Ostpreußenblatt, Folge 40 vom 06.10.1956

Ostpreußenblatt
Folge 40 vom 06.10.1956

 

Seite 1   Foto: Die Kirche von Friedland. Aufnahme: Deutscher Kunstverlag.

Unsere Ordenskirchen waren Gotteshäuser und zugleich Zeugen einer hochstehenden Baukunst und einer vielhundertjährigen Geschichte. Zu den eindrucksvollsten Kirchen gehörte die von Friedland; sie steht über der Alle inmitten voller Baumkronen in der Nordwestecke der alten Stadt und war in die Befestigungsanlagen mit einbezogen. Die 1312 von Hochmeister Karl von Trier angelegte Burg Friedland diente einst dem Deutschen Ritterorden als eine der am weitesten vorgeschobenen Sicherungen. Um 1360 wurde mit dem Bau des Gotteshauses begonnen. Die im Verlaufe von mehreren Bauabschnitten umgeänderte Kirche war eine dreischiffige Basilika. Der auf dem Bild gut hervortretende Staffelgiebel ist vor allem durch die aufstrebende Gliederung bemerkenswert. Aus der Ordenszeit stammen auch die starken, durch Blenden aufgelockerten Mauern des Turmes; sein Zinnkranz wurde durch einen Blitzschlag 1772 beschädigt, aber nach altem Muster wiederhergestellt. Der auf einem achteckigen Grundriss aufgeführte versenkte Spitzhelm war in seiner Art in Ostpreußen nicht häufig anzutreffen.

 

Seite 1   Die erste Wiedervereinigung.

Es ist für den Deutschen, vor allem für den heimatvertriebenen Ostdeutschen, Anlass einmal mitten in der Alltagsarbeit innezuhalten und sich eines bedeutsamen politischen Ereignisses bewusst zu werden. Es steht nach den abschließenden Besprechungen zwischen dem Bundeskanzler und den französischen Staatsmännern nunmehr fest, dass zum ersten Mal nach 1945 mit dem Saarland ein wichtiges Teilgebiet des alten Deutschen Reiches am 1. Januar 1957 — also in drei Monaten in das Vaterland zurückkehren kann. Wir wissen alle, dass es vor allem der deutlich bekundete Wille der Deutschen an der Saar gewesen ist, der diese Heimkehr ermöglicht hat. Allen, die bei der Volksabstimmung an der Saar so unmissverständlich den wahren Willen des Volkes ausgedrückt haben, muss der herzliche Dank der ganzen Nation ausgesprochen werden. Die lange hinausgezögerte Zustimmung Frankreichs war nicht ohne einen hohen finanziellen Preis zu erreichen. Wir werden mehrere hundert Millionen Mark zu zahlen haben, und wir müssen auch unsere Zustimmung zu dem umstrittenen Plan der Moselkanalisierung geben. Die Franzosen waren von Anfang an entschlossen, sich ihr sogenanntes „Saarpfand" teuer abkaufen zu lassen. Das Vertragswerk, das die einzelnen Probleme der Rückkehr des Saargebietes regelt und das in diesen Tagen unterzeichnet wird, umfasst volle dreihundert Seiten. Es enthält gewiss eine Fülle von Bestimmungen, die wir als eine ernste Belastung empfinden müssen. Gewisse französische Einrichtungen, wie die der Währungsbank, werden voraussichtlich noch bis 1960 im Saargebiet verbleiben.

 

Der Rücken ist frei

Die deutschen Politiker an der Saar haben sehr richtig darauf hingewiesen, dass durchaus nicht alle gewichtigen saarländischen Forderungen erfüllt worden sind. Sie haben aber ebenso treffend betont, dass die Tatsache der Eingliederung der Saar in die Bundesrepublik auch trotz dieser Hypotheken so sehr bedeutsam ist, dass man sowohl im Saargebiet als auch in der Bundesrepublik über die Lösung erfreut sein kann. Mit den Männern in Saarbrücken sind wir uns alle einig darüber, dass die Saarlösung endlich den Rücken freimacht, um nunmehr alle Kräfte auf die große gemeinsame Aufgabe, die Wiedervereinigung ganz Deutschlands, zu konzentrieren. Für die Opferbereitschaft der Bundesrepublik bei diesem Vertragsschluss haben die Minister des Saarlandes Bonn ausdrücklich den Dank ausgesprochen.

 

Es ist klar, dass die jahrelange Abtrennung eines rein deutschen Gebietes auch im Westen für die gesamte deutsche Wiedervereinigungspolitik und vor allem auch für die Regelung der so entscheidend wichtigen ostdeutschen Probleme eine schwere Belastung darstellen musste. Es war jenen Kreisen, die sich der Lösung der mittel- und ostdeutschen Schicksalsfragen so hartnäckig widersetzen, die so gern immer wieder von der „endgültigen Lösung an der Oder-Neiße" sprachen und sprechen, nur zu willkommen, wenn sie darauf hinweisen konnten, dass ja auch das Saarland von Deutschland abgetrennt worden sei und dass man seine Schätze ebenso für die Rechnung anderer Staaten ausbeute, wie die Industrie und die Landwirtschaft Mitteldeutschlandsund des deutschen Ostens. An dem Tage, wo sich das Saargebiet wieder als deutsches Bundesland fühlen kann, sind wir in der Tat in der Lage, die geballte Energie unserer Nation noch mehr als bisher für die Vertretung unserer Anliegen im Osten einzusetzen.

 

Es hat noch vor nicht wenigen Jahren viele Deutsche gegeben — unter ihnen sogar maßgebende Politiker —, die an eine völlige Rückgliederung des Saargebietes ebenso wenig glaubten, wie an echte Fortschritte in der Frage der gesamtdeutschen Wiedervereinigung nach dem Osten hin. Die Einigung, die am letzten Septembertag 1956 nunmehr erreicht wurde wäre undenkbar gewesen, wenn sich nicht die unmittelbar Betroffenen so klar und so unbeirrbar unablässig für sie eingesetzt hätten. Das sollte allen Skeptikern bei uns Anlass genug sein, klar zu erkennen, welch hohen Wert heute und in Zukunft immer noch das energische Wollen, die unbeirrbare Tatbereitschaft unseres Volkes bei der Verwirklichung unserer Schicksalsanliegen hat. Das Wort, dass nur der sich die Welt baut, der fest auf dem Sinn beharrt, der sich in seiner Zielsetzung nicht beirren lässt, es hat hier abermals seine Wahrheit erwiesen.

 

Mutig voran!

Die erste Wiedervereinigung, die sich nun bald in Deutschland vollzieht, muss uns den Antrieb geben, nun mit freiem Rücken an die noch viel größeren Probleme heranzugehen. Wir können es gewiss nur begrüßen, wenn man sich in Bonn versprach, nach der Klärung so mancher trennender Fragen mit aller Energie die Kräfte der beiden großen westeuropäischen Nationen auch dem Ziel einer engeren und fruchtbareren europäischen Zusammenarbeit zu widmen. In einer Welt, in der sich die politischen Gewichte so sehr verschoben haben und große geschlossene Blöcke die anderen Erdteile beherrschen, hat bis heute Europa durch seine Zersplitterung und durch den überspitzten nationalen Ehrgeiz einzelner Staaten unendlich viel von seiner alten Kraft in der Weltpolitik eingebüßt. Es ist gewiss richtig, wenn darauf hingewiesen wurde, dass die europäischen Mächte — soweit man überhaupt noch von Mächten sprechen kann — im großen Konzert der Völker nur dann noch eine starke Stimme haben wird, wenn sie enger zueinander finden und gemeinsam eine Fülle von einzelnen Anliegen meistern.

 

Die deutschen Heimatvertriebenen haben in Voraussicht der künftigen politischen Situation schon 1950 in ihrer Charta betont, dass sie alle Bestrebungen fördern werden, die einem geeinten Europa dienen. Jeder Staatsmann von echtem europäischem Format aber muss ohne weiteres erkennen, dass Frieden und Wohlstand unseres Erdballes nicht wiederhergestellt und nicht behauptet werden können, so lange Deutschland nicht wiedervereinigt ist, so lange man ihm im Osten vorenthält, was ihm rechtens gehört. Praktische und sinnvolle Europapolitik ist undenkbar, wenn sie das europäische Kernanliegen der deutschen Einheit ausklammern wollte. Wir Deutschen sind gewiss mit ganzem Herzen dabei, wenn man sich um eine engere Zusammenarbeit der europäischen Staaten bemüht. Wir wollen uns aber zu jeder Stunde bewusst sein, dass nichts so sehr dazu beiträgt, aus unserem Erdteil einen Hort des Friedens und der Ordnung zu machen, als die Lösung der großen deutschen Frage. Dass die Probleme an der Saar gemeistert wurden, verdanken wir dem festen Willen und der Unbeirrbarkeit deutscher Menschen. Ihr Mut, ihre Entschlossenheit müssen uns Leitstern und Ansporn sein auf unserem weiteren Wege. Dann wird dieser kleinen die große Wiedervereinigung folgen!

 

Seite 1   Die kleinste Atombombe...

Eine unglaubliche Zerstörungskraft soll — wie britische Flieger melden – die bisher kleinste Atombombe entwickelt haben, die die Briten in einer australischen Wüstenlandschaft zur Explosion brachten. Die Bombe, die sehr viel kleiner als die sonst üblichen Typen war, hatte eine Sprengkraft von „nur“ zwanzigtausend Tonnen Sprengstoff. Sie hat einen Krater von fast einem Kilometer Durchmesser gerissen. Amerikanische Atomsachverständige äußerten die Überzeugung, dass den Engländern die Konstruktion einer Bombe gelungen sei, die in ihrem Format an Wirkungskraft alles übertreffe, was bis jetzt in den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion produziert wurde.

 

Seite 1   Die Folgen der Austreibungen

Es hat durchaus den Anschein, dass sich — nicht zuletzt infolge der Darlegungen von Elizabeth Wiskemann in ihrem Buche „Deutschlands östliche Nachbarn“ über die Eingliederung der Vertriebenen — in gewissen politischen Kreisen des Westens die Anschauung verbreitet, es seien zwar die Massenaustreibungen der Nachkriegszeit eine grausame und angesichts des Umfangs der davon betroffenen Bevölkerung zu verurteilende „vollzogene Tatsache", aber ihre Folgen seien doch nun bereits weitgehend überwunden, was insbesondere darin zum Ausdruck komme, dass über kurz oder lang auch der letzte arbeitsfähige Heimatvertriebene in Westdeutschland einen angemessenen Arbeitsplatz gefunden haben werde. — Wenn nun, so wird daraus gefolgert, die deutschen Heimatvertriebenen ihre Forderung auf Rückgabe ihrer Heimat weiterhin vertreten, so handele es sich zwar um eine an sich verständliche Auswirkung der Heimatsehnsucht, aber damit eben um eine Frage, die sich mit der Zeit „von selbst lösen" werde, zumal sich die Zahl derer die noch in der Heimat geboren wurden, zwangsläufig immer mehr vermindere.

 

Grundfalsche Vergleiche

Diese Argumentation läuft schließlich auf die Behauptung hinaus, dass also nennenswerte Folgen der Massenaustreibungen nicht mehr zu verzeichnen seien. Wenn die deutschen Heimatvertriebenen oder das deutsche Volk trotzdem auf der Rückkehr der Vertriebenen in ihre Heimat bzw. auf Rückgabe der Oder-Neiße-Gebiete bestünden, so sei dies also entweder nur noch „Gefühlspolitik" oder gar ein Anzeichen für den immer noch vorhandenen „deutschen Imperialismus".

 

In diesem Sinne schreibt beispielsweise Miss Wiskemann in ihrem Buche: „Unvermeidliche Verluste abzuschreiben, so wie die Briten Indien und Irland abgeschrieben haben, ist nicht gerade das, wozu sich die Deutschen als fähig erwiesen“. Zwar hütet die Miss Wiskemann diesen Vergleich ausdrücklich als gültig für die Heimatgebiete der Vertriebenen zu bezeichnen, aber es zeigt dies nichtsdestoweniger, in welche Richtung die öffentliche Meinung des Westens gedrängt werden soll: Auch Ostdeutschland und das Sudetenland sollen als „unvermeidliche Verluste" erscheinen, mit denen sich die Heimatvertriebenen und das deutsche Volk abfinden sollen (wobei sich die wirkliche Sachlage sogleich für den Westen verdeutlicht, wenn darauf hingewiesen wird, dass die deutschen Ostgebiete keineswegs im Verhältnis Englands zu Indien standen, sondern wie etwa das Gebiet nördlich der Linie Liverpool-Hull zu London).

 

Gegenüber jener Forderung auf „Abschreibung" ist mit allem Nachdruck darauf hinzuweisen, dass durch die Massenaustreibungen durchaus nicht allein die betroffene Bevölkerung oder das deutsche Volk in Mitleidenschaft gezogen worden ist, sondern dass sich die Folgen der Austreibungen täglich in ganz Europa und in der Welt bemerkbar machen und zwar sowohl auf wirtschaftlichem wie auch auf politischem Gebiete.

 

Auf wirtschaftlichem Felde ergab sich infolge der Austreibungen eine Lage, die durch zwei entscheidende Erscheinungen charakterisiert ist: Durch starke Krisenanfälligkeit der rotpolnischen und tschechoslowakischen Wirtschaft einerseits und durch verstärkte Industrialisierung und den entsprechend erhöhten Exportdruck Westdeutschlands andererseits.

 

Was die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in den Satellitenstaaten Polen und Tschechoslowakei anlangt, so hat sich inzwischen herausgestellt, dass die zu verzeichnenden Krisen und Mängel durchaus nicht allein auf die Unzulänglichkeiten des kommunistischen Wirtschaftssystems zurückzuführen sind, sondern vornehmlich auf den Mangel an Menschen. Dies ist sowohl von rotpolnischer Seite wie von Prager Regierungsstellen wiederholt zugegeben worden. Es ist also genau das eingetroffen, was der seinerzeitige britische Außenminister befürchtete, der am 22. Oktober 1946 ausführte, es sei eine Frage, ob die Gebiete jenseits von Oder und Neiße auch wirklich voll genutzt werden könnten. Die Tatsache, dass Polen alljährlich rund eine Millionen Tonnen Getreide importieren muss und dass auch in der Tschechoslowakei die Wiederbesiedlung und Nutzung des Sudetenlandes nicht zu bewerkstelligen ist — wie selbst Miss Wiskemann verzeichnen muss —, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Folgen der Austreibungen in jenen beiden Ländern.

 

Andererseits standen das westliche Europa und die freie Welt vor der Frage, ob das übervölkerte Westdeutschland zu einem ungeheuren Elendsgebiet werden sollte mit all den politischen Gefahren, die daraus erwachsen mussten, oder ob man sich mit einer zunehmenden Industrialisierung und einer entsprechenden ständigen Erhöhung des westdeutschen Exports abfinden sollte. Wenn man sich für das letztere entschloss, so entsprach dies sicherlich nicht nur den politischen Notwendigkeiten, sondern es kam darin auch zum Ausdruck, dass die Traditionen des Westens sich gegenüber den Leidenschaften der Kriegszeit durchsetzten. Wenn sich aber in letzter Zeit die Klagen in Großbritannien über die deutsche Exportkonkurrenz häufen, so sollte unter jeder Statistik über den deutsch-britischen „Wettbewerb um die Märkte", die in der englischen Presse erscheint, die Bemerkung hinzugefügt werden: Folge der Massenaustreibungen.

 

Vernichtung des Gleichgewichts

Auf politischem Gebiete schließlich sind die Folgen der Austreibungen so allgemein sichtbar, dass es hierzu nur eines Hinweises bedarf: Die Massenaustreibungen bedeuteten zugleich eine Vernichtung des Gleichgewichts der politischen Kräfte auf dem europäischen Kontinent, was wiederum zu einer ständigen Gefährdung des Friedens in aller Welt geführt hat. Ein Vergleich zwischen der verhältnismäßigen Stabilität der europäischen Verhältnisse zwischen 1815 und 1914 — die sich so günstig insbesondere für die angelsächsischen Mächte auswirkte — und dem gegenwärtigen Zustand Europas macht dies umso deutlicher.

 

Es ließe sich noch eine ganze Reihe weiterer sehr ernster Folgen der Massenaustreibungen — zum Beispiel auf dem Gebiete der „politischen Psychologie" — anführen, aber allein schon die Übersicht über die unmittelbar spürbaren Auswirkungen jener Geschehnisse vermittelt mit hinreichender Eindruckskraft die Erkenntnis, dass die deutschen Heimatvertriebenen in ihrem friedlichen Streben nach Anerkennung und Verwirklichung des Rechtes auf die angestammte Heimat eine wahrhaft europäische Aufgabe zu erfüllen bemüht sind und daher erwarten können, dass man diesem Anliegen Verständnis entgegenbringt und ihnen nicht in den Rücken fällt, wie dies leider gerade durch jene Schrift von Elizabeth Wiskemann und auch durch das Echo, das diese in England fand, erfolgt ist.

Dr. Eduard Jennicke

 

Seite 2   „Die Lage überprüfen". Im Falle einer Wiedervereinigung . . .

Im Falle einer Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit befürchten die Sowjets Schwierigkeiten im Bereiche der Satelliten-Staaten. Sie betrachten diese Frage als so vordringlich, dass durch sie die ganze interne Erörterung der „deutschen Frage" in Moskau überschattet wird. Dies ergab sich aus Gesprächen, die in diesen Tagen zwischen polnischen und sowjetischen Regierungsfunktionären stattgefunden haben. Die „Erörterungen über die politische Lage in Europa und über die Wiedervereinigung" fanden anlässlich der Besprechungen zwischen Warschau und Moskau über die Rückführung von polnischen Staatsbürgern aus der Sowjetunion nach Polen statt.

 

Wie aus gut informierter Quelle hierzu verlautet, wurde den rotpolnischen Politikern von sowjetischer Seite vorgehalten, dass es der polnischen Regierung nicht gelungen sei, die „erschreckend angewachsene antisowjetische Stimmung" in der polnischen Bevölkerung zu mildern. In diesem Zusammenhange wurde auch die Frage der Wiedervereinigung erörtert und hierzu von den Sowjets u. a. geäußert, man müsse zunächst „die Lage in Polen genauer überprüfen", bevor man in Moskau „vielleicht eine neue Konzeption zur Erörterung stellen" werde. Gleichzeitig brachten die sowjetischen Gesprächspartner zum Ausdruck, dass Moskau zunächst den Ausgang der nächsten Bundestagswahlen abwarten werde.

 

Seite 2   Das rote Techtelmechtel. Weltpolitisches Geschehen — kurz beleuchtet

In der ganzen Welt herrscht großes Rätselraten darüber, was wohl der eigentliche Anlass zu der so seltsamen „Urlaubsreise" des sowjetischen Parteichefs Chruschtschow nach Jugoslawien und zu dem anschließenden Flug Chruschtschows und Marschall Titos nach Jalta auf der Krim sein mag. Die Versicherung Moskaus, das Oberhaupt der bolschewistischen Partei wolle nur ein paar „geruhsame Ferientage" an der schönen Adria verbringen, hat natürlich niemand ernst genommen. Es stellte sich denn auch bald heraus, dass die acht Tage, die Chruschtschow bei Marschall Tito verbrachte, mit streng geheimen politischen Gesprächen ausgefüllt waren. Groß war die Überraschung, als ganz plötzlich der Chef der jugoslawischen kommunistischen Regierung, der sonst Flugreisen gar nicht schätzt, zusammen mit seinem sowjetischen Gast eine Maschine bestieg und nach Jalta flog. Nicht einmal vertraute Mitarbeiter Titos haben von diesem Entschluss gewusst. Der Start Titos und Chruschtschows erfolgte auf einem streng abgesperrten Flugplatz bei Belgrad. Die jugoslawischen Regierungsstellen erklärten lediglich, nun habe auch Tito Sehnsucht nach ein paar schönen Ferientagen in Russland.

 

Man ist allgemein davon überzeugt, dass sowohl an der Adria als auch in Jalta höchst bedeutsame Verhandlungen zwischen den roten Machthabern stattgefunden haben. Sollen sie eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Moskau und Belgrad herbeiführen? Hat man auch weltpolitisch so wichtige Fragen wie die des Suez-Kanals behandelt? Wirken sich hier auch gewisse Machtkämpfe der roten Führung in Moskau aus? Man kann kaum damit rechnen, dass einer der Konferenzpartner bald Aufschluss darüber geben wird, was hier wirklich besprochen würde. Viele vermuten, dass Tito bei Chruschtschow abermals für eine weitere „Entstalinisierung" bei den Kommunistenparteien in Ungarn, Rumänien und Bulgarien eingetreten ist. Andere nehmen an, dass Tito von Moskau noch mehr als bisher in das große politische Spiel des kommunistischen Blocks einbezogen werden soll. Es fällt allgemein auf, dass Chruschtschow gerade zu einem Zeitpunkt in Belgrad eintraf, an dem es sich entscheiden muss, ob Amerika den jugoslawischen Regierungschef noch weiter unterstützt oder ob es ihm, da er wieder in engster Verbindung mit Moskau steht, den bisherigen Dollarsegen sperren will.

 

Hexenkessel Palästina

Man ist es gewohnt, dass Woche für Woche die Kunde von kleineren Zwischenfällen und Grenzschießereien aus dem Heiligen Land zu uns kommt. An der Grenze zwischen dem jungen Staat Israel und seinen arabischen Nachbarn Jordanien und Ägypten gehen alle Augenblicke die Maschinengewehre los. Was sich allerdings dieser Tage dicht vor den Toren der Stadt Jerusalem und in unmittelbarer Nachbarschaft von Christi Geburtsort Bethlehem abspielte, kann keineswegs mehr als kleiner Zusammenstoß abgetan werden. Es handelte sich hier wirklich schon um schwere nächtliche Kämpfe zwischen regulären Truppen, bei denen sowohl israelische Kompanien nach Jordanien und Jordanier nach Israel vorstießen, um — wie man dort sagte — „alte Rechnungen zu begleichen". Dabei sind auf beiden Seiten, vorsichtig geschätzt, weit mehr als hundert Soldaten gefallen. Die Israeli zerstörten jordanische Stützpunkte. Auch die Zahl der umgekommenen Zivilisten muss erheblich gewesen sein. Bei einem früheren Nachtgefecht, das auch schon einige Dutzend Tote und Verwundete forderte, hat die Waffenstillstandskommission der UNO den israelischen Truppen die Schuld zugesprochen. Die Jordanier haben der Kommission erklärt, sie würden in Zukunft vor einem Krieg nicht zurückschrecken, wenn die Vereinten Nationen nicht in der Lage seien israelische Angriffe ein für alle Mal zu verhindern.

 

Es ist kein Zweifel, dass sich die Lage im Land der Bibel wirklich aufs Äußerste zugespitzt hat. Sowohl in Israel als auch bei den Arabern herrscht große Erbitterung. Landeskenner weisen darauf hin, dass in Jerusalem jene jüdischen Parteien an Einfluss gewinnen, die einen neuen Waffengang befürworten, ehe die Armeen der Araber durch die von Moskau und anderen Ostblockstaaten gelieferten Waffen sehr viel stärker geworden sind. Den ersten Krieg um Palästina haben bekanntlich die Truppen Israels gewonnen, da sie damals auch waffenmäßig den arabischen Einheiten überlegen waren.

 

Entscheiden Farmer und Arbeiter die Wahl?

Entgegen der Ansicht vieler Europäer, die amerikanische Präsidentschaftswahl könne nach der Annahme der Kandidatur durch Eisenhower schon als entschieden gelten, sieht man die Lage heute in weiten Kreisen der Vereinigten Staaten doch anders. Man ist hier davon überzeugt, dass große Überraschungen keineswegs ausgeschlossen sind und dass unter Umständen schon geringfügige Stimmenverluste der Eisenhower-Partei dem demokratischen Gegenkandidaten Stevenson eine mindestens sehr starke Position verschaffen können. Stevenson und vor allem der weit populärere demokratische Kandidat für das immer wichtiger werdende Amt des Vizepräsidenten, Senator Kefauver, fahren unermüdlich von Staat zu Staat und von Stadt zu Stadt, um Stimmen zu werben. Einige der erfahrensten Wahlredner betonen, man rechne fest damit, dass die meisten traditionell demokratischen Südstaaten von vornherein für Stevenson sicher sind. Das würde ihm allein schon 150 Wahlmännerstimmen bringen. Gelingt es ihm, im Norden und Westen noch etwa 120 Wahlmänner auf seine Seite zu bringen, so müsste der nächste Präsident nicht Eisenhower, sondern Stevenson heißen. Die Wahlmänner eines Staates stellt die Partei, die dort eine auch noch so geringfügige Mehrheit aufweist. Ihr Gegner geht dabei leer aus. In großen Staaten — wie etwa New York, Kalifornien und Pennsylvanien — kann man auf einen Sitz vierzig, fünfzig und mehr Wahlmänner gewinnen, während dünnbesiedelte und kleine vielleicht nur drei, vier oder sechs Wahlmänner stellen. Neben den Stimmen der Südstaaten werden in jedem Fall die der Farmerstaaten des Mittelwestens und die der Arbeiterschaft vermutlich den Ausschlag geben. Die große Einheitsgewerkschaft steht mit ihren Sympathien sicher bei Stevenson, und es fragt sich, wie weit ihre Mitglieder mit Familien (also doch wohl fünfzig bis sechzig Millionen Menschen) einer Gewerkschaftsparole folgen würden.

 

Die Republikaner richten alle Hoffnungen auf die zweifellos sehr volkstümliche Persönlichkeit Eisenhowers. Sie haben auch die größten Wahlfonds. Die Demokraten hoffen, dass sie den „Riesen" New York ebenso wie bei der letzten Gouverneurswahl behaupten werden, sie sind sehr viel optimistischer, da bei den viel beachteten Vorwahlen ein Demokrat wieder zum Oberhaupt gewählt wurde. „Wie Maine wählt, wählt die Nation", sagt man in Amerika. Eisenhower allerdings lacht über diesen Aberglauben und meint, in Maine habe es sich nur um lokale Angelegenheiten gehandelt. Ein harter Wettstreit ist dennoch sicher. Arbeiter und Farmer können wohl die Entscheidung bringen. Chronist

 

Präsident Eisenhower wird sich kurz vor Beginn der Präsidentschaftswahlen Mitte Oktober noch einmal von einer Reihe von Fachärzten auf seinen Gesundheitszustand untersuchen lassen.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Der ehemalige Großadmiral Karl Dönitz ist nach zehnjähriger Haft aus dem alliierten Kriegsverbrechergefängnis in Berlin-Spandau entlassen worden. Er ist der erste der 1946 Verurteilten, der nach Verbüßung der vollen Haftzeit wieder die Freiheit erlangt. Vor ihm waren Reichsaußenminister a. D. von Neurath und Großadmiral Raeder wegen ihres angegriffenen Gesundheitszustandes entlassen worden. (Neurath ist inzwischen gestorben.) Im Gefängnis zurückgeblieben sind Rudolf Heß (früher Hitlers Stellvertreter, lebenslänglich), Walter Funk (Wirtschaftsminister, lebenslänglich), Albert Speer (Rüstungsminister, 20 Jahre) und Baldur von Schirach (Reichsjugendführer, 20 Jahre).

 

Deutsche Partei und Freie Volkspartei haben eine Arbeitsgemeinschaft ihrer Bundestagsfraktion gebildet. Beide Gruppen haben sich für eine Fortführung der alten Koalition nach den nächsten Bundestagswahlen ausgesprochen.

 

Der FDP-Vorsitzende Dr. Dehler sprach sich gegenüber einem rotpolnischen Journalisten aus Warschau für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Polen aus.

 

Eine erste gemeinsame Besprechung zwischen westdeutscher FDP und sowjetzonaler LDP ist von dem Pankower Politiker Dr. Hans Loch angekündigt worden. Er erklärte, man wolle einen gesamtdeutschen Ausschuss der beiden Parteien bilden, nannte jedoch die westlichen Gesprächspartner nicht.

 

Die alten deutschen Straßennamen hat Saarbrücken wieder eingeführt. Die in der Zeit der französischen Besetzung umgetauften Straßen wie Kaiserstraße, Reichsstraße und Hohenzollernstraße tragen fortan wieder ihre alten Bezeichnungen. Auch mehrere deutsche Denkmäler werden wieder aufgestellt.

 

Die Musterungen für die neue Bundeswehr werden wahrscheinlich schon im Januar beginnen. Man rechnet damit, dass die ersten Einziehungen im April erfolgen können. Im Gegensatz zu früher soll der erste dienstpflichtige Jahrgang in Etappen einberufen werden.

 

Die Festsetzung der verkürzten deutschen Wehrdienstzeit hat in den Kreisen der NATO-Mächte einige Beunruhigung hervorgerufen. Dies wurde auf einer Sitzung des ständigen Pariser NATO-Rates betont. Auch amerikanische Regierungskreise haben erklärt, sie seien über den deutschen Beschluss verstimmt.

 

24 kleinere Einheiten der alten deutschen Kriegsmarine werden in der nächsten Zeit noch von den Amerikanern an die neue Bundesmarine zurückgegeben. Es handelt sich vorwiegend um Minenräumboote, Patrouillenfahrzeuge und Marineschlepper.

 

Einen Ersatzdienst für Kriegsdienstverweigerer forderte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Krone. Der Ersatzdienst dürfe nicht ungefährlicher sein als im Kriegsfall der Einsatz an der Front. Das Gewissen dürfe kein Tarnmittel für Drückeberger werden, sagte Krone.

 

Am Düsseldorfer Bundestreffen des früheren Afrika-Korps nahmen Bundesinnenminister Dr. Schröder und Ministerpräsident Steinhoff teil. Über 20 000 ehemalige Angehörige der Panzerarmee Rommels waren erschienen. Minister Schröder warnte in einer Rede vor einem „Dauertanz um das goldene Kalb des Wirtschaftswunders". Deutschland werde nur Bestand haben, wenn die Deutschen wieder bereit seien, Opfer für ihr Vaterland zu bringen.

 

Deutsche Lotsen fahren nicht nach Suez. Die Lotsenbrüderschaft am Nordostseekanal teilte mit, dass keiner der Lotsen seinen Platz in Deutschland verlassen werde. Die Arbeitsbedingungen am Suezkanal seien für deutsche Lotsen zu schwierig.

 

Einen Beitritt der Bundesrepublik zur „Suez-Kanalbenutzerorganisation" haben das Bundeskabinett und die Regierungen von Schweden und Norwegen inzwischen beschlossen.

 

Der neue Siegeswagen für das Brandenburger Tor in Berlin kann, wie der West-Berliner Landeskonservator Professor Scheper mitteilte, erst 1958 fertiggestellt werden. Die Zusammensetzung der tausend historischen Gussformen beansprucht viele Monate.

 

Teilzahlungskäufe in HO-Läden der Sowjetzone sind von Pankow erstmals genehmigt worden, nachdem man bis dahin die Ratenkäufe stets als „kapitalistische Erscheinung" abgetan hatte. Teilzahlung soll u. a. bei Möbeln, Nähmaschinen, Radiogeräten und ähnlichen Artikeln nach einem ziemlich komplizierten System gewährt werden.

 

Die Erpressung von Geständnissen ist bei dem Prozess in Posen wieder einmal eindeutig festgestellt worden. Sogar der rotpolnische Staatsanwalt musste zugeben, dass Terrorakte der vernehmenden Polizisten vorgekommen sind.

 

Moskau „begnadigt" Kriegsgefangene. Die Sowjetregierung hat alle ehemaligen Sowjetsoldaten formell rehabilitiert, die sich im Krieg ergeben haben, statt bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen. Zahllose Sowjet-Kriegsgefangene waren in der Stalin-Ära nach der Rückkehr in die Heimat verhaftet und nach Sibirien verbannt worden.

 

Die Empörung über die italienische Politik in Südtirol wächst. Auf vielen Bergen des Landes brennen nachts Mahnfeuer. In Bozen wurde ein Sprengstoffanschlag auf eine Kaserne verübt.

 

Wegen schlechter Führung entlassen wurden von der amerikanischen Armee in den letzten zwölf Monaten 33 331 Soldaten.

 

Seite 3   Auch eine Antwort auf das Wiskemann-Buch: „Der Durst nach Rache beherrschte unser aller Denken". Dokumente über Churchills Verhalten in der Frage der Vertreibung.

 

Als Band 3 des im Auftrag des Johann Gottfried-Herder-Forschungsrates herausgegebenen Handbuches „Die deutschen Ostgebiete“ erschien vor einiger Zeit das sehr beachtliche Werk „Quellen zur Entstehung der Oder-Neiße-Linie“ im Brentano-Verlag Stuttgart (DM 10,80, 292 Seiten). Das von Gotthold Rhode und Wolfgang Wagner betreute Quellenwerk bringt 171 entscheidende Dokumente, die die so verhängnisvolle Politik vor allem der Briten und Amerikaner in der Frage des deutschen Ostens belegen. In vierzehn Abschnitten beleuchten die den wichtigsten Memoiren, Aktenveröffentlichungen, Parlamentsberichten und Augenzeugendarstellungen entnommenen Quellen die Gesamtlage für die einzelnen Zeitabschnitte vom Polenfeldzug 1939 über den Ausbruch des deutsch-russischen Krieges 1941 bis zu den entscheidenden Konferenzen in Teheran, Jalta und Potsdam. Für alle deutschen Heimatvertriebenen, insbesondere für unsere ostpreußischen Landsleute, sind diese Quellen von einmaligem Wert. Sie stellen gegenüber allen nachträglichen Verdrehungen der Wiskemann und Konsorten fest, welch frevelhaftes politisches Spiel hier von Churchill, Roosevelt und ihren Handlangern in jenen Tagen gemeinsam mit Stalin getrieben wurde. Wer dieses Buch zur Hand nimmt, wird es tief erschüttert, bis zur letzten Seite lesen.

 

Alle hier veröffentlichten über 170 Dokumente verdienten es, Tag für Tag in der gesamten deutschen Presse von neuem veröffentlicht zu werden. Zu vieles ist inzwischen vergessen worden. Das Ostpreußenblatt will zunächst nur einige wenige kurze Auszüge aus einzelnen Dokumenten bringen, die die Bedeutung der gesamten Quellensammlung unterstreichen können.

 

Rachedurst überwog alles

In seinem Bericht über die Teheran-Konferenz des Zweiten Weltkrieges hat Churchill selbst an einer Stelle ganz eindeutig den Geist charakterisiert, in dem die Beschlüsse über die sowjetische und polnische Besetzung Ostpreußens und einiger deutscher Ostprovinzen gefasst wurden. Er sagte im fünften Band seiner Memoiren: „Man darf nicht vergessen, dass wir mitten in einen furchtbaren Kampf mit der gewaltigen Macht der Nationalsozialisten standen. Alle Gefahren des Krieges lauerten ringsum auf uns. In uns lebten alle die leidenschaftlichen Kameradschaftsgefühle (!) von Verbündeten, und der Durst nach Rache am gemeinsamen Feind beherrschte unser aller Denken ... Wir alle waren von Furcht vor der Macht eines geeinten Deutschland erfüllt. Preußen hatte eine eigene große Geschichte. Es müsste möglich sein, so meinte ich, mit ihm einen harten, aber ehrenvollen (!) Frieden abzuschließen und gleichzeitig in modernen Formen das wiederum ins Leben zu rufen, was ungefähr das Österreich-ungarische Reich gewesen war“.

