Ostpreußenblatt, Folge 33 vom 13.08.1955


Seite 1   Landsleute schenkten Ferienfreude

 

Foto: Aufnahme: Schirner.

 

Mit strahlenden Gesichtern und leuchtenden Augen, erfüllt von den Erlebnissen in vier langen Ferienwochen in Westdeutschland, kehrten 92 ostpreußische Kinder nach Berlin zu ihren Eltern zurück. Ostpreußische Landsleute aus allen Teilen des Bundesgebietes hatten diesen Kindern aus der Insel Berlin Freiplätze an Nord- und Ostsee, an Rhein, Mosel und Donau, in der Heide und in den Alpen zur Verfügung gestellt oder ihnen durch Geldspenden einen Ferienaufenthalt ermöglicht. Mit Jubel wurden die wartenden Eltern vor dem Haus der ostdeutschen Heimat in Berlin von ihren Kindern begrüßt. Wie viel Freude diesen Kindern geschenkt worden ist und was sie erzählen, darüber berichten wir in dieser Folge.

 

  

 

Seite 1   Merkwürdige Begleitmusik. Von unserem Berliner M. Pf.-Korrespondenten

Wie gern wären wir optimistisch! Aber wird der Kreml dem Bundeskanzler plötzlich das anbieten, was er Genf versagte? Wohl kaum. Denn auch in der jüngsten Sowjetnote, die nun die Reise Konrad Adenauers in unmittelbare Nähe rückt, ist wiederum nicht von der Wiedervereinigung die Rede, sondern nur von der Aufnahme diplomatischer, wirtschaftlicher und kultureller Beziehungen zur Bundesrepublik. Und davon, dass beide Seiten voraussetzungslos, ohne Vorbedingungen verhandeln sollten. Dies aber ist in Wirklichkeit schon eine höchst einseitige Vorbedingung Moskaus: der deutsche Gesprächspartner soll auf sein Hauptanliegen verzichten!

Vielleicht wird man als Gastgeschenk einige „Kriegsverbrecher" „vorzeitig entlassen". Aber mehr? Selbst wenn die Wiedervereinigung auf die Tagesordnung käme, blieben die Fragen und Zweifel, welche Wiedervereinigung Moskau meint. Und weshalb wurde von den großen westlichen Drei gerade Frankreich so überraschend schnell eingeladen? Frankreich mit seiner psychologisch verständlichen Furcht vor dem, was man den deutschen Militarismus nennt, ist das schwächste Glied der westlichen Front; wer Interesse daran hat, diese Front aufzubrechen, wird bei Frankreich den Hebel ansetzen ...

Gern wären wir optimistisch. Doch was bleibt, wenn wir die Sensation einer plötzlichen Wendung der sowjetischen Außenpolitik als derzeit unrealistisch ausschalten? Wie schön war der Genfer Silberstreifen einer „verbesserten Atmosphäre"! Man hat ihn gesucht und zur Beruhigung der Welt auch gefunden. Die Zweifler aber brauchen leider nicht nach Anzeichen zu suchen, die ihre Zweifel rechtfertigen. Sie drängen sich von selbst auf!

Auf eines, das sowohl bemerkenswert als auch bedenklich ist, sei hier hingewiesen. Auf die Vorbereitungen der Pankower Zonenregierung zur „Verteidigung der Errungenschaften der DDR". Pankow verstärkt seine Armee, Pankow baut Betriebskampfgruppen auf, und dies immer fieberhafter ausgerechnet seit Beginn des sogenannten politischen Tauwetters, seit dem Österreichvertrag, seit dem Moskauer Besuch in Belgrad. Es wurde gefragt, ob die SED dies alles vielleicht nur auf eigene Faust betreibt und ob Moskau nicht zurückpfeifen würde. Aber Chruschtschew selbst war es, der im Ostberliner Lustgarten erklärte, er sei sicher, dass kein Werktätiger bereit sein würde, die Errungenschaften des SED-Systems preiszugeben.

Blicken wir einmal kurz zurück. Die eigentliche Aufrüstung der Zone begann im Frühjahr 1952, als Moskau überraschend die Aufstellung „nationaler deutscher Streitkräfte" proklamierte. Damals brauchte das Zentralkomitee der SED volle sechs Wochen, ehe es die Sprache wiederfand, ehe Cheftheoretiker Oelsner die „bisherige Plattform" der Parole „Nie wieder Gewehre" als falsch und pazifistisch bezeichnete und Lenins „gerechten Krieg der Arbeiter- und Bauernklasse" für die offizielle Propaganda freigab. Heute steht hinter der Elbe ein politisch wie militärisch unermüdlich gedrilltes Heer samt Marine und Luftwaffe, über hunderttausend Mann stark und ständig wachsend. Die allgemeine Wehrpflicht ist noch nicht verkündet, aber von den Werbemethoden des „freiwilligen Zwanges" können die Jugendlichen ein Lied singen, die sich ihnen, täglich zu Hunderten durch die Flucht in den Westen entziehen.

Als der Warschauer Vertrag die Sowjetzone als einzigen Satellitenstaat von konkreten militärischen Verpflichtungen ausnahm, horchte man auf. Aber es gab keine Atempause. Vielmehr erteilte kurz darauf "die SED ihren Funktionären die Anweisung, „Unklarheiten, falsche und schädliche Auffassungen" auszumerzen. „Die Fragen der Verteidigungsbereitschaft sind ein ständiger untrennbarer Bestandteil der täglichen politischen Führung der Massen durch die Partei", hieß es weiter. „Die besten Kräfte aus den Reihen der Arbeiterklasse und der übrigen Werktätigen sind für den zweijährigen Ehrendienst in der KVP zu gewinnen, daneben ist jetzt eine auf hohem Niveau stehende militärische Ausbildung der Arbeiterklasse in den Kampfgruppen der Partei, eine intensive vormilitärische Ausbildung der breitesten Suchten der Werktätigen, vor allem der Jugend in der .Gesellschaft für Sport und Technik notwendig, um die militärischen Kräfte unserer DDR zu stärken." Bisher gemachte Erfahrungen veranlassten das ZK zu dem Zusatz: „Alle Versuche, dabei die militärische Disziplin abzulehnen oder nicht ernst zu nehmen, müssen in prinzipiellen Auseinandersetzungen bekämpft werden."

Die Betriebskampfgruppen, ursprünglich geschaffen, um eine Wiederholung des 17. Juni von vornherein unmöglich zu machen, sind heute bereits eine Erscheinungsform totaler Mobilmachung. Um sie zu „straff organisierten, gut ausgebildeten kampfkräftigen Einheiten, zu Arbeiterbataillonen" zu entwickeln, hat das Politbüro wöchentlich vier Ausbildungsstunden - Geländedienst, Schießen - und zwar außerhalb der Arbeitszeit, das heißt in der Regel sonntags, als Minimum festgesetzt. Die Kreisparteileitungen suchen die Kommandeure aus, die KVP stellt die Ausbilder und zwar ebenfalls nur Genossen. SED und FdJ stellen auch die Mannschaften, über die Aufnahme fortschrittlicher Parteiloser wird von Fall zu Fall entschieden. Ärztliche Tauglichkeitsuntersuchung ist Vorbedingung, überhaupt ähnelt die Aufforderung, der Betriebskampfgruppe beizutreten, einer regulären Einberufung.

Der Kanzlerbesuch in Moskau rückt näher. Aber die Wehrvorbereitungen der Sowjetzone werden intensiver, die Wehrpropaganda überschlägt sich! Der Rundfunk bringt Hörspiele, Provinzbühnen spielen rasch gezimmerte Theaterstücke, in denen Mütter ihre wehrunwilligen Söhne bekehren und persönlich zum Registrierbüro bringen; Republikflüchtige kehren in diesen Stücken zurück, „erschüttert von den fieberhaften Vorbereitungen Adenauers zum Bruderkrieg, bereit die Heimat, die Arbeiter- und Bauernrepublik zu schützen"; in Kurzgeschichten, Gedichten und Bildreportagen wollen liebende Bräute erst küssen, wenn „er" den Uniformrock angezogen hat. bzw. können nicht küssen, weil sie gerade selbst zu einer Schießübung ausmarschieren. Maurer greifen nicht mehr zur Kelle, Zimmerleute nicht mehr zum Balken, Dachdecker nicht mehr zum Ziegel, sondern: „Das Haus ist bedroht, drum Maurer, Dachdecker, Zimmermann, kühn zum Gewehr gegriffen!" Zu hunderten verfertigen Redaktionen Leserbriefe wie diesen: „Mein ganzes Streben geht dahin, mitzuhelfen, dass unsere Republik stark wird, dass wir uns vor allen Angriffen unserer Feinde schützen. Um zu verhindern, dass die Profitmenschen ihre Finger auch nach unserem Staat ausstrecken, sind meine Söhne der KVP beigetreten. Hochachtungsvoll, Frau S . . .

 

Selten übrigens, dass Männern solche Bekenntnisse und Aufrufe in den Mund gelegt werden! Aus gutem Grund. So manches offene Wort bekommen die KVP-Werber und die für die Aufstellung der Kampfgruppen verantwortlichen Betriebsparteisekretäre aus Männermund zu hören. Auch mit den eigenen Funktionären, die mit gutem Beispiel vorangehen sollen, macht die Partei schlechte Erfahrungen. „Es geht nicht an", schreibt das FdJ-Organ „Junge Welt", „dass ein Jugendfreund sich zwar in einer Versammlung zum Dienst in der KVP bereiterklärt, dann mit Hängen und Würgen zur Registrierstelle geht, um dann, nach einer von den Werbern pflaumenweich geführten Diskussion, den Eintritt in die Armee doch noch abzulehnen!"

„Verteidigt die Errungenschaften der DDR!" Aber es gibt weder Errungenschaften, noch „die" Werktätigen, die sie verteidigen wollten. Es gibt eine knappe Million von aktiven Genossen und Nutznießern des Systems, und auch von diesen ist nur ein Bruchteil bereit, sein Pajok und seine Prämien mit der Waffe zu verteidigen. Das muss, der Vollständigkeit des Bildes halber, gesagt werden. Und doch bleibt in der augenblicklichen weltpolitischen Situation der hysterische Waffenlärm der SED eine höchst merkwürdige Begleitmusik.

  

Seite 2   Der Flüchtlingsstrom aus der Sowjetzone

Schwillt weiter an. Die Zahl der monatlich in Westberlin registrierten Flüchtlinge ist auf über 12 000 gestiegen. In den Monaten Januar, Februar und März kamen durchschnittlich nur 5000 nach Westberlin.

  

 

Seite 3   Schloßberg ist doch viel schöner

 

Kinder aus dem Kreise Pillkallen verleben Ferientage in der Lüneburger Heide. Harburg, ein vorbildlicher Patenkreis

Zwei Wochen voller Sonne und Ferienglück erlebten in zwei Abschnitten in einem Ferienlager in dem Dorf Underloh inmitten der Lüneburger Heide siebzig Kinder aus dem Kreise Schloßberg. Sechsunddreißig von ihnen kehrten am 31. Juli 1955 erholt und braungebrannt zu ihren Eltern zurück, vierunddreißig Kinder tummeln sich zurzeit in der Landschaft in dem Naturschutzgebiet am Wilseder Berg. Die Landsleute aus Schloßberg sollen wissen, dass der Patenkreis Harburg alles tun wird, damit die jungen Schloßberger ihre schöne Heimat nicht vergessen, hatte der Oberkreisdirektor von Harburg zu dem Kreisvertreter von Schloßberg gesagt. Das Ergebnis dieser Unterredung war das große Jugendlager in der Jugendherberge von Underloh, für das der Patenkreis Harburg die Mittel zur Verfügung stellte. Wir verbrachten einen Ferientag mit den Kindern.

