Ostpreußenblatt, Folge 50 vom 15.12.1956

Ostpreußenblatt

Folge 50 vom 15.12.1956

 

Seite 1   Foto: Am Landgraben in Königsberg (Winteraufnahme)

 

Seite 1   Im roten Teufelskreis

Die Geschichte lehrt, dass politische Regime, die sich stark und unerschüttert wissen davon nach außen, wenig Aufhebens machen. Der wirklich Mächtige und auch innerlich absolut Sichere braucht auf diese seine Stärke nicht unablässig und mit vielen Worten hinzuweisen. Wer dauernd in die Welt hinausschreit bei ihm seien alle Probleme gelöst und bei ihm sei das politische System gegen alle Stürme und Wandlungen der Zukunft für immer gesichert, gerät leicht in den Verdacht, mit großem Stimmenaufwand eine innere Unsicherheit übertönen zu wollen. Legt man diese alte und vielfach erprobte historische Erfahrung zugrunde bei der Beurteilung des sowjetrussischen Verhaltens in den letzten Wochen und Monaten, dann kann man daraus beachtliche Rückschlüsse ziehen. Angefangen von den polternden Rüpeleien eines Chruschtschow bis zu den „markigen" Äußerungen anderer Kremlgrößen („Wir sind stärker und geschlossener denn je". „Wir werden euch begraben" usw.) und bis zu den Kraftmeiereien eines Ulbricht und Girnus vernehmen wir hier genau jene „starken Töne", die immer dann gebraucht werden, wenn man anderes übertönen, wenn man vom Eigentlichen ablenken will. Seit die so gefährlich lockenden Flötenklänge der „Koexistenzmusik" jäh abgerissen sind, seit sich die Fratze der roten Tyrannei und Völkerversklavung der Welt wieder völlig ungeschminkt und demaskiert zeigt, werden die ältesten, verkratzten Platten der Sowjetdrohungen aus der Stalinzeit wieder aufgelegt. Man schimpft sich aus, man poltert und prahlt, lässt die Blitze auf irgendwie verdächtige Mitgenossen niederzüngeln, man verhaftet und man verschleppt und gibt der angeblich doch schon abgeschafften roten Geheimpolizei mit ihren Spitzeln und Zuträgern reichlich zu tun. Die Furcht vor den roten Zwingherren soll sich wieder verbreiten, die Sowjetbesatzungstruppen bei den Trabanten werden in ständiger Alarmbereitschaft gehalten und durch weitere Unterdrücker-Einheiten womöglich noch verstärkt. „Seht ihr, so mächtig und unwiderstehlich sind die Sowjets", sollen die anderen denken.

 

Der Ruf nach Freiheit

Fühlt sich nun die Moskauer Führungsgruppe wirklich so sehr souveräner Herr der Lage, wie sie sich nach außen den Anschein gibt? Gewiss, die dreihundert schwergerüsteten roten Divisionen der Sowjetmarschälle sind heute so gut eine Tatsache wie vor einigen Monaten. Im Bereich der Satelliten haben ihre Truppen in Wahrheit noch keine einzige Stellung geräumt. Die Sprache ihrer Panzer und Geschütze in Ungarn war unmissverständlich. Wo immer sich Völker um die Lockerung ihrer Sklavenketten bemühten, packte die Sowjetfaust hart zu. Nie und nirgends hat man sich bis heute zu solchen Zugeständnissen bereitgefunden, die eine auch nur teilweise Beseitigung der sowjetischen Kontrolle und Oberherrschaft bedeutet hätten. So könnte es denn scheinen, dass nach dem Geschmack der Kremlgrößen für sie „alles in bester Ordnung" sei.

 

Wie kommt es, dass dennoch in Moskau unbestreitbar alles andere als eine „fröhliche Siegerstimmung" herrscht, dass auch die massivsten Äußerungen und Reden dort so hohl und unglaubwürdig klingen? Das halbe oder ganze Dutzend der in der Sowjetunion heute entscheidenden Machthaber fühlt es recht deutlich, dass sie, die sich so gern immer als die einzigen Weltrevolutionäre, die großen Umstürzer und Verwandter fühlten, einer ganz neuen Sachlage gegenüberstehen. In ihrem weiteren Machtbereich zeigen sich Bewegungen und Entwicklungen, die nicht mehr in das starre System ihres Denkens und politischen Wollens passen und von denen sie nicht wissen, wohin sie schließlich führen werden. Es hat echte Volksaufstände und Empörungen gegeben, die sich diesmal nicht mehr gegen „bürgerliche Reaktionäre", sondern gegen den kommunistischen Zwang und gegen die erbarmungslose rote Sklaverei wenden. Der Ruf nach Freiheit, nach Menschenrecht und Menschenwürde erscholl aus Gebieten, die Moskau bis heute als seine ausschließliche Machtdomäne ansieht, und die ihn erhoben, waren nicht etwa „kapitalistische Diversanten und Agenten", sie waren Arbeiter, Bauern, arme Studenten und Jugendliche, denen doch nach Ansicht des Kreml der kommunistische Staat das wahre Paradies auf Erden bedeuten sollte. Nicht überall vollzog sich dieses seelische und geistige Aufbäumen gegen den roten Terror so offenkundig und so dramatisch wie in Ungarn. Der Vulkan brach dort mit Elementargewalt los. Anderswo grollt er bis heute nur, aber dass er auch dort arbeitet, kann kein Sowjetprominenter mehr leugnen.

 

Neue Kräfte

Man kann sich in Moskau nicht darüber täuschen, dass allein schon die Bilanz der ungarischen Erhebung für die Sowjets alles andere als glänzend oder auch nur befriedigend gewesen ist. Man hat die Städte in Trümmer geschossen und viele Tausende von Arbeitern und Bauern getötet. Man hat eine erbärmliche Trabanten-„Regierung" aus den letzten noch verfügbaren und kriminell besonders belasteten kommunistischen Handlangern gebildet. Man hat zugleich aber ein ganzes Volk für immer und unwiderruflich verloren und draußen in der Welt auch bei jenen den letzten Kredit eingebüßt, die immer noch den Biedermannstönen von der Moskwa gläubig gelauscht hatten. Man hat zum ersten Mal widerwillig erkennen müssen, dass hier im Vorland des Sowjetstaates Kräfte in Bewegung gekommen sind, die man weder mit Panzern noch mit Massenverschleppungen ausrotten und aus der Welt schaffen kann. Wenn die heutigen Kremlgewaltigen weniger „Apparatschiks" und Funktionäre und mehr wirkliche Erben einer Revolution wären, müssten sie aus der Geschichte — auch der der Arbeiterbewegung — wissen, dass echten neuen Ideen eine Kraft innewohnt, die sich auch gegen die schlimmste Tyrannei durchsetzt. Man kann gewiss mit roher Waffengewalt und polizeilichem Terror benachbarte Länder eine Zeitlang unterjochen und versklaven, gewinnen aber kann man sie damit nicht. Es wird sicher im Kreml auch Realisten geben, die sich heute schon eingestehen, dass das ganze Regiment im Satellitenbereich nur noch auf den Bajonetten und Panzern der Roten Armee „ruht" und dass das wahrlich keine solide Grundlage für eine dauerhafte Herrschaft ist. Andere, wie etwa ein Molotow und vielleicht heute auch schon wieder ein Chruschtschow und Bulganin, werden eine Wiederaufrichtung des „stählernen" Herrschaftssystems des kaukasischen Diktators empfehlen und für ein brutales Ersticken jeder selbständigen Regung eintreten. Auch sie aber werden es erleben, dass man auch im Osten die Uhren nicht einfach zurückstellen kann und dass größerer Druck aus der Moskauer Richtung unweigerlich verstärkter Gegendruck hervorrufen wird.

 

Nochmals Stalins Kurs?

Es liegt vielleicht eine bezeichnende Symbolik darin, dass zur Zeit wieder einmal das sogenannte bolschewistische „Heiligtum", die Gruft Lenins und Stalins, aus nicht genannten Gründen „für unbestimmte Zeit" dem russischen Publikum verschlossen wurde. Als Chruschtschow vor dem 20. Parteitag der Bolschewiki seine große Anklagerede gegen seinen Herrn und Meister gehalten hatte, war ganz Moskau davon überzeugt, dass in wenigen Wochen die einbalsamierte Leiche Stalins sang- und klanglos verschwinden würde. Tatsächlich wurde auch schon damals das Mausoleum vorübergehend „wegen Überholungsarbeiten" zugesperrt. Als es dann wieder geöffnet wurde, lag Stalin immer noch in seinem Glassarg, und man erzählte sich in Moskau, sehr maßgebende Mitglieder des Parteipräsidiums hätten sich gegen eine Überführung des vielgeschmähten „Chefs" nach Kaukasien gewandt. Um die „Abrechnung mit Stalin" ist es sehr still geworden, in Moskau wie auch in Pankow wurde in den letzten Monaten sogar manches Lobeswort für den „großen Genossen" gesprochen. Man darf daraus ohne weiteres schließen, dass auch im engsten Rat der „Kremlgötter", die ja selbst in der jüngsten Vergangenheit so hundertprozentig stalinistisch handelten, eine „neue Sicht" über Stalin befohlen worden ist. Bei der abermaligen Wiederöffnung des Mausoleums wird sich zeigen, welche Machtgruppe gesiegt hat. Ein neuer Totenkult für den Kaukasier würde deutlich machen, in wessen Geist oder Ungeist die Kremlpolitik zunächst weitergeführt werden soll.

 

Wie lange noch?

Der rote Teufelskreis, in dem sich seit nun fast vierzig Jahren die Sowjetpolitik abspielt und in den dann später auch die unterjochten Trabantenländer gezwungen wurden, ist von Lenin und von Stalin gezeichnet worden. In ihm sollte – so verhießen die beiden – das Paradies der Arbeiter und Bauern, die „Diktatur des Proletariats“ geschaffen werden, ein Musterstaat, nach dessen Herrlichkeit sich alle anderen Völker sehnen würden. Verwirklicht wurde die schlimmste Tyrannei der Erde, die Ausrottung des freien Bauerntums und die erbarmungslose Unterdrückung und Ausbeutung gerade auch der Arbeiterschaft. Menschenwürde, Persönlichkeit und Recht sind nirgends sonst so schamlos missachtet und niedergetreten worden wie hier, wo schon der erste Alleinherrscher fast acht Millionen Menschen ausrotten ließ. Die Väter dieses Systems verhießen der ganzen Menschheit die Befreiung von Not und Elend und schufen die größte Sklaverei.

 

Moskau hat bis heute immer an der Vorstellung festgehalten, dass die bolschewistische Weltrevolution zugleich die letzte und entscheidende sei und dass sie alle Probleme lösen werde. Was sich gegen sie regte, meinte es immer als „Konterrevolution" und „Reaktion" abtun zu können. Hört man Reden Ulbrichts oder Chruschtschows aus dem Dezember 1956, so findet man in ihnen ausnahmslos die Phrasen und Redewendungen wieder, die seit mehr als dreißig Jahren von den Kommunisten ständig gebraucht werden. In einer Zeit, wo sich sehr bedeutsame neue Ideen regen, wo gewaltige Ströme aufbrechen, stellt so das angeblich so fortschrittliche Sowjetregime in Wahrheit die starrste Reaktion dar. Sie kennt bis heute nur eine Sprache, — die der nackten, ideenlosen Gewalt. Nach außen gibt man sich forsch und unbeirrbar und mag dennoch wohl spüren, dass man recht einsam ist und dass man so der Geister nicht mehr Herr wird, die sich zum Worte melden. Man gebietet heute noch allen, die in den Satellitenländern ein Neues anstreben, Schweigen, man möchte auch die kritischen Stimmen im eigenen Lande ersticken und ahnt doch, dass man den Gang der Geschichte nicht aufhalten kann, so gerne man das Rad zurückdrehen möchte. Noch hält der Teufelskreis. Wie lange noch?

 

Seite 1   Das Ziel: Niederhaltung Deutschlands. Warschau und polnisches Exil fordern gemeinsam: der Westen soll die Oder-Neiße-Linie als „Grenze" anerkennen.

Sowohl die in den westeuropäischen Ländern erscheinenden exilpolnischen Organe wie auch die Warschauer nationalkommunistische Presse fordern übereinstimmend die Westmächte auf, die Oder-Neiße-Linie nunmehr als „endgültige deutsch-polnische Grenze" anzuerkennen. Gleichzeitig stellt die Warschauer Presse fest, dass das „brüderliche Bündnis" Warschaus mit der Sowjetzonenrepublik und mit Moskau auch dann aufrechterhalten werde, wenn Bonn diplomatische Beziehungen zu Warschau aufnehmen werde, da es darum gehe, den jetzt bestehenden Zustand in Europa aufrechtzuerhalten und den Wiederaufstieg Deutschlands zu verhindern.

 

Der in Lens in Frankreich erscheinende „Narodowiec" schreibt hierzu, Pommern, Schlesien und Ostpreußen seien „seit Jahrhunderten polnisch, sowohl geistig wie leiblich, Blut vom polnischen Blut, Leib vom polnischen Leib". Daher müsse der Westen in einer „allgemeinverständlichen Tat" die Oder-Neiße-Linie als „Grenze" anerkennen. Der Londoner „Orzel Bialy" weist darauf hin, dass bis zur „Moskauer Deklaration" allein die Sowjetzonen-Republik die Oder-Neiße-Linie als polnisch-deutsche Grenze anerkannt habe, während nunmehr auch die Sowjetunion selbst diese Anerkennung ausgesprochen habe. Immerhin sei es immer noch möglich, dass Moskau einen „Weg zur Verständigung mit Deutschland auf Kosten Polens" suchen werde. Um dies zu verhindern, sei eine Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als deutsch-polnische Grenze durch die Westmächte „notwendig". Der Londoner „Dziennik Polski" meint, es gelte, nunmehr die Oder-Neiße-Grenze „unsichtbar" zu machen.

 

Die Warschauer Zeitung „Trybuna Ludu" fragt gleichzeitig: „Warum erkennen die Westmächte nicht die Oder-Neiße-Grenze an? Warum können sie sich nicht zu dieser Propagandageste aufraffen?", um sich sodann in einem weiteren Aufsatz mit der Frage der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Bonn und Warschau zu befassen. Wenn man die Beziehungen zwischen Bonn und Warschau normalisieren wolle, so „wären wir alle einig: die Bundesrepublik, Polen und die Sowjetunion". Eine Lockerung der Beziehungen zwischen Warschau und Moskau komme aber nicht in Frage, ebenso wie es einen „Mangel an Realismus" darstelle, wenn „manche Kreise in der Bundesrepublik die Tendenz verfolgen, das brüderliche Bündnis Polens zur Deutschen Demokratischen Republik lockern zu wollen". Sowohl die „DDR" wie auch die Sowjetunion hätten die Oder-Neiße-„Grenze" anerkannt, und schon deshalb sei es abwegig, von der Erwartung auszugehen, dass beispielsweise Polen die Nachbarschaft eines „freien Deutschlands" (Anführungsstriche im polnischen Text!) der Nachbarschaft der DDR vorziehen werde. Es entstehe die Frage, „ob nicht einige Bonner Kreise nur verschiedene Mittel und Wege suchen, um die Stellung Polens zu schwächen und es sich später unterzuordnen“.

 

Die Warschauer Zeitung „Slowo Powszechne" führt aus, der Westen solle „es sich aus dem Kopfe schlagen", Polen zu einer antisowjetischen Position machen zu wollen. Die Beziehungen zwischen Warschau und Moskau hätten in der Oder-Neiße-Frage „nur eine Klammer", während es in Wirklichkeit um noch weit mehr gehe: Durch das Zusammenwirken von Warschau und Moskau solle vielmehr überhaupt der gegenwärtige Zustand in Europa aufrechterhalten bleiben und verhindert werden, dass „das deutsche Volk seine Großmachtstellung wiedergewinnt". Das polnische Volk erkenne „intuitiv", dass dieses das eigentliche Fundament des polnisch-sowjetischen Bündnisses darstelle, jenes Bündnisses, das nun in Moskau ausgebaut worden sei.

 

Seite 1   Polnische „Kontakte" zu Bundesländern...

Ein Sprecher der polnischen Militärmission in West-Berlin bestätigte gegenüber dem „Pressedienst der Heimatvertriebenen" die Meldung einer Frankfurter Zeitung, nach der sich der Leiter der Militärmission, Czeslaw Urbaniak, mit einigen Mitarbeitern zu einem als „inoffiziell" bezeichneten Besuch in Hamburg aufgehalten hat. Das Frankfurter Blatt veröffentlichte eine Meldung seines Hamburger Korrespondenten, in der es heißt, bei den Gesprächen, „die die polnischen Besucher mit Vertretern des Senats, der Wirtschaft und der Presse in Hamburg geführt haben", sei das „beiderseitige Interesse an einer Intensivierung der Kontakte" betont worden. In der Meldung hieß es ferner, „bereits seit längerer Zeit" beständen zwischen der polnischen Militärmission in West-Berlin und einzelnen Bundesländern Kontakte, zum Beispiel bei der Erteilung von Sichtvermerken an deutsche Reisende und auf dem Gebiet der Rechtshilfe; Zweck des polnischen Besuches sei eine „Intensivierung" dieser Kontakte. Abschließend gibt das Frankfurter Blatt die Meinung der „polnischen Gäste" wieder, nach der „sich in der Bundesrepublik wie in Polen in zunehmendem Maße eine realistischere Betrachtungsweise" durchsetze, die den „bisherigen Zustand der beiderseitigen Beziehungen als unbefriedigend" ansehe. Die Errichtung von Handelsmissionen" könne als ein Schritt zur Normalisierung der Beziehungen begrüßt werden", schreibt das Blatt über die „Meinung der polnischen Gäste".

 

Seite 2   Ein Schritt vom Wege? Die Ernennung polnischer Generalvikare in den deutschen Ostgebieten.

Die Ernennung polnischer Generalvikare im Bischofsrang für die Verwaltung der ostdeutschen katholischen Bistümer hat im In- und Ausland ein lebhaftes Echo gefunden. Auch schweizerische und holländische Blätter betonen, dass die Beschlüsse des Vatikans in den Kreisen der ostdeutschen Katholiken Grund zu einigen Besorgnissen gäben, obwohl der päpstliche Stuhl nachdrücklich betont habe, sie seien nicht etwa als erster Schritt zu einer Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Grenze oder zur Umbildung deutscher Diözesen zu werten. Die „Neue Zürcher Zeitung" veröffentlicht eine Meldung der britischen Reuter-Agentur, in der es heißt, man könne die Ernennung polnischer Generalvikare doch immerhin als eine „teilweise Anerkennung der Angliederung deutscher Gebiete an Polen" ansehen. Ganz allgemein wird darauf hingewiesen, dass die Aufsicht des polnischen Kardinalprimas sich für die praktische Seelsorge in den ostdeutschen Bistümern nunmehr voll auswirke. Die vier Generalvikare im Bischofsrang seien faktisch die Beauftragten des Kardinals Wyschinski und lösten die dort bisher tätigen polnischen apostolischen Administratoren ab. Diese Administratoren, die den Kommunisten recht nahegestanden hätten, seien vom Vatikan immer abgelehnt worden. Rom habe bekundet, dass es auch in den ostdeutschen Bistümern für die Notwendigkeiten der Seelsorge Sorge tragen müsse, dass es sich aber die Entscheidung über die Zugehörigkeit der Diözesen zum deutschen oder zum polnischen Episkopat vorbehalte. Der römische Korrespondent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erinnert daran, dass die Polen stets auf die sogenannte „endgültige Regelung" gedrungen hätten. Dem angekündigten Besuch des Kardinals Wyschinski beim Papst wird einige Bedeutung beigemessen. Der Vatikan habe keinen Zweifel daran gelassen, dass für ihn heute und in Zukunft von einer Koexistenz mit den Kommunisten nicht die Rede sein könne. Die neue Verfolgung von Geistlichen sowohl in Ungarn als auch in Bulgarien werde in Rom nicht übersehen.

 

Nach Ansicht in- und ausländischer Zeitungen hat übrigens der Fortbestand des in der Hitlerzeit abgeschlossenen Reichskonkordats auch für die Frage der ostdeutschen Bistümer neue und sehr aktuelle Bedeutung erlangt. Von deutscher Seite habe der päpstliche Stuhl bisher immer noch keine bindende Antwort erhalten, ob nach Ansicht der deutschen Länder das Konkordat gelte, oder nicht. Die „Frankfurter Allgemeine, Zeitung" weist in einem Bericht aus Rom darauf hin, dass man in vatikanischen Kreisen bisher stets die Gültigkeit des Reichskonkordates betont habe. Wenn Polen bisher Forderungen stellte, habe der päpstliche Stuhl darauf hingewiesen, dass er wegen des Fehlens eines Friedensvertrages und wegen des Konkordats nicht in der Lage sei, einer Neubesetzung der Bistümer zuzustimmen. Würde nun das Konkordat als ungültig angesehen, so fielen auch für Rom damit bestimmte Verpflichtungen fort. Die Polen würden ohne Zweifel das Erlöschen des Konkordats zum Anlass nehmen, um sofort neue Forderungen vorzubringen.

 

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes hat erklärt, bei der Ernennung von Generalvikaren in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten handele es sich um Maßnahmen administrativer und personeller Art, durch die der seit 1945 bestehende provisorische Zustand nicht verändert werde. Insbesondere sei wichtig, dass die Bistümer von Breslau und Ermland nach wie vor unbesetzt und die Diözeseneinteilung unverändert blieben. Das Problem der deutsch-polnischen Grenze werde durch die Ernennungen in keiner Weise berührt. Der Vatikan habe immer nur Grenzen zugestimmt, die in einem frei ausgehandelten Friedensvertrag zustande gekommen seien und die freie Zustimmung der Vertragspartner gefunden hätten.

 

Der Sprecher wies darauf hin, dass das Bestehen des Reichskonkordates für den Vatikan eine „zusätzliche rechtliche Bindung" in dieser Angelegenheit darstelle. Wenn das Reichskonkordat einmal nicht mehr gültig wäre, würden auch für den Vatikan „veränderte Bedingungen" gegeben sein.

 

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes gab seine Auskünfte, nachdem nunmehr die Berichterstattung der deutschen Botschaft beim Vatikan über die Ernennungen in Bonn vorliegt. Wie von anderer Seite zu erfahren war, hat der polnische Kardinal Wyschinski die Ernennung der Generalvikare vorgenommen, ohne die Zustimmung des Vatikans einholen zu müssen. Eine Frage auf der Pressekonferenz nach dem Stand des Karlsruher Prozesses, bei dem es um die Gültigkeit des Reichskonkordates von 1933 geht, blieb unbeantwortet.

 

„Vorläufige Zwischenlösung" sagt der Vatikan

„In dem Umstand, dass der Ordinarius von Warschau mit der Jurisdiktion über die deutschen Ostgebiete betraut worden ist und nicht an Ort und Stelle residierende Ordinarien, ist der Zustand einer vorläufigen Zwischenlösung anders als bisher, aber ebenso deutlich zum Ausdruck gebracht worden“. Diese Erklärung wurde von zuständiger vatikanischer Seite zu der vom Vatikansender verbreiteten Nachricht, über die Weihe von Weihbischöfen und deren Ernennung zu Generalvikaren in den unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten abgegeben. Von zuständiger Seite im Vatikan wird weiter erklärt: „Zu der politischen Frage, wem diese Gebiete zugehören sollen, hat der Hl. Stuhl mit der neuen Regelung keinerlei neue Stellung bezogen, die etwa im Gegensatz zu seiner bisherigen steht“. Es wird betont, dass es sich bei der Meldung des Vatikansenders nicht um eine vatikanamtliche Meldung gehandelt habe. Von katholischer Seite in Bonn wird eine Erklärung zu der Tatsache erwartet, dass die jüngste Regelung in Polen vom Vatikan in Zusammenhang mit der ungeklärten Frage der Gültigkeit des Reichskonkordates gebracht .wurde“.

 

Das polnische Echo. „Beendet den provisorischen Status der Kirche".

Zur Ernennung der Weihbischöfe zu Generalvikaren für die polnisch verwalteten deutschen Ostgebiete schreibt die Warschauer Zeitung „Zycie Warszawy": „Dies ist eine Handlung von großer Bedeutung sowohl vom Gesichtspunkt der lebenswichtigen Interessen des polnischen Staates wie auch vom Gesichtspunkt des Wohls der Kirche und der katholischen Einwohner unserer Westgebiete. Die Ernennung beendet den provisorischen Status der Kirche in den Westgebieten. Die polnische Öffentlichkeit sieht darin eine wichtige Maßnahme der Normalisierung und Bestätigung der Unverletzlichkeit der Grenzen der Republik an der Oder, der Neiße und der Ostsee. Vom internationalen Gesichtspunkt ist dies zweifellos eine Tatsache, die der Sache des Friedens dient“.

 

Seite 2   Diesen Ruf will keiner hören... „Diskriminierung der Autochthonen" dauert an.

Berlin. Im Zusammenhang mit der zunehmenden Zahl der Anträge auf Aussiedlung nach Westdeutschland befasst sich die polnische Presse eingehend mit der Frage, welche Gründe die „autochthone Bevölkerung" (die Deutschen in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten) veranlassen, die Umsiedlung in die Bundesrepublik zu beantragen. Polnische Berichterstatter, welche zu den Antragstellern entsandt wurden, stellen dabei übereinstimmend fest, dass es vor allem „die noch andauernde Diskriminierung" der deutschen Bevölkerung sei, welche sie zwinge, die Heimat zu verlassen. In der in Allenstein erscheinenden polnischen Zeitung „Glos Olsztynski" schreibt deren Redakteur T. Z. Willan: „Mit Schmerzen sehen wir stets den abfahrenden Transporten nach; denn wir wissen, dass unsere Landsleute dann im Auslande das Heimweh überfallen wird“. Man müsse ihnen zurufen: „Siedelt nicht um, sondern kommt zurück!", aber man müsse zugleich feststellen, dass „diesen Ruf keiner hören will". Kürzlich habe eine Konferenz in Warschau stattgefunden, in der die „tragische Lage der Bevölkerung im Ermland und in Masuren" erörtert worden sei, und der stellvertretende. Ministerpräsident Stefan Ignor habe auch „eine radikale Änderung der bisherigen Politik im Sinne einer Besserung der Lage dieser Bevölkerung" in Aussicht gestellt.

 

Die in Stettin erscheinende Zeitung „Glos Szczecinski" befasst sich in einem „An die Adresse des Innenministeriums" gerichteten Artikel ebenfalls mit der Lage der Deutschen in der „Woiwodschaft Stettin" und bemerkt hierzu, dass die große Zahl der Aussiedlungsanträge darauf zurückzuführen sei, dass „keinerlei Betreuung" der Deutschen stattgefunden habe. Des Weiteren seien „Nationalitätendiskriminierungen der Grund für den Unwillen, den die deutsche Bevölkerung gegenüber der polnischen Regierung empfindet".

 

Auch das Zentralorgan der volkspolnischen Jugendorganisation, die Warschauer Zeitung „Sztandar Mlodych" stellt fest, dass „eine Atmosphäre der Diskriminierung diese Menschen umgibt" und bemerkt hierzu: „Es gibt so schmerzliche Dinge, dass man sich fürchten muss, sie einzugestehen“. Der Bericht schildert das Schicksal einer „autochthonen" Familie, die sich für Polen erklärt und bereits während des Krieges den polnischen Arbeitern in Schlesien zur Seite gestanden habe. Nach der Übernahme Schlesiens in polnische Verwaltung sei aber dieser Familie „Furchtbares zugefügt worden". „Rohlinge und Verbrecher" hätten sie beraubt, bedroht und beschimpft, und die Töchter hätten sich aus Furcht vor Vergewaltigungen wochenlang verborgen halten müssen. Der Vater der Familie sei vor Kummer verstorben, selbst sein Grab habe man noch geschändet. Nun aber bemühe sich diese Familie um die Aussiedlung nach Westdeutschland, was nach alledem, was ihr zugefügt wurde, zu verstehen sei.

 

Seite 2   4412 Sowjetzonenflüchtlinge haben in der vergangenen Woche in der Bundesrepublik und in Westberlin die Notaufnahme beantragt.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Italiens Staatspräsident Gronchi stattete zusammen mit dem Außenminister Martino, Deutschland einen mehrtägigen Besuch ab. Er hatte eingehende Gespräche mit Bundespräsident Heuss, dem Kanzler und mit Mitgliedern des Bundeskabinetts.

 

Bundeskanzler Dr. Adenauer wird in Zukunft regelmäßig alle zwei Wochen Pressekonferenzen abhalten. Ständige Pressebesprechungen wird auch der Oppositionsführer und SPD-Vorsitzende Ollenhauer einfuhren.

 

Der SPD-Vorsitzende Erich Ollenhauer berichtete nach seiner Rückkehr von einer siebenwöchigen Reise durch die Länder Asiens, dass er mit allen Politikern dort das Problem der deutschen Wiedervereinigung behandelt habe.

 

Der Passzwang zwischen Frankreich und Deutschland ist ab 15. Dezember aufgehoben worden.

 

Barspenden in Höhe von über acht Millionen DM waren für die Ungarnhilfe des Roten Kreuzes in der Bundesrepublik bereits Ende letzter Woche eingegangen. Die Verteilung der Sachspenden geht flott weiter. Das DRK hat die Bevölkerung gebeten, in der nächsten Zeit vor allem warme Unterkleidung, Schlafdecken und Toilettegegenstände zu spenden. Für die Flüchtlingskinder sind vor allem Schokolade und Süßigkeiten in der Weihnachtszeit besonders erwünscht.

 

Das Wehrdienstgesetz wurde vom Bundestag auch in zweiter Lesung gegen die Stimmen der SPD angenommen. Es sieht eine zwölfmonatige Dienstzeit vor.

 

Mit der Ernennung von drei Unterstaatssekretären im Bundesverteidigungsministerium rechnet man in Bonn. Einer dieser Unterstaatssekretäre soll ein General, wahrscheinlich Heusinger, werden, dem dann alle militärischen Abteilungen unterstehen würden.

 

Mit der Führung des zweiten Korps der Bundeswehr, dessen Bereich große Teile von Süddeutschland umfasst, ist Generalmajor Förtsch beauftragt worden.

 

138 Kasernen für die Bundeswehr sollen nach Bonner Mitteilung im Rechnungsjahr 1957 gebaut werden.

 

Die Zahl der Wehrdienstverweigerer ist nach Meldung der Wehrbereichskommandos sehr gering. In Nordrhein-Westfalen betrug die nur 0,15 Prozent; sie lag nirgends über 0,5 Prozent.

 

Eine amtliche Bewirtschaftung von verknappten Gütern in Notfällen sieht ein Sicherstellungsgesetz vor, das nach einer heftigen Bundestagsdebatte vom Parlament beschlossen wurde.

 

Die Beratung der Rentenreform in den Bundestagsausschüssen wird nach einer Erklärung des Kanzlers bis zum 21. Dezember abgeschlossen sein. Die Versicherungen könnten dann sofort mit der' Berechnung der neuen Renten beginnen. Es seien etwa drei Monate bis zum Funktionieren des Gesetzes erforderlich. Die Rentner sollten dadurch keinen Schaden erleiden. Die Dezembervorauszahlung sei bereits beschlossen worden.

 

Die Zahl der Arbeitslosen im Bundesgebiet ist im November um rund 215 000 auf 641 373 gestiegen. Infolge der Witterung stieg die Erwerbslosigkeit saisonmäßig besonders bei den Bauberufen und in der Landwirtschaft.

 

Rund zehntausend Tonnen deutsches Erdöl werden jetzt täglich gewonnen. In der letzten Zeit sind neue Erdölquellen im südlichen Oldenburg sowie am Oberrhein erschlossen worden, die allein täglich zusammen etwa achthundert Tonnen Öl liefern.

 

Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne und Stockholm haben die deutschen Sportler insgesamt sechs Goldmedaillen, dreizehn Silbermedaillen und sieben Bronzemedaillen gewonnen. Die nächsten Olympischen Spiele sollen 1960 in Rom stattfinden.

 

Eine Großtat deutscher Bergarbeiter war die Rettung zweier Bergleute, die in einer Zeche bei Wattenscheid nach einem Gesteinseinbruch 238 Stunden eingeschlossen waren. Die Geretteten waren Familienväter.

 

Der 1945 verhaftete Bischof von Danzig, Dr. Karl Maria Splett, ist nach zuverlässigen Meldungen aus dem Gefängnis entlassen worden. Er hat sich, wie die Katholische Nachrichtenagentur berichtet, inzwischen nach Deutschland begeben.

 

Ein großes polnisches Internierungslager für Ordensschwestern wurde auf Veranlassung des Regimes Gomulka aufgelöst. Die etwa tausend inhaftierten Schwestern konnten nach Oberschlesien zurückkehren.

 

Mit dem Besuch des polnischen Kardinals Wyschinski beim Papst rechnet man in vatikanischen Kreisen für die Weihnachtszeit. Auch die Warschauer Presse kündigt die Romreise an.

 

Zu einem Sitzstreik kam es in Moskau in der Kaganowitsch-Kugellagerfabrik. Hier protestierten 12 000 Arbeiter gegen die Normenvorschriften und die unzulänglichen Löhne. Der Betrieb galt bisher als ein Sowjetmusterunternehmen.

 

Israel stellt neue Bedingungen für den Abzug seiner Truppen. Die Regierung in Jerusalem teilte mit, man fordere die Zusicherung, dass Ägypten nicht wieder Stützpunkte auf der Halbinsel Sinai anlege. Gleichzeitig wurde angedeutet, dass Israel den sogenannten Gaza-Streifen einstweilen nicht räumen will.

 

Zum stellvertretenden amerikanischen Außenminister hat Präsident Eisenhower den Gouverneur Christian Herter ernannt. Er löst Herbert Hoover junior in seinem Amt ab.

 

Die Aufnahme von 21 500 ungarischen Flüchtlingen durch die Vereinigten Staaten hat Präsident Eisenhower angeordnet.

 

Seite 3   Verzweifeltes Mitteldeutschland. Von unserem Berliner M. Pf.-Korrespondenten.

 Stalin ist in der Sowjetzone wieder auferstanden! In einer Form, wie wir sie doch nicht erwartet haben, auch nachdem am 4. November, dem Tag des brutalen, verräterischen Überfalls der Sowjets auf Ungarn, die Hoffnungen von siebzehn Millionen zwischen Elbe und Oder auf eine Wendung auch für sie zusammenbrachen.

 

Die Zulassung von Arbeiterkomitees, von Ulbricht verkündet, hatte uns kleine Konzessionen erwarten lassen, eine vorsichtige Innenpolitik, ein gewisses Nachgeben, das notwendig erschien in der schwierigen Lage, in der sich die Zonenmachthaber jetzt befinden – zwischen dem freien Westen und kämpfenden aufbegehrenden Ostblockstaaten.

 

Aber die vergangenen vierzehn Tage haben im Gegenteil die Rückkehr zum Terror zu totaler Zensur, zu Betrug und Unterdrückung gebracht.

 

Die Arbeiterkomitees – ein Betrug, denn ihre Gründung wurde in die Hände der SED und des FDGB gelegt. Verschärfte Zensur hat der Presse die bisher errungenen bescheidenen Freiheiten einer gewissen Kritik wieder genommen. Schlagartig wurde verboten, selbst im Rahmen des Systems dies und jenes zu diskutieren. Kleinste „Abweichungen" werden wie in den schlimmsten stalinistischen Zeiten mit Kerker bestraft.

