Ostpreußische Nachrichten, Folge 12 vom Dezember 1953

Ostpreußische Nachrichten

Folge 12 vom Dezember 1953

 

Seite 1   Professor Oberländer in Berlin

Der neue Bundesvertriebenenminister wurde herzlich willkommen geheißen - Zweiter Besuch soll in absehbarer Zeit folgen

Der neue Bundesminister für Vertriebenenfragen, Professor Dr. Dr. Oberländer, traf zu einem zweitägigen Besuch am Mittwoch in Berlin ein. Nach einer Besprechung beim Bundesbevollmächtigten Dr. Vockel und einem Empfang durch den Regierenden Bürgermeister Dr. Schreiber besichtigte Dr. Oberländer Berliner Flüchtlingslager.

 

Am Donnerstag war der Gast beim Berliner Notaufnahmeverfahren und gab um 12 Uhr eine Pressekonferenz. Er führte weitere Besprechungen mit Berliner Vertretern und besuchte am Nachmittag das .Haus der ostdeutschen Heimat".

 

Prof. Oberländer wurde herzlich von einer Gruppe Kinder in den schönen Trachten unserer Heimat, mit einem fröhlichen Lied und Blumen begrüßt. Der Vorsitzende des BLV, Dr. Rojek, bewillkommnete mit herzlichen Grüßen den Minister und erklärte, dass die Berliner Heimatvertriebenen stellvertretend für die 4,5 Millionen Vertriebenen in der Sowjetzone ständen und bat Dr. Oberländer, diese Tatsache bei seiner Arbeit für Berlin zu berücksichtigen. Nach der offiziellen Vorstellung besichtigte der Minister die Einrichtungen des „Hauses der ostdeutschen Heimat".

 

Die Berliner Heimatvertriebenen begrüßen durch unsere „Nachrichten" hiermit auf das herzlichste den mutigen und klugen Verfechter ihrer Rechte.

 

Wollen wir hoffen, dass dieser Besuch Professor Dr. Oberländers in absehbarer Zeit wiederholt wird.

 

Oberländer kennt alle Vertriebenen

Bonn hat einen Frühaufsteher und einen munteren Morgenwanderer mehr bekommen. Er ist Professor, 48 Jahre alt, zweifacher Doktor, war vorübergehend Landarbeiter, Autoschlosser und kennt den Globus wie seine eigene Tasche. Erst kürzlich hat er sein Holzhäuschen mit einer kleinen Wohnung in der Bundeshauptstadt vertauscht und die Abgeordneten des Bundestages hörten aufmerksam zu, als er erklärte: „Mein Ministerium ist für alle Flüchtlinge da, gleichgültig, wo sie hingehören.“

 

Wer Professor Dr. Dr. Theodor Oberländer, den neuen Vertriebenenminister, kennt, weiß, dass er zuzupacken versteht und seine Ziele unbeirrbar verfolgt. Dieser Politiker ist ein Mann von Welt, der den halben Erdball umfahren hat, von China bis zum St. Lorenzstrom und von Sibirien bis zur Türkei. Ein wissenschaftlicher Globetrotter in Sachen Ackerbau, der zu Beginn der dreißiger Jahre in Kanada als Landarbeiter und bei den Amerikanern im Overall als Fordarbeiter seine Studien trieb. Er wollte Professor werden und genau an seinem 29. Geburtstag hatte er dieses Ziel erreicht.

 

Der Regierungsratssohn aus dem alten herzoglichen Residenzstädtchen Meiningen bestieg in Danzig das Katheder und wurde Direktor des ostpreußischen Wirtschaftsinstituts in Königsberg.

 

Schon in jungen Jahren zählte Oberländer zu den besten Russlandkennern. Noch bevor er zum akademischen Landwirt und Nationalökonom promovierte, hatte er im Kubangebiet auf einer großen Saatzuchtwirtschaft einen Blick in sowjetische Verhältnisse getan, um dann später auch das Wolgabecken, die Krim, den Kaukasus und Zentralsibirien kennenzulernen. Die meisten deutschen Volksgruppen, einschließlich der Wolgadeutschen, kennt er also noch aus ihren Siedlungsgebieten. Sieben Jahre lang war er im Sudetengebiet und Prag tätig. Wie die meisten Vertriebenen hat auch Oberländer, Vater von drei Söhnen, alles Gut verloren. Als Knecht in der Lüneburger Heide begann er seinen neuen Start. Aber schon wenige Jahre später hatte er sich in einer Saatzuchtgenossenschaft wieder hochgearbeitet und in Bayern eine neue Heimat gefunden. Für sein neues Amt in Bonn bringt Oberländer reiche Erfahrungen mit. Schließlich war er seit 1950 bayerischer Staatssekretär für das Flüchtlingswesen.

 

Seite 1   ADVENT (Foto: Tannen in der Winternacht, Bähnisch)

„Advent - Ankunft -" die wörtliche Übersetzung gibt den Sinn nicht wieder. Das lateinische „ad" heißt „zu", regiert - wie die lateinische Grammatik sagt - den Accusativ der Richtung, bezeichnet also klar das „Auf uns zukommen"; von uns aus gesehen die Erwartung der Ankunft: Das Sich bereitmachen auf den Empfang „Rorate coeli - Tauet, Himmel, den Gerechten" ... die Melodie der Worte schon spricht uns an, die Weise klingt herzbezwingend in uns auf. Und die Gedanken wandern. Hinüber in die alte unverlierbare Heimat. In die schlichte, stille und doch ergreifend schöne Heiligkeit atmende Dorfkirche, in deren geheimnisdunklem, von den wenigen Altarkerzen und den vielen Wachsstockflämmchen nur halberhelltem Raum wir das schwere, um Befreiung von menschlicher Schuld ringende Lied zum ersten Male sangen.

 

Wohl jeder von uns weiß liebe Menschen drüben. Wenn wir den Segen der Weihnacht recht verstehen, müssen wir, ob auch selbst nicht reich, auch dort Schenkende sein mit Wort und Tat. Nur dann wird sich auch an uns erfüllen, was wir an der Krippe unterm Christbaum - für alle Heimatvertriebenen - erbitten:

 

Kind in der Krippe, arm und bloß,

Heimatlos

Gleich uns, die Völkerhass geschlagen,

Wir bringen all' unsre Sorg' und Not

Um Herd, Kleid, Brot

Als bitt're Spende Dir zugetragen,

 

Kind in der Krippe, von Toren verlacht,

Dein Ist die Macht

So über Sternen wie hienieden.

Dein sind die Berge, Strom und Land,

Hebst Du die Hand,

Wird Hass zu Güte, Streit zu Frieden.

 

Kind in der Krippe, uns gesellt

Als Trost der Welt,

In heiliger Nacht hör' unser Klagen:

Uns grünt kein Halm; für uns zurück

Zu Heimatglück

Und friedefrohen Erntetagen!

Nehlert

 

 

Seite 1   Aufklärung tut not!

Nie sollten wir Heimatvertriebenen der Aufgabe aus dem Wege gehen, über unser Schicksal und über unsere Organisation als Landsmannschaft mit ihren Zielsetzungen im ganzen deutschen Volk aufklärend zu wirken. Immer wieder stoßen wir auf Deutsche, denen unsere Vertreibung einerseits, die Einheit Deutschlands und die Rückgabe der entrissenen ostdeutschen Gebiete andererseits nicht recht klar erscheinen will. Über die Notwendigkeit, diese Ziele zu erreichen, herrscht zwar überwiegend Einverständnis, über das wie, nicht.

