Ostpreußenblatt, Folge 38 vom 21.09.1957

Ostpreußenblatt

Folge 38 vom 21.09.1957

 

Seite 1   Kinder in unserer Heimat.

Foto: Am 22. September wird der Tag der Heimat gefeiert. Er erinnert an das, was wir verloren haben, — und an das, was noch zu tun bleibt.

 

Diese Kinder auf dem Bild brauchten keinen Tag der Heimat, sie lebten ja in ihr und durften täglich, stündlich ihre Wärme und ihre Schönheit spüren. Alles an diesem Bild atmet Heimat, der vertraute Pfad entlang der samländischen Steilküste, auf dem die Kinder wandern, die weiten Kornfelder zur Erntezeit und im Hintergrund die breiten Giebel des Bauernhofes. Der Saumpfad führte an der ganzen Steilküste entlang, und er gab die schönsten Blicke frei auf Strand und Meer. Vielleicht haben die Kinder gerade hinuntergeschaut auf die See, auf den steilen Abhang mit den windzerzausten Bäumen, die der letzte Sturm herabgerissen hat, vielleicht hat man ihnen gerade zugerufen, was auch wir als Kinder so oft hörten: „Geht nicht so dicht dran! Der Rand kann leicht abrutschen!“ Aber nun ist das wieder vergessen. In ihren leichten, hellen Sommerkleidchen wandern sie weiter, lachend und fröhlich, zwischen Kornfeldern und Meer, — Kinder unserer Heimat.

 

Unsere Jugendbeilage in dieser Ausgabe wendet sich an unsere Jugend und erzählt noch mehr von der Heimat.

 

Seite 1   Für festen Kurs  

Dass die zuletzt doch sehr fiebrige und mit scharfen Auseinandersetzungen wie auch mit bösen und bedauernswerten Äußerungen reich gesättigte Atmosphäre der Wahlzeit vorüber ist, werden gewiss die meisten Deutschen mit Aufatmen begrüßen. Fast neun von zehn wahlberechtigten Bürgern der Bundesrepublik — Einheimische wie Heimatvertriebene, Alte und Junge, Gesunde und Gebrechliche — sind am 15. September an die Urne gegangen und haben ihre Stimme abgegeben. Der dritte deutsche Bundestag, der für die kommenden vier Jahre in einer bewegten und an ernsten Ausblicken reichen Zeit unser Schicksal entscheidend zu bestimmen hat, kann am 15. Oktober in Berlin in der Technischen Universität seine konstituierende Sitzung abhalten und mit der praktischen Arbeit beginnen. Wer vor dem Wahlgang erwartete, die beherrschende Stellung der stärksten deutschen Partei, der CDU, werde auf keinen Fall so stark werden, wie bei der „Rekordwahl" im September 1953, die Gewichte würden sich anders verteilen und möglicherweise den kleineren Fraktionen die Rolle eines Züngleins an der Waage geben, hat sich getäuscht. Was seit Menschengedenken und sogar in den Tagen „gelenkter Wahlen" des autoritären Staates — niemals geschehen ist, trat diesmal ein: mehr als die Hälfte aller deutschen Wähler gaben der bisherigen Regierungspartei ihre Stimme. Sie gaben sie in einer völlig freien und hundertprozentig geheimen Wahl, während sogar die Partei, die 1933 die „Macht ergriffen" hatte, trotz eines Trommelfeuers der Agitation und der gesamten gelenkten und gleichgeschalteten Presse und des Rundfunks vor der vollkommenen Umschaltung auf die sogenannten Jasager-Wahlen niemals über 46 Prozent hinauskam.

 

Ist nun schon eine nahezu neunzigprozentige Beteiligung bei freien demokratischen und wirklich nicht zu beeinflussenden Wahlen etwas Außerordentliches, so war es ebenso die Entschlossenheit aller Einzelnen, am 15. September 1957 nicht im Wahllokal zu fehlen. Das Gefühl der Mitverantwortlichkeit für Wohl und Wehe unseres aus einer beispiellosen Katastrophe neugeborenen jungen Staates mit einer Fülle noch ungeregelter schicksalsreicher Kernfragen war wie vielleicht nie zuvor spürbar. Nicht wenige, die mit Fieber oder mit anderen schweren Krankheiten transportunfähig daheimlagen, ließen sich durch ihre Verwandten ausdrücklich bei den Wahlvorständen entschuldigen. Spricht nicht auch hieraus ein staatsbürgerliches Verantwortungsgefühl außerordentlichen Grades, das der Behauptung von der angeblichen politischen Uninteressiertheit vieler Deutscher glatt ins Gesicht schlägt?

 

Der Sinn der Entscheidung

Sobald die vorläufigen Endzahlen der Stimmen und der Mandatsverteilung für den dritten Bundestag vorlagen, legte sich jedermann die Frage nach der Bedeutung, nach dem tieferen Sinn dieses Wahlergebnisses vor. In der großen Linie ist diesmal erstaunlich klar und eindeutig, was die übergroße Mehrheit der deutschen Wähler mit ihrem Votum zum Ausdruck bringen wollte. Hier hat — darüber sind sich nicht nur die Deutschen, sondern auch die ausländischen Beobachter klar — ein Volk betonen wollen, dass es jetzt und in Zukunft einen festen einen beständigen und einen klaren Kurs steuern und das Erreichte um keinen Preis gefährden und aufs Spiel setzen will. Die Befürchtung, jede Kursänderung, jede der in Aussicht gestellten „Auflockerungen" könne auf gefährliche Wege führen, ist deutlich spürbar. Das Votum vom 15. September bedeutet zweifellos, dass die Mehrheit der deutschen Wähler die „anderen Wege“, die ihr in den vorangegangenen Monaten angeboten wurden, jetzt und in naher Zukunft nicht gehen will, dass sie alles, was auch nur einem Experiment ähnlich sehen könnte, nicht wünscht. Dem nun 81-jährigen Chef der deutschen Bundesregierung, der seit über acht Jahren die politischen Geschicke lenkt, ist am letzten Sonntag zweifellos das größte Vertrauensvotum seines Lebens ausgesprochen worden, größer noch als 1953. Das kann niemand leugnen. Er hat sich - wie wir alle wissen mit einem Feuer und Elan selbst im Wahlkampf eingesetzt, der auch bei einem Fünfziger erstaunlich gewesen wäre. Er hat mit der größten Härte, die ihm zu Gebote stand, und rücksichtslos um die Bewahrung seines Kurses gekämpft, und er hat einen Sieg erlebt, den in diesem Ausmaß vermutlich nicht einmal seine engsten Freunde erwartet haben. Wer wollte es bestreiten, dass der Sieger der letzten Wahl Konrad Adenauer heißt?

 

Auf breiter Basis

Um eine Regierungsmehrheit im neuen Bundestag braucht der Bundeskanzler nicht zu ringen, die besitzt er allein mit seinem Block der 270 CDU- und CSU-Abgeordneten, selbst wenn er nicht einmal die siebzehnköpfige Fraktion der Deutschen Partei / Freien Volkspartei in das Kabinett aufnähme. Eugen Gerstenmaier, der mit Sicherheit wieder dem Bundestag präsidieren dürfte, hat bereits geäußert, dass man sich dennoch um eine breitere Koalition bemühen werde. Und die übergroße Mehrheit der deutschen Wähler ist gewiss der Ansicht, dass es dem Erfolgreichen in starker Position wohl ansteht, zu beweisen, dass er im Interesse des ganzen Vaterlandes Brücken zu schlagen bereit ist, Zusammenarbeit fördert und nicht hemmt. Das Beste, was wir uns wünschen könnten, aber ist und bleibt, mindestens eine verständnisvolle Zusammenarbeit in den eigentlichen Entscheidungsfragen auf außenpolitischem und gesamtdeutschem Gebiet. Auch dann, wenn in einzelnen Punkten die Ansichten der neuen Regierungsmehrheit und der ja nun im Wesentlichen auf die ebenfalls nicht unbeträchtlich gewachsene SPD und vielleicht noch die FDP aufgebaute Opposition stark auseinandergehen, sollte aus Gegensätzen nicht jene schlechthin unüberbrückbare Kluft werden, bei der dann Fühlungnahmen und Aussprachen überhaupt nicht mehr möglich sind und nur noch Bitterkeit herrscht.

 

Dem großen Vertrauen, das der jetzigen und zukünftigen Regierungspartei geschenkt wurde, entspricht die große Verantwortung, die diese zu tragen hat. Täglich und stündlich ist daran zu denken, dass es der Mitarbeit aller fähigen und kundigen Deutschen, ganz gleich welcher Parteirichtung bedarf, die Dinge zu meistern, die ungelöst noch vor uns liegen. Auch ein wirklich bemerkenswerter Wahlerfolg würde dann entwertet, wenn er als „Sieg" von Deutschen über Deutsche verstanden würde, bei dem man Komplexe an „überwundenen" abreagierte. Wir erwarten alle, dass solche Dinge bei uns nicht vorkommen werden.

 

Ein harter Schlag

Im neuen Bundestag werden in Zukunft nur noch vier Fraktionen, zwei große und zwei relativ kleine, vertreten sein. Den Gesamtdeutschen Block/BHE, dessen aktive, fördernde und anspornende Tätigkeit gerade bei der Verwirklichung der ersten Vertriebenengesetze alle Ostpreußen wohl zu schätzen wussten, hat diesmal — obwohl er auch jetzt nahezu anderthalb Millionen Stimmen erhielt — die größte Härte der sogenannten Fünf-Prozent-Klausel getroffen. Die Deutsche Partei, die keineswegs mehr Stimmen erreichte, erhielt immerhin siebzehn Abgeordnete statt bisher fünfzehn im neuen Haus. Der Block dagegen, der in den zweiten Bundestag mit 27 Mandaten einrückte, geht völlig leer aus, weil er ganz knapp unter der Fünf-Prozent-Grenze blieb. Dass gerade viele der Heimatvertriebenen, die dem Block ihr Vertrauen schenkten, bei diesem Entscheid voller Bitterkeit sind, kann niemanden verwundern. Die Sperrklausel ist einst geschaffen worden, um „Splitter" und politische Sektierer fernzuhalten. Dass aber der Gesamtdeutsche Block niemals zu ihnen gehört hat, dass er in Bonn oft genug eine für uns alle hochbedeutsame Rolle als Mahner und kundiger Berater in den Fragen der Vertriebenen und der unzähligen Kriegsgeschädigten spielte, dass er in Zeiten parlamentarisch geruhsamer Routine oft Motor und Antrieb war, das können auch seine schärfsten Gegner nicht leugnen.

 

Alle Kräfte einsetzen

Auch dem neuen Bundestag und seinen Fraktionen werden heimatvertriebene Ostdeutsche als Abgeordnete und Mandatsträger angehören. In den letzten Jahren haben gerade die Vertriebenenabgeordneten über die Parteigrenzen hinweg oft Fühlung miteinander gehalten und in nicht wenigen Fällen gemeinsam unsere großen Anliegen vertreten. Auf jedem, der nun abermals in das Bonner Bundeshaus einzieht, liegt nun doppelte Verantwortung. Wir dürfen hoffen und wünschen, dass auch in Zukunft die Stimme der Ostdeutschen und Heimatberaubten im Parlament klar und kraftvoll erschallt. Der Bundestag hat jederzeit die Möglichkeit, sich ebenso wie auch die Regierung selbst den erprobten und fachkundigen Rat und die Mitarbeit auch der Abgeordneten und Vertriebenenpolitiker zu sichern, denen eine Härte des Gesetzes die Wiederkehr ins Plenum verweigerte. Gerade die aktiven Parlamentarier können dazu mahnen. Sie wissen selbst am besten, was ihre Kollegen leisteten, die nach der Fünf-Prozent-Klausel nicht wiederkehren.

 

Ein großer Auftrag ist der neuen Volksvertretung erteilt worden. Wunden, die der Wahlkampf schlug, müssen bald geheilt werden, denn alle Kräfte werden für das gebraucht, was wir jetzt und in Zukunft zu meistern haben. Zur Stetigkeit und Festigkeit im Handeln braucht es noch die Umsicht, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und das Verständnis untereinander, damit das Werk von der Hand gehe. Der schönste Ruhm, den sich der dritte Bundestag erwerben kann, wäre doch der, alle Deutschen zur Meisterung unserer brennendsten Fragen aufgeboten und eingesetzt zu haben.

 

Seite 1   Höchste Wachsamkeit

Jugoslawien erkennt offiziell die Oder-Neiße-Linie als Grenze an

Der Sprecher des Bonner Auswärtigen Amtes gab nur wenige Tage nach den Erklärungen Titos und Gomulkas in Belgrad über die „unabänderliche Oder - Neiße - Friedensgrenze" vor der deutschen Presse bekannt, dass die im Ausland tätigen Diplomaten der Bundesrepublik einen „Gesamtauftrag" erhalten hätten, Gesprächen mit polnischen Diplomaten und Staatsmännern „nicht auszuweichen“. Als diese Äußerung erfolgte, war durch die Zeitungskorrespondenten in Jugoslawien bereits bekanntgeworden, dass der deutsche Botschafter in diesem Lande, der schwäbische frühere FDP-Abgeordnete Pfleiderer, nicht nur an Titos Empfang für die rotpolnische Delegation teilgenommen, sondern auch eine etwa einstündige Unterredung mit dem polnischen Außenminister Rapacki geführt hatte. Diese wurde vom Bonner Sprecher nunmehr als „ein Beweis für die Aufgeschlossenheit, mit der die Bundesregierung die deutsch-polnischen Fragen zu behandeln wünsche“, bezeichnet; er wollte das Gespräch Pfleiderer—Rapacki als ein „zufälliges Zusammentreffen bei einem rein gesellschaftlichen Ereignis" gewertet wissen. Die Belgrader deutschen Korrespondenten betonen aber, dass sie auf Grund ihrer Unterrichtungen an diese Zufälligkeit nicht zu glauben vermögen, zumal die rotpolnischen wie auch die jugoslawischen Journalisten über das Ereignis offenbar sehr früh unterrichtet wurden. Man hat in Bonn weiter gesagt, weitere Schritte in dieser Richtung auf deutsch-polnische Gespräche seien selbstverständlich erst unter der kommenden dritten Bundesregierung zu erwarten. Sie würden von der Bereitschaft der Polen, „auf bestimmte Wünsche der Bundesregierung einzugehen" und überhaupt von der weiteren Entwicklung des Verhältnisses zwischen dem Westen und dem Osten abhängig sein. Man vermutet allgemein, dass eine Koalition der bisherigen Art in Westdeutschland bei Verhandlungen und Gesprächen mit Warschau über die Errichtung von Handelsmissionen mit diplomatischem Charakter nicht hinausgehen würde, da volle diplomatische Beziehungen mit gegenseitigen Botschaften und Konsulaten bisher jedenfalls grundsätzlich nur mit Staaten vereinbart wurden, die eine offizielle Anerkennung des Pankower Satellitenregimes als „zweite deutsche Regierung" nicht ausgesprochen haben. Hier ist bisher eine Ausnahme lediglich bei der Sowjetunion als ehemaliger vierter Besatzungsmacht gemacht worden.

 

Es steht nach diesen Ankündigungen also fest, dass von deutscher Seite Gesprächen und Fühlungnahmen mit dem polnischen Regime der Gomulka und Cyrankiewicz nicht ausgewichen werden soll. Da ist es denn von höchster Wichtigkeit, sich die Basis völlig klarzumachen, auf der sie erfolgen könnten, zugleich aber auch die Gefahren zu erkennen, die dabei zu berücksichtigen sind. Gerade die letzten Tage und Wochen haben manches dazu beigetragen, in aller Deutlichkeit zu erkennen, was wir bei einem solchen Gesprächspartner mit Sicherheit zu erwarten haben. Dass es ganz notwendig und auf die Dauer völlig unumgänglich ist, ein deutsch-polnisches Gespräch zwischen Volk und Volk zu führen, Möglichkeiten einer dringend notwendigen zukünftigen Zusammenarbeit zu erwägen und zu erarbeiten, ist bekanntlich nirgends deutlicher und einleuchtender ausgesprochen worden als auf dem Bochumer Bundestreffen durch den Sprecher unserer Landsmannschaft, Dr. Gille. Wir hören seine Worte:

 

„Wir sind der festen Zuversicht, dass wir in der Zukunft eines Tages mit dem polnischen Volk als Nachbarn eng zusammenleben müssen. Unser Interesse ging niemals dahin, einen lebensunfähigen polnischen Staat neben uns zu sehen, der nicht in der Lage ist und nicht die Kraft hat, den Angehörigen seines Volkes die Grundlage für eine glückliche Zukunft zu geben. Das kann niemals das Interesse ostpreußischer Menschen sein, die auf ihrem Heimatboden im Süden mit dem polnischen Volk aneinandergrenzen. Wir wünschen — und das ist keine Redensart — ehrlich und offen, dass dem polnischen Volke ein Staat beschieden sein möge, der frei und unabhängig der Wohlfahrt seines Volkes zu dienen in der Lage ist. Daran mitzuwirken ist unser Wille!"

 

Dr. Gille hat vor der Bochumer Kundgebung dann auch jenen — auch in einsichtigeren polnischen Kreisen stark beachteten — Vorschlag geäußert, Sachkenner des polnischen Volkes mit solchen der deutschen Heimatvertriebenen an einen Tisch zu setzen, um nüchtern und leidenschaftslos die Möglichkeiten echten Zusammenlebens in der Zukunft zu erörtern. Dass von diesem Angebot kein Jota zurückgenommen wurde oder wird, ist klar.

 

Preisgabe Ostdeutschlands gefordert

Eines freilich darf nicht übersehen und verschwiegen werden: alle wirklich maßgebenden und einflussreichen Kreise in Polen haben zwar — vor allem mit dem Blick auf deutsche Lieferungen und Finanzhilfe — auch die Bereitschaft zu Gesprächen ausgedrückt, zugleich aber von Woche zu Woche deutlicher und härter „Voraussetzungen" dafür genannt, die jeden Erfolg oder auch nur eine gewisse Annäherung von vornherein unmöglich erscheinen lassen. Der rotpolnische Ministerpräsident Cyrankiewicz hat zuletzt noch bei der Kriegsgedenkfeier in Breslau gesagt, „wesentliche Vorbedingung" für jederlei Beziehungen zwischen Polen und Deutschland sei die „endgültige Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze als endgültige und unumstößliche Friedensgrenze Polens gegen Deutschland“, mit anderen Worten die hundertprozentige und dann unwiderrufliche Preisgabe aller ostdeutschen Provinzen an Polen und die Sowjetunion. Gomulka hat sich vor Belgrad und in Belgrad genau im gleichen Sinne geäußert, eifrig sekundiert nicht nur von seinen eigenen Parteifreunden, sondern auch von sämtlichen Gruppen des polnischen Exils. Die Hoffnungen gewisser deutscher Politiker, das angeblich „freiheitlichere" und „einsichtigere" Gomulka-Regime werde sich weniger starr aufführen und mehr Einsicht zeigen, sind heute mehr denn je reine Spekulationen ohne jede Grundlage. Hundert, ja tausend Einzelheiten beweisen, dass der angeblich aufkommende „frische Wind" in Polen rasch eingeschlafen ist. Ein paar personelle Umbesetzungen und Verwaltungsmaßnahmen ändern nichts an der Tatsache, dass in Warschau Kommunisten die noch stureren Stalinkommunisten ablösten, dass heute schon jede auch nur annähernd parteiketzerische und freiere Stimme längst zum Verstummen gebracht wurde und der Kurs offenkundig von Tag zu Tag härter wird. Sowjetdivisionen halten vom Rücken und von der Zone her Rotpolen in eiserner Klammer. Man muss um gut Wetter beim Kreml bitten und weiß sich bei jeder Gelegenheit beobachtet von dem mächtigeren Nachbarn.

 

Polnisches Propaganda-Trommelfeuer

Die Polen hatten ihre Absicht, die allgemeine „Anerkennung der unverletzlichen Oder-Neiße-Grenze" durch eine weltweite Propaganda auszulösen, seit langem angekündigt. Rotpolnische wie auch exilpolnische Organe erhielten den Befehl, unablässig den verschiedenen Völkern einzureden, mit einem totalen Verzicht der Deutschen auf ihre Provinzen seien alle Probleme gelöst, sei der Friede gesichert. Mit einer Kraft und Entschlossenheit, die manchen Deutschen ein Vorbild sein könnte für die Vertretung ihrer schicksalsträchtigen Anliegen wird immer wieder in das gleiche Horn gestoßen. Das Echo so mancher französischen, englischen und sogar amerikanischen Zeitung zeigt deutlich, wie sich die Polen hüben und drüben auf die Meinungsbeeinflussung verstehen. Die ewigen Tiraden von der angeblich deutschen Gefahr für den Weltfrieden, vom „militaristischen" und „revisionistischen Denken" der Deutschen kommen dort gut an, wo man eifrig noch alte Vorurteile pflegt. Man reibt sich in Warschau befriedigt die Hände, dass man nun beim Belgrader Besuch auch den bekannten politischen Seilkünstler zwischen beiden Welten, den Marschall Tito so weit bekam, dass er erklärte: „Die Europäer haben das Recht, eine Friedens- und Sicherheitsgarantie im Rahmen eines Sicherheitssystems zu erwarten und wir sind aus diesem Grunde der Ansicht, dass die polnisch-deutsche Grenze an Oder und Neiße eine endgültige und dauerhafte Lösung darstellt“.

 

Genosse Tito — wie der einstige polnische Austreibungs- und Verfolgungsspezialist Gomulka Hauptschuldiger an der blutigen und gnadenlosen Verjagung der Deutschen — machte bereitwillig wieder eine Kehrtwendung. Im Juni 1956 hatte der gleiche rote Marschall zur Grenzfrage erklärt: „Man muss eine Revision der seinerzeit zugunsten der Sowjetunion durchgeführten imperialistischen Aufteilung des polnischen und deutschen Territoriums vollziehen und diese Angelegenheit so regeln, dass die nationalen Interessen sowohl des polnischen als auch des deutschen Volkes gewahrt werden, denn nur auf diese Art und Weise kann der Frieden und eine friedliche Zusammenarbeit in diesem Teil der Welt ermöglicht und gewahrt werden“.

 

Ende April 1953 aber sagte der gleiche Tito in einem Interview der „Neuen Zeitung" auf die Frage, ob er an ein wiedervereinigtes  Deutschland in den Grenzen von 1937 oder von 1945 denke: „Nicht von 1945! Deutschland hat zum Beispiel ein historisches Anrecht auf die von der Sowjetunion übernommenen ostpreußischen Gebiete, die seit Urzeit deutsch waren“.

 

Herr Tito pflegt in kurzen Zeitabständen in Bonn immer wieder um zügige Überweisung angeblicher „Entschädigungen" in der Höhe von Hunderten von Millionen Mark und um prompte, höchst erwünschte Lieferungen zu ersuchen. Auch sein polnischer Kollege Gomulka wäre an deutschen Lieferungen und Finanzhilfen sehr interessiert. Wir wollen das nicht vergessen, wenn verhandelt und gesprochen wird. Wir sind wahrlich nicht gegen echte Fühlungnahme und Zusammenarbeit, und wir bedrohen weder die Polen noch die Jugoslawen. Leute aber, die die Preisgabe des deutschen Ostens, den endgültigen Verlust unserer Heimat zur Vorbedingung aller Beziehungen machen, werden bei anständigen Deutschen kein Echo finden.

 

Bei der Drucklegung dieser Folge wurde die Erklärung bekanntgegeben, die zum Abschluss des Besuchs der polnischen Partei- und Regierungsdelegation in Belgrad von Tito und Gomulka gemeinsam unterzeichnet wurde. In dieser Erklärung hat Jugoslawien als erstes Land, das diplomatische Beziehungen mit der Bundesrepublik unterhält und nicht dem Ostblock angehört, offiziell die Oder-Neiße-Linie als endgültige deutsch-polnische Grenze anerkannt.

 

Jugoslawien empfiehlt in der gemeinsamen Erklärung außerdem anderen Staaten, dem jugoslawischen Beispiel in der Oder-Neiße-Frage zu folgen und stellt sich offiziell hinter die sowjetische These von der Existenz zweier deutscher Staaten, obwohl Belgrad de jure keine diplomatischen Beziehungen mit der Sowjetzonenrepublik unterhält. Es empfiehlt direkte Gespräche zwischen Bonn und Pankow als ersten Schritt zur Wiedervereinigung.

 

In der polnisch-jugoslawischen Erklärung heißt es wörtlich: „Den Rechten des polnischen Volkes Rechnung tragend, betrachtet die Regierung Jugoslawiens die bestehende Oder-Neiße-Grenze, die im Potsdamer Abkommen festgelegt und von der DDR anerkannt wurde, als die definitive polnisch-deutsche Grenze. Die Anerkennung der polnischen Westgrenze seitens der Staaten, die diese Anerkennung bisher nicht vollzogen haben, würde ein Beitrag zur Stabilisierung der europäischen Beziehungen und zur Festigung des Friedens in diesem Teil der Welt sein“.

 

Zum Deutschlandproblem besagt die Erklärung ferner: „Bei der Betrachtung der europäischen Probleme sind beide Regierungen zu dem Schluss gekommen, dass die Wiedervereinigung Deutschlands in einem friedliebenden und demokratischen Staat einen großen Beitrag zur Stabilisierung des Friedens in der Welt darstellen würde. Beide Regierungen heben die Bedeutung dieser Frage für Europa und insbesondere für die benachbarten Länder hervor“. „. . . Jede Lösung des deutschen Problems muss von der Tatsache ausgehen, dass zwei deutsche Staaten bestehen. Die Regierungen Jugoslawiens und Polens vertreten den Standpunkt, dass zur Lösung der deutschen Frage vor allem die Herstellung von Kontakten und die Herbeiführung direkter Gespräche zwischen der DDR und der Bundesrepublik nötig sind“.

 

Seite 2   Die geschundene Freiheit

Die freie Welt und der Aufstand in Ungarn

Nahezu ein Jahr ist nun seit jenen Tagen vergangen, da sich das ungarische Volk gegen seine Unterdrücker und Peiniger in einem beispiellosen Elan und mit unerhörter Tapferkeit erhob. Arbeiter und Bauern, Junge und Alte standen da in einer Front nebeneinander, um das höchste Gut der Freiheit zurückzuerobern. Und obwohl der fast Waffenlose gegen die schwerbewaffneten Terrorkolonnen des roten Regimes marschierten, hätte sich die ungarische KP-Clique gegen die echte Volksrevolution nicht halten können, wenn nicht die Schukow und Chruschtschow die sowjetischen Panzerdivisionen und Artillerieregimenter eingesetzt hätten, um den Willen des Volkes zu brechen und die Erhebung in einem Meer von Blut zu ersticken. Ganz Ungarn blickte damals nach dem Westen und wartete bis zur letzten Stunde noch auf einen energischen — wenigstens moralischen — Beistand. Die freie Welt — das kann niemand leugnen — hat es aber bei leeren Gesten bewenden lassen. Das vielgerühmte Weltgewissen rührte sich kaum und ließ sich, als erst die sowjetischen und ungarischen Kommunisten zum schlimmsten Gegenterror, zu riesigen Strafaktionen übergingen, allzu schnell zum Schweigen und Vergessen bewegen.

 

Viele, allzu viele Monate verstrichen, ehe überhaupt der erste Untersuchungsbericht den Vereinten Nationen vorgelegt wurde. Noch mehr Zeit aber verging, bis wenigstens 35 Staaten in der UNO-Vollversammlung den Antrag stellten, auf Grund des erschütternden Materials das blutige Wüten der Moskauer und Budapester Roten zu verurteilen und Maßnahmen zu ergreifen, um dem Kadar-Terror ein Ende zu bereiten. Was sich in diesen Tagen in New York abspielte, ist für eine Organisation, die sich als obersten Hüter des Friedens, der Ordnung und der Freiheit bezeichnet, sehr beschämend. Vergessen wir aber nicht, dass die Vereinten Nationen wie einst auch der Völkerbund ja nur so viel erreichen können, wie es ihnen ihre vollverantwortlichen Mitglieder zugestehen. Während die Sprecher der Verantwortlichen für das ungarische Blutbad, die Gesandten Chruschtschows und Kadars, frech, anmaßend und höhnisch Propagandareden halten und alles verdrehen konnten, zeigte der Westen eine Weichheit, die jeder Beschreibung spottet. Wenn selbst der amerikanische Sprecher Lodge sagte: „Wir verurteilen die Tat, nicht den Täter" (!), wenn so viele andere Vertreter sich um goldene Brücken für die Schlächter von Budapest bemühten und der Beauftragte Nehrus die Ereignisse in Ungarn überhaupt nicht verurteilen, sondern nur „bedauern" wollte, dann kann man sich leicht vorstellen, wie ermunternd solche Äußerungen auf die Schuldigen gewirkt haben. Die geschundene Freiheit hat keinen tapferen Anwalt gefunden. Und das ist ein sehr böses Zeichen für die Zukunft. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass formell sechzig UNO-Staaten der Entschließung über die Verurteilung der Sowjets und roten Ungarn zustimmten.

 

Seite 2   Das Rote Kreuz bemüht sich weiter.

Welche Deutschen werden in der Sowjetunion zurückgehalten?

Ein Sprecher der Bundesregierung hat mitgeteilt, die deutsche Antwort auf das — die Erörterung der Repatriierung bei den Moskauer Verhandlungen ablehnende — Schreiben des sowjetischen Delegationsleiters Semjonow vom 3. September werde in einigen Tagen überreicht. Der Sprecher erklärte auf eine Frage, der deutsche Chefunterhändler, Botschafter Lahr, habe bei den bisherigen Erörterungen mit den Russen noch keine Zahl von Deutschen genannt, welche eine Repatriierung beansprucht haben oder nach Auffassung der Bundesregierung dazu berechtigt sind.

 

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" erfährt hierzu in Bonn aus gut informierter Quelle folgende Einzelheiten: Die Bundesregierung verfügt über zweifelsfreie, bis in den letzten Antrag aufgeschlüsselte Ziffern über die verschiedenen Personenkategorien in der Sowjetunion, die eine Rückführung nach Deutschland beantragt haben. Es sind dies erstens:

 

Einige tausend Reichsdeutsche, deren deutsche Staatsangehörigkeit völkerrechtlich völlig unbestreitbar ist,

 

zweitens: eine etwa sechsmal so hohe Zahl von Deutschen der Memelkreise, die nach geltendem Völkerrecht ebenfalls die deutsche Staatsangehörigkeit und damit eine Rückführung beanspruchen könnten;

 

drittens: mehrere zehntausend Russland-Deutsche, die in den Verträgen von 1939/1940 nach Deutschland umgesiedelt werden sollten oder umgesiedelt worden waren;

 

viertens: viele zehntausend (oder knapp zwei Drittel der gesamten Antragsteller) sogenannte „Administrativ-Umsiedler“, die als Russland-Deutsche während des Krieges von deutscher Seite die deutsche Staatsangehörigkeit zugesprochen erhielten, an deren ursprünglich russischer beziehungsweise sowjetischer Staatsangehörigkeit aber ebenfalls nicht gezweifelt werden kann.

 

Bei dem Rest handelt es sich vorwiegend um ältere Menschen. Die Rückführung der Administrativ-Umsiedler, die nun Anträge auf Rückhaben, wäre daher als humanes Problem zu lösen, auch wenn nach juristischer Auffassung von deutscher Seite nicht unbedingt geltend gemacht werden könnte.

 

 

Unabhängig von den Regierungsverhandlungen in Moskau und auch unbeeinflusst von deren bisher ungünstigem Verlauf geht inzwischen das Bemühen der Rot-Kreuz-Gesellschaften der Bundesrepublik und der Sowjetunion um Heimführungen weiter. Das Deutsche Rote Kreuz übersendet dem Sowjetischen Roten Kreuz wöchentlich Anträge mit den dringendsten Fällen von Repatriierungsverlangen; aus dem Schriftwechsel mit dem Sowjetischen Roten Kreuz lasse sich bisher entnehmen, dass im Herbst, vermutlich von November an, diese auf Grund des Rot-Kreuz-Abkommens vom Mai gestellten Anträge zu einer wachsenden Zahl von Heimführungen führen könnten. Es ist bei dem Zeitablauf zu berücksichtigen, dass in der Sowjetunion zwei Verwaltungsvorgänge vor der Heimbeförderung zu durchlaufen sind: erstens die Entlassung aus der sowjetischen Staatsbürgerschaft, sofern diese vorliegt, und zweitens die Genehmigung der Ausreise

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Die erste Sitzung des Bundestages hat Bundestagspräsident Gerstenmaier für den 15. Oktober, 15 Uhr, nach Berlin-Charlottenburg einberufen. Tagungsort ist die Technische Universität. Einziger Tagesordnungspunkt, den der Präsident festsetzen kann, ist die Wahl des neuen Bundestagspräsidenten.

 

200 000 Anträge auf Aussiedlung aus Polen und den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten liegen nach Angaben aus Warschau bei den polnischen Behörden vor. Für das laufende Jahr rechnen, wie der Evangelische Pressedienst meldet, die deutschen Stellen mit dem Eintreffen von insgesamt rund hunderttausend Aussiedlern.

 

7471 Sowjetzonenflüchtlinge baten in der letzten Woche in West-Berlin und Westdeutschland um Notaufnahme. Die Flüchtlingszahl stieg gegenüber der Vorwoche um mehr als tausend.

 

Die deutsche Verhandlungsdelegation wird vorläufig noch in der sowjetischen Hauptstadt bleiben. Aus deutschen diplomatischen Kreisen wurde mitgeteilt, es lägen noch keine Pläne für eine kurzfristige Heimreise nach Bonn vor.

 

Zum neuen Botschaftsrat an der Sowjetbotschaft in Bonn als Nachfolger Kudriawzews ist der Gesandte Orlow aus dem Moskauer Auswärtigen Amt, bisher Referent des Kreml für Grenzfragen, ernannt worden.

Etwa 260 000 Helfer soll der westdeutsche Luftschutzhilfsdienst künftig umfassen. Das Bundesinnenministerium bereitet gegenwärtig die Verwaltungsanordnung für die Aufstellung des Hilfsdienstes in den Gemeinden vor.

 

Eine starke Zunahme der Grippefälle in Westdeutschland wird gemeldet. Das Hamburger Tropeninstitut stellt fest, dass auch in der Bundesrepublik der Virus der sogenannten asiatischen Grippe vorkommt.

 

Das Gesetz zur Verbesserung der Bezüge der vertriebenen und verdrängten Beamten sowie der ehemaligen Berufssoldaten (131-er) ist im Bundesgesetzblatt verkündet worden. Es sieht für rund 300 000 Personen Mehrleistungen in Höhe von 300 Millionen DM jährlich vor. Außerdem werden durch die neue Regelung auch weitere Personenkreise, u. a. die Witwen gefallener Berufssoldaten, in die 131-er Versorgung einbezogen.

 

Ein deutscher Olympiasieger wurde General Heinrich Hax, der jetzt als Kommandeur der neuen 3. Panzerdivision zum Brigadegeneral befördert wurde, war 1936 auf der Berliner Olympiade Sieger in den Schießwettbewerben.

 

Das früher so berühmte Berliner Seminar für orientalische Sprachen soll jetzt in Bonn wieder erstehen. Es hatte vor allem die Aufgabe, den deutschen diplomatischen Nachwuchs in den orientalischen und afrikanischen Sprachen auszubilden.

 

Die neue Inselstation der Helgoländer Vogelwarte wurde eingeweiht. Die Mitarbeiter der früheren Vogelwarte Rossitten, jetzt Radolfzell, sandten herzliche Grüße.

 

Neue Terrorurteile wegen angeblicher Spionage verhängte das rote Bezirksgericht in Magdeburg. Fünf Einwohner der sowjetisch besetzten Zone wurden zu insgesamt 35 Jahren Zuchthaus verurteilt.

 

Der frühere Bürgermeister von Greifswald, Horst Warnke (SED), ist nach West-Berlin geflüchtet. Er erklärte, er habe erst bei Besuchen in der Bundesrepublik die wirklichen Verhältnisse in Westdeutschland kennengelernt und lehne jetzt die kommunistische Unterdrückung ab.

 

Drei junge Polen flohen über See nach Kiel. Sie hatten mit einem Segelboot Danzig verlassen und waren von einem finnischen Schiff aufgenommen worden.

 

Eine ungeheure Zunahme der Jugendverbrechen in Polen wird von Warschau zugegeben. Eine rotpolnische Kommission hat festgestellt, dass fast 64 Prozent aller Einbrüche und bewaffneten Raubüberfälle von Jugendlichen begangen wurden. Die Hälfte der Totschlagsdelikte wurde ebenfalls von Minderjährigen verübt.

 

Gerüchte über eine weitere Umbesetzung in der Sowjetregierung werden in der britischen Presse veröffentlicht. Man rechnet dort damit, dass Marschall Bulganin als Ministerpräsident durch Mikojan abgelöst werden wird, weil er nicht mehr das Vertrauen Chruschtschows genießt. Bulganin soll das ziemlich bedeutungslose Amt eines Staatspräsidenten erhalten, das jetzt von Marschall Woroschilow bekleidet wird.

 

Eine große Umbenennung von Sowjetstädten und Sowjetgebieten, die bis jetzt die Namen lebender „Persönlichkeiten" des bolschewistischen Regimes tragen, hat Moskau angeordnet Die nach Molotow, Kaganowitsch und anderen gestürzten „Größen" benannten Distrikte und Städte erhielten bereits vor einiger Zeit neue Namen.

 

Gerüchte über eine „Säuberung in der roten Armee“ erscheinen in dem amerikanischen politischen Magazin „News Week“. Danach sollen nach dem Sturz der Molotow-Malenkow-Gruppe von dem Verteidigungsminister Schukow angeblich mehrere tausend Offiziere, darunter sogar ein Marschall und viele Generäle, aus der Armee ausgestoßen worden sein, weil sie Molotow nahestanden.

 

Manöver mit scharfer Munition werden zurzeit von der sowjetischen Flotte und Luftwaffe im Eismeer durchgeführt. Es sollen dabei auch die neuesten Raketenwaffen erprobt werden.

 

Zu einem „Freundschaftsbesuch“ trafen ein sowjetischer Kreuzer und ein moderner Zerstörer der Ostseeflotte in dem jugoslawischen Hafen Spalato ein. Die Schiffe haben auch die sowjetische Marinebasis in dem kommunistischen Albanien besucht.