 

Fall Harich

Die Verhaftung des kommunistischen Professors Wolfgang Harich und dreier seiner Freunde dürfte nur ein Auftakt sein. Und dabei war Harich durchaus nicht das Haupt einer Verschwörergruppe, wie es die Anklage ihm vorwirft. Er hatte sich lediglich im Bereich seiner Arbeit, der Philosophie, eine kleine idealistische Abweichung von der stur materialistischen Parteilinie geleistet und zwar seit längerer Zeit, und niemand hatte ihm das übel genommen. Und er war mit führenden ungarischen Literaten befreundet, mit Männern, die von fast allen Vertretern der „Sowjetzonenintelligenz" geschätzt und geachtet waren — bis zum 4. November, bis zu jenem Tag, da diese Ungarn sich endgültig für ihr Vaterland und gegen die sowjetische Unterdrückung bekannten. Seitdem dürfen so bekannte Namen wie Julius Hay und Georg Lukacs nicht mehr genannt werden; Briefe von ihnen zu besitzen, ist plötzlich ein Verbrechen. In der Wohnung eines gleichfalls verhafteten Mitarbeiters Harichs wurde ein solcher Brief von Georg Lukacs gefunden, in dem dieser der Hoffnung Ausdruck gibt, dass auch in der „DDR" der Stalinismus liquidiert werden möge.

 

Aber Stalin wurde bereits im „Neuen Deutschland" wieder achtungsvoll erwähnt, und das Wort „Titoist" hat bereits wieder einen unheilvollen Klang bekommen.

 

Alle anderen Anklagen gegen Harich und seine Freunde sind läppisch und an den Haaren herbeigezogen. Das Schicksal des kommunistischen Professors muss als Alarmsignal gewertet werden.

 

Brodelnde Unruhe

Ulbricht hat Angst, ohne Zweifel. Aus Angst schlägt er sinnlos zu, wie im Fall Harich. Es gibt jedoch noch ernstere Gefahrenzonen. Unruhe unter der abermals betrogenen Arbeiterschaft. Unter den Hausfrauen, die in weiten Teilen der Zone kaum noch ihre Karten beliefert bekommen. Unter der Armee von Funktionären, die nicht mehr wissen, was sie sagen sollen. Ulbricht rief ihnen auf jüngsten Konferenzen beschwörend zu, die Lage sei äußerst ernst, jetzt gelte es nicht mehr, zu diskutieren, jetzt müsse man den Massen die Politik von Partei und Regierung offensiv „erläutern und allen feindlichen Auffassungen und Verleumdungen sofort energisch entgegentreten.

 

Unruhe an den Universitäten, die deutlich in einer Entschließung Leipziger Studentenfunktionäre zum Ausdruck kommt, in der es heißt: „Wir verurteilen die Tätigkeit des sogenannten Petöfi-Kreises, der Teile, der ungarischen Intelligenz, besonders auch der studentischen Jugend, durch die Verbreitung einer dem Sozialismus feindlichen Ideologie und durch zersetzende Kritik, die ideologisch die Konterrevolution vorbereitete und organisierte. Wir wenden uns entschieden gegen solche, die unter gleichen und ähnlichen Losungen bei uns versuchen, die Einheit der fortschrittlichen Kräfte zu zersetzen“.

 

Unruhe auch unter den Redakteuren der SED-Presse. Sie waren gewohnt, zu lügen, doch was ihnen jetzt zugemutet wird das wird manchem zu viel. Bereits jetzt sind aufsässige Redakteure ihrer Posten enthoben worden oder - wie Franz Xaver Philipp, der Wiener Korrespondent des „Neuen Deutschland von selbst abgesprungen.

 

Wochenpost-Informationen

Zu einer kleinen Rebellion war es innerhalb der Redaktion der „Wochenpost“ gekommen. Das ist ein geschickt aufgemachtes Blättchen, das viel scheinbar unpolitische Unterhaltung bringt und die auch ihm befohlene bolschewistische Propaganda ein wenig versteckt. Chefredakteur ist Rudi Wetzel (SED), zugleich Vorsitzender des Sowjetzonen-Presseverbandes. Ihm und seinen ausschließlich der SED angehörenden Kollegen hatte seit Beginn der Ereignisse in Polen das journalistische gewissen geschlagen. Und so hatten einige Redakteure des Blattes begonnen, Auszüge aus polnischen Zeitungen und Zeitschriften übeisetzen und vervielfältigen zu lassen. Diese Auszüge wurden als „Wochenpost-lnformationen" verbreitet. Auf einer Anfang Dezember von Ulbricht einberufenen Konferenz der Chefredakteure wurde dies Unternehmen liquidiert, alle Beteiligten erhielten zunächst scharfe Rügen. Weitere Maßnahmen gegen sie sind im Gange. Politbüro-Mitglied Schirdewan erklärte, die Partei denke nicht daran, sich durch einige Journalisten in eine Situation hineinmanövrieren zu lassen, aus der, wie Polen und Ungarn gezeigt haben, nur für den Aufbau des Sozialismus schädliche Ergebnisse erwachsen.

 

Nach Polen blicken

Das ist Stalinismus in Reinkultur. Kulturminister Becher schweigt dazu, die führenden Intelligenzler des Systems wagen nicht, für das winzige bisschen Freiheit, das errungen schien und ihnen nun wieder genommen ist, einzutreten. Im Gegenteil, die Anna Seghers, Arnold Zweig, die Renn, Bredel, Hermlin haben wie Becher selbst, dem Mord an Ungarn öffentlich Beifall gespendet und sich nun, nach der Verhaftung ihres Kollegen Harich zu ausgesprochenen widerwärtigen Treuekundgebungen für Ulbricht hergegeben.

 

Heute ist es nur noch die evangelische Kirche, die durch den Mund einiger mutiger Geistlicher unbeirrt — wenn auch in den ihnen gesetzten Grenzen — aussprechen, was gut und was böse ist. Soeben kommen wir von einem Besuch bei einem ihrer Unerschrockensten, dem Generalsuperintendenten Jacob in Cottbus. Dieser Besuch gab Hoffnung. Aber die Kirche will kein politisches Widerstandszentrum sein und muss unsere Brüder und Schwestern in Mitteldeutschland, auch wenn sie sie aufrichtet und stärkt, im politischen Kampf allein lassen.

 

Tausende von SED-Funktionären gibt es, die heute nach Polen und Ungarn blicken und in denen jetzt etwas zerbricht. Deutsche Kommunisten sind es, die bisher stets das bolschewistische System über das Wohlergehen ihres Vaterlandes und seiner Bürger stellten und die in blindem Gehorsam selbst noch die Ächtung ihres Idols Stalin hinnahmen. Sie erzittern jetzt angesichts der Worte und Taten ihrer polnischen und ungarischen Genossen!

 

Wie sehr das Politbüro diese Gefahr spürt, zeigen die wütenden, undisziplinierten Schimpfkanonaden des Chefredakteurs des „Neuen Deutschland", Axen, gegen die scharfen und doch ironisch überlegenen Angriffe der polnischen Anti-Stalinisten gegen die SED.

 

Einst Linientreue sind es, aus deren Mund wir in Berlin hörten, dass Ulbricht und der Stalinismus für sie „erledigt" sind. Man sucht Nachfolger, die die Sache des Sozialismus noch retten könnten, und der Eindruck entsteht, dass sich gerade unter dem verschärften stalinistischen Druck jetzt auch in der Sowjetzone Männer zusammenfinden könnten, die entschlossen sind, einen dem polnischen ähnlichen Weg zu gehen.

 

Es läge nicht in unserem Interesse und im Interesse der Wiedervereinigung Deutschlands, eine solche Entwicklung zu stören.

 

Seite 3   Auf den Feldern liegen geblieben. Kartoffelerträge auf unter 100 Doppelzentner je Hektar abgesunken

Auch der Einsatz von Militär reichte nicht aus, um den Arbeitskräftemangel bei der Kartoffelernte in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten auszugleichen, geht aus einem Bericht des rotpolnischen Organs „Robotnik rolny" (Der Landarbeiter) hervor. Die allgemeine katastrophale Lage sei darauf zurückzuführen, stellt das Blatt fest, dass sich die verantwortlichen Stellen nicht der Tatsache bewusst gewesen seien, dass zum Beispiel gegenwärtig auf den Staatsgütern „weniger Arbeiter vorhanden sind als im vergangenen Jahre". Es sei damit zu rechnen, dass auf den Feldern durchschnittlich 15 bis 20 Doppelzentner Kartoffeln je Hektar liegen geblieben sind. Da die Erträge gerade in den wichtigsten Anbaugebieten, zu denen insbesondere Ostpommern gehört, auf weniger als 100 Doppelzentner pro Hektar zurückgegangen sind, müsse mit einer sehr schlechten Ernte gerechnet werden. Vor 1939 betrug der durchschnittliche Ernteertrag an Kartoffeln in Ostpommern je Hektar 174,2 Doppelzentner.

 

Seite 3   Panikartige Auflösung der Kolchosen in Polen

Im Warschauer Landwirtschaftsministerium wird jetzt offen zugegeben, dass von den bis zum Sommer bestandenen rund zehntausend Kolchosen wenigstens fünfzig bis siebzig Prozent nicht freiwillig, sondern unter nachdrücklicher Mitwirkung der Partei- und Regierungsstellen zustande gekommen sind. Andererseits ist man jedoch bemüht nachzuweisen, dass nicht das System der landwirtschaftlichen Genossenschaften falsch ist, sondern dass die Landwirtschaftspolitik in Polen bisher grundsätzlich nur von Leuten gemacht wurde, die nichts von diesen Dingen verstanden. Plötzlich erkennt man auch, dass die Verteilung enteigneten deutschen Grundbesitzes auf einige Dutzend polnischer Landarbeiter noch keine Produktionsgenossenschaft ergeben kann, und ist entschlossen, aus den begangenen Fehlern die Lehre zu ziehen.

 

Inzwischen soll sich nach Berichten, für die vorerst eine amtliche Bestätigung nicht zu erhalten ist, etwa die Hälfte dieser Genossenschaften „panikartig" aufgelöst haben. Der Auflösungsprozess ist in den meisten Fällen so rasch abgelaufen, dass bereits ein Großteil des lebenden Inventars verkauft oder in private Ställe umgesiedelt war, bevor Regierungsbeauftragte für eine statutenmäßige Abwicklung der Auflösung sorgen konnten. An zuständigen Stellen, wo man ebenfalls noch keinen völlig klaren Überblick über den augenblicklichen Stand der Dinge zu haben scheint, rechnet man damit, dass jetzt noch etwa fünf bis sechs Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Anbaufläche Polens von Genossenschaften bewirtschaftet werden.

 

Seite 3   Warschau verschweigt deutsche Getreidelieferungen

Die polnische Presse in Polen und den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten verschweigt in ihren Berichten über die kürzlich erfolgte Unterzeichnung eines Handelsabkommens zwischen der Bundesrepublik und Polen für die Zeit vom 01.07.1956 bis 31.12.1957 den Import von insgesamt 300 000 Tonnen Getreide aus der Bundesrepublik, die neben Getreidelieferungen aus anderen westlichen Staaten die bevorstehende Versorgungskrise in Polen und den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten abwenden sollen. In den Meldungen heißt es, Polen beziehe aus der Bundesrepublik „vor allem Industrieerzeugnisse, Eisen und Stahl, Maschinen und Industrieausrüstungen, chemische und pharmazeutische Artikel". Auch der in Westberlin erscheinende „Pressedienst" der polnischen Militärmission verschweigt die Getreideimporte Polens aus der Bundesrepublik.

 

Seite 3   Große Versorgungsschwierigkeiten der Sowjetzone wurden jetzt auch in Pankow zugegeben. Neben allen landwirtschaftlichen Erzeugnissen zeigen sich auch bei der Fischversorgung und der Industrie große Mangelerscheinungen.

 

Seite 3   Von der Kornkammer zum Zuschussgebiet. Das Ergebnis von elf Jahren polnischer Verwaltung jenseits von Oder und Neiße.

Zwei Skizzen: Vom Export zum Import von Getreide (Einst: Überschuss! Jetzt: Mangel!)

 

In den deutschen Ostgebieten jenseits von Oder und Neiße wurde im Durchschnitt der Jahre vor 1939 ein Getreideüberschuss - Gesamtproduktion abzüglich Eigenbedarf der Bevölkerung, Saatgut usw. - von jährlich rund 1,25 Mill. Tonnen erzielt. In Polen betrug der jährliche Überschuss im gleichen Zeitraum durchschnittlich 0,2 Mill Tonnen. Gegenwärtig herrscht nach elf Jahren polnischer Verwaltung in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten und in Polen ein erheblicher Mangel an Getreide. Die einstigen reichen Überschussgebiete müssen nunmehr Getreide einführen. Im kommenden Jahr werden allem aus der Sowjetunion 1,4 Mill. Tonnen und aus der Bundesrepublik 0,3 Mill. Tonnen Getreide eingeführt. Hierzu kommen überseeische Importe u. a. aus Kanada.

 

 

Seite 3   Heimat in Frieden und Freiheit! Eine notwendige Auseinandersetzung. Von Dr. Eduard Jennicke

In der Schweizer Zeitung „Die Tat" erschien dieser Tage ein Artikel von Gösta von Uxkull, der sich mit dem Thema der „deutschen Ostpolitik" befasste und dabei Ausführungen enthält, von denen selbst die Redaktion des Schweizer Blattes einleitend feststellt, sie würden wohl „kaum in allen Teilen den Beifall aller unserer Leser finden“.

 

Der Artikel enthält Behauptungen und Anwürfe, die von den Betroffenen nicht anders aufgefasst werden können, als dass hier zu erlittenem Leid noch blutiger Hohn gefügt wird, und dies geschieht in diesem Artikel, insofern er sich mit dem Recht der vertriebenen Deutschen auf ihre angestammte Heimat befasst. Hier wird zunächst behauptet, dass „Zehntausende von Volksdeutschen in den baltischen Ländern und in Bessarabien mit erstaunlicher Bereitwilligkeit" ihr Heimatrecht als Recht auf Haus und Hof und Herd aufgegeben hätten, „als das andere Heimatrecht in Gestalt eines großdeutschen Reisepasses winkte“. Dazu heißt es des Weiteren, es scheine „daher nicht grausam und ungerecht, auch bei den jetzigen Tränen deutscher Ostvertriebener zwischen echten Tränen und Krokodilstränen zu unterscheiden“. Und dies schließt mit den Worten: „Wer seine Heimat wirklich liebt, der wird auch in ihr leben wollen, wenn in seiner Hauptstadt eine andere Sprache gesprochen wird als seine Muttersprache und wenn ein anderes Volk die Mehrheit der Staatsbürger stellt“. Verhandlungen zwischen Deutschland und Polen müssten also auf die Gleichberechtigung aller Staatsbürger abzielen, nicht unmittelbar auf ein Grenzabkommen.

 

Es erscheint geradezu unglaublich, dass angesichts des Flüchtlingsstromes sowohl aus der sowjetischen Besatzungszone wie auch aus Ungarn nach dem Westen rückschauend von einer „erstaunlichen Bereitwilligkeit" der Balten- und Bessarabiendeutschen zum Verlassen ihrer Heimat gesprochen wird. Der Grund dafür, dass die Deutschen jene Gebiete im Nordosten und am Karpatensaum verließen, war damals kein anderer als der, dass bereits deren Übernahme durch die Sowjetmacht bekannt war, und so schlossen sich auch zahlreiche Esten, Letten und Litauer den Trecks an: In der klaren Erkenntnis dessen, was ihnen drohte.

 

Keine Volksgruppe verlässt ohne Not ihre Heimat, und der Umfang der „Abwanderung" ist ein Maßstab der Gefährdung der Freiheit und des Lebens eines jeden einzelnen. Wer dieses verkennt, beweist nur, dass die entsetzlichen Geschehnisse der letzten Jahrzehnte ihn nicht einmal so tief bewegten, dass er nur den Versuch gemacht hätte, sich in die Lage derer zu versetzen, die ihre Heimat verließen, vor allem auch um ihrer Alten und Kranken, Frauen und Kinder willen, denen ein Schicksal drohte, das nicht einmal ungewiss war.

 

Was aber die Vertriebenen anlangt, die unter Begleitumständen von unvorstellbarer Grausamkeit in den ersten Nachkriegsjahren aus der Heimat ihrer Väter verjagt — oder wie man in Gleichsetzung von Waren und Menschen sagte: „transferiert" — wurden, so bleibt nur festzustellen, dass nun auch nicht mehr das Leid und die Tränen geachtet werden, die diese Menschen um ihre Heimat vergossen haben und die in stillen Stunden immer wieder in ihre Augen treten, wenn sie der fernen, geraubten Heimat gedenken. Überhaupt davon auszugehen, dass es sich angesichts des unendlichen Elends und Schmerzes der Austreibungen um heuchlerische Tränen handeln könnte, ist so außer aller Vorstellung, dass es sich erübrigt, hierüber auch nur ein einziges weiteres Wort zu verlieren.

 

Dabei wäre es völlig unnötig gewesen, in offene Wunden die ätzende Lauge des Spottes zu gießen, nur um darauf zu fordern, die Vertriebenen sollten also zurückkehren in ein fremdverwaltetes Gebiet, in dem sie — was dazu noch ausdrücklich zugegeben wird — in steter Gefahr der Unterdrückung stehen. Auch dieser „Vorschlag" zeigt schon, mit welch völliger Verständnislosigkeit gewisse Kreise auch der „freien Welt" dem Geschehen und den Folgen der Massenaustreibung und Massenflucht von Millionen Menschen gegenüberstehen.

 

Die Erwiderung ist ebenso schlüssig wie eindeutig: Heimat und Freiheit gehören zusammen, wie ein Land nur dann wahrhaft Heimat sein oder wieder werden kann, wenn dort Freiheit — und das bedeutet zugleich: das Recht — herrschen. Es ist des Weiteren selbstverständlich, dass Freiheit und Recht auch gewährleistet sein müssen, und so kann man es den Ostvertriebenen nicht verdenken, wenn sie darauf drängen, dass ihre Heimatgebiete zunächst in deutsche Verwaltung zurückgegeben werden, zumal es sich um völkerrechtlich deutsches Staatsgebiet handelt.

 

Eines kann von den Heimatvertriebenen unmöglich angenommen werden: Dass sie um der Heimat willen ihre Freiheit aufgeben zur gleichen Zeit, da Hunderttausende von Menschen ihre Heimat verlassen eben um der Freiheit willen. Die Heimatvertriebenen haben es immer und immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass sie in Frieden und Freiheit in ihre Heimat zurückkehren wollen und dass sie auch jedes Ansinnen, das darauf hinausläuft, um „nationaler Ziele" willen die Freiheit zu opfern, als Ausdruck eines chauvinistischen Prinzips ablehnen. Möge anderswo der Besitz okkupierter Gebiete wichtiger erscheinen als die Freiheit, die deutschen Heimatvertriebenen — wie das deutsche Volk überhaupt — haben gelernt, dass die Freiheit auf dieser Erde keinen Preis hat.

 

Seite 4   Osthandel und Wiedervereinigung. Weltpolitisches Geschehen — kurz beleuchtet.

Die politische Problematik der Wirtschaftsbeziehungen der Bundesrepublik mit der Sowjetunion, den Ostblockstaaten und Rotchina wurden in einer Beratung des Bundestages deutlich. Außenminister von Brentano hat bei dieser Gelegenheit erklärt, dass nach seiner Ansicht gerade aus politischen Erwägungen der Abschluss von Handelsverträgen mit den erwähnten Staaten des Ostens einstweilen noch nicht in Frage kommen könne. Es sei allerdings durchaus möglich, dass sich die Lage hier und dort schneller ändern werde, als man heute erwarte. Brentano betonte, die deutsche Politik könne nicht allein um der wirtschaftlichen Interessen wegen geführt werden, man müsse sich die Bedeutung der Aufnahme von Beziehungen für die Politik durchaus klarmachen. Heute liegt, wie der Minister sagte, der Tatbestand vor, dass von 93 Staaten der Welt nur elf die Sowjetzone als „souveränen Staat" anerkannt haben. Es sei also ein ziemlich schwerwiegender Entschluss, wenn wir dazu unter Umständen beitragen sollten, dass es morgen nicht mehr elf, sondern vielleicht zweiundneunzig seien. Auch politische Erwägungen könnten eine Aufnahme von Beziehungen zu den Ostblockstaaten zu gegebener Zeit veranlassen. Man dürfe aber auch nicht den Eindruck erwecken, als ob wir mit einem solchen Schritt das Interesse an einer bestimmten inneren Entwicklung von Staaten bekundeten. An jeden einzelnen Staat, mit dem wir Abkommen abschließen, hätten wir die Frage zu richten, ob er es für recht halte, dass siebzehn Millionen Deutsche daran gehindert werden, sich mit uns in Freiheit zusammenzuschließen. Ob man nur Handelsbeziehungen aufnehme oder diplomatische Beziehungen herstelle, das laufe auf die gleiche politische Entscheidung hinaus.

 

Brentano gab bei dieser Gelegenheit einen immerhin interessanten Überblick über die nicht unbeachtliche Entwicklung des heute bereits bestehenden Außenhandels der Bundesrepublik mit den Ostblockstaaten. Während dieser Handel sich 1950 auf eine Summe von 710 Millionen DM belief, stieg er 1955 auf nahezu 1,4 Milliarden und erreichte bereits in den ersten zehn Monaten dieses Jahres einen Umfang von 1,77 Milliarden DM, so dass man 1956 sicher auf nahezu zwei Milliarden DM kommen wird.

 

Es ist in der weiteren Öffentlichkeit wohl wenig bekannt, dass die deutsche Bundesrepublik heute bereits im Außenhandel mit China, Ungarn und der Tschechoslowakei an erster Stelle, in Polen und Rumänien an zweiter Stelle und in der Sowjetunion an vierter Stelle unter den Ländern des Westens liegt. Der Gesamtumfang des deutschen Außenhandels nach den Oststaaten betrug im Friedensjahr 1937 nur 1,56 Milliarden Reichsmark, ist also heute bereits erheblich überschritten worden.

 

Brentano äußerte Zweifel daran, ob eine Ausweitung des Osthandels die deutsche Wirtschaft krisenfester machen werde. In der Aussprache forderte der Abgeordnete Dr. Gile eine genaue Erörterung der Beziehungen zu Rotchina. Er trat dafür ein, dass trotz allem, was geschehen sei, auch die Frage des Handelsvertrages mit Moskau ernsthaft angefasst werde. Der SPD-Abgeordnete Kalbitzer betonte, es gehe nicht darum, die Bundesregierung in Verlegenheit zu bringen, die große Anfrage der Sozialdemokraten wolle Bonn lediglich aus der Lethargie aufrütteln. Die Politik der wirtschaftlichen Abschnürung habe keinen politischen Nutzen gebracht. Ein Sprecher der FDP sprach sich für eine Legalisierung der vom Ostausschuss der deutschen Wirtschaft mit Missionen der Ostblockstaaten getroffenen Abmachungen durch die Regierung aus. Auch die deutschen Seehäfen hätten ein echtes Interesse an verstärkten wirtschaftlichen Beziehungen nach Osten.

 

Suez gefährdet Englands Währung

Ein richtiger Katzenjammer herrschte im britischen Unterhaus, als in diesen Tagen der Schatzkanzler dem englischen Volk die sehr ernste Situation der britischen Währung und der Staatsfinanzen vor Augen hielt. Man erfuhr von offizieller Seite, dass allein das verunglückte Militärunternehmen gegen Ägypten eine Summe gekostet hat, die nahe an zwei Milliarden Mark herankommt. Damit ist der ganze Schaden aber noch nicht erfasst. Die enormen Summen, die England bei der Zerstörung von Ölleitungen und anderen wichtigen Einrichtungen sowie durch den Ausfall der Produktion und die unheimlich gestiegenen Kosten für Öl und anderem Treibstoff erlitten hat, müssen im Ausmaß von vielen hundert Millionen hinzugerechnet werden.

 

Schatzkanzler McMillan wies seine Landsleute darauf hin, dass die Verluste an Dollars und Gold im November alle Erwartungen übertroffen haben. Sie erreichten die Summe von mehr als 279 Millionen Dollar, also von fast 1,25 Milliarden Mark. Die Gold- und Dollarbestände des britischen Sterlingsblocks sind seit langer Zeit zum ersten Mal unter zwei Milliarden Dollar gesunken. McMillan musste etwas kleinlaut zugeben, dass diese enorme Einbuße doch in erster Linie auf das Suez-Abenteuer zurückzuführen sei. Die britische Währung gerate in ernste Gefahr, wenn sich das Land nicht zu eiserner Sparsamkeit entschließe. Seine Regierung werde nicht zögern, die ohnehin beträchtliche englische Einkommensteuer bald heraufzusetzen. Als Notmaßnahme wurde auch ein wesentlich erhöhter Einfuhrzoll für Benzin und Dieselöl mitgeteilt. Es steht außer Zweifel, dass sich eine solche Erhöhung der Zölle und Steuern ohne weiteres wieder auf ein Steigen der Preise und vermutlich auch der Löhne auswirken wird.

 

England hat sich veranlasst gesehen, die Amerikaner zu bitten, die am 31. Dezember fälligen Zinsen auf die Dollaranleihen erst einmal zu stunden. Zu diesem Zeitpunkt müsste England normalerweise über 175 Millionen Dollar an die USA und Kanada überweisen. Kanada will seinem Mutterland entgegenkommen und auf die Zinszahlung vorübergehend verzichten. In Amerika hat das Parlament darüber zu befinden, ob man den britischen Antrag annehmen wird. Die Londoner Regierung hat sich schließlich bereiterklärt, einen Teil der in ihrem Besitz befindlichen amerikanischen Wertpapiere von 750 bis 1000 Millionen Dollar abzustoßen. Man ersieht daraus, wie ernst man in London die eigene finanzielle und währungspolitische Situation ansieht. Chronist

 

Seite 4   Kriegsverurteilte im Osten. Heimkehr im nächsten Jahr sicher?

Die noch in den Ostblockstaaten zurückgehaltenen deutschen Kriegsverurteilten und Gefangenen werden bestimmt im nächsten Jahr heimkehren. Dies erklärte der Leiter des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes, Dr. Wagner. Vor Weihnachten sollen aus der Tschechoslowakei 80 Gefangene freikommen.

 

Dr. Wagner nannte einige unbestrittene Zahlen über verurteilte Soldaten:

 

Sowjetunion: 70,

Polen: 570,

Tschechoslowakei: 176,

Rumänien: 76,

Ungarn: 89.

 

Außerdem gibt es in den Ostblockstaaten zahlreiche Deutsche, die bisher nicht ausreisen konnten, weil ihre Staatsangehörigkeit bestritten wird.

 

In der Sowjetunion: rund 100 000 (namentlich und mit dem Wohnort bekannt),

Polen: rund 22 000,

Tschechoslowakei: rund 9000.

 

Ungeklärt ist das Schicksal von 1 230 000 in Russland vermisster Soldaten und von 3 200 000 Zivilisten. Die meisten sind mit Sicherheit nicht mehr am Leben, doch müsse man die Überlebenden finden.

 

Seite 4   „Jederzeit zum Gespräch bereit“. Der Kanzler zu Fragen der Ostpolitik und zu Berlin.

In der ersten seiner neuen Pressekonferenzen betonte der Bundeskanzler, dass die Bonner Regierung eine Fortsetzung des diplomatischen Gesprächs mit der Sowjetunion über die großen Probleme der deutschen Wiedervereinigung für wünschenswert halte. Er werde sich freuen, wenn der neue sowjetische Botschafter in Bonn in dieser Frage an die Bundesregierung heranträte. Die Vorgänge sowohl in Moskau wie im Ostblock zwängen zu sehr großer Zurückhaltung. Entwicklungen, die sich abzeichneten und die für Berlin, die Zone, Europa und den Frieden der Welt wichtig werden könnten, dürften nicht gestört werden. Alles, was als Versuch einer Beeinflussung gedeutet werden könne, müsse vermieden werden. Unter diesem Gesichtspunkt wollte der Kanzler auch den Beschluss der Bundesregierung in der Frage einer Übersiedlung nach Berlin gewertet wissen.

 

Dr. Adenauer erinnerte an die neuerlichen Schwierigkeiten im Verkehr der Alliierten nach Berlin. Wenn auch die Amerikaner wegen ihrer früheren Abmachungen mit den Sowjets keine Untersuchung ihrer Transporte zuzulassen brauchten, so würde doch die Bundesregierung eine Untersuchung der Züge und des Postverkehrs nach Berlin nicht ablehnen können. Es müsse sowohl dafür gesorgt werden, dass die Deutschen in der Zone nicht den Mut verlören, wie auch dafür, dass sie ruhig blieben. Der Kanzler meinte, die Forderung, jetzt nach Berlin zu gehen, sei kein Dienst an Berlin und an der sowjetischen Zone. Die baulichen Vorbereitungen in Berlin würden planmäßig fortgesetzt. Für Bundesbauten in West-Berlin würden jährlich weit über hundert Millionen DM ausgegeben.

 

Seite 4   Kirchenabkommen in Warschau

Zwischen dem rotpolnischen Staat und den Beauftragten der katholischen Bischöfe wurde in Warschau ein Abkommen getroffen, in dem die kommunistischen Minister die angebliche „volle Freiheit des religiösen Lebens" zusichern und die kirchlichen Kreise dem Regime Gomulka Unterstützung und Verständnis zusagen. Das Abkommen wurde nach mehrwöchigen Verhandlungen getroffen. Beide Partner ersuchen die Regierung um die Aufhebung des Erlasses von 1955, in dem, dem kommunistischen Staat, entscheidende Rechte bei der Besetzung kirchlicher Posten zugesichert wurden. Über das Mitspracherecht des Staates und die Erfordernisse der kirchlichen Rechtsprechung bei der Besetzung geistlicher Ämter solle ein neues Gesetz geschaffen werden. Die Wiedereinführung eines Religionsunterrichtes „mit freiwilliger Beteiligung" ist angeblich für die verschiedenen polnischen Schulen zugestanden worden, ebenso die Tätigkeit der Geistlichen in den Krankenhäusern und Gefängnissen. Nach dem Abkommen soll es allen Priestern und Nonnen, die 1953 aus ihren Heimatorten, insbesondere in den deutschen Ostgebieten, ausgewiesen wurden, freistehen, dorthin wieder zurückzukehren Man habe sich auch über die fünf neuen Bischöfe geeinigt, die der Vatikan als Generalvikare in den ostdeutschen Gebieten eingesetzt hat.

 

Seite 4   Standrecht über Ungarn. Kadar kündigte schärfste Unterdrückung an.

Die Situation in Ungarn hat sich abermals außerordentlich verschärft. Das kommunistische Marionettenregime Kadar kündigte nach längerer Nachrichtensperre am Sonntag plötzlich die Einführung des Ausnahmezustandes und die Verhängung des Standrechtes an. Die örtlichen Arbeiterräte wurden auch formell aufgelöst, nachdem schon in den vorangegangenen Tagen die ungarischen Kommunisten und ihre Hintermänner Massenverhaftungen und Verschleppungen im ganzen Lande durchgeführt hatten. Der zentrale Arbeiterrat hatte aus Protest gegen das Wüten der Bolschewisten zu einem 48-Stunden-Generalstreik aufgefordert. Wie es heißt, wird in vielen Betrieben des Landes schon jetzt nicht gearbeitet. Polizisten drangen in das Gebäude des Budapester Arbeiterrates ein, und Angehörige der gefürchteten Roten Geheimpolizei zogen als Wache vor den wichtigsten Betrieben auf. Die Telefonverbindungen mit dem Ausland und innerhalb Ungarns wurden unterbrochen. Kadar hat allen Ungarn, die sich noch im Besitz von Waffen befinden, mit der sofortigen Hinrichtung gedroht. Die Standgerichte nahmen zwei Tage nach der Verkündung der Regierung ihre blutige Arbeit auf.

 

Sehr bezeichnend ist es wohl, dass Kadar und seine Genossen behaupten, die von der Arbeiterschaft selbst gewählten Räte seien, „gegen den Rat und den Willen der Regierung", gebildet worden. Neue Zusammenstöße werden aus den verschiedensten Gegenden des Landes gemeldet. In den Bergen Nordostungarns sollen noch mindestens 25 000 bewaffnete ungarische Freiheitskämpfer stehen, die viele Haupteisenbahnlinien und Landstraßen unter ihrer Kontrolle haben und eine Reihe von Transporten mit Verschleppten aufhielten. Die Russen haben daraufhin Gefangene zum Teil mit Flugzeugen und auf Umwegen über Rumänien in die Sowjetunion gebracht.

 

Seite 4   Die Forderungen der Geschädigten. Die Änderungswünsche zum Lastenausgleichsgesetz. Von unserem Bonn er O. B. – Mitarbeiter.

Zum ersten Mal seit 1951 fand am 4. Dezember eine gemeinsame Veranstaltung aller Geschädigtenverbände auf Bundesebene statt. Die Veranstaltung sollte die Öffentlichkeit über den Standpunkt der Geschädigten zur Neuordnung des Lastenausgleichs unterrichten. Auf der in der Bonner Universität abgehaltenen Kundgebung sprachen der Vorsitzende des VdL, Dr. Baron Manteuffel, der Vorsitzende des BvD, Dr. Linus Kather, der geschäftsführende Vorsitzende des Zentralverbandes der Fliegergeschädigten, Dr. Herdach, und der Vorsitzende des gemeinsamen Lastenausgleichsausschusses, Dr. Neuhoff.

 

Die Tatsache eines gemeinsamen Auftretens der Geschädigtenverbände hat die Öffentlichkeit aufhorchen lassen. Wenn auch die Sachkundigen bisher immer schon wussten, dass in der Klammer des Lastenausgleichsausschusses alle Vertriebenenverbände gemeinsam beieinander sitzen, so zeigte die Veranstaltung in der Bonner Universität, dass auch die Verbandsvorstände in der sachlichen Arbeit miteinander gehen. Wie sehr Einigkeit von Nutzen ist, erwies die Tatsache, dass die Bundesregierung bereit war, in die Veranstaltung einen Bundesminister, einen Staatssekretär, fünf Ministerialdirigenten und zahllose Ministerialräte fast aller Ministerien zu entsenden; bei einer anderen Großveranstaltung in Bonn, bei der es an der Einmütigkeit der Verbände ermangelte, war kürzlich die Regierung durch einen einzigen Ministerialrat vertreten. Entsprechend der Beachtung der Veranstaltung durch die Bundesregierung war auch der Besuch seitens der Bundestagsabgeordneten, die den Standpunkt der Geschädigten kennenlernen wollten.

 

Dr Kather ging vor allem auf die Entwicklung des Lastenausgleichs seit der Unterhaltshilfezeit ein. In den Jahren 1950 bis 1952 war Kather bekanntlich der parlamentarische Hauptverfechter der Interessen der Geschädigten im Lastenausgleich. Er war daher auch der entscheidend Beteiligte an dem Kompromiss von 1952, auf Grund dessen die Geschädigtenverbände ja zum damaligen Lastenausgleichsgesetz sagten. Eine der Absprachen dieses Kompromisses, so hob Dr. Kather in seiner Rede hervor, war die Festlegung einer Besserungsklausel, nach der 1957 noch einmal die Gesetzgebung zum Lastenausgleich grundlegend überprüft werden muss. Diesen „Besserungsschein“ präsentierte der BvD-Vorsitzende auf der Veranstaltung der Geschädigtenverbände.

 

Dr. Baron Manteuffel unterstrich in seinen Ausführungen, dass die Leistungen des Lastenausgleichs schneller und wirkungsvoller als bisher erfolgen müssten. 700 000 Geschädigte sind seit 1949 verstorben, ohne in den Genuss einer Entschädigung gekommen zu sein. Angesichts des ständig steigenden Wohlstandes in Westdeutschland haben die Geschädigten kein Verständnis dafür, wenn das Leistungsvolumen des Lastenausgleichs nicht gesteigert würde und die Hauptentschädigung nicht früher zum Zuge käme als 1952 vorgesehen. Möglichkeiten hierzu ergäben sich durch Vorfinanzierung. Der VdL-Vorsitzende, der bis 1952 Präsident des Hauptamtes für Soforthilfe war, verwahrte sich abschließend mit Nachdruck dagegen, dass der Lastenausgleichsfonds für Zwecke missbraucht werden könnte, die mit Lastenausgleich nichts zu tun haben. — Dr. Herdach sprach über einige Sonderprobleme der Kriegssachgeschädigten.

 

Dr. Neuhoff hielt das Hauptreferat der Veranstaltung und trug die einzelnen Änderungswünsche zum Lastenausgleichsgesetz vor, die von allen Geschädigtenverbänden gemeinsam vorgebracht werden.