 

Churchill betont an anderer Stelle, er habe bei seinen Gesprächen mit Stalin und Roosevelt „zwei klare Ideen" im Kopf gehabt: „An erster Stelle steht die Isolierung Preußens. Was dann aus Preußen werden soll, kommt erst in zweiter Linie (!) ...Während ich Preußen streng anfassen würde, möchte ich die zweite Gruppe (gemeint ist Süd- und Mitteldeutschland) milder behandeln. Ich ließe sie am liebsten in einer Art von Donau-Föderation zusammenarbeiten. Süddeutsche werden keinen neuen Krieg vom Zaune brechen, und wir müssen dafür sorgen, dass es sich für sie lohnt, Preußen zu vergessen“.

 

Stalin habe ihm darauf geantwortet, zwischen Norddeutschen und Süddeutschen bestehe kein Unterschied, denn alle Deutschen kämpften wie die Bestien. Roosevelt pflichtete Stalin eifrig bei.

 

 

„Vertreibung, das befriedigendste Mittel"

Im Dokument 92 lesen wir jene Rede des damaligen Ministerpräsidenten Churchill vor dem Unterhaus, in der er laut Protokoll des britischen Parlaments am 15. Dezember 1944 völlig unmissverständlich erklärte, eine Vertreibung der Deutschen habe nicht die geringsten Schwierigkeiten. Wörtlich sagte Churchill damals: „Die Umsiedlung von mehreren Millionen Menschen müsste vom Osten nach dem Westen durchgeführt werden, ebenso die Vertreibung der Deutschen, die völlige Vertreibung aus den Gebieten, die Polen im Westen und Norden gewinnt. Denn die Vertreibung ist, soweit wir in der Lage sind, es zu überschauen, das befriedigendste und dauerhafteste Mittel. Es wird keine Mischung der Bevölkerung geben, wodurch endlose Unannehmlichkeiten entstehen. Reiner Tisch wird gemacht werden. Mich beunruhigt die Aussicht des Bevölkerungsaustausches ebenso wenig wie die großen Umsiedlungen, die unter modernen Bedingungen viel leichter möglich sind als je zuvor“.

 

Wenn Churchill später behauptet hat, er habe die Auswirkungen der Massenvertreibung der

Deutschen damals nicht übersehen können, so wird er durch die Erklärungen einer Reihe von britischen Parlamentariern in der gleichen Sitzung schlagend widerlegt. Wir geben hier einige dieser allzu wenig bekannten Erklärungen englischer Abgeordneter und Oberhausmitglieder wieder.

 

„Keine Fundamente einer neuen Welt"

Der konservative Abgeordnete Raikes erklärte damals 1944 bereits: „Hinsichtlich des Angebotes von deutschen Gebieten bis zur Oder ist es eine einfache Sache, auf der Landkarte die Ausweisung von Millionen Menschen zu planen. Aber sind sich die Regierung und das Haus im Klaren darüber, was das bedeutet, wenn man vier Millionen Polen östlich der Curzon-Linie aus ihren Häusern schleppt, in denen sie seit Generationen gelebt haben, vier Millionen Ukrainer nötigt, Sowjetbürger zu werden, ob sie es wollen oder nicht, und wenn wiederum Millionen Deutsche gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen und nach Westdeutschland zu gehen? Welche Fülle menschlichen Elends! Ich glaube nicht, dass die Fundamente einer neuen Welt nach dem Kriege besser werden, wenn man Millionen Deutsche von einem Ufer der Oder auf das andere bringt. Das ist nicht die Art von Regelungen, die die Atlantik-Charta versprach, bevor sie zu einem bloßen Gespenst wurde. Dieses Gespenst hat der Premierminister heute endgültig zu Grabe getragen“.

 

Der konservative Abgeordnete Pethick rief Churchill zu, wenn man Ostpreußen als Entschädigung den Polen übergebe, die es ja ursprünglich gar nicht hätten haben wollen, dann sei das ungefähr so, als wenn man Ostengland den Briten wegnehme und den Deutschen gebe, worauf man den Engländern dann wieder Norwegen als Entschädigung anbiete. Churchills Vorschlag sei geradezu ungeheuerlich. Der Sozialist Pethick Lawrence erinnerte Churchill und Eden nachdrücklich daran, dass es hier schließlich nicht um Hunderttausende, sondern um Millionen gehe. Er nehme an, dass ungefähr fünf Millionen Deutsche in diesen Gebieten von der Vertreibung bedroht würden (in Wirklichkeit waren es bekanntlich mehr als doppelt so viel). Der britische Parlamentarier beschwor, während Churchill mit steinerner Miene unbeweglich dasaß, die Regierung, ein solches Spiel mit Gebieten und Menschenmassen zu unterlassen. Man schaffe für die Zukunft eine Situation, die weder für Polen noch für die Welt einen Frieden herbeiführen werde, der dauerhaft sei. Wörtlich sagte Pethick Lawrence: „Wenn wir die Polen zu einer weiten Ausdehnung nach Westen auf Kosten Deutschlands ermutigen, dann säen wir die Saat schwerer Gefahr für die Zukunft der Welt“. Der heutige Ministerpräsident Eden, der damals Außenminister war, fühlte sich durch diese beschwörenden Worte wenig angesprochen. Er meinte, die einzige Lösung sei die „Umsiedlung" der Deutschen aus den Ostgebieten, er bitte das Unterhaus, daran zu denken, dass es „in Ostpreußen unter der polnischen Oberhoheit gewisse Bevölkerungsteile polnischer Herkunft gab“. (!) Man könne hoffen, dass man so, durch die Vertreibung nämlich, eine Dauerlösung schaffen werde ...

 

Seite 3   Ostpreußen in jeder Beziehung deutsch

Unvergessen sollte gerade in den Kreisen der deutschen Heimatvertriebenen eine Rede bleiben, die der englische Labour-Abgeordnete G. Strauß am 23. Februar 1944 in Westminster hielt, um beinahe ein Jahr vor Jalta aufs nachdrücklichste vor der Abtretung ostdeutscher Gebiete im großen Stile und vor der Vertreibung der Deutschen zu warnen. Er sagte damals: „Churchill hat zugestimmt, dass ein Teil Deutschlands, ich nehme an, er meinte Ostpreußen — an Polen fallen solle. Das ist eine wichtige und grundsätzliche Angelegenheit, und es ist ein Vorschlag, mit dem ich ganz und gar nicht einverstanden bin. Niemals ist vor dem Hause zur Sprache gekommen, und niemals unter meinen Kollegen eingewilligt worden, dass Deutschland nach dem Kriege zerstückelt werden soll. Dieser Vorschlag ist aus verschiedenen Gründen falsch. Es ist unwahrscheinlich, dass er zu einer Regelung der europäischen Angelegenheiten beitragen wird, aber er wird, wenn man ihn ausführt, zu einer großen Schwächung Europas führen. Darüber hinaus wird er eine krasse und törichte Ungerechtigkeit sein.

 

Betrachten wir die Lage Ostpreußens. Unter jedem Gesichtswinkel ist es deutsches Gebiet, bewohnt von einer deutschen Bevölkerung. Nach den Untersuchungen sprechen 97 Prozent der Bevölkerung deutsch, von den Volksabstimmungen, die der Völkerbund nach dem letzten Krieg vornahm, zeigt die eine, dass 92 Prozent und die andere, dass 98 Prozent der Bevölkerung dieses Landes Ostpreußen bei Deutschland bleiben wollten. Es ist nicht zu leugnen, dass das Gebiet nach Geschichte und Kultur deutsch ist... Der Vorschlag, dass diese deutsche Bevölkerung von zweieinhalb Millionen von Polen übernommen wird, und die Annahme, dass das zu einer Besserung der europäischen Situation oder zu einer dauernden Regelung führen wird, scheint mir vom rechtlichen Standpunkt völlig falsch zu sein und notwendigerweise zum entgegengesetzten Ergebnis zu führen“.

 

Der gleiche Abgeordnete Strauß erklärte in der gleichen Sitzung des Unterhauses, als andere Abgeordnete davon sprachen, Königsberg könne ja der Sowjetunion zufallen, wörtlich: „Ich würde mich der Abtretung Königsbergs, das eine vollkommen deutsche Stadt und nebenbei ein Bollwerk der Sozialdemokratie ist, an ein anderes Land ganz entschieden widersetzen, es sei denn, die Bevölkerung von Königsberg wünsche es. Darauf aus strategischen Gründen zu bestehen, wäre völlig falsch“.

 

Churchill ist auf diese und andere Warnungen aus den Kreisen der eigenen Parlamentarier in keiner Weise eingegangen. Er verschwieg den Abgeordneten sogar, in welchem Ausmaß er sich bereits in Teheran und später gegenüber Stalin festgelegt hatte. Wie wandlungsfähig er aber war und blieb, das zeigte sich allerdings, als er im August 1945 nach Potsdam nun als Oppositionsführer plötzlich vor dem gleichen Unterhaus erklärte: „Es ist kein gutes Vorzeichen für die künftige Karte Europas, dass die Polen zugestandene provisorische Westgrenze, die von Stettin längs der Oder und der westlichen Neiße verläuft, ein Viertel des Ackerlandes ganz Deutschlands umschließt. Es gibt nur wenige Tugenden, welche die Polen nicht besitzen, und es gibt nur wenige Irrtümer, die sie jemals vermieden haben. Besonders beschäftigen mich in diesem Augenblick die Gerüchte, die uns über die Bedingungen zukommen, unter denen die Vertreibung und der Auszug (!) der Deutschen aus dem neuen Polen durchgeführt werden. Vor dem Kriege lebten acht bis neun Millionen Menschen in diesem Gebiet... Über eine riesige Anzahl fehlt jede Nachricht. Wohin haben sie sich gewandt? Was war ihr Schicksal? ... Spärliche und vorsichtige Berichte über die Dinge, die vor sich gingen und gehen, sind durchgesickert, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass eine Tragödie ungeheuren Ausmaßes sich hinter dem Eisernen Vorhang abspielt, der Europa gegenwärtig entzweischneidet“.

 

Als Churchill diese salbungsvolle Rede hielt, da musste er wissen, dass viele Hunderttausende von Deutschen in jenen Monaten bei der Vertreibung, die er selbst so sehr begrüßt hatte, ums Leben gekommen oder nach der Sowjetunion verschleppt worden waren. Es war wirklich eine Tragödie ungeheuren Ausmaßes, wie er sagte, und er trug einen großen Teil der Schuld daran.

 

Seite 3   Kino statt Stalindenkmal. Künftig wieder „Frankfurter Allee" in Ost-Berlin.

Die Ost-Berliner Frankfurter Allee, die vor einigen Jahren in Stalinallee umbenannt wurde, dürfte in absehbarer Zeit wieder ihren alten Namen erhalten. Das an ihrem nördlichen Eingang stehende Stalin-Denkmal wird zum gleichen Zeitpunkt verschwinden und dem Neubau eines Uraufführungskinos Platz machen. In den kürzlich verabschiedeten „Verschönerungsplan" des Ost-Berliner Magistrats ist dieses Kino-Projekt nunmehr endgültig aufgenommen worden, das den Platz gegenüber der sogenannten „Sporthalle" füllen soll. Gegenwärtig stehen dort noch immer das Stalindenkmal, an dem schon seit Monaten keine Kränze oder Blumen liegen, und eine Holzbaracke, die den Namen „Kulturhaus" trägt.

 

Wie in Ost-Berlin gleichzeitig bekannt wird, trägt sich die bulgarische Regierung mit der Absicht, voraussichtlich im nächsten Frühjahr den bekannten Schwarzmeer-Hafen Varna, der gegenwärtig „Stalin" heißt, wieder auf den alten Namen zurück zu taufen. Für den gleichen Termin bestehen Umbenennungspläne in Polen, wo das heutige Stalingród wieder seinen alten Namen Kattowitz erhalten soll. Auch der Wolkenkratzer des Warschauer Kulturpalastes soll den Namen „J. W. Stalin" verlieren, der durch die Bezeichnung „Haus der polnisch-sowjetischen Freundschaft" ersetzt werden soll.

 

Seite 3   Das „bedauerliche Flugblatt". Ilja Ehrenburg wurde „abserviert". Ein Vortrag von Schukow

Ilja Ehrenburg ist in der Sowjetunion nicht mehr der einflussreiche und so sehr gefeierte Schriftsteller, berichten russische Juden, die vor kurzem die Genehmigung zur Ausreise nach Israel bekamen. Volk und Regierung hätten sich gegen diesen deutschfeindlichsten Sowjet-Schriftsteller gestellt, und es gäbe zurzeit kaum einen Künstler der Sowjetunion, der mehr verachtet werde als Ilja Ehrenburg.

 

Unter den russischen Juden, die jetzt nach Israel auswanderten, befindet sich auch der Kulturreferent in Moskau. Er betonte, Ehrenburg erhalte kaum noch positive Kritik und werde von den sowjetischen Machthabern als „profilierter Stalinist" gebrandmarkt. Die Ablehnung Ehrenburgs durch die Sowjetmachthaber kam unter anderem in einem Vortrag von Marschall Schukow zum Ausdruck. Schukow sprach vor Kadetten der sowjetischen Militär-Akademie „Frunse" und machte dabei Ehrenburgs Greulpropaganda gegen die Deutschen für verschiedene Übergriffe und Missetaten der Roten Armee bei der Besetzung Osteuropas und Ostdeutschlands im Jahr 1945 verantwortlich. Der Marschall erwähnte dabei das „bedauerliche Flugblatt" Ehrenburgs, worin dieser die Sowjetsoldaten aufgefordert hatte, „Rache zu nehmen an den Deutschen und nicht einmal das Kind im Mutterleib zu schonen". Diese und andere Aussprüche Ehrenburgs hätten, wie Marschall Schukow sagte, „dem Geist proletarischer Solidarität widersprochen" und stellten „eine Sabotage der sozialistischen Erfolge dar, deren Ansehen damit schwer geschädigt wurde“.

 

Schukow sei persönlich schon immer gegen die Ehrenburg-Propaganda gewesen, weil er „deren demoralisierende Wirkung auf die Truppe" erkannt habe. Er habe auch seinerzeit den „Prawda"-Artikel „Ehrenburg irrt sich" veranlasst, worin unmittelbar nach der Einnahme Berlins die „gröbsten Ehrenburg-Stilblüten gegen die Deutschen" verworfen wurden, deren Wirkung auf die Truppe freilich „kaum noch gebremst werden konnte". Marschall Schukow versuchte, seine Ablehnung der in Deutschland verübten Greul durch das Buch seines früheren Adjutanten, Oberst Sabik-Bogolow, zu beweisen. Das Buch erschien 1948 und trägt den Titel „Im besiegten Deutschland"; es enthält heftige, Angriffe gegen Ehrenburg. Bisher war es allerdings in der Sowjetunion kaum zu erhalten, neuerdings aber ist es in Moskauer Buchhandlungen ausgestellt.

 

Seite 4   Allenstein: 184. Eine Statistik der Kriminalität jenseits der Oder und Neiße

Nach einer von der Warschauer Zeitschrift „Nowe Drogi" veröffentlichten Statistik der Vergehen und Verbrechen ergibt sich eine beträchtliche Zunahme der Gesetzesübertretungen in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten jenseits von Oder und Neiße in den letzten Jahren. Besonders hoch ist die Kriminalität heute in Ostpommern, welches nach der Austreibung der deutschen Bevölkerung im Verhältnis zu den übrigen deutschen Ostgebieten in der Neubesiedlung beträchtlich zurücksteht. Im Einzelnen bringt die Warschauer Zeitschrift die folgenden Angaben:

 

Die durchschnittliche Zahl der Vergehen und Verbrechen je 10 000 Einwohner machte in Polen und den Oder-Neiße-Gebieten 1954: 116 und 1955: 124 Verbrechen und Vergehen aus. In folgenden Woiwodschaften entfielen im Jahre 1955 mehr Vergehen und Verbrechen als im Durchschnitt auf je 10 000 Einwohner: Woiwodschaft Köslin: 214, Allenstein: 184, Stettin: 183, Breslau: 176, Danzig: 170 und Grünberg: 166. Weniger als im polnischen Durchschnitt wurden Vergehen und Verbrechen begangen in der Woiwodschaft Oppeln — wo sich ein hoher Prozentsatz von „Autochthonen", also von Deutschen befindet — mit 114. Weiter heißt es in dem polnischen Bericht wörtlich: „In einer Reihe von Woiwodschaften, Wie Köslin, Danzig, Grünberg und Allenstein, bemerkt man nicht nur ein bedeutendes Ansteigen der absoluten Zahl der begangenen Vergehen und Verbrechen, sondern auch eine verhältnismäßig große Zahl von Vergehen und Verbrechen je 10 000 Einwohner. Besonders beunruhigend ist die Situation in der Woiwodschaft Köslin“. In den Städten entfielen auf je 10 000 Einwohner folgende Vergehen und Verbrechen: Breslau: 234, Köslin: 327 und Stolp: 360.

 

Seite 4   Siebzig Prozent verfault. Das Ergebnis der „Mais-Aktion".

Die im Vorjahre in Polen und den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten nach sowjetischem Muster mit größtem propagandistischem Aufwande durchgeführte „Mais-Aktion", die darauf abzielte, den hohen Einfuhrbedarf Polens an Futtermitteln herabzudrücken, hat, wie die polnische Zeitung „Robotnik rolny" (Der Landarbeiter) bekanntgibt, ein katastrophales Ergebnis gehabt, weil nicht dafür Sorge getragen worden war, den geernteten Mais auch richtig aufzubewahren. Die geernteten Maiserträge verfaulten zu nicht weniger als siebzig Prozent. Die polnische Zeitschrift gibt dafür die folgenden Gründe an: Verspätete Ernte und verspätetes Einbringen in die Silos; Nichtbeachtung der elementarsten Sauberkeitsvorkehrungen beim Silieren; flüchtiges Einstampfen; keine Sicherung gegen Witterungseinflüsse. Die Folge sei „eine empfindliche Einschränkung der Futtermittelbasis" gewesen. In einer Reihe von Staatsgutgemeinschaften, die sich nach der Planung auf Mais-Fütterung umstellen sollten, sei infolge der Verfütterung von verfaultem Mais das gesamte lebende Inventar eingegangen.

 

Seite 4   Polnische Katholiken fordern Freilassung des Kardinals

Wie die holländische christliche Presse aus Warschau meldet, wird das rotpolnische Regime zur Zeit von den verschiedensten katholischen Kreisen des Landes mit Denkschriften und Gesuchen bestürmt, endlich die Freilassung des vor drei Jahren verhafteten höchsten Kirchenfürsten, des Kardinals Wyschinski, anzuordnen. Der Kardinalprimas von Polen befindet sich, wie Augenzeugen berichteten, immer noch in einem Kloster der „Schwestern von Nazareth" in der polnischen Gemeinde Komancza, das er nicht verlassen darf. Die Priester verschiedener polnischer Diözesen übersandten dem Ministerpräsidenten Cyrankiewicz ein Memorandum, in dem sie das Regime beschwören, einer Situation ein Ende zu machen, die alle gläubigen Polen aufs äußerste verbittere. Die Stunde verlange, dass der Kardinal unverzüglich freigelassen werde und seine Funktion wieder ausüben könne.

 

Neben diesem Schritt der sogenannten „guten Priester", die bisher eine Unterwerfung unter das rotpolnische Regime abgelehnt haben, liegen in Warschau auch Erklärungen der sogenannten „loyalen Priester" vor, die trotz des päpstlichen Verbotes für eine engere politische Fühlungnahme mit den Kommunisten eintraten. Man hat den Eindruck, diese Gruppe möchte an Ansehen bei den Gläubigen dadurch gewinnen, dass sie beim Regime die Freilassung Wyschinskis erreicht. Die Warschauer Machthaber wollen die Freilassung angeblich vor allem deswegen nicht vornehmen, weil sie fürchten, dass dem Kardinal große Sympathiekundgebungen des Volkes zuteilwerden. Bei der letzten nationalen Wallfahrt zum Bild der Gottesmutter in Czenstochau zeigte sich deutlich die wahre Gemütsstimmung der polnischen Katholiken. In der Kirche war der Stuhl des Kardinalprimas aufgestellt worden, geschmückt mit einer Nationalflagge und einem Strauß weißer und roter Rosen. Eine Million Polen betete in Czenstochau für den Kardinalerzbischof. Wie

 

„Trybuna Ludu" berichtet, habe sich die katholische Kirche in Polen das nach dem XX. Parteikongress in Moskau entstandene ideologische Chaos sehr zunutze gemacht und mit einer großangelegten Bekehrungskampagne begonnen, die in erster Linie auf die Frauen abziele. Über ihre Frauen sei dann eine ganze Anzahl von Parteifunktionären diesen Bekehrungsversuchen „zum Opfer gefallen".

 

Seite 4   Erste Lesung: empörend! Die berechtigten Forderungen der Vertriebenen unerfüllbar, erklärt der Staatssekretär des Bundesfinanzministeriums. Von unserem Bonn er O. B. – Mitarbeiter.

Die erste Lesung des Achten Änderungsgesetzes zum Lastenausgleichsgesetz im Plenum des Bundestages war empörend. Über den Inhalt des Entwurfes der Bundesregierung haben wir in der letzten Folge ausführlich berichtet, ebenso über den Gegenentwurf des BHE.

 

Empörend war zunächst die Uninteressiertheit der westdeutschen Öffentlichkeit. Auf den Abgeordnetenbänken saßen etwa 55 Abgeordnete der CDU/CSU, statt etwa zweihundertfünfzig, etwa dreißig Abgeordnete der SPD statt etwa einhundertfünfzig, etwa zwanzig Abgeordnete von FDP und FVP statt etwa fünfundfünfzig, etwa zehn Abgeordnete des BHE statt achtzehn und etwa fünf Abgeordnete der DP statt fünfzehn. Auf den Regierungssesseln sah man nur einen Bundesminister und zwei Staatssekretäre. In der Bundesratsloge saß niemand. Auf der Pressetribüne zählte man sieben Journalisten.

 

Nicht weniger empörend war, was einige der Redner vorbrachten. Für die Bundesregierung sprach Staatssekretär Hartmann vom Bundesfinanzministerium. In seinen Ausführungen versuchte der Staatssekretär die Öffentlichkeit glauben zu machen, dass die schäbigen Aufbesserungen, die die Bundesregierung zubilligt, das Höchstmaß dessen darstellen, was 1956 die Bundesrepublik herzugeben in der Lage sei.

 

Die berechtigten Forderungen der Vertriebenen tat der Staatssekretär damit ab, dass er sie für unerfüllbar erklärte, obwohl von den Geschädigtenverbänden das Gegenteil nachgewiesen ist. Die Vertriebenen verbitten sich von einem amtierenden Staatssekretär die diffamierende Unterstellung, lediglich Agitation zu treiben. Herr Hartmann hat für seine Behauptungen nicht nur keine Beweise dem Bundestag liefern können, sondern im Verlaufe seiner Ausführungen selbst zugeben müssen, dass die Berechnungen der Regierung „vorsichtig" vorgenommen wurden. Im Verlaufe seiner Rede äußerte der Staatssekretär noch einige sonderbare Anschauungen. Weil zum Beispiel Hausratentschädigungen nur Sinn haben, wenn sie bald erfolgen, folgert er, dass man nur wenig geben könne.

 

Den Gegenantrag des BHE zum Regierungsentwurf begründete der Abgeordnete Dr. Klötzer. Seine Ausführungen entsprechen voll der Auffassung der Vertriebenenverbände. Leider nahm Herr Klötzer nicht die Gelegenheit wahr, um die empörenden Unterstellungen des Regierungssprechers zurückzuweisen.

 

In der anschließenden Debatte mussten sich Herr Hartmann und der auch in der Diskussion aufgetretene Herr Kunze von ihrem Fraktionskollegen Kuntscher — in allerdings zurückhaltender Formulierung — sagen lassen, dass ihr Standpunkt ein engherziger sei.

 

Völlig enttäuschend Die Stellungnahme der Vertriebenenverbände.

Der Verband der Landsmannschaften (VdL), der Bund der vertriebenen Deutschen (BvD), die Vereinigten Landsmannschaften der Sowjetzone VLS), die Vertretung der heimatvertriebenen Wirtschaft (VhW), Der Bauernverband der Vertriebenen, sowie der Zentralverband der Fliegergeschädigten, Evakuierten u. Währungsgeschädigten (ZVF) nehmen zum Regierungsentwurf eines Achten Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes wie folgt Stellung:

 

„Der Regierungsentwurf zu einem Achten Änderungsgesetz zum Lastenausgleichsgesetz ist für die Vertriebenen und Kriegssachgeschädigten völlig enttäuschend. Die Bundesregierung empfiehlt in ihrer Vorlage eine nur zwanzigprozentige Erhöhung der Hauptentschädigung. Die Geschädigten haben in Anbetracht der vom 2. Bundestag verabschiedeten günstigen Entschädigungsregelungen bei den Besatzungsgeschädigten und bei den politisch Verfolgten mit einem Mehrfachen an Aufbesserung gerechnet. Bei der Hausratentschädigung beabsichtigt die Bundesregierung, nur eine Aufstockung von 200 DM. Die Geschädigten erwarteten eine wesentlich stärkere Verbesserung dieser Leistung. Die Bundesregierung versagt jegliche Zulage zur Unterhaltshilfe. Die Geschädigten erhofften eine Unterhaltshilfeerhöhung um 20 Prozent. Die Bundesregierung belastet entgegen dem bisherigen Recht ab 1957 den Ausgleichsfonds mit den Aufwendungen für die Aufbaudarlehen. Um eine Ausbezahlung der Hauptentschädigung in angemessenem Umfange zu ermöglichen, halten die Geschädigten es für erforderlich, dass ab 1957 der Bundeshaushalt die Kosten für die Aufbaudarlehen übernimmt. Die Geschädigtenverbände bitten die Fraktionen des Bundestages, die unbefriedigende Vorlage der Bundesregierung so abzuändern, dass sie den Vorstellungen der Geschädigten von einer gerechten Neuregelung des Lastenausgleichs entspricht“.

 

Seite 4   Die „Große Steuerreform“. Die Vertriebenen sind einmal mehr die Leidtragenden. Von unserem Bonner O. B. – Mitarbeiter.

 

Eine der größten innerpolitischen Auseinandersetzungen des Jahres, das Ringen um die sogenannte Große Steuerreform, fand im Vermittlungsausschuss ihren Abschluss. Sieger wurden die Länderfinanzminister. Aber auch Herr Schäffer ist der Meinung, noch einmal erträglich davongekommen zu sein; er hat nicht einmal mit seinem Rücktritt gedroht. Die Leidtragenden der Großen Steuerreform sind die Vertriebenen.

 

Die Fraktionen des Bundestages und die Ländervertretungen des Bundesrates haben sich gegenseitig im Austeilen von Steuergeschenken überboten. Die einen griffen in die Kasse des Herrn Bundesfinanzministers, um kein Geld für die Aufrüstung in ihr zu belassen. Die anderen teilten die Millionen aus, um im Wege der Steuersenkung den Unternehmern einen Ausgleich für die übersteigerten Lohnanhebungen zu gewähren. Insgesamt hat man der Bundeshauptkasse 2,7 Milliarden DM entzogen. Die Folge wird jetzt sein, dass Herr Schäffer erklärt, er habe für einen anständigen Lastenausgleich kein Geld mehr. Dann ist der paradoxe Zustand erreicht, dass statt der wohlhabenderen Bevölkerungskreise, denen man die Steuern senkte, nun die Vertriebenen die Last der Aufrüstung tragen müssen und dass die Unterhaltshilfeempfänger die Lohnerhöhungen für die Schaffenden finanzieren werden.

 

Die Länderfinanzminister sind dadurch die Sieger geworden, dass von den 2,7 Milliarden DM, die insgesamt an Steuern nachgelassen werden, sie nur einen ganz geringen Anteil zu tragen bekommen. Sie setzten durch, dass nicht der Tarif der Einkommen- und Lohnsteuer gesenkt, sondern dass stattdessen das Notopfer Berlin abgeschafft wurde. Von der Einkommen- und Lohnsteuer erhalten die Länderfinanzminister 67 Prozent; bei einer Senkung dieser Steuern hätten sie zwei Drittel zu tragen gehabt. Das Notopfer floss ausschließlich dem Bunde zu. Durch die Streichung ist der Bundesfinanzminister der einzig Betroffene.

 

Über die Einzelheiten der „Großen Steuerreform" wird nach ihrer Verkündigung im Bundesgesetzblatt berichtet werden.

 

Seite 4   Unbillige Härten für die Vertriebenen. Die Räumung der bewohnten Kasernen scharf kritisiert

Im Bundestag übten Abgeordnete der CDU und des Gesamtdeutschen Blocks BHE scharfe Kritik an den Methoden, die bei der Räumung der von Vertriebenen bewohnten Kasernen für die Zwecke der Bundeswehr angewandt worden sind. Man habe hier in einer Reihe von Fällen einen bedauerlichen Mangel an gutem Willen verspürt. Besonders bedenklich seien die Verhältnisse in Schleswig-Holstein, wo 175 industrielle Betriebe, vor allem der Heimatvertriebenen, mit rund 2500 Beschäftigten in Gebäuden oder auf Grundstücken der ehemaligen Wehrmacht untergebracht sind. 77 Betrieben mit über tausend Beschäftigten, wurde bereits gekündigt, wobei es zu vielen Härten kam.

 

Für das Bundesfinanzministerium erklärte Staatssekretär Hartmann, es sei notwendig, dass die Behörden bei der Räumung von Kasernen mit Takt, wirtschaftlicher Vernunft und sozialem Verständnis vorgingen. Zwangsräumungen seien verboten. Eine Räumung dürfe nur dann erfolgen, wenn Ersatzraum vorhanden sei. Allein in Schleswig-Holstein müsse die Bundeswehr 56 Liegenschaften der früheren Wehrmacht für sich beanspruchen. Das bedeute, dass 899 Familien mit 3124 Personen ebenfalls umziehen müssten.

 

Seite 4   Warschau und das Wiskemann-Buch

Mit rund einmonatiger „Spätzündung" hat sich die polnische Propaganda in Presse und Rundfunk auf das Wiskemann-Buch gestürzt. In groß aufgemachten Zeitungsartikeln und Rundfunkkommentaren wird die Studie der Engländerin (von der jetzt übrigens bekannt wurde, dass sie 1938 von der Londoner tschechischen Botschaft Honorare kassierte) nach allen Richtungen hin ausgeschlachtet. Elizabeth Wiskemann sei eine „wertvolle Verbündete“ der polnischen Wissenschaftler, die sich darum bemühten, die Weltöffentlichkeit von der Unhaltbarkeit der deutschen Ansprüche zu überzeugen.

 

Interessant ist, dass die mit großem Aufwand entfaltete Propaganda das Wiskemann-Buch auch zur Beruhigung der polnischen „Kolonisten" in den Oder-Neiße-Gebieten heranzieht. Unter diesen Kolonisten macht sich die zunehmende Neigung zur Rückkehr in ihre Herkunftsorte in Zentral- und Ostpolen bemerkbar, und dieser Tendenz versucht Warschau nun mit dem Hinweis auf die im Wiskemann-Buch enthaltenen Darstellungen entgegenzutreten. Außer einigen Funktionären der Vertriebenenorganisationen in Westdeutschland, die „in die verlöschende Glut des Revisionismus blasen", sei niemand mehr da, der ernstlich nach einer Rückverlegung der deutschen Ostgrenzen strebe. Die Masse der Heimatvertriebenen habe sich in Westdeutschland eingegliedert und mit den Tatsachen abgefunden. Daher dürfe man „den aus Bonn herübertönenden Revisionsforderungen" keine Bedeutung beimessen.

 

Seite 4   Polnische „Jugenddelegation" in Königsberg

Nach einer Meldung der Warschauer Zeitung „Zycie Warszawy" fand Mitte September anlässlich des sogenannten „Monats der polnisch-sowjetischen Freundschaft" ein zahlenmäßig begrenzter Austausch von „Jugenddelegationen" zwischen dem polnischen und sowjetischen Verwaltungsgebiet Ostpreußens statt. Mit dem Austausch wurden nach Kriegsende die ersten Verbindungen zwischen dem sowjetischen und polnischen Verwaltungsgebiet hergestellt, die nach Berichten aus rotpolnischen Quellen „von Zeit zu Zeit" fortgesetzt werden sollen. Der Austausch der „Jugenddelegationen" fand zwischen den Städten Allenstein und Königsberg statt, wobei auch Jugendliche nach Königsberg „delegiert" wurden, die im polnischen Verwaltungsgebiet unmittelbar an der „Demarkationslinie" ansässig sind. Mehrere Sportveranstaltungen beschlossen die „herzlichen" Begegnungen zwischen polnischen und russischen Jugendlichen in Allenstein und Königsberg.

 

Seite 4   Die Besiedlungsberichte Warschaus

Das polnische KP-Zentralorgan „Trybuna Ludu" meldet, „über zehntausend Bauernfamilien aus dicht bevölkerten Gebieten der ‚Woiwodschaften' Mittel- und Ostpolens seien seit Jahresbeginn in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten angesiedelt worden“. Das Blatt behauptet, seit Jahresbeginn hätten sich 1200 Bauernfamilien mehr in den Oder-Neiße-Gebieten angesiedelt, als während des gleichen Zeitraumes im vergangenen Jahr.

 

Im Gegensatz zur Meldung der „Trybuna Ludu" steht eine rotpolnische Zahlenzusammenstellung vom Monat August, die von der Abteilung „Bevölkerungsstatistik" des Warschauer Innenministeriums angefertigt wurde. Danach wurden insgesamt nur knapp 5500 Bauernfamilien bis Ende August in den Oder-Neiße-Gebieten angesiedelt, von denen zweitausend den Wunsch geäußert haben, wieder zurück — oder in andere Teile der Oder-Neiße-Gebiete umgesiedelt zu werden, „da ihnen der gegenwärtige Wohnort und die Arbeitsmöglichkeiten nicht zusagen“. Die zweitausend Bauernfamilien werden in der Zahlenzusammenstellung als „noch nicht sesshaft" bezeichnet.

 

Seite 4   Städte, die in der Statistik fehlen...

