Ostpreußen-Warte, Folge 07 vom Juli 1952

Ostpreußen-Warte

Folge 07 vom Juli 1952

 

Seite 1   Preußens tiefste Erniedrigung

Nachdem die Machthaber in der sowjetischen Besatzungszone bisher mit allen Mitteln der Propaganda und des Terrors bemüht waren, die Erinnerung an die Werte deutscher staatlicher und kultureller Tradition zu vernichten - die Zerstörung des Berliner Schlosses ist der sichtbarste Beweis hierfür -, hat man im sowjetischen Propagandaamt einen Kurswechsel um 180 Grad durchgeführt. Um die Sowjetzonenbevölkerung und insbesondere die Jugend zum Waffendienste in einer Satelliten-Armee zul gewinnen, scheut man sich nicht, die Namen jener großen Männer der deutschen und insbesondere der preußischen Geschichte zu missbrauchen, die allen Deutschen zum Symbol aufrechter Haltung in der Zeit tiefsten vaterländischen Unglücks sind. Jener Männer, die gegen fremden Terror und gegen die Unterdrückung der (Menschenrechte aufstanden und den Glauben an die Zukunft des Gemeinwesens selbst unter der Fremdherrschaft nicht verloren.

So war in der Ostberliner SED-Zeitung „Neues Deutschland" zu lesen, dass man dem Beispiel des „großen Patrioten Neithardt von Gneisenau" folgen müsse, dass man den Geist Scharnhorsts, Arndts, Fichtes, Kleists, Jahns und überhaupt der „besten Männer Preußens" achten und „aus der eigenen Geschichte lernen" solle. Und alles dies mit dem gleichzeitig verkündeten Aufruf, sich zur „Volkspolizei" zu melden, oder, wie es heißt, „selbst zu verpflichten".

Es ist wohl kaum etwas geeigneter, die Methoden der sowjetzonalen Propaganda zu enthüllen als diese Bezugnahme auf die hervorragendsten Persönlichkeiten der preußischen Geschichte: Man zerstört Preußen und beruft sich auf Scharnhorst, Gneisenau und Clausewitz ebenso, wie man von der „Einheit Deutschlands" spricht und gleichzeitig dieses Deutschland durch die „Grenze" an der Oder und Neiße und durch die Zonengrenze zertrennt. Man spricht von Preußen und wirft diejenigen ins Zuchthaus oder verschleppt sie in Zwangsarbeitslager, die darauf hinweisen, dass Preußen seinen Namen von jenem Lande an der Ostseeküste erhielt, das nachmals Ostpreußen hieß. Dass der erste preußische König in Königsberg gekrönt wurde und dass die deutsche Erhebung in den Befreiungskriegen von Schlesien, Ost- und Westpreußen sowie Pommern ihren Ausgang nahm.

Es ist also ein ungeheuerlicher Missbrauch, der hier mit dem Namen Preußens getrieben wird, jenes Preußens, das sich auszeichnete durch den Geist der Pflichterfüllung. Ordnung, des Rechtes, der Sparsamkeit, des Dienstes am Gemeinwohl und echter Frömmigkeit und wahrhafter Liberalität in allen Fragen des Gewissens wie überhaupt der preußische Staat bemüht war, die Freiheit des Bürgers mit den Anordnungen der Gesamtheit an den Einzelnen zu vereinbaren. So waren der preußische Geist im Allgemeinen und der preußische Staat im Besonderen antitotalitär und damit in ihrem Wesen diametral entgegengesetzt dem, zu dessen Stützung eben der preußische Geist beschworen werden soll. Und weil man dies wusste, weil man erkannt hatte, dass Preußens Geist und Staat nichts anderes bedeuteten als Dienst am Menschen, Dienst an der Gesamtheit, Gemeinsamkeit und Freiheit zugleich: Deshalb hat man dies auszurotten gesucht.

Und so ist heute die Zeit Preußens tiefster Erniedrigung: Da man Preußen zerstörte, die Vertreter seines Geistes verfolgt und gleichzeitig diesen Geist missbrauchen will gegen Europa, aus dem Preußen erwuchs.

So gilt es denn, gerade angesichts der Versuche, preußisches Wesen und Denken zu verfälschen, gerade heute die wahren Grundlagen preußischer und deutscher Staatsgesinnung herauszuarbeiten in jener Hoffnung, der Süvern in Königsberg im Jahre 1807 Ausdruck gab:

„Ich für mein Teil schäme mich nicht zu benennen, dass ich der großen Hoffnung lebe, weder Deutschland noch Preußen habe seine Bestimmung in der Geschichte schon vollkommen erfüllt, sondern reiner, sich ihres Zieles bewusster und kräftiger, werden beide sie wieder aufnehmen, und mit erhöhter Würde, in schönerem Glanz werden sie aus der Läuterung hervorgehen; - dass ich der Hoffnung lebe, Deutschland, dieses unser gemeinsames Vaterland, werde noch einmal, durch Preußens kräftige und großzügige Hilfe, werden, wozu es von der Natur berufen zu sein scheint, das wahre Vermittlungsland von Europa.'' hvp

 

 

Seite 1   Für die Wiedervereinigung Deutschlands

Der Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen, Jacob Kaiser, nahm in den letzten Wochen in mehreren hochbedeutsamen Reden zu der Frage der Wiedervereinigung Deutschlands Stellung und forderte eine Volksbewegung zur Wiederherstellung unserer Einheit und Freiheit. Wir veröffentlichen nachstehend die wichtigsten Sätze aus seinen Ausführungen:

Jedes Volk in Europa und in der übrigen freien Welt spürt es: Die Zerreißung Deutschlands ist und bleibt Sprengstoff für Europa. Die Unruhe im deutschen Volk wird bleiben, bis Deutschland wieder Deutschland geworden ist. Die wirkliche Einheit Europas geht nur über die Einheit Deutschlands.

Die Wiedervereinigung unseres Landes ist heute zur Gewissensfrage eines jeden Deutschen geworden. Ich bin der Meinung, dass es für Deutschland und für die Lösung der Wiedervereinigungsfrage einer Zusammenfassung aller politischen Kräfte bedarf, die zu sachlicher Vorbereitungsarbeit und zu gemeinsamen Entscheidungen bereit sind.

Wir wollen die Wiedervereinigung unseres Landes mit den Mitteln der Politik und der Diplomatie erreichen. Das steht für uns fest. Ein neuer Krieg würde Untergang für Deutschland bedeuten.

Zwei Dinge sind notwendig, wenn wir das Ziel der Wiedervereinigung mit friedlichen Mitteln erreichen wollen. Die Bundesregierung hat sich mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auf die Politik der Wiedervereinigung zu konzentrieren. Nichts darf unversucht bleiben, was das Martyrium der Deutschen unter dem Zwang von Hammer und Sichel abkürzen kann. Damit die Bundesregierung und Bundestag diesen Weg gehen können, muss ihre Wiedervereinigungspolitik vom ganzen deutschen Volk getragen sein.

Zum gesamtdeutschen Bewusstsein gehört es, dass sich der Hannoveraner für Breslau so verantwortlich fühlt wie für seine Stadt Hannover. Dass sich der Münchener für Oppeln, Neiße und Stettin so verantwortlich fühlt wie für seine Stadt München. Dass sich der Kölner für Königsberg und Danzig so verantwortlich fühlt wie für seine Stadt Köln. Dass sich der Mann aus Frankfurt am Main für Frankfurt an der Oder so verantwortlich fühlt wie für seine eigene Heimatstadt. Dass sich alle Städte des westlichen Deutschland für Weimar, Eisenach, Dresden und Potsdam so verantwortlich fühlen wie für die eigenen Heimatstädte.

Aus der Gesamtheit unseres Volkes sollte eine echte Volksbewegung herauswachsen, eine Bewegung, die dem Willen der gesamten Nation zur Wiederherstellung unserer Einheit und Freiheit lebendigen Ausdruck verleiht.

Das Recht auf die Heimat setzt sich nur dann durch, wenn sich das ganze deutsche Volk zu einem gemeinsamen Weg zusammenschließt.

 

 

Seite 1   Weitere Verschleppung des Lastenausgleichs?

Der Bundesrat, dem das erste „Lastenausgleichsgesetz" im Juni vorgelegen hat, stimmte diesem Gesetz nicht zu, sondern beschloss, den Vermittlungsausschuss anzurufen. Lediglich die Länder Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz erklärten sich für das Gesetz. Einschneidende Beschlüsse des Bundesrates sehen wesentliche Streichungen im Gesetz vor: durch diese Beschlüsse wird das Jahresaufkommen für den Lastenausgleich um etwa 750 Millionen DM jährlich geschmälert, so dass die Zusagen, die die Bundesregierung den heimatvertriebenen Abgeordneten bei der dritten Lesung im Bundestag gemacht hatte, praktisch annulliert werden.

Das erste Lastenausgleichsgesetz ist im Übrigen in weiten Kreisen der Heimatvertriebenen auf heftige Ablehnung gestoßen und wird als völlig ungenügend bezeichnet, zumal in dem Gesetz der Rechtsanspruch der Vertriebenen nicht verankert ist und eine Vermögensumschichtung nicht vorgenommen wird.

Zu den Beschlüssen des Bundesrates erklärt der BvD u. a., „dass das Ja der heimatvertriebenen Abgeordneten im Bundestag ausdrücklich unter dem Vorbehalt abgegeben wurde, dass über Bundesrat und Vermittlungsausschuss keine Verschlechterungen des Aufkommens vorgenommen werden. Dieses Ja wird automatisch zum Nein, wenn diese Voraussetzung entfällt. Der Vermittlungsausschuss muss sich darüber im Klaren sein, dass die Vertriebenen einmütig nein sagen, wenn auch nur ein Teil der Vorschläge des Bundesrates Gesetz wird."

Der Unterausschuss des Vermittlungsausschusses hat in seinen Beratungen bisher noch keine greifbaren Ergebnisse erzielt. Auf Grund der Erfahrungen mit Ausschuss- und Unterausschussberatungen anderer Gesetze wird die Befürchtung laut, dass auch beim „Lastenausgleichsgesetz" eine Verschleppung eintreten kann. Das würde bedeuten, dass das Gesetz erst im Herbst verabschiedet und verkündet werden könnte.

 

 

Seite 1   USA-Polen fordern Königsberg

New York. Die wichtigste Zentralorganisation der Amerikaner polnischer Abstammung, der „Kongress der Amerika-Polen", hielt in Atlantic-City im Staate New Jersey seine dritte Konferenz ab. Der Kongress, in dem 4706 verschiedene amerika-polnische Organisationen vertreten sind, wurde im Jahre 1944 gegründet und tritt jeweils kurz vor den amerikanischen Präsidentenwahlen, das heißt also alle 4 Jahre, zusammen.

Der Kongress fasste auch eine Entschließung zur außenpolitischen Lage. In der Resolution heißt es u. a.: „Wir fordern die Anerkennung der Grenze an der Oder und Neiße im Westen und die Grenze des Rigaer Friedens mit Lemberg und Wilna im Osten sowie ganz Ostpreußen mit Königsberg im Norden." Mit dieser Verlautbarung ist der „Kongress der Amerika-Polen" noch über seine früheren Forderungen hinausgegangen, indem nunmehr Ansprüche auf den sowjetisch besetzten Teil Ostpreußens erhoben werden, während bisher allein die Errichtung eines „Großpolen" von Stettin bis Wilna und von Breslau bis Lemberg gefordert worden war.

 

 

Seite 1   Deutscher Städtetag fördert ostdeutsche Kultur

Im Zusammenwirken mit den Bundesministerien für gesamtdeutsche Fragen und für Vertriebene, der Ständigen Konferenz der Kultusminister und den Vertriebenenverbänden hat der Deutsche Städtetag Richtlinien für die kulturelle Betreuung der Heimatvertriebenen ausgearbeitet und den westdeutschen Gemeinden zur Beachtung empfohlen.

Im Einzelnen werden Anregungen gegeben zur Pflege des geistigen Erbes des deutschen Ostens in Volkshochschulen und Büchereien, zur Sammlung ostdeutscher Kulturwerte, Errichtung von Heimatstuben etc. Die Richtlinien erstrecken sich auch auf die Hinzuziehung ostdeutscher Wissenschaftler und Künstler zu örtlichen Veranstaltungen, Benennung von Straßen und Plätzen nach ostdeutschen Persönlichkeiten und Ortschaften sowie Übernahme von Patenschaften für ostdeutsche Gemeinden durch westdeutsche Städte.

„Zweck und Ziel der Pflege ostdeutscher Kulturwerte und der kulturellen Betreuung der Heimatvertriebenen besteht darin, die Bedeutung des deutschen Ostens für das ganze Deutschland und das Abendland darzustellen und Heimatvertriebene und Einheimische im Verständnis für ihre beiderseitigen Kulturwerte in der Gemeinsamkeit deutschen Schicksals zusammenwachsen zu lassen", heißt es in der Einleitung zu diesen Richtlinien.

 

 

Seite 2   Todesanzeige

Nachruf. Am 20. Mai 1952 starb in Lübeck nach schwerer Krankheit, gepflegt von ihrer Schwester Frau Heinemann, betrauert von ihren Kindern und 29 Enkeln unsere liebe verehrte

Frau Erny Weller, früher Metgethen (Ostpr.). Alle die sie gekannt haben, gedenken ihrer in aufrichtiger Verehrung, denn ihr Leben war selbstlose Liebe und Hingabe. Ihre warme Mütterlichkeit durchsonnte nicht nur ihre große Familie, sondern alle, die ihr nahe kamen, Hausgenossen, Gutsleute, Gäste und Mitarbeiter. Überall half sie mit Rat und Tat, sei es in der nahe gelegenen Landfrauenschule, im Vaterl. Frauenverein, im Landw. Hausfrauenverein, dessen besonders tätiges Mitglied sie war, sei es im Geflügelzuchtbuch, zu dessen Gründerinnen sie gehörte, oder im Roten Kreuz, in dem sie noch bis zur Flucht Bahnhofsdienst tat. Ihr klarer Verstand, ihr unbestechliches Urteil leistete überall wertvolle Hilfe. Die ostpreußischen Frauen sind ihr zu Dank verpflichtet. Ihre Herzensfreundlichkeit, ihre Gastlichkeit, ihre treue Freundschaft haben unendlich vielen wohlgetan. Wir gedenken ihrer in dankbarer Liebe. gez. Erna Siebert-Corben gez. Freiin v. Gayl

 

 

Seite 2   Das Masurenland – heute

Bedrückend und traurig sind die Eindrücke, die der Reisende heute auf einer Fahrt durch das südostpreußische Land wahrnimmt. Wo früher weite, ährenschwere Getreidefelder prangten, und eine blühende landwirtschaftliche Kultur der ostpreußischen Heimat das Gesicht gab, bilden heute Schmutz, Verwahrlosung, unbestellte und verwilderte Flächen das Gepräge der Landschaft.

Und auch dort, wo die Felder heute bestellt sind, lässt sich unschwer erkennen, dass hier polnische Bauern wirtschaften. Das Getreide - zum größten Teil sehr verkrautet - steht auch in diesem Jahr wieder sehr schlecht. Im vorigen Sommer war z. B. der Winterroggen nur etwa eine Handspanne hoch und musste nach dem Mähen zusammengeharkt werden, da er sich nicht binden ließ. Diese schlechte Ernte und der heruntergekommene Zustand der Felder lässt sich einerseits auf den Landarbeiter- und Maschinenmangel zurückführen, wesentlich mehr aber auf die nachlässigen Arbeitsmethoden. So hat man z. B. beobachtet, dass Treckerführer nur in der Nähe der Wege die vorgeschriebene Tiefe pflügten, jedoch weiter auf dem Acker nur die obersten Schichten umwarfen, um möglichst schnell mit ihrem Arbeitspensum fertig zu werden.

Nicht wenig ist daher der Reisende überrascht, wenn er mit dem Zug auf dem wiederhergestellten Allensteiner Bahnhof ankommt, von dem ihm in großen Lettern der heutige Name „Olsztyn" entgegenleuchtet, darunter es auf einem riesigen Transparent heißt: „Besucht die uralte polnische Masurenstadt." Hier gewinnt man den Eindruck, dass die letzten sechs Jahre nicht ganz tatenlos verstrichen sind. Die Polen haben tatsächlich diese Stadt, die nahezu zur Hälfte zerstört war, zu einem Teil wieder aufgebaut. Sie sind nämlich bemüht, Allenstein zu einem Kultur-Zentrum zu machen, und bis 1955 soll es wieder eine repräsentative Stadt werden. - Im früheren „Treudank-Theater" spielt jetzt regelmäßig ein Warschauer Ensemble, das vorwiegend propagandistische Stücke zur Aufführung bringt. Außerdem ist ein „Denkmal der Roten Armee" im Bau. Die in jedem Jahr stattfindende Messe „Targi Olsztynski" und die abgehaltenen Viehmärkte sollen weitere Anziehungspunkte bilden.

Verlässt der Reisende das Bahnhofsgebäude, erwartet ihn wie ehedem die vertraute Straßenbahn, um ihn ratternd und bimmelnd durch die Stadt zu fahren. Der Verkehr in den Straßen ist ziemlich rege. Allenstein beherbergt heute auch schon wieder 30 000 Einwohner, das sind ungefähr dreiviertel seiner früheren Bevölkerung, hinzukommen zahlreiche Reisende und Feriengäste; denn es ist wieder ein beliebter Erholungsort. Die Zahl der Deutschen, zumeist sind es Handwerker, die die Polen aus Mangel an eigenen Fachkräften dort festzuhalten versuchen, ist sehr zusammengeschmolzen. Man schätzt sie auf 400 bis 500, die dort unter primitivsten Verhältnissen leben müssen.

Die Kaufhäuser sind voll von Waren, jedoch ist das Geld sehr knapp und die Bekleidung so teuer, dass sich ein Arbeiter außer den Lebensmitteln kaum noch etwas kaufen kann, wenn man neuerdings auch sogenannte „Podczielnas" eingerichtet hat, die etwa unseren Konsumgeschäften entsprechen, und in denen die Sachen etwas billiger zu erstehen sind. - In dem alten, ehrwürdigen Rathaus Allenstein, das vom Kriege unbehelligt geblieben ist, sind jetzt einige Zweige der Universität Thorn untergebracht.

Gleich hinter den Stadtmauern aber beginnt die Verwahrlosung: Brach und verödet liegt das Land. Auf den Bauernhöfen, die zum Teil verfallen sind, leben einige wenige polnische Familien, die mit großer Mühe nur ein kleines Stückchen Acker für sich bebauen, da es ihnen an Maschinen und Vieh fehlt. Deutsche Bäuerinnen, die noch eine Zeitlang auf ihren Höfen ein Schattendasein führen durften, mussten alles verlassen und leben jetzt als Arbeiterinnen auf den Staatsgütern. Der Versuch, aus anderen Gebieten Polens Bauern hierher umzusiedeln, ist nicht geglückt. Die Wenigen, die überhaupt kamen, zogen bald nach dem Westen und Norden ab, wo der Boden besser und die Arbeitsbedingungen günstiger sind.

Auf zerfahrenen Straßen kommen wir zu der ehemaligen Kreisstadt Ortelsburg, die heute „Szczytno" heißt. Kaum ist dieses ehemals so saubere masurische Städtchen, das noch zur Hälfte in Trümmern liegt, wiederzuerkennen. Gespenstisch ragen die Ruinen des alten Deutschordenschlosses, das 1350 erbaut worden ist und nun auch ein Opfer des letzten Krieges wurde, aus der Umgebung hervor. Die Polen, die von jenseits des Bugs 1947 hier angesiedelt, zum Teil sogar strafweise hierhin versetzt wurden, bewohnen die erhalten gebliebenen Häuser. Die deutsche Restbevölkerung fristet in den zerstörten Behausungen ein bedauernswertes Dasein.

Einen ähnlichen Eindruck gewinnt der Reisende, wenn er nach der landschaftlich herrlich am Juno- und Schloßsee gelegenen Stadt Sensburg kommt, jetzt „Mragowo" genannt. Schön vom Zuge aus sieht er die Ruinen ausgebrannter Gebäude. Zwar ist man hier dabei, die Trümmer fortzuräumen und stellenweise die Häuser wieder aufzubauen, jedoch ist die Arbeit längst nicht so weit fortgeschritten wie in Allenstein. Der Bahnhof ist wiederhergestellt, und es verkehren einige Züge nach Allenstein; die Strecken nach Johannisburg und Nikolaiken - Arys sind demontiert Dorthin fahren Autobusse. Auch die Kleinbahn nach Rastenburg ist wieder in Betrieb, dient aber nur der Güterbeförderung.

Völlig unversehrt geblieben sind die Villen in der Bahnhofstraße. desgleichen die ganze Hindenburgstraße. Um den Markt herum sind alle Häuser zerstört: So das Postamt, das Amtsgericht, das Gefängnis und das bekannte Masovia-Hotel. In Trümmern liegt noch die evangelische Kirche. Die leichten Schäden an der katholischen Kirche sind ausgebessert und hier finden sowohl der katholische als auch der evangelische Gottesdienst statt, die beide in polnischer Sprache abgehalten werden. Eigenartigerweise dürfen jedoch die Liedertexte auch deutsch gesungen werden.

Erhalten geblieben ist das Landratsamt, in dem jetzt die polnischen Stadtbehörden untergebracht sind. Das Gesundheits- und das Wohlfahrtsamt, die beide abgebrannt waren, befinden sich im Aufbau. Das Krankenhaus ist unter Leitung polnischer Ärzte wieder in Betrieb; jedoch fehlt es noch immer sehr an Arzneien. Deutsche bekommen außer Heftpflaster jede Medizin nur auf ein Rezept, das ein polnischer Arzt verschreiben muss, was dieser aber nur in den allernotwendigsten Fällen tut. - Die Kasernen in der Peitschendorfer Straße sind unversehrt geblieben und jetzt mit polnischem Militär belegt, zu dem in letzter Zeit auch Deutsche zwischen dem Alter von 20 und 25 Jahren einberufen wurden. Die den Kasernen gegenüber liegenden Wohnhäuser sind dagegen restlos ausgebrannt, befinden sich zum Teil aber schon wieder im Aufbau. Im ehemaligen Gymnasium erteilt eine polnische Oberschule Unterricht. Auch ist das Kino in der Hindenburgstraße wieder in Betrieb, natürlich werden nur polnische Filme gezeigt.

Die jetzige Einwohnerzahl Sensburgs beläuft sich auf etwa 7000, gegenüber fast 14 000 früher Ein Teil davon sind Deutsche, die für Polen optiert haben.

Weiter führt uns der Weg nach Hohenstein, dessen berühmtes Tannenberg-Denkmal auf Befehl Hitlers im Januar 1945 gesprengt wurde. Heute steht dort ein großes Holzkreuz der Russen.

Auf den masurischen Seen bemüht sich eine neu gegründete polnische Schifffahrtsgesellschaft, den Fahrgastbetrieb wieder in Gang zu bekommen. Die Schiffe, die sie benutzen, stammen aus dem Bestand des früheren deutschen Unternehmens. Sie waren gegen Ende des Krieges im Lötzener Kanal, im Löwentin und Mauersee und vor Nikolaiken versenkt oder gesprengt worden und sind jetzt teilweise wieder gehoben und ausgebessert worden, unter ihnen das bekannte Motorschiff „Ostmark". - Durch lebhafte Propaganda, ermäßigte Fahrpreise, Werbewochen und Kulturfilme über das „polnische Masurenland" versucht man den hiesigen Einwohnern neue Erwerbsquellen zu schaffen. Um dieses unbeliebte Siedlungsgebiet populär zu machen, wurden zahlreiche Touristenherbergen eröffnet und einige Sanatorien eingerichtet Zwischen dem Fischerstädtchen Nikolaiken, das heute den Mittelpunkt der Masuren-Touristik bildet, und Warschau, verkehrt sogar während der Sommermonate mehrmals wöchentlich ein Autobus.

Von den wenigen Städten abgesehen ist Masuren aber ein totes, verlassenes Land, und die polnischen Beamten, die hier eingesetzt sind, betrachten ihren Aufenthalt in dieser Gegend als eine Verbannung. H. R.

 

 

Seite 2   Kein Raum für das Ost-Archiv in Göttingen?

Wie wir bereits berichteten, hat die Niedersächsische Landesregierung vor mehreren Monaten die Überführung der zur Zeit noch im Goslarer Kaiserhaus behelfsmäßig untergebrachten Bestände des früheren Königsberger Staatsarchivs und des ehemaligen Revaler Staatsarchivs nach Göttingen angeordnet.

Der hohe Wert des reichhaltigen Quellenmaterials für die geschichtliche Forschung wurde bereits vor mehreren Jahren in einem Gutachten der Göttinger Akademie der Wissenschaften eindeutig zum Ausdruck gebracht. - Obwohl die Überführung der Ost-Archive nach Göttingen für die Universität eine wissenschaftliche Bereicherung von unschätzbarem Wert bedeutet und die Regierung des Landes Niedersachsen jede denkbare Unterstützung auch in finanzieller Hinsicht zu leisten sich bereiterklärt hat, sind die Verhandlungen über die Bereitstellung eines für die Unterbringung geeigneten Gebäudes bisher nicht zum Abschluss gekommen.

Wir richten an die zuständigen örtlichen Stellen den dringenden Appell, nunmehr geeignete Räume zur Verfügung zu stellen, damit endlich die Ost-Archive nach Göttingen überführt und die hochbedeutsamen Dokumente der wissenschaftlichen Forschung zugänglich gemacht werden können. Die Wahrung des Wissens um die Geschichte und Kultur des deutschen Ostens verlangt dies gebieterischer denn je!

 

 

Seite 2   Ostpreußische Kreditinstitute

Eine Liste der vorhandenen Auskunftstellen.