 

Das Schwergewicht der Ausführungen lag bei der Hauptentschädigung, die die Vergütung für die verlorenen Vermögen darstellt. Es wurde für Verluste bis zu 5000 RM hundertprozentige Entschädigung gefordert, da auch das erhalten gebliebene Vermögen bis zu dieser Höhe abgabefrei bleibt. Für größere Schäden wird ein bis auf 6,5 Prozent herabsinkender Entschädigungssatz hingenommen (gegenwärtig sind es 2 Prozent); 6,5 Prozent ist die niedrigste in anderen Gesetzen zugestandene Umstellungsquote. Da bei den Besatzungsgeschädigten vom 2. Bundestag der Grundsatz der vollen Entschädigung sogar unbegrenzt anerkannt wurde, ist die Forderung der Vertriebenen und Kriegssachgeschädigten maßvoll.

 

Weiterhin wurde unterstrichen, dass zur Fortsetzung der Eingliederungsdarlehen künftig Bundeshaushaltsmittel bereitgestellt werden müssen. Nach geltendem Recht darf der Lastenausgleichsfonds Aufbaudarlehen nur bis 1956 ausschütten. 1957 beginnt die Ausbezahlung der Hauptentschädigung, daher sind im Ausgleichsfonds für Aufbaudarlehen Mittel nicht mehr vorhanden. Damit die Eingliederung nicht zum Erliegen kommt, ist die Weiterführung der Aufbaudarlehen durch den Haushalt erforderlich.

 

Nachhaltig unterstrich Dr. Neuhoff, dass eine Heraufsetzung der Unterhaltshilfe um 20 bis 25 Prozent notwendig ist. Gegenwärtig liegen die Unterhaltshilfen nur noch zwei Prozent über den Fürsorgeleistungen.

 

Aus den insgesamt zwölf Forderungen, die der Lastenausgleichsausschussvorsitzende vortrug, sei nur noch eine herausgestellt: Die jetzigen Sätze der Hausratentschädigung gestatten in der Normalstufe gerade die Anschaffung von zwei Bettgestellen mit Betten und Bettzeug. Die geforderte Aufstockung der Hausratentschädigung um 400 DM muss in Anbetracht dessen als ein Mindestmaß gelten.

 

Zur Durchführung des von den Geschädigten geforderten Neugestaltungsprogramms werden jährlich vom Bundeshaushalt 650 Millionen DM für Eingliederungsdarlehen und 100 Millionen DM für Aufbesserungen der Unterhaltshilfen benötigt. Da im Sommer 1956 für die Aufbesserung der Kriegsbeschädigtenleistungen 750 Millionen DM bewilligt wurden, sind die Erwartungen der Geschädigten angemessen. Von den Ländern fordern die Geschädigten, wie auch im Regierungsentwurf vorgesehen, neue Jahreszuschüsse in Höhe von 400 Millionen DM.

 

Dr. Neuhoff schloss mit dem Hinweis, dass es den Geschädigten darum gehe, Recht und Gerechtigkeit untereinander und gegenüber den Nichtgeschädigten herzustellen. Wie soll der Glaube an Recht und Gerechtigkeit in der Welt, auf den allein die Hoffnung auf Rückkehr in die Heimat sich stützt, bei den Vertriebenen erhalten bleiben, wenn ihnen Recht und Gerechtigkeit im eigenen Lande versagt werden!

 

Seite 4   Marx und Panslawismus

Vor hundert Jahren, am 21. April 1855, schrieb Karl Marx, der Urvater des Kommunismus, auf den sich der Kreml auch heute noch beruft, in der „Oderzeitung" in einem Artikel:

 

„Der Panslawismus setzt es sich zum Ziel, das zu vernichten, was in Jahrtausenden geschaffen wurde. Dieses Ziel kann er aber nur erreichen, wenn er die Türkei, Ungarn und einen Teil Deutschlands von der Landkarte Europas ausradiert. Es bleibt uns da nur die Alternative: Entweder unterwerfen wir uns einer slawischen Sklaverei oder wir müssen für immer das Zentrum dieser Offensive zerstören, nämlich Russland“.

 

So schrieb der Prophet der Weltrevolution Karl Marx. Er konnte allerdings nicht ahnen, dass seine Weltrevolution in dem von ihm gehassten und bekämpfton Panslawismus münden und eine „slawische Sklaverei" über die betrogenen Völker heraufbeschwören würde.

 

Seite 5   Blätter ostpreußischer Geschichte. Vom „Bryffstall" bis zur Briefmarke. (Foto)

Bereits der Deutsche Ritterorden unterhielt eine Briefpost, freilich nicht für die damalige Siedlerbevölkerung, sondern für eigene, also amtliche Zwecke. Bei jedem Ordenshaus befand sich ein sogenannter „Bryffstall", eine Art Poststube, und ein „Bryffswoykenstall" (Swoyken — Schweiken hießen die Postpferde). Den Dienst verrichteten hier die „Bryffjongen, Ordensdiener in besonderer blauer Tracht, die zu jeder Tages- oder Nachtzeit eilige Post zu Pferde befördern mussten. Bei längeren Strecken wurden auf der nächsten Burg, die ebenfalls eine solche Poststelle besaß, Reiter und Pferde gewechselt. Briefe von besonderer Wichtigkeit, vergleichbar den „GKdoS" (Geheime Kommandosache) der früheren Wehrmacht, beförderten die „Withinge", freie Grundbesitzer, die mit eigenen Pferden für diese Zwecke zur Verfügung stehen mussten.

 

Der Ordensbriefpost folgte die „Ämter- und Schulzenpost", die amtliche wie auch private Postgüter beförderte. Aber auch angesehene Bürger wurden vom Landesherrn gegen Besoldung mit der Postbeförderung- betraut. Daneben richtete der Große Kurfürst in Ostpreußen 1657 noch die „Dragonerpost" ein, eine von Dragonerstafetten zweimal wöchentlich unterhaltene Postverbindung zwischen Königsberg und Warschau.

 

König Friedrich Wilhelm I. hob alle Ämter und Schulzenposten auf und schuf ein ausgedehntes Netz von Reit- und Fahrposten, das die ganze Provinz vom Süden bis nach Memel im Norden durchzog. Bei schlechten Wegstrecken wurde der sonst verwendete leichte Postwagen durch ein stärker gebautes Gefährt, die sogenannte „Klunkerkutsche" ersetzt, die sich für grundlose Wege zweckmäßiger erwies.

 

Unter der Regierung von Friedrich II. wurde 1772 die Poststrecke nach Berlin eingerichtet. Die Linie führte über Küstrin (Oder), Dirschau (Weichsel) und zuletzt über Heiligenbeil und Brandenburg am Frischen Haff zu unserer Provinzhauptstadt. Von 1850 ab verließ zweimal in jeder Woche die bekannte gelbe Postkutsche den Königsberger Posthof und erreichte nach einer ununterbrochenen Fahrt von fünf Tagen und vier Nächten — natürlich bei entsprechendem Pferdewechsel — ihr Ziel. Fürwahr eine Leistung auch für die Reisenden, die dieses Wagnis auf sich nahmen!

 

Durch den Bau der Ostbahn wurde diese Postverbindung überflüssig. Fahrposten konnten sich nur auf Nebenstrecken halten. Der weitere Ausbau des Bahnnetzes machte schließlich auch diesen Nebenlinien der Fahrpost den Garaus, doch wurde erst 1926 der letzte Postillion in Ostpreußen abgebaut.

 

Bis gegen das Jahr 1850 wurde in Deutschland das Porto in bar entrichtet; als erster deutscher Staat führte Bayern 1849 Briefmarken ein.

 

Manche Königsberger mögen einst Briefsachen oder Postkarten gesammelt haben, auf die Briefmarken der „Privatpost Hansa" geklebt waren. Es handelte sich hierbei um ein — wie in anderen Großstädten Deutschlands — neben der Reichspost privat betriebenes Unternehmen. Man hatte sich eine Lücke im Postgesetz nutzbar gemacht, wobei es allerdings fraglich blieb, ob die Unternehmer damit ein gutes Geschäft machen konnten. Mussten sie doch einen eigenen Zustelldienst unterhalten mit eigenen Postbriefkästen und Boten, und sie durften zudem die allgemeinen Postgebührensätze, zum Beispiel für eine Karte im Ortsverkehr drei Pfennige vorsahen, nicht überschreiten. Durch Gesetz musste auch die Königsberger Hansapost, die 1894 gegründet wurde, zum 31. März 1900 ihren Betrieb einstellen. Dr. R. Pawel

 

Seite 5   Bücherschau

Große Preußen — große Deutsche

Das Denken in weiten Räumen ist für uns heute eine Selbstverständlichkeit. Das Streben der europäischen Völker geht auf einen politischen Zusammenschluss. Welche Bedeutung also kann in unserer Zeit ein Werk haben, das in vier dickleibigen Bänden unter dem Titel „Die großen Deutschen" (im Propyläen-Verlag bei Ullstein Berlin, Band 1 636 Seiten mit 83 Abbildungen, 8 Farbtafeln und 5 Faksimile, Band II 582 Seiten mit 80 Abbildungen, 4 Farbtafeln und 12 Faksimile, je Band 34 DM) Biographien bedeutender Menschen versammelt, die aus dem deutschen Sprach- und Kulturraum stammen? War es klug, jetzt an die Neubearbeitung eines Werkes zu gehen, das zu Beginn der dunklen Epoche deutscher Geschichte, vor zwanzig Jahren, mit eindeutiger politischer Ausrichtung zum ersten Mal erschienen war? Theodor Heuss, der Bundespräsident, mit dem Historiker Professor Heimpel und dem Kunstgeschichtler Benno Reifenberg, Herausgeber dieses Werkes, gibt in seiner Einführung Antwort. Zu unserem von Scham beschwerten Stolz auf die großen Menschen unseres Volkes trete auch der Trost hinzu, dass es die „großen Deutschen" gegeben habe, und dass in der Fülle ihrer Leistungen sich die Vielfalt deutscher Möglichkeiten spiegele, als Erbe und Verpflichtung. So verstanden ist diese deutsche Biographie, vom Verlag repräsentativ ausgestattet, in den Einzeldarstellungen, etwa 170 an Zahl, durchweg fundiert, unterrichtend und auch für den unvorgebildeten Leser leicht lesbar geschrieben, ein bedeutendes Ereignis im geistigen Leben Deutschlands. Bisher erschienen Band I und II — von „Karl dem Großen bis Andreas Schlüter" und von „Gottfried Wilhelm Leibniz bis Karl Friedrich Schinkel". Bezeichnend für die Relativität geschichtlicher Größe: den großen Deutschen der tausend Jahre von 800 bis 1800 wird nur der gleiche Platz eingeräumt wie denen der letzten einhundertfünfzig Jahre.

 

Auch manche große Ostpreußen, große Preußen sind in die deutsche Biographie eingegangen. Hermann Heimpel gibt ein Lebensbild Hermann von Salzas, der, selber aus Sachsen-Thüringen stammend, das deutsche Ordensland nie betreten hat und dessen Lebenswerk doch die geniale Gründung dieses Ordensstaates war. Im ersten Band begegnen uns dann auch Nicolaus Copernicus und der Große Kurfürst. Der zweite Band enthält — neben Darstellungen anderer bedeutender Deutscher — Würdigungen Friedrich des Großen und der drei großen Ostpreußen Hamann, Herder und Kant. Vornehmlich das Leben und Wirken des „großen Anregers" Johann Gottfried Herder wird in der ausgezeichneten Darstellung von Ernst Benz sehr lebendig, aber auch die anderen Biographien sind sehr lesenswert.

 

Mit dieser „Deutschen Biographie" — nunmehr schon bis zur Hälfte gediehen — entsteht so ein großartiges Gesamtbild deutscher Leistung in den Jahrhunderten, eine Leistung, die fast immer über die Grenzen hinausstrahlte und zu europäischer und zu weltweiter Geltung aufstieg, sich dieses Erbes bewusst zu sein und es zu bewahren, ist eine Aufgabe, die sich immer wieder von neuem stellt.

 

Fritz Kudnig: Land der tausend Seen. Gräfe und Unzer Verlag, München. Mit acht Lichtbildern, kartoniert 2,80 DM, in Leinen 4,25 DM.

Selten hat jemand Masuren so liebevoll deutend dargestellt wie der Ostpreuße Fritz Kudnig in diesem seinem Buch. Er lässt Wälder und Wasser, Wolken und Tiere wie bewusste Wesenheiten von ihrer Schönheit und von ihres Schöpfers Größe und Weisheit sagen und singen. Dabei ist die Sprache des Dichters nie dunkel und gesucht; sie ist schlicht, klar, innig, und immer von seliger Naturfrömmigkeit. Wieder gewahrt man wie in allen anderen Werken Kudnigs, den Gottsucher, der ehrfürchtig staunend ein von Menschen noch nicht aus seiner Harmonie gebrachtes Urland schaut, das er in anschaulichen, beseelten Wortbildern gestaltet. Wir sehen Wälder und Seen, freundliche Dörfer zwischen Hügeln und Wasserbreiten, wandernde Wolken über fruchtenden Feldern im Frühlicht, im Sommerglanz, in Abendröten und vom Monde versilbert, im Herbstgold und im Winterschnee liegen, träumen und — auf uns warten. Dem Verlag Gräfe und Unzer, der dies lange vergriffene Werk neu erstehen ließ, gebührt der Dank aller Masurenfreunde. Den Älteren wird es ein liebes Erinnerungsbuch sein, der Jugend ein lockendes Bild unserer gottgegebenen herrlichen Heimat, für deren Wiedergewinn wir beten und wirken. W. Sch.

 

Hermann Huttel: Hochwild zieht durch die Wälder. Safari-Verlag, Berlin, 1955. 228 Seiten mit 74 Abbildungen, DM 12,50.

Der bekannte Jagdschriftsteller Hermann Huttel erzählt in seinem neuen Buch von den Lebensgewohnheiten unseres Hochwildes, von Bären, Hirschen, Sauen und Elchen. Aus den farbigen, anschaulichen Berichten, die den Lebenslauf dieser Tiere im Kreislauf von der Geburt bis zum Tode schildern, spricht ein tiefes, unmittelbares Erleben und Verstehen der Natur und ihrer Geschöpfe. Huttels meisterhafte Darstellung beschwört zusammen mit den prächtigen Tierfotos noch einmal ein großartiges Stück Natur.

 

Seite 5   Amtliche Bekanntmachungen

Aufgebot

Die gerichtliche Todeserklärung der nachstehend bezeichneten vermissten Personen ist beantragt worden. Die bezeichneten Personen werden hiermit aufgefordert, sich zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden können. Alle, die Auskunft über eine der bezeichneten Personen geben können, werden hiermit aufgefordert bis zum Ende der Aufgebotsfrist bei dem unterzeichneten Amtsgericht Anzeige zu machen. Die mit Buchstaben bezeichneten Angaben bedeuten: a) Anschrift am letzten bekannten Wohnsitz, b) letzte bekannte Truppenanschrift, c) zuständiges Amtsgericht und dessen Aktenzeichen, d) Tag des Beschlusses, e) Zeitpunkt des Todes.

 

Frieda Bienert, geb. Baltruschat, 10.06.1894, Königsberg Pr., Hausfrau, a) Königsberg Pr., Sprosserweg 97, c) Walsrode, 1 II 69/56, d) 15.02.1957, e) (meine Bemerkung: hier steht der Name der Person, die die Todeserklärung beantragt hat). Ehefrau Erna Straach, geb. Bienert, Walsrode, Moorstraße 74. (Zeitpunkt des Todes fehlt, wahrscheinlich 31.12.1945, 24 Uhr)

 

Durch Gerichtsbeschluss ist der Tod und der Zeitpunkt des Todes der nachstehend bezeichneten Person festgestellt worden:

 

Klaus Düsing, 29.01.1925, Kraam, Ostpreußen, Landwirtschaftslehrling, (Grenadier), a) Kraam, Kreis Samland, Ostpreußen, b) FPNr. 15 208 D, c) Walsrode, 1 II 50/56, d) 22.11.1956, e) 31.12.1945, 24 Uhr. Amtsgericht Walsrode

 

3 II 61/56    Aufgebot

Der Fabrikarbeiter Paul Graw in Solingen, Richard-Wagner-Straße 42 hat beantragt, seine verschollene Ehefrau, Agathe Graw, geb. Burchert, geb. 31. Dezember 1905 in Rosengart, Kreis Braunsberg, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft gewesen in Rosengart, Kreis Braunsberg, Ostpreußen, für tot zu erklären. Die bezeichnete Verschollene wird aufgefordert sich spätestens in dem auf den 15. Januar 1957, 9 1/4 Uhr, vor dem Amtsgericht in Solingen, Wupperstraße 32, Zimmer 37, anberaumten Aufgebotstermin zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen wird, An alle, welche Auskunft über Leben und Tod der Verschollenen zu erteilen vermögen, ergeht die Aufforderung spätestens im Aufgebotstermin dem Gericht Anzeige zu machen. Solingen, den 29. Oktober 1956   Amtsgericht

 

Öffentliche Aufforderung:

Am 16. September 1956 verstarb in Stade, seinem letzten Wohnsitz, der Kraftfahrer Bruno Heinz Sachs, geboren am 23. Oktober 1920 in Tapiau, Kreis Wehlau, Ostpreußen. Als gesetzlicher Erbe zu ½ kommt sein Vater, der Melker Karl Sachs, in Betracht, dessen Anschrift seit dem Jahre 1930 nicht mehr bekannt ist. Sollte Karl Sachs vor dem Erblasser verstorben sein, so treten seine ehelichen Abkömmlinge an seine Stelle. Herr Karl Sachs bzw. seine ehelichen Abkömmlinge werden aufgefordert, sich unter genauer Darlegung des Verwandtschaftsverhältnisses binnen acht Wochen ab Veröffentlichung beim Amtsgericht Stade zu melden, andernfalls ein Erbschein ohne Berücksichtigung ihrer Erbrechte erteilt wird. 5 VI 241/56   Amtsgericht Stade

 

Seite 5   Suchanzeigen

Foto: Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Mannes Bruno Hippel, geb. 03.07.1913 in Lichtenfeld, wohnhaft gewesen in Königsberg, Krönchenstraße 7/8. Reichsbahnassistent i. Betriebsamt 1 b. d. Zugleitung i. Königsberg, von wo aus ich die letzte Nachricht am 20.03.1945 erhielt. Nachr. erb. Paula Hippel, Mainz, Barbarossaring Nr. 15 V. r.

 

Wer kann Auskunft geben über meine Söhne Gefr. Paul Eising, geb. 11.06.1924, FPNr. 32 966 B, letzte Nachricht 25.12.1944 aus d. Raum Insterburg, Ostpreußen; Fallschirm-Pionier Erich Eising, geb. 11.07.1926, beide in Samrodt geboren, 1. Fallschirm-Pionier-Ers.- u. Ausb.-Bataillon Ütersen, Holst., lt. Nachricht 10.02.1945, soll b. Stettin zum Einsatz gekommen sein; über meinen Bruder, Tischlermeister Gustav Roßmann, geb. 16.02.1895, zuletzt wohnh. i. Elbing; über meinen Onkel August Roßmann, zuletzt wohnh. in Weinings, Kr. Pr.-Holland? Nachr. erb. Fr. Lina Eising, Götzberg über Ulzburg, Holstein, früher Freiwalde, Kr. Mohrungen, Ostpreußen.

 

Wer kann Ausk. geben über den Verbleib meines Mannes Eduard Scharfenort, geb. 20.08.1893 zu Fischhausen, Ostpreußen, letzte Wohnung Allenstein, Ostpreußen, Trautzig, Usp.-Werk AEG? Wer war mit ihm 1946 - 1947 zusammen? Nachr. erb. Frau Gertrud Scharfenort, Dillenburg, Hessen, Johannstr., Nr. 17, bei Priebe.

 

Wer könnte mir Nachricht geben über meine Familie Prof. Karl Ziegler und Frau, Königsberg. Dürerstraße 48? Für jede Nachricht wäre dankbar, Frau Julie Ziegler z. Z. Wuppertal – Ronsdorf, Monschaustraße 57

 

Erben gesucht:

a) von Georg Heske, geb. 1888 in Tilsit, starb 1945. Verheiratet mit Engländerin, b

 

) wo Nachkommen vom Schuster Aug. Albrecht u. Pauline Albrecht, geb. Krause, Heirat 1874 in Tilsit. Jüngste Tochter Lina, geb. 1880.

(Fall Kroll restlos geklärt.) Erbenforscher Bode, Hamburg-Rahlstedt, Postfach 6.

 

Bartener! Gesucht werden Augenzeugen, die mir den Tod meiner Mutter, Frau Auguste Katschinski, geb. am 24.09.1881, aus Barten, Hauptstr. 10, Kreis Rastenburg, Ostpreußen, bestätigen können. Werner Katschinski, Köln-Dellbrück, Strünker Straße 6.

 

Emil Grodd, geboren 29.02.1916 in Rastenburg, Ostpreußen, Unteroffizier auf der Kommandantur Posen, wird wegen wichtiger Nachricht gesucht von Johannis Wenig. (16) Bebra, Kreis Rotenburg a. d. F., Wittstraße 50, pt. 1

 

Zwecks Heimkehrerentschädigung suche ich Personen, die mit mir im Lager Pr.-Eylau, Lag.-Nr. 7533 und; im Lager Kaleningken 7445/12 zusammen waren. Nachr. erb. Elisabeth Nischik, Hückeswagen-Dörpersteeg 257, früher Walddorf, P. Wiartel, Kreis Johannisburg, Ostpreußen. 

 

Achtung. Heimkehrer! Wer kann Ausk. geben über meinen Bruder, Obergefr. Otto Horch, geb. 08.04.1903 in Schenkendorf, Kreis Labiau, Ostpreußen? Er war bis Februar 1945 in Festg. Königsberg, Fort 9, seitdem keine Nachr. Nachr. erb. Fritz Horch, Essen-Ost, Wörthstr. Nr. 49.

 

Welcher Stalingradheimkehrer kann mir Auskunft geben über meinen Sohn Bruno Budning, geb. 14.03.1909 in Althof, Insterburg, Ostpreußen? Hatte in Insterburg, Königsberger Chaussee, eine Gärtnerei. Sämtl. Unkosten werden erstattet. Fr. Lina Budning, Bremerhaven-Surheide, Isarstr. 12.

 

Suche Bekannte aus Heiligenbeil, Ostpreußen. Wer kennt Kraftfahrer August Neumann, Heiligenbeil, Mauerstraße 74, jetzt Frankfurt/Main, Unterer Atzemer 8?

 

Kameraden, die mit mir in Kalvarin, Litauen 1941/192 bei der OT zusammen waren, werden gebeten, sich zwecks Rentenangelegenheit zu melden. Heinrich Sprenger, Gerdauen, Ostpreußen, jetzt Uttenreuth 31, Kreis Erlangen.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meiner Frau Anna Rodowski, geb. Uldack, geb. 08.03.1899 in Kl.-Goldbach, und Sohn Siegfried Rodowski, geb. 28.03.1939 Mettkeim, beide zul. wohnhaft in Mettkeim, P. Nautzken, Kreis Labiau? Nachr. erb. u. Nr. 68 201 Das Ostpreußenblatt. Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Rest der Seite: Werbung, Unterricht

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Königsberg-Stadt

RC. Germania und Asco zusammen . . .

Mit ihren Angehörigen begingen Mitglieder des Ruderclubs Germania und des Asco in dem geräumigen Heim der Hamburger Rudergesellschaft Hansa eine besinnliche Adventsfeier. Nach dem herzlichen Willkommensgruß des Vorsitzenden des RC. Germania, Kroll — der ein sehr innig empfundenes Schreiben des früheren Vorsitzenden Mittelschulrektor Kaszemek verlas -, sprach Landsmann Rump namens des Asco und überreichte dem RC. Germania ein Elchbild. Herzlich begrüßt wurde der Gründer des Sportclubs Ostpreußen, Alfred Hirsch. Im Jahre 1902 bildete sich diese Vereinigung, die sich 1919 mit dem Akademischen Sportclub zum Asco vereinigte; zugegen war auch der heutige Betreuer des Asco im Bundesgebiet und Berlin, Schemionek. Viele der Anwesenden waren zu dieser Zusammenkunft eigens nach Hamburg gekommen. Unter ihnen befand sich Frau Dr. Fuehrer, die am Krankenhaus der Barmherzigkeit tätig war und heute in Braunschweig praktiziert. Sie leitete 1948 den letzten Krankentransport aus Königsberg nach dem Westen. Ein Zeuge der Kapitulationsverhandlungen (vergl. unsere Verwahrung zu einem Hörspiel des NDR „Legendenbildung um Königsberg?" in Folge 47, Ausgabe vom 24. November) war Bankvorstand i. R. Georges, einst Bank der Ostpreußischen Landschaft. Er unternahm mit zwei Kameraden den gefährlichen Gang im heftigsten Feuer der sowjetischen Kampftruppen an dem verhängnisvollen 9. April 1945 als Parlamentär. Die Freude, wieder unter Landsleuten zu weilen, genoss Kapitän Horst Witt (Sohn des Getreidekaufmanns Erich Witt), mit seinem 8000-Tonnen-Schiff „May Rickmers" ging er am übernächsten Tag zu einer sechsmonatigen Reise nach Ostasien in See. Bereits 1939 fuhr dieser ostpreußische Seemann in jenen fernen Gewässern, und er musste bis 1945 schwere Jahre in Internierungslagern in Malaya und Japan durchstehen. — Zur Unterhaltung trugen Liedvorträge von Frau Schulz-Radzun (einst Opernhaus Königsberg) und humorvolle Darbietungen bei.

45. Amtsjubiläum und 70. Geburtstag von Pfarrer Schliewe Pfarrer Willy Schliewe, der kürzlich sein

 

45. Amtsjubiläum und 70. Geburtstag von Pfarrer Schliewe.

Pfarrer Willy Schliewe, der kürzlich sein 45. Amtsjubiläum begehen konnte und noch sehr rüstig in seiner jetzigen Gemeinde Weimar bei Kassel wirkt, wird am 21. Dezember 1956, sein 70. Lebensjahr vollenden. Viele seiner alten Gemeindeglieder der Christuskirche in Königsberg-Ratshof, sowie manche ostpreußische Gemeinde, der er durch Evangelisationen diente, wissen sich an diesem Tage herzlich mit Pfarrer Schliewe verbunden. Seine vielen Gottesdienstbesucher, ehemaligen Konfirmanden und Brautpaare sowie die große Ratshöfer Frauenhilfe werden seiner besonders herzlich und dankbar gedenken.

 

Wehlau

Arbeitsprogramm des Kreisausschusses

Wie schon in der Folge 46 vom 17. November des Ostpreußenblattes erwähnt wurde, war der Kreisausschuss am Sonntag, dem 4. November, in Hamburg gelegentlich einer landsmannschaftlichen Tagung zusammengekommen, um unter anderem auch unser künftiges Arbeitsprogramm abzustecken. Hierbei konnte berichtet werden, dass unser Landsmann Oberbaurat Dieckert, Hannover-Waldheim, Tewesweg 5, sich der mühevollen Arbeit unterziehen wird, uns eine Kreischronik zu schreiben. Unsere herzliche Bitte, dem Landsmann einschlägiges Material für seine keineswegs leichte Aufgabe ausfindig und zugänglich zu machen, wird daher auch heute wiederholt. Im Verlauf der Erörterungen stand die Frage: „Freizeitgestaltung für unsere Jugend", im Mittelpunkt. Diese wichtige Aufgabe zu lösen, bedarf es stärkerer Schultern, und deshalb wurde allseitig der Wunsch laut, hierfür unsern Patenkreis um dessen Mithilfe zu bitten. Dieses Anliegen fand volles Verständnis und bereitwilliges Entgegenkommen, wie der Vorsitzende des Kreisausschusses in einer bald darauf stattgefundenen Rücksprache beim Patenkreis in Syke feststellen konnte. Die näheren Einzelheiten hierzu bringen wir zu gegebener Zeit. Auch eine Bitte, der Berliner Gruppe zu Weihnachten zusätzlich zu helfen, fiel auf fruchtbaren Boden.

 

Bei einem gelegentlichen Zusammensein mit Vertretern unserer im Rheinland lebenden Landsleute wurden deren Sorgen und Nöte bekannt.

 

Zum Schluss, liebe Landsleute, bitten wir Sie immer wieder, sich zur Eintragung in die Kreiskartei — Landsmann Poepping, Hamburg 19, Heussweg 82 — zu melden, denn ohne eine lückenlose Seelenliste bleibt unsere Arbeit nur ein Stückwerk. Auch wird, wie schon so oft, daran erinnert, dass bei Anfragen stets die Heimatanschrift anzugeben ist. Also, liebe Landsleute, unterziehen Sie sich dieser selbstverständlichen Pflicht, und wir bitten Sie auch unser Ostpreußenblatt zu halten, in dem Sie alle Bekanntmachungen der Kreisgemeinschaft lesen können.

 

 

Gesucht werden:

August West, Sechshuben;

Liesbeth Kaiser, Stampelken;

Rudolf Schwarz, Stellmachermeister in Kapkeien;

Karl Gronwald, Wehlau, G. war beim Amtsgericht Wehlau beschäftigt;

Frau Gruber, Ehefrau des Majors der Gendarmerie in Goldbach;

Franz Amberger, Goldbach;

Familie Horn, Garbeningken bei Goldbach;

Günther Diekmann, Weißensee.

 

Namens des Kreisausschusses, Strehlau, Kreisvertreter, Karlsruhe, Hertzstraße 2

 

Memel-Land

Gesucht werden aus:

Paupeln-Peter:

1. Anna Aschmann und Tochter;

2. Michel Backschas.

 

Piaulen;

Willi Gruschies, geb. 12.11.1926 in Schwenzeln. —

 

Piktaszen;

Hermann Weiß und Annicke. —

 

Plicken:

1. Heinrich Domres, geb. 10.09.1899;

2. Julius Rein und Anna Rein, geborene Rainies.

 

Pöszeiten:

1. Emma Köhnert, geborene Kausch, geb. 30.04.1898;

2. Familie Schernus, aus Ortsteil Posingen. —

 

Preil:

Johann Albert Schmidt, geb. 09.07.1905 in Nidden —

 

Prökuls:

1. Frau Dollhasz und Tochter Hilde;

2. August Joneleit, Textilkaufmann;

3. Frau Jurgeleit, Erziehungsanstalt Gropischken;

4. Niklaus, Fleischermeister;

5. Gerda Schakuleit;

6. Tennigkeit, Amtsgerichtsrat;

7. Vogel, Apotheker;

8. Leo Wiegratz, Friseur, geb. 10.03.1917. —

 

Raischen-Jedkandt:

Familie Prischmann. —

 

Rooken:

Johann Laß. —

 

Sakuthen:

1. Artur Schwirblies, geb. 27.08.1916;

2. Heinz Skwirblies, geb. 30.11.1923;

3. Martin Heinrich Schmidt, geb. 26.09.1905 in Deegeln. —

 

Schäferei:

1. Willi Masuhr. geb. 17.02.1927;

2. Max Naujoks. —

 

Schernen:

Ernst Scharfenorth. —

 

Schilleningken:

1. Friedrich Groeger, Anna Groeger und Tochter Anneliese;

2. Anna Paszehr, geborene Knoch und Ehemann;

3. Maria Reisgies, geb. Gelgus;

4. Bauer Rohde und Familie.

 

Schlappschill:

Lena Kioschus und Lisbeth Kioschus. —

 

Schudebarsden:

Martin Schweistries, Marie Schweistries und Kinder Ruth, Anni und Helga. —

 

Schudnaggen:

Anna Kairies. —

 

Schwarzort:

1. Anna Kairies;

2. Eva Kurschat, geborene Wilks. —

 

Schwenzeln:

1. Familie Anduleit;

2. Eva Harner und Sohn Martin. —

 

Schweppeln:

Else Dudjons.

 

Stankeiten:

Wilhelm Strasdas. —

 

Stoneiten:

Emil Lehnert, geb. 22.06.1883. —

 

Stragnar:

1. Bruno Preuß;

2. Willi Strangalies, geb 15.02.1924. —

 

Thaleiken-Jakob:

1. Frau Gitzel und Tochter Hildegard, geb. 09.03.1923;

2. Horst Rautenberg und Bruder. —

 

Truschen:

1. Urte Jakuszeit, geborene Alksnies, geb. 22.07.1888 und Töchter;

2. Purwins. Johann, geb. 8.7. 1883 in Liewern. —

 

Truschellen:

1. Fräulein Bendiks und Pflegekind Ruth Schudnagies, geb. 19.06.1933;

2. Gertrud Kreszies;

3. Josef Turowski, Albertine und Richard, geb. 01.09.1911. —

 

Wannaggen:

1. Martin Mertineit;

2. Georg Wannags. —

 

Wensken :

1. Marie Juraschka, geborene Plewe. geb. 11.02.1890;

2. Herbert Meier, geb. 30.07.1927, aus Ortsteil Meeszeln. —

 

Wilkieten:

1. Georg Herzam, geb. in Ruß. Marie Herzam, geborene Preikschas, geb. 16.11.1902, und Tochter Helene;

2. Max Neubacher, Fleischermeister;

3. Gertrud Potegewski;

4. Waldemar Schmidtke. —

 

Wittauten:

Grete Kurmis und Mutter.

 

Zuschriften erbittet die Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise, Geschäftsstelle, Oldenburg (Oldbg.), Cloppenburger Straße 302 b.

 

Insterburg

Landsleute aus Stadt und Land Insterburg werden gesucht

Nachstehend aufgeführte Landsleute aus Stadt und Land Insterburg werden gesucht:

1. Gerda Denkmann, Berufsschullehrerin, geb. etwa 1904, aus Insterburg, Albrechtstraße 14 b, sowie Mutter Ida Denkmann und Bruder Eberhard. —

 

2. Paul Singer, geb. 19.04.1921, aus Insterburg. Beruf: Sattler; Singer soll sich mit seiner Familie in Mecklenburg aufhalten. —

 

3. Emma Oschlies, geb. 1907, aus Zwion. Kreis Rendsburg; drei Kinder. —

 

4. Martha Kassing, geb. 1925 in Saalau, aus Insterburg. Beruf: Hausangestellte. —

 

5. Emil Grundwald und Ehefrau Berta, Insterburg-Sprindt, Siedlung. —

 

6. Schwarz Magdalene, geb. 09.03.1892, aus Insterburg, Lindenstraße 11. —

 

7. Dachdeckermeister Bolz und Julius Hopp, aus Insterburg. —

 

8. August Eidinger, geb. 1901, aus Insterburg, Bergstraße 10. —

 

9. Theweleit, aus Insterburg, Rathausstraße 4. —

 

10. Johanna Gallinat, aus Insterburg, Hindenburgstraße 11. —

 

11. Erna Toussaint, geb. 22.071917, aus Insterburg, Friedrichstraße 4. —

 

12. Henriette Paprottka und zwei Töchter, aus Insterburg; Otto Paprottka war Lehrer in Feldeck und ist verstorben. —

 

13. Julius Neumann, zuletzt wohnhaft in Adl. Abschruten. —

 

14. Angehörige des Kindes Margitte Bleihöfer, geb. 02.04.1942. —

 

15. Fritz Teweleit, Unteroffizier, Flugplatz Insterburg, soll im Landkreis beheimatet gewesen sein. —

 

16. Anna Gefeller, aus Insterburg, Hindenburgstraße 63. —

 

17. Dr. Winski, Rechtsanwalt, angeblich aus Insterburg. —

 

18. Emma Kuszat oder Kuscat, aus Insterburg; das Ehepaar wurde nach der Stadt oder dem Kreis Mohrungen evakuiert. —

 

19. Frau Schimmelpfennig, Insterburg, Albert-Stadie-Straße oder Nähe: Ehemann war Beamter. Behörde unbekannt. —

 

20. Dieter Thielke, aus Insterburg. Oberstabsgefreiter bei der Kriegsmarine 9. Räumungsflottille. —

 

21. Werner Figgel, geb. 03.05.1914, vermisst seit 1944 auf dem Rückzug aus Russland; Vater: Gärtnereibesitzer aus Insterburg, Siehrstraße. —

 

22. Arthur Kownatzki und Frau Else und Tochter, aus Insterburg, Danziger Straße. —

 

 23. Geschwister Stampke, zwei Jungen und ein Mädchen, Alter zwischen 20 und 25 Jahren, aus Insterburg, Cecilienstraße 4; Mutter war wieder verheiratet und hieß Piontek. —

 

24. Reinhold Brassat, geb. 21.08.1930, aus Tammau, Kreis Insterburg. —

 

25. Klein, aus Insterburg. Guttmannstraße 14 a, sowie andere Einwohner des Hauses. —

 

26. Else Kuchenberger, beschäftigt bei der Fahrkartenausgabe, und Maria Ritter, geborene Hardt, beide aus Insterburg. —

 

27. Liesbeth Strasdat, geb. 03.04.1904, aus Insterburg, Simon-Dach-Straße 6. —

 

28. Emil Kühn, aus Norkitten, beschäftigt bei der Firma Heiser in Insterburg. —

 

29. Ballendat, Hausmeister aus Striegengrund, Kreis Insterburg: 1942/1943 beim Forstamt Wallily, Kreis Bialystok, beschäftigt und wurde dort zum Forstwart befördert: etwa 1912 geboren. —

 

30. Anna Uschkoreit, geb. Pusch, aus Insterburg, Stadtrandsiedlung 1. —

 

31. Ida Pusch, geboren in Norkitten, war lange in der Konditorei Dünckel In Insterburg tätig. —

 

32. Gerda Schimnik, von 1936 bis 1941 im Baugeschäft Max Lohr in Insterburg als Kontoristin tätig gewesen.

 

Nachricht, erbeten an die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 13, Parkallee 86, unter der Kenn-Nummer „Inst. 26/56/Sachgebiet H".

