Ostpreußen-Warte, Folge 05 vom Mai 1956

Ostpreußen-Warte
Folge 05 vom Mai 1956

 

Seite 1   Foto: Alter Turm in Groß-Wohnsdorf, Kreis Preuss. Friedland. Foto: Hallensleben

 

 

Seite 1   Schuldfrage: Mensch oder Zeit. Jugend wächst in Wurzellosigkeit und Heimatlosigkeit auf.

Wie in keinem Jahrhundert zuvor, ja Ich möchte sagen, wie in keinem Jahrzehnt der Menschheitsgeschichte, durchleben wir heute eine Phase des politischen und wirtschaftlichen Flutens, von dem heute noch nicht abzusehen ist, wohin es einst münden wird. Heute erreichte Standorte haben morgen schon ihre Gültigkeit verloren, und schon zeichnen sich visionär neue Möglichkeiten am Horizonte ab.

 

Die Folge davon ist — die positiven Wirkungen auf den Menschen sind noch nicht zu erkennen — eine ständig zunehmende Unsicherheit. Dem Menschen, hineingerissen in diesen machtvollen Strom, entgleitet immer mehr der sichere Grund unter den Füßen. Die 1945 begonnene Entwurzelung ganzer Volksteile ist auch beute noch nicht, 11 Jahre danach, zum Stillstand gekommen, lediglich die Ursachen haben sich auf andere Ebenen verschoben. Täglich sind es tausende Menschen, die Haus und bisherige Heimat aufgeben, im Osten wie im Westen unseres Vaterlandes, aus politischen Gründen teils, zum größeren Teil im Lauf nach dem besser bezahlten Arbeitsplatz in den Industriegebieten, ohne je für die aufgegebene Sicherheit auch nur annähernd entschädigt zu werden. Diese nach Millionen zählende Masse bildet eine Gesellschaftsschicht ganz neuer Art (aus europäischer Schau gesehen), sie lebt irgendwie improvisiert, auf dem Koffer, um das treffende Zeitwort zu gebrauchen, wurzel- und bindungslos der neuen Heimstatt gegenüber und auch ohne tieferen Wunsch nach einem Heimisch werden in den neuen Verhältnissen.

 

Der rasende technische Fortschritt spielt hier mit herein; er zeichnete neue Lebensideale an den Wunschhimmel unserer Zeit: Fernsehapparate, Elektrogeräte für jeden häuslichen Handgriff, Moped und in Abstand das eigene Auto. Dafür arbeitet man, damit erfüllt man seinen engsten Lebensbereich, das Heim, die Familie — und unterlässt es — aus Gedankenlosigkeit, oft nur, weil einem die Zeit keine Zeit zur Besinnung lässt — daneben nach inneren Werten zu streben, die einer auftretenden Krisis allein standhalten können.

 

Aber auch da ist der Einzelne nur ein Abbild der ganzen Entwicklung. Ich sprach oben von einer politischen und wirtschaftlichen, gleichzusetzen mit technischer Hochflut, mit der im geistigen Raume heute nicht Schritt zu halten vermag. Man kann aber auch anders herum diese Entwicklung beleuchten -— und dann hieße es: Die Zeit ist das Abbild des Einzelnen. So gesehen, sind wir der Ursache vielleicht am nächsten. Und einen anderen Weg gibt es auch nicht, als beim einzelnen Menschen zu beginnen, um der sich immer mehr ausbreitenden Entseelung und Entmenschlichung, die sich auf alle Gesellschaftsschichten erstreckt, entgegenzuwirken.

 

Das ist jedoch leichter gesagt, denn getan. Man denke an die Zehntausende, die heute noch auf engstem Raume in Barackenlagern leben müssen. Verständlich, dass sich in dieser Atmosphäre niemals ein Heimatgefühl entwickeln kann, als die notwendige Voraussetzung, als der bereite Boden, die Saat aufzunehmen und aufgehen zu lassen. Hier kann nur immer wieder die Forderung erhoben werden, diesem menschenunwürdigen Zustand ein Ende zu bereiten und als vordringliche soziale Leistung diesen Menschen ein Heim zu schaffen.

 

Der weitaus größere Teil dieser wartenden Bevölkerungsschicht aber lebt wieder in den ihn aus der Masse aussparenden vier Wänden. Sich hier, wenn auch nur vorübergehend, einzurichten, ist nicht mehr Sache des allgemeinen Zeitstroms, sondern ganz der persönlichen Initiative des Einzelnen überlassen. Hier wachsen seine Kinder heran, oft erst am neuen Aufenthaltsort geboren. Vergehen wir uns nicht schwer an der kommenden Generationen, wenn wir sie in unserer Unrast und Heimatlosigkeit aufwachsen lassen? Warum sind wir nicht längst wieder daran gegangen, den Grundstock zu einer neuen Hausbibliothek zu legen, die einst mit Hingabe geübte Hausmusik wieder zu pflegen, unsere Sonntage darauf zu verwenden, vor die Tore der Stadt zu wandern, am Abend ein Konzert, eine Theateraufführung zu besuchen? Am Geld allein kann es nicht liegen. Ein jeder mag für sich einmal die Rechnung des Notwendigsten aufmachen, das er wieder um sich vereinigt hat, und dann sich selbst gestehen, wieviel davon ein Tribut an den Zeitgeist ist. Sagen wir uns nicht oft, dies noch und dies muss noch sein, dann . . . Inzwischen wachsen die Kinder heran und, unbemerkt von uns, entsteht in ihnen eine Lücke, die nichts in ihrem Leben mehr zu schließen vermag, sie sind für ihr Leben mit dem unseligen Erbe unserer Zeit gezeichnet und müssen es weitertragen. Wird sich diese Jugend einmal für unsere Ziele erwärmen können, wird sie den Kampf für unsere Heimat einmal aufzunehmen bereit sein, bereit sein können, da Heimat für sie nur ein leerer Begriff, weil sie Heimat nie selbst an sich erfahren hat?

 

Geben wir unseren Kindern Heimat, auch in der Fremde! Bauen wir jeder für uns in unserem engsten Lebensbereich gegen den sich langsam und unmerklich vollziehenden Abbau unserer Substanz! Suchen wir nach neuen Lebensinhalten! Prägen wir in unserem kleinen persönlichen Bereich des Gesicht der Zeit! Veit Turm

 

 

Seite 1   Hart bleiben und lächeln! Der verzweifelte Existenzkampf der Südtiroler von E.-Chr. Schepky.

Im Reichsrieglerhof in Bozen tagte kürzlich die Landesversammlung der Südtiroler Volkspartei, und zwar unter dem Motto: „10 Jahre Aufbauarbeit“. Der Leitsatz dieser Tagung hätte eigentlich lauten müssen: 10 Jahre verzweifelter Existenzkampf der Südtiroler, denn was da von den verschiedenen Vertretern aus allen Teilen Südtirols berichtet wurde, vermittelte den Zuhörern ein überaus ernstes Bild, das Bild eines in der Tat mit äußerster Kraft um seine Existenz ringenden Volksteil. Wenn man trotzdem die in den letzten 10 Jahren unter schwierigsten Verhältnissen geleistete Aufbauarbeit zum Motto der Landesversammlung nahm und somit darauf verzichtete, sich einer Alarmstimmung hinzugeben, so zeigt allein schon dieser Umstand das ernste Bestreben der Führung der Südtiroler Volkspartei, alles zu vermeiden, was die bestehenden Spannungen womöglich noch verschärfen könnte. Dass diese Spannungen vorhanden sind und mitunter sogar einen höchst unerfreulichen, dem europäischen Gedanken gewiss nicht sehr förderlichen Charakter annehmen, das konnte freilich auch die vorsichtigste Berichterstattung der einzelnen Referenten nicht vergessen machen.

 

Will man sich ein klares Bild verschaffen über die Entwicklung des Südtiroler Problems während der letzten Jahre, so wird es schwer, sich hindurch zu finden durch die ständig sich wiederholenden Gegensätze zwischen Südtiroler Anklagen und italienischen Ableugnungen. Noch schwerer wird es, den Widerspruch zu verstehen, der ganz offenkundig zwischen dem europäischen Lippenbekenntnis der italienischen Regierung in Rom und den Unterdrückungsmaßnahmen ihrer Statthalter gegen die Südtiroler Deutschen besteht. Auf die Schwierigkeit, die hierin liegt, und durch die es der Weltöffentlichkeit oft fast unmöglich gemacht wird, sich ein klares Bild über die wirklichen Verhältnisse in Südtirol zu machen, wies der Vertreter der Südtiroler Volkspartei aus Salurn, Franz Widmann, hin, wobei er gleichzeitig auch eine sehr einfache und einleuchtende Erklärung dieser Gegensätze und Widersprüche gab. Sie sind nämlich nichts anderes als das Ergebnis einer bewusst zweigleisigen Politik Roms, von der mit zynischer Offenheit der Abgeordnete Facchin von der Christlich-demokratischen Partei jüngst in der außenpolitischen Haushaltsdebatte im Römer Parlament sprach, als er dem Außenminister Martino für die Behandlung der Südtiroler Angelegenheiten den Rat gab, die Regierung solle „hart bleiben und lächeln“.

 

In diese wenigen Worte kann man tatsächlich die ganze Problematik der Südtiroler Frage zusammenfassen, und man muss hinzufügen, dass es dieses Ratschlages des Abgeordneten Facchin eigentlich gar nicht mehr bedurfte, weil die Römer Regierung schon seit 10 Jahren, seit der Unterzeichnung des österreichisch-italienischen Abkommens über Südtirol in Paris im Jahre 1946, jener Parole folgt, indem sie dem Ausland wie auch den Südtirolern gegenüber bei jeder Gelegenheit ein freundliches Lächeln zeigt, während sie gleichzeitig so gut wie nichts tut, um die damals in Paris übernommenen Verpflichtungen zu erfüllen. Franz Widmann kennzeichnete auf der Landesversammlung der SVP in Bozen diese Zweigleisigkeit der Römer Politik mit den Worten: „Man kann nicht in Rom sich zu Europa bekennen, in Südtirol aber ein höchst antieuropäisches Beispiel nationaler Verdrängung praktizieren. Auf dem Wege zur geistigen und politischen Einheit Europas ist kein Platz mehr für das nationalistische Konzept: ein Staat — eine Sprache!“

 

Ein Beispiel nur von unendlich vielen aus der letzten Zeit mag zeigen, in wie gröblicher Weise das österreichisch-italienische Abkommen über Südtirol von italienischer Seite missachtet wird. Am 11. Dezember 1955 richtete die Provinzvereinigung der Taubstummen Südtirols ein Schreiben in deutscher Sprache an die Carabinieri-Station von St. Lorenzen im Pustertal, in dem sie die Polizeibehörde bat, den Eltern eines Taubstummen eine bestimmte Mitteilung zukommen zu lassen. Zwei Tage später bekam die Provinzvereinigung von der Carabinieri-Station folgende Antwort: „Bei diesem Kommando gibt es keinen Dolmetscher“.

 

 

Seite 2   Fortsetzung von Seite 1

Man ersucht daher, die Vereinigung möge höflichst die Anfrage in italienischer Sprache wiederholen“. Dabei ist St. Lorenzen eine fast reindeutsche Ortschaft. Aber nicht genug damit. Am 28. Februar 1956 erhielt der Präsident der Taubstummenvereinigung Südtirols von dem Vizeregierungskommissar, also von der höchsten staatlichen Behörde der Provinz, einen Brief, in dem gerügt wird, dass die Provinzvereinigung der Taubstummen an eine öffentliche Körperschaft Briefe in deutscher Sprache gerichtet habe. Dann heißt es wörtlich weiter: .Ich erinnere daran, dass die geltenden Bestimmungen über die Doppelsprachigkelt die öffentlichen Körperschaften nicht von der Verpflichtung entbinden, im Schriftverkehr unter sich die italienische Sprache zu gebrauchen. Ich ersuche Sie, sich persönlich dafür einsetzen zu wollen, dass sich die erwähnten Unzulänglichkeiten nicht wiederholen“. Das ist die Praxis, wie sie in Südtirol gehandhabt wird. In dem amtlichen Grünen Buch über das Pariser Abkommen für Südtirol wird aber erklärt, dass die Südtiroler immer und überall völlig ungehindert ihre Muttersprache gebrauchen könnten.

 

Viele solche und noch weitaus ernstere Fälle der Unterdrückung und Benachteiligung der Südtiroler Deutschen durch die italienischen Behörden berichteten die verschiedenen Vertreter aus der Bozener Landesversammlung, vor allem auch auf sozialem Gebiete und im Bereich der Wirtschalt. Sie ergeben zusammengenommen ein trübes Bild, das die Zukunft der Südtiroler Deutschen äußerst gefährdet erscheinen und den Kampf der Südtiroler um Gerechtigkeit in der Tat zu einem Existenzkampf werden lässt.

 

 

Seite 2   Moskau siedelt 600 000 Russen in Ostpreußen an. Transporte aus dem Donezbecken und der Ukraine in Königsberg – Krampfhafte Versuche zur Eingliederung – Starke sowjetische Garnison.

Nachdem der russische Fünfjahresplan in Kraft getreten ist, zeichnen sich in Nordostpreußen die ersten Veränderungen ab. Es ist kein Geheimnis, dass die Kleinstädte und Dörfer dort sehr dünn besiedelt sind. Etwa 400 Ortschaften weisen kaum 100 Einwohner auf. Deshalb hat man sich dazu entschlossen, weitere 600 000 Russen anzusiedeln. In jedem Jahr sollen 120 000 Freiwillige angeworben werden. Ein deutscher Maschinenbauingenieur, der kürzlich aus dem sowjetisch besetzten Raum zurückkehrte, berichtet darüber.

 

Anfang dieses Jahres sind die ersten zwei Transporte mit je 1000 Einwohnern aus dem Donez-Becken und der Urkraine in Königsberg eingetroffen. Weitere sollen folgen. Aus der Verschiedenartigkeit der hier angesiedelten Volksgruppen ist zu schließen, dass die Russen auf weite Sicht planen. Sie wollen hier einen neuen Volksstamm heranwachsen lassen. Die „Kaliningradskaja Oblast" soll ein fester Bestandteil des russischen Staates werden.

 

Die Neusiedler sind mit der geschichtlichen Vergangenheit kaum vertraut. Für sie ist es „altes russisches Land", das durch die Erfolge des zweiten Weltkrieges der Heimat zurückgegeben wurde. Während man in der ersten Zeit vorwiegend bewährten Frontsoldaten einen Existenzaufbau ermöglichte, ist man jetzt dazu übergegangen, größtenteils junge Menschen beiderlei Geschlechts anzulocken. In vielen Sowjetrepubliken gibt es Anwerbungsstellen, die eine rege Tätigkeit entwickeln.

 

Viele russische Zeitungen sind in die Propagandaaktion zur Besiedelung Ostpreußens eingeschaltet. Der Transport wird kostenlos durchgeführt. In Königsberg befindet sich ein sogenanntes Ansiedlungsamt, das den Umsiedlern jegliche Hilfe gewährt und ihnen auch den neuen Wohnort zuweist. Jedem Neubürger wird die Übereignung einer eigenen Scholle außerhalb des sonst üblichen Kolchossystems zugesichert. Man verspricht auch, Landmaschinen und Geräte zu liefern.

 

Wie den Aussagen der russischen Beamten zu entnehmen ist, sind die freiwilligen Meldungen spärlich. Viele arbeitsscheue Elemente sind inzwischen nach Ostpreußen eingeströmt, weil sie sich hier ein schönes Leben erhofften. Als die russische Verwaltung scharfe Kontrollen durchführte, waren viele dieser Siedler in ihre Heimat zurückgewandert.

 

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die russischen Behörden, falls die Freiwilligenaktion scheitern sollte, Zwangsansiedlungen durchführen werden. Vor zwei Jahren war schon einmal davon die Rede, dass jede Republik sich verpflichten sollte, einen bestimmten Prozentsatz von Neubürgern zu stellen.

 

Die nach Ostpreußen abgeordneten russischen Beamten bekommen monatlich 250 Rubel „Westzulage", weil sie sich für 3 Jahre verpflichten mussten. Sie lassen sich nur ungern nach Ostpreußen versetzen. Man hat deshalb verschiedene Vergünstigungen geschaffen, um den Eingliederungsprozess voranzutreiben. Denjenigen Beamten, die in Nordostpreußen bleiben und ihre Familien nachholen möchten, winken Beförderungen und viele finanzielle Vorteile.

 

Es ist nicht unbekannt geblieben, dass in Nordostpreußen starke sowjetische Garnisonen bestehen. Neuerdings werden auch russische Rekruten in den Kasernen von Labiau, Pillau und Wehlau ausgebildet. Als Nachschubstützpunkt gelten Fischhausen und Schloßberg.

 

Über den deutschen Bevölkerungsanteil dürfte es schwer sein, zuverlässige Angaben zu machen. Nach russischen Zeitungsmeldungen ergeben sich in den wichtigsten nordostpreußischen Städten folgende Bevölkerungszahlen:

 

Königsberg: 1939: 312 164; 1956: 212 000

Tilsit: 1939: 58 648; 1967: 40 000

Insterburg: 1939: 48 711; 1956: 29 000

Gumbinnen: 1939: 22 181; 1956: 14 200

Ragnit: 1939: 10 061; 1956: 4 100

Schloßberg: 1939: 5 833; 1956: 3 900

Labiau: 1939: 6 527; 1956: 3 900

Cranz: 1939: 5 079; 1956: 2 200

 

Wie hoch der Anteil der Deutschen an diesen Einwohnerzahlen ist, lässt sich schwer feststellen. Hans Schellenberg

 

 

Seite 2   Die Vertriebenen, die in Dänemark blieben ...

Etwa eine Viertelmillion Heimatvertriebene landete in den letzten Kriegswochen in Dänemark. Das Flüchtlingslager Oxbol mit einer Belegung von zirka 35 000 Heimatlosen war wohl das größte in jenem Land, und groß war hier auch die Zahl der Todesfälle. Krankheiten und Epidemien rafften viele der Entwurzelten aus Ost- und Westpreußen dahin. Die sterblichen Hüllen der ersten 99 Opfer der Vertreibung wurden nach Esbjerg überführt. Später wurde an der Nordostseite des Lagers Oxböl ein Friedhof angelegt. Dort fanden insgesamt 1369 Heimatvertriebene ihre letzte Ruhestätte. Es wurden 1945 etwa 617 beigesetzt, 1946 waren es 390, 1947 rund 300 und 1948 62 Verstorbene. Jeder Tote erhielt ein Einzelgrab, über das sich ein Hügel wölbte. Mit viel Liebe wurde jedes Grab von Landsleuten und Angehörigen angelegt und gepflegt. Ein Holzkreuz, meist — in Ermangelung von anderen Werkzeugen — mit dem Taschenmesser roh geschnitzt, wurde an den Hügel gesetzt.

 

Nach der Rückkehr der Lagerinsassen nach Deutschland und der Auflösung des Lagers hat Dänemark den Friedhof der Heimatlosen einheitlich gestaltet. Die Grabhügel sind zwar verschwunden, doch deckt sie ein gepflegter Rasenstreifen. An der Stirnseite der Ruhestätte stehen kleine eiserne Nummernschilder, die mit den Bestattungsregistern übereinstimmen. Das einheitliche Bild des Friedhofes soll durch besonderen Schmuck mit Grabsteinen nicht gestört werden. Blumen, Kränze wurden von den besuchenden Angehörigen niedergelegt. An Stelle des verwitterten alten Kreuzes erhebt sich inmitten des Friedhofes von Oxböl heute ein ragendes Kreuz aus Eiche aus einem Rondell blühender Rosen.

 

 

Seite 2   Westpreußen ein Teil Deutschlands

Der Bundesvorstand und die Landesobmänner der Landsmannschaft Westpreußen fassten auf ihrer Arbeitstagung in Hannover folgende Entschließung:

 

„Wir Westpreußen wenden uns erneut gegen das starre Beharren auf den ‚Grenzen von 1937‘ und die dadurch sich ergebende Verleugnung unserer Heimatprovinz Westpreußen als deutsches Land, wie dies im Sprachgebrauch der Bundesregierung, in den Atlanten,- Schulbüchern und sonstigen Veröffentlichung immer noch zutage tritt.

 

Westpreußen ist ein historisch gewachsener Teil Deutschlands. Westpreußen, das Land zu beiden Seiten der unteren Weichsel, ist das Kernland des Deutschen Ritterordens und damit Preußens. Westpreußen ist die Heimat Hunderttausender noch lebender Deutscher, die wie alle anderen Menschen ein unveräußerliches Recht auf ihre Heimat haben. Wir Westpreußen fordern daher, dass die beauftragten Vertreter des deutschen Volkes sich unsere Auffassung zu ihrer eigenen machen und sie in Wort, Schrift und Bild öffentlich vertreten“.

 

Seite 2   Was der deutsche Osten wert ist.

Eine Untersuchung über den ostdeutschen Anteil am Volksvermögen des Deutschen Reiches ergab, dass dieser mit 12,3 bis 12,4 Prozent geschätzt werden kann. Rechnet man diese Zahl auf DM-Basis um, so ergeben sich 100 Milliarden DM an Werten, die durch die Vertreibung von der deutschen Bevölkerung und der deutschen Wirtschaft in den Ostgebieten zurückgelassen werden mussten. Im Verhältnis zu den gesamten Verlusten des Deutschen Reiches während des Krieges und in der Nachkriegszeit macht das ein Viertel aller deutschen Vermögensverluste aus.

 

 

Seite 2   Erleichterte Auswanderung nach USA

Neuerdings sind auch Hilfsvereine in den USA ermächtigt, Bürgschaften für Flüchtlingseinwanderer zu übernehmen. Bislang waren nur Bürgschaften durch Privatpersonen möglich. Die „American Aid Society" weist darauf hin, dass sie jederzeit Anträge zwecks Übernahme der Bürgschaft entgegennimmt. Melden können sich Flüchtlinge, die gegenwärtig in Deutschland, Österreich oder anderen NATO-Ländern wohnen und früher in den jetzigen Ostblockstaaten, den Oder-Neiße-Gebieten, der Sowjetzone Deutschlands und Jugoslawiens beheimatet waren. Die Anmeldungen müssen spätestens bis 31. Juli 1956 an das Hilfswerk in Chicago 22, III, 1220 N-Bosworth Ave., gerichtet werden.

 

 

Seite 2  Bedarf es noch alarmierender Beweise? Zwei Pressemeldungen kennzeichnen die Lage. Keine Ahnung von Königsberg und Breslau.

Detmold. Es häufen sich die Fälle von Unkenntnis in der westdeutschen Schülerschaft über den deutschen Osten. Wie die Industrie- und Handelskammer Detmold jetzt bei einer Lehrabschlussprüfung feststellen musste, wusste die Mehrzahl der Prüflinge nicht zu sagen, ob Königsberg in Ostpreußen oder Breslau in Schlesien liege.

 

Sind noch härtere Tatsachen nötig, um die Länder zu einer Aktivierung des Ostlandkunde-Unterrichtes in allen Schulen zu veranlassen?

 

Oder-Neiße-Linie kein Begriff

Allensbach. Als Ergebnis einer Umfrage des Institutes für Demoskopie über den Verlauf der Oder-Neiße-Linie konnten nur 22 v. H. der Befragten genauen Bescheid geben. Acht Prozent gaben halbrichtige, 68 v. H. verkehrte Antworten. Zwei Prozent kannten den Begriff der Oder-Neiße-Linie überhaupt nicht. Insgesamt wurden 2000 Personen befragt.

 

 

Seite 2   Bundestag für Wiederaufbau des Reichstags

Nahezu einstimmig hat der Bundestag auf Grund eines interfraktionellen Antrags 60 000 DM für einen Architektenwettbewerb zur Wiederherstellung des Reichstagsgebäudes bewilligt. Der BVD hat den Initiator der Idee des Wiederaufbaus, den Berliner Bausenator Rolf Schwedler, zu diesem Erfolg beglückwünscht. Bekanntlich hat das Präsidium des BVD im Frühjahr dieses Jahres die Vertriebenen aufgerufen, für den Wiederaufbau, dieses Symbols der deutschen Einheit, zu werben. Der Verband wird sich auch weiterhin für die Durchführung des Planes interessieren.

 

 

Seite 2   DJO Niedersachsen im Landesjugendring.

Als letzte Landesgruppe im Bundesgebiet ist dieser Tage die Landesgruppe Niedersachsen der Deutschen Jugend des Ostens (DJO) in den Landesjugendring aufgenommen worden. In Niedersachsen war bisher die Aufnahme der DJO vorwiegend am Widerstand der sozialistischen Jugendorganisationen des Landesjugendringes Niedersachsen gescheitert.

 

 

Seite 2   Vertriebenen-Landwirte in Bayern.

München. Nach einer Mitteilung des Bayerischen Statistischen Landesamtes wurden Ende 1955: 8900 landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Betriebe in Bayern festgestellt, die in das Eigentum von Vertriebenen übergegangen sind. Etwa 50 Prozent dieser Betriebe gelten als mittelbäuerliche Betriebe. Alle zusammen, umfassen eine Fläche von knapp 90 000 Hektar

 

Man ersucht daher, die Vereinigung möge höflichst die Anfrage in italienischer Sprache wiederholen.'

 

Seite 2   Zweites Ostseminar der Hochschule für politische Wissenschaften.

München. Unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Koch hält die Hochschule für Politische Wissenschaften vom 6. bis 8. April 1956 in München ihr 2. Ostseminar ab. Dabei werden Prof. Dr. Pratt (USA) über „Die Frage der deutschen Ostgrenzen von Teheran bis Potsdam“, Dr. Dr. Rabl (München) über „Die völkerrechtliche Lage der deutschen Ostgebiete heute“, A. Dalma (München) über „Zwischeneuropa in der Politik des Westens seit 1938“ und Dr. Bauer (Kroatien) sowie Dr. Figol (Ukraine) über „Probleme der deutsch-slawischen Nachbarschaft“ sprechen. Ferner referiert K. Greiner (Slowakei) über „Ordnungskategorien in Ostmitteleuropa: Nationalstaatliches Prinzip oder übernationaler Staat“, und Prof. Dr. Matl (Österreich) befasst sich mit dem Thema „Die Slawen im Europabild der Gegenwart“.

 

 

Seite 2   Vor einer neuen Umsiedleraktion

Die Umsiedlung Vertriebener und Flüchtlinge aus den überbelegten Ländern der Bundesrepublik in Länder mit geringerer Vertriebenenzahl und besseren Arbeitsmöglichkeiten soll in einem neuen Programm der Bundesregierung weitergeführt werden. Genaue Richtlinien für die Aktion sind in einer Regierungsverordnung festgelegt worden, die jetzt dem Bundesrat zur Entscheidung vorliegt. Begründet wird die Verordnung mit dem Hinweis auf die immer noch sehr stark mit dem wirtschaftlichen und sozialen Vertriebenenproblem ringenden Länder Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Nach der Verordnung sollen insgesamt 135 000 Personen umgesiedelt werden. Damit erhöht sich die Zahl der bisher insgesamt Umgesiedelten auf 1 050 000. Das neue Umsiedlungsprogramm ist in einem Zeitraum von drei Jahren durchzuführen. Bayern gibt 43 000 Personen, Niedersachsen 70 000 und Schleswig-Holstein 22 000 ab. Die größte Zahl an Umsiedlern wird Nordrhein-Westfalen aufnehmen. Vorrang bei der Umsiedlung haben Personen, die eine Familienzusammenführung zum Arbeitsort des Ernährers anstreben. Der Bund will im Rahmen dieses Umsiedlungsprogramms 300 Mio. DM für den Bau von neuen Wohnungen zur Verfügung stellen.

 

 

Seite 2   Leer übernimmt Patenschaft für Rastenburg.

Leer. In Anbetracht der großen Anzahl der Ost- und Westpreußen, die nach der Vertreibung aus der Heimat in Ostfriesland Aufnahme gefunden haben und deren Zahl gegenwärtig 5032 Seelen, also rund vier Prozent der Einwohnerzahl beträgt, haben Stadt und Landkreis Leer beschlossen, die Patenschaft für Stadt und Kreis Rastenburg zu übernehmen. Dies gab der 2. Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen Kreisgruppe Leer bei der letzten Zusammenkunft der Ost- und Westpreußen bekannt. Die offizielle Patenschaftsübernahme soll in absehbarer Zeit im Rahmen einer öffentlichen Feierstunde im Rathaussaal stattfinden.

 

 

Seite 2   Appell an die neue Stuttgarter Regierung.

Stuttgart. Die Hauptarbeitsgemeinschaft der Heimatvertriebenen-Organisationen in Baden-Württemberg (HOH) hat an die neue Stuttgarter Koalitionsregierung appelliert, die Probleme der Vertriebenen im kommenden Regierungsprogramm entsprechend zu berücksichtigen. Die HOH verweist besonders auf die Notwendigkeit einer unabhängigen und selbständigen Verwaltung für die Vertriebenen- und Flüchtlingsprobleme durch einen Vertreter im Kabinett sowie darauf, dass der mit der Verwaltung Beauftragte das Vertrauen der Vertriebenen besitzen müsse. Es sei zudem nötig, dass die Regierung die wirtschaftliche Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge durch Wohnungsbau, schnellere Lagerauflösung und andere Maßnahmen intensiver fördere.

 

 

Seite 2   Karlspreis der Stadt Aachen.

Der Bund der vertriebenen Deutschen und der Verband der Landsmannschaften gaben zu der geplanten Überreichung des Karlspreises an Sir Winston Churchill eine gemeinsame Erklärung ab, in der es heißt:

 

„Trotzdem können wir nicht darüber hinwegsehen, dass er durch seine Beteiligung an Yalta und Potsdam für die Vertreibung der Deutschen mitverantwortlich ist. Mit Rücksicht hierauf lag kein Anlass vor, Sir Winston Churchill den Karlspreis zu verleihen“. Wir empfehlen diesen beiden Verbänden, einmal festzustellen, welche Persönlichkeiten für die Verleihung des Preises verantwortlich sind.

 

Churchill: „Ich sehe auch nicht ein, warum in Deutschland kein Platz für die Bevölkerung Ostpreußens und der anderen von mir erwähnten Gebiete sein sollte. Schließlich wurden bereits sechs bis sieben Millionen Deutsche in diesem schrecklichen Kriege getötet."

 

Seite 2   Vertriebenenproblem noch nicht gelöst. Sozialminister Hemsath zum Vertriebenenproblem.

Es bestehe kein Grund zu behaupten, das Vertriebenen- und Flüchtlingsproblem sei bereits gelöst oder würde sich durch die Normalisierung unseres Wirtschafts- und Gesellschaftslebens von selbst lösen, erklärte der Sozialminister von Nordrhein-Westfalen, Hemsath, auf einer Vollsitzung des Landesvertriebenenbeirates. Es stehe deshalb auch außer Zweifel, dass die Landesregierung dieses Problem als eine der wichtigsten Fragen der Landespolitik ansehe. Die neue Regierung sei bereit und entschlossen, die ihr verbliebenen Zuständigkeiten in dieser Frage nach besten Kräften zu erfüllen.

 

 

Seite 2   Ostdeutsche Warenzeichen bleiben geschützt.

Ein für die Vertriebenenwirtschaft bedeutsames Urteil hat der Bundesgerichtshof gefällt. Danach sind die aus den Ostgebieten vertriebenen Fabrikanten berechtigt, ihre mit einer Ortsangabe verbundenen Warenbezeichnungen auch für ihre am neuen Wohnort hergestellten Erzeugnisse unverändert weiter zu gebrauchen. Die Benutzung dieser Bezeichnungen durch einen nicht zu dieser Personengruppe gehörenden Hersteller kann einen Verstoß gegen § 53 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb darstellen, und die Ausnutzung des guten Rufes der Erzeugnisse eines deutschen Ostvertriebenen zu Werbungszwecken für die eigene Ware ist unlauterer Wettbewerb im Sinne des §1 dieses Gesetzes. So wurde in einem Musterprozess vor dem Bundesgerichtshof entschieden. Es ging dabei um die Frage, ob vertriebene Rügenwalder Fleischfabrikaten ihre jetzt im Westen hergestellten Erzeugnisse weiterhin als „Rügenwalder Teewurst“ bezeichnen können, und ob diese Bezeichnung warenrechtlich geschützt ist.

 

 

Seite 3   Unsere Heimat heute.

Korruption in Westpreußen.

In Graudenz, Neuenburg, Briesen und Straßburg wurden mehrere Leiter von staatlichen Großhandels-Kontoren verhaftet. Man wirft ihnen vor, die Versorgung dieser Gebiete vornehmlich des alten Kulmerlandes — bewusst desorganisiert zu haben. Interessant ist, dass in den Presseverlautbarungen darüber vor allem die Tatsache angeführt wird, der Schieberring habe Waren gehortet und sie dann in die Wojewodschaft Allenstein mit hohem Gewinn weiter verkauft. Natürlich seien alle diese Geschäfte zum privaten Nutzen der Beteiligten abgewickelt worden. Zum Beispiel hätten die Geschäfte des Kulmerlandes in den letzten beiden Quartalen überhaupt keine Textilien mehr erhalten. Um das jedoch nicht zu auffällig zu machen, seien die Läden in den Dörfern und Geschäften angewiesen worden, auf keinen Fall Waren aus den Schaufenstern zu verkaufen. Kämen Kunden, so könne man noch immer so tun, als ob man nur „momentan“ ausverkauft sei. Nach außen müssten die Geschäfte den Eindruck erwecken, es wären Waren vorhanden. Durch diese Manipulation, so heißt es, hätten es die Schieber verstanden, den tatsächlichen Zustand lange vor den „wachsamen Augen der Kontrollorgane des Volkes zu verheimlichen“. Im Übrigen gibt man zu, dass auch die Versorgung mit Konsumgütern und Lebensmitteln durcheinander gebracht sei. Die Korruption, habe hier erschreckende Ausmaße angenommen.

 

 

Seite 3   Polnische Wirtschaft

Durch eine Indiskretion wurde jetzt bekannt, dass von 545 Kolchos-Direktoren im südlichen Ostpreußen ganze 114 nur eine abgeschlossene landwirtschaftliche Ausbildung besitzen. Es wird darüber geklagt, oft müssten die Kolchosleiter Rat von „autochthonen Arbeitskräften“ einholen. Im Übrigen sei auch noch kein Vorteil davon zu erkennen, dass die meisten Direktoren eifrige Genossen wären. Zweifellos bestehe die Aufgabe von Kollektivwirtschaften in erster Linie darin, gute Erträge herauszuwirtschaften. Das sei aber nicht der Fall. Daher sei es auch kein Verdienst, eine rege Parteiarbeit entfaltet zu haben. Man solle lieber den umgekehrten Weg einschreiten. Der Staat stehe nicht an, eine Reihe von Kolchosdirektoren zugunsten von Fachleuten zu entlassen.

 

 

Seite 3   Neues aus dem heutigen Elbing

In der Paulusschule (Pangritz-Kolonie) wird deutsch und polnisch unterrichtet. Schmiedestraße und Spieringstraße sind immer noch ein Schuttberg, in der Junkerstraße stehen noch drei Häuser, ebenso in der Herrenstraße.

 

Die Elbinger Zeitung wird in Danzig gedruckt, das frühere Haus der Zeitung ist zerstört.

 

An den Zeitungsständen gibt es neben den polnischen Zeitungen auch deutsche (aus Ostberlin). Eine Druckerei ist eingerichtet in der Schefflerschen Treibriemenfabrik (Heilige-Geist-Straße).

 

Der Friedrich-Wilhelm-Platz vom Zigarren-Neumann bis zum Rathaus-Café wird neu bebaut. An Stobbes Eck ist ein Neubau bereits fertig und bezogen. Auch in anderen Stadtteilen wird groß und modern gebaut. Das kaiserliche Gut Cadinen ist unzerstört geblieben. Ziegelei und Majolika-Fabrik arbeiten und verkaufen ihre Erzeugnisse nach Elbing.

 

Die Cadiner Kirche ist etwas beschädigt, die tausendjährige Eiche zum Teil vermorscht. Man hat ihre Äste mit Zementsockeln untermauert (Stützen), den Stamm, soweit nötig, ausgemauert und die ganze Eiche umzäunt.

 

 

Seite 3   Die Deutschen, die besten Helfer gegen den Bolschewismus

Die Berichte von Aussiedlern, die mit den letzten Transporten aus den unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten in die Bundesrepublik kamen, lassen erkennen, dass sich in weiten Kreisen der polnischen Bevölkerung ein Wandel in der Einstellung zu den dort noch lebenden Deutschen ergeben hat. Er findet seinen Ausdruck in einer bereitwilligen Annäherung und Schaffung menschlicher Kontakte. In der letzten Zeit hat besonders der dem Bolschewismus noch nicht hörig gewordene Teil der polnischen Geistlichkeit positive Beziehungen zum deutschen Volksteil gefunden, Frauen des letzten Transportes berichteten in Friedland, dass beim Abschied auf dem Bahnhof der polnische Pfarrer Tränen vergossen habe, weil mit den Deutschen die besten Helfer in seinem Kampf gegen die Kirchenfeinde abgefahren seien. Der katholische Lagerpfarrer in Friedland, Dr. Krähe, hat in der letzten Zeit verschiedene Berichte gesammelt, nach denen die Kirche Hauptträger des geistigen Widerstandes gegen den Bolschewismus ist.