Nachstehend veröffentlichen wir eine erste Liste der bekanntgewordenen Auskunftstellen ostpreußischer Kreditinstitute, die ihre Kontounterlagen vollständig oder teilweise gerettet haben. Wir machen jedoch unsere Leser darauf aufmerksam, dass eine Gewähr für die Richtigkeit der Anschriften nicht übernommen werden kann. Auch kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, dass den Anfragenden immer ein Erfolg beschieden sein wird. Es empfiehlt sich aber in jedem Falle, bei Anfragen Rückporto und Schreibmaterial beizufügen. Sobald weitere Anschriften bekannt werden, wird diese Liste ergänzt.

Allenburg: Volksbank Allenburg eGmbH: Bankvorstand Gerhard Schekor, (2ia) Herzebrock (Westf.), Pixel 33. Kreissparkasse Wehlau, Hauptzweigstelle Allenburg: Treuhänder Bankdir. Kurt Fengefisch, (24a) Hamburg 1, Bergstraße 18, Postfach 999.

 

Allenstein: Deutsche Bank, Zweigst. Allenstein: (13a) Coburg, Mohrenstraße 34, im Hause Bayerische Creditbank. Dresdner Bank, Filiale Allenstein: Dresdner Bank - Verbindungsstelle Ost - (22a) Düsseldorf, Bahnstraße 12. Landesbank der Provinz Ostpreußen, Zweigst. Allenstein: Treuhänder Bankdir. Kurt Fengefisch, (24a) Hamburg 1, Bergstr. 18, Postfach 999.

 

Angerapp: Kreissparkasse Angerapp: Treuhänder Fengefisch (s. Allenburg). Volksbank Angerapp eGmbH: Paul Gregor, (24a) Buxtehude, Bahnhofstraße 21.

Angerburg: Raiffeisenbank Angerburg eGmbH: Bruno Migge, (23) Varel i. O. Menckestraße 8. Aulenbach über Insterburg: Raiffeisenkasse Aulenbach eGmbH: Fräulein Christel Knackstädt, (23) Verden (Aller), Georgstraße 23.

Bischofsburg: Volksbank Bischofsburg eGmbH: Bankdirektor Alfred Krüger, (20b) Helmstedt, Alersstraße 17.

Borschimmen über Lyck: Raiffeisenkasse Borschimmen eGmbH: Ida Buczilowski, (20a) Esselerhof bei Landringhausen.

Cranz: Raiffeisenkasse Cranz eGmbH: Fräulein Emma Liedtke, (14b) Ettisweiler 23, Kreis Sigmaringen.

Dreimühlen über Lyck: Raiffeisenkasse Dreimühlen eGmbH: A. Prawdzik, (20a) Wieren, Krs. Uelzen.

Ebenfelde über Lyck: Raiffeisenkasse Ebenfelde eGmbH: Paul Fischer, (20a) Gr.-Forste 49, Kreis Hüdesheim.

Ebenrode: Raiffeisenbank Ebenrode eGmbH: Paul Listmann, (20a) Harsum über Hildesheim. Kreissparkasse Ebenrode: Treuhänder Fengefisch (s. Allenburg).

Eydtkau: Raiffeisenbank Eydtkau eGmbH: Direktor Josef Grünau, (20a) Ostenholz Uber Walsrode (Hann.).

Friedenberg über Gerdauen: Raiffeisenkasse Friedenberg eGmbH: Frau Wanda Fuß, (2la) Brackwede i. Westf., Spinnerei Vorwärts 12.

Fuchsberg: Raiffeisenkasse Fuchsberg eGmhH: Fritz Meschkat, (24a) Horneburg, Kreis Stade, Issendorfer Straße 308, bei Wiebusch.

Goldap: Raiffeisenkasse Goldap eGmbH: Erna Guenther, (2) Zehdenick (Havel), Berliner Str. 47. Volksbank Goldap eGmbH: Bankdirektor Herbert Müller, Uezig (Mosel), Haus Nr. 1.

Gr.-Engelau über Friedland: Raiffeisenkasse Engelau eGmbH: Frau Lucie Laurisch, (24b) Vaale über Vilster.

Großgarten: Raiffeisenkasse Großgarten eGmbH: H. v. Zelasinskyz, (19b) Stendal, Nachtigallstraße 45.

Gumbinnen: Deutsche Bank, Depositenkasse Gumbinnen: (13a) Coburg, Mohrenstraße 34, Im Hause Bayerische Creditbank. Raiffeisenbank Gumbinnen eGmbH: Direktor Josef Grunau (s. Eydtkau).

Guttstadt: Volksbank Guttstadt eGmbH (Vorschussverein zu Guttstadt eGmbH): Direktor Rudolf Anhut, (20) Katlenburg 38, Krs. Northeim.

Hardteck: Raiffeisenkasse Hardteck eGmbH: Vors. Eduard Schmidt, (24b) Kl.-Nordende über Ütersen, Sandweg.

Heiligenbeil: Volksbank Heiligenbeil eGmbH: Frau Gerda Kobert. geb. Krause, (24b) Windeby (Mühle) bei Eckernförde.

Heilsberg : Volksbank Heilsberg eGmbH: Bankvorstand Kurt Gross, (13a) Bad Kissingen, Rooseveltstraße 17.

Heinrichswalde (Ostpr.): Volksbank Heinrichswalde (Ostpr.) eGmbH: Direktor Tiedemann, (24b) Heide, Schützenstraße 29.

Heydekrug: Kreissparkasse Heydekrug: Treuhänder Kurt Fengefisch (s. Allenburg).

Heydekrug: Volksbank Heydekrug eGmbH Karl Till, Rechtsanwalt und Notar, (23) Hoya (Weser), Lange Straße 14.

Insterburg: Dresdner Bank, Filiale Insterburg Dresdner Bank - Verbindungsstelle Ost - (22a) Düsseldorf, Bahnstraße 12. Kreissparkasse Insterburg: Treuhänder Fengefisch (s. Allenburg). Stadtsparkasse Insterburg: Treuhänder Fengefisch (s. Allenburg).

Kanitz über Angerburg: Raiffeisenkasse Kanitz eGmbH: Otto Podszuweit, (20b) Güttingen, Beethovenstraße 46.

Kinten über Heydekrug: Raiffeisenkasse Kinten eGmbH: Fräulein Helene Weisheit, (24a) Rensefeld, Bad Schwartau, Schnoorstraße 28.

Königsberg/Pr.: Bank der Deutschen Arbeit AG. Niederlassung Königsberg. (24a) Hamburg, Schleusenbrücke 1, im Hause Bank der Deutschen Arbeit AG. Bank der Ostpreußischen Landschaft: Treuhänder Friedrich Krech, (22c) Bad Godesberg, Kronprinzenstraße 8. Deutsche Bank, Filiale Königsberg: (13a) Coburg, Mohrenstrfl 34, im Hause Bayerische Creditbank.

Dresdner Bank: Filiale Königsberg: Dresdner Bank — Verbindungsstelle Ost, (22a) Düsseldorf, Bahnstraße 12. Edekabank eGmbH, Filiale Königsberg: Edekabank eGmbH (1) Berlin-Wilmersdorf, Babelsberger Straße 40/41. Gewerbe- und Hausbesitzerbank eGmbH: Willy Reuter, (24b) Glückstadt, Glückstädt. Volksbank. Landesbank der Provinz Ostpreußen: Treuhänder Fengefisch (s. Allenburg). Ostpreußische Raiffeisenbank eGmbH: Bankdirekt. Garde, (20a) Hannover, Rathenauplatz 5/6 Vereinsbank eGmbH: Max Hollop, (23) Oldenburg i. O., Donnerschweerstraße 214.

Kuckerneese: Volksbank Kuckerneese eGmbH Bankvorstand Fritz Olk, im Hause Schwentine-Volksbank eGmbH, (24b) Kiel-Dietrichsdorf, Schönkirchener Straße 22, Direktor Bruno Pilchowskai, (24a) Lübeck, Rotläscher Straße 57 bei Dr. Rebien.

Kumehnen: Raiffeisenkasse Kumehnen eGmbH: Ernst Goldau, (23) Restede i. O.

Laugzargen über Tilsit: Raiffeisenkasse Laugzargen eGmbH: Heinz Lilischkies, (10b) Deutzen Krs. Borna, Hermann-Gabelmann-Straße 1.

Lötzen : Girozentrale für Ostpreußen: Prokurist Bruno Nagel, (20a) Lauenau/Deister Nr 41

Lyck: Volksbank Lyck eGmbH: Alfred Idzko (24b) Bad Segeberg, Teichstraße 14

Mallwen über Gumbinnen: Raiffeisenkasse Mallwen eGmbH: Fräulein Irmgard Burat, (24b) Meeschendorf (Insel Fehmarn)

Mehlsack: Raiffeisenbank Mehlsack eGmbH. Bruno Schulz (16) Obereschbach bei Bad Homburg, Lindenstraße 9

Memel: Deutsche Bank, Filiale Memel: (13a) Coburg, Mohrenstraße 34, im Hause Bayerische Creditbank. Landesbank der Provinzial Ostpreußen, Zweigstelle Memel: Treuhänder Fengefisch (siehe Allenburg)

Migehnen über Wormditt: Raiffeisenkasse Migehnen eGmbH: Frau Angela Radigk, (13a) Sulzburg Nr.162 über Neumarkt (Oberpfp.)

Momehnen über Gerdauen: Momehner Spar- und Darlehnskassenverein eGmbH: Lehrer Hans Kirchhoff, (24a) Ihlieworth, Kreis Land Hadeln.

Nemmersdorf über Gumbinnen: Raiffeisenkasse Nemmersdorf eGmbH: Frau Anna Nehrke, (21b) Lendringsen, Kreis Iserlohn, Bieberkamp 18

Neukirch, Kreis Elchniederung: Raiffeisenkasse Neukirch eGmbH: Herman Habestreit, (15a) Bleicherode am Harz, Talstraße 16

Norkitten: Raiffeisenkasse Norkitten eGmbH: Frau A. Reich, (24a) Reinbeck bei Hamburg, Bismarckstraße 5

Osterode/Ostpreußen: Raiffeisenkasse Osterode eGmbH: Frau Käthe Hermes, (22a) Oberhausen-Sterkrade, Paulsenstraße 11

Seestadt Pillau: Stadtsparkasse zu Pillau: Kurt Gegner (24b) Neustadt/Holstein, Waschgrabenstraße 10. Volksbank Seestadt Pillau: Conrad Jedamski, (24b) Seeholz, Post Holzdorf, Kreis Eckernförde

Plibiscken über Wehlau: Plibischker Spar- und Darlehnskassenverein eGmbH: Lehrer Otto Wald, (22c) Hülchrath, Kreis Grevenbroich

Pr. Holland: Kreissparkasse Pr. Holland: Treuhänder Fengefisch (siehe Allenburg)

Prostken: Raiffeisenkasse Prostken eGmbH, Käthe Knitter, (20b) Braunschweig, Memeler Straße 12.

Rastenburg: Volksbank Rastenburg eGmbH: Direktor Erwin Peuchert, (16) Wiesbaden, Rüdesheimer Straße 29.

Rauschen: Kreissparkasse Samland, Zweigstelle Rauschen: Treuhänder Fengefisch (s. Allenburg).

Reimannswalde: Raiffeisenkasse Reimannswalde eGmbH: Rudolf Israel, (15b) Altenburg Thüringen, Riegenstraße 7.

Saalfeld Ostpr.: Raiffeisenbank Saalfeld/Ostpr : Ernst Meissner, (20a) Flegessen 103 über Hameln.

Schillen: Raiffeisenkasse Schillen eGmbH: Frau Hanna,Rutschinski (15a) Leimbach, Krs. Meiningen/Thür., Goethestraße 17

Schippenbeil: Volksbank Schippebeil eGmbH: Fräulein Charlotte Späder, (23) Hemslingen 15, Kreis Rotenburg/Hannover

Seeburg: Raiffeisenbank Seeburg eGmbH: August Tietz (24b) Schleswig, Friedrichstraße 107

Stucken: Raiffeisenkasse Stucken eGmbH: Kurt Engelke (20b) Braunschweig, Kasernenstraße 21

Tapiau: Kreissparkasse Wehlau, Hauptzweigstelle Tapiau: Treuhänder Fengefisch (siehe Allenburg)

Tilsit: Deutsche Bank, Zweigstelle Tilsit: (13a) Coburg, Mohrenstraße 34, im Hause Bayerische Creditbank. Dresdner Bank, Filiale Tilsit: Dresdner Bank – Verbindungsstelle Ost – (22a) Düsseldorf, Bahnstraße 12. Landesbank der Provinzial Ostpreußen: Treuhänder Fengefisch (siehe Allenburg)

Tilsit-Ragnit: Kreissparkasse Tilsit-Ragnit, Treuhänder Fengefisch (siehe Allenburg)

Vogelsang, Post Lindenau: Raiffeisenkasse Vogelsang eGmbH: Rechner E. Leng, (21a) Schnathorst 89 über Löhne, Westf.

Wargen über Königsberg: Raiffeisenkasse Wargen eGmbH: Fritz Hermann, (24a) Gr.-Fredenbeck, Kreis Stade

Wehlau: Kreissparkasse Wehlau: Treuhänder Fengefisch (s. Allenburg)

Wehrkirchen, Kreis Goldap: Raiffeisenkasse Wehrkirchen eGmbH: Frau Schwarz, (20a) Forsthaus Anhagen über Haste/Hannover

Weidenau: Raiffeisenkasse Weidenau eGmbH: Franz Haupt, (3a) Gallentin, Post Bad Kleinen/Mecklenburg

Willkischken: Raiffeisenkasse Willkischken eGmbH: Paula Weichler, (13a) Osterhofen (Ndb.), Passauer Straße 197, bei Vordermayer

Wormditt: Ermländische Zentralkasse eGmbH: Gertrud und Helene Parschau, (24a) Hsmburg 1, Johanniswall 4, im Hause der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank AG.

 

 

Seite 3   Ordensstadt Marienwerder

Zeichnung: Schloß Marienwerder (Westpreußen)

2 Zeichnungen: Marienwerder: Breitestraße – Die Kaffeetreppe

Der Landmeister Hermann Balk ließ 1233 eine alte Befestigung der Prussen zu einer Ordensburg aus Holz ausbauen, die von den Rittern Insula Sanctae Mariae genannt wurde. Noch in demselben Jahre steckte er das Siedlungsgelände für die spätere Stadt Marienwerder ab und sicherte es durch Wälle und Palisaden. Unter ihrem Schutz entstanden einundfünfzig Bohlenhäuser als Bürgerhöfe mit den dazugehörigen Landanteilen. Kriegerische Auseinandersetzungen aber vernichteten alles. Erst zwei Jahrzehnte später wurde die Burg in größerem Maßstab wieder aufgebaut, und auch die Bürgersiedlung entstand neu. Was die kirchliche Verwaltung anbelangt, wurde das Gebiet dem Bistum Pomesanien zugeteilt. Die 1284 ausgestellte Stiftungsurkunde für das Domkapitel bestimmte, dass die Domherren dem Deutschen Ritterorden angehören mussten. In den folgenden Jahrzehnten wurde dann die noch heute stehende, wenn auch später mehrfach umgebaute Kapitelburg errichtet. Sie war um 1336 vollendet. Marienwerder erhielt von Bischof Berthold seine neue Handfeste. Durch sie wurde der reiche Landbesitz der Stadt festgelegt, ihr das Kulmische Recht verliehen, Grundzins und Fischereigerechtigkeit geregelt u. a. m.

Im Verbande des Ordensstaates Preußen blühte der Handel Marienwerders und vergrößerte sich die Stadt bis des Ritterordens Macht durch die unglückliche Schlacht bei Tannenberg (1410) und ihre Folgeerscheinungen fast zerbrach. Die Polen brandschatzten und verwüsteten die Stadt, die sich schließlich, wenn auch widerstrebend, mit den übrigen Städten und den Landständen 1440 zum Preußischen Bunde zusammenschloss. Diese Vereinigung sagte sich 1454 vom Orden los, ein Akt, der, wie auch immer man ihn erklärt und entschuldigt, ein Treubruch gegenüber dem Landesherrn blieb. Der Bischof von Pomesanien aber ging mit seinem Lande wieder zum Orden zurück.

In dem Folgenden Dreizehnjährigen Krieg hatte Marienwerders Bürgerschaft viel zu leiden. Bischof Kaspar Linke klagte dem Hochmeister: „Uns gebricht es an allem. Mehrfach ist es geschehen und geschieht noch, dass wir zu Tisch nur ein Grützchen und ein Gericht Fische haben und dazu noch schlechte Grütze."

Ganz Pomesanien war vom Feinde in eine Wüstenei verwandelt worden. Das Landvolk hielt sich hinter Seen und Sümpfen in den Wäldern verborgen. Im Jahre 1466 gab der Orden im Thorner Frieden den Kampf auf. Das Weichselland musste den Polenkönig als Schutzherrn anerkennen, aber der landesherrliche Besitz des Bischofs von Pomesanien blieb dank ihm und seiner Hauptleute zu Marienwerder Bestandteil des Ordenslandes Preußen, das somit einen etwa 20 Kilometer breiten Zugang zur Weichsel behielt. Nach der Reformation waren die Bischöfe evangelisch bis der Bischofsstuhl schließlich unbesetzt blieb.

Nur Bürger zählten zur Gemeinde, und, wie überall, konnte auch in Marienwerder niemand das Bürgerrecht erwerben, der nicht nachwies, dass er „guter deutscher Nation" und „rechter freier deutscher Art und Zungen" war. Damit hielt man erfolgreich polnische Zuwanderer fern. Die „Willkür" (Gesetzbuch) bestimmte ausdrücklich: „Es soll keiner, der von Geburt Pole ist, Bürger in Marienwerder werden". Sämtliche Bürger betrieben anfangs auch noch Ackerbau, ehe die Kaufleute und Gewerbetreibenden immer mehr zunahmen. Getreidehandel und Bierbrauerei vor allem gediehen neben den Handwerken. Bis zum Dreißigjährigen Kriege und den Schwedenkriegen blühten Handel und Gewerbe. Jeder Bürger war übrigens zum Kriegsdienst verpflichtet, was bei Kriegszeiten von großer Bedeutung war. Wehre und Harnisch durften in keinem Hause fehlen.

Die Ausfuhrerzeugnisse der Kaufleute waren Getreide, Bier, Tuch, Schlachtvieh, Teer, Pech und Pottasche. Der Verkehr hob sich auch dadurch, dass der Postkurierdienst von Berlin nach Königsberg bereits in dem 17. Jahrhundert über Marienwerder ging. Das St. Georgspital und das Heilige Geist-Hospital waren bei den öfter auftretenden Seuchen die einzigen Stätten der Hilfeleistung. Erst nachdem 1710 die Pest 341 Menschen hingerafft hatte, wurde ein größeres Krankenhaus errichtet. Dreißig Jahre vorher hatte man schon einen Stadtarzt angestellt, während zwei Apotheken auf ein viel höheres Alter zurückblickten.

Die Innungen besaßen in Marienwerder lange keine Zunfthäuser und Gesellenherbergen. So fand die „Morgensprache" der Meister und die Beherbergung auswärtiger Wandergesellen reihum bei den Meistern statt. Im 17. Jahrhundert war das einträglichste Handwerk das der Kürschner, da die Mode Pelze und Pelzbesätze vorschrieb. Auch der uralten Töpferzunft scheint es sehr gut gegangen zu sein.

Schon frühzeitig, wohl schon bald nach der Erbauung des Kapitelschlosses, ist eine Domschule nachweisbar. Die Stadt besaß ebenfalls bereits um 1400 eine eigene Schule. Um 1600 war sie vor allem auf alte Sprachen abgestellt. Später ging ihre Schülerzahl zurück, denn sie war wohl eine reine Gelehrtenschule. Im Jahre 1812 wurde sie in ein Gymnasium umgewandelt.

Wie für ganz Westpreußen brachte auch für Marienwerder die Wiedervereinigung des ganzen Weichsellandes mit Preußen im Jahre 1772 nach jahrhundertelangem Stillstand und vielen Kriegsleiden den allgemeinen Aufschwung. Sofort wurden das Oberhof- und Landgericht und 1808 die Kriegs- und Domänenkammer, später Regierung, in die Stadt verlegt, und auch Industriebetriebe ließen sich nieder. Wie sehr König Friedrich der Große Westpreußen schätzte, lässt sich schon daraus ersehen, dass er in den letzten vierzehn Jahren seines Lebens elf Mal dort zu Besichtigungen erschien. Marienwerders Wohnverhältnisse waren der neuen Stellung als Regierungs- und Beamtenstadt zunächst nicht gewachsen. Die Beamten waren dienstlich außerordentlich belastet und erhielten sehr niedrige Gehälter.

In der napoleonischen Zeit wurde die Stadt geplündert und musste hohe Kriegslasten tragen, doch 1813 nahmen viele Bürger am Befreiungskampfe teil. Von den später dort in Garnison liegenden Truppenteilen der alten Armee sind wohl die Unteroffizierschule und das Feldart.-Regt. Nr. 72 (Hochmeister) am bekanntesten, das mit Stab und einer Abteilung in der Stadt lag. Seit der Zeit des Winrich von Kniprode bis 1747 vereinigte die Schützengilde die Bürger zu Waffenübungen, die im Lauf der Jahrhunderte oft von Nutzen waren. Seit den Freiheitskriegen war die Gilde nur noch eine private Vereinigung.

Klassizistische Bürgerhäuser, Gärten und Alleen gaben der Stadt den Charakter vornehmer Würde. Es entstanden neue Schulen, Musik- und Theatervereinigungen. Es tat sich eine Zeitung auf, einheimische Dichtung erschien in Musenalmanachen, und die alte Hofbuchdruckerei blühte wieder. Einige alteingesessene Bürger trugen noch Zopf und Haarbeutel, und der Postillion blies seine alten Weisen. Die abseits der naturgegebenen Verkehrsstraßen gelegene Stadt erhielt erst 1883 Eisenbahnanschluss und wurde dann im 20. Jahrhundert Verkehrsknotenpunkt.

Die friedliche Aufwärtsentwicklung endete mit dem ersten Weltkrieg. Seine Folgen waren für Marienwerder nicht so schlimm wie für die Städte des Weichsellandes, die gewaltsam zu Polen geschlagen wurden. Es fand vielmehr eine Volksabstimmung statt, bei der im Stadtgebiet, bis einschließlich der einst dazugehörigen Niederungsdörfer Kurzebrack, Mareese, Oberfeld und Ziegellack, sich 95,6 aller Stimmen zu Deutschland bekannt haben.

Bald nach dem Kriege erwachte die Bautätigkeit und erwuchsen neue Stadtteile. Marienwerder, das nun nach Westen zu dicht am polnischen Korridor lag, hatte im Osten wenigstens den Anschluss an Ostpreußen, mit dem es allerdings bis 1939 die isolierte Lage zu teilen hatte. Als dann die Vereinigung mit dem wiedergewonnenen Westpreußen erfolgte, ahnte niemand, dass schon 6 Jahre nachdem, mitten im Kriege, alles wieder den gewohnten Gang ging, Pomesanien, Westpreußen und der ganze Deutsche Osten vorerst den Deutschen und dem Deutschtum verlorengehen sollte. Hbm.

 

 

Seite 3   Polnische Marienburg = Fälschung

Marienburg, Stadt und Burg gleichen Namens, war die Hochburg unter den Schlössern des Deutschen Ritterordens. In ihr verkörperte sich deutscher Aufbau- und Kulturwille, sie war das Kleinod, das unermessliche Kunstschätze barg. Wechselvoll wie das geschichtliche Werden des Deutschen Ritterordens war auch die bauliche Entwicklung der Ordensburg, die der Stadt Marienburg das Gepräge gab. Sie war der größte gotische Profanbau der Welt und jeder, der den deutschen Osten besuchte, bewunderte die imposante Wehr- und Kirchenanlage.

Die Schlusskämpfe im Frühjahr 1945 haben der Stadt schwere Wunden gebracht. Das Schloß ist von der Stadtseite her schwer beschädigt, während die herrliche alte Schloßkirche über der stimmungsvollen Hochmeistergruft völlig zerstört wurde. Eines der wertvollsten Baudenkmäler des Ordenslandes, das historische Rathaus aus dem 14. Jahrhundert, und das neuerbaute Rathaus, das sich in das alte Stadtbild glücklich einfügte, blieben jedoch erhalten.

Der wesentliche Teil der berühmten Marienburg ist ebenfalls unversehrt geblieben. Nur der hohe Glockenturm ist zerschossen. Augenblicklich sind die Polen dabei, die Schäden an der Marienburg zu beseitigen. Hierbei bemühen sie sich offensichtlich, den alten Zustand wiederherzustellen, nicht zuletzt deshalb, weil die Burg als „urslawisch" und „von jeher polnisch" von den polnischen Wissenschaftlern und Geschichtsforschern bezeichnet und propagiert wird. „Fahrt nach Marienburg und besucht die historische Stätte!" fordert das polnische Reisebüro „Orbis" in zahllosen Prospekten auf.

So ist das historische Wahrzeichen der Stadt ein beliebtes Ausflugsziel für polnische Touristen geworden. Die Polen haben hier ein slawisches Museum eingerichtet, in dem der „urslawische Charakter" der Burg dokumentiert werden soll, über der gedeckten Holzbrücke, die den Burggraben überquert, hockt hinter dem Kassenschalter wieder ein Mann, der Eintrittskarten verkauft. Unter den zahlreichen Besuchern kann man viele russische Soldaten antreffen. Auch polnische Schulen werden geschlossen hierher geführt.

In der Stadt selbst ist durch den regen Fremdenverkehr - das mittelalterliche Stadtbild zieht auch heute zahlreiche Besucher an - ein lebhaftes Treiben zu bemerken. Während in den ersten zwei Jahren in „Malborg", so heißt die Stadt heute, nur etwa 5000 polnische Bewohner lebten, ist die Einwohnerzahl inzwischen auf 18 000 gestiegen. Deutsche sind darunter nicht mehr anzutreffen.

