Ostpreußen Nachrichten, Folge 03 vom März 1953

Ostpreußische Nachrichten
Seite 1   Einheit auf die lange Bank geschoben?
Verzögerungen bei der Bildung des BvD – Westpreußens Geschäftsführer kommt trotzdem
Bonn G W. — Die für Anfang März angekündigte Tagung der Geschäftsführer der westdeutschen Landsmannschaften in Berlin ist leider vertagt worden. Die Vertagung war dadurch bedingt, dass die Präsidien der Verbände der Landsmannschaften (VdL) und des Zentralverbandes der vertriebenen Deutschen (ZvD) in Bonn zu dem Zeitpunkt zusammentraten, zu dem die Geschäftsführertagung in Berlin vorgesehen war.
 
In Bonn war geplant, dass das Vdl- und ZvD-Präsidium gemeinsam  tagen und die von einem Statutenausschuss ausgearbeiteten Richtlinien für die Errichtung eines Einheitsverbandes der Vertriebenen annehmen sollten. Der ZvD ließ jedoch mitteilen, dass sein Präsidium für den Monat Februar keinen freien Termin mehr habe. Eine gemeinsame Sitzung könne frühestens Mitte März stattfinden.
 
Damit verschieben sich auch die vorgesehenen Termine für die Wahlen im Einheitsverband, in den Kreisen und Ländern. Vor Ende Juli dürfte theoretisch kaum mit einem Zusammentritt der Bundesversammlung zu rechnen sein. Da sich im Juli aber bereits der Wahlkampf dem Höhepunkt nähert, besteht die Befürchtung, dass die Verwirklichung eines einheitlichen Bundes der vertriebenen Deutschen nicht vor Beendigung der Bundestagswahlen erwartet werden kann.
 
Westpreußens Geschäftsführer grüßt Berlin
Der Geschäftsführer der Landsmannschaft Westpreußen, Thöl, wird trotz der verschobenen Tagung der Landsmannschaftsgeschäftsführer am 1. März nach Berlin kommen und hier an der Delegiertentagung der Berliner Westpreußen teilnehmen. Geschäftsführer Thöl schrieb uns in einer Begrüßungsadresse „Ihr steht, wie einst in der Heimat, wir und unsere Vorfahren, auf Vorposten im Kampf um die Erhaltung der unvergänglichen Werte der abendländischen Kultur Schulter an Schulter mit der tapferen Bevölkerung Berlins.
 
Gerade, dass Ihr diesen Kampf in selbstverständlicher Verpflichtung auf Euch genommen habt, ohne nach Dank und Lohn zu fragen, scheint mir der tiefste Sinn jenes „deutschen Wunders" zu sein, das die Bewunderung des Auslandes immer wieder erregt.
 
Denn dieses „deutsche Wunder" ist nicht die wirtschaftliche Blüte der Bundesrepublik, sondern die bewunderungswürdige Haltung gerade derjenigen Schicht der deutschen Bevölkerung, die durch die Auswirkungen des zweiten Weltkrieges am stärksten betroffen wurde. Sie allein hat Deutschland, und damit Europa, vor der Gefahr des Kommunismus bewahrt. Wir verzichten auf Rache und Vergeltung; das bedeutet nicht, dass wir den Glauben an Recht und Gerechtigkeit aufgegeben haben; Diesem Recht und dieser Gerechtigkeit gilt unser Einsatz, mag man uns auch als Narren oder als blutrünstige Revisionisten ansehen. Wir wissen aber auch, dass der Weg in unsere Heimat nur über ein geeintes Europa führen kann, ein Europa, dass sich - ebenso wie wir ihm -  auch unserem Kampf und unseren Opfern verpflichtet fühlt, und niemals zulassen wird, dass aus dem Vorposten ein verlorener Posten wird.
 
Ich weiß mich darum einig mit Euch und der gesamten Berliner Bevölkerung, wenn ich sage, dass nirgendwo anders in der Bundesrepublik jener Ruf, der das Symbol aller diesjährigen Bundestreffen der Landsmannschaften ist, auf besseres Verständnis stößt, als gerade in Berlin: Wir fordern unsere Heimat für Europa!"
 
Foto: Flüchtlingslager Salzufer.
 
Seite 1   Das geht auch uns an!
25% der politischen Flüchtlinge Heimatvertriebene
Der Strom der Flüchtlinge aus der sowjetzonalen „Deutschen Demokratischen Republik" ergießt sich nach wie vor noch unvermindert in die drei westlichen Sektoren der ehemaligen Reichshauptstadt. Aber der Anteil der Heimatvertriebenen an der täglichen Flüchtlings-„Quote" nimmt zu. Betrug er im vergangenen Jahr 10%, so ist er jetzt auf 25 angestiegen. Dadurch erwächst den Berliner Landsmannschaften eine neue Aufgabe, in der sie eine wesentliche Bewährungsprobe abzulegen haben. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft hat als erste zu einer „Bruderhilfe" aufgerufen.
 
