im Felde, 14. April 1943

Nr. 19

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Mein liebes, kleines Mädel,

nun will aber gleich Deinen Brief vom 5.4.
beantworten, und so wieder aufholen, was ich durch
unsere lange Wanderschaft versäumt habe. Am
meisten freute mich, daß Du es z.Zt. mal ein
wenig schön hast, ich glaub, Du hast es Dir wirklich
verdient. Hoffentlich hast Du noch recht lang gute
Erholung. Nur habe ich ein bischen Angst, daß Du
dann erst keine Urlaub erhältst, wenn ich Dich
abholen komme, da würden wir ja um unsere
schönste Zeit ärmer gemacht ! Aber in dieser
Hinsicht hoffe ich immer noch das Beste.

Nun warte ich bald jeden Tag darauf, daß Du mir mitteilst,
wohin Dich Dein künftiges Schicksal verschlagen wird,
hoffentlich nicht so weit. Du schreibst: "Vorerst
bleibe ich in Deutschland". Besteht denn nachher
auch Aussicht, daß Du im Osten eingesetzt wirst ?
Und wenn ja, kannst Du denn nichts dagegen
machen ? Im Osten kann ich Dich womöglich überhaupt
nicht besuchen und es ist doch dringend notwendig,
daß wir soviel wie möglich beisammen sind.
Ich glaube, wir müssen doch bald heiraten, sonst
kommen wir zwei überhaupt nicht mehr zusammen,
durch den dummen Krieg ! -

Bei mir ist's nicht so schönes Wetter wie bei
Euch, so richtig April. Einmal Sonne, einmal
Regen, fast immer aber starker Wind. Aber immerhin

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es wird Frühjahr, man merkt es doch schon überall.
Hübsche Weidenkätzchen brachte ich heute mit nach Hause.
Ach (?) so, Du weißt ja gar nicht, wo und wie ich jetzt
zu Hause bin ! Also, um Montag nacht kam der
Abmarschbefehl, nachdem wir nur wenig Tage festsaßen.
Nur 6 km ging es weit bis zur neuen Stellung,
als Bunker fanden wir ein verheerendes Loch an. Kein
Boden war darin, keine Pritschen, keine Fenster, und
man stand knöcheltief im Wasser. Gestern und
heute arbeiteten wir nun den ganzen Tag,
legten einen erhöhten Stubenboden, setzten Fenster ein,
bauten Betten und ordentliche Regale für unsere
Sachen, und heute abend ist's schon wieder
so recht gemütlich. Man wird das allmählich
gewöhnt, und weiß sich zu helfen.
Sogar ein Radio schrill, wir schlossen einen Laut-
sprecher im danebenliegenden Bunker an. Jetzt spielen
sie "der Onkel Doktor hat gesagt, ich darf nicht
Küssen" usw. Du siehst, ich könnte Dich
sogar hier mit Musik empfangen. Aber lieber
doch nicht, bleib Du nur lieber in der schönen
Heimat, mein liebes Kleines.

Wegen der Wohnung habe ich vorerst noch nicht
mit meiner Schwester gesprochen, aber ich
könnte mir das ganz gu als Lösung vorstellen.
Na, vielleicht ergibt sich etwas in dieser Hinsicht
im Urlaub. Als junge Frau hättest Du da
schon keine Langeweile, Du hättest ja immer
schon Deinen Haushalt und am Anfange, wenn

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Du willst, meine Nichten. Und so sehr
lang wird doch der Krieg dann nicht mehr gehen.

Weiß Du, Liebste, mich stört der Gedanke, daß
Du immer, jahraus, jahrein so harten Dienst
machst, sehr. Bei Loseri's wurdest Du schon
recht ausgenutzt, jetzt machst Du die verantwortliche,
schwere Krankenpflege, und an Dich denkst Du
gar nicht. Wenn Du erst meine kleine
Frau wirst, soll das doch wenigstens anders
werden. Sonst weißt Du ja gar nicht, daß Du
verheiratet bist.

Nun bin ich heute aber totmüde, und
will deswegen bald ins Bett. Mit meinen
Gedanken bei Dir bis zum Einschlafen.

Mein liebes Mädel, laß es Dir
gut gehen. Sage auch viele

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Grüße an Deine Eltern, an Frau Kind, an
Tuta und .- nah wie heißt nun schon
Deine zweite Schwester -, halt, an Berta, und
sage Ihnen, daß es mit gut geht.

Gesundheitlich geht es mir gut, die
Front ist auch wieder recht ruhig, und
ich werde wieder öfter zum Schreiben
kommen. Freust Du Dich, wenn Du
Post von mir erhältst ?

Schlaf nun recht, Liebste, und
träume süß von Deinem
Dich liebenden Siegfried

Und noch zum Gruß
einen lieben, langen, herzhaften Kuß !
 


Der nächste Brief erscheint am 15. April 2013, 18:00 Uhr

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