Ostpreußenblatt, Folge 06 vom 11.02.1956

Ostpreußenblatt

Folge 06 vom 11.02.1956

 

Seite 1   Foto: Tilsit. Aufnahme: Ruth Hallensleben.

Die Deutsche Kirche und die Königin-Luise-Brücke, Wahrzeichen der Stadt Tilsit, bestehen nicht mehr in der altgewohnten Form, so wie wir sie hier auf dem Bilde sehen. (Die Aufnahme ist vom nördlichen Ufer des Memelstromes aus gemacht worden.) Welches Bild Tilsit heute bietet, darüber wird in dieser Folge berichtet.

 

Seite 1   Schutzschild der Freiheit.

Die Washingtoner Deklaration, die der amerikanische Präsident Eisenhower und der britische Ministerpräsident Sir Anthony Eden nach mehrtägigen Gesprächen über die gesamte weltpolitische Lage und damit auch über das große deutsche Anliegen unterzeichneten, bringt abermals eine Deutung der Weltpolitik der freien Länder, die in mancher Beziehung besondere Bedeutung verdient. Sie stellte zum Beispiel noch einmal die große Bedeutung einer echten Gemeinschaft der freien Nationen gerade in dieser Zeit und angesichts der politischen Manöver der Sowjetunion und des Ostblocks heraus. Eisenhower und Eden haben betont, dass es dringend notwendig ist, dass heute und in Zukunft die westliche Gemeinschaft freier Völker auch eine echte Macht darstellt und dass sie die Macht behält. Niemals solle die so geballte Kraft dazu dienen, ein Mittel des nationalen Ehrgeizes und der Machtergreifung zu werden. Sie sei vielmehr ein notwendiger Schutzschild für jedes Mitglied der Gemeinschaft der Nationen. Die beiden großen angelsächsischen Mächte haben — wie nicht anders zu erwarten war — erneut betont, dass sie niemals als erste Gewalt anwenden werden. Amerika und England würden darüber hinaus ihren ganzen Einfluss ausüben, um sicherzustellen, dass die bekannten Moskauer Bemühungen zur Schürung alter Feindschaften und Konflikte keinen Erfolg haben und nicht zu einem Bruch des Friedens führen. Man bekannte sich weiter zu einem Streben nach einer wirklich umfassenden und ausreichend kontrollierten Abrüstung. Durch eine solche Abrüstung könne dann allein die Menschheit von den Schrecken der modernen Vernichtungswaffen befreit werden.

 

Wer Berlin angreift . . .

Für uns Deutsche wichtig ist die erneute Feststallung der beiden westlichen Regierungschefs, dass es niemals einen echten und dauerhaften Frieden geben kann, so lange unser Vaterland geteilt und zerrissen bleibt. Eisenhower und Eden haben bei dieser Gelegenheit wiederholt, dass Amerika und England die Regierung der westdeutschen Bundesrepublik als die einzige echte deutsche Regierung betrachten, da nur diese frei und gesetzmäßig gebildet wurde. Nur die Bundesregierung könne berechtigt sein, als Vertreterin des ganzen deutschen Volkes in den großen Anliegen der Weltpolitik zu sprechen. Zur Stellung der alten Reichshauptstadt Berlin wurde versichert, dass die USA und Großbritannien jeden Angriff auf Westberlin als einen Angriff auf sie selbst und auf ihre Streitkräfte betrachten und werten würden. Bei dieser Gelegenheit wurde auch betont, dass das nordatlantische Verteidigungsbündnis für die gemeinsame Sicherheit der freien Welt wesentlich und unerlässlich sei.

 

Taten müssen folgen

Es besteht wohl kein Zweifel darüber, dass gerade die hier wiedergegebenen Punkte der Washingtoner Erklärung auch dann eine bleibende Bedeutung behalten, wenn man sich darüber im klaren ist, dass sie nur einen bereits bekannten Standpunkt abermals erhärten. Sehr mit Recht ist darauf hingewiesen worden, dass der Westen, der einem ideologisch außerordentlich rührigen und in den verschiedensten Taktiken erfahrenen Gegner einen Damm entgegensetzen muss, gerade auch ein klares politisches Lichtbild braucht. Es gibt ganz gewiss eine Reihe von Gedanken und Anliegen, die nicht oft genug vor der Weltöffentlichkeit geäußert werden können. Die Tatsache, dass ja schon wenige Stunden nach der Beendigung der Aussprache zwischen Eisenhower und Eden eine neue Note des Sowjetregierungschefs in Washington übergeben wurde, zeigt überdeutlich, wie wach und rege man auf der anderen Seite ist. Der Teil der Washingtoner Deklaration, der sich mit den Problemen befasst, die im Nahen und Fernen Osten zu lösen sind, hat sowohl in Amerika als auch in England einige Enttäuschung hervorgerufen. Auch das darf nicht verschwiegen werden. Es wurde Eisenhower und Eden der Vorwurf gemacht, ihre Erklärung biete in allen diesen Punkten wenig Neues und sei allzu reich an wohltönenden Formulierungen, die im Grunde recht wenig besagten. In der Tat scheint es auch dem deutschen Beobachter so, als mache sich gerade in Washington die besondere Situation des amerikanischen Wahljahres sehr bemerkbar. Das deutsche Anliegen ist in den Gesprächen wohl behandelt worden, hat aber dort nur eine zweitrangige Bedeutung erlangt. Ironische Kritiker aus England haben gesagt, ganz allgemein müsse man den Eindruck gewinnen, als ob sich die Amerikaner in diesem Jahr auf ein Kurztreten in allen entscheidenden Fragen geeinigt hätten. Niemand gehe dort heute sehr gern weitere militärische und politische Verpflichtungen ein, und hier und da könne man in Amerika für 1956 geradezu von einer Art „Winterschlaf der hohen Politik" sprechen. Eisenhower und Eden haben keinen Zweifel daran gelassen, dass sie grundsätzlich bereit sind, überall klärend und helfend einzuspringen. Wer nun aber weiß, wie rührig und vielseitig die Sowjets überall ihre Stollen vortreiben, wie geschickt sie sich bemühen, die Initiative an sich zu reißen und zu halten, der muss zugeben, dass es auch für den Westen nicht allein mit noch so wohlwollenden Erklärungen des guten Willens getan ist. Die Weltpolitik ist in Fluss, und sie wird nur von dem beherrscht, der sie mit eigenen Energien und Ideen lenkt. Es mag eine Zeit gegeben haben, wo es sich Amerika leisten konnte, im Jahre der Präsidentenwahl die Außenpolitik ein wenig ruhen zu lassen. Heute liegen die Dinge ganz anders. Auch ein Schutzschild kann nur nützen, wenn er von starken und aktiven Kräften gehalten wird. In seinem Antwortschreiben an Bulganin hatte Präsident Eisenhower treffend erklärt, dass nur Taten, nicht Worte entscheiden, wenn es um die Ordnung der Welt, um Frieden und Sicherheit und als Voraussetzung dafür um die deutsche Wiedervereinigung geht. An dieses Wort sollten wir alle denken.

 

Seite 1   „Mangelnder Einsatzwert". Der Westen will weitere Milliarden von Bonn.

Die Alliierten werden auch im zweiten Jahr der Souveränität der Bundesrepublik, das heißt einen deutschen Beitrag zu den Kosten der Stationierung ihrer Streitkräfte im Bundesgebiet fordern. Wie verlautet, wird die alliierte Forderung damit begründet, dass die deutschen Truppen vor Sommer 1957 keinen militärischen Einsatzwert haben würden und die alleinige Verantwortung für die Sicherheit der Bundesrepublik deshalb noch bei den alliierten Streitkräften liege.

 

Die Summe der deutschen Stationierungsbeiträge für das zweite Jahr soll erst in Verhandlungen mit der Bundesregierung festgelegt werden. Auf alliierter Seite wurde angedeutet, dass man sich mit weniger als den im ersten Jahr nach Inkrafttreten der Pariser Verträge gezahlten 3,2 Milliarden Mark zufriedengeben werde.

 

Nach dem zurzeit gültigen Finanzvertrag im Rahmen der Pariser Verträge muss die Bundesrepublik ein Jahr nach dem Inkrafttreten Stationierungskostenbeiträge bezahlen. Darüber hinaus hat die Bundesrepublik sich verpflichtet, „im Geiste der NATO-Bündnisse" nach Ablauf dieser ersten zwölf Monate mit den Regierungen der alliierten Länder, die Truppen in Deutschland stationiert haben, in Verhandlungen bezüglich des Unterhalts dieser Streitkräfte einzutreten, „wobei der Bedarf der Streitkräfte der Bundesrepublik zu berücksichtigen ist“.

 

Die Alliierten erhalten außerdem in dem Haushaltsjahr vom 1. April 1956 bis zum 31. März 1957 von der Bundesrepublik noch einen Beitrag von 2,4 Milliarden Mark, der in der Besatzungszeit als Besatzungskosten bereitgestellt aber nicht abgerufen wurde und seither in der Kasse des Bundesfinanzministers ruht.

 

Wie verlautet, wird die Forderung nach weiteren „Stationierungsbeiträgen" vor allem von Großbritannien und Frankreich vertreten.

 

Seite 1   Noch einhunderttausend Verschleppte

Wie Bundesvertriebenenminister Professor Oberländer in Bonn bekanntgab, befinden sich in der Sowjetunion noch etwa einhunderttausend deutsche Verschleppte. 13 000 Verschleppte seien in den letzten Heimkehrertransporten zurückgekehrt. Weiter erklärte der Minister, es sei im Augenblick noch nicht geklärt, wieviel Kriegsgefangene noch in der Sowjetunion weilten. Der Leiter des DRK-Suchdienstes, Dr. Wagner, fügte ergänzend hinzu, dass nach den vorliegenden Listen noch über tausend Gefangene fehlen. Ein Teil sei offenbar in andere Länder wie Ungarn und Rumänien entlassen worden. Die in der Suchdienstzeitung veröffentlichte Zahl von tausend fehlenden Kriegsgefangenen besage also nicht, dass diese alle noch in der Sowjetunion lebten. Man hoffe, in kurzer Zeit genaue Angaben machen zu können.

 

Beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in Hamburg sind bisher fast 180 000 Anträge auf Familienzusammenführung von westdeutschen und ehemaligen ostdeutschen Bewohnern eingegangen.

 

Ein neuer, großer Aussiedlertransport traf am letzten Wochenende auf dem Zonengrenzbahnhof Büchen ein. Das Polnische Rote Kreuz hatte ursprünglich 227 Personen angekündigt, es trafen aus Stettin jedoch nur 206 Kinder, Frauen und Männer ein, deren Angehörige zum größten Teil schon über elf Jahre im Bundesgebiet leben. Sie kamen zum größten Teil aus Breslau und Waldenburg, ferner aus Ostpreußen und Pommern.

 

Seite 1   Was die Sowjets zurückließen. „Schönste Höfe Finnlands völlig verfallen".

Nach einem ersten Besuch im freigegebenen Porkkala-Gebiet in Finnland schildert der Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung" seine Eindrücke. Er schreibt u. a.:

 

Man versteht es heute, warum die russische Propaganda all das Schöne und Gute, was die Russen den Finnen als „Geschenk" zurücklassen würden, schon vor der Porkkalareise der westlichen Pressevertreter vorzeitig in die Welt hinausposaunt hat: die 675 neu errichteten Häuser, die Schulen und Spitäler haben sich weitgehend als Potemkin-Kulissen erwiesen.

 

Vor elf Jahren hatten die Russen mit Porkkala eines der fruchtbarsten Gebiete Finnlands mit schönen, gepflegten Höfen und Sommerhäusern übernommen. Sie lassen sehr viel Verfallenes und wenigstens stellenweise Verwüstungen zurück. Ein einziger Blick in die alte Kirche des Hauptortes Kyrslätt genügt: diese ist inwendig vollständig nackt; nichts ist mehr da, was daran erinnern würde, dass das Gebäude den Ortsbewohnern seit 600 Jahren als Gotteshaus gedient hat. Aber auch die Bauernhöfe und Sommerhäuser, die von den Russen benutzt worden sind, befinden sich in einem betrüblichen Zustand. In jedem Wagen der Pressekolonne saßen frühere Porkkalabewohner als Reiseführer und Wegweiser. Man sah, wie schwer es auf ihnen lastete, den Wald abgeholzt, die Äcker, brach liegend anzutreffen. Die Russen hatten zwar vor ihrer Abreise geputzt und gescheuert, und doch waren die Häuser kaum wiederzuerkennen. Solche, die vor elf Jahren einer einzigen Familie als Heim gedient hatten, mussten während der russischen Besetzung fünf oder mehr Familien beherbergt haben.

 

Der Eindruck wird nicht günstiger dadurch, dass die Russen die von ihnen benutzten Gebäude und Bahnhöfe mit grellblauer Farbe bestrichen, die Wände der Wohnungen mit dunkelgrünen „Schrecktapeten" beklebt oder hölzerne „Ehrenpforten" errichtet hatten, wie man sie zur Kriegszeit in Ostkarelien sehen konnte. Wenig des „Geschenkten" dürfte in Gebrauch genommen werden können, jedenfalls nicht ohne einen gründlichen Umbau.

 

Darüber, was die Basis militärisch zu bedeuten hatte, lassen sich aus dem, was gezeigt wurde, keine sicheren Schlüsse ziehen, Die eigentlichen, übrigens geschleiften Befestigungen mit Artilleriestellungen befanden sich auf vorgeschobenen Inseln, die nicht besucht werden konnten. Jedenfalls aber vermochte der Flugplatz mit einer 2000 Meter langen Landepiste nicht sonderlich zu imponieren. Ebenso hinterließ der Marinehafen den Eindruck, dass dieser höchstens als eine Etappenstation für leichtere Einheiten gedient haben dürfte.

 

Es scheint, dass es in den ersten Jahren nach dem Krieg die Hauptaufgabe Porkkalas gewesen war, auf die Regierung von Helsinki einen Druck auszuüben und gleichzeitig zusammen mit den russischen Positionen in Estland den Zugang in den Finnischen Meerbusen zu sperren. In dem Maße aber, als die russischen Positionen in Estland ausgebaut worden sind und sich auf Grund der Fortschritte der modernen Waffentechnik das Nordufer der Bucht ebenso gut von dort aus beherrschen ließ, scheint man auf den weiteren Ausbau der Basis verzichtet zu haben.

 

Um den offensichtlich billigen Preis von Porkkala hat aber die Sowjetunion, wenigstens im Norden, zweifellos schon gewisse Propagandaerfolge erzielt. Während die militärische Abhängigkeit Finnlands von Russland keineswegs geringer geworden ist, ist die russische Maßnahme, wie etwa „Svenska Dagbladet" bemerkt, in Norwegen und Schweden in gewissen Kreisen gerade so aufgefasst worden, wie man es in Moskau haben wollte, nämlich als ein Zeichen der Entspannung.

 

Seite 2   Ostpreußischer Heimkehrer:

Im Folgenden veröffentlichen wir eine weiter Liste der Landsleute, die im Januar 1956 aus Gefangenschaft oder Internierung aus der Sowjetunion im Grenzdurchgangslager Friedland eingetroffen sind. Bei den angegebenen Wohnorten (aus: . . .) handelt es sich um die Orte, in denen die Betreffenden 1939 in Ostpreußen lebten; diese Ortsangabe ist nicht etwa so zu verstehen, als ob diese Landsleute jetzt aus diesen Orten kommen. Es ist schwierig, die Namen und die Daten genau festzustellen, deshalb kann keine Gewähr für die Richtigkeit im Einzelnen übernommen werden. Es trafen im Lager Friedland ein:

 

1. Ernst Bolle, geb. 11.02.1900 in Kerstenbrügge/Königsberg, aus (Wohnort 1939) Neudamm, Kreis Königsberg;

 

2. Ingo von Collani, geb. 24.09.1900 in Kolberg, aus Insterburq;

 

3. Richard Engelhardt, geb. 24.01. 1897 in Kl.-Ballupönen, aus Striegengrund, Kreis Insterburg;

 

4. Eugen Fränkle, geb. 06.07.1914 in Königsberg, aus Königsberg;

 

5. Hermann Kuschmieder, geb. 25.03.1902 in Herzogswalde, Kreis Rosenberg, aus Gehlenburg, Kreis Johannisburg;

 

6. Otto Loops, geb. 28.02.1908 in Rupkalwen, aus Heydekrug;

 

7. Elli Loops, geb. Seeck, geb. 16.06.1911;

 

8. Herbert Maak, geb. 31.05.1930 in Neu-Keinen, Kreis Heiligenbeil, aus Brandenburg, Kreis Heiligenbeil;

 

9. Elsa Pluszas, geb. 05.02.1919 in Memel, aus Königsberg;

 

10. Wilhelm Puschstein, geb. 08.09.1923 in Bernikow Königsberg, aus Bernikow/Königsberg;

 

11. Johann Raginat, geb. 23.02.1892 in Memel, aus Peleiken, Kreis Memel;

 

12. Otto Rauser, geb. 31.10.1899 in Stuttgart, aus Elbing;

 

13. Frieda Rusan, geb. 16.02.1915 in Kraftsdorf/Elbing, aus Elbing;

 

14. Fritz Spiwoks, geb. 07.12.1895 in Bedschunen, aus Braunsberg;

 

15. Erna Teppner, geb. 22.05.1927 in Ernstwalde, Kreis Wehlau, aus Fuchshöfen, Kreis Königsberg.

 

Im Monat Januar 1956 sind ferner die folgenden ausgesiedelten Ostpreußen in Friedland eingetroffen:

 

1. Gerhard Babel, geb. 14.01.1938 in Albrechtsdorf, Kreis Allenstein, (Wohnort 1939: Albrechtsdorf, Kreis Allenstein), kommt jetzt aus Schlesien;

 

2. Elfriede Babel,  geb. 31.05.1941 in Albrechtsdorf, Kreis Allenstein, (Wohnort 1939: Albrechtsdorf, Kreis Allenstein), kommt jetzt aus Schlesien;

 

3. Gertrud Babel, geb. 08.02.1939 in Albrechtsdorf, Kreis Allenstein, (Wohnort 1939: Albrechtsdorf, Kreis Allenstein), kommt jetzt aus Schlesien;

 

4. Anna Bolz, geb. Eckrut, geb. 01.02.1916 in Kl.-Nehmen, Kreis Mohrungen, (Wohnort 1939: Kl.-Sauerken, Kreis Mohrungen), kommt jetzt aus Stettin;

 

5. Irmgard Bolz, geb. 15.01.1937, kommt jetzt aus Stettin;

 

6. Hildegard Bolz, geb. 27.02.1938, kommt jetzt aus Stettin;

 

7. Helga Bolz, geb. 05.05.1940, kommt jetzt aus Stettin;

 

8. Ursel Bolz, geb. 03.03.1944, kommt jetzt aus Stettin;

 

9. Helga Broes, geb. 20.08.1934 in Königsberg (Wohnort 1939 Königsberg), kommt jetzt aus Litauen;

 

10. Emma Derdai, geb. 05.04.1894 in Dobern, Kreis Angerbrg, (Wohnort 1939: Dobern, Kreis Angerburg), kommt jetzt aus Bartenstein;

 

11. Elisabeth Derdai, geb. 25.04.1911 in Dobern, Kreis Angerburg, (Wohnort 1939: Dobern, Kreis Angerburg), kommt jetzt aus Bartenstein;

 

12. August Engelhard, geb. 17.07.1890 in Mauda, (Wohnort 1939: Mauda), kommt jetzt aus Liegnitz/Schlesien;

 

13. Inge Hesse, geb. 10.10.1930 in Insterburg, (Wohnort 1939: Insterburg), kommt aus Kaentchen/Schlesien;

 

14. Ewald Lassig, geb. 25.10.1913 in Gonschor, Kreis Sensburg, (Wohnort 1939: Königsberg), kommt jetzt aus Breslau;

 

15. Hedwig Lissek, geb. Günther, geb. 21.01.1919 in Gellen, Kreis Orteilsburg, (Wohnort 1939: Gellen, Kreis Ortelsburg), kommt jetzt aus Stettin;

 

16. Dietrich Lissek, geb. 02.05.1940 in Gellen, Kreis Ortelsburg, (Wohnort 1939: Gellen, Kreis Ortelsburg), kommt jetzt aus Stettin;

 

17. Frieda Mroos, geb. 12.11.1912 in Ortelsburg, (Wohnort 1939: Ortelsburg), kommt jetzt aus Ortelsburg;

 

18. Auguste Mroos, geb. Drewelius, geb. 9. 10. 1881 in Ortelsburg, (Wohnort 1939: Ortelsburg), kommt jetzt aus Ortelsburg;

 

19. Erika Muhlack, geb. 29.10.1??? Ortelsburg;

 

19. Erika Muhlack, geb. 29.10.1928 in Kaidamm, (Wohnort 1939: Königsberg), kommt jetzt aus Lindenruh/Schlesien;

 

20. Lothar Neumann, geb. 30.11.1943 in Rastenburg, kommt jetzt aus Rastenburg;

 

21. Herta Peukert, geb. Schmidt, geb. 19.02.1921 in Duneiken, Kreis Goldap, (Wohnort 1939: Glowken, Kreis Goldap, kommt jetzt aus Hirschberg/Schlesien;

 

22. Karl-Heinz Peukert, geb. 24.02.1943, kommt jetzt aus Hirschberg/Schlesien;

 

23. Anna Wagner, geb. 26.04. 1922 in Wolfsdorf, Kreis Heilsberg, (Wohnort 1939: Wolfsdorf, Kreis Heilsberg), kommt jetzt aus Seifersdorf/Schlesien.

 

Seite 2   „Hochachtungsvoll: N. Bulganin“. Weltpolitisches Geschehen – kurz beleuchtet.

Mit einer Pünktlichkeit, die auf geübte Regie schließen lässt, hat der Sowjet-Ministerpräsident Marschall Bulganin den Brief des Präsidenten Eisenhower in einem Schreiben von etwa zwanzig Manuskriptseiten beantwortet. Um es vorweg zu sagen: nichts in diesem so langatmigen Brief, der den Gedankenaustausch zwischen Moskau und Washington fortsetzen soll, lässt darauf schließen, dass sich an der bekannten Haltung der Sowjets gegenüber allen ehrlichen Bemühungen um eine Neuordnung Europas, vor allem um die deutsche Wiedervereinigung, um die Abrüstung und die Weltsicherheit auch nur das mindeste geändert hat. Zum Kernproblem Deutschland wiederholt der sowjetische Regierungschef die bekannten Thesen: man lehne die Einbeziehung eines geeinten Deutschland in das westliche Bündnis ab, und im Übrigen müsse die Wiedervereinigung sehr wesentlich zwischen dem Pankower Zonenregime und der Bundesrepublik abgesprochen werden. Ist es nur ein kurioser Zufall, dass Herr Bulganin wenige Sätze später im Brustton der Überzeugung erklärt, die Sowjetunion halte an dem Grundsatz fest, dass das innere System in einem Staate das eigene Anliegen des betreffenden Volkes ist? Seine Ausführungen zum deutschen Problem lassen darauf schließen, dass er für unser Volk diese Freiheit der Selbstentscheidung offenbar nicht schätzt. Der ellenlange Brief Bulganins an Eisenhower ist im Übrigen schon durch seine Form und Fassung überaus interessant und für die Taktik des Kreml in jedem Sinne bezeichnend. Bulganin wählt auf Rat seiner Kreml-Mitarbeiter den Ton eines freundlichen alten Herrn, der über die sehr ernsten Vorstellungen seines Briefpartners schnell hinweghuscht, mit Höflichkeiten und Schmeicheleien — wo sie nichts kosten — nicht spart und sich sehr darum bemüht, über den Präsidenten hinaus bei dem amerikanischen Volk ein Echo zu finden. Da ist dann plötzlich wieder von der „historischen Freundschaft" beider Großmächte die Rede, da erklärt man sich bereit, sofort auch mit Frankreich und England zweiseitige Verträge zu schließen und „belehrt" wieder im väterlichen Tone das Staatsoberhaupt der USA, dass ja die Vereinigten Staaten auch schon andere zweiseitige und mehrseitige Verträge geschlossen hätten. Die angeblichen Bemühungen der Sowjets, ihre ja nun wahrlich nicht geringen Streitkräfte und Waffen auf ein Minimum zu beschränken, die formelle Herabsetzung des Moskauer Militärhaushalts, die Rückgabe des Stützpunktes Porkkala — das alles wird gebührend erwähnt; nebenbei wird Außenminister Dulles getadelt und versichert, die wirksame Luftüberwachung diene nicht der Abrüstung, sondern nach russischer Ansicht einem neuen Wettrüsten. Uralte sowjetische Thesen, die teilweise seit 1946 immer wieder vorgebracht wurden, werden nicht ungeschickt wieder aufgewärmt, und zum Schluss versichert Bulganin dem Präsidenten Eisenhower, er werde sich freuen, wenn er nun wieder neue Gedanken aus Washington erfahre. Die Unterschrift lautet: Hochachtungsvoll: N. Bulganin.

 

Berijas Nachfolger abgesetzt

In den Wochen vor dem großen bolschewistischen Parteikongress in Moskau wollen die Machthaber des Kreml offenbar noch eine Reihe von Umbesetzungen in sehr wichtigen hohen Staatsämtern der Sowjetunion durchführen. So oft nun aber in diesen Tagen Radio Moskau eine Amtsenthebung und Neuernennung verkündete, immer verzichtete die Regierung auf eine Angabe der Gründe. Besonderes Aufsehen erregte neben einer Reihe von Abhalfterungen der Minister und hohen Funktionäre in Stalins Heimatland Georgien die kommentarlos verkündete Absetzung des früher sehr mächtigen Sowjet-Innenministers Kruglow und des Ministerpräsidenten der großrussischen Sowjetrepublik Pusanow. Pusanow selbst hat, als der Kreml so hartnäckig zu seinem Rücktritt schwieg, selbst zu diesem Ereignis kurz Stellung genommen. Im Stil der üblichen kommunistischen „Eigenkritik“ erklärte Pusanow, Ministerpräsident Groß-Russlands müsse ein Mann werden, der mehr Sachkenntnis besitze als er selbst. Solch eine Begründung mutet reichlich merkwürdig an, denn es ist ja kaum anzunehmen, dass das bolschewistische Regime zum Ministerpräsidenten seiner größten und bei weitem wichtigsten Republik einen Mann macht, der auch in den eigenen Reihen als Nichtskönner gilt. Mit Kruglow, der beim Sturz Berijas im Juli 1953 dessen höchst wichtiges Staatsamt übernahm, ist sang- und klanglos ein Sowjetpolitiker ausgebootet worden, der einmal einer der wichtigsten Vertrauensleute Stalins in der Geheimpolizei und sicherlich ein Kenner vieler Staatsgeheimnisse ist. Kruglow, der während der Konferenzen in Potsdam, Jalta und Teheran die polizeiliche Überwachung Stalins und seines Gefolges verantwortlich zu leiten hatte, muss offenbar bei dem jetzigen Parteichef Chruschtschow in Ungnade gefallen sein. Schon 1954 musste er die Leitung der Geheimpolizei an Chruschtschows und Bulganins Vertrauensmann Serow abgeben. Ihm selbst blieb die allgemeine Polizei. Es verlautet, der temperamentvolle Chruschtschow verarge es Kruglow besonders, dass er es nicht verstanden hat, der recht beträchtlichen Trunksucht in der Sowjetunion und gewissen „Sitten" der roten Funktionärsjugend Einhalt zu gebieten. Kruglows Nachfolger als Innenminister wurde der bis vor kurzem fast unbekannte Dudorow, der sich der Gnade Chruschtschows erfreut. Einige Moskauer Auslandskorrespondenten deuten an, dass man in der Sowjetunion auch in Zukunft noch mit Umbesetzungen rechnen könne. Es wird darauf hingewiesen, dass, nachdem Malenkow auf einen mehr zweitrangigen Posten abgeschoben wurde, von den alten Mitarbeitern Stalins heute eigentlich nur noch Molotow, Kaganowitsch und der Handelsminister Mikoian dem eigentlichen Kabinett angehören. Die Zukunft wird zeigen, wie sicher ihre Stellung ist.

 

 

Rotchina will „kassieren"

Das kommunistische Regime in Peking legt offenbar größten Wert darauf, die weltpolitische Initiative nicht etwa nur den verbündeten Sowjets zu überlassen. Der rotchinesische Ministerpräsident Tschu En-Lai unterbreitete kurz nach der Übersendung des bekannten Bulganin-Briefes an Eisenhower und nach der Prager Konferenz der Ostblockstaaten der Öffentlichkeit den Wunschzettel seines Landes. Er forderte dabei gleich zwei internationale Konferenzen, den Abschluss von Friedenspakten, die natürlich den Besitzstand Chinas stärken sollen, und eine glatte Übergabe. Tschu En-Lai wandte sich zuerst an die Nationalchinesen auf der Insel Formosa, die er zur Kapitulation aufforderte. Die Anhänger des Marschalls Tschiang Kai-Schek soIlten doch umgehend die Waffen strecken und sich Rotchina unterwerfen, das sonst gezwungen sei, sich durch Waffengewalt die größte Insel vor dem chinesischen Festland zu holen. Nach bekanntem Muster versprach Tschu allen Politikern auf Formosa, die reumütig zu Peking überlaufen, eine „gnädige Aufnahme".