 

 

Seite 3   Deutsche Waisenkinder?

In Stadt und Umgebung von Memel gibt es zurzeit vier größere Waisenhäuser. Insgesamt schätzt man die Zahl der Waisen in dieser Stadt auf 1400. Darunter sollen sich deutsche Kinder befinden, die in den Wirren der Besetzung ihre Eltern verloren und allein zurückblieben. Sie sind zwischen elf und dreizehn Jahre alt und wurden völlig russisch erzogen. Bisher sind nur sechs Fälle bekannt, wo vor Jahren deutsche Familien und deren Angehörige Kinder identifizieren konnten. Erst nach langen Bemühungen, die sich teilweise über den Zeitraum mehrerer Jahre hinzogen, durften diese Kinder zu den deutschen Familien zurück. In den letzten Monaten wurden nun auch aus der weiteren Umgebung Waisenkinder in und bei Memel konzentriert. Sie sollen bereits während der letzten Jahre ihrer Schulzeit durch Internate eine möglichst technische Berufsausbildung erhalten. Diejenigen, die als Militärkadetten vorgesehen sind, wurden bereits in einem besonderen Kinderheim abgesondert.

 

 

Seite 3   Neue Küstenfeuer

Im Samland und anderen Teilen der ostpreußischen Küste sind Arbeitskommandos dabei, neue Küstenfeuer zu installieren. Andere Trupps sind damit beschäftigt, auch die Seenotzeichen, Blinkfeuer usw. zu erneuern bzw. neue einzurichten. Auch Tonnen für Wrackstellen oder Fahrrinnen sollen in Kürze eintreffen. Die Sowjets beabsichtigen nach der jahrelangen Unsicherheit der nordostpreußischen Küstengewässer nun wenigstens einen Teil der unumgänglichen Sicherheitsmaßnahmen wieder einzuführen. Es heißt, dass dazu sogar alte deutsche Seekarten benutzt werden.

 

 

Seite 3   Osteroder Melodrama

Als ein völliger Fehlschlag erwies es sich in Osterode, Aufräumungsarbeiten durch Gewohnheitstrinker vornehmen zu lassen. Die Stadtverwaltung hatte in den vergangenen Wochen fünf Dutzend stadtbekannte Trunkenbolde durch die Polizeiorgane zu dieser Besserungsarbeit schicken lassen. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass sich die zur Überwachung eingesetzten Polizisten von den Trinkern bestechen ließen und mit ihnen während der Arbeitszeit zechten ... Sie besorgten Spirituosen und ergriffen Maßnahmen, um den Anschein zu erwecken, als ob die Trunkenbolde tatsächlich gearbeitet hätten. Bei den zu der Besserungsarbeit abgeteilten Personen handelt es sich teilweise um Funktionäre, die auf diese Weise einen Denkzettel erhalten sollen. Da sie jedoch über genügend Geldmittel verfügen, gelang es ihnen, die Polizisten zu bestechen. Die von den Trunkenbolden auszuführenden Arbeiten wurden daher nicht einmal zu zehn vom Hundert ausgeführt. Nun sollen Angehörige der Miliz für die Durchführung der Besserungsarbeiten Sorge tragen. Gewohnheitstrinker sollen so bald als möglich in Trinkerheilanstalten überführt werden. Zur Arbeit in den Straßen will man nur noch die leichteren Fälle abteilen. In der Hauptsache solche Leute, die zum zweiten Male betrunken auf der Straße angetroffen werden. Die Bevölkerung dagegen fordert, den Schnapsverkauf — besonders an Jugendliche — zu verringern bzw. ganz einzustellen.

 

 

Seite 3   Keine Grünflächen mehr

In den beiden südostpreußischen Städten Rhein und Lötzen sollen in diesem Jahr die Grünflächen verringert werden. Dieser Beschluss wurde von örtlichen Behörden gefasst, um sichtbare Beweise des Aufbauwillens zu geben. Bekanntlich wurden in diesen und anderen Gemeinden Ostpreußens große Grünflächen angelegt, weil man nach der Enttrümmerung nie richtig zum Wiederaufbau kam. Das Anlegen von Blumenbeeten, Lagerwiesen und Gärten sollte darüber hinwegtäuschen, dass die Städte eigentlich im Zerstörungszustand von 1945 blieben. Nun will man zuerst in Rhein und Lötzen auf einen Teil dieser Grünflächen verzichten, um dadurch für den Wiederaufbau zu demonstrieren. Ob allerdings die Beseitigung von Parks usw. schon den Wohnungsbau ankurbeln wird, bleibt sehr zweifelhaft. Bisher sind nämlich noch keine exakten Beschlüsse gefasst worden, wie denn nun der Wiederaufbau tatsächlich durchzuführen sei ...

 

 

Seite 3   Pläne um Georgenburg

Im Zuge der Verbesserung landwirtschaftlicher Produktion soll die Kolchose Georgenburg in Nordostpreußen (Landkreis Insterburg) zu einem Musterbetrieb umgestaltet werden. Die sowjetischen Agrarbehörden in Insterburg wollen zu diesem Zweck die Kolchose vergrößern und ihr als erstes einen kleinen Musterbetrieb anschließen, der später die gesamte Kollektivwirtschaft übernehmen soll. Es ist aber noch nicht entschieden, ob die gegenwärtig noch auf der Kolchose tätigen Zwangsarbeiter weiter hier bleiben sollen. Es heißt, dass sich unter diesen Arbeitskräften auch noch Deutsche befinden. Im, nordwestlich von Georgenburg gelegenen Birken soll eine neue Großkolchose entstehen, zu deren Bewirtschaftung unter Umständen die bisherigen Georgenburger Arbeitskräfte herangezogen werden sollen. Es bereitet Schwierigkeiten in diesem Gebiet genügend russische Arbeitskräfte zu finden. Dasselbe Problem besteht auch in Georgenburg, da die meisten Russen in das nahe gelegene Insterburg drängen.

 

 

Seite 3   Zone soll Königsberg helfen

In Ostberlin finden gegenwärtig Verhandlungen zwischen Wirtschaftsministerien der Zone und den Sowjets statt, außer der Reihe industrielle Güter nach Nord-Ostpreußen zu exportieren. Sie sollen vor allem nach Königsberg gehen, um die dortigen Maschinenfabriken rentabler zu machen. In der Hauptsache ist an eine teilweise neue industrielle Ausrüstung dieser Fabriken gedacht. Es fehlt unter anderem an einigen Werkzeugmaschinen, die aus Sachsen geliefert werden sollen. Die Produktionskapazität der Königsberger Maschinenfabriken ist zurzeit nicht voll ausgenutzt, weil es an derartigen technischen Ausrüstungen fehlt. Im selben Maße soll die Zonenindustrie auch den nord-ostpreußischen papierverarbeitenden Betrieben helfen. Als Gegenleistung versprechen die Sowjets die Anlandung von Fischen in Zonen-Häfen.

 

 

Seite 3   Monatszeitschrift „Jazz“

Unter dem Titel „Jazz“ ist jetzt in Danzig eine neue Monatszeitschrift mit einer Auflage von 5000 Stück erschienen. Als Herausgeber zeichnet der kommunistische „Klub der Kulturarbeiter“.

 

 

Seite 3   Chronik. Kurzmeldung aus der Heimat.

Danzig. Infolge eines Eisstaus hat die Weichsel im März unmittelbar an der Mündung die Uferdämme durchbrochen und ein zweites Flussbett gebildet. Die Ursache des Eisstaus ist eine sich ständig vergrößernde Sandinsel in der Weichselmündung.

 

Danzig. Im Zuge der Wiederherstellung des historischen Gesichts der Stadt Danzig soll nun auch die aus der Kreuzritterzeit stammende alte Mühle wiederaufgebaut werden.

 

Allenstein. Die Kollektivwirtschaften im Gebiet Ermland und Masuren sind in diesem Frühjahr um vier neue Kolchosen auf insgesamt 550 erhöht worden.

 

Dt. Eylau. Die 1920 stillgelegte Eisenbahnstrecke Radomno -Dt. Eylau ist jetzt wieder in Betrieb genommen worden.

 

Sensburg/Ostpreußen. Mit etwa 70 Prozent der Bevölkerung sind hier die Deutschen prozentual am stärksten vertreten. Die hiesige evangelische Gemeinde, die größte in Ostpreußen, versucht, aus eigener Kraft die zerstörte Kirche wiederherzustellen.

 

Osterode. Die Brennstoffversorgung war im vergangenen Winter die größte Sorge der Staatsgutgemeinschaften Geierswalde und Groß-Kirsteinsdorf. Die Landarbeiter erhielten nur etwas Braunkohle, darüber hinaus mussten sie sich selbst mit Holz versorgen, das sie, wie „Robotnik rolny“ (Der Landarbeiter) berichtet, aus den umliegenden Forsten stehlen mussten.

 

Memel. In ein Waisenhaus für russische Kinder wurde jetzt von den Sowjets die ehemalige Polizeiwache II umgebaut.

 

Königsberg. In Nordostpreußen bestehen bekanntlich starke sowjetische Garnisonen. Neuerdings werden auch russische Rekruten in den Kasernen von Labiau, Pillau und Wehlau ausgebildet.

 

 

Seite 3   Ärger in Ribben

In und bei Ribben im Landkreise Sensburg hat eine Kommission festgestellt, dass hier im Verlauf des letzten Winters siebzehn Scheunen und zwei Holzhäuser völlig niedergerissen wurden, um Brennholz zu beschaffen. Diese von sogenannten Neusiedlern angewandte Verfahrensweise ist charakteristisch für ähnliche Vorgänge in den letzten Monaten. Man schätzt den Schaden durch „sinnlose Vernichtung von Gebäuden“ auf mehrere Millionen Zloty. Das alles ist umso unbegreiflicher, als die Neusiedler oft nur rechtzeitig hätten Holz schlagen brauchen. Er erschien ihnen aber wohl leichter, sofort brennbares Holz aus den Gebäuden zu holen. Die nun gebildete Untersuchungskommission soll die Verantwortlichen feststellen und Regressansprüche geltend machen.

 

 

Seite 3   Schiffsbau in Danzig-Gotenhafen

Berlin. Auf der Danziger Werft sollen 1956/1960 u. a. 15, 10 000-BRT-Stückgutfrachter, sieben 9000-BRT-Mutterschiffe, dazu 56, 5000 BRT-Kohlenfrachter und 124 Trawler gebaut werden. 1949/1955 sind in Danzig insgesamt 120 Schiffseinheiten gebaut worden.

 

Das jetzt auf einer Werft in Gotenhafen unter volkspolnischer Flagge vom Stapel gelaufene Motorschiff „Feliks Dzierzynski“, das ab Mitte 1956 die Ostasienroute befahren soll, ist ein Neubau des Wracks des 1944 vor der Halbinsel Hela durch Minentreffer gesunkenen deutschen 13 750-BRT-Frachters „Seeburg“. Die Hebung des Wracks war der „Polnischen Schiffsbergung“ in zweijähriger Arbeit erst beim vierten Versuch im Juni 1954 gelungen.

 

 

Unserer heutigen Auflage liegt ein Gewinnplan mit Bestellschein der über 300 Jahre alten, traditionellen Süddeutschen Klassenlotterie der Lotterie-Einnahme Glöckle bei, worauf wir unsere Leser besonders aufmerksam machen.

 

 

Seite 4   Die Sozialpolitische Seite.

Eingaben an das Ausgleichsamt richten!

Das Bundesausgleichsamt weist in einer Mitteilung darauf hin, dass Eingaben an das Bundesausgleichsamt in Lastenausgleichsangelegenheiten zwecklos seien, da die Ausgleichsämter in den Stadt- und Landkreisen für die Bearbeitung von Lastenausgleichsfragen zuständig seien. Die obersten Bundesbehörden und das Ausgleichsamt können in Einzelfällen über Feststellungs- und Leistungsanträge nach dem Lastenausgleichsgesetz nicht entscheiden. Das Bundesausgleichsamt bittet um Verständnis für die starke arbeitsmäßige Belastung der Ausgleichsämter, wegen der Millionenzahl der vorliegenden Anträge. Bei Ablehnung von Anträgen wird den Vertriebenen und Flüchtlingen empfohlen, von der Rechtsmittelbelehrung Gebrauch zu machen und bei Beschwerden sich an das zuständige Landesausgleichsamt zu wenden. Im Interesse der Geschädigten wird jedoch dringend angeraten, auch bei Beanstandungen und Beschwerden zunächst eine Klärung des Falles beim lokalen Ausgleichsamt zu versuchen.

 

 

Seite 4   Vorbildlicher Erlass der hessischen Regierung zur Gewerbesteuer

Der Hessische Minister des Innern hat mit Erlass vom 05.03.1956 die Vergünstigung, bestehend in der Nichthinzurechnung der öffentlichen Aufbaukredite zum Gewerbekapital und deren Zinsen zum Gewerbeertrag, in eine besonders empfehlende Form gekleidet. Hierbei hat er auf die ungünstigen Verhältnisse zwischen Eigen- und Fremdkapital bei den Vertriebenen ausdrücklich hingewiesen. Mit diesem Erlass hat der Hessische Minister des Innern vorbildliche Arbeit geleistet. Es wäre dringend erwünscht, wenn sich die übrigen Landesregierungen zu einem gleichen Vorhaben entschließen würden.

 

 

Seite 4   Hausratshilfe für Spätheimkehrer

Nach Abschnitt II des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes können jetzt an Spätheimkehrer auch Beihilfen zur Beschaffung von Hausrat gezahlt werden. Antragsberechtigt ist der Personenkreis, der auch Anspruch auf Kriegsgefangenenentschädigung hat. Die Bewilligung einer Hausratshilfe setzt voraus, dass der Berechtigte

 

a) keinen Rechtsanspruch auf Hausratsentschädigung nach dem Lastenausgleichgesetz hat,

 

b) wegen der späten Rückkehr aus der Gefangenschaft noch nicht den dringend benötigten Hausrat besitzt und

 

c) über keine anderen Geldmittel verfügt, um sich den dringend benötigten Hausrat selbst zu beschaffen.

 

Die Beihilfe wird in einem Betrag gewährt und sofort nach Bewilligung ausbezahlt.

 

 

Seite 4   Ein Schutz, wie sich ihn alle wünschen . . .

Das große Verlangen aller Menschen geht heute nach Sicherheit, kein Wunder angesichts dessen, was unsere Generation erleben musste! Wir schließen dabei nicht die Augen vor jenen weltweiten politischen Gefahren, deren Ausgang Entscheidungen auf höherer Ebene überlassen bleibt. Ihnen gegenüber vermag der Einzelne kaum etwas in die Waagschale zu werfen. In seinem persönlichem Bereich aber bleibt ihm darüber hinaus viel zu tun, will er ein gewisses Maß an Sicherheit erreichen.

 

Schon vor Jahrtausenden haben die Menschen begonnen, sich zu Gefahrengemeinschaften zusammenzuschließen, deren Aufgabe es war, diejenigen gegen Sorge und Not abzuschirmen, die von Schicksalsschlägen betroffen wurden. Die Gefahrengemeinschaft unserer Tage, ganz auf die Lebensnotwendigkeiten der Familie zugeschnitten, ist die Lebensversicherung. Gerade der Mangel an Rücklagen in breiten Schichten der Bevölkerung, der als hohes und beruhigendes Risiko für die Familie empfunden wird, lässt die Bedeutung und den besonderen Wert der Lebensversicherung deutlich werden. Aller Sparwilligkeit sind Grenzen gesetzt; man kann nun einmal nicht mehr zurücklegen als man zur Verfügung hat. Aber wie viele Jahre, ja Jahrzehnte brauchte man, um auf diese Weise eine Rücklage zu erreichen, die wirklich eine gewisse Sicherheit bietet?

 

Die Zeitspanne bis zur Erreichung dieses Zieles ist voller Gefahren und innerer Unruhe. Die einzigartige Chance, die in dieser nicht leichten Situation der Familie geboten wird, ist der rechtzeitige Abschluss einer Lebensversicherung. Vom Augenblick der ersten Beitragszahlung an besteht der Schutz in Höhe der vollen Versicherungssumme. Es geschieht oft, dass nach dem Vertragsabschluss erst zwei, drei Beiträge geleistet sind und ein Unfall oder eine jähe Erkrankung den Familienvater aus dem Leben reißen. Dann erhält seine Familie sofort die versicherte Summe. Auch mit bescheidenen Mitteln kann der Ernährer auf dem Wege der Versicherung seinen Angehörigen einen beachtlichen Schutz verschaffen, der ihm zugleich das beruhigende Gefühl gibt, alles getan zu haben, was in seinen Kräften steht.

 

In dem Augenblick, in dem durch den Tod des Vaters Leid über die Familie hereinbricht, wird sie dank der Versicherungssumme nicht gleichzeitig von materieller Not bedrängt. Die liebende Vorsorge reicht über den Tod hinaus! So kann die Mutter Zeit gewinnen, um sich in die neue Situation zu finden. Vielleicht ist die Versicherungssumme hoch und reicht aus, um eine bescheidene Existenz der Familie zu sichern. Aber auf alle Fälle wird sie beim Aufbau einer neuen Existenz entscheidend helfen, denn auch mit einem kleineren Kapital kann man sich an einem Geschäft beteiligen, einen Laden mieten oder sich andere Erwerbsmöglichkeiten schaffen.

 

Bleibt der Familie der Ernährer erhalten, was sich jeder wünscht, so kommt die Versicherungssumme eines Tages dem Ehepaar als willkommene Altersversorgung zugute und hilft den Feierabend des Lebens schöner gestalten.

 

Im Hinblick auf die hohe soziale Bedeutung der Lebensversicherung in all ihren verschiedenen Formen genießt sie beträchtliche Steuervergünstigungen, die sich — je nach der Höhe des Einkommens der Versicherten — auf 25 bis 40 Prozent des Beitrages belaufen.

 

 

Seite 4   Hat Bundesvertriebenenausweis Beweiskraft.

Sehr oft wird unter den Vertriebenen und Flüchtlingen die Frage diskutiert, ob der Vertriebenenausweis nach dem Bundesvertriebenengesetz auch die volle Beweiskraft für die Entscheidungen im Lastenausgleichsverfahren besitzt. Ferner wird oftmals die Frage aufgeworfen, welchen Sinn es hat, einen Vertriebenen- oder Flüchtlingsausweis in Empfang zu nehmen, wenn die Ausgleichsbehörde das Recht hat, von sich aus noch einmal die Echtheit des Ausweises nachzuprüfen.

 

Hierzu ist folgendes zu sagen:

 

Für die Feststellung der Vertriebenen-(Flüchtüngs-)Eigenschaft können die auf Grund der Vorschriften des Bundesvertriebenengesetzes von dem Amt für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte ausgestellten Vertriebenen- und Flüchtlingsausweise in der Regel als ausreichende Beweismittel für den Nachweis der Vertriebenen-(Flüchtlings-)Eigenschaft nach dem Lastenausgleichsgesetz angesehen werden. Dementsprechende verwaltungsmäßige Vereinbarungen sind zwischen den Ausgleichsämtern und den Ämtern für Vertriebene getroffen.

 

Es hat sich aber in der Praxis gezeigt, dass gelegentlich Bedenken auftauchen können, ob ein Ausweisinhaber den Ausweis zu Recht erhalten hat. Treten beim Ausgleichamt solche Zweifel an der Vertriebeneneigenschaft des Antragsstellers auf, so befasst sich auf entsprechende Anregung das Amt für Vertriebene erneut mit dem Ausweisverfahren des Antragstellers. Wird nunmehr vom Vertriebenenamt festgestellt, dass die Zweifel des Ausgleichsamts berechtigt waren, so wird dem Antragsteller der zu Unrecht ausgestellte Bundesvertriebenenausweis gemäß § 18 des Bundesvertriebenengesetzes durch einen Verwaltungsakt entzogen. Dabei ist es für die Anwendung des § 18 unerheblich, ob der einzuziehende Ausweis auf Grund vorsätzlich unrichtiger Angaben des Antragstellers oder auf Grund einer fehlerhaften Anwendung des Gesetzes durch die Behörde ausgestellt worden war.

 

 

Seite 4   Durch Kapitalabfindung zum Eigenheim. Möglichkeiten des Bundesversorgungsgesetzes – Welche Voraussetzungen?

Eine gerade für die heutige Zeit bedeutsame Einrichtung ist die im Bundesversorgungsgesetz vorgesehene Kapitalabfindung. So können Beschädigte, die Anspruch auf eine Rente nach einer Minderung der Erwerbsfähigkeit von mindestens 50 v. H. haben, durch Zahlung eines Kapitals abgefunden werden, und zwar zum Zwecke des Erwerbs oder zur wirtschaftlichen Stärkung eigenen Grundbesitzes, aber auch zum Zwecke des Erwerbs grundstücksgleicher Rechte, wobei unter grundstücksgleichen Rechten das Miteigentum an einem Grundstück oder ein Stockwerkseigentum zu verstehen ist.

 

Eine Kapitalabfindung kann darüber hinaus gewährt werden

 

1.     zum Erwerb der Mitgliedschaft in einem als gemeinnützig anerkannten Wohnungs- oder Siedlungsunternehmen, sofern hierdurch die Anwartschaft auf baldige Zuteilung einer Wohnung oder Siedlerstelle durch dieses Unternehmen sichergestellt ist,

 

2.     zum Abschluss eines Bausparvertrages mit einer Bausparkasse oder mit dem Beamten-Heimstättenwerk.

 

Mit Hilfe der Kapitalabfindung soll vornehmlich der Erwerb eines Eigenheimes oder einer Siedlerstelle, sei es im Eigentum oder im Erbbaurecht, ermöglicht werden.

 

Zur wirtschaftlichen Stärkung eigenen Grundbesitzes zählen alle Maßnahmen, die der Erhaltung oder Verbesserung des Grundbesitzes oder der Hebung seiner Ertragsfähigkeit dienen, wie

 

a) Entschuldung und Verbesserung der Belastungsverhältnisse des Grundstücks,

 

 b) Aufbau, Instandsetzung und Erweiterung von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden,

 

 c) Erwerb von Landflächen zur Vergrößerung des Grundbesitzes,

 

d) Ausführung von Bodenverbesserungen und dergleichen.

 

Der Umstand, dass ein Dritter, insbesondere die Ehefrau des Beschädigten Miteigentümer des Grundstücks ist oder werden soll, steht der Bewilligung einer Kapitalabfindung nicht entgegen.

 

Eine Kapitalabfindung kann auch gewährt werden, wenn das Grundstück Bestandteil eines gemeinschaftlichen Vermögens ist, beispielsweise einer Miterbengemeinschaft. Gesellschaft usw. Die Kapitalabfindung darf jedoch in diesen Fällen nicht den Teil des Grundstückswertes übersteigen, der dem Anteil des Beschädigten an dem gemeinschaftlichen Vermögen entspricht.

 

Unter welchen persönlichen Voraussetzungen kann nun eine Kapitalabfindung gewährt werden? Zunächst muss der Beschädigte das 21. Lebensjahr vollendet haben, darf jedoch nicht älter als 55 Jahre sein. Nur in Ausnahmefällen kann auch über das 55. Lebensjahr hinaus eine Kapitalabfindung gezahlt werden.

 

Bei der Errechnung der Kapitalabfindung wird die Grundrente — auch ein Teil dieser Rente — zugrunde gelegt, nicht jedoch die Ausgleichsrente.

 

Die Grundrente beträgt bei Beschädigten mit einer Minderung der

 

Erwerbsfähigkeit von 50 v. H.: 31,-- DM

Erwerbsfähigkeit von 60 v. H.: 43,-- DM

Erwerbsfähigkeit von 70 v. H.: 56,-- DM

Erwerbsfähigkeit von 80 v. H.: 69,-- DM

Erwerbsfähigkeit von 90 v. H.: 83,-- DM

Bei Erwerbsunfähigkeit:  97,-- DM

 

Kapitalisiert wird der neunfache Jahresbetrag und als Abfindungssumme gezahlt. Wünscht zum Beispiel ein Erwerbsunfähiger eine Kapitalabfindung, so ergibt sich für die Kapitalisierung folgende Berechnung:

 

Grundrente = 97 DM X 12

= 1169 DM X 9 = 10 476,-- DM

 

Die Höchstbeträge sind wie folgt festgesetzt: Bei einer Minderung der

 

Erwerbsfähigkeit von 50 v. H.: 3348,-- DM

Erwerbsfähigkeit von 60 v. H.: 4644,-- DM

Erwerbsfähigkeit von 70 v. H.: 6048,-- DM

Erwerbsfähigkeit von 80 v. H.: 7452,-- DM

Erwerbsfähigkeit von 90 v. H.: 8964,-- DM

 

bei Erwerbsunfähigkeit wie oben errechnet = 10476,- DM

 

Eine Kapitalabfindung kann auch Witwen mit Anspruch auf Rente sowie den Ehefrauen Verschollener gewährt werden.

 

Wie verfahre ich nun, um eine Kapitalabfindung zu erlangen? Man richtet zunächst ein formloses Schreiben an das für den Wohnort zuständige Versorgungsamt und bringt darin den Wunsch nach einer Kapitalisierung der Rente zum Ausdruck. Das Versorgungsamt übersendet daraufhin die entsprechenden Antragsvordrucke, die dann in zweifacher Ausfertigung mit den im Vordruck bezeichneten Unterlagen entweder direkt an das Versorgungsamt oder aber an die zuständige Fürsorgestelle gesandt werden.

 

Es ist darauf aufmerksam zu machen, dass, solange der Bewilligungsbescheid nicht ergangen ist, keine bindenden Verträge abgeschlossen werden dürfen, die mit der Kapitalabfindung erfüllt werden sollen.

 

Die den Versorgungsämtern übergeordnete Verwaltungsbehörde trifft auf Grund der Vorprüfung und des Ergebnisses der von der Hauptfürsorgestelle durchgeführten Prüfung in einem Zeitraum von etwa 4 Wochen die endgültige Entscheidung über den Antrag. Nachdem die Höhe der Abfindungssumme festgesetzt und die notwendigen fiskalischen Sicherungen erfüllt sind (Eintragung einer Sicherungshypothek) wird die Abfindung an den Verkäufer bzw. an das Wohnungs- oder Siedlungsunternehmen oder an die Bausparkasse ausgezahlt.

 

 

Seite 4   Dringlichkeitsstufe des Kriegsgefangenen-Entschädigungsgesetzes.

Nach einer Verordnung zur Änderung der zweiten Verordnung zur Durchführung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes, die die Bundesregierung dem Bundesrat zur Zustimmung zugeleitet hat, soll der Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegssachgeschädigte im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen selbst bestimmen, vom welchem Zeitpunkt ab die Entschädigung der Berechtigten jeder einzelnen Dringlichkeitsstufe erfolgt, da die bisherige Praxis ergeben hat, dass der Aufruf der Dringlichkeitsstufen im Wege einer Rechtsverordnung sehr schwerfällig und zeitraubend ist.

 

 

Seite 4   Vergünstigungen für sowjetzonale Besucher

München. Für Besucher aus Mitteldeutschland ist künftig in Bayern eine Besichtigung aller, der staatlichen Verwaltung unterstehenden Gärten, Schlösser, Museen usw. kostenlos möglich. Ein entsprechender Erlass wurde jetzt vom bayerischen Finanzministerium herausgegeben. Besucher aus der Sowjetzone müssen sich dabei durch ihren Interzonenpass ausweisen. Dieselbe Vergünstigung erhalten auch Sowjetzonenflüchtlinge während des ersten Jahres, das sie in der Bundesrepublik verbringen, ferner — ohne zeitliche Einschränkung — geschlossene Besuchergruppen aus Flüchtlingslagern unter Führung eines Beauftragten der jeweiligen Lagerleitung.

 

 

Seite 4   Bewertung verlorenen Betriebsvermögens

Die 6. Feststellungs-Durchführungsverordnung, die die Bundesregierung vorlegte, sieht im Grundsatz die Regelung der Schadensberechnung aller Einheiten des Betriebsvermögens vor, einschl. der ihnen gleichgestellten freien Berufe im Sinne der §§ 54 bis 56 des Bewertungsgesetzes. Allerdings sind in dieser Verordnung nicht alle Gewerbezweige erfasst. Damit erhalten die für die Feststellung eingesetzten Behörden notwendige Hilfsmittel. So werden u. a. Gewerbezweige wie Schuhmacher, Schlosser, Schmiede, Fleischer, Bäcker, Schneider, Tischler und verschiedene Kleingeschäftsleute behandelt. Zur Vereinfachung des Verfahrens ergibt sich die Notwendigkeit, Betriebe gleicher Größenordnung in ihrem mittleren Wert zu klassifizieren. Dadurch entstehende Differenzen werden zu gewissen Besser- oder Schlechterstellungen führen, sie sind aber wohl nicht zu vermeiden. Der Bundesrat hat in seiner 154. Sitzung am 24. Februar 1956 der Verordnung zugestimmt. Dabei verfielen die Anregungen des Ausschusses für Flüchtlingsfragen, Verbesserungen in § 7 (Ersatzeinheitswerte in Gebieten außerhalb des Geltungsbereichs des Bewertungsgesetzes) und § 11 (Maßgebende Verhältnisse) auf Grund des entschiedenen Widerspruchs des Finanzausschusses der Ablehnung. Die vom Flüchtlingsausschuss gewünschte Berücksichtigung von Sonder- und Härtefällen, auch hinsichtlich der in Westeuropäischen Gebieten liegenden Schadensfälle, wird durch § 11 (1) gedeckt.

 

 

Seite 4   Bundespost stellt 131-er ein

Das Bundespostministerium hat die Oberpostdirektionen ermächtigt, 2800 Kräfte einzustellen, die nach dem 131-er Gesetz anrechnungsfähig sind. Davon, sollen bis zum 30. September 1400, der Rest bis zum 31. März 1957 eingestellt werden.

 

 

Seite 5   Für unsere Leseratten

Liebe Freunde!

Wir kommen schon noch zusammen, das merken wir aus jedem Brief, der bei uns eingeht. Und das Band möge noch fester werden, das ist unser Wunsch, den wir an die verheißungsvollen Ansätze knüpfen. Ganz klar natürlich, dass wir beiden von der Bücherkiste uns immer besonders freuen, wenn wir hören, dass wir Euch beim Kauf von Büchern, bzw. beim Wunschzettelausfüllen beraten konnten — und dass ihr den Rat dann auch nicht bereut habt. Uwe aus R. hat es jedenfalls nicht; er schrieb uns: Das ist eine Geschichte, da möchte man am liebsten dabei sein. Einfach toll! (Wolf der Struter). Solche Briefe machen Freude.

 

Heute möchten wir euch einmal mit den Arbeitsbriefen der Deutschen Jugend des Ostens bekanntmachen. Unter dem Titel „Unser Arbeitsbrief" werden von der DJO-Bundesführung monatlich Arbeitsunterlagen herausgegeben, die dem Gruppenführer geeignetes Material für die Gestaltung der Heimabende an die Hand geben wollen, darüber hinaus überhaupt für die Gestaltung des Lebens innerhalb des Bundes, sei es auf Fahrt oder im Lager. Bewusst stehen natürlich ostdeutsche Themen im Vordergrund, aber immer werden die Verbindungen zum Volksganzen gesucht und aufgezeigt. Dies gelingt vor allem sehr schön im Heft 9/55, das dem Heidedichter Hermann Löns gewidmet ist, der ja bekanntlich in Westpreußen geboren ist, oder in Heft 2/56, das sich „Humor in der Dichtung“ zum Thema wählt. Daneben finden wir in jedem Heft reiche Anregungen, die sich auf den Jahresablauf beziehen (Ostern, Muttertag, Pfingsten usw.), außerdem Bastelanweisungen, Lieder. Warum ich euch das alles erzähle, werdet Ihr fragen, da ich doch oben sagte, diese Hefte seien für den Gruppenführer bestimmt. Das ist schon richtig; ich bin aber der Meinung — und meine Meinung wollt ihr doch hören —, dass diese Hefte mehr sind als nur ein Arbeitsbehelf. Sie verdienten es, zur regelmäßigen Lektüre eines jeden Jungen und Mädel zu werden, die sich unserer Gemeinschaft verschrieben haben, sie vermitteln uns das Wissen um uns, um unseren Bund und seine Aufgaben.

 

Unser Arbeitsbrief

 

Herausgeber: Deutsche Jugend des Ostens, Bundesführung. Schrittleitung: Dr. Hans Christ, Beutelsbach. Verwaltung: Hugo Rasmus, Bonn, Leipziger Straße 3.

 

Bestellungen sind an die Verwaltung in Bonn zu richten.

 

Und da ist wieder ein Buch in unsere Hände gekommen, von dem alle richtigen Jungen — und die Mädel nicht minder — sagen werden: So eine Sache! Davon sind wir schon jetzt überzeugt und das hat es auch schon in vielen, vielen Jahren und Jahrzehnten bewiesen. Es ist „Die Schatzinsel“, die zu den beliebtesten und berühmtesten Werken der klassischen Jugendliteratur zählt und vielleicht nur noch mit „Robinson“, „Lederstrumpf“ oder „Sigesmund Rüsting“ zu vergleichen ist. Über ein halbes Jahrhundert haben ihr nichts an Zauber, Spannung und Jungenromantik nehmen können. Hier der genaue Steckbrief dieser Geschichte in ihrem neuen Gewande:

 

Robert Louis Stevenson: Die Schatzinsel. Ungekürzte Ausgabe. Aus dem Englischen von Wilhelm Borgers. Mit 48 Illustrationen von Heiner Rotfuchs. C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh. 264 S., Leinen DM 4,80.

 

Eine aufregende, tolle Geschichte, kann ich euch nur sagen! Ich wollte sie gar nicht mehr aus der Hand legen. Und Ute ist es nicht anders ergangen. Nicht viel hätte gefehlt, und es hätte einen handfesten Krach gegeben. Da ist der Schiffsjunge Jim Hawkins, ein Kerl wie er im Buche steht; da ist ein geheimnisvoller Schatz auf einer geheimnisumwitterten Insel, da ist ein stolzes Schiff, die „Hispaniola“, und ein furchtloser Kapitän, als Besatzung eine zwielichtige Gesellschaft, ehemalige Piraten, denen der Galgen im Gesicht steht. Allen voran der Schiffskoch John Silver mit seinem fluchenden Papagei. Natürlich auch eine Meuterei, Goldgier und Habsucht, Kampf bis aufs Messer. Unerschrocken dazwischen immer unser Jim Hawkins, mit einer gehörigen Portion Glück meistert er die schwierigsten Situationen. Er steht in diesem Strudel menschlicher Schwächen und Abgründe als ein echtes jugendgemäßes Symbol des sich zu allen Zeiten vollziehenden Kampfes für eine bessere Welt.

 

Noch mit einem anderen Buche möchten wir euch bekannt machen, das den Grundstock zu einer neuartigen Jugendbücherei unter dem Titel „Mein Bücherschatz — Die illustrierte Jugendbibliothek" bildet, es betitelt sich:

 

Tiere, erlebt und belauscht. Tiergeschichten aus aller Welt. Herausgegeben von Hans-Wilhelm Smolik. Illustriert von Herbert Thiele, Marianne Scheel und Walter Dressler. C. Bertelsmann-Verlag, Gütersloh. 280 S., 7 mehrfarbige, 170 zwei- und einfarbige Abbildungen. Halbleinen DM 6,80.

 

Bei der Auswahl der hier gesammelten Tiergeschichten aus aller Welt wurde vor allem darauf geachtet, dass nur wirklich gute, zum anderen nur solche Erzählungen aufgenommen wurden, die in erster Linie nicht das Jagen, sondern vor allem die Liebe zum Tier schildern. 37 Tiergeschichten machen uns mit zahlreichen Tiergattungen, ihren Lebensräumen und Lebensgewohnheiten bekannt. Jede dieser Geschichten wird mit einem besonderen Text ergänzt, der uns wissenswerte Einzelheiten über die betreffende Tiergattung vermittelt. Unter den Autoren finden wir Hermann Löns, Svend Fleuron, Alfred Brehm, Leo Tolstoi, Rudyard Kipling. Ein sehr empfehlenswertes Buch.

 

Und damit Schluss für heute. Gert und Ute.

 

 

Seite 5   Aus Bund und Gruppen

Beste Arbeit beim Schülerwettbewerb

Beim Schülerwettbewerb über ostdeutsche Themen aller Schulen in Lübeck wurde der Aufsatz von Margot Jablowski als fleißigste Schularbeit anerkannt. In ihrer Arbeit, die auch eigene Feder- und Buntzeichnungen enthält, beschäftigt sich Margot Jablowski ausführlich mit ihrer Geburtsstadt Elbing.

 

Was wissen wir vom dialektischen Materialismus.