In dem amtlichen „Statistischen Jahrbuch 1955" der Volksrepublik Polen befindet sich auch eine Übersicht über die Veränderungen der Einwohnerzahlen polnischer und polnisch verwalteter deutscher Städte. Überhaupt nicht erwähnt werden folgende Städte in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten, die vor dem Kriege mehr als 10 000 Einwohner hatten: Braunsberg, Deutsch-Eylau, Goldap, Bartenstein, Kolberg, Altdamm, Gollnow, Arnswalde, Pyritz, Treptow/Rega, Guben-Ost, Forst, Küstrin, Meseritz, Sommerfeld, Görlitz-Ost, Glogau, Striegau, Ohlau, Leobschütz, Strehlen, Sprottau, Haynau und Cosel. Da über einige dieser Städte aus sonstigen Quellen bekanntgeworden ist, dass sie im Vergleich zur Vorkriegszeit einen außerordentlich niedrigen Stand der Einwohnerzahl aufweisen, ist anzunehmen, dass es sich durchgehend um Städte handelt, in denen die Abnahme der Einwohnerzahl gegenüber der Vorkriegszeit jeweils über sechzig Prozent beträgt, weshalb sie in der polnischen Statistik nicht aufgeführt sind.

 

Seite 5   Zweifelsfragen bei der Kriegsschadensrente. Ein Sammelrundschreiben des Bundesausgleichsamtes gibt zahlreiche genaue Hinweise. Von unserem Bonner O. B.-Mitarbeiter.

Das Bundesausgleichsamt veröffentlichte am 28. Juli ein sehr umfangreiches Sammelrundschreiben zur Kriegsschadensrente. Das Rundschreiben gibt Erläuterung in einigen hundert Zweifelsfragen dieser Leistungsart des Lastenausgleichs. Da die Unterhaltshilfe wie die Entschädigungsrente Hunderttausende von Vertriebenen berührt, sei hier wenigstens ein gutes Dutzend der wichtigsten dieser Zweifelsfragen skizziert.

 

Wenn ein Unterhaltshilfeempfänger eine ihm vom Arbeitsamt angebotene Beschäftigung ausschlägt, kann ihm deswegen die Unterhaltshilfe nicht versagt werden. Die Unterhaltshilfe wird jedoch dann nicht gewährt, wenn die Aufnahme der zugewiesenen Arbeit zugemutet werden kann, da in diesen Fällen keine Erwerbsunfähigkeit im Sinne des LAG vorliegt.

 

Der Vertriebene hat ein Wahlrecht, ob der nur Unterhaltshilfe, nur Entschädigungsrente oder beide Leistungen nebeneinander beziehen will, vorausgesetzt, dass er im Übrigen die Voraussetzungen für diese Leistungen erfüllt. Durch Veränderung der tatsächlichen Verhältnisse (zum Beispiel Ausscheiden aus der Arbeitslosenhilfe) hat sich häufig inzwischen gezeigt, dass die seinerzeit getroffene Wahl unzweckmäßig war. Das Bundesausgleichsamt schreibt jetzt vor, dass bei Änderung der tatsächlichen Verhältnisse eine erneute Wahl stattfinden kann. Außerdem kann eine erneute Wahl stets dann erfolgen, wenn der Schadensfeststellungsbescheid zugeht und sich dadurch eine andere Beurteilung seiner Lage für den Geschädigten ergibt.

 

Alleinstehende Frauen mit mindestens drei Kindern erhalten Unterhaltshilfe. Es ist nicht erforderlich, dass die Frau bereits am 1. September 1952 alleinstehend gewesen sein muss. Es genügt vielmehr, wenn diese Voraussetzung bis zum 31. Dezember 1955 eingetreten ist. Dagegen müssen alle auf die Kinder bezogenen Voraussetzungen am 1. September 1952 vorgelegen haben.

 

Bei Personen, die ausnahmsweise auch nach dem Stichtag des 31. Dezember 1952 noch Feststellungsanträge einreichen können (Spätvertriebene, Familienzusammenführung), wird die Vermutung ausgesprochen, dass eine im Zeitpunkt des Eintreffens im Bundesgebiet bestehende Erwerbsunfähigkeit auch bereits am 31. August 1953 bestanden hat. Das Bestehen der Erwerbsunfähigkeit zu letzterem Termin ist Voraussetzung für die Bewilligung einer Unterhaltshilfe wegen Erwerbsunfähigkeit.

 

Der Kinderzuschlag zur Unterhaltshilfe wird nur gewährt, wenn Haushaltszugehörigkeit des Kindes vorliegt. Haushaltszugehörigkeit kann auch bei räumlicher Trennung vorliegen. Lebt das Kind von dem Berechtigten zum Beispiel zu Ausbildungs- oder Studienzwecken vorübergehend räumlich getrennt, so wird hierdurch die Haushaltszugehörigkeit nicht aufgehoben.

 

Eine Pflegezulage erhält nur, wer hilflos ist. Hilflos ist ein Unterhaltshilfeempfänger dann, wenn er in regelmäßiger Wiederkehr, wenn auch nicht täglich, für zahlreiche Verrichtungen des Lebens notwendigerweise der Hilfe anderer bedarf. Die Hilflosigkeit braucht nicht ununterbrochen zu bestehen, muss aber in längeren oder kürzeren Zwischenräumen mit einer gewissen Regelmäßigkeit auftreten.

 

Die Pflegezulage wird nur im Falle von Gebrechen gezahlt. Unter Gebrechen ist ein über den Begriff der Krankheit hinausgehender Körperzustand zu verstehen, der keinen wesentlichen Schwankungen mehr unterworfen ist und eine länger andauernde Hilflosigkeit bedingt, die nach allgemeiner Lebenserfahrung mindestens für die Dauer eines Jahres bestehen wird, zum Beispiel Lähmungen, schwere Gliederverluste, Blindheit, schwere Fälle von Tbc, Krebs usw.

 

Nur wer fremder Wartung und Pflege bedarf, erhält Pflegezulage. Das Wort „fremde" schließt nicht aus, dass die Pflege durch Familienangehörige geleistet wird, verlangt aber, dass ein Teil der Arbeitskraft der Pflegeperson durch die Pflege in Anspruch genommen wird.

 

Durch das Halten einer Pflegeperson muss eine Erhöhung der Aufwendungen eingetreten sein, wenn eine Pflegezulage bewilligt werden soll. Eine Erhöhung der Aufwendungen ergibt sich nicht nur bei Entlohnung, sondern auch bei Gewährung von Unterkunft, Verpflegung und ähnlichem. Eine Erhöhung der Aufwendungen kann auch unterstellt werden, wenn die Pflegerin durch die Pflege

gehindert wird, einer an sich möglichen Erwerbstätigkeit nachzugehen.

 

Für die Zubilligung einer Pflegezulage wird schließlich gefordert, dass die Pflegeperson ständig zur Verfügung steht. Die ständige Pflege darf nicht nur in gelegentlichen kurzen Handreichungen bestehen; dauernde Anwesenheit wird jedoch nicht verlangt. Personen, die lediglich Aufräumungs- und Reinigungsarbeiten verrichten, sind nicht Pflegepersonen.

 

Unterhaltshilfeempfängern, die im eigenen Einfamilienhaus wohnen, wird wegen des Nutzungswertes (Mietersparnis) die Unterhaltshilfe gekürzt. Die Errechnung der Kürzung erfolgt nach der sehr günstigen Verordnung über die Bemessung des Nutzungswertes der Wohnung im eigenen Einfamilienhaus vom 26. Januar 1937 uneingeschränkt nur dann, wenn aus Vermietung von einigen Räumen des Einfamilienhauses Einkünfte von weniger als zwanzig DM bezogen werden. Andernfalls erfolgt die Nutzungswertberechnung teilweise nach den sehr ungünstigen allgemeinen Finanzamtsrichtlinien.

 

Freiwillige Leistungen von Verwandten werden auf die Unterhaltshilfe nicht angerechnet. Freiwillige Leistungen des Schwiegersohnes bzw. der Schwiegertochter an Unterhaltshilfe beziehende Schwiegereltern sind als im Auftrage des anderen Ehegatten geleistet anzusehen und damit freiwilligen Leistungen von Verwandten gleichzustellen.

 

Bei Arbeitseinkünften werden — noch vor Anwendung der besonderen Nichtanrechnungsvorschriften — stets zehn DM als Werbungskosten außeracht gelassen. Beziehen in einer Familie mehrere Personen Erwerbseinkünfte, so sind die zehn DM Werbungskosten bei jeder Person getrennt abzusetzen. Bei einer mehr als zwölf Stunden dauernden Abwesenheit von der Wohnung können erhöhte Teile der Arbeitseinkünfte von der Anrechnung auf die Unterhaltshilfe freigestellt werden. Bezüglich des Umfangs sind die Vorschriften der Finanzämter über die Werbungskosten maßgeblich.

 

Einkünfte eines Kindes, zum Beispiel Lehrlingsvergütungen, gelten nur dann als Einkünfte der Familieneinheit, wenn das Kind zuschlagsberechtigt ist. Das Kind ist dann nicht mehr zuschlagsberechtigt, wenn es vom Berechtigten nicht mehr überwiegend unterhalten wird. Dies ist der Fall, wenn die Einkünfte des Kindes monatlich sechzig DM, vor dem 1. Juli 1954 monatlich 47,50 DM, übersteigen. Da auch von den Lehrlingsvergütungen vorweg zehn DM als Werbungskosten abzuziehen sind, liegt die Grenze des überwiegenden Unterhaltens tatsächlich bei siebzig DM.

 

Von Aufwandsentschädigungen sind ohne besonderen Nachweis ein Drittel der Entschädigungen, mindestens aber bis zu fünfzig DM, nicht als Einkünfte anzusetzen. Der Nachweis eines höheren zusätzlichen Aufwandes durch Quittungen bleibt anheimgestellt. Entschädigungen, die als Reisekosten oder Tagegelder (amtliche Sätze) gewährt werden, sind in jedem Falle gegenüber der Unterhaltshilfe anrechnungsfrei.

 

Nur, wenn sie die Hälfte der Sätze der Unterhaltshilfe übersteigen, und dann mit der Hälfte des Wertes werden von der Unterhaltshilfe abgesetzt: Zuwendungen der Hilfskasse Deutscher Rechtsanwälte, der Ärzte-, Zahnärzte-, Tierärzte- und Apothekenkammern, der evangelischen Kirche Deutschlands an Vertriebene Ostpfarrer und deren Hinterbliebenen, Zuwendungen der bischöflichen Rentenkassen an Pfarrhaushälterinnen, die Bundesbeihilfen der betrieblichen Altersfürsorge.

 

Wird Unterhaltshilfe versagt, weil ein zu großes Vermögen vorhanden ist, so kann die Unterhaltshilfezahlung dann aufgenommen werden, wenn das Vermögen im hinreichenden Ausmaß verbraucht ist. Ein Verbrauch wird jedoch nur insoweit anerkannt, als er 150 Prozent der Sätze der Unterhaltshilfe im Monat nicht übersteigt. Für außergewöhnliche Umstände wie Krankheitsfälle und soziale Notstände (ob hierunter auch die Beschaffung von Hausrat fällt, wenn Hausrat noch nicht vorhanden ist, ist nicht geklärt) kann ein Sonderverbrauch anerkannt werden.

 

Unterhaltshilfe wegen Existenzverlustes wird nur gewährt, wenn sich der Existenzverlust noch auswirkt. Der Existenzverlust wirkt sich u. a. dann noch aus, wenn der Geschädigte noch nicht die Möglichkeit gehabt hat, sich eine angemessene Altersversorgung zu beschaffen. Liegt seine Altersversorgung unter den Sätzen der Unterhaltsfürsorge, so wirkt sich der Existenzverlust noch aus.

 

Sind die Voraussetzungen für eine Unterhaltshilfe nicht mehr gegeben, so ist ein „Ruhen" (kein „Einstellen") der Unterhaltshilfe stets dann anzuordnen, wenn die Möglichkeit besteht, dass die Leistungen wieder gewährt werden können. Das ist der Fall, wenn Voraussetzungen für die Gewährung der Leistungen vorübergehend wegfallen, zum Beispiel bei Überschreiten des Einkommenshöchstbetrages oder zeitweiligem Wegfall der Erwerbsunfähigkeit. Wurde die Unterhaltshilfe vorschriftsmäßigerweise „eingestellt" und treten die Voraussetzungen für ihre Weitergewährung später wieder ein, so finden nachträglich an Stelle der ursprünglich angewandten Vorschriften über die Einstellung in diesem Falle die Grundsätze über das Ruhen Anwendung; demnach ist ein neuer Antrag auch hier nicht erforderlich.

 

Seite 5   Amtliche Bekanntmachungen

— 55 II 30/56 —      Beschluss

Der verschollene Landwirt Max Meyer, geboren am 19. Mai 1890 in Lötzen, zuletzt wohnhaft gewesen in Lötzen (Abbau), Ostpreußen, wird für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wird der 31. Dezember 1945, 24 Uhr, festgestellt. Die Entscheidung geht gerichtskostenfrei. Die der Antragstellerin entstandenen Kosten fallen dem Nachlass zur Last.

Essen, den 18. September 1956      Das Amtsgericht

 

Rest der Seite: Bekanntschaften und Werbung

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen.

Heimattreffen

1. Oktober: Osterode in Osterode (Harz). Kurpark.

 

Neidenburg in Hamburg-Nienstedten. Elbschlossbrauerei.

 

Bartenstein In Wuppertal-Barmen. „Schuberthaus", Sternstraße 32.

 

14. Oktober: Ebenrode (Stallupönen) in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

21. Oktober: Angerburg in Stuttgart-Fellbach. Gasthaus „Adler", Endstation der Straßenbahnlinie 1.

 

Osterode in Düsseldorf, Unionssäle, Witzelstraße

 

Memel-Stadt und Land, Heydekrug, Pogegen in Hamburg, Winterhuder Fährhaus.

 

28. Oktober: Gumbinnen in Stuttgart.

 

Memelkreise. Großes Heimattreffen der Memelkreise in Hamburg

Am Sonntag, dem 21. Oktober, findet in Hamburg ein großes Heimattreffen der Kreise Memel-Stadt, Memel-Land, Heydekrug und Pogegen statt.

 

Das Treffen beginnt um neun Uhr mit einer Gedenkfeier am Memelgedenkstein in Hamburg, Am Duisberg, in der Memeler Straße, zu erreichen mit der S-Bahn bis Friedrichsberg, mit Straßenbahn 8 bis Frohbotschafts-Kirche, Straßburger Platz. Der Gedenkstein ist seinerzeit zur Erinnerung an die Wahlen vom 29. September 1923 errichtet worden, er musste jetzt verlegt werden, und er wird unter Denkmalschutz gestellt. Bei der Feier werden sprechen Prof. Dr. Grundmann und Hubert Koch.

 

Um zehn Uhr beginnt ein ostpreußischer Gottesdienst in der Hauptkirche St. Jakobi in der Steinstraße. Zu erreichen ist die Kirche u. a. mit der U-Bahn bis zur Haltestelle Mönckebergstraße. Die Predigt hält der frühere Generalsuperintendent des Memelgebietes Obereigner.

 

Das eigentliche Treffen findet im Winterhuder Fährhaus statt. Um zwölf Uhr beginnt die Kundgebung, auf der der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Gille, Mitglied des Bundestages, die Ansprache halten wird. Um vierzehn Uhr halten die einzelnen vier Kreise Versammlungen ab, natürlich in getrennten Räumen.

 

Das Winterhuder Fährhaus ist zu erreichen mit der Straßenbahn Linie 18 bis Fährhaus, mit der Hochbahn (U-Bahn) bis Hudtwalkerstraße, und mit den Alsterdampfern ab Jungfernstieg.

 

Memel-Stadt

Aus Anlass des Heimattreffens der vier Memelkreise Memel-Stadt, Memel-Land, Heydekrug und Pogegen am Sonntag, dem 21. Oktober, in Hamburg, Winterhuder Fährhaus, findet um 14 Uhr eine Mitgliederversammlung der Kreisgemeinschaft Memel-Stadt statt, zu der ich alle Landsleute einlade. Tagesordnung: 1. Bericht des Kreisvertreters, 2. Lastenausgleichsfragen, evtl. Nachwahlen. 3. Verschiedenes.

A. Jahn, Kreisvertreter

 

Memel-Land

Bei dem gemeinsamen Treffen der Memelkreise am 21. Oktober in Hamburg. Winterhuder Fährhaus, findet um 2 Uhr ein Treffen des Landkreises Memel statt. Neben meinem Tätigkeitsbericht wird eine allgemeine Aussprache stattfinden. Für die Landsleute aus dem Kreise Eckernförde gebe ich bekannt, dass von hier ein Bus nach Hamburg fährt. Fahrkarten und Auskünfte sind zu erhalten im Reisebüro, Preußkerstraße.

K. Strauß, Kreisvertreter, Eckernförde, Lindenweg 27

 

Schloßberg (Pillkallen). Nachhall der Jugendfreizeit in Undeloh.

Einige der Jungen und Mädel, die an der Freizeit in der Jugendherberge Undeloh teilnahmen, haben in Briefen ihre Erlebnisse geschildert und dem gastlichen Patenkreis Harburg-Land für die gute Aufnahme gedankt. Aufmerksam lauschten sie den heimatkundlichen Vorträgen ihres Betreuers, Landsmann Lehrer Gustav Reiner; sie sahen die Heimat im Lichtbild, und sie lernten von Fräulein Schwanke viele ostpreußische Lieder. „Oft trugen wir aufregende Wettspiele und Völkerballschlachten zwischen Jungen und Mädeln aus . . . Nach kurzen Mittagspausen wanderten wir in die Nachbardörfer oder zu schönen Stellen der Lüneburger Heide. Wenn wir dann wieder die Jugendherberge erreicht hatten, setzten wir uns mit regem Appetit an die Abendtafel und verputzten eine Stulle nach der anderen. Die Abende verbrachten wir meist mit Volkstänzen und Gesellschaftsspielen. Sehr gefiel uns eine Fahrt nach Hamburg, wo wir eine Hafenrundfahrt unternahmen, den Tierpark Hagenbeck besuchten und das Rathaus besichtigten ...", so heißt es in einem der Briefe.

 

Ein Junge schrieb über die Wanderungen: „Den Wilseder Berg muss schon ein ziemlich großes und fleißiges Ameisenvolk geschaffen haben. Mit seinen 169 Metern ist er immerhin die höchste Erhebung in der Lüneburger Heide. Wunderbar ist die Landschaft am Totengrund. Hier sieht man noch urwüchsige Heide mit vielen Wacholdern und wenig Birken. Zweimal hatten wir Gelegenheit zum Baden, aber das Wasser war so kalt, dass sich nur die Mutigsten in das kalte Nass wagten. Blaubeeren gab es reichlich. Täglich hatten wir blaue Münder. Heidschnucken haben wir auch gesehen, aber erst nach vier Tagen . . .  abends sangen wir oder sahen Lichtbilder. Auf die Frage „Wer will wieder zurück“? gab es nur eine Antwort, denn keiner will seine alte Heimat aufgeben ..."

 

Ein vierzehnjähriges Mädchen erklärte: „Vor die Wahl zwischen der schönsten Italienfahrt und einer nochmaligen Freizeit in Undeloh gestellt, würde ich mich ohne zu zögern für Undeloh entscheiden“. Der Vater von zwei Jungen, die in dem Ferienlager waren, bedankte sich bei dem Oberkreisdirektor des Landkreise Harburg für die schönen Tage, die seinen Kindern geboten wurden, und erläuterte in dem Schreiben: „Durch diese Art von Lagern, wie sie durch Ihre Unterstützung ermöglicht wurde, ist der Pflege des Heimatgedankens besser gedient, als es im Rahmen der Schule oder in der Arbeit der örtlichen Landsmannschaften möglich ist. ... Ich hoffe, dass diese Art von Jugendlagern auch im nächsten Sommer stattfinden kann . . ."

 

Das Treffen in Bochum-Gerthe

Am Sonntag, dem 23. September, fand in Bochum-Gerthe das diesjährige Schloßberger Heimatkreistreffen für Nordrhein-Westfalen und die Nachbargebiete zugleich als außerordentliche Mitgliederversammlung statt. Es war wie immer aufs Beste von Konrektor Meyer vorbereitet worden. Über sechshundert Schloßberger waren erschienen. Die Nachricht, dass unser ehemaliger Schloßberger Seelsorger Pfarrer Horn — der jetzt in Oberhausen-Sterkrade, unweit Bochum, amtiert — auf dem Treffen sprechen würde, hatte wesentlich zu dem guten Besuch beigetragen.

 

Der Vormittag diente den allgemeinen Wiedersehensgesprächen. Der Kreisvertreter, der Kreiskarteiführer und Konrektor Meyer, der an jedem Mittwoch in seiner Wohnung eine Sprechstunde für die Heimatvertriebenen aus nah und fern abhält, standen Auskunftssuchenden zur Verfügung.

 

Nach der Mittagspause begann die Feierstunde mit einer zu Herzen gehenden Andacht von Pfarrer Horn, der das Wort „Jesus Christus gestern, heute und derselbe auch in alle Ewigkeit" zu Grunde lag, — das Wort, das, in Stein gemeißelt, über dem Eingang der Schloßberger Kirche stand und das heute noch inmitten von Schutt und Asche in den Trümmern der zerstörten Kirche unversehrt zu lesen sein soll.

 

Nach der Andacht begrüßte der Kreisvertreter aufs Herzlichste die Erschienenen und als Gäste die Vertreter des ostdeutschen Heimatvereins, der örtlichen Landsmannschaften und des BvD, die Trachtengruppe, die Fahnenabordnung und schließlich die Tanzgruppe der ostdeutschen Jugend, die mit ihren Darbietungen die Feierstunde bereicherte.

 

Der Kreisvertreter und der Kreiskarteiführer gaben einen eingehenden Bericht über die Ereignisse des letzten Jahres und über die gute Zusammenarbeit mit unserem Patenkreis, dem Landkreis Harburg, der es uns ermöglicht, jährlich Kinderferienlager und Jugendfreizeitlager abzuhalten. Das erste Jugendfreizeitlager in Winsen fand an den beiden Tagen vor dem diesjährigen Jahreshaupttreffen für die Jugend über sechzehn Jahre statt. Auch Landsleute zwischen 30 und 40 Jahren hatten sich eingefunden. Die Teilnehmer wurden über alle Heimatkreisaufgaben unterrichtet. Das Freizeitlager hat sich so bewährt, dass es alljährlich wiederholt werden soll. Die Bekanntgabe des genauen Termins und des Programms für 1957 mit Vorträgen und Ausflügen wird Anfang 1957 im Ostpreußenblatt erfolgen, damit die Teilnehmer rechtzeitig entsprechend ihren Urlaub festlegen können.

 

Nach dem Geschäftsbericht nahm die Versammlung einstimmig eine Satzungsänderung der neuen Kreissatzung vor, die wegen der Bestimmungen über die Gemeinnützigkeit erforderlich geworden war.

 

Zum Schluss der Feierstunde richtete das Kreistagsmitglied, Franz Preikschat aufmunternde Worte an die Versammlung.

 

Nach dem offiziellen Teil saßen die Teilnehmer noch lange gemütlich zusammen. Auch der Tanz kam zu seinem Recht.

 

Ebenrode (Stallupönen). Rechtsanwalt Carl Klutke verstorben.

Erschüttert erhielt ich die Nachricht vom Ableben unseres verehrten Landsmannes Rechtsanwalt Carl Klutke, aus Ebenrode. Als Angehöriger einer der ältesten Familien Stallupönens hat er sich durch seine Tätigkeit als Rechtsanwalt und Verleger des „Ostdeutschen Grenzboten" und nicht zuletzt durch seine vorbildliche Haltung in menschlicher Beziehung weit über die Grenzen seines Heimatkreises einen guten Ruf erworben.

 

Auch ihm ist es nicht vergönnt, in heimatlicher Erde gebettet zu werden. Der Daseinskampf in der Fremde ist für ihn besonders schwer gewesen und hat seine Lebenskraft frühzeitig verbraucht. Sein tatkräftiges Eintreten für die Belange der Heimatvertriebenen wird dazu beitragen, ihm bei uns ein bleibendes Gedenken zu bewahren.

Rudolf de la Chaux

 

Bestellung von Kreiskarten

Auf Wunsch von vielen Landsleuten beabsichtige ich, Karten 1 :100 000 vom Kreis Ebenrode und Meßtischblätter 1 : 25 000 zu bestellen. Die letztere Karte ist in einem Maßstab gehalten, der es ermöglicht, die Grenzen der Ländereien einzuzeichnen, um diese für spätere Zeiten festzulegen. Bestellungen werden bis 20. Oktober erbeten. Der Kostenpreis ist etwa 2,50 DM je Karte. Wohin der Betrag zu überweisen ist, wird noch bekanntgegeben  werden. Falls dies von vielen Seiten gewünscht wird, könnten die alten und neuen Ortsnamen des Kreises gedruckt werden.

de la Chaux, Kreisvertreter, (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67

 

Angerapp

Ich weise nochmals darauf hin, dass Herr Gustav Frenkel, Lobberich, Sütelner Straße 30, die Führung der Kreiskartei des Kreises Angerapp übernommen hat. Sämtlichen Schriftwechsel, die Kartei betreffend, Anfragen nach Anschriften usw. bitte ich in Zukunft an Herrn Frenkel zu richten. In Ihren Anfragen bitte ich außer der neuen Anschrift auch die Heimatanschrift anzugeben. Allen Anfragen bitte ich stets Rückporto beizufügen.

 

Am 28. September beging der erste Kreisvertreter unseres Heimatkreises, Herr C. von Jaraczewski-Elken, seinen 70. Geburtstag. Er lebt jetzt in (14a) Rossach, Kreis Berlichingen.

Wilhelm Haegert, Kreisvertreter Düsseldorf, Zaberner Straße 42

 

Angerburg. Kreistreffen in Stuttgart-Fellbach am 21. Oktober

Am Sonntag, dem 21. Oktober, wird unser letztes diesjähriges Kreistreffen in Stuttgart-Fellbach. Gasthaus „Adler", stattfinden. Das Lokal ist ab 9 Uhr geöffnet. Es ist zu erreichen vom Hauptbahnhof Stuttgart mit Straßenbahn Linie 1 bis zur Endstation, von dort zwei Minuten Fußweg. Alle Landsleute, vor allen diejenigen aus Baden-Württemberg, sind herzlichst eingeladen. Das Programm unserer Wiedersehensfeier wird Alt und Jung viel bieten. Ich würde mich freuen, viele Landsleute, auch die Jugend, begrüßen zu können. Etwaige Quartierwünsche bitte ich an Landsmann Fritz Preuß. (14a) Stuttgart-Fellbach, Bühlstraße 15, zu richten.

Hans Priddat, Kreisvertreter (16) Bad Homburg, v. d. Höhe, Seifgrund 15

 

Lyck

Beim Landestreffen der Ostpreußen in Hessen am 19. September in Bad Homburg fanden sich vierzig Lycker zusammen. Es wurde angeregt, dass sich im Laufe des Winters die Lycker in Frankfurt am Main zu einem Lichtbildervortrag treffen sollen. Ein im Kriege aufgenommenes Reihenbild zeigte die Ansicht von Kl.-Mühle bis zur Sybbaer Spitze. Es wird sich ermöglichen lassen, dieses Reihenbild zu vervielfältigen; Näheres im nächsten Hagen-Lycker Brief. Es kann festgestellt werden, dass sich noch viel gutes Bildmaterial beschaffen lässt. Ich bitte um Benachrichtigung, welche Bilder besonderer Art noch leihweise hergegeben werden könnten. Ich werde diese dann zu gegebener Zeit anfordern. Besonders aus den Gemeinden im Kreise ist nur wenig Bildmaterial vorhanden. Beiträge zum nächsten Lycker Brief, Erzählungen, Geburtstage, Jubiläen usw. bitte bis 10. Oktober einzusenden.

 

Am 11. Oktober, 20 Uhr, wird sich die Münchener Gruppe in der Volkssternwarte, München 8, Anzinger Straße 1, zu einem Lichtbildervortrag treffen, Unkostenbeitrag 30 Pf. Sollte am 11. Oktober kein klarer Abendhimmel sein, so wird das Treffen auf den 15. Oktober, 20 Uhr, verlegt werden. Um zahlreiche Beteiligung wird gebeten.

 

Alle, die keinen Lycker Brief erhalten haben (Ausgabe Juli 1956), werden gebeten, sich umgehend zu melden. Die Angabe des Heimatortes ist erforderlich. — Das Heimatbuch, das von Hans Syttkus und der Münchener Gruppe herausgegeben wurde, kann durch den Kreisvertreter gegen Vorauszahlung von 3,35 DM auf das Postscheckkonto 1828 20 Frankfurt am Main, „Kreisgemeinschaft Lyck, Kirchhain", bezogen werden.

Otto Skibowski, Kreisvertreter, Kirchhain, Bezirk Kassel

 

Ein Heimatbuch vom Kreis Lyck

„Gott hat die Menschen in ihre Heimat hineingestellt. Den Menschen mit Zwang von seiner Heimat zu trennen, bedeutet, ihn im Geiste zu töten ..." Diese Sätze aus der Charta der Heimatvertriebenen, deren vollständiger Wortlaut auf der ersten Seite des Heimatbuches „Kreis und Stadt Lyck" wiedergegeben ist, waren bestimmend für seine Gestaltung. Die Herausgabe erfolgte von der Gruppe München der Kreisgemeinschaft; die Auswahl und Zusammenstellung der auf 86 Seiten verteilten Beiträge und der 24 mitgegebenen Fotos und illustrierenden Darstellungen besorgte Hans Syttkus. Als ein Ausdruck der Dankbarkeit und der Verbundenheit ist das Buch der Patenstadt Hagen gewidmet.

 

Jeder, der Masuren und seine Hauptstadt liebt, oder der sich über die Landschaft und das Wesen ihrer alteingesessenen Bewohner unterrichten will, wird das Buch gerne zur Hand nehmen. Es ist darin kein Gebiet übersehen worden; Streifzüge durch die Geschichte, Schilderungen jenes hügeligen, reiche Abwechslung bietenden Landstrichs mit seinen klaren Seen und großen Wäldern, die wirtschaftliche Struktur und eine Würdigung der aus dem Kreise stammenden, zu Ruf gelangten Schriftsteller geben ein vielseitiges Bild. Zu erwähnen sind hierbei Aufsätze von Fritz Reck-Malleczewen und den Brüdern Skowronnek. Ein Hinweis auf die bedeutendsten Lycker Persönlichkeiten — der Historiker Ludwig von Baczko gehört zu ihnen — ergibt eine Liste von glänzenden Namen, die mit dem Jahre 1932 abschließt. Der Rückblick auf die Landwirtschaft von Karl Heinrich, liebenswerte Plaudereien von Irmgard Stahnke und Willy Wandersleben, historische Aufsätze von Adolf Pogoda (verstorben) und Werner Bethke, Beiträge von M. von Blottwitz, Otto Hoeppel (verstorben), Hermann Rogowski, Rathke (verstorben) und dem Gestalter des Buches, Hans Syttkus, zeichnen das Gesicht und das Gefüge des Kreises. Ein großer Raum ist dem Zeitabschnitt des Ersten Weltkrieges vorbehalten, der bereits schwere Prüfungen für die Bewohner des Kreises brachte. Über das Bildungswerk, die Schulen, die Volkskunst — besonders über die heimische Teppichweberei — geben anschauliche Berichte Auskunft. Verse aus einem Liederzyklus von Kurt Lange, die lebensphilosophischen Reime des originellen Pfarrers Michael Pogorczelski, Dewischeits Masurenlied verleihen diesem Heimatbuch auch einen musischen Zug.

 

Johannisburg

Die jetzigen Anschriften folgender Landsleute, die unbekannt verzogen sind, werden gesucht:

 

1. Gustav Arndt, aus Johannisburg, früher wohnhaft in Minden, Westfalen. —

2. Hilde Arndt, geborene Schinz, aus Johannisburg, zuletzt in Lübeck-Schlutup. —

3. Erich Albrecht, Lehrer aus Schwallen, zuletzt in Berlin-Spandau. —

4. Erika Albin, aus Johannisburg, zuletzt in Wispenstein. —

5. Otto Andruleit, aus Schast, zuletzt in Siebenbäumen. —

6. Ursula Bath, geb. Link, aus Johannisburg, zuletzt in Düren. —

7. Max Bahl, aus Johannisburg, zuletzt in Hildesheim. —

8. Karl Bahl, aus Gr.-Rosen, zuletzt in Lindau. —

9. Bahl, Kaufmann aus Johannisburg, zuletzt in Uelzen. —

10 Willy Bayer, aus Schwiddern, zuletzt in Hohenbünsdorf. —

11. Waltraut Bethke, aus Arys, zuletzt in Mülheim (Ruhr). —

12. Emil Berg, aus Lupken, zuletzt im Lager Wentorf. —

13. Gustav Bergknecht, aus Stollendorf, zuletzt in Duisburg-Hamborn. —

14. Christel Bischoff, aus Eichendorf, zuletzt in Dortmund-Brackel. —

15. Gustav Blasey, aus Kurwien, zuletzt in Moorsee. —

16. Witwe Emma Bluhm, Försterei Walddorf, zuletzt in Münster, Westfalen. —

17. Erwin Blaudzuhn, aus Arys, zuletzt in Neumünster. —

18. Werner Born, aus Johannisburg, zuletzt in Düsseldorf —

19. Luise Boguhn, aus Drugen, zuletzt in Reinbek-Hamburg. –

20. Heinz Böttcher, aus Johannisburg, zuletzt in Osnabrück. —

21. Gottlieb Borutta I, aus Kreuzofen, zuletzt in Neuwühren —

22. Gottfried Bottke, Bauer, aus Arys, zuletzt in Kühsen. –

23. Karl Bolz, aus Kölmerfelde, zuletzt in Hillesheim. –

24. Heinz Broosch, aus Johannisburg, zuletzt in Wilhelmshaven. –

25. Otto Broszeit, aus Arys, zuletzt in Hildesheim. —

26. Rudolf Broszio, aus Vallenzinnen, zuletzt in Hameln (Weser). –

27. Gustav Bronkowski, aus Arys, zuletzt in Timmendorfer Strand. –

28. Heinrich Brzoska, aus Arys, zuletzt in Gettorf. —

29. Fräulein Brust, aus Arys, zuletzt in Malente. —

30. Paul Brust, aus Arys, zuletzt in Lübeck-Schlutup. —

31. Hans Brodowski, aus Tatzken, zuletzt in Nienburg (Weser) –

32. August Bronsart, aus Gehsen, zuletzt in Dabringhausen. —

33. Fritz Brandt, aus Arys, zuletzt in Recklinghausen. —

34. Wilhelmine Busay, aus Arys, zuletzt in Kadelburg. —

35. Marie Busay, aus Arys, zuletzt in Burg (Dithmarschen). —

36. Ernst Buber, Ernst, Dentist, aus Johannisburg, zuletzt in Schlangenbad-Wiesbaden.

 

Liebe Landsleute, wer die genaue heutige Anschrift mit Straße und Hausnummer kennt wird dringend gebeten, sie der Karteistelle in Tönning-Neustadt 1 postwendend mitzuteilen. Gesuchte Landsleute, erspart uns unnütze Arbeit und Portokosten und meldet per Karte jede Wohnungsveränderung. Im dringenden Interesse anderer Landsleute werden außerdem nachstehend genannte Personen gesucht.