Da, zwei Störche! Die fliegen bestimmt nach Ostpreußen! Die 36 Kinder aus Schloßberg, die unter einem Wacholderbusch mitten in der Lüneburger Heide in der Nähe des Heidedörfchens Underloh sitzen und das alte ostpreußische Lied von den fünf wilden Schwänen gesungen haben, sind aufgesprungen. Sie blicken zum Himmel empor, wo hoch über der Heide ein Storchenpaar in weitschwingenden Kreisen nach Osten zieht. Grüßt die Heimat von uns!, ruft der kleine, rothaarige Junge, der das Storchenpaar im Blau des Sommerhimmels entdeckte. Von mir auch, von mir auch!, fallen die anderen Kinder ein.

Sie wissen aus den Erzählungen der Eltern, dass Ostpreußen das Land der Störche war, dass auf dem Dach der Scheune oder des Stalles auf dem väterlichen Hof Wagenräder befestigt waren, auf denen im Frühjahr ein Storchenpaar sein Nest baute. Die meisten der Sechsunddreißig haben kaum noch eine Erinnerung an die Heimat, an Schloßberg oder die Dörfer an der Inster und der Scheschuppe.

Die Kinder, die am Rand der Heide sitzen und ostpreußische Lieder singen, kamen nach dem Heidedörfchen Underloh im Kreise Harburg, weil ihr Heimatkreis in der Undeloher Jugendherberge zwei Ferienlager veranstaltet, die unter der Schirmherrschaft des Patenkreises Harburg stehen.

Schickt alle eure Kinder nach Unterloh in die Ferienlager, sie sollen sich dort vierzehn Tage lang wie zu Hause in Schloßberg fühlen, hatte bei einem Heimatkreistreffen in Winsen der Oberkreisdirektor des Kreises Harburg den Landsleuten aus Schloßberg zugerufen. Siebzig Kinder aus Schloßberger Familien wurden gemeldet. In zwei Lagern, von denen das erste am 31. Juli 1955 beendet war und das zweite in diesen Tagen stattfindet, erleben diese Kinder, dass auch sie zu der großen Gemeinschaft gehören, die ihr Heimatkreis innerhalb unserer Landsmannschaft bildet. Sie kamen aus allen Teilen des Bundesgebietes, aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen, Schwaben, Bayern und aus dem Rheinland. Doch schon nach wenigen Tagen antworten sie auf die Frage: Wo kommst du her? Mit aus Schloßberg oder aus Schirwindt, aus Naßfelde, aus Haselberg, oder aus Schorellen.

 

 Schloßberger Erinnerungen

Ich war vier Jahre alt, als wir aus Schloßberg fortmussten, erzählt der vierzehnjährige Gerhard. Der Vater des Jungen wurde Ende 1944 zum Volkssturm eingezogen und ist aus den Kämpfen um die Heimatstadt nicht zurückgekehrt. Damals war es Winter und sehr kalt. Viel Schnee lag in den Straßen. Einen Tag bevor die Mutter und wir fünf Kinder auf einem Leiterwagen aus der Stadt fuhren, war ich noch auf dem Mühlenberg zum Rodeln gewesen und hatte meinen Schlitten zerbrochen. Ich traute mich gar nicht nach Hause, weil ich Angst vor der Mutter hatte. Mit unserem Leiterwagen kamen wir dann bis Neidenburg. Dort musste meine Mutter ins Krankenhaus. Mein jüngster Bruder wurde geboren.

Aber auch an den letzten Sommer in der Heimat kann Gerhard sich noch erinnern. Wir hatten in Schloßberg auch eine Badeanstalt mit einem großen Wasserhahn, aus dem immer Wasser ins Becken strömte, und mit einer Sprungbrücke. Am Eingang saß eine dicke Frau, die älteren Kinder nannten sie, die Hexe, weil sie immer so viel schimpfte. Schloßberg war so schön, schöner als dort kann es nirgendwo sein. Das sagen auch meine Mutter und meine größeren Brüder.

 Reiner aus Haselberg, der jetzt dreizehn Jahre alt wird, erinnert sich noch an das Haus der Eltern. Mein Vater hatte einen Bierverlag. Vor unserer Haustür standen zwei große Bierfässer auf Pfählen.

 Das Haus der Großeltern entdecke die dreizehnjährige Ingrid aus Schloßberg auf einem der Bilder, die Landsmann Schmidt von Schloßberg in einem Vortrag zeigte.

 Das ist ja unser Haus, rief auch Klaus-Dieter, dreizehn Jahre, ganz laut. Der junge wusste noch die Hausnummer, Am Markt 14. Er ließ sich den beiden Schloßberger Lehrkräften, die die Kinder in Underloh betreuen, sagen, dass man diesen Teil des Marktes den, Bullenwinkel, nannte.

 Still und in sich gekehrt steht die zwölfjährige Brigitte neben den lebhaften Kindern, die alle von ihren Schloßberger Erinnerungen erzählen wollen. Mit ihren dicken, rotblonden Zöpfen und den wasserhellen Augen sieht sie genau so aus, wie man sich ein Marjellchen immer vorstellt. Ich weiß rein garnuscht mehr von Schloßberg, sagte sie traurig. Dafür aber spricht sie unverfälschtes Schloßberger Platt. Wenn sie vor ihren Kameradinnen und Kameraden steht und das plattdeutsche Gedicht vom, Suren Kumst“ aufsagt, wollen sich Kinder und Lehrkräfte vor Lachen ausschütten. Meine Oma und mein Opa sprechen immer Platt, und wir Kinder können es auch antwortete sie auf unsere Frage.

 

 Alle Gespräche beginnen in Ostpreußen

Brigitte und Gerhard, Hans und Klaus sind die Schauspieler in dem Theaterstück vom, Kälberbrüten, das mitten in der Heide mit Dialogen in Schloßberger Platt zur Freude der Kinder und der Gäste von Landsmannschaft und Patenkreis gespielt wird. Durch Brigitte haben alle Kinder des Lagers die heimatliche Mundart kennengelernt und sprechen sie auch zum größten Teil. So lernen sie im Spiel als Besonderheit kennen, was in der Heimat selbstverständlich war.

Jeden Morgen zieht die Kinderschar aus und macht weite Sparziergänge durch die Heide, vorüber an Wacholdersträuchern, Krüppelkiefern und Heidekraut, das den ersten rosavioletten Schimmer der Blüte zeigt. Dabei ist des Fragens kein Ende. Die beiden Betreuer sind ununterbrochen damit beschäftigt, ihren Schützlingen zu erklären, warum die Häuser im Schloßberger Kreis anders gebaut waren als die Gebäude der Heidebauern, warum der Boden im Osten Deutschlands von anderer Beschaffenheit ist, als das karge Land in der Lüneburger Heide, und weshalb es in Ostpreußen keine Heidschnucken gab, dafür aber schwarzweiße Kühe auf fetten, grünen Weiden.

Ostpreußen und der Kreis Schloßberg sind die Themen, um die sich die Gespräche der Kinder im Lager drehen. Alle sind sich dessen bewusst, dass sie von der Heimat her eigentlich Nachbarn sind, auch wenn der eine heute bei München und der andere in der Gegend von Husum und Schleswig-Holstein lebt.

 Die Kinder hatten schon am ersten Tage enge Fühlung miteinander. Sie erzählten von Ostpreußen und fragten sich gegenseitig nach den Heimatorten im Kreise Schloßberg, berichtet Lehrer Turner. Wir haben nichts dazu tun müssen, dass eine ostpreußische Atmosphäre im Lager aufkam. Es waren die Kinder, die uns in den ersten Tagen immer wieder darum baten, von Schloßberg und von Ostpreußen zu erzählen. So ist es dann ganz von selbst gekommen, dass wir nach dem Mittagessen immer zwei Stunden beisammensitzen und uns über die Heimat unterhalten.

Im Tagesraum der Jugendherberge hängt an der Wand, auf einen großen Bogen braunes Packpapier gezeichnet, eine Karte des Kreises Schloßberg mit allen Dörfern, Wäldern, Flüssen und Seen. Die Kinder fertigten sie schon am zweiten Tage an und trugen aus ihrer eigenen spärlichen Erinnerung an die Heimat, meist aber aus dem, was sie von ihren Eltern über den Heimatkreis gehört hatten, alle Einzelheiten zusammen. Diese Karte ist der Ausgangspunkt der Nachmittagsgespräche über die Heimat. Gespannt lauschen die Kinder den Erzählungen ihrer Betreuer.

 

 Eine Fahrt in die Heimat

Immer wieder fragen die Jungen, deren Väter einst Bauernhöfe besaßen und die heute zum größten Teil als ungelernte Arbeiter in den Städten leben müssen, nach Einzelheiten aus dem bäuerlichen Leben, wie es sich auf den Höfen im Kreise Schloßberg abspielte. Jetzt erst können sie sich richtig vorstellen, wie es war, wenn der Vater im Morgengrauen mit den Instleuten auf die Felder zog, um die Heuernte einzubringen, das Getreide zu mähen und die Hocken aufzustellen, und schließlich die hochbeladenen, schwankenden Erntewagen einzufahren. Jetzt wissen sie endlich ganz genau, dass im Kreise Schloßberg auf vielen mittleren und größeren Bauernwirtschaften Pferde gezogen wurden, die über die Grenzen der heimatlichen Provinz hinaus bekannt waren.

 Zwei Fotos. Mitten in der Heide zwischen Wacholderbüschen und Kusseln tummeln sich die Jungen und Mädchen aus dem Kreise Schloßberg. An dem lustigen Raufen beteiligt sich auch der Betreuer des Ferienlagers in Underloh. (Links im Bild.) Rechts: Dürftig steht der Roggen auf dem kargen Heideboden, Krüppelkiefern recken ihre dürren Äste. Für die Kinder, die am Wegrand sitzen, der Schloßberger Kreisvertreter in ihrer Mitte, und heimatliche  Lieder singen, entsteht aus den Liedversen das Bild der Landschaft Ostpreußens.

 Die Mädchen fragen, wie es denn an den lauen Sommerabenden in den Dörfern der Heimat zuging, wenn sich das junge Volk auf dem Dorfanger versammelte, wo die jungen Leute sangen, zum Klang der Ziehharmonika tanzten, und nach des Tages Arbeit lustige Spiele veranstalteten. Sie fragen und fragen, und für die beiden Betreuer ist es nicht immer leicht, die vielen Fragen der Zwölf- bis Vierzehnjährigen zu beantworten.

Aber nicht nur vom Kreise Schloßberg wird an den Nachmittagen gesprochen. Die Kinder wollen auch wissen, wie es in anderen Teilen Ostpreußens ausgesehen hat. Sie stellen sich vor, dass sie mit dem Zug durchs Land fahren und die Städte und Dörfer, die Wälder, Flüsse nd Seen der Heimat kennenlernen. In Königsberg machen sie einen Besuch im Schloß, staunen über die siebenhundertjährige Geschichte der Stadt, sehen Ritter in weißen Mänteln mit dem schwarzen Kreuz durch das große Tor in den Schlosshof einreiten, erleben den Prunk der Herzogszeit und das vielfältige Auf und Ab in der Geschichte Preußens. Sie hören von Kant, Hamann und Herder und machen einen Besuch bei der Dichterin der Heimat, Agnes Miegel, Allenstein, Braunsberg, Gumbinnen, Insterburg, Masuren, das Oberland, Natangen und die Marienburg, das Kurische und Frische Haff und die Badeorte an der Ostsee sind ihnen nicht länger unbekannt.

