im Felde, 11. April 1943

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Mein kleines Mädel !

heute will ich nicht vergessen, Dir einen lieben
Sonntagsgruß zu schreiben. Morgen nacht geht
es wieder ab, da kann es wieder lang gehen
mit dem Schreiben. Draußen rüttelt der Sturm am
Fenster, und es regnet in Strömen, ich sehe ja schon
schwarz. Wenn wir am Ziel im Bunker antreffen, steht
wieder alles unter Wasser.
Heute bin ich, bei dem Gedanken an Dich, ...
( - taufst du mich jetzt um ?) so zärtlich
aufgelegt, aber ich glaube schon bemerkt zu haben,
du liebst das gar nicht. Du stehst eben mit beiden
Füßen fest in der wirklichen Welt, un Dich bin
immer etwas ein Träumer. Aber Du tust ganz
gut daran, und ich glaube, ich dürfte keine
Frau haben, die ebenso viel träumt wie ich.
Die lange Abwesenheit hat auch ihr Gutes: ganz
langsam, aber stetig, kann die Liebe wachsen
und reifen. Denn Liebe wird nie im Augenblick
geboren, wenn sie ein Leben lang halten soll,
muß sie langsam größer werden, bis sie unaus-
löschlich in der Seele .... Als ich Dich zum
erstenmal sah, und ein bischen Deine Art kannte,
hatte ich Dich gern, und der Gedanke kam: das wäre

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ein liebes Mädel für Dich. Dann lernte ich Dich
richtig kennen, zuerst in Deinen Briefen, dann persönlich,
und schon wallte es voll Zärtlichkeit zu Dir auf. Nun
aber, daß ich fern von Dir bin, weiß ich, daß ich
Dich liebe. Deine einfache, schlichte und aufrichtige Art,
Deine Tüchtigkeit, Deine Bescheidenheit, und auch
Deine kleine Gestalt, Dein liebes Gefühl, Deine weichen
Lippen. Und je mehr ich über uns, über Dich nach-
denke, desto inniger wird die Zuneigung. So sollst
Du es heute wieder von mir als lieben Sonntagsgruß
wissen. Ich bin mit allen meinen Gedanken,
und vielen zärtlichen Empfindungen bei Dir,
meine Erika. Ich freue mich unendlich, bis
ich Dich in den Armen halten darf, und Dein
liebes Gesichtchen mit Küssen bedecken.
Ich glaube bestimmt daran, daß wir beide
gemeinsam ein glückliches, segensreiches Leben
uns bauen werden.

Du bist so fern und doch so nah !

Lebe recht (?), Liebste, sei innig geküßt
von Deinem Siegfried.

 


Der nächste Brief erscheint am 14. April 2013, 20:00 Uhr

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