 

Aber auch nach anderen Richtungen wünscht Rotchina seinen Einflussbereich zu erweitern. Es tritt zum Beispiel für die sogenannte „Wiedervereinigung" sowohl in Korea wie auch in Indochina ein, die nach Pekinger Wünschen so aussehen müsste, dass nun auch der Süden Koreas wie Indochinas dem kommunistischen Regime unterstellt wird. Peking ist offenbar davon überzeugt, dass es bei Wahlen in Korea wie auch in Indochina dank mancher Fehler der heutigen Regierungen eine Mehrheit der Kommunisten und ihrer Trabanten erreichen kann. Im Genfer Waffenstillstandsabkommen ist bekanntlich von den Unterzeichnern zugestanden worden, dass im Juni dieses Jahres sogenannte „freie Wahlen" in ganz Indochina stattfinden sollen. Hier hakt der gerissene Vertreter Rotchinas ein und fordert die Einberufung einer Konferenz. Dass die nach Pekings Wünschen erfolgreiche Wiedervereinigung Koreas und Indochinas beide Länder nur als Trabanten des großen Nachbarn verwandeln würde, ist völlig klar. Man sieht: Pekings Streben ist darauf gerichtet, nach und nach ganz Ostasien seiner eigenen Machtsphäre einzuverleiben, und dann auch auf das benachbarte Indien und auf Burma einen starken Einfluss auszuüben. Chronist.

 

Seite 2   Der Aufbau der Marine. Keine Atom-U-Boote — ober lange Tauchfähigkeit.

Zum Aufbau der neuen deutschen Marine berichtet der Bonner Korrespondent des Berliner „Tagesspiegel":

 

Mit Atomkraft angetriebene Unterseeboote wird die deutsche Marine nicht haben, weil die U-Boote bis zu 350 Tonnen, die sie bauen darf, zu klein sind, als dass sie einen Atomreaktor mit seiner raumbeanspruchenden Abschirmung aufnehmen könnten. Dafür wird ein Schnorchel-Periskop den Booten ermöglichen, bis zu zehn Tagen ununterbrochen unter Wasser zu bleiben. Der geplante deutsche U-Boot-Typ von 300 Tonnen wird eine Besatzung von achtzehn Mann haben und sich von den früheren U-Booten dieser Größenklasse dadurch unterscheiden, dass fast sämtliche üblichen Aufbauten — wie zum Beispiel der Kommandoturm — fehlen.

 

Alle Minensucher und Minenleger der deutschen Marine werden zum Schutze gegen magnetische Minen ganz aus Holz gebaut sein. An Landefahrzeugen sieht das Marineprogramm einen Typ von 350 Tonnen vor, der mit leichten Flakgeschützen bestückt ist und Panzer, Geschütze und Truppen transportieren kann. Beim Bau von Schnellbooten (150 Tonnen) vierzig Knoten, zwei Flugabwehrkanonen) werden die deutschen Werften kaum Umstellungsschwierigkeiten haben, da erst kürzlich ein Boot dieses Typs von einer Bremer Werft an den Seegrenzschutz geliefert wurde.

 

Die Marine hofft, in drei bis vier Monaten mit Zustimmung des Bundestages den größten Teil des Seegrenzschutzes übernehmen zu können. Außerdem will man etwa tausend ehemalige Kriegsmarineangehörige übernehmen, die auf dreiunddreißig von der amerikanischen Marine im Jahre 1945 erbeuteten und weiterverwandten deutschen Minensuchern Dienst versehen.

 

Eine Schiffsstammabteilung der Marine wird nach Wilhelmshavener Meldungen dort am 1. April geschaffen. Später soll aus der ursprünglichen Lehrkompanie ein ganzes Schiffsstammregiment Wilhelmshaven für die Landausbildung des Flottenpersonals geschaffen werden. Eine Marine-Unteroffiziersschule wird in Brake an der Unterweser eingerichtet.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Das bisherige Wahlgesetz für den Bundestag soll im Wesentlichen auch für 1957 beibehalten werden. Die CDU hat auf das sogenannte „Grabensystem“ verzichtet. Zehn Prozent der Abgeordneten sollen in Zukunft auf einer sogenannten Bundesliste gewählt werden.

 

Der italienische Ministerpräsident Segni und Außenminister Martino statteten der Bundesrepublik in diesen Tagen einen Staatsbesuch ab, bei dem auch viele Wirtschaftsfragen besprochen wurden.

 

Bundeskanzler Dr. Adenauer forderte in einer Rede in Stuttgart zu erhöhter Wachsamkeit gegenüber der kommunistischen Unterwanderung auf, die sich gerade in den Betrieben bemerkbar mache.

 

Vor kommunistischer Wühlarbeit auf sozialpolitischem und kulturellem Gebiet in der Bundesrepublik warnte erneut Bundesinnenminister Dr. Schröder; er forderte zu größter Wachsamkeit auf.

 

Die entdültige Verabschiedung der Wehrgesetze bis zum 31. März vereinbarten die Experten der drei Koalitionsfraktionen CDU, FDP und DP. Eine Verlängerung des Freiwilligengesetzes haben die Koalitionsgruppen abgelehnt.

 

Rund zweihundert Obersten und Generale sind bisher vom Personalgutachterausschuss überprüft worden. Wie Staatssekretär Rombach mitteilte, erfolgte nur in acht Fällen eine Zurückstellung.

 

Die Neubauten für das Bonner Bundesverteidigungsministerium werden nach Kabinettsbeschluss nunmehr endgültig auf der Hardihöhe errichtet werden. Es wurde ein landwirtschaftlich unbrauchbares Gelände gewählt.

 

Nach der Übernahme der meisten Bundesgrenzschutzangehörigen in die Wehrmacht sollen auch die Formationen des Grenzschutzes wieder aufgefüllt werden. Bundesinnenminister Dr. Schröder erklärte, der Grenzschutz sei auch nach der Aufstellung der Truppen nicht überflüssig.

 

Die Aufstellung einer Luftlandetruppe der neuen Wehrmacht wird gegenwärtig vom Bundesverteidigungsministerium überprüft, die direkt dem Heereskommando unterstellt werden sollen, dürften etwa den Umfang einer Brigade haben.

 

Die frühere Nachrichtenorganisation Gehlen ist dem Bundeskanzleramt angegliedert worden. Sie geht in einen neuen Bundesnachrichtendienst auf. Der frühere General Gehlen wurde zum Ministerialdirektor ernannt. Sein direkter Vorgesetzter ist Staatssekretär Globke vom Kanzleramt.

 

Dem früheren Feldmarschall Schörner wurde vom Münchener Verwaltungsgericht, die Eigenschaft als Heimkehrer zuerkannt. Das Verfahren gegen Schörner wegen misslungener Anstiftung zum Totschlag und ein Disziplinarverfahren laufen noch.

 

Eine Zurückstellung der Bonner Ministerialbauten hat das Wirtschaftskabinett der Bundesregierung beschlossen. Die Verteidigungsbauten sollen möglichst in der Zeit vom Dezember bis Juli errichtet werden, in denen die Wohnungsbautätigkeit noch nicht ihr größtes Ausmaß erreicht.

 

Fünfzigtausend Todesopfer des Verkehrs gab es in den letzten fünf Jahren in der Bundesrepublik. 1,4 Millionen Menschen wurden bei Verkehrsunfällen verletzt. Der Bundestag beschloss, achthundert Millionen DM für den Straßenbau sofort freizugeben.

 

Scharfen Protest gegen die Brotpreiserhöhungen in der Bundesrepublik erhoben die Verbraucherverbände. Sie forderten die Hausfrauen auf, Brot nur da zu kaufen, wo es zum alten Preis zu haben ist.

 

Eine zweite Olympia-Medaille für Deutschland errang kurz vor Abschluss der Winterspiele in Cortina der aus Mitteldeutschland kommende Sportler Harry Glass, der Dritter im Spezialsprunglauf wurde.

 

15 500 Sowjetzonenflüchtlinge wurden im Januar allein in Westberlin registriert. Damit stieg die Zahl der Zonenflüchtlinge gegenüber Dezember um über 4000.

 

950 000 Handwerker, Bauern und Unternehmer in der Sowjetzone wurden durch einen Beschluss des Pankower Regimes aus der Sozialpflichtversicherung ausgeschlossen. Es handelt sich um eine neue Druckmaßnahme vor allem gegen die Bauern, die sich nicht den Kolchosen angeschlossen haben. Sie müssen in Zukunft in einer neuen Zwangsversicherung einen dreifachen Beitrag bezahlen!

 

Der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche beim Pankower Regime, Propst Grueber, wurde von der kommunistisch geleiteten Universität zum Ehrendoktor ernannt.

 

Der kommunistische Weltgewerkschaftsbund, der seine Zentrale in Wien hatte, wurde für Österreich verboten. Die Wiener Regierung wies darauf hin, dass es sich um den Treffpunkt ausländischer Agenten gehandelt habe.

 

Für Zweierpakte und Viererkonferenzen sprach sich Molotow in einem Interview mit der britischen Presse aus. Die Pariser Regierung begrüßte in einer amtlichen Stellungnahme den Briefwechsel zwischen Eisenhower und Bulganin und trat gleichfalls für den Abschluss neuer internationaler Pakte ein, allerdings erst „nach der Beseitigung der wichtigsten Hindernisse".

 

Moskau hat den Norwegern sein „Bedauern“ ausgesprochen wegen der Fischereizwischenfälle vor der norwegischen Küste. Hier waren siebzehn Sowjet-Fischdampfer, die im norwegischen Hoheitsgebiet fischten, aufgebracht worden. Moskau erklärt, die Sowjet-Kapitäne hätten sich wegen des schlechten Wetters bei der Bestimmung der Seegrenzen geirrt.

 

Seite 3   Patenschaft kein leeres Wort. Ein Besuch beim Patenbezirk für die Berliner Gruppe unserer Landsmannschaft.

Foto: Bürgermeister Dr. Von Hannemann

Eine Patenschaft ist schnell angeboten und schnell übernommen; man schenkt dem Patenkind zur Taufe einen silbernen Löffel, zur Konfirmation ein silbernes Besteck und damit genug. Patenschaften sind billig, und auch das Patenkind hält es meist nicht für nötig sich zu bemühen, engere Beziehungen zum Paten herzustellen. Und wenn gar eine Stadt für eine andere Stadt die Patenschaft übernimmt, liegt, die Gefahr nahe, dass es bei beiderseitigen Reden und Erklärungen und Geschenken zu hundertjährigen Jubiläen bleibt.

 

Nun hat der Westberliner Stadtbezirk Steglitz — eine Großstadt für sich von 184 000 Einwohnern — die Patenschaft der Berliner Gruppe der Landsmannschaft Ostpreußen übernommen; die Bezirksverordnetenversammlung hat den entsprechenden Entschluss gefasst. Wird es eine, sagen wir Wald- und Wiesenpatenschaft werden, eine solche der silbernen Löffel und schwungvollen Deklarationen?

 

Nein, so wird es nicht sein. Enge Beziehungen lassen sich zwar nicht von heute auf morgen herstellen, sind nicht einfach auf Grund eines Beschlusses da, sondern müssen wie eine Pflanze gehegt und gepflegt werden, aber unser Pate ist bereit, sich dieser Mühe zu unterziehen, und nach einem Besuch im Steglitzer Rathaus war uns klar, dass es nun an uns, den Patenkindern, liegt, ob sich alle Hoffnungen erfüllen oder nicht.

 

Beim Bürgermeister

„Wir haben natürlich keine Sondermittel", sagte Bürgermeister Dr. von Hansemann, und damit rückte er die Patenschaft von vornherein zurecht, sie ruht nicht auf materieller, sondern auf ideeller Basis. Steglitz wird nicht der Spendenonkel unserer Berliner Gruppe, sondern, wie wir gleich sehen werden, viel mehr als das.

 

„Steglitz wird alles tun", erklärte Bürgermeister von Hansemann, „um die deutschen Ostgebiete und ganz besonders Ostpreußen im Bewusstsein der Bevölkerung wach und lebendig zu erhalten. Das gilt für alle, ganz besonders aber für die Jugend, die nach dem Zusammenbruch aufgewachsen ist“. So liegt der Schwerpunkt bei den Schulen; Bezirksverwaltung und Lehrerschaft sind sich einig darin, dass der Deutsch-, Geschichts- und Erdkundeunterricht dazu genutzt werden müssen, den Gedanken an den deutschen Osten zu wecken und zu pflegen. Dass Ostpreußen dabei in den Vordergrund gerückt werden soll, unterstreichen Namen und Symbole. Elchschaufel und das Wappen der deutschen Ordensritter, ein Werk unseres Landsmanns Alexander Wiemer, an der Front der wiederaufgebauten Tannenbergschule; die bevorstehende Taufe der 2. Technischen Oberschule des Bezirks auf den Namen Kopernikus; das Bildnis Immanuel Kants als Titelblatt des ersten Vorlesungsverzeichnisses der Steglitzer Volkshochschule in diesem Jahr. Auch der geplante Rathausneubau soll im Zeichen von Ostpreußen stehen; jedes Konferenzzimmer und jeder Sitzungssaal werden den Namen und über dem Eingang die Silhouette einer ostpreußischen Stadt tragen.

 

Erziehung und Unterricht sollen nicht die einzigen Gebiete bleiben, auf denen die Patenschaft wirksam wird. Nach dem Wunsch des Bürgermeisters und der Bezirksverordneten aller Parteien soll sie sich in steigendem Maß in kulturellen Veranstaltungen kundtun und, nicht zu vergessen, im Zusammenwirken von Bezirksamt und Landsmannschaft in sozialen, fürsorgerischen Fragen.

 

„Und welche Beziehungen haben Sie persönlich zu Ostpreußen, Herr Bürgermeister?" fragen wir. Dr. von Hansemann ist kein Landsmann, aber durch Verwandtschaft und Bekanntschaft mit unserer Heimat verbunden, er liebt die Menschen und die Landschaft. Eine Wahlreise als Abgeordneter hat ihn bis in die kleinsten, entferntesten Dörfer Ostpreußens geführt. Am Ende unseres Gesprächs greift er zum Telefon, um uns bei den verantwortlichen Leitern der Fachdezernate anzukündigen . . .

 

Eine wichtige Anregung

Stadtrat Arnold betreut die Sozialunterstützungsempfänger des Bezirks. Zwölftausend sind es, das wäre die Einwohnerschaft einer nicht mehr ganz kleinen Stadt, über die Hälfte sind Geschädigte durch Krieg oder Kriegsfolgen.

 

Ebenso wie seine Kollegen in den anderen Stadtbezirken arbeitet auch Herr Arnold bei allen Fragen, die Heimatvertriebene betreffen, mit den landsmannschaftlichen Organisationen zusammen. Oft sind, wenn es sich um die Ausstellung des Flüchtlingsausweises handelt, deren Gutachten unentbehrlich.

 

Ob sich darüber hinaus nicht noch Möglichkeiten der Zusammenarbeit ergeben könnten, fragen wir und erhalten eine Antwort, die, so naheliegend sie hinterher erscheint, uns-freudig Überrascht.

 

„Ich würde es begrüßen", sagt Stadtrat Arnold, „wenn Ihre Landsmannschaft meine Dienststelle, auf Hilfsbedürftige aufmerksam machte“. Wir verstehen: eine Armee von Angestellten wäre ja erforderlich, um die Sorgen und Nöte aller Steglitzer Haushaltungen kennenzulernen. Und dabei überwiegt die Zahl derer, die in aller Stille Not leiden, die Zahl derjenigen, die die Ämter mit Anträgen und Gesuchen bombardieren, sich also selbst bemerkbar machen. Hinweise durch die Landsmannschaft werden also von der Behörde nicht als Belästigung, sondern als Hilfe empfunden. Sie ist herzlich willkommen, dient dem einzelnen Landsmann und dient zugleich der Pflege der Patenschaftsbeziehungen.

 

Stadtrat Grigoleit

Der Bezirksstadtrat für das Schulwesen hat seinen Sitz im schmucken, kleinen Lichterfelder Rathaus. Es ist Herr Grigoleit, und schon durch den Namen ist der Kontakt hergestellt. Beide Eltern von Herrn Grigoleit stammen aus dem Kreis Stallupönen, er selbst ist zwar in Berlin geboren, aber seine Urlaubsreisen haben ihn immer nach Ostpreußen geführt; das Reiten betrieb er als Passion, im letzten Weltkrieg war ein Trakehner Hengst sein treuester Begleiter.

 

Von Herrn Grigoleit erfahren wir nun im Einzelnen, wie der Gedanke an den deutschen Osten im Schulunterricht gepflegt werden soll. Weitgehend wird der Patenschaft des Bezirks für Ostpreußen im Stoffplan für das neue Schuljahr berücksichtigt werden, nicht gewaltsam und unmotiviert, sondern weitaus wirkungsvoller, organisch mit dem allgemeinen Unterrichtsverlauf verbunden. Viel Wert wird auf Bildmaterial gelegt, wobei das Schulamt auch auf die Hilfe der Landsmannschaft hofft. So fragt Herr Grigoleit zum Beispiel nach jenem Bildnis von Kopernikus, einem alten Stich etwa, der sich in Privatbesitz eines Landsmanns oder im Besitz der Landsmannschaft befinden könnte und geeignet wäre, die neue Steglitzer Kopernikus-Schule zu schmücken . . . Patenkinder, das wäre ein Geschenk für den Patenbezirk!

 

Stadtrat Grigoleit betreut auch die Volkshochschule; seiner Initiative verdanken wir die Folge von Lichtbildervorträgen über Ostpreußen im ersten Trimester. Bereits der erste dieser Folge, den Landsmann Roddeck am 17. Januar unter dem Titel: „Wir sehen und hören von Ostpreußen — Vergessenes und Unvergessenes" hielt, war ein voller Erfolg, der Saal in der Florastraße war überfüllt, so dass noch Dutzende von Stühlen zusätzlich hereingeschafft werden mussten.

 

„Man kennt ja die Gesichter derjenigen, die immer wieder zu unseren Veranstaltungen kommen", sagt Herr Grigoleit, „aber bei diesem Vortrag sah man lauter neue Gesichter. Ein neues Publikum bildet sich — im Zeichen der Patenschaft!"

 

Wir sind aufgerufen

Ein neues Publikum — das war der Gedanke, der im Mittelpunkt unseres Gespräches mit Frau Marquardt stand, der Leiterin des Steglitzer Kunstamtes.

 

Dies neue Publikum wären die ostpreußischen Patenkinder; ihre Teilnahme würde kulturelle Veranstaltungen rechtfertigen und tragen, die sonst nie stattfinden könnten — eben jene, die wir uns so sehr wünschen. Die ersten Versuche haben ermutigt: der erste Lichtbildervortrag der Volkshochschule, und ebenso eine Dichterlesung mit Werken der Ostpreußen Agnes Miegel und Ernst Wiechert, die eine weitaus höhere Besucherzahl aufwies, als die, mit der das Bezirksamt zu rechnen pflegt. Wenn es so weitergeht, ist Frau Marquardt „zu allem bereit". Zu Ausstellungen (hier ist allerdings vorerst die Raumfrage noch heikel), zu kulturellen Lichtbildervorträgen, zu Konzerten, zu Lesungen.

 

Aber wird das Thema Ostpreußen nicht bald erschöpft sein? Für uns natürlich nie. Und dennoch wünschen sich auch unsere Landsleute keine Wiederholung, sondern immer wieder etwas Neues. Und da gäbe es eine zweite Möglichkeit: nicht nur Ostpreußen als Thema, sondern ostpreußische Künstler ohne jede Bindung an ein Thema vorzustellen.

 

Wieder etwas, das überrascht und doch, nachdem es ausgesprochen ist, so naheliegend erscheint. „Bitte", sagt Frau Marquardt spontan, „bringen Sie uns Künstler aus dem Kreis Ihrer Landsleute. Sie brauchen durchaus nicht nur im Bezirk Steglitz zu wohnen, bringen Sie sie, und wer etwas leistet — es braucht weder ein Menuhin noch ein Picasso zu sein, doch immerhin legen wir die Maßstäbe einer Großstadt an —, der soll hier zu Worte kommen, mit seinem Instrument, seinen Bildern, auch mit künstlerischer Photographie oder angewandter Kunst“. Das ist ein Programm für Jahre, ein schönes Programm, gestützt zunächst auf ein festes ostpreußisches Stamm- oder gar Abonnentenpublikum, dann weiterwirkend, ausstrahlend auf die eingesessene Bevölkerung, und so der Patenschaft als einer fruchtbaren Wechselbeziehung dienend.

 

Das Bezirksamt, vom Bürgermeister bis zu den Fachreferenten, ist bereit. Jetzt liegt es an uns, die Fäden zu knüpfen, an der Berliner Gruppe unserer Landsmannschaft wie auch an jedem einzelnen, von den aufgezeigten Möglichkeiten wie auch von dem bereits Gebotenen Gebrauch zu machen. Steglitz erwartet das „neue Publikum", seine Patenkinder. M. Pf.

Seite 3   Die Tannenberg-Schule in Berlin-Steglitz. Aufnahme: Schirner

 

Seite 3   Der BLV tritt aus dem BvD aus.

Eine wichtige Entscheidung für die landsmannschaftliche Arbeit ist auf der letzten Sitzung des Berliner Landesverbandes der Vertriebenen gefallen. Mit zehn Mit zehn gegen vier Stimmen bei einer Stimmenthaltung beschloss der Vorstand eine Empfehlung, die den Austritt des BLV aus dem Bund der vertriebenen Deutschen vorsieht.

 

Diese Empfehlung soll einer für Ende Februar oder Anfang März vorgesehenen außerordentlichen Delegiertenkonferenz zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

 

Ursprünglich war der Berliner Landesverband der Vertriebenen Mitglied im BvD. Im Herbst vorigen Jahres wurde beschlossen, neben dieser Mitgliedschaft auch einen Antrag auf Aufnahme in den Verband der Landsmannschaften zu stellen. In den Landsmannschaften wurde jedoch die Forderung nach eindeutiger Klärung ständig stärker. Man verwies darauf, dass die Berliner Gruppen der einzelnen Landsmannschaften zu ihren Mutter-Organisationen in der Bundesrepublik gehörten und dass deshalb der BLV nicht im BvD, sondern im Verband der Landsmannschaften seinen Platz habe.

 

In der letzten Sitzung des BLV wurde nun nach einer mehrstündigen lebhaften Diskussion diese Entscheidung gefällt. Bei der Abstimmung traten vor allem die Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen, der Sudetendeutschen, der Pommern, der Danziger sowie der südostdeutschen Gruppen für ein Ausscheiden aus dem BvD ein. Falls die außerordentliche Delegiertenversammlung die Empfehlung des Vorstandes gutheißt, wird die vorbildliche Dachorganisation aller Landsmannschaftsgruppen in Berlin ein Landesverband des Verbandes der Landsmannschaften sein.

 

Wie aus unterrichteten Kreisen verlautet, darf damit gerechnet werden, dass die Delegierten der Empfehlung zustimmen. Die Befürworter des eindeutigen Anschlusses des BLV an den VdL wiesen darauf hin, dass nur die Landsmannschaften die naturgegebenen und gewachsenen Organisationen der Vertriebenen seien, die zugleich die einzige politische Interessenvertretung nach außen darstellten.

 

Seite 3   Tag der Heimat wird vorbereitet

Der Vorstand des Berliner Landesverbandes der Vertriebenen hat sich auf seiner letzten Sitzung bereits mit dem Tag der Heimat 1956 befasst. Es wurde darauf hingewiesen, dass rechtzeitige Vorbereitungen zur Gestaltung des Tages, der voraussichtlich wieder in der 25 000 Menschen fassenden Westberliner Waldbühne abgehalten werden wird, getroffen werden müssen. Im BLV-Vorstand wurde die Meinung geäußert, nachdem der Tag der Deutschen von allen Landsmannschaften des Bundesgebietes im vergangenen Jahr in Berlin so erfolgreich veranstaltet worden ist, müsse auch dem diesjährigen Tag der Heimat ein besonderer Rahmen gegeben werden.

 

Seite 4   Dichterlesung im Haus der ostdeutschen Heimat.

Zu einem ostdeutschen Dichterabend hatte die Berliner Landsmannschaft am 18. Januar ins Haus der ostdeutschen Heimat am Kaiserdamm eingeladen.

 

Der erste Teil war dem Dichter und ostpreußischen Landsmann Arno Holz gewidmet. Nach einer philologischen Einführung durch Dr. Kleitsch las Dr. W. Tappe Proben aus den Hauptwerken des Dichters, dem „Phantasus", der „Blechschmiede" und der „Daphnis". Herr Tappe las fesselnd und mühelos, und das ist wohl das höchste Lob, was man einem Arno-Holz-Rezitator zollen kann. Denn Holz ist schwierig; seine Wortballungen, seine Wortfontänen haben leicht etwas Befremdliches für uns Heutige. Als sie vor über einem Menschenalter erschienen, waren sie eine Sensation, heute scheint Staub darüber zu liegen. Das Werk des Mannes, der alles wollte, Himmel und Hölle erobern, alle Verzückungen und Ängste erleben, um sie zu gestalten, erscheint vielen nur noch als literarisches Kuriosum. Dr. Tappe verstand, es lebendig zu machen, seine zeitlosen Werte zu enthüllen. Lebhafter Beifall dankte ihm.

 

Von anderer Art der zweite Teil des Abends. Auf Weltgefühl, ungestümes, explosives Drängen, das hergebrachte Formen sprengt, folgte Heimatgefühl, naive Frömmigkeit in schlichtem Gewand.

 

Fritz Kudnig, der Königsberger, der zurzeit in Heide (Holstein) lebt, las aus eigenen Arbeiten. Konservativ in Form und Ausdruck besingt er die Nehrung, die masurischen Seen, singt er von der Heimkehr des Menschen zu sich selbst. Ein Prediger, möchte er den Menschen die Kraft geben, auch zum Leid Ja zu sagen.

 

Wenn Fritz Kudnig zu Beginn erklärte, seine Verse seien weniger als Literatur aufzufassen, sondern vielmehr als Zeitdokument, traf er zweifellos das Richtige. Als Zeitdokument hatten sie ihre Wirkung, der Beifall der etwa siebzig andächtigen Hörer bewies es.

 

Auch als Kudnig im Anschluss an die Lesung einiges aus seinem Leben erzählte, bewies er, dass er es versteht, Kontakt herzustellen. Die Schilderung seiner Jugendjahre als Gerichts-Aktuarius, der in Memel Grundbücher revidieren soll und sich viel Zeit dazu nimmt, weil er Zeit braucht zum Dichten und für eine selig unglückliche Jugendliebe — das blieb haften,  

 

Seite 4   „Koofen Se sich doch ‚n Joldfisch!“Berliner Humor in Kostproben.

„Allet aussteijen und de Fahrjäste loseisen, die an de Haltestelle anjefroren sind!“

 

Diese Unterschrift unter eine launige Zeichnung, die eine Berliner Abendzeitung dieser Tage brachte, ist typisches Berliner Omnibusschaffner-Deutsch.

 

Und die Fahrgäste hierzulande frieren nicht, sie „bibbern“. Und geschimpft wird hier auch nicht, sondern gemeckert.

 

„Wat? 4,50 Mark für die Portion Eisbein!?“ Darauf der Wirt: „Wat denn! Wenn Ihn‘ det zu teuer ist, setzen Se Ihn‘ doch raus in ‚n Jarten, da kriegen Se die Eisbeene janz umsonst …!“

 

So viel zu der Kälte, die vor ein paar Tagen hier herrschte.

 

Fragt ein Fremder nach einer Straße, ist er bald von Berlinern umringt, und jeder hat eine andere, noch bessere und noch schnellere Verbindung: der Berliner ist hilfsbereit. Aber er ist nicht verbindlich. Er pariert (auch wenn er gar nicht angegriffen ist), er schlägt zurück, er „gibt Zunder“.

 

„Der Karpfen sieht aber gar nicht gut aus!“ Die Verkäuferin: „Meine Jüte! Wenn Se nach dem Aussehen jehen, koofen Se sich doch n‘ Joldfisch!“

 

Man möchte immer das letzte Wort behalten, behielt man es nicht, ruft man dem Gesprächspartner gern ein paar Berliner Kosenamen hinterher: „Zimtzicke! Olle Spinatwachtel! Salatschnecke! Buckliges Jewürzspindel!“ Umschreibung für „Dachschaden“: „Hast wohl n‘ feuchten Karton! Weicher Keks! Dir ham se woll mit nem Klammerbeutel jepudert!“

 

Ein Dialog

Szene: Ein S-Bahnsteig – Personen: Zwei Berlinerinnen.

Frau Müller: ‚Nabend! Na, wie geht’s? –

Frau Krause (erstaunt): Danke … Aber … -

Frau Müller: Und was machen die Göhren? –

Frau Krause: Danke, denen geht es auch gut. Aber … -

Frau Müller: Ihr Mann von der Reise zurück? –

Frau Krause: Aber mein Mann war doch gar nicht verreist! Und außerdem –

Frau Müller: Nanu? Das hat mir doch jemand erzählt! Wer war’s denn? Richtig, Frau Tiedke!

-Frau Krause: Ich kenne keine Frau Tiedke!

-Frau Müller: Was denn? Dann sind Sie wohl gar nicht Frau Schmidt? –

Frau Krause: Nein!

-Frau Müller! Unerhört! Was quatischen Sie denn mit mir!

 

Schnodderschnauze

Für alles hat der Berliner eine schnoddrige Bemerkung bereit, er lässt nichts ohne Kommentar. Ob es nun eine Kirche ist, die er „Seelenkraftwerk“ oder nach den „Seelenbunker", „Seelenkraftwerk" oder nach den Nachkriegsnotwohnungen „St. Nissen" nennt, oder der neue Konzertsaal der Musikhochschule, der nur „Musikgarage" oder „Zwölftonaquarium" heißt. Noch ehe die Baugerüste fielen, hatte das neue Kreuzberger Rathaus schon seinen Spitznamen weg: „Beamtensilo".

