Ostpreußenblatt, Folge 32 vom 10.08.1957

Ostpreußenblatt

Folge 32 vom 10.08.1957

 

Seite 1   Der Segen unserer Erde.

Foto: Aufnahme: Mauritius

Ein Bild, wie es unser ostpreußisches Land überall bot, wenn die Erntezeit gekommen war. Die gesamte Ernte des deutschen Ostens, der jetzt von der Sowjetunion und Polen besetzt ist, betrug jährlich über 118 Millionen Zentner, — Mengen, die von ungeheurem Wert für die Ernährung Deutschlands waren. Der Wert dieser Ernte war höher als der des Roheisens, das 1951 im gesamten Bundesgebiet erzeugt wurde.

 

Heute geben die ostdeutschen Gebiete nicht nur keinen Überschuss, — Polen muss gewaltige Mengen von Getreide einführen, wenn das polnische Volk nicht hungern soll.

 

Seite 1   Nicht locker lassen!

In der Heilkunde ist die Behandlung mit Wechselbädern — bald heiß, bald schrecklich kalt — seit undenklichen Zeiten bekannt. Sie hat, wie viele tüchtige Ärzte versichern, auch schon manche Erfolge gebracht. In der Politik bevorzugen seit vierzig Jahren nun, seit den Tagen der Oktoberrevolution, die Sowjets die „Wechselbadmethode". Das Locken hat bei ihnen immer haarscharf neben dem Drohen, das Poltern und Schimpfen neben den sanften Biedermannstönen gestanden. Und selbst ausgekochte politische Füchse vermögen selten zu sagen, was an den Moskauer Schalmeienklängen wie auch an den Wutausbrüchen des Kremls nun eigentlich echt und was gespielt sind. Obwohl man doch nun schon seit 1917 das gleiche Spiel in immer neuen Varianten, aber mit den gleichen Grundtönen wieder erlebt, kann man auch heute noch bei einem der jähen Stimmungswechsel, die die Sowjets inszenieren und zweifellos genau „einplanen", erstaunen. Auch bei den diplomatischen Verhandlungen anderer Mächte pflegt die Stimmung der Delegationen nicht immer gleich rosig oder gleich trübe zu sein. Im blitzartigen überspringen aber vom breiten Lächeln und jovialen Schulterklopfen zum lautstarken Donnern und zum eiskalten Hohn sind die Bolschewisten nicht zu schlagen. Man kann — wenn man gen Moskau reist — gewarnt durch frühere Erfahrungen vielerlei von vornherein in Rechnung stellen, um Überraschungen wird man dennoch nicht herumkommen. Eben haben wir das bei der ersten Etappe der deutsch-sowjetischen Verhandlungen wieder in aller Deutlichkeit erlebt.

 

Nach sanftem Auftakt ...

Es steht wohl fest, dass sich weder der von Bonn zum Delegationsführer ausersehene Botschafter Lahr noch irgendein Mitglied oder Sachverständiger seiner starken Abordnung von Anfang an irgendwelchen Illusionen hingab, als könne es bei der Behandlung der drei vereinbarten Themen — Handelsbeziehungen, Konsularabkommen und vor allem Rückführung der immer noch in der Sowjetunion gegen jedes menschliche und göttliche Recht zurückgehaltenen Deutschen — zu erstaunlich raschen und glatten Abmachungen kommen. Geduld zumindest hatte jeder von ihnen in seinen Reisekoffer getan. Man wäre gar nicht erstaunt gewesen, wenn es — wie das bei den Sowjets meist üblich ist — allein schon bei der Absprache der Verhandlungspraxis und der Tagesordnung von vornherein zu einer Auseinandersetzung gekommen wäre, die sich über Tage, vielleicht Wochen erstreckt hätte. So etwas hat man bei Beauftragten des listenreichen und andererseits gerade auch in belanglosen technischen Vorfragen ungeheuer sturen Kreml nicht eben selten erlebt. Diesmal gingen gerade diese sonst meist schon recht tückischen Vorgeplänkel erstaunlich glatt über die Bühne. Nach dem betont freundlichen Händeschütteln, gaben sich bei den Eröffnungssitzungen, sowohl der stellvertretende Sowjetaußenminister (und hervorragende Pankow-Kenner) Semjonow, wie auch der Vizehandelsminister Kumykin, sehr jovial. Man wurde rasch darüber einig, dass der ja etwas merkwürdig gemischte Verhandlungsstoff ordentlich nach einzelnen wichtigen Fragen aufgegliedert und in Einzelsitzungen beraten werden sollte. War es — so mag sich mancher gefragt haben — ein Zeichen des Willens zu sachlichem Verhandeln, dass die große Moskauer Regimepresse mit großen Kommentaren zunächst fast ganz sparte und den Beratungen nur ein paar Zeilen widmete? Mehrmals sprachen jedenfalls die einzelnen Arbeitsgruppen allgemein abklärend über die Probleme, die ihnen gestellt waren. Sitzungsfreie Tage konnten es beiden Delegationen erleichtern, die Bilanz der ersten Gespräche zu ziehen und weitere Richtlinien von ihren Regierungen zu erbitten. War die Ansicht mancher Kommentatoren, die Verhandlungen trieben jedenfalls in einem leichten Fahrwind nicht gerade schnell, aber doch immerhin vorwärts, richtig? Selbst sehr skeptische Leute in Moskau glaubten jedenfalls nach einer ersten Arbeitswoche noch keine nennenswerten Wolken am Horizont zu sehen.

 

Der Ausbruch

Der „Wetterumschlag" am achten Verhandlungstag erfolgte genau nach alter Sowjetmethode. Semjonows Lächeln verschwand im Nu und mit bitterböser, steinerner Miene verlas er eine mehrseitige schriftliche Erklärung, als gerade wieder das Thema der Freigabe der zurückgehaltenen Ostdeutschen beraten werden sollte. Der einstige Statthalter in Ost-Berlin erklärte im Auftrag seiner Regierung, die Sowjets sähen das Ganze, menschlich so erschütternde Problem einfach als „erledigt und gegenstandslos" an! Eine Neuauflage der bis zum Überdruss vorgebrachten „These“ Deutsche gebe es nach der Heimkehr der Kriegsgefangenen in der Sowjetunion einfach nicht mehr. Bewohner Nordostpreußens und seiner Memelkreise und andere Heimkehrwillige seien eben für den Kreml Sowjetbürger. Vieles, was hier und wenig später in der Unterredung mit den Botschaftern Haas und Lahr vom Sowjetaußenminister Gromyko geäußert wurde, entsprach nahezu wörtlich den Formulierungen, die schon vor Jahren Gromykows Amtsvorgänger Molotow gebrauchte, der doch gerade angeblich wegen seines starren Festhaltens an alten Vorurteilen gestürzt wurde. Die Deutschen hätten, so sagten einst Molotow und jetzt Gromyko, das ganze Problem „erfunden" und „erkünstelt". Sie wollten das alles nur zu Wahlpropagandazwecken missbrauchen; sie „spekulierten". Man verfolge Ziele, die mit der Repatriierung nichts zu tun hätten, man missbrauche die Verständigungsabsichten der so friedliebenden Sowjetunion.

 

75 000 Briefe

Verhandlungsführer Botschafter Lahr ist nach diesen offenkundig von der höheren Kremlregie in Szene gesetzten Ausbrüche und Herausforderungen sofort zu einer Aussprache mit Außenminister von Brentano nach Deutschland gefahren. Sein Moskauer Kollege Haas, der schon Gromyko einige recht deutliche Worte gesagt hatte, bewies bei einem schnell einberufenen Presseempfang in der Botschaft den Moskauer Auslandskorrespondenten, was es in Wirklichkeit mit der angeblich „gegenstandslosen und erledigten" Heimkehrer-Schicksalsfrage auf sich hat. Die neutralen Beobachter hatten Gelegenheit im Original 75 000 Briefe zu studieren, die Deutsche, die heute gegen ihren Willen in der Sowjetunion zurückgehalten werden, an die deutsche Vertretung und Regierung gerichtet haben. Die bange Frage vieler Deutschen, ob nach der sowjetischen Herausforderung nun die Moskauer Verhandlungen — und mit ihnen eben auch die Gespräche über ein Heimführungsabkommen — schon beendet und gescheitert seien, ist inzwischen positiv und hoffnungsvoll beantwortet worden. Lahr begibt sich mit neuen Weisungen nach Moskau zurück. Es wird weiterverhandelt, auch wenn sich noch gar nicht sagen lässt, zu welchen Ergebnissen man kommen wird. Der Bundesaußenminister hat in seiner Kieler Pressekonferenz den Standpunkt des Bonner Kabinetts dahin umrissen, dass man eben alles versuchen werde, den Menschen, die sich zum Deutschtum bekennen, die Möglichkeit zu geben, in ihre Heimat zurückzukehren. Mit einer Prestigefrage, von der Moskau gesprochen habe, habe das alles gar nichts zu tun. Man müsse die Dinge sachlich und nüchtern sehen, man dürfe sie um keinen Preis dramatisieren. Brentano erklärte, er sei davon überzeugt, dass es auch in Zukunft noch viele Schwierigkeiten zu überwinden, viele Klippen zu umschiffen gebe.

 

Über die Gründe, die zu der so urplötzlichen Versteifung in Moskau geführt haben, ist viel vermutet worden. Wollten die Moskauer, wie schon so oft, die Härte der deutschen Unterhändler prüfen? Die „Neue Zürcher Zeitung" meint es. Die Vermutung, dass auch hier wahlpolitische Beeinflussung versucht wird, dass man vor dem 15. September sehr hart auftreten will, liegt sehr nahe. Einige Töne Gromykos und Semjonows können nur so verstanden werden. Man will sicher auf keinen Fall als „unfreiwilliger Wahlhelfer Adenauers", gelten und gibt sich betont grob. Spielte die Verärgerung über die Berliner Erklärung der Westmächte mit, wirkten sich am Ende gewisse innere Entwicklungen Moskaus aus? Will sich der Kreml aus unbekannten Gründen wieder unnachgiebig zeigen? Es gibt viele Vermutungen. Die Sowjetunion hat in den letzten Jahren wiederholt ein stärkeres Interesse an erweiterten Wirtschaftsbeziehungen zu Westdeutschland geäußert und von sich aus dieses Thema in den Vordergrund geschoben. Dass dabei auch weltpolitische Kalkulationen mitspielten — „Seht, wir Sowjets haben gute Wirtschaftsbeziehungen zu beiden Deutschland" — steht fest. Aber alles Spekulieren nützt wenig. Man hat dieser Tage bei uns gesagt, Bonn hätte die Frage der zurückgehaltenen Deutschen gar nicht auf eine Tagesordnung mit Konsular- und Handelsfragen setzen sollen. Sie müsse gesondert behandelt werden. Da muss man fragen: glaubt man, dass Moskau in Sonderverhandlungen mit der Bundesrepublik über dieses menschliche Problem gewilligt hätte. Die bisher vom Kreml abgegebenen Erklärungen — auch die jetzige von Semjonow und Gromyko — sprechen wahrlich nicht dafür. Wir haben es erreicht, dass die Sowjets widerwillig in die gemeinsame Beratung willigten. Das können sie heute einfach nicht mehr leugnen. Es mag unendlich schwer sein, mit ihnen hier auch nur Vorgespräche zu führen, aber wir dürfen uns das nicht verdrießen lassen. Wir kämpfen um Zehntausende von Brüdern und Schwestern, die das schwerste Schicksal zu tragen haben. Auf unserer Seite sind die Sympathien aller, die menschlich denken und fühlen. Wir dürfen nicht locker lassen.

 

Seite 1   Pilsudski vor dreißig Jahren:

„Ostpreußen ist ein unzweifelhaft deutsches Land“

Eine Stresemann-Erinnerung von aktueller Bedeutung / Von Dr. Oskar L. Lipsius

Angesichts der polnischen Ansprüche auf die deutschen Ostprovinzen ostwärts von Oder und Neiße, die auf Grund des Potsdamer Abkommens bis zum Abschluss des Friedensvertrages polnischer Verwaltung unterstellt wurden, erscheint es von besonderem Interesse, einmal der Frage nachzugehen, wie sich der Begründer des polnischen Staates der Zwischenkriegszeit, Josef Pilsudski, seinerzeit zu den bereits damals von überchauvinistischen polnischen Kreisen erhobenen Forderungen auf Ostpreußen gestellt hat. Es ist zwar hinreichend bekannt, dass Pilsudski die Umtriebe der nationaldemokratischen Vertreter Dmowski und Paderewski während der Friedenskonferenz in Versailles mit lebhaften Besorgnissen beobachtete und sich nur auf außergewöhnlichen Druck hin schließlich bereit erklären musste, Paderewski vorübergehend mit dem Amte des Ministerpräsidenten zu betrauen, aber es war bisher nicht bekannt, dass der polnische Staatspräsident späterhin in einem Gespräche mit dem deutschen Außenminister Stresemann Ostpreußen ausdrücklich als „unzweifelhaft deutsches Land" bezeichnet hat und zugleich betonte, er halte jeden für „wahnsinnig", der dieses bestreiten wolle.

 

Diese höchst bemerkenswerte Unterredung zwischen Pilsudski und Stresemann fand vor genau dreißig Jahren in Genf statt. Der Marschall hielt sich vom 9. bis zum 11. Dezember 1927 zum ersten und einzigen Male in Genf auf, weil im Völkerbundrat der polnisch-litauische Konflikt zur Erörterung stand. Am 10. Dezember lud der französische Außenminister Briand, Marschall Pilsudski, zu einem Frühstück, an dem außerdem noch die Ratsmitglieder und Außenminister Stresemann, Chamberlain, Scialoja und Zaleski — der gegenwärtige polnische „Exilpräsident" — teilnahmen. Dabei kam es zu einer eineinhalbstündigen Unterredung zwischen Pilsudski und Stresemann, über die zunächst nur bekannt wurde, es seien die deutsch-polnischen Beziehungen und nicht etwa allein die polnisch-litauische Frage erörtert worden.

 

Tatsächlich wurden in diesem Gespräche zwischen dem polnischen Marschall und dem deutschen Außenminister vornehmlich zwei Themen behandelt: Die Korridorfrage und die Frage der Agitation gewisser polnischer Kreise im Hinblick auf Ostpreußen. Wie Stresemann gegen Ende März 1928 in einer geschlossenen Veranstaltung der „Deutschen Gesellschaft von 1914" berichtete, brachte Pilsudski im Verlaufe der Genfer Unterredung zum Ausdruck, dass die Stellungnahmen in der deutschen Öffentlichkeit zur Korridorfrage die Herstellung einer deutsch-polnischen Verständigung außerordentlich erschwerten. Stresemann antwortete dem Marschall daraufhin, dass „die Abtrennung des Korridors für das deutsche Volk eine schwer vernarbende Wunde" darstelle, um hinzuzufügen, auch diese Wunde werde heilen, wenn man in dieser Frage zu einem Ausgleich komme. Weit unverständlicher sei dagegen die zunehmende polnische Propaganda, die sich gegen Ostpreußen richte. Stresemann erinnerte den Marschall daran, dass in Ostpreußen in Gebieten, die Dmowski in Versailles als „total polnisch" bezeichnet hatte, eine Volksabstimmung ein nahezu hundertprozentiges Ergebnis für Deutschland erbrachte, und er hob hervor, dass angesichts dieses Sachverhalts die polnische Propaganda für eine Annektion Ostpreußens anders zu beurteilen sei als die deutschen Stellungnahmen zur Korridorfrage, zumal das Korridorgebiet ohne Volksabstimmung vom Reiche abgetrennt worden sei.

 

Pilsudski bestritt dies alles keineswegs, er hob vielmehr seinerseits hervor, dass er alle diejenigen, die den deutschen Charakter Ostpreußens bezweifelten, für „wahnsinnig" halte, und nach dem Bericht Stresemanns erklärte der Marschall hierzu des Weiteren wörtlich:

 

„Sehen Sie, Herr Minister, das habe ich schon als Kind gewusst. Da sind wir Kinder oft von unserer litauischen Heimat aus über die damalige russisch-deutsche Grenze mit unserem Vater nach Ostpreußen gefahren. Vor allem vor Weihnachten hatten wir dort mancherlei zu besorgen. Dann gab es eine unvergessliche Schlittenpartie über die Grenze, die nicht nur zwei Länder, sondern zwei Welten schied: So ganz anders erschien uns das benachbarte Ostpreußen, in dem alles deutsch war, selbst die Masuren, die damals noch mehr als heute ihren slawischen Dialekt sprachen. Nein, Ostpreußen ist ein unzweifelhaft deutsches Land. Das ist von Kindheit an meine Meinung, die nicht erst der Bestätigung durch eine Volksabstimmung bedurfte. Und dass dies meine Meinung ist, können Sie ruhig — dazu gebe ich Ihnen hiermit Vollmacht — Ihren Ostpreußen in einer öffentlichen Versammlung in Königsberg zur Beruhigung mitteilen, sofern Sie eine solche Mitteilung, die meine innenpolitischen Gegner sichtlich erfreuen würde, für politisch geschickt halten sollten ...“ (Ausw. Amt. Politisches Archiv. Akten der Politischen Abteilung, Pol V 141/2.)

 

Sicherlich mag es Pilsudski in diesem Gespräche mit Stresemann vornehmlich darum gegangen sein, für die weitere Erörterung der polnisch-litauischen Frage in Genf eine „gute Atmosphäre" zu schaffen, aber die bildhaften Ausführungen des Marschalls über Ostpreußen besagen doch auch zugleich, dass er aus tiefer Überzeugung von jenen Kreisen abrückte, welche bereits damals die Behauptung verbreiteten, es handele sich bei Ostpreußen um ein „urpolnisches Gebiet". Mehr noch: Der Marschall hat die Urheber derartiger unhaltbarer Propagandaparolen zutreffend charakterisiert; denn der verantwortliche und verantwortungsbewusste polnische Staatsmann wusste, dass jedwede Verfolgung polnischer Ansprüche auf Ostpreußen ein entscheidender Hinderungsgrund für die Herstellung gutnachbarlicher Beziehungen zwischen Polen und Deutschland sein musste, zumal die Bereinigung der Korridorfrage schon schwierig genug war. Jenes Gespräch zwischen Pilsudski und Stresemann, das vor dreißig Jahren in Genf stattfand, ist demgemäß in mehrfacher Hinsicht von brennender Aktualität.

 

Seite 2   Wenn Heimatvertriebene fragen...

Saalschlacht bei Pankows „Volksarmee"

Zu einer Saalschlacht zwischen Offizieren und Mannschaften kam es in der „Volksarmee"-Kaserne in Strausberg kürzlich bei Berlin. Der Vorfall ereignete sich bei einem „Diskussionsabend", bei dem die Rekruten und Gefreiten über die Pläne der Sowjetzonenregierung zu einer „Konföderation zweier unabhängiger deutscher Staaten" aufgeklärt werden sollten. Unter den Rekruten befand sich auch eine Anzahl Heimatvertriebener. Als einer von ihnen der Einladung, „frei seine Meinung zu sagen", Folge leistete und fragte, ob er dann in seine Heimat werde zurückkehren können, erteilte ihm einer der Offiziere einen scharfen Verweis. Es kam danach zu einem scharfen Wortgefecht und schließlich zu Tätlichkeiten, die sich zu einer regelrechten Saalschlacht entwickelten. Von den Offizieren zu Hilfe gerufene Verstärkung räumte den Saal, nachdem vier „Rädelsführer" festgenommen worden waren.

 

Seite 2   Berliner Erklärung und Ostdeutschland.

Die „Berliner Erklärung", die am 29. Juli vom Bundesaußenminister und von den Botschaftern der drei Westmächte in West-Berlin unterzeichnet wurde, enthält weit mehr als nur eine Wiederholung bereits bekannter Grundsätze für die Wiedervereinigung West- und Mitteldeutschlands in Frieden und Freiheit. Allein schon die Klarheit, mit der hier die wichtigsten Gesichtspunkte zusammengefasst sind, die im Hinblick auf die Durchführung des politischen Prozesses der Wiederherstellung der staatlichen Einheit eines freiheitlichen deutschen Gemeinwesens zu beachten sind, verleihen diesem Dokument eine besondere Bedeutung. Wie richtungweisend diese Ausführungen der Berliner Erklärung sind, wird insbesondere dann ersichtlich, wenn man in Betracht zieht, dass sich der Bereich ihrer Gültigkeit nicht nur auf die Frage des Zusammenschlusses West- und Mitteldeutschlands erstreckt, sondern auch auf die weitere Komponente der Wiedervereinigung, nämlich auf die Oder-Neiße-Frage. Denn wenn auch dieses Ostproblem Deutschlands in der Berliner Erklärung nicht ausdrücklich behandelt worden ist, so ergibt sich doch, dass mehrere Punkte dieser Erklärung nicht nur auf diese Frage angewendet werden können, sondern sich offenbar darauf beziehen.

 

Dies gilt zunächst für den Punkt 3, in dem es heißt, dass „es keinen Friedensvertrag und keine Stabilität in Europa geben" kann, „solange Deutschland und Berlin geteilt sind". Hier ist der Zusammenhang mit der Oder-Neiße-Frage insofern gegeben, als Ostdeutschland allein vorbehaltlich dem Friedensvertrag fremder Verwaltung unterstellt ist. Die Wiedervereinigung West- und Mitteldeutschlands als Voraussetzung zum Abschluss eines Friedensvertrages steht mit der Frage der Oder-Neiße-Linie also in unmittelbarer Verbindung. Dass zudem die Aufrechterhaltung der verwaltungsmäßigen Abtrennung der deutschen Ostgebiete vom übrigen Deutschland eine Stabilisierung der europäischen Verhältnisse ebenso verhindert, wie die Fortdauer der Teilung des Gebietes zwischen Oder und Rhein, unterliegt keinem Zweifel.

 

Noch deutlicher wird der Bezug der Berliner Erklärung auf die Oder-Neiße-Frage in dem folgenden Punkte 4, der besagt, dass nur eine frei gewählte gesamtdeutsche Regierung im Namen eines wiedervereinigten Deutschlands Verpflichtungen übernehmen kann. Dies bedeutet eine erneute Unterstreichung der Tatsache, dass beispielsweise die „Abkommen", die das

Sowjetzonenregime mit Polen über die Oder-Neiße-„Grenze" abgeschlossen hat, null und nichtig sind. Es wurde damit genau das von den Westmächten bestätigt, was Bundestag und Bundesregierung wiederholt zur Oder-Neiße-Frage erklärt haben: Dass nur eine gesamtdeutsche Regierung überhaupt befugt ist, über die Ostgrenzen — auf der Grundlage von 1937 — Verhandlungen zu führen.

 

In diesem Zusammenhange aber erhalten die Ausführungen unter Punkt 7 der Berliner Erklärung ein besonderes Gewicht, in denen es u. a. heißt, dass die Wiederherstellung der deutschen Einheit „weder eine Bedrohung der Nachbarn Deutschlands, noch eine Beeinträchtigung ihrer Sicherheit" darstellt, woraufhin Vorkehrungen in Aussicht gestellt werden, „die die berechtigten Sicherheitsinteressen aller beteiligten Staaten berücksichtigen". Im Hinblick auf die Oder-Neiße-Frage bedeutet dies, dass die beispielsweise von polnischer Seite geäußerten Befürchtungen, ein zunächst bis zur Oder und Neiße wiedervereinigtes Deutschland werde, die Oder-Neiße-Frage anders als auf dem Wege friedlicher Verhandlungen zu lösen versuchen, auch aus dem Grunde völlig gegenstandslos sind, weil ein europäisches Sicherheitsabkommen sowohl Deutschland wie auch Polen einschließen würde. Dass die Feststellungen der Berliner Erklärung in allen Einzelheiten mit dem wiederholt nicht nur von Bundestag und Bundesregierung, sondern auch von den Organisationen der Heimatvertriebenen feierlich zum Ausdruck gebrachten Willen, die Oder-Neiße-Frage nur auf dem Wege friedlicher Verhandlungen und eines internationalen Abkommens zu lösen, in völliger Übereinstimmung stehen, bedarf keiner besonderen Hervorhebung.

 

Überblickt man die auf die Oder-Neiße-Frage hinweisenden Ausführungen der Berliner Erklärung im Zusammenhang, so ergibt sich, dass folgender Gang der Entwicklung zu einer Wiedervereinigung des ganzen deutschen Volkes und Landes in einem freiheitlichen staatlichen Gemeinwesen vorgezeichnet erscheint: Indem zunächst der Zusammenschluss West- und Mitteldeutschlands in Form eines Staatsvertrages unter gleichzeitigem Inkrafttreten eines europäischen Sicherheitsabkommens erfolgt, woraufhin ein von der gesamtdeutschen Regierung abgeschlossenes Abkommen die Oder-Neiße-Frage bereinigt und dann die Gesamtregelung im Friedensvertrag verankert wird.

Dr. Eduard Jennicke

 

Seite 2   „Ein brutaler Handel mit Menschen“

Es geht im Wesentlichen um die zu Sowjetbürgern - gemachten Ostpreußen -

„Es wird allerdings auch diesmal wieder einen brutalen Handel mit Menschen geben, daran ist nichts zu ändern“. Dies erklärte Bundeskanzler Adenauer zu den Verhandlungen in Moskau. Auch während der deutsch-sowjetischen Regierungsverhandlungen im September 1955 in Moskau hätten die sowjetischen Politiker in der Kriegsgefangenenfrage erst Entgegenkommen gezeigt, als sich die deutsche Delegation bereits ein Flugzeug für den Rückflug nach Bonn bestellt hatte.

 

Eine Verständigung in der Repatriierungsfrage könne allerdings, wie Adenauer meinte, nicht vor dem 15. September (Termin der Bundestagswahlen) erwartet werden. Die Verhandlungen würden mit Sicherheit bis über diesen Wahltermin hinaus andauern. Im Übrigen, so meinte Adenauer, könnten bei den Repatriierungsverhandlungen, bei denen es im Wesentlichen um die zu Sowjetbürgern gemachten Einwohner von Ostpreußen gehe, nur Grundsätze für die Arbeit einer Sachverständigenkommission aufgestellt werden.

 

Bundesaußenminister von Brentano hat auf einer Pressekonferenz in Bremerhaven erklärt, die Bundesregierung erhebe in der Frage der Repatriierung keinen Anspruch auf Alleinvertretung. Wenn Moskau glaube, mit der Sowjetzonenregierung ein ähnliches Abkommen treffen zu müssen, so habe die Bundesregierung dagegen nichts einzuwenden. Hier gehe es schließlich um eine menschliche Frage.

 

Seite 2   Erste Kriegsgräberfahrt in die deutschen Ostprovinzen

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Kassel wird voraussichtlich Ende September 1957, seine erste große Gemeinschaftsfahrt seit Kriegsende in die polnisch besetzten deutschen Ostprovinzen durchführen. Mit den polnischen Behörden der Oder-Neiße-Gebiete besteht in Fragen der Kriegsgräberfürsorge schon seit längerer Zeit Kontakt. Die geplante Kriegsgräberfahrt wird sich voraussichtlich auf Schlesien beschränken. Schlechthin die größten deutschen Soldatenfriedhöfe der deutschen Ostprovinzen befinden sich nach polnischer Mitteilung in der Umgebung von Danzig, wo über 60 000 Soldaten und Zivilisten zum Teil in Sammelgräbern bestattet sind. In Danzig-Langfuhr liegen 10 500 Soldaten begraben.

 

Seite 2   Suchdienst erweitert Heimkehrerkartei

Seit nahezu einem Jahrzehnt ist der Suchdienst des DRK, dessen Nachforschungen nach Kriegsverschollenen sich in erster Linie auf die Befragung von zurückgekehrten Kameraden stützen müssen, bestrebt, die Namen und Anschriften möglichst vieler Heimkehrer und die Angabe ihrer letzten Wehrmachtseinheit sowie Kriegsgefangenenlager zu erhalten. Es ist selbstverständlich, dass der Erfolg der Heimkehrerbefragung nach Wehrmachtsvermissten und -verschollenen Kriegsgefangenen unmittelbar von der Zahl derer abhängt, die zu den vom Suchdienst zusammengestellten Vermissten- bzw. Verschollenen-Listen um Auskünfte gebeten werden können.

 

Bisher hatten die Bemühungen des Suchdienstes, hierfür eine möglichst umfassende Heimkehrerkartei aufzubauen, nur einen bescheidenen Erfolg. Während in den ersten Nachkriegsjahren eine Sammlung von Heimkehreranschriften von den Alliierten untersagt wurde, war es späterhin nicht möglich, diese Kartei über einige hunderttausend Anschriften hinaus zu erweitern, weil die hierfür erforderlichen Mittel fehlten.

 

Nunmehr wurde dem Suchdienst das Material aus den Heimkehrermeldungen im Rahmen der Erfassung zum Kriegsgefangenen-Entschädigungsgesetz (KEG) zugänglich gemacht. Hiernach ist mit einer Erweiterung seiner Heimkehrerkartei um rund 1,5 Millionen Heimkehreranschriften mit den notwendigen Angaben über die Zugehörigkeit zu Wehrmachteinheiten und Aufenthalt in Kriegsgefangenenlagern zu rechnen.

 

Wenn diese wertvollen Unterlagen der Nachforschungsarbeit auch leider sehr spät verfügbar werden, so werden sie dennoch für die Befragung von Heimkehrern mit den neuen Bildlisten des Suchdienstes von großer Bedeutung sein. Die Bildlisten können jetzt einem wesentlich größeren Kreis ehemaliger Soldaten und Kriegsgefangener vorgelegt werden.

 

Seite 2   Kurzarbeit wegen Rohstoffmangel

Zonenarbeiter sind sehr unzufrieden

Vor allem unter den Industriearbeitern der Sowjetzone macht sich in den letzten Wochen nach vorliegenden zuverlässigen Berichten eine wachsende Unzufriedenheit bemerkbar. Sie werden, weil es an Roh- und Hilfsstoffen für die Produktion fehlt, massenweise zur Erntehilfe aufs Land geschickt. In den vergangenen Jahren hatte man die ehemaligen Landarbeiter in die Städte geholt, um sie als Industriearbeiter anzulernen. Die Unzufriedenheit ist auch darin begründet, dass für die Landarbeit weitaus geringere Löhne gezahlt werden als in der Industrie.

 

In zahlreichen Industriebetrieben der Sowjetzone wird seit langer Zeit kurz gearbeitet, weil es an Rohstoffen fehlt. Die Arbeiter spielen während der Dienststunden Karten, erhalten aber, um weitere Wellen der Unzufriedenheit nicht aufkommen zu lassen, ihren vollen Lohn.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Die Entsendung einer deutschen Handelsdelegation nach Warschau nach dem 15. September stellte der Kanzler in Aussicht. Es gelte jedoch die Frage mit großer Zurückhaltung anzupacken und sie nicht zu einem Gegenstand der Agitation werden zu lassen.

 

Nahezu 5500 Sowjetzonenflüchtlinge ersuchten in der ersten Augustwoche um Notaufnahme in Westdeutschland und West-Berlin. In der letzten Juliwoche waren es 5639 Personen gewesen.

 

Über 12 300 Bewohner der Sowjetzone und Ost-Berlins haben im Juli in der Bundesrepublik und in West-Berlin Notaufnahme beantragt. Im Juni kamen nur knapp 9000 nach dem Westen.

 

Die Achte Novelle zum Lastenausgleichsgesetz ist am 2. August im Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden und damit in Kraft getreten.

 

Wehrpflichtige des Jahrgangs 1937 will die Bundeswehr auf Wunsch schon am 1. Oktober einstellen. Berücksichtigt werden besonders solche Wehrpflichtige, deren Berufsausbildung durch einen späteren Beginn der Dienstzeit beeinträchtigt werden würde.

 

„Deutsche Bundesbank" heißt seit dem 1. August die bisherige Bank Deutscher Länder. Die erste Sitzung des neuen Zentralbankrates fand vor einigen Tagen statt.

 

Eine Untersuchung der Vorkommnisse beim Koblenzer Bundeswehr-Beschaffungsamt durch den Verteidigungsausschuss des Bundestages haben die Abgeordneten der SPD und FDP beantragt. Ein Vertreter der CDU erklärte, auch seine Partei sei an einer restlosen Aufklärung der Vorgänge in Koblenz interessiert.

 

Eine verschärfte Kontrolle ist bei dem Bundeswehrbeschaffungsamt in Koblenz eingeführt worden.

 

Neue Vorschläge für eine Rückgabe der deutschen Vermögen in den USA will die Regierung des Präsidenten Eisenhower dem Kongress zuleiten.

 

Eine baldige Freigabe der von Holland nach dem Kriege besetzten deutschen Gemeinden hat der frühere nordrhein-westfälische Ministerpräsident Arnold in einem neuen Appell gefordert. Eine weitere Besetzung schließe große politische Gefahren ein.

 

Gegen die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel sprechen sich immer mehr arabische Staaten aus. Auch Libanon hat jetzt gedroht es werde diplomatische Beziehungen zu Pankow aufnehmen, wenn Bonn einen Gesandten nach Israel schickt.

 

Einen Rekord-Fremdenverkehr meldet Bayern. Berchtesgaden hatte bereits im Juli den hunderttausendsten Kurgast. Stark wuchs der Touristenverkehr gerade in Ostbayern (Waldgebiete). Hier hat sich der Fremdenverkehr seit 1949 verdreifacht.

 

Gewaltsam unterdrückt wurde ein Lohnstreik in der Sowjetzone. Rote Geheimpolizei nahmen streikende Arbeiter bei dem Merseburger Zinkwerk Silbitz fest.

 

Zu einem „Sommerurlaub in der Sowjetunion" ist bezeichnenderweise der Pankower „Verteidigungsminister", der „Generaloberst“ SED-Genosse Stoph abkommandiert worden.

 

Die ersten amerikanischen Getreidelieferungen für Polen sind in Gdingen eingetroffen.

 

Noch 300 000 Polen leben heute in Litauen. Dies hat der Vizeministerpräsident der sowjetlitauischen Republik bei einem Besuch in Posen erklärt. Allein in Wilma belaufe sich die Zahl der Polen auf über 60 000.

 

150 000 freie Arbeitsplätze in Polen können nicht besetzt werden. Das Warschauer Arbeitsministerium gab bekannt, dass wegen Mangels an Fachkräften selbst dringende Arbeitsvorhaben der Bauwirtschaft warten müssten.

 

Gerüchte über eine schwere Erkrankung Molotows brachten englische Zeitungen. Sie meldeten, Molotow habe nach seiner politischen Absetzung einen Nervenzusammenbruch erlitten und werde zurzeit in seiner Wohnung von Polizei bewacht.

 

Die Entlassung vieler unterer Parteifunktionäre in der Sowjetunion nach dem Sturz von Molotow und Malenkow wird im offiziellen Parteiblatt „Prawda" zugegeben. Allein im Bezirk Gorki seien über 1300 bezahlte Parteifunktionäre als „ungeeignet" entlassen worden.

 

Immer neue Massenverhaftungen wurden in den letzten Wochen wieder aus Ungarn gemeldet. Die rote Geheimpolizei soll vor einigen Tagen sogar zahlreiche Beamte von Budapester Ministerien gefangengesetzt haben.

 

Ein drastisches Sparprogramm für Frankreich hat der neue Finanzminister Gaillard dem Pariser Kabinett vorgelegt. Er fordert jährlich Einsparungen von nahezu 7,5 Milliarden DM.

 

Feldmarschall Montgomery hat sich bereiterklärt das Amt des stellvertretenden NATO-Oberkommandierenden auch in Zukunft weiter zu versehen. Er wollte ursprünglich wegen Überschreitung der Altersgrenze in den Ruhestand treten.

 

Amerikas NATO-Botschafter Senator George erlag im Alter von 79 Jahren einem schweren Herzleiden. Er gehörte dem Senat viele Jahrzehnte an und trat auch als Mann der Opposition immer für eine gemeinsame Außenpolitik ein.

 

Nur eine knappe Mehrheit für die argentinische Regierung ergaben die letzten Wahlen. Fast 27 Prozent aller Wähler gaben weiße Zettel ab. Ein großer Teil von ihnen gilt als Anhänger des gestürzten Peron.

 

Die Errichtung vieler neuer chinesicher KZ, kündigte Peking an. Dort würden „gesetzlose Elemente und soziale Schädlinge zu Kommunisten erzogen und gebessert“.

 

Seite 3   In Wiersba am Beldahn-See in Masuren (Foto)

 

Seite 3   Vertreibung und Deportation sind Verbrechen!

Eine schweizerische Zeitung über unser Bundestreffen.

 

Eine schweizerische Zeitung, das in Luzern erscheinende „Vaterland", bringt einen Artikel, der sich auf der ersten Seite rückschauend mit den in den letzten Monaten abgehaltenen großen landsmannschaftlichen Kundgebungen beschäftigt. In diesem Artikel wird u. a. folgendes ausgeführt:

 

„Bis vor kurzem konnte man über die Schicksale der Menschen in den düsteren Jahren nach dem Kriege wenig Genaues erfahren, vor allem auch über die, die man aus den Gebieten der heutigen Satellitenstaaten gewaltsam vertrieben hat, weil sie Deutsche waren. In den Massenlagern, wo sie zunächst leben mussten, führte man selten überhaupt Papiere, auch keine Totenlisten. So konnte man über die Zahl der Vertriebenen (auch der anderen Völker), vor allem über die Zahl der Zugrunde-gegangenen nichts Bestimmtes aussagen . . .“

 

In dem Artikel wird dann darauf hingewiesen, dass die Landsmannschaften, das Deutsche Rote Kreuz und der kirchliche Suchdienst bemüht sind, genaue Zahlen über die Vertreibungsverluste der deutschen Bevölkerung zu erarbeiten. Es heißt dann weiter: „. . . Danach sind aus den deutschen Ostgebieten, aus Polen, aus der verkleinerten CSR, aus Ungarn, Jugoslawien, Rumänien und den sowjetisch besetzten Gebieten Ostdeutschlands über achtzehn Millionen Deutsche nach der Konfiskation ihres Besitzes vertrieben worden“.

 

Die Verluste dieser Vertreibung belaufen sich auf mindestens vier Millionen Menschen, die ermordet wurden oder durch Hunger in den Gefängnissen und Lagern sowie durch Misshandlungen zugrunde gegangen sind.

 

Der Verfasser des Artikels beschäftigt sich dann eingehend mit den großen Massenkundgebungen der Millionen deutscher Ostvertriebener, die in den vergangenen Monaten in der

Bundesrepublik stattfand. Es heißt dann wörtlich in dem Bericht:

 

„Alle diese Tagungen waren von drei Dingen erfüllt: Von einer glühenden Liebe zur jahrhundertealten Heimat, von dem unerschütterlichen Willen, als freie Menschen in das vom Kommunismus befreite Land ihrer Väter zurückzukehren, von der Überzeugung, dass in diesen Gebieten ein Friede nur im Sinne der neuen Europa-Idee und auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes der Völker und Volksteile nach Widerruf aller Vermögenskonfiskationen erreicht werden kann.

 

Den Auftakt zu diesen Kundgebungen gaben die Ostpreußen. 170 000 strömten in Bochum (Rheinland) zusammen. Ihr vorzüglich geleitetes „Ostpreußenblatt" hat eine Auflage von über 130 000. Auch sie hielten zuerst Heerschau. 2,6 Millionen waren sie im „Lande der dunklen Wälder", 1,6 Millionen haben in der Bundesrepublik eine Heimstätte gefunden, 0,5 Millionen sind bei der Austreibung ums Leben gekommen. Ostpreußen wird bekanntlich heute im Norden von Moskau, im Süden von den Polen verwaltet, d. h. man lässt das Land verwildern.

 

Ein besonders warmes Grußwort galt zu Beginn der Tagung den Angehörigen der polnischen Nation, die zur Tagung geladen und auch gekommen waren. Dr. Gille (MdB), der Sprecher der Ostpreußen, verwies auf die Kräfte des Herzens, besonders auf die Urkraft der Heimatliebe, die die Schicksale der Völker mitgestaltet“.