 

Es wäre unsere Aufgabe, die Völker hinter dem Eisernen Vorhang selbst anzusprechen, damit sie aus unserem eigenen Munde hören könnten, was für sie eine Rückkehr bedeutet. Wir müssten den fremden Völkern im bolschewistischen Machtbereich sagen dürfen, dass wir nie mit Waffengewalt in unsere Heimat zurückkehren wollen. Diese Völker müssten den Inhalt unserer „Charta der Heimatvertriebenen" kennenlernen, in der ausdrücklich auf Rache und Vergeltung verzichtet wird. Sie sollten aus unserem eigenen Munde hören, dass gerade wir Heimatvertriebene für ein freies Europa sind, in dem selbst dem kleinsten Volke in allen Fragen der Behauptung und Entwicklung Recht widerfährt.

 

Wie schnell würden sie dann als Tatsache begreifen, was viele instinktiv fühlen, wenn sie vereinzelt unsere Rückkehr immer gerne mit der Abschüttelung des bolschewistischen Joches gleichsetzen.

 

Wir kennen die einzig mögliche Einrichtung, die hier in der Lage wäre, aufklärend zu wirken. Wir kennen die vielen Rundfunksender in der freien Welt, wo Nichtdeutsche die Möglichkeit haben, ihre Landsleute anzusprechen. Unsere Forderung, das Gleiche tun zu dürfen und zu können, wäre nicht so nachhaltig, wenn wir die Überzeugung gewonnen hätten, dass diese vielen Sender auch in unserem Sinne ausstrahlen würden.

 

So ist unsere Forderung als Heimatvertriebene nicht unbillig, eigene Rundfunksender zu verlangen, die allen Völkern, mit denen einst Deutsche zusammenlebten, von unserem künftigen Zusammenleben nach der Rückkehr Aufklärung geben.

 

Sollte dies lediglich eine finanzielle Frage sein, so meinen wir, dass unser Volk, vielleicht wir Heimatvertriebenen selbst, diese Mittel allein aufbringen würden. Dieses Opfer wäre schon allein die gute Absicht wert, ganz zu schweigen von dem absehbaren Erfolg.

 

Seite 1   „Wo wir sind, ist die Heimat" Über 3000 feierten 600 Jahre Allenstein. (Foto)

„Wo wir sind, ist Allenstein, und wo wir sind, ist das Recht, und mit uns ist die Wahrheit," Dieser Satz des stellvertretenden Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Egbert Otto, stand im Mittelpunkt einer überfüllten Kundgebung der Landsmannschaft Ostpreußen in der Halle „Ostpreußen" am Funkturm am 8. November.

 

Egbert Otto sprach dann davon, wie vor siebenhundert Jahren die Vorfahren vieler Ostpreußen im Auftrage der weltlichen und geistlichen Mächte nach unserer Heimat kamen, um dieses Land der abendländischen Kultur zu erschließen. Wenig später ist auch Allenstein gegründet worden, und m der sechshundertjährigen Geschichte dieser Stadt spiegelt sich auch die Geschichte Ostpreußens, der Werdegang, die Leistung und die Bedeutung dieses Landes.

 

So wie im Siebenjährigen Krieg Ostpreußen bereits von Russland annektiert war und dann doch wieder zum Mutterland zurückkehrte, so wie von Ostpreußen auch in den Kriegen zu Anfang des vorigen Jahrhunderts eine ähnliche Gefahr abgewandt wurde, so wird Ostpreußen auch jetzt nicht verloren gehen, sondern wieder deutsch werden. Es sei sehr schwer, jetzt Geduld zu üben, aber die notwendigste Tugend eines besiegten Volkes sei die Geduld. Mit dieser Geduld müssen wir uns wappnen, mit Geduld und mit dem Glauben an die Rückkehr in unsere Heimat! Unser Glaube muss so stark sein, dass er imstande ist, Berge zu versetzen, dann wird einmal die Stunde kommen, wo auch unsere Nachbarn, die Polen, darüber nachdenken werden, in welcher Situation sie sich befinden.

 

Der erste Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen in Berlin, Dr. Hans Matthee, erinnerte an die glorreiche Abstimmung am 11. Juli 1920. Diese Feier, so betonte er, soll nicht nur der Erinnerung dienen, sondern vor allem eine Mahnung sein, in diesem Geist des 11. Juli 1920 auf den Plan zu treten, wo immer es notwendig sein wird.

 

Der Vertreter des Senats, Senator Dr. Kielinger, erklärte, dass eine neue Ordnung im Osten nur auf der Grundlage des Rechts erfolgen könne.

 

Der Vorsitzende des Berliner Landesverbandes der Heimatvertriebenen, Dr. Alfred Rojek, betonte, dass wir Heimatvertriebenen in unserer Charta feierlich auf Rache und Vergeltung verzichtet haben, dass wir aber niemals unser von Gott gegebenes Recht auf unsere Heimat aufgeben werden.

 

Der Vorsitzende der Allensteiner Kreisgruppe in Berlin, Kunath, sprach die Hoffnung aus, dass die Allensteiner diese 600-Jahrfeier bald in ihrer Heimat nachholen können.

 

 

Seite 2   Zweite Liste von entlassenen heimatvertriebenen Kriegsgefangenen

Neumann, Wilhelm, geb. 12.11.1900, Stallupönen, entlassen nach Lintorf;

Nitka, Gerhard, geb. 26.11.1923, Lipine, entl. n. Eiersheim.

Osthus, Hans Joachim, geb. 21.11.1910, Kattowitz, entl.n. Kenzingen;

Ochowiak, Adam, geb. 18.12.1899, Posen, entl. n. Berlin-Hohenschönhausen.

Philipp, Fritz, geb. 26.08.1904, Gablonz, entl. n. Langefeld (Erzgeb.);

Piga, Emil, geb. 08.12.1911, Petersgrätz, entl. n. Halle;

Petri, Werner, geb. 25.09.1925, Stettin, entl. n. Altwarp;

Papke, Herbert, geb. 11.02.1928, Paulsdorf, entl. n. Espelkamp, Kr. Lübbecke i. Westf.;

Pecholski, Hans, geb. 24.09.1918, Danzig, entl. n. Hamburg-Blankenese;

Peperkok, Paul, geb. 22.03.1918, Danzig, entl. n. Nürnberg;

Peters, Dr. Hans-Joachim, geb.  27.08.1908, Schweidnitz, entl. n. Bergen b. Celle;

Pior, Rudolf, geb. 08.06.1918, Freudenbergwalde, entl. n. Ascheberg b. Plön;

Plantikow, Erich, geb. 22.02.1902, Ludom, entl. n. Süderheistedt b. Heide;

Plettenburg, August, geb. 11.03.1894, Gleiwitz, entl. n. Schweinfurt;

Pohl, Eberhard, geb. 23.11.1908, Sagan, entl. n. Stuttgart;

Pollehn, Helmut-Friedrich, geb. 13.11.1924, Königsberg, entl. n. Dortmund;

Pontales, Fritz, geb. 06.08.1905, Medniken, entl. n. Niendorf, Kr. Rothenburg;

Potrock, Alfred-Karl, geb. 30.08.1909, Königsberg, entl. n. Braunschweig;

Przybyl, Heinz, geb. 14.04.1923, Herrnburg, entl. n. Lübeck.

Quaabarth, Adalbert, geb. 11.11.1891, Osterode, entl. n. Berlin-Halensee.

