Hefft). — Sonnabend, 31. August: 9 Uhr Andacht (Pfarrer Moritz), 10 Uhr „Die Bedeutung Berlins für Gesamtdeutschland" (Vortrag). — 13.30 Uhr, Aussprache, 16 Uhr Gumbinnen im Lichtbild (Gebauer), 18 Uhr, Heimabend mit der DJO Berlin. — Sonntag, 1. September: 8 30 Uhr, Die landsmannschaftliche Aufgabe der Jugend (Kuntze), 10 Uhr, Was hat die Jugend Berlins der deutschen Jugend zu sagen? (mit Aussprache), 15 Uhr, Blick über die Sektorengrenze und Besuch der Interbau-Ausstellung, 19 Uhr, Bie ons tohus! — Montag, 2. September: 9 Uhr, Stadtrundfahrt, 13 Uhr, Mittagessen und Abreise.

Hans Kuntze, Kreisvertreter, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168

 

Gumbinner Jugend trifft sich in Bielefeld

Unsere nächste Freizeit findet, wie bereits bekanntgegeben, im Jugendheim Oerlinghausen bei Bielefeld statt. Anreisetag ist Freitag, der 27. September, möglichst bis 17 Uhr. Für alle von Euch, die nicht länger wegkommen können, ist der Abreisetag, Montag, der 30. September. Um allen denen entgegenzukommen, die bisher die Kürze des Wochenendes bedauerten, soll diese Freizeit bei genügender Beteiligung bis zum Freitag, dem 4. Oktober, dauern. Hoffentlich machen viele von Euch von dieser Möglichkeit Gebrauch, sich mit jungen Gumbinnern zu treffen und in landschaftlich schöner

Umgebung zu erholen. Ein reichhaltiges Programm ist vorgesehen. Von den Teilnehmern erwarten wir, dass Reisekosten bis zu 10,-- DM selbst getragen werden. Im Übrigen entstehen keine weiteren Kosten. — Meldungen bitte ich bis zum 10. September abzusenden an:

 

Kreisvertreter, Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168, oder an Mittelschullehrer Friedrich Hefft, Celle, Buchenweg 19.

 

Insterburg Stadt und Land

Am 7. und 8. September wird in unserer Patenstadt Krefeld unser Jahreshaupttreffen stattfinden. Am Sonnabend, dem 7. September, um 15 Uhr, Delegiertenversammlung im Hansekrug, Hansestraße 65 (etwa 100 m vom Hauptbahnhof). Zu dieser Tagung werden sämtliche Kreisausschussmitglieder besonders eingeladen.

 

Am Sonnabend, dem 7. September, werden sich um 20 Uhr die ehemaligen Angehörigen des Sportclubs Preußen e. V. Insterburg im Lokal Schibukat, Friedrichstraße 51, zum fünfzigjährigen Bestehen des Sportclubs treffen.

 

Am Sonntag, dem 8. September, 11 Uhr, Feierstunde im Stadtwaldhaus unter Mitwirkung des Polizeichors, des Ostlandchors, der DJO mit einem großen Fanfarenchor und der Düsseldorfer Tanzgruppe. Es sprechen der Oberbürgermeister der Patenstadt Krefeld und Reinhold Rehs., MdB als Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen. Ab 15 Uhr wird eine Kapelle zum Tanz aufspielen.

 

 

Angerburg

Liebe Landsleute! Letztmalig weise ich auf unser letztes diesjähriges Kreistreffen am Sonntag, dem 8. September, in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen, hin, und lade Sie alle herzlich dazu ein. Das Lokal ist ab 9 Uhr geöffnet und zu erreichen ab Hauptbahnhof mit Straßenbahnlinie 3, ab Café Kröpcke mit Straßenbahnlinie 1, beide bis Endstation, von dort etwa fünf Minuten Fußweg über Kanalschleuse.

 

Festfolge: 14 Uhr Begrüßung durch den Kreisvertreter; Andacht (Pfarrer Teschner, aus Benkheim)! Begrüßung durch den Vertreter unseres Patenkreises Rotenburg (Hannover) Oberkreisdirektor Janssen; Ansprache des 1. Vorsitzenden der Landesgruppe Niedersachen, Arnold Woelke, Göttingen. Anschließend geselliges Beisammensein und Tanz. Ich würde mich sehr freuen, besonders viel Jugend begrüßen zu können. Auf gesundes Wiedersehen in Hannover!

 

Gesucht werden:

Kurt Schlieszio, geb. 08.09.1924 in Albrechtswiesen, Son von Emil Schlieszin, aus Benkheim.

 

Ernst-August Dittloff, aus Angertal, geb. 08.08.1921.

 

Otto Gröll, aus Surminnen.

 

Jede Nachricht erbitter Hans Priddat, Kreisvertreter, (16) Bad Homburg, v. d. Höhe, Seifgrundstraße Nr. 15.

 

Sensburg

Am 22. September findet wie im vergangenen Jahr, wieder ein Treffen der Kreise des Regierungsbezirks Allenstein in Stuttgart statt. Ich bitte vor allem die jetzt aus der Heimat ins Bundesgebiet gekommenen Landsleute, sich auf diesen Termin einzurichten, und die Bekanntmachungen im Ostpreußenblatt zu verfolgen.

 

In Folge 33 vom 17. August unter den Kreisnachrichten muss es Remscheid heißen und nicht Herne. Weiter weise ich zum wiederholten Male darauf hin, dass Anfragen nach Anschriften besser direkt an unseren Karteiführer, Gustav Waschke, Remscheid, Lenneper Straße 15, gerichtet werden, da sie dann schneller erledigt werden können.

Albert v. Ketelhodt, Kreisvertreter, Ratzeburg, Kirschenallee 11

 

Seite 7   Angerapp

Letztmalig möchte ich heute auf das am 8. September in Hannover im „Döhrener Maschpark“ stattfindenden Treffens hinweisen. Das Lokal ist vom Hauptbahnhof mit den Straßenbahnlinien 1, 3 und 16 bis Haltestelle Fiedlerstraße zu erreichen.

 

Beginn des offiziellen Teiles des Treffens um 11.30 Uhr. Nach der Begrüßung durch  den Kreisvertreter spricht Herr Heinz Czerlinski, der für seine ausgezeichneten Reden in Mettmann stets starken Beifall erhalten hat; anschließend Erteilung eines kurzen Geschäfts- und Kassenberichts. Nach der Mittagspause Vorführung der Lichtbilder von Angerapp-Stadt und –Land. Ab 15 Uhr spielt eine Kapelle zur Unterhaltung und zum Tanz.

 

In Anbetracht der vorgesehenen Rede des Herrn Czerlinski sowie des in Mettmann und Hamburg mit großem Beifall aufgenommenen Lichtbildervortrages bitte ich um recht zahlreichen Besuch.

Wilhelm Haegert, Kreisvertreter, Düsseldorf, Zaberner Straße 42

 

Lyck

3600 Lycker in der Patenstadt Hagen.

Am 17. und 18. August traf sich der Kreis Lyck wieder in der Patenstadt Hagen, Westfalen. Der Kreisausschuss trat schon in aller Frühe zusammen, bereitete den Kreistag vor und erörterte finanzielle und organisatorische Fragen. Zur Eröffnung des Kreistages war auch Oberbürgermeister Turck erschienen mit Oberstadtdirektor Jellinghaus und unserem „Patenvater" Dr. Bartels, dem Direktor des Verkehrsamtes Hagen. Oberbürgermeister Turck begrüßte den Kreistag und die zahlreichen Zuhörer und bestätigte die Worte des Kreisvertreters Otto Skibowski, dass die Stadt Hagen, als Patin des Kreises Lyck, neben dem Kreistag und der Kreisgemeinschaft stehen werde, um das Recht auf die Heimat zu verteidigen. Die Tagesordnung wurde erledigt und dem Kreisvertreter Entlastung erteilt, der nach dem Tode des Kreisausschussmitgliedes Dr. Kunitz die Kassengeschäfte weitergeführt hatte. Organisationsfragen wurden einer Besprechung am Sonntagfrüh überlassen. Diese führte aber noch zu keiner Klärung, namentlich über die Gruppen in den Großstädten und ihre Organisation. Die Ortsvertreterversammlung stellte am Sonntag die Forderung nach Weiterführung des Hagen-Lycker Briefes in derselben Form.

 

Zur Lehrer- und Erzieher-Versammlung am Sonnabend waren etwa fünfzig Lehrer und dreißig Lehrerfrauen und -kinder erschienen. Schulrat Neubauer betonte dabei: „Sie sind Inhaber einer Lehrerstelle im Kreise Lyck mit allen Rechten und Pflichten. Gewaltsame Verhinderung in der Ausübung des Amtes schafft kein neues Recht. Pflicht bleibt bestehen“. Er gedachte der Toten und der Verschollenen, der Angehörigen der Lehrer und ihrer Hinterbliebenen. Lehrer Syttkus dankte er für die Herausgabe des Heimatbuches. Es habe einen bleibenden Wert für alle Angehörigen der Kreisgemeinschaft Lyck. „Wem dreimal eine Welt untergegangen ist wie uns 1918, 1933 und 1945, der glaubt nicht daran, dass die heutige Unordnung eine staatliche Rechtsordnung sei. Das unaufhaltsame Werden Europas birgt ungeahnte Möglichkeiten für uns. Unser Kreis Lyck ist noch nicht verloren“. Die Lehrer sahen darauf 170 Farbdias von Otto Hernst aus dem Kreis Lyck, um sich ein Bild über die Möglichkeiten zu machen, durch diese Aufnahmen die Schönheiten unserer Heimat bekanntzumachen.

 

Der Heimatabend am Sonnabend brachte einen Lichtbildervortrag. Der Sohn des Kreisvertreters, Klaus-Otto Skibowski, Bonn, hat im April und Mai Polen und Ostpreußen besucht. 120 Lichtbilder zeigten den Weg über Warschau nach Lyck und bis zur Marienburg. Die Presse Hagens war begeistert, wenn auch ein Zeltbau nicht gerade den geeigneten Hintergrund für die Lichtbilder gab. Oberstadtdirektor Jellinghaus fand herzliche Worte der Begrüßung.

 

Am Sonntag fand nach den Gottesdiensten im Zelt die Treuekundgebung statt. Das Totengedenken durch den Kreisvertreter machte auf unsere Gäste einen tiefen Eindruck. Oberbürgermeister Turck erkannte an, dass die Last durch die Vertreibung ungleich verteilt sei. Man tue auch im Westen nur einen Bruchteil dessen, was man tun könnte. Verständnis genüge nicht. Der Wunsch, nach der Heimat gehen zu dürfen, sei nicht nur ein Verlangen der Vertriebenen; alle Nichtbetroffenen müssten diese Anstrengungen unterstützen. Der Vorsitzende der landsmannschaftlichen Gruppe Hagen, Ewert, stellte fest, dass zwölf Jahre es nicht vermocht haben, die Liebe zur Heimat aus unseren Herzen zu reißen. Wir glauben mit heißem Herzen daran, dass wir unsere Heimat wiedergewinnen. Als Festredner ging der Kreisvertreter von Heiligenbeil, Landsmann Knorr auf die Worte des Bundeskanzlers ein, wir müssten Geduld haben. Ein Pole habe die Verzichtpolitiker richtig gezeichnet, wenn er sagte: „Wenn ein Pole kommt, der Ihnen alten polnischen Raum anbietet, halten Sie ihn für einen Lumpen“. Wir Vertriebenen sollten unsere Pflicht als Preußen tun. Er schloss mit einem Bekenntnis zum großen deutschen Vaterland.

 

Der Widerhall in der Presse war stark. Die Begrüßung durch Leitartikel, Sonderseiten und Hinweise auf das Jahrestreffen war so gut vorbereitet, wie man es sich nur wünschen kann. Im Januar will die Stadt Hagen ein weiteres Bekenntnis zum Osten ablegen.

 

Kurz nach der Kundgebung konnte man wirklich keine Stecknadel mehr fallen lassen. Das Zelt fasste dreitausend Personen, aber es waren eben mehr gekommen. Der Marktplatz war voller Pkw und Omnibusse, und soweit es nicht regnete, voller Lycker, die Luft schnappten. Es blieb dabei, überall war Lycker Luft.

 

Auf dem Jahrestreffen in Hagen, Westfalen, sind so viele Lycker an mich herangetreten, die den 10. Hagen-Lycker Brief bisher nicht erhalten haben, dass ich dringend darauf hinweisen muss, dass der Brief an alle herausgegangen ist, deren Anschrift in der Kartei einwandfrei ist. Alle Briefe, die im Winter als unzustellbar oder mit dem Vermerk „Anschrift genügt nicht" zurückgekommen sind, sind in der Kartei vermerkt. Daher haben diese Landsleute keinen 10. Hagen-Lycker Brief mehr erhalten. Es genügt aber eine Postkarte mit der richtigen Anschrift und dem alten Heimatort, um den Brief zu erhalten. Es ist doch unhaltbar, dass von 9000 Briefen an Lycker 800 zurückkommen, davon 250 mit neuen Adressen, die die Post benannt hat, und rund 450, das heißt fünf Prozent mit dem Vermerk „unbekannt verzogen". Wieviel unnütze Arbeit . . .

 

Der 7., 8. und 9. Hagen-Lycker Brief können ebenfalls angefordert werden.

 

Auf das Treffen des Regierungsbezirks Allenstein am 22. September in Stuttgart wird besonders hingewiesen. Am Nachmittag werden die Lycker in einem gesonderten Lokal einige Farbdias aus dem alten Lyck sehen können. Der Kreisvertreter wird dabei sein und sich freuen, wenn es gelingt, eine Lycker Gruppe in Stuttgart zu bilden. Das Lokal wird noch bekanntgegeben.

Otto Skibowski, Kreisvertreter Kirchhain, Bezirk Kassel

 

Kreisgruppe Hannover Am Sonntag. 8. September, findet in Hannover, „Wülfeler Biergarten", Hildesheimer Chaussee 73, ein Kreistreffen unseres heimatlichen Nachbarkreises Treuburg statt, zu dem auch die Lycker Kreisgruppe eingeladen ist. Ich würde es begrüßen, wenn recht viele Lycker Heimatfreunde der Einladung Folge leisten.

Willy Neumann, Kreisgruppenleiter, Hannover, Ferdinand-Wallbrecht-Str. 78

 

Johannisburg

Unsere Kreisgemeinschaft betrauert das Ableben unseres beliebten und geachteten Landsmannes, Bannspediteur Meyer, Johannisburg, zuletzt wohnhaft in Stolberg, Steinfeldstraße 14.

 

Treffen in Hannover am 1. September

Beginn um 11 Uhr. Ab 9 Uhr ist der Saal geöffnet. Verbindung ab Hauptbahnhof mit Straßenbahnlinie Nr. 3 bis Endstation, von hier ab, kurzer Fußweg bis zur Gaststätte „Kurhaus Limmerbrunnen". Tagesfolge: Gedenkstunde, Landsmann Czibulinski, Totenehrung. Jahresbericht des Kreisvertreters. Ansprache des Vorsitzenden der ostpreußischen Gruppe in Hannover, ab 15 Uhr Musik und Tanz. Landsmann Mendrzyk steht ab 10 Uhr für Fragen: Hauptentschädigung, Kredite, Entschädigungsrenten und Achtes Änderungsgesetz zur Verfügung.

 

Unser letztes diesjähriges Kreistreffen findet am 8. September, Sonntag, ab 11 Uhr, in Dortmund, in den Reinoldtgaststätten statt. Besondere Wünsche sind zu richten an Landsmann Maseizik, Dortmund-Mengede, In den Schlingen 4. Die Reinoldigaststätten sind vom Hauptbahnhof in sieben Minuten über Burgtor-Brückstraße-Reinoldikirche, zu erreichen. Herzlich willkommen sind auch unsere Landsleute, die bereits in früheren Jahrzehnten in den Kohlenpott verzogen sind.

 

Beim Hamburger Treffen wurde der Hut von Landsmann Sparka, Neuraethjensdorf-Oldenburg, Holstein, vertauscht. Der Finder wird gebeten, sich mit Landsmann Sparka in Verbindung zu setzen.

 

Gesucht werden:

August Lendzian. — Schneider und Angehörige, Siegenau. Wichtige Unterlagen sind gefunden.

 

Bahnpostmeister Nickel, und Oberstraßenmeister Grimm, bitte neue Anschriften angeben, Gustav Kabasch, Breitenheide, Auguste Schiweck, Wartendorf.

Mit landsmannschaftlichem Gruß F. W. Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen bei Hannover

 

Treffen der Johannisburger in Bremen

Trotz des unfreundlichen Wetters waren viele Johannisburger Landsleute aus Bremen und Umgebung, Hannover und Hildesheim zu dem Kreistreffen in Bremen zusammengekommen. Unter ihnen konnte Kreisvertreter Kautz, Frau Todtenbaupt als Vertreterin der landsmannschaftlichen Gruppe in Bremen und den vor etwa vierzehn Tagen aus der Heimat gekommenen Opa Jorzik, aus Gehlenburg, begrüßen. Die Feierstunde wurde eröffnet mit einem Gedenken an die Toten beider Weltkriege, die Vermissten und unbekannt Verschollenen. Landsmann Kautz dankte allen Landsleuten, die trotz des schlechten Wetters den Weg nach Bremen gefunden hatten, für ihr Erscheinen. In seiner Ansprache ging er auf einige wichtige Punkte ein, die alle Landsleute betreffen.

 

Nach der Feierstunde blieb den Teilnehmern genügend Zeit für den Austausch heimatlicher Erinnerungen und für Gespräche zwischen Verwandten. Bekannten und ehemaligen Schulkameraden. Nachmittags spielte eine Kapelle zum Tanz auf.

 

Heydekrug

Herderschule Heydekrug

Im Zusammenhang mit dem Memeltreffen in Hamburg, am Sonntag, 6. Oktober, ist ein Treffen der ehemaligen Herderschüler geplant. Das Lokal und ein genauer Zeitpunkt des Treffens werden noch bekanntgegeben. Anschriften mit Angabe der Schulzeit sammelt Erika Lengowski, geb. Bertuleit, Göttingen, Stettiner Straße 19.

 

Seite 7   Amtliche Bekanntmachungen

Durch Gerichtsbeschluss ist der Tod und der Zeitpunkt des Todes der nachstehend bezeichneten Personen festgestellt worden: Die mit Buchstaben bezeichneten Angaben bedeuten: a) Anschrift am letzten bekannten Wohnsitz, b) letzte bekannte Truppenanschrift. c) zuständiges Amtsgericht und dessen Aktenzeichen, d) Tag des Beschlusses, e) Zeitpunkt des Todes.

 

Johann Ponelat,  22.06.1884. Eisenbahnangestellter, a) Allenstein, Ostpreußen. c) Amtsgericht Walsrode 1 II 51/57. d) 05.08.1957. e) 31. Dezember 1945, 24 Uhr.

 

Karoline Lina Wtihelmine Wirbel, geb. Naß, 26.05.1878. a) Neudamm, Kreis Königsberg, c) Amtsgericht Walsrode 1 II 30/57. d) 14. August 1957. e) 31. Dezember 1945, 24 Uhr.

 

Fritz Börsch, 24.04.1920, Bauer (Unteroffizier), a) Bärensprung, Kreis Insterburg. b) Feldpostnummer 36 313. c) Walsrode I II 49/57. d) 12. August 1957, e) 31. Dezember 1945, 24. Uhr.

 

Rest der Seite: Bekanntschaften, Werbung, Stellenangebote, Stellengesuche, Unterricht. Wir hören Rundfunk.

 

Seite 8   Suchanzeigen

Foto: Wer kann Auskunft geben über Ruth Schneidereit, aus Königsberg Pr., geb. am 11.05.1934 in Königsberg Pr., Knochenstraße Nr. 40/41? Im Februar 1945 wurde Ruth im Dorfe Schönwalde (30 bis 40 km von Königsberg entfernt) von ihrer Mutter getrennt. Nähere Angaben erbeten an Frau Charlotte Behrendt, verw. Schneidereit, geb. Fischer, jetzt Zweibrücken / Niederauerbach. Pöhlmannstraße 25.

 

Foto: Wer kann Auskunft geben über meinen Sohn, Hermann Stöppke, geb. 07.01.1920 in Romsdorf, Ostpreußen? Letzter Wohnort Trosienen, Kreis Bartenstein, Ostpreußen. Letzte Feldpostnummer 56 432. SS-Panzerdivision das Reich. Albert Stöppke, Vlotho-Valdorf-Ost 237, Kreis Herford-Land

 

Wer war beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 mit Hermann Barslat und Walter Barslat zusammen? Wer kann genaue Auskunft geben? Hermann Barslat soll in Schloßberg verstorben sein. Nachricht erbittet Frau Edith Waschke, (22 a) Krefeld, Dianysiusplatz 19.

 

Achtung! Königsberg Pr.-Rosenau! Wer kann Auskunft geben über meinen Vater, Emil Pilk, geb. 13.10.1881, wohnhaft Jerusalemer Straße 37? Mein Vater war dienstverpflichtet beim Heeresverpflegungsamt. Seit 1945 fehlt jede Spur. Weiterhin suche ich meine Schwester, Frau Meta Richter, geb. Pilk, geb. 16.0. 1911 und meine Freundin, Fräulein Helene Roose, geboren 13.09.1903, beschäftigt bei der Firma Gamm, Steindamm, Seifenfabrik, vermisst seit April 1945. Nachricht  erbittet Gertrud Holz, geb. Pilk, früher Königsberg Pr., Palwestraße 18 b, jetzt Weil a. Rh., Fischerstraße 5.

 

Gesucht wird Franz Marquardt, geb. 08.09.1921, aus Gr.-Wolfsdorf, Kreis Rastenburg, Ostpreußen, von Oskar Marquardt, Grafhort 33, bei Vorsfelde, Kr. Helmstedt

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meiner Mutter, Minna Klamm, geb. Lehmann, geb. am 28.09.1886, aus Reinkenwalde (Gr.-Tullen), Kreis Schloßberg/Pillkallen, Ostpreußen? Seit 20. Oktober 1944 evakuiert nach Aßlacken, Kreis Wehlau. Letzte Nachricht vom 15.01.1945. Nachricht erbittet Ernst Klamm, Remscheid-Lüttringhausen, Sirochskotten 2.

 

Achtung! Kameraden, die mit mir 1941 und 1942 bei der Luftschutz-Polizei in Königsberg, Herford, Gütersloh, Bukarest, Cherson und Dnjeperpetrowsk waren, bitte ich, mir ihre Anschrift mitzuteilen, zwecks Rentenbezug für diese Zeit. Fr. in Elbing wohnhaft, wurde von dort gezogen. Ich war bei der Kraftfahrer-Abteilung, Bereitschaftsführer Schwarz. Zuschrift erbittet Gustav Schelinski, Berlin-Zehlendorf, Singener Weg 20.

 

Achtung! Wer kann nähere Angaben über das Schicksal meiner Tochter, Klara Scheffler, geb. 10.06.1924, letzter Wohnort Königsberg Pr., Unterhaberberg 34, die zuletzt im Februar 1948 im Gefängnis Tapiau, Ostpreußen, gesehen worden ist, machen? Zweckdienliche Angaben bitte ich zu richten an, Frau Minna Scheffler, (16) Langen (Ffm.) Hessen, Walter-Rietig-Straße 36

 

Ich suche meine Schwägerin, Pauline Samlun, geb. Drochner, geb. 25.08.1893, wohnhaft in Urbansprind, Post Heinrichswalde, Kreis Niederung. Sie wurde von ihrem Bauernhof nach Seewalde, Samland, verlagert. Im Februar soll sie auf dem Fußmarsch verstorben sein. Elisabeth Goerke, Preetz, Holstein, Wilh.-Raabe-Straße 616.