 
Nach Mitteilung des Leiters des Berliner Bundesnotaufnahmeverfahrens, Dr. Zimmer, sind vom Februar 1952 bis zum Dezember vergangenen Jahres 113 419 Menschen aus der Sowjetzone nach Westberlin geflüchtet. Darunter befanden sich:
9841 Vertriebene von östlich Oder-Neiße,
1312 Vertriebene aus dem Sudetenland,
1822 Vertriebene aus anderen Ländern.
Im Januar 1953 stellten die Vertriebenen von 21441 registrierten Flüchtlingen über 2000. Und im Augenblick sind von 1000 Flüchtlingen 250 Vertriebene. Diese Zahlen bedürfen einer kurzen Erläuterung. Das plötzliche Ansteigen des Anteils von Heimatvertriebenen an der täglichen Flüchtlingszahl - oft sogar bis zu 30% - ist nur indirekt auf Maßnahmen der Pankower Regierung und dem „Fluchtwillen" der einzelnen ost- und mitteldeutschen Bevölkerungsstämme zurückzuführen. Das beweist das vergangene Jahr, in dem die Prozentzahl der Vertriebenenflüchtlinge „paritätisch" war. Das Ansteigen erklärt sich aus der Tatsache, dass der größte Teil der Neubauern aus den Gebieten östlich der OderNeiße-Grenze und dem Sudetenland  stammt. So war es ganz „natürlich", dass die Bauernflucht aus der Sowjetzone diese Zahlen mit sich zog.
 
Man kann annehmen, dass gut die Hälfte der geflüchteten 16 000 Bauern und Landarbeiter Ostdeutsche sind. Ihr Fluchtgrund: Die Aufhebung der Vergünstigungen für Neubauern, die nunmehr zusammen mit den erhöhten Sollforderungen und dem Aufbau von kolchosähnlichen Produktivgenossenschaften die Weiterführung der Wirtschaften unrentabel machen und den Neubauer ohne viel eigenes Dazutun in Konflikt mit den scharfen Wirtschaftsgesetzen der Sowjetzone bringen.
 
Unter den Heimatvertriebenen, die nunmehr zum zweiten Male innerhalb  von 8 Jahren ihre Existenz im Stich lassen mussten, stellen die landwirtschaftlichen Kräfte einen großen Teil. Ein wesentliches Kontingent Facharbeiter heimatlicher Industrien befindet sich ebenfalls unter ihnen. Der übrige Teil setzt sich aus Rentnern, anderen alten Leuten, Jugendlichen und einigen „Intelligenzlern" zusammen. Diese Zusammensetzung unterscheidet sich nicht wesentlich von z. B. Flüchtlingen aus Sachsen.
 
Ein Teil der aus der Sowjetzone geflüchteten Heimatvertriebenen findet nach seiner Registrierung in der Kuno-Fischer-Straße den Weg zu seiner Landsmannschaft - die große Masse aber weiß den Weg nicht, verlässt Berlin ohne den Beweis ideeller und materieller Hilfe durch die Landsmannschaften. Im Bundesgebiet angekommen, merken die Flüchtlinge auch nicht sehr viel von ihren heimatlichen Organisationen.
 
Darum ist hier zu begrüßen die Initiative der Berliner Sudetendeutschen Landsmannschaft, die inzwischen für ihre Landsleute zu einer „Bruderhilfe" aufgerufen hat. Durch Geld- und Sachspenden soll die Betreuung der sudetendeutschen DDR-Flüchtlinge auf breiter Basis begonnen werden. Die annähernd 80 Lager Westberlins werden regelmäßig nach Landsleuten durchgekämmt, die Bedürftigsten eingeladen zu Kreistreffen. Damit dürfte der Kontakt zwischen diesen Menschen und ihrer Landsmannschaft hergestellt werden und die so Angesprochenen dürften damit der Landsmannschaft gewonnen sein. Als das Mindeste ist anzunehmen, dass hier das Solidaritätsgefühl wieder die notwendigen Brücken von Mensch zu Mensch schlägt. Es wäre gut, wenn sich die anderen Landsmannschaften diesem Beispiel anschließen würden.
 
Seite 2   Wie viel Deutsche leben noch in den deutschen Ostgebieten?
Immer wieder wird diese Frage in der Öffentlichkeit laut.
In den deutschen Ostgebieten lebten bei Ausbruch des Krieges etwa 9,5 Millionen Menschen. Davon sind etwa 6 Millionen aus ihren Wohnungen und Höfen vertrieben worden, während annähernd 2 Millionen durch die Kriegsereignisse ihr Leben verloren oder verschleppt wurden. Der nur kleine Rest von etwa 1,5 Millionen ist in der Heimat verblieben. Davon sind in der Folgezeit bis heute vielleicht  
30 000 Menschen durch Auswanderung, Ausweisung und Flucht in das Gebiet der sowjetischen Besatzungszone und nach Westdeutschland gekommen. Es ist nicht möglich, einwandfreie Angaben über die Zahl der noch heute in den deutschen Ostgebieten lebenden Deutschen zu
machen, doch lassen sich auf Grund von Meldungen und Angaben der dort noch lebenden Deutschen die annähernden Bevölkerungszahlen ermitteln. Danach ergibt sich folgendes Bild:
 
Nieder- und Oberschlesien                  400 000
Pommern                                            175 000
Südostpreußen (polnisch)                   200 000
Nordostpreußen (russisch)                         400
Westpreußen                                       140 000
Wartheland                                         100 000
Ostbrandenburg                                  45 000
 
Diese Zahlen sind von verschiedenen Stellen völlig unabhängig voneinander festgestellt bzw. ermittelt worden, so dass sie einen Anhalt bieten und annähernd richtig sein können. In den ostdeutschen Großstädten wohnen, insbesondere in Oberschlesien, noch verhältnismäßig viel Deutsche. Einen Überblick über die heutigen Einwohnerzahlen gibt die nachstehende Aufstellung:
 