Richter, Heinrich, geb. 15.08.1896, Küstrin, entl. n. Berlin-Nikolassee;

Rademacher, Paul, geb. 20.07.1906, Schneidemühl, entl. n. Greifswald;

Radczek, Anton-Franz, geb. 10.12.1902, Allenstein, entl. n. Düsseldorf;

Rauscher, Georg, geb. 07.01.1923, Schweidnitz, entl. n. Olpe i. Westf.;

Regber, Otto, geb. 25. 4. 97, Birnbaum, entl. n. Heidelberg;

Reikowski, Walter, geb. 20.10.1900, Lipine, entl. n. Westernkotten;

Reis, Günter, geb. 09.07.1921, Stettin, entl. n. Timmendorferstrand;

Roepke, Karl-August, geb. 10.07.1901, Burg, entl. n. Hattingen (Ruhr);

Rohmer, Herbert, geb. 23.09.1921, Sorau, entl. n. Württemberg.

Saint, Paul-Dietrich von, geb. 22.03.1912, Dothen, entl. n. Hamburg;

Salewski, Richard, geb. 27.11.1911, Neidenburg, entl. n. Wesel-Niederrhein;

Sanke, Karl-Ernst, geb. 11.05.1920, Neukarlsdorf, entl. n. Kulmbach;

Sollors, Theodor, geb. 20.10.1901, Rybnik, entl. n. Schwarzenbach;

Spode, Hugo, geb. 06. 05.1907, Danzig, entl. n. Rendsburg (Holst.);

Singst, Gerhard, geb. 12.07.1913, Stolp, entl. n. Rathenow a. d. Havel;

Spieckert, Willi, geb. 27.07.1908, Börstenau, entl. n. Ducherow, Kr. Anklam;

Seifhard, Fritz, geb. 17.09.1899, Petschendorf, entl. n. Gera;

Sko, Viktor-Josef von, geb. 14.11.1907, ?, entl. n. ?;

Spielberg, Manfred, geb. 23.07.1929, Straßburg (Oder), entl. n. Königsrode b. Wippra.

Schattauer, Bruno, geb. 26.07.1908, Wiesbinnen, entl. n. Berlin N31;

Schmidt, Peter, geb. 19.12.1925, Lissa, entl. n. Berlin-Weißensee;

Scherer, Werner, geb. 04.01.1908, Danzig, entl. n. Berlin-Lankwitz;

Schlägel, Franz, geb. 04.10.1921, Herrnskretschen, entl. n. Sebnitz i. Sa.;

Schurmann, Heinz, geb. 23.07.1924, Lucknitz, Kr. Neustettin, entl. n. Karlsruhe, Post Orsenhorst, Kr. Rostock;

Scheddin, Fritz, geb. 03.10.1900, Neustettin, entl. n. Frankenförde b. Luckenwalde;

Schmidtke, Teofil, geb. 11.02.1905, Karolinow, entl. n. Langeln i. Harz;

Scheunpflug, Arthur, geb. 23.10.1911, Gleiwitz, entl. n. München;

Schirrmacher, Franz, geb. 12.09.1892, Groß-Lemkendorf, entl. n. Lübeck;

Schliewen, Horst, geb. 04.01.1913, Graudenz, entl. n. Neustadt a. d. Weinstraße;

Schmidt, Werner, geb. 17.06.1912, Guben, entl. n. Kaufbeuren i. Allgäu;

Schneider, Kurt, geb. 15.08.1924, Troppau, entl.n. Marburg a. d. Lahn,

Schunitz, Leo Karl, geb. 12.1. 07, Marienburg i. Westpr., entl. n. Herksheim;

Schulz-Müffke, Karl, geb. 24.12.1911, Riga, entl. n. Duisdorf b. Bonn;

Schwarze, Werner, geb. 07.06.1918, Wendischfähre, entl. n. Düsseldorf;

Schwelgin, Josef, geb. 15.02.1907, Waiponischki, entl. n. Reusburg.

Stadthoewer, Edwin, geb. 11.12.1907, Oliva, entl. n. Kasseburg;

Stosch, Karl, geb. 31.08.1897, Guben, entl. n. Frankenfelde b. Wriezen a. d. Oder.

Thiel, Alfred, geb. 08.03.1912, Hohenwald, entl. n. Denklingen.

Ulrich, Gunther, geb. 31.01.1924, Schreckenstein, entl. n. Altenburg 1. Thür..

Volkert, Robert, geb. 16.10.1898, Frankenthal, entl. n. Abstatt, Kr. Heilbronn;

Vogel, Eugen, geb. 22.07.1919, Tomaschow, entl. n. Klasdorf b. Baruth.

Wilczek, Erhard, geb. 27.09.1903, Gleiwitz, entl. n. Berlin-Zehlendorf-West;

Wanek, Franz, geb. 21.06.1913, Großpostwitz, entl. n. Grafratz (Amper.);

Weyel, Robert, geb. 18.04.1893, Schlangenbad, entl. n. Diez;

Wittau, Karl, geb. 17.11.1908, Görlitz, entl. n. Neustadt;

Wulf, Otto, geb. 17.01.1913, Guben, entl. n. Flensburg;

Wahner, Helmuth, geb. 08.02.1915, Leutmannsdorf, entl. n. Berlin SW 29;

Weldak, Gertheinz, geb. 06.02.1924, Marienburg, entlassen nach Berlin N 65

Wermann, Willi, geb. 28.09.1912, Garnsdorf, entl. n. Karl-Marx-Stadt;

Warnke, Otto, geb. 05.01.1921, Zapel, entl. n. Berlin-Charlottenburg;

Wolf, Alfred, geb. 21.01.1925, Neustadt (Orla), entl. n. BerlinCharlottenburg.

Zabel, Udo, geb. 15.07.1898, Skalmierszczyce, entl. n. Hameln;

Zeiler, Hans-Paul, geb. 20.05.1923, Neu-Stryba, entl. n. Klein-Langheim, Kr. Kitzingen;

Zielske, Horst, geb. 25.11.1925, Alt-Schönwalde, entl. n. Baesweiler b. Aachen;

Zwally, Georg, geb. 1905, Hirschsal, entl. n. Schönau (Rheinpfalz);

Zunkel, Richard, geb. 20.09.1906, Schnaplau, entl. n. Göhrendorf.

Krause, Linow, geb. 06.02.1914, Neukussfeld, entl. n. Aachen;

Lukaschewitz, Math., geb. 16.09.1920, Lemberg, entl. n. Hamburg-Langenhorn;

Oschotzky, Hedwig, geb. 07.11.1920, Freidorf, Kr. Neidenburg, entl. n. Nürnberg;

Palloks, Erna, geb. 23.10.1920, Königsberg, entl. n. Haan (Rhld.);

Preuss, Hulda, geb. 12.07.1908, Thomasfelde, entl. n. Radevormwald;

Richlick, Hildegard, geb. 21.08.1924, Königsberg, entl. n. Düsseldorf-Eller;

Strewinski, Gertrud, geb. 16.01.1916, Grommela, entl. n. Mannheim;

Watzlawik, Rosa, geb. 19.08.1919, Kattowitz, entl. n. Penzberg 1. Obb.;

Wenzelis, Emilie, geb. 25.06.1919, Bielitz, entl. n. Hannover;

Wiedwald, Irmgard, geb. 30.04. ?, Bogunschöwen, entl. n. Iserlohn;

Winkel, Käthe, geb.05.10.1901, Dürrgoy, entl. n. Hannover.

