Tag 01 - Danzig

Der erste Tag. Zum ersten Mal in Polen. Jetzt erst einmal akklimatisieren und spüren, welches Leben und welche Kultur einen erwartet.

Aber Danzig ist eigentlich nicht ein gutes Repräsentationsbeispiel für das Leben in Polen bzw. dem früheren Ost- und Westpreußen. So könnte man meinen, wenn man nur die touristischen Gebiete besucht. Aber Danzig hat viele Facetten. Und ein paar davon durften wir schon auf der Nachtfahrt erleben.

Die Hauptverkehrswege sind ausgezeichnet ausgebaut und entsprechenden den Standards in Westeuropa. Kommt man aber auf die Nebenstraßen, ändert sich das Bild schlagartig: Pflastersteinstraßen oder gar Sandstraßen mit tiefen ausgewaschenen Querrillen oder Schlaglöchern. Zumindest sind die Bürgersteige von höherer Qualität, wie das folgende Bild uns zeigt. Eine schon recht typische Form der Nebenstraße in Danzig.

Nebenstraßenbild in Danzig.jpg

Aber in diesen Straßen ist auch nicht viel Verkehr. Hier braucht man keine Schilder zur Geschwindigkeitsbegrenzung. Da fährt man in der Regel schon recht vorsichtig, es sei denn es ist nicht das eigene Auto oder man ist jung und männlich. Aber zurück zu Danzig.

Natülich wollten wir nicht nur die Nebenstraßen erleben, sondern auch das alte Danzig. Und dies wurde mit enormem Aufwand wieder aufgebaut. Nach dem 2. Weltkrieg lag alles in Schutt und Asche. Wie und wodurch es kam, dass die zwei alten Stadtteile, die Altstadt und die Rechtstadt mit so viel Geld und Engagement - ich weiß nicht, ob dies freiwillig oder erzwungen war - wieder hergerichtet wurden, kann ich nicht sagen. Es ist jedenfalls ein Magnet und das quirlige Leben dort ist ein Erlebnis und faszinierend. Aber - wie gesagt - es ist eine ganz andere Welt als jenes im Umland und später in den Gebieten des ehemaligen Ostpreußens.

Ein Beispiel wie es nach dem 2. WK aussah und was man daraus wieder gemacht hat, ist der frühere Kohlemarkt (Targ Węglowy) direkt am Stockturm gelegen und durch Günter Grass' Blechtrommel weltberühmt geworden.

 

 

Danzig-Kohlenmarkt 1945.jpgKohlemarkt vom Stockturm.jpg

 

Das Theater links im Bild ist allerdings nicht mehr nachgebaut worden. Besonders beeindruckend ist die Wiederherstellung der Zeughausfassade. Davor befindet sich der Strohturm.

Unser Startpunkt an diesem Tag zur Besichtigung der Rechtstadt war der Stockturm. Das ehemalige Gefängnis und Folterkammer beherbergt heute das Bernsteinmuseum mit sehr interessanten Ausstellungsstücken, von denen hier ein paar gezeigt werden. Der Eintritt für das Museum beträgt 10 Złoty für Erwachsene. Wenn man noch auf die höchste Etage des Turms, den Glockenturm, möchte, zahlt man im obersten Stockwerk des Museums nochmals 5 Złoty. Dies lohnt sich aber, wie man anhand einiger Bilder auf dieser Seite sehen kann. Vor allem wenn man die Blechtrommel kennt, denn von dort aus zertrümmerte Oskarchen sämtliche Fenster der Gebäude rund um den Kohlemarkt.

Danzig-Bernsteinmuseum-01.jpgDanzig-Bernsteinmuseum-02.jpg
Danzig-Bernsteinmuseum-04-Stilleben.jpgDanzig-Bernsteinmuseum-05-Schachfiguren.jpgDanzig-Bernsteinmuseum-06-Jugendstillampe.jpg

 

Vom Glockenturm hat man eine wunderbare Sicht auf die Rechtstadt mit der Mariengasse, der ehemaligen Langgasse (Ulica Długa) und dem Rathaus. Durch die Touristen der reinste Ameisenhaufen.

Danzig-Marienkirche und Langgasse.jpg

 

Die Langgasse wird im Westen durch das Goldene Tor (linkes Bild) und im Osten quasi durch den Artushof (der bereits sich auf dem Langmarkt befindet) abgeschlossen.