 

Seit Berlin unter den preußischen Königen groß wurde, gibt es die „Berliner Schnauze". Sie scheint sich nicht entwickelt zu haben, sie war einfach da, Resultat der Mischung deutscher Volksstämme, besonders mittel- und ostdeutschen Blutes. Auch französisches spielte herein, die Hugenotten waren nach zwei, ja schon nach einer Generation vielfach schon Urberliner. Eine der Hugenottenabkömmlinge war Madame Dutitre (1748 bis 1824), ein zu ihrer Zeit bekanntes Berliner Original. Sie sprach elegantes Französisch, in Deutsch aber nur Berliner Dialekt. Ihre Gesellschafterin wollte ihr das abgewöhnen. „Es heißt ‚gegangen', Madame, und nicht ‚jeloofen' korrigierte sie immer wieder. Einmal antwortete Madame Dutitre: „Wat heeßt jegangen? Mamsellken, ick bin jeloofen und ick habe den reichen Dutitre jekriegt, und Sie sind gegangen und — haben jarkeenen jekriegt!"

 

Gleichzeitig mit det andere Been

Lady Macbeth schreitet im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, den dreiarmigen Leuchter in der Hand, über die Bühne. Eine Stimme aus dem Parkett ruft herauf: „Meckbetten, Se drippen!" — Das ist echtes Berlin, nüchtern, vor nichts Respekt. Und schlagfertig.

 

„Für zwei Pfennige gemischte Bonbons!" verlangt der kleine Fritz am Süßwarenstand. Der Verkäufer legt ihm zwei Bonbons hin und sagt: „Misch se dir selber!"

 

Der Berliner hat auch Phantasie, aber sie neigt weniger zum Romantischen als zum Grotesken: Eine Bauersfrau aus der Provinz fragt, ehe sie die Straße überquert, ängstlich den Polizisten, ob man nicht einen Schlag bekäme, wenn man mit dem Fuß in der Schiene der Elektrischen hängen bliebe. Darauf der Polizist: „Nee, Jroßmutta, wenn Se nicht gleichzeitig mit det andere Been oben in de Leitung hängenbleiben, kann Ihnen nischt passieren!"

 

Insulaner

„Machen Se keene Witze!" pflegt der Berliner zu sagen. In der Tat, er macht keine Witze, es gibt Schottenwitze, Sachsenwitze, Irrenwitze, aber keine Berliner Witze. Was man täglich im Omnibus, in der Untergrund, auf dem Markt, auf Behördenkorridoren hören kann, das sind weniger Witze, das ist Humor, haarscharf aus der Situation geboren, nur aus der jeweiligen Atmosphäre verständlich und später kaum noch wiederzugeben. Berliner „Witze" gedruckt nehmen sich oft armselig aus.

 

Auch die „Insulaner", dies typisch Berliner Kabarett, leben vom Augenblick. Doch welch Urberlinder ist der mit einem imaginären Herrn Pollowetzer telefonierende Herr Kummer1

 

„… Trude hat mir doch zu Weihnachte N Fernsehapparat geschenkt! Das heißt jenau jenommen, die erste Rate! Is schon ne dolle Erfindung, Pollwetzer. Stellen Sie sich mal vor: man sitzt abends vor ner Mattscheibe in seiner Wohnung und sieht Filme , die die vor dreißig Jahren gedreht worden sind. Aber eisern, Mensch, Trude is jar nicht mehr wegzukriegen! Jeden Abend sitzen wir vor dem Kasten und kieken  in die Röhre. Ick überlege mir immer wiede: wo haben wir eijentlich früher hinjekiekt, wenn wir Radio jehört haben!“

 

So glossiert Kummer die Geburt eines Adenauer-Enkels und den Neubau eines Zuchthauses in Berlin:

 

„Sein Se doch optimistisch, Mensch, Kopp hoch, es wird bald Frühling. Aber bestimmt. Pollowetzer, die ersten Störche sind doch schon da! Nee, gesehen habe ick noch keenen Storch, aber ick habe immerhin jelesen, dass Adenauer wieder Großvater geworden ist. Ein süßes Kind und ein kluges Kind. Warum? Na, es schreit überhaupt nich. Das weiß schon, dass Opa keene Opposition vertragen kann. Pollowetzer, machen Se doch nich so 'n Miesepetrigen. Haben Se denn jarkeene Frühlingsjefühle? Berlin wird doch schöner mit jedem Tag! Sogar die Zuchthäuser. Na, das mit dem alten Zuchthaus in Moabit war doch nich mehr zu machen, Pollowetzer. Die Ganoven haben ja beinah so primitiv jelebt wie ehrliche Leute in den Nissenhütten. Nun haben se den schönen Neubau in Tegel - mit Stahlrohrmöbeln Zentralheizung und fließendem Wasser wie sich det für 'n anständigen Räuber jehört. Natürlich haben sich die Jefangenen gefreut. Bis auf eenen. Der hat gesagt: „Lasst ma bloß in Frieden! 1918 habta mich aus de Plötze nach Moabit jeholt, und jetzt soll ick schon Wieda umziehn? Man kommt ja janich zur Ruhe!"

 

„Plastisch vor de Neese..."

Ein „doller Kerl", der Berliner. Macht sich über alles lustig, auch über den Kurfürstendämm und die Krumme Lanke, die er doch so liebt. Er ist auch ein wenig abergläubisch, doch auch über den Aberglauben macht er sich lustig. Bei der Berliner Hellseherin, Frau Kardos, steht das Publikum Schlange, aber ganz Berlin spottete auch mit den „Insulanern":

 

Ich mache meine Augen zu, det is meine Nüance,

ick fall nich mit de Tür ins Haus, ick fall erstmal in Trance.

Dann kieke ick in eene jroße Murmel rin und döse,

und plötzlich steht die Zukunft mir janz plastisch vor de Neese!

Ick seh fürs nächste Jahr schon klar:

's bejinnt am ersten Januar!

Aber der Berliner hat nicht bloß „Schnauze", er hat auch Herz. Davon vielleicht ein andermal.

 

Seite 4   Ostdeutsche Wappen mahnen.

Um die Erinnerung an die Heimat im deutschen Osten lebendig zu erhalten, werden im Frühjahr an der verkehrsreichen Hohenzollerndammbrücke in Westberlin Wappen ost- und mitteldeutscher Städte angebracht werden. Beim Bau der Brücke wurden in den Brüstungen Felder freigelassen, in denen nun die Mosaikwappen von 90 cm Höhe und 50 cm Breite einzementiert werden sollen. Vorgesehen sind Wappen von Königsberg, Memel, Tilsit, Marienburg, Elbing, Danzig, Stettin, Kolberg, Küstrin, Breslau, Liegnitz, Oppeln und Frankfurt (Oder) sowie Wappen von Ost- und Westpreußen, der Grenzmark, Brandenburg, Pommern, Ober- und Niederschlesien, Anhalt und Mecklenburg. Die Entwürfe stammen von Professor Ludwig Peter Kowalski, der auch die farbigen Fenster mit mittel- und ostdeutschen Wappen im Sitzungssaal des Berliner Bundeshauses gestaltet hat.

 

Seite 4   Forderungen zum Lastenausgleich

In Berlin ist das vom Berliner Landesverband der Vertriebenen früher veranstaltete „Öffentliche Vertriebenenforum" wieder aufgelebt. Auf dem letzten Vertriebenenforum sprach der Vorsitzende des Lastenausgleichs-Ausschusses der Vertriebenenverbände, Dr. Neuhoff, im Haus der ostdeutschen Heimat zu Fragen des Lastenausgleichs. Er kündigte an, dass er binnen zwei Monaten einen Initiativ-Entwurf zum Lastenausgleichsgesetz vorlegen wolle. Darin werde eine wesentliche Erhöhung der Haupt- und Hausratentschädigung gefordert. Auch Unterhaltshilfen und Entschädigungsrenten müssten erhöht werden, da sich die Wirtschaftssituation seit Erlass des Lastenausgleichsgesetzes wesentlich verändert habe. Nach der Auffassung von Dr. Neuhoff werde es keine Partei im Hinblick auf die bevorstehenden Bundestagswahlen riskieren können, ein unpopuläres Gesetz zu schaffen. Die Forderungen seien berechtigt, da das Sozialprodukt im westdeutschen Wirtschaftsbereich für das Jahr 1950 mit 70 bis 80 Milliarden Mark festgestellt worden sei. Auf dieser Basis fußend, sei das Lastenausgleichsgesetz beschlossen worden. Inzwischen sei aber das Sozialprodukt auf 150 Milliarden Mark im letzten Jahr gestiegen. Hieraus ergebe sich, dass die soziale Lage und die Leistungsfähigkeit der Abgabepflichtigen unvergleichlich größer geworden sei.

 

Berlin, so schloss Dr. Neuhoff, müsse bei der Verteilung der Mittel für Aufbaudarlehen und Ausbildungsbeihilfe den Bundesländern gegenüber relativ höhere Quoten zugeteilt bekommen. Gerechtigkeit auch im Lastenausgleich sei unbedingte Verpflichtung, von deren Erfüllung es abhänge, ob Deutschland gedeihe oder nicht.

 

Seite 4   Bundesverdienstkreuz für Dr. Kroll.

Dr. Erwin Kroll ist an seinem 70. Geburtstag, dem 3. Februar 1956, das Bundesverdienstkreuz verliehen worden.

 

Im Musikklub des British Centre fand aus Anlass des 70. Geburtstages von Dr. Erwin Kroll eine Feier statt; Persönlichkeiten des Berliner Kulturlebens waren geladen. Erschienen waren unter anderem Kultursenator Tiburtius, Carl Ebert, Heinz Tiessen, Max Trapp und Ernst Pepping; Dirigenten, Instrumentalisten, Journalisten, Angehörige des Rundfunks sowie Freunde und Landsleute füllten den Saal. Eine anheimelnde ostpreußisch-berlinerische Stimmung breitete sich aus, als Erwin Kroll in einem Vortrag sein reiches Leben schilderte. Mit einem klaren, dem Inhalt seiner Bücher über E. T. A. Hoffmann, Pfitzner und Carl-Maria von Weber entsprechenden Bekenntnis zur deutschen Romantik schloss der Jubilar seine selbstbiographischen Ausführungen: „Die Brunnen deutscher Romantik können wohl verschüttet werden. Unterirdisch rauschen sie weiter die ganze Nacht, und es kommt der Tag, da ihre Wasser jubelnd emporsteigen und sich wieder den Strahlen der Sonne vermählen“. Die Gäste hörten die von Erwin Kroll komponierte Sonate für Violine und Klavier, die von Siegfried Borries und Gerhard Puchelt brillant vorgetragen wurde. Walter Hauck sang von dem Komponisten bearbeitete ostpreußische Volkslieder.

 

(In unserer Ausgabe vom 28. Januar würdigte Otto Besch das Schaffen von Dr. Erwin Kroll.)

 

Seite 4   Großer Volkstumsabend im März. Aus dem Kulturprogramm der Landsmannschaften.

Ein umfangreiches Kulturprogramm für alle im Berliner Landesverband der Vertriebenen zusammengeschlossenen Landsmannschaften wird bis zum Frühjahr von der Stiftung Haus der ostdeutschen Heimat geboten werden. Der Pflege der ostdeutschen Mundart sind allein im Monat Februar zwölf Veranstaltungen gewidmet, die mit dazu beitragen sollen, die ostdeutschen Mundarten zu erhalten. Diese Veranstaltungen sind aber nicht nur für die ostdeutschen Landsleute, sondern auch für die einheimischen Berliner vorgesehen. Zu einem besonderen Erfolg wurde ein Abend für die Landfrauen aus Ost und West während der „Grünen Woche" am Berliner Funkturm. Unter dem Leitgedanken „Heiteres aus deutschen Ländern" wurde ein Streifzug durch die Mundarten Ostdeutschlands unternommen, der viel Anklang fand. Vorträge in Wort und Bild über Ostdeutschlands kulturelle Bedeutung werden fortan auch in den Schulen, in Berliner Vereinen und Organisationen gehalten werden, um bei der Jugend und bei der Berliner Bevölkerung den Gedanken an Ostdeutschland zu festigen.

 

Als Abschluss des Winterprogramms wird im März ein großer Volkstumsabend unter Beteiligung aller Landsmannschaften stattfinden, an dem Ostdeutsche Mundarten aufklingen werden, ostdeutsche Trachtengruppen auftreten und ostdeutsche Tänze gezeigt werden sollen.

 

Seite 4   Veranstaltungen im „Haus der ostdeutschen Heimat".

Im „Haus der ostdeutschen Heimat", Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83 (Telefon 92 01 91), werden im Februar die folgenden Veranstaltungen stattfinden.

 

Montag, 13. Februar, 20 Uhr: Leben und Werk des Malers Caspar David Friedrich, Vortrag mit Farbbildern von Immanuel Meyer-Pyritz. — Donnerstag, 16. Februar, 20 Uhr: Kleine Abendmusik, Dichtung und Musik aus Ostdeutschland: Ostpreußische und schlesische Volkslieder, Kammerchor Waldo Favrer Carl-Loewe-Balladen, Wolf Hacke und Hermine Mülle; baltische Dichtungen Erik von Loewis. — Freitag, 17. Februar, 20 Uhr: Dichterlesung; Kurt Vethake liest aus eigenen Werken. — Montag, 20. Februar, 20 Uhr: Ostdeutscher Dichterabend: Kurd Schulz liest aus eigenen Werken. — Dienstag, 21. Februar, 20 Uhr: Wir sehen und hören von Ostpreußen, Vergessenes und Unvergessenes; Vortrag in Wort und Bild von Fritz Roddeck. Donnerstag, 23. Februar, 20 Uhr: Berichte aus der deutsch-baltischen Heimat; Vortrag in Wort und Bild von Edgar Stahf. — Freitag, 24. Februar, 20 Uhr: Ostdeutscher Dichterabend: Der Meister von Regensburg von Hans Watzlik; es liest Hildegard Friebel. — Sonnabend, 25. Februar, 20 Uhr: Kleine Abendmusik,- Lokay-Quartett — Leitung Erich Lokay (Professor Maximilian Hennig, Violine; Professor H. Frenz, Flöte; Paul Schaffarczyk, Klavier).

 

Am Dienstag, dem 21. Februar, 19 Uhr, wird die Laienspielgruppe der pommerschen Jugend in der Pommernschule, Berlin-Charlottenburg, Sybelstr. 20 - 21, das von Kurd Schulz verfasste Spiel „Der kluge Bauer“ aufführen.

 

Seite 4   Treffen in Berlin.

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat“.

19. Februar, 15 Uhr, Heimatkreis Goldap. Kreistreffen/Vorstandswahl Lokal: Vereinshaus Heumann Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße Bus A 16

 

19. Februar, 15 Uhr, Heimatkreis Insterburg. Jahreshauptversammlung/Vorstandswahl Lokal: Grunewaldkasino, Berlin-GHalensee, Hubertusbader Straße 74

 

19. Februar, 15 Uhr, Heimatkreis Heiligenbeil. Kreistreffen Lokal: Zum Burggrafen, Berlin-Steglitz, Liliencronstraße 9

 

19. Februar, 17 Uhr, Heimatkreis Mohrungen. Kreistreffen/Kappenfest Lokal: Pilsner Urquell. Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, Straßenbahn 44, Bus A 16

 

Seite 5   Foto: Die Schlacht bei Pr.-Eylau.

Dieses Bild veranschaulicht, wie sehr sich die Taktik im Verlaufe von 150 Jahren geändert hat, und im heutigen Zeitalter der Atomwaffen gelten wiederum die Erfahrungen aus dem letzten Weltkriege als überholt. — In den napoleonischen Schlachten stand die Infanterie noch in Reih und Glied, preisgegeben dem feindlichen Kartätschenhagel. Das Feuer der schon stark massierten Artillerie riss große Lücken in die Reihen. Noch spielte die Kavallerie eine erhebliche Rolle, ihre in die Flanken des Gegners gerittenen Attacken konnten ganze Regimenter über den Haufen werfen, zumindest in Unordnung bringen. Viele Reiterangriffe brachen aber durch die Feuerkraft einer geschlossenen Infanterielinie oder im Sperrfeuer der Artillerie zusammen. Die Verluste in jenen Schlachten waren sehr hoch. So soll die französische Armee bei Pr.-Eylau an Toten und Verwundeten 33 Prozent ihrer Gefechtsstärke eingebüßt haben; diese Verluste traten in wenigen Stunden an den Brennpunkten des Kampfes ein.

 

Das hier wiedergegebene Aquarell malte Siméon Fort 1830 nach eigenen topographischen Aufnahmen und nach Dokumenten des französischen Generalstabes. Im Hintergrund rechts erkennt man die Kirche von Pr.-Eylau.

 

Seite 5   Blätter Ostpreußischer Geschichte. Die Schlacht bei Preußisch-Eylau.

Foto: Nach einer Zeichnung von Anderson. Die Kirche von Pr.-Eylau. Auf dem Kirchturm und später – als stärker einsetzender Artilleriebeschuss dies ratsam werden ließ – auf einer Außentreppe leitete Napoleon die Schlacht am 8. Februar 1807. Am vorangegangenen Tage war um den hochgelegenen Kirchhof erbittert gekämpft worden.

 

Als das Unglücksjahr 1807 anbrach, bestand das Königreich Preußen nur noch aus seiner östlichsten Provinz, die einst dem Gesamtstaat seinen Namen gegeben hatte. Die Franzosen lagen in Winterquartieren an der Weichsel und hatten in Südostpreußen, also südlich der ostpreußischen Grenze, Gefechte mit russischen Truppen zu bestehen, die aus der Weite ihres Landes neu herangeführt worden waren. Der Minister Freiherr vom Stein wurde entlassen, die königliche Familie flüchtete über die Kurische Nehrung nach Memel. Schwer lag die Hand des Siegers auf den eroberten preußischen Provinzen; sie mussten das französische Heer unterhalten und somit die Fortsetzung des Krieges finanzieren. Napoleon wollte noch im Winter die Eroberung Preußens vollenden; er marschierte nach Ostpreußen hinein. Erst bei Preußisch-Eylau stellten sich ihm die Russen entgegen, um ihm den Weg nach Königsberg zu verlegen. Ihr Führer, General von Bennigsen, war in Braunschweig geboren. 1773 war er in die russische Armee eingetreten, und er hatte sich im Kampfe gegen Türken und Perser ausgezeichnet.

 

Zwei Tage lang, am 7. und 8. Februar, kämpften beide Parteien bei Kälte und Schneegestöber um das Städtchen und die umliegenden Dörfer, die Russen mit gewohnter Standhaftigkeit, die Franzosen unter den Augen ihres sieggewohnten Imperators, der vom Turm der Stadtkirche aus die Schlacht lenkte. Der Sieg neigte sich bereits den Franzosen zu, die Bennigsens Rückzugslinie bedrohten, als ein kleines preußisches Korps auf dem Schlachtfelde eintraf. Die 5500 Mann waren die einzige kampfkräftige Truppe, die nach der Katastrophe des Vorjahres Preußen geblieben war. Sie stand unter dem Befehl des 69 Jahre alten Generals von L'Estoq, doch folgte dieser dem Rat seines Generalquartiermeisters, des Obersten Scharnhorst. Ihm war das rechtzeitige Eintreffen der Preußen und damit die Rettung Bennigsens zu verdanken. Unter ihrem Angriff wich der rechten Flügel der Franzosen zurück, und sein Führer, der General Davout, konnte nur mit Mühe die Ordnung unter seinen Truppen aufrechterhalten. Erschöpfung und Dunkelheit machten dem Kampf ein Ende, ehe er entschieden war.

 

Bennigsen hielt es für geraten, sich nach Königsberg zurückzuziehen, aber auf Napoleon hatte diese Schlacht — es war die erste seines Lebens, die er nicht gewonnen hatte — doch solchen Eindruck gemacht, dass er seine Truppen in die Winterquartiere zurückführte. Bis zum Beginn des Sommers hielt der Krieg gewissermaßen den Atem an.

 

Ein Nachklang dieses für beide Seiten verlustreichen Kampfes ist das bekannte Lied „Lippe-Detmold". Es hieß zuerst „Preußisch-Eylau eine wunderschöne Stadt", und es ist erst später auf Lippe-Detmold umgemünzt worden, wodurch es ein liebenswürdiges Spottlied auf die Kleinstaaterei der Biedermeierzeit wurde.  

 

Seite 5   Die Historische Kommission. Jahresversammlung in Celle.

Auf Anregung der Landsmannschaft Ostpreußen hatte sich die Historische Kommission mit den Patenstädten in Verbindung gesetzt, um Wege zu finden, wie die ost- und westpreußische Landesforschung für die Pflege des Patenschaftsgedankens gefördert werden kann. Der Vorsitzende der Kommission, Prof. Dr. Erich Keyser, steht deshalb mit dem Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Gille, und mit dem der Landsmannschaft Westpreußen, von Witzleben, in regem Meinungsaustausch. Da sich die Kommission aus 38 Forschern zusammensetzt, kann sie die wissenschaftlichen Grundlagen für die Pflege von Tradition und Geschichte bereitstellen. Die Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung ist als einzige ostdeutsche Kommission in der Lage, über ein Staatsarchiv zu verfügen. Das Staatliche Archivlager in Göttingen bewahrt die Bestände des Königsberger Staatsarchivs unter Archivdirektor Dr. Forstreuter und Prof. Dr. Hubatsch in Göttingen hält die Verbindung zwischen Archiv und Universität aufrecht und sorgt gleichzeitig für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Damit ist auch für die Zukunft die ost- und westpreußische Landesforschung gesichert.

 

Als erste der Patenstädte hatte nun die Stadt Celle die Historische Kommission zu deren Jahresversammlung eingeladen. Celle ist nicht nur die schöne alte Herzogstadt, wo sich Vergangenheit und Gegenwart auf glückliche Weise die Hand reichen, es ist auch die Patenstadt von Marienwerder. Und was Celle unter Obermeister Heinichen und Oberstadtdirektor Dr. Krohn für die Pflege des Patenschaftsgedankens getan hat, ist mustergültig. Außerdem unterstützt die Stadt in vorbildlicher Weise alle Bestrebungen der Historischen Kommission. Es nimmt daher nicht wunder, wenn der Patenschaftsgedanke die Tagung der Kommission am 27. und 28. Januar in Celle beherrschte. Das zeigte sich bei der herzlichen Aufnahme der Kommissionsmitglieder durch die Stadt, das spürten alle bei den Aussprachen, Besichtigungen und Führungen.

 

Es ist mustergültig, was Celle für Marienwerder zusammengetragen hat. In zwei Räumen des

Stadtarchivs stehen mehrere längst selten gewordene Schriften über Marienwerder, hängen alte Stiche und Karten an den Wänden, liegen in gut geordneten Mappen zahlreiche Fotos von Straßen und Gebäuden wie von allerlei Ereignissen Marienwerders; eine Celler Schule fertigte ein eindrucksvolles Modell von Dom und Burg Marienwerder an. Zum zehnjährigen Gedenken der Vertreibung ließ die Patenstadt einen farbigen Plan von Marienwerder im Maßstab 1:5000 neu drucken. Er trägt die Wappen der beiden Städte, die man überhaupt mehrfach an und im Rathaus sehen kann. Alles in allem, ein schönes Beispiel für die Verwirklichung des Patenschaftsgedankens! Der Satz Prof. Dr. Keysers „Wir fühlen uns hier wie in Marienwerder", verdeutlichte Freude und Dank aller Kommissionsmitglieder. Die Sammlungen, die Staatsarchivar Dr. Ricklefs in geschickter und verständnisvoller Weise zusammengetragen hat, sind der Öffentlichkeit zugänglich, und da sie der Forschungsarbeit dienen, erhalten sie wissenschaftlichen Wert.

 

Bei der wissenschaftlichen Tagung im Celler Rathaus berichteten Mitglieder über den Stand ihrer Forschungsarbeiten: Dr. Forstreuter (Altpr. Biographie), Dr. Gause (Geschichte der Stadt Königsberg), Dr. Weise (Staatsverträge), Dr. Köppen (Preuß. Urkundenbuch), Dr. Thielen (Großes Zinsbuch), Prof. Dr. Hubatsch (Preußische Chronik, Dr. Terveen (Geschichtswissenschaftliche Filme), Dr. Schmauch (Zeitschriften und Ermländischer Geschichtsverein), General Hoßbaß (wahrsch. Schreibfehler) gemeint ist wohl General Hoßbach (Militärische Tradition), Dr. Lampe (Ordensballeien). Prof. Dr. Mortensen und Frau (Siedlungsentwicklung des nordöstlichen Ostpreußens). Dr. Jacobs berichtete über die Leistungen und Vorhaben der Stadt Mannheim als Patenstadt der Memelkreise, und der Vertreter der Stadt Itzehoe über das Patenschaftsverhältnis zu Pr.-Holland. Prof. Dr. Keyser fand immer wieder herzliche Worte der Anerkennung und des Dankes sowohl an die Stadt Celle wie an die Forscher.

 

Den Höhepunkt der Tagung bildete der Vortrag von Professor Dr. Keyser in der Aula der Hermann-Balk-Schule, in dem er in die geschichtliche Bedeutung der Stadt Marienwerder einführte. Bereits 1233 erhielt Marienwerder kulmisches Stadtrecht — etwa sechzig Jahre früher als Otto der Strenge von Braunschweig-Lüneburg die Stadt Celle neu gründete. Jahrhundertelang war Marienwerder Grenz- und Bischofsstadt im Bistum Pomesanien. Burg und Dom sind heute noch gut erhalten. Stets haben die Bürger der Stadt ihr Deutschtum bekundet, zuletzt bei der Abstimmung 1920.

 

Den eindrucksvollen Vortrag ergänzten am Schluss mehrere Lichtbilder. Es dürfte kaum einen Hörer gegeben haben, dem nicht das düstere Bild der Gegenwart erhellt wurde durch das leuchtende Bild der Vergangenheit, als Marienweder ein geistlicher, kultureller, politischer und wirtschaftlicher Mittelpunkt des deutschen Weichsellandes war.

 

Als Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen nahm das Mitglied des Bundesvorstandes Bürgermeister Wagner an der Tagung teil. Er erläuterte die Patenschaftsverhältnisse, und er konnte mitteilen, dass alle ostpreußischen Kreise Paten besitzen. Die Landsmannschaft legt Wert darauf, dass in den Patenkreisen die ostpreußische Tradition gepflegt wird. Deshalb sollten überall Mittel bereitgestellt werden, damit diese Forderung verwirklicht werden kann. Dann ist auch große Bedeutung auf die Verantwortung für unsere Jugend zu legen. In achtzehn Patenstädten sind „Freizeiten für Jugendliche durchgeführt worden, um sie der Heimat nahezubringen. Auf diese Weise werden Patenstädte und ihre Patenkinder aufs engste miteinander verbunden. E. J. G.

 

Seite 5   Foto: Die Wappenfenster im Rathaus in Celle mit den Wappen der Städte Celle (links) und Marienwerder

 

Seite 5   So viel schenkte der deutsche Osten.

Wenn man die Bedeutung des deutschen Ostens in kultur- und geistesgeschichtlicher Sicht vor einem großen Kreis interessierter Menschen ausgiebig behandeln will, so würde man dafür ganz gewiss eine Vortragsreihe brauchen, die sich über viele Monate erstreckt und in der vielleicht doch noch manches ungesagt bleiben müsste. Es ist also schon eine hervorragende und beispielhafte Leistung, wenn es ein bedeutender deutscher Gelehrter fertigbringt, in einem einzigen knappen Referat und zugleich wirklich volkstümlich und packend den Westdeutschen dennoch einen großartigen Einblick in diese Dinge zu geben. Gerade wir Ostdeutschen können uns nur wünschen, dass vor immer mehr bedeutenden Organisationen und Hörerkreisen der Bundesrepublik einmal in jedem Winter ein solcher Vortrag gehalten würde, wie ihn dieser Tage Professor Dr. Günther Grundmann, der verdiente Direktor des Altonaer Museums und der Denkmalspfleger der Freien und Hansestadt Hamburg, vor der Keyserling-Gesellschaft für freie Philosophie hielt. Mit bestem wissenschaftlichem Rüstzeug ausgestattet, befasste sich Professor Grundmann in einer so mitreißenden Weise mit dem Thema, dass man wünschen möchte, es würden sich ihm bald immer mehr Sprecher gleichen Ranges anschließen.

 

Aus eigener Kraft

In ganz knappen Zügen und doch immer das Entscheidende klar herausarbeitend, gab der Forscher allen einen Überblick über die großartige Kulturtat der deutschen Ostbesiedlung, über die Leistungen des Ritterordens, der kolonisierenden und bekehrenden Mönche, der Hanse und des Bauern- und Bürgertums. Vieles von dem, was hier gesagt wurde, dürfen wir bei unseren Lesern als bekannt voraussetzen. Professor Grundmann erinnerte gerade die Westdeutschen dann daran, wie sehr es die neuentstandenen deutschen Stämme des Ostens von Ostpreußen über Schlesien, Pommern bis nach Böhmen verstanden haben, aus völlig eigener Kraft den immer neuen Ansturm der Slawen zu parieren. Er wies darauf hin, dass die deutsche Kanzleisprache im deutschen Ostraum entstanden ist, dass hier früheste und unvergängliche Werke der Kunst und des Schrifttums geschaffen wurden und dass sich auch das berühmte Lutherdeutsch auf eine Säule stützen konnte, die im deutschen Osten entstand.