 

Ein weiteres Seminar der DJO-Bundesgruppe Westpreußen zur Einführung in den „dialektischen und historischen" Materialismus ist für Pfingsten wiederum in Bonn vorgesehen. Das Interesse an unserem Osterseminar war so groß, dass nahezu die Hälfte aller Anmeldungen nicht mehr berücksichtigt werden konnte. Nähere Auskunft wird erteilt: DJO-Bundesgruppe Westpreußen, Bonn, Leipziger Str. 3.

 

Herbert David „cäsaren — präsidenten“, ein staatspolitisches Lesebuch. Kart. Preis 2,20 DM, Bezug durch Der Pfeil, Hameln, Bürenstraße 2. — Es ist das Buch für unsere staatsbürgerkundliche Unterrichtung, das nicht nur die DJO selbst herausgab, sondern das auch gerade auf junge Leser abgestellt ist. Im Vorwort heißt es: „Um kein ‚politischer Mehlsack' zu sein, der sich von einer in die andere Ecke stellen lässt, benötigst Du ein politisches Grundwissen. Diese Schrift will es Dir vermitteln". — Dieses so preisgünstige Buch umfasst etwa 100 Seiten, die von durchwegs humoristischen Illustrationen und Zwischentiteln aufgelockert und noch unterhaltender gestaltet sind.

 

 

Seite 5   Die Kogge. Jugend- und Kinderbeilage der Ostpreußen-Warte. Nummer 3.

Foto: Nidden, Wanderdüne. Foto: Hallensleben.

Solange es noch einen Flecken unberührter Natur auf Erden gibt, wird es wandernde Jugend geben, die den Steinwüsten der Zivilisation und dem Mahlwerk der Technik entflieht, um sich die Offenbarungen der Schöpfung zu entdecken und aus ihnen ihre Lebenskräfte zu empfangen.

 

Wird es Jugend geben, die von den Quellen der Berge, dem Wind über den Dünen und dem Grün der Wälder klare Augen bekommt, die Wunder der Natur auch in der kleinsten Blüte am Wegrain im rechten Verhältnis zu den Pseudowundern unseres Zeitalters zu sehen, die ohne zu zögern die Farbenpracht der 3-D-Leinwand eintauscht für ein armes Stück blühenden Rasens — und dennoch die Beschenktere sein wird.

 

Sie wird es sein, die das Antlitz des Menschen in die Zukunft, von der wir nicht wissen, wie sie sein wird, hinüberrettet. Allein aus ihr, wenn überhaupt, wird sich das Bild des Menschen erneuern. Veit Turm

 

 

Wandern abseits der Wege.

Ein unmodernes Thema. Heute fährt man oder man geht spazieren. Aber wandern? Welch ein verstaubter Begriff! Was soll bei den heutigen technischen Möglichkeiten damit gewonnen sein? Etwas, was uns die Technik nie ersetzen kann: das Erlebnis der Landschaft. Wir verlieren es mehr und mehr, je hastiger uns das Leben vorwärts treibt. Wandern aber heißt nicht eilen, sondern schreiten, hören und sehen. Lauschen in die Stille zwischen dem Geläut der Rinderglocken, dem Windrauschen, dem Schrillen der Grillen, den Vogelstimmen, sehen, wie sich der Weg an den Berghang legt, die Waldkulisse sich auftut, das Rot der Hofdächer sich mit dem vielfältigen Grün der Weiden und Acker streitet, achten auf die Blumen am Rain und darauf, wie sich Hügel, Berge und Wolken aufbauen und einfügen in die größere Melodie des Landes.

 

Wer so wandert, den kann leicht der Wunsch erfassen, noch freier zu werden. Abenteuerlust überfällt ihn, er setzt sich leichtsinnig und heiter über die Bindungen an Weg und Pfad weg, Bilder aus der Jugendzeit blitzen auf, er zieht ins Ungewisse. Den Hang hinauf, durch den Hochwald, durch die Dickung in Tal, den gewundenen Bachlauf entlang, wo die Libellen jagen und der Reiher fischt. Der Koppelzaun am andern Ufer ist kein Hindernis. Hoch wölbt sich ein Streifen alten Mischwaldes, und mitten drin liegt eine ungeahnte Schlucht. Aus den Tannenwipfeln kommt der dunkle Ruf des Wildtaubers, Fliegenpilze leuchten scharlachrot, und über dem Rinnsal wuchern die mächtigen Blätter der Pestwurz. Hinter dem Mantel des Waldes breitet sich eine sumpfige Lichtung. Über die Sauergräser, Binsen und Schachtelhalme ragen die Blüten der Orchideen. Ein Häher ruft aus der Buche, entfaltet die bunten Schwingen und schwebt davon. Heuduft zieht vom Hang herüber, wo die Bauern am Werk sind.

 

Nun wird der Boden wieder trockener. Das Kronendach schließt sich, die Füße treten weich in Moos und Streu, genießen die Wohltat des Waldbodens nach all den Monaten des Gehens auf Stein, Asphalt und Schotter. Von Schluchten umschlossen, leuchtet das Eiland eines Schlages auf. Ein Reh springt aus seinem schattigen Bett. Hoch wuchern Gras und blühendes Kraut, Tollkirsche und Rührmichnichtan, Nessel und Lattich, darüber hebt das Kreuzkraut seine gelben Blütenhände. Über allem steht der Duft der Minze. Um die alten Stöcke schimmern groß und lockend die Korallen der Erdbeeren. Sie sind süß und aromatisch und warm von der sirrenden Sonne. Über den Schlag taumeln die Perlmutterfalter, Kaisermäntel, Füchse und Pfauenaugen, bunt und rege.

 

Ein tief ausgefahrener Waldweg führt höher den Hang hinab. Die Sonne steht ??? (zwei Wörter nicht lesbar). Hinter Wiesen und ??? (ein Wort nicht lesbar) zieht sich ein Streifen Buschwald rings um das Moor. Birken und Föhren tasten hinein. Unter den Füßen gluckst und quillt es. Blaubereifte große Rauschbeeren hängen an den Büschen, dazwischen wölbt sich das Moos, hängen die Seggen, schießt das Schilf seine Lanzen gegen die Sonne. Plötzlich bricht es vor den Füßen jäh ab, der Spiegel dunklen Wassers schimmert aus schwarzem Mo hauptete und bewies, dass Erde und Planeten auf einer Kreisbahn die Sonne umwandern. Eine Revolution der Anschauungen wurde dadurch eingeleitet, die bis auf den heutigen Tag wirksam geblieben ist. Um diesen Großen hat es im 20. Jahrhundert lebhafte Auseinandersetzungen gegeben. Entfesselt wurden sie in Polen, wo man versuchte, Kopernikus als waschechten Polen zu deklarieren und wo man bis auf den heutigen Tag daran festhält. Selbst deutsche Zeitungen in der Sowjetzone feierten Kopernikus unlängst als .den genialen polnischen Astronomen". Man stützt diese These darauf, dass Thorn sieben Jahre vor Kopernikus Geburt der Schutzherrschaft Polens unterstellt wurde und auf andere Umstände. Geschichtliche Wahrheit indessen ist: Kopernikus Vorfahren stammen aus dem sdilesischen Dorf Köppernig. Sie wanderten nach Krakau, das um die Mitte des 15. Jahrhunderts eine Stadt nach deutschem Recht und mit deutscher Amtssprache war. Als Kopernikus in Thora geboren wurde, betrug der polnische Bevölkerungsanteil 7,5 Prozent. Als er starb, hinterließ er Aufzeichnungen in lateinischer oder deutscher Sprache. 1496 Student in Bologna, trat Kokemikus der dortigen deutschen Landsmannschaft bei. Kopernikus starb am 24. Mai 1543 in Frauenburg auf ostpreußischer Erde.rast herauf. Hier ruft kein Vogel. Aber war es nicht so, als müsse man einem Rufe nachlauschen, einem Laut, die zwischen Latschen und Moor brütende Stille zu durchbrechen, weil sie nicht mehr zu ertragen war?

 

Später, in der Stadt, erinnert man sich des feinen und heimlichen Zaubers jener Stunden abseits des Weges. Selbst die Erinnerung ist noch wie ein Geschenk, und man hatte doch nur den Weg verlassen, um eine Weile allein zu sein. Friedrich Czerny

 

 

Seite 6   Aus Bund und Gruppen

Landesspielschar Niedersachsen geht auf große Fahrt.

Bundesgruppenführer der Westpreußen Hugo Rasmus besuchte am Sonntag, den 15. April 1956, die DJO-Landesspielschar Niedersachsen bei einer ihrer Proben in Hameln an der Weser. Auf seinen Wunsch hin hat die Landesspielschar mehrere westpreußische Heimat-, Feier- und Jugendlieder eingeprobt, die er bei dieser Gelegenheit auf Tonband aufnehmen konnte. Der Chor, die Instrumentalisten und ihr Dirigent und Leiter Willi Homeyer hatten sich sehr viel Mühe gemacht und zeigten eine außerordentlich gute Leistung. Die erforderlichen Instrumental- und Chorsätze hat Willi Homeyer selbst erarbeitet.

 

Hugo Rasmus dankte allen Beteiligten für ihre Bereitschaft und für ihre beachtenswerte Leistung und wies darauf hin, dass das Lied in der DJO zugleich Ausdruck unserer Haltung und unseres Wollens ist und dass in der Pflege dieser Kunst Deutschland heute leider sehr arm ist. Die besondere Bedeutung dieser Spielschar liege darin, dass ihre Mitglieder aus dem gesamten Landesgebiet Niedersachsens zusammengezogen werden und daher auch in der Lage seien, das in der Spielschar erarbeitete Liedgut in die örtlichen Gruppen hinauszutragen und somit eine beachtenswerte Breitenwirkung zu gewährleisten.

 

Viel Anklang fand bei den Mitgliedern des Chores das von der Bundesgruppe Westpreußen herausgegebene Liederheft „Unser Lied".

 

Im Juli geht die Landesspielschar auf Fahrt nach Südtirol, wo sie mehrere Konzerte geben wird.

 

Wichtige Termine

 

16./17. Juni: Bundesjugendtag der DJO in Saarbrücken. Der ursprüngliche Termin (5./6. Mai) musste wegen der Kommunalwahlen verschoben werden.

 

16./17. Juni: Eine „Stunde der Besinnung" gestalten die DJO-Landesgruppen Hessen und Niedersachsen zum „Tag der Deutschen Einheit" am Mahnmal der DJO auf dem Ludwigstein.

 

21. Juli - 03. August: Volkstanzgrundlehrgang der DJO auf dem Heiligenhof.

 

03. - 16. August: Bundeslager der westpreußischen Jugend (Ferienlager für 11 – 15-jährige) in Meppen'Emsland.

Anmeldungen und Anfragen sind zu richten an: DJO-Bundesführung, Bonn, Leipziger Str. 3.

 

 

Drei Königsberger Sagen

Die wandernde Traube

In der Schlosskirche zu Königsberg, nicht weit von dem königlichen Stuhle, sieht man oben am Gewölbe eine Weintraube aus Kalk hängen. Diese hat der Maurermeister, der bei der Erbauung der Kirche gewesen und der dem Trunk verfallen war, nach vollendeter Arbeit dort angebracht, als ein Wahrzeichen, dass ihm von dem ganzen Verdienst nichts übrig geblieben. Es heißt nun, dass der Maurermeister, nicht eher selig werden könne, als bis die Traube ganz von selbst von ihrem Platz abgefallen sei. Einstmals, es war im Jahre 1647 am 16. Februar, löste sie sich plötzlich während der Predigt los und schwebte eine gute Handbreit von der Mauer in freier Luft. Das erfüllte viele der anwesenden Leute mit Furcht, und die Daruntersitzenden standen auf und gingen an einen anderen Ort, in der Meinung, die Traube werde jeden Augenblick ganz herunterfallen. Aber sie fiel nicht, sondern blieb weiter schweben, und am anderen Morgen sah man sie, ohne dass eines einzigen Menschen Hand sie berührt hatte, wieder fest an ihrem bisherigen Ort hängen.

 

 

Der heilige Brunnen

Nicht weit von der Roßgärtischen Kirche ist eine schöne und reiche Quelle, die man den heiligen Brunnen nennt. Man rühmt ihr nach, dass sie ehemals eine große wundersame Heilkraft besaß, durch die viele bresthafte Leute wieder ihre Gesundheit erlangten. Als dies die Eigentümerin des Brunnens, eine reiche und ausnehmend geizige Witwe namens Dorothea Gevadrov, erfuhr, ließ sie den Brunnen umbauen, um das heilsame Wasser gegen gutes Geld zu verkaufen. Das Wasser aber hatte seit dieser Zeit seine Wunderkraft verloren und es konnte niemand mehr davon genesen. Die Frau bereute die gehabten Unkosten, und als weitere Strafe ging ihr Reichtum zurück, dass die bald arm und elend war.

 

 

Die sonderbare Leiter am Dom

Wenn man von der Akademie nach dem alten Collegium zugeht, fand man früher an der Domkirche einen hervorstehenden Backstein, auf den man sich getrost stellen konnte. Davon erzählt man: Beim Bau der Kirche, den man ohne Gerüst ausführte, bereitete es stets sonderliche Schwierigkeiten, um den oben beschäftigten Leuten das Essen hinaufzureichen. Da hat der Maurer etwas Kalk an die Mauer geworfen und einen Backstein daran gelegt, der sofort dergestalt festklebte, dass man auf ihn hinaufsteigen und den Arbeitsleuten das Essen emporreichen konnte.

 

 

Weißt du ...

... dass die Deutschritter-Stadt Kulm in Westpreußen noch im Mittelalter gegen Ostpreußen hin von buchstäblich undurchdringlichen Wäldern „abgeschirmt" wurde.

 

... dass Danzig schon vor der Deutschritterzeit durch Urkunden nachgewiesen ist. Die erste bekanntgewordene Urkunde datiert aus dem Jahre 997.

 

... dass die ostpreußische Stadl Biala während der Inflationszeit nach dem ersten Weltkrieg eigenes Notgeld herausgegeben hat, auf dem der bedeutungsvolle Satz zu lesen war: „Biala — eine deutsche Stadt, die keinen einzigen Polen hat“.

 

... dass man in den Masuren auch in der Gegenwart noch die alte Sitte pflegte, kleinen Kindern als symbolischen Schutz gegen Krankheiten ein Stahlstück zwischen die Windeln zu legen?

 

 

Seite 6   Gedenkblatt des Monats

Nikolaus Kopernikus. (Zeichnung: Nikolaus Kopernikus, geb. 19. Februar 1473 in Thorn.

Am 19. Februar 1473 wurde dem Großkaufmann Niklas Koppernigk und seiner Ehefrau Barbara Watzenrode, Tochter eines angesehenen Thorner Schöffenmeisters, ein Sohn geschenkt: Nikolaus Koppernigk. Er wurde später Domherr im ostpreußischen Frauenburg und hinterließ der Welt nach 40-jährigem Forschen ein Erbe, das das Weltbild voraufgegangener Jahrtausende und das der Bibel aus den Angeln hob. Er behauptete und bewies, dass Erde und Planeten auf einer Kreisbahn die Sonne umwandern. Eine Revolution der Anschauungen wurde dadurch eingeleitet, die bis auf den heutigen Tag wirksam geblieben ist.

 

Um diesen Großen hat es im 20. Jahrhundert lebhafte Auseinandersetzungen gegeben. Entfesselt wurden sie in Polen, wo man versuchte, Kopernikus als waschechten Polen zu deklarieren und wo man bis auf den heutigen Tag daran festhält. Selbst deutsche Zeitungen in der Sowjetzone feierten Kopernikus unlängst als „den genialen polnischen Astronomen". Man stützt diese These darauf, dass Thorn sieben Jahre vor Kopernikus Geburt der Schutzherrschaft Polens unterstellt wurde und auf andere Umstände.

 

Geschichtliche Wahrheit indessen ist: Kopernikus Vorfahren stammen aus dem schlesischen Dorf Köppernig. Sie wanderten nach Krakau, das um die Mitte des 15. Jahrhunderts eine Stadt nach deutschem Recht und mit deutscher Amtssprache war. Als Kopernikus in Thora geboren wurde, betrug der polnische Bevölkerungsanteil 7,5 Prozent. Als er starb, hinterließ er Aufzeichnungen in lateinischer oder deutscher Sprache. 1496 Student in Bologna, trat Kopernikus der dortigen deutschen Landsmannschaft bei. Kopernikus starb am 24. Mai 1543 in Frauenburg auf ostpreußischer Erde.

 

 

Seite 6   Wolf der Struter. Erzählung aus der Zeit des Deutschritterordens in Ostpreußen. Von Max Worgitzki. Copyright by Holzner-Verlag, Würzburg. 2. Fortsetzung.

„Verlasst Euch drauf, Niklas!“ Noch ein Händedruck, der das Wort zum Schwur werden ließ, dann sprengte der Struter die Straße entlang zum Dorf hinaus.

 

Am Abend des übernächsten Tages näherte sich der Stätte, die vordem ein lebensvolles Dorf gewesen und jetzt nur noch ein wüster, hier und da noch rauchender Trümmerhaufen war, ein Zug todmüder Menschen und Pferde. An seiner Spitze ritten Wolf der Struter und Henke, der Wartsmann des Wachthauses an der Roduppe. Neben ihnen schritten Jörge, der Sohn des Schulzen Niklas. Dann folgte ein Häuflein unsagbaren Elends. Frauen, Kinder und einige wenige Männer. Zerfetzt die Kleider und halbnackt, von Striemen bedeckt, blutüberronnen, so wankten sie mühsam, wie betäubt vorüber. Das war alles, was den Überfall des Dorfes überlebt hatte und gerettet wurde. Den Beschluss bildeten die zwölf riesigen Knechte des Wartsmannes. Nicht einer war unter ihnen, der nicht die Ehrenzeichen eines grimmigen Streites trug.

 

Wolf hatte sein Wort gehalten. Der Heimweg war den Sudauern zu bitterem Leid geworden. Als Wolf in jener Nacht das Wachthaus an der Roduppe erreicht hatte, war Henke schon bereit. Die Rosse standen gesattelt, und die Knechte harrten bewaffnet des Befehls zum Aufbruch. Denn gegen Westen stand der Himmel in Flammen und warf seine feurige Warnung weit über das Land: Feindio! Aber die Schar der Ordensleute war winzig. So wurden Boten ausgeschickt, die nächst lagernden Struter herbeizuholen, der Preuße Jodelay und der rote Willim mit ihrer Bande waren in wenigen Stunden erreichbar. Sie trafen auch pünktlich an der verabredeten Stelle ein und legten sich mit den Ordensleuten am Saum der Wildnis auf die Lauer.

 

Nichts ahnend, gingen die Sudauer in ihr Verderben. Kaum war der Zug von der Dämmerung des hohen Waldes aufgenommen, da raste es von allen Seiten mit wütendem Geschrei heran. Und ehe die überraschten noch recht an Gegenwehr denken konnten, lag ein gut Teil von ihnen bereits erschlagen am Boden. „Vorwärts", schrie der Führer der Sudauer; er gedachte, seine Krieger tiefer im Walde zu ordnen. Aber da hielt vor ihm auf dem engen Pfad Wolf der Struter, hoch zu Ross, starr und schrecklich anzusehen wie Pikolos, der Gott des Todes. Sein langes Schwert schnitt pfeifend durch die Luft, und der Kopf des Sudauers sprang in hohem Bogen ins Dickicht. Ein Geheul des Schreckens gellte auf: „Der Wolf der Wildnis!" und hetzte das Heidenvolk in irre Flucht. Wenigen nur gelang sie, alle andern schlug erbarmungslos das Strafgericht der Ordensknechte und Struter. Wolf aber hielt immer noch auf dem engen Pfad. Er hatte seinen Bogen von den Schultern gerissen, den er meisterte wie nur je ein litauischer Jäger, und Pfeil um Pfeil schnellte von der klingenden Sehne. Nicht einer verfehlte sein Ziel.

 

So war die Untat vergolten, und freudigen Mutes geleiteten die Sieger das Häuflein der Befreiten in ihr Heimatdorf zurück. Doch als sie es jetzt erreicht hatten, erstarrten sie in Schmerz und Grauen. Nicht ein Haus hatte der gefräßige Brand verschont. Nur die Bäume standen noch und reckten ihre kahlen schwarzen Äste klagend zum Himmel auf. Leichen von Frauen und Kindern lagen überall umher auf der Straße und in den Höfen. Am Eingang zum Dorf aber türmte sich der Wall der erschlagenen Männer. Und vor ihm, so wie sie im Kampfe gestanden hatten, den Genossen voran und eng beieinander, lagen Niklas, der Schulze, und seine beiden Söhne.

 

Jörge kniete schluchzend an der Leiche seines Vaters. Wolf sprang vom Pferde und trat zu ihm. Er legte seine Hand tröstend auf das Haupt des Knaben und schaute lange in das stille, weiße Gesicht des toten Freundes. Warum nur hatten sie sich seinem Rat verschlossen! Der Ruf der Heimat war doch stärker gewesen als alle kühl wägende Vorsicht. So hatten sie ihr Leben darangesetzt und hatten es verloren.

 

„Henkel!" rief Wolf mit harter Stimme und hob die Hand, „das muss ein Ende haben! Und ich schwöre Euch, in Jahresfrist bricht kein Raubtier mehr durch die Wildnis. Schafft es der Orden nicht, so schaffen wir's, die Struter!"

 

„Das ist ein Wort, Wolf!" rief der rote Willim, und Jodelay und alle übrigen Struter nickten grimmig Zustimmung.

 

„Auf uns kannst du dich verlassen!" Auch Henke nickte und streckte Wolf die Hand hin.

 

„Ihr habt recht, Wolf. Es muss ein Ende sein! Und an uns soll's gewiss nicht fehlen!"

 

Dann ließ der Wartsmann die Männer zu sich kommen, die sie den Sudauern entrissen hatten.

 

„Ihr Männer", sprach er zu ihnen, „lasst uns jetzt gemeinsam den armen Toten die letzte Ruhestätte bereiten. Wir alle wollen euch helfen. Dann aber sagt mir, was gedenkt ihr weiterhin zu tun? Wohin wollt ihr euch wenden, dass meine Knechte euch sicheres Geleit geben?"

 

Die Männer standen vor ihm in bedrücktem Schweigen und schauten sinnend zu Boden. Endlich hob der älteste von ihnen sein Gesicht zu dem Wartsmann auf. Bleich war es und von schwerem Leid gezeichnet. Ein blutiges Tuch umwand seine Stirn, darunter aber blickten die Augen entschlossen und seine Stimme klang fest und stark.

 

„Herr Henke! Viel hat uns Gott der Herr gegeben, viel hat er uns jetzt genommen. Auch ich stehe allein da. Mein Weib, meine Kinder..." Er stockte einen Augenblick, dann fuhr er mit gehobener Stimme fort: „Aber Gott hat uns dank Wolf und Euch und allen Euren Mannen das Leben gelassen. Und, was mehr ist und länger dauert als das Leben des Menschen, unser Land, unsere Erde. Sie schreit nach unserer Hände Arbeit. Sollen wir sie verlassen? Drum will ich meinen Genossen sagen: Lasst uns hierbleiben! Wir fangen von neuem an und bauen wieder auf, was zerstört ist!"

 

Die Dorfleute sahen gespannt auf ihren Sprecher, und manche bange Frage schlug ihm entgegen. Er aber redete unbeirrt weiter: „Wir sind nur noch unserer elf. Aber die Heidenhunde werden so bald nicht wiederkommen. Und wenn sie es doch noch einmal wagen, sind unsere Lücken längst ausgefüllt. Denn es gibt noch genug Männer, die die Erde lieben und den Pflug zu führen wissen und auch das Schwert. Darum wollen wir getrost hier bleiben, wohin uns der Herrgott gestellt hat“.

 

Als der Sprecher geendet hatte, streckten sich ihm zehn Hände entgegen. Das hieß: wir bleiben.

 

Der Wartsmann blickte erstaunt und voll Bewunderung auf die kleine Schar. Manch Wort des Bedenkens und der Warnung lag ihm sprungbereit auf der Zunge. Aber er hielt es zurück. Denn das Volk soll Gott danken das solche Bauern sein eigen nennt.

 

Jetzt aber trat Jörge vor. Er schlug die Augen zu Boden und sprach mit leiser, bittender Stimme zu seinen Dorfgenossen:

 

„Ich bitte euch, vermerkt es mir nicht übel, aber ich kann bei euch nicht bleiben“.

 

Die Männer blieben stumm und schauten in tiefem Mitgefühl auf den Knaben. Wolf aber stellte sich neben ihn und schlang den rechten Arm liebevoll um seine Schultern.

 

„Du bleibt bei mir, Jörge!"

 

Jörge schaute voll und ernst zu dem Struter auf.

 

„Ja! Ich gehe mit Euch“.

 

Hoch am Ufer der Roduppe lag die Wachtbude des Wartsmanns Henke. Ein Ringwall, mit einem starken Pfahlwerk bewehrt, krönte den steil ansteigenden Hügel. In seinem Rund stand in der Mitte das Blockhaus, aus gewaltig dicken Stämmen gezimmert. Der massige Turm lehnt sich an den Südgiebel des Hauses. Ein rechter Luginsland, denn vier Stockwerke hoch überragte

er die Kuppe des Hügels und bot dem Wächter oben auf der Plattform einen herrlichen Rundblick. Meilen und Meilen weit vermochte von dort aus das Auge zu schweifen. Nach Norden und Westen über die grüne fruchtbare Ebene des Natangerlandes, im Osten und Süden über das endlose Wipfelmeer der Wildnis. Dann gab es da noch einen langen, niederen Schuppen, der vom Hause ab an den Wall gerückt war und als Pferdestall und Vorratshaus diente.

 

Dort oben hauste Herr Henke mit seinen zwölf Mannen und spähte wie ein Adler mit scharfem, allzeit wachem Blick über das Land. Von dort aus hatte er so manchen kühnen Stoß unternommen, wenn sich eine nicht allzu große Schar der Feinde fürwitzig seiner Feste näherte, und auch manchen Ansturm gewaltiger Übermacht hatte er zu trotzen gewusst. Heute aber saß er friedlich in seinem winzigen Wohnstübchen und unterhielt sich eifrig mit seinem Gast, Wolf, dem Struter.

 

„Das sind kühne Pläne", sagte Herr Henke soeben, „Gott gebe es, dass sie gelingen mögen!"

 

„Gott wird es geben, Henke!" erwiderte der Struter, „aber zuvor will ich jetzt meinen armen kleinen Schützling versorgen, da bin ich Euch recht von Herzen dankbar, dass Ihr mir helfen wollt“.

 

Wolf erhob sich, öffnete die Tür und rief Jörge herein, der oben auf dem Wall stand und seinen Blick über das wohlbekannte Land wandern ließ.

 

 

Seite 7   Menschen – Wege – Schicksale.

Erbauer Jülichs – ein Ermländer. Dem Gedenken Paul Bartlewaskis

Am 14. März 1956 starb Sparkassen- und Bankdirektor a. D. Paul Bartlewski in Jülich. Sein Lebenslauf: Am 6. Januar 1888 geboren in Bischofsburg, Kreis Rößel. Er sprach es aber wie alle echten Ostpreußen „Reßel“ aus. Nach Besuch der Volksschule Sparkassenlaufbahn. 1916 Leiter der Sparkasse in Rößel. 1918 Revisionsleiter des Sparkassen- und Giroverbandes für Ost- und Westpreußen. Sparkassenleiter in Bischofsburg. 1921 - 1933 Leiter der Kreissparkasse in Dt. Krone, wo er eine florierende Kreisbank aufbaute. Die Machtübernahme des Nationalsozialismus brachte bereits am 27.03.1933 seine Amtsenthebung. Sofort 1945 stellte er sich der neuen Heimat zur Verfügung, zunächst für kurze Zeit als Sparkassendirektor in Lippstadt, dann ab 15. September 1946 als Direktor der Kreis- und Stadtsparkasse in Jülich. Gattin und eine blühende Tochter Ursula, Ärztin und jungverheiratet, gingen ihm 2 Jahre im Tode voraus; Tochter Gisela ist Fachärztin in Aachen. Sohn Paul, Arzt, kehrte im Januar erst nach langer Gefangenschaft aus Workuta in Sibirien heim. Als Bartlewski das gesetzliche Ruhealter am 01.04.1953 erreicht hatte, wurde seine Dienstzeit wegen seiner hervorragenden Qualitäten um ein Jahr verlängert.

 

Der letzte Satz lässt bereits erkennen, was den Lebenslauf des Verstorbenen weit über andere hinaushebt. Die Stadt Jülich war bekanntlich zu 98 Prozent zerstört. Bartlewski musste seine Arbeit in einem Keller beginnen. Aber er war sehr klug, tatkräftig und lebenserfahren. So gelang es ihm, die notwendigen finanziellen Mittel zu beschaffen und richtig zu verteilen. Bürokratische Bedenken kannte er nicht und „meisterte Aufgaben, an deren so schnelle Erledigung niemand geglaubt hätte“ (Jül. Volksztg. Nr. 64). Ich hatte Gelegenheit, durch alljährliche Besuche das Wachstum der Stadt festzustellen, die sich buchstäblich wie ein Phönix aus der Asche zu ihrem jetzigen Glanze erhob. Daher klang es auch keineswegs übertrieben, wenn nicht nur bei seiner Pensionierung von der Presse aller Parteien, sondern auch in sämtlichen Grabreden Bartlewski als der „Erbauer Jülichs“ gefeiert wurde.

 

Als Freund und treuer Ostpreuße glaubte ich, am Grabe folgenden Gedanken Sprache verleihen zu sollen: Vor 700 Jahren zogen aus allen deutschen Stämmen deutsche Jungmänner, meistens die zweiten und folgenden Söhne, „nach Ostland". Es waren die Besten, die den weiten und gefährlichen Weg von 1000 km, den Kampf im fernen Prussenland, mühevollste Arbeit und Not nicht scheuten. In diesem Schmelztiegel des Blutes aller deutschen Stämme bildete sich ein neuer Menschentyp, der sich alle Jahrhunderte hindurch sehen lassen konnte. Und in besonderem Maße bot sich ab 1945 Gelegenheit dazu. Da teilten sich unsere Landsleute in 2 Gruppen. Die einen lebten stark in der Vergangenheit und konnten nur vergleichen — es ist glücklicherweise nur eine ganz kleine Gruppe. Die anderen aber, weitaus die meisten, krempelten die Ärmel hoch und packten zu, wo sich eine Arbeit bot. Freudig und zäh benutzten und benutzen sie die Gelegenheit, der neuen Heimat, aus der ihre Urväter vor 7 Jahrhunderten ausgezogen waren, ihren Dank durch energische Mitarbeit abzustatten und sich still einzureihen. Bartlewski (der Name ist polonisiert aus Bartels) hat es in Jülich getan und sich hohen Ruhm erworben. Reguiescat in pace! Dr. Max Rohwerder

 

 

Tessa Wolter-Felder 75 Jahre

Die weit über ihre ostpreußische Heimat hinaus bekannte und beliebte Schauspielerin Tessa Wolter-Felder begeht am 30. Mai ihren 75. Geburtstag. Es ist heute ruhig geworden um die einst so gefeierte Künstlerin, die ihren Lebensabend in Weimar, im Hause der Marie-Seebaldstiftung verbringt.

 

Ihr erfolgreicher künstlerischer Weg führte sie auf Umwegen über das Residenztheater Hannover, das Deutsche Theater Hannover, das Stadttheater Bremen und das Bellevuetheater Stettin zurück in ihre Heimat an das Schauspielhaus Königsberg/Preußen, dem sie von 1911 bis 1925 unter den Direktoren Geißel, Leopold Jeßner und Dr. Fritz Jeßner angehörte. Hierauf folgten zwei Jahre Stadttheater Riga, danach Berlin. Von 1929 bis 1945 war Tessa Wollte-Felder am Ostmarken-Rundfunk und dem späteren Reichssender Königsberg tätig und erfreute sich hier als Sprecherin großer Beliebtheit. Allen ostpreußischen Landsleuten wird ihre Stimme in angenehmer Erinnerung bleiben.

 

 

Norddeutsche Künstler-Einung stellt aus

Braunschweig. Die „Norddeutsche Künstlerinnung e. V. Lüneburg" veranstaltet vom 6. Mai bis 3. Juni 1956 eine Kunstausstellung in den Oberlichtsälen des städtischen Museums in Braunschweig.

 

 

Father Reichenberger in Detmold

Father Dr. h. c Reichenberger, der Anwalt und Sprecher der Vertriebenen und Entrechteten, der unentwegte Kämpfer für die Menschenrechte, befindet sich z. Zt. auf einer Vortragsreise durch die Bundesrepublik. Am 10. Mai wird er in der Stadthalle von Detmold über das Thema „10 Jahre nach Potsdam" zu den Heimatvertriebenen sprechen. Dr. Reichenberger lebt seit seiner Rückkehr aus den USA in Graz.

 

 

Seite 7   Ein Herz stand still. Von Herbert Wensky.

Foto: Diese beiden Riesenzylinder waren einmal das Herz des 10 000-Tonnen-Flüchtlingsschiffes

Die Wandergesellschaft war auf dem breiten Rücken der Egge angelangt und nahm in dem kleinen Kruge Platz. Fast ehrfürchtig blickte man zu der hängenden Petroleumlampe empor, die in vergangene Zeiten hineinleuchtete. Als man den ersten Hunger und Durst gestillt hatte, taute allmählich das Gespräch auf: „Unser Herz hat beim Aufstieg ganz schön geklopft. Ich wundere mich nur immer wieder über die kleinen Mopeds: mit welcher Schnelligkeit die das schaffen. Dabei ist ihr Herz kaum so groß wie diese Tasse“.

 

Das forderte einen weiteren Vergleich heraus. Ein junger Mann hob sein Helles empor und meinte: „Wenn der Zylinder des Motors noch nicht so groß ist wie dieses Glas, fegt man mit 80 Sachen über die Straßen und nimmt die Egge spielend“.

 

Der Ostvertriebene Anton Jurgeit kramte in seiner Brieftasche und reichte dann eine Aufnahme herum. „Seht euch das mal an! Kann sich in solch einem Zylinder nicht ein Erwachsener verstecken?"

 

Man war neugierig geworden. Und er begann: „Noch vor kurzem war ich in einer Hafenstadt und sah diese beiden Riesenzylinder am Kai liegen. Als ich mich erkundigte, welchem Schiff dieser Motor gehört hatte, durchfuhr es mich wie ein Blitz. Dieses Herz klopfte einmal in jenem Schiff, das mich im Januar vor elf Jahren im härtesten Winter von Ostpreußen nach dem Westen gebracht hatte. Damals schlug es noch so ruhig und stark wie das von zweitausend Pferden zusammen. Und als ich es wiedersah, wurde es zur Verschrottung verladen. Was wir damals erlebten, verfolgt mich noch in mancher schlaflosen Nacht. Sonst ist oben der Himmel und unten die Hölle. Damals fuhren wir durch die Hölle hindurch. Grelle Feuerstöße kamen von oben und allen Seiten; unten lauerten die heimtückischen Minen. Sonst ist der Kirchhof dort, wo man eine Handvoll Erde nachwerfen kann; auf See war er überall. Wie einsame Kreuze schauten die Mastspitzen versunkener Schiffe aus dem Wasser heraus. Unsere kleine Anni blickte am Tage mit fiebrigen Augen in die aufgeregten Wogen und fuhr dann nachts jäh aus dem Schlaf. „Mutti, sind wir schon untergegangen?" Meine Frau tröstete: „Hör doch mal, mein Kind, das Herz des Schiffes schlägt ja noch“. Nicht laut, aber unüberhörbar dröhnte ein dumpfer Takt durch das schwere Schiff.

 

Am Tage schaute ich durch ein geöffnetes Luk in den heißen Maschinenraum hinunter. Leicht hatte es das Herz nicht. In einem Brodem von Dampf und Dunst verrichtete es keuchend seine Arbeit.

 

Als wir dann mit dem Glücksgefühl von Bord gingen, eine Todesfahrt überstanden zu haben, fuhr meine Hand wie streichelnd über die eiserne Reling: „Gib den Dank weiter an das starke, klopfende Herz da unten!"

 

Nach etwa vierzehn Tagen kam mein Freund aufgeregt ins Haus: „Kinder, habt ihr Glück gehabt! Der 10 000-Tonner, der euch hierher gebracht hat, ist nun auch draußen untergegangen!" Mein Herz stand einen Augenblick still ... das des Riesen für immer.

 

Nach etwa zehn Jahren hat man den Dampfer da unten gesprengt und den Motor herausgeschnitten. Ihr seht es: Schrott!

 

An jenem Abend hatte ich keine Ruhe. Als es schon fast dunkel war, zog es mich noch einmal zu dem stillliegenden Hafen. Die großen Zylinder des Dieselmotors waren verschwunden. Schwerfällig, fast unwillig löste sich der Dampfer, der das tote Eisen in sich trug, vom Kai. Ein bekanntes, dumpfes Pochen klang aus seinem Innern: ein Herz war still geworden ... ein anderes schlug weiter“. Zu der kleinen Runde hatte sich das Schweigen gesellt. Gespannter als sonst hörte man auf das Hämmern der kleinen und das Brummen der großen Motoren, so, als hätte jeder von ihnen etwas zu erzählen.

