Ostpreußenblatt, Folge 47 vom 23.11.1957

Ostpreußenblatt

Folge 47 vom 23.11.1957

 

Seite 1   Foto: Der Friedhof und die Kirche von Haffstrom

Die Friedhöfe der ostpreußischen Landgemeinden lagen meist an der Kirche; vor dem Kirchgang verrichteten die Lebenden an den Gräbern ihrer Toten eine stille Andacht. Zum Totensonntag kamen die Angehörigen einer Familie aus Stadt und Land zusammen, um Kränze und Blumen an den Ruhestätten der Heimgegangenen niederzulegen und um ihrer beim Gottesdienste zu gedenken. Die Friedhöfe waren liebevoll gepflegt. Hölzerne Kreuze, Grabsteine mit Bibelsprüchen und schmiedeeiserne Symbole blieben als Gedenken, wenn die Blumen verwelkten und die letzten Blätter von den Bäumen fielen.

 

Die Ordenskirche, die unser Bild zeigt, stand in Haffstrom, eine Wegstunde von Königsberg-Schönbusch am Ufer des Frischen Haffs; das große Gewässer weitet sich dort zur Bucht. Erbaut wurde das Gotteshaus um 1350; der mit großen Blenden versehene Ostgiebel weist noch die strengen Formen jener Zeit auf. Um das Langhaus wurden im 18. Jahrhundert mehrere Vorbauten errichtet, wie die Sakristei, die Taufkapelle und die Gruft.

 

Das schwere Schicksal unserer Heimat zeigt sich auch in dem Bild, das unsere Friedhöfe heute bieten;  wir berichten darüber in dieser Folge.

 

Seite 1   Endlich aufgewacht …

Ein mächtiger Wecker hat den Westen, die freie Welt, aus Halbschlaf, Träumen und Illusionen unsanft aufgeschreckt. Er trägt in cyrillischen Schriftzeichen die Moskauer Firmenmarke „Sputnik", und er kreist zur Zeit gleich in mindestens doppelter Ausführung einige hundert Kilometer über uns ruhelos um den Weltball. Der langjährige sozialistische Außenminister Belgiens und jetzige Nato-Generalsekretär Spaak hat in einer bemerkenswerten und aufrüttelnden Rede in Paris vor den Parlamentariern der fünfzehn Staaten des westlichen Verteidigungsbündnisses die sowjetischen Erdsatelliten die „mächtigsten Verbündeten der NATO" genannt. Man könne, so sagte er, den „Sputnik" geradezu als Anstoß für die Entscheidung ansehen, dem Nordatlantikpakt endlich neues Leben einzuhauchen. Spaak hat es übrigens nicht bei den auf solchen Tagungen für Generalsekretäre üblichen unverbindlichen Begrüßungsworten bewenden lassen, er leistete vielmehr vor einem Gremium, das mit sehr ernster Selbstkritik nicht sparte, auch seinen beachtlichen Beitrag zur Aufklärung über die ernste Gesamtlage.

 

Vor ihm hatten Politiker der verschiedensten Länder in großer Offenherzigkeit ihr Missbehagen über die in den letzten Jahren recht schleppende Entwicklung der Dinge bei der NATO, über ersichtlich falsche und unzulängliche Planungen und über die Haltung einiger Mitgliedsstaaten zum Ausdruck gebracht. Sie äußerten dabei auch die Befürchtung, dass so manche reichlich optimistischen Versicherungen der militärischen Führungsstellen bei näherer Nachprüfung nicht zuträfen. Spaak hat die Berechtigung solcher Kritik nicht geleugnet, er betonte aber, dass es zweifellos eine Reihe echter Fortschritte und Erfolge gebe und dass gerade die Politiker, die die Militärs unentwegt kritisieren, gut daran täten, sich nun einmal zu fragen, ob wirklich alle Mitgliedsstaaten dem gemeinsamen militärischen Oberkommando die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt hätten. Der Generalsekretär erinnerte daran, dass es die Politiker waren, die in einer Reihe von Mitgliedsstaaten die für eine gemeinsame Front so bedeutsame Dienst- und Ausbildungszeit der Soldaten verkürzten. Wohl jeder im Sitzungssaal dachte, ohne dass es besonders ausgesprochen wurde, an den von der Politik bewirkten Abzug französischer NATO-Divisionen nach Algerien und an die entsprechenden britischen Bemühungen, ihre Kontingente auf dem Festland immer weiter zu verkleinern.

 

Man kann es nur begrüßen, dass gut einen Monat vor dem Beginn der sogenannten Pariser Gipfelkonferenz, an der mit dem amerikanischen Präsidenten alle Regierungschefs des Westens teilnehmen werden und von der man in jedem Fall weittragende Beschlüsse erwarten kann, auf einem Treffen verantwortlicher Politiker verschiedenster Richtungen am Sitz der NATO Gelegenheit zur Besinnung und Rechenschaft gegeben war. Wir alle haben es seit langem empfunden, dass bei der westlichen Verteidigungsgemeinschaft in den letzten Jahren die Segel gefährlich schlaff an den Masten hingen. Zu einer Zeit, wo sich — wie jetzt aller Welt einwandfrei bewiesen wurde — der diktatorisch regierte geschlossene östliche Machtblock mit höchster Energie dem weiteren Ausbau seiner ohnehin riesigen Streitkräfte und vor allem auch der Entwicklung der modernsten und vernichtendsten Waffen widmete, ließ sich der Westen nicht nur durch das „Koexistenz"-Gesäusel einlullen, sondern auch zu einer Lässigkeit verleiten, die jeden Klarblickenden entsetzen musste.

 

Es ist in Paris in diesem November ausgesprochen worden, dass es so einfach nicht weitergehen kann. Die Tage, wo sich kleine und leider auch manche großen Mitgliedsstaaten unermüdlich darum bemühten, ihre Verpflichtungen gegenüber der wichtigen Verteidigungsgemeinschaft zu verkleinern und abzubauen, müssen vorüber sein. In einer Welt, wo — auf der anderen Seite — die größte Militärmacht ohne jede Vorberatung binnen Stunden aufgeboten werden kann, da kann die bisherige Gepflogenheit endloser Palaver, nationalistischer Eigenbrödeleien und sinnloser Aufspaltung der Waffenentwicklung nicht länger fortdauern. Wenn jeder lahmlegen und aufhalten, stören und gelegentlich sogar sabotieren kann, dann müsste eine westliche Verteidigungsgemeinschaft ein ebenso sinnloses und luftleeres Gebilde sein wie etwa die jammervolle „Reichsarmee" der hundert Herren und Mitregenten in den Tagen König Friedrichs. Es kann auch nicht genügen, nur in ein paar tönenden Entschließungen den Willen zur Zusammenarbeit zu betonen, - das Handeln und nur das Handeln, entscheidet. Spaak hat mit Recht betont, nur ein Schwachsinniger könne nach allem, was uns der kommunistische Machtblock in letzter Zeit vorführte, noch neutralistisch denken. Ebenso wahr aber ist es auch, dass nur ein Narr annehmen kann, irgendein Staat der freien Welt könne in Zukunft seine nationalistischen Extratouren machen und zugleich auf den Schutz der westlichen Gemeinschaft hoffen.

 

 „Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit", heißt seit Jahren die Devise der NATO, aber niemand kann leugnen, dass nicht wenige Mitglieder dieser Gemeinschaft diesen Spruch kaum beherzigt haben. Statt wirklich mitzubauen, zu opfern und unermüdlich mitzuarbeiten, ließ man sich von drüben mit billigen Phrasen einschläfern, dachte an Handelsprofite des Besitzbürgertums und kochte sein eigenes Süppchen. Mit einem Gegner, dessen Zielsetzung nie zweifelhaft sein konnte, glaubte man „ins Geschäft kommen" zu können. Wie oft wurde vergessen, dass ohne den starken gemeinsamen Schirm nicht ein einziger Staat Europas auch nur einige Tage einem Angriff aus dem Osten standhalten könnte. Es brauchte ein großes und heilsames Wachschütteln aus Stumpfheit und Verblendung, ehe sich das Bild der wahren Lage klärte. Ein ganzer Wall von Illusionen und hochmütigen Wunschvorstellungen musste erst niedergebrochen werden.

 

Auch der Traum mancher allzu selbstbewusster Amerikaner, eine Kriegsgefahr für Europa brauche noch nicht ihr Vaterland zu bedrohen, ist zerplatzt. In Paris sagte der Beauftragte von Washington: „Die Vereinigten Staaten befinden sich heute — angesichts der sowjetischen Fernwaffen — in einem dritten Krieg in vorderster Linie wie alle ihre Alliierten in Europa“. Was bedeutet das? Nur dann, wenn alle Staaten diesseits und jenseits des Ozeans gemeinsam alle Kräfte des Geistes anstrengen, wenn sie alle ihre Mittel zum Aufbau der stärksten Verteidigung aufbieten, können sie sich vor den Bedrohungen der Zukunft schützen. Dass Amerika das erkannt hat, machen die Reden Eisenhowers klar. So, wie dort unter einheitlicher, straffer Leitung das Neben- und Gegeneinander in ein entschlossenes Miteinander verwandelt werden soll, so haben durch eigene Anstrengungen und Opfer nun auch wir alle zu beweisen, dass uns die Freiheit der Welt ein Gut ist, für das wir alles einsetzen. Auch für einen echten und dauerhaften Weltfrieden und einer auf Recht und Gerechtigkeit gegründeten Ordnung gilt, dass sie von keinen Halben und keinen Matten errungen werden.

 

 

Wir Deutschen können ein echtes Erwachen im Westen nur begrüßen. Wir wissen, wie eng die Lösung unserer dringendsten Lebensforderungen mit der gesamten weltpolitischen Entwicklung zusammenhängt. Es kommt ja nicht nur darauf an, nach Jahren gefährlicher Windstille und Richtungslosigkeit nun die wahre Verteidigungsfront der Freien aufzubauen, sondern auch darauf, dass die freie Welt allen den Weg zur echten Befriedung weist. Die aber kann nie erreicht werden, so lange die künstliche und widerrechtliche Zerreißung Deutschlands andauert.

 

Seite 1   Polnisches Geständnis:

Steigende Abwanderung der Polen und Ukrainer aus Ostdeutschland

Das unsichere Gefühl für die Zukunft hält an . . .

Rotpolnische Regierungsbeamte aus den „Wojewodschafts-Nationalräten" in den polnisch verwalteten ostdeutschen Gebieten äußerten sich nach ihrer Rückkehr von einer „internen Rundreise" pessimistisch über die „Gesamtlage der polnischen Westgebiete". In einem Bericht, der der Warschauer Regierung, der polnischen Oder-Neiße-Kommission und der „Gesellschaft zur Entwicklung der Westgebiete" übergeben werden soll, wird die Feststellung getroffen, dass sich der Zustand der Oder-Neiße-Gebiete seit Oktober 1956 „nur unwesentlich verändert habe, wobei sich positive und negative Erscheinungen die Waage halten, während vor Reisebeginn angenommen wurde, dass die positiven Erscheinungen im politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben vorwiegend sein würden".

 

Die Reiseteilnehmer hätten übereinstimmend festgestellt, dass

 

1. von der Bevölkerung der ostdeutschen Gebiete keine Eigeninitiative ergriffen worden sei, um das Wirtschaftsleben „zu aktivieren".

 

2. Ein „gewisses unsicheres Gefühl für die Zukunft" halte weiterhin an und habe sich in verschiedenen Teilen der Oder-Neiße-Gebiete seit Sommer 1957 verstärkt. Hinzu kämen „Gerüchte, Verleumdungen, Verdrehungen und Geflüster" sowie „Strömungen, ein angebliches Spannungsfeld möglichst rasch zu verlassen".

 

3. Es gebe keine Bestrebungen, „kriminelle Elemente" zu isolieren, vielmehr steige gerade in den ostdeutschen Gebieten die Kriminalität an. Was hierüber in der polnischen Presse berichtet werde, sei nur ein Bruchteil vor allem der Jugendkriminalität.

 

4. Die Übergriffe gegenüber dem Staatseigentum hätten „rapide" zugenommen, offenbar als „Vergeltung" für die mangelhafte Konsumgüterversorgung, deren Verbesserung angekündigt, jedoch nicht durchgeführt worden sei.

 

5. Das Problem der Neusiedler und Repatrianten" sei nur „höchst unzulänglich" gelöst worden. Die Zahl der „Abwanderungen" in zentralpolnisches Gebiet zeige zumeist „steigende Tendenzen". Die Gewährung hoher Kredite sei keine wirksame Abhilfe gegen „Abwanderungsbewegung".

 

6. In vielen Teilen der Oder-Neiße-Gebiete hätten die Reiseteilnehmer „Lethargie und Apathie" unter der Bevölkerung angetroffen. Dies treffe insbesondere für die „Wojewodschaften" Allenstein, Köslin, Stettin, Grünberg und Breslau zu.

 

Diese Reiseteilnehmer hätten auch festgestellt, dass die zahlreichen westlichen Publikationen, nicht nur aus den Zeitungs- und Buchverlagen der Bundesrepublik, die zudem „kompromittierende Fotos" enthielten, von der Bevölkerung mit „Schadenfreude" aufgenommen worden seien. Die polnische Provinzpresse unternehme kaum noch „Gegenaktionen" und ziehe sich „in das Lager des resignierten Schweigens" zurück. Das wiederum müsste bei der Bevölkerung den Eindruck entstehen lassen, dass man die geschilderten Zustände „stillschweigend zugibt".

 

Am Schluss des Berichtes äußern die Reiseteilnehmer die Hoffnung, dass die „zuständigen Instanzen" die Ausführungen zur Kenntnis nehmen und gerade diesen Bericht nicht „wie so viele andere Berichte und Mahnungen in den Aktenbänden" verschwinden lassen werden.

 

Seite 1   Wäsche, Schuhe, Tücher...

Fast die Hälfte der Pakete kommt aus West- und Mitteldeutschland

Das polnische Hauptzollamt in Warschau gab einige aufschlussreiche Zahlen über den Päckchen- und Paketeingang im Laufe der ersten sechs Monate dieses Jahres bekannt. Von den insgesamt 1 648 000 verzollten Sendungen stammte fast die Hälfte aus West- und Mitteldeutschland. Die erhobenen Zollgebühren betrugen 222 Millionen Zloty! Die Höhe des Zolls für einzelne Artikel betrug im Durchschnitt — laut Warschauer Angaben — zwischen 20 und 35 Prozent, Zollsätze von 100 bis 150 Prozent des Kaufwertes gehörten jedoch (besonders bei neuen Kleidungsstücken) nicht zu den Ausnahmen. In der Hauptsache wurden von privaten Empfängern in Polen und den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten verzollt: 1 372 655 Kilogramm Wäsche aller Art, 723 247 Paar Schuhe sowie 105 000 Seiden- und Wolltücher. Nach polnischen Berechnungen dürfte die im zweiten Halbjahr 1957 zu verzeichnende Gesamtzahl der Päckchen und Pakete bedeutend höher liegen als in den ersten sechs Monaten dieses Jahres.

 

Seite 1   Die Synode der Evangelischen Kirche der Union wird am 2. Dezember in Ost-Berlin zu ihrer nächsten ordentlichen Tagung zusammentreten.

 

Seite 2   Verstärkte Heimführung aus der Sowjetunion?

Verhandlungen auf hartem Boden

Wer den bitter enttäuschenden Verlauf der ersten deutsch-sowjetischen Verhandlungen über die Frage der Heimführung der in der Sowjetunion zurückgehaltenen Deutschen vor Augen hat, der wird die Erfolgsmöglichkeiten der nun begonnenen neuen Gespräche in Moskau gewiss nicht übermäßig hoch einschätzen. In der sowjetischen Denkschrift vom 16. Oktober hat sich Moskau wenigstens bereiterklärt, über — von deutscher Seite genau bezeichnete — Einzelfälle zu verhandeln. Bonn, das diesen Teil der Unterhandlungen durch den Vortragenden Legationsrat Brückner vom Auswärtigen Amt führen lässt, hat betont, dass man die menschliche Tragik der immer noch zurückgehaltenen Deutschen in den Vordergrund stellen und typische Einzelfälle vorbringen wird. Dass der Boden, auf dem verhandelt wird, sehr, sehr hart ist, wissen wir aus den zurückliegenden Monaten. Die deutschen Unterhändler werden vor allem immer wieder darauf hinweisen müssen, dass es völkerrechtlich zum Beispiel über die deutsche Staatsbürgereigenschaft gerade der zurückgehaltenen Schicksalsgenossen und Brüder aus dem nördlichen Ostpreußen und aus den ostpreußischen Memelkreisen keinen Zweifel geben kann. Sie alle waren ja in dem Augenblick, als der deutsch-sowjetische Krieg von Hitler ausgelöst wurde, einwandfrei deutsche Staatsangehörige. Wir können nur hoffen, dass die Sowjets sich dieser klaren Beweisführung auf die Dauer nicht entziehen werden und dass die Sowjets sich dieser klaren Beweisführung die Gespräche so bald wie möglich zu einer wesentlichen Verstärkung der Heimführung führen.

 

Es ist bekannt, dass unabhängig von den politischen Verhandlungen die Rot-Kreuz-Organisationen der Bundesrepublik und der Sowjetunion ein Abkommen geschlossen haben, in dem sich die Sowjets bereiterklärten in gewissem Umfang bei der Heimführung mitzuwirken. Das Deutsche Rote Kreuz konnte soeben feststellen, dass dieses Übereinkommen auch Erfolge gezeitigt hat, wenn auch nur bescheidene. In Zusammenarbeit der beiden Organisationen sind in den letzten Monaten in ihr Vaterland zurückgekehrt: im Oktober 160, im September 166, im August 102 und im Juli 204 Deutsche. Genaue Aufstellungen über zunächst weitere 1600 besonders klare Härtefälle hat das Rote Kreuz Moskau zugeleitet, und man wagt zu hoffen, dass vielleicht schon ab Dezember die Zahlen der auf diesem Wege mit ihren Familien wieder Zusammengeführten aus der Sowjetunion steigen werden.

 

Seite 2   Die Lage unmöglich

Fortschreitende Wirtschaftskrise in Polen

Der Londoner „Observer" veröffentlicht einen eingehenden Bericht seines Korrespondenten in Warschau über die „fortschreitende Wirtschaftskrise" in Polen. In diesem Bericht wird festgestellt, dass der allgemeine Wirtschaftsverfall durch „die beständige moralische Degeneration der Gesellschaft" beschleunigt werde. Die Lage sei geradezu „unmöglich" geworden, und Gomulka könne nicht mit den Missständen fertig werden. Zwar seien die Löhne im letzten Jahre um etwa 25 vom Hundert angehoben worden, aber dieser Steigerung der Kaufkraft stünde keine entsprechende Erhöhung der Produktion an Konsumgütern gegenüber. Dies alles führe nun dazu, „dass fast die gesamte Bevölkerung besondere Findigkeit entfalten muss, um den Lebensunterhalt zu bestreiten: durch Bestechung, Schmuggel und verschiedene andere Vergehen, die durch eine schlecht organisierte Wirtschaft nahegelegt werden“. Der Bericht, der sich auch mit, der politischen Lage und den Enttäuschungen der Bevölkerung befasst, erschien unter der Überschrift „Die Herrschaft Gomulkas beruht auf Apathie".

 

Seite 2   Woelke 1. Landesvorsitzender in Niedersachsen

Auf der Landesdelegiertenversammlung der von der Ostpreußischen Landesvertretung allein anerkannten Landesgruppe Niedersachsen der Landsmannschaft Ostpreußen am 17. November wurde der bisherige Erste Vorsitzende, Landsmann Woelke, einstimmig bei zwei Stimmenthaltungen wiedergewählt. Um jeden Zweifel auszuschließen, weist der Bundesvorstand der Landsmannschaft Ostpreußen darauf hin, dass es nur eine Landesgruppe Niedersachsen der Landsmannschaft Ostpreußen unter dem Vorsitz unseres Landsmannes Woelke gibt und dass diese unsere Landesgruppe von der Versammlung am Sonntag, dem 24. November, zu der Herr Gossing eingeladen hat, nicht berührt wird. Etwaige Beschlüsse oder Wahlen dieser Versammlung sind ohne Einfluss auf die Organisation und die Arbeit unserer Landesgruppe Niedersachsen.

 

Seite 2   An alle Bezieher des Ostpreußenblattes!

Die Zielsetzung der Landsmannschaft Ostpreußen erfordert, dass die Festigkeit unserer ostpreußischen Gemeinschaft auch nach außen hin sichtbaren Ausdruck findet.

 

Es ist deshalb notwendig, dass jeder Bezieher des Ostpreußenblattes sich zu der Gemeinschaft seines Heimatkreises bekennt. Darum führen wir jeden Bezieher des Ostpreußenblattes als Mitglied seiner Heimatkreisgemeinschaft.

 

Jeder Bezieher, der mit dieser Regelung nicht einverstanden ist, möge innerhalb eines Monats dem Bundesvorstand in Hamburg (Hamburg 13, Parkallee 86) mitteilen, dass er sich nicht in der vorgeschlagenen Form seinem Heimatkreis zugehörig fühlt.

 

Seite 2   Foto: Die Bundespost schlägt Ostdeutschland zu Polen! Eine „Europa-Uhr“, die falsch konstruiert wurde (siehe Foto)

Ein Landsmann schreibt uns:

Am 30. Oktober 1957, am Weltspartag, erhielt ich von der Post ein Staaten- und Währungstäfelchen. Sehr interessant und nett aufgemacht, und man kann schon seine Freude daran haben. Bei näherer Betrachtung überfiel mich ein eisiger Schreck! Fängt nun die Post auch schon an, mit unserer teuren Heimat geistigen Verrat zu treiben? Oder sollten die Herren, die diese Skala entwarfen, prüften und herstellten, so wenig geographische Kenntnisse besitzen, dass sie es nicht besser wissen? Welche geistigen und politischen Kräfte in bundesdeutschen Behörden am Werk sind, dass solch furchtbare Entgleisungen in Bezug auf unsere ostdeutsche Heimat für die Öffentlichkeit gedruckt werden? Glaubt man, aus irgendwelchen wirtschaftlichen Gründen bei den kommunistischen östlichen Staaten Speichel lecken zu müssen und uns zu verraten? Sehen Sie es sich bitte an! Land 21 ist Polen! Es reicht auf dieser Skala von einschließlich Ostpreußen bis zur Oder-Neiße-Linie. Keine Fußnote, kein Vermerk weist darauf hin, dass Pommern, Ostpreußen usw. deutsches Land sind und nur zurzeit unter polnischer Verwaltung (für Verwaltung kann man hier auch Vergewaltigung sagen) stehen.

 

Liebes Ostpreußenblatt und liebe Landsmannschaft! Ihr seid unsere Vertreter und Stimme, Euch kann man nicht überhören, wohl aber mich! Erhebt Eure Stimme, haltet der zuständigen Postbehörde die Instinktlosigkeit ihres Tuns vor. Schämen sollen die Herren sich, dass sie Bundesbeamte sind und solch einen Verrat an Gesamtdeutschland begehen! Die eigenen Kinder verrieten ihre Mutter!

Adalbert Böttcher, Hamburg-Bramfeld

 

Soweit die Zuschrift unseres aufmerksamen Landsmannes. Die „Europa-Uhr" der Bundespost ist keine bloße Panne, sie ist ein politischer Skandal! Bundesregierung und Bundestag haben mehr als einmal in feierlichen Erklärungen und Entschließungen festgestellt, dass die unter polnischer und sowjetischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebiete völkerrechtlich deutsches Land sind, — die Bundespost aber kümmert sich einen Dreck drum und schlägt ganz Ostdeutschland einfach zu Polen!

 

Hier gibt es nichts zu erklären und zu entschuldigen! Ein Einwand, es sei in Eile gearbeitet worden, würde selbst dann nicht gelten, wenn er zuträfe. Die „Europa-Uhr" zeigt aber, dass die zuständigen Herren der Bundespost geradezu mit liebevoller Sorgfalt vorgegangen sind und alles genau überlegt haben. Es wurde nichts vergessen und nichts übersehen; sogar San Marino, Triest, Andorra, Liechtenstein und die Vatikan-Stadt befinden sich unter den dreiunddreißig Ländern und Gebieten mit einem besonderen Status, die die „Europa-Uhr" aufzählt. Kein Wort wäre zu stark, um die Geistesverfassung der Männer zu charakterisieren, die für diese „Uhr" verantwortlich sind.

 

Als die „Uhr" hergestellt wurde, stand Herr Lemmer an der Spitze des Bundespostministeriums; es ist anzunehmen, dass er dieses würdelose Machwerk — es war übrigens noch vor wenigen Tagen an den Postschaltern zu erhalten! — überhaupt nicht gesehen hat. Jetzt ist Herr Lemmer nicht mehr Bundespostminister, sondern Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen (für gesamt deutsche!), aber das verstärkt nur noch seine Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass der Fall gründlich untersucht wird und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Ks.

 

Seite 2   100000 Zloty für einen Reisepass

Unter dem Titel „Für Geld ist alles zu haben" berichtet der Warschauer Rundfunk von einem Schmuggler- und Fälscher-Zentrum in Danzig, dem man durch die Verhaftung eines Graphikers auf die Spur gekommen ist das aber bisher noch nicht ausgehoben werden konnte. Angefangen bei gefälschten Personalausweisen bis zu Blutkonserven könne man für Geld alles in Danzig kaufen, wovon sich der „einfache Sterbliche nicht einmal etwas träumen" lasse. In dem Funkbericht wird besonders das Danziger Hafengebiet als ein „Eldorado lichtscheuer Elemente" geschildert. Die angebotenen Waren stammten sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Die höchsten Preise erzielten gefälschte Reisepässe, man müsse für einen Pass 80 000 bis 100 000 Zloty anlegen; ungeachtet dessen würden monatlich 30 bis 50 Pässe an den Mann gebracht.

 

Seite 2   Monatslohn: Sechs Zentner Kartoffeln

Teure Butter und Kartoffeln in Südostpreußen

Infolge ausgedehnter Überschwemmungen kann im südlichen Ostpreußen die Kartoffelernte nicht eingebracht werden. Die Folge ist ein starkes Ansteigen der Preise für Einkellerungskartoffeln. Nach einem Bericht der „Gazeta Olsztynska" beträgt in Allenstein der Preis für den Zentner Kartoffeln gegenwärtig 65 bis 75 Zloty. Der Monatslohn eines Arbeiters in den unteren Einkommensklassen beläuft sich in der Regel auf kaum mehr als 400 Zloty. Ein Pfund Butter kostet in Ostpreußen zurzeit 30 bis 40 Zloty.

 

Seite 2   Sieben Personen in einem Zimmer

Osterode als Beispiel für die Wohnungsnot

In Osterode hat sich die Wohnraumnot in den letzten Monaten weiter verschärft, geht aus polnischen Berichten hervor. Gegenwärtig entfallen in Osterode auf einen Wohnraum 6,8 Personen. Die Zahl der neuerbauten Wohnungen sei in den letzten Jahren nur ganz minimal gewachsen. In einer Lokomotivhalle, die von den polnischen Behörden stillgelegt wurde, sollen nunmehr Maschinen für die Produktion von Fertigteilen für den Wohnungsbau aufgestellt werden. In der Allensteiner „Wojewodschaft" gebe es solche Maschinen, „die seit einigen Jahren verrosten, ohne dass sich jemand um sie kümmert“. Falls keine entscheidenden Schritte zur Behebung der Wohnungsnot in Osterode unternommen würden, müsse damit gerechnet werden, dass im nächsten Jahr auf einen Wohnraum nicht mehr 6,8, sondern 7,5 bis 8 Personen entfallen.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Der Gefallenen beider Weltkriege gedachte das deutsche Volk am Volkstrauertag. Eine Feierstunde, auf der auch der Kanzler sprach, fand im Bonner Bundeshaus statt.

 

Die Vertretung des Bundespräsidenten während des Staatsbesuchs in Italien übernimmt nach dem Grundgesetz der neue Bundesratspräsident, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Brandt.

 

Zu einem Besuch in der Bundesrepublik sind auf Einladung des Bundestages drei USA-Senatoren und fünf Mitglieder des Repräsentantenhauses eingetroffen.

 

Die Einrichtung einer deutschen Handelsmission in Belgrad wird in Bonn abgelehnt. Das Auswärtige Amt betont, dass für die Abwicklung des Handels- und Zahlungsverkehrs die Konsulate der Bundesrepublik zur Verfügung stehen.

 

Eine Besprechung über die wichtigsten Fragen der Verteidigung führte in Bonn Verteidigungsminister Strauß mit den sozialdemokratischen Politikern Erler, Carlo Schmid und Merten. Zu den Themen gehörten u. a. die Atombewaffnung, die Verteidigungspflicht und die Territorialverteidigung.

 

Einen Truppenbestand von 118 000 Mann hat die deutsche Bundeswehr zwei Jahre nach der Verpflichtung der ersten Soldaten im November 1955.

 

31 vom letzten Bundestag nicht erledigte Gesetzentwürfe, u. a. für das Apothekenwesen, den Grundstücksverkehr und den Luftverkehr sind den Parlamenten zugeleitet worden. Der Bundesrat wird die Vorlagen Ende November vorberaten und dann dem Bundestag zugehen lassen.

 

Für eine Wiedereinführung der Todesstrafe bei schwersten Gewaltverbrechen haben sich nach der CSU-Fraktion auch die Bundestagsabgeordneten der Deutschen Partei ausgesprochen. Eine entsprechende Änderung des Grundgesetzes kann allerdings nur erfolgen, wenn sowohl im Bundestag als auch im Bundesrat eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen erreicht wird.

 

Neue Gesetze zum Schutz des Privatlebens vor Indiskretion hat Bundesminister Schäffer angekündigt.

 

Fast 24 000 Studenten verließen seit 1953 die sowjetisch besetzte Zone, über 2000 Studierende befinden sich nach Angaben der westdeutschen Studentenkonferenz in der Zone in Haft. Die Zahl der flüchtenden Studenten und Oberschüler steigt ständig.

 

Der neue Haushalt von West-Berlin überschreitet erstmals die Drei-Milliarden-Grenze mit einem Gesamtbetrag von rund 3,2 Milliarden. Man rechnet mit einer Bundeshilfe von etwa 1,2 Milliarden Mark.

 

Eine Verschiebung der Polen-Reise des rotchinesischen Staatschefs Mao wird aus Moskau angekündigt. Mao nahm dort an den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Oktoberrevolution teil.

 

Große Polizeirazzien in Polen melden die Warschauer Zeitungen. Es seien über tausend Festnahmen von angeblichen „Trunkenbolden, Ruhestörern und Rowdies" erfolgt.

