Ostpreußenblatt, Folge 45 vom 10.11.1956

Ostpreußenblatt
Folge 45 vom 10.11.1956

 

Seite 1   Foto: Symbol der Freiheit und Unabhängigkeit.

Das repräsentative Monumentalgebäude des ungarischen Parlaments, am Donauufer im Zentrum des herrlichen Budapest erbaut — unser Bild zeigt es —, ist eines der bekanntesten Parlamentshäuser der Welt. Den Ungarn war es das Symbol der menschlichen Freiheit und der nationalen Unabhängigkeit. Eine der letzten Meldungen aus dem von den roten Truppen eingeschlossenen Budapest lautete: „Das Parlament hier in unserer Nähe ist von russischen Panzern umringt. Wir wissen nicht, warum ..." Warum? Die verzweifelte Frage eines tapferen Volkes wurde erstickt in einem Meer von Blut und Tränen und in einem unvorstellbaren Grauen. Werden Freiheit und Recht immer brutaler unterdrückt werden, wird die finstere Nacht der Gewaltherrschaft sich weiter ausbreiten und sich tiefer und dichter über die Menschheit senken? Das ist die Frage, die Millionen Menschen bewegt.

 

Seite 1 und 2   Betrug, Verrat, Mord und Grauen

„Die sowjetischen Verbrecher haben uns betrogen", so lautete eine der Botschaften, die am Sonntag aus Ungarn in den Westen drangen.

 

Sechs Uhr morgens hatte die Welt vom Beginn der Tragödie erfahren. Ministerpräsident Nagy rief über den Sender Budapest: „Heute Morgen haben die Sowjettruppen die Hauptstadt angegriffen . . . Unsere Truppen stehen im Kampf . . . Das geben wir Ungarn und der Welt bekannt . . . Die Regierung ist auf ihrem Posten . . ."

 

Dieser Text wurde in allen Sprachen gesendet. Dazwischen erklang die ungarische Nationalhymne. Kurz nach acht Uhr verstummte der Sender. Bis elf Uhr stand die ungarische Nachrichten-Agentur noch mit Wien in Verbindung. Lesen wir es noch einmal und immer wieder, damit wir es nie vergessen:

 

„Mehr als tausend russische Panzer in Budapest . . . Wir werden für Ungarn und Europa sterben . . . Russen schießen mit Phosphormunition . . . Unsere Fernschreibzentrale unter schwerem Beschuss ..."

 

Wenig später: „Es sind nicht genügend Maschinenpistolen im Gebäude . . . Fast keine Waffen, keine Munition . . . Das ungarische Volk fürchtet den Tod nicht . . . Was tun die Vereinten Nationen? Gebt uns eine kleine Ermutigung! Wir halten aus bis zum letzten Blutstropfen . . ."

 

Kurz nach neun Uhr: „Sowjetbomber über Budapest. Sie schießen mit Bordkanonen. Unsere Jungen stehen auf den Barrikaden und rufen nach Waffen und Munition ... Die Panzer kommen in Rudeln. Was tun die Vereinten Nationen? Helft uns, um Gottes willen . . . Hilfe, Hilfe, SOS . . . I"

 

Wenige Tage vorher

Wie war es dahin gekommen? Rufen wir uns noch einmal die Ereignisse seit Anfang voriger Woche in die Erinnerung zurück.

 

Die Volkserhebung in Ungarn, der Freiheitskampf der Unterdrückten, schien zum Erfolg geführt zu haben. Dienstag, den 30. Oktober, nachts veröffentlichte Moskau eine Erklärung, die den Abzug der Sowjettruppen aus Ungarn in Aussicht stellte und darüber hinaus eine grundlegende Neuordnung des Verhältnisses der Sowjetunion mit den Ostblockstaaten. Das Leben der Ungarn schien allmählich wieder in normale Bahnen zurückzukehren. Zaghaft regte sich demokratisches Leben, die alten Parteien betraten wieder die politische Bühne. Imre Nagy, Ministerpräsident, Kommunist und doch in diesen Tagen zuerst Ungar, proklamierte den Austritt Ungarns aus dem Warschauer Pakt, verkündete die ungarische Neutralität, stellte freie Wahlen in Aussicht und empfahl sein Land dem Schutz der Vereinten Nationen.

 

Bedenklich allerdings schon damals war die Äußerung des kommunistischen Parteisekretärs Kadar, der erklärte: „Die Erhebung des Volkes ist an einem Kreuzweg angelangt. Entweder wird die demokratische (lies kommunistische) Partei stark genug, um ihren Erfolg zu festigen, oder wir sehen uns einer offenen Gegenrevolution gegenüber. Die ungarische Jugend, die Soldaten, die Arbeiter und die Bauern haben ihr Blut nicht dafür vergossen, dass auf die Tyrannei Rakosis die Tyrannei der Gegenrevolutionäre folgt ... Es besteht die Gefahr, dass eine bewaffnete ausländische Intervention unser Land das Schicksal Koreas erleiden lässt“. Er verfälschte den Sinn des ungarischen Freiheitskampfes als eine antisowjetische und antikommunistische Erhebung. Doch bis zuletzt glaubten wir, dass Ungarn gesiegt habe, wenn dem Land gewiss auch noch schwere Zeiten innerpolitischer Auseinandersetzungen und des Kampfes um seine Sicherheit und Neutralität bevorgestanden hätten.

 

Die Stunde des Mörders.

Seit Mittwoch vergangener Woche jedoch zogen sich schwere Gewitterwolken zusammen. Die Sowjettruppen hatten zwar Budapest geräumt, nicht aber das Land. Sowjetpanzer besetzten sämtliche ungarischen Flugplätze, angeblich zur Sicherung des Abtransportes von Verwundeten. Seit Donnerstagabend rückten neue Divisionen über die tschechische und sowjetische Grenze nach Ungarn ein. Der aus der Haft befreite und sofort in die Hauptstadt zurückgekehrte Kardinal Mindszenty bezeichnete die Lage als äußerst ernst. Aber stand zu jenem Zeitpunkt noch eine geschlossene Front freier Völker, moralisch unbelastet, zur Abwehr, zum Eingreifen bereit? Man mag die britisch-französische Aktion an sich beurteilen wie man will: im Hinblick auf Ungarn war sie das Verhängnisvollste, was überhaupt geschehen konnte.

 

„Aber die Ungarn haben doch gesiegt! Damit trösteten sich auch führende und sonst durch Weitblick bekannte Politiker des Westens. Alles schien dafür zu sprechen. Noch am Sonnabendabend hatte der UN-Delegierte der Sowjetunion, Sobolew, in New York erklärt, die Sowjettruppen würden aus Ungarn abziehen. Und verhandelten nicht schon Vertreter des neuen Ungarn mit dem Sowjethauptquartier über die technischen Einzelheiten des Abzuges der Sowjettruppen?

 

Am Sonnabendabend wusste man noch nicht, dass die ungarischen Unterhändler, die Führer der Armee, der Verteidigung des Landes von ihrer zweiten Unterredung mit den Sowjets nicht mehr zurückkehren würden, da Betrug, Verrat und Mord bereits beschlossen waren.

 

Dann kam der Sonntag, dieser grauenvollste Tag seit Hiroshima, seit den Tagen des Unterganges Deutschlands — oder vielleicht der grauenvollste Tag der ganzen Menschheitsgeschichte.

 

Und wenn wir sie im Radio gehört haben, Stunde um Stunde, und wenn wir sie in unseren Tageszeitungen gelesen haben, — wir sollen sie noch einmal sehen, die letzten Schreie aus dem sterbenden Ungarn:

 

„Völker der Welt! Auf den Wachttürmen des tausendjährigen Ungarn beginnen die letzten Flammen zu erlöschen. Die Sowjetarmee versucht uns zu zerschlagen. Ihre Tanks und ihre Geschütze rollen über Ungarn hinweg. Unsere Frauen, Mütter und Töchter sind bedroht. Sie haben noch schreckliche Erinnerungen an 1945. Rettet unsere Seelen! SOS — SOS“.

 

„Dies ist vielleicht das letzte Wort des letzten ungarischen freien Senders! Völker der Welt! Hört uns — helft uns! Nicht mit Reden, nicht mit Worten, mit der Tat, mit Soldaten und Waffen. Vergesst nicht, dass es in dem brutalen Ansturm der Sowjets kein Halt gibt. Das nächste Opfer werdet ihr sein! Helft uns! SOS — SOS!"

 

„Völker Europas, wir haben euch jahrhundertelang gegen den Ansturm der asiatischen Barbaren geschützt. Hört jetzt das Sturmgeläute der ungarischen Glocken! Kommt, rettet uns! SOS — SOS“.

 

„Völker der Welt! Im Namen der Gerechtigkeit und Freiheit, helft! Das Schiff sinkt, das Licht schwindet, die Schatten werden von Stunde zu Stunde dunkler über der Erde Ungarns. Hört den Schrei, marschiert vorwärts und reicht uns eure brüderliche Hand! Rettet uns! Hilfe! Hilfe! — SOS — Rettet uns! — Gott mit euch und uns . . ."

 

Am späten Sonntagnachmittag verstummte der letzte freie Sender. Flüchtlinge strömten nach Österreich herüber. Männer brachten ihre Familien in Sicherheit und kehrten zurück, um weiter zu kämpfen. Von ihnen erfuhr die Welt, dass in Ungarn Kinder mit bloßen Händen auf Sowjetpanzer sprangen und die Sehschlitze verschmierten, dass Panzer vernichtet wurden mit selbstgemachten Bomben. Bereits mittags hatte der Moskauer Rundfunk erklärt, die „Gegenrevolution" sei niedergeschlagen, aber die von den Sowjets gebildete kommunistische Gegenregierung unter dem Parteisekretär Kadar meldete noch Stunden später, dass die Kämpfe weiter andauerten.

 

Radio Moskau Sonntagabend: „Die Ordnung in Ungarn ist wiederhergestellt!" Und wenig später der sowjetische UN-Delegierte in New York: „Gegenrevolutionäre Elemente in Ungarn haben die legitime Beschwerde der Arbeiter ausgenutzt, um das volksdemokratische Regime zu unterminieren und die Herrschaft der Kapitalisten und der Großgrundbesitzer wieder aufzurichten . . ."

 

Wie lange?

Was aber wollte Ungarn? Kardinal Mindszenty sagte es noch wenige Stunden vor dem

sowjetischen Überfall: „Unser Kampf ist keine Revolution gewesen, sondern ein Befreiungskampf“. Ein 1945 gewaltsam aufgebautes Regime sei, so erklärte der Kardinal, vom gesamten ungarischen Volk hinweggefegt worden. Ungarn wolle weiter nichts, als freundschaftliche Beziehungen zu allen Ländern unterhalten, neutral sein und seine Lebensform selbst bestimmen. Das wollte Ungarn, aber Moskau hat getan, was nicht einmal Stalin tat, damals als Tito abfiel. Moskau konnte es tun, weil der Alleingang der Briten und Franzosen im Nahen Osten die westliche Front gespalten, die Entschlusskraft der westlichen Nationen gelähmt hat. Im Falle Korea war es noch möglich, unverzüglich einzugreifen. Heute bleibt es bei Resolutionen, bei Äußerungen der Empörung, des Abscheus, des Entsetzens. Oder vielleicht nicht?

 

Wir glauben, dass das Schicksal der UN-Organisation sich in den nächsten Wochen entscheiden wird. Wir glauben aber auch, dass kein Ungar umsonst gefallen ist. Nicht umsonst sind die Ströme von Blut geflossen, wurde es auch für ein im Augenblick für dieses Opfer unwürdige Europa vergossen. Finden wir uns, besinnen wir uns — damit wir eines Tages den Ungarn wieder ins Auge sehen können, ohne uns zu schämen, den Ungarn, die wir nicht bewahrten vor Unglück, Mord und Verrat.

 

Seite 1 und 2   Es ist Wahnsinn!  

Ein „politisches Unglück größten Ausmaßes" hat nicht etwa ein neutrales oder englandfeindliches Blatt, sondern der britische „Manchester Guardian" den Überfall Englands, Frankreichs und Israels genannt. Die weitverbreitete Londoner „News Chronicle" ging noch weiter und erklärte geradezu, hier handle es sich um einen „Wahnsinn erster Klasse". Wenn der eigentliche Chefregisseur dieses ungeheuerlichen Coups, der englische Ministerpräsident Sir Anthony Eden, in diesen Tagen auch nur eine Stunde Zeit für die Lektüre der internationalen Kommentare zu seinem Suezabenteuer hatte, dann musste er zur Kenntnis nehmen, dass so und ähnlich die Presse der ganzen Welt — mit Ausnahme einiger Pariser und Londoner Regierungsorgane — sein Handeln beurteilt hat und immer beurteilen wird. Wie sollte es auch anders sein, wenn zwei angesehene Mächte der freien Welt, die oft genug für sich in Anspruch nahmen, besonders eifrig Hüter internationaler Moral und des Weltfriedens zu sein, sich dazu vereinen, einen glatten Angriffskrieg heraufzubeschwören und in ein wehrloses kleines Land einzufallen? Wenn die Begriffe des Anstandes, des Rechtes und der Souveränität überhaupt noch einen Sinn haben sollen, dann kann kein rechtlich denkender Mann daran vorbeigehen, dass hier zwei große Staaten in einer Weise gehandelt haben, wie sie unter freien Nationen als völlig unvorstellbar galt. Wer auch nur ein entschuldigendes Wort für solches Handeln findet, der hat jede Vollmacht verloren, jemals noch irgendwo Unrecht und Gewalttat zu verdammen. Wenn das, was England, Frankreich und — in trautem Einvernehmen mit ihnen — Israel hier auf sich nahmen, irgendwie „verständlich" sein soll, dann ist auf dieser Erde in Zukunft die nackte Gewalt, dann ist jeder Rechtsbruch gerechtfertigt und dann sind wir zurückgefallen in das Mittelalter oder mindestens in die Zeiten übler Opiumkriege und allzu durchsichtiger „Strafexpeditionen" übermütiger und länderhungriger Kolonialherren.

 

Ein abgekartetes Spiel

Ministerpräsident Eden, der nach allgemeinem Urteil als Nachfolger Churchills bisher auch in jeder anderen Beziehung wenig Erfolge zu verzeichnen hatte, hat mit seiner allzu durchsichtigen Behauptung, er müsse in Ägypten die „Interessen britischer Bürger schützen" und angeblich „für die Sicherheit des Verkehrs im Suezkanal sorgen" und darum eine „vorübergehende kleine Polizeiaktion" starten, nicht einmal bei den Mitgliedern des eigenen Unterhauses Glauben gefunden. Es kam schon hier nach seinen Erklärungen zu Sturmszenen und so starken Auseinandersetzungen, wie sie das Unterhaus in drei und mehr Jahrzehnten nicht erlebt hat. In einer höchst dramatischen Rede hat ihn der Oppositionsführer Gaitskell und haben ihn andere Abgeordnete nicht nur auf das Ungeheuerliche seines Vorhabens hingewiesen, sondern auch unablässig gefragt, ob hier nicht ein abgekartetes Spiel getrieben werde, ob nicht der zunächst so überraschende Vormarsch der Israeli nach Ägypten haargenau mit dem Auslaufen der britisch-französischen Flotte, mit dem Bombardement offener ägyptischer Städte und der Verteidigungsanlagen eines angegriffenen Staates aufs genaueste abgestimmt und vereinbart sei. Eden ist die Antwort schuldig geblieben; er hat damit nur bestätigt, was alle Welt wusste. Der gleiche Eden, der sonst immer die engste Verbundenheit aller Westmächte herausstellte, fand nichts dabei, zuzugeben, dass man das gleiche Amerika, das England in zwei Weltkriegen vor dem Untergang rettete, bewusst nicht von dem geplanten Einfall in Ägypten unterrichtet habe, so dass die sonst wahrlich so englandfreundliche USA-Presse wörtlich feststellen kann, man sei in schmählichster Weise „betrogen, hintergangen, irregeführt und verraten" worden. Die ebenso englandfreundliche Züricher „Tat" trifft das Rechte, wenn sie wörtlich feststellt: „Der militärische Angriff der beiden Westmächte gegen ein Land, das sich in legitimer Verteidigung gegen einen israelischen Überfall wehrt, ist nach Anlage, Zeitpunkt und Begründung auf die israelische Aktion abgestimmt worden“. Und es ist denn ja auch gewiss kein Zufall, dass wohlinformierte Leute aus Paris schon Tage vorher zu berichten wussten, man habe sich zwischen London, Paris und Jerusalem darauf geeinigt, die Tage vor der amerikanischen Präsidentschaftswahl, in denen die Amerikaner jede größere politische Entscheidung scheuen, für eine „gelungene Aktion" gegen Ägypten zu nützen.

 

„Es muss schnell gehen..."

In das Denken und Planen derer, die bei dieser Politik im Voraus die Drähte zogen, haben einige Äußerungen Pariser Blätter einen guten Einblick gegeben. Dort wurde nicht nur erklärt, man habe seit langem „noch eine Rechnung mit dem Ägypten Nassers" zu begleichen, dort wies man auch darauf hin, dass man sich von einem blitzschnellen Schlag das meiste verspreche. Es war den Briten wie auch den Franzosen höchst ärgerlich, dass ihre Prophezeiung, die von Ägypten verfügte Nationalisierung des Suezkanals werde den so wichtigen Schiffsverkehr sofort lahmlegen, sich nicht erfüllte. Obwohl die anglofranzösischen Kanalaktionäre und andere Hinterleute manche Minen springen ließen, obwohl man mit dem Versprechen guter Belohnungen und Abfindungen die Mehrheit der eigenen alterprobten Kanallotsen zur Niederlegung der Arbeit und zur endgültigen Abreise — oft gegen deren eigenen Willen! — zwang, kam der Betrieb nicht zum Erliegen. Nasser parierte die kleinen Nadelstiche und die massiven Drohungen und Herausforderungen sehr geschickt. Er ließ sogar die Schiffe seiner erbitterten Feinde, die die Gebühren nicht bei ihm, sondern in Paris und London bezahlten, passieren und gab auch ihnen Lotsen. Er reagierte kühl auch auf die Drohung, die Briten und Franzosen würden notfalls auch bewaffnete Geleitzüge durch den Kanal schicken. Die Bereitwilligkeit der Ägypter, die alten Kanalnutznießer angemessen zu entschädigen und ihnen zu ihren wahrhaft fürstlichen Dividenden aus 87 Jahren nur auch noch eine beachtliche Schlussabfindung zu geben, stand nie in Frage. Der Zeitpunkt, wo die letzten Streitfragen der Suezkrise friedlich geregelt sein würden, zeichnete sich deutlich ab.

 

Die Engländer und Franzosen aber brüteten unablässig darüber nach, wie sie sich doch noch von neuem zu Herren dieser Wasserstraße machen könnten, die ihnen bis heute schon Berge von Gold eingebracht hat. Und da ist ihnen denn wohl die Idee gekommen, man könne ja eine Gefährdung des Suezkanals auch künstlich schaffen, wenn nämlich die Israeli munter losmarschierten und London wie Paris sich als die großen „Schützer des Friedens und der Ordnung" in Szene setzen könnten. Ein Ultimatum an Ägypten — formell natürlich auch an die Israeli, die ohnehin ihre Anweisungen hatten — und das Geniestück konnte in Szene gesetzt werden. Mit der Ablehnung des Ultimatums durch ein ehrliebendes Land durfte sicher gerechnet werden. Und dann hieß es nur noch: schnell handeln, Ägyptens sehr bescheidene und weit unterlegene Streitkräfte lahmlegen und die Positionen zu besetzen, aus denen man sich ganz gewiss nicht so bald vertreiben lassen würde. Wenn man bei dieser Gelegenheit nicht nur die wichtigen Pfänder in die Hand bekäme, sondern zugleich auch noch Ägyptens freiheitliche Regierung ausschalten und durch ein gefügiges Trabantenregime ersetzen könnte, dann war — so meinten die Regisseure — auch die Hoffnung geschaffen, den algerischen Aufstand endgültig zu unterdrücken. Wer fragt schon, wenn so viel Interessen Englands und Frankreichs auf dem Spiele stehen, ob solche „Neuordnung" mit dem Blut ungezählter unschuldiger Ägypter bezahlt wird?

 

Wo soll das enden?

Geht die Rechnung, die man hier machte, auf? Soviel ist sicher: es ist beim Einsatz modernster Luftwaffen, mächtiger Flottengeschwader und Divisionen wahrlich kein Heldenstück, die kleine, kaum hunderttausend Mann starke und zum erheblichen Teil mit veraltetem und unzulänglichem Material ausgestattete Armee Ägyptens in wenigen Tagen niederzuringen und dort, wo es keinen nennenswerten Schutz für den Kanal und die wichtigsten Häfen gibt, siegreich einzuziehen. Wir Deutschen sind wohl die besten Zeugen dafür, wie hoffnungslos eine Landesverteidigung nach der Niederringung und Ausschaltung ihrer Luftwaffe dasteht. Schon vor dem pausenlosen Bombardement der Flugplätze war aber die ägyptische Luftwaffe kein Faktor, der bei schweren Angriffen überlegener Kräfte irgendeine Chance hatte. Da im Grunde von vornherein somit alle Voraussetzungen für einen „militärischen Spaziergang" nach der Landung gegeben waren, kann man annehmen, dass das britisch-französische Kalkül in dieser Hinsicht zunächst einmal voll aufgeht. England und Frankreich im Besitz des Kanals, Israel im Besitz des gesamten Vorfeldes bis Suez, die von niemandem gerufenen „Beschützer" als Herren und Kontrolleure der wichtigsten Häfen und Stützpunkte Ägyptens und als Regisseure für die dortige Politik, so kann es werden.

 

Die mit 64 gegen nur 5 Stimmen von der Vollversammlung der Vereinten Nationen beschlossene Aufforderung zur sofortigen Einstellung der Feindseligkeiten schlagen beide Westmächte in den Wind und beantworten sie mit unerfüllbaren Gegenforderungen. Nachdem man jahrelang betont hat, die Autorität der UNO müsse in jedem Fall respektiert werden, schlägt man diesem Grundsatz sofort ins Gesicht, sobald eigene Interessen im Spiel sind.

 

Die Gegenrechnung

Ist also dennoch eine — freilich höchst übelriechende — Lösung so gefunden worden, hat man damit Probleme gemeistert und schwelende Brandherde beseitigt? War es am Ende doch nicht Wahnsinn? Nun, halten wir uns einmal an die Gegenrechnung, die sogar in britischen Blättern Eden und seinen Gesinnungsfreunden schon präsentiert wurde: zwei Völker, die vor der Welt immer am lautesten für die Ächtung und Bestrafung aller Angreifer eintraten, sind selbst zu Aggressoren geworden, haben einen Überfall ohne jeden wirklichen Grund sorgsam vorbereitet und durchgeführt. Allen Völkern, auch denen hinter dem Eisernen Vorhang, die im Westen den einzigen Anwalt gegenüber der Gewalt und Unterdrückungspolitik östlicher Diktatoren sahen, hat das Vorgehen Englands, Frankreichs und Israels einen Faustschlag ins Gesicht versetzt, den Machthabern des Kreml die beste Munition in die Hände gespielt. „Seht ihr, so sieht es in Wahrheit mit der westlichen Freiheit, mit der westlichen Achtung vor Recht und Selbständigkeit aus!" kann man drüben triumphierend rufen. Dass Eden mit seinem Tun die asiatischen, die afrikanischen und auch die nordamerikanischen Mitglieder der angelsächsischen Familie schwer vor den Kopf gestoßen hat, dass sich unzweifelhaft die Bande des britischen Weltreichs hier weiter lockern müssen, ist klar. Glaubt etwa jemand, es wiege nichts, wenn England und Frankreich ihr Gesicht bei den Vereinten Nationen verlieren? Glaubt man, so, wie das hier geschieht, könne der Aufbruch der arabischen Völker zum Stillstand gebracht werden? Wird etwa das Israelproblem damit gelöst, dass zu den schon vertriebenen Hunderttausenden von Arabern noch weitere Hunderttausende? verjagt und ins bitterste Elend gestoßen werden?

 

Nicht wieder gutzumachen

Es ist sehr wohl möglich, dass Briten und Franzosen in den kommenden Tagen nach dem vernichtenden Echo, das ihr Handeln fand, Wert darauf legen, das Tempo etwas abzubremsen und ihrer „Polizeiaktion" einen möglichst harmlosen Firnis aufzupinseln. Selbst wenn sie aber im weiteren Verlauf der Dinge noch manchen Pflock zurückstecken sollten, so würde das der ganzen Aktion nicht ihren so überaus üblen Charakter nehmen. Wir wissen alle, dass man in der Politik schon unbedachte Worte nicht mehr zurückrufen und ungeschehen machen kann, um wieviel mehr gilt das für die Taten. Hier ist schon in den ersten Stunden so viel Verhängnisvolles geschehen, dass wir die Auswirkungen dieses Wahnwitzes vermutlich noch in Jahrzehnten verspüren werden. Welcher Araber, welcher Asiate, welcher Afrikaner zum Beispiel soll nach diesen „Kostproben" in Zukunft überhaupt noch an den guten Willen eines Briten oder Franzosen glauben? Wer wird nicht grimmig auflachen, wenn man in London und Paris wie auch in Jerusalem künftig die Ächtung der Angreifer fordern sollte? Auch in der Politik gilt das Wort, dass eine Moral mit doppeltem Boden nichts anderes als Unmoral ist, dass man die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze des Völkerrechtes nicht so auslegen kann, wie es einem gerade in den Kram passt, bald so und bald wieder anders.

 

Seite 2   Ganz Winston Churchill! „Einfall in Ägypten gerecht …“

Während der britische Staatsminister im Außenministerium, Anthony Nutting, dem Ministerpräsidenten Eden seinen Rücktritt erklärte, weil er den britisch-französischen Einfall in Ägypten nicht billigen könne und auf das stärkste von diesen Aktionen im Kriege zwischen Israel und Ägypten abgeraten habe, lässt sich Sir Winston Churchill in ganz anderem Sinne vernehmen. Im Unterhaus hat er zwar nicht das Wort ergriffen, dafür aber nach britischer Tradition seinem Wahlkreis seine Ansicht mitgeteilt. Churchill schrieb: „Ich zweifle nicht, dass wir in Kürze unseren Kurs zu einem gerechten und siegreichen Abschluss bringen. Wir beabsichtigen, Frieden und Ordnung (!) im Nahen Osten wiederherzustellen“.

 

Ähnlich stellte sich übrigens auch der "langjährige französische Botschafter beim Deutschen Reich und der Bundesrepublik, André Francois-Poncet, im Pariser „Figaro" Auch er bezeichnet den „Gedanken", dass Briten und Franzosen sich in Ägypten „dazwischenwerfen" und die „Hand auf die Lebensader des Suezkanals legen", als gerecht, zweckmäßig und geschickt. Giftig bemerkt Francois-Poncet weiter, Amerika häufe einen Fehler auf den anderen, indem es nicht auch so geschickt im Orient eingreife. Man soll sich diese Äußerungen gut merken!

 

Seite 2   Bulganin droht mit Einsatz von Raketen

In fast gleichlautenden Noten hat Bulganin den britischen Premierminister Eden und den französischen Ministerpräsidenten Mollet warnend darauf hingewiesen, dass sie mit dem Angriff „einer stärkeren Macht" zu rechnen hätten, wenn sie die Kämpfe in Ägypten ihren Fortgang nehmen ließen. „Wir sind fest entschlossen, die Aggression mit Gewalt niederzuwerfen und dem Krieg in Ägypten ein Ende zu setzen“.

 

In der Note an Eden spricht Bulganin die bedeutungsvolle Warnung aus, Großbritannien möge sich vorstellen, wie die Lage wäre, wenn es selbst von einer „mächtigeren Nation" angegriffen würde und zwar nicht mit Schiffen und nicht mit Flugzeugen, sondern mit Raketen".

 

In einer dritten, an den israelischen Ministerpräsidenten Ben-Gurion gerichteten Note drückt die Sowjetregierung ihr „Missfallen" aus und teilt mit, dass sie ihren Botschafter in Tel Aviv abberufe.

 

Das Weiße Haus in Washington erklärte, die Sowjetunion habe „eine Verpflichtung vor der Welt", ihre Truppen aus Ungarn zurückzuziehen, ehe sie über die Beilegung der Krise im Nahen Osten spreche.

 

Die UN-Vollversammlung hatte die Errichtung eines UN-Oberkommandos für eine internationale Streitmacht zur Sicherung und Überwachung des Waffenstillstandes im Nahen Osten beschlossen. Der kanadische Generalmajor Burns wurde zum Leiter dieses Oberkommandos ernannt.

 

Burns leitete die bisherige UN-Waffenstillstandskommission in Palästina. Die UN-Streitmacht wird nur von Staaten gestellt, die nicht ständige Mitglieder des Sicherheitsrates sind.

 

Britische und französische Fallschirmjäger sind im Morgengrauen des Montags im Gebiet der ägyptischen Hafenstadt Port Said am Nordausgang des Suezkanals abgesetzt worden. Zuvor waren in fünftägigen Luftangriffen die ägyptische Luftwaffe und wichtige Verbindungslinien vernichtet worden.

 

Zur gleichen Zeit hat der sowjetische Ministerpräsident Bulganin dem amerikanischen Präsidenten Eisenhower ein gemeinsames militärisches Eingreifen der beiden Großmächte im Nahen Osten vorgeschlagen, um „die Gefahr, dass dieser Krieg zu einem dritten Weltkrieg wird", zu bannen.

 

Die USA gaben bekannt, dass sie sich jedem Versuch sowjetischer oder anderer militärischer Streitkräfte, den Nahen Osten zu betreten, widersetzen werden. Der Vorschlag einer gemeinsamen sowjetisch-amerikanischen Intervention gegen die britisch-französische Militäraktion in Ägypten sei „undenkbar".

 

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat den Vorschlag der Sowjetunion abgelehnt, amerikanische und russische Truppen nach Ägypten zu schicken, falls England, Frankreich und Israel nicht innerhalb von zwölf Stunden die Kampfhandlungen einstellen. Der sowjetische Vorschlag bezog sich auf die Missachtung der Beschlüsse der UN-Vollversammlung durch Großbritannien und Frankreich. Das britisch-französische Landungsunternehmen begann wenige Stunden, nachdem die Vollversammlung beide Staaten zum dritten Male aufgefordert hatte, die Kämpfe einzustellen. Über diesen Beschluss der Vollversammlung setzten sich Großbritannien und Frankreich hinweg.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Zehn Saarabgeordnete ziehen am 1. Januar in den Bundestag ein. Bis zu den Bundestagsneuwahlen im Herbst 1957 werden diese Abgeordneten, die volles Stimmrecht erhalten sollen, vom Saarlandtag gewählt werden.

 

Bundeskanzler Adenauer begab sich am Montagabend zu einem Kurzbesuch nach Paris.

 

Der neue Sowjetbotschafter Smirnow hat dem Bundespräsidenten sein Beglaubigungsschreiben überreicht und damit offiziell die Nachfolge Sorins angetreten.

 

In einem Tagesbefehl des neuen Bundesverteidigungsministers Strauß heißt es, dass die Ereignisse der letzten Wochen auf dramatische Weise klargemacht hätten, wie nötig jedes Volk ein Instrument der Selbstverteidigung brauche, wenn es Freiheit und Menschenwürde wahren wolle.

 

Mit einer Verschiebung des ersten Einberufungstermins für Wehrpflichtige über den 1. April 1957 hinaus rechnet man in Bonn wegen des Mangels an Unterkünften.

 

Waffenruhe verkündet

Der britische Premierminister Eden gab am Dienstagabend bekannt, dass England in der Nacht zum Mittwoch, 1 Uhr, die Waffenruhe in Ägypten eintreten lässt. Frankreich hat sich angeschlossen.

 

Das Dienstzeitgesetz für die neue Bundeswehr ist nach der ersten Beratung in der Ländervertretung nunmehr dem Bundestag zugeleitet worden, der es demnächst zu beraten hat.

 

Kritik am heutigen Schiffsbestand der neuen Bundesmarine übt die Sozialdemokratie. Der SPD-Pressedienst meint, die Marine besitze zurzeit, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zu viel alte und für die Ausbildung zu kleine Einheiten. Die Bordausbildung werde dadurch erschwert.

 

Der hochverdiente deutsche Erfinder des synthetischen Kautschuks, Professor Hofmann, Hannover, ist im Alter von neunzig Jahren gestorben. Der Erfinder des Buna sollte seinerzeit mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden; er durfte ihn jedoch auf Weisung Hitlers nicht annehmen.

 

Die Gewährung von Gelände für einen Bundeswehr-Flugplatz abgelehnt hat die Landesregierung von Baden-Württemberg. Die Bundeswehr hatte die Bereitstellung von Ländereien im Kreise Ludwigsburg erbeten.

 

Für eine 45-Stundenwoche der Beamten hat sich der Beamten hat sich der Beamtenrechtsausschuss des Bundestages mit Mehrheit ausgesprochen.

 

Riesenverluste bei den „volkseigenen Landwirtschaftsbetrieben" der Zone gab sogar die Zonengewerkschaft „Land und Forsten" zu. Pankower Funktionäre gestanden, dass zwei Drittel aller Kolchosen dieser Art auf Staatszuschüsse angewiesen sind, weil sie absolut unrentabel arbeiten.

 

Der russische Sprachunterricht in der Zone soll nach einer Ankündigung des Pankower „Bildungsministers" Lange etwas von seiner Vormachtstellung verlieren. In einer Reihe neueingerichteter Mittelschulen sollen statt Russisch Englisch und Französisch wieder als erste Fremdsprache eingeführt werden.

 

Neue Schauprozesse gegen angebliche „Westagenten" hat das Pankower „Staatssicherheitsministerium" angekündigt. Man habe in der letzten Zeit 73 „Agenten" verhaftet.

 

Einen sogenannten „Rat zur Vorbereitung der Wiedervereinigung" hat die kommunistisch gelenkte „Nationale Front" der Sowjetzone geschaffen. Er soll ein „Gegenstück" zum Forschungsbeirat beim Gesamtdeutschen Ministerium der Bundesrepublik darstellen.

 

Warschau hat das amerikanische Angebot der Wirtschafts- und Finanzhilfe angenommen und dabei betont, dass an eine amerikanische Unterstützung keine politischen Bedingungen geknüpft sein dürften.

 

Bei großen Protestdemonstrationen im Londoner Regierungsviertel musste erstmals seit Jahrzehnten die Polizei eingesetzt werden, um einen Angriff der empörten "Menge auf den Amtssitz Edens zu verhindern.

 

Der amerikanische Außenminister Dulles ist schwer erkrankt. Bei einer Darmoperation wurde ein Krebsleiden festgestellt.

 

In einer Botschaft Eisenhowers an Bulganin hat der amerikanische Präsident den Kreml erneut zum Abzug der Sowjettruppen aus Ungarn aufgefordert und seine „Erschütterung" über den Angriff auf das ungarische Volk ausgesprochen.

 

Seite 3   Besinnung und Rechenschaft. Ostpreußens Landesvertretung tagte in bewegter Stunde – Mahnende Worte von Dr. Gille im Mittelpunkt.

Niemals in den letzten Jahren hat die Ostpreußische Landesvertretung an weltpolitisch so aufgewühlten Tagen in Hamburg beraten wie diesmal am 3. Und 4. November. Dass dabei die politischen Referate mit der daran anschließenden fruchtbaren Debatte über alle uns bewegenden Probleme der Gegenwart und der Zukunft in den Vordergrund rückten, versteht sich von selbst. Mit größter Aufmerksamkeit und mit lebhaftem Beifall wurde der großangelegte Bericht zur Lage aufgenommen, den traditionsgemäß der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Bundestagsabgeordneter Dr. Alfred Gille erstattete. Es wurde dabei besonders deutlich, dass jene heimatpolitische und organisatorische Arbeit der berufenen Gremien unserer Landsmannschaft, die die besondere Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in und außerhalb Deutschlands findet, doch nur einen Ausschnitt des wirklich Geleisteten darstellt. Vieles Entscheidende wird in aller Stille geleistet. Man spürt es oft erst lange Zeit später, was hier alles angepackt und geregelt wurde. Die Landsleute konnten allerdings aus den so lebendigen Darstellungen Dr. Gilles die Gewissheit mitnehmen, dass hier nichts übersehen wird, was zur Klärung und Lösung aller Fragen und Sorgen beitragen kann, die für die Ostpreußen in der Vertreibung auf politischem, auf sozialem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet brennend sind.

