Bettina Müller: Werke von Toni Koy, Goldschmiedin in Königsberg - mit Bildergalerie -

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Toni Koy, ca. 1958

(mit freundlicher Genehmigung von Ute Conrad geb. Koy)

 

Toni Koy - eine vergessene Künstlerin aus dem Ermland 

Toni Koy wurde am 28.3.1896 als Tochter des Mitbesitzers der Wormditter Mühle, Emil Koy, und seiner Frau Toni Lina geb. Ziegler, in Wormditt im Kreis Braunsberg geboren. Früh entschied sie sich, den Weg der Kunst einzuschlagen und sie verließ die beschauliche Kleinstadt. Nach einem Studium an der Zeichenakademie in Hanau und an der renommierten Königsberger Kunstakademie, legte sie 1936 vor dem Deutschen Werkbund die Meisterprüfung zur Goldschmiedin ab. Sie blieb in Königsberg und spezialisierte sich früh auf die kunstvolle Verarbeitung von Bernstein in ihrer eigenen Goldschmiede-Werkstatt in Königsberg, die sie 1921 als eine der ersten Frauen Ostpreußens (ihr zuvorgekommen war 1920 nur Käthe Kienast-Bantau, deren Nachkommen noch heute in Worms als Goldschmiede tätig sind) mit kunstgewerblicher Ausrichtung eröffnet hatte. 

Zu Unrecht sind ihre Werke in Vergessenheit geraten, die sie aus einer eigenen Philosophie heraus zu ganz besonders ausgefallenen Schmuckstücken machte. 

 

„Nicht der eigene Entwurf ist es, sondern der Stein lockt und will geschliffen werden seiner Eigenart gemäß.“

Kurz und prägnant hatte die Schmuckherstellerin Toni Koy ihr Leit­motiv zusammengefasst, nämlich wie sie jeden ihrer Steine be­handelte und ihn in die Form brachte, die letzten Endes von jedem Stein individuell in seiner Einzig­ar­tig­keit vor­gegeben war. Nicht die Künstlerin bestimmte den Stein, sondern der Stein die Künstlerin, und inspirierte sie so zu ganz außer­gewöhnlichen Kreationen. Ganz besonders gerne verarbeitete sie Inklusen, es sollen ca. 1.000 Stücke gewesen sein, die sie be­arbeitet hat.

Industriell gefertigte, modisch geschliffene Steine waren Toni Koy wohl eher ein Greuel, denn sie waren austauschbar und der Effekt konnte auch von anderen (künstlichen) Steinen min­de­stens genau so wir­kungsvoll erzielt werden. Der wahre natürliche Cha­rakter des Bernsteins verschwand durch diese Bearbeitung völlig und er wurde zu billigem aus­tauschbarem trivi­a­lem Mode­­schmuck. Die Einzig­artig­keit jedes ein­zel­nen Berns­teinstückes erforderte nach ihrem künstlerischen Verständnis auch zwin­gend eine indivi­duelle ex­klusive Be­handlung und Bearbeitung.

Völlig anders als bisher war also die Herangehensweise von Toni Koy an die Bernsteinbearbeitung, bei der man einen anthroposophischen Ansatz erkennen kann: Ein fast mystischer Stein, der durch see­lische und geistige Kräfte in den Dialog mit der Kün­stlerin tritt, ganz allein von ihr bearbeitet wird, um den Schaf­fensprozeß nicht zu unterbrechen und als Ergebnis nicht nur den Stein, sondern auch den Menschen gestaltet hat. Scharfe Fa­cetten wie z.B. bei Kristallen können nicht zum Bern­stein pas­sen, da dieser durch seine ursprünglich weiche Harz­konsistenz auch nur weiche Formen verlangt. Lediglich bei Steinen kri­stal­linen Ursprungs ließ Toni Koy diese Bearbeitung zu. Dadurch, dass das individuelle Eigen­leben jedes einzelnen Bernsteins intuitiv heraus­gear­beitet wurde, wurden auch weitere Ornamente fast überflüssig. Das erklärt auch die mit­unter eher kargen Silberfassungen der Bern­steine. Das Mystische und die Symbolhaftigkeit ihrer Werke kom­men auch z.B. in einem Schmuckstück zum Vorschein, einem Bern­­stein mit Ameisen-Inkluse, der in einem Strahlen­kranz aus Silberdraht eingefaßt wurde und von dem die Künstlerin selber sagte:

 „Ich empfinde die Spirale als ein Zeichen des Lebens. Sie erinnert uns daran, daß sich manche Ereignisse unseres Lebens auf einer höheren Stufe wiederholen. Es liegt an uns, was wir daraus machen.“

 

 Koy mühle

Die Koy-Mühle in Wormditt mit dem Elternhaus Toni Koys, Aufnahme ca. um 1902.