(Wird fortgesetzt)

 

Seite 2  Vertriebene und der Rundfunk

Von unterem P.N.- Korrespondenten

„Wir bringen diese Hörbilder - einmal, weil von Seiten der Statthalter Moskaus in den Ländern jenseits des Eisernen Vorhangs alles geschieht, den deutschen Anteil an der kulturellen und wirtschaftlichen Erschließung Ostpreußens zu verwischen bzw. zu bagatellisieren; zum anderen, weil vielfach in diesen Gebieten noch zahlreiche Menschen unseres Blutes gegen ihren ausdrücklichen Wunsch und Willen zurückgehalten werden. Auch um einer künftigen gesamteuropäischen Lösung willen, kann uns das Schicksal der Deutschen in den heutigen Satellitenländern Moskaus nicht gleichgültig sein" (Aus einer Sendung des Hessischen Rundfunks „Land zwischen Oder und Warthe".)

 

Es hat verhältnismäßig lange Zeit gebraucht, bis sich in den Nachkriegsjahren die deutschen Rundfunksender in der Bundesrepublik und in Westberlin entschlossen haben, die von Polen besetzten deutschen Ostgebiete und die ehemaligen auslands- und Volksdeutschen Siedlungsräume in den Themenkreis ihrer Sendungen einzubeziehen.

 

Es konnte aber nicht ausbleiben, dass im gleichen Maße, in dem unser Volk nach dem Zusammenbruch von 1945 wieder zu sich fand, d. h. wirtschaftlich und moralisch gesundete, auch der vorläufige Verlust Ostdeutschlands wieder stärker in das Bewusstsein aller drang.

 

Die herausfordernde Handlungsweise der kommunistischen Regierungen in Warschau und Ostberlin, die in der Festlegung einer sogenannten „ewigen Friedensgrenze an Oder und Neiße" ihren Höhepunkt fand, trug nicht unwesentlich dazu bei, dass Schlesien und Ostpreußen, Pommern und Ostbrandenburg in Rundfunk und Presse, in Wort und Bild, wieder in den Blickwinkel der Öffentlichkeit rückten. Jung und Alt lernte wieder zwischen dem von Polen und der Sowjetunion besetzten Ost- und dem Sowjetischen  Mitteldeutschland zu unterscheiden. Viele, die es schon fast vergessen hatten, wurden daran erinnert, dass Erfurt und Eisenach, Rostock und Magdeburg nicht im Osten und am Rande unseres Vaterlandes liegen, sondern mitten im Herzen Deutschlands.

 

Die deutschen Siedlungsgebiete außerhalb der Reichsgrenzen von 1938 allerdings schienen auch dann noch lange vergessen, als sich der NWDR und der Süddeutsche Rundfunk, der Südwestfunk und Radio Bremen bereits in regelmäßigen Sendereihen mit dem Schicksal der besetzten Ostgebiete befassten. Es bedurfte einer weiteren längeren Zeitspanne, bis auch dieser Bann gebrochen war. Als erster griff der NWDR Berlin in einer Gemeinschaftssendung mit dem Hessischen Rundfunk in einer Hörfolge zum „Tag der Heimat" 1951 bewusst über die ostdeutschen Provinzen hinaus und berührte das Problem auch der heimatvertriebenen Volksdeutschen. In einer Reihe von aktuellen Hörbildern wurde sodann das Schicksal von Land und Leuten in Polen, in der Tschechoslowakei, im Baltikum und in den Balkanländern gestaltet. Als bekannteste und mehrfach wiederholte Sendung erwähnen wir in diesem Zusammenhang nur „Hiob im Meer", ein Hörspiel vom Auszug und von der Heimkehr der Batschka-Deutschen.

 

Heute bringen der Süddeutsche Rundfunk Stuttgart und der Südwestfunk Baden-Baden im Monat etwa zwei bis drei aktuelle Betrachtungen über die Situation der Deutschen im sowjetisch besetzten Machtbereich und das Schicksal dieser Länder. Der NWDR befasst sich mit der deutschen Heimat im Osten, vor allem in seiner Sonnabendreihe „Alte und neue Heimat", sowie in einer täglichen Viertelstunde des Berliner NWDR-Hauses „Hier spricht Berlin". Ein besonderes Verdienst um die Gestaltung von aktuellen Hörbildern aus dem deutschen Osten und den alten deutschen Siedlungsgebieten hat sich der Hessische Rundfunk Frankfurt erworben, der in seiner Sendung „Deutsche Fragen" an jedem Donnerstag von 15.15 bis 15.30 Uhr jeweils einen aktuellen Beitrag aus den Ländern jenseits des Eisernen Vorhangs bringt.

 

So ist zu hoffen, dass in Zukunft noch stärker und bewusster als bisher das Programm der deutschen Rundfunkstationen unserer ostdeutschen Heimat den Raum einräumt, der diesen Gebieten auf Grund ihrer kulturellen und historischen Bedeutung und mehr noch im Zusammenhang mit dem Schicksal der ungezählten noch heute zwangsweise dort zurückgehaltenen Menschen unseres Blutes zukommt.

 

 

Seite 2   Es geht um das Recht.

Von Dr. Rieh. Sallet, Gesandtschaftsrat a. D.

Wo Immer die vertriebenen Deutschen, wo immer Heimatvertriebene irgendeines Volkes sich versammeln, da wird die angestammte Heimat im Mittelpunkt der Aussprache stehen und wird die Forderung nach dem Recht auf die Heimat erhoben werden.

 

Das Ist auch gut und billig, denn jeder Mensch hat einen heimatlichen Lebenskreis, dem er sich zugehörig und verbunden fühlt. Entwurzelte Menschen, die nirgendwo ein Zuhause haben, sind nach unsern Begriffen eine Verfallserscheinung in der gottgegebenen Ordnung der Menschheit. Von der Familie über die Sippe bis zum Volksstamm gilt die Bindung im Heimatraum als ein natürlicher Zustand.

 

Es ist eine der grausamsten Erscheinungen sowjetischer Politik, dass sie als Endziel die völlige Entwurzelung der unter ihrer Herrschaft lebenden Menschen bewirken will. Ohne Rücksicht auf Menschenwürde und freien Willen wird die Bevölkerung in der sowjetischen Machtsphäre hin und hergetrieben und dort ausgebeutet, wo sie dem sowjetischen Staatskapitalismus den größten Nutzen bringt. Das jedenfalls ist der tiefere Sinn der Zerstörung der Dorfgemeinschaften durch die Errichtung des Kollektivsystems sowie der Zweck des Zwangseinsatzes von Arbeitsheeren in Uran-Bergwerken, bei Kanalbauten und Industrieprojekten.

 

Auch allen diesen Menschen muss die Forderung nach dem Recht auf die angestammte Heimat neue Hoffnung geben. Ja, das Recht auf die Heimat muss dem Recht der Glaubensfreiheit zur Seite gestellt und muss gleich ihm ein fester  Begriff und Teil des allgemeinen Völkerrechtes werden!

 

In früheren Jahrhunderten war Religionsfreiheit keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Es ist noch gar nicht lange her, als Menschen, die ein anderes Glaubensbekenntnis hatten, deshalb in schwere Not gerieten und gar auf dem Scheiterhaufen endeten.