                                               Früher             Heute               davon Deutsche
Allenstein                                 45 000             35 000             500
Breslau                                    650 000            450 000            2000
Beuthen                                   101 000            110 000            3000
Danzig                                     265 000            225 000            1500
Elbing                                      86 000             40 000             300
Hirschberg                               32 000             28 000             400
Königsberg                              368 000            150 000            ----
Königshütte                             85 000             90 000             2500
Kattowitz                                  130 000            140 000            5000
Kolberg                                      37 700             10 800             150
Küstrin                                     24 600              1 500              ----
Posen                                      350 000            308 000            3000
Stargard                                  38 800             15 000             350
Stettin                                      381 000            210 000            2500
Waldenburg                             64 100             60 000             3000
 
Übereinstimmende Berichte von in jüngster Zeit nach Westberlin gekommenen Landsleuten aus den deutschen Ostgebieten besagen, dass die polnischen Machthaber mit allen Mitteln versuchen, die noch verbliebenen Deutschen zurückzuhalten. Der Grund ist der Menschenmangel und insbesondere der Mangel an Facharbeitskräften, vor allem in den Kohlengebieten Ostoberschlesien und Waldenburg. Man liebt die Deutschen nicht, aber man erkennt ihre Fähigkeiten und Leistungen an.
 
In Südostpreußen wurden sehr viele Deutsche zur Option gezwungen, während in Oberschlesien zahlreiche Deutsche „freiwillig" optierten, einmal, um ihren Besitz zu erhalten, zum anderen, um durch die Erhaltung der Existenz und des Arbeitsplatzes die Familie zu retten.
 
Die verbliebene deutsche Bevölkerung setzt sich vorwiegend aus Bauern in Ostpreußen und Pommern sowie aus Industriearbeitern und Bergleuten in Schlesien zusammen. Nur gering ist die Zahl der verbliebenen Handwerker, da diese nicht selbständig arbeiten können, sondern nur eine Arbeitsmöglichkeit in Staatsbetrieben haben.  
 
Nachrichten aus Ostpreußen und Schlesien bestätigen immer wieder, dass die polnische Sprache in der Öffentlichkeit Gesetz ist und nur gebietsweise, auch auf der Straße deutsch gesprochen werden darf. In der Familie jedoch wird meist deutsch gesprochen und der Kampf um die Erhaltung deutschen Volks- und Brauchtums ist hart und macht die Menschen schweigsam. Der Kampf um die Erhaltung des Deutschtums lässt das religiöse Leben besonders in Oberschlesien stärker werden. Es war in einigen Orten schon möglich, dass der Pfarrer bei einer Beerdigung deutsche Gebete sprechen durfte und eine deutsche Ansprache halten konnte. Über die Kirche kann den verbliebenen Deutschen am besten die Kraft zum Aushalten gegeben werden. Besonders auffallend ist, dass die Beteiligung der Männer am religiösen Leben immer mehr zunimmt und die Teilnahme an den Wallfahrten nach den bekannten Wallfahrtsorten ist zum Ärger der kommunistischen Funktionäre äußerst stark.
 
Verschiedentlich mussten Veranstaltungen der kommunistischen Partei und anderer Massenorganisationen während der Zeit der Wallfahrten abgesagt werden, weil keine Beteiligung der deutschen Bevölkerung zu erreichen war, während zur gleichen Zeit die Kirchen bei den täglichen Andachten überfüllt waren.
 
Deutsche Filme - außer von der Sowexport bereitgestellten - werden nicht gezeigt oder nur in einigen Ausnahmefällen, wenn die deutsche Bevölkerung aus einem besonderen Grunde „beruhigt" werden muss. So wurde im November 1952 in Breslau für die deutschen Sozialrentner der uralte Streifen „An der schönen blauen Donau" gezeigt. Damit verbunden war eine Werbung für die Altersfürsorge verdienter polnischer Künstler, der Zeichnungsbetrag betrug monatlich 5 Zloty und sollte regelmäßig von der laufenden monatlichen Unterstützung, welche im Durchschnitt 50 - 60 Zloty beträgt, abgezogen werden. Dafür wurden pro Monat ein weiterer Filmabend und ein Konzertabend kostenlos versprochen.
 
Seite 2   Das große Problem unserer Jugend.
„Deutsche Jugend des Ostens“ ruft zu einer Selbsthilfeaktion auf.
Die große Berufsnot unserer Jugendlichen und die dabei entstehende Problematik ist uns leider nur zu gut bekannt, als dass wir nicht immer wieder von neuem versuchen müssten, gerade aus eigener Kraft Wege zu finden, um die Lücken zu schließen, die der Staat bei seinen Maßnahmen oft übrig lässt. Dabei hilft uns in einem gewissen Sinne auch der Staat. Im Lastenausgleichsgesetz ist von „Ausbildungsbeihilfen" die Rede. Sie im Rahmen unserer Jugendpflege und -Förderung zu nutzen, ist die Aufgabe dieser Aktion.
 
Das schwierigste Problem bei der Gewährung einer Ausbildungsbeihilfe ist die Bedingung, dass eine Lehrstelle vorhanden ist. Das wiederum ist eine praktische Erschwerung, da die Leiter von Betrieben, denen die Ausbildung der Lehrlinge effektiv ersetzt wird, nur sehr zögernd - meist aus Unkenntnis über den Nutzen dieser Sache - freie Lehrstellen für diese „Ausbildung im Lastenausgleich" melden.
 
Appell an die Jugendlichen
Die „Deutsche Jugend des Ostens" ruft hiermit alle heimatvertriebenen Jugendlichen auf, sich an der Selbsthilfeaktion zu beteiligen. Es ist notwendig, dass die DJO über genaue Unterlagen verfügt, so dass die Jugendlichen, die über noch keine Lehrstelle verfügen, umgehend folgende Angaben an die DJO machen: Name, Vorname, Geburtsdatum und -Ort, Anschrift und die Angabe, in welcher Branche eine Lehr- oder Arbeitsstelle vermittelt werden soll.
 
