Ostpreußische Nachrichten, Folge 11 vom November 1953

Ostpreußische Nachrichten

Folge 11 vom November 1953

Seite 1   Neuer Start in Berlin und Bonn 9 Gesamtdeutsche Politik im Vordergrund -Kondominiumfrage im Augenblick uninteressant

Ausschuss für Heimatvertriebene im Berliner Abgeordnetenhaus - Die neuen Minister

In der provisorischen Hauptstadt Bonn hat das neue Kabinett der Bundesrepublik inzwischen seine Arbeit aufgenommen, der Bundeskanzler seine Regierungserklärung abgegeben. Politiker und die anderen Persönlichkeiten der verantwortlichen Führung rüsten sich zum entscheidenden Kampf für die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes. Denn es steht fest, dass wir seit Wochen in die entscheidende Phase des Kampfes um die deutsche Einheit eingetreten sind. Das berührt uns Vertriebene mindestens genauso stark, wie die großen sozialpolitischen Aufgaben, die sich die Bundesregierung gestellt hat.

 

 Im Vordergrund des Programms des Bundeskanzlers für die nächsten vier Jahre steht eine weitere Verbesserung der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Die Erhöhung des Sozialproduktes müsse auch als sozialpolitische Aufgabe betrachtet werden, um die Eingliederung der einen Million Arbeitslosen in den Wirtschaftsprozess zu ermöglichen und die Lage der Rentner zu erleichtern. Er kündigte eine umfassende Sozialreform an, deren Vorarbeiten von der Bundesregierung energisch gefordert würden, über die künftigen Hilfsmaßnahmen für die Heimatvertriebenen sagte Dr. Adenauer, es gelte jetzt, die mit dem Lastenausgleichs- und Vertriebenengesetz geschaffenen rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten entsprechend auszuschöpfen. Die Bundesregierung werde mit den Ländern gemeinsam bestrebt sein, die Eingliederung der Vertriebenen in das Wirtschaftsleben Westdeutschlands weiter voranzutreiben. Insbesondere sollen die aus der Landwirtschaft kommenden Vertriebenen eine Existenzgrundlage erhalten.

 

In der neuen Bundesregierung sind 3 heimatvertriebene Abgeordnete vertreten. Der neue Bundesminister für Vertriebenenfragen, Professor Dr. Oberländer, Bundesverkehrsminister Dr. Seebohm und der Bundesminister für Sonderaufgaben, Kraft. Dazu sind natürlich noch der Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen, Kaiser, und der Berliner Bundesminister, Dr. Tillmanns, zu zählen, die alle fünf zusammen die Menschen im deutschen Osten repräsentieren.

 

Der Berliner Landesverband der Heimatvertriebenen hat an das Bundeskabinett und damit auch an diese Minister Begrüßungsschreiben gesandt, sowie dem ausscheidenden Dr. Lukaschek den Dank für seine Arbeit übermittelt.

 

Die vom Bundeskanzler aufgeworfene Frage des Kondominiums wurde inzwischen von ihm selbst wieder auf Eis gelegt, wobei wir aber nicht verabsäumen können, dazu kurz die Stellungnahme führender Landsmannschaftsvertreter, die uns in diesen Tagen erreichten, zu veröffentlichen:

 

Der Sprecher der LM Berlin-Mark Brandenburg, von Keudell, erklärte uns, dass er eine weitere Erörterung dieser Angelegenheit für überflüssig halte. Es ergebe sich aus der Diskussion zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine überflüssige und dauernde Beunruhigung der Vertriebenen.

 

Dr. Eggert, der Sprecher der Pommerschen LM, ist ebenfalls der Ansicht, dass es nicht klug erscheine, die Frage des Kondominiums östlich der Oder und Neisse zu diesem Zeitpunkt aufzuwerfen.

 

Die Sudetendeutsche LM nahm durch Dr. Reitzner Stellung, der sich für klare Volkstumsgrenzen einsetzte.

 

Erik von Witzleben, Sprecher der LM Westpreußen, stellte fest, dass man erst dann über Territorialfragen, die über die Oder - Neiße - Dinge hinausgehen, reden könne, wenn die gegenwärtige russisch besetzte Zone mit Westdeutschland vereint sei.

 

Dr. Sternfeld, Präsident der Vertretung der Freien Stadt Danzig, schrieb uns: „Ein solches Kondominium ist m. E. auch praktisch gar nicht durchführbar. Zunächst müssen die Rechte wiederhergestellt werden, die wir Vertriebenen an unserer Heimat und in unserer Heimat gehabt haben. Das bedeutet keine Vertreibung derjenigen, die jetzt auf Grund der Verwaltung dieser Gebiete durch Polen sich dort angesiedelt haben aber bedingt die Wiederherstellung der ursprünglichen Rechtsstellung. Erst nach Wiedergutmachung dieses uns zugefügten Unrechts kann durch uns darüber beschlossen werden, wie wir in einem vereinten freien Europa gemeinsam mit Polen die Fragen lösen können, die eine Befriedung für alle Teile herbeiführen können."

 

In Berlin steht es zu dem Zeitpunkt, da diese Nummer erscheint, noch nicht fest, ob Dr. Schreiber seinen vom Abgeordnetenhaus erteilten Auftrag erfüllen kann. Der Situation unserer Stadt ist es aber gleichgültig, ob Dr. Schreiber, Ernst Lemmer oder Senator Bach bis zur nächsten Wahl Berlin nach außen repräsentiert, sondern vielmehr kommt es an auf die Geschlossenheit der Berliner Verwaltung. Es ist sehr zu bedauern, dass der Schatten der kommenden Wahl bereits über der Senatsneubildung liegt. Insbesondere wir Vertriebenen, die wir doch noch einige Anliegen auf dem Herzen haben, sehen darin eine Verzögerung der Erfüllung dringender Fragen und die im Endeffekt erfolglose Debatte um „Prinzipien".