 

Der kommunistische Präsident der Tschechoslowakei, Zapotocky, erlag im Alter von 72 Jahren einem Herzschlag. Er war einer der Mitbegründer der tschechischen Kommunistenpartei und der Nachfolger Gottwalds.

 

Neue scharfe Angriffe der Sowjets gegen die Bundesregierung wurden von Außenminister Gromyko in einem Interview mit einer amerikanischen Nachrichtenagentur vorgebracht. Gromyko nannte wieder einmal die Aufstellung einer Bundeswehr „gefährlich", ohne irgendwie auf die Aufrüstung in der Zone einzugehen.

 

 

Von einem „Urlaub" des gestürzten Marschalls Schukow sprach Chruschtschow vor ausländischen Pressevertretern. Er erklärte zynisch, Schukow hat den Urlaub dringend nötig. Er sei zwar eine schlechte politische Figur gewesen, werde aber „als militärische Persönlichkeit geschätzt" ...

 

Ein Zweiergespräch zwischen Moskau und Washington hat Chruschtschow in einem mit Kriegsdrohungen gespickten Gespräch mit amerikanischen Zeitungsvertretern gefordert. Er sagte: „Wir besitzen die absolute Überlegenheit der Fernwaffen. Der nächste Krieg würde auch auf amerikanischem Boden ausgefochten, den wir mit unseren Raketen erreichen“.

 

Für eine Verstärkung der dänischen Ostseeflotte durch kleine, gutbewaffnete Kriegsschiffe und durch U-Boote sprach sich in Kopenhagen Verteidigungsminister Hansen aus.

 

Eine Neuorganisation der norwegischen Wehrmacht kündigte man in Oslo an. Die einzelnen Waffen sollen künftig einem gemeinsamen Oberkommando unterstellt werden.

 

Seite 3   Über die Geneigten Ebenen

Hamburger Studenten im Sommer 1957 auf einer Fahrt durch das Oberland

Foto: Ein Blick aus einer Mauerluke der Kirche St. Nikolai über den zerstörten Stadtkern von Elbing auf das Markttor. Links im Hintergrund die Gebäude der Schichau-Werft, in denen wieder gearbeitet wird; im Vordergrund ein Teil des Notdaches über dem Kirchenschiff. Zwischen den Mauerresten in der Umgebung der Kirche erkennt man die Verwilderung des ganzen Geländes. Unkraut, Büsche und Bäume wuchern da, wo früher gepflegte Häuser standen.

 

Foto: Ein erschütterndes Bild von der Elbinger Altstadt und dem Aussehen der Kirche St. Nikolai gibt diese Aufnahme, die ein kanadischer Journalist, Charles Wassermann, im August dieses Jahres von dem jenseitigen Ufer des Elbing-Flusses aus gemacht hat. Wo früher Haus an Haus die schönen mittelalterlichen Bauten der Speicher und Geschäftshäuser vor einem gepflegten Uferweg lagen, sind heute nur wüste Trümmer und Mauerreste zu finden. Das Stahlgerüst der Nikolai-Kirche ist neu hergerichtet worden. Der übrige Bau steht noch so, wie er nach der Zerstörung der Stadt aussah. Das Kirchendach ist notdürftig abgedeckt worden, um das Kirchenschiff vor der völligen Zerstörung zu bewahren. Rechts im Elbing-Fluss Markierungspfähle für die Schifffahrt, die — im Wasser liegen Trümmer — nur in einer schmalen Fahrrinne aufrechterhalten werden kann.

 

Drei Fotos: Sommer 1957 auf dem Oberländischen Kanal.

Das Bild unten links: An der Geneigten Ebene bei Schönfeld. Das Schiff hat gerade die Einfahrt neben dem Wasserrad passiert und liegt jetzt auf dem Bootswagen, dessen Geländer — im Vordergrund — deutlich zu erkennen ist. Gleich wird die Trosse den Bootswagen mit dem Schiff an Land ziehen. Eine gute Gelegenheit für Amateurfotografen, vom Ufer aus die Abfahrt zu knipsen. — Die Aufnahme rechts: Seilführung an der Maschinenhalle einer Geneigten Ebene. Die Seile ziehen die Bootswagen über die Geneigte Ebene. Die Anlagen stammen aus deutscher Zeit.

 

Foto: Eines der alten deutschen Motorschiffe in dem Bootswagen beim Hinauffahren auf die Geneigte Ebene. Die Schiffe sind in den polnischen Farben weiß-rot gestrichen und mit polnischen Namen versehen worden. Sie sind erst vor kurzem wieder in Dienst gestellt worden. Auch die Inneneinrichtung wurde überholt. In den Sommermonaten ist der Touristenverkehr auf dieser Strecke sehr lebhaft; die polnischen Behörden legten Wert darauf, die Fahrt so reizvoll wie möglich zu machen.

 

Foto: Auf der Geneigten Ebene bei Schönfeld. Im Vordergrund auf dem Schiff, das gerade die Geneigte Ebene emporgezogen wird, die Gruppe, der Studenten aus sechs Nationen angehörten. Unten laufen die Schienen in das Wasserbecken des Kanals, dahinter erkennt man das große Wasserrad, das die Antriebskraft für die Seilführung liefert. Der Gegenwagen bewegt sich hinunter in das Wasserbecken.

 

Fünf Hamburger Studenten sind in diesem Sommer zusammen mit Studenten aus Frankreich, Schweden, den Vereinigten Staaten und Holland auf Einladung des Polnischen Studentenbundes in Allenstein eine Woche lang durch unsere Heimat gefahren. Keiner von ihnen hatte Ostpreußen zuvor gesehen. Einer der Teilnehmer, ein Heimatvertriebener aus Pommern, hat uns die Schilderung einer Fahrt über den Oberländischen Kanal und die Geneigten Ebenen gegeben; er hat auch einige Fotos mitgebracht. Hier sein Bericht.

 

Verschlafen klettern wir an einem Julimorgen gegen sieben Uhr aus dem Zug Allenstein — Elbing. „Elblag" lesen wir auf dem Bahnsteig. In beinahe vierstündiger Fahrt brachte uns der Zug über Mohrungen und Pr.-Holland nach Elbing, der alten Hansestadt. Die Einladung der polnischen Studentengruppe hatten wir fünf aus Hamburg eigentlich nicht angenommen, um eine Ferien- und Erholungsreise durch ein landschaftlich reizvolles Gebiet zu unternehmen, das wir bisher nur aus Büchern und aus Erzählungen kannten, — wir wollten uns vielmehr in dem Teil Deutschlands umsehen, aus dem unsere Landsleute vor fast dreizehn Jahren mit Gewalt vertrieben worden sind.

 

Wir bewegen uns hier wie in einem fremden Land. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, diesen deutschen Boden zu betreten, der in den Jahren nach dem Kriege durch fremde Hand ein ganz anderes Gesicht bekommen hat. Es ist gut, dass wir uns vorher mit Material über Ostpreußen versorgt haben. Wir haben Landkarten, Stadtpläne und einen alten Reiseführer durch Ostpreußen mitgenommen. In welcher ostpreußischen Stadt wir uns befinden, welchen Fluss oder welch einen See wir vor uns haben, das können wir nur mit Hilfe zweier Landkarten feststellen, einer deutschen, die wir mitgebracht haben, und einer polnischen, die wir hier erstehen.

 

„Schiffliche Reise von Elbag nach Ostroda“ steht auf dem Programm, das die polnischen Gastgeber uns mitgegeben haben und das in einem merkwürdigen Deutsch abgefasst ist.

 

Trümmer in Elbing

Vom Elbinger Bahnhof gehen wir die Tannenberg-Allee entlang in die Stadt. Der alte

deutsche Stadtplan weist uns den Weg. Nichts scheint zerstört. Nur die graue Ungepflegtheit, in der sich Straßen und Häuser zeigen, weist auf Nachlässigkeit und Armut hin, wie wir sie jetzt in allen ostpreußischen Städten fanden, die wir gesehen haben. In einer schmutzigen Imbissstube am Stadtgarten, die schon zu früher Morgenstunde voller Menschen ist, bekommen wir Kakao mit Butterbrötchen. Durch die Fenster sehen wir auf den farbenfrohen Stadtgarten, dessen gepflegte Blumenrabatten seltsam von der Umgebung und dem Inneren der Kneipe abstechen.

 

Dann stehen wir auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz. Hier begann einst der mittelalterliche Stadtkern der alten Hansestadt. Heute gibt es in diesem Teil der Stadt nur wenige noch erhaltene Gebäude. Aus den mit Bäumen und Unkraut bewachsenen Trümmern ragen neben Häusermauern nur noch die Turmstümpfe des Markttores und der Nikolaikirche hervor. Es ist ein trostloses Bild. An der Kirche wird gebaut, einige Gerüste sind aufgestellt worden. Im Innern des Turmes steigen wir die alte Treppe empor. Das stählerne Skelett der Turmspitze ist neu errichtet worden. Wir steigen über eine eiserne Wendeltreppe bis in die Spitze und können von dort oben weit über die Stadt und das Land schauen. Unter uns sehen wir die Trümmer und Mauerreste, die einen gespenstischen Eindruck machen. Im Norden glitzert das Wasser des Frischen Haffes in der Sonne. Auf der anderen Seite können wir den Drausensee erkennen. Als wir wieder heruntersteigen, treten wir noch einen Augenblick in das Kirchenschiff ein. Das Innere der Kirche ist wieder hergerichtet worden, es findet gerade eine Trauung statt.

 

Auf dem Weg zur Dampferanlegestelle kommen wir am Alten Markt vorbei zum Markttor. Zwischen den Trümmern bergen Männer und Frauen Ziegelsteine, die auf dem Bürgersteig aufgeschichtet werden.

 

Eine Straßenbahn rumpelt heran und vertreibt uns von der Straßenmitte. Sonst sehen wir nur wenige Fahrzeuge, meist sind es Pferdegespanne. Am Markttor beseitigen Maurer die Kriegsschäden. Wozu das, wenn die ganze Innenstadt noch in Trümmern liegt? fragen wir uns.

 

Unser Motorschiff, das noch aus der Zeit vor 1945 stammt und jetzt den polnischen Namen „Wladislaw Hibner" trägt, wird bei unserer Ankunft gerade mit vielen Kästen Piwo, dem polnischen Bier, und mit purpurroter und grasgrüner Limonade beladen. Gegen neun Uhr hören wir zum ersten Mal das Tuckern unseres Schiffchens, das uns für die nächsten elf Stunden aufnehmen soll. Zur gleichen Zeit nimmt ein erheblich größerer Dampfer voll Badelustiger den entgegengesetzten Kurs nach Kahlberg. Wir gleiten den Elbing-Fluss aufwärts. Die Leegebrücke ist notdürftig wieder hergestellt. Die Trümmer der Hohen Brücke liegen im Wasser, weiter flussaufwärts hat man an ihrer Stelle eine hölzerne Zugbrücke errichtet. An der Uferstraße, dem ehemaligen Hermann-Balk-Ufer, weiden einige Kühe. Die Uferbefestigungen sind verfallen. Am ehemaligen Büssing-Gelände werden Lastkähne mit Schrott beladen. Das sind unsere letzten Eindrücke von dieser einst so blühenden Stadt; bald verschwindet sie hinter dem Eisenbahndamm der alten Strecke Königsberg — Berlin.

 

Auf dem Drausensee

Wir haben Muße, uns auf unserem Fahrzeug umzusehen. Man hat es sich auf Bänken und auf dem flachen Deck gemütlich gemacht. Die polnischen Ausflügler — meist ältere Ehepaare und Familien mit Kindern — sind bei der sommerlichen Hitze ebenso leicht bekleidet wie unsere Studentengruppe. Die Frauen tragen die für Polen typischen weißen Kopftücher, die neben den Strand- oder Badeanzügen häufig das einzige Bekleidungsstück sind.

 

An der Einfahrt zum Drausensee legt das Schiffchen an einem wackligen Landesteg zum ersten Mal an, um Ausflügler abzusetzen. Von dem großen Ausflugslokal an der Anlegestelle ist nur noch eine Ruine übriggeblieben. Im Erdgeschoss sind die Fenster mit Brettern vernagelt; aus dem ersten Stock starren uns die offenen Fensterhöhlen an. Auch auf der anderen Kanalseite stehen einige Häuser, die nicht mehr bewohnt sind. Durch eine mit Bojen gekennzeichnete Fahrrinne nimmt unser Schiff den Weg durch den Drausensee, ein Paradies für Vögel und Wasserpflanzen. Gelbe und weiße Seerosen zwischen leuchtend grünen Blättern, Schilf und Binsen, die schwimmenden Inseln mit den Nistplätzen der Vögel, — wir können uns nicht satt daran sehen. Möwen, Taucher und Wildenten werden von uns gefüttert, Wildgänse, Kraniche und Reiher fliegen vor unserem Boot her. Ein kleiner Bagger liegt vor uns in der Fahrrinne. Dann lassen wir den verlandenden See hinter uns.

 

Die Rollberge

Nach einer Biegung des Kanals erhebt sich vor uns der erste Rollberg, die schiefe Ebene, von der wir schon einiges gelesen haben und die uns doch in Erstaunen versetzt, als wir sie so plötzlich vor uns sehen. Gespannt sehen wir zu, wie das Boot in ein Gestell hineinfährt, dessen Geländer auf beiden Seiten aus dem Wasser ragt, und in ihm befestigt wird. Langsam werden wir an einem Stahlseil aus dem Wasser gezogen, wir gleiten auf den Gleisen den Hang hinauf. Auf dem Nachbargleis kommt uns gleichsam als Gegenpendel ein anderer Wagen von oben entgegen, auf dem sich eine ganze Paddelbootfamilie breitgemacht hat. Wir springen an Land, um uns, nebenher schreitend, die Sache einmal von der Seite anzusehen. Unser Schiff hat inzwischen den Scheitelpunkt gewonnen und gleitet wieder ein wenig abwärts in das höhergelegene Kanalstück hinein. Vom Bootssteg aus steigen wir wieder an Bord; die Fahrt geht weiter.

 

Noch viermal wiederholt sich die Fahrt unseres Schiffchens über Land, bis wir in Buchwalde die letzte Station der Rollberge erreichen. Während der Bootswagen langsam die Ebene hinaufgleitet, sind wir wieder an Land gegangen und haben uns im Schatten einiger Buchen niedergelassen. Ein Mann tritt auf uns zu und spricht uns an, fragt uns nach unserem Woher und Wohin. Es stellt sich schnell heraus, dass es ein Deutscher ist, der mit seiner Familie noch immer hier lebt und jetzt diese Station bedient. Er erzählt uns, dass er vor kurzem seinen Bruder in Essen besucht hat und nach fünfzehn Jahren ein Wiedersehen feiern konnte. Seine Familie musste allerdings währenddessen in Buchwalde bleiben.

 

Gedenkstein im Schuppen

Beim Umherschlendern entdecken wir einen alten Schuppen. Als wir neugierig hineinschauen, fällt unser Blick auf einen Gedenkstein mit deutscher Aufschrift, der halb von Holzscheiten bedeckt ist. Wir lesen darauf: „Dem Erbauer des Oberländischen Canals und der Geneigten Ebenen, dem Königlichen Baurath Steenke, zum fünfzigjährigen Dienstjubiläum, dem 15. Juli 1872, in dauernder Anerkennung. Die dankbaren Landwirthe“. Später erfahren wir, dass die Polen den alten Gedenkstein beiseitegeschafft haben und dass sie planen, einen polnischen Gedenkstein aufzustellen. Ob auf der Inschrift dieses neuen Steines der deutsche Baurat Steenke zum „Urpolen" gestempelt werden wird, wie es vielen anderen Persönlichkeiten der ostpreußischen Geschichte inzwischen widerfahren ist?

 

Die ausländischen Studenten, die mit uns diese Fahrt unternahmen, sind recht erstaunt, als wir ihnen sagen, dass die gesamte Anlage fast hundert Jahre alt ist, von Deutschen geplant und gebaut wurde und von den Polen erst in letzter Zeit für den Fremdenverkehr wieder hergerichtet worden ist. Wir erzählten ihnen, dass diese Kanalstrecke zunächst als Handelsweg geplant wurde und erst durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes und die Zunahme des Fremdenverkehrs zu einer beliebten Ausflugsstrecke geworden ist. Unzählige Male wurden die Geneigten Ebenen von uns und von unseren ausländischen Freunden geknipst. Die amerikanischen Studenten berichten, dass die Anlage der Geneigten Ebenen in der Nähe von New York, der Morris-Kanal, nach dessen Vorbild Baurat Steenke einst die ostpreußische Kanalstrecke erbaute, längst abgerissen ist. So war es auch für die sensationsgewohnten Amerikaner ein besonderes Erlebnis, mit dem Schiff über Land fahren zu können. (Über die Geschichte des Oberländischen Kanals und die technischen Anlagen haben wir in den vergangenen Jahren so eingehend berichtet, dass wir uns heute auf die Schilderung dieser Fahrt beschränken können. Anmerkung der Redaktion.)

 

Lebhafter Ausflugsverkehr

Wir lassen uns später erzählen, dass der Ausflugsverkehr über die Geneigten Ebenen erst im vergangenen Jahr wieder begonnen hat. Der Kanal selbst wird von den polnischen Behörden in Danzig betreut. Die Reederei, zu der die Schiffe gehören, befindet sich in Osterode. Zwei Schiffe verkehren während der Sommermonate täglich von Osterode und von Elbing aus über den Kanal. Er wird auch von vielen Wassersportlern benutzt; Frachtkähne haben wir allerdings auf der ganzen Fahrt nicht gesehen. Die alten Treidelpfade an den Ufern sind verwachsen.

 

Auf der Weiterfahrt sehen wir weite Getreidefelder, Rüben- und Kartoffeläcker, die zum größten Teil von Unkraut überwuchert sind. Einer unserer Mitreisenden, ein Bauernsohn, kann sich über die Verwahrlosung dieser Felder gar nicht beruhigen; er schüttelt immer wieder stumm den Kopf. Auch die schwedischen und holländischen Teilnehmer unserer Studienfahrt, die von zu Hause her ein anderes Bild der Ackerfläche gewohnt sind, sind entsetzt über die vernachlässigten Felder.

 

Einen tiefen Eindruck macht auf uns die ursprüngliche Schönheit der Landschaft. Dichte Erlenbüsche säumten auf weite Strecken das Ufer. Die Hitze wird drückend. Unseren Mittagsimbiss halten wir in der gleichen Weise, wie das die Polen auf ihren Reisen zu tun pflegen: eine Wurst in der einen Hand, das Brötchen in der anderen. Dazu gibt es eine Flasche Bier aus Breslau.

 

Nachdem wir einige kleinere Seen durchfahren haben, kommen wir in den Röthloffsee. Hier wird es lebendiger. Ebenso wie auf den masurischen Seen sehen wir hier viele Segelboote und Paddler auf dem Wasser und an den Ufern gepflegte Campingplätze, wie wir sie hier im Westen kennen.

 

Unser Gegenschiff kommt uns entgegen; es wird mit dem Läuten der großen Schiffsglocke, mit lautem Rufen und Tücherschwenken begrüßt. Holzflöße, aus den Baumstämmen der umliegenden großen Wälder vereinigt, begleiten unseren Weg auf dem Bärtingsee bei Liebemühl. Zwischen Bäumen grüßt uns der Turm der alten Ordenskirche. Hier gabelt sich der Kanal. Wir fahren in eine Schleuse, in der wir auf die Höhe des Drewenssees gehoben werden. An den Ufern dieses Sees liegt unser Reiseziel Osterode. Die Schleuse ist umlagert von vielen Booten, die in beiden Richtungen bedient werden wollen. Am Ufer stehen fliegende Händler mit Würstchen, Getränken, Andenken und Postkarten, die von den Touristen umlagert werden.

 

Es ist Abend geworden. Wir alle sind müde, als wir nach einer letzten Fahrt durch den Kanal, die jetzt durch dichte Kiefernwälder führt, den Drewenzsee erreichen. Wir fahren unter der Eisenbahnbrücke hindurch, die den See teilt. Vor uns erscheint Osterode. Nur wenige hundert Meter sind es von der Anlegestelle zum Bahnhof. Nach einstündiger Fahrt erreichen wir Allenstein.

 

Die Schönheit der oberländischen Landschaft war für uns alle ein bleibendes Erlebnis. Unsere ausländischen Reisegenossen mögen diese Fahrt wie eine andere beliebige Ferienfahrt durch eine herrliche Landschaft empfunden haben, — für uns Deutsche bedeutete diese Fahrt mehr, viel mehr. Wie ein Schatten lag über diesem schönen Sommertag wie über der ganzen Reise durch Ostpreußen das Bewusstsein, dass man dieses Land deutschen Menschen geraubt hat.

 

Ob die polnischen Studenten, die uns als Gastgeber freundlich und aufmerksam betreuten, nicht etwas wie Unbehagen spüren, als sie uns, den Deutschen, einen Teil unseres Landes zeigten? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir sehr nachdenklich waren, als wir zurückfuhren. Keinen Augenblick hatte uns während dieser Studienfahrt das Gefühl verlassen, dass wir deutsche Erde betraten, dass wir hinter all den Zerstörungen, hinter der Verwahrlosung des Landes wie auch hinter den Bemühungen der Polen das unvergänglich deutsche Gesicht Ostpreußens spürten.

 

Seite 4   Polnische „Deutschlandpläne“

Das Ziel ist, die Wiedervereinigung auf jeden Fall zu verhindern

Mit der „Belgrader Erklärung", die Gomulka und Tito während des Besuches der polnischen Partei- und Regierungsdelegation in der Hauptstadt Jugoslawiens vereinbarten, wurde offen kundgetan, dass weder die jugoslawischen, noch die polnischen Politiker an einer Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit interessiert sind. Denn ebenso wie von sowjetischer Seite bislang die Ablehnung einer Wiedervereinigung Deutschlands in der Weise zum Ausdruck gebracht wurde, dass man die Anerkennung der Sowjetzone durch Bonn als den „einzig möglichen Weg zur Wiedervereinigung" bezeichnete, bedeutete die Übernahme dieses Standpunktes durch Tito und Gomulka ebenfalls nichts anderes, als dass man sowohl in Warschau wie auch in Belgrad von einer Wiedervereinigung Deutschlands keine Förderung der eigenen Interessen erwartet.

 

Dass die Ablehnung einer Wiedervereinigung Deutschlands die polnische Politik trotz aller gelegentlichen gegenteiligen Versicherungen wesentlich bestimmt, geht nicht nur aus der These von der „Existenz zweier deutscher Staaten" in der „Belgrader Erklärung" hervor, sondern es wird dies bestätigt durch die Tatsache, dass auch von exilpolnischer Seite ein „Deutschland-Plan" entwickelt worden ist, der auf genau dasselbe hinausläuft, was Gomulka in Belgrad gemeinsam mit Tito verkündet hat. Überdies wurde Gomulka auch von keinem anderen als dem früheren polnischen Exil-Ministerpräsidenten Mackiewicz aufgefordert, jeder konstruktiven deutschen Ostpolitik entgegenzuwirken, die auf die Tatsache Rücksicht nimmt, dass Moskau die im europäischen Raum jenseits der Werra entscheidende Macht ist.

 

Der exilpolnische „Deutschland-Plan" wurde von dem bekannten Publizisten Mieroszewski in der in Paris erscheinenden Monatsschrift „Kultura" entwickelt, und zwar werden hier — im Oktoberheft 1957 — diejenigen „Vorbedingungen" genannt, die Westdeutschland oder der Westen überhaupt erst einmal erfüllen müssten, bevor eine „Unterstützung" der Wiedervereinigung Deutschlands von Seiten Warschaus ins Auge gefasst werden würde. Die erste polnische „Bedingung" ist nach dem Mieroszewski-Plan natürlich die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als polnisch-deutsche „Grenze". Aber damit nicht genug: Außerdem soll, so heißt es in dem „Kultura“-Artikel weiterhin, Westdeutschland Polen einige Milliarden DM an „Reparationsleistungen" zur Verfügung stellen, die also wahrscheinlich dazu benutzt werden sollen, um die in der Nachkriegszeit ausgeplünderten und verwahrlosten ostdeutschen Gebiete zu „reparieren". Aber auch dann ist noch nicht das Vorleistungs-Soll nach dem Mieroszewskischen „Wiedervereinigungs"-Plan erfüllt: Erst dann nämlich, wenn die Amerikaner mit den Sowjets eine Übereinkunft über einen Abzug der Sowjettruppen aus Polen getroffen und eine „Neutralisierung" Polens vereinbart haben, soll die polnische Hilfe für die Wiedervereinigung Deutschlands einsetzen. Und dabei soll dieser „polnische Beitrag" zur Lösung der Deutschlandfrage dann auch nur darin bestehen, dass Warschau gegen die Herstellung einer Föderation zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetzone — welch letztere natürlich von Bonn auch vorher erst noch anerkannt werden müsste — keinen Widerspruch erhebt. Mit anderen Worten: Mieroszewski fordert eine ganze Reihe von Vorleistungen dafür, dass Bonn gemäß der „Belgrader Erklärung" verfährt.

 

Man gewinnt auf den ersten Blick den Eindruck, dass bei diesem Projekt die bei exilpolnischen Politikern übliche Unterschätzung der polnischen Position imponierend zur Geltung gebracht wurde — wie auch kein Zweifel daran bestehen kann, dass der „Mieroszewski-Plan" genau den geheimsten Wünschen und Hoffnungen auch der politischen Kreise in Warschau entspricht —, aber es ist doch diese Planung dermaßen utopisch, dass sie schließlich eben nur eine Aufgabe haben kann: Eben darzutun, auf welchem Wege die Wiedervereinigung Deutschlands eventuell verhindert werden könnte, wenn sie sich aus sonstigen Entwicklungen heraus anbahnen sollte. Das heißt aber, es spricht aus diesem Mieroszewski-Artikel die Befürchtung, dass die Wiedervereinigung Deutschlands über kurz oder lang zuwege gebracht werden könnte, ohne dass Polen auch nur in der Lage wäre, irgendwelche Bedingungen zu stellen.

 

Wie verbreitet derartige Besorgnisse auf polnischer Seite sind, geht auch aus einem Leitartikel hervor, den Cat Mackwiewicz in der Warschauer Zeitung „Slowo Powszechne" kürzlich veröffentlichte. Der frühere Exil-Premier brachte ganz offen zum Ausdruck, dass er eine konstruktive deutsche Ostpolitik, die — gestützt auf das westliche Bündnis — eine Entspannung zwischen Amerika und der Sowjetunion herbeizuführen bemüht ist, als den polnischen Interessen zuwiderlaufend erachtet. Es ist dabei sehr aufschlussreich, dass dieser polnische Publizist zugleich andeutete, eine solche Politik sei im gleichen Augenblick möglich, wenn Bonn von den polnischen, jugoslawischen und sonstigen ostmitteleuropäischen Fragen und Bestrebungen Abstand nehme und seine Aufmerksamkeit auf die Sowjetunion konzentriere. In einem weiteren Aufsatz betrachtete er denn auch den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Bonn und Belgrad eben unter diesem Gesichtspunkt, indem er betonte, dass nun ein „Kurswechsel" der Ostpolitik Westdeutschlands in eben jenem Sinne erfolgt sei, wie er dies beschrieben hatte. Auch Gomulka, so versichert Mackiewicz, habe dieses erkannt und verhalte sich dementsprechend.

 

Beide Stellungnahmen, sowohl die des exilpolnischen Utopisten wie die des Warschauer Realisten sind also sehr lehrreich. Sie besagen übereinstimmend, dass Warschau von sich aus — und nicht etwa nur auf sowjetischen Druck hin — gegen die Wiedervereinigung Deutschlands ist. Mehr noch: Während Mieroszewski die „weltweite Entspannung" praktisch unter Aufrechterhaltung der Teilung Deutschlands als die im polnischen Interesse liegende Regelung verfolgt, bestätigt Mackiewicz diese Auffassung, indem er dazu aufruft, es müsse alles getan werden, um eine von Deutschland ausgehende Entspannung — also eine Regelung auf Grund einer Lösung der Deutschlandfrage - zu verhindern -

Dr. Eduard Jennicke.

 

Seite 4   Chruschtschow, Gomulka und die Oder-Neiße-Linie

Chruschtschows Druck auf Gomulka — Der Moskauer Parteichef ließ sich von seinem polnischen Gesprächspartner nicht festlegen

Im Verlauf eines Gesprächs zwischen dem ersten Sekretär der polnischen KP, Wladyslaw Gomulka, und Chruschtschow, das anlässlich des 40. Jahrestages der kommunistischen Oktoberrevolution in Moskau stattfand, ist auch die Oder-Neiße-Frage behandelt worden.

 

"Wie hierzu aus unterrichteten Kreisen verlautet, hat der polnische KP-Sekretär das Thema Oder-Neiße-Linie berührt und Chruschtschow auf die „eminente Bedeutung des jetzigen Grenzverlaufs zwischen Polen und der DDR" hingewiesen, worauf Chruschtschow erwiderte, die Sowjetregierung und die Leitung der sowjetischen KP widme „dieser Frage laufend ihre Aufmerksamkeit". Nach Berichten aus polnischen diplomatischen Kreisen Moskaus sagte Chruschtschow: „Die Oder-Neiße-Grenze ist eine Frage der Existenz der DDR und Polens. Diese Grenze wird in nächster Zukunft noch viele Male die Politiker beschäftigen — eben weil sie nach westlicher Ansicht umstritten ist“.

 

Chruschtschow meinte ferner zu Gomulka, dass „wir seit einigen Monaten diese Grenze wieder klarer sehen, nachdem unsere Bruderpartei in Polen Maßnahmen eingeleitet hat, die eine Konsolidierung der Zustände in Polen zum Ziele haben und gleichzeitig einen scharfen Kampf gegen antiparteiliche, auch gegen die Sowjetunion gerichtete Strömungen in gewissen Kreisen Polens führen".

 

Gomulka habe gegenüber Chruschtschow auf seine Ausführungen im Referat auf dem 10. Plenum des Zentralkomitees der polnischen KP am 24. Oktober hingewiesen, wo von ihm erklärt worden war, dass die „antisozialistischen Gruppen" das Hauptziel hätten, der Rolle der „polnisch-sowjetischen Freundschaft rein formelle Bedeutung" zu geben. Die polnische KP werde diesen „Erscheinungen schädlicher Tätigkeit ein Ende bereiten".

 

Chruschtschow habe Gomulka nochmals auf die Achse Moskau—Ost-Berlin hingewiesen, wobei Warschau ein „wichtiger Pfeiler und Verbindungsträger" sei. In diesem Zusammenhang, erklärte Chruschtschow, komme der Oder-Neiße-Linie eine Bedeutung zu, „wie sie andere Grenzen zwischen den sozialistischen Staaten nicht besitzen".