 

Das schweizerische Blatt geht dann auf die Treffen der Sudetendeutschen und Pommern ein, und es schließt dann seinen Artikel:

 

Vertreibung und Deportation sind international geächtete Verbrechen, und die dadurch geschaffenen Zustände werden von uns nie anerkannt werden.

 

Seite 3   Warschaus Kampf gegen die Wahrheit.

Rotpolnische Presse soll alle Berichte färben.

„Errungenschaften hervorheben".

Angesichts der Tatsache, dass die amerikanische und die westdeutsche Presse in letzter Zeit an Hand polnischer Pressestimmen eingehend über die katastrophalen Zustände in den Oder-Neiße-Gebieten nach zwölf Jahren polnischer Verwaltung berichtet hat, wurde vom Zentralkomitee der kommunistischen Einheitspartei Rotpolens Anweisung an die Redaktionen der in den Oder-Neiße-Gebieten erscheinenden polnischen Zeitungen herausgegeben, die dazu dienen soll, die Berichterstattung über „negative Erscheinungen und Zustände" einzuschränken.

 

In der partei-internen Verfügung heißt es, im westlichen Auslande — insbesondere in Westdeutschland — sei infolge der Übernahme der „grenzenlosen Kritik" der polnischen Presse an den Zuständen in den Oder-Neiße-Gebieten ein „deprimierender Eindruck vom Leben in den polnischen Westgebieten" entstanden. Dieser Eindruck müsse nunmehr beseitigt werden, weshalb die polnische Presse ihre „demagogische Kritik" einschränken und stattdessen die seit 1945 in den „wiedererrungenen Westgebieten erzielten Errungenschaften hervorheben" müsse. Fast sämtliche Redaktionen der in den Oder-Neiße-Gebieten erscheinenden polnischen Zeitungen werden gerügt, sie hätten unter dem „Vorwand, die Fehler der stalinistischen Ära aufzeigen zu wollen", allzu viele „negative" Berichte und Stellungnahmen veröffentlicht.

 

Die erste Auswirkung der Anweisung des ZK der polnischen kommunistischen Einheitspartei zeigte sich in einem Artikel der Breslauer „Arbeiterstimme", in dem ausgeführt wird, man habe im Vorjahre „plötzlich entdeckt", dass die Oder-Neiße-Gebiete infolge Verfalls, allgemeiner Armut und Rückständigkeit „eine politische und wirtschaftliche Niederlage darstellen". Dieser Eindruck müsse umso eher beseitigt werden, als „interessierte Kreise" in Westdeutschland diese polnischen Berichte aufgegriffen hätten.

 

In welcher Form nunmehr die polnische Berichterstattung über die Oder-Neiße-Gebiete erfolgen soll, geht aus einem Bericht aus Warschau hervor, der unter der Überschrift „Polnische Aktivität in den Ostgebieten" auch in westdeutschen Zeitungen Aufnahme gefunden hat. In diesem Bericht heißt es einleitend: „Behörden und Organisationen gehen unter Verwendung aller verfügbaren (!) finanziellen Mittel an die Aufgabe (!), die polnisch verwalteten deutschen Ostgebiete wirtschaftlich zu entwickeln. Von polnischer Seite wird betont, dass jetzt ‚von der Ostsee bis zu den Sudeten und den Masurischen Seen ein neuer Wind weht‘. „Es seien in diesen Gebieten große Investitionsvorhaben (!) angelaufen, und die Einwohner seien bestrebt (!), jedes noch brachliegende Stückchen Land und jeden noch leerstehenden Industriebetrieb wieder nutzbar zu machen“. Die Öffentlichkeit werde laufend über neue Aufbaupläne (!) und fertiggestellte Vorhaben unterrichtet. Weiter heißt es: „Von großen Meliorationsarbeiten und Wasserleitungsbauten wird aus den Städten des südlichen Ostpreußens berichtet. Künftig soll (!) dadurch eine ausreichende Versorgung dieser Städte mit Trinkwasser gewährleistet sein", (womit zugegeben wird, dass die Wasserleitungsnetze der ostdeutschen Städte herausgerissen worden sind). Als einzige konkrete Angabe findet sich in diesem „Leistungsbericht" die Mitteilung: „In Neidenburg wurde als erste ihrer Art in ganz Polen in der bereits bestehenden Pressplattenfabrik eine Abteilung für die Herstellung von Pressplatten aus Hobelspänen eingerichtet". Abschließend heißt es in diesem Bericht: „In der polnischen Hauptstadt beschäftigen sich vor allem eine Regierungskommission und eine Sonderkommission des Parlaments mit der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung" der Oder-Neiße-Gebiete. Das Landwirtschaftsministerium bearbeite „gegenwärtig einen Plan (!), 1958 etwa fünftausend polnische Familien aus der Sowjetunion in diesen Gebieten anzusiedeln“.

 

Dieser Bericht stellt also nichts anderes als eine Häufung von vagen Mitteilungen über Planungen dar, deren Realisierung völlig zweifelhaft ist.

 

Seite 3   „Glos Olsztynski" unter dem Druck der Partei

Auf einer Versammlung der Wojewodschafts-Organisation der kommunistischen Einheitspartei in Allenstein wurde die Redaktion der örtlichen polnischen Zeitung „Glos Olsztynski" getadelt, weil sie einen Bericht über einen Korruptionsskandal in den „volkseigenen" Betrieben für Baumaterialien aufgedeckt hatte. Die polnische Zeitung hatte gemeldet, dass die Direktion sich durch gefälschte Abrechnungen große „Eigeneinnahmen" beschafft hatte. Die Ortsgruppe der Partei erklärte daraufhin, die Redaktion habe mit diesem Bericht „das Ansehen der Partei herabgesetzt". Überhaupt sei das Blatt „mit den Enthüllungen negativer Erscheinungen viel zu weit gegangen". Die Redaktion solle nunmehr „vor allem der Partei in ihrem Kampfe helfen". Dies wurde alles in einem Parteibeschluss festgestellt, der dann der Redaktion von „Glos Olsztynski" zur Kenntnis gebracht wurde.

 

Seite 3   Enthüllungen über die Heimatgebiete der Ukrainer

Ein überaus reiches Land wurde zu einer Wüstenei

160000 Ukrainer wollen die deutschen Ostgebiete verlassen

Nachdem die polnische Presse die Berichterstattung über die Missstände und die allgemeine Notlage in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten eingeschränkt hat, wendet sie ihre Aufmerksamkeit in zunehmendem Maße den verwahrlosten Heimatgebieten der ukrainischen Bevölkerung zu, die im Jahre 1947 aus den südöstlichen Wojewodschaften der Volksrepublik Polen in die Oder-Neiße-Gebiete zwangsumgesiedelt worden ist. Die dem Warschauer Landwirtschaftsministerium nahestehende Wochenzeitung „Zycie gospodarcze" berichtet, dass das reiche Schwarzerdegebiet der Wojewodschaft Rzeszow infolge der Massenaustreibung der Ukrainer nahezu völlig menschenleer ist und hier nicht weniger als 300 000 Hektar Brachland entstanden sind. Die Warschauer Tageszeitung „Zycie Warszawy" veröffentlichte ebenfalls einen Bericht über die ukrainische Frage, aus dem hervorgeht, dass von den rd. 200 000 in den Oder-Neiße-Gebieten zwangsangesiedelten Ukrainern etwa 160 000 in ihre Heimatdistrikte in Südostpolen zurückkehren wollen. Des Weiteren wird bekannt, dass die Warschauer Regierung einen „Sonderbevollmächtigten für Fragen der Bewirtschaftung der südöstlichen Gebiete" ernannt hat. Dieses Amt nimmt gegenwärtig Minister Tkaczow wahr. Seine besondere Aufgabe ist es, zu prüfen, in welchem Umfange Brachland für die in ihre Heimat zurückkehrenden Ukrainer zur Verfügung gestellt werden kann.

 

Hierzu berichtet „Zycie gospodarcze": Ein überaus reiches Land wurde zu einer „Wüstenei". Das Land wurde so (bei der Massenaustreibung der Ukrainer im Jahre 1947) zerstört, dass man lange mit dem Wiederaufbau anhielt. Es gibt keine Wohnungen, keine Straßen, keine Brücken, keine Eisenbahnen, Schulen und Läden. Der Verkehr wird nur noch zu Pferde aufrechterhalten. Weiter werden folgende Einzelheiten mitgeteilt: Ustrzyki Gorne, einstmals eine große Siedlung der Ukrainer, weist nur noch einen einzigen Einwohner auf. Im Distrikt Szewczenkowo entfallen auf 23 Dörfer nur 23 bewirtschaftete Gehöfte; im Distrikt Polana ist in 16 Dörfern kein einziges Gehöft bewirtschaftet; besser sieht es im Distrikt Cisna aus, wo auf 17 Dörfer 31 bewirtschaftete Gehöfte entfallen. Wörtlich heißt es in dem polnischen Bericht: „Man kann viele Kilometer wandern, ohne auch nur einem einzigen Menschen zu begegnen. Überall ist auf den Feldern, Wiesen und Wegen Wald entstanden. Der Wald hat sich über 30 v. H. des Ackerlandes ausgedehnt“. Das von den Ukrainern „verlassene" Land sei den Staatsgütern zur Bewirtschaftung übergeben worden, diese hätten es aber entweder überhaupt nicht oder nur sporadisch bewirtschaftet. Die Staatsgutgemeinschaft Trzianiec, Wojewodschaft Rzeszow, habe im Vorjahre je Hektar durchschnittlich nur 2,7 dz Getreide geerntet (dies im fruchtbaren Schwarzerdegebiet; in den deutschen Ostgebieten betrug vor dem Kriege der Hektarertrag an Getreide etwa 19 dz — Anm. d. Red.). „Zycie gospodarcze" äußert scharfe Kritik daran, dass das Amt des „Sonderbevollmächtigten für Fragen der Bewirtschaftung der südöstlichen Gebiete" nur einen sehr kleinen Mitarbeiterstab aufweise und somit gar nicht in der Lage sei, einen „regionalen Aufbauplan" auszuarbeiten, wie denn auch tatsächlich „keine Spur von einem Plan" festzustellen sei. Das Amt befasse sich ausschließlich mit der Frage der ukrainischen Rückkehrer aus den Oder-Neiße-Gebieten.

 

Seite 3   Polen muss 1,6 Millionen Tonnen Getreide importieren

Nach Berichten der polnischen Presse wird Polen, das die einstigen ostdeutschen Getreideüberschussgebiete ostwärts der Oder und Neiße in Verwaltung hat, in diesem Jahre mindestens 1,6 Millionen Tonnen Weizen importieren. Nach Mitteilung der polnischen Außenhandelszentrale „Rolimpex" hat die Sowjetunion im Laufe des ersten Halbjahres 1957 bereits eine Million Tonnen Weizen geliefert, bis Ende September sollen noch weitere 400 000 Tonnen Weizen von der UdSSR an Polen geliefert werden. Zugleich lieferten die Vereinigten Staaten, einer Verlautbarung des polnischen Außenhandelsministeriums zufolge, in diesem Jahre noch 85 500 Tonnen Weizen. Von Kanada erwartet Polen, früheren Berichten zufolge, 100 000 Tonnen Weizen. Zudem hat Warschau mit einer Reihe anderer Länder über Getreidelieferungen verhandelt. Der starke Einfuhrbedarf Polens an Getreide ist umso auffallender, als allein die Oder-Neiße-Gebiete in der Vorkriegszeit alljährlich eine Überschussproduktion (also außer der Versorgung der ostdeutschen Bevölkerung selbst und nach Abzug des Bedarfs an Futtermitteln und an Saatgut) an Getreide in Höhe von 24 Millionen Doppelzentner aufwiesen.

 

Seite 3   Ernte gefährdet

„Größter Arbeitskräftemangel in Oder-Neiße-Gebieten"

„Trybuna Ludu" meldet, dass besonders die Staatsgüter in mehreren Wojewodschaften, hauptsächlich in den ostdeutschen Gebieten ostwärts der Oder und Neiße, einen erheblichen Mangel an Arbeitskräften aufzuweisen haben. Insgesamt sei die Einbringung von 150 000 Tonnen Getreide stark gefährdet. Es fehlen zurzeit 32 000 Arbeitskräfte. Zweitausend hätten sich bereits freiwillig zur Erntehilfe gemeldet, in der Hauptsache Schüler der landwirtschaftlichen Fachschulen. Trotz aller Aufrufe hätten sich jedoch immer noch viel zu wenig gemeldet.

 

Seite 3   Als Bundesbeauftragter für die Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung ist bis auf Weiteres der Präsident des Bundesrechnungshofes, Dr. Guido Hertel, tätig.

 

Seite 4   Moskaus rote Wunderkühe

Chruschtschows Schützling Lyssenko „zaubert" wieder

Mit den „Verheißungen" Chruschtschows, die Sowjetunion wolle in einigen Jahren die gewaltige landwirtschaftliche Produktion Amerikas „erreichen und überholen", befasst sich der Moskauer Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung" kritisch. Dabei schildert er auch die Rolle, die der vielumstrittene „Sowjetexperte für Wunderzüchtungen", Lyssenko, dabei spielt. Seiner interessanten Schilderung der Zusammenhänge entnehmen wir folgende Ausführungen:

 

„Chruschtschows großspurige Pläne zur Erhöhung der Fleisch- und Milchproduktion werden kaum erfolgversprechender durch die Rolle, die bei ihrer Verwirklichung der berüchtigte Sowjetbiologe Lyssenko zu spielen scheint. Trofim D. Lyssenko wurde als Vertreter einer nationalistischen, ‚materialistischen' und parteihörigen Wissenschaft mit seiner von Stalin gestützten Theorie von der Vererbbarkeit der Umwelteinflüsse zu einem Totengräber der russischen Wissenschaft. 1940 wurde auf sein Anstiften der weltbekannte Forscher Wawilow abgesetzt und in ein Konzentrationslager verschickt, wo er kurz darauf starb. Im Zuge der Schdanowschen Kulturpolitik trat Lyssenko im August 1948 in einem wissenschaftlichen Schauprozess als Ankläger und Richter seiner Berufskollegen auf, die seine Lehren und Praktiken in Zweifel zogen. Zwar hatte Lyssenko einige Erfolge als Pflanzenzüchter aufzuweisen; die meisten der auf Grund seiner scharlatanhaften Theorien unternommenen Großprojekte erwiesen sich aber als Fehlschläge. Nach Stalins Tod trat Lyssenko immer mehr in den Hintergrund, begründetere Anschauungen auf dem Gebiete der Forschung durften wieder vertreten werden. Wawilow wurde rehabilitiert und Lyssenko im April 1956 als Präsident der Landwirtschaftsakademie abgesetzt.

 

Neuerdings ist Lyssenko von Chruschtschow öffentlich gelobt und während der Leningrader Landwirtschaftskonferenz im Mai wieder aus der Versenkung geholt worden. In einem Interview mit der ‚Prawda' sprach der wiederaufgetauchte Wissenschaftler über seinen Beitrag zur Erhöhung der Fleisch- und Milchproduktion. In langjährigen Versuchen sei es ihm gelungen, eine neue Rindviehrasse zu züchten, die weniger frisst, dafür aber mehr und fetthaltigere Milch und mehr Fleisch gibt. Lyssenko kreuzte zu diesem Zweck schwere Kostroma-Kühe mit der leichteren Jersey-Rasse und beeinflusste nach seinen Angaben durch spezifische Fütterungsmethoden während der Trächtigkeit die Anlagen des Embryos, damit dieses das geringe Geburtsgewicht und den höheren Milchfettgehalt der Vaterrasse und die hohe Milchmenge und das größere Lebendgewicht der Mutterrasse erben würde. Diese neuen Anlagen sollen dann vererbbar sein.

 

Lyssenko behauptet, dass seine Wunderkühe bei einem Geburtsgewicht um 30 kg ein Lebendgewicht von 600 kg erreichen, jährlich 4000 bis 6000 Liter Milch mit einem Fettgehalt über 6 Prozent geben und dabei statt 28 nur 18 Futtereinheiten benötigen würden. Durch das Überspringen der komplizierten und generationenlangen Zwischenrassenkreuzungen mit Hilfe dieser von Lyssenko nicht näher beschriebenen Fütterungsmethoden glaubt man anscheinend in kürzester Zeit große Herden dieser Wunderkühe auf die Beine stellen zu können. Da diese Züchtungsergebnisse allen Erkenntnissen moderner Forschung und Viehzucht widersprechen und Lyssenko bekanntlich mit anfechtbaren wissenschaftlichen Methoden arbeitet, wird man seine sensationelle Bekanntmachung mit einiger Skepsis aufzunehmen haben. Jedenfalls sollen jetzt in der Sowjetunion diese Züchtungsmethoden im großen Maßstab in den Viehsowchosen eingeführt werden. Das Lob Chruschtschow und die prominente Aufmachung des Interviews in der „Prawda“ lassen erkennen, dass Lyssenko bei der Kampagne zur Erhöhung der Fleisch- und Milchproduktion eine wichtige Rolle spielt, und es ist nicht ausgeschlossen, dass Chruschtschow seinen Optimismus über das ‚Einholen Amerikas' bis 1960 auf diese ‚Wunderkühe' Lyssenkos stützt“.

 

Seite 4   Rätselraten um Bulgarin

Chruschtschow verhandelte allein mit Tito

Schon bei der letzten Prager Reise des Moskauer Duetts „B & C" fiel es nicht nur den Ausländern auf, dass der Parteichef Chruschtschow den größten Teil des fälligen Programms an Ermunterungs- und Agitationsreden allein bestritt, während der sowjetische Ministerpräsident und Parteimarschall Bulganin ziemlich grämlich und einsilbig hinter seinem Parteigenossen die Paraden mit abschritt und offensichtlich gar keine gute Laune hatte. Als jetzt Chruschtschow den von Moskau ebenso umworbenen wie offensichtlich misstrauisch beäugten Tito zu einer Geheimkonferenz in einer nicht genannten rumänischen Stadt (vielleicht war es der Badeort Sinaja) bat, ließ Nikita den Nikolai ganz zu Hause. Überraschung Nummer Drei war es dann, als Moskau die Liste der „hohen Gäste" für die Reise nach Ost-Berlin veröffentlichte. Da stellte sich heraus, dass der Parteigewaltige zwar die Minister Mikojan und Gromyko als Begleitung befohlen hatte, dass aber der nominelle Chef der Sowjetregierung einfach übergangen wurde.

 

Kein Wunder also, dass man sich in vielen Hauptstädten fragt, was das alles wohl bedeuten könnte. Ist Bulganin, der nach einigen Berichten keineswegs freudig in die Abhalfterung der Molotow, Malenkow, Schepilow und Kaganowitsch gewilligt haben soll, nun etwa schon selbst aufs tote Gleis geschoben worden? Soll er den Weg der gestürzten Vier gehen? Wird man ihn auf den in der Sowjetunion reichlich unbedeutenden Posten des Staatspräsidenten abschieben, den der alte Woroschilow wohl bald räumen dürfte? Sicher ist Bulganin auch in den letzten Wochen noch bei kleinen diplomatischen Empfängen erschienen, aber das braucht wenig zu besagen.

 

Man soll sich gewiss vor vorschnellen Schlüssen hüten, aber man wird doch die weitere Entwicklung aufmerksam beobachten müssen. Sicher ist zurzeit Chruschtschow der bei weitem stärkste Mann, aber auch er fühlt sich offenbar noch nicht allzu sicher. Gerade seine offenbar nicht sonderlich erfolgreichen Bemühungen um Tito zeigen einen gewissen Eifer, sein eigenes Spiel gegenüber den Konkurrenten von einst und heute im Kreml voranzutreiben. Chruschtschow und Tito haben sich gegenseitig „brüderliche Zusammenarbeit der Parteien" beteuert, wobei aber die jugoslawischen Kommunisten einigen Wert darauf legten, dass die Selbstbestimmung, die Souveränität und Handlungsfreiheit unterstrichen wurden. Chruschtschow hat sicher dringend einen klangvollen gemeinsamen Schlussappell gewünscht. Belgrad war damit nicht einverstanden.

 

Seite 4   Forderungen die noch erfüllt werden müssen

Das Zweite Änderungsgesetz zum Bundesvertriebenengesetz

Von unserem Bonner O.B.-Mitarbeiter

In Folge 30 vom 27. Juli brachten wir eine erste Übersicht über die Änderungen, die das Zweite Änderungsgesetz zum Bundesvertriebenengesetz bringt. Im Folgenden ergänzen wir diese Angaben.

 

Das Zweite Änderungsgesetz zum Bundesvertriebenengesetz ist nunmehr vom Bundestag und Bundesrat gutgeheißen. Es wird dieser Tage vom Bundespräsidenten verkündet werden. Die Neuregelungen sind in der Regel nicht erstrangiger Natur, doch werden durch die neuen Bestimmungen, eine Reihe von Härten des bisherigen Rechts beseitigt.

 

Beim Vertriebenenbegriff erfolgt eine Erweiterung dahingehend, dass Personen mit gesetzlichem Wohnsitz (Berufssoldaten, Ehefrauen) die Vertriebeneneigenschaft dann erhalten können, wenn die Familienangehörigen im Vertreibungsgebiet gewohnt haben, sie selbst aber, zum Beispiel als kommandierte Beamte, außerhalb des Vertreibungsgebietes zeitweilig tätig waren. Die Ehefrauen, die infolge Verheiratung mit einem in Westdeutschland beheimateten Mann ihren Wohnsitz im Vertreibungsgebiet verloren haben, erhalten die Vertriebeneneigenschaften dann, wenn sie ihren ständigen Aufenthalt im Vertreibungsgebiet beibehalten haben.

 

Der Begriff des Sowjetzonenflüchtlings wird dahin ausgeweitet, dass eine besondere Zwangslage auch dann gegeben ist, wenn ein schwerer Gewissenskonflikt vorlag (zum Beispiel bei Richtern, die nach sowjetzonalem Willkürrecht entscheiden sollten, oder bei Lehrern, die in kommunistischem Geiste erziehen sollten).

 

Von dem Stichtag des 31.12.1952 werden zwei weitere Ausnahmen zugelassen. Wurden nach dem 31.12.1952 volljährige hilfsbedürftige Kinder zu den Eltern oder volljährige Kinder zu hilfsbedürftigen Eltern oder — wenn das letzte Kind verstorben ist — hilfsbedürftige Eltern zu Schwiegerkindern zugeführt, so findet der Ausschlussstichtag keine Anwendung. Er findet ferner keine Anwendung, sofern bei Zuzug aus dem Ausland das Bemühen um Einreise in die Bundesrepublik bereits vor dem 31.12.1952 nachweislich ist.

 

Wegen „Eingliederung" von den Rechten als Vertriebener Ausgeschlossene können weiter die Altschuldenregelungen (Leistungsverweigerungsrecht) in Anspruch nehmen. Sie brauchen keine Fürsorgeleistungen, die sie vor Erteilung des Eingliederungsvermerks erhalten haben, zurückzahlen. Für Steuerjahre, die vor der Erteilung des Eingliederungsvermerks liegen, kann die Steuerbegünstigung nicht versagt werden, auch wenn der Steuerbescheid erst nach Erteilung des Eingliederungsvermerkes ergeht.

 

Um einer Verwaltungswillkür bei der Erteilung des Eingliederungsvermerkes Einhalt zu gebieten, muss die Behörde auf Antrag des Vertriebenen einen Ausschuss anhören, sofern sie den Eingegliedertenvermerken zu erteilen beabsichtigt. In dem Ausschuss sitzen Vertreter der Vertriebenenverbände.

 

Für die landwirtschaftliche Eingliederung können Darlehen auch mit einem Betrage von mehr als 20 000 DM gewährt werden.

 

Der Bund zahlt jährlich bis auf weiteres 200 Millionen DM für Zwecke der landwirtschaftlichen Eingliederung. Bisher stellte er nur 100 Millionen DM zur Verfügung.

 

Im Rahmen der ländlichen Eingliederung können auch Betriebe mit einem Einheitswert von mehr als 80 000 DM Berücksichtigung finden.

 

Zur Kassenpraxis zugelassen gelten auch solche Ärzte und Zahnärzte, die zwischen dem 04.09.1939 und dem 08.05.1945 zur Teilnahme an der Kassenpraxis berechtigt waren.

 

Die Sonderbestimmungen über Kontingente für Vertriebene werden bis 1960 verlängert.

 

Das Altschuldenverweigerungsrecht können auch solche Sowjetzonenflüchtlinge in Anspruch nehmen, die über ihr Vermögen in der sowjetischen Besatzungszone nicht verfügen können, ohne dass eine förmliche Enteignung eingetreten ist.

 

Die Aufenthaltnahme eines aus der sowjetischen Besatzungszone Zugezogenen kann nicht mehr versagt werden, wenn es sich um die Zusammenführung von volljährigen, in Ausbildung stehenden Kindern zu den Eltern bzw. von Eltern zu Kindern oder, wenn Enkel vorhanden sind, zu Schwiegerkindern bzw. von Geschwistern zueinander, wenn ein Teil hilfsbedürftig ist bzw. von Schwiegerkindern zu hilfsbedürftigen Schwiegereltern handelt.

 

Mit diesen Beschlüssen haben Bundestag und Bundesrat nicht alle Erwartungen der Vertriebenen erfüllt. Der neue Bundestag wird sich sehr bald einer weiteren Novellierung des BVFG zuzuwenden haben. Die offenen Probleme sind insbesondere die folgenden:

 

Personen, die 1945 vor der Roten Armee nach Westen flohen und in ihre mitteldeutsche Heimat nicht zurückkehrten, sollen als Sowjetzonenflüchtlinge bereits dann anerkannt werden, wenn ihnen im Rückkehrfalle eine besondere Zwangslage bevorgestanden hätte. Gegenwärtig wird für die Anerkennung einer Gefahr für Leib und Leben oder die persönliche Freiheit gefordert. Der Anwesenheitsstichtag des 31. Dezember 1952 muss beseitigt werden. Ob man ihn ganz streicht oder festlegt, dass wenigstens alle die aus der sowjetischen Besatzungszone zugezogenen Vertriebenen Rechte erhalten, die bis zum 31. Dezember 1956 ins Bundesgebiet oder nach Berlin (West) gekommen sind, sei dem Gesetzgeber überlassen; die günstigere Regelung wäre die völlige Streichung. Sofern die Behörden einem Geflohenen den C-Ausweis versagen wollen, wäre es angebracht, wenn sie zuvor einen Ausschuss von Sachkundigen anhören müssten, in dem Vertreter der betreffenden Verbände Mitglied sind. Eine solche Vorschrift würde auch das Auseinanderfallen der Entscheidungen der Notaufnahmehörden und der C-Ausweisbehörden eindämmen.

 

Das Problem der älteren Angestellten hat die zweite Novelle zum Bundesvertriebenengesetz nicht gelöst. Man sollte Steuerbegünstigungen für die Neueinstellung gewähren, ähnlich wie die Regelung bei Einstellung einer Hausgehilfin. Den Vertriebenenverbänden muss das Recht der Vertretung vor den Verwaltungsgerichten und vor den Sozialgerichten eingeräumt werden

 

Seite 4   Vernichtung der ostpreußischen Wälder

„Drainage völlig verkommen“

Versumpfung und steigender Wasserspiegel

Die polnische forstwirtschaftliche Zeitschrift „Las polski" (Der polnische Wald) schildert in einem Artikel, der unter der Überschrift „Probleme der Wasserwirtschaft in den Wäldern der Wojewodschaft Allenstein" erschien, die fortschreitende Vernichtung der ostpreußischen Wälder infolge zunehmender Versumpfung des Bodens und sinnlosen Einschlags. In dem Bericht des polnischen Sachverständigen B. Jakubowski wird hervorgehoben, dass die Drainage-Einrichtungen in den ostpreußischen Wäldern — aber auch auf Wiesen- und Weidengelände — völlig verkommen sind. Die Folge ist eine weitgehende Versumpfung des Bodens besonders in den Beständen der Oberförstereien Braunsberg, Deutsch-Eylau, Schlobitten, Grünhagen, Bartenstein, Borken, Wachau, Rastenburg, Angerburg usw. Hier ist der Waldboden im Herbst und im Frühjahr so voller Wasser, dass er geradezu als Schlamm bezeichnet werden kann. „Es ist nicht zu verwundern, dass unter solchen Verhältnissen bei stärkerem Wind die Bäume entwurzelt werden, da die Wurzeln keinen Halt im Erdreich mehr finden", heißt es in dem polnischen Bericht hierzu. Die Schäden durch Windbrüche werden dabei noch ganz außerordentlich dadurch erhöht, dass durch unsachgemäßen Einschlag Lichtungen entstehen, von denen aus der Sturm die stehengebliebenen Bestände erfasst und umwirft. Da zudem die Windbrüche nicht aufgearbeitet werden, treten dann im Sommer die Waldschädlinge massenweise auf und vernichten das, was noch stehen geblieben ist. Der polnische Sachverständige kommt zu dem Ergebnis, dass der Schaden nicht allein mit einer Melioration des Waldbodens zu beheben ist, sondern dass zugleich eine sachgemäße Pflege des Waldes einsetzen müsse. Zugleich müsse dafür Sorge getragen werden, dass die Dämme an Flussläufen in Ordnung gebracht und die Trümmer zerstörter Brücken beseitigt werden, da durch diese Schäden Überschwemmungen und Stauungen verursacht wurden. Bei einzelnen masurischen Seen sei der Wasserspiegel bereits um einen Meter gestiegen, was sich ebenfalls in einer fortschreitenden Versumpfung der umgebenden Wälder und Äcker auswirke.

 

Während so im polnisch verwalteten Ostpreußen die Wälder infolge Versumpfung zugrunde gehen, sind in Niederschlesien und Ostbrandenburg in diesem Jahre zahlreiche große Waldbrände zu verzeichnen gewesen. Noch vor Beginn der Hitzeperiode meldete die „Wojewodschaft" Grünberg die Vernichtung von 1200 Hektar Wald durch Waldbrände im ersten Halbjahr 1957. Die Schäden infolge von Waldbränden beliefen sich bis dahin allein in dieser „Wojewodschaft" auf über 100 Millionen Zloty, berichtet die Warschauer Zeitung „Sztandar Mlodych".

 

Seite 4   „Schaden von 750000 Mark"

Die schwerste Schuld des Angeklagten …

Zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt.

Im „Hamburger Abendblatt“ ist der folgende Bericht zu lesen:

 

„Das Vorspiel des Prozesses gegen den 56 Jahre alten Kleinbauern Kurt K. und seine um vierzehn Jahre Jüngere Schwiegertochter Emilie war aufregend. Auf dem Korridor des Amtsgerichts Blankenese schlug Kurt K. mit einer Aktentasche auf seine Schwiegertochter ein und brüllte: „Du Lügnerin!" Als die beiden später auf der Anklagebank saßen, flammte der Hass erneut auf.

 

„Meine holde Schwiegertochter hat uns besoffen gemacht. Sie ist an allem schuld! sagte der ehemalige Kleinbauen. Die Schwiegertochter zuckte nur mit den Schultern. Das ist der Tatbestand: Vor vier Jahren beantragte der ostpreußische Kleinbauer Kurt K aus Katzendorf im Kreise Mohrungen ein Aufbaudarlehen. Er bezifferte seinen Schaden auf rund, 750 000 DM, obwohl er nur eine „Klitsche von 30 Morgen besessen hatte. Seine Schwiegertochter half ihm bei dem Unternehmen. Mit viel Alkohol wurden zwei Bauern aus dem Heimatdorf des Angeklagten „weich gemacht". Sie unterschrieben eidesstattliche Versicherungen in denen sie bekundeten, dass der Kleinbauer, der immer gut beleumdet gewesen sei, einen Schaden von einer Dreiviertel-million DM erlitten habe.

 

Das Wunder geschah: Der Ostpreuße Kurt K., erhielt ein Aufbaudarlehen von 25 000 DM. Das Geld wurde zum Kauf einer Gaststätte in Hamburg angelegt. Das Lastenausgleichsamt kam dem Schwindel auf die Spur, als die Heimatauskunftsstelle ihren Bericht einsandte. Danach war der Angeklagte in Katzendorf als Großsprecher bekannt. Der Wert seiner Kate hatte höchstens 40 000 DM betragen. Das Gericht ahndete diesen Schwindel, an dem die Schwiegertochter erheblich interessiert war, mit je sieben Monaten Gefängnis wegen Betruges und Verleitung zu falschen eidesstattlichen Versicherungen.

 

In der Urteilsbegründung sagte der Vorsitzende: „Die schwerste Schuld der beiden Angeklagten besteht darin, dass sie die Heimatvertriebenen allgemein in Misskredit gebracht haben. Sie sind schuld daran, wenn in der Öffentlichkeit der Gedanke aufkommt, dass die Flüchtlinge es mit der Wahrheit nie genau nähmen. Dadurch haben die ehrlichen Heimatvertriebenen schwer zu leiden!"

 

Über diesen Fall ist auch in zahlreichen anderen Zeitungen berichtet worden; er ist so zur Kenntnis von Millionen von Lesern gelangt. Es braucht hier nicht noch besonders ausgeführt zu werden, wie sehr er von denjenigen, die den Heimatvertriebenen nicht wohlwollen, als Beweis für die Berechtigung ihrer ablehnenden Haltung angeführt werden wird. Viel von dem, was Tausende durch ihre Haltung und ihre Arbeit an Vertrauen aufgebaut haben, wird durch einen gewissenlosen Menschen wieder eingerissen.

 

Seite 4   Erhöhter Freibetrag für Ehefrauen ab 1. August

Der erhöhte Sonderfreibetrag für die nicht berufstätigen Ehefrauen von lohnsteuerpflichtigen Arbeitnehmern soll nach einer neuen Ankündigung des Bundesfinanzministeriums bereits bei Lohn- und Gehaltszahlungen nach dem 31. Juli wirksam werden. Der neue Freibetrag beträgt 600 Mark. Hiervon sind 250 Mark, der alte Freibetrag, bereits in die geltende Lohnsteuertabelle eingearbeitet. Um zu erreichen, dass die Erhöhung um 350 Mark den in Betracht kommenden Arbeitnehmern — sie sind daran erkenntlich, dass auf ihrer Lohnsteuerkarte nicht ein Hinzurechnungsvermerk eingetragen ist — möglichst bald zugutekommt, werden die Arbeitgeber ermächtigt (nicht verpflichtet), wie folgt zu verfahren:

 

Bei den männlichen Arbeitnehmern der Steuerklassen II und III werden in den Lohnzahlungszeiträumen, die nach dem 31. Juli 1957 und vor dem 1. Januar 1958 enden, monatlich 70 Mark, wöchentlich 16,20 Mark, täglich 2,70 Mark und halbtäglich 1,35 Mark vor Anwendung der Lohnsteuertabelle als steuerfrei vom Arbeitslohn abgezogen. Entsprechende Bekanntmachungen der zuständigen Landesfinanzbehörden werden noch ergehen.

 

 

Seite 4   Polnische Urlauber meiden Ostdeutschland

 

Wie wenig die polnische Propaganda zu einer „stärkeren Erschließung“ der Ostseeküste und des schlesischen Berglandes für die Wanderbewegung und Touristik gefruchtet hat, geht aus einem Artikel der in Warschau erscheinenden Zeitschrift „Przekrej“ hervor. Darin wird festgestellt, dass die polnischen Urlauber und Erholungsuchenden eine „merkwürdig konservative Einstellung“ an den Tag legten und sowohl Einzelwanderer als auch Touristengruppen die „traditionellen“ Reiseziele in der Hohen Tatra, in den Beskiden usw. den an Naturschönheiten nicht weniger reichen Oder-Neiße-Landschaften vorzögen. Eine „bessere Aufklärung“ und „planmäßige Lenkung“ der Urlauber sei nach den bisherigen Erfahrungen unbedingt notwendig.

 

Seite 5   Briefe an das Ostpreußenblatt

„Sehnsuchtshügel" — „Heimathügel"

Ein bescheidener Nachtrag zu Dr. W. Franz:

„Im Gedenken an Klövermarken" in der Folge 30 vom 27. Juli 1957.

„Täglich trotten sie in Gruppen zur Nordostecke des Lagers, zu einem höchstens zwei Meter hohen Lehmhügel, dem Aushub eines Löschteiches. Von diesem ‚Sehnsuchtshügel' schauen sie über den Stacheldraht und einen schmalen Küstenstreifen zum Meer. Dort stehen sie stundenlang und starren aufs weite Wasser, auf dem sie herübergekommen sind und das ihnen den Weg in die Heimat bedeutet“.

 

Ja, so war es in Klövermarken, und genau so war es dort auch mit dem „Sehnsuchts-" oder „Heimathügel". Ach, wie so oft, so oft habe auch ich auf seiner Kuppe gestanden und mir die Augen müde geschaut, allein oder gelegentlich auch mit einem oder zwei meiner Angehörigen, und immer wieder schwang von dort sich auf der Sehnsucht Flügel unser Heimverlangen in die Ferne, weit übers Meer, wo wir in frommer Selbsttäuschung jenes Land zu liegen wähnten, das wir mit der Seele suchten und zu dem wir eilends wandern wollten, heute lieber als morgen, obwohl wir es in Schande, Schmach und bitterem Elend wussten.

 

Eines Tages nun im Sommer 1946 — auf den Tag genau am 6. Juni, es war an einem Donnerstag — hatten wir ein unvergessliches Erlebnis: wir bekamen Besuch! Der ehemalige Stabsarzt. Dr. med. Karl Heinz Stoeckel (*), derzeit beim deutschen Lazarett zu Hilleröd auf Seeland, zur Stunde Arzt im Krankenhaus für deutsche Flüchtlingskinder in Grove auf Jütland, und seine Frau Marianne (eine geborene Braun), hatten dienstlich in Kopenhagen zu tun und nahmen die Gelegenheit wahr, uns in Klövermarken (Baracke Nr. 646) rasch guten Tag zu sagen.

 

Der Tag war recht heiß. Lastend brütete die Hitze auf dem Pappdach der Baracke und trieb uns bald ins Freie. So kamen wir denn auch an unsern Ausschauhügel. Dr. Stoeckel kam trotz seiner Beinprothese erstaunlich rasch und glatt hinauf, ich dagegen rutschte aus den glattblank gewetzten Holzschlorren aus der Werkstatt unseres im Schlorrenbau bestens bewährten Opas Dunkel, aus Abschwangen, und wäre ohne weiteres „opp de Frät jefalle", wenn Dr. Stoekkels rascher Griff „beim Wöschkoll" mich davor nicht bewahrt hätte. Denn der Lehm des Hügels war von den vielen Füßen, die ihn schon erstiegen hatten, glatt wie im Winter eine „Glöbber" (Eisrutschbahn) der Kinder.

 

Schweigend stiegen wir nach geraumer Weile ab und gingen zu unserer Baracke zurück. Es hatte dieses Schweigen seine besondere Ursache. Bei unserm schweigenden Dahinschlendern hatte nämlich unser Gast ein Gedicht geformt, ein Gedicht „Der Heimathügel". Hier ist's, urteilt selber, Schicksalsgenossen und Lagergefährten von Klövermarken:

 

Im Sonnenflimmer glüht das große, graue Feld,

Das Heimat denen ward, die sie verloren,

Und da es uns nicht in den heißen Wänden hält,

So schlendern plaudernd wir in weitem Bogen

Bis dahin, wo man Stacheldraht gezogen —

Bis an die Grenze einer Flüchtlingswelt.

 

Ein kleiner Hügel hart gestampften Sandes hebt

Sich dort — was ist er wert, dass man ihn achtet?

Und doch — mein Blick an diesem Hügel klebt,

Als müsste ihm ein Zauber innewohnen.

Ihn zu ersteigen muss sich wahrlich lohnen,

Wenn man auf diesem grauen Felde lebt.