 

Aus dem Leid des furchtbaren Religionskrieges, der erst dreihundert Jahre hinter uns liegt, wurde schließlich eine neue Parole der Freiheit des Glaubensbekenntnisses geboren. Sie wurde nicht gleich mit aller Deutlichkeit klar; denn sie war eine neue Idee und war den Menschen jener Zelt nur wenig bekannt. Daher war sie In den Verträgen von Osnabrück und Münster des Jahres 1648 nur als eine Verpflichtung der Fürsten und Stände verzeichnet, um sich erst im folgenden Jahrhundert weiter herauszuschälen. .Heute ist in der freien Welt jedoch die Religionsfreiheit ein ganz selbstverständliches Recht geworden.

 

In gleicher Weise lassen die furchtbaren Massenvertreibungen der Millionen deutscher Menschen, aber auch die Vertreibungen, Verschleppungen und Zwangsaussiedlungen anderer Völker und Volksteile in Osteuropa, Vorder- und Südasien ein neues Recht entstehen, das Recht auf die angestammte Heimat!

 

Da im Jahre 1955 die Revision der Charta der Vereinten Nationen zur Debatte steht, haben die Heimatvertriebenen in aller Welt die große Aufgabe, sich schon jetzt nachdrücklich dafür einzusetzen, dass dieses Recht, ihr Recht auf die Heimat in den Wortlaut der Charta eingefügt wird.

 

Ich zweifle nicht daran, dass dieses aus tiefem Leid geborene Recht in absehbarer Zeit seinen Platz im allgemeinen Völkerrecht finden wird, und Ich möchte gern hoffen, dass die Erreichung dieses Zieles vielleicht sogar dereinst als eine weltgeschichtliche Tat der deutschen Heimatvertriebenen dastehen wird.

 

Seite 2   Stellungnahme der anderen

„Oder und Neisse - endgültige Grenze"

Unter dieser Überschrift veröffentlicht die Zeitschrift „Orzel Bialy" (London) Nr. 45 vom 7. November 1953 einen Artikel, der sich mit der Einstellung Frankreichs zur Oder-Neisse-Grenze befasst. Darin heißt es:

 

„In den Artikeln der Korrespondenten der Auslandspresse aus Bonn kann man häufig die Auffassung finden, dass die Erklärungen deutscher Politiker des Inhalts, dass sich das deutsche Volk niemals mit der Oder-Neisse-Grenze abfinden wird, in Wirklichkeit nicht zuträfen. Nach Ansicht dieser Korrespondenten vertreten zahlreiche deutsche Realisten den Standpunkt, dass sich die Oder-Neisse-Grenze zu deutschen Gunsten nicht mehr verschieben lasse. Sie sehen einfach keine Möglichkeit einer Änderung, und sogar die Umsiedler aus dem Osten fügen sich allmählich, aber immer stärker in die neuen Verhältnisse ein und viele von ihnen zeigen keine Lust mehr zur Rückkehr."

 

In diesem Sinne äußerte sich auch der bekannte und langjährige Vorkriegskorrespondent der französischen und schweizerischen Presse in Deutschland, George Blun, zu dieser Frage. Er unterstreicht in seinem an die Brüsseler Zeitung „La Libre Belgique" gesandten Berichten aus Bonn schon seit längerer Zeit, dass das deutsche Volk in seiner überwiegenden Mehrheit aufhöre, sich für die Gebiete jenseits der Oder und Neisse zu interessieren. Er wiederholt seine Ansicht auch in der Nummer vom 27. Oktober d. J. in einem längeren Artikel unter dem Titel „Herr Adenauer möchte Deutschland befreien": „Die Oder-Neisse-Grenze ist endgültig".

 

In seinen weiteren Ausführungen hebt er hervor, dass das in der Tiefe ihrer Seele 90% aller Deutschen wüssten. Auch für die Alliierten sei diese Frage schon entschieden. „Kürzlich habe der politische Direktor des aronen britischen Organs „Economist", Mr. Donald McLachland, auf einer von der Deutsch-Englischen Gesellschaft anberaumten Konferenz wörtlich folgendes erklärt:

 

„Wenn man das berücksichtigt, was Polen erlitten hat, so ist die Oder-Neisse-Grenze als gerecht anzusehen, wenn auch politisch problematisch. Die Großmächte werden dieses heiße Eisen nicht anfassen, und dies umso mehr, als Amerika diese Frage zu interessieren aufhört. George Blun betont, dass die deutsche Presse die Erklärung Donald McLachlands mit Ausnahme des „Industriekurier" (Düsseldorf) verschwiegen habe. Er schreibt: Vielleicht haben einige Journalisten geglaubt, Donald McLachland sei nur politischer Direktor des „Economist". Sie irren: Mr. McLachland ist einer der drei Berater, die die Führung der Geschäfte des britischen Hohen Kommissars in Deutschland beaufsichtigen.

 

Von uns aus möchten wir, so schließt „Orzel Bialy", hinzufügen, dass die deutsche Presse durchaus weiß, wer Donald McLachland ist, und nur so tut, als ob sie es nicht wüsste. Dadurch, dass sie seine Worte nicht zur Kenntnis genommen hat, führt sie das deutsche Volk irre, und das ist gefährlich und hat sich schon einmal am deutschen Volke gerächt."

Kommentar überflüssig. Die Redaktion

 

Seite 3   Das Glück lässt auf sich warten

Der Tag geht zu dieser Jahresfrist früh zu Ende. Es Ist die Zelt der Träume, die sich vermehren und verändern wie die Eisblumen am Fenster, wie die Millionen kleiner glitzernder Sterne aus Schnee, die in diesen Tagen auf unsere grauen Häuser niedergehen, die versinken und verschmelzen, wenn sie die Erde berühren.

 

Der Tag ist trüb und verhangen und doch sind die Straßen voll lärmender Geschäftigkeit. Mehr Menschen als sonst scheinen die hell erleuchteten Läden zu füllen und in der Bahn, eng aneinandergepresst, zu stehen. In den hohen Häusern schauen ungeduldige Kinder durch die Schlüssellöcher und würdige Herren, oft mit weißem Bart, vergnügen sich am Schaukelpferd, am kleinen Flitzbogen oder an einer kleinen Lokomotive.

 

Dann kommt die Stunde, wo in vielen Fenstern das Licht der geputzten Tannenbäume aufflammt und den Menschen mitten im Tosen der Großstadt die Geschichte von Bethlehem in der Erinnerung aufsteigt. Dann versinkt die Großstadt mit ihrem Lärm für einen winzigen Augenblick und der brave Bürger schaut in den schneeverhangenen Himmel, um den heiligen Stern zu suchen. Aufgewacht von diesem Traum durch das scharfe Kreischen der bremsenden Straßenbahn, schilt er sich selbst einen Träumer und eilt der warmen Stube zu, wo Frau und Kinder und ein wohlgeputzter Weihnachtsbaum auf ihn warten . . .

 

Am hohen schmalen Fenster der Mietskaserne, nicht weit von dem flirrenden Licht der breiten Prachtstraße, die die große Stadt von West nach Ost durchzieht, steht eine junge Frau. Stunden schon hat sie hinunter gesehen auf die Straße, auf die dunklen Schatten der Menschen, die im Wirbel der Schneeflocken sich zu Knäuel zusammenballten und wieder auseinanderlaufen. Stundenlang das gleiche Spiel.

 

Die junge Frau träumt. Sie träumt von einem Wunder, das sie erlösen sollte aus ihrer Einsamkeit. Der kleine geputzte Tannenbaum hinter ihr ist noch dunkel. Sie hat vergessen ihn anzuzünden, als es ringsherum hell wurde. Es ist schon das zweite Weihnachten, das sie allein begeht. Vor 2 Jahren starb die Mutter, die Letzte, die für sie ganz da war. Seitdem stand sie allein vor dem geschmückten Baum und hörte nur durch die Wand die Kinder von der Fröhlichkeit des Abends singen.