 

Wie die rotpolnischen diplomatischen Kreise ferner erklärten, habe Gomulka im Gespräch mit Chruschtschow die Versicherung abgegeben, dass in den nächsten Monaten von Warschau „weitere Maßnahmen zur Fortsetzung der Festigung der Lage in Polen und Stärkung der Parteikader" getroffen werden sollen. Das Warschauer Justizministerium habe bereits die Anweisung erhalten, die polnischen Gerichte zu veranlassen, dass gegen „antisowjetische Hetze“ in Zukunft schärfere Strafen ausgesprochen werden sollen.

 

In diplomatischen Kreisen wird die Ansicht vertreten, dass auch die „veränderte" Haltung Warschaus gegenüber der Bundesrepublik und die von der polnischen Propaganda genannten „Bedingungen" für eine Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Warschau und Bonn auf den Wunsch Moskaus zurückgehen. In Moskau hoffe man, dass Bonn angesichts der Warschauer „Bedingungen" auf die Aufnahme diplomatischer Beziehungen verzichten werde, weil es — entgegen den offiziellen Erklärungen — Moskau „nicht genehm" sei, wenn diplomatische Beziehungen zwischen Warschau und Bonn bestehen.

 

Seite 4   Bräutigam wieder im Amt?

Ein Gutachten

Die Beurlaubung des Leiters der Unterabteilung Ost im Auswärtigen Amt, Ministerialdirigenten Bräutigam, soll in Kürze beendet werden. Wie in Bonn bekannt wurde, liegt dem Bundesaußenminister ein Gutachten vor, das von neutraler Seite über die Tätigkeit Bräutigams während der nationalsozialistischen Zeit und über die in diesem Zusammenhange gegen ihn erhobenen Beschuldigungen verfasst worden ist. In Bonn wird angenommen, dass der Minister auf Grund dieses Gutachtens die Reaktivierung Bräutigams verfügen wird. Ob Bräutigam dann wieder die Leitung der Unterabteilung Ost übernehmen oder im diplomatischen Außendienst verwendet werden wird, ist noch nicht entschieden.

 

Seite 4   Königsberg-Magdeburg-Prag?

Sowjetische Binnenschifffahrt bis Mitteleuropa

Nach Aufforderung durch den Kreml haben die Sowjetunion, Polen und die Sowjetzone Gespräche über die Einrichtung eines ständigen Binnenschifffahrtsverkehrs über Weichsel und Oder bis zur Elbe aufgenommen. Am vordringlichsten betrachtet man die Strecke Königsberg—Magdeburg, die unlängst von sowjetischen Motorschiffen erprobt wurde. Bemerkenswert ist, dass auf dieser künftigen Linie, für die ein fahrplanmäßiger Dienst schon in nächster Zeit beschlossen werden dürfte, hauptsächlich (oder auch ausschließlich) sowjetische Schiffe mit sowjetischen Besatzungen verkehren sollen. Wie verlautet, befinden sich auf sowjetischen Werften, u. a. in Rostow, die dafür benötigten und mit Sondereinrichtungen versehenen Fahrzeuge bereits im Bau. Offenbar ebenfalls auf Moskauer „Anregung" hin will Polen in diesem Zusammenhang Pläne für die Wiederschiffbarmachung der Weichsel ausarbeiten.

 

Die Sowjetunion hat schließlich in Ostberlin „angeregt", den Verkehrsweg Königsberg-Magdeburg nach Süden auf der Elbe bis Prag auszuweiten. Auffallend ist an alledem die sowjetische Initiative, die nicht nur auf eine feste Verknüpfung des mittel- mit dem osteuropäischen Wasserstraßennetz deutet, sondern auf sowjetische Monopolisierungspläne ostmitteleuropäischen Binnenschifffahrtsverkehr schließen lässt.

 

Seite 4   Hochseefährschiff „Theodor Heuss“

Auf der 69 Kilometer langen Fährverbindung Großenbrode-Gedser, einem Teil der kürzesten Strecke für eine Fahrt aus der Bundesrepublik über Hamburg nach den nordischen Staaten, hat die Bundesbahn in diesen Tagen das Hochseefährschiff „Theodor Heuss" in Dienst gestellt. Der Verkehr auf dieser Strecke hat eine ungeahnte Entwicklung genommen: 1952 wurden 129 300 Personen und 22 400 Personenkraftwagen übergesetzt, 1956 aber bereits 961 000 und 92 000. Die „Theodor Heuss" wird sehr helfen, diesen riesigen Verkehr zu bewältigen. Auf den drei Gleisen des Eisenbahndecks finden dreizehn D-Zug-Wagen oder dreißig Güterwagen oder 120 Pkws Platz, auf dem darüber liegenden Autodeck können weitere hundert Pkws untergebracht werden, und das Fahrgastdeck und das Bootsdeck haben Räume und Platz für 1500 Personen. Die großen, behaglichen Restaurants bringen das berühmte schwedische Büfett. Wenn die Fahrgäste es bewältigt haben, legt das Schiff beinahe auch schon an. Die Überfahrt dauert knapp zweieinhalb Stunden.

 

Die 6440 tons und 135,90 Meter Länge bergen alles in sich, was die moderne Schiffsbaukunst heute leisten kann; die „Theodor Heuss" ist ein zweckmäßiges und schönes Schiff geworden. Die Gedanken der Ostpreußen aber gehen zurück in jene Jahre, als die drei „weißen Schwäne" des Seedienstes über die Ostsee zogen, die „Preußen", die „Tannenberg" und die „Hansestadt Danzig". Es bleibt die Hoffnung, dass einmal in Frieden und Freiheit Schiffe, so schön wie die „Theodor Heuss", den Kurs nach Osten nehmen werden, den Kurs nach unserer ostpreußischen Heimat.

 

Seite 5   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Königsberg-Stadt

Ein verdienter Mitarbeiter des Ostpreußenblattes, Regierungsrat a. D. Dr. Franz Philipp, wird am 25. November 1957, 70 Jahre alt. Er wurde in Schönfließ geboren und war nach Abschluss seiner Ausbildung als Präparandenlehrer in Ragnit und später in Königsberg an der Roßgärter Mittelschule und an der Burg-Oberrealschule tätig. Lange Jahre hindurch war er Dozent der Jugendlehrerarbeitsgemeinschaft in Königsberg. Er sorgte dafür, dass die Königsberger Kinder ihre eigene Heimatfibel erhielten und verfasste viele Artikel in pädagogischen Fachzeitschriften, ein Unterrichtswerk für Mittelschulen und einen Leitfacen „Aus eigener praktischer Arbeit“. Der Erste Weltkrieg sah ihn an der Westfront. 1925 promovierte er an der Albertina und wurde Heerespsychologe im Rang eines Regierungsrats. Nach der Vertreibung kam er nach Marburg an der Lahn, wo seine Gattin im Jahre 1950 verstarb. Der Jubilar widmete in den letzten Jahren seine ganze Kraft der landsmannschaftlichen Arbeit und verfasste viele Heimaterzählungen, Geschichtsberichte und Heimatgedichte, die vor allem im Ostpreußenblatt veröffentlicht wurden. Eine größere Arbeit über die bäuerliche Sippengeschichte Ostpreußens ist im Druck. Der Jubilar wohnt jetzt in Marburg an der Lahn, Heinrich-Heine-Straße 9.

 

Fischhausen

Bei dem Kreistreffen am 20. Oktober in Hannover, Lokal Limmerbrunnen, zu dem wieder viele Landsleute herbeigeeilt waren, um sich wiederzusehen und sich auszusprechen, fand am Vormittag eine Dienstbesprechung der im niedersächsischen Raum wohnenden Gemeindevertreter statt.

 

Kreisvertreter Heinrich Lukas gab zu Beginn einen umfassenden Bericht über die im Frühjahr durchgeführte Bewertung der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe des Kreisgebietes und drückte allen Beteiligten und den an der Riesenarbeit tätigen Landsleuten seinen Dank aus. Die Erfahrungen haben aber gezeigt, dass noch viele Hindernisse zu beseitigen sind, um den wirklichen Wünschen und Ansprüchen gerecht zu werden.

 

Sein Stellvertreter, Hermann Sommer, gab dann einen Lagebericht über den heimatpolitischen Kampf, den unsere Bundesführung meist im Stillen und mit großer Zähigkeit betreibt. Das Ostpreußenblatt ist unsere größte Stärke und seine Verbreitung im Interesse dieses harten Kampfes ist eine unbedingte Notwendigkeit. Die Erfahrungen, besonders mit gewissen Politikern wie Sieveking und anderen, haben gezeigt, dass der Zusammenschluss aller Landsleute noch viel enger werden muss. Der Ausbau der Kreisorganisationen ist daher eine wichtige Aufgabe. Nach diesen Berichten setzte eine lebhafte Aussprache ein, bei der der Ortsvertreter von Regehnen, Emil Plötz, darauf hinwies, dass die Arbeit in den Heimatgemeinden von der Kreisvertretung straffer angefasst werden müsste, da diese ja praktisch die Kreisgemeinschaft überhaupt erst bilde. Heinrich Lukas wies auf das zunehmende Aussterben der Wissensträger hin und bat die anwesenden Bezirks- und Gemeindevertreter, dafür zu sorgen, dass dem Wunsch von E. Plötz auch in Zukunft entsprochen werde.

 

Nach einer kleinen Feierstunde, in der Heinrich Lukas der Toten gedachte und die Jugend ermahnte, sich mehr als bisher in die aktive Arbeit mit einzuschalten, fand auch der Nachmittag, bei einiger Fröhlichkeit, einen schönen Abschluss.

 

Ebenrode (Stallupönen)

Am Sonnabend, dem 7. Dezember, um 18 Uhr, treffen sich die Ebenroder zur Adventfeier im Lokal Langange in Hamburg, Ecke Zeughauswerk-Holstenwall. Zu erreichen ist das Lokal vom Hauptbahnhof mit den Linien 6 und 7 direkt bis Zeughauswerk oder mit der U-Bahn bis Millerntor. Kuchen kann mitgebracht werden. Etwaige Anfragen dieserhalb sind zu richten an Frau Elisabeth Krüger aus Eydtkau, jetzt in Hamburg 36, Rademachergang 2 I.

 

Gesucht wird:

Frau Mathilde Conrad, geborene Martin und deren Sohn, August Conrad mit Familie, geboren 1908, aus Finkenschlucht.

 

Rudolf de la Chaux, Kreisvertreter, Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67

 

Angerburg

Die diesjährigen Treffen sind durchgeführt. Einen sehr guten Besuch wies wie alljährlich das Jahreshaupttreffen in unserer Patenstadt Mettmann auf. Aber auch die beiden Treffen in Hamburg und Hannover waren gut besucht. Auf vielfachen Wunsch fand in diesem Jahre erstmalig eine Zusammenkunft in Süddeutschland, und zwar in Stuttgart statt. Der Besuch war hier geringer, weil in Süddeutschland weniger Landsleute aus unserem Kreise wohnen.

 

Erstmalig wurde in diesem Jahre in der Zeit vom 2. bis 9. August ein Jugendtreffen in der Jugendherberge Ratingen bei Düsseldorf durchgeführt. An dieser Zusammenkunft, die von unserem Landsmann Lehrer Wittkat geleitet wurde, nahmen zwanzig Jungen und zwei Mädchen teil. Aus allen Landestellen waren sie gekommen, aus Berlin, Schleswig-Holstein, Bayern, Baden, Hannover und Nordrhein-Westfalen. Am 3. August wurden die Teilnehmer von zwei Vertretern unserer Patenstadt und von Landsmann Czerlinski als Vertreter des Kreisvertreters herzlich begrüßt. Während der ganzen Zeit herrschte herrliches Sommerwetter, so dass die Teilnehmer in täglichen Wanderungen und Ausflügen die nähere Umgebung von Mettmann kennenlernen konnten. So haben sie einen Ausflug zum Düsseldorfer Flughafen gemacht und diesen besichtigt. Bei einem Ausflug nach Kaiserswerth machten sie eine Dampferfahrt auf dem Rhein. Ein besonderes Ereignis aber war es, als sie von der Stadt Mettman eingeladen wurden. Zunächst fuhren sie in einem von der Stadt Mettmann gestellten Bus zum Neandertal, wo sie das vorgeschichtliche Museum besichtigten. Nach einer Stadtrundfahrt lud die Stadt Mettmann alle Teilnehmer zu Kaffee und Kuchen ein. Hier wurden sie von Bürgermeister Lünenstrass herzlich begrüßt. Anschließend wurden noch andere Sehenswürdigkeiten, wie die Müngstener Brücke und Schloß Burg, auf einer Busfahrt besichtigt. Erst abends trafen die Teilnehmer wieder in der Jugendherberge ein. Ein Bad in der Nähe der Unterkunft sowie Sportgeräte sorgten für Abwechslung. Abends wurden ihnen Bilder aus der Heimat sowie Filme über Ostpreußen und Westpreußen gezeigt. Auch durch Vorträge wurde der Jugend die Heimat nähergebracht.

 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass alle Jungen und Mädchen von dem Ferienlager begeistert waren. Von allen Teilnehmern wurde der Wunsch ausgesprochen, im nächsten Jahre wiederum ein Jugendtreffen zu veranstalten.

 

Ich möchte meinen Bericht schließen mit einem Dank an unsere Patenstadt Mettmann für die Mithilfe und Unterstützung sowie die freundliche Aufnahme unserer Jungen und Mädchen. Bürgermeister

Lünenstrass danke ich besonders für die herzlichen Worte der Begrüßung. Ferner danke ich Herrn Miehe von der Stadtverwaltung für die Mithilfe bei den Vorbereitungen und Landsmann Wittkat für die Leitung des Jugendtreffens.

Wilhelm Haegert, Kreisvertreter Düsseldorf, Zaberner Straße 42

 

Johannisburg

Immer wieder werde ich von Landsleuten wegen der Formalitäten für einen Besuch in der Heimat angesprochen oder angeschrieben. Die erforderlichen Auskünfte und Merkblätter können bei mir jederzeit angefordert werden.

 

Für die zahlreichen Glückwünsche zu meinem Geburtstage sage ich herzlichsten Dank.

 

Gesucht werden:

Käthe Brosien, geb. Fengler, Bäckerei, Geizenburg. —

 

Friedrich Dudda, Landwirt, Gruhsen, jetzt in Tecklenburg (Straße und Hausnummer fehlt). —

 

Name unlesbar, Försterwitwe und Familie, früher Fuchwinkel. –

 

Elfriede Stapelfeld? (schlecht lesbar) (ehem. Heinz), Försterwitwe und Familie, aus Kurwien. –

 

Siemensen (schlecht lesbar), Försterwitwe und Familie, aus Mittenheide, zuletzt in Neumünster. —

 

Stapelfeld (Wilhelm), Försterwitwe und Familie, aus Spallingen. —

 

Helmut Dieck, Förster aus Fichtenwalde. —

 

Hedwig Dinse, Försterwitwe, aus Hahnebruch. —

 

Günther Lemanski, (geb. etwa 1924) Forstbüroangestellter, Mittenheide. —

 

Gustav Buttler (schlecht lesbar), Forstschutzgehilfe, aus Walddorf und Familie. —

 

Ida Sczeschik, aus Kronfelde (Aussiedler) und Tochter Herta Bandilla, Horst, aus Siegmunden, soll sich im Landkreis Schleswig aufhalten.

 

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen (Han.)

 

Ortelsburg

Adventtreffen der Ortelsburger, aus dem Raum Herford-Bielefeld-Detmold, am Sonntag, 1. Dezember, in Herford, Lokal „Zur Freiheit", neben der Post. — Näheres in der nächsten Folge.

 

Osterode

In Kürze geht die nächste Folge unseres beliebten Osteroder Rundbriefes heraus. Wer den Brief beim letzten Mal nicht erhalten hat, möge sich umgehend melden bei Dr. Kowalski, (24) Schülp bei Nortorf. Dort sind auch Abzüge der Heimatbilder aus unserer großen Sammlung vom ganzen Kreise in Postkartengröße oder auf besonderen Wunsch auch in anderen Größen, passend als Weihnachtsgeschenk, zu erhalten. Drei Postkarten kosten 1 DM zuzüglich 20 Pfennig Porto bei Voreinsendung auf Postscheckkonto Nr. 721 28 Hamburg (Dr. Kowalski). Motive bitte angeben. Ferner sind bei dem Unterzeichneten noch einige Exemplare der Kreisgeschichte „Aus Stadt und Kreis Osterode, Ostpreußen" gegen Voreinsendung von 4 DM erhältlich.

 

Gesucht werden:

Karl-Heinz Heseler, Osterode, Fr.-Seldte-Straße 1. —

 

Edith Cerwonka, Osterode, Siedlung Pausen. —

 

Frau Lotte Kobus, geb. Baranowski, Gr.-Kirchsteinsdorf. —

 

Frau Berta Kollakowski, geb. Saborrosch, Gr.-Kirchsteinsdorf. —

 

Frau Marie Glowatzki, geb. Weins, aus Bergfriede. —

 

Albert Danielowski, Osterode, Elvenspoekstraße 13. —

 

Oskar Danielowski, Osterode, Wilhelmstraße. —

 

Eduard Danielowski, Osterode, Marktstraße. —

 

Heinz Bankrowitz, Hirschberg. —

 

Frau Selma Mrotzek, später Frau Gosda, aus Gr.-Poetsdorf. —

 

Familie Mrotzek, Viehhändler. —

 

Frl. Emilie Kulka, aus Gr.-Poetzdorf. —

 

Schwestern des katholischen Erholungsheimes und Exerzitienheimes Dietrichswalde, Kreis Osterode. —

 

Frl. Else Goerbert, Osterode, zuletzt Frankfurt, Holbeinstraße. Post kam als unbestellbar zurück. —

 

Landsmann Kalkstein, Geierswalde. —

 

Straßenmeister Götz, Osterode, Sendenstraße. —

 

Stabsgefreiter Paul Will, Osterode, Müllener Weg Nr. 30 und dessen Ehefrau, Emma Will. —

 

Frau Anna Griguhn, Osterode, Maerkerstraße. —

 

Johanna Spillhagen, Gilgenburg. —

 

Marie Jondra. Ehefrau des Bahnhofsmeisteis Jondra. Bahnhof Klonau. —

 

Frl. Rehagen, Postamt Osterode. —

 

Familie Studenski, Gr.-Nappern. —

 

Studienrat Bauer, Osterode, Litzmannstraße. —

 

Revierförster Wolk, Osterode, Litzmannstraße. —

 

Frau Frieda Wein, Osterode.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter Lübeck, Alfstraße 35

 

Zum Gedächtnis an Max Worgitzki

Am 25. November 1957, sind zwanzig Jahre verflossen, seit einer der großen Männer des deutschen Ostens die Augen für immer schloss. Max Worgitzki, der Vorkämpfer des Deutschtums und Leiter der deutschen Propaganda in der südostpreußischen Abstimmungszeit. Seiner weitsichtigen und klug berechnenden politischen Taktik bei der Führung der Bevölkerung in den fieberdurchschauerten Tagen der Jahre 1919 und 1920, ist es nächst der aufopfernden Hingabe der Mitarbeiter der Abstimmungsorganisation und der Treue der Bevölkerung zu verdanken, dass Masuren und das südliche Ermland damals beim Deutschen Reiche verblieben. Der Abstimmungssieg ist mit zu einem entscheidenden Teile das Verdienst Max Worgitzkis; der Fackelzug der Bevölkerung zu seinen Ehren am Abend des 11. Juli 1920 bewies die Anerkennung seiner Verdienste, die Dankbarkeit und Liebe, die er ob seines erfolgreichen und mutigen Einsatzes in den Schicksalsstunden allenthalben genoss. Erinnern wir uns des überwältigenden Abstimmungsergebnisses: 97,5 Prozent der Stimmen für das Verbleiben Südostpreußens bei Deutschland, — und dies zu einer Zeit da das deutsche Volk gebrochen am Boden lag. Die Königsberger Universität ernannte Max Worgitzk zu ihrem Ehrenbürger.

 

 Es lag in der bescheidenen Wesensart Worgitzkis, dass er seine Persönlichkeit und seine Erfolge vor den Augen der Welt stets hinter die Sache zurückstellte. Er war ein Mann von ungewöhnlicher Bildung und vielseitig begabt, ein glänzender volkstümlicher Redner, u. a. fand er auch als Schriftsteller Beachtung. Dem, der ihn kannte, fiel auf, dass in ihm bei aller seiner festgefügten Welt- und Lebensanschauung eine ungewöhnliche Toleranz lebendig war, auch gegenüber den politischen Gegnern. Er war ein echter Demokrat dem Blute nach.

 

Mit dem Abstimmungssiege ließ Worgitzki die Dinge in Südostpreußen nicht ruhen: Er schuf die Voraussetzung für eine ebenso großzügige wie ins einzelne gehende nationalpolitische Erziehungsarbeit und deutsche Kulturarbeit, die er unter emsiger Mitarbeit anderer verdienstvoller Persönlichkeiten des Abstimmungsgebietes vermittels der Organisationen des Ostdeutschen Heimatdienstes Allenstein und des Kulturvereins Masuren-Ermland durchführte. Aber Worgitzkis Tätigkeit strahlte auch bis in die andern Gaue des Reichs aus, wo immer überall Ostdeutsche saßen.

Victor Halla.

 

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Foto. Gesucht wird Stabsgefreiter Otto Joschko, geb. 12.02.1903 in Gollau, Kreis Lyck, Ostpreußen Letzte Nachricht 1946 aus Moskau. Wer kann Auskunft geben? Nachricht erbittet Frau Elfriede Joschko, Übach-Palenberg 3, Roermonder Str. Nr. 238, Bez. Aachen.

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Neffen, Gerhard Kaupat, geb. 08.02.1930, Elchniederung, Ostpreußen, wohnhaft gewesen Rahmfelde, Kreis Angerapp, Ostpreußen? Die Russen haben ihn im Januar 1945 in Osterode, Ostpreußen, vom Flüchtlingstreck von seiner Mutter fortgenommen. Seitdem nichts mehr von ihm gehört. Wer kann näheres über seinen Verbleib oder sein Schicksal mitteilen? Nachricht erbittet Frau Ida Göbel, Würgendorf über Burbach, Kreis Siegen (Westf.).

 

Welcher Königsberger kennt Alfred Hoffmann, Sohn der Eheleute Max Hoffmann und Amalie Hoffmann, wohnhaft Hökerstraße 6, geb. 26.07.1924? Zuschrift erbittet Alfred Hoffmann, Waldshut II, Siemensstraße 7.

 

Gesucht wird Alfred Kaschulla, geb. 29.07.1935, wohnhaft Königsberg Pr., Karlstr. 9/10, zuletzt 1947 l. Litauen gesehen worden. Nachricht erbitten die Eltern, Paul Kaschulla, Gelsenkirchen, Schultestraße 35.

 

Gesucht wird Hildegardt Jeschke, geb. 14.06.1925, früher wohnhaft in Schacken, Kreis Schloßberg, von ihren Eltern, Emil Szugs, jetzt wohnhaft in Herchsheim, Kreis Ochsenfurt, Bayern.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Mannes, Obgfr. Emil Zweck, geb. Schönwiese, Kreis Heilsberg, Ostpreußen. Letzte Anschrift: Ausbildungs-Komanie Stablack bei Königsberg Pr.? Zuschrift erbittet Frau Luzia Zweck (20a), Bevensen, Kreis Uelzen, Romstädter Str. 12. Früher Schönborn, Kreis Rößel.

 

Suche Fleischermeister, Walter Schmerberg und Ehefrau Herta, früher Königsberg Pr., Cranzer Allee 39, für Frau Gertrud Albrecht (sowj. bes. Zone). Zuschrift gegen Unkostenerstattung erbittet Fr. M. Löhmke, Monheim a. Rh., Krumme Straße 6, Bez. Düsseldorf.

 

Zwecks Rentenansprüche suche ich Zeugen, die mein früheres Arbeitsverhältnis unter Martha Werner bestätigen können. 1912 bis 1915 Hofgänger bei Gutsbesitzer Cölling, Perkappen, Kreis Labiau; 1915 bis 1917 Hofgänger bei Gutsbesitzer Fick, Adlig Perwissau; 1918 Hausgehilfin bei Gutsbesitzer Gronwaldt, Neuendorf; 1919, 2. Köchin bei Burggräfin zu Dohna-Schlobitten; 1920, 1. Stubenmädchen bei Gutsbesitzer Ammensohn in Trenk; 1925 bis 1926 Forstarbeiterin Staatsförsterei Ostseebad Cranz, als Frau Wermke. Zuschrift erbittet Frau Martha Wermke, geb. Werner, Hamburg 11, Brandenburger Straße 17.

 

Cranzer! Wer kann Auskunft geben über Frau Margarete Weikinn, geb. 02.11.1890, Königsberger Str. Nr. 20? Wer kennt ihre Wohnung bzw. ihre Mehl- und Futtermittelhandlung in der Königsberger Str. 37a (Eckladen) und kann es bestätigen? Zuschrift erbittet u. Nr. 77 944 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Gesucht werden die Geschwister: Fr. Johanne Schewski, geb. Dettner, Königsberg Pr., Steindamm. Frau Auguste Gronwald, geb. Ramm, Königsberg Pr., Jahnstr. Nr. 15. Gustav Ramm, Königsberg Pr., Holstein. Damm 51. Frau Ernstine Neujahr, geb. Ramm, Königsberg Pr., als Schulfrau tätig gewesen. Franz Ramm, Königsberg Pr., Hindenburgstraße 56. Von Schwester, Maria Tabel, geb. Ramm. Zuschrift erbittet Heinrich Hübner, Syke-Bremen, Hauptstr. Nr. 22.

 

Amtliche Bekanntmachung

Aufgebot

Herr Kurt Ganguin in Bledeln, Siedlung, hat beantragt, die verschollene Witwe, Anna Ganguin, geb. Hill, Zivilistin, geboren am 30.01.1868 in Gr.-Papuschin, Kreis Wehlau, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft in Gr.-Gauden, Kreis Gumbinnen, Ostpreußen, für tot zu erklären. Die bezeichnete Verschollene wird aufgefordert, sich bis zum 1. Februar 1958 bei dem hiesigen Gericht, Zimmer Nr. 9, zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen kann. An alle, die Auskunft über Leben und Tod der Verschollenen, geben können, ergeht die Aufforderung, dem Gericht bis zu dem angegebenen Zeitpunkt Anzeige zu machen.

Hildesheim, 5. November 1957     - 14 II 192/57 -

 

Bestätigungen

Welche Kollegen von der Stellmacherinnung Mohrungen, Ostpreußen, können bestätigen, dass ich in Mohrungen selbständig gewesen bin und die Invaliden- und Angestelltenversicherung bezahlt habe. Unkosten werden erstattet. Paul Kropla, Gudendorf über Cuxhaven, Karßweg 46.

 

Rest der Seite: Unterricht, Verschiedenes, Werbung

 

Seite 6   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat"

Termine

24. November, 16 Uhr, Ostpreußengottesdienst zum Gedenken unserer Toten in der Kirche zu Schlachtensee, Matterhornstraße.

 

1. Dezember, 15 Uhr, Heimatkreis Goldap, Kreistreffen. Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

 

15.30 Uhr, Heimatkreis Rastenburg, Kreistreffen/ Adventfeier. Lokal: Schultheiß. Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2. S-Bahn Wilmersdorf, Bus A 16, Straßenbahn 44, 73, 74.

 

16 Uhr, Heimatkreis Lyck, Kreistreffen. Lokal: Reinickendorfer Festsäle, Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32, S-Bahn Reinickendorf, U-Bahn Schumacherplatz, Straßenbahn 35, 41, Bus Nr. 12, 14.

 

16 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Charlottenburg, Bezirkstreffen Adventfeier. Lokal: Parkrestaurant, Berlin-Charlottenburg, Klausener Platz 4. Straßenbahn 60, 54, S-Bahn Westend, U-Bahn Richard-Wagner-Platz.

 

15 Uhr, Heimatkreis Osterode, Weihnachtsfeier, Lokal: Boehnkes Festsäle. Berlin-Charlottenburg 9, Königin-Elisabeth-Straße 41/45.

 

6. Dezember, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Reinickendorf, Bezirkstreffen. Lokal: Reinickendorfer Festsäle. Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32.

 

7. Dezember, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Kreuzberg, Bezirkstreffen. Lokal: Café Bolt, Berlin SW 61, Yorckstraße 30/32.

 

19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Tempelhof. Bezirkstreffen. Lokal: Schultheiß, Berlin-Tempelhof, Tempelhofer Damm 113.

 

19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Neukölln, Bezirkstreffen, Lokal: Berliner Kindl (Lobel), Berlin-Neukölln, Berthelsdorfer Straße 7, Ecke Donaustraße.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49. Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86. Telefon 45 25 41/42; Postscheckkonto Hamburg 96 05

 

Verdienter Erfolg des Ostpreußenchores in Hamburg

Nach zweijähriger Pause trat der Ostpreußenchor am vergangenen Wochenende in Hamburg wieder einmal mit einem Bunten Liederabend an die Öffentlichkeit. Seit der neue Dirigent, Carl Kulecki, ein Marienburger, vor zwei Jahren die Leitung des Chores übernahm, ist eine zielbewusste Aufbauarbeit geleistet worden. Mehrfach ist der Chor bei landsmannschaftlichen Veranstaltungen mit Heimatliedern hervorgetreten.

 

Was an diesem Abend vor einem vollbesetzten Saal geboten wurde, war eine bunte Folge von Chorliedern alter und neuer Komponisten und von Liedern im Volkston. Bereits bei den ersten Darbietungen des Chores, Liedern von Hindemith, Mendelssohn und Schumann, vermittelten Chorleiter und Sänger ihren Zuhörern das Gefühl, dass sie mit ganzem Herzen bei der Sache waren. Sie zeigten eine Leistung, die nur durch lange, mühsame Vorarbeit in der Stille erreicht werden kann. Die begeisterte Zustimmung des Publikums steigerte sich noch bei den von Erna Struss vorgetragenen Sopran-Soll, drei Schubertliedern, von denen das Innige „Sah‘ ein Knab ein Röslein stehn" am meisten ansprach. Frauenchor und Männerchor brachten dann getrennt einige fein abgestimmte Lieder, bei denen sich besonders im Piano die Schulung durch einen bewährten Chorleiter bemerkbar machte. Im zweiten Teil des Programms hob sich ein Lied von Brahms mit einer Solostimme (Erna Struss), das innig und verhalten vorgetragen wurde, neben einigen Liedern im Volkston hervor. Erna Wiechert sang mit warmem Alt Lieder von Brahms und Schubert. Sehr schön war das bekannte Lied „Der Lindenbaum", dem die Sängerin in Ausdruck und Vortrag eine besondere Innigkeit zu geben vermochte. Der Beifall war stark und herzlich, ebenso wie bei den von den beiden Solistinnen gemeinsam gesungenen Liedern von Cornelius.