 

Wer kennt den jetzigen Aufenthalt von Emil Sokolowski, früher Königsberg Pr., Weißgerberstraße 21? Hermann Zimmer, 122 Braemar Ave. Toronto Ontario Canada.

 

Tilsiter! Wer kennt die Adressen der Familien: Szuks, Stein, Regge, Stascheit und anderer Einwohner der Häuser Tilsit, Garnisonstraße Nr. 3 und 3a? Anschiften erbeten an Frau Ida Nolde, Friedrichstadt/Eider, Jürgen-Ovens-Straße 25.

 

Wegen wichtiger Familienangelegenheiten suche ich die Familie Bruno Pawlowski, geb. etwa 1902, aus Sommerfeld, Kreis Pr.-Holland, Ostpreußen oder einen anderen früheren Einwohner von Sommerfeld. Erika Ritzki, Salzgitter-Bad, Hasenspringweg 63.

 

Bestätigungen

Wer kann bestätigen, dass Helmut Kussinn bei der Firma Gustav Karow, Walzmühle, Königsberg, beschäftigt gewesen ist. Um freundliche Zuschrift bittet Meta Rankewitz, geb. Jordan, Solingen-Gräfrath, Walderstraße 42.

 

Wer kann bestätigen, dass Fritz Pasternak, aus Königsberg, Artilleriestraße 16, geb. 04.09.1902 in Zollerndorf, Kreis Johannisburg, in Königsberg Pr.-Rosenau, Ostlandwerke von 1934 bis 1945 beschäftigt war (Hauptamtlichabnahme)? Nachricht erbittet Martha Pasternak, Köln-Ostheim, Appenweiser Straße Nr. 8.

 

Verschiedenes

Güteradressbuch aus Ostpreußen k. Gustav Streve, Königswinter, Wintermühlenhof.

 

Seite 8   Familienanzeigen

Die Verlobung ihrer Tochter Brigitte mit Herrn Schuhmachermeister, Rudolf Freudenberg, geben bekannt: Joseph Loeff , Schuhmachermeister und Frau Elsa Loeff, geb. Goerke. Hannover, Rühmkorffstr. 8. Früher Königsberg Pr., Bülowstraße 14

 

Wir grüßen als Verlobte. Brigitte Loeff, Rudolf Freudenberg. Hannover, den 1. September 1957

 

Wir haben uns verlobt. Lieselotte Becker, Hamburg 26, Marienthaler Straße 136a. Früher Arys, Ostpreußen. Hansjürgen Zieske, Elmshorn, Gerberstraße 11, früher Stettin.

 

Wir haben uns verlobt. Wilma Stegmann, Abbentheren über Twistringen. Max Krauskopf, Bremen-Hemelingen, St.-Wendel-Straße 19, früher Barten, Kreis Rastenburg. August 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Hans-Georg Ohlendorf,  Königsberg Pr., Neudamm. Erika Ohlendorf, geb. Thiel, Königsberg Pr., Sackheimer Mittelstraße 25. Oberhausen (Rhld.) Nohlstraße 69/71. Im August 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Klaus Reinecker, Diplom-Ingenieur, (16) Frohnhausen, Dillkreis. Früher Angerburg, Rehannstraße 5. Lieselotte Reinecker, geb. Wendt, Frohnhausen, Dillkreis. 31. August 1957

 

Ihre Vermählung beehren sich anzuzeigen: Werner Gutgesell, Bauingenieur. Ingrid Gutgesell, geb. Wichmann, Postassistentin. Früher Gr.-Lehwalde, Kreis Osterode, Ostpreußen. Ebersdorf/Coburg. Sonnefelde 14/Coburg. August 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Herbert Keller, Installateur,  früher Hirschberg, Schl., jetzt Sprockhövel, Westf.,  Hölterstraße 10. Gudrun Keller, geb. Meiser, früher Kiesdorf, Kr. Schloßberg, Ostpreußen, jetzt Hattingen (Ruhr), Heggerstraße 65. Sprockhövel, 24. August 1957

 

Als Vermählte grüßen: Manfred Posdziech mit Frau Lieselotte, geb. Nobbe und Siegbert Imann mit Frau Anneliese, geb. Posdziech. Früher Mensguth, Ostpreußen, 8. August 1957. Jetzt Enger, Kreis Herford, Kesselstraße 689

 

Ihre Vermählung geben im Namen beider Eltern bekannt. Bau-Ing., Hubert Weinhardt und Frau Christa, geb. Sinnhöfer, vormals Brücken, Kreis Ebenrode, Ostpreußen, jetzt Apolda (Thüringen) Lessingstraße 39. Im August 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Gerd Schulz,  Duisburg-W'ort, Rheintörchenstraße 23. Helga Schulz, geb. Wassing, Duisburg-W'ort, Erlenstraße 106. Letzte Heimatanschrift, Flgh. Neuhausen H 4 bei Königsberg Pr.

 

Anlässlich unserer Silberhochzeit grüßen wir herzlichst Verwandte und Bekannte. Walter Bartsch und Herta Bartsch, geb. Kiehr. Kall (Eifel), Heidestraße. Früher Ostseebad Cranz

 

Am 9. September 1957 feiern unsere lieben Eltern, Oberpostsekretär a. D., Ferdinand Aßmann und Frau Auguste Aßmann, geb. Schikowski, früher Barten, Kreis Rastenburg, Ostpreußen, jetzt Herzberg (Harz), Asternstraße 3, zurzeit Kitimat, Brit. Columbien, Box 655, Nechako P. O., Canada, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin Gesundheit, Glück und Gottes Segen, die dankbaren Kinder und Enkelkinder aus Deutschland, Canada und USA

 

Am 25. August 1957 feierten unsere lieben Eltern, Emil Wach und Frau Minna Wach, geb. Dischkewitz, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es bitten weiterhin um Gottes Segen, die dankbaren Kinder. Willenberg, Ostpreußen, Kreis Ortelsburg, jetzt Sulzbach-Rosenberg (Opf.) Luitpoldpl. 14, Eing. I

 

Für die vielen Glückwünsche und Aufmerksamkeiten zu unserer Goldenen Hochzeit danken herzlichst, Aug. Barkowski und Frau. Lübeck, Parsevalstraße 42. I. Früher Insterburg, Jordanstraße 4

 

Am 3. September 1957 feiert unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Oma, Elisabeth Schwabe, geb. Trampenau. Früher Bilderweiten, Kreis Ebenrode, jetzt Neumünster, Kantplatz 9, ihren 80. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin gute Gesundheit, ihre Kinder und Enkelkinder

 

Unserem lieben Vater und Großvater, Bernhard Rautenberg, Heiligenbeil, Ostpreußen, Markt 5/6, jetzt Ravensburg, Württ.-Baden, Schussenstraße 1, zu seinem 75. Geburtstage, am 2. September 1957, die herzlichsten Glückwünsche. Eva Grzybowski, geb. Rautenberg, Weingarten, Württ.-Baden, Lazarettstraße 3. Elfriede Marquardt, geb. Rautenberg, Ravensburg, Württ.-Baden, Schussenstraße 1. Horst Marquardt, Ravensburg, Württ.-Baden, Schussenstraße 1. Siegfried Marquardt, Ravensburg, Schussenstr. 1

 

Für die mir anlässlich meines 80. Geburtstages zuteil gewordenen Glückwünsche und Aufmerksamkeiten  sage ich hiermit allen meinen lieben Verwandten und Bekannten aus der unvergessenen Heimat herzlichsten Dank. Frau Maria Labeth, geb. Jednat. Siegburg, Wilhelmstraße 171. Früher Stallupönen, Neuer Markt 18

 

Zum 70. Geburtstage unseres lieben Vaters, Opas und Uropas, Oskar Tschipke, am 2. September 1957, die herzlichsten Glück- und Segenswünsche von seinen Kindern, Marta, Otto, Irmgard und Ursula. Früher Gailboden, Kreis Angerapp, Ostpreußen, jetzt Reutlingen, Max-Eyth-Straße 139

 

Am 5. September 1957 feiert unsere liebe Mutter und Großmutter, Käte Bode, geb. Klein, aus Königsberg Pr., Haydnstraße 10, ihren 70. Geburtstag. Wir danken ihr für all Ihre Fürsorge und wünschen ihr noch viele glückliche und gesunde Jahre in unserer Mitte. Ihre Töchter: UrsulaFranz, geb. Bode mit Tochter Gisela. Ilse Dembowski, geb. Bode mit Kindern. Barbara,Veronika, Jürgen und Viktoria, Liesel Bode. Frankfurt a. M., Wiesenau 6

 

Am 1. September 1957 feiert unser lieber Vater und Opa, August Mischewski, früher Königsberg Pr. Jetzt Visselhövede (Hann.) Große Straße 24, seinen 65. Geburtstag. Hierzu gratulieren ihm herzlichst seine Kinder und Enkelkinder.

 

Frau Anna Stawinski,  geb. Wischnewski und Kinder, früher Lyck, Litzmannstraße 7, Ostpreußen, jetzt Jockgrim, Ludwigstraße 21 (Pfalz), grüßen alle Verwandten und Bekannten und bitten um Nachricht.

 

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Seite 9   Hermann Sudermann

Einer der großartigsten Menschen des deutschen Ostens.

Zu seinem hundertsten Geburtstag am 30. September 1957 / Von Paul Fechter.

Foto: Hermann Sudermann, von Max Slevogt gemalt

Zum siebzigsten Geburtstag von Hermann Sudermann ließ der Cottasche Verlag, in dem die Werke von Hermann Sudermann erschienen sind, von Max Slevogt ein Porträt des Dichters malen das dann der Nationalgalerie Berlin geschenkt wurde. Der Schriftsteller Karl Rosner, ein Freund des Dichters, der als Geschäftsführer des Cottaschen Verlages dieses Bild angeregt hatte, hat darüber in Folge 14 des 14 des Ostpreußenblattes vom 20. Oktober 1950 ausführlich berichtet. Der Maler wollte, so schrieb Karl Rosner damals, den Dichter fassen, der die „Litauischen Geschichten" und den „Tollen Professor" geschrieben hatte, — Sudermann aber dachte, als er dem Maler zu dem Porträt saß, daran, dass das Bild ein Denkmal werden sollte, er wollte der Welt und der Nachwelt zeigen, wie er, der tausendfach Verletzte, hoch über all dem Umglimpf stand. So wurde Slevogts Bildnis, das ein meisterliches Malwerk ist, der Sudermann, so wie er sich in seinen letzten Jahren da und dort noch zeigte, aber er ist nicht der Sudermann geworden, den wohl nur seine Nächsten in den Stunden seiner Erschlossenheit kannten, der lebte tief verborgen hinter diesem Abbild seiner Maske. — Paul Fechter hat in der gleichen Folge des Ostpreußenblattes berichtet, wie eine Mitarbeiterin von Karl Rosner dieses Bild kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zufällig in einer Kunsthandlung in der Potsdamer Straße aufgefunden hat, man kannte dort weder den Maler noch den Dargestellten. Ein Mann, der einen Tabakladen aufmachen wollte, hatte es neben einem Geldbetrag zum Tausch gegen ein Akkordeon erhalten und dann der Kunsthandlung zum Verkauf übergeben. Seinen Tabaksladen wollte er nicht mit diesem Bild schmücken, dafür hätte er lieber „en nacktet Meechen oder ooch ne Landschaft" gehabt.

 

Foto: Unsere Aufnahme zeigt die Einfahrt zum Gut Matzicken. Das zweistöckige Haus links, dessen Giebelwand zu sehen ist, ist das Geburtshaus von Hermann Sudermann.

 

Eigentlich dürfte zu diesem hundertsten Geburtstag Hermann Sudermanns nur einer schreiben; Jürgen Fehling, der große Regisseur, der die entscheidende Wendung im Schicksal des ostpreußischen Dichters und seiner Werke heraufgeführt hat deren Konsequenzen erst die nächsten Jahrzehnte im vollen Umfang sichtbar machen werden. Keiner hat so wie er die Tragödie des Dichters aus dem Memelland erkannt und gefühlt, keiner hat den seit mindestens einem Menschenalter fälligen Kampf für den Ausgleich der schauerlichen Lebens- und Schaffenstragödie Hermann Sudermanns in seiner menschlichen Notwendigkeit so klar gesehen, wie Fehling, und wo er konnte, in Gesprächen, als Schriftsteller, auf der Szene, immer wieder gegen das Unrecht angekämpft, das hier einem der wertvollsten und großartigsten Menschen des deutschen Ostens geschehen ist und immer noch geschieht, vor allem seit der Regisseur Jürgen Fehling vom Schicksal vor der Zeit um Abtreten von der Bühne seines Jahrhunderts gezwungen worden ist.

 

Das Lebensdrama Hermann Sudermanns, das auch heute noch lange nicht zu Ende geführt, ja sogar jetzt wieder einmal zum Stehen gekommen ist und der neuen Anstöße durch neue Menschen aus jüngeren Generationen harrt, ist als Ganzes von einer fast unheimlichen Härte; es ist zugleich so sinnerfüllt, hat sich mit so viel seltsamer Lebenslogik entwickelt und entwickelt sich seit dem Tode des Dichters langsam, aber ebenso unaufhaltsam weiter, dass man heute, da ein Jahrhundert seit seinem Erscheinen auf dieser Welt vergangen ist, mit immer stärkerer Sicherheit den Sieg der Einsicht und des Erkennens der wirklichen Werte und Wertverhältnisse voraussehen kann.

 

Der Sohn des Brauereimeisters

Der Lebensweg des Dramatikers Sudermann ist selbst ein Drama, wenn auch ein formal sehr seltsames und wie gesagt noch immer nicht vollendetes. Am 30. September 1857 wird dem Brauereimeister Sudermann, der aus der Mennonitenwelt des Werders herkam, in Matzicken bei Heydekrug, dem Städtchen im Bereich der Memelmündungen am Ufer des Kurischen Haffs ein Sohn geboren, der in der Taufe den Namen Hermann erhält. Er wächst in dieser östlichsten aller östlichsten Welten auf. Das Leben stellt schon vor den Knaben die große Landwelt des preußischen Ostens, mit ihrer sinnvoll uralten Richtigkeit vor allem in der Schichtung der Menschen. Er sieht das Land und die Wälder, das Haff, die Felderweiten und die stillen Herrenhäuser um sich, deren Ruhe und einfache Selbstverständlichkeit, ohne dass er es bereits ahnt, immer mehr Zentrum seiner Lebensvorstellung und damit seiner Sehnsucht werden. Für den Sohn des Brauereimeisters Sudermann ersteht als erstes Lebensideal der Mann, der da in seiner grünen Joppe, mit Reitstiefeln, den Spazierstock über dem Arm, über seine Wiesen und Felder wandert oder auch wohl einmal hoch zu Pferde vorüberreitet, nach dem Rechten sieht — der Mann, den des Knaben eigener Vater, der Inspektor, der Stallschweizer und die Instleute alle höflich grüßen, wenn er zu ihnen tritt, eine Weile der Arbeit zusieht, etwas fragt, etwas bestimmt und dann weitergeht, der Verantwortliche für all die Menschen, die da mit ihm das uralt ererbte Tag- und Jahreswerk des Pflügens und Eggens und Säens und Erntens auf sich genommen haben, es ihren Kindern weiterreichen, weil der Mann da in der verschossenen grünen Lederjoppe, der das Gut von seinen Eltern empfing, denen es die ihren hinterließen — und der es weitergibt an seine Kinder; das Land und die Arbeit, den Boden und seine strengen Pflichten, die Gott selbst einst vor den Pforten des Paradieses den ersten Menschen auferlegte.

 

Heraus aus der Enge

Östlichster Osten war Heimat und Schicksal schon für den Knaben Hermann Sudermann, wenn er auch bald nach den ersten Jugendjahren das Land um Russ und Gilge, die Heimat der Elche und des noch ungeformten, primitiven Lebens der Menschen verließ und tastend und ungewiss seinen Weg, den Weg zu sich selber anderswo zu suchen begann. Die Eltern taten ihn nach Elbing, auf das Realgymnasium, in dem damals Friedrich Kreyssig, der Verfasser der heute noch viel gelesenen und benutzten Shakespearevorlesungen regierte; er erlebte die wachsende Stadt, erlebte nach der Landwirtschaft die Industrie, sah in dem alten kleinen Geheimrat Schichau den ersten Mann der großen, menschlich formenden Macht, des Gestaltens großen Stils, von Dampfern und Maschinen, Lokomotiven und Kriegsschiffen; er sah von neuem jetzt von der anderen Seite her die Macht der Welt und empfing wie daheim den gleichen Anstoß, erlebte die gleiche brennende Sehnsucht, ebenfalls so aufzusteigen in die Welten da oben, in denen geschaffen und bestimmt, Menschen und Werke geformt und beherrscht wurden. Er wollte ebenfalls dazu gehören, zu den Bestimmenden,

den Führenden, wollte hinauf, wie so viele von den jungen Menschen des damaligen Ostens. Denn er war nicht der Einzige, in dem diese Sehnsucht lebte und der darum das heimatliche Land verließ. Sie erfüllte die ganze Zeit, war wesentlicher Inhalt der ersten Jahrzehnte des Bismarckreiches und seiner Menschen, vor allem derer, die wie Hermann Sudermann aus den ländlichen Bezirken des Ostens schon früh in das Zentrum dieses neugeschaffenen staatlichen Machtbereichs nach Berlin, kamen

 

Berlin

Hermann Sudermann ging nach der alten preußischen Reichshauptstadt in die wachsende Weltstadt, in die damals alle jungen Generationen des Ostens drängten. Das damalige Berlin war selbst noch eine durchaus östliche Stadt, im Guten wie im Bösen; die Gründerzeit, die größte Zeit des Reichs, wie Richard Hamann sie genannt hat, klang immer noch bestimmend und verlockend nach — und der junge Sudermann hörte ihren Ruf nur zu gern. Er versuchte seinen Weg zum Erfolg als Journalist als Parlamentsberichterstatter zu finden – und langsam, allmählich auch als Schriftsteller. Er hatte , bevor er sich nach Berlin traute, ein paar Semester in Königsberg studiert, das damals, im gleichen Sinn wie Berlin, eine mehr als östliche Stadt war: Ein Roman, wie „Der tolle Professor" zeigt noch nach Jahrzehnten, wie sehr Sudermann diese östliche Welt erlebt und mit aller Kraft seiner eigenen östlichen Vitalität in sich aufgenommen hat. In ihm war viel von dem Realitätssinn bis zum letzten, der die Welt da oben zwischen Weichsel und Memel trug. Zugleich wuchs in dem Jungen, den Not und Enge seiner Lebensverhältnisse immer wieder in das Abseits der kleinen Lebenswelten drängten, das immer stärkere Bedürfnis des Mitlebens in den größeren Welten des Reichtums und der Frauen, in jenen Welten, in denen das Leben überhaupt erst das Recht bekam, sich Leben zu nennen. Er griff nach dem Schreiben, das er instinktiv als sein Mittel zum Aufstieg in diese geträumten Reiche empfand; er schrieb einen ersten Roman „Der Günstling der Präsidentin", den Schorers „Familienblatt" druckte — eine wilde Geschichte abseits aller Realität des Gesellschaftlichen, in dem diese Geschichte spielte, und doch eine Erzählung, in der der Grundzug des menschlich dichterischen Wesens ihres Autors bereits weithin sichtbar aufleuchtete, jener wilde östliche Balzac-Zug, der den jungen Menschen aus dem Memeldelta schon hier zu dem Dichter des César Birotteau und der Eugenie Grandét stellte und der Zeit seines Lebens das Bestimmende im Guten wie im Bösen in ihm bleiben sollte.

 

Ein „gemachter Mann"

Sudermann hat dem „Günstling der Präsidentin" später nicht die Ehre erwiesen, ihn in seine gesammelten Werke aufzunehmen. Er war für ihn in reiferen Jahren nur noch ein Mittel des Hinauf gewesen; er ließ ihn liegen, als der erhoffte große Erfolg des Buches ausblieb. Er suchte weiter — und das Glück und die Zeit waren ihm günstig. Er schrieb den erinnerungsgetragenen Roman „Frau Sorge" um die kleine Welt des eigenen versunkenen zuhause; er schrieb den „Katzensteg" und stellte den Namen Sudermann damit bereits in die vorderste Reihe der Jungen jener Zeit. Dann aber schrieb er sein erstes Drama: „Die Ehre", brachte es in dem gleichen Jahr 1889 heraus, in dem der Schlesier Gerhart Hauptmann es mit „Vor Sonnenaufgang" zu dem ersten großen historischen Theaterskandal Berlins brachte und stellte sich damit von Anbeginn neben ihn. Bei Hauptmann pfiffen die Berliner und schwenkten Geburtszangen; bei Sudermann jubelten sie, und der Verfasser der „Ehre" war vom Tag der Premiere an ein gemachter Mann. Noch nicht finanziell; er hatte die Rechte an dem Drama Oskar Blumenthal für 800 Mark verkauft — und der trat von diesem Vertrag erst zurück, als das Werk sich bereits genügend fruchtbar auch für ihn erwiesen hatte. Dieser Erfolg aber schuf auch für Sudermann die Grundlagen, die er für das Leben brauchte, das er sich träumte. Wenige Jahre später kam der zweite Riesenerfolg der „Heimat" hinzu.

 

Herr auf Blankensee

Damit war der ersehnte Aufstieg ins Freie erreicht, war der Dreißigjährige am Ziel. Sudermann konnte jetzt seinem Leben die von Kind auf ersehnte Form geben, konnte in die Welt der Herren hinübertreten, die als ferne Schatten schon durch seine Kindheit gewandert waren Er erwarb das Haus in der Bettinastraße im Grunewald, im damals herrschaftlichsten neuen Viertel der Berliner Villenkolonie. Er erwarb aber vor allem das alte Gut derer von Thümen, Blankensee, bei Trebbin. Der Sohn des Brauereimeisters Sudermann trat damit selbst in die Reihen der Herren. Er hatte einen Kindertraum verwirklicht, war selbst ein realisierter Traum geworden. Man musste ihm damals begegnen, so um 1900, wenn er im weißen leichten Anzug, den Panama auf dem vollen, dunklen Haupthaar, um das Gesicht den berühmten großen schwazen Sudermann-Vollbart, der bis auf die Brust fiel; wenn er über die Felder von Blankensee, am Fluss und am Ufer des Sees entlangging. Der Mann, der da, mit den großen energischen Schritten seines Herrn von Röcknitz, seines Grafen Trast seinen Besitz abwanderte, war eine der großen Gestalten seiner Bühnenphantasie geworden, die für ihn ebenso viel Wirklichkeit hatten, wie für Balzac Eugenie Grandet oder der Oberst Chabert. In diesem großen, weißumhüllten stattlichen Mann auf dem alten adligen Gut derer von Thümen, hatte er das Ziel seines jungen Lebens erreicht, nicht ahnend, dass das Glück dieses Erreichten nur von kurzer Dauer für ihn sein würde.