 

Professor Grundmann legte dann dar, wie stark die Bekehrung und Besiedlung des Ostens ein großes abendländisches Anliegen schlechthin gewesen ist und wie rasch die Saat in unserer alten Heimat aufging. Er erinnerte an den gewaltigen Einfluss, den zuerst ein Kopernikus, dann ein Jacob Böhme und als weitere glanzvolle Gestalten Kant, Hamann und Herder zum deutschen Denken beigetragen haben. Der außerordentliche Einfluss des Gedankengutes Immanuel Kants und Herders für das Schaffen so erlauchter Geister wie Schiller, Goethe, die Brüder Grimm usw. wurde erwähnt. Herder, Kant und Hamann waren es, die das Bild des Menschen als selbstverantwortlicher Persönlichkeit prägten. In der Volks- und Völkerkunde ruht unendlich viel auf der Lehre Herders, deren Ethos unbestritten ist. Die großen Suchenden unter den Deutschen, sie kamen aus dem deutschen Osten. Wie reich und wie tief war die christliche Gläubigkeit der Ostdeutschen. Wie bald wurden auch die herrlichen Bauwerke, die gerade jenseits der Oder und Neiße von Deutschen geschaffen und von Deutschen geschmückt wurden, zu einem einzigartigen Schatz unseres Volkes und der Menschheit schlechthin. Die deutsche Dichtung hat durch Ostdeutsche seit den Tagen des Angelus Silesus, der Opitz, Günther, Schenkendorf, Eichendorff und E. T. A. Hoffmann stärkste Akzente erhalten.

 

Ein unendlicher Strom

Die deutschen Provinzen des Ostens haben das, was sie einst an kulturellen Anregungen aus dem Westen empfingen, überreichlich zurückgegeben. Es gab, wie Professor Grundmann nachdrücklich feststellte, eine Zeit, wo ganz Deutschland seine genialsten Künstler und Wissenschaftler, seine Ärzte und andere Männer des Geistes aus dem Osten erhielt. Er nannte hier nur die Namen Adolf von Menzel, Gustav Freytag, Sudermann, Halbe, Lovis Corinth, Arno Holz, Gerhart Hauptmann, Agnes Miegel, Renée Sintenis und Käthe Kollwitz.

 

Denken wir an alle diese geistigen und materiellen Güter, mit denen der deutsche Osten das alte Reich immer wieder beschenkte, so möchte uns zunächst ein wehes Gefühl packen, wenn uns bewusst wird, dass man die Deutschen aus diesen reichgesegneten Fluren vertrieben hat und dass hier scheinbar eine so einzigartige Entwicklung jäh unterbrochen wurde. Professor Grundmann meinte, wann immer gerade den Ostdeutschen das Gefühl der Bitterkeit packe, dann solle er sich auch heute wieder einen der größten Söhne Ostpreußens zum Führer wählen: Johann Gottfried Herder hat uns zugerufen, wir sollten mit fröhlichem Herzen auch mitten unter der Wolke arbeiten, da wir ja für eine Zukunft arbeiteten. Dies mag uns Leitschnur sein für unser weiteres Schaffen. So große Leistungen, wie sie der deutsche Osten in einer ruhmreichen, vielhundertjährigen Geschichte vorzuweisen hatte, kann, nicht einfach dahinsterben und vergehen. Die großen Männer und Frauen unserer Vergangenheit müssen uns unablässig Ansporn sein, ihr Erbe würdig zu verwalten und auszubauen.

 

Seite 6   Foto: Aufnahme: Tuttlies. So kehrten sie bei sinkender Sonne vom Rodeln heim. Eine Aufnahme, die 1940 in einem Dorf im Kreise Johannisburg gemacht wurde.

 

Seite 6   Meine Arbeit im Kreis Ortelsburg. Von Victor von Poser, Kiel.

Wohl kaum hat ein Landrat so viel in seiner Amtszeit erlebt und insbesondere so viele Möglichkeiten der Betätigung auf fast allen Gebieten der Kommunalverwaltung gehabt, wie ich in den dreißig Jahren in meinem lieben Kreis Ortelsburg, der die ärmlichsten Wohnverhältnisse in Ostpreußen, den meisten Kleingrundbesitz (8600 landwirtschaftliche Betriebe, darunter viertausend unter zehn Hektar) und die meisten Erwerbslosen auf dem Lande (2500) besaß. Ein Landrat ist in der Regel von den ihm in seinem Kreise selbst gegebenen Möglichkeiten abhängig; im Kreise Ortelsburg waren diese unbegrenzt, da Masuren erst durch die Schlacht von Tannenberg und die Volksabstimmung am 11. Juli 1920 „entdeckt" wurde. Auch wohl nie hat bisher ein Landrat seinen Kreis in einem solchen Zustand übernommen; über ihn war Ende August 1914 die Schlacht von Tannenberg hinweggebraust, und sie hatte eine fast völlig zerstörte Kreisstadt und 57 (von 200) ganz oder zum größten Teil niedergebrannte Dörfer hinterlassen. Mein stiller Wunsch, einmal in Ostpreußen Landrat zu werden, wurde mir unerwartet im Oktober 1914 durch den Minister Drews erfüllt, den ich 1911 als Regierungspräsidenten von Köslin kennengelernt hatte. Man soll in seinem Leben nicht unnötig in sein Schicksal eingreifen! Das ist eine Lebenserfahrung, mit der ich immer gut gefahren bin.

 

Mein Vorgänger, Landrat von Rönne, hatte den Kreis achtzehn Jahre verwaltet, so dass der Kreis Ortelsburg in 48 Jahren nur zwei Landräte gehabt hat. Es herrschten in Masuren noch die schönen alten patriarchalischen Verhältnisse, und der Landrat wurde der Vater und die Mutter des Kreises genannt. Bei einer so langen Amtszeit — bei den Polen hieß ich deshalb der eiserne Landrat — ist es interessant, zu beobachten, wie sich manchmal nach langen Jahren Maßnahmen bezahlt machten, die früher unter ganz anderen Gesichtspunkten eingeleitet waren. So wurde z. B. 1915 eine Spende der Landwirtschaftskammer Posen von 40 000 Mark ein Meliorationsfonds, aus dessen Mitteln u. a. in den Jahren 1915 - 1918 mit Genehmigung der deutschen Zivilverwaltung in Warschau der Orschütz-Grenzfluss von Chorzele drei Kilometer aufwärts gerade bis an die Kreisgrenze ausgebaggert wurde. Im Jahre 1932 konnte dann im Anschluss hieran die Orschützregulierungsfrage ohne polnische Beteiligung durch die Ziehung eines Nebengrabens gelöst werden. Im Jahre 1927 hatte der Kreis, nur um dem damals besonders notleidenden Kleingrundbesitz einen moralischen Auftrieb zu geben, den landwirtschaftlichen Vereinen kleinere landwirtschaftliche Maschinen — Drillmaschinen, Wiesenwalzen, Tellereggen - im Werte von siebentausend Mark geschenkt und dann auf Grund der unerwartet günstigen Erfolge diese Aktion alljährlich durch den Einsatz von fünftausend Mark in den Kreisetat fortgesetzt. Bei dem späteren gleichzeitigen Ausbau sämtlicher Wasserläufe des Kreises — Omulef, Ost- und Westkanal, Rosogga — im Jahre 1933 war dann der für die Durchführung der großen Folgeeinrichtungen auf über hunderttausend Morgen erforderliche Maschinenpark vorhanden. Die notwendige Vorflut zum Narew in Polen war in den Jahren 1927 - 1932 nicht, wie sonst üblich, auf diplomatischem Wege, sondern durch einfache unmittelbare Verhandlungen mit den Starosten in Ostrolenka und Praschnitz herbeigeführt worden. So konnten in wenigen Jahren aus völlig versumpften Gebieten blühende, jungfräuliche Wiesenflächen mit einem Ertrag von vierzig Zentner je Morgen, Fahnenhafer, Mais und Ackerflächen mit hundert Zentnern Kartoffeln geschaffen werden und so ein aufblühender Kreis mit gänzlich veränderten Bodenverhältnissen erstehen, dessen Milchertrag zum Beispiel um das Zehnfache gestiegen war. Von 1927 bis 1932 war der Kreis vorher schon durch ein großes Wegebauprogramm erschlossen worden, um der kleinbäuerlichen Bevölkerung über die damalige Notlage hinwegzuhelfen und jede Grenzortschaft an das Wegenetz des Kreises angeschlossen worden. Bei einem Bau von jährlich sechzig Kilometern war es verständlich, dass eine Chaussee von ein Kilometer Länge sogar hierbei „aus Versehen" gebaut wurde, wenn sie auch schon im großen Programm mit vorgesehen war! Das Wohl der Bevölkerung stand in erster Linie, die Kreisfinanzen erst in zweiter, zumal der Kreis Ortelsburg das Hauptangriffsziel der polnischen Propaganda auf Masuren bildete. Das wurde aber erst 1930 auch von der Regierung in Allenstein anerkannt, nachdem eine polnische Minderheitsschule mit einem Kind eröffnet worden war, die aber nur ein Jahr bestanden hat. Geld musste deshalb für alle notwendigen Maßnahmen auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiete vorhanden sein, was teilweise durch laufende Sparsamkeit erreicht wurde, vor allem aber durch das verständnisvolle Entgegenkommen der Berliner Ministerien und der Regierung in Allenstein. Mit den Ministerien kam ich als Mitglied verschiedener Wohlfahrts- und Forstausschüsse sowie der Generalsynode von 1927 bis 1932 in immer engere Fühlung. Im Preußischen Innenministerium war ich der „Wald- und Wohlfahrtslandrat"; ich wurde mit Landrat Loos-Iserlohn und Landrat Kracht-Heide laufend zur Beratung von Gesetzentwürfen zugezogen. Wie schön war für einen Landrat der Wiederaufbau des Kreises bis 1924! Stichwortartig können nur erwähnt werden: die erneute Besetzung des Kreises zur größeren Hälfte bis drei Kilometer vor der Kreisstadt durch die Russen am 11. November 1914, das Auspumpen der Kläranlage durch Bürgermeister Mey und mich am 24. November 1914, das Bestreuen von zwei Chausseen von fünfzig Kilometern zur Beseitigung des Glatteises auf den Vormarschstraßen der Winterschlacht in Masuren am 7. Februar 1915 binnen achtzehn Stunden. Dann die erhebende Volksabstimmung, der Übertritt und die Internierung von zwanzigtausend Rotarmisten der geschlagenen Budjenny-Armee Ende August 1920 im polnisch-russischen Krieg, das wiederholte Zusammensein mit Hindenburg und der Besuch des berühmten Tibetforschers Sven Hedin am 26. Oktober 1936 zur Besichtigung der großen Meliorationserfolge; mit Sven Hedin bin ich bis kurz vor seinem Tode in Verbindung geblieben. Dazu kam vor allem meine forstorganisatorische Propagandaarbeit zur Gründung von Kreiswaldungen und der bäuerlichen Ödlandaufforstung für ganz Preußen, der Ankauf des 1800 Morgen großen Kreiswaldes am 15. Oktober 1915 und eines völlig verwüsteten Waldgeländes im Jahre 1921, dann 1927 die erfolgreiche Einführung der Schulzahnpflege auf dem Lande, der Neubau von dreizehn Schulen in einem Jahre, in denen auf Wunsch der masurischen Bevölkerung zum Teil auch Brausebäder eingebaut wurden; die Gründung von hundert Unfallhilfestellen. Das Jahr 1928 brachte mir die Verleihung der Rettungsmedaille am Bande für die Rettung zweier junger Leute, die bei stürmischer See in Neuhäuser bei Pillau zu weit hinausgeschwommen waren. 1931 fuhr ich im Badeanzug und Bademantel von Willenberg aus den Omulef hinunter bis zur Grenze, um die Möglichkeiten seiner Regulierung zu erkunden.

 

Zum Schluss erhielt ich bei Beginn des Polenfeldzuges noch für sechs Wochen die Verwaltung des polnischen Kreises Praschnitz übertragen. Mit meinem Kreiswiesenbauamt sowie dem polnischen in Praschnitz konnte ich in dieser Zeit noch einen Durchstich an der Grenze im Omulef-Fluss sowie zwei weitere für den Kreis Ortelsburg wichtige Meliorationen, die von den Polen bereits begonnen waren, auf polnischem Gebiet zu Ende führen.

 

Ohne den rückhaltlosen und freudigen Einsatz meiner treuen Kreisbeamten und die verständnisvolle Mitarbeit der masurischen Bauern wäre die Durchführung dieser großen Vorhaben, noch dazu in so kurzer Zeit, unmöglich gewesen. Auch meine braven Landjäger setzte ich „als Mädchen für alles" ständig mit bestem Erfolg für meine Verwaltungsaufgaben ein. Kreisausschuss und Kreistag fassten ihre Beschlüsse stets einstimmig. Auch mein Dienstzimmer entsprach den bescheidenen masurischen Verhältnissen. Den Verhandlungstisch bildete ein großer viereckiger Küchentisch mit sechs Küchenstühlen, die aus einer von München gestifteten Wohnküche stammten, mit einer Ofenbank, die als „Regierungsbank" diente.

 

Zum Schluss noch einige Erfahrungssätze. Erstens: mit dem Herzen arbeiten und auch mit Humor, zweitens: persönlich ohne Ehrgeiz, aber voll Ehrgeiz auf sachlichem Gebiet.

 

Foto: In Ortelsburg — Blick auf das Rathaus

Foto: Am Markt in Ortelsburg

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Schloßberg (Pillkallen)

In Folge 52 vom 24.12. des vorigen Jahres haben wir unsere Jugend aller Stände zu einem Freizeitlager in unserem Patenkreis Harburg-Land nach Winsen/Luhe eingeladen. Wir bitten nun alle Jugendlichen unseres Heimatkreises im Alter von 16 bis etwa 35 Jahren sich möglichst umgehend, spätestens bis 1. März, anzumelden. Diese Anmeldung ist zunächst für beide Teile unverbindlich und wird verbindlich, wenn bis 15. April keine Abmeldung des Teilnehmers erfolgt und durch uns die Teilnahme bestätigt wird.

 

Die Tage werden etwa wie folgt ausgestaltet: Freitag, 1. Juni bis 14 Uhr, Eintreffen in Winsen-Luhe, 15 Uhr Kaffeetafel, anschl. Begrüßung durch Kreisvertreter und Patenkreis Harburg, 19 Uhr Abendessen, 20 Uhr Lichtbildervortrag Georg Hoffmann „Eine Reise durch Ostpreußen".

 

Sonnabend, den 2. Juni, 8.30 Uhr, es spricht Superintendent Grothe, Winsen. 9.30 Uhr: Die Jugend in der Landsmannschaft; Bundesjugendwartin Fräulein Wangerin und Bundesjugendwart Hermann. – Nach dem Mittagessen um 14.30 Landsmann Turner jun.: „Ostpreußen, der Eckpfeiler Europas“, kulturell und wirtschaftlich gesehen, 17 Uhr Lichtbilder Kreis Schloßberg. 20 Uhr Ostpreußenabend mit DJO, Ostpreußengruppe Hamburg und Marion Lindt, gemeinsam mit der Winsener Jugend und Gästen der Heimat und des Patenkreises, anschließend Tanz.

 

Sonntag, den 3. Juni, 8 bis 10 Uhr Rundgang durch die Stadt Winsen und Besichtigung des Schlosses unter sachkundiger Führung, 11 Uhr Teilnahme an dem Kreistreffen im Schützenhaus.

 

Es wird besonders darauf geachtet werden, dass zwischen den Vorträgen genügend Zeit für die Aussprache bleibt. Für Unterkunft- und Tagungsräume stellen der Kreis Harburg und die Stadt Winsen die Jugendherberge und das Haus der deutschen Jugend zur Verfügung. Auch die Verpflegung wird kostenlos gewährt. Reisezuschüsse können nur in Ausnahefällen auf besonderen Antrag gegeben werden. Die voraussichtliche Teilnahme bitte an Schmidt, Sulingen/Hann., Basumer Straße 42, zu richten und Vor- und Zuname, Alter, Heimatwohnort, jetzige Adresse, Beruf angeben (möglichst in Blockschrift).

Wir geben der Hoffnung Ausdruck, dass alle Jugendlichen unseres Heimatkreises sich melden werden. Unsere Jugend in Berlin meldet ihre Teilnahme bei Landsmann Ernst Lukat, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83.

So wie die Ferienlager für unsere Schuljugend zum Erlebnis im engsten Kameradenkreis wurden, so sollen diese Freizeitlager der Festigung der Gemeinschaft der Generation nach uns dienen. Unser Appell richtet sich an alle Jugendlichen, sich zu dieser Gemeinschaft zu bekennen.

Dr. Wallat-Willuhnen, Kreisvertreter Wennerstorf über Buchholz, Kreis Harburg

 

Gumbinnen

Gumbinner Jugend in Düsseldorf am 18. März.

Am 18. März, gelegentlich des Kreistreffens in Düsseldorf, wird die Jugend mit einer Aussprache ein Sondertreffen hatten, worauf heute besonders hingewiesen wird.

 

Programm des Kreistreffens: 10.30 Uhr Gottesdienst Superintendent Klatt: 11.30 Ansprache des Kreisvertreters, 12 Uhr Jugendaussprache; 13 Uhr Mittagspause; 14.30 Uhr Lichtbildervortrag des Herrn Gebauer über Stadt und Land Gumbinnen. Ab 16 Uhr gemütliches Beisammensein mit Tanz. Der Ostpreußenchor Düsseldorf wird uns mit seinen Darbietungen erfreuen. Tagungsort: „Unionbetriebe", Düsseldorf, Witzelstraße 33/43, Inhaber Frau Spier. Dort kann auch Nachtquartier bestellt werden. Genaue Wünsche bis spätestens 10. März aufgeben! Straßenbahnlinien 1, 4 und 6.

 

Patenstadt Bielefeld

1. In Bielefeld soll eine neue Friedhofskapelle erbaut werden. Architekten, die aus Gumbinnen stammen, können sich an dem Entwurfswettbewerb beteiligen. Näheres bitte ich bei Stadt Bielefeld, Patenschaft Gumbinnen, zu erfragen.

2. Da die Stadt Bielefeld all denen, die Goldene Hochzeit feiern, ein Geschenk machen will, bitte

ich, mir rechtzeitig die Daten der Jubelpaare aus Stadt und Land Gumbinnen mitzuteilen!

Hans Kuntze, Kreisvertreter, Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4

 

Johannisburg

Unser Ehrenmitglied Ministerialdirektor Gottheimer lässt alle Landsleute herzlich grüßen.

Unsere Landsmännin Christel Nitkowski, Johannisburg, Stadtrand 8, jetzt verheiratete Dayle f. Winebrenner in Logan College schreibt: „Fern der Heimat verfolge ich laufend mit großem Interesse unser so sehnsüchtig erwartetes Ostpreußenblatt. Ich möchte heute die Gelegenheit wahrnehmen, um Ihnen und allen Ostpreußen, die zur Erscheinung dieser Zeitschrift beitragen, auf diesem Wege unseren herzlichen Dank auszusprechen. Ich sehe einem baldigen Wiedersehen entgegen — vielleicht zum nächsten Johannisburger Treffen? Es wäre herrlich. Mit ostpreußischem Gruß an alle Landsleute verbleibe ich Ihre Dr. Winebrenner.

Man sieht, wie aufmerksam unser Ostpreußenblatt von unseren Landsleuten im Ausland gelesen wird. Das Erstaunliche aber war noch ferner, dass mir unsere Landsmännin eine Anschrift auf meine Suchanzeige mitteilte, während es kein Landsmann aus dem Bundesgebiet es für nötig befunden hat, mir die gesuchte Anschrift mitzuteilen, obwohl die Gesuchte in Bochum wohnt.

 

Ein Begrüßungsschreiben an unseren Spätheimkehrer Herbert Richter nach Jahringhausen ist als unbestellbar zurückgekommen. Bitte um nähere Anschrift.

 

Berichtigung betr. Anschrift Hardt, Beauftragter für Kölmerfelde: (23) Lingen/Ems, Falkenstraße 18.

F. W. Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen bei Hannover.

 

Ortelsburg

1.     Oberkreisdirektor Ronge, Hann.-Münden bei der Weihnachtsfeier unserer Kreisgrupe Berlin. Erst jetzt geht mir der Bericht über die am 18. Dezember stattgefundene Weihnachtsfeier unserer Kreisgruppe in Berlin zu. Wie mir Landsmann Krause mitteilt, war das hierfür vorgesehene Lokal Pilsener Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, bereits vor Beginn der offiziellen Feier bis auf den letzten Platz dicht gefüllt. Unter den Erschienenen waren die Kinder und unsere Landsleute von „drüben" besonders stark vertreten. In Gegenwart von Oberkreisdirektor Ronge. Landkreis Münden, dem bei der Begrüßung ein herzlicher Empfang bereitet wurde, und von Vertretern der Kameradschaft des ehemaligen Inf.-Regts. 2, dessen I. Bataillon in Ortelsburg stand, konnten über sechzig Kinder mit Tüten und alle über 60-jährigen Landsleute mit Weihnachtspaketen beschenkt werden. Allen Spendern dieser Weihnachtsgaben, insbesondere Patenkreis, Patenstadt und allen Schulen von Stadt und Kreis Hann.-Münden sei hiermit im Namen der Kreisgemeinschaft Ortelsburg und im Namen der glücklichen Empfänger aufs herzlichste gedankt!

2.     Dr. Walter Hilpert, Norddeutscher Rundfunk, Hamburg 13, hat auf das an ihn gerichtete Glückwunschschreiben anlässlich seiner Berufung zum Leiter des NDR Hamburg in herzlicher Form gedankt. In seinem Schreiben heißt es u. a.: Ich habe aus der alten Heimat so viele Glückwünsche erhalten, dass mich diese Anhänglichkeit besonders berührt und erfreut hat. Ich bin in Ortelsburg von 1918 bis 1927 zur Schule gegangen. Willenberg und Ortelsburg sind also meine eigentliche Kinderheimat“.

3.     Suchdienst. Gesucht werden:

a) Frau Marie Sokoll. geb. Basch, geb. in Jellinowen, Kreis Ottelsburg

 

b) Frau Hedwig Kurella, geb. Sokoll und ein Kind

 

c) Frau Erna Sadlowski. geb. Sokoll und vier Kinder,

 

d) Frau Frieda Rudnick, geb. Sokoll und drei Kinder.

Die Vorgenannten zu a bis d wohnten bis Ende des Jahres 1944 in Ortelsburg, Posener Straße und wurden in dieser Zeit nach Pommern evakuiert,

 

e) Frau Karoline Guseck, geborene Basch, geboren in Jelinowen, Kreis Ortelsburg, mit Kindern Käte Guseck und Manfred Guseck. Frau Guseck wohnte bis zur Vertreibung in Ortelsburg. Abb. Borken.

 

Meldungen über die aufgeführten Personen werden erbeten und sind an den Kreisvertreter zu richten.

Max Brenk, Kreisvertreter, Hagen Westf., Elbersufer 24

 

Heiligenbeil.

Mittelschullehrer i. R. Thimm 75 Jahre alt.

Am 13. Februar 1956 begeht Mittelschullehrer i. R. Hans Thimm (früher Heiligenbeil) seinen 75. Geburtstag. Er ist in Memel geboren, besuchte die Präparandenanstalt in Friedland und das Lehrerseminar in Pr.-Eylau, wo er auch die 1. und 2. Lehrerprüfung bestand. Später legte er auch die Mittelschullehrerprüfung ab. Der Jubilar amtierte an den Volksschulen in Haffstrom und Tapiau, und von 1911 bis 1945 an den Mittelschulen in Tapiau und Heiligenbeil, bzw. fünf Jahre lang an der Landwirtschaftlichen Realschule in Heiligenbeil. Selbst im Lande Holstein unterrichtete er ein Jahr lang, bis er am 1. Oktober 1946 in den Ruhestand trat. Seitdem wohnt er in Kiel-Elmschenhagen, Klosterweg 7. Ende 1951 verlor er seine treue Lebensgefährtin, und auch sonst traf ihn mancher bittere Schmerz. Aber seinen Lebensmut hat er behalten. Mit besonderer Liebe und Anhänglichkeit gedenken seiner, seine Kinder und viele hundert ehemalige Schüler und Schülerinnen, denen er das Rüstzeug für das Leben gegeben hat. Neben seiner fast dreißigjährigen Erziehertätigkeit in Heiligenbeil betreute der Jubilar eifrig den Schrebergartenverein und stellte sich gern in den Dienst der Allgemeinheit. Auch verfasste er heimatkundliche Aufsätze für die „Heiligenbeiler Zeitung“. Das Büchlein „48 Jahre Landwirtschaftsschule Heiligenbeil“ (1879 bis 1927) verfasste er, als diese Schule einging und in eine Mittelschule umgewandelt wurde. Nach der Vertreibung aus der Heimat arbeitet Mittelschullehrer i. R. Thimm treu in der landsmannschaftlichen Heiligenbeiler Gruppe in Kiel mit; er erfreut sich allseitiger Verehrung und Wertschätzung.

 

 

Seite 7   Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht …

Auskunft wird gegeben.

Es starben in Ostpreußen in Gefangenschaft:

 

Minna Stader, 43 Jahre alt

 

Die Eheleute Clemens und Tochter

 

Christel Schuster, 16 Jahre alt

 

Frau Johanna Wöhlk, früher Hebamme bei Dragehnen

 

Hermann Witt, 50 Jahre alt

 

Fritz Hermann, Beruf Kellner, 50 Jahre bei Königsberg

 

Die Eheleute Quednau

 

Frau Pasinke, aus Schuditten/Samland

 

Hein, Musiker

 

Gertrud Merchel, geborene David

 

Wirth, Gutsbesitzer in Ostprueßen

 

Die Eheleute Paul, der Gatte war Landwirt in Ostpreußen

 

Frau Richter, (Brillenträgerin)

 

Frau Knäbe

 

Frau Weiss

 

Geschwister Kirsch

 

Die Eheleute Rittmeier, aus Kussen

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen in Hamburg 24, Wallstraße 29.

 

Es liegt eine Nachricht vor, über . . .

. . . Bernhard Waschkowsky, ohne nähere Angaben. Heimatanschrift der Schwester: Gertrud Treptow, Drengfurt, Barthelstraße 48. Gesucht werden die Angehörigen.

 

Auskunft wird erbeten über...

Friedrich Fischer, Rev.-Oberlt. d. Schutzpolizei, geb. 14.12.1897, aus Königsberg-Quednau, Ringstraße 36.

 

Fritz Assmann, geb. am 26.09.1928 in Seubersdorf, Post Reichau, wurde von den Russen verschleppt.

 

Rudi Rothermund, geb. 07.03.1936, aus Powunden, Kreis Samland. Er befand sich zuletzt bei Frau Elisabeth Glass, Königsberg, Aweider Allee 50, die aber später verstorben sein soll.

 

Henriette Müller, geb. Szillat, und ihren Sohn Franz Müller aus Mühleck, Post Deihornswalde, Kreis Schloßberg.

 

Franz Fuchs, geb. 28.10.1907 in Schwiddern, Kreis Treuburg, letzte Feldpost-Nr. 96 972 C.

 

… Johann Kozian, geb. 04.06.1897 in Ulleschen, aus Reuschwerder, Kreis Neidenburg, zuletzt Soldat gewesen.

 

Otto Kozian, geb. 05.12.1905, aus Ulleschen, Kreis Neidenburg. Die letzte Nachricht stammt von 1945 aus Sewastopol.

 

Martha Kozian, verh. Rorka, geb. 01.05.1897, aus Ulleschen, Kreis Neidenburg.

 

Margarethe Kuban, geb. Kozian, geb. 27.05.1920 In Ulleschen, Kreis Neidenburg, und deren Sohn, der am 08.11.1939 geboren ist. Sie waren zuletzt in Neubrandenburg, Turmstr. 2, wohnhaft.

 

Hauptmann der Gendarmerie Schnase. Er war 1943/1944 Gendarmerie-Kreisführer in Plöhnen/ Südostpreußen. Er soll aus dem Bezirk Allenstein stammen.

 

… Unteroffizier Fritz Wnuck, geb. 03.03.1906, Oberzollsekretär. Im März 1945 soll er sich in einem Augenlazarett in Pößnitz bei Prag befunden haben, und im Herbst 1945 kam die letzte Nachricht von einem Kameraden aus einem Lager in Schlesien.

 

… Oberwachtmeister Emil Wnuck, geb. 26.04.1913. Er war am Arm verwundet und befand sich bei einem Bezirkskommando in Dänemark. Später wurde er im Weichselbogen eingesetzt.

 

Emil Kurbjuhn, geb. 20.02.1902 in Pagelienen, Kreis Insterburg. Er war Oberwachtmeister bei der Polizei, Feldpost-Nr. 64171 E, und wird seit Januar 1945 vermisst.

 

Bruno Ochsenknecht, geb. 09.08.1919, aus Soritten, Kreis Heilsberg, seit 1942 bei Stalingrad vermisst.

 

Berta Wormuth, geb. Mathe, geb. 29.11.1889, sowie Frieda Radig, geb. Wormuth, geb.

13.05.1915, und Bruno Radig, geb. 09.05.1940, alle zuletzt in Roggenhausen, Kreis Hellsberg, wohnhaft gewesen.

 

... Albert Gustav Petrick, geb. 24.02.1892, aus Königsberg, Altroßgärter Predigerstraße 37 a.

 

Ingelore Meyer, geb. am 28.03.1938 in Insterburg. Sie befand sich bis 1945 bei Pflegeeltern in Norkitten.

