Ostpreußen Nachrichten, Folge 03 vom Oktober 1952

Ostpreußen Nachrichten

Folge 03 vom Oktober 1952

Seite 1   Bundestreffen der Westpreußen in Lübeck

Am Sonntag, dem 21. September, fand in Lübeck das diesjährige Bundestreffen der Landsmannschaft Westpreußen im Bundesgebiet statt, das der Erinnerung an die Wiedervereinigung der Heimat mit Preußen vor 180 Jahren gewidmet war. Der Vorabend vereinte die aus der ganzen Bundesrepublik und aus Westberlin erschienenen Landsleute zu einem geselligen Begrüßungsabend mit Chorgesängen und Tanzvorführungen.

Der Sonntag wurde mit einem evangelischen Heimatgottesdienst in der Marienkirche eingeleitet, bei dem Oberkonsistorialrat Gülzow (früher Danzig) die Predigt hielt. Daran schloss sich eine Kranzniederlegung in der Gedächtniskapelle der deutschen Heimatvertriebenen durch den Sprecher der Landsmannschaft, Erik von Witzleben, an. Gleichzeitig fanden auch Gottesdienste in der katholischen Kirche statt.

Um 11 Uhr begann auf der Lübecker Freilichtbühne am Wall die Westpreußen-Großkundgebung, die unter dem Motto „Preußentum und Gegenwart" stand. Die Festansprachen hielten Staatssekretär Franz Thedieck, vom Ministerium für Gesamtdeutsche Fragen, und Prof. Schoeps, Erlangen. Staatssekretär Thedieck führte u. a. aus, die Landsmannschaften hätten einen wertvollen Beitrag zur Bildung eines gesamtdeutschen Bewusstseins geleistet und eine echte Gemeinschaft im staatsbejahenden Sinne gegenüber Standes- und Interessenvertretung geschaffen. Die Schlussansprache der Kundgebung, an der rund 5000 heimatvertriebene Westpreußen teilnahmen, hielt der Sprecher der Landsmannschaft, Erik von Witzleben.

Am Nachmittag trafen sich die einzelnen westpreußischen Heimatkreise in verschiedenen Gaststätten der Stadt, und den festlichen Abschluss des Bundestreffens bildete am Abend ein Großfeuerwerk.

Der Bürgermeister der gastgebenden Hansestadt, Passarge, hatte in seinen Begrüßungsworten an das Bundestreffen betont: „Not und Alltag sollen in diesen Stunden des Wiedersehens vergessen sein, und der Aufenthalt in unserer Hansestadt Lübeck wird manchem Teilnehmer wieder das Herz höher schlagen lassen und den Glauben an eine heimatverbundene Zukunft wiedergeben."

Dieser Wunsch dürfte bei allen, die die Lübecker Tage miterlebt haben, Erfüllung gefunden haben. Das westpreußische Bundestreffen In Lübeck war ein erneutes unerschütterliches Bekenntnis zur alten angestammten Heimat.

 

Seite 2   Portrait des Monats (mit Foto)

Das „Haus der ostdeutschen Heimat" am Kaiserdamm, das Rathaus Neukölln und das Rathaus Schöneberg sind die drei hauptsächlichen Wirkungsstätten des 55-jährigen Oberschlesiers, der im August 1945 als Vertriebener aus Kattowitz kam und zunächst Landarbeiter war. Man trifft ihn häufig in seinem Zimmer im Bezirksamt Neukölln, als Bezirksstadtrat für Wirtschaft, im Rathaus Schöneberg, als Abgeordneten der CDU-Fraktion und im „Haus der ostdeutschen Heimat", als 1. Vorsitzenden des Berliner Landesverbandes der Heimatvertriebenen. Seltener in seiner Wohnung in Britz . Dieser 55-jährige, der sich in Berlin den Namen „ Vater der Heimatvertriebenen" erwarb, ist Dr. Alfred Rojek.