... und an die Unternehmer
Zum anderen appelliert die DJO an die heimatvertriebenen Geschäftsleute, Handwerker und Unternehmer, die sich in Berlin erneut eine Existenz aufbauen konnten: Denken Sie an die vielen heimatvertriebenen Jugendlichen, die zu Ostern ohne Lehrstelle dastehen werden, wenn Sie nicht helfen! Berücksichtigen Sie zuerst diese jungen Leidensgefährten, wenn Sie eine junge Arbeitskraft brauchen! Denken Sie daran, dass die Ausbildungsbeihilfen im Lastenausgleich Ihnen wesentliche Kosten für die Ausbildung ersetzen, bzw. Abgaben tragen. Bitte, teilen auch Sie umgehend der „Deutschen Jugend des Ostens" folgende Angaben mit: Firmenname, Inhaber, Anschrift, sowie welche Lehr- und Arbeitsstellen Sie für Jungen oder Mädchen in Ihrem Betrieb zur Verfügung stellen können. Die DJO wird auf Grund der ihr zur Verfügung gestellten und der von ihr ermittelten Unterlagen und mit Hilfe von Ihnen, liebe, angesprochene Leser, versuchen, diese bittere Berufsnot unserer Jugendlichen zu lindern. Ob, wie weit, und wann es gelingt, ist eine Frage, die heute noch nicht beantwortet werden kann. Abschließend teilen wir Ihnen die Anschrift der DJO mit, der Sie bitte Ihre Angaben übermitteln wollen: „Deutsche Jugend des Ostens", Berliner Landesleitung, Kaiserdamm 83.
 
Seite 2   Portrait des Monats. Foto: Ottfried Graf Finckenstein
In Schönberg, im Kreise Rosenberg (Westpreußen), an der Grenze nach Ostpreußen ist Ottfried Graf Finckenstein am 18. April 1901 im gesicherten Bezirk eines großen Gutes zur Welt gekommen. Mit 16 Jahren wurde er Soldat des ersten Weltkrieges, gerade rechtzeitig genug, um den Zusammenbruch des Kaiserreiches bewusst zu erleben. Nach dem Universitätsstudium machte er in Jena sein Examen als Dr. rer. pol.; dann ging er in die Welt hinaus, um mit dreißig Jahren wieder in die Heimat zurückzukehren, zu heiraten und in der Nähe seines Geburtsortes eine stille Zuflucht zu finden.
 
Hier schrieb er seine ersten Bücher, nahe der Natur und den einfachen Gesetzen der Arbeit". „Es war ein gewagter Kopfsprung", so sagt er selbst, „von den Börsen der Weltstädte hinunter in das stille Wasser der heimatlichen Waldseen, aber ich glaube, diese Spannung war notwendig, um nicht von der eintönig süßen Melodie ländlichen Trieblebens vollends gefangen zu werden".
 
1933 erschien sein erster Roman „Möwen über dem Bruch" in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung". Zwei Jahre später folgte sein wohl bekanntester Roman „Fünfkirchen". Für den Roman „Die Mutter" (1938) erhielt er den Raabe-Preis, für den Roman „Dämmerung" (1940) den Herder-Preis.
 
Heute lebt der Dichter in Holstein seiner Arbeit, die nach dem Zusammenbruch zunächst zwei Novellenbände und 1950 den Roman einer versunkenen Heimat „Schwanengesang" zeitigte. Daneben widmet er sich der landsmannschaftlichen Arbeit als verantwortlicher Schriftleiter der in Lübeck erscheinenden Zeitschrift „Der Westpreuße".
 
Das Ziel seiner Arbeit hat sich in all den Jahren des rastlosen Schaffens nicht wesentlich gewandelt. Er kennzeichnet es selbst mit den folgenden Worten: „Es liegt in dem Versuch, die ewig gültigen Gesetze natürlichen Wachstums mit den revolutionären Erkenntnissen menschlicher Wissbegierde zu einem vollwertigen Dasein zu vereinen." Das bisherige Werk des Dichters hat den „Kopfsprung" vollauf gerechtfertigt.
 
Seite 2   Schutz der Heimat ist Ehrenpflicht!
„Schutz der Heimat ist Ehrenpflicht am Volke", das ist die jüngste Parole sowjetdeutscher Politik, die an Hauswänden und Lokomotiven prangt. Wir haben schon oft ähnliche Parolen des Ostens kennengelernt. Diese letzte aber ist besonders schamlos. Die von niemanden legitimierte Ostzonenregierung will den Schutz der Heimat für sich in Anspruch nehmen. Im gleichen Augenblick aber verbietet sie in ihrem Machtbereich den 4,3 Millionen Menschen aus dem deutschen Osten, sich zu ihrer angestammten Heimat zu bekennen.
 
Diese in der Sowjetzone lebenden Vertriebenen werden die Parole sicher richtig verstehen, nämlich, dass der Schutz der Heimat, der ostdeutschen Heimat, Ehrenpflicht am Volke ist und bleibt.
 
Die sowjetzonalen Machthaber können nicht von ihrer Bevölkerung erwarten, dass sie die Heimat für den Kommunismus schützen, für diejenigen Leute, die einen großen Teil Deutschlands verschachert haben. Außerdem drängt sich sofort die Frage auf, gegen wen die sowjetzonale Heimat geschützt werden soll. Niemand greift sie doch mehr an, als die Bolschewisten selbst.
 