Vor dem Haus stehen Emil Koy und seine Töchter Toni und Hanna

(Abb. mit freundlicher Genehmigung von Ute Conrad geb. Koy).

 

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Abb. Sägewerk der Koy-Mühle in Wormditt

(mit freundlicher Genehmigung von Ute Conrad geb. Koy)

 

Vorne Emil Koy, Mitbesitzer der Wormditter Mühle, daneben die Töchter Toni und Hanna, neben Emil Koy seine Stiefmutter Minna Koy geb. von Schmiedeberg, dahinter Emils Ehefrau (von Toni Koy "die Mutterchen" genannt). Portraitfoto Emil Richard Koy, 1856 - 1925 (Abb. mit freundlicher Genehmigung von Ute Conrad geb. Koy)

Toni Koys Großvater, Eduard Koy, stammte ursprünglich aus Riesenburg, er hatte im 19. Jht. eine Mühle vom Domänenamt Wormditt erworben und sich dann in Wormditt niedergelassen. Der Ursprung der Familie Koy soll in Holland liegen. Emil Richard Koy, 1856 - 1925, war eins von sieben Kindern aus der ersten Ehe Eduard Koys mit Johanna Gottliebe Elisabeth geb. Staudnitz. 1872 verheiratete er sich erneut mit Minna von Schmiedeberg, aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Emil Koy verstarb am 18.1.1925, er wurde am 14. Mai im Koyschen Erbgrab bestattet. Weitere Familienmitglieder, so geht es aus dem Wormditter evangelischen Totenbuch hervor, waren Arnold Hubert Eduard Koy und Werner Lebrecht Bernhard Koy, zwei der unzähligen Toten des 1. Weltkriegs. Werner Lebrecht Bernhard Koy hatte sich als Einjähriger Kriegsfreiwilliger gemeldet, er wurde nur 20 Jahre alt. Arnold Hubert Eduard Koy starb ebenfalls 1914 mit 24 Jahren als Unteroffizier des Reserve-Infanterie-Regiments 146. Beide waren Cousins von Toni Koy. Der Wormditter Ratsherr, Kaufmann der Landwirtschaft und Mühlenbesitzer Leberecht Bernhard Koy verstarb laut Totentuch am 5.5.1911. 

 

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                                                  Toni Koy in ihrer Königsberger Werkstatt          Toni Koy in Annaberg, 1983

                                      (Bildnachweis: Merian Königsberg, 1955, S. 47)     (Abb. mit freundlicher Genehmigung von Ute Conrad geb. Koy)

 

Schon früh hatte es Toni Koy ganz besonders der Bernstein an­getan und sie spezialisierte sich auf Silberarbeiten mit diesem Stein, zu dem sie eine besonderer Affinität verspürte (außer Schmuck stellte sie auch Gebrauchsgegenstände wie z.B. Becher, Kästchen, Dosen, Kerzenleuchter etc. her, aber z.B. auch ausgefallene Dekorationsobjekte wie das sogenannte „Leuchterweibchen“, eigentlich ein als Engel gedachter sehr kunstvoll mit Ornamenten verzierter Kerzenleuchter, das u.a. mit einen aus Ranken beste­hen­den Reifrock geschmückt war, unter dem Bernstein hervor­schimmerte. Lange Jahre trug dieser Kerzenleuchter die Geburtstagskerzen von Toni Koy und ihrer Schwester Hanna in ihrem Heim. Hergestellt hatte Toni Koy das sakral klösterlich an­mutende Leuchterweibchen 1940 für einen Wettbewerb der Gesellschaft für Goldschmiedekunst hergestellt.                 

