im Felde, 14. Juni 1943

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Mein geliebtes Mädchen !

Zuerst einmal ein recht frohes Pfingstfest. Wie wirst
Du diese Tage verbringen, sicher hast Du doch we-
nigstens einen Nachmittag frei.

Ich verbrachte Pfingstsonntag in der beim Kommiß
üblichen Weise: Mittags bekommen wir ein gutes
Essen, Nudeln, Kartoffelsalat und Braten, und außerdem
gab es für jeden Mann 1 Flasche Wein, 1 Flasche Bier,
und 1/2 l besten Likör, wie gerne hätte ich Dich
dazu beigehabt ! Das trinkst Du doch sicher auch gern,
und am Schluß hätten wir beide einen kleinen
Schwips gehabt ! Abends besuchten uns 2 lettländische
Offiziere von der lettländischen Waffen SS, die hier bei uns eingesetzt
ist. Es waren 2 lustige, prachtvolle Kerle, beide
haben ja 2 Angehörige durch die Bolschewsisten verloren,
und großen Haß gegen die Russen.

Wir sangen wie die Stare, Schlager und Volkslieder,
wobei der eine Leutnant der Lettländer besser Text
und Melodie oft kannte, wie wir.

Heute morgen stand ich nun trotzdem früh auf:
Es ist für mich das Schönste, die erste Stunde
am Tage wenigstens im Brief bei meiner Liebsten,
bei Dir, Erika, zu verweilen. So früh wie bei
Dir wird das allerdings nicht sein, aber um

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6 Uhr bin ich doch wenigstens auf. Da wirst
Du schon die ersten Krankenbesuche hinter Dir haben,
und weißt nun, daß ich fast immer an Dich denke.
Du, Liebste, schreib mir doch einmal ausführlich,
was Du so den ganzen Tag tust und arbeitest.
Einmal ein bischen Einzelheiten, weißt, ich
möchste schon gern wissen, wie bei Dir der Tag
so verläuft. Mußt Du dort auch manchmal Nacht-
dienst tun ? Was Dich damals so geärgert
hatte, wo Du so sehr niedergeschlagen warst, hast Du
mir erst nicht mitgeteilt.

Du, vom Urlaub muß ich Dir heute nochmals
schreiben, nicht besonders günstig. Mein Haupt-
mann war nun da, und sagte mir, daß er
auf keinen Fall einen endgültigen Termin
für meinen Urluab geben könnt. Die Urlaubs-
karten kommen jetzt so unregelmäßig, z. Zt.
auch so wenig, wenn es so weitergeht,
komme ich nicht vor Ende September daran.
Um ehrlich zu sein, ich rechne auch selbst nicht
mehr damit, daß es schneller geht, also Du brauchst
nicht frühre wie auf 15. September bis 30 Sept.
einreichen, und dazu hast Du doch noch etwas
Zeit, nicht wahr, Erika ? Vielleicht kann ich Dir

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Dir keine Sorgen machen. Ich sagte Dir ja schon:
Ich liebe Dich so, wie Du bist, und das ist Dir
doch sicher auch die Hauptsache. Du hast gesunden
Menschenvorstand, und das ist mehr als alle dumm
angelernten Gelehrsamkeiten von so manchen hochgebildeten
Frauen. Das ist doch für eine Frau so unwichtig,
das viele tote Wissen im Kopf. Wichtig ist, daß
eine Frau praktisch in ihrem Haushalt zu arbeiten
versteht, und eine gute Mutter ist, und ihren
Mann liebt. Dann kann das Glück in der Ehe nicht
weit sein. Und ich weiß, daß Du, Liebste, das
alles hälst, wir zwei werden uns  schon eine
glückliche Zukunft aufbauen.

Du darfst nicht lachen, aber ich muß schon wieder
vom Urlaub anfangen. Vorher nahm ich Einblick in
die Urlaubsliste, vor mir kommen noch 50 Mann,
dabei kommen z.Zt. ganze 10 Karten im Monat.
Kannst Dir also ausrechnen, wenn ich daran komme,
doch hoffe ich noch immer, daß eines Tages wieder
mehr Karten kommen, so daß es doch, wie ange-

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nommen, auf Anfang Oktober noch reicht. Mit Deiner
Urlaubseingabe brauchst Du auf alle Fälle vorerst nicht
eilen, ja, Erika, denn bis dahin ists doch noch
lange. Mit unseren Sommerwanderungen wirds also
nichts mehr werden, aber unsere Fahrt in's Grüne,
d.h. eine Woche irgendwo an einen hübschen,
ruhigen Ort, können wir trotzdem machen. nicht
wahr ? Oft bringt der Herbst, außer viel Obst,
auch noch sonnige Tage, und so ganz sind
wir doch nicht an's Wetter gebunden, denn wir
haben ja uns, das ist die Hauptsache. Du, auf
die Tage, wo ich entfernt von allem Trubel nur
mit Dir allein zusammen sein werde, freue ich
mich am meisten. Du auch ? Oder auf was freust
Du Dich am meisten in unserem Urlaub ? Denn
wenn ich mit Dir allein bin, werde ich durch nichts
abgelenkt, lebe ich nur der Liebe für Dich, mein
Mädel, und Du bist nur für mich da. Alles, was
stören könnte, fällt weg: Übrig bleibt nur Deine
Liebe, und meine Liebe zu Dir, meinem Glück.

Schlafe recht, mein innig geliebtes Mädchen. Als
guter Geist wollte ich an Dein Bett eilen, und Dich
nimmermüde und zärtlich auf Deinen geliebten
Mund küssen. Für immer Dein Liebster.

Für jetzt der Gute-Nacht Kuß für Dich ! ->


 

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