 

Heimatlieder, dargeboten von dem Gemischten Chor, bildeten den Schluss des gelungenen Abends. Das Masurische Volkslied „Ging ein Weiblein Nüsse schütteln" riss die Zuhörer zu stürmischer Begeisterung hin — nicht nur, weil es bei vielen Landsleuten wohl die Erinnerung an ihre Jugendzeit in der Heimat weckte, sondern auch, weil es mit ausgezeichnetem technischem Können leicht und fröhlich dargeboten wurde. Den Abschluss bildete das Ostpreußenlied von Herbert Brust, dessen letzte Zeilen der Chor mit seinem Dirigenten als Höhepunkt des Abends meisterhaft und mitreißend zu gestalten wusste.

 

In einer kurzen Ansprache zu Beginn des Abends hatte Staatsanwalt z. Wv. Prinz den Aufgabenkreis des Ostpreußenchores kurz umrissen: Freude am Gesang und Pflege des heimatlichen Liedgutes. Der Ostpreußenchor in Hamburg hat mit diesem Bunten Liederabend bewiesen, dass er auf dem besten Wege dazu ist, durch die Freude am gemeinsamen Musizieren und durch die vollendete Darbietung klassischer Lieder und des Liedgutes aus unserer Heimat nicht nur unseren Landsleuten Freude zu bringen, sondern auch den Namen Ostpreußens würdig zu vertreten.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Eimsbüttel: Sonntag, 1. Dezember, 15 30 Uhr, Lokal Heusshof, Fruchtallee 136a. Adventfeier mit einer Jugendgruppe. Bitte Kuchen und ein Geschenk im Wert bis zu 1,-- DM für den Julklapp mitbringen. Gäste sind herzlich eingeladen. Unkostenbeitrag 50 Pfennig.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Bitte beachten Sie die nächste Folge des Ostpreußenblattes.

 

Altona: Donnerstag, 5. Dezember, 20 Uhr, im Hotel Stadt Pinneberg, Königstraße 260. Adventfeier. Gäste herzlich willkommen.

 

Fuhlsbüttel: Donnerstag, (diesmal nicht Dienstag) 5. Dezember, 20 Uhr, im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1, Monatszusammenkunft mit Filmvorführungen der Bundesbahn. Kinder können teilnehmen.

 

Kreisgruppenversammlungen

Gerdauen: Sonntag, 1. Dezember, 15.30 Uhr, Lokal Heusshof, Fruchtallee 136a. Adventfeier mit einer Jugendgruppe. Bitte Kuchen und ein Geschenk im Wert bis zu 1,-- DM für den Julklapp mitbringen. Gäste sind herzlich eingeladen. Unkostenbeitrag 50 Pfennig.

 

Der für den 2. Dezember vorgesehene Ernst-Wiechert-Abend muss wegen technischer Schwierigkeiten auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Bekanntgabe erfolgt rechtzeitig.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag, um 16 Uhr, im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Hof. — Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr, Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131, Hof. — Nächstes Treffen am 27. November.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 19 bis 21 Uhr in der Schule Langenfort.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Heimabend jeden Freitag von 15.30 bis 17 Uhr im Heim der offenen Tür, Hamburg 13, Bundesstraße 101

 

Eppendorf: Jugendgruppe: Nächstes Treffen am Mittwoch, 27. November von 19 bis 21 Uhr, im Gorch-Fock-Heim, Loogestraße 21.

 

Harburg: Jugendgruppe: Heimabend jeden Mittwoch von 19 30 bis 21.30 Uhr im Jugendheim Harburg, Am Heckengang.

 

Wandsbek: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage, am Mittwoch ab 19.30 Uhr in der Schule Bovesstraße (Baracke auf dem Hof), nächstes Treffen am 4. Dezember.

 

 

Junge Spielschar Ostpreußen

Tanzkreis : Alle vierzehn Tage, am Donnerstag von 19.30 bis 21.30 Uhr im Heim Winterhuder Weg 11, Saal, nächster Abend am 5. Dezember. — Heimabend: Alle vierzehn Tage am Donnerstag von 19.30 bis 21.30 Uhr im Heim Winterhuder Weg 11, Zimmer 207, nächster Abend am 28. November. — Mädelkreis: Jeden Montag von 19.30 bis 21.30 Uhr bei Brunhilde Plauschinat, Hamburg 28, Packersweide 2.

 

Über das Thema: „Die weltwirtschaftlichen Auswirkungen der Vertreibung der Deutschen aus Osteuropa und die Lage des dort gebliebenen Deutschtums" spricht Prof. Dr. Hermann Gross, ordentlicher Professor an der Universität Kiel, am Sonnabend, 23. November, um 19.30 Uhr im Völkerkundemuseum, Rothenbaumchaussee.- Unkostenbeitrag 80 Pfennig. Veranstalter ist die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II

 

Spätaussiedler als Gäste in Elmshorn

Landsleute aus Elmshorn hatten in diesen Tagen zwölf Spätaussiedler aus dem Flüchtlingsdurchgangslager Wentorf über das Wochenende bei sich zu Gast. Mit einem Pkw und einem Kleinbus, die von Angehörigen des ADAC zur Verfügung gestellt worden waren, wurden die Aussiedler in Wentorf abgeholt. Nach einer Fahrt durch Hamburg und das Baumschulgebiet im Kreis Pinneberg wurden sie in Elmshorn von ihren Gastgebern an freundlich gedeckten Kaffeetischen begrüßt. Bald kamen Gespräche in Gang, Erinnerungen wurden ausgetauscht und die Gäste berichteten über das Leben in der Heimat und das Aussehen der vertrauten Orte heute. Die Aussiedler fühlten sich in den Elmshorner Familien sehr wohl. Die anderen landsmannschaftlichen Gruppen in Elmshorn werden in nächster Zeit dem Beispiel der Ostpreußen und Westpreußen folgen. Es wäre zu wünschen, dass dieses Beispiel tätiger Hilfe auch in anderen landsmannschaftlichen Gruppen Nachahmung findet.

 

Elmshorn. Die letzte Versammlung, die sehr gut besucht war, wurde vom 2. Vorsitzenden, Konjack, mit einer Rückschau auf die politischen Ereignisse der letzten Zeit eingeleitet. Landsmann Sender würdigte das Lebenswerk des Freiherrn vom Stein. Landsmann Strauß brachte ostpreußische Volkslieder und heimatlichen Humor zu Gehör.

 

Eutin. Angeregt durch die Jugendfreizeiten der Lötzener Jugendgruppen in Neumünster, wurde vor kurzem eine neue DJO-Gruppe in Eutin gegründet. Die Arbeit der DJO wird vom Kreisverband Eutin und vom Jugendring des Kreises unterstützt. Die Gruppe kommt regelmäßig in jeder Woche zusammen. Bei den Treffen werden Bilder aus dem deutschen Osten gezeigt, Vorträge gehalten und es wird gemeinsam musiziert. Es ist gelungen, hier eine Jugendgruppe aufzubauen, deren Mitarbeit auch für die landsmannschaftlichen Gruppen von Bedeutung sein dürfte. Die Jungen und Mädchen hoffen, dass sich noch weitere Kreise diesem Beispiel anschließen, um in gemeinsamer Arbeit der Jugend das Wissen um den deutschen Osten und das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu vermitteln.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26. Telefon 5 87 71-8; Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21. Postscheckkonto: Hannover 1238 00

 

Seesen. Auf dem letzten Heimatabend sprach Otto Stork vor vielen Landsleuten und Gästen zu 130 stimmungsvollen Farbaufnahmen über unsere Heimat. Allen Teilnehmern wurde dieser Vortrag zu einem starken Erlebnis. — Der 1. Vorsitzende, Schulrat a. D. Papendick, bereitet gemeinsam mit der Kulturreferentin, Frau Donnermann, und Landsmann Scharmach den Adventabend, am 14. Dezember und die Vorweihnachtsfeier für 110 Kinder zwischen drei und vierzehn Jahren, am 15. Dezember, vor.

 

Bremervörde. Heimatabend „Ostpreußen in Wort und Bild", am 27. November, 20 Uhr, im Haus der Jugend, Mozartstraße, mit Rezitationen aus den Werken von Hermann Sudermann und Agnes Miegel und der Vorführung einer Lichtbildreihe „Ostpreußen, nördliche Wanderung".

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14

 

Aachen-Stadt. Die große Ausstellung der Landesgruppe „Ost- und westpreußische Persönlichkeiten und ihr Werk" wird bis zum 27. November in Aachen zu sehen sein. Sie befindet sich im Auditorium maximum der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen, Wüllnerstraße, eine Treppe. Die Ausstellung ist an den Wochentagen von 9 bis 20 Uhr, am Sonntag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Alle Landsleute werden gebeten, diese Ausstellung zu besuchen und Freunde und Bekannte, vor allem aber die Jugend, mitzubringen.

 

Düsseldorf. Alle Landsleute aus dem Memelland, die in Düsseldorf und Umgebung wohnen, werden zu einer Adventfeier eingeladen, die am Sonntag, dem 1. Dezember, 15 Uhr, im Gemeindesaal der Friedenskirche, Florastraße 55 b, stattfinden wird. Der Saal ist zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 1, 6, 17 und dem Bus 34, Haltestelle Bilker Bahnhof oder Elisabethstraße/Fürstenwall. Vom Omnibusbahnhof Graf-Adolf-Platz ist der Gemeindesaal zu Fuß in zehn Minuten zu erreichen. Die Festansprache wird Pfarrer Bläsner halten. Die Jugendgruppe wird ein Krippenspiel aufführen. Außerdem ist eine gemeinsame Kaffeetafel vorgesehen. Die Landsleute werden gebeten, kleine Geschenke für den Julklapp mitzubringen und Kinder bis zu zwölf Jahren beim Vorstand anzumelden. Um rege Beteiligung wird gebeten.

 

Wuppertal. Nächster Heimatabend der Kreisgruppe am Sonnabend, 23. November, 20 Uhr, im Börsen-Restaurant, Elberfeld-Arrenberg, mit Marianne Barthok, die Gedichte und Geschichten in heimatlichem Platt zu Gehör bringen wird. Anschließend geselliges Beisammensein und Tanz. Eintritt für Mitglieder 50 Pfennig, für Gäste 1 DM. — Am 19. Oktober haben sich die landsmannschaftlichen Gruppen der Ost- und Westpreußen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen.

 

Recklinghausen. Im Raum Recklinghausen bestehen jetzt zwei selbständige Kreisgruppen: 1. Recklinghausen-Stadt, Vorsitzender Albert König, Recklinghausen, Weißenburgstraße 18. Dieser Gruppe ist angeschlossen Recklinghausen-Altstadt, Vorsitzender Hans Frick, Recklinghausen, Milchpfad 68. — 2. Recklinghausen-Land, Vorsitzender Herbert Todtenhaupt, Waltrop, Schützenstraße 40. Dieser Kreisgruppe sind folgende Gruppen angeschlossen: Waltrop, Vorsitzender Heinrich Puck, Waltrop, Möllerstraße 9 a: Haltern, Vorsitzender A. Kretschmann, Haltern, Münsterstraße 26; Dorsten, Vorsitzender Anton Boehm, Dorsten, Westgraben 12; Marl, Vorsitzender Willi Lissek, Marl, Sickingmühler Straße Nr. 68 a.

 

Alsdorf. In einer Feierstunde am 8. November, an der Vertreter der Behörden, der Geistlichkeit, des Bergbaues und der Lehrerschaft teilnahmen, wurde in Alsdorf eine neue zwölfklassige Volksschule der Öffentlichkeit übergeben, die auf Beschluss des Rates den Namen „Agnes-Miegel-Schule" erhielt. Der Feierstunde ging ein evangelischer Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche voraus; die Festpredigt hielt Pfarrer Korsch, früher Königsberg. Leider konnte die Dichterin an der Feier nicht teilnehmen. Landsmann Foerder verlas den brieflichen Dank und Gruß Agnes Miegels und sprach über Leben und Werk der Dichterin. Im Auftrag der Landesgruppe überreichte er der Schule ein Bild von Agnes Miegel und wies in seiner Ansprache auf die Bedeutung des Ostkundeunterrichts in den Schulen hin. Kinder einer Schulklasse verschönten die Feierstunde durch Gesang und Gedichtvorträge. Danach besichtigen die Teilnehmer die Ausstellung „Ost- und westpreußische Persönlichkeiten und ihr Werk" in der Agnes-Miegel-Schule. Die Landsleute aus dem Bezirk Aachen freuen sich darüber, dass die erste Schule in diesem Bezirk, die den Namen einer ostdeutschen Persönlichkeit bekam, gerade den Namen Agnes Miegels trägt.

 

Gr. - Dortmund. Nächste Versammlung am 26. November, 20 Uhr, im Hotel Industrie. Ein Landsmann wird einen Lichtbildervortrag über Südostpreußen, wie es heute aussieht, halten. Unkostenbeitrag 0,50 DM. Für beitragsfreie Mitglieder und Spätaussiedler ist der Eintritt frei. Es wird gebeten, die Ausweise mitzubringen.

 

Münster. Auf der letzten Monatsversammlung wurde in einer Gedenkstunde des 100. Geburtstages von Hermann Sudermann gedacht. Mehrere Mitglieder lasen aus seinen Werken. Der Kulturreferent, Landsmann Kleinfeld, sprach über Leben und Werk von Hermann Sudermann und sprach die Erwartung aus, dass diese Gedenkstunde dazu beitragen werde, viele Landsleute zum Lesen der Werke des Dichters anzuregen.

 

Detmold. Weihnachtsfeier der Kreisvereinigung am Sonntag, 15. Dezember, 17 Uhr, im Hotel Stadt Frankfurt. — An der Besichtigung des Landesmuseums in Detmold am 10. November nahmen viele Mitglieder teil. Unter den interessantesten Ausstellungsstücken sahen sie das Urbild unseres Heimatabzeichens, einen Elch in Lebensgröße. Im Anschluss an die Besichtigung verweilten die Landsleute noch einige Stunden bei guter Musik und froher Laune im Hotel Stadt Frankfurt.

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Unter der Liebigshöbe 28.

 

Fritzlar. Bei der Adventfeier am 7. Dezember im Hotel Nägel wird auch der Vorsitzende der Landesgruppe, Konrad Opitz, zugegen sein. — Auf dem letzten Heimatabend dankte der 1. Vorsitzende der Kreisgruppe, Selenz, den Landsleuten aus den entlegenen Orten der Umgebung, dass sie den weiten Weg nicht gescheut hatten, um mit ihrem Erscheinen das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Kreisgruppe zu stärken. Der Redner gedachte der Verdienste des Freiherrn vom Stein und des hundertsten Geburtstages von Hermann Sudermann. Nach einer Vorlesung aus Sudermanns Werken wurde in einer Lichtbildervorführung den Teilnehmern die Heimat nahegebracht und viele erkannten ihre engere Heimat auf den Bildern wieder. Landsmann Selenz dankte der Kreisbildstelle Fritzlar und dem Kreisjugendpfleger Kraus, die das Bildmaterial zur Verfügung gestellt hatten.

 

BADEN WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Allen Landsleuten im Raum Baden-Württemberg wird hiermit die neue Anschrift des Geschäftsführers der Landesgruppe, Benno Meyel, bekanntgegeben. Landsmann Meyel wohnt in Stuttgart-Sillenbuch, Rankestraße 16. Es wird darum gebeten, alle Zuschriften an die Landesgeschäftsführung an diese Anschrift zu richten.

 

Lehrgang für Jugendgruppenleiter in Jebenhausen

Etwa fünfzig Jugendgruppenleiter fanden sich zu einem Lehrgang in Göppingen-Jebenhausen zusammen, der von Hanna Wangerin, Abteilung Jugend und Kultur der Bundesgeschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, geleitet wurde. Hanna Wangerin berichtete über den Stand der Jugendarbeit und sprach über Schicksale von Aussiedlern, die jetzt erst aus der Heimat nach dem Westen gekommen sind. Sie rief die jungen Ostpreußen zu tätiger Mithilfe bei der Betreuung unserer Aussiedler auf und bat darum, sich besonders, der jungen Aussiedler anzunehmen. Die Landesgeschäftsführerin der DJO, Friedel Geyer, sprach über Aufgaben und Ziele der DJO. Landsmann Otto Stork hielt einen Farblichtbildervortrag über die Heimat. Der erste Vorsitzende der Landesgruppe, Hans Krzywinski, gab einen Überblick über den Stand der Jugendarbeit in der Landesgruppe. Der Landesschatzmeister, Oelsner, führte die Teilnehmer in einem anschaulich gehaltenen Vortrag in die Staatsbürgerkunde ein. Landsmann Herzog, MdL, sprach über das Thema „Deutschland zwischen Ost und West — Der Kommunismus, eine Gefahr für den Weltfrieden". Zum Landesgruppenwart wurde Günther Neubauer, Ulm, Marktplatz 17, gewählt. Die Teilnehmer des Lehrgangs, die sich sehr aufgeschlossen zeigten und bei den gemeinsamen Singstunden und beim Volkstanz fröhlich mitmachten, fuhren mit vielen Anregungen und neuem Wissen versehen wieder in ihre Heimatorte zurück.

 

Ulm. Advent- und Weihnachtsfeier am Sonntag, 15. Dezember, ab 16 Uhr, im Casinosaal mit gemeinsamer Kaffeetafel, Weihnachtsspielen der Kinder mit anschließender Bescherung, Austausch von Geschenkpäckchen und geselligem Beisammensein. — Die Monatsversammlung am Sonntag, 12. Januar, 17 Uhr, im Casinosaal soll von der Jugendgruppe gestaltet werden. Ein Jahreswendspiel, Volkstänze und Gesangsvorträge sind vorgesehen. — Faschingsfest des Kreisverbandes am Sonnabend, dem 1. Februar, ab 19 Uhr, im Jahn-Saal. — Jahreshauptversammlung am Sonntag, 2. März, 16 Uhr, im Casinosaal mit Fleckessen und geselligem Beisammensein. — Auf der letzten Monatsversammlung gedachte der 1. Vorsitzende des hundertsten Geburtstages von Hermann Sudermann. Die Tonbandwiedergabe eines Vortrages von General a. D. Hoßbach, dem ehemaligen Kommandeur der IV. Armee, über die Verteidigung von Ostpreußen und Schlesien fand starke Anteilnahme bei den Landsleuten und Gästen.

 

Rastatt. Zum ersten Mal seit der Gründung der landsmannschaftlichen Gruppen in diesem Raum hatte die Landesgruppe die Ost- und Westpreußen aus Rastatt und Umgebung zu einem Heimatabend eingeladen. Der große Ankersaal war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Landsmann Schattnow im Auftrag des 1. Vorsitzenden der Landesgruppe über die Aufgaben der landsmannschaftlichen Gruppen im Kampf um das Heimatrecht sprach. Dr. Portzehl, Tübingen, hielt einen Vortrag mit Lichtbildern über das Thema „Kreuz und quer durch die schöne ostpreußische Heimat". Bei musikalischer Unterhaltung, heimatlichen Vorträgen und Gesang blieben die Landsleute noch lange zusammen.

 

Schorndorf. Auf der Jahreshauptversammlung erklärte der Ehrenvorsitzende, Walter Gaedtke, dass der Heimatgedanke niemals aufgegeben werden könne und daher auch die örtliche Vereinigung weiter bestehen werde. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurde Landsmann August Preuß einstimmig zum 1. Vorsitzenden wiedergewählt; 2. Vorsitzender wurde Heinz Irmer. Schriftführer Rudi Milz und Beisitzer Frau Tengler und Landsmann Waldikowski.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München. Geschäftsstelle: München 23, Trautenwolfstraße 5/0, Telefon 33 85 60. Postscheckkonto München 213 96

 

Lindau. Auf der letzten Monatsversammlung gab der 1. Vorsitzende, Brenneisen, zunächst einige geschäftliche Punkte bekannt. Dann feierten die Mitglieder mit ihren Angehörigen bei fröhlicher Musik und lebhafter Unterhaltung ein Winzerfest.

 

Traunstein. Weihnachtsfeier am 15. Dezember, 15 Uhr, im Hofbräuhaus (Liedertafelzimmer). — In einer Feierstunde gedachte der 2. Vorsitzende, Folkerts, der Gefallenen, Toten und Vermissten und der tapferen Seeleute der „Pamir", unter denen sich auch Landsleute befanden. Es folgte ein Lichtbildervortrag „Wanderungen am Frischen Haff und an der Bernsteinküste". Der Vorsitzende sprach dann über die Gesamterhebung der Vertreibungsverluste im Osten und gab bekannt, dass sich die Gruppe dem Bayerischen Roten Kreuz in Traunstein zur Mitarbeit zur Verfügung stellen werde.

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk

 

Seite 7   Stellengesuche, Stellenangebote, Bekanntschaften, Werbung

 

Seite 8   Familienanzeigen

Wir geben die Verlobung unserer Tochter, Elke mit Herrn Hans-Gert Eichstädt, bekannt.  Bernhard Lockemann und Frau Ruth Lockemann, geb. Werner. Hannover, den 16. November 1957, Hausmannstraße 7, zu Hause, am Sonnabendnachmittag.

 

Meine Verlobung mit Fräulein Elke Lockemann beehre ich mich anzuzeigen. Hans-Gert Eichstädt. Hannover, den 16. November 1957, Innstraße 19. Früher Gr.-Schellenberg, Kreis Gerdauen, Ostpreußen.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Wade R. Mirandy, 143 La Fayette St, Decatur, Ala, USA. Gisela Mirandy, geb. Legal, früher Neidenburg Soldauer Straße.

 

Die Vermählung ihrer Kinder, Marianne und Georg zeigen an: Dr. Josef Roos und Frau Thea, Esselbach über Marktheidenfeld. Landwirt, Viktor Purschau und Frau Liesel, Oberbecksen-Rehme über Bad Oeynhausen, Westweg 5. Früher Wangst bei Lautern, Südostpreußen

 

Marianne Purschau, geb. Roos und Georg Purschau. Johannesburg Süd-Afrika.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Friedrich Fensak, Pastor. Eva Fensak, geb. Bublitz. November 1957. Oldendorf, Kreis Stade

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Horst Lang, Heinzweiler (Pfalz). Hannelore Lang, geb. Nehring, früher Landsberg-Paustern, Ostpreußen. 16. November 1957

 

Vermählte. Donald Boots, Witlay Bay, Gordon, Square 4, North-humberland. Brigitte Boots, geb. Rubeau, Holstein, Pracherdamm 79. Früher Königsberg Pr., Hint. Tragheim 44 und Zichenau.

 

Am 27. November 1957 feiern unsere lieben Eltern, Wilhelm Reschke, Elisabeth Reschke, geb. Fannasch, ihre Goldene Hochzeit. Wir gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin Gottes Segen, die Kinder und Enkelkinder. Hamburg-Bahrenfeld, Bahrenfelder Chaussee 2. Früher Allenstein/Gehlenburg

 

Unserem verehrten Herrn Carl Hofstedt, Molkerei- und Gasthofbesitzer, aus Borkenwalde, Kreis Angerburg, jetzt wohnhaft mit seiner Tochter, Frau Ilse Laskowski, in Wankendorf, Kreis Plön, zu seinem 85. Geburtstage, am 22. November 1957, herzliche Glückwünsche von seinen früheren Nachbarn und Kunden. Gez. Karl Reule, sowj. bes. Zone. Seine Kinder schließen sich den Glückwünschen an. Frau Ilse Laskowski, Wankendorf, Kreis Plön. Oskar Hofstedt und Familie, sowj. bes. Zone. Karl Langenau und Frau, geb. Hofstedt, Lensahn, Holstein-

 

Am 30. November 1957 feiern wir unsere Goldene Hochzeit und grüßen alle Verwandten und Bekannten aus der Heimat. Christof Pettkus und Frau Lina Pettkus, geb. Friedrich. Früher Königsberg Pr., Nachtigällensteig 18, jetzt Medenbach i. Ts. über Wiesbaden 1, Neustraße 20.

 

Herzliche Glückwünsche zum 80. Geburtstage am 23. November 1957, unserem lieben Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, Herrn Emil Kaselowski, Steuersekretär i. R., aus Labiau, Ostpreußen, jetzt Neufra (Donau), Württ. Weiterhin gute Gesundheit wünschen die Kinder Enkelkinder und Urenkel.

 

Wir gratulieren unserer lieben Mutter und Großmutter, Frau Johanna Gau, geb. Meier, früher Seestadt Pillau, jetzt Wiesbaden-Schierstein, Walluferstraße 15, herzlich zu ihrem 81. Geburtstage, am 23. November 1957. Ihre dankbaren Kinder und Enkelkinder, aus Wilhelmshaven, Kaiserslautern, Wiesbaden, Lüdenscheid, Flensburg und Osterholz-Scharmbeck.

 

An meinem 78. Geburtstage, am 29. November 1957, feiern wir unsere Goldene Hochzeit und grüßen alle Verwandten und Bekannten aus der Heimat. August Borrosch und Frau Auguste Borrosch, geb. Brozio. Bodenheim/Rh., Rheinallee 41. Früher Goldensee, Kreis Lötzen, Ostpreußen

 

Unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater, Mühlenbesitzer, Friedrich Neumann, aus Angerwiese, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt Krefeld-Oppum, Flur 109a, feiert am 24. November 1957, seinen 80. Geburtstag. Wir wünschen ihm von Herzen alles Gute und noch viele Jahre bei bester Gesundheit. Die Kinder und Enkelkinder.

 

Am 5. November 1957 feierte unser lieber Vater und Großter (vielleicht von den Kindern so genannt?), Landwirt, Hermann Jokschat, jetzt Kadelburg, Kreis Waldshut, Landstraße 43, seinen 70. Geburtstag. Es gratulieren herzlich die Kinder. Friedewalde, Kreis Minden/Westf., früher Langenfelde, Kreis Schloßberg, Ostpreußen.

 

Meiner lieben Mutter, Frau Amalie Kauffmann, zu ihrem 80. Geburtstage am 28. November 1957 Gesundheit und alles Gute. Ihr dankbarer Sohn, Emil. Dettingen/Teck, Kreis Nürtingen, Altenheim. Früher Königsberg Pr., Cranzer Allee 72b

 

Unserer lieben Mutter, Schwiegermutter und Oma, Frau Emma Petschlaukies, aus Tilsit, zum 75. Geburtstage am 28. November 1957 herzliche Glückwünsche, beste Gesundheit für ihren weiteren Lebensabend, von ihren dankbaren Kindern, Lieselotte und Willy. Sabine und Knut Schneider. Konstanz am Bodensee, Alter Wall 15.

 

Unserem lieben Bruder, Schwager, Onkel und Großonkel, Dr. Franz Philipp, jetzt Marburg a. d. Lahn, Heinrich-Heine-Straße 9, zu seinem 70. Geburtstage am 25. November 1957, die herzlichen Glückwünsche von seinen Hamburger Verwandten.

 

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Seite 9   Die Wildnis kam und deckte sie zu …

Friedhöfe und Grabstätten in unserer Heimat

Foto: Farnkraut und Maiglöckchen

Unter hohen Bäumen liegen auf dem Friedhof in Osterode diese Grabstätten, die sich kaum noch als flache Hügel vom Waldboden abheben. Hier erkennt man die ordnende Hand unserer Landsleute, die heute noch in der Heimat leben. Sie haben nicht die Mittel, um kostbare Pflanzen auf die Hügel zu setzen. So haben sie Farnkraut und Maiglöckchen aus dem Waldboden ausgegraben und mit diesen Pflanzen die Gräber geschmückt. Nicht weit von den Grabstätten wuchern die gleichen Pflanzen im Walde.

 

Foto: Ein Kindergrab

Dieser Gedenkstein für das Grab eines vierjährigen Jungen steht so noch heute auf dem Friedhof von Osterode. Unsere Aufnahme, die im Spätsommer dieses Jahres gemacht wurde, gibt einen Eindruck von der Wildnis aus Gestrüpp und Unkraut auf unseren Friedhöfen.

 

Foto:  Friedhof in Osterode

Eine blühende Wildnis hat sich über diesem Friedhof in Osterode ausgebreitet, der früher, wie alle andern Friedhöfe unserer Heimat auch, mit seinen gepflegten Grabstätten von der Liebe der Angehörigen zu ihren Toten Kunde gab. Gnädig hat hier die Natur zugedeckt, was Menschenhand zerstört hat. Auf diesem Friedhof hat man wenigstens die schmiedeeisernen Umfassungen, die Grabkreuze und die Gedenksteine nicht entfernt, wie es auf den meisten ostpreußischen Friedhöfen geschah. Unter Farnkraut und hohem Gras, Blumen und wuchernden Sträuchern sind unseren Toten hier die Ruhe und die Stille des Gottesackers geblieben. Aufnahme: Wassermann.

 

Foto:   Wilnaer Bauern an einem deutschen Grab

Ein schlichter Grabhügel in unserer Heimat. Er liegt im Garten eines Bauernhofes in Maxkeim bei Bartenstein. Unter diesem Hügel ruht die Bäuerin dieses Holes, die beim Einmarsch der Russen 1945 ermordet wurde. Unsere Aufnahme zeigt ein Wilnaer Bauernpaar, das auf diesem Hof angesiedelt wurde, am Grab der deutschen Bäuerin. Diese beiden schlichten Menschen haben es verhindert, dass die deutsche Frau in ein Massengrab umgebettet wurde. Sie soll auf ihrem eigenen Grund und Boden ihre letzte Ruhe haben.

 

Foto: Mitten in der Weite der ostpreußischen Landschaft, nur durch einen niedrigen Drahtzaun von den Feldern getrennt, liegt in Wilkendorf, im Kreise Rastenburg, dieses Massengrab. Wilkendorf gehört zum Kirchspiel Bäslack. Unter diesem Hügel haben dreiundfünfzig Landsleute, die beim Russeneinmarsch ermordet worden waren, ihre ewige Ruhe gefunden. Wir wissen nicht, ob diese Grabstätte zu einem Friedhof gehört; diese Aufnahme, — sie wurde 1954 gemacht — zeigt aber, dass sie von unseren Landsleuten mit Blumen bepflanzt wurde und sorgsam gepflegt wird.

 

Foto: Friedhof in Dreimühlen

Ein einziger Grabstein ist mit seiner Inschrift, die in goldenen Buchstaben weithin über Unkraut und Gestrüpp leuchtet, noch auf dem Friedhof von Dreimühlen (Kallinowen) im Kreis Treuburg erhalten geblieben. Unsere Aufnahme, die im Sommer dieses Jahres gemacht wurde, zeigt die Wildnis, so wie sie sich auf fast allen Friedhöfen ausgebreitet hat. Die überwachsenen Gräber liegen dicht an der neuerbauten Autostraße Augustowo—Lyck. Die Hecke, die den Friedhof abschloss, wurde beim Straßenbau niedergerissen.