Schnell erlangte sich Toni Koy einen guten Ruf als be­sonders sensible Künstlerin im Um­gang mit dem u.a. in Palm­nicken ab­ge­bauten ostpreussischen Bernstein. Bereits 1858 hatte der jüdische Kaufmann und spätere Kommerzienrat Moritz Becker (1830 – 1901) mit seinen Compagnons „Stantien & Becker“ die Königsberger Bernsteinindustrie begründet mit seinem ersten Bernsteinwerk in Palmnicken und dem Verarbeitungsbetrieb in Königsberg. Bis 1895 wurde am Kurischen Haff Bernstein gewonnen.

Viele Preise und Aus­zeich­nungen konnte Toni Koy mit ihren Arbeiten gewinnen zu der Zeit, als die berühmte Königsberger Bernstein­manufaktur ihre Glanz­zeit hatte, für die sie auch tätig war und mit ihren Ent­würfen zum Ruhm der Manufaktur beitragen konnte. Insbesondere die Namen Hermann Brachert und Jan Holschuh (der in den 1930er Jahren die künstlerische Leitung der SBM in­ne­­hatte) werden mit dieser im Jahr 1926 u.a. mit Beteiligung der Preussag AG bern­steinverarbeiteten Fabrika­tions­­­gemein­schaft verbunden, die zu dieser Zeit die größte Firma dieser Art in der Welt war. Unter dem Leitmotiv „gute und schöne Form“ und dem damit verbundenen Anspruch, die gesamte Qualität von Bern­steinarbeiten zu verbessern, wurde Schmuck, künstlerisch wert­volle Gebrauchs­gegen­stände, Objekte mit kultisch-re­ligiösem Charakter, Bernsteinplastiken und -schnitte, später aber auch natio­nal­sozia­li­stisch ge­präg­te Produkte für Propaganda­zwecke her­ge­stellt, die vor allem für Sportveranstaltungen bestellt wurden, z.B. Ehren­ab­zeichen, Tro­phäen etc., z.B. ein Ab­zeichen mit Eichen­­­laub und Haken­­kreuz (1931 – 1939), ein Olympia-Armreif von Jan Hol­schuh anläßlich der Olympischen Spiele des Jahres 1936 oder die Ehrenschale „Das braune Band von Deutschland“ aus dem Jahr 1938. Ab dem Jahr 1933 war auch die bern­stein­verarbeitende Industrie immer mehr unter den Einfluß der Nationalsozialisten geraten. So warb z.B. die SBM mit folgendem Slogan: „Sportpreise aus dem Golde Ost­preußens, die zeitgemäße Forderung des deutschen Sports! 

Der 2. Weltkrieg beendete Toni Koys Karriere in Ost­preußen, eini­ge ihrer Werke konnte sie jedoch retten und schnell be­gann sie, ihre Tätigkeit, den reduzierten Möglichkeiten nach dem Krieg entsprechend, wieder aufzunehmen. Von 1945 bis 1975, also noch im Alter von 79 Jahren, war sie in ihrer eigenen Werkstatt in Annaberg-Buchholz in Sachsen tätig und stellte u.a. auf der Leipziger Messe aus. Ein Verwandter Toni Koys beschreibt sie als noch im hohen Alter sehr vitale und weltoffene Frau. Ebenso wie zu ihrer Mutter, hatte Toni Koy zu ihrer drei Jahre älteren Schwester Hanna ein besonders en­ges Verhältnis, bis zu ihrem Tod 1984 be­wohnten sie gemein­sam eine Wohnung.

Das Bernstein­museum in Ribnitz-Damgarten bewahrt heute den künstlerischen Nachlass der Künstlerin auf. Noch zu Lebzeiten hatte sie ihre eigene kleine Samm­lung (die sie als An­schau­ungs­material für Interessierte auf­be­wahrt hatte) auf Drän­gen des Ribnitzer Bürgermeisters an das Museum ver­kauft und den Erlös dem Pflegeheim in Anna­berg-Bucholz ge­spendet, wo sie bis zu ihrem Tod am 14. Juni 1990 lebte. Mit Toni Koy starb eine ganz besondere Künstlerin, die sich nicht Mode­didakten beugen wollte, sondern sich ihre eigene Definition ihres künstlerischen Daseins schuf und in die Tat umsetzte. Um es mit Johannes Kienast, dem Sohn der Königsberger Goldschmiedin Käthe Kienast (anläßlich der Aus­stellungseröffnung Ostpreu­ßi­sche Goldschmiedinnen) auszu­drücken:

„Statt Elefanten daraus zu schnitzen, Kästchen mit ihm zu be­kleben, facettierte Oliven zu verarbeiten, haben sie wieder seine natürliche Schönheit zum Leben erweckt. Das Rohmaterial wurde zum Kunstwerk, zum Kleinod der Natur.“

In ihrer Todesanzeige heißt es:

„Fern der Heimat, fern von ihrem geliebten Königsberg, verstarb die weit über die Grenzen Ostpreußens hinaus bekannte Mei­sterin der Verarbeitung des preußischen Goldes, des Bernsteins ….Mit ihr ist eine der Großen ihres Berufs von uns gegangen. Sie wird allen, die sie näher kannten, in dankbarer Erinnerung und Verehrung gegenwärtig bleiben.“

 

 

 

***

 

- Werke von Toni Koy -

 

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Schmuck

 

 

Broschen

 

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Brosche, Bernstein mit breitem, schalenförmigen Silberrahmen, rund, gehämmert, ca. 1949/60

Sehr ursprünglich, fast glazial erscheint diese Brosche, die auf die Vergangenheit des Bernsteins anspielt, fast wie ein Fenster in die Vergangenheit: die Eiszeit. Während bei den Inklusen normalerweise ein Insekt für die Ewigkeit im Bernstein gefangen ist, ist es bei diesem Schmuckstück umgekehrt, der Bernstein ist gefangen in einem Rahmen aus Eis und Stein, wie das gehämmerte Material (Silber) andeutet. Die kühle Ausstrahlung des schildartigen Rahmens kontrastiert mit dem warmen Leuchten des Bernsteins. 

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg bewahrt insgesamt 16 von Toni Koy hergestellte Schmuckstücke auf, die aus einer Schenkung einer Freundin Toni Koys, Rosemarie Axtmann, an das Museum stammen. 

(Abb. mit freundlicher Genehmigung des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg)

 

 

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Abb. Bernsteinbrosche, ungeputzter dunkler Bernstein in natürlicher Form, Sicherheitsverschluß mit Kugelkopf, ca. 1920/30er Jahre

Die Brosche ist exemplarisch für die Herangehensweise Toni Koys an den Stein, nicht der künstlich veränderte Stein war von Interesse bzw. das Ziel, sondern das scheinbar unperfekte, das durch die dezente Zuarbeit der Silberfassung an Charakter und Leben gewinnt 

(mit freundlicher Genehmigung der Galerie Schmuckstücke, Halle)

 

 

     

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Brosche, Silberfassung mit großem Bernstein, Herstellungsjahr unbekannt

(Abb. mit freundlicher Genehmigung von Ute Konrad geb. Koy)

 

 

 

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Brosche mit länglicher Silberfassung mit Bernstein und zarter verschnörkelter Verzierung,

Herstellungsjahr unbekannt

(Abb. mit freundlicher Genehmigung von Ute Conrad geb. Koy)

 

 

 

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Silberbrosche mit Bernstein, Herstellungsjahr unbekannt

(Abb. mit freundlicher Genehmigung von Ute Conrad geb. Koy)

 

 

 

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Brosche, Silber (925), geschwungene Form mit Drahtbogen und trapezförmigen ungeputzem Bernstein, Länge ca. 6,2 cm, ca. 1930er Jahre, vom Prinzip her ähnlich wie die vorherige Brosche, großer Silberkorpus mit Stein am Rand, die Wellenform des Korpus verleiht dem Schmuckstück eine Dynamik und spielt mit der Wellenform auf die Ursprünglichkeit des Rohstoffes Bernsein an, der symbolisch, so könnte man es deuten, an Land gespült wird 

(Abb. mit freundlicher Genehmigung der Galerie Kunststücke, Halle)


 

 

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Brosche, ca. 1930er Jahre, mit geschwungenem Silberkorpus und trapezförmigem dunklem Bernstein; ca. 5 x 4,3 cm

 

 

 

Halsketten/Anhänger

 

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Grobgliedrige Silberkette mit Muschelanhänger

(Abb. mit freundlicher Genehmigung von Ute Conrad geb. Koy). 