 

Erna Bockhardt, geb. am 02.10.1938 in Königsberg. Letzte Heimatanschrift: Königsberg-Ponarth, Jägerstraße 41 a. Auf dem Wege von Königsberg nach Litauen im März 1947 von der Mutter getrennt. Seitdem fehlt jede Spur.

 

… Gefr. Erich Hardt, geb. am 23.07.1907 in Wirbeln, Kreis Ebenrode. Zivilberuf: Tischlermeister und Bildhauer, Heimatanschrift: Gumbinnen, Blumenstraße 7. Feldpost-Nr. 22 277 D, F.-Ers.Bat. 22, kam Anfang August 1944 in Richtung Wirballen, Wilkowischken (Litauen) zum Einsatz, seitdem fehlt jede Spur.

 

… das Kind Ingrid Sult, geb. am 24.09.1941 in Mandeln, Kreis Samland. Heimatanschrift: Neuhausen. Kreis Samland, Schloßstraße 8. Ingrid soll 1945, nach dem Tode der Großmutter, in ein Kinderheim nach Königsberg-Kohlhoff gekommen sein.

 

Elise Konrad, geb. Radtke, geb. am 11.08.1899 in Tittringen. Kreis Pr.-Eylau; ihr Ehemann war Melker. Heimatanschrift: Kreis Rastenburg.

 

Wilhelmine Rutz, geb. Altväter, geb. in Wolhynien, zuletzt wohnhaft gewesen in Sternberg bei Liebenfelde (Mehlauken). Kreis Labiau. Der Ehemann wird auch noch vermisst.

 

Eliese Alex, geb. Rutz, geb. 1913.

 

… die Geschwister Herrmann Preuss, geb. 27.04.1910. Paul Preuss, geb. 17.12.1912. Franz Preuss, geb. 22.09.1916. Käte Preuss, geb. 15.08.1920 (Nachrichtenhelferin), alle in Allenstein geboren.

 

… Oberfeldw. Heinz Liedtke, geb. am 09.03.1915 in Lötzen. Seit Januar 1945 vermisst. Letzte Anschrift: Grenadier-Ersatz-Bat. 54 in Brieg /chles., 1. Ausbildungs-Kompanie.

 

Erna Albrecht, geb. am 23.12.1923 in Schönwalde bei Tiefensee Ostpr. Zuletzt wohnhaft gewesen: Gr.-Haferbeck, b. Acherau. 1945 von den Russen verschleppt. Vater war Melker in Gr. Haferbeck.

 

Heinz Müller, geb. 26.09. 929 in Dauginten, aus Gumbinnen, Bismarckstraße 49, seit 1945 in Köslin vermisst.

 

Eliesabeth Didschun, geb. Mayhöfer, geb. 22.05.1871, aus Luschen, Kreis Gumbinnen, seit 1945 in Köslin Pommern vermisst.

 

Herta Quednau, geb. 18.01.1926 in Elsau, Kreis Rößel. Sie soll im Februar 1945 aus Elsau von den Russen verschleppt worden sein.

 

Robert von Rützen, geb. 21.08.1906, zuletzt wohnhaft gewesen in Schönwäldchen, Kreis Osterode. Er soll am 02.02.1945 aus Pr.-Holland verschleppt worden sein.

 

Gustav Dobberstein und seine Ehefrau Wanda Dobberstein, geb. Gutzeit, aus Mollwitten, Kreis Pr.-Eylau.

 

Otto Marienberg, aus Hanswalde, vermisst seit 1945 als Soldat in Bartenstein.

 

… Uffz. Willi Szymanzig, geb. 26.01.1903 in Siebenberg, Kreis Ortelsburg, aus Ortelsburg, Luisenstraße 20. Die letzte Nachricht stammt vom 20.12. 944 aus Rastenburg (Feldpost-Nr. 19 336 S, 4. SS-Panzerjäger-Ausbildungs- und Ersatz-Abt. 1).

 

… Stabsgefr. Gustav-Franz Drossmann, geb. 21.07.1911 in Stadtfelde, Kreis Ebenrode, aus Grünhof bei Trakehnen. Letzte Feldpost-Nr. 14 328 C. 2. Art.-Reg. 361, seit dem 22.07.1944 in Russland vermisst.

 

… SS-Rottenführer Fritz Szielasko, geb. am 29.03.1916, aus Kunzmannsrode, Kreis Goldap Feldpost-Nr. 27 295 D. Vermisst seit März 1945 in Ungarn am Plattensee.

 

... Gefreiter Helmut Szielasko, geb. am 23.01.1923, aus Kunzmannsrode, Kreis Goldap, Feldpost-Nr. 00 123 C. Vermisst seit Oktober 1943 bei Gomel in Russland.

 

… Lehrer Emil Dedat, geb. am 09.10.1887, aus Königsberg, Claasstraße 19, vermisst seit 1945 als Volkssturmmann in Königsberg.

 

... Helmut Dedat, geb. am 15.12.1910, aus Königsberg, ehem. Feldwebel, Nachr.-Reg. 399 der 170. Inf.-Div., vermisst seit Juli 1944, geriet in Gefangenschaft bei Wilna.

 

Wolfgang Dedat, geb. am 23.10.1912, aus Königsberg, ehem. Uffz., Ausb.-Reg. 390 II, Heereszeuggr. Mitte, vermisst seit Juli 1944. Kam in Gefangenschaft bei Minsk.

 

… ehem. Werkmeister Emil Korsch, geb. am 04.01.1899 in Königsberg, zuletzt wohnhaft gewesen in Königsberg, Nikolaistraße 32, war bis Ende des Krieges beim General-Kommando, Abt. Nachrichten, beschäftigt.

 

… Frau Reimann, aus Königsberg, Cranzer Allee. Ihr Mann war Inspektor beim Generalkommando, Kbg., Abt. Nachrichten.

 

Anna Rockel, geb. Lubee, aus Tilsit, Jägerstraße, sowie über die Kinder Herbert Rockel, Alfred Rockel und Herta Rockel.

 

… die Mühlen- und Sägewerksbesitzer Felix Wronka und Richard Wichert aus Allenstein Gartenstraße 7.

 

Paul Wutzky, etwa 40 Jahre alt, aus Georgenberg, Otto Grünert, etwa 45 Jahre alt, Rastenburg, Paul Brandt, etwa 30 Jahre alt, Rastenburg, Ernst Brandt, etwa 40 Jahre alt, Rastenburg.

 

. Angehörige oder Verwandte des Andreas Giessen, geb. am 24.04.1918, wohnhaft gewesen in Insterburg, Richterstraße, Beruf Schlosser.

 

… San.-Uffz. Karl Kugelmann, geb. am 27.03.1913 in Darinen, Samland, Heimatanschrift: Thierberg, Kreis Osterode, Feldpost-Nr. 52 578, letzte Nachricht vom Juni 1944 aus dem Raume Witebsk.

 

… Charlotte Mischke, geb. Heß, geb. etwa 1920. Fritz Mischke, Willy Heß, Flaksiedlung Neuendorf bei Königsberg, und Frau Lieschen, geb. Reske, geb. etwa 1915, mit Kindern Reinhard Reske und Regina Reske.

 

… Uffz. Walter Kerwien, geb. 25.10.1906 in Königsberg, letzte Feldnost-Nr. 06 593, seit Oktober 1943 in Russland vermisst.

 

Waltraut Lange, geb. 23.04.1923, und deren Schwester Erika Lange, geb. 21.04.1928 in Kerschken, Kreis Angerburg, verschleppt Februar 1945.

 

Helmut Lange, geb. 10.05.1926 in Kerschken, Kreis Angerburg, als Soldat im Osten vermisst

 

Gustav Welskop, geb. 01.09.1907 in Klein-Heidenau, aus Gehlenburg, vermisst seit August 1944 in Rumänien.

 

Erich Herholz, Rangier-Aufseher, geb. 28.10.1904, früher beschäftigt gewesen bei der Reichsbahn Königsberg (Hauptbahnhof). Letzte Anschrift: Reichsbahnlager 30/3 Berliner Straße, Zimmer 13. Die letzte Nachricht stammt vom 12.12.1945.

 

Fritz Pirchottka, Klempnermeister, geb. 15.07.1892 in Bagnowen, Kreis Sensburg, aus Königsberg, Kneiphöfsche Langgasse 30/32. Er soll im April 1945 im Lagerlazarett Nr. 7234 in Samara (Kuibyschew) gesehen worden sein.

 

… Obergefr. Martin Worm, geb. 09.11.1919, aus Schönwiese, Kreis Pr.-Eylau, vermisst seit 1945.

 

Frieda Tobies, geb. Teichert, geb. 08.04.1902 in Eichen, aus Bergau über Königsberg, verschollen seit 1945.

 

... Albert Lissowski, geb. 31.12.1909 in Kaschen, Kreis Goldap. Er hatte sich einmal aus russischer Gefangenschaft unter der Adresse CCCP Moskau, Rotes Kreuz, Postfach 271, gemeldet. Seitdem fehlt jede Spur.

 

Gottfried Schmidtmann, geb. am 22.03.1866 in Grünwalde/Landsberg, Kreis Pr.-Eylau, sowie Hermine Schmidtmann, geb. Sommerfeld, geb. am 26.05.1866 in Schönfeld bei Tiefensee, beide zuletzt wohnhaft Eichholz bei Lichtenfeld.

 

Wilhelmine Quoss, geb. Schwartinski, geb. am 01.03.1876. Auf der Flucht nach Gr.-Peisen verschollen.

 

Paul Schmidtmann, geb. am 21.10.1898 in Grünwalde bei Landsberg, Kreis Pr.-Eylau, sowie Elise Schmidtmann, geb. Tolkmitt. Letzter Wohnort in Zohpen bei Tapiau, Kreis Wehlau.

 

Fritz Schmidtmann, geb. am 26.10.1892 in Grünwalde bei Landsberg, Kreis Pr.-Eylau. Zivilberuf: Maurermeister, wohnhaft gewesen in Königsberg, Regentenstraße 24. 1945 in Königsberg verwundet als Leutnant beim Volkssturm, seitdem fehlt jede Spur.

 

Minna Hertsch, geb. am 14.09.1914. Letzter Wohnort: Friedland, Fließstraße 259.

 

… Heinz Plewka, geb. am 06.06.1928. aus Gr.-Galbuhnen, Kreis Rastenburg, von dort verschleppt am 18.02.1945, und Kurt Plewka, geb. am 27.07.1930, aus Gr.-Galbuhnen, Kreis Rastenburg, von dort verschleppt am 06.04.1945.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen in Hamburg 24, Wallstraße 29.

 

Insterburger gesucht

Nachstehend aufgeführte Landsleute aus Stadt und Land Insterburg werden gesucht:

 

1. Karl und Familie Urbat , aus Insterburg, Flottwellstraße 6; Sohn Kurt Urbat war Offizier.

 

2. Auguste Wagner, geb. Ogerctey, geb. am 09.11.1872, in Goldap, wohnhaft in Insterburg, Jordanstraße 7 e, geflüchtet nach Polzin (Pommern), bis zum Zusammenbruch 1945 bestand Briefwechsel, dann verschollen.

 

3. Charlotte Lorenz, geb. Luschas, Alter etwa 40 Jahre, aus Insterburg, Siehrstraße 38.

 

4. Auguste Wanigat, aus Insterburg, Kirchenfrau bei der Lutherkirche, etwa 70 Jahre alt.

 

5. Grete Krüger, aus Insterburg, Pregelstraße, beschäftigt beim Reichsnährstand, etwa 34 Jahre alt.

 

6. Horst Christen, aus Insterburg, etwa 1908 bis 1912 geboren. Christen besaß in Insterburg ein großes Geschäftshaus (Neubau-Eckhaus), Luisenstraße 22.

 

7. Lotte oder Charlotte Schwadrys, aus Insterburg, Immelmannstraße 20 oder 21. — Frau Hecht, aus Insterburg, Ulanenstraße, Schwägerin der Obengenannten.

 

8. Karl Möbius, geb. am 07.09.1909 in Landheim. Karl Möbius war Soldat und lag zuletzt in Succase, Kreis Elbing, Feldpost-Nr. 17 209 A, Heimatanschrift: Schmackerau, Post Wirbeln, Kreis Insterburg.

 

9. Irmgard Rosenau, geb. Habedank, geb. am 25.09.1920, aus Schleifenau, später verheiratet in Oberschleifen.

 

10. Margarete Hermann, beschäftigt gewesen beim Gesundheitsamt Landkreis Insterburg.

 

11. Bruno Wiehe, aus Insterburg, Kasernenstraße 14, Angestellter der Firma Daume, Insterburg.

 

12. Aus Insterburg, Guttmannstraße, Witwe Kellmereit, Witwe Kratzat.

 

13. Franz Robert Günther, geb. am 14.06.1896, letzter Wohnsitz Schakenau, Kreis Insterburg. Günther wurde im März 1945 in Neustadt/Pommern, von den Russen gefangengenommen, seitdem vermisst.

 

14. Werner Welsch, Insterburg, Ulanenstr. 2. Welsch hat beim Insterburger Treffen in Krefeld seine Angehörigen gesucht, ohne seine Anschrift zu hinterlassen. Er galt bisher als vermisst, wir bitten ihn, seine Anschrift mitzuteilen.

 

15. Es liegen folgende Invaliden- und Lohnsteuerkarten von Landsleuten vor, die in Insterburg bei Architekt Jess gearbeitet haben:

 

Hausgehilfin Herta Harwart, geb. am 24.09.1924,

 

Dipl.-Ing. Roland Grohmann, geb. am 30.03.1911,

 

Architekt Czeslaw Polanszeck, geb. am 21.03.1902,

 

Reinmachefrau Charlotte Konrad, geb. Meyer, geb. am 13.05.1893.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen in Hamburg 24, Wallstraße 29, unter der Kennummer: „Inst. 22/56 Sachgebiet H“.

 

Verschiedenes

Eilt sehr! Landsmann od. Landsmännin, die über eingemachten! Sauerampfer verfügen, werden herzlichst gebeten, zur Krankenpflege gegen Entgelt etwas abzugeben. Gertrud Metz, früh. Tilsit, Ostpr., jetzt Hoya, Weser, Hermannstraße 15.

 

Seite 7   Stellenangebote, Stellengesuche, Verschiedenes

 

Seite 8   Familienanzeigen

Bernd Baldig, geboren 03.02.1956. Unsere Heidemarie Baldig, hat ein Brüderchen bekommen. In dankbarer Freude: Ina Baldig, geborene Sevekow. Erich Baldig. Sorquitten, Kreis Sensburg, Ostpreußen. Jetzt Hamburg-Altona, Eggerstedtstraße 41

 

Die Verlobung meiner jüngsten Tochter Marlies Funk mit Herrn Heinz Schnorrenberger, gebe ich hiermit bekannt. Clara Funk, geborene Luttkus, Lehrerwitwe. Suwehnen, Kreis Heydekrug. Jetzt St. Goar, Rhein, Langenlonsheim (Nahe).

 

Ihre Vermählung geben bekannt, Walter Mierau, Pörschken, jetzt Köln-Dellbrück, Dellbrücker Steinweg 59. Eva Mierau, geb. Conson. Adl. Blumenau, jetzt (Aachen) Haus Heidenstraße 46. 18. Februar 1956

 

Am 16. Februar 1956 feiern unsere lieben Eltern Friedrich Hartmann und Auguste Hartmann geb. Niederstrasser, aus Königsberg Pr. Tragheimer Mühlenstraße 20, jetzt Langenburg, Württ. Ihre Goldene Hochzeit. Wir gratulieren herzlich. Fritz u. Margareta Volkmann, Königsberg Pr., Mischener Weg 32, jetzt Gerabronn, Württbg. Hindenburgstraße 19

 

Unser lieber Vater und Opa, der Schmiedemeister Karl Packheiser, früher Wehlau, Alleestraße 9 jetzt Lübeck, Reiferstraße 33, feiert am 12. Februar 1956, seinen 70. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst die Kinder und Enkelkind

 

Unserer lieben Mutter, Witwe Ida Sarrasch, zum 70. Geburtstag am 9. Februar 1956 herzliche Glückwünsche. Im Namen aller, Hanna Geruschkat, früher Grabenhof, Kreis Sensburg, jetzt Neindorf über Braunschweig

 

Am 13. Februar 1956 feiern ihr 40-jähriges Ehejubiläum, Franz Stanscheit, Berta Stanscheit geb. Lunau. (16) Salmünster, Kr. Schlüchtern, Huttengasse 9. Früher Königsberg-Maraunenhof Herzog-Albrecht-Allee 8

 

Die Güte des Herrn ist's, dass wir nicht gar aus sind. Klagel. 3. 22 - 24 Durch Gottes Gnade feiern unsere lieben Eltern Hans Packeiser u. Martha Packeiser, geb. Dziggel, am 14. Februar 1956 ihre Silberhochzeit. Dieses zeigen an in Liebe und Verehrung, die dankbaren Kinder. Hermsdorf, Kr. Pr.-Holland, jetzt Osnabrück, Venloerstr. 4. Gleichzeitig grüßen wir alle Verwandten und Bekannten aus der Heimat.

 

Am 13. und 17. Februar 1956 werden unsere lieben Eltern, Rudolf Punk und Frau Lina Punk, früher Fischhausen, Ostpreußen, jetzt Hamburg-Billstedt Goethepark 7, 70 Jahre alt. Es gratulieren die Kinder und Enkelkinder

 

Am 9. Februar 1956 feiert unser lieber Vater, der Bauer Gustav Gandraß, aus Königsfließ, Kr. Lötzen, jetzt in Barsbüttel, Bezirk Hamburg, Danziger Weg 29 seinen 70. Geburtstag. Es gratulieren, herzlich und wünschen weiterhin Gesundheit, Ilse Görke u. Paul Görke mit Bärbel Görke und Christine Görke

 

Für die vielen Glückwünsche zu unserer Goldenen Hochzeit danken wir allen Bekannten und Heimatfreunden herzlichst. Ernst Schenkewitz und Frau Marie Schenkewitz geb. Neumann, Tapiau, Kreis Wehlau, jetzt Braunschweig Karlsbrunner Straße 3

 

Allen denen, die anlässlich unserer Goldenen Hochzeit in so liebevoller Weise unser gedachten, danken wir auf diesem Wege herzlichst. Karl Naujoks und Frau Marta Naujoks, Buddern, Kr. Angerburg, jetzt Itzehoe, im Januar 1956

 

Am 15. Februar 1956 feiert unser lieber Papa und Opa, der techn. B.B.-Oberinspektor i. R., Heinrich Grobe, früher Heiligenbeil, Ostpreußen, jetzt Peine (Hannover) seinen 70. Geburtstag. Dazu Glück- und Segenswünsche von seinen Kindern, Kurt, Lisa mit Charlotte und Gertrud aus USA

 

Durch Gottes Gnade feiert am 13. Februar 1956 Witwe Maria Frank geb. Bollgönn, aus Königsberg Pr. Haberberger Neue Gasse 24 a, jetzt Zell am Ebersberg Landkreis Haßfurt, ihren 80. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin gute Gesundheit die dankbaren Kinder, Enkelkinder, Schwiegertöchter u. Schwiegersohn

 

80 Jahre wurde am 3. Februar 1956 unser lieber Vater, Großvater und Urgroßvater sowie Onkel, Fritz Hein, aus Neuendorf bei Gerdauen, Ostpr. Alles Gute und weiterhin gute Gesundheit möge ihm noch beschieden sein. Es gratulieren seine Kinder, Großkinder und Urgroßkinder, seine Nichten Frau Berta Ludwigkeit und Familie, Dingelbe über Hildesheim. Frau Anna Hafke und Familie, Göttingerode über Goslar. Wir grüßen gleichzeitig alle Bekannten und Freunde aus der Heimat. Wer gedenkt noch der frohen Stunden, wo Onkel Hein uns mit seiner Musik, Alt und Jung, erfreute? Seershausen über Gifhorn

 

Am 12. Februar 1956 feiert unsere liebe Mutter, Großmutter und Schwiegermutter, Frau

Emma Rogall, früher Wolfshagen, Ostpreußen, jetzt Oberschleißheim Gartenstraße 343, ihren 70. Geburtstag. Viel Glück und beste Gesundheit wünschen ihr Sohn mit Frau und Kl.-Werner

 

Zum zehnjährigen Todestag gedenken wir in Liebe an unser einziges Kind, Lotte Blodau, Ostseebad Cranz geb. 14.11.1931, gest. 10.02.1946 in Gefangenschaft in Szameitkehmen. Franz Blodau und Frau Lina Blodau, geb. Gronwald, früher Ostseebad Cranz, Gartenstraße 1, jetzt Sahlenburg b. Cuxhaven, Berenscherweg 1

 

Mit ihren letzten Gedanken mit der Heimat verbunden verstarb am 15. Januar 1956 nach schwerer Krankheit unsere geliebte Mutter, Schwieger-, Groß- und Urgroßmutter und Schwägerin, Johanne Schwarz, geb. Mannke, im 76. Lebensjahre. Im Namen der trauernden Angehörigen Grete Schwarz, sowj. bes. Zone. Famile Anna Steffen, geb. Schwarz, München – Obermenzing, Rathochstraße 9

 

Meine liebe gute Frau, unser bestes nimmermüdes Mütterchen, Emilie Sewczyk, geb. Korbanka, ist am 29. Dezember 1955 nach zehnjährigem schwerem Leiden, im 76. Lebensjahre sanft eingeschlafen. Sie schaut, wie sie geglaubt. In stiller Trauer, Otto Sewczyk, Lohnde b. Hannover. Eleonore Gruzewski, Lohnde b. Hannover. Dorothea Ewert, Königswinter a. Rhein, früher Johannisburg Ostpreußen

 

Am 6. Januar 1956 entschlief sanft in der sowj. bes. Zone (früher wohnhaft in Galben, Kr. Bartenstein) unsere liebe Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, Auguste Schulz, geb. Siebert, im Alter von 82 Jahren. Im Namen aller Verwandten, Anna Bergmann, Lindenberg, Kreis Insterburg, jetzt Essen Mellinghofer Straße 20

 

Am 14. Januar 1956 entschlief nach kurzer Krankheit unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Oma und Schwester, Henriette Butzkies, geb. Rau, aus Husarenberg, Kreis Gumbinnen, im Alter von 79 Jahren. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen, Liselotte Gutowski, geb. Butzkies, Ritsch über Stade

 

Zum Gedenken. Am 14. Februar 1956 jährt sich zum sechsten Male der Todestag unserer lieben Schwester, der früheren Bahnhofswirtin von Lötzen u. Inhaberin des Eisenbahner-Restaurants in Königsberg Pr., Borchertstraße 11, Witwe Margot-Maria Kirsch-Knihs, geb. Schneidereit, geb. 20.06.1884 in Schudienen, Kreis Tilsit, gest. 14.02.1950 in Stenderup. Im Namen der Geschwister, Ewald Schneidereit (24b) Stenderup, Kreis Flensburg

 

Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft. Im festen Glauben an ihren Herrn und Heiland ist unsere liebe Mutter und Oma, Frau Emma Artschwager, am 15. Januar 1956 in Reinfeld, Holstein, im 84. Lebensjahre zur ewigen Ruhe eingegangen. Ihr langes Sehnen nach der himmlischen Heimat ging endlich in Erfüllung. Sie folgte ihrem vor elf Jahren auf der Flucht in Pommern verstorbenen Ehemann. In stiller Trauer, M. Artschwager und Familie, Geschwister u. Anverwandte, Obenstrohe b. Varel i. O., früher Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, den 20. Januar 1956

 

In ihrem Heimatort Ortelsburg verstarben unsere lieben Eltern, Schwieger-, Groß- und Urgroßeltern Emilie Klinger, geb, Komerasch, 75 Jahre, gest. 22.10.1955. Andreas Klinger, 83 Jahre, gest. 31.12.1955. Im Namen aller Angehörigen, Viktor Klinger, jetzt Bielefeld, Apfelstraße 99 c

 

Am 19. Januar 1956 entschlief sanft nach kurzer Krankheit unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, unser liebes Omchen, Emma Mertsch, geb. Naujokat, kurz vor Vollendung des 91. Lebensjahres. Im Namen der Hinterbliebenen, Charlotte Müller, geb. Mertsch. Gertrude Weiss, geb. Mertsch. Oskar Weiss, Kl.-Rhüden üb. Seesen a. Harz, früher Ebenrode, Ostpreußen, Königsberg Pr. Reifschlägerstraße 1, jetzt Rastorf üb. Preetz. Holstein

 

Zum zehnjährigen Gedenken Müh' und Arbeit war dein Leben, Ruhe hat dir Gott gegeben. Am 10. Februar 1956 jährt sich zum zehnten Male der Tag, an dem unsere liebe gute Mutti, Schwiegermutter und Tochter, Frau Edith Margarete Schumacher, geb. Herzberg, geb. 10.08.1905, gest. 10.02.1946 in der Heimat (Lang. Kreis Heiligenbeil) an Typhus und Unterernährung verstarb. Sie folgte nach acht Tagen ihrem jüngsten Töchterchen, Renate Edith Schumacher, geb. 06.02.1940, gest. 02.02.1946.

In stillem Gedenken, Gerhard und Frau Christel Hanna. Gustav-Adolf. Amanda Herzberg. Borchertsdorf, Kr. Pr.-Holland. Ostpreußen, jetzt Düsseldorf-Benrath Süllenstraße 42 c

 

Am 8. Januar 1956 wurde meine liebe Frau, unsere treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Oma, meine liebe einzige Schwester, Tante und Schwägerin, Frau Henriette Doebel, verw. Podlech, geb. Neuber, aus Döbern, Kr. Pr.-Holland, im Alter von 74 Jahren von ihrem schweren Leiden erlöst. In stiller Trauer, Adolf Doebel. Adolf Podlech und Frau Marie Podlech, geb. Zander. Emil Lehmann und Frau Elise Lehmann, geb. Podlech. Hannelore Podlech. Gottlieb Neuber, sowj. bes. Zone. Lübeck-Niederbüssau, Cuxhaven. Die Beerdigung fand am 12. Januar 1956 vom Trauerhause aus statt.

 

Am 11. Dezember 1955 entschlief, für uns alle unerwartet, meine liebe Frau, unsere gute Mutter und Schwiegermutter, meine geliebte Oma, Frau Martha Radtke, geb. Draasch, im 65. Lebensjahre. Im Namen aller Angehörigen, Franz Radtke. Erna Biallowons, geb. Radtke. Wilhelm Biallowons und Sohn Uwe Biallowons, früher Pillau II, jetzt Uetersen, Holstein Seminarstraße 79

 

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welches Bild die Stadt Tilsit heute bietet. Wie es aber in seiner ganzen Schönheit in unserer Erinnerung lebt, das zeigt Ihnen unser Bildband „Von Memel bis Trakehnen in 144 Bildern". Es gibt keinen anderen Bildband, der so zahlreiche schöne Aufnahmen von Tilsit und seiner landschaftlich so einzigartigen Umgebung bringt als dieser. Auf Kunstdruckpapier und in Ganzleinen gebunden kostet er 9,50 DM, kartoniert 6,90 DM. Bestellen Sie ihn bei der Versandbuchhandlung Gerhard Rautenberg in Leer (Ostfriesland).

 

Seite 9   Heute in Tilsit.

Fotos Tilsit im Winter. Foto 1: Der Schenkdorf-Platz, im Hintergrund das Rathaus.

Foto 2: An der Landkirche

Foto 3: In der Deutschen Straße

Foto 4: Winterabend am Herzog Albrecht-Platz in Tilsit

 

„Die Stadt ohnegleichen“, - so nannten die Tilsiter gern ihre Stadt. Natürlich schwang dabei viel lokalpatriotischer Stolz mit, aber diese Stad am Memelstrom hatte auch für den, dem sie nicht Heimat war, einen starken eigenen Reiz. Durch ihre Straßen wehte immer etwas von der Weite der ebenen Landschaft und von dem Zauber des großen Stromes. Der lebhafte Verkehr und Handel und Wandel überhaupt ließen spüren, dass auf viele Meilen ringsum ein fruchtbares und wohlbestelltes Land lag, auf dem alte Bauernfamilien seit Jahrhunderten auf ihren Höfen saßen, — ein Land, das den Fleiß der Menschen mit guten und sicheren Erträgen lohnte. Ruhig wie der Strom, ohne jede Hast und Hetze, so floss auch das Leben der Menschen dahin. Es, schien, als würde das immer so sein.

 

Wie mitten in Russland

Und heute? Die Straßen der Stadt, die Häuser, — sie erinnern, soweit sie stehen geblieben sind, noch daran, was Tilsit einst war. Das ist aber auch alles. Wenn man nach den Menschen urteilen wollte, die sich auf den Straßen bewegen, die in den Betrieben arbeiten und auf dem Markt handeln, dann könnte man meinen, diese Stadt läge irgendwo mitten in Russland, so sehr hat sie ein ganz und gar russisches Aussehen erhalten. Die Menschen sind von irgendwo aus Russland hierher verpflanzt worden, aber es hat sich deshalb nichts an ihrem Aussehen, an ihrer Kleidung, an ihrer Sprache und an ihrem Gebaren geändert. Sie kauen ihre Sonnenblumenkerne genauso wie irgendwo an der Wolga, sie spucken die Reste auf dem Markt, in den Straßen und in den Kinos genauso auf den Boden, wie in Saratow oder in Kiew. Und so wie dort, so hört man auch hier überall in den Ämtern und auf den Straßen nur russisch. Wo Litauer arbeiten, wie etwa in der Zellstofffabrik, da sprechen sie unter sich litauisch, aber sie alle können auch russisch.

 

In Tilsit lebt nur eine einzige Deutsche, sie ist mit einem russischen Arzt verheiratet.