 

Foto: Friedhof Engelstein bei Guja

Ein trostloses Bild bietet der alte deutsche Dorffriedhof in Engelstein bei Guja. Nackt und kahl starren die einzelnen Kreuze zum Himmel. Kaum ein Baum ist stehengeblieben. In der Mitte haben sich Polen einen merkwürdigen Rundbau errichtet, in dem sich Heiligenbilder befinden. Auf dem jenseitigen Abhang liegen die neuen polnischen Grabstätten, die zum Teil mit den alten deutschen Grabsteinen und Umfassungen geschmückt sind.

 

Der Totensonntag war für uns in der Heimat der Tag, an dem die Lebenden mit ihren Toten Zwiesprache hielten. Von weither kamen oft die Angehörigen und Freunde gereist, um die Gräber ihrer Lieben zu besuchen und sie zu schmücken. Aber nicht nur an diesem Tage waren die Grabstätten auf unseren Friedhöfen sorgsam gepflegt. Die starke innere Verbundenheit, die unsere Familien auch im Leben zusammenhielt, kam auch zum Ausdruck bei der Fürsorge für die letzte Ruhestätte unserer Toten.

 

An diesem Tage wandern unsere Gedanken in wehmütiger Erinnerung in die Heimat, zu den Gräbern unserer Lieben. Die meisten von uns werden sich ihrer erinnern, wie sie damals waren, als wir noch in unserer Heimat lebten. Auf stillen Friedhöfen, von Hecken oder Gittern umgeben, mit Blumen oder gepflegten Sträuchern, Kreuzen und Grabmälern. Wie oft sind unsere Gedanken hinübergewandert in die Heimat, wie oft tauchte die stille Frage in uns auf: Wie mag es heute dort aussehen bei unseren Toten? Nur vereinzelt hörten wir in den vergangenen Jahren Berichte, die immer wieder das gleiche Bild gaben: Verwüstungen und Zerstörungen auf unseren Friedhöfen, Diebstahl der Grabmäler und der Umfassungen, abgeholzte Bäume und nur hier und da wie ein kleiner Lichtblick Berichte von einzelnen Grabstätten, die auch heute noch von unseren Landsleuten in der Heimat gepflegt werden.

 

Plünderungen

Wir zeigen auf dieser Seite einige Aufnahmen, die uns ein Bild geben, wie unsere Friedhöfe in der Heimat heute aussehen. Landsleute die in diesem Jahr aus der Heimat nach dem Westen gekommen sind, und Besucher, die diese Stätten in ihrem heutigen Zustand sehen konnten, haben sie uns mitgebracht.

 

Es ist nicht sehr tröstlich, was wir über die Ruhestätten unserer Toten erzählen können. Aber es ist wohl gut, wenn wir die Augen nicht vor der Wirklichkeit verschließen.

 

Das grauenvolle Schicksal, das die Überlebenden in unserer Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg traf, hat auch vor unseren Toten nicht halt gemacht. So wie die Ehrfurcht vor dem Leben verlorengegangen ist bei der roten Flut, die unser Land verwüstete, so ist auch die Ehrfurcht vor dem Tode in dieser Zeit verdorrt. Unsere Kirchen wurden geplündert und beraubt und zum Teil zerstört. Unsere Friedhöfe wurden oft von Panzern überrollt, die Kreuze weggerissen, die Hecken verbrannt oder zerstört. Viele Gräber wurden auf der Suche nach Kostbarkeiten geöffnet und geplündert.

 

Oft haben Landsleute unter Einsatz ihres Lebens versucht, diese Plünderungen zu verhindern. So berichtet uns ein Landsmann, der jetzt aus der Heimat gekommen ist, dass er jeden Abend an einem kleinen Friedhof in der Nähe von Goldap Wache gehalten habe, denn die Polen versuchten, die eisernen Grabkreuze und Gitter vom Friedhof zu stehlen, um sie als Schrott zu verkaufen. Es sei ihm nicht immer gelungen, diese Diebstähle zu verhindern. Da diese nächtlichen Diebe aber im Allgemeinen ohnehin von Gewissensqualen geplagt waren, habe oft ein lauter Anruf genügt, um sie wieder zu vertreiben. Schließlich habe sich bei ihnen der Gedanke festgesetzt, dass auf dem Friedhof die Geister der Toten umgingen und sie verhindern wollten, dort etwas zu stehlen.

 

Die Diebstähle und die mutwilligen Zerstörungen auf unseren Friedhöfen waren in den ersten Jahren nach dem Kriege am schlimmsten, als noch allgemein Unordnung und das Recht des Stärkeren herrschten. Nach und nach ließ man die Friedhöfe in Ruhe, wenn auch das traurige Bild der Zerstörung erhalten, blieb. Heute zeigt sich, dass die Natur auch hier stärker gewesen ist als der Mensch. Aus den alten Sträuchern und Hecken, die der Zerstörung entgangen waren, spross langsam eine blühende Wildnis, die gnädig die Zerstörungen überdeckte. Gras und Unkraut, Feldblumen und Büsche wuchsen zwischen den Gräbern, auf den Wegen und um die stehengebliebenen Grabmäler und Kreuze. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Grabstätten, zwischen Arm und Reich, sind ausgelöscht. Die winterharten Sträucher breiteten sich üppig aus. Wenn man heute an einem Sommertag auf einen unserer alten Friedhöfe kommt, dann wirkt er oft wie ein blühender Garten mit den riesigen Sträuchern und Bäumen, dem Flieder, dem Jasmin und dem Faulbaum. Immer mehr gleichen sich die Hügel auf diesen verfallenen Friedhöfen dem Erdboden an. Im Winter deckt der Schnee Grabstätten und Sträucher mit weicher Hand zu, und nur noch hier und da ragt ein altes Holzkreuz oder eine marmorne Gedenktafel heraus.

 

Pflege, soweit das möglich ist

Dort, wo heute noch Deutsche wohnen, vor allem in der Gegend von Sensburg und um Allenstein, sind noch viele unserer kleinen Friedhöfe, in recht gutem Zustand, weil sie von unseren Landsleuten gepflegt werden. Auch wenn die Gedenksteine entfernt worden sind und die Inschriften auf den alten Holzkreuzen verwittert und nicht mehr zu entziffern sind, werden die Gräber mit den geringen Mitteln, die unseren Landsleuten zur Verfügung stehen, in Ordnung gehalten und mit Feldblumen, Farn oder Moos geschmückt. Oft sind auch auf den großen Friedhöfen in den Städten, die im Ganzen verwildert und verwachsen sind, Teile noch sorgsam gepflegt, — wie kleine Gärten inmitten der Wildnis. Aber auch sie werden langsam verfallen, wenn die letzten Deutschen die Reise nach dem Westen angetreten haben.

 

Ein trauriges Kapitel sind die Plünderungen auf unseren Friedhöfen. Aberglauben und Angst und die Gier nach Geld halten sich bei den Polen die Waage. Auf der einen Seite haben die meisten von ihnen, vor allem die Ukrainer und Weißrussen, die in unserer Heimat angesiedelt wurden, Angst vor den Toten und ihren Ruhestätten, auf der anderen Seite lockt das Geld, das sie für die entwendeten schmiedeeisernen Grabkreuze und Gitter oder für die marmornen Gedenksteine bekommen. Auf dem flachen Lande, wo die Menschen oft einsam und in Aberglauben und Furcht verstrickt leben, ist der Respekt vor den Ruhestätten der Deutschen oft so groß, dass die Menschen die alten Friedhöfe nicht einmal bei Tage zu betreten wagen. In den Städten dagegen sind es oft die Halbstarken oder Erwachsenen, die sich Mut angetrunken haben, die die deutschen Gräber berauben und sich von dem Erlös ihren Schnaps kaufen.

 

Zur Ehre der polnischen Behörden sei gesagt, dass solche Plünderungen in den letzten Jahren mit harten Gefängnisstrafen belegt werden. Dennoch kommen diese Diebstähle auch heute noch vor. Ein Aussiedler berichtete, dass ein junger Deutscher, der zu einem Steinmetz in die Lehre kam, als erste Arbeit die deutschen Inschriften auf gestohlenen Marmortafeln aufmeißeln musste, die dann später an wohlhabende Polen für die Gräber ihrer Toten verkauft wurden. Auf den Friedhöfen in Allenstein, Heilsberg, Landsberg, Lötzen und Goldap und vielen anderen führen Trampelpfade mitten über die Gräber. Ziegen und Schafe weiden zwischen den Hügeln, und Kinder spielen über den Ruheplätzen der Toten.

 

Noch schlimmer sieht es auf den Friedhöfen im russisch besetzten Teil unserer Heimat aus. In Tilsit wurden die Ruhestätten unserer Toten dem Erdboden gleichgemacht und glattgewalzt, sie werden heute als Truppenübungsplätze benutzt. In der Umgebung von Tilsit sind einige unserer alten Friedhöfe heute zu Weideflächen für das Vieh geworden. In Heinrichswalde, Skaisgirren und in der Umgebung von Königsberg sind die Gräber eingefallen und die Friedhöfe völlig verwildert. Auch hier weidet das Vieh, und das Ganze macht einen trostlosen Eindruck.

 

Dort, wo heute noch Deutsche leben, wird das Begräbnis nach alter deutscher Sitte begangen, wie uns ein junger Aussiedler aus Johannisburg berichtete. Alle Deutschen aus der Umgebung nehmen an einem solchen Begräbnis teil. Die Lieder werden heute wieder in deutscher Sprache gesungen, wenn auch die Ansprache in polnischer Sprache gehalten wird. Die Deutschen geben sich viel Mühe, die Gräber zu betreuen und zu schmücken.

 

Ebenso wie unsere ehemals blühenden Städte und Dörfer zu einem großen Teil zerstört und verwahrlost sind, so sind auch die Ruhestätten unserer Toten verwachsen und verwildert. Man muss der Natur, den wuchernden Hecken und dem Unkraut fast dankbar sein, dass sie mildtätig ihr grünes Dach über unseren Grabstätten ausbreiten, und dem Schnee, dass er im Winter die Zerstörungen von Menschenhand bedeckt und fast unsichtbar macht.

 

Ruhestätte in ihrem Garten

Wir sprachen schon davon, dass es in diesem trostlosen Bild auch einige Lichtpunkte gibt. Wir wollen auch davon sprechen, dass es nicht nur unsere Landsleute sind, die nach bestem Können und Vermögen einzelne Grabstätten und Friedhöfe pflegen und ihnen das deutsche Gesicht zu erhalten suchen. Auf dieser Seite finden wir eine Aufnahme, die ein Ehepaar vor einem flachen Grabhügel zeigt. Diese beiden fremden Menschen, Neuansiedler aus dem Bezirk Wilna, haben es nicht zugelassen, dass die von den Russen ermordete frühere Besitzerin des Hofes in ein Massengrab umgebettet wurde. Sie stellten sich schützend vor das Grab der Deutschen in ihrem Garten, — ob aus Ehrfurcht vor dem Tode oder aus Achtung vor der eigentlichen Besitzerin des Hofes, das wissen sie selbst nicht zu sagen. „Sie soll auf ihrem Hof wohnen bleiben", sagte die fremde Frau einem deutschen Besucher, als sie ihm die Grabstätte zeigte. Im Sommer pflanzte sie einige Blumen auf diesen Hügel, im Winter wurde er mit Tannenreisig zugedeckt, wie wir es in der Heimat zu tun pflegten. So wie auf unseren Heldenfriedhöfen nach dem Ersten Weltkrieg Freund und Feind in unserer Heimaterde nebeneinander ihre letzte Ruhestätte fanden und ihre Gräber ohne Unterschied gepflegt und geschmückt wurden, so haben diese beiden einfachen Menschen erkannt, dass es vor dem Tod nicht Freund gibt noch Feind.

 

Die Gräber unserer Toten warten auf uns, so wie das ganze Land auf uns wartet. Unsere Landsleute, die in der Heimat weitverstreut leben, vermögen bei ihrem schweren Tagewerk, der Sorge um das tägliche Brot und mit ihren geringen Mitteln nur wenig gegen die allgemeine Verwahrlosung auszurichten. Unsere Friedhöfe warten auf sorgende Hände, die die Grabstätten unserer Toten wieder herrichten und schmücken, wie es bei uns immer Brauch gewesen ist.

 

Aber unsere Toten und ihre Ruhestätten warten auch auf unser Gedenken aus der Ferne. Es gibt viele Gräber in Ostpreußen, an die keiner mehr denken kann, die niemand mehr aufsuchen wird, weil alle Angehörigen den Tod auf dem grausamen Weg der Vertreibung oder in den Jahren nach dem Krieg in der Heimat fanden. Auch ihrer wollen wir heute gedenken, ebenso wie der Landsleute, die bei der Flucht in den kalten Fluten der Ostsee oder auf dem Grunde des Frischen Haffes ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Ihre Namen sind verweht, ihre Ruhestätte schmückt kein Kreuz, keine Blume. Auch sie sollen ihre Heimstätte in unseren Gedanken finden, all die Namenlosen, die die zu uns gehören, wie all unsere Toten, die heute drüben in der Heimat unter Gestrüpp und Dornen die ewige Ruhe fanden.

 

Ein hölzernes Kreuz

Den Toten der Kriege wurden von jeher Male errichtet, die zumeist auch die Namen der Gefallenen trugen. Von schlichten Feldsteinen bis zu gewaltigen Bauten zum Gedenken an die Toten gibt es in der Heimat wie in fremdem Land, eine Fülle von Formen für diese Totenmale. Doch wen berührte nicht stark und vielleicht stärker noch als jedes massiv gebaute Mal das einfachste Zeichen, das die Lebenden einem toten Soldaten an seine Ruhestätte stellten: ein hölzernes Kreuz.

 

In der Stunde, die die seine ist, tritt der Tod stumm und ernst auf uns zu. Was besagen für ihn die großen Male aus Erz, die Bauten aus Stein, selbst die Pyramiden der Pharaonen? Mir scheint, dass ein schlichtes Kreuz aus Holz, wie es unser Herr nach Golgatha trug, eindringlicher zu uns spricht vom Werden und Vergehen, von dem Gesetz, dem wir alle unterworfen sind.

 

In unserer Heimat standen viele hölzerne Kreuze mitten in einem Acker, in einem Roggen- oder Haferleld; der Bauer führte still die Pferde mit dem Pflug um diese Zeichen des Gedenkens. An den Rändern unserer Wälder, an stillen Waldwegen, am Ufer eines Sees, am Hange eines Hügels, — der Friedhof in unserer Heimat erstreckte sich weit über das Land für die, die einst ihr Leben dort ließen, auf dass wir es behielten.

Karl Herbert Kühn

 

Seite 10   Unsere Friedhöfe im Ermland

Aus Briefen und Berichten unserer Landsleute

Jeder Landsmann, der aus Ostpreußen nach dem Westen kommt, wird mit Fragen nach der engeren Heimat bestürmt. Jeder Brief aus der Heimat wird immer wieder gelesen, nach jeder kleinen Einzelheit durchforscht. Aus Briefen und Berichten unserer Landsleute aus dem Ermland haben wir zusammengestellt, wie es um unsere Friedhöfe dort heute steht. Diese Zusammenstellung kann nicht vollständig sein, viele Orte fehlen darin. Aber sie gibt uns doch einen guten Überblick, wenn die Nachrichten auch wenig erfreulich sind. Lassen wir nun unsere Gedanken gemeinsam in die Heimat zu den Gräbern unserer Toten wandern.

 

Allenstein

Die alten deutschen Friedhöfe in Allenstein, die den einzelnen Pfarrgemeinden gehören, werden auch heute weiter als Ruhestätten für die Toten benutzt. Die Umzäunungen des Herz-Jesu-Friedhofs und des St.-Josef-Friedhofs sind wiederhergestellt worden. Auf dem Jakobi-Friedhof ist die Umzäunung, nach den Kasernen zu, niedergerissen worden. Dort haben die Leute einen Trampelpfad geschaffen, die Fußgänger kürzen ihren Weg ab und gehen einfach über die eingefallenen Gräber. Die Friedhöfe selbst sind in keinem guten Zustand, obwohl die Gläubigen immer wieder zur Grabpflege aufgerufen werden und die Kirchenbehörden sich Mühe geben, ihre Friedhöfe instand zu halten. Die Friedhofsverwaltungen tun selbst nicht viel dazu, und der Totengräber übernimmt die Pflege der deutschen Gräber nur gegen Bezahlung.

 

Auf dem deutschen Teil dieser Friedhöfe werden nicht einmal die Wege in Ordnung gehalten. Oft sind die Grabsteine übereinander gefallen und stehen schief. Einzelne Gräber werden von den dort noch wohnenden Deutschen in Ordnung gehalten, auch Gräber von Unbekannten, soweit unsere Landsleute die Möglichkeit dazu haben.

 

Auf den evangelischen Friedhöfen sieht es noch trauriger aus als auf den katholischen. Graniteinfassungen und Grabtafeln wurden gestohlen und verkauft. Die Stadtverwaltung tut nichts zur Erhaltung der alten deutschen Friedhöfe. Der Ehrenfriedhof und der Gemeindefriedhof, ebenso der alte Russenfriedhof, sind völlig von Gestrüpp und Unkraut überwuchert. Nur wenige Holzkreuze, inzwischen morsch geworden, erinnern daran, dass dort Tote ruhen. Verwahrlost und unbetretbar ist auch der evangelische Friedhof am Tunnel in der Hindenburgstraße. Der Eingang wurde durch Bauarbeiten an den umliegenden Grundstücken zerstört; und die Sträucher sind zu wildwucherndem Gestrüpp geworden, die Grabmäler durch die Erschütterungen bei den Bauarbeiten eingestürzt.

 

In Diwitten wurden die gestohlenen Grabkreuze, Gedenksteine und Umfassungen geraubt und auf Lastwagen fortgeschafft. Der ganze Friedhof wurde verwüstet. Es gab eine große Aufregung, und schließlich wurde sogar ein Prozess gegen die Täter angestrengt. Von den gestohlenen Gegenständen wurde aber nichts wiedergebracht. In Braunswalde wurde eine solche Tat rechtzeitig verhindert. Der Kortauer Friedhof wurde ganz eingeebnet. Die Grabsteine wurden verkauft; die Überreste der Verstorbenen wurden unauffällig auf den St. Jakobi-Friedhof gebracht; er soll jetzt stillgelegt werden, weil man ihn nicht mehr vergrößern kann.

 

Braunsberg

Die Friedhöfe sehen wüst aus. Die Gräber sind verfallen, die Umzäunungen wurden weggerissen und verkauft. Von Grabmälern ist nichts mehr zu sehen. Die Hügel sind eingefallen und von Unkraut überwuchert.

 

Frauenburg

Das Bild der Zerstörung, das die Stadt bietet, ist auch auf dem Friedhof zu finden, der heute nicht mehr benutzt wird. Die Grabstätten sind verwildert, — es ist das gleiche Bild wie auf allen Friedhöfen, in deren Nähe keine Deutschen mehr wohnen.

 

Wormditt

Auf dem alten katholischen Friedhof haben sich im Laufe der Zeit zwei Teile herausgebildet, ein deutscher und ein polnischer. Der deutsche Teil des Friedhofs ist ganz und gar verfallen, er ist fast zu einem Wald geworden. Der polnische Teil macht einen gepflegteren Eindruck, auch wenn die Blumen und Grabeinfassungen, wie wir sie kennen, fast völlig fehlen. Der evangelische Friedhof war in den Jahren nach dem Krieg ganz verwahrlost, bis die Weißrussen die dortige Kirche in Besitz nahmen. Sie haben jetzt an der Straßenseite des Kirchhofs einen eisernen Zaun aufgestellt und dort etwas Ordnung geschaffen.

 

Seeburg

Die wenigen Deutschen, die heute noch in Seeburg leben, bemühen sich, wenigstens die Gräber ihrer Angehörigen in Ordnung zu halten, auch wenn es ihnen nicht leicht fällt. So sind nur wenige Gräber gepflegt. Von den Soldatengräbern aus dem letzten Krieg ist keine Spur mehr zu finden.

 

Wartenburg

Der Friedhofsweg in Wartenburg ist zu einer öffentlichen Verkehrsstraße geworden, die mit Handwagen und Fahrrädern befahren wird. Die Anwohner lassen ihre Kühe und Ziegen zwischen den Gräbern weiden. Die Schulkinder treiben beim Heimweg über den Friedhof viel Unfug, reißen Blumen aus und tauschen Kränze um. Die Deutschen hatten auf ihren Gräbern Tulpenzwiebeln gesteckt, aber sie haben in all den Jahren nie eine Tulpe blühen sehen; die Pflanzen wurden immer wieder ausgerissen. Wer von den Deutschen ein Grab seiner Angehörigen pflegt, nimmt sich auch nach Möglichkeit der anliegenden deutschen Grabstätten an. In mehreren Fällen wurden Gedenksteine gestohlen; es wurde festgestellt, dass die Täter Angehörige einer Warschauer Firma waren, die Grabmäler vertreibt.

 

Alt-Wartenburg und Fleming

Auf diesen kleinen Friedhöfen, in deren Nähe noch Deutsche wohnen, sieht es meist besser aus, als in den Städten. Die Grabkreuze und Gedenksteine stehen noch. Die Wege werden in Ordnung gehalten, die meisten Gräber werden gepflegt.

 

Frankenau, Kreis Heilsberg

Aus einem Brief: „Der Friedhofszaun ist zum großen Teil abgebrochen. Die deutschen Gräber sind völlig verwildert, die Kreuze abgefault und umgefallen. Hohes Gras, Gestrüpp und Kletten wachsen über den Hügeln, und es ist kaum möglich, ein bestimmtes Grab wiederzufinden. Dort sah ich auch Kühe weiden. Die Polen begraben ihre Toten auf einem noch freien Platz. Aber auch diese Gräber werden wenig gepflegt. Nur zu Allerseelen werden die Grabstätten hergerichtet. Tannengrün und Papierblumen werden niedergelegt. Mit Kastanien und weißen Eisbeeren oder mit schwarzen und weißen Steinchen wird oft ein Kreuz auf den Gräbern ausgelegt. Am Abend brennen dann überall Kerzen auf den Grabstätten. Das alte große Friedhofskreuz steht noch. Wir Deutschen haben uns auch an den Totenprozessionen beteiligt“.

 

Göttkendorf

Aus einem Brief: „Hier wohnen in der Mehrzahl Deutsche. Der polnische Pfarrer hat die Gemeindeglieder gebeten, zusammen mit ihm den Friedhof in Ordnung zu bringen. Nun bieten die Gräber und Wege ein erfreuliches Bild.

 

Heilsberg

Der Waldfriedhof sieht heute trostlos aus. Die Umzäunung ist zum größten Teil entfernt worden. Die Gräber sind meist verwahrlost. Das Grabmal des Segelfliegers, Ferdinand Schulz, ist erhalten geblieben, sein Grab wird gepflegt. Sonst, überwuchert das hohe Gras und das Unkraut die meisten Gräber. Häufig haben die Polen und Ukrainer ihre Toten in den alten deutschen Grabstätten beigesetzt. Auf den einfachen Hügeln dieser neuen Gräber stehen hölzerne Kreuze, die oft mit bunten Farben angestrichen und mit weißen Schleifen versehen sind.

 

Über den alten Stadtfriedhof führen Trampelpfade. In der Nähe sind große neue Wohnblocks für die Offiziere und ihre Angehörigen entstanden, in deren Höfen oft noch alte Grabsteine zum Vorschein kommen, wenn der Boden festgetreten worden ist. über den Ruhestätten der Toten baumelt in den Höfen die Wäsche, Kinder spielen dort, und niemandem fällt es ein, den Boden zu ebnen und die alten Grabplatten zu entfernen.

 

Der alte Friedhof neben der evangelischen Kirche wurde in diesem Sommer eingeebnet. Die Grabsteine wurden entfernt, dort soll ein Kinderspielplatz entstehen. Auf dem freien Gelände neben dem alten Friedhof wird heute Markt abgehalten.

 

Der evangelische Friedhof an der Straße, die zu den Kasernen hinausführt, dient den Kindern als Spielplatz. Die Umzäunung wurde entfernt, dort weiden Ziegen und Schafe. In der Kapelle befindet sich ein großes Mittelfenster mit der Gestalt des segnenden Christus. Diesem Christusbild haben die Russen, die Augen ausgeschossen. Kinder haben mit Steinwürfen viele der bleigefassten Scheiben zertrümmert. Auf diesem Friedhof haben deutsche Frauen nach Kriegsende gefallene deutsche Soldaten und erschossene Landsleute in einem Massengrab bestattet, über der Grabstätte haben die Frauen ein großes Kreuz aus ungeschälten Birkenstämmen aufgerichtet. Der Rand des Massengrabes wurde mit Moos und Kieselsteinen befestigt, auf dem Hügel wurden einfache Feldblumen angepflanzt. Das Birkenkreuz ist vor einiger Zeit von den Landsleuten, die heute noch in Heilsberg leben, erneuert worden. Auf der Grabstätte liegen oft Sträuße aus frischen Feldblumen. Von dem verwilderten Gelände hebt sich diese gepflegte Grabstätte deutlich ab. Wenn man mit dem Omnibus auf der Straße entlangfährt, dann sieht man schon von weitem das hohe weiße Birkenkreuz über der Gedenkstätte für unsere Toten.

 

Seite 10   Die zukünftige Stadt

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Hebr. 13, 14.

 

Wenn das Requiem von Johannes Brahms an diese Stelle kommt, geht die Melodie in einen geheimnisschweren Rhythmus über, als würde der Marschtritt eines großen, dunklen Heeres hörbar. Aber eigentlich brauchen wir solch einen Hinweis gar nicht. Wir selber sahen uns in unserem Dasein mehrmals in die unabsehbar langen Reihen dieses dunklen Heeres hineingezogen. Über den Flüchtlingswagen aus den Grenzkreisen unserer Heimat im August 1914 stand das Wort: keine bleibende Stadt. Unheimlich und kalt, schneidend scharf wie der eisige Januarwind über Treck und Bergungsdampfer und Güterwagen der Räumungszüge pfiff es uns um die Ohren und griff nach unserem Herzen, als das Jahr 1945 anbrach: keine bleibende Stadt! Der letzte Sonntag des Kirchenjahres, von alters her dem Gedächtnis der Toten gewidmet, lässt uns die warmen Lebensbeziehungen sehen, in denen wir einst standen, die Menschen unserer engsten Lebensgemeinschalt, die mit uns Herz und Hand bewegten, um das Haus unseres Lebens zu planen und zu bauen, und deren letzte Zeile und deren letztes Wort in ihrem Sterben uns doch zurief, unüberhörbar und unwiderleglich: keine bleibende Stadt!

 

Nun setzt das Wort Gottes gerade da, wo wir „Ende" sagen, einen neuen Anfang. Der Glaubende sieht über den Trümmerfeldern unserer Städte das Bild einer neuen Stadt und im Angesicht von Tod und Grab den Anfang einer neuen Gemeinschalt. Es steht über der Berliner Interbau-Ausstellung: Die Stadt von morgen. Aber auch sie wird einmal nicht mehr sein, denn von einer bleibenden, zukünftigen Stadt zu reden, ist uns Menschen verwehrt. Wir empfangen aber am stillen Sonntag der Toten Botschaft aus der Weil Gottes, welche die engen Grenzen unseres Lebens nicht kennt. Von dort her redet uns Jesus Christus an, er weiß von dem Vaterhause mit den vielen Wohnungen, wo er denen, die mit ihm gehen, die Stätte bereitet hat und sie zu sich nimmt, wenn es hier geschieden werden muss. Die zukünftige Stadt ist die Gründung des auf uns zukommenden Herrn, und alles, was uns hier begegnet in Zusammenbruch und Heimatlosigkeit, in mannigfachem Leid und bitterer Sterbensnot, ist zu verstehen als strenger und doch von einer letzten Liebe diktierter Ruf: kommt wieder, Menschenkinder! Wer diesen Ruf aufnimmt, findet die Heimat der Heimatlosen, die zukünftige Stadt, und ist geborgen in der Wärme des Vaterhauses, das niemals vergeht.

Pfarrer Leitner-Altdorf, früher Königsberg

 

Seite 11   Bilanz der letzten vier Wochen:

Auch das neue Ostgeld flutet nach West-Berlin

Für Margarine und Schuhe, für Kunst und Unterhaltung

Von unserem Berliner M. Pf.- Korrespondenten

Die Berliner atmen auf, obwohl sie ahnen und alle Anzeichen dafür sprechen, dass dies Aufatmen nur vorübergehend sein wird.

 

Als die SED vor vier Wochen jenen räuberischen Geldumtausch verfügte, benutzte sie die Gelegenheit, eine kleine Blockade über West-Berlin zu verhängen, ein Schlag gegen alle Berliner, der die Ost-Berliner jedoch am härtesten traf. An den Sektorenübergängen übten Vopo in Uniform und Zivil und Männer des SSD Kontrollen aus, wie wir sie in dieser rücksichtslosen Strenge seit Jahren nicht mehr erlebten. Zelte wurden errichtet, in denen Passanten bis aufs Hemd nach mitgeführten Geldbeträgen untersucht wurden. Dieses Verfahren bedrohte auch jene Tausende von West-Berlinern, die seit Jahr und Tag den Ostsektor lediglich kurz passieren, um von ihrer Wohnung zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen, einfach, weil dieser Weg, nur auf West-Berliner Boden zurückgelegt, bis anderthalbmal so lang wäre.

 

Trotz aller Schikanen flutete das neue Ostgeld alsbald wieder nach West-Berlin, so dass die totgesagten West-Berliner Wechselstuben ihre Tätigkeit zwei Tage nach dem Umtauschsonntag wieder aufnehmen konnten. Der Kurs pendelte sich rasch wieder ein; das Resultat: auch das neue Ostgeld ist nicht mehr wert als das alte. Denn drüben hat sich ja nichts geändert. Der Ost-Berliner, der eine genießbare Margarine haben will, ein paar feste Schuhe oder auch ein Paket Nägel, einen Topf Ölfarbe, der muss nach West-Berlin fahren.

 

Totale Kunstdiktatur

Wenige Tage nach der Umtauschaktion lebte auch der Besuch von West-Berliner kulturellen und unterhaltenden Veranstaltungen durch Ost-Berliner wieder im alten Umfang auf. „Der Mensch lebt nicht von Brot allein", das empfinden unsere Brüder und Schwestern unter der SED-Diktatur vielleicht stärker als wir im Westen. Und davon soll diesmal besonders die Rede sein, denn auch auf kulturellem Gebiet brachten die vergangenen vier Wochen ein einschneidendes Ereignis.