 

Agnes hoffte auf das große Wunder, auf ein Geschehen, das gleich wie der Stern zu Bethlehem hell aufsteigt und ihr den Weg zu ihrem Glück weist.

 

Vielleicht klopft es jetzt gleich an der Tür, dachte sie, und Werner tritt herein, der Mann, den sie liebte, als sie noch beide zusammen in einem Dorfe unter dem mächtigen Kamm des Riesengebirges lebten. Seit den Tagen, wo sie ein grausames Schicksal auseinander und aus der Heimat getrieben hatte, waren sie sich nicht wieder begegnet. Aber heute, vielleicht würde er heute kommen, wo doch Weihnachten ist. Ihr Herz klopfte laut. Gleich, gleich muss er kommen. Und da klopft es an die Tür. --Aber es blieb still. Vielleicht, so dachte sie unverzagt, kommt meine Freundin Inge, Wenigstens auf einen Sprung, auf ein paar Minuten, trösten. Draußen wurden die Straßen immer leerer und Inge kam nicht. Sie kann ja gar nicht kommen, erinnerte sich Agnes, sie feiert ja heute unter dem Weihnachtsbaum Verlobung. Und Grete und Hans und Berthold - sie alle können nicht kommen und nicht an die einsame junge Frau, die am Fenster steht, denken.

 

Ich muss hinaus, denkt Agnes, vielleicht kommt draußen das große Wunder. Vielleicht treffe ich es auf der Straße. Es wird den Weg zu mir nicht finden. Und draußen auf der Straße geht sie allein die breiten Lichterreihen entlang. Nur selten begegnet ihr ein Mensch, die Straßen sind wie leergefegt. Die Straßenbahn bimmelt leer entlang. Leise treiben die weißen Flocken durch die Nacht und auf den glühenden Wangen der Einsamen zerschmelzen sie. Andere setzen sich fest am Gewand, kleine glitzernde weiße Sterne. „Gibt es denn kein Wunder mehr", fragt sie sich leise verzweifelt. „Gibt es denn kein Wunder mehr, auf das man warten kann . . ." Die Nacht blieb still. Als Agnes die schwere Haustür wieder hinter sich zuschlug, horchte sie auf. Da klang ein leises Weinen durch die Nacht, und als sie den Lauten nachging, sah sie an der Treppe den kleinen Bengel ihrer Nachbarin. Sein trotziges Gesicht war ganz verheult. Seine Mutter war noch nicht nach Hause gekommen und ihn schmerzte es, wenn er überall an den anderen Fenstern die Lichterbäume sah und er noch warten musste, bis seine Mutter auch bei ihm die Kerzen anzündete. Agnes nahm das Kind mit hinauf in ihr Zimmer. Sie fühlte sich plötzlich wie ein junges Mädchen, das ihrem kleinen Brüderchen ein schönes Weihnachtsgeschenk machen müsste. Der kleine Bengel musste draußen im Flur stehenbleiben. Agnes zauberte mit raschen Händen einen kleinen Gabentisch für diesen unerwarteten Gast. Nachdem sie die Kerzen angezündet hatte, läutete sie übermütig mit der Fährradglocke. Und als der Bengel mit einem Jubelschrei ins Zimmer stürzte, dann war es ihr, als ob in dieser kleinen Stube jener Stern von Bethlehem aufgegangen war, der der Menschheit das Licht brachte. Der Traum war kurz. Als der große Zeiger einmal um das Zifferblatt der Uhr herumgegangen war, holte die Nachbarin ihren kleinen Jungen ab und Agnes war wieder allein. Aber, so dachte sie, als sie wieder am Fenster stand, das Glück kommt schon eines Tages, man muss nur darauf warten können . . Und wenn es noch so schwer fällt.

 

Es ist die Zeit der Träume, die sich vermehren und verändern, wie die Eisblumen am Fenster . . .

 

 

Seite 3   Die gute Tat. Foto

„Hallo, hallooo!" Auf dem Fahrdamm der Speyerstraße in Berlin-Schöneberg steht der elfjährige Gerhard Friedl und ruft aus Leibeskräften hinter einem Radfahrer her. Der radelt davon und Gerhard blickt versonnen auf die beiden Briefumschläge, die er eben aufgenommen hat. Er sieht, dass der eine Geld enthält, - viel Geld. Was tun? Zur Schule gehen, nach Hause zurücklaufen oder die Polizei aufsuchen? Gerhard entschließt sich für das erste. Vier Stunden drückt er die Schulbank, greift ab und zu nach dem Umschlag und wartet sehnsüchtig auf das erlösende Klingelzeichen der letzten Stunde. Dann ist es so weit. Ohne mit jemand zu sprechen, stürzt er zum nächsten Polizeirevier und übergibt den Fund, 621,-- DM. Eine Stunde später weiß der Verlierer - ein Bote einer Berliner Gummifabrik - vor Freude nicht, was er dem kleinen Knirps antun soll.

 

Ja, hier ist wirklich etwas geschehen, was uns in der heutigen Zeit zu denken geben sollte. Zu denken deshalb, weil Gerhard der jüngste Sohn einer sudetendeutschen Flüchtlingsfamilie ist, die erst vor zwei Jahren aus der Sowjetzone nach Westberlin kam. Solch ein Flüchtlingskind findet also 621,-- DM und liefert sie prompt ab. Ist das nicht das beste Zeichen dafür, dass die ethischen Gefühle in unserer Jugend trotz Elend und Armut und trotz vieler schlechter Beispiele der Nachkriegszeiten erhalten geblieben sind? Wir haben uns mit Gerhard und seiner Mutti unterhalten. Mit leuchtenden Augen erzählt der schmächtige Junge von den Geschenken, die er für seine gute Tat erhielt. Sechs blanke Fünfmarkstücke waren der Finderlohn des Boten. Hiervon behielt Gerhard 10,-- DM für die Sparbüchse und der Rest wurde zu gleichen Teilen an Vati, Mutti, Uroma und Bruder verteilt. Dann kam die Einladung des Direktors der Fabrik. Ein großer Ball, Füllfederhalter, Drehbleistift und viele andere Kleinigkeiten erwarteten ihn hier. Dann ging es zürn Schuheinkauf zu Leiser und danach zu einer Veranstaltung in den Sportpalast. Schon heute hat er eine Einladung der Fabrik für den 20. Dezember bekommen, um dort sein Weihnachtsgeschenk in Empfang zu nehmen.

 

Gerhard, ein aufgeweckter heller Junge, will einmal Gärtner werden. Seine besondere Liebe gilt heute schon den Blumen, die er im Zimmer züchtet und den Fischchen im kleinen Aquarium. „Er wird es schon schaffen", meint die Mutter, aber es klingt doch die Sorge um die Zukunft ihrer Kinder aus diesen Worten. Denn das Leben geht weiter.