 

Da stehen schweigend, reglos, wie gefügt aus Stein,

Den Blick wie träumend auf das Meer gerichtet,

Vier Frauen und mit ihnen ein paar Kinderlein.

Die Augen spähen nach der fernen Küste:

O Heimat! Jenes freie Land dort müsste

Deutschland und morgen schon der Tag der Heimkehr sein!

 

Ach, lange ist das her, als diese schlichten und gerade darum so ergreifenden Worte in mühelosen, fast ungewollt scheinenden Reimen zum Gedicht von jenem Hügel sich verbanden, dessen zwei Benennungen in ihrer Bedeutung sich gänzlich decken. „Sehnsuchtshügel" (Dr. Franz). „Heimathügel" (Dr. Stoeckel), — beide gleich in ihrem Sinn, denn wer vermöchte Sehnsucht und Heimat voneinander wohl zu trennen?

 

Dem Verfasser des Gedichts in Berlin-Frohnau einen herzlichen Gruß! Gleicherweise Gruß und Dank auch Dr. Franz für „Im Gedenken an Klövermarken"!

Walther Braun, Schweinfurt.

 

(*) Dr. Karl Heinz Stoeckel praktiziert heute in Berlin-Frohnao als Facharzt für Kinderkrankheiten. Er ist der Sohn des in der medizinwissenschaftlichen Welt bekannten Geheimrats Prof. Dr. Dr. h. c. Walter Stoeckel, der, gebürtiger Ostpreuße, seine heimatliche Art nicht verleugnet. Dass er der Großvater meiner in Berlin lebenden Enkelkinder ist, ist Zufall, und dafür kann ich nicht.

 

Seite 5   Der Soldatenfriedhöfe gedenken!

In unserer schnelllebigen und schnell vergessenden Zeit ist es notwendig, immer wieder auf den Zustand der Gräber der Gefallenen und der Opfer der Vertreibung hinzuweisen Ein Vorbild für die freiwillige Pflege solcher Gedenkstätten gab die Kamener Jugendgruppe in Oxböl (Dänemark) und ostpreußische Jungen in Lommel (Belgien) sowie andere Jugendliche aus unseren Reihen. Welchen trostlosen Eindruck noch manche Soldatengräber erwecken, geht aus der Zuschrift von Irmgard Bahle, Wilferdingen bei Pforzheim, Hauptstr. 56b, hervor:

 

„Mein Vater ist 1944 gefallen und wurde in Hochfelden, 34 Kilometer hinter Straßburg, bestattet. Zu Pfingsten suchten wir zum ersten Mal sein Grab auf. Dicht neben der Landstraße zwischen endlosen Kornfeldern und Äckern erblickten wir einen öden, frischgemähten Platz mit verwitterten Kreuzen. Keine Hecke, kein Zaun rahmt die heilige Stätte ein. Kein Baum wirft seinen Schatten auf die Kreuze. Nur auf wenigen Kreuzen hängt ein verwitterter Kranz…“

 

Am Hundegatt war Platzkonzert

In Folge 27 veröffentlichten wir ein Bild, das ein Anrudern der Königsberger Rudervereine auf dem Pregel zwischen der Grünen Brücke und der Alten Eisenbahnbrücke zeigte. Bundesbahnoberrat Kuno Mohr (früher RC „Germania"), der heute in Essen, Ruhr, Stadtwaldanger 1, wohnt, gibt zu diesem Foto eine Erklärung, die alle Freunde des Rudersports interessieren mag:

 

„Im Vordergrund sehen Sie zwei Rennachter und einen Gigachter des Königsberger Ruder-Clubs (KRC) mit dem blauen Malteser-Kreuz auf dem Rücken, dahinter die Achter und Vierer des RC Germania (Zebra-Streifen) und dahinter RV Prussia, Akademischer RV Alania, RC Wiking, Frauen-RV, Schüler-RV (es ging immer streng nach dem Alter der Clubs). Am Hundegatt war Platzkonzert. Lubinnes (KRC), Skrodzky (Prussia) oder Ausländer (Alania) brachten das Hipp-Hipp-Hurra auf das neue Ruderjahr aus, und dann setzte sich die Flotte in Kiellinie wieder in Richtung auf die Bootshäuser in Bewegung“.

 

Seite 5   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

10. und 11 August: Elchniederung, Kreistreffen in Lübeck-Israelsdorf

 

10. und 11. August: Heiligenbeil, Hauptkreistreffen in der Kreisstadt des Patenkreises Burgdorf/ Hann.

 

11. August: Gumbinnen, Kreistreffen in Hamburg Elbschloßbrauerei.

 

Ebenrode, Kreistreffen in Ahrensburg bei Hamburg, Hotel Lindenhof.

 

Rößel, Jahreshaupttreffen in Hamburg. Curio-Haus, Rothenbaumchaussee 9 - 13.

 

17. und 18 August: Lyck, Jahreshaupttreffen in Hagen, Westfalen.

 

Ortelsburg, Kreistreffen in Hann. Münden. Gaststätte „Schmucker Jäger".

 

Lötzen, Jahreshaupttreffen in Neumünster, Reichshallenbetriebe, Altonaer Straße.

 

18. August: Insterburg Stadt und Land, Kreistreffen in Hannover. Lokal: Limmerbrunnen (zu erreichen mit Straßenbahnlinie 3 vom Hauptbahnhof Linie 1 vom Kröpcke).

 

Wehlau, Hauptkreistreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

 

Johannisburg, Kreistreffen in Bremen.

 

25. August: Gerdauen, Jahreshaupttreffen in Düsseldorf.

 

Bartenstein, Kreistreffen in Hamburg-Sülldorf, Sülldorfer Hof.

 

31. August und 1. September: Elchniederung, gemeinschaftliches Kreistreffen mit den Heimatkreisen Tilsit-Stadt und Tilsit-Ragnit in Frankfurt a. M.

 

Tilsit-Stadt und Tilsit-Ragnit, gemeinschaftliches Kreistreffen mit dem Heimatkreis Elchniederung in Frankfurt a. M., Schwanheim, Saarbrücker Straße 6 (Turnhalle Schwanheim)

 

1. September: Gumbinnen, Kreistreffen in Berlin.

 

Johannisburg. Kreistreffen in Hannover-Limmerbrunnen.

 

Bartenstein, Kreistreffen in Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

 

7. und 8. September: Allenstein, Jahreshaupttreffen in Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

 

8. September: Johannisburg, Kreistreffen in Dortmund, Reinoldi-Gaststätten.

 

Angerapp. Kreistreffen in Hannover, Döhrener Maschpark.

 

Gerdauen, gemeinschaftliches Kreistreffen mit dem Heimatkreis Bartenstein in Stuttgart, Untertürkheim (Sängerhalle).

 

Bartenstein, Kreistreffen in Stuttgart, Untertürkheim (Sängerhalle).

 

Angerburg, Kreistreffen in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

Insterburg, Hauptkreistreffen in Krefeld.

 

Tilsit-Stadt, Kreistreffen in Duisburg-Hochfeld, Rheinhof-Festsäle, Wahnheimer Straße 223/225 (Endstation der Straßenbahnlinien 2 und 8 oder Bahnhof Duisburg-Hochfeld-Süd)

 

Treuburg, Kreistreffen in Hannover, Wülfeler Biergarten.

 

21. und 22. September: Elchniederung. Kreistreffen in Hannover.

 

Memel-Stadt und -Land, Heydekrug, Pogegen, Hauptkreistreffen in der Patenstadt Mannheim.

 

22. September: Heimatkreise des Regierungsbezirks Allenstein. Gemeinschaftliches Kreistreffen in Stuttgart. Freizeitheim.

 

Schloßberg, Kreistreffen in Stuttgart-Fellbach, Gasthaus Adler.

 

Memel-Stadt und -Land, Heydekrug und Pogegen

Allen Landsleuten zur Kenntnis, dass die Geschäftsstelle (Suchdienst, Heimatortskartei) in Oldenburg (Oldb), nach der Münnichstraße 31 verzogen ist. Wir bitten davon Kenntnis zu nehmen, dass vorläufig die Geschäftsstelle telefonisch nicht zu erreichen ist. Sobald das der Fall ist, wird das an gleicher Stelle bekanntgegeben. Es wird gleichzeitig gebeten, zu entschuldigen, wenn durch den Umzug eine Verzögerung in der Bearbeitung anstehender Fälle eintreten sollte. Nach Möglichkeit soll das nicht der Fall sein.

 

Tilsit-Stadt, Tilsit-Ragnit Elchniederung

Wir erinnern unsere Landsleute daran, dass unser gemeinsames diesjähriges Heimatkreistreffen in Südwestdeutschland am Sonntag, dem 1. September in Frankfurt/M.-Schwanheim, Saarbrücker Straße 6, in der Turnhalle Schwanheim, stattfinden wird. Innerhalb des offiziellen Teiles, der um 12 Uhr beginnt, werden wir von Tonband einen 40-Min. Bericht über das Thema „Tilsit heute" hören. Dieser Bericht ist am Pfingst-Sonnabend in Verden/Aller aufgenommen worden und zwar mit einem Landsmann, der am 5. Mai dieses Jahres Tilsit verlassen hat und am 10. Mai in Westdeutschland eingetroffen ist.

 

Alle Landsleute unserer Heimatkreise laden wir zu diesem Familientag nach Frankfurt/M. herzlich ein und bis dahin grüßen wir sie in Heimatverbundenheit!

Ernst Stadie, Kreisvertreter für die Stadt Tilsit, Kiel, Bergstraße 26

Dr. F. Brix, stellvertretender Kreisvertreter des Kreises Tilsit-Ragnit

Joh. Klaus, Kreisvertreter des Kreises Elchniederung, Husum, Woldsenstraße 34

 

Tilsit-Stadt

Zahlreichen Wünschen meiner Landsleute aus der Stadt Tilsit komme ich hiermit nach, indem ich bekanntgebe, dass am Sonntag, dem 8. September, in Duisburg-Hochfeld, Wahnheimer Straße 223/225, in den Rheinhof-Festsälen (Endstation der Straßenbahnlinien 2 und 8, oder Bahnhof Duisburg-Hochfeld-Süd) unser letztes diesjähriges Heimatkreistreffen stattfindet. Auch hier bringen wir unseren Landsleuten die Übertragung der Tonbandaufnahme mit unserem Landsmann über das Thema: „Tilsit heute". Beginn des offiziellen Teiles 12 Uhr, nachmittags Unterhaltungsmusik und Tanz.

 

Indem ich mich auf das Wiedersehen mit allen Tilsitern in Nordrhein-Westfalen freue und alle dazu herzlich einlade, grüße ich sie in Heimatverbundenheit.

Ernst Stadie, Kreisvertreter, Kiel, Bergstraße 26.

 

Seite 5   Folgende Landsleute werden gesucht:

 

407/1719 Otto Prengel und Frau Ida, mit den Kindern Erika und Anneliese. Tilsit, Sommerstraße.

 

407/1720 Bruno Kurras und Frau Berta, mit Tochter Marianne. Tilsit, später Nasielsk, Eisenwarengeschäft.

 

407/1721 Hans Heinrich und Frau Käthe, nebst Kindern. Tilsit, Metztstraße 17 oder 19.

 

408/1724 Paul Schwarz, etwa 1912 in Gumbinnen geboren, während des Krieges beim Grenzpolizeikommissariat Tilsit, bzw. Grenzpolizeiposten Laugszargen angestellt gewesen.

 

408/1725 Karl Neumann, geb. 30.07.1887 und Frau Martha Neumann, geb. Jankus, geb. 20.12.1892, Tilsit, Hohe Straße 29, beide im Februar 1945 noch in Frauenburg gesehen, und deren Sohn, Helmut, vor dem Kriege in einem Patentbüro der AEG in Berlin tätig gewesen. — Karlheinz Ilgenstein, geb. 1926, Tilsit, Kasernenstraße/Ecke Goldschmiedestraße.

 

408/1726 Wo sind die Angehörigen von: Romanowski, wohnhaft gewesen an der katholischen Kirche in Tilsit; Nadszeika, Bäckermeister, Tilsit, Deutsche Straße ?

 

408/1727 Kurt Steinbrück, Tilsit.

 

408/1728 Erich Girrulat, Uffz., letzte Feldpost-Nr. 57 281.

 

409/1729 Irma Wey, geb. Ahlsdorf, geb. etwa 1917/1918, Tilsit, Landwehrstraße.

 

409/1730 Helene Spickereit, Tilsit, Böttcherstr. 1/2; Feige; Emma, geb. Jurrat.

 

409/1731 Walter Neumann, und Frau Gertrud Neumann, geb. Schulze, Tilsit, Garnisonstraße 40, nach dem Kriege in Thale/Harz wohnhaft gewesen und von dort unbekannt in die Bundesrepublik verzogen.

 

409/1732 Frau Helene Beyer, Gendarmeriewachtmeisterwitwe. Tilsit, Garnisonstraße 21.

 

409/1733 Martha Josuttis, geb. Naujoks, geb. etwa 1898, mit den Kindern, Ursula und Gerhard. Tilsit, Luisen-Allee 3.

 

409/1734 Gesucht werden aus der Schindelfabrik: Tilsit, Seilerstraße 5/7 die ehemaligen Betriebsangehörigen Schäfer, Naujoks, Palloks und Martha Mertins, geb. Ehlert.

 

409/1735 Familie Gillmeister. Tilsit, Ragniter Str.

 

410/1737 Eveline Flink, geb. Pallentin.

 

410/1738 Witwe, Auguste  Baufeld(?), Tilsit, Niederungerstraße, mit Tochter, Dora und Sohn, Rudi.

 

410/1739 Leo Wolski, geb. 1914. Tilsit, Scheunenstraße.

 

410/1740 August Kieselbach, Schrankenwärter, und Ehefrau nebst Kindern, Frida, Emil, Eduard und Erich. Tilsit, Senteinerstraße, Bahnwärterhaus; Edith Petrick, geb. Wannagat, mit Söhnen, Horst und Werner, aus Paskallwen (Schalau).

 

410/1741 Toni Stawitz, Lehrerin an der Cäcillen-Schule. Tilsit.

 

410/1742 Louis Bremer und Frau Frida Bremer, geb. Kässlin. Tilsit, Clausiusstraße 39.

 

411/1743 Heinz Nobereit. Tilsit, Goldschmiedestraße, in den Jahren 1935 und später Angestellter eines Tilsiter Bankinstituts gewesen.

 

411/1744 Elisabeth Jonat, (Bäckerei), Tilsit, Sommerstraße; Walter Kaufmann, Fuhrunternehmer, Tilsit, Clausiusstraße.

 

411/1745 Johann Grün, Autovermietung, Tilsit, Kastanienstraße 15c, seit Juli 1944 bei Bialystok vermisst.

 

411/1746 Witwe, Maria Laaser, geb. etwa 1896/1897, und Sohn, geb. 1930/1932. Tilsit, Magazinstr. 1 oder 2.

 

411/1747 Witwe Frida Mauer, geb. Blossies.

 

411/1748 Erich Albrecht, Studienrat, Tilsit, in der Nähe von Jakobsruhe wohnhaft gewesen.

 

411/1749 Bruno Krüger, geb. 09.02.1927; Familie Schrader,Tilsit, Flottwellstraße.

 

411/1750 Witwe Emma Szeppat, geb. Kiutra, mit Söhnen, Fritz und Heinz. Tilsit, Niederungenstraße.

 

412/1751 Kurt Maureschat, geb. etwa 1902, und Frau (Arbeitsamt), Tilsit, Gr. Gerberstraße 6.

 

412/1752 Leonhard Legbrand, Beruf Kellner, geb. 22.07.1914, Tilsit, zuletzt als Feldwebel in Sulzburg gewesen, oder seine nächsten Angehörigen.

 

412/1753 Adolf Bergmann, geb. 18.05.1895, Tilsit, Bromberger Weg 33 und seine Söhne, Hans, geb. 07.01.1923, Kurt, geb. 27.07.1924 und Werner, geb. 03.01.1930.

 

412/1754 Frau Ida Schmidt, (Maschinenbau). Königskirch (Jurgaitschen), Kreis Tilsit-Ragnit; Henry Meischusz, Tilsit, Grünwalder Straße.

 

412/1755 Friedrich-Fritz Post, Fleischermeister, Tilsit, Wasserstraße 14a.

 

Bei allen Zuschriften wird gebeten, unbedingt die vorstehende Kenn-Nr. und die Heimatanschrift anzugeben und bei allen Anfragen Rückporto beizufügen. Wer über den Verbleib der vorstehend aufgeführten Landsleute Auskunft erteilen kann, gebe bitte sofort Nachricht an: Landsmannschaft Ostpreußen, Geschäftsstelle der Patenstadt Tilsit (24b) Kiel, Bergstraße 26, Zimmer 22

 

Elchniederung

Kreistreffen in Lübeck

Liebe Landsleute! Wie bereits bekanntgegeben, wird am Sonntag, dem 11. August, in Lübeck-Israelsdorf, Großgaststätte Muuß, ein Elchniederunger Heimattreffen stattfinden.

 

Im vorigen Jahr führten wir erstmalig in der Zonengrenzstadt Lübeck ein Kreistreffen durch. Dieses Treffen wurde ein voller Erfolg, und die Teilnehmerzahl übertraf weit unsere Erwartungen. Es war ein eindrucksvoller Beweis des Zusammengehörigkeitsgefühls in unserer Kreisgemeinschaft. Die große Beteiligung im Vorjahr und die allseitig geäußerte Zustimmung verpflichten uns, auch in diesem Jahr wieder in Lübeck ein Kreistreffen zu veranstalten. Es ist unser einziges diesjähriges Treffen im Norden des Bundesgebietes, und wir laden alle Angehörigen der Elchniederunger Kreisgemeinschaft herzlich ein, daran teilzunehmen.

 

Das Tagesprogramm: 9 Uhr, Saalöffnung, 12 Uhr, Heimatgottesdienst, gehalten von Oberkonsistorialrat Gülzow, 13.30 Uhr, heimatpolitische Feierstunde. Voraussichtlich wird der stellvertretende Sprecher unserer Landsmannschaft, Landsmann Wilhelm Strüvy, zu uns sprechen. Anschließend wird ein aufklärender Vortrag über die 8. Novelle zum Lastenausgleichsgesetz gehalten, durch die uns Geschädigten etliche Verbesserungen bezüglich der Entschädigungsleistungen zuteilwerden sollen. Deshalb ist dieser Vortrag für uns alle von besonderem Wert. Ab 16 Uhr, gemütliches Beisammensein bei Musik und Tanz.

 

Es wird darauf hingewiesen, dass unser Kreisbeauftragter für den Agrarsektor, Landsmann Fritz Hartmann, am Vormittag in der Zeit von 10 bis 12 Uhr bei Bedarf Einzelberatungen in Lastenausgleichsfragen durchführen wird.

 

Am Vorabend des Treffens (10. August) wird um 20 Uhr, im Klubraum unseres Trefflokals, ein Sondertreffen der Elchniederunger Jugend stattfinden, zu dem alle ehemaligen Schüler und Schülerinnen und insbesondere die Elchniederunger Lehrer hiermit eingeladen werden.

 

Der Vorort Israelsdorf, übrigens landschaftlich sehr schön gelegen, ist vom Hauptbahnhof Lübeck mit mehreren Straßenbahnlinien bequem zu erreichen. Von der Haltestelle Israelsdorf sind es bis zum Trefflokal nur etwa 5 bis 7 Minuten Fußweg. Bitte benutzen Sie die stark verbilligten Sonntags-Rückfahrkarten der Bundesbahn zur Fahrt nach Lübeck.

 

Die Kreisvertretung Elchniederung hat sich alle Mühe gegeben, unser diesjähriges Treffen in Lübeck gut vorzubereiten. Lohnen Sie diese Mühe durch Ihr Kommen und zeigen Sie damit, dass Sie in unverbrüchlicher Heimattreue sich zu Ostpreußen und zu unserer Schicksalsgemeinschaft bekennen! Johannes Klaus, Kreisvertreter, Husum, Woldsenstraße 34

 

Gumbinnen

Gumbinner Jugend trifft sich am 11. August in Hamburg

Anlässlich des Kreistreffens unseres Heimatkreises Gumbinnen in Hamburg, Elbschloßbrauerei, werden sich dort die jungen Gumbinner treffen. Wir nehmen an dem Treffen teil und finden uns ab 2 Uhr, zu einem Tanz- und Spielkreis mit einer DJO-Gruppe aus Hamburg zusammen. Liebe junge Gumbinner Freunde aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, auf unserem Haupttreffen in Bielefeld war jeder siebente Teilnehmer aus unserem Jugendkreis. Zeigt, dass es in Hamburg auch so sein kann. Hier werdet ihr mehr über unsere Freizeiten erfahren.

 

Freizeit der Gumbinner Jugend in Bielefeld

Liebe junge Gumbinner Freunde! Unsere nächste Freizeit wird im Jugendheim Oerlinghausen bei Bielefeld stattfinden. Anreisetag: Freitag, der 27. September bis 17 Uhr. Für alle diejenigen, die nur übers Wochenende Zeit haben, geht die Freizeit am Montag, dem 30. September zu Ende. Da viele unserer jungen Freunde die Kürze der Zeit bedauerten, wird diese Freizeit bis zum Freitag, den 4. Oktober dauern, wenn sich genügend von euch daran beteiligen. Hoffentlich nehmen recht viele von euch die Gelegenheit wahr, um sich mit jungen Freunden aus Stadt und Land Gumbinnen zu treffen und sich im schönen Bielefelder Land zu erholen. Unser Programm wird jedem etwas bieten. Von den Teilnehmern erwarten wir, dass Reisekosten bis zu 10,-- DM selbst getragen werden. Im Übrigen entstehen keine weiteren Kosten. Meldungen bitte ich bis zum 20. August an den Kreisvertreter, Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168, oder an mich zu richten.

Friedrich Hefft, Celle, Buchenweg 4

 

Seite 5   Mit kühlem Kopf und heißem Herzen

Tausend Labiauer beim Hauptkreistreffen in Hamburg

Zu einem machtvollen Bekenntnis zur ostpreußischen Heimat gestaltete sich am letzten Juli-Sonntag die würdige und eindrucksvolle Feierstunde, die im Mittelpunkt des diesjährigen Hauptkreistreffens der Labiauer stand. Der große Saal der Hamburger Elbschloßbrauerei konnte schon lange vor Beginn die vielen Landsleute kaum noch fassen, die von überall in der Bundesrepublik, aus der Sowjetzone und sogar aus Amerika zum Zeichen der Treue und Verbundenheit mit ihrer Heimat nach Hamburg gekommen waren. Man kann Kreisvertreter Gernhöfer zu diesem Beweis eines mustergültigen Gemeinschaftsgeistes nur beglückwünschen.

 

Gegen Mittag wurde die Feierstunde von Kreisvertreter Gernhöfer eröffnet. Mit herzlichen Worten begrüßte er seine Landsleute, vor allem auch die Labiauer aus der Sowjetzone, denen dieses Treffen Kraft und Stärke für das Leben drüben vermitteln solle. Es ist nun leider schon das neunte Mal, so führte er aus, dass die Labiauer hier am Elbstrand, weit von ihrem Heimatkreis entfernt, zusammenkommen müssten, um ein Bekenntnis zu ihrer Heimat abzulegen. Es erfülle ihn mit besonderer Freude, dass sie trotzdem so zahlreich dem Ruf gefolgt wären und damit die Verbundenheit zueinander und die Liebe zur ostpreußischen Heimat unter Beweis stellten. Der Öffentlichkeit werde dadurch gezeigt, dass die Ostpreußen ihre Heimat als unverlierbares Gut betrachten und für sie eintreten, solange es auch dauern mag.

 

Mit Entschiedenheit betonte Kreisvertreter Gernhöfer, dass wir allein das Recht haben, über das Schicksal unserer Heimat zu bestimmen. Wir verbitten uns energisch jede Verzichterklärung, fühlen uns aber mit jedem verbunden, der wie wir eine friedliche Wiedergewinnung Ostdeutschlands anstrebt. In diesem Zusammenhang stattete der Redner seinen Dank an den Patenkreis Land Hadeln ab, dessen Vertreter ein eindruckvolles Bekenntnis zur Einheit eines bis nach Memel reichenden Deutschland abgelegt haben. Der Kreis Labiau, wie auch ganz Ostpreußen, sind durch die Arbeit und die Leistung unserer Vorfahren in sieben Jahrhunderten zu einer Kulturlandschaft geformt worden. Wir bleiben fest entschlossen, rief Gernhöfer unter starkem Beifall am Schluss seiner Rede aus, uns mit aller Kraft für dieses Land, für unsere Heimat einzusetzen.

 

Mit Beifall nahmen dann die Labiauer die Mitteilung auf, dass der Kreistag, Kreisvertreter Gernhöfer das Vertrauen ausgesprochen und einstimmig wiedergewählt hat.

 

Landrat von der Wense überbrachte die herzlichen Grüße und Glückwünsche des Patenkreises Land Hadeln. Er bedauerte, dass die geographische Lage es unmöglich mache, dieses eindrucksvolle, große Treffen im Patenkreis abzuhalten. Es sei wichtig, so sagte er, dass durch die Treffen immer wieder der Beweis geliefert werde, dass die Heimatvertriebenen ihre Heimat nicht vergessen haben. Diese Einstellung müsse auch an die Jugend weitergegeben werden. Die Heimatvertriebenen müssten zusammen mit den Einheimischen immer wieder zeigen, dass der jetzige Zustand lediglich eine Zwischenlösung sei und das Bemühen um den Osten Deutschlands nicht aufgegeben werde. Dann werde eines Tages auch das Ziel erreicht sein.

 

In seiner Rede rief der stellvertretende Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Egbert Otto, die Ostpreußen auf, unermüdlich mit einem kühlen Kopf, aber heißem Herzen das Ringen um die ostpreußische Heimat weiterzuführen. In Ostpreußen, so führte er aus, wurde Preußen der Name und die Krone, (hier bricht der Satz ab). Ostpreußens Wiege hat einen reichen Anteil an großen Geistern des Abendlandes gestellt. Jeder Stein in diesem Land verkörperte ein Stück Geschichte, jeder Fleck Erde ein Stück Leistung. Dessen müsse sich jeder bewusst sein, der auf dem Wege des Kampfes um seine Heimat fortschreite. Der Redner bezeichnete es als Aufgabe der Heimatvertriebenen, wie ein Magnet über dem deutschen Volk zu schweben, um die besten Kräfte für die Bemühungen um den deutschen Osten heranzuziehen. Unter starkem Beifall betonte er, dass nicht nur die Heimatvertriebenen ihre Heimat, sondern alle Deutschen ein Stück Heimat verloren haben. Politiker, die anböten, was ihnen nicht gehöre und über Angelegenheiten redeten, von denen sie nichts verstehen, seien allerdings fehl in einer Zeit, in der um die Gestaltung eines neuen Europa gerungen werde. Das Gesetz einer siebenhundertjährigen Tradition sei jedem Ostpreußen in die Wiege gelegt. Keiner könne sich der daraus entspringenden Aufgabe entziehen. Mit der Glut unserer Herzen müssten die Dämme aus Eisen aufgeweicht werden, die uns entgegenstehen. Allmählich sei unser Rechtsstandpunkt in der Welt allgemein anerkannt. Unter großem Beifall schloss der Redner mit dem Aufruf, für die Stunde bereit zu sein, in der in Ostpreußen die große Aufgabe warte und die Arbeit angetreten werden müsse.

 

Mit dem Singen des Deutschlandliedes wurde die eindrucksvolle Feierstunde beendet. Anschließend saßen die Labiauer Landsleute noch lange mit Freunden und Bekannten im Gespräch beisammen und genossen den herrlichen Blick auf die Elbe, die an diesem schönen Sommernachmittag von Segelbooten und Ausflugsdampfern belebt war.

 

Seite 6   Sensburg

Am 28. Juli fand unser Hauptkreistreffen wieder in unserer Patenstadt Remscheid statt. Obwohl erst vor wenigen Wochen viele Tausende zur machtvollen Bundeskundgebung in Bochum gekommen waren, hatten sich wieder fast 1500 Ostpreußen aus Stadt und Kreis Sensburg eingefunden, um ihre Liebe und Treue zur angestammten Heimat unter Beweis zu stellen und mit alten Freunden und Nachbarn einige Stunden des Gedenkens an die Heimat zu feiern.

 

Im Stadttheater begrüßte in einer Feierstunde Oberbürgermeister Frey die Sensburger und sagte ihnen, dass Remscheid sich besonders den Sensburgern verbunden fühle und Sensburg auch die Heimat der Remscheider sei, genau wie die Sensburger sich in Remscheid wie zu Hause fühlen sollten. Nach Dankesworten des Kreisvertreters Albert v. Ketelhodt, überreichte Bauer Guschewski und seine Frau, die erst vor wenigen Wochen aus der Heimat gekommen sind, dem Vertreter der Sensburger Jugend, (Siegfried Reck, Weißenburg), einige Hände voll Heimaterde zum ständigen Gedenken an die Heimat. Siegfried Reck gelobte namens der Jugend, immer nach der Wiedererlangung der Heimat zu streben, und übergab die Heimaterde Oberbürgermeister Frey in einem Bernsteinkästchen zu getreuen Händen. Das Kästchen soll in einem Sensburger Zimmer zusammen mit anderen Sensburger Andenken aufbewahrt werden. Dann hielt der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Erich Grimoni, Düsseldorf, die Festrede, in der er unterstrich, dass wir Ostpreußen niemals von unserer Heimat lassen und nicht ruhen würden, bis wir wieder frei in unserer Heimat leben könnten. An der Feierstunde nahmen eingesessene Remscheider Bürger teil, von denen ein Teil unsere schöne Heimat aus eigenem Erleben kennt. Nach der erhebenden Feier saßen die Landsleute noch viele Stunden in vertrautem Gespräch beisammen, bis am späten Abend die Züge und Busse die Menschen in ihre Wohnorte zurückbrachten. Alles in allem kann man sagen: Es war eine wohlgelungene Feier.

v. Ketelhodt, Kreisvertreter, Ratzeburg, Kirschenallee 11

 

Ortelsburg

Kreistreffen am 17. und 18. August in Hann.-Münden

1. Landsmann Willy Zekau, Lippinghausen, Post Eilshausen, Kreis Herford, Am Berge 31, bittet um umgehende Anmeldungen von Teilnehmern für eine Omnibusfahrt zum Kreistreffen nach Hann.-Münden. Die Kosten für die Hin- und Rückfahrt betragen bei einer Beteiligung von 50 Personen 8 DM bis 10 DM. Abfahrt des Omnibusses am Sonntag, dem 18. August: Ab Herford, Rathausplatz, um 5 Uhr; ab Salzuflen, Salzhof, um 5.10 Uhr; ab Lage, Bahnhof, um 5.25 Uhr; ab Detmold, Volkshaus, um 5.45 Uhr; ab Lemgo, Bahnhof, um 6 Uhr. Ankunft in Hann.Münden um 9.30 Uhr. Die Angelegenheit eilt sehr, da Landsmann Zekau schnellstens eine Übersicht über die Teilnehmerzahl haben muss. Ich bitte dringend um verbindliche Anmeldungen an die obige Anschrift von Landsmann Zekau.

 

2. Fräulein Gerda Lechleiter, Mainz/Rh., Albert-Einstein-Straße 11, bittet um nachstehende Bekanntgabe: Anlässlich des Kreistreffens in Hann.-Münden werden sich die Abiturientinnen der Ortulfschule in Ortelsburg — Jahrgang 1932 — zum Wiedersehen nach 25 Jahren, am 17. August, um 20 Uhr im „Schmucken Jäger" in Hann.-Münden, treffen.

 

3. Anmeldungen für Quartiere in Hann.-Münden bitte ich umgehend an das Verkehrsbüro (20b) Hann.Münden, Rathaus, zu richten.

Max Brenk, Kreisvertreter Hagen (Westf), Kaiserstraße 31

 

Allenstein Stadt

Erwerb von Büchern über Allenstein und Südostpreußen

Durch das Entgegenkommen unserer Patenstadt Gelsenkirchen sind wir nunmehr in die Lage versetzt, Bücher über Allenstein und über Südostpreußen zu angemessenen Preisen zu erwerben. Die Bücher sollen den Grundstock für eine Allensteiner Bibliothek im Allensteiner Zimmer „Treudank" geben. Die einschlägigen Buchantiquariate sind aufgefordert worden, dementsprechende Angebote zu machen.

 

Für den Fall, dass mehrere Exemplare desselben Buches greifbar sein sollten, würden zwei Exemplare des gleichen Buches von uns angekauft werden. Das überzählige Buchexemplar würde dann der einzurichtenden Allensteiner Abteilung der Gelsenkirchener Stadtbibliothek überwiesen werden. In dem Neubau der Gelsenkirchener Stadtbibliothek soll ebenfalls ein „Allensteiner Zimmer" eingerichtet werden, um auch dort dem Gedenken an das deutsche Allenstein Ausdruck zu geben.

 

Wir richten die Bitte an alle Landsleute, uns Bücher über Allenstein anzubieten. Allensteiner Landsleute, durchsucht die eigenen und fremden Bücherschränke nach Allensteiner und südostpreußischer Heimatliteratur! Darüber hinaus bitten wir, uns Werke über Allenstein usw. und unter Angabe des Buchtitels, des Verfassers sowie des Verlages zu benennen. Angebote sind zu richten an die Geschäftsstelle Patenschaft Allenstein, Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

 

Jahreshaupttreffen

Wir weisen schon heute auf unser Jahreshaupttreffen am 7. und 8. September in Gelsenkirchen hin.

 

Landsleuten, die beabsichtigen, dem Treffen an beiden Tagen beizuwohnen, wird empfohlen, schon jetzt beim Verkehrsverein Gelsenkirchen, Rathaus Buer, Quartierbestellungen aufzugeben.

 

Außerdem weisen wir darauf hin, dass beim diesjährigen Treffen am 8. September, ab 15 Uhr, Sondertreffen der nachstehend aufgeführten Schulen stattfinden werden:

 

1. Kopernikusschule,

2. Gymnnasium.

3. Luisenschule,

4. Mädchenmittelschule.

 

Die Trefflokale werden in einer der nächsten Folgen des Ostpreußenblattes genannt werden.

H. L. Loeffke, Stadtvertreter von Allenstein

 

Treuburger in ihrer Patenstadt Opladen

 

Seite 6   Treuburger in ihrer Patenstadt Opladen

Eine schöne Feierstunde vereinte etwa sechshundert Treuburger am Sonntag, dem 21. Juli, in der Stadthalle in Opladen. „Wir verzichten niemals; wer die deutschen Lande im Osten freiwillig abzutreten beabsichtigt, macht sich des Hochverrats schuldig! Wir lassen uns den Anspruch auf unsere Heimat nicht aus den Herzen reißen!" So erklärte der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Erich Grimoni. „Bilden wir eine festgefügte Front des Glaubens an das Recht, dann werden wir unser Ziel erreichen!"

 

Aus der Bundesrepublik und aus Berlin waren die Treuburger gekommen, unter ihnen viele unserer Spätaussiedler, um ihr Treuebekenntnis zur angestammten Heimat erneut abzulegen. Dass die Zahl klein war im Vergleich zu anderen Jahren, erklärt sich wohl aus dem Umstand, dass erst vor wenigen Wochen das Bundestreffen aller Ostpreußen in Bochum weit über tausend Treuburger herbeigerufen hatte.

 

Nach dem Besuch der Gottesdienste beider Konfessionen begann um 11.30 Uhr die Feierstunde in der Stadthalle. Blumen schmückten das Podium mit den Stadtwappen von Treuburg und Opladen. Im Hintergrund waren die Fahnen drapiert und etwa dreißig Treuburger Bilder aufgehängt worden. Die Presse hatte schon an den Vortagen Bilder vom Masurenhof, von unserem Stadtwappen und vom Treuburger Zimmer veröffentlicht und ausführlich auf unsere Wiedersehensfeier hingewiesen.

 

Mit dem Ostpreußenlied wurde die Feierstunde eröffnet. Herzliche Worte der Begrüßung an die Versammelten sprach an Stelle unseres leider erkrankten Kreisvertreters W. Kowitz, unser Vorstandsmitglied Reinhard v. Gehren. Er hieß die Vertreter der Stadt Opladen willkommen und stattete unseren Dank ab für die großzügige Unterstützung durch unsere Paten im vergangenen Jahre. Das Band zwischen den Treuburgern und ihren Paten werde mit jedem Jahre fester und enger geknüpft werden. Für die Stadt Opladen sprach der stellvertretende Bürgermeister Bock; er hieß die Versammelten namens des Rates und der Bevölkerung herzlich willkommen. Er stellte fest, dass die Patenschaft zwar nicht die Heimat ersetzen könne, dass aber in Opladen eine Verwaltung wirke, die stets ein offenes Ohr für die Belange der Vertriebenen habe. Vertreter des Opladener Stadtrates und der Verwaltung, Mitglieder des Kreistages, Vertreter der örtlichen Vertriebenenverbände und die Presse waren anwesend. Dann hielt v. Gehren ein Totengedenken, während sich alle von ihren Plätzen erhoben und die Musik leise das Lied vom guten Kameraden spielte. Auf die heutige Lage der Vertriebenen eingehend, sagte er, dass die ostdeutschen Menschen wieder auf ihre Heimat hoffen dürften. Der Eisblock, der über unser ostpreußisches Land gewälzt worden sei, beginne zu tauen, der Schmelzprozess sei im Gange. Wir Ostdeutschen könnten nicht mehr übergangen werden, wir sind geeint und haben mitzureden bei heimatpolitischen Fragen. Wir würden weiter unseren Zusammenhalt pflegen. Es gelte insbesondere der Jugend aufzuzeigen, wie es bei uns zu Hause war. Auf jeden einzelnen Menschen des deutschen Ostens warte eine große Aufgabe, der Neuaufbau des Ostraumes, die zu bewältigen es eines festen inneren Zusammenhaltes bedürfe.

 

Niemals verzichten!

Die Festansprache hielt der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Erich Grimoni. Er erinnerte an den Tag der Abstimmung am 11. Juli 1920 in Ostpreußen, zu dem die im Ruhrgebiet ansässigen und dort in Heimatverbänden zusammengeschlossenen Ostpreußen in ihrer Väter Land geeilt waren. Die gesamte deutsche Jugend nehme Anteil an dem Geschick Ostdeutschlands. Es sei eine sehr erfreuliche Tatsache, dass 40 Prozent der in der „Deutschen Jugend des Ostens" zusammengeschlossenen Jugendlichen, westdeutsche Jungen und Mädchen seien. Ohne Gewalt und ohne Hass wollten wir den Kampf führen zur Wiedererlangung unseres Heimatlandes. Die Verzichtpolitiker im In- und Auslande wären schlecht beraten, wenn sie glaubten, es könne ein dauerhafter Friede aufgebaut werden unter Missachtung des Rechts und aller Lehren aus der Geschichte. Unter dem Beifall der Treuburger erklärte er: „Wir fordern das Selbstbestimmungsrecht für das gesamte deutsche Siedlungsgebiet!" Eine solche Erklärung erwarteten wir auch von unserem Bundestag, seine bisherigen Erklärungen darüber seien unzureichend. Aber nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland, insbesondere in den USA, werde unsere gerechte Sache mit immer stärker werdendem Nachdruck vertreten. Besuchsreisen aus der sowjetisch besetzten Zone, ja aus Ostpreußen zu uns und umgekehrt seien wichtig und notwendig, um den persönlichen Kontakt mit der Heimat und unseren Landsleuten dort zu pflegen. Die Frage so vieler Landsleute, die noch in Ostpreußen sind: „Sollen wir bleiben? Sollen wir kommen?" sei schwer zu beantworten und eine rein persönliche Entscheidung. Unabhängig von all diesen Fragen bliebe unser Recht auf die Heimat. Wirksamer als Gewalt sei die geistige Kraft, die im Kampf um das Recht ihre Wirkung nicht verfehlen werde. Wir glaubten an die Wiedergewinnung unserer Heimat.