 

 

Seite 3   Wir gratulieren.

Seinen 80. Geburtstag feierte einer der angesehensten Elbinger Bürger, der Verlagsdirektor der Elbinger Zeitung, Max Stein, in Delmenhorst. Stein stammt aus einer Elbinger Kaufmannsfamilie und übernahm 1914 die Leitung der Elbinger Zeitung,

 

 

Seite 4   Glockensprache - Heimatsprache

Stint un Puke, Stint un Puke!"

Lieber, heimatverbundener Freund, hörst du noch den Klang deiner Glocken? Lauschest du dem Ruf deiner Heimatglocken? Erinnerst du dich ihrer Sprache und wie die schlichte Volksweisheit ihre Deutung versuchte? Wir Heutigen, meistens aber schon unsere Ahnen, legten dem Klang der Kirchenglocken, dem Ruf des Rathausglöckchens, dem Gebimmel der Gutsglocke Worte unter, die wie Menschen redeten und schwatzten, raunten und wisperten bald vom Reichtum, bald von der Armut, nun von Haff und Wald, sogar von Tugenden und Lastern der Menschen. Glockensprache war Heimatsprache, war Deuten heimatlichen Sinnens, Sehnens und Glaubens, heimischen Brauches und Sagens, Ausdruck der Heimatflur und des Heimatherzens.

Mein lieber Königsberger, erinnerst du dich dessen, was die Glocken deiner Stadt am Pregel klangen und sangen? - „Samt und Seide! Samt und Seide!" prahlten die Glocken der stolzen Schloßkirche, und „Gold und Silber! Gold und Silber!" rühmte der eherne Mund des Doms, anspielend auf den Reichtum der Kneiphöfer Kauf- und Handelsherren. Als aber im Jahre 1944 der Feuersturm den heiligen Bau mit der alten Stadt verschlang, da hat er ihr „mit glühenden Glockenzungen aus stürzendem Haupt den Sterbepsalm gesungen" (Agnes Miegel).

Im alten Königsberg stand einst auf dem Löbenicht die Hospitalkirche des Großen Hospitals mit meist armen Insassen. Die Glocken dieser Kirche konnten nur von Armut künden; ihnen hatte der Königsberger Volksmund die Worte untergelegt: „Koddern und Plundern! Koddern und Plundern!"

Das Geläut der Haberberger Kirche pries laut: „Geelmöhre on Peterzölge! Geelmöhre on Peterzölge!"; denn zu ihr gehörte der Nasse Garten mit seinem reichen Gemüsebau.

In ähnlicher Weise deuteten die Bewohner der Stadt Tilsit die Sprache ihrer Glocken. Während die reiche lutherische Kirche sich rühmen konnte: „Stoff on Damast! Stoff on Damast!" wussten die Glocken der Litauischen Kirche mit ihren meist armen Besuchern nur von „Koddre on Plündre! Koddre on Plündre!" zu plappern. Halb lustig, halb verärgert mahnte die Rathausglocke in Tilsit an die Abgaben der Bürger: „Zinse minse, zinse minse, zieh's Hemdchen aus, bring's zum Rathaus!"

Ebenso rief die kleine Kirchenglocke in der Stadt Barten zur Dezemszahlung auf: „Bring' Dittkes! Bring' Dittkes!"

In der Stadt Heiligenbeil unterschieden die Bewohner das Läuten der vier Glocken ihrer Kirche recht deutlich. Die große tönte: „Rum, Rum! Rum, Rum!", die Kleine: „Anis, Anis! Anis, Anis!" Die mittlere Glocke aber rief: „Spanisch Bitter! Spanisch Bitter!", und die ganz kleine: „Korn mit Kümmel! Korn mit Kümmel!"

In der Stadt Deutsch Eylau lockten die Glocken bei Trauungen: „Komm, Braut, wirst getraut! Komm, Bräut'gam, wirst gelaut!" Bei Begräbnissen aber klagten sie ernst: „Tod, du gehst ins Grab! Tod, du gehst ins Grab!"

Nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Lande wusste der aufmerksame Volksmund die Glockensprache anschaulich und heimatlich zu übersetzen. Der Reichtum der Bewohner in der fruchtbaren Tilsiter Niederung spiegelt sich in ihrer Glockensprache wider. So prahlte das Geläut von Neukirch: „Seid' und Damast! Seid' und Damast!", und das in Kaukehmen rühmte: „Gold und Silber! Gold und Silber!" Jedoch die Glocken des Kirchspiels Lapienen, dessen Gebäude früher mit Gras und Schilf gedeckt waren, riefen: „Schilf un Duwack! Schilf un Duwack!" (Duwack oder Duwock wird der giftige, den Wiesen und Weiden schädliche Sumpf-Schachtelhalm genannt.)

Ebenso erblickten die Glocken der Kirche Koadjuthen in der weiten Umgegend nur Heiden, Weiden und Wiesen mit den vielen Kupsen (kleinen moosigen Hügeln) und Wacholderbüschen. Deshalb sprachen sie nur von „Kupst und Kaddick! Kupst undKaddick!" Die Glocken des Gotteshauses zu Heinrichswalde, die über weite Wälder mit ihrem Reichtum an Beeren und Pilzen läuteten, spotteten: „Pilzke ongesolte! Pilzke ongesolte!"

Auch das Geläut der Kirchen von Karkeln und Inse hatte der Volksmund ihrem Standort gemäß gedeutet. Der Reichtum des Kurischen Haffs an Stint und Kaulbarsch (hier Puke genannt) verlieh der Glockensprache Ausdruck im Verse: „Stint un Puke! Stint un Puke!"

Das bescheidene Kirchlein in Lindenau, Kreis Heiligenbeil, das ein reicher Patron versorgte, ließ seinen Glockenmund rufen: „Sid on Damast! Sid on Damast!", wenn ein Reicher begraben wurde. Trug man einen Armen zum Friedhof so klang er: „Koddre, Lompe! Koddre, Lompe!“

Unsere heimatlichen Kirchenglocken sangen täglich ihre Melodien: nur werktags erklangen die Gutsglocken. Mit schreiendem Gebimmel riefen sie die Instleute, Knechte und Mägde an die Arbeit und verkündeten ihnen laut den Beginn der Mahlzeiten. Deshalb, begleiteten Kinder und Erwachsene den Glockenruf oft mit treffenden, derben Versen, wie sie der heimischen Volkssprache eigen sind. Aus dem Kirchspiel Lindenau, Kreis Heiligenbeil, wo die großen Güter Lindenau, Henneberg, Strauben, Sonnenstuhl, Maternhöfen lagen, konnte ich die folgenden Deutungen des Glockenrufs sammeln. Die Gutsklingeln riefen: „Kommt freete, kommt freete, ju fule Beestkreete!", oder sie baten: „Komm Sinndach! Komm Sinndach!" (Sonntag). Andere ulkten: „Hew'et Hemd hoch! Hew'et Hemd hoch! Rühmten die einen: „Bimm, bimmel, bimm, bimmel, de Herr öß ömm Himmel!", so spotteten die anderen: „Bimm, bammel, bimm, bammel, de Herr öß e Hammel!"

Besonders lästerhafte Glockenzungen schrien es in die Welt hinaus: „Bimmel de bammel, de Herr öß e Hammel, de Spekter (Inspektor) e Oap, de Hoamann (Hofmann, Kämmerer) e Schoap!"

Ob kleine Gutsklingel oder schwere Kirchen- und Domglocke, unser ostpreußischer Volksmund lässt das tote Metall sprechen, schwatzen, spaßen, klagen, rufen, spotten, sich freuen und trauern wie einen lebenden Menschen. Er legt ihm Menschenworte in den Mund. Ja, es ist Ostpreußenart, allem Leben und Wärme zu verleihen. Emil J. Guttzeit

 

 

Seite 4   Auf dem „Haskeberg“ / Carla v. Bassewitz

Alle Blütenpracht, welche sich in diesem gesegneten Lande so reichlich über fast drei Viertel des Jahres verteilt, drängt sich bei uns im Osten in einer viel kürzeren Vegetationsperiode zusammen, die uns dann aber wie eine wahre Anhäufung von Duft, Licht und Farben erscheint, in der auch Düne und Strand ein jubelndes Sommergewand angelegt haben.

Wer von uns wäre im Samland auf der Höhe der Steilküste entlanggewandert und könnte diesen Anblick je vergessen?

Strahlende Sonne - ziehende Wolken und ein ewigwährender Wind, der fröhlich in Haaren und Kleidern zerrt - 30 bis 40 Meter tief unter uns die weite blaue See mit tausenden weißer Schaumköpfchen. In solcher Höhe lässt sich die starke Brandung nur vermuten. Im rosig-bläulichen Dunst, in der Richtung der schwedischen Küste, ziehen Dampfer mit dunklen Rauchfahnen, winzig wie aus der Spielzeugschachtel, am Himmelsrand entlang - bewegen sich die bunten Segel der Fischerkähne in Gruppen auf uns zu.

Scharen glänzendgefiederter Möwen jagen durch all die Bläue - ihre kurzen, scharfen Schreie durchschneiden das gedämpfte Rauschen der Brandung und der Rüstern und Erlen in den Schluchten, von denen die Steilküste ab und an unterbrochen wird, - als einzige Verbindung zwischen unten und oben, denn die jäh abfallenden Dünen kommt keiner herauf und herunter!

Wir wandern von Rauschen über Katzkeim durch die Katzengründe oder an der Küste entlang über Georgenswalde und Warnicken zum „Haskeberg" in Klein-Kuhren, einem der unberührtesten und deshalb schönsten Flecken dieses Küstenstreifens.

Der Weg geht noch weiter über Groß-Dirschkeim und Kraxtepellen nach Palmnicken, dem großen Bernsteinwerk und einer der höchst gezogenen gesundesten Herdbuchherden der „Schwarzbunten Ostpreußischen Holländer".

Wir verweilen heute lieber auf dem „Haskeberg" und setzen uns vor dem schlichten niedrigen Gasthaus auf die rotgestrichene Holzbank - vor uns die buntgewürfelte Tischdecke im alten Webmuster, die Kaffeekanne mildern Papierstöpsel in der Schnauze, auf dass kein Aroma entweiche - und der Steingutteller mit dem duftenden Blechfladen …

Von hier aus hat man den weitesten Blick nach beiden Seiten der Steilküste, deren Bogen wie riesige Buchten wirken, mit fast senkrecht ins Meer abfallenden Kanten und schmalen, mit Felsblöcken besäten Strandstreifen …

Alles ist hier, fern den Badeorten, wild und einsam.

Auf der Düne rauschen die windgekämmten Kiefern - blausilberne Stranddistelpflanzungen und bunte Lupinenschläge halten den fliegenden Dünensand am Rande fest – das leuchtende Gelb wechselt bläulichem Violett und dem seltenen Rosa. Wer kennt die zarte Lieblichkeit einer rosa Lupinendolde? Und nun liegt da die ganze rosige Pracht ausgebreitet unter einem tiefblauen Himmel und der tiefblauen See. Wir können die Augen kaum abwenden, obgleich sie noch ganz erfüllt sind vom Zauber der „Rosenschlucht“, die wir eben in der Nähe des „Zipfelberges“ durchschritten. Sie führt ganz steil zur Höhe, ihre Hänge sind „dicht bei dicht“, wie wir in Ostpreußen sagen, mit Heckenrosengesträuch bestanden. Die dunkelroten Knospen und etwas helleren Blüten mischen ihren feinen Duft mit dem Wind und dem leichten Modergeruch, der aus dem Grunde aufsteigt.

In der Nähe der Fischerhäuser am Strand flackern lustige Holzfeuerchen unter Teegefäßen - einige Boote liegen kieloben zum Teeren daneben. Die andern, die heute auf Fang waren, kehren nun langsam heim, - ihre braunen und roten Segel leuchten auf de, fast stündlich ihre Farbe wechselnden, perlmuttern und opal-schimmernden See.

Nun stoßen sie knirschend auf den Ufersand - die Netze, das Vermögen der Fischer, werden von ihrer Last weißlicher Flundern befreit und zum Trocknen aufgehängt, bis der ganze Strand ein Gitterwerk von braunen Fäden zu sein scheint. Die Fischerfamilie einschließlich Opas und Omas beginnt sogleich mit dem Putzen und Aufhängen der Fische auf lange Stangen - je nach örtlicher Gepflogenheit, an den Köpfen oder Schwänzen. Geräuchert werden sie nach alter Vätersitte in offenen Tonnen. Dadurch erhalten sie den besonders feinen Geschmack.

Ach, noch einmal möchten wir diesen besonderen Geruch von Fischen, Teer und Raucherfeuer in uns aufnehmen können -!

Nun weichen die letzten Sonnenstrahlen von Kiefernwald und Lupinenfeldern oben am Küstenrand – das Flüstern des Windes in den alten Eichen- und Rüsternbeständen an den Schluchten wird sanfter. Der Himmel ist jetzt von einem durchsichtigen grünlichen Blau - in dem schon hie und da ein Sternchen sichtbar wird. Immer leiser klingt der regelmäßige Anschlag der kurzen Wellen durch dunkelblaue Abendschatten zu uns empor …

Auch um den Haskeberg legt sich die Dämmerung. Aus der Schlucht steigen kühle Schauer, und von ferne blitzt das Leuchtfeuer von Brüsterort auf. Kaum können wir uns losreißen von der Feierlichkeit dieses Anblicks. Himmel, Erde und Meer scheinen vereint und nicht mehr zu unterscheiden im Gottesfrieden des dunkelnden Abends.

„Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt“ - nennt Goethe das, was uns einst befähigte, die Schönheiten der Heimat in uns aufzunehmen, um sie nun als Trost und Ermutigung in einem ärmeren Dasein im Herzen zu bewahren.

Dies „zum Schauen bestellt" sein - lehren wir es auch heute wieder unsere Kinder, - damit ihnen nichts verlorengeht, das Gott zu unserer Freude und inneren Bereicherung geschaffen hat.

 

 

Seite 4   Ernst Grunwald. Das Pungelchen

Lausbubengeschichten aus einer kleinen ostpreußischen Stadt

"Pungelchen - so nannten wir im ermländischen Vaterhause die vier Flickersäcke, die in der kleinen Kammer zwischen Wohn- und Kinderstube aufbewahrt lagen und während der Sommermonate gewöhnlich nur dann aus ihrer finsteren Ecke hervorgeholt wurden, wenn Tante Berta uns einen Besuch abstattete.

Tante Berta hatte das Schneiderinnenhandwerk erlernt, und da sie von Natur aus sparsam war, so wurden gegen Ende ihres Besuches alle Flicken, die bei der Ausbesserung unserer Hosen, Jacken und Hemden zurückblieben, von ihr eigenhändig sortiert in die vier „Flickersäcke" getan, damit sie diese und jene Stoffreste beim nächsten Besuch wieder für die „Sachenausbesserung" gebrauchen könne.

So waren die vier Flickersäcke im Laufe der Jahre schön prall und voll geworden, weil die meisten Stoffreste überhaupt nicht mehr gebraucht wurden, obwohl Tante Berta bei jedem Abschied beteuerte, selbst die kleinsten Stückchen gelegentlich wieder verwerten zu können. Und meine Mutter musste ihr jedes Mal versprechen, bis zu ihrer Rückkehr darauf zu achten, dass die Pungelchen ja nicht in die Hände ihrer vier Rangen gerieten! Aber was verspricht eine jüngere Schwester nicht alles, wenn sie ihrer älteren Schwester, deren berufliche Schwächen sie kennt, damit eine Freude machen kann.

Während der langen Winterabende aber waren die Pungelchen Gegenstand aller möglichen Spiele, die wir Jungen uns ausgedacht hatten. Sie mussten uns die Pferde ersetzen, auf denen wir zum Reitturnier ritten; oder sie bildeten die Mauern einer Burg, hinter der sich die in die Verteidigung gedrängte Partei verschanzte; oder wir benutzten sie als Autositze, wenn wir mit jugendlichem Übermut im erdachten Omnibus eine lange, weite Reise in die große Welt machten, die allerdings jedes Mal in den Kinderbetten endete.

Die Mutter ließ uns gewähren. Aber sie achtete darauf, dass wir die Bindfäden am Halse der Pungelchen nicht lösten, und nach dem fröhlichen Spiel alle vier Flickerzichen wieder an Ort und Stelle brachten. Denn einmal war es passiert, dass Eugen, der Zweitälteste, im Eifer des Turniers den Inhalt des einen Pungelchens auf den Boden schüttete, just in dem Augenblick, als die von einer Reise zu Verwandten zurückgekehrte Tante Berta unerwartet ins Kinderzimmer trat und die ganze Bescherung sah. Das sollte nicht noch einmal passieren!

Während der Sommermonate aber hielten - wie gesagt - die Flickersäcke, sofern Tante Berta nicht bei uns schneiderte, in ihrer dunklen Kammerecke den Sommerschlaf. Nur einmal kam das kleinste Pungelchen, das mir, dem Fänke-Fänke als Jüngstem der Geschwister zugesprochen war, an einem lauen Augustabend ganz plötzlich aus dem Kammerversteck herausspaziert. Und das geschah, weil ich sehr, sehr ungehorsam gewesen war…

Nicht weit von meinem Vaterhause entfernt befand sich der „Faule Teich". Das war ein Platz, der vor Jahren aus dem zugeschütteten Rest des ehemaligen breiten Stadtgrabens entstanden war. Warum er „faul" genannt wurde, weiß ich nicht, wahrscheinlich jedoch ist, dass er bis zu seinem völligen Zuschütten sumpfig gewesen sein muss. Die Begriffe „Sumpf" und „Fäulnis" aber sind in dieser Gegend ein und dasselbe.

Auf diesem Faulen Teich" schlugen zu meiner Kinderzeit (nach dem ersten Weltkrieg) die Schaubudenbesitzer ihre Zelte auf. Hier drehten sich die Luftschaukeln und Karussells, hier vergnügte sich Alt und Jung an den Schieß- und Würfelbuden, hier jagten kräftige halbwüchsige Burschen mit einem Holzpossekel den „Herkules" in die Höhe, dass es man so knallte (wofür die stolzen Gewinner, die damit ihre Kraft bewiesen zu haben glaubten, eine künstliche Blume am Rockaufschlag tragen durften!). Auf diesem „Faulen Teich" priesen manchmal auch Stimmungsmacher die „Dame ohne Unterleib" an und lärmten und purzelten die Anreißerclowns auf wackligen Bretteremporen, hinter denen in der ersten Abteilung der Welt berühmtester Messerwerfer auftreten, in der zweiten Abteilung ein kleines Mädchen zersägt werden sollte. Und in diesem bunten Rummel jaulten die Drehorgeln und quietschten die Schifferklaviere, dass man es bis in unsere Kinderstube hören konnte.

Meine Mutter gestattete mir den Besuch der Rummelplätze nur ungern. Sie machte zur Bedingung, dass ich spätestens um acht Uhr abends nach Hause kommen müsse; was ich natürlich auch eifrig versprach.

- Wie im Fluge verrann die Zeit in der für mich ungewohnten bunten Welt, dass ich mein Versprechen längst vergessen hatte …

Lange nach acht Uhr fand mich endlich mein nächst älterer Bruder Willi, der von Mutter auf den „Faulen Teich" geschickt worden war, um den kleinen Ausreißer zu suchen und heimzuholen.

Meine Mutter schalt mich einen Luntruß (ermländischer Ausdruck für Unnütz) und gab mir zur Strafe für meine Unbotmäßigkeit einen Mutzkopp. Außerdem verbot sie mir für den nächsten Tag den Besuch des Rummelplatzes.

Nun hatte ich tags darauf - an einem Sonntag - auch wirklich die feste Absicht, den „Faulen Teich" und sein verlockendes Treiben zu meiden, um meine Mutter, an der ich mit zärtlicher Liebe hing, nicht weiter zu erzürnen. Aber als ich nach dem Abendbrot noch ein bisschen vor der Haustüre spielte, kam da just der fast ein Jahr ältere Spielkamerad Paul aus der Nachbarschaft um die Ecke und schrie mir über die Straße hinweg zu, ich möge mit ihn noch für ein Weilchen zum Faulen Teich mitgehen. Und ohne lange zu überlegen, lief ich über die Straße und schloss mich ihm an.

Der Betrieb auf dem Rummel muss wohl an diesem Abend besonders lustig gewesen sein denn ich dachte erst an mein Versprechen der Mutter gegenüber, als an dem oberen Rand des Karussells die ersten bunten Lampen erstrahlten. Und jetzt kriegte ich es neben Gewissensbissen mit der Angst zu tun und wollte allein nach Hause gehen. Aber da beschwichtigte mich Paul mit ein paar Worten und meinte, auf eine Viertelstunde mehr oder weniger käme es wirklich nicht an. Und da blieb ich.

Plötzlich fasste mich jemand an die Hand. Ich blickte betroffen auf und sah ins Antlitz meiner Mutter. Sie sagte nur: „Komm!“ und zog mich, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, durch die Menschenmenge auf die Straße, die nach Hause führte.

Auch, als wir das Elternhaus betraten, blieb sie stumm. Sie schaute mich nur mit großen Augen traurig an, als wollte sie sagen: Du bist ein verlorener Sohn!

Ach, hätte sie mir jetzt das Waschkodder um die Ohren geschlagen und mich einen Lorbaß genannt, der seine Mutter noch ins Grab bringen würde! Aber nichts von alledem geschah.

Sie ließ mich vielmehr mitten in der Küche stehen, ging an den Speiseschrank, richtete ein paar Scheiben Brot und wickelte die Schnitten in ein Stück Papier. Dann flüsterte sie einige mir unverständliche Worte mit Marta, unserem Dienstmädchen, und beide gingen hinaus.

Nach einer Weile kehrte Marta allein mit dem kleinsten, mit meinem Pungelchen auf dem Arm zurück. Das stellte sie vor mir auf die Erde, löste den Knoten der Verschnürung, öffnete es und legte die eingewickelten Brotschnitten obenauf. Darauf schnürte sie das Pungelchen wieder zu, drehte sich nach mir um, sah mich mit einem Ausdruck des Mitleids und des Abschieds an, und sagte leise: „Erbarmung! Deine Mutter will dich nicht mehr sehen! Sie hat vorhin auf dem Faulen Teich mit dem Besitzer des Karussells gesprochen, vor dem du mit Bergers Paul standest, bevor sie dich fand. Der Mann braucht noch einen kleinen Jungen wie dich zum Drehorgelspielen. Wenn er morgen die Zelte abbricht und in eine andere Stadt zieht, kannst du mitgehen auf die große Wanderung. Von jetzt ab darfst du immer auf Rummelplätzen leben, die dir ja so gut gefallen!"

Dann machte sie einen Schritt auf die Flickerzich zu und fuhr in weinerlichem Tonfall fort: „Hier in diesem Pungelchen hat dir deine Mutter zwei Hemden, den Wintermantel zwei Paar Strümpfe, ein Paar Schuhe und einen und einen Schal gelegt, und obenauf liegen ein paar Scheiben Brot als Wegzehrung für morgen früh. So – und jetzt heb‘ das Pungelchen auf und leg es über die Schulter – und dann geh!“

Alles hatte ich erwartet - nur dieses nicht!

Meine Mutter, meine liebe, beste, treusorgende Mutter wollte mich für immer fort aus dem Hause geben. Nie mehr sollte ich zurückkehren dürfen! Ach – und so schnell sollte ich die Heimat verlassen, heute Abend noch, im Dunkeln … und ohne Abschied von meinen Eltern und Geschwistern. Nein, das konnte nicht wahr sein!

Ich brach in einen Tränenstrom aus und weinte hemmungslos. Niemals mehr wollte ich meine Mutter erzürnen, nie mehr ungehorsam sein und nie, niemals mehr auf den Rummelplatz ohne ihre Einwilligung gehen, wenn, wenn … sie mir noch einmal verzeihen würde.