 

Die Ablehnung durch die Kritik

Denn all die Erfolge, die ihn trugen, wurden zugleich eben so viel Steine, die er selbst auf seinen Weg warf. Neben ihm stand Gerhart Hauptmann. Es ergab sich fast von selbst, dass die Kritik den einen gegen den anderen wie das Plus gegen das Minus ausspielte. Seit „Sodoms Ende" gab es für Sudermann ein paar Misserfolge. „Sodoms Ende" nannte der rasche Berliner Foyerwitz schon bei der Premiere Sudermanns Ende. Die Kritik begann ihn fast gewohnheitsmäßig zu verhöhnen, und der empfindliche Mann litt dabei Höllenqualen. Zuletzt, bald nach 1900, ertrug er das schweigende Hinnehmen nicht mehr, er setzte sich zur Wehr, schrieb seine Broschüre „Die Verrohung der Theaterkritik" und hetzte sich damit die gesamte Meute erst recht auf den Hals. Er war so unvorsichtig, sich wesentlich gegen den Führer der Berliner Kritik zu wenden: Alfred Kerr antwortete mit seiner Broschüre von 1903: „Herr Sudermann, der D ... D ... Dichter“. Er hatte die Lacher auf seiner Seite und ebenso den kritischen Nachwuchs. So gehörte es bald zum guten Ton, über den Dichter der „Ehre“, der „Heimat“, der „Schmetterlingsschlacht“ nur noch die Achseln zu zucken und Witze zu machen.

 

Sudermann war, wie gesagt, ein sehr empfindlicher Mann. Wenn einmal der zweite band der Erinnerungen seines Freundes Karl Rosner publiziert sein wird, wird man eine Fülle von Aufschlüssen über das bekommen, was der Dramatiker Sudermann in diesen Jahren seiner Erfolge gelitten hat. Noch war vor dem Publikum seine Stellung die alte, noch konnte er damit rechnen, dass es ihm die Treue hielt. Aber er selbst erlebte schon bei jeder Premiere das Abbröckeln. Er konnte sich ausrechnen, wann die Ratten das sinkende Schiff verlassen würden. Sein Leben war ein Leben großen Stils geworden. Er hatte geheiratet, die Witwe des Königsberger Wasserbaudirektors Lauckner, dessen Sohn Rolf die junge Frau ihm mit in die Ehe brachte. Er bewohnte das große Haus über dem See, er besaß das Gut, aber die Kritik zerrte von Premiere zu Premiere schlimmer an ihm. Er war ein Dramatiker, lebte aus der Szene für die Szene, war fast der einzige Dramatiker aus dem Blut, den Deutschland seit Schiller besessen hat. Die Kritik aber brach seine Sicherheit Stück für Stück — bis er schließlich, obwohl es sein eigentliches Lebenselement und auch, sein innerster Lebensraum war, das Drama aufgab und sich wieder wie einst in den achtziger Jahren der Erzählung, dem Roman, zuwandte.

 

Die Litauischen Geschichten

Und nun ergab sich die erste Wendung zur Gerechtigkeit in Sudermanns Leben. Dieses Sichbescheiden brachte ihm, wie einst die ersten Romane, von neuem einen ganz großen, und zwar durch und durch dichterischen Erfolg. Er schrieb die „Litauischen Geschichten", vielleicht in Erinnerung an die „Litauischen Geschichten" des Königsbergers Ernst Wichert aus dem Jähre 1881 und er stand mit einem Schlage wieder in der ersten Reihe der deutschen Autoren. So blieb er bei der Prosa, schrieb immer neue Romane, den „Tollen Professor" und „Purzelchen", „Die Frau des Steffen Tromholt". Seine Seele aber war im Theater gefangen geblieben, obwohl er bei jeder Premiere schon am Abend der Aufführung den nächsten Tag mit den Kritikern fürchtete. Wie sehr er recht hatte, bewiesen „Die Raschhoffs", das Drama von 1920, das wie ein erstes Fanal der Zukunft dem Dramatiker Sudermann wieder einen jahrelang währenden Erfolg brachte, einen Erfolg, der fast noch über die Zeiten der „Ehre" und der „Heimat" und des „Glücks im Winkel" hinausging.

 

Das Seltsame an diesem Erfolg war, dass Sudermann ihn nicht allein sich, sondern dem Theater, dem Schauspiel, ja, dem Schauspieler dankte, der sich für das Stück und die großartige Rolle des alten Gutsbesitzers Raschhoff nicht nur als Schauspieler, sondern schon mitdichtend einsetzte. Der Mann war Paul Wegener, Ostpreuße, Gutsbesitzerssohn, Mann aus dem weiteren Sudermannmilieu, der sofort witterte, was da vor ihm lag, was da zu holen war ud was in diesem mit Kraft und Wucht gestalteten Osten nur einer geben konnte; eben Hermann Sudermann. Paul Wegener nahm das Stück als sein Stück. Er arbeitete am Text mit, holte alles aus der Gestalt des alten Herrn, was da an großartig Echtem zu holen war und zeigte so dem jungen Geschlecht — das, wie der Leutnant Wegener, 1918 gerade aus dem Krieg heimgekehrt war —, was für eine Welt und was für Menschen da oben auf der Insel Ostpreußen lebten, die der Unverstand eines sogenannten Friedensschlusses durch den polnischen Korridor zum ersten Mal vom Reich abgetrennt hatte. Ein großer Schauspieler zeigte einer sehr verwandelten, sehr viel jüngeren Welt nach einem Menschenalter, wer dieser Dichter eigentlich war, der über O-Mensch-Dramen, Expressionismus und neuer Sachlichkeit schon halb vergessen war, zeigte ihr vor allem aber, was da an Wucht und Kraft und Vitalität in einem einzigen Stück dieses Ostpreußen zu finden war, wenn man nur Augen und Ohren aufmachte. Hermann Sudermann stand dank Wegener plötzlich wieder im Vordergrund auch des Theaters, wo er in der Tat vor allem hingehörte, zehnmal mehr, als das meiste von dem, was inzwischen auf der neuen Bühne des Nachkriegs erschienen war und heute längst wieder verschwunden ist.

 

Man könnte sagen: Je nun — Wegener fand da eine Rolle, die für ihn — populär gesprochen — ein gefundenes Fressen war; kein Wunder, dass er Zugriff und sich den Schauspielerfolg nicht entgehen ließ. Sicher — ein guter Teil dieser Betrachtung entspräche der Realität. Aber — und nun kommt das Seltsame — der Fall wiederholt sich, und zwar nicht durch einfache Rekapitulation, dass da, nämlich wieder ein Schauspieler eine große Rolle für sich in einem Drama Sudermanns findet, sondern durch Vertiefung, durch Verfeinerung, dadurch nämlich, dass ein großer genialer Regisseur eines der oft und immer wieder gespielten Dramen Sudermanns sich vornimmt, von seiner Vorstellung der Sudermann-Welt her inszeniert — und plötzlich und völlig unerwartet einen ganz neuen, nie erlebten, nie gekannten Sudermann auf die Szene stellt, also, dass dem jetzt Sehenden plötzlich aufgeht, dass die ganze bisherige Vorstellung, die Publikumskritik und Theater von Sudermann und seinen Dramen gehabt haben, eine kaum vorläufige und damit eine falsche, nämlich eine Vorstellung von außen her gewesen ist.

 

„Johannisfeuer", von Fehling inszeniert

Es bleibt das Verdienst Jürgen Fehlings, des letzten großen Regisseurs der großen Zeit des Berliner Theaters, neben seine Barlachinszenierungen der zwanziger Jahre als seine letzte große Berliner Regietat die Aufführung von Sudermanns „Johannisfeuer" gestellt zu haben. Fehling, der immer wieder seine These verfochten hat, dass Hermann Sudermann der große noch unentdeckte Dramatiker des kommenden Menschenalters sei, der diesen seinen Glauben bis zu harter Ungerechtigkeit gegen Hauptmann verfocht, von dem er nur die letzte Phase der „Atridentetralogie" gelten ließ. Fehling gehört zu den ganz wenigen Menschen des modernen Theaters, die hinter der Welt des zeitlich bestimmten Sudermann der Jahre vor 1914 den wirklichen erkannt haben, nämlich den dramatischen Balzac des deutschen Ostens, dessen Wirklichkeit auch nicht die bloße äußere Realität, sondern die geträumte Wirklichkeit seiner eigenen Seelenspiegelungen vor dieser heute so fernen, versunkenen Welt des preußischen, des deutschen Ostens war. Fehling spielte „Johannisfeuer", er spielte ein paar Stunden, er spielte ein paar Bilder aus dem Traumland der fernen Welt dort oben um Heydekrug und die Gilge, und er zeigte zum ersten Mal den wirklichen Sudermann. Er deckte auf, was bei Sudermann in seiner Dichtung das Eigentliche, die von innen durchlebte Welt war, zeigte den großen, sehnsüchtigen Traum vom Osten, aus dem seine ganze dichterische Welt einmal aufgestiegen war. Fehling hat mit dieser wunderbaren Aufführung der Geschichte von dem Mädchen, das sich einmal im Jahr, zur Johannisnacht, sein Recht auf Liebe und auf den Geliebten nimmt, zum ersten Mal sichtbar gemacht, wie die Welt Sudermanns überhaupt aussieht, und was sie wirklich ist. Dass sie mit Realität nichts, mit Traum und Sehnsucht und suchendem Gefühl alles zu tun hat, und dass man sie nur von dieser Erkenntnis aus spielen darf.

 

Eine Aufgabe aus dem deutschen Osten

Damit aber — und das war das Schönste an seiner Leistung — hat er in das trotz allen Ruhms und aller Erfolge nicht eben leichte Leben des Mannes aus Matzicken das Wichtigste und Wesentlichste gebracht, was der immer erhofft hat; den ersten Widerschein jener Gerechtigkeit, die er eigentlich seit dem Beginn des neuen Jahrhunderts brauchte und suchte, verlangen durfte und kaum je fand. Die Raschhoffs und ihr Erfolg kamen noch aus Sudermanns früherer Welt; der Erfolg, den Fehling ihm errang, war schon gewachsen in der eigentlichen, in der noch immer kaum erkannten, kaum entdeckten Welt dieses Balzac des Ostens, der heute, da hundert Jahre seit seiner Geburt vergangen sind, für die Nachgeborenen immer noch eine Aufgabe, vielleicht sogar die schönste Aufgabe der neu zu schaffenden deutschen Bühne ist. Denn die Aufgabe, die die Welt Hermann Sudermanns stellt, ist eine Aufgabe aus dem deutschen, dem preußischen Osten. Er ist uns nur hier noch im Bilde, in Bildern gegeben, ihn können wir von hier aus vor die Nachgeborenen stellen, die nichts mehr von ihm wissen und genauso wie alle anderen Deutschen erst wieder lernen müssen, weil sie ihn als eine Lebensnotwendigkeit brauchen — trotz Herrn Toynbee, trotz all dem Geschwätz um die Oder-Neiße-Linie und den Verzicht auf Preußen.

 

Der Gebende

Die erste Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hat dem Dichter Hermann Sudermann schweres Unrecht getan. Wenn die zweite Hälfte den Ausgleich weiterführt, den Fehling mit sicherem Blick begonnen hat, so wird sich das Wunder ergeben, dass nicht wir dem Dichter Sudermann, der Zeit seines Lebens bei allem Erfolg schwer hat leiden müssen, etwas zu geben haben, selbst wenn das nur eine Tat der Gerechtigkeit wäre, die immer noch zum Wichtigsten des Daseins gehört, sondern dass dieser wunderlich verkannte und nicht immer leicht zu deutende Dichter Sudermann der Gebende für uns ist, der Mann, der uns in seinem Werk bewahrt hat und erhalten hilft, was nicht nur für die Menschen des Ostens, sondern für das ganze Reich das Wichtigste und eine Lebensnotwendigkeit ist; das Gefühl nämlich des Lebens aus dem großen Ganzen des Landes, das ohne die herrliche, unvergessliche Welt des deutschen Ostens allein von Teilgebilden aus in neuen Generationen nicht mehr so zu verwirklichen ist, wie es für das Leben des Ganzen, nämlich des Reiches, notwendig ist und verwirklicht werden muss.

 

Das Werk Hermann Sudermanns wird seit seinem Erscheinen vom Verlag der J. G. Cottaschen Buchhandlung Nachf., Stuttgart, betreut. Aus Anlass des hundertsten Geburtstages von Hermann Sudermann erscheint nun bei Cotta eine Sonderausgabe unter dem Titel „Heimat im Osten" (250 Seiten Text, 44 Bilder nach Fotos sowie acht Farbtafeln nach Gemälden, farbig bedruckter Leinenband 9,80 DM).

 

Seite 10   Die Geschichte von den Heilsberger Keilchen.

Und überhaupt von Keilchen, Klößen und Knödeln / Von Margarete Haslinger.

Mit Zeichnungen.

Angeregt durch eine Anfrage beim Ostpreußenblatt ging ich auf Suche nach Rezepten für Keilchen, insbesondere Heilsberger Keilchen. Die Jagd war ergiebiger als es hier zum Ausdruck kommen kann, nur Heilsberger Keilchen kannte niemand. In Heilsberg muss aber wohl immer gut gekocht worden sein. Ich finde in meinem alten, handgeschriebenen Kochbuch mehrere Rezepte, die meine Mutter in jugendlicher Hausfrauenbegeisterung abgeschrieben hatte und die alle den Vermerk tragen: Tante Kiehl, Heilsberg. Eine Torte ist dabei von einer Fülle und Pracht — allein zum Marzipanrand dreiviertel Pfund Mandeln! —, die heute keine Seele mehr backen, geschweige denn verputzen könnte.

 

Aber wir wollten uns ja nicht über Torten, sondern über Keilchen unterhalten. Woher stammt dieser Ausdruck? Von Keule-Keile, weil sie hart sind (aber nicht sein sollen).

 

Die Keilchen, die dem erbetenen Rezept am nächsten zu kommen scheinen, dürften diese sein: 250 g Mehl (am besten Roggenmehl, beim Bäcker bestellen!), ein Ei, Salz, ein Esslöffel Butter, ein achtel Liter Milch, zwei gare, geriebene Kartoffeln; die Klöße werden mit dem Löffel abgestochen. Man gibt sie zu Obstsuppen, Backobst, Specksoße, zu gebratenem, geräuchertem Bauchstück; ganz besonders gut schmecken sie zu Blaubeersuppe. Man legt sie aber auch in heiße Milch, die es dann zum Abendbrot gibt mit einer richtigen Scheibe Roggenbrot, dick mit Butter goldig frisch bestrichen. Vielfach werden die Keilchen in einer Specksahnensoße, bei der mit saurem Schmand nicht gespart wird, gegessen, dazu gehört dann eine dicke Scheibe Schinken.

 

Auch Kartoffelklöße hießen Keilchen, wenn sie auch nicht die wichtige Rolle im ostpreußischen Haushalt spielten wie zum Beispiel in Thüringen, wo es zur unverbrüchlichen, Sonntagsarbeit der Hausfrau gehörte, einen Eimer voll Kartoffeln zu schälen und mit der Hand zu reiben, etwas, was ich nur mit Schaudern betrachtete. Die thüringische Hausfrau machte ihre „Dieringer Gleese" auch nur aus rohen Kartoffeln, während sie bei uns wohl immer einen Zusatz von gekochten Kartoffeln bekamen, wenn sie nicht sogar völlig daraus bestanden.

 

Kartoffelkeilchen aus rohen Kartoffeln: 375 g in der Schale gekochte Kartoffeln, 1000 g geschälte rohe, 60 g Mehl, ein bis zwei Eier, Salz. Die rohen Kartoffeln rasch in eine Schüssel mit kaltem Wasser reiben, im Tuch gut ausdrücken, das im Wasser abstehende Kartoffelmehl zu dem Geriebenen geben, Mehl, Ei, Salz dazu, gut durchkneten, Probekloß kochen. Wenn er gut zusammenhält, mit der Hand Klöße formen, in Salzwasser leise kochen lassen bis die Klöße nach oben steigen. Nie beim Klößekochen den Topf zudecken. Kochdauer etwa zehn Minuten.

 

Kartoffelkeilchen aus zwölf großen, gekochten Kartoffeln, dazu 100 g Butter (Margarine), 200 g Mehl, drei Eier, ein bis zwei Esslöffel süße Sahne (Milch), Salz.

 

Billige Kartoffelkeilchen: 4 kg gekochte, geriebene Kartoffeln, zwei Eier oder drei Eiweiß, 40 g Fett, Salz, Muskatnuss, drei Brötchen, in Würfel geschnitten und mit Fett geröstet, 125 g Mehl. Die erkalteten Kartoffeln (Resteverwendung) reiben und mit den Zutaten mischen. Mit bemehlten Händen nicht zu große Klöße formen, die keine Risse haben dürfen, in Mehl rollen und fünfzehn Minuten in Salzwasser kochen. Kartoffelklöße müssen immer sehr heiß serviert werden. Reste aufschneiden und braten, was im Übrigen allen Kloßresten bestens bekommt.

 

Pommersche Klöße: 300 g Mehl, ein bis zwei Eier, Milch, zwei Brötchen, gewürfelt und in Fett geröstet. Aus Mehl, Eiern, Milch und Salz einen lockeren Teig schlagen, die Semmelbröckchen untermischen, Klöße formen und zehn Minuten kochen.

 

 

Schlesische Klöße: zwei alte Brötchen zerschneiden und mit ein Viertel Liter heißer Milch übergießen, zwei Eier, Salz, 250 g Mehl. Teig schlagen, bis er blasig wird und sich von Löffel und Schüssel löst. Mit angefeuchtetem Löffel Klöße in kochendem Salzwasser stechen und zehn Minuten kochen. Eventuell fünf g Backpulver zugeben, was die Klöße lockerer macht.

 

Hefeklöße: 500 g Mehl, halben Liter Milch, 30 g Hefe, ein bis zwei Eier, abgeriebene Zitrone, 30 g Zucker. Den Teig tüchtig schlagen und zwei Stunden zum Gehen beiseite stellen. Über einen weiten Kochtopf ein altes Tuch spannen. Wasser zum Kochen bringen, auf das Tuch mit dem Löffel Teigstücke legen und mit einer Schüssel zudecken. In dem Dampf garen die Klöße in zehn Minuten, jeder fertige Kloß wird mit zwei Gabeln angerissen und ein Teelöffel ausgebratene Speckspirkel und Fett hineingefüllt.

 

Großer Hefekloß: Zu dem gleichen Rezept mischt man beliebig viele in Fett geröstete Semmelbröckchen, formt zwei bis drei große längliche Klöße, lässt sie gut aufgehen und kocht sie unter Umwenden zehn bis fünfzehn Minuten in Salzwasser. Sie gehen sehr auf, deshalb muss man einen großen Kochtopf mit viel Wasser nehmen, sie dürfen sich beim Kochen nicht behindern.

 

Zu all diesen Klößen ist Backobst die richtige Beigabe, im Augenblick ist es besonders zu empfehlen. Man kann jedem Gericht aus Trockenobst frische Äpfel zusetzen.

 

Köstlich sind auch unsere Apfelklöße. 500 g Mehl, etwas Salz, zwei Eier, ½ Liter Milch (knapp), 250 g ganz klein geschnittene Äpfel, 20 g Hefe, 30 g Zucker. Einen nicht zu festen Teig schlagen und eine Stunde gehen lassen. Mit nassem Löffel Klöße in kochendes Salzwasser stechen und zehn Minuten kochen. Mit Zucker und Zimt, zerlassener Margarine zu Tisch geben.

 

Hier noch ein Rezept für Tiroler Knödel, die mit Sauerkraut oder Bohnengemüse gegessen werden und sehr gut schmecken: Sechs Brötchen, 175 g geräucherten Speck oder Bauchstück, eine Zwiebel, sehr viel Petersilie, zwei Eier, einen halben Liter Milch, Salz, Mehl. Die Brötchen in Würfel schneiden und mit der heißen Milch bebrühen, weich rühren, Speck würflich schneiden, mit der Zwiebel rösten, über die Semmel geben. Eier, Salz und Petersilie zuletzt dazu, so dass der Teig richtig grüne Farbe hat. Dreißig Minuten ziehen lassen. Soviel Mehl zu nehmen, bis sich gut Klöße formen lassen, die nicht mehr an den Händen kleben bleiben. Die Knödel solange in leise siedendem Salzwasser ziehen lassen, bis sie nach oben steigen. Gut abtropfen lassen. Sie müssen duftig zart sein, auf der Zunge zergehen und gut nach Speck und Petersilie schmecken.

 

Soweit die Rezepte von Keilchen, Klößen und Knödeln. Die Redaktion ist nun auch den Heilsberger - Keilchen „nachgegangen"; wir haben bei dem Kreisvertreter von Heilsberg, Landsmann Robert Parschau, nachgefragt, ob er oder seine Frau das Rezept für diese Klöße kennen. Landsmann Parschau schreibt dazu:

 

„Frau Haslinger hat recht, es gibt kein Rezept für Heilsberger Keilchen. Der Kreis Heilsberg war zum größten Teil mit Schlesiern besiedelt worden. Deshalb wurde um Heilsberg das Breslauer Platt gesprochen, das heißt, recht breit und mit einem Unterton im Kehlkopf, als wenn dort ein Keilchen steckengeblieben wäre.

 

Wie kommt es nun zu dem Namen ‚Heilsberger Keilchen, vom Scheffel drei bis vier Stück'. Ein Scheffel waren achtzig Pfund Roggen. Als zu Großvaters Zeiten noch das Getreide nach Königsberg gefahren werden musste, weil es keine Eisenbahnen gab, war dies immer eine Reise von etwa 75 Kilometer, die vier bis fünf Tage dauerte. Da die Bauern damals sehr sparsam waren und ihnen das Geld nicht so locker in der Tasche saß wie heute, nahmen sie sich die Verpflegung für diese Tage mit. Wenn auch das Geld knapp war, so legte man doch großen Wert auf gutes Essen. Also musste Mutter etwas Gutes und Praktisches einpacken. Sie tat es, indem sie vom Scheffel Roggenmehl drei bis vier Brote backte. Damit dieses Brot schön frisch blieb und die Männer auch Fleisch hatten, backte sie in jedes Brot ein großes Stück geräucherten Speck oder Schinken. Wer schon einmal selbst geräucherten Schinken, in Brotteig abgebacken, gegessen hat, wird zugeben, dass unsere Vorfahren keinen schlechten Geschmack hatten. Auch eine Stange Braun- oder Bayrischbier schmeckt dazu gut. Da die Zubereitung dieser Marschverpflegung ungefähr dieselbe war, wie bei Obst- oder Pflaumenkeilchen, so wurde dieses Großformat ‚Heilsberger Keilchen vom Scheffel drei bis vier genannt. Und weil wir so breit sprachen, war uns noch ein Stück in der Gurgel stecken geblieben. Soweit mein Rezept.

 

Seite 11   Die Kindernähmaschine aus Berlin.

Sorgen und Erfolge der Berliner Wirtschaft, die uns alle angehen.

Von unserem Berliner M. Pf.-Korrespondenten

Da näht, irgendwo in Kalifornien, eine kleine Marilyn ihrem Püppchen ein Kleid, an einer winzigen, aber richtig gehenden Nähmaschine. Das Firmenschild verrät; diese Kindernähmaschine wurde in West-Berlin hergestellt.