 

 Dank an den Patenkreis

Ein Lager für Kinder aus unserem Heimatkreis hatten wir schon im vergangenen Jahr in Underloh. Dass wir aber in diesem Jahr sogar zwei Lager für insgesamt siebzig Kinder durchführen können, verdanken wir nur unserem Patenkreis Harburg, sagt Dr. Wallat, der Kreisvertreter von Schloßberg. Unser Patenkreis hat uns großzügig die Mittel für die beiden Jugendlager zur Verfügung gestellt. Wenn es nach dem Oberkreisdirektor von Harburg gegangen wäre, dann wären dazu doppelt so viel Kinder eingeladen worden.

 Oberinspektor Warneck vom Kreis Harburg meint: Wir sehen unsere Aufgabe als Patenkreis für Schloßberg vor allem darin, der Schloßberger Jugend einen lebendigen Zusammenhalt mit der Heimat zu vermitteln. Das geschieht am besten in solchen Lagern, wo schon die Art des Zusammenlebens ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Kinder sehr schnell aufkommen lässt. Als Patenkreis sind wir der Ansicht, dass es unsere Pflicht ist, alles zu tun, um den Kindern für die wir ja auch die Patenschaft übernahmen, ins bewusst sein zu rufen, dass sie Ostpreußen und Schloßberger sind. Als westdeutscher Kreis zeigen wir so am besten und am eindringlichsten, dass wir Ostpreußen stets als deutsches Land betrachten und dass für uns die Grenze Deutschlands im Osten immer noch dort liegt, wo Dörfer mit deutschen Namen und Städten mit rein deutscher Prägung davon künden, dass hier uralter Siedlungsboden unseres Volkes ist, genau wie der Kreis Harburg oder andere Kreise in der Bundesrepublik.

Wir möchten so gern nach Schloßberg zurück, sagen sie Kinder. Sie wissen, dass es in Deutschland sicherlich lieblichere und reizvollere Landschaften gibt, als das flache Bauernland ihres Heimatkreises. Aber für sie ist das Heimatland das schönste Fleckchen Erde, das es gibt.

  

 

Seite 7   Neidenburg

Unser Kreis ältester, Sparkassendirektor i. R. Ernst Kopetsch, jetzt wohnhaft in Coesfeld, Osterwiker Straße 11, feierte am Sonntag, dem 7. August 1955, seinen 80. Geburtstag. Landsmann Kopetsch, der sich um den Kreis Neidenburg durch den Aufbau der Kreissparkasse sehr verdient gemacht hat, beging diesen Tag in Rüstigkeit und guter Gesundheit. Wir wünschen dem Jubilar, der sich ständig für seine geliebte Heimat einsetzt, einen geruhsamen Lebensabend und grüßen ihn im Namen aller Landsleute auf das herzlichste. Wagner, Kreisvertreter. Bürgermeister von Neidenburg z. Wv.

 

 

Seite 7   Verschiedenes

Wer kann mir bestätigen, dass mein Mann, Gustav Nispel, vom 01.05.1920 bis 31.03.1922 als Oberwachtmeister bei der Schutzpolizei in Gumbinnen war? Hundertschaftsf. war Hauptmann von Jecerowski. Kameraden waren Hauptwachtmeister Nitschmann, Oberwachtmeister Gerull, Wachtmeister Ossek und Kurt Samland. Wir wohnten Brauereistraße 21. Um Nachrichten bittet Frau Frieda Nispel, Braunschweig-Lehndorf, Fremersdorfer Straße 3

  

 

Seite 8   Gesund und braungebrannt zurück! Die Ferienkinder kamen aus Westdeutschland – Freudiger Empfang in Berlin. Von unserem Berliner rn.-Mitarbeiter

Foto: Aufnahme: Schirner. Sie haben sich gut erholt, diese fünf ostpreußischen Mädchen, die jetzt in der großen Gruppe von 92 Kindern aus Westdeutschland nach Berlin zurückkehrten. Vier Wochen lang konnten sie schöne Ferien verleben-, natürlich wären sie, wie alle anderen Kinder, gern noch viel länger geblieben. Aber die Ferien waren zu Ende, und die Geschenke, die ihnen die Ferieneltern in ihre Koffer packten und die Freude auf die Eltern und Geschwister in Berlin machten den Abschied etwas leichter.

 

Vier frohe Ferienwochen in der Bundesrepublik konnten 102 ostpreußische Kinder aus Berlin verleben. Viele Landsleute in Westdeutschland waren dem Aufruf unserer Landsmannschaft im Ostpreußenblatt gefolgt und hatten Ferienfreiplätze zur Verfügung gestellt und Geldbeträge gespendet. Die beiden ersten Transporte mit insgesamt 92 Kindern sind am 1. August wieder nach Berlin zurückgekehrt. Ein weiterer Transport wurde am 10. August auf die Reise geschickt.

 

Mit erwartungsvollen Gesichtern stehen ostpreußische Eltern vor dem Haus der ostdeutschen Heimat in Berlin. Sie warten auf ihre Kinder, die jetzt schon mit dem blauen „Straßenexpress", einem großen Reiseomnibus, durch die Berliner Straßen fahren. „Was wird unser Junge berichten? Wird er sich gut erholt haben? Wird es ihm nach all dem Neuen, das er in den vier Wochen Ferien erlebte, auch zu Hause gefallen?" - Das sind die Fragen, die von den Mienen der wartenden Eltern abzulesen sind.

Der große Reisebus biegt in die Straße ein. Er hält, die Türen öffnen sich. „Mutti, Mutti, hier! Vater, hier bin ich!" Es kann gar nicht schnell genug gehen. Mit lautem Jubel stürmen, Hans und Siegfried, Lothar, Ursula und Elfriede aus den Türen des Straßenexpress, stürzen auf ihre Eltern zu, sprudeln über vor Freude. Sie sind wieder in Berlin, bei den Eltern. Vier Wochen Ferienerlebnisse liegen hinter ihnen.

In Hannover sammelten sich die ostpreußischen Kinder aus Berlin - sie sind sechs bis fünfzehn Jahre alt -, die von der Waterkant und aus den Bergen, vom Rhein, aus dem Schwarzwald, aus Niedersachsen, Westfalen, Hessen und Bayern kamen, zur Rückfahrt durch die sowjetisch besetzte Zone. Sie wurden von einer Beauftragten unserer Landsmannschaft aus Hamburg in Empfang genommen und während der zwölf Stunden, die die zuerst angekommenen in Hannover warten mussten, betreut. Im Heim der Bahnhofsmission, auf dem Hauptbahnhof von Hannover, hub ein großes Erzählen an. Erfahrungen wurden ausgetauscht und Ferienerlebnisse erzählt. Alle Müdigkeit der Reise war wie fortgeblasen.

 

Sie sollen wiederkommen

Ja, und jetzt waren sie wieder in Berlin. Am liebsten hätten sie Vater und Mutter schon in den ersten fünf Minuten einen vollständigen Bericht über alle Erlebnisse der vier Ferienwochen gegeben. „Es war ja so schön", das sagten sie alle. Gern wären sie noch länger bei ihren Ferieneltern geblieben und auch die Ferieneltern wollten ihre kleinen Gäste noch nicht fortlassen. Mit der Schule hätte sich eine Verlängerung des Ferienaufenthaltes vereinbaren lassen, denn die großen Ferien sind in Berlin erst am 11. August zu Ende, aus reisetechnischen Gründen war aber eine solche Verlängerung nicht möglich. Berlin ist nun einmal bei seiner Insellage durch viele Hindernisse von der freien Welt getrennt. Aber im nächsten Jahr sollen sie alle wiederkommen. Das in Berlin auszurichten, war den Kindern von den Landsleuten in Westdeutschland, die die Freiplätze zur Verfügung gestellt hatten, ausdrücklich aufgetragen worden.

Die meisten der Kinder hatten zum ersten Mal in ihrem Leben eine Ferienreise in die weite Welt gemacht. Was gab es da alles schon auf der Hinfahrt, im Bus und in den D-Zügen in Westdeutschland, zu sehen! Und dann erst die Entdeckungen, die man bei den Ferieneltern machte.

Ein großer, blonder Junge erzählt mit leuchtenden Augen vom Landleben in Schleswig-Holstein. Er hat bei der Ernte geholfen, er hat die Pferde auf die Weide bringen dürfen und selbstverständlich auch reiten gelernt. „Das hat aber Spaß gemacht", sagt er begeistert.

Gudrun, pausbäckig und weißblond, behauptet, zehn Pfund zugenommen zu haben. „Nur gute Butter habe ich gegessen. Sieben Teller Kohl und zwanzig Schnitten am Tag, das hat aber geschmeckt. Und dann die viele Milch, die es zu trinken gab!" Sie war irgendwo in der Eifel.

Siegfried, fünfzehn Jahre alt, war bei einem Weingutsbesitzer in der Kreuznacher Gegend einquartiert. „In der Heimat war er Getreidebauer in Gumbinnen. Jetzt ist er Winzer geworden und erntet Wein von mehreren .Wingerts' und hat nebenbei noch etwas Landwirtschaft. Der Junge beherrscht die Fachausdrücke der Weinbauer, als hätte er schon Jahre unter ihnen gelebt. Der Koffer, den er seiner freudestrahlenden Mutter übergibt, wiegt schwer. Sein Ferienvater hat nicht vergessen, ihm für die Eltern in Berlin ein paar Flaschen von seinem Wein einzupacken.

Fast alle Kinder bringen für Eltern und Geschwister Geschenke mit: eine Bluse und ein Röckchen für die kleine Schwester, ein paar Schuhe für das Brüderchen, Zigarren für den Vater, Lebensmittel für die Mutter. Die Ferieneltern haben die in Berlin Gebliebenen reichlich bedacht.

Die vier Wochen Erholung fern von Berlin haben den Kindern gut getan. Erholt und braungebrannt kehren sie zurück. Das sehen die Eltern auf den ersten Blick, und dafür sind sie den Landsleuten im Westen dankbar.

 

Ferienfreude an der Nordsee

In den späten Abendstunden - es ging schon auf Mitternacht zu - traf der Bus mit den fünfzig Kindern ein, die ihre Ferientage auf der Nordseeinsel Föhr verlebt hatten. Die Begrüßung war genau so stürmisch wie am Nachmittag, und die Freude der Eltern über das prächtige Aussehen ihrer Kinder war ebenso groß. Das überwältigende Erlebnis, dieser fünfzig kleinen Ostpreußen aus Berlin war die Nordsee. Zum ersten Mal sahen sie das weite Meer, das Wunder von Ebbe und Flut, vergaßen die Enge der Großstadt und durften sich in Gottes freier Natur tummeln, nicht länger behindert von Grenzen und Stacheldrahtverhauen.

Dass den Kindern diese vier Wochen an der Nordsee gut getan hatten, sah man selbst in der fahlen, unsicheren Straßenbeleuchtung auf dem Kaiserdamm. Auch sie berichteten in begeisterten Worten von all dem Schönen, was sie erleben durften, von den Wattwanderungen, dem Baden im salzigen Seewasser, den Halligen, den Dampferfahrten und der herben Seeluft. Sie rühmten das schmackhafte Essen und die Unterbringung im Jugendheim „Klaus Störtebeker" in Wyk. Großen Eindruck haben ihnen die Aufnahmen von ihrem lustigen Ferienleben im Ostpreußenblatt gemacht. Und die Eltern müssen viele „Habt ihr mich erkannt?" lächelnd bejahen. Manch einer ist besonders stolz darauf, dass er schwimmen gelernt hat.