Die zweite Frage, die uns als Heimatvertriebene bewegt, ist die, warum der Osten so schamlose Mittel anwendet, um den Heimatvertriebenen für immer ihre Heimat vorzuenthalten. Alle Heimatvertriebenen würden Verständnis für diese Parole haben, wenn man sie in ihrer vorübergehenden Heimat, die ja auch im Vaterland Deutschland liegt, nicht mit aller Gewalt von der angestammten Heimat reißen wollte. So wird der neueste Propagandaruf der Sowjetzone lediglich dazu beitragen, dass die Heimatvertriebenen in der Zone nun erst recht ein Bekenntnis zum deutschen Osten und zum Sudetenland, ihrer Heimat, ablegen, aus der sie vertrieben wurden.
 
Für uns aber ergibt sich nun erst recht: Schutz unserer Heimat, Rückgewinnung des ganzen deutschen Ostens.
 
Schützen wir unsere Heimat, indem wir sie wiedergewinnen, dann schützen wir Deutschland und befreien Europa, dessen Schicksal uns genau so am Herzen liegt wie das Stammland unserer Volksgruppen. E. L.
 
Seite 2   Bescheinigung für Vertriebene vorläufig weiter gültig
Die bisher von den Sozialämtern in Berlin ausgestellten „Bescheinigungen für Heimatvertriebene" behalten Gültigkeit, bis nach dem Inkrafttreten des Bundesvertriebenengesetzes einheitliche Ausweise für das Bundesgebiet und Berlin ausgestellt werden. Heimatvertriebene, welche noch nicht im Besitz der „Bescheinigung" sind, können diese bei dem für ihren Wohnsitz zuständigen Bezirksamt - Abteilung Sozialwesen - beantragen. Zu beachten ist bei der Antragstellung:
Berliner Personalausweis und eine polizeiliche Meldebescheinigung vorlegen, aus der sich ergeben muss, dass der ständige Wohnsitz in Berlin seit einem Zeitpunkt vor dem 30. September 1945 besteht.
 
Personen, die erst nach dem 30. September nach Berlin zugezogen sind, haben ihren Westberliner Personalausweis, eine polizeiliche Meldebescheinigung und eine unbefristete Zuzugsgenehmigung vorzulegen.
 
Heimatvertriebene politische Flüchtlinge, welche die Aufenthaltsgenehmigung für Berlin erhalten haben, sind ebenfalls antragsberechtigt und erhalten die Bescheinigung, wenn die anderen Voraussetzungen gegeben sind.
 
Die Landsmannschaften im „Haus der ostdeutschen Heimat" stehen allen Antragstellern für eine Beratung zur Verfügung
 
Seite 3   Kopernikus, ein großer Deutscher
Feierstunde zum 480. Geburtstag des bedeutenden Wissenschaftlers  
„Wir neigen uns alle vor dem Ingenium und der Begnadung dieses deutschen Domherrn!" Mit diesen Worten umriss Dr. Bernhard Stasiewski die Bedeutung von Nikolaus Kopernikus in der Morgenfeier, die die Landsmannschaften Westpreußen und Ostpreußen im Berliner Landesverband der Heimatvertriebenen in Verbindung mit der Stiftung „Haus der ostdeutschen Heimat" am 22. Februar veranstalteten. Anlass zu dieser Feierstunde war die 480. Wiederkehr des Geburtstages von Kopernikus (19. Februar 1473 in Thorn). Mehr als 500 Zuhörer füllten den Großen Saal des Studentenhauses am Steinplatz, um des großen deutschen Astronomen und Domherrn zu Frauenburg zu gedenken.
 
Professor Dr. Wilhelm Westphal von der Technischen Universität Berlin zeichnete in plastischen Zügen das Bild des Forschers Kopernikus und die Bedeutung seines Werkes. Er gab einen knappen allgemein verständlichen Überblick über das Weltbild, wie es sich zur Zeit des Kopernikus der Allgemeinheit darstellte, und wie es sich von Hipparch über Ptolemäus und Aristoteles rund 1500 Jahre als feststehend erhalten hatte." Dann zeigte er die umwälzenden Überlegungen und Erkenntnisse des Kopernikus auf, die aus dem geozentrischen das heliozentrische Westsystem schufen, um schließlich darzulegen, wie in der Folgezeit, auf den grundlegenden Darstellungen des Kopernikus fußend, Galilei, Keppler, Newton und andere das noch heute gültige Weltbild weiterentwickelten. So stehe es außer Zweifel, dass Kopernikus zu den größten und bedeutendsten Naturwissenschaftlern aller Zeiten gehöre.
 
Dr. Bernhard Stasiewski schilderte in einem fesselnden Vortrag den Menschen Kopernikus und den Domherrn zu Frauenburg. Er stellte das Bild dieses Mannes mitten hinein in seine Zeit, die einen gewaltigen Umbruch brachte und gekennzeichnet war durch Ereignisse wie die Entdeckungen des Columbus, die Reformation, Türken- und Bauernkriege und die Regierungszeit Karls V. So entstand für die Zuhörer ein lebendiges Bild der damaligen Zeit, in der Kopernikus in erstaunlicher Vielseitigkeit als Domherr, Arzt und Wissenschaftler für das Deutschtum und für die Welt wirkte
 
Umrahmt wurde die Feier durch Lieder von Simon Dach, Jacob Kremberg, Heinrich Schütz, E. T. A. Hoffmann und Erwin Kroll, die der Heinrich-Finck-Kreis unter Leitung von H. G. Scholz in hervorragender Weise zu Gehör brachte. In seinem Schlusswort dankte Dr. Hermann Gerbis den beiden Rednern und wies noch einmal darauf hin, dass wir - trotz allen polnischen Versuchen - Nikolaus Kopernikus zu den Unseren rechnen und in ihm eine der bedeutendsten Geistesgrößen des deutschen Ostens verehren.
 