 

Am 20. September 1897 in Boguschowitz (Oberschlesien) geboren, hat Dr. Rojek nach dem Gymnasium in Rybnik an der Universität Breslau Rechts- und Staatswissenschaft studiert und zum Dr.  jur. promoviert. Nach dem ersten Weltkrieg, aus dem er schwerkriegsbeschädigt heimkehrte, war er in der Industrie tätig und fungierte von 1927 bis 1935 als Leiter der Gewerkschaft der Angestellten (GDA) und anschließend als Vorstandsmitglied der Genossenschaften in Polnisch-Oberschlesien. In Kattowitz war er 15 Jahre Stadtverordneter und Stadtrat der Christlich-Deutschen Volkspartei, der er als Hauptvorstandsmitglied seit 1926 angehörte, und Mitglied des schlesischen Sejms. 1939, nach der Besetzung Oberschlesiens, wurde Dr. Rojek wegen antifaschistischer Betätigung das erste Mal verhaftet. Die zweite Verhaftung erfolgte im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944.

 

Zu Fuß, und streckenweise mit der Eisenbahn erlebte er die Vertreibung der Deutschen aus Schlesien und k am mit dem gleichen Kohlenzug, mit dem auch Paul Loebe, der ehemalige Reichstagspräsident trampte, in Berlin an. In Berlin kandidierte er für die CDU im Arbeiterbezirk Neukölln und wurde auch gewählt. Denn Dr. Rojek stammt aus dem oberschlesischen Industriebezirk und hat die unmittelbare Verbindung zu den Arbeitern.

 

Bei den ersten Zusammenkünften der Heimatvertriebenen war er bereits dabei und zählte damals schon zu den Verfechtern eines Einheitsverbandes. Seine Mitarbeit trug entscheidend dazu bei, dass in Berlin dieser Einheitsverband, der Landesverband der Heimatvertriebenen, als Dachorganisation der ostdeutschen Landsmannschaften entstand, eine Organisationsform, um die noch heute die Bundesrepublik Berlin beneidet.

 

Im Berliner Parlament sind immer wieder von Dr . Rojek die Vertriebenenprobleme angeschnitten worden. Unter vielen Initiativanträgen, die Vertriebenenfragen betreffen, steht sein Name. Als Vorstandsmitglied des Bundes der vertriebenen Deutschen hat er bei den Sitzungen in Bonn ebenfalls die Berliner Belange vertreten. Ein Erfolg seiner Arbeit war es auch, dass erreicht wurde, dass Gesetze für die Bundesrepublik in Vertriebenenfragen nicht mehr ohne die Berlin-Klausel beschlossen werden.

 

Seite 2   Letzter Termin für Postsparbücher

Ehemalige Inhaber von Postsparkassenbüchern Hamburg und München haben nochmals Gelegenheit, für Postsparbücher, die infolge der Kriegs- und Nachkriegsereignisse verlorengegangen sind, die früheren Kontounterlagen zu beschaffen und Ersatzpostsparbücher ausstellen zu lassen. Postsparer, die den Verlust ihrer Postsparbücher bisher nicht gemeldet und die am 20. Juni 1948 im Bundesgebiet gewohnt haben, sowie Heimatvertriebene, die nach dem Ostsparergesetz anspruchsberechtigt sind, und Heimkehrer können bis spätestens 15. Oktober 1952 die Verlustmeldung einreichen. Nähere Auskünfte erteilen die Postämter.