 

Die finnische Mark wurde abgewertet. Während bisher für einen Dollar 231 Finnmark gezahlt wurden, ist der neue Kurs ein Dollar gleich 320 Finnmark.

 

Seite 3   Hier ist die Welt zu Ende.

Bericht eines Deutschen, der zwölf Jahre als Lehrer an der Demarkationslinie im Kreis Pr.-Eylau tätig war.

Von Adolf Hubert Osthaus.

Fünfte Fortsetzung.

 

Foto: Das Haus der Loge in Rastenburg

Unsere Aufnahme zeigt die ehemalige Loge in Rastenburg, so wie sie heute aussieht. Landsmann H. R. der jetzt in Köln lebt, sandte uns dieses Bild; er schreibt: „Das Gebäude der ehemaligen Loge wurde von den Polen zu einem „Kulturhaus" umgebaut, in dem Tanzveranstaltungen und Vortragsabende abgehalten wurden. Für den Innenausbau wurde ein Architekt aus Warschau verpflichtet. Bald sprach es sich aber in der Bevölkerung herum, dass es in diesem Hause spuken soll und deshalb mochte niemand mehr hingehen. Jetzt wurde in diesem Gebäude ein Museum eingerichtet. Jeder hat freien Zutritt. Es gibt dort nicht viel zu bewundern, nur einige Bilder und Knochen von Ausgrabungen aus Gabbunen und beim Wasserwerk. Der Kindergarten befindet sich jetzt gegenüber der Loge. Die Türme über dem Gebäude der Loge gehören zum Landratsamt; es ist erhalten geblieben und ist jetzt Sitz polnischer Behörden“. Dieser Brief von Landsmann H. R bestätigt, was Adolf Hubert Osthaus in seinem Bericht „Hier ist die Welt zu Ende" in Folge 37 über die Angst der ukrainischen und polnischen Bevölkerung vor Geistern und nächtlichem Spuk erzählt.

 

Der Kuhhirt verdient nicht mehr 2000 Zloty.

Da auch die Viehweiden bei dieser Aktion umgepflügt worden waren, wurde es für die Leute schwer, sich noch eine Kuh zu halten. Bis dahin hatte jeder versucht, sich durch diese private Viehhaltung noch einen Notgroschen hinzuzuverdienen. Die Kühe waren in den unwahrscheinlichsten Behausungen untergebracht, oft in zugigen Bretterbuden, wo sie im Winter fast erfroren. Der Kuhhirt, der nach der Anzahl der von ihm betreuten Tiere bezahlt wurde, hatte das gleiche Einkommen wie der Parteisekretär, nämlich 2000 Zloty. Der Mangel an Weideland führte dazu, dass die meisten Leute ihre Kühe zu einem Spottgeld an die staatlichen Ablieferungsstellen verkaufen mussten, weil sie sie nicht länger halten konnten, oder dass sie die Tiere schlachteten und das Fleisch auf dem Markt verkauften. Der Kuhhirt war natürlich sehr böse über den Rückgang der Herde und damit seiner Einnahmen.

 

Trotz aller Propaganda wurde diese Aktion auch sonst ein Fehlschlag. Bei dem Mangel an Arbeitskräften, an Saatgut und an geeigneten Düngemitteln kam nicht viel dabei heraus. Es konnte nur ein geringer Teil der frischgepflügten Flächen bestellt werden; das übrige Land war schon nach wenigen Wochen wieder völlig verkrautet, da das Unkraut nun noch einen besseren Nährboden hatte als zuvor. Es breitete sich auch auf den bestellten Feldern aus, weil nicht genügend Arbeitskräfte vorhanden waren, um die Hackfrüchte zu verziehen und anzuhäufeln und das Unkraut zu entfernen. Im Sommer waren die Getreidefelder herrlich anzusehen mit den Unmengen von Klatschmohn und Kornblumen, die darin blühten. Dieses Unkraut gedieh so gut, dass man oft die Halme dahinter nicht mehr entdecken konnte.

 

Nachdem die Verantwortlichen ihre Vollzugsmeldungen nach Warschau erstattet hatten, lief alles im alten Trott weiter. Die schlechtbezahlten Arbeiter auf den Staatsgütern bekamen ja vom Staat ihren Lohn, ob sie nun viel arbeiteten oder wenig. Außerdem hatten sie, genau wie die Bewohner in der Stadt, die tägliche Sorge um das Notwendigste zum Essen. Auch sie mussten, zum Teil von weither, nach Landsberg kommen, um sich vor dem einzigen Brotladen des Kreises in die Schlangen einzureihen. Dass sie keine große Lust hatten, sich auf den Feldern abzurackern, war klar. So kam es, dass selbst auf den bestellten Flächen ein großer Teil der Ernte nicht eingebracht wurde. Kartoffeln und Rüben verfaulten in der Erde und wurden im nächsten Frühjahr von den Traktoren wieder ausgepflügt. Wenn ich im Winter einmal mit der Bahn nach Allenstein fuhr, dann sah ich längs der Bahnstrecke auf beiden Seiten kilometerweit die schwarzen, verfaulten Kartoffelstauden und das in den Hocken auf dem Felde verdorbene Getreide. Das Brotgetreide wurde auch oft zu spät eingebracht, wenn die Ähren schon ausgewachsen waren. Das merkten wir dann das ganze nächste Jahr über an dem feuchten, sauren Brot, das uns oft Magenbeschwerden verursachte.

 

Bollek und Batuschka

Als im vergangenen Jahr der neue Fünfjahresplan anlief, da erzählten sich die ukrainischen Bauern folgende Geschichte, aus der man recht gut ihre Einstellung zu den amtlichen Maßnahmen und ihre Stimmung entnehmen kann:

 

 Im polnischen Abgeordnetenhaus wurde der Staatspräsident Bierut, von der Bevölkerung „Bollek" genannt, von den Abgeordneten gefragt, was denn eigentlich dieser Fünfjahresplan bedeute.

 

„Genossen“, antwortete er, „ich bin auch nur ein dummer Pole wie ihr alle, ich kann es euch nicht sagen“.

 

Nachdem sie hin und her beraten hatten, sagten die Abgeordneten schließlich zu ihm:

 

„Bollek, dann fahr du doch nach Moskau zu Batuschka (Väterchen Stalin) und frage einmal, was der Fünfjahresplan eigentlich bedeutet!

 

So geschah es auch. Bollek kam zu Batuschka nach Moskau, wurde im Kreml vorgelassen und fragte:

 

„Batuschka, kannst du mir sagen, was der Fünfjahresplan eigentlich bedeutet? Ich bin nur ein dummer Pole wie wir alle, und wir wissen es nicht“.

 

Väterlich nahm Batuschka den Bollek um die Schulter und führte ihn ans Fenster.

 

„Schau, Bollek“, sagte er, „jetzt will ich dir mal zeigen, was der Fünfjahresplan bedeutet. Sieh mal hinaus auf den Roten Platz. Was siehst du da?“

 

„Ein Auto, Väterchen“, antwortete Bollek.

 

"Na siehst du, heute fährt dort auf dem Roten Platz ein Auto. Wenn der Fünfjahresplan erfüllt ist, dann wird der ganze Rote Platz voll von Autos sein.Das bedeutet unser Fünfjahresplan.

 

Freudig fuhr Bollek wieder zurück nach Warschau, wo die Abgeordneten ihn schon erwarteten.

 

„Na, Bollek, weißt du jetzt, was der Fünfjahresplan bedeutet?"

„Und ob, Genossen. Kommt mal mit mir ans Fenster“.

 

Sie traten alle an das Fenster und sahen auf die Straße hinunter.

 

Na, was seht ihr da auf der Straße, Genossen?“, fragte Bollek. Sie guckten sich die Augen aus. Schließlich sagte einer:

 

„Da steht ein Dziad, ein zerlumpter Bettler!"

„Seht ihr, Genossen, sagte Bollek triumphierend, „wenn der Fünfjahresplan einmal erfüllt ist, dann wird die ganze Straße voll von Bettlern sein. Das bedeutet der Fünfjahresplan!"

 

Staatsgüter und Neubauern

Im vergangenen Jahr wurden die Kolchosen, die sich sowieso nur durch Staatszuschüsse erhalten konnten, bis auf wenige endgültig aufgelöst, darunter auch in unserem Kreis die Kolchosen Bandels, Weskeim und Warschkeiten. Die Kolchose in Klein-Peisten besteht auch heute noch. Im Kreise Landsberg wurden in den letzten Jahren auf folgenden Gütern polnische Staatsgüter eingerichtet: Perscheln, Kissitten, Beisleiden, Dulzen, Zipperken, Groß-Peisten, Parösken, Wildenhoff, Worlack, Wangnick, Liebnicken, Garbnicken, Augam, Steegen, Grauschienen, Borken, Worglitten und Dixen. Unter dem neuen Regime werden auch die Bauern wieder bevorzugt; die Staatsgüter sind verpflichtet, alles Land, das sie nicht selbst bebauen können, an die Bauern abzugeben. Jeder Bauer, der solches Neuland vom Staat zugeteilt erhält, ist auf eine gewisse Zeit für dieses Neuland von Steuern und Abgaben befreit, außerdem kann er auch für die nächsten Jahre noch Erleichterungen bekommen. Neubauern, die aus Zentralpolen in diese Gegend kommen und einen Hof zugewiesen erhalten, brauchen für eine bestimmte Zeit keine Steuern zu zahlen und keine Ablieferungen zu leisten. Auf diese Weise will der Staat erreichen, dass das Land auch wirklich bebaut wird und dass die öden Ackerflächen verschwinden. Für die Bauern ist der Anreiz jetzt stärker, ihr Land intensiv zu bewirtschaften, weil sie ihre Erzeugnisse frei verkaufen dürfen, während sie sie früher zu einem Zehntel des Endpreises an den Staat abgeben mussten.

 

Auch die staatlichen Maschinenstationen wurden jetzt zum großen Teil aufgelöst. Bei diesen Stationen mussten sich die Bauern vorher die Landmaschinen zu hohen Preisen leihen. Sie konnten die Leihgebühren oft nicht bezahlen, und dann wurde ihnen das Getreide oder das Vieh gepfändet. Jetzt haben die Bauern die Möglichkeit, die Landmaschinen auf Abzahlung zu kaufen, zum Teil zur Hälfte des gewöhnlichen Verkaufspreises, weil die Maschinenstationen geräumt werden sollen.

 

Diese neue Handhabung hat natürlich auch Kritik ausgelöst. In den landwirtschaftlichen Fachblättern beschweren sich häufig die kleinen Bauern, dass sie es vorher, in der stalinistischen Zeit, besser gehabt hätten als jetzt, da sich langsam wieder ein „Kulakentum“, ein Großbauerntum entwickelte. Sie haben Angst, dass die reicheren Bauern die ärmeren überflügeln und ihnen langsam die Existenzgrundlage entziehen werden.

 

Wenn der Kuckuck aufgeklebt wird

In den Jahren 1955 und 1956 waren die Schulden der ukrainischen Bauern an den Staat so stark angewachsen, dass die Behörden endlich einmal scharf durchgreifen wollten. Es waren nicht nur Steuerschulden, die die Bauern jahrelang nicht abgetragen hatten, sondern auch Darlehensschulden ins Ungemessene angewachsen. So kam die Anordnung heraus, dass die Schulden den der Bauern ab sofort rücksichtslos einzutreiben seien.

 

Der Gerichtsvollzieher beim Finanzamt konnte diese Arbeit allein nicht bewältigen und besorgte sich Gehilfen, rabiate Bauernsöhne, die gut bezahlt wurden und Bezugsscheine für Fahrräder erhielten, die sie sich auf Abzahlung anschaffen durften. Ihre Arbeit bestand darin, über Land zu fahren und auf die alten deutschen Nähmaschinen, die noch in den Häusern standen, auf gut erhaltene Möbel und auf das Vieh den amtlichen „Kuckuck" aufzukleben. Diese Büttel taten ihre Arbeit recht gern, wurden sie doch auf dem Lande gut bewirtet, auch die Schnapsflasche fehlte nicht bei diesen Aktionen. Die Sache verlief dann so, dass zunächst im Landratsamt durch Aushang die Versteigerung ausgerufen wurde. Das gepfändete Vieh, die Möbel, Radios und Nähmaschinen wurden nach Landsberg gebracht und behelfsmäßig untergestellt. Da es sich dabei um beachtliche Mengen von Vieh handelte, war die Unterbringung nicht leicht zu lösen, und vor allem kostete die Fütterung viel Geld. Als dann der Versteigerungstermin herankam, erschien niemand. Die ukrainischen Bauern hatten sich untereinander verabredet, diese amtliche Versteigerung zu boykottieren und waren zu Hause geblieben.

 

Wohin nun mit dem Vieh? Jeder Tag kostete Geld. Man half sich unter dem Spott der Beteiligten damit, dass man das Vieh wieder zu den Eigentümern zurückbrachte. So stand die Kuh des Bauern Y mit dem „Kuckuck" am Schwanz wieder im eigenen Stall, allerdings mit dem Unterschied, dass der Bauer keine Futtersorgen mehr hatte, denn die Behörden mussten ja das Futter für das gepfändete Vieh stellen. Noch einmal wurde ein Termin anberaumt, eine Art Jahrmarkt, auf dem das gepfändete Vieh und die beschlagnahmten Gebrauchsgegenstände zu Spottpreisen angeboten wurden. Diesmal waren die Bauern zwar zu dem Termin gekommen, aber sie standen da, die Hände in den Hosentaschen, und keiner von ihnen machte Anstalten, auch nur ein Stück Vieh zurück zu erwerben. Das einzige, was sie bei diesem Termin kauften, waren gepfändete Radiogeräte, weil sie so die Möglichkeit hatten, endlich einmal Sendungen aus dem Westen zu hören.

 

Die Muttersprache vergessen

„Herr Lehrer, Herr Lehrer, ich darf zu meinem Vater nach dem Westen fahren! Er hat über das Deutsche Rote Kreuz geschrieben, dass ich kommen soll. Ich freue mich ja so!"

 

So begrüßte mich eines Tages im Jahre 1952 einer meiner Schüler, ein hagerer, langaufgeschossener Vierzehnjähriger. Er strahlte über das ganze Gesicht; aber dann wurde er nachdenklich und fragte mich: „Ach, Herr Lehrer, wie werde ich mich bloß mit meinem Vater verständigen? Er kann doch kein Wort polnisch und ich kann nicht deutsch sprechen!" Ich tröstete ihn und sagte, dass es ihm leicht fallen würde, seine Muttersprache wieder zu erlernen, wenn er erst drüben im Westen wäre.

 

Von über hundert deutschen Waisenkindern, die in jenen Jahren dort in der Heimat durch meine Hände gegangen sind, war dieser Junge der Einzige, den seine Angehörigen durch glückliche Umstände hatten wiederfinden können. Sein Vater, der aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden war, hatte sich an eine ältere Verwandte gewandt, die noch in unserem Kreise lebte und über das Schicksal des Jungen Bescheid wusste. Auch er hatte, wie alle anderen deutschen Waisenkinder, die in den Jahren nach dem Krieg von den polnischen Behörden in die Waisenhäuser gesteckt wurden, seine Muttersprache verlernt.

 

Das Schicksal dieser deutschen Waisenkinder ist eins der traurigsten Kapitel in der Nachkriegsgeschichte. Ihre Eltern und näheren Angehörigen waren entweder getötet, verschleppt oder auf der Flucht von den Kindern getrennt worden. So zogen die Kinder einzeln und in Gruppen wie Landstreicher von Ort zu Ort. Immer wieder klopften sie bei den deutschen Familien im Kreise an und bettelten um ein Stückchen Brot oder um eine Unterkunft für ein paar Tage. Die meisten Landsleute hatten ja selbst kaum das Notwendigste zu essen in jenen Jahren, aber sie gaben den Kindern, was sie nur konnten. Diese deutschen Waisenkinder zogen kreuz und quer durch das Land, immer getrieben von ihrem Hunger und von der Angst, aufgegriffen zu werden. Es war kein Wunder, dass sie völlig verwahrlosten. Ihre kleinen Gestalten, in Lumpen gehüllt waren verdreckt und verlaust, und oft trieb der Hunger sie dazu, sich etwas zum Essen zu stehlen.

 

„Sie sollen schlafen".

Als die herumziehenden Waisenkinder sich zu einer Landplage auswuchsen, richteten die polnischen Behörden Waisenhäuser ein, in die die Kinder von der Polizei eingeliefert wurden. Das Waisenhaus in Landsberg befand sich im früheren Dienst- und Wohngebäude der deutschen Gendarmerie. Bis zu hundert Kinder fanden dort Aufnahme. Da das Gebäude keinen Hofplatz hatte, spielten die Kinder auf dem ehemaligen deutschen Friedhof, der sich in der Nähe befand. Zu dem Waisenhaus gehörte ein Stück Ackerland; es wurde auch Vieh gehalten. In ihrer Freizeit mussten die Kinder schwere Feldarbeit leisten, und sie waren oft so übermüdet, dass sie in der Schule während des Unterrichts einschliefen. Die Leiterin des Waisenhauses hasste die deutschen Kinder, die ihr anvertraut waren, und prügelte sie oft. Einen Teil der Lebensmittel behielt sie für sich, so dass die Kinder bei dem kargen Essen ständig Hunger hatten. Sie alle waren mager und dauernd auf der Suche nach zusätzlichem Essen. Oft liefen sie bei Nacht und Nebel davon, um sich erneut herumzutreiben.

 

In den Jahren des Herumstreunens und während ihres Aufenthaltes im Waisenhaus haben diese deutschen Kinder ihre Muttersprache, die ihnen verboten war, völlig vergessen. Da sie alle, neue polnische Namen bekommen hatten, unter denen sie auch in den Klassenbüchern eingetragen waren, wusste ich zuerst gar nicht, ob ich nun ein deutsches oder ein polnisches Waisenkind vor mir hatte. Nur aus den Gesprächen der Kinder untereinander und aus den Berichten der älteren unter ihnen bekam ich langsam heraus, wie viele von ihnen deutscher Abstammung waren. Ich versuchte sie zu trösten, so gut ich konnte. Oft habe ich ihnen ein Stückchen Brot oder einen Apfel unter das Pult gelegt. Sie hingen sehr an mir und versuchten auch, wenn sie mit mir allein waren, ein paar Worte deutsch mit mir zu sprechen. So erinnere ich mich an einen kleinen Jungen, der mir oft erzählte: „Lieb, lieb, hat meine Mutti immer zu mir gesagt“. Aber um der Kinder willen, und da ich selbst ständig bespitzelt wurde, musste ich im Umgang mit ihnen sehr vorsichtig sein. Die polnischen Behörden legten ja den größten Wert darauf, dass diese Kinder sich als Polen fühlten, dass ihnen ihre deutsche Abstammung gar nicht mehr zum Bewusstsein kam.

 

„Sie sollen schlafen“, sagte mir einmal ein polnischer Tschekist, als mich meine polnischen Lehrerkollegen wieder einmal bei der Tscheka verdächtigt hatten, dass ich den Versuch machte, „Masurenkinder zu germanisieren“. Sie sollen schlafen, — das bedeutete ich solle nicht den Versuch machen, den Kindern ihr Deutschtum wieder ins Gedächtnis zu rufen.

 

Manchmal, wenn wir unter uns waren, erzählten mir die Kinder, wie schlecht sie von ihren Erziehern im Waisenhaus behandelt werden. So wurden sie von einer Erzieherin gezwungen, am Bach Weidenruten zu schneiden, mit denen sie in der Nacht geschlagen wurden, wenn sie bei der grimmigen Kälte mit ihrem Unterzeug unter die dünnen Wolldecken gekrochen waren.

 

Auch in dem ehemaligen Herrenhaus in Worienen hatte man über hundert deutsche Waisenkinder untergebracht. Da in der Bevölkerung Gerüchte umgingen nach denen die Kinder dort schlecht behandelt wurden, wurde ich vom Schulinspektorat mit zwei anderen Kollegen nach Worienen geschickt, um die Kinder zu befragen. Wir bekamen aber nichts heraus. Auf alle Fragen an die Kinder erhielten wir immer nur die Antwort, dass es ihnen gut ginge und dass sie satt zu essen bekämen. Später erfuhr ich dann, dass die Leiterin des Waisenhauses den Kindern mit schwerer Strafe gedroht habe für den Fall, dass sie etwas Nachteiliges ausplaudern würden.

 

Das Waisenhaus in Landsberg wurde im Jahre 1952 aufgelöst Die Kinder kamen zum Teil in die Waisenhäuser nach Frauenburg und Elbing. Von dort schrieben sie mir noch einige Postkarten, in denen sie mich baten, doch als Lehrer zu ihnen zu kommen. Ich schrieb ihnen zwar zurück, bekam aber nie mehr eine Antwort. Wahrscheinlich sind meine Briefe an sie unterschlagen worden.

 

Im Jahre 1954 wurde dann auch das Waisenhaus in Worienen aufgelöst, angeblich, weil das Gebäude schon baufällig war. Der wahre Grund dürfte aber gewesen sein, dass in der Umgebung noch mehrere deutsche Familien wohnten, die die deutschen Kinder zu sich einluden, und dass die polnischen Behörden befürchteten, die Kinder könnten wieder unter deutschen Einfluss kommen. Fortsetzung folgt

 

Seite 4   Aus der Sowjetunion heimgekehrt

Im Juli 204, im August 102. — Viele Männer und Frauen aus Ostpreußen

Obwohl die Verhandlungen mit der Sowjetunion über die Heimführung der noch zurückgehaltenen Deutschen bisher keine Erfolge zeigten, stieg die Zahl der im Rahmen der Familienzusammenführung aus der Sowjetunion heimgekehrten deutschen Männer und Frauen in den letzten Monaten leicht an, um im August allerdings wieder abzusinken. Bei den meisten der Heimgekehrten handelte es sich um Frauen und Männer, die aus Nordostpreußen, den Memelkreisen Ostpreußens oder aus den baltischen Staaten stammen. Anfang 1957 kehrten durchschnittlich monatlich nur etwa 60 bis 70 Personen heim, im Juni waren es 126, im Juli sogar 204. Im August sank dann die Zahl wieder auf die Hälfte, nämlich auf 102.

 

In Bonn wird festgestellt, dass in der ganzen Zeit zwischen dem 1. Januar 1956 und Ende August 1957 etwa 1800 Zivilheimkehrer aus der Sowjetunion registriert wurden.

 

Seite 4   Warschauer Ausfälle gegen Bonn

Titos Rückversicherung bei den Briten?

Mit äußerster Schärfe nahm „Trybuna Ludu“, das parteiamtliche Blatt der polnischen Kommunisten, gegen die Beschwerde des Staatssekretärs Hallstein bei der Bonner jugoslawischen Botschaft Stellung. Der Schritt habe erneut die unfreundliche Haltung der Bundesrepublik gegenüber Polen und ihre Neigung bestätigt, „revanchistische Gefühle in Westdeutschland zu unterstützen und anzustacheln“. Hallsteins Feststellung, dass die Oder-Neiße-Frage ausschließlich Deutschland und Polen angehe, sei ein Rückfall in die „bekannte Vorkriegspolitik des Reiches“, die immer Länder, die „auf der Tagesordnung standen“, zuerst ihrer Verbündeten beraubt habe. Im Übrigen drücken politische Kreise, so meldet der „Münchener Merkur" aus Warschau, gestützt auf einen Bericht des Londoner „Daily Telegraph“, die Vermutung aus, dass Tito vor der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie mit dem britischen Außenminister Selwyn Lloyd bei dessen kürzlichem Belgrader Aufenthalt Rücksprache genommen habe. (!)

 

Seite 4   „Po Prostu“ an der Leine

Der Warschauer Korrespondent des Londoner „Daily Telegraph" meldet, dass die bekannte rotpolnische Zeitschrift „Po prostu“, die ja in den Tagen der Oktoberereignisse 1956 eine sehr bedeutsame Rolle spielte und auch später durch freimütigere Artikel über polnische Verhältnisse auffiel, jetzt offenbar vom Gomulka-Regime stärker an die Leine gelegt werde. Die zweite Septemberausgabe von „Po prostu" sei nicht erschienen, da sie der Zensor verboten habe. Die Prüfer der kommunistischen Partei hätten erklärt, kein einziger der für diese Folge vorgesehenen Artikel könne freigegeben werden.

 

Der britische Korrespondent berichtet weiter, die 27 Journalisten, die bisher für den „Po prostu" gearbeitet hätten, führten zur Zeit Verhandlungen mit dem Zentralsekretariat der Partei, das ihnen erklärt habe, die ganze Zeitschrift stehe in ihrer Haltung im Widerspruch zum kommunistischen Generalkurs. Es sei so gut wie sicher, dass die Warschauer Parteigewaltigen die Entlassung einer ganzen Reihe von Mitarbeitern des „Po prostu" verlangen würden.

 

Seite 4   Polen sperrt Auslandsreisen

Die polnischen Behörden haben die Ausgabe von Pässen für Reisen in nichtkommunistische Länder auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die Maßnahme ist ohne vorherige Ankündigung getroffen worden und soll nach Auskunft von Beamten zumindest noch für die Dauer des Septembers wirksam bleiben. Der Schritt hängt angeblich mit einer Empfehlung des polnischen Finanzministeriums zusammen, Devisenausgaben für Auslandsreisen zu vermeiden. Nach amtlichen Unterlagen sind im ersten Halbjahr 1957 172 000 Polen ins Ausland gereist.

 

Seite 4   Willenskraft und Beharrlichkeit

Die ausländische Presse über die Bundestagswahlen

Der Pariser „Figaro" schreibt: „Den Beobachtern, die sich an Ort und Stelle befanden, fiel die Schwäche des sozialistischen Programmes auf, das zu sichtbar mit der Absicht entworfen war, niemanden zu erschrecken, und auf diese Weise zu den gefährlichsten Zweideutigkeiten verurteilt war. Nicht weniger offensichtlich wurde, dass die Unterstützung, die den Gegnern Adenauers von Moskau geleistet wurde, sich gegen sie auswirken musste. Die ungeschickten Äußerungen Chruschtschows anlässlich seiner Reise nach Ost-Berlin und die letzte sowjetische Note an Bonn haben zweifellos in erster Linie dem Kanzler genutzt.

 

Seltsames Geschick für den Sohn eines kleinen Stadtbeamten in Köln, der Staatslenker eines wiedererstandenen Deutschland zu werden. Aber man spürt hinter dieser unbeweglichen Maske des Kanzlers Adenauer, die ihm ein Autounfall eines schönen Morgens im Jahre 1918 zugeschnitten und für immer auferlegt hat, eine solche Willenskraft und Beharrlichkeit, dass nichts an diesem Manne, der ebenso hart sich selbst wie anderen gegenüber ist, erstaunt . . .“

 

Die französische Abendzeitung „Le Monde" schreibt unter der Überschrift „Ein Volk, das mit seinem Regierungschef zufrieden ist":

 

„Die erstaunliche Tatsache bei diesen Wahlen liegt darin, dass der Bundeskanzler die absolute Mehrheit im Lande erhält. Das ist ein Erfolg, den selbst Hitler vor seiner Machtergreifung niemals erreicht hatte . . . Adenauer setzte auf das gewaltige Sicherheitsbedürfnis eines Volkes, das seit 1914 den tragischen Schicksalsschlägen ausgesetzt war. Er beschwor seine Zuhörer. Die neue Würde und diesen neuen Wohlstand des Landes nicht wieder in Frage zu stellen, das zehn Jahre nach der katastrophalsten Niederlage seiner Geschichte der Verbündete der mächtigen USA und seiner ehemaligen westlichen Besieger geworden ist. Dies Argument hat gezogen“.

 

Das sozialistische holländische Abendblatt „Het Parool" erklärt: Adenauers Wahlsieg beruht auf zwei Ursachen: der wirtschaftlichen Prosperität und der klaren Außenpolitik. Demgegenüber war die Außenpolitik der Sozialisten seit den Tagen Kurt Schumachers zaudernd und verworren. Die Haltung der Sozialisten war in der Frage der Wiedervereinigung Deutschlands ungewiss und unklar. Sie gaben sich Illusionen über die Absichten der Sowjetunion hin. Adenauer hat dagegen niemals daran gedacht, das Bündnis mit den Westmächten zu einem Verhandlungsobjekt zu machen, woran die Sozialisten anscheinend gedacht haben. Adenauer hat die Bundesrepublik zu einem zuverlässigen Verbündeten des Westens gemacht. Die Sozialisten haben trotz ihrer ehrenwerten Absichten dieses Vertrauen nicht erwecken können. Sie sollten daher dem Ausland nicht vorwerfen, dass es sich über Adenauers Sieg freue.

 

Das italienische, der Regierung nahestehende Blatt „Il Messagero" äußert: Die Antwort der Wähler auf die ihnen gestellte Frage ist klar: Fortschreiten auf dem bisherigen Weg, das heißt auf der Straße, die bis jetzt so beachtliche Ergebnisse gezeitigt hat; kein neues Experiment versuchen. Es ist eine Antwort, die alle mehr oder weniger, jedoch nicht in einer so klaren Form, erwarteten . . . Der Sieg der Christlichen Demokraten ist eine fast plebiszitäre Vertrauenskundgebung für Adenauer und die von ihm verfolgte Politik.

 

Die Schweizer Zeitung „Journal de Genève" schreibt: Bundeskanzler Adenauer hatten zum dritten Male allgemein die Wahlen gewonnen, die zur Stabilität Westdeutschlands auf allen Gebieten beitragen werden. Die westdeutsche Bundesrepublik wird ihren Bündnissen und ihren Verbündeten treu bleiben und nichts an ihrer Außenpolitik ändern. Mit der Zeit wird ihre Stellung immer stärker werden. Ohne die Ereignisse vorwegnehmen zu wollen, möchten wir bereits heute sagen, dass die Behauptung, beim Tode des Bundeskanzlers würde sich kein Nachfolger für ihn finden, falsch ist. Es gibt sogar mehrere.

 

Die französische Zeitung „Le ' Aurore" erklärt: Die Persönlichkeit Adenauers spielt sicherlich eine Rolle bei diesem Erfolg (der CDU). Man sollte aber auch nicht den festen Willen Westdeutschlands, an der Spitze eines Kampfes für Europa stehen zu wollen, der in einem Geist einer echten französisch-deutschen Versöhnung geführt wird, unterschätzen. Vergessen wir auch nicht den wirtschaftlichen Wohlstand und den sozialen Frieden, den die Bonner Republik zurzeit hat. Die freien Nationen begrüßen Resultate, die das Bollwerk gegen die kommunistische Unterwanderung verstärken. Die CDU ist für weitere vier Jahre an der Macht. Während dieser vier Jahre werden solide europäische Fundamente gelegt, wenn wir selber begreifen, zu was uns die phantastische deutsche Renaissance und die Macht, die sie an unserer Seite darstellt, verpflichten, die von Tag zu Tag stärker werden, während wir uns in nutzlosen Diskussionen erschöpfen.

 

Seite 4   Wichtige sowjetische Veröffentlichung

An Oder-Neiße-Linie war nicht gedacht

Moskau bringt einen Churchill-Brief zur Grenzfrage

Von Dr. Oskar L. Lipsius

In Moskau ist kürzlich im Rahmen einer Buchpublikation, die Korrespondenzen und Botschaften aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges enthält, ein „streng geheimer und persönlicher" Brief des seinerzeitigen britischen Premierministers Churchill an Stalin veröffentlicht worden, der insofern von größter Bedeutung ist, als hier die Frage der künftigen Grenzen Polens erörtert wird und zwar in einem Sinne, dass die polnischen Ansprüche besonders auf Niederschlesien als ungültig, die Ansprüche auf Ostpommern und Ostbrandenburg als höchst fragwürdig dargetan werden. Der Brief Churchills trägt den Vermerk „Eingegangen am 1. Februar 1944“, wurde also in der Zeit nach der Konferenz von Teheran geschrieben, die am 1. Dezember 1943 schloss. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Briefe um einen Bericht Churchills über ein Gespräch mit Ministern der Londoner exilpolnischen Regierung, in welchem er ihnen die Beschlüsse von Teheran über die Abtrennung der Gebiete ostwärts der Curzon-Linie und über die „Kompensation im Norden und Westen" (Ostpreußen und Oberschlesien) übermittelte.

 

Die polnische Zeitung „Trybuna Ludu" brachte eine Übersetzung dieses in Moskau veröffentlichten Geheimschreibens Churchills an Stalin aus dem Jahre 1944 in ihrer Ausgabe vom 1. September 1957 und verzichtete auf jeden Kommentar. Das Schreiben enthält an sich Ausführungen zu sieben Punkten, wobei im Text, der in der „Trybuna Ludu" veröffentlicht wurde, insofern eine Kürzung zu verzeichnen ist, als drei Punkte ausgelassen wurden. Es bedürfte der Nachprüfung, ob bereits die Wiedergabe in der sowjetischen Bücherveröffentlichung diese Auslassung aufweist.

 

Unter Punkt 1 umreißt Churchill in diesem Bericht an Stalin zunächst den Anlass der Geheimbotschaft, indem er hervorhebt, dass er zusammen mit dem Außenminister Eden und auf Grund einer Ermächtigung des britischen Kriegskabinetts in London mit Vertretern der polnischen Regierung Gespräche geführt habe. Er habe ihnen mitgeteilt, „dass die Gewährleistung der Sicherheit der Grenzen Russlands vor einer Bedrohung von Seiten Deutschlands" auch für die britische Regierung „eine Frage von höchster Bedeutung" darstelle und dass andererseits „die Politik der großen Verbündeten darauf beruht, Polen nach diesem Kriege wieder zu errichten“. Danach aber findet sich bereits die erste Feststellung zur Frage der polnischen Grenzen, die zeigt, dass die britische Regierung grundsätzlich eine völlige Handlungsfreiheit in Anspruch nahm. Churchill schrieb hierzu: „Ich habe gesagt (zu den Vertretern der polnischen Exil-Regierung), dass wir zwar den Krieg wegen Polen begonnen haben, dass dies aber nicht etwa im Hinblick auf irgendeine bestimmte Grenzlinie erfolgte, sondern um der Existenz eines starken, freien und unabhängigen Polens willen, was auch Marschall Stalin entsprechend seiner eigenen Erklärung vertrete“. Da — so erklärte Churchill den exilpolnischen Vertretern weiterhin — die Befreiung Polens „hauptsächlich auf Kosten gewaltiger Opfer der russischen Armee durchgeführt" werde, hätten „die Verbündeten das Recht, zu fordern, dass sich Polen in beträchtlichem Ausmaße ihrer Ansicht in der Frage der künftigen Gebietsgrenzen anpasst“. Damit wurden also die polnischen Vertreter darauf vorbereitet, dass die Gebiete ostwärts der Curzon-Linie an die Sowjetunion zurückfallen sollten.

 

Dementsprechend heißt es unter Punkt 2, er, Churchill, habe die polnischen Politiker unter Hinweis auf die Erörterungen auf der Konferenz von Teheran davon in Kenntnis gesetzt, dass die Sowjetregierung bereit sei, die Curzon-Linie als Ostgrenze Polens anzunehmen, wogegen er seinen polnischen Gesprächspartnern eine „Kompensation im Norden und Westen" in Aussicht gestellt habe:

 

„Im Norden würde das Ostpreußen sein. Ich habe hierbei jedoch nicht die Frage Königsberg berührt. Im Westen könnten sich die Polen sicher fühlen, und sie würden bei einer Besetzung Deutschlands bis zur Oder-Linie hin Unterstützung erhalten“.

 

Hieraus geht zunächst ohne jeden Zweifel hervor, dass laut den Vereinbarungen von Teheran zum mindesten Niederschlesien keineswegs zum polnischen Okkupationsgebiet gehören sollte, während die Frage, in welchem Umfange zum Beispiel Ostpommern und Ostbrandenburg „einbezogen" werden sollten, nicht zur Erörterung gelangte. (Späterhin machte Eden bei der Unterhausdebatte über das Potsdamer Abkommen deutlich, dass allein in Oberschlesien die „Oder-Linie erreicht" werden sollte.)

 

Der Brief Churchills aus dem Jahre 1944 ist aber nicht nur deshalb von Bedeutung, weil damit die polnischen Ansprüche auf Schlesien auch in Bezug auf die Vereinbarungen von Teheran als völlig unbegründet dargetan werden, sondern vor allem auch aus dem Grunde, weil hier Churchill Stalin berichtet, wie er die polnischen Vertreter sogleich warnte, weitergehende Forderungen zu stellen. Er habe, so teilt er mit, den polnischen Ministern gesagt, dass die britische Regierung auf der Friedenskonferenz oder den Konferenzen „keinerlei darüber hinausgehende polnische Forderungen unterstützen wird“. Und nicht nur das: Churchill unterrichtet Stalin davon, dass er die polnischen Minister ermahnt habe, diese Regelung „mannhaft ihrem Volke zu empfehlen“, selbst auf die Gefahr hin, dass „radikale Elemente“ sich dann gegen sie stellen würden.

 

Unter Punkt 4 hebt Churchill in dem Bericht an Stalin sodann hervor, dass die polnischen Minister „di sich eröffnende Perspektive“ nicht zurückwiesen, sondern nur um Bedenkzeit baten und zugleich geltend machten, sie benötigten „eine wirksame Garantie der Großmächte“ gegenüber Deutschland und die Unterstützung der Großmächte bei der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten, „di Polen übertragen werden sollen“. Abschließend geht Churchill darauf ein, dass die polnischen Minister „ihre tiefe Beunruhigung“ hinsichtlich der „Frage der Beziehungen zwischen der polnischen Untergrundbewegung und den einrückenden Sowjetarmeen“ zum Ausdruck brachten, wobei es ihnen hauptsächlich darum gegangen sei, zu der Vertreibung der deutschen Armeen beizutragen. Es hat den Anschein, dass sich die weiteren Punkte (5 bis 7) des Schreibens Churchills, die in der Veröffentlichung der „Trybuna Ludu“ ausgelassen wurden, mit dem Problem der künftigen inneren Gestaltung Polens und der Beziehungen zwischen der polnischen Exilregierung und der Sowjetmacht befassen.