 

Bilder aus dem Kreise Treuburg

Vergrößerungen von Fotografien überreichte anschließend, v. Gehren an Oberstudienrat Jacobi für die Opladener Schulen. Sie sollen unser Heimatland in den Herzen der Opladener Kinder lebendig werden lassen. Oberstudienrat Jacobi dankte für dieses Geschenk und versprach, dass diese Bilder als geistige Brücke an bevorzugten Stellen aufgehängt werden sollen. Die Bilder werden nicht nur Anschauungsmaterial, sondern politisches Mahnmal sein. Sie werden auch bei den Kindern aus Opladen das Bild der Heimat wachrufen und wachhalten. Mit dem gemeinsam gesungenen Deutschlandlied fand die Feststunde ihren Abschluss.

 

Die Stadthalle war am Nachmittag Schauplatz eines bunten Treibens mit Musik und Tanz und vielen frohen Wiedersehensszenen. Die Spätaussiedler mussten immer wieder aus der Heimat berichten. Jeder wollte von „seinem Hof", von „seinem Haus" etwas wissen. Diese gemeinsam verbrachten Stunden werden allen noch lange im Gedächtnis bleiben und uns Kraft und Mut geben, im Kampf um die Heimat nicht müde zu werden.

 

Treuburger Zimmer

Das Fraktionszimmer im Rathaus zu Opladen ist uns als „Treuburger Zimmer" zur Verfügung gestellt worden. Hier hat ein schönes Ölgemälde von Ernst-Gustav Jaeger, „Der Versehgang", Platz gefunden. Ferner hat Robert Hoffmann, Lehrer aus Seedranken und Maler, für unser Treuburger Zimmer Bilder zur Verfügung gestellt und zwar ein Ölgemälde mit der Gesamtansicht von Treuburg, zwei Aquarelle „Am Kullsee" und „An der Lega", eine Radierung „Häuser am Fluss", eine Lithographie „Masurische Fischer" und einen Holzschnitt „Winterlandschaft". Diese Bilder sind eine Leihgabe an unsere Kreisgemeinschaft.

 

Am Sonntagnachmittag war Gelegenheit, das Zimmer und die Bilder zu besichtigen. An der Ausgestaltung unseres Treuburger Zimmers wird weiter gearbeitet werden, insbesondere hoffen wir, auch noch Plastiken oder andere Arbeiten von Treuburger Künstlern hier aufstellen zu können.

 

Unsere nächste Wiedersehensfeier wird am Sonntag, dem 8. September, in Hannover, im „Wülfeler Biergarten" stattfinden. Einzelheiten werden noch bekanntgegeben.

 

Bitte machen Sie schon jetzt alle Ihre Freunde und Verwandten auf dieses Treffen aufmerksam.

W. Kowitz, Kreisvertreter, Tornesch, Kreis Pinneberg, Ahrenloerstraße 10

 

Seite 6   Jahreshaupttreffen der Neidenburger

Bürgermeister Wagner erhält Ehrenring der Heimat.

Foto: Das Neidenburger Wappen trägt der Ring, den die Kreisgemeinschaft Neidenburg, Kreisvertreter Bürgermeister Paul Wagner, in Anerkennung seiner Verdienste beim Hauptkreistreffen in Bochum überreichte. Unsere Aufnahme zeigt den Stein mit dem eingravierten Wappen.

 

Zwei Punkte gaben der Kreistagssitzung und der Jahreshauptversammlung des Kreises Neidenburg am 27. und 28. Juli ihr besonderes Gepräge: das zehnjährige Bestehen der Kreisgemeinschaft und das Ablaufen der zweiten Amtszeit von Bürgermeister Wagner (wenn die Vertreibung nicht gekommen wäre), dem Gründung, Betreuung und Aufrechterhaltung der Kreisgemeinschaft in erster Linie zu danken sind. Wagner, 1933 zum Bürgermeister der Stadt Neidenburg gewählt, fühlte sich auch nach Ablauf seiner zwölfjährigen Amtszeit für seine Neidenburger verantwortlich und war sofort wieder zum Sprecher der Neidenburger gewählt worden. Diese zweite, ehrenamtliche Amtsperiode, läuft in diesem Jahr ab, und Kreisältester Kopitsch bat Ldsm. Wagner unter stürmischem Beifall der Versammlung, jetzt die dritte Amtsperiode anzutreten. Durch Beschluss des Kreisausschusses wurde ihm als Zeichen der Anerkennung der Ehrenring der Stadt Neidenburg mit dem Recht verliehen, das Wappen der Stadt zu führen. Dieser Ehrenring trägt die Inschrift: „Die Neidenburger ihrem Bürgermeister Wagner 1933 bis 1957“. Wagner dankte ergriffen und versicherte, dass diese Ehrung ihm Ansporn sein werde, weiter seine ganze Kraft für die Neidenburger einzusetzen. Er berichtete über die Arbeit für die vertriebenen Neidenburger. Höhepunkt dieser Arbeit sei der 8. Mai 1953 gewesen, der Tag, an dem die Stadt Bochum die Patenschaft über den Kreis Neidenburg übernahm. Diese Patenschaft sei stets eine wertvolle Hilfe gewesen. Zum Dank wurde der Stadt Bochum ein Glasfenster geschenkt, das einer Schule übergeben werden soll. Oberbürgermeister Heinemann, Bochum, kündigte an, dass jetzt eine Neidenburg-Siedlung geschaffen werden soll und überreichte Landsmann Wagner einen Silberteller mit dem Wappen der Stadt.

 

Am Abend erschienen trotz heftiger Regengüsse über 1500 Neidenburger zum heimatlichen Beisammensein in der Nord-Süd-Halle. Wie immer war die Halle mit einer großen Karte des Kreises Neidenburg geschmückt, flankiert von der Elchschaufel und den Wappen der Städte Bochum, Neidenburg und Soldau. Ein Sprechchor der Jugend grüßte die Erschienenen. Landsmann Pfeiffer betonte, dass man hoffe, Bochum eines Tages das vergelten zu können, was diese Stadt den Neidenburgern gegeben habe. Tiefe Ergriffenheit herrschte, als Landsmann Wargalla unter dem Geläut der von den Bochumer Maischützen gestifteten Glocke der Toten, Verschleppten und Vermissten gedachte. Bürgermeister Wagner erinnerte noch einmal an die Hilfe, die die Stadt Bochum den Neidenburgern geleistet hat. Oberbürgermeister Heinemann betonte, dass aus der Patenschaft eine wahre Freundschaft geworden sei und dass man gemeinsam danach streben wolle, dass das Recht auf die Heimat erfüllt werde. In Wiedersehensfreude blieb man noch lange beisammen.

 

Zur Kundgebung am 28. Juli waren etwa dreitausend Landsleute erschienen, unter denen sich Aussiedler aus Allenstein und anderen ostpreußischen Orten sowie aus Breslau befanden. Bürgermeister Wagner betonte: „Unsere Kundgebung ist wiederum eine Anmeldung unseres Anspruchs auf unsere Heimat“.

 

„Unsere bisherige Zusammenarbeit", stellte Oberbürgermeister Heinemann, Bochum, fest, „hat die Freundschaftsbande gefestigt; alle Neidenburger sind jetzt mit den Bochumer Bürgern in einer Schicksalsgemeinschaft verbunden“.

 

Das Mitglied des Bundesvorstandes, Rehs, früher Königsberg, rief die Landsleute auf, den im Westen neu erworbenen Wohlstand nicht mit einer Aufgabe der Heimat zu bezahlen. Das Schicksal einer Nation sei erfahrungsgemäß erst dann besiegelt, wenn die Kraft des gesunden Volkes nicht mehr ausreiche, das Recht zu verteidigen. Die breite Schicht der Vertriebenen halte an der Heimat fest, und die eigentliche Substanz der Vertriebenen werde aus ursprünglichen Quellen der Seele gespeist. Bisher habe man das Vertriebenenproblem fast ausschließlich von der sozialen Seite gesehen und so die Mentalität und die Arbeit in den Verbänden gründlich verkannt. Für die Vertriebenen sei die Wiedervereinigung der erste Schritt auf dem Wege zur Heimat, und dieser Schritt führe über Berlin. Rehs riet allen Vertriebenen, die in London laufenden Abrüstungsverhandlungen kritisch zu betrachten und sich keinen Illusionen hinzugeben. Vor allem müsse die Heimatliebe in den Familien hochgehalten und den Kindern weitergegeben werden.

 

Die eindrucksvolle Feierstunde wurde von Vorträgen des Bochumer Maischützen-Fanfarenkorps umrahmt.

 

Seite 6   Zweite Jugendwoche des Kreises Neidenburg in Bochum

Nach dem großen Erfolg der Neidenburger Jugendwoche im vergangenen Jahr hatte der Kreis Neidenburg mit Unterstützung der Patenstadt Bochum die Jugend erneut für die Zelt vom 22. bis 27. Juli zusammengerufen, um sie aufzufordern, Hüter der Heimatgeschichte zu sein. Achtunddreißig Teilnehmer waren dem Rufe gefolgt. Oberbürgermeister Heinemann, Bochum, begrüßte die Erschienenen und wies darauf hin, dass die Jugendarbeit innerhalb der Landsmannschaft beispielhaft sei. Bei dieser Arbeit würde das Gefühl für die angestammte Heimat wachgehalten. Sie vermittle einen Überblick über, vergangene, gegenwärtig und künftige Werte der Heimat.

 

Kreisvertreter Wagner betonte, dass diese zweite Neidenburger Jugendwoche nur möglich gewesen sei, weil die Jugend den Gedanken einer heimatpolitischen Schulung im Vorjahr so begeistert aufgenommen und die Stadt Bochum wieder großes Verständnis für diese Veranstaltung gezeigt habe. Freizeitgestaltung in Wort und Lied sei nicht wesentlich für die vertriebene Jugend. Ihr Anliegen müsse es vielmehr sein, sich um das rechte Heimat- und Kulturbild zu bemühen. Voraussetzung sei eine genügende Kenntnis der Zusammenhänge, für eine rein museale Ausrichtung könne man kein Verständniserwarten

 

Es sei notwendig, dass die vertriebene Jugend Anschluss an die Gebräuche Westdeutschlands fände, ohne die Verbindung zum heimatlichen Brauchtum aufzugeben, betonte Dr. Nadolny, der die Grüße des erkrankten Vorsitzenden der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Grimoni, überbrachte.

 

Zahlreiche Referate und Vorträge standen auf dem Programm. Dr. Nadolny berichtete über „Große Ostpreußen“, Dustmann, Bochum, machte die Jugend mit der Bochumer Tradition bekannt. Ober-Studiendirektor Novack, Siegen, sprach über „Ermland und Masuren in der Geschichte Ostpreußens“. Verwaltungsrat Lassek führte den Bochumer Stadtfilm vor und Baurat Dr. Meyer, Bochum, machte die Jugend mit dem Wiederaufbau der Stadt bekannt. Aus der Fülle der Vorträge seien noch hervorzuheben: „Ostpreußisches Waldwerk“ (Forstmeister Loeffke), „Heimatvertriebene Jugend und ihre Einstellung zum deutschen Osten“ (Bundesjugendwart Herrmann). „Ostpreußische Gesinnung“ (Dr. Heinke). „Östliche Dialektik“ und heimatpolitische Fragen der Landsmannschaft Ostpreußen (Dr. Hopf). „Der deutsche Ordensstaat“ (Dr. Nadolny). „Die Landwirtschaft im Kreise Neidenburg“ (Wargalla). „Neidenburg von der Urzeit bis zur Reformation“ (Knieß). Landrat i. R. Dr. Deichmann sprach über den Kreis Neidenburg, seine Naturschönheiten und seine Geschichte.

 

Jeder Tag begann mit einer Singstunde und anschließender Diskussion über das Neueste vom Tage und schloss mit einer besinnlichen Stunde. Ausflüge in die Umgebung lockerten die Woche auf.

 

Zum Abschiedsabend war der gesamte Kreisausschuss erschienen, auch Vertreter des Kreises Allenstein. Kreisvertreter Wagner dankte noch einmal allen, die geholfen haben, die Woche zu einem Erfolg werden zu lassen. Der Zweck sei, den Heimatgedanken weiterzutragen. Es solle darauf hingewirkt werden, dass später einmal solche Jugendwochen für die ganze Landsmannschaft obligatorisch werden, um die Jugend mit der Wahrheit bekanntzumachen und ihr das Rüstzeug zu geben. Sein Dank galt auch der Jugend, die für die Teilnahme wirkliche Opfer gebracht und sogar ihren Urlaub geopfert haben. Kreisvertreter Loeffke dankte im Namen des Kreises Allenstein-Stadt dafür, dass er an der Woche teilnehmen und reiche Anregungen mitnehmen konnte.

 

Die Jugendwoche schloss mit einer gemeinsamen Teilnahme an der Sitzung des Neidenburger Kreistages im Bochumer Rathaus.

 

Am 1. September wird in der Elbschloßbrauerei, Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee, das norddeutsche Treffen unseres Heimatkreises stattfinden. Die Elbschloßbrauerei ist zu erreichen mit der S-Bahn bis Klein-Flottbek, dann etwa 15 Minuten Fußweg, oder mit der S-Bahn bis Othmarschen, umsteigen in den Bus 86, oder vom Zentralomnibusbahnhof am Hauptbahnhof mit Schnellbus 36 bis Teufelsbrück. Beginn des Treffens 10 Uhr.

 

Am 22. September werden sich die Landsleute aus unserem Heimatkreis in Stuttgart, Freizeitheim, anlässlich des Treffens der Kreise des Regierungsbezirks Allenstein einfinden. Beginn, 10 Uhr.

 

Alle Landsleute werden gebeten, auf diese Veranstaltungen hinzuweisen.

Wagner, Kreisvertreter Landshut, Bayern II. Postfach 2

 

Lyck

Das Programm für das Jahrestreffen in Hagen-W. ist allen mit dem zehnten Hagen-Lycker-Brief zugegangen. Wer ihn nicht bis zum 10. August bekommt, muss sich melden (Heimatort angeben!). Am Sonnabend, dem 17. August, 13 Uhr, Kreistag im Rathaus der Patenstadt Hagen (Westf); um 20 Uhr, Heimatabend im Zelt „Auf der Springe". Sonntag, den 18. August, 10 Uhr, Gottesdienste; 11.30 Uhr, Kundgebung. Es spricht der Leiter der Heimatauskunftsstelle 25, Lübeck, Landsmann Knorr. 13 Uhr, Ortsvertreter-Tagung. 16 Uhr, Volksfest mit Tanz.

 

Am 17. August, werden sich um 16 Uhr, die Lehrer, Pfarrer und Erzieher aus allen Lycker Schulen im Lokal Eicker am Festplatz treffen. Wer keine Einladung erhalten hat, möge sich umgehend melden. Auch die Junglehrer werden herzlich eingeladen.

 

Quartierwünsche an das Verkehrsamt Hagen (Westf.), Rathaus. Wir wollen versuchen, möglichst viele Lichtbilder und Fotos von Lyck einst und jetzt auf dem Treffen zu zeigen. Von Berlin und Hamburg sind Omnibus-Fahrten organisiert worden.

 

Vom 19. Sept. bis 29. Okt. steht erholungsbedürftigen Lycker Kindern das Kinderheim Deerth, der Patenstadt Hagen, zur Verfügung. Die Kur ist kostenlos, Fahrtkosten evtl. durch den Kreisvertreter. Einige Plätze sind noch frei. Bitte sofortige Meldung. Es werden Kinder für drei oder sechs Wochen aufgenommen, Alter 8 bis 14 Jahre.

 

Frau Martha Winter beschwert sich, dass wir sie um zehn Jahre älter gemacht haben, sie wurde erst 71 Jahre alt.

 

Wer kennt den Wilhelm Uscha (Willy) Müller, geb. 15.07,1920, aus Lyck? Wo sind seine Angehörigen?

 

Auf Wiedersehen in Hagen (Westf)!

Otto Skibowski, Kreisvertreter, Kirchhain, Bez. Kassel

 

Gerdauen

Liebe Landsleute! Die Vorbereitungen für das am 25. August in Düsseldorf stattfindende Haupttreffen unseres Kreises sind so gut wie abgeschlossen. Das Treffen wird wieder in unserem bisherigen Festlokal, den Union-Betrieben, Düsseldorf, Witzelstraße, stattfinden. Die Betriebe sind zu erreichen mit der Straßenbahnlinie 4 bis Haltestelle Hennekamp.

 

Dem Treffen voraus geht am Sonnabend, dem 24. August, eine Tagung von Kreisausschuss und Kreistag. Anschließend, etwa um 20 Uhr, zwangloses Beisammensein.

 

Das Programm für das Haupttreffen am Sonntag, dem 25. August, sieht vor: 10 Uhr, Morgenandacht im Versammlungslokal; 14 Uhr, Abwicklung des geschäftlichen Teils; 1. Begrüßung. 2. Bericht für das Geschäftsjahr 1956/1957. 3. Kassenbericht. 4. Vorbereitung der satzungemäß 1958 durchzuführenden Wahlen der Vertrauensmänner für den Kreisausschuss und den Kreistag. 5. Verschiedenes. 6. Festansprache des Vorsitzenden der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Landsmann Grimoni. Anschließend Unterhaltungsmusik mit Tanzeinlagen der Jugendgruppe Düsseldorf.

 

Eine Teilnahme von Vertretern von Patenstadt und Kreis Rendsburg ist in Aussicht gestellt. Ich hoffe, dass sich alle Landsleute den Tag zur Teilnahme an dem Haupttreffen freigehalten haben und ich alle dort werde begrüßen können.

 

Am 8. September wird dann gemeinsam mit dem Kreis Bartenstein das letzte diesjährige Treffen für unsere Landsleute im Süden der Bundesrepublik, in Stuttgart, stattfinden. Treffpunkt ist die Sängerhalle in Stuttgart-Untertürkheim. Das Lokal ist zu erreichen ab Bahnhof Untertürkheim in fünf Minuten Fußmarsch, oder mit der Straßenbahn ab Haltestelle Großglocknerstraße in drei Minuten.

 

Ich bitte nochmals alle dort ansässigen Landsleute, sich diesen Tag schon heute für das Treffen freizuhalten und bitte um regen Besuch.

Franz Einbrodt, Kreisvertreter, Solingen, Lützowstraße 93

 

Osterode

Es wird nochmals darauf hingewiesen, dass ich die Kreisgeschäfte aus Krankheitsgründen in den nächsten Wochen nicht wahrnehmen kann. Ich bitte daher, vorderhand von Anfragen Abstand zu nehmen.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Lübeck, Alfstraße 35

 

Seite 7   Amtliche Bekanntmachung

5 II 52/57     Aufgebot

Die Frau Berta Kuhnigk, geborene Erdmann, wohnhaft in Goßfelden, Eichendorffweg 12, Kreis Marburg (Lahn), hat beantragt, den verschollenen Kaufmann und späteren Panzergrenadier der Deutschen Wehrmacht, Paul Kuhnigk, geboren am 2. Februar 1927 in Lauterwalde, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft in Lauterwalde, letzte militärische Anschrift: Stammkompanie Panzer-Gren.-Ersatz-Bat. 413, für tot zu erklären. Der Verschollene wird aufgefordert, sich bis zum 8. Oktober 1957, 12 Uhr. vor dem unterzeichneten Gericht, Zimmer 15. zu melden, da er sonst für tot erklärt werden kann. Alle, die Auskunft über den Verschollenen geben können, werden aufgefordert, bis zu dem oben bestimmten Zeitpunkt, dem Gericht Anzeige zu machen.

Marburg a. d. Lahn, den 29. Juli 1957     Das Amtsgericht, Abteilung 5, gez. Dr. Jung

 

Durch Gerichtsbeschluss ist der Tod und der Zeitpunkt des Todes der nachstehend bezeichneten Personen festgestellt worden: Die mit Buchstaben bezeichneten Angaben bedeuten: a) Anschrift am letzten bekannten Wohnsitz, b) letzte bekannte Truppenanschrift, c) zuständiges Amtsgericht und dessen Aktenzeichen, d) Tag des Beschlusses, e) Zeitpunkt des Todes.

 

Friedrich Otto Petrusch, 13.08.1873, Wehlau, Ostpreußen, Pensionär.

a) Königsberg Pr., Hans-Schemm-Platz 9, c) Walsrode 1 II 23/57, d) 08.07.1957, e) 31. Dezember 1945, 24 Uhr.

 

Otto Wagner, 12.03.1922, Derz, Kreis Allenstein, landw. Arbeiter, (Soldat), a) Derz, Kreis Allenstein, Ostpreußen, b) Feldpostnummer 04 832 B, c) Walsrode 1 II 26/57, d) 17. Juli 1957, e) 31. Dezember 1945, 24 Uhr.

 

Albert Hermann Hapke, 07.02.1915, Heeselicht, Kreis Osterode, Ostpreußen, Stabsgefreiter, a) Schönwäldchen, Kreis Osterode, Ostpreußen, c) Walsrode, 1 II 41/57, d) 8. Juli 1957, e) 31. Dezember 1945, 24 Uhr.

Walsrode, den 30. Juli 1957       Amtsgericht

 

VI 74/57      Öffentliche Aufforderung gem. §2358 II BGB.:

Am 3. Juni 1956, verstarb in Bad Salzuflen, die Rentnerin, Anna Emilie Kaufmann, geboren am 13. April 1894 in Pillau, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft in Bad Salzuflen, Paulinenstraße 134. Als gesetzliche Erben, kommen die Geschwister des Vaters der Verstorbenen, des Kaufmanns, Franz Kaufmann, der 1898 in Pillau verstorben ist, oder deren Abkömmlinge in Betracht. Die in Frage kommenden gesetzlichen Erben werden aufgefordert, sich unter genauer Darlegung der Verwandtschaftsverhältnisse binnen sechs Wochen ab Veröffentlichung, beim Amtsgericht in Bad Salzuflen, zu melden. Andernfalls kann ein Erbschein ohne Aufführung ihrer Erbrechte erteilt werden. Der Wert des Nachlasses soll etwa 1500 DM betragen.

Bad Salzuflen, den 22. Juli 1957         Das Amtsgericht

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke. Stellenangebote. Bekanntschaften. Unterricht. Werbung. Stellengesuche

 

Seite 8   Suchanzeigen

Mit Foto: Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Mannes, Elektromeister, Kurt Krafft, geb. 22.09.1904 in Alt-Pustlauken, Ostpreußen, zul. wohnhaft Königsberg-Metgethen, Forstweg 54, Telefon 347? Er war zuletzt Oberwachtmeister bei der Polizei, Kraftfahrstaffel Königsberg, soll bei der Besetzung im April 1945 in Gefangenschaft geraten sein und später von Brestlitowsk nach Stalingrad transportiert worden sein. Letzte Nachricht April 1945 aus Königsberg. Nachricht erbittet Frau Gertrud Krafft, zurzeit Abstoß, Post Thier (schlecht lesbar) bei Wipperfürth, Bezirk Köln.

 

Suche Herrn Kaufmann, Otto Ripka, Neidenburg. Hans Paulini, Scheeßel, Bezirk Bremen, BV Aral-Tankstelle.

 

Gesucht wird Willi Ehlert, geb. 26.12.1899, Kaufmann, Königsberg, Kaufhaus Gebr. Siebert, verheiratet 23.09.1944. Nachricht erbittet Gustav Stramma, Berlin-Lichtenrade, Neue Heimat 19.

 

Gesucht wird ehemaliger Wehrbezirksfeldwebel des Wehrmeldeamtes Königsberg Pr., Herr Glogau oder Glagau. Nachricht erbittet Victor Bressem, Flensburg, Lundweg 4.

 

Gesucht werden: Herbert Urban, Allenstein. Roonstraße, Maurerpolier; Paul Stachewitz, Allenstein/Bärenbruch, Heizungsmonteur; Kurt Kniffka, Königsberg Pr., früher Biessellen, Heizungsmonteur. Nachricht erbeten an Conrad Funk, Sarenseck, Post Sarchem, Kreis Lüchow-Dannenberg.

 

Achtung! Königsberg-Rosenau. Wer kann Auskunft geben über meine Eltern, Hermann Lindenau, geb. 23.09.1882. Johanna Lindenau, geb. 14.01.1878, wohnhaft Jerusalemer Straße 18 a? Vater war beim Heeresverpflegungsamt beschäftigt und soll von den Russen verschleppt worden sein. Mutter soll den Hungertod gestorben sein. Nachricht erbittet Frau Helene Voß, geb. Lindenau, früher Königsberg Pr.-Ponarth, Barbarastr. 2, jetzt (16) Hofen über Limburg (Lahn), Nonstraße 69.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Sohnes, Gerhard Puchert, geb. am 03.04.1930 in Ruckenhagen, Kreis Elchniederung? Am 18.04.1945 zusammen mit dem Sohn eines Melkers in Rauschen, Samland, von den Russen verschleppt. Bisher keine Nachricht. Franz Puchert, Herford/W., Stadtholzstraße 151.

 

Frau Emma Schultz, geb. Fägenstädt, aus Mühlhausen, Ostpreußen, Kaiserstraße 7, geb. 05.02.1890, wird seit Februar 1945 vermisst. Wer war bis zuletzt mit ihr zusammen oder weiß etwas über ihr Schicksal? Nachricht erbittet Ernst Fägenstädt, (21 a) Senden über Münster/W., Gettrup 5

 

Erbitte Auskunft über den Verbleib meines Freundes, Arno Stoppe, früher Labiau, Ostpreußen, Kastanienweg 5. Kurt Nikolaus, früher Labiau, Ostpreußen, Karl-Freiburger-Str. Nr. 4, jetzt Düsseldorf-Lierenfeld, Erkrather Straße 352.

 

Achtung! Der Elbinger Handelsmann, G. Schelinski bittet seine frühere liebe Kundschaft, aus den Kreisen Heiligenbeil, Gr.-Hoppenbruch, Stuthenen, Parteinen, Owilitten, Rauschnick, um ein Lebenszeichen, jetzt wohnhaft Berlin-Zehlendorf, Singener Weg 20

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Sohn, Heinz Schindowski, geboren am 04.09.1921 in Königsberg Pr., Domnauer Straße 3 a? War in Stalingrad, Kradsch.-Abt. Nr. 4. Feldpostnummer 15 786, vermisst seit 02.01.1943. Nachricht erbittet Frieda Schindowski, Solingen-Ohligs, Südstr. Nr. 37.

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Sohn, den Leutnant Erich Beith, geboren 13.03.1922 in Nidden (Kurische Nehrung)? Nach Beendigung eines Lehrgangs in Burg/Magdeburg fuhr er im April zu seiner Sturmgeschützeinheit nach Berlin. Seine letzte Nachricht erhielt ich im April 1945 in Jeeser, P. Miltzow, Kreis Grimmen. Auskunft erbittet Frau Else Beith, geb. Labrenz, Kiel-Hassee, Rendsburger Landstraße 123. Früher Memel, Ostpreußen, Herderstraße 12

 

Suche meine Tochter, Erna Müller, geb. am 29.05.1931 in Stanken, Kreis Insterburg, Ostpreußen. Ist auf der Flucht am 23.01.1945 in Wiese, Kreis Mohrungen, abhandengekommen. Wer Auskunft geben kann, schreibe bitte an Frau Emma Müller, Rendsburg, Kampenweg 16.

 

Bestätigungen

Wer kann bestätigen, dass Hermann Wolski, aus Allenstein, geb. 17.04.1901, als Kriegsfreiwilliger von 1913 bei der Marine war, anschließend beim Bezirkskommando Allenstein, n. d. Demobilmachung b. d. Versorgungsstelle, später beim Versorgungsamt bis 1921 als Angestellter tätig war? Nachricht erbittet Hertha Wolski, (21 b) Werdohl, Berliner Straße 5

 

Wer kann bestätigen, dass Karl Krause, geb. 17.09.1888 in Jesau, Kreis Pr.-Eylau, Heimatanschrift: Königsberg Pr., Sackheim 120, bei der Städt. Fuhrgesellschaft, dann zum Volkssturm und bis Anfang Mai 1948 in russischer Gefangenschaft in Königsberg war? Zuletzt unter russischer Aufsicht im Wasserwerk gearbeitet. Unkosten werden erstattet. Etwaige Nachricht erbittet Wilhelm Hoffmann, (22 b) Gemünden über Kirn, Siedlung I/I.

 

Seite 8   Familienanzeigen

Diane-Iris, geboren am 18. Juli 1957. In großer Freude und Dankbarkeit. Iris Ballard, geb. Hager. John Ballard. San Francisco/Kalifornien, USA, 3366 Pierce, Apt. 204. Früher Königsberg Pr., Körteallee 12 und Bevensen (Lüneburger Heide)

 

Unser Stefan ist angekommen. In dankbarer Freude, Renate Dobler, geb. Homp. Rudolf Dobler, Diplom-Ing. Erlangen, am 25. Juli 1957. Früher Dargen, Kreis Samland

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Waltraud Trampenau, Heinrich Kretschmer. Hohenwestedt, 31. Juli 1957. Früher Schönbruch, Ostpreußen

 

Als Verlobte grüßen, Margret Jaeschke, Bonn, Troschelstraße 10. Früher Gilgenburg, Ostpreußen, Markt 33. Gerhard Winter, Vorwohle, Kreis Holzminden. Früher Hermannsdorf, Kreis Thorn, Westpreußen. 21. Juli 1957

 

Die Vermählung ihrer Tochter Dorothee, mit Herrn Dipl.-lng. Walter Ladda, geben bekannt. Dr. med. Ernst Haebel und Frau Anneliese Haebel, geb. Oehlkers. Banteln (Hann.), Göttinger Straße 183. Früher Angerburg, Ostpreußen Banteln. 3. August 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Walter Ladda. Dorothee Ladda geb. Haebel. Neuß am Rhein, Birkenstraße 35. Früher Wenzken, Kreis Angerburg. Banteln, 3. August 1957

 

Wir haben geheiratet: Joachim Rudat, früher Gr.-Ponnau, Kreis Wehlau. Ilse Rudat geb. Gritzuhn, früher Lyck, Kaiser-Wilhelm-Straße 128. 9. August 1957. Pinneberg-Etz

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Wolfram Conrad, früher Mandtkeim, Ostpreußen, Kreis Samland. Elfriede Conrad geb. Huck, Gr.-Kuhren, Ostpreußen, Kreis Samland. 10. August 1957. Bonn, Lievelingsweg, Privatweg 5

 

 

Von jetzt an gehen wir unseren Lebensweg gemeinsam. Walter Schreck, Hannover. Waltraut Schreck, geb. Hinz. Früher Nikolaiken, Kr Sensburg. Celle, den 10. August 1957, Kirchstraße 51.

 

Als Vermählte grüßen Walter Gellisch, W.-Barmen, Schimmelsburg 36. Früher Pappelheim, Ostpreußen. Gerda Gellisch, geb. Lange, W.-Langerfeld, Paul-Gerhard-Straße 5. 20. Juli 1957. Zurzeit auf Reisen.

 

Am 11. August 1957, feiern ihre Silberhochzeit Otto Kotewski und Frau Ilse Kotewski, geb. Jerzembek. Lengerich, Westfalen, Hohne 440. Früher Stablack, Ostpreußen.

 

 

 

Zum 88. Geburtstage am 6. August 1957, übersenden wir unserer lieben Mutter und Großmutter, Johanna Neumann, früher Gr.-Blumenau, Kreis Samland, jetzt bei ihrem Sohn, Hermann, in Saerbeck, Kreis Münster, auf diesem Wege die herzlichsten Glück- und Segenswünsche. Emil Neumann, Heselbach, Kreis Freudenstadt, Württemberg. Kurt Neumann, Freudenstadt. Württ., Wildbader Straße 15, nebst Familien.

 

 

Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstage, unserem lieben Vater, Schmiedemeister Hermann Pelz, aus Liebstadt, Ostpreußen, von seinen Kindern und Enkelkindern, jetzt Lübeck-Kücknitz, Masurenstraße 72.

 

 

Am 11. August 1957 begeht der bekannte frühere Ringer vom Sport-Club Sandow, Hans Jaekel, früher Königsberg Pr., Tragh. Mühlenstraße 24, jetzt Quakenbrück, Ostlandstr. 21, seinen 70. Geburtstag. Es gratulieren seine Frau Kinder und Enkelkinder.

 

Ihren 70. Geburtstag, feiert am 9. August 1957, unsere liebe Mutter und gute Omi, Elma Günther, geb. Faerber, früher Königsberg, Ostpreußen, Schleusenstraße 3 a, jetzt Bassum-Helldiek 10, Bezirk Bremen. Es gratulieren herzlich ihre Kinder, Hildegard Schröder, z. z. USA. Dorothea und Heinrich Meyer, Bassum-Helldiek 10. Eugen Günther, Duisburg und 6 Enkelkinder.

 

Für die uns aus Anlass unserer Silberhochzeit übermittelten Glückwünsche danken herzlichst. Reinhold Sadowski, Steuerberater a. D. und Frau Eva Sadowski geb. von Streng, Frankfurt a. M.-Fechenheim, Leo-Gans-Straße 6 a. Früher Lyck, Ostpreußen, Kaiser-Wilhelm-Straße 17.

 

All meinen lieben Verwandten und Bekannten herzlichen Dank für die vielen Geburtstagswünsche, Blumen und Geschenke zu meinem 50. Geburtstage aus meiner lieben Heimat, Cranz-Ostseebad, Ostpreußen. Ella Möwn, geb. Boy, jetzt Fulda, Maberzeller Straße 33.

 

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Seite 9   Siebzehn Deutsche leben noch in Tilsit

Ein Landsmann, der vor wenigen Wochen aus Tilsit nach Westdeutschland kam, berichtet aus der Stadt am Memelstrom

Zwei Fotos: Die Aufnahmen auf dieser Seite.

Das Bild oben ist das eindrucksvollste, das wir von Tilsit kennen. Von Kunstmaler Rimmek vor dem letzten Krieg meisterlich aufgenommen, bringt es viel von der besonderen Atmosphäre dieser Stadt: den Memelstrom mit den schwingenden Bogen der Königin-Luise-Brücke und den mächtigen Frachtkähnen auf seinem Wasser und das Wahrzeichen der Stadt, den Turm der Deutschordenskirche. Die Aufnahme unten zeigt den Eingang zu der Brücke von der Tilsiter Seite aus.

 

Viele Landsleute sind in der letzten Zeit aus dem polnisch besetzten Teil unserer Heimat nach dem Westen gekommen. Aus ihren Erzählungen und Berichten können wir uns ein recht gutes Bild von dem Aussehen unserer Städte und Dörfer und von dem Leben dort machen. Der sowjetisch besetzte Teil Ostpreußens aber liegt hinter einer Mauer des Schweigens. Nur selten ist in der letzten Zeit einer der Landsleute, die dort geblieben sind, nach dem Westen gekommen. Es ist über zwei Jahre her, dass ein Ehepaar, das in Tilsit und in der Elchniederung gewohnt hatte, von dort zu uns kam. Wir haben damals — in Folge 6 vom 11. Februar 1955 — einen sehr ausführlichen Bericht unter dem Titel „Heute in Tilsit" gebracht.

 

Heute können wir jenen Bericht ergänzen. Unser Landsmann R., der am 10. Mai dieses Jahres aus Tilsit nach Westdeutschland gekommen ist, hat uns noch viele Einzelheiten über das heutige Leben in der — einst so schönen — Stadt am Memelstrom erzählen können. In der letzten Folge unseres Ostpreußenblattes haben wir wiedergegeben, was er uns über die Zellstofffabrik in Tilsit berichtete. Heute soll nun von dem Leben der wenigen Deutschen in der Stadt Tilsit, von den vertrauten Straßen und Plätzen die Rede sein.

 

Immer noch hohe Lebenshaltungskosten

In Tilsit leben heute noch siebzehn Deutsche, von denen aber nur zwei alte Tilsiter sind. Die anderen sind in den letzten Jahren — meist aus dem Memelgebiet — nach dort gekommen. Einige von ihnen haben Aussiedlungsanträge gestellt, andere, meist junge Mädchen, die keine Familienangehörigen mehr hatten, haben sich inzwischen mit Russen oder Litauern verheiratet. Soweit diese Deutschen die russische Sprache beherrschen und in einem Büro oder einer Fabrik arbeiten, geht es ihnen jetzt verhältnismäßig nicht schlecht. Man kann die Lebenshaltung dort natürlich nicht mit den bei uns vergleichen, aber für die Deutschen, die die bitteren langen Hungerjahre durchmachen mussten, ist jede kleine Verbesserung der Lebensumstände schon ein großes Glück. Man wird bescheiden, wenn man sich immer nur mit dem Notwendigsten begnügen musste. Und Landsmann R., der hier in Westdeutschland wieder seiner Arbeit nachgeht, meint, dass die Bevölkerung hier schon wieder allzu satt und zufrieden sei. Wie wichtig für jeden der noch in der Heimat lebenden Menschen die Frage nach dem Preis der einzelnen Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände ist, erkennt man daran, dass sogar die Männer bis auf den Pfennig den Preis für Lebensmittel, Kleidung und die Gegenstände des täglichen Bedarfs kennen. Wie viele Männer in Westdeutschland würden wohl eine ähnliche Frage so genau beantworten können?

 

Zu dem polnisch besetzten Teil Ostpreußens besteht in den Lebenshaltungskosten insofern kaum ein Unterschied, als die Preise für Textilien aller Art, gemessen am Arbeitseinkommen, immer noch sehr, sehr hoch sind. Hier wie dort ist der Markt die bevorzugte Einkaufsstätte. In den staatlichen Geschäften sind die gleichen Waren oft gar nicht oder nur zu überhöhten Preisen zu haben. In Tilsit ist die Haupteinkaufsstätte der Schwarze Markt, der — wir haben seinerzeit darüber ausführlich berichtet — auf dem Gelände am Schloßmühlenplatz an jedem Sonntag abgehalten wird. Dort wird alles feilgehalten, was man entbehren kann. Getragene Kleider und Schuhe stehen nach wie vor hoch im Kurs. Aus dem Memelgebiet kommen die Bauern — auch viele Deutsche sind darunter — um ihre Erzeugnisse zu verkaufen. Aus Tilsit nehmen sie dafür Brot mit, das im Memelgebiet knapp und nur zu hohen Preisen zu haben ist. Zum schwarzen Markt nach Tilsit kommen auch viele Leute aus Königsberg, denn die Preise für Lebensmittel sind in Tilsit so viel niedriger, dass sich die Fahrtkosten lohnen.

 

Wenn wir einmal diese Preise dem Arbeitsverdienst gegenüberstellen, dann ergibt sich folgendes Bild: Das durchschnittliche Monatseinkommen eines „mittleren" Arbeiters oder kleinen Angestellten liegt bei 400 bis 500 Rubel. Schwerstarbeiter, Ingenieure oder gehobene Büroangestellte verdienen natürlich entsprechend mehr — bis 1100 Rubel. Dabei hängt der Verdienst sehr stark von der Arbeitsleistung ab, denn die sogenannten Normzuschläge machen einen großen Teil des Verdienstes aus. Die Lebensmittelpreise sind in den letzten Jahren gefallen. So bekommt man jetzt ein Kilo Butter für 26 bis 28 Rubel, ein Kilo Rindfleisch für 18 bis 25 Rubel, ein Kilo Zucker für 9 Rubel. Tomaten und Äpfel sind verhältnismäßig billig, sie kosten zwischen 3 und 7 Rubel das Kilo, die beliebten Salzheringe je nach Qualität 8 bis 20 Rubel (früher zwischen 10 bis 22 Rubel) Der Schnaps, der für die Russen so etwas wie ein wichtiges Lebensmittel darstellt, kostete noch vor einigen Jahren 120 Rubel je Liter, jetzt zwischen 42 und 64 Rubel.