 

 

Seite 7   Neunzigjährige Ostpreußin, trotz Schicksalsschlägen rüstig und lebensfroh.

Veerssen. Am 23. April vollendete die Witwe Luise Wirsching geb. Grunwald ihr 90. Lebensjahr. Die noch sehr rüstige Altersjubilarin ist am 23.04.1866 in der ostpreußischen Stadt Insterburg geboren. Nach ihrer Heimat wohnte sie mit ihrer Familie jahrzehntelang in Königsberg. Schon im ersten Weltkrieg gab es bittere Erlebnisse. Im Juli 1914 hatte die Familie Wirsching eine Reise nach Russland unternommen, um Verwandte zu besuchen. Der Kriegsausbruch überraschte sie dort, und alle wurden vier Jahre in Samara an der Wolga interniert. Im Frühjahr 1918, gelang aber die Flucht und die Rückkehr nach Königsberg. 1945 griff das Schicksal abermals hart in das Leben der Familie ein. Hab und Gut ging in der alten ostpreußischen Heimat verloren. Nach langen Wirren hat sich die Familie schließlich im Munster-Lager wieder zusammengefunden. Dort wurde 1949 die diamantene Hochzeit gefeiert. Doch wenige Monate danach starb der frühere Oberpostassistent Wirsching, und 1954 ist die verwitwete Altersjubilarin mit Tochter und Schwiegersohn von Munster-Lager nach Veerßen übergesiedelt. Im Kreise ihrer Kinder, 3 Enkel und 6 Urenkel erlebt die 90-jährige viel Freude.

 

 

Seite 7   Wie das Leben so spielt

Melle. Nach mehr als elf-jähriger Trennung konnte die 58 Jahre alte Ehefrau Minna Grigat in Mohrkirch-Osterholz (Angeln) jetzt ihren Ehemann Ewald in die Arme schließen, der als verschollen gegolten hatte. Ewald Grigat hatte sich nach seiner Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft zunächst in der sowjetischen Besatzungszone und dann in Düsseldorf aufgehalten, ohne zu wissen, wo seine Ehefrau nach der Flucht aus Ostpreußen lebte. Erst vor wenigen Tagen erfuhr er ihre Anschrift über die Heimatortskartei der Landsmannschaft Ostpreußen.

 

 

Seite 7   Tragisches Ende eines Ostpreußen. Ein Schicksal unserer Zeit.

Bad Oldesloe. Bisher ungeklärt ist das Schicksal des 40-jährigen Maurers Otto Lau, dessen Jackett mit einer leeren Lohntüte am 13. März 1956 am Ufer der Trave aufgefunden wurde. Die Kriminalpolizei vermutet, dass er Selbstmord begangen hat, als er die Nachricht erhielt, dass seine totgeglaubte Ehefrau mit vier Kindern in Westfalen lebt.

 

Die Suche nach dem wahrscheinlich Ertrunkenen blieb bisher ergebnislos. Lau ist Vertriebener aus Ostpreußen. Vergeblich suchte er nach seiner Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft im Jahre 1946 nach seiner Familie. Bekannte aus seinem Heimatort berichteten ihm, dass seine Frau an Typhus gestorben sei. In Mecklenburg lernte er dann ein junges Mädchen kennen, mit dem er inzwischen ebenfalls vier Kinder hat und das er in nächster Zeit heiraten wollte. Er wartete nur noch auf die Todeserklärung seiner ersten Frau, für die er eine Bescheinigung der Heimatauskunftei in Neumünster benötigte. Dort aber lag bereits ein Suchantrag seiner Frau vor und Lau erfuhr, dass diese nicht gestorben war, sondern mit den vier Kindern bei Kriegsende nach Litauen verschleppt und 1951 als Flüchtling aus Polen nach Westfalen gekommen war.

 

Die Kriminalpolizei in Bad Oldesloe vermutet, dass Lau diesem seelischen Schock nicht gewachsen war. Er habe plötzlich zwei Frauen und acht Kinder gehabt und als letzten Ausweg wohl nur noch den Selbstmord gesehen.

 

 

Bundestreffen Westpreußen

Das Bundestreffen 1956 der Landsmannschaft Westpreußen findet in diesem Jahre am 7. und 8. Juli in Hannover statt. Die Kreis- und Ortsgruppen werden gebeten, Gemeinschaftsfahrten zu organisieren, um den Landsleuten durch eine verbilligte Reise die Teilnahme an dem Bundestreffen, das ein machtvolles Bekenntnis zu unserer westpreußischen Heimat werden soll, zu ermöglichen.

 

 

Tag der Danziger

Der „Tag der Danziger 1956" findet am 4. und 5. August in Lübeck statt.

 

Bundestreffen der Insterburger

Das Bundestreffen der Insterburger findet in diesem Jahre am 3. Juni in Hamburg in der Ernst-Merk-Halle statt.

 

 

Seite 7   50 Jahre

Sackheimer Mittelschule — Königsberg/Pr.

Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Sackheimer Mittelschule-Königsberg/Pr. als Mittelschule veranstaltet die Vereinigung des ehem. Sackh. Mittelschüler-Kbg. ihr Jahreshaupttreffen 1956 am Sonntag, den 10. Juni 1956 in Duisburg. In einer großen Feierstunde, die am Vormittag 10.30 Uhr, in der Aula der Patenschaftsschule, der Knabenrealschule-Duisburg „An der Wacholderstraße", in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit mit deren Lehrerkollegium und der Schülerschaft stattfindet, wird u. a. auch der letzte amtierende Rektor, Herr Mittelschulrektor i. R. Willi Zeil sprechen, der auch die Schirmherrschaft über diese Veranstaltung übernommen hat.

 

Am Nachmittag desselben Tages, 15.30 Uhr, findet die Generalversammlung der Vereinigung ehem. Sackheimer Mittelschüler-Kbg. im Restaurant „Schützenburg", Duisburg, Friedrich Wilhelm-Str. 71 (3 Min. vom Hauptbahnhof) statt und im Anschluss daran ein gemütliches Beisammensein.

 

Alle ehem. Sackheimer Mittelschüler, Schülerinnen und die Damen und Herren des ehem. Lehrerkollegiums rufen wir auf, ihre Treue zu unserer Schule durch Ihre Anwesenheit und Teilnahme zu beweisen und laden Sie herzlichst ein. Meldungen bitten wir bis zum 15. Mai d. Js. an den 1. Vorsitzenden, Schulk. Herbert Minuth, Düsseldorf-Suitbertus-Str. 34, zu richten.

Der Vorstand der Vereinigung ehem. Sackh. Mittelschüler Königsberg/Preußen.

 

 

Seite 7   Ostpreußen Heimattreifen Ostpreußen Westpreußen.

Heimatkreistreffen Osterode

Das Heimattreffen des Kreises Osterode für das Land Nordrhein-Westfalen findet am 1. Juli in Herne/Westf., Kolpinghaus, statt. Näheres wird noch bekanntgegeben.

 

Tags zuvor treffen sich die Angehörigen der ehem. Pz.-Jäger-Abt. 21, früher Osterode/Ostpr., ebenfalls im Kolpinghaus. Die Pz.-Jäger-Abt. bestand aus Stab, 3 Komp. und 1 Nachrichtenzug. Jede dieser Abteilungen war ein Körper für sich. Es wird gehofft, durch dieses 1. Treffen das Schicksal vieler Vermissten zu klären.

 

Bundestreffen der Königsberger

Das diesjährige Bundestreffen der Königsberger findet am Sonntag, dem 3. Juni, in Hamburg, Ernst-Merck-Halle (am Park „Planten und Blomen", in unmittelbarer Nähe des Dammtorbahnhofs) statt.

 

Der Tag beginnt um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst, gehalten von Herrn Pfarrer Hugo Linck in der schönen Festhalle A (dicht neben der Ernst-Merck-Halle).

 

Nach der Begrüßungsansprache des ersten Kreisvertreters, Herrn Konsul a. D. Hellmuth Bieske, wird Herr Erich Grimoni, Mitglied des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen und Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, das Wort ergreifen. Die Ansprachen bei dieser Kundgebung, die um 11.30 Uhr beginnt, werden umrahmt von Darbietungen des Ostpreußenchores Hamburg und eines Blasorchesters. Am Nachmittag und am Abend wird in der Festhalle A ein buntes Programm mit beliebten Künstlern vom ehemaligen Reichssender Königsberg und vom Norddeutschen Rundfunk Alt und Jung erfreuen. Ihre Mitwirkung bei diesem bunten Programm, das unter dem Motto „Vom Ostseestrand zur Waterkant" steht, haben bereits zugesagt: Marion Lindt, Eugen Wilcken, Ursula Zollenkopf (Alt), Carl Bay (Bass-Bariton), ferner das Kinderballett von Harry Gondi und Harri Gondi selbst als Ansager.

 

Es wird darauf hingewiesen, dass Sonderzüge nicht eingesetzt werden, da die von der Bundesbahn geforderte Mindestteilnehmerzahl nicht zu erreichen ist. Dagegen werden die auswärtigen Teilnehmer auf folgende Fahrpreisermäßigungen aufmerksam gemacht: Einzelreisende benutzen, soweit möglich, die um 33 ½ % ermäßigten Sonntagsrückfahrkarten, die von Sonnabendmittag 12 Uhr bis Montag 24 Uhr Gültigkeit haben. Diese Sonntagsrückfahrkarten gelangen allerdings nur in bestimmten ausgewählten Verbindungen zur Ausgabe, die durch Aushang auf den Bahnhöfen bekanntgemacht sind.

 

Allgemeine Rückfahrkarten werden für alle Verbindungen ausgegeben, je nach der Entfernung mit 10 - 35%-iger Ermäßigung.

 

In diesem Zusammenhang wird noch darauf hingewiesen, dass am 3. Juni der Sommerfahrplan der Bundesbahn in Kraft tritt, der wesentliche Fahrplanverbesserungen und den Fortfall der 3. Wagenklasse bringen wird.

 

Mitglieder von örtlichen landsmannschaftlichen Gruppen werden gebeten, sich wegen verbilligter Gemeinschaftsfahrten an die Leiter ihrer Gruppen zu wenden. Diese sind aufgerufen worden, Gemeinschaftsfahrten nach Hamburg vorzubereiten und zwecks Vergrößerung der Teilnehmerzahl auch Landsleute aus den Kreisen Allenstein und Osterode hinzuzuziehen, da auch diese Kreise am gleichen Tage Heimattreffen in Hamburg durchführen.

 

 

Seite 8   Eltern suchen ihre Kinder

Tausende ostpreußische Eltern und Angehörige suchen noch immer Ihre Kinder, die seit der Vertreibung aus der Heimat verschollen sind. Wer Auskunft geben kann, schreibe bitte sofort an den Kindersuchdienst Hamburg – Osdorf, Blomkamp 51 unter Angabe von Namen, Vornamen, Geburtsdatum und Ort des Kindes sowie die gleichen Angaben der Angehörigen und ihre Heimatanschrift von 1939. Landsleute, helft mit, das Schicksal der Vermissten aufzuklären.

 

Gesucht werden:

 

Vermutlich aus Allenstein Ostpreußen: Waltraut Maszewski, geboren am 18. Januar 1936 und Brigitte Maszewski, geboren am 12. September 1934, von ihrem Stiefvater Philipp Heinrich Sauer.

 

Aus Brandenburg, Kreis Heiligenbeil, Langgasse 12, Ruth Kutschka, geboren am 7. April 1940 in Brandenburg/Ostpreußen, von ihrem Vater Walter Kutschka, geboren am 23. Januar 1907. Das Kind Ruth Kutschka kam im Oktober 1947 in das Waisenhaus Laduschken — früher Ludwigsort — Kreis Heiligenbeil, und soll im November 1947 von dort nach der Insel Rügen gekommen sein.

 

Aus Carneyen bei Liebstadt, Kreis Mohrungen, die Geschwister Adam, und zwar: Brigitte Adam, geboren im April 1939. Ursula Adam, geboren im August etwa 1938, Dora Adam, geboren im März 1936 in Groß-Gotteswalde und Willi Adam, geboren im September 1934, von ihrer Tante Ida Tasche, geborene Böttcher, geboren am 6. Mai 1916 in Wilmsdorf, Kreis Mohrungen.

 

Aus Dombrowken, Kreis Ortelsburg, Erika Hein, geboren am 2. März 1937 in Dombrowken, von ihrem Vater Ernst Hein.

 

Aus Fichtenfließ, Kreis Tilsit-Ragnit: Liesbeth Lemke, geboren am 12. Mai 1935, von ihrem Vater Franz Lemke und ihrer Schwester Martha Lemke, geboren am 20. Dezember 1925 in Fichtenfließ. Die letzte Nachricht von Liesbeth Lemke war vom 8. Februar 1945 aus Dittersdorf, Kreis Braunsberg.

 

Aus Friedrichsrode, Kreis Labiau, Manfred Schulz, geboren am 29. April 1937 und Willy Schulz, geboren am 30. Oktober 1935, von ihrem Vater Hermann Schulz, geboren am 29. April 1902 in Friedrichsrode.

 

Aus Gerdauen, Markt 8, Peter Maske, geboren am 16. Juni 1936, von seinem Vater Fritz Maske und seiner Großmutter Berta Guksch, geboren am 17. Juni 1880. Peter Maske ist zuletzt auf der Flucht in Rohnshagen/Pommern gesehen worden.

 

Aus Heilsberg/Ostpreußen: Hilde oder Rita Kerkowski oder Terkowski, geboren etwa 1939/1940, von ihrem Bruder Günther Kerkowski oder Terkowski, geboren am 26. April 1936 in Heilsberg. Die Eltern Kurt und Elly Kerkowski oder Terkowski sind auch noch vermisst.

 

Aus Insterburg: Barbara Kohn, geboren im Februar 1940 in Insterburg, von ihrem Onkel Bruno Kuhn, geboren am 4. September 1910 in Tiegenhof bei Danzig. Die Mutter Frieda Kohn ist auch noch vermisst.

 

Aus Königsberg, Alter Garten 31: Renate Sprengel, geboren am 22. Dezember 1943 und Erika Sprengel, geboren am 1. Januar 1935, von ihrem Vater Walter Sprengel, geboren am 26. Oktober 1899.

 

Aus Königsberg, Aweider Allee 80: Renate Stemke, geboren am 15. Januar 1938, von ihrer Mutter Lieselotte Stemke, geboren am 2. Februar 1914 in Königsberg.

 

Aus Königsberg-Charlottenburg, Mittelstr. 16: Monika Bajohr, geboren am 12. September 1944 in Heilsberg, von ihrem Vater Erich Bajohr, geboren am 22. Februar 1914 in Königsberg.

 

Aus Königsberg-Ponarth, Palvestr. 32: Trautel Gronau, geboren am 16. März 1936 in Königsberg, von ihrem Onkel Bogdan Rückert, geboren am 12. September 1902 in Thorn/Westpreußen. Die Mutter Janina Gronau, geboren am 2. Mai 1901, ist auch noch vermisst.

 

Aus Mühlenwalde, Kreis Heiligenbeil: Irmgard Marter, geboren 1939 in Schönrade und Kurt Marter, geboten am 21. Juni 1938 in Schönrade, von ihrer Tante Erna Neumann geb. Riehs, geboren am 9. Oktober 1922. Im März 1945 sollen die Kinder Marter in einem Lager in Pommern gewesen sein.

 

Aus Pollwitten bei Powayen, Kreis Samland: Renate Schmidtke, geboren am 21. August 1938 und Brigitte Schmidtke-Nisius, geboren am 21. Januar 1936, von ihrem Vater Walter Schmidtke, geboren am 7. August 1907 in Königsberg/Preußen. Die Kinder Renate Schmidtke und Brigitte Schmidtke kamen nach dem Tode ihrer Mutter —1946 — in das Waisenhaus in Pobethen, Kreis Samland. Von dort sollen sie angeblich im Oktober 1947 mit einem Sammeltransport fortgekommen sein.

 

Aus Rauschen, Kreis Samland: Paul Helmig, geboren am 3. Oktober 1937, von seinem Vater Herbert Helmig, geboren am 16. Juni 1907 in Lyck/Ostpreußen.

 

Aus Ruthenfelde, Kreis Eichniederung: Horst Barkmin, geboren am 10. Mai 1937, von seiner Mutter Else Barkmin, geboren am 13. Februar 1906 in Aluxnupönen. Die letzte Nachricht von Horst Barkmin war vom Juni 1948 aus Prekollen (Kurland).

 

Aus Schrombehnen, Kreis Preuß.-Eylau: Irmgard Selig, geboren 1935, von ihrem Bruder Erwin Selig, geboren am 20. März 1936. Die Eltern Friedrik Selig und Frida Selig, geborene Blumenau, sind auch noch vermisst.

 

Aus Seerappen, Kreis Samland: Die Geschwister Ziegler, und zwar: Elli Ziegler, geboren am 23. August 1940 und Herbert Ziegler, geboren am 26. Januar 1937, von ihrer Tante Adeline Losch, geborene Ziegler, geboren am 24. Januar 1919.

 

Aus Sudauen, Bahnhofstraße 8, bei Familie Muranko: Ruth Schmidt, geboren am 22. Mai 1936 in Plaschken. Kreis Tilsit/Ostpreußen, von ihrem Vater Erich Schmidt, geboren am 18. Januar 1910 in Natkischken. Ruth Schmidt ist im Juli 1944 mit ihren Pflegeeltern Eduard und Hedwig Muranko nach Putzig oder Krockow evakuiert.

 

Aus Stolpin bei Mielau/Südostpreußen: Marianne Witbek, geboren am 2. August 1935, von ihrem Vater Julius Witbek, geboren am 11. April 1893.

 

Aus Trenkensruh über Bokellen, Kreis Gerdauen: Manfried Leske, geboren am 10. April 1938, von Herta Leske geborene Gudelke, geboren am 21. September 1921 in Brolost.

 

Steckbrief mit Foto:

Name: Walter,

Vorname: Waltraud,

geboren: etwa 1942,

Augen: braun,

Haar: blond.

 

Das Kind wurde November 1945 auf dem Bahnhof in Tilsit von einem Soldaten aufgefunden. Es wusste seinen Namen und glaubt, aus Reinsberg oder Reinsdorf zu stammen. — H 2622 —

 

Steckbrief mit Foto:

Name: unbekannt,

Vorname:

Augen: graublau,

Haar: dunkelbraun.

Das Kind kam mit einem Eisenbahner- bzw. Flüchtlingszug aus Richtung Königsberg/Pr. Ende Januar 1945 in Pillau an. Der Zug lief am 29.01.1945 am Abend in Seerappen, Kreis Samland, ein. Dort blieb er stehen und die Lokomotive fuhr in Richtung Königsberg zurück. Um Mitternacht traf dieselbe in Seerappen mit dem Befehl ein, dass die Eisenbahner nach Königsberg/Pr.—Metgethen zurückmüssen, um dort Eisenbahnschienen in Stand zu setzen. Kurz nach Ankunft musste der Zug unter Beschuss Metgethen verlassen und blieb kurz vor dem Bahnhof Seerappen stehen, später fuhr der Zug nach Pillau. Höchstwahrscheinlich ist das Kind bei dem Durcheinander von der Mutter getrennt worden. Welche Personen befanden sich am 29.01.1945 in dem Eisenbahnerzug und könnten über Name und Herkunft des Kindes Auskunft geben. — 843 —

 

 

Suchdienst - Gefallene und gestorbene Wehrmachtsangehörige

Anfragen und Mitteilung zu dieser Liste sind unter Angabe des Namens und Vornamens des Gemeldeten (zweiter Name in der Suchmeldung) an den Suchdienst München. Rundfunkauskunft München 13, Infanteriestraße 7a. zu richten.

 

Lotte Stichler, aus Marienwerder, Marienburger Straße 19: Für Erich Stichler, geb. 07.12.1910 in Königsberg.

 

Else Schielke, aus Neudörfchen, Kreis Marienwerder, für Rudolf Schielke, geb. 28.11.1899 in Groß-Plauth.

 

Johann Rydzkowski, aus Neu-Summin, für Leo Rydzkowski, geb. 10.02.1919 in Neu-Summin.

 

Johann Schüßler, aus Neu-Tuchel, Kreis Tuchel, für Leo Schüßler, geb. 02.02.1915 in Kostinka.

 

Johann Suchecki , aus Pelplin, Kreis Dirschau, Markusstraße 1, für Thadeus Suchecki, geb. 04.03.1922 in Moroschin.

 

Johann Sierocki, aus Pogutken bei Danzig, für August Sierocki, geb. 28.08.1925 in Pogutken.

 

Johann Przekwas, aus Reinau, Post Bruckfelde, Kreis Hohensalza, für Edmund Przekwas, geb. 06.06.1923 in Reinau.

 

Leo Siemieniecke, aus Reinau, Kreis Kulm, für Ludwig Siemieniecke, geb. 02.05.1923 in Plutow.

 

Josef Schuhmacher, aus Rewa 36, über Gotenhafen, für Josef Schuhmacher, geb. 20.10.1906.

 

Franz Stark, aus Schlagenthin, Kreis Arnswalde, für Helmut Stark, geb. 07.12.1922 in Pammin.

 

 

Josef Schleich, aus Schöneich, Kreis Kulen, für Franz Schleichz, geb. 20.11.1905 in Schöneich.

 

Erna Schimion, aus Stuhm, Neuhakenberger Straße 13, für Karl Schimion, geb. 12.11.1913 in Stuhm.

 

Luise Schulz, aus Terranowa, Kreis Elbing, für Arthur Schulz, geb. 21.05.1921 in Trunz, Kreis Elbing.

 

Franz Poczwardowski, aus Vandsburg, Schützenstraße 5, für Alex Poczwardowski, geb. 21.01.1924 in Vandsburg.

 

Pauline Slominski, aus Weitsee, Kreis Konitz, für Bronislaw Slominski, geb. 11.11.1923 in Weitsee.

 

Maria Schönig, aus Weneyitten, über Heilsberg, für Ernst Schönig, geb. 24.04.1907 in Rehagen.

 

Helene Schallke, aus Wilkau, Kreis Marienwerder, für Walter Schallke, geb. 17.11.1906 in Schönau.

 

Zalerie (vielleicht Schreibfehler Valerie) Schulz, aus Zabau, Kreis Preußisch-Stargard, für Felix Schulz, geb. 22.03.1927 in Zabau.

 

Helene Skiba, aus Zalesie, Kreis Konitz, für Johann Skiba, geb. 17.06.1908 in Zalesie.

 

Franz SchmidtkeS, aus Zoppot, Elisabethstraße 17, für Gerhard Schmidtke, geb. 02.03.1926 in Zoppot.

 

Margarete Schwarnitz, aus Zoppot, Mackensen Allee 3, für August Schwarnitz, geb. 28.01.1900.

 

Steffi Klein, aus Zoppot. Promenadenstraße 21, für Theophil Schingowski, geb. 13.10.1904 in Wernersdorf

 

Erika Skomp, aus Zoppot, Südstraße 91, für Horst Skomp, geb. 01.08.1907 in Danzig.

 

Juliane Szczypinski, aus Bromberg, Graf-Spee-Straße 20, für Bernhard Szczypinski, geb. 06.07.1920 in Simon

 

Wladislaw Sprenger, aus Czersk. Kreis Konitz, Lubianka 11, für Bernhard Sprenger, geb. 25.09.1925 in Czersk

 

Lotte Scholl, aus Danzig, Am Berge 6, für Paul Scholl, geb. 08.05.1903 in Schöneberg

 

Familie Slezinski, aus Danzig-Langfuhr, Am Johannesberg 2, für Johanes Slezinski, geb. 24.06.1916 in Danzig-Oliva

 

Therese Sitzbarski, aus Danzig-Oliva, Rudolphiner Straße 7, für Franz Sitzbarski, geb. 08.091904 in Karthaus

 

Xaveria Schreiber, aus Gotenhafen. Albert-Torster-Straße 96, für Andreas Schreiber, geb. 02.07.1914 in Osterwieck

 

Willi Stark, aus Gotenhafen, Schwerinweg 17, für Horst Willi Stark, geb. 18.12.1921 in Chemnitz

 

Max Meyer, aus Gotenhafen-Graban, Forststr. 110/49, für Josef Meyer, geb. 01.12.1926 in Tinkel

 

Gertrud Stever oder Steyer, aus Graudenz, Fischerstraße 24. für Julius Steyer oder Stever, geb. 11. 02.1892 in Rehden

 

Bernhard Szezepanski, aus Graudenz, Fritz-Reuther-Str. 17, für Georg Szezepanski, geb. 22.09.1914 in Großbargen

 

Frau Schumilowski, aus Graudenz, General-von-Both-Str. 55, für Johann Schumilowski, geb. 24.06.1924 in Kleindarben

 

Marie Sionkowski, aus Graudenz, Kalenker Str. 20, für Leo Sionkowski, geb. 04.08.1886 in Biensdorf

 

Bronislava Slavatzki, aus Graudenz, Pohlmanstraße 2. für Josef Slavatzki, geb. 15.08.1926 in Graudenz

 

Gustav Stachena, aus Güldenboden, Kreis Elbing, für Erich Stachena, geb. 20.04.1925 in Kurau

 

Ignaz Suchomski, aus Hasenau, Kreis Schwetz, für Anton Suchomski, geb. 10.01.1920 in Zielonka.

 

Minna Schallnus, aus Hermannsdorf, Kreis Schloßberg, für Gustav Schallnus, geb. 01.08.1887 in Klein-Puskeppeln.

 

Pelagia Swieczkowski, aus Jungfernberg, Kreis Berent, für Alexander Swieczkowski, geb. 19.11.1903 in Jungfernberg.

 

Auguste Sildatke, aus Karthaus, Mittelstraße 8a, für Paul Sildatke, geb. 03.03.1901 in Karthaus.

 

Veronika Szmaglik, aus Konitz, Schützenstr. 43, für Stefan Szmaglik, geb. 01.08.1911.

 

Familie Schmidt, aus Ließau, bei Dirschau, für Ernst Schmidt, geb. 27.02.1921 in Ließau.

 

Gertrud Spöger, aus Löbau, frühere Straße der SA 1, für Eugen Spöger, geb. 28.12. 1903 in Stuttgart.

 

Marie Povoczynski, aus Löwin 4, Kreis Schwetz, für Franz Povoczynski, geb. 25.02.1920. in Bischewo.

 

Paul Spahnel, aus Marienburg, Goldener Ring, für Gerhard Spahnel, geb. 06.03.1926 in Marienburg.

 

Rudolf Störmer, aus Marienburg, Preußenstr. 42, für Friedrich Störmer, geb. 17.04.1921 in Marienburg.

 

Anna Schulz, aus Nowinka Kreis Sudauen, für Withold Schulz, geb. 13.06.1926 in Dubowo

 

Gustav Schwarz, aus Pappelheim, Kreis Bartenstein, für Hans Schwarz, geb. 30.04.1927 in Charlottental

 

Familie Schütz, aus Pr.-Holland, für Gustav Schütz, geb. 04.07.1891 in Wargau

 

Elisabeth Scharley, aus Pülz, Kreis Rastenburg, für Gustav Scharley, geb. 06.01.1904 in Heinrichsorgel

 

Ella Schüttke, aus Ragnit, Markt 6, für Max Schüttke, geb. 21.04.1900 in Groß-Kryszauen

 

Familie Schulz, aus Rastenburg, früher Adolf-Hitler-Str. 12a, für Gerhard Schulz, geb. 09.10.1929 in Benkheim

 

Maria Sbrisny, aus Samlack, für Otto Sbrisny, geb. 13.09.1901 in Rudwangen, Kreis Rössel

 

Amalie Schmidt, aus Sensburg, Neue Schulstr. 1, für Herbert Schmidt, geb. 12.07.1919 in Sensburg

 

Franz Talaska, aus Simon, Kreis Horn, für Mergetzulav Talaska, geb. 04.08.1925

 

Josef Swiontkowski, aus Soldau, Gartensiedlung 19, Kreis Neidenburg, für Eugen Swiontkowski, geb. 13.12.1923 in Soldau

 

Ernst Suhr, aus Sorgenau, Kreis Samland, für Hans Suhr, geb. 10.09.1926 in Groß-Kuhren

 

Johann Sypereck, aus Stalupianka, Kreis Goldap, für Eduard Sypereck, geb. 14.01.1924 in Stalupianka

 

Familie Schwabe, aus Sumpf über Mühlhausen, Kreis Pr.-Holland, für Karl Schwabe, geb. 06.02.1893 in Stralsund

 

Minna Schulz, aus Tapiau, Rosengarten 1, für Arthur Schulz, geb. 27.09.1901 in Pomanen

 

Familie Schröter, aus Trautenau, Kreis Heilsberg, für Alfred Schröter, geb. 02.02.1926 in Trautenau

 

Valentin Schwarz, aus Trautenau, Kreis Heilsberg, für Franz Schwarz, geb. 17.06.1921 in Trautenau

 

Max Schröder, aus Waldorf bei Insterburg, für Kurt Schröder, geb. 14.06.1922 in Waldorf

 

Wilhelmine Syska, geborene Batzek, aus Wildheide, Kreis Ortelsburg, für Wilhelm Syska, geb. 26.11.1899 in Faistenwalde

 

Valeitias Sieverts, aus Windau über Neidenburg, Talsenstr. 33, für Alexander Sieverts, geb. 04.11.1923 in Ugahle

 

 

Seite 8   Gräberfürsorge im Osten

Der Volksbund Deutsche Gräberfürsorge in Kassel hofft, dass nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetunion nun eine Erfassung bzw. Pflege der deutschen Soldatengräber hinter dem Eisernen Vorhang möglich sein wird. Bei Kriegsende fiel der Roten Armee die Zentralkartei der Soldatengräber in die Hände. Man schätzt, dass sich mindestens 2,5 Millionen Soldatengräber allein in der Sowjetunion befinden, wovon bisher jedoch nur 60 000 bekannt und registriert wurden. In der CSR sind etwa 25 800 Gräber deutscher Soldaten festgestellt worden, in Polen 35 000, in Rumänien über 1500, in Ungarn etwa 12 000 und in Bulgarien knapp 150. Fast alle Versuche, mit den osteuropäischen Ländern engeren Kontakt zu Gunsten der Gräberfürsorge zu erhalten, schlugen bisher fehl.

 

 

Seite 8   Helft Gefallenenschicksale aufklären.

Die Angehörigen dieser Gefallenen konnten bis heute nicht ermittelt werden. Wer Auskunft über deren Verbleib geben kann, wird um Nachricht mit Angabe der Z-Nummer hinter dem Namen an unsere Redaktion gebeten.

 

Herbert Neumann, (Z 4279). geb. 30.05.1911 Glienau, Braut: Maria Steinbeck, Königsberg/Pr., Nettelbecksträße 5.

 

Johannes Neumann, (Z 4280), geb. 20.06.1908 Königsberg Ehefrau: Erna Neumann, Königsberg, Preußen,Verder Roßgarten 67.

 

Gustav Neumann, (Z 4281), geb. 06.04.1913 Peulac/Ostpreußen. Ehefrau: Frieda Neumann, Königsberg, Brüttelplatz 5/6.

 

Herbert Ott, (Z 4295), geb. 17.03.1913 Danzig. HA Frau Elisa Ott, Königsberg-Neuhausen, Werksiedlung.

 

Felix Pawlowski, (Z 4301), geb. 15.01.1922 Danzig, Vater: Franz Pawlowski, Danzig-Troyl, Kranführer 30.

 

Heinrich Pissowotzki, (Z 4307), geb. 28.11.1916 Hamergesen. Eltern: Friedrich Pissowotzki, Hamergesen/Ostpreußen

 

Hans Pippirs, (Z 4311), geb. 25.04.1925 Memel. Mutter: Gertrud Pippirs, Memel, Otto-Böttcher-Str. 14.

 

Leo Polakowski, (Z 4317), geb. 20.10.1919 Graudenz. Vater: Josef Polakowski, Graudenz/Westpr., Schloßbergstr. 20.

 

Robert Politz, (Z 4318), geb. 03.02.1923 Mariendorf Ostpreußen. Vater: Karl Politz, Mariendorf/Ostpreußen, Kreis Sichelberg.

 

Johannes Polomski, (Z 4319), geb. 25.09.1912 Dietrichsdorf/Stuhm Wpr. Vater: Leo Polomski, Dietrichsdorf/Stuhm Wpr.

 

Posdziech (Z 4322), geb. 05.04 1915 Königsberg/Preußen. HA.: Farnilie Posdziech, Königsberg/Pr., Artilleriestr. 33

 

Heinz Postrach, (Z 4323), geb. 03.03.1920 Oels/Kreis Breslau. Vormund: Grömining, Tilsit/Ostpreußen, Hochmeisterstr. 13.

 

Otto Potschef, (Z 4324), geb. 10.04.1909 Strobjehnen. Eltern: Theresia Potschef, Strobjehnen/Samland.

 

Gerhard Prause, (Z 4325), geb. 01.03.1924 Cranz/Ostpreußen. Vater: Josef Prause, Cranz/Samland, Blumenstr. 18.

 

Kurt Presp, (Z 4074), geb. 24.05.1917 Danzig-Langfuhr. Vater: Dr., Kurt Postinspektor bei der Oberpostdirektion in Dubingen.

 

Kunibert Preuß, (Z 4326), geb. 30.12.1924 Dauber. Vater: Stanislaus Preuß, Dauber/Westpr.

 

Walter Radtke, (Z 4334), geb. 07.08.1911 Königsberg/Pr. HA.: Rosa Radtke, Königsberg, Kl. Landgasse 8.

 

Willi Raukopf, (Z 4337), geb. 21.02.1905 Berlin. Ehefrau: Else Raukopf, Braunsberg/Ostpreußen, Adolf-HitlerPlatz 7.

 

Otto Reimann, (Z 4340), geb. 07.07.1914 Candltten Eylau. Mutter Lina Reimann, Königsberg, Weidendamm 36.

 

Horst Rose, (Z 4348), geb. 04.11.1918 Danzig. Eltern: Max Rose, Forsthaus Arneberg bei Hosewitz/Po.

 

 

Seite 8   Bilder von Danziger Friedhöfen gesucht

Da in Westpreußen und in Danzig eine große Anzahl von Friedhöfen eingeebnet wurde, bittet das Hilfskomitee für die Evangelischen aus Danzig-Westpreußen (Lübeck, Lindenplatz 7) um Einsendung von Fotos westpreußischer, insbesondere Danziger Friedhöfe. Auch um leihweise Überlassung alter Festschriften oder geschichtlicher Darstellungen wird gebeten.

 

 

Seite 8   Noch jetzt Zustellung von Feldpostbriefen

Sttuttgart.. Von den 263 836 Suchanträgen, die im Jahre 1955 an die Heimatortkarteien des Kirchlichen Suchdienstes gerichtet wurden, sind 222 048 positiv beantwortet worden. Noch zehn Jahre nach Kriegsende konnten auf diese Weise Tausende von nächsten Verwandten zusammengeführt werden, die bisher keine Nachricht voneinander hatten. Durch Vermittlung des Suchdienstes wurden außerdem die Anschriften von 64 600 Adressaten von Feldpostbriefen aus den letzten Wochen des Krieges sowie von Moskauer Rot-Kreuz-Karten ermittelt. Im gleichen Zeitraum sind mehr als 308 400 Anfragen von Ämtern und Behörden beantwortet worden. Der gesamte Schriftwechsel des Kirchlichen Suchdienstes belief sich auf 1 719 831 Ein- und Ausgänge. In den Heimatortskarteien sind nunmehr 11 212 589 Personen erfasst. Neuerdings werden auch die polizeilichen Umzugsmeldungen der Heimatvertriebenen in der Bundesrepublik in die Unterlagen eingearbeitet. Sie erfüllen damit die Funktion von Einwohnermeldeämtern für Vertriebene.

 

 

Seite 8   Immer noch starker Andrang zur Fremdenlegion

Die Zahl der in der Südpfalz aufgegriffenen Jugendlichen, die angeblich in die Fremdenlegion eintreten wollen oder von deren Annahmestelle in Straßburg abgewiesen werden, schwankt monatlich immer noch zwischen 200 und 400. Evangelische Jugendgilden in den süddeutschen Ländern nehmen sich dieser Jugendlichen an. Für entlassene Fremdenlegionäre gibt es im Bereich westdeutscher Landeskirchen eine Reihe von Heimen. Fremdenlegionäre, die keine Angehörige in der Bundesrepublik angeben können, werden schon vor ihrem Eintreffen in Deutschland auf das Durchgangsheim des Evangelischen Hilfswerks in Landau hingewiesen  das für die Weiterleitung in andere Heime sorgt.

 

Die „Kirchlichen Leitstellen für alleinstehende Jugendliche“ erhalten vor der Ankunft entlassener Fremdenlegionäre zumeist rechtzeitig Nachricht, damit geeignete Mitarbeiter — zumeist handelt es sich um den zuständigen Gemeindepfarrer — die Verbindung zu den Heimgekehrten rechtzeitig aufnehmen können. In vielen Fällen bedarf es einer vermittelnden Fürsprache kirchlicher Vertreter bei Behörden, Ämtern oder Arbeitgebern, um die Eingliederung zu erleichtern und eine erneute Flucht in die Fremdenlegion zu verhindern.