 

Nicht nur Militärbasis

Immer wieder konnte man, auch in der letzten Zeit noch, hören, dass die Sowjetunion das ganze Königsberger Gebiet — so wollen wir das von der Sowjetunion besetzte nördliche Gebiet Ostpreußens nennen — nur unter militärischen Gesichtspunkten betrachte. Die Lage wurde so dargestellt, als wenn dieser ganze Bezirk nichts anderes wäre als ein einziger Truppenübungsplatz. Das ist — auch der Bericht! des Ehepaares D., dem wir hier folgen, zeigt es — keineswegs der Fall. Natürlich ist das Gebiet in die militärische Planung einbezogen, und zwar ausgiebig. Aber das hindert keineswegs, dass die Russen alles daran setzen, es auch wirtschaftlich zu nutzen. Dass der Erfolg nicht groß ist, vor allem nicht in der Landwirtschaft, liegt eben an dem ganzen System; es werden aber alle Anstrengungen gemacht, ein großes Soll zu erfüllen.

 

Auch in Tilsit gibt es viel Militär. Die alten Kasernen, die erhalten geblieben sind, stecken voll von Soldaten; auch sonst werden in Tilsit Häuser und Baracken für militärische Zwecke genutzt, und Tanks fahren durch die Straßen. Trotzdem herrschen im Straßenbild doch die Zivilisten vor, denn zahlreiche Betriebe arbeiten, die Zellstofffabrik sogar in drei Schichten. Dann auch ist Tilsit der natürliche Mittelpunkt eines, großen Gebietes, das seine Produkte bringt, und die Stadt wiederum stellt die Einkaufszentrale für einen großen Umkreis dar. Der nordwärts der Memel gelegene Teil gehört zwar verwaltungsmäßig zur Sowjetrepublik Litauen, also nach Memel und Kaunas, aber wirtschaftlich besteht auch mit ihm eine recht, starke Verbindung; sie hat sich vor allem in den letzten Jahren entwickelt, nachdem der Memelstrom als Verkehrssperre fortgefallen ist.

 

Wieviel Einwohner Tilsit heute hat, lässt sich nicht feststellen, und selbst wenn von russischer Seite irgendwelche Zahlen genannt werden würden, dann weiß man doch nicht, wie sie zustande gekommen sind.

 

In der Hohen Straße

Es hieß immer, die Stadt sei zu etwa zwei Dritteln vernichtet worden, aber die Eheleute D. meinen, das sei viel zu hoch gegriffen, man habe jetzt den Eindruck, als wenn nur etwa ein Drittel der Stadt zerstört ist, und das, obwohl von irgendwelchen Neubauten nichts zu bemerken sei. Das Viertel der Stadt — so berichten die Eheleute D. —, das zwischen der Deutschen Straße und dem Memelstrom liegt, ist in seiner ganzen Länge etwa von der Deutschen Ordenskirche bis zur Zellstofffabrik zerstört, von einigen wenigen Gebäuden, wie etwa dem Hafenspeicher, abgesehen. Man kann dieses große Gebiet beinahe frei überblicken. Auch andere Straßen in der Innenstadt haben schwer gelitten.

 

Die Hohe Straße aber, so erzählen sie weiter ist alles andere als etwa nur eine Ansammlung von Ruinen. Im Gegenteil, man hat jetzt den Eindruck, als ob in dieser Straße nichts zerstört worden ist, und das, obwohl auch hier keine Neubauten aufgeführt worden sind. Es mögen Häuser, die nur leicht beschädigt waren, wieder ausgebessert worden sein. Jedenfalls ist die Hohe Straße wieder wie ehedem Mittelpunkt und die bei weitem belebteste Straße der Stadt, vor allem am Sonntag, dem größten Markttag der ganzen Woche, dann auch am zweiten Markttag, dem Mittwoch. An diesen beiden Tagen kommen die Menschen mit der Bahn, den Omnibussen, den offenen Lastkraftwagen, den Dampfern, den Fuhrwerken, zu Rad und zu Fuß aus dem großen Einzugsgebiet nach

der Stadt, um zu handeln und einzukaufen, und da am Sonntag in den Betrieben nicht gearbeitet wird, ist an diesem Tag der Verkehr in der Hohen Straße besonders lebhaft.

 

Denn in dieser Straße befinden sich neben Kneipen, in denen es den so sehr begehrten Wodka, Bier und auch einiges zum „Zubeißen" gibt, vor allem die meisten Geschäfte, und so wandern denn die Arbeiter von den Kolchosen und die berufsmäßigen Schwarzhändler — die Spekulanten — durch die Straße und die Läden und spähen, wo es etwas zu kaufen gibt, Brot vor allem und, das wäre ein ganz besonderer Glücksfall, vielleicht auch einmal etwas Zucker, und wo man sonst Dinge bekommen kann, die man entweder selbst sehr dringend braucht oder mit denen man ein Geschäft machen könnte. Gibt es Brot zu kaufen oder wird überhaupt erst bekannt, dass welches aus der in der Aktien-Brauerei eingerichteten Bäckerei eintreffen soll, dann bilden sich vor dem Laden in der Hohen Straße sofort lange Schlangen. Noch seltener sind natürlich Butter und Fleisch, von Zucker schon gar nicht zu reden.

 

Aber es gibt doch noch mancherlei Waren, die hier zu bekommen sind und die auf dem Lande, vor allem in Litauen, fehlen oder selten sind. So wird zum Beispiel ein schwungvoller Handel mit Heringen getrieben. Die teure Sorte, von der das Kilo achtzehn bis zweiundzwanzig Rubel kostet — es gehen etwa drei Heringe auf ein Kilo —, die kommt für die breite Masse überhaupt nicht in Frage, sie kann nur von den bevorzugten Schichten gekauft werden; auch die billigeren zu zehn bis elf Rubel je Kilo sind noch zu teuer, und die gibt es übrigens auch nicht immer, aber wenn die gesalzenen Ostseeheringe zu haben sind, das Kilo zu vier Rubel, dann werden sie von den Landleuten aus Litauen und von den Spekulanten eimerweise gekauft und auf dem Lande mit Gewinn verhökert. Auch Sonnenblumenkerne, die man in den Magazinen manchmal sackweise zu acht bis neun Rubel das Kilo erhalten kann, sind ein beliebtes Objekt für Spekulationen. Sonnenblumenöl allerdings gibt es meist nur in den bevorzugten Magazinen, etwa in denen der Fischerdörfer oder der Betriebe. Man kann schon leben, wenn man ein paar Kartoffeln und etwas Öl im Teller hat, in das man ein paar Zwiebeln hineintut. Seife wiederum gibt es fast immer zu kaufen, auch Kernseife, aber Waschpulver ist nicht immer vorrätig, und natürlich wird auch diese Möglichkeit von den Spekulanten ausgenutzt. In einem anderen Geschäft kaufen Litauer kiloweise Hefe, um sie ebenfalls weiterzuverkaufen; es wird mit Hilfe der Hefe irgendein alkoholisches Gesöff hergestellt. Auch vor den kioskähnlichen Bretterbuden stehen Menschen an, sobald es dort eine Art Honigkuchen oder Kekse zu kaufen gibt.

 

In dieser Art herrscht an den Markttagen, vor allem aber am Sonntag, in der Hohen Straße ein recht lebhaftes Treiben, zumal sich auch die Post — übrigens in dem alten Gebäude —, ein Kino, einige Banken und mancherlei andere Einrichtungen mit einem starken Publikumsverkehr hier befinden.

 

Deutsche Kirche wurde Schrottlager

Alles, was an die bedeutungsvolle Vergangenheit von Tilsit erinnerte, ist beseitigt worden; die besonders bemerkenswerten Stätten und Gebäude der Stadt haben sich ganz und gar verändert, und niemals zu ihren Gunsten.

Der Turm der Deutschen Kirche, das Wahrzeichen der Stadt, der sich in den Formen des Barock mit drei übereinanderliegenden Kuppeln und der doppelten Galerie leicht und doch kraftvoll in die Höhe schwang, ist verschwunden; nur der Stumpf steht noch da. Die Kirche, eine der ersten massiven Kirchen des Protestantismus in Ostpreußen, ist in ihrem Dach zwar schwer beschädigt, sonst aber doch erhalten. Beinahe überflüssig zu sagen, dass die künstlerisch sehr wertvolle Ausstattung des Innern dieses Gotteshauses mit dem alten Altar, der Kanzel und den Beichtstühlen nicht mehr vorhanden ist. In der Kirche lagerte, als die Luisenbrücke wieder aufgebaut wurde, das Baumaterial. Jetzt ist sie zum Schrottlager geworden. Vor der Viehwaage, auf der der Schrott gewogen wird, stehen die Menschen manchmal Schlange. Der Platz vor der Kirche ist bedeckt mit den Lastautos und den Fuhrwerken, auf denen die Arbeiter der Kolchosen in die Stadt gekommen sind. Niemals war zu hören, dass irgendwo in der Stadt ein Gottesdienst stattfindet, gleichgültig, an welche Konfession man dabei auch denken mag.

 

Genauso trübe ist das Bild, das sonst gezeichnet werden muss. In dem Rathaus, das — so wird uns berichtet — stehengeblieben ist, tagt das Volksgericht. Es wundert uns auch nicht, zu hören, dass in dem Königin-Luise-Haus am Schlossplatz — über der Tür stand früher die Büste der Königin Luise — eine Fleischbeschau eingerichtet wurde; hier, am Schlossplatz, findet auch der große Markt statt. Von dem Sockel, von dem einst der Elch über den weiten Anger schaute, blickt jetzt Stalin, und ein Stück weiter zur Memel hin in den Anlagen an den alten Friedhöfen und der Reformierten Kirche steht ein Denkmal mit dem ersten Tank, der Tilsit erreichte. Das Schenkendorf-Denkmal wurde von seinem Platz entfernt; die Inschrift auf seinem Sockel hat man ausgemeißelt.

 

Der Schlossteich, einst eine Zierde der Stadt, ist verkrautet und vergrünt. Er wirkt im Sommer beinahe wie eine Wiese, aber nicht wie eine blühende und duftende, im Gegenteil, der Geruch, den er verbreitet, ist alles andere als angenehm. Aus dem schönen Jakobsruhe ist ein lauter „Kulturpark" geworden, in dem von Kultur aber nichts zu spüren ist. Wer von den Besuchern gegen ein Eintrittsgeld von zwei Rubeln den Eingang mit den Bildern von Stalin und Lenin passiert hat, der muss dann noch einmal fünf oder sechs Rubel bezahlen, wenn er bei den Klängen der Militärmusik auf der abgezäunten Tanzfläche tanzen will. (Dass ein Arbeiter in den Industriebetrieben durchschnittlich etwa vierhundert Rubel im Monat verdient, das wurde schon mehrfach gesagt, es sei aber hier noch einmal erwähnt.) Trotz der hohen Eintrittspreise ist Jakobsruhe im Sommer an den Sonntagen und an den Feiertagen stark besucht, denn es gibt ja nicht viele Möglichkeiten, sich zu vergnügen. Einen Ausflugsverkehr kennt man nicht. Sehr stark besucht sind immer die Kinos.

 

Die Luisenbrucke

Es ist nichts davon zu bemerken, dass in Tilsit etwas aufgebaut wird; es werden hier und da einige Häuser instandgesetzt sein. Möglich, dass auch die große Sauna am Schlossteich ein neues Gebäude darstellt. Neu aufgebaut ist aber die Luisenbrücke. Die alte Brücke mit ihren drei mächtigen Bogen, die neben der Deutschen Kirche zum Symbol von Tilsit geworden war, wurde ja in den letzten Kriegstagen gesprengt; nur die Aufgänge zu beiden Seiten blieben stehen, von der Tilsiter Seite aus blieb der Aufgang bis zu den Portalen erhalten. Die Russen bauten dann bald eine Holzbrücke auf. Aber dann kam die große Überschwemmung im Frühjahr 1950; Eis und Hochwasser stürmten gegen die Brücke, zerstörten sie und rissen sie in einzelnen gewaltigen Teilen mit sich und verstreuten sie in der Elchniederung, und heute noch liegen bei Nemonien und Gilge mächtige Teile mit Tausenden von eisernen Bolzen im Schilf; die Russen holen sich das Holz von dort.

 

Es wurde sofort mit dem Bau einer neuen Holzbrücke begonnen, einer Konstruktion mit sechs Bogen, und sie ist auch 1952 fertiggeworden; in der Zwischenzeit wurde der Verkehr mit einer Fähre aufrechterhalten. Die neue hölzerne Brücke ist zwar stabil gebaut, das gilt auch für die Fahrbahn, über die ein lebhafter Verkehr, vor allem von Lastautos der Kolchosen und der Truppe geht, aber die beiden Seiten für die Fußgänger sind doch nur mit dünnen Brettern belegt, und es ist beinahe lebensgefährlich, hier zu gehen. In der Sowjetunion ist beinahe alles bewacht, und auch die Luisenbrücke macht keine Ausnahme. Vor der Brücke selbst stehen Wachposten, man sieht sie auch an den beiden Aufgängen der Brücke, die zudem noch an den Ufern auf etwa hundert Meter nach jeder Seite hin mit Stacheldraht abgezäunt sind; unter der Brücke oder hier am Ufer darf man sich nicht aufhalten. Ein Stück stromaufwärts allerdings, auf der nördlichen Seite, herrscht an sommerlichen Tagen, wie zu unserer Zeit, ein reges Badeleben, vor allem an den Sonntagen.

 

Am ersten Pfeiler der Brücke, von der Stadtseite aus gesehen, hat sich — wir erwähnten es schon einmal — eine große Sandinsel gebildet. An Sommertagen fahren Kinder im Kahn heran und spielen auf der Insel, auf der noch Stücke von der zerstörten Holzbrücke liegen. Die Eisenteile unserer alten Luisenbrücke sind übrigens vollständig herausgeholt — zum Teil unter Einsatz von Tauchern — und in Bovdaks fortgeschafft worden; sie haben wertvollen Schrott gegeben. Nach der nördlichen Seite zu, ist die Memel hier ziemlich versandet; die Dampfer benutzen zur Durchfahrt den südlichsten Bogen.

 

Der „freie Markt“

Während früher der Verkehr offen hin und her flutete und auf der Fülle des Landes und dem Fleiß seiner Bewohner ruhte, wird er jetzt von dem Mangel diktiert. Die Zwangswirtschaft ist in der Sowjetunion bekanntlich schon vor vielen Jahren aufgehoben worden. Es gibt zwar keine Karten mehr, wenn man von den hunderterlei Arten von Vergünstigungen absieht, die einzelne Schichten und Gruppen in zahllosen Formen und Abstufungen genießen, aber das, was in den Magazinen zu erhalten ist, und meist erst nach stundenlangem Anstehen, das reicht doch nicht aus, um auch bei den bescheidensten Ansprüchen das Leben zu fristen. So ist jeder gezwungen, sich zusätzlich etwas zu besorgen oder die Mittel zu beschaffen, mit denen er etwas auf dem freien Markt kaufen kann, der zugleich auch der schwarze Markt ist.

 

Mittelpunkt dieser ständigen Jagd, vor allem nach Lebensmitteln, ist, wie überall in der Sowjetunion, auch in Tilsit der Markt. Er findet an jedem Mittwoch und Sonntag statt, und wenn man hört, dass er im Sommer und im Herbst an den Sonntagen von vielen Tausenden besucht wird, dann mag das zeigen, welche Bedeutung er besitzt. Er liegt auf dem früheren Schlossplatz; zwei Eingänge, der eine von der Luisenbrücke aus, der andere aus der Richtung Schlossteich, führen auf die umzäunte, etwa 350 mal 300 Meter große Fläche. Wer etwas zu verkaufen hat — die Taschen werden nachgesehen und auf den Inhalt überprüft —, muss schon am Eingang das Standgeld bezahlen, und es ist nicht daran zu denken, dass er es etwa zurückerhält, wenn er seine Ware nicht los geworden ist.

 

Natürlich nimmt der Markt mit Produkten und Lebensmitteln den größten Teil ein, nur muss der Verkäufer jederzeit den Nachweis führen, woher die Produkte stammen, dass sie also nicht etwa auf Kosten eines Ablieferungssolls gehen. Wenn die Ernte schlecht gewesen ist und wenn das Soll des Gebietes nicht erfüllt wird, dann wird der Handel mit Fleisch, Mehl und Brot auf dem Markt verboten, und manchmal werden auch Seuchen vorgeschützt, um den Handel einzudämmen oder ganz zu unterbinden.

 

Jahre hindurch waren Fische mit, der wichtigste Verkaufsartikel auf dem Markt. Haff und Strom gaben sehr viel her, die Fischereikolchosen konnten ihr Soll leicht erfüllen, und so wurden viele Fische auf den Markt gebracht, obwohl das offiziell nicht erlaubt war. Vor allem gab es in Tilsit Zärte zu kaufen, einen besonders delikaten Fisch, der im Memelstrom im Frühjahr bis zum Mai und auch im Herbst jetzt in der russischen Zeit in besonders großen Mengen gefangen wird. Von Georgenburg, ja sogar von Kaunas kommen die Fischer den Strom herunter, um ihn zu fangen. Sie haben auch eine besondere Art, ihn zu salzen, zu trocknen und zu räuchern, bei der das Fett im Fisch gut erhalten bleibt. Wenn sie die Zärte abliefern, erhalten sie nur 2,80 Rubel je Kilo; von den Magazinen wird er für den mehr als vierfachen Preis, nämlich für zwölf Rubel, weiterverkauft. So war es nur natürlich, dass die Fischer ihn bei dem großen Bedarf schwarz verkauften, und zwar nahmen sie den halben Preis der Magazine, sechs Rubel. Die Russen standen geradezu Schlange nach diesem Fisch, sie schickten ihn ihren Angehörigen nach Russland. So verkauften die Fischer aus Georgenburg und Kaunas die Zärte säckeweise; sie hatten die Taschen immer voll Geld.

 

Nachdem nun aber seit etwa zwei Jahren die Erträgnisse der Fischerei auf dem Kurischen Haff sehr nachgelassen haben, vor allem auch als Folge der ausgedehnten Raubfischerei, wird sehr streng darauf geachtet, dass Fische nicht mehr auf dem Markt verkauft werden. Die Kolchosen haben alles abzuliefern; die Angler aber müssen das, was sie fangen, auch selbst verzehren.

 

Hundert Rubel für einen Zentner Kartoffeln.

Nur Kartoffeln dürfen eigentlich immer verkauft werden. Das Jahr 1955 war ja ein trockenes Jahr, die Kartoffelernte war sehr schlecht, und so ist der Preis für einen Zentner Kartoffeln im letzten Herbst bis auf hundert Rubel — gegenüber vierzig bis fünfzig in normalen Jahren — gestiegen. Besonders begehrt sind im Frühjahr Saatkartoffeln. Wer es nur irgend kann, bebaut ein kleines Stückchen Land mit Kartoffeln, und so kommt es, dass die Russen mit dem Sack unter dem Arm den Litauern bis auf die Brücke und weiter entgegen gehen, um ein paar Saatkartoffeln zu bekommen, und natürlich verkaufen diese gerne vor dem Markt ihre Ware, schon um das Standgeld von zehn Rubel für Pferd und Wagen zu sparen.

 

Wie gesagt, im Sommer und im Herbst ist der Markt in Tilsit sehr groß. Tausende von Menschen kommen aus der Stadt und von allen Seiten zusammen, um zu verkaufen und einzukaufen; der Markt lebt zum größten Teil von der Belieferung aus Litauen. Es gibt an Lebensmitteln beinahe alles zu kaufen, was man braucht, nur sind die Preise sehr, sehr hoch und für den gewöhnlichen Mann nicht zu erschwingen. In der großen Fleischhalle, sie ist massiv und etwa vierzig Meter lang und dreißig Meter breit, kann man die verschiedensten Sorten Fleisch erhalten, ein Kilo Schweinefleisch etwa für vierundzwanzig Rubel — in den Magazinen kostet es nur sechzehn Rubel, es ist dort allerdings nur sehr selten zu haben —, Rindfleisch für vierzehn bis fünfzehn Rubel. Aus allen möglichen Quellen kommt dieses Fleisch, sei es, dass die Kolchosen etwas aus dem Überschuss verkaufen oder dass Kolchosenbauern oder Fischer ein Schwein aufgezogen haben oder dass einige sich zusammengetan haben, um eine Kuh zu kaufen und beim Kleinverkauf des Fleisches etwas zu verdienen, aber schon diese Preise zeigen, dass nur die privilegierten Schichten sich Fleisch vom Markt erlauben können.

 

Wer es irgend ermöglichen kann, der hält sich auch in der Stadt ein Schwein. „In Tilsit hat fast jeder ein Schwein", berichtet Landsmann D. So ist auch der Ferkelmarkt ziemlich groß. Vier bis fünf Wochen alte Ferkel kosten zweihundert Rubel das Stück; Läuferschweine tausend bis tausendzweihundert Rubel. Manche groteske Szene kann man beobachten; eine Russin brachte einmal ein Ferkel im Kinderwagen auf den Markt, um es zu verkaufen. Manch ein Russe in der Stadt hält sich auch eine Kuh, nicht selten in einem Verschlag, der irgendwo angebaut worden ist. Von Kühen, die man in der Stadt hält, braucht man nichts abzuliefern, und der Verkauf von Butter und Milch bringt schon einiges ein. Das Futter für die Kühe muss natürlich unter der Hand gekauft werden. Die Butter auf dem Markt — sie ist meist schlecht — kostet dreißig Rubel je Kilo, manchmal auch mehr; im Magazin würde man sie schon für sechsundzwanzig Rubel erhalten und in besserer Qualität, nur dass sie dort eben sehr selten zu haben ist.

 

Recht groß ist auch der Trödelmarkt, auf dem alles Mögliche verkauft wird, angefangen etwa von einem Pelzmantel, den eine Frau für dreitausend Rubel anbot, und Kleidern, Wäsche, Hemden, bis zu Lumpen und alten Schuhen, Frauen stehen nebeneinander in langen Reihen, halten Kleidungs- und Wäschestücke hoch und bieten sie so zum Kauf an; man kann diese Dinge frei kaufen und verkaufen, und so hat sich auch auf diesem Gebiet ein richtiges Spekulantentum entwickelt. Auch sonst ist alles Mögliche auf diesem Markt zu haben, was man in den Geschäften nicht erhalten kann, so zum Beispiel Fahrradersatzteile. Die Lieferungen kommen zu einem sehr großen Teile aus Riga, das die Zentrale für alle möglichen Spekulantenwaren geworden ist.

 

Die „schwarzen" Aale

Wer in den letzten beiden Jahren Fische auf dem Markt verkaufte, der stand mit einem Fuß im Gefängnis. Immer wieder wird in den Fischkolchosen bekanntgemacht, dass der Verkauf von Fischen verboten ist; alle Fische müssen abgeliefert werden, damit der Plan erfüllt wird. Einige russische Fischer aus Rinderort und Nemonien hatten auf dem Markt in Labiau einige Zander verkauft, sie wurden daraufhin zu fünf bis acht Jahren Gefängnis verurteilt. Und doch, die nackte Not zwingt viele dazu, gegen die Bestimmungen zu verstoßen.

 

So war auch Frau D. einmal, es war im Herbst 1954, aus einem der Haffdörfer, in dem sie damals mit ihrem Mann lebte — er fischte in einer Kolchose — nach Tilsit zum Markt gefahren, um geräucherte Aale zu verkaufen. „Die Russen", so erzählt Frau D., „sind ganz wild auf Aale. In den ersten Jahren, auch noch 1948, da aßen sie noch gar keine Aale, sie sagten, das wären Schlangen. Aber jetzt können sie nicht genug davon bekommen.

 

Ich hatte so fünfzehn Pfund mit, ich kam ja von weit her, schon das Fahrgeld war teuer, und die Fahrt musste sich ja auch lohnen. Die Hälfte hatte ich schon verkauft, das Stück von etwa einem Pfund so für sechs Rubel, das war sehr billig, denn in den Magazinen kostet ein Kilo geräucherter Aale dreißig Rubel, und das ist ja so teuer, dass sich das nur die Reichen kaufen können. Ich stand neben einem russischen Händler, der Gummibänder und Sonnenblumenkerne verkaufte.

 

Da fiel mir ein Mann auf, der sich so zwischen den Händlern herumdrückte und mich aufmerksam beobachtete, und dann stand er auch schon vor mir. — Von wo hast du so viele Aale?, fragte er mich. Ich antwortete: „Ich habe alle selbst gefangen, kannst auch Aale fischen, im Memelstrom gibt es genug“. Ich sprach russisch, das hatte ich inzwischen sehr gut gelernt. Der Mann verschwand auch, aber dann sah ich, wie zwei Milizer ankamen; der Mann war ein Spitzel gewesen und hatte die Polizei geschickt. Einige Frauen versteckten schnell alles und liefen fort, ich schob meine Aale unter den Stand einer Frau, die geräucherte Zärte verkaufte. Aber das half alles nichts, die Miliz fand die Holzkiste und die fünfzehn Aale, die noch drin waren. Ich solle mitkommen, sagten sie mir. Ich antwortete, der Dampfer fahre gleich ab, ich habe ja noch mein kleines Mädchen bei mir, und ich hätte ja auch nicht gestohlen. Der Spitzel, der dabei war, meinte, ich hätte schon den ganzen Tag Aale verkauft. Hätte ich nur gewusst, dass das ein Spitzel war, dann hätte ich ihm ein paar Aale gegeben, es wäre mir dann nichts passiert. Schließlich musste ich doch zur Miliz gehen. Ich wurde nun nach meinen Papieren gefragt, ich hatte aber keine da. Warum ich die Aale denn verkaufe, fragten sie mich, und ich antwortete, dass ich das Geld für Lebensmittel brauche, und das stimmte ja auch. Ich wollte nun die Aale bei der Miliz lassen, bloß dass ich fortkomme, aber sie haben sie nicht angenommen. Ich wurde nun verwarnt, und es wurde mir gesagt, ich solle das nicht noch einmal tun. So konnte ich die Aale wieder mitnehmen. Kaum war ich aus der Polizei raus, da wurde ich an der nächsten Ecke schon von russischen Frauen umringt. Alle wollten sie Aale kaufen, und in wenigen Augenblicken waren sie dann auch alle weg ..."

 

In dem Bericht, der in der nächsten Folge erscheinen wird, soll erzählt werden, welches Bild die Elchniederung heute bietet.

 

Seite 10   Für unsere Hausfrauen: Vom Majoran bis zum Bückling. Von Margarete Haslinger.

Nichts kränkt den hausfraulichen Geldbeutel mehr als der dauernd steigende Butterpreis. Er steigt trotz aller Meldungen von der Einfuhr billiger Auslandsbutter. Das empfindet man als ungerechtfertigt, und es sollte uns zu einer konsequenten und spürbaren Verbrauchseinschränkung veranlassen.

 

Die Margarine ist längst die wichtigste Fettquelle im Haushalt geworden. Hat Ihr Kaufmann übrigens die Preissenkung der Margarine mitgemacht? Es gibt immer noch Läden, die nach wie vor eine DM je Pfund rechnen. Ziehen Sie daraus die Folgerung, kaufen Sie dort ein, wo der Margarinepreis gesenkt ist, aber sagen Sie das auch Ihrem Kaufmann. Helfen Sie damit Preisehrlichkeit erzwingen, auf die Sie als Verbraucher Anspruch haben.

 

Sehr zu empfehlen ist der Verbrauch von Schmalz; es ist billig, hochwertig und unterliegt, wenn es Einfuhrware ist einer Qualitätskontrolle, die stets einwandfreie Ware verbürgt. Inländisches Schmalz kostet vierzehn Prozent weniger als zur gleichen Zeit im Vorjahre. Wenn der Geschmack nicht ganz zusagt oder wenn wir Abwechslung lieben, verkochen wir das Schmalz mit Äpfeln, Zwiebeln und Majoran. Oder wir nehmen auf 250 g Schmalz 125 g Cornedbeef, wiegen es fein, machen das auch mit zwei Zwiebeln und kochen es durch. Viele Fleischer führen auch unser geliebtes Spirkelschmalz als Griebenschmalz.

 

Übrigens Majoran! Hatten Sie sich im Herbst bei Ihrem Gemüsehändler Majoran bestellt und selbst getrocknet? Sonst finden Sie auch in dieser Jahreszeit auf vielen Märkten Händler mit Kräuterständen, die auf Grund der ostdeutschen Nachfragen Majoran führen. Ferner stehen auf jedem Markt heimatvertriebene Frauen (horchen Sie nur mal auf den Sprachklang!), auch sie sind oft eine gute Bezugsquelle für unser heimatliches Gewürz. Ist es Ihnen nicht auch oft unerfreulich aufgefallen, dass die Blutwurst mit Thymian gewürzt und dadurch für unseren Geschmack zum Teil ungenießbar wird? Durch die Landsmannschaften und durch ihre Zeitungen findet man aber leicht Adressen heimatlicher Fleischer, die die ernährungswichtige billige Blutwurst nach unserem Geschmack machen.

 

Wir sind immer auf der Suche nach preiswerten und doch hochwertigen Lebensmitteln. Unsere Aufmerksamkeit muss in erster Linie dem tierischen Eiweiß gelten, das durch nichts zu ersetzen ist, und von dem mindestens 35 Gramm als Tagesration eines Erwachsenen gerechnet werden. Ob es sich um Schnitzel, Eier oder Magermilch handelt, das Eiweiß ist biologisch immer das gleiche, nur der Preis ist gewaltig verschieden. Die 35 Gramm Eiweiß kosten in der Glumse 20 Pf., in der Milch 25, in Wurst und Fleisch 80 bis 120, im Fisch 40 bis 60 und in Eiern 100 bis 150 Pf.