 

Lötzen

Landrat von Herrmann verstorben.

In der Nacht vom 25. zum 26. November 1956, entschlief in (13b) Reiterhof, Post Schaftlach, Oberbayern, unser früherer Landrat Ludwig von Herrmann nach einem arbeitsreichen Leben im 68. Lebensjahre.

 

Er stand an der Spitze der Kreisverwaltung unseres Kreises Lötzen von 1923 bis 1933 und war Nachfolger des den älteren Lötzenern noch bekannten Landrats von Tyszka. Landrat von Herrmann übernahm die Kreisgeschäfte unter schwierigsten finanziellen Verhältnissen. Dank der Tatkraft und der reichen Kenntnisse auf wirtschaftlichem und finanziellem Gebiet konnte er die Kreisfinanzen in kurzer Zeit wieder festigen. Damit war dann auch der Weg wieder frei für eine geordnete, sparsame und doch produktive Kreiswirtschaft.

 

Auf allen Gebieten der Kreisverwaltung war der Entschlafene der verantwortungsbewusste Leiter und der pflichtgetreue Beamte im Sinne altpreußischer Tradition. Mit seltener Tatkraft hat er sich auch auf dem Gebiete des Verkehrswesens und der Landeskultur eingesetzt. Die Waldarmut des Kreises ließ ihm keine Ruhe, und es ist sein Verdienst, dass vom Jahre 1926 an, sein großzügiges Aufforstungsprogramm Wirklichkeit wurde. Unter seiner Amtsführung wurden, im Kreisgebiet verteilt, rund 3000 Morgen ackerunwürdiger Boden aufgeforstet und die bisherigen Grundeigentümer auf ertragreichere Böden umgesiedelt.

 

Seinem Vorbilde eiferten auch alle Kreisbeamten, Angestellten und Arbeiter in treuer Gefolgschaft nach, so dass die Amtszeit des allseits verehrten Landrats auch eine wirtschaftliche Blütezeit des Kreises bedeutete.

 

Landrat von Herrmann musste leider 1933 aus politischen Gründen sein Amt aufgeben. Nicht nur bei der Kreisgefolgschaft, sondern auch bei der älteren Generation der Kreiseingesessenen wird der Verstorbene unvergessen bleiben.

 

Für seine Mithilfe bei den Archivarbeiten bis in letzter Zeit sagt auch die Kreisgemeinschaft Lötzen in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. dem lieben Entschlafenen herzlichsten Dank. Ehre seinem Andenken! Wallschläger, Kreisältester. Guillaume., Kreisvertreter

 

Lyck

Oberstudienrat Arthur Holz 80 Jahre

Am 8. Dezember 1956, vollendete unser verehrter Oberstudienrat Holz bei seinem Sohn in Karlsruhe, Friedensstraße 79, das 80. Lebensjahr. In Lötzen geboren, unterrichtete er von 1902 bis 1939 am Gymnasium Lyck in Deutsch, Latein, Religion und Kunstgeschichte, sowie Hebräisch. Er hat sich die Liebe seiner Schüler in reichem Maße erworben, die sich alle herzlichst den Glückwünschen der Kreisgemeinschaft und des Sängerkränzchens der Lycker Prima (1830) anschließen.

Otto Skibowski, Kreisvertreter Kirchhain, Bezirk Kassel

 

Am 16. Dezember 1956, feiert der Oberlehrer Otto Hagen, Lyck, Goetheschule, seinen 75. Geburtstag. Er wohnt jetzt in Ellwangen bei Stuttgart, wo auch seine Tochter als Zahnärztin Aufenthalt gefunden hat. Otto Hagen hat sich um das Musikleben der Stadt Lyck so große Verdienste erworben, dass sein Name auf immer mit Lyck verbunden bleiben wird. Als Musiklehrer an der Oberschule für Mädchen (Goetheschule) hat er die Liebe zur Musik bereits in junge Herzen gepflanzt. Der Männer-Gesangverein „Concordia" aber hat unter seiner Stabführung unübertreffliche Konzerte gegeben. Mit den Tausenden von Schülerinnen gedenken daher die alten Sangesbrüder ihres Konzertmeisters und Zehntausende danken ihm für die Stunden schönsten Genusses an deutscher Musik.

 

Gesucht werden:

Tiefbaunternehmer Mecklenburg, Lyck;

Hans Pisawotzki, Blücherstraße;

Otto Saat, Richard Wauskuhn und Johann Salz, aus Petersgrund;

F. Redzio und J. Leskowski, aus Zappeln;

F. Joswig, aus Lübeckfelde;

Familie Wendt, aus Dreimühlen;

Angehörige des Oberleutnants der Feldgendarmerie Kliemann.

 

Der neunte Hagen-Lycker-Brief ist im Druck und kommt in dieser Woche zum Versand. Alle, die mit richtigen Anschriften in der Kartei enthalten sind, erhalten ihn zugeschickt. Adressenänderungen daher schnellstens — mit Angabe des Heimatortes — melden.

 

Das Lycker Heimatbuch wird gegen Voreinendung von 3,30 DM auf das Postscheckkonto 1828 20 Frankfurt, Kreisgemeinschaft Lyck, Kirchhain, zugesandt.

Otto Skibowski, Kreisvertreter, Kirchhain, Bezirk Kassel

 

Allenstein Stadt

Pfarrer Finger 75 Jahre alt

Am 12. Dezember 1956, beging Pfarrer Finger, Mitglied des Allensteiner Stadtvorstandes, in Hildesheim, Sedanstraße 33, seinen 75. Geburtstag. Dem verehrungswürdigen Jubilar hat die Allensteiner Stadtvertretung die herzlichsten Glückwünsche übermittelt. H. L. Loeffke, Stadtvertreter von Allenstein

 

Die „Geschichte der Stadt Allenstein“ zu Weihnachten

Das risikoreiche Unterfangen der Stadt Allenstein, fern der Heimat die Stadtchronik des verewigten Allensteiner Ehrenbürgers, Rektor Anton Funk, gerade jetzt vor einem Jahr herauszubringen, war von Erfolg gekrönt. Die zuständigen Bundesstellen haben die Anerkennung für diese heimatpolitisch und heimatkulturell bedeutsame Tat ausgesprochen. Das Ostpreußenblatt hatte am 19. November vorigen Jahres auf Seite 10 ausführlich Inhalt, Gehalt und Ausführung gewürdigt. Die Stadt Allenstein hat von allen ostdeutschen Kommunen die bisher umfangreichste und umfassendste Stadtchronik im Exil herausgebracht. Das Buch ist mit seinen fast 600 Seiten im Großformat 18 x 24 cm kein trockner „Wälzer", sondern ist in durchaus aufgelockerter Form geschrieben. Es bietet für jedes Interessengebiet sowie jedem Geschmack genügendes Material in ansprechender Form: „Wer vieles bringt, wird manchen etwas bringen!" Das Großbild des Verfassers. Rektor Funk, acht weitere Stadtbilder sowie der Stadtplan bringen Leben und Farbe in das Buch. Die Stadtvertretung hat in voller Absicht eine beschränkte Anzahl von Exemplaren zurückgehalten, um dieses Allensteiner „Hauptbuch" gerade an die Allensteiner Mitbürger von Zeit zu Zeit — so gerade jetzt zu Weihnachten — abgeben zu können, obwohl Bibliotheken, Dienststellen die Restexemplare erwerben wollten. Die Allensteiner Stadtgeschichte kann sofort ausgeliefert werden. Der Preis stellt sich auf 18,-- DM zuzüglich 1,60 DM Versandspesen und Verpackungskosten.

 

Das Buch wird nur unter Nachnahme von 19,60 DM versandt. Bestellungen werden erbeten an die „Geschäftsstelle Patenschaft Allenstein. Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus“.

H. L. Loeffke. Stadtvertreter von Allenstein

 

Pr.-Holland

Durch den Tod des bisherigen Orts- und Bezirksvertreters der Heimatgemeinde Ebersbach ist für die Neubesetzung des Amtes eine Neuwahl erforderlich. Alle wahlberechtigten Landsleute der Heimatgemeinde Ebersbach werden hiermit — gemäß unserer Satzung — aufgefordert, bis zum 25. Dezember für die Neubesetzung Vorschläge an den Unterzeichneten einzureichen. Sollte nur ein Wahlvorschlag eingehen, so gilt der Vorgeschlagene als gewählt.

 

Gesucht werden:

Karl Kömmler und Frau, geb. Radau, Mühlhausen, Teichstraße;

Förster Alfred Rösler und Familie, Reichenbach, sowie

Ernst Schulz, Mühlhausen, Bahnhofs-Siedlung.

 

Es werden ferner dringend Anschriften von (hier fehlt Text), aus Amalienhof. auch, soweit diese in der sowjetisch besetzten Zone wohnen, gesucht. —

 

Wer kann Auskunft geben über die

Eheleute Otto und Anna Kamps, Mühlhausen, Tannenbergplatz 7? Nach unbestätigten Mitteilungen sollen sie einige Tage nach dem Einzug der Besatzungsmacht als Leichen aus ihrer Wohnung herausgetragen worden und in einem Massengrab von 14 Personen beerdigt sein.

G. Amling, stellvertr. Kreisvertreter Pinneberg, Richard-Köhn-Straße 2

 

Heiligenbeil

Am 10. Dezember 1956, feierte unser Baron von Buddenbrock (Doesen) mit seiner Gattin, das Fest der Goldenen Hochzeit. Wir Heiligenbeiler wissen alle, was wir unserem guten Baron von Buddenbrock zu verdanken haben. Die Kreisgemeinschaft Heiligenbeil wünscht dem Jubelpaare für die weitere Zukunft alles erdenklich Gute. Das Jubelpaar verlebt diesen Tag bei seinem Sohn Erich in Garath über Düsseldorf. Der Jubilar ist genauso wie in der Heimat heute noch in der kleinen Landwirtschaft seines Sohnes von früh bis spät tätig.

Karl August Knorr, Kreisvertreter Bad Schwartau, Holstein, Alt-Rensefeld 42

 

Mohrungen

Zur Zustellung von Nachlasssachen des gefallenen Gustav Teichert, geb. am 02.04.1912 in Kuppen, Kreis Mohrungen, werden von der deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht nächste Anverwandte gesucht. Ich bitte diese, sich unverzüglich bei mir zu melden. Weiter bin ich für jeden Hinweis dankbar, der in Bezug auf Ehefrau, Kinder, Eltern oder Geschwister zu einer Ermittlung der jetzigen Anschriften führt.

Kreisvertreter Reinhold Kaufmann (Maldeuten). Jetzt Lübeck, Geniner Straße 20

 

Foto: Ein vorweihnachtlicher Tag in Tilsit. Die Aufnahme zeigt den Schenkendorfplatz, so wie wir ihn einst kannten, mit dem Denkmal des Dichters Max von Schenkendorf und der weihnachtlichen Tanne vor dem Rathaus.

 

Seite 7   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat“

 

16. Dezember 1956, 16 Uhr, Heimatkreis Lyck, Weihnachtsfeier, Lokal: Konditorei Bolt, Bln, SW61, Yorckstraße 80/81, S-Bahn Yorckstraße, U-Bahn Mehringdamm, Straßenbahn 2, 3, 95 und 96

 

16. Dezember 1956, 16 Uhr. Weihnachtsfeier der Gruppen Tegel und Waidmannslust, im Vereinslokal Schloss-Café Peter Engel, Berlin-Tegel, Schloßstraße 1. Gäste herzlich willkommen.

 

22. Dezember 1956. Heimatkreis Insterburg. Weihnachtsfeier. Lokal: Grunewaldkasino, Bln.-Grunewald, Hubertusbader Straße 7 – 9, S-Bahn Halensee, Bus A10

 

22. Dezember 1956, 19 Uhr. Heimatkreis Angerburg. Weihnachtsfeier, Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48, Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35 und 44

 

23. Dezember 1956, 15 Uhr. Heimatkreis Tilsit/Tilsit-Ragnit/Elchniederung. Weihnachtsfeier. Lokal: Reinickendorfer Festsäle, Bln.-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32

 

23. Dezember 1956, 15 Uhr. Heimatkreis Pillkallen. Weihnachtsfeier, Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putzlitzstraße, Bus A16

 

23. Dezember 1956, 15.30 Uhr. Heimatkreis Osterode. Weihnachtsfeier, Lokal: Sportkasino, Berlin-Charlottenburg, Kaiser-Friedrich-Straße 63, S-Bahn Charlottenburg. Straßenbah 3, 44, 60

 

23. Dezember 1956, 15.30 Uhr. Heimatkreis Treuburg. Weihnachtsfeier. Lokal: Domklause, Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 32. S-Bahn Hohenzollerndamm.

 

Veranstaltungen im Haus der ostdeutschen Heimat.

Im Haus der ostdeutschen Heimat, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, werden im Dezember folgende Veranstaltungen stattfinden: Montag 17. Dezember, 20 Uhr: Alle Jahre wieder … vorweihnachtliche Stunde. Weihnachtsmusik — Weihnachtssprüche aus der schlesischen Heimat. „Der kleine Weihnachtsengel" (Trickfilm) — „Die Weihnachtsgeschichte" (Schattenspiel von Karl-Heinz Rhinow). Es singt die Waldenburger Jugendgruppe — Mittwoch, 19. Dezember, 20 Uhr: Weihnachtliche Stunde, Weihnachtsmusik. Solo-Quartett der Deutschen Jugend des Ostens. Krippenspiel (Rorate Coell) Jungmannschaft-Ost, Mädchengruppe der DJO.

 

Ausstellung „Weihnachten in Europa"

Die Arbeitsgemeinschaft der Berliner Frauenorganisationen wird vom 7. bis 20. Dezember in den Messehallen am Funkturm (Eingang Messedamm) eine Ausstellung „Weihnachten in Europa" mit den Abteilungen „Europäische Weihnachtsstuben". „Paradies der Kinder" (Lesestube und Bastelwerkstatt). „Weihnachten in der Kunst", „Weihnachten im Buch" und anderen veranstalten. Nachmittags Vorführungen von weihnachtlichen Filmen und von Laienspielen sowie Weihnachtslieder-Singen Berliner Chöre. — Eintritt frei.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86: Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

Bergedorf: Sonnabend, 15. Dezember, 16 Uhr, im Lokal Holsteinischer Hof (Filmeck). Weihnachtsfeier für unsere Kinder. Kinder bis zu 14 Jahren, die an der Feier teilnehmen wollen, bitte sofort bei Landsmann Franz Schauka anmelden. Um 20 Uhr geselliges Beisammensein der Erwachsenen.

 

Altona: Sonntag, 16. Dezember, 16 Uhr, im Hotel Stadt Pinneberg. Altona, Königstraße 260. Elternabend der Kindergruppe mit Gästen.

 

Elbgemeinden: Sonnabend, 22. Dezember, 18 Uhr, In der Johannesburg, Blankenese, Elbchaussee 566 Weihnachtsfeier. Die Landsleute werden gebeten, sich hierzu auf dem ihnen mit Rundschreiben zugehenden Formular rechtzeitig — bis spätestens 14. Dezember — anzumelden.

 

Fuhlsbüttel: Sonntag, 23. Dezember, ab 16 Uhr im Landhaus Fuhlsbüttel, Fuhlsbüttel, Brombeerweg Nr. 1, Weihnachtsfeier unter dem Motto: „Kinder laden ihre Eltern ein“. Teilnahmeberechtigt sind nur Kinder, die nach dem 1. August 1956 an Veranstaltungen der Kindergruppe teilgenommen haben.

 

Kreisgruppenversammlungen

Lyck: Freitag, 14. Dezember, 19 Uhr, in der Alsterhalle, An der Alster 83, Adventsfeier. Bitte Kuchen für gemeinsame Kaffeetafel mitbringen.

 

Heiligenbeil: Sonntag, 16. Dezember, 16 Uhr, in der Alsterhalle. An der Alster 83. Adventsfeier mit gemeinsamer Kaffeetafel. Wir bitten, wie immer ein Austauschpäckchen mitzubringen.

 

Insterburg: Sonntag, 16. Dezember, 16 Uhr. Weihnachtsfeier in der Alsterhalle, An der Alster 83.

 

Memelkreise: Sonntag, 16. Dezember, 16 Uhr, Weihnachtsfeier in der Alsterhalle, An der Alster Nr. 83.

 

Memelkreise: Sonntag, 16. Dezember, 16 Uhr, im Winterhuder Fährhaus (Kleiner Saal), Hudtwalckerstraße. Vorweihnachtsfeier. Die Ausgestaltung hat Landsmann Elbe mit seiner Schulklasse übernommen. Soweit Anschriften bekannt sind ergehen Einladungen. Im Übrigen werden die Landsleute gebeten, ihre Anschriften mitzuteilen an die Schriftführerin, Fräulein E. Brokoff, Hamburg 13, Parkallee 86. Freunde und Bekannte sind herzlich eingeladen.

 

Gumbinnen: Sonntag, 23. Dezember, 16 Uhr, in der Gaststätte Bohl. Hamburg 21, Mozartstraße 27, Vorweihnachtsfeier mit gemeinsamer Kaffeetafel. Austauschpäckchen im Werte bis 2 DM bitte mitbringen. Zur Verlosung werden auch kleine Geschenke erbeten. Der Ertrag ist für Landsleute in der sowjetisch besetzten Zone bestimmt. Auch die Jugendlichen werden gebeten, recht zahlreich zu kommen.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle 14 Tage Mittwoch, 19.30 bis 21.30 Uhr. Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächstes Treffen am 9. Januar 1957. — Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag um 16 Uhr im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächstes Treffen am 3. Januar.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim Wittenkamp 17 a.

 

Billstedt: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr im Jugendheim Horner Brückenweg 24.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Heimabend jeden Mittwoch ab 16 Uhr im Heim der offenen Tür, Bundesstraße 101.

 

Eppendorf-Eimsbüttel: Jugendgruppe: Jeden Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr im Gorch-Fock-Heim, Loogestraße 21 (U-Bahnhof Kellinghusenstraße).

 

Elbgemeinden: Unsere Kinder und Jugendlichen schließen sich den Veranstaltungen in Altona an.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr in der Schule Rathsmühlendamm.

 

Harburg - Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Mittwoch, 19. Dezember, ab 19.30 Uhr, im Jugendheim, Winsener Straße 72 a. — Kindergruppe: Jeden Freitag von 16 bis 18 Uhr in der Eissendorfer Straße 26.

 

Wandsbek: Jugendgruppe: Heimabend am Sonnabend, 15. Dezember, um 17 Uhr in der Schule Bovestraße 10, Baracke Hilfsschule (Hof).

 

SCLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.

 

Am 1. Dezember tagten die Kreisgruppenvorsitzenden zusammen mit dem Vorstand der Landesgruppe. Nach einem Zwischenbericht des Vorsitzenden gab Landsmann Schoepffer einen ausführlichen Bericht über eine Tagung in der Evangelischen Akademie in Loccum. Ausführungen amerikanischer, englischer und französischer Redner, sowie Äußerungen zur Lage in Europa und Deutschland, u. a. von einem siamesischen Teilnehmer, hatten starkes Interesse gefunden.

 

Auf vielfachen Anregungen aus der Versammlung gab der Vorsitzende bekannt, dass er Verbindung mit den in Schleswig-Holstein ansässigen Vertretern der Heimatkreise aufnehmen wolle, um die Frage einer engeren Zusammenarbeit auf regionalem Gebiet zu prüfen.

 

Rendsburg. Weihnachtsfeier der Pillauer am 15. Dezember, 19.30 Uhr, im Lokal „Bürgerbräu". Es wird gebeten, kleine Päckchen mitzubringen.

 

Tornesch. Bei einer besinnlichen Adventsfeier in dem Trefflokal Café Fregin. wurden an der Kaffeetafel Gedichte vorgetragen und Lichtbilder aus dem südlichen Ostpreußen gezeigt. Der Vorsitzende Robert Bluhm, fordert alle noch fernstehenden Landsleute auf, an den Veranstaltungen der Gruppe teilzunehmen.

 

Mölln. Am 26. Dezember, 19 Uhr, Weihnachtsfeier im „Kolosseum". Die Marionettenbühne Fey wird ein Weihnachtsmärchen aufführen.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttinnen, Keplerstraße 26. Telefon 2 47 01; Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude), Tel. 13 221.

 

Wilhelmshaven. Jahreshauptversammlung am 7. Januar, verbunden mit einem Fleckessen. Im Februar voraussichtlich wird Charlotte Keyser aus ihren Werken lesen. Im März soll ein „Heiterer Abend" veranstaltet werden. — Zu einer vorweihnachtlichen Stunde bei Kerzenschein fand sich die Gruppe bei Dekena zusammen. Der 1. Vorsitzende, Obermedizinalrat Dr. Zürcher, hatte für diesen Abend Gedichte und Prosa von Agnes Miegel, Werner Bergengruen, Gertrud Papendick, Ernst Wiechert, Max von Schenkendorf und Erminia von Olfers-Batocki ausgewählt. Frau Grandowskv (Klavier) spielte Werke von Beethoven und Schubert.

 

Vechta. Adventsfeierstunde am Sonnabend, dem 15. Dezember, 19 Uhr, im Clubhaus des Tennisvereins. Kaffeegebäck bitte mitbringen.

 

Bramsche. Am 1. Advent war der Saal der Gaststätte „Wiederhall" mit 500 Besuchern geradezu überfüllt. Nach einer Ansprache des Vorsitzenden. Heinz Kollberg, und Darbietungen der Jugendgruppe, erfreute Ruth-Luise Schimkat die Landsleute durch den Vortrag von Geschichten und Plaudereien über eigene Erlebnisse.

 

Diepholz. Am ersten Advent versammelten sich im Bahnhofshotel zahlreiche Landsleute bei flimmernden Adventskerzen. Nach herzlichen Worten der Begrüßung sprach der Obmann der Landsmannschaft. Mittelschullehrer Guttzeit. über ost- und westpreußisches Brauchtum in der Vorweihnachtszeit. Nach gemeinsam gesungenen Advents- und Weihnachtsliedern löste eine Marzipanverlosung und -Versteigerung durch Landsmann Laws viel Freude aus. Ein ansehnlicher Betrag konnte der Ungarnhilfe überwiesen werden. — Die nächste Zusammenkunft wird voraussichtlich am 20. oder 27. Januar stattfinden.

 

Sulingen. Vorweihnachtsfeier am Sonntag, dem 16. Dezember, um 19 Uhr, im Lindenhof. Die Schüler der Mittelschule werden die Feier ausgestalten. Anschließend gemeinsame Kaffeetafel. Gebäck bitte mitbringen.

 

Quakenbrück. Eine in Verbindung mit den Schulen des Kreises von dem Kreisvorstand durchgeführte Kulturveranstaltung erzielte einen großen Erfolg. Der Farbtonfilm „Land unter dem Kreuz" brachte in den Städten Quakenbrück, Fürstenau, Bramsche, Ankum und Bersenbrück eine Besucherzahl von etwa 5000. Den Auftakt der einzelnen Veranstaltungen bildete ein auf Ost- und Westpreußen eingehendes Vorprogramm in den Schulen. Ermutigt durch die begeisterte Aufnahme beschloss der Kreisvorstand, die Reihe der Kulturveranstaltungen im Januar fortzusetzen. Der Farblichtbildervortrag von Otto Storck wird am 11. und 12. Januar in zwei Städten des Kreises Bersenbrück gehalten werden.

 

Einbeck. Weihnachtsfeier am 16. Dezember, um 20 Uhr, im Rheinischen Hof. Die Landsleute werden gebeten, Kuchen mitzubringen sowie ein kleines Geschenkpäckchen.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon ? 24 14

 

Aachen-Stadt. Die Kreisgruppe lädt zu der Vorweihnachtsfeier am Sonnabend, dem 22. Dezember, 19 30 Uhr, im Gasthaus Kommer (Aachen Forst), Neuhaus 4, herzlich ein.

 

Gladbeck. Weihnachtsfeier der Kreisgruppe am 23 Dezember, 16 Uhr, im Lokal Voerste. Alle Ostpreußen und Westpreußen sind herzlich eingeladen. Im Anschluss an die Feierstunde Kaffeetafel und Bescherung für die Kinder der Mitglieder. Die Teilnehmer werden gebeten, Tassen und eventuell Kuchen mitzubringen.

 

Köln. Am Vormittag des ersten Adventssonntags erfreute die Jugendgruppe etwa zweihundert Insassen eines Pflegeheimes für Männer in den Riehler Heimstätten. Unter den Pfleglingen befinden sich viele Heimatvertriebene. Advents- und Heimatlieder, Gedichte und Zwischenmusik der kleinen Kapelle brachten eine vorweihnachtliche Stimmung in das Heim.

 

Duisburg. Adventsfeier. Sonntag, 16. Dezember, 18.30 Uhr, im Landfehrmann-Gymnasium, Mainstraße 10, mit dem Ostpreußenchor, dem Knabenchor und der Instrumentalgruppe der Knaben-Realschule Wacholderstraße, sowie der Jugend- und Kindergruppe Nord mit einem Weihnachtsspiel von Traute Köppen. Unkostenbeitrag: Mitglieder 0,50 DM, Nichtmitglieder 1 DM. Kinder bis zu 14 Jahren frei.

 

Recklinghausen-Altstadt. Am 15. Dezember, 18 Uhr, im Handelshof, Holzmarkt 1, Advents- und Weihnachtsfeier mit Bescherung der Kinder. — Dienstag, den 18. Dezember, 20 Uhr, ebenfalls im Handelshof, Vereinszimmer. Adventsund Weihnachtsfeier der Frauengruppe. Kaffeekarten sind bei den Kassierern und bei der Frauenreferentin, Frau Böhnke, Hertener Straße 27, erhältlich.

 

Münster. Kinderweihnachtsfeier am 16. Dezember, 15 Uhr, im Aegidiihof. — Frauenversammlung am 18. Dezember, 15.30 Uhr, bei Hemsath, Königstraße 49. — Generalversammlung am 5. Januar — Die letzte Mitgliederversammlung des Jahres stand im Zeichen des Advents: der Saal war mit Tannengrün und Kerzen festlich geschmückt. Herr Todt und Landsmann Neumann trugen Gedichte und Erzählungen ostpreußischer Dichter vor, welche sich auf die Advents- und Weihnachtszeit bezogen; der Ostdeutsche Heimatchor sang Adventslieder.

 

Burgsteinfurt. Sonntag, den 16. Dezember, 16 Uhr, im Parkhotel Möller, vorweihnachtliche Feier für alle Kinder mit ihren Eltern. Auch die übrigen Mitglieder sind herzlich eingeladen. Die Kindergruppe unter der Leitung von Frau Richter und die Instrumentalgruppe der DJO, unter der Leitung von Frau Ober, werden mitwirken. — Am 21. Dezember, 20 Uhr, im großen Saal des Lugwigshauses, Feierstunde aller landsmannschaftlichen Gruppen.

 

Detmold. Weihnachtsfeier am Sonntag, 16. Dezember, 17 Uhr, im Hotel „Stadt Frankfurt". Gesangliche und musikalische Einzelvorträge. Darbietungen unserer Jugend und ein froher Ausklang werden unsere Feier in ostpreußischer Art verschönern.

 

Leichlingen. Sonntag, 16. Dezember, 16 Uhr, Vorweihnachtsfeier mit Kindern im Café Büchel, Bahnhofstraße (1. Stock).

 

Borghorst. Weihnachtsfeier am 23. Dezember, 17 Uhr, im Westfälischen Hof, Emsdetter Str. Es wirken mit: die verstärkte Sing- und Spielschar unter Leitung von Lehrer Panske, ferner ein Streichertrio und ein Posaunenchor. Für Mitglieder und deren Frauen wird unentgeltlich eine gemeinsame Kaffeetafel mit Gebäck gedeckt. — Bunter Heimatabend, verbunden mit einem heimatlichen Essen, am 26. Januar im Westfälischen Hof.

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Grünberger Straße 144.

 

Darmstadt. Weihnachtsfeier am 22. Dezember, 20 Uhr, im Lachschen Saal, hinter der Heimstättensiedlung. Es spricht der 1. Vorsitzende der Landesgruppe, Studienrat Konrad Opitz, Gießen. Die Festrede wird ein ostpreußischer Pfarrer, halten.

 

Hofgeismar. Auf der Adventsfeier der Gruppe gedachte Kreisobmann Herbert Fahrenholtz all derer, die zu Weihnachten keine Kerzen brennen können. Seine Adventserzählung fand starken Anklang bei den Zuhörern. Mit dem gemeinsamen Gesang- von Adventsliedern klang die schöne Feier aus.

 

BADEN -WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W. Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Reutlingen. Fleckessen am Freitag, 28. Dezember, 20 Uhr, im Lokal „Goldener Schlüssel", Lindachstraße. Anmeldungen bis zum 20. Dezember bei Uhrmachermeister Kriese. Karlstraße 26, erbeten. — Voraussichtlich am 6. Januar Feier zum Jahresbeginn. — Bei der Totengedenkfeier der Gruppe hielt Pfarrer Leitner die Ansprache. Er mahnte die Anwesenden, über den Toten nicht die Lebenden zu vergessen, denn der tiefste Sinn des Lebens sei die Bereitschaft zum Opfer. Der 1. Vorsitzende, Plümicke, dankte Oberbürgermeister Kalbfell für die Unterstützung und Förderung der Gruppe. Das Schülerorchester des Friedrich-List-Gymnasiums unter Leitung von Studienrat Gross wirkte bei der Feier mit. Der Ertrag einer Sammlung unter den Anwesenden ist für die Ungarn-Hilfe bestimmt.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München 23, Trautenwolfstraße 5/0, Telefon 33 85 60, Postscheckkonto-Nr. 213 96 PSA München.

 

München, Gruppe Nord/Süd. Jahreshauptversammlung mit Neuwahl des Vorstandes am Sonnabend, dem 5. Januar. — Bei der Adventsfeier am 2. Dezember sprach Diakon Nolde. Die Jugendgruppe führte ein Spiel von Hans-Joachim Runge auf: der Singkreis brachte weihnachtliche Lieder aus der Heimat zu Gehör.

 

Bayreuth. Auf der Adventsfeier der Gruppe sprach Pfarrer Flotow über die Bedeutung der Adventszeit in Ostpreußen. Er würdigte insbesondere das Wirken des Pfarrers Weissel von der Altroßgärter Kirche in Königsberg, der außer anderen Chorälen den Text zu dem überall gesungenen Adventslied „Macht hoch die Tür" schrieb. (Über Georg Weissel brachten wir in Folge 48 des Ostpreußenblattes eine Erzählung.)

 

Erlangen. Die Monatsversammlung fällt im Dezember aus. — Am 16. Dezember, ab 13 Uhr, (nur für Mitglieder), Vorweihnachtsfeier mit Kindern im Altstädter Schießhaus, Bergstraße 12.

 

Wellheim, Auf der Adventsfeier der Kreisgruppe im Oberbräu, die gemeinsam mit der pommerschen Gruppe begangen wurde, sprach der 1. Vorsitzende Ketelhut über den tiefen Sinn der Vorweihnachtszeit. Die Leiterin der Frauensrupne. Frau Bogs-Polling, hatte das Programm für die Feier zusammengestellt.

 

Marktredwitz. In einer würdigen Feierstunde wurde am 2. Dezember ein Ehrenmal der Heimatvertriebenen für ihre Toten auf dem Stadtfriedhof eingeweiht. Der granitene Gedenkstein trägt die Inschrift: „Die Toten sind in des Herrn Hand. — Über Welten und Zeiten den Toten der Heimat“. Als Vertreter der Heimatvertriebenen übergab Alfred Ruhnau das Mahnmal in die Obhut der Stadt. Oberbürgermeister Dr. Holzberger führte in seiner Rede aus, dass dieses Ehrenmal eine Mahnung an alle Lebenden sei, fest zusammenzustehen. Pfarrer Siegfried Pisarski hielt eine Weiherede als Vertreter der evangelischen Kirche. Katechet Georg Kick sprach für die katholische Kirche. Die Gedenkrede für die Toten der Heimat hielt Stadtrechtsrat Hans Losse, der wenige Tage vorher von einer Reise in den Osten, Heimaterde mitgebracht hatte, die er an dem Gedenkstein niederlegte. An den Wappensteinen der Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Schlesien, Pommern, Brandenburg und Sudetenland legte eine Kindergruppe Tannengebinde nieder.

 

Treffen ostpreußischer Sägewerker und Holzhändler

Wir weisen noch einmal auf das Treffen der ehemaligen ostpreußischen Sägewerker und Holzhändler am 28. und 29. Dezember in der Holzfachschule Bad Wildungen hin. Der Teilnehmerkreis ist inzwischen auf alle Holzfachleute der deutschen Ostgebiete und der sowjetisch besetzten Zone ausgedehnt worden. Auf dem Programm stehen u. a. Vorträge von Dr. Wegelt über „Die Lage am inländischen Holzmarkt am Jahresschluss 1956" und von Georg Anders, Hamburg (früher Niedersee) über „Importfragen um die Jahreswende". Die Veranstalter rufen nochmals zu reger Teilnahme an diesem Treffen auf, das die ostdeutschen Holzfachleute zum ersten Mal nach der Vertreibung zusammenführen soll. Anmeldungen schnellstens erbeten an die Holzfachschule, Bad Wildungen, Hessen, oder an Walter Fest, Holzmakler, Antfeld über Bestwig an der Ruhr.

 

Bestätigungen

Wer kann bestätigen, dass August Reski, geb. 23.10.1900, von April 1933 bis Juni 1933 im Sägewerk Hintmann in Wieps und von Juni 1933 bis September 1936 bei Bauer Witt in Neufreudenthal, Kreis Angerburg beschäftigt gewesen ist? Ab 1936 in Ridbach bei Bischofsburg wohnhaft und bis 1939 in der Kaserne gearbeitet. I

 

n der Rentensache der Frau Regehr, werden Damen des Wahlbüros des Stät. Amtes Königsberg 1914/1918 gesucht. Wo befindet sich Frau Fueßner, 1914 bei der Firma Jontofsohn und Grozin in Königsberg als Buchhalterin beschäftigt gewesen?