 

Die letzten Punkte 8 bis 11 des Berichts des britischen Premierministers an Stalin enthalten u. a. die Feststellung, dass an sich die britische Regierung die Grenzfragen bis nach dem Kriege zurückstellen wollte, (wobei angedeutet wird, dass dieser Grundsatz infolge des Vordringens der Sowjetarmeen fallen gelassen wurde) und dass sich die britische Regierung keineswegs in die künftige Gestaltung der Beziehungen zwischen den Regierungen Polens und der Sowjetunion einmischen wolle, sowie die Bitte um „völlige Geheimhaltung“ dieses Schreibens.

 

Überblickt man den Inhalt dieses Dokuments, so ergibt sich zunächst eine erneute Bestätigung der — an sich bereits bekannten — Tatsache, dass zunächst völlige Übereinstimmung sowohl der Westmächte wie auch der Sowjetunion darüber bestand, dass Polen nicht die Oder-Neiße-Linie als „Westgrenze" erhalten sollte. Dass Warschau durch die sowjetische Veröffentlichung des Brief-Dokuments an diese Sachlage erinnert worden ist, stellt zweifelsohne einen Vorgang von großer politischer Bedeutung dar.

 

Dieser Hinweis Moskaus ist in Warschau sofort verstanden worden, wie aus einer Reihe von weiteren Tatsachen klar hervorgeht: Zunächst daraus, dass die „Trybuna Ludu" sich — wie erwähnt — eines jeden Kommentars enthielt und als Datum der Übernahme des Textes des Churchill-Briefes aus der sowjetischen Quelle den 1. September wählte: Also den 18. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges, aus welchem Anlass der polnische Ministerpräsident in Breslau eine große Rede hielt, in der er sich eingehend mit der „internationalen Lage" der Volksrepublik Polen befasste. Diese Rede, die in der Hauptstadt Schlesiens — jenes Gebietes, das im Widerspruch zu den Vereinbarungen von Teheran von Polen okkupiert wurde — gehalten wurde, stellt also den eigentlichen „Kommentar" zu dieser sowjetischen Veröffentlichung dar!

 

Dass es sich bei dieser Rede Cyrankiewicz um nichts anderes als um einen „Appell" oder eine „Antwort" an Moskau gehandelt hat, wird aus vielen Einzelheiten ersichtlich. Es sei hier nur erwähnt, dass er sich um den „historischen Nachweis" bemühte, dass die Oder-Neiße-Gebiete von jeher Ausgangspositionen für deutsche Vormärsche nach Osten gewesen seien. Beim Rückblick auf die Beziehungen zwischen Preußen-Deutschland und dem Osten verwies er auf Friedrich den Großen, Wilhelm II. (Erster Weltkrieg), Hindenburg (Tannenberg) und selbstverständlich auf Hitler. Auch die Zahl der deutschen Garnisonen in Schlesien wurde erörtert, und schließlich gipfelte alles in der Behauptung, dass auch in Zukunft Ähnliches zu erwarten stehe, zumal die Bundesrepublik bereits ein „Zentrum der Friedensgefährdung" sei, da in Westdeutschland „Revanchisten und Militaristen“, die vom Westen her gestützt würden, immer mehr an Einfluss gewönnen. Demgegenüber habe Polen die Oder-Neiße-Gebiete zu einer „Bastion des Friedens" gemacht, worauf der „moralische Anspruch" Polens auf diese Territorien beruhe.

 

Dies alles zeigt, wie außerordentlich beunruhigt man in Warschau angesichts der in Moskau erfolgten Veröffentlichung des Churchill-Briefes ist. Die Gerüchte, dass Marschall Schukow sich bereits im Jahre 1945 nachdrücklich gegen die Oder-Neiße-Linie ausgesprochen haben soll, die offenkundige Tatsache des lebhaften Interesses der Sowjets an einer Stärkung der DDR" nicht nur gegenüber der Bundesrepublik, sondern auch gegenüber Polen durften diese Besorgnisse nur noch gesteigert haben. Es liegt also auf der Hand, auf wen die plötzliche Hervorhebung strategisch-militärischer Gesichtspunkte in der Oder-Neiße-Frage gemünzt war, wie andererseits sich nun die Erklärung dafür anbietet, dass Warschau mit allem Nachdruck bemüht ist, die Westmächte und Jugoslawien zur de jure-Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als polnisch-deutsche „Grenze“ zu bewegen. Und nicht nur diese Mächte: Cyrankiewicz bezeichnete in seiner Breslauer Rede ausdrücklich die Anerkennung der Oder-Neiße“Grenze“ auch als „wesentliche Voraussetzung“ für die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen Bonn und Warschau!

 

Seite 5   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

21. und 22. September: Elchniederung. Kreistreffen in Hannover.

 

Memel-Stadt und -Land, Heydekrug, Pogegen. Hauptkreistreffen in der Patenstadt Mannheim.

 

22. September: Heimatkreise des Regierungsbezirks Allenstein. Gemeinschaftliches Kreistreffen in Stuttgart-Feuerbach, Freizeitheim (Allenstein-Stadt und Land, Johannisburg, Lötzen, Lyck, Neidenburg, Ortelsburg, Osterode, Rößel, Sensburg).

 

Ebenrode (Stallupönen), gemeinsames Kreistreffen mit dem Kreis Schloßberg (Pillkallen) in Stuttgart-Fellbach, Gasthof Adler.

 

Schloßberg (Pillkallen), gemeinsames Kreistreffen mit dem Kreis Ebenrode, Stallupönen in Stuttgart-Fellbach, Gasthof Adler.

 

Königsberg-Land. Hauptkreistreffen in Barghausen an der Porta Westfalika, Gaststätte Friedenstal.

 

29. September: Fischhausen in Hamburg-Sülldorf, Sülldorfer Landhaus.

 

Ebenrode (Stallupönen), Kreistreffen in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

Pillau. Stadttreffen in Essen-Steele, Stadtgarten-Saalbau.

 

6. Oktober: Insterburg Stadt und Land. Kreistreffen in Dortmund, Hotel Industrie, Mallinkrodtstraße 214.

 

Osterode. Kreistreffen in Herne, Kolpinghaus, Neustraße (auch für die ehemaligen Panzerjäger, Abt. 21, mit ihren Angehörigen).

 

Mohrungen. Kreistreffen in Duisburg-Mülheim, Saalbau Monning.

 

Ortelsburg. Kreistreffen in Ratzeburg, Hotel Schützenhof.

 

Memel, Heydekrug, Pogegen, in Hamburg, Winterhuder Fährhaus. Treffen und Hermann-Sudermann-Feier.

 

13. Oktober: Gumbinnen. Kreistreffen in Stuttgart.

 

Pr.-Holland. Hauptkreistreffen in Hannover Kurhaus Limmerbrunnen.

 

20. Oktober: Fischhausen. Kreistreffen in Hannover, Lokal Limmerbrunnen.

 

Die Treffen in Stuttgart am 22. September

Am 22. September werden sich Landsleute aus den Kreisen des Regierungsbezirkes Allenstein in Stuttgart-Feuerbach, im Freizeitheim treffen. Zu diesem Regierungsbezirk gehören die Kreise Allenstein-Stadt und –Land, Johannisiburg, Ortelsburg, Osterode, Sensburg, Lötzen, Lyck, Neidenburg und Rößel.

 

Vom Hauptbahnhof bis zum Freizeitheim fährt die Straßenbahnlinie 5. Geplant ist das folgende Programm: 10.30 Uhr, Begrüßung durch den Kreisvertreter von Johannisburg, Kautz. 10.40 Uhr, Begrüßung durch die gastgebende Kreisgruppe (Vorsitzender der Landesgruppe Baden - Württemberg, Krzywinski). 10.45 Uhr, Totenehrung (Kreisvertreter von Lyck. Skibowski). 10.50 Uhr, wird der Stellvertretende Sprecher unserer Landsmannschaft, Egbert Otto, die Hauptrede halten. 11.30 Uhr, Mittagspause. 13.30 Uhr, Lichtbildervortrag von Klaus Otto Skibowski „Meine Reise durch Polen und Ostpreußen im April 1957. Ab 14 Uhr, Darbietungen der Stuttgarter Jugendgruppe. Im Anschluss daran geselliges Beisammensein.

 

In Stuttgart-Fellbach werden sich am gleichen Tage im Gasthaus Adler, Cannstatter Straße 37, die Landsleute aus den Kreisen Ebenrode (Stallupönen) und Schloßberg (Pillkallen) versammeln. Auch hier wird Egbert Otto sprechen. Das Lokal ist mit der Linie E 1 vom Hauptbahnhof aus zu erreichen. Am 21. September ist ein Begrüßungsabend in der gleichen Gaststätte vorgesehen.

 

Memel Stadt und Land, Heydekrug und Pogegen

Grußwort zum Heimattreffen der Memelkreise in der Patenstadt Mannheim am 22. September.

 

Wir Memelländer pflegen am Tage der Heimat in unserer Patenstadt Mannheim zusammenzukommen. So wird dort auch ein Heimattreffen am 22. September stattfinden.

 

Die Verbindungen zwischen Mannheim und Memel sind nicht neu; sie gehen bereits bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges zurück. Als die Stadt Memel und das umliegende Land im März 1915 durch einen Russeneinfall stark gelitten hatten, war in Baden ein Kriegshilfsverein gegründet worden, dem Mannheim mit einer sehr beachtlichen Spende beitrat. 1928 hat der Stadtrat Mannheims beschlossen, die Patenschaft für Memel zu übernehmen. Am 2. August 1963, dem Tag der Gründung Memels im Jahre 1252, wurde die Patenschaft erneuert.

 

Wie Memel an der nordöstlichen Ecke des deutschen Vaterlandes, so war auch Mannheim in der Nähe der Westgrenze ebenso exponiert. Beide sind durch kriegerische Ereignisse immer wieder zerstört worden, zuletzt im Zweiten Weltkriege. Wie die Memelländer, so haben sich auch die Mannheimer durch schwere Schicksalsschläge nicht unterkriegen lassen. Obwohl Mannheim zuletzt zu 73 Prozent zerstört worden war, haben die Pfälzer ihren Lebensmut durch den Wiederaufbau der Stadt aufs Neue bewiesen, der mit dem Neubau des Nationaltheaters eine Krönung erfahren hat. Es ist bekannt, wie Mannheim das Kunstleben seit jeher gepflegt hat, und es kann nun die reiche Tradition im neuen Theatergebäude fortgesetzt werden.

 

Durch die Patenschaft ist uns Memelländern ein geistiger und kultureller Mittelpunkt gegeben worden, in dem auch wir unsere heimatliche Tradition bewahren können, ein Mittelpunkt, der uns zur Stärkung unseres Zusammenhalts immer wieder vereinigt und auch mit den Bürgern der Patenstadt zusammenführt. Wir haben in unserer Patenstadt stets eine herzliche Aufnahme gefunden, wie sie überhaupt bemüht ist, uns, soweit es ihr nur möglich ist, die Heimat zu ersetzen. Diesmal wird das Heimattreffen eine ganz besondere Note erhalten, weil Mannheim in diesem Jahre sein 350-jähriges Bestehen feiert.

 

Namens der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise in der Landsmannschaft Ostpreußen grüße ich die Patenstadt Mannheim und spreche ihr auch auf diesem Wege die herzlichsten Glückwünsche zu dem Jubiläum aus. Möge es dem starken Lebenswillen ihrer Bewohner gelingen, alle bisherigen Wunden des Krieges zu heilen, möge diese Stadt fortan vor Krieg und Unheil bewahrt bleiben und einer glücklicheren Zukunft entgegengehen! Möge dieses Heimattreffen auch an seinem Teile dazu beitragen, das zwischen der Patenschaft und den Patenkindern geknüpfte Band weiter zu festigen! In diesem Sinne grüße ich auch alle meine Landsleute.

Richard Meyer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise in der Landsmannschaft Ostpreußen

 

Treffen in Hamburg, 6. Oktober

Am Sonntag, dem 6. Oktober, wird in Hamburg im Winterhuder Fährhaus ein Treffen aller Ostpreußen aus den Kreisen Memel-Stadt und -Land, Heydekrug und Pogegen stattfinden. Die Feierstunde, die um etwa zwölf beginnt, wird im Zeichen des hundertsten Geburtstages von Hermann Sudermann stehen. Ein Gottesdienst wird vorher gehalten, und die Kreisvertreter werden auch Gelegenheit haben, zu den Kreisangehörigen zu sprechen. Das Programm wird noch bekanntgegeben werden.

 

Elchniederung

Unser Kreistreffen in Hannover am 22. September

Das letzte große Treffen der Elchniederunger Kreisgemeinschaft findet nun am Sonntag, dem 22. September in Hannover-Limmer im „Kurhaus Limmerbrunnen“ statt. Das Trefflokal ist mit der Straßenbahn zu erreichen, und zwar ab Hauptbahnhof mit Linie 3 und ab Kröpcke mit Linie 1, jeweils bis Endstation Limmer. Von der Endstation sind es etwa noch acht Minuten Fußweg. Infolge der zentralen Lage Hannovers hatten unsere in den letzten Jahren dort veranstalteten Kreistreffen stets die größte Teilnehmerzahl aufzuweisen. Die Kreisvertretung ist gewiss, dass es auch in diesem Jahr so sein wird, zumal es unser letztes Kreistreffen 1957 ist. Allen mit der Bahn nach Hannover anreisenden Landsleute wird empfohlen, von der Möglichkeit der erheblich verbilligten Sonntagsrückfahrkarte Gebrauch zu machen.

 

Tagesprogramm: Ab 9 Uhr, Eintreffen der Landsleute; 10 Uhr, Auskunftserteilung auf Einzelfragen durch den Kreisgeschäftsführer (kleiner Saal); 13 30 Uhr, Eröffnung des Treffens durch den Kreisvertreter. Anschließend spricht als Vertreter des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen Reinhold Rehs; ab 16 Uhr, Froher Ausklang bei Musik und Tanz.

 

Am Vorabend findet ab 19 Uhr, im kleinen Saal des „Kurhauses Limmerbrunnen" ein Sondertreffen statt. Dazu sind auch alle anderen Landsleute herzlich willkommen. Wir hoffen, dass die ehemaligen Lehrer und Schüler aus allen Teilen unseres Heimatkreises, insbesondere aus den größeren Gemeinden Kuckerneese, Kreuzingen, Neukirch, Seckenburg usw. zahlreich vertreten sein werden. Allen Elchniederungern herzliche Grüße in Heimatverbundenheit und „Auf Wiedersehen in Hannover"

Johannes Klaus, Kreisvertreter

 

Gumbinnen

Gumbinner Jugend trifft sich in Stuttgart

Liebe junge Freunde in Süddeutschland!

Am 13. Oktober treffen sich die Gumbinner in Stuttgart. Auch wir jungen Gumbinner nehmen in diesem Jahr wieder an dem Treffen unseres Heimatkreises teil. Um 14 Uhr, beginnt unsere Jugendstunde im Zusammenwirken mit der DJO. Hier erfahrt Ihr auch Näheres über unsere Pläne für das nächste Jahr. Liebe junge Freunde in der süddeutschen Zerstreuung, nutzt die Gelegenheit und kommt zum Treffen der Gumbinner und der Gumbinner Jugend in Stuttgart.

 

Öffnung des Lokals 9.30 Uhr, Untertürkheim, Gaststätte „Luginsland" (15 Minuten vom Bahnhof Untertürkheim). Gottesdienst, 10.30 Uhr. 11.30 Uhr, Der Heimatkreis Gumbinnen im zwölften Jahr der Vertreibung. Bericht zur Lage, Kreisvertreter, Hans Kuntze. Treffen der Gumbinner Jugend mit Lichtbildervortrag 14 Uhr. Gemütliches Beisammensein.

 

Liebe junge Freunde! Noch auf jedem Treffen fanden sich Freunde und Bekannte aus der Heimat. Überall wird es begrüßt, dass wir Jungen nun auch mit dabei sind. So soll es auch wieder in Stuttgart sein. Merkt Euch den Tag: Sonntag, den 13. Oktober.

Friedrich Hefft, Celle, Buchenweg 4

 

Insterburg

In Hannover: tausend Landsleute

Etwa tausend Insterburger aus dem Stadt- und Landkreis hatten sich am 18. August in Hannover eingefunden, um ein erneutes Treuebekenntnis zu der geliebten Heimat abzulegen. Unter ihnen befanden sich zahlreiche Insterburger aus Mitteldeutschland.

 

Nach einem gemeinsamen Gottesdienst, der durch Pastor Teschner gehalten wurde, eröffnete Landsmann Zobel die Feierstunde. Landsmann Sassnick überbrachte die Grüße der Landsmannschaft Ostpreußen. Kreisgruppe Hannover, Landsmann Kehr die Grüße des Landesverbandes Niedersachsen. Anschließend sprachen die beiden Kreisvertreter für Insterburg Stadt und Land, Dr. Wander und Fritz Naujoks zu den Insterburger Landsleuten. Der Nachmittag war mit Vorträgen, Unterhaltung und Tanz ausgefüllt.

 

Angerburg

Über sechshundert Angerburger in Hannover

Über sechshundert Angerburger trafen sich am 8. September bei ihrem letzten diesjährigen Kreistreffen in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen. Kreisvertreter Priddat begrüßte die Landsleute, unter ihnen die zahlreich erschienene Jugend, die aus der sowjetisch besetzten Zone Gekommenen sowie die in der letzten Zeit Ausgesiedelten aufs herzlichste. Sein besonderer Gruß galt dem Vertreter unseres Patenkreises Rotenburg (Han), Oberkreisdirektor Janssen, der bei allen Treffen im Jahr unter seinen Patenkindern weilte. Er dankte ihm für diese richtige Dienstauffassung eines „Patenonkels" von ganzem Herzen. Herzlich begrüßte er auch das Mitglied des Bundesvorstandes und 1. Vorsitzenden der Landesgruppe Niedersachsen, Arnold Woelke, Göttingen, sowie Pfarrer Teschner, aus Benkheim. Unter großem Beifall konnte er als älteste Landsleute Sanitätsrat Dr. med. Rosenfeld, aus Angerburg (über 88 Jahre alt), und Landwirt Adolf Dombrowsky, aus Knobbenort (über 85 Jahre alt), willkommen heißen.

 

Nach der Totenehrung hielt Pfarrer Teschner eine allen zu Herzen gehende Andacht Oberkreisdirektor Janssen übermittelte die Grüße des Patenkreises, ermahnte die Landsleute, ihrer Heimat die Treue zu bewahren und versprach, auch weiterhin für seine Patenkinder nach besten Kräften zu sorgen. Das Mitglied des Bundesvorstandes, Woelke, überbrachte Grüße der Landsmannschaft Ostpreußen und sprach ausführlich über die Aufgaben, die Arbeit und Ziele unserer Landsmannschaft, die jeder tatkräftig unterstützen müsse. Allen Rednern, aus deren Worte die große Liebe zur Heimat klang, dankte der Kreisvertreter unter starker Zustimmung der Versammelten. Landsmann Priddat kam erneut auf die Verzichtpolitiker zu sprechen, deren Behauptungen durch den überaus zahlreichen Besuch aller Vertriebenentreffen Lügen gestraft worden sind. Er sagte: „Haltet Eurer angestammten Heimat die Treue, bewahrt Euer Brauchtum, Eure Beziehung zur Natur, zu der eigenen Sprache und Überlieferung zum Stamm, Familie und Kirche und haltet dieses alles bei Euren Kindern wach, dann wird auch für uns eines Tages die Stunde des Rechts kommen. Denn der einzige Weg für die Rückkehr in die Heimat ist das Recht. Der Weg führt selbstverständlich über friedliche Verhandlungen, im Geiste der Versöhnung mit unseren Nachbarvölkern, im Geiste der Verbundenheit mit der freien Welt“. Nachdem alle Landsleute stehend das gesamtdeutsche Bekenntnis abgelegt hatten, war nach dem gemeinsamen Gesang des Deutschlandliedes der offizielle Teil der Feierstunde beendet.

 

Kreisvertreter Priddat ermahnte alle Anwesenden, am 15. September bei der Bundestagswahl unbedingt ihre Stimme abzugeben, jedoch nur für die Kandidaten, die sich jederzeit zu unseren heimatpolitischen Zielen bekennen. Er dankte dem Patenkreis, dem Kreisverein des Deutschen Roten Kreuzes sowie allen Pflegeeltern des Kreises Rotenburg im Namen aller Angerburger, dass sie auch in diesem Jahr vierundzwanzig Kinder aus Ost- und West-Berlin fünf Wochen lang zur Erholung bereitwilligst untergebracht haben. Nach kurzer Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten begann der Tanz. Bei geselligem Beisammensein bis in die späten Abendstunden endete auch dieses wohlgelungene Treffen zu aller Zufriedenheit.

 

Gesucht werden:

Aus Angerburg:

Gustav Pllikat;

Minna Riede;

Paul Broczinski;

Hans Budnick;

Berta Wowries;

Anna Banz;

Erna Migeod;

Frau Sausmikat;

Wolfgang Powels;

Fritz Herpel;

Albert Löhrke;

Karl Kempf;

Frl. Christa Neumann;

Frl. Margairete Roszies;

Hertha Pichotka;

 

aus Albrechtswiesen:

Wilhelm Wilzer;

Hermann Gellesch;

 

aus Benkheim:

Reinhold Lalla;

Franz Wisotzki (Wilhelmshof);

Carl Müller (Sperling);

 

aus Birkenhöhe:

Fritz Gellesch (Birkenstein);

 

aus Gansenstein:

Franz Schumann;

 

aus Großgarten:

August Rohmann;

Wilhelm Jenzewski;

 

aus Kerschken:

Minna Dotzki;

 

aus Kruglanken:

Otto Baltrusch;

Franz Purwin.

 

aus Lindenwiese:

August Kolf.

 

aus Lissen:

Otto Plotzitzka;

Anna Warda.

 

aus Paulswalde:

Fräulein Gerda Teufert;

 

aus Rosengarten:

Rudolf Przyborowski;

Franz Waschulewski, geb. 30.011904.

 

aus Soldahnen:

Frl. Gisela Cziesla;

 

aus Sonnheim:

Erwin Balzer.

 

aus Schwenten:

Margarete Senk.

 

aus Stullichen:

Arthur Scheer.

 

aus Talheim:

Auguste Geläschus (Rosental).

 

aus Waldheim:

Arthur Gröning.

 

aus Wenzken:

Alfred Hinz.

 

aus Neufreudenthal:

Edith Weingarth.

 

Jede Auskunft erbittet die Geschäftsstelle. Kreisvertreter, Hans Priddat, (16) Bad Homburg, v. d. Höhe, Seifgrundstraße 15

 

Treuburg

Das Treffen in Hannover

An dem dritten diesjährigen Treffen der Kreisgemeinschaft Treuburg, das am 8. September in Hannover im Wülfener Biergarten stattfand, nahmen etwa neunhundert Personen teil, da sich auch Landsleute aus den Nachbarkreisen Goldap und Lyck eingefunden hatten; sogar Ostpreußen, die sonst in Kanada und im Ausland leben und sich zu Besuch in der Bundesrepublik aufhielten, waren gekommen. Nach dem Kirchgang begrüßte der Obmann der Treuburger Gruppe in Hannover, Oberstudienrat Dr. Huwe, mehrere Spätaussiedler besonders herzlich. Ihnen sagte Kreisvertreter W. Kowitz Hilfe vonseiten der Kreisgemeinschaft zu. Die Jugend forderte er auf, den Gedanken der Wiedergewinnung unserer Heimat zu übernehmen. Der stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen, Georg Kehr, schilderte die Entwicklung des Zusammenschlusses der Vertriebenen aus kleinen Gruppen zu großen Landsmannschaften. Er wies auf den Beistand hin, den die ostpreußischen Heimatkreise heute durch ihre westdeutschen Paten erhalten. Das Ziel dieser Gemeinschaften ist: „Ostpreußen war deutsch und muss wieder deutsch werden!" In der Feierstunde erklangen Heimatlieder und das Deutschlandlied; Musiklehrer Städler begleitete den Gesang. Volkstänze und Vorführungen der DJO fanden großen Beifall. Landsleute, die zu Besuchsreisen in die Heimat gefahren waren, zeigten in Ostpreußen aufgenommene Fotos. Reger Betrieb herrschte in der von Frau Czygan umsichtig geleiteten „Schreibstube". — Der Vorsitzende der Gruppe Lyck in Hannover lud die Treuburger als seine lieben Nachbarn zum Treffen der Lycker am 13. Oktober in die Mensa der Tierärztlichen Hochschule ein.

 

Allenstein Stadt

Es wird hier auf den in dieser Ausgabe des „Ostpreußenblattes" auf Seite 6 gebrachten Bericht über das Jahreshaupttreffen der Allensteiner in ihrer Patenstadt Gelsenkirchen am 7. und 8. September verwiesen.

 

Osterode

Treffen in Herne am 6. Oktober

Wie bereits angekündigt findet das Osteroder Heimatkreistreffen in Herne am 6. Oktober, im Kolpinghaus, Neustraße, statt. Der Zeitplan ist folgender: 9.30 Uhr, evangelischer Gottesdienst in der Hauptkirche. 10.15 Uhr, katholischer Gottesdienst in der Elisabethkirche. 11.15 Uhr, Kranzniederlegung mit Angehörigen der Pz.-Abtlg. 21 auf dem Friedhof an der Wiescher Straße. 12.45 Uhr, Feierstunde im Kolpinghaus. 14 - 15 Uhr, Mittagspause und Besichtigung der Bücherei des Deutschen Ostens. 15 Uhr, Lichtbildervortrag. 16 Uhr, Vorführungen der Jugend des Deutschen Ostens, anschließend gemütliches Beisammensein.

 

Der Veranstaltung ist eine Wiedersehensfeier der Pz.-Jäg.-Abtlg. 21 angeschlossen. Um Weiterverarbeitung wird gebeten.

 

Gesucht werden.

Herr Gusowius, Leiter der Kreissparkasse in Gilgenburg.

Frau Anny Wowerius, geb. Poganski, Osterode, Schillerstraße.

Martin Poganski und Frau Emma Poganski, geb. Nadolny, Osterode, Schillerstraße 10.

Frau Emma Schulz, geb. Rosanowski, aus Grasnitz, soll jetzt ausgesiedelt sein.

Herr August Katzner, aus Siedlung Lubainen.

Rechtsanwalt, Heinrich Moldenhauser, Osterode, Elvenspoekstraße 1.

Johannes Niedanowski, aus Gr.-Lehwalde.

Frau M. Rossa, zuletzt wohnhaft gewesen in Grossoltholz.

Herr Heinz Kaminski, aus Osterode, zuletzt Hamburg, Bundesstraße.

 

Mit landsmannschaftlichem Gruß!

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Lübeck, Alfstraße 35

 

Mohrungen

Treffen in Duisburg-Mühlheim, 6. Oktober

Am Erntedank-Sonntag, dem 6. Oktober, begeht der Kreis Mohrungen ein Heimattreffen für alle Landsleute im Industriegebiet. Das Trefflokal ist wie immer in Duisburg-Mülheim der „Saalbau Monning". Es ist zu erreichen: von den Hauptbahnhöfen Duisburg, Mülheim und Oberhausen direkt mit der Straßenbahn (Haltestelle Monning). Mit Kraftwagen Autobahn An- und Abfahrt Duisburg-Kaiserberg. Beginn der Feierstunde 12 Uhr. Am Sonnabend steht das Lokal ab 17 Uhr schon für die Besucher zur Verfügung. Wegen Übernachtung bitte sich an den Verkehrsverein Duisburg, direkt dem Hauptbahnhof gegenüber (am Sonnabend bis 18 Uhr geöffnet) zu wenden oder an Landsmann Günther Laue, Duisburg-Hamborn, Hamborner Straße 276. Dieser ist ab 17 Uhr auch schon am Sonnabend im Trefflokal anwesend.

 

Ich bitte allseitig für den Tag zu werben. Es geht nicht nur darum, in alter Verbundenheit mit Verwandten und Freunden ein Wiedersehen zu feiern. Mehr denn je müssen wir bekunden, dass unsere Heimatprovinz uns Ostpreußen gehört, und ein Verzicht auf die angestammte Heimat für uns nie in Frage kommt.

 

Folgende Landsleute werden mit ihren jetzigen Anschriften gesucht:

aus Mohrungen:

Wilhelmine Tibulski, geb. Müller (geb. 1899), Tannenbergstr. 8;

Erna Frey, geb. Gottfried, Lange Reihe;

 

aus Dittersdorf:

Gustav Taube, geb. 04.02.1882;

 

aus Güldenboden:

Fritz Spitzki (seit 1944 in Russland vermisst);

 

aus Himmelforth:

Artur Rosteck, Schneider;

 

aus Schnellwalde:

Paul Bolz (geb. ungefähr 1890);

 

aus Reichertswalde:

Wer kann über den Sterbefall von Frau Minna Heinrich, geb. Masuhr, aus Reichertswalde nähere Angaben machen, die auf dem Bahntransport verstorben ist?

 

Entsprechende Mitteilungen bitte an Karteisachbearbeiter, Herrn C. Berg, (23) Leer, Königsberger Straße 11.

Reinhold Kaufmann-Maldeuten, Kreisvertreter Lübeck, Fahlenskampsweg 9

 

Johannisburg

Am Sonntag, dem 1. September, fand wie alljährlich das Treffen des Kreises Johannisburg im Lokal „Limmerbrunnen" statt. Kreisvertreter Kautz gab seiner Freude Ausdruck, dass auch Landsleute, die heute in der sowj. bes. Zone leben, an dem Kreistreffen teilnehmen. Eine Gedenkfeier, bei der der Heimat mit warmen Worten gedacht wurde, schloss sich an. Landsmann Kehr richtete ernste und mahnende Worte auch an die Jugend, die eingedenk der Leistungen der Vorfahren im Kampf um die Heimat zu uns stehen möge. Der Beweis, dass der Gedanke an die Heimat im Herzen der Jugendlichen wach geblieben ist, war durch die recht zahlreich anwesenden Jugendlichen erbracht. Die etwa vierhundert Anwesenden blieben bis in den Abendstunden zusammen, und manche Erinnerungen wurden ausgetauscht. Besonders die jetzt erst aus der Heimat gekommenen Ostpreußen mussten immer erneut von dem Leben berichten, das sie dort zu führen gezwungen waren.

 

Bartenstein

Bericht über die drei letzten Kreistreffen

Mit diesen Treffen ist nun die Sommerarbeit befriedigend abgeschlossen. Am Sonntag, dem 26. August, fand das Hamburger Treffen — wie üblich — im Sülldorfer Hof statt. Pfarrer Engel, Domnau, hatte wieder freundlicherweise die Morgenandacht übernommen, in der er in seiner herzlichen Art uns Trostworte spendete und mit der Totenehrung schloss. Kreisvertreter Zeiß gab dann den üblichen Geschäftsbericht. Er konnte ferner die Ergebnisse einer im Sommer durchgeführten Reise eines heimischen Landwirts mitteilen, der im eigenen Wagen nicht nur die Stadt Bartenstein, sondern auch Gemeinden in dieser Gegend besucht hatte. Die dort noch weilenden Familien erklärten als ihre größte Sorge, die Unmöglichkeit deutschen Unterrichts für ihre Schulkinder. — Das zweite Treffen fand dann am 1. September in Gelsenkirchen statt. Obwohl man nach dem Bundestreffen in Bochum nicht gerade große Erwartungen in Bezug auf Teilnehmerzahl haben brauchte, war man denn doch mehr als überrascht. Die Vorarbeiten hatte der bei der Stadt Gelsenkirchen arbeitende Angestellte Fredi Hemp, Schippenbeil, übernommen, der geradezu musterhaft gearbeitet hatte. Die Stadt Gelsenkirchen hatte größtes Entgegenkommen gezeigt und dazu den über tausend Personen fassenden Saal im Hans-Sachs-Haus zur Verfügung gestellt. Der reichlich vom Gartenamt geschmückte Bühnenraum gab den richtigen Eindruck für die zahlreich erschienenen Heimatkameraden und schaffte ein Wohlgefühl, das bis in den Abend hinein anhielt. Den Dank der Kreisgemeinschaft konnte daher der Kreisvertreter unter lebhafter Zustimmung der Versammlung der Stadt Gelsenkirchen aussprechen. Seine weiteren Ausführungen lehnten sich dem Thema aus Hamburg an. — Wenn auch das letzte dieser drei Kreistreffen, das in Stuttgart-Untertürkheim am 8. September, das bescheidenste war, so war das nicht anders zu erwarten. Im Südraum sind die Kreiseingesessenen nicht so zahlreich, wenn man auch so manchen bekannten Heimatkameraden mit Recht vermisste, zumal diese Treffen nicht jedes Jahr stattfinden. Da aber auch die Kreisgemeinschaft Gerdauen sich mitbeteiligte, konnte man schon aus diesem Grunde zufrieden sein. Bei den anwesenden Heimatkameraden herrschte aber die beste Stimmung, die auch dem Wahlspruch der „Sängerhalle" entsprach, die „nicht nur zur Pflege des Gesanges, sondern zur Erbauung allen gut gesinnten Menschen als Heim für besinnliche, frohe und freudige Stunden dienen soll“.

 

Zeiß, Kreisvertreter (20 a) Celle, Hannoversche Straße 2

 

Gerdauen

Haupttreffen in Düsseldorf

Dank des schönen Wetters am Tage des Treffens, das in diesem Jahr im Einverständnis mit Patenstadt und Kreis in Düsseldorf stattfand, setzte der Zustrom der Landsleute schon in den frühen Morgenstunden ein, so dass das Festlokal bereits mittags gefüllt und später überfüllt war. Mit besonderer Freude wurde es begrüßt, dass auch mehrere Heimatfreunde aus der sowj. bes. Zone zu dem Treffen erschienen waren.

 

Die Morgenandacht wurde von Pfarrer Schmittat (früher Wangerin, Kreis Bartenstein) gehalten. Nach dem Mittagessen begrüßte der Kreisvertreter die Landsleute mit einer Ansprache. Unser Patenkreis war durch Landrat Jacobsen und Kreisoberamtmann Hebbeln vertreten, deren Anwesenheit besonders freudig begrüßt wurde. Ebenso herzlich begrüßt wurde unser Ehrenmitglied Landsmann Paap.

 

Mit dem Ostpreußenlied und dem Gedenken an unsere Toten wurde der offizielle Teil der Veranstaltung eröffnet. In diesem erstattete der Kreisvertreter, in Anlehnung an die Tagung von Kreisausschuss und Kreistag am 7. September eingehenden Bericht über die Geschäfts- und Kassenführung des abgelaufenen Jahres. Es wurde ihm Entlastung für Geschäfts- und Kassenführung erteilt. Mit besonderer Freude wurde es begrüßt, dass im Sommer 1958 wahrscheinlich wieder für unsere Jugend ein Ferienlager wird durchgeführt werden können. Das Haupttreffen 1958 soll in unserer Patenstadt Rendsburg abgehalten werden.

 

Nach Erledigung einiger interner Angelegenheiten übermittelte Landrat Jacobsen die Grüße des Kreispräsidenten Struwe sowie der Patenstadt Rendsburg. Landrat Jacobsen betonte die wachsende Verbundenheit von Kreis und Stadt Rendsburg mit dem Patenkreis Gerdauen und versprach seine Unterstützung für das geplante Ferienlager 1958.

 

Anschließend hielt der stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Harry Poley, die Festansprache, in der er das Recht auf unsere Heimat unterstrich und zu engem Zusammenschluss aufrief. „Denken sie daran, dass wir Ostpreußen sind, Angehörige eines Landes, das einmal Ursprung Preußens war“.

 

Musikvorträge und Tanzeinlagen der Jugendgruppe Düsseldorf hielten die Landsleute dann noch einige Stunden fröhlich beisammen.

Franz Einbrodt, Kreisvertreter Solingen, Lützowstraße 93

 

Pr.-Eylau

Es werden gesucht aus:

Eichen:

Artur Laudien,

Ewald Gutzeit,

Willi Rudel und

Familie Wisotzki.

 

Uderwangen:

Landwirt August Borchert und Frau Gertrud Borchert, geb. Kohnert mit Sohn Hugo. —

 

Pr.-Eylau:

Frau Hellbarth, Mehlniederlage am Markt und

Fritz Schulz, Domnauer Straße und Bruder, Gustav Schulz. —

 

Mühlhausen:

Frau Böhmert. —

 

Posmahlen:

Irmgard Breitenbach, geb. Paul. —

 

Topprienen:

Bauer Otto Schulz, Tochter Erna und Sohn Herbert.

Familie Hermann Schmidt und Frau.

Gendarmeriewachtmeister Hahn und Familie. —

 

Gallehnen:

Siedler, Gustav Kopp und Familie.

Siedler, Otto Judel und Familie.

Arbeiter Willi Paschke und Familie.

 

Bei der Heimatkreiskartei Pr.-Eylau in Verden (Aller), Kreishaus, sind noch Einwohnerlisten der Stadt Kreuzburg zum Preise von 1 DM in Briefmarken zu haben.

 

Die Karteistelle bittet immer wieder bei allen Anfragen doch auch den Heimatwohnort des Absenders anzugeben.

Schadwinkel, Kreiskartei Pr.-Eylau in Verden (Aller), Kreishaus

 

Königsberg-Stadt

Körte- und Maria-Krause-Oberlyzeum

Zu unserem diesjährigen Herbsttreffen am 6. Oktober bitten wir unsere lieben „Ehemaligen" mit oder ohne Anhang wieder ins „Feldeck" (Feldstraße/Ecke Karolinenstraße. Straßenbahnlinien 11, 12, 13 bis Sievekingplatz. U-Bahn-Station Feldstraße). Zeit 12 bis 18 Uhr.

Alice Schwartz-Neumann, Studienrätin Hamburg 24, Mundsburger Damm 12. Tel. 25 12 07

 

Kreis Fischhausen

Infolge Erkrankung ist viel Post unerledigt geblieben. Wir bitten um einige Geduld, da wir keine

Schreibkraft halten können; die Verzögerung wird aufgeholt werden.

 

Zum Kreistreffen in Hamburg-Sülldorf, Lokal - Landhaus Sülldorfer Hof - am 29. September wird mitgeteilt, dass dieses Lokal vom Bahnhof Altona mit der S-Bahn, Fahrpreis 25 Pfennig, über die Station Sülldorf zu erreichen ist. Das Lokal liegt 600 Meter vom Bahnhof entfernt, bietet günstige Preise und einen angenehmen Aufenthalt und für Autofahrer guten Parkplatz. Wir bitten um rege Teilnahme.