 

Ende Oktober fand in der Ost-Berliner Karl-Marx-Parteihochschule, die SED-Kulturkonferenz statt. Sie wurde zum Grabgesang der Kunst und beendete die vierjährige Periode einer gewissen Lockerung.

 

Wir bitten unsere Leser, mit uns einmal kurz zurückzublicken. Bis zum Volksaufstand im Juni 1953 herrschte in Mitteldeutschland eine sture stalinistische Kunstdiktatur. Sie wurde durch die sogenannte staatliche Kunstkommission ausgeübt. Diese Einrichtung wurde im Juli 1953 aufgelöst. Man glaubte aufatmen zu können. Im Laufe der folgenden Jahre kamen sogar Bücher von nichtkommunistischen westlichen Autoren heraus (sie waren immer im Handumdrehen vergriffen), westliche Unterhaltungsfilme wurden eingeführt, die unerträglichsten Erzeugnisse der „fortschrittlichen" Gegenwartsdramatik verschwanden aus den Spielplänen der Zonentheater, einige Zeitschriften behandelten unpolitische, neutrale Themen, Illustrierte brachten manchmal rein unterhaltende Bildreportagen.

 

Der 20. Parteitag in Moskau, die Entwicklung in Polen nach dem Posener Aufstand, der Ruf der ungarischen Schriftsteller nach einem „menschlichen Sozialismus", dies alles schien eine Morgenröte heraufzuführen. Die Ost-Berliner satirische Wochenzeitung „Eulenspiegel" wagte kühne Angriffe gegen das SED-System, der Leipziger Literaturwissenschaftler Mayer schrieb über die grauenvolle Leere und Unfruchtbarkeit der sowjetischen und sowjetzonalen Literatur, Philosophen setzten sich in Ost-Berlin, in Leipzig zusammen und diskutierten über einen neuen Marxismus-Leninismus.

 

So ging es bis zum 4. November 1956. Wir dürfen das nicht vergessen, was geschah, bevor Sowjetpanzer die ungarische Volkserhebung in Blut erstickten. Diese Monate haben uns gezeigt, dass sich auch im sowjetischen Machtbereich alle schöpferischen Kräfte nach Freiheit sehnen, dass es dem Bolschewismus nicht gelungen ist, die Menschen zu ändern.

 

Das weitere ist bekannt. Die Verhaftung des jungen Zonenphilosophen Harich und seiner Freunde war eine deutliche Warnung Ulbrichts an alle, die an eine Entwicklung, an eine Vermenschlichung des Systems geglaubt hatten.

 

Vieles blieb vorerst noch in der Schwebe, bis nun die SED-Kulturkonferenz die Rückkehr zur totalen Kulturdiktatur gebracht hat.

 

Feindliche Tätigkeit

Sie ist lange vorbereitet worden, sie begann schon im Sommer mit sogenannten Diskussionen, in denen zunächst noch einigermaßen lebhaft auch verschiedenartige Meinungen vertreten wurden. Doch dann wurden etwa seit September, die Meinungsäußerungen immer mehr eingeengt, bis hin zur offenen Drohung gegen alle die die Kultur nicht ausschließlich als Propagandawaffe des Bolschewismus ansehen wollten. Warnend nannte das Zentralkomitee der SED die Namen jenes mutigen Professors Mayer und den des Leipziger Philosophieprofessors Bloch als eines „Anregers zu konterrevolutionären Ideen". Auf der Konferenz selbst sagte der Kulturexperte des ZK, Professor Hager:

 

„Unter den Literatur- und Sprachwissenschaftlern der Universitäten Halle und Leipzig, unter Studenten der Hochschule für Architektur und Musik in Weimar, in Organisationen des Kulturbundes gibt es feindliche Tätigkeit. Es muss auch offen gesagt werden, dass sich im Klub der Kulturschaffenden in Berlin und in verschiedenen Klubs junger Künstler, in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften im vergangenen Jahre starke Schwankungen in Bezug auf die Politik der Partei und Regierung bemerkbar machten . . ., dass bis in die jüngste Gegenwart hinein falsche Auffassungen herrschten“.

 

Bekannte Autoren traten mit erbärmlichen Selbstbezichtigungen auf. Kulturminister Becher bekannte sich schuldig, seine Macht nicht gebraucht zu haben. Robuste Funktionäre verhöhnten die „zartbesaiteten Künstler". Niemand dürfe sich mehr auf sein Gewissen berufen. „Was heißt Gewissen? Unser Gewissen ist gesellschaftlich formiert und kein unabhängiger Geigerzähler für Gut und Böse . . .“

 

Staatssekretär Abusch verdammte die westliche Kultur in Bausch und Bogen als dekadent und verkündete, dass sich die Sowjetzone in Zukunft hermetisch gegen ihre Einflüsse abschließen würde.

 

Und nun beginnen die Säuberungen. In den Berufsverbänden, im Kulturbund, in den Redaktionen und Mitarbeiterstäben von Zeitungen und Zeitschriften. In den Theaterleitungen, denen der Vorwurf gemacht wurde, ihre Spielpläne seien verbürgerlicht. Alles, was nicht der bolschewistischen Propaganda dient, wird in Zukunft Verrat sein, „Verrat an der Arbeiterklasse“.

 

Die Wallfahrt nach dem Westen

Die Folgen dieses neuen Kulturprogramms der SED? Ulbrichts Untertanen sind, wenn sie einen ungetrübten Kunstgenuss, wenn sie Unterhaltung und Entspannung suchen, noch mehr als bisher auf den Westen angewiesen. Und da erfüllt West-Berlin seine besondere Mission.

 

Schon bisher war es so, dass Ost-Berlin entsprechend seiner Bevölkerungszahl ganz normal am West-Berliner Kulturleben teilnahm. Und die Ost-Berliner und Bewohner der Randgebiete sowie alle Besucher aus der Sowjetzone empfinden das als einfach selbstverständlich.

 

Um dem Leser klarzumachen, was wir unter Teilnahme am West-Berliner kulturellen Leben verstehen, bitten wir ihn, uns einmal in ein ganz gewöhnliches Ost-Berliner Mietshaus und in die Wohnung einer ganz normalen Mittelstandsfamilie zu folgen.

 

Als erstes finden wir auf dem Tischchen unter der Leselampe zwei moderne westliche Romane, entliehen aus einer der großen öffentlichen Leihbibliotheken West-Berlins. Die älteste Tochter des Hausherrn nimmt an zwei Kursen der West-Berliner Volkshochschule teil, nämlich Englisch und Volkstanz. Die Familie ist mit zwei Anrechten Mitglied der West-Berliner Volksbühne. Lebhaft werden hier alle Premieren diskutiert und man bedauert nur, dass man die Filmaufführungen nicht besuchen kann, da es dafür noch keine Karten gegen Ostgeld gibt.

 

Ist diese Familie eine Ausnahme? Keineswegs. Denn nun kommt die Nachbarin herein, sie ist Mitglied der West-Berliner wissenschaftlichen Gesellschaft „Urania". Andere Besucher erscheinen im Laufe des Abends, man spricht über die „Interbau", die Industrieausstellung. Man kennt sich genau, und wir haben erfahren, dass es in diesem Haus mit seinen zwölf Wohnungen und neunzehn Mieterparteien, rund sechzig Menschen, acht ständige Benutzer westlicher Büchereien gibt, drei Volkshochschulbesucher. Wenn man die Säuglinge und Greise abrechnet, besucht dies Haus zu hundert Prozent alle großen West-Berliner Ausstellungen und alle volkstümlichen Massenveranstaltungen etwa in der Waldbühne oder im Sportpalast und neuerdings in der wiederaufgebauten Deutschlandhalle am Funkturm.

 

Vielleicht wendet nun jemand ein, das ganze Haus sei eine Ausnahme. Aber dann nehmen wir doch die Abrechnungen der West-Berliner Kulturinstitute zu Hilfe und die Mitgliederlisten. Und da stellt sich in der Tat heraus, dass die Ost-Berliner dreißig Prozent der gesamten Teilnehmer an den kulturellen Veranstaltungen West-Berlins stellen. Natürlich im Durchschnitt; bei manchem Konzert, manchem Theaterstück sind es viel weniger, aber bei Ausstellungen und Großveranstaltungen sind es oft viel mehr und steigt die Ziffer der Ost-Berliner Teilnehmer bis fünfundvierzig Prozent. Wir haben diese Zahlen an dieser Stelle schon einmal erwähnt; jetzt, nach der SED- Kulturkonferenz, gewinnen sie erhöhte Bedeutung, denn in Zukunft findet der Ost-Berliner in seinen eigenen Instituten noch viel weniger als zuvor das, was er sucht und braucht.

 

Die Atmosphäre

„Drüben" hatte es in Oper und Theater immerhin Klassikeraufführungen reichlich gegeben und durchaus solche darunter von beachtlichem Niveau, ja nicht nur Klassiker, sondern durchaus auch Werke der modernen bürgerlichen Kunst.

 

Aber die Ost-Berliner sahen und hörten den gleichen Autor oder gar das gleiche Werk lieber in West-Berlin. Einfach wegen der Atmosphäre. Damit ist auch der brausende abendliche Verkehr gemeint, die Lichterfülle, die überwältigenden Schaufensterauslagen, — aber doch nicht allein. Denn man geht ja auch begeistert in unser düsteres Hebbeltheater in der düsteren Stresemannstraße. Das hält keinen Vergleich aus mit der herrlichen Ost-Berliner Lindenoper, mit der fast luxuriösen Volksbühne am Luxemburg-Platz. Diese aber empfindet der Ost-Berliner als trügerische Insel in einem Meer der Freudlosigkeit. Zudem: in welchem Kulturinstitut auch immer und in welchem Stück, bei sich zuhause fühlt er sich immer als Objekt, das propagandistisch bearbeitet werden soll. Und dass es so ist, dazu braucht man nur einmal das Programmheft einer Goethe- oder Schilleraufführung in Ost-Berlin aufzuschlagen.

 

Ja, der Ost-Berliner geht in West-Berlin sogar in ein Stück, das ihm nicht gefällt. Einfach, weil er hier seine Meinung schon in der Pause laut loswerden kann, weil er hier von Menschen umgeben ist, die keinerlei Druck ausgesetzt sind.

 

Einmaliges Grenzgängertum der Kultur! Was politisch oft zur Schwäche des Westens wird, hier ist es Stärke, die Unverbindlichkeit, mit der er die Erzeugnisse seiner Kultur anbietet und die Duldsamkeit allen Urteilen gegenüber. Dies beides, Unverbindlichkeit, Duldsamkeit, schafft im Tiefsten jene Atmosphäre des Festlichen, die der Ost-Berliner bei sich zuhause nicht mehr findet.

 

Hier im Westen nimmt er sogar das Ausgefallenste, das Absurde neuester Kunstrichtungen hin. Er zuckt die Achseln, es sagt ihm nichts, aber es beweist ihm zum mindesten, dass Freiheit herrscht.

 

Und so strömt das Ostgeld weiter über die Sektorengrenze. Nicht nur für Margarine und Schuhe, sondern auch für das ebenso Lebensnotwendige, für Kunst und Unterhaltung.

 

Seite 11   Lovis Corinth als Graphiker

Die Ausstellung im West-Berliner Rathaus Reinickendorf

Foto: Der Künstler und der Tod. Eine Radierung von Lovis Corinth, die in der Corinth-Ausstellung in Berlin-Reinickendorf zu sehen ist.

 

Wir sollten uns diese Ausstellung ansehen. Vielleicht an einem Novembersonntag, dessen Himmel kaum zu einem kurzen Spaziergang lockt, oder auch an einem Sonnabendnachmittag sollten wir einen der Omnibusse besteigen, die uns auch aus entfernteren Stadtteilen West-Berlins bequem und schnell zum Reinickendorfer Rathaus bringen. Es lohnt sich, zudem wird ein so reich bestellter Überblick über das graphische Schaffen unseres großen Landsmanns Lovis Corinth so bald nicht wieder geboten werden.

 

120 Radierungen und Lithographien zeigt das Bezirksamt im Treppenhaus seines modernen Rathauses, — das ist viel aber auch nicht zu viel. Es gibt keine Ermüdung, keine Verwirrung, auch für den Laien nicht. Keiner wird die Ausstellung verlassen und sagen „davon habe ich nichts verstanden", jeder wird sich angesprochen fühlen.

 

Mancher große Maler hat die Graphik nur so nebenbei betrieben; Lovis Corinth aber hat in dieser Technik von dem Augenblick an, da er sie für sich entdeckte, Wesentliches und Großes geschaffen, umso mehr, je älter und reifer er wurde. Er schrieb einmal: „Diese (graphische) Arbeit reizte mich schließlich so sehr, dass ich die eklige Farbenschmiererei satt bekam und nur noch in der zeichnerischen Art weiter studieren wollte . . ."

 

Ostpreußisches Wesen

Wenn wir die Ausstellung durchwandert haben, haben wir einen Gang durch Ostpreußen gemacht, ohne dass ein einziges Bild ein ostpreußisches Thema gestaltet hätte.

 

Es ist ein Gang durch die weiten Räume der ostpreußischen Seele. Sie verrät sich in der Art zu sehen, in dem aus jedem Blatt sprechenden Ringen um Inhalt und Form, in der kompromisslosen Aufrichtigkeit, die kein Antlitz und keinen Vorgang verschönt oder glättet. Ostpreußisch auch die Mischung von Melancholie und manchmal derber Sinnlichkeit und das einmalige Nebeneinander von zwei sich widersprechenden Arten von Sehnsucht: derjenigen nach Behaglichkeit, häuslichem Frieden und Geborgenheit und der Sehnsucht nach der Ferne, — eine Spannweite die von dem Zyklus, in dem Corinth sein Familienleben darstellt, bis zu dem Alterswerk „Eine Vision" reicht. Nymphen, Faune, Satyrn und Tiger in einem hellenischen Paradies.

 

Ostpreußisch ist zwar auch, schweigsam zu sein, doch ebenso die unwiderstehliche Lust am

Erzählen, wenn man einmal angefangen hat. Corinths graphische Zyklen — vorwiegend aus den letzten Lebensjahren, von 1920 bis 1925 — zeigen den Erzähler von starker Gewalt der Aussage. Wir nennen nur die sechs Blätter „Im Paradies", die acht Blätter „Die Sündflut" und die beiden Blätter „Kreuztragung" und „Der Tod Jesu". Da ist nichts Gestelltes, nichts Ausgeklügeltes, aber auch nichts Beschauliches. Das reißt den Beschauer mit.

 

Wenn es um Frauen geht, so schreibt Corinths Griffel unbekümmert die Gleichung Fleisch gleich Sinnenlust (die Blätter etwa wie „Frauenraub" oder „Joseph und Potiphars Weib"). Dann aber ist er wieder unendlich zart und rührend, wie in dem Blatt „Des Künstlers Frau im Bett".

 

Bei den Corinthern

Dieses Blatt gehört zu dem Zyklus aus dem Jahre 1919 „Bei den Corinthern". Da sollten wir etwas länger verweilen, denn Corinth lädt uns zu sich ein, lässt uns einen Tag bei sich und den Seinen verbringen. Er stellt sich selbst vor mit einem Modell im Atelier, den Sohn Thomas, studierend, Töchterchen Wilhelmine mit der Katze, die Frau, die Schwiegermutter. Stolz malt er „Unser Haus am Walchensee", in jenem Jahr neu erbaut, eine Art Adlerhorst im Walde. Er schildert die Stimmung des morgendlichen Frühstücks mit Ausblick auf den See, den urbayerischen Knecht Franz, hält den Sohn Thomas in dem Bild „Thomas rudernd" fest. Aus diesen Bildern und den neun Blättern des „Walchensee"-Zyklus spricht das Glück, das dieser schwierige, mit sich ringende und unter einer harten Schale so unendlich empfindsame Künstler im Kreis der Familie fand, und der Friede, den ihm die Natur gab, der See, der Wald, das Tier. Schlechthin vollkommen in seiner Harmonie ist, um nur noch eines der Blätter zu nennen, die schlafende „Katze auf Baumstrunk".

 

So sind wir, im Rathaus Reinickendorf, dem großen Landsmann persönlich begegnet. Er lebt, er überlebt, wie jeweils die Großen ihrer Epochen, jeden Stilwandel. Wir sollten dort hingehen, umso mehr, als wir im kommenden Jahr seinen hundertsten Geburtstag feiern. Unsere Kinder, die seinen Namen dann in der Zeitung sehen, in der Schule hören, werden uns fragen, was wir denn von ihm wissen, von ihm kennen. Es genügt nicht, irgendwo einmal eine mäßige Reproduktion etwa des weltbekannten Selbstporträts mit dem Tod oder des Florian Geyer gesehen zu haben. Auch diese beiden Blätter zeigt die Ausstellung im Original. Und es sind nur zwei von einhundertachtundzwanzig, aus denen ein ganzes erfülltes Leben spricht.

Martin Pfeideler

 

Die Ausstellung im Rathaus Reinickendorf in Berlin-Wittenau, Eichborndamm 215-239, ist bis zum 7. Dezember täglich von 10 bis 18 Uhr, auch sonntags, geöffnet, der Eintritt ist frei. Das Rathaus ist zu erreichen mit den Omnibussen A 12, A 14, A 15 und A 21.

 

Seite 12   Ostpreußen sehen und hören

Eine vorbildliche Schulausstellung in Berlin

Stolz darf die Droste-Hülshoff-Schule in Berlin-Zehlendorf auf eine Ausstellung „Deutsche Heimat im Osten" sein, in der vor allem Ostpreußen einen breiten Raum einnahm. Was die Schüler hier mit großem Eifer selbst erarbeitet und was sie an Ausstellungsstücken zusammengetragen hatten, ist erstaunlich und bewunderungswürdig zugleich. Jede Klasse hatte sich ein besonderes Ziel gesetzt. Eine zeigte die Landschaft und die Kultur, die andere die Kunst und Literatur oder die Menschen. Trotz der Fülle des Materials war alles sinnvoll und übersichtlich geordnet.

 

Gleich in einem der ersten Klassenzimmer liegen unter mächtigen Elchschaufeln die neuesten Folgen des „Ostpreußenblatts". Daneben steht ein Tisch mit kostbarem altem Bernsteinschmuck. In der nächsten Klasse tönt aus einem Tonbandgerät die Geschichte Ostpreußens seit 1914. „Unser Trachten und Streben muss dahin gehen, diese von Deutschland getrennten Gebiete wiederzuerlangen", sagt die Stimme aus dem Lautsprecher, so eindrucksvoll die stumme Forderung unterstreichend, die mit den an den Wänden hängenden Schaukarten von Ostpreußen und mit den auf den Tischen ausliegenden Werken ostpreußischer Dichter und Denker sowie den Aufsätzen der Schüler ausgesprochen wird. Eine andere Klasse hat sich besonders die Würdigung der ostdeutschen Literatur zur Aufgabe gestellt. Auch hier stehen die Ostpreußen im Vordergrund. An einer Wand hängt die schon leicht vergilbte Unterhaltungsbeilage der „Königsberger Allgemeinen Zeitung" vom 14. Juni 1924 mit einem fast über die ganze Seite gehenden Gedicht „Königsberg" von Agnes Miegel, das in einer Erinnerungsfeier an die Namensgebung Königsbergs in der dortigen Stadthalle vorgetragen wurde. Gleich daneben entdeckt man den ersten erhalten gebliebenen Druck von Simon Dachs „Ännchen von Tharau" aus dem Jahre 1644; das Gedicht entstand 1637. Im nächsten Zimmer wird man mit heimatlicher Musik vertraut gemacht. Vieles, was hier als Noten auf den Tischen liegt, zum Teil handschriftlich, darunter von Adolf Jensen, Otto Besch, Heinrich Dorn, Ernst Schliepe und Erwin Kroll, kann man aus dem Lautsprecher eines Tonbandgeräts auch gleich hören. Eine ausgezeichnete Idee der jungen Aussteller.

 

Große Beachtung fand auch die Sammlung von Gemälden, Radierungen, Graphiken und Plastiken, wo neben anderen ostdeutschen Künstlern vor allem die Ostpreußen Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Alfred Partikel und der junge Dietmar Lemcke als kostbare Leihgaben glänzten. Es ist bedauerlich, dass die Ausstellung nur wenige Tage zu sehen war, da die Zimmer für den Unterricht gebraucht wurden. In den Herzen der Schüler und Schülerinnen wird sie noch lange nachwirken. Denn sie haben, wie die Leiterin der Schule, Oberstudiendirektorin Kube, bei der feierlichen Eröffnung hervorhob, mit dieser Ausstellung den Begriff Heimat im Osten mit lebendigem Inhalt erfüllt.

 

Seite 12   Von Berlin nach Kinten

Sudermanns letzte Reisen nach Ostpreußen

Von Irmgard Leux-Henschen (Stockholm)  

Foto: Das Sudermann-Grab auf dem Grunewald-Friedhof in Berlin.

 

Foto: Frau Dorothea Sudermann, die Mutter des Dichters, mit ihren beiden Nichten Elise und Rosa Bruder.

 

Unzählige Male hat Sudermann diese Reisen nach dem Osten angetreten, bis es eines Tages zum vorletzten und dann zum allerletzten Male geschah. Das Ziel war immer das gleiche gewesen, die Heimat und die Mutter. Welche Triebfeder ursprünglich als die stärkere gewirkt hatte, die Liebe zur Mutter oder die Liebe zur Heimat, das wusste er wohl längst selbst nicht mehr. Sie waren mehr und mehr eins geworden im Laufe der vielen Jahre. Aus beiden war er hervorgegangen. Und er brauchte sie alle beide, im Unterbewusstsein fest miteinander verankert, brauchte ein Wiedersehen mit ihnen, dann und wann, in der Arbeitshetze des Berliner Lebens. Wenn die Sehnsucht ihn packte, dann setzte er sich auf die Eisenbahn und fuhr schnurstracks nach Heydekrug, an die äußerste östliche Grenze des damaligen Deutschlands. Ein Anlass oder Vorwand dazu fand sich rasch: der überraschende Besuch zum Geburtstag der Mutter, das Fertigwerden einer Arbeit, das gefeiert werden musste, oder auch einfach Reiselust, unbezwingliche Reiselust.

 

Vielleicht hat Sudermann gerade deshalb, weil Heimat und Mutter ihm so zu einem einzigen festen Begriff zusammengeschmolzen waren, nie ernstlich daran gedacht, diesen Zusammenhang anzutasten und aufzulösen, indem er die Alternde — leichter erreichbar — in seine unmittelbare Nähe verpflanzte. Erst in den Jahren nach dem Weltkriege, als sich die alten Grenzen des deutschen Ostens bedrohlich zu verschieben begannen, erst da tauchten wohl gelegentlich Erwägungen auf, ob es nicht besser wäre, an Stelle der immer schwieriger werdenden Versorgung des Haushaltes in jenem abgelegenen Winkel, Frau Dorothea, die hoch in den Neunzigern stand, und ihre beiden treuen Hausgenossinnen, Elise und Rosa Bruder, ihre Nichten aus Pillau, die sie seit Jahren aufopfernd pflegten, herüberzuholen „ins Reich". Aber zu einer solchen Umstellung kam es nicht mehr. Die zunehmende Unsicherheit der Inflationsjahre bewirkte, dass man Entschlüsse gern auf bessere Zeiten verschob. Und man hoffte, sie wenigstens ihren hundertsten Geburtstag noch in der alten Umgebung feiern zu lassen, da, wo sie hingehörte. Zwei Jahre vor dem vollendeten Hundertjahr war jedoch ihr Lebenslicht endgültig erloschen.

 

Es war in Pyrmont, im Mai 1923. Unter den Kurgästen befand sich auch Frau Cläre Sudermann, die Gattin des Dichters. Und er selbst traf am Pfingstsonnabend ein, um sich ein paar Tage auszuruhen. Kurz nach Pfingsten traf die Nachricht aus Heydekrug ein, dass Frau Dorothea vermutlich bald entschlafen würde. Sudermann brach den Kuraufenthalt ab und reiste nach Heydekrug.

 

Aus Tilsit langte ein paar Tage später ein Brief an mich an, datiert vom 29. Mai 1923, abgefasst im Schreibzimmer des Hotels „Königlicher Hof". Er berichtete mit alltäglichen, aber gerade deshalb doppelt ergreifenden Worten von der seelischen Verfassung des auf der Fahrt zu seiner alten Mutter Begriffenen, die er nicht mehr am Leben traf:

 

„Seit gestern Nachmittag die Nachricht eintraf. “Mutterchen abends entschlafen", ist dies der erste Augenblick, in dem ich imstande bin, Ihnen und Euch beiden lieben Freundinnen, die Ihr in so warmer Teilnahme um uns besorgt gewesen seid, Kunde davon zu geben. — Und diese Stunde der Ruhe ist mir von einem Missgeschick aufgezwungen. Der Gepäckträger mit unseren Sachen versäumte auf dem Insterburger Bahnhof die Abfahrt des Zuges, in dem wir schon saßen, und während Cläre weiterfuhr, muss ich hier vor der Zollgrenze sitzen bleiben, bis der nächstfolgende Zug das fehlende Handgepäck nachbringt.

 

Was kann ich Besseres tun, als mit Ihnen, mit Euch Beiden reden! Vorausgesetzt, dass Ihr zuhören wollt.

 

Es ist seltsam, wie lange und wie widersinnig ein Mensch sich an das letzte Strohhälmchen Hoffnung klammert. Als am Sonntag auf meine dringende Anfrage die Antwort eintraf: ‚Lange, erträgliche Agonie‘, da sagte ich zu mir: ‚Gott sei Dank, noch lebt sie‘. Erst vor die nackte, nicht wegzuleugnende Tatsache gestellt, beugte ich mich dem Tode und gab sie verloren.

 

Und trotz Allem, was ich mir, was wir uns seit langem gesagt hatten: es tut doch sehr weh. Und es wird noch sehr wehtun.

 

Nun ich durch den heimatlichen Frühling fahre, der um gute drei Wochen hinter dem Berliner und Pyrmonter zurücksteht — die Obstbäume, Kastanien, Flieder, Weißdorn und Raps stehen noch in voller Blüte — muss ich immerzu das Herz in beide Hände nehmen und zu mir sagen: ‚Bloß nicht weich werden‘! Und das hilft denn auch ganz gut.

 

Meine liebe Frau hält sich wunderbar. Sie ist die Frischere und Stärkere von uns Beiden, und das war sie sonst nie. Und jetzt will es das Schicksal, dass sie als die Erste an die Bahre der Entschlafenen tritt“.

 

Das Heim in Heydekrug wurde nun aufgelöst. Die beiden Kusinen des Dichters siedelten in sein Haus nach Berlin über, zusammen mit der sanften, jungen Elma, die die alten Damen betreut hatte. Und als Sudermann nur anderthalb Jahre später auch seine langjährige Lebensgefährtin hergeben musste, waren es diese drei aus der alten Heimat übergesiedelten, die ihm die letzten Jahre den Haushalt führten.

 

Die persönliche Beziehung zu Heydekrug war damit erloschen. Aber wie Sudermann von seiner Mutter auf einer letzten Reise hatte Abschied nehmen können, so sollte er durch Schicksalsfügung, freilich ohne es selbst zu ahnen, auch von seiner Heimat Abschied nehmen dürfen, von jener Landschaft der weiten Heiden und Moore, die ihm seine „Litauischen Geschichten" eingegeben hatte. Es war im Frühsommer 1928, als er zu Studien für seinen letzten, unvollendet gebliebenen Roman „Wo der Strom stiller wird" nochmals nach dem Memelland fuhr. Ein Brief aus Kinten, dem Orte, wo der Roman spielen sollte, vom 16. Juni 1928, schildert dieses letzte Erlebnis von Land und Leuten:

 

„Als ich gestern Abend Ihren schönen, langen Brief vorfand, über den ich mich gleich stürzte, kam ich gerade aus voller Romantik. Ich war in Groß-Litauen, zum früheren Russland gehörig, bei einem Grafen Plater, auf Szwekszne (schöner Name, was?) zum Nachmittagstee gewesen und hatte mich von einem leibhaftigen Prälaten in einer herrlichen Kathedrale herumführen lassen, die auf gottverlassener Heide in einem jämmerlichen Judennest herumprunkt und aus Mitteln errichtet ist, die der Prälat selber in Amerika zusammengebettelt oder vielmehr zusammengepredigt hat. Der Graf hat zehntausend Hektar, die Gräfin achttausend Hektar besessen — die Güter der Beiden liegen dicht nebeneinander — und der litauische Staat hat jeden von Beiden nur achtzig gelassen . . . Aus Höflichkeit für mich wurde deutsch geredet, aber Alle zusammen sind eigentlich Polen. Außer dem Dom baut der Prälat jetzt ein Gymnasium — gleichfalls aus amerikanisch-litauischen Mitteln —, das am 25. Juli in Gegenwart sämtlicher litauischen Großwürdenträger eingeweiht werden wird. — Auch etliche Bischöfe werden erwartet — im Ganzen dreihundert Gäste, die er alle bei sich bewirten und wohnen lassen wird. — Alles ist da, nur fehlen bis jetzt die Schüler, denn wie gesagt, alles das liegt mitten in gottverlassener Öde — und das Tor, das zum gräflichen Parke führt, steigt aus Dreck und Elend empor wie ein Märchengebilde. Was sagen Sie zu dieser Welt? Um fünf Uhr fuhr ich im Auto von Heydekrug ab und um acht saß ich schon wieder in meinem Zimmer. Dieser Nachmittagstee hatte gelohnt.

 

Dafür bin ich nun heute in dem weltabgeschiedenen Winkel angelangt, in dem mein künftiger Roman spielen wird. Diese Nacht hat in ihm ein Sturm gehaust, der das Haff bis in den Hochwald hineintrieb und alle Dämme zu zerstören drohte. Alle Leute waren übernächtigt; sie hatten bis vier Uhr früh im Wasser gestanden und die Dämme vor Zerreißen geschützt. — Verglichen mit dem, was ich hier finde, ist Heydekrug eine moderne Weltstadt. Aber gut aufgehoben bin ich trotzdem. Die Petroleumlampe räuchert zwar, aber das tut sie ja auch in Blankensee, und unten spielt das Radio Ernani aus der Mailänder Scala. Lernen tu ich auf Schritt und Tritt. Haben Sie schon gewusst, dass ein Schock Rohr immer so viel kostet wie ein Zentner Roggen? Oder: dass junge Krähen besser schmecken als junge Tauben? Oder: dass man den besten Schnaps aus den Kräutern gewinnt, die der Auerochs frisst? Das heißt: diese letzte Weisheit hab ich gestern am Teetisch des Grafen gewonnen, sie ist russischen Ursprungs. Noch immer durchwehte zarische Hofluft die Räume. Was man von meinem heutigen Zimmer nicht sagen kann, es sei denn, dass am Zarenhofe die Öfen auch gedunstet haben.