 

Sehr teuer sind nach wie vor Kleidungsstücke, wobei die Qualität mit der unseren nicht zu vergleichen ist. Ein „mittlerer" Arbeiter muss für einen einfachen Anzug von schlechter Qualität einen ganzen Monatsverdienst aufbringen. Ein besserer Anzug, dessen Stoffqualität etwa den billigeren Qualitäten bei uns entspricht, ist nur für 1200 bis 2000 Rubel zu haben, für die breite Masse also unerschwinglich. Ebenso ist es mit Schuhen. Für gute Lederschuhe werden bis zu 400 Rubel verlangt. Deshalb sieht man auch die meisten Leute mit einfachen Arbeitsschuhen aus Gummi oder aus Stoff.

 

Kulturpark in Jakobsruhe

Bei diesen Preisen ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen schwer arbeiten müssen, um ihr Leben zu fristen. Vergnügungen gibt es kaum, es sei denn, dass man einmal ins Kino geht, um sich einen der russischen Filme anzusehen oder am Sonntag nach Jakobsruhe hinauszieht, wo die Russen einen riesigen Kulturpark geschaffen haben. Auf dem Gelände des ehemaligen Sonnenbades ist eine große Tanzbühne errichtet worden. Dahinter liegt ein Spielplatz mit einem Kinderkarussell, mit Luftschaukeln, Gewichthebern und anderen Einrichtungen. Am Sonntag und auch an mehreren Tagen in der Woche werden auf dem ehemaligen Thingplatz Konzerte veranstaltet. Im Sommer finden auch öfter Freilichtaufführungen statt.

 

Seit einigen Jahren können sich auch Privatleute, wenn sie über das nötige Geld verfügen, Radioapparate anschaffen. Bis dahin gab es nur die öffentlichen Lautsprecher der Partei. Die Wohnungsnot ist immer noch sehr groß. Viele Häuser, die auch nach dem Krieg mit geringen Mitteln wieder hätten instandgesetzt werden können, sind zerfallen oder langsam abgetragen worden. Türen, Fenster und Ziegel wurden ausgebaut und als Baumaterial verwendet. Vieles ist auch bei Nacht und Nebel gestohlen worden. Vom Sommer 1956 ab wurden russische Truppen bei Aufräumungsarbeiten in der Stadt eingesetzt. Jeder der Soldaten, der sich beteiligte, bekam im Monat 500 bis 600 Rubel außer seinem Sold. So wurden viele Trümmer beseitigt, und die Stadt hat dadurch ein sauberes Aussehen bekommen, jedenfalls nach russischen Begriffen. Um die Kasernen wurden hohe Mauern gezogen. Im vergangenen Jahr errichteten die Truppen auch vor den Trümmerlücken in der Hohen Straße Mauern von etwa eineinhalb Meter Höhe, damit die Straße nicht so leer wirkt.

 

Ein Neubau stürzte wieder ein

Die Hohe Straße ist jetzt Hauptgeschäftsstraße, nur sind die Geschäfte mit den früheren Läden nicht zu vergleichen, weil es dort kaum etwas zu kaufen gibt. Das Kapitol-Kino ist wieder in Ordnung gebracht worden. Landsmann R., der als Handwerker einiges davon versteht, hat beobachtet, wie ein Haus in der Hohen Straße, in dem früher Teppich-Mau untergebracht war, wieder aufgebaut wurde. Zwei Jahre dauerten die Bauarbeiten. Im Winter vergangenen Jahres wurden die Mauern hochgezogen, und es wurde mit dem schlechten Mörtel, der sehr wasserhaltig ist, gearbeitet. 700 000 Rubel soll der Bau gekostet haben. Als dann im Februar plötzlich Tauwetter einsetzte, stürzte eines Tages der ganze neue Bau, der im April bezogen werden sollte, in sich zusammen.

 

Das Geschäftshaus von Raudies und Bugenings in der Deutschen Straße wird jetzt wieder aufgebaut; sonst sind dort nur die ausgeraubte Ordenskirche, das Pfarrhaus und das Haus der Weinhandlung Sanio erhalten. Wo früher der Königliche Hof und die Bürgerhalle standen, sind jetzt Grünanlagen vorhanden. Gegenüber dem Kapitol, wo sich früher eine Konditorei befand, ist in diesem Frühjahr ein etwa zwei Meter hohes Denkmal ausgebaut worden. Es stellt einen Mann in weitem Mantel mit einem Kind an der Hand dar, der einen großen Säbel trägt; mit diesem zerschlägt er ein Hakenkreuz zu seinen Füßen. Von diesem Denkmal aus kann man bis zum Strom hinübersehen.

 

Am Hohen Tor, wo früher die beiden Banken waren, ist auf der Gerichtsseite ein großer Laden eingerichtet worden, auf der anderen Seite ist die Bank für Staatsanleihen. Von dem Stalindenkmal am Hohen Tor berichteten wir schon früher. Landsmann R erzählt dazu, dass fast jeder Ort, den er besuchte, auch heute noch sein Stalindenkmal hat, und zwar immer der Größe des Ortes angemessen: „In Königsborg steht ein ganz großer Stalin, der in Tilsit ist bedeutend kleiner, und den kleinsten habe ich in Pogegen gesehen“. Am Stalindenkmal in Tilsit findet auch in jedem Jahr die Mai-Kundgebung statt, auf der gegen die „reichen Völker", insbesondere gegen Westdeutschland, gehetzt wird. Im Landgericht befinden sich jetzt ein Kino und eine Tanzhalle; das Amtsgericht ist Sitz der russischen Miliz. Im Arbeitsamt wurde ein Badehaus eingerichtet, in der ehemaligen Polizeidirektion eine hohe Schule mit Internat.

 

Die Rechtsstädtische Volksschule ist wieder aufgebaut worden. Dort wird Unterricht abgehalten, ebenso in der Altstädtischen und der Preußischen Volksschule und im Gymnasium. Krankenhäuser befinden sich in der ehemaligen Realschule über dem Teich, im Jubiläumsstift und im Altersheim. Das ehemalige Städtische Krankenhaus ist noch nicht wieder aufgebaut worden.

 

Beim Abbruch der Landeskirche am Schenkendorffplatz sollen im Jahre 1949 im Turm silberne und goldene Münzen gefunden worden sein, die dort eingemauert waren.

 

Panzer über den Gräbern

Die meisten Friedhöfe in Tilsit sind dem Erdboden gleichgemacht worden, zum Teil wurden sie mit Tanks glattgewalzt; sie werden als Truppenübungsplätze benutzt. Der Weinother Friedhof dient als Weidegelände. Am Krematorium ist ein Friedhof für die Russen abgeteilt und eingezäunt worden. Die Kirchen, soweit sie erhalten geblieben sind, dienen jetzt als Lagerplätze für Holz, Kohlen und Schrott. Vom Turm der katholischen Kirche weht eine große sowjetische Fahne.

 

Nach Angaben der Russen sollen in Tilsit etwa 60 000 Menschen leben, davon sind etwa die Hälfte Soldaten. Auch im Straßenbild sieht man viel Uniformen. An Industriebetrieben arbeiten — wie wir schon berichteten — die Zellstofffabrik mit einer Belegschaft von über 2000 Arbeitern, die Hefewerke mit etwa 40 Arbeitskräften, das Sägewerk Laser und die Brudersche Mühle.

 

In der Richtung nach Kuckerneese zu wurden am Strom alle Häuser abgebrochen, die noch stehengeblieben waren. Dort ist jetzt ein riesiger Truppenübungsplatz entstanden. Für die Instandhaltung der Uferbefestigung an der Memel ist noch nichts getan worden, es gibt auch keine Badeanstalt dort. Der Schloßteich, der völlig verwahrlost und verkrautet war, ist im vergangenen Jahr gereinigt worden; der ausgebaggerte Sand wurde auf die ehemaligen Tennisplätze geschüttet. An der Schleusenbrücke und in der Nähe der Zellstofffabrik liegen im Sommer sowjetische U-Boote.

 

Die Memel wird wenig befahren. Einen Ausflugsverkehr wie früher gibt es dort überhaupt nicht mehr.

 

Wir berichteten seinerzeit, dass viele Leute in der Stadt sich Haustiere halten, um so zu Lebensmitteln zu kommen. Diese Tierhaltung wird jetzt mit hohen Steuern belegt. Für eine Kuh muss man über 1000 Rubel Steuern bezahlen, für ein Schwein 200 Rubel, für eine Ziege 40 Rubel. Nur Kinderreichen wird diese Steuer auf Antrag erlassen.

 

An Stelle der Straßenbahn gibt es jetzt einen Omnibus-Pendelverkehr. Die Busse verkehren mehrmals am Tage von der Hohen Straße nach Splitter Balgarden, ebenso die Königsberger Straße entlang bis zur Siedlung Senteinen. Man kann auch mit einem Bus nach Königsberg fahren; die Reise kostet hin und zurück 34 Rubel.

 

Das Land in der Umgebung von Tilsit ist in schlechtem Zustand, weil es keinen Dünger gibt. Außerdem werden die Arbeiter auf den Kolchosen schlecht bezahlt. Der Lohn beträgt 8 bis 12 Rubel pro Tag, der Spitzenlohn für besondere Arbeitsleistungen 15 Rubel. Auch die Wiesen sind in schlechtem Zustand. Das Gras kann nicht richtig wachsen, weil die Kühe schon im März auf die Weide getrieben werden. Im Herbst werden sie erst abgetrieben, wenn Frost eingetreten ist, meist erst im November. Die Straßen werden kaum repariert. Manche Straßen kann man gar nicht mehr begehen, wie die Straße, die zu den ehemaligen Dragonerkasernen führt. Dort sind die Steine von den Panzern aufgewühlt worden; ebenso sieht es an der Straße nach Heinrichswalde aus.

 

„Pracherer" auf den Straßen

Was im Straßenbild besonders auffällt, das sind die vielen Bettler, die sich dort in zerlumpter Kleidung herumtreiben. Diese „Pracherer" sind meist Invaliden, die einen Unfall selbstverschuldet haben und aus diesem Grunde keine Unterstützung bekommen. So müssen sie sich ihren Lebensunterhalt zusammenbetteln oder stehlen. Irgendwie versuchen sie sich immer Schnaps zu beschaffen, den man in den Kneipen lose zu kaufen bekommt. In den letzten Jahren achtete die Miliz aber sehr darauf, dass kein Betrunkener auf der Straße angetroffen wurde. Landsmann R. erzählte uns folgenden Vorfall: Ein betrunkener Bettler sprach ihn auf der Hohen Straße an, und als er abwinkte, schlug ihn der Bettler mit seinem Stock ins Gesicht. Das beobachtete ein Milizsoldat von der anderen Seite der Straße aus, er kam herüber, schlug den Bettler und nahm ihn mit zur Wache. Im Allgemeinen bekommt ein Betrunkener bis zu vierzehn Tagen Arrest, oft auch zusätzlich eine Geldstrafe. Wenn er aus der Haft entlassen wird, muss er außerhalb seiner Arbeitszeit bei Aufräumungsarbeiten helfen. Trotz dieser hohen Strafen sind die Kneipen am Abend überfüllt; das Schnapstrinken ist so ziemlich der einzige Luxus, den sich die Russen gönnen.

 

So hat sich das Gesicht der Stadt, auf die ihre Einwohner mit Recht immer stolz waren, sehr verändert. Tilsit hat das Aussehen einer russischen Stadt bekommen. Die Menschen auf den Straßen in billigen, meist abgetragenen Kleidern; die Frauen mit ihren Kopftüchern und Arbeitsstiefeln, meist mit Einkaufstaschen in der Hand; die Reste der Sonnenblumenkerne, die überall auf den Straßen herumliegen; die leeren Schaufenster und die überfüllten Kinos und Vergnügungsstätten mit ihrem lauten Betrieb — all das könnte sich genauso überall in der Sowjetunion abspielen.

 

Dass die meisten Russen sich in Tilsit nicht wohl fühlen, geht schon aus dem starken Wechsel der Arbeiter hervor, die meist nur für kurze Zeit in der Stadt bleiben. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, besonders bei den Ledigen. Das reiche Land, das zu unseren Zeiten Lebensmittel im Übermaß produzierte, ist verödet und verarmt. Die Menschen sind unzufrieden, aber sie schicken sich in ihr kärgliches Leben, weil sie es nicht anders gewohnt sind.

 

Landsmann R., der vor wenigen Wochen seine Vaterstadt verlassen hat, ist froh, dass er jetzt im Westen eine neue Existenz gefunden hat. Er sagt: „Es ist alles fremd geworden dort, wo man einmal zu Hause war. Aber wenn wir einmal wieder zupacken könnten, dann würde ich sofort wieder mit nach Hause gehen, trotz meiner 61 Jahre!"

 

Seite 10   Ein Helfer in Not und Gefahr

Besuch bei einem ostpreußischen Rettungsschwimmer

Foto: Eine Gruppe von Kindern aus dem Zeltlager des Kreises Stormarn am Strand von St. Peter Ording. In der Mitte unseres Fotos, mit der Trillerpfeife um den Hals, unser Landsmann Brandenburger, der Leiter der Rettungsschwimmer im Lager. Von dem mutigen Rettungswerk, bei dem acht vom Tode des Ertrinkens bedrohte Kinder von Landsmann Brandenburger und seinen Helfern geborgen wurden, erzählen wir in unserem Bericht.

 

„Von mir gibt es gar nichts zu berichten", wehrt der sonnenverbrannte, breitschultrige Ostpreuße ab, als ich ihn im Nordseebad St. Peter besuche. Ich habe lange warten müssen, ehe ich Landsmann Brandenburger aus Tilsit sprechen konnte. Er war den ganzen Tag über mit Kindern aus dem Zeltlager des holsteinischen Kreises Stormarn, die er als Leiter der Rettungsschwimmer betreut, auf einer Fahrt um die Halligen unterwegs.

 

lch hatte Landsmann Brandenburger aufgesucht, um von ihm etwas über die Rettung von acht Kindern vor dem sicheren Tod in der Brandung zu hören, von der wir erfahren hatten. Es war nicht leicht, unseren Landsmann zum Erzählen zu bringen. Immer wieder stellte er die anderen in den Vordergrund, obwohl er nach den Berichten der Beteiligten der erste war, der den bedrohten Kindern zu Hilfe eilte.

 

Als wir dann aber am Abend bei einem Glas Grog zusammensaßen, da fing er langsam an, zu berichten. Schon seit Jahren fährt Landsmann Brandenburger in jedem Urlaub in dieses Nordseebad, um als Rettungsschwimmer für die Sicherheit der ihm anvertrauten Kinder zu sorgen. Diese Küste mit ihrer starken Brandung, mit dem weiten Sandstrand, den Dünen und den Kusselschonungen dahinter erinnert ihn ein wenig an die Küste unserer Heimat. Außerdem liegt ihm die Liebe zum Wasser im Blut.

 

So war er auch dieses Jahr wieder mit den Kindern, die von der Hilfsgemeinschaft Stormarn in ein Zeltlager in der Nähe des Strandes geschickt wurden, nach St. Peter gekommen. Er ist der Leiter der fünf Rettungsschwimmer und der sieben Hilfskräfte, die für die Sicherheit der Kinder beim Baden verantwortlich sind.

 

Rettung aus höchster Not

An einem stürmischen Morgen in der letzten Woche kam er mit seiner Gruppe an den Strand. Plötzlich machten ihn einige der Umstehenden darauf aufmerksam, dass draußen im Wasser offensichtlich einige Kinder aus einem nahegelegenen Heim beim Schwimmen in Not gekommen waren. Der starke Wind hatte die Ebbe eine halbe Stunde früher als gewöhnlich einsetzen lassen und die Kinder, fünfzehn an der Zahl, waren in den starken Sog des zurückflutenden Wassers geraten.

 

Landsmann Brandenburger zögerte keine Sekunde. Er warf die Trainingshose ab und stürzte sich im Turnzeug ins Wasser. Sieben der Kinder hatten inzwischen aus eigener Kraft das Land wieder erreichen können, acht kämpften draußen verzweifelt gegen Brandung und Sog. Sie wurden immer weiter abgetrieben, und als unser Landsmann das erste von ihnen erreichte, waren sie schon hundert bis hundertfünfzig Meter vom Strand entfernt. Seine anwesenden vier Helfer beteiligten sich ebenfalls an dem Rettungswerk. Später kam noch der Bademeister hinzu, der von seinem Aussichtsturm den Kampf der Kinder gegen die Brandung bemerkt hatte. Fast eineinhalb Stunden dauerte das Rettungswerk. Auch die erfahrenen Rettungsschwimmer mussten ungeheure Kräfte aufwenden, um gegen die Gewalt des Wassers anzukommen. Als Landsmann Brandenburger das erste Kind glücklich geborgen hatte, stürzte er sich sofort wieder in das Wasser, um die anderen zu retten. Die bedrohten Kinder waren bereits so entkräftet, dass sie sich kaum mehr über Wasser halten konnten. Sie wären ohne den mutigen Einsatz ihrer Retter verloren gewesen.

 

Als mir Walter Brandenburger in nüchternen Worten von diesem Rettungswerk berichtet, da hört sich das alles ganz einfach und selbstverständlich an. Aber er sagt selbst, dass er und seine Helfer nach der Rettung des letzten Kindes vollständig erschöpft waren; sie hätten kaum noch einmal den Kampf mit den Wellen aufnehmen können. Für einen Einzelnen wäre es unmöglich gewesen, alle Kinder rechtzeitig aus dem Wasser zu holen. Zum Teil mussten die fünf Rettungsschwimmer den Einsatz zu zweit unternehmen, um gegen die starke Brandung anzukommen. Jeder von ihnen hat das Äußerste hergegeben, was er zu leisten vermochte.

 

Kein Wunder, dass dieses Rettungswerk in dem kleinen Ort das Tagesgespräch war. Was mir den stärksten Eindruck machte, das war die selbstverständliche Bescheidenheit, mit der Landsmann Brandenburger von diesem Werk berichtete. Er ist ein Ostpreuße, der nicht viel Worte macht um sich selbst.

 

Während die Kinder in St. Peter durch das schnelle Eingreifen von Landsmann Brandenburger und seinen Helfern gerettet werden konnten, ist in diesen Tagen auf der Insel Norderney ein neunjähriger Schüler in einer ähnlichen Situation ertrunken. Er gehörte zu einer Gruppe von neun Jungen, die außerhalb der festgesetzten Badezeiten zum Schwimmen gegangen waren. Die Ebbe hatte bereits eingesetzt und die Jungen wurden von der starken Strömung in das offene Meer hinausgetrieben. Acht von ihnen konnten von Rettungsschwimmern geborgen werden. Auch dieses Unglück zeigt wieder, wie vorsichtig man beim Baden an der Nordsee sein muss und wie wichtig die Arbeit der Rettungsschwimmer an unseren Küsten ist.

 

Jugendzeit am Memelstrom

Als ich ihn frage, wie er überhaupt zum Rettungsschwimmen gekommen sei, da erzählt er mir von seiner Kinderzeit, die er als Tilsiter am Memelstrom verbrachte. Schon als Fünfjähriger hat er die erste Bekanntschaft mit dem Wasser gemacht. Von einem Boot aus warfen ihn die Eltern an einer flachen Stelle in den Strom, und er kann sich noch gut daran erinnern, dass er wie ein kleiner Hund mit Armen und Beinen paddelte, um sich über Wasser zu halten. Diese erste Bekanntschaft mit dem Wasser hat ihm so viel Spaß gemacht, dass er es immer wieder mit dem Schwimmen versuchte. Später trat er in den Arbeiter-Sportverein ein und bildete sich in vielen Sportarten aus. So war er ein Meister im Kunstradfahren und nahm als solcher an vielen Ausscheidungskämpfen teil.

 

Zwischen Badeanstalt und Schloßberg, den bevorzugten Badeplätzen von Tilsit, arbeiteten damals etwa sechs Rettungsschwimmer, die von der Stadt Tilsit eingesetzt waren. Unter ihnen war ein Freund von Landsmann Brandenburger, Gerhard Ost, von dem er sagt: „Er war der beste Schwimmer und Rettungsschwimmer, dem ich je begegnet bin“. Bei diesem Freund verbrachte Walter Brandenburger im Sommer den größten Teil seiner Freizeit. Er saß mit ihm am Ufer, beobachtete die Badenden und Griff mit zu, wenn Gefahr drohte. Mit diesem Freund zusammen übte er auch das Rettungsschwimmen, immer wieder, bis alle Griffe saßen und er ebenso sicher war wie sein Freund Ost. Auch der Memelstrom, der so breit und ruhig dahinzufließen scheint, hat seine Tücken. An den Spickdämmen herrscht oft eine gefährliche Strömung und immer wieder geraten unvorsichtige Badende dort in Gefahr. Auch bei der gefährlichen Unsitte, sich an die Rettungskähne der Boydacks anzuhängen, um sich ein Stück den Strom aufwärts ziehen zu lassen, konnte es vorkommen, dass einer der Schwimmer einen Schlag mit dem Beiboot erhielt und unterzugehen drohte. Landsmann Brandenburger hatte inzwischen seinen Grundschein als Rettungsschwimmer gemacht und vertrat seinen Freund, wenn es nötig war. Als ich ihn frage, wie viele Menschen er wohl damals in der Heimat vor der Gefahr des Ertrinkens gerettet hat, weht er wiederum ab: „Das weiß ich nicht mehr genau, ist ja auch nicht so wichtig. Hauptsache, es ist keiner ertrunken, so lange ich in der Nähe war“.

 

Die Liebe zum Wasser blieb

Auch nach dem Kriege, als Landsmann Brandenburger, der in der Heimat als Klempner- und Dachdeckermeister, Schlosser und bei der Ausbildung von Lehrlingen auf der Schichau-Werft Königsberg gearbeitet hatte, einen neuen Wirkungskreis in Bad Oldesloe gefunden hatte, blieb ihm die Liebe zum Wasser und zum Rettungsschwimmen. So kam es, dass er sich jedes Mal meldete, wenn ein Betreuer für die Kinderferienlager an der Nordsee gesucht wurde. Hier machte er auch die zweite Rettungsschwimmerprüfung, den sogenannten Leistungsschein. Bereits im vergangenen Jahr konnte er eine Frau, die durch eigene Unvernunft beim Baden abgetrieben war, vor dem Tode des Ertrinkens retten.

 

Die Ausbildung der Kinder im Schwimmen, der Kinder, von denen ein großer Teil in jedem Jahr zum ersten Mal mit dem Wasser Bekanntschaft macht, liegt ihm sehr am Herzen. Er hat die Genehmigung, Schwimmunterricht zu geben und den sogenannten „Kleinen Schein" abzunehmen. In jeder Ferienfreizeit bildet er zusammen mit seinen Helfern eine Reihe von Kindern im Schwimmen aus. Dabei kommt ihm seine große Erfahrung zustatten. Die Kinder werden langsam, ganz allmählich, mit dem Wasser vertraut gemacht. In langer Kette gehen sie zum ersten Mal Hand in Hand an einer seichten Stelle in die Brandung. Später, wenn sie richtig schwimmen können, bilden die Rettungsschwimmer und ihre Helfer im Wasser ein offenes Viereck, sodass sie die Gruppe der Badenden ständig unter Kontrolle haben. Die Verantwortung ist groß, denn die Eltern haben ja ihre Kinder mit dem festen Vertrauen in diesen Ferienaufenthalt geschickt, dass nichts passiert. Es ist auch unter seiner Leitung noch nie ein Kind in Gefahr gekommen. Nach seiner Meinung ist das Baden völlig ungefährlich, wenn alle Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. Bei starkem Wind ist natürlich besondere Vorsicht geboten.

 

Zum Abschluss unseres Gespräches bittet mich Landsmann Brandenburger: „Schreiben Sie nichts über mich, sagen Sie lieber den jungen Ostpreußen, wie wichtig es ist, dass sich ein Mensch um den anderen kümmert und dass jeder von ihnen, der körperlich gesund ist, versuchen sollte, nicht nur das Schwimmen, sondern auch das Rettungsschwimmen zu lernen, damit er anderen Menschen helfen kann, wenn sie in Gefahr sind. Wir hatten viele gute Schwimmer in Ostpreußen, und das sollte auch unter unserer ostpreußischen Jugend hier im Westen so bleiben“.

 

In dem Lehrbuch über das Rettungsschwimmen, einem abgegriffenen Bändchen, das Landsmann Brandenburger immer bei sich trägt, steht ein Wort von Konfuzius: „Der Retter eines Menschen ist größer, als der Bezwinger einer Stadt“.

 

Seite 10   „Vogelkrieg“ auf dem Frischen Haff

Mit etwa 9,5 Seemeilen Geschwindigkeit ließen Elbinger Kaufleute 1840 ihre „Schwalbe" nach Königsberg „fliegen“. Das heißt, sie fuhr über das Frische Haff, denn die „Schwalbe“ war ein in England gekauftes eisernes Dampfschiff, 90 Fuß war er lang, und die Maschine leistete 24 PS. Der Wasserweg nach der ostpreußischen Hauptstadt wurde beliebt, weil er auf dem schmucken Schiff weit bequemer und auch schneller zurückgelegt werden konnte als in der engen Postkutsche. Das Geschäft ließ sich gut für die Unternehmer an. Die Aktionäre der „Schwalbe“ kauften schon im nächsten Jahr in England einen zweiten Dampfer, „Falke" genannt. Beide ermöglichten eine tägliche Verbindung zwischen Elbing und Königsberg. Sie wurde eifrig genutzt, und dies verlockte einen Elbinger Kaufmann, auch noch ein drittes Dampfschiff „James Watt" auf der Route einzusetzen. Nun aber kam der Rückschlag! Für drei Dampfer fanden sich nicht genügend Fahrgäste, und der Besitzer des dritten Dampfers setzte bei jeder Fahrt 26 Taler zu. Dieses Verlustgeschäft war für ihn umso ärgerlicher, weil er mit je einem Fünftel auch bei den anderen beiden Dampfschiffen beteiligt war, die infolge des Konkurrenzkampfes auch keinen Gewinn mehr abwarfen. Man kam überein, die „Schwalbe“ als das kleinste Schiff, aus dem Verkehr zu ziehen; sie durfte nur noch gelegentlich Sonntagsausflügler nach Kahlberg bringen. – Ähnlich erging es dem „Gänschen“, das 1846 auf dem Frischen Haff auftauchte. Sein Wettkampf mit „Schwalbe“ und „Falke“ führte zum sogenannten „Vogelkrieg“. Das „Gänschen“ unterlag hierbei und musste sich auf die Linie Königsberg-Pillau beschränken. – Jedoch 1864 fuhren wieder vier Dampfschiffe zwischen Elbing und Königsberg.

Nach Mitteilungen von Dr. Arno Zimmer.

 

Seite 11   Die Zaunlücke. Von Elisabeth Schaudinn.

Zeichnung: Erich Berendt. Schweigend ging er voran auf dem Kiesweg, ein Rattenfänger ohne Musik; schweigend, doch leise kichernd folgten die Kinder mit neugierig gespannten Gesichtern.

 

Jedes Mal, wenn die alte Dame ihr Mittagschläfchen in der Laube hielt, faltete der alte Herr die Zeitung zusammen und erhob sich etwas mühsam aus seinem Liegestuhl unter dem Aprikosenbaum. Ein Weilchen stand er ganz still und lauschte nach dem geöffneten Fenster der Laube hin. Erst wenn er die langen, regelmäßigen Atemzüge oder gar einen kleinen Schnarcher hörte, ging er ganz vorsichtig, leise lächelnd den Kiesweg hinab bis zur versteckten Gartenpforte. Er lehnte sich übers Staket, ganz umrankt von den wuchernden Kletterrosen, und schaute nach beiden Seiten die Straße entlang. Dann pfiff er halblaut, es wollte nicht recht gelingen. Immer war es das gleiche Spiel, und immer hob sich an der anderen Straßenseite bei diesem Pfiff eine Staubwolke auf, als hätte ein Hühnervolk im Sand gebadet und flöge nun hoch.

 

„Der Onkel!" krähte ein Stimmchen. „Der Onkel!" klang es als Echo. Und dann kam es getrippelt, gelaufen, gesprungen: ein paar Buben mit wirrem Haar und komischen halblangen Hosen, ein paar blasse kleine Mädel mit dünnen Beinchen, und hintendrein ein tollpatschiges Zweijähriges, dem man es noch nicht ansehen konnte, ob es einmal als Männlein oder als Fräulein durchs Leben zu kugeln gedachte.

 

Der alte Herr nickte ermunternd und winkte; und als sie ganz nahe waren, machte er: „Pssst …“, legte den Zeigefinger auf den Mund und hob die Pforte beim Öffnen etwas an, damit sie nicht knarrte. Schweigend ging er voran auf dem Kiesweg, — ein Rattenfänger ohne Musik; schweigend, doch leise kichernd folgten die Kinder, mit neugierig gespannten Gesichtern; denn immer wieder führte er die kleine Prozession auf neue überraschende Wege; einmal rechts zur Himbeerhecke oder zum großen Klarapfelbaum, ein andermal links zur Honigbirne oder zur frühen Pflaume. Immer blieb er dann irgendwo in einem versteckten Winkel stehen und ließ wie ein gütiger Zauberer plötzlich die schönsten und reifsten Früchte von irgendeinem Baume herab auf die Kinder regnen. Sie wussten es nun schon und griffen ungeniert zu. Blitzschnell stopften sie Hosentaschen und Schürzen voll und trabten dann ohne Dank und Gruß wieder zur Pforte. Der alte Herr beeilte sich, nachzukommen und machte noch einmal ermahnend: „Pssst —!" Aber da waren sie schon an der Tür und hindurch, und ihm blieb nichts weiter zu tun, als abzuschließen und ihnen noch eine Weile nachzuschauen und zu lächeln, wenn eines sich umsah und zwischen Kauen und Abbeißen lachte oder gar winkte. Dann schlich er sich zurück zum Liegestuhl, legte die Zeitung wieder auf seine Knie und schloss die Augen.

 

Immer war es das gleiche Spiel gewesen, von den Erdbeeren bis zu den Äpfeln und Birnen. Einmal aber, es war schon im September, nahm das Spiel ein unerwartetes Ende. Als die Kinder sich auf dem Rasen um rote Himbeeräpfel balgten und der alte Herr dem Baum gerade noch einmal einen sanften Stoß geben wollte, stand plötzlich vor dem dunkelglänzenden Laub der Rosenhecke — die alte Dame. Das graue Kleid mit dem Eisblumenmuster, die bläulich geäderten Hände, das zarte, strenge Gesicht unterm weißen Haar, alles verbreitete kühlen, metallischen Glanz in der prallen, bunten Spätsommerwärme. Die Kinder liefen davon wie die ersten Menschen beim Anblick des Cherubs, und der alte Herr stand mit hängenden Armen wie ein ertappter Schulbub da. „Das sind also unsere Obstdiebe", sagte sie; und er stotterte: „Ich erkläre dir alles“.

 

Aber das war nicht so leicht. Wortlos werkten sie den ganzen Nachmittag nebeneinander her. Wortlos tranken sie ihren Kaffee. Sie trug die erlittene Kränkung mit sich herum und er sein Schuldgefühl, bis es kühl zu werden begann und er schüchtern sagte: „Wenn wir den Siebenundzwanziger um zehn nach halb noch kriegen wollen, müssen wir gehn“. Schweigend stellte er Gießkanne, Harke und Spaten hin; schweigend setzte sie sich den schwarzen Strohhut auf; schweigend der Weg, die Fahrt im Omnibus durch die laute Stadt; schweigend die zwei Treppen zur Wohnung; schweigend das Abendbrot. Keiner drehte das Licht an.

 

Aber die Dämmerung ist eine hilfreiche Zauberin; sie besänftigt die harten und scharfen Linien und verwandelt das allzu bekannte geheimnislose Gesicht zurück in seine einstige unerschlossene Schönheit.

 

„Mein Gott, wie konnte ich sie so kränken?" denkt der alte Herr und senkt den Kopf, weil er merkt, dass ihr Blick auf ihm ruht.

 

„Er ist doch immer noch der alte Junge", denkt die alte Dame, und ihre Strenge zerschmilzt.

 

Jetzt lässt sich's erklären: „Weißt du, es muss in unserem ersten Jahr in Lindenau gewesen sein, noch vor Fritzchens Geburt“.

 

Sie neigt den Kopf und sinkt ein bisschen in sich zusammen — wie immer, wenn die Erinnerung an Ostpreußen und an das Gut so plötzlich über sie kommt.

 

„Du erinnerst dich an den Augustapfelbaum", fährt er fort, „ganz hinten im Park; da war eines Tages in der Früh' immer das Fallobst weg gewesen, und eines Morgens lagen sogar abgeschlagene Ästchen unter dem Baum, und ich entdeckte ein Loch im Zaun. Mittags, als du dein Schläfchen hieltest, nahm ich Hut und Stock und ging vom Hof, als wollte ich nach der Ernte sehen. Aber dann kroch ich durch das Loch im Zaun unbemerkt zurück in den Park und versteckte mich im Gebüsch. Ich brauchte nicht lange zu warten, da guckte ein kleiner kahlgeschorener Kopf durch das Loch und große schwarze Tieraugen sicherten nach allen Seiten; und dann stieg das Bürschchen ein. Weißt du, es war eins von diesem liederlichen Gespannknecht, dem ich gekündigt hatte; sie hießen Grind …“

 

„Ja, und so waren sie auch", sagte die alte Dame.

 

„Ich ließ also den kleinen Grind erst hereinkommen und sich die Taschen füllen. Dann aber, als er schon wieder in der Zaunlücke steckte — er war natürlich durch die prallen Taschen recht hilflos -, da sprang ich rasch vor, zog ihn an den Beinen wieder herein und habe ihn ganz erbärmlich verbläut. Und das Bitterste war, ich leerte ihm die Taschen radikal aus; all die schönen gelben Frühäpfel nahm ich ihm weg, und als er dann schleunigst durchs Loch verduftet war, nagelte ich das Paradies hinter ihm zu“.

 

„Nun? Und was weiter?" fragte die alte Dame.

 

„Zunächst nicht viel. Nur dass mir die Sache peinlich und unfair vorkam. Ich habe sie dir damals gar nicht erzählt“.

 

„Warum peinlich? Diese Leute hatten so mangelhafte Eigentumsbegriffe, dass eine handgreifliche Belehrung nur heilsam war!"

 

„Es hat mir damals auch keine schlaflose Nacht bereitet. Ich habe es bald vergessen, bis ich viel später einmal wieder daran erinnert wurde. Das ist noch gar nicht so lange her, ein paar Jahre nur. Wir waren schon die alten heimatlosen Leute, die wir jetzt sind, und von unserem Lindenau war kein Stein mehr auf dem anderen. Da bin ich mal eines Abends auf dem Heimweg vom Kartoffelhamstern an einen ganz verwunschenen Garten gekommen. Weißt du, es gibt da draußen plötzlich mitten im Feld ganz einsame Obstgärten, wahre Paradiese, von Pflaumenhecken umfriedet, meist ganz verlassen. Nur ein Schuppen oder eine Laube erinnerte an die Besitzer, und es war ungeschriebenes Gesetz, dass man den ganzen Fallobstsegen, der auf das Feld gefallen war, auflas. Du weißt ja, wie es damals war; man half auch zuweilen ein bisschen nach“.

 

Die alte Dame war froh, dass es dunkel war, denn jetzt empfand auch sie die Geschichte als peinlich.

 

„An jenem Abend also“, fuhr der alte Herr fort, „erlebte ich als alter Mann genau das Gleiche wie der kleine Hosenmatz namens Grind. Ich sah ein Loch im Zaun, und es übte augenblicklich eine zauberische Anziehungskraft auf mich aus. Ich sah durch die Hecke herrliche gelbe Äpfel im Rasen liegen. Äpfel, die niemand auflas, die vielleicht ungenutzt von Wespen zerfressen wurden oder verfaulten. Ja, ich kann es dir nicht ersparen. Ich kroch hinein und stopfte mir alle Taschen voll“.

 

Er schwieg eine Weile, wie um der alten Dame Zeit zu einem Einwurf zu lassen. Aber sie schwieg auch.

 

„Und dann, als ich schon wieder in der Zaunlücke steckte, donnerte eine Stimme: ,Halt!' — Erlass mir die Einzelheiten. Schläge gab es zwar nicht, aber die Worte genügten“.

 

Wieder eine Pause. Wieder sagte sie nichts.

 

„Damals sah ich plötzlich die großen Tieraugen des armen Bengels vor mir, sah Schrecken, Angst, vielleicht sogar etwas wie Hass; und als ich mit meinem Rucksack voll Kartoffeln zum Omnibus trottete, habe ich ein Gelübde getan, wenn ich je wieder zu einem Garten käme ... Na ja, also“.

 

Die alte Dame sagte noch immer nichts.

 

„Verzeih, dass ich dich nicht teilnehmen ließ, aber — ich habe mich etwas vor dir gefürchtet“.

 

Es war schon so dunkel, dass er ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte. Aber da legte sie leise ihre Hand auf sein Knie. Nach einer Weile versuchte sie noch einmal, streng zu sein: „Sag mal, willst du das nun immer so weitertreiben? Alle Jahre, solange wir noch diesen Garten haben?"

 

„Alle Jahre?" fragte er zurück. Es klang belustigt, als lachte er in der Dunkelheit leis vor sich hin. „Ach Liebste, das ist ja das Schöne, dass man in unserem Alter endlich verschwenden darf!"

 

Seite 11   Unser Schulpferd. Von Hedy Groß

Wenn Sie auf ostpreußischen Landstraßen gefahren sind, haben Sie uns vielleicht einmal getroffen. Wir müssten Ihnen aufgefallen sein. Eine ganze Menge ziemlich magerer Kinder, mindestens drei, wenn der Heinrich mitfuhr, waren wir vier. Ein kleines Wägelchen oder ein entsprechender Schlitten und davor ein dickes, tapsiges Pferd, der Gnaschel. Hellbraunes Fell mit ganz hellblonder Mähne und ebensolchem Schwanz. Wir waren immer sehr munter, und er war ein Dickhäuter und kam nicht von der Stelle. Peitsche meinen Sie? Ging nicht bei der dicken Haut, hatte gar keinen Zweck. Jedenfalls die Peitschen, die sie uns so mitgaben, rührten ihn nicht von der Stelle. Die Bogenpeitsche war ja sowieso hinter dem Schrank im Haus versteckt, und was sonst noch im Wagenschauer an guten Peitschen war — die eine gehörte dem Paul, die andere dem Fritz, die dritte dem Olesch — und irgend son krummer Kadick, der dann noch übrig war, der war gut genug für uns. Wir bekamen weder eine anständige Peitsche, noch je ein anderes Pferd. Wenn wir schon allein kutschieren wollten, war das der sicherste Weg, uns alle jeden Tag heil wiederzubekommen. Wenn irgendeine Gefahr nahte, stand Gnaschel wie ein Fels und rührte sich nicht. Also die Losung hieß: „Ihr müsst eben zeitig losfahren“.