 

Wir wollen aber nicht verfehlen, festzustellen, dass wir in den letzten Monaten durchaus mit unserem Anliegen vorangekommen sind und der Geschäftsordnungsausschuss des Abgeordnetenhauses auf Vorschlag Dr. Rojeks dem Abgeordnetenhaus die Anregung übermittelte, dem Sonderausschuss Lastenausgleich alle Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge zu übertragen. Der Ausschuss soll als ständiger Ausschuss die Bezeichnung „Ausschuss für Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Lastenausgleich" führen.

 

Wir hoffen in diesem Zusammenhang, dass ein großer Teil der berechtigten Beschwerden von Berliner Vertriebenen über die Angelegenheiten des Lastenausgleichs usw. durch die Arbeit dieses Ausschusses in absehbarer Zeit gegenstandslos werden.

 

Seite 1   Zum Totensonntag

So wie wir nicht die goldenen Sterne

Am Tage leuchtend wandeln sehn,

Und wissen, dass sie dennoch ferne

In ihrem Feuerglanze stehn:

So soll der Glaube uns behüten,

Dass unsre Toten mit uns gehn,

Dieweil wir tränenfeucht uns mühten,

In ihre Grabesnacht zu sehn.

 

Alljährlich, wenn die Blätter fallen, kommt zu uns der Tag, den wir Totensonntag nennen. Er wurde am Ende der Freiheitskriege 1815 von den christlichen Kirchen eingeführt, zum Gedächtnis der im Kriege Gefallenen. Seitdem ist er bleibender Bestand im Verlauf unseres Jahres.

 

Unsere Gedanken gehen zurück in die Zeiten, wo die noch bei uns waren, die wir jetzt schmerzlich vermissen. Gerade wir Heimatvertriebenen haben besonderen Grund des Gedenkens, da wir ja allein nicht die Möglichkeit besitzen, die Gräber unserer Lieben zu schmücken. So bleibt uns nur die Erinnerung. Sie aber soll uns zunächst einmal zu einer bewussten Dankbarkeit gegenüber unseren Toten führen für alles, was sie uns gewesen sind.

 

Totengedenken ist aber auch zugleich der Tag dankbaren Gedächtnisses an das große Heer unserer Gefallenen. Wir erinnern uns der Tatsache, dass sie stellvertretend für uns erlebt haben, was ihnen meist in der Frühe der Jugend zugedacht war. Aus ihren Gräbern erhebt sich die Stimme der Ewigkeit, die uns - mahnt, „Rauch ist alles irdische Leben". Darum richte dich im Irdischen nicht allzu häuslich ein. Sie sprechen uns aber auch von dem letzten und tiefsten Wert des Menschenlebens vor dem Forum des Ewigen Gottes.

 

Totensonntag hat aber auch ein Gesicht der Zukunft zugewandt. Er ist ja wie immer auch der Tag der Erinnerung an eine letzte allgewisse Tatsache: „Alle Menschen müssen sterben, alles Fleisch vergeht wie Heu." Ein nachdenklicher Mensch ist allemal dankbar dafür, dass er mitten im vollen Lauf des Lebens einmal Halt machen muss zur stillen Besinnung über die Frage: Wohin, du Menschenkind? Und da mit dieser letzten Gewissheit zugleich die Ungewissheit verbunden ist, wann es soweit sein wird, so folgt daraus mit logischer Konsequenz: „Bestelle dein Haus." Superintendent Gensichen

 

Seite 2   Erste Liste von entlassenen heimatvertriebenen Kriegsgefangenen

Ahl, Edgar, geb. 16.04.1905, Riga, entlassen nach Braak, Kreis Eutin;

Alexejew, Georg, geb. 24.06.1919, Riga, entl. n. Clausthal;

Arras, Heinrich, geb. 05.12.1898, ?, entl. n. ?.

Bannasch, Kurt, geb.15.09.1901, Freudenthal, entl. n. Eschenrod;

Baumgart, Walter, geb. 20.04.1913, Breslau, entl. n. Lübeck;

Belt, Franz, geb. 19.07.1922, Doroslow, entl. nach Neustadt;

Benesch, Josef, geb. 04.01.1916, Chumau, entl. n. Tisch i. Böhmerwald;

Berger, Otto, geb. 02.02.1904, Kl. Olschau, entl. n. Fechta;

Bernhardi, Hubert, geb. 10.07.1906, Ponik, entl. n. Brück i. d. Eifel;

Bettge, Arnold, geb. 22.06.1899, Wenzlow, entl. n. Berlin-Wilmersdorf;

Böhm, Heinrich, geb. 20.05.1923, Budesava, entl. n. Wichteritz/Weißenfels;

Böselager, Ferdinand von, geb. 30.04.1898, Grumsmühlen, entl. n. Bremen;

Bohlen, Karlheinz, geb. 20.03.1920, Allenstein, entl. n. Varel/Oldenburg;

Brandl, Georg, geb. 18.02.1912, Eisenstein, entl. n. Frickenhausen;

Braun, Alexander, geb. 15.11.1928, Alt-Blessin, entl. nach Alt-Trebbin/Oderbruch;

Bühler, Dr. Hans-Georg, geb. 30.12.1905, Kolmar, entl. n. Dinkelsbühl (Bay.).