 

 

Seite 9   Die Frau bei den Altpreußen vor 700 Jahren. Von Landesmuseumsdirektor a. D. Dr. Wilhelm Gaerte-Hannover.

Wir versetzen uns in die Zeitgeschichte Deutschlands 700 Jahre und mehr zurück! Den Westen unseres Vaterlandes und seinen äußersten Osten wollen wir einleitend ins Auge fassen. Welch eine weit- und tiefgründige Kluft tut sich auf! Dort ein gewaltiges Staatswesen, das Heilige, Römische Reich Deutscher Nation, hier in Ostpreußen Zersplitterung in unzählige gaufürstliche Bezirke in lockerem Stammesverband. Im Westen wolkenragende Dome und prachtstrotzende Kaiserpaläste, im Osten als Göttersitze rauschende Wälder und einfache Holzhütten als Wohnstätten des Menschen. Im Westen blühte Schrifttum und Kunst, schriftlos floss das Leben des östlichen Menschen dahin. Auf vielen anderen Gebieten derselbe gewaltige Unterschied.

 

Wer waren die Bewohner des damaligen Ostpreußen? Die alten Geschichtsschreiber nennen sie „Prußen", eine Bezeichnung, die später auf das gesamte Königtum Preußen bis zum Rhein übertragen worden ist. Die alten Preußen bildeten einst mit ihren Nachbarn, den noch heute fortlebenden Litauern und Letten, eine Sprachfamilie, die baltische, die ihrerseits mit der germanischen und anderen Sprachkreisen verschwistert ist. Wenn auch das Volkstum der Altpreußen heute erloschen ist, unzählige Orts- und viele Personennamen zeugen noch in der Jetztzeit von den Ureinwohnern Ostpreußens vor 700 Jahren.

 

Ihr Charakterbild schwankt in der Geschichte. Unter den alten Chronisten fehlt es nicht an solchen, die nur schlechtes von ihnen berichten, so der polnische Kadlubeck. Indessen erscheint das Charakterbild der Altpreußen im Urteil anderer Schriftsteller weniger dunkel und manche überlieferte Lichtseite berührt angenehm.

 

„Es kann von ihnen (d. h, den Preußen) hinsichtlich ihrer Sitten viel Löbliches gesagt werden", schreibt Adam von Bremen. „Viele gute Eigenschaften" bestätigt für die heidnischen Prußen auch Helmold, der sie als „sehr leutselig" bezeichnet.

 

Neben diesen allgemeinen Urteilen der alten Geschichtsschreiber über die Charakteranlage der Altpreußen gibt es auch manchen wertvollen Hinweis über die gesellschaftlichen, militärischen und kultischen Verhältnisse im Preußenlande. Auch über das Familienleben und besonders über die Stellung der altpreußischen Frau vor 700 Jahren können wir heute ein wenn auch nicht abgeschlossenes, so doch wenigstens Einzelheiten erfassendes Bild aus verstreuten Nachrichten entwerfen. Begleiten wir einmal die altpreußische Frau von der Wiege bis zum Grabe.

 

Von unserem heutigen Standpunkt betrachtet, war der Altpreußin ein nicht gerade beneidenswertes Leben beschert. Gleich nach der Geburt drohte dem weiblichen Kinde Gefahr und zwar die der Tötung durch die eigenen Familienangehörigen. Solche muss des Öfteren Tatsache gewesen sein, sonst hätte nicht Papst Honorius III. in einem Schreiben über die Altpreußen vom Jahre 1218 den Satz prägen können: „Wie viele weibliche Kinder die Mutter auch zur Welt bringt, man tötet sie alle außer einem" (Voigt, Geschichte Preußen I, S. 519). Mädchentötung mag als wahrer Kern auch einer überlieferten Sage vom Untergang des altpreußischen Galinderstammes zu Grunde liegen. Sie erzählt: Das Galinderland war übervölkert. Die Folge davon war der Beschluss, alle Mädchen zu töten und nur die Knaben abzuerziehen. Die Frauen wussten sich zu rächen. Veranlasst durch die hochangesehene Stammesprophetin fielen die Männer ohne Wehr und Waffen in das feindliche christliche Land ein. Auf der Heimkehr begriffen, erlagen sie alle dem Schwerte der nacheilenden Christen.

 

Das Verhältnis der erwachsenen Tochter zum Vater wird besonders klar im Hinblick auf ihre Eheschließung. Nicht, dass die junge Frau eine Mitgift in die Ehe brachte, nein, sie musste wie eine Sache ihrem Vater als Eigentümer abgekauft werden. Die Altpreußen befanden sich also im Stadium der Kaufehe. 1 bis 10 Mark betrug der Kaufpreis, oder er bestand in Naturalien oder Vieh. Im Christburger Vertrag von 1249 hatten die Preußen versprechen müssen, dass fernerhin keiner seine Tochter in die Ehe verkaufen sollte und dass niemand für sich oder den Sohn eine Gattin kaufen dürfe. Doch hat es hiermit der Orden selber nicht so genau genommen. Der Ordensschriftsteller Peter v. Dusburg teilt nämlich mit, dass die Kaufehe bis zu seiner Zeit, also bis 1325, noch im Schwange war (Scriptores rerum Prussrcarum I, 54). Und wenn man im Treßlerbucn liest: „ Wir (d. h. die Ordensbrüder) kauften ihm ein Weib für 2 Mark", so zeugt diese Stelle für die Tatsache des Fortlebens der Kaufehe noch während der Ordenszeit.

 

Die Hochzeit der Altpreußin bot ein höchst interessantes Erlebnis mit dem mannigfachsten Beiwerk. Vor ihrem Auszug aus dem heimatlichen Haus nahm die Braut unter lautem, herzzerreißendem Wehklagen, worin Frauen und Jungfrauen des eigenen Kreises sie unterstützen, Abschied von Vater und Mutter, Haus und Herdfeuer, Tier und Gerät.

 

Dann schickte der Bräutigam den Hochzeitswagen; er selbst blieb daheim. Auf der Grenze des für die Braut neuen Wirkungsbezirkes wurden ihr, brennende Scheite vom Herdfeuer ihrer künftigen Häuslichkeit entgegengebracht. Dreimal umkreiste der Feuerträger den Wagen der Braut, ein magischer Akt, um böse Dämonen, deren Tummelplatz die Grenzen des Dorfes darstellten, von der Braut fernzuhalten, damit sie ihr nicht Schaden irgendwelcher Art zufügten. Ein Trunk, beim kurzen Halt auf der Grenzscheide der Braut dargebracht, versinnbildlichte Aufnahme in die künftige Ess- und Trinkgemeinschaft.

 

Vor dem Gehöft des Bräutigams angelangt, ergab sich ein seltsames Spiel mit tiefer Bedeutung. Der Wagenführer sprang eilends vom Pferde, um sich auf den Stuhl zu setzen, der, bedeckt mit Kissen und Handtuch, vor der Haustür stand. Die in des Bräutigams Hause Versammelten suchten ihn daran zu hindern. Waren sie schneller zur Stelle als der Fuhrmann, dann musste dieser Spießruten laufen, wurde zur Vordertür hinein- und zur Seitentür hinausgeschlagen. So trieb man das Böse vor dem Einzug der Braut aus dem Hause, damit diese vor Schaden bewahrt bliebe. Derselbe Zweck war erreicht, konnte der Fuhrmann sich auf den Stuhl setzen und das Handtuch ergreifen, das ihm dann gehörte, bevor die Hinzueilenden ihn erfassten, ein Täuschungsmanöver, für die möglicherweise erzürnten Hausgötter bestimmt. Leicht konnten diese böse sein über die fremde Person, die, von außerhalb kommend, nunmehr in ihren Machtbezirk einrücken wollte. Daher musste der Fuhrmann zuerst ins Gehöft hinein, den Stuhl besetzen und so die etwa böswilligen Geister von der Braut ablenken und auf seine Person hinziehen, sie also irreleiten.

 

Erst jetzt wurde die Braut aus dem Wagen gehoben und auf den Stuhl vor der Haustür gesetzt, den vorher der Fuhrmann innegehabt hatte. Dieselbe Handlung erfolgte innerhalb des Hauses vor dem Herde, nachdem zuvor die Braut diesen dreimal umkreist hatte. Sitzgemeinschaft und Herdverbundenheit, wie sie die übrigen Hausgenossen besaßen, wurden dadurch von der jungen Frau erworben.

 

Alsdann spielten sich Handlungen ab, welche die neue in das Haus Aufgenommene gewissermaßen den Hausgeistern vorstellen und sie in gute Beziehung zu ihnen setzen sollten, wodurch sie sich die Kultgemeinschaft ihrer neuen Wirkungsstätte erwarb. Damit die Braut der Geister nicht ansichtig wurde, verhüllte ein Tuch ihre Augen. Honig schmierte man ihr um den Mund. In dieser Verfassung wurde sie vor alle Türen des Hauses geführt. An diese klopfte ihr Fuß mehrfach an; so rief sie die

Geister, die zwischen den Türen und unter der Schwelle zu wohnen pflegten. Vor jeder Eingangspforte streute jemand aus einem Sack alle Sorten Getreide über die Braut, eine zauberische Handlung, wodurch man die Hauskobolde veranlassen wollte, stets reichen Früchtesegen, vielleicht auch reichen Kindersegen über die neue Hausfrau „auszuschütten".

 

Nach all diesen Aufnahmeriten gab man sich dem Essen und Trinken, darauf dem Tanzen hin bis spät in die Nacht hinein. Der Abschluss der Feier brachte noch einige Zeremonien, die auf Schutz der Braut vor bösartigen Dämonen abzielten. Das lange Haar fiel unter der Schere. Ein Kranz, mit einem weißen Tuch benäht, schloss die junge Frau magisch gegen die Außenwelt hin vor allen schädlichen Einwirkungen für die kommenden kritischen Augenblicke ihres Lebens ab. Kranz und Schleiertuch, die man Abklopte (Verhüllung) nannte, trug die Braut auch später bis zur Geburt eines Sohnes. Die Schutzumhüllung wurde ihr mit den Worten angelegt: „Die Mägdelein, die du trägst, sind von deinem Fleisch, trägst du aber ein Männlein, so ist deine Jungfrauschaft aus". Noch ein Umtanz in der neuen Aufmachung, dann führte man die Braut zu Bett. Und seltsam genug, aber „nicht anders als mit Fäusten und Prügeln wohl abgebleut ward sie zu dem Bräutigam hineingeworfen" (Hartknoch, Altes und Neues Preußen 1684, S. 18), ein letztes Mittel, um wie beim Schmackostern das möglicherweise in der Braut noch vorhandene Böse und Schädliche, das einen guten Ablauf hemmen könnte, wegzutreiben. Den gebratenen Brauthahn verzehrte alsdann die junge Frau zusammen mit dem Bräutigam, um zauberisch Fruchtbarkeit und Kindersegen zu erwirken. Gebratene Bocks- und Bärennieren, ebenfalls beiden gereicht, bezweckten denselben Zauber.

 

Mit dem im Schlafgemach eingenommenen Fruchtbarkeitsessen war das Zauberspiel beschlossen, das die Braut bei der altpreußischen Hochzeit zum Mittelpunkt hatte. Als erstarrte Form ohne Sinnverständnis bei den Beteiligten lebt heute noch bei den ostpreußischen Hochzeiten manche Handlung früherer Tage fort. (Schluss folgt)

 

 

Seite 9   Königsberger Winkel. Von Herbert Meinhard Mühlpfordt. 1. Fortsetzung.

Inmitten des einsamen und so wohltuend stillen Löbenichtschen Kirchenplatzes ragte die schmucklose Kirche, die an Stelle der spitzturmigen gotischen Barbarakirche nach einem Gewölbeeinsturz und zwei großen Bränden 1756 und 1764 von Löckel erst 1768 - 1776 erbaut wurde.

 

Von dem Brande am 11. XI 1764 erzählt der blinde Geschichtsprofessor Ludwig von Paczko (1756 - 1823) in seiner „Geschichte meines Lebens" (Kgb. 1824, S. 103): „Kommen Sie doch“, rief ich, „lieber Herr Doktor, der Turm der Löbenichtschen Kirche brennt, es sieht wunderschön aus!“ „0“', rief der alte Doktor, indem er mir einen Stoß gab, „wie kannst du gottloses Kind dich über solch ein Unglück erfreuen!“

 

Damals verbrannten zahlreiche Menschen. Außer der Kirche wurden 364 Häuser und 49 Speicher im Löbenicht vernichtet. Der Schaden betrug 5 Millionen Thaler. Friedrich der Große spendete sofort 205 000 Thaler. Beim Wiederaufbau der Kirche wurden zum Fundament viele Feldsteine der damals abgebrochenen Stadtmauer verwandt. Ihr einziger äußerer, dafür umso herrlicherer Schmuck war der wundervolle barocke Turmhelm, der dank der Lage der Kirche auf einem der sieben Berge von überall sichtbar war und dem Stadtbilde eine besonders freundliche Note gab. Ich erinnere nur an den Blick von der Bibliothek Herzog Albrechts aus über dem Albrechtstor auf ihn oder vom Münchenhof oder der Kaiserbrücke aus. Man muss es der welschen Haube schon lassen: sie war von eigenem und freundlichen Reiz!

 

Auf dem Turm dieser Kirche ruhte Kants Blick, wenn er in seinem Wohnhause am Danziger Keller, der späteren Prinzessinstraße, in der Dämmerung am Ofen stehend, über seine Arbeiten nachdachte. Als einige schnell gewachsene Pappeln, wie Wasianski erzählt, diesen jahrelang gewohnten Blick zu hindern drohten, störte dies Kant im Denken so, dass der gutwillige Besitzer die Bäume kappen ließ. Dass der Sturm 1818 Fahne und Knopf vom Kirchturm herabstürzte, erlebte der Philosoph nicht mehr; bei dieser Gelegenheit erhielt der Turm aber einen Blitzableiter.

 

Stimmungsvoll wie der Platz um sie war das Kircheninnere. Sie war eine Einraumkirche ohne Altarraum mit flacher Holzdecke. Trotz den störenden Emporen entzückte die Innenausstattung in einheitlichem und farbig ungemein feinem Rokoko den Besucher. Die Orgel, der reichverzierte Kanzelaltar, die Beichtstühle — alles war schön und ornamentenreich in hellziegelrot, cremefarben und Gold. Die Orgel war von der Witwe Lowisa Rindfleisch gestiftet, die ihr ganzes Vermögen von 28 000 Gulden der Kirche geschenkt hatte.

 

Von den drei prächtigen Messingkronleuchtern war der dem Altar zunächst hängende von der Zunft der Mälzenbräuer gestiftet. Er zeigte mehrere Brauer mit ihren Geräten in schöner Arbeit. Der nach der Orgel zu, war eine Stiftung der Schuhmacherinnerung von 1760. Oben befand sich die Figur des Hans von Sagan, den Schaft bildete ein Reiterstiefel und mehrere Stöckelschuhchen geisterten im Gewirr des Messinggestänges. Der mittlere Kronleuchter, besonders künstlich gefertigt, war das Geschenk eines Kaufherrn. Er war bekrönt von einem vollaufgetakelten Schiff und zeigte Dämonen, die sich bemühen, die Kirchenlichter auszupusten.

 

Kriegsjahr 1806/1807 diente die Kirche als russisches Militärlazarett. Seit dieser Zeit aber hatte sich Frieden und Stille über den alten Kirchhof gesenkt, der dann allmählich zum Kirchenplatz und geruhsamen Winkel fern jedem Großstadttrubels geworden war, als der er immer in unserer Erinnerung leben wird.

 

III. Der Katzensteig.

Foto: Der sagenumwobene Katzensteig.

Wenn man will, kann man auch den Katzensteig einen „Winkel" nennen, denn so schmale und unheimliche Gassen gab es in Königsberg sonst nicht. Sein Name, kommt aber schwerlich daher, dass er so eng war, dass nur eine Katze hindurchkonnte — denn so eng erschien er unseren Vorfahren, die noch andere Straßenengen gewohnt waren, doch wieder nicht — sondern vielmehr daher, dass er zur Katzbach hinführte, die ja fröhlich den Mühlenberg herunterplätscherte.

 

Man gelangte zum Katzensteig aus der Krönchenstraße, den Mittelanger kreuzend und in der Oberbergstraße weiterschreitend. Dabei kam man am Eintritt der Kollegiengasse in die Oberbergstraße über die Stelle des ehemaligen Krönchentores, das ein nicht sehr hoher Bau mit Satteldach und kleinem Giebel an der Außenseite war und erst 1814 abgebrochen wurde.

 

 

Das Haus hinter dem Tore, Ecke Kollegiengasse und Oberbergstraße, war der Löbenichtsche Gemeingarten, also, modern ausgedrückt, das Klubhaus der Gilden, an dessen inwendiger Tür sich folgender Spruch befand:

 

„In diesem Garten ingemein,

Sagt man, soll das best' Schwartzbier seyn;

Wer's nicht will glauben, wag' daran

Ein' Zech' und sey nur friedesam“.

 

Bis fast 1900 diente dieser alte Saal als Tanzlokal und studentischer Paukboden. In diesem Hause war auch Hermann Götz, der Komponist der Oper „Der Widerspenstigen Zähmung", am 7. XII. 1840 geboren worden. Eine Gedenktafel an dem dort errichteten modernen Hause erinnerte an ihn.

 

Ging man die Oberbergstraße, die im Mittelalter übrigens „Aufm Berge" hieß, weiter, so verengerte sich die Straße, Steinstufen führten bergab, eine Gaslaterne leuchtete spärlich von der Wand und man konnte, wenn man wollte, sich gut und gern einem kleinen Gruseln hingeben. Bald war man in der Tuchmacherstraße, jenseits deren man am Dichterhaus vorbei in die winklige Entengasse und die Bullatengasse zum Münchenhof und damit aus der alten Zeit in den brausenden Verkehr der modernen Zeit gelangte.

 

Wenn der Katzensteig auch nichts von der Poesie der „Krummen Rotwurst" in Hildesheim (leider auch dahin!) oder ähnlicher Gässlein in Passau oder Danzig hatte, so war er doch der Schauplatz einer alten Sage, die sicherlich bis in die Herzogszeit, vielleicht sogar bis in die letzte Ordenszeit hinaufreicht:

 

Er wurde Nacht für Nacht von zwei Katzen durchschritten, die einen Braukessel trugen, bis zum Pregel gingen und auf ihm im Braukessel stromabwärts fuhren. Die Wache an der alten Holzbrücke sah dieses Schauspiel oft und es sprach sich herum. Ein beherzter Brauknecht aus der Bergstraße ging der Sache nach, fand sie bestätigt und erzählte es weiter, auch seiner Herrin, einer Brauersfrau, die auf dem Berge ihr Brauhaus hatte. Als der Knecht eines Tages am Braukessel stand, kam eine große Katze, die ihn umschmeichelte, ihn dann aber plötzlich in den Braukessel stoßen wollte. Dem Knecht wurde Angst, er schlug schnell das heilige Kreuz und schleuderte mit letzter Kraft die unheimliche Katze in das siedende Gebräu, Anderntags fand man die Bräuerin im Kessel liegen, schon ganz verkohlt. Sie war die eine der Hexen gewesen, die, in Katzen verwandelt, ihre teuflischen Pregelfahrten ausgeführt hatten. (Fortsetzung folgt)

 

 

Seite 10   Wir treten auf die Kette ... Vergessene Kinderspiele und Reigen aus Ostpreußen / Von Wanda Wendlandt

Ringel Ringel Rosekranz

Poppedanz

Eierschaol

Noch emaol

Jumfer Lieske, huck Di daoll!

 

Wo hört man das noch? — Wo reicht noch eine Mutter oder ältere Schwester einem kleinen Blondschopf die Hände, dreht es im Kreise und lässt es beim „Henhucke" hell aufjauchzen, so wie unsere alte Guste das mit uns tat? — Unsere Kinder sind arm geworden an Liedern und Reigenspielen, kaum irgendwo im Land hört man noch ein von hellen Kinderstimmen schallend gesungenes Reigenlied, sieht man noch behende kleine Füße sich dazu im Takt drehen und blonde Zöpfe wippen und flattern — was spielen unsere Kinder eigentlich an Stelle dessen?

 

Ob es etwas mit der Gleichberechtigung der Frau und der Angleichung der Geschlechter zu tun hat, dass die Reigenspiele so plötzlich verschwunden sind? Sie waren nämlich die ausschließliche Domäne von uns „Mädchens", kein Jung hatte dabei etwas zu suchen. Und sie waren eine lange Reihe von Jahren hindurch die beliebtesten Spiele des Frühlings und Sommers, jede kurze Mussestunde, die nur ein paar gleichgestimmte Seelen zusammenbrachte, wurde damit ausgefüllt — da bedurfte es gar keinen langen Beratens und Streitens, „was" gespielt werden sollte: „Rundkreis" war die meist einstimmige Losung, „Rundkreis", wie es so sinnig hieß — als ob ein Kreis sonst eckig wäre! Und dabei war dieser „Rundkreis" durchaus nicht immer kreisrund, besonders nicht, wenn er sehr groß war und dabei noch kleinere Geschwister mitspielten, die selbstvergessen immer dem Zentrum zutappelten und immer wieder in Reih und Glied zurückgezogen werden mussten. Rundkreis — wie schallt es da noch über die Jahre hingweg:

 

Onse Fru Pfarre

de maokt söck tom Narre,

de sett söck alle Morje

e witt Schleiermötz op —

 

Es gab sehr talentierte Kobolde unter uns, die das umständliche Binden der imaginären Haubenbänder besonders drastisch und komisch herausbrachten —

 

Oder auch:

 

Die Frau Pfarrer aus Plibischken

ist gekommen in die Stadt,

Erbsen hat sie in dem Lischken

die sie selbst gedroschen hat.

Schmeißt sie raus, schmeißt sie raus,

schmeißt sie zum Tor hinaus!

 

was dann sehr gründlich und mit besonderem Vergnügen besorgt wurde. Aber dann wandten wir uns diesen Spottliedern ab, denn unsere Frau Pfarrer war eine äußerst beliebte Dame und für uns durchaus Respektperson, die immer mit einem besonders tiefen Knicks begrüßt wurde. Und es wurde anderes überlegt:

 

ihr Kinder, was spielen wir, was

auf dem herrlichen Plätzchen von Gras?

Ich denke, wir springen herum

denn das Sitzen macht träge und dumm:

Rasch, rasch, angefasst und schnell herumgesprungen,

frisch frisch aufgepasst, ein munt'res Lied gesungen!

 

Der wilde Wirbel, der dieses Lied begleitete und unermüdlich wiederholt wurde, hatte schließlich doch alle atemlos werden lassen und es musste ein sanfteres Tempo angeschlagen werden:

 

Wir treten auf die Kette — und die Kette klingt!

Wir haben einen Vogel — der so schöne singt;

er singt so klar — wie ein Haar,

hat gesungen sieben Jahr —

sieben Jahr sind um —

Jumfer Gretchen kehrt sich um —

Die Jumfer hat sich umgekehrt —

der Bräutigam hat ihr'n Kranz beschert —

Heissa!

 

Oder noch sanfter:

 

Ich bin groß Fürst von Thoren

zum Jagen auserkoren!

Ihr andern seid erschienen —

mich fürstlich zu bedienen!

Spann, Jäger, Dein Gefieder —

schieß mir dies Täubchen nieder!

Ihr Andern aber alle

stoßt in das Horn, das schalle!

Zornes zornes Jägerhornes —

 

Wenn wir den Refrain unter heftigem Händeklatschen der fürstlichen Aufforderung zufolge besonders hell „erschallen" ließen, dass er bis zu den Ohren unserer lieben Mutter drang, musste diese hell lachen: Es hieße nicht „Zornes Jägerhornes", sondern: Ins Horn ins Horn ins Jägerhorn und überhaupt der Anfang: Großfürst von Thorn — Aber was verstanden denn Mütter schon von Kinderspielen nach unserer zehnjährigen Meinung — und so blieb es bei Zornes Jägerhornes!

 

Aber gedämpft war unsere helle Lust in Dur nun doch, und so folgte nun in Moll getragen und fast elegisch:

 

Wer lieben will, muss wagen —

ist das nicht schwere Pein?

Mein Herz tut mir verzagen —

dass ich hier steh allein:

Komm her, mein Schatz, zu mir —

ein Küsschen geb ich Dir —

und dieser Kuss soll sagen:

Du sollst mein Eigen sein!

„Dein Eigen zu sein —

Ei! das fällt mir nicht ein,

da zieh ich viel lieber

ins Kloster hinein!"

 

Diese leichtfertig schnippische Absage wurde im ¾ Takt getanzt — und da wir nun schon im Walzertakt waren und so nahe den Klosterpforten, folgte unweigerlich:

 

Wer sich ins Kloster will begeben —

für eine lange Lebenszeit

der muss im Kloster ewig leben —

in steter Ruh und Einsamkeit.

Er dreht sich mal um — im Kloster herum

und siehet sich nach was Schönes um:

„Gegrüßet seist Du, holdes Mädchen,

ach, reich mir Deine zarte Hand,

gib mir ein Kuss von Deinem Munde,

dieweil ich sein muss Dir abgewandt!

Kanns sein? — Kanns sein? — Kanns aber nicht sein??

Dann zieh ich geduldig ins Kloster hinein!"

 

Nach der löblichen Standhaftigkeit hatte er nun also seine klösterliche Ruhe und wir konnten uns anderen Gebieten zuwenden.

 

Unser Repertoire war fast unerschöpflich und auf jeden Fall so groß, dass keine unserer Mussestunden sie jemals ausschöpfen konnte, eher erlahmten schon unsere sangesfrohen Kehlen. (Zeichnung vom Reigenspielen) Natürlich kannten wir auch alle neueren Reigenspiele, die wir den Kindern der Sommergäste abgelauscht hatten, aber in der völligen Weltabgeschiedenheit unserer langen Winter hatten sich noch sehr viele sehr alter Tanzlieder und Schäferspiele erhalten, die man sonst kaum noch irgendwo hörte:

 

Emma ging und wollte sich erquicken,

manches Liedchen wollte sich Ihr schicken;

sie ging wieder — auf und nieder —

bis sie ihr Feinsliebchen fand.

„Komm ach komm!" sprach sie mit treuverliebten Mienen

„Dir zu dienen bin ich hier erschienen:

das eine Händchen das soll zum Pfändchen

aus treuer Lieb verbunden sein!

Das andre Händchen das soll zum Pländchen

aus treuer Lieb verbunden sein!

Komm ach komm! mein allerliebtes Kindchen,

reich mir doch Dein zuckersüßes Mündchen,

komm gelinde — komm geschwinde,

sonst muss ich aus Lieb vergehn!"

 

Dieses Spiel hatte einen Haken! Wir hatten nur eine Emma, unser Ordnungssinn und die merkwürdige Pedanterie, in der Kinder oft befangen sind, gestattete uns nicht, einfach ein anderes Mädchen in den Kreis zu schicken, das nicht so hieß, wie (nach Morgenstern!) alle Möwen aussehen. Wir hatten also nur eine Emma und diese war durchaus nicht immer geneigt, zu „gehen und sich zu erquicken", alldieweil nämlich Emma mit ihren angeblichen Namensschwestern, den Möwen, das gemeinsam hatte, dass sie nicht singen konnte: Zwar krächzte sie nicht wie diese, aber die langen Solopartien, die in diesem Rundspiel von ihr zu erledigen waren, entlockten ihr doch manchen Misston der Art, dass es heimliches Gekicher oder gar offenen Spott für sie absetzte. Also wurde Emma „mucksch", machte nicht mit und wurde von der erbosten Menge relegiert und „für alle Ewigkeit" von allen gemeinsamen Spielen ausgeschlossen bleiben zu müssen verurteilt — welche Ewigkeit auch manchmal wirklich länger als fünf Minuten währte! — Hinter dem Holzhaufen „muckschde" sie also und konnte von dort aus schielend beobachten, wie wir einen Schäfer und eine Schäferin auswählten und statt ihrer in den Kreis schickten:

 

„Gestern Abend sah ich Euch —

unter diesen Linden;

heute da gedacht ich Euch —

wieder hier zu finden!"

„Ei, was hast Du hier zu tun —

wo die Lämmlein weiden?

Darum sollst Du insgemein —

 schwere Strafe leiden!"

„Strafet, strafet, wie Ihr wollt —

schont mein junges Leben,

niederknien will ich mich —

Euch zu Füßen geben!"

„Schönster Schäfer, steh nur auf —

Du hast nichts verbrochen,

Du bist von dem Schäferstand

frei und los gesprochen!"

Frei und los — frei und los —

morje kookt de Mutter Moos!

 

Wie sind wir arm geworden an frohem Kindersingen — Motorengeknatter und das Kreischen von Bremsen schallt misstönend durch die geöffneten Fenster in unsere Ohren! Und es ist doch noch gar nicht so lange her, dass selbst in der Großstadt mich, wenn ich über Kollegheften in meiner „Bude" brütete, helle Kinderstimmen aufstörten und belustigten, die vom gegenüberliegenden Park durch die weitoffenen Fenster hereinklangen:

 

Ich bin ein feines Fräulein

mit ganz zerriss'ne Schuh,

und auch zerriss'ne Strümpfe,

was sagst Du denn dazu?

 Mein Schatz der hat geschrieben,

ich soll vernünftig sein,

und keinen andern lieben! —

Das fällt mir gar nicht ein!

Oh Du mein Meckerland,

Dich seh ich wieda —

oh Du mein Meckerland

wie bist Du schön!

 

(Natürlich musste aus Neckarland unweigerlich Meckerland werden in Berlin!)

 

 

Ostpreußische Heimatfilme Die Kulturstelle des Berliner VdL-Landesverbandes verleiht kurzfristig an die Kreise der Landsmannschaften folgende Filme:

 

Das war Königsberg —

Masuren —

Rominter Heide —

Mensch und Scholle —

Mütter Ostpreußens —

Kurenfischer —

Jagd in Trakehnen —

Land in Stille —

Das deutsche Danzig Kopernikus.

 

Wegen der starken Nachfrage müssen die Filme rechtzeitig angefordert werden.

 

 

Sonne und Regen. Von Jochen Hoffbauer

Sonne und Regen müssen wohl sein,

dass auf den Feldern Früchte gedeihn.

 

Sonne und Regen, Wolken und Wind.

Unter dem Birnbaum schläft unser Kind.

 

Sonne und Regen sterben nicht aus.

Der Siebenbogen steht hinterm Haus.

 

Sonne und Regen und dein Gesicht.

Über dem Acker die Nacht anbricht.

 

 

Seite 10   Kulturelle Nachrichten.

Katholische Kulturwerke tagten.

Auf einer Tagung der katholischen Kulturwerke der Heimatvertriebenen in Würzburg berichtete der Flüchtlingsbeauftragte der Fuldaer Bischofskonferenz Monsignore Braun über die kulturelle Tätigkeit der konfessionellen Vertriebenenorganisationen, Zugleich legte er die innere Berechtigung der konfessionell gebundenen Kulturarbeit dar. Religion stehe am Anfang jeder kulturellen Entwicklung. Heimatliches Brauchtum sei Nährstoff religiöser Empfindungen. Neben der Eingliederung in das religiöse Leben der neuen Heimat komme der seelsorgerischen Tradition der Stammesheimat für die Belebung des religiösen Empfindens große Bedeutung zu. Letztes Ziel sei, die Vertriebenen gegen Materialismus und kommunistische Infiltration moralisch widerstandsfähig zu machen. Auf der Tagung, auf der die Eichendorff-Gilde, die Ackermann-Gemeinde, das Kardinal-Bertram-Werk, die Bischof-Kaller-Stiftung und die St. Hedwigs-Kreise vertreten waren, wurde der Arbeitsplan für die nächste Zukunft abgesprochen.

 

 

Herner Ostbücherei — 13 000 Bände

Die „Deutsche Ostbücherei“ in Herne konnte durch Käufe in ganz Europa ihren Literaturbestand im abgelaufenen Haushaltsjahr auf nahezu 13 000 Bände erhöhen. Rund 1700 Bände wurden neu erworben, darunter eine wertvolle Sammlung über Elbing.

 

 

Arthur Degner 65 Jahre alt

Der in Gumbinnen in Ostpreußen geborene Maler, Zeichner und Bildhauer Arthur Degner, seit 1945 Professor an der Hochschule für bildende Künste in Westberlin, wurde 65 Jahre alt. Degner war in den zwanziger Jahren als Vertreter der fortschrittlichen Künstler Begründer des Königsberger „Rings", einer Vereinigung ostpreußischer Maler.

 

 

Kunst und Kultur des deutschen Ostens

Die Künstlergilde e. v. als Gesamtverband der aus dem deutschen Osten und der sowjetisch besetzten Zone stammenden Künstler für die Bundesrepublik und Berlin eröffnete in Zusammenarbeit mit dem einladenden Magistrat der Stadt Darmstadt, am 29. März 1956 auf der Mathildenhöhe zwei Ausstellungen, die den Höhepunkt der Jahresarbeit und der bisherigen Bemühungen darstellten. Die Ausstellung „Ostdeutsche Künstler im zwanzigsten Jahrhundert" umfasst Gemälde, Graphik und Plastik der lebenden Zeltgenossen und eine Gedenkschau, die die Entwicklung der letzten fünfzig Jahre seit Käthe Kollwitz, Lovis Corinth, Otto Mueller, Max Pechstein, Paul Holz, Franz Metzner usw. an markanten Beispielen aufzeigte.

 

In den Ausstellungsräumen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung wurde die Schau „Das Antlitz des deutschen Theaters im Osten“ gezeigt, die durch Fotos, Theaterzettel, Bühnenbilder, Graphik, verschiedene Dokumente und Literaturzeugnisse auf die große Bedeutung der über 80 einst deutschen Bühnen zwischen Riga und Hermannstadt hinweist.

 

Beide Ausstellungen waren vom 30. März bis zum 1. Mai geöffnet.

 

 

Ostdeutsche Künstlersiedlungen

Der erste Bauabschnitt der Künstlersiedlung Eßlingen-Zollberg konnte jetzt als ein weiteres Ergebnis der Bemühungen des „Heimstättenwerkes für Wissenschaftler und Künstler e. V.“ unter Dach gebracht werden. Das bisher größte Projekt der ostdeutschen Künstlersiedlungen soll in München verwirklicht werden.

 

 

Redetzki drehte in Ägypten

Sieben Kulturfilme des ostpreußischen Regisseurs Bernhard Redetzki (Eßlingen), in Ägypten gedreht, erhielten sämtliche das Prädikat „künstlerisch wertvoll“. Die Filme wurden vom NWDR für sein Fernsehprogramm erworben.

 

 

Seite 11   Die Stille Stunde. Unterhaltungsbeilage der Ostpreußen-Warte. Johann Gulbies, der Nehrungsfischer. Von Margot Krumm

Man müsste über beide zugleich erzählen können, über die Nehrung, wo er daheim war, und über ihn selber, über Vater Johns, wie er allgemein hieß. Denn beide gehörten zusammen wie Himmel und Erde, wie Wasser und Ufer. Wer könnte Vater Johns in allen seinen Empfindungen und Gebärden, Worten und Handlungen ganz verstehen, wenn er nicht die Nehrung, jene schmale Landzunge aus Sand und schweigendem Waldstreifen zwischen den zwei Wassern, gesehen hätte?

 

 Manchmal saß ich bei ihm auf der kleinen Bank, vor seinem Fischerhaus, wenn er Netze flickte. Dann sahen wir aufs weite Wasser, das am Horizont mit dem Himmel verschmolz. Es kam vor, dass wir eine Stunde so saßen — schweigend — und doch einander so nahe.

 

Miteinander schweigen zu können ist schwerer als miteinander zu reden! Doch wer solche Anlagen hat wie Vater Johns, dessen Seele formte mehr Worte als sie zugab …

 

„Siehst du“, sagte er dann manchmal nach langem Schweigen, „so ist das nun. Da arbeitet man und werkelt und glaubt an Gott und liebt das Wasser und den Sand und hat doch einen Schmerz in der Brust, der mitunter so bohrt und peinigt, dass man hadern könnte“. Dabei glitten seine Augen übers Wasser, das jedes Jahr sein Opfer fordert ... Vater Johns hat ihm schon zwei Opfer gebracht: Uwe, sein 15-jähriger, ging vor einem Jahr in den Fluten unter, und Uwes Großvater, der ihm das Fischen beigebracht hatte und immer solche schönen Geschichten und Sagen von Nixen und Wassermänner zu erzählen wusste, ging ihm einige Jahre voraus.

 

„Nun ist er bei den Nixen", hatte Uwe oft nach jener Sturmnacht zu seinem Vater gesagt. „Ja, das ist er nun wohl, pflegte Vater Johns darauf zu sagen — mehr nicht . . . .