 

Mit Genugtuung hörten die Vertreter der Heimatkreise und Landesgruppen von den sichtbaren Erfolgen so mancher Initiative des Bundesvorstandes und der Beauftragten der Landsmannschaft, weit über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus unser Anliegen und unsere Forderungen der freien Welt vorzutragen und nahezubringen. Ein Beispiel dafür, dass es auch bei beschränkten Mitteln sehr wohl möglich ist, selbst jenseits des Ozeans neue Freunde unserer Sache zu gewinnen und in weitesten Kreisen Verständnis und Einsicht zu wecken, ist die so erfolgreiche Reise des Ersten Sprechers nach den Vereinigten Staaten und die Schaffung einer eigenen ostpreußischen Vertretung dort gewesen. Wie wichtig eine solche aufklärende Arbeit ist, das braucht in einer Zeit, in der durch verhängnisvolle und zweckbestimmte Äußerungen (man denke nur an die Fälle Wiskemann, Brentano, Schmid und Greve) der gerechte und selbstverständliche Anspruch der Ostdeutschen auf die Rückgabe ihrer Heimat in Frage gestellt werden soll, nicht besonders betont zu werden. Dr. Gille wies darauf hin, dass gerade in den letzten Monaten den Ostpreußen immer klarer geworden ist, wo sie ihre Verbündeten und wo sie die Widersacher zu suchen haben. Geschlossenheit im Wollen, Klugheit und Umsicht werden heute mehr denn je von uns gefordert, wenn wir uns erfolgreich behaupten wollen. Jeder unserer Landsleute hat sein Recht auf Ostpreußen selbst zu verteidigen und zu behaupten. Die Stärkung der deutschen Staatsgemeinschaft, die Einmütigkeit in allen nationalen Grundfragen sind ein Gebot der Stunde, an das wir uns unablässig zu erinnern haben. Man kann da nicht alles nur der Führung überlassen und selbst beiseite stehen. Die Abwehr gegen alle destruktiven Erscheinungen im heutigen Staat ist unser aller Pflicht. Wir werden uns geschlossen dagegen wenden, wenn etwa in der Publizistik der gemeinsamen Sache Deutschlands Schaden zugefügt wird. Der Ostpreuße, der immer den Schutz und die Verteidigung seiner Heimat und seines Vaterlandes als seine höchste Verpflichtung ansah, spricht auch heute ein unbedingtes „Ja" zum Ehrendienst des deutschen Soldaten und wird danach handeln.

 

Dr. Gille umriss die Bedeutung der ebenso dramatischen wie tragischen Ereignisse im Osten, die erneut das wahre Gesicht der Sowjetunion enthüllt haben. Er warnte mit Nachdruck vor jedem Wunschdenken bei der Ausdeutung der Vorgänge in Polen und gab der Erschütterung aller Deutschen über die neuen Untaten in Ungarn bewegten Ausdruck. Zugleich wies er mit Nachdruck darauf hin, welch verhängnisvolle Auswirkungen das wahnwitzige Handeln der Briten und Franzosen in Ägypten gerade in diesem Augenblick haben muss. Wer die weltpolitischen Vorgänge dieser Wochen recht erkenne, der müsse erneut die Forderung erheben, dass die Deutschen völlig geschlossen zusammenstehen. Das Schlagwort vom „Fehlen einer eigenen Konzeption" könnten wir für uns zurückweisen. Unsere Forderung nach Selbstbestimmung und unser Recht auf die Heimat seien unabdingbar und unumstößlich. Wir Deutschen seien heute wie gestern bereit, die gemeinsamen Anliegen der europäischen Völker gemeinsam zu meistern. Wir wollten menschliche Beziehungen im Geiste gegenseitiger Achtung pflegen. Wir wollen aber in Zukunft auch noch viel deutlicher und kraftvoller vor der ganzen Welt unsere Sache vertreten.

 

Seite 3   „Europa, Reich, Volk und Staat". Ein Vortrag von Heinrich Zillich

Zu einem Erlebnis der ganzen Tagung wurde dann die Rede des bekannten Sprechers der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, des Dichters Dr. h. c. Heinrich Zillich, der sich das Thema „Europa, Reich, Volk und Staat" gestellt hatte. Wie er eingangs betonte, ist ihm dem Volksdeutschen, Größe, Bedeutung und Geist Ostpreußens erstmals aus den geradezu visionären Gedichten unserer Agnes Miegel bewusst geworden, die ihn ein Leben lang begleitet haben. Dr. Zillich gab eine klare Deutung unserer Zeit und unserer Not. Als ein Kernübel der deutschen Gegenwart sah er die Flucht so vieler Deutscher in unseren Tagen aus der eigenen politischen Mitverantwortung und Verpflichtung, vor den eigenen Pflichten schlechthin. Das Bewusstsein für die grandiose Leistung gerade Deutschlands, des Reiches, bei der Gestaltung des Abendlandes und der Kulturwelt überhaupt ist mindestens zeitweise bei allzu vielen Deutschen verlorengegangen. Eine schiefe und unzulängliche Geschichtsschau hat bei uns die größten Verheerungen angerichtet. Man neigt allzu oft zu den Extremen, einmal zur Selbstüberschätzung, einmal zur Selbstunterschätzung. Nach 1945 ist das Bewusstsein für die geschichtlichen Taten unseres Volkes und unserer großen Männer getrübt worden. Es sei höchst notwendig, dass alle, deren Blick heute zu sehr verengt sei, sich wieder einmal ins Bewusstsein riefen, was wirklich geschehen sei, dass sie sich vor allem auch der Leistungen wieder bewusst würden, die gerade das Deutschtum an der Grenze im Auftrage des Abendlandes vollbracht hat. Im deutschen Osten seien wir immer die Bringer, die Gebenden gewesen. Während sich der Westen oft abgekapselt habe, habe der Mensch des deutschen Ostens immer das Ganze, das Reich, die große Mission des Abendlandes im Blut gehabt. Die Grenze des deutschen Ostens sei die einzige wirkliche Grenze Europas gegenüber einer fremden Welt gewesen. Die großen und unverlierbaren Werte des Abendlandes sah der Redner in der christlichen Liebe, dem Eigentumsbegriff, der Ehre, der Sesshaftigkeit und der unangetasteten Menschenwürde. In klaren Formulierungen zeichnete der Redner den wahren Inhalt auch des Begriffes „Deutsches Reich", der sich wahrlich nicht mit der Staatsbürgerschaft erschöpfe, sondern ein Reichsgefühl der abendländischen Sendung und des Dienstes einschließe.

 

Zillich erinnerte mahnend an das weise Wort, dass ein großes Volk immer groß denken und handeln müsse, wenn es nicht ganz klein und verächtlich werden wolle. Handeln wir nicht nach diesem seelischen Gesetz, heißen wir Raub und Unrecht gut, schreiben wir unsere Heimat ab, dann sinken wir zu Fellachen und Sklaven in einer elektrisch beleuchteten Zeit ab. Welche Schwächen haben wir zu überwinden? Wir müssen uns alle wieder der wahren moralischen Stärke unseres Volkes bewusst werden. Wir können auf das, was rechtens uns gehört, so wenig verzichten, wie jedes andere Volk. Unser geistiger Kampf muss mit Noblesse geführt werden, und wir haben abzusagen jeder Diffamierung unserer höchsten Werte, jeder gewollten und ungewollten Verräterei in den eigenen Reihen. Wir müssen unserer Jugend den Glauben an ewige Werte wiedergeben und das Ganze in den Mittelpunkt rücken, wie es immer Art des Grenzdeutschen gewesen ist. Er sei – so sagte Dr. Zillich – fest davon überzeugt, dass sich das deutsche Volk wiederfinden werde und dass man vieles höchst Bedenkliche, das für die jüngste Vergangenheit typisch war, überwinden könne. Die anerkannte deutsche Tüchtigkeit aber müsse sich, wenn wir vorankommen wollen, nicht nur auf die Erreichung eines Wohllebens auswirken, sie habe sich weit größeren und wichtigeren Aufgaben zuzuwenden. So wie in einer großen Vergangenheit die Blüte des Abendlandes und Europas niemals ohne die Mitwirkung des Deutschen Reiches erreicht worden wäre, so wird auch das Europa der Zukunft nicht ohne ein wiedervereinigtes Deutschland zu denken sein.

 

Die beiden politischen Referate gaben in einer Aussprache Gelegenheit zur weiteren Vertiefung der Probleme. Der erste stellvertretende Sprecher, Landsmann Wilhelm Strüvy, wies mit Nachdruck auf die Notwendigkeit hin, mit verstärkter Kraft und unmissverständlicher Deutlichkeit unsere Forderungen in die Öffentlichkeit zu tragen. Er würdigte unter lebhaftem Beifall der Versammlung die außerordentlichen Leistungen des Bundessprechers für unsere Sache. Als geschäftsführendes Vorstandsmitglied zog Landsmann Egbert Otto die Schlussfolgerungen aus den dramatischen Ereignissen unserer Tage, vor allem in Polen, Ungarn und Ägypten. Er sprach die herzliche Anteilnahme der Ostpreußen gegenüber allen aus, die für die Freiheit und die Heimat leiden, und er erinnerte daran, das Moskaus Wüten in Ungarn schlaglichtartig beleuchtet, was von der so viel gepriesenen „Koexistenz" nach dem Schema des Kreml zu halten ist. Anregungen und Vorschläge zur praktischen Heimatpolitik brachte auch Landsmann Reinhold Rehs, MdB.

 

Zu Beginn der Tagung gedachte Dr. Alfred Gille dreier hervorragender Landsleute, deren Heimgang die Gemeinschaft der Ostpreußen zu beklagen hat. Er würdigte das Wirken der Verstorbenen, des stellvertretenden Kreisvertreters von Königsberg-Stadt Paul Stech, des Mitgliedes des Göttinger Arbeitskreises Professor Dr. Goetz von Selle und des Arztes Professor Dr. Wilhelm Starlinger, dessen Buch „Die Grenzen der Sowjetmacht" einen starken Widerhall in der Öffentlichkeit gefunden hat.

 

Die Vorsitzenden der Landesverbände berichteten sodann in ausführlichen Referaten über die Arbeit und über die Pläne innerhalb der einzelnen Landesgruppen, wobei das Hauptgewicht auf die Heranziehung und die Betreuung der Jugend gelegt wurde. Mit Befriedigung wurde die Erklärung aufgenommen, dass in Niedersachsen jetzt alle Voraussetzungen für eine rege landsmannschaftliche Arbeit gegeben sind. Immer wieder wurde darauf hingewiesen, dass das Ostpreußenblatt als das Kampf- und Nachrichtenorgan unserer Landsmannschaft von jeder ostpreußischen Familie gelesen werden muss. Durch die jüngsten Ereignisse in Osteuropa, durch das brutale Vorgehen der Sowjetunion in Ungarn müsse es jedem Landsmann offenbar werden, dass ein noch engeres Zusammenstehen das Gebot der Stunde sei. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr sei neben den Entgleisungen einiger Politiker auch in der unverhüllten Tendenz einiger westdeutscher Zeitungen zu erblicken, die völlige Abschreibung des deutschen Ostens zu propagieren. Als ein wirksames Mittel, derartigen Zersetzungsabsichten des nationalen Lebenswillens und des Rechtsgedankens zu begegnen, wird den Landsleuten empfohlen, ihre Empörung in unmittelbaren Zuschriften an die Verlage derartiger Zeitungen zu äußern. Es sei hier an das berühmte Wort Bismarcks erinnert, der den Deutschen mehr Zivilcourage wünschte.

 

Rückschauend auf den vergangenen Sommer konnte festgestellt werden, dass die Teilnehmerzahlen an den Kreistreffen nicht abgesunken sind, sondern erheblich zunahmen, und dass erfreulicherweise mehr Jugendliche als früher sie besuchten. Ihr tiefer Sinn ist das Treuebekenntnis zur Heimat, dazu kommt, die Gelegenheit des Wiedersehens der alten Kreisinsassen und die Möglichkeit, den westdeutschen Paten kennenzulernen.

 

Diese Treffen werden von der einheimischen Bevölkerung mehr und mehr beachtet, und es ist selbstverständlich, dass sie in einer der Landsmannschaft würdigen Form veranstaltet werden. Hierüber wurde eingehend auf dem Vertretertag beraten. An dieser Stelle ergeht, daher die schon oft geäußerte Bitte an die Teilnehmer zumal größerer Treffen, die ernste Würde der Feierstunde nicht durch private Unterhaltungen und achtloses Umhergehen im Saal zu beeinträchtigen.

 

Um den Willen auf die Rückgewinnung unserer Heimat von neuem einheitlich zu dokumentieren, fasste der Vertretertag den Beschluss, im kommenden Jahr ein allgemeines Bundestreffen zu veranstalten, zu dem alle Ostpreußen aufgerufen werden. Im Ostpreußenblatt werden rechtzeitig der Ort des Bundestreffens und das Datum bekanntgegeben werden. Schon jetzt ergeht die Aufforderung an alle, sich auf diese große Kundgebung einzurichten. Der Zeitpunkt des Treffens wird wohl in den Monat Mai fallen“.

 

Lebhaft erörtert wurden von den Vorsitzenden der Landesgruppen und von den Kreisvertretern die Durchführung von Jugendtreffen und Freizeiten. Es wurde auf Veranstaltungen wie das Studententreffen in Osterode/Harz und auf die von den Patenstädten und -kreisen unterstützten Ferienlager hingewiesen. Geeignete junge Landsleute sollen jede denkbare Förderung für die eigene heimatpolitische und kulturelle aktive Mitarbeit erhalten. Bestimmend ist hier der Gedanke, dass die heimatpolitische Arbeit der Landsmannschaft erlahmen und absterben muss, wenn die Jugend nicht für sie gewonnen wird. Neben anderen Vorhaben ist eine Fahrt ostpreußischer Jungen nach dem einstigen Internierungslager Oxböl in Dänemark vorgesehen, die den dortigen Friedhof, auf dem viele ostpreußische Vertriebene gebettet wurden, in dreiwöchiger Arbeit wieder in einen würdigen Stand setzen wollen.

 

Zu den Angelegenheiten, mit denen sich der Vertretertag beschäftigte, gehörte auch die Herausgabe von Kreisbüchern. Die Manuskripte sollen vor dem Druck von Fachkennern, die der Bundesvorstand der Landsmannschaft benennen wird, auf ihren Inhalt und auf die Richtigkeit hin überprüft werden.

 

Mit dem Gelöbnis, in den Ämtern, in die sie von ihren Landsleuten gewählt wurden, unermüdlich weiter zu arbeiten, verabschiedeten sich die Teilnehmer an diesem Vertretertag.

 

Seite 3   und 4   Einigung auf unsere Kosten? Briten, Franzosen und Koexistenzler „raten" zum Verzicht.

Viele Zeichen deuten darauf hin, dass man im Hinblick auf die neue Entwicklung in Polen und Osteuropa überhaupt seitens der Briten, Franzosen und einiger Gleichgestimmter auch in Deutschland unserem Volk die Meinung einreden möchte, Friede und gesunder Ausgleich in Europa seien nur dann zu erreichen, wenn die Deutschen den Polen von vornherein den Verzicht auf unsere ostdeutsche Heimat und die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als endgültige Grenze präsentierten. Das Ostpreußenblatt hat schon in seinen, letzten Folgen solche Äußerungen aus dem In- und Ausland zitiert, inzwischen haben sich ihnen weitere angeschlossen. Die Veröffentlichungen der letzten Woche mahnen die ostdeutschen Heimatvertriebenen daran, dass gegenüber diesen zweckbewussten und sattsam bekannten Klängen höchste Wachsamkeit und entschlossene Abwehr geboten sind. Wer vergleicht, wie sich bei solchen Publikationen britische Blätter vom „Daily Telegraph" über die „Sunday Times" bis zum „Manchester Guardian" die Stichworte zuspielen, der wird bald erkennen, dass hier aus dem Hintergrund eine zielbewusste politische Regie ebenso mitwirkt, wie bei bestellten „Parlamentsanfragen" und Pressekommentaren in Frankreich.

 

Wir hatten schon in der letzten Folge unserer Zeitung kürzere Kommentare des „Manchester Guardian" und „Daily Telegraph" zitiert. Das politisch sehr einflussreiche Blatt aus Manchester ist inzwischen noch viel deutlicher geworden; es hat in seinem letzten Kommentar die Karten völlig offen auf den Tisch gelegt. In ihm heißt es nämlich wörtlich:

 

„Sollte Polen wirklich unabhängig werden, so hat es viel mehr Aussicht als der Satellitenstaat, die Anerkennung seiner gegenwärtigen Grenze mit Deutschland zu erreichen. In der Tat könnten die Westmächte (!) zu dem Schluss kommen, dass sie dieses Geschenk nicht zurückhalten können, falls das Kind am Leben bleiben soll. Vielleicht ist der Tag gekommen, den Dr. von Brentano voraussah — an dem das deutsche Volk die Entscheidung zu treffen hat, ob es auf die Gebiete hinter der Oder-Neiße-Linie verzichten solle, ‚falls damit siebzehn Millionen Deutsche in der Sowjetzone befreit werden können'“.

 

„Schon abgeschrieben!"

Nach dieser bezeichnenden Einleitung fühlt sich das britische Blatt bewogen, folgendes festzustellen: „Die Entscheidung ist nicht wirklich so schmerzlich, wie es Ausländer aus deutschen Reden entnehmen könnten. Es ist wahrscheinlich wichtig, zu sagen, dass die meisten Deutschen sich mit dem Verlust der Ostgebiete bereits abgefunden haben. Unglücklicherweise würde kein deutscher Politiker dies in den Monaten vor einer Wahl mit einigen Millionen Flüchtlingen unter den Wählern zuzugeben wagen. Aber jetzt können sie mehr als zu irgendeiner Zeit vor der Berliner Blockade die Chance haben, etwas Gutes auf Kosten eines Schattens zu erreichen — eines Schattens, der viel zu lange die Überlegungen in Deutschland verdunkelt hat“.

 

Es ist wohl notwendig, sich diese geradezu ungeheuerliche Erklärung eines immerhin stark beachteten britischen Blattes mehrfach durchzulesen und einzuprägen. Sie legt nicht nur eindeutig klar, wohin gewisse Kreise im Westen zielen und was sie anstreben, sie enthält auch sonst noch einiges Beachtliche. Diese Engländer sind also bereit, eigene bessere Handelsbeziehungen und neuen politischen Einfluss im Osten mit der totalen Preisgabe der Provinzen eines Verbündeten zu erkaufen, sie spielen auch sofort alle die unglückseligen amtlichen und nichtamtlichen Erklärungen deutscher Politiker, die ebenso unglückseligen wie fragwürdigen „Befragungen" und ähnliches aus. Wird dem amtierenden deutschen Außenminister nun bewusst, was er mit seiner Londoner Erklärung angerichtet hat? Spürt nun Professor Carlo Schmid, welche Munition seine Rede in Bad Neuenahr den Leuten da drüben in die Hand gespielt hat?

 

Gleiche Klänge aus Paris.

Die britisch-französische Entente scheint sich auch auf diesem Gebiet höchst aktiv zu betätigen. Da hören wir zum Beispiel, dass sich die französische Regierung von einem Abgeordneten Lipkowski — dessen Herkunft der Name eindeutig kennzeichnet — die Frage vorlegen lässt, ob es nicht an der Zeit sei, angesichts der Ereignisse in Polen die Haltung Frankreichs, Englands und Amerikas zum Problem der Oder-Neiße-Linie zu „präzisieren". Dass die von dem Herrn Lipkowski und seinen Pariser Hintermännern gewünschte „Präzisierung" auf eine glatte Anerkennung der Oder-Neiße-Linie und auf die totale Abschreibung Ostdeutschlands herauslaufen soll, braucht man wohl kaum noch besonders zu beweisen. Die Pariser Regie sorgt dafür, dass „zufällig" am gleichen Tage die große französische Zeitung „Le Monde" ins gleiche Horn stößt. Ihr Warschauer Sonderkorrespondent muss darauf hinweisen, dass der neue kommunistische Parteichef in Polen, Gomulka, nach wie vor die „deutsche Gefahr" als das Hauptproblem Polens bezeichnet. Die französische Zeitung fügt dann hinzu, es beständen wohl neue Möglichkeiten für die Beziehungen zwischen Polen und dem Westen, falls nämlich der Westen die polnische These annehme, dass jeder Plan einer Revision der Oder-Neiße-Grenze oder einer Rückgabe ostdeutscher Gebiete das Risiko eines dritten Weltkrieges in sich trage.

 

„Heiligtum Oder-Neiße-Grenze"

Man soll aber nicht sagen, dass nur von britischer und französischer Seite solche Gedankengänge entwickelt werden. Man lese nur einmal eine Stelle aus dem Leitartikel des „Spiegel" von „Jens Daniel". In ihm heißt es wörtlich:

 

„Jede polnische Regierung, erst recht eine bürgerlich-christliche, müsste die Oder-Neiße-Grenze zum unantastbaren Heiligtum erklären. Wenn der Nationalkommunist Gomulka sich halten wird, dann nicht zuletzt, weil die Wahrung der jetzigen Grenzen Polens unter dem jetzigen Regime ein gemeinsames Anliegen der Russen und Polen ist, das nationale Anliegen der Polen schlechthin, die zum ersten Mal innerhalb klar übersichtlicher Grenzen ausschließlich Polen regieren. Wenn wir uns alle denkbaren Bedingungen vergegenwärtigen, unter denen die Sowjets den Polen eine neue Grenzregelung zu unseren Gunsten aufnötigen könnten, wird sehr bald klar, dass wir uns eine von Moskau erzwungene Revision nicht wünschen dürfen, abgesehen davon, dass sie wirklich nicht zur Debatte steht. Aber man kann unsere Realpolitiker nicht früh genug aus ihren Großmannsträumen auf die Erde zurückholen. Wir werden uns zu überlegen haben, ob wir die nicht unwichtige Hilfe Polens bei der Wiedervereinigung Zug um Zug mit einer Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze (!) erkaufen wollen — das ist die neue Situation“.

 

Während also der „Manchester Guardian" dreist zu behaupten wagt, die meisten Deutschen hätten sich mit dem Verlust der Ostgebiete bereits abgefunden, während die Briten den gerechten Anspruch der Ostdeutschen auf ihre Heimat einen unerfreulichen Schatten nennen, findet der Leitartikler eines deutschen politischen Magazins nichts dabei, zu erklären, die Polen regierten zum ersten Mal „innerhalb klar übersichtlicher Grenzen ausschließlich Polen". Die Tatsache, dass aus diesen so klar übersichtlichen Grenzen ungezählte Millionen seiner eigenen deutschen Landsleute verjagt wurden, erwähnt „Jens Daniel" mit keinem Wort. Für die „nicht unwichtige Hilfe Polens" ist er glatt bereit, bei der Wiedervereinigung die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie (die er bezeichnenderweise wie die Pankower die Oder-Neiße-Grenze nennt) in Erwägung zu ziehen.

 

Soweit ist es also schon gekommen! Man darf sicher sein, dass auch diese ungeheuerliche Zumutung an unser Volk von wachsamen Ausländern sofort wieder als Munition für ihre Stimmungsmache ausgenützt wird. Jede, solcher Stimmen kommt denen, die mit unserer Heimat ihre eigene Politik machen wollen, wie ein Geschenk.

 

Seite 4   Israel und die Araber. Das militärische Kräfteverhältnis

Im Hinblick auf die neuesten kriegerischen Ereignisse im Orient ist eine Wertung der verfügbaren militärischen Streitkräfte Israels und auch der verschiedenen umliegenden arabischen Staaten von Bedeutung, die ein in diesen Fragen sehr erfahrener holländischer Offizier jetzt in der Zeitung „De Volkskrant" veröffentlicht. Das niederländische Blatt weist darauf hin, dass ein reiner Vergleich der Bevölkerung von Israel mit der der arabischen Staaten ein völlig falsches Bild gäbe. Wenn man die britischen und französischen Expeditionstruppen einmal gänzlich außeracht lasse, so habe sich trotzdem Israel in einer unvergleichlich besseren militärischen Situation befunden als seine arabischen Nachbarn. In ganz Israel wohnten zwar nur so viel Menschen, wie in einer einzigen Riesenstadt wie Hamburg, die Ausbildung der Männer und Frauen, der Jünglinge und jungen Mädchen sei jedoch erstaunlich weit getrieben worden. Nach der Mobilmachung umfasse die israelische Armee mehr als sechzehn starke Brigaden mit Fallschirmtruppen in der Gesamtstärke von 250 000 Mann. Im Kriegsfalle komme dazu eine Reserve für den Dienst in der Heimat, für Nachschub usw. in mindestens der gleichen Stärke. Man könne darauf rechnen, dass etwa die Hälfte der gesamten Bevölkerung des jungen jüdischen Staates, zumindest am Gewehr und Maschinengewehr ausgebildet sei.

 

Obwohl Ägypten heute mehr als 22 Millionen Einwohner hat, — gegenüber 1,8 Millionen Israels —, hat es normalerweise in seinen drei bis vier Divisionen nicht mehr als 100 000 Mann unter den Waffen. Die ägyptischen Panzer werden zwar auf 600 beziffert, sind aber nach Ansicht des Militärexperten mindestens zur Hälfte veraltet und von sehr zweifelhaftem Wert. In der Luftwaffe und bei der Artillerie dürfte Israel über sehr viel modernere Typen verfügen, als alle seine arabischen Gegner. Jordanien mit 1,5 Millionen verfügte bei Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Israel und Ägypten kaum über mehr als 20 000 aktive Soldaten und 30 000 Mann einer in ihrem Wert kaum bekannten Bürgerwehr. Irak hat 5 Millionen Einwohner und drei bis vier Divisionen mit 60 000 Mann. Den Wert des syrischen Heeres in Stärke von etwa 25 000 Mann hält der Militärfachmann für stark umstritten. Aus allem gehe hervor, dass sich die Israeli zumindest für die erste Phase eines Kampfes selbst dann eine beachtliche Chance ausrechnen könnten, wenn alle Araberstaaten als seine Gegner aufträten. Ohne ein Eingreifen der westlichen Mächte würde sich diese Lage allerdings bei längeren hinhaltenden Kämpfen vor allem dann ändern, wenn etwa Russland und andere Ostblockstaaten in größeren Mengen neue Waffen und neues Material für arabische Divisionen lieferten, die erst in einem längeren Zeitraum aufgestellt werden können.

 

Seite 4   August Winnig verstorben

In Bad Nauheim verstarb am 3. November der frühere Oberpräsident Ostpreußens Dr. h. c. August Winnig im 79. Lebensjahre. Winnig, der am 31. März 1878 in Blankenburg am Harz geboren wurde und viele Jahrzehnte in der Arbeiterbewegung tätig war, wurde nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zum Generalbevollmächtigten des Reiches für die baltischen Lande nach Riga berufen. Am 22. Januar 1919 erhielt er das damals so entscheidend wichtige Amt des Reichs- und Staatskommissars für Ost- und Westpreußen in Königsberg, wo er zur Wiederherstellung der gesetzlichen Ordnung entscheidend beitrug. Im Juni 1919 übernahm er die Geschäfte des bisherigen Oberpräsidenten von Batocki, und am 1. September des gleichen Jahres wurde er selbst Oberpräsident. Dieses Amt hatte er bis zum Kapp-Putsch inne. In späteren Jahren wurde August Winnig, der sich, den Ostpreußen stets besonders verbunden fühlte, vor allem als bedeutender Autor bekannt. Besondere Verbreitung und Anerkennung fanden seine Lebenserinnerungen.

 

Seite 4   Die „Katastrophe von Allenstein". „Vergewaltigung der wirtschaftlichen Vernunft und der Menschen“. „Das System des Terrors"

In einem „Die Katastrophe von Allenstein" überschriebenen Artikel schildert die Warschauer Zeitung „Nowa Kultura", wie es wörtlich heißt: „Die Vergewaltigung der Menschen und der wirtschaftlichen Vernunft" im polnisch verwalteten südlichen Ostpreußen, wobei insbesondere die Diskriminierung der in der Heimat verbliebenen deutschen Bevölkerung in den letzten elf Jahren aufs schärfste verurteilt wird. Dabei wird allerdings nicht erwähnt, dass diese Erscheinungen zu jener Zeit einsetzten und in besonders krasser Form zu verzeichnen waren, als der gegenwärtige Generalsekretär der kommunistischen „Vereinigten Arbeiterpartei" Volkspolens, Gomulka, der verantwortliche „Minister für die wiedererrungenen Westgebiete" war.

 

Einleitend wird in dem Artikel der „Nowa Kultura" festgestellt, dass an sich die Prinzipien, nach denen bei der Durchsetzung des Kommunismus in Ostpreußen verfahren wurde, die gleichen gewesen seien wie im gesamten polnischen (und polnisch verwalteten) Gebiet, doch seien die Auswirkungen in der „Woiwodschaft Allenstein" besonders verhängnisvoll gewesen, so dass man geradezu von der „Allensteiner Katastrophe" sprechen könne. Dies sei auch „wegen des Kontrasts zur deutschen Wirtschaft" besonders deutlich in Erscheinung getreten. Verderblich habe sich der „lange Zeitraum, in dem Plünderungen stattfanden", ausgewirkt. Weiterhin sei hier das System der Errichtung von Sowchosen (Staatsgütern) besonders umfassend zur Anwendung gelangt, so dass diese Form der Landbewirtschaftung hier auf nicht weniger als 25 v. H. der landwirtschaftlichen Nutzfläche erstreckt worden sei. Die zahlreichen „Fehlentscheidungen" der Behörden hätten die Katastrophe beschleunigt, wobei hinzugekommen sei, dass es sich zwar die polnischen Neusiedler hätten leisten können, die unsinnigen Anordnungen zu umgehen, nicht aber die „Autochthonen" — so wird die in der Heimat verbliebene deutsche Bevölkerung bezeichnet —, auf die man „keinerlei Rücksicht genommen" habe. Nirgendwo sei der „Klassenkampf so rigoros durchgeführt worden" wie eben im südlichen Ostpreußen. Dies sei Ausdruck des Stalinismus gewesen, der „nicht nur eine Vergewaltigung der wirtschaftlichen Vernunft, sondern auch der Menschen — einzelner Menschen und ganzer Gruppen von Menschen — bedeutete". Es habe bisher im südlichen Ostpreußen „ein System des Terrors, des Denunziantentums, der Provokation und des brutalen Drucks" geherrscht, um „den Anschein einer moralisch-politischen Einheit des Volkes zu erwecken".

 

Die „Autochthonen" seien „ein bequemes Objekt für diese polizeiliche Sozialpädagogik" gewesen. „Wie leicht fiel es hier, falsche Beschuldigungen vorzubringen, wie schwer war es, den Verleumdungen entgegenzutreten. Wie sehr wurde der Terror begünstigt durch die Einstellung der neu zugezogenen Bevölkerung gegenüber den „Schwaben“. Im Namen des „Kampfes um das Polentum" seien die „Autochthonen rücksichtslos aus ihren Gehöften und Häusern hinausgeworfen worden". Dieser „polnische Volkstumskampf" habe zu verderblichen Auswirkungen geführt, zumal sich die „Autochthonen" sehr wohl an alle diese Verfolgungen erinnerten. Man habe „im Namen der polnischen Staatsräson" mit den „drastischsten Repressalien und Diskriminierungen" das Ziel angestrebt, behaupten zu können, dass „in der Woiwodschaft Allenstein nur noch Polen leben".

 

Abschließend wird gefordert, dass den „Autochthonen" gegenüber nunmehr eine „neue Politik" eingeschlagen werden müsse, „weil die Wirtschaftslage ein besonders ernstes Stadium des Verfalls zeigt“. Vor allem aber sei es erforderlich, „sofort vom Kampf der Verwaltung gegen die deutsche Kultur abzulassen“.

 

Seite 4   Die Zusammenführung gefährdet? DRK-Bonn teilt mit, dass Transporte bereits um die Hälfte vermindert wurden.

Die einzige in den Oder-Neiße-Gebieten erscheinende deutschsprachige „sozial-politische" — natürlich kommunistische — Tageszeitung „Arbeiterstimme" in Breslau veröffentlichte ein Interview mit der Präsidentin des Polnischen Roten Kreuzes, Frau Dr. Irena Domanska, über die Aktion „Familienzusammenführung". Der Redakteur der „Arbeiterstimme", J. Bartosz, stellte einleitend fest, dass die Vereinbarung zwischen dem Deutschen und Polnischen Roten Kreuz vom Dezember 1955 über die Einleitung einer regelmäßigen Aktion „provisorischen Charakter" habe und „nur für das Jahr 1956 gültig" sei. Frau Dr. Domanska habe erklärt, dass auf Grund der damals vorliegenden Anträge während der Verhandlungen mit den Vertretern des Deutschen Roten Kreuzes „die Zahl der Personen, die 1956 zu ihren Angehörigen nach Westdeutschland fahren können, auf etwa 10 000 Personen bestimmt" worden sei. Nach dem Besuch von Frau Dr. Domanska in Bonn — im Juni dieses Jahres — habe man den Wünschen der DRK-Vertreter, „ob angesichts der günstigen Entwicklung noch weitere Personen zu ihren Familien reisen könnten", entsprochen. Leider habe „unsere positive Stellung", erklärte Dr. Domanska, „keine freundliche Reaktion deutscherseits gefunden“. Eben zu dieser Zeit unternähmen „verantwortliche Behörden der Bundesrepublik" weitere „unfreundliche Maßnahmen" Polen gegenüber, besonders erneuerten sie die „Ballonaktion", die — wie Dr. Domanska sagte — „eine unmittelbare Gefährdung für das Leben und Gut polnischer Bürger verursacht". Es wäre unvernünftig, das Deutsche Rote Kreuz dafür verantwortlich zu machen, „aber andererseits ist es doch selbstverständlich, dass ein solches Verhalten keine gute Atmosphäre für den weiteren günstigen Verlauf der Familienzusammenführung schaffen kann“. Auf die letzte Frage des Redakteurs der „Arbeiterstimme", wie sich die Aktion „Familienzusammenführung" künftig gestalten werde, antwortete Dr. Domanska, „dies hänge von sehr vielen Dingen ab. Das wichtigste aber dabei sei der beiderseitige gute Wille. Man kann annehmen, dass, falls ähnliche unfreundliche Maßnahmen nicht mehr stattfinden werden, dies zweifellos eine positive Auswirkung auf die Ausdehnung der Aktion haben würde“.

 

Der Leiter des Suchdienstes des „Deutschen Roten Kreuzes", Dr. Wagner, erklärte dem „Pressedienst der Heimatvertriebenen" in diesem Zusammenhang, dass die Präsidentin des Polnischen Roten Kreuzes in einem Briefe an das DRK vom 9. Oktober ebenfalls behauptet hat, die Auflassung von Luftballons habe in der polnischen Öffentlichkeit eine derartige Reaktion hervorgerufen, dass es der polnischen Regierung nicht möglich sei, die bereits im Prinzip zugesagte Ausweitung der Zahl der Transporte zum Zwecke der Familienzusammenführung vorzunehmen.

 

Dieser Brief ist bislang vom Deutschen Roten Kreuz noch nicht beantwortet worden, „da das DRK zu der Frage, ob Luftballons aufgelassen werden oder nicht und ob eventuell eine Auflassung von Luftballons künftig verhindert werden kann, keine Stellung nehmen kann“. Die Bundesregierung, so führte Dr. Wagner des Weiteren aus, sei jedoch vom DRK vom Sachverhalt unterrichtet und um nähere Feststellungen gebeten worden.

