Genographics - Die Reise der Menschen

National Geographics und die Wiatt Family Foundation führen ein internationales Projekt zur Erforschung der Wanderung der Menschen von vor 60.000 Jahren bis heute.

Mit Genographics wurde 2005 ein Langzeit-Projekt gestartet, welches viele neue Erkenntnisse über die Wanderung unserer Vorfahren, aber auch über die Verzweigungen und Abstammung bringen wird. Es kann sich jede Person, die daran interessiert ist und bereit ist etwas zu investieren, beteiligen. Die Kosten für die Teilnahme betragen pro Analyse 149,95 US-$. Männer können für die väterliche und müttleriche Linie, Frauen für die mütterliche Linie eine Analyse durchführen lassen. Details hierzu finden Sie unter dem Link Teilnahme. Die Ergebnisse meiner Analysen sind weiter unten zusammenfassend dargestellt.

Alles zum Projekt und vieles mehr erfährt man über https://genographic.nationalgeographic.com/genographic (in deutscher Sprache). Wichtigste Voraussetzung ist, dass Sie Flash Player von Adobe als Plug-In für Ihren Browser eingerichtet haben. Hier eine Übersicht über die wichtigsten Themen, die dort sehr anschaulich beschrieben sind:

 Für die Inhalte der Webseiten von National Geographic übernehme ich keine Verantwortung.

 

Beispiel einer paternalen und einer matrinalen Vorfahrengeschichte

Bei der väterlichen (paternalen) Linie werden 12 Y-STR Marker für die Analyse herangezogen:

 393 19  391 439 389i 389ii 388 390  426  385a  385b  392 
 14 15 10 10 13 16 12 23  11 11 13 14 

 

In der ersten Zeile der Tabelle sind die Bezeichner der untersuchten Y-STR-Sequenzen aufgeführt, in der zweiten die Anzahl der Wiederholungen.

Hieraus ergeben sich Informationen, in welchen Zweig des menschlichen Stambaums man gehört. Es wird die Haplogruppe bestimmt und die Abschnitte der Wanderungsgeschichte.

Das Analyseergebnis zeigt, dass die Testperson zur Haplogruppe N gehört. Die Haplogruppe N wird bestimmt durch die Marker M168 -> M89 -> M9 -> M175 -> LLY22(G).

Die Vorfahren finden sich heute in Nordskandinavien, vorwiegend Finnland, im Nordosten Europas und in Sibirien. Viele Russen sowie Samen gehören der Haplogruppe N an. Die Samen sind ein indigener Volksstamm von denen heute nur noch rund 85000 Angehörige existieren.

Der Marker M168 trat vor ungefähr 50.000 Jahren erstmals auf, M89 vor 45.000 Jahren, M9 vor 40.000 Jahren, M175 vor 35.000 Jahren und LLY22(G) vor 10.000 Jahren.

Die Analyse wurde 2006 durchgeführt. Zu dem Zeitpunkt war der Marker 175 noch nicht in die Forschungsergebnisse mit eingeflossen, wie in der nachfolgenden Karte (links) zu sehen. Heute weiß man, dass die Wanderung des Stamms der Haplogruppe N noch etwas weiter nach Osten ging, bevor dessen Mitglieder den Weg nach Norden einschlugen.   

Die Wanderung der Väter der Haplogruppe N Die Wanderung der Väter der Haplogruppe N - neueste Erkenntnisse

 

Bei der mütterlichen (maternalen) Linie wird beim Genographics-Projekt die hypervariable Region 1 (HVR1) analysiert. Die Analyseergebnisse werden mit der Cambridge Referenz Sequenz (CRS) verglichen.

Das Analyseergebnis zeigt, dass die mütterliche Linie zur Haplogruppe J* gehört und das Unterschiede zur CRS an den Stellen 16069T, 16126C und 16519C bestehen. Die hypervariable Region besteht aus 569 Basenpaaren. An den zuvor genannten Stellen hat ein Austausch (Substitution) der Basen C bzw. T durch T bzw. C stattgefunden. Man nennt diesen Vorgang Transition. Neben diesem gibt es noch die Transversion, die Insertion (Einfügen) und die Deletion (Verlust). Bei der Transversion findet ein Austausch der Base C bzw. T durch A bzw. G oder umgekehrt statt. Man nennt C und T die Pyrimidinbasen und A und G die Purinbasen. Bei der Insertion wird mindestens eine neue Base hinzugefügt, bei der Deletion wird mindestens eine Base gelöscht.

Die Geschichte der Mütter beginnt vor 150.000 bis 170.000 Jahren. Populationsgenetiker entdeckten 1987, dass alle noch heute lebenden Menschen von einer Frau, der mitochondrialen Eva, wie sie genannt wird, abstammen. Der homo sapiens entwickelte sich vor etwa 200.000 Jahren. In den nächsten 30.000 bis 50.000 Jahren entwickelten sich zwar verschiedene Zweige, jedoch starben alle bis auf eine ab. Diese eine Frau bildet somit die Wurzel des menschlichen mitochondrialen Stammbaums. Sie wird als L-Haplogruppe bezeichnet. Die L-Haplogruppe breitete sich ausschließlich in Afrika aus. Es bildeten sich verschiedene Gruppen aus. Die L3-Haplogruppe schließlich ist die Gruppe, welche aus Afrika wanderte. Diese Gruppe entstand vor ca. 80.000 Jahren. Die Gruppen N und R entstanden als erste außerhalb von Afrika ab. Beide Gruppen werden parallel zueinander auf den Wanderungswegen gefunden. Nach derzeitigen Erkenntnissen stammt die R-Gruppe von der N-Gruppe ab. Ihre Verzweigungen verlaufen parallel zueinander. Die weite Verteilung der Haplogruppe J weisst darauf hin, dass diese sich vor ca. 40.000 Jahren ausbildete.

Die Wanderung der Mütter der Haplogruppe J*

 

Eine bislang noch nicht zufriedenstellende Antwort auf die Frage, wieso wanderte Eva bereits aus Afrika aus, wo der Ursprung des Adams doch erst gerade in Afrika entdeckt wurde, fördert die Skeptiker der genetischen Genealogie. Eva kann ja nicht alleine vorgewandert sein. Sie brauchte zur Fortpflanzung ja den Mann. Die Antwort hierauf lautet, dass es bislang noch keine älteren Funde von Männern an den jeweiligen Orten vorliegen. Es ist tatsächlich zu bedenken, dass die genetische Genealogie noch sehr jung ist, und weitere zum Teil aufwendige Forschungen sind notwendig, um Licht in dunkle Ecken zu bringen.

 

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