 

a) Fräulein Radau, früher beim Kreisamt für Volkswohlfahrt in Johannisburg (Vater war Schneidemühlenbesitzer bei Johannisburg). —

 

b) Frau Olschewski, aus Sulimmen mit dem Sohn Walter. –

 

c) Sorajewski, Schleusenmeister, und Familie, aus Nieden. —

 

d) Walter Dyszak, Sohn des Muhlenverwalters aus Nieden. —

 

e) Witwe Marie Bachor, aus Kreuzofen, nach Gelsenkirchen umgesiedelt, Straße und Hausnummer fehlt. —

 

f) Robert Glotz, aus Kreuzofen, und Familie. —

 

g) Helene Bartel (oder Bertel), Helene, aus Johannisburg, zurzeit in Aschaffenburg, Straße usw. fehlt. —

 

h) Kania, Zollinspektor, aus Johannisburg.

 

Nachrichten erbittet die Kreiskarteistelle. Tönning, Neustadt 1.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter (20) Altwarmbüchen (Hannover)

 

Ortelsburg

Wieder sind Landsleute von uns aus der Heimat im Bundesgebiet eingetroffen. — Wir grüßen sie sehr herzlich und sind mit allen guten Wünschen bei ihnen:

Luise Malkowski, geborene Rudnik, geb. am 22.03.1939 aus Puppen;

 

Charlotte Olschewski, geborene Osdewa, geb. am 05.05.1897 aus Erben;

 

Luise Olschewski, geborene Cepeck, geb. am 17.07.1889 aus Seenwalde;

 

Amalie Oppenkowski, geborene Brettsteller, geb. 14.09.1892 aus Klein-Dankheim;

 

Adolf Oppenkowski, geb. am 29.11.1886, aus Klein-Dankheim;

 

Auguste Ortzessek, geborene Kusmierz, geb. am 06.03.1885, aus Seenwalde;

 

Lina Pilat, geborene Kraska, geb. am 17.05.1888 aus Gellen;

 

Karl Pilat, geb. am 06.09.1890 aus Gellen;

 

Gottlieb Powierski, geb. am 28.09.1884, aus Neu-Schiemanen;

 

Wilhelmine Powierski, geborene Koschorrek, geb. am 27.10.1884, aus Neu-Schiemanen;

 

Gustav Rokitta, geb. am 22.01.1891, aus Puppen;

 

Gertrud Sembrowski, geb. am 18.02.1938, aus Wilhelmshof/Altkirchen;

 

Dorothea Sembrowski, geb. am 07.10.1943, aus Wilhelmshof/Altkirchen;

 

Wilhelmine Sembrowski, geborene Eggert, geb. am 27.02.1900 aus Wilhelmshof/Altkirchen;

 

Friedrich Schwittay, geb. am 20.01.1883, aus Wilhelmsthal;

 

Maria Schwittay, geborene Krause, geb. am 26.01.1883, aus Wilhelmsthal;

 

Gustav Toschka, geb. am 12.11.1883, aus Saadau;

 

Maria Toschka, geborene Kelch, geb. am 20.11.1891, aus Saadau;

 

Karl Willing, geb. am 09.06.1903, aus Wildenau;

 

Charlotte Woycechowski, geborene Kimpart, geb. am 15.09.1886, aus Kuckuckswalde;

 

Wilhelm Woycechowski, geb. am 22.12.1884, aus Kuckuckswalde.

 

Alle ehemaligen Amtsvorsteher oder deren Stellvertreter — stand vom Jahre 1939 — werden hiermit aufgefordert, der Kreisgeschäftsstelle zum Zwecke der Durchführung von Wahlen nachstehende Angaben zu machen: Bezeichnung ihres Amtsbezirkes und Aufführung aller zu diesem Amtsbezirk gehörenden Gemeinden.

Max Brenk, Kreisvertreter, Hagen (Westf.), Elbersufer 24

 

Rößel

Hiermit die erfreuliche Mitteilung, dass weitere Kreiskarten Rößel 1:100 000 in etwa vier Wochen geliefert werden können. Die Bestellungen sind schnellstens aufzugeben.

Franz Stromberg, Kreisvertreter, Hamburg 19, Armbruststraße 27

 

Seite 6   Die Treuburg-Feier in Opladen. Opladen — unsere Patenstadt

Ein sehr herzlicher Empfang wurde allen Treuburgern zuteil, als sie zu der diesjährigen großen Wiedersehensfeier nach Opladen kamen.

 

Opladen, die Kreisstadt am Fuße des Bergischen Landes, ist die Hauptstadt des Rhein-Wupper-Kreises. Sie bietet die Vorzüge einer modernen Verkehrsstadt, hat aber den Charakter einer gemütlichen rheinisch-bergischen Landstadt bewahrt. Schöne mittelalterliche Bauten finden wir hier, dazu viele Grünanlagen und Gärten in der Mitte der Stadt, die ihr den Namen einer Gartenstadt eingetragen haben. Opladen liegt an der Wupper, von hier aus führt der „Landrat-Lucas-Weg" immer am Wasser entlang bis nach Schloss Burg. Durch zahlreiche Eingemeindungen erstreckt sich Opladen bis hinein in die berühmte Obstkammer des Bergischen Landes. Man sieht hier viele schmucke schwarz-weiße Fachwerkhäuser, die mit ihren grünen Fensterläden zur Zeit der Baumblüte idyllisch wirken.

 

Diese Stadt hat nun zusätzlich zur „Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Bergisch Land" die Patenschaft für Treuburg übernommen. Wir glauben fest daran, dass sich alle Treuburger hier wohlfühlen werden, denn wir finden — was ja entscheidend ist — bei Bürgermeister Melzer wie auch beim Stadtparlament Verständnis und Hilfsbereitschaft für unsere landsmannschaftliche Arbeit, für unsere Sorgen.

 

Die Kreistagssitzung

Am Sonnabend, dem 15. September, fand am Nachmittag im Saal des Rathauses in Opladen die erste Kreistagssitzung der Treuburger statt. Landsmann Willy Kowitz erstattete den Jahresbericht, insbesondere berichtete er über seine Bemühungen um die Erweiterung der Patenschaft. Der Kassenprüfungsbericht wurde verlesen, dem Vorstand Entlastung erteilt. Die Satzung wurde einstimmig angenommen. Dann folgte die Neuwahl des Vorstandes mit folgendem Ergebnis: 1. Kreisvertreter Willy Kowitz (einstimmig gewählt), 2. Kreisvertreter Theodor Tolsdorff. Beiräte: Reinhard von Gehren, Carl Brodowski, Max Korff (früher Korytkowski). Die Geschäftsstelle unserer Kreisgemeinschaft führt weiter — wie bisher — Frau H. Czygan, Lübeck, Gustav-Falke-Straße 4. Lehrer i. R. Karl Grunau wurde mit den kulturellen Arbeiten betraut.

 

Folgende Vorschläge wurden eingebracht: 1. Es erscheint angebracht, alte Landsleute — insbesondere solche, die jetzt erst aus der alten Heimat kommen — statt der Treuburger Kinder zur Erholung zu schicken. 2. Besonders schöne Bilder von Kreis und Stadt Treuburg sollen gesammelt und der Stadt Opladen zum Geschenk gemacht werden. 3. Mehrere Entwürfe zu einer Treuburger Fahne, die zukünftig bei allen feierlichen Gelegenheiten zusammen mit der Stadtfahne von Opladen gezeigt werden wird, sollen eingereicht werden. Gedacht ist auch an ein handgesticktes Stadtwappen auf schwarz-weißem oder blau-weiß-rotem Grund. — Alle Landsleute sind hierzu aufgerufen.

 

Der Abend vereinte die Vertreter unserer Paten und die Kreistagsmitglieder zu einem zwanglosen Beisammensein in der Stadthalle. Hier bot sich die Gelegenheit, einander etwas näher kennenzulernen. Bürgermeister Melzer versicherte in einer kurzen herzlichen Begrüßungsansprache, dass die Patenschaft von dem „Patenonkel" sehr ernstgenommen werden würde. Es sei geplant, u. a. auch ein Treuburger Zimmer im Rathaus Opladen einzurichten als Sammelpunkt für alle wertvollen Erinnerungsstücke aus der Heimat. Dr. Jacobi regte an, Bilder von Treuburg in den Oplader Schulen aufzuhängen, damit das Interesse der Jugend am deutschen Osten und besonders an Treuburg geweckt werde. Herzlich begrüßt wurden die Delegierten unseres Kreises auch von dem Vorsitzenden der Vereinigung der Heimatvertriebenen in Opladen, Pistohl. In regem Gedankenaustausch vergingen die Stunden wie im Fluge.

 

Die Wiedersehensfeier

Der Sonntag brachte, begünstigt durch Wärme und Sonnenschein, rund tausend Treuburger nach Opladen. Gottesdienste in der evangelischen und in der katholischen Kirche leiteten den Sonntag ein. Pünktlich um 15 Uhr begann die Feierstunde. Von unseren Paten nahmen daran teil: Bürgermeister Melzer, Stadtdirektor Voos und mehrere Herren des Stadtrates. Nach der Begrüßung der Gäste durch Kreisvertreter Kowitz überreichte Bürgermeister Melzer die Patenschaftsurkunde mit dem Wunsche, dass die Treuburger sich in Opladen wohlfühlen mögen, und mit dem Versprechen, dass Opladen uns unsere Kreis- und Heimatstadt ersetzen wolle. „Gibt es etwas Schöneres als Gedanken an die Heimat?" so fragte Bürgermeister Melzer die Anwesenden. Kreisvertreter Kowitz nahm tiefbewegt die Urkunde in Empfang und dankte mit herzlichen Worten. Dann gedachte er ehrend der Toten, insbesondere des kürzlich verstorbenen, weithin bekannten Landsmannes Max Lasarzik. Im Verlauf seiner weiteren Ausführungen versprach unser Kreisvertreter, dass nach unserer Rückkehr in die Heimat das erste dort gezogene Pferd der Stadt Opladen zum Geschenk gemacht werden würde und dass den ersten Hirsch im Kreise Treuburg ein Oplader Jäger schießen werde. Die ostpreußische Pferdezucht, bekannt und berühmt in der ganzen Welt, und die guten landwirtschaftlichen Erträge unseres heimatlichen Bodens gäben ein Zeugnis für den Fleiß und die Zuverlässigkeit seiner Bewohner.

 

Der Hauptredner v. Elern-Bandels. Vorstandsmitglied der Landsmannschaft Ostpreußen, wies auf die Gefahren hin, die uns von der Sowjetunion und ihren Satelliten nach wie vor drohen. Die so heiß ersehnte Wiedervereinigung mit der Mittelzone sei wieder in weite Ferne gerückt. Die sogenannte Koexistenz sei nur eine Ruhepause im Ringen um den Besitz ganz Deutschlands. Der Wiederaufbau der Wehrmacht sei notwendig, um von unserer deutschen Bundesrepublik alles abzuwenden, was ihren Bestand gefährden könne. Die Heimatvertriebenen müssten mit ihren Zusammenkünften das Gewissen der Welt wachhalten, damit die heutigen Zustände nicht verewigt werden.

 

Zum Schluss teilte Theodor Tolsdorff den Treuburgern das Ergebnis der am Vortage durchgeführten Vorstandswahlen mit. Er sagte u. a.: „Zum 1. Kreisvertreter haben wir Willy Kowitz gewählt, weil wir der Meinung sind, der beste Bauer soll auch unser Führer sein“. Er dankte Frau Czygan für die im letzten Jahre geleistete Arbeit für unsere Kreisgemeinschaft und schloss seine Ansprache mit der Mahnung, den Zusammenhalt weiter wie bisher zu pflegen und noch zu festigen. Den Tag der Heimkehr gelte es vorzubereiten. Das Ostpreußenlied „Land der dunklen Wälder", das Gelübde „Ich hab mich ergeben" und die dritte Strophe des Deutschlandliedes „Einigkeit und Recht und Freiheit . . ." umrahmten die Feierstunde. Die Jugend kam nach der Feierstunde dann zu ihrem Recht mit Tanz und Frohsinn.

 

Dieses Heimattreffen wird wieder neue Kraft für den Alltag mit seinen Pflichten gegeben haben. Unseren besonderen Dank wollen wir an dieser Stelle unserem getreuen Landsmann Willi Schmidtke aus Opladen aussprechen, der die örtlichen Vorbereitungen vorzüglich getroffen hatte.

 

Seite 8   Suchanzeigen

Kindersteckbrief mit Foto:

Name: unbekannt

Vorname: unbekannt

geb.: etwa 1942

Augen: blau

Haar: blond

Das Kind soll angeblich in Allenstein von fremden Leuten in einen Zug gereicht worden sein mit dem Bemerken, dass die Mutter und die Geschwister schwer krank seien. Vermutlich wurde dann das Kind in Mecklenburg von den Flüchtlingen der Quarantäne bzw. dem Krankenhaus in Schwerin übergeben. Eine Frau Kruse könnte uns evtl. über den genauen Zeitpunkt der Auffindung und die Herkunft des Kindes genaues berichten. Nachr. erb. u. Nr. 66 543 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13

 

Erben gesucht. Wo Geschwister und Neffen, Nichten, v. Oskar Kroll, geb. 1887 in Grabitzken-Geierswalde. Kr. Osterode? Ging 1908 als Kellner nach Amerika. Hinweise erb. Meldg. sof. b. Erbenforscher Bode. Hbg.-Rahlstedt, Postfach 6.

 

Achtung, Rastenburger! Wer kann Ausk. geb. üb. Karl Goldau, Rastenburg, Landgestüt Ostpreußen, geb. am 03.11.1886. letzter Aufenthalt Juditten b. Bartenstein. Ostpreußen, Gut von Kuenheim? Nachricht erb. Martha String, Hamburg 20. Lenhartzstraße 7, bei Müller.

 

Suche Katharina Ruhnau, Plaßwich, Kr. Braunsberg. Nachr. erbittet Hermann Palm, Saarburg (Bez. Trier). Postfach 8.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib von Robert Schmidt und Landwirt Gehrmann, Deuthen, Kreis Allenstein, Ostpreußen? Nachricht erb. unter Nr. 65 309 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abteilung, Hamburg 13

 

Achtung, Tilsiter! Wer erinnert sich an Kurt Szombach, bis 1937 wohnhaft und besitzlich in Pogegen? Zweckdienliche Angaben über seine Tätigkeit in den Jahren 1934 bis 1939 werden dringend erb. von B. Höltzermann, Saltängsvägen 43-A, Post Ektorp. Schweden.

 

Wer kennt Walter Breuksch, aus Königsberg. Kaiserstr. 43. gearbeitet b. Firma Fritz Bodlin, Königsberg, Weidendamm? Bitte melden an Frau Breuksch, Hamburg-Wandsbek, von-Heine-Str. Nr. 5. Sämtliche Unkosten werden erstattet.

 

Kindersteckbrief mit Foto.

Es werden Eltern oder Angehörige eines Jugendlichen gesucht, welcher mit Vornamen scheinbar Viktor heißt. Es ist möglich, dass der Nachname Jalinski in Frage kommt. Das Geburtsjahr wurde auf 1939 geschätzt. Nach seiner Auffindung erzählte er, dass er mit seiner Mutter und einer etwas älteren Schwester auf der Flucht zusammen war. Anscheinend sind sie in einem Viehwagen gefahren. Durch einen Fliegerangriff auf einem Bahnhof verlor er seine Angehörigen. Die Insassen des Zuges flüchteten unter die Wagen. Dabei wurde Viktor verletzt. Er will sich erinnern, dass er den Vater in einer Uniform gesehen hat. Es ist möglich, dass der Knabe aus Ostpreußen stammt. Nachr. erb. u. Nr. 66 544 Das Ostpreußenblatt, Anzeig.-Abt., Hamburg 13.

 

Seite 8   Familienanzeigen

Bernd, geboren am 16.08.1956. Marita hat ein Brüderchen bekommen. Josef Biermann und Frau Gertrud Biermann, geb. Hellwig. Krausen, Kr. Rößel, Braunswalde. Kr. Allenstein, jetzt Essen-Borbeck, Stolbergstraße 86

 

Als Verlobte grüßen: Margitta Grundtner, Heilbronn a. N., Titotstraße 14, früher Schloßberg, Ostpreußen. Gottfried Appel, Heilbronn a. N., Fischergasse 1, früher Freudenthal, Sudetenland. 6. Oktober 1956

 

Als Verlobte grüßen: Renate Hannighofer, Königsberg Pr., jetzt Pforzheim, Hans-Sachs-Straße 36. Gottfried Vieweger, Zschopau, Erzgebirge, jetzt Pforzheim, Benkieser Straße II. September 1956

 

Wir haben geheiratet. Winfried Redanz, Wedel, Holst., Breslaustraße 53 und Frau Juliane Redanz, geb. Handmann, Allenstein, Roonstraße 14a. 2. Oktober 1956

 

Wir feiern am 9. Oktober 1956 unsere Silberhochzeit und grüßen alle Verwandten und Bekannten. Maurer Willi Bolinski und Frau Marie Bolinski, geb. Arnold. Bersenbrück-Hastrup, Kr. Bersenbrück

 

Anlässlich unserer Goldenen Hochzeit am 12. Oktober 1956, grüßen wir alle Geschäftsfreunde und Bekannte. A. Kuck und Frau Emma. Groß-Friedrichsdorf, Elchniederung, jetzt Essen-West, Führichstraße 15

 

Statt Karten. Ihre Vermählung geben bekannt: Wolfgang Jordan, Hellwege. Waltraut Jordan, geb. Thoms, Rotenburg i. H. Ahlhorn i. O., den 2. Oktober 1956

 

Für die vielen Glückwünsche und Geschenke zu unserer Silberhochzeit am 18. September 1956, danken wir allen Freunden und Bekannten recht herzlich. Emil Ruck und Frau Elisabeth Ruck, geb. Neumann. Gr.-Nuhr. Kr. Wehlau, Ostpreußen, jetzt Sarstedt über Hannover, Mühlenstraße 63

 

Unser lieber Vater und Opa, Franz Schmidt, fr. Perkau, Kr. Bartenstein, jetzt Wanne-Eickel, Heidstraße 73, feiert am 12. Oktober 1956, seinen 71. Geburtstag. Es gratulieren, herzlichst und wünschen weiterhin gute Gesundheit, die Kinder und Enkelkinder

 

Am 7. Oktober 1956 feiert unsere Mutter, Berta Wölk, geb. Meitz, aus Moritten, Kr. Pr.-Eylau

ihren 83. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für die Zukunft wünschen ihr

ihre Töchter und Schwiegertochter. Jetzt Lingen (Ems) Jägerstraße 65

 

Ihre Vermählung geben bekannt:

Otto Schmierer, Korrnwestheim, Bolzstraße 8. Waltraut Schmierer, geb. Brehm, früher Königsberg, Sedanstraße 11. 6. Oktober 1956

 

Wir feierten am 25. September 1956 unsere Silberhochzeit und grüßen alle Verwandten und Bekannten. Albrecht Stockhaus und Frau Luise Stockhaus, geb. Kühne. Neidenburg, Ostpreußen, Fritz-Tschierse-Straße 5, jetzt Düsseldorf, Spicherastraße 33 II

 

Unserer lieben Mutti und Oma, Hedwig Grossmann, geb. Wodtke, die herzlichsten Glück- und Segenswünsche zum 70. Geburtstag. Ihre dankbaren Kinder und Enkel, Walter und Annemarie. Erika, Burkhard und Wolfgang. Ruth. Königsberg Pr., Schroetterstraße 35 a, jetzt Bad Ems, Bahnhofstr. 12, den 30. September 1956

 

Meine liebe Mutter, Liesbeth Haagen, geb. Losch, aus Königsberg Pr., Hindenburgstraße 45, wird am 7. Oktober 1956, 75 Jahre alt. Wir gratulieren herzlich, wünschen beste Gesundheit und Gottes Segen. Liselotte Landmann. Ludwig Landmann. Hochstadt, Kreis Hanau a. M., Jägerstraße 1

 

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1886        16. Oktober 1956.70 Jahre. F. Gottwaldt, Königsberg Pr., Paradeplatz, gedenkt in Treue seiner alten Kunden, Mitarbeiter, besonders Fräulein Anna Sperling, die über 50 Jahre tätig war. Alfred Gottwaldt, Offenbach/M., Feldstr. 125, Fortuna-Drogerie

 

Rest der Seite: Unterricht, Werbung

 

Seite 9   Im Wind über den Wolken. Ein Flug Frankfurt-Hamburg und drei Ostpreußen: ein Pilot, eine Stewardess und ein Mitarbeiter des Ostpreußenblattes.

 

2 Fotos: Horst Soldat ist der erste ostpreußische Flugkapitän der neuen Deutschen Lufthansa. Auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt hat er sich eben die letzten Wettermeldungen geholt; er stellt sich uns nun für dieses Foto, und in einigen Minuten wird er mit diesem Flugzeug weiter nach Madrid fliegen. Auf dem Rückflug werden wir von Frankfurt bis Hamburg neben ihm vorn in der Kanzel sitzen. – Dann sehen wir hier Barbara Deter, eine Ostpreußin, die ihren Beruf auch oben in der Luft ausübt. Eine Stewardess muss vieles können und so manches lernen, aber zu solch einem kleinen Fluggast lieb und nett zu sein, wie ihn Barbara eben auf dem Arm hält, das macht Spaß und Freude und das braucht man auch nicht noch besonders zu lernen.

 

Foto: Flugkapitän Soldat blickt aus dem Fenster der Plexiglaskanzel. Die Strecke Lissabon – Frankfurt liegt hinter ihm. Was jetzt noch folgt, ist die Eiertour.

 

Im Rhein-Main-Flughafen herrscht Hochbetrieb. Ein wenig abseits von der Großstadt und landschaftlich reizvoll im Frankfurter Stadtwald gelegen, empfängt und entlässt er unter der sommerlich warmen Septembersonne mit weltmännischer Geste die zwei- und viermotorigen Riesen, in Minutenabstand.

 

Wir sitzen auf der Terrasse des Flughafenrestaurants. Neben uns Hunderte von Menschen. Anscheinend sehr gelassen, sicher aber mit brennendem Interesse sehen sie über ein trennendes hellgrünes Wasserbecken hinweg auf die Rollbahnen, auf die weite Betonanlage vor den Empfangshallen. Zehn, fünfzehn Flugzeuge aus allen möglichen Ländern geben sich hier ein knapp bemessenes Stelldichein.

 

Die Eiertour

„Ja, da haben Sie Glück gehabt, dass wir von Madrid querfeldein über Frankreich hierher fliegen konnten. Ohne Zwischenlandung. Das ist nicht oft so. Meistens müssen wir in Marseille runtergehen, in Barcelona oder Bordeaux, um die Kiste wieder vollzutanken".

 

Horst Soldat, Flugkapitän bei der Deutschen Lufthansa, vierunddreißig Jahre alt, gebürtiger Insterburger und Ostpreuße also, knipst das Feuerzeug für seine Zigarette an. Er hat jetzt Zeit. Gut zwei Stunden, um die er auf dem Rückflug von Lissabon nach Hamburg der flugplanmäßigen Ankunft in Frankfurt zuvorgekommen ist. Der weite, anstrengende und schwierige Teil des Fluges liegt, hinter ihm. Was jetzt noch folgt, ist etwa das, was für ein Turnierpferd nach dem Ritt der Weg in den Stall. Ein Kinderspiel, die Eiertour, wie die Piloten geringschätzig sagen, wenn sie, eingesponnen in das komplizierte Netz von Funkleitstrahlen und manchen Sicherungen sonst, eigener Entscheidungen weitgehend enthoben sind und sorgsam umhütet ihrem Ziel zustreben.

 

Da ist ein Flug über Südeuropa, über Frankreich und Spanien schon etwas ganz anderes. Das Flugsicherungssystem dort ist recht weitmaschig. Der Pilot muss überlegen, ob und wo er zwischenlanden will. Er muss die Wetterverhältnisse einkalkulieren, den Wind, seinen Benzinvorrat, — es ist noch ein Stuck richtige Fliegerei.

 

Aber jetzt sitzen wir nicht vorne in der „cockpit", der Kommandantenkanzel des Flugzeuges, und halten Ausschau nach dem ersten Schimmer des Madrider Rollfeldes oder der Pyrenäen, — im Augenblick halten wir uns eher die Ohren zu. Gerade vor uns lässt eine Superkonstellation mit gewaltigem Getöse ihre vier Motoren warm laufen, bevor sie zum Flug nach New York ansetzt.

 

Eine Notiz im Ostpreußenblatt

Diese Begegnung mit dem ersten ostpreußischen Flugkapitän der neuen Deutschen Lufthansa ist kein bloßer Zufall. Vor einiger Zeit war im Ostpreußenblatt in der Rubrik der Glückwünsche unter Prüfungen zu lesen:

 

Die Prüfung als Flugkapitän bei der Deutschen Lufthansa hat Horst Soldat aus Insterburg mit 33 Jahren bestanden. Er befliegt alle europäischen, für die Lufthansa zugelassenen Strecken.

 

Es gab also wieder einen aktiven ostpreußischen Verkehrspiloten, einen Landsmann mit einem auch heutzutage noch recht ungewöhnlichen Beruf, einen jungen Ostpreußen, der den Wunschtraum vieler Jungen für sich verwirklichen konnte.

 

Denn für Jungen zwischen acht und vierzehn nehmen Piloten beinahe denselben Rang ein wie berühmte Fußballspieler, — sie sind autogrammwürdig. Das hatten wir gerade erlebt, in der Abfertigungshalle des Flughafengebäudes. Kaum hatten zwei Jungen die vier Kapitänsstreifen am Ärmel erblickt, da kamen sie schon angelaufen. Mit stolzgeschwellter Brust und der Unterschrift „Horst Soldat, Captain" zogen sie glücklich wieder von dannen. Helmut, der zehnjährige Sohn — seine Mutter stammt ebenso aus Insterburg wie der Vater — will natürlich auch Pilot werden.

 

Der Plan zu einem Bildbericht über Flugkapitän Soldat war schnell gefasst, und der Weg bis zu einem Flug mit ihm war nicht weiter schwierig. Und nun habe ich allerhand Fragen, solche vor allem, die viele junge Ostpreußen interessieren werden. Horst Soldat sitzt mir gegenüber und erzählt, wie er zur Fliegerei kam.

 

Wenn man durch die Prüfung fällt . . .

 „Ich war fünfzehn oder sechzehn, als meine Insterburger Freunde mich zum ersten Mal zum

Segelfliegen mitnahmen. Und da hat es mich gepackt. Und nicht wieder losgelassen, wie Sie sehen. Wir bauten damals unsere Kisten selbst und flogen dann am Sonntag und in jeder freien Minute. Bei Drachenberge in der Nähe von Insterburg, häufig auch bei Sensburg. Fein war das! Klar, so manches Mal flogen wir die Dinger auch zu Bruch. Dann flickten wir sie eben wieder, ein, zwei Wochen lang. In einer winzigen Maschine erlebte ich damals auch meinen ersten Motorflug. Ein befreundeter Ingenieur hatte mich mitgenommen“.

 

Was am Fliegen so schön ist, — mein Gegenüber weiß darauf keine Antwort. „Kein Flieger wird Ihnen das sagen können“. Manche haben es versucht; geniale Flieger und Schriftsteller, wie der Franzose Saint-Exupéry etwa oder Charles Lindbergh, der als erster in einem Flugzeug den Atlantik überquerte und jetzt, nach siebenundzwanzig Jahren, ein glänzendes Buch darüber schrieb.

 

„1941", erzählt Flugkapitän Soldat weiter, „als ich mit meiner Lehre als Vermessungstechniker gerade fertig war, meldete ich mich zur Luftwaffe. Freiwillig. Neunzehn Jahre war ich alt. Während der letzten Kriegsjahre eine kurze Ausbildungszeit, dann war ich Blindfluglehrer. Und im Januar 1945 erlebte ich meinen vorläufig letzten Flug“.

 

„Und wann ging es wieder weiter?"

 

„Fast auf den Tag zehn Jahre später, im Januar 1955. In einer kleinen Schulmaschine in Hamburg. Ungewohnt war es nur in den ersten Minuten, dann war ich wieder ‚drin'. Nach der Kriegsgefangenschaft versuchte ich alles Mögliche. Zuerst war ich Waldarbeiter auf einem Gut, dann Betriebsleiter einer Betonfirma. Und schließlich stand ich bis 1954 bei der Gendarmerie in Baden, als Hauptwachtmeister und richtiger Beamter sogar. 1949 erst kam ich wieder mit der Fliegerei in Berührung. Die Engländer suchten Deutsche für die Flugsicherung. Gottlob fiel ich bei der Prüfung durch, mein Englisch war zu schlecht, sonst würde ich heute noch nicht fliegen. Wer da einmal sitzt, kommt bei dem Personalmangel nicht wieder los.

 

Bei einer späteren Prüfung klopfte mir ein freundlicher Herr wohlwollend auf die Schulter. ‚Menschenskind', meinte er, ‚wollen Sie denn nie wieder fliegen? Lassen Sie doch bloß Ihre Hände von dieser Luftsicherungsgeschichte. Lernen Sie lieber Englisch und vervollkommnen Sie Ihre technischen Kenntnisse!' Der das sagte, war ein Herr von dem Büro Bongers, das damals die neue Lufthansa wiederaufbaute.

 

Ja, und dann folgte im Frühjahr 1954 eine Aufforderung zu einer Prüfung. Und als ich da durchkam: weitere Prüfungen, Lehrgänge, praktische und theoretische Schulung. Ich bekam meine Verkehrspiloten-Lizenz, den Instrumentenschein, die Funk-Lizenz, und am 1. Juni 1955 schon flog ich als zweiter Pilot mit einem englischen Flugkapitän zusammen zum ersten Mal auf einer richtigen Verkehrsmaschine der Lufthansa“.

 

Jetzt hat Flugkapitän Soldat schon über 1200 Flugstunden bei der Lufthansa hinter sich. Etwa achtzig bis hundert fliegt er im Monat, Zwei- und Drei-Tage-Flüge mit einigen Ruhetagen dazwischen in Hamburg. Nach Madrid und Lissabon, nach Paris und London. Aber jetzt will er zunächst mal weiter nach Hamburg.

 

Auf dem Funkersitz

Es ist vier Uhr am Nachmittag. Der Flugverkehr auf dem Rhein-Main-Flughafen ist noch stärker geworden. Beinahe keine Minute, in der man nicht irgendwo am Horizont oder hoch oben am blauen Himmel ein Flugzeug entdeckt, dessen Metallflächen Sonnenstrahlen weithin in die Landschaft spiegeln.

 

Von den Meteorologen und dem Flugsicherungsdienst sind die letzten Nachrichten eingeholt. Wir sitzen, mit Gürteln fest an den Sitz geschnallt, in der Pilotenkanzel der Convair-Maschine. Ein wenig schwerfällig rollen wir zur Startbahn.

 

Zwischen Frankfurt und Hamburg fliegt in der Zweimotorigen kein Funker mit. Sein Sitz, der dritte in der Kanzel, etwas hinter den Sitzen der beiden Flugzeugführer, ist frei. Von ihm aus kann ich nun aus nächster Nähe die verwirrende Fülle von Instrumentenzeigern, von Handgriffen und Funkdurchsagen verfolgen.

 

Auf dem Frankfurter Flughafen muss man schon Schlange stehen, wenn man am Spätnachmittag starten will. Während die beiden Piloten, eine engbedruckte Liste in den Händen, noch einmal sämtliche Hebel und Instrumente überprüfen und sich gegenseitig das „o. k." und „free and easy" zurufen, rollt vor uns ein Flugzeug der spanischen „Iberia" zum Start, schließlich hebt es sanft von der Betonbahn ab. Dann bekommen wir vom Kontrollturm die Starterlaubnis. Wir rollen schneller und schneller. Der Geschwindigkeitsmesser zeigt etwa 200 Kilometer in der Stunde. Ein leichter Zug am Steuerknüppel, die Räder lösen sich vom Boden, und Sekunden später ziehen wir in einer weiten Kurve über das große Kleeblatt der Autobahnen, die sich hier in unmittelbarer Nähe des Flughafens kreuzen und in breiten Bändern nach Norden, Süden und Westen streben.

 

In einer Höhe von 1500 Metern überqueren wir den Main und die Berge des Taunus. In der Nachmittagssonne gleißt der Rhein auf, und nun fliegen wir in gleicher Linie mit ihm.

 

Drei Ostpreußen in der Kanzel

Kaum fünf Minuten sind wir in der Luft, da wird schon die Tür zur Pilotenkanzel geöffnet, und eine Stewardess, anmutig und elegant, balanciert kleine Tabletts mit einem starken Kaffee und einer Zellophantüte mit Keksen in die Cockpit.

 

Während der Flugkapitän ihr eine Tasse abnimmt, meint er, mit einem verschmitzten Lächeln zur Stewardess: „Wissen Sie übrigens, dass Fräulein Deter auch aus Ostpreußen ist?"

 

Ein spaßiges Zusammentreffen. Vier Besatzungsmitglieder hat die Convair, zwei sind Ostpreußen. In der kleinen Plexiglaskanzel an der Spitze des Flugzeuges hoch oben in der Luft ist mit drei jungen Ostpreußen auch ein Stück Heimat zu Hause.

 

Auf dem Gut Waldhof bei Königsberg ist Barbara Deter aufgewachsen. In Königsberg ging sie zur Schule, die Sommerferien verlebte sie am Strand in Georgenswalde und in Cranz. 1945 ist sie nach Kassel geflüchtet.

 

Auf dem Flugplatz in Köln hat Barbara endlich ein paar Minuten Zeit. Wir stehen auf dem Flugfeld und sehen den britischen Düsenjägern beim Landen zu. Einer kann nur durch einen Warnschuss mit einer roten Leuchtkugel von einer Bauchlandung abgehalten werden. Erschreckt reißt er seine Maschine wieder hoch, — er hatte vergessen, das Rädergestell auszufahren.

 

Barbara erzählt. „Eigentlich wollte ich ja Tierärztin werden. Aber da sind die Aussichten für eine Frau doch zu schlecht. Oder würden Sie mir Ihre kranke Kuh anvertrauen wollen?" „Ohne Bedenken! Aber wie wurden Sie ausgerechnet Stewardess?"

