Wir Ostpreußen, Folge 05 vom 05.03.1950

Seite 3   Ostpreußische Gedenktage

 

Der März bringt u. a. die folgenden ostpreußischen Gedenktage:

03.03.1797: Gotthilf Hagen in Königsberg geboren (1842 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften der Baudeputation, gestorben 1884).  

 

03.03.1917: Friede von Brest-Litowsk (mit Rußland). 

 

04.03.1793: Karl Lachmann in Braunschweig geb. (wirkte ab 1816 am Friedrichskolleg, 1818 - 1825 als Professor an der Albertina. Bedeutsame Arbeiten über das Nibelungenlied, lehrt in Königsberg als einer der ersten die germanistische Wissenschaft). 

 

04.03.1919: Siegfried Körte in Königsberg gest. (geb. 1861 in Berlin, Oberbürgermeister von Königsberg 1903 bis 1918 besonderer Aufschwung der Stadt unter seiner Leitung). 

 

05.03.1239: Hermann Balk gest. (Landmeister in Preußen und Livland, begründet längs der Weichsel — Kulm, Marienwerder — und am Frischen Haff — Elbing — die Herrschaft des Deutschen Ordens in Preußen). 

 

05.03.1311: Siegfried von Feuchtwangen gest. (Hochmeister des Deutschen Ordens 1303 - 1311, verlegt 1309 den Hochmeistersitz von Venedig nach der Marienbung, im Dom zu Kulmsee begraben).

 

05.03.1805: Friedrich Dewischeit in Königsberg geb. (begründet 1830 an der Albertina das Korps Masovia, Dichter des Masurenliedes: Wild flutet der See, hervorragender Pädagoge, gest. 1884 in Gumbinnen).

 

08.03.1879: Agnes Miegel in Königsberg geboren.  

 

09.03.1888: Wilhelm I. (König 1861 - 1888, Kaiser 1871 - 1888) gestorben.

 

10.03.1788: Jos. Frhr. von Eichendorff in Lubowitz bei Ratibor geb. (Dichter der Romantik, wirkte in Danzig und Königsberg, Verdienste um die Wiederherstellung der Marienburg, gest. 1857 in St. Rochus bei Neiße).

 

11.03.1831: Ernst Wiehert, Jurist, Romanschriftsteller: Heinrich von Plauen, in Insterbung geboren, gestorben 1902).

 

15.03.1854: Emil von Behring in Hansdorf Wpr. geb. (begründet die Diphterieschutzimpfungi weitere Arbeiten über den Wundstarrkrampf und die Tuberkulose, gestorben 31.3.1917 in Marburg).

 

17.03.1846: Fr. Wilh. Besse! in Königsberg gestorben (geboren 1784, erbaut auf Veranlassung von Wilh. v. Humboldt in Königsberg die Sternwarte; grundlegende Arbeiten aus der Astronomie, Geodäsie und Geophysik).

 

18.03.1569: Lubliner Dekret über die „Union" (West-) Preußens mit Polen. Westpreußische Angelegenheiten sollen vor dem polnischen Reichstag verhandelt werden.

 

18.03.1915: Memel von den Russen besetzt.

 

18.03.1930: Hindenburg fordert in einem Schreiben an den Reichskanzler ein Ostprogramm.

 

19.03.1512: Lukas Watzenrode in Thorn gestorben (geboren 1447 daselbst, in Frauenburg Domherr, dann Bischof ab 1489, eigenwillige Politik zwischen dem Orden und Polen, Oheim des Koppe rnikus).

 

19.03.1928: Emil Wiechert, Geophysiker, in Göttingen gestorben, geboren 1861.  

 

20.03.1568: Herzog Albrecht in Preußen (seit 1525, vorher Hochmeister des Deutschen Ordens) in Tapiau gestorben. 

 

20.3.1568: Herzog AJbrecht in Preußen( seit 1525, vorher Hochmeister des Deutschen Ordens) in Tapiau gestorben. 

 

20.03.1568: Maria Anna (von Braunschweig), Herzog Albrechts zweite Gemahlin, in Neuhausen gestorben.

 

20.03.1239: Hermann von Salza, vierter Hochmeister des Deutschen Ordens, in Barletta gestorben (unter ihm ging der Deutsche Ritterorden nach Preußen).

 

20.03.1801: Der Dichter Bogumil Goltz in Warschau geboren.

 

21.03.1915: Die Russen müssen Memel räumen. 

 

22.03.1797: Wilhelm I. (1861—88 König von Preußen, ab 1871 Deutscher Kaiser) geboren.