Seite 2   Gruß aus Fürstenberg

Mit großer Freude haben wir Heimatvertriebenen hier in Fürstenberg von einem Landsmann erfahren, dass für die Vertriebenen eine Zeitung herausgegeben wird. Wir hier in der Ostzone, die wir täglich unseren lieben Heimatstrom, die Oder, vor Augen haben und weit über den Strom in urdeutsches Land hineinschauen können, begrüßen die Herausgabe einer Vertriebenenzeitung von ganzem Herzen. Mit Heimatgrüßen Ihr Hans Hoffmann

 

Seite 3   Hugo Hartung. Mit Foto

 

Der 50. Geburtstag ist ein besonderer Markstein auf dem Lebensweg des Menschen; wir wollen aus diesem Grunde auch eines Mannes gedenken, der den Vertriebenen, vor allem den Schlesiern auf das engste innerlich verbunden ist: Hugo Härtung. Seit 1940 als Dramaturg an den Städtischen Bühnen in Breslau tätig, erlebte er den Untergang der Stadt als Luftwaffensoldat bis in die letzte Phase. Einige Jahre danach fand dieses schwere Erleben seinen Niederschlag in dem großen dokumentarischen Roman: „Der Himmel war unten". Wohl kaum ein Breslauer, nur wenige Schlesier werden dieses Buch nicht kennen, mit dem er diesem tragischen Geschehen und der oft beispiellosen Tapferkeit seiner Bewohner ein unvergängliches Denkmal setzte. Als er aus der russischen Gefangenschaft zurückkehrte, stand er, wie so viele Tausende von uns, vor einem völligen Neubeginn. Er wurde - bereits Mitte Vierzig  -  zu einem „jungen" Schriftsteller, der sich erst wieder „die Sporen" verdienen musste.

 

Seite 3   Kulturelle Forderung – zweitrangig? Von Erich Millander

Immer wenn der Begriff Kultur als Mittel zum Zweck gebraucht wurde, hieß es aus mehr oder weniger berufenem Munde, die .Abendländische Kultur " sei bedroht und es müsse alles getan werden, um sie zu retten. Das Schlagwort von der Rettung der „Abendländischen Kultur " war schon einmal die Propagandaparole, als es darum ging, die Uniform anzuziehen, für einen Krieg , an dessen Ende Tod und Grauen und für Millionen Menschen die Vertreibung aus der Helmut stand.

 

Wer heute von der Rettung der abendländischen Kultur spricht, von dem müsste man auch verlangen, dass er durch die Tat die Abendländische Kultur retten hilft. Dem alles nivellierenden Bolschewismus ist mit schön klingenden Worten nicht Einhalt zu gebieten. Die Bolschewisten haben 1945 die ostdeutschen Provinzen, uralte deutsche Kulturgebiete, in ihre Verwaltung übernommen und damit einen Einbruch in die abendländische Kultur erreicht. Deshalb Ist die Pflege kultureller Tradition der Menschen, die aus den ostdeutschen Provinzen vertrieben wurden, eine wesentliche Aufgabe, deren Lösung zur Erhaltung der abendländischen Kultur beiträgt.

 

Dies sollte vor allem von den öffentlichen und staatlichen Stellen anerkannt werden, die zur Förderung der kulturellen Entwicklung eingerichtet worden sind. Dem ist aber leider nicht überall so.

 

In Berlin z.B. finden laufend kulturelle Veranstaltungen verschiedener Art statt, über deren Niveau man oft geteilter Meinung sein kann. Es wäre zu begrüßen, wenn die zuständigen Stellen auch einmal ihre Aufmerksamkeit der Pflege und Erhaltung der ostdeutschen Kultur widmen würden. Wenn sie weiter ihren Einfluss und ihre finanziellen Mittel auch dafür einsetzen würden, dass kulturelle Veranstaltungen aus dem reichen Kulturgut Ostdeutschlands gestaltet würden.

 

In einigen Berliner Volkshochschulen sind Gott sei dank auch ostdeutsche Vorlesungsabende aufgenommen worden. Es könnte aber z. B., durchaus erwogen werden, dass vielleicht in der Waldbühne oder in der Festhalle am Funkturm eine Veranstaltung durchgeführt würde, deren Programm von den ostdeutschen Landsmannschaften mit Darbietungen des großen ostdeutschen kulturellen Erbes bestritten wird. Das wäre ein wahrhaftes Beispiel der Verbundenheit Berlins mit den heimatvertriebenen Landsleuten.