 

Wer kann bestätigen, dass Frau Schiewg, geb. Beer, gesch. Meyer, gesch. Sagasser, geb. 17.10.1893 in der Zeit von März 1942 bis Dezember 1944 folgende Arbeitsverhältnisse hatte: als Oberkellnerin im Bahnhofshotel Allenstein und Tannenberg-Krug in Hohenstein: als Serviererin in Kückens Pschorrhaus; bei der Mitropa Hauptbahnhofswirtschaft in Königsberg und als Büfettier bei der Reichsbahnhof-Gaststätte Holländerbaum in Königsberg?

 

Es werden Landsleute gesucht, die Reg.-Sekretär Herbert Wiesenberg, geb. am 07.07.1909 von der Regierung Königsberg (Güternahverkehr), gekannt haben und Angaben über seine Dienstlaufbahn und die Besoldung machen können.

 

Wer kann bestätigen, dass Gustav Neidhardt, aus Königsberg in den Jahren 1945 bis 1947 in Königsberg wegen offener Drüsen-Tuberkulose und Schüttellähmung behandelt worden ist? Gesucht wird Dr. Steinböck, aus Österreich, der in Schönfließ und später als Fabrikarzt in der Firma Büssing tätig war.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk

 

Seite 8   Familienanzeigen

Erengard, geboren am 26.10.1956. Gottes Güte schenkte uns ein gesundes Töchterchen. In dankbarer Freude: Eberhard Rachny und Frau Gertrud Rachny, geborene Aue. Farienen, Kreis Ortelsburg, jetzt Steinach, Kreis Straubing.

 

Als Verlobte grüßen, Anneliese Seiler, Oedt/Krefeld, früher Altkrug bei Gumbinnen. Manfred Koenig, Mühlheim (Ruhr), Winkhauser Weg 35, früher Finkenhagen, Kreis Tilsit-Ragnit. 4. Advent 1956

 

Wir wurden am 6. Dezember 1956 getraut. Heinz Küspert, Rothenburg (Tauber), Nuschweg 9. Irmgard Küspert, geborene Jamm. Rothenburg (Tauber), Kappenplatz 7. Früher Kattenau, Kreis Ebenrode, Ostpreußen.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Heinz Gröger, Göttchendorf, Kreis Preußisch-Holland. Anne-Louise Gröger, geb. Zachau. Früher Wehlau, Große Vorstadt 19. Sutthausen bei Osnabrück, Damenweg 7. 8. Dezember 1956

 

Am 13. Dezember 1956 begeht Herr Schneidermeister August Fallet, seinen 80. Geburtstag. (22 b) Mayen (Rhld.), Westbahnhofstraße 2. Früher Gumbinnen, Ostpreußen, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 1

 

So Gott will, feiern am zweiten Weihnachtsfeiertag 1956, unsere lieben Eltern Kaufmann Max Gudat und Frau Louise Gudat, geb. Padubrin, früher Inse, Kr. Elchniederung, jetzt Wilstedt, Kr. Bremervörde, das Fest der Goldenen Hochzeit. Dies zeigen erfreut an die dankbaren Kinder

 

Wir gratulieren zum 70. Geburtstag, am 19. Dezember 1956, Landsmann Richard Haus, früher Oberzugführer bei der Deutschen Bundesbahn in Königsberg Pr., jetzt in Gelsenkirchen, Florastraße 85, wohnhaft. Seine Ehefrau, Pflegetochter, Schwiegersohn und Enkel Michael, seine Schwiegertochter und Enkel Peter. Sein einziger Sohn Fritz, ist noch in Russland vermisst.

 

Allen lieben Verwandten und Bekannten aus der Heimat danken wir herzlichst für ihre lieben Wünsche zu unserer Goldenen Hochzeit. Hermann Schulz u. Frau, Gabditten, Kr. Heiligenbeil, jetzt Osterholz-Scharmbeck, Koppelstraße 40

 

Unsere lieben Eltern, Friedrich Jegszenties und Marie Jegszenties, geb. Heinrich, feiern am 26. Dezember 1956 ihre Goldene Hochzeit. Dieses teilen allen alten Freunden und Bekannten aus der Heimat mit, die dankbaren Kinder. Jetzt: Solingen-Landwehr, Feldhausen 34. Früher Schanzenort, Kreis Stallupönen, Ostpreußen

 

Herzlichen Glückwunsch „Weihnachten — Zweitfeiertag, feiern unsere lieben Eltern, Gustav Strauß und Frau Marta Strauß, geb. Kluw, früher Friedland, Ostpreußen, Schippenbeiler Weg 11, jetzt (24 b) Waldstedt-Waldesruh, Kreis Bad Segeberg, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es grüßen das Jubelpaar und wünschen weiterhin gute Gesundheit und Gottes Segen, die dankbaren Kinder und 20 Enkelkinder. Wahlstedt-Waldesruh. Kanada. Dortmund-Asseln. Darmstadt. Berlin. Bremen. Zeven. Wolfsburg. Lübeck 

 

Nach langem schwerem Herzleiden, nahm Gott zu sich in die ewige Heimat, meinen geliebten Mann, unseren herzensguten treusorgenden Vater und Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Kurt Haeling, Baurat i. R. In stiller Trauer: Herta Haeling, geb. Margull. Paul Kedziora und Frau Brigitte Kedziora, geb. Haeling, Woodstock, Ont., Kanada. Dieter Haeling und Frau Cläre Haeling, geb. Ruppel, Hamburg. Heide, Holstein, Hindenburgstraße 1c, den 13. November 1956

 

Ihr wart so jung und musstet fort. Gott aber bestimmte diesen Ort. Zum vierzehnjährigen Todestag meines lieben Mannes und lieben unvergesslichen Papa, Ewald Anton, geb. 21.12.1908, gefallen 22.10.1942 vor Moskau. Er fiel an seinem Urlaubstag. Er folgte meinem lieben Bruder und Onkel, Walter Mielke, geb. 14.11.1914, gefallen 10.09.1939 in Polen und meinen lieben Eltern, Hermann Mielke, geb. 01.03.1876, Johanna Mielke, geb. Quedenau, geb. 13.11.1878. Beide starben im Abstand von einer halben Stunde im Frühjahr 1947 an Hungertyphus in der geliebten Heimat Königsberg-Ratshof. In stiller Ergebenheit in das Schicksal gedenken ihrer: Margarete Anto, geb. Mielke, als Gattin, Tochter und Schwester. Seine lieben Kinder, Enkelkinder und Neffen, Heinz-Dieter und Wolfgang. Königsberg, Steindammer Wall 19, jetzt Bremen, In der Vahr 315

 

Nach schwerem Kampf bist du geschieden, du gingest ein ins Vaterhaus. Du ruhest nun in seligem Frieden, von allem Leid in fremder Erde aus. Nach mehr als zehnjähriger Ungewissheit erhielten wir heute die tieftraurige Nachricht, dass unser lieber guter Sohn, Bruder und Schwager, Erwin Bock, im blühenden Alter von 23 Jahren, bereits am 12. April 1946 in russischer Gefangenschaft verstorben ist. In unseren Herzen lebt er unvergessen — bis wir droben vereint werden.Friedrich Bock und Frau, als Eltern. Gertrud Bock, als Schwester. Familie Fritz Bock, Duisburg, Eigenstr. Nr. 16. Königsberg, Ostpreußen, Rehsteg Nr. 22, jetzt Kappelrodeck. Baden, Waldulmer Straße Nr. 67

 

Nach kurzem schwerem Leiden entschlief am 20. November 1956, mein lieber Mann, treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Fritz Banetscher, im 67. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Meta Banetscher, geb. Schnur und Kinder. Tilsit, Stolbecker Straße 41, jetzt Rosenheim, Austraße 11 a

 

Am 1. Advent 1956, entschlief nach kurzer Krankheit, meine liebe Schwester, unsere gute Tante, Auguste Ahn, kurz vor Vollendung Ihres 82. Lebensjahres. In tiefer Trauer: Karl Ahn. Christel Ahn. Else Ahn. Erich Mertiens. Albert Kruppke. Drengfurt, Kreis Rastenburg. Ebingen, Württemberg, Friedrich-List-Straße 44

 

Am 3. Dezember 1956 ging unser lieber Vater, Post-Betr.-Ass. a. D. Adolf Kugenbuch, Heilsberg, im Alter von 71 Jahren, für immer von uns. In tiefem Schmerz für alle Angehörigen: Ursula Kugenbuch. Gaggenau/Murgtal, Ludwig-Uhland-Weg 3

 

Nach kurzem schwerem Leiden verstarb am 10. November 1956, mein lieber guter Mann, unser herzensguter Papa, Sohn, Schwiegersohn, Onkel und Schwager, Willy Kuhrau, im Alter von 50 Jahren. In stiller Trauer: Lotte Kuhrau, geb. Wolk. Martin und Klaus, als Söhne. Berlin-Zehlendorf, Fischerhüttenstraße 20, den 5. Dezember 1956. Früher Rastenburg, Ostpreußen, Pieperweg 2

 

Fern der Heimat entschlief am 17. September 1956, mein geliebter Mann, unser guter Vater und Schwiegervater, der Wagenmeister der Bundesbahn i. R. Willy Frank, im Alter von 69 Jahren. In stiller Trauer: Elisabeth Frank, geb. Jeremias und Kinder. Königsberg Pr., Schreberstraße 15, jetzt Ahrweiler (Ahr), Bachemerstraße 43

 

Nach langer schwerer Krankheit verschied am 26. November 1956, fern der Heimat, mein lieber guter Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater und Opa, Schmiedemeister Karl Gollub, früher Antsodehnen, Kreis Stallupönen, jetzt sowj. bes. Zone, im Alter von 73 Jahren. Dieses zeigt schmerzerfüllt an im Namen der Hinterbliebenen: Otto Gollub. Ladbergen in Westfalen, Hölter 3 a

 

Nach einem voll erfüllten Leben ist unsere geliebte Mutter, Groß-, Urgroß-, Ururgroßmutter und Schwiegermutter, Ottilie Stanislawski, geb. Komossa, früher wohnhaft Osterode, Ostpreußen, kurz nach Vollendung ihres 75. Lebensjahres, nach kurzem hartem Kampf, heute sanft entschlafen. Walter Blumberg und Frau Anna Blumberg, geb. Stanislawski, Düsseldorf, Krahnenburgstraße 44. Margarete Lenz, geb. Stanislawski. Willi Borowski und Frau Helene Borowski, geb. Stanislawski sowie 11 Enkelkinder und 8 Urenkel. Düsseldorf, den 3. Dezember 1956

 

Am 30. Oktober 1956 starb unerwartet im Alter von 48 Jahren nach einer Operation, meine liebe Frau, unsere gute Tante Lene, Schwester, Mutter, Schwiegermutter, Schwägerin und Omi, Helene Urmoneit, geb. Pfuhl. Im Namen der Hinterbliebenen: Franz Urmoneit, Stabsfeldwebel a. D. Königsberg Pr., Robert-Koch-Straße 12, jetzt Berlin-Charlottenburg, Rocherstraße 17

 

Plötzlich und unerwartet entschlief am 22. November 1956 an einem Herzleiden, meine gute Frau, unsere liebe Mutter und Großmutter, Margarete Bauschat, geb. Leidereiter, im Alter von 54 Jahren.

In tiefer Trauer: Max Bauscha. Renate Müller, geb. Bauschat. Gisela Winte, geb. Bauschat. Schwiegersöhne und Enkelkinder. Rössing, Post Elze (Hann.), früher Schwalbental, Kreis Insterburg

 

Am 26. November 1956 entschlief ganz unerwartet, meine liebe treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Schwester und Omi, Helene Moeller, geb. Bahlo, kurz vor Vollendung ihres 69. Lebensjahres.In tiefer Trauer: Ulrich Moeller. Lisa Moeller.Ulrike und Michael, zurzeit Montevideo, Uruguay. Käthe Bahlo. Wilhelmshaven, Kniprodestraße 14

 

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Seite 9   Warum ich Ostpreußen lieben lernte. Ein Sudetendeutscher erzählt / Von Dr. Ullrich

Foto: In einem Beitrag auf dieser Seite erzählt ein Sudetendeutscher, wie er Ostpreußen kennenlernte und dabei den ostpreußischen Menschen liebgewann. Zwar ist nicht auf allen Gebieten und in allen Dingen des Lebens eine genaue Kenntnis auch immer ein Weg zur Liebe, aber was unsere Heimat angeht, so können die Vorurteile nur durch eine geduldige Aufklärung beseitigt werden und dadurch, dass man ihr unverfälschtes Gesicht zeigt. Es gibt hundert und aber hundert Möglichkeiten auf diesem Weg, und gute Helfer sind dabei auch die zahlreichen Bildbände, die im Laufe der letzten Jahre vor allem in den beiden Verlagen Gräfe und Unzer in Bad Wiessee und Gerhard Rautenberg in Leer erschienen sind; sie zeigen allen, die unsere Heimat nicht kennen, den besonderen Charakter ihrer Landschaften und den Zauber, der über ihnen liegt.

 

Auf einer leichten Anhöhe an einem masurischen See sitzen ein Junge und ein Mädchen und schauen auf das weit entfernte jenseitige Ufer, über dessen Wäldern die Sonne untergeht, — eine Aufnahme (sie ist das Umschlagbild des im Verlag Gerhard Rautenberg erschienenen Bildbandes „Masuren in 144 Bildern"), in der so viel von dem liegt, was uns alle bewegt, wenn wir unsere Heimat sehen, nun nicht mehr in der Wirklichkeit wie diese beiden Kinder, sondern nur noch im Bild.

 

Es war am vergangenen Adventssonntag. Eine kleine Gesellschaft von zwei Ostpreußen, zwei Rheinländern und mir als Sudetendeutschen sah nach den Rundfunknachrichten nachdenklich in das friedliche Licht der Vorweihnachtszeit.

 

Meine Frau reichte die Schale mit Königsberger Marzipan herum, und dabei fiel das Stichwort dieses Artikels, das unbesonnene Wort von der „kalten Heimat“.

 

Sie setzte die Schale etwas hart auf den Tisch zurück. Ich wusste, was in ihr vorging. Gleich würde sie sich heftig gegen die lieblose Bezeichnung wehren, um ihre Heimat Ostpreußen, diese jetzt so wehrlose Heimat, zu verteidigen. Doch da solche Selbstverteidigung leicht subjektiv wirkt, besonders, wenn sie mit heißem und verwundetem Herzen geschieht, kam ich ihr zuvor und wandte mich an den einheimischen Bekannten.

 

„Lieber Freund“, sagte ich, „du kennst uns jetzt seit fast zehn Jahren. Nur selten haben wir mit dir über unsere ferne Heimat gesprochen. Anfangs tat es zu weh, und es hätte den notwendigen Willen, neu zu beginnen, hemmen können. Außerdem war der Begriff ‚Flüchtling' allmählich mit so viel ungerechtem Vorurteil belastet, dass die meisten von uns sich vornahmen, durch Taten und nicht mehr durch verteidigende Worte ihren Wert zu beweisen. Aber dieses Wort von der ‚kalten Heimat', das du eben ausgesprochen hast, war schon vor dem Kriege ein gefährliches Schlagwort“.

 

Er hob abwehrend beide Hände. „Ich wollte euch nicht beleidigen. Solche Schlagworte benutzt man — vielleicht aus geistiger Bequemlichkeit, weil sie glatt und rund und immer pointiert sind — in diesem Falle doch wohl mehr als Scherz denn als Kränkung! und gefährlich, — das halte ich für übertrieben“.

 

 „Nein! Diese Aussage solcher Schlagworte ist zumindest immer einseitig. Darin liegt ihre für den Augenblick bestehende, scheinbare Wahrheit. Sei ehrlich! Welche Vorstellung löst der Begriff ‚kalte Heimat' in dir aus, sibirische Kälte, endlose Weite, streunende Wölfe, sture, unzugängliche Menschen, viel Schnaps — und wenig Zivilisation!"

 

Er nickte zögernd und lächelte verlegen.

 

„Und das sollte", so fuhr ich fort, „nicht gefährlich sein für ein deutsches Gebiet, das sich gerade jetzt in so umstrittener politischer Lage befindet und heute leider in einigen Punkten dieser Schilderung sehr nahe kommt?

 

Ich will dir zu beweisen versuchen, aus eigener Erfahrung, wie viele Vorurteile gegen Ostpreußen schon vor dem Kriege in einem großen Teil der deutschen Bevölkerung vorhanden waren. Ich selbst stand als Sudetendeutscher dieser Landschaft ganz unbefangen gegenüber. Für mich war alles gut und schön und richtig, was zu Deutschland gehörte, aus jener alten Sehnsucht aller Auslandsdeutschen heraus.

 

Zu Anfang des letzten Krieges kam ich als Soldat nach Dresden und genoss die Zeit in dieser kunstfreudigen Stadt. Hier erreichte mich mein Versetzungsbefehl nach Königsberg. Und jetzt hörte ich zum ersten Male das Wort von der ‚kalten Heimat'. Die Kameraden bedauerten mich und veranstalteten — wie zu meinem Troste — ein Fest, ein Abschiedsfest von aller Zivilisation. Ich habe diese Einstellung auch in vielen Gesprächen nach dem Kriege öfters bestätigt bekommen. Wenn ich heute bedenke, dass sie fast alle höhere Schulen oder Hochschulen besucht hatten, die deutsche Soldatenuniform trugen und teilweise Offiziere waren, glaube ich mich berechtigt, jenes Schlagwort als gefährlich bezeichnen zu müssen.

 

Ich kam damals nicht auf den Gedanken, einen von ihnen zu fragen, ob er Ostpreußen überhaupt persönlich kenne. Aus späterer Erfahrung kann ich sagen, dass jeder, der dieses Land und seine Leute selbst erlebte, seine Vorurteile ablegte.

 

Mit sehr gemischten Gefühlen fuhr ich Königsberg entgegen, in kürzester Zeit aber fühlte ich mich in Ostpreußen wie zu Hause.

 

Warum? Bei mir war es in erster Linie der ostpreußische Mensch, dem ich dieses heimische Gefühl verdankte. Wohl konnte auch ich mich nicht dem Reiz der ostpreußischen Landschaft entziehen, — ich war überwältigt von der Weite des Himmels, von der Ruhe über den Sanddünen der Nehrung, von der Majestät eines einsamen Elches am abendlichen Haff, mich entzückte die liebliche Seen- und Hügelwelt Masurens, doch bin ich zu sehr der Bergwelt meiner Heimat verbunden, um mich in dieser anderen Landschaft ganz zu Hause zu fühlen. Doch der Mensch, dieser ostpreußische Mensch, eroberte mich. Er lebte an der Grenze und kannte die Not und Gefahr der Grenze, wie wir daheim.

 

Sie lag ihm, wie uns, seit Generationen im Blut, sie ließ ihn jeden, der als Soldat zur Verteidigung dieser Grenze zu ihm kam, wie einen Bruder aufnehmen. Was habe ich bis zum bitteren Ende des Krieges während meiner ärztlichen Tätigkeit an freiwilliger Hilfsbereitschaft der ostpreußischen Bevölkerung erlebt! Mit welch offenen Herzen und Händen empfing man zu Kriegsbeginn die Soldaten, die aus dem ‚Reich' kamen. Diese Begeisterung des ostpreußischen Bekenntnisses zu Deutschland lehrte mich meinen alten Vater verstehen, der uns mitten im Sudetenland an jedem Heiligen Abend ‚Die Mette von der Marienburg' von Felix Dahn vorlas. Jene Ballade, der ihm gänzlich unbekannten ostdeutschen Burg, jenes Gedicht, das ihn verwandtschaftlich anrührte, weil es den Konflikt eines deutschen Einzelschicksals im Zwist zwischen Deutschtum und Slawentum schildert.

 

Die zweite ostpreußische Eigenschaft, die mich persönlich diese Menschen lieben lehrte, ist die Gastfreundschaft. Sie lernte ich nach Versetzungen in der ländlichen Umgebung von Marienburg und in Masuren in einmaliger Großzügigkeit kennen.

 

Es ist schwer, diese selbstverständliche, familiäre Aufnahme zu schildern, die dir widerfährt, wenn du — eingeführt durch einen Bekannten des Hauses oder Hofes — zum ersten Male als Gast erscheinst. Beim, nächsten Besuch kannst du selbst gern einen neuen Gast mitbringen, denn du wirst inzwischen als Bürge für ihn betrachtet. Nie sah ich eine ostpreußische Hausfrau nervös werden, wenn sich die Zahl ihrer Gäste unerwartet verdoppelte, oder gar, weil der eben beendete Hausputz durch die vielen beschmutzten Schuhe nach dem Gang durch Stall und Feld wiederholt werden musste. Sie tischte auf, was Küche und Keller hergaben, und so dankbare Esser wie ich waren die beliebtesten Gäste. Und wenn ich nach dem dritten Kasslerkotelett wirklich streiken musste, legte man mir kategorisch das vierte auf den Teller, goss die fette Soße eigenhändig über die Kartoffeln und beantwortete mein entsetztes Stöhnen nur mit der verschmitzten Frage: „Na, Ihnen schmeckts wohl nich bei uns, Doktorchen?“

 

Diese Gastfreundschaft war nicht nur ein Zeichen des Wohlstandes. Man fand sie in allen Bevölkerungsschichten, und sie war auch nach der Vertreibung nicht auszurotten. Das rührendste Beispiel dafür ist jene masurische Kätnersfrau, die meine Frau und ich 1946 im Flüchtlingslager besuchten. Sie weinte vor Wiedersehensfreude, zwischen allen glücklichen Erinnerungen aber kam immer wieder das Unbehagen hoch, dass sie uns nichts anbieten konnte. Unsere abwehrenden Einwände beruhigten sie nicht, und zum Abschied steckte sie meiner Frau ein Päckchen Vanillepudding zu mit den Worten: „Kochen kann ich ihn nicht. Kein Feuer, keine Milch, kein Zucker, gar nichts mehr. Aber kochen Sie ihn sich selbst!“ Sie fühlte sich sichtlich erleichtert nach dieser wenigstens teilweise erfüllten Pflicht gegen die Gastfreundschaft.

 

Wer aber je eine ostpreußische Hochzeit, eine Taufe oder eine Konfirmation miterlebte und sich im Schoße eines solchen Familienfestes noch in der ‚kalten Heimat' fühlte, ist selbst ein Eisklotz. Bei solchen Gelegenheiten nämlich kommt die dritte mir so liebenswerte Eigenschaft der Ostpreußen besonders zum Vorschein: ihr Humor. Ein kräftiger, auch derber Witz wird gern erzählt und gehört ohne zur Zote zu werden, da man ihn mit der Unbefangenheit eines natürlichen Menschen aufnimmt und belacht. In fast jeder Familie oder Gesellschaft gibt es einen Talentierten, der mit ostpreußischer Ruhe die Situation komisch-köstlicher Erzählungen ausspinnt, ohne dass die Zuhörer ungeduldig werden.

 

Ich machte die Feststellung, dass viele ostpreußische Späße nur von eigenen Landsleuten oder solchen, die die ostpreußische Art kennen, wirklich verstanden werden. Die anderen spüren nicht immer den Witz, weil er oft keine Lachexplosion, sondern nur ein Schmunzeln herausfordert.

 

„Du hast, recht!" Hier schaltete sich der Landsmann meiner ostpreußischen Frau ein. „Ich kann ein Beispiel dafür sagen — den Witz, über den du immer wieder von neuem lachen kannst. In meinem Betrieb jetzt erzählt, hatte aber gar keine Wirkung. Also: Kasernenhof, Sommerhitze! Dösende Rekruten, die schon stundenlang zwecks einer Registrierung in der Sonne warten. Ein Feldwebel kommt mit einer Liste alphabetisch geordneter Namen auf eine Gruppe ländlicher Rekruten zu und brüllt sehr dienstlich: „Ist hier noch einer mit P.?" Einer fährt aus seinem Traum vom heimatlichen Dorfe hoch und brüllt zackig: „Jawoll, Herr Feldwebel!" „Wie heißen Sie?" „Kono—p—atzki!"

 

„Wie aber ist es möglich, dass vielerorts ein so falsches Bild über Ostpreußen entstehen konnte?" fragte der zweite Rheinländer. „Wir waren wohl immer ein bisschen das Stiefkind Deutschlands", antwortete meine Frau. „Zur Selbstreklame haben wir kein Talent, und an die ostpreußische Treue zu Deutschland war man seit Jahrhunderten gewöhnt. Ich erinnere an die Strafversetzungen von Beamten aus dem ‚Reich‘ nach Ostpreußen, sie dürften dem Ruhm unserer Provinz bestimmt nichts genützt haben. Uns liebt man erst auf den zweiten Blick, weil die glänzende Fassade fehlt. Unser Boden bringt Korn und nicht das in aller Welt begehrte Erz oder die Kohle. Unsere baulichen Denkmäler sind von herber Schönheit; in einem Land, das immer auf Vorposten stand und wo es nicht zu überflüssigem Reichtum kommen konnte, da konnte sich natürlich auch nicht jene bestechende Pracht etwa der bayrischen Schlösser oder der rheinischen Dome entfalten. Unsere berühmten Söhne nahm man in den Kreis der großen Deutschen auf, ohne sich später bei allen noch allzu sehr an ihre ostpreußische Herkunft zu erinnern. Als wir in allerletzter Minute diese Heimat verließen, um das nackte Leben zu retten, war in uns Flüchtenden das dumpfe, aber sichere Gefühl: jenseits der Weichsel liegt die größere Heimat. Deutschland, dort ist die letzte Rettung für uns. Nur wer es selbst erlebte, kann ermessen, was es bedeutet, wenn man bei einer solchen „Heimkehr" mit Fremdarbeitern aus dem Ural verwechselt wird, weil das äußere Erscheinungsbild vom Grauen und der Not der Flucht geprägt wurde. Manches Vorurteil gegen Ostpreußen hat zu diesen schmerzhaften Missverständnissen beigetragen. Niemals aber sollte man heute vergessen, mit welchem Vertrauen diese Menschen in die große Schutzburg des restlichen Deutschland flüchteten, als sie ihre Heimat aufgeben mussten“.

 

Ich hob mein gefülltes Glas. Der Wein vom Rheine leuchtete auf im Schein der Kerzen, trinken wir auf diese warmherzige „kalte Heimat!" sagte ich.

 

Unsere Gläser klangen gut zusammen.

 

Seite 9   Begegnung im Advent / Von Gertrud Papendick

Von der großen, hochgelegenen Gaststätte überm Jungfernstieg hat man den Blick über die Alster, auf die Lombardsbrücke mit den durchfahrenden weißen Dampfern und in den grauen Hamburger Himmel über allem.

 

An den vielen kleinen Tischen ringsum drängte sich die kauflustige Menschheit mit Paketen und prallgefüllten Netzen zu einer kurzen Rast in all der Aufregung, und auch ich hatte den Ertrag meiner Einkäufe auf einem Stuhl versammelt und saß da ein bisschen verloren und sehr weit fort.

 

Die Menschen kamen und gingen, und ich sah die zwei Damen in Schwarz, die auf der Suche nach zwei freien Stühlen ihren Weg durch das Gedränge machten. Sie sahen in Kleidung und Haltung ein wenig wie Schwestern aus; aber sie waren es nicht, denn ich erkannte sofort die Gesichter unter den feschen schwarzen Kappen und dachte im Glück einer jähen Erinnerung an den Schiefen Berg in Königsberg und an den Steindamm. Und schon stand ich auf und redete sie an.

 

Es ergab sich, dass bei mir gerade zwei Plätze frei wurden, und so saßen wir, drei Frauen aus unserer alten Stadt im Osten, hier an einem Tisch der Fremde, mitten im hektischen Gewühl der Vorweihnachtszeit einer Weltstadt. Aber das wurde dann nun doch ein richtiger Advent.

 

Mit dem Schiefen Berg, das war schon richtig, da hatte das große Haus der Druckerei gestanden, zu dem die eine von ihnen gehörte, und ich war ein Kind aus der Tuchmacherstraße und hatte sie schon als ganz kleines Ding von Angesicht gekannt. Und wie oft war ich der andern und ihrem Mann auf dem Steindamm begegnet, wo sich ihre Apotheke befand.

 

Wir saßen und aßen und redeten, eine Welle von Heiterkeit umfloss dieses Gespräch mit den vielen Gedanken an einst und den Berichten von jetzt trotz allem, was dazwischenlag an Verlust und Leid, Not und Vereinsamung. Diese beide ostpreußischen Frauen — zwei Frauen von Welt bei alledem —, es war ihnen nicht anzumerken, was das Schicksal auch ihnen getan hatte, man musste es nur wissen, aber sie hatten es überstanden und lebten von neuem.

 

Und nun stellte es sich heraus, dass die eine von ihnen am Tag vorher achtzig Jahre alt geworden war und die andere kurz vor dem achtzigsten Geburtstag stand. Bei Gott, man sah es ihnen nicht an.

 

„Wir sind zweiundsiebzig Jahre befreundet", erzählte meine Bekannte vom Schiefen Berg, und danach lobte sie die Königinpastete, die wir alle drei bestellt hatten: „Wirklich ausgezeichnet! Ja, in Königsberg waren wir jeden Tag zusammen, das geht nun leider nicht mehr; aber wir sehen uns trotzdem noch oft“.

 

Sie hatte eine Wohnung in Hannover und war gerade einige Zeit bei ihrer Freundin in der Nähe von Kiel gewesen. Aber als dann der achtzigste Geburtstag herankam, fuhren sie zusammen nach Hamburg, wohnten in einer Pension und feierten den großen Tag zwanglos im Strom der großen Stadt.

 

„Es war genau das Richtige. Wir haben es sehr genossen“.

 

Heute nun machten sie einen kleinen Bummel, waren da und dort gewesen, hatten allerhand besehen und eingekauft und waren erheblich guter Dinge. Es machte auch nichts aus, dass plötzlich der eine Ohrring weg war, er wurde gesucht und nicht gefunden, wer weiß, wo es passiert war. „Hm, schade, aber schließlich — er war nicht echt“.

 

„Und wenn er echt wäre", meinte die andere, „über solche Dinge regen wir uns nicht mehr auf“.

 

Das war nur ein schlichtes Wort, nebenher gesprochen, aber es kam aus dem tapferen und weisen Herzen, dem nur noch das Wesentliche gilt. Und was in dieser Stunde zu dritt an diesen beiden Frauen von hohen Jahren zutage trat an Ernst und Wärme und Treue, Besinnlichkeit und quellfrischem Humor, das war alles miteinander ganz einfach, unzerstörbar und unverfälschbar, der ostpreußische Mensch.

 

Als sie dann aufbrachen, viel zu früh — aber sie hatten eben noch eine Kaffeeverabredung an anderer Stelle —, sah ich sie in der freien Anmut ihrer Haltung den Menschenauftrieb durchkreuzen; sie sahen sich um und winkten noch einmal fröhlich zurück. Und während ich, in meinen Sinn gestärkt und richtig weihnachtlich angerührt, noch ein wenig dort sitzen blieb, waren sie bereits zu neuen Taten unterwegs, — auf Lebenszeit einander verschworen, achtzig Jahre jung!

 

Seite 10   Margarete Haslinger gibt Ratschläge:

Preiswertes Geflügel für das Weihnachtsessen.

Heidehonig aus Ostpreußen – Rezepte für süßes Gemengsel

Kürzlich las ich im Schaufenster eines Reformhauses die über einer großen Pyramide Honiggläsern angebrachte Empfehlung „Ostpreußischer Heidehonig". Diese Worte wirkten auf mich wie ein Schlag, und in der nächsten Sekunde war ich in dem Laden: „Bitte, geben Sie mir von dem Honig, den Sie als ostpreußischen Heidehonig anzeigen. Er ist wohl von einem ostpreußischen Imker, der in der Heide wohnt?" — „Nein", er ist wirklich aus Ostpreußen! Wir sind sehr froh, dass wir ihn bei der hiesigen Honigmissernte bekommen haben, er ist herrlich!" Und die Verkäuferin hielt mir ein geöffnetes Glas mit feinkörnigem, goldenem Honig hin. Er duftete wahrhaftig heimatlich, wie von allen ostpreußischen Linden zusammengetragen, — unverkennbar, ein solches Aroma hat kein anderer Honig! „Wo haben Sie den bloß her?", fragte ich immer noch fassungslos. Sie holte mir einen Rechnungsbeleg, auf dem das fremde Wort „Olcztyn" — unser Allenstein — stand. Auch auf den Gläsern war zu lesen „Heide, polnisch". Wir kosteten den Honig zu Hause; er schmeckte uns köstlich, und dennoch war viel Bitternis für uns dabei.

 

Ergiebiges Suppenhuhn

Wenn wir uns auf dem Lebensmittelmarkt umsehen, werden wir noch so manches Angebot finden, das von Osten zu uns kommt. Erinnern Sie mich an die „Jedermann-Einfuhren", die Bundeswirtschaftsminister Professor Erhard vor einigen Monaten ankündigte? In diesem Rahmen werden aus Polen billig ausgezeichnete Puten angeboten, die bereits ausgenommen und bratfertig gemacht sind. Oder von Fett strotzende Enten aus dem unglücklichen, jetzt hungernden Ungarn, die längst vor den Schreckenstagen eingefrostet waren. Aus Amerika sind zum Fest erhebliche Geflügeleinfuhren zu erwarten, ein großes Ausmaß hat schon seit langem die Einfuhr von Hühnern aus Holland und Dänemark erreicht. Es ist tatsächlich so, dass wir als das preiswerteste Fleisch zu Weihnachten Geflügel kaufen können.

 

Schon mit einem Suppenhuhn können wir gut drei Mahlzeiten zaubern. Wir kochen es mit reichlich Suppengemüse und geben zunächst einmal eine kräftige Gemüsesuppe mit Nudeln, Hals, Flügelspitzen, Herz, Magen und Leber. Dann gibt's am nächsten Mittag Frikassee mit Reis; zur Soße wird der Rest der Brühe verwendet. Das Gerippe wird abgesucht, die „Fisselchen" davon, Fleischreste von Mittag und Reisreste werden zu einem Abendbrotsalat verändert, den wir auf Weißbrotscheiben, auch mit Apfelsinen- und Apfelscheiben anrichten; er sieht höchst festlich aus und gar nicht nach Resteverwendung. Das vorgekochte Huhn kann man aber auch braten und ihm eine Sahnesoße andichten, so dass kein Mensch auf den Gedanken kommen würde, was das für eine alte Dame sein könnte.

 

Bei Puten: Sehnen weg!

Bei Puten soll man immer berücksichtigen, dass sie rüstige Fußgänger sind und dementsprechend kräftige Sehnen haben. Und Sehnen, die sich beim Braten wie Knochen verhärten, schätzt der genießende Tischgast nicht. Also entsehnen! Gern mache ich das auch nicht gerade, aber wenn ich nach einigen tiefen Seufzern mit spitzem, gutgeschärftem Küchenmesser, diesen Beinen zu Leibe rücke, ist die Arbeit gar nicht so schlimm. Man muss dicht über dem Fußgelenk die Haut einschneiden und eine starke flache Sehne als erste abtrennen, dabei den Muskel etwas aufschlitzen und das zähe Ding herausziehen. Hat man erst die eine heraus, so holt man die andern schon leichter, sie werden natürlich mit ausgekocht. Damit die Pute nachher nicht ihre Beine anklagend in die Luft streckt und dabei austrocknet, binden wir sie mit einem Bindfaden fest um den Pirzel. Hals und Flügelspitzen werden natürlich auch abgetrennt für die Suppe. Aus Magen, Herz und Leber machen wir ein Füllsel für den Kropf, ob mit Majoran, Rosinen oder Mandeln, der Familientradition überlassen bleibt.

 

Und jetzt, nehmen wir unseren größten Kochtopf, bringen zwei Liter Wasser mit Suppengrün und den Sehnen zum Kochen, und dann hinein mit Madame! Je nach Größe soll sie eineinhalb bis zwei Stunden kochen, besonders den dunkelfleischigen Beinen tut das gut. Wir können das gern zwei Tage vor dem Fest machen und die angekochte Pute in den Keller stellen. Wir sparen dadurch viel Feiertagsarbeit. In ein bis eineinhalb Stunden Bratzeit, schön mit Speckscheiben belegt, gibt sie einen saftigen Braten, Sellerie zum Salat kann auch zwei Tage vorher gekocht und fertiggemacht werden. Sauerkohl mit Apfelwein kochen wir aber erst am Festtag höchstens zwanzig Minuten. Das Weihnachtsessen kann also ohne großen Kraft- und Zeitaufwand zustande kommen.