 

Wenn wir uns nun so gelassen hätten, wie sie uns für den Schulweg verpackt hatten, dann wären wir bestimmt alle miteinander eingeschlafen und nie zurzeit gekommen. Kaum waren wir zum Tore hinaus, fingen wir an, uns unserer Hüllen zu entledigen, alle Kopfschützer und Ohrenwärmer, Hals- und Kopftücher flogen nach hinten in den Wagen hinein. Auch der „Umgang" (sprich Umhang), der unter Garantie einem von uns umgehängt worden war, weg damit! Was konnten wir schließlich dafür, dass die Erwachsenen gefroren hätten! Also unserer Dickhäute entledigten wir uns sehr schnell und wir wurden lebendig und beweglich, aber Gnaschels Dickfälligkeit, das blieb der ewige Kampf auf dem Schulweg. Wir mussten uns immerzu was Neues ausdenken, um ihn in einer normalen Gangart zu halten. Glück hatten wir, wenn jemand vor uns herfuhr, Gnaschel war anscheinend geselliger Natur und versuchte in Reichweite seines Kameraden zu bleiben. Ganz schlimm war es aber, wenn wir andern Wagen begegneten, die in umgekehrter Richtung fuhren. Auch da offenbarte sich bei Gnaschel ein großer Hang zur Geselligkeit. Er blieb jedes Mal stehen und begrüßte wiehernd den Artgenossen, am liebsten hätte er ihn beschnuppert und geküsst, und er wandte noch lange den Kopf nach ihm hin, wenn der andere kaum noch zu sehen war, Lieb, nicht wahr? Aber ich gestehe, wir hatten für diese Eigenarten wenig Verständnis und sannen nur auf Mittel und Wege, den Gnaschel zu überlisten. Sehr empfindlich war er gegen Geräusche. Das war unser Glück.  Schon am Abend vorher hatten wir uns ihm ungewohnten Lärm ausgedacht, um ihn zu erschrecken und ihn einige hundert Meter zum Traben zu bringen. Die entsprechenden Instrumente brachten wir mit in den Wagen. Wir begannen mit Tüten, die mit einem Knall aufplatzten, und gingen dann zu klappernden Deckeln, Pfeifen, Tuten, Trillern, Krähen in jeder Lautstärke über, dass der Wald nur so schallte. Doch durften wir dieselben Geräusche nicht wiederholen, Gnaschel war anscheinend musikalisch, er hatte ein gutes Gedächtnis und mehr als zwei-, dreimal ließ er sich nicht durch dasselbe Geräusch schrecken. Wenn man so denkt, all die Jahre, die man so zur Schule gehen muss, und sich da immer neue Geräusche ausdenken muss, war sehr anstrengend.

 

Gar nicht liebte Gnaschel es, wenn wir auf unserem Wege Herrn Dr. S., einen unserer Lehrer, trafen. Er war vom Kriege etwas gehbehindert und wollte sicher vor der Schule immer trainieren, deshalb ging er in der Theorie zu Fuß. In der Praxis aber wurde er regelmäßig von uns auf halbem Wege eingeholt, und da er genau so spät dran war wie wir, war es selbstverständlich, dass er mitfahren wollte. Aber Gnaschel roch den Braten schon von weitem. Er schlug dann urplötzlich eine für seine Verhältnisse rasende Gangart an und war nicht zum Stehen zu bewegen. Dumm war er nicht, er wusste genau, was ein Anhalten in diesem Moment für ihn bedeutete; eine Mehrbelastung von 160 Pfund. So musste Herr Dr. S. dann immer hinter uns herlaufen und im Fahren aufspringen — und das mit seinem kranken Fuß! Und das alles nur wegen Gnaschels Tücken und Nicken. Herr Dr. S. konnte sich in seine Psyche bestimmt nicht hineinversetzen, und uns hielt er sicher für unhöflich oder gar heimtückisch. Gibt es denn sowas dass man ein Pferd beim Anblick eines bestimmten Menschen jedes Mal durchgehen lassen muss und nicht zum Anhalten bringt! Aber Herr Dr. S. ließ uns das nicht entgelten, nie ließ er in der Schule merken, dass wir durch Gnaschel in intime Beziehungen gekommen waren.

 

Unsere Freunde aber liebten Gnaschel alle sehr, sie hatten ja auch keine Ahnung, was wir jeden Morgen mit ihm durchmachen mussten. Sie erlebten ihn höchstens, wenn er mittags vom „Friedrich" im Tor bei unserm Kaufmann neu angeschirrt und ausgeruht präsentiert wurde. Kaum waren wir da auf dem Wagen, raste Gnaschel auch schon, wie von der Tarantel gestochen, los. Diese Gangart behielt er auch auf dem ganzen Heimweg bei, ohne jede Aufmunterung unsererseits. Man hätte nicht glauben sollen, dass dies dasselbe Pferd war, je näher dem Zuhause, desto blitzartiger raste er. Umgekehrt war es mit uns. Je näher dem Hause, desto dickfälliger wurden wir, desto mehr Hüllen holten wir hinten aus dem Wagen und zogen sie über uns, als letztes kam dann kurz vor der Einfahrt noch der „Umgang" dran, man wollte ja schließlich keinen Streit haben.

 

Seite 11   Neun „porzellanscheckige" Hengste

1024 Pferde sowie 70 Esel und Maultiere befanden sich 1739 in dem sieben Jahre zuvor gegründeten Gestüt Trakehnen. In dem genannten Jahre schenkte König Friedrich Wilhelm I. das Gestüt dem Kronprinzen. Als Landesherr vermehrte Friedrich der Große den Bestand durch 280 Beutepferde neapolitanischer Rasse. Nach dem Siebenjährigen Kriege errang Trakehnen einen bedeutenden Ruf; es brachte einen jährlichen Reingewinn von 14 000 Reichstalern. Der Fürst Potemkin kaufte einst einen Zug von neun porzellanscheckigen Hengsten — über den König Friedrich geäußert hatte, er sei für ihn zu schade — für die russische Kaiserin Katharina II. für 2000 Dukaten. Der berühmte Reitergeneral von Seydlitz ritt fast nur Trakehner Pferde.

 

Seite 11   Kornaust

Von Toni Schawaller

Wenn Kornaust wär öm Heimatland,

De Sens' dorcht Kornföld sung,

E' Mäkeshand das Garweband

Omt riepe Kornke schlung.

 

Wenn Kornaust wär öm Heimatland,

Leeg keine Hand öm Schoot;

Dann röhrd sick oolt on junge Hand

Fart leewe täglich Brot.

 

Wenn Kornaust wär öm Heimatland,

Dat Korn ön Schoade leeg,

Wenn riekt nach fröschet Brot dat Land,

Dann wär ons Gott so neeg.

 

Wenn Kornaust war öm Heimatland,

Wie schien de Sonn dann heet.

Doch äwer ons öm Sonnebrand

De Lerke sung e Leed.

 

Wenn Kornaust wär öm Heimatland,

Deed jeder woll sin Deel.

Doch wußt wi, dat Goot sine Hand

Trie äwer ons doch heel.

 

Seite 12   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Königsberg-Stadt

Akademische Ruderverbindung Alania

Die Altherrenschaft der Akademischen Ruderverbindung Alania, Königsberg, feierte in diesem Sommer auf dem neuen Korporationshaus der A.R.V. Angaria, Hannover, ihre erste Wiedersehensfeier, verbunden mit dem 60. Stiftungsfest. Über dreißig AH.AH. waren zu diesem Treffen erschienen, und es wurde allen Teilnehmern, teils nach jahrzehntelanger Trennung, ein großes Erlebnis. Aus der Anzahl von Glückwunschschreiben und Telegrammen sei hier nur der herzliche Glückwunsch des Rudervereins Prussia, Königsberg, erwähnt, der insbesondere seine landsmannschaftliche Verbundenheit und die viele Jahrzehnte dauernde Ruderkameradschaft in Königsberg zum Ausdruck brachte. Einstimmigkeit herrschte darüber, die akademische Ruderei weiter zu unterstützen. Geplant ist ein Zusammenschluss mit dem AHV. der A.R.V. zu Danzig, um die alten Traditionen in einer neuen Ruderverbindung wieder ins Leben zu rufen. Folgender Vorstand wurde konstituiert: 1. Vorsitzender G. Szogs, Staatsanwalt, (20a) Hannover, Erwinstraße 6; Stellvertreter, Walther Richter, (21a) Münster/Westf., Scharnhorststraße 55; Schriftführer, Rechtsanwalt Dr. Kurt Schröder, (16) Kassel, Germaniastraße 14. Viele Anschriften fehlen noch. Wir suchen u. a. Amtsgerichtsdirektor Fastnacht, Amtsgerichtsrat Dr. Fixon, Studienrat Artschwager, die Dipl.-Landwirte Hendel und Scharre und Landgerichtsrat Kaulbarsch. W. R.

 

Königsberg-Land

Unser Patenkreis Minden/Westf. hat für Jugendliche unserer Heimatkreisgemeinschaft Freiplätze in den Kreisjugendheimen auf der „Lutter'schen Egge" bei Minden oder auch in St. Andreasberg (Harz) zur Verfügung gestellt. Durch diese Freiplatzspende wird Jugendlichen unseres Heimatkreises kostenloser Aufenthalt (etwa 14 Tage) in den landschaftlich schön gelegenen Jugendheimen gewährt. Durch diese gemeinschaftliche Freizeit soll unseren Jugendlichen Gelegenheit geboten werden, sich untereinander kennenzulernen und Freundschaft zu schließen; ebenso auch mit Jugendlichen aus unserem Patenkreise, die gleichzeitig dort weilen. Der Heimatgedanke wird durch Wort und Bild angeregt und vertieft werden.

 

Zur Teilnahme werden Jugendliche im Alter von 12 bis etwa 19 Jahren aufgefordert. Die Freizeiten werden Ende August bis Anfang September veranstaltet. Die Kosten für An- und Rückreise müssen durch die Teilnehmer selbst aufgebracht werden. Anmeldungen bitte ich schnellstens an meine untenstehende Anschrift zu richten. Diese müssen enthalten: Vor- und Familiennamen, Alter, bzw. Geburtsdatum, Heimatwohnort der Eltern und jetziger Wohnort bzw. Anschrift in deutlicher Schrift. Die Angemeldeten erhalten dann brieflich Nachricht über Anreisetag usw.

 

Außerdem gebe ich schon jetzt bekannt, dass das diesjährige Haupttreffen unseres Heimatkreises am „Tag der Heimat", dem 22. September, in unserem Patenkreis Minden/Westf., im Gasthaus „Friedental" zu Barkhausen an der Porta Westfalica stattfinden wird. Weitere Bekanntmachungen folgen.

Fritz Teichert, Kreisvertreter, Helmstedt, Triftweg 13

 

Fischhausen

Kreisgeschäftsstelle: Wir haben in den letzten Monaten festgestellt, dass viele Anschriften in unserer Kartei nicht stimmen. Wir bitten alle Landsleute aus unserem Heimatkreise herzlich, ihren Umzug und ihre neue Anschrift mitzuteilen. Unsere Kartei hat über 40 000 Personen erfasst und wird wertlos, wenn die Anschriften, die laufend gesucht und vermittelt werden, falsch sind. Es ist immer wieder schmerzlich, den in letzter Zeit aus der Heimst gekommenen Landsleuten, die nun ihre Angehörigen, und vor allen Dingen die Arbeitgeber und Zeugen für ihre Rentensachen suchen, nicht mehr stimmende Anschriften mitteilen zu müssen. Unsere Geschäftsstelle bemüht sich laufend, die noch immer fehlenden 25 000 Einwohner zu ermitteln und versendet ständig Karteikarten mit der Bitte um Ausfüllung. Leider liegen seit Monat Januar fast 200 solcher Schreiben, die uns Porto und Geld kosten, unbeantwortet! Wir bitten daher alle Landsleute, die solche Schreiben erhalten haben, um Erledigung. Dasselbe wird bei den so dringend benötigten Zeugenbefragungen für Wohnsitzbescheinigungen beobachtet. Unsere Landsleute, die für den Bundesvertriebenenausweis eine Wohnsitzbestätigung brauchen, müssen dadurch oft monatelang warten, bis sie den für sie so wichtigen Ausweis erhalten können. Weiter bitten wir alle die, die noch keinen Vertriebenenausweis erhalten haben, sich bei der Antragstellung zwei Zeugen zu beschaffen und diese gleich mit anzugeben.

 

Weiter geben wir allen Einsendern von Bildmaterial für unsere Heimatgeschichte bekannt, dass wir endlich im Besitz einer eigenen Reproduktionsanlage sind und alle Bilder in diesen Tagen den Einsendern zurückgestellt werden. Wir möchten an dieser Stelle allen diesen Landsleuten unseren besonderen Dank aussprechen und die anderen bitten, ihr Material, das nun schneller bearbeitet wird, uns zur Einsicht zuzustellen.

 

Gemeinde Palmnicken: Zur Aufstellung der Seelenliste (Einwohnerverzeichnis 1939 3076 Einwohner) sind bisher nur 755 Einwohner nachgewiesen. In Zusammenarbeit mit dem Gemeindevertreter, Bürgermeister Friederichs, wird die Kreisgeschäftsstelle nun versuchen, auch diesen Ort endgültig zu bearbeiten. Es werden daher in diesen Tagen an verschiedene Landsleute dieser Gemeinde Karteikarten und Listen versandt mit der Bitte, diese zu vervollständigen. Da von den ersten 50 versandten Schriftsätzen bereits 20 als unbestellbar zurückgekommen sind, werden alle Einwohner von Palmnicken gebeten, sich mit einer Postkarte, die die volle Anschrift mit Postleitzahl und Kreis enthält, bei der Kreisgeschäftsstelle zu melden.

 

Suchliste: Die Geschäftsstelle sucht für Zeugenschaft und andere Rechtsangelegenheiten unserer Landsleute aus Cranz:

 

Dr. Brämer;

Dr. Krohn;

Apotheker Wreschinski;

Lehrerwitwe Wasgien;

Frau Ross, geb. Fink;

Kurt oder Karl Bartnick;

Schlachthofaufseher Adolf Fehse. —

 

Aus Georgenswalde:

Kurt Kurland;

Fuhrhalter Artur Albrecht. —

 

Aus Neukuhren:

Tischlermeister Heinrich Fernitz und Familie;

Stellmachermeister Fritz Ziffer;

Luftwaffenprüfmeister Bruno Rußland;

Kurt Wiechert oder Wichowski, vom Fliegerhorst 1.

 

Aus Rauschen:

Reichsbahnangestellter Otto Neumann.

 

Die Gemeindevertreter wie auch alle Landsleute, die etwas von dem Verbleib der benannten Landsleute wissen, werden gebeten, dieses unserer Geschäftsstelle in (24b) Borstel bei Pinneberg, mitzuteilen.

Hermann Sommer, Stellvertretender Kreisvertreter Heiligenbeil

 

Heiligenbeil

Wir erinnern unsere Landsleute heute noch einmal an unser großes Heimattreffen in unserer Patenkreisstadt Burgdorf bei Hannover am 10. und 11. August. Das reichhaltige und wohlvorbereitete Programm verspricht eine schöne und nachhaltige Wiedersehensfeier. Das Treffen wird uns wieder mit unseren Landsleuten zusammenführen und unsere äußere und innere Verbundenheit zueinander und auch zu den Menschen unseres Patenkreises kundtun. Darüber hinaus wird unsere Gemeinschaft ein Bekenntnis zur Heimat ablegen und die Treue zu ihr mit dem unumstößlichen Willen zum Kampf um die Wiedergewinnung unserer Heimat mit friedlichen Mitteln neu bestätigen. Alle unsere bisherigen Heimattreffen waren gut besuchte Veranstaltungen und Kundgebungen, die allen Besuchern viel Freude und Kraft für den Alltag gegeben haben. Deshalb wollen wir uns in Burgdorf wiedersehen! Über die Veranstaltungsfolge, Quartierbestellung usw. sind Mitteilungen in den Folgen 50 und 31 des Ostpreußenblattes vom 27. Juli und vom 3. August erschienen.

 

Seite 12   Kantor Rohde 75 Jahre alt

Am 13. August 1957, begeht Lehrer und Kantor i. R. Friedrich Rohde, aus Tiefensee seinen 75. Geburtstag. Der Jubilar stammt aus dem Städtchen Drengfurt. Er erhielt seine Vorbildung im Lehrerseminar Angerburg, war von 1903 bis 1911 Lehrer in Schönfeld-Schwiegneinen, Kreis Angerburg, und wirkte danach in Schönfeld, Kreis Heiligenbeil. Im Jahre 1915 wurde er als Lehrer und Kantor nach Tiefensee berufen, und er hat hier volle 30 Jahre bis zur Vertreibung im Februar 1945 gearbeitet. Viele hundert Schüler und Schülerinnen verdanken dem tüchtigen Lehrer und Erzieher ihre Bewährung im Leben. Die Kirchengemeinde Tiefensee hatte in Kantor Rohde einen trefflichen Organisten und Kirchenfreund. Daneben bekleidete der Jubilar mehrere Nebenämter in der Gemeinde und Kirche und ruhte auch nicht nach seiner Vertreibung, obgleich ihn im Dezember 1945 ein tiefes Leid traf; er verlor in Labehn, Kreis Lauenburg, seine treue Lebensgefährtin. In Neustadt (Holstein) gehörte er dem Kirchenvorstand an und arbeitet eifrig als Gemeindevertreter seiner Gemeinde Tiefensee bei uns mit. Kantor Rohde hat dadurch unserm Kreise in der Heimat wie hier im Westen reiche und Wert-Arbeit geleistet, für die wir ihm an seinem Ehrentage herzlich danken. Er lebt seit einigen Jahren bei seiner einzigen Tochter, Frau Margarete Grübner, in (23) Diepholz, Graftlage, er erfreut sich einer verhältnismäßig guten körperlichen und geistigen Frische. Die Kreisgemeinschaft Heiligenbeil gratuliert dem verdienstvollen Jubilar zu seinem Geburtstage und wünscht ihm auch weiterhin Gesundheit, Kraft und Gottes Segen!

 

Seite 12   Mittelschul-Klassenbild 1936

Eine Landsmännin, Frau Charlotte Kersten, geb. Anders, hat uns ein Klassenbild der Mittelschule Heiligenbeil vom Juni 1936 zur Verfügung gestellt, von dem wir Reproduktionen herstellen lassen können. Das Bild kostet in Postkartengröße 50 Pfennig und in Größe 11,5 x 17 cm 1,-- DM (einschließlich Porto bei Zusendung).

Das Bild zeigt die Lehrkräfte:

Lenmann,

Krohm,

Lojewski,

Guttzeit,

Gassert,

Link,

Thimm,

den Hausmeister Kellputt und

34 Schüler (innen),

z. B. Hopp,

Nichau,

Beil,

Lange,

Kohn,

Friese,

Pultke,

Kubitza,

Krause,

Sawatzki,

Anders,

Mischel,

Schulz,

Potreck,

Konkol,

Krohm,

Lewin,

Stöpke u. a. m.

 

Bestellungen sind schriftlich oder mündlich (beim Treffen in Burgdorf, wo das Bild gezeigt werden wird) bei Landsmann E. J. Guttzeit. (23) Diepholz, Wellestraße 14, einzureichen.

Karl August Knorr, Kreisvertreter, Bad Schwartau, Alt Rensefeld 42

 

Pr.-Eylau

Erst jetzt erreichte uns die Nachricht, dass Landsmann Albert Bangel, Mitglied unseres Kreistages und Ortsbeauftragter für das Dorf Petershagen, am 29. Juni 1957, in Wattenbek verstorben ist.

 

Sowohl in der Heimat als auch nach der Vertreibung hat er seine Arbeitskraft stets der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. In Ostpreußen war er Ortsbauernführer, in der Bundesrepublik hat er als Ortsbeauftragter für sein Heimatdorf sich vorbildlich für die Erfassung der Landsleute eingesetzt. Gelegentlich der Kreistreffen, bei denen der Verstorbene nie fehlte, wurde sein kluger Rat immer gern gehört.

 

Wir werden unserem Landsmann Bangel stets ein ehrendes Gedenken bewahren.

von Elern-Bandels, Kreisvertreter, Königswinter/Rhein, Ferdinand-Mülhens-Straße 1

 

Rößel

Am 27. Juli hat sich der Kreistag in Hannover zur Konstituierung versammelt (vgl. Veröffentlichung in Folge 28 des Ostpreußenblattes vom 13. Juli). Zu Beginn der Sitzung gedachten die Anwesenden des kürzlich verstorbenen Prälaten Kather.

 

Die Vorlage der Jahresrechnung durch Schatzmeister Kretschmann, die Bekanntgabe des Haushaltsvoranschlages für 1956 und 1957 sowie die Erstattung des Jahresberichtes durch den Kreisvertreter veranlassten eine weitgehende Aussprache. Nachdem der Kasse und dem Vorstand Entlastung erteilt worden war, erfolgte die Neuwahl des Vorstandes.

 

Dem Vorstand (Kreisausschuss) gehören nun an:

Kreisvertreter Franz Stromberg;

stellvertretender Kreisvertreter Claus von Rützen;

 

Beiräte (Mitglieder des Kreisausschusses)

Fräulein Adelheid Ehm,

Fräulein Hildegard Kuhnigk,

Erich Beckmann,

Bernhard Kretschmann,

Bruno von Marquardt,

Bruno Raffel und

Rudolf Thiel.

 

Hiermit ist nun die gesamte Kreisvertretung ordnungsgemäß gebildet.

 

Letzter Hinweis zum Jahreshaupttreffen am 11. August in Hamburg, Curiohaus, Rothenbaumchaussee 9/13, der Saal ist schon ab 10 Uhr geöffnet. Die Versammlung beginnt um 14 Uhr. Die Landsleute haben Gelegenheit, folgende Gottesdienste zu besuchen: katholischer Gottesdienst in der Kirche St. Marien, Danziger Straße, um 8.15 Uhr, 9.30 Uhr und 10.30 Uhr, in der Kirche St. Elisabeth, Oberstraße, Ecke Hochallee, um 9.15 und 10.30 Uhr. Evangelischer Gottesdienst in der Kirche St. Johannis am Mittelweg um 8.30 Uhr und 10 Uhr.

Franz Stromberg, Kreisvertreter, Hamburg 19, Armbruststraße 27

 

Seite 12   Die Osteroder trafen sich in Hannover

Wiedersehen der Lehrer und Schüler des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums

 

Das Kreistreffen von Osterode in Hannover hatte diesmal sein besonderes Gesicht dadurch das sich bereits am Sonnabend, die Lehrer und Schüler des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums getroffen hatten und eine große Zahl von ihnen am Haupttreffen teilnahm. Durch diese Zusammenlegung, die bei Sondertreffen selbstverständlich sein sollte, springt für beide Teile ein Vorteil heraus: die Teilnehmer am Sondertreffen können viele andere alte Freunde und Bekannte sprechen, und das Haupttreffen hat einen stärkeren Besuch aufzuweisen.

 

Für dieses erste Schultreffen hatte Joachim Schubert seit drei Jahren die notwendige Vorarbeit geleistet, indem er die ehemaligen Lehrer und Schüler karteimäßig erfasste. Das war ihm so gut gelungen, dass Gerhard Kaesler, der die Organisation des Wiedersehens übernommen hatte, mehrere hundert Einladungen versenden konnte. Seinem freudigen Einsatz war ein voller Erfolg beschieden. Gewiss, der Zeitpunkt konnte wegen der Urlaubszeit nicht jedem passen. Immerhin bewies die Zahl der Teilnehmer — es waren etwa 150 Schüler mit ihren Frauen erschienen — wie stark die alte Schulkameradschaft noch wirkt. Viele hatten Grüße geschickt, darunter die beiden letzten Direktoren der Schule, Dr. Cybulla und Maraun, die aus persönlichen Gründen am Erscheinen verhindert waren. Gerhard Kaesler begrüßte die Erschienenen und sprach über technische Einzelheiten und Zukunftspläne. Dr. Kowalski ermahnte mit wenigen Sätzen seine alten Schüler zur Arbeit in der Heimatpolitik. Auf der Schule hätten sie einen Hauch humanistischen Geistes verspürt. Daher müssten sie größere Pflichten gegenüber der Allgemeinheit übernehmen, weil sie dazu befähigt seien. Im Übrigen verliefen Nachmittag und Abend in frohen, aber auch ernsten Gesprächen über Vergangenheit und Zukunft. Eine größere Zahl Unentwegter traf sich noch am Sonntagabend, wobei sich noch einige einfanden, die am Sonnabend nicht hatten teilnehmen können.

 

Das allgemeine Kreistreffen war ein voller Erfolg dank der ausgezeichneten Vorarbeit, welche Landsmann Strüver geleistet hatte. Mehr als 600 Landsleute waren gekommen, und man staunte, dass der Saal die Menge fasste. Erfreulicherweise klarte das Wetter auf, so dass man auf der Terrasse und im Garten sitzen konnte. Die Feierstunde begann mit einer Andacht. Landsmann Pfarrer Perschke sprach über das Tischgebet „Danket dem Herrn . . . „ und zeigte in seiner feinsinnigen Weise, dass gerade wir Vertriebenen trotz aller schweren Schicksale überall Grund gehabt haben und noch hätten. Gott für Großes und unendlich viele Kleinigkeiten zu danken. Landsmann Strüver begrüßte alle Teilnehmer und teilte mit, dass er dem erkrankten Kreisvertreter telegraphisch die besten Wünsche zur Genesung übermitteln werde. Als Vertreter der Ostpreußen im Lande Niedersachsen sprach Landsmann Woelke über die großen Aufgaben, welche die Landsmannschaft Ostpreußen erfüllen müsse und bisher erfüllt habe. Jeder Ostpreuße müsse daher das Rückgrat der Landsmannschaft stärken, indem er das Ostpreußenblatt halte.

 

Nach der Totenehrung erinnerte Dr. Kowalski an die Auflösung Preußens vor zehn Jahren. Es werde so oft von preußischem Kadavergehorsam gesprochen. Dieser Vorwurf entspringe entweder einer oberflächlichen Betrachtungsweise oder sei ganz bewusste Lüge. Aus der preußisch-deutschen Geschichte könne man überall das Gegenteil entnehmen. Vor allem bewiesen Worte von Kleist, dem Dichter des „Prinzen von Homburg", die Tat Yorcks bei Tauroggen, der Neubau Preußens vor 150 Jahren, die Abstimmung in Ostpreußen und der 20. Juli 1944 das Gegenteil. Diese Männer hätten aus eigener Verantwortung zuweilen gegen ausdrückliche Befehle und Gesetze für das Wohl von Volk und Vaterland gehandelt, bereit, die Folgen für ihre eigene Person zu tragen. Das sei ganz im Sinne Kants geschehen, der dem Einzelnen die volle Verantwortung im Sinne des Sittengesetzes auferlege. Wenn auch heute jeder Ostpreuße in der Fremde in echt preußischer Haltung so handelt, als wenn von ihm allein das Schicksal der Heimat abhänge, würde unser Recht auf den angestammten Boden den Sieg erringen. Nach einer gemeinsamen Fahrt durch den Kreis Osterode — leider nur mit Hilfe von Lichtbildern — fanden sich die Landsleute zu frohem und besinnlichem Gespräch.

 

Seite 12   Johannisburger am hohen Elbufer

Die Hamburger Elbschloßbrauerei in Nienstedten, die man nach den vielen Kreistreffen und Kundgebungen, die die Ostpreußen hier vereinten, wirklich schon als ein Traditionslokal bezeichnen kann, sah am letzten Sonntag wieder eine recht beachtliche Zahl von Johannisburgern. Da sich die Sommersonne nach manchen dunklen Wochen recht freundlich über dem mächtigen Strom hervorwagte, so trug auch der Wettergott das seine zum guten Gelingen bei. Die enge Verbundenheit mit dem Patenkreis Flensburg, dem „höchsten" auf der deutschen Landkarte, zeigte sich darin, dass auch diesmal wieder eine stattliche Abordnung von Flensburger Persönlichkeiten erschienen war.

 

Das Hauptkreistreffen, zu dem übrigens trotz der großen vorangegangenen Begegnungen in Bochum und später in Düsseldorf sogar Landsleute bis vom Bodensee und aus der sowjetisch besetzen Zone gekommen waren, wurde mit einem herzlichen Grußwort des Kreisvertreters F. W. Kautz und mit einer würdigen Totenehrung eingeleitet. Der gemeinsame Gesang des unvergänglichen ambrosianischen Lobgesanges „Großer Gott, wir loben dich" leitete die gemeinsame Andacht ein. Pfarrer Woytewitz, früher Arys, wusste der großen Gemeinde in seiner Predigt unendlich viel mitzugeben. Er begann mit den Worten des unvergessenen masurischen Erntedankliedes und rief zum Gedenken und Besinnen auf unter dem Schriftwort: „Gedenke der vorigen Zeiten bis dahin und was Gott getan hat an den Vätern". Wie in längst vergangenen Zeiten unsere Väter und Mütter auch in den schwersten Zeiten Glauben bewahrten und immer wieder den Segen ernteten, das solle uns Vorbild sein. Von den furchtbaren Jahren der Tatareneinfälle und der Pest bis hin zu dem unendlich Harten, was über uns selbst kam, hat es an Heimsuchungen und Prüfungen nicht gefehlt. Aber so, wie die Altvorderen nicht verzagten und fest an Gott glaubten, so sollen auch wir es halten. Gewaltige Mächte regieren die Welt, nie aber wollen wir vergessen, dass über allen Gott steht und dass er uns helfen kann auch gegen die Mächtigsten.

 

Kreisvertreter Kautz gab dann in seiner Ansprache der großen Freude darüber Ausdruck, dass mit den ständigen Besuchern der Treffen nun auch so viel Junge in diesem Kreise weilten. Ein sehr herzliches Willkommwort richtete er an die vielen, die erst in den letzten Jahren und Monaten aus der alten Heimat zu uns gekommen sind. Die tätige Hilfe der Landsleute solle ihnen gewiss sein. Ebenso sollten sich die Landsleute aus Mitteldeutschland in die große Gemeinschaft aufgenommen wissen. Landsmann Kautz gab in großen Zügen einen Einblick in die unermüdliche Arbeit der Landsmannschaft bei der Vertretung unserer großen Schicksalsanliegen und in das Schaffen der Johannisburger Heimatkreisgemeinschaft. Die große Bedeutung des Ostpreußenblattes wurde unterstrichen. Dem Patenkreis Flensburg, der sich immer als ein wirklicher Pate und Freund der Johannisburger erwiesen, sprach der Kreisvertreter für seine verständnisvolle Hilfsbereitschaft den wärmsten Dank aus. Dem Flensburger Landrat Dr. Schlegelberger, der wegen des Urlaubs nicht wie sonst bei den Johannisburgern sein konnte, wurde eine Ehrengabe überreicht. Der Sprecher wies auf die besonderen Bemühungen um die Heranziehung gerade der stark interessierten Jugend für die Heimatarbeit hin. Kinderfreizeiten und Jugendlager sollen vor allem diesem Zweck dienen. Wir alle wissen, dass es für die Zukunft unseres Schaffens und Strebens geradezu entscheidend ist, junge Kräfte heranzuziehen. Das erstaunlich große Interesse der jungen Johannisburger gibt uns die Zuversicht, dass hier jeder Grund zum Optimismus besteht.

 

Im Namen des Patenkreises, für den u. a. auch der stellvertretende Kreispräsident Post und der Kreisbürodirektor erschienen waren, richtete stellvertretender Landrat Fries an seine Johannisburger sehr herzliche Grußworte, die das ausgezeichnete Verhältnis zwischen beiden Kreisen jetzt und für alle Zukunft unterstrichen. Auch Landrat Ziemer, mit starkem Beifall empfangen, begrüßte die Johannisburger. Zu nachbarlichem Gespräch blieb man noch manche Stunde beieinander.

 

Unser Bremer Treffen wird am Sonntag, dem 18. August, ab 11 Uhr, in der Gaststätte „Zum Kuhhirten" stattfinden. (Zu erreichen vom Hauptbahnhof mit der Straßenbahnlinie 4 bis Station Kirchweg von dieser Haltestelle noch 50 Meter geradeaus, dann links ab. Fußweg 8 Minuten.) Ich darf die Erwartung ausdrücken, dass das Treffen auch so zahlreich besucht sein wird, wie es mir die Landsleute zugesagt haben, die entgegen meiner Absicht auf Abhaltung eines Treffens in Bremen bestanden.

 

Gesucht werden:

Buttkewitz;

Kohs;

Paul;

Jarzinka;

Albert, alle Siedler aus Neudrigelsdorf.

 

Fritz Sott, Kraftfahrer bei Rudi Meyer, Johannisbung, in Oldenburg unbekannt;

 

Thorun, in Arnsberg oder Umgegend, hat Vornamen, Heimatort und jetzigen Wohnsitz nicht angegeben.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen (Hannover)

 

Seite 12   Die Pillauer und ihre Patenstadt Eckernförde

Tagung der Gemeinschaftsvertretung – Pillauer Archivsammlung – Pillauer Gedenktafel – Wertvolle Kunstausstellung

Zum dritten Mal nach der Patenschaftsübernahme weilten die Pillauer in ihrer Patenstadt. Vor dem Rathause wehte neben der Eckernförder Stadtflagge die Pillauer Flagge in den Farben rot-blau, und in dem Sitzungssaal des Rathauses, in dem die Vertretung der Heimatgemeinschaft Seestadt Pillau tagte, war neben dem Eckernförder das Pillauer Stadtwappen angebracht. In dieser dritten Jahreshauptversammlung begrüßte der Vorsitzende, Hugo Kaftan, die anwesenden Vertreter der Stadt Eckernförde, Bürgervorsteher Ohm, Bürgermeister Dr. Schmidt und Stadtrat Rank, den Stadtarchivar Jessen, Kreisvertreter Heinrich Lukas von der Heimatkreisgemeinschaft Fischhausen, die örtlichen Vorsitzenden der landsmannschaftlichen Verbände, Schult und Frau Bork sowie die Vertreter der Presse.

 

Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Vorsitzende der Heimgegangenen des letzten Jahres, insbesondere des verstorbenen Gemeinschaftsvertreters Artur Krüger. Nachdem die kürzlich durchgeführte Neuwahl der Vertretung die Wiederwahl der bisherigen Vertreter und die Neuwahl Dr. Kurt Schneiders, Kiel, ergeben hat, wurde dieser in sein Amt eingeführt. Aus dem schriftlich niedergelegten Jahresbericht des Vorsitzenden sei nur kurz erwähnt, dass zur Zeit die Gruppe Flensburg, Rendsburg, Eckernförde, Heiligenhafen, Itzehoe, Hamburg und Wedel und die Bezirksgruppe Rhein-Ruhr bestehen, in diesem Jahr neun Ferienkinder von der Stadt Eckernförde aufgenommen werden und die Bürgermeister-Amtskette einen Anhänger mit dem Wappen der Stadt Pillau erhalten hat. Bald nach dieser Tagung wird ein neuer Pillauer Heimatbrief herausgebracht werden. Bedauerlicherweise hat sich bisher noch keine geeignete Persönlichkeit gefunden die für Geld und gute Worte den Pillauer Stadtplan aus dem Jahre 1945 (nach einer schlechten Lichtpause) neu zeichnet. Stadtarchivar Jessen, Eckernförde sprach über die Arbeit, die zum Aufbau eines Pillauer Archivs geleistet wurde. Vorhanden sind jetzt sechs wertvolle Kupferstiche aus den verschiedenen Entwicklungsstadien der Stadt. Gestiftet wurden von privater Seite mehrere Bilder und Fotos Zeitungen und Pläne, vor allem die Chronik der Töchter- und Elementarschule zu Pillau (1887 bis 1932), die Festschrift aus Anlass des 200-jährigen Stadtjubiläums das Telefonbuch von 1939, das wertvolle Hinweise enthält, usw. Von den Fotos werden Dias für Vorträge angefertigt.

 

Dem Kassenbericht und der Entlastung folgte die Neuwahl des Vorstandes. Einstimmig wurden auf die Dauer von zwei Jahren wiedergewählt:

Vorsitzender Hugo Kaftan, Vluyn;

1. Stellvertreter Fritz Goll, Eckernförde;

2. Stellvertreter Werner Lindenberg, Essen;

Schatzmeister Erwin F. Kaffke, Reinbek;

Schriftführerin Gertrud v. Sarnowski.

 

Bei Aufstellung der Richtlinien für die zukünftige Arbeit wurden verschiedene Vorschläge eingebracht. So erklärte Bürgermeister Dr. Schmidt, dass bei der Ferienkinderaufnahme nicht die Erholung allein im Vordergrund stehen solle, sondern die Verbindung über die See zur alten Heimat. Es sollte in Zukunft nach Möglichkeit den Kindern aus dem Westen und dem Rhein-Ruhrgebiet ein Ferienaufenthalt an der Ostsee vermittelt werden. An die Adresse der Stadtvertretung richtete Gemeinschaftsvertreter Bork die Bitte, an den Straßenschildern der Pillauer Straße in Eckernförde das Pillauer Wappen anzubringen, ferner — entsprechend dem Vorbild in anderen Patenstädten — an einem Verkehrsmittelpunkt ein Hinweisschild „Nach Pillau: 736 km" aufzustellen. Der Antrag des Vorsitzenden, zu seiner Arbeitsentlastung seinen rührigen Vertreter und Eckernförder Verbindungsmann Fritz Goll zum Geschäftsführer zu bestellen und der Schriftführerin v. Sarnowski die Bearbeitung der Pillauer Kartei zu übertragen, wurde einstimmig angenommen. Mit besonderem Dank an die Vertretung der Stadt für die wertvolle Förderung der Pillauer Interessen, der zugleich der Eckernförder Bevölkerung gelte, und seinem Dank an alle seine Mitarbeiter schloss der Vorsitzende die Versammlung. Im Kaiserhof schloss sich ein gemütliches Beisammensein an.

 

Der Sonntag brachte weiteren zahlreichen Besuch. Es werden weit mehr als tausend Pillauer gewesen sein, etwa dreihundert mehr als im Vorjahr. Die St.-Nicolai-Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Pastor Badt jun. den Heimatgottesdienst abhielt. Nach dem Gottesdienst trafen sich die Pillauer und Eckernförder an der Strecke zwischen Kurpark und Borbyer Ufer, um dem Ablauf der „Pillauer Gedenkstaffel" zu folgen. Bei den Männern siegte eine der beiden Marinemannschaften, bei der Gruppe Mädchen die Jugend A vor Jugend B des Eckernförder MTV und bei den Jungen Jugend B vor Jugend A. Bei der Siegerehrung sprachen Ratsherr Junge (Vorsitzender des EMTV), Erich Bruchmann, jetzt Neumünster (vom Pillauer MTV), der besonders seiner Freude darüber Ausdruck gab, dass eine in der Heimat lange gepflegte Tradition hier nun wieder erstanden ist. Bürgermeister Dr. Schmidt führte aus, dass ein Patenschaftsverhältnis lebendige Wirklichkeit sein müsse und überreichte den Siegern die Ehrenpreise der Stadt, der Kreis- und Stadtsparkasse und der Heimatgemeinschaft Pillau.

 

Durch die „Riemann-Ausstellung" in der Aula der Willers-Jesser-Schule führte der Gemeinschaftsvertreter Erwin Kaffke. Die Pillauer können stolz auf diese geschlossene Sammlung sein. Was aus den Motiven widerklingt, ist Heimat in bester, reinster Form. Riemann, geboren im Jahre 1893 in Königsberg, gestorben im Jahre 1936, war lange Zelt an der Pillauer Oberrealschule als Kunsterzieher tätig. Seine Bilder sind eigentlich nicht modern, sie zeichnen sich — stark beeinflusst vom französischen Impressionismus — jedoch durch sehr fein abgestimmte Farbgebung aus. Seine Motive sind hauptsächlich Dinge, die mit der See zusammenhangen. Sehr häufig findet man in seinen Werken Szenen aus dem Pillauer Hafen; Segelboote, Fischkutter und Ausschnitte aus dem Strandleben, alles in lichten Farben dargeboten. Hervorragend sind auch die Zeichnungen und Aquarelle des Malers, von denen ebenfalls einige auf der Ausstellung zu sehen waren. Es wäre schön, wenn die Stadt Eckernförde einige von diesen Bildern kaufen könnte.

 

Nach dem Mittagessen trafen sich in der „Seelust" die ehemaligen Lehrer und Schüler der Pillauer Oberschule. Sie blieben hier lange zusammen, um Erinnerungen auszutauschen und den Weg für die zukünftige Fühlungnahme festzulegen.