 

„Und nun ist Uwe auch bei den Nixen und niemand bringt ihn wieder. Aber Gott wird wissen, warum er das tat“.

 

Es sprach ein tiefer Glaube aus diesen wenigen Worten, ein .Glaube, der da Berge versetzt und der da stärker ist als alle Gewalt ...“ Woher nahmen die Menschen hier diese Kraft zu einem solchen Glauben? Der Boden des Landes war dürftig. Scharf fegte der Sturm über die niedrigen Strohdächer, und drohend standen die Wanderdünen vor den Stubentüren ... Wo nahmen sie die Kraft her, alles persönliche Leid zu tragen und mit den manchmal so harten Lebensbedingungen fertig zu werden? Weil der Himmel so groß war und so nah? Weil man manchmal glaubte, nur die Hand ausstrecken zu brauchen, um ihn anfassen zu können!

 

Ja, der Himmel über der Nehrung! Das war etwas ganz Besonderes! Innerhalb kurzer Abstände konnte er so grundlegend Farbe und Ausdruck wechseln, dass es niemand glauben würde, der es nicht erlebt hat.

 

Aber damit der Himmel sein unwahrscheinlich klares Blau auch dann über die Landschaft gießen kann, wenn der Sturm die See aufpeitscht und die Nehrung in schwarze und weiße Fetzen aufteilt, hat der liebe Gott jedem Fischer ein Stückchen davon in seine Augen gelegt. Leuchtend blau und groß und weit! Wenn Vater Johns mich ansah, war es mir immer, als wäre ihm ein besonders schönes Stückchen Himmel in seine Augen gelegt worden. Was mochten sie schon alles gesehen haben?

 

Und dabei war Vater Johns noch nicht einmal alt! So Mitte Fünfzig vielleicht. Das Alter konnte man bei den Nehrungsfischern nie recht schätzen. Die großen Augen ohne Falschheit und Misstrauen, ohne List und mit ihrem Glanz von innen heraus blieben immer die gleichen, ob man ein strohblondes Fischerkind oder einen weißhaarigen Fischer vor sich hatte; jedoch war die Gesichtshaut und -farbe pergamenten und braun, und auch die Hände sprachen unzählige Sprachen ... Ich hatte Vater Johns Händen einmal zugesehen, als sie sein Grabkreuz schnitzten! Was für starke Herzen gehören dazu!

 

„Ja, das schnitz' ich mir nun lieber gleich selber", sagte er mit einem seltsamen Lächeln, „sonst geht es mir wie dem Uwe, der hatte auch noch nicht daran gedacht, dass er es so schnell würde brauchen ...“ mein Vater, der alte Gulbies, der hatte ja seins schon fertig — als er es brauchte..." Ob Vater Johns sein Grabkreuz inzwischen gebraucht hat? Ob er es auf die Flucht mitnahm, ob er überhaupt geflohen ist? Alles das weiß ich nicht. Für mich ist er der Inbegriff alles dessen, was ich empfinde, wenn ich „Heimat" sage, obgleich er nur ein fremder Fischer für mich war, bei dem ich jedes Jahr einmal für kurze Sommerwochen in seinem niedrigen strohgedeckten Häuschen ausruhte. Und mit dem ich manchmal zum Fischen auszog ... Oft fallen mir jetzt seine Worte ein: „... aber Gott wird wissen, warum er das tat“.

 

Uwe, Johns junger, starker Sohn, ruht in den Wassern seiner Heimat. Flucht, Vertreibung, Abschied, Leid und jenes nie zu stillende Heimweh sind ihm erspart geblieben. Ob Vater Johns das damals mit seinen Worten gemeint hat?

 

Einmal, entsinne ich mich, fand ich ihn im Garten vor dem Haus. „Garten" ist wohl nicht die richtige Bezeichnung für das Stückchen Land, das — mit Reisern umgeben — den Fliehsand von dürftigen Sommerblumen und blassen Dahlien abhalten sollte. Immer wieder schoben seine braunen Hände den Sand zurück, der überall da, wo der „Zaun" nicht ganz dicht war, unaufhaltsam einrieselte.

 

„Mein Gott, Vater Johns, wächst denn da überhaupt etwas in all dem Sand?"

 

 „Ja, ja, man braucht nur etwas mehr Geduld dazu als anderswo. Die Düne zu bepflanzen, die unser Dorf nun noch ein Weilchen länger vor dem Sandtod bewahrt, war ja auch nicht gerade leicht! Bloß ein bisschen mehr Geduld zu allem!"

 

Und liebevoll drückten seine braunen großen Finger immer und immer wieder eine Handvoll Erde um ein kleines Pflänzchen. Das muss man einmal gesehen haben! Mir stieg eine Träne in die Augen ob so vielen unverzagten Glaubens...

 

Ich dachte an ein Gedicht über das Nehrungsdorf Kunzen, das auch die gr0ße, gelbe Düne zugedeckt" hatte.

 

Wo vor vielen Jahren helle,

frohe Kirchenglocken riefen,

honigblonde Fischerkinder

barfuß über Dünen liefen,

wo in halbverwehten Gärten

wilde Sommerblumen standen

und am Haff einsame Wanderer

kleine, bunte Muscheln fanden,

kriechen, rieseln weiße Körner

unaufhaltsam, ohne Ende . ..

alles Leben still begrabend,

Dorf und Kirche, Herz und Hände ...

 

Einmal kam ein Maler aus Königsberg. Er sah Vater Johns und wollte ihn malen. „Meinen Sie, das wird was?" fragte er den Maler. „Ach, ich weiß nicht", entgegnete der Maler darauf, „ich will es versuchen. Das alles hier ist so einmalig, so großartig und schön, dass man es einfach malen muss. Aber wie finde ich die Farben, die Stimmung, um die ganze herrliche Schönheit von Land und Menschen festhalten zu können? Ist nicht alles, was wir uns einbilden können, wirklich nur Stückwerk gegenüber dieser Natur hier?" Der Maler malte Vater Johns. Er setzte ihn sich vor die Haffküste. Im Hintergrund schaukelte ein Keitelkahn auf den Wellen. Der Himmel war undefinierbar, aber vor dem Himmel waren seine Augen, leuchtend blau und groß und weit!

 

Und dieses Bild habe ich. Es hängt über meinem Bett, und morgens und abends spricht es mir von dem Land dort und von den Menschen, spricht es mir vom Glauben und vom Hoffen und von allem, was Heimat ist.

 

Wo bist du, lieber Vater Johns? Wo bist du mit deinem Glauben und deinen so weisen Herzen, mit deinen braunen Händen", die die heimatliche Erde hielten — und wo sind deine Augen — leuchtend blau und groß und weit.

 

 

Seite 11   Der Albert

Ein Großbauer war er, ein Kölmer. Schon vor mehr als zweihundert Jahren besaßen seine Vorfahren das mehr als fünfundsiebzig Hektar große Grundstück. Da er keine Schulden hatte, stand er sich wirtschaftlich gut.

 

In jüngeren Jahren hatte er manchmal ziemlich tief ins Glas geguckt. Als er nach einer länglichen „Sitzung" ziemlich spät — vielleicht auch schon früh — aus der Stadt heimwärts fuhr, schlief er unterwegs ein. Die Pferde trotteten langsam weiter und verloren schließlich ihren Lenker. Nach mehr als einer Stunde wurde man das herrenlose Fuhrwerk auf dem Hofe gewahr. Den Albert fand man denn auch: am Rande des Weges lag er und schlief.

 

Es war aber kalte Jahreszeit, und so hatte er sich eine ziemlich starke Erkältung zugezogen, an deren Folgen er einige Zeit im Krankenbett zubringen musste. Daraufhin fasste er den Entschluss, in Zukunft den Schnaps zu meiden. Bei seinem bald darauf folgenden fünfzigsten Geburtstage feierte er zugleich Abschied vom Schnaps. An diesem Tage begrogte er sich noch einmal gehörig, und dann trank er keinen Schnaps mehr.

 

Einige Jahre später verkaufte er auf das dringende Zureden seiner Frau sein Grundstück und kaufte den mehr als doppelt so großen Rest eines besiedelten Rittergutes an der masurischen Grenze. Zu dem Inventar des Restgutes gehörte u. a. auch ein Verdeckwagen. Darin gefiel es dem Albert so, dass er sich öfters hineinsetzte und nach der Stadt fuhr. Auch der Schnaps schmeckte ihm jetzt wieder.

 

Als er einmal aus der Stadt heimwärts fuhr, rief er unterwegs dem Kutscher zu: „Wie kommt es denn, dass wir jetzt immer bergan fahren?" — „Wir fahren doch gar nicht bergan!" gab der zur Antwort. Schließlich hielt er an, und beide stiegen aus, und da merkten sie die Bescherung. Als sie nach der Stadt gekommen waren, wusste der Kutscher, dass er vorläufig nicht gebraucht wurde, und er ging irgendwo hin, um sich mit Bekannten zu treffen. Währenddessen gingen Spaßvögel in die Einfahrt, zogen von dem Verdeckwagen die Räder ab und streiften die Vorderräder hinten auf und die Hinterräder vorn. So war der Augenschein des Berganfahrens entstanden.

 

Als sie wieder einmal nach einer ziemlich langen „Sitzung" nach Hause kamen, fuhr der Kutscher vor der Haustüre vor, öffnete die Tür des Verdeckwagens und sagte: „Nun sind wir zu Hause!" Dann spannte er die Pferde aus und versorgte sie. Dann zog er den Wagen in die Remise, schloss ab und ging schlafen.

 

Am nächsten Morgen fragte ihn die Frau, warum er denn den Herrn nicht mitgebracht hätte. „Den habe ich doch mitgebracht!" sagte er. — „In die Stube ist er nicht gekommen!" erwiderte sie. Darauf ging der Kutscher in die Wagenremise und öffnete die Verdeckwagentür. Und drinnen saß der Albert und schlief. Während der Kutscher die Pferde versorgte, wehte ein Windstoß die Wagentür zu, und da hatte der Kutscher gedacht, der Albert wäre ausgestiegen und hätte die Tür geschlossen.

 

 

Seite 11   Die Weidenflöte

Martin saß am Ufer und spielte auf seiner Weidenflöte. Manche Lieder waren leicht und fröhlich wie der Wind, wenn er am Kraut zerrt und durch das Fell der Pferde geht, manche dunkel und sanft wie der Abend, wenn er Schalten auf das Haff und die Wiesen legt Martin hatte sie sich selbst ausgedacht.

 

Zu Hause verstanden sie nichts davon. „Das ist was für Zigeuner und Tagediebe", brummte der Vater. Und am Sonntag in der Kirche sangen er und die Mutter so falsch, dass Martin die Ohren weh taten.

 

Hier draußen störte ihn niemand. Der Hang war voller Butterblumen, am Ufer lag ein Boot, die schwarze Nase im Schilf. Das Holz glänzte in der Sonne und roch nach Teer. Das Haff hatte kleine krause Wellen. In der klaren Luft sah die Nehrung ganz nah aus, ein gelb und grün gestreifter Riesenfisch.

 

Da kam Eva Joneleit. Sie kam lautlos durch das Gras und blieb vor dem Jungen stehn. Ihre neugierigen Augen tanzten über ihn hin. Martin setzte die Flöte ab und blinzelte böse.

 

„Tag", sagte Eva. „Was glupst denn so? Denkst, du bist was Besseres, weil du Flöte spielen kannst?"

 

Martin antwortete nicht.

 

Eva hockte sich neben ihn. Sie schlang die Arme um die mageren Knie und schaukelte sich hin und her. „Verkriechst dich hier wohl, weil du zu Hause nicht spielen darfst, was?" Sie rupfte mit den Zehen eine Butterblume aus und schob sich den Stengel in den Mund.

 

„Ich brauch keinen zum Zuhören“, sagte Martin störrisch.

 

Eva spuckte den Stengel aus und rollte sich ganz dicht heran. Ihr Haar war weich und dicht wie Marderfell und knisterte. „Spielst mir was vor?"

 

„Lass mich in Ruh“, knurrte Martin.

 

Sie lauerte ihn von der Seite an. „Kriegst auch war dafür“. Sie beugte sich blitzschnell vor und drückte ihren Mund an sein Gesicht. Der Kuss traf mitten auf seine sommersprossige Nase, feucht, warm und heftig wie der erste Regentropfen beim Gewitter.

 

Dem Jungen fiel die Flöte aus der Hand. Eva sprang auf und lachte. Sie rannte davon. Ihr Haar flackerte, ein zimtbraunes Flämmchen.

Martin ruhte sich nicht. Am Himmel schwammen träge Wolken, dicke Kähne aus milchigem Glas. Er saß da, bis die Wolkenkähne und das Wasser in der untergehenden Sonne rot und glühend wurden. Aus den Haffwiesen rauchte der Nebel.

 

Zu Hause hatten sie sicher längst gegessen der Vater schimpfte „Wo bleibt der Jung" und die Mutter lief ans Fenster, ihre Pantinen klapperten zornig über den Steinfußboden.

 

Martin griff nach seiner Weidenflöte. Dunkel und sanft fiel das Lied in den Abend. Der Wind wehte es über das schwarze Boot, über die Spitzen der Schilfgräser, weit hinaus auf das Wasser, dessen Spiegel in der Dämmerung langsam blind wurde. Tamara Ehlert.

 

 

Heimat — Mutter

Es ist nichts reizender, als eine Mutter zu sehen mit einem Kinde auf dem Arm, und nichts ehrwürdiger, als eine Mutter unter vielen Kindern. J. W. v. Goethe

 

Wo ihr nicht seid, da kann nicht Heimat werden. Hans Baumann

 

Nie werde ich ihrer vergessen, denn sie pflanzte und nährte zuerst den Keim des Guten in mir: sie öffnete mein Herz den Eindrücken der Natur, sie weckte und erweiterte meine Begriffe, und ihre Lehren haben einen immerwährenden, heilsamen Einfluss auf mein Leben gehabt. Immanuel Kant

 

 

Was man von der Mutter hat, das sitzt fest und lässt sich nicht ausreden, das behält man, und es ist auch gut so, denn jeder Keim der sittlichen Fortentwicklung des Menschengeschlechts liegt darin verborgen. Wilhelm Raabe

 

Ich bin nie ganz allein. Auch wenn die treuen Augen für immer sich schließen, bin ich nicht allein. Die Mutter wandert immer neben mir. Mich hat ja eine Mutter geboren. Eine Mutter hat mich ins Leben geführt. Eine Mutter geht noch heute mit mir. Sie ist die Heilige, die mich nie verlässt. Sie ist mehr. Sie ist die Botin des höchsten Lebens und sie ist Heimat und Vaterland. Und sie bleibt bei mir im Leben und im Sterben. H. Chr. Kaergel

 

 

Foto: Käthe Kollwitz Mutter und Kind (Kreide)

Aus: Werner Schumann „Käthe Kollwitz" (Bertelsmann-Verlag, Gütersloh)

 

 

Seite 12   Landbriefträger Ernst Trostmann erzählt  (34) 

Liebe ostpreißische Landsleite!

Jedes Jahr, wenn der Mai kommt, wenn de Maikäfers abens rumburren und de Jungens innes Dorf mitte Pudelmitzen nach ihnen schmeißen, wenn de warme Luft einem umseiselt und de junge Leite Sießholz raspeln, indem dass ihr Verstand aushakt, denn mechd einer direkt noch emal jung sein. Aber einer is es nicht mehr, sondern bloß noch e alter Rentner, wo sich mit seine paar Plautzdittchens einrichten muss. Und wenn einer sich denn e ordentlichem Maitrank durche Gurgel jagen will, dann stößt das auf finanzielle Schwierigkeiten, wo einer bloß mit List und Ticke ieberwinden kann. Jeder macht das auf seine Art. Direkt e Kinstler auf diesem Gebiet war der alte Schuster Kossak aus Allenstein. Der brauend sehr viel Maitrank, so dass se all zweimal versucht hädden, ihm zu entwöhnen. Aber er wurd immer wieder rickfällig, weil indem dass er keine leeren und keine vollen Gläser sehen konnd. Das war denn jedesmal e Grund zum Trinken. Auch seine Frau konnd nischt gegen machen. Deshalb ging se bei de Heilsarmee, die sollden ihm auf e besserem Weg führen. Und wie se ihm denn abholden, ging er auch wirklich mit, kam aber sternhagelblau wie e Veilchen morgens zu Haus. Er schmiss de Mitz durche Tier, und seine Frau missd denn singen: „Guten Morgen, liebes Mitzche, wo is mein liebes Mannche?“ Wenn se das nich machd, denn wurd er falsch. Deshalb machd se es all lieber, denn se war e intelligente Frau. So auch dem Morgen nach dem Erleuchtungsabend bei der Heilsarmee. „Wie war es denn?" fragd se. „Ach, weisst", meind er, „es war wirklich sehr scheen. Wir haben gesungen, denn hat einer e Red geredet, und e Posaunenchor hat geblasen, dass mir untre West ganz weich und wehmietig wurde. Das Scheenste war aber, dass se zweimal e Teller mit Geld rumschickden. Da hab ich mir jedes Mal e Mark runtergenommen, und die hab ich denn in die Friehsticksstub beim dicken Rogowski abgeliefert. Erst wolld er se gar nicht nehmen, aber ich bestand darauf, und da hat er mir in eine Tur geneetigt und ein Quartierche nachem andern eingeholfen. Er wolld sich nämlich nuscht schenken lassen, sagd er. Was solld ich dagegen machen?" Das gelang ihm zweimal bei die Heilsarmee. Und wie se ihm denn nich mehr aufforderden, ging er bei die Guttemplers. Da kriegd er es aber bloß einmal fertig, und denn wurd er nich mehr eingeladen. Aber er gab das Rennen nich auf, und war ebend einer von die Leite, „wo immer strebend sich bemieht", wie e großer Dichter einmal sagd. Und da kam ihm der Zufall zu Hilfe in Gestalt von einem alten Freind. Der hieß Karauschus, war aber kein Fisch nich, sondern hieß bloß so. Der kriegd dem Auftrag, fierem Baron von S. einem edlen Rennpferd, einem feirigen Braunen, wo er telefonisch verkauft hädd, wegzubringen. Dazu brauchd er einem Gehilfen und hold sich unserm Schuster Kossak. Es war auch Mai und e besonders heißer Tag, wie die beiden mit dem Braunen am Ziegel losjockelden. De Sonnche brannd ihnen aufem Pelz, dass ihnen der Schwitz iebre Backen kullerd und das Wasser inne Stiefel stand. Da kriegd der Kossak a iebermenschlichem Durst. De Zung klebd ihm am Gaumen, und anne Gastheiser vorbeizukommen, war fier ihm direkt e Höllenqual. Aber er hädd keinem Dittche inne Fupp, und anschreiben tat keiner fier ihm, das wussd er. Nu simmelierd er, was er machen solld, bis ihm e großartiger Einfall kam. Der Karauschus schlackerd erst heftig mittem Kopp, aber wie de Sonnche immer doller brannd, schlackerd er immer schwächer, und zuletzt gab er dem Widerstand auf, weil der Durst und der Kossak ihm sistematisch zermirbt hädden. Se gingen also beim ersten besten Bauer aufem Hof und boten ihm den Braunen zum Tausch an. Der bekickd ihm von alle Seiten, rewendierd de Zähne und ließ ihm e bissche traben, wobei der Kossak nu auch noch rennen missd, was ihm dem Rest gab. Denn hold er e andres Pferd außem Stall und zahld vierzig Gulden zu, weil es nicht ganz so gut war wie der Braune. Dass es e Schimmel war, fiel die beide in ihre große Freide und ihrem noch viel greeßeren Durst gar nicht auf. Nu waren se fein raus, und inne nächste Gastwirtschaft kullerden die Bierchens und die Weißen durch die Gurgel, dass es orndlich kluckern tat. Wie se denn genug intus hädden, nahmen se dem Schimmel, zogen weiter und sangen dabei dreistimmig — der Schimmel sang mit! — „Der Mai ist gekommen“. So vergniegt waren se. Gegen Abend waren se denn am Ziel und iebergaben den Schimmel einem Knecht, wo geradzig anne Plump huckd, weil er sich die Fieße waschen wolld. Vleicht war nu auch noch alles gut gegangen, wenn de Menschen nich de verrickte Telefongs erfunden hädden. So kam es, dass der Herr am nächsten Morgen außes Bett geklingert wurd. Er solld seine Kragg wieder abholen, denn e Pferd, wo de Farb wechselt, war dem neien Besitzer unheimlich. Er hädd keinem Kamäleon gekauft, sagd er, sondern einem Rennpferd. So kam der Schmetter nu leider raus, und es hädd nich viel gefehld, denn hädden se di beide noch eingespundt. Aber der Baron nahm selbst auch gern e großem Schluck. Deshalb hädd er Verständnis fier die Iebeltäter, hield ihnen e Strafpredigt, und anschließend haben se sich denn wieder vertragen. Und gleich so doll vertragen, das se zuletzt nich mehr wussden, ob se männlich oder weiblich sind. So kam der Kossak zweimal zu seine Lieblingsbeschäftigung, und dadraus können Se ersehen, wie intelligänt er gewesen sein muss. Er fand immer wieder neie Mätzchen, bloß an seinem geliebten Fusel ranzukommen. Auch mitte Lotterie versuchd er es. Und das kam so: Eine Nacht erschien ihm im Traum e scheene Glicksgöttin in e langes wallendes Nachthemd. Die burrd um ihm rum wie e Maibackel umme Kastanienblieten oder, besser gesagt, wie e Kohlweißling umme Blumen, obwohl dass er gar nich so scheen riechen tat. Inne Hand hield se e große Tafel mit e fünfstellige Zahl und sagd ihm, dass er auf die Nummer sechstausend Gulden gewinnen wird. Da sprang er foorts außes Bett raus, weckd seine Altsche, macht Licht und schrieb sich die Zahl auf. Und denn konnd er vor Aufregung nich mehr einschlafen. Ganz frieh stand er auf und rannd ohne Friehstick nach die Lotteriekollekte. Vorher hädd er seine Frau die letzte zehn Mark Wirtschaftsgeld abgelungert, und sein Freind Karauschus missd auch zehn Gulden rausricken, weil indem dass se zusammen spielen und dem Gewinn briederlich teilen wollden. Wie nu der Tag rankam, wo de Gewinnliste bei de Kollekte eingetroffen war, zog er sich fein an. Er nahm sogar e Schlips um, seine Frau inne Arme und denn seinem Weg nach die Lotterie-Kollekte. Vorher versprach er seine Frau fest und sicher, dass er sich volllaufen lassen wolld bis untres Kinn wenn die, Glicksgöttin ihm richtig beraten hadd. Mit dreidausend Gulden inne Fupp wären denn alle Fuselsoroen mit eins vorbei, alle Not hädd e End, und das missd gebiehrend begossen werden. Das hädd er ihr so lang vorgebrabbeld, bis se selbst dadran glaubd. Se war fest davon ieberzeigt und wurd immer ieberzeigter, wie eine Stund nache andre verging und von ihrem Schnapsgemahl immer noch nuscht zu sehen war. Es wurd Mittag, es wurd drei, es wurd vier. Endlich um dreiviertelfimf brachden se ihm an. Er war blau wie e Veilchen, geladen wie e Haubitz und voll wie e Patscheimer, wo einer drei Tag nich ausgeschitt hat. Das sah se all von weitems durches Fenster, denn er wurd von vier Männer getragen, und das war bestimmt e gutes, untriegliches Zeichen. Ganz aufgeregt lief se anne Angtreetier, und da brachden sie ihm auch all de Trepp raufgeschleppt. Aber er hädd nich dreidausend Mark gewonnen, sondern e Bein gebrochen. Und nu jammerd und lamentierd er und schimpfd auf die Glicksgöttin, wo ihm anne Nas rumgefiehrd hädd. Auf die Weiber is eben kein Verlass, sagd er, und zwischendurch missd er immer wieder mit Schimpfen aufheeren, weil er au sagen wolld. Und beides zusammen ging nich. Bloß in einem Punkt hädd er Wort gehalten, und das hädd seine Frau auch ganz richtig all von weitems gesehen. Er hädd sich all auf Vorschuss ganz geheerig de Nas begossen, und in dem Zustand war er iebre Schwell gestolpert, und denn war das Unglick passiert. Nu war er endlich kuriert von die Schnapserei, sagt er. Aber es hield nich lang vor, denn mit gute Vorsätze is nich bloß der Weg inne Hölle gepflastert, sondern auch inne Destille. Dem Delirjum hat er aber nich gekriegt, dazu kam es nich mehr, weil er all frieher starb, und das war sein Glick. Sehn Se, so wandern meine Gedanken im Mai zurick inne Vergangenheit. Von die Maibackels zum Maitrank, von die Heilsarmee zu die Guttemplers, vonnes Rennpferd zu die Glicksgöttin. Nu lassen Se man auch Ihre Gedanken wandern, kreiz und quer durche Heimat, und suchen Se alle Ortsnamen zusammen, wo mit F anfangen. Das macht e mordsmäßigem Spaß, denn ieberall tauchen Erinnerungen auf, wo Se all lange vergessen hädden. Und wenn Sie auch keinem Preis nich kriegen sollden, das Sammeln allein is all e große Freide, wie von ieberall geschrieben wird. Und buggern Se auch die e bisschen inne Rippen, dass se mitmachen sollen, wo unsre „Ostpreußen-Warte" noch nich halten.

Bis aufem nächsten Monat grießt Ihnen aller

Ihr Ernst Trostmann, Landbriefträger z. A

 

 

Seite 12   Ein Rückenakt

Es waren zwei Bauern aus Niedersachsen,

Die wussden nuscht Besseres anzufangen,

Drum haben se jeder einsfuffzig riskiert

Und sind inne Kunstausstellung gegangen.

Ostpreußische Malers hädden dort

Dreihundert Bilderchens aufgebammelt,

Und zum Bekicken hädden sich nu

So an die fimf, sechs Menschen versammelt.

Da hing auch e Bild von e druggliche Frau,

Von hinten gemalen und splitternackt,

Wie der liebe Gottche geschaffen se hädd,

Na kurz: E weiblicher Rickenakt.

Die beide die haben sich das beschmunzelt:

„Warum nur von hinten, warum nich von vorn?"

So haben se erst ihre Witzchens gerissen,

Doch denn packd dem einen e heiliger Zorn:

„Flüchtlinge! Siehst du, was willst da noch sagen

Nicht zu begreifen und nicht zu fassen!

Kein Tuch, kein Hut, kein Hemd auf dem Hintern,

Aber se missen sich malen lassen!"  Dr. Lau.

 

 

Seite 12   Wanderung durch die liebe, alte Heimat. Liebstadt, Löwenhagen, Lunau ...

Wieder eine Flut von Zuschriften, und wieder eine große Überraschung: In Ost- und Westpreußen gab es mehr als 500 Ortsnamen, die mit dem Buchstaben L beginnen. Angesichts dieser großen Zahl wird vielleicht der eine oder der andere den Mut verlieren, der trotz allen Bemühens nur 100 Namen fand. Es liegt nahe, dass die Sammler mit den Spitzenleistungen irgendwelche Hilfsmittel zur Verfügung haben, und wir bitten deshalb, diese Tatsache und die Art der Hilfsmittel bei den weiteren Einsendungen zu vermerken. Natürlich muss man sich schon ein bisschen anstrengen, denn mit der eigenen Erinnerung allein ist es meistens nicht zu schaffen. Wenn wir die Ortsnamen aus dem ehemaligen Korridorgebiet fortzulassen baten, so sollte das selbstverständlich keine politische Stellungnahme sein, sondern es war eine notwendige Maßnahme, um die Kontrolle nicht noch weiter zu erschweren oder gar unmöglich zu machen. Wir bitten die Landsleute aus Westpreußen, dafür Verständnis aufzubringen. Es ist ohnehin in vielen Fällen nur mit größter Mühe möglich festzustellen, ob Phantasienamen gemeldet werden. Beim Vergleich einiger Listen untereinander ergibt sich dann, ob der Name existiert hat oder nicht. Ortsnamen aus dem ehemaligen Korridorgebiet tauchen aber bei den Einsendungen sehr oft nur ein einziges Mal auf, und damit ist die Kontrollmöglichkeit nicht mehr gegeben. Nun zunächst die Sieger:

 

1. Peter-Jürgen Schierk, Bad Godesberg, Bismarckstr. 17/19 mit 532 Namen

 

2. Hans-Eberhard Brossok, Berlin-Hermsdorf, Hermsdorfer Damm 112 mit 490 Namen

 

3.   Martin Walsdorff, Schiffdorf - Bremerhaven, mit 486 Namen.

 

Die Buchpreise kommen dieser Tage zum Versand. Weiterhin nennen wir mit besonderer Anerkennung

 

1. Franz Werning, Berlin-Steglitz, Vereinsweg 1, (475 Namen). Er ist 86 Jahre alt und hat zusätzlich 273 westpreußische Ortsnamen aufgeführt, die aber nicht bewertet werden konnten.

 

2. Günter Schmickler, Bonn, Maarflach (Schule), (437 Namen)

 

3. A. Schurig, Hannover, Bürgermeister-Fink-Straße 39, (437 Namen)

 

4. Ursula Gerber, Herne (Westf.), Bahnhofstr. 45, (434 Namen).

 

5. Otto Gerhardt, Warleberg über Gettorf, (408 Namen)

 

6. Arthur Thiel, Bonn, Ritterhausstr. 2, (390 Namen)

 

7. Harry Graap, Gadderbaum (Westf.), Handwerkerstr. 7, (380 Namen)

 

8. Siegfried Weiß, Engers (Rhein), Saynerlandstr. 71, (366 Namen).

 

Herzlichen Dank allen, die sich um die gute Sache bemüht haben. Lassen Sie bitte nicht nach, auch wenn Sie dieses Mal nicht genannt werden konnten. Ein paar Einsender haben ihr Rezept verraten. Jeder hat natürlich seine eigene Methode, aber lesen Sie, bitte, was bisher schon bekannt geworden ist.

 

Herr Walsdorff z. B. schreibt: „Die Sache war nicht einfach, machte aber sehr viel Spaß. Meine Eltern und die Oma wetteiferten sogleich beim Aufzählen von Namen, dann blätterte ich in alten Familienpapieren herum, studierte die große Autokarte und fand auch noch einzelne Namensverzeichnisse“.

 

Herr Schurig teilt mit: „Die alten Pensionäre haben dieses Mal noch eine Karte von Ostpreußen im Maßstab von 1:300 000 zu Hilfe genommen und sind dabei zu einer stattlichen Anzahl gekommen“.

 

Poetisch-humoristisch schreibt Herr Schmickler:

 

Sag mal, kannst Du Dich wohl besinnen,

Auf Orte, die mit L beginnen?

Ein paar kennt jedermann genau,

Wie Löbenicht und Labiau.

Und wenn ich etwas tiefer grabe,

So finde ich noch Laase, Laabe

Und Liskaschaaken und Littfinken.

Und wie aus grauer Vorzeit winken

Noch Lindmannsdorf und Lindenwerder

(Die sind nicht aufgeführt im „Herder").

Aus nicht viel mehr als sieben Hütten

Bestand ein Örtchen wie Lenkitten,

Doch herrlich muss es sein zu wohnen

In einer „Stadt" wie Lingwaronen.

Bei Säuglingen in Stadt und Land

Ist Liegetrocken wohlbekannt,

Und schwärmst für hübsche Mädchen Du,

So fahre mal nach Liebchensruh.

Weit ab von allem Weltgeschrei

Liegt die Laukandter Wüstenei.

Und kannst Du weiter nichts mehr finden,

So denk mal an die vielen Linden,

An Lindenhorst und Lindental

Und Lindenhof ein Dutzend Mal  ...

So denk man nach und sei recht fleißig,

Dann findst auch Du vierhundertdreißig.

 

Ja, so wird's gemacht, und die Freude an der Suche klingt aus zahllosen Briefen.

 

Und nun auf ein Neues! Im Monat Mai suchen wir alle ost- und westpreußischen Ortsnamen, die mit dem Buchstaben F beginnen. Bemühen Sie sich, bitte, mit Ihren bekannten Familien Verbindung aufzunehmen, die Autokarten, Listen usw. von einst besitzen. Es gibt ja doch noch mancherlei dieser Art, was dem Inferno des Krieges entgangen ist. Alle Einsendungen sind wieder zu richten an Dr. Alfred Lau, Bad Grund/Harz, Hübichweg 16. Der letzte Einsedetermin (Poststempel) ist der 23. Mai 1956. Die Ermittlung der Preisträger erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges. Alle Einsendungen gehen in den Besitz der „Ostpreußen-Warte“ über.

 

Sammeln Sie also eifrig alle Ortsnamen, die mit dem Buchstaben F beginnen, wahrscheinlich sind es weitaus weniger als die mit L. Aber lassen wir uns überraschen! Jedenfalls wünscht Ihnen  auch diesmal wieder viel Freude und Erfolg Ihre Ostpreußen-Warte".

 

 

Seite 12   Zu Pfingsten. Heimatbücher sind Geschenke von bleibendem Wert. Frühjahrsneuerscheinungen 1956.

Das heutige Danzig, ein Reise- und Bildbericht mit 68 ganzseitigen Bildtafeln (75 Bildern), die Danzig im Herbst 1955 zeigen. 80 Seiten, DM 5,80.

 

Königsberg.

Merian. Das  Monatsheft der Städte und Landschaften. Königsberg wie es war und heute ist, mit zahlreichen, teils mehrfarbigen Bildern, 104 Seiten, DM 3,20.

 

Das gute Land

von Walter von Sanden. Hier erzählt der Guja-Dichter, der Jäger und Fischer und Freund aller Tiere aus seinem reichen Leben. 208 Seiten, Leinen DM 8,75.

 

Empfehlenswerte Jugendbücher:

Wolf der Struter

von Max Worgitzki. Geschichtliche Erzählung aus der Zeit des Deutschen Ritterordens in Preußen. Halbl. DM 3,80.

 

Tatarensturm

von Max Worgitzki. Geschichtliche Erzählung aus der Zeit des Großen Kurfürsten, die den Einfall der Tataren schildert. Halbl. DM 3,80.

 

Die Fahrt der sieben Ordensbrüder.

von Agnes Miegel. Eine geschichtliche Erzählung aus der Zeit des Deutschen Ritterordens in Preußen. 80 Seiten, DM 2,80.

 

Jugend an der Grenze

von Hansgeorg Buchholtz. Fesselnd und anschaulich wird hier das Leben einer Grenzstadt unserer Heimat erzählt, wo zwei Jungen und ein Mädchen in guter Kameradschaft zwischen See, Stadt und Land aufwachsen. 127 Seiten, DM 4,80.

 

Tiergeschichten:

Pepita, die Geschichte eines Trakehner Pferdes

von Herbert von Böckmann. Die jedem Pferdefreund zu Herzen gehende Lebensgeschichte eines Trakehners von den frohen Fohlentagen bis zum bitteren Ende auf der Flucht. 71 Seit, mit 14 Zeichnungen, DM 4,80.

 

Frühling im Försterhaus. Sommertage im Försterhaus. Herbstferien im Försterhaus. Winterferien im Försterhaus

von Erich Kloss. Horst ein 13-jähriger Junge kommt zu seinem Onkel ins Försterhaus nach Ostpreußen. Was er hier erlebt erzählen diese 4 Bände, die zu den schönsten Jugendbüchern zählen. Je 64 S., je DM 2,80.

 

Horst wird Förster

von Erich Kloss. Dieses Buch ist die Fortsetzung der „Försterhausbände" und erzählt vom Leben des Forstmannes und den Waldtieren. 95 Seiten, DM 3,--.

 

Beliebte Heimatbücher:

Liebes altes Königsberg

von Wilhelm Matull. Ein Buch der Erinnerung an die Hauptstadt Ostpreußens mit zahlreichen Bildern. 190 Seiten, DM 5,80.

 

So zärtlich war Suleyken.

Masurische Geschichten von Siegfried Lenz. In diesen Geschichten lebt Masuren in seiner ganzen urwüchsigen, unverfälschten Art. 172 Seiten mit vielen pfiffigen Zeichnungen, Ganzleinenband im Großformat, prachtvoller Geschenkband, DM 14,80.

 

Wälder und Menschen

von Ernst Wiechert. In diesem Erinnerungsbuch schildert der Dichter seine Kindheit in den Wäldern um die Crutine. 260 Seiten. DM 9,50.

 

Quer durch Ostpreußen

100 Aufnahmen aus Ostpreußen, Text und Geleitwort von Gerhard Bedarff. Format 20X21 cm, 60 Seiten Kunstdruckpapier, färb. Schutzumschlag, DM 3,85.

 

Die Marienburg

32 Bilder, Text von Frh. Joseph von Eichendorff, DM 2,40.

 

Danzig

47 Bilder mit einführendem Text, DM 2,40.

 

Ostpreußen

47 Bilder, 1 Karte und einführender Text, DM 2,40.

 

Heute empfehlen wir besonders:

 

Keiner kennt die Grenze

Anthologie aus dem Erzählerwettbewerb des Göttinger Arbeitskreises. 140 S., Ganzl. DM 4,80.