 

Wir besuchen ein Museum in New York. Der wertvolle Katalog, in erlesenem Sechsfarbendruck, wurde in West-Berlin gedruckt. Tommy in Texas lutscht Berliner Bonbons, und die prächtig bunt gemusterten Papierservietten, die seine Tante, Mrs. Hunter in New Orleans ihren Teegästen auflegt, sind auch aus Berlin.

 

Wie kam es zu solchen Geschäftsverbindungen ausgerechnet mit dem Land der höchstentwickelten Industrie der Welt?

 

Auf der Jagd nach neuen Dingen — Novitäten sagt man wohl — besuchte ein amerikanischer Spielwarengroßhändler Deutschland und natürlich auch Berlin. Schon auf dem Flughafen erweckte ein Plakat sein Interesse; es trug die drei Buchstaben BAO, Berliner Absatzorganisation. Das ist ein kleiner, aber wunderbar funktionierender Apparat, dessen Chef, Dr. Goez, nun den amerikanischen Kaufmann durch alle Berliner Spielwarenbetriebe führte. So stieß man auf die Kindernähmaschine, die ihn so begeisterte, dass er zunächst auf zwei volle Jahre die gesamte Produktion fest kaufte. Ähnlich kamen auch die Aufträge für das graphische Gewerbe zustande. So geschah das Unwahrscheinliche, dass heute tonnenweise ausgerechnet Berliner Bonbons - einer bestimmten Sorte - nach den USA geliefert werden. Arbeitsplätze für Berlin!

 

Der Wiederaufstieg

Wer leben will, muss Geld verdienen. In der Reichshauptstadt Berlin wurde mehr verdient als ausgegeben. Industrie und Handel blühten, Regierung, Behörden, die Zentralen aller wichtigen Unternehmen des Reiches beschäftigten ein Heer von Angestellten. Vorbei und zerschlagen war das alles nach dem Krieg. 1952 noch hatte jeder dritte erwerbsfähige West-Berliner keinen Arbeitsplatz. Die Fabriken demontiert, die Behörden abgewandert, das Hinterland für Handel und Gewerbe aller Art verloren. Berlin lebte von Unterstützung, das Armenhaus Europas, und das mitten in einem politischen Kampf auf Leben und Tod!

 

Arbeitsplätze schaffen, hieß die Losung. Aber nicht, um jeden Preis, denn ein Arbeitsplatz, an dem etwas produziert wird, was längst von anderswo besser und billiger angeboten wird, ist sinnlos, ist nicht von Dauer. Für den Neuaufbau einer Industrie, die keine Aussicht hat, im Wettbewerb zu bestehen, findet sich kein Geldgeber. Auch für eine Industrie nicht, die nach der Wiedervereinigung bestimmt zum Erliegen kommen würde, weil dann die alten traditionellen Plätze wieder in Erscheinung treten. Beispiel: die in Sachsen beheimatete Textilindustrie. Berlin selbst ist ein traditioneller Platz für Elektroindustrie, Maschinenbau und Optik, Chemie, Kosmetik und Damenoberbekleidung. Hier musste der Hebel ansetzen.

 

Und es wurde geschafft. West-Berlin 1952: über 300 000 Arbeitslose und rund 500 000 Beschäftigte. West-Berlin 1957: knapp 90 000 Arbeitslose und rund 860 000 Beschäftigte!

 

Es klingt wie ein Wunder. Drei Erklärungen gibt es für das Wunder. Erstens, Ernst Reuter, der die Grundlage für die Stabilität der politischen Existenz der Stadt legte und damit Vertrauen auch bei den rechnenden Geschäftsleuten erweckte. Zweitens, die Bundeshilfe, Kredite und Garantien und eine Reihe steuerlicher Vergünstigungen für alle, die in Berlin produzieren, für alle aber auch, die im Bundesgebiet Berliner Erzeugnisse verkaufen. Und drittens, die zielbewusste Werbung für Berliner Erzeugnisse in aller Welt. Damit sind wir wieder bei der BAO, deren Geschichte die wirtschaftliche Entwicklung West-Berlins widerspiegelt.

 

Kampf um Märkte

Anfangs war Berlin so arm, dass viele mittlere und kleinere Firmen sich kaum eine Reise nach Westdeutschland leisten konnten, um dort alte Verbindungen wiederherzustellen und neue zu knüpfen. Da half die BAO mit einem Netz ausgesuchter Vertreter. Heute ist es längst soweit, dass Geschäfte in der Bundesrepublik, ja auch im europäischen Ausland von den Firmen selbst getätigt werden können, und nun hat die BAO ihr Tätigkeitsfeld mehr und mehr in die anderen Erdteile verlegt. Den jüngsten Großerfolg brachte ihr die Kairoer Messe, demnächst geht man nach Damaskus, überall bereitet sie den kleinen und mittleren Unternehmen Berlins den Weg, und gelegentlich auch den Großen, den AEG, Siemens, Telefunken, die zwar an vielen Plätzen der Welt eigene Vertretungen unterhalten, aber doch nicht an allen.

 

Vier eindrucksvolle Ziffern gehören hierher. 1950 lieferte West-Berlin Waren im Wert von etwa einer Milliarde DM in das Bundesgebiet und exportierte für 98 Millionen DM. 1956 nahm das Bundesgebiet für etwa vier Milliarden DM Berliner Erzeugnisse ab, das Ausland für etwa 700 Millionen DM. Und wer einen Überblick in Prozenten haben will: 64 Prozent der gesamten Berliner Erzeugung gingen 1956 nach Westdeutschland, 10 Prozent ins Ausland, 25 Prozent blieben in West-Berlin, und ganze 1 Prozent gingen in die Sowjetzone.

 

Warenverkehr

Man könnte sich vorstellen, dass ein Importeur in Afrika oder Amerika Angst hat, ob die von ihm bestellten Waren auch sicher durch den Zonenkorridor kommen. Nun, solche Befürchtungen finden wir — so beschämend das ist — weitaus eher bei westdeutschen Abnehmern als bei solchen im europäischen Ausland und in Übersee. Je weiter weg, umso mehr Vertrauen in die Stabilität der politischen, wirtschaftlichen und auch transporttechnischen Lage West-Berlins. Und dies Vertrauen ist durch all die Jahre des Wiederaufstiegs hindurch nicht enttäuscht worden. Es hat bisher so gut wie keine Lieferausfälle gegeben, die durch die besondere Lage Berlins bedingt gewesen wären. Droht Pankow mit Schikanen, so steht eine kleine Luftbrücke bereit aus Chartermaschinen, die zurzeit aber so gut wie nicht gebraucht werden.

 

Der Lastwagen ist das Haupttransportmittel; die Eisenbahn ist weniger beliebt, weil hier keine Möglichkeit besteht, die Sendungen durch Firmenangehörige zu begleiten. Nach wie vor sind für alle Lieferungen Warenbegleitscheine erforderlich, die im Osten abgestempelt werden müssen; aber das funktioniert reibungslos. Gelegentliche Schwierigkeiten und Ärger gibt es durch Schreibfehler auf diesen Begleitscheinen, die dann zu Beanstandungen durch die Sowjetzonenzöllner führen. Alle Versuche Pankows, auf irgendeinem Gebiet eine „kleine Blockade" zu verhängen, sind bisher gescheitert. Lästige Pannen gibt es gelegentlich bei der Schrott-Ausfuhr; Schrott wird von den Sowjetzonenbehörden geradezu kindisch beargwöhnt. Da braucht sich in der Ladung nur das Wrack einer Maschine befinden, die seit dreißig Jahren in West-Berlin stand und auf der noch das Firmenschild mit dem Herkunftsort Chemnitz erkennbar ist — schon schöpfen sie Verdacht!

 

Das einstige Hinterland

Erschütternd ist eine der schon genannten Ziffern. Nur ein Prozent der West-Berliner Produktion geht nach Ost-Berlin oder in die Sowjetzone! Das liegt nicht daran, dass wir nicht wollten. Auch nicht daran, dass die Pankower Wirtschaftsfunktionäre nicht wollten. Fast alles, was West-Berlin produziert, besonders Elektrotechnisches, Werkzeugmaschinen, pharmazeutische Produkte, könnten sie dringend gebrauchen. Aber sie haben außer Braunkohle und einigen Posten sächsischer Herrensocken so gut wie nichts als Gegenleistung zu bieten, was uns interessieren würde.

 

Wie wichtig wären zum Beispiel für uns Baumaterialien. Berlin wurde einst aus märkischen Ziegeln, märkischem Kies und Kalk erbaut. Aber diese märkische Baustoffindustrie leidet an Energiemangel und an der Überalterung ihrer Produktionsanlagen und ist nicht einmal in der Lage, den wahrlich bescheidenen Eigenbedarf der Sowjetzone zu decken. So ist die groteske Situation eingetreten, dass West-Berlin heute Kies aus Westdeutschland bezieht, Holz aus Österreich, während es im übrigen Baumaterial aus Trümmersplitt selbst produziert.

 

Neue Probleme

Nun noch einige Worte zur jüngsten Entwicklung.

 

West-Berlin hat aufgeholt, aber die Bundesrepublik noch längst nicht eingeholt. Dort herrscht heute Vollbeschäftigung. In Berlin wartet noch immer jeder zehnte Erwerbsfähige auf einen Arbeitsplatz, — ein Anteil, der in der Bundesrepublik bereits im Jahre 1950 erreicht war! Noch immer gibt West-Berlin knapp eine Milliarde DM mehr aus als es einnimmt — das sind die berühmt berüchtigten neunhundert Millionen, um die alljährlich in Bonn gekämpft wird.

 

Und nun ist ein besonders kritischer Augenblick gekommen. Die Bundesrepublik dämpft die Konjunktur mit kredit- und zollpolitischen Maßnahmen, mit einer Einschränkung der Aufträge der öffentlichen Hand, die besonders für die Berliner Großunternehmen von entscheidender Bedeutung sind. Drüben ist die Konjunktur überhitzt, in Berlin noch lange nicht, aber Berlin, als Teil des Bundes, muss die Dämpfungsmaßnahmen gleichfalls über sich ergehen lassen.

 

So droht hier Stillstand in der bisher so günstigen Aufwärtsentwicklung der Wirtschaft. Dieser Stillstand bezieht sich nicht auf die Konsumgütererzeugung, die gegenüber dem Vorjahr um rund fünfzehn Prozent zugenommen hat. Betroffen ist vielmehr die weitaus wichtigere Erzeugung von Produktionsmitteln (Maschinen, elektrotechnische Ausrüstungen usw.). Auf diesem Gebiet verzeichneten wir im ersten Halbjahr 1956 gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme von 17 Prozent, im zweiten Halbjahr von 8,5 Prozent. Im ersten Halbjahr 1957 aber betrug die Zunahme gegenüber 1956 nur noch 3 Prozent.

 

Da hilft kein Beschönigen. Doch bleibt die Hoffnung, dass der neue Bundestag Sonderregelungen für Berlin schafft und vor allem auch die Steuervorteile für Berlin, die durch die kleine Steuerreform zusammengeschrumpft waren, im alten Umfange wiederherstellt.

 

Aber auch wir, jeder einzelne, können etwas dazu tun, der Berliner Wirtschaft zu helfen. Ob wir nun einen Mantel kaufen, ein Radiogerät oder eine Flasche Likör; verlangen wir ein Berliner Erzeugnis. Wir werden es nicht bereuen.

 

Die Berliner Wirtschaft geht uns alle an, besonders uns Heimatvertriebene. Wenn Berlin nicht mehr lebensfähig wäre, geriete die vorgeschobene Bastion des Westens in Gefahr und mit ihr all die Hoffnungen und Wünsche, die sich für uns mit dem Bestehen dieser Insel verbinden.

 

Seite 11   Der Mensch gilt ihnen nichts.

Auftakt der Terrormaßnahmen gegen Grenzgänger

Wer dachte damals an Ost- und West-Berlin, als, 1936, Fritz Thiele aus Berlin-Lichtenberg zu Siemens, Berlin-Charlottenburg, in die Lehre ging? Und wer hätte sich das Geringste dabei gedacht, als er, 1947 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, dort wieder seine Arbeit aufnahm? Und es ging ja alles gut. Thiele gründete eine Familie, sein Lohn, den er zum größten Teil in Ost- und zum kleineren in Westwährung erhielt, steigerte sich. Und nun plötzlich steht alles auf dem Spiel, Thieles Existenz, die Existenz von dreißigtausend Deutschen aus Ost-Berlin und den Berliner Randgemeinden — mit ihren Angehörigen insgesamt rund einhundertzwanzigtausend Menschen!

 

Wir berichteten schon vor vier Wochen von den Drohungen, die Politbüromitglied und Ost-Berliner Verwaltungschef Ebert gegen diese Dreißigtausend ausstieß. „Selbstsüchtige Egoisten", nannte er sie, „Nutznießer der Spaltung", „Lohndrücker, Schmutzkonkurrenz der West-Berliner Arbeitslosen" und so weiter. Ebert berief sich dabei, wie sie immer tun, wenn sie ein schlechtes Gewissen haben, auf Stimmen aus der Bevölkerung, deren Unwillen gegen die Grenzgänger angeblich von Tag zu Tag zunähme. Täglich bringt die SED-Presse seither erfundene, gestellte oder bestellte Leserbriefe zu dieser Frage, der sie erst vergangenes Wochenende im „Neuen Deutschland" eine lange, fast rührselige Geschichte widmete. Ein Genosse schildert da, wie er seiner Nachbarin, die in West-Berlin eine Aufwartestelle hat, über den Gartenzaun hinweg ins Gewissen redet und ihr die Gruselmär von einer Reinemachfrau erzählt, die drüben in die Fangarme eines Geheimdienstes geriet.

 

Nunmehr läuft die SED-Aktion an. Pankow hat ein Vorortstädtchen, Nauen, vorgeschickt, dessen Stadtverordnetenversammlung folgende Beschlüsse fasste:

 

Die Grenzgänger haben ihre Westmarkeinkünfte im Verhältnis 1:1 bei der sowjetzonalen Notenbank umzutauschen. Der Sozialversicherungsbeitrag muss im Osten entrichtet werden. Familien, in denen ein Mitglied in West-Berlin tätig ist, erhalten in Zukunft weder Lebensmittel- noch Kohlenkarten. Auch Kleinkinder sind vom Kartenentzug betroffen. Grundsätzlich sollen alle Grenzgänger bis 1. Oktober dieses Jahres ihre West-Berliner Arbeitsplätze aufgeben.

 

Der Beschluss droht mit Zwangsarbeitseinsatz an der „Agrarfront" oder an den „Schwerpunkten des sozialistischen Aufbaues". Dass einige Ausnahmen vorgesehen sind, ändert nichts am Schikane -, ja Terrorcharakter dieser Maßnahmen. Und dass der Nauener Beschluss ein Modell sein wird, steht außer Zweifel.

 

Der West-Berliner Senat beabsichtigt, den Grenzgängern zu helfen. Wie das geschehen soll, kann erst dann entschieden werden, wenn der Osten mit der praktischen Durchführung der Zwangsmaßnahmen begonnen hat.

 

Es sei nicht verschwiegen, dass es in West-Berlin Stimmen gibt, die jegliche Hilfe für die hier arbeitenden Ost-Berliner ablehnen. Die im Verlag Ullstein erscheinende „BZ" brachte Leserbriefe, die im Ton und Inhalt verblüffend den in der SED-Presse veröffentlichten ähneln. Man könnte annehmen, dass die SED ihre winzige Anhängerschar in West-Berlin zu derartigen Leserbriefen mobilisiert hat. Die Mehrzahl der West-Berliner aber dürfte begreifen, dass es sich hier nicht darum handelt, den Ost-Berlinern materielle Vorteile zuzuschanzen, sondern dass für eine solche Aktion jene politischen Erwägungen maßgebend sind, die West-Berlin zu einer Insel der Freiheit gemacht haben.

 

Unsere Verfassung, die von uns aus ja auch für Mitteldeutschland gilt, sieht absolute Wohnort- und Arbeitsplatzfreiheit des Bürgers vor. Der Senat von West-Berlin ist verpflichtet alles zu tun, um Spaltermaßnahmen des Ostens unwirksam zu machen.

 

Aus welchem Geist die jüngste dieser Maßnahmen geboren wurde, verrät einer der letzten der fabrizierten „Leserbriefe" des SED-Organs „Neues Deutschland", in dem es heißt: „Diese Menschen (die Grenzgänger) erschweren den Arbeitern in West-Berlin den Kampf gegen die Ausbeuter, da sie für billiges Geld arbeiten und so als Lohndrücker auftreten. Zum anderen machen sie sich zum Gegner der Wiedervereinigung Deutschlands, weil sie dem Adenauer-Regime helfen, die Waffen zu produzieren, die die westdeutschen Militaristen gern gegen die DDR richten möchten“.

 

Dieser enthüllenden Hetze ist kaum noch etwas hinzuzufügen.

 

Seite 11   Ostdeutsche Woche an den Schulen West-Berlins

Die erste umfangreiche „Ostdeutsche Woche" in den Westberliner Schulen wird vom 2. bis 9. September im Zusammenhang mit dem „Tag der Heimat" am 8. September veranstaltet. Aufgabe der „Ostdeutschen Woche" ist es, in den Schulen Anliegen und Themenkreise Ostdeutschlands verstärkt im Unterricht zu behandeln. Die „Bundesarbeitsgemeinschaft für deutsche Ostkunde im Unterricht" hat in Verbindung mit dem „Haus der ostdeutschen Heimat" in Westberlin den Schulen Dichterlesungen von Hugo Hartung, Paul Fechter, August Scholtis, Gerhart Pohl, Dr. Kurt Ihlenfeld und Ruth Hoffmann angeboten. Ferner sind Vorträge in ostpreußischer, pommerscher und schlesischer Mundart, Filmvorführungen mit Vortragsheften über ostdeutsche Landschaften sowie Darstellungen aus dem ostdeutschen Geistesleben vorgesehen.

 

Seite 11   Recht und Treue siegen!

Wie der Tag der Heimat am 8. September in Berlin begangen werden wird

Von unserem Berliner rn.-Mitarbeiter

Der Tag der Heimat steht diesmal unter dem Motto „Recht und Treue siegen"! Er wird in Berlin am 8. September durchgeführt werden. Die weiße Plakette zeigt die flammende Feuerschale des Mahnmals der Heimatvertriebenen auf dem Reichskanzlerplatz in Berlin. So wie diese Flamme nicht verlöschen soll, bis unser Recht auf Heimat anerkannt ist, so soll auch in unseren Herzen die Flamme der Liebe und Treue zu dem Land, in dem einst unsere Wiege stand, weiterbrennen. Dies zu bekunden und zu bekennen ist am Tag der Heimat unser aller Pflicht.

 

Gerade wir Ostpreußen wollen uns in unserer Liebe und Treue zur Heimat von niemand übertreffen lassen. Wenn es gilt, für unser Recht auf Rückkehr in unser geliebtes Ostpreußen zu demonstrieren, wenn wir aufgerufen werden, die Wiedergutmachung eines in der Welt einzigdastehenden Unrechts laut und vernehmlich zu fordern, wollen wir die Ersten sein! So soll uns auch an diesem 8. September nichts daran hindern, uns zu einem einmütigen Bekenntnis in der Berliner Waldbühne zusammenzufinden. Weder unfreundliches Wetter, noch Bequemlichkeit oder Gleichgültigkeit sollen uns verleiten, zu Hause zu bleiben. Wer sollte wohl sonst für uns eintreten, wer unsere Forderungen unterstützen, wenn wir es nicht selber tun, wenn wir nicht mit ganzem Herzen dabei sind!

 

Vergessen wir auch nicht, dass Berlin die Stadt ist, wo unser Ruf am deutlichsten gehört wird. Unser Bekennen und Fordern vollzieht sich hier unmittelbar vor den Augen und Ohren der Hauptverantwortlichen. Hier hören nicht nur die unentwegten Verfechter der Oder-Neiße-Linie mit, hier blickt die freie Welt auf uns! Daher müssen wir uns in Berlin umso mehr unserer Pflicht bewusst sein! Rütteln wir auch die Lauen und Abseitsstehenden auf! Machen wir unseren Berliner Freunden klar, dass es auch ihre Interessen sind, die hier auf dem Spiele stehen, dass ein in seinem Bestand gesichertes Deutschland mit Berlin als Hauptstadt weder ohne Mitteldeutschland noch ohne die deutschen Ostgebiete denkbar ist, dass der Friede in Europa und in der Welt erst einkehren wird, wenn das Unrecht von 1945 wieder gut gemacht ist. Wenn Recht und Treue siegen, ist auch der Friede gesichert. Dafür muss sich ganz Berlin einsetzen.

 

Führende Männer aus der Bundesrepublik und aus Berlin werden auch diesmal wieder zu den Massen im weiten Rund der Waldbühne sprechen. Die Großkundgebung beginnt um zehn Uhr. Sie wird eingeleitet um neun Uhr mit Gottesdienten beider Konfessionen. Aus Bonn kommen Staatssekretär Dr. Nahm vom Vertriebenenministerium und Dr. Ulitz vom Präsidium des Verbandes der Landsmannschaften. Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Gille, wird sprechen, und für Berlin wird der Präsident des Abgeordnetenhauses Willy Brandt das Wort ergreifen.

 

Am Vortage, am Sonnabend, findet nachmittags eine Festsitzung im Saal des Berliner Abgeordnetenhauses im Rathaus Schöneberg statt, an der die Vorsitzenden und Kreisbetreuer der Landsmannschaften teilnehmen. Abends um 7.30 Uhr wird sich vom Kaiserdamm/Ecke Meerscheidtstraße ein Fackelzug zum Mahnmal auf dem Reichskanzlerplatz in Marsch setzen, wo um 20.30 Uhr in einer Feierstunde der alten Heimat gedacht werden wird.

 

Der 8. September klingt aus mit einer Reihe von Treffen der einzelnen Kreise der Landsmannschaft in ihren Versammlungslokalen.

 

Seite 12   Ober den Dächern von Berlin.

Realismus und Romantik — Besuch bei einer ostpreußischen Studentin

Von unserem Berliner M. Pf. – Korrespondenten

Foto: stud. phil Eva Wünsch

Punkt 22 Uhr rasselt das Etagentelefon. „Der Besuch von Zimmer Nr. 217 wird aufgefordert, das Haus sofort zu verlassen!" Nimmt niemand den Hörer ab, so erscheint bald der Hausmeister persönlich; oder die Studentin, die in der Pförtnerloge Dienst tut, Bier, Coca und Brause verkauft und streng die Besucherliste führt. Und die muss geführt werden, wie könnte man sonst die Übersicht behalten, die Ordnung aufrechterhalten in einem Haus, in dem 182 mehr oder weniger reizende junge Mädchen wohnen, im heiratsfähigen Alter, Studentinnen aller Berliner Hochschulen, Kunstschülerinnen, Letteschülerinnen.

 

Sind die Bewohnerinnen anziehend, so ist es auch das Haus selbst. Eine gediegene Straßenfront mit Säulenportal und französischen Balkongittern, an der Rückfront die Terrasse, Rundbalkons, die Brüstungen efeuüberwuchert, und dazu ein Garten mit uralten riesigen Bäumen, zum Haus hin gepflegt und dann in eine kleine Wildnis übergehend. Und das mitten in der Stadt, dicht am Ernst-Reuter-Platz, seit Monaten einem der Buddelzentren des wiederaufbauenden West-Berlin.