 

Am zweiten Feiertag gibt's Reste in der Soße gewärmt, dazu Nudeln und Preißelbeeren, und dann — lang lebe die Pute — kommt noch ein Restetag: Kartoffelsuppe aus dem ausgekochten und abgesuchten Gerippe, so dass gut und gern mit dem allerersten Tage und seiner Putenhalssuppe vier Mahlzeiten von solch einem Vogel bestritten werden können.

 

Zum Füllen des bunten Tellers

Für den bunten Teller wollen Sie auch noch etwas wissen? Mandeln sind so unverschämt teuer, dass wir gern (?) auf sie verzichten. Kokosflocken sind billig, aber etwas aufdringlich im Geschmack und deshalb nicht jedermanns Sache, halten wir uns also an Haselnüsse. Auch Paranüsse sind gut geraten und deshalb billig, sie sind statt Mandeln ausgezeichnet, zum Beispiel zu Pralinen. Legen Sie die beim Knacken heil gebliebenen Nüsse beiseite, die andern hacken Sie grob. Bittere Schokoladenüberzugmasse (Kuvertüre) lösen Sie im Wasserbad, tauchen die ganzen Paranüsse na- einander ein und legen sie auf ein Pergamentpapier zum Erstarren. In den Schokoladenrest schütten Sie die gehackten Nüsse und legen mit zwei Teelöffeln Häufchen auf Papier, schon sind zwei Pralinensorten fertig. Oder: weichen Sie gewaschene Sultaninen in etwas Rum ein, mischen sie mit fein geschnittenem Zitronat und (oder) kandierter Pomeranzenschale, das Ganze mit aufgeweichter Kuvertüre mischen, wieder Häufchen aufs Papier, fertig ist Nr. 3.

 

Hatten Sie Quittenmarmelade eingekocht? Ist sie ein bisschen weich geblieben? Rauf damit auf die Tropfpfanne, im Bratofen, die Tür einen winzigen Lüftungsspalt, öffnen, kleinste Flamme oder Elektrisch OIII und mehrere Stunden betrocknen lassen, in Stückchen schneiden, wenden und weiter trocknen, in Zucker wälzen und zwischen Papier in festgeschlossener Büchse verwahren. Ist die Marmelade dagegen schön fest eingekocht, gleich in Stücke schneiden; in Zucker wälzen usw. Das ist Nr. 4: Quittenbrot.

 

Nun noch Trüffeln: eine Tafel Überzugmasse (200 g) und 50 g Butter im Wasserbad

erweichen, glattrühren, zwei Esslöffel Kakao und zwei Esslöffel Rum dazu, Kugeln formen und in Kakao oder Streuselschokolade wälzen. Oder: ein halbes Pfund Puderzucker, ein viertel Pfund Butter, ein achtel Pfund Kakao, ein Päckchen Vanillepudding, zwei Esslöffel Rum und nach Belieben ein gestrichener Teelöffel Neskaffee. Butter schaumig rühren, Zutaten dazu, Kugeln formen, in Kakao wälzen. Ist zwar weniger vornehm wie Nr. 1, schmeckt aber trotzdem und gibt mehr aus.

 

Schokoladenkuckel: 125 g Margarine schaumig rühren, dazu 150 g Zucker, ein Päckchen Vanillezucker, ein Ei, etwas Wasser, 250 g Mehl oder halb Weizen-, halb Kartoffelmehl, einen gestrichenen Teelöffel Backpulver, 65 g Schokoladenpulver, Häufchen aufs gefettete Blech setzen, bei Mittelhitze fünfzehn Minuten backen.

 

Mürbe Streifen: Aus 250 g Mehl, 125 g Margarine, 100 g Zucker, ein Eigelb, einen Esslöffel Rum, Mürbeteig kneten und auf kleinem Blech ausrollen, fünfzehn Minuten vorbacken. 100 g Nüsse grob hacken, zwei Eiweiß steif schlagen mit 75 g Zucker und den Nüssen mischen, 50 g Schokoladenpulver oder zwei gestrichene Esslöffel Kakao, Zimt, Kardamom, Muskat als Würze. Auf den vorgebackenen Mürbeteig streichen und nach fünfzehn bis zwanzig Minuten bei schwacher Hitze backen. Sofort in kleine Streifen schneiden.

 

Verteilen Sie, liebe Hausfrau, Ihre mit Mühe hergestellten süßen Schätze nicht auf einmal auf die bunten Teller, sondern halten Sie eine Reserve zurück Sie kennen ja die großen und kleinen Schleckermäuler, und bestimmt hebt am zweiten Weihnachtstage das Prachern an, den bunten Teller neu zu füllen.

 

Die Doennig

Im 211. bis 215. Tausend erschienen

Das Doennigsche Kochbuch, vor mehr als fünfzig Jahren im Verlag Gräfe und Unzer erschienen, hat eine Auflage nach der andern erlebt, gewiss ein Beweis, wie gut es sich — vor allem bei den ostpreußischen Hausfrauen — bewährt hat. Eben ist die 32. Auflage — 211. bis 215. tausend — herausgekommen. Die Neubearbeitung, die das Buch auf den letzten Stand gebracht hat, wurde wiederum von Frau Brostowski, der Direktorin der ehemaligen ostpreußischen Mädchengewerbeschule Königsberg vorgenommen. Das Buch hat auch ein neues Schriftbild erhalten, zudem sind ihm noch vier Farbtafeln sowie Kartenblätter zur Kapiteleinteilung beigegeben, wodurch es auch äußerlich noch gewonnen hat. Nun, die meisten ostpreußischen Hausfrauen kennen ja die Doennig, die jungen aber, die gut und zweckmäßig und vor allem auch auf ostpreußische Art kochen lernen wollen, werden an diesem 638 Seiten dicken Buch — neben ihrer Mutter, versteht sich — die beste Hilfe haben.

 

Seite 10   Ostpreußische Späßchen

Nicht ins Gerede kommen

Kaufmann K. in unserer Heimatstadt stand schon in den achtziger Jahren, war aber immer noch ganz mobil und schäkerte gern. Als eines schönen Tages ein hübsches Lehrmädchen von etwa sechzehn Jahren an seinem Garten vorüberging, rief er sie herein und schnitt ihr einen schönen Strauß von seinen Blumen ab den er ihr — ganz Kavalier — mit einer Verbeugung überreichte. Plötzlich kamen dem alten Herrn aber doch Bedenken, und er rief ihr hastig nach: „Kindchen, steck die Blumen unter Deine Schürze, sonst denken die Leute noch, wir haben was zusammen!" C. P.

 

Wie man in Ostpreußen „bewunderte"

Lenchen war aus der Schule gekommen und ihre Mutter hatte sie nun mächtig „ausgefeint". Sie hatte ihr in der Stadt ein fertiges Kleid und den ersten Hut gekauft. Frau K. war ganz stolz auf ihre „große" Tochter und schickte sie im neuen Staat zu den Großeltern am anderen Ende des Dorfes zum Vorstellen. Weinend kam Lenchen zurück. Sie berichtete, zuerst habe die Oma bei ihrem Anblick die Hände über den Kopf zusammengeschlagen und gerufen: „Marjell, Marjell, was bist fein, wie frisch aus de Schublad genommen“. Eine gerade anwesende Nachbarin schielte „gnietsch" nach Lenchen und sagte nur: „Wie e Pupp im Karton“. Opa war gerade im Stall, als er von der Oma gerufen wurde. Er setzte seine Sonntagsbrille auf, drehte Lenchen ans Licht und sagte stolz: „Marjell, Marjellche, siehst aus wie e Madamche aus’m Modeschornal!“  Als Lenchen auf dem Heimweg war, fuhren gerade Karl und Franz auf einem Mistwagen durch das Dorf. Der eine rief: „Och, och, kiekt bloß aller K…'s Lene!", der andere, auf den Hut zeigend: „Hat sich den Dievel mit Hörner aufgesetzt", und dann wieder Franz: „Hast dich ausgeputzt wie e Pfingstochs!"

 

Kritik

Es kann in den Jahren 1926/1927 gewesen sein, da hatte ein mittlerer Zirkus seine Zelte in unserem lieben Tilsit aufgeschlagen, und zwar auf dem neuen Pferdemarkt. Wie das so bei den Zirkusleuten ist, war die Reklametrommel kräftig gerührt worden, und auf den großen Plakaten war unter anderem auch der Auftritt von hundert Berberlöwen angekündigt worden. Eines Abends spazierten meine Frau und ich auch dorthin, um uns den Aufbau anzusehen. Auf die Umfriedung des Pferdemarktes gelehnt, schauten wir dem Leben und Treiben der Zirkusleute zu. Plötzlich kamen zwei kleine Lorbasse, so im Alter von fünf bis sechs Jahren, an und kletterten in unserer Nähe durch die Umfriedung, um sich die Sache aus der Nahe besehen zu können. Als sie durch waren, richteten sie sich auf, schauten sich die im Aufbau befindlichen Zelte an, und da meinte der eine zum andern: „Wat dä Schnodder sull hundert Leewe (Löwen) hebbe?

 

Seite 10   Mit dem Entenkahn im Modder. Von Fritz Skowronnek

Einer der besten Erzähler unter den Grünröcken war der „alte Adam", wie er schon als Mann in den besten Jahren überall genannt wurde Er durfte sich manch starkes Stücklein leisten, weil sein Ruf als weidgerechter Jäger und vorzüglicher Schütze unantastbar feststand. Und das tat er jedes Mal, wenn er von einem Sonntagsjäger durch ödes Prahlen geärgert und gereizt wurde. Dann legte er los mit einer Geschichte, die ganz harmlos begann, aber mit einem Knalleffekt endete, der dem seligen Münchhausen, dem Lügenbaron, alle Ehre gemacht hätte.

 

Eines Abends saß er nach einer erfolgreichen Entenjagd im Kreise seiner Kollegen beim Glase Bier. Nachdem das Verhalten der Hunde gründlich durchgesprochen war, kamen Jagdgeschichten an die Reihe, bei denen schon etwas Latein gesprochen wurde. Da begann auch einer der Jagdgäste zu erzählen. Er hatte sich schon während der Jagd unliebsam bemerkbar gemacht.

 

Das hinderte ihn jedoch nicht, von einem Kesseltreiben in den Rübengegenden Sachsens zu erzählen. Sein Büchsenspanner habe kaum geraten, das zweite Gewehr zu laden, öfter seien die Läufe so heiß gewesen, dass man sie kaum anfassen konnte. Bei einem Kessel seien ihm auch die Patronen ausgegangen, sonst wäre er Jagdkönig geworden.

 

Schweigend hörten die alten Knasterbärte ihm zu. Sie sahen nur Adam an, in dessen Gesicht es so sonderbar zuckte . . .

 

„Ja", meinte er, „das ist allerdings fatal, wenn einem die Munition ausgeht. Sie konnten sich doch vom Nachbar rechts oder links eine Handvoll Patronen borgen. Mir war das nicht möglich, als ich vor einigen Jahren auf dem Sarker See eine Entenjagd mitmachte, weil ich damals allein in der ganzen Gesellschaft eine Schrotspritze mit Kaliber vierzehn führte. Die Jagd war nicht besonders gut vorbereitet. Die ausgeschnittenen Schneisen waren schon wieder zugewachsen, und vor allen Dingen, es waren keine Kähne vorhanden. Infolgedessen zogen viele Enten aus dem Rohr nach der Mitte des Sees ab, stiegen dort hoch und strichen in unerreichbarer Höhe ab“.

 

Er machte eine Pause, nahm einen Schluck, wischte sich den Bart und fuhr fort: „Nicht weit von mir aber stand im Rohr ein alter, morscher Seelenverkäufer. Mit Hilfe zweier Stangen turne ich über die schwimmende Wiese, steige in den Kahn und schiebe ihn, auf das freie Wasser hinaus. Schon im nächsten Augenblick erscheint vor mir ein Schof Enten ... Ich mache schnell zweimal Dampf und lade. Währenddessen geht hinter mir laut quakend eine Ente hoch. Ich lege meine Tasche mit den Patronen auf die Sitzbank, drehe mich hastig um und schieße. Dabei gerät der Kahn ins Schwanken, die Tasche rutscht und gleitet über Bord ins Wasser“.

 

„Aber Adam", sagt sein alter Freund Kahnert, „wie konntest du bloß so unvorsichtig sein!"

 

„Tja, im Eifer des Gefechts denkt man manchmal nicht an so etwas. Die Sache war wohl ärgerlich, aber weiter nicht schlimm, denn ich hatte im Jagdwagen noch hundert Patronen liegen. Aber wie ich jetzt die Stange nehme, um den Kahn ans Ufer zu schieben, sehe ich, dass er schon über die Hälfte mit Wasser gefüllt war. Eine Schaufel zum Ausschöpfen war nicht vorhanden. Was nun tun, sprach ich …“

 

 „Sehr einfach", warf der Jagdgast ein, „den Kahn durchs Rohr ans Ufer schieben. Sie hatten ja doch die Stange“.

 

„Jawohl, die hatte ich", erwiderte Adam, „aber ich fand in dem unergründlichen Modder keinen Stützpunkt. Der Kahn rückt und rührt sich nicht. Jetzt fange ich an zu rufen. Die beiden nächsten Schützen werden aufmerksam und kommen am Ufer auf mich zu. Ich bitte sie, vom Jagdwagen die Leine zu holen und mir zuzuwerfen. Das dauert eine ganze Weile, so dass der Kahn sich immer mehr mit Wasser lullt und unter mir weg zu sinken droht. Für diesen Fall wollte ich die Leine an die Stange binden und mich mit ihr über das Rohr hinwegschleifen lassen. Endlich kommen die beiden mit der Leine an. Nach einigen vergeblichen Würfen bekomme ich sie zu fassen. Meine Helfer sehen das, rucken hastig an und reißen mir nicht nur die Leine aus den Händen, sondern mich selbst kopfüber ins Wasser . . ."

 

Er schwieg, stützte den Kopf in die Hand und sah, wie in wehmütiger Erinnerung versunken, in sein leeres Glas.

 

„Na, und — was wurde dann mit Ihnen?", fragte der Jagdgast in atemloser Spannung.

 

„Ich — ertrank", stöhnte Adam mit dumpfer Stimme.

 

Das brüllende Gelächter der Jagdgenossen belehrte den Gast alsbald, zu welchem Zweck Adam die Geschichte erzählt hatte.

 

Seite 11   Kürzung der Aufbaudarlehen für das vertriebene Landvolk. Die Stellungnahme des Bauernverbandes der Vertriebenen.

Der Präsident des Bundesausgleichsamtes hat einen Entwurf einer neuen Änderung der Weisung über Aufbaudarlehen für die Landwirtschaft vorgelegt. Danach ist vorgesehen, dass ab 1. Januar 1957 für Pachtfälle überhaupt keine Aufbaudarlehen mehr, für Nebenerwerbsstellen im Einzelfall nur noch 7500 DM gegeben werden, wobei gleichzeitig der berechtigte Personenkreis weiter eingeengt wird auf solche Geschädigten, die landwirtschaftliches Vermögen verloren haben, und deren Nachkommen sofern sie als Hoferben in Betracht gekommen wären.

 

Dieser Vorschlag, der dem Kontrollausschuss bereits auf seiner nächsten Sitzung zur Annahme vorgelegt werden soll, hat unter den Vertriebenen und Siedlungsbehörden große Beunruhigung hervorgerufen. Zahlreiche Proteste unserer Landesverbände und anderer Stellen liegen vor. Auch das Kuratorium der Siedlerschule Katlenburg, dessen Vorsitzender Landwirtschaftsminister v. Kessel ist, hat in einer Entschließung folgende Forderung aufgestellt:

 

„1. Bei Fortfall oder Kürzung der LAG-Aufbaudarlehen Landwirtschaft sind vom Bund und Ländern ersatzweise ordentliche Haushaltsmittel für die Siedlung in ausreichendem Umfange zur Verfügung zu stellen.

 

2. Bund und Länder mögen durch geeignete gesetzliche Maßnahmen die Beschaffung von Ansiedlungsmöglichkeiten in verstärktem Umfange sicherstellen“.

 

Es wird befürchtet, dass mit der geplanten Neuregelung die Eingliederung der Vertriebenen auf Pachtstellen vollkommen zum Erliegen kommt und bei NE-Stellen erschwert oder zum Teil auch unmöglich gemacht wird. Diese Befürchtung besteht zu Recht, wenn nicht der Ausfall der bisher über Aufbaudarlehen Landwirtschaft zur Verfügung gestellten Kredite in vollem Umfange durch die dem Bundesernährungsministerium zur Verfügung stehenden Siedlungsmittel ausgeglichen wird.

 

Der Bauernverband der Vertriebenen hat von jeher den Standpunkt vertreten, dass ab 1957, wie es das Gesetz vorsieht, die bisher vom Ausgleichsfonds für die Eingliederung zur Verfügung gestellten Mittel (Aufbaudarlehen und Länderdarlehen nach § 46, Abs. 2, BVFG) mit zur Befriedigung der Hauptentschädigung und der darauf entfallenden Zinszahlungen verwendet werden, und ab diesem Zeitpunkt die bisher für die Siedlung bereitstehenden Kredite des Ausgleichsfonds voll vom Bundeshaushalt durch entsprechende Erhöhung der BVFG-Mittel ersetzt werden. Angesichts der Tatsache, dass die Zahl der siedlungswilligen und siedlungsfähigen vertriebenen und geflüchteten Bauern heute noch weit über 100 000 liegt — nach unserer letzten Erhebung per 01.10.1956 sind es noch 139 500 Siedlungswillige — ist die Notwendigkeit der Fortführung und Finanzierung der Eingliederungsmaßnahmen auch allseitig anerkannt.

 

Leider hat sich die Bundesregierung unserem Standpunkt, der auch den Vorteil hat, zu einer wesentlichen Vereinfachung und Beschleunigung des Siedlungsverfahrens und der Finanzierung zu kommen, nicht angeschlossen. Sie hat sich bisher damit begnügt, in der Begründung zur 8. Novelle zum Beispiel lediglich darauf hinzuweisen, dass ab 1957 die jährlich 100 Millionen DM Länderdarlehen aus dem Ausgleichsfonds fortfallen, ohne aufzuzeigen wie dieser Ausfall durch entsprechende Erhöhung der Bundessiedlungsmittel nach BVFG ersetzt wird. Zu der jetzt vom Bundesausgleichsamt zu seinem Vorschlag gegebenen Begründung ist kurz folgendes zu sagen:

 

a) Fortfall der Pächterdarlehen.

Eine derartige Regelung widerspricht der Lastenausgleichsgesetzgebung und dem BVFG. Er würde den Eingliederungserfolg des heimatvertriebenen Landvolkes in einem umfassenden Maße beschränken und würde die Grundtendenzen der Aufbaudarlehen als echte Maßnahme zur Eingliederung verwässern und praktisch beseitigen. Denn trotz aller Schwierigkeiten und der rückläufigen Tendenz der Pachtfälle stellen sie immer noch einen großen Teil der Eingliederungsmaßnahmen dar. Eine ganz andere Frage ist es, in Zukunft bei der Bewilligung von Krediten für Pachtfälle einen besonders strengen Maßstab anzulegen und eine sorgfältige Vorprüfung zu verlangen

 

b) Beschränkung der NE-Aufbaudarlehen.

Hier spielt offenbar wieder der vom Bundesausgleichsamt bereits früher geäußerte Gedanke eine Rolle, eine Angleichung an die Sätze des sozialen Wohnungsbaues herbeizuführen. Dem steht aber die Rechtsnatur der Aufbaudarlehen „Landwirtschaft" entgegen. Diese sind keine Wohnungsbeschaffungsdarlehen, sondern echte Eingliederungsdarlehen. Wenn der Fonds überhaupt weiter Aufbaudarlehen zur Verfügung stellt, so muss dies auch in angemessenem finanziellem Umfange erfolgen. Dieser kann bei den heute leider üblichen Gesamtgestehungskosten einer NE-Stelle mit etwa 30 000 DM nur bei 10 000 DM Mindestbetrag liegen.

 

Die Beschränkung des Personenkreises noch über die Bestimmungen in den Durchführungsbestimmungen des Bundesausgleichsamtes vom 03.12.1954 hinaus würde zu einer fast völligen Nichtbeteiligung der Aufbaudarlehen in der Gesamtsiedlungsfinanzierung der NE-Stellen führen, da als Bewerber nunmehr alle zweiten und nachgeborenen heimatvertriebenen Bauernsöhne, obwohl sie den landwirtschaftlichen Beruf erlernt haben und sogar noch ausüben, alle Landarbeiter und auch alle Berufslandwirte, die nicht bereits als nachgeborene Bauernsöhne anzusehen sind, ausfallen. Das würde eine Einengung des Personenkreises „Landwirtschaftliche NE-Stellen" zur Folge haben und eine völlige Abkehr von dem Grundgedanken, wie sie bisher auch vom Bundesausgleichsamt vertreten wurde, bedeuten. Dem Einsatz der Aufbaudarlehen liegen auch, und zwar nicht zuletzt, siedlungspolitische Erwägungen zu Grunde. Es braucht darüber hinaus auch nur auf die insofern ebenfalls vom Bundesausgleichsamt immer wieder gebrauchten Begründungen für die Maßnahmen „Erhaltung des deutschen Bauerntums" verwiesen werden.

 

Der Vorschlag auf Einschränkung der Aufbaudarlehen wird vom Bundesausgleichsamt auch damit begründet, mehr Mittel für die Hauptentschädigung und Zinszahlung zur Verfügung zu bekommen. So sehr der Bauernverband der Vertriebenen dies, wie bereits oben erwähnt, grundsätzlich begrüßt, so erscheint uns der vorgeschlagene Weg nicht die richtige Methode dazu. Wenn weiter nach dem bisherigen Verhalten der Bundesregierung leider nicht damit zu rechnen ist, dass sie die gesamten bisher vom Ausgleichsfonds für die Siedlung zur Verfügung gestellten Mittel in den ordentlichen Haushalt übernimmt, so kann über den vorliegenden Entwurf von Seiten der Vertriebenen nur dann zugestimmt werden, wenn gleichzeitig die Weiterführung der Siedlung durch Bereitstellung aus Siedlungsmitteln des Bundesernährungsministeriums gesichert ist. Der Ausgleich durch Erhöhung der Siedlungskredite nach BVFG ist ohne Änderung des Gesetzes möglich. Die Begrenzung der BVFG-Darlehen für Nebenerwerbssiedlungen auf 10 000 DM im Einzelfall ist nicht im Gesetz vorgeschrieben, und bei den Pachtfällen gestattet die generelle Ausnahmevorschrift des BVFG, über den Betrag von 20 000 DM hinauszugehen.

 

Der Bauernverband der Vertriebenen hat die dringende Bitte an den Herrn Bundesernährungsminister gerichtet, dafür zu sorgen, dass vor Verkündung der Änderungsweisung für Aufbaudarlehen Landwirtschaft der Ausgleich durch entsprechende Änderung der Finanzierungsrichtlinien vom 31.03.1954 sichergestellt ist.

 

Seite 11   Entschädigung aus dem LAG für Landarbeiter

Der Bundesrat hat bei der Beratung des von der Bundesregierung vorgelegten 8. Änderungsgesetzes zum LAG beschlossen, die Paragraphen 12 und 13 LAG dahin zu ergänzen, dass zum Vertreibungsschaden auch gehören die zur Viehhaltung gehörenden Betriebsmittel bei Personen, die in der Land- und Forstwirtschaft ohne eigenen Grundbesitz tätig waren. Die Bundesregierung hat diesem Änderungsvorschlag nicht zugestimmt und dazu folgende Begründung gegeben:

 

„Der Wert des fast immer geringfügigen Viehbestandes eines Deputanten kann im Verhältnis zu den Einheitswerten landwirtschaftlicher Betriebe nicht mit über 500 RM angenommen werden, würde also schon im Hinblick auf die Mindestgrenzen des Paragraphen 8 Abs. 2 Nr. 5 FG eine Schadensfeststellung und Entschädigung ausschließen. Bei Annahme des Vorschlags würden Bewertung und Beweisführung große Schwierigkeiten machen; eine Berücksichtigung würde sich für die überwiegende Mehrzahl der Fälle aus den in Satz 1 erwähnten Gründen überhaupt nur bei einer unverhältnismäßigen Überbewertung nach pauschalen Grundsätzen ermöglichen lassen. Die Regelung könnte nicht auf die Deputanten beschränkt bleiben; mit gleichem Recht würden sich dann andere Eigentümer von Vieh oder Kleinvieh (zum Beispiel Lehrer, Weichenwärter usw.) auf sie berufen. Im Übrigen wird die Hausratentschädigung der ersten Stufe gleichmäßig allen Beziehern früherer Einkommen bis zu 4000 RM gewährt, also Geschädigten, von denen zum großen Teil angenommen werden kann, dass ihr Hausrat allein einen höheren Wert besaß, als der fast immer sehr bescheidene Hausrat und das Vieh des Deputanten zusammengenommen. Von einer Schlechterstellung der Deputanten gegenüber vergleichbaren Geschädigtengruppen kann somit nicht gesprochen werden. Im Übrigen können die Deputanten schon nach geltendem Recht neben Hausratentschädigung auch Unterhaltshilfe und Aufbaudarlehen wegen Existenzverlust beziehen. Aus diesen Erwägungen hat auch der Ausschuss für den Lastenausgleich des Bundestages gleichartige Anträge schon mehrfach abgelehnt“.

 

Diese Begründung kann nicht als stichhaltig anerkannt werden. Der Hinweis auf den eventuellen Anspruch auf Unterhaltshilfe und Aufbaudarlehen geht fehl, denn hierbei handelt es sich um soziale Maßnahmen, und das Aufbaudarlehen stellt keine Entschädigung dar, sondern einen zu günstigen Bedingungen zur Verfügung gestellten Kredit, der zurückzuzahlen ist und eine neue Schuld des Vertriebenen ergibt.

 

Der Hinweis, dass durch die Hausratentschädigung der „fast immer sehr bescheidene Hausrat und das Vieh des Deputanten zusammengenommen einen Ausgleich bietet", erscheint ungerechtfertigt und ist auch falsch. Denn gerade die Mindestgrenze von 500 RM Schaden wird bei dem nachweisbaren Schaden der Landarbeiter und Deputanten erheblich überschritten. Im Durchschnitt setzte sich das Deputanten-Vermögen aus folgenden Werten zusammen:

 

eine Kuh 800 RM

zwei bis drei Schweine 400 RM

ein Schaf 60 RM

Geflügel 100 RM

Handwerkszeug 100 RM

Futter-Deputat 200 RM

insgesamt 1660 RM

 

Bei Einbeziehung in die Feststellung und Entschädigung ergibt das nach den neuen Entschädigungssätzen des Regierungsentwurfs einen Grundbetrag von 1400 DM.

 

Die Tatsache, dass auch noch andere Eigentümer von Kleinvieh sich auf diese Sonderregelung berufen könnten, darf die gerechte Regelung nicht hindern. Zu berücksichtigen ist aber, dass bei den in der Regierungsbegründung erwähnten zusätzlichen Vermögenswerten der Lehrer und Weichenwärter es sich meistens tatsächlich nur um Kleinvieh (eine Ziege, Hühner oder ein Schwein) handelt, deren Wert unter der Mindestgrenze von 500 RM liegt.  BdV

 

Seite 11   Eine Fahrt durch Südschweden mit Besuch eines Ostpreußenhofes. Von Landw.-Rat Walter Gernhöfer, Lamstedt

Eine Studienfahrt nach Südschweden im vergangenen Sommer, die mit dem Besuch von etwa 25 landwirtschaftlichen Betrieben verbunden war, vermittelte wertvolle Eindrücke in die Landwirtschaft dieses Landes. Auch ein Ostpreußenhof konnte auf dieser Fahrt eingehend in Augenschein genommen werden. Wiederum wie schon beim ersten Besuch im Jahre 1954 fiel allgemein der solche Wohlstand eines Landes ins Auge, das seit 176 Jahren von Kriegen verschont geblieben ist. Beim Durchfahren der landwirtschaftlich hochwertigen Gebiete Südschwedens fallen die sehr gut arrondierte Lage, die sehr gut in Ordnung gehaltenen Gebäude mit weißem Verputz und rotem Anstrich sowie die gepflegten Gartenanlagen ins Auge. Die Fahrt fand im Juli statt, zu welchem Zeitpunkt sich die Felder besonders gut in ihrer Gleichmäßigkeit präsentierten. Man sah hier das, was wir Ostpreußen als eine „Mordsernte" bezeichnen.

 

Sehr starke Ähnlichkeit findet man in Südschweden auch an die ostpreußische Landschaft. Ebenso mutet die viereckige geräumige Hoflage, wie wir sie zu Hause hatten und wie sie hier in Westdeutschland nur wenig zu finden ist, stark heimatlich an. Südschweden mit seiner Landschaft Schonen, ist auch das Gebiet, das im Jahresverlauf die gleichen Temperaturen aufweist wie zum Beispiel Schleswig-Holstein. Die Jahresniederschläge liegen bei 500 mm. Die Böden sind sehr fruchtbar. Diese Fruchtbarkeit ist auf eiszeitliche Bildung zurückzuführen. Die in das tiefgelegene Flachland eindringenden Eismassen führten nährstoffreiche Meeresablagerung mit, die die Voraussetzung für die Entwicklung eines so fruchtbaren Bodens geben.

 

Vor etwa 100 Jahren ist in Schweden eine großzügige Umlegung durchgeführt, die zu völlig arrondierten Grundstücken geführt hat. Unter diesen Verhältnissen hat sich im südschwedischen Flachland eine intensive Landwirtschaft mit starkem Hackfrucht- und Ölfruchtbau entwickeln können, die heute in Bezug auf Rationalisierung, Flächenproduktivität und Arbeitsproduktivität zur Spitzengruppe Europas gehört. Schweden hat daher auch eine fast vollkommen durchgeführte Mechanisierung. Die Leistung der einzelnen Arbeitskraft ist durchweg sehr hoch. Viele Betriebe wirtschaften viehlos, was bei den günstigen Bodenverhältnissen und der dort üblichen harmonisch abgestimmten Düngung möglich ist. Die viehlose Wirtschaft ist zum großen Teil darauf zurückzuführen, dass es an Personal mangelt, welches bereit ist, die Viehpflegearbeiten durchzuführen. Das Streben nach Freizeit und wählend dieser Freizeit ungebunden zu sein, hat dazu geführt, dass z. B. in der Umgebung der Städte Malmö und Lund 30 bis 40 Prozent der Betriebe viehlos wirtschaften. Sofern diese Betriebe Zuckerrübenanbau betreiben, verzichten sie auf die Verwertung des Blattes. Dieses wird untergepflügt, die zurückgelieferten Schnitzel an andere Betriebe verkauft.

 

Die Durchschnittsgröße der Betriebe liegt im gesamten schwedischen Reichsgebiet bei 9,39 Hektar, ist aber in Südschweden erheblich höher.

 

An einem Sonnabendnachmittag gelangten wir auf den Hof des Herrn Bernhard Andersson, der, im Allensteiner Gebiet geboren, sich und seiner Familie in Vitesten auf einem 78 Hektar großen Pachthof eine neue Existenz gegründet hat. Ein eingehender Gang durch die Wirtschaft und eine Aussprache bei Kaffee und ostpreußischem Bienenstich gaben über den Betrieb, der für die dortige Gegend ziemlich typisch ist, folgende Ergebnisse:

 

Der Betrieb mit 78 Hektar Größe und 59,5 Hektar Acker und 18,5 Hektar Grünland hat mittleren bis schweren Lehmboden. Da es verhältnismäßig bergig ist, ist eine Ackernutzung nicht überall möglich. Die Niederschläge liegen bei 500  - 600 mm. Es tritt im Vorsommer oft Trockenheit ein, wie wir sie in Ostpreußen ja auch kannten. Die äußere Verkehrslage ist nicht günstig. Bis zur Zuckerfabrik sind 20 km zurückzulegen.

 

An Vieh wird gehalten: 1 Pferd, 14 Stück Jungvieh, 140 Mutterschafe, 40 Zutreter, 43 Mutterlämmer, 4 Schafböcke, 50 Hühner.

 

Der Maschinenbesatz besteht aus: 2 Schleppern von 48 und 25 PS, 1 Mähdrescher, 6', 1 Drillmaschine 3,60 m für Schlepperzug, 1 Düngerstreuer 4,80 m, 1 Kultivator geteilt 3,60 m, 1 Grünfutterablader, 1 Strohpresse für den Mähdrescher, außerdem Pflüge und Eggen im üblichen Rahmen.

 

An Arbeitskräften werden 3 Arbeitskräfte auf 100 Hektar Landnutzung gehalten. Das Ackerland wird wie folgt genutzt: Raps 10 ha, Roggen 6 ha, Weizen 5,5, ha, Gerste 10,5 ha, Hafer 10,5 ha, Samenbau 4 ha, Kleegras 8 ha, Zuckerrüben 4,5 ha.

 

Es wird in zwei Fruchtfolgen gewirtschaftet:

I. 1. Klee, 2. Raps, 3. Weizen 4. Zuckerrüben, 5. Sommerung. —

II. 1. Saatklee, 2. Winterung, 3. Hafer, 4. Knaulgras, 5. Sommerweizen.

 

Die Durchschnittserträge liegen bei Raps bei 20 bis 22 dz/ha, bei Winterweizen bei 40 dz/ha, bei Sommerweizen bei 37 dz/ha, bei Gerste bei 40 bis 42 dz/ha, bei Roggen bei 36 dz/ha, bei Zuckerrüben 200 dz/ha.

 

Der Düngeraufwand beträgt pro Hektar: Stickstoff 66 kg, Phosphorsäure 62 kg, Kali 47 kg = 1 : 0,94 : 0,71.

 

Es werden Standardsorten angebaut, die durch die Genossenschaften abgenommen und in großen Getreidesiloanlagen, wie man sie in der Hafenstadt Ystad sieht, gelagert.

 

Herr Andersson hat durch seine Hände Arbeit seit 1945 sich hochgearbeitet und sich ganz auf die dortigen Verhältnisse eingestellt.

 

Ein weiterer Besuch führte auch auf einen Schweinemastbetrieb, wo von April bis Oktober ständig etwa 4000 Schweine gehalten und von einem Mann gefüttert und versorgt werden. Ein Futterwagen mit genau zusammengestelltem Futter und Wasser fährt an den langen Trogreihen entlang und entlädt das Futter mechanisch. Das Ausmisten geht ebenfalls mit Schlepperhilfe mechanisch vor sich. Die Tiere werden teilweise in Offenställen gehalten und gehen als Baconschweine in den Export. Der Einkauf der Jungtiere hat sich eingespielt, so dass die Verlustquote verhältnismäßig gering ist. Der Schweinewärter, der diese Tiere versorgt, ein sehr gut wirkender jüngerer Mensch, hat einen Jahresverdienst von 40 000 DM. Die Löhne eines Landarbeiters liegen bei 12 000 bis 15 000 DM, wozu noch in den meisten Fällen eine gute Wohnung kommt. Allerdings sind die Lebenskosten verhältnismäßig hoch. Schweden hat die letzten 10 Jahre nach dem Kriege intensiv genutzt, um seine Landwirtschaft zu rationalisieren.

 

Hinzu kommen geregelte Preise, die dem Landwirt schon vor der Anbauplanung bekannt sind. Dank der genossenschaftlichen Einrichtungen ist das Risiko für die Landwirtschaft weitgehend eingeschränkt. Eine großzügige Kreditgewährung mit günstigen Zinssätzen hat ein Übriges getan.

 

Es ist jedem, der es ermöglichen kann, anzuraten sich mit den dortigen Verhältnissen einmal zu beschäftigen. Können wir m. E. doch viele Anregungen für den Wiederaufbau unserer heimatlichen Landwirtschaft dadurch gewinnen.