 

 

Seite 5   Treffpunkt „Haus der ostdeutschen Heimat"

Oft war das graue Haus am Kaiserdamm, mit der kleinen weißen Nummer 83, Treffpunkt von Vertriebenen, die sich nach langen Jahren wiedersahen. Aber selten trafen sie sich in den Fluren des Hannes und begegneten pich hier zum ersten Mal nach einer Reihe von Jahren. Aber in diesen Tagen fanden sich zwei Menschen nach einer langen, langen Reihe von Jahren tatsächlich in einem Zimmer des „Hauses der ostdeutschen Heimat". Elektromeister Spika fand sein ehemaliges Lehrmädchen, Elfriede, wieder, die aus der Zone nach Berlin gekommen war, um hier Hilfe zu suchen. Freudestrahlend hatten sie sich begrüßt, denn es ist immerhin schon 28 Jahre her, als Elfriede Lehrmädchen bei Meister Spikas Elektrogeschäft in Königshütte war. Es gab viel zu erzählen, und obwohl beide kein leichtes Los haben, wurden sie bei der Erinnerung an die guten alten Zeiten wieder froh.

 

 

Seite 5   Polnischer Terror gegen deutsche Jugendliche Berlin (hvp).

Der kommunistische Jugendverband in Polen „Zwiazek Mloziezy Polska" (ZMP) führt gegenwärtig eine „Werbeaktion" zur Erfassung der in der Heimat verbliebenen bzw. festgehaltenen und zur Zwangsoption für Polen veranlassten deutschen Jugendlichen durch. Auch die Arbeitsorganisation „Dienst für Polen" und die „Liga der Soldatenfreunde" führen mit ähnlichen Mitteln gleichzeitige „Werbeaktionen durch. Besonders die Organisation für vormilitärische Ausbildung „Liga der Soldatenfreunde" sucht mit allen Mitteln die deutschen Jugendlichen zum Eintritt in die örtlichen Verbände zu zwingen. Sämtliche Aktionen sollen bis Ende November 1953 laufen.

 

 

Seite 6   Brot für die Ärmsten „Bruderhilfe Ostpreußen“ - Hilferuf der zurückgebliebenen Landsleute aus der Heimat

Seit dem März 1952 versuchte die Landsmannschaft Ostpreußen der materiellen Not ihrer Landsleute durch Liebesgabenpakete zu steuern. Diese Aktion, die in sehr bescheidenem Umfang anlief, entwickelte sich störungsfrei. Die Pakete trafen in Ostpreußen ein und gaben damit Veranlassung, dieses Werk der Nächstenliebe weiter auszubauen. Es wurde die „Bruderhilfe Ostpreußen" (Paketaktion Masuren) mit dem Ziel errichtet, der unmittelbaren Not durch die "Übersendung von Kleidern, Lebensmitteln und Medikamenten entgegenzutreten und den Deutschen in der alten Heimat zu beweisen, dass sie von ihren Brüdern nicht vergessen sind.

 

Die Bewohner Ostpreußens sind seit alters her überzeugte und tätige Christen. Die „Bruderhilfe Ostpreußen" zeigte zwar auch die starke Heimatverbundenheit der Landsmannschaft, noch mehr aber wurde sie zu einem Beweis echter christlicher Nächstenliebe, denn alle Spenden kamen von den depossedierten Vertriebenen selbst, so dass die Paketaktion ohne jede Hilfe oder Unterstützung bisher aus eigener Kraft durchgeführt werden konnte. Die Wirkung in Ostpreußen aber war über alle Erwartung groß. Nicht nur, dass die Tausende von Briefen, die aus Ostpreußen die Landsmannschaft erreichten, das starke Gefühl der Treue und Heimatliebe bekundeten. Die Hilfe erschien ihnen wie ein Anruf Gottes, nicht zu verzagen. Auch Polen wandten sich an uns mit der Bitte um Hilfe. Selbstverständlich erhalten auch sie Hilfe.

 

Die „Bruderhilfe Ostpreußen", zunächst in aller Stille und ohne Beteiligung einer größeren Öffentlichkeit begonnen, musste im August 1952 auf eine breitere Basis gestellt werden, da die Mittel der Landsmannschaft allein nicht ausreichten, um allen Hilferufen nachzukommen. Im September 1952 wurde in Westdeutschland über den Rundfunk, in der Presse und insbesondere im „Ostpreußenblatt" für die Hilfsaktion geworben. Die Örtlichen Gemeinschaften, der Ostpreußen, im Bundesgebiet wurden eingeschaltet und jeder einzelne Ostpreuße zur Mitarbeit aufgefordert.

 

Bis zum November 1952 konnten insgesamt 2000 Pakete nach Ostpreußen abgehen. Am 31. Dezember waren es bereits 3000, bis zum März 1958 5000 Pakete, im Spätherbst 1953 9000. Damit wurden rund 35 000 Deutsche in Ostpreußen erfasst, so dass also bis Weihnachten 1953 die Hälfte aller Deutschen betreut worden ist. Es kamen aber auch Bitten an die „Bruderhilfe", Pakete an Verwandte in Ostpreußen weiterzuleiten. Diese Bitten wurden erfüllt.

 

Das Durchschnittsgewicht des einzelnen Paketes beträgt fünfzehn Kilogramm, die Höchstbegrenzung zwanzig Kilogramm. Die Pakete werden individuell nach dem Familienstand zusammengestellt. Außer Kleidungsstücken werden hochwertige Lebensmittel verschickt und neuerdings dringend benötigte Medikamente beigegeben. Schwierig war und bleibt für die Landsmannschaft die Aufbringung des Bargeldes für die Lebensmittel und die sehr hohen Portokosten. Es fehlen also, um die „Bruderhilfe" fortzusetzen, nicht nur Kleidung, Wäsche, Schuhe, Lebensmittel, sondern auch Geldspenden, da jedes Paket im Durchschnitt 10,-- DM Portounkosten verursacht. Wir brauchen Hilfe!

 

Tausende rufen, Mütter für ihre Kinder, Kinder für ihre Eltern. Sie warten auf Kleidung, Medikamente, Lebensmittel. Deutschen, die unter den dürftigsten Verhältnissen in Ostpreußen zwangsweise zurückgehalten werden, endlich nach Westdeutschland auszusiedeln, dabei in erster Linie jene Familien, deren einer Teil in Westdeutschland lebt, ferner alle Alten und Kranken, die auf fremde Hilfe angewiesen sind, in der alten Heimat aber allein stehen und jeder Fürsorge entbehren. Solange dieses Ziel nicht erreicht werden kann, muss die „Bruderhilfe Ostpreußen" ausgebaut werden.

 

Zu helfen und mitzuwirken, rufen wir alle Menschenbrüder auf!

 

Die Anschrift der Bruderhilfe Ostpreußen lautet: Hamburg 24, Wallstraße 29, Postscheckkonto: Hamburg 75 57.

 

 

Seite 6   Wir gratulieren

Zum 80. Geburtstag unserer Landsmännin, Frau Maria Neumann, geb. am 09.12.1873, aus Tilsit, jetzt wohnhaft in Berlin-Charlottenburg, Richard-Wagner-Str. 39.

 

Zum 80. Geburtstag am 13. November 1953 unserer Landsmännin, Frau Augusta Hein, verwitw. Dalladas, früher wohnhaft in Tempelhof, Eresburgstr. 28 ptr.

 

 

Seite 6   Briefe aus der Heimat

P., den 24. Sept 1953

Ich wende mich an Sie mit der herzlichen Bitte um Hilfe. Mein Mann, 75% arbeitsunfähig, ohne jegliche Unterstützung, ist dauernd krank. Er ist nach dreieinhalbjähriger Gefangenschaft aus dem russischen Ural in sehr schlechtem Gesundheitszustand heimgekehrt. Die Ausreise nach Deutschland können wir, trotz vieler Bittgesuche, wie auch die übrigen Deutschen, nicht bekommen. Es mangelt uns sehr an Bettwäsche und vor allem an Bekleidung, der Winter steht vor der Tür. Wir würden uns herzlich über jede kleinste Gabe freuen, wenn auch abgenutzte Sachen. Bitte, vergessen Sie uns nicht in unserer Not. Frau M. L.