Deckert, Kurt, geb. 24.01.1903, Steten, entl. n. Unter-Teutschental;

Deinert, Paul, geb. 22.11.1909, Tarnowitz, entl. n. Dessau b. Bernburg;

Dörschel, Ernst, geb. 08.12.1901, Berlinchen, entl. n. Berlin N 65;

Dostal, Franz, geb. 17.02.1923, Brunnersdorf, entl. n. Bad Blankenburg;

Droop, Otto, geb. 05.10.1919, Quazow i. Pommern, entl. n. Berlin SO.

Fetzer, Karl-Heinz, geb. 03.04.1929, Görlitz, entl. n. Görlitz;

Fiedler, Richard, geb. 10.09.1901, Olbersdorf, entl. n. Nordhausen-Salza;

Frey, Albert, geb. 09.08.1898, Ryschowo, entl. n. Borgsdorf b. Berlin.

Geissler, Gottfried, geb. 02.03.1929, Steinigswohnsdorf, entl. n. Dresden;

Gutthard, Ernst, geb.06.07.1915, Pomerendorf, entl. n. Ganzig;

Goltz, Gustav, geb. 13.02.1904, Soldin, entl. n. Coswig;

Großmann, Michael, geb. 16.02.1908, Gosdawa, entl. n. Sohland, Kr. Bautzen;

Grundey, Max, geb. 17.05.1912, Domsdorf, entl. n. Schweinfurt i. Sa.

Herrnberg, Ernst, geb. 18.08.1911, Pr. Friedland, entl. n. Berlin-Wedding;

Hertel, Diether, geb. 23.05.1915, Bromberg, entl. n. Berlin-Charlottenburg;

Hillig, Heinz, geb. 12.11.1913, Wilsdruff, entl. n. Weissig üb. Freital;

Hommel, Arndt, geb. 27.05.1923, Dittmannsdorf, entl. n. Coswig b. Dresden;

Hirsch, Adolf, geb. 24.05.1903, Wreschcn, entl. n. Berlin NO 55;

Hacker, Emil, geb. 21.09.1924, Tyssa b. Bodenbach, entl. n. Langensalza;

Hinz, Hans, geb. 02.01.1926, Stettin, entl. n. Berlin-Dahlem;

Hoffmann, Bruno, geb. 22.02.1914, Wilhota, entl. n. Hinterhermsdorf 1. Sa.;

Haase, Gotthard, geb. 23.03.1925, Langseifersdorf, Kr. Reichenbach, entl. n. Karl-Marx-Stadt. Janicke, Joachim, geb. 15.05.1927,  Krenzow, entl. n. Radensieben, Kr. Neuruppin;

Jesioreck, Wladlslaw, geb. 27.01.1923, Sanitz, entl. n. Teutendorf;

Jeske, Wilhelm, 14.11.1911, Köslin, entl. n. Potsdam;

Jotter, Friedrich, geb. 05.06.1897, Miklaschoff, entl. n. Kienitz, Kr. Seelow;

Jordan, Helmut, geb. 14.09.1913, Königsberg, entl. n. Berlin-Charlottenburg.

Katzer, Rudolf, geb. 15.04.1914, Kattowitz, entl. n. Berlin-Spandau-West;

Kolber, Otto, geb. 17.07.1888, Tublauken, entl. n. Friedrichswalde, Kr. Pirna;

Kümmel, Kurt-Werner, geb. 14.06.1918, Trausitten, entl. n. Meißen;

Koch, Herbert-Ernst, geb. 18.09.1928, Wobensin, entl. n. Karl-Marx-Stadt;

Krawietz, Richard, geb. 05.11.1908, Bolko, entl. n. ?;

Köhler, Hans, geb. 19.02.1906, Posen, entl. n. Berlin-Tegel;

Kiesewetter, Emil, geb. 06.03.1907, Postel, entl. n. Lietzen, Kr. Seelow;

Kajewski, Fritz, geb. 02.05.1921, Andreasdorf, entl. n. Schwerin;

Katzschmann, Johann, geb. 01.02.1915, Hartmannsdorf, entl. n. Kepzin b. Züssow, Kr. Greifswald. Müller, Horst, geb. 18.08.1919, Danzig, entl. n. Wismar (Meckl.);

Mokros, Franz, geb. 22.09.1922, Beuthen, entl. n. ?;

Mattekat, Herbert, geb. 07.04.1922, Waldau, entl. n. Welper-Hattingen;

Mau, Ewald, geb.  21.10.1913, Tapiau, entl. n. Seubelsdorf (Ofr.);

Minuth, Heinz, geb. 18.09.1921, Königsberg, entl. n. Nienburg;

Moser, Hans, geb. 17.05.19 22, Schurgat, entl. n. Humbeck;

Mosler, Erich, geb. 15.03.1917, Memel, entl. n. Hohenlimburg;

Mummert, Franz, geb. 11. 02.1904, Schweidnitz, entl. n. ?;

Mückley, Franz, geb. 23.09.1906, Bütow, entl. n. Bad Bentheim;

Müller, Hans-Ulrich, geb. 12.01.1917, Hohensalza, entl. n. Itzehoe;

Müller, Bruno, geb. 18.09.1913, Lobsenz, entl. n. Berlin-Mahlsdorf;

Misbaum. Willi, geb. 22.10.1924, Netschkau, entl. n. Eylau i. Vogtland;

Melzer, Karl, geb. 10.11.1911, Hohensaaten, entl. n. Wittenberg;

Mischke, Fritz, geb. 25.08.1906, Breslau, entl. n. Dessau-Waldersee;

Nowak, Bernhard Anton, geb. 20.05.1900, Kreuzenort b. Ratibor, entl. n. Berlin-Lübars.

