im Felde, 15. Mai 1943

Mein liebes Mädel !

Nun habe ja glücklich Nachricht von Dir, ich
bin sehr froh darüber. Es kamen nämlich heute
Deine Briefpapiersendungen an, mit einem Brief
darin, für Alles meine herzlichen Dank.
Weißt Du, ich staune, daß Du mir noch Papier
senden kannst, aber nötig ist es bestimmt
nicht, denn ich werde von zu Hause sehr
gut versorgt. Und ich nahm im Gegen-
teil an, daß Du vielleicht etwas knapp an
Umschlägen bist, und nahm mir deshalb
vor, meinen Briefen ja einen Um-
schlag beizufügen. Wenn Du also Knapp
an Papier bist, kann eher ich Dir senden.
Aber lieb ist es von Dir, daß Du mich so
versorgst, und da ich jetzt mehr Zeit habe,
sollst Du recht bald alle DeineKouverts als
Briefe und liebe Grüße von mir zurückhaben.
Alle 2 Tage ein Brief, ist es Dir recht ? Wenn
wir lange hier in der ziemlich ruhigen
Stellung sind, kann ich das schon machen,
und mir ist es ja auch nach der Tages-
arbeit das Liebste, mit Dir, meinem
Mädel in Briefen zu plaudern. Das muß

zunächst eben das wirkliche Plaudern
ersetzen.

Nun aber zu deinem Brief, Erika. Ich lese aus
Deinen Zeilen, daß Du es in Grodno nicht
besonders gut getroffen hast, und manches
erdulden mußt. Du schreibst mr aber
niemals Einzelheiten, nur so allgemein,
und dann weiß ich erst nicht, was Dich
bedrückt. Und wir wollen doch ganz offen
und ehrlich zueinander sein, und uns
auch unsere Sorgen und Kümmernisse
beichten. Geteilte Freude ist doppelte
Freuden, geteiltes Leid ist doppeltes (Anm.: halbes) Leid.
Und ich möchte so gern nicht nur an den
Freuden, sondern auch an den
Sorgen meiner Liebsten teilhaben,
vielleicht kann ich doch einmal helfen,
oder einen Rat geben. Kannst Du
das verstehen ? Also, Liebste, Du sollst mir
alles schreiben, was Dich bedrückt, auch
wenn Du es nur als Kleinigkeit
wertest. Ich will schon genau wiessen,
wie es meinem geliebten Mädel geht,
und Du sollst mir alles schreiben.

Hier reißt der Brief leider ab. Die nachfolgenden Seiten fehlen anscheinend.

Der nächste Brief erscheint am 16. Mai 2013, 15:00 Uhr