 

Der Leiter des DRK-Suchdienstes wies darauf hin, dass in letzter Zeit — seit Beginn des Monats September — die Transporte zur Familienzusammenführung nur noch in einer um die Hälfte verminderten Anzahl eingetroffen sind. Das Polnische Rote Kreuz habe aber inzwischen versprochen, trotz der eingetretenen politischen Hemmungen die Familienzusammenführung wieder auf den alten Umfang zu bringen.

 

Seite 4   Das Verfahren bei der Ausreisegenehmigung. Arbeitsfähige Deutsche müssen bleiben.

Die Warschauer Zeitung „Tygodnik Demokratyczny" berichtet aus der ostpreußischen Stadt Osterode über das Verfahren der örtlichen polnischen Behörden bei der Ausstellung von Genehmigungen für die Teilnahme an der Familienzusammenführung durch Transporte nach Westdeutschland. „Theoretisch", so heißt es in dem Bericht, solle eine Kommission über die Genehmigungen befinden, praktisch entscheide jedoch allein der Leiter der Sozialabteilung des Magistrats, da „die anderen meist keine Zeit dazu haben". Der polnische Funktionär versehe die in größter Zahl eintreffenden Gesuche jeweils mit dem Vermerk „Genehmigt" oder „Abgelehnt". Eine Genehmigung werde erteilt, „wenn der Antragsteller in höherem Alter ist und Verwandte hat, die sich verpflichtet haben, für seinen Unterhalt aufzukommen“. Auch solche Anträge würden positiv entschieden, „wenn dem Gesuch ein befürwortendes Schreiben des Deutschen Roten Kreuzes beiliegt, mit welchem wir ein Abkommen über die Familienzusammenführung abgeschlossen haben“. Abschlägig beschieden würden dagegen Anträge „von jungen Menschen oder solcher Menschen, die in der Woiwodschaft nahe Verwandte haben". In dem Bericht heißt es hierzu, dass allein im Kreise Osterode rund tausend „Autochthone" in die Bundesrepublik wollen.

 

Abschließend behandelt der polnische Berichterstatter die Frage, aus welchen Gründen die „Autochthonen" Anträge auf Genehmigung zur Aussiedlung nach Westdeutschland einreichen und enthüllt dabei, unter welchen Verhältnissen die im südlichen Ostpreußen verbliebenen Deutschen unter polnischer Verwaltung leben.

 

Die befragten Einwohner wiesen darauf hin, dass Bekannte grundlos verhaftet worden sind, dass Gärten und Landstücke rücksichtslos enteignet wurden, gleichzeitig aber den Masuren hohe Ablieferungsverpflichtungen auferlegt wurden. Ihre Kinder dürften die höheren Schulen nicht besuchen, in den Grundschulen würden sie von den polnischen Lehrern als „Schwaben" beschimpft, und die zum Militärdienst einberufenen Söhne würden allein zur Zwangsarbeit in Bergwerken eingesetzt. Auch erhielten sie keinerlei Zuteilungen an Baumaterialien, um ihre Häuser instand halten zu können. Gesuche würden von den polnischen Behörden nicht beantwortet, und niemand werde zur Rechenschaft gezogen, wenn er ihnen Unrecht tue. Deshalb wollten sie alle nach Westdeutschland ausgesiedelt werden. „Gibt es denn bei Euch hier Gerechtigkeit?", fragte eine Ostpreußin den polnischen Berichterstatter.

 

Seite 4   „Sowjetbürger deutscher Nationalität". Moskau verweigert erneut die Heimführung

Die Sowjetregierung hat in einer Antwortnote an die Bundesregierung die strikte Weigerung ausgesprochen, Personen nach Westdeutschland zu repatriieren, die „in der Sowjetunion eingebürgert" worden sind. In der Note heißt es:

 

„Im Zusammenhang mit der Tatsache, dass die von der Botschaft der Bundesrepublik übermittelte Note die Frage der Staatsbürgerschaft jener Personen in der Sowjetunion berührt, mit denen die Botschaft über ihre Ausreise aus der Sowjetunion nach Westdeutschland verhandelt und an die die Botschaft Fragebogen verteilt hat, hält es das Ministerium für notwendig, noch einmal die Aufmerksamkeit der Botschaft auf die Tatsache zu lenken, dass diese Art der Tätigkeit sich nicht auf sowjetische Staatsbürger erstrecken darf“. Moskau weist darauf hin, dass in diesem Falle die Frage der Staatsbürgerschaft solcher Personen von den sowjetischen Behörden auf der Grundlage der sowjetischen Gesetze entschieden wird. Eine doppelte Staatsbürgerschaft kenne das sowjetische Gesetz im Gegensatz zum deutschen nicht.

 

Weiter heißt es: „Das sowjetische Außenministerium ist im Besitz von Informationen über Fälle, in denen die Botschaft der Deutschen Bundesrepublik Verhandlungen über die Rückführung nach Westdeutschland mit sowjetischen Staatsbürgern deutscher Nationalität aufgenommen hat, die während des letzten Krieges ihren Wohnsitz in dem von Deutschen besetzten Gebiet hatten, und denen die Hitler-Behörden seinerzeit die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkannten. In diesem Zusammenhang möchte das Ministerium daran erinnern, dass die Sowjetregierung die Entscheidung der Hitler-Behörden, Personen deutscher Nationalität, die in den vorübergehend besetzten Gebieten lebten, die deutsche Staatsbürgerschaft zu verleihen, nicht anerkennt und nicht anerkannt hat“.

 

Seite 4   Zwölf Jahre in Schweigelagern

Aus einem Schweigelager in der Sowjetunion wurde der Architekt und ehemalige Feldwebel Rudolf Kasper entlassen. Seine Geburtsstadt ist Gablonz im Sudetenland. Seine Frau Margarethe Kasper, geb. Scharna, war Laborantin; sie stammte aus Allenstein und wohnte bis 1945 in Insterburg, wo zwei Jahre vorher auch der Sohn Klaus geboren wurde. Rudolf Kasper, der in Estland in Gefangenschaft geriet, wurde 1945 von einem tschechoslowakischen „Volksgericht" als Sudetendeutscher zum Tode verurteilt. Bis Dezember 1955 wurde er in verschiedenen Schweigelagern im nördlichen Ural gefangen gehalten. Zwölf Jahre lang galt er als vermisst. Es gelang ihm, im März dieses Jahres einen Brief aus dem Lager herauszuschmuggeln, den ein gut gesinnter Russe nach Deutschland sandte. Auf diese Weise erfuhr Frau Kasper, dass ihr Mann noch am Leben ist. Auf ihre Bitte stellte der Botschafter der Bundesrepublik in Moskau, Dr. Haas, den Antrag auf Entlassung von Rudolf Kasper. Diesem Antrag wurde auch stattgegeben, und Mitte September traf er bei seiner Gattin in Eckernförde ein. Mit ihm zugleich wurden drei ehemalige Kriegsgefangene entlassen.

 

Seite 4   Nur drei Transporte im September 1956

Wie das Bundesvertriebenenministerium mitteilt, sind im Laufe des Monats September nur drei Transporte mit 665 Aussiedlern aus den deutschen Ostgebieten und aus Polen im Bundesgebiet eingetroffen. Weitere 205 Personen gelangten auf anderen Wegen aus den Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Linie in die Bundesrepublik. Insgesamt sind seit der Wiederaufnahme der Transporte von polnischer Seite 8750 Personen in 44 Transporten über das Grenzdurchgangslager Friedland mit ihren Angehörigen in Westdeutschland wiedervereinigt worden.

 

Seite 5   Suchanzeigen

Wer kann über den Aufenthalt des Elektromeisters Jecksties und seiner Frau, geb. Spedowski, früher wohnhaft in Königsberg Pr., Geschäft Vord. Vorstadt, Auskunft geben, bzw. über Verbleib der Verwandtschaft von Frau Jecksties, geb. Spedowski? Eilauskünfte an Herrn C. F. C. Behrendt, Berlin-Lichterfelde-Ost, Berliner Straße 154. Auslagen werden zurückerstattet.

 

Ich suche die Anschrift v. langjährigen Angestellten der Land-Krankenkasse des Kreises Samland, die über Angestellte der Land-Krankenkasse aus den Jahren 1940 - 1945 Auskunft erteilen können. Es handelt sich um Witwenrentenanträge. Nachr. erb. Frau von Bernhardi, Wiesbaden, Emser Straße 12.

 

Erben gesucht

1. Wo Geschwister, Rosalie Albrecht, geb. 1874; Julius Emil Albrecht, geb. 1876 und Lina Albrecht, geb. 1880 in Tilsit, wo Vater Schuhmacher.

 

2. Wo Clara Ther. Kroll, geb. 1884, und Bruder Walter Georg Kroll, geb. 1886 in Grabitzken, Kr. Osterode, wo Vater Gutsinspektor. Mutter war eine geb. Jeromin.

 

3. Wo Kinder von Ferd. Julius Krause, geb. 1840 in Tilsit?

 

4. Wo Neffen von Gottlieb Reimer, geb. 1827, verst. 1914 Amerika? Geburtsort unbekannt.

 

Hinweise erbittet Erbenforscher H. F. Bode. Hamburg-Rahlstedt. Postfach 6.

 

Erben gesucht von:

Gottlieb Reimer, geb. etwa 1820/1830 und dessen Ehefrau Mathilda Reimer, geb. Krause, geb. 1830/1835, vermutl. Gegend TilsitMemel — nach Amerika ausgewandert. Erbnachweis auch alte Korrespondenzen u. Fotos von USA — einsenden:

Dr. M. COUTOT-BROCKER, Straßburg, Els., Allee Robertsau 77

 

Wer kann Auskunft geben üb. Ludwig Adomeit und Frau Emma, aus Brennersdorf, Kreis Insterburg, Ostpreußen? Nachr. erb. Frau Charlotte Schütz, Pforzheim-Ersingen, Lange Straße 80.

 

Leidensgefährten, die mir zusammen in russ. Zivilgefangenschaft v. April 1945 bis Oktober 1947 in Irglacken, Kreis Tapiau, und v. Oktober 1947 bis August 1948 in Goldbach (Krankenhaus) waren, mögen sich bitte mit mir in Verbindung setzen. Edith Siebert, Ebingen, Württbg.. Augustenstraße 3.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib der Möbeltransportfirma Louis Thiel, Inh. Artur Hinz, Elbing, Marienburger Damm? Nachricht, erb. Erich Matzek, Wolfshausen über Marburg

 

Seite 5   Bestätigungen

Achtung, Lycker! Wer kann bestätigen, dass mein verschollener Mann, Oskar Berg seit 1943 beim Landratsamt Lyck tätig war? Unkosten werden erstattet. Fr. Erna Berg, (13a) Bayreuth, Ahornweg Nr. 18, früher Lyck.

 

Wer kann bestätigen, dass mein Mann, August Gonska, aus Reuschhagen, Kr. Allenstein, Ostpreußen, bei Wartenburg, geb. am 28.09.1905 in Gr.-Bartelsdorf, bis zum 21.01.1945 im Zuchthaus Wartenburg als Aufseher tätig war? Mein Mann ist Ende März 1945 b. Danzig den Russen in die Hände gefallen. Seitdem fehlt jede Spur. Wer etwas über sein Schicksal weiß, wolle sich bitte Mastholte 17 über Lippstadt, melden? Frau Monika Gonska

 

Rest der Seite: Bekanntschaften, Werbung, Stellenangebote, Verschiedenes, Unterricht

 

Seite 6   1. Ostpreußischer Studententag. Eine Woche in Osterode am Harz — Begeistertes Eintreten für die ostpreußische Heimat.

Ostpreußische Studenten hielten während der letzten Oktobertage in dem Harzstädtchen Osterode eine Tagung ab. Dieses Treffen, zu dem nahezu zweihundert Studenten von fast allen westdeutschen und West-Berliner Hochschulen gekommen waren, brachte Erkenntnisse, die eine ausführliche Würdigung an dieser Stelle verlangen. Zunächst sei festgestellt, dass die Tagung ein Erfolg war. Eine derart abgegriffene und vielbemühte Wendung pflegt im Allgemeinen wenig zu sagen, hier ist sie durchaus ernst gemeint. Dieses Ergebnis kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. Denn den Studenten möchten wir sehen, der nicht mit einiger Skepsis zu diesem ersten ostpreußischen Studententag nach Osterode reiste, mit der Frage auf den Lippen, was denn da schon herauskommen könne.

 

Vorausgeschickt sei eine Feststellung, die in einem Bericht über eine doch eigentlich im Geistigen wurzelnde Veranstaltung vielleicht Erstaunen erregt. Mit als wesentliches Ergebnis dieser Tagung muss man das unter den ostpreußischen Studenten hier zum Ausdruck gekommene Gefühl der Zusammengehörigkeit betrachten. Wir sollten uns doch nichts vormachen: wenn dieses Gefühl des Verbunden seins mit dem anderen Menschen, mit der ostpreußischen Heimat nicht da wäre, wenn nicht alle spürten, dass sie den gleichen Weg und das gleiche Ziel haben, dann wäre die ganze Arbeit sehr in, Frage gestellt. Die einzelnen Vorträge könnten noch so gut und geistig hochstehend sein, stoßen sie auf eine kühle, im eigentlichen unbeteiligte Zuhörerschaft, dann verpuffen sie wirkungslos. Die Studenten, die sich hier mit ihrer Heimat beschäftigten, haben Ostpreußen fast alle im Alter von sechs bis acht Jahren verlassen. Sie haben — und in größerem Maße trifft das für die noch jüngere Generation zu — kaum wesentliche persönliche Erinnerungen, die sie schon rein gefühlsmäßig stark an ihre Heimat binden könnten. Die bestimmenden Eindrücke ihrer Jugend sammelten sie fast alle hier im Westen, manche der jungen Menschen haben sogar die mundartliche Färbung ihrer neuen Heimat angenommen. Man hörte echt bayrische Laute, prächtiges Berlinerisch. Dieses Nachlassen eines unbeirrbaren, vom Gefühl genährten Verwurzelt seins mit der ostpreußischen Heimat darf nicht unterschätzt werden.

 

Pathos wird abgelehnt

Umso überraschender, umso erfreulicher und ermutigender, dass eine pessimistische Voraussage, die sich aus diesen Feststellungen vielleicht hätte ergeben können, während dieser Studentenwoche einfach widerlegt wurde. Der Gedanke an Ostpreußen ist auch unter der Jugend lebendig, das spürte man hier in aller Deutlichkeit an den erregten Debatten, die sich oft bis in die Nacht hinein fortsetzten, an dem Eifer, mit dem die Vorträge über die Bedeutung Ostpreußens in der abendländischen Geschichte, über das heutige Ostpreußen entgegengenommen wurden, an der natürlichen, freudigen Begeisterung, mit der sich die Versammlung auf jedes ostpreußische Wort stürzte, auf die „Dittchens" und „Flunderchens", die immer mit lachendem Beifall bedacht und fast zärtlich gepflegt wurden. Dieses entschiedene, ja leidenschaftliche Eintreten für Ostpreußen war die unbedingt notwendige Grundlage für einen Erfolg dieses Studententages, es ist die Voraussetzung für einen Erfolg im Bemühen um die Wiedererringung der Heimat überhaupt, und diese Voraussetzung, das soll hier klar ausgesprochen werden, wird zumindest von der studentischen ostpreußischen Jugend ohne Vorbehalte erfüllt.

 

Diese wohl wichtigste Erkenntnis der Osteroder Studentenwoche darf nicht falsch aufgefasst werden. Nichts ist unter den Studenten verpönter, als eine romantische Gefühlsduselei, kaum etwas wird so scharf abgelehnt und verurteilt, wie ein Abgleiten des Ringens um die Wiedervereinigung in die Sphäre eines hohl klingenden Pathos. Wenn wir überhaupt etwas erreichen wollen — so klang es in Debatten und Gesprächen immer wieder durch —, müssen wir sachlich und nüchtern denken und mit unanfechtbaren Argumenten arbeiten. So stand denn auch die sachliche Argumentation, das Aufzeigen von wissenschaftlich durchdachten Begründungen im Mittelpunkt dieses Studententages.

 

Wir sind uns der Verantwortung bewusst

Am Schluss der Tagung fassten die Studenten in einer einstimmig gebilligten Entschließung die Ergebnisse der Osteroder Woche zusammen. Sie lautet:

 

„Im Bewusstsein der Verantwortung gerade auch der jungen Akademikerschaft gegenüber ihrer Ostdeutschen Heimat haben wir ostpreußischen Studenten uns vom 27. Oktober bis 2. November in Osterode (Harz) zum 1. Ostpreußischen Studententag zusammengefunden. Dazu waren sämtliche ostpreußische Studierende aus der Bundesrepublik und West-Berlin eingeladen. Wir betrachten uns daher als legitime Vertretung der ostpreußischen Studierenden, zumal es eine andere derartige Vertretung in Westdeutschland nicht gibt.

 

Zum Abschluss unseres Studententages erklären wir unser einmütiges Bekenntnis zur Charta der Heimatvertriebenen. Als Leitsätze unseres Handelns sehen wir an:

 

1. Mitarbeit an der Wiedervereinigung Deutschlands unter Betonung der fortdauernden staatsrechtlichen Zugehörigkeit der ostdeutschen Gebiete zum Deutschen Reich.

 

2. Förderung einer verständnisvollen und toleranten Auseinandersetzung mit den Lebensfragen anderer Völker als Beitrag zur Sicherung des Friedens in der Welt.

 

3. Bewahrung des ostpreußischen Gedanken- und Kulturgutes.

 

Wir erstreben die Ausdehnung unserer Arbeit auf alle Hochschulen im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlins und fordern im Rahmen dieser Grundsätze freie Diskussion und Meinungsäußerung“.

 

Die Abschlusserklärung endet mit einem Dank an alle Stellen und Personen, die die Ostarbeit allgemein und besonders die Durchführung dieses Studententages durch Bereitstellung von Mitteln oder ihre Hilfe unterstützt haben. Die Studenten schließen dem Dank die Bitte an, diese Arbeit weiterhin großzügig zu fördern und sich in diesem Sinne auch besonders junger Ostforscher anzunehmen.

 

Geduld, nicht Resignation

Der Rektor der Georg-August-Universität in Göttingen, Professor Dr. Weber, hatte die Schirmherrschaft über die ostpreußische Studentenwoche übernommen und sie durch freundliche und warme Teilnahme sehr unterstützt. Vor zahlreichen Gästen aus der Professorenschaft, dem Göttinger Arbeitskreis und der Landsmannschaft Ostpreußen hob Professor Dr. Weber in seiner Eröffnungsansprache die Bedeutung der Patenschaft der Georg-August-Universität über die Königsberger Albertina hervor. Diese Patenschaft sei für ihn in besonderem Maße eine Rechtfertigung, hier zu sprechen. Die Tugend besiegter Völker, so führte Professor Dr. Weber weiter aus, sei die Geduld und nicht die Resignation. Der beharrliche Wille eines Volkes und das Bewusstsein der eigenen Existenz vermögen Außerordentliches. Um dieses Bewusstsein zu sichern, gelte es, das Gut zu bewahren, das unsere Heimat uns mitgegeben hat.

 

Der bekannte Völkerrechtler, Professor Dr. Kraus, Vorsitzender des Göttinger Arbeitskreises, betonte, dass wir nicht durch Phrasen, sondern nur durch unanfechtbare sachliche Argumente auf dem langen und dornigen Weg zur deutschen Wiedervereinigung weiterkommen könnten. Diese Tagung beweise sichtbar die Verbundenheit der jungen Generation mit dem Anliegen der deutschen Wiedervereinigung.

 

Egbert Otto, der stellvertretende Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, sicherte den Studenten auch weiterhin die Unterstützung der Landsmannschaft zu. Es sei unser aller Wunsch, das Licht der Wahrheit in die Welt zu tragen. Wenn wir alle unbeirrbar zusammenarbeiten, so sagte er weiter, müsse uns eines Tages das wieder werden, was wir als unser aller Ziel erstreben: Ostpreußen.

 

Mit aller Offenheit sprechen

Dr. Alfred Gille, der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, drückte während eines kurzen Besuches seine Freude darüber aus, dass hier zum ersten Mal in einem so stattlichen Kreise ostpreußischer Studenten ein Gedankenaustausch zustande komme. Die Landsmannschaft Ostpreußen, so sagte er, verlange kein Glaubensbekenntnis, weder eins religiöser noch politischer Art. Voraussetzung einer fruchtbaren und sinnvollen Zusammenarbeit sei lediglich das Einig sein in dem eigentlichen Ziel: der friedlichen Rückgewinnung der Heimat. Dr. Gille forderte die Studenten auf, mit aller Offenheit Kritik zu üben. Diese Tagung biete Gelegenheit, nach fundierten wissenschaftlichen Vorträgen über dringende Zeitfragen einmal den Standpunkt der ostpreußischen Studenten zu dem wichtigsten deutschen Anliegen der Wiedervereinigung zu klären.

 

Sehr herzliche Grüße und Wünsche zu einem guten Verlauf der Tagung „bei schönem Herbstwetter" sandte Agnes Miegel, der die Studenten in einem von allen Teilnehmern unterschriebenen Brief ihren Dank aussprachen. Auch Bundesinnenminister Dr. Schröder, der selbst einmal an der Albertina in Königsberg studiert hatte, sandte herzliche Grußworte.

 

Im Mittelpunkt der Osteroder Studentenwoche standen bedeutende Vorträge, die durchweg gut waren, unterrichtend und wegweisend. Die Redner brachten ihre Ausführungen in nüchternem, wissenschaftlichem Gewand, und sie hatten damit bei ihren wirklich sehr aufgeschlossenen und aufmerksamen Zuhörern vorbehaltlosen Beifall. Alle Vorträge waren von beachtlichem Rang, und doch spürte man, dass einige besonders stark gewirkt hatten. Über sie wurde am heftigsten debattiert, oft bis in die späte Nacht hinein. Diese Referate werden sicherlich nachwirken und für die Meinungsbildung der ostpreußischen Studenten von entscheidender Bedeutung sein. Darum soll hier auf einige näher eingegangen werden.

 

Die Oder-Neiße-Linie

Prof. Dr. Karl O. Kurth vom „Göttinger Arbeitskreis" ostdeutscher Wissenschaftler sprach über das Thema: „Die Oder-Neiße-Linie im Rahmen der Ost-West-Beziehungen“. In einer Untersuchung der Vorgänge, die zur Austreibung der ostdeutschen Bevölkerung aus ihrer Heimat und zum Entstehen der Oder-Neiße-Linie führten, wies der Vortragende vor allem auf die sogenannte „Kompensationstheorie" hin, die auf der Konferenz von Teheran (1943) erstmals in Erscheinung trat. Danach sollte Polen für die Gebiete ostwärts des Bug-San, die an die Sowjetunion zurückfielen, „im Westen auf Kosten Deutschlands Entschädigung erhalten". Diese sogenannte „Entschädigung" habe jedoch, wie auch die weiteren Verhandlungen zwischen den Westmächten und der UdSSR während und nach dem Kriege erwiesen, nach Absicht der Westmächte keineswegs einen dermaßen großen Umfang annehmen sollen, wie dies dann schließlich doch durch Stalin durchgesetzt wurde. Jener im Potsdamer Abkommen ausdrücklich verzeichnete „Vorbehalt", wonach die Oder-Neiße-Gebiete allein polnischer Verwaltung unterstellt sind, habe somit durchaus nicht allein „formalen Charakter", sondern habe von vornherein als Ansatzpunkt dazu dienen sollen, die Rückgabe wenigstens von Teilen der deutschen Ostgebiete in deutsche Verwaltung zu erreichen. Dies sei dann tatsächlich auch auf den Außenministerkonferenzen von Moskau und London im Jahre 1947 angestrebt worden, wo der amerikanische Außenminister Marshall und der britische Außenminister Bevin die Rückgabe von Teilen Ostpommerns und von Niederschlesien vorschlugen und die Errichtung einer Kommission forderten, welche nähere Einzelheiten ausarbeiten sollte. Diese Forderung der Westmächte wurde jedoch von sowjetischer und polnischer Seite abgelehnt.

 

Auf die Frage der „Begründungen" eingehend, welche im Auslande für die Beibehaltung der Oder-Neiße-Linie vorgebracht werden, wies Professor Kurth insbesondere auf die Behauptung hin, dass es sich bei den deutschen Ostgebieten um „urpolnisches Land" oder gar „um die Wiege des polnischen Volkstums" gehandelt habe. Diese Behauptungen habe bereits im Jahre 1947 die britische Zeitschrift „Economist" mit Ironie zurückgewiesen, und zwar in einem Aufsatz, in dem ausgeführt wurde, niemand von den „Großen Drei" könne sich — wie es dort hieß — „auf das Spiel: Wo warst Du vor tausend Jahren? einlassen". Die Amerikaner nicht, da Amerika noch gar nicht entdeckt war, und auch die Briten nicht, da sie erst kurz vorher aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen eingewandert seien. Wenn man also — so führte die britische Zeitschrift des Weiteren aus — die Austreibungen als „Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit" deklariere, so würde dies bedeuten, dass dann auch die Engländer wieder nach Norddeutschland zurücktransportiert werden müssten; Russland aber sei damals allein auf das Großfürstentum Moskau beschränkt gewesen.

 

Was die weitere Behauptung anlange, dass die Volksrepublik Polen die Oder-Neiße-Gebiete wirtschaftlich benötige, Deutschland aber nicht, so müsse dem entgegengehalten werden, dass Polen alljährlich etwa eine Million Tonnen Getreide einführe, obwohl es über die einst hochentwickelten agrarischen deutschen Ostgebiete verfüge, die vor dem Kriege in jedem Jahre etwa 1,3 Millionen Tonnen Getreide nach Mittel- und Westdeutschland „exportierten". Darin werde deutlich, dass Volkspolen nicht in der Lage sei, die Oder-Neiße-Gebiete voll zu nutzen, wofür in polnischen Veröffentlichungen der „Mangel an Arbeitskräften" als Grund angegeben werde. Auf der anderen Seite sei der starke „Exportdruck" Westdeutschlands, über den von britischer Seite lebhafte Klage geführt werde, die mittelbare Folge der Austreibung der ostdeutschen Bevölkerung und der Einschränkung des deutschen Binnenmarktes durch die Teilung Deutschlands westlich der Oder und durch die Unterstellung der Ostgebiete unter fremde Verwaltung.

 

Im Hinblick auf die Entwicklungen im Raume zwischen Ostsee und Schwarzem Meer erscheine es erforderlich, dass die Vertriebenenorganisationen ein konkretes Programm für die Lösung der Oder-Neiße-Frage entwickelten, das dann auch — etwa über den Rundfunk — der in den Oder-Neiße-Gebieten neu angesetzten Bevölkerung zur Kenntnis gebracht werden sollte. Kernpunkt dieses Programms müsse die Sicherung des Rechtes auf die angestammte Heimat sowohl für die vertriebenen Deutschen wie auch für die in die Oder-Neiße-Gebiete verbrachte polnische und ukrainische Bevölkerung sein. Die ständige Fluktuation der ländlichen und städtischen Bevölkerung jenseits von Oder und Neiße zeige, dass diese Menschen keineswegs „verwurzelt" seien, zumal besonders die ukrainische Bevölkerung aus Pommern und Ostpreußen in ihre eigene Heimat zurückstrebe, wie zahlreiche polnische Berichte besagen. Des Weiteren gelte es den Rückkehrwillen der polnischen Bevölkerung dadurch zu fördern, dass ihr umfassende internationale Hilfe für die Wiederansiedlung in der eigenen Heimat zugesichert werde. Man dürfe auch nicht außeracht lassen, dass sich heute noch etwa 1,4 Millionen deutsche Staatsbürger in den Oder-Neiße-Gebieten befinden, die von polnischer Seite als „autochthone" (bodenständige) Bevölkerung bezeichnet werden.

 

Abschließend wies Professor Kurth auf die klare völkerrechtliche Lage hin, die insbesondere durch die Bestimmung der „Atlantik-Charta" gekennzeichnet sei, wonach „keinerlei territoriale Veränderungen ohne Zustimmung der betroffenen Bevölkerung erfolgen sollen". Ebenso sei die Durchführung von Annexionen völkerrechtlich nicht zulässig.

 

Besonderes Interesse fand auch das Referat von Professor Dr. Friedensburg über „Probleme der Wiedervereinigung Deutschlands". Der prominente Berliner CDU-Politiker forderte eine Abwendung Deutschlands von der einseitig nach dem Westen ausgerichteten Politik. Es sei doch nicht unmöglich, gute deutsche Beziehungen zum Osten mit einem freundschaftlichen und festen Treueverhältnis zum Westen zu verbinden. Wir müssten verantwortungsbewusst handeln und in mühseliger Kleinarbeit Steinchen für Steinchen zusammentragen, um endlich zueinander zu gelangen. Diesem Vortrag folgte eine besonders angeregte Debatte.

 

Es ist im Rahmen dieses Berichts nicht möglich, die Gesichtspunkte, die herausgestellt wurden, hier darzulegen, und vor allem: die Debatte würde wohl einen anderen Verlauf genommen haben, wenn sie nach der blutigen und grausamen Unterdrückung des ungarischen Volkes durch Moskau stattgefunden hätte und nicht einige Tage vorher.

 

Europa — Deutschland — Ostpreußen

Auch die übrigen Vorträge beschäftigten sich mit aktuellen Problemen.

 

So referierte der bekannte Historiker Professor Dr. Ernst Schramm, über „Hindernisse auf dem Wege zur Einheit Europas". Er zeigte ohne allerdings auf die wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten näher einzugehen, vor allem die psychologischen Belastungen auf, die den europäischen Völkern die Schaffung eines Vereinigten Europa mit Deutschland im Mittelpunkt erschweren, trotzdem dürfe man die Hoffnungen nicht völlig begraben.

 

Professor Dr. Weber, der Rektor der Göttinger Universität, befasste sich in seinem Referat über das „Politische Kräftesystem in der wohlfahrtsstaatlichen Massendemokratie" mit dem politischen System in der Bundesrepublik. Als Ausweg aus dem Dilemma der „Verbandsdemokratie" empfahl Professor Weber die Stärkung der Staatsautorität und einen Ausbau der Stellung des Bundespräsidenten.

 

Diplom-Volkswirt Neumann vom Herder-Institut in Marburg gab einen Überblick über die Entwicklung Ostpreußens in den letzten zehn Jahren. Neumann kam zu dem Ergebnis, dass Polen — selbst die polnischen Zeitungsberichte zeigen es — gar nicht in der Lage ist, die von ihm besetzten Gebiete zu besiedeln und zu bewirtschaften. Sein Bericht fand bei den Studenten sehr starke Beachtung.

 

„Wir sind ein Land"

Die beiden, den Ostpreußischen Studententag abschließenden Vorträge von Professor Dr. Hubatsch legten noch einmal sehr eindringlich die jahrhundertelange deutsche Leistung in Preußen dar. Siebenhundert Jahre Aufbau ständen in keinem Verhältnis zu zehn Jahren der Zerstörung. Kein deutscher Staatsmann könne es auf sich nehmen, aus politischer Zweckmäßigkeit auf dieses Land zu verzichten. Professor Hubatsch würdigte in dem ersten seiner beiden Vorträge die „Bedeutung Ostpreußens in der Geschichte des Abendlandes". Jeder Student, so sagte er, müsse sich in und außerhalb seines Fachgebietes der Verantwortung gegenüber der ostpreußischen Vergangenheit bewusst sein. Eine historische Legende scheine zum geistigen Eigentum Europas geworden zu sein, die Legende von dem ewigen deutschen Drang nach Osten. Dabei sei gerade die deutsche Ostgrenze eine der wenigen europäischen Grenzen, die seit 500 Jahren unverändert bestehen. Hubatsch gab dann einen klaren und ausführlichen Überblick über die geschichtliche Entwicklung des Preußenlandes von den Anfängen des Ritterordens bis zu den Tagen des Versailler Vertrages. Von einem Abseitsstehen Ostpreußens im politischen und kulturellen Leben Deutschlands könne keine Rede sein. Der deutsche Anspruch auf dieses Land, das stolz von sich sagte: „Wir sind keine Provinz, wir sind ein Land“, ist unwiderlegbar.

 

Zum Nutzen Preußens und der Nachbarvölker

Zu Beginn seiner Ausführungen über die „Geistesgeschichtliche Wirkung der Albertina" gedachte Professor Hubatsch des kürzlich verstorbenen Professors Dr. von Selle. Zu Ehren des Toten erhoben sich die Studenten von ihren Plätzen. In dem Vortrag von Professor Hubatsch spiegelten sich noch einmal die Größe und der Geist der Königsberger Universität. Auch die Albertina hatte ihr unverwechselbares Gesicht, das sich in der Besonderheit ihres Stils und ihrer Wirkung zeigte. Wie schon in dem Gründungsaufruf von 1544 zum Ausdruck kommt, wurde das geistige Wirken in die Nachbarländer als ihre vornehmste Aufgabe angesehen; man hatte „zum Nutzen Preußens und der benachbarten Völker Gelehrte und Studierende nach Königsberg gezogen". Die Universität war Mittelpunkt konzentrischer Kreise, die neben Litauen und den baltischen Ländern auch die Ukraine und Polen in ihren Bann zogen. So waren zum Beispiel im Jahre 1744 von den 1200 Studierenden mehr als ein Drittel Ausländer.

 

In einer Betrachtung der vierhundertjährigen Geschichte der Albertina ließ Hubatsch dann die wesentlichen Epochen in der Entwicklung der Universität vorbeiziehen. Neben der Förderung einheimischer Kräfte, so führte er weiter aus, berief die Universität auch Gelehrte aus ganz Deutschland, wie sie auch Lehrer an alle deutschen Universitäten abgab. Diese Verknüpfung provinzieller und gesamtdeutscher Kräfte bestimme die Leistung der Universität, die aus dem ostpreußischen Geistesleben nicht fortzudenken ist. Die Geschichte der Königsberger Universität, die 1945 und danach das Schicksal der Stadt und Ostpreußens teilte, lege uns die Verpflichtung auf, die Überlieferung zu bewahren und das wissenschaftliche Interesse an den Aufgaben der Albertina zu wecken. Mit der Patenschaft der Göttinger für die Königsberger Universität sei eine Voraussetzung für ein Weiterbestehen des Königsberger Geisteslebens geschaffen. Uns sei aber dennoch keineswegs die Verantwortung abgenommen, die uns die großen Männer unserer Heimat auferlegen. Hubatsch schloss mit den mahnenden Worten Wilhelm von Humboldts: „Wie wenig ist am Ende der Bahn daran gelegen, was wir erlebten, und wie unendlich viel, was daraus hervorging“.

 

Bund Ostpreußischer Studierender

Einen breiten Raum in den Diskussionen der Osteroder Studentenwoche nahm die Frage ein, wie sich die praktische Arbeit an den einzelnen Hochschulen gestalten solle und wie die während der Tagung geschaffene Verbindung und Freundschaft der ostpreußischen Studentinnen und Studenten auch weiterhin aufrechterhalten werden könne. Dass der Wunsch nach einem derartigen Zusammenhalt sehr lebendig ist, war nicht nur daran zu spüren, dass über 190 Teilnehmer zu dieser Tagung nach Osterode gekommen waren, man konnte es auch aus manchen Briefen der eingeladenen zweitausend ostpreußischen Studenten herauslesen, die als Werkstudenten zwar nicht kommen konnten, aber die Veranstaltung mit sehr großem Interesse verfolgten.

 

Schon seit zwei Jahren besteht in der Bundesrepublik ein „Bund ostpreußischer Studierender (BOSt)", der bisher allerdings kaum hervorgetreten ist und lediglich von der sehr aktiven Göttinger Gruppe „Landsmannschaft Ordensland" getragen wurde, die auch diesen Studententag in wirklich vorbildlicher Weise veranstaltet hat. Die Ziele und das Wesen des BOSt kommen in der oben angeführten Entschließung des 1. Ostpreußischen Studententages zum Ausdruck. Mitglieder des Bundes können alle Studentinnen und Studenten werden, und zwar auch solche, die nicht in Ostpreußen geboren sind.