(Wird fortgesetzt.)

 

Seite 2   Heimat in der Heide / Berliner Ausstellung auf „Grüner Woche"? (mit Foto)

Vor kurzer Zeit - anlässlich der Berliner Industrieausstellung 1953 - stellte sich die Werbegemeinschaft der Lüneburger Wirtschaft" mit einem eigenen Pavillon in Berlin vor. Diese Werbegemeinschaft war bereits in Frankfurt vertreten und wird das nächste Jahr auch internationale Messen besuchen. 22 Heimatvertriebenen-Firmen stellen neben der einheimischen Industrie der Lüneburger Heide in ihr aus.

 

Fast über Nacht verdoppelte sich 1945/46 die Bevölkerung der Lüneburger Heide. Deutsche Heimatvertriebene aus allen Gebieten versuchten, hier neue Arbeit und eine zeitweise Heimat zu finden.

 

 Die ersten Jahre waren schwer, aber dann fand sich die einheimische Wirtschaft der Lüneburger Heide zu einer Gemeinschaft mit den Vertriebenen zusammen. Und beide Teile bauten zusammen die vorhandenen Produktionsstätten dieses Notstandsgebietes aus und neue auf. Viele heimatvertriebene Firmen haben in unermüdlicher Arbeit, unterstützt von verständnisvollen Behörden, neue Arbeit für Tausende geschaffen, für einheimische und vertriebene Landsleute. Und immer wieder neu finden heimatvertriebene Unternehmer in das Gebiet der Lüneburger Heide, um dort neue Arbeit zu schaffen. Der Regierungspräsident von Lüneburg hielt seine Hand über dieses segensreiche Werk.

 

Neben einer schlesischen Sackfabrik hat sich die bekannte Königsberger Spirituosenfirma Troike & Koenig dort niedergelassen, die ihren „Bärenfang" aus dem Honig der Heide braut. Viele andere kleinere und mittlere Betriebe aus Schlesien, Pommern, Ostpreußen usw., konnten hier wieder Fuß fassen und manche von ihnen haben die gleiche Produktionskapazität erreicht wie in ihrer Heimat. Daneben fand sich eine Gilde ostdeutscher Künstler zu einem eigenen Kreis zusammen, der von der Gemeinschaft der Lüneburger Wirtschaft stark gefördert wird. Ein Musterbeispiel für die gute Zusammenarbeit!

 

In Berlin ist es leider nicht so, obwohl wir als Menschen mit den Berlinern schnell und rasch ein gutes Auskommen gefunden haben. Die Wirtschaft hinkt da weit nach. Wir haben eine große Anzahl Heimatvertriebenen-Betriebe, die förderungsbedürftig und -würdig sind. Die Berliner Wirtschaft, insbesondere aber auch die Berliner Wirtschaftsbehörden haben leider noch keinen Schritt getan, um in Gemeinschaft mit diesen Betrieben die Entwicklung voranzutreiben. Es wäre an der Zeit, dass sich der Berliner Senator für Wirtschaft und die Industrie- und Handelskammer mit den Heimatvertriebenen - Unternehmen, die oft wichtige Exportträger sind, zusammensetzen und vielleicht als erstes mithelfen, eine Ausstellung der Berliner Heimatvertriebenen-Industrie zu ermöglichen. Die „Grüne Woche 1954" gäbe Gelegenheit dazu!

 

Seite 2   Kritik am Ostsparergesetz

Das Ostsparergesetz erfüllt seinen Zweck an sich schon sehr unvollkommen, weil es einen strengen Beweis für das Bestehen und die Höhe von reinen Sparkonten verlangt. Die wenigsten Heimatvertriebenen sind imstande, derartige Beweise zu erbringen, weil ihnen die Sparbücher auf der Flucht von Russen und Polen einfach weggenommen und zerrissen wurden, auch Belege im Westen nur in den seltensten Fällen zu erreichen sind. Schlimm ist es, wenn diejenigen Sparer, die ihre Bücher gerettet haben, dann noch die schmerzliche Erfahrung machen müssen, dass Konten, die sie in Wirklichkeit als Sparkonten angelegt hatten, aus formellen Gründen nicht anerkannt werden. Hier muss darauf hingewiesen werden, dass der Begriff des Sparguthabens im Sinne des Ostsparergesetzes vom 27. März 1952 nicht zu eng gefasst werden kann.

 

Die maßgebende gesetzliche Bestimmung - § 22 KWG - bezeichnet als Spareinlagen alle Geldeinlagen auf Konten, die nicht den Zwecken des Zahlungsverkehrs, sondern der Anlage dienen und als solche, insbesondere durch Ausfertigung von Sparbüchern, gekennzeichnet sind. Daraus ergibt sich, dass auch anders bezeichnete Konten doch Sparkonten darstellen können. Dies muss insbesondere auch von sog. Einlagebüchern und Depositenbüchern gelten, wenn sich aus

dem Inhalt ergibt, dass nur Einlagen gemacht worden sind und dass Abhebungen nur in vereinzelten Ausnahmefällen erfolgt sind. Dann steht nach dem Gang des Kontos einwandfrei fest, dass es sich um ein solches im Sinne des § 22 des Gesetzes über das Kreditwesen handelt. Umgekehrt werden ausdrücklich als Sparbücher bezeichnete Bücher diesen Charakter nicht haben, wenn fortlaufend Einzahlungen und Überweisungen darauf stattgefunden haben, wie es vielfach dann geschehen ist, wenn Beamte und Angestellte ihre Gehälter auf ein Bankkonto (Sparkonto) überweisen ließen und davon ständig nach Bedarf Abhebungen oder Überweisungen vollzogen, dann handelt es sich selbst in dem Falle, wenn das Buch als Sparbuch bezeichnet ist, doch um ein Konto, das dem Zwecke des Zahlungsverkehrs diente.