 

Ein Blaustrumpf der wilhelminischen Zeit stiftete das Gebäude als Heim und geselligen Mittelpunkt für die damals noch um ihre Anerkennung ringenden weiblichen Studierenden. Klotzig reich muss sie gewesen sein, diese Ottilie von Hansemann. Das Haus hat sogar einen eigenen Theatersaal, der heute allerdings Heimstatt des Theaters „Tribüne" ist. Herrliche Gesellschaftsräume im Erdgeschoss; die Wohnzimmer in den Etagen haben Doppeltür mit kleinem Entree, eingebaute Schränke, eingebaute, durch Glastür abgetrennte Waschtoilette. Beste Hölzer, beste Verarbeitung, für die Ewigkeit berechnet.

 

Erst im vergangenen November wurde das Haus, nach jahrelanger Zweckentfremdung, seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben, und schon sind alle Zimmer wieder — teils antik, teils modern — geschmackvoll eingerichtet, ja es gibt eine ganze Anzahl von Räumen, die man als elegant und komfortabel bezeichnen muss.

 

Hier lässt es sich arbeiten, aber auch träumen. Man wohnt allein, zu zweien oder höchstens zu dreien, das Einzelzimmer kostet pro Monat immerhin sechzig bis siebzig DM und muss in den Semesterferien auch bei Abwesenheit weiterbezahlt werden. Heizung, Licht und Bettwäsche sind einbegriffen und natürlich die Benutzung der Teeküche und Bügelstube, die sich in jedem Stockwerk befinden. Nicht billig ist das, doch gibt es hier viele Stipendiaten, die sich um die Miete keine Sorgen zu machen brauchen.

 

Aus dem „Land der Wölfe"

So — nun haben wir in kurzen Zügen den Rahmen angedeutet. Den Rahmen für ein Mädchenporträt. Sie heißt Eva. Ihretwegen haben wir das Heim besucht und uns in die besagte Liste in der Pförtnerloge eingetragen.

 

„Zimmer 430 bitte, vierter Stock …“

 

Da steht sie vor uns, Fräulein stud. phil. Eva Wünsch, schlank, feingliedrig, in dem anziehenden Gesicht jene Spur unbewusster Melancholie, die jungen Menschen oft einen ganz besonderen Reiz gibt. Wo sie herstammt? Nun, wir wünschten diese Begegnung denjenigen, die noch immer an diese alberne Geschichte mit den Wölfen glauben. Wo Eva herstammt, da kann es keine Wölfe, keine rückständige Feudalherrschaft gegeben haben. Das war eine preußische Provinz wie andere, ausgezeichnet vor anderen höchstens durch besondere landschaftliche Schönheit, durch Weiträumigkeit, durch ihren gediegenen Charakter ihrer Bewohner. Eva ist in Königsberg geboren, ihre Familie zählt zu den Repräsentanten ostpreußischer Kultur. Provinzialbaurat war der Vater, der Großvater — er fiel im Ersten Weltkrieg — war Altphilologe, Professor an der Albertina.

 

1944 wurden die Wünschs, Eltern und drei Geschwister nach Dresden evakuiert, wo sie den grauenvollen Vernichtungsangriff erlebten und überlebten; seit 1947 leben sie in Hannover.

 

Der Vater arbeitet heute auf dem Gebiet der Denkmalspflege, die Mutter praktiziert als Ärztin, alle drei Kinder studieren. Naturwissenschaften die Älteste, die gerade im Doktorexamen sitzt, der jüngste Bruder Philologie. Man kann sich vorstellen, wie angeregt und anregend die Gespräche im Hause Wünsch sind. Wie Eva davon erzählt, ersteht vor unseren Augen das Bild eines Zentrums ostpreußischer Geistigkeit.

 

Betonen wir: ostpreußisch. Denn die verlorene Heimat gibt diesem Haus noch immer ihr unverwechselbares Gepräge. Hier gehen viele Landsleute als Freunde, als Gäste aus und ein. Die Haushaltshilfe, eine Witwe, die ihren Mann im Krieg verlor, mit einem kleinen Kind, ist eine Landsmännin, es wird ostpreußisch gekocht, ostpreußisch gefeiert.

 

Vater Wünsch ist ein Bernstein-Narr. Herrliche Stücke hat er gesammelt, zum Teil gerettet, zum Teil neu erworben. Und nicht nur der Bernstein, auch die Bernsteinküste, an der man einst seine Ferien verbrachte, ist mehr als nur Erinnerung, ist greifbare Gegenwart noch. Auch für Eva, die Zweiundzwanzigjährige, die für selbstverdientes Geld schon einige herrliche Landstriche in westeuropäischen Ländern kennengelernt hat, ist diese heimatliche Küste der großartigste landschaftliche Eindruck geblieben.

 

Man sieht diesem zarten und sehr ruhigen Mädchen nicht an, wie energisch und zielbewusst sie doch ist. Sie studiert Deutsch und Philosophie, mit dem festen Ziel, der Tätigkeit in einem Buchverlag. In den Semesterferien arbeitet sie in der Redaktion einer Hannoverschen Zeitung als Volontärin, abwechselnd in allen Ressorts vom Feuilleton bis zum Archiv, um frühzeitig zur Theorie der Universität praktische Erfahrungen zu gewinnen.

 

Natürlich wird auch von Geld gesprochen. Das Einkommen der Eltern schließt die Gewährung von Stipendien aus, aber es liegt eine gewisse Ungerechtigkeit in den Vorschriften, dass dabei nicht berücksichtigt wird, wie viele Kinder gleichzeitig studieren. Bei Wünschs sind es drei! Sie müssen mit dem Pfennig rechnen. Alle drei verdienen in den Ferien hinzu. Aber keiner hat sich sein Berufsziel danach ausgewählt, wie man möglichst schnell, möglichst viel, verdienen kann, eine Einstellung, die man unter Studenten leider recht häufig antrifft.

 

Nichts davon bei Eva Wünsch. Hier sind Realismus und Romantik eine schöne Verbindung eingegangen. Wenn wir dem Ursprung dieser Veranlagung nachspüren, so stoßen wir immer wieder auf die ostpreußische Heimat. Eine einmalige Mischung; der Realismus ist nicht hart, nicht nüchtern, die Romantik nicht uferlos, verschwimmend. In allem ist etwas Verhaltenes. Und so erleben wir unsere Heimat in diesem schmucken Zimmer im vierten Stock des Studentinnenheimes, mit dem freien Blick über die Dächer der fleißigen Hauptstadt Berlin.

 

Eine Bemerkung zum Schluss, etwas, das uns einfiel, als wir das Haus der 182 jungen Mädchen verließen. Eva ist in keiner landsmannschaftlichen Organisation. Eva und wie sie Hunderte, Tausende von prächtigen jungen Ostpreußen. Sie scheuen Versammlungen, Tagungen, Statuten, in denen das Bild der Heimat ihnen zu erstarren, die Pflege des Heimatgedankens zur Routine zu entarten scheint. Sie aber wären es, die diesen politisch notwendigen Formen des Zusammenschlusses frisches Leben und neue Impulse geben könnten. Diese Feststellung sollte uns Anlass zu einigen Überlegungen sein.

 

Seite 12   Baukunst im deutschen Osten nach 1900

Ein wichtiges Thema — unbefriedigend dargestellt

Nicht nur im Hansaviertel, rund um den Zoo, auf den über alle Stadtteile verstreuten Bauplätzen für neue Wohnhäuser, nicht nur in den Konferenzzimmern der Hunderte von baufachlichen Tagungen, nein, bis in den letzten Museumswinkel steht Berlin in diesen Monaten der Interbau im Zeichen des Bauens.

 

So ruft die Künstlergilde, der Verband der heimatvertriebenen Kulturschaffenden für die Bundesrepublik und Berlin in das Haus Lützowplatz 9 zu ihrer Ausstellung „Baukunst im deutschen Osten nach 1900".

 

Die Absicht ist durchaus gut. Denn was weiß der Durchschnittsdeutsche von dem, was der Osten des Vaterlandes zur Entwicklung der neueren Baukunst beisteuerte? Er weiß so gut wie nichts davon. Allenfalls kennt er die in den Jahren 1911 bis 1913 in Breslau erbaute Jahrhunderthalle, diesen ersten freitragenden Kuppelbau in Eisenbeton, der 64 Meter überspannt. Fachleute kennen darüber hinaus die Breslauer Werkbundsiedlung des heute in Berlin tätigen Architekten Scharoun, die, 1929 erbaut, auch heute noch eine wagemutige Tat modernen Bauens darstellt. Man weiß aber auch in Fachkreisen kaum noch, dass dieser Scharoun, dessen kühner Entwurf für den Neubau der Berliner Philharmonie heute Aufsehen erregt, nach dem Ersten Weltkrieg Bezirksarchitekt für den Wiederaufbau Ostpreußens war. Was wäre schon allein von diesem Wiederaufbau zu sagen und zu zeigen.

 

Zweihundert Großfotos zeigt die Ausstellung, die im Vergleich zu der ein Stockwerk höher im gleichen Haus befindlichen Ausstellung „Für Berlin geplant — und nie gebaut" einigermaßen lieblos ausgestattet ist.

 

Schlesien überwiegt, um Ostpreußen ist es am schlechtesten bestellt. Man fragt sich, ob sich die Veranstalter, wenn sie vielfach nicht einmal Originalfotos, sondern technisch unzulängliche Reproduktionen aus Büchern zeigen, wirklich alle Mühe gegeben haben. Als Entschuldigung hören wir, man habe erst ganz kurz vor dem Eröffnungstermin die erforderlichen Mittel bewilligt erhalten. Improvisation also — doch dazu ist das Thema politisch wie kulturell zu wichtig.

 

So sehen wir nur das Haus der Technik in Königsberg und den Pillauer Wasserturm des jetzt in der sowjetisch besetzten Zone tätigen Architekten Hans Hopp. Wir sehen, neben einigen Brücken und Fabriken, sowie Hafenbauten in Danzig und Elbing, die Siedlung am Hammerteich in Königsberg, erbaut von dem heute in Reichenhall lebenden Professor Kurt Frick. Natürlich ist das Kantgrabmal des Architekten Professor Friedrich Lahrs vertreten, dann das Königsberger Staatsarchiv und schließlich, als einziges Beispiel der im Rahmen der Wiederaufbau-Aktion nach dem Ersten Weltkrieg errichteten Gebäude, das allerdings sehr ansprechende preußisch klassistische Gutshaus Gleisgarben bei Goldap; der bekannte Berliner Architekt Schopohl baute es.

 

Das nun ist alles! Es vermittelt, auch in der Art, wie es gezeigt wird, den Eindruck „in Ostpreußen war, baulich, nichts los . . .“

 

So aber war es — im Verhältnis von Bevölkerungszahl und Besiedlungsdichte zu den anderen deutschen Ländern gesehen — natürlich nicht. Schließlich hätten zu dem gestellten Thema der Ausstellung auch die Ausstrahlungen ostdeutscher und im speziellen Fall ostpreußischer Architekten, wie etwa Erich Leyser und Max Taut, am Beispiel gezeigt werden müssen. Denn Baukunst im Osten brauchten nicht unbedingt nur im Osten errichtete Bauten sein, das könnte auch die Bauten ostdeutscher bzw. ostpreußischer Architekten in den anderen Teilen des Reiches und im Ausland einschließen. Es könnte nicht nur, es müsste dies sogar sein, im gegenwärtigen geschichtlichen Augenblick. Die Ausstellung soll später in der Bundesrepublik wandern — bedenken wir, wie wichtig sie sein könnte, besonders für die Schuljugend!

 

So wie sie jetzt ist, kann sie nicht befriedigen. Sie sollte Ansporn sein, eine bessere zu schaffen.

 

Seite 12   Heimat - auch in der Großstadt

Die Steglitzer Heimatwoche — Ostpreußenschau im Rathaus

Von unserem Berliner rn.- Mitarbeiter

Kann die Großstadt Heimat sein? Oder sind es nur die Ackerscholle auf dem Lande, das kleine Dorf, die idyllische Kleinstadt, die das Heimatgefühl in uns wachhalten? Diese Frage beschäftigt auch diesmal wieder die Verantwortlichen der Steglitzer Heimatwoche, die in diesem Jahr nun schon zum fünften Mal (vom 31. August bis 8. September) stattfindet.

 

Wenn man versucht habe, zu beweisen, dass die Großstadt das Ende aller Gebundenheit, allen Heimatgefühls bedeute, so sprächen die Tatsachen eine andere Sprache. Zu dieser Feststellung gelangt Stadtrat Wilhelm Grobecker in seinem Geleitwort zu der reichbebilderten Festbroschüre, die zur Steglitzer Heimatwoche soeben erschienen ist. Die Broschüre, die jeweils über die jüngste Entwicklung des fast 200 000 Einwohner zählenden Westberliner Bezirk berichtet, geht alljährlich in vielen Exemplaren in alle Welt, wo alte Steglitzer leben. Und die Empfänger bedanken sich immer wieder in rührenden Briefen an die Bezirksverwaltung für die heimatlichen Grüße, für das Stück Heimat, welches ihnen diese Broschüre mit ihren Berichten und Bildern in der Fremde bedeutet.

 

Aus diesem Geist ist auch die Verbundenheit der alteingesessenen Steglitzer mit den hier sesshaft gewordenen Heimatvertriebenen erwachsen, die gerade diesen Bezirk Westberlins besonders auszeichnet. Der Bezirk Steglitz hat die Patenschaft über die in Berlin lebenden Ostpreußen übernommen. Er hat es nicht nur bei schönen Worten bewenden lassen. Steglitz besitzt eine geschlossene Ostpreußensiedlung. Das ist nicht nur in Berlin, sondern in der ganzen Bundesrepublik einmalig. Die Siedlung mit dem Hochhaus Königsberg liegt an dem neugeschaffenen Bäkepark in einer der schönsten Wohngegenden des Bezirks. Die Fernsicht vom Hochhaus aus über die weiten Grünflächen und Anlagen erinnert in vielem an die Weite der ostpreußischen Landschaft. Nicht weit davon entfernt befindet sich die Westpreußensiedlung. Der Giebel eines der schmucken Wohnblocks ist mit den Wappen Westpreußens und Danzigs geschmückt.

 

Wenn in der diesjährigen Heimatwoche im Zusammenhang mit der Interbau auch mehr die bauliche Entwicklung des Bezirks in den Vordergrund gerückt worden ist, wobei Steglitz sich rühmen kann, im Wohnungsbau weit an der Spitze aller Westberliner Bezirke zu marschieren, so hat man doch auch die zahlreichen „Neubürger" aus den deutschen Ostgebieten nicht vergessen. Auch sie sollen an der Heimatwoche teilhaben. Dies kommt vor allem in einer Sonderschau „Deutsche Heimat im Osten" zum Ausdruck, die im Rathaus Steglitz an der weltberühmten Steglitzer Schloßstraße zu sehen ist. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Ostpreußen. Die Ostpreußenschau ist im großen Sitzungssaal des Rathauses aufgebaut. Besonderer Blickpunkt wird eine farbige Riesenkarte von vier mal fünf Meter sein. In zwei großen Nebenräumen werden den Besuchern die Geschichte, Kultur und Wirtschaft der übrigen Gebiete jenseits der Oder-Neiße vor Augen geführt. Diese große Schau wird den Gedanken des Rechts auf Heimat erneut in weite Kreise der Berliner Bevölkerung tragen. Sie ist vom Eröffnungstage an (Sonnabend, den 31. August) ab 17 Uhr und dann vierzehn Tage lang täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

 

Dem Heimatgedanken ist auch der Festzug, der sich am Sonntag, dem 1. September, durch die Straßen von Steglitz bewegen wird, gewidmet. Die Ostpreußen, die Pommern, die Schlesier, die Ostbrandenburger usw. werden mit ihren Fahnen und Bannern mitmarschieren. Die bunten Trachten, die einzelne Gruppen zeigen werden, sollen daran erinnern, wie es einmal war. Auch die Steglitzer Schützen und das Rote Kreuz werden zu sehen sein. Auch sonst wird es an Überraschungen aus der Gegenwart nicht fehlen. Vor allem wird die letzte bauliche Entwicklung des Bezirks gezeigt werden. Der Festzug wird sich am Sonntag um 14 Uhr von der Schützen/Ecke Albrechtstraße aus in Marsch setzen.

 

Einen der Höhepunkte des Festprogramms wird zweifellos der „Ostpreußenabend" in der Hermann-Ehlers-Schule in der Elisenstraße 3 - 4 am Montag, dem 2. September, 20 Uhr, darstellen. Hier werden u. a. Bezirksbürgermeister Dr. von Hansemann, der Vorsitzende der Landsmannschaft, Dr. Matthee, und der ehemalige Regierungspräsident von Königsberg, Dr. von Bahrfeldt, sprechen. Ostpreußische Lieder, Rezitationen von Agnes Miegel und musikalische Darbietungen werden den Abend verschönen. (Der Eintritt ist frei.)

 

Seite 12   Ostpreußisches Kirchentreffen in Berlin.

Wie Pfarrer Moritz mitteilt, findet der für den 13. Oktober geplante Ostpreußische Kirchentag im Berliner Johannisstift nicht statt. Dafür wird am Sonnabend, dem 26. Oktober, in der Kirche am Hohenzollernplatz ein Treffen ostpreußischer evangelischer Gemeindeglieder abgehalten. Es beginnt um 16 Uhr mit einem Vortrag von Pfarrer Leitner, früher Memel und Königsberg, der über die Bedeutung unserer ostpreußischen Kirchenliederdichter für unsere Heimat und für die ganze evangelische Kirche sprechen wird. Weiter werden Berichte über die Lage unserer Heimatkirche, die Entwicklung des Mutterhauses der Barmherzigkeit und des Hauses der helfenden Hände gegeben. Um 19 Uhr hält Pfarrer Dr. Niederstrasser einen Abendmahlsgottesdienst. Alle evangelischen Ostpreußen sind herzlich eingeladen.

 

Seite 12   Jubiläumsehrengaben für unsere Alten

Die Ehrengaben, die zum 80., 85., 90 und zu jedem weiteren Geburtstag sowie zum 50., 60. und 65. Hochzeitstag in Form einer Geldspende in Westberlin überreicht wurden und die nach der Rentenreform vielfach weggefallen waren, werden jetzt wieder einem größeren Kreis von Hochbetagten zugutekommen. Von sofort an werden Ehrengaben nach einer Verfügung des Sozialsenators dann gewährt, wenn das Einkommen der Jubilare nicht mehr als etwa das Zweifache der Unterstützungssatze der öffentlichen Fürsorge beträgt.

 

Seite 12   Dichterabend mit David Luschnat

Im „Haus der ostdeutschen Heimat", Kaiserdamm Nr. 83, wird am 3. September, 20 Uhr, Landsmann David Luschnat aus eigenen Werken lesen. Luschnat lebt seit 1933 in Frankreich und zwar zurzeit in Nizza. Aber immer wieder zieht es ihn nach Deutschland, vor allem nach Berlin, wo er 1913 mit seinen ersten literarischen Arbeiten hervortrat. Auch die Erinnerung an die alte Heimat, die er schon früh verließ, klingt immer wieder in seinen Werken an. Luschnat stammt aus Insterburg, wo sein Vater Pastor an der lutherischen Freikirche war. — Der Eintritt zu dem Abend ist, wie zu allen Veranstaltungen im Haus der ostdeutschen Heimat, frei.

 

Seite 12   Sudermanns Großnichte spielt in Berlin

In der „Kleinen Bühne“ am Kurfürstendamm 24 (über die wir in Folge 31 berichteten) wird jetzt die von Eduard Matzick inszenierte Komödie „Der Lockruf" gegeben. In diesem heiteren Spiel von Gherardi – es erzählt die Geschichte eines vom Fernweh geplagten jungen Mannes, der dann aber doch aus Liebe zur Tochter seines Chefs sesshaft wird – fällt neben dem Hauptdarsteller Rainhard Brandt vor allem die junge Nachwuchsschauspielerin Dorothee Sudermann in der Rolle der Tochter auf, sie ist eine Großnichte von Hermann Sudermann. Während des Krieges war sie als kleines Mädchen nach Ostpreußen (Königsberg und Labiau) evakuiert. Da Dorothee Sudermann bereits in mehreren Filmen und im Fernsehen mitgewirkt hat, hofft sie, dass ihr das erfolgreiche Auftreten in der „Kleinen Bühne" zu größeren Rollen, vielleicht auch in einem Stück ihres Großonkels, verhelfen wird.

 

Weiter wird es die in Berlin lebenden Landsleute interessieren, dass im Programmheft der kleinen Kurfürstendamm-Bühne die Uraufführung eines Stückes des ebenfalls in Berlin lebenden jungen Ostpreußen, Horst Baunacke, angekündigt wird. Es handelt sich um sein Erstlingswerk „Sirenen im Weltall", das — wie schon der Titel andeutet —| zu einem der aktuellsten Menschheitsprobleme Stellung nimmt.

 

Seite 12   Fahrt der Berliner Memelländer nach Mannheim

Die Landesgruppe Berlin der Memelländer plant eine Gemeinschaftsfahrt zum diesjährigen Bundestreffen der Memelländer, das am 21. und 22. September in Mannheim stattfindet. Die Fahrt kann aber nur bei genügender Beteiligung durchgeführt werden. Bisher ist die Zahl der Anmeldungen noch gering. Der Fahrpreis beträgt hin und zurück mit dem Volkswagenbus etwa fünfzig DM. Anmeldungen zur Teilnahme und für Quartierbeschaffung werden in der Geschäftsstelle, Berlin SO 36, Cuvrystraße 37, noch entgegengenommen.

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83. „Haus der ostdeutschen Heimat“

 

Tag der Heimat

„Recht und Treue siegen“

Der „Tag der Heimat" findet am Sonntag, dem 8. September 1957, um 10 Uhr, in der Waldbühne in Berlin mit einer Großkundgebung statt, der um 8.30 Uhr ein evangelischer Gottesdienst in der Waldbühne und ein katholischer Gottesdienst auf dem Vorplatz der Waldbühne vorausgeht.

 

Der Tag der Heimat muss ein machtvolles Bekenntnis der einheimischen Bevölkerung und der Vertriebenen für die Einheit unseres Vaterlandes sein.

 

Das an dem deutschen Volke begangene Unrecht der Vertreibung muss endlich beseitigt werden, weil auch wir ein Recht auf völkische, staatliche und kulturelle Einheit unseres Vaterlandes haben. Es ist daher Pflicht eines jeden aufrechten Deutschen, an dieser bedeutungsvollen Kundgebung teilzunehmen.

 

DEUTSCHER, denke daran: „Das ganze Deutschland soll es sein!"

 

3. September, 20 Uhr, Landsmannschaft Ostpreußen, Dichterlesung, es liest David Luschnat im Haus der ostdeutschen Heimat, Bln.-Charlottenburg 9, Kaiserdamm 83, im großen Sitzungssaal. Eintritt frei!

 

7. September, 20.30 Uhr, Feierstunde am Mahnmal auf dem Reichskanzlerplatz, Berlin-Charlottenburg 9, Sammelplatz zum Fackelzug: 19.30 Uhr, Meerscheidstraße am Kaiserdamm. Berlin-Charlottenburg 9, Abmarsch um 20.15 Uhr.