 

Diese und alle anderen Heimatbücher liefert Ihnen prompt

 

Elchland-Verlag Abteilung Ostpreußen-Buchdienst Göttingen

 

 

Seite 13   Wir blättern in neuen Büchern.

Was schreist? Erzählung von Annemarie in der Au.

Unabsehbar wälzt sich der trostlose Zug von Wagen, Tieren und Menschen über das tauende Eis des Frischen Haffs. Der unaufhaltsam strömende Regen tut sein Bestes, um den feindlichen Fliegern die Bodensicht zu nehmen, aber er erreicht keine Hilfe für die Menschen. Den feindlichen Fliegern ist es gleichgültig wohin sie schießen, die ganze riesige Eisfläche ist ein Ziel. Wenn sie nicht Wagen, Tier oder Mensch treffen, dann schlagen ihre Kugeln die dünne Eisfläche auf und bilden lauernde Gefahrenstellen. Es bricht manch ein Wagen ein, und weder Tier noch Mensch können gerettet werden. Es ist so viel Unglück und Leid unterwegs, dass die Vorbeiziehenden es nur ertragen können, wenn sie ihr ganzes Denken, ihr ganzes Gefühl ausschalten. Aber es ist so schwer, das auszuschalten, was den Menschen bis zu diesem Tage wie eine alltägliche Nahrung gewesen ist.

 

Bei Kahlberg auf der Nehrung stauen sich die Massen zu einer riesigen Woge des Elends zusammen. Nur die, die noch ein Fahrzeug ihr Eigen nennen, lösen sich wieder von diesen Massen und wälzen sich im neuen Zuge landwärts weiter gen Danzig. Die anderen bleiben hier in Kahlberg zurück in der verzweifelten Hoffnung auf ein Schiff.

 

In der Nacht, so geht das Nachrichtengespenst von Menschengruppe, in der eben vergangenen Nacht hat der Feind schon versucht, auf der Nehrung, und gerade hier in Kahlberg, Fuß zu fassen. Er ist zurückgeschlagen worden, gewiss, aber kann man wissen, wann er mit verstärkten Kräften wiederkommt?

 

Wenn überhaupt noch etwas das große Elend verstärken kann, so ist es dieses Nachrichtengespenst.

 

Da legt abseits ein Schiff an. Soldaten sperren die Zufahrtswege ab, noch genügen ein paar erklärende Worte: Dieses Schiff ist nur für Verwundete. Ja, natürlich für Verwundete. Jeder findet es selbstverständlich, dass man zuerst die Verwundeten aus diesem unerträglichen Hexenkessen herausträgt. Bringt sie nur in sichere Hände, aber dann – dann vergesst uns nicht.

 

Und in stiller Hoffnung duckt sich die Elendsmasse in der Nähe des Schiffes beobachtend an den weißen Strand. Man vergisst sie nicht. Gegen Mittag  bestimmen verantwortliche Männer, neben den Verwundeten auch Greise, Frauen und Kinder bis zur höchsten Belastungsgrenze des Schiffes mitzunehmen.

 

Sogleich springt die ganze Masse des Elends auf, es sind ja alles Greise und Kranke oder Frauen und Kinder, und sie drängen sich nun an den helfenden und notfalls ordnenden Wachtposten vorbei auf den Landungssteg. Mit, nur mit! Vielleicht ist dieses Schiff das letzte, und man weiß es nicht, oder man sagt es uns nicht.

 

Erst auf dem Schiff löst sich das Gedränge etwas auf, und die Menschen verteilen sich in den Verladeluken und auf Deck, wo man ihnen gerade noch Platz gelassen hat.

 

Ein kleines Mädchen, das der Menschenstrom bis hierher mitgetragen hat, sieht sich plötzlich fassungslos allein in der fremden Umgebung. Wo ist die Mutter geblieben? War sie nicht noch eben neben ihm?

 

„Mutter", ruft es erst leise, und dann schon von seiner Verlorenheit geschüttelt weint es auf: „Mutter, Mutter!"

 

Das kleine Mädchen läuft nicht suchend umher, es steht nur da und schreit seine Not in die Welt, und das ist ein erschütternder Anblick.

 

Frauen horchen auf, sehen sich um und pressen unwillkürlich ihre eigenen Kinder an sich. Die Mutter des kleinen Mädchens ist nicht unter ihnen. Das kleine Mädchen steht da und weint, und niemand weiß ihm zu helfen. Es ist, als wäre nach all der Angst nun eine Lähmung über die Menschen gekommen. Aber dann ist ein Mann neben dem Kind und sagt: „Was schreist?" Und wie er es sagt, ist es kein Befehl zur Stille, es ist einfach so, als schwebten diese Worte wie ein Rauch im Raum, in den man sich betten möchte, um geborgen zu sein. Der Mann sagt noch einmal: „Was schreist?"

 

Die Menschen sind im Augenblick still, wie erstaunt schauen sie den Mann an, obwohl an ihm nichts Besonderes zu sehen ist. Auch das kleine Mädchen ist verstummt von diesem Wort und sieht schüchtern zu dem Manne auf. Von seinen Augen geht ein Leuchten aus, weil sie so hell sind und eine Quelle von Geborgenheit. Ja, das ist es: Geborgenheit. Und die ist so stark, dass sich die Gesichter der Menschen entspannen.

 

Aber der Mann ist ganz ernst. „Was schreist?" sagt er nun zum dritten Mal und fügt noch leiser hinzu: „Glaubst, der liebe Gottchen hört uns besser, wenn wir schreien?"

 

Mehr sagt er nicht, aber die Menschen senken die Köpfe und werden sehr nachdenklich.

 

Der Mann nimmt wortlos das kleine Mädchen und setzt es in einer Ecke auf ein paar Bündel, nickt einer älteren Frau zu, es ist wohl seine Frau, denn auch sie nickt nur und drückt das Kind an sich, und dann schiebt er sich dem Ausgang zu. Er muss sich wirklich mühsam vorwärtsschieben, obwohl man ihm lautlos eine Gasse bildet. Er geht schwerfällig an einem Stock. Erst jetzt bemerkt man es.

 

Vor dem Landungssteg steht eine Frau, stemmt sich mit aller Kraft gegen die Menschenbrandung an, die sie mitreißen möchte, und ruft mit tränenüberströmtem Gesicht immer wieder nach ihrem Kind, das sie irgendwo unter den vielen vermutet, die noch vom Lande herandrängen.

 

Endlich ist der Mann bei ihr. Und wieder sagt er nichts weiter als: „Was schreist, glaubst, der liebe Gottchen hört uns besser, wenn wir schreien?"

 

Er nimmt die Frau an die Hand und zieht sie einfach mit dem Strome mit. Die Frau ist von diesem Tun so verwirrt, dass sie alles mit sich geschehen lässt.

 

Sie ist aber noch immer ganz benommen, als sie das kleine Mädchen fest an sich gepresst hält. Die Umstehenden haben Tränen in den Augen, aber schreien — nein, schreien wird niemand mehr von ihnen. Gott wird sie hören, ihre Klagen und auch ihre Dankgebete, sie wissen es.

 

 

Seite 13   „Keiner kennt die Grenze"

das ist der Titel eines Bändchens preisgekrönter Erzählungen aus rund 1000 Einsendungen zum Erzähler-Wettbewerb des Göttinger Arbeitskreises, das soeben im Holzner-Verlag Würzburg (138 S., Ganzl. DM 4,80) erschienen ist.

 

Jeder dieser Erzählungen liegt in irgendeiner Form der Gedanke zugrunde: Wunderbare Rettung durch Fügung. Unvergesslich und erschütternd die Erzählung von dem kleinen, fünfjährigen Mädchen, das den pelztragenden Rotarmisten für den Weihnachtsmann hält und auf ihn zugehend singt: „Vom Himmel hoch, da komm ich her..." oder etwa die Erzählung des deutschen Arztes aus Polen „Das Bildnis der Hl. Theresia von Lissieux".

 

„… es ist, als würde gerade hier und jetzt die Grenze überwunden, die den Menschen vom Menschen trennt..." schreibt Prof. Kurth in seinem eindrucksvollen Nachwort zu dieser Anthologie. Und ein einfacher Mann sagt es im Buch so ruhig und sicher zu der verzweifelten Frau, die vor dem Landungssteg zum Flüchtlingsschiff steht, sich mit aller Kraft gegen die Menschenbrandung stemmt, die sie mitreißen möchte, und die mit tränenüberströmten Gesicht immer wieder nach ihrem Kind ruft, das sie irgendwo unter den vielen vermutet, die noch vom Lande herandrängen; er sagt: „Was schreist, glaubst, der liebe Gottchen hört uns besser, wenn wir schreien?" (Diese Erzählung finden unsere Leser auf dieser Seite.)

 

Zusammenfassend kann man sagen: ein wunderbares Zeugnis aus unserer Zeit, das wie kein anderes dem Frieden und dem Verständnis unter den Völkern dienen kann. Möchte der Geist, der sich hier offenbart, Allgemeingut unserer Zeit werden, die Weltangst zu bannen und der Zukunft ihre Schrecken zu nehmen

 

Seite 13   Appell an den guten Willen der Völker. Johannes Weidenheims neuestes Werk: „Treffpunkt jenseits der Schuld"

Johannes Weidenheim: „Treffpunkt jenseits der Schuld", Roman, 164 Seiten, Leinen 16,-- DM, C. Bertelsmann-Verlag, Gütersloh.

„Maresi", eigentlich Maria-Theresiendorf, der Geburtsort des Verfassers, von dem er schon früher in einem preisgekrönten Roman „Das türkische Vaterunser" erzählt hat, ist einer jener großen Orte in der Batschka, die ein Mittelding zwischen Dorf und Kleinstadt sind. Jener Roman erzählte aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, als die Völkerschaften (Deutsche, Serben, Ungarn) noch m Einvernehmen miteinander lebten, wogegen las neue Werk zwar im gleichen Ort und Raum spielt, aber in der schlimmen Zeit des Krieges und Zusammenbruchs.

 

1945 bricht, ausgelöst durch das wilde erbarmungslose Geschehen des Krieges, auch in „Maresi" aus Neid, Gier und Raublust, aber auch beleidigt sein und Unterdrückung durch selbstherrliche reiche Herrn, der Blutrausch aus. Missgunst verwandelt sich in Hass, Hass in Schuld.

 

Die Schuld zwischen den Völkern, das ist das große Problem dieses Volkes. Doch nicht wie in vielen „Romanen" des letzten Jahrzehnts, geht es hier um Anklage und Sühne, in einseitigem schwarzweiß, nein es wird versucht, einen Weg zu finden, um in Zukunft solches Unheil auszuschließen, damit wieder ein Zusammenleben der europäischen Völker auch in jenen Räumen möglich wird, wo sich diese über Gräber und bittere Erinnerungen hinweg zusammenfinden müssten. Es soll eine menschliche neue Begegnung der ehemaligen Feinde sein, denn es geht um das friedliche Neben- und Miteinanderleben, auf das in jenen Räumen möglich wird, wo sich diese über Gräber und bittere Erinnerungen hinweg zusammenfinden müssten. Es soll eine menschliche neue Begegnung der ehemaligen Feinde sein, denn es geht um das friedliche Neben- und Miteinanderleben, auf das in jenen Räumen Slaven und Deutsche unbedingt angewiesen sind, weil sie sich nur so kraft ihrer Anlagen zum Wohle beider ergänzen können. Und weil sich nie mehr das wiederholen soll, was in Maresi wie in vielen Orten des Ostens, beim Zusammenbruch geschah.

 

Im Gasthaus einer westdeutschen Stadt, das hauptsächlich Balkanemigranten und deutsche Vertriebene und Flüchtlinge aus dem Südosten aufsuchen, treffen ein Deutscher aus Maresi und sein serbischer Schulkamerad 10 Jahre nach Kriegsende zusammen. Sie stehen beide jetzt in völlig verschiedenen Lagern, und ihre Schuldfrage ist gleichfalls ganz gegensätzlich. Der Deutsche bezichtigt die Jugoslawen der Jugoslawen der Blutschuld, weil sie alle deutschen Ansiedler beraubt, verschleppt und in großem Maße auch ermordet haben. Er erhebt die Anklage, dass furchtbares Unrecht an Menschen verübt worden sei, die sich keiner Schuld bewusst sein konnten. Hatten sie doch, oder vielmehr ihre Ahnen, vor zwei Jahrhunderten ein völlig braches Land in friedlicher Weise besiedelt und urbar gemacht, aus Steppe, Sumpf und Wildnis durch Fleiß, Zähigkeit und Ordnungssinn ein blühendes Land inmitten vernachlässigter und rückständiger Umgebung geschaffen. Daraufhin erwidert der Serbe, dass die Schuld der Deutschen, — er zeigt es an einem Einzelgeschick mit mehr oder weniger großer Beweiskraft auf, in ihrem selbstgerechten Stolz, der völligen Missachtung und sozialen Unterdrückung der jugoslawischen Bevölkerung bestanden hat.

 

Es ist kein Wunder, dass am Ende der gegenseitigen Anklagen keine Verständigung mehr möglich scheint. Bis ein dritter Erzähler, ein gleichfalls aus „Maresi" stammender alter jüdischer Händler, sich vermittelnd einschaltet. Seine Geschichte zeigt sinnbildhaft an der Liebe einer deutschen Frau und eines serbischen Mannes, wie es einen Treffpunkt jenseits der Schuld gibt, wenn nicht nur politische, wirtschaftliche und soziologische Belange zwischen den Völkern wirksam werden, sondern die menschliche Beziehung, getragen von Güte und verstehen wollen, und daraus folgender Achtung der anderen Art. –wy-

 

 

Seite 13   Ostpreußen als Filmkomparsen

Die Filmaufbau-GmbH., Göttingen ist mit den Außenaufnahmen für den zweiten Teil des Barring-Romans „Der Enkel" beschäftigt. Er soll als Filmepos ein dokumentarisches Zeitgemälde werden und wurde deshalb in das Jahrzehnt zwischen 1935 und 1945 verlegt. Die Schlussepisoden die jetzt als erste in Clausthal gedreht werden, spielen in den Wintermonaten des Zusammenbruchs der ostpreußischen Front.

 

Als Hauptdarsteller wirken unter anderem Nadja Tiller, Hilde Weißner, Willy Forst, Claus Behres und Dieter Schönherr mit. Die etwa hundertköpfige Komparserie setzte sich fast ausnahmslos aus Heimatvertriebenen Ostpreußen zusammen, die im Oberharz ansässig geworden sind.

 

 

Seite 13   Eine neue Schriftenreihe

Hansgeorg Loebel: Der Frieden / Traum und Wirklichkeit.. Schriftenreihe der Landeszentrale für Heimatdienst Niedersachsen, Reihe A, 35 S., brosch.

 

In drei Abschnitten „Der Frieden im Spannungsfeld zwischen Macht und Recht", „Der Frieden und die Religion" und „Der Frieden und die neuen Mächte", unternimmt der Verfasser mit scharfer Akzentuierung der Begriffe, unter Heranziehung namhafter Philosophen, das Problem Frieden zu umreißen. Als vages Traumbild bewegt es meist die Allgemeinheit, die sich aus Wunsch und Glauben dem Begriff Frieden formt. Freilich, ein Rezept zu geben, wie ewiger Frieden zu erreichen wäre, liegt dem Verfasser natürlich gänzlich fern. Es geht um sachlichste Feststellungen, fern jeder Utopie. Jede Generation glaubt sich ihm nah, jede Macht spielt mit ihm und sieht den Frieden nur unter eigenen Vorzeichen. Wie auch das Recht. Die Friedensbotschaft der Religion versucht durch die Jahrhunderte bis in unsere Zeit gefährdenden Mächten entgegenzutreten. Der moderne Krieg, fast entmenschlicht ins Anonyme der Technik gedrängt, ist mit seiner Bedrohung total geworden. Ob es der UNO gelingen wird, was dem Völkerbund, der eben nur ein einseitiges Wachinstrument war, versagt blieb, nämlich die Weltpolitik so zu entschärfen, dass Aussicht auf einen dauerhaften Frieden besteht? – wy –

 

Walther Hubatsch: Deutsche Einheit — Geschichtlich betrachtet.Schriftenreihe der Landeszentrale für Heimatdienst Niedersachsen.

Diese Schrift liefert einen sehr positiven und wesentlichen Beitrag zum Problem der deutschen Einheit. Der Verfasser setzt seiner Schrift Worte des Tübinger Historikers Karl Klüpfel aus dem Jahre 1853 voran, die, man kann sagen leider, noch heute ihre Gültigkeit haben. Der Historiker ist enttäuscht über das Misslingen der so viel versprechenden Einheitsbestrebungen des Frankfurter Parlaments von 1848. Sie scheiterten damals wie heute an äußeren (man wollte keine deutsche Großmacht) und an inneren Widerständen der allzu eigensüchtigen Landesinteressen. Der Verfasser führt in seinen Kapiteln „Wirtschaft" und „Sprache" diese einigenden Kräfte an, die über viele Gegensätze der Kleinstaaten und Stämme hinweg (selbst der Konfession) aus geistig-kulturellen Gründen und wirtschaftlich-zweckmäßigen Gesichtspunkten wirksam sind.

 

Im Abschnitt „Einigende Kräfte" zeigt Dr. Walther Hubatsch, wie sich immer wieder die besten Deutschen gegen alle äußeren und inneren Widerstände fanden, nach Zeiten des Zusammenbruchs und der Zerrisenheit unser Volk zu einen. — wy —

 

 

Geschichte der evangelischen Kirche im Posener Land.

Noch in diesem Monat erscheint in dem bekannten Holzner-Verlag Würzburg (früher Tilsit) das seit langem vorbereitete Werk von Arthur Rhode „Die Geschichte der evangelischen Kirche im Posener Land" (Umfang etwa 270 S., 3 Karten). Das Werk wird aufgrund der früheren umfangreichen Arbeiten und der reichen persönlichen Erfahrung des Verfassers, der seit 1920 als Superintendent des Kirchenkreises Posen I, als Dozent an der Theologischen Schule und am Predigerseminar sowie als stellvertretender Präses der Landessynode an führender Stelle im Leben der Posener Kirche tätig war, eine zusammenfassende Schilderung der Geschichte der Posener Kirche, in der nicht nur die Reformationszeit und die Zeit der Verfolgungen, sondern auch die Zeit des Neuaufbaues im 19. Jh. und der Behauptungskampf von 1919 — 1939 und von 1939 bis 1945 eingehend behandelt werden, geben. Ein Erinnerungsbuch für die vertriebenen Glieder der Posener Kirche, daneben ein wichtiges Nachschlagewerk und Hilfsmittel für alle, die sich mit der Geschichte des Deutschtums und der evangelischen Kirche im Osten beschäftigen. Bei Vorbestellung dieses Werkes bis zum 31. Mai 1956 erfolgt die Auslieferung zum Subskriptionspreis von DM 9,60 (späterer Ladenpreis DM 12,--).

 

 

Seite 13 Buchbesprechungen

Ostpreußen. 47 Bilder, 1 Karte und einführender Text.

Die Marienburg. 32 Bilder, Text von Joseph von Eichendorff.

Danzig.  47 Bilder mit einführendem Text. Karl Robert Langewiesche Verlag, Königstein im Taunus. In der Reihe der „Langewiesche-Bücherei". edes Bändchen kart. mit Schutzumschlag DM 2,40.

 

Die „Langewiesche-Bücherei", die kleinen Brüder der „Blauen Bücher", steht unter der gleichen Aufgabe, den Schönheiten deutscher Landschaft und Kunst nachzuspüren und in der ihr eigenen Form recht vielen Liebhabern zugänglich zu machen. Unter den letzten Veröffentlichungen finden wir eine Anzahl von Bänden, die sich der Landschaft und der Baukunst des Deutschen Ostens widmen, darunter „Die Marienburg", „Ostpreußen" und „Danzig". Mit diesen Bändchen sind Bildwerke geschaffen worden — sorgfältig ausgestattet und ausgewählt —, deren Erscheinen vor allem von unseren Landsleuten freudig begrüßt werden wird. Der Preis (darauf kommt es ja nicht zuletzt an) ist auch bei sehr beschränkten Mitteln durchaus erschwinglich.

 

Hervorgehoben sei besonders der Band „Die Marienburg". Neben dem Bildteil, der uns alle Schönheiten dieses einmaligen Bauwerkes erleben lässt, ist ihm auf 30 Seiten die 1844 erschienene Denkschrift Joseph Freiherr von Eichendorffs „Die Wiederherstellung des Schlosses der deutschen Ordensritter zu Marienburg" beigegeben, in welcher der Dichter die Geschichte dieses Bauwerkes erzählt und seine Schönheit und Großartigkeit preist. ejk

 

Königsberg. Merian - Das Monatsheft der Städte und Landschaften, 8. Jahrg., Heft 12. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 13. 104 Seiten. Einzelpreis DM 3,20, Im Abonnement DM 2,60 zuzgl. Zustellgeb.

 

Längst haben sich die Merian-Hefte die Herzen vieler Bücherfreunde erobert; jedes eine neue Überraschung, immer neue Freude schenkend, neue Schönheiten erschließend. Mit Recht durften wir gespannt sein auf das neue Heft, das uns in die Stadt Königsberg führt. Man muss es gleich vorweg sagen: Es gibt kein Buch, das auf so knappem Raum imstande wäre, Gesicht und Wesen dieser königlichen Stadt auch nur in annähernder Weise aufzuleuchten, wie es in dieser Zusammenfassung gelungen ist. Alte Königsberger werden das Blättern in diesem Band wie einen Spaziergang durch ihre geliebte Heimatstadt (in ihrer unberührten Schönheit, aber auch mit den Wunden, die der Krieg ihr schlug und die ganz nie mehr verheilen werden) empfinden. Ausgesuchte Fotos werden mit Schilderungen aus alter und neuer Zelt, alten Stichen, kolorierten Lithos und zwei Corinth-Bildern in guten Farbwiedergaben zu einem Gemälde zusammengedrängt, das die Bedeutung Königsberg! in ihren Grundzügen erfasst. Anekdoten und Späßchen werfen ein lustiges Flimmern hinein. Nennen wir noch einige Autoren: Agnes Miegel, Gertrud Papendick, Paul Fechter, der junge Heinz Panka, Fritz Gause, Karl Herbert Kühn u. v. a. Doch was sind Namen? Königsberg ist es, das hier spricht mit hundert Zungenl ejk

 

Werner Schumann: Käthe Kollwitz. Bildauswahl von Hans Kollwitz. C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh. Das Kleine Buch Nr. 86. 16 Textseiten, 32 Bilder. Gebunden DM 2,20.

 

„Es ist Geheimnis und Größe ihres achtundsiebzig-jährigen Lebens", so heißt es in der Einleitung, „dass Käthe Kollwitz im innersten getrieben wurde, mit Zeichenstift und Schnitzmesser, Kupferplatte und Grabstichel den Wunden nachzuspüren, die das Leben der Kreatur geschlagen hat". Vom Selbstbildnis aus dem Jahre 1893 über Darstellungen der Mütter, der Armut, des Krieges und des Todes; vom Gedächtnismal für ihren Sohn Peter und anderen Bronzeplastiken bis zum „Letzten Selbstbildnis 1942" lässt die kluge und sorgfältige Bildauswahl dieses neuen Bandes aus der Bertelsmann-Reihe „Das Kleine Buch" erkennen, welcher Ausdruckskraft Käthe Kollwitz fähig war und welche künstlerische Entwicklung sie genommen hat. Immer wieder tauchen jene Motive auf, die einem sofort durch den Kopf gehen, sobald der Name Kollwitz fällt: Die von Kummer, Not und schwerer Arbeit niedergebeugten, ja „niedergeschlagenen" Gestalten der Zukurzgekommenen; diese müden, verhärmten, verbitterten Gesichter, in denen die Armut Dauerquartier bezogen hat. Dazwischen aber finden sich einige der schönsten Variationen über das Thema „Mutter und Kind", welche die deutsche Kunst aufzuweisen hat. Sie bilden sozusagen den Kontrapunkt in dieser Auswahl von 32 Bildtafeln, denen ein kluges und warmherziges Vorwort von Werner Schumann beigegeben wurde.

 

Der Deutsche Born, Ein Hausbuch in 5 Bänden. Herausgegeben von J. W. und A. Hauer. Türmer Verlag München. Leinen DM 8,90, brosch. DM 7,40 je Band.

Bisher erschienen:

Bd. I — Hausbruch für Besinnung und Feier. 144 S. (1952).

Bd. II — Heimat / Wandern / Die Natur im Vogelbilde. 176 S. (1955).

Bd. V — Die ewigen Fragen. 158 S. (1953).

 

Schon bei flüchtigem Durchblättern der bislang vorliegenden Bände, muss man bekennen: Hier wurde wirklich aus dem unausschöpflichen Quell unserer Volksseele Becher um Becher geschöpft und auf diese Weise ein Hausbuch von hohem Wert geschaffen, dem man in recht vielen Familien Eingang wünschen möchte. Immer wieder wird man die Bände in die Hand nehmen, hier und da aufschlagen, und stets wird uns etwas zum Verweilen locken: ein Gedicht, ein Sinnspruch, ein Aphorismus — und reich beschenkt werden wir das Buch wieder aus der Hand legen. Viele hundert Perlen aus deutscher Dichtung und Denkungsart wurden hier gesammelt und liebevoll zusammengestellt, ein Werk, das man dem Herausgeber und Verlag nicht genug danken kann. Daran ändert auch nichts, dass der Herausgeber in der deutschen Gegenwartsdichtung nicht immer seine sonst so glückliche Hand bewies. vT

 

Mitten durch unser Herz, Bilder und Berichte aus Mittel- und Ostdeutschland. Dieses Dokumentarwerk, dem wir für unsere letzte Ausgabe das Foto der wiedererstehenden Marienkirche in Danzig entnahmen, erschien im Wilhelm Andermann Verlag, München.

 

 

Seite 14   Familiennachrichten

Wir gratulieren!

Diamantene Hochzeit.

Ehepaar Friedrich Borm und Frau Regine, geb. Wittkowski aus Hohensee, Kreis Sensburg am 04.1956nin Osnabrück, Bruchstr. 31. Vor der Vertreibung besaßen sie einen Bauernhof in Hohensee. 1945 kamen sie nach Westdeutschland und leben seit 1949 bei ihrem Schwiegersohn in Osnabrück. Fünf Töchter sind ihrer Ehe entsprossen, von denen heute noch eine in der alten Heimat weilt und dort den unter polnischer Verwaltung stehenden elterlichen Hof bewirtschaftet.

 

Goldene Hochzeit.

Ehepaar Georg Hermann Frhr. von Puttkamer und Frau Hertha, geb. Stoboy aus Ornassau, Kreis Dirschau, am 05.041956 in Aschendorf, Kreis Osnabrück. Freiherr von Puttkamer ist ein Glied der Adelsfamilien derer von Puttkamer, die in den Vertreibungsgebieten insgesamt 117 652 Morgen Land verloren haben. Das Ehepaar kam 1945 mit dem großen Treck nach Aschendorf bei Bad Rothenfelde, wo es auch heute noch im Hause Fahlkamp wohnt. Trotz der schweren Schicksalsschläge blieb ihm Gesundheit, Lebensmut und ein jederzeit frohes Herz bewahrt.

 

Ehepaar Karl Schipper und Frau Therese, geb. Schwarz, aus Rogahnen bei Königsberg/Preußen am 17.03.1956 in Drochtersen, Kreis Stade.

 

Ehepaar August Kollodzey und Wilhelmine, geb. Schwittay, aus Ortelsburg/Ostpreußen am 18.04.1956 in Dissen, Feldstr. 14. 5 Jungen und 3 Mädchen gingen aus der Ehe hervor.

 

Ehepaar Gustav Piechnik und Johanne, geb. Konrad, aus Eichhoff, Kreis Rastenburg, am 16.04.1956 in Bunde, Friedensweg. Der Jubilar ist Schneidermeister und war 36 als Werkmeister tätig. 1945 mussten sie ihre Heimat verlassen. Von ihren vier Kindern sind noch drei am Leben; außerdem versammelten sich an ihrem Ehrentage sechs Enkel und ein Urenkel um das hochbetagte Paar.

 

94. Geburtstag

Frau Gertrud von Schrader am 25.03.1956 als älteste Einwohnerin von Fürstenau, Kreis Bersenbrück. Die Jubilarin wurde als Tochter eines Forstmeisters in Woziwoda, Kreis Tuchel, geboren. 1897 folgte sie ihrem Gatten nach Mitteldeutschland, wo er als Oberförster eine Anstellung gefunden hatte. 1904 wurde er nach Osnabrück berufen. Nach dem Tode ihres Gatten kam die Jubilarin mit ihren beiden Söhnen nach Fürstenau. In das selten hohe Altersjubiläum ist leider ein bitterer Wermutstropfen durch den plötzlichen Tod ihres Sohnes Wilhelm von Schräder (20.03.) gefallen.

 

90. Geburtstag

Witwe Luise Wirsching geb. Grunwald aus Insterburg am 23.04.1956 in Veerßen, Schwarzer Weg (Siehe Bericht Seite 7).

 

88. Geburtstag

Frau Martha Wotschak aus Gumbinnen, Friedrichstr. 35, am 25.04.1956 in Hoheneichen über Preetz Holstein, bei bester Gesundheit und geistiger Frische.

 

Frau Marianna Schendel geb. Michelies, aus Westpreußen, am 23. März 1956 in Bruchhagen, Kreis Nienburg/Weser. Die Jubilarin wohnt bei ihrem Sohn, ist noch sehr rüstig und hilft noch tüchtig im Haushalt mit. Am liebsten ist sie im Blumengarten und auf dem Geflügelhof tätig. Frau Schendel hat elf Kindern das Leben geschenkt, von denen heute noch vier am Leben sind.

 

87. Geburtstag.

Frau Martha Czygan geb. Wieruth, aus Königsberg/Peußen., Kopernikusstraße 7, am 8. März 1956 in Uelzen bei Hannover, Am Anger 5, in geistiger Frische und Lebendigkeit.

 

85. Geburtstag.

Frau Berta Wirzba geb. Schüttek, aus Insterburg. am 25. März 1956 in Lastrup bei Oldenburg, wo sie nach der Vertreibung eine neue Heimat gefunden hat.

 

Hermann Dahm aus Königl. Rehwalde (geboren in Bruzow, Kr. Briesen/Westpr. am 16. 4. ??????? Vertreibung besaß der Jubilar in Königl. Rehwalde eine 6 ha große ländliche Wirtschaft. 1953 konnte er mit seiner 2 Jahre jüngeren Ehefrau bereits die diamantene Hochzeit feiern. Fünf Töchter und drei Söhne sind aus dieser Ehe hervorgegangen, von denen allerdings ein Sohn im letzten Kriege gefallen ist.

 

84. Geburtstag

Pfarrer i. R. Franz Schibalski aus Neuhausen Ostpeußen. am 06.05.1956 in Bornhausen 2 über Seesen a. Harz.

 

81. Geburtstag. Lehrer i. R. Ernst Rattay aus Gehlenburg (Ostpreußen) am 15. März 1956 in Backemoor (Ostfriesland). 1937 pensioniert, wurde er bei Beginn des Krieges wieder zum Schuldienst herangezogen. Die längste Zeit seiner Lehrertätigkeit hat er in seiner ostpreußischen Heimat ausgeübt.

 

75. Geburtstag

Charlotte Schmidt geb. Böhnke aus Nosewitz, Kreis Mohrungen/Ostpreußen am 24.05.1956 in Bornhausen 26 über Seesen am Harz.

 

Allen Jubilaren wünscht ihr Heimatblatt „Ostpreußen-Warte" recht viel Glück und auch fernerhin gute

Gesundheit

 

 

Abitur bestanden

Hindrik (vielleicht Hendrik?) Pruust, geboren 1936 in Königsberg/Preußen, Tiergartenstraße 58, hat am Lessing-Gymnasium zu Mannheim das Abiturientenexamen bestanden. Herzlichen Glückwunsch!

 

Gesucht werden

Wilhelm Rätz, früher Marienwerden,

 

Otto Schmidt, früher Elbing. Nachricht erbeten an Emil G. Schmidt,,Route 4, Box 1126, Yucaipa Calif. (USA), früher Königsberg/Preußen, Butterberg 10.

 

 

Seite 13   Im Urlaub nach Südtirol

Es gibt heute diesseits des Eisernen Vorhanges nur eine grenzdeutsche Volksgruppe, die gegen die mehr als 200-fache Übermacht des Staatsvolkes, dem sie angegliedert wurde, in einem stillen, aber aufreibenden Selbstbehauptungskampfe steht: es sind die Menschen am südlichsten Vorsprung unseres Sprachraumes in Europa, die Südtiroler, zusammen mit den ihnen seit Jahrhunderten schicksalsverbundenen, eine eigene alte Sprache sprechenden 17 000 Dolomiten-Ladinern.

 

Wessen Hilfe stünde diesen Grenzlandmenschen eher zu, als die des deutschen Binnenlandes? Und welche Deutschen sind da wieder als erste dazu berufen, die Fahne des Grenzlandes hochzuhalten, wenn nicht wir Heimatvertriebene, die wir selbst im Grenzland geboren sind?

 

So sind wir auf den Gedanken gekommen zunächst einen Vorschlag zu machen: wer es sich leisten kann, möge seinen Urlaub in Südtirol verbringen und so das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: einer kulturellen und wirtschaftlichen Stärkung der Südtiroler.

 

Auf einer Erkundungsrundfahrt haben wir folgende Gegenden festgestellt, die wegen ihrer landschaftlichen Reize als Ziel unsrer Urlaubsreisen besonders Berücksichtigung finden sollten:

 

1) die Ortschaften Stern (1480 m), St. Kassian (1540 m), und St. Leonhard in Abtei (1350 m) im ladinischen Gadertal, einem von der Dolomitenstraße durchzogenen Bergtal, das mitten in die Dolomiten hineinführt, beiderseits gesäumt von wundervollen Hochalmen und Felsbergen. Von Bruneck im Pustertal (Eisenbahnlinie Franzensfeste - Villach) 2 Mal täglich Kraftpost. 740 Betten in Gasthöfen and Pensionen, 350 Betten in Privathäusern, Pensionspreise DM 9 - 16. Bestellungen und allfällige Prospektanforderung für alle 3 Orte ehestens bei: Fremdenverkehrsverein Stern im Gadertal, bei Bruneck (Südtirol, Italien).

 

2) Altrei im Fleimstal (1200 m): ein kleines deutsches Bauerndorf, auf schönem Wiesenplan einer Bergschulter, von Hochwald umrandet; vor 600 Jahren von deutschen Siedlern hart südlich des südlichsten Abschnittes der Sprachgrenze geschaffen, auf 3 Seiten von italienischem Land umgeben, mit prachtvollem Rundblick über die Bergwelt des Fleimstales. 30 Gasthofbetten, 20 in Privathäusern, auch Familienwohnungen. Pension im Juli - August DM 10 - 14. Von Auer (D-Zug-Bahnhof an der Strecke Brenner - Verona) mit elektrischer Kleinbahn 26 km bis San Lugano, von dort 7 km Autozufahrt. Bestellungen und allfällige Prospektanforderungen bei Verschönerungsverein Altrei über Auer (Südtirol, Italien).

 

3) Unsre Liebe Frau im Walde (1350 m): in den Bergwäldern des oberen Nonsberges haben vor fast 800 Jahren deutsche Siedler, teils Bauern aus den angrenzenden Talschaften Südtirols, teil Bergknappen aus Bayern, 4 Dörfer geschaffen, die jenseits des Sprachgrenz-Kammes liegen, aber auch heute noch rein deutsch besiedelt sind. Im schönsten und leichtest erreichbaren dieser 4 Dörfer, Unsre Liebe Frau im Walde, verfügen zwei gute Gasthöfe über insgesamt 50 Betten, Pension DM 9 - 11. Von Meran täglich 2 Mal Kraftpostverbindung über die herrliche Gampenpassstraße (28 km), im Kraftwagen auch von Bozen über den Mendelpass erreichbar (42 Kilometer).

 

Bestellungen und allfällige Prospektanforderungen bei: Gasthof Sonne, Unser Frau im Walde, bei Meran (Südtirol, Italien).

 

In alle diese Gegenden kommen bisher fast ausschließlich Sommergäste aus dem Süden, ihre Bestellungen beginnen im April einzulaufen. Wenn wir also das Feld behaupten wollen, müssen wir uns sehr beeilen.

 

Die oben angegebenen Richtpreise sind vor Juli und nach August etwas niedriger.

Werbet für Südtirol.

Werbet für Urlaub In Südtirol.

 

 

Deutsche Brüder in Not

Liebe Landsleute, unterstützt durch euren Beitrag den Kultur- und Volkstumskampf der deutschen Südtiroler Bevölkerung.

 

Was Volkstumskampf bedeutet, wissen unsere Landsleute aus den Abstimmungsgebieten und dem Korridor-Gebiet. Er bedeutet: Kampf um jede Schule, um jeden Kindergarten, ja um jedes deutsche Buch in den Schulbibliotheken.