 

Als Barbara im Frühjahr 1954 ihr Abitur gemacht hatte, da wusste sie nicht so recht, was sie anfangen sollte. Also ging sie zunächst erst einmal weiter zur Schule, in eine Sprachenschule. Dort und dann später als Haustochter bei einer Architektenfamilie in Paris und einem Filmproduzenten in London lernte sie Französisch und Englisch. Spanisch radebrecht sie auch noch. Als Barbara in diesem April nach Deutschland zurückkehrte, lernte sie noch schnell Stenographie und Schreibmaschine. Dann trat sie ihre erste Stelle an, als Sekretärin in einer Frankfurter Im- und Exportfirma. Sie hatte es gut, ihr Chef war ein liebenswürdiger Spanier, ihre Arbeit recht lebendig, aber die Büroarbeit erschien ihr trotz allem furchtbar und so gar nicht das zu sein, was sie sich eigentlich unter ihrem Beruf vorgestellt hatte.

 

„Mit dem Büro können Sie mich jagen. Eine Schreibmaschine auf dem Erdboden ist mein schlimmster Feind!"

 

Nun, dieser Feind machte Barbara nur zehn Tage zu schaffen. Dann fiel ihr ein Zeitungsartikel über die Lufthansa in die Hände und sie bewarb sich im Hamburger Büro als Stewardess. Zunächst einmal erhielt sie einen Fragebogen. Angehende Stewardessen müssen eine Unmenge Bedingungen erfüllen. Sie dürfen nicht jünger als zweiundzwanzig sein. Mit Ach und Krach kam es hin: Barbara feierte drei Tage vor ihrem ersten Flug den zweiundzwanzigsten Geburtstag. Natürlich darf es auch keinen Ehemann geben, der zu Hause sehnsüchtig auf seine fliegende Frau wartet. Und schließlich verlangt man schlichtweg noch, dass die Stewardess klug, hübsch und wohl erzogen ist.

 

Anforderungen also, die immerhin recht hoch sind. Das ist verständlich, wenn man weiß, dass alle westlichen Fluggesellschaften dieselben Maschinen auf denselben Strecken zu den gleichen Preisen fliegen, sich also nur im Charme ihrer Stewardessen und in der Güte der Bordmahlzeiten übertrumpfen können. Und was diese Punkte anbetrifft — und übrigens auch sonst —, steht die Deutsche Lufthansa wieder ganz oben.

 

Barbara überstand nach dem Fragebogen auch die persönliche Vorstellung. Auf einem sechswöchigen Lehrgang lernte sie Erste Hilfe und Servieren, Zollvorschriften und Feuerlöschen, Kinderbetreuung, Kosmetik und Streckengeographie und allerlei mehr. Dann erlebte sie zwei Probeflüge, auf der sie sämtliche Fluglagen bis zur Neige auszukosten hatte, und die Ausbildung war beendet.

 

Lissabon und die Palmen

Jetzt hat sie schon vier Flüge hinter sich, zwei nach London, einen nach Lissabon und einen nach Frankfurt.

 

„Stellen Sie es sich nur nicht zu schön vor! Natürlich, — ich möchte niemals wieder einen anderen Beruf haben. Diese weite, großzügige Atmosphäre. Der Betrieb auf den Flughäfen. Immer andere Fluggäste, neue Gesichter. Das alles ist großartig! Aber was sehen wir von den Ländern, in die wir fliegen? Kaum etwas. Wie war es in Lissabon. Abends um acht landeten wir. Dann verfrachtete man uns in ein Auto, und wir fuhren nach Estoril in unser Hotel. Dort erst einmal in die Badewanne. Dann aßen wir Abendbrot, auf der Hotelterrasse unmittelbar am Meer unter Palmen und Mondschein, ach, es war schon herrlich romantisch, und keine Stunde später schliefen wir tief und fest. Denn auf dem Rückflug nach Hamburg, am nächsten Morgen, sollten wir ja schließlich wieder munter sein. Von Lissabon habe ich wirklich nicht viel gesehen. Und so geht es uns meistens“.

 

Bei den Zwischenlandungen hat Barbara sowieso immer alle Hände voll zu tun. Die neuesten Zeitungen sind zu besorgen, die fertigen Mahlzeiten werden in der winzigen Bordküche verpackt, die Reinmachefrauen müssen überwacht werden, eine Menge Formalitäten sind zu erledigen. Und wenn die Fluggäste in die Maschine steigen, werden sie von den beiden Stewardessen mit freundlichem Lächeln empfangen und zu ihren Plätzen begleitet. Bei jedem Flug, und sei er noch so kurz, wird eine Mahlzeit oder wenigstens eine Erfrischung gereicht, bei vierundvierzig Passagieren und bei manchmal nur zwanzig Minuten Flugzeit keine Kleinigkeit.

 

Hals - und Beinbruch

Mittlerweile ist die Convair auf dem Flug nach Hamburg schon hoch über Osnabrück. Barbara und ihre Kollegin haben ihren Gästen das Menü serviert. Kalbsschnitzel mit Röstkartoffeln, Brötchen, Butter und Apfelsaft und schließlich noch eine Tasse Kaffee. Vorzüglich zubereitet und appetitlich angerichtet.

 

In der Pilotenkanzel, gut eine Stunde nach dem Start in Köln, steht man schon in Funksprechverbindung mit dem Kontrollturm des Hamburger Flughafens.

 

„Hier ist Lufthansa eins-sieben-eins. Wir überfliegen die Elbe. Hamburg-Tower, guten Abend“.

 

Unter uns in der Abenddämmerung leuchten die ersten Lichter der Weltstadt auf. Winzige Segelboote auf dem breiten Strom sind gerade noch zu erkennen. Und in der Ferne führt ein schmales, von gelben Punkten flankiertes Band scheinbar geradewegs in den Himmel, — die Rollbahn.

 

„Hamburg-Tower, wir haben den Platz ausgemacht“.

 

Ein Druck auf einen Hebel, das Fahrgestell wird ausgefahren. Noch Sekunden, wir überfliegen eine Reihe warnend roter Lampen, dann eine Reihe grüner und setzen auf der Landebahn auf. Aus den Wolken sind wir wieder auf die Erde hinabgetaucht.

 

Ich verabschiede mich von der Besatzung. „Herzlichen Dank für den schönen Flug! Und alles Gute“.

 

Hals- und Beinbruch auch allen zukünftigen ostpreußischen Piloten und Stewardessen, die diesen ersten folgen werden.

Dieter Kakies

 

Seite 10   Blätter ostpreußischer Geschichte. Humane Behandlung polnischer Aufständischer 1831.

Als nach den Befreiungskriegen auf dem Wiener Kongress 1815 eine neue Ordnung Europas erfolgte, wurde das von Napoleon geschaffene Großherzogtum Warschau aufgelöst. Die Mehrzahl der Polen war nun dem russischen Zaren Untertan. Unter ihnen gärte der Wille zur nationalen Selbständigkeit, und 1830 brach eine Revolution aus.

 

Der Aufstand wurde nach anfänglichen Erfolgen von der russischen Übermacht im Laufe eines Jahres niedergeschlagen; es fehlte den Polen auch eine einheitliche Führung. Schließlich traten die noch waffentragenden Aufständischen auf preußisches und österreichisches Gebiet über, um nicht von den Russen bestraft und nach Sibirien verschickt zu werden. Es ist ein Ehrenblatt für die preußische Regierung, dass sie diese Scharen als Truppe anerkannte, die ihnen angehörenden Männer nicht als Rebellen behandelte, ja für sie sorgte und um ihre Heimkehr bemüht war.

 

Zwei Gruppen suchten Schutz in Preußen. Im litauischen Raum hatte ein lose zusammengestelltes Aufgebot unter General Gielgud gekämpft, der, von den Russen arg bedrängt, die Aussichtslosigkeit des Ringens einsah. Am 12. Juli überschritt er mit einem Teil seines Korps nordöstlich von Heydekrug die preußische Grenze. Zwar folgten ihm anfangs nicht alle; einer seiner Offiziere erschoss Gielgud als angeblichen Verräter. Wenige Tage danach flohen jedoch die letzten vor den Russen über die Grenze.

 

Das Jahr 1831 war ein Cholera-Jahr. Die Seuche brach am 23. Juli in Königsberg aus. Es war zu befürchten, dass durch die ermatteten und häufig kranken Polen die Cholera weiter verbreitet werden könnte. Die Polen wurden daher zunächst in zwei Lagern bei Schernen an der Minge und bei Packamohnen nordwestlich von Tilsit unter Beobachtung gehalten. Da Cholerafälle nicht festgestellt wurden, wurden die Internierten in kleineren Trupps zu Schiff über das Kurische Haff ins Samland gebracht. Die Offiziere kamen auf Ehrenwort, nicht entfliehen zu wollen, in ostpreußische Landstädte. Nur 23 von ihnen verweigerten das verlangte Ehrenwort und nahmen einen Festungsaufenthalt in Pillau oder Weichselmünde hin.

 

In Polen wurde noch Widerstand geleistet, aber nach der Erstürmung Warschaus durch russische Truppen am 7. September 1831 zogen sich die Reste der polnischen Hauptarmee nach Norden zurück. Am 5. Oktober traten etwa zwanzigtausend Mann unweit von Strasburg in Westpreußen mit 1800 Offizieren über die Grenze. Sie wurden unter preußischer Bewachung in vier Marschsäulen weitergeleitet und im Raume zwischen Elbing, Dirschau und Danzig untergebracht. Auch hier erhielten die Offiziere Sold, gute Unterkunft und die Erlaubnis zur Selbstverpflegung.

 

Gleich zu Beginn des Übertritts hatte der preußische König Friedrich Wilhelm III. eine Anweisung erlassen, weitgehend, nach menschlichen Gesichtspunkten zu verfahren. Er leitete auch sofort Schritte bei der russischen Regierung ein, um den Polen die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen. Am 1. November sicherte der Zar den polnischen Unteroffizieren und Mannschaften freie Rückkehr und Straflosigkeit zu, soweit sie keine Verbrechen begangen hätten. Dank der vorsorglichen Vorbereitung der preußischen Behörden begann sogleich gruppenweise der Rückmarsch. Bis Weihnachten konnten etwa zwölftausend Mann heimkehren, wobei keine Klagen laut wurden. Über siebzehntausend Paar Schuhe, ferner Mäntel, Bekleidungsstücke und Hemden waren verteilt worden. Unruhe entstand jedoch in den Kreisen der Offiziere, denen die Heimkehr nicht gestattet war, und unter denen Gerüchte ausgesprengt wurden, Frankreich werde sie alle freundschaftlich aufnehmen. Die preußische Regierung erreichte auf erneutes Ansuchen beim Zaren die Erlaubnis zur Heimkehr von über 1500 Offizieren und Beamten, während etwa tausend um Auslandspässe nachsuchten.

 

Im März 1832 verblieben noch etwa sechstausend Polen in Preußen, von denen auf nochmaliges Bitten dreitausend heimkehren durften. Kleine Abteilungen hatte man unter der Hand entlassen, denn es machten sich auch recht widerspenstige Leute bemerkbar, die man gerne loswerden wollte. Zuletzt blieben noch an siebenhundert Polen übrig, die auf eine gute Aufnahme in Frankreich hofften. Mit den Schiffen „Lachs" von Danzig und „Vigilante" von Pillau aus wurden sie nach dem Westen verschifft. Ihre Hoffnungen erfüllten sich nicht; die meisten von ihnen wurden in Frankreich zu einem Bataillon der Fremdenlegion formiert. Ende Juli 1832, also nach Ablauf eines Jahres, hielten sich in Rastenburg und Insterburg noch zwei kleine Gruppen von zusammen 64 ehemaligen polnischen Offizieren auf, die auf die Erlaubnis zu ihrer Rückkehr durch den russischen Zaren warteten.

 

Die zusammengewürfelten polnischen Scharen zeigten sich in der Mehrzahl für die ihnen gewährte regelmäßige Verpflegung, die Hilfe in Bekleidung und Schuhzeug sowie für den bar ausgezahlten Sold dankbar. Infolge der Maßnahmen der preußischen Behörden brachen auch keine Krankheiten aus. Die Bevölkerung verhielt sich den Polen gegenüber wohlwollend. Die den internierten Aufständischen erwiesene Fürsorge der preußischen Regierung verdient es wohl, dass sie nicht in Vergessenheit gerät.

Dr. Grunert

 

Seite 10   Ostpreußische Späßchen

Homerisches aus Pillkallen

Im 18. Gesang der Ilias dichtet Homer bei der Beschreibung des Achillschildes, den der Götterschmied Hephaist anfertigt, folgende Verse (541 - 547):

 

„Weiter schuf er darauf ein Brachfeld, locker und fruchtbar, / Breit, zum dritten gepflügt; und viel der ackernden Männer. / Trieben die Joche einher und lenkten sie hierhin und dorthin . . . / Aber sooft sie wendend gelangt an das Ende des Ackers, / Jeglichem dann in die Hand ein Gefäß herzlabenden Weines. / Reicht antretend ein Mann; drauf wandten sie sich zu den Furchreih'n, / Voller Begier, an das Ende der tiefen Flur zu gelangen“.

 

Wir sehen also, wie ein Bauer vor dreitausend Jahren eine Leistungssteigerung seiner pflügenden Knechte herbeiführt, indem er ihnen am Ende jeder Furche einen Becher „herzlabenden Weines" reichen lässt. Dasselbe machte im Dorfe Sallehnen, Kreis Pillkallen, der Bauer Kellotat, nur nicht beim Pflügen, sondern beim Roggenmähen. Ob ihm dabei die Homerstelle als Vorbild diente, muss ich im ungewissen lassen.

 

Kellotat gab bei jedem „Schwatt" eine Seltersflasche „herzlabenden Schnapses" für den ersten. Wir sehen hier also bereits eine Steigerung der homerischen Methode, nach der ja jeder Pflüger einen Becher erhielt.

 

Nun hatte Kellotat als Vorarbeiter den Fritz Drückler, einen Riesenkerl, genannt „Storch", weil ihm durch einen Unfall das linke Bein im Knie stark eingeknickt war. „Storchs" Sensenbaum war eineinhalbmal so lang wie ein gewöhnlicher, entsprechend „Storchs" Größe und Absichten. Darum mussten ihm auch zwei Binderinnen folgen! Nun „ging es los wie zu reiten". „Storch" voran, der Großknecht, Krewats Jörge, am anderen Ende und die Freiarbeiter in der Mitte. Natürlich war „Storch" stets der erste am Ziel, erhielt von Kellotat seine Flasche, nahm „einen ordentlichen Jirbel" daraus und ließ seine beiden Binderinnen auch „reinpusten". Auch Krewats Jörge bekam „einen Jirbel" mit. Für die Freiarbeiter fiel ja dann auch wohl hin und wieder etwas davon ab.

 

Zum Schluss, wenn alles gemäht war, wurde das Sensenkonzert von „Storch" angestimmt. Alle fielen ein und mussten sich nach ihm richten.

Dr. Max Rohwerder, Werl, Kreis Soest

 

Unnachgiebig

Von heftigen Schmerzen geplagt, eilte mein Großvater einst nach Bartenstein, um sich den Zahn ziehen zu lassen. Er ging dort zu einer Zahnärztin, die sich die Geschichte ansah und erklärte, der Zahn brauche nicht gezogen zu werden, den werde sie plombieren. Großvater bestand hartnäckig darauf, den Übeltäter sofort auszuziehen. Die Doktorin fragte ihn: „Tut Ihnen denn der gute Zahn nicht leid?" Hierauf erhielt sie die grimmige Antwort: „Wat, Freileinke, um so een Schiet sull mi leedohne? Nuscht wie rut mit dem Brassel!" Worauf die Zahnärztin dann seufzend zur Zange griff und den Fall endgültig erledigte. E. N.

 

Der Kunstgenuss

Ottilie und Emilie, die beiden Nachbarinnen aus der Senden-Hinterstraße treffen sich gerade vor dem Eingang zum Elisenhof. Sagt Ottilie: „Ach Emilie, warst wohl im Elisenhof, was?" Und Emilie antwortet: „Ja, meine Liebe, man muss sich ja auch mal was gönnen“. Sagt Ottilie: „War wohl sehr schönes Konzert heute, was?" Antwortet Emilie: „Ach Kunzert wie Kunzert, aber die schöne Musik!" H. G.

 

Omas Antwort

Vor einiger Zeit trafen wir ostpreußischen Landsleute uns zu einem gemütlichen Abend. Dazu erschien — zur Freude aller — auch eine Oma von über neunzig Jahren, die sich recht wohl zu fühlen schien. Recht bald war eine lebhafte Unterhaltung im Gange und Oma hörte still und aufmerksam zu. Da meinte nach einiger Zeit — zu der alten Dame gewendet Herr K.: „Na Omachen, nun erzählen Sie uns mal einen Schwank aus Ihrem Leben“. Zum allgemeinen Erstaunen wurde Oma ganz rot, erhob sich zornig und sagte, laut schimpfend: „Nu war ju ganz verröckt, jeiht all wedder los mött de Ahnenforschung“. C. M.

 

Konfirmation

Es war vor zwei Jahren, da nahte für meinen Bruder der große und unvergessliche Tag der Konfirmation. Mit unsäglicher Mühe und großer Sparsamkeit hatte meine Mutter die äußeren Dinge zu diesem Fest zusammengespart. Groß war die Freude, als am Konfirmationstage die inzwischen wiedergefundenen Großeltern und einige Verwandte dabei waren. Als nach dem feierlichen Gottesdienst die Konfirmanden das Gotteshaus verließen, nahm jeder Konfirmand die Glückwünsche der Angehörigen entgegen. Voller Freude reicht auch mein Großvater meinem Bruder die Hand mit den Worten: „Na sißt, Jung, nun böst ok all Mensch geworde“.

 

Ordnung muss sein

Im Dorfe P. im Kreise Tilsit wirkte vor vielen Jahren eine resolute Hebamme, die nach der Geburtenhilfe zumeist auch gleich die amtliche Eintragung der neuen Erdenbürger besorgte. Wieder einmal war ein kleines Mädchen geboren worden, das sie nun beim Amtsvorsteher anmelden wollte. Die junge Mutter war — wie man so sagt — etwas „hochgestochen" und sehr fürs Vornehme. Sie hatte sich für ihr Töchterlein eine Reihe sehr ungewöhnlicher Namen ausgesucht. Die Hebamme meldete also an: „Eugenie", „Adelaide", und dann hatte sie die anderen Namen vergessen. Hierauf gab sie aus eigener Machtvollkommenheit als dritten Namen „Marie" an; sie meinte gegenüber dem Amtsvorsteher: „Na ja, ein'n anständjen Namen muss das Kind doch haben!" R. K.

 

Ein Philosoph

Ins Elternhaus meiner Mutter brachte einst der alte Briefträger H. immer die Post. Er war als Unikum bekannt. Im Hausflur bewahrten nun meine Großeltern einen „historischen" Spiegel alten Stiles auf, dessen Rahmen von den Holzwürmern schon recht angefressen war, man wollte sich von dem guten Stück aber doch nicht trennen. Der Briefträger H. besah ihn sich öfters. Eine Tages meinte er: „Schöner Spiegel, fehlt bloß neues Glas und neuer Rahmen“. R. K.

 

Bittere Kritik

Wir waren zu den Pfingstfeiertagen bei unseren Bekannten auf einem großen Gut im Kreis Insterburg zu Gaste. Auf diesem Gut lebte Fritzchen, ein aufgeweckter 6-jähriger Junge, der als schlagfertig bekannt war. Wenn wir ihn fragten: „Na Fritzchen, wie geiht?", sagte er mit verdrießlicher Miene: „Na, wie soll schon goahne? Voader un Mudder hebbe dat Fleesch oppgefräte und wi, wi kräge nuscht!" R. K

 

Für einen Dittchen

Im Kirchdorf G. in unserem Heimatkreis W. wurde wieder einmal das Winterfest des Vaterländischen Frauenvereins gefeiert. Frau K. aus Adl. R. verstand solche Feste immer ganz hervorragend aufzuziehen. Diesmal wurden an einem Tisch belegte Brötchen und Kuchen verkauft, die die Mitglieder gestiftet hatten, für die zehn Pfennig für wohltätige Zwecke gegeben wurden. In später Abendstunde trat ein Landwirt froh und heiter an diesen Tisch, um eine der Damen zum Tanz aufzufordern. Seinen Gesten glaubte nun die „Verkäuferin" der Brötchen und Kuchen zu entnehmen, dass er eine dieser guten Sachen kaufen wolle. So sagte sie zu ihm: „Zehn Pfennig, mein Herr, zehn Pfennig!" Hierauf drehte sich der Gute kopfschüttelnd um und brummte in seinen Bart: „Ne, Schiet, fer e Dittke danz eck löver alleen!" Sch.

 

Höchste Zeit

Es war wieder so ein ungewöhnlich heißer Tag, der mit schwülem Atem ein nahes Gewitter verhieß. Da weckte der Schweizer die Mägde von der kurzen Erholungspause zum zweiten Melken: „Frues, rut, rut, jefft all sure Melk!" A.

 

Der Sinnspruch

Wenn es bei uns daheim eine große Feier gab, dann übernahm immer die alte Frau R. das Amt der Kochfrau. Sie verstand es ausgezeichnet, die leckersten Speisen für einen reichgedeckten Festtisch zu kochen und zu braten. Jedes Mal aber, wenn wir über all die guten Dinge staunten und ihr unsere volle Bewunderung aussprachen, dann meinte sie: „Ach wat, spoare in der Not un wenn häst, freet good!" G.K,

 

Falsch verstanden

In den alten wilhelminischen Zeiten führte an der Schule in Groß-Friedrichsdorf der Präzentor Sch. ein strenges Regiment. So mussten u. a. die Schüler in der Heimatkunde Bescheid wissen über die Flüsse in der Elchniederung bzw. dem Memelgebiet, die da hießen: Dange, Minge, Ruß und Gilge. Einem Schüler fiel es schwer, diese Namen zu behalten, und er ließ sich bei Befragen von seinem Mitschüler, der hinter ihm saß, vorsagen, und so bezeichnete er die Flüsse mit folgenden Namen: „Daniel, Mechel, Rutsch und Görge“.

 

Seite 11  „Schwertsegen“ kann alles.

Foto: Ein Sturz in den Bach, wie er beim Jagdreiten vorkommen kann. (Die beiden hier veröffentlichten Aufnahmen wurden bei einer Schleppjagd in Trakehnen gemacht.)

 

Foto: Aufsitzen nach dem Stelldichein

 

„Wenn Du brauchbare Zensuren anbringst, darfst Du diesen Herbst hinter der Königsberger Meute Jagd reiten", hatte der Vater gesagt. - Mit leisem Zweifel präsentierte Christoph sein Zeugnis. Berühmt schien es ihm selber nicht. - Der Vater verzog beim Lesen keine Miene, faltete das Blatt bedächtig zusammen: „Könnte besser sein, wie?" Christoph schluckte: „Ja." — „Also morgen kommt Tutti Kracht mit ‚Schwertsegen‘ und noch einem Pferd zu uns. Sie bleibt während der Saison hier, und Ihr werdet zusammen reiten. Du darfst ‚Schwertsegen' schenkeln“.

 

„Ooch, ‚Schwertsegen‘?" —- Christoph war starr. Den in der ganzen Provinz bekannten Trakehner Fuchshengst im Besitz von Frau von Kracht, Tuttis Mutter, das beste Jagdpferd weit und breit, sollte er einen ganzen Herbst lang hinter der ausgezeichneten Meute des Königsberger Schleppjagdvereins reiten dürfen!

 

Am nächsten Morgen bezogen ‚Schwertsegen' und ein junger Fuchswallach, ‚Deutschmeister', zwei geräumige Boxen im Karjeiter Kutschstall. Und drei Tage später ritten Tutti und Christoph zum ersten Stelldichein.

 

Leuchtende Herbstsonne strahlte über dem weiten ostpreußischen Land. Am wolkenlosen Himmel zogen Keile wilder Gänse und Kraniche nach Süden.

 

Tutti, im schwarzen, geteilten Reitrock, roter Weste und kecker roter Kappe auf dem braunen Kraushaar, im Sattel des drahtigen ‚Deutschmeister' ein ungemein anziehendes Bild, lachte ihren drei Jahre jüngeren Kavalier zur Linken an: „Ein Wetterchen zum Eierlegen! Das muss ein wunderbares Geläuf heute sein, was?"

 

Christoph, in hohen Stiefeln, brauner Reithose, Kletterweste und schwarzer Jagdkappe, nickte und klopfte ‚Schwertsegen' den muskulösen Hals. „Seit wann geht ‚Deutschmeister' eigentlich unter dem Sattel?" fragte er.

 

„Vor acht Wochen habe ich ihn aus dem Gespann geholt. Da er wegen seiner Narbe am Sprunggelenk nicht Remonte werden konnte, wurde er im vorigen Herbst gleich ins Ackergeschirr gesteckt. Zieht wie 'ne Eins. Und jetzt soll er einmal im Jagdfeld zeigen, ob ein brauchbares Reitpferd in ihm steckt. Wenn er sich gut macht, soll er im Winter zu Kindermann in die Dressurlehre, und dann wird sich auch hoffentlich bei der nächsten Auktion ein Käufer für ihn finden“.

 

Christoph betrachtete den Vierjährigen ernsthaft: „So macht er sich doch schon ganz brav, übrigens, wie alt ist ‚Schwertsegen' jetzt?"

 

„Siebzehn“.

 

„Dann ist er ja noch ein Jahr älter als ich! Der Doppelpony, auf dem ich bis vor zwei Jahren meine ersten Jagden geritten bin, war auch älter als ich. Darum hat Vati auch gesagt: jetzt bekommst Du den zweiten erfahrenen, alten Lehrmeister. Wird ‚Schwertsegen' im Jagdfeld eigentlich sehr heftig?"

 

Tutti schüttelte den Kopf: „Gar nicht. Du brauchst ihn nur gehen zu lassen. Er macht alles ganz von alleine“.

 

Sie bogen in eine breite Allee zweihundertjähriger, mächtiger Linden ein, die schnurgerade zu einem großen Gutshof führte. Herbstgoldene Blätter rieselten im leichten Wind auf die beiden Reiter herab. Rechter Hand zog ein Dutzend eggender Viergespanne in langer Reihe über das Feld.

 

Hinter ihnen ertönte Räderrollen. Der Karjeiter Jagdwagen mit Christophs Eltern und Frau von Kracht überholte sie in flottem Trabe. Die beiden eleganten Braunen bewegten sich mit einer Leichtigkeit, als ob sie den Wagen hinter sich überhaupt nicht spürten.

 

Das weite Viereck zwischen den langgestreckten Ställen und Scheunen von Groß-Alkehnen wimmelte bereits von Menschen, Pferden, Wagen und Autos. Zwischen dem leuchtenden Rot der Jagdröcke das Grau der Uniformen, einige Damen im schwarzen Dress, dunkelblaue Kutscherjacken mit Silberknöpfen, die in der Sonne blitzten. Daneben die bunten Farbtupfen der zahlreichen Zuschauer — der ‚Kaffeewanzen' —, elegant und modisch die Städter, praktischer, aber oft nicht minder elegant, die Landleute in grünem Loden, gelbem Kamelhaar, braunem Flausch.

 

‚Schwertsegen' hob den Kopf. Ein helles Wiehern grüßte die Artgenossen im vertrauten Trubel. ‚Deutschmeister‘ spitzte die Ohren und quittierte mit einem lauten Schnarcher den ungewohnten Anblick.

 

An der Auffahrt zum Gutshaus stand der Karjeiter Wagen. Die Insassen waren ausgestiegen und sprachen mit Herrn Reichert, dem Besitzer von Groß-Alkehnen und heutigen Jagdherrn. Bei ihnen stand ein großer, schlanker Mann im roten Rock, am Arm außer der weißen Masterbinde noch eine schwarz-weiße Binde, das Zeichen, dass ihr Träger die berühmten Jagden der Kavallerieschule in Hannover mitgeritten hatte.

 

Tutti und Christoph ritten grüßend heran und saßen ab. Christophs Vater wandte sich an den Master: „Darf ich Ihnen Fräulein von Kracht und meinen Ältesten vorstellen. Wenn Sie erlauben, möchten die beiden die Jagd mitreiten“.

 

Liebenswürdig schüttelte der Rotrock ihnen die Hand: „Es ist mir eine Freude! Bitte reiten Sie nachher im ersten Feld“. Dann sah er auf die Uhr und winkte den in einiger Entfernung wartenden Trompetern.

 

Schmetternd klang das Signal „Aufsitzen" über den Hof. ‚Deutschmeister‘ wurde unruhig, wollte nicht stehen. Christoph, die Zügel seines Pferdes um den Arm geschlungen, fasste ihm ins Backenstück: „Schön brav, so recht“. Gewandt schwang sich Tutti in den Sattel, klopfte ihm beruhigend den Hals. Dann schob sie das linke Bein vor auf die Pferdeschulter und zog mit der linken Hand rasch den Sattelgurt nach. Christoph folgte ihrem Beispiel und schnallte sich anschließend die Bügel kürzer.

 

Das junge Mädchen tippte ihm mit dem Reitstock auf den Arm: „Sieh Dir doch das an! Wer ist der Clown?"

 

Vor ihnen erschien ein großer, etwas krummbeiniger Lehmfuchs mit krachneuer Kandare, buntem Stirnband, weißem Vorderzeug und weißen Bandagen. Auf ihm thronte ein schwarzhaariger junger Mann in funkelnagelneuem rotem Rock mit fabelhaft ausgepolsterten Schultern, sichtlich stolz ob seiner prächtigen Drapierung.

 

Christoph lachte: „Das ist Günterchen aus Wisselkeim. Sein Posten als Autoverkäufer scheint ja recht viel einzubringen“.

 

Tutti zog die Nase kraus: „Da sieht man's, Benzin verdirbt die guten Sitten. Ein Jagdfeld ist doch kein Zirkus! Ob er mit den Bandagen den scheiwligen Strampelgang von seinem Sägebock noch extra betonen will? Und die Kandare betrachtet er wohl als Notbremse?"

 

Unter Führung des Masters verließ die lange Schlange der Reiter den Hof. Die Zuschauer folgten im Auto, im Wagen, zu Fuß oder zu Rad. Wer nicht mitreiten konnte, wollte wenigstens zusehen. Die Spitze des Zuges bog vom Wege ab auf ein großes Stoppelfeld, hielt. Dort stand ein vierspänniger Wagen mit grauer Plane, unter der das Winseln und Heulen der Meute hervortönte. Daneben warteten die Piköre. Der Huntsmann, ebenfalls die Binde der hannoverschen Jagdreiter am Arm, meldete dem Master, dass die Schleppe angelegt sei. Weit voraus am Waldrand sah man noch eben die beiden Reiter, die die Flasche mit Fuchslosung in einem Korbgeflecht an langer Leine hinter sich her schleiften und so die künstliche Fährte, die Schleppe legten.

 

‚Deutschmeister' schlug nervös mit dem Schweif, Hals und Flanken zeigten nasse Flecke. Seine Reiterin ließ ihn ruhig im Schritt auf einem kleinen Zirkel herumgehen, redete ihm gut zu.

 

‚Schwertsegen' stand unbeweglich, nur die Ohren spielten aufmerksam. Er hatte noch kein feuchtes Haar. Seine Gelassenheit besänftigte auch Christophs Herzklopfen. Neugierig betrachtete er seine Umgebung. Viele Pferde schwitzten bereits vor Aufregung. Verschiedene Reiter trachteten, ihre Nervosität mit einer Zigarette zu dämpfen. Andere sprachen ununterbrochen auf ihre Nachbarn ein.

 

Mit lauter Stimme verkündete der Huntsmann, dass in zwei Feldern geritten werden sollte und nannte den Führer des zweiten Feldes. Dann hob er die Hand. Die Fahrer öffneten die Wagenklappe und laut aufjaulend stürzten die zehn Hunde ins Freie, sich vor Eifer teilweise überkugelnd.

 

„Fünf Koppeln", stellte Tutti sachverständig fest, „wir wollen am Ende des ersten Feldes bleiben“. Christoph nickte, jetzt hatte er wieder so einen komischen Kloß im Hals.

 

Da hatten die Hunde die Schleppe aufgenommen und gingen mit hellem Geläut in windender Fahrt ab. Der Master wandte sich im Sattel seines statiösen Braunen: „Gute Jagd!" Die Trompeter bliesen „Jagd an!" Das erste Feld setzte sich in Bewegung.

 

‚Deutschmeister' trappelte aufgeregt auf der Stelle. Ruhig gab seine Reiterin ihm etwas Luft und ließ ihn noch einmal in einer großen Volte herumtreten.

 

Fast alle Reiter waren schon angeritten. Christoph setzte sich zurecht. „Jetzt!" rief Tutti und trabte an. „Ich muss neben ihr bleiben!" dachte Christoph und fühlte plötzlich, dass der Hengst galoppierte, mit ruhigen gleichmäßigen Sprüngen. Bügel an Bügel flogen sie über die Stoppeln dahin. Auf einmal war der Kloß im Hals weg. Staunend bemerkte Christoph, dass ‚Schwertsegen' sich selbständig vom großen Pulk fernhielt. „Strich reiten und auf Luke bleiben", huschte ihm die Grundregel des Jagdreitens durch den Sinn.

 

Da war das erste Hindernis, ein Einsprung in eine Koppel. Kopf an Kopf gingen die beiden Füchse hinüber, im Augenblick des Sprunges wieherte ‚Schwertsegen' hell auf. „Der freut sich!" rief Tutti, „wie geht's?" — Herrlich! Und ‚Deutschmeister?" — „Prima!"

 

Ein breiter Vorfluter tauchte auf, offenbar furchterregend, denn eine Anzahl Pferde blieb stehen oder brach aus. Schon hatte ‚Schwertsegen' eine Lücke in dem Getümmel entdeckt, zog den Graben an. Aufmerksam folgte ‚Deutschmeister' seinem Beispiel. Weiches Nachgeben der Zügelfaust, die Pferde streckten sich — darüber.

 

Das Feld hatte sich merklich auseinandergezogen. Hell tönte das Geläut der Meute, die noch im Tempo zulegte. Die Pferde prusteten und schnaubten, Sättel knirschten. Die anfänglich noch unregelmäßigen Galoppsprünge von ‚Deutschmeister' wurden ruhiger, passten sich dem gleichmäßigen Rhythmus von ‚Schwertsegen' an. Aufmerksam am Gebiss kauend, mit gespitzten Ohren und langem Hals ging's über die nächsten Hindernisse, Gräben und Koppelricks im Wechsel.

 

Vorn stauten sich die Reiter an einem steilen Abstieg. Wieder stoppte der Hengst von alleine rechtzeitig, ‚Deutschmeister' prellte in seiner Unerfahrenheit weiter und musste von seiner Reiterin energisch pariert werden.

 

Gelassen trat ‚Schwertsegen' an den Abhang und ließ sich in dem lockeren Boden der Kiesgrube einfach hinuntergleiten, nur mit ein paar Tritten sein Gleichgewicht wahrend. Ruhig saß Christoph mit vorgeneigtem Oberkörper und klopfte dankbar den Hals. ‚Deutschmeister' hatte erst im Karacho den Hang hinunterwollen, fügte sich aber schnell der weichen, energischen Einwirkung seiner Reiterin und kam ebenfalls senkrecht und ruhig unten an.