Auch diese Kinder haben sich prächtig erholt. Immer wieder staunen die Eltern: „Du bist ja gewachsen!" oder „Du hast aber schön zugenommen!" Wenn die Ferieneltern oder die Spender der Geldbeträge, durch die dieses Ferienglück möglich wurde, die begeisterten Erzählungen der Kinder gehört, wenn sie ihre leuchtenden Augen, die strahlenden, braungebrannten Gesichter und die Freude der Eltern beobachtet hätten, dann hätten sie gesehen, wie viel Glück sie geschaffen haben. Und wenn das Ostpreußenblatt im nächsten Jahr zu einer neuen Freiplatzspende aufrufen wird, dann werden sich - davon sind wir Ostpreußen aus Berlin überzeugt - noch mehr Landsleute bereit finden, um dieses segensreiche Werk zu unterstützen. Sie machen damit nicht nur den Kindern eine Freude, sondern auch den Eltern, die oft hart um ihre Existenz ringen müssen.

Allen, die in diesem Jahr zum Gelingen dieser Ferienaktion beigetragen haben, gilt der Dank der Landsleute aus Berlin. Die Verbundenheit, der Ostpreußen, wo immer sie auch leben, hat eine neue Probe bestanden.

  

 

Seite 8   Heimatliche Notizen. Eine mutige Allenburger Pfarrfrau.

Die nach 1405 erbaute Pfarrkirche in Allenburg wurde im Ersten Weltkrieg schwer beschädigt. Ihr stattlicher Westturm musste gesprengt werden, weil er nicht mehr zu retten war. - Der beherzten Gattin des Pfarrers Schmidt verdankten die Einwohner der Stadt im Jahre 1807 die Einstellung der harten Drangsalierungen durch die Soldaten Napoleons. Der Mädchenname der Pfarrfrau lautete de Poulet;  ihre Familie war aus Frankreich nach Ostpreußen eingewandert. Bei der Plünderung Allenburgs zwangen sie rohe Patrone, ihr Oberkleid abzustreifen, da die beutegierigen Burschen vermuteten, dass Geld darin eingenäht sei. Im Buche von Pfarrer Richard Geelhaar (Schmauch, Kreis Pr.-Holland) „Das ostpreußische evangelische Pfarrhaus in Kriegsnöten" wird berichtet:

„Zu dem eigenen Unglück kamen der Pfarrfamilie schreckliche Nachrichten über die Misshandlung der Allenburger zu Ohren. Da wurde plötzlich erzählt, dass der Marschall Ney in der Stadt wäre und auf dem Markte hielte. Die Pastorin bat ihren Mann, sie vor den Marschall zu führen. Sie ging in ihrer derangierten Toilette, stellte sich dem Marschall als Landsmännin vor und bat in der gemeinschaftlichen Sprache um eine Sauve-garde (Schutzwache) für die geplünderte Stadt und schilderte die Gräuel, die die Franzosen verübt hatten. Der Marschall wies sie ab. Jetzt begann der Pfarrer auch eine Fürbitte seinerseits, aber seine Frau fiel ihm in die Rede: „Verschwende kein Wort mehr an diesen Blutmenschen!" Da sagte der Marschall (der als geborener Saarländer die deutsche Sprache beherrschte und daher die Worte der entrüsteten Frau verstand): „Nun denn, Herr Pastor, die Sauve-garde sei bewilligt, für die kostbare Toilette Ihrer Frau Gemahlin …"

Trotz dieses ironischen Ausspruchs hielt der Marschall Wort, und Allenburg war gerettet. Auf dem Wege nach Wehlau erbrachen napoleonische Soldaten in Dettmitten die eiserne Tür zu dem dortigen Grabgewölbe und sprengten Steinsärge, die sie nach Kostbarkeiten durchsuchten. In Plauen verteilten sie ihren Raub.

In Allenburg starben 218 Menschen und 287 aus den umliegenden Ortschaften in dem Unglücksjahr 1807. Die Namen von zwanzig Gefallenen aus den Freiheitskriegen waren auf einer Ehrentafel in der Kirche verzeichnet. Jeder Vierte war im Kriege geblieben, denn nur 68 Allenburger kehrten aus den Feldzügen gegen Napoleon heim.

  

 

Seite 8   Durch das Hohe Tor

1898 konnten die Allensteiner durch das Hohe Tor spazieren, ohne einem anrollenden Fuhrwerk ausweichen zu müssen. Wenn der Verkehr auch noch nicht so lebhaft war wie heute, wo das Auto die Herrschaft über die Straße beansprucht, so war das Ausbiegen vor Pferdegespannen doch lästig. Daher wurde in jenem Jahre der seitliche Durchbruch für Fußgänger vollzogen. Das Hohe Tor stammt aus dem 14. Jahrhundert. Spitzbogenblenden und auf der Stadtseite angebrachte Rautenmuster gliederten und schmückten den Backsteinbau. Der seitliche Treppenturm mit dem Giebel wurde an den alten Torbau vor etwa hundert Jahren gefügt, als dieser, Gefängnis wurde.

 

Seite 8   Dr. phil. Hans Olschewski,  aus Guibensee, Kreis Goldap, wurde als Lektor der deutschen Sprache und für Vorlesungen über deutsche Literatur an die Universität Laibach, Jugoslawien, berufen.

 
 

 

Seite 12   Ein Ostpreuße schreibt aus Südafrika

Man muss wohl schon die Sechzig überschritten haben, um sich des kleinen Herrn im grauen Zylinder zu entsinnen, der überall dabei war, wo das Pferd eine Rolle spielte, sei es bei den Füllenschauen, den Hengstvorführungen, den Trakehner-Auktionen oder den Pferderennen, des Herrn Raehs-Schaaren, Kreis Pillkallen. Er war ein anerkannter Kenner und Züchter des edlen Pferdes, besaß ein schönes Gut und hatte eine große Familie (fünf Söhne und zwei Töchter). Seine Nachkommen sind teils tot und die noch Lebenden in alle Winde zerstreut. Ein Enkel des alten Herrn schreibt uns nun aus Südafrika:

Als 14jähriger Junge mit meinen Eltern aus der Heimat vertrieben, erlernte ich zunächst in Oldenburg die Landwirtschaft. Als meine Eltern nach Württemberg übergesiedelt waren und sich mir keine Aussicht bot, in meinen Beruf vorwärts zu kommen, erlernte ich das Tischlerhandwerk, aber immer zog es mich zurück zu Pferd und Pflug. So entschloss ich mich im Mai 1952, nach Südafrika auszuwandern. Der Weg von Düsseldorf nach Johannisburg wurde in 24 Stunden mit dem Flugzeug zurückgelegt. Mein neuer Chef holte mich auf seine Farm bei Dullstroom ab, und ich arbeitet nun ein Jahr für die Reisekosten. Die Arbeit fiel mir nicht schwer, und auch die Sprache erlernte ich schnell. Mein Chef war ein richtiger Schafbauer. Von dem Ackerland wurden nur 25 ha mit Mais und Bohnen, der größte Teil mit Roggen und Hafer bestellt, die bei einer Länge von etwa 12 cm von den 1500 Schafen beweidet wurden. Sie dürfen täglich zwei Stunden dort fressen und werden dann auf die eigentliche Weide getrieben, die im Winter nicht viel hergibt. Wir haben höchstens Nachtfröste, aber keinen Regen im Winter. Schafställe sind daher auch überflüssig. Die Tiere werden, schon des wertvollen Düngers wegen, nachts in einem Kraal gehalten. Erst im Frühling (Oktober) ist Regen zu erwarten, der in Auffangteichen gesammelt wird und während des Sommers der Bewässerung dient.

Klimatisch unterscheidet man Hochveld, wo ich ein Jahr verblieb, und Mittelveld, das mildere Temperaturen besitzt und nicht mehr die dichten, feuchten und kalten Nebel im Sommer hat. Noch günstiger sind das Bosveld, wo schon Apfelsinen gedeihen, und das Laveld mit seiner ganzen Zitruskultur.

Seit 1. Juni 1954 bin ich auf einer 4000 ha großen Farm in der Nähe von Lydenburg (Transvaal), etwa 250 km von Johannisburg. Der Betrieb ist recht vielseitig. Die Landwirtschaft hat ein Deutscher seit 20 Jahren unter sich. In der Hauptsache wird Mais und Hafer für die 80 Friesen-Milchkühe angebaut. Die Milch geht mit der Eisenbahn nach dem 200 km entfernten Pretoria. Ein Teil der Farm ist den Schafen vorbehalten, und dann spielt der Wald eine große Rolle. Es handelt sich um richtige Aufforstung mit Kiefern und einer Art Eukalyptusbäumen. Die letzteren gehen als Grubenholz in die Asbestgruben. Die Kiefern werden im eigenen Sägewerk zu Bauhölzern, Obstkisten u. a. verarbeitet.

 Als Arbeitskräfte haben wir Kaffern, Naturmenschen mit einem recht kindlichen Gemüt, und wenig Lust zur Arbeit. Ihre Unzuverlässigkeit erfordert ständige Aufsicht. Dafür sind sie aber wenig anspruchsvoll und zufrieden, wenn sie in jeder Woche ihr selbstgebrautes Bier haben, das sehr nahrhaft und wohlschmeckend sein soll.

Soweit Kurt Raehs. Er ist der dritte Ostpreuße, von dem wir aus Südafrika hören. Die beiden anderen Landsleute stammen aus Mühlhausen und Steegen (Kreis Pr.-Holland). Wir wünschen ihnen in ihrem neuen Wirkungskreis alles Gute und viel Erfolg.

 

 

Seite 13   Pr.-Holland

Gesucht werden: Aus Mühlhausen.

Ruth Bez, geb. Schlinke, etwa 30 Jahre alt, Kohlenhandlung Damm, (die Eltern wohnten in Caymen)

Otto Pritzlaff, Postschaffner

Fräulein Charlotte Roseck, evtl. auch Bahr genannt

 

 

Aus Pr.-Holland:

Günther Zernuhl, geb. 19.09.1934

Friedrich Tietz, Markt

Anton Kranich, Neustadt 18

Anna und Ingeborg Zibrowius, Poststraße 18 (beim Postamt tätig)

Frau Engling bzw. Familienangehörige, aus Herrndorf

Günther Gehre, Günthershof

 Wer kann über Mühlenbesitzer Heinrich Colmsee, Königsblumenau, geb. 09.01.1888 in Königshagen, Kreis Elbing, Auskunft geben? Als Wehrmachtsangehöriger diente er von 1908 bis 1925 und zwar von 1908 bis 1911 als Freiwilliger beim Regiment der Königsjäger zu Pferde in Posen. Nach dreijähriger Dienstzeit kam er zur Unteroffizierreit- bzw. –vorschule Hannover. Anschließend kehrt Colmsee zu seinem Regiment nach Posen zurück und nahm am Ersten Weltkrieg ab 31.07.1914 in Frankreich teil. Nach der Rückkehr aus dem Felde diente er bis zum Juni 1925 beim Reiterregiment 10 in Züllischau, aus dem er nach etwa 17jähriger Dienstzeit als Leutnant entlassen wurde. Wer weiß etwas über seine Volkssturmzugehörigkeit seit 1944 beim Volkssturm in Königsblumenau.