 
Seite 3   Sammlung geht weiter
Aufruf der „Ostdeutschen Nachrichten" vom 1. Januar zur Sammlung geretteten und In Privatbesitz befindlichem ostdeutschen Kulturgutes hat nach der Diskussion in unserer Ausgabe vom 1. Februar weitere Zuschriften* ausgelöst, die erfreulicherweise durch Spenden begleitet wurden. Der Schlesier Arthur Kubik schrieb: „Euer Hinweis hat auch mich angeregt, einmal in meinem Schreibtisch Inventur zu machen. Und Ihr habt Recht behalten, dass auch bei mir noch manches aus der alten Heimat erhalten geblieben ist. Anbei ein paar Bildserien, die ich Euch mit überreiche. Ein Prunkstück der Sammlung dürfte eine Statuette werden, die Herr Dr. Johann Schulze und seine Gattin Elisabeth, geb. Lukosz (Tochter des Direktors der „Hohenzollerngrube"), dem Beuthener Heimatkreisbetreuer H. für die Sammlung übergaben. Der bronzene Bergmann ist mit seinem Arschleder und einer schlagwettersicheren Lampe ein echter oberschlesischer Kumpel. Der Pressereferent der Wartheländer, Fred Heining, schlägt vor: „Es darf kein Sammelsurium sein, die Verantwortlichkeit muss so festgelegt werden, dass jeder Spender uneingeschränktes Vertrauen in den Sinn der Sammlung hat. Sie muss allen Deutschen zugängig sein, und so ausgewertet werden, dass sie zur Bewahrung des ostdeutschen Gedankens beiträgt. Abschließend die dringende Bitte, die Spenden an die Redaktion unserer Zeitung am Kaiserdamm 83 abgeben zu wollen.
Foto: „Junges Paar aus dem Egerland in Festtracht" Foto: Neugebauer
 
Seite 3   Vertriebene Sportler in Form
Sieger und Pokalgewinner in der Alpinen Kombination bei den 1. Sudetendeutschen Skiwettkämpfen in Garmisch-Partenkirchen wurde mit außergewöhnlichen Leistungen der 19-jährige Günther Gräf aus Markt-Eisenstein/Sud., jetzt in Garmisch-Partenkirchen wohnhaft.
 
Der Breslauer Hans Deutschländer entschied beim Hallensportfest am Funkturm in Berlin am 14. Februar 1953 wieder einmal mit seinem hervorragenden Laufvermögen die 3 mal-1000-m Staffel für den Polizei-SV Berlin. Als letzter Läufer holte er nicht nur einen Rückstand von 40 m auf, sondern durchlief das Ziel als Sieger mit großem Abstand.
 
Zwei Tage nach seinem 6-Tage-Sieg in Hannover schlug der Breslauer Hans Preiskeit in Dortmund in einem Internationalen Omnium die Welt- und Landesmeister Ockers (Belgien), Gillen (Luxemburg), Bartali (Italien), van Est (Holland), Robic (Frankreich), Hans Preiskeit grüßt die „Ostdeutschen Nachrichten" mit einem ausführlichen Brief und einer Aufnahme von seiner letzten Siegerehrung.
 
Unsere Redaktion besuchte der Breslauer Boxer Heinz Sänger. Von seinem Vater gut beraten, sorgt der heute 28-jährige für seine Zukunft. Getreu großer Vorbilder wird Heinz Sänger demnächst in Berlin-Kreuzberg eine Gaststätte eröffnen.
Der deutsche Radsport verlor einen seiner „Großen" Walter Sawall aus Morgenroth (Beuthen O/S) starb in Berlin 53-jährig an einem Schlaganfall. Walter Sawall war mehrfacher Deutscher Stehermeister und Weltmeister.
 
 
Seite 4   Erinnerung an die Heimat: Ein Tag auf dem Drewenzsee
Kennt Ihr noch, liebe Landsleute, den Drewenzsee und seine Umgebung? Kommt Ihr mit? Heute ist Sonntag und meine Schwester und ich haben nichts Besseres vor, als diesen Tag auf dem Wasser zu verbringen. Um 8.00 Uhr morgens geht es schon zum Klubhaus, um unser Paddelboot abzuholen und nun geht's los. Ziel Pillauken. Ihr wisst doch noch über die gute Küche dort Bescheid, nicht wahr? Gemächlich ziehen Grünortspitze und der Hexentanzplatz an uns vorbei. Der Himmel ist so blau, wie eben ein Himmel sein muss. Der See wird langsam immer belebter, 15 Segelboote habe ich schon gezählt. Herrlich stechen die weißen Segel von dem Blau des Wassers ab. Die Sonne steigt immer höher.
 
Das Wasser glitzert und sprüht, als wenn eine leichte Golddecke darüber gebreitet wäre, man muss schon hin und wieder die Hand hineintauchen, um zu spüren, dass dieser Glanz ringsum auch Wirklichkeit ist. Die Möwen wiegen sich geruhsam in der Luft oder stürzen wie ein Pfeil nach einem Leckerbissen. Oft halte ich die Paddel still und werfe einen Blick um mich, dort die schweigenden Wälder, jetzt taucht eine Insel auf, sieht sie nicht wie verwunschen aus? Links die in das Wasser hineinwachsende Landzunge, rechts auf einer größeren Insel, wird eine Herde Schafe gehütet (der Name ist mir entfallen, könnt Ihr ihn mir, liebe Landsleute, benennen)?
 