 

Ja, ja, ich habe heizen lassen. Ich trage meinen dicken Herbstanzug und doppeltes Unterzeug. Das ist heuer der ostpreußische Sommer.

 

Aber meine Kehle wird besser. Wenn keine neue Erkältung hinzukommt ist diese Kur wirksamer als die in Reichenhall oder Ems. (Nachtrag. Sonntagmorgen: Stimmt nicht. Ich habe die ganze Nacht durch gehustet.)

 

Sie fragen mich, Liebe, warum ich meinen Roman vor fünfzig Jahren spielen lassen will. Weil ich einen russischen Krieg als Hintergrund brauche. Eigentlich war es nämlich der Siebenjährige — so will die Chronik, die mir die Anregung gab, ich habe daraus den russisch-türkischen der siebziger Jahre gemacht und könnte allenfalls den russisch-japanischen an dessen Stelle setzen. Damit würde Ihr Wunsch dann einigermaßen erfüllt sein.

 

Es wäre alles sehr schön, wenn mich nur das Heimweh nach meinem Schreibtisch nicht so quälen würde. Und der Schreibseligkeit mit lila Tinte und der Feder, nach der ich zehn Jahre lang gesucht und die ich nun endlich wiedergefunden habe, werde ich wohl Valet sagen müssen, denn jeder Grundstrich fährt schmerzend bis empor in die Schulter. Und es war doch so wunder — wunderschön. Häufig schrieb ich in diesen Tagen, bloß um mich an meiner Feder zu freuen“.

 

Wenn man diesen letzten impulsiven, so echt Sudermann'schen Äußerungen lauscht, die noch wenige Monate vor seinem Ende niedergeschrieben wurden, wie er humoristisch das Loblied einer dienstwilligen Feder singt, wie er voll stiller Bewunderung auf den ewigen Kampf des Menschen mit den Naturgewalten hinweist, dann steht er noch einmal, scharf umrissen, leibhaftig vor einem, der ewigjunge Dichter, dem „die Welt eine Bilderreihe und die Weltgeschichte nicht minder wurde".

 

Seite 12   Die Sudermann-Gedenkfeier der Landsmannschaft

Dass Hermann Sudermann als Dichter auch heute noch von zündender Wirkung und mitreißender Kraft ist und dass er vor allem seinen Landsleuten viel zu sagen hat, bewies die Feierstunde, mit der die Landsmannschaft im Haus der ostdeutschen Heimat anlässlich seines 100. Geburtstages des Dichters gedachte. Ilse Molzahn las aus den „Litauischen Geschichten" das herzergreifende und doch von feinem Humor durchklungene Erlebnis der beiden jungen Moorkolonisten Jons und Erdme. Szenen aus den Schauspielen „Heimat" und „Johannisfeuer" folgten. Obwohl man auf einen dekorativen Rahmen verzichten musste, zog die Eindringlichkeit der Sprache und des Erlebens die Zuhörer von Anfang an in ihren Bann. Vor allem die Szenen aus „Johannisfeuer“ mit ihrer durch die Mundart und die Echtheit ihrer Personen betonten heimatlichen Atmosphäre hinterließen einen tiefen Eindruck. Die Darsteller, geführt von Erik von Loewis —, unter ihnen befanden sich auch die Großnichte des Dichters, Dorothea Sudermann und Erna Senius vom früheren Reichssender Königsberg —, ernteten großen Beifall.

 

Eingangs hatte Dr. Paul Fechter Sudermann als den blutvollen, großen Dramatiker des deutschen Ostens gezeichnet, der aus der Welt Schillers kam. Sudermann sei von der zeitgenössischen Kritik zwar schwer angegriffen worden, die Schauspieler aber hätten immer zu ihm gestanden, unter ihnen auch Kainz, Bassermann und Paul Wegener. Auch Jürgen Fehling als Regisseur habe sein Werk zu großen Erfolgen geführt. Paul Fechter hob hervor, dass der Stern Sudermanns noch nicht erloschen sei. Er werde wieder aufgehen, wenn eine klügere Generation in den nächsten fünfzig Jahren seinen Wert erkennen werde.

 

Seite 13   Familienanzeigen

Nur Arbeit war Dein Leben, nie dachtest Du an Dich. Nur für die Deinen streben, hieltst Du für die größte Pflicht. Heute entschlief für uns alle viel zu früh, im Alter von 54 Jahren, meine liebe treusorgende Frau, unsere unvergessliche Mutter, meine liebe Schwester, Schwiegermutter, Schwägerin und Tante, Martha Schurkus, geb. Goerke, Bahnhof Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, Ostpreußen. In stiller Trauer: Ernst Schurkus. Bruno und Oskar. Anna Maria, geb. Thiel. Köln-Zollstock, den 14. November 1957.

 

Fern ihrer lieben ostpreußischen Heimat, ist am Sonntag, nach längerer schwerer Krankheit ganz unerwartet, unsere liebe beste Mutti und Omi, Frau Johanna Riechert, geb. Schmidt, für immer von uns gegangen. In tiefem Schmerz: Frau Friedel Klaus, geb. Riechert. Frau Christel Bergemann, geb. Riechert. Helmut Bergemann und die Enkelkinder. Bielefeld, den 12. November 1957. Früher Nassenfelde, Kreis Elchniederung.

 

Am 6. November 1957 wurde meine liebe Frau, unsere liebe Omi, meine einzige Schwester, Frau Minna Kossack, geb. Peppel, von ihrem langen schweren Leiden erlöst. Sie folgte ihrem einzigen Sohn, Ulrich, gefallen im Osten 1944. In stiller Trauer: Friedrich Kossack. Ursula Lau, verw. Kossack. Armin-Ulrich Kossack. Johanna Peppel. Bundhorst über Plön. Früher Wildenhoff, Ostpreußen. Die Beisetzung fand am 9. November 1957 in Preetz statt.

 

Fern ihrer unvergessenen, ostpreußischen Heimat, ist am 6. November 1957, meine über alles geliebte Mutter, Frau Anna Grützmacher, geb. Salzer, plötzlich und unerwartet sanft entschlafen. In tiefstem Schmerz: Herta Grützmacher. Gondorf (Mosel), Bahnhofstraße 1. Früher Allenstein, Parschaustraße 30

 

Gottergeben, wohlvorbereitet mit den Gnadenmitteln der heiligen Kirche entschlief am 28. Oktober 1957 nach langem schwerem mit großer Geduld ertragenem Leiden, meine liebe Frau, unsere herzensgute Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Josefine Neumann, geb. Liebeskind, im Alter von 57 Jahren. In tiefer Trauer bitten um ein stilles Gebet: Rudolf Neumann und Anverwandte. Essen-Borbeck, Herbrüggenstraße 234, den 28. Oktober 1957. Früher Reußen bei Bertung, Kreis Allenstein

 

Am 5. November 1957 ist meine liebe Pflegemutter, unsere liebe Oma, Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Johanne Bartsch, geb. Priehs, im fast vollendeten 88. Lebensjahre, sanft entschlafen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Familie A. Viohl. Gernsbach im Murgtal, Hahnbachweg 9. Früher Bothenen, Kreis Labiau.

 

 

Fern der lieben Heimat, nach langem mit großer Geduld ertragenem Leiden, entschlief am 7. Oktober 1957, meine liebe, gute Frau, Anny Potschien, geb. Klinger, im Alter von 66 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Erich Potschien. Bad Salzdetfurth, im November 1957. Früher Königsberg Pr.

 

Am 26. Oktober 1957 entschlief nach schwerer Krankheit meine liebe Frau, Mutter, Schwägerin und Tante, Anna Wiede, geb. Dultz, aus Königsberg Pr., im Alter von 64 Jahren. In stiller Trauer: Wilhelm Wiede. Henry Wiede. Doris Albrecht, geb. Wiede. Frankfurt/Main, Domplatz 8

 

Arbeit war Dein Leben, Ruhe hat Dir Gott gegeben. Plötzlich und unerwartet verstarb am 20. Oktober 1957, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, der Bauer, David Peldszus. In stiller Trauer: Meta Peldszus, geb. Petereit. Kinder und Enkelkinder. Blumenkamp 112 über Wesel (Rhein). Früher Galsdon-Jonelten, Kreis Pogegen, Memelland.

 

Weinet nicht an meinem Grabe, gönnet mir die ewige Ruh! Denkt was ich gelitten habe, eh' ich schloss die Augen zu. Fern ihrer geliebten ostpreußischen Heimat verschied am 2?. (zweite Zahl nicht lesbar) Oktober 1957, nach langem, in Geduld getragenem Leiden, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Omi, Schwester, Schwägerin und Tante, Berta Matzat, geb. Raudies, im Alter von fast 72 Jahren. Sie folgte unserem lieben Vater, Karl Matzat, der vor zwölf Jahren auf der Flucht in Königsberg Pr. verstorben ist, sowie ihren Söhnen und Schwiegersohn: Ewald, Heinz, Bruno, vermisst. Waldemar, verstorben. Helmut Wicht, gefallen, in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Luise Matzat. Hedwig Wiechert und Familie, Bochum. Gertrud Wicht und Kinder, München. Otto Stepanek. Todendorf 183 über Trittau, Bezirk Hamburg. Früher Willmannsdorf, Kreis Tilsit-Ragnit

 

Meinen lieben Angehörigen zum ehrenden Gedächtnis. Meiner Mutter, Lydia Zins, geb. Amonat, gest. 04.02.1946 in Hannover; meiner Großmutter, Wilhelmine Amonat, gest. 30.10.1951 in Hannover; meinem Vater, Reg.-Inspektor, Gustav Zins, gest. 10.09.1957 in Wilhelmshaven. Ilse Zins, Apothekerin. Frankenthal/Pfalz, Phil.-Perron-Str. 13. Früher Goldap, Ostpreußen, Insterburger Straße 17

 

Statt Karten. Kein Arzt fand Heilung mehr für Dich, Jesus sprach: „Ich heile dich“. Fern der geliebten Heimat, entschlief am 15. Oktober 1957, nach kurzer schwerer Krankheit, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Oma und Uroma, Martha Stacklies, verw. Rausch, geb. Schäfer, im Alter von 74 Jahren. In tiefem Schmerz: Martha Kotsch, geb. Rausch, Dornbusch 297 über Stade. Helene Wiener, geb. Rausch. Johann Wiener. Enkel und Urenkel. Krautsand 14, über Stade. Früher Schillen, Kreis Tilsit-Ragnit

 

Am 9. November 1957 verschied nach langem schwerem Leiden, meine treusorgende liebe Mutter, Schwiegermutter, unsere liebe Oma, Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Auguste Baltrusch, geb. Meyer, im 85. Lebensjahre. Sie folgte meinem lieben Vater, dem ehem. Landwirt, Friedrich Baltrusch, früher Gr.-Ragauen/Paschleiden, der auf der Flucht in Stolp am 22. März 1946 verstarb. In stiller Trauer: Ernst Baltrusch mit Familie und Gertrud Rathke. Früher Kernhall, Kreis Tilsit-Ragnit, Siedlung Lindenau 70 über Augsburg 11. Die Beerdigung hat am 13. November 1957 in Friedberg, Bayern, stattgefunden.

 

Müh' und Arbeit war Dein Leben. Du dachtest nie an Dich, nur für die Deinen streben, hieltst Du als Deine Pflicht. Fern ihrer geliebten Heimat starb unerwartet meine liebe Frau, unsere liebe gute Mutter und Großmutter, Therese Eschermann, geb. Bardtke, im Alter von 79 Jahren. In stiller Trauer: Hans Eschermann und Kinder. Göddingen, Kreis Lüneburg, den 27. Oktober 1957. Früher Gilge, Kreis Labiau, Ostpreußen.

 

Nach Gottes unerforschlichem Willen entschlief am 26. Oktober 1957 plötzlich, mein lieber Bruder, Schwiegervater, Onkel, und Vetter, der frühere Klempnermeister, Julius Nitschmann, aus Insterburg, jetzt Frankfurt, im Alter von fast 67 Jahren. Er folgte nach 14 Monaten seinem Sohn, Erwin. In stiller Trauer: Anna Forberg, geb. Nitschmann. Sprendlingen bei Frankfurt, Lessingstraße 22

 

Mühe und Arbeit war ihr Leben. Am Totensonntag gedenken wir besonders unserer lieben Eltern, Bauer, Julius Willutzki, geb. 10.07.1881, gestorben 15.02.1946; Auguste Willutzki, geb. Mauer, geb. 03.08.1871, gestorben 02.02.1945, die fern von uns in der geliebten Heimat ruhen. In stiller Trauer: Witwe, Charlotte Grasnick, geb. Willutzki, s. Z. Eduard Stegemann und Frau Erika Stegemann, geb. Willutzki. Paul Pruß und Frau Martha Pruß, geb. Willutzki. Emmy Willutzki. Fünf Enkelkinder. Cuxhaven, Herm.-Allmers-Str. 37. Früher Milken, Kreis Lötzen, Ostpreußen

 

Gottes Wille. Fern der Heimat entschlief am 12. November 1957 unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Groß- und Urgroßmutter, im Alter von 87 Jahren. Wilhelmine Strenger, geb. Preuhs. In stiller Trauer im Namen der Kinder, Enkel und Urenkel: Maria Strenger. Schachten, Kreis Hofgeismar/Hess. Früher Amwalde, Ostpreußen

 

Zum Totensonntag gedenken wir unserer verstorbenen, lieben Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter, Antonie Ewert, geb. Hömpler, geb. 26.07.1872, gest. 06.03.1957. Im Namen aller Hinterbliebenen: Gertrud Pordom, geb. Ewert nebst Familie. Oberbreisig (Rhein), Ritterstraße 83. Früher Königsberg Pr. 5, Friesener Straße 17

 

Am 15. Oktober 1957 ist meine liebe Frau, unsere herzensgute Mutti, Schwiegermutter und Omi, Frau Anna Dyck, geb. Gemballa, für immer von uns gegangen. Im Namen der Hinterbliebenen: Johann Dyck. Bienrode, 13. November 1957. Früher wohnhaft gewesen Adlersdorf, Kreis Lötzen, Ostpreußen.

 

Am 21. Oktober 1957 starb meine liebe Frau, unsere liebe Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter und Tante, Marie Kossmann, geb. Kirschnick, im 79. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Wilhelm Kossmann. Westhofen/Buchholz, Unterdorfstraße 1 über Schwerte (Ruhr). Früher Königsberg Pr., Krausallee 67a

 

Zum Gedenken des zehnjährigen Todestages unseres lieben Vaters, Gustav Lemke, früher Königsberg Pr.-Ponarth, Ostpreußen, geb. 31.07.1871, gest. 22.11.1947. Leni Malskies, geb. Lemke, Burgsteinfurt, Eichendorffstraße 26. Charlotte Plachky, geb. Lemke, Hilden (Rhld.), Richrather Straße 6. Margarete Schilbach, geb. Lemke, Schwelm, Westfalen, Tannenstraße 19.

 

Am 21. September 1957 entschlief, erlöst von seinem schweren Leiden, mein herzensguter Mann, der

frühere Registrator der Dresdner Bank in Königsberg Pr., Albert Kalinka, im 58. Lebensjahre. In stiller Trauer: Friedel Kalinka. Kiel-Friedrichsort, Gorch-Fock-Straße 24. Früher Königsberg Pr., Vorst. Langgasse 88.

 

Zum Gedenken. Obergefreiter, Alfred Homuth, geb. 16.05.1918, gefallen 14.05.1942 in Russland; Obergefreiter, Willy Homuth, geb. 26.10.1919, gefallen 12.02.1943 in Russland. Familie Albert Homuth. Sprüchingen (Württ.), Danziger Straße 16. Früher Camstigall-Pillau

 

In stiller Wehmut gedenken wir zum 13. Todestage unserer Lieben. Es starb den Fliegertod mein innig geliebter Sohn, mein einziger Bruder, der Off.-Anw. und Flugzeugführer, Ernst Emil Neuber, geb. 18.08.1925, gefallen 19.05.1944. Wir verloren auch noch meinen immer für uns sorgenden Gatten, meinen geliebten Vater, der seit dem 18.08.1944 bei Jassy in Rumänien verschollen ist. Frau Elisabeth Neuber mit Sohn Erich. Fernerhin gedenke ich auch aus tiefstem Herzen meines geliebten Bruders, Herrmann Eisenblätter, der seit November 1944 vom Truppenübungsplatz Stablack, Ostpreußen, spurlos verschwunden ist. In tiefer Trauer hinterließ er seine liebe Gattin, Martha Eisenblätter, geb. Behrendt, mit Sohn Werner. Auch gedenke ich noch meines jüngsten lieben Bruders, Hans-Martin Eisenblätter. Er gab sein junges Leben als Komp.-Chef 1944 in Schloßberg, Ostpreußen. Es trauern um ihn: Seine liebe Gattin, Anna Eisenblätter, geb. Behrendt und Sohn, Hans-Joachim. Früher Fürstl. Gut Schlobitten, Kreis Pr.-Holland, jetzt Bassen über Verden (Aller)

 

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Seite 14   Wir gratulieren …

zum 92. Geburtstag

am 30. November 1957, Landwirt Friedrich Karau, aus Sonnenborn, Kreis Mohrungen, jetzt bei seinem Sohn, Helmut in Salzgitter-Lebenstedt, Saldersche Str. 6. Der Jubilar liest mit Interesse das Ostpreußenblatt und nimmt regen Anteil am Zeitgeschehen.

 

zum 90. Geburtstag

am 26. Oktober 1957, Stellmachermeister und Landwirt Ferdinand Ney, aus Saugen, jetzt mit seiner Nichte, Fräulein Ida Wiechert, in Arnsen bei Verden/Aller. Der Kreisausschuss des Kreises Heydekrug gratuliert herzlich.

 

am 22. November 1957, Landwirt Franz Viehöfer, aus Reinkenwalde (Gr.-Tullen), Kreis Pillkallen. Der Jubilar, der einer alten ostpreußischen Bauernfamilie entstammt, führte den Familienbesitz mustergültig. Er war viele Jahre Mitglied des Schulverbandes und Gemeindevertreter. Einige Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bezog er das Altenteil und überließ den Hof seiner Nichte, Minna Schneider, aus Drusken, Kreis Stallupönen, die später den Landwirt Ernst Becker, aus Kummeln heiratete. Der Jubilar betätigte sich auch in diesen Jahren noch auf dem Hof. Seit der Vertreibung, bei der er knapp dem Tode entging, wohnt er in Itzehoe 2, Graf-Rantzau-Str. 33, bei der Familie Ernst Becker, die ihn rührend betreut. Er verfolgt eifrig die Geschehnisse in den Tageszeitungen und im Ostpreußenblatt. An der Geburtstagsfeier werden auch Vertreter der Behörden teilnehmen.

 

zum 87. Geburtstag

am 25. November 1957, Frau Amalie Karkoska, aus Kolonie Lupken, jetzt bei ihrem Sohn, Friedrich Karkoska in Kirspenich, Kreis Euskirchen, Wahlengasse.

 

am 25. November 1957, Lehrerwitwe Franziska Obermüller. Sie wohnt jetzt bei ihrer Tochter, Hedwig, Mittelschullehrerin, in Tuttlingen, Meßkircher Str. 1.

 

zum 86. Geburtstag

am 24. November 1957, Frau Julie Kajewski, jetzt in Westerrönfeld. Sie ist durch Landsmann Kurt Wengel, Emden/Ostfriesland, Nordertorstraße 38, zu erreichen.

 

zum 85. Geburtstag

am 19. November 1957, Frau Auguste Ebel, geb. Polleit, aus Palmnicken/Samland, jetzt bei ihren Kindern in Hildesheim, Binderstraße 11.

 

am 25. November 1957, Frau Maria Raedel, geb. Albrecht, aus Geidau bei Fischhausen, jetzt bei ihrer Tochter, Erna Sommer in Lübeck-Dornbreite, Medenbreite 9.

 

zum 84. Geburtstag

am 12. November 1957, Frau Rosa Borowski, geb. Hennig, aus Lindmannsdorf bei Sonnwalde, Kreis Braunsberg, jetzt bei ihrem Schwiegersohn, Albert Basner in Jägerslust, Kreis Rendsburg.

 

am 20. November 1957, Landsmann August Weihnacht, ehemals Hotelbesitzer und langjähriger Schützenkönig in Ebenrode. Er lebt gegenwärtig bei seiner Nichte, Frau Helga Holzapfel, in Nürnberg, Georg-Strobel-Straße 6.

 

am 20. November 1957, Frau Amalie Steften, aus Faulbruchswerder, jetzt in (21b) Castrop-Rauxel, Ruprechtstraße 3.

 

am 24. November 1957, Landsmann Ludwig Christofzik, ehemals Amtsvorsteher in Broedau, jetzt in (20b) Northeim/Hann., Albrecht-Dürer-Straße 9.

 

am 29. November 1957, Frau Anna Völker, aus Sensburg, Ordensritterstraße 4, jetzt in Lübeck, Tulpenweg 2.

 

am 29. November 1957, Frau Marie Dekarz, aus Lyck, jetzt in Bebra, Friedenstraße 41, bei Helene Douba.

 

zum 83. Geburtstag

am 24. November 1957, Lehrer i. R., Rudolf Heinrich Miegler. Er war viele Jahre in Labiau tätig, zuletzt wohnte er in Königsberg, Oberhaberberg 76. Er lebt jetzt mit seiner Tochter, Ilse in Ansbach/Mfr., Lessingstraße 19.

 

zum 82. Geburtstag

am 15. November 1957, Bauer Karl Lindemann, aus Kl.-Pentlack, Kreis Gerdauen, jetzt in Hohenaspe, Kreis Steinburg/Holstein.

 

am 24. November 1957, Landsmann Gottlieb Kowalzik, aus Langheide, Kreis Lyck, jetzt in Helmeringhausen, Post Büge, Kreis Brilon.

 

am 25. November 1957, Frau Marie Schnoewitz, geborene Bandilla, aus Darkehmen (Angerapp), Kirchenstr. 77, jetzt bei ihrer Tochter, Margarethe Schnoewitz in Hamburg 26, Marienthaler Straße 106.

 

am 25. November 1957, Postbetriebsassistent i. R. Gustav Petersdorf, aus Schillen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt mit seiner Ehefrau in Duisburg-Hamborn, Schreckerstraße 20. Der Jubilar war 40 Jahre beim Postamt Schillen tätig.

 

am 29. November 1957, Witwe Minna Kurrat, geborene Schimkat, aus Schuppen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt bei ihrem Sohn, Artur in Dürwiß, Kreis Jülich/Rhld., Grünstraße 24.

 

am 30. November 1957, Försterwitwe Ella Scheffler, aus Königsberg, Steinstraße, jetzt bei ihrem Sohn, Revierförster Hans Scheffler, in Eiteshagen über Kassel 7.

 

zum 81. Geburtstag

am 24. November 1957, Frau Jenny Kahsnitz, geborene Wegener, ehemals Heide-Wieps. Sie wohnt jetzt in Leverkusen, Michaelsweg 16

 

am 28. November 1957, Frau Heinriette Kalwa, geborene Schellangowski, aus Biessellen, Kreis Osterode, jetzt bei ihrem Sohn, Willi Kalwa in Dortmund-Hukarde, Tejaweg 1.

 

am 30. November 1957, Frau Narutsch, aus Lyck, jetzt in Bingen, Hennebergstraße 2.

 

zum 80. Geburtstag

am 18. November 1957, Witwe Berta Gehrmann, aus Königsberg, Thomasstraße 10, jetzt bei ihrer Tochter, Frieda Gehrmann in Solingen, Gertrudisstraße 9.

 

am 19. November 1957, Frau Emma Wolter, aus Königsberg, Kurfürstendamm 21, jetzt in Preetz, Seestr. 1

 

am 20. November 1957, Justizsekretär i. R. Ephraim Herrmann, aus Insterburg, jetzt in Elmshorn, Besenbeker Straße 12.

 

am 21. November 1957, Landsmann Fritz Dromien, aus Königsberg, jetzt in Itzehoe/Holstein, Birkenweg 43a.

 

am 23. November 1957, Landsmann Paul Richter, früher Revierförster in Grünhof, bei Trakehnen und Kreisjägermeister des Kreises Ebenrode (Stallupönen), jetzt in Cismar/Holstein.

 

am 23. November 1957, Frau Auguste Saslona, geb. Dongowski, aus Osterode, Franz-Seldte-Straße 10, jetzt in Großensee, Kreis Stormarn bei ihrem Sohn, Willy.

 

am 23. November 1957, Landsmann Ludwig Rohmann. Er war 33 Jahre in Reimsdorf, Kreis Rastenburg, bei der Kleinbahn tätig. Heute lebt er mit zwei verwitweten Töchtern in (24b) Söby, Kreis Eckernförde.

 

am 25. November 1957, Frau Karoline Nickoleit, geb. Tausendfreund, aus Gumbinnen, Poststraße 7, jetzt mit ihrem Ehemann bei ihrem Sohn in Monheim/Rhein, Parkstraße 11. Die rüstige Jubilarin liest mit Interesse unsere Heimatzeitung.

 

am 26. November 1957, Frau Elina Schischke, geborene Schelonka, aus Braunsberg, jetzt mit ihrem Ehemann, der Lokomotivführer bei der Haffuferbahn Braunsberg-Elbing war, in Seesen a. H., Bonhäuser Str. 4.

 

am 26. November 1957, Zahnarzt Dr. Alfred Müllauer, aus Tilsit, Hohe Straße 40, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch seinen Sohn, Dipl. rer. pol. Rupert Müllauer, Witten/Ruhr, Schillerstraße 24, zu erreichen.

 

am 27. November 1957, Frau Konstanze Budrick, jetzt in Weidenau-Sieg, Vorm Kieselstein 18.

 

am 28. November 1957, Kanzleiassistent i. R. (Versorgungsamt) Hermann Manfroß, aus Königsberg, Hinter-Roßgarten 48, jetzt in Hildesheim, Bergsteinweg 55.

 

am 28. November 1957, Bauer Georg Perkuhn, ehemals Bürgermeister der Gemeinde Ruckenfeld, Kreis Elchniederung, jetzt in der Familie seiner Tochter, Meta Rehfeld in Schierhorn, Kreis Harburg. Landsmann Perkuhn kam erst im Januar dieses Jahres mit seiner Ehefrau, die am 27. November 1957, ihren 73. Geburtstag feiern kann, und seiner Tochter, Alice Hardtke, mit einem Transport in die Bundesrepublik.

 

zum 75. Geburtstag

am 14. November 1957, Landsmann August Voß. Er wurde in Schrombehnen, Kreis Pr.-Eylau, geboren und war von 1916 bis 1939 in Lasdehnen, Kreis Schloßberg, bei der Reichsbahn tätig. Heutige Anschrift: (24b) Burg in Dithmarschen, Kreisaltersheim.

 

am 20. November 1957, Frau Luise Bierschenk, aus Reuschendorf, Kreis Sensburg. Sie kam erst im April dieses Jahres aus der Heimat und feiert jetzt nach zwölfjähriger Trennung zum ersten Mal ihren Geburtstag wieder im Kreise ihrer Kinder in (22c) Siegburg, Jägerstraße 335.

 

am 21. November 1957, Frau Ella Bergner, aus Gudden, Kreis Pogegen, jetzt in Laboe bei Kiel, Koppelstraße 3.

 

am 22. November 1957, Frau Auguste Kraushaar, aus Jorken, Kreis Angerburg, jetzt in Berlin N 65, Adolfstraße 12.

 

am 22. November 1957, Frau Anna Knitsch, geb. Torunski, aus Blumenthal, Kreis Insterburg, jetzt bei ihrer Tochter, Charlotte Mauruschat in Lünzen 67, über Soltau.

 

am 23. November 1957, Frau Johanna Wirbel, geborene Blath, aus Rudau, Kreis Fischhausen, jetzt in Elmshorn, Gerhardstraße 6.

 

am 24. November 1957, Sattlermeister Otto Schenkluhn, aus Passenheim, Kreis Ortelsburg, Bahnhofstraße, jetzt bei seinem ältesten Sohn, Willi Schenkluhn in Bornhöved/Holstein über Neumünster.

 

am 24. November 1957, Witwe Therese Hein, geborene Schönhoff, aus Königsberg Schnürlingstraße 26 a, jetzt bei ihrer Tochter, Eva Grützner in Kassel, Bremer Straße 18.

 

am 25. November 1957, Reichsbahnobersekretär i. R. Rudolf Wilhelmi, aus Königsberg, Neuer Graben 13, jetzt in Hiddesen/Detmold, Am Waldsaum 2.

 

am 26. November 1957, Fräulein Henriette Konstabel, aus Großwaltersdorf, jetzt bei ihrer Schwester, Frau Wehlitz, in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Fr. Schlösser, Eisbergen 103, über Minden in Westf., zu erreichen.

 

am 26. November 1957, Landsmann Hermann Schwarzkopf, aus Insterburg, Quandelstraße 51, jetzt in Hannover, Bandelstraße 20. Der Jubilar wurde in Althof geboren und war vierzig Jahre bis 1947 als Rangieraufseher und Triebwagenschaffner bei der Reichs- bzw. Bundesbahn tätig. Die Insterburger Heimatgruppe in Hannover gratuliert herzlich.

 

am 26. November 1957, Lehrerin i. R. Fräulein Margarete Rohde, aus Königsberg. Sie wohnt jetzt mit ihrem Bruder und seiner Familie in Kassel, Westendstraße 1.

 

am 27. November 1957, Landsmann Arthur Steffen, aus Packhausen, Kreis Braunsberg, jetzt in Hermülheim-Köln, Vorgebirgstraße 7.