 

Das Ostsparergesetz nimmt im § 1 ausdrücklich Bezug nur auf $ 22 KWG. Es geht also nicht an, dass die folgenden Bestimmungen, in denen der Zeitpunkt des Zinsbeginns und die Höhe des Zinsfußes behandelt werden, auch als maßgeblich für die Entscheidung der Frage herangezogen werden, ob ein Sparkonto vorliegt. Diese späteren Bestimmungen mögen als Anweisungen für die Bankinstitute gelten, sind aber bedeutungslos für die Frage, ob das Konto ein Sparkonto war. Die Sparer selbst kannten natürlich die Bestimmungen des KWG nicht. Die Kredit- und Sparinstitute legten erfahrungsgemäß den Sparern oft nahe, das Buch nicht als Sparbuch zu bezeichnen mit dem Hinweis darauf, dass sie dann Verzinsung vom Tage der Einzahlung und zu höherem Zinssatz erlangen könnten. Dass sie dabei den Hintergedanken hatten, freier über das angelegte Geld verfügen zu können, als über ausgesprochene Spargelder, war den Einlegern nicht bekannt. Man darf sie, die wirklich Sparkonten anlegen wollten, hierfür nicht büßen lassen.

 

Seite 2   Wie viele sind zurückgeblieben

Als 1946 das große Treiben der Menschen über die Grenzen zum Ende gekommen war, Millionen Deutsche aus den Ostgebieten und Südosteuropa in das gegenwärtige Restdeutschland vertrieben waren, erhob sich immer wieder die Frage, wie viele Deutsche in den jetzt unter polnischer, tschechischer und russischer Verwaltung stehenden Gebieten zurückgeblieben seien. Es sind, wie man aus der nebenstehenden graphischen Darstellung entnehmen kann, etwa 7% der einstmals dort ansässigen Deutschen. Diese Menschen werden zum Teil noch mit Gewalt zurückgehalten, um ihre Arbeitskräfte auszunutzen. Das wird besonders deutlich bei den Zahlen für das oberschlesische Industriegebiet, wo deutsche Facharbeiter für das polnische Wirtschaftspotential gebraucht werden. Ähnlich ist es auch in der Tschechoslowakei. Etwa die Hälfte der zurückgebliebenen Deutschen hat freiwillig oder gezwungen die polnische oder tschechische Staatsangehörigkeit angenommen. Darüber hinaus sind viele von ihnen bestrebt, sich noch heute nach Deutschland ausweisen zu lassen. Über das Leben der Deutschen in diesen Gebieten werden wir demnächst eine Reihe von ausführlichen Reportagen veröffentlichen.

 

 

Seite 3   Ein Leben für das Recht (mit Foto)

Von dem Mann, dem Westberlin das Prädikat „Insel der Rechtssicherheit" verdankt, hört man am allerwenigsten. In den sechs Jahren seines Wirkens für Berlin hat sich um den jetzt 82-jährigen Senator für Justiz, Dr. Valentin Kielinger, kaum eine Anekdote gesponnen. Nur aus Zeitmangel", versichern seine Mitarbeiter, die ihren besonnenen Chef als „fast zu ruhig" charakterisieren. „Er verlangt viel, am meisten aber von sich selbst." Am besten weiß das seine vielköpfige Familie, die sich allabendlich redlich müht, ihrem „Nachtarbeiter" noch ein Stündchen von seinen Akten wegzulocken. Als Senator Kielinger Mitte der zwanziger Jahre in Berlin seinen Assessor erwarb, hätte er sich nicht träumen lassen, welch Schicksal ihn einmal aus seiner über alles geliebten Heimatstadt Danzig hinter den Schreibtisch am Rudolph-Wilde-Platz spülen würde. Damals wurde er in Danzig Richter, dann Aufsichtsrichter in Tiegenhof, der Quelle des Machandelschnapses, und schließlich Amts- und Landgerichtsrat in Danzig. Seine Zugehörigkeit zum Landesvorstand des Zentrums trug ihm 1936 eine „Schutzhaft" und Entlassung aus dem Dienst ein, deren schriftliche Dokumentation ihn 1946 aus einem Internierungslager für verdächtige „Räte" befreite, in das er als Kriegsgefangener von Prag aus eingeliefert worden war. In Berlin traf der Heimkehrer unter Danziger Landsleuten auch die eigene Familie wieder. Aus dem Amtsgericht Charlottenburg, seiner ersten Wirkungsstätte, führte sein Weg über den Stadtrat für Rechtswesen (1947) zur Spitze der Berliner Justiz. Hier arbeitet er noch heute an seinen Plänen für ein Richterversorgungs- und Besoldungsgesetz, nachdem das von ihm erarbeitete neue Berliner Richtergesetz inzwischen zum Vorbild verschiedener Bundesländer geworden ist. Dass er maßgeblich am Wiederaufbau der Gerichte und der Bildung eines unabhängigen Richterstandes in Berlin beteiligt war, darüber wird man von dem „Senator im Hintergrund" kaum ein Wort erfahren. Er liebt es, ohne viel Aufhebens zu wirken, man schätzt ungeteilt seine Nüchternheit, Sachlichkeit und die Sicherheit seines Urteils, mit der er sich als Persönlichkeit immer wieder durchgesetzt hat. Und ab und an - sehr selten freilich - kann man den Juristen im Parkett eines Theaters beobachten, wo der Musenfreund seinen geistigen Ausgleich sucht.