 

Der Verbrauch von Innereien und von Räuperfisch erweist sich als preiswert und zweckmäßig. Blut enthält viel Eiweiß, etwas Fett, Vitamine und Mineralien. Gehirn bietet viel Eiweiß und ist billig (paniert braten und mit Zitrone beträufeln), Lunge und Herz (zu Haschee, Ragout) sind zart und sehr gehaltreich an Wirkstoffen, Leber und Milz in biologischer Hinsicht am wertvollsten. Fragen Sie nach Rinderleber, die genau so gesund wie Kalbsleber ist, entweder kurz braten (soll nicht hart werden) oder zu Klößen, Knödeln und Soßen verwenden. Niere enthält ebenfalls viel Eiweiß; Wer den etwas strengeren Geschmack nicht mag, kann sie ein Weilchen in Milch legen nach Entfernung der Harnröhren.

 

Leider besteht immer noch das Vorurteil, Innereien wären weniger wertvoll als Muskelfleisch. Wenn Sie in Ihrer Familie auch dagegen anzurennen haben, verbrauchen Sie sowohl mehr Blutwurst als auch Leberwurst und zwar ruhig die billigen Sorten. Zu ihnen werden bevorzugt die preiswerte Ochsenleber verwendet (höchster Vitamin A Gehalt), Herz, Nieren und Milz, also hochwertige Lieferanten von Eiweiß, Mineralstoffen und Vitaminen.

 

Und die Werte von Räucherfisch? Da er durch das Räuchern konzentrierter als Frischfleisch geworden ist, wird er als anregender und sättigender als solcher empfunden. Darüber hinaus ist sein Nährwert hervorragend, da seine wichtigsten Bestandteile, Eiweiß und Fett, biologisch besonders kostbar sind. Sein Eiweiß enthält alle Aminosäuren, die der menschliche Organismus braucht, nicht selbst herstellt und die ihm deshalb durch die Nahrung zugeführt werden müssen. Das Fischfett enthält vitaminartige Fettsäuren, die leicht verdaulich und resorbierbar sind und damit hochwertige Energielieferanten. Ihr Genuss hat keinen Fettansatz beim Menschen zur Folge. Nicht vergessen wollen wir die Mineralstoffe, von denen Kalk und das seltene Jod die lebenswichtigsten sind. Bückling, Sprotte, Makrele und Flunder sind die schmackhaftesten Räucherfische; Dorsch, Rotbarsch und Schellfisch die eiweißreichsten. Am kalorienreichsten ist der Rauchaal, aber der gehört seines hohen Preises wegen schon in das Gebiet der Schlemmereien. Uns interessiert hier vor allem, wie wir für unser Geld den höchsten Nutzeffekt an Nährwerten bekommen.

 

Seite 10   Drei Tropfen Gift waren tödlich. Ostpreußische Gärtnersfrau fiel tragischem Unglücksfall zum Opfer.

In der schwäbischen Remstalgemeinde Grunbach fiel die 21-jährige ostpreußische Gärtnerehefrau Edith Blumenthal einem tragischen Unglücksfall zum Opfer. Als sie eine Spritzbrühe mit einem als gefährlich bekannten Schädlingsbekämpfungsmittel anrührte, kamen unbemerkt einige Tropfen des tödlichen Giftes auf ihre Lippen und kurze Zeit darauf starb sie.

 

Ein doppelt tragischer Unglücksfall! Denn für Edith Blumenthal und ihren 26-jährigen Mann Hans Werner, die bei Kriegsende ihre ostpreußische Heimat verlassen mussten, hatte erst vor zwei Jahren nach viel Leid und Schmerz ein neuer hoffnungsvoller Lebensabschnitt begonnen. Hans Werner wurde in dem Remstalort Pächter einer kleinen Gärtnerei.

 

Anfangs war es ein hartes Stück Arbeit. Vieles war in dem Betrieb nicht so, wie es sein sollte. Der frühere, schon über siebzigjährige Besitzer hatte es nicht mehr geschafft. Mit viel Liebe und Fleiß packte nun der junge Mann an und brachte alles in Ordnung. Schon nach kurzer Zeit blühte sein Geschäft. Bald hatte er die schönsten Blumen und das beste Gemüse weit und breit. Und bald war er auch nicht mehr allein Edith, ein Mädchen aus seiner Heimat, wurde seine Frau und stand ihm treu zur Seite.

 

Aber schon nach sieben Monaten glücklicher Ehe schlug jetzt das Schicksal erbarmungslos zu. Als Edith ein kleines Kännchen mit etwa 30 cm des konzentrierten Mittels zum Blumentisch in der anderen Ecke des Raumes bringen wollte, passierte das Unglück.

 

Auf dem nassen Boden rutschte sie in ihren Gummischuhen aus. Der größte Teil schwappte nach oben und einige Tropfen gerieten der Frau direkt im Gesicht und auf den Mund. Auf den entzündeten Lippen brannte das konzentrierte scharfe Mittel unheimlich. Unwillkürlich schluckte Edith einmal, zweimal. Und das brachte ihr den Tod.

 

„Ich glaube, ich habe es erwischt", sagte sie leichenblass zu ihrem Mann. Der gab ihr sofort Milch zu trinken und verständigte einen Arzt. Als Edith ohnmächtig wurde, ließ der Doktor die Frau ins Krankenhaus bringen. Aber es war schon zu spät. Das gefährliche Mittel war bereits in den Blutkreislauf gelangt. Kein Herzmittel und keine Spritze nützten mehr etwas. Bereits eine Stunde später schloss die Frau für immer die Augen.

 

Dr. Klett, der Leiter des Pflanzenschutzamtes in Stuttgart, meinte dazu: „Mir ist ein solch schrecklicher Unglücksfall in meiner ganzen über dreißigjährigen Praxis noch nicht begegnet In konzentrierter Form ist dieses Mittel äußerst gefährlich. Ja, es wirkt schon über die bloße Haut. Wenn also einige Tropfen auf die Hand oder ins Gesicht gehen, so frisst sich das giftige Konzentrat im Laufe der Zeit schmerzlos und unbemerkt direkt durch die Haut und dringt ins Blut. Ist aber das Gift erst einmal im Blutkreislauf, so tritt der Tod schon nach kurzer Zeit ein“.

 

Seite 11   Wintertagung der DLG. In Wiesbaden wurden in der Zeit vom 16. bis 19. Januar bedeutsame Agrarprobleme behandelt.

Arbeitstagungen der Ausschüsse

Auf der internen Sitzung des Gesamtausschusses und des Vorstandes der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft empfahl Staatssekretär Sonnemann in seinem Referat nicht etwa den Ausweg aus der augenblicklichen Lage in einer Extensivierung zu suchen, sondern nach wie vor über eine Intensivierung der Betriebe eine Erhöhung der Erträge je Produktionseinheit anzustreben und die Arbeitsproduktivität zu steigern. In diesem Zusammenhang müsse versucht werden, die Preisseite der landwirtschaftlichen Erzeugung mit marktkonformen Mitteln zu verbessern und die Kosten zu senken.

 

Gleichzeitig mit der Gesamtausschusssitzung fand die erste öffentliche Tagung der Landvolks- und Landfrauenabteilung statt, auf der Frau Emma Bachmeyer aus Ohlersheim und Dr. Haushofer aus Hartschimmelhof/Obb. sprachen.

 

Frau Bachmeyer wies in ihrem Vortrag auf die schwierige Lage hin, in der sich die Landfrau befindet, weil sie einmal als Frau und Mutter den Aufgaben ihrer Familie gerecht werden muss und weil zum andern ihre ganze Arbeitskraft im Betrieb selbst gebraucht wird, ist sie doch nicht selten die einzige, in allen Fällen sicher aber die treueste Mitarbeiterin des deutschen Bauern. Soziologische und ethische Erwägungen machen es dringend erforderlich, der ersten Aufgabe — der wichtigeren — in Zukunft mehr Bedeutung beizumessen.

 

Dr. Haushofer befasste sich in seinem Vortrag mit der Bedeutung der Bauerngeschichte für den landwirtschaftlichen Praktiker. Die historische Betrachtungsweise stellt zwei Forderungen: Einmal richtet sie sich an den Landwirt, indem sie von ihm verlangt, die Zeugen vergangener Zeiten zu pflegen und zu erhalten, zum andern fordert sie von ihm, aus dem vergangenen Geschehen die Lehren für die Betriebsgestaltung in Gegenwart und Zukunft zu ziehen.

 

Neben diesen bisher geschilderten Veranstaltungen tagte eine Reihe von weiteren Ausschüssen, die sich mit Sonderfragen des landwirtschaftlichen Geschehens befassten. So wurde zum Beispiel im Ausschuss für Landvolkswissenschaft, der gemeinsam mit der Gesellschaft für Geschichte des Landvolks tagte, die Frage der Neugestaltung des Erbrechts in der Landwirtschaft behandelt. Es gilt insbesondere, die Erbfolge für den Fall der gesetzlichen Nachlassregelung neu zu gestalten und mit den Maßnahmen der in unserer Zeit so wichtigen Neugestaltung der Agrarstruktur in Einklang zu bringen. Daneben geht es vor allem darum, das Auseinanderklaffen der Einheits-, der Ertrags- und der Verkehrswerte zu überbrücken.

 

Der Ausschuss für Rinderzucht in der Tierzuchtabteilung der DLG erörterte Maßnahmen, die zu einer Verschärfung der Überwachung der Herdbuchführung seitens der DLG führen sollen. In diesem Zusammenhang kommt der Blutgruppenuntersuchung ganz besondere Bedeutung zu. Der Einsatz der Blutgruppenfeststellung zur Ermittlung fraglicher Vaterschaften hat im Ausland mit dem Zunehmen der künstlichen Besamung laufend an Bedeutung gewonnen. Auch die deutsche Landwirtschaft wird nicht umhin können, sich dieses modernen Verfahrens mehr als bisher zu bedienen.

 

Die Hauptversammlung

bildete den Höhepunkt der Veranstaltungsfolge der Wintertagung. Der Präsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, Minister a. d. Lorberg, brachte in seiner Begrüßungsansprache zum Ausdruck, dass die DLG von jeher der Landwirtschaft die neuesten agrarwirtschaftlichen und agrartechnischen Erkenntnisse vermittele und wichtige Hinweise für die zukünftige Entwicklung auf dem Landwirtschaftssektor gebe. Auf die Saat- und Ernteverhältnisse des verflossenen Jahres näher eingehend, brachte Präsident Lorberg zum Ausdruck, dass namentlich auf wirtschaftlichem Gebiete noch viele entscheidende Wünsche offengeblieben sind. Er streifte im weiteren Verlauf seiner Ansprache das Landwirtschaftsgesetz, das im vergangenen Jahre im Bundestag mit einer Mehrheit durchgebracht wurde, die anzeige, dass zumindest der Gesetzgeber sich seiner Verpflichtung gegenüber der Landwirtschaft bewusst ist. Mit Spannung werde am 15. Februar d. J. der Bericht vor dem Bundestag erwartet, und man könne nur hoffen, dass die daraus folgenden Maßnahmen dazu beitragen werden, auch der breiten Öffentlichkeit ein unbestechlich klares Bild von der Situation der Landwirtschaft zu geben. Eine solche sachliche Aufklärung der Öffentlichkeit sei notwendig, denn es könne kaum verstanden werden, welche Hartnäckigkeit in unserem Wirtschaftsleben gegenüber unserer Landwirtschaft noch verbreitet ist und mit welcher Zähigkeit in einem landwirtschaftsfremden Denken verharrt wird. Die letzten Ereignisse auf dem Landwirtschaftssektor in Amerika (Rede Präsident Eisenhower über künftige Landwirtschaft) bewiesen zur Genüge, dass dort die Landwirtschaft als tragender Faktor nicht nur zur Kenntnis genommen werde. Die Haltung der deutschen Öffentlichkeit gegenüber der heimischen Landwirtschaft sei in vielen Fällen ungerecht. Mit gutem Gewissen könne die DLG von sich behaupten, dass sie eine Organisation darstelle, die in mühsamer Kleinarbeit die Landwirtschaft fördere und mit dazu beigetragen habe, eine erhebliche Steigerung der Produktionskrise und Qualitätsleistung zu vollbringen. Die Wintertagungen der DLG sollen den Praktikern vielseitige Anregungen vermitteln und zu freimütiger und fruchtbarer Aussprache anregen.

 

Selbsthilfe neben der staatlichen Unterstützung

Der hessische Minister für Landwirtschaft und Forsten, Gustav Hacker, Vorstandsmitglied des Bauernverbandes der Vertriebenen, stellte in seiner Begrüßungsansprache auf der Hauptversammlung die Forderung auf, dass Staat und Gesellschaft den Bauern neu entdecken müssen. Der augenblickliche Versorgungsstand mit Nahrungsmitteln in Deutschland — so betonte der Minister weiter — dürfe nicht dazu verleiten, die landwirtschaftliche Produktion zu vernachlässigen. Dazu bedürfe es der Selbsthilfe, aber auch der Unterstützung durch den Staat. Voraussetzung für alle Maßnahmen jedoch sei das Verständnis zwischen der Landwirtschaft einerseits und der Industrie andererseits und schlechthin das Verständnis zwischen den Menschen auf dem flachen Lande und den Menschen in den Städten. Gerade die DLG sei schon immer für den Gedanken eines Verständnisses zwischen Stadt und Land eingetreten.

 

Über weitere Vorträge werden wir in unserer nächsten Ausgabe berichten. Wenn auch die heimatvertriebenen Bauern, soweit sie das Glück haben, wieder auf eigener Scholle zu wirtschaften, wegen ihrer hohen Verschuldung und Kapitalknappheit insbesondere die Vorschläge zur Intensivierung vielfach mit anderen Augen ansehen müssen, wie die einheimischen Berufsgenossen, so ist doch auch für sie die DLG-Tagung von großem Interesse. Fortsetzung folgt

 

Seite 11   Eingliederungsdebatte im Bundestag.

Auf Grund der großen Anfragen der CDU/CSU (BT Drucks. 1961) wird voraussichtlich am 9. Februar im Bundestag eine große Debatte über die Eingliederung von Vertriebenen und Flüchtlingen erfolgen. Bezüglich der Eingliederung des vertriebenen Landvolkes sind folgende Anfragen gestellt:

 

1. Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um durch Sicherung der Altersversorgung landabgebender Bauern eine Intensivierung und Beschleunigung in der Eingliederung des landbedürftigen Landvolkes zu erreichen?

 

2. Gedenkt die Bundesregierung die im Rechnungsjahr 1956/1957 benötigten Bundeshaushaltmittel für die ländliche Siedlung so rechtzeitig und ausreichend zur Verfügung zu stellen, dass die Länder die Siedlungsmaßnahmen planmäßig durchführen können?

 

3. Welche zusätzlichen Anstrengungen gedenkt die Bundesregierung zur Durchführung ihres Siedlungsprogramms zu unternehmen?

 

Der Bauernverband der Vertriebenen hat es angesichts dieser bevorstehenden Eingliederungsdebatte für erforderlich gehalten, eine Reihe von Vorschlägen und Forderungen zu wiederholen, die sich an den Bundestag, die Bundesregierung und die Länder richten:

 

1. Rechtzeitige und ausreichende Bereitstellung von Siedlungsmitteln. Dazu gehört: a) Einsatz von 224 Mio. Siedlungsmitteln im ordentlichen Bundeshaushalt 1956/1957, b) Beschlussfassung der Bundesregierung über Vorfinanzierungsmittel des Lastenausgleichsfonds und Einsatz von 100 Mio. DM Länderdarlehen gemäß § 46, Abs. 2, BVFG im Haushaltsjahr 1956/1957.

 

2. Förderung der Landabgabe durch Gewährung von Altenteilen an abgabewillige Bauern. Dazu gehört: a) Beschleunigte Bekanntgabe und Empfehlung des Verfahrens bei Verkauf gegen Altenteil mit Leibrente durch das Bundesernährungsministerium an die Länder und Siedlungsgesellschaften, b) Klärung und Regelung bei Pachtungen und für die Fälle, wo der Ankaufpreis für Altenteilgewährung mit Leibrente nicht ausreicht, c) Ergänzung der Erläuterungen zu den Bundessiedlungsmitteln (Haushalt des Bundesernährungsministers, Kap. 1002. Titel 531): „Aus diesen Mitteln sollen auch für den Landerwerb gegen Altenteile Darlehen gewährt werden“.

 

3. Rechtzeitige Vorlage eines Siedlungsprogramms zusammen mit dem Haushaltsentwurf. Für 1956 liegt noch kein Siedlungsprogramm vor.

 

4. Verstärkte Eingliederung auf Vollbauernstellen. Die vermehrte Schaffung von Nebenerwerbsstellen darf nicht auf Kosten und unter Vernachlässigung der Vollbauernstellen erfolgen.

 

5. Verstärkte Umwandlung von Moor-, Ödland und Heckenwäldern in landwirtschaftliche Nutzfläche (Kultivierung).

 

6. Weiterführung der Eingliederung und Finanzierung nach 1957 (Siehe Artikel „Die Wiedersesshaftmachung" in Folge 1/56 der Georgine vom 7. Januar 1956.)

 

7. Anhebung der landwirtschaftlichen Einheitswerte im Lastenausgleich gemäß § 31 des Reichsbewertungsgesetzes von 1934 auf das Fünfundzwanzigfache des Reinertrages. Dazu gehört:

 

Ergänzung des LAG: im § 245 wird folgende Ziffer 4 angefügt:

 

„Schäden an land- und forstwirtschaftlichem Vermögen mit fünfundzwanzig Achtzehntel des ermittelten Wertes anzusetzen“.

 

8. Maßnahmen für vertriebene Pächter nach Ablauf der Pacht. Bevorzugte Ansetzung auf Vollbauernstellen.

 

Über das Ergebnis der Bundestagsdebatte werden wir unsere Leser zu gegebener Zeit unterrichten. Wenn jetzt Regierung und Parlament nicht die erforderlichen Maßnahmen treffen, wird es zu spät, um das wertvolle ostdeutsche Bauerntum dem Lande zu erhalten.

 

Seite 11   Einkauf von Futtersaaten. Nur bestes deutsches Saatgut bietet die Gewähr für langjährige gute Erträge

Der Einkauf von Futtersaaten ist Vertrauenssache! Deutsche bodenständige Saaten bevorzugen, da sie in jedem Fall sicherer und ertragreicher sind als die ausländischen Herkünfte! Da man aber den Klee-, Luzerne- und Grassaaten ihre Herkunft nicht ansehen kann, sollte man seinen Klee, die Luzerne und die Wiesen- und Weideansaaten grundsätzlich nur vom einwandfreien Fachhandel beziehen, der die Gewähr dafür bietet, dass man auch das, was man gekauft und bezahlt hat, in guter unvermischter Qualität und wirklich herkunftsecht geliefert bekommt.

 

Beim Rotklee zum Futterbau sollten wir immer nur deutschen Rotklee verlangen. Es genügt nicht, zur Genossenschaft oder zum Händler zu gehen, und nur einfach für so und so viel Morgen Klee zu bestellen, sondern man sollte genau wissen, was man aussäe will und ausdrücklich deutschen Rotklee verlangen. Natürlich kann es, wie z. B. im Vorjahr, vorkommen, dass der deutsche Rotklee auch nicht annähernd ausreicht und dass wir auf Kleeherkünfte aus Ländern mit ähnlichem Klima zurückgreifen müssen, aber wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Der harte Winter 1953/1954 hat unzählige Beispiele dafür geliefert, dass der einwandfrei deutsche Rotklee sehr viel winterfester ist als alle ausländischen Herkünfte, zudem ertragreicher (leider können wir die besseren Erträge im Futterbau in unseren landwirtschaftlichen Betrieben nicht so genau feststellen wie z. B. bei den Getreidesorten, wo der Ertrag über Sack und Waage genau ermittelt werden kann) und schließlich auch weniger krebsanfällig.

 

Klee-Gras-Mischungen sind sicherer als reiner Rotklee! Auch bei ausreichender Saatgutversorgung mit deutschem Rotklee (das war aber bisher noch nie der Fall!) sollten wir der größeren Vielseitigkeit und erhöhten Sicherheit wegen den Schwedenklee mit aussäen. Der Schwedenklee ist kaum kleekrebs-anfällig, er ist mit sich selbst verträglicher, er ist ebenso winterfest und verbilligt die Ansaatkosten, da man bei der Berechnung der Aussaatmenge nicht vergessen darf, dass der Schwedenklee erheblich kleinkörniger ist als der Rotklee, so dass man mit einem Kilogramm Schwedenklee die doppelte Menge Rotklee, also zwei Kilogramm ersetzen kann.

 

Neben dem Schwedenklee gehört auch etwas Gras in den Futterklee. Das Gras macht das Futter vielseitiger, den Bestand sicherer und dichter, das Eiweiß-Stärkewert-Verhältnis wird günstiger und die Trocknung wird erleichtert. Leider wird von der guten Empfehlung, die Gräser bereits im Herbst zusammen mit dem Roggen oder der Wintergerste einzusäen, dort wo der Futterklee fruchtfolgemäßig in dieses Wintergetreide eingesät wird, noch viel zu wenig Gebrauch gemacht. Von den Gräsern verwenden wir auf den frischeren, besseren Böden vornehmlich das Lieschgras (unser gutes Timothee) und den Wiesenschwingel, auf den trockenen Flächen auch das Welsche oder Oldenburger Weidelgras, das aber nur im Frühjahr gesät werden kann und das im Rotklee leider oft zu schnell hart wird und verholzt.

 

Als Anhalt für die kommende Frühjahrsaussaat möchte ich je ha 10 bis 12 kg Rotklee und 2 bis 4 kg Schwedenklee und 4 bis 6 kg Gras empfehlen.

 

Wenn wir außer der guten vielseitigen Ansaat noch daran denken, unseren Futterklee mit festen Füßen in den Winter gehen zu lassen und rechtzeitig die Mäuse vergiften, dann werden wir kaum über missratenen lückigen Futterklee zu klagen haben. Das Ab- oder Überweiden des Futterklees mit Vieh oder Schafen ist die beste Vorbeugung gegen Kleekrebs und Auswintern! Man sollte weiter stets daran denken, dass auch die Futterernten dem Boden Nährstoffe entziehen und dass sichere und gute Futtererträge nur dann zu erzielen sind, wenn die Futterflächen entsprechend mit Kali (2 bis 3 dz/ha) und Thomasphosphat) (4 bis 6 dz/ha) gedüngt werden.

 

Für den Zwischenfruchtklee, der ebenso wie der deutsche Rotklee wieder zu normalen Preisen, also erheblich billiger als im vergangenen Jahr zu haben sein wird, werden wir nach den langjährigen guten Erfahrungen die vielseitigen Klee-Gras-Gemische weiter empfehlen. Hier erfüllen die billigeren italienischen oder französischen Herkünfte voll ihren Zweck. Dazu kommt der Schwedenklee und bei vorgesehener Weidenutzung auch der niedrig bleibende Weißklee. Als Gras-Füllung, kommen das Welsche oder Oldenburger Weidelgras zu ihrem Recht. Hier können wir ihre Frohwüchsigkeit gebrauchen. — Mischungen sind immer sicherer als Reinsaaten. Sie sind billiger. Außerdem brauchen wir bei Verwendung von Klee-Grasmischungen sowohl im Futterbau als auch im Zwischenfruchtbau die Gefahr einer Kleemüdigkeit nicht so sehr zu fürchten.

 

Die Klee-Gründüngung erfreut sich wegen ihrer jegliche zusätzliche Arbeit ersparenden Einsatzmöglichkeit und ihrer Billigkeit besonders zu Kartoffeln einer immer wachsenden Beliebtheit. Die geringen Mehrausgaben für Saatgut machen sich vielfach bezahlt! In guten Jahren bringt allein der zusätzliche Futteranfall durch den Stoppelklee das mehrfache der Saatgutkosten.

 

Beim Bezug von Luzernesaatgut sollten wir noch mehr als beim Futterklee auf die Herkunft des Saatgutes achten.

 

Die Zusammenstellung von Neuansaaten für Wiesen und Weiden ist Angelegenheit eines mit den örtlichen Verhältnissen vertrauten Fachmannes. Er muss die richtige Mischung aufschreiben. Man kaufe keine fertigen Mischungen, da man selten weiß, was darin enthalten ist. In den billigen Mischungen fehlen meist die wertvollen teuren Untergräser. Man sollte sich stets die einzelnen Bestandteile der Mischung getrennt liefern lassen. Nur dann hat man eine Kontrolle ob alles geliefert wurde. Das Selbstmischen macht sich bezahlt.

 

Die neu angelegten Dauergrünlandflächen sollen lange Jahre, ja Jahrzehnte genutzt werden und gutes Futter liefern. Es ist daher kein Gewinn, bei den Ansaatkosten zu sparen. Auch bei der Vorbereitung und Düngung des Ackers ist die lange Nutzungsdauer des Dauergrünlandes zu berücksichtigen. Genügend Kali und Thomasphosphat mit in den Boden einarbeiten! Später können diese Düngemittel nur obenauf gestreut werden. Es ist erschreckend, wie gering unsere Wiesen und Weiden mit Kali, vor allem aber mit Phosphorsäure versorgt sind. Bei genügender Vorratsdüngung zur Ansaat, die möglichst eingearbeitet wird, und bei nachfolgender entsprechend guter Düngung braucht es auch bei den Neuansaaten von Dauergründland keine Hungerjahre zu geben. Dr. Lemke, Kassel

 

Seite 11   Der ostpreußische Deputant — dankt! Von Paul Tischel, Waldfacharbeiter in Sprakensehl/Hann.

Foto: Landarbeiterwohnhaus der Begüterung Gr. Peisten, Kreis Preußisch Eylau.

In der Folge 1 des Ostpreußenblattes vom 7. Januar 1956 hat Herr Max Damerow einen ausführlichen Artikel „Der ostdeutsche Landarbeiter und der Lastenausgleich" gebracht. Mit großer Dankbarkeit haben wir ostpreußischen Landarbeiter die Nachricht aufgenommen, dass auch wir Anspruch und Recht nach dem Lastenausgleichsgesetz haben. Schon auf der Sonderkundgebung des ostpreußischen Landvolkes beim Ostpreußentreffen in Hannover vernahmen wir aus der Ansprache unseres 1. stellv. Sprechers Strüvy, Gr.-Peisten, dass man uns nicht vergessen hat und dass die Landsmannschaftsführung um unser Recht kämpft. Aus mehrfachen Sitzungen des agrarpolitischen Ausschusses, an denen ich teilnahm, weiß ich, wie gerade diese Frage der Landsmannschaft Ostpreußen am Herzen liegt. Jetzt kommt es für alle meine ehemaligen Kollegen, die eine Deputatwirtschaft hatten, darauf an, die Mahnung von Herrn Damerow zu beherzigen und sofort beim zuständigen Ausgleichsamt eine Nachmeldung zu dem seinerzeit eingereichten Hausrathilfeantrag abzugeben. Liebe Kameraden! Nehmt den oben erwähnten Zeitungsartikel — und Euer gutes Gedächtnis —, sucht einen etwas schriftgewandten Landsmann oder Euren Flüchtlingsbetreuer auf und macht den Zusatzantrag fertig. Nehmt aber auch die Anschriften von mindestens zwei Zeugen mit.

 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich einen kleinen Rückblick auf unsere ostpreußische „Deputatwirtschaft" halten. Sie war das wirtschaftliche Rückgrat unserer fleißigen Landarbeiterfamilien. Mir sagte vor einiger Zeit ein Beamter des Ausgleichsamtes: „Ich habe einen Fall, da hat ein Landarbeiter seine Sparbücher mit 11 000,-- M zur Anmeldung gebracht — alles Altsparerbeträge —. Das hat er doch nicht durch Landarbeit verdient. Sicher hat er nebenbei „einen Handel betrieben?“ — Ich habe natürlich lachen müssen. „Mein Herr, der Mann war kinderreicher Familienvater, er hielt am Hofe seines Arbeitgebers 2 eigene Kühe, weil drei erwachsene Kinder als Landarbeitergehilfen täglich zur Arbeit gingen!" Ich gab mir noch viel Mühe, meinen Gesprächspartner über das Deputantenwesen in Ostpreußen aufzuklären. Er mag aber gedacht haben — als echter „Heidjer": Hei lücht. — Gab es nicht in Ostpreußen Gutsbetriebe, auf denen zahlreiche Familien seit Großvaters Zeiten 2 eigene Kühe hielten? Zu gerne erinnere ich mich noch der Zeit, als ich in Klein-Leunenburg (Grafschaft Prassen) war. Meine Arbeitskameraden rechneten mir einmal vor, wieviel „teure Fresser" der Herr Graf zu Eulenburg eigentlich hat. Einschließlich Wangnick und Romsdorf hielten sieben Handwerker und neun Kämmerer zweiunddreißig Kühe! Auf dem Pachtgut Klein-Leunenburg waren wir beiden Kämmerer und der Gutsschmied diejenigen, die je zwei Kühe hielten. Damals hatten die weit über 100 Deputantenfamilien der Grafschaft je eine eigene Kuh.