Goldenes Tor.jpgDanzig-Marktplatz-Langgasse.jpg

 

Hinter dem Goldenen Tor befindet sich übrigens der Stockturm mit dem Peinhaus und dahinter das Hohe Tor, in dem die zentrale Touristeninformation zu finden ist. Dort erhält man für 5 Złoty einen kleinen Reiseführer der 3 Danziger Hauptorte Danzig, Zoppot und Gdingen auch in Deutsch. Für Danzig-Interessierte eine schöne Ergänzung zu den üblichen Reiseführern.

Neben vielen interessanten und hübschen Fassaden möchte ich das Uphagen-Haus, Langgasse 12, erwähnen. Es ist ein manieristisch-klassizistisches Bürgerhaus Ende des 18. Jh. und war Wohnsitz des Kaufmanngeschlechts Uphagen aus Flandern. Nach dem Willen des letzten Besitzers sollte die Inneneinrichtung unverändert bleiben und so bereits vor dem 2. Weltkrieg ein Museum für bürgerliche Einrichtungen war. Nach 1945 wurde es aufwendig wieder aufgebaut und ist heute eine Filiale des Historischen Museums Danzig. Leider war unser Aufenthalt in Danzig zu knapp bemessen, so dass wir es nur von außen inkl. des Treppenhauses besichtigen konnten. Die nachfolgenden beiden Bilder zeigen dies.

Danzig-Langgasse 12.jpgDanzig-Langgasse 12 - Innenaufnahme.jpg

 

In der Langgasse und dem anschließenden Langmarkt (Długi Targ) findet man fast alle 10 Meter einen Musikanten, Künstler, Gaukler oder Schausteller. Man hat beinahe den Eindruck in eine frühere Zeit versetzt zu sein, wenn da nicht so viele Touristen, wie wir, dabei wären. Nun, für diese wird es ja gemacht und die bringen das Geld für die Schausteller. Also nehmen wir es so hin, wie es ist.

Danzig-Bernsteinmuseum-03-Verkleidung.jpgDanzig-Künstler-Marktplatz.jpg

 

Man könnte den ganzen Tag auf dem Markt sitzen und dem bunten Treiben und der vielen verschiedenen Menschen zuschauen. Trotz des Gewussels und dem Durcheinander ist es ein Ort zum Abschalten vom Alttag.

Anschließend ging es weiter in die nördliche Nebengasse, in der sich die Marienkirche und das Zeughaus befinden. Die Marienkirche ist übrigens die größte Backsteinkirche Europas. Ein imposantes Gebäude, welches jedoch durch die engen Gassen mit den 4-stöckigen Bürgerhäusern nicht in seiner vollen Pracht aus etwas weiterem Blickwinkel betrachtet werden kann.

Danzig-Marienkirche vom Zeughaus aus.jpgDanzig-Zeughaus.jpg

 

Das Innere der Marienkirche erschlägt einen schier. Die im gotischen Stil gehaltenen Gewölbe wirken durch das Weiß und der Schlankheit noch mächtiger und höher. Es sind unzählige Schätze von Kunstwerken vom Mittelalter bis zur Gegenwart vorhanden. Mit dem nachfolgenden Bild bekommt man nur einen kleinen Eindruck vom Gesamtbild.

Marienkirche Innenansicht.jpg

Mietwagen abholen

So, nun war es aber auch schon Zeit, den Mietwagen abzuholen. Hierzu nahmen wir uns ein Taxi, welches wir glücklicherweise an einem Hotel direkt neben der Marienkirche fanden. Den Mietwagenverleih zu finden, war selbst für den Taxifahrer nicht so einfach. Es empfiehlt sich darum, sich schon rechtzeitig zu orientieren, wo dieser Verleih sich befindet. Es sind meist nur kleine Büros, die etwas versteckt liegen. Natürlich kann man auch direkt ab Flughafen mieten. Dort ist es aber i.d.R. ein wenig teurer, was sich über einen längeren Zeitraum schon zu einem größeren Betrag zusammen addiert. Und oft braucht man den Mietwagen auch nicht vom ersten Tag an.