 

Ein enger Waldweg nahm Pferde und Reiter auf, erzwang eine Schrittpause. Herb dufteten Fichten und welkes Laub.

 

Jetzt traten die Bäume zurück, und eine weite Wiese tat sich auf, ein Bachlauf schimmerte wie Silber.

 

Christoph reckte sich im Sattel: „Wir müssen rechts rüber, da ist er schmaler, und die Ufer sind fester“. Er sah sich um, niemand war dichtauf, und so konnten sie seitwärts ausbiegen, ohne zu stören. Galopp!

 

„Aufpassen!" rief Tutti, „der hat's in sich!" Schon zog ‚Schwertsegen' an, streckte sich mächtig, und wieder stieß im Sprung sein Wiehern wie Trompeten in die klare Herbstluft.

 

Christoph blickte zurück. Wo war Tutti? Der Bach war wohl doch etwas reichlich für ‚Deutschmeister' gewesen, und so war er mit den Hinterbeinen auf der Landesseite abgerutscht. Tutti hatte die Zügel durchgleiten lassen und mit beiden Händen in die Mähne gegriffen. Der Rumpler war aber doch so heftig gewesen, dass ihr linker Steigbügel aus der Halterung gerutscht war. Grade rappelte sich der Wallach wieder hoch. ‚Schwertsegen' setzte schon zum Weitergaloppieren an und schüttelte unwillig den Kopf, als sein junger Reiter ihn etwas heftig parierte und dann wendete.

 

Flink war Christoph aus dem Sattel und hob den Bügel auf. „Oh, der ist bloß rausgerutscht! Ist sonst alles heil?"

 

„Danke, ja!"

 

Rasch war das Malheur behoben. Immerhin hatten sie Zeit, eine Badeszene zu beobachten. Soeben schoss der Zirkusprinz Günter im hohen Bogen über den Hals seines verweigernden Streitrosses in die kühlen Fluten. O Weh, stolze Pracht!

 

„Laß ihn man, der hilft sich schon, da stehn ja noch mehr mm", lachte Tutti, „komm, wir wollen weiter“.

 

Weit voraus tönte das Geläut der Hunde. Der Bach hatte das Feld stark gelichtet, jetzt gab es Platz, und sie konnten die Pferde laufen lassen. Dumpf pochten die Hufe auf den Boden, Rasenklumpen flogen.

 

Von rechts und links schoben sich plötzlich Drahtzäune heran, ließen nur noch einen schmalen Wiesenstreifen frei. Ein Gatter mit ziemlich dünnen Stangen tauchte auf. Sie verlangsamten das Tempo.

 

„Vorsicht!" rief Christoph, „Das wippt, wenn einer anschlägt. Mehr rechts rüber und weiter auseinander!" Sie gaben den Pferden den Kopf frei.

 

Im selben Augenblick schoss von links ein durchgehender Rappe schräg vor ihnen auf das Gatter zu. Sein Reiter hatte bereits die Mütze verloren und zerrte vergeblich an den Zügeln. Der Rappe versuchte noch, abzuspringen, rutschte — krach! Die oberste Stange splitterte, genau vor Christoph wälzten sich Reiter und Pferd.

 

„Jetzt fliegst Du auch!" schoss es ihm durch den Kopf. Ausweichen oder Stoppen unmöglich!

 

Da fühlte er, wie sich der Hengst unter ihm spannte. Instinktiv ließ er die Zügel bis zum Ende durchgleiten — mit einem Riesensatz schnellte sich ‚Schwertsegen' über den Knäuel vor ihm und — galoppierte weiter, als ob nichts gewesen wäre. Benommen und kreidebleich blickte Christoph zurück. Der Rappe stand schon wieder, sein Reiter ebenfalls, er betastete seine Knochen.

 

Ein unbeschreibliches Gefühl der Zuneigung überwältigte den Jungen. „Danke, Alter", murmelte er. Aufblickend bemerkte er Tutti wieder neben sich. Auch ihr Gesicht hatte alle Farbe verloren. „Menschenskind, war das knapp!"

 

Die Jagd schien sich ihrem Ende zu nähern. Ein hoher Chausseedamm tauchte auf, dicht besetzt mit Zuschauern. Jenseits auf einem großen Kleeschlag rief der Huntsmann die Meute ab. Der Master hob die unbehandschuhte Rechte: „Halali! Halali! Halali!"

 

Hörnerruf, erhitzte Gesichter — mit Dreck und Schaum bespritzt — blitzende Augen, dampfende Pferde.

 

Tutti und Christoph saßen ab, schlugen die Bügel über und lockerten die Gurte. Prüfende Blicke über die Pferdebeine, während die Hände schon den Zucker aus den Taschen holten.

 

Da stand ja auch der Karjeiter Wagen. „Nun, wie war's?"

 

„Ach, wunderbar, ‚Deutschmeister' benahm sich sehr brav, und Christoph ist der vollendete Kavalier!"

 

Der errötete über beide Ohren. „Ohne ‚Schwertsegen' aber wohl kaum. Er macht wirklich alles!" Langsam führten sie die Pferde herum.

 

Der Huntsmann rief zum Küree; im großen Halbkreis umstanden Reiter und Zuschauer die Meute, als sie ihren verdienten Lohn erhielt. Dann bat der Master zu den Brüchen, die von der Gattin des Jagdherrn mit freundlichen Worten überreicht wurden. Aufmerksam stand der Huntsmann daneben und zählte. Sechs Damen und achtundsechzig Reiter hatten die Jagd ehrenvoll beendet und befestigten froh den Eichenzweig am Rock.

 

Herr Reichert trat zu Tutti und Christoph heran: „Kommen Sie doch bitte mit Ihren Eltern zu 'ner Tasse Kaffee 'ran. Für die Pferde hat Groß-Alkehnen auch 'n Arm voll Heu und später 'n Eimer Wasser und 'ne Schwinge Hafer, ehe Sie nach Hause reiten", sagte er freundlich. „Ich habe übrigens den Kobolz am Gatter vorhin gesehen. Erbarmung! Mir wurd' ganz schlecht. Doll, wie der Hengst sich aus der Affäre zog! Das war glatt 'n Siebenmetersatz! — Na ja, ist ja noch 'n Sohn vom ‚Blagueur'! Geht doch nischt über 'nen Trakehner mit 'nem Schuss Vollblut!"

Kiboko

 

Seite 12   Marion, ein Mädchen aus Königsberg. „Filmstar über Nacht“ – ein Märchen, das kein Märchen ist.

Foto: Marion Michael

 

Den Vorhang auf für eine ungewöhnliche Geschichte.

 

Vor uns steht ein sehr junges Mädchen, kindliches Geschöpf mit langem blondem Lockenhaar, das frei auf die Schultern fällt. Die blauen Augen blicken zunächst kalt. Aber plötzlich fällt ein Schatten über sie, verdunkelt das Blau zu grenzenloser Schwermut. In diesem Augenblick liegt etwas wie Erinnerung an Flucht, an die Flucht, mit der ihr eigenes Leben begann, an die Flucht aber auch ihrer Urahnen, die um ihres Glaubens willen aus ihrer Heimat vertrieben wurden.

 

Original ostpreußisches und ostpreußisches Hugenottenblut fließt in Marions Adern. Sie ist das letzte Glied einer langen Kette von Landwirten, Künstlern, Ärzten; das letzte, dass die Feuer schrecklicher Jahre nicht verbogen, sondern erhärtet haben. Wie die kleine Marion sich bewegt, knapp, aber nie burschikos, schwingend, aber verhalten: man sieht sofort, dass sie Tänzerin ist. Die Romantik vergangener Jahrhunderte ist in diese Kinderfigur eingeschmolzen. Marions Wesen aber ist nichts weniger als romantisch, sie ist ein Kind unserer Zeit, nüchtern, abgekühlt, sie hat das Unerbittliche einer Jugend, die sich früh behaupten muss.

 

In Königsberg wurde sie geboren, aber sie besitzt keine Erinnerung mehr an die Heimat außer der unbestimmten Vorstellung, dass sie ein sehr weites Land war mit einem eigenen Duft und einem eigenen Gesicht, für das es keinen Vergleich gibt. Deutlicher sind Erinnerungen an Bombennächte, an qualvolle Reisen in überfüllten Zügen (fünfmal insgesamt wurde die Familie an verschiedenen Orten ausgebombt), an Ärztekittel und Fieberthermometer, an Tränen und grässliche Szenen, ausgelöst durch den Krieg und unglückselige Charakterzüge des Vaters . . .

 

Das ist der düstere Hintergrund, vor dem sich jetzt ereignete, was Traum aller Backfische ist: „entdeckt" werden, Filmstar werden über Nacht.

 

Plötzlich ist ihr Name in allen Zeitungen. „Marion Michael — Siebzehnjährige hatte Filmglück unter elftausend Bewerberinnen" — „Aschenbrödel aus Berliner Dachwohnung im Schein der Jupiterlampen".

 

Die Boulevardpresse und nicht nur sie macht aus Marions Leben einen kitschigen Dreigroschenroman. In Wahrheit aber ist diese Geschichte nicht kitschig. Das Glück kam nicht über Nacht, es war vorbereitet, hart erarbeitet, ja, es ist gar nicht „das Glück", sondern der erste, mit Vorbehalt getane Schritt eines zielbewussten jungen Mädchens in die Öffentlichkeit. Wenn man von Glück reden will: Glück ist, dass Marion eine Mutter hat, die frühzeitig Neigung und Talent der Tochter erkannte und unter schweren Opfern förderte.

 

Diese Mutter ist der Schlüssel zu Marions Geschichte. Sie ist eine schlanke Frau mit schönen, anmutigen Bewegungen, Gymnastiklehrerin, in der bekannten Lohelandschule in der Rhön ausgebildet. In den anziehenden Zügen liegt eine gewisse Müdigkeit, die von Not und Trauer erzählt, aber immer wieder überwunden wird durch das Wissen von der unvergänglichen Schönheit dieser vergänglichen Welt. Eine reife Frau und doch jung geblieben, sehr jung, trotz der schrecklichen Irrfahrt, die sie mit ihren beiden Kindern im Laufe des Krieges von Königsberg nach Schlesien, von Schlesien nach Halberstadt, von Halberstadt auf die Insel Hiddensee und von dort nach Berlin trieb. Und dort begannen sie eigentlich erst, die Jahre bitterer materieller Not.

 

Marion wird Schülerin der bekannten Berliner Ballettmeisterin Tatjana Gsovsky. Ebenso, ihr drei Jahre älterer Bruder, der heute bereits als Tänzer an die Düsseldorfer Bühnen verpflichtet ist. Die Ausbildung ist teuer, auch wenn Frau Gsovsky großzügig immer wieder das Unterrichtshonorar stundet: allein die Ballettschuhe, die sich so rasch abnutzen und immer wieder ersetzt werden müssen, kosten vierzig Mark.

 

Die Mutter gibt Gymnastikunterricht, hier mal ein Engagement und dort, und dazwischen immer wieder lange Monate der Arbeitslosigkeit. Die Wohnung ist eigentlich viel zu teuer, Untermieter werden hereingenommen. Aufgeben? Auf keinen Fall.

 

Denn diese Wohnung gehört zur Entwicklung der beiden tanzenden Geschwister. Sie liegt im Berliner Vorort Lichterfelde, hoch über einer belebten Ausfallstraße. Vor den drei kleinen Zimmern, deren Schnitt, deren entzückende Kaminecken einen Architekten von hohem künstlerischem Rang verraten, zieht sich ein Balkon — oder nein, eigentlich schon ein kleiner Dachgarten hin.

 

Auf diesem Dachgarten versuchte die kleine Marion ihre ersten Tanzschritte, hier tanzte sie mit ihrem Bruder den ersten Pas de deux. Im Sonnenlicht, vor einem unendlich weiten Himmel, vor der Kulisse der die Brüstung überwuchernden Blumen und der in Kübeln gedeihenden Linden und Birken.

 

Sie tanzen verschieden, die beiden. Für den Jungen kommt der Fluss der Bewegung aus dem Erlebnis der Melodie, für das Mädchen aus dem Erlebnis des Rhythmus. Rhythmus ist Marions Lebenselement, schon als Baby brachte sie alle Geräusche und alle menschlichen Verrichtungen, die sie beobachtete, in einen Takt, den sie mit irgendeinem erreichbaren Gegenstand schlug.

 

Nicht leicht allerdings haben es unsere drei Königsberger in diesem Haus mit seinen vielen gutbürgerlichen Mietparteien. Nur der unmittelbare Wohnungsnachbar versteht sie, und der ist Schauspieler. Für viele andere ist alles, was „die da oben" treiben, immer ein bisschen verdächtig. Künstlervolk, Zigeuner . . . Jeder Streich, den Marions Bruder wie jeder andere Junge ausheckt, wird der ganzen Familie als ein Anschlag gegen Sitte, Gesetz und Ordnung angekreidet.

 

Sie machen alles anders. Hat die Mutter gerade einmal Arbeit, geben sie, anstatt zu sparen, ein Balkonfest mit Lampions; ist wieder einmal kein Geld da, so verzichten sie auf das Mittagbrot und essen den ganzen Tag über weiter nichts als eine mit Zitronensaft gequirlte Banane.

 

Taschengeld bekommen die Kinder nicht; aber wenn sie auf ihren alten Fahrrädern von Lichterfelde bis nach Charlottenburg zur Ballettschule strampeln, dürfen sie das ersparte Fahrgeld behalten.

 

Marion ist eine gute Schülerin. Sie schreibt die besten Aufsätze, und wenn sie sich Mühe gibt, auch in fehlerloser Rechtschreibung. Das aber nur, wenn es bei der Zensur auch auf Rechtschreibung ankommt, sonst nicht. Sie will nichts Überflüssiges tun. Dies kleine Mädchen, das schon früh Mittelpunkt ihrer Klasse war, dem heute eine Schar von Jungen nachläuft, für die sie noch gar nichts übrig hat, ist entzückend berechnend, ökonomisch, zielstrebig.

 

Damals gab es ein inzwischen eingegangenes Zimmertheater am Kurfürstendamm. Die Theaterleiterin suchte ein Kind für eine bestimmte Bühnenrolle, fuhr zu Tatjana Gsovsky, klingelte, eine Ballettschülerin öffnete ihr. „Das Mädchen muss ich für mein Stück haben!", wusste sie sofort. So betrat Marion zum ersten Mal eine Bühne.

 

Ein Talent, vielleicht sogar eine Hoffnung, sagten Fachleute.

 

Darüber sind ein paar Jahre hingegangen. Die Tanzausbildung geht weiter, schon ist der Bruder nach Düsseldorf engagiert. Marion will auf die Schauspielschule. Sie soll auch, aber die Mutter weiß nicht, wovon sie auch dies noch bezahlen wird. Sie ersucht beim Senat um Ausbildungsbeihilfe. Abgelehnt.

 

Und da, gerade da geschieht das, was heute die Zeitungen als rosarote Kitschgeschichte bringen, als Aschenbrödelmärchen, „aus der Berliner Dachstube in den afrikanischen Urwald“.

 

Eine Filmgesellschaft sucht eine Hauptdarstellerin. Jung soll sie sein, schön und gut gewachsen, aber auch wild soll sie sein können, weil sie „Liane" verkörpern soll, das Urwaldmädchen. Zusammen mit der Zeitung, in der der Filmstoff als Fortsetzungsroman erschien, veranstaltet die Filmgesellschaft einen „Liane-Wettbewerb". Elftausend Bewerberinnen schicken ihre Fotos ein. Unter den wenigen, die dann wirklich zu Probeaufnahmen bestellt werden, ist Marion. Marion gibt ein gutes Bild,

ist „photogen", wie man das nennt, sie kennt keine Kamerascheu, begreift und befolgt blitzschnell die Anweisungen des Regisseurs. Sie siegt im Wettbewerb und wird „Liane".

 

Im Flugzeug geht es nach Neapel, im Flugzeug in den afrikanischen Urwald und wieder zurück. Das ist gar nicht so interessant, wie es sich anhört. Land und Leute kann Marion bei diesen auf die Minute ausgerechneten Reisen nicht kennenlernen; keine Zeit, den verwirrenden Eindruck der Tropen auszukosten, sich dieses Eindrucks auch nur bewusst zu werden. Meist wird von morgens bis abends gedreht. Produzent und Regisseur wachen darüber, dass Marion in ihrer Freizeit nicht entwischt, sondern im abgedunkelten Hotelzimmer ruht. Sie machen die Mutter dafür verantwortlich, dass ihre Anordnungen befolgt werden.

 

Die Mutter hat Marion begleitet, so steht es im Vertrag. Sie muss „aufpassen", und das ist etwas Neues, ja fast Komisches für beide. Das Großstadtkind und seine berufstätige Mutter: tagsüber ist jeder bisher seinen eigenen Weg gegangen, sie haben sich gegenseitig Zettel hingelegt, wo man sich befände und wann man zurückkehren werde, ja, die Rollen haben sich manchmal vertauscht, Marion hat das Essen vorbereitet, Marion hat die Mutter zur Schonung ermahnt, hat Verabredungen getroffen, lästige Besucher verscheucht. In diesem Sinn war das Mädchen schon mit zwölf Jahren erwachsen. Der Mutter blieb nichts, als ihrem Kind zu vertrauen, und Marion konnte sie unbedingt vertrauen. Aber der Vertrag will, dass sie Gouvernante spielt; das fällt ihr schwer, und Marion antwortet auf ihre Ermahnungen: „Das weiß ich doch selber . . .!"

 

Von Italien fliegen sie zurück nach Berlin zu Atelieraufnahmen. Sechs Uhr morgens steht nun das Auto der Gesellschaft vor dem Lichterfelder Haus, spät abends bringt es Marion aus dem Tempelhofer Atelier zurück. Filmgesellschaften sind keine von Steuergeldern behaglich erhaltenen Behörden, sie haben keine Zeit, jede verlorene Minute kostet zu schrecklichem Zinssatz geborgtes Geld! Doch der Regisseur Eduard von Borsody, ein alter „Filmhase", ist zufrieden; Marion lässt sich führen, begreift, was der Regisseur, eine Szene vorspielend, will, oft genügt eine Geste, ein Zuruf. Marion hat keine Zeit, sich darüber zu freuen, dass ihr Name inzwischen an allen West-Berliner Litfaßsäulen steht. Der Zirkus Medrano veranstaltet einen Gala-Abend, „Filmstars in der Manege" und „Liane" steht an erster Stelle, fettgedruckt. Freilich geht dann der kleine kaum vorbereitete Auftritt in dem großen Zelt am Funkturm schief. Die Kapelle hat falsche Noten für Marions Tanz, der junge Löwe, mit dem sie spielen soll, kommt zu spät in die Manege, der Elefant, auf dem sie reitet, strebt, anstatt die vorgeschriebenen Runden zu marschieren, eilig dem Ausgang zu. Aber das Publikum nimmt es nicht übel und klatscht begeistert. In allen Zeitungen am nächsten Tage Marions Bild.

 

Die Bewohner des Lichterfelder Hauses sind nun mit den Außenseitern im dritten Stock versöhnt, vor allem, „weil Marion gar nicht eingebildet ist". Das lobt auch der Eismann gegenüber, zu dessen Kunden Mutter und Tochter nach wie vor zählen, und er fügt hinzu: „Ich glaube, die Kleine begreift noch gar nicht, was das alles bedeutet!" Aber da irrt er sich. Marion ist nicht eingebildet, weil sie begreift, dass „das alles" gar kein Grund ist, eingebildet zu sein. Der billige „Lianen"-Ruhm verwirrt sie nicht. Sie will arbeiten, lernen; eines Tages will sie mehr sein als das „betörende Urwaldmädchen“ in einem primitiven, von Geschäftemachern für den Film zurechtgeschneiderten Stoff. Und wenn die Mutter den Siebenjahresvertrag unterzeichnete, der Marion an die Filmgesellschaft bindet — aber, leider die Filmgesellschaft durchaus nicht an sie! —, dann nur, „weil sie keine andere Möglichkeit sehe, die Ausbildung meines Kindes sicherzustellen“.

 

So sieht das Aschenbrödel-Märchen der Boulevardpresse in Wirklichkeit aus. Aber vielleicht ist diese Wirklichkeit eine viel schönere Geschichte.

 

Sie hat vor Jahrhunderten begonnen, als Hugenotten, aus ihrer französischen Heimat vertrieben, bis nach Ostpreußen kamen, um dort eine neue Heimat zu finden. Sie setzte sich fort, indem sich das lebhafte Blut mit dem schwereren einheimischen mischte. Marion ist das letzte Glied dieser Kette, gehärtet in den Feuern schrecklicher Jahre. Und ihre Geschichte wiederum hört nicht mit dem „Liane"-Film auf, wie die eines Lotto- oder Toto-Königs, dessen Spuren im Sand verwehen. In Marions Blut ist die Unruhe einer echten Berufung. Solche Menschen brauchen nicht das billige „Glück" der Dreigroschenromane. Wohl aber könnte ihnen das Unglück widerfahren, dass ihre Berufung nicht zur Erfüllung gelangt. Das möge hier nicht sein.

 

Seite 12   „… da bruke se dat!“ Warum Pfarrer Fuhrmann nach Heiligenbeil kam.

George Gottlieb Fuhrmann stammte aus Klöden in der Neumark; er wurde Prediger zunächst auf dem Neumarkt bei Halle, dann auf der Friedrichsstadt zu Berlin. Am 4. März 1744 hielt er seine Antrittspredigt in Heiligenbeil und wirkte hier fünfundzwanzig Jahre als Seelsorger bis zu seinem Tode am 18. August 1769. Fuhrmann lebte ganz in seinem Beruf, nahm sein Amt sehr ernst und war durchdrungen von dem Worte Christi, das er lehrte und lebte. Seine Predigten waren schlicht und klar; sie sind in mehreren Bänden gedruckt worden. Im vorigen Jahrhundert waren sie noch hier und da in manchen Häusern zu finden.

 

Fuhrmann war in Heiligenbeil eine Persönlichkeit, geliebt, aber auch wegen seiner Predigten „ohne Menschenfurcht und Menschengefälligkeit" gefürchtet. Von seiner Volkstümlichkeit erzählen allerlei Geschichten. Wenn er des Nachts durch die Straßen Heiligenbeils ging, räumten alle Nachtschwärmer das Feld, sobald sie ihn erblickten. Am Sonntage zitterten Hohe und Niedrige unter dem gewaltigen Eindruck seiner Worte, wenn er ihnen die Sünden der Woche vorhielt.

 

In Berlin hatte sich Pfarrer Fuhrmann das Missfallen Friedrichs des Großen zugezogen und wurde deshalb von Berlin nach Heiligenbeil versetzt, über diese Tatsache wurde viel gesprochen und gerätselt, so dass manche Sage im Volke entstand. Die folgende hat Adolf Rogge vor mehr als hundert Jahren aufgezeichnet. Ein alter Verehrer Fuhrmanns hat sie in plattdeutscher Mundart gern erzählt. Sie geht davon aus, dass Pfarrer Fuhrmann eine hochgestellte, aber sittenlose Dame am Berliner Hofe mit ernsten Worten gestraft haben soll, als sie in der Kirche einen ihr nicht gebührenden Platz eingenommen hatte. Die Hofdame verklagte den strengen Geistlichen beim Könige, und nun fährt die Anekdote fort:

 

„Stracks lätt he seck den Fohrmann koame", und folgendes Gespräch entspinnt sich nun zwischen den beiden: „Da säd de Kenig: Fohrmann, wat föllt di önn? Dat du di so wat nich noch moal understeihst! Dat kömmt di nich to! Da säd de Fohrmann: Gnädige Majestät, woll kömmt mi dat to. Eck heww min Amt, dat mott eck bruke. So wat kann eck va mine Oge nich lide. Da säd de Kenig: Fohrmann, spoaß nich, dat ward nich goat! Da säd de Fohrmann: Gnädige Majestät, loat ware, wie well, oawer von Gottes Wurt kann eck nich affstoahn. Da säd de Kenig: Good, Fohrmann, denn kannst stracks mött noah Helgebil goahne, da bruke se dat! Sehne se, so öß ons Fohrmann noah Helgebil gekoame." E. J. G

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke und Wir hören Rundfunk

 

Seite 13   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Allenstein-Stadt

Paul Tebner im Allensteiner Stadtvorstand

An Stelle des verewigten Mitgliedes der Allensteiner Stadtvertretung Ambrosius Kniffky wurde Stadtobersekretär Paul Tebner, der gleichzeitig als Geschäftsführer der Stadt Allenstein fungiert, anlässlich des Allensteiner Haupttreffens in der Patenstadt Gelsenkirchen als Stadtvertreter in den erweiterten Vorstand gewählt.

H. L. Loeffke, Stadtvertreter von Allenstein

 

Osterode. 7. Oktober in der Patenstadt Osterode

Es wird nochmals auf das Kreistreffen in der Patenstadt Osterode/Harz am 7. Oktober hingewiesen. Vertreter des Patenkreises und der Patenstadt, haben ihr Erscheinen zugesagt. Da diese Veranstaltung verbunden ist mit der Schlusstagung unserer Jugendfreizeit, und der Einweihung der Osteroder Heimatstube, in der auch das neue Modell des Tannenbergdenkmals Aufstellung gefunden hat, verspricht der Besuch unserer Landsleute aus allen Teilen des Bundesgebietes besonders stark zu werden. Herzlich eingeladen sind auch alle ostpreußischen Landsleute und Ostvertriebene die jetzt im Patenkreis ihren Wohnsitz haben.

 

21. Oktober in Düsseldorf

Ferner gebe ich bekannt, dass auch in diesem Jahre noch in Düsseldorf ein Treffen unserer Heimatkreisgemeinschaft stattfindet. In den Unionssälen, Witzelstraße, werden wir uns am 21. Oktober versammeln. Die Einzelheiten werden demnächst im Ostpreußenblatt zur Kenntnis gebracht. v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Lübeck, Alfstraße 35

 

Pr.-Holland

Dank der Eltern von Ferienkindern an den Patenkreis

Sieben ostpreußische Mädel und fünf Jungen im Alter von elf bis fünfzehn Jahren aus Berlin wurden ??? (unlesbar) Wochen von Familien in Patenkreis Steinburg und in der Stadt Itzehoe als liebe Gäste in diesem Sommer aufgenommen: anschließend wurde ihnen ein vierzehntägiger Aufenthalt im Zeltlager des Patenkreises am Brahmsee geboten. Neun der Kinder stammten aus dem Kreise Pr.-Holland. Für jedes Kind wurden aus einer Sammlung 100 DM zum Kauf von Kleidungsstücken zur Verfügung gestellt. Auf Busfahrten nach Hamburg, Brunsbüttelkoog, Hochdonn, Rendsburg, Kiel und Laboe empfingen die jungen Gäste bleibende Eindrücke von den großen Hafenstädten, dem regen Schiffsverkehr auf dem vielbefahrenen Kaiser-Wilhelm-Kanal sowie von der Küstenlandschaft an der Nord- und Ostsee. Den opferwilligen Gastgebern gingen viele herzlich gehaltene Dankschreiben zu. „Wir möchten hiermit der Stadtverwaltung, insbesondere Herrn Bürgermeister Schulz (der früher Landrat von Pr.-Holland war), für alles Gute und Liebe recht herzlich danken, besonders für die herzliche Spende von 100 DM können wir gar nicht genug danken. Es war für uns wirklich eine große Hilfe, denn es ist hier in der Zone noch vieles nicht zu haben . . ." steht in einem der Briefe. „Als Eltern möchten wir vor allen Dingen uns für die geschmackvollen Kleidungsstücke bedanken, wir haben die Kinder ja gar nicht wiedererkannt . . . Wir empfinden diese fürsorgliche Liebe ganz besonders, da wir durch den Verlust der Heimat wieder ganz von vorne anfangen mussten ..." bekennt ein in Berlin wohnender Landsmann. Noch stärker als die wirtschaftliche Beihilfe wirken sich die menschlichen Bindungen aus, wofür viele Briefe an die Pflegeeltern Zeugnis geben.

 

Fischhausen

An alle Pillauer in Hamburg und Umgebung

Es ist beabsichtigt, ein Zusammensein in Wedel zu veranstalten. Wir laden Sie und Ihre Angehörigen dazu herzlich ein, und zwar für Sonntag, den 7. Oktober, ab 14 Uhr im Strandbad Wedel.

 

Wedel ist von Hamburg aus bequem mit der S-Bahn (Endstation) zu erreichen. Vom Bahnhof geht man zwanzig Minuten bis zum Trefflokal; man kann auch mit dem Stadtbus ab Bahnhof bis Haltestelle Doppeleiche fahren. Das Strandbad liegt unmittelbar am Elbufer. Es bietet sich dort ein weiter Blick über den Strom und auf das jenseitige Ufer; nicht weit davon liegt das Fährhaus Schulau, das Wilkomm-Höft aller vorbeifahrenden Schiffe.

 

Wir hoffen, recht viele Pillauer am 7. Oktober zu treffen, und wir freuen uns auf einige gemütliche Stunden mit ihnen.

Mit heimatlichen Grüßen

B. Meinert, Hamburg 24, Mühlendamm 92, E. F. Kaffke, Reinbek bei Hamburg, Kampstraße 45

 

Wehlau

1. Der vom Kreistag am 25. August in Syke gewählte Kreisausschuss besteht aus folgenden Landsleuten: Kreisvertreter Strehlau, Karlsruhe-West, Hertzstraße 2; Stellvertretender Kreisvertreter Fiedler, Oldershausen über Winsen an der Luhe; Mitglieder des Kreisausschusses: Koppetsch, Malente, Brunnenstraße 3; Krepulat, Evenhausen, Post Leopoldshöhe in Lippe; Lottermoser. (20b) Beienrode über Helmstedt, Haus der helfenden Hände, Altersheim; Fräulein Melzner, Hamburg 13, Schlüterstraße 77; Poepping, Hamburg 19, Heußweg 82 (Landsmann Poepping führt — wie bisher — auch die Kreiskartei).

 

2. Unsere Kreisgemeinschaft bildet ein großes Ganzes. Ihr Ergehen muss einem jeden Herzenssache sein. Sie muss sich von allem, was unser Ostpreußen angeht, angesprochen fühlen, ganz besonders aber von dem, was unseren Kreis Wehlau betrifft. Die Gesamtheit unserer Kreiseingesessenen ist also berufen, weitgehend mitzuarbeiten und mitzugestalten, besonders auch auf schriftstellerischem Gebiet. Und darum bitte ich auch namens unserer Kreisvertretungen (Kreistag und Kreisausschuss) einen jeden von uns sehr herzlich.

 

3. Die Kreiskartei, der Spiegel unserer Heimatorte und ihrer Menschen, ist noch nicht so vollständig, wie es sein soll und muss. Mahnungen, sich zur Kartei zu melden, sind viele Male erfolgt, aber noch nicht von allen befolgt worden. Auch der Wechsel einer Wohnung, des Wohnortes sowie Veränderungen innerhalb der schon gemeldeten Familie müssen angezeigt werden und aus der Kartei zu ersehen sein. Die Seelenlisten müssen vollständig werden! Bei Meldungen zur Aufnahme in die Heimatkreiskartei, bei Anfragen oder sonstigen Zuschriften muss sowohl die jetzige Anschrift als auch die Heimatanschrift vollständig angegeben werden, damit zu ersehen ist, zu welcher der 113 Gemeinden des Kreises Wehlau der betreffende Landsmann oder die Familie gehört. Außerdem ist stets Rückporto beizulegen. Anfragen, die lediglich die Kartei betreffen, sind direkt an den Karteiführer. Landsmann Poepping, Homburg 19, Heußweg 82, zu richten.

 

4. Eine Gesamterhebung über das Schicksal unserer Menschen aus den Vertreibungsgebieten wird gegenwärtig durchgeführt. Alle Heimatvertriebenen und Flüchtlinge über sechzehn Jahre, also alle vor 1940 geborenen Personen, werden gebeten, die ihnen übergebenen Erhebungsbogen nach bestem Wissen und Gewissen auszufüllen. Die Angaben dienen ausschließlich suchdienstlichen Zwecken sowie zur Hilfe für die noch Abwesenden und ihre Angehörigen. Die ausführlicheren Darlegungen hierüber lesen Sie bitte noch einmal nach in unserem Ostpreußenblatt, Folge 23 vom 9. Juni, Seite 5, und Folge 26 vom 30. Juni auf Seite 3. Auch für diese Erhebung ist es sehr, sehr wichtig, dass die Heimatkreiskartei bei etwa notwendig werdenden Rückfragen zutreffend und sicher arbeiten kann.

 

5. Sodann erbitte ich Vorschläge, wo und zu welchem Zeitpunkt Bezirkskreistreffen abgehalten werden könnten. Es kämen jedoch nur solche Bezirke in Betracht, wo eine ansehnliche Zahl unserer Landsleute wohnt und wo die Bereitschaft besteht, ein solches Sondertreffen auch weitgehend örtlich vorzubereiten. Die hierdurch erwachsenen Kosten wären überschlägig zu ermitteln und der Kreisvertretung mit dem diesbezüglichen Vorschlag anzugeben.

 

6. Für die weitere Ausgestaltung des Wehlauer Zimmers in Syke werden möglichst viele und zweckmäßige Fotos und sonstige heimatliche Erinnerungsstücke als Spenden oder Leihgaben an die Kreisverwaltung unseres Patenkreises Grafschaft Hoya zu Händen des Flüchtlingsbetreuers, Herrn Jakubowski, erbeten. Etwa entstehende Kosten könnten nach vorherigem Einvernehmen mit der Kreisvertretung übernommen werden.

 

7. Schließlich bitte ich um Mitteilung, wo etwa eigene Jugendgruppen bestehen oder aber überwiegend Jugendliche aus dem Kreise Wehlau anderen Gruppen angehören.

Strehlau, Kreisvertreter, Karlsruhe-West, Hertzstraße 2

 

Seite 13   Das neunte Treffen. Die Turnerfamilie Ostpreußen-Danzig-Westpreußen

Zum neunten Male fand sich die Turnerfamilie Ostpreußen-Danzig-Westpreußen zu einem Wiedersehenstreffen zusammen, das vom 31. August bis 3. September in der Flüchtlingsstadt Espelkamp-Mittwald (Kreis Lübbecke/Westf.) durchgeführt wurde. Aus 31 Heimatvereinen waren 212 Turnerinnen und Turner aus allen Bundesländern und von der Saar zusammengeströmt, zu aller Freude auch 33 aus der sowjetisch besetzten Zone. Eine fast geschlossene Unterkunft, freudiges Mitschwingen der Bevölkerung, herrliche Sportanlagen und schöne Festsäle schufen die äußeren Vorbedingungen für gutes Gelingen. Leider hatte der Sprecher, Turnbruder Fritz Babbel, zum Bedauern aller wegen Krankheit absagen müssen. Er wurde durch Turnbruder Dr. Reicke-Königsberg vertreten.