 

 

 

 

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Ein typisches Schmuckstück der Künstlerin, ca. 1920/1930er Jahre, ungeputzter Bernsteinanhänger, ca. 5,5 x 3,2 cm, mit spiralförmigen Zierelement (Spirale des Lebens) an grobgliedriger Silberkette (925). 

(Abb. mit freundlicher Genehmigung der Galerie Kunststücke, Halle)

 

 

 

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Halskette aus Sterlingsilber mit Bernsteinplatten und Inklusen, 1942

(Bildnachweis: Rohde/Stöver: Goldschmiedekunst in Königsberg, 1959)

 

 

 

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Kette mit Anhänger, Silber und Bernstein, 1949/60

Form und Material erzielen bei diesem Anhänger mit für Toni Koy typischer grobgliedriger Silberkette eine ähnliche Wirkung wie die Brosche oben in der Abbildung 1

(mit freundlicher Genehmigung des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg)

 

 

Ringe

 

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Ringe mit Gold- bzw. Silberfassung (Einschlüsse Spinne und Lebensbaum)

(Bildnachweis: Die Schaulade, Heft 9, 1934)

 

 

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Silberring, ca. 1920 - 1930, Durchmesser ca. 16 mm, quadratische Bermsteinplatte

(Abb. mit freundlicher Genehmigung von Galerie Kunststücke, Halle)

 

 

 

Gebrauchsgegenstände

 

 

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  (Schmuck-)Kästchen (vermutlich Elfenbein) mit Bernsteingriff                      Deckel - Detailaufnahme -

(Abb. mit freundlicher Genehmigung von Ute Conrad geb. Koy)

 

 

 

                

 Ovale Dose mit Bernsteingriff, 1936, Sterlingsilber, handgeschlagen

(Bildnachweis: Deutsches Kunsthandwerk im Bild 1937, S. 101)


 

 

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    Elfenbeindose mit Silberdeckel und Bernsteingriff mit Einschluß-Insekt

           (Bildnachweis: Die Schaulade, Heft 9, 1934, S. 398)

 

 

 

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Becher aus Sterlingsilber, handgeschlagen, mit Bernsteineinlagen

 (Bildnachweis: Rohde/Stöver: Goldschmiedekunst in Königsberg, 1959)

 

 

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 "Leuchterweibchen" (Lebenslicht-Leuchter für einen Wettbewerb der Gesellschaft für Goldschmiedekunst),

Silber, mit Bernstein, geschnitten, 1940

Im Privatbesitz der Künstlerin bis 1988, danach im Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten

(Bildnachweis: Rohde/Stöver, Goldschmiedekunst in Königsberg, 1959)

 

An Toni Koy

Was unter allem Volk und Land

Nur unserer Heimat ward gegeben

Als Mahlschatz und als Hort zu heben

Aus Meer und Düne, Schlick und Sand.

Versunkener Wälder goldnes Blut,

Das aus den stürzenden Stämmen schmolz,

Gläsener Schrein, dein Moos und Holz

Winzig bei einzigen Leben ruht. –

Es sah aus goldner Augen Glühn

Dich an wie ein verwandtes Leben,

Es ward in deine Hand gegeben

Aus deinem Geiste neu zu blühn.

Nun hat durch manche Sternennacht

Der stillen Werkstatt Licht geschienen

Weil du dort in geduldigem Dienen

Einsam bei deinem Werk gewacht

Es formte deine Mädchenhand

Kunstreich wie eines Alten Hände

Gerät und Schmuck und Lebensspende

Bis es dann leuchtend vor uns stand

Gebild, aus Urweltlicht geboren,

Von deiner großen Kunst beschworen.

Um Ruhm für dich und unser Land.