 

Seite 3   Allensteins Herz schlägt für Deutschland

Aktuelle Reportage unseres er-Redaktionsmitgliedes

„Olsztyn" steht heute auf dem Stationsschild eines sauber aufgebauten Bahnhofs im Zentrum einer polnischen Wojewodschaft. Vor dem Gebäude werben polnische Lettern: „Besucht die uralte polnische Masurenstadt." Am Fahrkartenschalter, in den noch spärlichen Staats-Läden und dem künstlich aufgeblähten Verwaltungsapparat wird unter papiernen Losungen der Staatspartei PZPR die „Landessprache", das Polnisch „gepflegt". Nur leise und unauffällig begrüßen sich hier noch 500 Einwohner (von insgesamt wieder 40 000) mit altgewohnter deutscher Herzlichkeit und deutschen Worten. In ihren meist sehr kümmerlichen Behausungen kommen sie in diesen Tagen zusammen, tauschen Erinnerungen aus, weilen in Gedanken bei ihren Bekannten und Verwandten im jetzt so fernen Deutschland und blättern - wie diese - voller Wehmut in jene besseren Jahre zurück, da am Bahnhof noch nicht „Olsztyn", sondern der wahre Name ihrer Stadt „Allenstein" stand ...

 

Am 31. Oktober vor sechshundert Jahren wurde die feierliche Taufe mit Pergament und Siegel vollzogen. Eigentlich tut man Allenstein ein wenig Unrecht, denn in seinen Annalen wird es als „nova civitas" (Neue Stadt) bereits 1348 erwähnt. Damals war es auserkoren, in der „Wildnis", nämlich im noch völlig unbebauten Grenzstreifen nach Osten hin, ein vorgeschobenes Bollwerk gegen die Einfälle der Litauer zu bilden. Sein Wahrzeichen war der massige Turm der St. Jakobskirche, die schon im Jahre 1445 erwähnt wird und die, fast unversehrt, heute noch als deutscher Dom aus dem deutschen Ermland und Masuren stolz emporragt.

 

Damals. Vieles haben diese Mauern erlebt und noch heute erzählen sich die Alten lächelnd von der „verpassten Gelegenheit" Allensteins, hundert Jahre vor Sarajewo Geschichte zu machen. Im Jahre 1807 nämlich herrschten hier der Hunger und die Franzosen. Auf dem leeren Marktplatz stand Napoleon und beorderte seine Ordonanzen auf Proviantsuche, als einem preußischen Soldaten, der auf einem Dach am Markt versteckt im Anschlag lag, die kaiserliche Pose gerade recht für einen wohlgezielten Attentatsschuss erschien. Wie die Fama berichtet, soll ein biederer Allensteiner in Verkennung der geschichtlichen Sendung jenes Preußen den Schuss verhindert haben.

 

Heute wird an dieser historischen Stelle alljährlich eine Messe „Targi Olsztynkie" und Viehmärkte abgehalten. Das, bei Kriegsende zu 46 Prozent zerstörte und jetzt wieder aufgebaute Allenstein, soll mit Macht zu einem Handels- und Kulturzentrum ausgebaut werden. Man hat neue Sägewerke, Konservenfabriken und Flachsröstereien errichtet, um ein wirtschaftliches Fundament zu legen. Aber die von den Russen noch schleunigst demontierten Verkehrsstränge machen die Stadt schier unerreichbar. Im Rathaus wurde eine Universität errichtet, quasi als Nachfolge für das von Polen abgetrennte Wilna. Auch einige Fakultäten der Universität Thorn haben sich dort etabliert. Seit 1951 hat man überdies noch eine Kunstschule eröffnet und das frühere Treudank-Theater dient heute als Bühne für „fortschrittliche" Warschauer Ensembles.

 

Freilich, der Name, der an die Volksabstimmung von 1920 erinnert, ist genauso verschwunden, wie das Denkmal mit der Inschrift: „Wir bleiben deutsch." Umso fester wurzelt dieses Bekenntnis in den Herzen der letzten Deutschen in dieser Stadt. Und die polnische Geheimpolizei UB, deren Beamte die Straßen bevölkern, weiß das genauso gut, wie es die Touristen, die vom Warschauer Reisebüro „Orbis" mit Vorliebe in die „masurische Perle Polens" geschickt werden, auf Schritt und Tritt spüren. Diese Stadt, die heute ihren 600. Geburtstag in aller Stille und Verschwiegenheit begeht, bleibt schon in den erhaltenen Resten ihrer Baudenkmäler ein nicht zu verfälschender granitener Zeuge deutscher Geschichte und deutschen Geistes. Mag man Kopernikus, der hier vier Jahre als deutscher Statthalter auf der Burg residierte (1516 - 1520), jetzt als Nur-Polen ausgeben und mag man es erreicht haben, dass ein Großteil der Deutschen aus purer Not und Selbsterhaltung für Polen optiert haben: das wahre Herz dieser Stadt schlägt für Deutschland. Und in dieser heimlichen Geburtstagsstunde glauben die 500 im fernen Allenstein, hinter den polnischen Stationsschildern wieder matt die unauslöschlichen Schriftzüge zu sehen: Allenstein.