 

 

Seite 5   Turnerfamilie Ost- und Westpreußen

Den Geburtstagskindern des Juli herzliche Glückwünsche:

02.07.1952 Konrad Heckel (Rößel), 19b Osterwliek (Harz), Hagen 7.

03.07.1952 Waltraut Rennwald (Insterburg), 24b Heide (Holstein), Weddingstedter Chaussee 119.

04.07.1952 Arthur Drewing (Zoppot, 21a Münster (Westf.), Postfach 500

04.07.1953 Charlotte Kallweit (Tilsit) 21b Altena (Westf., Lüdenscheider Straße 30.

04.07.1952 Dr. Erna Neumann-Ruhnau (Lyck), 16 Wiesbaden, Rheingauer Straße 13.

04.07.1952 Christel Gnech-Wiedemann (Tgm. Danzig), 24b Neumünster, Breslauer Straße 7.

05.07.1952 Heinrich Rohlfs (KMTV), 23 Barnstorf (Bezirk Bremen), Am Flage 269.

08.07.1952 Reinhold Bluhm (KMTV), 24b Selent über Preetz (Holst.), Baracke.

08.07.1952 Erwin Straube (KMTV), 20a Bad Münder (Deister), Süntelstraße 9.  

09.07.1952 Hildegard Böhnke (KTC), 22a Düsseldorf. Evang. Krankenhaus

09.07.1952 Anna Pohl (KMTV), 24b Ottenbüttel bei Itzehoe.

10.07.1952 Annemarie Lettmann (Allenstein), 24b Flensburg, Apenrader Straße 9.

10.07.1952 Fritz Richter (Tilsit), 22c Köln-Sülz, Rheinbacher Straße 9

11.07.1952 Bernhard Reiche (KTC), 24b Kiel, v. d. Goltz-Allee 26.

11.07.1952 Herbert Kaiser (Zoppot), 24b Rendsburg, Stadtbauamt - Rathaus.

13.07.1952 Käte Ludwig-Werner (Marienwerder), 24a Ratzeburg (Lauenb.), Bahnhofsallee 7.

14.07.1952 Otto Rauschning (KMTV), 15a Altenburg (Thür.), Schillerstraße 22.

14.07.1952 Martha Radtke (Zoppot), 24a Ascheberg (Holst.), Schäferweide 11.

14.07.1952 Albert Damaschke (Zoppot), 24a Hamburg 1, Ernst-Merck-Straße 12/14.

15.07.1952 Reiner Busch (Goldap), 24b Kellinghusen, Lohkoppelweg 1I.

16.07.1952 Helmut Gronen (Lyck), 20a Celle, Hugoweg 2 I.

16.07.1952 Siegfried Kohn (KMTV), 20b Ehmen über Fallersleben, Küsterberg 31.

16.07.1952 Erna Schulz-Losch (KTC), 24a Lübeck, Bäckersträße 13.

17.07.1952 Margarete Sierke (KMTV), 23 Keesel, Kr. Leer, bei Johann Berghaus.

20.07.1952 Horst Herrmann (Zoppot), Lübeck-Eichholz, Brandenbaumer Landstraße 218

22.07.1952 Hertha Braunewell-Gabriel (KTC), 16 Wiesbaden, Taunusstraße 30.

22.07.1952 Alfred Viehhofer (Gumbinnen), 21a Höxter, Bachstraße 12

23.07.1952 Ernst Futterlieb (KTC), 23 Oldenburg (Oldb.), Oederstraße 10.

23.07.1952 Max Olivier (Gumbinnen), 13a Michelau (Obfr.), Hülbreuthstraße 4.

23.07.1952 Horst-Herbert Segger (TC Danzig), 23 Bunderhee, 110, über Leer (Ostfrsl.).

24.07.1952 Johanna Löbel (Kbger FrTV), 21a Wemi 10, Kreis Büren

25.07.1952 Dr. Gerhard Ladwig (KTC), 16 Rhoden (Waldeck), Jütte 276.

25.07.1952 Hans-Jürgen Michaelis (Zoppot), 23 Oyten 123 über Achim (Bez. Bremen).

25.07.1952 Oskar Peter (Zoppot), 24a Hamburg 24, Ewaldsweg 12 II.

26.07.1952 Marie-Luise Erl-Schwindt (Tilsit) 13b Thanning über München 2.

27.07.1952 Gertrud Strecker (TC Danzig), 24a Hamburg 33, Grögersweg 17 II.

28.07.1952 Maria Kaltwang (KMTV), Elm. Saarland, Hauptstraße 199.

28.07.1952 Ilse Schöne-Basche (KMTV), 19a Halle (Saale), Feuerbachstraße 11.

29.07.1952 Eva Funck-Zwickel (Zoppot). 24a Aumühle (Bez. Hamburg), Bürgerstraße 19.

29.07.1952 Gertrud Fryske-Thal (Tgm. Danzig), 20a Hannover-Leinhausen, Elbestraße 20.

30.07.1952 Willi Näsert (KMTV), 19b Genthien, Gr. Schulstraße 6.

30.07.1952 Heinrich Scheumann (Allenstein), 24a Lübeck. Am Mailand 9.

31.07.1952 Elsa Futterlieb-Gasenzer (KTC), 23a Oldenburg (Oldb.), Oederstraße 10.

 

Besonders herzlich beglückwünschen wir Max Olivier zu 80, Johanna Löbel zu 75, Margarete Sierke zu 70, Arthur Drewing und Reinhold Bluhm zu 60, Anna Pohl zu 50, Heinrich Scheumann zu 40, Annemarie Lettmann und Alfred Viehhofer zu 30 vollen Lebensjahren!

Allen Geburtstagskindern ein kräftiges Gut Heil: Onkel Wilhelm.

 

Seite 5   61. Inf.-Div. Infanterie-Regt. 151

Die Zusammenkunft des Gren.Regiments 151 ist bei einer Vorbesprechung in Altona auf den 9./10. August in Hamburg im Restaurant „Der Patzenhofer am Stephansplatz", Dammtorstraße 14 - 16,festgesetzt worden (3 Min. vom Bahnhof Dammtor). Übernachtungswünsche sind bis spätestens 10. Juli an Herrn Max Michalik, 24 a / Otterndorf, Breslauer Straße 9, zu richten. Bett: 3,50 DM (etw. Massenquartier in Vorbereitung); verbilligte Anreise durch die Landsmannschaft „Ostpreußen" zur 400-Jahrfeier von Tilsit möglich. Anmeldung dazu bei den örtlichen Vorsitzenden der Landsmannschaft. Bei evtl. finanziellen Schwierigkeiten bitte an Vertrauensleute vom Rgt. wenden. (Anschriften siehe Ostpreußen-Warte vom Juni 1952).

 

206. Inf.-Div. Inf.-Regt. 312!

November bis April 1942. Verbindung sucht Dr. Schober, damals Leutnant, Hannover, Mainzerstr. 2.

 

24. Panzer-Div.

Die ehemalige ostpr. 24. Panz.-Div. (l. Kav.-Div.) trifft sich am 6./7. September in Celle. Näheres durch Hans Klipper, Sandeishausen b. Kassel, Hugo-Preuß-Straße 32.

 

 

Seite 5   Wir gratulieren

Das Fest der goldenen Hochzeit begehen am 1. Juli 1952 die Eheleute Emil Stock und Frau Therese, geb. Krause aus Wettin bei Prassen, Krs. Rastenburg. Vater Emil Stock, der in Ostpreußen in weiten Kreisen der Provinz als besonders tüchtiger Landwirt bekannt und überall beliebt war, ist am 07.01.1873 in Flensburg geboren und war seit 1890 zunächst als landw. Beamter in Bollendorf und Bogslack, Krs. Rastenburg, dann als Administrator von Neudörfchen, Krs. Marienwerder, ferner als Gutspachter in Klostersee bei Neudörfchen und dann von 1922 bis 1945 als Pächter, später als Besitzer des Rittergutes Beyditten, Krs. Bartenstein, tätig. Mutter Stock ist am 05.02.1878 als Tochter des Gutspächters Heinrich Krause in Wettin bei Prassen geboren. Heute leben die Eheleute in der Sowjetzone und ernähren sich durch Bewirtschaftung einiger Morgen Pachtland und durch Kleinviehhaltung. Die Goldene Hochzeit sollte bei ihrem Sohn, Herrn Dr. Jürgen Stock, in Schlüchtern und Im Kreise ihrer 8 Enkelkinder gefeiert werden. Leider wurde die Einreisegenehmigung nach -Westdeutschland versagt. Besonders schwer tragen die Eheleute Stock an dem Verlust ihres ältesten Sohnes, der 1944 als Hauptmann und Btl. Kdeur in Marseille von Maquis ermordet wurde - Wir wünschen unseren Landsleuten über die Zonengrenzen hinweg alles Gute und einen recht gesegneten Lebensabend.

 

Im Kreise der Kinder und Kindeskinder (22 an der Zahl) feierten am 2. Juni 1952 der Landsmann Gottlieb Buczko aus Worschienen, Krs. Lyck und seine Ehefrau Eva, geb. Sendzik, das Fest der Goldenen Hochzeit. Nach vielem Umherwandern wohnt heute das Ehepaar in Hannover, Birkenstr. 33 bei seiner Tochter. Unter den vielen Gratulanten befanden sich auch Vertreter der Bundespot und der Inneren Mission, die durch Gaben und Geldgeschenke das Jubelpaar erfreuten. Eine würdige Feier hielt Pastor Jung in einer Kirche in Hannover für das betagte Paar ab.

 

Am 20. Juni konnte in erfreulich körperlicher und geistiger Frische unser Landsmann Rudolf Sturmhoefel seinen 65. Geburtstag begehen. Der Jubilar, Lokomotivführer i. R. aus Königsberg, lebt seit seiner Flucht in Berchtesgaden, Locksteinstraße 3. Mit seiner Gattin Gertrud gehört er zu den eifrigsten Mitgliedern der Berchtesgadener Vereinigung der Ost- und Westpreußen seit deren Gründung. Rudolf Sturmhoefel ist Vorstandsmitglied und unermüdlich in seinem Bemühen, die Landsleute zusammenzuführen und die gemeinsamen Feiern auszugestalten. Wir wünschen Rudolf Sturmhoefel noch viele Jahre frohen Schaffens in Gemeinschaft mit seiner Gattin und im Kreise der Landsleute.

 

Landgerichtspräsident i. R. Wilimzig 75 Jahre alt. Landgerichtspräsident i. R. Ernst Wilimzig, jetzt Bad Nauheim, Homburger Str. 11, vollendet am 28. Juli 1952 sein 75. Lebensjahr. Nach anfänglicher Beschäftigung als Magistratsassessor im Dienste der Stadtgemeinde Königsberg i. Pr. unter Oberbürgermeister Siegfrid Körte trat Wilimzig wieder zum Justizdienst zurück und hat hier als Richter bei den Landgerichten in Allenstein und Königsberg und als Oberlandesgerichtsrat bei dem dortigen Oberlandesgericht gearbeitet. Schließlich war Ernst Wilimzig 10 Jahre lang als Landgerichtspräsident Leiter des Landgerichts in Bartenstein gewesen. Wir wünschen dem Jubilar, der in Ostpreußen sich hohen Ansehens erfreute und in Justizkreisen geachtet war, einen gesegneten Lebensabend.  

 

Chefarzt Dr. Gutzeit 80 Jahre alt. Der frühere Chefarzt und Leiter des Johanniterkrankenhauses in Neidenburg, Herr Dr. med. Richard Gutzeit, vollendet am 2. Juli 1952 sein 80. Lebensjahr. Dr. Gutzeit leitete von 1901 bis 1935 das Neidenburger Kreiskrankenhaus, dessen moderne Einrichtung in erster Linie sein Werk gewesen ist. Später war er als Augenarzt tätig. Der Jubilar, der aus der Insterburger Gegend stammt, wohnt heute in Braunschweig, Wilhelmitorwall 17. Wir wünschen unserem Landsmann zu seinem Ehrentage alles Gute und einen gesegneten Lebensabend.

 

Seesen a. Harz. Über aktuelle Vertriebenenprobleme sprach das Mitglied des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen, Bürgermeister a. D. Paul Wagner - Neidenburg vor den ostdeutschen Landsleuten von „Jenseits der Weichsel" in aufschlussreicher Weise. Die anschließende heimatpolitische Feierstunde wurde durch die Veranstaltungsleiterin Frau Donnermann und Schulrat a. D. Papendick mit erlebnistiefer Wirkung gestaltet

 

Seite 5   Wi lere Plattdietsch. Von Dr. Karl Bink. Avwandlung

IV

Wi wölle toeerscht (zuerst) dat vernäme (vornehmen), wat de Hochdietsche „Tätigkeitswort" nenne, letiensch (lateinisch) Verb. Plattdietsch kunn vleicht dit Woart „Doonwoart" hete. Sien Veränderung nenne wi Avwandlung; andere segge ok Biegung oder Beugung, de ganz Geleerde „Konjugation". Wi bilde Reje (Reihen) möt dem Woart: leve (lieben).

Wi näme dem Satz: De Mutter leevt dat Kindt; dat Kind ward von Mutter geleevt. Wem dat to eentach klingt, kann je ok segge: De Kerdel (Kerl) leevt de Mergell (Mädchen); de Mergell ward vom Kerdel geleevt. Vleicht klingt noach lostiger: De Kujjel (Eber, een Woart von de ole Pruzze (Preußen) leevt dem Drank (in einer Tonne gesammelte Speisereste). De Drank ward vom Kujjel geleevt.

 

De Mutter leevt dat Kind. Dat Kind ward von e Mutter geleevt.

De Mutter leevd dat Kind. Dat Kind wurd von e Mutter geleevt.

De Mutter ward dat Kind leve. Dat Kind ward von e Mutter geleevt ware.

De Mutter hevt dat Kind geleevt. Dat Kind ös von e Mutter geleevt woarde

De Mutter hadd dat Kind geleevt. . Dat Kind weer von e Mutter geleevt woarde.

De Mutter ward dat Kind geleevt hebbe. Dat Kind ward von e Mutter geleevt woarde sön.

De Muttersch leve de Kinder. De Kinder ware von e Muttersch geleevt.

De Muttersch leevde de Kinder. De Kinder wurde von e Muttersch geleevt.

De Muttersch ware de Kinder leve. De Kinder ware von e Murfersch geleevt ware.

De Muttersch hebbe de Kinder geleevt. De Kinder sönd von e Muttersch geleevt woarde.

De Muttersch hadde de Kinder geleevt. De Kinder were von e Muttersch geleevt woarde.

De Muttersch ware de Kinder geleevt hebbe. De Kinder ware von e Muttersch geleevt woarde sön.

 

Mutter, du leevst dat Kind. Kind, du waarscht von e Mutter geleevt.

Mutter, du leevsd dat Kind. Kind, du wurdsd von e Mutter geleevt.

Mutter, du waarscht dat Kind leeve. Kind, du warscht von e Mutter geleevt ware.

Mutter, du hest dat Kind geleevt. Kind, du böst von e Mutter geleevt woarde.

Mutter, du haddsd dat Kind geleevt. Kind, du weerscht von e Mutter geleevt woarde.

Mutter, du warscht dat Kind geleevt hebbe. Kind, du warscht von e Mutter geleevt woarde sön..

Muttersch, ju leeve de Kinder. Kinder, ju ware von e Muttersch geleevt.

Muttersch, ju leevde de Kinder. Kinder, ju wurde von e Muttersch geleevt.

Muttersch, ju ware de Kinder leeve. Kinder, ju ware von e Muttersch geleevt ware.

Muttersch, ju hebbe de Kinder geleevt. Kinder, ju sönd von e Muttersch geleevt woarde.

 

Muttersch, ju hadde de Kinder geleevt. Kinder, ju were von e Muttersch geleevt woarde.

Muttersch, ju ware de Kinder geleevt hebbe. Kinder, ju wäre von e Muttersch geleevt woarde sön.

 

De Mutter seggt: ök leev dat Kind.  Dat Kind seggt: ök war von e Mutter geleevt

De Mutter seggt: ök leevd dat Kind. Dat Kind seggt: ök wurd von e Mutler geleevt.

 

De Mutter seggt: ök war dat Kind leve. Dat Kind seggt: ök war von e Mutter geleevt ware,

De Mutter seggt: ök hebb dat Kind geleevt. Dat Kind seggt:  ök si von e Mutter geleevt woarde

De Mutter seggt: ök hadd dat Kind geleevt. Dat Kind seggt: ök weer von e Mutter geleevt woarde.

 

De Mutter seggt: ök war dat Kind geleevt hebbe. Dat Kind seggt: ök war von e Mutter geleevt woarde sön.

De Muttersch segge: wi leve de Kinder. De Kinder segge: wiware von e Muttersch geleevt.

De Muttersch segge: wi leevde de Kinder. De Kinder segge: wi wurde von e Muttersch geleevt.

De Muttersch segge: wi ware de Kinder leve. De Kinder segge: wi ware von e Muttersch geleevt ware.

De Muttersch segge: wi hebbe de Kinder geleevt. De Kinder segge: wi sönd von e Muttersch geleevt woarde.

De Muttersch segge: wi hadde de Kinder geleevt. De Kinder segge: wi were von e Muttersch geleevt woarde.

De Muttersch segge: wi ware de Kinder geleevt hebbe. De Kinder segge: wi ware von e Muttersch gehleevt woarde sön.

 

 

Seite 5   Weiterführung des ostpreußischen Wörterbuches

Wichtige niederdeutsche Tagung

In Höxter (Weser) fand zusammen mit dem Hanseatischen Geschichtsverein eine Tagung des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung statt, zu der auch Ausländer erschienen waren, die dem Verein angehören. Es sei hier nur erwähnt, was die allgemeine niederdeutsche Sprache und Wissenschaft betrifft. Zuerst wurden Probleme der Heliandsprache behandelt. Diese Darlegungen betrafen jenes alte hochwertige Gedicht aus alter Zeit, das alle anderen gleichzeitigen Dichtungen übertrifft. Es möge hier genügen zu betonen, dass es nördliche und südliche Züge aufweist und sprachlich die Brücke zwischen Anglisch und Sächsisch bildet. Im darauf folgenden Vortrag über Pallaeographie (Schriften) wurde die Selbständigkeit dieser Wissenschaft hervorgehoben. Handschriften vom Heliand wurden vorgezeigt. Weiterhin wurden sprachliche Beziehungen des Westfälischen zu angrenzenden Sprachen, besonders nach Westen hin aufgedeckt.

Der Vortrag über Fehrs Dorfroman „Maren" griff sehr weit in die Literaturgeschichte hinein und stellte dieses hochwertige Erzeugnis feinsinnig und geistreich in das rechte literarische Licht. Zum Schluss wurde festgestellt, dass das Werk in die Weltliteratur hineinragt. Darauf können ja alle Niederdeutschen stolz sein.

Prof. Pee, Lüttich, sprach dann über das Westflämische und brachte eine verwirrende Fülle von Einzelheiten vor, die auch auf die Verwandtschaft mit dem Plattdeutschen hindeuteten. Besonders belebend war es bei dem Thema Mundarten zwischen Egge und Weser", dass die vom Volke selbst erkannten Verschiedenheiten der einzelnen Mundarten durch Neckausprüche belegt wurden.

Bei der Besprechung der Wörterbucharchive, wobei auch Angaben über das Erscheinen der Wörterbücher für die einzelnen niederdeutschen Gaue gemacht wurden, war es für uns Ostpreußen von größter Wichtigkeit zu erfahren, dass Studienrat Dr. habil. Riemann mit der Fortsetzung des Preußischen Wörterbuchs beauftragt ist. Bekanntlich hat Professor Ziesemer mit der Veröffentlichung begonnen, aber das ganze Material verloren. Es wird selbstverständlich eine große Zahl von Mitarbeitern benötigen. Es sei schon jetzt darauf hingewiesen, dass es für Jeden Ostpreußen eine Ehrenpflicht ist, alles zu tun um die plattdeutsche Heimatsprache zu erhalten und unsern Nachkommen zu überliefern. Sollen wir uns etwa von den Westniederdeutschen oder gar Ausländern beschämen lassen und ihnen zeigen, dass wir weniger Interesse daran haben als sie? Wir sind es doch uns und unserer Sprache schuldig, mit allen Kräften mitzuarbeiten. Schreibe schon jetzt jeder auf, was er noch weiß. Dr. Karl Bink

 

 

Seite 5   Aus den Korporationen.

Landsmannschaft i. D. L. „Arminia" Angehörige der alten Königsberger Landsmannschaft i. D. L. „Arminia" haben die Absicht, alle noch lebenden Arminen zu sammeln und den Bund an einer westdeutschen Universität wieder ins Leben zu rufen. Alle Bundesbrüder werden deshalb gebeten, ihre und andere ihnen bekannte Anschriften, ebenso die Namen von gefallenen, verstorbenen, vermissten oder noch in Gefangenschaft befindlichen Bundesbrüdern umgehend mitzuteilen an: Dr. Hans-Joachim Moritz, prakt. Arzt, Braunschweig, Ützenkamp 10

 

Burschenschaft Gothia

Unter starker Beteiligung der Altherrenschaft hat die „Königsberger Burschenschaft Gothia" in Göttingen am 21./22. Juni ihr 98. Stiftungsfest begangen. Ihr erstes Stiftungsfest nach dem Kriege konnte sie bereits 1947 in Hamburg begehen. Bald darauf siedelte die Burschenschaft nach Göttingen über, weil sich dort inzwischen ein Sammelpunkt ostpreußischer und ostdeutscher Interessen gebildet hatte. Es gelang der Burschenschaft, in zäher Arbeit sich bis zum Jahr 1950 ein eigenes Heim wieder zu gründen. Von verschiedenen Seiten in verständnisvollster Weise unterstützt errichteten die Gothen, meist in eigener Arbeit, ihr Heim auf dem ehemaligen Flugplatzgelände in Göttingen. Bereits 1950 konnten sie hier ihr erstes Stiftungsfest wieder im eigenen Heim feiern.

 

Corps Masovia

Ihr 122. Stiftungsfest konnte Masovia, die als ältestes Königsberger Corps über 115 Jahre lang eng mit der Alma mater Albertina und der ostpreußischen Landschaft verbunden war, im Kreise vieler Angehöriger und Gäste in Kiel, der Stadt der Christiana Albertina, begehen. Die Verbindung, heute mit dem ebenfalls heimatvertriebenen Hallenser Corps Palaiomarchia in der Palalomarchia-Masovia vereint, weist in ihrem jungen Nachwuchs auch Angehörige ostdeutscher Familien auf, die man auf der Förde oft auf Fahrten mit ihrer Hochseesegeljacht treffen kann. Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, dass die Verbindung mit ihren Farben und ihrem Bundeslied der Landschaft Masuren die Landesfarben und das Landschaftslied gab, eine Erscheinung, die einmalig in der Geschichte des deutschen Studententums ist.

 

 

Seite 6   Aus Tapiaus Vergangenheit. Von Bruno Damerau

Zeichnung: Tapiau um 1700

Foto: Die evangelische Kirche am Marktplatz

Foto: Dampferanlegestelle – im Hintergrund das Schloß

In grauer Vorzeit, entstand das tiefe Inster-Pregeltal, in dem einst die Wasser westwärts gen Haff und Ostsee zogen. Bei Tapiau ist dieses gewaltige Urstromtal bis 4 km breit gewesen. Als der Memelstrom bei den Wilkischker Höhen einen Abfluss zum Kurischen Haff bekam, begann das Pregeltal langsam zu versanden. Inseln entstanden von Magotten-Sielacken über Heide Kleinhof bis Zohpen. Seen bildeten sich, wie der Kleine und Große See nach Zimmau hin mit Abflüssen zum Pregel. An der Entstehung des Urstrompregeltales und seines Abflusses nach Norden, der Deime, hat die Eiszeit gearbeitet. Die Deime floss ursprünglich an der Sanditter Forst entlang nach Schleuse zu. Die Strecke Tapiau-Klein-Schleuse wurde vom Ritterorden 1351 als „Neue Deime" künstlich hergestellt. Nach alten Gräberfunden waren die Ufer des Pregels schon in der Steinzeit von Menschen besiedelt. Bei Pflasterarbeiten der Stadt fand man altrömische Münzen, ein Beweis, dass der natürliche Verbindungsweg des Flusslaufes Kaufleute aus dem Süden vom Mittelmeer über die Ostsee bis hinein in das Bernsteinland schon zu Christi Zeit geführt hat. Die ältesten Bewohner lebten im Urwald; Tierfelle waren ihre Kleidung, Tiere als Jagdbeute ihre Nahrung, Holz und Stein ihre Werkzeuge und Waffen. In primitiver Weise begann der Ackerbau, damit hörte das Nomadenleben der Viehzüchter auf und man wurde bodenständig. Es waren die Anfänge des sesshaften Bauernstandes.

So sah es in Preußen aus, als die eigentliche Geschichtsschreibung begann; es ist dieses heute rund 720 Jahre her. 1231 traf unter Hermann Balk eine Schar deutscher Ordensritter ein, die in nächsten Jahrzehnten festen Fuß fassten. Burgen wurden errichtet, in deren Schutz die ersten Ordensdörfer entstanden. Bewusste deutsche Kolonisation, bewusstes deutsches Staatsleben mit seiner klaren Ordnung schuf ein Musterland inmitten slawischer Umgebung. 1255 stieß das Ordensheer pregelaufwärts vor. Wo sich jetzt Tapiau ausbreitet, lag die alte Preußenburg „Sugurbi", in der ein Preußenedling, Sapelle, herrschte. Dieser erkannte die Überlegenheit des Ordensheeres, unterwarf sich und ließ sich taufen. Doch schwere Kriegsstürme tobten bald über Sugurbi; heidnische Nadrauer, Schalauer und Sudauer überfluteten das christliche Samland. Der Eckposten Sugurbi hatte Schwerstes zu durchleben. 1265 wurde das alte Sugurbi fester gebaut. Die erste Ordensburg lag noch am Nordufer des Pregels, gegenüber Fährkrug. Etwa 1290 war die neue Burg fertig; tausende Menschen waren für die Erdarbeiten, Herstellung von haltbaren Ziegelsteinen, für das Fällen und Stromabflößen der Baumstämme notwendig. Der erste Tapiauer Ordenskomtur war Ulrich Baier; dann werden noch genannt Dietrich von Spira, Werniko, Heinrich von Senskow, Ulrich von Drieleben (1317). 1383 ließ sich der aus der Zeit Heinrichs von Plauen bekannte Litauerfürst Witod (Vitautas) in der Burg taufen.

Der bequeme Wasserweg, an dem die Burg lag, hat der Stadt oft hohe Gäste gebracht. 1377 weilte hier ein Ordensfreund, Herzog Albrecht von Österreich; 1390/91 Heinrich Derby, der nachmalige König Heinrich IV. von England. Auch von harten Kämpfen weiß die Ordensbesatzung zu erzählen. Nach dem unglücklichen Kampf des Ordens gegen Polen und Litauer 1410 in der Schlacht bei Tannenberg fielen weite Gebiete des Ordenslandes ab. Tapiau huldigte am 16. April 1455 von neuem dem Orden. Wenige Tage darauf zog ein neuer Haufe gegen die Burg, um sie zurückzuerobern. Nach dem alten Lehrsatz „Angriff ist die beste Verteidigung" zog die Tapiauer Besatzung diesem entgegen. In hartem Streit siegten sie. Von vielen meldet die Chronik, dass sie „sich ersöffet hatten". 13 Jahre dauerten die Kriegszüge; das Land verarmte. Ein schlimmer Friede beschloss diese traurigen Jahre. In dieser Zeit kam Tapiau der Zentrale des Ordensstaates näher.

Der Hochmeister verlegte 1460 seinen Sitz von Marienburg nach Königsberg. Die hiesige Wasserfestung wurde ihrer Wehrhaftigkeit wegen zur Aufnahme des Ordensarchivs bestimmt; und wenn Kriegszeiten kamen, nahm sie auch des Hochmeisters Kleinodien schützend auf.