 

Außerdem kämen — das ist sicher — aus dem Sowjetsektor und der Sowjetzone Tausende, Einheimische und Vertriebene, um einmal mehr frei von Furcht, ostdeutsche, heimatliche Kunst erleben zu können. Und sicher würden sich auch die Berliner gerne davon überzeugen lassen, dass das Volkstum und die ostdeutsche Kultur bei den Heimatvertriebenen gepflegt und die Heimat nicht vergessen wird.

Gerade weil in der Sowjetzone jede Heimatverbundene Regung brutal unterdrückt und den Vertriebenen bewusst alles genommen wird, was sie an die Heimat erinnern könnte, wäre eine solche Veranstaltung notwendig und außerordentlich nützlich. Wie überhaupt an die Vertriebenen in der Sowjetzone nach 1945 recht wenig gedacht wurde. Und immerhin handelt es sich dabei um 4,3 Millionen Menschen.

Berlin ist das Schaufenster des Westens, wie oft betont wurde. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass Berlin das Schaufenster für den Osten sein muss. Es sollte mehr Wert darauf gelegt werden, dass Berlin nicht nur für Dresden, Schwerin oder Frankfurt a. d. Oder stehen muss, sondern auch für Stettin, Königsberg, Breslau und die deutschen Ostprovinzen.

 

Seite 4   Neue Ostpreußen-Umsiedlung aus Litauen?

Wie die im Bundesgebiet erscheinende litauische Zeitschrift „Tremtis" berichtet, ist damit zu rechnen, dass demnächst ein neuer Transport von ostpreußischen Männern und Frauen zu erwarten ist, die auf der Flucht vor dem Hunger in den ersten Jahren nach 1945 nach Litauen gelangten und dort bis heute verblieben sind. Die Registrierung der zurückgebliebenen Deutschen würde in der gleichen Weise durchgeführt wie im Vorjahre. Zur diesjährigen Registrierung meldeten sich daraufhin die Ostpreußen freiwillig. Denen, die damals krankheitshalber zurückbleiben mussten, und den Neuregistrierten wurde bereits mitgeteilt, dass sie sich zum Transport nach Deutschland bereithalten sollten.

 

 

Seite 4  Eine Reise z Tilsiter Landsleuten

Eindrücke von der 400-Jahrfeier Tilsits in Hamburg

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen - und wenn man nach acht schicksalsvollen Jahren mit Freunden, Bekannten und Verwandten zusammentrifft, dann ist dies schon ein Erlebnis, das man nicht so bald vergisst.

Zur Tilsitfeier in Berlin am 3. August d. J. war zu unserer Freude auch Herr Stadie erschienen und hatte gewünscht, wir sollten zur Feier am 10. August in Hamburg ebenfalls Vertreter entsenden. Hierzu wurden unser 1. Vorsitzender, Herr Ernst Gaedtke und ich bestimmt. Die Reise konnte am Sonnabend, dem 9. August, 7 Uhr morgens in einem sehr bequemen Omnibus begonnen werden.

Bei wunderbar schönem Wetter fuhren wir durch die märkische Heide und den märkischen Sand. Am ersten Kontrollpunkt Babelsberg brauchten wir nicht allzu lange zu warten. Dann kam Marienborn, die letzte Kontrollstelle in der Sowjetzone. Da sah die Sache schon anders aus. Riesenschlangen von Fahrzeugen warteten auf die Weiterfahrt nach dem Westen. Endlich konnten wir nach dem Kontrollpunkt Helmstedt hinüberwechseln. Hier ging die Abfertigung schnell vonstatten. Dabei fiel uns ein großes Schild ins Auge, worauf auf blauem Grund in großen weißen Buchstaben zu lesen stand: „Wir wählen die Freiheit". Gegenüber auf der östlichen Seite befand sich ebenfalls ein solches Schild, in demselben Format, mit der Aufschrift: „Wir leben in Freiheit". Kommentar überflüssig.