 

Seite 4   „Die geretteten Gedichte" In einem geschmackvollen, kleinen Halbleinenband stellt der Verlag F. W. Siebert, Oldenburg (Oldenburg), von Rudolf Naujok eine Reihe von Gedichten vor, die der Verfasser bei der Vertreibung aus seiner Heimat an Haff und Meer gerettet hat.

 

Seite 4   Ein neues Heimatlied

Anlässlich der Sudetendeutschen Heimattage in Berlin wurde das Lied „Mein Herz hat keine Heimat mehr" (Worte: Gerd Prager - Musik: Franz Hintze) mit großem Erfolg uraufgeführt. Wir bringen nachfolgend den Text des Liedes:

 

Sink herab, du blaue Ferne,

Nacht, lass mich nicht einsam sein.

Zeig' mir meiner Heimat Sterne,

in süße Träume wieg mich ein.

Lass in meiner Kindheit Garten

Herzen voller Sehnsucht warten!

Mit den Wolken möcht' ich ziehen,

mit euch, ihr Schwalben, heimwärts flieh'n.

 

Mögen Jahre bang vergehen,

wird auch Sehnsucht nie gestillt.

Mögen Wünsche auch verwehen,

doch nie verblasst der Heimat Bild.

Es erklingen leis' die Glocken

süßer Kindheit mir im Traum

und es lauscht dem Lied der Schwalbe

der traute alte Lindenbaum.

 

Refrain:

Kleine Schwalbe, wenn du Sehnsucht hast,

fliegst du weithin übers Meer.

Hast du Heimweh, bringt der Frühling dich

in die Heimat wieder her! –

Findest dort am trauten Giebel, über dem

der Himmel blaut,

wohl und warm dein kleines Nestchen, das

im Glück du dir gebaut. –

Treibt nach langen, bangen Jahren mich

heiße Sehnsucht wieder her, -

singt die Schwalbe wie einst ihr trautes

Lied,

doch mein Herz hat keine Heimat mehr!

 

 

Seite 4   Sport-Tradition

Innerhalb des Deutschen Leichtathletikverbandes schlossen sich die ostdeutschen Leichtathleten zu einer Traditionsgemeinschaft zusammen. Ihr Vorsitzender wurde Herr Dr. Schmidtke (früher Ostpreußen). Der Vorsitzende des DLV, Dr. Danz, überreichte bei der Gründung der Traditionsgemeinschaft einen historischen Staffelstab, der einmal einer Rekordstaffel in Breslau gehörte.

 

 

Seite 4   Deutsche Leistung im Südosten (mit Foto)

Dr. Heinrich Zillich las in Berlin

Farbenprächtig und auch für den einfachsten Menschen interessant ist die Geschichte der Arbeit der deutschen Volksgruppen in Südosteuropa. Dr. Dr. Heinrich Zillich, der zu Beginn des Monats Oktober auf zwei Tage in Berlin weilte, erzählte sehr lebendig von der Geschichte der Deutschen, die vor Jahrhunderten als Boten des Abendlandes in die südosteuropäische Steppe zogen und braches Land zu kultivieren begannen. Er wusste davon zu erzählen, wie schließlich diese Volkskräfte als kultureller Dünger von den anderen Nationen, die sich erst bildeten, als die Steppe schon so fruchtbar geworden war, dass sie ein Volk aufnehmen konnte, aufgesogen wurden.

 

1140 - 1160 n. Chr. begann der erste Ostzug deutscher Menschen in den Karpatenraum. In Siebenbürgen entstand die erste deutsche Demokratie - jeder Bauer konnte ein „Siebenbürger Graf" werden. Hier entstand auch das erste europäische Volksschulwesen im 13. Jahrhundert, das bis in alle Dörfer ging. Indem diese deutschen Volksgruppen den Völkern des Südostraumes dienten, gelang es, diesen Raum zu europäisieren. Wie ernst die Deutschen ihre kulturelle Aufgabe nahmen, kann man daraus ersehen, dass die Siebenbürger die rumänische Schriftsprache entwickelten. Zur Zeit der Mongolen- und Türkenstürme verwandelten sich die deutschen Siedlungen in kleine Burgen, über 300 Kirchenburgen und die großen Städte Hermannstadt und Kronstadt trotzten jahrzehntelang dem Ansturm des Ostens und bildeten eine Oase mitten in der Wüste. 1720 bis 1780 siedelten sich die Schwaben an. Von ihnen stammt das Wort „Dem Ersten den Tod, dem Zweiten die Not, dem Dritten das Brot".

 

Als das heraufdämmernde 20. Jahrhundert den nationalen Chauvinismus mit sich brachte, zerbrach diese Welt in der Erstarrung der Gefühle.

 

Am nächsten Tag las Heinrich Zillich aus seinen Werken. Seine Gedichte haben ein im deutschen Schrifttum selten gewordenes Erdverbunden sein. Sein „Haus im Herbst" ist eine melancholische Ballade und ein Eingeständnis an die Welt, die eine alte Ordnung zerbrach, ohne eine neue zu finden.

 

 

Seite 6   Allenstein zum 600. Geburtstag

Allenstein ist nicht eine der allerältesten ostpreußischen Städte. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts hatte der Kranz der deutschen Stadtgründungen im Osten von der Weichsel und von der Ostsee her die Linie Dt. Eylau - Saalfeld-Liebstadt – Guttstadt - Seeburg – Friedland - Wehlau erreicht.