Am liebsten möchte ich jubeln, Heimat, wie bist du schön. Meine Schwester liest mir wohl dieses alles von den Augen ab und ein kleines spöttisches Lächeln umspielt ihre Lippen, also schweige ich und genieße. Der Wald tritt immer näher an uns heran. Da grüßt auch schon das rote Dach des Ausflugsortes Pillauken zu uns herüber und seltsam, im selben Moment macht sich mein Magen bemerkbar. Gesättigt geht es später wieder hinaus. Überall findet sich ein Ruheplätzchen im Schatten der Bäume, denn die Sonne meint es arg gut.
 
Aber zuerst noch ins Wasser. Hu! Eine Schlange, es ist doch nur ein Ast. Luft und Sonne trocknen uns allzu schnell. Auch hier wird es immer lebhafter. Ich glaube, die Stadt ist heute ausgestorben. Zuerst wird noch kräftig gepaddelt, aber dann, umfängt uns wieder die Ruhe, der Frieden und die
Weite der Landschaft. Man könnte meinen, man führe in die Ewigkeit. Langsam neigt sich die Sonne immer mehr dem Wasser zu, die Schatten werden größer, Dampfer mit Ausflüglern rauschen an uns vorbei, wir halten darauf zu, damit unsere Möwe noch lange von den Wellen gewiegt wird. Jemand spielt auf dem Schifferklavier und zweistimmig klingt es zu uns herüber „Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen" ..., schweigend hören die Wälder zu. Ein Dankgebet steigt in mir empor zu dem, der dieses alles geschaffen. Unsere Heimat!
 
Noch eine halbe Stunde, dann haben wir es geschafft. Vollgesogen voll Luft und Sonne und müde, ach, so herrlich müde, wandern wir nach Hause. War das ein schöner Sonntag. Wie lange müssen wir noch von den Erinnerungen zehren, wann werden wir dich, Heimat, wiedersehn?
 
Seite 4   Mein Keenichsbärch
Nu war ich wieder mal ze Haus,
ach nein - war das e Luft.
Mir schlägt noch heit ambarschtig
doll mein Herz in meine Brust
schon wie ich auffem Sackhelm ging
und sah das Giebelhaus
Das Hausche, wo ich kam zur Welt,
da wars mit mir foorts aus.
Und denn der scheene Pregel erst,
an dem ich oft gespielt —
Mein Gott — wie hat es alles mir
ins innerste zerwiehlt.
Ich seh noch auffem Fischmarkt mich
mit meinem Muttche gehn
und ob es Stint, ob's Flundern gab,
bei alles blieb se stehn!
Und alle Weibers hatten da
e großen Haufen Zeit.
Oft gab'n se mir e Äppelche
und haben mir poscheit.
Auch zu dem Schloßteich trabd ich hin
wo's immer war so scheen,
 — e bißche früher man — ich hädd noch
de Parad gesehn.
Noch steh' ich so für mich allein,
fang fast zu greinen an,
da zockelt ganz wie früher noch
e Pferdedroschke ran.
Die kam so plötzlich, dass ich fast den ganzen Schmerz vergaß.
Und hin ging's nachem Rollberg,
wo e Rinderfieck ich aß.
Es blieb nich bei ein Kummche nur,
ich aß mich richtig satt.
Ich aber wusd', ich war zu Haus',
in meine Heimatstadt. von Friedrich Erich Petukat
 
Seite 4   Der Verlauf der sowjetisch-polnischen Demarkationslinie in Ostpreußen. Nordenburg unter Sowjetverwaltung
Remagen (hvp). Durch eine Untersuchung des Amtes für Landeskunde (Zentralarchiv für Landeskunde von Deutschland) in Remagen ist es erstmals gelungen, eine genaue Übersicht über den Grenzverlauf zwischen dem sowjetischen und dem polnischen Verwaltungsgebiet in Ostpreußen zu gewinnen. Auf Grund einer eingehenden Auswertung polnischer Quellen - vor allem des im Auftrag der Polnischen Geographischen Gesellschaft herausgegebenen Wörterbuchs der Ortsnamen in den unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten - ergibt sich folgender Verlauf der sowjetisch-polnischen Demarkationslinie in Ostpreußen:
 
Auf der Frischen Nehrung liegt die Grenze zwischen den Ortschaften Narmeln und Neukrug; von hier erreicht sie die Westküste Ostpreußens unmittelbar nördlich der Försterei Wachbude. Weiter verläuft die Grenze so, dass entlang ihres Verlaufs vom Westen nach Osten folgende auf der Topographischen Übersichtskarte des Deutschen Reiches 1 : 200000 eingetragenen Orte noch unter polnischer Verwaltung stehen:
 
1. Kreis Heiligenbeil: Gerlachsdorf, Grunau, Einigkeit, Birkenau, Waltersdorf,
Eisenberg, Kahlwalde, Lauterbach, Pellen, Vorwerk, Mühlenhof, Montitten.
 
2. Kreis Pr. Eylau: Gallingen, Gut Sodehnen, Schwadtken, Schwewecken, Grünhöfchen, Warschkeiten, Mollwitten, Walkeschken, Poschloschen.
 
3. Kreis Bartenstein: Hirschwalde, Perkau, Trosienen, Rettauen, Kl. Poninken, Klingenberg, Amalienberg.
 
4. Kreis Gerdauen: Lindenau, Meleden, Bratkin, Arnsdorf, Kanoten, Korklack, Dogen, Assaunen, Schiffus, Birkenfeld, Ottoshof, Aarau, Raude, Reuschenfeld.
 