 

5.12.37                       Agnes Miegel

 

Ausstellungen und Auszeichnungen (Auswahl)

1931 – 1941 regelmäßige Teilnahme an der Leipziger Messe mit diversen Bernsteinarbeiten,

1934 Große Münchener Kunstausstellung in der Neuen Pina­kothek (Glaspalastausstellung), Haus der Kunst München, 1.6. – Anfang Oktober 1934; diverse Bernsteinarbeiten,

1937 Internationale Ausstellung für Kunstgewerbe und moderne Architektur der IV.Triennale in Mailand; Ehrendiplom,

1937 Pariser Weltausstellung: Grand Prix (Preisträger des Gold- und Silberschmiedehandwerks): Goldkette mit Bern­stein. Petschaft aus Silber und Bernstein. Goldring mit Bern­stein sowie Bernsteinkette mit Gold. I. Preis, in Aus­stel­lungs­­gemein­schaft mit der Staatlichen Bern­stein­manu­faktur Königs­berg,

1938 Teilnahme a. d. Präsentation v. Bernsteinarbeiten in Berlin,

1940 Teilnahme an der VII. Triennale in Mailand, Ehrendiplom (Diploma d’onore),

1943 Teilnahme an der Ausstellung „Deutsche Wertarbeit“, im Kunst­gewerbemuseum Zürich, 31.10.1943 – 12.12.1943,

1980 Tagung der Berufsgruppe Goldschmiede in Annaberg am 22. Mai, Thüringen,

1994/95 (posthum) Ostpreußisches Landesmuseum Lüne­burg: Arbeiten Ostpreußischer Goldschmiedinnen: Käthe Kie­nast-Bantau, Toni Koy, Eva Strepkowski.

 

Literatur/Quellen:

Adressbuch Königsberg 1941 (darin ist Toni Koy fälschlicherweise als "Witwe" bezeichnet, sie war jedoch nie verheiratet),

Altpreußische Biographie, Band 4, Teil 3, S. 1414, 

Bernsteinarbeiten von Toni Koy, Goldschmiedemeisterin, Kö­nigsberg i.Pr., in: Die Kunst. Monatshefte für Malerei, Plastik und Wohnkultur, 43. Jg., Nr. 5, Februar 1942, S. 119 120, mit vier Abbildungen: Halskette aus Gold­gliedern und Bern­stein; Pet­schaft in Silberfassung; Leuchter aus Bern­­­­stein mit Silber­fassung; Armbänder aus gehämmertem Silber und Bernstein mit Einschlüssen von Insekten und Pflanzenteilen,

Das Ostpreußenblatt vom 7.7.1990 (Gedicht "An Toni Koy"), S. 22,

Deutsche Goldschmiedezeitung, Bd. 40/1937, S. 484,

Deutsche Goldschmiedezeitung, Bd. 43, S. 160,

Erichson, Ulf: Geschätzter Werkstoff. Die Bernstein-Manu­faktur in Königsberg, hg. v. Bernsteinmuseum Ribnitz-Dam­­garten 1999,

Erichson, Ulf, Wolfgang Weitschat: Baltischer Bernstein. Aus­sstellungskatalog des Deutschen Bernsteinmuseums Ribnitz-Damgarten 2008,

Franz: Bernsteinarbeiten von Toni Koy, in: Das schöne Heim 13 (1941), S. 62 - 63,

Koy, Toni: Bernsteinschmuck – wie ich meine Aufgabe sehe, in: Die Schaulade 10 (1934) Heft 9, S. 398-399, 

Kregeloh, Anja: Neuerwerbung: Schmuck von Toni Koy, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 2013, S. 289 - 291,

Meyer-Bremen, Rudolf: Künstlerlexikon Ostpreußen und West­preußen, S. 93,

Müller, Bettina: "Der Bernstein erhält mich schaffensfreudig": Die Goldschmiedin Toni Koy aus Wormditt, in: Heimatbrief für den Kreis Braunsberg, Sommer 2015, S. 174 - 201,

Müller, Bettina: Toni Koy und die Bernsteinverarbeitung, in: Königsberger Bürgerbrief 86, 2015, S. 45 - 48.

Osman, Silke: Das Rohmaterial wurde zum Kunstwerk, in: Das Ostpreußenblatt vom  5.11.1994, S. 9,

Plieth, Paul: Wormditt. Eine ermländische Kleinstadt in Ostpreußen. Meerbusch 1994,

Reimann, Eva: Bernsteinschmuck – bewahrte Sonne der Heimat, in: Das Ostpreußenblatt Folge 21, vom 21.5.1990, S. 8,

Rohde, Alfred, Ulla Stöver: Goldschmiedekunst in Königs­berg (Reihe Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens Band 2), Stuttgart, 1959,

Rudat, Klaus: In geduldigem Dienen. Zum 90. Geburtstag der Goldschmiedin Toni Koy aus Wormditt, in: Das Ostpreußenblatt vom 19.4.1986, S. 9,

Scheffler, Wolfgang: Goldschmiede Ostpreußens. Daten, Werke, Zeichen, S. 260.