 

Simon Dachs Worte: „Der Mensch hat nichts so eigen, so wohl steht ihm nichts an, als dass er Treu erzeigen und Freundschaft halten kann" und Ernst Moritz Arndts Mahnung: „Das ganze Deutschland soll es sein" waren die Leitsätze des Treffens. Morgenfeiern, Totenehrung, eine festliche Feierstunde, Heimatabende besinnlich und heiter, schließlich eine Turnfahrt zum Dümmer See führten die Teilnehmer aufs engste zusammen. Ein Faustballturnier von acht Mannschaften, darunter zwei einheimischen, gewann verdient der Königsberger Männerturn-Verein von 1842 mit den aus fünf verschiedenen Orten gekommenen alten Kämpfern Petri, Haak, Wark, Lau und Radtke gegen den Endspielgegner Polizeisportverein Lübbecke.

 

Besonderer Höhepunkt des Heimatabends war ein Vortrag des als Ehrengast anwesenden Ehrenmitgliedes des Deutschen Turnerbundes, Nikolaus Bernett-Oldenburg. Er schilderte die Eigenart und Schönheit von Danzig, West- und Ostpreußen mit Ihren Städten und Dörfern, mit der unvergesslichen Landschaft, wie er sie 1934 bei einer vierzehntägigen Klassenreise mit einer Oldenburger Oberprima geschaut und erlebt hat. Von der Echtheit und herzlichen Wärme seiner Worte waren alle begeistert und der unerschütterliche Glaube an die Wiedergewinnung der alten Heimat in Frieden und Freiheit kam zum Ausdruck in den Versen von Onkel Wilhelm, die mit dem Satz schließen: „Das Unrecht vergehet! Es komme, was mag! Und unser Recht bestehet! Wir hoffen auf den Tag!“

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83. „Haus der ostdeutschen Heimat".

 

7. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Ortelsburg, Kreistreffen, Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, S-Bahn Wilmersdorf. Bus A 16, Straßenbahn 44 und 74.

 

7. Oktober, 16 Uhr, Heimatkreis Heiligenbeil, Kreistreffen, Lokal: Zum Burggrafen. Berlin-Steglitz, Liliencronstraße 9, in der Nähe der Straßenkreuzung Albrecht-/Siemensstraße. S-Bahn Südende. Straßenbahn 98, Bus 2, 17, 32 und 33.

 

13. Oktober. 19.30 Uhr. Heimatkreis Königsberg, Bezirk Schöneberg, Bezirkstreffen, Lokal: Zur Sonne, Berlin-Schöneberg. Kolonnenstraße 51.

 

13. Oktober, 20 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Kreuzberg, Bezirkstreffen, Lokal: Konditorei Bolt, Berlin SW 61, Yorckstraße 80.

 

14. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Wehlau. Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann. Berlin N 65, Nordufer 15. S-Bahn Putlitzstraße. Bus A 16.

 

14. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Neidenburg/Soldau, Kreistreffen. Lokal: Ideal-Klause. Berlin-Neukölln, Mareschstr. 14, S-Bahn Sonnenallee. Bus A 4.

 

14. Oktober, 16 Uhr, Heimatkreis Rastenburg, Kreistreffen, Lokal: Schultheiß am Lietzensee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 109. S-Bahn Witzleben, U-Bahn Kaiserdamm.

 

14. Oktober, 16 Uhr, Heimatkreis Memel, Heydekrug, Pogegen, Kreistreffen, Lokal: Parkrestaurant Südende. Steglitzer Straße 14/16. S-Bahn Südende.

 

15. Oktober. 20 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Charlottenburg, Bezirkstreffen. Lichtbildervortrag im Haus der ostdeutschen Heimat, Berlin-Charlottenburg 9, Kaiserdamm 83, im großen Saal, eine Treppe, Zimmer 109, anschließend Beisammensein im Lokal Zur Quelle, Berlin-Charlottenburg. Königin-Elisabeth-Str.

 

21. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Insterburg. Kreistreffen, Lokal: Grunewaldkasino. Berlin-Grunewald, Hubertusbader Straße 7/9. S-Bahn Halensee, Bus A 10.

 

Ein alter Ostpreuße begrüßte . . . Auch in Berlin gibt‘s noch Erntefeste

Von einer wunderschönen Erntefeier mit alten Heimatvertriebenen im berühmten Spandauer Johannesstift der evangelischen Kirche berichtet der Berliner „Tagesspiegel" u. a.:

 

„Der alte Bauer aus Ostpreußen, der mit dem Pförtner des Johannesstiftes in Spandau gemeinsam die Gäste zum Erntedankfest begrüßte, hat zu Hause schon viele prächtig geschmückte, hochbeladene Erntewagen an sich vorüberziehen sehen. Als er nach Kriegsende im Krankenhaus des Stiftes aufgenommen und gesundgepflegt wurde, da haben sich seine Augen erst an die vergleichsweise winzigen Spandauer Felder gewöhnen müssen. Aber nun hat er sich eingelebt und freut sich, genau wie alle anderen Bewohner des Johannesstiftes, in jedem Herbst wieder auf den festlichen Zug mit der Erntekrone, mit dem geschmückten Pflug und der Mähmaschine.

 

Das Johannesstift ist auch eine ländliche Miniaturgemeinde, zu der neben den landwirtschaftlichen Betrieben, der Gärtnerei und der Plantage, die verschiedensten Handwerkszweige von der Schmiede bis zur Bäckerei gehören. Und alle hatten mit viel Phantasie und wenig Mitteln ihre Wagen geschmückt. „Ännchen von Tharau" bliesen zwischen dem kunstvoll aus Blattgrün und Blumen geformten Würfel mit einer riesigen Blumenspirale der Gärtnerei und den Werkbänken der Schlosser die unermüdlichen Kapellen, die über den ganzen Zug verteilt waren. Die kleinsten Stiftsbewohner hatten sich in Disteln und Dornen, in Raupen und Maikäfer verwandelt und marschierten als „Schädlinge" vor ihren älteren Kameraden her, die einen Gruß der weiten Welt In das ländliche Bild des Festzuges brachten. Die Alten waren In das Gewand fremder Landleute geschlüpft und brachten als Reismädchen, als Baumwollpflücker, als Bauern aus Holland und Fischer von fernen Küsten ihre Gaben für den Stiftsvorsteher und Ihre Erntesprüche, die sie sogar in Englisch und Französisch gelernt hatten.

 

„Es werden von Jahr zu Jahr mehr", wunderten sich die alten Leutchen, die schon viele der seit achtzig Jahren gefeierten Erntedankfeste mitgemacht haben, und die jetzt, teilweise im Rollstuhl, glücklich in der Sonne saßen und das fröhliche Treiben genossen. Vielleicht werden es deshalb so viele, weil wir in Berlin so selten Getreidefelder sehen“.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86: Postscheckkonto Hamburg ?? 05 (unleserlich).

 

Ostpreußischer Kirchgang

Am 21. Oktober um 10 Uhr wird in der Hauptkirche St. Jakobi, Hamburg, Steinstraße, anlässlich des Treffens der Memelkreise in Hamburg ein Gottesdienst für alle, in Hamburg und Umgebung wohnenden Ostpreußen stattfinden. Predigen wird Generalsuperintendent Obereigner, Memel.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Am Sonntag. 7. Oktober, 18 Uhr, in Stübens Festsälen, Vogelhüttendeich. 1. Erntedankfest, veranstaltet von der Jugendgruppe; 2. Bericht über Ostpreußenschau (DLG-Ausstellung) Hannover; 3. geselliges Beisammensein mit Tanz. Unkostenbeitrag 50 Pf.

 

Altona: Sonnabend, 13. Oktober, 20 Uhr. Erntedankfest im Hotel „Stadt Pinneberg" Altona, Königstraße 260.

 

Eimsbüttel: Sonnabend. 13. Oktober, 19.30 Uhr. im Lokal Heusshof, Fruchtallee 136 a. Heimatabend. Die Bundesbahn zeigt einen Film. Anschließend geselliges Beisammensein.

 

Elbgemeinden: Nächster Heimatabend am 13. Oktober um 19.30 Uhr in der Johannesburg, Blankenese, Elbchaussee 566.

 

Kreisgruppenversammlungen

Treuburg: Nächste Zusammenkunft am Sonnabend, 13. Oktober, um 19 Uhr im Lokal Steenbuck, Hamburg 13, Beim Schlump 29.

 

Gumbinnen: Nächste Zusammenkunft am Sonntag, dem 14. Oktober, um 16 Uhr in der Gaststätte Bohl. In der Zeit vom 14. Oktober bis 20. November werden guterhaltene Kleidungsstücke, ganz besonders Wollsachen, für Gumbinner Landsleute in der sowjetisch besetzten Zone gesammelt. Annahme: Gaststätte Bohl, Mozartstraße, und Landsmann F. Rattay, Hamburg 33, Rümckerstraße 12.

 

Gerdauen: Die in Hamburg und Umgebung wohnenden Landsleute aus Stadt und Kreis Gerdauen wollen sich am Sonnabend, dem 13. Oktober, um 19.30 Uhr im Lokal Heusshof, Fruchtallee 136 a, treffen. Zu erreichen mit U-Bahn Emilienstraße, Linie 3 und 16 Osterstraße — Heussweg. Gemeinsame Veranstaltung mit dem Bezirk Eimsbüttel.

 

Memelkreise: Sonntag. 21. Oktober, in Hamburg. Winterhuder Fährhaus, Memeltreffen. Alle Bewohner der Memelkreise sind herzlich eingeladen.

 

Neidenburg: Wir weisen nochmals auf das norddeutsche Bezirksheimattreffen aller Landsleute aus Stadt und Kreis Neidenburg am 7. Oktober in Hamburg-Nienstedten, Elbschlossbrauerei, hin. Das Lokal ist zu erreichen mit Bus 36 ab ZOB am Hauptbahnhof, vormittags halbstündlich, nachmittags viertelstündlich. Straßenbahnen: Linie 6, 11 und 12 mit Übersteiger in Bus 86 an den Endstationen. Mit S-Bahn bis Klein-Flottbek. Von dort Fußweg etwa fünfzehn Minuten. Eröffnung 9 Uhr. Feierstunde gegen 14 Uhr.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch, 19.30 bis 21.30 Uhr Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächstes Treffen am 10. Oktober, letzte Probe für Erntedank. — Kindergruppe: Ab 4. Oktober jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131 (Hof).

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim Wittenkamp 17 a.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Die Veranstaltungen fallen vorläufig aus.

 

Elbgemeinden: Unsere Kinder und Jugendlichen schließen sich den Veranstaltungen in Altona an.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag, 17.30 bis 19.30 Uhr, im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1.

 

Billstedt: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnnerstag 20  bis 22 Uhr, im Jugendheim Horner Brückenweg 24.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Heimabend: Mittwoch, 10. Oktober, im Jugendheim Winsener Straße 72 a. Volkstänze: Donnerstag. 18. Oktober. Gymnastikraum Eißendorfer Straße 26. — Kindergruppe: 12. Oktober, von 16 bis 18 Uhr. Schule Eißendorfer Straße 26.

 

Innenstadt: Jugendgruppe: Volkstanzkreis: Montag 8. Oktober, 20 Uhr, in der Schule Winterhuder Weg 128. Heimabend: 11. Oktober. 19.30 Uhr, im Heim zur offenen Tür, Lothringer Straße 18

 

Aus dem Arbeitsplan der Hamburger Volkshochschule

Natur- und Kulturlandschaft des deutschen Ostens. Im Herbsttrimester wird eine Vortragsreihe mit Lichtbildern an zehn Abenden, jeden Dienstag 20 bis 22 Uhr, in der Universität, Edmund-Sievers-Allee, geboten werden. Erster Vortragsabend 9. Oktober. Es sprechen: Dr. Willy Kroggel. Dr. Willy Eggers, Fritz Körner, Dr. Herbert Pönicke, Professor Dr. G. Grundmann. Hörergebühr für die gesamte Reihe 2,-- DM. Gastkarten für den einzelnen Vortrag nur an der Abendkasse 50 Pf.

 

Treffen der Memelkreise am 21. Oktober

9 Uhr: Gedenkfeier am Memel-Gedenkstein, Hamburg 43, Dulsberg, Memeler Straße; zu erreichen mit S-Bahn bis Friedrichsberg, Straßenbahn 8 bis Frohbotschaftskirche, Straßburger Platz. Es werden Prof. Dr. Grundmann und Hubert Koch sprechen. — 10 Uhr: Ostpreußischer Kirchgang in der Hauptkirche St. Jakobi, Steinstraße/Jakobikirchhof, U-Bahnhaltestelle Mönckebergstraße. Predigen wird Generalsuperintendent Obereigner-Memel. — 12 Uhr: Kundgebung im Winterhuder Fährhaus. Ansprache von Dr. Alfred Gille, MdB, Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen. — Ab 14 Uhr: Kreisversammlungen der Memelkreise in den Räumen des Winterhuder Fährhauses. Das Winterhuder Fährhaus ist zu erreichen mit Alsterdampfern ab Jungfernstieg, mit U-Bahn bis Hudtwalkerstraße, mit Straßenbahnlinie 18 bis Fährhaus.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München; Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7, Telefon 44 84 32: Postscheckkonto Nr. 213 85, PSA

 

Nürnberg. Die Kreisgruppe eröffnete ihr Winterprogramm mit den Filmen „Romtnter Heide" und „Ostpreußen — Heimat und Brauchtum". — Nächste Veranstaltung: Das vierte Stiftungsfest am 6. Oktober im Leonhardspark. Im November heimatpolitischer Abend mit O. Perz als Redner. — In dem vom Kulturwart geleiteten Kleinen Kulturkreis soll eine intensive Arbeit geleistet werden, zu der auch Kreise außerhalb der landsmannschaftlichen Gruppe herangezogen werden sollen.

 

Coburg. Am Sonnabend, dem 15. September, veranstaltete der Verband der Landsmannschaften einen großen Volks- und Brauchtumsabend als Abschluss der Festlichkeiten zur 900-Jahr-Feier der Stadt Coburg. Der erste Teil des Abends war dem ostpreußischen Land gewidmet. In Liedern, Gedichten und Vorträgen in heimischer Mundart erstand vor den Zuhörern ein Bild unserer Heimat. Eine Ausstellung im Vorraum des Saales zeigte Erinnerungsstücke und Fotos aus Ostpreußen. — Die nächste Veranstaltung ist ein Lichtbilderabend am 6. Oktober um 19.30 Uhr im Saalbau Bätz. Es werden über hundert Bilder aus dem nördlichen Ostpreußen gezeigt werden.

 

Rosenheim. Unter der lebhaften Anteilnahme der Bevölkerung wurde das traditionelle Herbstfest gefeiert. Dreißigtausend Menschen sahen den großen Festzug, der vorwiegend im Zeichen des Erntedankfestes stand. Neben den landwirtschaftlichen Berufszweigen waren die Handwerkerinnungen, Trachtenvereinigungen, Sportvereine, Jugendbunde und die Industrie durch sinnfällige Modellwagen und Abordnungen vertreten. Rege Beachtung fand der Wagen der Ostpreußischen Landsmannschaft. Ein Ordensritter im historischen Kleid, umweht von den Bannern ostdeutscher Länder, zog die Blicke der Zuschauer auf sich. Ein Mauerklotz, der die Inschrift trug „Der deutsche ernährte zusätzlich fünfzehn Millionen Menschen" erinnerte mahnend an die Bedeutung der Ostgebiete für die Ernährung des deutschen Volkes.

 

Erlangen. Am 13. Oktober wird um 20 Uhr im Hofbräustübl, Bohlenplatz 4, die Jahreshauptversammlung mit Neuwahl des Vorstandes stattfinden.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Ostpreußische Jugend fuhr nach Südtirol

Die Jugendgruppe Baden-Württemberg unternahm in der zweiten Augusthälfte eine Fahrt nach Südtirol. Am 16. August, um 22 Uhr, brachte ein Omnibus die Jungen und Mädel von Stuttgart über Ulm und Kempten zur Grenze. Die Fahrt führte weiter durch die herrliche österreichische Alpenlandschaft zum Reschenpass, auf dem die österreichisch-Italienische Grenze überschritten wurde. In schneller Fahrt näherten wir uns über Meran unserem Ziel, dem Montigler-See im Überetschergebiet bei Bozen. Allenthalben fiel uns auf, mit welcher Liebe die deutschstämmige Bevölkerung an ihrem Volkstum festhält; überall vernahmen wir deutsche Laute, jeder Gast aus Deutschland ist in Südtirol herzlich willkommen.

 

In unserem Lager am Montigler See — einem der wärmsten Seen Südtirols — verlebten wir wunderbare Tage. Mit unseren neuen Südtiroler Freunden veranstalteten wir einen Heimatabend auf Burg Siegmundskron, auf dem der Gedanke „Land — Volk — Heimat" in Lied und Wort deutsche Menschen von der Memel und der Etsch vereinigte. Der Wettergott meinte es leider an diesem Abend nicht gut mit uns, so dass die Veranstaltung nicht, wie vorgesehen, im Freien stattfinden konnte. Aber unser Freund Hokus, der sich bei den anschließenden Fahrten nach Venedig und in die Dolomiten als Reiseleiter hervorragend bewährte, wusste auch hier Rat; er hatte tief im Felsen eine Grotte gefunden, die für diesen Heimatabend einen wirksamen Schauplatz gab.

 

Am 23. August starteten wir über Bozen nach Venedig. Vor uns breitete sich die weite Po-Ebene aus. In Venedig besichtigten wir den Stadtteil um den Markusplatz und den Dogenpalast und genossen dann von Campanile den herrlichen Blick über die Stadt. Und dann ging es zum Lido, wo wir unseren schwäbischen Kameraden zeigten, wie wir einst in den Wellen unserer heimatlichen Ostsee getobt hatten — aber salzig war das Wasser! Wir kamen überein, in den nächsten vier Wochen nur ungesalzene Speisen zu essen.

 

Am nächsten Tag fuhren wir an den Gardasee über Verona und Vicenza, wobei in Padua der Dom des Heiligen Antonius und in Verona die Arena — in der jetzt Opernfestspiele stattfinden — besichtigt wurden. Der Gardasee zeigte sich in prächtigem Sonnenschein, den wir während unserer Fahrt sonst leider vermisst hatten. Die Rückfahrt zu unserem Lager am Montigler See führte uns auf einer der schönsten Autostraßen Europas am Gardasee entlang. 72 Tunnel gibt es auf dieser Strecke.

 

Die Fahrt in die Dolomiten ließ uns eine völlig fremde Welt erleben. Vom Rosengarten, den wir mit unserem Südtiroler Bergführer Ferdl Ortler erstiegen, hatten wir bei guter Sicht einen prächtigen Blick weit in das schöne Land, und sogar der 3342 Meter hohe Marmolata, der höchste Berg der Dolomiten, der sonst von Nebel umwogt ist, zeigte seinen stolzen Gipfel. Nach einem Ruhetag am Montigler See saßen wir zum letzten Mal mit unseren Südtiroler Freunden um das Lagerfeuer. Wir schieden mit dem Versprechen, wiederzukommen. Die Heimfahrt führte über den Brenner, über Innsbruck, Mittenwald, Garmisch und Augsburg nach Stuttgart. K. L.

 

Tuttlingen. Am 6. September hat die landsmannschaftliche Vereinigung Ordensland der Danziger. Ost- und Westpreußen ihre Tätigkeit nach der Sommerpause wieder aufgenommen. Auf dem Monatstreffen wurde der Plan für die Herbstarbeit, unter anderem die Fahrt nach Innsbruck am 6. und 7. Oktober und der Immensee-Abend mit Will Rosenau am 3. November erörtert. — Der Tag der Heimat am 12. September vereinte die Landsleute zu einer Feierstunde, an der als Vertreter des Landrats Regierungsrat Dietz teilnahm. Der Vorsitzende Dr. Schienemann konnte als Gäste außerdem die Vorsitzenden der sudetendeutschen, donauschwäbischen und der schlesischen Landsmannschaften begrüßen. Die Feierstunde klang aus in dem gemeinsam gesungenen Lied „Kein schöner Land in dieser Zeit".

 

Schorndorf, Württemberg. Ein ganz besonderes Ereignis für die Schorndorfer Landsleute war der Heimatabend am 15. September im Saal der Schlachthaus-Gaststätte. Der Einladung, an einer gedachten Reise durch Ostpreußen teilzunehmen, waren so viele Landsleute nachgekommen, dass der Saal fast zu klein war. Erfreulich war, dass auch viele Kinder und Jugendliche daran teilnahmen. Nach der herzlichen Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden August Preuss schlug das ausgezeichnete Programm alle Teilnehmer in ???? (unleserlich) Bann. Der Lichtbildervortrag „Nördliche Wanderung" mit seinen schönen Aufnahmen wurde durch den Ostpreußenchor und durch Gedichte untermalt und umrahmt. Dem besinnlichen Teil schloss sich ein gemütliches Beisammensein mit der Hauskapelle an. Für die Gestaltung des Abends waren Konrad Greif als Chorleiter und Kulturwart sowie Siegfried Schiemenz oder Schlemenz (zweiter Buchstabe unleserlich) verantwortlich.

 

Seite 14   RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3.

 

Mainz. Die Mitglieder der Kreisgruppe Mainz und Umgebung werden sich am 7. Oktober in Oppenheim mit den dortigen Landsleuten treffen. Abfahrt vom Hauptbahnhof Mainz 13.12 Uhr mit Sonntagsrückfahrkarten. Vorgesehen sind eine Führung durch das altertümliche Städtchen und eine Besichtigung der inmitten von Weinbergen gelegenen gotischen Katharinenkirche; anschließend Veranstaltungen der Jugendgruppen im Gasthaus „zum Storchen".

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Grünberger Straße 144.

 

Wiesbaden. Nach einführenden Worten des Vorsitzenden, Oberregierungsrat Loch, brachte Marion Lindt auf der Septemberversammlung den Landsleuten ein buntes ostpreußisches Programm, das großen Beifall fand.

 

Wolfhagen. Auf der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe im Lokal Rosengarten erörterte Kreisobmann Hentschel den heutigen Stand des Kampfes der Vertriebenen um das Recht auf ihre Heimat. Im Geschäftsbericht gab er bekannt, dass im Kreis rund siebenhundert Angehörige der Landsmannschaft wohnen, zu denen noch die Familienmitglieder zugerechnet werden müssen. Der Kreisobmann hat alle Orte im Kreise besucht, um mit den Landsleuten Fühlung zu nehmen. Bei der Aufstellung des Arbeitsplanes wurde beschlossen, die Besuche fortzusetzen und durch kulturelle Veranstaltungen und heimatpolitische Unterrichtung den Zusammenhalt der Angehörigen der Landsmannschaft zu vertiefen. Die Jugend soll im stärkeren Maße in die Pflege des Heimatgedankens einbezogen werden. — Die Wahl zum Kreisvorstand hatte u. a. folgendes Ergebnis: Kreisobmann Otto Hentschel; stellvertretender Kreisobmann: Josef Nigbur; Kassenwart: Adolf Grigat; Schriftführer: Otto Hentschel; Kulturwart: Richard Schulz; Referentin für Frauenfragen: Emmy Büttner; Vertreter der Jugend: Werner Grigat.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14.

 

Köln. Am Sonntag, 7. Oktober, wird das Erntedankfest — mit Vorführungen und Tombola — ab 15 Uhr im Heidehof in Köln-Dellbrück gefeiert werden. Neben dem Chor wird erstmalig die Laienspielgruppe mitwirken. Willkommen sind alle Landsleute mit ihren Bekannten und Verwandten. Unkostenbeitrag 1 DM.

 

Krefeld. Die Landsleute werden sich in Zukunft regelmäßig im Haus „Niederrhein" treffen, da der bisher benutzte Saal zu klein ist. — Auf der letzten Zusammenkunft der Kreisgruppe betonte der erste Vorsitzende Gobin den Rechtsanspruch auf unsere Heimat. Eine bunte Folge von Gedichten und Liedern, lebende Bilder und Volkstänze bezogen sich auf die Erntezeit. Ausgezeichnete Leistungen bot der Chor der DJO unter Leitung von Fräulein Pöppel, der die gesamte Gestaltung des Abends zu danken war.

 

Ruhrgebiet. Das Ruhrbezirkstreffen muss aus technischen Gründen vom 1. November auf Sonntag, den 30. Dezember, verlegt werden. Diese Meldung gilt auch allen Vorsitzenden der A.d.M.-Gruppen in Nordrhein-Westfalen. — Anmeldeschluss für die Fahrt nach Hamburg zum Haupttreffen der Memelkreise am 20. und 21. Oktober ist der 9. Oktober. Fahrt am 20. Oktober ab 6 Uhr von Essen über Bochum, Dortmund, Kamen. Bielefeld und Minden. Anmeldung bei Frau Waschkies, Essen-Frintrop, Im Neerfeld 4, unter Einzahlung von 28 DM für den Fahrpreis ohne Quartier und Verpflegung.

 

Düsseldorf. Im Benrather Schlosspark waren am Tag der Heimat zwölftausend Einheimische und Landsleute zusammengekommen. Mit großem Beifall wurden die Ansprachen von Oberbürgermeister Gockeln und Bundestagsabgeordneten Petersen aufgenommen. Musikalische Vorträge des Ostpreußenchores sowie Darbietungen der Jugendgruppe bereicherten die eindrucksvolle Feierstunde. — Am Dienstag, dem 9. Oktober, 20 Uhr, wird sich die Frauengruppe im „Treuen Husaren" treffen. — Das Erntedankfest wird am 14. Oktober um 18 Uhr in den Paulus-Sälen gefeiert werden; der Ostpreußenchor und die Trachtengruppe werden mit Lied und Spiel mitwirken. Unkostenbeitrag 1,-- DM. — Liedfreudige Landsleute, Männer und Frauen vom 16. Lebensjahr an, werden herzlich eingeladen, an den Übungsabenden des Ostpreußenchors an jedem Mittwoch von 20 bis 22 Uhr im Musiksaal des Lessing-Gymnasiums, Ellerstraße, teilzunehmen.

 

Duisburg. Am 15. September beging die Kreisgruppe ihr fünfjähriges Bestehen. Kreisvorsitzender Harry Poley konnte in den Rheinhof-Festsälen etwa 600 Landsleute und Gäste begrüßen, darunter eine erfreulich große Anzahl von Jugendlichen. Nach kurzer Rückschau auf die bisher geleistete Arbeit forderte er die Landsleute auf, weiterhin ihre Pflicht für die Heimat zu erfüllen und in verstärktem Maße diejenigen Landsleute zur Mitarbeit heranzuziehen, die bisher noch abseits gestanden haben. Bürgermeister Mues überbrachte die Grüße des Rates der Stadt Duisburg, der Kreisvorsitzende der Donauschwaben, Till, sprach im Auftrage des Vorstandes des VdL. Mit großem Beifall wurden die Ausführungen des Vorsitzenden der Landesgruppe, Erich Grimoni, aufgenommen. Er äußerte, dass für die Landsmannschaften ein Jubiläum kein Tag zur Freude wäre, im Gegensatz zu jedem anderen Verband. Ein weiteres Jahr sei nämlich vergangen, in dem unser Ziel noch nicht verwirklicht werden konnte: „Wir machen weiter!" Der Duisburger Kreisgruppe sprach er seine besondere Anerkennung für ihre Arbeit aus, weil sie von Anfang an den richtigen Weg eingeschlagen habe. So sei auch die Wahl des Kreisvorsitzenden Harry Poley zum 2. Vorsitzenden der Landesgruppe eine Anerkennung für die Arbeit der Kreisgruppe. Sie habe mit dazu beigetragen, dass wir auf dem Wege zu unserem politischen Ziel einen Schritt weitergekommen seien. Vor allem könne dies in den Erfolgen der Auslandspropaganda festgestellt werden. Die Erklärung der Steubengesellschaft in den USA sei zum Beispiel nicht ein Verdienst der Bundesregierung, sondern der Landsmannschaft. Erich Grimoni stellte der Behauptung, die ostdeutschen Menschen würden weitgehend nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren wollen, die Tatsache gegenüber, dass die Beteiligung an den Heimattreffen keineswegs zurückgehe und die Jugend sogar in immer stärkerem Maße an ihnen teilnähme. Nach der besinnlichen Feierstunde begann ein bunter Tanz- und Unterhaltungsabend, der neben der Kapelle Willi Schlömer ausschließlich von Laienkräften aus den Reihen der Landsleute bestritten wurde. Besonderen Beifall erntete Traute Köppen, die die Jugend- und Frauenarbeit in der Ortsgruppe Nord leitet.

 

Essen. Die Jugendgruppe des Bezirks Rüttenscheid trifft sich fortan regelmäßig jeden Dienstag um 19.30 Uhr in der Gerswidaschule, Seiteneingang Raum 9, Gerswida-Straße, gegenüber dem Verlag Girardet. Alle Jungen und Mädel der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen aus den Stadtteilen Rüttenscheid, Holsterhausen, Rellinghausen, Stadtwald, Bredeney und Stadtmitte sind willkommen. Sie werden gebeten, auch Freunde — gleich ob Einheimische oder Heimatvertriebene — mitzubringen. Vorgesehen sind neben der Pflege heimatlichen Kulturgutes Wanderungen und Fahrten. — Ein verheißungsvoller Anfang der neuen Gruppe war die Besichtigung der internationalen Polizeiausstellung 1956 auf dem Gruga-Gelände unter kundiger Führung. – Auskunft erteilt der Leiter der Gruppe, Christian Charitius, Essen-Stadtwald, Rüstermark 65.

 

Essen. Die Bezirksgruppe Werden und Heidhausen ladet Landsleute und Freunde zum Erntedankfest ein, das mit der Landsmannschaft Schlesien am Sonnabend, 6. Oktober, in Essen-Werden, katholisches Vereinshaus, Probsteistraße, gemeinsam gestaltet wird.

 

Essen-Rüttenscheid. Die Frauen unserer Bezirksgruppe werden sich zur Kaffeestunde am Donnerstag, dem 11. Oktober, um 16 Uhr im Gebrandenhof (Nähe Uhlenkrug) treffen.

 

Bochum. Nach dem gutgelungenen Erntedankfest am 26. September im Kreise der ganzen ostpreußischen Familie Bochums müssen wir nun am Sonntag, dem 7. Oktober, im Industrie-Hotel, Herner Straße, als Angehörige der Memelkreise um 15 Uhr dringend zusammenkommen. Alle Landsleute aus Bochum, Hattingen, Herne, Gelsenkirchen, Castrop-Rauxel, Wattenscheid, Wanne-Eickel, Witten und Sprockhövel sind sehr herzlich dazu eingeladen.

 

Wanne-Eickel.  Die Kreisgruppe wird am Sonntag, 7. Oktober, um 16 Uhr, in der Zunftklause, Ecke Hauptstraße/Gerichtsstraße ihr Erntedankfest feiern. Einheimische und Landsleute werden zu dieser Veranstaltung eingeladen.

 

Wuppertal. Am Sonntag, dem 7. Oktober, wird in Wuppertal ein Treffen der Kreisgemeinschaft Bartenstein ab elf Uhr im Schuberthaus in der Sternstraße stattfinden. Die Kreisgruppe Wuppertal wünscht den Bartensteinern zu ihrem Treffen einen vollen Erfolg und bittet ihre Mitglieder, diese Veranstaltung zu besuchen.

 

Unna. Zum Fleckessen am Sonnabend, dem 20. Oktober, bei Landsmann Bass, Königsborn, Kamener Straße, bitten wir die Anmeldungen bis zum 10. Oktober bei Frau Tutschkus, Wilhelminenstraße 11. abzugeben. — Vorschläge zur Tagesordnung der Jahreshauptversammlung im November bitten wir bis zum 10. Oktober dem Vorstand einzureichen.

 

Erkelenz. Aus Anlass des vierjährigen Bestehens der Gruppe wird am Sonnabend, dem 13. Oktober, 20 Uhr, im „Erkelenzer Hof", Bahnstraße 28, ein großer Heimatabend stattfinden. Es spricht Landsmann Foerder, Mitglied des Vorstandes der Landesgruppe. Ferner ist ein buntes Programm mit Volkstänzen, Musik und heimatlicher Humor vorgesehen. Mitwirken werden die DJO, Gruppe Hückelhoven-Ratheim und die Gruppe Merkstein.

 

Dortmund. Eine Heimatgruppe der Insterburger aus Stadt und Land ist am 12. September zum ersten Mal in Dortmund zusammengekommen. Heimatabende werden am ersten Donnerstag jedes Monats im Industrie-Hotel Dortmund. Mallinkrodtstraße 214, im Klubzimmer stattfinden. (Haltestelle Lessingstraße. Straßenbahn 5 und 7.) Die nächsten Zusammenkünfte sind für den 4. Oktober und 1. November vorgesehen. Auskunft erteilen Frau Gertrud Augustin, Dortmund, Tewaagstraße 44, Telefon 4 23 57 und Landsmann Max Diblitz, Dortmund, Friedrich-Kohn-Straße 1. Auf dem Herbsttreffen der Insterburger am 30. September im Industrie-Hotel in Dortmund liegt die Liste der in Dortmund anwesenden Landsleute zur Einsicht und Vervollständigung aus.

 

Siegen. Die Kreisgruppe Siegen der Landsmannschaft veranstaltete am 13. September im Handwerkerhaus einen Vortragsabend. Ein Farbdia-Vortrag führte die Anwesenden von Siegen nach Hamburg, von dort nach Grömitz (Holstein). Sowohl die Bilder aus Grömitz als auch die Aufnahmen aus der Holsteinischen Schweiz riefen manche Erinnerungen an ähnliche Landschaften in der Heimat wach. Landsmann Gorski beschloss den Abend mit einer Lesung heiterer Plaudereien von Robert Budzinski.

 

Werl. Der Ehrenvorsitzende der Ortsgruppe Werl unserer Landsmannschaft, Studienrat i. R. Gerhard Weichert, Salinenring 63, beging am 14. September 1956, seinen siebzigsten Geburtstag. In Wormditt geboren, studierte er später in Königsberg, Breslau und Berlin und war in der Heimat zuletzt am Gymnasium in Insterburg tätig. Bis zu seiner Pensionierung unterrichtete er am Mädchengymnasium in Unna und zeitweise auch am Werler Mariengymnasium. Auch heute nimmt Studienrat i. R. Weichert noch regen Anteil an der Arbeit der Landsmannschaft. Zu seinem siebzigsten Geburtstag wurden dem ostpreußischen Schulmann zahlreiche Glückwünsche aus der Landsmannschaft und aus den Kreisen seiner ehemaligen Schüler ausgesprochen.