 Folgende Landsleute wollen ihre jetzige Anschrift mitteilen:

Lehrer Fritz Hahn, zuletzt wohnhaft in Lübeck, Hafenstraße 206

Erwin Quandt, Mühlhausen

Kohlschmidt, Juden

Frau Irma Kluth, Talpitten

Karl Neuber, Jonikam

 

 

Seite 13   Suchanzeigen

 

Kindersteckbrief mit Foto

 

Name: Kuhnke

 

Vorname: Margit

Geboren: 07.03.1944

In: Georgenwalde, Ostpreußen

Gesucht wird die Mutter. Elisabeth Kuhnke, geb. Rückwardt, geb. 19.01.1916 in Mehlsack, Ostpreußen. Letzter Wohnort: Osterode, Ostpreußen, Mackensenstraße 4. Nachricht erb. unter Nr. 55 986 Das Ostpreußenblatt

 

 

Kindersteckbrief mit Foto

 

Name: Stubbe

 

Vorname: Peter Günther Helmut

Geb.: 13.03.1942 in Königsberg, Ostpreußen, Universitäts-Frauenklinik

Augen: blaugrau

Haar: blond

Der Knabe kam aus dem Säuglingsheim Königsberg in eine Pflegestellt. Die Mutter heißt Dora Ida Stubbe, war von Beruf Näherin und soll im August 1944 in Königsberg bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sein. Nachrichten erb. unter Nummer 55 984 Das Ostpreußenblatt

 

Gesucht wird Familie Armenies, aus Erlenrode, Kreis Elchniederung, Ostpreußen. Nachr. erb. Auguste Noetzel, Elmshorn, Holstein, Ostlandring 18

 

Russlandheimkehrer. Alfred Blech, geb. 15.08.1920, wohnhaft Gut Lehmbach, Post Hoffnungsthal, Bezirk Köln, Feldpostnr. 26 728. Letzte Nachricht Oktober 1945 aus Gefangenenlager Graudenz. Zuletzt gesehen März 1946 im Lager Ima Nr. 3, hatte Lungenentzündung. Kosten erstatt. Nachr. erb. an Dieter Wegner, 6612 Romona Ave, Milwaukee 13, Wis. USA

 

Wer kann Auskunft geben über Erika Naujeck und Hilde Hantel, früher Heinrichswalde, Elchniederung. Nachr. erb. Frau Herta Plikat, Schwenningen-Nr., Württ., Urachweg 15

 

Wer weiß etwas über das Schicksal meines Sohnes Walter Sturm, Obergefr., Feldpostnr. 33 893, vermisst seit 01.01.1943 bei Stalingrad. Nachrichten erbittet Fritz Sturm, Borstorf bei Mölln, Lbg., früher Waldeneck bei Tilsit, Ostpreußen.

 

Russlandheimkehrer! Wer war 1944 beim Feldausbildungsregiment Mitte, 10. Kompanie, 3. Bat., bei den Kämpfen bei Witebsk mit meinem Sohn, Grenadier Günter Wenski, geb. 06.01.1926 in Königsberg Pr., zusammen? Feldpostnummer 07 228 A oder 14 920 E. Nachricht erb. Ernst Wenski, Dörverden b. Verden, Steinlager

 

Frau Ida Kerwien, geb. Zodtke, Gutsbesitzerin, zuletzt wohnhaft gewesen in Gr.-Sittkeim bei Pronitten, Kreis Labiau, geb. am 08.11.1900 in Rosenwalde, Ostpreußen. Nachr. erb. Frau Erna Schmitz, Aachen, Frankenstraße 6

 

Wer weiß etwas über den Verbleib meines Mannes Hans-Werner Windrath, geb. 24.02.1907, letzte Nachricht vom 29.03.1945 aus Königsberg Pr., Otto-Reincke-Straße? Nachr. erb. Frau Elfriede Windrath, Brunsbüttelkoog, Unt. dem Deiche

 

 

Seite 14   Tote unserer Heimat

 

Auch der Tod konnte sie nicht scheiden

Zwei Särge standen in Mitten der ersten Korngarben auf der Diele des kleinen Sennehofes in Hövelhof, Kreis Paderborn. Der Schnitter Tod war dem ostpreußischen Bauernehepaar bei der diesjährigen Ernte zuvor gekommen und hatte innerhalb vierundzwanzig Stunden nach kurzer Krankheit gemeinsam Heinrich Böhm (68 Jahre alt), aus Röschken, Kreis Osterode, Ostpreußen, und seine Ehefrau Hedwig, geb. Sabinski, in seine Scheuer geholt. Mit ostpreußischer Zähigkeit und mit viel Fleiß hatten die Verstorbenen nach der Vertreibung den herab gewirtschafteten, ertragsarmen, kleinen Hof, zur Verwunderung ihrer westfälischen Berufsgenossen, zu einem Musterhof gemacht. Der große Trauerzug legte davon Zeugnis ab, dass sich die Verstorbenen einer besonderen Beliebtheit in der neuen Heimat erfreuten. Auf dem Friedhof in Leopoldstal würdigte der Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen, Gustav Heybowitz, die Verdienste des Herrn Böhm in der Heimat als Provinzial-Landtagsabgeordneter und Vorstandsmitglied der Landwirtschaftskammer sowie seine beruflichen Fähigkeiten. Am Fuße des Teutoburger Waldes haben wir Euch begraben müssen, aber Euren Wunsch, am Fuße der Kernsdorfer Höhen zur ewigen Ruhe gebettet zu werden, werden wir respektieren, sofern wir wieder in die Heimat ziehen, war sein Nachruf an die Verstorbenen.

 

 

Universitätsprofessor und Prälat Dr. Bernhard Poschmann

In Münster starb am 16. Juni 1955, der Theologieprofessor Dr. Bernhard Poschmann, der aus dem Ermland stammte. Er war geboren am 1. September 1878 in Heinrikau, Kreis Braunsberg, besuchte das Gymnasium in Braunsberg, studierte hier Theologie und erhielt am 31. Januar 1904 im Dom zu Frauenburg die Priesterweihe. Nach kurzer Tätigkeit als Seelsorger und als Religionslehrer am Gymnasium in Rößel setzte er seine Studien in Breslau fort und widmete sich besonders der Dogmengeschichte. Nachdem er zum Dr. theol. promoviert war, habilitierte er sich an der Staatlichen Akademie in Braunsberg und erhielt 1910 den Lehrstuhl für Dogmatik. 1928 wurde er an die Universität Breslau berufen, wo er Anfang  der dreißiger Jahre das Rektorat bekleidete. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Werke zur Dogmengeschichte fanden nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland starke Beachtung. In Breslau lehrte er bis zur Vertreibung. 1946 folgte er einem Ruf an die Universität Münster und lebte dort seit1948 als Emritus. Die Verbindung mit der Heimat hat er nie verloren; in den Ferien besuchte er regelmäßig das Ermland, in Breslau und in Münster war jeder Ermländer in seinem Hause ein gern gesehener Gast. Viele Landsleute aus Ostpreußen und aus Schlesien gaben ihm am 21. Juni 1955 das letzte Geleit nach dem Zentralfriedhof; in dem langen Trauerzug sah man auch den Weihbischof von Münster, den Rektor der Universität, den Dekan, die Professoren und die Studierenden der theologischen Fakultät sowie die Altern Herren und die Aktiven der Verbindung Winfridia, der der Verstorbene seit seiner Studienzeit angehörte. Am Grabe würdigte der Rektor der Universität die wissenschaftliche Arbeit des Gelehrten, ein ermländischer Freund rief ihm den letzten Gruß der Heimat zu, und ein Vertreter der Winfridia warf ihm die grüne Mütze und das Band der Verbindung, die der Verstorbene getragen hatte, in die Gruft.

 

 

Seite 14   Bestätigungen

Gesucht werden ehemalige Beamte oder Angestellte der Stadt Treuburg, die nähere Angaben über das Dienstverhältnis des Reg.-Assistenten Gustav Boguschewski, geb. am 06.10.1896, machen können. Nach Angaben der Witwe ist der verstorbene Ehemann am 01.10.1934 bei der Stadt Treuburg eingetreten und dort nach dreijähriger Probezeit in das Beamtenverhältnis berufen worden. Er war bis 1941 in Treuburg als Vollziehungsbeamter tätig, wurde 1941 nach Graudenz beurlaubt, von wo er nach dreimonatiger gleicher Tätigkeit bei der Stadtverwaltung Graudenz Ende 1942 zum Hochbauamt und Landratsamt in Grajewo übergetreten ist.

 

Wer kann bestätigen, dass Fritz Link in der Zeit von 1942 bis zum 1. Mai 1944 als Angestellter beim Arbeitsamt in Scharfenwiese tätig gewesen ist?

 

Wer kann bestätigen, dass Heinrich Meyke, geb. am 24.07.1909, auf Gut Marx, Kiewenhorst, Kreis Tilsit-Ragnit, tätig gewesen ist und während dieser Zeit ordnungsgemäß Beiträge zur Invalidenversicherung abgeführt wurden?

 

 

Seite 14   Wir gratulieren

 

 Zum 92. Geburtstag

Am 16. August 1955, Frau Minna Reinhold, aus Lyck, jetzt mit ihrer Tochter Herta in Stuttgart-Zuffenhausen, Züttlinger Straße 51

 

Am 19. August 1955, Rechnungsrat Otto Willuhn, aus Allenstein (Amtsgericht), später Königsberg-Metgethen. Seine Ehefrau Martha, geb. Drwenski, begeht am 31. August 1955, ihren 81. Geburtstag. Am 29. Juni 1953 konnte das Ehepaar das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit feiern. (24b) Burg in Dithmarschen, Bahnhofstraße 36.

 

 

Zum 90. Geburtstag

Am 12. August 1955, Frau Wilhelmine Sonnenstuhl, aus Albenbänk, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei ihrem jüngsten Sohn in Klein-Rönnau, Segeberg-Land.

 

 

Zum 86. Geburtstag

Am 17. August 1955, dem Landwirt Eduard Sellnat, aus Warnen, Post Breitenstein, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in Dettum über Wolfenbüttel, bei Familie Otto Krieg-Sellnat

 

 

Zum 85. Geburtstag

Am 9. August 1955, dem Schuhmachermeister Catl Woop, aus Tilsit. Nach seiner Umsiedlung im November 1953 von Bordesholm nach Westfalen, wohnt er in Künsebeck Nr. 77, Kreis Halle/Westf.

 

Am 13. August 1955, dem Reitlehrer Gustav Voss, aus Königsberg, Heumarkt 6 – 7, jetzt in Oldenburg in Holstein, Wallstraße 13. Landsmann Voss hat ein Menschenleben im Reitsattel verbracht und ist vielen Königsbergern bekannt. Er machte seine vierjährige Lehrzeit in der Stensbeck-Reitschule in Königsberg durch. Bereits im Jahre 1897 übernahm er den Tattersall; im gleichen Jahre wurde er von der Albertus-Universität zum Reitlehrer ernannt. Täglich hat er zehn bis zwölf Pferde eingeritten, daneben aber noch eine Anzahl Offiziers- und Zirkuspferde geschult. Als sich im Jahre 1919 acht Reitervereine zu einer GmbH, zusammenschlossen, übernahm der Jubilar neben seinem Reiterberuf auch die Geschäftsführung der Gesellschaft. Noch im Jahre 1941 ritt er täglich bis zu fünf Pferde und erteilte etwa fünfzig Reitschülern und –schülerinnen Unterricht. Ein sorgloser Lebensabend ist Landsmann Voss nicht vergönnt; er lebt nur von einer geringen Elternrente für seinen 1918 gefallenen Sohn.