 

Als die Besiedlung weiter nach Süden vorgetrieben werden sollte, wurde dem Domkapitel im Jahre 1346 ein dritter Bezirk südlich von Guttstadt zugeteilt. Im Mai 1348 machten sich deshalb drei Prälaten des Frauenburger Domkapitels auf den Weg, um die Anlage neuer Dörfer und den Bau einer Burg und Stadt in diesem Gebiet durch eine Ortsbesichtigung festzulegen. Noch im gleichen Jahre wurde mit dem Bau begonnen. Mit der Gründungsurkunde, in der fünf Jahre danach am 31. Oktober 1353 ihre Verfassung, ihre Rechte und Pflichten festgelegt wurden, erhielt sie den Namen Allenstein.

 

Der Ausbau der Stadt ging für die damaligen Zeiten sehr schnell vonstatten. Schon 1360 war die Burg, der älteste Teil des Schlosses mit den schönen Remtern, fertiggestellt. In den Jahren 1370 bis 1380 wurde der Bau der ersten Kirche, der heute noch bestehenden Jacobikirche, begonnen, und das alte Rathaus entstand, das Im Erdgeschoß die Verkaufsstände der Handwerker enthielt, die damals keine eigenen Läden haben durften. Zum Schutz gegen Feinde umschloss bald eine wehrhafte Mauer die Stadt, von der heute noch Teile erhalten sind. Von den drei Toren, die Ende des 14. Jahrhunderts vorhanden waren, steht noch jetzt das Hohe Tor.

 

Allenstein hatte manchen Kriegssturm zu bestehen. Schon 1410 nach der unglücklichen Schlacht von Tannenberg drangen polnische Truppen in die Stadt. In den Jahren 1454 bis 1466 wurde es umkämpft und kam mit dem Ermland durch den zweiten Thorner Frieden unter polnische Lehensoberhoheit. Das 17. Jahrhundert brachte die schweren Leiden des Dreißigjährigen Krieges auch bis nach Allenstein, und im Beginn des 18. Jahrhunderts rollte der Nordische Krieg vor seine Mauern.

 

Nicht nur Kriege schlugen der Stadt Wunden. Dreimal in diesen Zelten hatte sie schwer unter der Pest zu leiden, und siebenmal wurde sie von großen Bränden heimgesucht, die nur das Schloss und die Jacobikirche verschonten. Eine neue Epoche seiner Geschichte brach für Allenstein an, als es mit dem Ermland 1772 bei der ersten Teilung Polens In den preußischen Staat eingegliedert wurde. Erstaunte Augen machten die Allensteiner, als sie am Sonntag, dem 13. September 1772, aus der Kirche kommend, plötzlich die Stadt von preußischen Truppen besetzt sahen.

 

Eine schwere Zeit brach 1807 über die Stadt herein. Die Besetzung durch die Franzosen brächte der Stadt zweimal eine gründliche Plünderung der Häuser und der Ställe und Im Gefolge eine furchtbare Hungersnot. An Hunger und einer nachfolgenden Seuche starben in einem Jahr über 600 Einwohner, also fast ein Drittel der Bevölkerung.

 

In den folgenden Jahrzehnten erholte sich die Stadt langsam von diesem Aderlass. Eine stürmische Aufwärtsentwicklung setzte dann plötzlich nach 1870 ein.

 

Die Bevölkerungszahl war von etwa 1300 nach den Befreiungskriegen auf 30 000 im Jahre 1900 und weiter auf fast 60 000 um 1940 angewachsen. Schwierige Probleme waren der Stadtverwaltung durch dieses schnelle Wachstum gestellt und mussten gemeistert werden. Es sollen nur zwei Männer genannt werden, denen das größte Verdienst um die Lösung dieser Aufgaben zuzuerkennen ist: die Oberbürgermeister Geheimrat Belian und Georg Zülch.

 

Nach 1918 litt Allenstein, wie ganz Ostpreußen, unter der Abschnürung vom Reich. Leuchtend hebt sich aus dieser Zeit, das Jahr 1920 heraus, in welchem der südliche Teil Ostpreußens durch die Abstimmung ein überwältigendes Bekenntnis der Treue zum Deutschtum ablegte und in welchem die Stadt Allenstein die Ehre hatte, der Mittelpunkt dieses Volkstumskampfes zu sein. Mit Stolz können sich die Allensteiner an diese Zeit erinnern. Wilhelm Tuchel

 

Seite 6   Wir gratulieren

Zur silbernen Hochzeit am 9. November 1953 unseren Landsleuten, dem Ehepaar Hermann Ridzewski aus Angerburg (Ostpreußen), jetzt wohnhaft Berlin-Charlottenburg, Lietzenburger Straße 7.  

 

zum 90. Geburtstag am 6. November 1953 unsere Landsmännin Frau Olga Serowy, früher wohnhaft in Thyrau, Kr. Osterode, Ostpr., jetzt wohnhaft Berlin-Pichelsdorf, Am Picheissee 17:

 

Zum zum 80. Geburtstag am 28. Oktober 1953 unserem Landsmann, Molkereldirektor a. D. Gustav Hennemann aus Insterburg, jetzt wohnhaft Berlin-Spandau, Frenzstr. 36.

 

Seite 6   Unsere Toten

Verstorben ist:

Am 12. Oktober 1953 unser Landsmann und Mitglied, Generalleutnant a. D. Paul Gerhardt. Der Verstorbene war der letzte Kommandeur der Wehrersatzinspektion Allenstein (Ostpreußen) und wohnte zuletzt in Berlin-Zehlendorf, Onkel-Tom-Str. 42

 

Am 12. Oktober 1953 unser Landsmann und Mitglied August Krönert, im 84. Lebensjahre. Der Verstorbene war Bauer in Daynen, Kreis Schloßberg (Pillkallen), Ostpreußen

 

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