 

Durch den Eintritt fast sämtlicher Teilnehmer der Osteroder Tagung in den BOSt ist dieser Bund nun mit neuem Leben erfüllt und auf nahezu alle Hochschulen der Bundesrepublik und Westberlins ausgedehnt worden. An den einzelnen Hochschulen sollen sich jetzt Ostpreußengruppen bilden, die in praktischer Arbeit die Aufgaben und Ziele, die sich der Bund Ostpreußischer Studierender gestellt hat, weiter verfolgen sollen.

 

Der bisherige Sprecher des Bundes, stud. jur. Hans-Günther Parplies (Göttingen, Flüren über Wesel Nr. 79), wurde von dem Studententag als 1. Vorsitzender des BOSt bestätigt. Stud. rer. nat. Konrad Leites, Hamburg, wurde von der Versammlung zum 2. Vorsitzenden und Dieter Drews, Göttingen, zum Geschäftsführer gewählt.

 

Der Verlauf dieses Studententages rechtfertigt die Hoffnung, dass sich der hier ins Leben gerufene Zusammenhalt ostpreußischer Studenten in Westdeutschland nun weiter bewähren wird. Der 2. Ostpreußische Studententag soll Ende Oktober 1957 möglicherweise in Berlin abgehalten werden, ein Vorschlag, der umso mehr zu begrüßen ist, als sich gerade in Berlin aufs augenfälligste die Lebensnotwendigkeiten der deutschen Wiedervereinigung symbolisiert. Und die Wiedervereinigung ist ja auch das Ziel des Bundes Ostpreußischer Studierender. Die Berliner Studenten stellten mit dreiundzwanzig Teilnehmern beim 1. Studententag überdies auch die stärkste ostpreußische Hochschulgruppe.

 

Ein Bericht über die Ostpreußische Studentenwoche in Osterode wäre unvollständig, würde man nicht auch mit einigen Worten die reizvollen Begebenheiten streifen, die zwar weniger vom Geistig-Wissenschaftlichen her fesselten, für ein echtes Zusammenwachsen einer Gemeinschaft aber sehr wichtig sind. „Wir dürfen", so wurde während der Tagung einmal scherzhaft gesagt, „die Wirkung der Maibowle nicht unterschätzen“.

 

An erster Stelle muss da Fräulein Hanna Wangerin von der Landsmannschaft Ostpreußen genannt werden, die in rührender Weise um das gemeinschaftliche Singen und Tanzen besorgt war. Claus Behrendt vom Deutschen Theater in Göttingen brachte an einem Leseabend Dichtungen von Agnes Miegel, Ernst Wiechert und Siegfried Lenz, dessen masurische Geschichten aus seinem prächtigen Buch „So zärtlich war Suleyken" mit geradezu stürmischem Beifall bedacht wurden. Und nicht vergessen werden darf schließlich der Vortrag von Otto Stork, dessen schöne Farbbilder einen Eindruck von den Bauwerken und landschaftlichen Schönheiten Ostpreußens vermittelten. Drei Bäume, ein ausgefahrener Weg und das Ufer eines Sees, — die einzigartige Stimmung der masurischen Seen war eingefangen. D. K.

 

Seite 6   Professor Wolfgang Hoffmann verstorben. Mitbegründer der Fielen Universität Berlin.

Im 63. Lebensjahre starb in Berlin der Ordinarius für Augenheilkunde an der Freien Universität Professor Dr. Wolfgang Hoffmann plötzlich an einem Herzinfarkt. — Seine Geburtsstadt war Königsberg. Der Vater, einst Oberlehrer am Friedrichskolleg in Königsberg, dann Gymnasialdirektor in Insterburg und schließlich Oberregierungsrat im Provinzialschulkollegium, hatte sich große Verdienste um das Schulwesen Ostpreußens erworben. Der Sohn war nach seinem Studium von 1928 bis 1936 als Oberarzt an der Königsberger Universitäts-Augenklinik tätig; 1932 wurde er zum Außerordentlichen Professor ernannt. In der schweren Notzeit unter der sowjetischen Besatzung half er vielen Kranken und Verletzten als Augenarzt im Krankenhaus der Barmherzigkeit. 1947 wurde er aus Königsberg ausgewiesen. Professor Wolfgang Hoffmann trat als Mitbegründer der Freien Universität Berlin für die ungestörte Entfaltung der wissenschaftlichen Lehre und Forschung ein. Er wurde zum Ordentlichen Professor und Ordinarius für Augenheilkunde an dieser Universität ernannt, und er war Direktor der Universitäts-Augenklinik im Westend-Krankenhaus. Die Studenten achteten und schätzten ihn als einen stets bereiten Helfer, Freund und Berater der Jugend.

 

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Seite 7   Familienanzeigen

Die Geburt unseres ersten Töchterchens, Ursula, geboren am 19.10.1956, geben wir in großer Freude und Dankbarkeit bekannt. Horst Thimm und Frau Margot Thimm,geb. Malsbenden. Lauck, Ostpreußen, jetzt Düsseldorf-Rath, Fehrbellinstraße 8

 

Gottfried-Wilhelm, geboren am 21. Oktober 1956. Lothar und Dorothea haben ein Brüderchen bekommen. In dankbarer Freude: Fritz Baldßuhn und Frau Martha Baldßuhn, geb. Schorz. Rotenburg/Fulda. Früher Grünhof, Kreis Stallupönen, Ostpreußen

 

Martin, geboren am 30.10.1956. Unser Gerhard hat ein gesundes und kräftiges Brüderchen bekommen. Dipl.-Volkswirt Werner Dorka und Frau Dora Dorka, geb. Killat. Essen, Viehofer Straße 10, früher Königsberg Pr., Altschanzenkrug

 

Brigitte, geboren am 31.10.1956. Unser Bernd hat ein Schwesterchen bekommen. Hildegard Bönkost, geb. Ehlert und Horst Bönkost. Rhein/Nikolaiken, Ostpreußen, jetzt Löhne-Obernbeck I, Im Leubrink 887

 

Unser Töchterchen Felicitas Angelika Christine, ist am 29. September 1956 angekommen. In dankbarer Freude: Rotraut Lorenz, geb. Krause und Gerd E. Lorenz. Waldwinkel, Kreis Labiau, jetzt Langen, Bez. Frankfurt a. M., Beethovenstraße 30

 

Die Verlobung meiner Tochter Anna-Luise mit Herrn Ulrich Muehlenberg, zeige ich an. Luise Siedel, geb. Perband. Elisenthal-Lyck, jetzt (16) Offenbach a. M., Mühlheimer Straße 240. Oktober 1956

 

Ihre Verlobung geben bekannt. Anna-Luise Siedel mit Ulrich Muehlenberg. Bischofsburg, jetzt (23) Delmenhorst i. O., Grüne Straße 100. Oktober 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Maschinenschlosser Georg Kühn, Kirchlinden, Kreis Kreuzburg, Oberschlesien, jetzt Lübeck, Schleswig-Holstein. Ilse Kühn, geb. Hill, Sangnitten, Kreis Pr.-Eylau, Ostpreußen, jetzt Stockelsdorf bei Lübeck, Schleswig-Holstein. 10. November 1956

 

Als Vermählte grüßen Franz Lockner, Insterburg, Salzburger Straße 5. Hedwig Lockner, geb. Hörper, Ballsiefen, Post Thier über Wipperfürth. Wipperfürth, im Oktober 1956

 

So Gott es will, feiern wir am 10. November 1956 unsere Silberhochzeit und grüßen hiermit alle Verwandten und Bekannten. Hermann Woitowitz und Frau Hildegard Woitowitz, geb. Ullmann. Allenstein, Ostpreußen, Wadanger Straße 28, jetzt Senne I, Post Windelsbleiche, Primelweg 1295

 

Diamantene Hochzeit feiern am 16. November 1956, Albert und Johanna Schadwill, früher Liebwalde, Kreis Mohrungen, jetzt Neritz bei Oldesloe, Kreis Stormarn, bei ihrem Sohn Artur. Es gratulieren und wünschen gute Gesundheit und Gottes Segen die dankbaren Kinder.

 

Für die vielen Glückwünsche zu unserer Silberhochzeit danken wir herzlichst. Otto Laser und Frau. Kühlen, Ostpreußen, jetzt Godshorn über Hannover

 

Am 16. November 1956 feiern unsere lieben Eltern, Rudolf Schmidtke, Oberstraßenmeister i. R. und Frau Lina Schmidtke, geborene Baldschun. Früher Heilsberg, jetzt Essen, Sevenarstraße 6, das schöne Fest der Goldenen Hochzeit. Dies zeigen erfreut an, die Kinder

 

Für die zahlreichen Glückwünsche zu unserer Goldenen Hochzeit danken wir allen herzlichst. Emil Schier und Frau. Franzdorf, Kreis Insterburg, jetzt Eltville, Rheingauer Straße 49

 

Am 5. November 1956 waren Herr Rudolf Wermke und Frau Auguste Wermke, geb. Müller, 40 Jahre verheiratet. Es gratulieren recht herzlichst die Kinder und Enkelkinder. Früher Linkehnen, Kr. Wehlau, zurzeit Neuenkirchen i. O.

 

Am 10. November 1956 feiert unser lieber Opa und Uropa, Gottfried Bergmann, aus Perkappen, Kreis Bartenstein, Ostpreußen, jetzt Westrhauderfehn, Kreis Leer, seinen 85. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin Gottes Segen, die Enkelkinder und Urenkel. Wuppertal-Barmen u. Bochum

 

Am 17. November 1956 begehen unsere Eltern, Karl Kurtz und Frau Auguste Kurtz, geborene Koriat, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es gratulieren, Willy Kurtz nebst Familie und Emma Kuczewski, geborene Kurtz nebst Familie. Jetzt Reken-Bahnhof, Kreis Borken

 

Am Sonntag, dem 18. November 1956, feiert unser Vater, Fritz Witt, Elektro-Kaufmann, früher Königsberg, Kaiserstr. 20, Inhaber der Fa. „Elektro- und Maschinen-Zentrale" in guter Gesundheit und ungebrochenem Lebensmut, seinen 80-jährigen Geburtstag, zur Freude seiner Lebensgefährtin, Frau Johanna Witt, geb. Lehmann, und seiner Kinder, Enkel und Urenkel in Eutin, Lübecker Landstraße 7. Dieses zur Kenntnis seinen vielen Freunden und Bekannten, Max Witt, Hamburg, Lerchenfeld 6

 

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Seite 8   Nach zwölf Jahren dem Leben wiedergeschenkt. Eine Suchdienstanzeige im Ostpreußenblatt brachte die beiden letzten Überlebenden einer ostpreußischen Familie wieder zusammen.

 

Foto: Ein erschütterndes Wiedersehen auf Bahnsteig 5 des Hamburger Hauptbahnhofs: als einzige Überlebende einer siebenköpfigen ostpreußischen Familie fanden sich Vater Schwarz und seine Tochter Inge nach fast zwölf Jahren quälender Ungewissheit wieder. Beim Untergang der „Wilhelm Gustloff" fanden die Mutter und die vier Geschwister von Inge den Tod; auf wunderbare Weise wurde die Sechsjährige gerettet. Auf dem Foto rechts neben Inge ihre Tante, Frau Malessa, die in den vergangenen Jahren unermüdlich nach dem Schicksal der Angehörigen ihres einzigen Bruders forschte.

 

Foto: Familie Schwarz im Jahre 1941 in Langenau. Das dreijährige Mädchen auf der Bank ist Inge; das jüngste Kind, Renate, war noch nicht auf der Welt. Auf diesem Foto, das Inge in die sowjetisch besetzte Zone geschickt wurde, erkannte Inge ihre Angehörigen wieder. Auch die Namen der Geschwister fielen ihr wieder ein, als sie das Bild sah. Von dieser Familie sind nur der Vater und die Tochter Inge am Leben geblieben.

 

Kindersteckbrief mit Foto.

Name: unbekannt

Vorname: Inge

Geboren: etwa 1938

Augen: blaugrau

Haar: mittelblond

Inge hat sich mit der Mutter, zwei älteren Brüdern und zwei jüngeren Schwestern auf der „Wilhelm Gustloff" 1945 befunden. Die Mutter und die Geschwister ertranken. Inge wurde gerettet. Sie wusste nicht ihren Nachnamen und kannte auch nicht den Namen ihres Heimatortes. Sie erinnert sich aber, dass der Vater in einer Schmiede gearbeitet hat und die Eltern eine kleine Landwirtschaft und Vieh hatten. Die Nachbarsfamilie floh mit der Mutter und den Geschwistern gemeinsam mit einem Pferdewagen und kam bis Danzig. Von dort gingen beide Familien auf die „Wilhelm Gustloff". Nachr. erb. unt. Nr. 67 018 Das Ostpreußenblatt. Anz.-Abteilung. Hamburg 13.

 

Diese Suchanzeige mit dem Bild der achtzehnjährigen Inge (die wir in etwas verkleinertem Maßstab wiedergeben), erschien am 20. Oktober in der Folge 42 des Ostpreußenblattes. Nach den Angaben in dieser Anzeige hatten die Angehörigen die Gewissheit Inge lebt. Dreizehn Tage später konnte der überglückliche Vater seine totgeglaubte Tochter wieder in die Arme schließen

 

Wiederkehr und Wiederfinden nach langen Jahren der Trennung, — wir haben oft darüber berichtet in diesen unruhigen Jahren nach dem letzten Krieg, wo so viele Menschen, die vom Schicksal auseinandergerissen wurden und oft bange Jahre der Ungewissheit hindurch auf ihre Lieben warten mussten, sich wiederfanden. Was sich an diesem nebligen, trüben Herbstvormittag auf dem Hamburger Hauptbahnhof abspielte, das war auch eine Begrüßung nach langer Trennung. Aber das Erschütternde bei diesem Wiedersehen war, dass ein Vater seine Tochter in die Arme schließen konnte, die den Papieren nach jetzt noch für tot gilt, tot wie ihre Mutter und die vier Geschwister, die vor den Augen des damals sechsjährigen Kindes in der eisigen Ostsee ertranken, als die „Wilhelm Gustloff" unterging. Eine kleine Suchanzeige im Ostpreußenblatt hat das junge Mädchen für den Vater wieder zum Leben erweckt. Und die Begrüßung dieser beiden einzig Überlebenden einer blühenden Familie nach langen Jahren der Hoffnungslosigkeit und der Verzweiflung war es, die den Umstehenden die Tränen in die Augen trieb.

 

Ganz fest hält sie die Hand des Vaters

Eine kleine Gruppe wartete auf dem Bahnsteig 5 des Hamburger Hauptbahnhofs auf den Zug aus Richtung München. Der Vater, dessen schmales Gesicht von einer schweren Krankheit gezeichnet ist, seine Schwester, eine resolute, warmherzige Frau, die unermüdlich in den vergangenen Jahren nach den Angehörigen des einzigen Bruders forschte, die Großmutter, weißhaarig und sehr aufrecht trotz ihres Alters, neben ihnen noch einige nahe Verwandte.

 

Sie warten stumm. In die Freude auf das Wiedersehen mischt sich die Erinnerung. Schatten stehen zwischen ihnen: das Bild einer jungen, blühenden Frau, der kleinen Kinder, aus deren Mitte die Erwartete als Einzige jetzt wiederkommen wird.

 

Der Zug läuft ein. Die kleine Gruppe gerät in Bewegung. Die Augen tasten die Fenster des Zuges ab, suchen, suchen . . . Reisende drängen aus den Türen, Rufe werden laut, Menschen hasten vorüber. Der Vater und seine Schwester gehen schnell den Zug entlang, spähen fragend in jedes Mädchengesicht, eine Fremde wird angesprochen, schüttelt verwundert den Kopf. Die beiden hasten weiter, — die Gesuchte ist nicht zu finden.

 

Als die Menschen sich etwas verlaufen haben, da sehe ich sie. Ein junges Mädchen in einem braunen Mantel. Sie lehnt an einer grauen Säule, ein Köfferchen neben sich auf dem Boden. Rings um sie laufen die Menschen, schieben, drängen, lachen. Sie steht ganz allein, wie umgeben von einer gläsernen Wand. Ihre Augen sind dunkel und groß, in ihrem Blick steht etwas wie Misstrauen gegen diese fremde Welt ringsum und eine unsagbare Verlassenheit. Der kurze Augenblick vor dem Wiedersehen verrät etwas von dem Erleben dieses jungen Menschen. In den Jahren, da ein Kind im Kreis der Familie langsam in das Leben hineinwachsen sollte, war das Mädchen ganz allein. Allein mit den wenigen verwischten Bildern der Erinnerung, die alle überschattet wurden von dem letzten, grauenvollen des untergehenden Schiffes, der Trennung von den anderen, nach denen der Tod griff.

 

Ein kurzer Augenblick war das nur, dann sind die beiden bei ihr. Mit einer mütterlichen Bewegung schließt die Tante das junge Mädchen in die Arme. Der Vater steht daneben, Tränen der Freude laufen ihm übers Gesicht. Und dann drückt er die wiedergefundene Tochter an seine Brust und hält sie fest, ganz fest. Als er sie nach einer Weile freigibt, da geht zum ersten Mal der Schein eines Lächelns über ihr Gesicht, und man sieht, wie jung sie eigentlich ist. Dann kommen die anderen, die Großmutter, die Verwandten, die kleinen Nichten. Sie muss viele Hände schütteln, fragend, tastend wandern ihre Augen von einem zum anderen, — Gesichter, die sie nicht kennt. Aber sie weiß, diese Menschen gehören zu ihr. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit ist sie nicht mehr allein unter lauter Fremden. Sie hat wieder eine Heimat gefunden.

 

Das Glück dieses Wiedersehens ist stumm. Es fällt kaum ein Wort. Als das junge Mädchen jetzt neben dem Vater die Treppe zur Halle emporsteigt, da hält sie seine Hand ganz fest.

 

Für tot erklärt

Verschlungen waren die Wege des Schicksals, die diese beiden Menschen jetzt wieder zusammengeführt haben. Leuchten wir noch einmal zurück in die Vergangenheit.

 

Die Familie Schwarz stammt aus Ostpreußen, aus dem Kreis Osterode. Zuletzt war Vater Schwarz als Schmied auf dem Gut der Familie von Hindenburg in Langenau bei Neudeck in Westpreußen. Er stand als Soldat im Osten, als seine Frau mit den fünf kleinen Kindern, der älteste Junge war zehn Jahre alt, das jüngste Mädchen anderthalb, auf den großen Treck ging. Die Großmutter und die Nachbarn halfen der jungen Frau, den Hausrat und die Kinder auf dem Wagen unterzubringen. Auf dem Treck kamen dann die Kälte, der Schnee, der eisige Wind. Die Kinder waren noch zu klein, um die unsagbaren Strapazen dieser Flucht zu ertragen. Da fand sich unterwegs eine Möglichkeit, Frauen mit kleinen Kindern und Kranke auf einem, wie es hieß, sicheren Transportweg nach dem Westen zu bringen. Frau Schwarz trennte sich mit ihren Kindern von dem Treck.

 

Das war das letzte, was die überlebenden Angehörigen lange Zeit hindurch wussten. Frau Malessa, die Schwester von Vater Schwarz, die mit ihrer Mutter in Hamburg-Wilhelmsburg bei einem nahen Verwandten Unterkunft gefunden hatte, konnte in jahrelanger, mühseliger Nachforschung noch feststellen, dass die Mutter mit ihren Kindern zu den Passagieren auf der Todesfahrt der „Wilhelm Gustloff" gehört hatte. Auf der Liste der Geretteten von diesem Schiff waren ihre Namen aber nicht zu finden. Nur einen Teil des Gepäcks, das mit dem „Hindenburg-Treck" nach dem Westen gekommen war, entdeckte Frau Malessa bei ehemaligen Nachbarn. Kleidungsstücke der Kinder hielt sie in der Hand, die gerettet worden waren, während die Kinder auf jenem verhängnisvollen „sicheren" Transport den Tod gefunden hatten.

 

1949 wurde Vater Schwarz aus dem sibirischen Bleibergwerk, in dem er gearbeitet hatte, entlassen. Von Friedland aus suchte er seine Angehörigen; kein Lebenszeichen hatte ihn bis dahin erreicht. Als er dann Schwester und Mutter wiederfand, traf ihn die unfassbare Nachricht wie ein Keulenschlag: — nach dem Ergebnis aller Nachforschungen war außer ihm keiner seiner Familie mehr am Leben. Der schwerkranke Mann brach zusammen. Alle weiteren Suchanzeigen ergaben das gleiche: nichts. Schweren Herzens hielt er eines Tages das amtliche Papier in der Hand: seine Frau und seine fünf Kinder waren für tot erklärt, ausgelöscht.

 

Das Leben ging weiter. Vater Schwarz heiratete zum zweiten Mal und fand ein neues Heim in Bostelbek bei Harburg.

 

Du heißt gar nicht Schwarz

Während dieser Jahre grübelte ein heranwachsendes junges Mädchen in der sowjetisch besetzten Zone über ihr Schicksal. Es war so verzweifelt wenig, was in ihrer Erinnerung noch übriggeblieben war. Ihren Vornamen wusste sie noch: Inge. Aber schon beim Vatersnamen tauchten Zweifel auf. Sie nannte sich Inge Schwarz, aber die Jugendbehörden, denen sie unterstand, und auch die Pflegeeltern, denen man sie zugewiesen hatte, versuchten ihr immer wieder einzureden, dass dies nur ein angenommener Name sei. Als sie den Heimatort angab: Langenau, da sagte man ihr, dass es einen solchen Ort nicht gäbe. Man wollte die Erinnerung in ihr auslöschen. Als Geburtsjahr wurde in den amtlichen Papieren das Jahr 1938 angenommen. Das einzige, was ihr in der Erinnerung noch geblieben war, war der Treck, die eisige Kälte und schließlich die Katastrophe, bei der die Mutter und die vier Geschwister umkamen. Wie sie gerettet worden ist, das weiß Inge nicht mehr. Ob vielleicht auch andere Kinder beim Untergang des Schiffes noch am Leben geblieben sind? Sie kann sich nicht mehr daran erinnern. Die Sechsjährige kam dann in ein Kinderheim, später brachte man sie in die Nähe, von Weimar, die Behörden nahmen sich ihrer an, sie wurde zu Pflegeeltern gebracht und kam zur Schule.

 

Nach außen hin lebte sie das Leben jedes anderen Kindes. Aber der Alltag vermochte die Sehnsucht nach den Ihren nicht auszulöschen. Immer wieder fragte sie nach bei den Behörden, immer wieder kam die gleiche Antwort: Deine Angehörigen sind doch alle tot, es ist zu wenig, was Du weißt, alles Suchen ist sinnlos.

 

Aber Inge gab nicht auf. Im August dieses Jahres, als die Achtzehnjährige endlich selbständig entscheiden konnte, schrieb sie den lange geplanten Brief an den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in Hamburg. Wenn es sich um ostpreußische Landsleute handelt, bei denen alle bisherigen Nachforschungen vergeblich waren, dann gibt der Suchdienst die Anzeige zur Veröffentlichung an das Ostpreußenblatt weiter. Schon viele schwierige Fälle konnten auf diese Weise geklärt werden. Aber in diesem Fall hatte man wenig Hoffnung; die Angaben, die Inge aus dem Gedächtnis gemacht hatte, schienen zu wenig Anhaltspunkte zu geben. Am 20. Oktober erschien die Anzeige mit dem Foto der achtzehnjährigen Inge.

 

Als das Ostpreußenblatt kam

Als an diesem Tage das Heimatblatt in der kleinen Wohnung in Hamburg-Wilhelmsburg durch den Türschlitz fiel, da war Großmutter Schwarz, wie immer, die erste, die es aufhob. Die alte Frau hatte in all diesen Jahren noch eine kleine Hoffnung in ihrem Herzen bewahrt, auch wenn sie niemals darüber gesprochen hatte. Wort für Wort ging sie jede Suchmeldung, jede Vermisstenanzeige im Ostpreußenblatt durch. Auch diesmal ließ Großmutter Schwarz alle Arbeit liegen, um die Meldungen durchzusehen. So fand sie diese Anzeige. Das Foto sagte ihr nicht viel. Name: unbekannt; Vorname: Inge; die knappen Angaben des Mädchens über die Flucht, die Geschwister, den Untergang der „Wilhelm Gustloff" — da wusste sie: das muss unsere Inge sein. Als die Angehörigen nach Hause kamen, schwieg die alte Frau zunächst. Erst als sie alle mit Essen versorgt hatte, da holte sie das Ostpreußenblatt hervor und zeigte den anderen die Meldung.

 

Am nächsten Tag schon war Frau Malessa beim Suchdienst. Dort stieß sie zunächst auf Unglauben. Zu oft hatten die erfahrenen Sachbearbeiter dort erfahren müssen, wie vermeintliche Angehörige sich schließlich doch als Fremde herausstellten. Aber diese Frau ließ sich nicht beirren in ihrer Überzeugung: das ist unsere Inge. Da der von ihr angegebene Vatersname Schwarz mit dem von Inge erwähnten vermutlichen Namen übereinstimmte, ging man der Sache nach. Sofort ging ein Brief an Inge in die sowjetisch besetzte Zone ab. Man bat sie, sich doch noch einmal auf die Namen ihrer Geschwister zu besinnen Und die Antwort des jungen Mädchens von drüben brachte die Gewissheit. Inge schrieb: „Jetzt entsinne ich mich dunkel — meine beiden älteren Brüder hießen, glaube ich, Gerhard und Horst, und meine beiden kleinen Schwestern Erika und Renate“. Die Namen, die Inge so mühsam aus dem Dunkel ihrer Erinnerung hervorgeholt hatte, stimmten. Damit war die Beweiskette geschlossen

 

Von Wilhelmsburg ging ein Telegramm nach Weimar: „Wir erwarten Dich“. Und Inge schrieb an die Tante: „Heute habe ich vom Suchdienst die Nachricht bekommen, dass Vati, meine Großmutter und Du Euch gemeldet habt. Leider war es mir vorher nicht möglich zu suchen, geschweige denn zu finden, da ich dem Jugendamt bis jetzt unterstand Man hatte aber kein Interesse gezeigt, Angehörige von mir zu suchen, sondern gab sich damit zufrieden, dass Name, Geburtsort und -tag angenommen seien. Deshalb bin ich heute noch glücklicher, Euch nach elf Jahren noch zu finden. Man hafte mir auch mit der Zeit jeden Funken Hoffnung aus dem Gedächtnis vertrieben. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie ich mich nach Euch sehne“.

 

In wenigen Tagen hatte Inge ihr Arbeitsverhältnis drüben gelöst; man machte ihr jetzt keine Schwierigkeiten mehr, da sie ihre Angehörigen wirklich gefunden hatte Und das Wiedersehen auf dem grauen Bahnsteig des Hamburger Hauptbahnhofs das wir miterlebten, schloss nach zwölf Jahren den Ring. Nun hat Inge den ersten Schritt in eine Zukunft getan, die hell und freundlich vor ihr liegt nach den langen, einsamen Jahren ihrer Jugend,

 

Steckbrief mit Foto:

Name: unbekannt Vorname: Inge geb: etwa 1938 Augen: blaugrau Haar: mittelblond Inge hat sich mit der Mutter, zwei älteren Brüdern und zwei jüngeren Schwestern auf der „Wilhelm Gustloff" 1945 befunden. Die Mutter und die Geschwister ertranken. Inge wurde gerettet. Sie wusste nicht ihren Nachnamen und kannte auch nicht den Namen ihres Heimatortes. Sie erinnert sich aber, dass der Vater in einer Schmiede gearbeitet hat und die Eltern eine kleine Landwirtschaft und Vieh hatten. Die Nachbarsfamilie floh mit der Mutter und den Geschwistern gemeinsam mit einem Pferdewagen und kam bis Danzig Von dort gingen beide Familien auf die „Wilhelm Gustloff". Nachr. erb. unt. Nr. 67 018 Das Ostpreußenblatt. Anz.-Abteilung. Hamburg 13.

 

Diese Suchanzeige mit dem Bild der achtzehn jährigen Inge (die wir tn etwas verkleinertem Maßstab wiedergeben), erschien am 20. Oktober in der Folge 42 des Ostpreußenblattes. Nach den Angaben in dieser Anzeige hatten die Angehörigen die Gewissheit Inge lebt. Dreizehn Tage später konnte der überglückliche Vater seine totgeglaubte Tochter wieder in die Arme schließen

 

Seite 9   Zwei Ostpreußen fliegen zur Olympiade. Die Europameister im Zweier mit Steuermann Karl-Heinrich von Goddeck und Horst Arndt.

 

3 Fotos: Unsere Bilder „Gut gemacht, Rainer"; der Bugmann Karl-Heinrich von Groddeck tätschelt (unser Bild links oben) dem kleinen Steuermann glücklich die Wangen, als die drei in diesem Jahr die Deutsche Meisterschaft in Heilbronn gewonnen haben. Der Steuermann sitzt entgegen der üblichen Anordnung vorn im Bug. — Der Höhepunkt in der sportlichen Laufbahn der drei war der Gewinn der Europameisterschaft in Bled in Jugoslawien. Unser Bild zeigt sie, die Spuren der Anstrengung noch im Gesicht, bei der Siegerehrung. Von links: Karl-Heinrich von Groddeck, Horst Arndt, Rainer Borkowsky, ein jugoslawischer Matrose. — Die Aufnahme links unten: Olympischer Lorbeer ist ohne scharfes Training nicht zu erreichen. Wir sehen die drei auf einer Trainingsfahrt auf dem Rhein.

 

Foto: „Na, Kleiner, noch ein bisschen Eis?“ meint Karl-Heinrich in Hamburg vergnügt zu Rainer.

 

Foto: So fröhlich waren die drei, als sie von Wiesbaden in Hamburg eingetroffen waren und nun vor dem Weiterflug nach Melbourne ein wenig in der Stadt bummelten. Rainer, in die Höhe gehoben, ist nun größer als sein Sportskamerad Karl-Heinrich von Groddeck (links) und ebenso groß wie Horst Arndt

 

Unter den Deutschen, die am 2. und 3. November von Hamburg nach Australien abgeflogen sind, um dort an den Olympischen Spielen teilzunehmen, befinden sich auch die beiden jungen Ostpreußen Karl-Heinrich von Groddeck und Horst Arndt. Ihre Namen haben im deutschen Rudersport einen besonderen Klang. Sie sind im vorigen Jahr in Berlin-Grünau Deutsche Meister im Zweier mit Steuermann geworden; in diesem Jahr haben sie, zusammen mit dem Steuermann Rainer Borkowsky diese Meisterschaft erfolgreich verteidigt. Was aber noch bedeutungsvoller ist: sie konnten am 2. September in Bled in Jugoslawien die Europameisterschaft im Zweier mit Steuermann und die mit dieser Meisterschaft verbundene Goldmedaille erringen.

 

Über den nächsten Kreis hinaus wusste aber noch bis vor kurzem niemand, dass es sich bei von Groddeck und Arndt um zwei Ostpreußen handelt. Ihre Siege errangen sie als Mitglieder der Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich 1888, und als sie von Bled nach Wiesbaden zurückkehrten, da wurden sie geradezu triumphal empfangen, als — Wiesbadener natürlich.

 

Es sind zwei prächtige Jungen, die beiden, und sie verdienen es schon, dass man ein wenig von ihnen erzählt. Beide sind wahre Riesen. Karl-Heinrich v. Groddeck, zwanzig Jahre alt und Jurastudent, ist 1,90 Meter groß und 85 Kilo schwer, Horst Arndt, zweiundzwanzig Jahre alt, Maschinenschlosser bei der weltbekannten Firma Kalle in Wiesbaden-Biebrich, überragt seinen Kameraden noch um sechs Zentimeter, ist aber um zwei Kilo leichter als sein „kleinerer" Kamerad. Rainer Borkowsky nun ist tatsächlich ein richtiger Wiesbadener, mit seinen 1,53 Meter wirkt er gegenüber den beiden Riesen natürlich recht klein. Aber da er am 18. Oktober erst vierzehn Jahre alt geworden ist — er geht noch zur Schule — wird er natürlich noch mächtig wachsen.

 

Karl-Heinrich von Groddeck rudert schon seit 1951. Kein Wunder, dass er zum Rudersport kam, hat doch schon sein Vater als Rennruderer recht beachtliche Erfolge erzielt. Oberstleutnant a. D. Robert-Heinrich von Groddeck stammt aus dem Kreise Rastenburg, seine Familie besaß dort das Rittergut Baumgarten. Er wurde Offizier, und so kommt es, dass sein Sohn Karl-Heinrich in Pommern geboren wurde, aber dieser ist trotzdem natürlich ein richtiger Ostpreuße.

 

Horst Arndt, der zweite Ostpreuße, ist in Maulen bei Königsberg geboren; die Familie flüchtete 1944 aus Königsberg nach dem Westen und kam schließlich, wie die Familie von Groddeck, nach Wiesbaden.

 

Die beiden jungen Ostpreußen wurden aktive Mitglieder der RG Wiesbaden-Biebrich. Sie saßen in Vierern, Achtern, manchmal im gleichen Boot, dann wieder in Verschiedenen.

 

Um voranzukommen, verpflichtete der Verein einen Trainer namens Rübsamen. Neben dem allgemeinen Training machte er es sich zur Aufgabe, der Rudergesellschaft zu einem erfolgreichen Zweier mit Steuermann zu verhelfen, und mit dem scharfen Blick des Kenners nahm er von Groddeck und Arndt aus den Booten heraus und setzte sie in den Zweier. Der erste große Erfolg kam im vorigen Jahr mit den Deutschen Meisterschaften, und in diesem Jahr gewannen sie zusammen mit dem neuen Steuermann Rainer Borkowsky die Deutsche Meisterschaft in Heilbronn und dann die Europameisterschaft. Horst Arndt hat bisher 34 Siege errungen, von Groddeck 32, Rainer Borkowsky 13.

 

Zu ihren Erfolgen mag auch die Tatsache beigetragen haben, dass sie ein Boot rudern, bei dem die übliche Anordnung auf den Kopf gestellt ist. Rainer Borkowsky sitzt während des Rennens nicht hinter den von ihm Gesteuerten, er liegt vielmehr vor ihnen im Bug des Bootes, und zwar so tief, dass er gerade noch über das Boot blicken und die Strecke sowie die Konkurrenten sehen kann, sollten diese einmal sich aus dem Hintergrund vorbeiarbeiten oder aber schon vom Start weg zunächst vor ihnen liegen. Liegend bedient er das Flossensteuer mit dem Seilzug, und erst wenn die Ziellinie passiert ist, taucht die Mähne des Vierzehnjährigen über der Bordwand auf, und sein fröhliches, jungenhaft grinsendes Gesicht wird erkennbar.

 

Diese Lage des Steuermanns soll den Luftwiderstand auf ein Mindestmaß verringern. Ein „alter" deutscher Ruderer, Georg von Opel, ist auf die Idee gekommen, er hat entsprechende Boote gebaut, und nach den Erfolgen kann man wohl sagen, dass sich diese Änderung ausgezeichnet bewährt hat.

 

Es war natürlich selbstverständlich, dass diese Mannschaft, die als einzige unter den deutschen Booten in Bled eine Europameisterschaft errungen hatte, auch für die Olympischen Spiele gemeldet wurde. Die Erholungspause, die nach Bled eingelegt wurde, dauerte nur wenige Tage, dann begann schon auf dem Rhein und dem Floßhafen bei Mainz das Training, das sich allmählich steigerte, und etwa ab 1. Oktober wurde täglich zwei Stunden hart trainiert. Natürlich musste auch die ganze Lebensweise diesem Training und dem großen sportlichen Ziel, bei der Olympiade gut abzuschneiden, angepasst werden. Dass nicht geraucht und kein Alkohol getrunken werden durfte, war ja selbstverständlich, aber auch bei der Ernährung musste mancherlei beachtet werden. Viel Fleisch, mageres natürlich, viel Gemüse, das Essen musste sehr reichlich sein, und so musste der Geldbeutel sehr herhalten. „Sie haben uns die Haare vom Kopf gefressen", meint Herr von Groddeck. Einen kleinen Schreck gab es noch, als sich bei Rainer Borkowsky nach dem Impfen Fieber einstellte, aber schließlich ging doch noch alles gut.