1520 wurden die alten Tapiauer durch einen Kometen erschreckt, der in kalten Nächten im Februar am Himmel stand. Ein Komet bedeutete Krieg und große Schrecken. So kam es: im selben Jahr entbrannte von neuem der Krieg gegen Polen. Unsichere Zeiten erfordern harte Gesetze, und hart waren sie damals. Falschspieler wurden ertränkt, Dieben die Ohren abgeschnitten oder Daumen abgehackt, Ehebrecher erlitten den Tod durch Schwert oder Beil. Fünf Jahre lang war unsere Heimat Schauplatz von Mord und Brand. Nannte man Preußen vorher seiner Fruchtbarkeit wegen „Schmeergrube Europas", so wurde jetzt alles wüst und leer. Die letzte Ritterordenszeit stand unter dem Zeichen einer gewissen Inflation. Statt der alten „guten Mark" musste man „2 geringe Mark" geben, wovon die Zinsbauern am härtesten betroffen wurden. Dazu kam 1521 ein großes Viehsterben. 1525 hatte Tapiau unter einem allgemeinen Bauernaufstand auch schwer zu leiden.

 

Der „Ort Tapiau" war eine sogenannte „Lischke", eine Ansiedlung neben der alten Ordensburg. Bis 1450 war der Ort „Tapiom" genannt, erst seitdem „Tapiau". Seit ältester Zeit hatte die Lischke sechs Krüge, deren Stiftungsurkunden bis 1469 zurückreichen. Die verhältnismäßig vielen Krüge waren im Interesse des Ordens angelegt, der sie bei Kriegsfahrten und vielen Besuchen für Unterkunft der Heeresangehörigen und Gäste belegte. Auch trug der Wasserweg jährlich viele Hundert Schiffe vorbei. Die Krüge hießen: der Rückersche, Drostsche, Schulzsche, Steinhöfelsche (1542 an einen Kledtke verkauft), Münchenbergsche und Panzersche. Die Obrigkeit lag in der Hand der Schulzen, von denen die ersten 1383 erwähnt werden. Mit Namen wird als erster 1561 Gregor Kaddik genannt. Neben den Krügern waren Gärtner dem Orden verpflichtet. Abseits vom Ort nach Nordwesten lag die Ordensmühle, eine Wassermühle mit Stausee nach Hasenberg. Dicht neben ihr wird 1416 ein Burgwall erwähnt, dessen Urform man noch heute nördlich der Mühle Nagel erkennen kann.

1527 wird der erste evangelische Tapiauer Pfarrer erwähnt. Die Goldbacher durften sich auch zu ihm halten, „weil sie einen ungelernten und zum Predigen ungeschickten Geistlichen hatten".

Herzog Albrecht weilte oft und gern in unserer Stadt. Im Winter 1567/68 war er wegen der in Königsberg ausgebrochenen Pest hierher geeilt. Nach längerem Krankenlager starb er hier am 20. März 1568. Noch 200 Jahre später zeigte man im Schloß sein Sterbezimmer und Totenbett.

Auf dem Schloß lag auch die höhere Gerichtsbarkeit dieser Gegend. Es gab Scharfrichter zur Todesstrafe, Folter- und Prügelstrafe. Für eine Hinrichtung musste die Gemeinde, zu welcher der Übeltäter gehörte, sechs Mark zahlen. Da manchem Dorf das Aufbringen des Geldes schwer wurde, ließ man den Delinquenten oft heimlich entwischen. 1570 wurden an einem Tage sechs Zauberinnen, ein Hirt und eine Kuh verbrannt. Im folgenden Jahr wurden wieder Hexen verurteilt. Die Katerkopfsche bekannte in den Folterqualen, dass sie beim Ritt durch die Luft einen Zeh an der Kirchenspitze abgestoßen hatte. Der Kirchhof war bald zu klein. Da auch ein Friedhof Gegend Ecke Altstraße - Königsberger Straße gelegen, nicht ausreichte, wurde 1595 ein neuer Friedhof „außerhalb dem Flecken Tapiau", der jetzige Alte Friedhof an der Labiauer oder „Litauischen" Straße gestiftet.

Im 30-jährigen Krieg blieb Preußen verschont, es half den westlichen Volksgenossen treulich. Das Amt Tapiau lieferte laut Bericht vom 18. Juli 1643 120 Stück Vieh und versprach, noch weitere 60 Stück zum Sammelpunkt Marienwerder zu schicken. An barem Geld hat Preußen von 1641 bis 1646 im ganzen 587 182 Taler Hilfsgelder nach Berlin geliefert, an welchen Opfern auch Tapiau beteiligt war. Der schwedisch-polnische Krieg brachte viele Truppendurchzüge durch Tapiau.

 

Am 28. Mai 1661 brach in der „Großen Straße" Feuer aus, welches nicht nur alle Gebäude dieser Straße vernichtete, sondern sich unaufhaltsam weiterfraß, bis neben Schule und Glöcknerhaus auch die Kirche in Schutt und Asche sank. Vom Jahre 1666 ist die Festsetzung der Märkte für Tapiau erfolgt. Die älteste Marktfleckenordnung datiert vom Jahre 1684. Im Jahre 1694 wurde die Kirche in der heutigen Gestalt neuerbaut. Diese Jahreszahl befindet sich auf der Wetterfahne des Turms. Aus jener Zeit stammen auch die schönen, gut erhaltenen Deckengemälde der Kirche, ferner Altar, Kanzel mit dem Wappen der damaligen Amtshauptmanns von Wallenrodt und der Beichtstuhl. 1709/10 herrschte die furchtbare Pest in Ostpreußen; weite Gebiete starben aus. Februar 1709 brach die furchtbare Krankheit in Tapiau aus. Fast kein Haus blieb verschont. Im Ganzen wurden 451 Pesttote des Kirchspiels Tapiau verzeichnet.

1722 beginnt eine frohe Zeit für Tapiau: König Friedrich Wilhelm I. verleiht dem Marktflecken Tapiau das Stadtrecht. Kurz darauf entstanden die gleichmäßigen Gebäude der breiten Neustraße. Das Stadtpatent wurde am 6. April 1722 gegeben. Im Stadtgründungsjahr waren es 64 Bürger, die dem König den Eid leisteten. Einige Namen der ersten Bürger: Becker, Bamberg, Buchau, Lettau, Donat, Wagner, Endom, Klein, Hoffleit, Folmann, Bludau, Glaubitz, Neuland.

Die erste große Gastfreundschaft zeigte Tapiau 1732, als die großen Scharen der Salzburger auf ihrem Weg von Königsberg nach Insterburg Tapiau durchwanderten. Einige dieser Märtyrer sind in Tapiau geblieben. Auch der 7-jährige Krieg schlug seine Wogen bis nach Tapiau. Die Einwohner wurden russische Untertanen; schwere Kriegslasten lagen über der Stadt. Für gefangene preußische Soldaten war auf dem Schloß ein Lazarett eingerichtet. Während der Russenzeit wird zum ersten Mal ein Postverwalter erwähnt: 1762, Friedrich Samuel Ferber. Garnisontruppen werden in den Jahren 1769 bis 1800 nachgewiesen. Die Soldaten wohnten mit ihren Frauen in Bürgerhäusern. Die Bürger sind zumeist als Paten bei den Soldatenkindern eingetragen. An allen Stadteingängen standen Torschreiberhäuser; zugleich standen an den Toren die Akzise-Einnehmer bereit, die für alle in die Stadt kommenden Schlachttiere und Waren Akzise (Steuer, Zoll) erhoben. Nach großem Streit entscheidet die Regierung, dass Bier akzisefrei bleibt.

1790 gab der König eine Bekanntmachung zur Errichtung einer Invaliden- und Armenanstalt heraus. Dieses neue Landarmenhaus wurde auf dem Schloßgelände sogleich begonnen und am 1. März 1794 eröffnet. 1797 waren dort 217 männliche und 108 weibliche Insassen, 1801 waren es bereits 438 Männer und 163 Frauen. 1798 hieß der Direktor Wachhausen.

1807 brach wieder ein Feind in unser Städtchen ein. Am 14. Juni 1807 dröhnten die Kanonen aus der Schlacht bei Friedland. Am 17. und 18 Juni ziehen ununterbrochen Franzosen nach Tapiau. Die Stadt wird ausgeplündert. Besonders gern nahmen die Franzosen „Balbiermesser" mit! Mangel an Lebensmitteln verursachte Ruhr und Typhus. Tapiau musste an Kriegssteuer 3840 Taler, für Verpflegungskosten der französischen Armee 1160 Taler aufbringen. 1812 waren wieder unruhige Zeiten, als Napoleon mit fast einer halben Million Truppen nach Russland zog. Unmengen von Einquartierungen brachten große Lasten. Schon Weihnachten kamen die Trümmer zurück. Tapiau beteiligte sich reichlich an der Erhebung des Vaterlandes. Es wurden 30 Mann Landwehr zu Fuß und 2 zu Pferde für 1040 Taler ausgerüstet; Sammlungen an Geld und Waffen brachten großen Erfolg. 4 Freiheitskrieger aus Tapiau starben den Heldentod.

1822 brachte der Stadt die 100-Jahrfeier. Am 6. April wurde, wie vor 100 Jahren, mit frohem Dank gegen Gott und König gefeiert. In dem schweren Cholerajahr 1831 starben 186 Personen, darunter Soldaten des 2. Landwehrregiments, das hier in Garnison lag. Auch 1848 wütete die Cholera stark; sie raffte 307 Personen dahin. Im Totenregister dieses Jahres finden wir eine interessante Rubrik: „Mit oder ohne ärztliche Hilfe verstorben!" Das Revolutionsjahr 1848 nahm die Stadt auch schwer in Mitleidenschaft. Verwahrlosung, Verwilderung der Jugend, Verfall der Sitten waren an der Tagesordnung.

Eine neue Epoche rückt für die Stadt 1854 heran. Es wird bekannt, dass eine Bahnstrecke von Königsberg nach der russischen Grenze gehen soll und 1856 verlautet, dass zum vorgesehenen Bahnhof auf dem Gelände der Domäne Kleinhof eine bis dahin noch fehlende Pregelbrücke gebaut und von der Deime ein Damm dorthin geschüttet werden soll. 1857 wurde nach Plänen des damaligen Predigers Neumann der Marktgarten als Schmuckplatz angelegt. Am 4. Juni 1860 kam der lang ersehnte Tag der Einweihung der Bahnstrecke. Prinzregent Wilhelm, der nachmalige erste Kaiser, kam auf der ersten Fahrt durch Tapiau. Das Kriegsjahr 1870 brachte viel Abwechslung in das stille Stadtleben. Ein Gefangenlager war auf dem Oberförstereigelände, 1873 erhielt Tapiau das Kreislazarett (Kreiskrankenhaus) und Kreisarmenhaus. Am 14. Man 1887 wurde Bürgermeister Wagner gewählt. 1897 wurde der neue Schlachthof in Betrieb genommen; es folgte der Bau der neuen Schule. 1902 der Bau der Gasanstalt und die Anlag des Stadtwaldes auf dem „Sünderberg". 1897/98 wurde die Kleinbahn gebaut. Überall sah mal Fortschritt und Handel und Wandel, bis das Schreckensjahr 1914 allem jäh ein Ende bereitete.

Trotz allem gehen nicht verloren die deutsche Hoffnung, Aufbauwille und die Gewissheit, die seit vielen hundert Jahren aus unsrem Stadtwappen spricht:

„Gottes Sonne kommt wieder aus dunklen Wolken!" (Anm. d. Schriftleitung: Weitere Aufsätze, Bi der und Skizzen folgen.)

 

 

Seite 6   Bilder werden gesucht

Zur Bewahrung und Vertiefung des Wissen von Geschichte und Volkstum unseres ost- und westpreußischen Heimatlandes stellt Landsmann Dr. Walter Schlusnus, (13b) Icking/Obb., Walchstädter Höhe 36, vier Heimatbildreihen zusammen, um Vortrags-Unterlagen für die weit verstreuten landsmannschaftlichen Gruppen in Süddeutschland zu schalfen. Er bittet alle Landsleute, die Bilder von geschichtlichen Dokumenten, Baudenkmälern, berühmten Gegenständen der Dokumenten, Persönlichkeiten, Gegenständen der Volkskunst und heimatlichen Brauchtums besitzen, ihm solche zur Verfügung zu stellen und an seine Anschrift einzusenden..

 

 

Seite 7  Gründung und Aufstieg. Union-Gießerei von 1828 – 1928

Ein beachtliches Industrieunternehmen in Ostpeußen

Zeichnung: Gesamtansicht der alten Union-Gießerei von der Oberlaak aus dem Jahre 1891

Bild: Gedenkblatt der 1000. Lokomotive. – Links: Gust. Schnell. Ernst F. W. Laubmeyer und Karl A. Dultz. Rechts oben: Arthur Ostendorff. Gottfr. Ostendorff und E. Radok

An den Befreiungskriegen 1813/14 Hatte auch drei Söhne angesehener Königsberger Kaufleute und eines Arztes teilgenommen. Näheres über diese Zeit, insbesondere über diese Familien, ergibt sich aus den selbstverfassten „Kriegserinnerungen aus den Jahren 1813/14“ des Jüngsten dieser drei Kriegsteilnehmer, die auch in der Königsberger Staats- und Universitätsbibliothek vorhanden waren. Diese drei Söhne wurden nach den Kriegen bald Schwäger. Ihre Namen sind Gustav Schnell, Friedrich Laubmeyer und Carl August Dultz. Zwei Schwestern von Gustav Schnell heirateten Laubmeyer und Dultz, während sich Schnell mit einer Schwester von Dultz vermählte. Schnells hatten zehn Kinder, die beiden anderen Familien je 14 Kinder.

Da diese 3 Königsberger Kaufleute in ihren eigenen Unternehmungen durch Umsicht und Fleiß schnell vorwärts kamen und wohlhabend wurden, kamen sie im Jahre 1828 überein, mit erspartem Kapital gemeinsam eine größere Eisengießerei zu gründen. Interessant in der Eingabe an den Minister war auch die Schilderung des damaligen Zustandes der unglücklichen Provinz Ostpreußen, die von einer schweren Überschwemmung heimgesucht war. Da Getreidebau und Getreidehandel keine genügende Erwerbsmöglichkeit böten, müsse die Gewerbetätigkeit erhöht werden, wozu diese Gießerei beitragen sollte. Es gab damals schon in Königsberg die Eisengießerei „Vulcan" von Julius Negenborn, aber um die Gusseisenwaren sowie die anfallenden Eisenkonstruktionen für die Brücken in der Stadt und in Ostpreußen sowie die für die Schiffsbauten in den Häfen herzustellen, dazu gehörte ein größeres Unternehmen, zumal der Weg aus dem Ruhrgebiet oder England für die Lieferung solcher Fertigfabrikate zu weit und kostspielig war.

Mit dem Erwerb des Grundstückes Butterbergstraße 3 durch Frau Christine Hughes, geb. Schnell, einer Verwandten des Hauptgründers, beginnt die unmittelbare Vorgeschichte der Union-Gießerei. Da die Union-Gießerei von Anfang an ein Familienunternehmen gewesen ist und diesen Charakter über die Umwandlung in eine Aktien-Gesellschaft im Jahre 1881 hinaus bis zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts behalten hatte, ist auch die Geschichte derselben mit zahlreichen familiären Vorgängen und Erinnerungen durchflochten. Nach den Akten des Königsberger Grundbuchamtes hatte bereits Friedrich der Große dem Schutzjuden Daniel Itzig 1764 auf dem Grundstück Butterbergstraße 3 die Genehmigung zur Anlegung einer Silber-Raffinerie erteilt. Die Gießerei umfasste zunächst diese alte Silberschmelze, die durch die Aufstellung eines Kupolofens erweitert wurde. Das Wohnhaus von Charles Hughes, der aus Birmingham stammte, befand sich schon damals auf dem Gelände der Oberlaak. Es ist anzunehmen, dass es sich um das gleiche Wohnhaus handelte, welches später den Direktoren des Werkes bis zum Jahre 1924 als Dienstwohnung gedient hat. In der ersten Zeit ist der Betrieb zweifellos schlecht gegangen, weil in erster Linie gelernte Former überhaupt nicht vorhanden waren, sondern erst herangebildet werden mussten.

Am 1. Mai 1828 kam der Mascopie-Contract zwischen den Gründern zustande, welcher als die Gründung der Union-Gießerei anzusehen ist. Dieser Vertrag hat sich zum Segen der Gründerfamilien Laubmeyer, Dultz und Schnell und ihrer Nachkommen bis zum Beginn des 1. Weltkrieges ausgewirkt und nicht nur für diese, sondern auch für die zahlreichen Arbeiter und Angestellten des Unternehmens. Besonders in der Arbeiterschaft war es geradezu Ehrensache, dass der Sohn immer wieder in die Fabrik, in der sein Vater wirkte bzw. gewirkt hatte, eintrat, so dass hier eine gründe Arbeiter-Tradition, die sich bis zuletzt fortgesetzt hatte, zu verzeichnen war. Bei dieser Gelegenheit mag die Bemerkung gestattet sein, dass es wohl wenige Werke gegeben haben dürfte, bei denen die Verwandtschaftlichen Zusammenhänge so segensreich sich ausgewirkt hatten, wie gerade bei diesem Werk, wo sie bis in die Ostendorff'sche Generation hineinragten.

Die ersten drei Teilhaber waren keineswegs nur die Geldgeber, sondern arbeiteten auch mit, wenigstens Laubmeyer und Dultz, welche die kaufmännische Leitung innehatten, während Schnell von vornherein sich nicht in der  Fabrik betätigte. Schnell hatte schon damals  als Kaufmann eine umfangreiche Tätigkeit entwickelt. Mit 22 Jahren gründete er im Jahre1815 sein eigenes Unternehmen, machte im  gleichen Jahr seine Hochzeitsreise nach England, wo er geschäftliche Beziehungen anknüpfte und befestigte. Seine Firma, die den  Im- und Export ausländischer Produkte betrieb erreichte bald eine große Bedeutung, seine Persönlichkeit ein hohes Ansehen was sich in zahlreichen Ehrenämtern auf allen Gebieten, besonders in Wohlfahrtssachen, ausdrückte. So berief ihn das Vertrauen der Kaufmannschaft zu zahlreichen Ehrenämtern und schließlich an die Spitze der Korporation, als Obervorsteher sowie als Mitglied der Kommerz- und Admiralitätskollegiums des späteren Handelsgerichts. Auch die Gründung der Handelshochschule, ist sein Werk. Die Kaufmannschaft ehrte ihn beim Rücktritt durch die vor ihm noch nie erfolgte Ernennung zum Ehrenmitglied des Vorsteheramtes. Die größte Anerkennung wurde ihm zuteil durch die Berufung in die vorbereitende wie in die definitive Kommission zur Beratung des Allgemeinen Deutschen Handels-Gesetzbuches und des Seerechtes. 1864 starb der Mitbegründer der Union-Gießerei, der Geheime Kommerzienrat Gustav Schnell, ein Mann von seltenen Charaktereigenschaften und Geistesgaben, ein königlicher Kaufmann, der Besten einer, wie die „Hartungsche Zeitung" in ihrem Nachruf ihn nannte. Fast 50 Jahre stand er seiner Firma vor. Sein Gesichtskreis ging weit über seine Geschäftssphäre hinaus. „Die Flaggen seiner Schiffe wehten in beiden Hemisphären und die Lokomotiven, welche aus der mit seinen Schwägern Dultz und Laubmeyer begründeten Union-Gießerei hervorgegangen, brausen über die eisernen Bahnen unseres Vaterlandes", findet sich in einem Nachruf.

Nach seinem Tode ging seine eigene Firma auf seinen Schwiegersohn Adolf Hoffmann unter Änderung des Firmennamens über und hat unter dessen Sohn, Gustav, der im Sommer 1944 starb, als Bindfadenfabrik, Flachs- und Hanfgeschäft bis 1945 bestanden, also genau 140 Jahre. Für die Union-Gießerei hatte sich Gustav Schnell ganz besondere Verdienste erworben durch den regen Anteil, den er an dem Gedeihen des Werkes nahm und die immerwährende Fürsorge, welche er den Belangen des Werkes entgegenbrachte. In der Geschichte der Union-Gießerei nahm er daher einen hervorragenden Platz ein.

Zweifellos haben auch Friedrich Laubmeyer und Carl August Dultz in dem Werk und auch in der Öffentlichkeit hervorragendes geleietet, da sie es äußerlich zu hohen Ehren brachten. Aus der Radok’schen Rede anläßlich der Feier der 1000. Lokomotive am 13. März 1899 erfuhr man, dass die Gründer von der Gründung bis zum Jahre 1845, also volle 17 Jahre, nicht nur nichts aus den Anlagen herausgezogen hatten, sondern erhebliche Summen hineinstecken mussten. Gerade dieses Vorgehen hatte den Grundstein zur späteren Entwicklung der Fabrik gelegt, und man sei den Gründern dafür Dank schuldig, dass sie in reiner Selbstlosigkeit, lediglich um die Fabrik finanziell zu kräftigen, so gehandelt hätten. 1833/35 wurden die Grundstücke Oberlaak Nr. 2, 3, 4 und 5 erworben. Unter Charles Hughes wurden in erster Linie Eisengusswaren erzeugt. Nach seinem Tode 1839 übernahm Carl Steimmig die Leitung des ganzen Werkes, von 1842 – 1846 stand Rudolf Steimmig dem Werke vor. Da letzterer bereits in den letzten Jahren seiner Geschäftstätigkeit gekränkelt hatte und nicht mehr über die erforderliche Rüstigkeit verfügte, hielt Gustav Schnell nach einem Nachfolger Umschau und fand einen ausgezeichneten Mann in dem 33-jährigen Maschinenbauer und Eisenfabrikanten Gottfried Ostendorff vom Hofe Ostendorff in der Bauernschaft Weddinghofen bei Kamen in Westfalen, der gerade von einem längeren Aufenthalt in England, Schottland und Irland zurückgekehrt war, wo er den ersten Bau von Schiffsmaschinen und Lokomotiven miterlebt und kennengelernt hatte. Auf Grund seines Bewerbungsschreibens und seiner Vorstellung wurde Ostendorff sofort in die Fabrik eingestellt und 1846 mit der Übernahme der Leitung als Inspektor betraut. Im darauffolgenden Jahr heiratete Ostendorff die 4. Tochter von Gustav Schnell, so dass ihn nunmehr auch verwandtschaftliche Bande an die Gründer des Werkes fesselten.

Das Verhältnis zwischen den Gründern und dem technischen Leiter Ostendorff war das denkbar Beste. Während in den ersten Jahren nach der Gründung das Werk wohl im allgemeinen Mühe gehabt hatte, sich durchzusetzen, immer und immer wieder nur Gelder investiert werden mussten und nennenswerte Verdienste nicht erzielt werden konnten, so setzte nunmehr mit der Berufung Ostendorffs eine Epoche des Aufstiegs ein. Jede Woche wurde im Büro eine Sitzung abgehalten. Als Ostendorff eintrat, fand er nur eine kleine Fabrik von ca. 100 Arbeitern vor. Dank seiner vorzüglichen Ausbildung (England), die ihm in jungen Jahren einen großen Gesichtskreis verschafft hatte, machte sich Ostendorff gleich an größere Aufgaben heran. Schon zwei Jahre nach seinem Eintritt wurde ihm als Anerkennung für die vielfachen Mühen, die er im Interesse der Gesellschaft gehabt hatte, von der Direktion der Königsberger-Stettiner-Dampfschiffahrts-Gesellschaft ein wertvolles Geschenk überreicht. Er hatte sich damals bereits an dem Schiffs- und Schiffsmaschinenbau versucht; in jener Zeit wurden Dampfmaschinen, sogar für Hochdruck, sowie Pumpen mit allem Zubehör gebaut und Mühlen und Chausseewalzen hergestellt. Schnell und Ostendorff besuchten abwechselnd London und machten dort Bestellungen auf Roheisen. Weitblickend wie Schnell stets war, forderte er seinen Schwiegersohn auf, in England die Eisenwalz- und Hammerwerke zu besuchen und riet, das Newcastler Eisen am Besten mit Schottischem Roheisen zu mischen. Wie kühn Ostendorff bei der Übernahme neuer Aufträge vorging, geht aus einem Brief von Gustav Sehnell 1849 an Ostendorff hervor, in dem Schnell seine schweren Bedenken äußerte, weil Ostendorff von der bisher gebauten größten Dampfmaschine von 40 PS gleich auf eine solche von 150 PS mit Kessel übergehen wollte, für die damalige Zeit gewiss ein großes Wagnis. Dass die Union-Gießerei mit ihren Fabrikaten schon damals einen erstklassigen Ruf genoss, zeigte ein Kontrakt zwischen dem Königlichen Allgemeinen Kriegsdepartement und der Union-Gießerei zwecks Baues einer 300 PS Dampfmaschine für ein Kriegsschiff nach Ausführung Penn & Sohn, Mandslay in England. - Nach einer Kalkulation eines Sägewerkes bzw. einer Sägemühle mit vier Gattern wurde nur mit einem Verdienst von zehn Prozent gerechnet, was in Anbetracht der damals sehr unsicheren Vorkalkulation als sehr bescheiden angesehen werden muss und auf schlechte Konjunktur schließen ließ.

 

Ostendorff hatte sich als Leiter der Fabrik in jeder Beziehung bewährt. Er genoss bei den Gründern großes Vertrauen. Als Ausfluss dieses Vertrauens ist der von dem Notar Stellter 1852 geschlossene Vertrag anzusehen, wodurch von den drei Eigentümern der Fabrik gemeinschaftlich mit dem Maschinenbauer Ostendorff diesem die Vollmacht erteilt wird, im Namen der Firma zu zeichnen. Hiermit war Ostendorff nunmehr die ausschließliche Leitung des Werkes übertragen worden. Die übrigen Eigentümer zogen sich von der direkten Mitleitung zurück, denn gleichzeitig wurde Ostendorff als Sozius aufgenommen.