 

Bei der offiziellen Begrüßung im großen Saal des „Seegarten" war kaum ein leerer Stuhl zu finden. Nach dem Vorspruch „Nie vergessen" von Kurt Quednau rief der Vertreter der Stadt Eckernförde, Stadtrat Tank, den Pillauer Gästen in seiner schwungvollen Rede ein herzliches Willkommen entgegen. Er erinnerte an die Zeit vor 12 Jahren und die schweren Jahre der Not, die hinter uns liegen. Er zitierte die Fichteworte „Du sollst an Deutschlands Zukunft glauben" mit dem mahnenden Schluss, dass sich jeder seiner Verantwortung bewusst sein müsse. Mit der Patenschaft habe die Stadt auch für ihre Bevölkerung Pflichten übernommen und die Eckernförder Bürger seien sich dieser Aufgaben voll bewusst. In den letzten drei Jahren hat sich zwischen den Familien der Stadt und den Pillauer Gästen oft ein herzliches Verhältnis herausgebildet. Der Vorsitzende der Heimatgemeinschaft, Hugo Kaftan, dankte Herrn Tank für seine herzlichen Worte. Er verwies auf die freudestrahlenden Gesichter der Pillauer, die in ihrer Patenstadt eine so herzliche Aufnahme gefunden haben. Stadt und Bevölkerung widmete er aufrichtige Dankesworte und kündete das nächste Haupttreffen für Anfang Juli 1958 an. Begeistert wurde das „Pillauer Lied“ gesungen. In einem gemütlichen Beisammensein mit Tanz und verschiedenen Darbietungen klang das große Heimattreffern der Pillauer in ihrer Patenstadt aus.

 

Seite 13   Prälat Arthur Kather zur letzten Ruhe geleitet.

Am Dienstag, dem 30. Juli 1957, wurde auf dem Domherrnfriedhof in Münster (neuhergerichtet nach der Bombenzerstörung als erstes Grab) Kapitularvikar Prälat Arthur Kather zur letzten Ruhe geleitet.

 

Bekanntlich ist Münster die Patenstadt des Kreises Braunsberg, so dass die Teilnehmer der jährlichen Kreistreffen immer wieder an sein Grab werden gehen können.

 

Alle Teilnehmer der Kundgebung der ermländischen Kreise in der Halle Münsterland am Sonntag, dem 21. Juli, hatten den Eindruck, dass sie den ermländischen Oberhirten zum letzten Male sehen würden. Trotz seines leidenden Zustandes hatte er es sich nicht nehmen lassen, an dieser Kundgebung teilzunehmen. Mit großer Mühe wurde er zum Rednerpult geleitet. Die große Versammlung war tief bewegt, als er seine Grußworte sprach. Es waren Worte, die er sich vom Herzen riss. Er sprach davon, wie die ermländischen Kreise fest zur großen ostpreußischen Gemeinschaft gehören und dass er auch keinen Unterschied kenne zwischen katholisch und evangelisch, da wir alle unter dem gleichen Kreuz ständen. Wenn wir das Kreuz als den Sinn unserer Vertreibung vergäßen, hätten wir gleichzeitig auch den Kern unserer Heimat aufgegeben.

 

Ungefähr zweitausend Gläubige füllten den hohen Dom zu Münster, als die Leiche des verewigten Oberhirten vor dem Hochaltar in der Vierung aufgebahrt wurde. Nur die weiße Mitra schmückte den Sarg, als Zeichen des Oberhirtenamtes. Den Trauergottesdienst zelebrierte Weihbischof von Rudloff aus Osnabrück. Im Chorgestühl sah man die Weihbischöfe Roleff und Banken aus Münster, Weihbischof Ferche aus Köln, Generalvikar Monse (Glatz) und viele Vertreter anderer deutscher Domkapitel. Ungefähr die Hälfte der vertriebenen ermländischen Priester waren von weit hergekommen, um ihrem geistlichen Vater die letzte Ehre zu geben.

 

Die Totenpredigt hielt der Kapitularvikar von Schneidemühl, Polzin. Er sprach zunächst, wie er in dem verstorbenen Prälaten jetzt seinen besten Freund und Mitarbeiter im Amt verlöre und sagte dann den trauernden Ermländern, wie die gesamte deutsche Öffentlichkeit an ihrem Schmerz Anteil nahm. Insbesondere hob er die schlichte Art des Verewigten hervor, sein unbeirrbares Eintreten für das Heimatrecht der Vertriebenen. Als der Sarg durch die weiten Hallen des wiederaufgebauten Doms getragen wurde, sangen die Ermländer ihrem Prälaten „Näher mein Gott zu dir", das Lied, das er sich auch immer auf den zahlreichen Wallfahrten vorsingen ließ.

 

Die Beerdigung vollzog der ermländische Domdechant, Prälat Dr. Marquardt. Nachdem die Ermländer mit ihrem heimatlichen Osterlied „Jesus lebt, mit ihm auch ich" ihren letzten Gruß gesungen hatten, sprach im Namen der Bundesregierung Staatssekretär Dr. Nahm vom Bundesvertriebenen-Ministerium in Bonn. Er führte u. a. aus: „Vor zehn Tagen, hier in der Halle Münsterland, trafen sich die Bewohner ermländischer Stadt- und Landkreise. Unter ihnen, zum ersten Mal nach schwerer Krankheit wieder, Kapitularvikar Prälat Kather. Wir vermeinten einen Genesenden zu sehen, als er — allerdings schon in der heiteren Ruhe des Vollendeten — unter seinen ihn umjubelnden Ermländern weilte. Wir hörten seine herzhafte Ansprache, die nun sein Testament ist. Wir spürten seine innere Klarheit und Festigkeit, die seinen sterbensmüden Körper noch zu dieser Anstrengung der Kundgebung und der Ansprache zwang. Hinter ihm stand mit auffangbereiten Armen einer seiner Getreuen, um ihm beizustehen, falls ihn die überbeanspruchten Kräfte verlassen sollten.

 

Wir spürten seine verklärte Liebe zu den Seinen; zu seinem Ermland, das für ihn — er betonte es noch eigens — stets einen Teil Ostpreußens und damit einen Teil Deutschlands bedeutete. Verehrung und Dankbarkeit der Ermländer durchwärmten sein letztes öffentliches Auftreten, wie ein mildes Abendrot einen aufgewühlten Tag beschließen kann. Er trug ohne Verzagen das Leid des deutschen Ostens. Er verfocht das Recht der Vertriebenen und Beraubten mit tapferem Herzen. Er gab den aufrichtenden Glauben weiter, dass das Recht auf Heimat und Eigentum von Gott gesetztes Recht ist. Er bemühte sich verzeihend um die Wiederherstellung des Rechts, um damit die Ordnung wieder zu begründen und zwei Völkern den Frieden zu geben.

 

Auch als Kapitularvikar war er Rechtswahrer. Er nahm die Pflichten ohne Geräusch, aber mit dem Ernst seiner herben Persönlichkeit wahr. Heimat und Glauben erfüllten Prälat Kathers Leben und zeichneten sein Heimgehen. Davon gibt sein Testament Zeugnis, in dem es heißt: „Was die Heimat uns mitgab, ist wertvollstes Vermögen, drückende und beglückende Verpflichtung“. Diese Synthese von Heimat und Glauben dokumentiert auch Kallers Bischofskreuz. Gefertigt aus dem Gold von der deutschen Küste des Ostmeeres und geformt in das Zeichen des Leides, der Erlösung und des Sieges, ist es durch Bischof Kallers Opfertod geheiligt, durch Prälat Kathers Treue bewahrt und gesegnet. Mögen Opfertod und Treue von Gott erflehen, was die Ermländer von ihrem Bischofskreuz und seinem erwählten neuen Träger ersehnen.

 

Die Bundesregierung bekennt sich zu der Sehnsucht der Ermländer, die für sie ein Auftrag ist. Im Zeichen der Verbundenheit mit diesem Auftrag und mit dem deutschen Bischofsstuhl in Ostpreußen stehe ich voll Verehrung und Dankbarkeit am Grabe eines schlichten und doch so großen Mannes, dessen Zuneigung ich mich erfreuen durfte.

 

Sein Eifer, sein Rechtsbewusstsein, seine Treue, seine Liebe und seine Uneigennützigkeit sollen uns Vorbild sein. Er hat 1940 die Bitternis der Vertreibung aus seiner Heimat durch Schergen frevelnder Gewaltherren seines eigenen Volkes erlitten. Er erlitt sie 1945 abermals durch ein Nachbarvolk, das im Rausch eines vermeintlichen Sieges vom Osten her bewusst in die Schuld gedrängt wurde. Möge ihm Gott nun den ewigen Frieden in der lichten himmlischen Heimat schenken“.

 

Als Vertreter des Ermländerrates sprach der ehemalige Reichstagsabgeordnete Hubert Teschner den Dank der Ermländer aus. Prälat Kather habe keinen anderen Wunsch gehabt, als das Erbe der verlorenen Heimat — die Bindung an den heimatlichen Boden aus der Werttiefe des Glaubens — zu erhalten. Er habe immer Sorge gehabt, dass der neue Wohlstand auch vielen Ermländern den schlichten Sinn der Heimat nehmen könne. Deswegen habe er alles ausgeschaltet, was Geld hieß und was irgendwie mit Geld zu tun hat. Manche hätten diese Einstellung nicht verstanden. Aber am Grabe wurde es uns noch mehr klar, wie das seine Größe gewesen sei. Außerhalb jeder Sicherung in irdischen Dingen nur von den Kräften des Geistigen her zu existieren und zu führen. Ausgehend davon, dass der Tod die Gemeinschaft der Gläubigen nicht trenne, würden wir den toten Prälaten auch weiterhin als Vater und Vorbild unter uns haben.

 

Zahlreich drängten sich die Ermländer um sein Grab und sangen ihm noch einige heimatliche Kirchenlieder zum Abschied.

 

Beim Zusammensein der ermländischen Priester verkündete Domdechant Dr. Marquardt nach der Beerdigung, dass das Domkapitel als neuen Kapitularvikar Pfarrer Paul Hoppe bekomme, Konsistorialrat und Titular Canonicus, früher in Königsberg-Oberhaberberg; er sei zum neuen ermländischen Vertreter des verwaisten Bischofssitzes gewählt. Der Verlust, welchen die Katholiken Ostpreußens durch den Tod Prälat Kathers erleiden, ist groß, ebenso das Vertrauen, dass der neue Kapitularvikar sie im Geiste Bischof Kallers und Prälat Kathers führen wird.

 

Die Trauer um den Toten und das Vertrauen zum neuen Oberhirten ist groß und ehrlich. Es kommt uns hier der Schluss von Thornton Wilders „Brücke von St. Luis Rey" in den Sinn: „Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten, und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe und das einzig Bleibende, der einzige Sinn“. Geo Grimme

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83. „Haus der ostdeutschen Heimat".

 

8. August, 19.30 Uhr, BOST-Berliner Landesgruppe des Bundes Ostpreußischer Studierender — Treffen im Haus der ostdeutschen Heimat, Berlin-Charlottenburg 9, Kaiserdamm 83. U-Bahn Kaiserdamm. S-Bahn Witzleben, Straßenbahn 75.

 

10. August, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Spandau, Bezirkstreffen. Lokal: Sportklause. Berlin-Spandau, Pichelsdorfer Straße 71.

 

10. August, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Wilmersdorf, Bezirkstreffen. Lokal: Bergquelle, Berlin-Wilmersdorf, Mecklenburgische Straße 20.

 

10. August, 20 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Kreuzberg, Bezirkstreffen. Lokal: Café Bolt, Berlin-Kreuzberg, Yorckstraße 80/82.

 

11. August, 8.30 Uhr, Heimatkreis Memel/Heydekrug, Pogegen. Dampferfahrt. Abfahrt Ludwig-Hoffmann-Brücke, Seestraße, Ecke Beußelstraße. Fahrtverbindung: S-Bahn Beußelstraße. Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35.

 

11. August, 15 Uhr, Heimatkreis Insterburg, Kreistreffen. Lokal: Grunewaldkasino. Berlin-Grunewald, Hubertusbader Straße 7/9. S-Bahn Halensee. Bus A 10.

 

11 August, 15 Uhr, Heimatkreis Neidenburg/Soldau, Kreistreffen. Lokal: Ideal-Klause. Berlin-Neukölln, Mareschstraße 14. S-Bahn Sonnenallee. Bus A 4.

 

11. August, 16.30 Uhr. Heimatkreis Sensburg, Kreistreffen. Lokal: Rixdorfer Krug, Berlin-Neukölln, Richardstraße 31/32. U-Bahn Karl-Marx-Straße. Bus A 4.

 

14 August, 19.30 Uhr, Heimatkreis-Königsberg/Bezirk Wedding. Bezirkstreffen. Lokal: Beyer. Berlin N 65, Müllerstraße 126.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.

 

Flensburg. Nächste Monatsversammlung am Dienstag, dem 13. August, 19 Uhr, im Deutschen Haus Musiksaal (nicht Blauer Saal). Dr. Kob wird über das Thema: „Das Alter und das Altern" sprechen.

 

Uetersen. Für den 17. August ist eine Busfahrt an der Elbe geplant. Abfahrt 14 Uhr vom Buttermarkt. Gemütliches Beisammensein im Landhaus Sülldorfer Hof. — Nächste Versammlung am Sonnabend, dem 7. September, um 20 Uhr, im Café von Stamm. Landsmann Wismann wird den zweiten Teil seines Vortrages „Russland einst und jetzt" halten. Anschließend wird eine Verlosung stattfinden. — Bei dem Heimatfest des Kreises Uetersen beteiligte sich die Gruppe mit einem Wagen im Festzug, der die Karten von Ost- und Westpreußen zeigte.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86. Telefon 45 25 41/42: Postscheckkonto Hamburg 96 03.

 

Dr. Gille spricht am 11. August in Hamburg

Beim Kreistreffen der Kreisgemeinschaft Gumbinnen in der Elbschloß-Brauerei in Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee, am Sonntag, dem 11. August, wird um 11.30 Uhr der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Alfred Gille (MdB), die Festansprache halten. Außer den Landsleuten aus Gumbinnen sind alle anderen Landsleute aus Hamburg und Umgebung herzlich eingeladen.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Wandsbek: Es wird darauf hingewiesen, dass Anmeldungen für den Ausflug in die Holsteinische Schweiz am Sonntag, 18. August, (Fahrpreis 5,50 DM), noch bei Bezirksgruppenleiter Herbert Sahmel, Hamburg 26, Burggarten 17, entgegengenommen werden. Gäste sind willkommen.

 

Eimsbüttel: Sonnabend, 17. August, 19.30 Uhr, im Heusshof, Hamburg 19, Fruchtallee 136 a, nächste Zusammenkunft.

 

Kreisgruppenversammlungen

Gerdauen: Sonnabend, 17. August, 19.30 Uhr, im Heusshof, Hamburg 19, Fruchtallee 136 a, nächste Zusammenkunft. Der Landsmann, der im Frühjahr die Schallplatten mitgebracht hat, wird gebeten, zu dieser Veranstaltung zu kommen.

 

Rößel: Jahreshaupttreffen am Sonntag, 11. August, in Hamburg, im Curio-Haus, Rothenbaumchaussee Nr. 9 - 13.

 

Wehlau: Hauptkreistreffen am Sonntag, 18. August, in Hamburg-Nienstedten, Elbschloß-Brauerei.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Kindergruppe: Jeden Donnerstas um 16 Uhr, im Jugendheim Altona Bahrenfelder Straße 131 (Hof). — Nächste Zusammenkunft der Jugendgruppe wird noch bekanntgegeben.

 

Eppendorf: Mittwoch, 14. August, von 19 bis 21 Uhr im Gorch-Fock-Heim, Loogestraße 21.

 

Eimsbüttel: Montag, 19. August, 15 bis 17 Uhr, im Heim der offenen Tür, Bundesstraße 101. Kinder bis zu 10 Jahren. — Jungen und Mädel über 14 Jahre am Mittwoch, 21. August, 17.30 - 19.30 Uhr, im Heim der offenen Tür, Bundesstraße 101.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr, in der Schule Ratsmühlendamm.

 

Wandsbek: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage am Mittwoch. — Nächste Zusammenkunft am 14. August, 19.30 Uhr, in der Schule Bovestraße.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26. Telefon 2 47 01; Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21. Postscheckkonto: Hannover 1238 00.

 

Ostdeutsche Maler sehen die Landschaft

In Lüneburg findet, wie wir bereits berichteten, eine Ausstellung „Ostdeutsche Maler sehen die Landschaft" statt, verbunden mit einer Sonderschau ostdeutscher Bildhauer. Von ostpreußischen Malern sind vertreten Karl Eulenstein, Eduard Bischoff, Ernst Mollenhauer, Kurt Bernecker, Gertrud Lerbs-Bernecker, Hans Orlowski, Arthur Degner, Dietmar Lemcke, Archibald Bajorat, Helge Tanck, Susanne Schönberger, meist mit einem oder zwei Werken, und mit je einer Radierung Lovis Corinth und Alfred Partikel.

 

Die Ausstellung befindet sich in der Städtischen Ausstellungshalle Am Werder (Brausebrücke) und ist bis zum 18. August geöffnet, und zwar von 9 bis 12 und 15 bis 19 Uhr, sonntags 10 bis 13 Uhr.

 

Hannover. Die Heimatgruppe Königsberg in Hannover, die Verbindung der in der niedersächsischen Landeshauptstadt ansässigen ehemaligen Königsberger, die aus dem Wunsche entstand, das heimatliche Kulturgut und Brauchtum zu pflegen und wachzuhalten, wird am 1. September eine Fahrt von Hannover aus in die blühende Lüneburger Heide veranstalten, um einmal die Landschaft kennenzulernen und um des Heidedichters Hermann Löns zu gedenken, dessen volkstümliche Lyrik gerade in Ostpreußen viele Freunde und Anhänger gefunden hat. So sollen seinem Grab und dem Hermann-Löns-Museum in Fallingbostel Besuche abgestattet werden. Anmeldungen bis zum 15 August sind in der Geschäftsstelle der Heimatgruppe, Hannover, Hertzstraße 6, Telefon 6 23 05 oder in den durch Aushang besonders kenntlich gemachten ostpreußischen Geschäften vorzunehmen. Der Fahrpreis beträgt 5,-- DM. — Am Mittwoch, dem 7. August, 20 Uhr, veranstaltet die Heimatgruppe einen Lichtbilderabend im Bibliotheksaal des Lindener Rathauses „Das alte Königsberg", bei dem auch das Original-Glockengeläut der alten Steindammer Kirche erklingen wird.

 

Hannover. Zu dem am 17. August, um 18 Uhr, in der Schloßwende stattfindenden Treffen der Insterburger Jugend sind sämtliche Insterburger Landsleute herzlich eingeladen.

 

Bersenbrück. Den Teilnehmern am Jahreskreistreffen am 17. August in Bramsche gibt der Kreisvorstand die Programmfolge bekannt. In der Feierstunde um 17 Uhr, die mit der Totenehrung durch den Kreisvorsitzenden Fredi Jost eröffnet wird, werden der stellvertretende Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Egbert Otto, und der Bürgermeister von Bramsche, Herr Friedrichs, sprechen. Bei der Feierstunde werden die ostpreußische Jugendgruppe, der Männergesangverein Gartenstadt Bramsche sowie die Infanteriekapelle der ehemaligen 37-er mitwirken. Der um 20 Uhr beginnende große Heimatabend bringt nach den Eröffnungsworten durch den 1. Vorsitzenden der Gruppe, Kollberg, im ersten Teil Vorträge des Ostpreußen-Chors Quakenbrück und der Jugendgruppe Bramsche. Das Hauptreferat des Abends wird der 1. Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen, Landwirtschaftsrat Woelke (Göttingen) halten. Im zweiten Teil des Abendprogramms wird der bekannte ostpreußische Komponistendarsteller Hans Scherwath (Königsberg) mitwirken. Zum abschließenden Festball spielen zwei Kapellen. Die Polizeistunde ist auf 4 Uhr früh festgesetzt. Für die Gesamtveranstaltung gibt der Kreisvorstand eine umfangreiche Festschrift heraus.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14.

 

Essen-Rüttenscheid. Nächste Versammlung der Bezirksgruppe am Freitag, dem 9. August, in der Wirtschaft Marquis, Annastraße-Ecke Almastraße. Beginn 20 Uhr. — In der Juliversammlung gedachte die Bezirksgruppe des Abstimmungssieges in Masuren. Nach einem Vortrag des Kreiskulturreferenten, Waschkies, wurden Farbdias über die masurische Landschaft gezeigt.

 

Recklinghausen. Die Kreisgruppe veranstaltete am 13. Juli in den Sälen der Gaststätte Henning eine Abstimmungs-Gedenkfeier. Der 1 Vorsitzende der Kreisgruppe, Albert König, gedachte der Toten. Die Jugendgruppe wirkte bei der Feierstunde mit. Die Festansprache hielt Dr. Gause, früher Königsberg. Nach der Feier gestaltete die Jugendgruppe eine Heimatstunde mit Liedern und heimatlichen Spielen.

 

Witten-Ruhr. Nächste Monatsversammlung am Sonnabend, dem 10. August, 20 Uhr, im Josefssaal mit einem Lichtbildervortrag über Brasilien. Um rege Beteiligung der Mitglieder wird gebeten, auch Gäste sind herzlich willkommen.

 

Groß-Dortmund. Am Sonntag, dem 18. August. Ausflug nach Schwerte mit einem Kinderfest für Kinder bis zu 16 Jahren. Belustigungen aller Art sind geplant. Um eine genaue Übersicht zu haben, sind Anmeldungen zu diesem Ausflug entweder bei unserem Kassierer Wischnat, Carl-Holtschneider-Straße 2, oder bei Landsmann Haase, Haydnstraße Nr. 68, Ruf 3 52 34 bis zum 12. August unbedingt erforderlich. Treffpunkt am 18. August in Schwerte, Lokal Esel-Eckey, um 14 Uhr, (zu erreichen mit Linie 1 bis Hörde, umsteigen in Omnibus Richtung Schwerte bis Haltestelle Nathe, dann etwa 30 Minuten Fußweg durch den Wald). Der Waldweg ist beschildert. Für Unterhaltungsmusik wird gesorgt. — Auf dem Sommerfest der Gruppe sorgten Landsleute mit Liedern, Spielen und heiteren Vorträgen für eine fröhliche Stimmung. Die neue Heimatkapelle der Gruppe spielte zum Tanz auf.

 

Münster. Nächste Zusammenkunft der Landsleute aus den Memelkreisen am 31. August, 16 Uhr, in der Gaststätte Westhues. — Auf der letzten Monatsversammlung sprach der 1. Vorsitzende, Bartkus, über heimatpolitische Fragen; er forderte die Landsleute zu festem Zusammenhalt auf. Da eine Gemeinschaftsfahrt der Gruppe nach Mannheim nicht möglich ist, wird der 1. Vorsitzende an der Delegiertentagung teilnehmen. Bei dem nächsten Treffen soll die Gründung einer Singgruppe und einer Kinder- und Jugendgruppe besprochen werden. In Zukunft werden sich die Landsleute in jedem Monat einmal treffen.

 

Soest. Ein Sommerfest führte die Landsleute in der schöngelegenen Gastwirtschaft Kummerwie zusammen. Bei einer gemeinsamen Kaffeetafel und vielen Überraschungen für Kinder und Erwachsene. Mit Musik und Gesang verging der Nachmittag in froher Geselligkeit.

 

Burgsteinfurt. Zu einem fröhlichen Ausflug nach der Gastwirtschaft Teepe trafen sich die Landsleute mit ihren Kindern. Nach der gemeinsamen Kaffeetafel kamen die Kinder zu ihrem Recht. Für die Erwachsenen gab es ein Wettschießen. Die älteren Landsleute saßen derweil bei besinnlichem Gespräch und Erinnerungen an die Heimat zusammen.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landeseruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München. Geschäftsstelle: München 23, Trautenwolfstraße 5/0, Telefon 33 85 60. Postscheckkonto München 213 96

 

Landesverband/Kulturreferat: Mehrere Gruppen haben die Meldung ihrer Kulturreferenten versäumt (siehe letztes Rundschreiben!). Die Vorsitzenden werden gebeten, diese Meldung gleich nach dem Empfang dieser Folge nachzuholen.

Diester, Kulturreferent

 

München-Ost. Nächste Mitgliederversammlung am 10. August, 19.30 Uhr, in der Gaststätte Rablhof, Franziskanerstraße, Ecke Rablstraße. — Für Sonntag, den 25. August, ist eine herrliche Omnibusfahrt zu den Königsschlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau sowie nach Oberammergau, Ettal, zum Staffel- und Kochelsee geplant. Anmeldung bei gleichzeitiger Bezahlung des Fahrpreises (DM 7,50) sofort bei der Geschäftsstelle, Breisacher Straße 7, erbeten. (Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9.30 - 15.30 Uhr). Auskunft: Telefon 44 10 44.

 

Schweinfurt. Am 18. August wird die Gruppe eine gemeinsame Sommerfahrt in die weitere Umgebung Unterfrankens veranstalten. Abfahrt in Schweinfurt um 9 Uhr am Zeughaus. Anmeldungen sofort erbeten bei Landsmann Friseurmeister Koczak, Graben 6.

 

Coburg. Seit Juni besitzt die DJO in Coburg ein eigenes Heim, das von der Volkshochschule zur Verfügung gestellt wurde. Gerlinde Wisch, die mit ihrem Bruder Reinhard an drei DJO-Lehrgängen teilgenommen hat, hat die Leitung der Gruppe übernommen. Etwa dreißig Jungen und Mädchen treffen sich regelmäßig zu den Heimabenden, bei denen sie sich mit heimatpolitischen Fragen vertraut machen und bei Spiel und Gesang fröhlich beisammen sind. Auf dem nächsten Heimatabend wird Landsmann Urbanski einen Lichtbildervortrag über den Segelflug in Rossitten halten. In der nächsten Zeit soll die offizielle Gründung der Nordostdeutschen DJO-Gruppe in Coburg vorbereitet werden, die für September dieses Jahres vorgesehen ist.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen Karlstraße Nr. 19.

 

Heidelberg. Der letzte Heimatabend brachte den fesselnden Tonbandvortrag von General Hoßbach, den die 1. Vorsitzende, Annemarie von der Groeben, in ihrer Begrüßung ankündigte als ein einmaliges Dokument aus der letzten Zeit in der Heimat. Sie gab bekannt, dass der Tag der Heimat am 22. September in der Stadthalle festlich begangen werden soll.

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 94. Geburtstag

am 16. August 1957, Frau Minna Reinhold, aus Lyck, jetzt in Stuttgart-Zuffenhausen, Züttlinger Straße 51.

 

zum 93. Geburtstag

am 5. August 1957, Altbauer August Kuehn, aus Schneckenwalde, Kreis Elchniederung, jetzt bei seiner ältesten Tochter, Meta Kühn in Lingen, Ems, Goethestraße 1.

 

am 5. August 1957, Lehrer i. R., August Neumann, aus Insterburg, jetzt in Cuxhaven, Drangstweg 20.

 

zum 92. Geburtstag

am 12. August 1957, Frau Minna Sonnenstuhl, aus Albenlauk, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei ihrem jüngsten Sohn in Klein-Rönnau, Segeberg-Land.

 

zum 91. Geburtstag

am 30. Juli 1957, Frau Henriette Puszian, aus Fließdorf, jetzt in Freiburg in Breisgau, Felkenberger Straße Nr. 41.

 

am 2. August 1957, Landsmann Friedrich Schneider, aus Langenrück, Kreis Angerapp, jetzt in Lübeck, Westhofstraße 6.

 

zum 90. Geburtstag

am 4. August 1957, Justiz- und Kassenrat i. R. Hans Borutto. Er war viele Jahre Leiter des Rechnungsamtes beim Oberlandesgericht Königsberg. Nach der Vertreibung lebte er mit seiner Tochter zunächst in der sowjetisch besetzten Zone, dann in Westberlin. Jetzt wohnt der Jubilar, der sich guter Gesundheit und geistiger Frische erfreut, in Bielefeld, Neustädter Straße 6.

 

am 9. August 1957, Postbetriebsassistent i. R. Bernhard Wedig, aus Ortelsburg, Schlachthofstraße 1. Neben seiner beruflichen Tätigkeit war der rüstige Jubilar im Vorstand der Beamtenbank Ortelsburg und des Gesangvereins. Er lebt heute mit seiner 82-jährigen Ehefrau in Gelsenkirchen-Buer, Crauper Straße 165.

 

am 12. August 1957, Frau Auguste Sakautzki, aus Hohensprindt, Kreis Elchniederung, jetzt bei ihrer Tochter, Frau Frenkler, in Göttingen, Paulinerstraße 2.

 

am 17. August 1957, Frau Charlotte Naroska, geborene Golan, aus Rummau, Kreis Ortelsburg. Die rüstige Jubilarin lebt noch in der Heimat und macht sich in der Wirtschaft ihres Sohnes Emil sehr nützlich. Sie ist durch Landsmann Gustav Borutta, Herne, Westfalen, Neustraße 69, zu erreichen.

 

zum 89. Geburtstag

am 10. August 1957, Landsmann Ferdinand Hagen, aus Memel, Schützenstraße, jetzt in Lübeck-Eichholz, Hirschpaß 32.

 

am 11. August 1957, Frau Karoline Haase, aus Insterburg, Neuer Markt 5. Die rüstige Jubilarin lebt bei ihrer Tochter, Frau H. Szyszka, Elmshorn, Holstein, Feldstraße 24.

 

zum 88. Geburtstag

am 29. Juli 1957, Landsmann Emil Scherhans, aus Allenstein, Bismarckstraße 11, jetzt mit seiner Ehefrau in Oberhausen-Sterkrade, Holtener Straße 67b.

 

am 2. August 1957, Frau Rosine Jakubassa, aus Seenwalde, Kreis Ortelsburg, jetzt in (21a) Gelsenkirchen-Buer, Horster Straße 329.

 

am 3. August 1957, Superintendent i. R. Paul Brehm, Kreisältester des Kreises Lyck, jetzt in Meldorf, Holstein.

 

am 7. August 1957, Landsmann Wilhelm Murza, aus Kalgendorf, jetzt in Nachrodt-Einsal, Hermann-Löns-Weg 20.

 

am 8. August 1957, Kaufmann und Landwirt Fritz Schröder, aus Mühlhausen, Kreis Pr.-Eylau, Vater des Mitgliedes des Kreisausschusses Pr.-Eylau, Fritz Schröder, jetzt in Lübeck. Der rüstige Jubilar ist Urgroßvater; er wohnt bei seinem Schwiegersohn, Lehrer Hans Borowski, in Hüttenbusch bei Bremen.

 

am 9. August 1957, Landsmann August Ziemeck, aus Neumalken, jetzt in Liebenau, Kreis Nienburg, Weser.

 

am 14. August 1957, Altbauer Gustav Imber, aus Karmohnen, Kreis Gumbinnen, jetzt in Essel, Kreis Stade.

 

zum 87. Geburtstag

am 17. Juli 1957, Landsmann Jakob Zacharias, aus Lyck, jetzt in Düsseldorf, Bandelstraße 20.

 

am 1. August 1957, Landsmann Friedrich Bednarz, aus Rohmanen, Kreis Ortelsburg, jetzt in (21a) Recklinghausen, Baumstraße 4.

 

am 13. August 1957, Landsmann Gustav Voß, ehemals Reitlehrer der Universität Königsberg (Wohnung: Heumarkt 6/7), jetzt in Oldenburg, Holstein, Wallstraße 13.

 

am 15. August 1957, Frau Maria Lippke, aus Memel-Stadt, jetzt bei ihrer Schwester, Berta Warkall, in Saarbrücken 5, Neudorfer Straße 21. Die landsmannschaftliche Gruppe gratuliert ihrem treuen Mitglied mit allen guten Wünschen für die Zukunft.

 

zum 84. Geburtstag

am 6. August 1957, Frau Anna Gritzan, geb. Pokor, aus Liebenberg, Kreis Ortelsburg, jetzt in Datteln, Westfalen, Im Winkel 1.

 

am 10. August 1957, Frau Auguste Krause, geb. Danksch, aus Karpowen, Kreis Darkehmen, jetzt mit ihrem Ehemann, Friedrich Krause, in Ocholt, Kreis Ammerland.

 

zum 83. Geburtstag

am 5. August 1957, Frau Else Potzas, aus Werszenhof, Kreis Heydekrug, jetzt bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in (22b) Kirchheimbolanden, Pfalz, Vorstadt 19.

 

am 5. August 1957, Telegraphensekretär i. R. Wilhelm Oskierski, aus Ortelsburg, Luisenstraße 13, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch seinen Sohn, Landgerichtsrat z. Wv. Wilhelm Oskierski, Moers, Niederrhein, Reinhardstraße 11, zu erreichen.

 

am 8. August 1957, Landsmann Friedrich Zimmerningkat, aus Runden, Kreis Angerapp, jetzt bei seinem Sohn, Fritz Zimmerningkat in Peine, Hans-Böckler-Straße 12 E.

 

am 12. August 1957, Landwirt David Broßuleit, aus Gilge, Kreis Labiau, jetzt mit seiner Ehefrau, Luise Broßuleit, geb. Fiedler, in (24a) Hammoor, über Ahrensburg, Holstein.

 

am 16. August 1957, Landsmann Michael Renkewitz, aus Gr.-Lasken, jetzt in Leck-Langenberg, Südtondern.

 

(Ohne Datum) Schneidermeister Julius Schroeder, aus Liebenfelde, Kreis Labiau, jetzt bei seinem Pflegesohn, Arno Kauß, in Welsede Nr. 10 über Rinteln, Kreis Grafschaft Schaumburg.

 

zum 82. Geburtstag

am 6. August 1957, Landsmann Friedrich Thybusch, aus Rummau, Kreis Ortelsburg, jetzt in Tailfingen, Kreis Balingen, Württemberg.

 

zum 81. Geburtstag

am 7. August 1957, Landsmann Karl Wiese, aus Memel, Parkstraße 10, jetzt in Lübeck, Schwartauer Allee 16.

 

am 9. August 1957, Frau Louise Scharnies, geb. Salamon, aus Königsberg, Hinterlomse 29, jetzt bei ihrer Tochter, Gertrud Plewka, in Witten, Ruhr, Schlachthofstraße 12.

 

am 12. August 1957, Frau Hulda Stasch, aus Lyck, jetzt in Westerland, Sylt, Steinmann 21.

 

zum 80. Geburtstag

am 23. Juli 1957, Landsmann Gottlieb Sbresny, aus Siegersfeld, jetzt in Friedberg, Hessen, Gartenhaus Seewiese.

 

am 1. August 1957, Landsmann Hugo Westphal, aus Tilsit, Finkenau 50, jetzt bei seiner jüngsten Tochter, Frieda Kauka, in Lüneburg, Spangenberg 9.

 

am 2. August 1957, Witwe Auguste Hennig, aus Ortelsburg, Yorckstraße 34, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist über Herrn Max Brenk, (21b) Hagen, Westfalen, Kaiserstraße 31, zu erreichen.

 

am 5. August 1957, Frau Maria Luschnat, geb. Srauties, aus Timber, Kreis Labiau, jetzt in Wuppertal-Barmen, Freiheitstraße 37.

 

am 9. August 1957, Landsmann Fritz Rohmann, aus Puppen, Kreis Ortelsburg, jetzt bei seinen Töchtern in Essen, Ruhr, Heimatdank 58c. Er kam erst in diesem Jahr zu Pfingsten mit seiner Tochter Frieda aus der Heimat, nachdem er seine Ehefrau im März durch den Tod verlor.

 

am 11. August 1957, Frau Emilie Witt, geb. Möck, jetzt in Westerrönfeld bei Rendsburg, Musketierstraße 2.

 

am 12. August 1957, Frau Auguste Kunter, aus Königsberg, Knochenstraße 52, jetzt in Iserlohn, Westfalen, Gartenstraße 47. Sie gab acht Kindern das Leben und erfreut sich heute an elf Enkelkindern und zwei Urenkeln. Einer Ihrer Schwiegersöhne ist gefallen, ein anderer wird vermisst.

 

am 13. August 1957, Kaufmann Franz Kleefeldt, aus Königsberg, Georgstraße 9, jetzt mit seiner Ehefrau in Großauheim, Friedrich-Ebert-Straße 16.

 

am 13. August 1957, Fräulein Lisbeth Ernst, aus Memel-Försterei, jetzt in Berlin-Charlottenburg 9, Murellenweg 35.

 

am 13. August 1957, Studienrätin a. D. Ida Krüger, aus Memel, jetzt in Berleburg, Westfalen, Moltkestr. 13.

 

am 14. August 1957, Landsmann Franz Tanniger, aus Bartenstein, Poststraße 5, jetzt bei seinem Schwiegersohn, Karl Schmidt, in Berlin-Spandau, Weverstraße 20.

 

am 14. August 1957, Frau Johanne Falk, aus Königsberg-Juditten, jetzt in Hamburg 1, Rautenbergstr. 11.

 

am 14. August 1957, Friseurmeister Max Kastell, aus Insterburg, Gartenstraße 28. Er war seit 1902 in Insterburg selbständig und betätigte sich Jahrzehnte hindurch ehrenamtlich in der Handwerkskammer. Der Jubilar ist durch Landsmann Lukat, Berlin-Charlottenburg 9, Kaiserdamm 83, zu erreichen.

 

am 17. August 1957, Witwe Anna Abrat, geb. Schüßler, aus Tilsit, vorher Kianschen. Sie lebt jetzt bei ihrer Tochter in (13b) Oberplaika, Post Triftern, Niederbayern.

 

am 26. August 1957, „Fischtantchen" Emilie Dehl, aus Rosenberg am Frischen Haff, Kreis Heiligenbeil. Ihre Schwester, Rosa Dehl, wurde am 3. August 1957, 78 Jahre alt. Die beiden in der Heimat überall beliebt gewesenen „Fischtantchen", die zu Fuß die frischen Fische bis weit auf die Dörfer im Umkreis von Heiligenbeil brachten, im Sommer, im Winter, bei Regen, Schnee und Sturm, kamen nach dreieinhalbjähriger Internierung in Dänemark nach Ebingen, Süd-Württemberg, Kreis Balingen, Bachstraße 44 I. Hier trafen Landsleute sie durch Zufall. Sie schrieben uns, dass ihnen die zwei Zimmerchen der „Fischtantchen" ein liebes Klein-Rosenberg bedeuten, dem die humorvollen und immer freundlichen Schwestern heimatliches Leben geben. Sie sind Mitglied der landsmannschaftlichen Gruppe, bei deren Heimatabenden sie nie fehlen.

 

zum 75. Geburtstag

am 30. Juli 1957, Landsmann Ludwig Brosda, aus Osterode, jetzt in Berlin-Grunewald, Plöner Str. 24.

 

am 30. Juli 1957, Frau Käte Parlitz, aus Lyck, jetzt in Berlin SW 68, Segitzdamm 38.

 

am 1. August 1957, Frau Henriette Braun, geb. Petereit, aus Demmenen, Kreis Elchniederung, jetzt bei ihrer Nichte, Ida Rogoß, in Bottrop-Welheimermark, Westfalen, In-der-Welheimermark-Straße 156.

 

am 4. August 1957, Frau Ida Grundmannn, geb. Podell, aus Venedien, Kreis Mohrungen, jetzt mit ihrem Ehemann, Mühlenbesitzer und Müllermeister Albert Grundmann, in Lindlar, Bezirk Köln, Wipperfürther Straße 86.

 

am 5. August 1957, Landsmann Karl Simanzik, aus Muntau, Kreis Sensburg, jetzt in Warendorf, Ludgeristraße 15, bei seinem Sohn Gustav.

 

am 6. August 1957, Frau Margarete Sperlich, ehemals Hotelbesitzerin in Angerapp (Darkehnen), jetzt in Kisdorf bei Ulzburg, Holstein.

 

am 8. August 1957, Frau Auguste Eggert, geb. Cichewitz, aus Damerau, Kreis Ortelsburg, jetzt in (21a) Hesseln Nr. 2, über Halle, Westfalen.

 

am 8. August 1957, Bauer Richard Brandtstäter, aus Kattenau, Kreis Ebenrode, jetzt in Gr.-Merkelsen, Kreis Bremervörde. Der Jubilar entstammt einer Salzburger Familie, die seit ihrer Einwanderung nach Ostpreußen in Kattenau einen großen Bauernhof besaß.