 

Am 2. November flogen nun die drei zusammen mit anderen Teilnehmern der Olympischen Spiele von Hamburg nach Melbourne ab, und zwar auf der Route, die über das Nordpolgebiet, Los Angeles, Honolulu und die Fidschi-Inseln nach Australien führt; am 6. November sind sie in Melbourne angekommen. Wenige Tage später werden sie auch schon mit dem Training beginnen. Am 22. November werden die Spiele eröffnet, am 23. und 24. sind die Vorrennen im Rudern, am 26. und 27. November fallen die Entscheidungen. Der Rückflug, der am 5. Dezember beginnt und am 12. Dezember in Hamburg enden soll, führt über Bangkok, also über die andere Route. Wenn sie die Reise glücklich hinter sich haben, werden die drei einmal um die Welt geflogen sein. Für Rainer Borkowsky, den Vierzehnjährigen, ist das in noch höherem Maße als bei den beiden anderen ein Erlebnis, denn wo gibt es schon einen Schüler von vierzehn Jahren, der solch eine Weltreise machen kann? Wahrscheinlich ist er auch der jüngste Teilnehmer der Olympiade.

 

Und die Aussichten, eine Medaille zu erringen? Karl-Heinrich von Groddeck meint: „Jeder Teilnehmer hat Chancen, und warum sollten gerade wir keine haben? Viele von den Konkurrenten, die uns in Melbourne entgegentreten, haben wir schon geschlagen, aber das schließt natürlich nicht aus, dass es einmal auch anders kommen kann. Es sind da auch noch einige Teilnehmer, die wir nicht so recht kennen. Möglich ist alles! Aber wir werden unser Bestes tun! Und mit dem Klima wird es auch nicht so schlimm werden! Die anderen Europäer sind ja auch den gleichen Bedingungen unterworfen. Es wird schon werden!"

 

Nun, drücken wir den Daumen, dass die beiden Ostpreußen und ihr kleiner Steuermann sich in Melbourne eine Medaille erkämpfen. Die Goldmedaille wäre natürlich am schönsten.

 

Seite 10   Lippe-Detmold und Ostpreußen

Als ich vor mehreren Wochen die Stadt Detmold besuchte und das Schloss besichtigte, fiel mir im fürstlichen Jagdzimmer ein stattlicher Elchkopf mit Schaufeln auf. Es handelt sich um eine Jagdtrophäe des Fürsten Leopold IV. von Lippe, der im Jahre 1907 in Ostpreußen weilte und den Elch auf der Kurischen Nehrung geschossen hat.

 

In Lippe Detmold fällt uns aber von neuem eine eigenartige Beziehung zu Ostpreußen ein. Allgemein bekannt dürfte auch noch heute das Soldatenlied sein „Lippe-Detmold ist eine wunderschöne Stadt". So haben wir es im Ersten Weltkriege gesungen. Vor dem letzten Kriege wies der Pr.-Eylauer Studiendirektor Sievers nach, dass dies Lied ursprünglich mit „Pr.-Eylau ist 'ne schöne Stadt" begann. So sangen es nämlich die Jungen und Alten um 1840 überall in Natangen, besonders in den Spinnstuben. Und selbst noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wurde es von Soldaten Ostpreußens so gesungen. Entstanden ist das Lied bereits nach der Schlacht bei Pr.-Eylau im Februar 1807, als die Soldaten in die Stadt kamen und über die neuen, massiven Häuser staunten. Die Stadt Pr.-Eylau war nämlich im Juli 1802 durch eine Feuersbrunst fast vollständig zerstört und kurz vor 1807 wieder neu aufgebaut worden. So ist die Bezeichnung „schöne Stadt" zu erklären. In den Befreiungskriegen haben nicht nur ostpreußische, sondern auch andere Truppenteile dies Lied „Preußisch-Eylau ist 'ne schöne Stadt" übernommen, weitergetragen und umgedichtet. Welcher Detmolder es nun zum ersten Mal zum Ruhme seiner Stadt gesungen hat, wird sich wohl nie mehr klären lassen, ebenso wie man nicht mehr ergründen kann, wer das Lob erstmals auf die Stadt Pr.-Eylau ausgebracht hat. Volkslieder sind eben echte Kinder des Volkes.

 

Die älteste Form des Liedes in Natangen lautet:

 

Preußisch-Eylau ist 'ne schöne Stadt,

Darinnen war ein junger Soldat;

Der muss marschieren wohl in den Krieg,

Wo die Kanonen stehn.

 

Und als es auf den Abend kam,

Da weint die Braut so sehr.

„Wein nicht, wein nicht, meine liebe, liebe Braut,

Mein Bleiben ist nicht hier!"

 

Und als es auf den Morgen kam,

Da stand er vor dem Gen'ral sein Tür;

Der Gen'ral, der schaute zum Fenster raus:

„Ach Kerl, bist du schon da?"

 

Er schickte ihn zu dem Feldwebel hin:

„Zieh dir den Blaurock an!

Du musst marschieren wohl in den Krieg,

Wo die Kanonen stehn“.

 

Und als er auf den Platz rauf kam,

Da kriegt er gleich 'nen Schuss

Da fiel er hin und schreit gar sehr,

Und schreit nach seinem Kam'rad.

 

„Ach, lieber Kam'rad, Kam'rade mein,

Schreib du 'nen Brief zurück,

Schreib du 'nen Brief an meine Braut,

Dass ich geschossen bin!"

 

Er hat das Wort kaum ausgesagt,

Da kriegt er wieder 'nen Schuss.

Da fiel er hin und war ganz tot —

Soll ich hier stehn und weinen?"

 

Nach einer anderen Lesart endete das Lied:

 

„Und als die Braut den Brief bekam,

Da weinte sie so sehr.

Sie nahm einen Strick und hing sich auf

An einem Lindenbaum.

E. J. G.

 

Seite 10   Blätter ostpreußischer Geschichte. Von der Gründung unserer Albertina.

Foto: Georg Sabinus, der erste Rektor der Albertus-Universität. (Das Originalgemälde hing in der Königsberger Stadtbibliothek.)

 

Der 17. August 1544 war ein bedeutender Tag in der Geschichte unserer Heimat. An diesem Tage — es war ein Sonntag — eröffnete Herzog Albrecht feierlich die von ihm in Königsberg gegründete Universität im Kollegiengebäude am Dom und führte den Rektor Sabinus, Melanchthons Schwiegersohn, und die Professoren in ihre Ämter ein. Mancherlei Umstände haben dazu geführt, der jungen Universität den Charakter zu geben, der sie ausgezeichnet hat.

 

Rund ein Jahrhundert früher sind die Universitäten Rostock und Greifswald auf die Initiative oder mit starker Unterstützung der Bürgerschaft gegründet worden. Das war in Königsberg nicht so. Kein Bürgermeister hat sich den Ruhm erworben wie Heinrich Rubenow in Greifswald. Zwar gab der Kneiphof den Grund und Boden und half beim Aufbau des Universitätsgebäudes, aber nur gegen erhebliche Gegenleistungen. Der Stifter der Hochschule war der Herzog, und die Albertina war von vornherein eine Landesuniversität, die die Aufgabe hatte, Theologen, Juristen und Ärzte für die Bedürfnisse des Landes auszubilden.

 

In katholischen Zeiten wäre die Königsberger Universität wie manche andere aus dem Domkapitel hervorgegangen. Dieses bestand zwar seit fast zwanzig Jahren nicht mehr, aber dennoch ist ein Zusammenhang zwischen Kapitel und Universität auch in Königsberg deutlich. Wurde doch die Albertina fundiert auf Besitz des ehemaligen Bistums Samland, errichtet dort, wo früher die Domherren gewohnt hatten, und die Kathedrale, unser Dom, wurde Universitätskirche. Die enge Verbindung zwischen Universität und Kirche war auch dadurch gegeben, dass bis ins 19. Jahrhundert hinein die Pfarrer der drei großen Stadtkirchen zugleich Professoren waren. So war die zweite Aufgabe der Universität die Festigung der preußischen Landeskirche und des lutherischen Glaubens. Ihren protestantischen Charakter hat sie ebenfalls bis ins 19. Jahrhundert hinein bewahrt. Katholiken und Glaubensjuden konnten nicht Professoren werden.

 

Die dritte Komponente im Fundament der Universität war die Wissenschaft, und zwar in der Form des Humanismus, die der Herzog an seinem Hofe pflegte. Die Albertina war eine humanistische Anstalt, aber — oder vielmehr — dadurch zugleich ein Teil des höfischen Humanismus. Sabinus war ein glänzender Latinist und nicht nur Gelehrter, sondern zugleich Hofmann. Diese Bindung an die höfische Kultur zur Zeit Herzog Albrechts hat sich fortgesetzt in einer Bindung an den Landesherrn und dazu geführt, dass die Professorenschaft bei aller Streitsucht und Widerspenstigkeit im Einzelnen sich doch im ganzen mehr dem Fürsten verpflichtet fühlte als der Stadt, in der sie lebte, und ihrer Bürgerschaft. Waren doch viele Professoren als Hofprediger, Hofräte, Hofrichter und Hofärzte dem Monarchen und seinen Behörden persönlich verpflichtet. Diese Bindung hat ebenfalls bis ins 19. Jahrhundert hinein den Charakter der Universität bestimmt, bis Liberalismus und Demokratie neue Werte setzten, in denen die Bindung an Staat und Volk wichtiger wurde als die an die Person des Königs.

 

Die Albertina hat von vornherein eine Aufgabe gehabt, die über die Landesgrenzen hinausführte. Sie war das Wittenberg des Nordostens zwischen dem 1564 gegründeten Jesuitenkolleg im ermländischen Braunsberg und der 1576 eingerichteten Jesuitenuniversität in Wilna. Herzog Albrecht war ein frommer Mann und ein Freund Luthers, und es war sein ganz persönliches Anliegen, dass seine Universität ein Hort und Vorposten des Evangeliums über Preußen hinaus werden sollte. Das ist sie auch geworden und lange geblieben. Dagegen war die nationale Aufgabe, ein Bollwerk des Deutschtums gegen das Slawentum zu sein, ihr nicht in die Wiege gelegt worden. Sie ist ein Kind des 19. Jahrhunderts. Zwar war vor der Gründung die Befürchtung laut geworden, dass die „barbarischen Nationen" in die Hochschule eindringen würden, und man hatte gewünscht, dass nur Deutsche Professoren werden dürften, aber es ist charakteristisch für die Zeit, dass solche Wünsche abgelehnt wurden. Unter den Studenten waren außer Landeskindern und Deutschen aus allen Nachbarländern von Livland bis Pommern und Schlesien viele evangelische Polen und Litauer, und diese wurden bei der Vergebung von Stipendien sogar bevorzugt, weil sie Sendboten des lutherischen Glaubens in ihrer Heimat werden sollten. Zu den ersten Professoren gehörten die Litauer Abraham Culvensis und — der vom Herzog besonders geschätzte — Stanislaus Rapagellan. Auch diesem Charakter, eine Pflegestätte der Wissenschaft und des Evangeliums für die Jugend aller Völker des Ostens zu sein, ist unsere Universität treu geblieben, bis auch hier neue Werte ihr Recht forderten. Die Universität Königsberg wird, wenn sie wieder ersteht, sich auf ihre Anfänge besinnen müssen und aus ihnen lernen. Dr. Gause

 

Seite 10   Der älteste bekannte Rat von Zinten

Im 14. Jahrhundert stand auf der Stadtfreiheit, also vor den Mauern der Stadt Zinten eine der heiligen Anna geweihte Kirche, in der ein wundertätiges Marienbild verehrt wurde.

 

Am 18. März 1399 gründeten Bürgermeister, Rat und Gemeinde der Stadt Zinten mit „Wissen und Willen" des Balgaer Komturs Ulrich von Jungingen und mit Erlaubnis des Pfarrers Conrad in Zinten ein Hospital bei dieser Kirche. Der ermländische Bischof hatte dem Hospital verschiedene Rechte verliehen, und die Zintener Stadtväter stifteten nun eine zins- und dienstfreie Baustätte von ein Morgen Größe. Der Komtur verlieh dem Hospital freie Holzung in der Dinge, einem Ordenswalde, wie sie die andern Bürger der Stadt besaßen. Der Hospitalverweser sollte mit Wissen des Komturs bzw. des Eisenberger Waldmeister eingesetzt werden.

 

Bemerkenswert und bisher unbekannt geblieben sind die Zeugen, die in der Stiftungsurkunde von 1399 genannt werden. Außerdem Balgaer Komtur Ulrich von Jungingen, der zugleich Vogt von Natangen war, dem Balgaer Hauskomtur Jost von Sachsenhausen waren auch zugegen Michael Kuchmeister, der Pfleger der Burg Pr.-Eylau, der Kaplan Peter, der Zintener Bürgermeister Peter Suntth, sein Kumpan Bartusch Grime und die Ratsleute Schönebeck, Klaus Trumpe und Lange Hensel Lowffenberg. Es handelt sich hier um den ersten bekannten Rat der Stadt Zinten. E. J. G.

 

Seite 10   Hundert Jahre Historischer Verein für Ermland

Der furchtbare Ausgang des Zweiten Weltkrieges, insbesondere die allem natürlichen und positiven Recht hohnsprechende Austreibung der Deutschen aus ihren jahrhundertealten Siedlungsgebieten östlich der Oder-Neiße hat auch dem Geistesleben Ost- und Westpreußens schwersten Schaden gebracht. Erst ganz allmählich fanden sich unter den ehemaligen Bewohnern Nordostdeutschlands, die jetzt über die ganze weite Bundesrepublik zerstreut sind, hier und da kleine Gruppen wieder zu gemeinsamer kultureller Arbeit zusammen. So ist es beispielsweise von den etwa zehn Geschichtsvereinen, die vor 1945 im altpreußischen Raum existierten, bisher einzig und allein dem Historischen Verein für Ermland gelungen, seine frühere Tätigkeit, die in erster Linie der Erforschung der geschichtlichen Vergangenheit des ehemaligen Fürstbistums Ermland galt, wiederaufzunehmen.

 

Der ermländische Geschichtsverein ist gleichzeitig auch die älteste rein historische Vereinigung Ostpreußens, deren Gründungsdatum der 29. Oktober 1856 ist. In diesen Tagen kann der Historische Verein für Ermland also auf sein hundertjähriges Bestehen zurückblicken.

 

Den äußeren Anstoß zu seiner Reaktivierung gab die Wiedereröffnung des nach Westdeutschland ausgelagerten Königsberger Staatsarchivs, das im Spätherbst 1953 dank des großzügigen Entgegenkommens des Landes Niedersachsen im staatlichen Archivlager zu Göttingen der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wurde. Die reichen Bestände dieses Archivs namentlich aus dem 13. - 18. Jahrhundert bieten jetzt auch den ermländischen Historikern wieder die Möglichkeit, sich ihrer alten Aufgabe zu widmen. Freilich bedeutet der Verlust der für das Ermland besonders ertragreichen Frauenburger Archive, über deren Verbleib in der alten Heimat bisher nichts Sicheres bekannt geworden ist, auch weiterhin eine schwere Einbuße an Quellenmaterial.

 

Trotzdem glaubte der Vorstand des ermländischen Geschichtsvereins die durch Jahrzehnte geübte Tradition nicht einfach zugrunde gehen lassen zu dürfen, sondern bemühte sich seit dem Herbst 1954 in wiederholten Aufrufen, seine früheren Mitglieder und ebenso Angehörige der jungen Generation erneut um sich zu sammeln. Das ist unter den für Heimatvertriebene immer noch recht schwierigen Verhältnissen in erfreulichem Ausmaß geglückt, so dass der Historische Verein für Ermland heute immerhin wieder mehr als dreihundert Mitglieder zählt und damit etwa zwei Drittel seines letzten Mitgliederbestandes erreicht hat.

 

Hier darf wohl noch besonders darauf hingewiesen werden, dass rund ein Drittel der jetzigen Mitglieder der jüngeren Generation angehört, die ja nicht mehr wie einst daheim sozusagen von selbst in die Traditionsgebundenheit hineingewachsen ist, aber immerhin aus Familie und Elternhaus noch genügend Heimatbewusstsein mitbekommen hat. Aus dieser Schicht wird — zu solcher Hoffnung berechtigen schon jetzt ein paar Beispiele — auch der aktiv tätige Mitarbeiterstab, der an sich stets und überall nur eine bescheidene Zahl umfasst, gar bald frischen Nachwuchs erhalten.

 

Der ermländische Geschichtsverein hat bereits im Frühjahr 1955 seine publizistische Tätigkeit (nach einer Pause von zwölf Jahren) wieder aufnehmen können. Sie hatte sich in der alten Heimat, wo die Ermländer in dem ehemaligen geistlichen Kleinstaat geschlossen beisammen lebten und darüber hinaus eigentlich nur im übrigen Ost- und Westpreußen wohnten, auf die jährlich erscheinende „Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands" beschränkt (bis 1943 waren es 85 Hefte). Dazu war allerdings von Anbeginn als rein wissenschaftliche Aufgabe die Veröffentlichung der ermländischen Geschichtsquellen hinzugekommen — diese „Monumenta Historiae Warmiensis" umfassen insgesamt zwölf stattliche Bände.

 

Das erscheint heutzutage angesichts der ungeheuerlichen Zerstreuung, in der die Ermländer jetzt innerhalb der Bundesrepublik zwischen Konstanz und Flensburg, zwischen Aachen und Bamberg wohnen, nicht mehr als ausreichend. Daher sollte eine Art Mitteilungsblatt, wie es bei anderen Geschichtsvereinen längst üblich ist, die engere Verbindung zu den Vereinsmitgliedern herstellen. Das ist in weit größerem Rahmen, als zunächst geplant, möglich geworden durch das weitgehende Entgegenkommen des Kapitularvikars von Ermland, des apostolischen Protonotars Prälat Arthur Kather der nach dem Tode des unvergesslichen Flüchtlingsbischofs Maximilian Kaller die Leitung der immer noch existierenden Diözese Ermland innehat. Auf seine Anregung wird das Mitteilungsblatt des Historischen Vereins fortan sozusagen als heimatgeschichtliche Beilage unter dem Titel „Unsere ermländische Heimat" den viermal im Jahr erscheinenden Ermlandbriefen beigegeben und findet dadurch eine viel umfangreichere Verbreitung, als wenn es als selbständige Veröffentlichung herauskommen würde. Bisher sind sieben Nummern dieses Mitteilungsblattes erschienen, und die achte Folge ist bereits in Vorbereitung.

 

Gleich bei seiner Reaktivierung hatte der Historische Verein aber selbstverständlich auch die Fortführung der „Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands" ins Auge gefasst. Ein erstes Heft (Nr. 86 der ganzen Folge) ist denn auch als Vereinsgabe für 1955 im alten Gewande freilich mit einiger Verspätung um Ostern 1956 den Mitgliedern ausgehändigt worden. Die tatkräftige Unterstützung durch das Bundesministerium für Vertriebene hatte die Drucklegung ermöglicht. Für das laufende Jahr ist als Vereinsgabe das neue Heft 87 bereits zum größten Teil fertiggestellt, so dass es in wenigen Wochen ausgeliefert werden kann. In dankenswerter Weise hat sich nunmehr auch die Landsmannschaft Ostpreußen mit einem größeren Zuschuss zu den Druckkosten eingeschaltet.

 

Das hundertjährige Bestehen gibt dem Historischen Verein für Ermland Anlass, seiner Gründung am 29. Oktober 1856 bei einer Festsitzung zu gedenken; sie wird in den ersten Novembertagen in der westfälischen Hauptstadt Münster stattfinden, die vor kurzem die Patenschaft für Braunsberg, die alte Metropole des Ermlandes übernommen hat. Mit dieser schlichten Feier wird, wie das in der alten Heimat üblich war, die Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung — diese Vereinigung der aktiv tätigen Historiker aus dem altpreußischen Raum hat ihre Arbeit bereits 1953 wieder aufgenommen — ihre diesmalige Jahrestagung verbinden. Dr. habil. Hans Schmauch

 

Seite 10   Bücherschau. Eine Anthologie mit E. Th. A. Hoffmann

Nach der Wunderblume von Novalis, der Blauen Blume, dem Symbol der Romantik, nennt Hermann Kesten seine Sammlung der schönsten romantischen Erzählungen der Weltliteratur: „Die Blaue Blume" (erschienen im Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln, 808 Seiten). Man blättert zunächst etwas zurückhaltend in dem dickleibigen Buch, hat sich dann aber im Nu festgelesen, an der Puschkinschen Spielergeschichte „Pique Dame" etwa; vielleicht an einer Erzählung von Stendhal, Victor Hugo, Walter Scott, Gogol oder Edgar Allan Poe. In diesem Reigen der größten Namen und vierzig schönsten romantischen Erzählungen des Abendlandes kann sich Deutschland sehr wohl sehen lassen; mit Erzählungen von Goethe („Die neue Melusine"), Kleist, Eichendorff („Das Marmorbild"), vor allem auch mit E. Th. A. Hoffmanns „Rat Krespel", der zunächst so grotesk anmutenden und schließlich sich ins ergreifend Menschliche auflösenden Geschichte eines Sonderlings. „Schöne Geschichten kann man immer wieder lesen. Man entdeckt immer Neues und Schöneres darin", — diese Worte von Hermann Kesten bewahrheiten sich an jedem Stück dieser Sammlung. Der lesens- und vorlesenswerte Band ist vortrefflich geeignet, ein richtiges Volksbuch zu werden, auch in unserer so unromantischen Welt.

 

Lichtenberg und Kant

Tolstoi erklärte wenige Jahre vor seinem Tode einem deutschen Besucher: „Ich stehe jetzt ganz unter dem Einfluss zweier Deutscher. Ich lese Kant und Lichtenberg. Ich bin entzückt von der Klarheit und Anmut ihres Ausdrucks, bei Lichtenberg insbesondere auch von dem treffenden Witz. Ich begreife nicht, dass die heutigen Deutschen diesen Schriftsteller so sehr vernachlässigen . . ." Wer wird es je begreifen? fragt Carl Brinitzer am Ende seiner Lichtenberg-Biographie. („Die Geschichte eines gescheiten Mannes", 318 Seiten, Rainer-Wunderlich-Verlag Hermann Leins in Tübingen.) Lichtenberg, geistvoller und origineller Kopf zur Zeit der Aufklärung, verdankt seinen Ruhm vor allem seinen Aphorismen, in denen er mit bissiger Schärfe, treffend und witzig seine Zeit kommentiert. Brinitzer schrieb jetzt die Lebensgeschichte des „buckligen Professors aus Göttingen" sehr anschaulich und unterhaltend und dabei durchaus in die Tiefe gehend. Wie mit vielen Großen seiner Tage, so stand Lichtenberg auch mit Kant in schriftlicher Verbindung. Der Göttinger Professor fühlt sich zu dem Königsberger als zu einem verwandten Geist hingezogen. Er hat alle Schriften „dieses vortrefflichen Mannes" gelesen, er sah das Gewaltige in dieser neuen Philosophie, die ihn mehr befriedigt, als alles, was er bisher kannte. Er muss sich mit ihr auseinandersetzen, was dann von Brinitzer klug geschildert wird, einfühlend und geistreich, wie diese ganze Biographie geschrieben ist.

 

Seite 11   Agrarstrukturwandlung ohne Substanz-Verluste. Von Heinrich Blum

Kern der zukünftigen Agrarstruktur wird der bäuerliche Familienbetrieb sein. Die Zahl bäuerlicher Familienbetriebe zu vermehren, wird daher das Hauptziel agrarstruktureller Maßnahmen sein müssen. Unzulängliche Betriebsgrößen müssen in Richtung auf den echten bäuerlichen Familienbetrieb und die echte Nebenerwerbssiedlung verändert und andere agrarstrukturelle Mängel beseitigt werden. Die Familienbetriebe und die nebenberuflich bewirtschafteten Kleinbetriebe und Heimstätten, deren Betriebsgröße sich heute fortlaufend verkleinert, so dass Land zur Bildung echter Familienbetriebe frei wird, werden in Zukunft das breite Fundament unserer Agrarstruktur bilden müssen. Selbstverständlich werden neben diesen beiden Betriebsformen größere und Großbetriebe, soweit ihnen die Bildung einer modernen Arbeitsverfassung gelingt, sich auf die Dauer halten. Worauf es bei den Agrarstrukturmaßnahmen aber ankommt, ist die Mobilisierung des Grund und Bodens auf breiter Basis, um der großen Zahl landsuchender, bodenverbundener, aufstrebender und tüchtiger Bauernfamilien die Möglichkeit landwirtschaftlicher Berufstätigkeit zu erhalten oder zu geben. Dazu wird man die Feststellung zu treffen haben, dass die Zahl der Menschen unseres Volkes, die sich noch eine gewisse Bodenverbundenheit bewahrt haben, relativ groß ist. Die große Zahl der Siedlungsbewerber aus der einheimischen Landwirtschaft und aus dem heimatvertriebenen Landvolk darf in diesem Zusammenhange durchaus positiv gewertet werden und sollte uns dazu bestimmen, auch die letzten Möglichkeiten zur Erfüllung dieser Landwünsche auszuschöpfen.

 

Über allen staatlichen und sonstigen Hilfsmaßnahmen steht die Eigeninitiative der bäuerlichen Bevölkerung. Ihr muss ein breites Feld der Betätigung auf agrarstrukturellem Gebiet eingeräumt werden. Es ist daher wichtiger, bürokratische Hemmungen abzubauen und dem Einzelnen die Möglichkeit zur Entfaltung seiner Kräfte zu geben, als neue Regeln aufzustellen. Die Eigeninitiative darf nicht bestraft, sondern muss prämiiert werden. Flurbereinigung und Agrarstrukturverbesserungsmaßnahmen, die erst im Ablauf von vierzig Jahren vollzogen werden, kommen angesichts der agrarpolitischen Situation, in der wir uns — europäisch gesehen — befinden, zu spät. Die Verkürzung dieses Prozesses ist wichtig. Die Zahl der behördenlosen Verfahren muss vergrößert und die Zeit der Gesamtregelung dadurch verkürzt werden. Die Eigeninitiative ist durch steuerliche Vergünstigungen (Freistellung von der Grunderwerbsteuer) und Kreditgewährung zu fördern. Je schneller diese Maßnahmen zum Vollzug gebracht werden, umso größer wird die Chance, den ständig zunehmenden Sog der Industrie auf unsere Landbevölkerung, insbesondere die familieneigenen Arbeitskräfte bis zum Hoferben, zu vermindern. Bei einer vollen Ausschöpfung der bestehenden Möglichkeiten, durch Rentenverträge Land insbesondere aus auslaufenden Betrieben zu mobilisieren fällt, wie die Ergebnisse in den von der Deutschen Bauernsiedlung GmbH, untersuchten Kreisen ergeben, auch noch Neusiedlungsland an. Dieses kann zur Ansiedlung verdrängter Bauern und Pächter aus der einheimischen Landwirtschaft und der großen Zahl sich nach Landbesitz und landwirtschaftlicher Betätigung sehnender Heimatvertriebener verwandt werden. Es mag sein, dass es Gebiete gibt, wo die Voraussetzung für die notwendige Mobilität des Bodens durch Industriedurchsetzung geschaffen werden muss. Die Forderung „Industrie aufs Land, um agrarstrukturelle Lösungen zu ermöglichen und zu beschleunigen" ist daher gebietsweise berechtigt. Die Industrie kann hier zum Initiator agrarstruktureller Maßnahmen werden. Die Verlagerung der Industrie aufs Land ist auf jeden Fall der Aus- und Umsiedlung von Landbewohnern in die Stadt vorzuziehen. Bei der Umsiedlung in die Stadt wird die ländliche Heimstätte aufgegeben und einer schnellen Entwurzelung der Landbevölkerung Vorschub geleistet. Die Interessen von Industrie und Landwirtschaft können auf diese Weise vielfältig verbunden werden. Eine konstruktive Agrarstruktur, welche die Kräfte von Millionen ländlicher Familien mobilisiert, könnte, wie Professor Priebe vor einiger Zeit richtig ausgeführt hat, unsere ganze Wirtschaft befruchten, zur Stabilität unserer auf Freiheit und Eigenverantwortlichkeit des Menschen beruhenden Gesellschaftsordnung beitragen und ein Beispiel für viele Völker bieten, dass die bäuerliche Struktur eine in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht überlegene Lösung bedeutet. Die Zahl der bäuerlichen Betriebe in ihrer Gesamtheit soll durch Agrarstrukturmaßnahmen nicht verringert werden, es tritt nur eine Wandlung in den verschiedenen Betriebsgrößengruppen ein. Die Mobilisierung des Grund und Bodens auslaufender Betriebe führt ebenso wenig zu einer Vernichtung bäuerlicher Substanz, die ja nicht mehr vorhanden ist, als zu einer Liquidierung bäuerlicher Betriebe, da ja auch diese Betriebe nur in ihrer Betriebsgröße verändert, und zwar entweder verkleinert oder vergrößert werden.

 

Es ist leider ein auch heute noch weit verbreiteter Irrtum, das Bauerntum könne auch gerettet werden, wenn wir die heutige agrarstrukturelle Situation nicht verändern würden, in der Annahme, die große Zahl nichtlebensfähiger Bauernbetriebe könne durch eine entsprechende Agrarpolitik gesund erhalten werden. Der zunehmende Verfall nichtlebensfähiger Kleinbauernbetriebe, die Abwanderung auch der familieneigenen Arbeitskräfte, der Berufswechsel der Hoferben und nicht zuletzt die ständig zunehmenden Brachländereien sind das Symptom für diese Entwicklung. Es ist auch falsch zu glauben, man könne die organische Entwicklung abwarten. Dieser im ganzen Bundesgebiet festgestellte gesunde Entwicklungsprozess bedarf einer nachdrücklichen Förderung und Beschleunigung, damit nicht die noch zu rettende bäuerliche Substanz verlorengeht und weiterer bäuerlicher Besitz dem Verfall preisgegeben wird. Aus dieser Sicht heraus wird man die durchgeführten agrarstrukturellen Maßnahmen betrachten und eine Intensivierung dieser Maßnahmen auf breitester Basis im ganzen Bundesgebiet erstreben müssen.

 

Seite 11 und 12   Alterssicherung für landabgebende Bauern. Zur Förderung einer verstärkten Eingliederung des vertriebenen Landvolks. Von Rechtsanwalt Franz Dade, Bonn

Durch Sicherstellung eines Altenteils für die landabgebenden Bauern kann die Deutsche Siedlungsbank eine lebenslängliche Leibrente gewähren, soweit sie im amtlich getaxten Verkaufspreis des betreffenden Hofes ihre Deckung findet.

 

Seit drei Jahren steht das Problem zur Debatte, die Besitzer auslaufender Höfe durch ausreichende Altersversorgung zur Abgabe ihrer Höfe anzuregen. Wie ist die Sachlage?

 

In der Bundesrepublik werden erhebliche Flächen landwirtschaftlich genutzten Landes benötigt für die Aufstockung zur Verbesserung der Agrarstruktur zu Gunsten Einheimischer und vor allem für die verstärkte Eingliederung der vertriebenen Bauern. Im Gegensatz zu der Landbeschaffung für Verteidigungszwecke, die im Wege der Enteignung durchgeführt werden kann, soll das Land für Aufstockung und Eingliederung grundsätzlich auf freiwilliger Basis beschafft werden.

 

Der Sonne-Plan hatte im Jahre 1950 noch mit einem jährlichen Landanfall von 35 000 Hektar aus Bodenreformland und von 20 000 Hektar jährlich aus Kultivierung von Moor- und Ödland gerechnet, doch ist der Landanfall aus diesen Quellen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Von 1946 bis 1954 wurden nur 7500 Hektar Moor- und Ödland in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt. Die Praxis hat gezeigt, dass die Hauptquelle für die Landbeschaffung durchaus der freie Gütermarkt sein kann, auf dem weit über 100 000 Hektar jährlich umgesetzt werden.

 

An diesem beachtlichen Gütermarkt sind die auslaufenden Höfe nur in verhältnismäßig geringem Maße beteiligt. (Auslaufende Höfe sind Betriebe ohne oder mit landfremd gewordenen Erben.) Unter denn etwa 80 000 Höfen, die bisher von den Vertriebenen übernommen wurden, befinden sich nur etwa 12 000 auslaufende Höfe, also 15 Prozent, im ersten Halbjahr 1955 ist ihr Anteil sogar auf 6 Prozent gesunken.

 

Der Grund für die mangelnde Bereitschaft der Inhaber, ihre auslaufenden Höfe für die Siedlung oder an Vertriebene abzugeben, ist, dass die Eigentümer durch den bar zu belegenden Kaufpreis, allein keine ausreichende Versorgung für ihr Alter erreichen konnten. Es tauchte deshalb schon vor Jahren der Gedanke auf, die Bereitwilligkeit der Landabgabe dadurch zu erhöhen, dass den abgebenden Bauern eine gesicherte Altersversorgung durch Gewährung eines Altenteils in Form von Naturalbezügen, Wohnrecht und lebenslänglicher Rente im Rahmen des Abgabevertrages gewährt wird.

 

Es entstand der „Plan zur Förderung einer verstärkten Eingliederung der heimatvertriebenen Landwirte und einer allmählichen Verbesserung der Agrarstruktur", der von der Deutschen Bauernsiedlung entwickelt und 1953 der ersten Bundesregierung vom Deutschen Bauernverband vorgelegt worden ist. Dieser Plan geht über die eigentliche Aufgabe zur Ansiedlung der vertriebenen Bauern hinaus und gibt gleichzeitig den Ansatz zu einer verbesserten Boden- und gesunden ländlichen Raumordnung als Grundlage für die zukünftige Agrarpolitik unter Gewährung einer Altersversorgung der abgebenden Landwirte.

 

Seit drei Jahren ist über die Vorschläge, die Abgabe auslaufender Höfe durch Gewährung einer gesicherten Altersversorgung anzuregen, viel diskutiert und beraten worden. Bundestagsabgeordnete erklärten sich bereit, dieses Vorhaben zu unterstützen und sich für den Erlass eventuell notwendiger gesetzlicher Maßnahmen und die Bewilligung erforderlicher Sondermittel einzusetzen.

 

Die Deutsche Bauernsiedlung konnte mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen diesen Plan erstmalig praktizieren. In Verbindung mit der Deutschen Siedlungsbank hat sie in bisher 25 Fällen nachgewiesen, wie ein solches Verfahren praktisch durchgeführt werden kann.

 

Die zahlreichen Vorschläge, Besprechungen und Überlegungen der dabei angesprochenen Stellen zeigen, dass es nicht an gutem Willen fehlte, dass es aber nicht möglich war, die im Zusammenhang damit aufgetauchten zahlreichen Probleme auf einmal zu lösen. Denn dazu gehört das große Thema der Altersversorgung der einheimischen Bauern insgesamt. Zunächst und vordringlich konnte es sich aber nur darum handeln, die Eigentümer auslaufender Höfe durch Gewährung einer angemessenen Altersversorgung zur Abgabe ihrer Höfe zu bringen. Weiter wurde verkannt, dass es sich bei den auslaufenden Höfen nicht allein und in erster Linie um solche Besitzer handelt, die keine Erben haben, sondern um die große Anzahl von Eigentümern, bei denen zwar Erben vorhanden, die aber dem Land entfremdet und gar nicht mehr geeignet und gewillt sind, jemals den Hof zu übernehmen. Es ergaben sich Schwierigkeiten in den Fällen, wo der Verkaufswert zur Zahlung der notwendigen Altersrente nicht ausreicht. Es handelt sich dabei vor allem um die 115 000 Betriebe unter fünf Hektar, deren Inhaber über sechzig Jahre und kinderlos sind. Hier kann in den meisten Fällen nur durch Einsatz von Beihilfen geholfen werden, also ein besonderes Problem, dessen Lösung nicht den Ausgangspunkt der grundsätzlichen Regelung bilden dürfte, sondern eine Sonderregelung erfordert. Weitere Schwierigkeiten bereiten auch die Fälle, in denen die Eigentümer auslaufender Höfe nur verpachten wollen, wobei aber die Pachtzinseinnahmen mit dem aus dem Verkauf des Inventars erzielbaren Erlös für eine genügende Altersversorgung nicht ausreichen.