 

Am 19. August 1955, dem Bauern Richard Kischlat, aus Thiergarten, Kreis Angerburg, jetzt bei seinem Schwiegersohn Ernst Stattaus in (22a) Kamp Lintfort, Kamperbruchstraße 2. Seine Ehefrau Elise wurde am 27. Juli 1955, 79 Jahre alt.

 

Am 20. August 1955, Landsmann Engelbert Rüdiger, aus Osterode. Er war bis zur Erreichung der Altersgrenze als technischer Leiter, dann bis zur Vertreibung als Korrektor bei der, Osteroder Zeitung, tätig. Er ist über den Heimatkreisvertreter des Heimatkreises Osterode, der herzlich gratuliert, zu erreichen.

 

 

Zum 84. Geburtstag

Am 8. August 1955, Frau Martha Kurreick, geb. Paetzel, aus Tilsit, Teichorterberg 11, jetzt in Zeven, Bezirk Bremen, Bünteweg 2.

 

Am 13. August 1955, Frau Charlotte Kromphorn, aus Königsberg-Ponarth, Godrienerstraße 25, jetzt bei ihrem Sohn in Rheda/Westfalen, Pixeler Straße 50.

 

 

Zum 83. Geburtstag

Am 10. August 1955, Frau Berta Geisendörfer, aus Tilsit, Hohe Straße 88, jetzt (14b) Schömberg, Kreis Freudenstadt/Schwarzwald.

 

Am 12. August 1955, der Bäuerin Wilhelmine Cziesla, aus Altstadt, Kreis Osterode, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Ottilie Engfer, Erkenschwick/Westfalen, Kantstraße 10

 

Am 19. August 1955, der Witwe Therese Hein, geb. Neumann, aus Schlautienen, Kreis Pr.-Eylau, jetzt bei ihrem Sohn in (14b) Upsingen über Urach-Land. Nach ihrer Vertreibung lebte sie bis 1954 in der sowjetisch besetzten Zone.

 

 

Zum 81. Geburtstag

Am 8. August 1955, dem Altenteiler Friedrich Zimmerningkat, aus Runden, Kreis Angerapp, jetzt bei seinem Sohn Fritz in Peine, Hans-Böckler-Straße 12E.

 

Am 17. August 1955, Frau Lydia Radtke, aus Königsberg, Ziethenstraße 4, jetzt in (24b) Burg in Diethmarschen, Waldstraße 2

 

 

Zum 80. Geburtstag

Am 12. August 1955, Landsmann Wilhelm Kellermann, aus Königsberg, Wagnerstraße, jetzt mit seiner Ehefrau Paula in Möllmark, Post Sörup, Kreis Flensburg

 

Am 13. August 1955, dem Bahnassistenten i. R. Hermann Döpner, aus Heiligenbeil, Rosenberger Landstraße 8, jetzt in Wolfstein/Pfalz, Siedlung 2. Durch seine Tätigkeit als Kreisschießwart des Kyffhäuserbundes ist er vielen Heiligenbeilern bekannt.

 

Am 14. August 1955, der Witwe Rosa Jux, geb. Josepf, aus Konnegen, Kreis Heilsberg, jetzt in Lünzen 74, Kreis Soltau, Lüneburger Heide.

 

Am 15. August 1955, Frau Martha Liedtke, geb. Reinke, aus Tilsit, Heinrichswalder Straße 13, jetzt bei ihrem Sohn Paul in Berlin-Kladow, Nailaer Weg 6

 

Am 15. August 1955, der Lehrerwitwe Lydia Kalkstein, geb. Rettkowski, aus Brückendorf, Kreis Osterode, dann Elbing, jetzt bei ihrer Tochter Ly Haunschild in Bremen, Hauptmann-Böse-Weg 28

 

Am 17. August 1955, der Postdirektorwitwe Lina Girod, geb. Girod, aus Insterburg, Wichertstraße 38. Nach ihrer Umsiedlung aus Alt-Kehdingen, wohnt sie jetzt bei ihren Kindern in Moers/Rhein, Hornberger Straße 128

 

Am 17. August 1955, dem Lehrer Otto Uwiß, aus Sperlings, dann Neuhausen, Kreis Königsberg. Der Jubilar, der gegenwärtig bei Landsleuten in Bad Segeberg/Holstein, Weichseldamm 11 wohnt, hat in der Heimat als Großimker und langjähriger Vorsitzender des Imkervereins Schaaken großes Ansehen genossen. Er entstammt einer Familie, die seit Generationen den Lehrerberuf ausübt.

 

 

Zum 75. Geburtstag

Am 5. August 1955, Frau Ida Kümmel, geb. Adomeit, aus Königsberg, Vorder-Roßgarten 19, jetzt bei Pfarrer Erich Kiel, (13a) Rothenburg ob der Tauber, Klostergasse 15

 

Am 9. August 1955, Frau Johanna Heft, geb. Winkler, aus Schleuwen, Kreis Ebenrode, jetzt in Mettmann/Rheinland, Heckenweg 4

 

Am 11. August 1955, dem Bauern Julius Kujehl, aus Groß-Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, jetzt in Melle, Buerschestraße 14. die Kreisgruppe Melle gratuliert herzlichst.

 

Am 14. August 1955, Frau Martha Kinnigkeit, geb. Urbat, aus Gumbinnen, Goldaper Straße 85, jetzt in Niendorf am Walde, Kreis Harburg

 

Am 15. August 1955, Frau Maria Didzuneit, geb. Gaßner, aus Stallupönen, jetzt mit ihrem Ehemann in Buxtehude, Ellerbruch 18. Die Jubilarin war in den zwanziger Jahren Leiterin der Verkaufsstelle des Hausfrauenvereins, später bis zur Flucht, Inhaberin einer Leihbücherei.

 

Am 15. August 1955, Landsmann Wilhelm Fischer, aus Gutenfeld, Kreis Samland, jetzt in Büren/Westfalen, Neubrückenstraße 13

 

Am 16. August 1955, den Zwillingen Hedwig und Gertrud Bartsch, aus Insterburg, Brauereistraße 2, III., jetzt Kirch-Brombach/Odenwald, Altersheim.

 

Am 16. August 1955, Frau Amanda Scheffler, geb. Haak, aus Königsberg, Augustastraße 12, jetzt in Kiel, Esmarchstraße 67/73

 

Am 16. August 1955, dem Bezirksdirektor i. R., Max Froelich, aus Königsberg, Alexander-Schmidt-Straße 1, jetzt in Karlsruhe/Baden, Scheffelstraße 2

 

Am 18. August 1955, Frau Elise Oltersdorf, geb. Klein, aus Königsberg-Ratshof, Balgastraße 5, jetzt in Alzenau/Unterfranken, Hanauer Straße 73

 

Am 18. August 1955, Frau Emma Tomaschewski, geb. Roxner, aus Dittersdorf, Kreis Mohrungen, jetzt bei ihrem Sohn in Königslutter/Elm, Am spitzen Kamp.

 

Am 19. August 1955, Frau Anna Höll, geb. Bönigk, aus Braunsberg, Roßhäuschen, jetzt bei ihrem jüngsten Sohn in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Gretel Horing, Schopfheim/Baden, Roggenbachstraße 24, zu erreichen.

 

Am 19. August 1955 Albert Welz, aus Ragnit, Tilsiter Straße 3, jetzt Berlin NW 84, Beußelstraße 51, II.

 

Am 20. August 1955, Frau Bertha Leo, geb. Rodloff, aus Königsberg, jetzt mit ihrem Ehemann in Kiel, Dietrichsdorf, Woermannstraße 3

 

 

Seite 14   Goldene Hochzeiten

Der Polizeimeister Karl Tollkühn und seine Ehefrau Johanna, geb. Haffke, aus Königsberg, Rippenstraße 16, jetzt in Bingen-Kempten, Grabenstraße 4, feiern am 20. August 1955, im Kreise ihrer Kinder und zwei Enkeltöchter das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Der Landwirt Otto Skerra, früher Bürgermeister von Neuhof, Kreis Neidenburg, und seine Ehefrau Ida, geb. Kopetsch, begehen am 24. August 1955, das Fest der Goldenen Hochzeit. Sie wohnen in Hölserheide, Post Sylbach/Lippe.

 

 

 

Seite 14   Jubiläen und Prüfungen

Sein vierzigjähriges Dienstjubiläum beging der Postschaffner Otto Ruddies, der vor der Vertreibung aus der Heimat die Poststelle 1 in Lindengarten, Kreis Tilsit-Ragnit, leitete und heute als Schaffner beim Postamt in Forchheim in Bayern beschäftigt ist. Nur selten ist es einem Zusteller vergönnt, ein vierzigjähriges Dienstjubiläum zu feiern, da die meisten ihren körperlich sehr anstrengenden Dienst schon nach zwanzig- bis dreißigjähriger Tätigkeit aufgeben müssen. Landsmann Ruddies hat in den vier Jahrzehnten seiner Tätigkeit als wandelndes Postamt etwa 135 000 Kilometer zurückgelegt, zwei Millionen Briefsendungen ausgetragen, 150 000 Kilo Postgut befördert und etwa sechs Millionen Mark an die Empfänger ausgezahlt. Das sind Leistungen, die sehr hohe körperliche Anforderungen stellen. In einer Feierstunde im Postamt Forchheim wurde der Jubilar von seinen Vorgesetzten und Kollegen geehrt und mit reichen Geschenken bedacht.

 

Der Oberlokführer Lalla, aus Lyck, Bismarckstraße 14, konnte am 12. Juli 1955, sein vierzigjähriges Dienstjubiläum begehen. Er lebt mit seiner Ehefrau in Hamm/Westfalen, Feidickstraße 82

 

Zum Dr. phil. Promovierte an der Universität Hamburg, Manfred Kummer, Sohn des Polizeiinspektors i. R. Walter Kummer, aus Königsberg, Paulstraße, jetzt (16) Langen/Hessen, Westendstraße 45

 

Cand. jur. Erich Groß, aus Noßberg, Kreis Heilsberg, wo seine Eltern einen Hof besaßen, hat das erste juristische Staatsexamen bei dem Justizprüfungsamt des Oberlandesgerichts Köln bestanden. Er wohnt in Köln, Weidengasse 20

 

Egbert Smollich, Sohn des Kaufmanns Max Smollich, aus Lötzen, jetzt Oldenburg in Holst., Kurzer Kamp 2, bestand beim Justizprüfungsamt des schleswig-holsteinischen Oberlandesgerichts, das Referendarexamen mit befriedigen.

 

Herbert-Johannes Modrach, Sohn des Drogisten Ernst Modrach, aus Hohenstein, jetzt Letmethe/Sauerland, Brabeckstraße 7, bestand an der Staatlichen Bauschule in Hagen, in Westfalen, sein Bauingenieur-Examen.