 

8. September, nachm., Kreistreffen aller Kreise der Landsmannschaft Ostpreußen, siehe Ausgabe „Das Ostpreußenblatt" Folge 34 vom 24. August 1957.

 

31. August/8. September, Steglitzer Heimatwoche, Ausstellung „Deutsche Heimat im Osten" im Rathaus Steglitz.

 

2. September, 20 Uhr, Ostpreußenabend in der Hermann - Ehlers - Schule, Berlin – Steglitz, Elisenstraße 3 - 4, Fahrtverbindung: Bus A 17, 32 und 33. Es sprechen: 1. Bez.-Bürgermeister Dr. von Hansemann. 2. Dr. Matthee, 1. Vors. der Landsmannschaft Ostpreußen. 3. Reg.-Präsident a. D. Dr. v. Bahrfeldt, Rezitationen von Agnes Miegel, Ostpreußenlieder. Eintritt frei!

 

1. September, 14 Uhr, Festumzug anlässlich der Heimatwoche durch Steglitz. Sammelplatz Schützenstraße.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86, Telefon 45 25 41/42: Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mietgliedausweise mitzubringen.

 

Fuhlsbüttel: Dienstag. 3. September, 20 Uhr. Monatszusammenkunft im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Ab sofort werden die monatlichen Zusammenkünfte immer am Mittwoch stattfinden. — Mittwoch, 4. September, 19.30 Uhr, im Restaurant Zur Außenmühle, Harburg, Außenmühlenteich. Es spricht Finanzoberinspektor Nowak über das Thema: „Woher kommen die Mittel für den Lastenausgleichsfond und wie wirkt sich der Währungsschnitt 1948 aus“. Anschießend, gemütliches Beisammensein.

 

Altona: Donnerstag, 5. September, 20 Uhr, im Hotel Stadt Pinneberg, Altona, Königstraße 260, nächste Monatsversammlung.

 

Elbgemeinden: Sonnabend, 14. September, 19.30 Uhr, in der Johannesburg, Blankenese, Elbchaussee Nr. 566. Die Deutsche Bundesbahn zeigt neue Reisefilme, dazu interessantes Beiprogramm. Anschließend geselliges Beisammensein. Gäste herzlich willkommen.

 

Kreisgruppenversammlungen

Neidenburg: Treffen des Kreises Neidenburg am Sonntag, 1. September, in der Elbschloß-Brauerei. Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee.

 

Lyck: Sonnabend, 7. September, ab 18 Uhr, in der Alsterhalle, An der Alster 83.

 

Insterburg: Sonnabend, 7. September, 20 Uhr, in der Alsterhalle, An der Alster 83.

 

Treuburg: Sonnabend, 14. September, ab 19 Uhr, bei Steenbuck, Hamburg 13, Beim Schlump 29, nächste Zusammenkunft.

 

Sonderfahrt zum Haupttreffen der Memelländer in Mannheim. Die Memellandgruppe Hamburg unternimmt zu dem Treffen der Memelländer in Mannheim am 21./22. September eine Gemeinschaftsfahrt mit der Bundesbahn in reservierten Abteilen. Der normale Fahrpreis von 74 DM ermäßigt sich bei einer Teilnehmerzahl ab 10 Personen um 33 ½ Prozent auf 63 DM einschließlich D-Zug-Zuschlag, ab 25 Personen um 50 Prozent auf 48 DM einschließlich D-Zug-Zuschlag — Abfahrt von Hamburg-Altona: Freitag, 20. September, 22.05 Uhr: Ankunft in Mannheim: Sonnabend, 21. September, 7.17 Uhr; Rückfahrt von Mannheim: Sonntag, 22. September, 22.06: Ankunft in Hamburg-Hbf.: Montag, 23. September 7.13 Uhr. - Anmeldungen nimmt ab sofort das Reisebüro Gebr. Schnieder, Hauptbüro Dammtorbahnhof Nebenstellen; Bahnhof Altona und Blankenese Bahnhofsplatz 14, entgegen. Anmeldeschluss: 10. September. Um rechtzeitige Anmeldung möglichst mit einer Anzahlung, wird im eigenen Interesse gebeten.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Kindergruppe: Heimabend wieder am Donnerstag 5. September, um 16 Uhr, im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131, Hof. Jugendgruppe- Neuer Termin wird noch bekanntgegeben.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag von 17 30 bis 19.30 Uhr, in der Schule Ratsmühlendamm, außer Montag, 30. September.

 

Wandsbek: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage am Mittwoch - nächste Zusammenkunft am 11. September, 19.30 Uhr, in der Schule Bovestraße.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26, Telefon 2 47 01: Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude) Telefon 1 32 21. Postscheckkonto: Hannover 1238 00.

 

Wilhelmshaven. Am 18. August unternahm die Gruppe mit mehreren Bussen ihre diesjährige „Fahrt ins Blaue“. Nach der Besichtigung der größten Gärtnerei Europas in Wiesmoor wurde im „Friesenhof“ in Gödens ein nach ostpreußischer Art zubereitetes Mittagessen aufgetragen. Die Jugendleiterin, Fräulein Bock, beschäftigte die Kinder mit geschickten und originellen Spielen. Sie Sieger in kleinen Wettstreiten wurden von dem 1. Vorsitzenden, Obermedizinalrat Dr. Zürcher, mit Leckereien belohnt. Alle Kinder wurden durch eine Verlosung erfreut, bei der jedes Los gewann. Wer regelmäßig die Jugendstunde besucht hatte, empfing zudem noch ein besonderes Geschenk als weiteren Ansporn. Die Erwachsenen lud die Gruppe zu einer gemeinsamen Kaffeetafel und Kuchen ein.

 

Bramsche. Mehr als tausend Landsleute waren zum Jahrestreffen der Kreisgruppe Bersenbrück gekommen, das am 17. August in Bramsche stattfand. Nur selten wird auf der Zusammenkunft einer Kreisgruppe eine derart hohe Zahl von Teilnehmern gezählt, und sie zeugt für den starken Zusammenhalt der Landsleute in dieser Gegend Niedersachsens und auch für die unermüdliche Arbeit ihres Vorstandes. Als würdiger Auftakt für das Treffen im Saale des Wiederhall erklang die Titus-Ouvertüre von Mozart, gespielt von dem früheren Musikkorps des ehemaligen Infanterie-Regimentes 37 unter der Stabführung seines Musikmeisters Hoffmann. Der Kreisvorsitzende, Fredi Jost, begrüßte nach der Totenehrung die Ehrengäste, unter ihnen Landrat Schuckmann, Bürgermeister Friedrichs, Stadtdirektor Beerbom und Superintendent Stisser. Bürgermeister Friedrichs versicherte, dass die Stadt gerne die Schirmherrschaft über dieses Treffen übernommen habe. Die Ostpreußen seien in den Jahren ihres Hierseins zu einem wertvollen Bestandteil der Bevölkerung geworden, so dass man ihre Rückkehr in die Heimat einmal mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge sehen werde. Der stellvertretende Sprecher unserer Landsmannschaft Egbert Otto erinnerte an den Geist der Marienburg, der das Ordensland zum damals modernsten Staatswesens Europas formte. Er sprach von den Leistungen Ostpreußens, die im Frieden vollbracht wurden bis die Vertreibung erfolgte. Die Heimatvertriebenen seien aber nicht zu einem Ferment der Zersetzung geworden, wie Stalin gerechnet hatte. Diese Tatsache müsse immer wieder erwähnt werden. In den dreizehn Jahren des Einlebens hätten sich die Vertriebenen als wertvolles Glied der westdeutschen Gesellschaft erwiesen. Sie hätten an dem Wiederaufbau tatkräftig mitgearbeitet. Sich gegen die Verzichtpolitik wenden, betonte der Redner: „Gibt es eine schönere Aufgabe, als für die Heimat einzutreten?"

 

Die ostpreußische Jugendgruppe Bramsche übermittelte Heimatbekenntnisse ostpreußischer Wissenschaftler und Künstler, und der vom Chormeister Finup geschulte Männergesangverein erfreute die Anwesenden durch den Vortrag von Ostpreußenliedern.

 

An diese Feierstunde schloss sich ein Heimatabend an, der durch Darbietungen des Ostpreußenchors aus Quakenbrück bereichert wurde. Feierlich trug die ostpreußische Jugendgruppe Bramsche den Wortlaut der „Charta der Heimatvertriebenen" vor. Nach Begrüßungsworten des Vorsitzenden der örtlichen Gruppe, Heinz Kollberg, berichtete der Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen. Landwirtschaftsrat Woelke, über die Entwicklung der Landsmannschaft Ostpreußen. Auch die Jugend sei heute ein Träger der Forderungen der Landsmannschaft. Für das Absinken der landwirtschaftlichen Produktion in den polnisch verwalteten Gebieten Ostdeutschlands nannte Landsmann Woelke Zahlen und Beispiele. Während des unterhaltenden Teils wurde vor allem der Komponistendarsteller Hans Scherwarth mit Beifall bedacht. Um die vielen Besucher unterbringen zu können, war neben dem Saal noch ein großes Tanzzelt aufgestellt worden.

 

Quakenbrück. Sonnabend, 31. August, 19 Uhr. In der Artlandsperle (Menslager Straße), Mitgliederversammlung. Die Tagesordnung sieht die Besprechung für den „Tag der Heimat" am 22. September, vor. Die Vorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes des Kreises Bersenbrück, Frau Dr. Denecke, wird einen Vortrag halten. Die Mitglieder werden im geselligen Teil des Abends zu einem Gratis-Bockwurstessen und einer Tasse Kaffee eingeladen.

 

Wunstorf. Ein Ausflug führte die Landsleute nach Wilhelmshaven. Die Fahrt ging über Syke, wo der Vogelkundler Landsmann Georg Hoffmann gebeten wurde, im September einen heimatlichen Lichtbildervortrag bei der Gruppe zu halten. Wegen des stürmischen Wetters musste die geplante Fahrt auf die offene See unterbleiben, aber die Rundfahrt im Jadebusen war ein vollwertiger Ersatz. Die Besichtigung des Seewasseraquariums und eine Stadtrundfahrt vervollständigten das Programm. Es wurde beschlossen, den nächsten Sommerausflug nach Hamburg zu unternehmen.

 

Celle. Zu einem Jahrestreffen werden sich die Landsleute aus den Memelkreisen, Sonntag, 8. September, um 15 Uhr, in der Gastwirtschaft, „Blühende Schifffahrt", an der Pfennigbrücke, versammeln. Auf der Tagesordnung stehen der Jahresbericht des Vorstandes und wichtige Tagesfragen; im Anschluss geselliges Beisammensein mit Tanz. Auch die Jugend wird erwartet.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni. (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14.

 

Erklärung der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise

In Bekanntmachungen und durch versandte Einladungen sind Landsleute aus den Memelkreisen zu einem Plaschker Treffen zu Sonntag, dem 8. September, aufgerufen. Ich mache unsere Landsleute darauf aufmerksam, dass dieses Treffen nicht von der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise geplant und organisiert ist. Es ist als eine private Angelegenheit anzusehen.

Hermann Waschkies

 

Bonn. Zur Jahreshauptversammlung, am Freitag, dem 4. Oktober, 20 Uhr, im Haus Vaterland in Bonn, Poststraße, lade ich die Mitglieder hierdurch ein. Tagesordnung: 1. Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden; 2. Bericht des Kulturwarts; 3. Bericht des Kassenwarts und der Kassenprüfer; 4. Neuwahl des Gesamtvorstandes; 5. Verschiedenes. — Ich bitte um rege Beteiligung. —

Dr. Suckow, Vorsitzender.

 

Essen -Memelkreise: Zusammenkunft der Frauengruppe am Donnerstag, 5. September, 17 Uhr, in der evangelischen Schule Schönebeck. Haltestelle für die Linien 5, 25 und 11 ist Heißener Straße. Die Schule liegt fünfzig Meter von der Haltestelle. Alle, die mit der 15, 3, 33 kommen, steigen Haltestelle Fliegenbusch aus, von hier fünf Minuten Fußweg.

 

Witten/Ruhr. Nächste Monatsversammlung am Freitag, dem 6. September, 20 Uhr, im Josefssaal. Oberstudienrat Maeder-Wolfenbüttel, früher Allenstein, wird einen Vortrag über die Bedeutung von Ost- und Westpreußen für Gesamtdeutschland halten. Um rege Beteiligung der Mitglieder wird gebeten, auch Gäste sind herzlich willkommen. — Am Sonntag, dem 8. September, wird ein Ausflug der Mitglieder mit Familien nach Wengern stattfinden. Treffpunkt um 13.15 Uhr im Hauptbahnhof Witten. Abfahrt 13.37 Uhr mit Ausflugskarte. Vom Bahnhof Wengern-Ost gemeinsamer Spaziergang, anschließend gemütliches Beisammensein im Wengerner Hof (neben der Schule) mit Kinderbelustigung.

 

Münster. Zusammenkunft der Frauengruppe am Dienstag, 3. September, bei Hemsath, Königstraße. — Auf dem für den 9. September vorgesehenen Ausflug ist eine Besichtigung der Oetker-Werke in Bielefeld geplant. Anmeldungen am 3. September: zugleich wird der Fahrpreis von etwa 5 DM eingezogen werden.

 

Haltern. Nächster Heimatabend am 7. September, um 20 Uhr, im Café Böhmer. Die Schriftstellerin Herta Burmeister wird Ernstes und Heiteres aus heimatlicher Dichtung vortragen.

 

Düren. Nächster Heimatabend und Versammlung am 7. September, 19 Uhr, im Restaurant „Zur Altstadt", Steinweg 8. Thema: „Wie stellen sich die Parteien zu unseren heimatpolitischen Fragen“. Wir fragen, die Parteien antworten.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel Westerwald, Hauptstraße 3. Postscheckkonto 15 75 Frankfurt am Main.

 

Stromberg. Die ursprünglich für den 14. Juli geplante Versammlung musste wegen Erkrankung des Redners zweimal vertagt werden; erst am 11. August konnte eine Zusammenkunft der Landsleute stattfinden, zu der der Vorsitzende Georg Groß alle Heimatvertriebenen eingeladen hatte. Bürgermeister a. D. Hochfeld, früher Frauenburg, sprach über das Unrecht der Oder-Neiße-Linie. Danach folgte ein Vortrag über die Montan-Union in Luxemburg. Den Mitgliedern Otto Brause und Musikdirektor Casper Steigleder, denen vornehmlich die Musik-Darbietungen auf den Versammlungen der Gruppe zu verdanken sind, wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Auch an diesem Abend erfreute die Kapelle der Landsmannschaft die Anwesenden durch den Vortrag heimatlicher Weisen.

 

BADEN -WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Bagen-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Lehrgang für Jugendgruppenleiter

Die DJO wird am 28./29. September einen Lehrgang für Gruppenleiter und interessierte Gruppenmitglieder veranstalten. Auch Mädels und Jungen, die noch in keiner Gruppe sind, werden gerne gesehen. Anmeldung bis 15. September erbeten an: Gerhard Liessau, Stuttgart-Kaltental, Engelboldstraße 103.

 

Der Lehrgang wird im „Haus Lichteneck" bei Hepsisau stattfinden. Fahrverbindung: mit Bundesbahn bis Weilheim, Kreis Nürtingen. Von hier mit Bus zum „Haus Lichteneck". Anreise am Sonnabend bis 15 Uhr. Schluss des Lehrganges Sonntag 16 Uhr. Teilnehmergebühr 3 DM. Die Fahrtkosten werden erstattet. (Sonntagsrückfahrkarten.) — Programmüberblick: Singen. Heimabendgestaltung, Stegreifspiel, Volkstanz. Sport in der Gruppe, was ist Heimatrecht? Die Entwicklung Preußens bis zur Gegenwart. Das Regierungssystem Mitteldeutschlands.

 

Süd - Württemberg - Hohenzollern.

Die Memellandgruppe Süd-Württemberg wird aus Anlass des großen Heimattreffens der Memelländer am 22. September in Mannheim eine Gemeinschaftsfahrt mit dem Bus unternehmen. Abfahrt am Sonnabend, 21. September, um 11 Uhr, ab Reutlingen (möglicherweise auch ab Metzingen), über Tübingen, Herrenberg. Calw, Pforzheim, Autobahn Mannheim. Rückfahrt am Sonntag, 22. September, um etwa 20 Uhr, ab Mannheim. Fahrpreis 10 DM je Person. Auf der angegebenen Strecke sind Zusteigemöglichkeiten gegeben. Anmeldungen unter gleichzeitiger Überweisung des Fahrpreises bis spätestens 5. September an Fritz Kirbschus, Pfullingen, Schloßstraße 22. Postscheckkonto-Nr. 1084 39, Postscheckamt Stuttgart.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München. Geschäftsstelle: München 23, Trautenwolfstraße 5/0, Telefon 33 85 60. Postscheckkonto München 213 96.

 

Bayreuth. Die Gruppe gratuliert herzlich ihrem Ehrenmitglied, dem bekannten Maler, Hans Kallmeyer. (Eine Würdigung seines Werkes ist an anderer Stelle in dieser Folge veröffentlicht.) Am 13. September begeht der Mitbegründer und 1. Vorsitzende des Bezirksverbandes Oberfranken C. Herbert Dehn de Resée, früher Cranz, seinen 60. Geburtstag. Seit 1945 setzt er sich unermüdlich für die Anliegen der Heimatvertriebenen ein. Die Gruppe wünscht beiden Jubilaren Gesundheit und segensreiches Weiterwirken zum Wohle aller. — Am Dienstag, dem 17. September, wird im Maiselbräu, Bayreuth, um 20 Uhr, ein Lichtbildervortrag „Wiedersehen mit Ostpreußen" stattfinden. Es werden Aufnahmen von Ostpreußen, wie es jetzt ist, gezeigt.

 

Seite 13   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Allenstein Stadt

Es wird nochmals auf das Jahreshaupttreffen des Kreises Allenstein-Stadt in der Patenstadt Gelsenkirchen hingewiesen, das am Sonnabend, 7. September, und Sonntag, 8. September, stattfinden wird. Das Programm wurde bereits in der vorigen Folge (Ausgabe vom 24. August) bekanntgegeben.

 

Die Allensteiner Stadtvertretung hat die Witwe des Allensteiner Ehrenbürgers, Max Worgitzki, Frau Margarethe Worgitzki (Stuttgart-Münster, Auststraße 65) gebeten, als Ehrengast an dem Haupttreffen teilzunehmen. Der Name Max Worgitzki ist als Vorkämpfer des Deutschtums und einer der führenden Männer im Abstimmungskampf 1920 unlöslich mit dieser ruhmvollsten Epoche der Allensteiner Geschichte verbunden. Frau Margarethe Worgitzki hat ihr Erscheinen zugesagt.

 

Allensteiner Landsleute aus der sowjetisch besetzten Zone, die an dem Jahreshaupttreffen teilnehmen, können sich unmittelbar nach der Hauptkundgebung des 8. September an dem Tisch der Geschäftsstelle der Stadt Allenstein in der Wandelhalle des Hans-Sachs-Hauses melden (vgl. Ostpreußenblatt vom 17. August d. J.). Ebendort sind die Allensteiner Bildkarten von Frau Mittelschullehrerin Negenborn zur Ansicht ausgestellt (Eintragungslisten für Interessenten liegen aus). Auch die Allensteiner Einwohnerkartei und die Trefflisten sind dort einzusehen.

H. L. Loeffke, Stadtvertreter von Allenstein. P. Tebner, Geschäftsführer der Stadt Allenstein

 

Allenstein-Land

Die Angehörigen des Kreises Allenstein-Land treffen sich mit den Angehörigen der Stadt Allenstein am 7./8. September in Gelsenkirchen im Hans-Sachs-Haus. Ich bitte, die Bekanntmachungen der Geschäftsstelle Patenschaft Allenstein genau zu lesen, damit wir alle an diesen Tagen wieder zusammen sein können.

 

Gesucht werden:

Herbert Gerigk oder Angehörige, aus Wartenburg, die Eltern hatten ein Geschäft in der Kirchenstraße, Ecke Breite Straße. Für Herbert Gerigk liegt ein Sparbuch bei dem Karteiführer. —

 

Emma Grün, geb. 11.11.1902, bis zur Flucht im Altersheim Wartenburg;

 

Schmiedegeselle, August Wroblewski, geb. etwa 1915 – 1920, aus Gr.-Purden, für diesen liegt ein Sparbuch vor;

 

Walter Rieß, aus Elisenhof, zuletzt bei Herrn Schulz in Puschdorf, Kreis Wehlau, wohnhaft gewesen;

 

Anton Haushalter, aus Schönbrück, geb. 23.12.1924;

 

Ritterkreuzträger, Major Bruno Karczewski und seine Familie, aus Lykusen, soll im Westen sein;

 

Familie Emil Jahnke, aus Schaustern.

 

Alle Anfragen an den Karteiführer Bruno Krämer, Langenhagen (Hannover), Schnittenhorn 6, Siedlung a. d. Grenzheide.

 

Osterode

Am 1. September 1957, begeht Frau Ella Brümmer, Steffenswalde, jetzt wohnhaft (21 b) Haßlinghausen, Kortestraße 6, Evangelisches Heim „Am Quell", über Gevelsberg, ihren 75. Geburtstag. Mit beispielhafter Kraft und Haltung hat Frau Brümmer ihr schweres Schicksal getragen. Die Besetzung der geliebten Heimat durch die Russen und Polen, die sie noch in Steffenswalde erleben musste, ebenso wie den Verlust ihres treuen Lebensgefährten bei der Vertreibung,

haben ihr Mut und Gottvertrauen nicht rauben können. Hier im Westen ist Frau Brümmer unermüdlich in ihrem Einsatz für die Heimatarbeit auch heute noch. Als Gemeindebeauftragte für Steffenswalde hat sie sich immer wieder für die Belange ihrer Landsleute eingesetzt und vielen in derselben Weise, wie sie es in der Heimat getan hat, mit Rat und Tat unterstützt. Auch heute noch steht sie mit den in der Heimat Verbliebenen in engster Verbindung, hilft, wo sie nur kann und strahlt Vertrauen aus. Die Kreisvertretung dankt Frau Brümmer allerherzlichst für ihre, treue, Mitarbeit und bringt Frau Brümmer zu ihrem Jubeltage viele gute Wünsche für ihr ferneres Wohlergehen und das ihrer Familie dar.

 

Gesucht werden:

Herr Amling und Karl Bartz, beide von der Bahnmeisterei Bergfriede. —

 

Dr. Dengel, Osterode. —

 

Postamtmann, Stielau, Osterode.

 

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter Lübeck, Alfstraße 35

 

Pr.-Holland

Arbeitstagung für junge Pr.-Holländer in Itzehoe

Die Patenschaftsträger Kreis Steinburg und Stadt Itzehoe beabsichtigen in der Zeit vom 30. September bis 5. Oktober 1957 eine Arbeitstagung für junge Pr.Holländer im Alter von 16 bis 25 Jahren abzuhalten. Es ist erwünscht, dass sich hierzu Jugendliche (Jungen und Mädchen) melden, die gewillt sind, später einmal an führender Stelle in der landsmannschaftlichen Arbeit mitzuwirken. Erwünscht ist aber auch, dass sich solche Jugendlichen melden, die sich auf anderen bedeutungsvollen Posten energisch für eine Rückgliederung der uns zurzeit entrissenen Heimatgebiete einzusetzen vermögen. Anreisetag soll der 30. September sein und zwar sollen die Teilnehmer bis um 18 Uhr in Itzehoe, Jugendheim, Juliengardeweg, eintreffen. Abreisen kann man am Sonnabend, den 5. Oktober, nach dem Morgenkaffee, so dass alle Teilnehmer aus dem Bundesgebiet und Berlin bis zum Abend wieder an ihrem Heimatort sind.