Nach einer wunderbaren Fahrt durch das schöne Lüneburger Land langten wir, etwas ermüdet von der Fahrt und vom Warten, auf dem Autobahnhof in Hamburg an. Sofort machten wir uns auf den Weg nach Hamburg-Pinneberg, wo wir gegen 22 Uhr eintrafen. Die großen Räume im Hotel „Cap Polonio", In dem die Begrüßungsfeier stattfand, waren ziemlich überfüllt. Es gab großes Hallo, als Herr Stadie unsere Anwesenheit bekanntgab und uns auf die Bühne nötigte, wo Herr Gaedtke eine kurze Ansprache hielt. Wir wurden umringt und aufs herzlichste begrüßt. Es waren die alten, bekannten Tilsiter Gesichter. Auf vielen hatten sich die Leiden der vergangenen schweren Jahre tief eingegraben, viele aber hatten sich beinahe gar nicht verändert.

Es gab ein Händeschütteln und Erzählen ohne Binde, so dass wir von den Vorträgen so gut wie gar nichts hören konnten. Um Mitternacht kamen wir endlich zur Ruhe und mussten an ein Quartier denken. Auch hierfür fanden sich hilfsbereite Tilsiter, die allerdings am entgegengesetzten Ende Hamburgs wohnten. Am Sonntag nahmen wir an der Feier in der St.-Pauli-Halle, eine Halle von Riesenausmaßen, teil. Auch hier eine Fülle von Menschen. Wir bekamen Ehrenplätze. Es wurden einige Reden gehalten, von Gesängen des Ostpreußischen Chors umrahmt. Sehr viele Landsleute sahen sich da zum ersten Mal wieder, und natürlich hatten sie sich viel zu erzählen. Jeder kam auf seine Kosten und man sah viele strahlende, frohe Gesichter - auch Tränen; doch dieses Mal waren es Tränen der Freude. Erfüllt von all dem Erlebten, im Ohr noch die vertrauten heimatlichen Laute, machten wir uns am Montag auf die Heimfahrt. Es war eine schöne Feier in Hamburg. Dem Initiator und Organisator dieser Veranstaltung, Herrn Stadie, gebührt Lob und Dank für seine Arbeit und Mühe. Viel haben wir seiner rastlosen Tätigkeit zu verdanken. Ich denke hierbei besonders auch an die Festschrift, das Tilsiter Adressbuch u. a.

Von den Landsleuten wurden uns in Hamburg immer wieder Grüße an die Berliner Landsleute aufgetragen. Aus Gesprächen konnten wir entnehmen, dass die meisten Tilsiter in Hamburg Arbeit haben. Große Not aber herrscht bei vielen Landsleuten im Holsteinischen. Arbeitslosigkeit und das raue und nasse Klima, das von den meisten nicht vertragen wird, erschweren dort das Leben. Durch alle Gespräche zog sich wie ein roter Faden die Sehnsucht, recht bald in die Heimat zurückkehren zu dürfen. Gebe Gott, dass dieser unser aller Wunsch bald in Erfüllung geht. O. Didlapp.

 

Seite 4   Wir gratulieren

zur goldenen Hochzeit am 10. Oktober 1952 den Eheleuten Friedrich Smolinski, geboren am 10. September 1875, und Maria Smolinski, geb. am 17. Juli 1883, früher Osterode (Ostpreußen), Märkerstraße 9, jetzt wohnhaft Berlin-Neukölln, Saalestraße 32;

zum 80.Geburtstag Landsmann Schneidermeister Ferdinand Geisendorf, früher Rastenburg (Ostpreußen), jetzt wohnhaft Berlin-Wilmersdorf, Sigmaringer Straße 30;

zum Geburtstag: Dr. Hans Matthee, 1. Vorsitzender der Landsmannschaft Ostpreußen am 17. Oktober 1952, 53 Jahre.