 

Borghorst, Westfalen. Am Sonnabend, dem 6. Oktober, um 19.30 Uhr findet in der Gastwirtschaft Tümler, Emsdetter Straße, ein Heimatabend unter Mitwirkung der Sing- und Spielschar unter der bewährten Leitung von Lehrer Panska statt; es werden auch Heimatfilme vorgeführt: anschließend gemütliches Beisammensein. Unkostenbeitrag für Mitglieder 50 Pf.; Landsleute und Gäste sind herzlich willkommen. Ab 19 Uhr Neuaufnahmen und Einziehung der Mitgliedsbeiträge.

 

Detmold. Im festlich geschmückten Saal des Hotels „Stadt Frankfurt" fand eine von 150 Landsleuten besuchte Erntedankfeier der landsmannschaftlichen Gruppe statt. Es wurde ein reichhaltiges Programm unter der Mitwirkung der Kapelle Meinl und der Deutschen Jugend des Ostens geboten. In der Festansprache wies Landsmann Küßner (Selbeck) auf die großen Leistungen der ostpreußischen Landwirtschaft hin. Mit der Aufforderung des Vorsitzenden, Erich Dommasch, das Recht auf die Heimatgebiete jenseits der Oder-Neiße weiterhin unabdingbar zu verfechten, schloss die Feier. — Der nächste Heimatabend ist für Sonntag. 11. November, um 17 Uhr, im Hotel „Stadt Frankfurt" vorgesehen.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstr. 26, Tel. 2 47 01.

Erfolgreiche Arbeit in Wolfsburg. 10 000 Besucher der „Ostdeutschen Ausstellung"

Mehr als zehntausend Besucher, darunter zweitausend Schüler, wurden auf der „Ostdeutschen Ausstellung" gezählt, die die örtlichen landsmannschaftlichen Verbände ohne Hilfe von außerhalb gestaltet hatten. Wegen des starken Besuchs musste sie um drei Tage verlängert werden: es wurden insgesamt 10 100 Besucher gezählt. Die Presse brachte täglich Abhandlungen über die deutschen Ostgebiete. Der Erfolg dieser großartigen Ausstellung erweist sich auch darin, dass sie im Dezember in der Städtischen Berufsschule für 3650 Schüler noch einmal gezeigt werden soll. Bei ihrer Eröffnung am Tag der Heimat waren der Oberbürgermeister, sowie Ratsherren und Vertreter der Behörden zugegen. Am gleichen Tag fand eine Feierstunde der Landsmannschaften am Mahnmal der vertriebenen Deutschen statt, das die Landsmannschaften aus eigenen Mitteln errichtet haben. Eine Bläserkapelle der Siebenbürger Sachsen wirkte hierbei mit; Abordnungen des Rates, die Schützen und der Heimkehrerverband waren erschienen. Am Heimatfest der Stadt Wolfsburg beteiligte sich die Kreisgruppe der Ost- und Westpreußen gemeinsam mit den anderen Landsmannschaften durch die Stellung eines Wagens, der als der schönste im Umzug gewertet wurde und daher einen Ehrenpreis des Schiedsgerichts erhielt. Er zeigte die Modelle der Danziger Marienkirche und des Krantors, umgeben von den Wappen der ostdeutschen Provinzen und Länder. Darüber standen auf einem Spruchband die mahnenden Worte: „Das ganze Deutschland soll es sein“. Führend in den Angelegenheiten der Heimatvertriebenen ist in Wolfsburg die Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen. Der vieljährige Vorsitzende, F. W. Raddatz, ist seit sechs Jahren der dortige Sprecher aller Landsmannschaften. Als Vertreter des Regierungsbezirks Lüneburg gehört er seit mehreren Jahren dem Vorstand der Landesgruppe Niedersachsen an.

 

Salzgitter-Nord. Die ursprünglich für den 5. Oktober geplante Veranstaltung „Unser die Heimat — Unser das Recht" ist auf Freitag. 12. Oktober, verlegt worden. Zu diesem Termin wurde der Vorsitzende der Landesgruppe, Arnold Woelke, eingeladen. Der Heimatabend wird um 19.30 Uhr im Stadtcafé beginnen. Der Vorsitzende der Landesgruppe wird zum Hauptreferat sprechen: als Vortragsredner für den Heimatabend ist Landtagsabgeordneter Landsmann Alfred Hein vorgesehen. Ein Lichtbildervortrag über den Harz wird den Abend abschließen. — Der für den 19. Oktober angesetzte Tonfilmabend „Vom Ostseestrand zum Schwarzen Meer" ist auf Mittwoch, 17. Oktober, vorverlegt worden: Beginn 20 Uhr im Musiksaal der Mittelschule Lebenstedt, Altes Dorf. Die Kreisgruppe hat diesen Termin im Einvernehmen mit der Leitung der Internationalen Filmtage Salzgitter gewählt, um den Landsleuten Gelegenheit zu geben, am 19. Oktober im Martin-Luther-Haus den Dresdener Kreuzchor zu hören oder den am gleichen Tage von der Landsmannschaft Weichsel-Warthe veranstalteten Lichtbildervortrag mit Willi Damaschke im Stadtcafé zu besuchen. Auf dem Filmabend am 17. Oktober in der Mittelschule werden die folgenden Tonfilme gezeigt werden: „Mutter Ostpreußen". „Das war Königsberg", „Kurenfischer", „Das deutsche Danzig", „Aus der Heimat der Bessarabiendeutschen". — Am 20. November werden im Musiksaal der Schule am Ostertal die Tonfilme „Ostpreußen — Mensch und Scholle", „Kopernikus" und „Jagd in Trakehnen" vorgeführt werden. Zuvor wird der 1. Vorsitzende, Gerhard Staff, einen Lichtbildervortrag „Ostpreußen und Westpreußen heute" halten. — Der Jugendbund Ordensland, der korporatives Mitglied der Kreisgruppe ist, wurde einstimmig in den Ortsjugendring aufgenommen.

 

Langelsheim (Harz). Der erste Heimatabend nach der Sommerpause war gut besucht. Bürgermeister Klages verband seine Grußworte mit dem Wunsch, dass den Heimatvertriebenen bald die Rückkehr in die Heimat vergönnt sein möge. Wir dürfen uns nicht in Träumereien verlieren, sondern müssen in der Pflege des Heimatgutes eine Verpflichtung sehen. Seine Mitteilung, dass nach einem Beschluss des Rates der Stadt der Platz zwischen Sohl und Bahnhofstraße den Namen „Königsberger Platz" bekommen soll, löste große Freude unter den anwesenden Landsleuten aus. Die Ansprache des 1. Vorsitzenden der Landsmannschaft, Landsmann Piper, stand unter dem Motto „Werdet nicht müde. Euch zu bekennen".

 

Wunstorf. Ein nachahmenswertes Beispiel bot ein, Spielnachmittag. Wie in jedem Jahr, so diesmal hatte die Gruppe etwa hundert Kinder mit ihren Eltern eingeladen. Nach der Kaffeetafel begrüßte der 1. Vorsitzende, Generalmajor a. D. Koester, die jungen Gäste. Der Reitstall Friese hatte kostenlos ein Pferd zur Verfügung gestellt. Die Gelegenheit zum Reiten wurde von der Jugend eifrig ausgenutzt. Daneben gab es Kinderspiele aller Art, Eierlaufen, Ballspiele und Reigentänze; Frau Erika Rohde führte mit ihrer Spielgruppe das Märchen vom Rumpelstilzchen auf. Der Mitbegründerin der Gruppe, Frau Annemarie von Schulzen, die nach Hannover verzogen ist, wurde vom 1. Vorsitzenden der Dank der Landsleute ausgesprochen und ein Ehrengeschenk überreicht. Als es dunkel wurde, zündete man Lampions an, und Jung und Alt zog mit Musik in den Wald. Hier sprach der 1. Vorsitzende über den Sinn dieser Spielnachmittage. Dann traten die Kinder mit ihren bunten Lampions den Heimweg an. — Im Oktober wird Georg Hoffmann (Syke) Lichtbilder aus der Heimat vorführen. — Am 3. November wird im Hotel Ritter das achte Stiftungsfest der Gruppe gefeiert werden.

 

Schwarmstedt. Der ursprünglich für den 6. Oktober geplante Heimatabend ist auf Sonnabend, den 13. Oktober, verlegt worden. Beginn 20 Uhr im Lokal Alwin Bertram. Die DJO wird an diesem Abend mitwirken.

 

Twistringen. Am 7. Oktober wird die Bezirksgruppe mit zwei Omnibussen einen Ausflug an die Nordsee unternehmen. Die Fahrtstrecke wird über Wildeshausen, Ahlhorn, Oldenburg, Bad Zwischenahn, Westerstede nach Seefeld am Jadebusen führen; dort ist eine gemeinsame Kaffeetafel bei Landsmann Nieswandt vorgesehen. Für die Fahrtteilnehmer aus dem Umkreis von Twistringen werden besondere Haltestellen eingerichtet werden. Der Fahrpreis beträgt einschließlich Kaffeetafel 7,50 DM. Anmeldungen zu dieser Fahrt werden bei dem Vorsitzenden, Landsmann Willy Tondar, in Twistringen entgegengenommen.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.

 

Kiel. Die Heiligenbeiler Landsleute werden sich am Sonnabend, 13. Oktober, 19.30 Uhr, im Restaurant Jahn, Jahnstr. 8 - 10 (Haltestelle Lehmberg der Straßenbahnlinie 2, treffen.

 

Ahrensburg. Der Heimatverein der Ost- und Westpreußen wird am Sonntag, 7. Oktober, das Erntefest ab 20 Uhr im Lindenhof veranstalten. Vorgesehen sind ein reichhaltiges Programm und Tanz; Zutritt nur für Mitglieder und eingeführte Gäste. Unkostenbeitrag für Mitglieder 1,-- DM, für Gäste 1,50 DM, für Rentner 0,50 DM.

 

Bestätigungen

Wer kann bestätigen, dass Emil Kabbeck vom 14.06.1934 bis 15.06.1944 beim  Heeresbekleidungsamt Königsberg-Rothenstein beschäftigt gewesen ist und dann nach Polen zur Unterkunftsverwaltung kam?

 

Wer kann bestätigen, dass Franz Budweg, geboren am 08.07.1911 in Kampen, etwa in den Jahren 1935 bis 1939 bei Landwirt Karl Tomuscheit in Steinsee, Kreis Insterburg, tätig gewesen ist?

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86

 

„Kamerad, ich rufe dich!“

Luftgau I

Unser Treffen am 9. September 1956, in Göttingen war leider nicht so besucht, wie wir es in Anbetracht des guten Zwecks, nämlich der Aufklärung von Schicksalen unserer vermissten Kameraden, hätten erwarten dürfen. Das gilt in erster Linie für die in Göttingen ansässigen Kameraden. Wir nahmen teil an einer sehr würdigen und erhebenden Feierstunde, welche die Landsmannschaft Ostpreußen in Göttingen am Ehrenmal im Rosengarten veranstaltet hatte und legten dort ebenfalls einen Kranz mit Schleife nieder. Auch die Bundesleitung des Luftwaffenrings ließ durch den Vorsitzenden des Landesverbandes Niedersachsen, Oberst a. D. Arndt, einen Kranz niederlegen. Danach trafen sich die Kameraden zum gemeinsamen Mittagessen und zum kameradschaftlichen Beisammensein im „Deutschen Garten". Es wurde nach den Begrüßungsworten des Sprechers, Kam. Gramsch-Celle, die Grußbotschaft des Generals d. Fl. a. D., Mußhoff, ehem. Befehlshaber im Luftgau I und Danzig, verlesen, der aus gesundheitlichen Gründen leider an der Teilnahme verhindert war. Es wurde dann auch über die Frage diskutiert, ob sich die ehemaligen Angehörigen zu einer Traditionsgemeinschaft zusammenschließen sollten. Man kam überein, hierüber bei nächster Gelegenheit in einem größeren Kreise einen Beschluss zu fassen und bis dahin es in der jetzigen Form zu belassen. Kamerad Bodeit, Göttingen, machte den Vorschlag, die Geschäftsführung wegen der zentralen Lage dann nach Göttingen zu verlegen. Kamerad Eickhoff dankte dem Sprecher für seinen uneigennützigen Einsatz und sprach die Hoffnung aus, dass sich der Kameradenkreis in Zukunft erweitern möge und sich somit unser vornehmlichstes Ziel, die Aufklärung von Vermisstenschicksalen und die Beschaffung von Unterlagen über Dienstzeiten, erfolgversprechender bearbeiten lasse. Oberst a. D. Zielke, der leider aus gesundheitlichen Gründen ebenfalls nicht teilnehmen konnte, beabsichtigt die ehemaligen Angehörigen des Luftgaues I im nächsten Jahre ebenfalls nach Göttingen zusammenzurufen, was Anerkennung fand. Der Sprecher gab dann eine Reihe von Suchanfragen bekannt, die teilweise durch Fotos ergänzt wurden und die leider in keinem Falle durch die Anwesenden geklärt werden konnten. Es handelt sich um nachstehende Anfragen:

 

Gesucht werden:

Major Oskar Greiser, zuletzt Flugleiter-Kdo. in Dresden und Reichenberg beim Geschwader Rudel, von seiner Ehefrau Agnes Greiser, Heilbronn, Schwabstr. 19.

 

Obergefreiter Arno Neubauer, zuletzt beim LN-Führer in Sensburg/Ostpreußen, FP-Nr. L 29 699 LgpA Königsberg, von seiner Mutter Berta Neubauer, Stade bei Hamburg, Schiffertor-Str. 1.

 

Vermessungs-Assessor Karl Randow, von Frau Erika Gnirek, Calmbach/Enz, Enge Brücke 226.

 

Obergefreiter Richard Fischer, bei einer Flak-Einheit, letzter Wohnort Pobethen, Kreis Samland, Ostpreußen, von Frau Grete Riechert, Reutlingen, Max-EydtStr. 153, für die drei in der Sowjetzone als Vollwaisen lebenden Kinder des Kameraden Fischer.

 

Uffz. Heinz Uffelmann, seinerzeit Triebwerk-Prüfer bei der Werft in Thorn, von F. Sannecke, Hamburg-Fuhlsbüttel, Brombeerweg 56.

 

Gefr. Helmuth Bertuleit, zuletzt beim Lw.-Regiment Hermann Göring als Sanitäter, letzter Wohnort Prökuls b. Memel, im Raum von Warschau zuletzt gemeldet, von Meta Ballnus, Gelsenklrchen-Erle, Cranger Str. 475.

 

Oberstleutnant Krantz, Lw-Verbindungsoffizier bei der Wehrersatz-Inspektion Königsberg, von Frau Erna Engelfried, Stuttgart-Wangen, Bingener Straße 6.

 

Regierungs-Amtmann Philipp, ferner die Angestellten Waldemar Nachtigall und Otto Dörfer von der Abt. Stokraft, von Hans Hesse, Offenburg-Süd, Lilienweg 11.

 

Oberst Kopper, die Majore Scheerbaum und Moritz vom Lw.-Nachr.-Regt. 1, Königsberg-Ballieth, vom ehemaligen Kantinenpächter in Ballieth, Wilhelm Rußmann, Otterndorf/NE (Holstein), Markstraße 30. Wer kann bestätigen, dass Rußmann Kantinenpächter in Ballieth war?

 

Fl.-Stabsingenieur Kersting, Fl.-Ing. Böhnke und der Angestellte Schlappe vom Fl.-H. Heiligenbeil, von Otto Biallas, Hattingen/Ruhr, Akazienstraße 12.

 

Die Reichsangestellen Ernst Quednau und Otto von der U- u. K.-Stelle der Hufenkaserne Königsberg. Heizungsmeister Kurt Schidat sowie die Vorarbeiter Paul Wagner und Lux, von Rudolf Groß, Herford, Stadtholzstr. 234. — Wer kann sonst bestätigen, dass Groß bei der U- u. K-Stelle Hufenkaserne tätig war?

 

Wer kennt Hermann Nagrotzki, geb. 03.07.1892 zu Königsberg Pr., letzte Wohnung, Sedanstr. 4, Königsberg Pr., vom Baulager Hardershof, Außenstelle Krausen? N. ist im Mal 1946 verstorben. Die Witwe sucht Zeugen, um ihre berechtigten Ansprüche gegenüber der Invalidenversicherung geltend zu machen. In diesem Zusammenhange werden gesucht: Hauptmann Lorenz, früher Krausen, und Oberzahlmeister Kimm oder Himm. Nachricht erbeten an Frau Antonie Nagrotzki, Berlin NW 87, Gotzkowskystraße 4 IV.

 

Kameraden! Es existiert kein Fonds, aus dem Portokosten usw. gedeckt werden können. Auch die Kosten für unsern am Ehrenmal niedergelegten Kranz haben wir durch freiwillige Spenden und zusätzlich durch eine Sammlung unter den Teilnehmern aufgebracht. Daher bitte ich unter allen Umständen, bei allen Anfragen Rückporto beizufügen, andernfalls müsste ich zukünftig alle Rückschreiben unfrankiert absenden.

Wilhelm Gramsch, (20a) Celle, Waldweg 83. Telefon 47 34

 

Seite 15   Familienanzeigen

Plötzlich und unerwartet verstarb am 20. September 1956 in Wiesbaden mein lieber Mann, Sohn und Bruder, Horst Krasemann, im Alter von 33 Jahren. In tiefer Trauer: Ulrike Krasemann, geb. Wehnert. Bertha Krasemann, als Mutter. Ursula, Schwester. Königsberg Pr., Alter Garten 56, jetzt Itzehoe, Feldschmiede 74

 

Am 8. September 1956 verstarb nach schwerer Krankheit mein innig geliebter Mann, unser treusorgender Vater, mein lieber Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, Max Borowski, fern der geliebten Heimat, im Alter von 46 Jahren. Ferner gedenken wir unserer lieben Schwager, Willy Borowsky (Borowski und Borowsky, kein Schreibfehler von mir) 1944 vermisst in Russland. Horst Redtel, 1944 vermisst in Russland und des Schwiegervaters, Franz Borowski, der in Königsberg 1945 verstorben ist. In stiller Trauer: Maria Borowski, geb. Scherdien nebst Kindern. Anna Borowski, als Mutter. Königsberg Pr., Spechtweg 50, jetzt Düsseldorf, Kölner Landstraße 187

 

Am 4. September 1956 verstarb fern der ostpreußischen Heimat, unsere Mutter, Großmutter und Tante, Rosa Katzinski, geb. Schrade, im Alter von 80 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Frau Hedwig Wiede. Neudiems, Kreis Rößel. Ostpreußen, jetzt Marburg (Lahn) Andreestraße 1 d

 

Zum Gedenken. Am 3. Oktober 1956, jährte sich zum zwölften Male der Todestag unseres geliebten Sohnes und Bruders, Kurt Prank, geb. 21.11.1923, gefallen am 03.10.1944. Er ruht auf dem Heldenfriedhof Vossenak in der Eifel. In stiller Trauer: Johann Prank und Frau Luise Prank,geb. Brozio, verw. Melzner. Bruno Prank. Wilhelm Melzner. Hedwig Rosteck, geb. Melzner. Käte Wrobel, geb. Melzner. Schönhofen, Kr. Treuburg, Ostpreußen, jetzt Minden. Westf., Neutorstraße 10

 

Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat, verschied am 17 September 1956, unerwartet mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Bauer Hugo Possienke, im 70. Lebensjahre. In stiller Trauer: Frau Anna Possienke, geb. Schmolinski nebst Kindern und allen Anverwandten. Mühlhausen, Ostpreußen, Kr. Pr.-Eylau, jetzt Idar-Oberstein 3, Im Staaden 4

 

In Demut und Trauer beugen wir uns vor dem Schicksal alles Vergänglichen. Ernst Supply, Zahnarzt. Geboren am 15.06.1894, gestorben am 16.09.1956. Mein lieber Mann, unser bester Papi, hat uns ganz unerwartet für immer verlassen. Elfriede Supply, geb. Paukstadt und Söhne. Ahlten (Hannover) den 16. September 1956

 

In ewiger Sehnsucht nach seiner geliebten Heimat verstarb nach schwerem, mit großer Geduld getragenem Leiden in der Sowjetzone, wo wir beide Eitern erst im Juli 1956 wiederfanden, mein lieber Mann, mein lieber guter Vater, Schwiegervater, Großvater und Schwager, der Müller und Landwirt Emil Sackel, aus Wissowatten, Kr. Lötzen im Alter von 75 Jahren. In stiller Trauer: Elma Sackel, geb. Kossack. Walter Sackel. Luise Sackel, geb Warsewa. Siegfried Sackel. Frieda Kossack und Helene Kossack. Hamm, den 20. September 1956, Lilienstraße 7

 

Am 20. September 1956, entschlief nach kurzer schwerer Krankheit, mein lieber Mann und unser guter Vater, Gustav Becker, früher Strigengrund/Insterburg, im Alter von 84 Jahren. In tiefer Trauer: Ida Becker, verw. Schmidt, geb. Walter und Kinder. Misburg (Hannover), Hermann-Löns-Straße 31

 

Am 4. September 1956, verstarb plötzlich im 82. Lebensjahre nach einem arbeitsreichen Leben, mein lieber, guter und treusorgender Großvater, Landwirt Otto Turner, früher Parkhof, Kreis Ebenrode. In tiefer Trauer: Siegfried Turner, Hamburg-Altona, Schillerstraße 20

 

Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb heute mein geliebter Mann, Bundesbahnrentner Eduard Hellenbach, im Alter von 74 Jahren. In tiefer Trauer: Auguste Hellenbach, geb. Oschkinat. Johanne Müller, Spandau. Lina Wernick, Spandau, nebst allen Angehörigen. Süderbrarup, den 27. September 1956, früher Buschfelde, Ostpreußen. Die Beerdigung fand am 2. Oktober 1956 um 14.30 Uhr von der Kapelle zu Süderbrarup aus statt.

 

Am 14. September 1956 entschlief nach kurzer Krankheit fern seiner geliebten Heimat mein lieber Mann, Albert Böhnke, im Alter von 61 Jahren. In stiller Trauer: Minna Böhnke und Schwägerin, Grete Böhm. Verwandte und Bekannte. Lengnieten bei Germau, Samland, Ostpreußen, jetzt Buchen, Kr. Lauenburg, Schleswig-Holstein, Flüchtlingsheim 11

 

Am 23. September 1956 entschlief sanft nach kurzer schwerer Krankheit unser lieber Vater, Schwiegervater u. Opa, Heinrich Pottel, im Alter von 63 Jahren. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Fritz Bartsch und Frau Erna Bartsch, geb. Pottel. Wilhelm Hoffman und Frau Else Hoffmann, geb. Pottel. Hermann Glaser und Frau Christel Glaser, geb. Pottel und Enkel: Monika, Renate und Waltraut. Jäcknitz bei Zinten, Ostpreußen, jetzt Seehof-Siglingen, Kr. Heilbronn

 

Zum Gedenken an unsere Lieben. Bezirksdirektor Walter Sult, Königsberg Pr., geb. 01.10.1903 gest. 15.11.1947 in russischer Gefangenschaft; Wilhelmine Sult, geb. Unruh, Königsberg Pr., geb. 02.10.1874, gest. 19.05.1951 in Hessen; Kaufmann Hermann Sievert, Königsberg Pr., geb. 07.06.1883, gest. 22.12.1945 in Königsberg; Frida Sievert, geb. Krüger, Königsberg Pr., geb. 04.10.1888, gest. 13.03.1946 in Königsberg. Königsberg Pr., Malteserstraße 27; Augustastraße 12; Krausallee 120. Gerda Sult, geb. Sievert mit Peter-Jürgen, Haide, Ekkehard, jetzt Hannover-Vinnhorst, Dammstraße 16. Lisbeth Goertz, geb. Sult jetzt Butzbach, Hessen, Ludwigstraße 12. Christel Willian, geb. Sievert mit Klaus und Helga, jetzt Kiel. Feldstraße 115

 

Nach langem, mit Geduld getragenem Leiden rief der Herr über Leben und Tod am 13. September 1956 meine liebe Frau, meine gute treusorgende Mutter, einzige Schwester und Tante, Ida Wolfgart, geb. Segarrek, im Alter von 51 Jahren, zu sich in die ewige Heimat. In Beugung, unter Gottes heiligem Willen im Namen aller Hinterbliebenen: Heinrich Wolfgart. Hans Wolfgart. Maria Dudda. Hanneliese Dudda. Brodau, Kr. Johannisburg, jetzt Lüdingworth über Cuxhaven

 

Am 19. September 1956 entschlief nach langer schwerer Krankheit, unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Lina Kröhnert, geb. Seiffert, im Alter von 83 Jahren. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Olga Kröhnert. Raging, Kr. Elchniederung, jetzt Schacht-Hudorf, Hüttenstraße 8, Kr. Rendsburg. Die Beerdigung hat in aller Stille stattgefunden.

 

Am 28. September 1956 verschied nach kurzer schwerer Krankheit meine liebe gute Schwester und Tante, Luise Ruhnke, geb. Vogelreuter, fern ihrer geliebten Heimat, im Alter von 69 Jahren. In stiller Trauer: Helene Born, geb. Vogelreuter. Ruth Müller. Ralf Müller. Bad Nenndorf, den 28. September 1956

 

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Seite 16   Familienanzeigen

Unsere Zukunft ist schweigendes Land, Nicht Menschenwille es pflügt; Jeder Tag kommt aus Gottes Hand, Und das zu wissen, genügt. (Lippert)    Gott hat meinen geliebten Mann, unseren treusorgenden Vater und Großvater, Bruder, Schwager und Onkel heimgeholt in seinen ewigen Frieden. Carl Klutke, geboren am 09.12.1885, gestorben am 21.09.1956, Rechtsanwalt und Notar, Buchdruckereibesitzer, Verleger der Tageszeitung „Ostdeutsche Grenzboten", Ebenrode, Ostpreußen. Seine Arbeit für Familie und Heimat war ihm Lebensaufgabe und Freude. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Else Klutke, geb. Krekel. Georg Klutke und Frau Georgia Klutke, geb. Trapp. Karola und Georgia-Ann. Karl Klutke. Friedrich Wilhelm Klutke. Düsseldorf-Heerdt, Burgunder Straße 41. Im Sinne unseres lieben Verstorbenen haben wir ihn im engsten Familienkreise in aller Stille zur ewigen Ruhe bestattet.

 

Plötzlich und unerwartet wurde mitten aus seiner Arbeit heraus mein lieber Mann, unser guter Vater, Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, Paul Hundertmark, Oberlehrer und Schulleiter, im Alter von 60 Jahren abberufen. In tiefem Schmerz: Ida Hundertmark, geb. Freiwald und Angehörige. Kreuzburg, Ostpreußen, jetzt Ehingen (Donau), den 21. September 1956. Wir haben ihn in Ehingen zur letzten Ruhe gebettet.

 

In der Frühe, an seinem 75. Geburtstag, entschlief sanft nach kurzem Leiden, Rottenführer i. R. Friedrich Leichert, Groß-Waltersdorf, Kr. Gumbinnen. Betrauert von seiner Gattin, den Kindern, Enkeln und Urenkelin. Pinneberg, den 24. September 1956

 

Gedenkanzeige zum zwölfjährigen Todestag. Hauptmann und Adjutant der Luftwaffe, Fritz Lischewski, geb. 13.10.1908, gefallen 02.10.1944 Hürtgenwald. Seine ihn nie vergessende Gattin, Elfriede Lischewski, geb. Sotzek, unsere drei Töchter Irmtraut, Gisela, Adelheid. Treuburg/Reuß, Ostpreußen; Ostseebad Neukuhren, jetzt (17b) Endingen a. K., Ritterstraße 2, Südbaden

 

Nach langem schwerem Leiden ist unsere liebe Schwester, die Krankenschwester, Gertrud Miesala, aus Bad Rehburg, früher Rastenburg, am 23. September 1956, im 49. Lebensjahre von uns gegangen. Sie folgte unserem Bruder Walter Miesala, gefallen Dezember 1940, unserem Vater,  Michael Miesala, gefallen Januar 1945 und unserer lieben Mutter, Grethe Miesala, geb. Radzanowski, gestorben auf der Flucht in Spornitz im Oktober 1945, in die Ewigkeit. Erich Miesala, Hannover, Jordanstraße 25. Karl Miesala., Hamburg 13, Haller Straße 5 E. Else Kopp, geb. Miesala, Bonn-Venusberg, Birkenweg 6

 

Heute früh, 1.30 Uhr, wurde mein lieber Mann, unser geliebter Vater, Schwiegervater, Opi, Bruder, Schwager und Onkel, Buchdruckereibesitzer Arthur Riebensahm, früher Braunsberg, Ostpreußen, im 59. Lebensjahre, von seinem schweren Leiden erlöst.Im Namen aller Angehörigen: Emmi Riebensahm, verw. Skubich, geb. Degenhardt und Kinder. Gütersloh, den 25. September 1956, Roonstraße 13

 

Du warst zu jung. Du starbst zu früh — Wer Dich gekannt, vergisst Dich nie. Schon nach einem halben Jahre seit seiner Abreise mit seiner Familie nach Amerika, verstarb ganz plötzlich und unerwartet mein lieber Sohn und Bruder, Schwiegersohn, unser Schwager und Onkel, Gustav Rohde, im Alter von 42 Jahren. In tiefem Schmerz: Auguste Rohde, als Mutter. Herbert Rohde und Frau Magdalena Rohde, geb. Paul. Minna Hoffmann, geb. Achenbach und Tochter. Gerda Maslowski, geb. Hoffmann nebst Töchterchen Ina, sowie alle Verwandten. Mit unserer lieben Eva und Kindern Heidi und Wolfgang, die es schwer getroffen, doch sein Grab pflegen dürfen, müssen wir versuchen, den harten Schicksalsschlag zu tragen.

 

Gestern Abend entschlief nach kurzer Krankheit sanft und ruhig mein lieber Vater, unser guter Schwiegervater, unser treusorgender Opa und Uropa, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Rektor i. R., Otto Blosat, früher Braunsberg, Ostpreußen, im gesegneten Alter von 94 Jahren. Er folgte meiner lieben Mutter nach vierzehn Tagen in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Charlotte Blosat nebst Angehörigen. Harrisleefeld-Flensburg, den 28. September 1956, Muusbeker Weg 25. Die Beerdigung fand am Dienstag, dem 2. Oktober 1956, 15 Uhr, von der Kirche zu Harrislee aus statt.

 

Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, das man hat, muss scheiden. Heute Nacht entschlief nach schwerer Krankheit mein geliebter Mann, mein bester Kamerad, unser herzensguter treusorgender Vater, unser lieber Großvater, Bruder und Schwager, der Oberstabsintendant a. D. Karl Bettin, im Alter von 73 Jahren. In tiefer Trauer: Elfriede Bettin, geb. Hartung. Walter Bettin, als Hauptmann im Osten vermisst. Heinz-Günter Bettin Thea Bettin, geb. Wesch. Elfe Glawe, geb. Bettin. Hans Glawe, Apotheker und sieben Enkelkinder. Hildesheim, den 14. September 1956, Immengarten 47, früher Königsberg Pr. und Allenstein.

 

Fern ihrer geliebten Heimat entschlief am 28. September 1956 nach langem, mit unendlicher Geduld ertragenem Leiden, unsere treusorgende Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Olga Rohmann, geb. Annuß, im Alter von 67 Jahren. In tiefer Trauer: Herbert Rohmann. Erna Klimmek, geb. Rohmann. Konrad Rohmann. Erika Rohmann, geb. Günther. Dr. Fritz Klimmek und die Enkelkinder. Passenheim, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen, jetzt Oldenburg i. O., Kaiserstraße 5. Die Beerdigung hat in aller Stille stattgefunden.

 

Nach einem mit Geduld getragenen schweren Leiden ging am 23. September 1956, kurz vor Vollendung seines 67. Lebensjahres, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Bruder und Opa, Bauer Friedrich Torreck, früher Neplecken, Kreis Samland, für immer von uns. Er folgte seinem jüngsten Sohn Erich Torreck, der seit April 1944 in Russland vermisst ist. In stiller Trauer: Paula Torreck, geb Morr. Bruno Torreck und Familie, sowj. bes. Zone. Willy Grohnert und Frau Edith Grohnert, geb. Torreck, Ehestorf. Emmetal 57 (Harburg-Land). Regina, Hellmut und Carsten,  als Enkel. Die Beerdigung fand am Mittwoch, dem 26. September 1956, in Ehestorf statt.

 

Mein lieber guter Mann, unser treusorgender Vater, lieber Opa, Schwager und Onkel, Emil Dreher, Revierförster i. R., ist am 9. September 1956, im Alter von 77 Jahren, für immer von uns gegangen. In tiefer Trauer: Amalie Dreher, geb. Lehwald. Vera Näther, geb. Dreher. Horst Näther. Renate Näther und Gertraud Näther. Karwinden, Kreis Pr.-Holland, Ostpreußen, jetzt Forsthaus Kondel, Post Bausendorf, Kreis Wittlich

 

Ausgelitten hab' ich nun, bin am frohen Ziele. Von den Leiden auszuruhn, die ich nicht mehr fühle. Kein Arzt fand Heilung mehr für mich, Jesus sprach: Ich heile dich. Nach langem schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden entschlief sanft heute um 17.30 Uhr, fern ihrer geliebten Heimat, meine liebe Frau, unsere herzensgute Mutter, Schwiegermutter, beste Omi, Schwester, Schwägerin und Tante, Wilhelmine Rahnenführer, geb. Paul, im Alter von 71 Jahren. In tiefer Trauer: Hermann Rahnenführer. Charlotte Schulewski, geb. Rahnenführer. Gertrud Rahnenführer. Elsbeth Volker, geb. Rahnenführer. Otto Schulewsk.i Willi Volker und vier Enkelkinder. Langanken, Kreis Sensburg. Ostpreußen, den 19. September 1956, jetzt Degersen, Kreis Hannover

 

Fern der geliebten Heimat verstarb in Enkenbach (Pfalz) unsere innig geliebte Mutter, Schwieget- und Großmutter, Elisabeth Janzen, verw. Brühn, geb. Grunwaldt, früher Kampenau, Kreis Marienburg. Sie folgte ihren Kindern Hildegard, Werner, Heinz und Rudi nach. An ihr erfüllte sich ein schweres deutsches Frauenschicksal unserer Zeit, das sie niemals klagend trug. In tiefem Schmerz aller Trauernden: Liselotte Steinke, geb. Brühn, Überlingen (Bodensee). Kurt Janzen, Wunstorf (Hannover).

 

Am 19. September 1956 entschlief nach langem Leiden meine liebe treusorgende Frau, meine gute Mutter, unsere liebe Oma, Frau Anna Albien, geb. Rohloff, im Alter von 75 Jahren. In stiller Trauer: Carl Albien. Margarete Dittrich, geb. Albien. Heide Dittrich, Uwe Dittrich und Karsten Dittrich. Gauleden, Kreis Wehlau und Thierberg, Kreis Osterode, Ostpreußen, jetzt Halle in Westfalen, Wertherstraße 2 und Samlandweg 35

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