5. Kreis Darkehmen (Angerapp): Waldkerme, Wehrwalde, Angerau, Kl.-Sobrost, Ramberg, Medunen, Blinkersee, Roßkamp, Almental, Oberhofen.
 
6. Kreis Goldap: Birkendorf, Kräuterwiese, Schäferberg, Spechtsboden, Heidensee, Mittel Holzeck, Wehrkirchen, Langenfließ, Praßlau, Serteck.
 
Die Stadt Nordenburg, über deren verwaltungsmäßige Zugehörigkeit bisher Zweifel bestanden, steht unter sowjetischer Verwaltung.
 
Der Grenzverlauf zwischen dem sowjetischen und dem polnischen Verwaltungsgebiet ist also nicht so geradlinig, wie bisher allgemein angenommen wurde.
 
Seite 4   Währungsausgleich für Sparguthaben Vertriebener Das seit dem 1. April 1952 in Kraft befindliche Gesetz über einen Währungsausgleich für Sparguthaben Vertriebener soll zur Vermeidung von Härten einigen Änderungen unterzogen werden. Der z. Z. im Bundesrat verhandelte Änderungsentwurf sieht vor, dass der Sparer selten Wohnsitz am 31. Dezember 1951 (bisher 31. Dezember 1949) in der Bundesrepublik oder Westberlin haben muss. Ferner ist vorgesehen, dass auch Erben den Anspruch geltend machen können. Die Frist zur Antragstellung ist vom 30. September 1952 bis zum 31. März 1953 verlängert worden.
 
Seite 4   Erfassung des Kunsthandwerk
Der Bund der vertriebenen Deutschen in Bonn prüft z. Z. die Möglichkeit einer Erfassung des Kunsthandwerks und des Gewerbes mit allgemeiner künstlerischer Fertigung. Dabei ist an eine Erfassung in eine Produktions- und Absatzgemeinschaft gedacht. Vor allem wird zuerst der textile Bereich in Erwägung gezogen. Es kommen insbesondere Klöpplerinnen, Stickerinnen, Näherinnen usw. in Frage, die früher in diesem Erwerbszweig tätig waren, wie auch Persönlichkeiten, die früher unternehmerisch oder sonst leitend tätig waren bzw. sich derartig zu betätigen in der Lage sind. Meldungen nimmt die Landsmannschaft entgegen.
 
 
Seite 4   Der „Peyser Bulle“
Im Haff bei Pillau, etwa auf der Höhe des Dorfes Peyser, lag zur Kennzeichnung der Fahrrinne eine Leuchtboje, die von der Bevölkerung allgemein der „Peyser Bulle" genannt wurde. Als das Wasserbauamt Pillau eine ihm eines schönen Tages vorgelegte Jahresrechnung nachprüfte und das Wasserbauamt veranlasste, Stellung zu dem an sich etwas ungewöhnlich hohen Satz von 14 Mark zu nehmen, beanstandete es den Ölfarbanstrich als Ausgabeposten und fragte in Pillau als dem zuständigen Amt an: 1. Wozu hält das Wasserbauamt Pillau einen Bullen? 2. Warum musste dieser Bulle mit Ölfarbe angestrichen werden? 3. Hätte nicht auch ein einmaliger Anstrich genügt? (Nacherzählt nach „Schmand mit Glumse", Heft 3 des „Ostpr. Humors" im Verlag Hann. Münden.)
 
 
Seite 4   Kredite für Heimatvertriebene
Die Bank für Vertriebene und Geschädigte (Lastenausgleichsbank) sowie der Senator für Kreditwesen haben dem Bundesmarshallplan-Ministerium die Freigabe einer weiteren Million DM für Flüchtlingskredite vorgeschlagen, da mit der Gewährung von Aufbaudarlehen aus Lastenausgleichsmitteln voraussichtlich erst im April 1953 gerechnet werden kann. Zur Überbrückung soll diese 1 Million weiterhin verfügbar sein. Da» Bundesministerium hat diesem Antrag zugestimmt. Die Kreditstelle des Berliner Landesverbandes der Heimatvertriebenen nimmt daher wieder Kreditanträge zur Bearbeitung und Weiterleitung an den Landeskreditausschuss an.
 
 
Seite 4   Die Geschäftsstelle informiert
Urkundenzentrale der Vertriebenen
Eine amtliche Urkundenzentrale für Heimatvertriebene hat In diesen Tagen in Westberlin ihre Tätigkeit aufgenommen. Es handelt, sich um das überörtliche Standesamt I in der Albrecht-Achillesstraße 65 - 66. Hierher können sich Heimatvertriebene und sonstige berechtigte Interessenten in allen Teilen Deutschlands mit Wünschen wegen der Ausstellung von standesamtlichen Urkunden über Geburt, Heirat oder Tod in den jetzt unter fremder Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten wenden. Ausführliches Material, insbesondere über Königsberg und Danzig, befindet sich bei dem für das sowjetische Besatzungsgebiet wirkenden Standesamt I im Ostsektor. Es kann über die örtlichen Standesämter in der Bundesrepublik oder in Westberlin in Anspruch genommen werden. Das Westberliner Standesamt I unterrichtet die Antragsteller, in welchen Fällen und wie sie mit dem Ostberliner Amt in Verbindung treten können.
 
Seite 4   Wir gratulieren
Zum  80. Geburtstag: am 9. März 1953 unserer Landsmännin Frau Maria Zachau , früher wohnhaft gewesen Korschen, Kreis Rastenburg, jetzt wohnhaft Berlin-Zehlendorf, Clay-Allee 292.

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