 

Schließlich ist noch die Frage zu lösen, wie und wer das Risiko zu tragen hat, wenn der Altenteilberechtigte über die der Errechnung des Rentenkapitals zugrunde gelegte Erwartung hinaus lebt, ein Risiko, welches sich aber durch Ersparung der Renten bei vor dem Termin der Lebenserwartung Verstorbener wohl ausgleichen wird.

 

Die nunmehr gefundene Regelung ermöglicht ohne große Änderungen der bestehenden Vorschriften eine beschleunigte Durchführung auf breitester Basis in allen Ländern und lässt sich auch auf die Fälle erweitern, bei denen der Verkaufswert oder Pachtpreis nicht zur Sicherung einer lebenslänglichen Leibrente ausreicht und die verfügbaren Mittel deshalb durch Beihilfen ergänzt werden müssten.

 

Das Verfahren sieht vor, dass der Verkäufer ein Altenteil, bestehend aus Wohnrecht, Naturalleistungen und einer lebenslänglichen Leibrente erhält, deren Kapitalwert ein Teil des Verkaufspreises darstellt. Dieses Altenteil mit der Leibrente wird auf dem Verkaufsobjekt dinglich gesichert. Die erwerbende Siedlungsgesellschaft und der spätere Siedler werden jedoch bezüglich der Bar-Rente von der Zahlungsverpflichtung durch die Deutsche Siedlungsbank freigestellt, welche die persönliche Schuldverpflichtung dafür übernimmt. Der Siedler selbst verschuldet also nach Übernahme seiner Stelle außer dem Wohnrecht und der Naturalrente nur diejenigen Siedlungskredite im Rahmen der tragbaren Rente und zu den üblichen Zins- und Tilgungsbedingungen, die der Aufbringung des Kapitalbetrages der Leibrente und der Erstellung seiner Siedlerstelle nach allgemeinen Grundsätzen dienen.

 

Voraussetzung für die Schuldübernahme durch die Deutsche Siedlungsbank wegen der Geldrente ist natürlich, dass die richtliniengemäße Gesamtfinanzierung des einzelnen Siedlungsverfahrens gesichert ist, dass die zuständige Siedlungsbehörde den Ankaufsvertrag genehmigt hat und der nach der Lebenserwartung des Verkäufers im Kaufvertrag für die Rentenzahlung ausgeworfene Kaufpreisteil an die Deutsche Siedlungsbank ausgezahlt wird.

 

Die Verträge weisen gegenüber den bisher üblichen Ankaufsverträgen folgende Neuerungen aus:

 

In einer Präambel wird festgestellt, dass der Verkäufer wegen seines Alters und weil er keine Erben hat, die seinen landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen wollen, seinen Betrieb gegen eine gesicherte Altersversorgung für Siedlungszwecke veräußern will. Der Kaufpreis wird wie üblich errechnet, von der Siedlungsbehörde genehmigt und hinsichtlich des Altenteils wie folgt belegt:

 

1. durch Gewährung einer lebenslänglichen Natural-Rente, deren Kapitalwert festgesetzt wird auf DM ……

 

2. durch Gewährung eines Wohnrechts, dessen Kapitalwert festgesetzt wird auf DM …….

 

3. durch Gewährung einer lebenslänglichen Geldrente, deren Kapitalwert festgesetzt wird auf DM ……

 

Der Kapitalwert der Renten und des Wohnrechts errechnet sich daher nach der Lebenserwartung des Abgebenden und unter Zugrundelegung angemessener Zinssätze. Sie stellen einen Teil des Gesamt-Kaufpreises dar.

 

Der Ankaufsvertrag wird im Übrigen nur unter dem Vorbehalt rechtswirksam, dass die Deutsche Siedlungsbank die Übernahme der Zahlung der Geldrente und der persönlichen Haftung für die einzelnen Leistungen aus der Geldrente schriftlich erklärt. Der Ausschluss der persönlichen Haftung des Erwerbers und Siedlers soll im Grundbuch eingetragen werden. Die Vertragsparteien vereinbaren ferner, dass die Rente auf dem Altenteil (Geldrente, Naturalabgabe, Wohnrecht) nicht abgetreten werden kann. Weiter wird vereinbart, dass die Geld- und Natural-Rente im Grundbuch, Abt. II, eingetragen werden ebenso das Wohnrecht als Dienstbarkeit.

 

Soweit der angekaufte Betrieb nicht unverändert auf den künftigen Siedler übertragen werden kann, werden in der Regel neben dem Ankaufskredit die Gewährung von Bau- und Besiedlungskrediten notwendig werden. Hierbei sollte sichergestellt werden, dass der Siedler nach der Unterverteilung der Siedlerkredite seine Leistungen auf sämtliche Kredite nur einer mit der Wahrnehmung aller Gläubigerrechte betrauten Stelle zu erbringen hat.

Fortsetzung folgt

 

Seite 11   Bundessiedlerschule Katlenburg

Das Herbstfest der Bundessiedlerschule Katlenburg auf der Katlenburg bei Northeim im Harz wurde am 13. und 14. Oktober dieses Jahres gefeiert. Diese beiden Tage fanden ihren Höhepunkt am Sonntag, dem 14. Oktober in der Eröffnung der ländlich-hauswirtschaftlichen Frauenschule und ihres Wohnheims durch Minister von Kessel.

 

1952 wurde die Restdomäne Katlenburg von dem Verein „Siedlerschule Katlenburg" gepachtet. Das Ziel dieser Pachtung lag in der Errichtung einer Siedlerschule und einer ländlich-hauswirtschaftlichen Frauenschule.

 

Die Siedlerschule hat bereits einige große Fachlehrgänge für Jungbauern, Siedlersöhne und Söhne von Siedlungsbewerbern abgeschlossen. Und nun ist auch das zweite Ziel erreicht, die ländlich-hauswirtschaftliche Frauenschule mit ihrem Wohnheim ist eröffnet!

 

Der Weg war lang, er war nicht leicht. Die sehr verständnisvolle Hilfe des Deutschen Bauernverbandes, des Niedersächsischen Landvolkes, des BvD-Landesverbandes Niedersachsen, des Bauernverbandes der Vertriebenen, des Niedersächsischen Landfrauenverbandes sowie des Bundes der Deutschen Landjugend, des Landjugendberatungsdienstes und der Arbeitsgemeinschaft für ländliche Erwachsenenbildung haben neben den Ministerien manchen Weg in dankenswerterweise geebnet.

 

Die Ausbildung, die die jungen Menschen auf der Katlenburg erfahren, umfasst sämtliche landwirtschaftlichen Belange in Haus, Feld und Stall. Mit Tier und Maschine muss der Examenskandidat ebenso vertraut sein wie mit der Buchführung. Dazu aber wird noch etwas auf der Katlenburg so ganz besonders gepflegt, und das ist: Im Hinblick auf den Osten die Landgesinnung ihrer Schüler und Schülerinnen zu festigen und im Rahmen des Unterrichts die Bereitschaft für die künftige Neusiedlung in Ostdeutschland zu wecken und zu stärken. Es geht um die Erhaltung und echte Berufsförderung der bäuerlichen Substanz. Ostkunde, Geschichte und Gegenwart Mittel- und Ostdeutschlands stehen deswegen mit auf dem Lehrplan.

 

Der Auftakt des Herbstfestes war am 13. Oktober die Jahresmitgliederversammlung im neuhergerichteten schönen Festsaal. Wenn etwas aus kleinsten Anfängen fort und fort wächst, müssen auch die Satzungen entsprechend geändert werden, die einen einwandfreien und reibungslosen Ablauf aller Geschehen eines Betriebes garantieren. So befasste sich die Jahresmitgliederversammlung im Rahmen dieser Aufgaben unter anderem mit der Wahl des Vorstandes, der von fünf auf acht Mitglieder erweitert wurde. In Anbetracht dessen, dass die ländlich-hauswirtschaftliche Frauenschule zur Wirklichkeit geworden ist, wurden dem bisher nur aus Herren bestehenden Vorstand zwei Damen beigegeben. Eine heimatverbliebene und eine heimatvertriebene Landfrau. Auch darin drückt sich, wie in der ganzen Arbeit auf der Katlenburg, die neben der vertriebenen Landjugend auch die hier ansässige Landjugend aufnimmt, die enge Zusammenarbeit von Ost und West wohltuend aus.

 

Die Wiedergewinnung und Wiederbesiedlung ganz Ostdeutschlands muss das Ziel aller Deutschen sein!

 

Die Nöte und Sorgen, einmal um die nötigen Ausbildungsbeihilfen für bedürftige Schüleranwärter, zum anderen um die Existenz und Sesshaftmachung der nach bestandenem Abschlussexamen bei ausgehenden Siedlungsbewerber und -anwärter wurden in einer Entschließung zusammengefasst, die an die hierfür zuständigen Regierungsstellen geschickt worden ist.

 

Der Bericht über die Entwicklung der Siedlerschule wurde ebenso wie der Bericht über die Finanzen mit Befriedigung aufgenommen. Letzterer zeigt, dass nur ein weiteres äußerst verständnisvolles Entgegenkommen zuständiger Stellen den Fortbestand und die Weiterentwicklung der Katlenburg tragen kann!

 

Von einer guten Atmosphäre getragen wurde die Jahresmitgliederversammlung nach langer gründlicher Arbeit geschlossen.

 

Am Abend des 13. Oktobers kam der Verein ehemaliger Schüler der Siedlerschule, der auch am Nachmittag schon seine Jahresversammlung hatte, zusammen und hörte zwei sehr interessante Vorträge über die Aussichten, eine Siedlung zu erhalten und über allgemein deutsche Fragen.

 

Der Tag wurde in zwangloser teils ernster, teils fröhlicher Unterhaltung, die die Menschen einander näherkommen ließ, beschlossen.

 

Punkt sechs Uhr am Sonntag weckte der Fanfarenzug der Deutschen Jugend des Ostens die ganze Katlenburg. Um sieben Uhr erklang der Bläserchor vom Turm der Katlenburger Schlosskirche. Damit war der Tag auf das schönste eingeleitet.

 

Eine große Zahl Jugendlicher war schon am Sonnabend auf der Katlenburg eingetroffen und hatte mehr oder minder komfortabel „Quartier bezogen". Nun wimmelte der weite Hof und Vorplatz von fröhlichen jungen Menschen. Unter dem Erntekranz ein Rund von Wimpeln der Jugendgruppen.

 

Feierliche Flaggenhissung, wozu der Fanfarenzug die Begleitung gab.

 

Der Festgottesdienst in der jahrhundertealten wunderschönen Schlosskirche war ein tiefes inneres Erleben für Jung und Alt. Die Predigt stand unter dem Wort des Paulus: „Ich schäme mich des Evangeliums Christo nicht!" Auf der hohen Aufgabe, unser ganzes Deutschland eines Tages wieder zu besiedeln, den deutschen Acker zu pflügen für unser täglich Brot, wird nur dann Gottes Segen ruhen, wenn wir sie anpacken als Menschen, die sich ihres Christentums nicht schämen. Eine große Aufgabe, in die hinein die Eltern ihre Jugend zu leiten haben. Die große Aufgabe der Bundessiedlerschule Katlenburg!

 

Im Anschluss an den Gottesdienst versammelten sich die Jugendgruppen, die aus dem Regierungsbezirk Hildesheim eine Sternfahrt — Ziel Katlenburg — gestartet hatten und nahmen in offenem Viereck Aufstellung vor dem Mädchenwohnheim. Dort erwarteten auch die Gäste, die aus allen Teilen der Bundesrepublik erschienen waren, das Kuratorium.

 

Der Vorsitzende des Vorstandes, Herr Kutschera, begrüßte die Anwesenden, dankte allen Mitarbeitern und Helfern, dankte den Firmen, Verbänden und Privatpersonen für Sach- und Geldspenden, dankte, für die Beihilfen und Unterstützungen aus öffentlichen Mitteln. — Herr Minister von Kessel sprach seine Anerkennung für die so zielstrebige Arbeit aus, die vor allem von dem Leiter der Siedlerschule, Herrn Wittek, mit seinen engsten Mitarbeitern seit 1952 geleistet wurde und die trotz großer Schwierigkeiten stetig vorwärts gegangen ist bis zu dieser Stunde, da auch die ländlich-hauswirtschaftliche Frauenschule eröffnet werden kann. — Es folgten Glückwünsche für ein gutes Gedeihen der Bundessiedlerschule seitens der Regierung, der Länder, der Vertriebenenorganisationen, des Kreises. — Frau Siebert-Corben, die Vorsitzende der Sammlung vertriebener Landfrauen betonte, dass die Eröffnung dieser so ganz besonderen Frauenschule, die ihre jungen Schülerinnen mit größter Sorgfalt neben den praktischen Belangen auf die Aufgaben vorbereiten wird, die sie in hoffentlich nicht zu ferner Zeit bis hinauf an die Memel erwarten, ihr eine ganz besondere Freude ist. — Die Jugendgruppen brachten ihre guten Wünsche für die Frauenschule dar und überreichten Spenden zur Ausgestaltung des Mädchenwohnheimes.

 

Minister von Kessel schloss die grün bekränzte Haustüre zum Mädchenwohnheim auf. Die Besichtigung des Hauses folgte. In einem Raum waren die Dinge ausgestellt, die das Mädchenwohnheim sich zur Vervollkommnung seiner Einrichtung wünscht: Schlichte, formschöne zweckentsprechende Möbel, Geschirr, Stoffe für Gardinen, Decken, Teppiche (handgewebt und gedruckt).

 

Im Anschluss an diese Feierstunde gab es im Haupthaus an blütenweiß gedeckten, mit zartem Grün geschmückten Tischen einen sehr gut zubereiteten Eintopf, dem mit größtem Appetit bei angeregter Unterhaltung zugesprochen wurde. — Man fühlte sich wohl!

 

Die Heimleiterin, Frau Graebert, hatte erst zwölf Tage vor dieser in jeglicher Beziehung gelungenen Veranstaltung (der letzte Handwerker verließ das Mädchenwohnheim am 13. Oktober!) ihr Amt übernommen. In Frau Graebert hat der Leiter der Schule, Herr Wittek, eine Persönlichkeit gefunden, die ihn in jeder Weise in seiner verantwortungsvollen Aufgabe und Arbeit unterstützen kann und wird.

 

So ist die Bundessiedlerschule Katlenburg in besten Händen und kann dank der sie fördernder Institutionen in echtem deutschem Geist mit dem Blick nach Osten segensreich wirken.

Dorothea Neumann

 

Seite 12   Der Grüne Bericht für das vertriebene Landvolk. Vorschläge des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Vertriebene des Landes Schleswig-Holstein für einen langfristigen Plan zur Eingliederung der vertriebenen und geflüchteten Landwirte

Fortsetzung und Schluss

Es hat keinen Zweck, neue Siedler anzusetzen, wenn im nicht geringen Umfange Siedler zugrunde gehen, wenn ihnen nicht bald geholfen wird. Diese Notlage ist in Schleswig-Holstein seitens der Siedlungsbehörde erkannt und es sind Schritte zu einer Hilfeleistung unternommen worden. Wenn hier nichts Näheres darüber gesagt werden kann, so ergibt sich dies aus den besonderen Umständen, die leicht zu falschen Hoffnungen oder auch zu schädigenden Gegenmaßnahmen führen könnten. Auf jeden Fall ist bei der Siedlungsbehörde Schleswig-Holstein diese Arbeit als vordringlich erkannt und in Angriff genommen worden. Die Betreuungsarbeit für die Eingegliederten kann mit Hilfe des Agrarapparates des LvD auf eine wesentlich breitere Grundlage gestellt werden. Hinsichtlich der Beratung der Nebenerwerbssiedlungen bahnt sich eine enge Zusammenarbeit zwischen der beauftragten Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und dem Agrarstab des LvD an.

 

Die Schaffung einer Siedlerschule ist eine ebenso vordringliche Angelegenheit. Es hat sich erwiesen, dass ein großer Teil der nach vielen Jahren der Betriebsführung entwöhnten ostdeutschen Bauern meist schon im ersten Jahr ihrer Ansetzung nicht wieder gutzumachende betriebswirtschaftliche Fehler begehen. Verbunden mit dem Vorfinden wesentlich anderer agrarstruktureller und klimatischer Bedingungen geraten sie bald in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten. Begünstigt wird natürlich eine solche Abwärtsentwicklung eines Betriebes noch durch den oft devastierten Zustand bei der Übernahme, Mangel an ausreichendem Inventar und Betriebskapital. Selbst tüchtigste Landwirte sind unter solchen Erschwernissen wirtschaftlich ins Schwimmen gekommen. Hier kann u. a. nur eine vor der Eingliederung erfolgende Ausrichtung auf die neuesten betriebswirtschaftlichen Erkenntnisse eine echte Abhilfe schaffen!

 

Sicher erfordert diese Arbeit, Überlegung und Geld, aber gerade das letztere wird, soweit es von der öffentlichen Hand in die Eingliederung gesteckt wird, viel nutzbringender und vor allen Dingen auf viel sicherer Grundlage angelegt als bei der bisherigen Art der Ansetzung.

 

Siedlerberatung vor der Eingliederung,

Siedlererfassung und Auswahl,

Siedlerbeschulung (wie in dieser Abhandlung erwähnt).

 

Nachgehende Siedlerbetreuung nach der Eingliederung Hand in Hand mit den Siedlungsbehörden, Siedlungsträgern und Vertriebenenverband dürfte die Eingliederung erfolgreicher gestaltet werden als bisher. Dafür mehr Mittel bereitzustellen, ist notwendig und wohl auch selbstverständlich.

 

3) Der bäuerliche Nachwuchs.

Er ist unter dem Zwang der Verhältnisse und weil er überhaupt nicht angesprochen, geleitet und gefördert wurde, in so hohem Maße in unbeliebte Fremdberufe abgewandert, dass dies einmal leicht zu einem siedlungspolitischen und damit nationalen Notstand führen kann. Auch hier fehlen vor allen Dingen Mittel für

 

a) intensive Aufklärung,

 

b) sorgsamste Berufslenkung (der schulentlassenen Jugend),

 

c) mehr und bessere Ausbildungsbeihilfen, die bis jetzt immer nur dann gegeben werden, wenn die Erziehungsberechtigten ein Einkommen unter dem doppelten Fürsorgerichtsatz haben,

 

d) Ausbildungsbeihilfen auch in solchen Fällen, wo es sich um die Beschaffung der notwendigen Berufskleidung und -ausrüstung sowie Schulungsmaterial handelt. Hier ist gemeint der Nachwuchs, der die landwirtschaftliche Lehre durchmachen will. Da viele der Eltern nur Unterhaltshilfeempfänger sind oder auf schwer ringenden Pacht- und Eigentumsbetrieben sitzen, sind sie oft nicht in der Lage, ihre Söhne während der Lehre geldlich so zu unterstützen, dass sie sich die obengenannten Voraussetzungen schaffen können.

 

In die Liste der Schulen, für die Ausbildungsbeihilfen gewährt werden, müssten alle landwirtschaftlichen Fortbildungsstätten, wie zum Beispiel Deula-Kraft-Kurse, Grünlandinstitut Husum usw., mit eingeschlossen werden.

 

VI. Zusammenfassung der gesamten Siedlungs- (Eingliederungs-) Arbeit

Es muss erreicht werden, dass folgende Dinge stets im Zusammenhang gesehen gewertet und durchgeführt werden:

 

a) Siedlung,

b) Eingliederung,

c) Flurbereinigung,

d) Agrarstrukturverbesserung.

Sie aufeinander sinnvoll abzustimmen, damit sie sich gegenseitig ergänzen, muss oberstes Anliegen der Siedlungsbehörden sein. Es darf jedoch nicht allein beim Wollen bleiben, sondern es muss zwingende gesetzliche Verpflichtung werden, so zu handeln. Es muss zum Beispiel zur Verstärkung der Eingliederung eine Beschleunigung der Flurbereinigung dadurch erreicht werden, dass durch Verstärkung des Personals und der Mittel die Flurbereinigung noch rascher vorankommt.

 

Wenn auch Schleswig-Holstein mit der Leistung auf diesem Gebiet an der Spitze der Länder steht, so kann und muss wegen des hier noch liegenden starken Staus siedlungsfähiger ostdeutscher Bauern eine weitere Beschleunigung erstrebt werden.

 

Die einerseits zwingende Notwendigkeit, bestehende Klein- und Mittelbetriebe auf volle Ackernahrung bzw. auf existenzfähige Vollbauernstellen aufzustocken, muss andererseits gesetzliche Maßnahmen herbeiführen, den Zukauf und die Zupacht zu bereits bestehenden Vollbauernstellen einzuschränken.

 

Wo immer Zukauf- und Zupachtland durch seine Lage (unter Berücksichtigung der Flurbereinigung) geeignet ist zur Anhebung kleiner Betriebe auf Vollbauernstellen, hat die Abtretung an bestehende existenzfähige Vollbauernstellen zu unterbleiben.

 

Seite 12   Maschinen für die Grünlandbearbeitung

Im Bundesgebiet gibt es eine große Anzahl von landwirtschaftlichen Betrieben, deren Nutzfläche sich größtenteils aus Wiesen und Weiden zusammensetzt. Diese Betriebe sind ganz besonders darauf angewiesen, das vorhandene Grünland sorgfältig zu pflegen und rationell zu nutzen. Hierbei spielt die Entwässerung eine ganz entscheidende Rolle. Da für das Räumen oder die Neuanlage von Entwässerungsgräben heute nicht mehr genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen bzw. ihr Einsatz viel zu teuer ist, wurden Geräte entwickelt, die das Räumen und Reinigen von Gräben mechanisiert durchführen. Außerdem muss die Grasnarbe gepflegt und bearbeitet werden, wofür als beste Hilfsmittel Spezial-Wieseneggen und Fladenverteiler dienen. Die Landmaschinenindustrie ist dazu übergegangen, Grünlandvielfachgeräte herzustellen. Diese Geräte haben eine große Arbeitsbreite und sind dazu geeignet, Fladen zu verteilen, Maulwurfshaufen einzuebnen sowie die Grünlandflächen von überständigen Unkräutern zu säubern.

 

Erfahrungsgemäß spielt die Jauchedüngung auf dem Grünland eine sehr wichtige Rolle. Dafür stehen Jaucheverteilerapparate, die mühelos an das Jauchefass angeschlossen werden können, zur Verfügung. Zapfwellengetriebene Erdbohrer können mit Leichtigkeit Löcher für Zaunpfosten und Weidepfähle bohren, aber sie verlieren für diese Zwecke immer mehr an Bedeutung, weil eine moderne Weidewirtschaft ohne Elektrozaun undenkbar ist. Erfreulicherweise ist die technische Entwicklung der elektrischen Weidezaungeräte innerhalb des letzten Jahres außerordentlich gefördert worden. Da der Elektrozaun in der Mehrzahl aller Weidebetriebe nicht an das Versorgungsnetz angeschlossen werden kann, stehen Batteriegeräte im Vordergrund des Interesses. Daneben spielt die Tränkwasserversorgung des Weideviehs eine entscheidende Rolle, denn das alte Sprichwort: „Eine gute Tränke ist die halbe Weide" besteht auch heute immer noch zu Recht.

 

Während der Weidezeit benötigt eine Kuh etwa fünfzig Liter Tränkwasser. Es soll hygienisch einwandfrei sein und dem Weidevieh möglichst zur beliebigen Aufnahme zur Verfügung stehen. Dafür eignen sich Weideselbsttränken, zum Beispiel die Weidepumpen. Es handelt sich dabei einmal um eine Pumpe, die vom Vieh selbst bedient wird, indem sie durch das Gewicht der Tiere betätigt wird, oder es wird ein Tränkebecken in Verbindung mit einer Pumpe vom Tier waage- oder senkrecht bewegt.

 

Zu den Geräten für die Wiese gehören auch die verschiedenen Reuterarten, zum Beispiel die Schweden-, Schnur- und Rollenreuter. Ihre Aufstellung wird durch arbeitssparende Geräte erleichtert. So kann beispielsweise das Auslegen mehrerer Drähte von einem Fahrzeug aus erfolgen oder ein Drahtaufrollgerät, das an die Zapfwelle des Schleppers angeschlossen ist, dient dazu, die Drähte aus dem Trockengut einzuholen. Der technische Fortschritt auf diesem Gebiet ist nicht so deutlich sichtbar wie bei Schleppern oder den bei verschiedenen Gebläse- und Förderanlagen, aber es kann gesagt werden, dass auch in dieser Hinsicht in den letzten Jahren große technische Leistungen nicht zu verkennen sind.

 

Seite 12   Betriebswirtschaftliche Planungen. Bei dem Aufbau von Neusiedlerstellen im Emsland

Von Jahr zu Jahr vergrößert sich die Zahl der neu ausgelegten Siedlerstellen im Emsland. Immer mehr werden Moor und Ödland zurückgedrängt und in fruchtbares Kulturland umgewandelt. Die umfangreichen Kultivierungsarbeiten, die notwendig sind, um einen leistungsfähigen Boden zu erstellen, bedingen aber auch einen hohen Kostenaufwand. Es muss daher das Bestreben des neu aufgezogenen Siedlers sein, seinen Betrieb so zu organisieren, dass bei voller Ausnutzung des vorhandenen Betriebskapitals und bei gleichzeitiger Erhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Bodens eine rentable Landwirtschaft betrieben werden kann. — Bei Übernahme der Neubauernstelle erhält der Siedler normalerweise 14,5 Hektar Kulturland. Dieses gliedert sich in 6 Hektar Getreide, 3 Hektar Hackfrüchte und 5,5 Hektar Grünland auf. Bei einem günstigen und nicht zu hohen Grünlandanteil haben wir auf dem Acker also ein Anbauverhältnis vorliegen, das der verbesserten Dreifelderwirtschaft entspricht. Den erforderlichen Viehbestand muss sich der Neusiedler gegebenenfalls dann nach und nach selber aufbauen.

 

Zunächst ist also der notwendige Viehbestand für den Betrieb festzulegen.

 

Da der Grünlandanteil hierfür in den Neusiedlerbetrieben nicht entscheidend ist, müssen wir den Viehbestand nach dem Humusbedarf der Wirtschaftsflächen ausrichten. Wir benötigen nach den bisherigen Erfahrungen jährlich: für 3 Hektar Ackerland mit voller Stallmistgabe 900 Doppelzentner Stallmist — für 1,8 Hektar Grünland mit halber Stallmistgabe 270 Doppelzentner Stallmist — insgesamt 1170 Doppelzentner.

 

Folgender Viehbestand reicht zur Erzeugung dieser Stallmistmenge:

 

6 Kühe, 2 zweijährige Rinder,

2 einjährige Rinder, 2 Kälber 9,50 GVE

4 Sauen, 12 Ferkel, 20 Mastschweine 5,50 GVE

insgesamt 17,50 GVE

 

An Strohfläche stehen diesem Viehbestand demnach 0,34 Hektar je GVE zur Verfügung. Diese Einstreufläche reicht aus.

 

Als zweite Hauptaufgabe ergibt sich die Aufgliederung der Futterflächen für diesen „zweckmäßigen" Viehbestand.

 

Wir gehen dabei von der bereits vorhandenen Futterfläche, nämlich dem Grünland, aus. An Heu brauchen wir bei einer vorgesehenen täglichen Winterfuttergabe von 7 Kilogramm je GVE 130 Doppelzentner. Diese Heumenge kann bei einem Ertrag von 50 dz/ha auf 2,70 Hektar Grünland erzielt werden. Es verbleiben also als Weide für die vorhandenen 10 Weide-GVE 2,80 Hektar oder 28 a/GVE. Das bedeutet, dass auf den Neusiedlerstellen eine intensive Koppelweidenutzung durchgeführt werden muss, wenn der Grünlandanteil für die Heuversorgung und den Weidegang der Tiere voll ausreichen soll. Besonders zweckmäßig ist es auch, das erforderliche Rauhfutter von Wechselgrünlandflächen zu gewinnen und nur die erforderliche Weidefläche als Dauergrünland zu belassen. — Das Saftfutter im Winter soll nach Menge und Qualität so geartet sein, dass schon im Grundfutter die Nährstoffe für eine Erzeugung von mindestens 10 Kilogramm Milch enthalten sind. Wir legen deshalb 20 Kilogramm Rüben und 20 Kilogramm Silage je GVE und Tag zugrunde. Daraus ergibt sich einschließlich des Bedarfs der o. a. Schweinehaltung bei kombinierter Hackfrucht-Getreidemast und der Futteransprüche der beiden Pferde ein Gesamtbedarf von 800 Doppelzentner Rüben. Wir benötigen also eine Rübenfläche von 1,30 Hektar bei einem Ertrag von 600 Doppelzentner je Hektar. An Silage sind für das Rindvieh 200 Doppelzentner erforderlich. Es ist demnach ein Grünfutterbehälter von 25 - 30 Kubikmeter erforderlich. Zunächst steht nun als Füllgut das Rübenblatt zur Verfügung. Wenn wir darüber hinaus noch etwa 0,50 Hektar Grünfutter aus dem Zwischenfruchtbau einsilieren, ist der Silagebedarf eingedeckt.

 

Für die Herbstfütterung stehen uns nunmehr bei einem Gesamtzwischenfruchtbau von 2 Hektar Untersaaten unter Roggen und 1 Hektar Stoppelrüben nach Roggen noch 2,5 Hektar zur Verfügung. Diese Fläche reicht bei normalen Erträgen für eine vielseitige und rechtzeitige Herbstfütterung aus.

 

Wir kommen somit auf eine Hauptfutterfläche von 59 Ar je RGVE und eine Zusatzfutterfläche von 2 Ar je RGVE.

 

An Hackfruchtfläche verbleibt uns nach Abzug von 1,30 Hektar Rüben noch 1,70 Hektar für den Kartoffelanbau. Bei einem Ertrag von 250 dz/ha ernten wir 425 Doppelzentner. Für die Fütterung unseres Schweinebestandes sind 385 Doppelzentner erforderlich. Unter Einbeziehung des Eigenverbrauches wird somit die Kartoffelernte im Wesentlichen in der eigenen Wirtschaft verwendet. — Die 6 Hektar große Getreidefläche bringt bei einem durchschnittlichen Ertrag von 26 dz/ha Körner 156 Doppelzentner insgesamt. Davon werden als Futtergetreide für den oben festgelegten Viehbestand etwa 110 Doppelzentner benötigt. Bei Berücksichtigung des Eigenverbrauchs und des Saatgutbedarfs könnten somit noch einige Doppelzentner Roggen zum Verkauf gelangen. — Die Geflügelhaltung ist in vielen Siedlerbetrieben noch verhältnismäßig extensiv. Es sollte überall ein auch bei den obigen Futterbedarfsberechnungen berücksichtigter Bestand von 60 - 80 Legehennen angestrebt werden. Wesentlich für den Erfolg sind aber gesunder Stall und rechtzeitige Verjüngung der Bestände.

 

Bei einer derartigen betriebswirtschaftlichen Organisation unserer Siedlerbetriebe, bei der zur Zeit im Durchschnitt des Jahres je nach Mechanisierungsgrad 3 - 4 voll leistungsfähige Arbeitskräfte benötigt und zwei Pferde voll ausgenutzt werden, kann bei Zugrundelegung mittlerer tierischer Leistungen und bei Berücksichtigung des Eigenverbrauchs an Produkten aus der Viehhaltung eine Gesamtroheinnahme von 1200 DM je Hektar LN erwartet werden. Wesentliche Voraussetzungen für die Erzielung hoher Produktionsleistungen ist und bleibt aber gerade auf unseren noch wenig mit Nährstoffen angereicherten Neukulturböden ein Düngereinsatz, der sich in Geld ausgedrückt, auf 250 - 300 DM je Hektar beläuft. Wenn es darüber hinaus gelingt, Tier und Pflanze gesund zu erhalten und beizeiten die notwendige Erweiterung der Wirtschaftsgebäude vorzunehmen, dann wird sich die Vollbauernstelle in den Siedlungsgebieten des Emslandes auch in Zukunft als eine weitgehend sichere Existenzgrundlage für den Neusiedler und seine Familie erweisen. Dr. Brockmann

 

Seite 13   Amtliche Bekanntmachungen

4 UR II 46/56    Aufgebot

Die Ehefrau Ida Moslehner, geb. Biernath, in Sulingen, Lange Straße 82, hat beantragt, den verschollenen Landwirt Franz Julius Moslehner, geboren 23.07.1880 in Thomasfelde, Kreis Goldap, zuletzt wohnhaft in Bischofstein, Ostpreußen, für tot zu erklären. Der bezeichnete Verschollene wird aufgefordert, sich bis zum 5. Januar 1957 bei dem hiesigen Gericht, Zimmer Nr. 8, zu melden widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen kann. An alle, die Auskunft über Leben und Tod des Verschollenen geben können, ergeht die Aufforderung, dem Gericht bis zu dem angegebenen Zeitpunkt Anzeige zu machen. Sulingen, den 1. Oktober 1956. Das Amtsgericht

 

UR II 24/56

1. Auf Antrag der Emma Behrend, geb. Funk, Ehefrau, wird der am 01.02.1871 in Ellerwald IV bei Elbing geborene, zuletzt ebenda wohnhaft gewesene Karl Behrend, Landwirt, vermisst seit seiner Flucht vor den Polen, für tot erklärt. 2. Als Zeitpunkt des Todes wird der 31.12.1945 festgestellt. 3. Gerichtskosten werden nicht erhoben. Karlsruhe-Durlach, den 16. Oktober 1956. Amtsgericht I

 

UR II 34/55    Beschluss

Der Beschluss des Amtsgerichts Bad Neustadt (Saale) vom 4. Juli 1956 - UR II 3/'55 -, durch den der verh. Straßenbahnschaffner Hermann Baumgart, geb. am 26. Juli 1886 in Paulinen, Ostpreußen, auf den 31. Dezember 1945 für tot erklärt worden ist, wird dahin abgeändert, dass Hermann Baumgart nicht am 26., sondern am 28. Juli 1886 geboren wurde, und zwar nicht in Paulinen, sondern in Paulehnen, Kreis Mohrungen, Ostpreußen. Bad Neustadt (Saale), den 26. Oktober 1956.  Amtsgericht

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat“.

 

11. November, 16 Uhr, Heimatkreis Heilsberg, Kreistreffen, Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48, Straßenbahnlinien 2, 3, 23, 25, 35, 44

 

18. November, 15 Uhr, Heimatkreis Samland/Labiau, Kreistreffen, Lokal: Bürger-Eck, Berlin-Britz, Buschkrugallee 20, S-Bahn Neukölln, U-Bahn Grenzallee, Straßenbahnlinie 6.

 

24. November, 19.30 Uhr. Heimatkreis Königsberg/Bezirke Steglitz, Friedenau, Zehlendorf. Bezirkstreffen, Lokal: E. Beuche, Berlin-Steglitz,, Hubertusstraße 10.

 

24. November, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Wilmersdorf, Bezirkstreffen, Lokal: Walter, Berlin-Wilmersdorf, Rüdersheimer Platz Nr. 7.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86: Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Eimsbüttel: Sonnabend. 10. November, 19.30 Uhr, Im Lokal „Heusshof", Fruchtallee 136 a, Heimatabend. Besprechung über die Adventsfeier sowie Anmeldung der Kinder dazu. Anschließend geselliges Beisammensein mit musikalischer Unterhaltung.

 

Fuhlsbüttel: Am Sonnabend,10. November, 20 Uhr. im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1, geselliges Beisammensein mit Tanz. Gäste herzlich willkommen. Unkostenbeitrag 75 Pf.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Der für den 10. November geplante heitere Abend fällt wegen der tragischen politischen Ereignisse der letzten Zeit aus.

 

Altona: Sonntag, 11. November. Besichtigung des Hamburger Rathauses. Treffpunkt 9.20 Uhr vormittags vor dem Hauptportal des Rathauses. Eintrittspreis 0,25 DM.