 

Da vielen Landsleuten immer noch die Anschrift unserer Kreisgeschäftsstelle unbekannt ist, geben wir diese nochmals bekannt.

Hermann Sommer, Stellver. Kreisvertreter (24b) Borstel bei Pinneberg, Büro Pinneberg, Mühlenstraße 1a

 

Gemeinde Palmnicken

Die bekanntgegebene Aktion zur Aufstellung der Seelenliste hat bisher gute Ergebnisse gebracht. Es haben sich viele Landsleute gemeldet, die als verschollen galten. Wir bitten bei den Zuschriften zu berücksichtigen, dass wir aus geldlichen und zeitlichen Gründen nur mit Formblättern arbeiten müssen. Auch bitte ich die zugestellten Karteikarten nicht an mich, sondern an unserer Kreisgeschäftsstelle in Pinneberg, Mühlenstraße 1a, zu senden, da ich dort gemeinsam die Arbeiten durchführe.

Kurt Friederichs, Bürgermeister a. D. Winsen a. d. Luhe, Lassrönnerweg

 

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Mit Foto: Gesucht wird Soldat, Josef Wolff, geb. am 03.04.1927 in Seeburg, Kreis Rößel, Ostpreußen. Letzte Nachricht am 16.01.1945 von Posen: „Werde versetzt nach Burg. Anschrift abwarten“. Seitdem keine Nachricht. Wer kann Auskunft geben? Nachricht erbittet Anton Wolff, Säckingen, Obere Flüh 54, Baden. Unkosten werden erstattet.

 

Suche Familie Fritz Danziger, aus Liebemühl, Kreis Osterode, Ostpreußen. Nachricht erbittet Fr. Erika Lehsmann, geb. Moritz, Bremen 1, Roßbachstraße 56.

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Mann, Fritz Maurischat, geb. 23.041883. Heimatanschrift: Lindenhausen bei Aulenbach, Kreis Insterburg, Ostpreußen? Nachricht erbittet Frau Emilie Maurischat, Misburg (Han.), Hannoversche Straße 7.

 

Wer kann mir Auskunft geben über den Verbleib meines Onkels, August Reddig, geb. 05.05.1880? Er war von Beruf Bäcker- u. Konditormeister, wohnhaft bis zum Jahre 1944 in Liebemühl, Marktplatz 44, Kreis Osterode, Ostpreußen. Zuschriften erbittet Karl Liechti, Anrath, Kreis Kempen-Krefeld (Rhld.), Lerchenfeldstraße 68. Unkosten bin ich gerne bereit, zu erstatten.

 

Ich suche Fritz Rochelmeyer, geb. 27.12.1896 und Frau Marta Rochelmeyer, geb. ?, aus Pogegen, Kreis Pogegen. Auskunft erbittet Ludwig Rochelmeyer, (14 b) Ebingen, Württemberg, Katharinenstr. 1.

 

Ostpreußen! Wer war nach der Besetzung durch die Russen im Altersheim Pobethen, Samland bei Königsberg Pr.  wohnhaft? Wer kann Auskunft geben über Frau Louise Osterode, geb. Ehnimb? Sie soll 1945 dort gewesen sein. Antwort erbittet Kurt Osterode, (22b) Mainz, Kaiserstraße 9.

 

Zwecks Rentenangelegenheit suche ich frühere Kameraden meines Mannes, Ernst Sendtko, Feldwebel bei Luftw.-Bau-Ersatzbat., 3. Komp. Die Einheit befand sich im Februar 1942 in Eggebock, Schleswig-Holstein. Nachricht erbittet Frau Melitta Sendtko, Dornstetten/Freudenstadt, Schiepgrabenstr. Nr. 247.

 

Arno Martin Schienagel, geb. 12.11.1928 aus Rahnen, Kreis Gumbinnen, vermisst seit Januar 1945 in Osterwein, Kreis Osterode, Ostpreußen. Nachricht erbeten an Johannes Schienagel, Alversdorf, Lindenstraße Nr. 34, Kreis Helmstedt

 

Wer kann Angaben über den Bäckereiinhaber Fritz Arndt, geb. 17.07.1890 machen, der in Johannisburg zurückblieb, als seine Familie im Januar 1945 die Stadt mit dem Treck verließ? Mitteilungen erbeten unter Nr. 76 597 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Kinderfoto: Lichtbild des Mädels aus dem Jahre 1946. Name: Kischkat? Vorname: Gerda, vermutlich Pflegekind bei einem Bürgermeister in Ostpreußen gewesen. Eltern geschieden. Vater vermisst. Mutter in Ostpreußen vor der Flucht verstorben, sucht Angehörige, insbesondere ihren älteren Bruder. Heute etwa 18 bis 20 Jahre alt. Augen: blaugrau. Haar: mittelblond, besondere Kennzeichen: Große Narbe am rechten Oberarm. Nachrichten erbeten an die Geschäftsstelle der Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Landesgruppe Berlin, Berlin-Charlottenburg 9. Kaiserdamm 83.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Sohnes Hans Ulrich Schöttke, geb. 05.02.1924, Heimatanschrift Domnicksruh, Kreis Heiligenbeil, Ostpreußen? Er war früher bei der Feldpostnummer 43 159, letzte Nachricht 1945 aus Italien. Hatte einen Kamerad, Paul Rewekemper, aus Westfalen, weiß die Familie etwas über ihren Sohn? Nachricht erbittet Frau Gertrud Schöttke, zurzeit Langensohl. Trippstadt, Kreis Kaiserslautern (Pfalz).

 

Bestätigungen

Wer kann mir bestätigen, dass ich auf der Dampfmühle Kruglanken, Kreis Angerburg, bei Herrn Prinage von 1924 - 1926 als Müller beschäftigt war? Unkosten werden erstattet. Karl Dotzki, Merken bei Düren, Dürer Straße 30

 

Mein verschollener Mann, Lehrer Julius Klaffke, geb. 04.12.1898 in Layhs, Kreis Braunsberg, Ostpreußen, hat am 12.05.1920 in Braunsberg die I., und am 20.12.1929 in Königsberg die II. Lehrerprüfung abgelegt. In dieser Zeit war er als Junglehrer an mehreren Königsberger Schulen beschäftigt. Wer hat ihn gekannt? Wer kann bestätigen, wann er in den Schuldienst einberufen wurde, oder an welchen Schulen er in Königsberg unterrichtet hat? Ich brauche diese Angaben dringend zur endgültigen Festsetzung meiner Witwenpension und bitte um Nachricht. Frau Maria Klaffke, (14 b) Ebingen, Sonnenstraße 99.

 

Wer kann mir bestätigen, dass ich auf der Mühle Borowski, Bodschwingken, Kreis Goldap v. 1920 -  1923 als Müller beschäftigt war? Unkosten werden erstattet. Karl Dotzki. Merken bei Düren, Dürer Straße 30.

 

Werkann mir bestätigen, dass ich auf der Mühle Tobian, Sonnheim, Kreis Angerburg, von 1927 - 1929 als Müller beschäftigt war? Unkosten werden erstattet. Karl Dotzki, Merken bei Düren, Dürer Straße Nr. 30

 

Bestätigung: Gesucht werden ehemalige Angehörige d. 5. Eskadron, Reiter-Regiment 1, die bestätigen können, dass ich vom 13.01.1926 bis 13.02.1932 bei genannter Truppe gedient habe. Unkosten werden ersetzt. Zuschriften erbeten an Emil Wolgem, Frankfurt/Main, Eßlinger Straße 12.

 

Wer war mit meinem Mann, Gustav Fink zusammen und kann dessen Tod bestätigen? Er soll in der Gegend von Plagbuden, Kreis Gerdauen, 1945 verstorben sein. Nachricht erbittet Frau Amalie Fink, Bad Salzschlief, Fuldastraße 269

 

Ein Hinweis

Es besteht Veranlassung darauf hinzuweisen, dass Anschriften aus der sowjetisch besetzten Zone grundsätzlich nicht veröffentlicht werden, um die dort lebenden Landsleute nicht in Gefahr zu bringen. Die Anzeigenabteilung

 

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Seite 6   Das Jahreshaupttreffen des Stadtkreises Allenstein

Dem Ruf an unsere Allensteiner, auch in diesem Jahr zu ihrem Haupttreffen nach Gelsenkirchen ihrer Patenstadt, zu kommen, waren Tausende aus allen Teilen Deutschlands gefolgt. Unter ihnen befanden sich Landsleute, die erst vor ganz kurzer Zeit unsere alte Heimat verlassen hatten. So wurde für unsere Allensteiner Familie diese Wiedersehensfeier mit Stunden der Besinnung und des Frohsinns zu dem Hauptereignis des Jahres.

 

Wiederum wurde das Zusammensein zu Sondertreffen benutzt. So fanden sich die Angehörigen des Landkreises Allenstein mit ihrem Kreisvertreter Otto an der Spitze, die ehemaligen Schüler und Schülerinnen der höheren Lehranstalten und zum ersten Mal auch frühere Angehörige des Sonderstabes Kirsten, der ehemaligen Festungsdienststelle Allenstein, der Kraftfahrabteilung 1 und der der III. A.R. 1 (später III. A.R. 11) zu froher Kameradschaft zusammen. Die Allensteiner Ruderer trafen sich beim Gelsenkirchener Ruderverein.

 

Unsere Heimatstube, reich angefüllt mit Allensteiner Gedenkstücken, stand allen offen. Zeitweise konnte der Raum den Strom der Besucher nicht fassen, die hier in den zahlreichen Lichtbildern ihrer Stadt, den Fotos ihrer Ehrenbürger, den anderen Erinnerungsstücken und der Dokumentensammlung ihr Allenstein wiederfanden, das sie so liebten. Hauptanziehungspunkt war das „Goldene Buch“, das der neue Stadtvertreter — nicht ermüdend — mit Erläuterungen vor den aufmerksam Lauschenden ausbreitete. Allenstein in seiner Glanzzeit stand vor uns auf.

 

Der Arbeit galten die ersten Stunden des 7. September. Die neu gewählte Stadtvertretung trat zu ihrer ersten Sitzung zusammen, nahm die Tätigkeits- und Leistungsberichte des Stadtvertreters und der Geschäftsstelle und den Kassenbericht entgegen und beschloss nach Entlastung des Vorstandes über den neuen Jahresetat und die zukünftige Arbeit. Nachdem Forstmeister z. Wv. H. L. Loeffke sich zur Wiederwahl als erster Stadtvertreter nicht mehr hatte aufstellen lassen, wurden einstimmig zum ersten und zweiten Stadtvertreter Dr. jur. Heinz-Jörn Zülch und Pfarrer Paul Kewitsch bestellt und weiterhin die Herren Kunath (Berlin-Vertreter), Kunigk, Marquardt, Reinke und Tebner (Leiter der Geschäftsstelle) in den Stadtvorstand berufen. Zum Vorsitzer der Stadtvertretung und seinem Stellvertreter wurden die Herren Widrinka und Mogk gewählt. Dem scheidenden Stadtvertreter Forstmeister z. Wv. Loeffke wurde in dankbarer Anerkennung seiner großen Leistungen die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

 

Auftakt der Feierlichkeiten war der offizielle Empfang der Stadt Gelsenkirchen, am Nachmittag des 7. September, der die Vertreter des Rates und der Verwaltung unserer Patenstadt Gelsenkirchen mit der neu gewählten Allensteiner Stadtvertretung vereinigte. Auf den Willkommensgruß von Bürgermeister Schmitt, erwiderte unser Stadtvertreter mit herzlichen Worten des Dankes, um alsdann ehrende Worte an unseren Ehrengast, Frau Margarete Worgitzki, die Gattin unseres großen Allensteiner Mitbürgers, des verewigten Max Worgitzki, zu richten. Dr. Zülch stellte die Bedeutung dieser Persönlichkeit für, unser Allenstein heraus, als Streiter für Deutschtum und deutsche Kultur und als Sieger im Abstimmungskampfe.

 

Höhepunkt des mit schlichter Festlichkeit durchgeführten Treffens war am Sonntagmittag nach den Gottesdiensten beider Konfessionen, die Treuekundgebung im großen Saal des Hans-Sachs-Hauses. Hier stellte sich unser neuer Stadtvertreter Dr. Zülch, Sohn des früheren Oberbürgermeisters Georg Zülch, seinen Landsleuten vor. Den Bericht über die „Odyssee" des Goldenen Buches der Stadt Allenstein, das — dem Zugriff der Russen in letzter Stunde entzogen — nach fünfjährigem Verschollen-sein, wieder in die Hände der Allensteiner gelangt ist, stellte er gewissermaßen als Gleichnis in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. „Dieses kleine Ereignis“, so fuhr unser Stadtvertreter fort „mag es im Rahmen des großen Geschehens unserer Tage auch noch so unbedeutend sein, soll dazu beitragen, uns in der Gewissheit zu bestärken, dass über uns ein Herrgott waltet, der auch uns Allensteiner einmal nach langer hoffnungsloser Irrfahrt zurückführen wird, dorthin, wohin wir gehören, in unsere Heimat!"

 

Für die Rückgewinnung des deutschen Ostens und damit auch unserer Heimatstadt Allenstein immer und überall einzutreten, versprach Bürgermeister Schmitt in seiner Begrüßungsansprache, in der er das Recht auf die Heimat betonte und die Hilfsbereitschaft der Stadt Gelsenkirchen als einen brüderlichen Akt herausstellte.

 

Nachdem Pfarrer Kewitsch die Allensteiner Spätheimkehrer besonders herzlich begrüßt hatte, gestaltete er die anschließende Totenehrung zu einem tiefen und ergreifenden Erlebnis. Sein Ruf, nie der Toten und des furchtbaren Leides zu vergessen mündete ein in das unwandelbare Bekenntnis zur Heimat. Das ehrende Andenken an die zahllosen Opfer fand seine Weihe durch das Lied vom guten Kameraden.

 

Referent Backhausen vom Arbeits- und Sozialministerium Düsseldorf sprach als Hauptredner der Kundgebung zum Thema „Das Vertriebenenproblem heute“. Seine Ausführungen — von ihm, wie er betonte, als Rheinländer und aus der Sicht der Einheimischen gebracht — fanden wegen ihrer Offenheit und Klarheit und wegen des großen Verständnisses für das Wesentliche dieses schwierigen Fragenkreises bei allen wärmstes Gehör. Die Entscheidung über den deutschen Lebensraum im Osten fällt, so führte der Redner u. a. aus, bereits in unseren Klassenzimmern und in unseren Hochschulen. Daher solle man sich vornehmlich der Jugend, insbesondere der spätausgesiedelten Kinder, annehmen und sie bewusst in diesem Sinne erziehen, so dass sie dereinst befähigt seien, dem Rufe der östlichen Heimat zu folgen. Herr Backhausen schloss sein eindrucksvolles Referat mit der Mahnung, dass nur durch das Zusammenstehen der Einheimischen und der Vertriebenen uns dereinst die Heimkehr in unsere Heimat ermöglicht werden könne.

 

Der gemeinsame Gesang unseres Ostpreußenliedes „Land der dunklen Wälder" fasste noch einmal alle Herzen und Gefühle zusammen im Gedenken an die unvergessliche Heimat, an, unser Allenstein.

 

Im Anschluss an diese Hauptkundgebung vereinten Frohsinn und Tanz bis spät in den Abend hinein die Teilnehmer, die angefüllt mit schönen Erinnerungen und dem Gefühl des aufrichtigen Dankes für die erwiesene herzliche Gastfreundschaft ihrer Patenstadt Gelsenkirchen verließen.

 

Seite 6   Marx und das Osterzeugnis

Glück und Elend der Hamburger Studentengruppe

Wie viele Mitglieder die ostpreußische Studentengruppe in Hamburg in ihren Reihen hat? Es mag in den Sternen stehen, in irgendwelchen Karteien steht es jedenfalls nicht. Denn die Hamburger Ostpreußen — unter ihnen auch zwei ostpreußisch gesinnte Hamburgerinnen — legen Wert darauf, ihre Gruppe möglichst unbürokratisch aufzuziehen. Das ist einer der unumstößlichen Grundsätze, die bei der Gründung der „Akademischen Vereinigung Ordensland" zwar nicht in der Satzung niedergeschrieben wurden, aber dafür umso fester in der Vorstellung der Mitglieder verankert sind. Wenn sich der leiseste Ton einschliche, der an eine Studentenkorporation vergangenen Stils erinnern sollte, — ich möchte nicht sehen, wie viele Austritte die Hochschulgruppe zu verzeichnen hätte

 

Die akademische Freiheit

Doch auch diese Freiheit hat eine beängstigende Kehrseite. Da die Hamburger Gruppe zum größeren Teil aus Studentinnen besteht, hat sich bei den wöchentlichen Zusammenkünften eine wesentliche Verlängerung der als akademisches Viertel bekannten viertelstündlichen Verspätung eingebürgert. In Hamburg kann getrost von einem akademischen Dreiviertel die Rede sein — bisweilen wenigstens. Da die Gruppe die akademische Freiheit in ihr Banner geschrieben hat, gelang es bisher auch noch nicht, einmal sämtliche Mitglieder an einem Abend vereint zu sehen. Es ist durchaus denkbar, dass sich bei einer spanischen Ferienreise im Schatten der Alhambra zwei deutsche Studenten begegnen und in einem längeren Gespräch bemerken, dass sie beide zur „Akademischen Vereinigung Ordensland" gehören, die höchstens, also nun schon wirklich höchstens dreißig Mitglieder hat.

 

Ein anderes Phänomen ist ebenfalls des Bemerkens wert. Die Veranstaltungen der Studentengruppen werden regelmäßig im Ostpreußenblatt unter den Veröffentlichungen über die Landesgruppe Hamburg bekanntgegeben (alle anderen ostpreußischen Hochschulgruppen haben übrigens ebenfalls diese Möglichkeit). Ein Student aus einer anderen Stadt der Bundesrepublik, der daraufhin eine Zusammenkunft in Hamburg besuchen möchte, mag sich in der Tür verwundert die Augen reiben, er sieht den Raum auch dann noch gefüllt von älteren Damen und gesetzten Herren. Nun, dann ist er mit Sicherheit in eine der Dichterlesungen oder Lichtbildervorträge geraten, die auf dem Programm der Ordenslandgruppe stehen. Denn Abende über politische Themen, die bei der Gestaltung des Programms durchaus den Vordergrund bilden, pflegen die älteren ostpreußischen Akademiker und Gönner der Studentengruppe ängstlich zu vermeiden.

 

Arbeitsgruppe oder Teestündchen?

Von Beginn an rangen zwei extreme Richtungen in der Hamburger Gruppe um die Oberhand. Die eine wollte das Programm lediglich im Sinne einer politischen Arbeitsgemeinschaft gestalten, während die andere den Charakter des Vereins in der Pflege der Geselligkeit und der Bewahrung des Brauchtums sah. Auch hier lag wieder einmal die Wahrheit, also das wahre Programm, in der Mitte. Und wie sich am letzten Abend des Sommersemesters herausstellte, zur Zufriedenheit fast aller Mitglieder.

 

So kam es, dass der Rahmen der Veranstaltungen weit gespannt war, von beachtenswerten Vorträgen über die Entwicklung des Marxismus zum Leninismus bis zu einer Lesung aus den Werken der in Hamburg lebenden ostpreußischen Schriftstellerin Gertrud Papendick mit der reizenden Skizze über das Osterzeugnis. Dazwischen lag eine Vortragsreihe über die deutsch-polnischen Beziehungen. Walter Görlitz von der Redaktion der „Welt" gab in einem Vortrag über die Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen bis Kriegsbeginn 1939 einen knappen und in seiner Nüchternheit durchaus packenden Abriss über die jahrhundertelange Begegnung Deutschlands mit Polen. Mit Vorträgen über die Entstehung der Oder-Neiße-Linie und über die gegenwärtigen Probleme des deutsch-polnischen Verhältnisses wurde die Reihe fortgeführt. Ein Farblichtbildervortrag über die Kurische Nehrung und ein Vortrag von Hubert Koch, dem schleswig-holsteinischen Freund Ostpreußens! über „Der Väter Land" vermittelten ein eindringliches Bild der Eigenart und Schönheit Ostpreußens. Die Hamburger Hochschulgruppe weiß also durchaus, ihre Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Möge ihr das auch in den nächsten Semestern gelingen.

 

Seite 6   „Kamerad, ich rufe dich!“

Treffen der ehemaligen 61. ID. Das erste Treffen der Traditionsgemeinschaften wird am 28. und 29. September im Restaurant Deutzer Hof in Düsseldorf, Bachstraße 1, stattfinden; Beginn um 17 Uhr. Auskunft über die Verkehrsverbindungen erteilt der Verkehrsverein im Hauptbahnhof Düsseldorf.

 

Kameradschaft I.R. 43. Das Haupttreffen der Kameradschaft des ehemaligen Infanterie-Regiments 43 (Standort Insterburg und Tilsit), wird am 5. Und 6. Oktober in Solingen-Ohligs, Hotel zur Krone, Düsseldorfer Straße 8, stattfinden. Der Tagungsort ist zu erreichen mit der Bundesbahn bis Bahnhof Solingen-Ohligs, (Hotel zur Krone 50 Meter vom Bahnhof entfernt); für Kraftfahrer, die aus dem Norden kommen, Autobahnausfahrt Hilden (Rheinl.), für aus dem Süden kommende, Autobahnausfahrt Langenfeld (Rheinl.). Anmeldungen mit oder ohne Quartierwünsche (Hotel) bitte bis spätestens 28. September zu richten an: Gerhard Zerulla, Solingen-Wald, Altenhofer Straße 157.

 

Allensteiner Kavalleristen, Offiziere des Dragoner-Regiments Königs Albert von Sachsen (Ostpreußen) Nr. 10 und des Kavallerie-Regiments Nr. 4 und ihre Angehörigen werden am 5. und 6. Oktober in Marburg im Kurhotel ihr diesjähriges Wiedersehen begehen. — Auskunft erteilt Rudolf Plock-Sechserben, Obernburg über Korbach, Bez. Kassel.

 

Der Kameradschaftsbund der ehemaligen Einheiten der 60. ID (mot) wird im Zusammenwirken mit dem Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes für die Angehörigen der 60. ID (mot) und der aus ihr hervorgegangenen Verbände (u. a. Panzergrenadiers-Division FHH und Panzerbrigade 110) am 26. und 27. Oktober ein Kameradschaftstreffen im Lokal „Freischütz" in Schwerte an der Ruhr durchführen. Auskunft erteilt Hans Schilling, Dortmund, Kronprinzenstraße 104, Telefon 4 02 51 oder 2 70 24.

 

Ehemalige 2. Reiter: Treffen am 5. Oktober, 20 Uhr, Hotel zur Post in Hannover. Auskunft erteilt A. Plewe, Hannover, Wiesenstraße 43 II.

 

Für Todeserklärungen

Gustav Greifenhagen, Kaufmann, geb. 07.04.1871 in Gr.-Brunau, Kreis Marienwerder. Margarete Greifenhagen, geb. Spuhrmann, Ehefrau, geb. 15.02.1873 in Königsberg und Gerda Greifenhagen, Lehrerin, geb. 09.01.1903 in Königsberg, alle zuletzt in Königsberg, Lobeckstraße 4 a, wohnhaft gewesen und seit Februar 1945 vermisst. Es werden Zeugen gesucht, die Tod bestätigen bzw. etwas über den Verbleib der Verschollenen aussagen können.

 

Emma Steppat, geb. 03.05.1902 in Gumbinnen, Postbeamtenwitwe, letzter Wohnsitz: Gumbinnen, vermisst seit Februar 1945 in Königsberg. Es werden Zeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen, bzw. etwas über ihren Verbleib aussagen können.

 

Franz Framke, geboren am 30.09.1895 in Caspershöfen, Kreis Samland, Eisenbahnbeamter. Letzter Wohnort: Bludau, Kreis Samland. Er war im Juni 1945 mit Lademeister, Narloch nach Ostpreußen zurückgegangen und ist seitdem verschollen. Es werden Zeugen gesucht, die seinen Tod bestätigen bzw. über seinen Verbleib etwas sagen können.

 

Emil Otto Willuhn, geboren am 14.10.1908, zuletzt wohnhaft in Königsberg, Schindekopstraße 21. Letzte Nachricht Ende Januar 1945 aus Landsberg an der Warthe. Es werden Zeugen gesucht, die seinen Tod bestätigen bzw. über seinen Verbleib etwas aussagen können.

 

Arthur Bergis und seine Ehefrau Anna Bergis, geb. Beitler, aus Königsberg, Preyler Weg 13, nach der Ausbombung Gluckstraße wohnhaft, werden vermisst. Herr Bergis soll im Herbst 1945 und Frau Bergis im Frühjahr 1946 in Königsberg verstorben sein. Es werden Zeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen bzw. über ihren Verbleib etwas aussagen können.

 

Franz Braunfisch, geboren am 15.09.1897, aus Worplack, Kreis Rößel, Bauer, wurde Ende Januar 1945 von den Russen aus einem Sammellager abgeholt und wird seitdem vermisst. Es werden Zeugen gesucht, die seinen Tod bestätigen bzw. über seinen Verbleib etwas aussagen können.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke

 

Seite 7   Stellenangebote, Stellengesuche, Bekanntschaften, Unterricht, Werbung, Verschiedenes

 

Seite 8   Familienanzeigen

Die glückliche Geburt ihrer Tochter Susanne geben bekannt: Landwirt Fritz Schwitz, Bassersdorf, Kanton Zürich, Schweiz und Frau Marianne Schwitz, geb. Taukel, Früher Allenstein, Ostpreußen, Hohensteiner Straße 35. 29. August 1957

 

Kai-Joachim, geboren am 6. September 1957. In großer Dankbarkeit zeigen wir die Geburt unseres vierten Kindes an. Ehrengard Hoenck, geb. Hagen, Hof Dengelsberg, Kreis Rendsburg. Eberhard Hoenck, früher Numeiten, Kreis Angerburg.

 

Die glückliche Geburt unseres Stammhalters Ulrich, zeigen wir in großer Freude und Dankbarkeit an. Anneliese Knabe, geb. Kügler und Ernst Knabe. Früher Haarschen, Ostpreußen, Kreis Angerburg. Harsum, St.-Hellwig-Straße 2, den 31. August 1957 bei Hildesheim.

 

Dorothea. Die Geburt einer gesunden Tochter geben bekannt. Irene Janofske, geb. Epha und Joachim Janofske. Frankfurt am Main-Höchst, Gebeschusstraße 21, den 20. August 1957.

 

Wir haben uns verlobt. Rosemarie Schlesiger, H.D.I. Massen-Unna, Westf. Früher Heinrikau, Kreis Braunsberg und Rudolf Felske, Castop-Rauxel. Früher Friedeberg (Neumark. 8. September 1957.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Dr. Hans Günther Zempelin, Wuppertal-Elberfeld, Katernberger Straße 87. Liselotte Zempelin, geb. Boden, Bad Godesberg, Kolumbusring 3. Früher Gr.-Gardienen/Neidenburg, Lötzen, Allenstein. 14. September 1957

 

Als Vermählte grüßen: Klaus Hamann und Hildegard Hamann, geb. Lycsewski. Fresch-Luneberg, Kreis Wesermünde. Früher Rosenheide, Kreis Lyck.

 

Die Vermählung meiner Tochter, Elisabeth Bartlewski mit Herrn Glasermeister, Hans Zimmermann, gebe ich hiermit bekannt. Frau Josefine Dost. Blumberg, Baden, Fützen Nr. 7. Früher Wartenburg, Kreis Allenstein, Kirchstr. 13, den 17. August 1957

 

Als Vermählte grüßen: Hans Zimmermann, Glasermeister mit Frau Elisabeth Zimmermann, geb. Bartlewski, Blumberg, Baden, den 17. August 1957.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Hugo Grubert, Argendorf, Kreis Elchniederung, Ostpreußen. Johanna Grubert, verw. Wedmann, geb. Rosner, Michalow, Kreis Shernewice, Warthegau. Osterholf 20, Kreis Fallingbostel (Han.). Juni 1957.

 

Als Vermählte grüßen: Horst Kröske, früher Gahlen, Ostpreußen und Frau Frieda Kröske, geb. Hildebrandt, früher Arnshagen, Pommern. Witten, den 23. August 1957.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Günther Maaß, Dr. med., Hamburg 33, Habichtplatz 8 mit Ursula Maaß, geb. Prager, Lübeck, Ratzeburger Allee 88 a, früher Tzullkinnen, Kreis Gumbinnen. Lübeck, 21. September 1957.

 

Wir haben uns vermählt: Werner Bressem, Villingen/Schwarzwald, Bahnhofstraße 12, früher Uderwangen, Ostpreußen, Kreis Pr.-Eylau mit Ingeborg Bressem, geb. Seidel, im September 1957.

 

Wir haben uns vermählt: Hans Bressem, Villingen/Schwarzwald, Forienweg 3, früher Uderwangen, Ostpreußen, Kreis Pr.-Eylau mit Maria Bressem, geb. Blust, im September 1957.

 

Am 21. September 1957, feiern unsere lieben Eltern, Gustav Ausländer und Frau Johanne Ausländer, geb. Kriesch, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es bitten weiterhin um Gottes Segen, die dankbaren Kinder. Tolksdorf, Kreis Rastenburg, Ostpreußen, jetzt Wittlage 78, Bezirk Osnabrück.

 

Am 21. September 1957 feiern unsere lieben Eltern, Max Kehl und Frau Emma Kehl, geb. Gehrmann, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es bitten weiterhin um Gottes Segen, die dankbaren Kinder. Lindenthal bei Gr.-Lindenau, Kreis Samland, Ostpreußen, jetzt Düsseldorf-Wersten, Scheideweg 27

 

Am 24. September 1957 feiern unsere lieben Eltern, Theodor Schlegel und Frau Helene Schlegel, geb. Austen, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es bitten weiterhin um Gottes Segen, die dankbaren Kinder und Enkelkinder. M.-Gladbach, Sebastianstraße 2 d. Früher Blankensee, Kreis Heilsberg.

 

Allen Freunden und Bekannten, die in heimatlicher Verbundenheit so zahlreich unserer Goldenen Hochzeit gedachten, vielen herzlichen Dank. Emil Wach und Frau. Sulzbach-Rosbg. (Opf.), Luitpoldplatz 14

 

Anlässlich unserer Goldenen Hochzeit sind uns so viele Glückwünsche eingegangen, dass es uns nicht möglich ist, jedem einzeln zu danken. Wir möchten auf diesem Wege allen, die unser gedachten, unseren herzlichen Dank sagen. Gottfried Marx und Frau. Hannover-Linden, Weberstr. 28. Früher Quittainen über Pr.-Holland.

 

Angerapper freut Euch mit uns! Unsere Eltern, Fleischermeister Fritz Hofer und Frau Martha Hofer, geb. Harpain feiern am 4. Oktober 1957 ihre Goldene Hochzeit in der sowj bes. Zone. Für alle Familienangehörige: Fritz Hofer jun., Schorndorf, Württemberg.

 

Für die uns anlässlich unserer Goldenen Hochzeit gesandten Glückwünsche und Aufmerksamkeiten, sagen wir hiermit allen Verwandten und Bekannten herzlichsten Dank. Hugo Krahmer und Frau. Ahrensburg, Holstein, Fannyhöh-Feierabendhaus. Früher Tilsit, Landwehrstraße 45.

 

Am 21. September 1957 feiern unsere lieben Eltern, Max Kinsky und Frau Minna Kinsky, geb. Kischkat, ihren 40-jährigen Hochzeitstag. Es gratulieren herzlichst die dankbaren Kinder, Erika Deuser, geb.Kinsky. HubertDeuser. Christel Basting, geb. Kinsky. Heinz Basting. Edith Linn, geb. Kinsky. Werner Linn. Gisela Nadler, geb. Kinsky. Heinrich Nadler und die Enkelkinder, Angelika, Clemens und Helga. Früher Kawernicken, Kreis Wehlau. Jetzt Sauerlach 5 b, München.

 

Am 24. September 1957 feiert mein lieber Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater und Opa, Richard Samel, früher Tilsit, Memelhang 57, jetzt Bremen, Huder Straße 53, seinen 80 Geburtstag. Es gratulieren, herzlichst und wünschen weiterhin gute Gesundheit, seine Frau, Kinder und Enkelkinder.

 

Ihren 40. Hochzeitstag feiern am 24. September 1957, Ernst Trosien und Frau Maria Trosien, geb. Kantimm. Früher Königsberg Pr.-Juditten, Brünneckallee 15, jetzt Glücksburg (Ostsee), Flensburger Straße 6. Es gratulieren herzlich und bitten weiterhin um Gottes Segen, die dankbaren Kinder, Irmgard Trosien. Elsa Schappler, geb. Trosien. Erwin Schappler. Gabriele, als Enkelkind und alle Verwandten.

 

Für die uns anlässlich unseres 30-jährigen Ehejubiläums in so zahlreichem Maße erwiesenen liebevollen Aufmerksamkeiten, sagen wir allen lieben Verwandten, Freunden, Kollegen und Bekannten, vorerst hiermit unseren allerherzlichsten, mit vielen lieben Grüßen, verbundenen Dank. Hauptlehrer i. R., Hans Kleist und Frau Hedwig Kleist geb. Heylandt. München 5, Westermühle 6 I, den 12. September 1957

 

Zum 75. Geburtstag, am 28. September 1957, unserer lieben Schwester, Anna Kerrinnes, geb. Flottrong, aus Insterburg, Jordanstr. 6, jetzt Hamburg-Sasel, Dweerblöcken 69, gratulieren herzlichst ihre Geschwister, Heinriette, Helene und Eduard.

 

Am 26. September 1957 hat unser lieber Vater, Otto Balzer, früher Hochsee, Kreis Angerburg, Ostpreußen, jetzt Sehönwalde über Eutin, Holstein, seinen 70 Geburtstag. Es gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin beste Gesundheit, die Söhne, Otto Balzer und Ernst Balzer mit Familie, Kirchheim a. Teck, Württemberg. Die Totcher, Gertrud Sch??ler (unlesbar), geb. Balzer, mit Familie, Schönwalde über Eutin.

 

Am 21. September 1957 feiert unsere liebe Mutter und Oma, Edidt Piepereit, geb. Werner, früher Königsberg Pr. Jetzt Berlin-Grunewald, Rintelner Straße 6, ihren 41. Geburtstag. Hierzu gratulieren ihr herzlich ihre Kinder, Hansjürgen, Herdith und Eckhard sowie Enkelkind Detlev.

 

Für die zahlreichen Glückwünsche zu meinem 80. Geburtstag, sage ich allen Freunden und Bekannten hiermit meinen herzlichsten Dank. Oskar Berger. Berlin SW 29, Freiligrathstraße 8

 

Nach langer Krankheit verschied am 6. September 1957, unsere liebe Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Auguste Bahr, im 76. Lebensjahre. Im Namen aller Verwandten: Anna Schirmacher, geb. Bahr. Veerssen bei Uelzen, Holdenstedter Straße 27. Früher Bergling bei Waltersdorf, Kreis Mohrungen, Ostpreußen.

 

Fern ihrer geliebten Heimat, entschlief nach einem arbeitsreichen und hilfsbereiten Leben, nach langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, für uns doch unerwartet, meine liebe Frau, unsere herzensgute Mutti, Schwester, Schwägerin und Tante, Rosa Schulz, beb. Werber, am 7. September 1957, im Alter von 54 Jahren. In stiller Trauer: Paul Schulz. Werner Schulz und Gretchen Hente. Fritz Werber. Paul Werber. Anneliese Werber. Ernst Schulz. Emmy Hente und alle Angehörigen.Früher Krausendorf/Rastenburg, zuletzt Ostseebad Cranz, Ostpreußen, Willi-Hölger-Straße 7, jetzt Hamburg-Altona, Hahnenkamp 8.

 

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Seite 9   Kirche auf der Reeperbahn.

Der Provinzialjugendpfarrer von Ostpreußen antwortet.

Foto: Auf dem Bunker in der Reeperbahn leuchten Fackelträger den Posaunenbläsern. Von diesem steinernen Podium aus ergeht die Aufforderung an die Zuhörer, sich an der Diskussion zu beteiligen.

 

Foto: „Zu dem, der nicht in die Kirche geht, muss eben die Kirche kommen!“ Pfarrer Professor Engelbrecht spricht.

 

Foto: Eine Frau spricht von ihrer seelischen Not …

 

Foto: Kann er, der Pfarrer, gerade mir etwas sagen? Aufnahme: Grabow.

 

„Auf der Reeperbahn …“ In kessen Schlagern und in auf Ahoi getakelten Seemannssongs wird diese Amüsierstraße des Hamburger Stadtviertels St. Pauli besungen und gefeiert. Tanzbars und- Kömkneipen, Varietés, Kabaretts, Kinos, Schießbuden und Würstchenstuben reihen sich dort Haus an Haus. Gleißende Lichtreklamen und knallige Plakate mit derb angepriesenen Halbnacktheiten sollen Gäste in die Lokale locken. Hier lassen die Besatzungen der im Hafen liegenden Schiffe einen beträchtlichen Teil ihrer Heuer, und der Besucher aus der Provinz, der gerne etwas „erleben" möchte, wird kräftig gerupft. Auf Anschluss bedachte und in dieser Übung bewanderte Mädchen wissen schon, wie man tölpelhafte Gimpel ausnimmt. Doch unter Verhärteten und Abgestumpften bewegen sich auch Menschen, wie sie überall zu finden sind: Verführte, Enttäuschte, Gestrauchelte, Gleichgültige, — Menschen, von denen mancher dankbar ist für ein teilnehmendes Wort und ein wenig Verständnis.

 

 

In den Tanzlokalen hämmert das Schlagzeug der Jazzbands, Walzerschnulzen wimmern aus funkelnden Musikboxen, und irgendwo grölen Betrunkene. Da erschallt von der Straße her plötzlich eine andere Musik, ein Posaunenchoral. Die Bläser sind junge Arbeiter, kaufmännische Angestellte, Handwerker, die nach der Arbeit des Tages nun mit ihren Instrumenten hierhergekommen sind. Sie gehören wie die Jungen, die die mitgebrachten Fackeln anzünden, dem Evangelischen Jungmännerverein an.

 

Im Fackellicht liest man auf einem ausgespannten Transparent „Das Gespräch des Monats“. Nach und nach sammeln sich einige hundert Menschen an. Junge Leute sind darunter, die ihr Mädchen untergefasst halten, Männer, die — von der Arbeit kommend — ihr Handwerkszeug in einer Leinentasche tragen, solide Ehepaare, verhärmte Frauen, Kaugummi malmende Jünglinge mit engen Hosenröhren.

