im Felde, 09. Mai 1943

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Mein liebes Mädel !

gestern Nacht ging unser Stellungswechsel nun
glücklich von statten, 28 km waren zu marschieren.
Morgens langten wir hier an, bis wir die Fahrzeuge
alle in Stellung hatten, war es Abend, denn alle
100 m sackte einer ab. Hier gibt es nämlich nichts
anderes als Moor und Wasser, ein Verlassen der
... ist unmöglich.

Aber wir hatten Glück, trafen hier einen sehr
hübschen Bunker an, und so sitze ich hier gemütlich
und mache Sonntag. Außerdem ist für mich
heuteja noch ein besonderer Tag, errätst Du es ?

So will ich nicht versäumen, meinem lieben
Mädel zu schreiben. Einen süßen Gruß sende
ich heute auch an Dich ab, wir haben heute
etwas Schokolade erhalten, und ich hoffe nun,
daß es gut in Grodno ankommt.
Von Dir habe ich jetzt schon 8 Tage keine Post mehr
erhalten, ich warte ja schon sehr darauf. Du
hast mir noch gar nichts geschrieben, wie und
ob Du in Grodno besucht werden kannst, ob
Du Anspruch auf Urlaub hast, und wieviel Tage,
und alle die Fragen, die uns so brennend
interessieren. Du wirst es ja selbst für sehr wichtig
ansehen, daß wir einmal für längere Zeit
zusammen sind, und daß Du mit nach Stuttgart kommst.

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Trotzdem, Erika, Du weißt, daß ich trotz dem so kurzen
Beisammensein so wenig Zweifel an Dir habe, daß ich
bereit bin, auch ohne dieses Zusammensein zu heiraten,
auch wenn es nicht üblich ist, nach 3 Abenden sich
fürs Leben zu verbinden. Bist Du ebenfalls bereit ?
Manchmal meine ich, es gibt keinen anderen Weg,
ganz sicher mit Dir zusammenzukommen, und
wenn es tatsächlich im nächsten Urlaub nicht
klappen sollte, müßten wir im übernächsten uns
eben zusammentun. Denn länger will
ich nicht warten. Das wäre also ungefähr im
Sommer oder Herbst 1944, wo Du den Namen
Schmid tragen würdest. Freust Du Dich ??
Ich glaube, ich habe es Dir schon erzählt, am liebsten
würde ich eine ganz stille und ruhige
Hochzeitsfeier machen, am liebsten ohne jeden
Anhang von Verwandten. Weißt Du, wie ich es
mir vorstelle: Wir 2 verreisen miteinander irgendwo
hin, wo es schön ist, lassen das Aufgebot
bestellen und heiraten dort, nur mit 2 Trau-
zeugen. Eine Nachfeier können wir dann
immer noch in Deinem und in meinem Elternhaus
machen. Wenn wir dann doch keine Wohnung
haben, bleiben wir irgend in einem hübschen
Flecken froh, und leben doch in Glück und
Seligkeit, nur hier und da. Darauf freue ich
mich schon heute riesig. ---- Hoffentlich kommt
nun heute Abend Post von meiner Liebsten. Laß es
Dir gut gehen, mein Mädel, und laß Dich herzlich
grüßen und innig küssen
von Deinem Siegfried.
 


Der nächste Brief erscheint am 11. Mai 2013, 20:00 Uhr

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