 

Seite 12   Der Landwirtschaftliche Zentralverein Allenstein. Von Generalsekretär Dr. Trunz, Münster/Westf.

1. Fortsetzung

Ich möchte weiter gedenken des Gutsbesitzers Herrmann-Schönbrück, der den dortigen landw. Verein Schönbrück-Schönfelde über 25 Jahre bis zu seinem Tode leitete. Im Kreise Johannisburg gehörte Lehrer Figura dem Verein Drygallen 31 Jahre als Mitglied an, davon 25 Jahre als Vorsitzender. Den Ortsverein Beutnerdorf, später Ortelsburg genannt, leitete von 1907 bis 1930 Besitzer Deptolla, der spätere Direktor der An- und Verkaufsgenossenschaft. In Puppen war Hegemeister Ritzki als Vorsitzender die Seele des Vereins. Dem Verein Brückendorf, Kreis Osterode, stand Gutsbesitzer Bovien 25 Jahre als Vorsitzender vor bis 1929. Im Kreisverein Lyck war über 25 Jahre Gutsbesitzer Kohtz-Neuendorf Vorsitzender, dem dieses Amt großes Vertrauen und großen Einfluss einbrachte, aber wohl auch der Grund war, dass die Russen ihn 1914 nach Sibirien verschleppten, von wo er erst nach Kriegsende zurückkehrte. Im Zweigverein Rößel war Rittergutsbesitzer Möller-Holtkampf-Junkerken 32 Jahre Vorsitzender und ebenso lange Gutsbesitzer Trenkmann-Ramten Schriftführer. Auch in dem benachbarten Zweigverein Bischofstein leitete Gutsbesitzer Hönig-Senkitten von der Gründung 1899 den Verein als Vorsitzender bis 1924, dem Jahre seines Todes.

 

Um seine Maßnahmen zur Förderung der Landwirtschaft durchzuführen, setzte der Zentralverein Ausschüsse ein und zwar den Ausschuss für Ackerbau, für Pferdezucht, für Viehzucht und für Obstbau. Von den Vorsitzenden dieser Ausschüsse möchte ich hier besonders wieder im Ackerbauausschuss Klugkist-Mühlenthal nennen. Als Vorsitzender des Ausschusses für Pferdezucht und der Körkommission für Hengste erwarb sich Rittergutsbesitzer von Schleussner-Teistimmen große Anerkennung in den Jahren 1909 bis 1933 durch sein sachliches Urteil und seine Schlichtheit. Das gleiche gilt von dem langjährigen Vorsitzenden des Ausschlusses für Viehzucht Heumann-Klein-Gablick, dem späteren Hauptvorsteher. Ihnen standen als Sachbearbeiter zur Verfügung die Landwirtschaftskammerbeamten:

 

1. Generalsekretär Dr. Trunz für Gesetzgebung, Verwaltung, Betriebswirtschaft und die Pferdezucht, 1907 bis 1933,

 

2. Tierzuchtinspektor Stakemann für die Rindviehzucht, 1909 bis 1933,

 

3. Tierzuchtinspektor Sandbrink für die Schweinezucht, 1919 bis 1933,

 

4. die Gartenbauinspektoren Carganico seit 1907 und Geyer seit 1921,

 

5. die Direktoren und Landwirtschaftslehrer erst der 4, dann der 9 Landwirtschaftlichen Schulen des Bezirkes, besonders für die Fragen des Ackerbaues.

 

Zur Steigerung der Erträge führte der Zentralverein Düngungsversuche durch und Versuche mit ewigem Roggenbau in Verbindung mit der DLG - Berlin, die ersteren zur Propagandierung der Düngung, die letzteren mit gutem Erfolg bei der Bewirtschaftung entlegener Ackerstücke leichten Bodens. Musterdauerweiden wurden mit staatlicher Unterstützung angelegt, um den Nachweis zu erbringen, dass auch der Höhenrücken sich dafür eigne und die Kleeschläge im dritten Jahr verschwinden müssten. Die Saatmärkte, die der Zentralverein in den ersten Jahren veranstaltete und die durch Staatsgelder verbilligte Saatgutverteilung unterblieb, als die landw. Genossenschaften ihrerseits damit begannen. Die Verschlechterung der Saatgutbeschaffung im Ersten Weltkrieg führte zur Errichtung einer Kartoffelkulturstation und zur Saatgutanerkennung, wodurch dieses Getreide dann von der Beschlagnahme frei war. Später nahm der Ackerbauausschuss auch die Landarbeitsforschung in sein Arbeitsgebiet auf, der Anfang der jetzt so weitgehenden Technisierung der Landwirtschaft. Dazu gehörte auch die Anlage und Subventionierung von Musterdüngerstätten. Auf dem Gebiete der Pferdezucht übernahm der Zentralverein von seinen Vorgängern die Prämiierung von warmblütigen Stutfüllen mit staatlichen Erhaltungsprämien von 200 Mark, später 100 Mark in bäuerlichen Betrieben bis 100 Hektar Größe, wodurch jährlich etwa 100 Stutfüllen als unverkäuflich dem Bezirk erhalten blieben. Bei einer zehnjährigen Benutzung zur Zucht bedeutete das ein Vorhandensein von etwa 1000 erstklassigen Zuchtstuten in bäuerlichen Betrieben, die hauptsächlich in den Kreisen Lyck und den anderen östlichen Kreisen lagen. Neben dieser Warmblutzucht begann um die Jahrhundertwende ein Interesse für ein schwereres Arbeitspferd sich aus wirtschaftlichen Gründen zu zeigen. Ein klares Zuchtziel gab es dabei nicht, weil wahllos Shires, Clydesdales, Oldenburger, Russen, Belgier und Mischbluthengste als Deckhengste benutzt wurden. Um diesem Missstand ein Ende zu bereiten, beantragte der Zentralverein 1911 den Erlass einer Körordnung für den Regierungsbezirk, die neben dem ostpreußischen Halbblut Trakehner Abstammung nur Belgier und Rheinischbelgier als Deckhengste zuließ und den Zentralverein mit der Durchführung beauftragte. Die Körung brachte bald die gewünschte Ordnung, denn die Warmblutzucht blieb in ihrem Umfang erhalten, deckte den Bedarf an Remonten und ging zahlenmäßig erst nach dem Versailler Friedensvertrag zurück, als in Ostpreußen an Stelle der 13 000 Remonten nur noch 3000 gekauft wurden. Dagegen griff die Kaltblutzucht rasch um sich, namentlich, nachdem der Zentralverein das Südermländische Stutbuch gegründet hatte, das 1914 in das Ostpreußische Stutbuch für schwere Arbeitspferde in Königsberg überging. Auch die Warmblutzucht nahm nach dem Kriege eine Verstärkung des Materials vor, um den gesteigerten Ansprüchen an ein Wirtschaftspferd zu entsprechen.

 

Der Pferdezucht diente auch der Reit- und Rennsport. Der Zentralverein übernahm den schon bestehenden Osteroder Reiterverein und den Masurischen Reiterverein Lyck, die Rennbahnen besaßen, gründete nach und nach aber noch 43 kleine Reitervereine, um in der ländlichen Jugend das Verständnis für Zucht und Haltung der Pferde zu pflegen. Welche politische Rolle ein Teil dieser Vereine in der Hitlerzeit spielte, darüber lese man in den Nürnberger Protokollen von 1945/1946 nach. Mit ihrem Provinzialvorsitzenden, von Hohendorf, saß ich noch acht Tage vor seiner Ermordung am Beratungstisch in Königsberg. Seiner sei hier in Ehren gedacht.

 

Der Förderung der Rindviehzucht dienten die Viehschauen. Es gab aber 1907 nur sieben Herdbuchherden und zwei Milchviehkontrollvereine. In Verbindung mit der masurischen Hilfsaktion, die seit 1906 von den Kreisen des neuen Regierungsbezirkes durchgeführt wurde, war bereits eine Bullenkörordnung erlassen, die zur Gründung von Bullenstationen durch die Kreise und den Zentralverein führten und deren Zahl etwa 450 betrug. Aber es fehlte an Bullen, und darum traten nach und nach weitere 70 Besitzer der Herdbuchgesellschaft bei. In der Sommergeneralversammlung 1909 bereits wurde beschlossen, einen eigenen Verband der Milchviehkontrollvereine zu gründen, um dem Bedürfnis nach Zucht auf Leistung zu entsprechen. Der Verband legte sofort ein Herdbuch an, schloss sich später auch der Herdbuchgesellschaft an. Mit welchem Erfolg gearbeitet wurde, zeigen folgende Zahlen:

 

Kontrolljahr: 1912/1913. Beste Herde kg Milch: 4658. Beste Herde kg Fett: 158. Schlechteste Herde kg Milch: 1383. Schlechteste Herde kg Fett: 52

 

Kontrolljahr: 1924/1925. Beste Herde kg Milch: 4552. Beste Herde kg Fett: 141. Schlechteste Herde kg Milch: 1272. Schlechteste Herde kg Fett: 42

 

Kontrolljahr: 1930/1931. Beste Herde kg Milch: 4613. Beste Herde kg Fett: 161. Schlechteste Herde kg Milch: 1321. Schlechteste Herde kg Fett: 44

 

Durch den ununterbrochenen Eintritt neuer Herden blieb die geringste Leistung immer gleich niedrig, aber auch die Höchstleistung blieb gleich, ein Zeichen dafür, dass der Steigerung der Leistungen natürliche Grenzen gesetzt sind. Obgleich auch früher schon gutes Vieh besonders in bäuerlichen Betrieben vorhanden war, wuchs jetzt allgemein die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Herden. Nur ein Bezirk blieb zurück, das Lecksuchtgebiet im Kreise Ortelsburg, in welchem nur durch bessere Fütterung, besonders mit Ölkuchen, eine Bekämpfung der Lecksucht gelang. Das trat aber nur sehr langsam in Erscheinung. Fortsetzung folgt

 

Seite 12   Aus den Arbeiten der Ostpreußischen Herdbuch-Gesellschaft

Schon vor gut zwei Jahren ist an dieser Stelle darauf hingewiesen worden, dass die Ostpreußische Herdbuchgesellschaft (gegründet am 21. Oktober 1882) 1953 wieder neu erstanden ist. Dieses war nötig, weil sie nur allein in der Lage ist, nähere Angaben über das Vermögen abzugeben, das in den Herden der Mitglieder steckte. Ein Teil der Mitglieder hat bereits Zuchtwertbescheinigungen für ihre Herden auf Anforderung erhalten und diese ihren Ausgleichsämtern zu den schon früher von ihnen eingereichten Anträgen auf Schadensfeststellung zum Lastenausgleich zugesandt. Die Bemühungen betr. Anerkennung der Zuchtwerte der Herden sind nunmehr in ein neues Stadium getreten. Herr Valentini-Henriettenhof, jetzt Altefeld, Kreis Eschwege, hat sich bereiterklärt, die Klage betr. Anerkennung der Zuchtwerte im Verwaltungsstreitverfahren durchzuführen. Die ersten Schritte sind bereits unternommen worden. Die Klage wird begründet mit drei Gutachten bekannter Universitätsprofessoren. Bis es zur Entscheidung kommt, dürfte einige Zeit vergehen. Deshalb wird von hier darauf hingewiesen, dass es sich für diejenigen Herdbuchmitglieder, die bereits einen vorläufigen oder endgültigen Bescheid zu ihrem Lastenausgleich über die Höhe ihres Einheitswertes erhalten haben, empfiehlt, gegen diesen Bescheid beim Ausgleichsamt fristgemäß vorsorglich Einspruch zu erheben. — Die Einstufung der Herdbuchherden zur Anmeldung zum Lastenausgleich geht aber weiter. Die Bescheinigungen können nur für Mitglieder der Herdbuchgesellschaft ausgestellt werden. Soweit sich diese als Mitglieder noch nicht angemeldet haben, ist dieses baldigst unter Angabe der ostpreußischen und der hiesigen Anschrift nachzuholen. Sollten ostpreußische Ortsnamen nach 1933 geändert sein, so sind die alte und die neue ostpreußische Ortsangabe anzugeben. Die Anmeldungen nimmt der Vorsitzende der Ostpreußischen Herdbuchgesellschaft, Herr Ulrich von Saint-Paul aus Jäcknitz, jetzt wohnhaft in (22c) Zieverich bei Bergheim-Erft (Rhld.) entgegen. Die Bescheinigung wird aber nur denjenigen Mitgliedern zugestellt, die 3,-- DM an Gebühren und die Jahresbeiträge ab 1953 von je 1-- DM an die „Ostpreußische Herdbuchgesellschaft e. V." auf das Postscheckkonto Köln 1098 überwiesen haben. Auch diejenigen Mitglieder, die in den Jahren ab 1953 der Herdbuchgesellschaft wieder beigetreten sind, um die Zuchtwertbescheinigung für ihre Herden zu erhalten, sind in jedem Jahr zur Zahlung der Mitgliederbeiträge und zwar pro Jahr 1,-- DM verpflichtet. Jeder Betrag ist auf obiges Postscheckkonto per Zahlkarte bei den Postämtern einzuzahlen.

 

Wegen des Bullenfonds (Sparguthaben bei der Herdbuchgesellschaft) scheint es nicht ausgeschlossen, dass auch diese Sparguthaben doch noch in irgendeiner Form bei der Schadensfeststellung zum Lastenausgleich berücksichtigt werden. Soweit noch nicht geschehen, melden diejenigen Herdbuchbetriebe, welche Bullen zu den Auktionen gebracht haben, diese Sparguthaben bei den Ausgleichsämtern nach. — Es sind verschiedene Mitglieder gebeten worden, ihrerseits auch selbst an den Bundestag — „Ausschuss für Lastenausgleich" — wegen Klärung dieser Angelegenheit heranzutreten. Darüber hinaus werden alle Mitglieder, die Beträge auf dem Bullenfonds stehen haben, ebenfalls gebeten, sich auch noch an den genannten Ausschuss zu wenden; denn ein verstärkter Vorstoß führt immer schneller zum Ziel. Sollten sonst noch irgendwelche Unklarheiten bestehen, so ist Herr von Saint-Paul jederzeit bereit, Auskunft zu geben, aber bitte Rückporto beifügen.

Lengning, Aachen-Forst

 

Seite 12   Kälber wollen gepflegt sein

Das schwächste Glied in der Milchviehhaltung ist in vielen Betrieben die falsche Aufzucht des Kalbes. Das ist umso nachteiliger, als der Erfolg der gesamten Rinderzucht von der Entwicklung des jungen Tieres abhängt. Wer Kälber aufziehen will, muss wissen, dass Sorgfalt, Pünktlichkeit, Geduld und Liebe die wichtigsten Voraussetzungen sind.

 

Ohne Muttermilch geht es nicht. Ein sofortiges Absetzen von der Mutter ist erforderlich, weil die Milch heute nach jahrzehntelanger Leistungszucht reichlicher fließt als das kleine Kalb braucht. Beim Saugenlassen ist es außerdem sehr schwer das Tier von der Mutter zu entwöhnen. Sollte es trotzdem bei Erstlingskühen geschehen, weil sich kurze Striche durch das Saugen sehr oft besser entwickeln, dann ist die Kuh gut auszumelken. Das Tränken, das in jedem Falle nach dem zweiten Abkalben erfolgen sollte, hat dagegen den großen Vorteil, dass eine Überfütterung und damit Verdauungsstörungen mit dem gefährlichen Kälberdurchfall wegfallen.

 

Die zugeteilte Milchmenge muss in den ersten Tagen sehr gering sein, denn der Magen des neugeborenen Kalbes fasst etwa ¾ bis 1 Liter. Es empfiehlt sich deshalb, das junge Tier in dieser Zeit vier- bis fünfmal mit kleinen Mengen gut warmer Milch zu tränken und erst nach Ablauf einer Woche dreimal täglich je zwei, nach Ablauf der zweiten Woche je drei Liter Milch zu geben. Ein am Grund eines Eimers angebrachtes kurzes Rohr, über das ein kräftiger Gummisauger gezogen ist, ermöglicht es, das Tier ohne Beaufsichtigung beim Saugen zu lassen. Der Eimer ist dabei schräg an die Wand zu hängen. Im Übrigen gewöhnen sich die Kälber leicht an das Tränken, wenn der Melker den Finger in die Milch taucht und das Kalb daran saugen lässt. Holzgefäße sollten nicht zum Tränken benutzt werden, da die Milchreste tief in das Holz eindringen und sich nie vollkommen entfernen lassen. Dass das Kälbchen seinen Platz nicht im dunkelsten Winkel des Stalles erhalten soll und — wo irgend möglich — auch in Kleinstbetrieben Kälberboxen anzulegen sind, sei nur am Rande erwähnt.

 

Das Kalb muss leicht verdauliche Futtermittel erhalten und die Futtermenge darf immer nur allmählich erhöht werden. Nach drei Wochen gibt es Quetschhafer trocken zur beliebigen Aufnahme in einer Krippe. Das Kalb wird erst kosten, seinen Magen daran gewöhnen, um später mehr und mehr davon aufzunehmen. Gleichzeitig sollte jetzt gutes, weiches Wiesenheu nicht fehlen. Am besten wird es in eine Raufe gelegt, die so angebracht ist, dass das Kalb seinen Kopf nicht hoch zu recken braucht. Das Tier behält dann auch später einen geraden Rücken. Diese Maßnahme, leider sehr häufig vernachlässigt, trägt entscheidend zur Formschönheit der Kuh bei und verhindert, dass später die wichtigen Organe im Mutterleib nicht durch eine krumme Wirbelsäule (Senkrücken) gedrückt werden.

 

Es ist bei Zuchtkälbern immer richtig, drei Monate mit Vollmilch durchzuhalten. Das erwachsene Tier wird es uns danken. Der Übergang zu Magermilch muss allmählich geschehen. Viele Betriebe ersetzen dann an zwei Wochentagen ½ kg Vollmilch je Mahlzeit durch Magermilch. Nach drei Wochen ist dann die Umstellung erfolgt. Genauso ist bei der Umstellung von Magermilch auf Wasser zu verfahren, die möglichst erst im Alter von fünf bis sechs Monaten erfolgen sollte. Erlebt das Kalb diese Zeit im Stall, so muss Eiweißkraftfutter beigefüttert werden, um das Milcheiweiß der jetzt fortfallenden Magermilch zu ersetzen. Bei jungem Weidegrün ist das nicht erforderlich.

 

Schließlich bleibt zu beachten, dass die Mägen des Kalbes erst mit sechs Monaten soweit ausgewachsen sind, dass Weide oder Rauhfutter voll ausgenutzt werden kann. Selbst an schönen, wenn auch kalten Wintertagen schadet ein kurzer Aufenthalt draußen an frischer Luft durchaus nicht. Er ist im Gegenteil von großem Nutzen für die Entwicklung aller inneren Organe. Je besser wir das junge Tier im ersten Halbjahr füttern und pflegen, umso mehr wird es später unsere Mühe lohnen. Erst im Alter von einem Jahr ist das Tier knapper zu halten, es darf nicht fett werden, das Kraftfutter kann fortfallen und die Ernährung im Sommer aus Weide, im Winter hauptsächlich aus Rauhfutter und Rüben bestehen. Dr. Gaede

 

Seite 12   In einsamen Dörfern. Von Frida Busch

Auch in der neuen Heimat sind sicherlich Adventsfeiern, wahrscheinlich in viel größerem Kreis, in Räumen, die viel schöner, heller, moderner sind. Mir aber stehen vor Augen Adventsfeiern mit Kleinbäuerinnen und Arbeiterfrauen in den einsamsten Dörfern Masurens. Ganz besonders hat sich mir ein Abend in Herz und Seele eingeprägt. Wäre ich Malerin, ich würde ihn malen mit dunklen Farben, braun und rötlich, blau und grün, beleuchtet vom gelben Lichtschein der großen Petroleumhängelampe.

 

Der kleine Dorfkrug besaß keinen Saal, wir versammelten uns in der Krugstube, 20 bis 25 Landfrauen. Die Stube war nicht sehr hell, der Tisch aber mit weißem Leinen, Tannengrün und dicken, goldgelben Pfefferkuchen gedeckt. An der braun verräucherten Balkendecke hing eine große Petroleumlampe mit eisernem Schirm und hüllte uns in ihr warmes Licht. An den Wänden saßen einige Männer, die ihre Frauen auf den einsamen Wegen begleitet hatten, sie hatten die knochigen, schweren Hände über dem Knotenstock, der zwischen den Knien stand, gefaltet, neben sich die „heruntergeschraubten" mattbrennenden Stalllaternen für den Heimweg.

 

Die junge Wirtin schenkte dampfenden Kaffee ein. Ihr frisches, gesundes Gesicht mit den roten Backen und den fröhlichen Augen machte uns alle froh. Sie war hoch in andern Umständen und diente trotzdem ihren Gästen flink und geschickt.

 

Während ich zu den Frauen über Advent und Weihnacht und über die landfraulichen Arbeiten in dieser Zeit sprach (Schlachten und Backen), stand die junge Mutter dabei, ein etwa zweijähriges Kind auf dem Arm, vom gelben Lichtschein der Petroleumlampe, umflossen. Es hätte mich nicht gewundert, wäre sie still fortgegangen, in ihre Schlafkammer, und hätte einem zweiten Kindlein das Leben geschenkt. Wir wären dann später leise aufgestanden und vorsichtig und behutsam an ihr Lager getreten, hätten das jüngste Kindlein bewundert und hätten ihm Äpfel, Nüsse und goldgelben Pfefferkuchen geschenkt.

 

Ich schaute sprechend in die Gesichter der Landfrauen, liebe, schlichte Gesichter, von schwerer Arbeit und frischer Luft gebräunt und gehärtet. Ehrwürdige Gesichter unter glatt gescheiteltem Haar. Derbknochige Hände mit Rissen und Rillen. Die Herzen und die Seelen aber zart und fein, aufgeschlossen für Gott und alles Gute. Stille, heilige Winternacht. Draußen fielen lautlos dicke, weiche, weiße Schneeflocken.

 

Die Stunden, die ich mit diesen einfachen Menschen in den verräucherten Krugstuben verlebte, gehören zu meinen liebsten Erinnerungen. Und dabei wurden doch oft recht mühsame Forderungen gestellt. So erinnere ich mich einer kleinbäuerlichen Versammlung in einer Dorfschulstube. Auf den Bänken saßen überarbeitete Frauen mit schwarzen Satinschürzen über gewebten Röcken, schwarze Chenille-Kopftücher über den glatten Scheiteln. Zu diesen Frauen sollte ich über die „kulturellen Aufgaben der Landfrau" sprechen. Ich wusste noch nicht wie ich beginnen sollte, als ich zum Lehrerpult ging. Doch siehe da! Die Gemeindeschwester hatte einen Strauß Sonnenblumen hingestellt. Köstliche, große, gelbe Sonnenblumen in blauer Vase. Ich sehe sie noch heute vor mir. Da wusste ich, wie ich anfangen und wie ich enden sollte. Und aufmerksam zuhörende Menschen, entspannten, gelöste Gesichter und manchmal ein tief befriedigendes Nicken mit den Köpfen und manchmal ein breites Schmunzeln — das war mir Dank und Bestätigung.

 

Wer wird zu Euch sprechen, Ihr Bauernfrauen, wenn wir dereinst heimwandern werden? Ich glaube, es wäre gut und praktisch, wenn sich die intelligentesten und fähigsten unter uns diese Frage einmal durch den Kopf gehen ließen. Es wird rein technisch ganz unmöglich sein, dass die hauptberuflichen Kräfte der Landwirtschaftskammer und der ihr nachgeordneten Dienststellen die sich türmenden Aufgaben ohne zusätzlichen Einsatz ehrenamtlicher Redner bis in die kleinen dörflichen Gemeinden hinein allein werden bewältigen können.

 

Seite 13   Stellenangebote, Werbung, Bekanntschaften, Stellengesuche

 

Seite 14   Am Heiligabend 103 Jahre alt. Urgroßmutter Rosa Perlitz aus Bartenstein: „Nach Ostpreußen zurück möchte ich lieber heute als morgen …“

Foto: Am Heiligabend wird Frau Rosa Perlitz ihren 103. Geburtstag feiern. Von ihren dreizehn Kindern sind nur noch drei am Leben. Hinter Frau Perlitz rechts ihre Tochter Liselotte Gipp, daneben eine Enkelin; im Vordergrund ihre Urenkelkinder.

 

Der Weihnachtsbaum in der Kieler Sternstraße 25 müsste in diesem Jahr eigentlich 103 Kerzen tragen: an diesem Heiligabend wird die älteste Ostpreußin im Bundesgebiet, Frau Rosa Perlitz, ihren 103. Geburtstag begehen. Sie wurde am 24. Dezember 1853 als Tochter eines Amtswachtmeisters in Liesken im Kreise Bartenstein geboren.

 

Wir waren in diesen Tagen bei der greisen Jubilarin zu Gast. Trotz ihres hohen Alters ist Frau Perlitz auch heute noch ungewöhnlich frisch und lebendig. Ihr Gehör hat zwar nachgelassen, keineswegs aber ihr erstaunliches Gedächtnis und ihre Lebhaftigkeit im Gespräch. Und wenn sie aus ihrer Kindheit erzählt, dann werden für den Besucher eine Zeit lebendig, die wir nur noch vom Hörensagen kennen.

 

Urgroßmutter Perlitz war das jüngste von dreizehn Kindern. Sie selbst schenkte wiederum dreizehn Kindern das Leben, von denen heute nur noch drei am Weihnachtsabend um die Mutter sein können. Der älteste Sohn, jetzt 75 Jahre alt, lebt in Hamburg, bei der Tochter Liselotte Gipp wohnt Frau Perlitz seit der Vertreibung.

 

Ihre Jugendzeit verbrachte Rosa Perlitz in der ostpreußischen Heimat. Sie verlebte eine sorglose, unbeschwerte Jugend in den Häusern ostpreußischer Adelsfamilien. Über eine entfernte Verwandtschaft mit der Familie von Puttkamer kann sie sogar ein Verwandtschaftsverhältnis mit dem Alt-Reichskanzler von Bismarck herleiten. Ihr Großvater war Bürgermeister in Mohrungen. In seinem Hause hat sich die Königin Luise auf der Flucht nach Memel einige Tage aufgehalten.

 

Mit zweiundzwanzig Jahren kam Rosa Perlitz nach Brandenburg und heiratete hier — gegen den Willen ihrer Familie — einen tüchtigen märkischen Bergmann. Nach fünfjähriger Tätigkeit als Facharbeiter im Bernsteinwerk Hubnicken siedelte ihr Mann mit seiner Familie nach Kiel über, das für die nächsten dreißig Jahre ihr Wohnsitz blieb. Nach dem Tode ihres Mannes zog Frau Perlitz nach Hamburg. Vierundzwanzig Jahre später, während der schweren Juli-Angriffe, wurde dort eine ihrer Töchter mit ihren fünf Kindern das Opfer einer Bombennacht. Damals hat auch Frau Perlitz ihre gesamte Habe verloren. Neunzehn Stunden lang hat die damals Neunundachtzigjährige in einem verschütteten Bunker zugebracht. Über Leichen hinweg gelangt sie wieder ins Freie.

 

In der ostpreußischen Heimat suchte die alte Frau Schutz vor den Bombenangriffen. Nicht für lange fand sie dort Ruhe; mit einundneunzig Jahren überstand die zähe Ostpreußin die Strapazen der Flucht und fand Unterkunft bei ihrer Tochter, bei der sie heute noch lebt.

 

Nach einem wechselvollen Leben hat Frau Perlitz nun endlich bei den Ihren Ruhe gefunden. Geistig und körperlich ist sie beweglich und frisch geblieben. Jeden Besucher erkennt sie auf den ersten Blick. Manchmal ist sie sogar recht angriffslustig.

 

Als sie der Stadtkämmerer Bürgermeister Dr. Fuchs — ihm mit an erster Stelle verdankt Tilsit die Übernahme der Patenschaft durch Kiel — an ihrem 100. Geburtstag besuchte und ihr neben den Grüßen der Stadt Kiel eine kunstvolle Schale und ein namhaftes Geldgeschenk überbrachte, da meinte sie: „So viel Freude auf einmal! Als ich mit meinen einundneunzig Jahren auf der Flucht nach Kiel gekommen war, da hatte ich Läuse und erhielt nur 26,20 Mark Rente im Monat... Damals hat sich niemand um mich gekümmert... Jetzt ist es anders geworden, wo ich interessant erscheine. Aber am treuesten sind noch immer meine Landsleute!"

 

Wenn ein Besucher kommt, dann plaudert sie gern mit ihm über die Dinge, die ihr am nächsten liegen — vor allem über die Heimat, über Ostpreußen. Sie kennt noch den einen und den anderen, und sie kann ungehalten werden, wenn man ihr etwa widerspricht. Ja, sie weiß es besser, denn ihre Gedanken kreisen um die Heimat, wie sie sie kannte, und um die Menschen aus der Heimat.

 

So oft der Kassierer der Gruppe, Landsmann Scheffran, sie besucht, findet er Frau Perlitz jedes Mal froh und munter vor. Es geht niemals ohne ein Plauderstündchen ab. Als der Zirkus Krone vor kurzem in Kiel gastierte, sahen die Kieler ihr Bild in den Tageszeitungen. Eine 103-jährige im Zirkus!

 

„Wie ist es, Oma Perlitz, würden Sie mitreisen, wenn die Heimat wieder frei wäre?" fragte ich sie. „Wenn ich hier auch nichts auszustehen habe, aber nach Ostpreußen zurück möchte ich lieber heute als morgen . . ."

 

Und an einer anderen Stelle: „Sagen Sie ruhig meinen Landsleuten, dass Petrus meine Akte noch nicht aufgeschlagen hat. Ich bin wohl noch nicht dran oder er hat mich vergessen..."

 

Und ihr Lebens-Rezept?

 

„Wenn ich man meinen guten Bohnenkaffee habe und die Menschen mich in Ruhe lassen. Der Bohnenkaffee hält gesund“.

 

Nur einmal, als sie sich durch die vielen Geschenke überwältigt fühlte, die man ihr zum 102. Geburtstag von allen Seiten dargebracht hatte, sah ich ihre großen, dunklen Augen im Tränenglast, — diese gütigen Augen einer Mutter, die noch einmal die Heimat sehen möchte. E. v. L.

 

Seite 14   Wir gratulieren...

zum 97. Geburtstag

am 16. Dezember 1956, Frau Karoline Tubis, aus Pappelheim bei Arys, Kreis Johannisburg, jetzt bei ihrer Tochter Anna Müssig in Landshut in Bayern, Tippelweg 1/0. Von den zwölf Kindern der hochbetagten Jubilarin sind noch elf am Leben.

 

zum 94. Geburtstag

am 21. Dezember 1956, Luise Bartholomeyzick, geb. Buss, aus Regeln, Kreis Lyck, jetzt bei ihrer Tochter Ida Hellriegel in Berlin-Heiligensee, Krantorweg 4.

 

zum 92. Geburtstag

am 15. Dezember 1956, Frau Esther Pucknat, geb. Packschies, aus Wartenhöfen, Kreis Elchniederung, jetzt bei ihrem Schwiegersohn Paul Komberger in Bessum, Bezirk Bremen, Eschenhäuser Straße 1.

 

zum 91. Geburtstag

am 16. Dezember 1956, Schmiedemeisterwitwe Henriette Guttzeit, geb. Boss, aus Wargen, Kreis Fischhausen, jetzt bei ihrer Tochter Anna Müller in (24) Meckelfeld, Kreis Harburg, Immenhof 308a.

 

am 21. Dezember 1956, Frau Emma Schulz, aus Pillau, Holzwiese 1, jetzt in Waldsee, Kreis Ravensburg, Eichenweg 20, bei Marten.

 

zum 90. Geburtstag

am 21. November 1956, Witwe Anna Kutz, geb. Jonskowski, aus Goldap, Mühlenstraße 35, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Horst Dorrong, Hannover, Christianplatz 15, zu erreichen.

 

am 14. Dezember 1956, Schuhmachermeister Karl Petter, zuletzt Jesau, Kreis Pr.-Eylau. Er wohnt bei seinem Schwiegersohn Franz Makollus in Dönsel/Dickel, Kreis Diepholz/Hannover.

 

am 17. Dezember 1956, Frau Luise Kniest, aus Insterburg, jetzt bei ihren Kindern in Berlin-Steglitz, Bergstraße 57 I.

 

zum 88. Geburtstag

am 7. Dezember 1956, Landsmann August Thermer aus Insterburg, Cäcilienstr. 5, jetzt in Lübeck, Tannenkoppel 74.

 

am 14. Dezember 1956, Frau Martha Jokuschies, geb. Romeike, aus Kreuzingen Bahnhof, Kreis Elchniederung, jetzt bei ihrer Tochter, Witwe Ella Bertulies, Dortmund-Hörde, Graudenzer Straße 35.

 

zum 87. Geburtstag

am 11. Dezember 1956, Altsitzer George Laschat, aus Schenkendorf, Kreis Labiau, jetzt in (21a) Mülheim, Heissener Straße 11.

 

am 14. Dezember 1956, Landsmann Hermann Kruschewski, aus Lyck, jetzt in Alsdorf bei Aachen,

 

zum 86. Geburtstag

am 3. Dezember 1956, Frau Elise Neumann, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Nerongsallee 12.

 

am 6. Dezember 1956, Landsmann Julius Golloch, aus Ortelsburg, jetzt in Flensburg, DRK-Heim.

 

am 9. Dezember 1956, Frau Anna Pokorra, aus Altkirchen, Kreis Ortelsburg, jetzt in Lübeck-Stockelsdorf, Segeberger Straße 73.

 

am 19. Dezember 1956, Frau Marie Schwabe, aus Gumbinnen, Wilhelmstraße 19, jetzt in Lübeck, Hardenbergpfad 4.

 

zum 85. Geburtstag

am 9. Dezember 1956, Frau Ida Janz, geb. Mertins, aus Tramischen, Kreis Elchniederung, jetzt bei ihrer Tochter Betty Praetorius in Kenzingen, Kreis Emmendingen, Metzgerstraße 51.

 

am 14. Dezember 1956, Landsmann August Ludszuweit, aus Duden, Kreis Pillkallen, jetzt in Flensburg, Feldstraße 7.

 

zum 84. Geburtstag

am 6. Dezember 1956, Frau Anna Kunz, aus Tilsit, jetzt in Flensburg, Apenrader Straße 9.

 

am 15. Dezember 1956, Frau Johanne Lilischkies, geb. Paul, aus Tilsit, Oberst-Hoffmann-Straße 10, jetzt bei ihrem Sohn Heinz in Wahn/Rhld., Kolpingstraße 70.

 

am 18. Dezember 1956, Frau Elisabeth Glag, geb Baltok, aus Domnau und Königsberg-Spandienen, jetzt bei ihren Kindern E. und G. Geramus in Homberg Ndrh.-Hochheide, Varziner Straße 12.

 

am 21. Dezember 1956, Frau Amelie Gehlhaar, aus Königsberg, Lochstädter Straße 101, jetzt in Lübeck, Heiligengeisthospital.

 

zum 83. Geburtstag

am 6. Dezember 1956, Frau Maria Musset, aus Elchwerder, Kreis Labiau, jetzt in Flensburg, Strandweg 18.

 

am 10. Dezember 1956, Frau Maria Schorellis, geb. Heiser, aus Pötschlauken, Kreis Stallupönen, jetzt in Burlo 11/5, Kreis Borken, Westfalen.

 

am 16. Dezember 1956, Kaufmannwitwe Elisabeth Grützner, aus Gr.-Lindenau, Kreis Samland, jetzt bei ihrer Tochter Helene Hagner in Hausberge a. d. Porta, Kreis Minden, Westfalen, Falkenstraße 25.

 

am 17. Dezember 1956, Frau Therese Schröder, aus Insterburg, Ludendorffstraße 25, jetzt bei ihrer ältesten Tochter Margarete Ramminger in Bersenbrück, Franz-Hecker-Straße 19.