 

Der Betonklotz eines früheren Luftschutzbunkers dient als Kanzel und Podium. Von dort oben wird der einzelne aus dieser durch Neugierde und Zufall entstandenen, recht buntscheckigen Gemeinde nach einer kurzen Ansprache aufgerufen, Fragen zu stellen und Zweifel zu äußern. „Wie fängt man ein neues Leben an?“, so lautet das Thema des Abends.

 

Die Fragesteller melden sich sofort, sie sind nicht zage: „Kann man heute überhaupt als Christ leben?“, „Wie ist das mit der Ehrlichkeit und der Steuererklärung?“, meint ein Kaufmann. „Mich schmeißt der Chef raus, wenn ich seine schrägen Touren nicht mitmache!“, schreit einer, und er ereifert sich über die unwürdige Abhängigkeit mancher Angestellten. „Wie ist das mit dem fünften Gebot und dem Wehrdienst?“, — hier antwortet ein Gefreiter der Bundeswehr aus der Menge, er spricht von dem Recht und der Pflicht zur Verteidigung. Der Appell einer Engländerin, die die Erinnerung an die Schrecken des Luftkrieges beschwört, wird übersetzt. Eine Frau, die sich in der großen Stadt einsam fühlt, klagt ihre Verlassenheit. Ein junger Mann, dessen Ehefrau sich das Leben nahm, fragt: „Wie kann Gott Krieg, Böses und Elend überhaupt zulassen?

 

Auf alle Fragen antwortet ein schlanker Herr im grauen Anzug, der dort oben auf dem Bunker steht. Seine Haltung ist gestrafft wie, etwa die eines Tennisspielers, der den schnellen Ball erwartet. Die Antwort wird in einer klaren, jedem verständlichen Sprache gegeben. Die Stimme dieses Geistlichen haben viele Landsleute früher im Königsberger Rundfunk gehört; es spricht hier Pfarrer Professor Erich Engelbrecht. Er ist Ostpreuße in Rauschken (Kreis Osterode) wurde er geboren. Aus seiner ersten Pfarrstelle in Graudenz wies ihn die polnische Regierung nach dem Ersten Weltkriege aus. Er amtierte dann in Manchenguth und in Elbing. Von dort berief ihn Generalsuperintendent D. Gennrich nach Königsberg; er setzte ihn als Provinzialjugendpfarrer ein. An der Albertus-Universität wirkte er als Ordentlicher Professor für praktische Theologie. Gemeinsam mit seinen Studenten bereitete er die täglichen Andachten im Rundfunk vor; abwechselnd mit Pfarrer Werner von der Tragheimer Kirche — der mit der „Steuben" untergegangen ist — hielt er die Sonntagsandachten. Der Vater von Professor Engelbrecht versah nach seiner Vertreibung aus Dirschau 1920 das Amt des Superintendenten von Pr.-Holland, die Mutter war eine Schwester des Königsberger Stadtsuperintendenten Viktor Laudin. Die Eltern blieben 1945 in Königsberg und starben in der Heimat. Die Gattin von Professor Engelbrecht, geb. Hellgren, aus Kämmershöfen (Kreis Heiligenbeil) hat ihrem Mann neun Kinder geschenkt; der älteste Sohn fiel als junger Soldat. Auch Professor Engelbrecht war den ganzen Krieg über Soldat; heute amtiert er als Pastor an der Hamburger Matthäuskirche.

 

Gereift im Leben, vertraut mit den Ängsten und Nöten und Begierden des Menschen, weiß der 62-jährige Geistliche, wie es um manchen der Mitbrüder steht. Die Zuhörer blicken zunächst belustigt oder gar spöttisch, aber dann bekommen sie allmählich einen warmen Glanz. Gebannt hören die Versammelten, was ihnen verkündet wird; als der Posaunenchor den Choral „Nun danket alle Gott . . .“ anstimmt, singen sie alle mit.

 

Die Diskussionen auf der Reeperbahn sind jedoch nur Anknüpfungspunkte. Für alle, die Hilfe und Rat suchen, die von ihren Sorgen und Nöten sprechen wollen, halten sich christliche Freunde im Haus der Begegnung des Evangelischen Männerwerkes bereit. Ein Omnibus bringt diejenigen, die das begonnene Gespräch fortsetzen wollen, in dieses Haus in der Feldbrunnenstraße 29.

 

Was in diesem Hause gesprochen wird, gehört dem privaten Bereich an. Die Befangenheit löst sich, die Beklommenheit weicht. Keiner erhebt sich hier über den anderen, jeder wird angehört, und Heilmittel sind tröstender Zuspruch und ernste Gewissenserforschung. Manch einer der seit Jahren schon nicht mehr in eine Kirche gegangen ist, findet hier wieder einen festen Lebensgrund.

 

Ein breitschultriger Mann in blauer Schifferjoppe und offenem buntem Hemd steht auf und sagt: „Vor sechs Wochen kam ich, auch dazu, als auf der Reeperbahn gepredigt wurde. Na — dachte ich, gehst mal mit. Warm wird's ja sein, einen Topp Tee kriegst du auch, vielleicht kannst du von den christlichen Brüdern noch einen Zehnmarkschein rausholen. Ich schäm mich gar nicht, zu sagen was ich dachte. Abel was ich hier hörte, war mir neu, und das hat mich getroffen. Ich habe dann gleich Arbeit gesucht und auch bekommen. Leute, die jetzt verreist sind, haben mir sogar ihren Wohnungsschlüssel anvertraut. Vertrauen haben die Menschen wieder zu mir, und die Tage sind mir wieder froh …“

 

Wenn nur einer unter hundert sich aufgerufen fühlt, dann hat ein solcher Abend gelohnt, ganz unberührt wird niemand davongehen — Das nächste Gespräch auf der Reeperbahn mit der anschließenden Aussprache im Haus der Begegnung wird am 4. Oktober von 19 bis 20 Uhr stattfinden.

 

Seite 9   Wo der Strom stiller wird

Das erste Kapitel eines Romans, der unvollendet geblieben ist

Von Hermann Sudermann

1. Fortsetzung und Schluss

 

Und als alles bereit stand, schlich sie wieder hinaus.

 

„Na, was sagste nu?“, fragte der Onkel, der ihr in schweigendem Wohlgefallen zugeschaut hatte.

 

„Wirst sie anerkennen?“, fragte Lux zurück.

 

„Ich sagt' dir doch schon: pater Semper incertus. Das Biest, die Alte, hat sich mit wer weiß wem abgegeben ihr Leben lang. Und oann müsst' ich auch all die andern anerkennen, die inzwischen 'rangewachsen sind. Das könnt' 'n schönen Übermut geben. Aber verwöhnen tu ich sie doch. Wenn ich nach Heydekrug fahr, bring' ich ihr immer Bonbonchen mit, und als sie eingesegnet wurde, hab' ich ihr 'n goldnes Kreuzchen geschenkt. Darum beneidet sie die ganze Jungmädchenschaft in der Runde. Nei, Kerlchen, Sentimentalitäten gibt es hier nich. Und aufgefressen wird man schon so“.

 

Eva brachte die Suppe, die schöne, süße Blaubeersuppe, die Lux von alters her kannte. Wenn er in Ferien gekommen war, hatte sie ihm allzeit entgegengeduftet.

 

„Na, Eva, freust dich gar nicht?“, fragte der Onkel, sie auf die Backe klopfend.

 

Da warf sie dem Heimgekehrten den ersten Blick zu, einen zutraulichen Kinderblick voll vergnügten Wiedererkennens aus blauverschleierten, plötzlich auflachenden Augen.

 

Und dann kam der „Schmantschinken“, in Butter und dicker Sahne gebraten, die ländliche Mahlzeit, wenn Gäste plötzlich hereinschneien.

 

„Nu erzähl!“, sagte der Onkel, als Eva abgeräumt hatte. „Erzähl, was du erzählen kannst, und lüg mich bloß soweit an, als unbedingt nötig ist, um deine Herrlichkeit leuchten zu lassen“.

 

„Weißt, Onkel“, erwiderte Lux mit verlegenem Schmunzeln, „ich hab' mir ja allerhand Märchen ausgedacht — für dich und für die andern. Aber wie ich dir jetzt gegenübersitz, ich weiß nicht, ob sie standhalten werden“.

 

„Na, dann halt lieber die Schnauze“, lachte jener. „Bei mir verfängt sowas nich. Und was die andern betrifft, da sei hübsch vorsichtig. Je mehr du dich in Geheimnisse hüllst, desto höher wirst du in Geltung stehen. Während, wenn du das Maul sehr voll nimmst, dann glauben sie dir schließlich auch das nich, was du wirklich erlebt hast. — Bloß eine Frage möcht' ich wohl an dich tun: hast du viel Geld in der Fuppe? Nich meinetwegen. Wenn ich auch alles verjucht hab und nich weiß, wie ich die Zinsen am nächsten Quartalsersten zahlen soll, dich anbetteln — nei, das macht mir keinen Spaß. Aber die andern! Auf die kommt es an. Sehen sie, dass du mit den blanken Talern um dich streust, dann bist du wer, dann hast du gewonnenes Spiel, dann kannst du auch im Schwindeln was wagen. Also nu Farbe bekannt: hast du 'n Vermögen gemacht, oder is dein Auftreten mit Kleidung und Koffern bloß Blendwerk der Hölle?"

 

Der Heimkehrende kaute an seiner Oberlippe. „Zieh einem doch nicht gleich die Gedärme aus dem Leibe“, klagte er dann. „Bei mir ging's wie die Lawine — bald rauf, bald runter. Mal hatt' ich Geld wie Heu, mal langte es nicht, das Nachtlager zu berappen. Jetzt war ich gerad obenauf. Im Feldzug gegen die Türken war'n hübscher Batzen an mir hängen geblieben —„

 

„Hast du den Feldzug denn mitgemacht?"

 

Ja. Sozusagen. Aber ziemlich weit hinten. Dort, wo die Verpflegungskolonnen hinterherziehen. Da hatt' ich 'ne Stellung bei einem Proviant-Kommissar“.

 

„Schöner Titel! Warum warst du nich so 'n Proviant-Kommissar selber?"

 

„Kannst ebenso gut fragen, Onkel: „Warum warst du nich der Zar selber?"

 

„Schöner Titel! Ausgezeichneter Titel! Bei uns kennt man ihn nich. Na, wie wär's, wenn wir dich nachträglich zum kaiserlich-russischen Proviant-Kommissar ernennen täten? Das würde Effekt machen. Daraufhin hätt'st du Kredit und ich mit“.

 

Und beide lachten so diebisch vergnügt, wie nur die abgefeimtesten Spitzbuben lachen können.

 

„Aber nu erzähl weiter, mein Sohn! Wie war das mit dem hübschen Batzen, von dem du sprachst? Wo is er geblieben? Zeig mal vor, was du noch hast“.

 

„Ach Gott, Onkel! Ich hatt' mir doch so schöne Sachen ausgedacht für zu Hause. Von Riesenlieferungen an Vieh und Getreide. Von diplomatischen Sendungen nach Bukarest und nach Wien. Von verleumderischen Anklagen und Kerker. Und wie ich gerettet wurde durch eine vornehme Dame, die für meine Unschuld die Hand ins Feuer legte. — Das soll nu alles umsonst gewesen sein? Schade!"

 

„Aber wieso denn? Aber gar nich. Bloß jedes zu seiner Zeit. Am Kneiptisch bei Kolderweg oder bei der schönen Luise gibt das die köstlichsten Jagdgeschichten. Nur immer hübsch vorsichtig, tropfenweise sozusagen, bis sie an dein Latein gewöhnt sind. Und die vornehme Dame, die sparst du dir auf, bis du auf Brautschau gehst. — Wie sagt Desdemona: „Ich liebte ihn, weil er Gefahr bestand!“ Ja woll. Aber nich abschweifen. Zum nervus rerum zurück!"

 

„Ja, Onkel, was soll ich viel sagen? Schummeln tat jeder. Vom Minister bis zum Fußknecht. Zuerst der Adjunkt, der die Lizenzen vergab. Dann selbstverständlich der Chef selber, der in zwei Jahren ein vielfacher Millionär wurde, dann der Rendant, dann der kaufmännische Aufseher, der mitging, und so einer war ich, denn dafür nehmen sie gern uns Deutsche, weil wir verhältnismäßig die ehrlichsten sind, — dann endlich der Furagemeister, der die Sendungen abnahm und darüber quittierte. Was dann noch übrig blieb, das kriegten erst die Soldaten oder die Gäule“.

 

„Merkwürdig, dass überhaupt noch was übrigblieb!"

 

„Ja, manchmal hat's mich auch gewundert. Du wirst mich aber nu nich gleich für 'n Schubjak halten. Nahm ich 's nich, dann nahm es ein anderer. Ja, schaltete man sich aus der Kette aus, in der man ein Glied war, dann wurde man bald beiseite getan“.

 

„Und trotzdem hast du nichts Rechtes nach Hause gebracht?"

 

„Das war nu mein spezielles Malheur. Einer, der nie genug bekam, auch meinen Anteil für sich grapschen wollte, der zeigte mich an. Ich, nich faul, zeigte ihn wieder an. Und er besieht sich ja jetzt auch die Gegend um Tobolsk oder Irkutsk herum. Aber mir war der Boden unter den Füßen doch etwas heiß geworden. Fliehen braucht' ich nich gerade, aber langsam dünne machen musst' ich mich, nachdem ich alle bestochen hatte, die mir dran hinderlich sein konnten. Dabei gingen meine kleinen Ersparnisse so ziemlich flöten. Na und da bin ich mit Gottes Hilfe!"

 

„Junge, Junge!“, drohte der Alte und machte ein Flunschmaul. „Da is mir ja ein sauberes Früchtchen vom Baum des Schicksals gefallen“.

 

„Is nich so schlimm, Onkel. Ich hab' gerade das getan, was du von mir verlangtest. Hab' mich durchgeschlagen, so gut wie 's ging. Und bin ich dabei auch nichts Großes geworden, funken Kopf hab' ich gekriegt und Augen drin wie 'n Wiesel, und wo man mich hinstellt, da bin ich zu brauchen. Sonst wär' ich schon längst vor die Hunde gegangen“.

 

„Um ganz aufrichtig zu sein, mein Kerlchen: viel anders is' es auch jetzt nich mit dir“.

 

„Das ist eine Beschimpfung, Onkel! Das ist eine Verleumdung, Onkel! Sieh dir mal mein Gepäck an! — Koffer auf Koffer. Alle aus Schweinsleder oder aus Juchten“.

 

„Hab' schon gehört!"

 

„Und erst was drin is! Garderobe wie 'n Prinz. Bloß der Schlafrock fehlt, weil ich für sowas nie Zeit hatte! Und wenn einer da wäre, dann hätt er auch hinten kein großes Loch wie der gewisser anderer Leute“.

 

Der Alte lachte verlegen.

 

„Ja, ja, es is ein Skandal. Ich hab' der Marlehn schon lange gesagt, sie soll mir 'n Lappen drauf setzen. Aber das Luder hat immer was anderes zu tun“.

 

„Und da sagst du mir, ich sei vor die Hunde gegangen?"

 

„Ja, ja! Ja, ja! Es ist ein Skandal. Wenn ich erst von mir anfangen wollt', Jungchen. Warum musstest du auch auskratzen, so dass mir mit dir die letzte Hoffnung verloren ging? — Für wen sollt' ich wirtschaften? Für die Bengels vom Pfarrer etwa, deine Kusins? Wenn die mal zum Besuch kamen, dann stöberten sie schon mit Händen und Augen in allen Winkeln herum, wie die Gurgelschneider, ehe sie Subhastion beantragen. — Ja, ja, mein Kerlchen, bei mir is' bald so weit. Zinsen kann ich schon lange nich mehr zahlen, und die Landschaft, von der ich die erste Hypothek hab', spricht schon davon, mich unter Zwangsverwaltung zu stellen“. „Der Deiwel soll sie holen, die ganze Landschaft!" „Ja, was willst machen? Geduld haben die Herren lange genug gehabt. Auch sind da noch andere Gläubiger in Menge“.

 

„Und was sagen die Verwandten?"

 

„Ja woll, die Herren Verwandten! Wie die Geier hucken sie ringsum und lauern auf die beste Gelegenheit, das Gut an sich zu bringen. Da is der Terpöhner und der Genshöfner und die Pfarrerbengels möchten womöglich auch noch was haben. Als die Verwandtschaft sich zusammentat, um mir die letzte Hypothek zu geben, da ließ sie sich gleichzeitig das Vorkaufsrecht eintragen“.

 

„Und das duldeten die Herren der Landschaft?"

 

„Warum sollen sie nicht? Die werden ja zuerst ausgezahlt. Von wem, is ihnen egal. Aber schließlich kann man auch unter dem Damoklesschwert ganz fidel sein. Man muss bloß nicht immer zu ihm 'raufglupen“.

 

„Trotzdem kann ich dir nicht verhehlen, Onkelchen dass deine Situation mir nicht sehr beneidenswert erscheint“.

 

„Meinst du etwa, mir die deine? Hast dich 'rumgetrieben zehn Jahre lang, kommst nach Hause, denkst beim alten Onkel unterzukriechen und findst diese Bredouille“.

 

„Wirst auch schon wieder 'rauskommen“.

 

„Ja woll, aber wie?" „Ich bin 'n fixer Junge. Ich werd' schon helfen“.

 

„Hast dir ja selbst nich geholfen! Sonst griffst du jetzt in die Taschen und sagtest: „Wir zahlen aus“.

 

„Wir werden auch auszahlen. Da pass mal auf“.

 

„Halt man die Schnauze, du kleiner Gauner du. Hier gibt's keine russischen Staatsgelder, an denen man 'rumknabbern kann. — Aber immerhin lassen sich aus deiner Rückkunft gewisse Chancen entwickeln. Man muss nur drauf achten, dich richtig in Szene zu setzen. Im Übrigen bist du gut gewachsen. Deine Kleider haben einen noblen Schnitt. Und kommt nun noch der schöne Titel hinzu — wir wollen gleich mal nach Memel schreiben, um die Visitenkarten — samt all' den Geheimnissen, die dich umwittern — ‚umwittern' heißt es, nicht wahr? — es müsste mit dem Deibel zugehen, wenn wir unter den Töchtern des Landes —

 

Was sagtest du?" „Nichts, Onkel“.

 

„Ich sagte auch nichts. Gotteswillen, wo werd' ich! Alles muss gewissermaßen aus Naturnotwendigkeit herausgedeihen. Aber 'n Schnaps können wir drauf trinken? Was meinst?" „Den Schnaps hast mir gleich beim Eintritt versprochen. Ich warte noch immer drauf“. Mit seinem grunzenden Lachen stand der Alte auf und ging zum Wandschrank. Das fußgroße Loch in dem Hinterteil seines Schlafrocks, das er sich langsam ersessen hatte, dunkelte mit seinen Zackenrändern phantastisch herüber. Als er, die Flasche mitsamt zwei Gläsern zwischen den Fingern, zum Tische zurückkehrte, hielt er plötzlich inne: „Zehn Jahre lang, Tag für Tag, hab' ich dich rausschmeißen wollen bei deiner Wiederkunft. Und nun bring' ich dir selber 'n Schnaps. So 'n verfluchter Bengel!" Was er in der Hand hielt, flog auf die Tischplatte nieder, und gleich darauf lagen Onkel und Neffe sich in den Armen.  

 

Da lag er nun also, der große Strom. Und man sah's ihm gleich an, dass er diesem Lande Schicksal bedeutete.

 

Nicht weil er so breit war, nicht der Wassermassen wegen, die er wälzte. Die geruhsame Selbstverständlichkeit war es, mit der er, das Flachland spaltend, von dem Doppelsaum der Weidenbüsche flach umgrenzt, kaum atmend seines Weges zog. So ganz in Stille, so ganz in sich geschlossen, so ganz voll Heiterkeit und Selbstgenügen, dass er Teile seiner Kraft und seines allvermögenden Rechtes auch auf die überspringen ließ, die in seinem Anschauen lebten.

 

Wie ein todesreif gewordenes Menschenwesen war er, das den Daseinskampf längst ausgekämpft hat und nun im Banne von Erfahrung und Verzichten voll friedsamen Gleichmuts der großen Auflösung entgegenlächelt.

 

Von Wirbeln und Gefälle, von Sog und Drift und Gegenströmung war nichts mehr in seiner Seele. Ohne Zwang und ohne Tücke ließ er auf seinem Rücken spielen jeden, der da wollte, Ein Kind konnte ihn regieren, und wer in seinem Boot keine Ruder mitnahm, sondern auf dem Hinterende hockend, richtig mit den Füßen plätscherte, den führte er, wie ein Ackerpferd den Wagen, folgsam zu dem jenseitigen Ufer.

 

Ja, so gutmütig war der große Strom dort, wo er stiller wurde und wo er uneingeengt durch Uferhöhen die Überfülle seiner Fluten in ungezählten Nebenströmen der blauen Wasserweite des Haffs entgegentrug. An allen Ecken und Enden zweigte sich ein Nebenarm ins Wiesenland hinein. Was er vom eigenen Wasser abteilte und was ihm von fremdem zufloss, ließ sich kaum unterscheiden. Nur wenn man scharf auf die Strömung achtete, Treibholz ins Auge fasste oder das Drehen angebundener Kähne, konnte man erkennen, ob er gab oder nahm, was ein Nebenfluss war, der von weither kam, um sich mit ihm zu vereinen, oder ein Mündungsarm, der einen noch kürzeren Weg zum nahen Ende aufgefunden hatte.

 

Und so durchtränkt war der Boden weit und breit von seinem Sein und seinem Leben, dass an irgendeiner Stelle mitten im Wiesengelände plötzlich ein Fluss da war, ohne bemerkbare Quelle, aus einem Teiche, einem Graben, einer Furche unversehens entstanden, und der nun auf eigene Faust sich zum Haff durchschlug.

 

Inmitten dieses sonnigen Wasserlandes, inmitten der weiten Einsamkeit, die gleichwohl voll ist vom Segen unbemerkter Arbeit, stand auf dem rechten Stromdamm der Mann, der gestern heimgekehrt war, und schaute mit jener Mischung von Rührung und Überlegenheit, mit der Erwachsene ihre Kinderkleider zu betrachten pflegen, auf die altvertrauten Stätten nieder, die zahllose Freuden und Gefahren, tollkühne Segelfahrten, todesmutige Schlittschuhläufe, vor allem aber jene hochsommerlich seligen Schwimmfeste mit angesehen hatten, die am heißen Nachmittag begonnen und in der kühlen Mondnacht noch nicht zum Schluss gekommen waren. —

 

Die Luft saß voll von Lerchenjubel. Ein Chor von Tönen, die, ob auch nur vom Horchenden gehört, alles irdische Leben beherrschten, erstreckte sich bis hoch in den Himmel und schlug so eine Brücke zwischen dem Ätherreich dort oben und dem armen Erdendasein im Staub und Nebel der Niederungen.

 

Die grauen Weiden, die den Damm einfriedeten, sahen aus wie vollgesogen von beidem und hatten doch beides wieder verklärt, so dass es zu Licht und Silber wurde.

 

Aschfarbene Salbei umwucherte ihre Wurzeln, und dreiste Winden kletterten spiralig an ihnen empor. Gehegt von ihrem Dickicht saßen Vogelnester überall, und wo der Fuß auch hintrat, überall schrie eine geängstigte Vogelmutter ihr Leid in die Welt hinaus.

 

Ein Fischerboot segelte, vom frühsommerlichen Nordwest getrieben, in strammer Fahrt stromauf.

 

Soweit hatte Hermann Sudermann den Roman geschrieben, als er im November 1928 starb.

 

Seite 10   Die Geschichte Ostpreußens von Professor Schumacher.

Das grundlegende Werk ist jetzt in der zweiten Auflage erschienen

Bruno Schumacher: Geschichte Ost- und Westpreußens, zweite veränderte und vermehrte Auflage, herausgegeben vom Göttinger Arbeitskreis, Würzburg, Holzner Verlag, 1957 402 S., 24,-- DM. (Herstellung: Druckerei Gerhard Rautenberg, Leer, Ostfriesland.)

 

Die von allen Freunden der Heimatgeschichte mit Ungeduld erwartete zweite Auflage der Geschichte von Ost- und Westpreußen von Bruno Schumacher ist endlich erschienen. Widrige Umstände, die die Drucklegung des schon vor zwei Jahren fertiggestellten Manuskriptes verzögerten, haben dazu geführt, dass das Werk erst nach dem Tode des Verfassers herausgekommen ist, aber Schumacher, unser verehrter Landsmann und Altmeister der preußischen Geschichtsforschung, hat auf seinem letzten Krankenlager noch die ersten Korrekturbogen in die Hand bekommen und damit der Gewissheit erhalten, dass seine Arbeit nicht vergebens geblieben ist, sondern denen zugutekommt, für die sie in erster Linie bestimmt ist, seinen Landsleuten aus Ost- und Westpreußen.

 

Die zweite Auflage des erstmals 1937 erschienenen Buches ist vom Göttinger Arbeitskreis ermöglicht und von der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung unterstützt worden. Die Anlage ist unverändert geblieben, aber die zweite Auflage ist bei gleichem Format um 34 Seiten Text mit fünf Textkarten vermehrt worden; dazu sind neu gekommen 67 Seiten Anmerkungen mit Quellennachweisungen und Literaturhinweisen und außer dem Orts- auch ein Personenregister. Es ist also das Buch jetzt nicht nur zum Lesen bestimmt, sondern es ist auch ein wichtiges Hilfsmittel für die Forschung. Ein Textvergleich der beiden Auflagen ergibt, dass Schumacher das ganze Werk Satz für Satz geprüft und auf den neuesten Stand der Forschung gebracht hat. Der Text ist in zahlreichen Einzelheiten, oft nur durch die Wahl eines anderen Ausdruckes, geändert und vielfach durch ausführlichere Behandlung von Gegenständen, die in der ersten Auflage nur gestreift waren, bereichert worden. So sind zum Beispiel die Erwerbung Pommerellens, die Ausbildung der Bistümer, die Hausformen und Mundarten, die Urkundensprache, das Widerstandsrecht und die Verhandlungen in Krakau, der Übergang zum Fürstentum, die Bauernbefreiung, die Entwicklung der Stadt Danzig und vieles andere mehr auf Grund neuer Forschungen ausführlicher geschildert als bisher. Immer ist die Einheit des alten Preußenlandes in den Vordergrund gestellt, mag auch ein Eingehen auf die Entwicklung einzelner Landschaften und Städte hier und da notwendig gewesen sein.

 

Leider hat Schumacher die Arbeit nur etwa ebenso weit führen können wie in der ersten Auflage, nämlich bis zu den Auswirkungen des Versailler Diktatfriedens, also etwa bis 1923. Herbert Marzian, der Referent für Geschichte des Göttinger Arbeitskreises, hat es in knappen, leider allzu knappen Ausführungen bis zur Katastrophe von 1945 weitergeführt.

 

War die erste Auflage schon mit der Objektivität eines echten Historikers geschrieben, so ist in der zweiten aus geänderten Formulierungen und genauerer Präzisierung mancher Sachverhalte noch mehr der Wille zu erkennen, alles zu vermeiden, was unsern polnischen Nachbarn verletzen könnte, wenn auch natürlich das deutlich gesagt ist, was zur Widerlegung ungerechtfertigter Ansprüche und Behauptungen gesagt werden musste. Schumachers Werk ist so, wie er es selbst war, wissenschaftlich und nicht polemisch.

 

Die Sachkenntnis des Verfassers war so groß, dass es auch dem besten Kenner der Landesgeschichte schwer fallen dürfte, Fehler in dem Buch zu finden. Auch von Druckfehlern scheint es frei zu sein, abgesehen davon, dass auf Seite 372 die Anmerkungen 33 und 34 vertauscht sind. Was zu wünschen bleibt, wären hie und da Ergänzungen. Man vermisst zum Beispiel die Namen Eichendorff, der doch länger als ein Jahrzehnt in Danzig und Königsberg gelebt hat, Heinrich Sahm (Danzig) und Lasch, wie es auch zu bedauern ist, dass die Verteidigung und Kapitulation von Königsberg in knapp zwei Zeilen abgetan werden. Wo gibt es aber ein Buch, das nicht Wünsche offen ließe?

 

So viel zum Vergleich beider Auflagen. Was nun den Inhalt im Ganzen angeht, so kann man nur immer wieder sagen, dass die Geschichte unserer Heimat mehr ist als Territorial- und Dynastiegeschichte. Das Preußenland war vom Ordensstaat an immer ein wichtiger Faktor der europäischen Geschichte, wenn auch im Auf und Ab der Entwicklung von verschiedener Mächtigkeit. Es war immer offen für Einwirkungen von außen her, aber auch, wie Professor Herbert Kraus, der Präsident des Göttinger Arbeitskreises, in seinem Vorwort mit Recht sagt, ein Raum, von dem viele geistige Impulse und staatspolitische Antriebe ausgegangen sind. Wir, die wir aus diesem Lande stammen, können stolz darauf sein, stolz auch auf dieses Werk, das uns, wie die Dinge liegen, keine andere ostdeutsche Landsmannschaft nachmachen kann.

 

Der Preis entspricht der Bedeutung des Buches. Wir können ihn zwar nicht aus der Westentasche bezahlen, aber wir können uns zu Geburtstagen und zum Weihnachtsfest nichts Wertvolleres und Dauerhafteres schenken als Schumachers Geschichte von Ost- und Westpreußen. Dr. Fritz Gause

 

Seite 10   Johann Arnold Nering

Erbauer der Burgkirche in Königsberg

Mitglieder der Familie Nering kamen im 16. Jahrhundert aus Holland nach Wesel und stiegen bald zu den Stadtämtern auf. Dem Bürgermeister Laurens Nering wurde am 28. Mai 1658 ein Sohn Johann Arnold als erstes Kind geboren. Damals war gerade der Ausbau Wesels zur Festung im Gange. Johann Arnold zeigte sich für diese Art des Baufaches so begabt, dass er mehrfach Stipendien erhielt: „zur Erlernung der Fortifikation“, wie es hieß. Mit seinem Lehrer, dem brandenburgischen Hofbaumeister Smids baute er am Potsdamer Schloß und der Orangerie und wurde bald Smids Nachfolger. Mit 32 Jahren war er schon Oberbaudirektor. In Wesel erstand als Glanzstück das Leipziger Tor, dessen Formen in dem noch heute erhaltenen Berliner Tor nachklingen. Nachdem er bereits 1684 den neuartig empfundenen Entwurf der Schloßkapelle in Köpenick als Zentralbau erdacht und ausgeführt hatte, war gegen Ende des Jahrhunderts sein zweites Werk auf diesem Gebiet, die Burgkirche in Königsberg. Sie ist der einzige größere Bau Nerings, der unverändert auf unsere Zeit gekommen ist. An vielen Berliner Bauten wirkten seine Gedanken und Entwürfe nach, an den Schlössern Charlottenburg, Oranienburg und auch am Zeughaus; denn obwohl Nering bereits am 21. Oktober 1695 unerwartet früh starb, ist er mit und vor Andreas Schlüter der bedeutendste Baukünstler jener Zeit. Bei ihm sind die einzelnen Bauteile wohltuend gegeneinander abgestimmt, der Schmuck sparsam, aber doch wirkungsvoll verwendet; er schuf damit jene Sonderform des Barock die man den preußischen Stil genannt hat. Nering baute im Westen, Osten und in der Hauptstadt Preußens; aber seine Nachwirkung auf den protestantischen Kirchenbau reicht weit in andere Gegenden Deutschlands hinein.

 

Seite 10   Der Schauspieler Dr. Günther Bobrik verstorben.

Am 15. September 1957, starb plötzlich an einem Herzinfarkt in seiner Hamburger Wohnung der Schauspieler und Regisseur Dr. Günther Bobrik, im siebzigsten Lebensjahre. Seine Sprache hatte den vertrauten heimatlichen Klang beibehalten, und man hörte seine Stimme auf landsmannschaftlichen Veranstaltungen und in Sendungen des Norddeutschen Rundfunks.

 

Dr. Günther Bobrik entstammte einer alten, angesehenen ostpreußischen Familie. Sein Großvater Wilhelm Karl Ferdinand war — ähnlich wie Theodor Körner für das Freikorps Lützow — der Freiheitssänger des ostpreußischen Nationalkavallerie-Regiments im Feldzug 1813 gewesen. Er wurde dann Pfarrer in Wehlau und Superintendent in Tapiau. Der Bruder des Großvaters, der Tribunalrat am Oberlandesgericht und Ehrendoktor der Albertina war, gehörte zu den Dichtern der Romantik um Eichendorff. Der Vater war Generalarzt und leitete während des Ersten Weltkrieges als Inspekteur die 1. Kriegssanitätsinspektion. Die Mutter, eine geborene Anna von Schön, war eine Enkelin des um Ostpreußen hochverdienten Oberpräsidenten Freiherrn Theodor von Schön, der in diesem Jahre verstorbene frühere Landeshauptmann Manfred Graf zu Brünneck war ein Vetter des Heimgegangenen.

 

Bereits im Alter von 21 Jahren promovierte Günther Bobrik in seiner Vaterstadt Königsberg zum Dr. phil.; er wandte sich dann der Bühne zu. Während seiner Laufbahn als Schauspieler ist er auch im Neuen Schauspielhaus in Königsberg aufgetreten. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte er dem Ensemble der Hamburger Kammerspiele unter der Direktion von Erich Ziegel an, und nach einem Wechsel zum Altonaer Stadttheater konnte Dr. Bobrik seine reiche Begabung als Darsteller und Regisseur entfalten. Bekannt wurde sein Name als Initiator der auch in Ostpreußen gerne gehörten, spritzigen Abendsendungen des früheren Hamburger Rundfunks „Bunte Stunden" sowie „Und abends wird getanzt. Im Zweiten Weltkriege stand Dr. Bobrik als Offizier im Osten. — Beim Zusammenspiel in „Romeo und Julia“ hatte er seine Frau Isa, geborene van der Stucken, kennengelernt, deren Vater ein sehr geachteter Dirigent an der Metropolitan-Oper in New York gewesen ist. Dem Ehepaar war ein glückliches Familienleben beschieden. Der Sohn, Benno Bobrik, der ebenfalls Schauspieler wurde, ist in der letzten Zeit als Autor in Fernseh-Sendungen hervorgetreten.

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk

 

Seite 11   Foto: Am Stand des Kurischen Haffs

Fast alle ostpreußischen Kinder waren irgendwo am Wasser zu Hause, — an der Ostsee, um Haff oder an einem der vielen Seen. Wo dieser kleine Steppke aufgewachsen ist, lässt sich leicht erraten, denn der Kurenkahn hinter ihm trägt den Namen des Ortes: Pillkoppen auf der Kurischen Nehrung. Wenn der Vater mit seinem großen Kahn Fische fangen kann, — warum sollte nicht auch sein Sprössling sein Heil versuchen, diesmal mit dem Käscher? Zünftig genug ist er ja angezogen, und selbst wenn er ins Wasser fällt, kann ihm das nicht viel schaden. Die kleinen Fischchen, die da im seichten Uferwasser spielen, — gleich wird er sie im Netz haben, wenn er den Käscher blitzartig durchs Wasser zieht. Das Fischen, für seinen Vater harte Arbeit, ist für ihn noch ein spannendes Spiel.

 

Seite 11   CRANZ

Von Agnes Miegel

An dieser Bucht hab ich als Kind gespielt,

der Sand war sonndurchglüht und weich und warm;

geborgen wie in einer Greisin Arm

lag ich am Hang der Düne.

Drunten hielt schnaubend der Brandung schäumendes Gespann.

Aul flockig weiße Mähnen schien das Licht.

Und manchmal sahn, mit triefendem Gesicht,

grünäugig mich des Meeres Töchter an

und warfen Muscheln an den Strand und Tang

und duckten jäh mit schrillem Möwenschrei.

Der feuchte Seewind strich an mir vorbei.

Ich aber lag geborgen an dem Hang der weißen Düne.

In den Sand gekrallt

so wie ein Kätzchen liegt im warmen Schoß.

Und wohlig blinzelnd und gedankenlos

spürt ich, sie wacht:

Heilig, vertraut, uralt

 

Seite 11   Der Tag der Heimat spricht auch für die Jugend.

Viele von Euch, wenn sie hören, dass am 22. September der „Tag der Heimat“ gefeiert wird, werden sich fragen, was das denn für einen Sinn habe. Vielleicht denkt auch der eine oder andere: „Nun ja, wieder einen Feiertag mehr!“ Aber mir soll es ja schließlich egal sein; mich geht es ja nichts an!“

 

Hat uns denn wirklich dieser Tag nichts zu sagen? Soll er nur Erinnerung sein, nur schwermütiges Gedenken an das, was die Älteren verloren haben? Geht er darum die Jugend nichts an?

 

Das Wort „Heimat“ ist heute überall und an allen Ecken zu lesen. Es ist ihm nicht mehr anzumerken, dass es früher zu den Begriffen gehörte, die dem Menschen groß und heilig waren, — Worte wie „Ehre" und „Vaterland" und „Treue" und „Gott“. Heute gibt es sogenannte „Heimatromane" und „Heimatfilme" und „Heimatlieder“, und das alles hat einen mehr als sentimentalen Beigeschmack. Dieser oder jener schwärmt wohl dafür, aber ich kann es verstehen, wenn ein junger Mensch sagt: „Lasst mich bloß in Ruhe mit Heimat! Das kann ich schon nicht mehr hören!" Er denkt dann unwillkürlich an malerische Kinobilder aus der grünen Heide oder edelweißsuchende Jäger hoch über zackigen Berggipfeln, an innig umschlungene Pärchen im heimatlichen Tal bei mehr oder weniger lauter Schnulzenmusik oder an die getragenen Weisen des Gesangvereins von Soundso, die zu Tränen rühren. So gesehen, — nein, mit dieser Art von „Heimatgedanken" haben wir nichts zu tun! Wir brauchten keinen Tag der Heimat zu feiern, wenn nicht mehr in diesem Begriff läge. Es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken. Durch die ganze Geschichte der Menschheit hindurch lässt sich der Gedanke der Heimatliebe zurückverfolgen. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn zum Beispiel aus der Bibel, gibt es nicht zugleich Zeugnis von dem uralten Wissen des Menschen, dass ihm nur im Lande der Väter, nur in seiner Heimat, Glück und Friede beschert werden wird? „Und er machte sich auf und zog in ein fremdes Land . . ." Damit beginnt das Unheil, das Verlorensein, das Sich-zurück-Sehnen, das Hungern und Darben, — bis zur endlichen Heimkehr in die vertraute Umgebung. Uraltes, immer wieder abgewandeltes Thema durch Jahrtausende hindurch.