 

22.03.1799: Fr. Wilh. Aug. Argolander in Memel geboren (Astronom .Mitarbeiter Bessels, gestorben 1875).  

 

27.03.1833: Ludwig von Baczko in Königsberg gestorben (geb. 1756 in Lyck, Historiker, Werke über die Geschichte Preußens und Königsbergs).

 

30.03.1407: Konrad von Jungingen gestorben (geboren 1355, Hochmeister des Deutschen Ordens 1393 - 1407, Blüte des Ordensstaates im Innern, außenpolitische Erfolge sowie Schwierigkeiten).

 

31.03.1879: August Winnig (1919—1920 Oberpräsident von Ostpreußen) in Blankenburg am Harz geboren.

 

Seite 3   Heimgedenken

 Ihr wisst nicht, junge Frau, bei der ich wohne, Wie schön im Osten meine Heimat ist. Der Himmel weit, gleich einer hohen Krone, mit klaren Sternen, die man nie vergisst. 

Das Land so weit, als nahm es nie ein Ende. Da, wo das letzte Abendrot verblich. Als hätten Gottes weiche Schöpferhände es glattgestreichelt, zart und väterlich.

 

Wie lang die Reihen, die der Sämann schreitet.

Wie weit durchs Feld der Bauer treibt den Pflug,

Wie hoch das Korn sich übern Acker breitet

Gott gab es uns -  wir hatten Brot genug.

 

Und Herden weideten auf fernen Auen im sonnenwarmen, bunten Blütenmeer.

Wir konnten sie dem Himmel anvertrauen, Als wenn der Herrgott selbst der Hirte war.

 

Ich denk der Koppel und der jungen Pferde, Der weiche Rasen flog vom harten Huf.

O, Unermesslichkeit der Heimaterde

Gott war's, der unsre weiten Ebnen schuf.

 

Wenn unsre Kinder durch den Wald hingingen

Der Teppich war gewebt von Gottes Hand  

Durch Vogelstimmen klang ihr frohes Singen

Bis wieder still der Wald im Dunkel stand.

Ich schatte meine Augen mit den Händen Im Mittagsschein des grellen Sonnenlichts,

O, könnt ich einen Blick hinübersenden Ins ferne Ostland  

doch ich finde nichts.

 

Gott schütze, junge Frau, Euch diese Hütte,

Die Ihr am Fels mit Mühe aufgebaut.

Gott schütze Eures Kindes erste Schritte, Wenn es zu nah sich an den Abhang traut.

 

Gedeihen mögen Euch die muntren Ziegen

Und Euer Gärtchen - Bohnen - Erbsen - Kohl

 

Die Wasser, die sich um die Klippen biegen,

Die Ranken, die sich an die Pforte schmiegen  

Ihr liebt das alles - ich versteh' es wohl

Erminia von Olfers-Batocki

 

Seite 4   Zum Tode des letzten Wehrmachtbischofs

 

Wieder ist ein neuer Grabhügel über der sterblichen Hülle eines Mannes aufgeworfen, der als Sohn der ostpreußischen Erde weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus einen Namen und Bedeutung gehabt hat. Am 9. Februar 1950 starb in München der letzte Bischof der katholischen Seelsorger in der ehemaligen deutschen Wehrmacht, Monsignore Franziskus-Justus Rarkowski , im Alter von 77 Jahren.

 

Als Sohn eines angesehenen Allenstelner Bürgers und späteren Reichstagsabgeordneten ist der Heimgegangene am 8. Juni 1873 geboren. Nach Beendigung seiner größtenteils im Ausland absolvierten Studien wurde er am 9. Januar 1898 in Brixen zum Priester geweiht, kehrte aber bald In seine ermländlsche Heimat zurück und wirkte hier in der Seelsorge, u. a. i n Wormdltt und Korschen. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges stellte der inzwischen zum Pfarrer von Lötzen ernannte Geistliche sich der Militäiseelsorge zur Verfügung, in der er nun seine eigentliche Lebensaufgabe finden sollte. Als Pfarrer aktiver Divisionen war er in Frankreich, Rußland und Rumänien. Nach Kriegsende in die im Aufbau begriffene Reichswehr übernommen, war er zunächst Wehrkreispfarrer in Ostpreußen, wechselte dann nach Breslau und erhielt dort den im Einvernehmen mit dem Vatikan ergangenen Ruf als Katholischer Feldpropst der Wehrmacht nach Berlin. Zum Titularbischof von Hierocaesarea ernannt, wurde ihm die katholische Kirche in Berlin - Tempelhof als Kathedrale zugewiesen. Dass trotz der nazistischen Bemühungen eine eigene Militärseelsorge in der Wehrmacht, mit Ausnahme der Luftwaffe, durchgeführt werden konnte, ist der unbestreitbare Verdienst des nunmehr Verewigten. Ihm werden besonders Dank wissen die katholischen Theologen, die auf seinen Einfluß hin in erster Linie zum Sanitätsdienst eingesetzt wurden. Ein aufrechter Deutscher, der sich besonders seiner ostpreußischen Geburtsheimat stets verbunden fühlte, ein mutiger und unerschrockener Verfechter seines Glaubens, der christlichen Grundsätzen immer wieder zum Durchbruch zu verhelfen wusste, ist auf dem Waldfriedhof in München zu. Grabe getragen worden. Seine ostpieußischen Landsleute werden sein Andenken nicht vergessen. Warmiensis.