Seite 4   Die Landsmannschaft sucht:

Familie Fritz Unterieser, Frau Unterieser und Töchter Gertrud, Alice und Ilse, aus Engelsberg in Ostpreußen

 

Stadtoberinspektor Otto Bödder mit Frau und vier Kindern, aus Königsberg in Ostpreußen, Maraunenhof, Hoverbeckstraße

Frau Weber, Johannsdorf, Post Ibenberg bei Britanien, Kreis Elchniederung

Familie Schmidt, Bürgermeister in Ibenberg bei Britanien, Kreis Elchniederung

Die Eltern der ostpreußischen Flüchtlingskinder Herbert und Hilde Protafke aus Königsberg/Pr.

 

Seite 4   Sparbücher

 Postsparbuch für Schülerin Charlotte Ritter, früher: Königsberg/Pr., Schloßplatz 2 - 3

Für Frau Emilie Langel, geb. Seidenberg, aus Wesselau, Kreis Gerdauen, Sparbuch der Volksbank, Zweigniederlassung Gerdauen

Für Auguste Ehm aus Heilsberg/Ostpr., Sparbuch der Raiffeisenbank Heilsberg/Ostpreußen, ausgestellt am 26. August 1941

Seite 4   Haltet die Erinnerung an die Heimat wach

Wir müssen immer wieder mit Bedauern feststellen, dass die Kenntnisse über die Verhältnisse in der Heimat geringer werden. Gerade die Großstadt mit ihren vielen neuen Eindrücken lässt keine Zeit zum Besinnen und auch zum Rückwärtsschauen. Viel ist schon in den Heimatvertriebenen-Zeitschriften über die Notwendigkeit eines heimatkundlichen Unterrichts geschrieben. Auch das Elternhaus hat hier die große Aufgabe, in unseren Kindern durch Erzählungen und vor allem durch Bilder das Bild der Heimat lebendig werden zu lassen.

Aber mir scheint, auch die Erwachsenen haben hier immer wieder eine Auffrischung des Gedächtnisses nötig. Als wir in unserem Gumbinner Kreis kürzlich beim Kinderfest die Kinder Fragen nach den Straßennamen unserer Stadt, nach Denkmälern, Dörfern im Kreise usw. beantworten ließen, war das Ergebnis sehr kläglich. Als wir dann die Eltern solch einer Befragung unterzogen, war das Ergebnis kaum besser! Was können wir dagegen tun? Auf zwei Wege soll hier hingewiesen werden. Die Gumbinner Landsmannschaft in Hamburg hat besonders durch die eifrige Tätigkeit unseres Landsmannes Otto Gebauer eine Lichtbildreihe von ca. 150 Bildern aus Stadt und Kreis Gumbinnen herstellen lassen. Die Vorführung dieser Reihe hier bei uns in Berlin war für uns alle ein Erlebnis besonderer Art. Man war für eine Stunde zu Hause. Die alten vertrauten Stätten wurden wieder lebendig. Diese Bilder wollen wir nun jährlich einmal zeigen, um immer wieder dem Gedächtnis nachzuhelfen. Soviel ich weiß, hat auch der Kreis Osterode schon solch eine Lichtbildreihe geschaffen. Es sollte möglich sein, dass jeder Kreis solch ein „Denkmal der Heimat" schafft. Die Kreise könnten dann auch ihre Bilder austauschen. Es wäre damit die Möglichkeit gegeben, unsere Treffen inhaltlich wertvoller zu machen und die Kenntnis über unsere ganze ostpreußische Heimat würde wesentlich bereichert.