 

Wer kennt nicht die Ballade von Archibald Douglas:

 

„Ich hab' es getragen sieben Jahr,

und ich kann es nicht tragen mehr!

Wo immer die Welt am schönsten war,

da war sie öd und leer ..."

 

Hier wird alles Äußerliche, Ehre und Ansehen und weltliche Größe zunichte vor der Sehnsucht, daheim zu sein. Selbst die niedrigsten Dienste will der Ritter demütig erfüllen:

 

„. . . nur lass mich atmen wieder aufs

neu die Luft im Vaterland!"

 

Und der König, bezwungen von so viel Bitten, erkennt:

 

„Der ist in tiefster Seele treu,

wer die Heimat liebt wie du."

 

Das alles hat nichts mit Sentimentalität zu tun Heimatliebe und Heimweh sind echte Gefühle, die jeden Menschen einmal packen, und niemand braucht sich dessen zu schämen. Zunächst einmal verstehen wir unter „Heimat die äußere, vertraute Umgebung, in der sich unser Leben abspielt und die wir kennen und lieben. Aber das ist nicht alles. Der Begriff Heimat ist so vielschichtig, dass vieles nebeneinander darin Platz hat. Es ist nichts Fertiges, in das man hineingeboren wird und das man nur hinzunehmen braucht. Es ist nicht nur an äußere Dinge gebunden, an Haus und Hof und Garten an Wald und See und Dörfer und Städte. Nicht nur, was das Auge erfasst, gehört hinzu, sondern auch die Kräfte, die unser Inneres entfaltet; menschliche Bindungen, die wir eingehen, Erlebnisse und Empfindungen die uns wandeln. Es lässt sich nicht in Worte fassen, was alles der Begriff Heimat umschließt, und vielleicht trifft es Ernst Wiechert am besten, wenn er in seinem Erinnerungsbuch „Wälder und Menschen" an einer Stelle sagt:

 

„Damals geschah es, dass sich zum ersten Mal in meiner Brust das rührte, was ich das ‚Unnennbare' hieß“.

 

Das, was damals seinen Anfang nahm, hat den späteren Menschen aus ihm gemacht:

 

„Wenn ein Dichter jemand ist, der lange und schweigend sammelt, bevor er seine Ernte beginnt, so mag ich wohl dort und in jenen Zeiten ein Dichter geworden sein. Der Adler hatte daran teil und das Waldhorn, die roten Wolken über dem Moor und der bittere Geruch der Wälder. Sie alle erfüllten das Gefäß, aus dem ich später schöpfen sollte, und sie bewahrten sich für mich, zehn, zwanzig, dreißig Jahre lang, mit der schönen Geduld, die nur die Treue gibt".

 

Damit ist das gesagt, was wesentlich bleibt für jeden Menschen, auch wenn er kein Dichter wird: Heimat, — das ist das, was das „Gefäß erfüllt“, aus dem man sein Leben lang schöpfen kann. Dann ist der tiefste Sinn für die feste Verwurzelung in der Heimat gefunden. Viele einzelne Dinge gehören dazu. Hier der Adler und das Waldhorn, die Wolken und die Wälder, die Stille und das Bereitsein dafür, aber auch, dass alle diese Dinge bewahrt werden in Treue, wie Wiechert sagt.

 

Und was geschieht, wenn sie dem Menschen genommen werden? Wenn er gewaltsam von allem getrennt wird, was seine Heimat ausmacht? Es bleibt ihm immer noch, aus dem „Gefäß" zu schöpfen, und er wird dann nicht bei der Trauer um Verlorenes stehen bleiben, sondern darin zugleich eine Aufgabe für die Zukunft sehen.

 

Aber wie ist es nun mit Euch, die Ihr hier im Westen aufgewachsen seid, fern von Eurer Heimat Ostpreußen? Ein junger Baum, den man verpflanzt, wird mit seinem drängenden Lebenswillen die Wurzeln nach allen Seiten in das neue Erdreich senken. Er kann nicht leben, Mensch, nicht auf die Dauer in seinem Kreis ohne seine Umwelt. Genau so kann ein junger wie ein Fremdkörper bleiben. Zum Aufbau seiner Persönlichkeit, zur Entwicklung seiner Kräfte ist es notwendig, dass er am Denken und Handeln der Menschen in seiner Umwelt teilhat. Vielleicht sind es gerade die lebenstüchtigsten und besten Jungen und Mädchen, die danach verlangen, sich irgendwo wieder ganz zugehörig zu fühlen, Wurzeln zu spüren, die fest und stark sind und bis tief in den Grund hinabreichen.

 

Es ist keine Untreue an der alten Heimat, wenn man auch die neue Umgebung liebgewinnt, wie es mancher von Euch längst spüren mag. Ihr braucht deswegen nicht notwendigerweise in einen Zwiespalt hineinzugeraten, und Ihr braucht Euch dessen auch nicht zu schämen. Im Gegenteil: es ist gut, dass es so ist, wenn Ihr es recht versteht. Eines Tages wird Euch die Aufgabe zufallen, die Brücke zurückzuschlagen zur alten Heimat. Dann müssen die Pfeiler dieser Brücke fest verwurzelt sein, und es braucht Eure Kühnheit und Eure Heimatliebe in ihrer ganzen Weite, um dann Altes und Neues zu einer Einheit fügen zu können.

 

Darum also auch für Euch, wie es im Bekenntnis der ostpreußischen Jugend vom Bundestreffen in Bochum heißt:

 

„Hier und heute wird die Heimat im Herzen bewahrt.

 

Hier und heute wird die Heimat verteidigt. Hier und heute wird die Heimat neu errungen!" M. E. Franzkowiak

 

Seite 11   Kindheit in den großen Wäldern

Wie Ernst Wiechert in seinem Buch „Wälder und Menschen" seine Heimat sieht

„... Zu Beginn des Jahres 1887 muss mein Vater die Försterstelle in Kleinort bekommen haben, und dort wurde ich am 18. Mai des gleichen Jahres geboren.

 

Auch wenn es wahr ist, dass in dem Unerkennbaren und Verwirrenden der Welt zunächst die Gesichter der Eltern für ein Kind das immer Wiederkehrende und Bleibende sind, so will ich hier doch zuerst von dem Raum der Erde sprechen, in dem ich aufwuchs und der mich viel geformt hat, als es bei anderen Kindern zu sein pflegt ..."

 

Als er später nach Königsberg kommt, um dort die Schule zu besuchen, fällt ihm die Trennung von daheim anfangs sehr schwer.

 

„... Aber ich vergesse eines, während ich mich der Erinnerung an diese trüben Jahre hingebe: dass dies alles ja nicht mein Leben war. Dass ich zwar dort sein musste, in Schule, Pension, Stadt, dass ich lärmte und mich verleugnete, aber dass mein Herz zu allem diesem klopfte, wie es zu unsrem Atmen klopft, fast unbewusst und fasst außer uns. Denn dieses war ja nicht meine Heimat. Ich konnte vieles verleugnen, aber nicht meinen Ursprung. Und wenn auch die Schule oder die Kirche mich nicht davor bewahren konnte, mit zu lärmen in der Rotte, so haben die Wälder mich davor bewahrt, unterzugehen in ihr und in ihr mich zu Hause zu fühlen Das Schicksal hat mir in allen jenen Jahren etwas Großes geschenkt, dass ich viermal im Jahr mich reinwaschen konnte von dem Schmutz, mit dem das Leben mich nicht verschonte.

 

Denn mit dem Augenblick in dem der dunkle und ernste Streifen unsrer Wälder am Horizont

erschien, war das andre alles versunken, ausgelöscht und nie gewesen. Ich kehrte heim, als sei ich niemals fortgewesen. Ich fand mich wieder, das Kind, wie ich es verlassen hatte. Es fragte nichts, es machte keine Vorwürfe, es dachte an keine Zukunft. Es wartete nur wie im Märchen gewartet wird, still und ohne Frage, und nahm mich wieder bei der Hand, und bei dieser Berührung war alles, wie es immer gewesen war. Ja mehr war mir die Heimat als der Ort, an dem ich aufgewachsen war. Als ein Heimatloser hätte ich verlorengehen können, weil ich ohne Wurzeln hätte wachsen müssen. Nun aber, auch wenn ich die Augen der Eltern hätte vermeiden wollen, konnte ich vor diesen ernsten großen Augen nicht ausweichen. Ich musste fliehen oder mich reinigen Es ist nicht nur ein von den Pantheisten gebrauchtes Bild, dass der Wald eine Form Gottes sei. Und wenn ich das Gedicht der Kinderzeit vergessen hatte, dass Gottes Augen überall seien, hier war es wieder da. Es gab keine Lüge im Wald, keine Eitelkeit, keinen Lärm. Ich war ein Kind damals, aber manchmal hob ich die Arme auf wie der Jäger Michael. So groß war die Heimat, die mich wieder umfing ...

 

Ja, die Ferien aller dieser Jahre und noch weit darüber hinaus stehen wie ein Paradies in meiner Erinnerung, ein wiedergewonnenes, das ja um vieles kostbarer war als das nie verlorene. Ich kann es nicht beschreiben, wie es war, wenn wir in den hohen Kiefernwald einfuhren, wenn der erste Raubvogelschrei über die Wipfel fiel, unser Roggenfeld in der Sonne wogte, das rote Dach hinter der Esche erschien. Vielleicht war es im Kriege so, als ich zum ersten Mal in der Morgenfrühe aus Russland über die Grenze kam und am Memelstrom schlugen tausend Nachtigallen. Vielleicht ist es so, dass nur die Musik das darzustellen vermag, wenn eine Dissonanz sich löst und aus dem zerrissenen Abgrund hebt eine Cellomelodie sich ruhig und ihrer Ewigkeit gewiss immer leuchtender in die Höhe. Dann vermag das Herz noch ebenso zu erbeben wie damals, wenn die Heimat sich aufhob und ich am ersten Abend am Waldrand stand und das großartige Schweigen der ländlichen Erde sich bis zu den Sternen hob...

 

Ich bin ein mit vielen Träumen gesegneter und beladener Mensch, schon von Kindheit an. Aber von hundert Träumen, die heute über meinen Schlaf gehen, sind neunzig dort zu Hause, wo ich aufgewachsen bin ..."

 

Seite 11   Ich erlebte zum ersten Mal die Ostsee

Foto: So wanderten wir auf Gotland

Der ostpreußische Junge, der hier schreibt: „Ich erlebte zum ersten Mal die Ostsee und den blauen Himmel unserer Heimat“, war nicht etwa wirklich in diesem Sommer in Ostpreußen. Dorthin kann keine noch so unternehmungslustige Pfadfindergruppe wandern. Aber er war auf der Insel Gotland, die zu Schweden gehört und mitten in der Ostsee liegt. Diese Insel ist heute der Punkt in der freien Welt, der unserer Heimat am nächsten liegt, und der Strand erinnert sehr an den ostpreußischen Strand.

 

Wolf-Dietrich Vogelreuter, aus Gronau i. W. schreibt:

 

Zehn Jungen unserer Pfadfindergruppe reisten in diesem Sommer über Dänemark und Schweden zur Insel Gotland. Zur Hälfte waren wir Jungen aus dem Osten. Auf unserer 200 Kilometer langen Wanderung rings um die Insel erlebten wir zum ersten Male die Ostsee und den blauen Himmel unserer Heimat. Im alten Visby begann unser Marsch, und gleich in den ersten Tagen lernten wir die Gastfreundschaft der Leute kennen, die auch für die Menschen unserer Heimat bezeichnend ist. Völlig durchnässt und hungrig fanden wir eines Abends einen der dort sehr weit verstreut liegenden Bauernhöfe. Wir durften im Heu schlafen, unsere Sachen wurden getrocknet, und wir bekamen dazu noch ein wunderbares Abendessen. Zelt und Kochtopf konnten verpackt bleiben. Am nächsten Morgen zeigte uns der Bauer die für Gotland typischen Buschwiesen und seine Wildpferde, die uns sehr begeisterten.

 

In den größeren Orten fanden wir bei den Pfarrern besonders freundliche Aufnahme und Unterstützung. Pastor Olson aus Hemse versorgte uns für mehrere Tage mit Proviant aus seiner eigenen Wirtschaft und organisierte eine Autofahrt zur Südspitze der Insel. Es war für uns ein Erlebnis, die weiten, dicht mit Wacholderbüschen bestandenen Grasflächen zu sehen, auf denen große Schafherden weideten. Auf den dort etwa dreißig Meter steil zum Meer abfallenden Felsen stehend, sahen wir einen einzig schönen Sonnenuntergang über der Ostsee.

 

Jeder kam uns freundlich und hilfsbereit entgegen. Einmal, als es schon spät abends geworden war, hielt ganz von selbst ein altes, sechssitziges Mietsauto neben uns und lud uns zehn Jungen ein mitzufahren. Tief beeindruckte uns auch die Ehrlichkeit der Bevölkerung. Niemals fehlte etwas, auch wenn wir unsere Sachen während des Badens unbewacht im Ort ließen.

 

Komische Überraschungen brachte uns die Kocherei. Da wurden zum Beispiel bei „Nudeln mit Gulasch" die Nudeln zu einem scheußlichen Brei und das Goulasch zu einer Art Kaugummi. Da wir aber immer Hunger hatten, wurde trotzdem alles vertilgt.

 

Es waren herrliche Wochen, und jeder kann sich so eine Fahrt leisten, denn den größten Teil des hierzu notwendigen Geldes hatten wir uns mit Arbeiten während der Ferien verdient.

 

Seite 12   Muttersprache

Von Max von Schenkendorf

(1783 – 1817, geboren in Tilsit)

Muttersprache, Mutterlaut!

Wie so wonnesam, so traut!

Erstes Wort, das mir erschallet,

süßes, erstes Liebeswort,

erster Ton, den ich gelallet,

klingest ewig in mir fort.

 

Ach, wie trüb ist meinem Sinn,

wenn ich in der Fremde bin,

wenn ich fremde Zunge üben,

fremde Worte brauchen muss,

die ich nimmermehr kann lieben,

die nicht klingen als ein Gruß!

 

Sprache, schön und wunderbar,

ach, wie klingest du so klar!

Will noch tiefer mich vertiefen

in den Reichtum, in die Pracht;

ist's mir doch, als ob mich riefen

Väter aus der Grabes Nacht.

 

Klinge, klinge fort und fort,

Heldensprache, Liebeswort;

steig empor aus tiefen Grüften,

längst verschollnes, altes Lied,

leb aufs neu in heilgen Schriften,

dass dir jedes Herz erglüht.

 

Überall weht Gottes Hauch,

heilig ist wohl mancher Brauch;

aber soll ich beten, danken,

geb ich meine Liebe kund,

meine seligsten Gedanken:

sprech ich wie der Mutter Mund.

 

Seite 12      Die wirtschaftliche Lage in unserer Heimat einst und jetzt

Auch über die wirtschaftliche Lage in unserer Heimat muss man Bescheid wissen, wenn man von Ostpreußen spricht. Zugegeben: sagen nicht die meisten von uns: „Ach, das interessiert mich überhaupt nicht!" Aber auch Zahlenangaben und statistische Tatsachen sind durchaus nicht immer so nüchtern und langweilig, wie es scheinen möchte. Was wir hier in der Gegenüberstellung sehen, spricht für sich, man braucht nichts mehr hinzuzufügen.

 

Ostpreußen einst

Landwirtschaftliches Überschussgebiet. Neben der eigenen Bevölkerung von 2,5 Millionen ernährte Ostpreußen noch weitere 3,3 Millionen Menschen im Westen.

 

Ostpreußen jetzt

Zuschussgebiet, Nahrungsmittel müssen eingeführt werden.

 

Ostpreußen einst

Etwa siebzig Prozent der Gesamtfläche waren landwirtschaftlich genutzt, etwa zwanzig Prozent waren Waldbestände. 1,7 Millionen Menschen waren in der Land- und Forstwirtschaft tätig.

 

Ostpreußen jetzt

Durch den großen Menschenmangel und die Fremdheit und Unsicherheit der Ansiedler dem Land und Boden gegenüber, liegen riesige Flächen brach.

 

Ostpreußen einst

Eine gesunde, dem Boden und den Klimaverhältnissen angepasste Gliederung der verschiedenen Betriebsgrößen förderte die intensive Bewirtschaftung des Bodens.

 

Ostpreußen jetzt

Die Bewirtschaftung in Kolchosen stößt auf den Widerstand der Neusiedler und erweist sich als unrentabel.

 

Ostpreußen einst

Durchschnittliche Größe eines Bauernhofes: 17,7 Hektar, Leistungsfähige Höfe, oft seit Generationen im Besitz der Familie.

 

Ostpreußen jetzt

In südlichen Ostpreußen Kleinbauern mit Höfen von 5 bis 10 Hektar. Kein Privatbesitz mehr im sowjetisch besetzten Teil.

 

Ostpreußen einst

Die Wachstumsperiode in Ostpreußen ist um etwa fünfzig Tage kürzer als im deutschen Westen. Trotzdem gelang es den ostpreußischen Bauern, hohe Ernten zu erzielen.

 

Ostpreußen jetzt

Die Ernteerträge erreichen selbst nach russischen und polnischen Angaben kaum mehr als die Hälfte der Vorkriegszeit.

 

Ostpreußen einst

Die größten Erfolge lagen auf dem Gebiet der Viehzucht. Das schwarz-bunte Herdbuch-Rind war als guter Milchgeber berühmt.

 

Ostpreußen jetzt

Der Viehbestand hat um mehr als die Hälfte abgenommen. Qualität und Leistung des Viehs sind weit von der früheren entfernt.

 

Ostpreußen einst

Jährliche Milchleistung einer Kuh durchschnittlich 3148 Kilogramm.

 

Ostpreußen jetzt

Durchschnittliche Leistung einer Kuh in Polen: 1230 Kilogramm Milch.

 

Ostpreußen einst

Die Pferdezucht genoss internationalen Ruf. Jährlich verkaufte Ostpreußen 30 000 bis 40 000 Pferde in das In- und Ausland.

 

Ostpreußen jetzt

Keine züchterischen Leistungen auf breiter Grundlage. Nur einige wenige staatliche Gestüte sind vorhanden.

 

Ostpreußen einst

Aufblühende Industrie, besonders in jenen Zweigen, die auf dem Reichtum der landwirtschaftlichen Erzeugnisse aufbauen konnten: Nahrungsmittelindustrie, Mühlenindustrie, Zellstoff- und Holzindustrie, Schiffbau.

 

Ostpreußen jetzt

Davon sind nur Restbestände in den Händen des Staates vorhanden. Im nördlichen sowjetisch besetzten Teil bestehen vier Zellulose- und Papierkombinate.

 

Ostpreußen einst

Von den 280 Sägewerken in den südlichen Kreisen ...

 

Ostpreußen jetzt

... sind nach polnischen Angaben nur 38 in Betrieb.

 

Ostpreußen einst

Memel und Elbing waren rege Handelshäfen. Königsberg war nach Stettin der größte Ostseehafen, Umschlagplatz zwischen Ost und West.

 

Ostpreußen jetzt

Memel ist heute Fischereihafen. Der Handelsschiffsverkehr ist geringer als früher. Königsberg hat keine Bedeutung mehr als Handelshafen.

 

Ostpreußen einst

Gepflegte Forsten, in denen Abholzungen und Aufforstungen geregelt waren.

 

Ostpreußen jetzt

Planlose Abholzungen, teilweise regelrechter Raubbau. Wenig aufgeforstet.

 

Ostpreußen einst

Großer Wildreichtum in den Wäldern. Seit Jahrzehnten keine Wölfe mehr.

 

Ostpreußen jetzt

Wildbestand im sowjetisch besetzten Teil zurückgegangen. Wölfe bilden eine Bedrohung. So wurden im letzten Winter allein im polnisch besetzten Teil 61 Wölfe abgeschossen.

 

Ostpreußen einst

Saubere und gepflegte Häuser in den Kleinstädten.

 

Ostpreußen jetzt

Kein Wiederaufbau nach dem Kriege. Die kleineren Städte gehen ihrem gänzlichen Verfall entgegen.

 

Diese erschütternde Gegenüberstellung von Tatsachen ließe sich noch erweitern, aber sie genügt auch so schon, um uns erkennen zu lassen, was aus unserer Heimat geworden ist. Wo die Liebe zum Land fehlt, kann nichts gedeihen. M. E. F.

 

Seite 12   Jutta in der polnischen Schule

Jutta ist eines jener Kinder, die mehr als zehn Jahre lang mit ihren Angehörigen im polnisch besetzten Ostpreußen festgehalten wurden, bis sie endlich die Ausreisegenehmigung nach dem Westen erhielten. Alle diese Kinder und jungen Menschen — sie haben ebenso wie ihr Hoffnungen und Wünsche an das Leben — sind unter härtesten Bedingungen aufgewachsen. Dazu kam der Besuch der polnischen Schulen, der ihnen nicht immer leicht gemacht wurde. „Das Leben drüben in unserer lieben Heimat war hart, bitter und sehr schwer!“ schreibt Jutta, „es war unsere Heimat, und doch wurde sie uns fremd!"

 

Was Jutta hier erzählt, lässt uns verstehen, wie groß ihre Freude war, nun wieder unter deutschsprechenden Menschen leben zu dürfen und in Freiheit zu sein.

 

Es ist übrigens erstaunlich, wie gut Jutta Deutsch schreibt und wie reich ihr Wortschatz ist, obgleich sie doch in der Schule nur Polnisch gelernt hat. Jutta schreibt:

 

Wenn ich nun anfange, mein kurzes Leben, denn ich bin ja erst fünfzehn Jahre alt, zu schildern, dann durchrieselt es mich kalt und grausig, und alte Erinnerungen, die doch meistens alle nur sehr traurig waren, werden in mir wach. In einem kleinen Dorf in Ostpreußen bei Allenstein bin ich 1941 geboren. So war ich noch klein, als im Jahre 1945 der schreckliche Russeneinfall bei uns in meine alte Heimat kam. Darum kann ich hierüber nichts berichten. Doch als ich schon fünf bis sechs Jahre alt wurde und es doch immer gewohnt war, in meiner lieben und so trauten Muttersprache zu plaudern, da weiß ich noch recht gut, als meine liebe Mutti immer zu mir sagte: „Kind, sprich nicht so laut, immer leise und leise, denn wir sind unter polnischer und russischer Besatzung und wenn das die Polen hören, sperren sie uns alle ein!" Da wurde es mir zum ersten Mal klar, wie furchtbar es doch ist, unter fremder Herrschaft zu sein; ja, so kam der Tag, wo ich dann grausam gezwungen wurde, in die polnische Schule zu gehen. Ich wäre am liebsten weit weggelaufen, und Mutti sagte immer zu mir: „Wenn uns die Polen doch nur rauslassen würden, zu Fuß, barfuß und auf Steinen möchten wir nach unserem geliebten deutschen Vaterland wandern“. Doch dieses verwehrte man uns immer! Wir mussten dort bleiben und Polen sein, sagte man uns immer wieder.

 

Es vergingen Wochen, Monate und Jahre. Ich musste die polnische Schule besuchen und hatte es dort nicht leicht. Meine Mutti musste schwer arbeiten um das tägliche Brot; und der Kampf um unser Deutschtum und unsere Aussiedlung ging weiter. In der Schule musste ich nur polnisch sprechen; zu Hause sprachen wir nur deutsch. Dadurch hatte ich es in der Schule sehr schwer, wurde immer zurückgesetzt und wie oft musste ich hören: „Ihr verfluchten Schwaben!" Es ist einfach unmöglich, alles hier aufzuführen, es würde ein dickes Buch werden.

 

Wie oft hat meine liebe Mutti die Nächte durchgewacht und durchgeweint. Es war ein furchtbarer Kampf! Frei sein und deutsch sein wollten wir doch nur, weiter nichts. Es war doch wirklich nichts Außergewöhnliches, was wir Menschen in unserer deutschen Heimat verlangten. Ja, frei sein! Das ist das größte Glück auf Erden, das man jemals besitzen kann. Ich bin nun so in die Sorgen und in den Kampf um unser Dasein hineingewachsen. Das Leben drüben in unserer lieben Heimat war hart, bitter und sehr schwer. Es war unsere Heimat, und doch wurde sie uns fremd. Heimat und doch keine Heimat, das ist bitter hart. Wir hatten nur die ewige Hoffnung im Herzen, diesen Kampf siegreich durchzuhalten, bis er dann endlich am 25. September 1956 mit dem großen Erfolg gekrönt wurde. Der 25. September war nämlich der große Tag in unserem Leben, an dem wir den Bescheid erhielten, dass wir nach Deutschland fahren durften. Kann sich jemand diese Freude und das große Glück überhaupt vorstellen? Ich glaube nein! Wie im Traum haben wir diese Nachricht entgegengenommen. Wir konnten es nicht fassen und nicht begreifen, dass endlich nach so vielen Jahren die große Stunde für uns gekommen war. Doch bei dieser Erinnerung krampft sich mein Herz fast wieder zusammen, denn ich denke an alle Brüder und Schwestern zurück, die noch drüben geblieben sind und für die noch nicht die große Stunde gekommen ist. Wir dürfen sie niemals vergessen! Niemals!

 

Am 1. Oktober vorigen Jahres war der Tag unserer Abreise! Die Nächte bis zu unserer Abfahrt waren fast immer schlaflos. Und doch verspürte ich keine Müdigkeit, und so standen wir dann endlich am 1. Oktober, um 9 Uhr morgens auf dem Bahnhof. Jetzt hieß es Abschied nehmen von unserem lieben alten Allenstein, von dem wunderschönen Land der tausend Seen und Wälder von Freunden und Bekannten. Viele, viele Deutsche, auch einige Folgen, die deutschfreundlich gesonnen waren, standen auf dem Bahnsteig. Es war ein Sonderzug für etwa 250 Deutsche, mit dem wir fuhren. Alles Wagen erster Klasse. Die Polen mussten doch gute Propaganda machen; ja, das haben sie großartig raus. 10.38 Uhr, kam dann der Mann mit der roten Mütze, gab ein Signal und schrie: „Odjaret!" das heißt: Abfahrt. Und wie mit einer Stimme klang es aus hundert Kehlen: „Nun ade du mein lieb Heimatland, lieb‘ Heimatland ade …“ Ein letztes stummes Händedrücken von unseren zurückgebliebenen deutschen Landsleuten, ein letztes Winken, der Zug rollte, und langsam fuhren wir aus dem Bahnhof heraus.

 

In meinen Ohren klingen mir noch heute die Worte: „Grüßt alle Deutschen drüben, grüßt unser deutsches Vaterland, erzählt ihnen, wie viele wir hier noch zurückgeblieben sind!“

 

Seite 12   Wo dir die Sterne des Himmels zuerst leuchteten

Von Ernst Moritz Arndt

Was werden wird, ist dunkel; wie die Welt sich wieder gestalten wird, ist verborgen; aber das Alte ist vergangen und etwas Neues muss werden. Was geschehen muss ist hell; was wir tun müssen ist keinem verborgen: Wir müssen das Recht und Redliche tun.

 

Darum, o Mensch, hast du ein Vaterland, ein heiliges Land, ein geliebtes Land, eine Erde, wonach deine Sehnsucht ewig dichtet und trachtet. Wo dir Gottes Sonne schien, wo dir die Sterne des Himmels leuchteten, wo seine Blitze dir zuerst seine Allmacht offenbarten und seine Sturmwinde dir mit heiligem Schrecken durch die Seele brausten, da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland. Wo das erste Menschenaug sich liebend über deine Wiege neigte, wo deine Mutter dich zuerst mit Freunden auf dem Schoße trug und dein Vater die die Lehren der Weisheit ins Herz grub, da ist deine Liebe, dein Vaterland. Und seien es kahle Felsen und öde Inseln und wohne Armut und Mühe dort mit dir, du musst das Land ewig liebhaben, denn du bist ein Mensch und sollst nicht vergessen, sondern behalten in deinem Herzen.

 

Auch ist die Freiheit kein leerer Traum und kein wüster Wahn, sondern in ihr lebt dein Mut und dein Stolz und die Gewissheit, dass du vom Himmel kommst. Da ist Freiheit, wo du leben darfst, wie es dem tapferen Herzen gefällt; wo du in den Sitten und Weisen und Gesetzen deiner Väter leben darfst; wo dich beglückt, was schon deinen Ureltervater beglückte, wo keine Fremdenhenker über dich gebieten und keine fremden Treiber dich treiben, wie man das Vieh mit dem Stecken treibt.

 

Dieses Vaterland und diese Freiheit sind das Allerheiligste auf Erden, ein Schatz, der eine unendliche Liebe und Treue in sich verschließt, das edelste Gut, was ein guter Mensch auf Erden besitzt und zu besitzen begehrt. Auf denn, redlicher Deutscher, bete täglich zu Gott, dass er dir das Herz mit Stärke fülle und deine Seele entflamme mit Zuversicht und Mut.

Ernst Moritz Arndt (1769 - 1860) Geschrieben zurzeit der Freiheitskriege.

 

Seite 12   Briefecke

Ein Leser antwortet auf den „Brief eines jungen Ostpreußen"

von Erhard Obitz (Jugendbeilage vom 03.08.1957)

Hannes Kaschkat, Berlin W 35, schreibt:

 

„Lieber Erhard!

‚Wir sollten die Möglichkeit zum Gespräch ausnutzen', damit hast Du Deinen Brief geschlossen. Ich beginne den meinen damit. Auch ich finde, wir sollten die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen nach Kräften ausnutzen, gleich welcher Ansicht wir sind.

 

Du bist nicht der Einzige (und ich hoffentlich auch nicht), dem mit der Zeit Gedanken über die Arbeit der Vertriebenenjugend gekommen sind. Natürlich wird die Heimat nicht durch Volkstanz, Singen und Laienspiel zurückkehren, dennoch ist es erfreulich, dass sich die Gruppen und Landsmannschaften überhaupt zusammengefunden haben und so etwas veranstalten. Nach dem Zusammenbruch hätten die Heimatvertriebenen ja auch alle Bindungen zur Heimat und untereinander verlieren und wie Trümmer im Strudel Deutschlands umhertreiben und untergehen können. Leider hast Du vergessen vorzuschlagen, was man sonst außer Volkstanz, Singen usw. tun sollte.

 

„Man schafft eine Sache nicht aus der Welt, indem man sie totschweigt“, sagst Du. Ich stimme Dir völlig bei, lieber Erhard, man sollte nicht damit aufhören, einen Teil der Vertriebenen und die westdeutschen Einheimischen aus dem Traum des Vergessens im heutigen ‚Wirtschaftswunder' zu reißen. ‚Es ist ein Unrecht geschehen! Uns Ostpreußen, Schlesiern, Pommern ist die Heimat, auch ein Teil unseres gemeinsamen Vaterlandes, mit Gewalt entrissen und geraubt worden!' —

 

Wie eine Fanfare müssten diese Worte täglich und stündlich die Bequemen und Vergesslichen aus ihrem Schlafe wecken. Aber die Bequemen und Vergesslichen sind noch harmlos, bösartig dagegen gewisse Leute, Verzichtpolitiker genannt, die ruhig im Restdeutschland sitzen möchten und scheinheilig unter der Maske des friedliebenden Bürgers ein Programm propagieren, das zum Ziel die Ausschaltung aller etwaigen späteren Reibungsmöglichkeiten auf der Oder-Neiße-Grenze hat.

 

Das mag manchem etwas scharf klingen, aber so etwas muss ja auch einmal gesagt werden. Im Übrigen sind wir deswegen noch lange keine Unruhestifter und Aufrührer, wenn wir mal ein lautes und deutliches Wort sagen, dass manchem vielleicht unbequem ist“.

Es grüßt Euch alle Euer Hannes

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

HAMBURG

Vorsitzender der Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49: Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86. Telefon 45 25 41/42. Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Tag der Heimat

Sonnabend, 21. September. Gemeinsame Veranstaltung aller landsmannschaftlichen Gruppen in Bergedorf. 19.30 Uhr Sammeln am Ehrenmal am Neuen Friedhof, Kranzniederlegung und Totengedenken, anschließend Fackelzug zur Kundgebung im Rathauspark Bergedorf.

 

Sonntag, 22. September. Gemeinsame Veranstaltung des Landeskuratoriums „Unteilbares Deutschland“ und des Landesverbandes der vertriebenen Deutschen in Hamburg e. V. - Ausführliches Programm im Inseratenteil.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Bergedorf: Sonnabend, den 28. September 1957, um 20 Uhr, Erntedankfest mit Tanz, im Vereinslokal „Holsteinischer Hof“, unter Beteiligung unseres Singkreises. Um recht rege Beteiligung wird gebeten. Unkostenbetrag 1 DM.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag um 16 Uhr im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131, Hof.

 

Wandsbek: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage am Mittwoch — nächste Zusammenkunft am 25. September, 19.30 Uhr, in der Schule Bovestraße (Baracke auf dem Hof).

 

Junge Spielschar Ostpreußen

Musischer Kreis: Jeden Dienstag ab 19.30 Uhr im Heim Lathringer Straße. — Tanzkreis: Alle vierzehn Tage, am Donnerstag ab 19.30 Uhr, nächstes Treffen am 3. Oktober im Heim Winterhuder Weg 11 — Heimabend: Alle vierzehn Tage am Donnerstag, ab 19.30 Uhr im Heim Winterhuder Weg Nr. 11, Zimmer Nr. 207, nächstes Treffen am 26. September.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.

 

Lübeck. Veranstaltungen zum Tag der Heimat: Freitag, 20. September, 20 Uhr, Festakt im Haus Deutscher Osten, Lübeck, Hüxtertor-Allee 2, Festredner, musikalische Umrahmung. — Sonnabend 21. September, nachmittags 17 Uhr, DJO-Kundgebung auf dem Marktplatz in Lübeck. — Sonnabend, 22. September, Feierstunde in der Marienkirche in Lübeck, um 11.45 Uhr. Alle ostpreußischen Landsleute werden mit ihren Angehörigen zu diesen Veranstaltungen herzlich eingeladen.

 

Lübeck. Der nächste Heimatabend der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise, Kreisgruppe Lübeck, findet nicht — wie im letzten Mitteilungsblatt der Landsmannschaft Ostpreußen irrtümlich angegeben — am 5. Oktober, sondern am Dienstag, dem 15. Oktober, 19.30 Uhr, im „Haus Deutscher Osten" statt.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26. Telefon 5 87 71-8; Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21. Postscheckkonto: Hannover 1238 00.

 

Hannover. Der Heimatkreis Tilsit-Stadt wird am Sonntag, dem 9. Oktober, um 16 Uhr, im Bäckeramtshaus Hannover, eine Erntedankfeier veranstalten. Unkostenbeitrag 1 DM.

 

Hannover. Die Insterburger Heimatgruppe wird am 29. September, ab 16.30 Uhr, in der Gaststätte Schloßwende am Königsworther Platz, ein Erntedankfest feiern.

 

Hildesheim. Auf der letzten Monatsversammlung hielt der 2. Vorsitzende, Glowitz, einen Lichtbildervortrag über das alte Elbing und die Frische Nehrung. — Am 21. September wird die Gruppe ihr Erntedankfest im Berghölzchen feiern. Die Feier des Tages der Heimat, am 22. September, 11 Uhr, wird durch die Einweihung eines Meilen- und Gedenksteines am Hagentor, an der Bundesstr. 1, die Hildesheim kreuzt, eine besondere Note erhalten. Ausgegangen war der Plan von der landsmannschaftlichen Gruppe. Es sollte ein Wegweiser an der Bundesstraße 1 errichtet werden. Hieraus entwickelte sich dann im Verband der Landsmannschaften der Plan zu einem Gedenkstein, der nun von allen Vertriebenenverbänden Hildesheims gemeinschaftlich errichtet wird. Da der landsmannschaftlichen Gruppe, die augenblicklich im VdL präsidiert, die Hauptarbeit zufällt, wird die Beteiligung von Nachbargruppen erwartet, die herzlich eingeladen sind.

 

Osnabrück. Auf der Monatsversammlung am 21. September, ab 20 Uhr, im Lokal Grüner Jäger (an der Katharinenkirche), wird Rektor i. R. Doerk sprechen. Am nächsten Tage wird sich die Gruppe an der Veranstaltung zum Tag der Heimat beteiligen. — Mehrere Spätaussiedler und der Ehrenvorsitzende, Baurat Matz, wurden von dem 1. Vorsitzenden, Hinz, herzlich auf dem Sommerfest im Gartenlokal Blankenburg begrüßt. Die DJO-Gruppe erfreute die Landsleute durch heimatliche Tänze und ostpreußische Lieder.

 

Bramsche. Dank des unermüdlichen Einsatzes des ersten Vorsitzenden der Gruppe, Heinz Kollberg, kann am Tage der Heimat das Mahnmal für die ostdeutsche Heimat eingeweiht werden. Der Entwurf stammt von dem Leiter des Kreishochbauamtes in Bersenbrück, Baurat Schneider. Steinmetzmeister Tschörtner führte die Steinmetzarbeiten aus. Der Heimkehrerverband stellte unentgeltlich Arbeitskräfte zur Verfügung. Die Finanzierung erfolgte aus Spenden der beteiligten Vereinigungen.

 

Twistringen. Die Gruppe wird am 6. Oktober, mit drei Omnibussen einen Ausflug unternehmen, an dem auch Gäste teilnehmen können. Die Fahrt führt über Osnabrück, Bad Iburg, Bad Rothenfelde und Bad Essen in das Wiehengebirge und den Teutoburger Wald. Die Teilnehmer aus Ehrenburg, Stocksdorf, Heiligenloh, Colnrade, Lerchenhausen, Borwede und Drentwede werden abgeholt. Der Fahrpreis für alle Teilnehmer beträgt 7,50 DM einschließlich des geselligen Beisammenseins am Abend mit Musik und Tanz. Anmeldungen umgehend bei dem Vorsitzenden W. Tondar, Twistringen, im Hause Thams & Garfs, Telefon 415.