 

Elbgemeinden: Sonnabend, 17. November, 19.30 Uhr, in der „Johannesburg", Blankenese, Elbchaussee 566, nächster Heimatabend. Es spricht Landsmann Elbe, der Zweite Vorsitzende der Landesgruppe, über aktuelle Vertriebenenfragen. Es singt für uns unter Leitung von Landsmann Borm die Blankeneser Liedertafel. Anschließend geselliges Beisammensein mit sonstigen Mitwirkenden.

 

Kreisgruppenversammlungen

Gerdauen: Sonnabend, 10. November, 19.30 Uhr, Im Lokal „Heusshof", Fruchtallee 136 a, Heimatabend. Besprechung über die Adventsfeier sowie Anmeldung der Kinder dazu. Anschließend geselliges Beisammensein mit musikalischer Unterhaltung.

 

Lyck: Sonnabend, 10. November, ab 18 Uhr in der „Alsterhalle", An der Alster 83, nächste Zusammenkunft.

 

Treuburg: Sonnabend. 10. November, 19 Uhr, Im Lokal Steenbuck, Hamburg 13, Am Schlump 29.

 

Gumbinnen: Sonntag. 11. November, 16 Uhr, in der Gaststätte Bohl, Mozartstraße 27, nächste Zusammenkunft. Bis zum 20. November werden gut erhaltene Kleidungsstücke, ganz besonders Wollsachen, für unsere Gumbinner Landsleute, in der sowjetisch besetzten Zone gesammelt. Annahme: Gaststätte Bohl und Landsmann Rattay, Hamburg 33, Rümkerstraße 12.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch, 19.30 bis 21.30 Uhr. Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächstes Treffen 14. November. Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag um 16 Uhr im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim, Wittenkamp 17 a.

 

Billstedt: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr im Jugendheim. Horner Brückenweg 24.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Die Veranstaltungen fallen vorläufig aus.

 

Elbgemeinden: Unsere Kinder und Jugendlichen schließen sich den Veranstaltungen in Altona an.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat, 19.30 bis 21.30 Uhr, im Jugendheim, Winsener Straße 72 a. Volkstanz und sportliche Spiele: Jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat von 19.30 bis 21.30 Uhr im Gymnastiksaal der Schule Eissendorfer Straße Nr. 26 — Kindergruppe: Jeden Freitag von 16 bis 18 Uhr in der Schule Eissendorfer Straße Nr. 26.

 

Eppendorf-Eimsbüttel: Jugendgruppe: Jeden Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr im Gorch

Fock-Helm, Loogestraße 21 (U-Bahnhof Kellinghusenstraße).

 

Wandsbek: Kindergruppe; Im Aufbau begriffen. Zusammenkünfte sollen in der Schule Bovestraße stattfinden. Interessenten werden gebeten, sich an Fräulein Helga Osthof, Hamburg-Lokstedt, Beim Opferstein 30. schriftlich zu melden.

 

Das „Deutsche Kulturwerk Europäischen Geistes e.V.“, Pflegestätte Hamburg, veranstaltet am Donnerstag, dem 15. November, um 19.45 Uhr im großen Sitzungssaal des Studentenhauses. Beneckestraße 13, einen Rezitationsabend, der dem Werk von Agnes Miegel gewidmet ist. Als Vortragende wurde Marina Wolf, Darmstadt, gewonnen. Alle Landsleute in Hamburg sind herzlich zu diesem Abend eingeladen.

 

Am Sonnabend, dem 17. November, veranstaltet die Landsmannschaft der Westpreußen in Hamburg e. V., Landesgruppe Hamburg, ihr Jahresfest im Winterhuder Fährhaus um 19 Uhr. Alle Landsleute sind herzlich dazu eingeladen.

 

Alle Ermländer aus Hamburg und Umgebung werden herzlich zu dem diesjährigen Treffen eingeladen, das am Buß- und Bettag, Mittwoch, den 21. November, stattfindet. Um 11 Uhr hält Kapitularvikar Prälat Kather ein feierliches Hochamt in der St. Marienkirche, Danziger Straße 60. Anschließend ist ein Beisammensein im Curio-Haus, Rothenbaumchaussee 13, geplant. Das Lokal liegt etwa fünf Minuten vom Dammtorbahnhof entfernt und ist mit der Linie 18 der Straßenbahn zu erreichen.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.

 

Ostdeutsche Weihnachtsmesse in Kiel

Erstmalig im Bundesgebiet wird in der Zeit vom 13. bis 21. Dezember in der Ostseehalle in Kiel eine ostdeutsche Weihnachtsmesse veranstaltet. Sie steht unter dem Protektorat des Landesverbandes der vertriebenen Deutschen, Vereinigte Landsmannschaften, in Schleswig-Holstein, und wird in enger Zusammenarbeit mit ostpreußischen Landsleuten in Kiel von dem Hamburger Ausstellungsleiter Karl Weinkauf, Hamburg, inszeniert. In einer Sonderschau wird ein „Ostdeutscher Weihnachtsmarkt" aufgebaut, auf dem vornehmlich bekannte ostdeutsche Firmen ihre Spezialitäten ausstellen. Weiträumige Werbestände und Kaufläden für Kinder sollen viele tausend Besucher aus der Landeshauptstadt und der Provinz anziehen. Auch eine Ausstellung ostdeutscher Künstler ist geplant. Diese ostdeutsche Weihnachtsmesse in Kiel soll in Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel zu einer ständigen Einrichtung werden.

 

Mölln. Nächste Monatsversammlung am 17. November, 20 Uhr, im Collosseum, Vorführung der Tonfilme „Rossitten", „Land zwischen Haff und Meer", „Deutsche Stadt Danzig" und „Dresden, die verschwundene Stadt". Anschließend Besprechung über die Weihnachtsfeier.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstr. 26, Tel. 2 47 01.

 

In das Vereinsregister eingetragen

In das Vereinsregister ist am 26. Oktober 1956 eingetragen der Verein: Landsmannschaft Ostpreußen — Landesgruppe Niedersachsen, Hannover (Göttingen, Keplerstraße 26. bei Woelke).

 

Die Satzung ist am 16. September 1956 errichtet. Den Vorstand im Sinne des § 26 BGB bilden der erste Vorsitzende, zwei Stellvertreter und der Schatzmeister.

 

Den Vorstand bilden: Arnold Woelke, Landwirtschaftsrat z. Wv., Göttingen, erster Vorsitzender; Georg Kehr, Sozialgerichtsinspektor, Hannover, Stellvertreter; Hans-Ludwig Loeffke. Forstmeister z. Wv., Lüneburg, Stellvertreter; Fredi Jost. Korrektor, Quakenbrück, Schatzmeister.

 

Fallingbostel. Für Dienstag, den 13. November, hat die Landsmannschaft den beliebten Vortragskünstler, Rezitator und Schauspieler der ehemaligen deutschen Bühne in Bromberg, Willi Damaschke, verpflichtet. Er bringt in einem Lichtbildervortrag unter dem Thema „Vergnügliche Ostlandreise mit neuen Bildern und Geschichten" in bunter Folge Bilder, humorvolle Erzählungen, lustige Verse und Anekdoten und Begebenheiten aus dem gesamten deutschen Osten und aus unserer engen alten Heimat. Die Jungen wie die Alten die Einheimischen wie die Vertriebenen werden für Dienstag, den 13. November, 19.30 Uhr, in das Bahnhofshotel eingeladen. Es wird um pünktliches Erscheinen gebeten, da nach diesem Vortrag noch das übliche Novemberfleckessen durchgeführt werden soll.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (23a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14.

 

Aachen. Geeignete Landsleute, die das Laienspiel fördern und auch mitwirken wollen, werden gebeten, sich an folgende Anschrift zu wenden: Horst Foerder, Aachen, Südstraße 26 I. — Die landsmannschaftliche Bezirksspielschar wird neben dem Laienspiel auch Gesang-, Musik- und Gedichtvorträge pflegen. Am 1. Januar 1957 wird sie ihre Tätigkeit aufnehmen, und das erarbeitete Kulturgut wird der breiten Öffentlichkeit im gesamten Regierungsbezirk Aachen nahegebracht werden. Die Aufforderung zur Mitwirkung ergeht daher an alle im Stadt- und Landkreis Aachen wohnenden Landsleute.

 

Köln. Ab 1. November wird der Sprechtag der Kreisgruppe von Sonnabend auf Donnerstag jeder Woche verlegt. Sprechzeiten von 17 bis 19 Uhr wie bisher Badstraße 8 - 10. — Sonnabend, 1. Dezember: Heiterer Abend mit Musik und Tanz unter Mitwirkung von Künstlern des Westdeutschen Rundfunks. Unkostenbeitrag 1,50 DM, Kartenvorverkauf bei der Geschäftsstelle. Badstraße 8 – 10, täglich von 8 bis 13 Uhr. Am 27. Oktober fand ein Lichtbildervortrag von Hubert Koch im Kinosaal der „Brücke" statt. Es waren zahlreiche Landsleute erschienen, da der Vortragende aus einer früheren Veranstaltung bekannt war, die ebenfalls großen Zuspruch gefunden hatte. Hubert Koch sprach über das Thema „Deutsches Ordensland, ein Landschafts- und Kulturbild des Nordostraumes". Die vorzüglichen Bilder stammen zum Teil noch aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, den der Vortragende als aktiver Soldat mitmachte. In dieser Zeit lernte er Ostpreußen kennen, das ihn später immer wieder zurückrief und ihm zur zweiten Heimat wurde. Der Vortragende verstand es vortrefflich, einen geschichtlichen Überblick über die Zeit der Ordensherrschaft zu geben, schnitt aber auch wiederholt Gegenwartsfragen an.

 

Köln. Treffen der Landsleute aus den Memelkreisen, die in Köln und Umgebung ansässig sind, am Sonntag. 11. November, 14.30 Uhr, Gaststätte „Stadt Nürnberg", Am Weidenbach 24, (Straßenbahnlinien 7, 11, 12, 16 oder 0 bis Eifeler Straße.)

 

Düsseldorf. Am 9. November Familienabend im Lokal „Treuer Husar". Um rege Beteiligung wird gebeten. — Die Frauengruppe wird sich am Dienstag, 13. November, 20 Uhr, im Lokal „Treuer Husar" treffen. — Der Heimatabend am 14. Oktober im Paulus-Haus fand lebhaften Widerhall. Es waren etwa 800 Landsleute und zahlreiche Gäste gekommen. Der 1. Vorsitzende, Amtsgerichtsrat Budinsky, begrüßte unter den Mitwirkenden den Ostpreußenchor, die Mundartsprecherin Frau Schimkat. die Jugendgruppe und die Kapelle der Siebenbürger Sachsen. In seiner Ansprache hob der 1. Vorsitzende besonders die Gefahren der großstädtischen Zivilisation mit ihren Verfallserscheinungen hervor und betonte die Notwendigkeit der Wiederbelebung alter preußischer Tugenden. Er ermahnte die Anwesenden an ihrem Recht auf die angestammte Heimat festzuhalten.

 

Essen. Am Sonntag, 18. November, wird im Rahmen einer um 11.15 Uhr beginnenden Feierstunde im Städtischen Saalbau die Gründung des Ortskuratoriums „Unteilbares Deutschland" erfolgen. Hierbei werden u. a. der frühere Reichstagspräsident Loebe und Bundesminister Kaiser sprechen. Um rege Beteiligung wird gebeten.

 

Essen-Steele. Am 11. November, 16 Uhr, Mitgliederversammlung bei Schürmann, Steele, Krayer Straße. Der Sozialreferent Landsmann Garbener wird über die sozialen Fragen sprechen.

 

Essen-Rüttenscheid. Mittwoch, 14. November, 20 Uhr, Monatsversammlung im Weißen Rößl, Rüttenscheider Straße (Straßenbahnhaltestelle Klaraplatz) mit Lichtbildervortrag „Das schöne Westpreußen" und Vortrag über Fragen des Lastenausgleichs.

 

Warendorf. Sonnabend, den 10. November, um 20 Uhr im Hotel Engel, Leve. Warendorf, Brünebrede. Jahreshauptversammlung mit Vorstandsneuwahl. Dr. Novak-Weidenau wird einen Lichtbildervortrag über Ost- und Westpreußen halten. Um Teilnahme aller Mitglieder wird gebeten.

 

Bochum. Generalversammlung der ostpreußischen Landsleute aus den Memelkreisen, die in Groß-Bochum und Umgebung wohnen, am Sonntag, 11. November, 16 Uhr, im Lokal „Kortländer". (Straßenbahnlinien 6, 8 und 18 bis Haltestelle Kortländer.) Auf der Tagesordnung stehen Besprechungen über die weitere Arbeit der Arbeitsgruppe Bochum, ferner sollen einige Beschlüsse gefasst werden. Ein Musikabend mit dem Kyffhäuserbund Bochum wird das Treffen beschließen.

 

Witten-Ruhr. Am 10. November wird bei Landsmann Panhaw (Josefsaal) ein Fleckessen stattfinden; Beginn 19.30 Uhr. Die Theatergruppe wird mitwirken. Alle Landsleute sind herzlich eingeladen. — Auf der letzten Monatsversammlung sprach vor gefülltem Saal der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Erich Grimoni, über das Thema „Was ich bin, blieb ich der Heimat schuldig". Der langanhaltende Beifall zeigte, dass seine Worte den Weg zu den Herzen der Landsleute gefunden hatten.

 

Bünde. Sonntag. 11. November, 16 Uhr. Treffen in der Gartenwirtschaft Sieker, Neue Straße. Es sind wichtige Besprechungen vorgesehen. Der Vorsitzende des Bezirksverbandes Detmold und Landsmann Fritz Michelau, Bielefeld, werden zugegen sein. Zur Bereicherung des Abends werden der Ostdeutsche Singkreis und die Jugendgruppe beitragen.

 

Detmold. Nächster Heimatabend am Sonntag, 11. November, 17 Uhr, im Hotel Stadt Frankfurt. Lehrer Schwind wird einen Vortrag über das Thema „Das kulturelle Gesicht Ostpreußens" halten. Anschließend geselliges Beisammensein mit Musik und Vorträgen in ostpreußischer Mundart. Mitglieder und Gäste sind herzlich eingeladen.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3.

 

Mainz. Sonntag, den 11. November, 16 Uhr, im Restaurant „Boothaus auf der Maaraue" Agnes Miegel-Feierstunde. Anschließend geselliges Beisammensein. Landsleute und Freunde sind herzlich eingeladen.

 

Koblenz. Die nächste Zusammenkunft ist für den 18. November vorgesehen. Das Versammlungslokal wird im Ostpreußenblatt und in der Tagespresse bekanntgegeben werden. — Am 28. Oktober fand im Haus Metternich ein gut besuchtes Treffen der Kreisgruppe statt. Als Gast war eine Ostpreußin, die jetzt in Südwestafrika lebt, gekommen. Der 1. Vorsitzende der Landesgruppe. Landrat a. D. Dr. Deichmann, hielt einen ausführlichen Vortrag über die Aufgaben der Landsmannschaft und wies auf die Erfolge unseres Bundesvorstandes auf heimatpolitischem Gebiet hin. Er berichtete über die Fühlungnahme des Sprechers der Landsmannschaft, Dr Gille, mit der amerikanischen Steuben - Gesellschaft und Staatssekretär Murphy und über die Arbeit des Beauftragten der Landsmannschaft in den USA, Dr. Sallet. Da alle Kosten, die der Landsmannschaft in der Arbeit für unsere Heimat entstehen, nur von den Bezugsgeldern für das Ostpreußenblatt getragen werden, sei es die Pflicht jedes Ostpreußen, sein Heimatblatt zu halten. — Der Geschäftsführer der Landesgruppe gab einen Bericht über die Landesgruppentagung in Bad Kreuznach. Er schloss daran die Bitte, die Werbung für das Ostpreußenblatt wesentlich zu verstärken. Es sei bedauerlich dass von fast 30 000 ostpreußischen Familien im Bereich der Landesgruppe nur etwa 5000 Bezieher des Ostpreußenblattes seien. Der Kassenleiter der Landesgruppe forderte die Landsleute zu regelmäßiger Beitragszahlung auf. Der für diesen Abend vorgesehene Film „Jagd In Trakehnen" konnte wegen einer technischen Störung nicht gebracht werden; die Vorführung wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

 

Koblenz. Am Volkstrauertag, dem 18. November, werden sich die Ost- und Westpreußen und Danziger zu einem stillen Gedenken der Heimat im Haus Metternich am Münzplatz um 16 Uhr treffen. (Sollte ein Lokalwechsel notwendig werden, so würde dies in der örtlichen Presse bekanntgegeben werden.) Es wird der Film „Zwischen Haff und Meer" aufgeführt werden. Der erweiterte Vorstand wird bereits um 15 Uhr erscheinen, um wichtige Fragen zu besprechen. — Alle Landsleute werden gebeten, ihre Kinder bis zu 14 Jahren wegen der geplanten Kinderbescherung bei dem Kassierer. Horn, anzumelden. Das gleiche gilt für die Paketaktion. Wer übernimmt noch eine Patenschaft für Pakete?

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München; Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7. Telefon 44 84 32; Postscheckkonto Nr. 213 86, PSA

 

Erlangen. Die Jahreshauptversammlung der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen fand am 13. Oktober statt. Der 1. Vorsitzende und der Kassenwart gaben Rechenschaftsberichte. In den Monatsversammlungen waren interessierende Vorträge, auch mit Lichtbildern, geboten worden. Advents-, Weihnachts- und Faschingsfeiern, sowie ein Sommerfest, vereinten die Landsleute zu fröhlichem Beisammensein. Die Monatsversammlungen waren gut besucht, und eine Anzahl neuer Mitglieder konnte gewonnen werden. Auf sozialem Gebiet konnte Hilfe geleistet werden: die Bibliothek wurde mit neuen heimatlichen Büchern erweitert. Die Jugendbetreuung wird von dem Gedanken des Zusammenschlusses getragen. Die Neuwahlen ergaben: 1. Vorsitzender Hermann Schoel, Allenstein; 2. Vorsitzender Frau Dr. Eva Fuehrer, Königsberg; Schatzmeister Siegfried Josnik, Königsberg; Schriftführer Frau Hildegard Reiter, Danzig; Sozialreferent Frau L. Zorn, Thorn; Kulturreferent Frau Stud.-R. Pansegrau, Bromberg, — Nächste Monatsversammlung im „Hofbräustübl" Nr. 4, Bohlenplatz, am 10. November, 20 Uhr, mit einem Lichtbildervortrag „Streifzüge durch den Aischgrund": es spricht Dr. Bank. Alle Landsleute. Freunde und Gäste sind herzlich willkommen.

 

Weilheim. Vorschau auf die nächsten Veranstaltungen: 10. November, 15 Uhr, Frauennachmittag im Bachbräu: 17. November, 20 Uhr, Volkstumsabend des VdL in der Birkenau; 1. Dezember, 15 Uhr, Adventsfeier im Oberbräu; 15. Dezember, 15 Uhr, Weihnachtsfeier im Oberbräu.

 

Traunreut (Obb.). Am 20. Oktober veranstaltete die Gruppe in der Gaststätte „Zum Fuchsbau" einen Lichtbildervortrag. Ein Heimatfilm über Westpreußen führte die Anwesenden nach Elbing. Im Anschluss daran wurden Farbaufnahmen vom Werden und Wachsen der jungen Industriegemeinde Traunreut vorgeführt. Weitere Filmabende mit Berichten und Bildern aus anderen Gegenden unserer Heimat sind vorgesehen.

 

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Seite 14   Wir gratulieren … 

zum 91. Geburtstag

am 5. November 1956, Landsmann Franz Fürstenberg, aus Kollatischken/Gr.-Ragauen. Der rüstige Jubilar hat an der Errichtung des Hauses seines Schwiegersohnes Emil Laumert in Celle, Dohnenstieg 3, tatkräftig mitgewirkt. An seinem Geburtstag fand auch die Hauseinweihung statt.

 

am 5. November 1956, Frau Anna Regge, geb. Schmidt, Witwe des Sanitätsrat Dr. Regge aus Gumbinnen, Fromeltstraße 14, jetzt bei ihrem Sohn, dem praktischen Arzt Dr. Arno Regge, Wiesbaden, Friedrichstraße 43.

 

zum 90. Geburtstag

am 12. November 1956, Frau Minna Redetzki, Hebamme i. R., aus Waldwinkel, Kreis Labiau, jetzt bei ihrer Tochter Grete König in Lüneburg, Am Blekeder Bahnhof 1.

 

zum 88. Geburtstag

am 8. November 1956, Landsmann Emil Berger, aus Passenheim, Kreis Ortelsburg, Ortelsburger Straße, jetzt in Verden/Aller, Krantzstraße 16.

 

am 15. November 1956, Altbäuerin Auguste Goerke, geb. Brandt, aus Mühlhausen, Kreis Pr.-Holland, jetzt bei ihrem Sohn Willi in Bilm Nr. 90 bei Hannover.

 

zum 87. Geburtstag

am 5. November 1956, Landwirt August Weber, aus Bärenfang, Kreis Pillkallen. Er wohnt in der sowjetisch besetzten Zone und ist durch seinen Sohn Max Weber, Karlsruhe, Grillparzer Straße 13, zu erreichen.

 

am 15. November 1956, Frau Elisabeth Barkowski, Witwe des Fabrik- und Grundbesitzers Robert Barkowski, aus Tilsit, Dragonerstraße 15, jetzt bei ihrem Schwiegersohn Bernhard Wehmeyer, Düsseldorf, Cranachstraße 19.

 

zum 86. Geburtstag

am 13. November 1956, Lehrerwitwe Martha Kuhn, geb. Pohse, aus Heiligenbeil, jetzt bei ihrer Schwiegertochter und ihren beiden Enkelkindern in Hamburg-Bergedorf, Johann-Meyer-Straße 39 II.

 

am 16. November 1956, Frau Charlotte Gusek, aus Schönfeld bei Alt-Ukta, jetzt bei ihrer Tochter Emma Naporra in Salzgitter-Watenstedt, Pappelweg 2. Ihr Ehemann, der in der Heimat ein sehr geachteter Bau- und Zimmermeister sowie Gastwirt war, verstarb 1944. Von ihren siebzehn Kindern sind noch zwölf am Leben; sie wohnen heute zum Teil in Amerika. Neunzehn Enkel und elf Urenkel sind der Stolz der Jubilarin.

 

am 16. November 1956, Frau Johanne Vogelgesang, geb. Nakat, aus Gr.-Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, jetzt im Altersheim Rickling, Kreis Bad Segeberg, Theodor-Kaftan-Haus. Ihr Ehemann starb im Februar 1956.

 

zum 85. Geburtstag

am 12. November 1956, Frau Marie Augustin, geb. Matern, aus Rosenberg, Kreis Heiligenbeil. Die noch rüstige Jubilarin lebt im Alters- und Pflegeheim Himmelpforten, Kreis Stade.

 

am 12. November 1956, Landsmann Franz Perlebach, ehemals Möbelfabrikant und Inhaber des größten Möbelhauses in Tilsit, jetzt in Hamburg-Blankenese, Ole Hoop 24, bei seiner Tochter, Studien-Assessorin Gerda Perlebach. Der Jubilar, ein alter Turner, hat bis vor zwei Jahren seine Familie in der sowjetisch besetzten Zone als Tischler ernährt.

 

am 14. November 1956, Frau Paula von Batocki, geb. Gräfin Kalnein-Kilgis, Witwe des um Ostpreußen hochverdienten Oberpräsidenten der Provinz Ostpreußen und Majoratsbesitzers auf Bledau Adolf von Batocki. Sie war viele Jahre Vorsitzende der Landesgruppe Ostpreußen, des Vaterländischen Frauen-Vereins vom Roten Kreuz. Heutige Anschrift: Wiesbaden, Alwinenstraße 22.

 

zum 84. Geburtstag

am 30. August 1956, Landwirt Albert Priebe, aus Dogimmen (Brandenburg), Kreis Elchniederung, jetzt in Berlin-Tempelhof, Tempelhofer Damm 117, bei seiner Kusine, Frau Martha Funk, aus Karkeln/Kurisches Haff. Nach dem Verlust seiner Lebensgefährtin Anfang dieses Jahres ist der Jubilar sehr vereinsamt. Er würde sich über ein Lebenszeichen von ehemaligen Bekannten sehr freuen.

 

zum 83. Geburtstag

am 31. Oktober 1956, Landwirt Anton Koll, aus Gr.-Klaussitten, Kreis Heilsberg, jetzt bei seinem Sohn Georg in Garbsen bei Hannover.

 

am 10. November 1956, Frau Henriette Krause, geb. Broschei, aus Königsberg, jetzt bei ihrem Sohn in Preetz bei Kiel, Lanker See 17.

 

am 12. November 956, Frau Rosa Borowski, geb. Hennig, aus Lindmannsdorf bei Sonnwalde, Kreis Braunsberg, jetzt bei ihrer Tochter, Frau Basner, in Jägerslust, Kreis Rendsburg/Holstein.

 

am 16. November 1956, Landwirt Franz Rasokat, aus Tussainen bei Ragnit, jetzt in Waldberg 102, Post Reischach (Obb.).

 

am 20. November 1956, Frau Amalie Steffen, aus Faulbruchswerder, Kreis Johannisburg, jetzt in Castrop-Rauxel, Ruprechtstraße 3. Frau Steffen kam erst im Juni dieses Jahres aus der Heimat.

 

am 24. November 1956, Landsmann Ludwig Christofzik, aus Brödau, Kreis Johannisburg, jetzt in Oldenrode über Seesen, Kreis Osterode. Der Jubilar war viele Jahre Bürgermeister und Amtsvorsteher.

 

zum 82. Geburtstag

am 3. November 1956, Frau Maria Marquardt, geb. Weide, aus Königsberg, Georgstraße 6, jetzt in Duisburg-Wanheim, Suitbertusstraße 16.

 

am 10. November 1956, Fürstl. Revierförster i. R. Albert Paulwitz, aus Davids, Fürstl. Forstamt Schlobitten, jetzt bei seiner ältesten Tochter Hildegard Becker in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Revierförster z. Wv. Werner Schikorr, Rottweil, Durschstraße 17, zu erreichen.

 

am 12. November 1956, Landsmann Friedrich Klethke, aus Kuikeim Samland, jetzt bei seiner Tochter, Frau Rehagel, in Westerstede i. O., Berliner Straße.

 

am 13. November 1956, Frau Auguste Kolossa, aus Lyck, jetzt in Aurich-Sandhorst, Breslauer Straße.

 

am 14. November 1956, Frau Marie Strohoff, aus Lyck, Morgenstraße 4, jetzt in Halsenbach (Hunsrück), über Boppard, Neue Schule 22.

 

zum 81. Geburtstag

am 6. November 1956, Krankenpfleger i. R. Gustav Meier, aus Tapiau, Kreis Wehlau, Königsberger Straße 25, jetzt in (24 b) Burg i. Dithm., Holzmarkt 1.

 

am 6. November 1956, Postbetriebsassistent a. D. Josef Piontek, aus Osterode, jetzt in Berlin-Spandau, Wilhelmstraße 64.

 

am 12. November 1956, Frau Olga Hinz, aus Rastenburg, jetzt in Flensburg, Ochsenweg 300.

 

am 12. November 1956, Oberleutnant der Gendarmerie a. D. Franz Grunau, aus Tilsit, Rosenstraße 25a, jetzt mit seiner Ehefrau Gertrud in (21a) Höxter, Lehmbreite 2.

 

am 13. November 1956, Landsmann Hermann Kiewel, aus Memel, jetzt bei seinen Kindern, Familie Gerdewischke, in Westerstede i. O., Am Hochkamp

 

am 15. November 1956, Landsmann Wilhelm Engel, aus Tilsit, Dammstraße 7, jetzt in (22 b) Jockgrim (Pfalz), Kreis Germersheim, Bahnhofstraße 39.

 

am 15. November 1956, Kaufmannwitwe Marie Gilde, geb. Montwill, aus Schillwen, Kreis Heydekrug, jetzt bei ihrer Tochter Erika in Mölln-Steinfeld i. Lbg., Königsberger Straße 34.

 

am 16. November 1956, Frau Marie Koslowski, aus Heldenfelde, jetzt in Hagen-Haspe, Kurze Straße 19.

 

zum 80. Geburtstag

ohne Datum. Landsmann Karl Olschmann, aus Königsberg, Nasser Garten, jetzt in (24 b) Süderbrarup, Schleswiger Straße 21, Altersheim.

 

am 14. Oktober 1956, Frau Henriette Kramer, geb. Paulokat, aus Feldeck, Kreis Insterburg, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone bei ihrer Tochter Emma Kramer. Sie ist durch Frau Vera Tribbensee in Tetenhusen über Rendsburg, zu erreichen.

 

am 31. Oktober 1956, Altbauer Otto Pflaumbaun (ich gehe von einem Schreibfehler aus, in Stallupönen/Ebenrode gab es einen Otto Pflaumbaum nicht Pflaumbaun), aus Willkinnen, Kreis Stallupönen, jetzt bei seinen Kindern in Langenbach, Kreis Kusel (Rheinland-Pfalzl.

 

am 2. November 1956, Frau Elly Waldner, Tochter des Forstmeisters Waldner, aus Drusken, Kreis Wehlau, jetzt in Wien V, Wiedener Hauptstraße 123 B. Die Jubilarin, von der ihre Freundin schreibt, dass sie eine so große Persönlichkeit ist, dass alle Menschen, die sie kennen, sie liebhaben und verehren, war 35 Jahre hindurch Krankenschwester, zuerst an der Universitätsklinik in Jena Operationsschwester, dann Oberschwester.

 

am 6. November 1956, Frau Elise Schweiger, geb. Schmiedtke, aus Rastenburg, Freiheit 29, jetzt bei ihrem Sohn Arthur in Fritzlar/Hessen, Haddamarweg 198.

 

am 9. November 1956, Frau Auguste Hoffmann, geb. Herfeld, aus Hochmühlen, Kreis Ebenrode, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Die Anschrift ist zu erfahren durch den Heimatkreis Ebenrode, (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67.

 

am 11. November 1956, Fleischermeister Paul Rohfleisch, aus Braunsberg, jetzt in Münster, Westfalen 2, Haubrockweg 7.

 

am 11. November 1956, Revierförster Martin Zupp, aus Stollen bei Liebstadt, jetzt bei seiner Tochter Erna Koch und seinem Schwiegersohn Rudolf Folger, früher Praegsten, in (22 a) Nierswalde über Goch, Kreis Kleve.

 

am 12. November 1956, Landsmann Hans Pietsch, aus Preil, Kreis Memel, jetzt in Oldenburg, Holstein, Neustädter Straße 3.

 

am 12. November 1956, Frau Emilie Pawel, aus Hainau, Kreis Ebenrode, jetzt bei ihrer Tochter Eva Ußkurat, in Halbe über Scheeßel.

 

am 14. November 1956, Landsmann Friedrich Ruck, ehemals Schiffseigner in Richau, Kreis Wehlau, jetzt bei seiner Tochter Anna in Elmshorn, Ollenstr. 23.

 

am 16. November 1956, Pfarrerswitwe Gertrud Hafke, zuletzt im Ostseebad Cranz. Heutige Anschrift: Wrohm über Heide/Holstein.

 

am 17. November 1956, Tischlermeister Friedrich Beitler, aus Pr.-Holland, Bahnhofstraße 12, jetzt in Hilden/ Rhld., Mittelstraße 75.

 

zum 75. Geburtstag

am 11. November 1956, Oberstrommeister i. R. Franz Buschatzki, aus Königsberg, jetzt mit seiner Ehefrau in (23) Bad Rothenfelde T. W., Am Pagenkamp 2.

 

am 12. November 1956, Lehrerwitwe Klara Marquardt, geb. Heide, aus Braunsberg, Dammweg 24, vorher Süßenthal. Sie lebt jetzt in (22 b) Lösnich a. d. Mosel über Bernkastel

 

am 14. November 1956, Landwirt Leopold Schäfer, aus Gr.-Tullen, Kreis Pillkallen, jetzt mit seiner Ehefrau und drei Enkelkindern bei seiner jüngsten Tochter, Frau Milkereit. Er ist durch seine älteste Tochter Gerda Abrolat in Breitenwisch über Himmelpforten, Kreis Stade, zu erreichen.

 

am 14. November 1956, Baumeister und Reichsbahnbeamter i. R Stanislaus Thomas Dobicki, aus Königsberg, jetzt in Bad Hersfeld, Im Vogelgesang 5.

 

am 15. November 1956, Frau Friederike Ollech, geb. Gunia, aus Seehag, Kreis Neidenburg, jetzt in (20 a) Peine, Jägerstraße 30.

 

am 16. November 1956, Reichsbahnobersekretär a. D. Edmund Job, aus Sensburg, dann Lyck, jetzt in Önsbach 260 a, Kreis Bühl, Baden.

 

am 16. November 1956, Zugführer i. R. Hermann Stascheit, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, jetzt in Ratzeburg, Königsberger Straße 29.

 

am 17. November 1956, Bauer Franz Pluschkell, aus Neplecken, Kreis Fischhausen, jetzt mit seiner Ehefrau bei seinem Sohn Alfred in Bubach über Lebach/Saargebiet, Hauptstraße 86.

 

am 17. November 1956, Postbetriebswart a. D. Wilhelm Schmolling, aus Rastenburg, Georgstraße 9a, jetzt in Kaiserslautern, Wiesenstraße 55.

 

am 19. November 1956, Gestütsoberwärter a. D. Wilhelm Kerrinnes, aus Trakehnen. Er ist durch seine Tochter, Frau Anni Wesche, Sittensen, Bezirk Bremen, zu erreichen.

 

80-jährige Zwillingsbrüder

Einen seltenen Doppelgeburtstag werden die beiden Landwirte Johann Weißfuß und Richard Weißfuß, aus Grünhayn, Kreis Wehlau, am 13. November 1956, feiern. Die Zwillingsbrüder, die jetzt gemeinsam ihren 80. Geburtstag in bester Gesundheit begehen können, lebten in der Heimat auf zwei benachbarten Höfen. Auch nach der Vertreibung blieben sie zunächst in Ölixdorf bei Itzehoe zusammen, bis im Jahre 1953 Johann Weißfuß mit seiner Frau zu seinem Schwiegersohn Erich Urban nach Oberhausen-Sterkrade N., Kösterfeld 27, zog. Sein Bruder Richard fand Aufnahme in dem schönen Altersheim in Itzehoe. Landsmann Richard Weißfuß hat sich aber fest vorgenommen, am 13. November nach Sterkrade zu fahren, damit die Zwillingsbrüder auch ihren 80. Geburtstag nach altem Familienbrauch gemeinsam feiern können.

 

Diamantene Hochzeit

Landsmann Albert Schadwill und Frau Johanna Schadwill, geb. Barke, aus Liebwalde, Kreis Mohrungen, jetzt in Neritz bei Bad Oldesloe, Kreis Stormarn, bei ihrem Sohn Arthur, feiern am 16. November 1956, das Fest der Diamantenen Hochzeit.

 

Goldene Hochzeiten

Die Eheleute Paul Kollecker und Frau, geb. Augat, aus Königsberg, jetzt in Hilbeck über Werl, Kreis Soest, konnten am 2. November 1956, ihre Goldene Hochzeit feiern.

 

Am 4. November 1956, feierten ihre Goldene Hochzeit der ehemalige Angehörige des Städtischen Fuhrparks Hermann Schwaak und seine Ehefrau Bertha Schwaak, geb. Teschmit, aus Königsberg, jetzt in Düsseldorf, Ellerstraße 87.

 

Landsmann Friedrich Czerwanski und seine Ehefrau Wilhelmine Czerwanski, geb. Anbau, aus Gehsen, Kreis Johannisburg, jetzt in Marl-Hüls, Rathenaustraße 5, feierten am 5. November 1956, ihre Goldene Hochzeit. Der Jubilar, der in der Heimat mehrere Ehrenämter bekleidete, ist trotz seines hohen Alters in den Chemischen Werken Hüls tätig.

 

Am 5. November 1956, feiern ihre Goldene Hochzeit die Eheleute Ferdinand Dölps und Frau Amalie Dölps,  aus Kl.-Ponnau, Kreis Wehlau. Der Jubilar war hier Mühlenbesitzer und Bürgermeister. Das Ehepaar lebt in der sowjetisch besetzten Zone und ist durch Fritz Bruhn, Rothenhahn über Kiel, zu erreichen.