 

Während der Arbeitstage werden Referate gehalten, die zur Diskussion gestellt werden. Es sind auch Besichtigungsfahrten und gemeinsame Singstunden vorgesehen. Da der Teilnehmerkreis auf höchstens 25 Personen beschränkt sein soll, werden Interessenten gebeten, sich zur Teilnahme an der Arbeitstagung bei der Stadt Itzehoe, Holstein, Beauftragter für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, Abt. Patenschaftsbetreuung, bis zum 15. September zu melden. Sie erhalten dann eine Benachrichtigung und das genaue Programm der Tagung zugestellt. Kosten für Unterkunft und Verpflegung werden den Teilnehmern nicht entstehen. Es wird noch verhandelt, auf welchem Wege die Fahrkostenerstattung geregelt werden soll. Auch darüber erhalten die sich Meldenden dann gesondert Bescheid. Im Interesse des Zieles, das dieser Arbeitstagung gesetzt ist, möchte ich wünschen, dass sich gerade jene jungen Menschen melden werden, auf deren Mitarbeit wir in Zukunft hoffen. Den Teilnehmern soll ein gutes geistiges Rüstzeug für diese Arbeit vermittelt werden, die insbesondere der Heimatkreisgemeinschaft Pr.-Holland, darüber hinaus aber unserem ganzen Volke zugutekommen soll.

 

Auf ein gutes Gelingen unseres Vorhabens also!

Schulz, ehemaliger Landrat des Kreises Pr.-Holland

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 95. Geburtstag

am 24. August 1957, Landwirt Friedrich Bartholomeyczik, aus Blumental, Kreis Lyck, jetzt bei seinem Sohn Otto in Bramstedt über Bassum. Der rüstige und immer tätige Jubilar, der täglich seine Spaziergänge unternimmt und am Weltgeschehen immer interessiert ist, hat ein ereignisreiches Leben hinter sich. Er wurde als Bauernsohn in Regeln, Kreis Lyck, geboren. Er übernahm zunächst den väterlichen Hof, der im Ersten Weltkrieg zerstört wurde, worauf er ein 400 Morgen großes Grundstück in Blumental erwarb. Vier Kriege musste er erleben und als 83-jähriger im Winter 1944 mit Pferd und Wagen seine Heimat verlassen. Mit seiner 1955 verstorbenen Ehefrau, seiner Schwiegertochter und seinem Enkel fand er nach monatelangem Treck Unterkunft in Bramstedt. 1948 kehrte sein Sohn Otto aus russischer Gefangenschaft zurück und heute, nach fast zwölf Jahren der Entbehrungen, kann der Jubilar mit der Familie seines Sohnes in einem neuerbauten Hause seinen Lebensabend in Ruhe und Frieden verbringen. An seinem 95. Geburtstag hatte er die Freude, seine vier Kinder um sich zu haben.

 

zum 93. Geburtstag

am 24. August 1957, Fräulein Luise Schwandt, aus Sensburg, jetzt in Schneverdingen, Overbeckstraße 2. Die Kreisgemeinschaft Sensburg gratuliert herzlich.

 

zum 90. Geburtstag

am 26. August 1957, Landsmann Friedrich Born, aus Hohensee, jetzt in Osnabrück, Bruchstraße 31. Die Kreisgemeinschaft Sensburg gratuliert herzlich.

 

am 28. August 1957, Frau Juliane Stramm, aus Willenberg, Kreis Ortelsburg, jetzt in Bielefeld, Altersheim Pertheshaus, in der Nähe ihrer Tochter, Martha Grönbeck.

 

am 1. September 1957, Frau Eliese Hartung, aus Striegengrund. Sie lebt jetzt bei ihrer Tochter, Anna Palfner in Altkleff bei Wiehl, Bezirk Köln.

 

zum 89. Geburtstag

am 28. August 1957, Frau Elisabeth Eder, geb. Schaaf, aus Schelden, Kreis Goldap, jetzt in Lethmathe, Westfalen, Stübbeckenstraße 29.

 

am 6. September 1957, Frau Johanne Hecht, aus Königsberg, Steile Straße 11, jetzt bei ihrer Tochter, Hedwig Hecht in Schwenningen a. N., Sturmbühlstr. 45.

 

zum 88. Geburtstag

am 21. August 1957, Lehrer i. R. Emil Malessa, aus Gimmendorf, Kreis Neidenburg. Er wurde in Konopken, Kreis Lötzen, geboren und wirkte zuerst als zweiter Lehrer in Wensowken, Kreis Lötzen, dann als erster Lehrer in den Kreisen Sensburg und Lyck. Bis zur Vertreibung war er in Gimmendorf tätig. Heute wohnt er in Germersheim, Rheinland-Pfalz, Donnersgasse 20.

 

am 21. August 1957, Witwe Anna Pranz, aus Rudminnen, Kreis Schloßberg (Pillkallen), jetzt mit ihren Töchtern in Bargen über Lunden, Holstein.

 

zum 87. Geburtstag

am 24. August 1957, Frau Elise Hölbüng, aus Rosenbarten, Kreis Angerburg. Den Fluchtweg 1945, der sie über das Haff und die Nehrung nach Pillau führte und den sie zum Teil zu Fuß zurücklegte, überstand die Jubilarin mit Tapferkeit. Sie wohnt im Altersheim Bethanien, Quakenbrück.

 

am 1. September 1957, Witwe Louise Klonus, aus Binden, Kreis Insterburg, jetzt bei ihrem Sohn, Ernst Klonus in Oetzen über Uelzen.

 

am 2. September 1957, Frau Minna Praetorius, aus Gr.-Arnsdorf, Kreis Mohrungen, jetzt im Altersheim Grünau über Schötmar, Kreis Lemgo-Lippe.

 

am 2. September 1957, Frau Ernestine Bauer, geb. Heideck, aus Bärting bei Sonnenborn, Kreis Mohrungen, jetzt bei ihrer Tochter, Margarete Fischer in Lübeck, Sedanstraße 21a.

 

zum 86. Geburtstag

am 28. August 1957, Reichsbahnobersekretär i. R., August Kannenberg. Er wurde in Mierunsken, Kreis Treuburg, geboren und wohnte zuletzt in Garbassen, nachdem er vorher in Königsberg und Tilsit tätig war. Jetzt lebt er bei seiner Tochter, Studienrätin Dr. Wanda Seydel, in Nienburg, Weser, Deichstr. 16. Der Jubilar ist eifriges Mitglied der Ostdeutschen Singgemeinschaft.

 

am 3. September 1957, Frau Marie Jaschinski, geb. Redmann, aus Klaußen, Kreis Lyck, jetzt bei ihrer Tochter, Luise Einecke, in Wierkendorf 5a über Hannover.

 

zum 85. Geburtstag

am 30. August 1957, Landsmann Gustav Ocko, aus Siebenhöfen, jetzt in (13) Rothenburg o. d. Tauber, Galgengasse 16. Die Kreisgemeinschaft Sensburg gratuliert herzlich.

 

am 31. August 1957, Frau Elise Jäschke, geb. Sziede, aus Neuendorf, Kreis Wehlau, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihre Enkelin, Erika Joswich, Berlin-Tempelhof, Eythstraße 46, zu erreichen.

 

am 1. September 1957, Frau Mathilde Bajorat, geb. Denkert, aus Schakuhnen, Kreis Elchniederung, jetzt in Kleine-Mast 38, Post Vreden, Westfalen, Kreis Ahaus, bei ihrer Tochter, Magdalene Junker.

 

am 2. September 1957, Landwirt David Plonus, aus Gaidellen, Kreis Heydekrug/Memelland, jetzt in Lutter a. Rbge., Niedersachsen, Ober Bockstraße 43.

 

am 5. September 1957, Kaufmann Georg Jucknat, aus Stadtfelde, Kreis Ebenrode, jetzt in Kellinghusen, Mittelholstein, Neumühlener Weg 2.

 

am 6. September 1957, Frau Elise Schröter, geb. Gotzhein, aus Königsberg, jetzt in Bad Kreuznach, Altersheim Theodorshalle. Die Jubilarin ist die Mutter des Vorsitzenden unserer Landesgruppe Schleswig-Holstein.

 

zum 84. Geburtstag

am 1. September 1957, Bauer Franz Wietzker, aus Wensken, Kreis Memel, jetzt in Willich bei Krefeld, M.-Riefer-Straße 53.

 

am 8. September 1957, Reichsbahnsekretär i. R., Franz Buik, aus Allenstein, Zimmerstraße 5, jetzt in Ziegenhain, Bezirk Kassel, Am Nordbahnhof 4.

 

zum 83. Geburtstag

am 25. August 1957, Bauer Johann Wenzek aus Steinfelde, Kreis Johannisburg, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone bei seinem Sohn Hellmuth. Er ist durch W. Stodollik, Gr.-Giesen über Hildesheim, zu erreichen.

 

am 3. September 1957, Frau Auguste Haupt, aus Tilsit, Meerwischpark 4, jetzt in Berlin-Neukölln, Weisestraße 16.

 

am 5. September 1957, Landsmann Eugen Leo, aus Königsberg. Er war vierzig Jahre bei der Weinhandlung C. B. Ehlers, Königsberg, tätig. 1943 trat er in den Ruhestand. Der rüstige Jubilar wohnt mit seiner Ehefrau gegenwärtig in Kiel-Dietrichsdorf, Woermannstraße 3

 

am 7. September 1957, Lehrer i. R. Julius Rohrmoser. Er wohnte zuletzt in Insterburg und lebt heute mit seiner Ehefrau in Lauenburg, Elbe, Bergstraße 46.

 

zum 82. Geburtstag

am 20. August 1957, Frau Marie Lakeit, geb. Sohn, aus Königsberg-Quednau, Hauptstraße 5, jetzt bei ihrer Tochter, Charlotte Lakeit in Buxtehude, Stader Str. 64.

 

am 22. August 1957, Landsmann Robert Kruppke, aus Seehesten, jetzt in Jägerslust bei Achterwehr (24b). Die Kreisgruppe Sensburg gratuliert herzlich.

 

am 28. August 1957, Frau Auguste Verje, geb. Koller, aus Insterburg-Sprindt, Heinrich-Spornhauer-Straße 5, vorher Bahnhof Blumental, Kreis Insterburg. Sie wohnt bei ihrer Tochter, Ida Stoschus in Klein-Berkel 81 über Hameln-Land.

 

(ohne Datum) Kaufmann Karl West, aus Königsberg, Weidendamm 37, jetzt in Dieringhausen, Bezirk Köln, Marienhagener Straße 4. Der Altmeister der Frisching-Sportangler geht auch heute noch auf Schleienjagd und will mit dem ersten Zug zurück in seine St.-Peter-Hütte.

 

zum 81. Geburtstag

am 1. August 1957, Bäuerin Auguste Klobuschinski, geb. Beit, aus Grünau-Grislinnen, Kreis Allenstein, jetzt bei ihrer Tochter, Marta Vogel in Wuppertal-Elberfeld, Brunnenstraße 4. Eine Tochter der Jubilarin und zwei Enkel leben noch in der Heimat.

 

am 20. August 1957, Frau Maria Sommerey, aus Rastenburg, Schützenstraße, jetzt bei ihren Enkelkindern in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Frau Anna Kalinowski, geb. Sommerey, (17a) Friedrichstal, Baden, Rheinstraße 14, zu erreichen.

 

am 31. August 1957, Frau Wilhelmine Schirrmacher, geb. Grunwald, aus Sorgenau, Samland, jetzt in Sagehorn 101, Bezirk Bremen.

 

am 1. September 1957, Bauer Wilhelm Günther, aus Gröben, Kreis Osterode, jetzt bei seinem ältesten Sohn, Ernst Günther und dessen Familie in Borgstedt über Rendsburg-Land. Der Jubilar sucht dringend die Anschrift des Landsmanns Oskar Eltzholz, aus Gröben. Wer kann sie ihm vermitteln?

 

am 2. September 1957,  Frau Helene Nabel, aus Sensburg, jetzt in Schneverdingen, Friedensstraße 11, bei Baranski. Die Kreisgruppe Sensburg gratuliert herzlich.

 

zum 80. Geburtstag

am 27. August 1957, Frau Elise Fehr, aus Lyck, Lycker Garten 84, jetzt in Berlin-Neukölln, Donaustraße 78.

 

am 30. August 1957, Frau Auguste Braun, aus Böttchersdorf, Kreis Bartenstein, Witwe des Stellmachers und Kirchendieners, Hermann Braun. Sie wohnt jetzt bei ihrer Tochter Elsbeth in Ebingen, Württemberg, Truchtelfinger Straße 51.

 

am 31. August 1957, Frau Anna Dieck, geb. Heintz, aus Tilsit, Deutsche Straße 54/55, jetzt in Dillenburg, Hessen, Oranienstraße 10.

 

am 1. September 1957,  Witwe Elisabeth Krebs, geb. Geduhn, aus Königsberg, Sackheim 3, jetzt in Kohlstetten, Kreis Münsingen, Württemberg.

 

am 1. September 1957, Frau Lisbeth Remus, geb. Pohlmann, aus Königsberg, Boyenstraße 73, jetzt in (24b) Itzehoe, Hindenburgstraße 22.

 

am 2. September 1957, Steuersekretär i. R. Oskar Berger, aus Fischhausen, dann Königsberg (Finanzamt). Er wohnt mit seiner Ehefrau in Berlin SW 29, Freiligrathstraße 8 II.

 

am 2. September 1957, Landwirtswitwe Selma Horst, verw. Hinske, geb. Böhnke, aus Grünheim, Kreis Gerdauen, später Cranz, Plantagenstraße 9. Jetzige Anschrift: Bad Godesberg-Friesdorf, Kölner Straße Nr. 183.

 

am 2. September 1957, Landsmann August Wegner, aus Dietrichswalde, Kreis Bartenstein, jetzt bei seiner Tochter in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch seinen Sohn, Ernst Wegner, (22b) Hamm, Sieg, Scheidter Straße 18, zu erreichen.

 

am 2. September 1957, Rektor i. R. Mathias Maureschat. Er wurde in Bilderweitschen, Kreis Stallupönen, geboren. Nach der Vertreibung war er einige Jahre in der sowjetisch besetzten Zone als Rektor tätig. Seine Schüler nannten den verehrten Lehrer „Väterchen Maureschat". Seine Beliebtheit bei Schülern und Lehrern kam anlässlich seines 70. Geburtstages zum Ausdruck, der allen, die ihm damals ihre Glückwünsche überbrachten, in Erinnerung bleiben wird. Der Jubilar wohnt heute in Konstanz, Bodensee, Zähringer Platz 19.

 

am 3. September 1957, Kaufmann Carl Hopp, aus Königsberg, Augustastraße 11, jetzt mit seiner Ehefrau in Lingen, Ems, Neue Straße 11.

 

am 3. September 1957, Frau Anna-Maria Kuhn, geb. Neumann, aus Königsberg, zuletzt Borchertstr. 3/4. Sie ist durch ihre Tochter, Elfriede Kantereit, Wedel, Holstein, Adalbert-Stifter-Straße 41, zu erreichen.

 

am 3. September 1957, Frau Elisabeth Schwabe, geb. Trampenau, aus Bilderweiten, Kreis Ebenrode, jetzt in Neumünster, Kantplatz 8, bei ihrer Tochter, Marta Kalinowski.

 

am 5. September 1957, Frau Hedwig Corinth, geb. Hoffleit. Sie wohnte zuletzt in Königsberg, Am Fließ 33. Seit der Vertreibung lebt sie in der Familie ihrer Tochter und ihres Schwiegersohnes Dr. Heddendorp in Nordhorn, Kreis Grafschaft Bentheim, J.-v.-Eichendorff-Straße 9.

 

am 6. September 1957, Landsmann Karl Mey. Er wurde in Grabowen, Kreis Goldap, geboren und lebte seit 1913 in Königsberg, wo er zunächst beim Eisenbahn-Ausbesserungswerk Ponarth tätig war; später wurde er bei der Post (Postamt 5, Durchgangspackkammer), eingestellt. Im Ersten Weltkrieg wurde er schwer verwundet. Er war Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten und hatte mehrere Ehrenämter inne. Mit seiner Ehefrau lebt er jetzt in Dortmund-Lindenhorst, Ellinghauser Straße 10.

 

am 7. September 1957, Weichensteller i. R. August Balzerowski, aus Jonkendorf, Kreis Allenstein, jetzt in Remscheid, Christianstraße 16a.

 

zum 75. Geburtstag

am 29. August 1957, Altsitzerin Johanna Berger, aus Genslack, Kreis Wehlau, jetzt in Vöhrum über Peine.

 

am 1. September 1957, Frau Berta Loebel, geb. Lomba, aus Gr.-Schirrau, Kreis Wehlau, dann Königsberg, Barbarastraße 4. Sie lebt mit ihrem Ehemann, Friedrich Loebel (Eisenbahnausbesserungswerk Ponarth), der am 19. September 1957,  78 Jahre alt wird, in Oldenburg, Holstein, Kurzer Kamp 14.

 

am 1. September 1957, Frau Helene Skambraks, aus Insterburg, Siehrstraße 47, jetzt bei ihrer Tochter, Charlotte Drenkhahn in Ahrensburg, Mühlenredder Nr. 2.

 

am 1. September 1957, Frau Ella Brümmer, aus Steffenswalde, jetzt in Haßlinghausen über Gevelsberg, Kortestraße 12, „Haus am Quell"

 

am 1. September 1957, Konrektor i. R. Otto Perl. Von 1914 ab wirkte er an der Knabenvolksschule in Lötzen. Während des Zweiten Weltkrieges war er stellvertretender Leiter dieser Schule und unterrichtete auch an der angegliederten Mittelschule. Nach der Vertreibung leitete er die Schule in Sommerach, Main, und dann die Schule in Rundstedt, Niedersachsen. Am 1. Oktober 1947 trat er in den Ruhestand. Jetzige Anschrift: Helmstedt, Niedersachsen, Tangermühlen Weg 56.

 

am 2. September 1957, Frau Charlotte Rogowsky, Witwe des 1952 verstorbenen Stadtverwaltungsoberinspektors Paul Rogowsky, aus Königsberg, jetzt in Darmstadt, Inselstraße 40.

 

am 4. September 1957, Bauer Karl Berger, aus Karlshof, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in (23) Bilohe über Ohlenstedt.

 

am 4. September 1957, Fräulein Berta Treinies, aus Königsberg, Klapperwiese 15, jetzt mit ihrer Schwester in Unterschwandorf über Meßkirch, Baden.

 

am 5. September 1957, Frau Margarete Ruck, geb. Dieck, aus Gr.-Liedersdorf, Kreis Allenburg. Sie ist durch ihren Sohn, Gerhard Ruck, Kaiserslautern, Barbarossastraße 41, zu erreichen.

 

am 6. September 1957, Landsmann Adolf Wonsak, aus Morgen, jetzt in Düsseldorf, Am Haferkamp 1. Die Kreisgemeinschaft Johannisburg gratuliert herzlich.

 

(ohne Datum) Straßenobermeister Franz Jorzick, aus Goldap (Kreisverwaltung), jetzt in Berlin N 65, Lüderitzstraße 50 I. Die Kreisgruppe Goldap in Berlin gratuliert herzlich.

 

Goldene Hochzeiten

Ihre Goldene Hochzeit feiern die Eheleute Gustav Wilhelm und Frau Minna Wilhelm, geb. Knitsch, aus Tilsit, Bismarckstraße 3. Landsmann Wilhelm war 30 Jahre bei der Vereinsbrauerei tätig. Die heutige Anschrift ist über die Geschäftsstelle der Patenstadt Tilsit, Kiel, Bergstraße 26, zu erfahren.

 

Gastwirt Friedrich Langhans und Frau Eliese Langhans, geb. Klein, aus Tappelkeim, Post Albrechtsdorf, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Rüdershausen, Kreis Duderstadt, feierten am 19. August 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit. Dem Sohn des Ehepaares, Landsmann Walter Langhans, gehört heute das Hotel Domshof in Rotenburg, Hannover.

 

Die Eheleute August Zanger und Frau Bertha Zanger, geb. Mertins, aus Lindenhaus, Kreis Schloßberg, jetzt in Munsterlager, Baracke 4, feiern am 1. September 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit. Bis zur Vertreibung hat das Ehepaar der Landwirtschaft die Treue gehalten. Vor dem Ersten Weltkrieg war der Jubilar als Vorarbeiter auf dem Gut Dickiauten, Kreis Schloßberg (Kurt Büchler), tätig, dann mehrere Jahre im landwirtschaftlichen Betrieb von Ernst Brenke, Lindenhaus, und von 1934 bis zur Vertreibung auf der Besitzung des Horst Büchler in Lindenhaus., Er gehörte seit 1933 dem Gemeinderat in Lindenhaus als zweiter Beigeordneter an. Von den fünf Kindern des Ehepaares ist der jüngste Sohn im Zweiten Weltkrieg gefallen.

Landsmann Gustav Döhring und seine Ehefrau Luise Döhring, geb. Kasperik, aus Ganthen, Kreis Sensburg, feiern am 6. September 1957, ihre Goldene Hochzeit. Von ihren 15 Kindern sind noch 9 am Leben; sie wohnen in der Nähe der elterlichen Wohnung in Gelsenkirchen, Gräbenstraße 10. Von 26 Enkeln werden 18 an der Feier teilnehmen und fünf Urenkel.

 

Die Eheleute Adolf Wichert und Frau Auguste Wichert, geb. Mattes, aus Königsberg, Kufsteiner Weg 4, vorher Kosuchen bei Bialla, feiern am 7. September 1957, ihre Goldene Hochzeit. Sie leben heute in Berlin Spandau, Kolonie Ludwigsheim, Parzelle 56, und würden sich über Lebenszeichen von Bekannten sehr freuen.

 

Am 8. September 1957, feiern ihre Goldene Hochzeit im Kreise ihrer Kinder und sieben Enkelkinder, Landsmann Hermann Hasselberg und Frau Marie Hasselberg, geb. Eckloff, aus Balga, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Nortorf, Thienbüttel, Rendsburger Straße 33. Ihre drei Söhne sind im Zweiten Weltkrieg gefallen.

 

Oberzollsekretär i. R. Hermann Schulz, aus Allenstein, Soldauer Straße 12, feiert am 9. September 1957, mit seiner Ehefrau das Fest der Goldenen Hochzeit. Er lebt heute in Krefeld, Alte Linnerstraße 86.

 

Jubiläum

Regierungs-Obersekretär Georg Becker, aus Königsberg, Am Stadtgarten 51, jetzt in Hannover, Geibelstraße 34, begeht am 1. September 1957, sein 40-jähriges Dienstjubiläum. Bevor Landsmann Becker zur Regierung nach Königsberg kam, war er bei der Regierung in Marienwerder tätig.