Den Mietwagen haben wir mit einem mobilen Navi gewählt, da dieses schon im Angebot mit enthalten war und trotzdem noch güntiger als andere Anbieter war. Für uns genügte die Kleinwagenklasse, auch wenn ich selbst 1,9 m lang bin. Aber für zwei Personen war es bequem genug. Nur mit dem Gepäckraum sah es dann nicht so gut aus. In den Kofferraum passen keine zwei großen Koffer, die man üblicherweise dabei hat. Also musste einer für die Übergangsfahrten von einem Wohnort zum nächsten auf die Rückbank. Zum Glück hatte meine Frau vorgeschlagen, dass wir mal ausnahmsweise den schwarzen Stoffkoffer mitnehmen, der sich nahezu perfekt dem schwarzen Stoff des Fahrzeuginnenraums anpasste. So hatten wir auch nicht so große Bedenken, wenn wir mal unterwegs auf einem überwachten Parkplatz einen Zwischenstopp einlegten.

Tja, das Navi war allerdings ein Reinfall. Das Menü konnte man auf deutsche Sprache umschalten, die erste Begrüßung war dann auch noch in Englisch.  Aber die höfliche Souffleuse beim Anweisen der Fahrtrichtung konnte dann leider doch nur Polnisch. Und das zum Teil auch noch recht schnell. Man sollte also entweder vorher trainiert haben, oder doch einen eigenen Navi z.B. auf dem Smart Phone haben. Aber ich wollte unbedingt das Navi ausprobieren, wenn es dann am Abend wieder zurück aus der Rechtstadt zum Hotel geht. Dazu später mehr.

Die Fahrt zurück in die Altstadt (Stare Miasto) konnte ich aus dem Gedächtnis bewerkstelligen, da es meist nur auf den Hauptstraßen und ohne viel Schnörkel verlief. In der Altstadt selbst jedoch wollten wir uns auf das Navi verlassen. Da jedoch durch den Jahrmarkt, der gerade lief, viele Straßen gesperrt waren, war das Navi keine große Hilfe, da es uns eher noch mehr verwirrte, als eine Hilfe war. Zum Glück hatten wir uns in der Tourist Info schon einen Stadtplan besorgt.

Brigittenkirche

Unser nächstes Ziel war die Brigittenkirche, in der ein Bernsteinaltar rein auf Spenden verwirklicht werden soll. Er ist auch schon sehr weit fortgeschritten, aber immer noch nicht fertig.

Die Brigittenkirche liegt in der Altstadt.

Brigittenkirche-Bernsteinaltar-4.jpgDanzig-Brigittenkirche mit Bernstein-Altarraum.jpg
Brigittenkirche-Bernsteinaltar-2.jpgBrigittenkirche-Bernsteinaltar-3.jpg

 

Frauengasse

Die Frauengasse (Mariacka) ist hinsichtlich der Ornamente und der typischen Vorhoftreppen der Häuser am Wenigsten zerstört worden. Ein Kleinod.  Sie befindet sich zwischen der Marienkirche und dem Kanal.

In dieser Gasse finden sich auch viele kleine Restaurants und Bernstein-Juwelierläden, die nicht vergleichbar sind mit den einfachen Bernstein-Händlern in der Langgasse. Hier kann man mit ein wenig Glück auch einen schönen Bernsteinschmuck finden.

Rechtstadt Danzig.jpgFrauengasse an der Marienkirche.jpg

 

Irrfahrt ins Hotel

Die Fahrt zurück ins Hotel von der Brigittenkirche mit dem polnischen Navi war eine Irrfahrt. Zunächst versuchte das Navi uns die richtige Route zu führen. Da diese wegen Großbaustelle jedoch gesperrt war, find die Odysee an. Auf der folgenden Satellitenaufnahme ist unser Hotel La Petite B&B als roter Kreis im rechten Ausschnitt gekennzeichnet. Das Navi führte uns entlang der rote Linie. Eigentlich der schnellste Weg, nur er führte uns in eine Wildnis, wo die Straße nur aus sandigem, ausgespülten Grund zum Schluß war. Die durch Wasserbäche ausgespülten Querrillen waren bis zu 30 cm tief, und wir hatten das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Letztendlich habe ich - wohl noch rechtzeitig - gewendet und bin nach meinem eigenen Orientierungsgefühl gefahren, auf einigermaßen passablen Straßen. Zum Glück fand ich dann endlich einige markante Punkte, an die ich mich erinnerte. Diese waren wir am Morgen in entgegengesetzter Richtung gelaufen.

Danzig-Irrfahrt.jpg

Von nun an nutzte ich nur noch das NAVMII auf unserem Smart Phone, welches ich noch am Abend im Hotel studierte, um am nächsten Tag vorbereitet zu sein.

 

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