Rundbrief Wormditt, September 2006, privater Rundbrief an ehemalige Bewohner bzw. deren Nachkommen aus Wormditt,

Stöver, Ulla: Toni Koy - Der Bernstein erhält mich schaffensfreudig, in: Deutsche Goldschmiedezeitung April 1980, S. 134-135,

Wagner, Ruth Maria: Leben, was war ich dir gut. Agnes Miegel zum Gedächtnis, 1979 (Agnes Miegel war in Königsberg die Nachbarin von Toni Koy in der Hornstraße, sie widmete ihr 1937 ein Gedicht, "An Toni Koy", das erstmalig im Ostpreußenblatt vom 19.4.1986 abgedruckt wurde),

Weber, Christoph: Schmuck der 20er und 30er Jahre in Deutschland. Stuttgart 1989,

Wormditter Evangelisches Kirchenbuch, einzusehen (kostenpflichtig) bei www.archion.de

   

Online-Quellen:

http://bernsteinkunsthandwerk.de – Die Datenbank der Bern­steinkunst

www.gnm.de - Homepage des Germanischen Nationalmusums (mit Online-Objektkatalog)

 

Werke Toni Koys in Museen:

 

- Deutsches Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten, Antwort über Anzahl und Art des Inventars der Werke Toni Koys steht schon länger aus, www.deutsches-bernsteinmuseum.de

 

- Germanisches Nationalmuseum, www.gnm.de, mit Online-Objektkatalog

 

- Grassi Museum Leipzig, www.grassimuseum.de

 

Werke Toni Koys im Grassi-Museum (aus Copyright-Gründen können diese Werke an dieser Stelle nicht gezeigt werden bzw. dies wäre kostenpflichtig):

 

• Anstecknadel, Ausführung um 1930, Silber, Bernstein mit Insekteneinschlüssen, erworben vom Bayerischen Kunstgewerbeverein München, Grassimesse wohl Herbst 1930,

 

• Anstecknadel, Königsberg, Ausführung um 1937, Silber, Bernstein mit Insekteneinschlüssen, erworben von der Künstlerin, Grassimesse Herbst 1937,

 

• Armband, Königsberg, Ausführung vor 1935, Silber, Bernstein mit Insekteneinschluss, erworben von der Künstlerin, Grassimesse Frühjahr 1935,

 

• Brieföffner, Königsberg, Ausführung um 1930, Bernstein mit Insekteneinschlüssen, Silber, Kork, erworben 1930 vom Bayerischen Kunstgewerbeverein München, Grassimesse wohl Herbst 1930, 


• Flaschenkorken, Königsberg, Ausführung um 1930, Bernstein, Kork mit Silberfassung, erworben 1930 vom Bayerischen Kunstgewerbeverein München, Grassimesse wohl Herbst 1930,
 

• Kästchen mit Decke., Königsberg, Ausführung um 1930, Mahagoni mit Elfenbein, Silber, Bernstein, erworben vom Bayerischen Kunstgewerbeverein, Grassimesse wohl 1930,

 

• Kerzenleuchter, Königsberg, 1920/30er Jahre, Silber, gebogen, z.T. Hammerschlagdekor, Bernstein, poliert, Schenkung ANnemarie und Heinrich P. Binroth, 2011,

 

• Petschaft, Königsberg, Ausführung vor 9135, Bernstein mit Insekteneinschluss, Silber, erworben von der Künstlerin, Grassimesse Frühjahr 1935,

 

• Zylinderdose, Königsberg, Ausführung um 1930, Elfenbein, Silber, Bernstein, mit Insekteneinschluss, erworben 1930 vom Bayerischen Kunstverein München,




 

 

Spinneninkluse im Bernstein, Exponat im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg

(Foto: Bettina Müller)

 

(letztes Update: 19.9.2018)

Anmerkung: Es wurde bei jeder Abbildung versucht, das Copyright zu klären. Dies war jedoch nicht immer zweifelsfrei möglich. Bei Problemen kontaktieren Sie mich bitte.

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