 

Delmenhorst. Mit zwei vollbesetzten Omnibussen unternahm die Gruppe am 7. September eine Fahrt ins Blaue. Das Ziel war die Gaststätte Zentral-Palast in Moordeich. Nach einer Ansprache des 1. Vorsitzenden Jeschonnek rollte ein buntes Programm ab. Aufführungen in ostpreußischer Mundart lustige- Vorträge, ein Autorennen, Gewichtheben und eine Wahl zur „Miß Blauenfahrt" trugen zur fröhlichen Stimmung bei,

 

NORDRHEIN WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14.

 

Köln. Am 6. Oktober feiert die Kreisgruppe ihr Erntedankfest im Heidehof, Köln-Dellbrück. Einlass ab 15 Uhr. Beginn pünktlich 16 Uhr. Unkostenbeitrag 1 DM. Geboten werden Unterhaltung aus den eigenen Reihen, Musik und Tanz.

 

Mönchen-Gladbach. Die Vereinigten Landsmannschaften werden am Sonnabend, dem 21. und Sonntag, dem 22. September, den Tag der Heimat veranstalten: Sonnabend, 14 Uhr, in der Aula des humanistischen Gymnasiums große Treuekundgebung der ostdeutschen Jugend. Es spricht Dr. Novack, 16 Uhr, im Balkon-Saal der Kaiser-Friedrich-Halle Delegiertentagung aller Landsmannschaften. Es sprechen die Bundestagsabgeordneten Ehren, Bottrop und Pöhler, M.-Gladbach und der Vorsitzende des BvD, Ratsherr Dr. Wlaschek, 20 Uhr, im Balkon-Saal, der Kaiser-Friedrich-Halle. Festliche Stunde, zu der der VdL Einladungskarten überreicht. – Sonntag, 9 Uhr, Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal vor der Halle. 9.30 Uhr, evangelischer Festgottesdienst in der Friedenskirche. 10 Uhr, katholischer Festgottesdienst mit Prälat Golombeck, früher Breslau. 11.30 Uhr, Platzkonzert auf dem Bahnhofsvorplatz. 12 Uhr, Platzkonzert auf dem Alten Markt. 15.30 Uhr, Treuekundgebung auf dem Kapuziner Platz; es spricht der Bundesinnenminister Schröder. - Den Tagesausklang werden die Landsleute mit Freunden im Dessauer Hof, Dessauerstraße Nr. 4. Erleben. Die Abendfeier wird um 20 Uhr beginnen. Das Lokal ist zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 1 und 2 bis Hermges. Eine gute Kapelle und der Ostdeutsche Heimatchor werden an diesem Abend mitwirken.

 

Mülheim-Ruhr. Nächster Heimatabend am 4. Oktober, 20 Uhr, in der Gaststätte Salamander. — Im gleichen Lokal schilderte am 6. September auf einer von dem 1. Vorsitzenden Gallmeister geleiteten Mitgliederversammlung, Landsmann Neuburg, eine Ferienfahrt durch Masuren; es wurden Farblichtbilder aus Ostpreußen gezeigt. Darbietungen der Kapelle Koch bereicherten den Abend.

 

Essen-West. Die Laienspielschar der DJO, an deren eindrucksvolle Aufführung von Hermann Sudermanns „Johannisfeuer" sich viele Landsleute erinnern, wird am 6. und 13 Oktober im Marienheim, Schmitzstraße 8 (Nähe Haltestelle Helenenstraße), um 18 Uhr, ein Lustspiel „Wenn Männer schwindeln" aufführen, wozu Landsleute und Gäste eingeladen sind. Unkostenbeitrag 1 DM.

 

Recklinghausen. Bezirksgruppe Agnes Miegel: In der Delegiertenversammlung wurde der Kreisvorstand für die Stadtkreisgruppe gewählt: 1. Vorsitzender, Albert König; 2. Vorsitzender, Ewald Koslowski; Schriftführer, Herbert Puff; Kassierer, Manfred Saager. Die bisherige Bezirksgruppe ReckIinghausen-Altstadt führt nun die Bezeichnung: Bezirksgruppe Agnes Miegel. — Samstag, 28. September, 20 Uhr, im Handelshof, Holzmarkt 1. Jeder Landsmann soll wenigstens einen Gast mitbringen.

 

Witten-Ruhr. Die Feierstunde zum Tag der Heimat wird am Sonntag. 22. September, 11.45 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus, Augustastraße, stattfinden. — Statt der Monatsversammlung im Oktober ist für Sonnabend, den 12. Oktober, 20 Uhr, im Josefssaal eine Gemeinschaftsveranstaltung mit den anderen Landsmannschaften vorgesehen.

 

Wuppertal-Barmen. Aus Anlass des Tages der Heimat am 22. September wird die Landsmannschaft ostpreußische Trachten zeigen. Die Firma Defaka will ein Schaufenster in ihrem Kaufhaus in Elberfeld dafür zur Verfügung stellen. Außerdem werden Bernsteinstücke von der Bernstein-Manufaktur in Hamburg ausgestellt. — Die Mitglieder werden gebeten, Plaketten für den Tag der Heimat bei der Landsmannschaft zu kaufen, damit diese ihren Anteil am Verkauf der Plaketten dem Einheitsverband gegenüber einhalten kann. Das Zigarrengeschäft Krüger und Oberbeck im Schwebebahnhof Döppersberg und alle Vorstandsmitglieder haben Plaketten zum Verkauf.

 

Steele-Überruhr. Am 29. September, um 16 Uhr, bei Schürmann, Steele, Krayer Straße,

Gedächtnisfeier für Hermann Sudermann.

 

Gummersbach. Die Landsmannschaft betreut alle im Oerbergischen Kreise wohnhaften Heimatvertriebenen des gesamten „deutschen Ordensgebietes“. Für alle Mitglieder, Spätheimkehrer und Neuaussiedler hält Landsmann Trudrung jeden Mittwoch ab 17 Uhr, Seesmarstraße 4, part., kostenlos Sprechstunden ab. Für schriftliche Beratung wird um Beilage von Rückporto gebeten. — Frauengruppe: Zusammenkunft jeden ersten Mittwoch im Monat von 15.30 bis 17.30 Uhr, im Café Fischer, Blücherstraße. — Jugendgruppe: Zusammenkunft jeden zweiten Dienstag, 20 Uhr, im CVJM-Heim, Wiedenhofstraße. Musikliebhabern stehen Gitarren und Klavier zur Verfügung, ferner Notenmaterial und eine Heimatbibliothek für alle. — Nächste Mitgliederversammlung: Sonntag, den 20. Oktober, 16 Uhr, im Hotel Union, Marktstraße 11.

 

Burgsteinfurt. In der Feierstunde zum Tag der Heimat am 22 September, um 15 Uhr, im Ludwigshaus spricht Dr Schlicker, Pressereferent im Bundesvertriebenenministerium. Im Anschluss wird das Feierspiel „Ostland lebt" unter Mitwirkung der DJO, des Evangelischen Jugendsingkreises und des Kammermusikorchester aufgeführt werden.

 

Höngen. Zur Feierstunde am Tag der Heimat, 22. September, 17 Uhr, im Saale Büdgen, Schillerstraße, sind alle Ostpreußen herzlich eingeladen.

 

Münster. Die Fahrt zum Ahrtal wird nicht am 6. Oktober, sondern am 29. September bei genügender Beteiligung stattfinden. Anmeldungen bis 23. September im Büro der Landsmannschaft erbeten.

 

Münster, Memelkreise: Liebe Landsleute! Zu unserer Zusammenkunft am Sonntag, dem 29. September, um 15.30 Uhr, in der Gastwirtschaft Westhues, Weseler Straße, werden Sie hiermit herzlichst eingeladen. Wir würden uns freuen, wenn Sie jedem Ihnen bekannten Landsmann, der nicht Leser unserer Heimatzeitung ist, hiervon Kenntnis geben. Die Anwesenheit der Jugend ist auch erwünscht. Programm: Berichterstattung über die Gedenkfeier der Patenstadt Mannheim und über den Vertretertag. Gedenkfeier zum Geburtstag unseres Heimatdichters Hermann Sudermann. Voraussichtlich ein Lichtbildervortrag aus unserer Heimat. Gründung einer Jugendgruppe. Anschließend gemütliches Beisammensein und auf Wunsch Tanz. Der Vorstand: Herbert Bartkus.

 

Bünde. Der Verband der Landsmannschaften mit dem BvD und der DJO wird am Sonntag, den 22. September in der Aula der Knabenoberschule am Markt den Tag der Heimat begehen. Beginn 16 Uhr.

 

Detmold. Bezirkslehrgang für ostpreußische Jugendgruppenleiter im Bezirk Detmold. Beginn: Sonnabend, 19. Oktober, 16 Uhr; Ende: Sonntag, 20. Oktober, etwa 17 Uhr. Tagungsort: Städtisches Jugendheim in Gütersloh. Anmeldungen sind bis zum 10. Oktober zu richten an Bruno Wendig, Gütersloh, Eichenallee 32. Wo noch keine Jugendgruppen bestehen, werden die Vorsitzenden der landsmannschaftlichen Gruppen gebeten, interessierte Jugendliche zu benennen und zum Lehrgang zu entsenden.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D., Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel, Westerwald, Hauptstraße 3. Postscheckkonto 15 75, Frankfurt am Main.

 

Koblenz. Infolge der Raumschwierigkeiten (Wahlversammlungen) musste die letzte Monatsversammlung auf den 1. September verschoben werden; die Vorführungen der Jugendgruppe aus dem schwäbischen Raum konnten daher nicht stattfinden. Landsmann Witten sprach über „Deutschland zwischen Ost und West“. Anschließend erörterte der Vorsitzende der Landesgruppe, Dr. Deichmann, die Bedeutung des Tages der Heimat. Der Vorsitzende der örtlichen Gruppe, Dr. Gaucke, wies auf das neu errichtete Jugendheim der Gruppe hin. — Künftig werden die Monatsversammlungen jeden ersten Sonntag im Monat, 16 Uhr, in der Gaststätte Burg Hohenzollern (Schenkendorfplatz) stattfinden.

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Unter der Liebigshöhe 28.

 

Frankfurt (Main). Feier im Ratskeller am Freitag, 20. September, 20 Uhr, zum der Tag der Heimat unter Mitwirkung des Büchse-Quartetts. — Jeden ersten Donnerstag im Monat, Männerabend in der Gaststätte zum Heidelberger, Bockenheimer Landstraße 140, ab 20 Uhr — Jugendgruppe: Jeden Mittwoch im „Haus der Jugend“, Zimmer 523, um 20 Uhr. Am Donnerstag jeder Woche, 20 Uhr, Zusammenkunft der Laienspielschar. — Sprechstunden: Montag am oder nach dem 1. und 15. jeden Monats in der Zeit von 18 bis 19.30 Uhr in der Geschäftsstelle Untermainanlage 9, Büro Rechtsanwalt Paul Groß, Telefon 3 31 80.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19

 

Aus der Arbeit der Jugend

Nach dem Rücktritt des Herrn Manneck hat das Referat Jugend Herr Erich Bothke, Stadtrat in Ebingen, Württemberg, Baschianstraße 42, übernommen. Herr Bothke nimmt ab sofort die Interessen der ostpreußischen Jugend in der Landesgruppe wahr und vertritt sie auch im Landesverband der Deutschen Jugend des Ostens. Alle Anfragen, die die ostpreußische Jugend betreffen, sind künftig nur an ihn zu richten. Alle Gruppen werden gebeten, die Anschrift des Jugendleiters möglichst bald Herrn Bothke mitzuteilen.

 

Der Landesverband führt zusammen mit dem DJO-Landesverband im DJO-Heim Jebenhausen bei Göppingen einen Lehrgang für Jugendgruppenleiter durch Lehrgangsleiter ist Hanna Wangerin, Hamburg. Neben den Jugendleitern werden auch alle Personen eingeladen, die die Schulung der ostpreußischen Jugend übernommen haben, oder übernehmen. Die Fahrtkosten werden am Ende des Lehrgangs für zwei Teilnehmer je Gruppe erstattet. Weitere Teilnehmer können die Gruppen auf eigene Kosten entsenden. Jeder Teilnehmer hat für Verpflegung und Unterkunft 3 DM pro Tag, zusammen also 6 DM zu zahlen. Die Anmeldungen sind schriftlich bis zum 5. Oktober an Wolfgang Tietz, Stuttgart-Nord, Perlerstraße 35, einzureichen. Lehrgangspläne und Fahrtermäßigungsscheine gehen den Teilnehmern rechtzeitig zu. Auch örtliche Gruppen, die noch keine Jugendgruppe haben, werden gebeten, Teilnehmer zu entsenden. Eintreffen der Teilnehmer am 25. Oktober, bis 21 Uhr. Lehrgangsende 27. Oktober, 14 Uhr.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München, Geschäftsstelle: München 23, Trautenwolfstraße 5/0, Telefon 33 85 60. Postscheckkonto München 213 96.

 

Würzburg. In der Mitgliederversammlung am 7. September fand ein Lichtbildervortrag des ersten Vorsitzenden der Pommern-Gruppe, Janz, über Pommern, großen Beifall. Zum nächsten Lichtbildervortrag, den der Kulturwart der Kreisgruppe halten wird, ist die Landsmannschaft Pommern eingeladen.

Weiden. Der Vorsitzende der Bezirksgruppe, Curt Winckelmann (Regensburg), sprach auf einem Heimatnachmittag am 1. September in der Moosfurt über die Aufgaben der Landsmannschaft. Ausführlich erläuterte er dann den zurzeit im Ostpreußenblatt in Fortsetzungen laufenden aktuellen Tatsachenbericht „Hier ist die Welt zu Ende“. Da er einst einen Hof im Kreise Pr.-Eylau besaß, kannte er jeden Baum und jeden Weg in der Gegend an der heutigen Demarkationslinie. Zugleich im Namen des Vorsitzenden der Landesgruppe, Thieler, dankte er durch eine besondere Ehrung dem Vorsitzenden der Gruppe Weiden, Landsmann Turner, für seine Verdienste um den Aufbau dieser Gruppe in der nördlichen Oberpfalz. Die Singgruppe unter der Leitung von Kulturwart Werner Gayk leitete mit Heimatliedern zum geselligen Teil über.

 

Augsburg. Am 22. September, zum Tag der Deutschen Heimat, Kundgebung im Stadttheater um 19 Uhr, Vortrag von Professor Freiherr von Richthofen. Anschließend Festvorstellung als Erstaufführung „Die Freier" von Josef von Eichendorff; das Stadttheater ist gemietet. — 24. September, Vortrag über Ostprobleme von Professor Dr. Dr. Koch vom Europa-Institut München. — Am 25. September wieder Zusammenkunft der Jugendgruppe I (die Älteren) bei Dipl.-Hdl. Neumann.

 

Seite 13   Bekenntnis zu den Heimatvertriebenen

Ostpreußenabend der Steglitzer Heimatwoche

Der festliche und würdige Ostpreußenabend, anlässlich der Steglitzer Heimatwoche am 9. September in der Hermann-Ehlers-Schule in Berlin-Steglitz, war ein aufrüttelndes Bekenntnis zur ostpreußischen Heimat und seinen Menschen, auf das nicht nur unsere Landsleute, sondern auch die einheimischen Berliner, die den Abend mitgestalten halfen, stolz sein können. Wir müssen unser schönes Ostpreußen wiederhaben! Keine Macht der Welt kann uns zwingen, auf dieses urdeutsche Land zu verzichten! Diese Forderung sprachen alle Redner immer wieder in schöner Einmütigkeit aus.

 

Wir stehen, auch wenn man noch einmal auf den „Tag der Heimat" in der Berliner Waldbühne zurückkommt, vor der ermutigenden Tatsache, dass allen Unkenrufen zum Trotz nicht nur der Rückkehrwille der Heimatvertriebenen stärker geworden ist, sondern dass sich in immer größerem Umfange auch die einheimische Bevölkerung in Berlin hinter die Forderungen der Vertriebenen stellt. Sowohl am Tag der Heimat als auch am Ostpreußenabend in Steglitz nahmen die Einheimischen besonders regen Anteil. Bei den Heimatvertriebenen ist es mit besonderer Genugtuung verzeichnet worden, dass der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Willy Brandt, in der Waldbühne, unter Hinweis auf die deutschen Ostgebiete, wörtlich erklärte: „Wir müssen der Welt stärker als bisher klarmachen, dass wir uns nicht abgefunden haben mit dem Zustand willkürlicher und widernatürlicher Zerklüftung“. Auch die Formulierungen der Redner aus Bonn klangen bei aller Mahnung zur Geduld und Besonnenheit kraftvoller und die Reaktion der Massen war drängender und fordernder.

 

Es spricht vieles dafür, dass Berlin bereit ist, auch in der großen immer mehr in den Vordergrund tretenden politischen Auseinandersetzung um das Recht auf Heimat die Führung zu übernehmen, wobei es nicht zuletzt auch seine Stellung als deutsche Hauptstadt gebührend Rechnung trägt. Die Bedeutung Berlins im Kampf um die Ostgebiete kommt auch in der großen Beachtung zum Ausdruck, die die Ostpreußenschau und die Ausstellung „Deutsche Heimat im Osten" im Rathaus Steglitz gefunden haben. Es kommen nicht nur Landsleute und Schulklassen, sondern auch viele einheimische Berliner und vor allem Berlin-Besucher aus Westdeutschland und dem Ausland, die an Hand des überzeugenden Ausstellungsmaterials in lebhaften Diskussionen dafür eintreten, dass dieses dem deutschen Volke zugefügte Unrecht bald wiedergutgemacht werden muss. (Die Ausstellung bleibt noch bis einschließlich 22 September täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet.)

 

Doch zurück zum Steglitzer Ostpreußenabend. Nach dem Einzug der Fahnen der Landsmannschaft, der Kreise Königsberg und Tilsit-Ragnit und des Memellandbanners versicherte der stellv. Bezirksbürgermeister, Stadtrat Stücklen, dass Steglitz stolz darauf sei, die Patenschaft über die in Berlin lebenden Ostpreußen übernommen zu haben. Unter Hinweis auf die Ostpreußenschau im Rathaus betonte er, dass das deutsche Volk niemals auf dieses schöne Land verzichten werde: Unser Recht ist unabdingbar. Sein Wunsch dass der Tag nicht fern sein möge, wo wir als freie Menschen wieder nach Ostpreußen zurückkehren könnten, wurde mit großem Beifall aufgenommen. Der Vorsitzende der Landesgruppe der Landsmannschaft Ostpreußen in Berlin, Dr. Matthee, dankte dem „Patenonkel Steglitz" herzlichst für die harmonische Zusammenarbeit. „Diese Harmonie findet ihren beredten Ausdruck darin, dass in die Steglitzer Heimatwoche das Gedenken an unsere geliebte ostpreußische Heimat hineingestellt ist und einen großen Raum im Programm einnimmt“. Vertriebene und heimattreue Ost- und Westpreußen haben sich mit den Ur-Berlinern in Steglitz zu einer Einheit zusammengefunden, um gemeinsam das Schicksal zu meistern. Unter Berufung auf das Motto des Tages der Heimat hob er hervor: „Das Recht steht auf unserer Seite. Darüber besteht kein Zweifel. Daran können auch die Verzichtpolitiker nichts ändern. Die Vertriebenen werden nie auf ihr Recht auf die Heimat verzichten. Aber auch die Treue ist eine Verpflichtung an alle, zur Heimat zu stehen und für sie zu kämpfen“. Sein Ruf: „Es lebe unser geliebtes Ostpreußen" löste begeisterten Beifall aus.

 

Regierungspräsident a. D. Dr. von Bahrfeldt unternahm mit den Anwesenden eine Blitzreise durch Ostpreußen. Der geborene Niedersachse hat als Verwaltungsbeamter ein Menschenalter in Ostpreußen verbracht und es als seine zweite Heimat lieben und schätzen gelernt. Zuletzt war er (bis 1933) Regierungspräsident von Königsberg. Es gibt keine Landschaft Ostpreußens, die er nicht kennengelernt und deren Schönheit ihn nicht begeistert hat, sei es nun das Memelland mit dem Kurischen Haff, Masuren mit seinen Seen, das Ermland und das Oberland oder Königsberg. Er mahnte eindringlich, das Andenken an Ostpreußen wach zu halten, wobei der ostpreußischen Familie eine besondere Aufgabe zufalle. Durch ständige Gespräche im Familienkreis über die Heimat könne man die Heimatliebe bei den Kindern und Kindeskindern am besten pflegen. Denn wenn der Tag komme den wir alle herbeisehnen, dann müssten alle zur Stelle sein, das verwüstete Land wiederaufzubauen. Auch Stadtrat Grigoleit, der einer alten ostpreußischen Familie entstammt, fand begeisterte und begeisternde Worte für das schöne Ostpreußen. Ein in Berlin weilender Urlauber aus Ostpreußen schilderte die heutigen Zustände in der Heimat und hob hervor, dass die dort ansässigen Polen auch jetzt von der Rückkehr der Deutschen fest überzeugt seien.

 

Musikalische Darbietungen des Orchesters der Volksmusikschule Steglitz unter ihrem Leiter Cornelissen sowie Rezitationen und Heimatlieder verschönten den Abend. Landsmann Fritz Roddeck und Katharina Lingnau, ein kleines Ostpreußenmädel, trugen Gedichte und Balladen von Agnes Miegel vor. Die Allensteinerin, Alrun Bürkner, sang, von Herrn von Arps am Flügel begleitet, drei von Landsmann Erich Schattkowsky vertonte Heimatlieder. Alle Darbietungen wurden mit herzlichem Beifall aufgenommen. Mit dem gemeinsam gesungenen Ostpreußenlied klang die Feierstunde aus, für die den Veranstaltern und allen Mitwirkenden Dank und Anerkennung gebührt.

 

Seite 13   Bestätigungen

Wer kann bestätigen, dass Karl Becker, geb. 05.09.1888, von 1920 bis etwa 1930 in der Zellulosefabrik in Königsberg als Hausmeister tätig war?

 

Wer kann die nachstehend aufgeführten Arbeitsverhältnisse der Auguste Kummutat, geb. Tieck, geb. 16.12.1891 in Lepalothen, Kreis Tilsit-Ragnit, bestätigen? Von 1906 bis 1907 bei Bauer Kasper, Langenfelde anschließend zwei Jahre bei Skatikat, Insterwangen, dann bis 1911 bei Puskepeleit, Fichtenhöhe, und von 1917 bis 1918 bei Häckler, Angerwiese, dann ein Jahr bei Saltinat, Warnen, anschließend bis 1921 bei Schälhamer, Ballupönen, schließlich bis 1926 bei Awischus, Hagenrode. Ferner bis 1930 bei Wiemer, Adlerswalde, und zuletzt von 1934 bis 1939 bei Schoßau, Finkenhagen, sämtliche Arbeitsstellen waren im Kreis Schloßberg und Tilsit-Ragnit, als Landarbeiterin.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24 a) Hamburg 13, Parkallee 86

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 95. Geburtstag

am 26. September 1957, Tischlermeisterwitwe Karoline Klein, aus Ortelsburg. Ihren Geburtstag werden ihre Enkel und Urenkel mitfeiern. Sie ist durch Frau G. Zielaßek, geb. Klein, Lüneburg, Am Markt 7, zu erreichen.

 

zum 92. Geburtstag

am 1. September 1957, Landsmann Ernst Beckmann, aus Goldbach, Kreis Wehlau, jetzt bei seiner Schwiegertochter, Liesel Beckmann in Meckesheim bei Heidelberg.

 

zum 91. Geburtstag

am 15. September 1957, Frau Marie Kemke, geb. von Streng, aus Berghoff, Kreis Lötzen; später lebte sie im Ermland, wo ihr Ehemann das Gut Kronau besaß. Als Witwe hatte sie ihren Wohnsitz lange in Widminnen; von dort aus war sie bei der Gartenberatung im Landwirtschaftlichen Hausfrauenverein tätig. Heute lebt die Jubilarin bei ihrem Sohn, Zahnarzt Kemke, in (14a) Oppenweiler, Kreis Backnang.

 

zum 90. Geburtstag

am 20. September 1957, Landsmann Johann Wallendszus, aus Swareitkehmen, Kreis Pogegen, jetzt mit seiner Tochter und seinem Schwiegersohn, Franz Barsties in Horneburg, Bezirk Stade, Marschdamm 2.

 

zum 88. Geburtstag

Am 14. September 1957, Frau Elisabeth Boeckel, aus Kl. Schönau, Kreis Bartenstein, jetzt bei ihrem Sohn in Hetlingen, Kreis Pinneberg.

 

am 22. September 1957, Gutsinspektor i. R., August Hoffmann. Der Jubilar bewirtschaftete von 1906 bis 1932 das Gut Haasenberg bei Osterode. Zuletzt wohnte er in Osterode, das er erste Ende 1956 mit seiner Tochter, Helene Redemund, verlassen konnte, die jetzt bei ihrem Ehemann, Otto Redemund in Winsen/Luhe, Rathausstraße 10, lebt. Gegenwärtig hält sich der Jubilar bei seiner zweiten Tochter, Ella Parczani in (24b) Malente, Schweizerstraße 13, auf.

 

am 24. August 1957, Landwirt Ludwig Gutzat, aus Jägerswalde, Kreis Schloßberg, jetzt mit seiner Ehefrau, Martha Gutzat, geb. Both, bei seiner Tochter, Edith Jurisch in (23) Bederkesa, Kreis Wesermünde.

 

am 28. September 1957, Frau Elise Schubert, aus Lyck, jetzt in Bonn, Friedensplatz 14

 

am 30. September 1957, Landsmann Gustav Eichler, aus Kiesfelde über Schloßberg, jetzt in einem Altersheim in der sowjetisch besetzten Zone. Seine Ehefrau, mit der er 1951 noch die Goldene Hochzeit feiern konnte, verstarb 1952. Er ist über seine Schwester, Frau Elfert, Berlin-Charlottenburg 2, Knesebeckstraße Nr. 13/14, zu erreichen.

 

zum 87. Geburtstag

am 14. September 1957, Landsmann Leopold Newiger, aus Tilsit, jetzt bei seinem Sohn Hans in Wanderup über Flensburg.

 

am 25. September 1957, Bauer Michael Scharnowski, aus Hohendorf, Kreis Neidenburg, jetzt mit seiner Ehefrau in Lage/Lippe, Lortzingstraße 22.

 

zum 86. Geburtstag

am 22. September 1957, Frau Marie Horn, geb. Reiner, jetzt bei ihrer Tochter in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihren Schwiegersohn, Emil Staedler, Berlin-Zehlendorf, Sprungschanzenweg 67, zu erreichen.

 

(ohne Datum) Frau Auguste Plewka, aus Königsberg, Nadrauer Weg 16, jetzt in Hamburg-Barmbek, Langenrehm 48.

 

zum 85. Geburtstag

am 21. September 1957, Frau Luise Hamann, geb. Danzer, aus Königsberg, jetzt bei ihrer ältesten Tochter in Braunschweig, Andreeplatz 3.

 

am 23. September 1957, Bauer Georg Liedtke aus Albrechtsdorf, Kreis Pr.-Eylau, jetzt im Altersheim Rappertshofen bei Reutlingen/Württemberg.

 

zum 84. Geburtstag

am 16. September 1957, Frau Luise Peylo, aus Lyck, Danziger Straße 3, jetzt bei ihrer ältesten Tochter, Marie Schumacher in Marne/Holstein.

 

am 22. September 1957, Frau Maria Piepereit, aus Insterburg, Georg-Friedrich-Straße 3, jetzt bei ihrer Tochter Uta in Tellingstedt über Heide/Holstein.

 

am 24. September 1957, Landsmann Karl Ludwig, aus Willenheim, Kreis Lyck, jetzt in (24b) Bekmünde, Post Heiligenstedten.

 

am 25. September 1957, Frau Auguste Beguhl, aus Gumbinnen, Wasserstraße 2a, jetzt in Lübeck, Hundestraße 22.

 

am 25. September 1957, Lehrerwitwe Elise Vogel, geb. Pudlich, aus Schaaksvitte/Samland, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter in Kellinghusen/Holstein, Königsberger Straße 3.

 

am 27. September 1957, Frau Marie Hopp, geb. Kaiser, aus Fürstenau, Kreis Pr.-Holland. Sie wohnt jetzt in Hamburg-Harburg, Bornemannstraße 28.

 

am 27. September 1957, Frau Johanna Schöttke aus Gr.-Heydekrug, Samland, jetzt bei ihrer Tochter, Anna Hamann, Friedrichshafen am Bodensee, Schanzstraße Nr. 16.

 

am 27. September 1957, Landsmann Gustav Lukat, Hauptlehrer i. R., aus Walden, jetzt in Emden, Brückstraße 113.

 

zum 83. Geburtstag

am 19. September 1957, Frau P. Neumann, aus Königsberg. Sie wohnt jetzt bei ihrer Tochter, Else, Witwe des in Königsberg 1945 verstorbenen Pfarrers Dr. Reihs in (14b) Saalgau/Südwürttemberg, Blauwstraße Nr. 12b.

 

am 24. September 1957, Frau Wilhelmine Lask, aus Giersfelde, Kreis Lyck, jetzt in Itzehoe, Winseldorfer Mühle.

 

zum 82. Geburtstag

am 21. September 1957, Landsmann August Windt, aus Braunsberg, Landgestüt, jetzt in Himmelpforten, Kreis Stade, Klosterfeld 250.

 

am 24. September 1957, Landsmann Adam Salopiata, aus Millau, Kreis Lyck, jetzt in Weinheim/Bergstraße, Kreispflegeheim, Viernheimer Straße 27

 

am 25. September 1957, Frau Auguste Przyborowski, aus Lyck, jetzt in Wickede, Oststraße 17.

 

zum 81. Geburtstag

am 21. September 1957, Frau Johanna Gronau, geb. Krüger, jetzt bei ihrer Tochter, Käthe Tolksdorf in Hamburg-Wandsbek, Gustav-Adolf-Straße 24c.

 

zum 80. Geburtstag

am 2. September 1957, Frau Louise Eisenblätter, geb. Großkopf, aus Schippenbeil, jetzt bei ihren Töchtern in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist über Lehrer, Walter Eisenblätter, (21a) Stromberg über Oelde/Westfalen, zu erreichen.

 

am 16. September 1957, Frau Anna Sperling, aus Bartenstein, Heilsberger Straße, jetzt in Hasenberg bei Lüneburg, Altersheim

 

am 19. September 1957, Landsmann Friedrich Zimmermann, aus Gr.-Partsch, Kreis Rastenburg, jetzt bei seiner Tochter, Minna Dolleck in Berlin-Tempelhof, Wilhelmstraße 63.

 

am 21. September 1957, Frau Klara Ruprecht, geb. Wasielewski, aus Lyck, Kaiser-Wilhelm-Straße 107, jetzt in Eisbergen über Minden II, Westfalen, Weserstraße Nr. 354.

 

am 21. September 1957, Frau Marie Schirmacher, geb. Ernesti, aus Eisenberg, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Hamburg-Langenhorn 1, Wulksfelder Weg 21, bei Frau Staroske.

 

am 22. September 1957, Frau Marie Röttcher, geb. Schönbeck, aus Fischhausen, Fischerstraße 3, jetzt bei ihrer Tochter, Gertrude Wargenau in Drensteinfurt bei Münster/Westfalen, Ossenbeck, Haus 4.

 

am 23. September 1957, Frau Katharina Rudnik, geb. Labusch, aus Preußenwalde, Kreis Ortelsburg, jetzt in Gelsenkirchen, Josefstraße 43.

 

am 23. September 1957, Landsmann Johann Czapnik aus Regeln, Kreis Lyck, jetzt in Ratekau über Lübeck.

 

am 24. September 1957, Witwe Johanne Hohmeister, geb. Lengies, aus Insterburg. Nach der Vertreibung lebte sie bis September 1957 in Mühbrook, Kreis Rendsburg. Jetzige Anschrift: Bad Segeberg, Am Ihlsee, Bruchweg 9.

 

am 24. September 1957, Frau Bertha Gehrmann, geb. Scharfschwerdt, aus Rehfeld, Kreis Heiligenbeil, Witwe des Bauern Emil Gehrmann, der im März 1945 in Pommern umkam. Sie wohnt heute in Hamburg 34, Sandkamp 21c II.

 

am 24. September 1957, Schmiedemeister i. R. August Landt, aus Voigtshof, Kreis Rößel, jetzt bei seiner Tochter, Erna Barkenings, M -Gladbach, Badenstraße Nr. 17. Er ist am Tagesgeschehen sehr interessiert. Sein Steckenpferd ist sein Schrebergarten.

 

am 24. September 1957, Landsmann Richard Samel, aus Tilsit, Memelhang 57, jetzt in Bremen, Huder Straße Nr. 53.

 

am 24. September 1957, Landsmann Adolf Aßmann, aus Gr.-Hermenau, Kreis Mohrungen, jetzt in M.-Gladbach, Peschaustraße 178.

 

am 25. September 1957, Landsmann Hermann Lange, aus Königsberg, Schmiedestraße 1, am Schloßberg (Zigarrengeschäft), jetzt in Nürnberg, Glockenhofstraße 36.

 

am 26. September 1957, Frau Anna Gutzeit, geb. Brachaus, Witwe des Postbetriebsassistenten Albert Gutzeit, aus Königsberg, jetzt in Seesen/Harz, Engelader Straße 1.

 

zum 75. Geburtstag

am 13. September 1957, Molkereibesitzer Hugo Kaiser, aus Friedrichsberg, Kreis Angerapp. Er wohnt jetzt in der Nähe seiner Tochter, Käte Thews in Langenhagen bei Hannover, Robert-Koch-Straße 4.

 

am 16. September 1957, Frau Heinriette Schawaller, geb. Ramnitz, aus Gumbinnen, Schlachthof, jetzt bei ihrer Schwiegertochter, Meta Schawaller in Berlin-Spandau, Strandpromenade 42.

 

am 16. September 1957, Bauer Anton Spill, aus Tollack, Kreis Allenstein, jetzt mit seiner Ehefrau in Herne/Westfalen, Altenhöfener Straße 80.

 

am 20. September 1957, Frau Maria Wenk, geb. Clement, aus Widitten, Kreis Samland, jetzt bei ihrem Sohn, Helmut in Kisdorf bei Ulzburg/Holstein.

 

am 20. September 1957, Oberrottenmeister i. R. Friedrich Radtke. Er begann bei der Deutschen Reichsbahn im Jahre 1905 in Heiligenbeil, kam dann nach Braunsberg und wurde später nach Kobbelbude versetzt. Nach der Vertreibung war er noch bis 1947 im Dienst der Deutschen Bundesbahn in Duisburg-Hamborn. Mit seinen drei Töchtern, von denen zwei verwitwet sind, wohnt er jetzt in Dinslaken/Niederrhein, Douvermannstraße 8

 

am 21. September 1957, Witwe Maria Berger, geb. Klewer, aus Lichtentann (Girmischken), Kreis Ebenrode. Die Jubilarin bewirtschaftete nach dem Tode ihres Ehemannes im Jahre 1922, den 300 Morgen großen Hof in Lichtentann und hielt ihn auf der Höhe. Sie, wohnt jetzt bei ihrer Tochter, Martha Assmus in Solingen-Wald, Corinthstraße 11.

 

am 21. September 1957, Landsmann A. Heyse, jetzt in Espelkamp-Mittwald, Kreis Lübbecke/Westfalen, Marienburger Straße 52, Eigenheim.

 

am 22. September 1957, Landwirt Eduard Padubrien, aus Inse, Kreis Elchniederung, jetzt in Papenburg/Ems, Birkenweg 7

 

am 22. September 1957, Kaufmann Hans Zimmerling, aus Tilsit, Stiftstraße 11, jetzt mit seiner Frau in (17b) Reuchen, Kreis Kehl, Hebelstraße 13.

 

am 23. September 1957, Witwe Wilhelmine Gauer, geb. Bäuerle, aus Mühlengrund, Kreis Johannisburg. Sie bewirtschaftete hier nach dem Ersten Weltkrieg mit ihrem ältesten Sohn Hans, bei dem sie jetzt lebt, einen Bauernhof. Anschrift: Ratzeburg i. L., Zittschower Weg 20

 

am 23. September 1957, Frau H. Pannek, geb. Götz, ehemals Rittergut Waplitz, Kreis Osterode, jetzt in Berlin-Dahlem, Hirschsprung 40.

 

am 25. September 1957, Frau Charlotte Igney, geb. Bersuch, aus Königsberg, jetzt bei ihrer Tochter, Eleonore Igney in Schleswig, Waldemarsweg 26.

 

am 26. September 1957, Frau Anna Drwenski, geb. Müller, aus Königsberg, Schötterstraße 7, jetzt in (22b) Ludwigshafen/Rhein, In den Aspen 22.

 

am 28. September 1957, Frau Anna Günther, aus Lyck, Kaiser-Wilhelm-Straße 138, jetzt in Osnabrück, Wörthstraße 83.

 

am 28. September 1957, Frau Marie Pitzke, jetzt in Erichshagen 154, Kreis Nienburg/Weser.

 

am 28. September 1957, Frau Anna Kerrinnis, geb. Flottrong, aus Insterburg, Jordanstraße 6, jetzt in Hamburg-Sassel, Tweer Blöcken 69.

 

am 29. September 1957, Frau Hulda Lindenblatt, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Adelbylund, Talweg Nr. 16

 

Seite 14   Im 104. Lebensjahr, Oberregierungs- und Baurat J. Callenberg (Foto)

In ungebrochener geistiger Frische und bei erstaunlicher Rüstigkeit vollendete kürzlich Oberregierungs- und Baurat i. R., J. Callenberg in Münster sein 103. Lebensjahr. Er wurde 1854 in Hohenzollern-Sigmaringen geboren. 1897 gehörte er dem Vorstand des Hochbauamtes Memel an. Dort baute er das nahe der Stadt gelegene Lepraheim, eine Anstalt, die auf Vorschlag des berühmten Entdeckers des Tuberkel- und Cholerabazillus, des Nobelpreisträgers Prof. Dr. Robert Koch eingerichtet wurde. Im staatlichen Auftrage hatte der große medizinische Forscher im September 1896 — er war damals Direktor des Instituts für Infektionskrankheiten in Berlin — den Kreis Memel besucht. In einem Gutachten („Die Lepra-Erkrankungen im Kreise Memel“, Jena 1897), das ein Musterbeispiel für eine klare und leicht verständliche wissenschaftliche Darstellung ist, forderte er den Bau des Heims.