 

am 29. November 1957, Frau Johanna Hippler, geb. Tarrach, Witwe des 1945 verstorbenen Polizeibeamten i. R. Gustav Hippler, aus Königsberg, Haberberger Neue Gasse 40/41. Sie wohnt jetzt bei ihrem Schwiegersohn, Oberst a. D. Botho Jacobson, in Münster in Westf., Warendorfer Straße 94 l

 

65 Jahre vereint

Eiserne Hochzeit im Ahrgebirge

In der Dorfmitte von Holzem steht ein kleines, unscheinbares Häuschen. Man kann es nur betreten, wenn man durch eine Scheune und über den Hof gegangen ist. Klein und fast ärmlich ist die Wohnung, in der das Ehepaar Rudolf und Lina Hinz wohnt. Rudolf Hinz war Jahrzehnte lang als Tischlermeister und Vorarbeiter in einer großen Möbelschreinerei in Stolp tätig gewesen, und er hatte dort sein gutes Einkommen. Mit der Besetzung dieser pommerschen Stadt durch die Rote Armee gegen Ende des Zweiten Weltkrieges begann die Leidenszeit der Bevölkerung. Anfang Dezember 1946 erhielten die betagten Eheleute den Ausweisungsbefehl. Sie wollten dies zuerst nicht glauben, aber die bittere Fahrt musste angetreten werden; quer durch ganz Deutschland bis zum Auffanglager und von dort immer weiter, bis sie in Holzem bei Effelsberg, Landkreis Euskirchen, eingewiesen wurden. Wie alt beide damals waren? Genau achtzig Jahre! Kann jemand ermessen wie schwer es dem Ehepaar geworden sein muss, sich zwischen ihnen völlig fremden Leuten, in einem unbekannten Landstrich einzurichten? Aber die Hinzens singen noch heute das Loblied ihrer neuen Nachbarn. Freundlich und stets hilfsbereit erwiesen sie sich den Vertriebenen gegenüber. Sie mussten ja auch feststellen, dass der alte Herr nicht ruhte und nicht rastete, bis er wieder werken konnte. Schreinern, das war sein Lebenszweck. Vor sieben Jahren erhielt er noch den Auftrag, für eine Aussteuer ein Wohnzimmer anzufertigen. Da flogen die Späne, dass es eine Freude war. In so mancher guten Stube großer Bauernhöfe prangen seine Arbeiten als Prunkstücke.

 

Das Schreinerhandwerk hat Rudolf Hinz, der am 16. Juli 1867 in Schirwindt geboren wurde, in seiner Heimat erlernt. Nach der Gesellenprüfung arbeitete er in Handwerksbetrieben in Ostpreußen und in Pommern. In Köslin lernte er als 25-jähriger seine Braut, Lina Heinrich, kennen, die nur zweieinhalb Monate nach ihm, am 3. September 1867, in Rosno, Kreis Köslin (Pommern), geboren worden ist. Sie gab ihm am 6. November 1892 vor dem Standesbeamten und am 9. November vor dem Priester der Neuapostolischen Gemeinde das Jawort fürs Leben. Die nächste Station auf dem gemeinsamen Lebensweg war Stolp, wo Rudolf Hinz als Vorarbeiter in einer großen Möbelschreinerei eine Dauerbeschäftigung fand. Glückliche Jahre folgten, in denen dem Ehepaar neun Kinder beschert wurden. Alle schlugen gut ein und bereiteten dem strebsamen Elternpaar viel Freude. Es musste jedoch den Zweitältesten Sohn betrauern, der als blutjunger Soldat im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Inzwischen ist der Stamm Hinz angewachsen: fünfzehn Enkel und neun Urenkel werden für seinen Fortbestand sorgen. Die Eheleute, die allmählich unter den Gebrechen des hohen Alters zu leiden beginnen, leben heute im Haushalt einer verheirateten Tochter in Holzem, und sie machen sich in Haus und Hof noch nützlich.

 

Nur einen Wunsch haben die beiden Neunzigjährigen, die am Sonntag, dem 17. November 1957, das höchst seltene Jubiläum der Eisernen Hochzeit feierten: Heraus aus dem baufälligen Haus und den Umzug in eine helle, lichte Wohnung. Möge ihnen dieser Wunsch erfüllt werden und ein Lebensabend in Zufriedenheit und Geruhsamkeit vergönnt sein!

 

Goldene Hochzeiten

Landsmann Bernhard Braun, aus Schloßberg feierte am 14. November 1957, mit seiner Ehefrau das Fest der Goldenen Hochzeit. Er war bis zur Vertreibung Betriebsleiter der Stadtwerke. Die Eheleute lebten zunächst in der sowjetisch besetzten Zone; vor zwei Jahren kamen sie im Wege der Familienzusammenführung nach Ratzeburg. Die Kreisgemeinschaft Schloßberg gratuliert herzlich.

 

Die Eheleute Reinhold Kopitzki und Frau Lydia Kopitzki, geb. Zellmer, jetzt in Rüningen bei Braunschweig, Grüner Weg 2, feierten am 16. November 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Zollinspektor i. R. Franz Poschmann und Frau Anna Poschmann, geb. Schmidt, aus Tilsit, Schulstraße 5 a, jetzt in Münchberg/Oberfr.,, Schubertstraße 19, feierten am 19. November 1957, im Kreise ihrer Kinder und Enkel das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Landwirt Julius Sottke und seine Ehefrau Ottilie Sottke, geb. Samel, aus Steinbeck/Caveling bei Königsberg, jetzt in Ludwigshafen/Rhein-Maudach, Breite Str. 55, feierten am 19. November 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Die Eheleute Karl Tarey und Frau Karoline Tarey, geb. Leprich, aus Insterburg, Strauchmühlenstraße 10, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone, feierten am 20. Oktober 1957, im Kreise ihrer Angehörigen das Fest der Goldenen Hochzeit. Der Jubilar war bis zur Vertreibung beim Städtischen Gaswerk tätig. Die Eheleute sind durch ihren Sohn, Otto Tarey, Waldmünchen/Opf., Marktplatz, zu erreichen.

 

Landsmann Bernhard Hinzmann, ehemals Platzmeister im Sägewerk Grönbeck/Allenstein, feiert mit seiner Ehefrau, Berta Hinzmann, geb. Kaufmann, am 25. November 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Maurerpolier Richard Nitsch und seine Ehefrau Elisabeth Nitsch, geb. Bonczek, aus Bischofsburg, Kreis Rößel, jetzt in Wyk auf Föhr, Hafenstraße, feiern am 25. November 1957, im Beisein ihrer Kinder und Enkel ihre Goldene Hochzeit.

 

Schulleiter i. R. Emil Berger und seine Ehefrau Helene Berger, geb. Schiweck, aus Haselgrund, Kreis Stallupönen, feiern am 26. November 1957, ihre Goldene Hochzeit in Bad Oldesloe, Meisenweg 2.

 

Die Eheleute Eduard Groß und Frau Maria Groß, geb. Romahn, aus Wernegitten, Kreis Heilsberg, jetzt in Paderborn, Ansgarstraße 26, feiern am 26. November 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Die Eheleute Wilhelm Reschke und Frau Elisabeth Reschke, geb. Fannasch, aus Allenstein, jetzt in Hamburg-Bahrenfeld, Bahrenfelder Chaussee 2, feiern am 27. November 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Die Eheleute August Borrosch und Frau Auguste Borrosch, geb. Brozio, aus Goldensee, Kreis Lötzen, jetzt in Bodenheim/Rhein, Rheinallee 41, feiern am 29. November 1957, dem 78. Geburtstag des Jubilars, ihre Goldene Hochzeit.

 

Geschäftliches

Der heutigen Ausgabe liegt ein Prospekt der Firma Dr. med. Emmel GmbH., Freiensteinau, bei, den wir unseren Lesern zur Beachtung empfehlen.

 

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Seite 15   Familienanzeigen

Am 4. Oktober 1957 ist mein lieber Mann, unser guter Stiefvater, Bruder, Schwager und Onkel, mein lieber Schwiegersohn, Herr Walter Beckmann, Landesbauinspektor, im Alter von 52 Jahren, für immer von uns gegangen. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Dora Beckmann, geb. Kowitz. Klaus Gerber. Hans Gerber. Brigitte Gerber. Hartmut Gerber, als Stiefkinder. Satzvey über Euskirchen. Früher Königsberg Pr. und Cranz.

 

Am 8. November 1957 entschlief nach langem schwerem, mit großer Geduld getragenem Leiden, mein lieber Mann und treuer Lebenskamerad, unser Schwager, Onkel und Vetter, Herbert Anders, Landgerichtsrat a. D., im Alter von 73 Jahren. In tiefer Trauer: Gertrud Anders, geb. Rose. Hagen, Elberfelder Straße 94. Früher Königsberg Pr.

 

Nachruf. Am 25. Oktober 1957 entschlief nach kurzer Krankheit, fern der geliebten Heimat, im 85. Lebensjahre, der Schneidermeister, Richard Schultz, aus Königsberg Pr., Königstraße 61. Betrauert von seiner lieben Frau, Helene Schultz, geb. Ewert, sowj. bes. Zone, sowie Schwager, Schwägerinnen und Neffen. Im Namen aller Angehörigen: Lisbeth Knöpke, geb. Ewert, Westerstede (Oldb.), Thalenstraße 3. Früher Pr.-Eylau, Ostpreußen

 

Zum Gedenken. Schiffskapitän, Franz Sell, geb. 17.07.1893, gest. 29.11.1956. Marta Sell, geb. Bosch. Brunsbüttelkoog, Wurtleutetweute 46. Früher Pillau, Russendamm 17.

 

Am 8. November 1957 entschlief sanft, doch unerwartet, meine liebe Großmutter, Schwiegermutter, Schwägerin und Tante, Bertha Seek, geb. Rehberg, aus Dt.-Bahnau, im 76. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Kurt Springer. Varel (Oldb.), 8. November 1957, Bahnhofstraße 8. Wir haben sie am 12. November 1957 neben ihrer Tochter, Laura Springer, geb. Seek, zur letzten Ruhe gebettet.

 

Ein treues Mutterherz hat aufgehört zu schlagen. Am Mittwoch, dem 30. Oktober 1957, 19 Uhr, entschlief sanft, unsere liebe unvergessliche Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwester, Schwägerin, Kusine und Tante, Frau Anna Scheffler, geb. Ewald, kurz nach Vollendung des 83. Lebensjahres. Sie folgte nach fast zehn Jahren ihrem Mann, unserem lieben Vater, Julius Scheffler, in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Elisabeth Hochfeld, geb. Scheffler. Hans Hochfeld. Frieda Scheffler, Arnsberg. Margarete Heyse, geb. Scheffler, Traunstein. Otto Heyse. Erna Scheffler, Hamburg. Edith Poschmann, geb. Scheffler, Kiel und alle Angehörigen. Altenhundem (Westf.), Hundemstraße 43. Früher Königsberg Pr., Domhardtstraße 8

 

Was hier kranket, seufzt und fleht, wird dort frisch und herrlich gehen; irdisch werd' ich ausgesät, himmlisch werd' ich auferstehen; hier geh ich natürlich ein, nochmals werd' ich geistlich sein. (1. Kor. 15, 42 - 44)  Sanft und mit Frieden in Christus heimgegangen, ist nach schwerer langer Krankheit, jedoch für uns alle plötzlich und unerwartet, an einem Herzinfarkt, am Mittwoch, dem 13. November 1957, früh um 5.45 Uhr, im 66. Lebensjahre, mein lieber treuer Lebenskamerad, unser gütiger Vater, Schwieger- und Großvater, lieber Bruder und Schwager, Hans Kleist, Hauptlehrer i. R., früher Rogallen, Kreis Lyck, Ostpreußen. Unter Gottes Willen beugen sich: Hedwig Kleist, geb. Heylandt, Gattin. Hans-Oskar Kleist, als Sohn, mit Frau Anni und Enkelin Barbara. Fritz Kleist, Schulrat i. R., und Frau Margarete Kleist, geb. Klatt. München, den 13. November 1957, Westermühlstraße 6 I

 

Mein bester Lebenskamerad, unser geliebter Vater, Schwiegervater, Großvater, Sohn und Bruder, Revierförster i. R., Hans Rhode, früher Grünort, Kreis Osterode, ist im Alter von 65 Jahren, von uns gegangen. In tiefer Trauer im Namen der Familie: Hedwig Rhode, geb. Dünnbier. Bad Pyrmont, den 5. November 1957, Gehrsstraße 6

 

Plötzlich und unerwartet entschlief am 5. November 1957 durch Herzschlag, mein über alles geliebter Mann, unser guter treusorgender Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, der frühere Gastwirt und Fischermeister, Gustav Kiehr, im 74. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Frieda Kiehr, geb. Bojahr. Max Kiehr und Frau, geb. Hausmann, Hamburg-Wilhelmsburg, Ankerplatz 3. Hugo Kuhr, vermisst, und Frau Ursula Kuhr, geb. Kiehr. Bernhard Wienbrandt und Frau Elfriede Wienbrandt, geb. Kiehr, Eckernförde, Clairmontstraße 19. Erich Kiehr und Frau, geb. Suhling, Sellstedt-Bremerhaven, sein kleiner Liebling, Klaus-Dieter und alle Angehörigen. Altenhof-Eckernförde. Früher Sarkau, Kreis Samland. Die Beerdigung fand am 9. November 1957 statt.

 

Fern seiner geliebten Heimat starb heute früh nach langer schwerer Krankheit, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten, mein lieber herzensguter Mann, unser treusorgender Vater und Schwiegervater, mein lieber Opi, der Landwirt, Bernhard Schlegel, früher Freudenberg, Kreis Rößel, im fast vollendeten 71. Lebensjahre. In tiefem Schmerz: Maria Schlegel, geb. Weichert. Maria Schlegel. Monika Windberg, geb. Schlegel. Hans Windberg. Hans-Jörg Windberg, als Enkelkind. Josefa Poerschke, geb. Schlegel. Heinz Poerschke. Lübeck, Eschenburgstraße 13, den 14. November 1957. Wir gedenken unserer lieben Gefallenen, Bernhard Schlegel und Herbert Schlegel.

 

Am 2. November 1957 entschlief nach schwerer Krankheit, unsere liebe Stiefmutter, Großmutter, Schwägerin und Tante, Grita Salowsky, geb. Junker, im Alter von 69 Jahren. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Familie Werner Salowsky. Darmstadt-Arheilgen, Jägertorstraße 166. Früher Königsberg Pr.-Metgethen, Hindenburgweg 72

 

Am 3. November 1957 entschlief nach schwerem Leiden, mein lieber Mann, unser herzensguter treusorgender Vater, Bruder, Schwiegervater und Opi, Reichsbahnsekretär i. R., Friedrich Rosinski, früher Johannisburg, Ostpreußen, kurz vor Vollendung seines 71. Lebensjahres. In tiefer Trauer: Martha Rosinski, geb. Synofzik, sowj. bes. Zone. Else Wißmann, geb. Rosinski, sowj. bes. Zone. Irmi Dimmek, geb. Rosinski, Minden (Westf.), Lohrmannstraße 21. Inge Bernitz, geb. Rosinski, sowj. bes. Zone. Schwiegersöhne: Walter, Walter und Günter sowie Geschwister und Enkelkinder.

 

Zum fünfjährigen Gedenken. Wir konnten Dich nicht sterben sehen, auch nicht an Deinem Grabe stehen! Am 23. November 1952 ist fern all seiner Lieben und fern der ostpreußischen Heimat, unser lieber guter Vater, Schwieger-, Groß- und Urgroßvater, Hermann Sahm, im Alter von fast 76 Jahren, von uns gegangen. Er folgte seiner lieben Frau, unserer guten Mutter, nach vierzehn Jahren in die Ewigkeit. Wir gedenken unserer Eltern in inniger Liebe. Anna Trotzki, geb. Sahm. Gustav Trotzki mit Kindern und Enkeln, Münsterdorf, Schl.-Holstein. Luise Merten, geb. Sahm mit Kindern und Enkeln, Vollersode, Bez. Bremen. Maria Gilzer, geb. Sahm mit zwei Töchtern, Montabaur, Westerwald. Früher Gerdauen, Bönkein, Wehlau, Ostpreußen. „Uns‘re Heimat ist dort in der Höh', wo man nichts weiß von Trübsal und Weh'.

 

Zum Gedenken. Das Liebste entrissen, zerstört alles Glück, das kehrt nun nie wieder zu uns zurück. Am 18. November 1957 jährte sich zum zweiten Mal der Todestag meines lieben Mannes, unseres Vaters, Schwieger- und Großvaters, Zimmerer, Ernst Steguweit, geb. 10.01.1887. In stillem Gedenken: Amalie Steguweit, geb. Kukulies. Erna Wendt, Tochter. Gerda Neu, Tochter. Herta Hinrichs, Tochter. Gretel Gerdau, Tochter. Helmut Wendt, Schwiegersohn. Alwin Brockmöller, Schwiegersohn. Kurt Hinrichs, Schwiegersohn. Emil Gerdau, Schwiegersohn. Edith, Karin, Margret, Gerd-Helmut, Wolfgang, Dieter und Dirk. Hamburg, Rückersweg 24. Früher Insterburg, Luisenstraße

 

Am 25. Oktober 1957 verstarb mein geliebter Mann, Kurt Farnsteiner, Rechtsanwalt i. R., im Alter von 78 Jahren. In tiefer Trauer: Serafima Farnsteiner, geb. Leonowa. Buchholz, Kreis Harburg, In den Bergen 4. Früher Schloßberg, Ostpreußen.

 

Am 16. Oktober 1957 entschlief nach einem gesegneten arbeitsreichen Leben in der Heimat bei der jüngsten Tochter, Margarete in Wagenau, Kreis Johannisburg, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Auguste Czwikla, früher Fröhlichen, Kreis Johannisburg, im 86. Lebensjahre. In stiller Trauer: Familie Otto Czwikla. Familie Paul Czwikla. Familie Fiele. Familie Ambrosy. Tochter, Margarete, in der Heimat. Wittenfelde, im November 1957.

 

Am 22. Oktober 1957 starb nach kurzem schwerem Leiden, an den Folgen eines Verkehrsunfalles, mein lieber treusorgender Mann, unser unvergesslicher Vater, unser guter Onkel und Opa, der Gutsinspektor a. D., Kurt Gaul, im Alter von 60 Jahren. Sein entbehrungsreiches, schlichtes Leben war eine einzige Sorge für die Seinen. Martha Gaul, geb. Spirgatis. Duhnen, Westfalen, Stockhover Weg 14. Früher Königsberg Pr. Gleichzeitig gedenke ich meines Vaters, des Reichsbahnsekretärs i. R., Gustav Spirgatis, aus Rehhof, Kreis Stuhm, Westpreußen, der am 25. November 1957, 85 Jahre alt geworden wäre. Er ist seit März 1945 bei Danzig, Westpreußen, vermisst. Wer weiß etwas über seinen Verbleib?

 

Fern der Heimat ist am 11. November 1957 nach einem arbeitsreichen Leben, mein geliebter Mann und treuer Lebenskamerad, mein lieber Vater, Schwiegervater und Opa, Max Giszas, nach schwerer Krankheit, im Alter von 75 Jahren, von uns gegangen. In stiller Trauer: Margarete Giszas, geb. Lorenscheit. Franz Giszas. Elfriede Giszas, geb. Jährling. Erika, Christa und Manfred, als Enkel. Hamburg 39, Rathenaustraße, Parzelle 334. Beerdigung fand am Freitag, dem 15. November 1957, 13 Uhr, Kapelle 12, Olsdorf, statt.

 

Unser lieber Vater, Großvater und Urgroßvater, Bauunternehmer, Julius Maurer, entschlief am 27. Oktober 1957, im Alter von 85 Jahren. Er folgte unserer am 12. Juni 1957 in Johannisburg, Ostpreußen, verstorbenen Mutter, Karoline Maurer, geb. Pihsowotzki. In stiller Trauer: Otto Maurer und Frau, Hamburg 13, Schlankreye 69. Gustav Maurer und Frau, Hamburg 20, KLotzenmoor, Parzelle 293. Max Maurer und Frau, Berlin-Tempelhof, Kleineweg 22. Enkel, Enkelin und Urenkel

 

Am 21. August 1957 entschlief nach schwerer Krankheit, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Oma, Gertrud Matz, geb. Kallweit, verw. Melchin. Früher Königsberg Pr., Sternwartstraße 43/44. In tiefer Trauer: Kinder und Großkinder. Zum zwölfjährigen Todestag unseres lieben Sohnes, Hans Georg Prengel, gedenken wir in tiefer Trauer. Otto Prengel und Frau Erna Prengel, geb. Melchin. Hannover-Stöcken, Freudenthalstraße 47

 

Am 29. Oktober 1957 nahm Gott nach kurzer Krankheit, meine liebe Schwester, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Omi und Uromi, Frau Berta Kabacher, geb. Neumann, zu sich in seinen ewigen Frieden. Sie erreichte das gesegnete Alter von 83 Jahren. In tiefer Trauer: Frida Neumann, Celle. Erich Kabacher, Celle. Erna Kabacher, Hamburg. Celle, Im Kreise 14. Früher Königsberg Pr., Holländerbaumstraße 13

 

Seite 16   Familienanzeigen

Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, was man hat, muss scheiden. Fern seiner geliebten, ostpreußischen, Heimat nahm Gott der Herr am 6. November 1957 nach langem Leiden, jedoch plötzlich und unerwartet meinen guten Lebenskameraden, unser liebes Vatchen, Großvater, Urgroßvater, Bruder, Schwager, Onkel und Cousin, Kaufmann und Gastwirt, Paul Krauskopf, früher Landsberg, Ostpreußen, und Gr.-Raum, im Alter von 72. Jahren zu sich. In stiller Trauer: Auguste Krauskopf. Georg Schnaible und Frau Lotti Schnaible, geb. Krauskopf. Edith Link, geb. Krauskopf. Heinz Kessler und Frau Herta Kessler, geb. Krauskopf. Heinz Krauskopf und Frau Erna Krauskopf, geb. Klaus. Zwölf Enkel und zwei Urenkel.

 

Am Totensonntag gedenken wir in stiller Wehmut, meines lieben Mannes, unseres guten Vaters, Schwiegervaters, Opis und Urgroßvaters, Wilhelm Krutein, geb. 29.04.1874. Er starb am 13. November 1944 in Rauschen, Samland, und wurde von uns der geliebten Heimaterde übergeben und ruht, auf dem Waldfriedhof, von seinem arbeitsreichen Leben aus. In dankbarem Gedenken: Frau Gertrud Krutein, geb. Stemke. R. A. Dr. Helm Hoepfner und Frau Christel Hoepfner, geb. Krutein. Alfons Wolf und Frau Hildegard Wolf, geb. Krutein. Eva Sebens, geb. Krutein. Früher Königsberg Pr., Mühlenberg 1, jetzt Essen (Rhld.), Cäsarstraße 15, bei Wolf.

 

1. Petrus 1, 3    Aus einem selbstlosen, arbeitsreichen Leben, nahm der Herr über Leben und Tod, am 26. Oktober 1957, nach kurzem Krankenlager, unseren lieben Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, Abries Urbant, früher Bauer in Birstonischken, Kreis Tilsit, Ostpreußen, im gesegneten Alter von 84 Jahren und zehn Monaten, zu sich in Seine Herrlichkeit. In tiefer Trauer: Marie Synofzick, geb. Urbant. Emma Urbant. Willi Synofzick. Vier Enkel und die übrigen Angehörigen. Düsseldorf, im November 1957, Metzerstraße 39

 

Nachdem wir über zehn Jahre gewartet, auf ein Wiedersehen gehofft haben, erhielten wir jetzt die traurige Nachricht, dass mein lieber Mann, unser guter Vater, Sohn, Bruder, Schwager, Onkel und Opa, Unteroffizier, Gustav Ernst Ehlert, geb. am 15. Juni 1903, am 29. August 1947 in Russland verstorben ist. In tiefer Trauer im Namen aller Verwandten: Maria Ehlert, geb. Muntau. Charlotte Bomsdorf, geb. Ehlert, nebst Familie. Elsa Krumm, geb. Ehlert, nebst Familie. Ursula Klein, geb. Ehlert, nebst Familie. Waltraut Ehlert, nebst Familie. Gilsbach, Kreis Siegen. Früher Königsberg Pr., Yorckstraße 81

 

Fern der Heimat entschliefen unsere lieben Eltern, Schwiegereltern, Großeltern, Onkel und Tante, der Oberlokomotivführer i. R., Gustav Fritz, geb. 10.04.1883, gest. 26.09.1957. Ella Fritz, geb. Schwarz, geb. 23.01.1880 gest. 31.10.1957. In dankbarer Erinnerung: Herbert Fritz und Frau Ilse Fritz, geb. Geromin und Enkelkind, Nienburg (Weser), Fichtestraße 23. Erwin Fritz und Frau Lieselotte Fritz, geb. Nieswand, Duisburg, Prinzenstraße 51. Kiel-Kroog, Zeppelinring 99. Früher Allenstein, Ostpreußen, Bismarckstraße 2.

 

Aus einem reichen und erfüllten Leben ist heute unser lieber Mann und Vater, Professor Dr. Ernst-Ferdinand Müller, früher Direktor des Statistischen Amtes der Stadt München, für immer von uns gegangen. Liesel Müller. Renate Müller. Bad Soden/Ts., Taunusstraße 27, den 4. November 1957. Früher Königsberg Pr. Die Einäscherung fand am Freitag, dem 8. November 1957, auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt a. M. statt.

 

Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, von dem Ableben unseres lieben Bundesbruders, Medizinalrat a. D., Dr. med. Ludwig Stein I, aktiv WS 1898/93, geziemend Kenntnis zu geben. In tiefer Trauer: Alte Königsberger Burschenschaft, Germania zu Hamburg.

 

In der Heimat verstarb kurz vor der Ausreise, nach langer schwerer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, Viehkaufmann Paul Gemballa, im 66. Lebensjahre. In stiller Trauer: Helene Gemballa, geb. Luszeck. Günter Gemballa und Frau Ursel Gemballa, geb. Borchert. Werner Gemballa, zurzeit Adlersdorf. Karl Schidor und Frau Hildegard Schidor, geb. Gemballa. Walter Gemballa und Frau Emmy Gemballa, geb. Reßmeyer

und sechs Enkelkinder. Braunschweig, Leonhardstraße 53. Die Beerdigung fand am 10. November 1957 in Lötzen statt.

 

Nach kurzem schwerem Leiden entschlief am 5. November 1957, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, Siegfried Dreyer, früher Fischhausen, Ostpreußen, im Alter von 56 Jahren. Im Namen aller Verwandten: Frida Meyer, geb. Dreyer. Hannover-Stöcken, Stöckener Straße 201 I

 

Mein guter Lebenskamerad und lieber Vater, Emil Klemens, ist plötzlich und unerwartet am 29. Oktober 1957, im vollendeten 56. Lebensjahre, für immer von uns gegangen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Magdalena Klemens und Sohn Hans-Georg. Heiligenhafen, Holstein, Weidestraße 10. Früher Gumbinnen, Ostpreußen, Bismarckstraße 68

 

Nach einem Leben voll selbstloser Liebe, ist unsere geliebte Mutter, Großmutter, Urgroßmutter und Schwiegermutter, Luise Kirschner, verw. Bombel, geb. Sdorra, Ehefrau des verschollenen Oberstaatsanwalts, Horst Kirschner, früher Lyck und Allenstein, im Alter von 77 Jahren, am 8. November 1957, für immer von uns gegangen. Im tiefen Schmerz: Erich Bombel und Frau Emmy Bombel, geb. Marks, Oldenburg. Elfriede Müller, geb. Bombel, Buchen. Helmut Bombel, vermisst in Russland. Lucie Schulz, geb. Bombel, Buchen. Heinz Bombel, Buchen. Enkelkinder: Margot, Günther, Brigitte, Sabine. Volker und Ingo, Urenkel. Buchen im Odenwald, Mühlthalstraße 2.

 

Am 6. November 1957 entschlief nach langem schwerem Leiden, mein lieber Mann, unser guter Vater, Bruder, Schwieger- und Großvater, der Kaufmann, Fritz Maerkert, im 76. Lebensjahre. Sein Leben war unermüdliche Fürsorge und Liebe. In tiefem Schmerz: Frieda Maerkert, geb. Hensel. Kreisarzt Dr. Schwokowski und Frau Margot Schwokowski, geb. Maerkert. Dipl.-Kaufmann Mielke und Frau Ilse Mielke, geb. Maerkert. Marie Maerkert und Enkelkinder. Frielendorf, Bezirk Kassel, Weidenmühle 77. Früher Bartenstein, Ostpreußen.

 

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. (Hiob 19) Heute nahm Gott der Herr nach kurzer schwerer Krankheit, jedoch plötzlich und unerwartet, meine liebe, unvergessliche Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Auguste Tarrach, geb. Faber, kurz vor Vollendung des 70. Lebensjahres, zu sich in Sein Reich. In tiefer Trauer:  Otto Tarrach. Otto Lehmann und Frau Erna Lehmann, geb. Tarrach. Kurt Tarrach und Frau Irmhilde Tarrach, geb. Uhrig. Albert Keil und Frau Hildegard Keil, geb. Tarrach. Paul Haversieck und Frau Elisabeth Haversieck, geb. Tarrach, acht Enkelkinder und alle Anverwandten. Gütersloh, Schalückstraße 8, Neuruppin, Darmstadt und Frankfurt, den 23. Oktober 1957. Früher Königsberg Pr., Buddestraße 26. Die Beerdigungsfeier fand statt am Montag, dem 28. Oktober 1957, nachmittags, um 13.30 Uhr, in der Friedhofskapelle, Johannesfriedhof.

 

Nach langem, mit großer Geduld getragenem Leiden, erlöste Gott der Herr, am 1. November 1957, meine liebe Frau, unser herzensgutes Muttchen, meine liebe Omi und Schwiegermutter, Frau Elisabeth Biendara, geb. Chucher, im 61. Lebensjahre. In stiller Trauer: Gustav Biendara. Hans-Günter Biendara. Dietrich-Klaus Biendara. Anneliese Tatton, geb. Biendara. William Tatton, als Schwiegersohn. Michael, als Enkelchen. Itzehoe (Holst), Suderallee 16, im November 1957. Früher Lötzen, Ostpreußen, Wilhelmstraße 5. Die Beerdigung fand am Dienstag. 5. November, um 14 Uhr auf dem Waldfriedhof statt.

 

Gönnet mir die ewige Ruh'; und bleibt tapfer! Fern der lieben Heimat nahm Gott der Herr, heute nach kurzer Krankheit, jedoch plötzlich und unerwartet, meine liebe, getreue Lebenskameradin, unsere treusorgende und herzensgute Mutti, Schwiegermutter, Omi, Schwester, Schwägerin und Tante, Maria Wapner, verw. Reipa, geb. Ley, zu sich in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Emil Wapner. Heinz Reipa und Familie. Erwin Reipa, vermisst seit 22.01.1945. Werner Reipa und Familie und Anverwandte. Essen, Ernastraße 7, Hamm (Westf.), den 12 November 1957. Früher Johannisburg in Ostpreußen, Bahnhofstraße 20.

 

Am 7. November 1957 verstarb an Herzschlag, meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter und Oma, Annaluise Hill, geb. Fischereit, früher Stadtfelde bei Ebenrode, Ostpreußen, im 73. Lebensjahre. In stiller Trauer: Emil Hill, Sulingen (Han.), Bassumer Str. 69. Werner Hill, Herzbach (Harz), Kornstraße 1. Erna Hill, geb. Beyer, Herzberg (Harz), Kornstraße 1. Siglinde und Marianne, Herzberg (Harz), Kornstraße 1.

 

 

 

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