 

Seite 4   Zum Erntedankfest

Am Erntedankfest denke ich besonders gern an die Gottesdienste in meinen ersten ostpreußischen Landgemeinden. Vielleicht kann man die Bedeutung dieses Festes gar nicht recht ermessen, wenn man es nicht einmal inmitten einer Bauerngemeinde erlebt hat. Um den Altar häufen sich die Ehrengaben. Es ist, als öffneten sich an dem Tage die Türen und Fenster des Gotteshauses weit und die Kirche mit Ihrer Botschaft und dem Lobpreis Gottes stehe mitten im Alltagsleben, mitten in dem harten Lebenskampf des Bauern. Da spürt man dann etwas von dem Segen des Bauernstandes, dass er wirklich Gott besonders nahe steht, weil er in seiner täglichen Arbeit so ganz von der Gnade des Schöpfers abhängig ist. Die Wahrheit des Ernteliedes von Matthias Claudius tut sich uns auf: „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in der Höchsten Hand".

Da ist es dann so leicht, dem Menschen deutlich zu machen, dass er nicht der Herr ist, sondern dass er auf Schritt und Tritt, auf den Segen des Himmels angewiesen ist. Da ist es so leicht, die Gemeinde aufzurufen zum Lobe Gottes. Eine rechte Bauerngemeinde singt am Erntedankfest aus ganzem, vollem Herzen die Lob- und Danklieder. Sie hat Ja den Segen Gottes sichtbar in Scheunen und Kellern.

Ich kann mir denken, dass manch ein alter Bauer, der nun hierher in die Großstadt verschlagen ist, nur mit Wehmut, wenn nicht Verbitterung an das Erntedankfest zu Hause zurückdenkt. Manch Bauer meiner ostpreußischen Gemeinde hat mir schon, wenn der Frühling und die Saatzeit kommt, geschrieben, sein Herz wäre krank vor Sehnsucht nach dem Acker.: Der Gedanke, dass der durch der Väter und die eigene Arbeit hochkultivierte Boden nun verwahrlost und Dornen und Disteln trägt, lässt ihn nicht schlafen. Und wie soll er da nun Erntedankfest begehen? Doch, mein Freund, Du kannst und Du sollst und Du darfst es! Da schrieb mir ein alter Bauer, der jetzt in der Ostzone lebt: „Als unsere Speisekammern voll waren, war gut singen: «Was Gott tut, das ist wohlgetan!» Nun aber lässt der treue Herr es uns ausleben, wie wir uns in der Not bewähren" .Und ein anderer schrieb mir: „Wir sammeln jetzt Ähren. Wie lernt man sich doch in dieser Zeit dankbar vor der kleinsten Ähre bücken. In Ostpreußen hat man vieles nicht nötig gehabt, was man jetzt erst schätzen lernt und wofür man vor allem Gott danken lernt." Sie haben das Bücken gelernt, das demütige Nehmen auch der geringsten Gabe. Auch die dürftige Gabe, auch das „geringe Mahl" wird ihnen zum Anlass des Lobens und Dankens.

 

Seite 4   Königsberger Künstler in Duisburg

Im Zusammenhang mit dem Treffen der Königsberger in Duisburg veranstaltet das Städtische Kunstmuseum der Rheinhafenstadt bis zum 30. September eine Ausstellung von Werken der Malerei, Graphik und Plastik solcher Kunstschaffender, die gebürtige Königsberger sind oder durch ihre enge Beziehung zur Königsberger Akademie und dem Kunstverein und durch ihr Schaffen sich einen guten künstlerischen Ruf erworben haben. Werke von Corinth, Kollwitz, Pechstein, Jernberg, Wolff werden dabei sein. Der im Zentrum der Stadt gelegene Stadtpark wird „Immanuel-Kant-Park" heißen, beschloss der Rat der Stadt Duisburg. Ferner wurde in Duisburg, der Patenstadt der ostpreußischen Hauptstadt, eine Straße in „Königsberger Allee" umbenannt.

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