 

Geschäftliches

Einem Teil unserer heutigen Auflage liegt ein Prospekt der Firma Dr. med. Emmel, Freiensteinau, bei, auf den wir unsere Leser besonders aufmerksam machen

 

Hans Kallmeyer 75 Jahre.

Foto

Hans Kallmeyer, als Tiermaler schon in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen weit über die Grenzen unserer ostpreußischen Heimat hinaus bekannt und geschätzt, wird am 1. September 1957, 75 Jahre alt. Das ist eine Feststellung, die man nicht glauben möchte, wenn man den Jubilar selbst sieht und erlebt, — so stark ist der Lebensgrund, den ihm seine Betätigung im Sport und sein Leben in der Natur gegeben haben, und den auch die schweren Jahre nach dem Zusammenbruch nicht haben zerstören können. „Er ist ganz der Alte", meinten seine Kameraden vom Sportklub „Asco", als sie ihm bei ihrem fünfzigjährigen Jubiläum vor einigen Jahren die Jubiläumsnadel ihres Vereins überreichten; „die Jahre haben ihm nichts anhaben können“. Der Sport, die Pirschgänge in ostpreußischen Wäldern und die Wanderungen in unserer herrlichen Heimat haben ihn jung erhalten, und auch die Jahre der Vertreibung haben ihn nicht beugen können.

 

Hans Kallmeyer ist einer von den Menschen „aus dem Reich", die ganz und gar zu Ostpreußen geworden sind. Sein Geburtsort ist Erfurt, aber fünfzig Jahre, ein ganzes langes Leben also, hat er in Ostpreußen zugebracht. Der Vater wurde 1894 zu den 59ern nach Goldap versetzt, der Schüler Hans Kallmeyer sah auf Ausflügen in die nahe gelegene Rominter Heide die ersten kapitalen Hirsche. 1905 beobachtete er auf der Kurischen Nehrung zum ersten Mal Elche; sie sind das Wild, das er immer wieder in allen nur denkbaren Stellungen und Situationen gemalt hat. Ursprünglich sollte er Jurist werden, aber 1907 gab er sein Studium auf und ging zur Dresdener Kunstakademie als Schüler von Immanuel Hegenbarth. Dann wurde Königsberg sein Wohnsitz; von hier zog es ihn immer wieder in die Memelniederung und zur Nehrung, wo er die Elche studierte und zeichnete und malte. Aber auch die Vögel jener Gebiete, die Reiher, Kraniche, Adler und Enten hat er beobachtet und gemalt. Seine Bilder und Zeichnungen wurden gern gekauft. Viele Naturfreunde und Jäger besaßen „einen Kallmeyer", vor allem in Ostpreußen sah man in zahlreichen Häusern auf dem Lande, aber auch in den Städten die Werke, die seiner unermüdlichen Schaffensfreude entsprungen waren.

 

Die Luftangriffe auf Königsberg 1944 haben seine Werke, soweit sie sich noch bei ihm befanden, vernichtet, und die Vertreibung verschlug ihn nach einem Dorf bei Bayreuth, wo er sich bis 1952 mit einer sehr primitiven Unterkunft auf dem Boden über einem Kuhstall begnügen musste. Dann endlich fand er eine Wohnung in Bayreuth (Carl-Schüller-Straße 5a), und heute arbeitet er dort in alter Frische. Immer wieder bricht sein Humor durch, der auch unter den schweren Schicksalsschlägen nicht gelitten hat.

 

Mit seiner Gattin und seinem Sohn, einem erfolgreichen Architekten, wünschen seine zahlreichen Freunde dem aufrechten und menschlich so sympathischen Künstler noch lange Jahre fruchtbaren Schaffens, auf dass er weiterhin durch sein Werk von den Schönheiten unserer Heimat künden möge.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Nachdem wir über zwölf Jahre gewartet, gebangt, auf ein Wiedersehen gehofft haben, erhielten wir jetzt die traurige Nachricht, dass mein lieber Sohn, unser guter Bruder, Schwager und Onkel, Leutnant, Arno Max Feuersenger, geb. am 16.03.1922, am 6. Februar 1945 (Tag sehr schlecht lesbar) nach einem Fliegerangriff im Feldlazarett Braunsberg, Ostpreußen, verstorben ist. Seine letzte Ruhestätte hat er auf dem Heldenfriedhof in Braunsberg. In stillem Gedenken: Helene Feuersenger, geb. Klinger. Gisela Kriszio, geb. Feuersenger. Erich Kriszio. Marianne Kriszio. Bernd Kriszio. Früher Mattenau, Kreis Insterburg, jetzt Frankfurt am Main, Richard-Wagner-Straße 49

 

Immer auf eine Rückkehr in seine geliebte Heimat hoffend, entschlief am 18. August 1957, mein lieber Mann, unser bester Vater, Schwiegervater und Großvater, mein guter Bruder, Schwager und Onkel, Johann Legal, aus Alt-Christburg, Ostpreußen, im Alter von 77 Jahren. In stiller Trauer: Martha Legal, geb. Pinkall. Kurt Pukowski und Frau Anna Pukowski, geb. Legal. Otto Nelson und Frau Käte Nelson, geb. Legal. Hans Stelter und Frau Erna Stelter,  geb. Legal. Hans Legal und Frau Irma Legal, geb. Schmidt und Enkelkinder. Schleswig, Moltkestraße 38. Die Beerdigung fand am Donnerstag, dem 22. August 1967, um 13.30 Uhr, von der Kapelle des Domfriedhofes aus statt.

 

Am 12. Juli 1957 starb in der sowj. bes. Zone, im Alter von 72 Jahren, unsere liebe Schwester, Therese Hinz, geb. Weßling. Gott gab ihr nach großem Leid einen leichten Tod. Ihr Mann, Karl Hinz, wurde 1945 in Heilsberg von den Russen erschossen. Ihre drei Töchter, Charlotte, Anneliese und Martha, wurden verschleppt und sind verschollen. In stiller Trauer im Namen meiner Geschwister: August Weßling. Berlin N 65, Luxemburger Straße 1

 

Am 20. August 1957 entschlief unsere liebe Mutter, Omama, Schwester und Tante, Margarete Buchholz, geb. Homfeld, verw. Oertel, im Alter von 70 Jahren. In stiller Trauer: Liselotte Schwenzfeger, geb. Oertel. Heinz Schwenzfeger. Bärbel, Sabine und Heike Ursula Israel, geb. Oertel. Richard Oertel. Israel Oertel. Dörthe Oertel und Axel Oertel. Elisabeth Mueller, geb. Homfeld. Hannover, im August 1957, Alte Döhrener Straße 68. Früher Königsberg Pr., Bismarckstraße 16

 

Nur Arbeit war Dein Leben. Du dachtest nie an Dich. Nur für die Deinen streben, war Deine höchste Pflicht. Nach Gottes Willen verschied am 9. August 1957 plötzlich und unerwartet, mein herzensguter treusorgender Mann, unser lieber Vater. Schwiegervater, Großvater, Bruder und Onkel, Paul Hofer. In stiller Trauer: Berta Hofer, geb. Steguweit und Kinder. Wendhausen, Kreis Braunschweig. Früher Weidenfließ, Kreis Tilsit-Ragnit.

 

Nach langer schwerer, in großer Geduld ertragener Krankheit, ist unsere über alles geliebte Schwester, unsere liebe Schwägerin, Tante und Großtante, Frida Wassull, früher Tilsit, am Freitag, dem 23. August 1957, im Alter von 57 Jahren, sanft entschlafen. Sie war mein ganzer Lebensinhalt. In tiefem Schmerz im Namen aller Hinterbliebenen und all derer, die sie lieb hatten: Annemarie Wassull. Hamburg 13, Grindelberg 58 V

 

Nach langer schwerer Krankheit verschied am 18. August 1957, unsere einzige Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Erna Haak, geb. Dann, kurz vor Vollendung des 42. Lebensjahres, in Duisburg-Beek, Frankenstraße 4. Im Namen aller Verwandten: Karl Schakau und Frau Emma Schakau, geb. Charlott, verw. Dann, Nordhackstedt über Flensburg, Eltern, früher Heiligenbeil, Bauriedberg 1 a

 

Eins waren wir — und mussten uns doch trennen. Am 12. August 1957, entschlief sanft nach langem mit größter Zufriedenheit ertragenen Leiden, meine liebe, liebe Mutter, unsere Schwägerin und Tante, Anna Schweinberger, geb. Nebjonat, aus Insterburg, Ostpreußen, im 88. Lebensjahre. Sie folgte meinen guten Vater nach 23 Monaten in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Erika Schweinberger. Ebenrode, Ostpreußen, jetzt Dahlem, Oberwesterwald.

 

Am 6. August 1957 entschlief nach langer schwerer Krankheit, meine liebe Frau, unsere treusorgende Mutter, Groß- und Urgroßmutter, meine liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Johanna Ziggert, geb. Perschel, im Alter von 72 Jahren. In stiller Trauer: Karl Ziggert und alle Angehörigen. Kiel-Wik, Holtenauer Str. 219 . Früher Wilkau bei Germau, Kreis Samland.

 

Am 3. September vor einem Jahr, ist meine liebe herzensgute Schwester, Utta Usko, im Alter von 78 Jahren heimgegangen. Sie ruht in der sowj. bes. Zone. Anna Usko. Früher Lyck, Ostpreußen, jetzt Flensburg, Nicolaistraße 2

 

Nach kurzem Leiden entschlief unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Groß- und Urgroßmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Marie Brinckmann, geb. Sommer, geb. 15.03.1883 in Pillau, gest. 14.08.1957 in Ahrenswohlde, Kreis Stade. Früher Allenstein, Kopernikusstraße 47. Sie folgte unserem lieben Vater nach 3 ½ Jahren in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Kurt Brinckmann und Frau, Berlin. Witwe Hedi Brinckmann, Düsseldorf. Familie Fritz Zittlau, Ahrenswohlde 59. Elli Hessmer, geb. Brinckmann, Solingen. Familie Kurt Carl, Stade. Ahrenswohlde, Kreis Stade, im August 1957

 

Am 12. August 1957 entschlief unser lieber Papa und herzensguter Opa,  Polizeihauptwachtmeister i. R., Otto Christokat, im 82. Lebensjahre. In stiller Trauer: Magda Christokat. Frida Schmidt-Gocht, geb. Christokat. Georg Schmidt-Gocht. Elsa Müller, geb. Christokat. Willi Müller. Rosemarie und Peter. Sabine und Ulrike. Gumbinnen, jetzt Rendsburg, Holstein, Kampenweg 7

 

Zum zehnjährigen Todestage gedenken wir meines lieben Mannes, Vaters und Opas, August Falkenau, früher Adl. Wargienen. Im Namen der Familie: Anna Schirm, geb. Falkenau. Gertrud Strack, geb. Falkenau. Solingen, Hohenclausberg 11 a. Hamburg-Altona, Rothestraße 58. III

 

Am 10. August 1957 verstarb plötzlich an Herzschlag, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwieger- und Großvater, der Bauer, Alfred Gesekus, im Alter von 71 Jahren. In stiller Trauer: Bertha Gesekus, geb. Freiwald. Gerda Seidler, geb. Gesekus. Herbert Seidler. Ingrid Seidler. Kutenholz, Kreis Stade. Früher Patersort, Kreis Heiligenbeil.

 

Am 10. Juli 1957 rief Gott, unseren lieben Vater, Schwiegervater, Groß- und Urgroßvater, Christoph Pempe, im 91. Lebensjahre, zu sich in Sein Reich. I:n Namen aller Angehörigen: Albert Pempe. Duisburg-Meiderich, Spichernstraße 64

 

Am 6. August 1957 verloren wir durch einen Verkehrsunfall in Bad Salzuflen, meinen lieben Mann, guten Vater und Bruder, Schwager, Onkel und Großonkel, den Kaufmann, Carl Kirschnick, aus Königsberg Pr., Herbartstraße 5. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Elsa Kirschnick, geb. Just . Reetzen 9, den 23. August 1957, Kreis Lemgo

 

Mein lieber treusorgender Mann, unser guter Vater und Schwiegervater, ist heute durch Herzschlag unerwartet für immer von uns gegangen. Kaufmann, Gustav Otto, geb. 26.03.1892, gest. 20.08.1957. In stiller Trauer: Lina Otto, geb. Otto. Hans-Günther Otto und Frau Gerda Otto, geb. Niederstraßer. Köln-Weidenpesch, Sportstraße 4. Früher Brückendorf, Kreis Osterode, Ostpreußen

 

Am 12. August 1957 ging unsere liebe Muttel, Auguste Korkowski, geb. Schmidt, im Alter von 75 Jahren, für immer von uns. Sie folgte ihren vorangegangenen Söhnen, Hermann und Walter, in die Ewigkeit. Im Namen aller Angehörigen: Friedel Matull, geb. Korkowski. Lübeck, Wakenitzmauer 1 B. Früher Königsberg Pr.,  Steind. Kirchenplatz

 

Am 22. Juli 1957 starb nach langem Leiden, meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Lina Scheffler, geb. Zimmermann, im Alter von 75 Jahren. 2. Timotheus 4., 7 u. 8. In tiefer Trauer: Karl Scheffler. Albert Eggert und Frau Maria Eggert, geb. Scheffler. Liane Eggert. Arthur Langhans und Frau Martha Langhans, geb. Scheffler. Dorothea Langhans und Brigitte Langhans. Fritz Scheffler und Frau Margret. Renate Scheffler. Großensee bei Trittau, Bezirk Hamburg. Früher Worienen, Ostpreußen

 

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme beim Heimgange unseres lieben Entschlafenen, sagen wir allen Verwandten, Freunden und Bekannten, aus der Heimat, auf diesem Wege unseren herzlichsten Dank. Ida Hompler und Kinder. Süpplingen, im August 1957

 

Auf diesem Wege möchte ich allen Freunden und Bekannten meinen Dank aussprechen für die Teilnahme zum Tode meiner geliebter Mutter, Frau Elisabeth Benrowitz, geb. Jänisch. Ursula Schröder, geb. Benrowitz. Königsberg Pr., Lizentstr. 4. Neuhäuser, Samland, jetzt sowj. bes. Zone

 

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Seite 16   Familienanzeigen

Die Trennungsstunde schlug zu früh, doch Gott der Herr bestimmte sie. Nach, Gottes unerforschlichem Ratschluss, entschlief am 13. August 1957, nach kurzer schwerer Krankheit durch einen Herzinfarkt, plötzlich und unerwartet, mein lieber, guter, treusorgender Mann und Vater, mein lieber Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel, Erich Funk, im blühenden Alter von 42 Jahren. In tiefem Schmerz: Ilse Funk, geb. Hill. Irmgard Funk und Anverwandte. Duisburg und Nortorf (Holstein), im August 1957, Aakerfährstraße 3. Früher Königsberg und Bönkenwalde.

 

Nach einem Leben voller Liebe und Sorge für die Seinen, verstarb am 17. Juli 1957 auf einer Besuchsreise nach Schleswig-Holstein, unser herzensguter Vater, Schwiegervater und Großvater, der Reichsbahn-Obersekretär i. R., Friedrich Biermann, im 83. Lebensjahre. In tiefem Schmerz: Hilde Bagwitz, geb. Biermann und Erich Bagwitz, Karlsruhe, Marie-Alexandra-Straße 64. Erna Gravert, geb. Biermann und Dr. Claus Gravert, Moorhusen, Post  Neuendorf über Elmshorn. Christel Biermann, geb. Sperwien, Syke, Bezirk Bremen und sieben Enkelkinder. Karlsruhe, Marie-Alexandra-Straße 64. Früher Landsberg, Ostpreußen. Wir haben ihn am 20. Juli 1957 auf dem Waldfriedhof in Elmshorn zur letzten Ruhe gebettet.

 

Fern seiner lieben Heimat entschlief am 17. August 1957 nach langer schwerer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, Rudolf Meyer, früher Bahnspediteur in Johannisburg, Ostpreußen, im 69. Lebensjahre. In stiller Trauer: Frau Toni Meyer, geb. Bunschus. Susanne Jungen, geb. Meyer. Ernst Jungen, Dipl.-Ing., Architekt. Gisela und Werner, als Enkelkinder und die übrigen Anverwandten. Stolberg (Rhld.), Steinfeldstraße 14. Trauerfeier und Einäscherung fanden auf Wunsch des Verstorbenen in aller Stille statt.

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief plötzlich und unerwartet am 23. Juni 1957, mein unvergesslicher lieber Mann, unser treusorgender Vater, guter Opa, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, der Reichsbahnobersekretär a. D., Bernhard Kramer, im Alter von 75 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Martha Kramer, geb. Hinz und Kinder. Berlin. Früher Bahnhof Mühlhausen, Ostpreußen, Kreis Pr.-Holland.

 

Nach einem arbeitsreichen Leben verschied fern der Heimat, am Mittwoch, dem 7. August 1957, um 18.25 Uhr, mein lieber Mann, unser guter Vater, Großvater, Schwiegervater, Schwager und Onkel, der Landwirt, Julius Brünning, kurz vor Vollendung seines 82. Lebensjahres. In stiller Trauer: Ida Brünning, geb. Prusseit und alle Angehörigen. Früher Gudden, Kreis Tilsit-Ragnit. Arlholzen Nr. 26, Kreis Holzminden, den 7. August 1957

 

Dr. med. Erich Großkopf, geb. 12.02.1892, gest. 14.08.1957. In tiefer Trauer: Elisabeth Großkopf, verw. Conrad, geb. Danielowski. Dr. med. vet. Helmuth Ullrich und Frau Ingeborg Ullrich, geb. Großkopf. Angelika und Frank. Königsberg Pr., Heumarkt 3, jetzt Verden (Aller), Marienstraße 12 und Detmold, Ostlandallee 3

 

Fern der lieben Heimat entschlief nach kurzer schwerer Krankheit, mein lieber Mann und treuester Lebenskamerad, unser lieber guter Vati, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager, Neffe und Onkel, Landwirt, Karl Jucknies, im Alter von 67 Jahren. In tiefer Trauer: Frau Martha Jucknies, geb. Radziwill. Aloys Holz und Frau Edith Holz, geb. Jucknies. Heinz Apmann und Frau Irene Apmann, geb. Jucknies. Klaus Tunnjuk und Frau Doris Tunnjuk, geb. Jucknies, fünf Enkelkinder und alle Anverwandten. Behlendorf über Mölln, den 18. August 1957, Schleswig-Holstein. Früher Wilhelmsrode, Kreis Labiau, Ostpreußen.

 

Nach einem langen schweren Leiden erlöste Gott heute früh, meine liebe Frau, unsere gute Tante und Schwägerin, Martha Schwarz, geb. Pruß, im Alter von 84 Jahren. In stiller Trauer: Hugo Schwarz. Familie Meyer. Früherer Wohnort Masuren, Kreis Treuburg, jetzt Neustadt, Holstein, Schlesierweg 23. 16. August 1957

 

Fern der geliebten Heimat, immer auf eine Heimkehr hoffend, starb nach einem arbeitsreichen und hilfsbereiten Leben, unsere liebe herzensgute Tante, Auguste Mett, geb. Eigner, geb. 04.10.1873, gest. 10.03. 1957. Nach längerem Krankenlager folgte ihr ihr lieber Mann, unser guter treusorgender Onkel, Postbetriebsassistent i. R., Fritz Mett, geb. 27.03.1875, gest. 08.06. 1957. In großer Dankbarkeit: Geschwister Eigner. Sowj. bes. Zone. Früher Schönheide, Kreis Goldap, Ostpreußen.

 

Einige Tage vor Ihrem 79. Geburtstage, nahm der allmächtige Gott, unsere teure immer opferbereite Mutter, Frau Ida Jansohn, geb. Block. Lyck, Hindenburgstraße 13, zu sich in die himmlische Heimat. In tiefer Trauer: Fritz Jansohn, Itzehoe. Heinz Jansohn, Frankfurt. Erwin Jansohn, Rauenthal über Wiesbaden. Wir haben unsere liebe Entschlafene auf dem Friedhof in Rauenthal zur letzten Ruhe gebettet.

 

Dr. med. et Dr. phil. Bruno Wiemann, prakt. Arzt, früher in Heiligenbeil tätig gewesen, ist am 24. Juli 1957, einem Herzinfarkt erlegen. Frau Gertrud Wiemann, geb. Neubauer. Irmtrud-Marianne Wiemann. Bamberg, Nürnberger Straße 112.

 

Nach langer schwerer Krankheit ist heute mein innigst geliebter, herzensguter Mann, mein lieber treusorgender Vater, unser guter lieber Schwieger- und Großvater, Bruder, Schwager, Vetter, Onkel, Großonkel und Freund, der Kriminalsekretär i. R., Friedrich Beutler, aus Königsberg, im 83. Lebensjahre sanft entschlafen. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Maria Beutler, geb. Kaul. Detmold, den 22. August 1957, Klüterstraße 29. Die Trauerfeier und Beisetzung fanden am Dienstag, dem 27. August 1957, um 11 Uhr, auf dem Neuen Friedhof in den Schoren statt.

 

Heute entschlief sanft nach längerem Leiden, fern seiner gellebten Heimat, kurz nach Vollendung seines 87. Lebensjahres, unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater, der Landwirt, Carl Nelson, früher Ahrau bei Nordenbur,. Ostpreußen. In tiefer Trauer: Erich Nelson und Frau Irmgard Nelson, geb. Hube, Gr. Breese über Lüchow. Gotthard Erdtmann und Frau Margarete Erdtmann, geb. Nelson, Braunschweig,  Spitzwegstraße 8 und vier Enkelkinder. Gr. Breese, den 9. August 1957.

 

Am 11. August 1957 entschlief nach kurzem schwerem Leiden plötzlich, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, die Apothekerwitwe, Frau Agnes Possekel, geb. Schiburr, im 69. Lebensjahre. Nach dem Tode ihres Mannes, der während der Flucht aus der Heimat verstarb, bestand ihr Leben aus Liebe und Sorge für ihre Kinder und Enkelkinder. In tiefer Trauer: Heinz Possekel. Edith Erzberger, geb. Possekel. Dr. Horst Erzberger. Hildegard Possekel, geb. Hein und fünf Enkelkinder. Sabine Possekel. Bernhard Erzberger. Brigitte Erzberger. Andreas Erzberger. Christian Erzberger. Bornum (Harz) über Derneburg. Früher Gumbinnen und Treuburg, Ostpreußen, Bahnhofsapotheke. Am 14. August 1957 haben wir unsere liebe Entschlafene auf dem Friedhof in Bornum (Harz) beigesetzt.

 

Am 15. August 1957 entschlief nach langem schwerem Leiden, im 59. Lebensjahre, meine gute Mutter, unsere Schwester, Schwiegertochter, Schwägerin und Tante, Wilhelmine Arndt, geb. Kallweit. In tiefer Trauer: Willy Arndt und Tochter Gertrud sowie Anverwandte. Hamburg 33, Otto-Speckter-Straße 33. Früher Königsberg Pr., Am Bahnhofswall 5

 

Am 27. Mai 1957, verschied nach langem schwerem, mit unendlicher Geduld ertragenen Leiden, immer in der Hoffnung auf eine Genesung, meine herzensgute Frau, meine treusorgende Mutti: Magdalena Kumetz, geb. Grunwald, im 42. Lebensjahre. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Herbert Kumetz und Tochter Christa. Hannover, Rautenstraße 20. Früher Osterode, Ostpreußen, Schulstraße 2

 

 

 

 

 

 

 

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