Abgesehen von großen Kessel- und Dampfmaschinenanlagen wurden um 1854 in Serien angefertigt: Drehmaschinen, Roßwerke, Häcksel- und Kartoffelschneidemaschinen, Schrotmühlen, Kleebau- und Getreideguetschmaschinen, Mühlen aller Art, eiserne Öfen, Walzen aller Art, Lokomobilen, hydraulische Aufzüge, Brennereien, Brauereien, Backöfen für Garnisonbäckereien, Feuerspritzen, Pferdestalleinrichtungen, Meiereianlagen usw. Um das Jahr 1850 wurde der Bau von Dampfmaschinen aufgenommen. Die erste Lokomotive wurde im Jahre 1855 für die Ostbahn geliefert. Pumpmaschinen für Wasserwerke und maschinell angetriebene Kreisel für Schöpfwerke der Niederungsgebiete folgten in den sechziger Jahren. Die ersten Anlagen wurden in der Provinz Ostpreußen aufgestellt, später trat Russland hinzu, wohin auch eine stattliche Anzahl von Dampfmaschinen und Lokomotiven geliefert wurden. Über 1000 Dampfkessel verschiedenster Bauart sind aus dem Werk hervorgegangen. Die Aussichten im Schiffsbau und besonders im Lokomotivbau hatte Ostendorff auf seinen mehrfachen Reisen nach England klar erkannt. Die Aufnahme des Lokomotivbaus sollte dem Werk erst die Grundlage bringen, auf der es zu großer Blüte gelangte und welche dem Werk bis über den 1. Weltkrieg hinaus eine lohnende und dauernde Beschäftigung gab. Die Union-Gießerei hatte mit als eine« der ersten Werke in Deutschland den Lokomotivbau aufgenommen und fast bis zuletzt mit Erfolg betrieben. Dieser Zweig wuchs siech allmählich zur Hauptspezialität aus und bildete die bei weitem wichtigste und umfangreichste Abteilung in den folgenden Jahrzehnten. Nebenbei sei bemerkt, dass Königsberg 1853 zwar durch einen Schienenstrang mit Berlin verbunden wurde. Da die 1845 begonnene Weichselbrücke jedoch erst 1857 fertig wurde, kann erst von diesem Jahr ab von einer direkten Verbindung mit Berlin auf dem Schienenweg gesprochen werden. Ostendorff hatte also sehr rechtzeitig die Aufnahme des Lokomotivbaus betrieben. Bis zum Jahre 1928 hatte die Union-Gießerei 2832 Lokomotiven gebaut und abgeliefert. Fortsetzung folgt.

 

 

Seite 8   Friedrich Ludwig Jahn und Königsberg

1952 ist ein Jahnjahr! Überall wo Turnerherzen schlagen, gedenken sie des vor 100 Jahren heimgegangenen Turnvaters, des „Erfinders der gefährlichen Lehre von der Einheit Deutschlands": Friedrich Ludwig Jahn. Die Königsberger Turner können dabei mit freudigem Stolz an die besonderen persönlichen Beziehungen zu Jahn erinnern, die sich aus einer wahrhaft turnerischen Großtat ergaben.

Unmittelbar nach Aufhebung der Turnsperre, die in Preußen seit 1819 bestanden hatte, durch Kabinettsorder vom 6. Juni 1842 versammelt sich bereits am 9. Juni 1842 eine Anzahl angesehener Königsberger Bürger, darunter mehrere Schüler Jahns aus dem Jahre 1811, und beschlossen die Gründung eines Turnvereins, dessen Satzung sofort ausgearbeitet und in der förmlichen Gründungsversammlung am 27. Juni 1842 angenommen wurde. Damit ist der jetzt 110-jährige Königsberger Männerturnverein von 1842 e. V. der älteste Turnverein Preußens; er wurde die Stammwurzel aller Leibesübungen treibenden Vereine nicht nur Königsbergs, sondern der ganzen Provinz. Am Anfange war die Tat!

Nach kaum einjährigem Bestehen des Vereins kam die Nachricht, dass der Begründer der Deutschen Turnkunst, Friedrich Ludwig Jahn, wegen Geldschwierigkeiten Gefahr laufe, sein Eigenheim in Freyburg a. d. Unstrut, seinem bei der Verbannung selbst gewählten Aufenthaltsort, zu verlieren. Doppelt gibt, wer schnell gibt! Kurz entschlossen veranstaltete der Turnrat unter den Turnern eine Sammlung und schon am 8. Januar 1844 übersandte er als Ergebnis 350 preußische Taler an Jahn als Spende mit dem Wunsche, dass es ihm gelingen möge, mit weiterer Hilfe seiner Freunde und Gönner sein Haus zu behalten. Das Ziel wurde erreicht. Seinen Dank übermittelte Jahn durch das nachstehend wortgetreu wiedergegebene Schreiben: „

Dem Turnrathe zu Königsberg in Preußen. So habe ich mich also nicht geirrt, als ich vor vier und dreißig Jahren - im Deutschen Volksthum, Urausgabe S. 270. Leipziger S. 211 - die Zukunft der Deutschen ahnete: „Das Volk wird zu einer großen innig verbundenen Familie zusammenwachsen, die auch das kleinste Mitglied nicht sinken läßet.

Zugleich ist es Lösung der Frage, so schon vor Luther, einst ein Staatsweiser gestellt: Ob Dankbarkeit eher beim Einzelnen anzutreiben, oder bei der Gesamtheit. Zwar hat er sie gleich selbst, nach den Erfahrungen der Geschichte beantwortet; aber man hat ihm und ihr lange nicht glauben wollen. Künftig wird wenigstens bei uns, von solchen Zweifeln nicht ferner mehr die Rede sein. Und das ist eine Entdeckung, deren Folgen der Gesellschaftlichkeit nur Gewinn bringen.

Hier ist ein Ereignis, was als Muster und Vorbild dunkle Fernen erleuchtet; hier ist Gemeinsinn, dessen Liebeskraft, in der Nachwelt sang würdige Taten zeugen wird.

Beim Wehrstande herrscht der Glauben; dass jeder Mann, an dem Schafte der Fahne, so erfolgt, auch seinen Besonderen eigenen Nagel habe. So darf ich wohl die Hoffnung nähren; dass jeder Turner, der mein Haus erblickt, und über der Halle, am Giebel die Anschrift: „Frisch, Frei, Fröhlich, Fromm" lieset, dabei denken und fühlen wird, wie er auch seinen Stein daran habe.

Wenn im Geschäftsleben es für vortheilhaft gilt, - Einem schuldig sein, als Mehren; so bleibt es wiederum ein beseeligendes Gefühl, möglichst Vielen dankbar zu sein, und eigentlich allen, weil die freiwilligen Vertreter Kopf und Herz der Menge geliehen haben.

Thätige Hülfe scheint dem Geholienen ein Vorleben der Ewigkeit. Er genießt im Voraus, was sonst nur den Gebeinen der Sterblichen zu Theil wird, wenn sie längst der Leichengeruch verlassen.

Mit Hand und Herz

Friedrich Ludwig Jahn. Freiburg a/U den 27/1 44."

Durch die Zeitungen gab Jahn außerdem seinem Dank für die von überaus vielen Seiten

gekorene Hilfe durch folgende Worte Ausdruck:

„Die Königsberger haben den ersten Dank empfangen, weil es die erste Turngemeinde war, die sich thätig bewieß; wird doch eine Siegesfahne auch nur in einer Kirche Bewahret; allen anderen antworte ich, ich kann nur wiederholen, was ich den Königsbergern gesagt, und mein Dank an sie gilt auch Euch.“

Der Geist, der aus der Hilfstat für Turnvater Jahn spricht, ist im Königsberger, Männer-Turn-Verein immer gepflegt und gefördert worden. In Wort und Tat vorbildliche Männer leiteten den Verein im Geiste Friedrich Ludwig Jahns während seines mehr als einhundertjährigen Wirkens. Seine heute aus der Heimat vertriebenen, weit verstreuten Mitglieder tragen dies Vermächtnis als heilige Verpflichtung in ihren Herzen, nicht müde zu werden in der Übung deutscher und turnerischer Tugenden. Wie einst die Burg Jahns niederbrach und ihm nach langer Ächtung wiederum Ehre und Freiheit erblühten, so hoffen auch die ostdeutschen Turner und Turnerinnen der einst in Frieden und Freiheit in ihre angestammten Rechte in ihrer Heimat wiedereingesetzt zu werden. Denn alle deutschen Turnerherzen tragen in sich die Sehnsucht, der Jahn in seiner Schwanenrede mit folgenden Worten Ausdruck gab:

„Deutschlands Einheit war der Traum meines erwachenden Lebens, das Morgenrot meiner Jugend, der Sonnenschein der Manneskraft, und ist jetzt der Abendstern, der mir zur ewigen Ruhe winkt." Wilhelm Alm.

Die Urschrift von Jahns Brief an den Turnrat wurde bei Gründung des Jahnmuseums in Freyburg a. U. diesem übergeben, dessen Bestand 1950 in Kisten verpackt nach einem unbekannten Ort der Sowjetzone verlagert worden sein soll. Ein Faksimile ist in der Festschrift zum 50. Stiftungsfest 1892 und wird im Archiv des KMTV 1842 beim KMTV 1844 in Kiel aufbewahrt.

 

 

Seite 8   Königsberg 1945 – 1948

Hugo Linck, Königsberg 1945 – 1948. Leer (Ostfriesland) 1952. Verlag: Rautenberg & Möckel. DM 3,50

Man wird es nur mit großem Dank begrüßen können, dass dieses wertvolle Buch jetzt in einer neuen Gestalt vorliegt. Denn, wer von Ostpreußen kennt nicht den verehrungswürdigen Pfarrer Link, und wer hätte nicht den Hauch seines Geistes unmittelbar oder mittelbar verspürt. Aus der Geschichte Ostpreußens der Nachkriegszeit ist sein Name nicht fortzudenken. In seinem Buch hat er die Ereignisse einer Zeit unsagbar schwerer Not dargestellt. Er sagt selbst, dass ihm gelegentlich der Gedanke gekommen sei, eine Begabung der Käthe Kollwitz müsste die dort gesehenen Bilder festhalten.

Von Ostpreußennot, von Ostpreußentreue und von Ostpreußenerbe ist in diesem tiefen schlichten Buch die Rede. Das bezieht sich auf den gesamten Inhalt. Viele Einzelschicksale werden hier berührt, unendlich viel mehr mögen dem Verfasser begegnet sein. Für das Leben und Sterben all der Heimgesuchten und Heimgegangenen ist das Gegebene beispielhaft. Beispielhaft vor allem für die in diesem Elend auf leuchtende Kraft der Überwindung des irdischen Daseins, in der Bewährung der tiefsten Tugend der menschlichen Seele.

Es ist sicher richtig, was der Verlasser sagt, dass unter den wenigen, die entkamen, solche waren, die dies eigentümliche Gesetz des Lebens erfahren haben. Die Begegnung mit Christus ist dem ostpreußischen Menschen stark und innig zuteil geworden; die Erinnerung die jüngst vergangene Zeit wird geweckt. „Aus der Bedrohung im Dritten Reich ging es in Todesnähe im Reich des Bolschewismus." Sich fertig-machen zum Sterben, das war die persönliche Aufgabe eines jeden Einzelnen. Kein Wort der Anklage begegnet in diesem Buch! Es schließt mit den Worten: „Eine kleine Schar wurde errettet. Die dankt Gott für alle Güte. Sie weiß um das erstaunliche Wort: „Als die Sterbenden, und siehe: wir leben." G. v. S.

 

Seite 8   Kunstaussteilung in Duisburg

Anlässlich des großen Treffens der Königsberger in ihrer Patentstadt Duisburg findet eine Kunstausstellung von Werken Königsberger Künstler statt. U. a. werden auch Werke Corinth, Käte Kollwitz, Pechstein und Wolff gezeigt werden. Die große Ausstellung am Sonnabend, den 6. September, um 17 im Kunstmuseum Duisburg eröffnet, die Leitung ist der ostpreußischen Malerin Frau Ida Wolfermann - Lindenau übertragen worden.

 

Seite 8   Sowjetbetriebe in Königsberg

Nach Mitteilungen der „Prawda" befinden sich in Königsberg folgende Industriewerke: Das Papierkombinat des Leningrador Bezirks mit Einschluss einer Zellulosefabrik, die Wagonfabrik (zum „Kaliningradenergo" gehörig) das Bezirkskraftwerk, das derselben Gruppe angeschlossen ist, eine Spulenfabrik und die Vereinigten Gießereien. Die Werke des Baltischen Fischverarbeitungs-Trustes haben mit der „motorisierten Fischfangstation" und den Fischerei-Kolchosen" einen gemeinsamen Wirtschaftsplan. Besonders ausgebaut wird die ehedem weltbekannte Bernsteinverarbeitung Königsberg.

 

Seite 8    „Kaliningrad wird wieder Königsberg heißen

Anlässlich der Eröffnung des Flughafens Langenhagen bei Hannover erinnerte der Regierende Bürgermeister Prof. Reuter daran, dass die beiden Städte Berlin und Hannover durch die Reichsstraße 1 miteinander verbunden sind, die einmal an einem Ort begann, der heute Kaliningrad heißt. „Die Reichsstraße 1 wird auch einmal wieder dort beginnen, und Kaliningrad wird wieder Königsberg heißen!

 

Seite 8   Schichau in Nordenham?

Die früher in Danzig, Elbing und Königsberg ansässige Schichau-Werft trägt sich mit der Absicht, sich in Nordenham niederzulassen. Sie führt zurzeit in beschränktem Umfange Reparaturarbeiten in Bremerhaven aus. 50 Millionen DM wären notwendig, um der Werft einel neuen Start zu geben.

 

 

Seite 8   Königsberger, Man fragt nach dir! Melde dich bei deiner Patenstadt Duisburg!

Zahlreich sind die Anfragen von Königsbergern, die ihre Verwandten, Freunde, Kollegen, Nachbarn wiederfinden möchten. Zwar hat die Stadt Duisburg schon Zehntausende von neuen Anschriften. Es sind aber noch lange nicht alle. Teile der Stadt Duisburg, Auskunftsstelle Patenschaft Königsberg (Pr.) auf einer Postkarte mit: Name, Geburtsdatum und Beruf, Anschrift und Arbeitsstelle in Königsberg (Pr.), jetzige Anschrift für dich und deine Familienangehörigen. Bitte deutlich schreiben. Viele der hier vorliegenden Anschriften stimmen nicht mehr. Gib der Stadt Duisburg Nachricht, wenn du die Wohnung wechselst, umsiedelst, oder wenn andere Veränderungen eintreten. Gib der Stadt Duisburg auch die Namen und Personalangaben derjenigen Königsberger bekannt, die während des Krieges oder nach dem Kriege gestorben sind. Auch nach diesen Landsleuten wird noch häufig gefragt. Stadt Duisburg Auskunftsstelle Patenschaft Königsberg (Pr.)

 

 

Seite 8   Landsleute! bitte herhören!

4. Magistratsferientreffen in Duisburg.

Nachdem das Königsberger Treffen in unserer Patenstadt Duisburg auf Sonntag, den 7. September 1952, festgesetzt ist, beginnt mit demselben Tage auch unser 4. Magistratsferientretfen. Alle Arbeitskameraden der früheren Stadtverwaltung Königsberg werden daher gebeten, ihre Ferien im schönen Duisburg, der Stadt des größten Binnenhafens Europas, zu verleben, zumindest aber am Königsbergertreffen teilzunehmen. Wer von den Teilnehmern der früheren Magistratsferientreffen erinnert sich nicht gern der schönen Stunden, die man im Kreise lieber Arbeitskameraden verleben durfte? Und hat nicht jeder dabei etwas profitiert? - Unsere Patenstadt Duisburg wird nun wirklich bemüht sein, uns für diese Tage des Zusammenseins etwas zu bieten. Unser Heimatblatt die „Ostpreußen-Warte B mit Königsberger Neue Zeitung", wird uns in Bild und Schrift mit den Schönheiten unserer Patenstadt Duisburg vertraut machen. Sorgt alle dafür, dass die Warte von allen gelesen wird. Gebt sie nach Kenntnisnahme sofort weiter. Also, Arbeitskameradinnen und Arbeitskameraden und alle Königsberger, die sich mit uns eins fühlen - auf nach Duisburg! Es ergeht an alle Ortsgruppenwerbeleiter die Bitte, dafür zu sorgen, dass auch der letzte Bürger Königsbergs an diesem ersten Treffen in Duisburg teilnimmt. Denkt an die verbilligten Eisenbahnfahrkarten usw.! Scheine bitte rechtzeitig besorgen. Die Fahnenaktion ist nunmehr abgeschlossen. Die Sammelaktion der Frau Margarete Conrad geb. Guttowsky, Bonn, hat einen Zeichnungsbetrag in Höhe von 22 DM aufzuweisen.

Infolge der hier immer wieder eingehenden Anträge auf Bescheinigung über Sparkassenguthaben geben wir folgendes zur Kenntnis: Wie uns auf Anfrage aus zuverlässiger Quelle mitgeteilt wird, sind alle ehemaligen Sparkassenbediensteten des Ostens nicht berechtigt, sich sparkassengeschäftlich zu betätigen. Treuhänder für die ostdeutschen Sparkassen ist Herr Bankdirektor Fengefisch, Hamburg 1, Postfach 999 (Landesbank). Über die Höhe der einzelnen Konten und über sonstige Fragen, zu denen das Vorhandensein von Konten notwendig ist, kann auch Herr Fengefisch keine Auskunft erteilen, da die Kontenblätter in Urschrift und Duplikat verlorengegangen sind. –

Gedruckte Anschriftenverzeichnisse sind vergriffen. Ein Nachdruck findet mit Rücksicht auf die Patenschaftsstelle Kbgs. in Duisburg von hier aus nicht statt. Landsleute, denkt an Eure Registrierung In Duisburg! Vergesst nicht die gewünschten Angaben zu machen (Siehe Juni-Ausgabe dieses Heimatblattes). Sämtliche Anträge werden nicht mehr an uns, sondern an die Stelle in Duisburg gestellt. Wer an uns schreibt, darf nicht vergessen Rückporto beizufügen.

Für die Berichterstattung im Suchdienst danken wir folgenden Landsleuten:

Frau Helene Schwark, Otto Danel, Meyerhofer, Emma Kahlberg, Ernst Bitter, Frida Lopp, Helene Schreiber, Friedrich Althoff, Waltraut Trepler, Oskar Wunderlich.

Es haben sich gemeldet, resp. deren Adressen ermittelt wurden:

Stadtsekr. i. R. Hellmuth Hermes,

Witwe des Baggermeisters Friedr John, Maria John,

Stadtinspektor Gustav Jedamzik,

Lehrer Paul Kluke,

Angest. Walter Lakeit,

Stadtinsp. Widolt Schipull,

Spark.-Angest Gertrud Unruh,

Oberdesinfektor Franz Wieghaus,

Witwe des Stadtinsp. Josef Weiß, Gertrud Weiß,

Ing. Wolf (Fuhrges.),

Stadtinsp. Herbert Witt

Lagerverwalter Fritz Werner (KWS),

Arbeiter Friedrich Wendt.

 

Als tot wurde gemeldet:

Stadtsekretärin Margarete Newger (gest. 01.08.1945),

Stadtinsp. Josef Weiß (gestorben 08.04.1943).

Wir werden ihr Andenken in Ehren halten.

 

Gesucht werden und wer berichtet?

Pfarrer Simonowski: zuletzt Hauptmann bei der Stadtkommandantur Königsberg.

Magistratsbaurat Otto Basold: Im Juni 1945 Im Zentralgefängnis Kaserne Rothenstein. Seitdem fehlt jede weitere Spur. Wohnung: Gen. Litzmann-Straße 32.

Stadtoberinsp. Rudolf Dembowski: zuletzt Leiter des Alters- und Pflegeheimes Burgschule. Es wird angenommen, dass D. im Lazarett Lager Pr.-Eylau Aufnahme gefunden hat. Wer kennt ihn und war mit ihm zusammen? Wo sind die Insassen des Altersheims Burgschule geblieben?

Sparkassenbeamter Erich Nermann: Die hier eingegangenen Berichte haben den Fall Nermann nicht klären könen. Genannter war Brillenträger und konnte ohne diese überhaupt nicht sehen. Nermann war doch vielen Landsleuten bekannt, die in Königsberg zurückgeblieben waren. Wer hilft hier durch Berichterstattung?

Lehrer Walter Sand: geb. 06.07.1887, zuletzt Hans-Schemm-Schule, dann Volkssturm 88. Bei Einnahme der Stadt im Luftschutzraum Orselnstraße gewesen. Volkssturmkameraden, meldet Euch bitte. Gebt uns einen Fingerzeig!

Familie Stadtfotograf Artur Borrmann: Fritzener Weg 13. Seine Frau Gertrud Borrmann und Tochter Edith waren 1945 in Grünberg/Schl., Sohn Heinz zuletzt als Offizier in Holland. Lehrerin Frieda Schlemminger: zuletzt Krausallee 8, etwa 1945, 63 Jahre alt.

Stadtoberinspektor Lukau: zuletzt Rechnungsprüfungsamt. Es muss angenommen werden, dass auch Lukau, wie so viele Arbeitskamerden, in Pr.-Eylau gelandet ist. Wer war mit Vorgenanntem dort zusammen oder hat ihn sonstwo gesehen?

Angestellte Christel Juergasch-Saul: Genannte ist 1947 von Kbg. umgesiedelt worden. Es muss angenommen werden, soweit die Ermittlungen vorliegen, dass sie sich nach Straubing gewandt hat. Ein Onkel von ihr wohnte in Köln, ein anderer in Halle. Wer kann nun edgültig berichten?

Angestellte Gertrud Wenskat: Voraussichtlich nach Wehlau oder Tapiau gekommen. Der Dringlichkeit wegen wird um rege Beteiligung in der Suchangelegenheit gebeten.

Hans Georg Wrona: Zuletzt Fahnenjunkerfeldwebel, 3. Komp. Pi.-Batl. Ulrich v. Hutten. Seit den Kämpfen bei Kleutsch vermisst. Kameraden, meldet Euch doch!

Witwe Ursel Krause geb. Chmilewski: Witwe des Oberreg.-Rats Krause. Vorgenannte von Frankfurt/Oder mit Militärauto Richtung Berlin gefahren. Seitdem fehlt jeder Anhaltspunkt. Frankfurter, insbesondere Familie Bollfras, meldet Euch doch, wenn ihr mit Frau Krause zusammen wart!

 

Weiter werden gesucht:

St.-B.-Insp. Erich Albin,

Insp.-Anwärter Ader,

Spark.-Angest. Frau Maria Arndt,

Leutnant bei der Genesungskompagnie Braunsberg Rudi Ankermann,

Stadtamtmann Aßmann,

Spark.Buchh. Aland,

Regierungsoberauinsp. Kurt Bieler und Ehefrau Helene,

Stadtbauoberinsp. Wilhelm Barkhorn,

St.-O. Insp. Werner Bartnick (Schauspielhaus)

St.-O.-B. Insp. Erich Becker,

Erich Bartsch (Stiftung),

St.-Sekr. Albert Benson,

Fritz Bartsch (Druckerei),

St.-Insp. Fritz Behrendt,

St.-Insp. Gustav Boß,

St.-Sekr. Friedrich Borawski,

St.Insp. Kurtgerhard Barschkies, Feldpostnr. 56 111d,

St.-Insp. Kurt Bischoff,

Schlosser Alfred Behrendt (KWS),

Angest. Braumann (Fuhrges.),

Straßenreiniger Herbert Bartsch,

Fürsorgerin Bleise,

Die Hafenangest.: „Bakowies, Bönig, Banuscha, Bock, Buckbesch, Barsch“

Angest. Walter Bahr,

Fürsorg. von Bruchhausen,

Franz Brodde,

Stadtsekr. Gottfr. V. Ouillon,

Edwin Borchert (Beton- und Monierbau)

Hermann und Toni Buttgereit, Kaplanstraße 23/24,

Angest. Karl Buttler,

Stadtrat Borowski (Fuhrgesellschaft),

Straßenbahnführer August Bartsch V.

Fritz Böhnke (Feuerlöschpoliz.)

Sophie Becker, geb. Götz (WiA.),

Karl Braag (Fuhrges.),

Otto Bolt? (Fuhrges.),

Bote Horst Braunsberger,

Barkowski (Stiftung),

Architekt Itthausen?,

Architekt Bröcker (Hochb-Amt),

Techn. Brakmann,

Konzertmeister Boruwka,

Kammermusiker Paul Borchert.

Weitere Namen folgen in der nächsten Ausgabe dieses Heimatblattes.

Um Rückgabe der vielen Umlaufsachen, insbesondere aber der Berichte vermisster Arbeitskameraden, wird gebeten. Auf unsere Bitte hin, uns ein Foto des Kollegen Stadtamtmann Paul Schulz, verstorben, zu senden (Wert wird auf die Aufnahme des Nachmittagsausflugs des Stadtamt 17 gelegt), ist niemand nachgekommen. Wir wiederholen hiermit unsere dringende Bitte.

Anschriftensammelstelle der Königsberger Magistratsbeamten – Angestellten und –Arbeiter (16) Biedenkopf, Hospitalstraße 1

 

 

Seite 9   Käthe Kollwitz – um 85. Geburtstag

Foto: Selbstbildnis

Am 8. Juli 1952 jährt sich zum 85. Male der Tag, an dem Käthe Kollwitz, die große Malerin, Graphikerin und gelegentliche Bildhauerin in Königsberg (Pr.) geboren wurde. Ihr fruchtbares Leben erlosch in jenen düsteren Apriltagen des Jahres 1945, als Berlin, ihr Wohn- und Arbeitsplatz für Jahrzehnte ihres Lebens, in Schutt und Trümmer aufging.