 

Nach den Plänen von J. Callenberg entstand in Plicken — nordöstlich von Memel — die Kirche, in Memel baute er das Landgericht. Auch in Allenstein hat sich der erfahrene Baufachmann betätigt. In Greifswald baute er die Universität. Von seinen zahlreichen Bauten seien die Empfangshalle des Bahnhofs Hamburg-Harburg und Studienanstalten am Rhein erwähnt. Vor Beginn des Ersten Weltkrieges war J. Callenberg im Vorstand des Hochbauamtes für die Kreise Rheingau und St. Goarshausen. In dieser Stellung erreichte ihn während des Krieges die Berufung in die Kriegshilfskommission des Oberpräsidenten der Provinz Ostpreußen. Sein Aufgabengebiet war die Leitung des Wiederaufbaus der zerstörten Städte.

 

1920 trat J. Callenberg in den Ruhestand, er lebt seitdem in Münster. Niemals war er krank. Er unternimmt täglich Spaziergänge, hält seine Schreibtischstunden inne und erledigt eine umfangreiche Korrespondenz. Wir wünschen ihm auch weiterhin eine gute, beständige Gesundheit.

 

Seite 14   Goldene Hochzeiten

Landwirt Albert Pelz und seine Ehefrau Marie Pelz, geb. Grunwald, aus Schönfeld, Kreis Pr. Holland, feierten am 17. September 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit. Landsmann Pelz war von 1923 bis zur Vertreibung Bürgermeister der Gemeinde Schönfeld. Die Eheleute wohnen jetzt bei ihrem Sohn, Günter Pelz in (20b) Göttingen, Am Feuerschanzengraben 14.

 

Viehhändler Franz Herholz und seine Ehefrau, geb. Gindler, aus Gr.-Ragauen, Kreis Angerapp, feiern am 20. September 1957, im Kreise ihrer acht Kinder und vieler Enkel, ihre Goldene Hochzeit. Die Eheleute leben in der sowjetisch besetzten Zone. Sie sind über ihre Tochter, Liesbeth Kehlau, Saaldorf Nr. 55 bei Helmstedt, zu erreichen.

 

Provinzial-Oberbaurat i. R. Wilhelm Schäffer und seine Ehefrau Emma Schäfer, geb. Schaub, aus Allenstein, jetzt in Siegen/Westfalen, Schulstraße 126, feiern am 24. September 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit. Wilhelm Schäffer wurde am 3. Februar 1881 in Siegen/Westfalen geboren. 1906 wurde ihm die Leitung des Kreiswiesenbauamtes Allenstein übertragen. Nach etwa zwanzigjähriger Tätigkeit in der Landeskultur wurde er nach dem Ausschneiden der Stadt Allenstein aus dem Kreisverband in dem neu entstandenen Landkreis Allenstein mit der Leitung der Straßenverwaltung betraut und zum Kreisbaudirektor ernannt. Dem Jubilar gelang es in wenigen Jahren, das durch die Geschehnisse im Ersten Weltkrieg und den stark angestiegenen Verkehr, stark beanspruchte Straßennetz, in einen guten Zustand zu bringen, die wichtigsten Straßen dem Verkehr mit Kraftfahrzeugen anzupassen und Landgemeinden durch neuerbaute Straßen an das vorhandene Straßennetz anzuschließen. Am 1. Januar 1935 wurde der Jubilar von der Provinz Ostpreußen übernommen und ein Jahr später zum Provinzialbaurat befördert. Er hatte das Landesstraßenbauamt Allenstein eingerichtet. Auch die umfangreichen Aufgaben in fünf Landkreisen erledigte Schäffer mit größter Gewissenhaftigkeit. Die Beförderung zum Provinzial-Oberbaurat erfolgte am 1. Juli 1940. Das Amt verwaltete der Jubilar bis zur Vertreibung. Der Ehe entsprossen zwei Söhne, von denen der älteste, der als Verwaltungsrat in der Ostpreußischen Provinzialverwaltung tätig war, seit den Kämpfen in Königsberg vermisst wird. Der jüngste Sohn ist als Bundesbahnrat bei der Direktion in Frankfurt tätig. An den heranwachsenden Enkelkindern hat das Jubelpaar große Freude.

 

Landwirt Richard Pick und Frau Elisabeth Pick, geb. Laabs, aus Pregelswalde bei Tapiau, jetzt bei ihrer Tochter in Gießen, Oberhof I, feiern am 26. September 1957, im Kreise ihrer Kinder und Enkel das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Die Eheleute Gustav Pohlenz und Frau Lina Pohlenz, geb. Krause, feiern am 27. September 1957, ihre Goldene Hochzeit. Landsmann Pohlenz war Lehrer und Organist in Schönwalde, Allenau und Friedland. Hier lebte er nach seiner Pensionierung im Haus „Abendfrieden“. Jetzt wohnt das Ehepaar in Bodenburg bei Hildesheim. Die Feier wird bei den Kindern in Weilburg/Lahn, Limburger Straße, begangen.

 

Landsmann Johann Eichner, aus Mostolten, jetzt in Hoisbüttel über Ahrensburg, Hamburger Landstraße Nr. 16, feiert mit seiner Ehefrau am 29. September 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Jubiläen

Sattlermeister, Fritz Schäfer, aus Schloßberg, Rohlandstraße 19, feiert am 26. September 1957, an seinem 75. Geburtstag, sein sechzigjähriges Berufsjubiläum. In seiner Heimatstadt war er viele Jahre Kirchenältester. Dasselbe Amt übt er auch in Celle an der Stadtkirche aus. Die Kreisgemeinschaft Schloßberg hat in dem Ehepaar Schäfer treue Mitarbeiter. Unter ihrer Führung sind die Schloßberger, die heute in Celle wohnen, stets geschlossen auf allen Heimattreffen in Winsen/Luhe und Hannover vertreten.

 

Ernennungen

Bruno Hensel, früher Bürgermeister in Lyck, ist mir Wirkung vom 1. Mai 1957, als Leiter der Außenstelle des Niedersächsischen Landesausgleichsamtes bei der Regierung in Aurich zum Oberregierungsrat ernannt.

 

Oberlehrer Alfons Krause, ehemals Willenberg, Kreis Ortelsburg, wurde von der Bayerischen Regierung mit Wirkung vom 1. Mai 1957 zum Hauptlehrer und Leiter der katholischen Bekenntnisschule Forth-Mittelfranken ernannt. Im Nebenamt widmet er sich dem Organisten- und Chordirigentendienst. Anschrift: Förth Nr. 61, Landkreis Erlangen.

 

Prüfungen

Karl-Heinz Wolf, aus Rößel, Sohn, des ehemaligen Stadtrentmeisters Wolf, hat die Prüfung als Diplomingenieur bestanden. Er lebt in der sowjetisch besetzten Zone und ist durch Landsmann Anton Wolf, Weihe 5, Kreis Harburg, Post Lüllau, zu erreichen.

 

Günter Pultke, aus Kahlholz, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Kneitlingen, Post Schöningen, hat die pädagogische Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen mit „gut" bestanden. Er ist damit Assessor Lehramts.  

 

Frau Erika Kehler, geb. Störmer, aus Königsberg, Ehefrau des Wirtschaftsprüfers Paul Kehler, aus Schloßberg, hat ihr durch den Krieg unterbrochenes pharmazeutisches Studium beendet und die Staatsprüfung als Apothekerin mit dem Prädikat „gut" bestanden. Anschrift- Hamburg-Harburg, Alter Postweg Nr. 25.

 

Jürgen Pelz, Sohn des 1941 gefallenen Landsmanns Mar Pelz und seiner Ehefrau Else Pelz, geb. Lucht, aus Königsberg und Osterode, hat an der Ingenieur-Schule zu Essen sein Examen als Chemie-Ingenieur bestanden. Anschrift: Frankenberg, Eder, Wilhelmstraße 5.

 

Lehrer, Gerhard Steiner, aus Drengfurth, Kreis Rastenburg, jetzt in Bargfeld, Kreis Stormarn/Holstein, hat die zweite Prüfung für das Lehramt an Volksschulen mit „gut" bestanden.

 

Gerda Fabricius, Tochter des Zollinspektors i. R. Otto Fabricius, aus Königsberg, Auguste-Viktoria-Allee 10, hat bei der Regierung in Kassel, die 2. Lehrerprüfung mit „gut" bestanden. Anschrift: (16) Kassel, Heubnerstraße 2.

 

Rolf Wachholz, Sohn des Lehrers Werner Wachholz, aus Waltershausen, Kreis Neidenburg, jetzt in Wiesbaden, Klarenthaler Straße 16, hat an der Höheren Staatlichen Ingenieurschule zu Frankfurt/Main, die Prüfung als Maschinenbau-Ingenieur bestanden.

 

Arno Nisius, Sohn des verstorbenen Lokomotivführers Otto Nisius, aus Königsberg, hat an der Staatlichen Ingenieurschule zu Kiel seine Ingenieurprüfung (Fachrichtung Feinwerktechnik) mit „gut“ bestanden. Er wohnt mit seiner Mutter, Ella Nisius, geb. Schulz, in Rendsburg, Alte Kieler Landstraße 84.

 

Gerhard Schulz, Sohn des verstorbenen Landwirts Kurt Schulz, aus Kleinwarschen (Pawarschen), Kreis Elchniederung, hat an der Bundesfachschule für Installationstechnik zu Karlsruhe, das Examen als staatlich geprüfter Installationstechniker bestanden. Gleichzeitig legte er vor der Handwerkskammer Karlsruhe die Meisterprüfung im Installateur-Handwerk ab. Anschrift: (20b) Klein-Denke, Kreis Wolfenbüttel.

 

Ute Tolksdorf, einzige Tochter des ehemaligen Gärtnereibesitzers Otto Tolksdorf, aus Königsberg-Metgethen, jetzt in Sattelmühle über Lambrecht/Pfalz, hat ihre Prüfung als Diplom-Kosmetikerin vor dem Deutschen Fachverband mit der Note „sehr gut" bestanden.

 

Alfred Basmer, Sohn des verstorbenen Bäckermeisters Emil Basmer, aus Palmnicken, hat vor der Handwerkskammer zu Essen seine Meisterprüfung im Maurerhandwerk mit „gut" bestanden. Er ist durch Bäckermeister Arthur Tobias (Königsberg) Lübeck-Travemünde, Am Heck 2, zu erreichen.

 

Heinz Zielenkewitz, Sohn des ehemaligen Reichsbahnbediensteten Adam Zielenkewitz, aus Ohldorf, Kreis Gumbinnen, hat am 20. August 1957,vor dem Prüfungsausschuss der Handwerkskammer Düsseldorf, die Meisterprüfung im Maurerhandwerk bestanden. Er wohnt jetzt in Krefeld, Moerser Straße 60.

 

Marianne Ringlau, Tochter des Maschinenbaumeisters Fritz Ringlau und seiner Ehefrau Charlotte Ringlau, geb. Fuchs, Hebamme, aus Wehlau, jetzt in Nürnberg, Pirkheimer Straße 38, hat am Realgymnasium für Mädchen in Nürnberg das Abitur bestanden.

 

Seite 14   Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht …

Auskunft wird gegeben über . . .

... Otto Wittler, geb. etwa 1916, von Beruf Bauer. Alte Anschrift: Bieberswalde, Kreis Wehlau oder Osterode. Es werden die Angehörigen oder Nachbarn gesucht.

 

... Heinz Schulz, Berufssoldat, geboren am 05.08.1917 in Königsberg. Gesucht wird die Ehefrau, Herta Schulz, Königsberg, Pillauer Straße 6a oder Angehörige.

 

... Bruno Schulz, geb. 1921/1922. Gesucht wird seine Mutter, aus Mehlsack, Kreis Mohrungen, Stadtberger Straße 14 oder Angehörige.

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg, Parkallee 86.

 

Auskunft wird erbeten über . . .

… Martha Joschko, geb. 26.05.1926, aus Fraudenberg, Kreis Rößel. Sie wurde im Oktober 1945 von den Russen verschleppt und soll in ein Lager gekommen sein.

 

... Paul Gemballa, geb. etwa Oktober 1913, aus Königsberg, Kaiserstraße, war zuletzt Unteroffizier bei der Luftwaffe und ist seit 1942 vermisst. Wo sind die Angehörigen?

 

... Marie Knopp, aus Königsberg, Haberberger Schulstraße. War als Buchhalterin bei der Firma Paul Korsch & Sell, Königsberg, Steindamm 177 tätig.

 

... Josef Prass, Bezirk Allenstein. Rudolf Wildies, Insterburg. Hans Borneck, Königsberg und Heinz Kulmapfel, wahrscheinlich Königsberg. Angehörige der 1. Kompanie, Nachrichten-Abteilung 1, der 1. Infanterie-Division. Letzter Einsatz auf der Halbinsel Hela.

 

... Fritz Podschun, geb. 15.10.1901, aus Nordenburg, Kreis Gerdauen, Insterburger Straße. Er fiel Ende Januar 1945 im Raum Bartenstein/Landsberg, den Russen in die Hände, seitdem vermisst.

 

... Familie Waitekus oder Waltekus (schlecht lesbar), aus Deegeln, Post Pöszeiten, Kreis Memel.

 

... Grete Blum, geb. Rohrer, geboren in Stobern, Kreis Ebenrode, wohnhaft in Königsberg, Wagnerstraße. Ehemann war bei der Bahn tätig, und Erna Seemann, geb. Rohrer, geboren in Stobern.

 

... Fritz Müller, Konditoreibesitzer, Königsberg, Schloßteich oder Weißgerberstraße 5a.

 

… Karl Steinau, geb. etwa 1890 – 1895, aus Königsberg, Gerlachstraße 94c. Paul Böhmer, Franz Glaudien, Hans Pliquett, Adolf Timmler, Richard Schmiekowski, Erich Beuter. Angehörige der Rettungsstelle 8 des S. H. D. in der Scheffnerschule in Königsberg-Ratshof, Feldpostnummer 65 100.

 

… August Pruss und Frau Auguste, sowie die Kinder, Arthur, Hans, Otto, Erich und Gertrud, ferner die Pflegekinder, Franz Czipulowski und Robert Czipulowski, sämtlich aus Goldap.

 

… Liesbeth Becker, geb. 29.08.1900 in Groß-Tullen, Kreis Schloßberg, die im Januar 1945 in Aßlacken, Kreis Wehlau in russische Gefangenschaft geriet.

 

… Techniker Adolf Schikowski, geb. ??.??.1885 (Tag und Monat unleserlich) und seine Ehefrau, Anna Schikowski, geb. Lopp, bis 1944 in Königsberg, Cranzer Allee 125 wohnhaft gewesen, danach evakuiert nach Neuhof, über Trutenau, Kreis Samland. Letzte Nachricht Januar 1945.

 

…Richard Kelch, aus Schareyken und August Wicopolski, aus Monethen, Kreis Treuburg, sowie Robert Hohmann, aus Goldap.

 

… Paul Hassler, geb. 07.07.1884, Königsberg. Generalvertreter. 1944 zur Festungs-Art. Königsberg einberufen. Letzte Nachricht Dezember 1944, und Elli Hassler, geb. Posnatzki, geb. 06.04.1894. Heimatanschrift: Königsberg, Kaiserstraße 37.

 

… Herbert Knoblauch, geb. 08.06.1928 in Kowahlen, Kreis Treuburg. Letzter Wohnort Angerburg, Franz-Tietz-Straße 2. Marinehelfer bei der Wehrmacht. Feldpostnummer 43 527 C. War in Memel und später, im Januar 1945 in Neuhäuser bei Königsberg stationiert und hat oft Rauchwaren an seine Kameraden verteilt. Seine Mutter wohnte in Neidenburg, Hindenburgstraße 30.

 Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Mein lieber Mann, unser guter Vater und geliebter Opi, Sattler- und Tapezierermeister, Johann Viehöfer, aus Gumbinnen, Ostpreußen, Goldaper Straße 1, ist im gesegneten Alter, von 85 Jahren, sanft entschlafen. In stiller Trauer: Lina Viehöfer, geb. Karoos, Lägerdorf, Holstein, Breitenburgstraße 12. Bruno Kludzuweit und Frau Margarete Kludzuweit, geb. Viehöfer, Rendsburg. Magdalene Viehöfer, Weertzen 35 über Zeven.Hans Viehöfer und Frau Ursula Viehöfer, geb. Müller, Ritterhude bei Bremen. Fritz Schekat und Frau Lotte Schekat, geb. Viehöfer, Weertzen 35 über Zeven.Ernst Viehöfer und Frau Ursula Viehöfer, geb. Leber, Lägerdorf, Holstein. Herbert Viehöfer und Frau Edith Viehöfer, geb. Anders, Banteln (Hannover).Fritz Sackrzewski und Frau Eva Sackrzewski, geb. Viehöfer, Itzehoe, Holstein und zehn Enkelkinder. Lägerdorf, Holstein, den 2. September 1957

 

Nach schwerem Leiden erlöste Gott, meinen geliebten Mann, unseren guten treusorgenden Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager, Onkel und Neffen, Oskar Koelling, Oberstleutnant a. D., Inhaber des EK I. und II. Klasse, früher Königsberg Pr., am 3. August 1957, im 65. Lebensjahre, nach einem pflichtbewussten Leben. In stiller Trauer: Charlotte Koelling, geb. Gallandi. Renate von Scherenberg, geb. Koelling. Friedrich Wilhelm von Scherenberg. Friedhelm und Margit. Leverkusen-Küppersteg, Ortelsburger Straße 7 und Oberlaaker Hof/Niedereifringhausen über Hattingen/Ruhr Die Beisetzung der Urne hat in Leverkusen stattgefunden.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit, in der Hoffnung auf eine baldige Genesung, entschlief am 18. August 1957, im 79. Lebensjahre, mein lieber Mann, Schwager und Onkel, August Franz Erdmann, ehem. Straßenbahnoberkontrolleur der Königsberger Werke & Straßenbahn, aus Königsberg Pr. In stiller Trauer: Lisbeth Erdmann, geb. Meyer. Tangstedt, Bezirk Hamburg. September 1957. Die Trauerfeier und Beisetzung der Urne fanden auf dem Tangstedter Friedhof statt.

 

Ernst Weihs, Tiefbauunternehmer aus Goldap, Ostpreußen, geb. 14.03.1877, gest. 07.09.1957, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel. Im Namen aller Angehörigen: Otto Justies und Frau Anna Justies, geb. Weihs. Emma Schmidt, geb. Weihs. Verden (Aller), Andreaswall 5. Georgstraße 17, den 9. September 1957. Beerdigung hat am Mittwoch. 11. September 1957, stattgefunden.

 

Zum zehnten Male jährte sich der Todestag meiner geliebten Frau, unserer herzensguten treusorgenden Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Marie Nord, geb. Perkuhn, geb. 19.08.1882, gest. 08.10.1947. In stillem Gedenken: Gottlieb Nord. Friedrich Nord und Frau Marta Nord, geb. Lukschas. Fritz Neujahr, vermisst, und Frau Margarete Neujahr, geb. Nord. Kurt Goerke und Frau Ella Goerke,  geb. Nord. Rudolf Nord und Frau Edith Nord, geb. Grobb. Johann Meinen und Frau Marta Meinen, geb. Nord. Mariechen Nord und sieben Enkel. Bremerhaven-Wulsdorf, Alsenstraße 80. Früher Schaaksvitte, Kreis Samland, Ostpreußen.

 

Am 2 September 1957 rief Gott der Herr unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter und Tante, Frau Auguste Gerwien, geb. Zink, aus Pillau, Ostpreußen, im Alter von 84 Jahren zu sich in Sein ewiges Reich. In stiller Trauer: Fritz Foerke und Frau Olga Foerke, geb. Gerwien, Enkel und Urenkel, Schleswig, Kirchstraße 2. Georg Streich und Frau Klara Streich, geb. Gerwien, Enkel und Urenkel, sowj. bes. Zone. Emma Hopp, geb. Zink, (24 a) Ahrensburg-W., Bonselsweg 99. Schleswig, Kirchstraße 2, Am Dom.

 

Wenn Liebe könnte Wunder tun, und Tränen Tote wecken, so würde Dich gewiss nicht hier, die kühle Erde decken. Nach Gottes heiligem Willen, verschied am 26. August 1957, 0.30 Uhr, mein lieber Gatte, unser guter Vater, Karl Weinell, im 58. Lebensjahre, nach kurzer schwerer Krankheit. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau Käthe Weinell. Fritz und Horst, als Söhne. Mathilde Weineill, geb. Bubaz, Schwiegertochter. Merkstein, den 8. September 1957. Früher Elchwerder, Kreis Labiau, Ostpreußen.

 

Plötzlich und unerwartet entschlief am 13. September 1957, um 22.30 Uhr, nach einem arbeitsreichen Leben, mein geliebter Mann, lieber Paps und Opa, Bruder, Schwager und Onkel, Werner Steinmetz, früher Gartenmeister in Mehlsack, Ostpreußen, im 66. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Gertrud Steinmetz, geb. Schneyder. Hamburg-Altona, Bessemer Weg 20.

 

Gott der Herr nahm nach schwerer Krankheit, meine herzensgute treusorgende Mutter, Therese Maguhn geb. Kleinfeld, im 74. Lebensjahre, zu sich in die Ewigkeit. Gleichzeitig gedenke ich meines Vaters, des Mühlenbesitzers, Kurt Maguhn, der am 4. Februar 1945, von den Russen erschossen wurde. In stiller Trauer: Christel Maguhn. Oldenburg, den 5. September 1957, Wardenburgstraße 16. Früher: Mühle German, Samland

 

Am 8. September 1957, ist meine liebe Mutter, Tochter, Schwester und Schwägerin, Anna Singer, geb. Szimmat, früher Königsberg Pr., nach langem schwerem Leiden, im Alter von 52 Jahren, von uns gegangen. Sie folgte ihrem am 2. Januar 1950 verstorbenen Ehemann, Rektor, Erich Singer und Ihrem ältesten Sohn, Hans-Erich, nach. Jürgen Singer, cand. med. Elisabeth Szimmat. geb. Bajohr. Hambung-Bergedorf, August-Bebel-Straße 10.

 

Unsere liebe Mutter und Großmutter, Frieda Hoppe, geb. Fechner, ist heute sanft entschlafen. Dr. Karl-Heinz Hoppe, vermisst, und Frau. Dr. Gerhard Hoppe und Frau, Ebingen, Württ. Dr. Helmut Hoppe und Frau, Freudenstadt und sechs Enkelkinder. Tübingen, den 6. September 1957

 

Am 5. September 1957 entschlief unsere liebe Mutter, Groß- und Urgroßmutter, die Lehrerwitwe, Frau Meta Huguenin, geb. Wallatkat, früher Tilsit, im Alter von 80 Jahren. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Walter Huguenin, Zahnarzt. Kirchboitzen über Walsrode.

 

Am 30. August 1957 entschlief nach langem schwerem Leiden, unsere liebe Mutter und Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Auguste Franz, geb. Lachs, kurz vor Vollendung des 65. Lebensjahres. In stiller Trauer: Wilhelm Heidbreder und Frau Kläre Heidbreder, geb. Franz. Ottomar Franz und Frau Erda Franz, geb. Lachs. Bielefeld, Detmolder Straße 64 und Spenge, Westfalen, Biermannstraße 3. Früher Königsberg Pr., Sattlergasse 4.

 

Im fast vollendeten 80. Lebensjahre, entschlief sanft unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter, Groß- und Urgroßmutter, Frau Lisbeth Drews, geb. Wegel. Im Namen aller Angehörigen: Frau Erika Weller, geb. Drews, Bochum-Gerthe, Castroper Heliweg 544. Dr. Rudolf Drews-Hanswalde, Kiel, Fleethörn 23. Kiel, den 14. September 1957. Früher Hanswalde/Heinrichshof

 

Im 69. Lebensjahre entschlief am 29. August 1957, fern der geliebten Heimat nach kurzem, schwerem Leiden, plötzlich, meine liebe treusorgende Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Emma Schwarz, geb. Kunze, früher Pobethen, Kreis Samland. Sie folgte ihrem lieben Sohn, Alfred, der vor zehn Jahren in jugoslawischer Gefangenschaft, tödlich verunglückte. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Marta Schwarz, geb. Beuter. Hofgeismar, Mittelweg 12

 

Am 8. September 1957, entschlief, unsere tapfere gute Mutter, Schwiegermutter, Oma und Uroma, Schwester, Schwägerin und Tante, Martha Bley, geb. Hoffmann, im Alter von 74 Jahren. In stiller Trauer: Die Kinder und alle Angehörigen. Kiel-Wik, Tonderner Straße 14. Früher Oberteich, Kreis Rastenburg.

 

Nach einem arbeitsreichen Leben entschlief sanft, im 87. Lebensjahre, unser lieber guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, der frühere Landwirt, Albert Goetzke, früher Buttenhagen, Kreis Elchniederung, Ostpreußen. Dieses zeigen an im Namen aller trauernden Hinterbliebenen: Adolf Janz und Frau Ida Janz, geb. Goetzke. Hahausen, 5. September 1957

 

Fern der lieben Heimart entschlief am 1. September 1957 nach langer, mit großer Geduld ertragener Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Opa und Bruder, der Landwirt, Albert Petrick, im 78. Lebensjahre. In stiller Trauer: Meta Petrick, geb. Saunus. Helmut Knaack und Frau Dora Knaack. geb. Petrick. Bärbel und Holger. Willi Seyfferth und Frau Eva Seyfferth, geb. Petrick. Heinrich Petrick. Gr.-Grönau über Lübeck. Früher Allgäu, Kreis Elchniederung.

 

Fern der lieben Heimat entschlief am 27. August 1957, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Opa, Hermann Kleinschmidt, aus Wiese, Kreis Mohrungen, Ostpreußen, im 73. Lebensjahre. Er folgte seinem einzigen Sohn, Willy, der in Russland, am 15. April 1943, gefallen ist. In tiefer Trauer: Anna Kleinschmidt, geb. Gniffke und Kinder. Salzgitter-Flachstöckheim, Alte Landstraße Nr. 34.

 

Am 1. September 1957 verstarb Infolge eines Unglücksfalles, meine innig geliebte Tochter, unsere liebe Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, die Rote-Kreuz-Schwester, Gertrud Schaak, im 53. Lebensjahre. Im Namen aller trauernden Hinterbliebenen: Franziska Schaak, als Mutter. Waiblingen, Christophstr. 7. Früher Budehlischken, Kreis Elchniederung. Die Beerdigung hat am 4. September 1957 in Münster, Westfalen, stattgefunden.

 

Ruhe aus von allem Leid, denn Deiner harrt eine bessere Zeit. Fern seiner Heimat entschlief am 3. Juni 1957, in der sowj. bes. Zone, unser liebevoller Bruder, Schwager und Onkel, Friedrich Peim, früher Schillfelde, Kreis Schloßberg, Ostpreußen, im 62. Lebensjahre. In stiller Trauer: Familie Ernst Peim. Coesfeld in Westfalen, Siedlung Goxel

 

Nach Gottes unerforschlichem Willen entschlief nach kurzer Krankheit, plötzlich und unerwartet, am 4. September 1957, einen Tag vor seinem 70. Geburtstag, mein herzensguter treusorgender Mann, mein geliebter Vater und Schwiegervater, unser Bruder, Schwager und Onkel und lieber Opa, Lokführer a. D., Johann Achenbach. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Elisabeth Achenbach, geb. Wunder. Rotenburg (Hann.,) Glockengießerstraße 34 . Früher Angerburg, Ostpreußen

 

Gott dem Allmächtigen hat es in seinem unerforschlichen Ratschluss gefallen, unseren lieben Vater, Großvater, Schwiegervater und Onkel, George Laschat, im Alter von 87 Jahren, zu sich in die Ewigkeit zu nehmen. Familie Otto Ohlendorf nebst Angehörigen. Essen, den 29. August 1957. Früher Schenkendorf, Kreis Labiau, Ostpreußen.

 

Fern seiner lieben Heimat entschlief sanft, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Urgroßvater, Schwager und Onkel, Ernst Heinrichs, im 77. Lebensjahre. In stiller Trauer: Ida Heinrichs, geb. Heckendorf. Lydia Heinrichs u. Sohn Gerd. Lotte Esau, geb. Heinrichs und Sohn, Jürgen. Käte Arius, geb. Heinrichs. Erwin Hagenauer und Frau Edeltraud Hagenauer, geb. Esau und Tochter Petra. Rastatt, Baden, Gartenstr. 44. Früher Sprosserweide, Kreis Elchniederung, Ostpreußen

 

Seite 16   Familienanzeigen

Unser lieber guter Vater, Schwiegervater und Großvate, Kaufmann, Adolf Rehahn, früher Allenstein, Ostpreußen, ist am 2. September 1937, im 78. Lebensjahre, plötzlich und unerwartet an einem Herzschlag verschieden. In tiefer Trauer: Charlotte Petersen, geb. Rehahn. Helene Bloech, geb. Rehahn. Dr. Hans Bloech. Maria-Luise Rehahn, geb. Heyde. Rolf Fischer und sieben Enkelkinder. Plön, Holstein, Friedrichstraße 17. Witzenhausen (Werra), Geisterhof. Neustadt, Holstein, Burgstraße 2. Die Beerdigung hat am 5. September 1957 auf dem alten Friedhof in Plön stattgefunden.

 

Heute wurde unser lieber Vater, Großvater und Urgroßvater, Theodor Pastenaci, Oberregierungs- und Schulrat i. R., im 91. Lebensjahre, von seinem schweren Leiden erlöst. Kurt Pastenaci und Frau Gertrud, Pastenace, geb. Henkys. Hanna Pastenaci. Charlotte Roever, geb. Pastenaci, fünf Enkel und drei Urenkel. Hannover, den 3. September 1957, Bürgermeister-Fink-Straße 41. Berlin, Handjerystraße 2

 

Nach langem schwerem, in großer Geduld ertragenem Leiden, nahm Gott der Herr, meinen lieben Mann, meinen guten Vater, Schwiegervater, unseren geliebten Opi, Bruder, Schwager, Onkel und Vetter, Gustav Buttgereit, Bäckermeister i. R., früher Tilsit, Kasernenstraße 36, im Alter von 67 Jahren. für immer zu sich. In tiefem Schmerz: Anna Buttgereit, geb. Kaiser. Heinz Buttgereit. Brigitte Buttgereit, geb. Flach. Günter und Werner, als Enkel, und die übrigen Anverwandten. Rheydt, den 11. September 1957, Erlenstraße 48

 

Am 25. August 1957 entschlief völlig unerwartet aus einem arbeitsreichen Leben, im 52. Lebensjahre, mein lieber Mann, unser guter Papi, mein lieber Bruder, Baumeister Helmut Becker, Inh. der Fa. August Gerschmann & Co., Königsberg Pr. Es trauern: Irmgard Becker, geb. Geisler. Renate, Eberhard, Angela. Eva Babendreyer, geb. Becker. Früher Königsberg Pr., Burowstraße 4 a, jetzt Hannover, Hildesheimer Straße 391 (neu)

 

Heute früh entschlief sanft nach schwerer Krankheit, mein lieber guter Mann, unser treusorgender Vater und Schwiegervater, lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Kaufmann, Fritz Koenig, im 77. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Erna Koenig, geb. Müller. Brigitta Koenig. Doris Koenig. Martin Koenig und Frau Lieselotte Koenig, geb. Martens. Bad Harzburg, den 12. September 1957, Kirchstraße 5. Früher Saalfeld, Ostpreußen, Torstraße 2

 

Am 12. September 1957 verstarb nach schwerer Krankheit, mein lieber Mann, Vater, Sohn, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwiegersohn, Schwager und Onkel, Karl Kunter, im 60. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Margarete Kunter, geb. Brodowski. Kinder und Angehörige. Hamburg 21, Desenißstraße 55. Früher Königsberg Pr. und Grodno

 

Am 31. August 1957 starb in Hannover, Generalmajor a. D., Alfred Koester. Inhaber des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes. Wir verlieren in ihm einen guten Kameraden und Reitersmann. Generalmajor Koester hat in den schweren Kämpfen in Afrika ein leuchtendes Beispiel echten Führertums gegeben. Ehre seinem Andenken! Im Namen der Allensteiner Kavalleristen, Offiziere des ehem. Dragonerregiments König Albert von Sachsen (Ostpreußen) Nr. 10, und Kavallerieregiment Nr. 4. Plock – Sechserben, Major d. Res. a. D.

 

Am 27. August 1957 entschlief nach kurzer Krankheit, für uns alle völlig unerwartet und unfassbar, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel, Kraftfahrzeugmeister, Paul Fröhlich, im Alter von 49 Jahren. In tiefer Trauer: Margarete Fröhlich, geb. Liss. Georg, Harry und Wolfgang, als Söhne. Alma Fröhlich, geb. Temme, als Schwiegertochter. Seelze, bei Hannover, Bahnhofstraße 4. Früher Reichau, Kreis Mohrungen, Ostpreußen

 

Die Trennungsstunde schlug zu früh, doch Gott der Herr bestimmte sie. Nach einem Leben voller Liebe und Sorge für die Seinen, verstarb am 31. August 1957 an einem Herzinfarkt auf einer Besuchsreise, mein lieber guter Lebenskamerad, unser treusorgender Vater, Bruder, Vetter, Schwager, Neffe und Onkel, Landwirtschaftsrat a. D., Paul Königstein, früher Direktor der Landwirtschaftsschule in Angerburg, Ostpreußen. Er folgte seinem lieben Sohn, Wolfgang, welcher in Russland gefallen ist. In tiefer Trauer: Frida Königstein, geb. Müller. Karl-Heinz Königstein u. Frau Waltraud Königstein, geb. Schneidereit. Erna Kaul, geb. Königstein. Aurich, tom-Brook-Straße 23. Ahrensburg, Steinkamp 6 a

 

Am 23. August 1957 verstarb nach langem Leiden, im Alter von 64 Jahren, meine liebe Mutter und Omi, unsere Schwester und Schwägerin, Frau Margarete Trampnau, geb. Brandt. In stiller Trauer: Rosemarie Klötzing, geb. Trampnau. Kurt Klötzing. Enkelin, Ursula. Bruno Carl Brandt. Liselotte Brandt, geb. Ballin und Angehörige. Coburg, Seidmannsdorfer Straße 151. Früher Insterburg

 

Am 4. September 1957 entschlief nach schwerem Leiden, unsere liebe Tochter, Schwester, Enkelin und Nichte, Auslandskorrespondentin, Annelotte Ehmer, geb. 19. September 1925, Abiturentin der Hufenschule in Königsberg 1944. In stiller Trauer: Artur Ehmer und Frau Charlotte Ehmer, geb. Stern. Christina Ehmer, Schledehausen, Kreis Osnabrück, Bergstr. 197. Hans Arnold und Frau Helga Arnold, geb. Ehmer, Nürnberg, Großgründlacher Weg 40. Minna Ehmer, geb. Funck. Margarete Ehmer. Dr. Walter Ehmer, Pirmasens, Ringstraße 72. Früher in Bismarck und Ruß, Kreis Heydekrug und Königsberg Pr.-Tannenwalde

 

Am 7. August 1957 verschied nach kurzer schwerer Krankheit, mein geliebter Mann, mein liebevoller Sohn, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, Studienrat, Hugo Marquardt, im Alter von 50 Jahren. Im Namen der Angehörigen: Hildegard Marquardt, geb. Ehlert. Mosbach, Baden, Lohrtal 26. Früher Schloßberg, Ostpreußen.

 

Weinet nicht an meinem Grabe, gönnet mir die ewige Ruh! Denkt was ich gelitten habe, eh' ich schloss die Augen zu. Nach langer schwerer, mit Geduld ertragener Krankheit entschlief am 31. August 1957, mein lieber herzensguter Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater und Opi, mein lieber Sonn, unser guter Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel, Landwirt Otto Sparka, im Alter von 57 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Emma Sparka, geb. Wawrinzik. Herford, Clausewitzstraße 4. Früher Sparken, Kreis Johannisburg, Ostpreußen

 

Heute früh verstarb nach schwerer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, Großvater und Urgroßvater, Gustav Disselbach, im Alter von 82 ½ Jahren. In tiefer Trauer: Johanna Disselbach, geb. Bessel. Albert Disselbach mit Frau. Erna Büchler, geb. Disselbach, sowie Enkel und Urenkel. Buffenhofen, Kreis Sigmaringen. 5. September 1957. Früher Königsberg Pr., Yorckstraße 88

 

Gott der Herr rief plötzlich und unerwartet, infolge Herzinfarkts, meinen, über alles, geliebten Mann, Bruder, Schwager und Onkel, den techn. Bundesbahnamtmann i. R., Justin Fischer, früher Königsberg Pr., geb. 17.07.1885, gest. 20.08.1957, zu sich in die ewige Heimat. Sein ganzes Leben war Liebe für uns und treueste Pflichterfüllung. In tiefem Leid: Olga Fischer, geb. Block, Lübeck, Rethteich 2. Elisabeth Malkomes, geb. Fischer, Vacha. Adam Malkomes, Hannnover. Lisbeth Woitkowitz, geb. Block. Paul Woitkowitz, Baumeister. Lübeck, Töpferweg 53. Früher Angerburg, Ostpreußen. Richard Block, Kaufmann, Swakopmund, Afrika, früher Eberswalde, Blockhaus, Kreuzstr. 24. Charlotte Block, geb. Block, Bremen, Hohenlohestraße 30.

 

Heute Nachmittag erlöste Gott der Herr, meine liebe gute Mutter, Schwiegermutter und unsere liebe Omi, Frau Emilie Pfeiffer, geb. Przyborowsky, früher Löwen-Drogerie, Hohenstein, Ostpreußen, von ihrem langen schweren Leiden, im Alter von 76 Jahren. In tiefer Trauer: Gertrud Küwert, geb. Pfeiffer. Bruno Küwert. Margitta Küwert und Urte Küwert. Letmathe, Kampstraße 3, 20. August 1957

 

Fern der geliebten Heimat entschlief nach einem arbeitsreichen und hilfsbereiten Leben nach schwerer Krankheit, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Groß- und Urgroßmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Witwe Pauline Friedrich, geb. Lindenblatt, aus Freiwalde, Kreis Mohrungen, Ostpreußen, am 30. August 1957, im Alter von 78 Jahren. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Familie Otto Friedrich. Wunstorf bei Hannover, Plantagenweg 24.

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