im Felde, 04. Juni 1943

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Mein liebes, kleines Mädel!

Heute Abend noch ganz schnell ein paar Zeilen.
Gestern abend war es ja nichts damit, da
wurde nämlich meine Beförderung gefeiert,
der Chef und sämtliche Uffze. kamen dazu,
und eine Flasche nach der anderen mußte
ihren Inhalt lassen. Wie das Ganze ausging,
kannst Du Dir ja vorstellen. Gegen 1 Uhr lag
ich in meinem Bett, wie ich hineinkam,
ist mir ein Rätsel, und heute hatte ich noch
den ganzen Tag noch einen schweren Kopf.
Morgen muß ich vor als Artilleriebeobachter zur Infanterie,
für ca. 14 Tage, in einen winzigen Bunker,
mit Schreiben wirds da nichts werden.
Aber einen kurzen Gruß wenigstens will ich
an meine Liebste schreiben, damit Du siehstt, daß
es mir gut geht.

Mehr denn je sehne ich mich nach dem Wiedersehen
mit Dir, mein Mädel. Aber mit Urlaub siehts
schlecht aus. In der ganzen letzten Zeit kamen
in der Woche statt wie bisher 5 Karten nur

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noch 3 und 2 Karten, außerdem fahre ich jetzt in
der Reihe der Uffze. als einer der Letzten, an
August glaube ich schon nicht mehr. Es wird
viel eher Ende September werden, ich bitte
Dich daher, Erika, Deinen Urlaub doch später
einzugeben. Wenn ich daran denke, könnte
ich mich furchtbar ärgern, aber die Hauptsache
ist doch, wenn wir überhaupt zusammenkommen,
nicht wahr, Liebst ? Wenn Du bei mir
bist, mein Liebchen, und Deine lieben
Augen strahlen, dann scheint für mich immer
die Sonne. Und wenn es mit Urlaub sogar
Oktober werden sollte, dann ist doch die
Aussicht um so größer, daß Du ebenfalls in
dieser Zeit erhältst, nicht wahr ? Denn Du
kannst doch eher später wie so bald schon,
glaube ich. Und dann hats auch den Vorteil,
daß es im Herbst, im Oktober, schon richtig
Obst gibt, Du sollst mal sehen, Liebste, was
in Süddeutschland alles wächst. Also, Kopf
hoch, meine geliebte Erika, Du und ich werden
den Urlaub gemeinsam verbringen, und damit
wird es herrlich werden.

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Bist Du nicht auch der Ansicht, daß das
die Hauptsache ist. In Stuttgart, vielleicht schon
in Berlin, werden wir dann Verlobung
feiern, "werde ich mein Mädel an eine
kleine, goldene, unzerreißbare Kette" legen,
die für das ganze Leben halten soll. Ich
freue mich ja so darauf, mein Mädel "Braut"
nennen zu dürfen. Du Dich auch ?
Und das nächste Frühjahr wird dann ziemlich sicher
unsere Hochzeit sehen (sein), wirst Du mein
geliebtes kleines Fräulein sein. Ich glaube
ganz bestimmt, daß alles so klappen wird.

Meine Geliebte, ich muß schließen.
Morgen ist um 4 Uhr Tagwacht, ich muß
also schnell rin in die Falle.

Mein letzter Gedanke gilt Dir, Erika.
Ganz warm und zärtlich halte ich Dich
im Arm, und küsse Dich zur Guten Nacht
mit der innigen Liebe, die ich für Dich, Du Gute,
Du Reine, fühle. Dieser letzte Gedanke an

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Dich macht mich stets glücklich, weiß
ich doch, daß einmal alles wirklich und
wahr sein wird.

In treuer Liebe bin ich mit den
innigsten, zärtlichen Küssen
Dein Siegfried.

 

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