Käthe Kollwitz ist Ostpreußin. Nicht nur der Geburt nach, die sie in einem ostpreußischen Predigerhause in Königsberg (Pr.) erstmals das Licht dieser Welt erblicken ließ. Ihre äußere Gestalt, das großzügig weitflächige Gesicht, das sie so oft mit dem Zeichenstift nachgeformt hat, die kraftvolle Vitalität ihrer künstlerischen Persönlichkeit zeugen davon. Liegen in ihrem Sein doch jene Pole ostpreußischer Wesenheit eng beieinander, die einmal im Pathos des Sichverschwendens und Verschenkens, zum andern in bewusster Beschränkung, selbstgewählter Askese, Sichzusammenziehens zum Individuellen ihr Genügen finden. Ein starker, gütiger, aufrechter Mensch tritt uns in dieser Künstlerin entgegen, der mutig und hart zugleich die Probleme seinerzeit, die soziale Not jener Tage, zu gestalten wusste.

Die Kunst der Käthe Kollwitz steht zwischen zwei Menschenaltern. Sie kommt aus der romantischen Idealisierung des Proletariats vor der Jahrhundertwende und reicht schon in die nüchterne Idealisierung des Proletariats, in die neue Sowjetmalerei herein. Doch sie ist mehr, größer als die beiden genannten künstlerischen Aussagen.

Was ihre Kunst größer macht als die zwei Epochen vor und nach ihr, ist das merkwürdige Gegeneinanderwirken von Pathos und Askese, dieser beiden scheinbar unvereinbaren Gegensätze, die ihr letztlich aus ihrer ostpreußischen Wesenheit erwachsen. Damit kommt sie fast immer an der romantischen Sentimentalität vorbei, einer Gefahr, die ihre Kunst in ihren Frühwerken nicht immer zu vermeiden verstanden hat.

Der Lebensweg der Künstlerin barg Höhen und Tiefen, Leid und Glück. Nach einer tief religiösen, aber freisinnigen Erziehung im Königsberger Vaterhause kam sie mit 18 Jahren nach Berlin, wo sie in der Malerinnenschule Stauffer-Bern zeichnen lernte. Nach einjährigem Aufenthalt kehrte sie nach Königsberg zurück, um ihre Zeichenstunden bei E. Neide fortzusetzen. Danach ging sie nach München, wo sie in der Künstlerinnenschule Herterichs gute Fortschritte machte. Nach Rückkehr in das Elternhaus bildete sie sieb selbst weiter, malte und zeichnete Porträts und Studien aus dem Armeleute-Milieu des Hafenviertels und eignete sich auch die Grundlagen der Radiertechnik an.

Im Jahre 1891 heiratete sie den Arzt Karl Kollwitz und siedelte mit ihm nach Berlin über, in ein Armenviertel des Nordens, in dem sich ihr Mann als Armenarzt betätigte. Hier fand auch die Künstlerin ihre Modelle, schilderte mit dem Zeichenstift das Elend des großstädtischen Proletariats ihrer Umgebung. Die erste Anregung zur Darstellung der sozialen Not ihrer Zeit kam ihr nicht zuletzt aus der Literatur jener Tage. Die Uraufführung von Gerhard Hauptmanns „Die Weber" gab ihr die erste Anregung zu einem großen Zyklus, den sie „Ein Weberaufstand" nannte (1894/98). Die Darstellung eines Selbstbildnis weiteren Zyklus unter dem Thema „Der Bauernkrieg“ (1905/08) bedeutete in der meisterhaften Darstellung geballter Massenszenen einen Höhepunkt ihres Schaffens und brachte ihr als äußere Anerkennung den Villa Romana-Preis ein. Doch blieb Italien und dessen Kunst ohne jeden Einfluss auf ihr Schaffen. Das Elend des modernen Industrieproletarias war nach wie vor das Darstellungsthema ihrer Kunst, der sie auch mit dem Modellierholz nahe zu kommen suchte. Kriegsleid blieb ihr nicht erspart. Einer ihrer Söhne fiel im Jahre 1914, Krankheit warf sie selbst darnieder, so dass in den Jahren 1914/18 wenig von ihr geschaffen werden konnte. 1918 wurde sie als Mitglied in die Berliner Akademie aufgenommen und ihr der Professorentitel vergeben. Der Holzschnitt wird ihr in der Folgezeit zum neuen Ausdrucksmittel.

In ihren Spätwerken wird ein bemerkbarer Stilwandel spürbar. Es liegt ihr nicht mehr an der Schilderung von Einzelschicksalen. Die Darstellung des allgemeinen Geschehens wird ihr wichtig. Die detaillierte naturalistische Betrachtungsweise wird durch geistig vereinfachende Monumentalisierung der Form abgelöst. Die unmittelbare Anschauung und das private Leben, das ihre ersten Zyklen auszeichnete, sind preisgegeben. Ein Verlust, der aufgewogen wird durch stärkste Ausdruckswirkung der Form und eine souveräne Beherrschung der mit höchster Sparsamkeit verwendeten künstlerischen Mittel. Unter den Lithographien dieser Schaffensperiode kommen neben Blättern von streng stilisierter Art auch solche vor, die trotz aller Vereinfachung der Form wieder mehr von lebensvolleren Darstellungen ausgehen. In den „Einundzwanzig Zeichnungen der späten Jahre", die der Verlag Gebr. Mann in Berlin mit ausgezeichneten Reproduktionen herausgegeben hat, wird diese Stilausweitung deutlich, die von der Reife eines reichen künstlerischen Lebens zeugt.

Käthe Kollwitz ist fast 78 Jahre alt geworden. Sie durfte sich demnach vollenden, ihre künstlerische Kraft ausschöpfen. In ihren Tagebuchaufzeichnungen, die von ihrem Sohn im Gebr.-Mann-Verlag, Berlin, herausgebracht worden sind, schreibt sie als kaum Neunundvierzigjährige: … Ein so stilles Gefühl war in mir, dass ich mir dachte: Wenn das Alter diesen Frieden mit sich bringt, dann verstehe ich, dass alte Leute aus diesem Leben nicht freiwillig scheiden. Der Jüngere, Tätige, sieht nur in ihnen die verfallende Kraft, aber der Alte selbst erlebt in sich Neues, den ihn immer mehr erfüllenden Gottesfrieden. Wenn das so ist, so ist ein Stillstand nur nach außen da, er selbst hat das berechtigte Gefühl der Weiterentwicklung, das ihn davon abhält, sein Leben zu beendigen.Es kommt immer darauf heraus, dass nur das für einen Wahrheit ist, was empfunden wird. Die Altersgefühle, die noch nicht erlebt sind, sind uns noch fremdes Gebiet. Es ist in dem Kellerschen Sinn eine „Frechheit dem Leben gegenüber“ in dem Alter keinen Wert zu sehen."

Wir wollen hoffen, daß der verdienten Künstlerin und urwüchsigen Ostpreußin ein Lebensabend dieser Art, trotz Bombennächten und Kriegsverknappungen, geworden ist. Dr. G. R.

 

 

Seite 10   Wir gratulieren

Am 1. August 1952 begeht in seltener Frische Frau Charlotte Gramsch - Rodelshöfen, geb. von Stosch ihren 80. Geburtstag. Als Frau des Landrats von Braunsberg, des späteren Oberpräsidialrats in Königsberg und Regierungspräsidenten von Allenstein, Gumbinnen und schließlich Königsberg hat sie unsere Heimatprovinz in allen ihren Teilen kennengelernt. Jahrelang hat sie, auch als Provinzialvorsitzende, im Vaterländischen Frauenverein vom Roten Kreuz, der damals größten Frauenorganisation, gewirkt. Seit 1919 lebte sie auf dem Familiengut, dessen Leitung sie nach dem frühen Tode ihres Mannes jahrelang selbst geführt hat. Nach dem Schrecken der Flucht hat sie in Hannover ein Heim gefunden, von dem aus sie mit ihren Kindern in dauernder Verbindung steht und den Verkehr mit vielen Landsleuten aufrechterhalten kann. Wir wünschen der Jubilarin beste Gesundheit und einen noch recht gesegneten Lebensabend!

 

 

Seite 10   Suchdienst der Heimatortskartei für Ostpreußen

Wenn Ihnen über den Verbleib der Gesuchten etwas bekannt ist, geben Sie, bitte, direkt Nachricht an die Heimatortskartei für Ostpreußen – (24b) Neumünster, Postfach 178. – Es werden gesucht:

291. Abbau, Kreis Insterburg, Rommler, Erich, geb. 02.12.1929, Schmiedelehrling, ges. von Rommler, Wilhelm

292. Angerbrück, Kr. Insterburg, Dehn, Ida, geb. Roeckner, geb. ?, ges. von Zittinger, Elfriede,

293. Angerbrück, Kr. Insterburg. Dehn, Martin, Rentner, ges. von Zittinger, Elfriede

294. Angerbrück, Kr. Insterburg, Petri, Elise, geb. Podszweit, geb. 12.06.1905, ges. von Schüßler, Auguste.

295. Angerbrück, Kr. Insterburg, Zacharias, Hans, geb. 03.12.1929, ges. von Zacharias, Johann

296. Angerlinde, Kr. Insterburg, Feige, Karl, geb. 12.11.1889, Landwirt, ges. von Feige, Auguste.

297 Angerlinde, Kr. Insterburg, Jessat, Fritz, geb. 11.01.1887, Arbeiter, ges. von Wichowski, Marie.

298. Angerlinde, Kr. Insterburg, Kossack, Martha, geb. 17.02.1912, ges. von Kossack, Carlotte.

299. Angerlinde, Kr. Insterburg, Skibba, Aug. Adolf , geb. 14.08.1895, Forstsekretär, ges. von Skibba, Jutta.

300. Angermoor, Kr. Insterburg, Schneider, Lena, geb. 10.12.1895, Forstsekretär, ges. von Eglinski, Heinrich

301. Angermoor. Kr. Insterburg, Sroweleit, Wilhelmine, geb. 12.01.1865, ges. von  Wurft?, Johanna.

302. Aulenbach, Kr. Insterburg, Eschmann, Hermann. geb. 14.09.1897, Landwirt, ges. von Eschmann, Fritz

303. Aulenbach. K, Insterburg, Flath, Frieda, geb. Eschmann, geb. 28.08.1907, ges. von Eschmann, Hugo

304. Aulenbach, Kr. Insterburg, Gettkandt, Paul, geb. 24.07.1905, Straßenwärter, ges. von Gettkandt, Paul

305. Aulenbach. Kr. Insterburg, Guddat. llse, geb. 28.05.1926, ges. von Kulinna, Eva

306. Aulenbach. Kr. Insterburg, Markowski, Paul, geb. 01.08.1879, Ziegler, ges. von Makowski, Karl.

307. Insterburg, Adomeit, Ida, geb. Kiupel, geb. ?, ges. von Huse, Friedrich.

308. Insterburg, Datke oder Radtke, Elisabeth, geb. 20.07.1904, Angest. Ges. von Radtke, Helene.  309. Insterburg, Danielzik, Ida, geb. 27.01.1901, Hebamme, ges. von Danielzik, Sigfried.

310. Insterburg, Daumann, Fritz, geb ?, Glasermeister, ges. von Horn, Marta.

311. Insterburg. Deike, Bertha, geb. Gendszus, geb. 06.08.1867, ges. von Gazenser, Marie.

312. Insterburg. Derkwill, Anna, geb. 03.07.1906, Arbeiterin, ges. von Derkwill, Horst.

313. Insterburg, Fuchs, Artur, geb ?, Telegrafenbauführer, ges. von Dehlert, Johanna.

314. Insterburg. Gerwien, Emil, geb. 09. 01.1900, Holzmeister, ges. von Böhnke, Martha.

315. Insterburg. Gromwald, Max, geb. 11.03.1888, Kaufmann, ges. von Grornwald, Ida.

316. Insterburg. Gronau, Erna, geb. Schwenkler, geb. 06.02.1903, ges. von Schwenkler, Ida.

317. Insterburg.Grüttner, August, geb. 09.05.1867, ges. von Hesse, Emma.

318. Insterburg. Guddat, Fritz, 70 Jahre, ges. von Rümenapf, Georg.

319. Insterburg. Haak, Fritz-Wilh., geb. 02.031894, Eisenbahnwärter, ges. von Blaschinski, Gerhard.

320. Insterburg. Habermann, Emil, geb. 09.04.1899, Landwirt, ges. von Hennig, Johanna.

321. Insterburg. Habermann, Hermann, geb. 11.11.1890, Kaufmann, ges. von Habermann, Gustav. 322. Insterburg. Hallmann, Richard, geb. 31.05.1905, Kellner, ges. von Kurpjahn, Otto.

323. Insterburg. Haugwitz, Brigitte, geb. 21.04.1928, ges. von Haugwitz, Franz.

324. Insterburg. Heß, Hermann, geb. 19.05.1888, ges. von Heß, Auguste.

325. Insterburg. Hoffmann, Erika, geb. 27.07.1919, ges. von Hoffmann, Siegfried.

326. Insterburg. Hüt oder Hük, Karl, geb. 19.03.1889, Eisenbahnb., ges. von Hük oder Hüt, Elise. 327. Insterburg. Jablonski, Reinhold, geb. 1913, Steuerb., ges. von Gundlach, Kurt.

328. Insterburg. Justus, Richard, geb.08.05.1880, ges. von Tengler, Elisabeth.

329 Insterburg. Kaiski oder Kalski, Maria, geb. Stiemann, geb. 12.02.1880, ges. von Stiemann, Franz.

330. Insterburg. Kerwel, Lina, geb. Klabschus, geb. 31.01.1903, ges. von Klabschus, Arno.

331. Insterburg. Kewitz, Franz-Friedrich, geb. 23.08.1888, Eisenbahnheizer, ges. v. Kewitz, Helmut. 332. Insterburg. Klabschus, Bruno, geb. 06.06.1911, Metzger, ges. von Klabschus, Arno.

333. Insterburg. Knopf, Grete, geb. 24.11.1926, Hausangestellte, ges. von Knopf, Magdalena.

334. Insterburg. Kohnn oder Kuhn, Frieda, geb. Kerinski, ges. von Kuhn oder Kohn, Bruno.

335. Insterburg. Krahn, Eugenie, geb. Neumann, geb. 1913, ges. von Krause, Hedwig.

336. Insterburg. Krause, Erika, ca. 36 Jahre, ges. von Böhnke, Minna.

337. Insterburg. Kuschat, Willi, geb. 05.07.1910, Klempner, ges. von Kuschat, Karl.

338. Insterburg. Lehmann, Minna, geb. Meier, geb. 05.03.1880, ges. von Kantriem, Paul.

339. Insterburg. Kuschneweit, Horst, ca. 29/30 Jahre, ges. von Leonhardt, Lieselotte.

340. Nattkischken, Tilsit-Ragnit. Tienekow, Elisabeth, geb. Adomeit, geb. 22.01.1903, ges. von Reimann, David.

 

 

Seite 10   Suchanzeigen

Frau Frida Elsbeth Osbahr aus Gumbinnen, Bismarckstr. 25, letzte Nachr. aus Danzig 24. Januar 1945, wird gesucht von Frau Ingeborg Köhler, Düsseldorf, Liebfrauenstraße 21.

 

Paul Puck, Königsberg/Pr., Hoffmannstraße 20, zuletzt Adjutant beim Volkssturm in Kbg./Ponarth, Fichteschule, Fichteplatz. Wer kennt ihn? Wo befinden sich seine Angehörigen? Nachricht erbet. an Frau Gertrud Kowalewski, Minden/W., Lindenstraße 33 II.

 

Fliegerhorst Eichwalde, Kr. Labiau! Wer nahm in den Sommerferien im Juli 1944 an einem HJ.Nachr.-Lehrgang dort teil? Nachr. erb. an Benno Gronau, 24b Geeschendorf bei Schwartbuck, Schönberg-Land.

 

Hausbesitzer Paul Lambrecht u. Frau Käthe geb. Hagen, Königsb./Pr., Yorkstraße 46, werden gesucht von Ella Winkelmann (fr. Königsberg/Pr., Jägerhof 9) jetzt Meisenheim a. Glan, über Bad Kreuznach, Schloßplatz.

 

Frau Auguste Lopp, geb. Potreck, wohnh. Schmoditten, Kr. Pr. Eylau wird gesucht von Frau Anna Both, geb. Biller, Wustrow, Fehlstr. 42, Kreis Lüchow.

 

Hans Glätsch, geb. 1919 Zeyden bei Kronstadt/Rumänien, Soldat bei den Panzern, letzte Nachr. aus einer Fahrschule in Ostpr. Ausk. erb. Ella Veit, Braunschweig-Querum, Eitelbrodstraße 2.

 

Kurt Liedert, geb. 08.12.1892, aus Tilsit, Grünwalderstraße 56 II, arbeitete zuletzt als Bandagist in Königsberg bei Firma Königstein. Im August 1945 wurde er im CPU-Lager Schleiermacherstraße in Kbg. gesehen. Wer kann Auskunft geben? Nachr. erb. die Ehefrau Anna Liedert, Neumarkt/Oberpf., Sdlg. Wolfstein, Singenthalstraße 15b.

 

Familie Springer, Königsberg, Mozartstraße 41, und Frau Wally Schmidtke, Kbg., Alter Garten 7, werden gesucht von Frau Margarete Hollstein. 20b Fümmelse 4 über Wolfenbüttel.

 

Königsberger! Frau Helene Schlesier, verw. Lindtner, geb. Müller, geb. 09.10.1906 in Graudenz, zuletzt wohnh. Kbg./Pr., Schönfließer Allee 22, beschäftigt bei der Stadtverwaltung, Amt für Wirtschaft und Statistik, wird gesucht von Anni Skronn, Bissendorf/Hannover 39.

 

Marie Manthey und Tochter Christel, zul. wohnh. Kbg./Pr., Rehsteg 28, werden gesucht von Emil Manthey. Bad Aibling/Obb., Gartenstraße 7.

 

Franz, Friedrich Marklein, geb 23.06.1886 zu Königsberg. Gestorben am 12.10.1915 in russ. Kriegsgefangenschaft. Wer kannte meinen Mann vor dem ersten Weltkrieg und kann Auskunft über seine damalige Tätigkeit geben (Rentenangelegenheit). Frau Elis. Marklein, Klein-Wittensee, Krs Eckernförde.

 

Direktor Mielke und Stadtsekretär Gudat von d. Städt. Krankenanstalten in Königsberg/Pr., Hinter Roßgarten, werden in einer Rentenangelegenheit von Spätheimkehrerin gesucht. Nachr erb. Frau Frida Selzer, Bremen Flüchtlingsamt, Gustav-Deetgen-Allee 2.

 

Fa. Albert Keichel, Kolonialwaren en gros, Kbg./Pr., Weidendamm und Fa. Carl Dorno, Kolonialwaren-Großhandlung, Königsberg/Pr.! Inhaber od Angestellte beider Firmen werden zur Wiederbeschaffung von Zeugnissen und evtl. Versicherungsunterlagen gesucht von Sven Opialla, (23) Wilhelmshaven, Weserstraße 21.

 

Martin Schulz, geb. 26.10.1924 zu Königsberg/Pr., Pol.-Insp.-Anw. Polizeipräsidium Kbg./Pr. Letzte Heimatanschrift: Kbg./Pr., Hippelstraße 19, bei Scheller. Er war Gefreiter beim Gren.-Ers.-Batl. 389 (Stammkomp.) in Sensburg, laut Nachricht vom 16.01.1945 erkrankt im Revier, versuchte am 25.01.1945 mit einigen Kameraden die Krankensammelstelle Königsberg zu erreichen. Seitdem fehlt jede Spur. Seine Erkennungsmarke war beschriftet - 5866 - 1, I.-E.-B. 1. Nachr. erb. Witwe Ida Schulz, geb. Klamanski, (20) Kleinburgwedel 19. Krs. Burgdorf/Hann.

 

Franz Scheller, geb. 04.07.1888 in Naitschlauken, Krs. Tilsit, wohnh. Kbg./Pr., Hippelstr. 19, Reichsb.Obersekretär auf dem Hauptbahnhof Kbg./Pr., soll sich am 06.04.1945 noch in seiner Wohnung befunden haben und später in Pr.-Eylau gesehen worden sein. Nachr. erb Witwe Ida Schulz. (20) Kleinburgwedel. Krs. Burgdorf/Hannover.

 

Msch.-Gefr. Bruno Blaudschun, kam im November 1944 vom Marinelager Thorn unt. Feldpostnummer 16 990 zum Einsatz. Wer kennt ihn? Um Nachr. bittet Fr. Blaudschun, Bln.-Waidmannslust, Hubertusstraße 18.

 

Erich Herrendörfer, geb. 26.03.1921, Groß-Bloßkeim, Kr. Rastenburg, Obergefr., Feldpostnummer 28 952 B, vermisst seit 28.03.1944 in Lappland und Gefr. Fritz Herrendörfer, geb. 29.10.1925, Groß-Bloßkeim, Krs. Rastenburg, Feldpostnummer 21571 E. Januar 1945 bei Insterburg eingesetzt. Letzte Nachricht vom 08.01.1945. Wer kann Auskunft geben? Nachr. erb. Herm. Herrendörfer, Brelingen 70, Krs. Burgdorf/Hannover.

 

Minna Koehn, geb. Brattumil geboren 26. 04.1902, Ehefrau des Orthopäden Willy Koehn, zuletzt wohnhaft Königsberg-Liep, Kärntener Weg 27-29. Vermisst seit russ Einmarsch. Nachr. erb. Frau Anna Frost-Brattumil, Ensingen-Vaihingen/Enz, Bahnhofstiaße 189.

 

Gerda Fischer, geb. 21. Okt. 1923, Lena Fischer und Anna Fischer, zul. wohnhaft Seerappen, Kreis Samland. Letzte Nachr. v. Sommer 1946, werden gesucht von Kurt Fischer, Nürtingen/Neckar, Kirchstraße 17.

 

Erwin Schröder, geb. 03.09.1925. Feldpostnr. 30 305 B. Letzte Nachr vom 25.01.1945 aus Kurland und Helmut Schröder, geb. 11.06.1927, 1945 bei Fischhausen/Ostpr. zur Wehrmacht eingezogen, werden gesucht von Erika Fischer, Nürtingen/Neckar, Kirchstraße 17.

 

Lore Kreuz, geb. 26.11.1925, zul. wohnhaft Heiligenbeil, Kastanienweg 17, wird gesucht von Frau Waltraud Ukat, geb. Kniffke (20a) Suhlendorf 26, Kreis Uelzen, früher Heiligenbeil, Sudetenlandweg 8.

 

Achtung! Litauen-Heimkehrer! Lothar Barkowski, geb. 13.06.1928 Königsberg/Pr., Baczkostraße 37 Er soll Januar 1947 infolge Hungersnot nach Litauen gegangen sein. Auskunft erb. Willy Barkowski, Weilburg/Lahn, Rudolf-Dietz-Straße 6.

 

Max Sbresny, geb. 03.11.1921 In Julienhöfen, Krs. Sensburg. Letzte Nachricht Januar 1945 aus Schloßberg-Gumbinnen. Truppenteil: Kav.-Rgt., Totenkopfstand., Rgts.-Stab. Letzte Feldpostnummer unbekannt. Er war 1,75 m groß, dunkelblond, hatte graue Augen und ein längliches schmales Gesicht, war am linken Arm verwundet. Um Nachricht bittet Fam. Friedrich Sbresny, Großburgwedel Nr 67. über Hann.  

 

Bauer Richard Pichler aus Schirnau, Kr. Wehlau, geb. 31.12.1892 Bauer Richard Zahlmann aus Neuwiese, Kr. Labiau, geb. 26.10.1901 Obgefr. Letzte Feldp.-Nr. 57899 C. Uffz. Fritz Kaufmann aus Insterburg, Frau Elise Gradlowski. geb Kasmekat, Königsberg, Hindenburgstr.52, geb. August 1867, werden gesucht von Frau Friedel Blaszczyk geb. Wollmann, Duisburg-Hamborn, August-Bebel-Platz 6

 

Frau Meta Kuhr, geb. Kiewitt, ca 63 Jahre alt, aus Königsberg, Oberhaberberg 81, wurde evakuiert, unbekannt wohin. Dr. Walter Gronau und seine Ehefrau aus Königsberg, Hammerweg 19a, Praxis; Schiefer Berg. Wer kann über die Gesuchten Auskunft geben? Porto wird erstattet.Nachr. erb. Herbert Plaumann, Hannover-Linden, Weckenstraße 9 II

 

Karl Saar, geb. 22.09.1926 in Gora, Krs. Mogilno, Provinz Posen, zuletzt wohnhaft Hopfengarten, Krs. Bromberg, Provinz Posen, Obergrenadier, Feldpost-Nr. 23 631 B. Letzte Nachr. vom 15.01.1945 aus Ostpreußen, wird gesucht von Frau Johanna Saar, (20a) Fuhrberg 115, Krs. Burgdorf/Hannover.

 

Berta Kloß, geb. Neumann, geb. 21.03.1899, mit Mann und Kindern und Mutter Johanne Neumann, geb. Aspodin, geb. am 18.09.1858, früher wohnhaft Colm bei Wehlau. Auguste Neuman oder Neumann, geb. 13.11.1885 blind, wohnhaft Königsberg/Pr, Blindenanstalt auf den Hufen. Gutsherr Edgar Panzer und die Belegschaft von Gut Köwe bei Goldbach, Kreis Wehlau werden gesucht von Frau Anna Thienert, 20 Helmenkamp bei Celle/Hannover (früher Köwe bei Goldbach, Kreis Wehlau).

 

Anna Sachs und Familie Paul Friese, Ehefrau Frieda, geb. Wölm, geb. in Stettenbruch, sowie Töchter Gisela und Edith, Sohn Günter, alle geb. in Neu Rosenthal, Kreis Rastenburg, werden gesucht von Frau Frieda Küßner-Schemionek, geb. Schettat, z. Zt. Nordsulingen 20, Bez. Bremen (früher: Neu-Rosenthal und Königsber, Sackheim 36).