 

Manfred Wöhler, aus Königsberg, Luisenallee 56, jetzt Wuppertal-Elberfeld, Ravensberger Straße 64, bestand an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Frankfurt, die Prüfung als Diplomkaufmann

 

Hans-Joachim Hölbüng, Sohn des Tiefbauingenieurs Emil Hölbüng, aus Rosengarten, Kreis Angerburg (Sägewerk, Mahlmühle und Landwirtschaft Gustav Hölbüng), bestand an der Staatsbauschule Oldenburg, sein Examen als Hochbauingenieur

 

 

Seite 15 und 16   Familienanzeigen

Jutta Marianne Elisabeth. Dankbar und erfreut zeigen wir die Geburt unserer Jutta an. Marianne Stremetzne, geb. Madeheim und Helmut Stremetzne. Kersten, Kreis Sensburg. Jetzt: Kassel-R., Rotenburger Straße 11, den 30. Juli 1955

 

Die glückliche Geburt unseres ersten Kindes, Thomas Friedrich, geben wir in dankbarer Freude bekannt. Brunhilde Kühnel, geb. Renz und Friedrich Kühnel. Wehlau, Ostpreußen und Gleiwitz O/S. Jetzt: Marktheidenfeld am Main, Luitpoldstraße 2 c

 

Gabriele Ursula. Unser Manfred hat ein Schwesterchen bekommen. Die glücklichen Eltern: Bruno Degenhardt und Klara Degenhardt, geb. Hömke. Elbing, Westpreußen, Hochstraße 24 und Germau, Kreis Samland, Ostpreußen. Jetzt: Freudenstadt, Schwarzwald, Vöhringer Straße 5

 

Margareth Hennig, Düsseldorf, Offenbacher Weg 36 und Heinz Powitz, Wohlau bei Lichtenfeld, Ostpreußen, jetzt: Düsseldorf-Eller, Frankenthaler Weg 12. Verlobte. Zurzeit: Mehlbek bei Huje.

 

Urte Sommer, Gerdauen, Ostpreußen, jetzt: Börnsdorf, Kreis Plön, Schleswig und Detlef Rosenbaum, Zinten, Ostpreußen, jetzt: Kiel, Sternwartenweg 7, Holstein. Verlobte. 07. August 1955

 

Die Verlobung unserer Tochter, Brigitte mit Herrn Karl-Heinrich Brückmann, geben bekannt. Heinz Prager und Frau Charlotte, geb. Jordan, Tzullkinnen, Kreis Gumbinnen. Jetzt: Bad Segeberg i. Holst., Hindenburgstraße 6

 

Meine Verlobung mit Fräulein Brigitte Prager beehre ich mich anzuzeigen. Karl-Heinrich Brückmann. Bad Segeberg i. Holst., Keltingstraße 6. 6. August 1955

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Rosemarie Zirpel, stud. päd., Königsberg Pr., Hardenbergstraße 3, jetzt Bremen, Emmastraße 228 und Walter Popp, Dipl.-Kfm. Kempten (Allgäu), Haubensteigweg 33, den 7. August 1955

 

Unserer lieben Mutti und Omi, Frau Johanna Schmeer, die herzlichsten Wünsche zum 70. Geburtstag am 13. August 1955, von ihren dankbaren Kindern. Königsberg Pr., Knochenstraße 53. Jetzt: Lübeck, Hansestraße 53

 

Die Verlobung ihrer Tochter, Christel mit Herrn Landwirtschaftsreferendar Dr. agr. Hans Cordts, geben bekannt. Ziegeleibesitzer Paul Bahr und Frau Maria, geb. Rehaag, früher: Neudims, Kreis Rößel, jetzt: Neheim-Hüsten, Sauerstraße 10

 

Wir haben uns verlobt. Christel Bahr und Dr. Hans Cordts. Neheim-Hüsten. Lübeck-Stockelsdorf. 7. August 1955

 

Als Verlobte grüßen, Ruth Neuwald, früher: Rittergut Stubbenheide, Ostpreußen, Kreis Schloßberg und Werner Soltner, stud.-ing., früher: Ballethen, Kreis Angerapp, Ostpreußen. Jetzt: Braunschweig, 31. Juli 1955

 

Ihre Verlobung geben bekannt. Brigitte Wylutzki, Kruglanken, Kreis Angerburg, jetzt: Verden (Aller), Lindhooper Straße 66 und Horst Kather, Mohrungen, Ostpreußen, jetzt: Essen (Ruhr), Werrastraße 4. 30. Juli 1955

 

Ihre Vermählung geben bekannt, Günther Hardekopf, Röst bei Albersdorf, Holstein, früher: Gerwen, Kreis Gumbinnen, Ostpreußen und Sigrid Hardekopf, geb. Funk, Meldorf, Süderstraße 9. 13. August 1955

 

Dr. med. Fritz Schumacher, Marburg/Lahn, Barfüßer Straße 31 und Renate Schumacher, geb. Sinnecker, Kassel, Eisenschmiede 22, früher: Allenstein, Schillerstraße 15, Vermählte.

6. Auguste 1955

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Paul-Peter Packheiser, Lötzen, Masuren und Elisabeth-Karolina Packheiser, geb. Pawelzik, Ortelsburg, Masuren. Jetzt: Gütersloh/Westf., den 13.8.1955, Herzebrocker Straße 75

 

Ihre Eheschließung geben bekannt. Gerhard Kulikowski, Altkirchen, Kreis Ortelsburg, Bahnhofstraße und Roswitha Kulikowski, geb. Sassnick, Königsberg Pr., Hammerweg 17a. 20. August 1955, jetzt: Hannover, Rehbockstraße 25

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Dieter Grau, Studienreferendar und Dr. med. Ruth Grau, geb. Becker, Siegburg, Rhld., Wilhelmstraße 24. Früher: Klimmen, Kreis Ebenrode, Ostpreußen. 29. Juli 1955

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Hans-Joachim Tinschmann und Lotte Tinschmann, geb. Schlusat. Harburg. Schönhausen, Ostpreußen. Blankenese, Caprivistraße 29

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Egon Tretau und Hildegard Tretau, geb. Walenski, früher: Duhnau bei Nautzken, Ostpreußen. Ahrensburg-Beimoor, Holstein

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Herwart Dahms, Textilkaufmann und Renate Dahms, geb. Dittert. 9. August 1955. Bad Pyrmont, Marienstraße 30. Früher: Allenstein, Ostpreußen, Roonstraße 22 und Neuß am Rhein

 

Zum stillen Gedenken. Am 6. August 1955, jährte sich der zehnte Todestag unserer lieben Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Frau Mathilde Bensch, geb. Sawitzki. Sie starb auf der Flucht in Göhren auf Rügen. Im Namen aller Angehörigen. Emil Bensch, Oberfeldmeister a. D. Lyck, Ostpreußen, Hindenburgstraße 44. Jetzt: Kreuztal, Kreis Siegen, Westf.

 

Fern ihrer geliebten Heimat entschlief nach schwerer Krankheit, am 2. Juli 1955, in der sowj. bes. Zone, meine liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Maria Schmidt, geb. Kollecker. In stillem Gedenken. Fritz Kollecker und Frau Traudl und Hannelore. Felnsburg, Sandberg 43

 

Am 14. Juli 1955 nahm Gott, der Herr, unsere herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Wilhelmine Brosch, geb. Schiweck, zu sich in die Ewigkeit. Sie starb im Alter von 79 Jahren. Im Namen der Hinterbliebenen: Minna Schulzki, geb. Brosch. Ivenhof-Drengfurt, Ostpreußen. Jetzt: Lobberich, Süchtelner Straße 13

 

Am 26. Juli 1955 entschlief nach langer, schwerer Krankheit, fern der geliebten Heimat, Margi von Skepsgardh, geb. Schack-Steffenhagen. Im Namen der Angehörigen: Horst von Skepsgardh. Gut Eichenberg, Kreis Insterburg, Sarstedt, Hannover

 

Danksagung.Mit großer Dankbarkeit haben meine Tochter und ich die Anteilnahme empfunden, die uns von treuen Freunden, Bekannten und ehemaligen Gefolgschaftsmitgliedern, beim Tode meines Mannes gezeigt wurden. Annette Ulrich-Sturmat. Schönstadt bei Marburg (Lahn) den 10. August 1955

 

 

Ausgelitten hab ich nun, bin am frohen Ziele, von den Leiden auszuruhn, die ich nicht mehr fühle. Kein Arzt fand Heilung mehr für mich, Jesus sprach: Ich heile dich. Nach langer, mit großer Geduld ertragenen Krankheit entschlief sanft am 6. Juli 1955, im festen Glauben an seinen Erlöser, mein lieber Gatte, Vater, Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, Heinz Dorowski, im 58. Lebensjahre. In stiller Trauer: Emma Dorowski, Königsberg Pr., jetzt Kruckenberg, Kreis Regensburg. Karoline Dorowski, als Mutter, Sodau, jetzt: Dalldorf, Kreis Lauenburg (Elbe) und Angehörige

 

Am 21. Juli 1955 entschlief nach schwerer Krankheit, unser lieber, herzensguter Vater und Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, Johann Malso, früher: Wellheim, Kreis Lyck, im Alter von 79 Jahren. In tiefer Trauer: Herta Sollenski, geb. Malso. Richard Sollenski und alle Angehörigen. Hamburg 26, Griesstraße 72. Wir haben ihn am 27. Juli 1955 auf dem Ohlsdorfer Friedhof zur Ruhe gebettet.

 

Fern seiner ostpreußischen Heimat, entschlief am 8. Juli 1955, unser lieber Vater, der Erbhofbauer Wilhelm Naroska II, Mensguth, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen. In der Hoffnung, seine liebe Heimat wiederzusehen, ruht er jetzt in Hamburg-Sülldorf. In stiller Trauer: Willi Naroska, Linau, Kreis Lauenburg. Hans Naroska, Hude, Post Anker, Mölln Land. Christine Wielk, geb. Naroska und Familie. Hamburg-Sülldorf, Mestorfweg 29

 

Durch einen tragischen Unfall starb am 20. Juni 1955, mein lieber Mann, unser lieber Vater, Bruder und Anverwandter, der Korvettenkapitän und Landwirt, Franz Meyhoeffer, im Alter von 45 Jahren. In tiefster Trauer: Ruth-Ursula Meyhoeffer, geb. Bandelow und Kinder, Hof Hohenhorst bei Ahrensbök, Holst. Dora Boebel, geb. Meyhoeffer, und Armin Boebel, Brilon, Westf., Altenbrilon 13. Katharina Herzog-Meyhoeffer, geb. von Proeck, Hannover, Kriegerstraße 12. Margarete Schacht, geb. Neubaur, Hamburg 39, Jean-Paul-Weg 13. Früher: Eichkamp, Schakummen, Kreis Ebenrode

 

Zum Gedenken. Wir gedenken am zehnjährigen Todestage, dem 12. August 1955, in Wehmut meiner lieben Frau und Mutter, Wilhelmine Zink, geb. Dankert. Sie erlag den schweren Folgen des russischen Einmarsches und ruht auf dem neuen Luisenfriedhof in Königsberg. Ferner gedenken wir unseres lieben Sohnes und Bruders, des Obergefreiten, Gerhard Zink, geb. 13.12.1921, von dem wir seit Januar 1945 keine Nachricht haben. Er war an der russischen Front in Nord-Norwegen bei Hammerfest, Feldpostnummer 20 895. in stiller, tiefer Trauer: Hermann Zink, Sohn und Bruder Helmut. Königsberg Pr., Gneisenaustraße 5. Jetzt: Düsseldorf-Gerresheim, Märkische Straße 60

 

Fern der geliebten Heimat verstarben nach gemeinsamem, mit großer Geduld ertragenem Krankenlager, am 30. Juli 1955, unsere liebe Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Hedwig Böhm, geb. Sabinski, am 1. August 1955, unser lieber Vater, Großvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, Heinrich Böhm, Teilnehmer beider Weltkriege, Hauptmann d. Res. aus Röschken, Kreis Osterode, Gasthof Zur Ostmark. Gemeinsam wurden sie am 3. August 1955 in Leopoldstal (Lippe) zur letzten Ruhe gebettet. Im Namen aller Angehörigen, die dankbaren Kinder und Enkelkinder. Hövelhof/Leopoldstal