 

am 10. August 1957, Frau Johanna Karnowski, geb. Tempel, aus Grünhöfchen, Kreis Angerburg, jetzt in Salzgitter-Bad, Erikastraße 55.

 

am 12. August 1957, Frau Marie Jankowski, geb. Saborowski, Witwe des Maurers Max Jankowski, aus Schwalgendorf, Kreis Mohrungen. Sie wohnt jetzt mit ihren Töchtern und Enkelkindern in Hannover, Rambergstraße 36.

 

am 12. August 1957, Landsmann Fritz Kiaulens, aus Königsberg, Gebauhrstraße, später Waldgarten. Er wohnt jetzt in Hamburg-Eidelsteht, Pinneberger Chaussee 128b.

 

am 13. August 1957, Witwe Anna Steckler, aus Königsberg, Samitter Allee 51, jetzt bei ihrer Tochter, Erika Kewitz, in Hameln, Weser, Pfläzer Straße 10.

 

am 15. August 1957, Fräulein Emma Herder aus Krickehnen, Kreis Pr.-Holland, jetzt bei ihrer Nichte, Lieselotte Fiebig, geb. Kinder, in (23) Bentheim, Niedersachsen, Marktstraße 11.

 

am 15. August 1957, Frau Auguste Ollas, geb. Lakotschiki, aus Seenwalde, Kreis Ortelsburg, jetzt in Berlin W 35, Alvenslebener Straße 20.

 

am 16. August 1957, Frau Lucie Steinicke, geb. Sabiers, Witwe des im September 1945 in Ostpreußen umgekommenen Reichsbahn-Amtmanns Heinrich Steinicke, Leiter des Hauptbahnhofs Königsberg von 1934 bis 1943. Sie lebt jetzt in der Familie ihrer ältesten Tochter, Margarete Hinz, in Gelsenkirchen, Kolbstraße 16.

 

am 17. August 1957, Bauer Gustav Schmelz, aus Neuenburg, Kreis Gumbinnen, jetzt mit seiner Ehefrau in Streek bei Sandkrug, Kreis Oldenburg. Der Jubilar war über 30 Jahre Bürgermeister der Gemeinde Neuenburg.

 

Goldene Hochzeiten

Landwirt Otto Müller und Frau Anna Müller, geb. Schlaugat, aus Nestonkehmen, Kreis Gumbinnen, jetzt bei ihrer Tochter in Daaden, Sieg, Lamprechtstraße 45, feierten am 30. Juli 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Doppelt. Bauer Otto Müller und seine Ehefrau Anna, geb. Schlaugat, aus Schweizertal, Kreis Gumbinnen, jetzt in Daaden, Sieg, Kreis Altenkirchen, Lamprechtstraße 45, feierten am 30. Juli 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Am 6. August 1957, feierten ihre Goldene Hochzeit, die Eheleute Gustav Matteoschat und Frau Maria Matteoschat, geb. Grigat, aus Schillfelde, Kreis Schloßberg, im Kreise ihrer Kinder und Enkel in Hof a. d. Steinach, Bayern.

 

Landsmann Otto Paetsch, Elektroschweißer beim Wasserstraßenamt, und seine Ehefrau, Else Paetsch, geb. Gawens, aus Pillau, Poststraße 7, jetzt in Göppingen, Aberlinstraße 5, feierten am 2. August 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Ernennung

Mit Wirkung vom 1. Mai 1957 wurde Regierungssekretär Fritz Spod vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus zum Regierungsobersekretär ernannt. Seit dem 1. Oktober 1951 ist Landsmann Spod bei der Oberrealschule mit Gymnasium in Rothenburg o. d. T. tätig. Anschrift: Rothenburg o. d. T., Weidmannstraße 5.

 

 

Prüfungen

Renate Scheele, Tochter des in Königsberg verstorbenen Architekten (BDA) Scheele, promovierte an der Universität München zum Dr. med. vet. Sie wohnt jetzt in Bielefeld, Beethovenstraße 11.

 

Rosemarie Roeder, einzige Tochter des Lehrers Kurt Roeder aus Großwarnau, Kreis Lötzen, jetzt in (24b) Fargau über Kiel, Kreis Plön, promovierte an der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel zum Doktor sc. pol.

 

Diplom-Volkswirt Ulrich Mannke, Sohn des Kaufmanns Heinrich Mannke, aus Königsberg, Tragheimer Pulverstraße 42, jetzt in Oldenburg, Holstein, promovierte an der Universität Hamburg.

 

Klaus Reinecker, Sohn des Lehrers Emil Reinecker, aus Angerburg, Rehannstraße 5, jetzt in Frohnhausen, Dillkreis, Hessen, bestand an der Bergakademie zu Clausthal, Harz, die Prüfung als Diplom-Ingenieur im Bergfach.

 

Horst Mellenthin, Sohn dis Tischlermeisters Hans Mellenthin, aus Allenstein, Dirschauer Straße 12, jetzt in Leverkusen, Karl-Marx-Straße 4, bestand an der Staatsbauschule zu Köln die Ingenieurprüfung für Bauwesen mit „gut“.

 

Heinz Packschies, Sohn des gefallenen Zimmerpoliers Fritz Packschies, aus Heiligenhain bei Gr.-Baum, Kreis Labiau, hat an der Staatlichen Ingenieurschule zu Duisburg das Examen als Ingenieur für Maschinenbau bestanden Er lebt bei seiner Mutter in Duisburg-Meiderich, Gabelsberger Straße 24.

 

Herbert Merklein, aus Ortelsburg, Sohn des ehemaligen Verwaltungsangestellten Max Merklein, hat an der Bau- und Ingenieurschule zu Bremen die Prüfung als Bauingenieur bestanden. Anschrift: Bremen, Ansbacher Straße 63.

 

Gerhard König, Sohn des ehemaligen Amtsvorstehers Albert König, aus Friedrichshof, Kreis Ortelsburg, hat an der Staatlichen Ingenieurschule zu Dortmund das Examen als Elektro-Techniker mit „gut" bestanden.

 

Karl-Heinz Kiebert, Sohn des verstorbenen Viehkaufmanns Max Kiebert, aus Dünen, Kreis Elchniederung, hat an der Staatlichen Nikolaus-August-Otto-Ingenieurschule zu Köln das Ingenieur-Examen in Gas-, Wasser-, Heizungs- und Lüftungstechnik bestanden. Anschrift: Lübeck-Siems, Gothmund IB 19.

 

Gottfried Heide, Sohn des Lehrers i. R. Alois Heide, aus Klaukendorf, jetzt in Oberliblar, Bezirk Köln, Heidebroichstraße 38, bestand an der Staatlichen Ingenieurschule zu Köln die Prüfung als Tiefbau-Ingenieur.

 

Joachim Heß, Sohn des Landwirts Alfred Heß, aus Sönhöfen, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Kolmar, Post Steindeich, Deichreihe, hat an der Staatlichen Ingenieurschule zu Hamburg die Prüfung als Schiffsingenieur II C 5 bestanden.

 

Hansjörg Schneidereit, ältester Sohn des Bauingenieurs Ernst Schneidereit, aus Insterburg, Heeresbauamt, jetzt in Karlstadt/Main, Schlesier Straße 8, hat am Balthasar-Neumann-Polytechnikum Würzburg seine Prüfung als Maschinenbauingenieur mit „gut" bestanden.

 

Otto Wermter, Sohn des verstorbenen Landwirts und Amtsvorstehers Otto Wermter, aus Heinrikau, Kreis Braunsberg, hat an der Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen zu Köln das Examen als Landmaschinen-Bauingenieur bestanden: Anschrift: Upen über Goslar (20b).

 

Dr. Hans Schmauch 70 Jahre alt

Als erster von den heimatlichen Geschichtsvereinen wurde der Ermländische Geschichtsverein 1954 wieder ins Leben gerufen, im Herbst 1956 konnte er in Münster sein hundertjähriges Bestehen feiern. Er ist der älteste der ostpreußischen Geschichtsvereine und zählt heute 320 Mitglieder, das sind zwei Drittel des Bestandes vor 1945. Die Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands erscheint wieder; ein neu eingerichtetes Mitteilungsblatt mit dem Titel „Unsere ermländische Heimat" berichtet einem größeren Leserkreis fortlaufend über die Tätigkeit der Mitarbeiter.

 

Das alles ist ein Verdienst des rührigen Vorsitzenden, des Studienrats und Privatdozenten Dr. habil. Hans Schmauch, der am 13. August 1957, das 70. Lebensjahr vollendet. Aus diesem Anlass gedenken wir heute mit Dankbarkeit des unermüdlichen Heimatforschers und übermitteln ihm unsere besten Wünsche für eine weitere erfolgreiche Tätigkeit in guter Gesundheit.

 

Geboren am 13. August 1887 in Danzig, 1906 Abiturient in Schneidemühl, studierte er zunächst einige Semester Theologie in Pelplin, ging dann zur Philologie über und erwarb 1916 in Königsberg die Lehrbefähigung für Geschichte, Deutsch und Latein. Seit 1918 war er am Progymnasium in Wormditt tätig, seit 1926 als Studienrat. Hier fand er seine Lebensgefährtin und damit fasste er festen Fuß im Ermland. 1932 wurde er an die Luisenschule in Marienburg versetzt; nach dem Zusammenbruch von 1945 gelangte er mit seiner Familie nach Kaufbeuren im Allgäu, er war bis zur Pensionierung 1952 am dortigen Gymnasium beschäftigt.

 

Neben seiner unterrichtlichen Tätigkeit galt sein Interesse der Heimatgeschichte. Schon seine Dissertation, mit der er bei Professor Brackmann promovierte, führte den Titel „Die Besetzung der Bistümer im Deutschordensstaat bis 1410". Damit hatte er sein Arbeitsgebiet gefunden, Abhandlungen über die Bischöfe Heinrich Heilsberg, Nikolaus von Tüngen und Lukas Watzenrode folgten. Nach dem Unglücksjahr 1410 suchten die Polen im Ermland Einfluss zu gewinnen, vor allem wollten sie polnische Prälaten auf den ermländischen Bischofsstuhl bringen; das untersucht Schmauch in diesen und in seinen folgenden Arbeiten, die in der Zeitschrift für die Geschichte Ermlands, in den Altpreußischen Forschungen und in der Zeitschrift Jomsburg erschienen.

 

Diese Abhandlungen waren die Frucht eingehender Studien in den Archiven zu Frauenburg, Königsberg, Danzig und Warschau. Nach diesen umfangreichen Quellenstudien konnte er auch den schon lange erwarteten vierten Band des ermländischen Urkundenbuches (codex diplomaticus Warmiensis) vollenden und herausgeben.

 

Der Lehrstuhl für Geschichte an der Staatlichen Akademie zu Braunsberg war seit dem Tode des Geheimrats Röhrich im Juni 1925 mit west- und süddeutschen Gelehrten besetzt, ein Dozent für ostdeutsche Landesgeschichte fehlte. Da habilitierte sich Hans Schmauch im Juli 1932 in der Philosophischen Fakultät der Akademie mit der Abhandlung „Das Fürstbistum Ermland und Polen bis 1600". Es wurde allgemein begrüßt, dass nunmehr die Theologiestudenten und späteren Pfarrer wieder in die Heimatgeschichte eingeführt wurden. Dr. Schmauch verstand es, die Hörer durch seine Vorträge zu fesseln und sie zu wissenschaftlichen Arbeiten anzuregen. Er selbst forschte eifrig weiter und legte in gut fundierten Aufsätzen das staatsrechtliche Verhältnis des Ermlandes zu Polen sowie die kirchenpolitischen Beziehungen zwischen Ermland und Polen dar.

 

Als neues Arbeitsfeld kam die Koppernikusforschung hinzu. Immer wieder versuchen die Polen, den großen Frauenburger Domherrn für sich in Anspruch zu nehmen; demgegenüber hat Dr. Schmauch in größeren und kleineren Aufsätzen neue Beweise für das Deutschtum des berühmten Astronomen beigebracht und so die Arbeit unseres Koppernikusforschers Eugen Brachvogel fortgesetzt. Für einen größeren Leserkreis hat er die Ergebnisse zusammengefasst in einer Schrift „Nikolaus Kopernikus", die in einer Schriftenreihe des Göttinger Arbeitskreises erschienen ist.

 

1945 fielen die Frauenburger Archive den Polen in die Hände; — ein unersetzlicher Verlust. Umso wertvoller ist das Königberger Staatsarchiv, das in Göttingen neu eröffnet ist. Dort ist Schmauch ein häufiger Gast, er findet dort immer neue Urkunden und Akten für die ermländische Geschichte; Publikationen in verschiedenen Zeitschriften zeigen es. Kirchengeschichtliche Fragen bevorzugt er auch heute noch, und so konnte er im Einvernehmen mit anderen ostdeutschen Forschern ein Institut für Kirchengeschichte in Ingelheim am Rhein gründen, dessen Ausbau noch nicht vollendet ist. Inzwischen ist er mit seiner Gattin nach der Rotweinstadt übergesiedelt, und seine Aufgabe für die folgenden Jahre wird es sein, Geschichtswissenschaft und Rotwein harmonisch zu vereinigen. Seine bisherigen Leistungen auf beiden Gebieten berechtigen zu den besten Hoffnungen! Dr Adolf Poschmann

 

Sparbücher

Für folgende Landsleute liegen Sparbücher vor:

 

Anna Fallateck, aus Osterode — Stadtsparkasse Osterode;

 

Paul Freytag, aus Hohenstein, und Elfriede Hippler, aus Platteinen — Kreissparkasse Osterode, Hauptzweigstelle Hohenstein;

 

Leo Richard Ott, aus Pillau, und Bernhard Thun, aus Braunschweig — Stadtsparkasse Pillau;

 

Brozio , Burckert, und Gertrud Brozio, aus Drengfurth — Kreis- und Stadtsparkasse Rastenburg, Hauptzweigstelle Drengfurth;

 

Minna Buchsteiner und Otto Buchsteiner, aus Lauken — Kreissparkasse Ebenrode;

 

Willi Kickstein, aus Nordenburg — Kreissparkasse Gerdauen, Hauptzweigstelle Nordenburg;

 

Emma Rutkowski, geb. Rehberg und Hermann Rutkowski, aus Königsberg — Stadtsparkasse Königsberg. Nebenstelle Vorstädtische Langgasse;

 

ferner ein Sparbuch der Stadtsparkasse Königsberg (ohne Namen), Konto-Nr. 13/8976, Nebenstelle Steindamm.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Geschäftliches

Der von der Firma Walter Runde, Likörfabrik, Einbeck, im Anzeigenteil angebotene Herrenlikör Ur-Elch ist ein Erzeugnis jahrelanger Entwicklung eines Spezial-Kräuterlikörs und galt für unser Ostpreußen als Souvenir.

 

Traditionssportfest in Düsseldorf

Die großen Sporttage der Traditionsgemeinschaft der Leichtathleten aus den deutschen Ostgebieten rücken immer näher. Freitag, der 17. August, ist der Tag der Ostdeutschen, zu deren Wettkämpfen und Wiedersehenstreffen viele Landsleute in Düsseldorf erwartet werden. Die Schwierigkeiten, preiswerte Unterkünfte zu bekommen, sind jetzt auch überwunden. Ab 16. August sind in der Polizeischule, Tannenstraße 26 (Straßenbahnlinie 7, etwa 20 Minuten vom Hauptbahnhof), Zwei- bis Acht-Bettzimmer zum Preise von DM 1,50 für die erste Nacht, 80 Pfennig für jede weitere Nacht für Männer und die männliche Jugend (Frühstück 2,35) bereitgestellt worden. Weitere verbilligte Hotelquartiere mit Einzel- und Doppelzimmern sind im Graf-Adolf-Hotel, Souterrain, Wilhelmplatz links, direkt am Hauptbahnhof, für DM 5,-- pro Bett (Frühstück 2,35) ab Donnerstag, den 16. August, reserviert. Anmeldungen sind umgehend an Kurt Lautsch, Düsseldorf, Hennekamp 35, zu richten. Die Quartierscheine werden Bestellern zugesandt. Außerdem sind preiswerte Privatunterkünfte für Frauen und Mädchen durch Fräulein Else Bauer, Düsseldorf, Wehrhahn 41, zu erhalten.

 

Nochmals wichtige Hinweise: 6. – 17. August, Beginn der Wettkämpfe auf dem Platz des Dr. Sp.-Cl. Düsseldorf, Altenbergstraße (Straßenbahnlinie 9 bis Endstation Staufenplatz) um 14.30 Uhr. – 17. August Wiedersehenstreffen im Festsaal der Gaststätte Engels, Grafenberg, Eingang Bismarckweg (Straßenbahnlinie 9, Endstation) um 20 Uhr.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Fern seiner geliebten Heimat ist am 23. Juli 1957, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, unser lieber Bruder, Walter Kolbe, früher Stadtinspektor in Tilsit, im 72. Lebensjahre, von schwerer Krankheit durch sanften Tod erlöst worden. In stiller Trauer: Lisbeth Kolbe, geb. Berg. Brigitte Prökel, geb. Kolbe. Dr. Walter Prökel. Marie Raeder, geb. Kolbe. Arthur Kolbe. Thannhausen, Ergoldsbach (Ndb.), Passau.

 

Am 21. Juli 1957 entschlief nach langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden und im festen Glauben an ein Wiedersehen mit ihren Lieben, im Krankenhaus zu Neumünster, Margarete Sontowski, verw. Alex, geb. Christoph, im 57. Lebensjahre. Ihr Leben war nur Liebe und Sorge für ihre Mitmenschen. Im Namen aller Angehörigen und Leidtragenden: Walter Christoph, Benefeld über Walsrode. Albert Sontowski, Lübeck, Wendische Str. 1. Linchen Wagner, Bordesholm, Holstein, Bahnhofstraße 47. Gleichzeitig gedenken wir ihrer Lieben, Gert Sontowski, vermisst 1945. Jürgen Alex, vermisst 1945. Carl Ludwig Alex, gefallen 1943 bei Smolensk. Die Beerdigung hat am 25. Juli 1957 auf dem Friedhof in Bordesholm stattgefunden.

 

Fern von ihrer geliebten Heimat in Dt.-Heide, Kreis Ortelsburg, ist am 28. Juli 1957, nach kurzer Krankheit, unsere liebe herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Groß- und Urgroßmutter, Martha Masuch, geb. Poppek, im Alter von 79 Jahren, sanft entschlafen. In stiller Trauer: Paul Masuch und Frau Friederike Masuch, geb. Beba. Gustav Rimsa und Frau Hedwig Rimsa, geb. Masuch. Georg Masuch und Frau Herta Masuch, geb. Friedriszik. Edmund Schächinger und Frau Ella Schächinger, geb. Masuch. Gerhard Masuch und alle Enkelkinder. Himmelpforten (Niederelbe), den 29. Juli 1957.

 

Nach langer Krankheit entschlief am 1. Juni 1957, unsere liebe treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Schwester und Tante, Lisbeth Zimmermann, geb. Kobusch, im 67. Lebensjahre. Sie folgte unserem lieben Vater in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Kurt Zimmermann und Frau Lisa Zimmermann, geb. Thies. Wilhelm Brockhausen und Frau Eva Brockhausen, geb. Zimmermann. Wilhelmine Kobusch. Hornbostel, Kreis Celle. Früher Seubersdorf, Kreis Mohrungen.

 

Am 12. Juli 1957 verschied nach kurzer schwerer Krankheit, unsere liebe Schwester, Tante, Großtante und Kusine, Alwine Theilkuhl, im Alter von 58 Jahren. In tiefer Trauer: Sophie Küssner, geb. Theilkuhl. Elise Albani, geb. Theilkuhl. Düsseldorf-Eller, Am Schaberneck 16. Früher Rastenburg, Ostpreußen, Hindenburgstraße 55.

 

Von einem schweren, mit großer Geduld ertragenen Leiden erlöste ein sanfter Tod, meine liebe Frau, unsere liebe Mutti, wohlversehen mit den heiligen Sterbesakramenten, Frau Elisabeth Wolff, geb. Borowsky, früher Frauenburg, Kreis Braunsberg, Ostpreußen, im Alter von 48 Jahren. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Artur Wolff und Kinder. Ingelheim (Rh.), Mainzer Straße 3.

 

Kurz vor Vollendung des 60. Lebensjahres verließ uns am 9. Juli 1957 ganz plötzlich und unerwartet und für uns alle unfassbar, meine liebe Frau, unsere gute Mutti, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Henriette Janutta, geb. Hill. Früher Grünheide, Kreis Treuburg, Ostpreußen. In tiefer Trauer: Ernst Janutta. Elfriede Hanke, geb. Janutta. Elisabeth Janutta. Helmut Hanke und alle Anverwandten. Sowj. bes. Zone. Mönchen-Gladbach/Hardt. Rheydt. Die Beerdigung hat am 13. Juli 1957 auf dem Friedhof in der sowj. bes. Zone stattgefunden.

 

Der allmächtige Gott hat heute, meine liebste Mutter, Frau Lina Wollmann, geb. Thorun, früher Gabditten, Ostpreußen, von ihrem schweren Leiden erlöst. Nach zwei Monaten folgte sie ihrem geliebten Mann in die Ewigkeit. In tiefster Trauer: Eva Wollmann. Schongau (Lech), den 2. August 1957, Lechtorstraße 15

 

Ruhe sanft geliebtes Herz, bitter ist der Trennungsschmerz, aber wonnereich und schön ist droben einst das Wiedersehn. Zum einjährigen Todestage, am 7. August 1956, in der Heimat, gedenken wir in Liebe unseres Söhnchens, Bruders, Enkelkindes und Neffen, Heinz-Jürgen Max Gryzan, im Alter von 15 Jahren. So lebt denn wohl, Ihr meine Lieben, ich wär so gern bei Euch geblieben, doch meine Krankheit war so schwer, für mich gab‘s keine Rettung mehr, als durch den Tod von Euch zu gehen, zu Gott dem Vater meinem Herrn. In stiller Trauer: Wilhelm Gryzan und Frau Annemarie Gryzan, geb. Kays. Günter, als Bruder. Karoliene Kay, als Oma, und Erika, als Nichte. Hamburg-Harburg, Hohe Straße 39/34 b, den 31. Juli 1957. Früher Wilhelmsthal, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen

 

Du warst so gut, du starbst so früh, wer dich gekannt, vergisst dich nie. Am 21. Juli 1957 entschlief sanft nach längerem in Geduld ertragenem Leiden an einer tückischen Krankheit in festem Vertrauen auf ihren Erlöser, meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwester, Schwägerin und Oma, Elisabeth Welsch, im 66. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Gustav Welsch und alle Angehörigen. Unterharmersbach b. Zell a. H., 1. August 1957. Früher Eckwalde, Kreis Elchniederung, Ostpreußen

 

 

Herbert Kopp, geb. 09.09.1901 in Warszlauken, Elchniederung, gest. 09.07.1957, sowj. bes. Zone. Im Namen seiner Frau, Kinder und Geschwiste: Erna Buttner, geb. Kopp. Hannover-Herrenhausen, Schaumburgstraße 17.

 

Am 12. Juli 1957 entschlief plötzlich und unerwartet, mein lieber Mann, unser guter Bruder, Schwager und Onkel, Gustav Przywarra, im 73. Lebensjahre. In stiller Trauer: Amalie Przywarra. Zollerndorf, Kreis Johannisburg, Ostpreußen, jetzt Opladen, Fritz-Henseler-Straße Nr. 13

 

In aufrichtigem Schmerz teilen wir mit, dass mein lieber Mann, unser stets treusorgender, mit dem besten Beispiel vorangegangener Vater, der Landwirt, Ferdinand Hallmann, am 19. Juli 1957, früh 4 Uhr, nach zweijährigem Krankenlager (er hat gelitten, ohne zu klagen), kurz vor seinem 92. Lebensjahre, mehrmals gestärkt mit den Gnadenmitteln unserer heiligen Kirche, im Kloster zu Ramersdorf edel entschlief. Sein ganzes Leben war ein tiefes Gebet. Um den Verstorbenen trauern, seine Ehefrau, Maria Hallmann, geb. Schlesiger. Seine Kinder, Schwiegertochter, Schwiegersöhne, Enkelkinder und Anverwandten. Die Totenmesse fand in der Pfarrkirche zu Küdinghoven bei Beuel/Bonn am 23. Juli 1957 statt.

 

Am 20. Juli 1957 entschlief nach längerem Leiden, mein geliebter Mann, mein treusorgender Vati, Ernst Witt, kurz nach Vollendung des 75. Lebensjahres. In tiefem Schmerz: Gertrud Witt, geb. Hundrieser. Erika Witt. Bielefeld, Wildbrandstraße 20. Früher Königsberg Pr., Selkestr. 25

 

Am 29. Juli 1957 entschlief nach schwerem, mit Geduld ertragenem Leiden, mein lieber Mann, unserer lieber Vater, Großvater, Schwiegervater und Onkel, der Schmiedemeister, Rudolf Seeger, im Alter von 79 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Frau Margarete Seeger. Fluhtorf 14 über Braunschweig. Früher Rauschen, Ostpreußen

 

Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben gehalten. 2. Timot., 4 - 7      Nach langem schwerem Leiden hat Gott der Herr unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwägerin, Tante und Pflegemutter, Witwe Maria Goeritz, geb. Schultz, im 82. Lebensjahre, am 11. Juli 1957, heimgerufen. Es trauern um sie, drei Töchter mit Familien, drei Söhne mit Familien, Verwandte und Bekannte. Spenge, Kreis Herford, Bachstraße 5. Früher Tilsit, Sommerstraße 1 u. 62. Dieses zeigt an im Namen aller Hinterbliebenen: Fritz Goeritz. Bedburg/Erft. Bez. Köln.

 

Es ist so schwer, wenn sich zwei Mutteraugen schließen, zwei Hände ruh'n, die einst so treu geschafft, und still und heimlich unsere Tränen fließen, uns bleibt der Trost: Gott hat es wohlgemacht. Nach langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden entschlief heute, 18.15 Uhr, meine liebe Frau, unsere liebe Mutti, Schwiegermutter, Oma, Schwester und Tante, Frau Elise Reinhold, geb. Glandien, geb. 24.03.1887, gest. 26.07.1957. In tiefer Trauer: Franz Reinhold, Gatte. Kurt Glandien, Sohn. Hildegard Glandien, geb. Kohnert. Gertrud Hantel, geb. Glandien, Schwiegertochter. Willy Hantel, Kahlesand. Gretel Krannich, geb. Glandien. Paul Krannich, sowj. bes. Zone. Christel Ökoist, geb. Glandien. Ingow Ökoist, Schweden. Villingen, Schwarzwald, den 26. Juli 195. Früher Stolzenfeld, Kreis Bartenstein, Ostpreußen.

 

Fern ihrer geliebten Heimat und für uns unerwartet und unfassbar verstarb am 26. Juli 1957 an den Folgen eines Verkehrsunfalles, unsere liebe herzensgute und treusorgende Mutter und Schwiegermutter, meine unvergessliche Oma, Marie Cziesla, früher Rhein, Ostpreußen, Kreis Lötzen, Lötzener Straße 22, kurz vor Vollendung ihres 79. Lebensjahres. In tiefer Trauer: Erich Cziesla. Gertrud Cziesla, geb. Hartwig. Inge Cziesla. Berlin-Tempelhof, den 29. Juli 1957, Attilastraße 14

 

Fern ihrer lieben Stadt Königsberg Pr., immer auf ein Wiedersehen mit ihren vermissten Kindern hoffend, ist am 29. Juni 1957 nach einem langen, aufopfernden arbeitsreichen Leben, unsere liebe gütige Mutter, Großmutter, Urgroßmutter, Henriette Schmidtke, geb. Schipper, Königsberg Pr., Farenheidstr. 2, im Alter von 93 Jahren, heimgegangen. In tiefer Trauer: Ernst und Maria Schmidtke, in Königsberg Pr. vermisst. Anna und Erich Wittke, in Königsberg Pr. vermisst. Friedel und Kurt Lewandronski, Großtochter. Wolfdieter und Burkhard, Urenke.l Tübingen, Memminger Str. 17. Früher Königsberg Pr., Cranzer Allee 69

 

In der Welt habt Ihr Angst aber seid getrost; ich habe die Welt überwunden Joh.16/3? (unlesbar) Am 22. Juli 1957 ist unsere über alles geliebte Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter, Frau Ida Rogalski, geb. Krupp, im gesegneten Alter von 83 Jahren, in Frieden heimgegangen. Im Namen aller Angehörigen: Gerda Mathias. Hanau, Kastanienallee 16, den 23. Juli 1957, Bad-Bramstedt/Beckum, Westf. Früher Ernsthof-Tharau. Die Beerdigung fand am Mittwoch, dem 24. Juli 1957, um 15 Uhr, auf dem Kesselstädter Friedhof statt.

 

Zum Gedenken! Zum zehnten Male jährt sich der Tag, an dem unsere liebe Schwester, Frau Marie Kreutz, geb. Weich, in Königsberg Pr., den Hungertod starb. In stiller Trauer: Käte Schwarznecker, Bln. SW 61, Kreuzbergstr. 4, früher Königsberg Pr., Gr. Sandgasse 10. Margarete Vogel, Lübeck-Dornbreite. Helene Buchholz, sowj. bes. Zone.

 

Nach langer schwerer Krankheit mit Geduld ertragenem Leiden, nahm Gott der Herr am 25. Juli 1957, meine liebe unvergessliche Frau, meine einzige Stütze, unsere treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Oma, Helene Hein, verw. Krücken, geb. Rehse, früher Königsberg Pr., zu sich in die Ewigkeit. Im Namen aller Angehörigen. In tiefem Schmerz: Carl Hein. Früher Domnau, Kreis Bartenstein, jetzt Kettendorf über Kaltenkirchen, Holstein.

 

Nach schwerem schmerzvollem Krankenlager erlöste der Tod am 20. Juli 1957, unsere geliebte herzensgute Schwester, Schwägerin und Tante, Mieze Stiklun, geb. Zühlsdorff, im 66. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Revierförster i. R., Matt. Zühlsdorff und Frau Edith Zühlsdorff, geb. Rönke. Margarete Zühlsdorff. Barshamp über Dahlenburg. Früher Schloßberg, Ostpreußen.

 

Seite 16   Familienanzeigen

Am 16. Juni 1957, um 21 Uhr, entschlief sanft und ruhig nach kurzer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, Gottlieb Kahl, im 86. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Anna Kahl, geb. Frank. Stade, im Juli 1957, Bungenstraße 19. Früher Augstupönen, Kreis Gumbinnen.

 

Heute entschlief nach einem arbeitsreichen Leben unerwartet für uns alle, mein lieber Mann, unser lieber Vater, Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel, Diakon, Fritz Kaiser, früher Obererzieher der Provinzialerziehungsanstalt Altwalde bei Wehlau, Ostpreußen, im 58. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Gertrud Kaiser, geb. Paulukat. Günter, Siegfried, Jürgen und Ingeborg. Georg Paulukat, als Schwiegervater, und alle Angehörigen. Neuerkerode bei Braunschweig, den 29. Juli 1957

 

Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb am 17. Juli 1957, im Alter von 77 Jahren, mein lieber treusorgender Mann, unser herzensguter Vater und Schwiegervater, seiner Enkel liebevoller Großvater, Bruder und Schwager, der Bankdirektor i. R., Fritz Schwenkner, früher Elbing, Bank der Ostpreußischen Landschaft. In tiefer Trauer: Marie Schwenkner, geb. Tobias, Ostseebad Glücksburg, Paulinenallee 4. Anneliese Fischbach, geb. Schwenkner. Dr. med. Gerhard Fischbach, Flensburg. Walter Schwenkner, Lengerich. Carl Tobias, Hamburg-Bramfeld.

 

Nur Arbeit war Dein Leben. Du dachtest nie an Dich. Nur für die Deinen streben, war Deine höchste Pflicht. Nach Gottes heiligem Willen entschlief sanft am 14. Juni 1957, mein lieber guter Mann, unser treusorgender Vater und Großvater, Landwirt, Johann Kischel, früher Pörschken, Kreis Mohrungen, im Alter von 71 Jahren. In tiefer Trauer: Minna Kischel und Kinder. Gelsenkirchen, Pothmannstraße 3

 

Plötzlich und unerwartet entschlief am 17. Juli 1957 in Oldenburg, Holstein, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Pfleger im Landeskrankenhaus Heiligenhafen, Julius Friedrich, im 55. Lebensjahre. In stiller Trauer: Anna Friedrich und Kinder. Früher Königsberg Pr., Lobeckstraße 24, jetzt Hattingen (Ruhr), Südring 30

 

Am 25. Juli 1957 verstarb der Kapitularvikar von Ermland, Prälat, Arthur Kather. Er war ein Sohn unseres Heimatkreises, mit dem er sich bis zur letzten Stunde verbunden fühlte. In steter Dankbarkeit und Treue werden wir diesem großen Seelsorger und Menschen ein ehrendes Andenken bewahren.

Für die Kreisgemeinschaft Rößel, Franz Stromberg, Kreisvertreter

 

Nach Gottes unerforschlichem Ratschluss verschied am 15. Juni 1957 in Berlin nach einem arbeitsreichen Leben, für uns alle ganz unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit, mein lieber Mann, treusorgender Vati, unser herzensguter Sohn, lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Kaufmann, Otto lllas, im Alter von 48 Jahren. Er folgte nach 5 ½ Jahren unserer über alles geliebten Schwester, Gertrud, in die Ewigkeit. In tiefem Schmerz: Hildegard lllas und Sohn Lutz, Berlin. August lllas u. Frau Wilhelmine, Minden, Feldstr. 2. Familie Willi lllas, Minden. Paul lllas, Bad Oynhausen, Schulstraße 49. Familie Franz lllas, Ingolstadt. Familie Ewald Sudau und Frau Anni Sudau, geb. lllas, Minden. Familie Kurt lllas, Wuppertal.

 

Am 14. Juli 1957, ist mein lieber Mann und bester uneigennützigster Lebenskamerad, mein überaus guter Vati, Otto Bieleit, nach langem, mit größter Tapferkeit ertragenem Leiden, fern von seiner so sehr geliebten und nie vergessenen Heimat, im Alter von 60 Jahren, für immer von uns gegangen. Sein Leben war nur Arbeit und sorgende Liebe für die Seinen. In tiefem Schmerz: Else Bieleit, geb. Schlotmann und Töchterchen Renate. Stülinghausen bei Marienheide (Rhld.). Früher Haselberg, Ostpreußen.

 

Fern seiner über alles, geliebten Heimat,entschlief am 29. Juni 1957, nach schwerer Krankheit, für uns dennoch so unerwartet, mein lieber Mann, mein guter Schwiegersohn, unser Bruder, Schwager, Neffe und Onkel, Lehrer, Otto Schneidereit, im Alter von 56 Jahren. In Schmerz und Trauer im Namen aller Angehörigen: Gertrud Schneidereit, geb. Rudat. Martha Rudat, als Schwiegermutter. Kaufmann, Eugen Schneidereit, Eutin. Erster Staatsanwalt, Erich Gerber und Frau Herta Gerber, geb. Schneidereit, Regensstauf bei Rendsburg. Magda Schneidereit, Wacken über Itzehoe. Maria Gutowski, Tellingstedt über Heide. Hannelore, Erika und Waltraud, als Enkelkinder. Eutin, Lübecker Landstraße 11. Früher Tilsit, Heinrichswalder Straße 2

 

Auf unserer Erholungsreise verließ mich unerwartet am 19. Juli 1957, mein geliebter Mann und guter Lebenskamerad, unser lieber Schwager, Onkel und Vetter, Bruno Tuttlies, Postamtmann i. R., früher Postamt 9, Königsberg Pr., nach langem schwerem Leiden, im Alter von 71 Jahren. In tiefem Leid im Namen aller Hinterbliebenen: Margarete Tuttlies, geb. Grotzeck. Stuttgart-Zuffenhausen, im Juli 1957, Seedamm 1. Die Einäscherung hat in Hannover, am 23 Juli 1957, stattgefunden.

 

Am 1. August 1957 entschlief für uns alle unerwartet, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder und Schwager, der Kaufmann, Louis Wangerowski, im Alter von 62 Jahren. In tiefer Trauer: Else Wangerowski, geb. Rohde. Joachim Brix und Frau Ruth Brix, geb. Wangerowski. Werner Wangerowski. Georg Krieger und Frau Käte Krieger, geb. Wangerowski und Monika. Geesthacht, Buntenskamp 10. Früher Labiau.

 

Statt Karten! Heute früh 5.30 Uhr, wurde völlig unerwartet durch den gestern erlittenen schweren Verkehrsunfall, mein lieber herzensguter Zwillingsbruder, Schwager, Neffe und unser guter Onkel, staatl. Gepr. Landwirt, Hans-Marzel Frisch, im Alter von 31 Jahren, aus unserer Mitte gerissen. Sein Leben war selbstlose und treusorgende Liebe für die Seinen. Seine unermüdliche Aufopferung galt der Heimat mit dem Gedanken, sie einmal wiederzusehen. Er folgte seinem Vater, Bankdirektor, Georg Frisch, verstorben 20.11.1945 in Klein-Machmin bei Stolp, Pommern und seiner Mutter, Gertrud Frisch, geb. Willutzki, verstorben 12.04.1947 in Solingen. In stiller Trauer: Lieselotte Klask, geb. Frisch. Willy Klask. Marion Klask. Carmen Klask. Gerd-Rüdiger Klask. Gerhard Frisch, z. Z. noch vermisst. Eugenie Willutzki. Ernst Hüttmann. Eva Zacharias. Solingen-Ohligs, den 26. Juli 1957, Siemensstraße 10. Früher Heilsberg, Ostpreußen, Markt 7. Die Trauerfeier hat in aller Stille stattgefunden.

 

Am 25. Juli 1957 verstarb plötzlich und unerwartet, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel, Max Szillies, im Alter von 53 Jahren. In stiller Trauer: Frau Käthe Szillies, geb. Pahike. Egon Szillies. Gerlinde Szillies. Frau Johanne Pahlke, geb. Liedtke. Duisburg, Heerstraße 117. Früher Kleinerlenrode, Elchniederung, Ostpreußen

 

Durch einen tragischen Unglücksfall verlor ich am Sonntag, dem 14. Juli 1957, meinen innig geliebten Bruder, Reinhold Kreutzahler, geb. 23.12.1902, früher Szillen, Kreis Stallupönen. Sein einziger Wunsch, Frau und Kind, in der alten Ostpreußenheimat verschollen, wiederzusehen, blieb unerfüllt. Am 18. Juli wurde er von seinen Kollegen des Bahnhofs Coswig zu Grabe getragen. In großem Schmerz: Hanna Kämnitz, geb. Kreutzahler. Berlin-Schöneberg, Leberstraße 23

 

Am 31. Juli 1957, nahm Gott der Herr, meinen lieben Mann und guten Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, Schuhmachermeister, Gustav Bordasch, im Alter von 73 Jahren, nach längerem schwerem Leiden zu sich. In tiefer Trauer im Namen der Hinterbliebenen: Helene Bordasch, geb. Hölzler. Oldenswort über Husum. Früher Königsberg Pr., Schützenstraße 12

 

Am 11. Juli 1957 entschlief in Ulm nach schwerem Leiden, unser lieber Vater und Großvater, Otto du Maire, Landwirt aus Hasenfeld, Kreis Insterburg, im Alter von 72 Jahren. Er folgte seiner Frau, meiner lieben Mutter, Emma du Maire, geb. Embacher, die am 16. Februar 1947 in Pregelau, Ostpreußen, im Alter von 56 Jahren, verstarb, und seinem Sohn, meinem lieben Bruder, Werner du Maire, vermisst im Osten, seit Kriegsende. In stiller Trauer: Alice Krähmer, geb. du Maire und Familie. Ulm (Donau), Burgunderweg 10.

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