 

Königsberger! Wer weiß etwas über das Schicksal von Edith Lange, geb. 22.05.1936, Unterhaberberg 8c? Eltern verstarben dort 1946/47. Kind Edith blieb am Leben und soll von den Russen ins Waisenhaus geschafft worden sein. Wer war mit ihr zusammen oder kann Auskunft geben? Nachricht erbittet Herta Bartel, Bad Pyrmont, Humboldstraße 14.

 

Erich Robert Schwarz, geb. am 15.08.1907 in Adl. Wolla, Kreis Lötzen, Beruf: Techn. Reichsbahninspektor, wurde am 07.02.1945 zur Wehrmacht eingezogen und befand sich zuletzt in einer Ausbildungskaserne in Klösterle a. d. Adler (Böhmen-Mähren). Letzte Anschrift und letzter Brief vom 17.03.1945 aus Klösterle a. d. Adler über Denftenberg: 2. Ausb.-Komp./Jg. E.- und A.-Batls. 49. Die Einheit verließ Klösterle am 05.05.1945 nach Auskunft des Volksbundes für Kriegsgräberfürsorge. Wer kann über den Verbleib meines Mannes Auskunft geben? Nachricht erb. Elfriede Schwarz, geb. Kukowski, Schweskau 25 über Lüchow/Hannover (früher Lyck, Straße der SA 13)

 

Ob.-Gefr. Kurt Kukowski, geb. 20.09.1911 in Lyck. Beruf: Justizinspektor, Feldpostnummer 20938, ist seit dem 17.03.1943 vermisst. Er befand sich im Raum Woronesch und wurde am 17.01.1943 mit einigen Kameraden von Rossosch nach Alexeyjewka abkommandiert. Nachts drangen feindliche Panzer in den Ort. Wer kann mir über das weitere Schicksal meines Bruders Auskunft geben? Nachricht erb. Elfriede Schwarz, geb. Kukowski, Schweskau 25 über Lüchow/Hannover.

 

Friedrich Schröter, Wachtm., geb. 10.01.1920, zuletzt 4. Marsch-Komp. Fla.-Ers.-Batl. Mot. 31 Heiligenbeil und Soldat Karl Schröter, geb. 22.09.1926, zul. Falsen-Poperwahlen/Lettland (Heimatanschrift von beiden: Forsthaus Kl.-Neimersdorf, Post Sommerau Kreis Rosenberg, Westpr.) werden gesucht von ihrem Vater, Förster a. D. Ernst Schröter. Nachricht erbittet an Henriette Schröter, Gimmersdort (Mehlem), Bonn-Land.

 

Wulf, Fritz, geb. 31.01.1887 in Dargen, Krs. Samland, war bis zuletzt am Heereszeugamt Königsberg-Holländerbaum tätig. Kurz vor der Kapitulation noch im Seemannsheim als Sanitäter eingesetzt. Wer kann über den Verbleib meines Mannes Auskunft geben! Nachr. erb. an Wulf, Anna. Landshut/Bay., Johannisstraße 18 I.

 

Luise Neumann, Witwe, letzter Wohnort Königsberg-Seligenfeld, Wehrmachtssiedlung. Wer kann über ihren Verbleib Auskunft geben? Nachr. erb. Gerhard Samland, Westenfeld 5a über Uchte.

 

Lorenz, Gerhard, Grenadier der Feldpostnummer 31 772, geb. 02.01.1923 in Königsberg, Hippelstraße 3. Letzte Nachricht vom 10.01.1945 aus dem Mittelabschnitt Ost. Nachricht erb. an Wilh. Grube, Rieden 123 über Amberg/Opf.

 

 

 

Seite 1   Familienanzeigen

Am 4. Mai 1952 starb in unserer Heimat, nach langem, schmerzensreichem Krankenlager, gestärkt durch die Gnadenmittel unserer Kirche, mein herzensguter Mann, unser lieber Vater und Großvater, der prakt. Arzt Augustin Pollakowski, im 75. Lebensjahr. Es trauern um ihn: Frau Maria Pollakowski, geb. Kirstein, Bischofsburg. Dr. med. Godehard Pollakowski und Frau Lisa, geb. Schraut, Wilhelmshaven. Gerda Poersch, geb. Pollakowski, Ärztin und Dr. Günter Persch, Ostseebad Kellenhusen. Hiltrud Böhm, geb. Polakowski und 7 Enkelkinder. Die Beerdigung hat am 7. Mai 1952 in Bischofsburg stattgefunden.

 

Nach langem, schwerem Leiden nahm Gott der Herr am 2. Mai 1952 unsere unvergessliche und treusorqende Mutter, Frau Käthe Francke, geb. Kaltenthaler, früher Gumbinnen, Luisenstraöe 1, im 75. Lebensjahre zu sich in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Franz Francke, Bankvorstand a.D. Lina und Anni Francke. Bad Soden-Salmünster, Hauptstr. 18.

 

Mitten aus seinem Schaffen entriss uns der Tod zu früh am 7. Juni 1952 meinen sehr geliebten Mann, unseren herzensguten Onkel, den Univ.-Prof. Dr. med. Curt Goroncy (aus Königsberg/Pr. und Greifswald) im Alter von 56 Jahren. In tiefer Trauer: Frau Helene Goroncy, geb. Schmidt. Helmut Gronen und Frau.

 

Am 28. Mai 1952 entschlief im 76. Lebensjahr nach langer Krankheit unser lieber Vater, Großvater und Urgroßvater, Kaufmann Gustav Eberhardt aus Locken, Kr. Osterode, Ostpr. Er folgte unserer lieben Mutter Lydia Eberhardt, die am 21.07.1948 in die ewige Heimat abberufen wurde. Marie Eberhardt. Erna Lankau, geb. Eberhardt. Richard Lankau, Lehrer in Eckernförde. Dietrich Lankau, Lehrer in Hamburg. Annemarie Gerke, geb. Lankau. Willi Gerke, Lehrer in Berlin-Hermsdorf. Hans-Joachim Gerke. Eckernförde, im Juni 1952 Prinzenstraße 53

 

Am 17. April 1952 entschlief unerwartet, 4 Tage vor ihrem 72. Geburtstag, meine innigstgeliebte, herzensgute, stets für mich sorgende Mutti, Frau Wllhelmine Hinz geb. Karth, Fischhausen (Ostpr.) Sie folgte ihrem lieben Sohn, meinem unvergesslichen Bruder, Kurt Hinz,  gefallen am 26. Juni 1944 in Italien. In unermesslichem Schmerz Lotte Hinz Leichlingen (Rheinland), Mittelstraße 59.

 

Mit großer Trauer zeigen wir den Heldentod unseres lieben Neffen, des Gefreiten Claus Stach (ROB) geb. am 26. April 1926 in Alfredshof, Kr. Neidenburg (Ostpreußen), zuletzt wohnhaft in Ortelsburg, Burgstraße 1a, an. Er fiel am 13. Januar 1945 bei Nowa Slupia im Weichselbogen bei einem russischen Großangriff. Für alle Angehörigen: Ellen Hagen, Frankfurt (Main), im Mai 1952 Feuerbachstraße 19

 

Am 21. April 1952 verschied mein herzensguter, treusorgender Mann, Eisenbahner Änton Roski aus Mehlsack, Ad.-Hitler-Str. 9, im Alter von 46 Jahren. In stiller Trauer: Olga RoskI, geb. Moschall. Uelzen, Karlstraße 13a. Die Beerdigung hat am 25. April 1952 in Uelzen von der Friedhofskapelle aus stattgefunden.

 

Zum Gedenken! In stiller Trauer gedenke ich meiner Lieben, die vor fünf Jahren in Königsberg ihr Leben lassen mussten, Gertrud Buhrke geb. Schwarznecker, Wolfgang Buhrke, 5 Jahre. Günter Buhke, 12 Jahre.Hildegard Buhrke, 19 Jahre. Die Liebe war's zum Heimatherde, drum habt an Flucht Ihr nicht gedacht. Nun ruht Ihr dort in kühler Erde, kein Kreuz noch Hügel schmückt Euer Grab. Walter Buhrke. Königsberg (Pr.), Gr. Sandgasse 10, jetzt Berlin SW 61, Kreuzbergstraße 78.

 

Die glückliche Geburt einer Tochter geben bekannt, Martin Philipp u. Frau Ordaly, geb. Schott, Osterode (Ostpr.), jetzt Kiel-E‘hagen, im Mal 1952. Tiroler Ring 409.

 

Fern unserer geliebten Heimat, noch jenseits der Oder/ Neiße, erlöste Gott, der Herr, am 18. April 1952 meinen geliebten, treusorgenden Mann, unseren herzensguten Vater, Bruder, Schwager und Onkel, Bauer Guftav Kirschnick aus Gr.-Ottenhagen Kr. Samland. In stiller Trauer, Frieda Kirschnick geb. Schirmacher. Ingrid Kirschnick, poln. besetzte Ostgebiete. Lucie Kirschnick, Lindau-Bodensee, Herbergsweg 11.

 

Anlässlich meines 60. Geburtstages sind mir nicht nur aus allen deutschen Zonen, sondern auch aus Übersee so viele herzliche Glückwünsche zugegangen, dass es mir unmöglich ist, jedem Einzelnen für seine Treue zu danken. Wir kämpfen weiter gegen jeden Bruderkrieg und fordern Wiederherstellung des geeinten Deutschen Volkes unter Preußens altbewährter Führung!

Treudeutsch! Dr. Gotthart - Götz Ammon (früher: Tilsit, Insterburg und Königsberg i. Pr.) jetzt: (17b) Endingen a/K., Süd-Baden

 

 

Seite 12   Sportvereinigung ASCO

Ein Stück ostpreußischer Rasensportgeschichte: Sportclub Ostpreußen 02 – Akademischer Sportclub 05

Fotos: Oben links: ASCO-Frauen-Staftel nach einem siegreichen Großstaffellauf im Jahre 1925. Bild oben rechts: Dr. Schmidtke, der sich um die Sportvereinigung ASCO hervorragende Verdienste erworben hat. Er war der erste Jugendleiter und lange Jahre Leichtathletikobmann und zur Zeit des 30. Jubiläums 2. Vorsitzender.

Bild unten rechts: Siegreiche ASCO-Seniorenstaftel beim Staffellauf Cranz-Königsberg am 24. Mai 1925. In der Mitte Dr. Schmidtke mit dem Pokal, links von ihm Aland, rechts Gerhard Klugkist, ASCO-Leiter von 1935 - 1939, heute noch in russischer Kriegsgeiangenschalt. Sämtl. Aufn.: Archiv.

Bevor am Beginn der Jahrhundertwende die Gründung von Rasensportvereinen in Königsberg und Ostpreußen ins Auge gefasst werden konnte, musste erst die wenig für den Sportgedanken empfängliche Bürgerschaft wachgerüttelt werden. Ebenso standen damals Presse, Behörden und Schulen dem Sport vollständig fern. Umso höher ist es zu veranschlagen, dass sich trotz solcher Widerstände aus reinem Idealismus Männer fanden, die den erstarrten Formen des Turnens die befreiende Idee des Rasensports entgegensetzten.

Von den beiden Ursprungsvereinen des Asco - SC Ostpreußen und Akademischer SC - ist der SCO der ältere. Er wurde am 1. August 1902 von Alfred Hirsch mit 7 Kameraden ins Leben gerufen. Die Clubfarben waren schwarz-weiß, das Abzeichen der heraldische Adler auf weißem Grund. Von diesen Männern lebt noch Arthur Waldheyer. Der erste Sportbetrieb wurde auf dem Zirkusplatz vor dem ehemaligen Steindammer Tor aufgenommen. Schon 1903 konnte der SCO beim ersten leichtathletischen Sportfest auf dem Walter-Simon-Platz beachtliche Erfolge erringen. Neben Fußball und LA im Sommer wurden im Winter regelmäßig Turn- und Schwimmabende in der Palästra Albertina abgehalten. Bereits 1905 hatte der Club eine Anzahl internationaler Mitglieder in seinen Reihen, Schweden und Norweger, durch die ein geregeltes Eishockey-Training eingeführt wurde. Mitglieder des SCO waren auch Pate bei der Gründung alter Provinzsportvereine, das SC Elbing 05, des SC Preußen Insterburg und des SV Labiau. Ein Mitglied des ASC war Mitbegründer von „Lituania" Tilsit.

Durch Gewinnung von Universitätsprofessor Dr. Kühl zum Ehrenvorsitzenden und vieler ideell eingestellter Mitglieder wurde bereits nach wenigen Jahren das für die damalige Zeit sehr kühne Projekt eines eigenen Sportplatzes mit kleinem Clubhaus verwirklicht. Es war jenes bekannte Gelände hinter der Oberteichterrasse, das am 16. Juni 1906 unter allgemeiner Anteilnahme der Bevölkerung und Behörden, an der Spitze Oberpräsident von Moltke, als „Ostpreußenplatz" eingeweiht wurde. Die leichtathletischen Leistungen standen schon auf beachtlicher Stufe.

Die Gründung des Akademischen Sportklubs in Königsberg entsprang dem Wunsch der beiden Studenten Gustav Sembill und Hans Kallmeyer, die am 19. April 1905 mit einem Dutzend Kommilitonen den ASC ins Leben riefen. Sembill war sein erster Vorsitzender. Kein anderer Sportverein im Osten hat jemals eine so rasche und erfolgreiche Entwicklung durchgemacht wie der ASC. Das später so berühmt gewordene Klubheim war in der Palästra Albertina. Während man anfangs auf dem dortigen Hof oder auf sonstigen Streifen vor den Pferdeställen des Rennvereins in Carolinenhof trainierte, fand das Training 1906 auf dem neuen SCO Platz statt. Der große Organisator dieser Zeit war Gustav Sembill, der nicht nur in der Universität alle Sportenthusiasten zusammenführte, sondern auch die Plästra-Sportfeste von Jahr zu Jahr großartiger ausgestaltete, den Hochschulwettkampf Danzig-Königsberg ins Leben rief, der geistige Schöpfer des ersten ostdeutschen Hallensportfestes 1907 in der Tiergartenhalle war und 1908 mit anderen den Baltischen Rasen- und Wintersportverband gründete.

Sembill ging später nach Borneo und konnte erst nach dem ersten Weltkriege zu uns zurückkehren. Sein Ideenreichtum blieb auch später unerschöpflich. - Kallmeyer, der sich als Tiermaler bekanntlich in Ostpreußen einen berühmten Namen schuf, war damals der vielseitige und in jeder Beziehung moderne Trainer. Er beherrschte alles, Turnen und Schwimmen und vor allen Dingen die neuesten Techniken in der Leichtathletik. Besonders bekannt aber wurde er neben seinen LA-Erfolgen durch die Einführung der finnischen Eschen- bzw. Birkenholzspeere und einer neuen Speerwurftechnik, die er den Ostpreußen vermittelte. Er hat damit Grund für die späteren deutschen Rekorderfolge der Ostpreußen Mäser, Molles und Schlokat gelegt. Er war auch der Pionier des Eissports im Osten. Auf seine Initiative wurde 1906 das erste Eissportfest auf dem Oberteich gemeinsam vom SCO und ASC veranstaltet.

1907 wurde auch das Schlagballspiel vom SCO zusammen mit dem ATV Ostmark in Königsberg eingeführt, wozu Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen einen Ehrenpokal stiftete und an dem alle höheren Schulen und die Turn- und Sportvereine Ostpreußens teilnahmen. Seit 1907 übernahm Dr. Karl Fink, der später bekannte Professor der Frauenheilkunde in Königsberg, die Führung des SC Ostpreußen und brachte den Verein in unermüdlicher organisatorischer Arbeit bis 1914 zu großem Ansehen. Sein Verein führte von nun an alljährlich nationale LA Wettkämpfe, damals noch „olympische Spiele" genannt, auf dem eigenen Platz durch und das traditionelle Wettgehen Cranz - Königsberg, wobei Pohl (SCO) jahrelang Sieger blieb. Das erste ostdeutsche Hallensportfest 1907 in der Tiergartenhalle war eine Sensation.

Mit 1908 beginnt eine außerordentlich erfolgreiche Aera beider Vereine. Bei den Leichtathletikfesten auf dem SCO Platz sah man alljährlich berühmte Leichtathleten und Rekordinhaber, so aus Danzig Mandel und Uetwiller, Schulz aus Leipzig sowie, die Elite der Ostpreußen. Die Cranzer Sportwoche, die jetzt anlief, das große Sportfest des VfB Königsberg anlässlich der Einweihung seines eigenen Sportplatzes, das erste Sporttreffen des Baltenverbandes in Marienburg zeigten die rasche Ausbreitung des ostpreußischen Rasensports, wobei der hervorragende Diskuswerfer Stock (SCO), der Speerwerfer Kallmeyer (ASC) und Kurtzahn (SCO) zu bemerkenswerten Siegen kamen. Dr. Bechler (ASC) und Danzig lief 1908 100 m in 11,0 Sek. und gehörte zur deutschen Olympiamannschaft in London, wo er leider nur zweiter im Vorlauf wurde. Kurtzahn, der später sehr bekannte Professor der Chirurgie war es, der im Mai 1909 die großartige Leistung eines deutschen Rekords im Weitsprung aus dem Stand mit 3,015 m, schuf und am 31. Oktober 1909 diesen auf 3,14 m verbesserte (½  cm unter dem olympischen Rekord).

Während der ASC in den nächsten Jahren in der LA laufend Königsberger Bezirks- und Verbandsmeister wurde und das Hauptkontingent der siegreichen Mannschaften bei den Hochschulkämpfen Königsberg - Danzig stellte, übrigens auch die erste Kbnigsberger Groß-Staffel 1911 mit 15 Läufern à 400 m gewann, war der SCO auf anderen Gebieten Pionier. So führte er 1909 durch K. H. Wiede als neue Sportart das Hockeyspiel auf Rollschuhen in der Tiergartenhalle ein, das der Vorbereitung für Eishockey diente. 1911 wurde der erste Geländelauf in Juditten ausgetragen, wobei der SCO den Mannschaftssieg errang. Auch im Fußball kam es im SCO zu einer langsnm ansteigenden Form, während der VfB und Prussia Samland immer die Spitze hielten. 1912 gelang es dem SCO, mit dem VfB Breslau eine berühmte LA-Mannschaft nach Königsberg zu verpflichten, gegen die u. a. die beste Ostdeutsche 3-mal 1000-m-Staffel des SCO nur knapp unterlag. Die vier Königsberger, die 1913 das neue deutsche Sportabzeichen erwarben, waren Pohl, Jäger und Paul vom SCO sowie Sallet vom ASC.

1914 erschien das Jahr der großen Hoffnungen. Im Januar 1914 wurden die deutschen Meisterschaften i m Eisschnellauf in Kbg. ausgetragen, wo Wiede (SCO) und Weinberg (VfB) die vorzüglichen Organisatoren waren. Die Leistungsfähigkeit des Klubs wurde auf noch breitere Grundlage gestellt. Dorka, Lukas, Schmidt (ASC) waren hervorragende Sprinter und Mehrkämpfer, Sallet (ASC) ein beachtlicher Mittelstreckler. Der SCO beherrschte die langen Strecken. Der ASC errang im Schlagball wie im Hockey überlegene Siege. Die Universität Kbg. bezeichnet in einem Schreiben an das Ministerium den ,,ASC als den Schöpfer der volkstümlichen Übungen an der Universität". Da bereitete der erste Weltkrieg dem Aufstieg ein jähes Ende. Der Sport ruhte. Vom SCO fielen 32, vom ASC 35 Mitglieder auf dem Felde der Ehre.

Im März 1919 fanden sich die ersten Heimkehrer an den Übungstagen zusammen, und alte Freundschaften wurden erneuert. Da die Reihen beider Vereine stark gelichtet waren, so nahm der Plan einer Vereinigung beider Clubs rasch feste Form an. Am 25. Juni 1919 fand unter der Leitung von Wiede die Gründung der Vereinigung ASC - SCO, (später ASCO genannt), statt.

Diese glückliche Vereinigung unter alten und neuen geschulten Organisatoren musste einen glänzenden Aufstieg verheißen. Unter dem Vorsitz von Dr. Drescher, Dr. Becker, Lukas u. a. wurde der Club in Kürze auf breiteste Grundlage gestellt. Die LA-. Fußball-, Handball-, Hockey-, Schlagball-, Wintersportgruppen, vor allem aber die neu gegründeten Jugend- und Damenabteilungen wuchsen rasch. Außerdem wurden im Winter Turnen, Gymnastik und Geländeläufe gepflegt. Von allen Seiten strömte die Jugend uns zu. Der engere Vorstand wurde durch ausgezeichnete Fachleiter ergänzt, u. a. durch Paul Plohmann, Bob Franke, Bruno Neumann für Fußball. Die Jugend wurde in den ersten Jahren von Dr. Schmidtke, später von Brczinski, dann von Janert und anderen betreut. Dr. Schmidtke führte die LA lange Jahre zu großen Erfolgen.

Die Hockeymänner hatten in Dr. Alexewicz, später in Gebrüder Klose ihre ausgezeichneten Betreuer. Die Handballer führten Dr. Becker, Bellgart, später Plaschke ruhmvoll aufwärts. Der Wintersport hatte durch A. H. Wiede und Kallmeyer erfahrene und erfolgreiche Leiter. Das Boxen wurde von Hohmann geleitet. Vor allem aber war Frau Margarete Friedrich die großartige im Osten wohl unvergleichbare Leiterin der Frauen- und Schülerinnenabteilung.

Bereits 1921 hatten wir auf allen Gebieten eine schöne Erfolgsserie zu verzeichnen, 68 LA Siege. Besonders charakteristisch war das Jahr des 20-jährigen Jubiläums, 1922 das Jahr der Meisterschaften.

Der Asco war ostpreußischer Meister im Landhockey, Eishockey und Schlagball.

Dazu in der Leichtathletik der unbestrittene Meister im Bezirk und Verband, von 1921 bis 23 Doppelsieger beim Paul Reicke Großstaffellauf, der größten Vereinsmannschaftsprüfung im Osten.

Beim eigenen nationalen LA Sportfest waren über 5000 Zuschaur! Anwesend, die hochklassige Kämpfe gegen Reichsmannschaften sahen. Über die Ascojugend schreibt die Presse damals: „Sie ist die bestdruchgebildete Jugend Ostdeutschlands!" In zahlreichen Wettkämpfen war der Asco Vorbild. Siege in Memel, Tilsit, Insterburg, Allenstein, Heilsberg, Korschen Lötzen, Pr. Holland, Neidenburg, Marienburg, Danzig, Köslin und Stettin zeugen von dem sportlichen Glanz dieser Epoche von 1920 bis 1930 und von der Ausbreitung des Sports im Osten. Im Winter sah man die Tanzschule des Danziger SV zu Gast, während Fräulein Illen Michels für rhythmische Gymnastik verpflichtet war. Man muss sagen, dass ein solch umfassendes Sportprogramm, dazu noch überall erfolgreich, nur von ganz wenigen deutschen Rasensportvereind durchgeführt wurde.

Auch im Fußball hat sich Asco immerhin in der oberen Klasse gehalten. 1923 glückte es dabei, Ostpokalsieger zu werden. Unter B. Neumanns Führung gewannen wir die Meisterschaft gegen beste Provinzklasse wie MTV Memel, Preußen-Insterburg, SV Insterburg, Preußen - Gumbinnen und Rasensport Preußen Königsberg. Auch gegen den Baltenmeister VfB holten wir damals ein Unetschieden 1:1 heraus. 1927 holte sich Asco mit der Königsberger Fußballmeisterschaft einen zweiten Großsieg und buchte ferner Siege gegen SV Insterburg und Elbing. 1920 zählte der Club 300 Mitglieder. Diese Zahl steigerte sich bis 1923 auf 985, und auch nach der Inflation umfasste der Club bis 1936 immer über 500 Mitglieder.

Vom ersten Vorsitzenden bis zum letzten Schulobmann, vom ersten Fachleiter bis zum kleinsten Mannschaftskapitän, vom Rekordläufer bis zum jüngsten Junioren war diese sportliche Gemeinschaft von einer solchen Liebe zum Sport und hohem idealen Geist beseelt, dass sie bei allem sportlichen Können oft über sich hinauswuchs und zu unvergesslichen Erfolgen kam.

Besonders groß waren diese in der Leichtathletik. Klugkist I, der noch nach dem Kriege deutscher Armeemeister und vielfacher Baltenmeister über 100 m war, mit ihm Engel, Junius, von Oppenkowski waren Klassesprinter. Ihre 4 X 100 m-Staffel war jahrelang im Osten nicht zu schlagen. Sie wurden von den Nachwuchsläufern Mäser I, Glaß, Bruno, Lutz glänzend abgelöst In  den Strecken über 400 bis 800 m standen Janert, Bellgrt, Gaidus an vorderster Stelle. Vor allem aber beherrschte der Asco durch P. Dähnert, der zur deutschen Spitzenklasse zählte und bei den Deutschen Kampfspielen 1922 in Berlin Zweiter über 1500 m und 3000 m wurde, die Mittelstrecken. Mit seinen von ihm glänzend trainierten Kameraden Albrecht, Teschner, später auch Schwarz u. a. buchte der Club laufend im deutschen Osten Siege über Siege. So wurde u. a. die berühmte Breslauer 3 X 1000 m-Staffel von der des Asco mit Teschner, Albrecht, Dähnert auf dem Palästra-Platz 1923 in einem hinreißenden Endkampf geschlagen. Unter den Langstrecklern waren Prepens der erste, Skopnick und Hertel weitere Waldlaufmeister. Von Herman, Schielke, Skopnick, Gilde waren vielfache Sieger in den Strecken von 5 – 10 km, in den langen Staffeln und beim paarlaufen. (Fortsetzung nächste Ausgabe)

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