im Felde, 04. Mai 1943

Ausbilder an der Front - junge Soldaten lernen erst an der Front mit Waffen umzugehen.

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Mein geliebtes Mädchen!

Heute habe ich einen schönen Tag hinter mir.
Die Arbeit ist eingestellt, das Wetter war
prachtvoll, und so war ich den halben Tag
am Wasser. Mit den Kufen (?) zogen wir
ein Schleppnetz durch Wasser, kippten 2 mal
um und fingen ..., es war aber ein
Heidenspaß. Morgen nachts gehts nun los,
aber am Morgen werden wir unser Ziel
erreicht haben. Hier hatte ich es ja allmählich schön.
Die Ausbildung der Batterie hatte begonnen, ich
mußte 6 ausgewählte Leute täglich 2 Stunden
in Artillerieflik (?) ausbilden, 1 Stunde bereitete ich
mich auf meinen Vortrag vor, und die übrigen
21 Stunden hatte ich dienstfrei. Wärst Du hier,
mich besuchen, ich hätte den ganzen Tag für Dich
Zeit ! Was meine Dienststellung anbelangt, konn te
ich mich noch nie beklagen, aber Beförderung 
ist mir nach wie vor verbaut, denn ist eine
Stelle frei, wird nur, der sich auf 12 Jahre
verpflichtet, befördert, laut Vorschrift, und wenn
er so gut wie nichts versteht. Es ist eine
Groteske, man könnte sich grün ärgern,
aber letzten Endes kann es mir ja egal sein.
Dir werde ich auch so lieb sein, und unser

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Brot will ich ja einmal nicht beim Kommiß
verdienen. - Nun erhältst Du jeden Tag
einen Brief, und bist hoffentlich mit Deinem
Freund - oder Zukünftigen - oder Bekannten - oder jungem
Mann - oder Liebsten - oder Bräutigam - oder Verehrer - oder ... em, was bin ich nun eigentlich, oder wie
nennst Du mich, wenn Du von mir sprichst, daß mußt
Du mir mitteilen, ja, Erika ? Aber nicht vergessen !!!
Kommt wahrscheinlich darauf an, mit wem Du
sprichst. Jetzt Du bist für mich meine Liebste,
mein süßes, geliebtes kleines Mädel, zu Hause
das Mädchen, im Bunker (da spricht man nämlich
oft auch von solchen Dingen) mein "Schatzenbutzerle".
Weiß Du was das ist ? Da gilt dann jeden Abend
mein Satz: Hoffentlich bekomme ich vom Schatzenbutzerle
heute Post. Und hat dann das Schatzenbutzerle
tatsächlich geschrieben, ist die Freude übergroß. Jetzt
wird noch der Pudding gegessen, den ich heute
abend konstruiert habe, und da ... ins
Bett. Die nächsten Nächte fallen wahrscheinlich flach.
Dann halte ich Dich in Gedanken ganz fest in
den Armen, und küsse Dich eine Seligkeit
lang auf Deinen Mund. Und mit
den Gedanken an Dich schlummere ich hinüber,
und sehe ich im Traum Dein geliebtes Gesichtchen..
Konnte ich keinen schöneren Traum gehabt haben.
Hast Du auch schon von mir geträumt ? Ja, ich
will viel von Dir wissen. Mein süßes kleines
Mädel, schlafe nur recht, und empfange
von Deinem Dir innig zuge... Liebsten einen herzhaften Kuß,

Dein Siegi.


Der nächste Brief erscheint am 6. Mai 2013, 22:00 Uhr
 

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