 

am 18. Dezember 1956, Lehrer i. R. Eugen Mettendorff, aus Allmoyen, Kreis Sensburg, wo er als Nachfolger seines Vaters wirkte. Ihm folgte sein jüngster Sohn, als er in den Ruhestand trat, so dass die Schule drei Generationen hindurch in den Händen der Familie war. Neben seiner Lehrtätigkeit versah der Jubilar die Ämter des Gemeinde- und Amtsvorstehers, außerdem war er Gründer mehrerer Imkervereine. Heutige Anschrift: Spaden—Bremerhaven.

 

zum 82. Geburtstag

am 7. Dezember 1956, Oberpostschaffner a. D. Rudolf Kornatz aus Milken, Kreis Lötzen, jetzt bei seiner Tochter Gertrude Sanden in Harksheide bei Hamburg, Ulzburger Straße 32.

 

am 10. Dezember 1956, Frau Käte Witt, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Dorotheenstraße 25.

 

am 21. Dezember 1956, Frau Anna Eidinger, verw. Lewetzki, geb. Wirbeleit, aus Wehrkirchen, Kreis Goldap, jetzt mit ihrem Ehemann Johann bei ihrem Sohn August in Wermelskirchen, Hasselbusch 20.

 

zum 81. Geburtstag

am 1. Dezember 1956, Frau Helene Anders, aus Angerburg, jetzt in Flensburg, P.-Ch.-H.-Weg 7.

 

am 4. Dezember 1956, Frau Charlotte Wallner, geb. Milthaler, aus Posselau, Kreis Fischhausen, jetzt in Wiesbaden, Schiersteiner Straße 38, Zimmermannstift.

 

am 13. Dezember 1956, Landsmann Hermann Lichatz, aus Prostken, jetzt in Eberbach, Kreis Heidelberg, Friedrichsdorfer Straße 25.

 

am 15. Dezember 1956, Witwe Johanna Huwe, geb. Redetzki, aus Heydekrug/Memelland, Gartenstraße Nr. 3, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone bei ihrer Tochter, Witwe Gertrud Drochner. Sie ist durch ihren Sohn Willi in Bad Segeberg, Steensbrock 10, zu erreichen.

 

am 15. Dezember 1956, Landsmann Max Jenschewski aus Kreuzburg, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Brambauer über Dortmund, Karl-Haarmann-Straße 42.

 

am 19. Dezember 1956, Frau Clara Binkowski, aus Lyck, Luisenplatz, jetzt in Barsbüttel bei Hamburg, Birkenweg 10.

 

am 20. Dezember 1956, Frau Emma Krause, Witwe des Juweliers und Inhabers des Goldwarengeschäftes Königstraße 59a in Königsberg, jetzt in Berlin-Reinickendorf, Arosa-Allee 127 I.

 

am 21. Dezember 1956, Frau Marie Goeritz, geb. Schulz, aus Tilsit, Sommerstraße 1 und 62, jetzt bei ihrer Tochter Margarete Rahnenführer, Spenge, Westfalen, Kreis Herford, Bachstraße 5. Die geistig rege Jubilarin verlor vor drei Jahren ihr rechtes Bein.

 

zum 80. Geburtstag

am 2. Dezember 1956, Telegraphenoberbauinspektor i. R. David Junker, aus Bevern, Kreis Heydekrug, jetzt in Traunstein (Obb.), Haslacher Straße 20. Er war lange Zeit hindurch 1. Vorsitzender der landsmannschaftlichen Gruppe Hohenneuendorf bei Berlin. Seit seiner Übersiedlung nach Traunstein ist er ein eifriges Mitglied der örtlichen Gruppe, die ihn aus Anlass seines Geburtstages zum Ehrenmitglied ernannte.

 

am 9. Dezember 1956, Landsmann August Bobeth, aus Lang, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Lübeck, Steinstr. Nr. 3.

 

am 12. Dezember 1956, Landsmann Wilhelm Schorweith, aus Königsberg, Krankenhaus der Barmherzigkeit. Hier war er 40 Jahre hindurch als Maschinist tätig. Heutige Anschrift: Neuenknick bei Minden, Westfalen.

 

am 13. Dezember 1956, Frau Minna Pflaumbaum, geb. Fraatz, aus Jutschen, Kreis Pillkallen, jetzt mit ihrem Ehemann bei ihren Kindern In Dersau, Kreis Plön.

 

am 13. Dezember 1956, Landsmann Otto Tretzoks aus Stroppau, Kreis Angerapp, jetzt in Soest, Ostinghauser Straße.

 

am 16. Dezember 1956, Kriminalsekretär i. R. Otto Krüger, aus Königsberg, Hagenstraße 27 a, jetzt in Hannover, Götinger Chaussee 265 A.

 

am 16 Dezember 1956, Landsmann Friedrich Hoffmann, aus Tilsit, Niederrunger Straße 2, jetzt mit seiner Ehefrau in Grevenbroich, Schweidtweg 50.

 

am 17. Dezember 1956, Landsmann Franz Hett, aus Königsberg, Gebauhrstraße 52, jetzt mit seiner Ehefrau in Waldkirch Schwarzwald, Friedhofstraße 13.

 

am 18. Dezember 1956, Frau Henriette Stoll, geb. Müller, aus Königsberg, Alter Graben 27b, jetzt bei ihrer Tochter in Itzehoe, Holstein, Sandberg 68.

 

am 19. Dezember 1956, Witwe Henrielte Wilhelmi aus Ramberg, Kreis Angerapp, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Käte Dibbert in Flüggendorf bei Schönkirchen/Kiel.

 

am 20. Dezember 1956, Frau Ida Szimanski, geb. Hardt, aus Königsberg, Juditter Kirchenstraße 30a. Die Jubilarin, die 1948 aus Königsberg ausgewiesen wurde, lebt gegenwärtig bei ihrem Sohn, Regierungs-Oberinspektor Hans Szimanski, in Bremen, Donandtstraße 23.

 

am 22. Dezember 1956, Frau Käthe Schmidt, geb. Susemihl, aus Allenstein, Moltkestraße 4, jetzt zusammen mit ihrer ältesten Tochter Eva Erdmann in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihren Sohn, Studienrat Eberhard Schmidt, (21 a) Espelkamp-Mittwald, Baltenweg 3, zu erreichen,

 

zum 75. Geburtstag

ohne Datum. Kreisbürodirektor i. R. Paul Wegner vom Landratsamt Lötzen, jetzt in Porta Westfalika.

 

am 5. Dezember 1956, Landsmann Josef Erdmann, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Lg. Kielseng 2.

 

am 8. Dezember 1956, Steuerinspektor i. R. Bernhard Roschanski, aus Königsberg, Alter Garten 2 (Finanzamt Nord), jetzt in Münster/Westfalen, Friedrich-Ebert-Straße 47.

 

am 12. Dezember 1956, Frau Klara Deuter, aus Kl. Bestendorf, Kreis Mohrungen, jetzt bei ihrem Schwiegersohn Kurt Karau in Weilheim/Obb., Hofstraße 23.

 

am 16. Dezember 1956, Frau Minna Borowski, geb. Mertins, aus Königsberg, Oberhaberberg 65, jetzt bei ihrer Tochter Frieda Grieschat in Oldenburg (Oldb), Widukindstraße 19. Frau Borowski würde sich über Lebenszeichen von Verwandten, Freunden und Nachbarn freuen.

 

am 18. Dezember 1956, Frau Angelika Elisabeth Gnadt, Witwe des 1937 verstorbenen Hauptlehrers Eugen Gnadt, aus Peterswalde, Kreis Osterode, später Königsberg-Maraunenhof. Sie wohnt heute in Hess.-Oldendorf bei Rinteln, Lange Straße 84.

 

am 19. Dezember 1956, Lehrer i. R. Adolf Linka, aus Alt-Keykuth, Kreis Ortelsburg, jetzt in (13b) Fürstenfeldbruck/Oberbayern, Aicherstraße 9.

 

am 19. Dezember 1956, Frau Auguste Müller, geb. Baltruschat, aus Königsberg, Unterhaberberg 58, jetzt bei ihrem Sohn Otto in Wuppertal-Elberfeld, Cronenberger Straße 72.

 

am 22. Dezember 1956, Landsmann Josef Möller, aus Braunsberg, Poststraße 14, jetzt in Celle, Eltzestr. Nr. 12.

 

Diamantene Hochzeit

Das Ehepaar Franz Pillokat und Frau Wilhelmine Pillokst, geb. Quadt, aus Gumbinnen, Goldaper Straße 59, vorher bis 1927 in Perkallen, Kreis Gumbinnen, feiert am 22. Dezember 1956, bei dem jüngsten Sohn Otto in Gladbeck, Westfalen, Uhlandstraße 15, das Fest der Diamantenen Hochzeit. Die Eheleute sind heute 82 und 83 Jahre alt. Von den sechs Kindern sind drei noch am Leben. Drei Enkel und vier Urenkel leben in den USA.

 

Goldene Hochzeiten

Bauer Gottlieb Segatz und Frau Marie Segatz, geb. Kutz, aus Rammackfelde, Kreis Lyck, jetzt bei ihrer Tochter in Recklinghausen S/5, Adalbertstraße 7, feierten am 3. November 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Am 3. Dezember 1956, feierten ihre Goldene Hochzeit Malermeister Walter Naujoks und Frau Auguste, früher Königsberg, jetzt in Bremerhaven-G., Buchtstraße 57. Landsmann Naujoks hat sich nach der Vertreibung wieder eine gute Existenz geschaffen; er ist in weiten Kreisen seines heutigen Wohnortes als erfahrener Handwerksmeister geschätzt. Die Eheleute gehören zu den treuesten Mitgliedern der landsmannschaftlichen Gruppe.

 

Am 4. Dezember 1956, feierten ihre Goldene Hochzeit die Eheleute Karl Lenk und Frau Anna, aus Eydtkuhnen, Hindenburgstraße 36, jetzt in Sabbenhausen, Post Rischenau, Kreis Detmold.

 

Landsmann Karl Barsuhn und seine Ehefrau Heinriette Barsuhn, geb. Baumgart, aus Hohenbruch, Kreis Labiau, feierten am 14. Dezember 1956, in Essen-Altenessen, Rahmstraße 100, ihre Goldene Hochzeit.

 

Postschaffner i. R. Hermann Leber und Frau Emma Leber, geb. Hopp, aus Schnellwalde, Kreis Mohrungen, jetzt in Rendsburg, Wilhelmstraße 28, feiern am 20. Dezember 1956, bei ihrer jüngsten Tochter in Rendsburg, Wilhelmstraße 28, ihre Goldene Hochzeit.

 

Jubiläen

Sein vierzigjähriges Dienstjubiläum begeht am 22. Dezember 1956, Landsmann Albert Kudszus, früher Wasserstraßenamt Tilsit, jetzt bei der Staatswerft Rendsburg-Saatsee. Anschrift: Rendsburg, Am Seekenbek 14.

 

Ernennungen

Oberregierungsrat Herbert Czylwik, Sohn des verstorbenen Bauern Johann Czylwik, aus Rostau, Kreis Treuburg, ist zum Regierungsdirektor beim Niedersächsischen Finanzministerium ernannt worden.

 

Regierungsinspektor Max Henke, ehemals Personalsachbearbeiter bei der Wasserstraßenbaudirektion in Königsberg, wurde nach seiner Pensionierung im Wege der Wiedergutmachung zum Regierungsoberinspektor befördert. Nach seiner Vertreibung verwaltete er seit Mai 1946 die der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Kiel angegliederte Flüchtlingsbetreuungsstelle der Wasserstraßenverwaltung in Rendsburg-Saatsee. Jetzige Anschrift: Kiel, Bülowstraße 22.

 

Prüfungen

Christel Smentek, Tochter des Steuerinspektors Johannes Smentek, aus Tilsit, Ringstraeße 15, jetzt in Wiedenbrück/Westfalen, Ostring 87, bestand an der Universität Münster ihr zahnmedizinisches Staatsexamen mit der Note „gut".

 

Ulrich Krause, Sohn des Kaufmanns Wilhelm Krause, aus Osterode, ehemals Horst-Wessel-Straße Nr. 8, jetzt in Vienenburg (Harz), Lierestraße 59, bestand an der technischen Hochschule in Hannover das Diplomexamen als Bauingenieur mit „gut".

 

Monika Prothmann, Tochter des Bäckermeisters A. Prothmann, aus Wormditt, Weißgerberstraße 17, jetzt in Rendsburg, Alte Kieler Landstraße 45a, bestand das Staatsexamen als medizinisch-technische Assistentin an der Akademie für medizinische Forschung und Fortbildung in Gießen,

 

Hans-Gerd Alkenings, ehemals Schüler der Oberschule für Jungen in Tilsit, bestand in Düsseldorf die zweite Lehrerprüfung mit „gut". Anschrift: Düsseldorf, Frauenlobweg 3.

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke, Rätsel-Lösungen aus Folge 49

 

Seite 15   Familienanzeigen

Am 5. September 1956, um 2.10 Uhr früh, nahm Gott der Herr nach kurzer, sehr schwerer Krankheit, meinen lieben Mann, unseren guten Vater und Großvater, den Bauern Georg Ennulat, im Alter von 75 Jahren, zu sich in die ewige Heimat. In tiefer Trauer: Minna Ennulat, geborene Kellotat. Hans-Georg Ennulat. Helmut Ennulat. Inge Ennulat, geborene Diestelmann. Erna Ennulat, geborene Schröder und Enkelkinder. Bothmer über Schwarmstedt. Früer Aschen, Kreis Tilsit-Ragnit, Ostpreußen.

 

Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, nach wenigen Monaten des Beisammenseins, nach kurzer Krankheit, fern seiner geliebten Heimat, unseren lieben guten Vater, Schwiegervater, Bruder und Opa, Landwirt Hermann Maschlanka, im Alter von 66 Jahren, zu sich zu nehmen. In stiller Trauer auch im Namen unserer Lieben in der alten Heimat: Hermann Maschlanka. Muhlack bei Rastenburg, Ostpreußen. Jetzt Nürnberg, Gg. Strobelstraße 77

 

Heute früh, einen Tag vor seinem 75. Geburtstag, ist unser lieber Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, der ehemalige Gast- und Fischerwirt Fritz Matzkies, aus Pillkoppen, Kurische Nehrung, für immer von uns gegangen. In stiller Trauer im Namen aller: Fritz Matzkies. Cuxhaven, den 24. November 1956, Karpfanger Straße 10

 

„Dem Auge fern, dem Herzen ewig nah“. Am 16. Dezember 1956, vor einem Jahr, ging unser innigst geliebter, lebensfroher, strebsamer Sohn, Bruder und Bräutigam, Gerhard Schöttke, Ingenieur nach einer Gallenoperation im blühenden Alter von 28 Jahren, für immer von uns. Er folgte seiner lieben Oma und seinem Opa, Auguste Gerwin, gest. 1945 in Zimmerbude, Johann Schöttke, gest. 1955 in Hamburg, in die Ewigkeit. In tiefem Schmerz seine Eltern: Heinrich Schöttke. Marie Schöttke, geb. Gerwin. Erwin, Ewald, Armin, als Brüder. Ruth Weigele, seine liebe Braut. Zimmerbude, Kreis Samland, jetzt Ebersbach (Fils), Marktplatz 4

 

Am 28. November 1956 entschlief sanft nach langem schwerem, mit Geduld getragenem Leiden, meine innig geliebte herzensgute Frau, Mutter, Schwiegermutter, Omi, unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Gertrud Worm, geb. Brodowski, kurz nach Vollendung ihres 66. Lebensjahres. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Bruno Worm, Osnabrück, Bergerskamp 27 a. Früher Klein-Ruttken, Seenwalde, Frögenau. Gertrud Wichardt. Gustav Wichardt. Hans Jürgen Wichardt, Bohmte bei Osnabrück, Schulstraße 7. In stiller Wehmut und tiefer Trauer gedenken wir gleichzeitig unseres lieben Günthers, geb. 04.05.1924, gefallen als Jagdflieger am 23.08.1944.

 

Fern der Heimat entschlief sanft und ruhig nach kurzer Krankheit, für uns plötzlich und unerwartet, unsere liebe gute unvergessliche Mutter, Schwiegermutter, Oma, Schwester, Schwägerin und Tante, wohl vorbereitet für die Ewigkeit, am 29. November 1956, Anna Greszek, geb. Wronowski, Mitglied des III. Ordens, im 73. Lebensjahre. In christlicher Trauer: Anny Fester, geb. Greszek. Josef Fester und Kinder. Schwester Maria Philothea Greszek (Ordensfrau v. „Guten Hirten", Frankreich). Ludwig Greszek mit Familie. Otto Greszek, vermisst in Russland. Gustav Greszek mit Familie. Erich Greszek mit Familie. Hannes Greszek mit Familie. Allenstein, Ostpreußen, Herrenstraße 22 a, jetzt Sigmaringen, Ostlandstraße 2. Wir haben unsere liebe Entschlafene am 1. Dezember 1956 in Lambrecht (Pfalz), zur letzten Ruhe gebettet R. i. p.

 

Am 26 November 1956 verschied nach kurzem Krankenlager, meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter und Oma, Frau Wilhelmine Ladda, geb. Pottchull, im Alter von 64 Jahren. In stiller Trauer im Namen der Angehörigen: Adam Ladda, Gut Nikuten/Sensburg, Ostpreußen, jetzt Altenteich bei Lützel, Kreis Siegen

 

Heute verschied mein herzensguter Mann und treuer Lebenskamerad nach kurzem schwerem Leiden Dr. phil. Wilhelm Kossack, Studienrat i. R. In tiefem Leid im Namen der Hinterbliebenen: Margarete Kossack, geb. Goerges. München 8, den 29. November 1956, Grillparzerstraße 34. Die Beerdigung hat am 1. Dezember 1956 stattgefunden

 

In der Morgenfrühe des 21. November 1956 entschlief sanft, nach kurzer Krankheit, unsere liebe treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, die Lehrerwitwe Ida Römer, geb. Link, früher Tilsit, Moltkestraße 2 a, im vollendeten 85. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Lisbeth Römer. Bremen-Borgfeld, im November 1956, Hinterm Moorlande 59. Wir haben sie am 26. November 1956 auf dem Friedhof in Bremen-Borgfeld zur letzten Ruhe gebettet.

 

Fräulein Helene Fischer, Heinrichswalde, Ostpreußen, Leiterin der dortigen Höheren Mädchenschule zuletzt Blankenburg (Harz), gestorben am 27.10.1956. In Trauer: Dr. Else Fischer. Berlin. Ihr Name und ihre Persönlichkeit sind uns allen ein Begriff. In Dankbarkeit und im Namen ehemaliger Schülerinnen: Toni Licht, geb. Noetzel. Rheydt (Rhld.), Taunusstraße 154

 

Am 20. November 1956, entschlief nach einem christlichen Lebenswandel, unsere liebe gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter und Tante, Friederike Taudien, geb. Jutat, im 72. Lebensjahre. Im Namen aller Angehörigen: Mathilde Zippe, geb. Taudien. Lohne über Soest, früher Heinrichswalde, Elchniederung, Ostpreußen

 

Fern der geliebten Heimat erlöste Gott am 25. November 1956, unsere geliebte Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, Wilhelmine Schneider, im gesegneten Alter von 92 Jahren. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Artur Schneider. Köskeim, Kreis Angerapp, jetzt Hannover, Seydlitzstraße 1

 

Ich hab nun überwunden Kreuz, Leiden, Angst und Not. Durch seine heil'gen Wunden bin ich versöhnt mit Gott. Am 21. November 1956 ging unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin, Großmutter und Tante, Elisabeth Wunderlich, geb. Zähring, nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren, in Frieden heim. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Richard Philipp und Frau Emma Philipp, geb. Wunderlich. Nassawen, Ostpreußen, jetzt Evingsen, Westfalen, Wilhelmshöhe 112 1/2

 

Heute Abend entschlief nach schwerem Leiden meine liebe Frau, unsere treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Oma, Käthe Magunski, geb. Flick, im Alter von 75 Jahren. Ihr Leben war immer nur Liebe und Sorge für uns.In tiefer Trauer: Karl Magunski und Kinder. Norkitten, Kreis Insterburg, jetzt Berlin-Charlottenburg, den 23. November 1956

 

Am 27. November 1956 ist unsere liebe gute Omi, Frau Anna Okrassa, geb. Graap, im gesegneten Alter von 85 Jahren, für immer von uns gegangen. Im Namen aller Angehörigen: Lisbeth Palfner, geb. Okrassa. Charlotte Funk, geb. Okrassa. Dr. med. Erich Okrassa und Frau Gerti, sechs Enkelkinder und ein Urenkel. Königsberg Pr., jetzt Hildesheim, Wallstraße 10 a

 

Nach langer schwerer Krankheit entschlief am Mittwoch, dem 7. November 1956, mein lieber Mann, unser guter Vater und lieber Opi, Bruder und Onkel, Friedrich Mattern, im 77. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Margarete Mattern, geb. Neumann sowie alle Angehörigen. Königsberg Pr., Herzog-Albrecht-Allee 11 a, jetzt Lübeck, Daimlerstraße 8

 

„Wir haben hier keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir“. (Hebr. 13 14) Es hat dem allmächtigen Gott gefallen, den früheren Kirchenältesten der Gemeinde Langheim, den Bauern Karl Reimer in Edewecht (Oldenburg) aus diesem Leben abzurufen. Viele Jahre hat er in der alten Heimat dem Gemeindekirchenrat und der Gemeinde mit seinem guten Rat gedient. Der Herr schenke ihm die ewige Ruhe und den Frieden in Seinem Reich. Pfarrer Curt Schlösser. Eckernförde-Borby

 

Nach Gottes Willen entschlief am 19. November 1956 nach langem schwerem, in Geduld getragenem Leiden, jedoch schnell und unerwartet, im blühenden Alter von 32 Jahren, unser lieber guter Bruder, Neffe, Vetter, Schwager, Onkel und mein geliebter herzensguter Verlobter, der Landwirt Herbert Szonn, aus Hohensprindt, Kreis Elchniederung, Ostpreußen. Gleichzeitig gedenken wir unserer lieben Eltern, Ida Szonn geb. Budweg, auf der Flucht in Thiemsdorf. Kreis Labiau am 19.03.1945 verstorben. Fritz Szonn, seit November 1945 von den Russen aus Neukirch verschleppt. In tiefer Trauer: Familie Ernst Szonn. Betty Friederitz, geb. Szonn. Frieda Szonn. Vera Motzkus, als Verlobte. Familie Max Friederitz. Grindau im November 1956

 

Die Liebe höret nimmer auf! Fern seiner geliebten Heimat erlöste Gott der Allmächtige, im Alter von 87 Jahren, unseren lieben guten Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, Jakob Majora, Postbetriebs-Assistent a. D., von seinem langen schweren und mit großer Geduld ertragenem Leiden. Er folgte seiner lieben Frau, unserem herzensguten Muttchen und Omchen Henriette Majora, geb. Bilda, die am 26.12.1945 im Lager Arsenal in Schwerin den Hungertod starb, in die himmlische Heimat. In stiller Trauer: Berta Briehn, geb. Majora und Familie. Helene Schröder geb. Majora und Familie. Otto Majora, vermisst in Belgrad. Leni Majora, geb. Krüger und Sohn, sowj. bes. Zone. Insterburg, Jordanstr. 7 d, jetzt Eckernförde, Bergstraße 42

 

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Jesaja 43, 1   Gott der Herr nahm heute nach langem schwerem Leiden, jedoch plötzlich und unerwartet, meinen lieben Mahn, unseren herzensguten Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Landwirt Robert Lindenau, im Alter von 74 Jahren, zu sich in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Helena Lindenau, geb. Günther. Fritz Hombrecher und Frau Ruth Hombrecher, geb. Lindenau. Ursula Lindenau. Reinhold Lindenau u. Frau Ilse, geb. Manert. Christel Lindenau. Kurt Norkus u. Frau Gisela Norkus, geb. Lindenau, drei Enkelkinder und die übrigen Verwandten. Adamswalde. Kr. Gerdauen, jetzt Angermund, Am Heiderhof, Kr. Düsseldorf, den 15. Oktober 1956

 

Weinet nicht an meinem Grabe, gönnet mir die ewige Ruh; denkt, was ich gelitten habe, eh' ich schloss die Augen zu. Der Herr über Leben und Tod nahm nach langer Krankheit unsere geliebte Mutter und Oma, Luise Schrade, geb. Will, am 28. November 1956, im Alter von 74 Jahren, heim in sein ewiges Reich. In stiller Trauer: Erich Schrade und Frau, Oberbränd (Schwarzwald). Gustav Schrade und Frau, Gütenbach (Schwarzwald). Fritz Schrade und Frau, Langenberg, Rheinland. Rudolf Schrade und Frau, Velbert, Rheinland. Fritz Migge und Frau Emma Migge, geb. Schrade, sowj. bes. Zone, neun Enkel und sieben Urenkel. Lauck, Kreis Pr.-Holland, jetzt sowj. bes. Zone

 

Zum zwölfjährigen Gedenken an unsere Lieben, die 1944 von uns gegangen sind. Unser lieber ältester Sohn und Bruder, Max Knitsch, geb. 11.04.1910, vermisst seit Januar 1944 in Russland. Unser lieber, allzeit froher Sohn und Bruder, Heinz Knitsch, geb. 06.12.1924, gefallen 06.08.1944 in Lettland. Unser lieber hoffnungsvoller Sohn und Bruder, Kurt Knitsch, geb. 20.10.1923, gefallen 16.12.1944 bei Luxemburg. Ruht auf dem Soldatenfriedhof Sandweiler. Es folgte ihnen nach jahrelanger schwerer Krankheit, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Omi, Heinriette Rohde, geb. 18.10.1858, verst. 01.04.1945 in Daverden, Bez. Hannover. Wer sie alle gekannt, der wird sie nie vergessen und unseren Schmerz ermessen. In tiefer Trauer: Adolf Knitsch und Frau Liesbeth Knitsch, geb. Rohde sowie Geschwister und Verwandte. Grünheide, Kreis Insterburg, Ostpreußen, jetzt Schnelten über Cloppenburg (Oldbg.)

 

Seite 16   Familienanzeigen

Am 19. November 1956, um 22.15 Uhr, verstarb nach schwerer Krankheit, mein lieber guter Mann, Vater und Großvater, unser lieber Bruder, Schwager, Onkel und Großonkel, Adalbert Woywod, Amtsrat a. D., im 68. Lebensjahre. Er war vorbereitet mit den Tröstungen seiner Kirche. Für alle Angehörigen: Frau Gertrud Woywod, geb. Dirschauer. Frau Ursula Gebert, geb. Woywod mit Sohn Wolf-Dieter Gebert. Guttstadt und Königsberg Pr., jetzt Friedrichshafen-Manzell, 20. November 1956, Buchenbachweg 10

 

Der ist in tiefster Seele treu, der die Heimat liebt wie du. Nach einem Leben treuester Pflichterfüllung und hingebender Liebe für die Seinen ging heute mein innig geliebter Mann, unser herzensguter Vater und Opa, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, der prakt. Arzt Dr. med. Richard Hoehne, im Alter von 68 Jahren in Frieden heim. In tieler Trauer: Else Hoehne, geb. Libuda. Brigitte Zoske, geb. Hoehne. Leutnant Hansgeorg Hoehne, vermisst. Hansgeorg Zoske und Anverwandte. Ortelsburg, Ostpreußen. Jetzt Werther bei Bielefeld, am 1. Dezember 1956, Ravensbeiger Straße 26. Die Beerdigung fand am Mittwoch, dem 5. Dezember 1956, statt.

 

Nach längerer Krankheit entschlief am 28. November 1956, mein lieber Mann, unser herzensguter treusorgender Vater, Schwiegervater und Großvater, unser guter Schwager, Vermessungsoberinspektor a. D. Wilhelm Flach, im 79. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Lina Flach, geb. Quittkat. Bernhard Flach und Frau Lissi Flach,, geb. Nitt. Käthe v. Homeyer, geb. Flach. Die Enkel: Alexander, Detlef und Michael und Verwandte. Gumbinnen, Ostpreußen, jetzt Leer (Ostfriesland), Bullenkamp 12

 

Der Herr über Leben und Tod nahm am 19. November 1956 nach langer Krankheit, wohl vorbereitet durch einen christlichen Lebenswandel, meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwiegervater und Großvater, Landwirt August Borchert, im Alter von 73 Jahren zu sich In die Ewigkeit. Er starb nach einem arbeitsreichen Leben, versehen mit den Tröstungen unserer hl. kath. Kirche. In tiefer Trauer: Elisabeth Borchert. Betty Borchert. Anton Heppner und Frau Hedwig Hepper, geb. Borchert. Dieter, Klaus, Eleonore, Roswitha, als Enkelkinder. Nickelsdorf bei Allenstein, jetzt Isingdorf-Arrode 73 bei Bielefeld, Oberhausen-Buschhausen, im November 1956, In der Emscherau 33. Die Beerdigung hat bereits am 23. November 1956 in Oberhausen-Buschhausen stattgefunden.

 

Glücklicher, der Du die Sonne noch siehst, grüß mir die Heimat, die ich so geliebt. Fern seiner geliebten Heimat entschlief nach schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, mein herzensguter Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater, Rudolf Schröder, im Alter von 65 Jahren. In tiefer Trauer: Berta Schröder, Kinder und alle Anverwandten. Zum ehrenden Gedenken an meine liebe Tochter und Schwester Elfriede, als Vermisste; und an meinen lieben Sohn und Bruder, Alfred, gefallen in Russland. Hattingen-Ruhr, den 6. November 1956, Uhlandstraße 8. Stablack, Ostpreußen., Paröskener Straße 16

 

In der Nacht vom 25. zum 26. November 1956 entschlief in Reiterhof, Post Schaftlach (Oberbayern), unser früherer Landrat, Ludwig von Herrmann, nach einem arbeitsreichen Leben, im 68. Lebensjahre. Der Kreis Lötzen, Ostpreußen, hat seinem alten Landrat viel zu danken. Die Kreisgemeinschaft Lötzen in der Landsmannschaft Ostpreußen wird den Verstorbenen in ehrendem Andenken behalten. Wallschläger, Kreisältester. Guillaume, Kielsvertreter

 

Nach langem schwerem Leiden entschlief heute mein lieber Mann, mein guter Vater und Bruder, der

Erbhofbauer, Franz Lamolla, in seinem 74. Lebensjahre. In stiller Trauer: Martha Lamolla, geb. Riemann. Emil Lamolla. Flensburg, den 4. Dezember 195, Lager Kielseng. Bar. 12, früher Fuchsberg, Samland. Die Beerdigung fand am 7. Dezember 1956, von der Adelby aus statt.

 

Nach kurzer Krankheit entschlief am 4. Dezember 1956, für uns plötzlich und unerwartet, mein innigst geliebter Mann, unser so lieber guter Vater und Schwiegervater, unser lieber Opa, Bruder, Schwager und Onkel, August Adloff, im Alter von 74 Jahren. Sein Leben war, Liebe geben und für die Seinen sorgen. Gleichzeitig gilt unser Gedenken seinem im Osten vermissten Sohn, meinem geliebten Mann und Papa, unserem lieben Bruder, Kurt Adloff. In tiefem Leid: Berta Adloff, geb. Amling. Margarete Kaiser, verw. Weil, geb. Adloff. Traute Adloff, geb. Peters. Heinz Adloff und Frau Ursula Adloff, geb. Stahl. Marie Lenkeit, geb. Adloff und fünf Enkelkinder. Neumark, Kreis Pr.-Holland, Ostpreußen, jetzt Hohenberge/Varel (Oldenburg)

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief am 13. Oktober 1956 unser lieber Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, Adolf Laschkowski, im Alter von 77 Jahren. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Familie Dolf Laschkowski. Winkenhagen, Kreis Mohrungen, jetzt Dortmund-Marten, Haardtstraße 30

 

Schlafe wohl, geliebtes Herz, Du hast den Frieden, wir den Schmerz. Am 25. November 1956 entschlief sanft nach längerer, schwerer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, mein einziger Sohn, der Landwirt Fritz Sipplie, früher Kanthausen, Kreis Gumbinnen, im Alter von 57 Jahren. In stiller Trauer: Anna Sipplie, geb. Lippert und Kinder. Amalie Sipplie, als Mutter. Kollmar-Kuhle bei Elmshorn, Schleswig-Holstein

 

Die Scheidungsstunde schlug zu früh, doch Gott der Herr bestimmte sie. Am 22. November 1956 entschlief plötzlich und unerwartet fern seiner geliebten Heimat, mein lieber Mann, guter Stiefvater, Sohn, Bruder, Schwiegersohn, Schwager, Onkel, Neffe und Vetter, Händler Otto Besmehn, aus Gilge, Kreis Labiau, Ostpreußen, im Alter von 49 Jahren. In tiefer Trauer: Maria Besmehn, geb. Baltrusch. Hilde Hasse, geb. Brauer. Franz Hasse und Gisela. Horst Baltrusch. Peine, den 3. Dezember 1956, Kampstraße 8

 

Mein lieber Mann, unser guter treusorgender Vater, Studienrat Heinz Hübener, ist nach schwerem Leiden heute für immer von uns gegangen. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Margarethe Hübener, geb Kanzelmeyer. Annegrat Hübener. Ilse Hübener. Stallupönen, jetzt Hamm in Westfalen, den 26. November 1956, Ostenallee 113

 

Ein hartes unerbittliches Schicksal entriss mir nach kurzer schwerer Krankheit, meinen lieben treusorgenden Mann, meinen besten Kameraden, Erwin Fürstenau, techn. Kaufmann, im Alter von 65 Jahren. In tiefer Trauer: Helene Fürstenau, geb. Warras .Elisabeth Fürstenau, geb. Skamel. Heinz Fürstenau, vermisst. Gertrude Fürstenau, geb. Wasmansdorff. Enkel Rudolf. Freund Paul Neumann. Berlin-Spandau, den 2. Dezember 1956, Földerichstraße 50 a

 

Nach langem Krankenlager verschied plötzlich am 25. November 1956 infolge Herzschlages, mein lieber Mann, unser treusorgender Vater, Emil Braun, geb. 9. Juni 1885 in Tilsit, Ostpreußen. In stiller Trauer: Anna Braun, geb. Szameitat und Kinder. Groß-Elbe über Ringelheim am Harz

 

Am 24. November 1956 entschlief, fern von seiner geliebten Heimat, mein lieber Mann, mein guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Otto Kukowski, Postinspektor a. D., im 75. Lebensjahre. Dies zeigen in tiefer Trauer an: Johanna Kukowski, geb. Lask. Dr. med. Alfred Kukowski. Ingeborg Kukowsk. Borries Martin Kukowski. Insterburg, Angerapphöhe, jetzt Oldenburg i. O., Widukindstraße 17

 

Am 2. Juli 1953 verstarb nach schwerer Krankheit der Zimmerpolier Herr Fritz König, im Alter von fast 63 Jahren und am 26. April 1956 unerwartet der Maurerpolier Herr Franz Mursch, im Alter von 67 Jahren. Beide Verstorbenen gehörten zu den treuesten Angestellten der Firma F. Werning & Co., Heiligenbeil. Ich verlor in ihnen nicht nur treue und fähige Mitarbeiter, sondern Freunde. Ehre ihrer Treue und ihrem Andenken. E. Werning, Reg.-Baumeister a.D., Castrop-Rauxel 2, Schwarzer Weg 12

 

Fern der Heimat erlöste am Sonntag, dem 28. Oktober 1956, ein sanfter Tod nach langem schwerem Leiden, mehrmals gestärkt durch die hl. Sterbesakramente, meine liebe Frau, unsere herzensgute Mutti, liebe Schwester, Schwägerin, Tante, Schwiegermutter und Omi, Barbara Leba, geb. Leon, im 60. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Eduard Leba und Kinder. Johanna Karnbach und Kinder, sowj. bes. Zone. Familie Kensbock, Korntal, Württemberg. Elisabeth Kupczik und Kinder, Rietberg, Westfalen. Rosa Leba und Kinder, Ditzingen, Württemberg. Familie Langkau, Lüneburg. Familie Karnbach, Lüneburg. Sowjetisch besetzte Zone, früher Skaibotten, Kreis Allenstein, Ostpreußen

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