 

Landsmann Johann Kensbock und Frau Auguste Kensbock, geb. Brückner, aus Allenstein, Warschauer Straße Nr. 35, jetzt in Flensburg, Burgstraße 16, feierten am 5. November 1956, ihre Goldene Hochzeit.

 

Reichsbahn-Oberzugführer i. R. Friedrich Heinrich und Frau Minna Heinrich, geb. Kuprat, aus Insterburg, Waldhausener Straße, jetzt in Großen-Linden, Hessen, Fritz-Ebert-Straße 32, feiern am 9. November 1956, ihre Goldene Hochzeit im Kreise ihrer Kinder und Enkelkinder.

 

Am 10. November 1956, feiern Oberrangiermeister i. R. Franz Pauka und Frau Maria Pauka, geb. Gerlitzki, aus Osterode, Bahnhofstraße, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone, ihre Goldene Hochzeit. Die Anschrift liegt hier vor.

 

Die Eheleute Julius Hasenbein und Frau Auguste Hasenbein, geb. Pickschneider, aus Ragnit, Schulstraße 4, jetzt in (21 a) Schlangen über Paderborn, Am Tiwitt 5, feiern am 14. November 1956, ihre Goldene Hochzeit. Am gleichen Tage wird Landsmann Hasenbein 79 Jahre alt.

 

Landsmann Dittkrist aus Gr.-Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, und seine Ehefrau Auguste feiern am 17. November 1956, im Kreise ihrer drei verheirateten Töchter und ihrer zehn Enkelkinder das Fest der Goldenen Hochzeit. Anschrift: (22 a) Rheydt IV, Fliederweg 20.

 

Ihre Goldene Hochzeit, feiern am 17. November 1956, Landsmann Karl Höchst und Frau Elisabeth Höchst, geb. Schulz, aus Gumbinnen; der letzte Wohnort war Grünhaus. Das Ehepaar, das zwei von seinen neun Kindern durch den Krieg verlor, ist durch den Schwiegersohn Fritz Adomeit, (21 b) Unna-Königsborn, Westfalen, Kamener Straße 93, zu erreichen.

 

Prüfungen

Irmtraud Banaski, Tochter des Schuhmachermeisters Wilhelm Banaski, aus Allenstein, Jägerstraße 2, jetzt in Oberhausen-Sterkrade, Bayernstraße 80, bestand an der Physikalisch-Technischen Lehranstalt Lübeck-Schlutup ihr Examen als Assistentin.

 

Horst Krauledat, Sohn des Polizeisekretärs Richard Krauledat, aus Königsberg, jetzt in Soest, Westfalen, Osthofenstraße 49, bestand im Alter von 20 Jahren nach dem Besuch des Techniker- und Werkmeister-Instituts Stockach, Baden, vor der Industrie- und Handelskammer Konstanz die Techniker- und Werkmeisterprüfung

 

Seite 14   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Tilsit-Ragnit Müllermeister Gustav Metschulat

Müllermeister Gustav Metschulat konnte am 12. September 1956, neben seinem sechzigsten Geburtstag sein 35-jähriges Jubiläum als Meister des ostpreußischen Müllerhandwerks begehen. Er entstammt einer alten Müllerfamilie; auch seine vier Brüder erlernten im Betrieb seines Vaters das Müllerhandwerk. 1921 übernahm er mit seinem Bruder Hermann die von seinem Vater neuerbaute Mühle in Breitenstein (Kraupischken), Kreis Tilsit-Ragnit. Die „Breitensteiner Mühlenwerke" waren im Wirtschaftsleben des nordöstlichen Teiles unserer Provinz zu einem Begriff geworden. Von 1934 ab war Herr Metschulat Obermeister für die Kreise Tilsit-Ragnit und Elchniederung. Auch auf dem Gebiete der Rinderzucht war er bekannt. Jetzt lebt Landsmann Metschulat in Uelzen, und zwar seit 1952 als Obermüller bei den Ilmenau-Wassermühlen.

 

Landsmann Metschulat. eine in Ostpreußen sehr geschätzte und anerkannte Persönlichkeit, die sich allgemeiner Beliebtheit und Wertschätzung erfreut, ist Mitglied des Kreisausschusses der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit.

 

Gumbinnen

200 Gumbinner waren in Stuttgart beisammen

Am 28. Oktober 1956, fanden sich im Schützenhaus in Stuttgart-Heslach zweihundert Gumbinner Landsleute aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zu einer Wiedersehensfeier zusammen. Pfarrer Grunwald, Stuttgart-Wangen, hielt zu Beginn einen Gottesdienst, der in seiner schlichten, eindringlichen Würde jedem Teilnehmer unvergesslich bleiben wird.

 

Der Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg. Hans Krzywinski, begrüßte die Gumbinner herzlichst und wies auf die allem Völkerrecht hohnsprechenden Grenzziehungen im deutschen Osten seit Versailles hin, die in Verbindung mit der in Jalta verfügten Austreibung von Millionen Deutschen einen traurigen Höhepunkt erreicht habe. Noch heute lebten in den deutschen Ostprovinzen Hunderttausende Deutsche mit denen Verbindung zu halten, vornehmlichste Pflicht der Landsmannschaften sei. Die Aufgabe der Landsmannschaften werde erst dann erfüllt sein, wenn das geraubte Land jenseits der Oder-Neiße wieder das sei, was es immer gewesen sei: Ewig deutsch.

 

Kreisvertreter Hans Kuntze übermittelte den Gumbinnern die Grüße der ostpreußischen Landsmannschaft. Er erklärte, dass auch diese Zusammenkunft in einem Augenblick, in dem einige wenige Politiker in völliger Verkennung der Lage glaubten, unzeitgemäße Äußerungen über die Zukunft des deutschen Ostens abgeben zu sollen, vor aller Öffentlichkeit beweise, wie stark der landsmannschaftliche Gedanke verwurzelt sei und wie unerschütterlich gerade die Ostpreußen zu ihrer alten Heimat hielten. Aufgabe der Alten und Jungen sei es, das Vermächtnis der Heimat treu im Herzen zu bewahren und der Welt immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass an den deutschen Ostprovinzen ein Unrecht geschehen sei, zu dessen Beseitigung die freie Welt kraft der von ihr vertretenen Prinzipien verpflichtet sei. Der Kreisvertreter gab ferner einen eingehenden Bericht über Aufbau und Aufgaben der Kreisgemeinschaft und über die Arbeiten die in ehrenamtlicher Tätigkeit von einer großen Zahl von Mitarbeitern bewältigt werden müsse. Besonders gilt das für die umfangreiche und schwierige Festsetzung der Einheitswerte, die bei der Heimatauskunftstelle Lübeck geleistet werden muss. Die besonders zahlreich erschienenen jugendlichen Gumbinner konnten von den Plänen der Jugendfreizeiten für 1957, über die der Kreisvertreter eingehend berichtete, die freudige Gewissheit mitnehmen, dass die Jugendarbeit ganz besonders gefördert wird. Viele Anmeldungen zu den Freizeiten, — die Reise nach Bielefeld wird bekanntlich bezahlt — konnten entgegengenommen werden.

 

Der Nachmittag war ausgefüllt durch einen Lichtbildervortrag von Ldsm. Gebauer, der seine Zuhörer in ihre alte Heimat nach Gumbinnen, einer Gründung Friedrich Wilhelm I., führte, und durch Volkstänze der Landesspielschar der Ost- und Westpreußen. Herzlicher Beifall dankte Ldsm. Gebauer für seine Ausführungen.

 

Der offizielle Teil des gelungenen Treffens endete mit Dankesworten des Vertreters, der in Stuttgart wohnhaften Gumbinner, Dr. Heinz Burneleit, an alle diejenigen, die so uneigennützig zur Ausgestaltung dieser Wiedersehensfeier beigetragen hätten. Zugleich kündigte er auch für das nächste Jahr — voraussichtlich am 13. Oktober 1957 — ein Jahrestreffen in Stuttgart an.

 

Mit einem geselligen Beisammensein und Tanz, an dem sich besonders die jungen Gumbinner rege beteiligten, endete die Veranstaltung, die bei allen Teilnehmern, unter denen auch Gumbinner aus Düsseldorf und München begrüßt werden konnten, einen ausgezeichneten Widerhall gefunden hat.

 

Angerburg

Unser letztes diesjähriges Kreistreffen in Fellbach bei Stuttgart verlief, wie auch alle früheren in vollster Harmonie. Es war wieder eine schone Wiedersehensfeier, zumal viele Landsleute zum ersten Male an einem Kreistreffen teilnehmen konnten. Der „Adler"-Saal war bis zum letzten Platz gefüllt. Erfreulicherweise war auch die Jugend zahlreich vertreten.

 

Zu Beginn der Feierstunde wurde gemeinsam unser Ostpreußenlied gesungen. Kreisvertreter Priddat begrüßte alle Anwesenden herzlich und dankte Landsmann Fritz Preuß und seinen Mithelfern für die gute Vorbereitung des Treffens. Sein besonderer Gruß galt Stadtrat Pechatschek, der die Grüße der Stadt Fellbach, der Heimatvertriebenen von Fellbach und des Landesverbandes Baden-Württemberg überbrachte. Nach der Totenehrung sprach Missionar Fritz Statz (Kruglanken) in seiner Andacht zu Herzen gehende Worte. Er ermahnte die Landsleute, nicht zu verzagen, sondern weiterhin im Vertrauen auf Gott auf die Rückkehr in die Heimat zu hoffen.

 

„Es gibt Deutsche", führte dann der Kreisvertreter aus, „allerdings solche, die ihre Heimat nicht verloren, sondern das Glück haben, sie noch zu besitzen, die da sagen, dass die Heimattreffen nunmehr überflüssig wären, weil ja alle Vertriebenen untergebracht sind. Wir aber sind der Meinung, dass wir nach wie vor Heimattreffen abhalten müssen, um so oft wie möglich unsere in alle Winde verstreuten Freunde und Bekannten wiedersehen, uns gegenseitig trösten und uns neuen Mut zusprechen zu können. Hauptsache aber ist, dass die Welt aus unseren Heimattreffen endlich begreifen lernt, dass wir niemals auf unsere angestammte Heimat verzichten werden“.

 

Der Kreisvertreter ging dann auf die letzten Ereignisse auf heimatpolitischem Gebiet ein. Er betonte, dass die Forderung auf Wiedervereinigung Sache des ganzen deutschen Volkes sei. Er ermahnte alle Landsleute, insbesondere auch die Jugend, fest zur Kreisgemeinschaft und zu unserer Landsmannschaft Ostpreußen zu stehen, und schloss mit den Worten: „Unsere Heimat, unsere Mutter, bleibt Ostpreußen, und wir bleiben Angerburger!" Der gemeinsame Gesang des Deutschlandliedes beendete die Feierstunde.

 

Durch das Entgegenkommen unseres Patenkreises Rotenburg (Hann.) konnte Landsmann Franz Jordan die Kreiskartei von Rotenburg nach Fellbach bringen. Tagsüber konnte er den Landsleuten Auskunft erteilen und viele neue Anschriften ermitteln, bzw. bekanntgeben.

 

Artikel und Berichte für den nächsten Heimatbrief bitte ich mir bis spätestens 20. November zukommen zu lassen.

 

Gesucht wird

Otto Lewin, geb. 02.01.1890, aus Angerburg, Gumbinner Straße 24 a.

 

Hans Priddat, Kreisvertreter Bad Homburg v. d. Höhe, Seifgrundstraße 15

 

Mohrungen

Folgende Landsleute werden gesucht:

Aus Mohrungen:

Postschaffner A. Pörschke;

Verw.-Insp. Ernst Thalis, Veitstraße 2 b;

Minna Wolk, geborene Pölitz, Hermann-Göring-Straße —

 

Aus Saalfeld:

Tischlermeister Poerschke;

Tischlermeister Hemke. —

 

Aus Liebstadt:

Otto Wichmann;

Walter Schieder:

August Rettig, Lindenstraße;

August Marx, Wormditter Straße 8;

Hermann Laschewski, Mauerstraße;

Fritz Kuhn, Karl-Freyburger-Straße Nr. 7;

Adolf Silz, Karl-Freyburger-Straße 7. —

 

Aus Freiwalde:

Treckerführer Gustav Malethan. –

 

Aus Georgenthal:

Melker Gustav Malethan. –

 

Aus Horn:

Helmut Schrödter (vermisst), Sohn des Karl Schrödter. –

 

Aus Kahlau:

Familie Albe. –

 

Aus Liebwalde:

Fräulein Helene Tritschak

 

Aus Miswalde:

Schwester Franziska Festag. –

 

Aus Reichau:

Familie Plitt. –

 

Aus Sonnenborn:

Bauer Emil Nath (verschleppt). –

 

Aus Wilnau:

Frau Elly Radzanowski.

 

Angaben über jetzige Anschriften und den Verbleib der vorgenannten Landsleute nach der Vertreibung an Karteisachbearbeiter C. Berg, Leer (Ostfriesland), Königsberger Straße 11, erbeten.

 

Reinhold Kaufmann, Kreisvertreter, Lübeck, Geniner Straße 20

 

Rest der Seite Rätselecke

 

Seite 15   Familienanzeigen

Warum es so viel Leiden, so kurzes Glück nur gibt? Warum denn immer scheiden, wo wir uns so sehr geliebt? Am 18. Oktober 1956, starb nach langem schwerem, mit großer Geduld getragenem Leiden, fern seiner ostpreußischen Heimat, mein geliebter Mann, unser guter Vater, lieber Opa, Bruder, Schwager und Onkel, Gustav Neubert, Bundesbahn-Betriebswart a. D., im Alter von 67 ½ Jahren. In stiller Trauer: Anna Neubert, verw. Steingräber. Käthe Quaterski, Tochter, mit Familie. Gerhard Neubert, Sohn, mit Familie. Groß-Münsterberg, Kreis Mohrungen. Jetzt Gottlesried, Bayern.

 

Fern seiner geliebten Heimat ist am 27. Oktober 1956 mein lieber treusorgender Mann, mein lieber Vater und Schwiegervater, unser guter Bruder, Schwager und Onkel, Landwirt Otto Kalb, früher Birkenried, Kreis Gumbinnen, nach kurzer schwerer Krankheit sanft entschlafen. Emma Kalb, geborene Zenthoefer., Otto Kalb. Gisela Kalb. Treuholz über Bad Oldesloe, Holstein. Wir haben ihn am 31. Oktober 1956 auf dem Friedhof in Rethwischdorf zur letzten Ruhe gebettet.

 

In Liebe und Verehrung gedenken wir unseres lieben unvergesslichen Sohnes und Bruders, Masch.-Maat, Bruno Schneider, aus Zinten, geboren am 19.11.1919, gefallen am 04.11.1943. Bernhard Schneider. Berta Schneider, geb. Kemkowski. Schwestern Frida, Maria, Helene und Elisabeth. (17b) Dangstetten, Baden, Ortsstraße 36

 

In der Frühe des 13. Oktober 1956 verschied nach langer schwerer Krankheit mein geliebter Mann, unser guter treusorgender Vater, Schwieger- und Großvater, Hermann Pliquett, Hauptlehrer i. R. im 78. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Susanne Pliquett, geborene Grajetzki. Familie Benno Pliquett. Familie Walter Pliquett. Familie Erich Szillat. Burg bei Kirchzarten, Kreis Freiburg. Früher Stobricken, Schwirgallen und Schulzenhof. Ostpreußen

 

Nach einem Leben voll Liebe und Güte für die Seinen entschlief nach schwerer kurzer Krankheit mein lieber unvergesslicher Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, der Lehrer i. R. Emil Mascherrek, am 19. Oktober 1956 im Alter von 61 Jahren. In tiefer Trauer: Margarete Mascherrek, Gattin mit Kindern und Enkelkindern. Wildheide (Borken), Kreis Ortelsburg, Ostpreußen, jetzt Bad Kissingen, Maxstraße 10

 

Zum stillen Gedenken. Einst waren wir glücklich und hatten ein Heim. Jetzt sind wir vertrieben, verlassen, allein. Das Liebste entrissen, zerstört alles Gluck. Das kehrt nun nie wieder zu uns zurück. Wie gerne möchten wir noch Blumen pflücken. Um Dein fernes Grab zu schmucken. Doch wir kommen nie nach dort. Denn Du ruhst im fremden Ort. Zum vierzehnjährigen Gedenken an unseren am 10. November 1942 in Russland gefallenen lieben, nie vergessenen Sohn, Bruder, Schwager, Neffen und Onkel. Unteroffizier, Erich Rasch (Pestka). In tiefer Trauer: Eltern und Geschwister. Lyck, Ostpreußen, jetzt Gelsenkirchen, Westfalen, Dresdener Straße 42

 

Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, was man hat, muss scheiden. Im festen Glauben an eine Genesung verschied plötzlich und unerwartet, viel zu früh für uns alle, mein herzensguter Gatte, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, der Maurer Fritz Ziemba, geb. 18. Februar 1900, gestorben am 10. Oktober 1956. In stiller Trauer: Gertrud Ziemba, geb. Browarzik. Kinder, Enkelkinder sowie alle Angehörigen. Rodental, Kreis Lötzen, Ostpreußen, jetzt sowj. bes. Zone. So lebt denn wohl Ihr, meine Lieben. Ich wäre so gern bei Euch geblieben. Doch meine Krankheit war so schwer. Für mich gab's keine Heilung mehr.

 

Aus schaffensreichem Leben ging am 27. Oktober 1956, unerwartet mein innig geliebter Mann, unser lieber Vati und Bruder, Bruno Guskowski, im 45. Lebensjahre von uns. Sein Leben war Liebe für uns. Elsa Guskowski, geb. Gloy. Edith, Helga und Gesa. Gertrud Guskowski. Alfred Drews und Frau Hedwig Drews, geb. Guskowski. Hans Guskowski und Frau Helga Guskowski, geb. Dreßler. Pathaunen, Ostpreußen, jetzt Hamburg, Eppendorfer Weg 109

 

Zum Gedenken. Wir konnten Euch nicht sterben sehn, auch nicht an Euerm Grabe stehn, nicht mit einer Handvoll Blumen Euch erfreun, die Ihr doch so sehr geliebt habt. Uns wurde traurige Gewissheit, dass unsere lieben Eltern, Großeltern und Schwiegereltern, Franz Fuchs, Krankenpfleger i. R. und Marie Fuchs, geb. Patommel, aus Wehlau, Ostpreußen, Kleine Vorstadt 16, vor etwa elf Jahren den Hungertod starben. Wir gedenken ihrer in Liebe und Herzlichkeit. Charlotte Ringlau, geb. Fuchs, Nürnberg. Alice Horn, geb. Fuchs, Bremen. Fritz Fuchs, Remscheid. Luzie Troßmann, geb. Grube, Nürnberg. Ingeburg v. Bostell, geb. Horn, Nürnberg. Marianne Ringlau, Nürnberg, Günter Horn, Berlin-Steglitz. Georg Ringlau, Nürnberg. Gerhard Horn, Bremen. Fritz Ringlau, Nürnberg.

 

Am 7. Oktober 1956 entschlief sanft und unerwartet unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, Emil Becker, früher Witmannsdorf. Kreis Goldap, jetzt sowj. bes. Zone, im 86. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Gustav Becker. Wattenscheid, Rosenstraße 2

 

Gott der Herr nahm heute früh nach langer schwerer Krankheit unsere liebe Heimatfreundin Bahnbeamtenwitwe, Martha Will, verw. Lyck, geb. Freudenreich, im vollendeten 86. Lebensjahre zu sich in seine Herrlichkeit. Dies gibt allen Bekannten und Verwandten bekannt: Minna Gnosa. Tiefensee, Kreis Heiligenbeil, jetzt Clausthal I, Zellbach 19. Die Beerdigung erfolgte in Clausthal-Zellerfeld I, wo sie ihren Lebensabend im Altersheim verlebte.

 

Am 28. Oktober 1956 entschlief sanft nach langer Krankheit mein herzensguter Mann, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Oberpostsekretär a. D. Emil Kurbjuweit, im 69. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Margarete Kurbjuweit, geb. Boss. Drausfeld, den 29. Oktober 1956, Gerhart-Hauptmann-Weg 371

 

Nach einem arbeitsreichen Leben, fern seiner geliebten Heimat, verstarb plötzlich mein geliebter Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater, Bruder, Großvater und Onkel, Adolf Gritzo, Landwirt, im Alter von 77 Jahren. In stiller Trauer: Julie Gritzo, geb. Bahlo. Familie Zacharias und Angehörige. Heidberg, den 27. Oktober 1956, früher Lübeckfelde, Kreis Lyck, Ostpreußen

 

Allen lieben Bekannten, Verwandten und Freundinnen zur Nachricht, dass unser liebes Fräulein Gertrud Schulz, früher Königsberg Pr., Georgstraße 24, am 23. Oktober 1956 heimgegangen ist. Gertrud Pfeffer. Reutlingen, Gustav-Werner-Stiftung

 

Unsere liebe gute Mutter und Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, die Kreissekretärwitwe Helene Doneit, geb. Bergau, ist am Freitag, dem 26. Oktober 1956, nach kurzer Krankheit im 89. Lebensjahre für immer von uns gegangen. In stiller Trauer: Margarete Ragnitz, geb. Doneit. Emil Ragnitz. Lötzen, Ostpreußen, Bismarckstraße 4, jetzt Peine bei Hannover, Albert-Sergel-Straße 42

 

Nach langer schwerer Krankheit entschlief am 20. Oktober 1956, im Alter von 50 Jahren, meine liebe herzensgute Frau, meine in selbstloser Liebe für mich stets treusorgende Lebenskameradin, Else Raetz, geb. Mollin. Sie folgte unserer lieben einzigen Tochter Sigrid, die am 24. August 1944, im Alter von 17 ½ Jahren von uns schied, in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Otto Raetz. Königsberg Pr., Gebauhrstraße 37, jetzt (24b) Rendsburg, Schleuskuhle 31

 

Fern ihrer geliebten Heimat entschlief plötzlich und unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit, unsere liebe treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Omi, Frau Frieda Braun, geb. Fett, aus Korschen, Ostpreußen, im Alter von 62 Jahren. In stiller Trauer: Ursula Zachau, geb. Braun. Kurt Zachau. Ingrid und Christa. Berlin-Zehlendorf, den 19. Oktober 1956, Argentinische Allee 193

 

In stiller Trauer gedenke ich an ihrem heutigen Todestag meiner lieben und verehrten Mutter, Frau Maria-Therese Poddig, geb. Schwarz, geb. 29.06.1869, verst. 05.11.1936 in der Heimat meines guten Vaters, des Hotelbesitzers und Landwirts Rudolf Poddig, Gr.-Stürlack, Kr. Lötzen, Ostpreußen, geb. 09.05.1864, verst. 10.04.1954 in Skagen, Dänemark; meines lieben Bruders, des Kaufmanns Herbert Poddig, geb. 30.03.1894, verschollen Februar 1945, als Landsturmmann bei Danzig; meiner beiden unvergesslichen Söhne Fritz Schumacher, Geschäftsführer der Raiffeisenbank Germau, Ostpreußen, geboren am 14.06.1918, gefallen am 28.01.1942 in Rschew, Russland, Mittelabschnitt; Klaus Schumacher, geboren am 18.09.1922, verschollen bei Küstrin Februar 1945 und meines lieben Mannes, Fritz Schumacher, geb. 02.11.1883, verst. 10.04.1954. Frau Wanda Schumacher, geb. Poddig. Germau, Kreis Samland, jetzt Schneverdingen, Kreis Soltau (Hann.)

 

Am Montag, dem 22. Oktober 1956, erlöste ein sanfter Tod von seinem langen Leiden, unseren innig geliebten Vater, Schwager, Onkel und Großonkel, den Postbetriebs-Assistent a. D. Heinrich Bischoff, Insterburg, Göringstraße 27, im 89. Lebensjahre. Liesbeth Greil, geb. Bischoff. Gertrud Bischoff. Hedwig Bischoff. Kurt Bischoff. Aachen, Weberstraße 30

 

Fern unserer lieben Heimat verstarb am 24. September 1956, mein lieber treuer Lebensgefährte, unser guter Vater und Großvater, Bundesbahn-Sekretär Eduard Schumacher, nach kurzem schwerem Leiden, im 61. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Elisabeth Schumacher, geb. Randt. Alfred Schumacher. Ruth Schumacher, geb. Kowalewski. Walter Schumacher. Mimi Schumacher, geb. Hellwig und vier Enkelkinder. Tollmingen-Hohenfried, Ostpreußen, jetzt Lübeck-Niendorf, Block I

 

Nach einem Leben voller Arbeit und Sorge für ihre Lieben, entschlief sanft unsere liebe Mutter, Groß- und Urgroßmutter, Auguste Kallweit, im 91. Lebensjahre. In stiller Trauer: Helene Schneider, geb. Kallweit. Margarete Mackat, geb. Kallweit und alle Angehörigen. Lübeck, den 22. Oktober 1956, Moltkestraße 1 a, früher Tilsit

 

Zum stillen Gedenken. Zum fünfzehnjährigen Todestag gedenken wir, fern der Heimat, in Liebe und Wehmut unseres lieben Sohnes, Erwin Kolberg, früher Blumstein, Kreis Pr.-Eylau, gefallen am 7. November 1941 bei Leningrad, im Alter von 21 Jahren. Beweint von seinen Eltern: Friedrich Kolberg. Hedwig Kolberg, geb. Reimann. Heinz Kolberg. Alfred Kolberg, zurzeit in Australien. Lothar Kolberg, als Brüder. Kiel, Holtenauer Straße 202

 

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Mein geliebter Mann, unser lieber Vater und Schwiegervater, unser guter Bruder, Alexander von Kuenheim-Spanden, Major a. D., früher Rittmeister im 2. Garde-Ulanen-Regiment. Rechtsritter des Johanniter-Ordens, ist heute im 74. Lebensjahre heimgegangen. Yvonne von Kuenheim, geb. Gräfin Dönhoff.  Alexandra Müller-Marein, geb. von Kuenheim. Josef Müller-Marein. Margarethe von Bachmayr, geb. von Kuenheim. Vera von Hohberg, geb. von Kuenheim. Rösselsberg, den 17. Oktober 1956, Post Wilzhofen, Oberbayern

 

Anton Barczewski, Regierungsbezirksrevisor a. D., früher bei der Regierung Königsberg Pr., geb. 17.05.1881, gest. 16.10.1956. Gott, der Herr über Leben und Tod, erlöste meinen lieben Mann, unseren lieben Papa, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, von langer schwerer Krankheit. Maria Barczewski, geb. Hoffmann. Ruth Barczewski. Irmgard Fröhlich, geb. Barczewski. Dr. Heinz Fröhlich, Erlangen, Gebbertstraße 138. Jörg, Falk und Helge. Karl-Werner Barczewski, Babenhausen-Gellershagen 64. Gerda Barczewski, geb. Heidemann. Bärbel und Hans-Werner. Eva Kossack, geb. Barczewski. Friedrich-Karl Kossack, Brackwede, Turnerstraße 13. Wolfgang und Rainer. Bielefeld-Schildesche, Amtsstraße 14, im Oktober 1956. Wir betteten unseren lieben Entschlafenen am 20. Oktober 1956 auf dem neuen Braker Friedhof.

 

Fern der Heimat verschied völlig unerwartet am 24. Oktober 1956, mein lieber treusorgender Mann und herzensguter Vater, Bruder, Schwager und Onkel, der Postamtmann i. R., Hermann Schattauer, letzter Leiter des Postamtes Ebenrode, Ostpreußen, kurz nach Vollendung seines 70. Lebensjahres. In tiefer Trauer: Betty Schattauer, geb. Schawohl. Erika Schattauer. Illertissen, Bayern, Zur Eintracht 1. Wir haben unseren lieben Entschlafenen am 27. Oktober 1956 zur letzten Ruhe gebettet.

 

Gott der Herr nahm am 12. Oktober 1956, nach kurzer schwerer Krankheit, unseren lieben guten Vater, Schwiegervater, unseren lieben Opa und Urgroßvater, den Postbetriebsassistenten i. R., August Barzik, nach Vollendung seines 78. Lebensjahres, in sein himmlisches Reich. Die trauernden Hinterbliebenen: Marta Brandt, geb. Barzik. Kurt Brandt, Pullach, Bayern, Ahornallee 2. Helene Worth, geb. Barzik. Walter Korth, Soltau. Bahnhofstraße 16. Herta Lewark, geb. Barzik. Karl Lewark, Bingerbrück. Schloßstraße 19. Fritz Barzik, Lörrach, Baden, Bergstraße 12. Seine beiden Töchter; Elfriede Barzik und Gertrud Thiesies, geb. Barzik, die seit der Flucht 1945 Ostpreußen vermisst sind. Sein Enkel: Manfred Brandt, vermisst beim RAD Ostpreußen, acht Enkel und ein Urenkel. Drigelsdorf, Ostpreußen,. Kreis Johannisburg, jetzt Windesheim, Kreis Kreuznach

 

Fern, seiner über alles geliebten Heimat entschlief am 29. Oktober 1956, nach einem arbeitsreichen Leben nach langer schwerer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Bauunternehmer Hermann Neufeldt, im 66. Lebensjahre. Er folgte seinem einzigen Sohne Helmut, der am 26. Juli 1941 in Russland gefallen ist, in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Emma Neufeldt. geb. Matzdorf. Erwin Schuppnies und Frau Gertrud Schuppnies, geb. Neufeldt. Hans Thordsen und Frau Gerda Thordsen, geb. Neufeldt. Wolfgang, Horst-Dieter, Hans-Joachim, Claus-Jürgen und Sabinchen, als Enkelkinder. Braunschweig, Ebertallee 46, früher Liebenort, Kreis Labiau, Ostpreußen

 

Am 29. Oktober 1956 verstarb im Alter von 63 Jahren, Professor Dr. med. Wolfgang Hoffmann. Ordinarius für Augenheilkunde an der Freien Universität Berlin. Ein großer Königsberger Augenarzt, seiner Vaterstadt treu bis zum Untergang, ein vorbildlicher akademischer Lehrer, ein gütiger, immer hilfsbereiter, bescheidener Mensch ist mit ihm dahingegangen. Als Vorsitzender des Vereins für Wissenschaftliche Heilkunde, Königsberg Pr. hat er eine stolze Tradition bis in die Gegenwart würdig gehütet. Sein Tod macht unser Leben ärmer. Die Ostpreußische Arztfamilie, Dr. Schroeder

 

Am 20. Oktober 1956 ist unser guter Vater, der Gärtnerei- und Baumschulenbesitzer Johannes Fuchs, früher Allenstein, Ostpreußen, Roonstraße 1. und Augustthal, im 66. Lebensjahre, nach langer schwerer Krankheit sanft entschlafen. In tiefer Trauer: Ilse Kaufmann, geb. Fuchs, sowjetisch besetzte Zone. Joachim Fuchs. Neuß-Weckhoven, Hoistener Straße 32. Die Beisetzung hat in aller Stille stattgefunden.

 

Am 14. Oktober 1956 entschlief sanft und unerwartet, mein geliebter Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater und Onkel, Reichsbahnsekretär a. D. Friedrich Tuttas, früher Bahnhof Dippelsee, Kreis Lyck, Ostpreußen, im Alter von 68 Jahren. In tiefer Trauer: Johanna Tuttas mit Kindern und Enkeln. (17a) Helmstadt, Baden, Kreis Sinsheim

 

Fern ihrer geliebten Vaterstadt entschlief sanft, nach einem Leben voll Liebe und Güte für die Ihren, unsere innig geliebte, unvergessliche, treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwägerin und Kusine, Berta Baehring, geb. Schulz, aus Königsberg Pr., Walterstraße 4, am 21. August 1956, im Alter von 83 Jahren. Sie folgte ihrer lieben Schwester, unserer herzensguten Tante, Anna Neumann, geb. Schulz, aus Königsberg Pr., Orselnstraße 4, die im Sommer 1945 im Ostseebad Cranz verstarb; ihrem lieben Schwager, unserem unvergesslichen Onkel, Raimund Neumann, aus Königsberg Pr., Orselnstraße 4, der im Spätsommer 1945 in Königsberg Pr., entschlief und ihrem Großkind, Hartmut Werner Amsinck, geb. Juli 1945, gest. September 1945, in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Charlotte Tietze. Hildegard Amsinck. Gerhard Tietze. Werner Amsinck (noch vermisst). Gisela Tietze. Braunschweig, Hamburger Straße 233, früher Königsberg Pr.

 

Nur Arbeit und Mühe war Dein Leben! Am 5. Oktober 1956 entschlief in der Heimat Freythen/Passenheim, Kreis Ottelsburg, unerwartet nach kurzem Leiden, meine liebe Frau Minna Piasetzki, geb. Czerwinski, im Alter von 51 Jahren. Sie folgte ihrer im Jahre 1945 in Sibirien zu Tode gequälten einzigen Tochter. Im Namen aller Verwandten: Alfred Piasetzki. Untersulzbach, Kreis Kaiserslautern

 

Emilie Odau, geb. Rasokat, geboren am 9. Juni 1865, gestorben am 8. Oktober 1956. In stummer Trauer: Lotte Krüger, geb. Odau. Franz Rasokat. Heinrichswalde, Ostpreußen, jetzt Würzburg, Parsevalstraße 7

 

Ich hatt‘ einen Kameraden, einen bessern findst du nit. Allen, die sich noch seiner erinnern, zur Kenntnis, dass mein geliebter fürsorglicher Mann, der gutherzige treusorgende Vater unserer Kinder, Max Kukemüller. Oberstabsintendant a. D., am 10. November 1955, zwei Tage nach Vollendung seines 65. Lebensjahres, ganz plötzlich vom Herrgott heimgerufen wurde. Frida Kukemüller, geb. Neuber. Hamburg 20, den 1. November 1956, Borst. Chaussee 361. Wir betteten ihn am 17. November 1955 neben seinen Eltern auf dem Ohlsdorfer Friedhof zur letzten Ruhe.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief am 24. Oktober 1956, im festen Glauben an seinen Erlöser unser innigst geliebter, herzensguter, treusorgender Vater, Schwiegervater und Großvater, guter Bruder, Schwager und Onkel, Theodor Lubenau, Verwaltungsamtmann a. D., früher Königsberg Pr., im 77. Lebensjahre. Er folgte seiner Gattin, Frieda Lubenau, geb. Elchert, die am 10. Juni 1946 in Berlin-Buch verstorben ist und seiner Schwester, Alwine Lubenau, gestorben am 18. April 1954 in Oldenburg i. Oldb. In stiller Trauer und treuem Gedenken: Eva Bieber, geb. Lubenau, Schleswig, Haithaburing 18. Erika Lubenau, Oldenburg i. Oldb., Widukindstraße 26. Cäcilie Lubenau, Oldenburg i. Oldb., Münnichstraße 77 und alle Enkelkinder.

 

Plötzlich und unerwartet entschlief sanft am 25. August 1956, fern ihrer geliebten Heimat, meine liebe Mutter, Auguste Delora, geb. Schwekutsch, im Alter von 69 Jahren. In tiefer Trauer: Else Leon, geb. Delora. Homberg, Bez. Kassel, Ziegenhainer Straße 21, früher Kölmerfelde, Kreis Johannisburg, Ostpreußen

 

Am 18. Oktober 1956 nahm der allmächtige Gott nach langer, mit großer Geduld ertragener Krankheit, unsere herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Lehrerwitwe Helene Steinmetz, geb. Wohlgemuth, aus Neukuhren, Kreis Samland, kurz vor Vollendung ihres 69. Lebensjahres zu sich. Im Namen der Trauernden: Erwin Steinmetz und Frau Hilde Steinmetz, geb. Nabakowski, Lenglern über Göttingen, früher Steinbeck,. Kreis Samland. Siegfried Steinmetz und Frau Else Steinmetz, geb. Klammer, Düsseldorf/Holthausen, Kamperstraße 14, früher Neukuhren. Reinhard, Lothar, Rüdiger, Christina und Ingrid, als Enkelkinder    

 

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