 

Seite 4   Prälat Dannelautzki, früher Memel, gestorben

In den letzten Januartagen dieses Jahres ist der Prälat und Ehrendomherr Adalbert Dannelautzk, früher Memel, in dem kleinen bayrischen Städtchen Ornbau gestorben und dort am 3. Februar 1950 bestattet worden. Auch zahlreiche Angehörige seiner früheren Memeler Gemeinde haben es sich nicht nehmen lassen, dem allgemein verehrten Seelsorger das letzte Geleit zu geben.

 

Adalbert Dannelautzki wurde am 19.03.1876 als Sohn einer alten ostpreußischen Bauernfamilie in Bilderweitschen geboren und nach Besuch des Priesterseminars Braunsberg im Dom zu Frauenburg zum Priester geweiht. Bereits 1908 erhielt er eine Pfarrstelle in Memel. Nach der Abtrennung des ehemaligen Memelgebiets von Ostpreußen hat er sich als zielbewusster und aufrechter Vertreter der kirchlichen und kulturellen Belange bewährt und sich gerade in jener Zeit die allgemeine Achtung weiter Bevölkerungskreise, nicht alle in der katholischen, erworben. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1939 zum Prälaten ernannt. Als Memel Im Oktober 1944 geräumt werden musste, kam er zunächst nach Danzig. Nach dem Zusammenbruch gelangte er nach mancherlei schweren Erlebnissen schließlich nach Bayern, wo er die Verwaltung einer Seelsorgerstelle in Ornbau erhielt. Der zähe Ostpreuße, der trotz allem seinen Humor nicht verloren hatte, hat die ihm auch hier gestellten Aufgaben mit erstaunlicher Energie bewältigt und sich in kurzer Zeit ebenso wie in seiner Heimat beliebt gemacht. Soviel es ihm nur möglich war, hat er sich der Heimatvertriebenen angenommen und so manchem mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Dem Verstorbenen werden sowohl die Landsleute aus seiner alten Heimat als auch diejenigen aus der letzten Wirkungsstätte ein bleibendes Andenken bewahren.

 

Seite 4   Archivdirektor Max Hein, gestorben

Am 13. November 1949 starb in Schleswig Archivdirektor Dr. Max Hein. Er ist am 7. Oktober 1885 in Angerburg geboren und von 1927 bis 1945 Direktor des Staatsarchivs in Königsberg gewesen. Unter seiner Leitung hat das Staatsarchiv Königsberg, das vorher in dem historischen Flügel des Schlosses über dem Blutgericht seine Räume hatte, sein neues Gebäude am Hansaring bezogen, das noch heute steht und jetzt die russische Stadtbibliothek: beherbergt. Die Akten des Staatsarchivs sind zum größten Teil in verschiedenen Ausweichstellen in Ostpreußen verloren gegangen. Es ist jedoch der Verdienst von Max Hein, dass er den wertvollsten Teil der Akten, namentlich das ganze Archiv des Deutschen Ordens, noch im Jahre 1944 nach Westen verlagerte. Dieser Teil ist gerettet und befindet sich heute im Zonalen Archivlager im Kaiserhaus, Goslar. Max Hein hat sich zunächst besonders mit der brandenburgischen und preußischen Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts bechäftigt, seit seiner Versetzung nach Königsberg sich aber fast ausschließlich der Geschichte seiner ostpreußischen Heimat gewidmet. Er war Vorsitzender der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung; er hat die Herausgabe des Preußischen Urkundenbuchs fortgesetzt, eine Arbeit, die er nun leider nicht mehr vollenden konnte. Die Werke, die er hinterlassen hat, sichern Max Hein ein bleibendes Andenken bei allen, die sich mit der Geschichte Ostpreußens beschäftigen.          Kurt Forstreiter.

Inhaltspezifische Aktionen