 

P., den 24. Sept 1953 ...

… Mein Mann kam aus Russland, dreimal Ist er verwundet und gehirnverletzt. Er bekommt im Monat drei- bis viermal die Krämpfe und ist 45 Jahre alt. Er kann nicht schwer arbeiten. Mein Vater ist 66 Jahre alt und ich habe noch vier Kinder. Das Leben ist schrecklich, alles so teuer, es langt knapp zum Essen. Das Jüngste ist sieben Jahre alt, das zweite zehn, dann elf und dreizehn, das heißt, Essen und Trinken und Einkleiden, daran ist nicht zu denken. Das Leben ist sehr schwer ... Frau H.  

 

… Ich lebe hier als dreizehnjähriger Junge bei meiner Tante und habe keine Eltern, fühle mich so verlassen. Ich benötige sehr dringend Kleidung, da ich von niemandem etwas bekomme. Meine Tante kann mir nichts kaufen, da sie selbst nichts hat, allein und noch dazu krank ist und sich nichts verdienen kann. Siegfried P. St. K

 

 

Seite 6   600 Jahrfeier der Stadt Allenstein (Foto: Dr. Hans Matthee trägt sich in das Gästebuch der Stadt Allenstein ein)

In der großen Festhalle „Ostpreußen" am Berliner Funkturm beging die ostpreußische Stadt Allenstein ihr 600-jähriges Jubiläum. Der 1. Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen in Berlin, Dr. Hans Matthee, eröffnete die Feierstunde mit einem Gedenken an die Gefallenen, und an die Toten in der Heimat.

 

Die ostpreußische Stadt Allenstein begeht ihre 600-Jahrfeier in Deutschland. Die Polen hätten diese Jahrhundertfeier benutzt, um das Gerücht zu verbreiten, dass Allenstein stets eine polnische Stadt gewesen sei. Gerade Allenstein aber, so betonte Dr. Matthee, sei die Metropole bei der Abstimmung

1920 gewesen, als die Allensteiner schon einmal bewiesen hätten, wie sie für ihr Deutschtum eintreten, wenn man sie ruft.

 

Senator Dr. Kielinger sprach als Angehöriger einer Landsmannschaft (Danzig), die dasselbe Schicksal habe, wie die ostpreußische. Die Heimatvertriebenen fänden sich mit dem Wandel ihres Schicksals nicht ab. Sie machten ihr natürliches Recht auf die Heimat geltend. Dieser Anspruch werde niemals aufgegeben werden.

 

Eine neue Ordnung im Osten könne nur auf der Grundlage des Rechts wiederhergestellt werden. Diese Grundlage allein werde der Welt den Frieden wiedergeben und erhalten.

 

Schließlich begrüßte Kunath, der Heimatkreisbetreuer von Allenstein in Berlin, die Gäste und sprach die Hoffnung aus, dass die Allensteiner recht bald in ihrer Heimatstadt wieder ihre Feste begehen könnten.

 

Der Heimatkreisbetreuer im Bundesgebiet, Loeffke, erklärte, es sei für die Vertriebenen in der Bundesrepublik dauernde Verpflichtung, an ihre Brüder und Schwestern in der Sowjetzone zu denken;

 

Die Festansprache des stellvertretenden Sprechers der Landsmannschaft, Egbert Otto, fand unter den 3000 in der Funkturmhalle großen Beifall. Er sagte unter anderem:

 

„Im Auftrage des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen habe ich

Ihnen die herzlichsten Glückwünsche zum 600-jährigen Jubiläum Aliensteins zu überbringen. Sie dürfen versichert sein, dass an dem heutigen Tage die 1,3 Millionen Ostpreußen im Bundesgebiet Ihnen hier und den Brüdern und Schwestern in der russisch besetzten Zone mit dem Herzen und mit allen Fasern ihres Gemütes nahe sind. Sie gestatten, dass wir diese Grüße auch von hier aus weiterleiten an die hunderttausend Deutschen, die noch in Südostpreußen leben.

 

Otto erinnerte daran, dass die Arbeit der Vorfahren, der Ostpreußen, reiche Früchte getragen habe. In 700-jähriger Arbeit seien aus Sumpf und Wald blühende Fluren und herrliche Städte geschaffen worden. Diese geschaffenen Werte könnten die Ostpreußen mit Stolz neben jeden anderen Teil Deutschlands stellen und darüber hinaus neben jeden anderen Teil der Welt.

 

Dieses 600-jährige Allenstein, das die Geschichte Ostpreußens erlitten, gemacht und erlebt habe, sei wie durch ein Wunder im Jahre 1945 fast unversehrt geblieben. Es sei heute die einzige noch lebende Stadt in Ostpreußen. Dies solle für die Allensteiner eine heilige Verpflichtung sein, diese Visitenkarte Ostpreußens, des Heimatlandes, zu pflegen und der Zeitrechnung zu präsentieren.

 

Die notwendigste Tugend eines besiegten und geschlagenen Volkes sei die Geduld. Diese möge mehr Kräfte fordern, als man nach acht Jahren noch aufzubringen meine. Aber diese Geduld müsse sein.

 

„Bitte denken Sie an Polen, die eine stolze Nation mit großer Vergangenheit ist. Aber auch Ostpreußen ist ein stolzer Volksstamm mit einer noch größeren Vergangenheit." 1945 standen die Ostpreußen zerschlagen und zertreten, frierend und hungernd vor den Türen der eigenen Brüder in Deutschland.

 

Die Haltung und die Leistung, der Ostpreußen, bewährte sich, denn „größer wie das Schicksal ist der Mut, es lächelnd zu ertragen."

 

„Wenn eines Tages das Lied vom braven Mann erklingt, dann sind Sie das, meine Freunde", rief Egbert Otto aus. Dann werden genau wie am 11. Juli 1920 die Glocken läuten und die Allensteiner singen „Wir treten zum Beten ..."

 

 

Seite 6   Stunde der Volkskunst

Nach kurzer Pause leitete ein ostpreußischer Volkstanz - getanzt von dem Tanzkreise der DJO - zu einem kurzen Erinnern an das heimatliche Brauchtum an die heimatliche Mundart über. Der Tanz zeigte das Entstehen, das Wachsen und die blühende Provinz dar und war im Aufbau und seiner Symbolik nach ein überraschend gelungenes Bild eines alten Volksgutes. Befriedigung und Freude erfüllte uns, dass die Jugend in uns durch das Herausstellen dieses alten Brauchtums einen so bleibenden Eindruck hinterließ.

 

Ostpreußische Volkslieder sangen Ilse Schiwek und Dörthe Oswald, und eine lustige Schabelei brachte uns unser Landsmann Konrad Thoms. Dann grüßte Berlin Ostpreußen: nach dem ostpreußischen Humor rissen die Urberliner Willi Rose und besonders Erna Haffner die mit 3000 Menschen gefüllte Ostpreußenhalle zu immer neuen Begeisterungsstürmen hin. Die verbindenden Worte zwischen Ostpreußen und Berlin brachte in herzlicher, charmanter Weise die Ansagerin des Berliner NWDR-Fernsehsenders, Ruth Breitag.

 

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