 

Nach fünf gemeinsam verlebten Jahren nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft, verschied plötzlich mein geliebter, treusorgender Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater und Opa, Krim.-Inspektor i. R. Fritz Rodenhorst. In tiefer Trauer: Gustel Rodenhorst. Martin und Elm Lalowski, geb. Rodenhorst. Kiel-D.dorf, Woermannstraße 15

 

Am 22. Juli 1955, verstarb im Alter von 70 Jahren, unsere liebe Mutter, Omi und Schwiegermutter, Johanna Weichel, geb. Hoffmann. Im Namen aller Trauernden: Edith Sautter, geb. Weichel. Käthe Pose, geb. Weichel. Ursula Kuhn, geb. Weichel. Königsberg Pr., Neuendorfer Straße 239. Jetzt: Heilbronn a. N., Götzenturmstraße 37

 

Am 12. Juli 1955 entschlief nach schwerer Krankheit, im 74. Lebensjahre, unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter und Omi, Frau Elisabeth Graetsch, geb. Nikutowski. In tiefer Trauer: Hedwig Graetsch. Erich Graetsch mit Frau Frida, geb. Wannags, Ulli und Jürgen. Max Graetsch, Rendsburg. Rudolf Glaser mit Frau Ella, geb. Graetsch und Klaus-Peter. Fritz Borchardt mit Frau Friedel, geb. Graetsch und Ingrid, München. Eliesabeth Nikutowski, geb. Schewohl, Schwägerin. Erlenfließ, Liebenfelde, Kreis Labiau. Jetzt: Celle, Blumlage 129

 

Fern der Heimat entschlief sanft unsere innig geliebte Mutter, Schwiegermutter, Oma, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Minna Wittke, geb. Todtenhaupt, im Alter von 77 Jahren. In stiller Trauer: Gertrude Böhm, geb. Wittke. Rich. Böhm, vermisst. Frieda Wald, geb. Wittke. Herbert Wald. Martha Klenz, geb. Wittke. Herbert Klenz. Otto Wittke, gefallen 1945. Berta Wittke, geb. Reinecke und Enkelkinder. Lübeck, Hamburg, Landau/Pf.

 

Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen. Heute ist meine liebe Mutter, Schwiegermutter und Schwester, unsere gute Schwägerin und Tante, Frau Anna Damerau, geb. Struwe, verw. Eckloff, früher: Schönwalde, Kreis Heiligenbeil, im Alter von 64 Jahren, für immer von uns gegangen. In stiller Trauer: Erich Eckloff und Frau Paula, geb. Hermann. Bochum-Werne, den 30. Juli 1955, Von-Waldhausen-Straße 82. Die Beisetzung hat am 3. August 1955, um 14:30 Uhr auf dem Zentralfriedhof in Bochum stattgefunden.

 

Fern der geliebten, ostpreußischen Heimat, ist am 25. Juli 1955, um 19.20 Uhr, meine herzliebe Frau und treueste Lebenskameradin, meine geliebte, sorgende Mutti, unsere liebe Schwester, Schwägerin, Kusine und Tante, Frau Elsbeth Kledtke, geb. Tarrach, unerwartet, nach kurzer, schwerer Krankheit, im 51. Lebensjahre, für immer von uns gegangen. In tiefster Trauer: Friedrich Kledtke. Dagmar Kledtke. Karl Tarrach. Hedwig Pajewski, geb. Tarrach. Hermann Pajewski und alle Verwandten. Osterode, Ostpreußen, Schillerstraße 16. Jetzt: Wipperfürth, Weststraße 11, im Juli 1955. Die Beisetzung fand am 29. Juli 1955, auf dem neuen Friedhof in Wipperfürth, Rhld., statt.

 

Am 9. Juli 1955, verschied nach langer Krankheit, im Alter von 78 Jahren, unser lieber Vater, Schwiegervater, Schwager und Onkel, Landwirt August Buth, früher Seidlershöhe, Kreis Schloßberg, Ostpreußen. Er folgte unserer lieben Mutter, Amalie Buth, verw. Kubillus, geb. Puppke, nach fünf Jahren in die Ewigkeit. Sie ruhen beide in der sowj. bes. Zone. In stiller Trauer: Fritz Buth und Frau Hilda, geb. Berwing. Max Kubillus, jetzt sowj. bes. Zone. Jetzt Anhausen über Neuwied, Rh.

 

Es hat Gott gefallen, heute in der Frühe, meinen geliebten Mann, unseren treusorgenden Vater, meinen guten Sohn, Bruder und Schwager, Landwirtschaftsrat Hugo Korell, aus arbeitsreichem Schaffen, im Alter von 51 Jahren, zu sich in die Ewigkeit zu rufen. Im Namen der Hinterbliebenen: Luise Korell, geb. Doepner. Bochum, den 26. Juli 1955, Schloßstraße 94. Die Beisetzung hat bereits stattgefunden.

 

Zum zehnjährigen Gedenken. In Liebe und tiefer Wehmut, gedenken wir unserer lieben, herzensguten Tochter und meiner einzigen, lieben Schwester, Elisabeth Lihs, geb. 22.09.1926, gestorben 13.08.1945. Sie musste ihr junges, blühendes Leben durch Hungertod hingeben. Julius Lihs und Frau Berta, geb. Höpfner. Heinz Lihs mit Familie. Früher: Königsberg, Ostpreußen, Gneisenaustraße 3. Jetzt: Ebersbach, Fils. Bergstraße 2

 

Meiner Familie zum Gedenken. Einst war ich glücklich und hatte ein heim, jetzt bin ich vertrieben, verlassen, allein. Das Liebste entrissen, zerstört alles Glück, das kehrt nun nie wieder zu mir zurück. Zum zehnten Male jährt sich am 20. August 1955, der Todestag meines unvergesslichen lieben Mannes, Hermann Isekeit, geb. 31.05.1885, gestorben 20.08.1945 in Königsberg Pr. Er folgte unserem lieben Sohn und Bruder, Walter, geb. 18.09.1909, gefallen 18.10.1941 in Russland. Unsere einzige Tochter, Herta, geb. 01.05.1913, wurde am 13.06.1947 aus Königsberg verschleppt und niemand kann mir Auskunft über ihr Schicksal geben. In tiefem Schmerz um sie alle, Maria Isekeit. Königsberg Pr., Friedmannstraße 20. Jetzt: Duisburg-Hamborn, An der Abtei 1

 

Am 20. Juli 1955 ist mein herzensguter Mann, mein treusorgender Vater, lieber Schwager und Onkel, Julius Schwagereit, Bundesbahnzugführer i. R., im Alter von 85 Jahren, für immer von uns gegangen. In stiller Trauer: Frieda Schwagereit, geb. Riemann. Hildegard Schwagereit. Früher: Johannisburg Ostpreußen. Jetzt: Lemke, Kreis Nienburg, Weser

 

Ausgelitten hab ich nun, bin froh am Ziele, von den Leiden auszuruhn, die ich nicht mehr fühle. Kein Arzt fand Heilung mehr für mich, Jesus sprach: ich heile dich. Am 28. Juli 1955, ein Tag vor seinem 67. Geburtstage, entschlief, fern seiner geliebten Heimat, mein lieber Gatte, unser guter Vater und Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, der Landwirt Wilhelm Wilkop. In stiller Trauer: Auguste Wilkop, Kinder und Enkelkinder sowie alle Angehörigen. Jägersdorf, Kreis Neidenburg. Jetzt: Dudenhausen, Kreis Lemgo i. L.

 

Nach langer Krankheit verstarb am 9. Juli 1955, mein lieber, guter Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager, Onkel und Opa, Bauer Friedrich Grunwald, im Alter von 73 Jahren. In stiller Trauer: Helene Grunwald und Kinder. Seubersdorf, Kreis Mohrungen, Ostpreußen. Jetzt: Hof-Mühlen, Kreis Plön

 

Am Abend des 28. Juli 1955 entschlief sanft nach einem arbeitsreichen Leben, mein lieber Mann, unser guter Vater, Großvater, Bruder, Schwager, Schwiegervater und Onkel, Wilhelm Behrens, Gestütsbeamter i. R., im 76. Lebensjahre. In stiller Trauer: Elise Behrens, geb. Schulz, seine dankbaren Kinder und Großkinder. Braunsberg, Ostpreußen. Jetzt: Wietze, Kreis Celle, Celler Straße 148

 

Zehn Jahre ist es nun her, dass mein über alles geliebter Gatte, bester Vater seiner Söhne, Baumeister, Max Josupeit, Königsberg Pr. in Pr.-Eylau an Hungertyphus verstarb und elf Jahre, dass mein geliebter, ältester Sohn und Bruder, Heinz-Joachim Josupeit, stud.-arch. Ltn. in einem Nachr.-Corps, in Rumänien verschollen ist. Mein lieber Bruder, Willi Garbrecht, wurde in Königsberg von den Russen erschossen. In stillem Gedenken: Frau Maria Josupeit, geb. Garbrecht. Kurt Josupeit, Duisburg. Herford i. W., August 1955, Dorotheenstraße 6

 

Am 4. Juli 1955 entschlief sanft, fern der ostpreußischen Heimat, meine liebe Frau, unsere treusorgende, herzensgute Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Frau Luise Woydak, geb. Dolenga, im Alter von 71 Jahren, nach einem arbeitsreichen Leben. In tiefer Trauer: Ludwig Woydak. Als Kinder: Emil Woydak. Annemarie Woydak, geb. Buhk. Gertrud Falkner, geb. Woydak, USA, Kurt Falkner, USA. Willi Falkner, Hedwig Woydak, geb. Fraß, Österreich. Hildegard Klimaschewski, geb. Woydak. Erich Klimaschewski und zehn Enkelkinder. Langheide, Lyck Land, Ostpreußen. Jetzt: Geesthacht bei Hamburg, Schillerstraße 3. Die Beerdigung fand am 8. Juli 1955 auf dem Waldfriedhof in Geesthacht statt.

 

Zum Gedenken. Zum zehnten Male jährte sich der Todestag unserer lieben, unvergesslichen Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter, Eva Nickel, geb. Kuschnerus, Schloßberg, Ostpreußen, Tilsiter Querstraße 16. Sie starb auf der Flucht am 31. Juli 1945 in Berlin-Karlshorst. Ferner gedenken wir unseres lieben, jüngsten Bruders, Feldwebel, Willy Nickel, von dem wir seit Januar 1945 ohne Nachricht sind. Im Namen aller Angehörigen: Frida Nickel. Herne i. W., Zillertalstraße 1

 

Nach kurzer Krankheit entschlief am 26. Juli 1955 plötzlich, meine liebe Frau, gute Tochter und Schwester, Helene Weber, geb. Rabaschus, im 61. Lebensjahre. In stiller Trauer: Karl Weber. Wilhelmine Rabaschus. Maria Rabaschus. Insterburg, Artilleriestraße 17. Jetzt: Braunschweig, Salzdaluhmer Straße 206, den 26. Juli 1955

 

Am 12. August 1955, gedenken wir in Liebe und Dankbarkeit, unserer guten Mutter, unserer geliebten Omi, Frau Gerta Grünthal, geb. Federmann, geboren 12.08.1885 in Pillau, Ostpreußen, vermisst in Königsberg Pr. In stiller Trauer: Ilse Labensky, geb. Grünthal und Familie. Früher: Königsberg Pr. Jetzt: Bremervörde, Voßberg 1

 

 

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