 

Helft, wo deutsche Brüder in Not!

 

Werdet Mitglied des Bergisel-Bundes, des Südtiroler Schutzverbandes!

 

Beitrag für Freunde: DM 0,20 monatl.

Beitrag für Förderer: DM 2,-- monatl.

 

Beitrittserklärungen und Zahlkarten erhältlich bei:

Bergisel-Bund, München 23, Schließfach 283

 

 

Seite 14   Turnerfamilien Danzig, Ost- und Westpreußen

Anschrift: Wilhelm Alm (23) Oldenburg (Oldb) Gotenstraße 33.

Allen Kindern des Mai 1956 herzlichste Geburtstagsglückwünsche. Eine große Zahl von ihnen vollendet wieder ein Jahrzehnt.

 

50 Jahre:

08.05.1956: Charlotte Loth-Schimmelpfennig (KTC Kbg),

16.05.1956: Charlotte Kossack-Amswald (Elbing),

19.05.1956: Richard Wiehert (KMTV Kbg),

24.05.1956: Ernst Köslin (KMTV Kbg),

31.05.1956: Elsa Rompf-Priebe (Elbing);

 

60 Jahre:

06.05.1956: Marie Marczinski-Spauschus (Bartenstein),

14.05.1956: Kurt Dahl (KMTV Kbg);

 

70 Jahre:

20.05.1956: Agathe Sülzner-Schöngart (FrTV Danzig),

28.05.1956: Elisabeth Thomsen (Marienburg);

 

80 Jahre:

21.05.1956: Karl Schüleit (KMTV Kbg und Tilsit).

 

Aus Amerika meldet sich Turnbruder Emil G. Schmidt, der 1904 bis 1906 in der Jugendabteilung des KMTV Königsberg turnte. Von Berlin, wo er 3 Jahre arbeitete, zog er 1910 nach den USA, lebte in Venezuela, Peru und New York und ist seit 1944 in Kalifornien. Durch die Ostpreußen-Warte bekam er Kunde von unserer Turnerfamilie und schreibt als Einleitung eines langen Briefes: „Es ist mir, als wäre ich auf Besuch bei Jugendfreunden zum ersten Mal nach den halbhundert Jahren Wanderzeit“. Herzliche Grüße, lieber Emil, aus der alten Heimat!

 

Von der Überfahrt nach Amerika, wo er längere Zeit zu bleiben gedenkt, grüßt Dr. Lothar Winter alle KMTVer (Königsberg).

 

Für das 9. Wiedersehenstreffen in Espelkamp-Mittwald vom 31.08. bis 03.09.1956 schreiten die Vorarbeiten rüstig fort. Für den gleichzeitig stattfindenden Jugendgruppenleiterlehrgang können je 60 männliche und weibliche Teilnehmer einberufen werden, die eine Fahrpreisermäßigung genießen. Aus der Sowjetzone wird mit 40 bis 50 Turnbrüdern und Turnschwestern gerechnet.

 

In die Kartei neu aufgenommen:

Kurt Dembowy,

Paul Karrasch,

Frida Kirstein,

Horst Kosakowski,

Max Merforth und

Frau, Liesbeth Sahnau,

Walter Schwiderski,

Gertrud Smoydzin-Kirstein (sämtlich MTV Lyck);

 

Adolf Saßermann (Marienwerder und Marienburg);

Emil G. Schmidt (KMTV Königsberg).

 

Unbekannt verzogen:

Bruno Andres (Insterburg);

Ursula Büxenstein-Ihlefeld,

Joachim Feuer,

Walter Krogoll (TuF Danzig);

Christel Volchert (Tgm Danzig);

Traute Kleemann (Danzig-Heubude);

Martha Ossowski (Elbing);

Ernst Köslin,

Werner G. E. Niemann (KMTV Kbg);

Fritz Neumann (KTC Kbg);

Horst Halb (Rastenburg);

Karin Greuner (Zoppot).

Onkel Wilhelm

 

Ostpreußische Arztfamilie in Göttingen

Vom 25. - 27. Mai findet der alljährliche Familientag der Ostpreußischen Arztfamilie in Göttingen statt. Diesmal jährt sich dieser Höhepunkt im Jahreslauf der Arztfamilie zum 11. Mal. Hochburg der Tagung ist wie immer Gebhardts Hotel, das gleichzeitig Tagungsbüro, Sammelstätte und Ort kleinerer Zusammenkünfte ist.

 

Für die Veranstaltungen ist auf Grund der bisher getroffenen Vereinbarungen folgendes Programm vorgesehen, das aber noch einige Änderungen und Ergänzungen erfahren wird.

 

25. Mai 20.30 Uhr im Terrassensaal von Gebhardts Hotel abendliches Beisammensein aller schon anwesender Teilnehmer. Frau Gertrud Papendick aus Hamburg wird den Abend durch Lesungen aus eigenen Skizzen verschönen.

 

26. Mai 10.30 Uhr pünktlich im Gebhardts Hotel, Gespräch am runden Tisch. Grundthemen, „Wie sichern wir den Fortbestand der Ostpreußischen Arztfamilie und die Erfüllung der Aufgaben die wir uns selbst gestellt haben?" Was meint man zur Erweiterung der „Firmenbezeichnung" „Ost- und Westpreußische Arztfamilie"?

 

14 Uhr in Gebhardts Hotel Mitgliederversammlung der Alten Versorgungskasse Ostpreußen.

 

16 Uhr im Hörsaal des Physiologischen Institutes Traditions-Festsitzung des Vereines für wissenschaftliche Heilkunde Königsberg/Pr. Vorträge: 1) Prof. Karl Krause, Hamburg, über Fortschritte auf dem Gebiete der Knochenpathologie. 2) Prof. Berthold Müller, Heidelberg, Neue Erkenntnisse bezügl. des Ertrinkungstodes. 3) Prof. Dr. Hoffmann, Berlin, Moderne Beleuchtungsfragen.

 

20.30 Uhr pünktlich: Festabend der Ostpreußischen Arztfamilie in den Hainberg-Gaststätten — Rohns, mit gemeinsamen Abendessen und Tanz und heimatlichen Vortragseinlagen von Dr. Lau.

 

27. Mai 10 Uhr ct. Abhaltung des eigentlichen Familientages bis 13 Uhr in den Hainberggaststätten (Röhns).

 

Zur Einleitung eine Feierstunde mit Rezitationen ostpreußischer Dichtung durch Göttinger Künstler. Anschließend Vortragsfolge unter dem Leitwort: „Als Arzt in Ostpreußen". Hierzu soll je ein Königsberger und Danziger Hochschullehrer, ein Kreiskrankenhaus Chefarzt, ein Amtsarzt und ein Landarzt sprechen.

 

13 Uhr. Gemeinsames Mittagessen nach der Karte in den Hainberggaststätten.

 

 

Lagerpfarrer von Friedland sprach

Göttingen. Auf einer Veranstaltung der Kreisgruppe Göttingen des „Gesamtdeutschen Blocks/BHE" hielt der katholische Lagerpfarrer von Friedland, Dr. Krahé, einen Vortrag über das Thema „Friedland in der großen Welt der Heimatlosigkeit — Was berichten die Spätaussiedler aus dem deutschen Osten?" Nach einem Überblick über die „neuen Völkerwanderungen" in den letzten Jahrzehnten ging Pfarrer Dr. Krahè auf die Austreibung der Deutschen nach dem zweiten Weltkriege ein. Im zweiten Teil seines Vortrages schilderte er die Arbeit im Lager Friedland, durch das bisher fast 2 Millionen Heimkehrer und Vertriebene geschleust worden sind. Gegenwärtig treffen monatlich etwa 1000 Umsiedler aus den Oder - Neiße - Gebieten ein. Nach welchem Schema die polnischen Behörden die Genehmigung zur Umsiedlung erteilen, konnte bisher nicht ermittelt werden. Es ergab sich lediglich das Bild, dass aus den verschiedensten Gemeinden einzelne Deutsche herausgezogen und in Transporten zusammengefasst werden.

 

 

Seite 14   Dr. Pohlmann in den Ruhestand getreten. Rückschau auf ein erfülltes Leben.

Nachdem der Direktor der Landwirtschaftlichen Bildungsanstalten seine Schüler mit vielen besten Wünschen für ihre weitere Zukunft entlassen hatte, ist auch für ihn mit diesen Tage seine Tätigkeit im landwirtschaftlichen Schulwesen beendet: Dr. Pohlmann tritt infolge Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand.

 

Dr. Pohlmann entstammt einer alteingesessenen ostpreußischen Landwirtsfamilie. Nach dem er 1913 am Königl. Gymnasium Braunsberg die Reifeprüfung bestanden hatte, begann er mit dem Studium der Landwirtschaft an der Universität Königsberg und trat im Herbst desselben Jahres als Einjährig-Freiwilliger ein Königsberger Feldartillerieregiment ein bei dem er den ganzen Feldzug an der Front zuletzt als Batterieführer mitmachte.

 

Nach Beendigung des Krieges nahm er sein Studium an der Universität Königsberg sofort wieder auf und unterzog sich 1921 der Staatsprüfung für Landwirtschaft unter gleichzeitiger Promotion zum Dr. phil. mit sehr gut. Während der anschließenden praktischen Tätigkeit bestand er im Frühjahr 1922 die Saatzuchtinspektorenprüfung mit sehr gut. Nach erfolgter pädagogischer Ausbildung leistete er sein Landwirtschaftsassessorexamen ab und erwarb damit die Lehrbefähigung für Land, wirtschafts- und höhere Landwirtschaftsschulen. Herbst 1923 übernahm er die Leitung der Landwirtschaftsschule und Wirtschaftsbereitungsstelle Sensburg in Ostpreußen, die er bis zum Zusammenbruch innehatte.

 

Neben seiner erfolgreichen schulischen und Wirtschaftsberatungstätigkeit oblag ihm in der Zeit der landwirtschaftlichen Krise besonders die Um- und Entschuldung landwirtschaftlicher Betriebe seines Wirkungskreises, und es gelang ihm, fast alle Betriebe seines Kreises vor der drohenden Zwangsversteigerung und vor den Zusammenbruch zu bewahren.

 

Durch den Zusammenbruch verlor Dr. Pohlmann seine ostpreußische Heimat und fand im Oktober 1945 eine neue Arbeitsstätte in Bremen, wo er die Leitung der Landwirtschaftsschule übernahm. Trotz vieler, durch die damaligen Verhältnisse bedingten Schwierigkeiten konnte die Landwirtschaftsschule wieder aufgebaut und weiter ausgebaut werden. So wurde im Zuge der organisatorischen Umgestaltung die Landwirtschaftliche Berufsschule für Jungen und Mädchen sowie die Gartenbauliche Berufsschule zu einem einheitlichen Land wirtschaftlichen Schulwesen mit der Bezeichnung „Landwirtschaftliche Bildungsanstalten zusammengefasst.

 

Die Landwirtschaftsschule Bremen erfreut sich heute noch eines regen Besuches, so dass das Land Bremen in der Beschulungsziffer des bäuerlichen Nachwuchses an der Spitze alle Bundesländer liegt.

 

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Dr. Pohlmanm in seiner fast 40-jährigen Tätigkeit als Schulleiter über 3000 jungen Landwirten eine fachlich-schulische Ausbildung vermitteln konnte, wofür auch heute noch viele ehemalige Schüler in Dankbarkeit enge Verbindungen mit ihrem ehemaligen Direktor aufrechterhalten.

 

 

Seite 14   25-jähriges Berufsjubiläum

Hans Klein beging am 18. April 1956 in Düsseldorf sein 25-jähriges Ingenieurjubiläum. Der Jubilar wurde am 14. Juli 1907 in Königsberg/Pr. geboren und war dort Inhaber der Firma vormals Otto Grigat und stellvertretender Obermeister für Installateur-Innung. In Fachkreisen geschätzt und über die Grenzen seiner Vaterstadt hinaus bekannt. In Düsseldorf hat er sich nun wieder selbständig gemacht.

 

Stadt-Oberinspektor Heinz Wehner, Dinslaken, Hirschstraße 63, konnte am 1. April 1956 auf eine 25-jährige Tätigkeit im öffentlichen Dienst zurückblicken. Er stammt aus Allenstein und begann dort 1931 bei der Stadt- und Kreissparkasse seinen Dienst. Nach langen Kriegsjahren und Kriegsgefangenschaft wurde er 1950 aus Stalingrad entlassen. Am 1. November desselben Jahres nahm er seinen Beruf bei der Städt. Sparkasse Duisburg wieder auf und arbeitet zur Zeit als stellv. Leiter der Zweigstelle Meiderich.

 

 

Seite 14    Es starben fern der Heimat

 

Curt Bach, Oberstudienrat a. D., aus Gumbinnen, 71-jährig, am 13. März 1956 in Oldenburg.

 

Otto Neumann, aus Insterburg/Ostpreußen, 83-jährig am 19. März 1956 in Celle.

 

Erich Schwahn, Oberst und Kommandeur der Schutzpolizei Danzig a. D., 79-jährig, am 3. April 1956 in Langendamm, Kreis Nienburg/Weser.

 

Wilhelm von Schrader, Notar, aus Schwiedt, Westpreußen, 68-jährig, am 20. März 1956 in Quakenbrück.

 

 

Seite 15   Aus den Landsmannschaften

Schleswig-Holstein: Es bleibt die ostpreußische Erde.

Flensburg. „Die Kurische Nehrung" lautete das Thema eines Lichtbildervortrages, den Dr. Martin Kob vor der Ostpreußischen Landsmannschaft in der dicht besetzten Aula der Mädchen-Mittelschule hielt. Der Vortrag, dem ein Textentwurf der ostpreußischen Dichterin Margarete Kudnig unterlegt war, wurde von 90 Lichtbildern dieser wunderschönen Landschaft eindrucksvoll illustriert.

 

Der ausgezeichnete Besuch dieser Veranstaltung war erklärlich, denn die Kurische Nehrung war die ostpreußische Landschaft, die ihrer Einmaligkeit wegen auch von den meisten Gästen aus allen Teilen Deutschlands besucht worden ist. Der Verlust wird deshalb als ein Schlag empfunden, der alle Deutschen getroffen hat, genauso, wie es z. B. der Verlust des Riesengebirges war.

 

Die Besucher fahren mit dem Bäderdampfer „Cranzbek“ über das Kurische Haff und durchwandern die Nehrungsdörfer von Sarkau bis Sandkrug. In unabsehbarer Kette ziehen sich die Dünen die ganze Nehrung entlang und werden nur von den Oasen der Dörfer unterbrochen, immer gleich und doch immer wieder neu und schön in der vom Wind wie ein wogendes Kornfeld gezeichneten Form. Strandhafer, Stranddistel und Thymian sind hier zu Hause. Gewaltige Dünen ziehen sich nach Rossitten, der berühmten Heimat der Segelflieger und dem ebenfalls weltbekannten Sitz der Vogelwarte. Pillkoppen und Nidden zeigen ihr reges Fischerleben. Mit der Hohen Düne von Nidden präsentiert sich die vielleicht schönste aller Dünen. Der Abschied von der Nehrung und der brandenden See am Molenkopf von Memel leitet über zu einem Sprung auf die andere Seite, zur Niederung des Memellandes. In diesen feuchten Wäldern war der Elch zu Hause. Seine Spuren im Sand sind heute aber längst verweht, weil es hier keine Elche mehr gibt … Aber wie sagt die ostpreußische Dichterin?

 

 „Und doch: voll Hoffnung wollen wir denken an alles, was geblieben ist und immer bleiben wird. Es bleibt die ostpreußische Erde, auch wenn sie jetzt leer und verlassen ist, so bleiben die Dünen zwischen Haff und Meer, und die Vogelzüge werden darüber hinweggehen im Frühling und im Herbst, wenn die Zeit gekommen ist. — Und es bleibt die Sonne, die wir so manches Mal aus den Wassern des Haffs haben aufsteigen sehen, das junge Licht des Tages, das immer noch vom Osten aus seinen Weg macht um die ganze Welt, zum Preise dessen, der sie einst erschaffen hat. Das Junge Licht, es kommt und geht. Auch wir, die wir einst gehen mussten, werden wiederkommen“.

 

Ostpreußen-Vorsitzender, Schulrat a. D. Babbel, hatte einleitend dem Herzenswunsch aller Ostpreußen Ausdruck gegeben, dass die Bundesregierung sich zum überzeugten Sprecher und Anwalt für die Rückgabe der Ostgebiete machen möge, auf dass die Episode Kaliningrad alsbald abgelöst wird durch einen neuen Abschnitt in der Geschichte der Stadt Königsberg und eines deutschen Ostpreußens.

 

Seite 15   Geburtstagskinder in Flensburg

Altengeburtstage im Monat Mai 1956

 

01.05.1881: Minna Sommer, Twedterholz 65, 75 Jahre;

02.05.1878: Amalie Schulz, Turnierstr. 5, 78 Jahre;

04.05. 1878: August Beyer, Mützelburglaaer B. 1, 78 Jahre;

14.05.1879: Elisabeth Rosenkranz, Falkenberg 6, 77 Jahre;

15.05.1873: Rosalie Bergmann, Dorotheenstr. 24, 83 Jahre,

18.05.1876: Berta Schlak, Ulmenallee 1, 80 Jahre;

18.05.1881: Gertrud Loesser, Ostseebadweg 13, 75 Jahre;

20.05.1879: Elisabeth Mabuck, Mordergraben 62, 77 Jahre;

22.05.1886: Marie Petersen, Hafermarkt 2, 70 Jahre;

23.05.1873: August Schettler, Ostlandstraße 3, 83 Jahre;

24.05.1880: Anna Schettler, Ostlandstr. 3, 76 Jahre;

28.05.1866: Ferdinand Neumann, Mathildenstr. 6, 90 Jahre;

28.05.1880: Berta Kropeit, Bauerlandstr. 75, 76 Jahre;

30.05.1863: Berta Hirschfelder, Schiffbrücke 65, 93 Jahre;

30.05.1876: Johann Sakuth, Hafendamm 52, 80 Jahre;

30.05.1886: Eugen Kugler, Resselweg 18, 70 Jahre;

30.05.1886 Franz Boguschewski, Blücherlager B. 16, 70 Jahre.

 

 

Niedersachsen:

Bornhausen. Mit einem der letzten Aussiedlertransporte traf aus Osterode/Ostpreußen, die 73-jährige Frau Ottilie Seratzki hier in der Familie ihres Sohnes ein. Sie wurde im Rahmen einer Feierstunde der landsmannschaftlichen Gruppe durch Kreisobmann Papendick unter Überreichung eines Präsentkorbes herzlich begrüßt. Ihr Sohn, Major z. Wv. Seratzki, schilderte die Eindrücke und Wandlungen in Südostpreußen während der letzten 11 Jahre.

 

Seesen a. H. Unter reger Beteiligung der großen Saalgemeinschaft gestaltete der Obmann der Ost-und Westpreußen am 07.04.1956 einen Volks- und Brauchtumsabend unter dem Motto „Vogelwelt und Vogelsprache im altpreußischen Ordenslande“. Bei der Durchführung der Wechsel- und Gemeinschaftsgesänge, der Stegreifspiele und der Nachahmung und Deutung der Vogelrufe, die differenziert und variiert nach den einzelnen Landschaften ein getreues Abbild der Besiedlungsgeschichte des Gebietes zwischen Weichsel und Memel ergaben, traten besonders die Geschwister Bremer sowie Max Wilbudies und Willi Blaesner hervor. Den größten Beifall erntete aber unsere Vortragskünstlerin Lina Fahlke mit ihren naturgetreuen Imitationen der Vogelsprache im Rezitativ und in der Melodie.

 

Für die nächste Veranstaltung am 5. Mai sind die Tonfilme „Kopernikus", „Burgenland" und „Ostpreußen — Mensch und Scholle" vorgesehen.

 

Seesen a. H. Für die vorgesehene große Weserfahrt der Ost- und Westpreußen am 3. Juni über Burg Greene und Neuhaus im Solling nach Hann.-Münden stehen in den modernen Reisebussen noch einige Plätze zur Verfügung. Verbindliche Anmeldungen mit 50% Anzahlung nur noch bis 8. Mai im Bettenhaus Augustin.

 

Gifhorn. Ein außerordentlich gelungener Ostpreußen-Abend fand am 10. März in Gifhorn statt, für den der Vorsitzende Lm. Lepkowski den ehem. Intendanten des Reichssenders Königsberg, Dr. Lau, gewinnen konnte. Wie immer begeisterte Dr. Lau mit seinen, echten Ostpreußen-Humor atmenden Gedichten und Prosavorträgen die Zuhörer. Einen weiteren Höhepunkt des Abends bildete der Wolfenbütteler Vertriebenen-Chor unter der meisterhaften Leitung unseres Lm. Schillack, Kantor der Trinitatis-Kirche Wolfenbüttel und ehem. Rektor der Mädchenschule in Treuburg. Begeisterung rief auch Helmut Woltag hervor, der flott und unbefangen das Gedicht Ostpreußisches Reiterlied" von G. Papendick vortrug.

 

 

Nordrhein-Westfalen:

5 Jahre Landsmannschaft Ostpreußen in Hagen.

Hagen. Bei der 5-jährigen Geburtstagsfeier der Kreisgruppe konnte der 2. Vors. Lm. Paschatta zahlreiche Mitglieder und Gäste begrüßen. Besonders herzliche Worte der Begrüßung galten dem Spätheimkehrer Lm. Grabb. — Eine gehaltvolle Feierstunde unterstrich die Bedeutung eines halben Jahrzehnts im Dienste der Heimat stehender landsmannschaftlicher Arbeit. Lm. Hanke umriss in seiner Festrede das Werden der Hagener Kreisgruppe aus ihren Anfängen bis zum heutigen Tag, da sie aus dem öffentlichen Leben von Hagen nicht mehr wegzudenken ist. Anerkennung und Dank wurden jenen Männern zuteil, die aus persönlicher Initiative die Landsmannschaft ins Leben gerufen haben. Wenn auch unsere Liebe zu Ostpreußen nie versiegen wird, schloss Lm. Hanke, so haben wir dennoch nicht die Hände trauernd in den Schoß gelegt und uns dank der Unterstützung der hiesigen Gastgeber eine neue Existenz aufbauen können. Die Singegruppe, die sich in den letzten Jahren zu einer würdigen Pflegerin ostpreußischen Liedgutes entwickelt hat, umrahmte mit Liedvorträgen unter der meisterlichen Stabführung von Lm. Rautenberg die Feierstunde. Lm. Rautenberg, der die Singegruppe erst seit einigen Wochen leitet, ist für die kulturelle Arbeit der Kreisgruppe ein großer Gewinn.

 

Ein Lichtbildervortrag „5 Jahre Landsmannschaft" von Lm. Matejit zeigte Aufnahmen von Veranstaltungen und Ausflügen in die schöne Hagener Umgebung. Auf humorvolle Art ließ Matejit die 5-jährige Vergangenheit Revue passieren. Der neue Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:

 

Erster Vors. Ewert, 2. Vors. Paschatta, 1. Schriftf. Matejit, 2. Schriftf. Frau Schwede, Kassierer Grunwald und Kuhnke, Kulturwarte Mönke und Hanke.

 

Am 13. Mai findet im Schützenhaus Wehringhausen ein Frühlings- und Kinderfest statt, zu dem herzlich eingeladen wird.

 

Essen-Rüttenscheid. Die nächste Mitgliederversammlung der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen findet am Mittwoch, 16.05., 20 Uhr, im „Weißen Rössl", Rüttenscheider Str. 119, statt. Bei dieser Versammlung werden Filme über die Kurische Nehrung und andere Heimatlandschaften gezeigt.

 

Bielefeld. Die vereinigten Kreisgruppen der Landsmannschaften Ost- und Westpreußen veranstalten am 10. März ihre Jahreshauptversammlung. 1. Vors. Lm. Michelau betonte in seinem Tätigkeitsbericht, das die landsmannschaftliche Arbeit sich vorwiegend im Stillen, in der Betreuung der Mitglieder vollziehe und nicht allem dort, wo sie offen zutage liege. Es kommt daher auch vor allem darauf an, recht viele Mitarbeiter für diese stille Arbeit zu gewinnen. Der Kultur- und Jugendarbeit muss dabei besonderes Augenmerk gewidmet werden. Nach den Berichten der Sachbearbeiter wurde dem Vorstand Entlastung erteilt. Neugewählt wurden: 1. Vors. Michelau, Stellvertreter Olivier (Ostpr.) und Pohl (Westpr.), Schriftf. Frau Linga, Kassenwart Harder.

 

Eine vom 1. Vorsitzenden eingebrachte Entschließung in Bezug auf die Ablehnung des Rats der Stadt Bielefeld, der Schule Am Brodhagen den Namen „Agnes-Miegel-Schule“ zu geben, wurde von der Versammlung einstimmig angenommen und der Presse übergeben.

 

Bielefeld. Die Landsmannschaft Ostpreußen veranstaltete in Bielefeld am 30.04. in den Sälen „Zur schönen Aussicht" zusammen mit den Ost- und Westpreußischen Betrieben eine Feier unter dem Motto Tanz in den Mai. Besonderes Gepräge gaben dem Fest die lustigen Rezitationen des Altmeisters ostpreußischen Humors und allseits bekannten Dr. Alfred Lau, die mit heller Begeisterung aufgenommen wurden. Eine ausgezeichnete Kapelle sorgte dafür, dass die tanzfreudige Jugend voll auf ihre Kosten kam.

 

Iserlohn. Unter dem Motto „Heiteres Ostpreußen" fand am 7. April unter der Leitung des Vors. der Landsmannschaft Ostpreußen Lm. Herrnkind ein fröhlicher Heimatabend mit Dr. Lau statt, der alle Teilnehmer in seinen Bann zog und den Abend zu einem vollen Erfolg führte.

 

Lübbecke/W. Die Landsmannschaft der Ostpreußen, Westpreußen und Danziger führten ihre letzte Monatsversammlung am 8. April durch. Über die Aktivierung der Jugendarbeit berichteten die Lmn. Goerke und Pieper, Lm. Kullig sowie der, Vors. Lm. Hardt. Lm. Hardt betonte, dass es unter der Vertriebenenjugend eine Synthese zu finden gälte, die das einst und das heute in gleicher Weise umfasse. In der weiteren Folge des Abends wurden vor allem soziale Angelegenheiten erörtert. Den Abschluss bildeten humoristische Darbietungen. Delegiertentagung der Landesgruppe NRW der

 

Landsmannschaft Westpreußen

Düsseldorf. Aus dem Jahresbericht des Landsobmanns Dr. Pockrandt, in Düsseldorf, und den Tätigkeitsberichten von über 50 Vertretern aus den städtischen und ländlichen Bezirken ergaben sich erfreuliche Fortschritte in der Organisation und die Bereitwilligkeit zur Leistung der erforderlichen Beiträge. In einer einstimmt gefassten Entschließung erhoben die Delegierten scharfen Einspruch dagegen, dass das Gebiet der alten Provinz Westpreußen als deutsches Land in Karten, Broschüren und sonstigen Veröffentlichungen in letzter Zeit wiederholt nicht oder nur mangelhaft zur Darstellung gekommen ist. Die Delegierten verlangen daher für die Zukunft eine Korrektur dieser Verfälschung des Geschichtsbildes über den deutschen Osten. Einstimmig wiedergewählt wurden Landesobmann Dr. Paul Pockrandt, Hidessen-Detmold, zum stellv. Vorsitzenden Werner Schultz, Düsseldorf, zum Landesschatzmeister Konrad Sauer, Dortmund, Zum Landeskulturreferenten Walther K. Nehring, Düsseldorf, zum Landesjugendreferenten Hans-Jürgen Schuch und zum weiteren Vorstandsmitglied Heinrich Dombrowski, Rheydt. Neugewählt wurde zum Schriftführer Gerhard Wüstenberg, Belle (Lippe).

 

Bayern:

Berchtesgaden. Die Vereinigung der Ostpreußen, Westpreußen und Pommern führte einen großen Lichtbilderabend durch, den Schulleiter Heinz Bannasch (früher: Braunsberg) zusammengestellt hatte. Er gab eingangs an Hand von Dias nach selbstgefertigten Zeichnungen einen Einblick in die geschichtliche Entwicklung des deutschen Ostens, insbesondere der deutschen Ostseeländer. Zu wundervollen Farblichtbildern wurden Gedichte gesprochen. So erlebten die Besucher das Kurische Haff, die Nehrung und die Insel Rügen. Über Wollin sprach Frau Hinterbrandner, über Danzig Lm. Leppert. Zwei Filme über Trakehnen und Masuren folgten.

 

Zum Schluss sprach Lm. Bannasch dem Vorsitzenden der Vereinigung Lm. Marian Hepke die Glückwünsche der Mitglieder zu seiner Wahl als Gemeinderat der Gemeinde Salzberg und als Kreisrat des Land-Kreises Berchtesgaden aus. Die Wahl beweise die Anerkennung der toleranten Haltung und der zielbewussten Arbeit unseres 1. Vorsitzenden durch die Allgemeinheit. Lm. Hepke dankte für die Glückwünsche und versprach, im gleichen Sinne wie bisher die Arbeit fortzusetzen.

 

Traunstein/Obb. Die Ortsgruppe der Landsmannschaft Ostpreußen, der auch die hier wohnenden Westpreußen angehören, hielt am 7. April d. J. eine Monatsversammlung ab, die trotz des schlechten Wetters gut besucht war. Nach dem gemeinsamen Lied „Land der dunklen Wälder" konnte der 1. Vorsitzende Alexander Schadau die Anwesenden begrüßen und zwei verdienten Mitgliedern und Mitbegründern der Ortsgruppe Karl Folkerts und Erich Wolf die Ostpreußennadel mit Eichenkranz überreichen. Den im April geborenen Mitgliedern wurden Glückwünsche ausgesprochen. Nach Erledigung der Tagesordnung und Hinweis, die alte Heimat nicht zu vergessen und mit allen Mitteln für die friedliche Rückgewinnung zu wirken, hielt Lm. Schadau einen Vortrag über den ostpreußischen Weltmeister im Segelfliegen Ferdinand Schulp, dem die Zuhörer mit Interesse folgten.

 

Neuer Landesgruppen-Vorstand.

Nürnberg. Am 10. und 11. März fand in Nürnberg der Landesdelegiertentag der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Bayern e. V. statt, unter zahlreicher Beteiligung von Delegierten aus fast allen Kreis- und Ortsverbänden Bayerns. Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden des Bezirksverbandes Mittelfranken, Lm. Mex-Nürnberg, gab Lm. Polixa-München den Geschäftsbericht und Lm. Kollmann-München erstattete den Kassenprüfungsbericht; auf seinen Antrag wurde dem Vorstand Entlastung erteilt. Nach internen Beratungen beendeten Referate des Lm. B. Breit-Nürnberg über die Münchener Arbeitstagung der Kulturreferenten des VdL, sowie des Landesjugendleiters Prengel über die Arbeit in den Jugendgruppen, die über fünfstündigen Beratungen am Sonnabend. Am Sonntag früh wurde dann die Tagung fortgesetzt. Nach einleitendem heimatpolitischen Referat von Lm. Böhnke-Nürnberg, wurden sodann die Vorstands-Neuwahlen vorgenommen: 1. Vorsitzender: Rechtsanwalt Dr. Thieler-München, 2. Vorsitzender und Geschäftsführer: Lothar Polixa-München, 3. Vorsitzender: Rechtsanwalt Dr. Konopatzky-Augsburg. Unter anderen Beschlüssen wurde ab 1. April der Beitrag neu festgesetzt und zwar sind pro zahlendes Mitglied monatlich 5 Pfg. direkt an die Landesgruppe auf Postscheckkonto München Nr. 21396 zu zahlen: 2 Pfg. hiervon gelten als Bezirksbeitrag. Den Abschluss der Arbeitstagung, die von den Nürnberger Landsleuten ausgezeichnet vorbereitet war, bildete ein Vortrag von Dr. Platzmann über abendländische Aufgaben auf politischem und kulturellem Gebiet, der großes Interesse fand.

 

Saar:

Saarbrücken. Die Jahreshauptversammlung der Landesgruppe der Ost-, Westpreußen und Pommern stand im Zeichen eines intensiven Arbeitswillens. Im Anschluss an die Tätigkeitsberichte wurde nach der Entlastung des Vorstandes H. Kriestandt erneut zum 1. Vors. gewählt. 2. Vors. H. von Sehlen, Geschäftsf. und Pressewart H. Huppert. Es sind mehrere kulturelle Veranstaltungen geplant, die durch Vorträge, Filme und Lichtbilder die alte Heimat ins Gedächtnis rufen sollen. Weiter hörte man von der Sozialbetreuung und von Liebesgaben an notleidende Mitglieder. Den Spendern (saarländische Geschäfte und Firmen) wurde herzlich gedankt. Das Verbandsblatt trägt jetzt den Namen „Land an der Ostsee“. Die Tätigkeit in den einzelnen Ortsgruppen war immer noch durch Raumnot gehemmt; vor allem ist die Beschaffung von Räumen für die Jugend ein dringendes Anliegen.

 

Berlin:

Berlin. Der Bund Heimattreuer Ost- und Westpreußen e. V. veranstaltet am 5. Mai im Schützenhaus Hakenfelde in Berlin- Spandau die Bannerweihe der Bundesgruppe Spandau-Altstad.

 

Die Rückgabe  unserer Heimat wird nicht davon abhängig sein, ob wir, mehr oder weniger laut, diese verlangt haben, sondern ob wir die von der Heimat überlieferten Werte uns in Treue erhalten haben. Staatssekretär a. D. Dr. Ottomar Schreiber.

 

Neue Anschrift der Landsmannschaft Ostpreußen. Ab 25. März 1956, ist die Landsmannschaft Ostpreußen unter der nachstehenden neuen Anschrift zu erreichen: Hamburg 13, Parkallee 80.

 

 

Seite 16   Familienanzeigen

Die Turngemeinde Danzig beklagt den Tod zweier lieber Mitglieder.

Am 12. Februar 1956 verstarb in Berlin die Seniorin der Frauenabteilung, deren Mitbegründerin sie war, Turnschwester Margarete Wolff im Alter von 85 Jahren. Schon am 29. Oktober 1955 verschied plötzlich, 44 Jahre alt, Turnbruder Gerhard Gnech. In aufrichtiger Anteilnahme an dem Schmerz der Hinterbliebenen beklagen wir den Verlust dieser treuen Mitarbeiter. Ihr bis zum Tode bewährter selbstloser Einsatz für deutsches Turnertum ist uns Ansporn und Vorbild. Ehre ihrem Andenken! Turnerfamilie Oftpreußen-Danzig-Westpreußen

 

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Gesucht wird Otto Lehmann, aus Angerburg/Ostpreußen. Nachricht., die auch über Angehörige desselben gegeben werden können, an die Expedition dieser Zeitung.

 

Dringend gesucht! Rentenangelegenheit! Gartenbauinspektor Lezius, Königsberg/Pr., Dahlienweg 4, Gärtner Otto Baumgart, Königsberg/Pr., Lawsker Allee. Auskunft erbittet Frau Luise Parakeninks, Göttingen, Rosdorferweg 115.

 

Gesucht wird aus Königsberg in Preußen, Sedanstraße 12, Alfred Jodeit, geb. am 10.05.1930 in Königsberg i. Pr., von seiner Mutter Luise Jodeit, geborene Brunn, geb. am 12.03. 910 in Kbg. Alfred ging im Sommer 1947 von Kummerauer Str. 24a nach Litauen. — Weiter suche ich meine Nichte aus Königsberg i. Pr., Sedanstr. 12, Irmgard Brunn, geb. 11.04.1928 in Königsberg i. Pr., von ihrer Tante Luise Jodeit, geborene Brunn, geb. am 12.03.1910 in Kbg.. Irmgard war am 09.04.1945 in der Dinter-Schule am Sackheimer Tor. Meine jetzige Anschrift ist: Luise Jodeit, Oberhausen/Rheinld., Margaretenstraße 47.

 

Gesucht werden: Ernst Duschön und Frau Grete geb. Ewers und Eltern Ewers, die in Königsberg/ Pr., Lizentgrabenstraße, oder in der Nähe davon gewohnt haben. Nachrichten erbeten an die Ostpreußen-Warte, Göttingen.

 

Margarete Rockel, aus Korschen, Kreis Rastenburg, Ostpreußen, geb. am 21.11.1921 zu Reichenbach, Ostpreußen von ihrer Tante Lina Hoffmann, Hesel, Krs. Leer/Ostfriesland, Altersheim. - Sie hatte von Zoppot bei Danzig die letzte Nachricht gegeben.

 

Wer von den letzten Heimkehrern kennt den Pionier-Feldw. Helmuth Perlowsky aus Drengfurt, Kreis Rastenburg, Ostpr., geb. am 21.11.1908. Er war während der ganzen Kriegsdauer bei der Feldpost-Nr. 15 858, und soll in Zinten/ Ostpreußen, unverwundet in russ. Gefangenschaft gekommen sein. Nachricht erb. Lehrer Kurt Perlowsky, Egels, Krs. Aurich, Ostfriesland.

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