 

Ich darf daran erinnern, dass durch eine 1935 eingeleitete Großaktion die Landarbeiter in Ostpreußen bei Kriegsausbruch rund 7000 eigene Kühe mehr hielten als im Jahre 1932. Die soziale Aufgeschlossenheit der landwirtschaftlichen Betriebsführer und die Kreditbereitschaft der Bank der Ostpr. Landschaft und der Raiffeisenbank, die Landarbeiterkuhbeschaffungskredite zu 2 ½ Prozent Zinsen hergaben, ermöglichten damals mehr als ein kleines Wirtschaftswunder. Diese Tatsachen müssen erwähnt werden, denn sie werden nicht nur in den Amtsstuben „naserümpfend" überhört. Ich will nicht verschweigen, was mir dieser Tage ein einheimischer Landarbeiter sagte: „Ja, Paule, das war die Zeit, als wir noch Butter auf den Tisch kriegten — trotz der Kanonen. Jetzt haben wir Autos und Margarine statt Kanonen und Butter“.

 

Der Mann, der mir seine Ansicht so treuherzig kundtat, sagte mir aber auch, dass er im Kriege lange in Ostpreußen in Quartier gelegen hatte und dass er bei einem besseren Kriegsende mit seiner Familie als Landarbeiter nach Ostpreußen gezogen wäre. „Eure Arbeiter haben einen großen Teil der Milch von ihrer Kuh zur Molkerei geliefert und hatten ein halbes Dutzend Schweine im Stall. Kein Wunder — über 30 Zentner Deputatgetreide im Jahr und über einen Morgen Kartoffelacker! Und sieh Dir die Bude an, in der ich hier wohne! Ich habe in Ostpreußen Landarbeiterwohnungen gesehen, groß genug und gemütlich mit Doppelfenstern, blitzblanken Dielen und prächtigen Kachelöfen“.

 

„Lass nur", entgegnete ich, „wenns wieder heimwärts geht, dann ziehst Du mit mir mit“.

 

Seite 12   Lastenausgleich kritisch betrachtet.

Über das Lastenausgleichsgesetz bzw. den „Lastenausgleich" ist schon sehr viel geschrieben. Es gibt auch umfangreiche und teure Kommentare zu allen Fragen dieses Gesetzes. Aber die Frage der Schadensfeststellung der Vertriebenen, die eine der wichtigsten Fragen des sogenannten „Lastenausgleiches" ist, ist in dieser Hinsicht recht vernachlässigt worden. Es herrscht daher auch in den Kreisen der Vertriebenen eine erstaunliche Unkenntnis über die gesetzlichen Bestimmungen der Schadensfeststellung. Diese Kernfrage ist m. E. auch in den Presseorganen der Vertriebenen bisher nicht so herausgestellt, wie sie es auf Grund ihrer Wichtigkeit verdient. Deshalb will ich mit meinen nachstehenden Ausführungen versuchen, hier aufklärend zu wirken. Um ein einigermaßen klares Bild zu bekommen, habe ich zwei Beispiele gewählt, und zwar ein Beispiel über die Abgabe des einheimischen Bauern und als Gegenüberstellung ein Beispiel darüber, was der vertriebene Bauer als Gegengabe erhält bzw. erhalten soll!

 

Beispiel 1:

Der einheimische Bauer oder Landwirt gibt längst nicht 50 Prozent seines landwirtschaftlichen Vermögens ab, wie es fast allgemein heißt, sondern höchstens 10 Prozent seines wirklichen landwirtschaftlichen Vermögens, wie dies Beispiel beweist. Und das ist doch wohl ein gewaltiger Unterschied!

 

Verkehrs- bzw. Zeitwert eines landwirtschaftlichen Betriebsvermögens eines einheimischen Bauern bzw. Landwirts 90 000,-- DM (steht in der rechten Spalte)

 

Einheitswert dieses landwirtschaftlichen Vermögens 34 000,-- DM (steht in der linken Spalte)

 

Abzüglich Hypotheken und Geschwisterabfindungen 15 000,-- DM (steht in der linken Spalte); 15000,-- DM (steht in der rechten Spalte)

 

Reinvermögen 19 000 DM (19 000,-- DM steht in der linken Spalte); 75 000 DM (steht in der rechten Spalte)

 

Das wirkliche Reinvermögen beträgt demnach 75 000,-- DM (steht in der rechten Spalte)

 

Das Reinvermögen nach den Bestimmungen des Lastenausgleichsgesetzes, weil man vom Einheitswert ausgeht, beträgt für den einheimischen Bauern bzw. Landwirt aber nur 19 000,-- DM. Nach § 29 Abs. 1 des Lastenausgleichsgesetzes ist das genannte landw. Vermögen von 19 000,-- DM, da es weniger als 25 000,-- DM beträgt, um einen Freibetrag von 5000,-- DM zu mindern.

 

Das abgabepflichtige landw. Vermögen beträgt daher: 19000,-- DM  

 

abzüglich Freibetrag 5 000.-- DM

 

gleich: 14 000,- DM

 

Von diesen 14 000,-- DM beträgt nach § 31 LAG die Abgabeschuld 50% = 7 000,-- DM

 

Diese Abgabeschuld von 7000,-- DM ist, wenn man die Zeit der Abgabe nach dem Soforthilfegesetz miteinbezieht, in 30 - dreißig - Jahren zu tilgen, und zwar in vierteljährlichen Raten. Mit anderen Worten: Der einheimische Bauer gibt von seinem wirklichen landwirtschaftlichen Vermögen, das nach vorstehendem Beispiel und nach genauen Feststellungen der Verkehrswerte mindestens 90 000,-- DM

 

abzüglich eingangs genannter Schulden 15 000,-- DM

 

gleich: Reinvermögen 75 000,-- DM

 

beträgt, einen Betrag von 7000,-- DM — siebentausend —, also 9,3 Prozent ab.

 

Der Freibetrag mit 5000,-- DM kommt allerdings ganz in Fortfall, wenn das auf Grund des Einheitswertes errechnete landw. Reinvermögen den Betrag von 35 000,-- DM übersteigt. In einem solchen Falle, also bei einem landw. Reinvermögen über 35 000,-- DM — immer vom Einheitswert ausgehend — würde der errechnete Prozentsatz von 9,3 Prozent entsprechend höher, etwa bei 11 Prozent liegen.

 

Da, nach obigem Beispiel die abzugebenden 7000,-- DM vom einheimischen Bauern bzw. Landwirt in 30 Jahren, also mit vierteljährlich 58,35 DM zu tilgen ist, braucht er hierzu keineswegs die Substanz seines landw. Vermögens anzugreifen, denn diese vierteljährlichen Raten von 58,35 DM kann er spielend aus dem Ertrage seines landw. Vermögens bzw. seiner Landwirtschaft bestreiten. Außerdem kommen ihm diese Raten noch einkommensteuermäßig als Sonderausgaben zugute, d. h. er genießt hierfür noch eine Steuervergünstigung.

 

Beispiel 2:

Nun will ich das Gegenbeispiel des vertriebenen Bauern mit gleich großem landw. Vermögen und gleich hohem Einheitswert bringen; wobei ich auch die gleichen Bodenklassen und gleiche Größe des landw. Betriebes — wie im Beispiel 1 — voraussetzen möchte. Hier liegt in der Praxis die größte Schwierigkeit. Denn die Einheitswertbescheide, wie meistens alle Unterlagen, sind verlorengegangen. Die von den Ausgleichsämtern herangezogenen allgemeinen amtlichen Richtzahlen liegen vielfach erheblich unter den wirklichen Einheitswerten. Diese „allgemeinen amtlichen Richtzahlen" sind außerdem zu allgemein gehalten, und ferner handelt es sich um Material, das diesen Richtzahlen zugrunde liegt, welches aus den Jahren 1934/1935 stammt. Es handelt sich daher um Richtzahlen bzw. Wertzahlen, die die landwirtschaftlichen Einheitswerte kurz nach dem größten Niedergang der Landwirtschaft darstellten. Deshalb zeitigen die Auswirkungen auch Einheitswertergebnisse, die erfahrungsgemäß höchstens 50 Prozent des angemessenen Einheitswertes erreichen. Ich könnte zum Beweise dieser meiner Ansicht noch zwingendere Gründe anführen, doch dürfte dies über den Rahmen dieses Aufsatzes hinausgehen. Feststeht jedenfalls, dass die Ausgleichsämter zurzeit diese um 100 Prozent zu geringen Einheitswerte zugrunde legen und danach muss ich mein Beispiel eben halten.

 

Wirklicher Verkehrs- bzw. Zeitwert des landw. Vermögens bzw. landwirtschaftlichen Betriebes des vertriebenen Bauern im Zeitpunkt der Vertreibung 90 000,-- DM (steht in der rechten Spalte)

 

Einheitswert (s. o. Ausführungen) 17 000,-- DM (steht in der linken Spalte)

 

Hypotheken und Geschwisterabfindungen – wie im Beispiel 1 = 15 000,-- DM. Anrechnung dieser Verpflichtungen gemäß § 245 Ziffer 1 LAG zu 50 Prozent = 7 500,-- RM (steht in der linken Spalte); 15 000,-- RM (steht in der rechten Spalte)

 

9 500,-- RM (steht in der linken Spalte); 75 000,-- RM (steht in der rechten Spalte)

 

wirklicher landw. Vermögensverlust = 75 000,-- RM in Sachwerten. Nach dem Lastenausgleichsgesetz festzustellender landw. Vermögensverlust des vertriebenen Bauern — 9 500,-- Reichsmark. Diese 9 500,-- RM sind gemäß § 246 Lastenausgleichsgesetz in die Schadensgruppe 13 einzureihen und danach bekäme unser vertriebener Bauer einen Vertreibungsschaden mit 3 600,-- Deutsche Mark festgestellt. Das sind rund 4,8 Prozent seines wirklichen Sachschadens.

 

Hieraus ergibt sich, dass ein weiteres schweres Unrecht dem vertriebenen Bauern dadurch zugefügt wird, dass sein Sachschaden, der doch keinerlei Abwertung durch die Währungsreform unterlegen hat, noch um fast zwei Drittel abgewertet wird, wie es hier durch die Bestimmungen des § 246 LAG geschieht.

 

Bei größeren und großen landwirtschaftlichen Betrieben sind die Auswirkungen des § 246 LAG noch weit ungünstiger.

 

Obwohl auf dem Sektor des gewerblichen Betriebsvermögensverlustes die Feststellung der Einheitswerte günstigere Ergebnisse zeitigen, zeigen sich auch hier alle übrigen Nachteile bei der Schadensfeststellung, wie vorstehend zum Ausdruck gebracht. M. E. müsste es mit zu den dringendsten Aufgaben der Vertriebenenverbände gehören, aus diesen sachlichen und nüchternen Feststellungen die notwendigen Folgerungen zu ziehen und alles daran zu setzen, eine Änderung des Lastenausgleichsgesetzes herbeizuführen.

 

Max Damerow, Salzgitter Bad, Rheinstr. 28.

 

Seite 12   Die Nebenerwerbsstelle als Notbehelf. Eine Stellungnahme des Bundesministers für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte vor dem Ausschuss für Heimatvertriebene des Bundestages

Neben der Stellenzahl ist für die Beurteilung des Eingliederungsergebnisses auch die Betriebsfläche von Bedeutung. Von den 63 295 Flüchtlingsbetrieben, die auf der Grundlage des

Flüchtlingssiedlungs- und Bundesvertriebenengesetzes vom 01.07.1949 bis 30.06.1955 übergeben würden, fallen:

 

Tabelle 1

37 195 oder 58,8% i. d. Größenklasse unter 2 ha

6 199 oder 9,8% i. d. Größenklasse von 2 – 5 ha

7 201 oder 11,4% i. d. Größenklasse von 5 – 10 ha

8 669 oder 13,7% i. d. Größenklasse von 10 – 20 ha

2 271 oder 3,5% i. d. Größenklasse von 20 – 30 ha

1 760 oder 2,8% i. d. Größenklasse über 30 ha

 

Ergebnis: 63 295 = 100%

 

Dine Aufgliederung der Gößenklassen auf die einzelnen Wirtschaftsjahre ergibt folgendes Bild:

 

Tabelle 2

1950/1951 4 320 = 42,4% unter 2 ha; 3 234 = 31,7% 2 – 10 ha; 2 637 = 25,9% über 10 ha

 

1951/1952 7 855 = 56,2% unter 2 ha; 3 228 = 23,1% 2 – 10 ha; 2 884 = 20,7% über 10 ha

 

1952/1953 5 512 = 58,9% unter 2 ha; 2 284 = 24,4% 2 – 10 ha; 1 555 = 16,7% über 10 ha

 

1953/1954 7 167 = 68% unter 2 ha; 1 455 = 13,8% 2 – 10 ha; 1 921 = 18,2% über 10 ha

 

1954/1955 11 281 = 78,6% unter 2 ha; 1 369 = 9,0% 2 – 10 ha; 1 704 = 20,7% über 12,4 ha

 

Der Anteil der Betriebe über 10 ha an dem jeweiligen Jahresergebnis ist von 1950 bis 1955 wohl gesunken; absolut hält sich diese Größenklasse aber seit 1952 zwischen 1500 und 2000 Stellen pro Jahr.

 

Nun wurde verschiedentlich die Durchschnittsgröße der von Vertriebenen und Flüchtlingen übernommenen Betriebe errechnet, die von 6,7 ha im Jahre 1951 auf 3,8 ha im Jahre 1954 gesunken ist. Der Siedlungserfolg der letzten Jahre ist zu Lasten der Vollbauernstellen gegangen und war nur durch eine große Mehrung der Nebenerwerbsstellen möglich. Dies bedeutet aber ein Absinken des Eingliederungseffektes für die vertriebenen Bauern, weshalb das Ergebnis insgesamt unbefriedigend ist.

 

Im Grundsatz stimmt es, dass für den vertriebenen Bauern nur eine Vollbauernstelle eine berufsgerechte Eingliederung darstellt. Und doch sollte die Nebenerwerbsstelle nicht ungerechtfertigt in ihrem Eingliederungswert herabgesetzt werden. Dies kommt einerseits von einer ungenauen Definition des Begriffes der Nebenerwerbsstelle, andererseits von einer pauschalen Zuordnung aller Stellen unter 2 ha in diese Kategorie.

 

Die Siedlungsstatistik des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten weist die in der Tabelle 1 aufgeführten Größenklassen aus. Die Größenordnung „unter 2 ha" ist jedoch insofern problematisch, als sich darin sowohl Gärtnereien und Kleinbetriebe mit Intensivkulturen, d. h. landwirtschaftlichen Vollexistenzen, also auch echte Nebenerwerbssiedlungen befinden, deren Familieneinkommen dasjenige eines Bauern mit 6 oder 8 ha vielfach übertrifft. Schließlich gehören aber noch die Kleinstsiedlungen unter 0,5 ha dazu, deren Inhaber entweder Unterhaltsempfänger sind oder aber ebenfalls einem Haupterwerb nachgehen und daher den oben erwähnten Nebenerwerbssiedlern gleichgesetzt werden können. Immer jedoch sichert der Ertrag der Siedlerstelle zusammen mit einem weiteren Einkommen die Existenz. Die Größenklasse „unter 2 ha" ist also in sich vielfach gegliedert. Auf jeden Fall führt es zu falschen Schlüssen, wenn generell jede Siedlerstelle unter 2 ha den Nebenerwerbsstellen mit dem Unterton einer mangelhaften Eingliederung zugeordnet wird. Die Stellengröße unter 2 ha ist eine vom volkswirtschaftlichen Standpunkt gesunde Größenklasse, wie nicht zuletzt das Beispiel Baden-Württemberg zeigt. Dabei ist entscheidend, dass die Nebenerwerbsstelle nicht zu groß ist, um sie tatsächlich neben einer hauptberuflichen Tätigkeit intensiv nutzen zu können. Dementsprechend hat auch die Größenklasse unter 0,5 ha von 1949 bis 1953 im Bundesgebiet um 6769 Einheiten oder 10,7 Prozent zugenommen, während die Zahl der Betriebe von 0,5 bis 1 ha um 2,6 Prozent und die Größenklasse von 1 bis 2 ha um 3,5 Prozent abnahm. Die Nebenerwerbsstelle wird immer dann als vorläufige Existenzsicherung gelten können, wenn es gelingt, einen entsprechenden Arbeitsplatz zu finden. Von großer Bedeutung ist sie schließlich auch für die aus Altersgründen nicht mehr für eine Vollbauernstelle geeigneten vertriebenen Bauern, bei denen an Stelle eines Arbeitseinkommens die Unterhaltshilfe tritt. Hier "besteht ein echtes soziales Anliegen an die für die Eingliederung der vertriebenen Bauern zuständigen Siedlungs- und Flüchtlingsbehörden. Wie die Tabelle 2 zeigt, ist die Zahl der Stellen in der Größenklasse „unter 2 ha" in den letzten drei Jahren um mehr als 100 Prozent gestiegen, während sie sich bei den Familienbetrieben in etwa konstant halten konnte.

 

Es liegt im Interesse der Vertriebenen, die Zahl der Nebenerwerbsstellen im Rahmen der Flüchtlingssiedlung künftig nicht einzuschränken, sondern — ebenso natürlich wie die Zahl der Familienbetriebe — eher zu vermehren und damit trotz einer gewissen Landknappheit auch den noch Siedlungswilligen die Chance eines neuen Anfangs zu geben. Zusammenfassend darf zu diesem Punkt also gesagt werden:

 

Die Nebenerwerbsstelle ist für den vertriebenen Bauern kein vollwertiger Ersatz für seinen verlorenen Hof. Sie gibt ihm aber unter den gegebenen agrarstrukturellen Verhältnissen und übrigens auch unter Berücksichtigung der sich seit Kriegsende in der Bundesrepublik wie im übrigen Europa vollziehenden volkswirtschaftlichen Entwicklung die Möglichkeit einer bodenverbundenen Existenzsicherung. Die Nebenerwerbsstelle muss aber standortgerecht, d. h. in erreichbarer Nähe von land- oder nichtlandwirtschaftlichen aufnahmefähigen Arbeitsstätten liegen und unter Berücksichtigung der Zahl der Familienangehörigen des Siedlers ihrer Größe nach eine intensive Nutzung neben einer Hauptbeschäftigung ermöglichen. Die Nebenerwerbsstelle ist darüber hinaus für nicht mehr siedlungsfähige Vertriebene die richtige Form einer sozialen und gleichzeitig ökonomischen Eingliederung. Die keineswegs auf Kosten der Vollbauernstellen erzielte Steigerung der Zahl der Nebenerwerbsstellen von 5512 in 1952/1953 auf 11281 in 1954/1955 ist vom ökonomischen wie vom sozialpolitischen Standpunkt als Erfolg zu werten; die Bemühungen um eine Ausweitung dieses Ergebnisses müssen im Programm der nächsten Jahre Ausdruck finden.

 

Stellungnahme der Schriftleitung:

Die Feststellung des Bundesvertriebenenministeriums, dass das Siedlungsergebnis insgesamt unbefriedigend ist, entspricht vollkommen der Ansicht der heimatvertriebenen Bauern. Die Nebenerwerbssiedlungen fördern zwar die Gründung neuer Existenzen, aber auch gleichzeitig die Abwanderung von der Landwirtschaft in andere Berufe. Nur etwa 30 Prozent der Nebenerwerbssiedler sind in der Land- und Forstwirtschaft tätig. Diese Siedlungsform ist ein Notbehelf, wie vom Ministerium festgestellt wird. Ein wirklich zufriedenstellendes Siedlungsergebnis kann nur erreicht werden, wenn es gelingt, die erforderliche Zahl von Vollbauernstellen zu schaffen, um wertvolles ostdeutsches Bauerntum dem Lande zu erhalten.

 

Seite 12   Die Friedrich-Aereboe-Schule

Eine der wenigen Höheren Landbauschulen in Hessen, die „Friedrich-Aereboe-Schule" in Michelstadt im Odenwald beging Anfang Januar mit einer festlichen Stunde die Eröffnung des zehnten Lehrganges, zu dem sich 59 junge zukünftige Landwirte eingefunden hatten Sowohl der jetzige Leiter der Schule, Landwirtschaftsrat Kiene, wie der langjährige Dozent Professor Riess, sind ehemalige Schüler von Professor Aereboe, dessen überragende Persönlichkeit und seine Verdienste um eine fortschrittliche Landwirtschaft in den verschiedenen Ansprachen ausführlich gewürdigt wurden. Seine Werke gehören der wissenschaftlichen Weltliteratur an. Vor allem hatte er als erster im Beginn des 20. Jahrhunderts die systematische Betriebslehre begründet, und auch in Michelstadt legt man besonderen Wert auf eine durch Erfahrungstatsachen gesetzmäßig fundierte Betriebswirtschaftslehre. Wissen und Können geben den Erfolg und nicht nur der Betriebsleiter, sondern auch der einzelne Landwirt sollten von der Gelegenheit Gebrauch machen, sich auf einer solchen Schule die neuesten Erkenntnisse der modernen Landbauwissenschaft anzueignen. Vera Fortlage

 

Seite 13   Kinder aus Ostpreußen die ihre Angehörigen suchen.

1.     Aus Gerdauen sucht Charlotte Krause, geboren am 04.04.1936 in Insterburg, ihre Mutter Elise Krause.

2.     Aus Groß-Götzhofen, Kreis Memel, sucht Hildegard Neubert, geboren am 22.09.1935, ihre Großeltern Hermann Blitz, geboren am 24.07.1890 und Anna Blitz, geborene Trautrims, geboren am 06.07.1885 in Schattern.

3.     Aus Heilsberg (vermutlich) sucht Maria Graf, geboren etwa 1942, ihre Eltern oder Angehörige.

4.     Aus Pr.-Holland, sucht Erwin Spinger, geboren am 28.04.1937 in Buchenthal, seine Mutter Elisabeth Pawlowski, geborene Spinger

5.     Aus Insterburg, sucht Heinz-Dieter Ziellert, geboren am 03.03.1935, seine Eltern und sechs Geschwister

6.     Aus Johannisburg, sucht Günther Sabottke, geboren am 31.10.1939, seine Eltern oder Angehörige. Der Vater Wilhelm Sabottke war Landwirt.

7.     Aus Königsberg, Heidemannstraße 6, sucht Ilse Bollgehn, geboren am 09.03.1935, Margarete Klein, geboren am 31.03.1892

8.     Aus Königsberg-Tannenwalde, sucht Helmut Mauritz, geboren etwa 1937, seine Eltern oder Angehörige.

9.     Aus Königsberg, Tiepoltstraße, sucht Wolfang Müller, geboren am 08.11.1936, seine Geschwister, Lieselotte Stramm, geborene Müller, geboren etwa 1922 und Heinz Müller, geboren etwa 1921 aus Königsberg, war bei der Schichau-Werft tätig.

10.  Aus Königsberg, Stiftstraße 1, sucht Hannelore Neumann, geboren am 30.01.1935, ihren Vater Ewald Neumann, geboren am 01.05.1918?

11.  Aus Königsberg Domplatz 1, suchen die Geschwister Klaus Rehagel, geb. am 02.05.1936 und Hans Rehagel, geb. am 20.10.1941, ihre Eltern, Walter Rehagel, geb. am 20.08.1898 in Norgehnen, und Margarete Rehagel, geborene Poveleit, geb. in Schuggen/Ebenrode.

12.  Aus Königsberg, Blumenstraße, sucht Waltraud Siebert, geb. etwa 1940, ihre Eltern und Angehörige.

13.  Aus Königsberg, Spelchersdorfer Straße 117, suchen die Geschwister Elfriede Ruhnau, geb. am 30.04.1935 in Mehlsack, Kreis Braunsberg; Erwin Ruhnau, geb. am 26.11.1936 in Mehlsack, Kreis Braunsberg; Elvira Ruhnau, geb. am 10.03.1938 in Mehlsack, Kreis Braunsherg, Helmuth Ruhnau, geb. am 15.03.1940 in Königsberg und Käthe Ruhnau, geb. am 29.12.1941 in Königsberg, ihren Vater, Georg Ruhnau, geb. am 09.09.1908 in Hoofe.

14.  Aus Konnegen, Kreis Heilsberg, sucht Maria Hippel, geb. am 01.05.1935, ihre Eltern, Franz Hippel, Maria Hippel und die Schwester Christel Hippel, geb. etwa 1838 und Bruder Alfred Hippel, geb. etwa 1940.

15.  Aus Lötzen sucht Inge Kiy, geb. am 14.09.1935, ihre Mutter Hedwig Kiy.

16.  Aus Lyck sucht Volker Hohmann, geb. am 13. 2.1943, seinen Vater Franz Hohmann.

17.  Aus Memel-Schmelz sucht Harald-Jürgen Pippiers, geb. am 02.05.1943, Frau Burkowsky oder Burkowitz.

18.  Aus Oscheckau, Kreis Neidenburg, sucht Werner Zollons oder Zollenz, geb. am 11.04.1935, seine Mutter, Martha Zollons oder Zollenz, geb. etwa 1916.

19.  Aus Nimmersatt, Kreis Memel, sucht Ingeborg Gunga, geb. am 08.12.1837 in Wirkitten, Friedrich Sziele, geb am 24.01.1914/1917.

20.  Aus Tauten, Kreis Heydekrug, sucht Waltraud Bugenings, geb. am 07.02.1938, ihre Eltern Max Bugenings und Martha Bugenings, geborene Szameitat.

21.  Aus Wartenburg, Kreis Allenstein, sucht Karl-Heinz Görres, geb. am 01.10.1939 in Elbing, seine Eltern oder Angehörige.

22.  Aus Wiesenthal, Kreis Angerburg, sucht Erika Albrecht, geb. am 24.12.1941, ihre Eltern Paul Albrecht und Meta Albrecht, geborene Jachnow, geb. am 07.05.1903.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen. Hamburg 24, Wallstraße 29, unter Kindersuchdienst 2/56.

 

Seite 13   Aus der Geschäftsleitung

Lehrgang für Kindergruppenführerinnen

In der Zeit vom 5. bis 11. März führt die Deutsche Jugend des Ostens auf dem Heiligenhof bei Bad Kissingen wiederum einen Lehrgang für Kindergruppenführerinnen durch. Die Fahrtkosten werden ersetzt: der Tagessatz beträgt 2,-- DM. Fahrpreisermäßigungsschein sowie nähere Hinweise werden nach Eingang der bindenden Zusage zugesandt. Im Hinblick auf die überall so notwendige Erfassung unserer ostpreußischen Kinder in Kindergruppen bitten wir, von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, geeignete Frauen und Mädchen zu diesem Lehrgang zu entsenden. Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass es sich dabei aber um keine Berufsausbildung handelt. Die Meldungen sind direkt an die Leitung des Heiligenhofes zu richten.

 

Für einen 17-jährigen verwaisten Köngsberger, der mehrere Jahre in Litauen verbracht hat und demnächst die Mittlere Reife erlangen wird, suchen wir eine Lehrstelle für Rundfunk-Mechanik, da der Junge später Funker werden will. Durch seinen Besuch der Hamburger Sonderschule für spätrückgeführte Jugendliche hat er sich hier gut eingelebt, daher wäre eine Lehrstelle in diesem Raum besonders günstig und wünschenswert. Wer weiß Rat und Hilfe?

 

Eine Mutter aus Königsberg bittet um Hilfe für ihre Tochter. Sie schreibt: „Meine Tochter, fast sechzehn Jahr alt, kommt Ostern aus der Schule, sie hat dann vier Volksschulklassen und fünf Jahre auf dem hiesigen Gymnasium absolviert. Ihr Wunsch ist es nun, eine Lehrstelle als Schaufensterdekorateur zu finden. Wir sind aber durch die Flucht und die Umsiedlung in einer ganz kleinen Kreisstadt, Nähe der Saargrenze, ohne Industrie, gelandet. Daher ist es ganz ausgeschlossen, hier überhaupt eine Lehrstelle zu finden. In jeder größeren Stadt ist aber gewiss eine solche Stelle zu finden. Jedoch kann ich aber das Kind ohne irgendwelche Betreuung nicht alleine unterbringen. Daher möchte ich um Ihre verständnisvolle Mithilfe bitten. Vielleicht kann ein Landsmann eine solche Lehrstelle vermitteln und meiner Tochter eine Unterkunft mit Familienanschluss gewähren? Über die Übernahme der entstehenden Kosten könnte ich mich dann mit dem Betreffenden selbst in Verbindung setzen“.

 

Nachrichten erbeten an die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, Abteilung „Jugend und Kultur" z. H. Hanna Wangerin, Hamburg 24, Wallstraße 29.

 

Seite 13   Aus den Landsmannschaften

Baden-Würthemberg

I. Vorsitzender: Hans Krzywinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße Nr. 43.

Liebe Kreis- und Ortsgruppenvorsitzende und liebe Vorstandsmitglieder! Auf Grund des Rundschreibens 3/55 vom 29.10.1955 — Ziffer 9 — erfolgt nun die Einladung zur Landesdelegiertentagung am 26. März um 9 Uhr morgens im Hotel Schwabenbräu in Stuttgart-Bad Cannstatt (Nähe des Bahnhofs Bad Cannstatt). Das Lokal ist von den letzten Delegiertentagungen bereits bekannt. Eingeladen sind alle Vorstandsmitglieder, Beirat und Vorsitzenden der ostpreußischen Gruppen oder ihre Stellvertreter im Lande Baden-Württemberg. Die Tagesordnung lautet:

 

1. Eröffnung und Begrüßung durch den Ersten Landesvorsitzenden.

2. Grußworte eines Bundessprechers der Landsmannschaft Ostpreußen.

3. Grußworte des Landesvorsitzenden des BvD, Dr. Karl Mocker (MdB).

4. Feststellung der Beschlussfähigkeit.

5. Berichte: a) des 1. Landesvorsitzenden Hans Krzywinskl; b) des Landesgeschäftsführers/Schriftführers Benno Meyel; c) Revisionsbericht der Landeskassenprüfer; d) Kassenbericht des Landesgeschäftsführers Gerhard Oelsner; e) der Referenten des Beirats; f) der vier Bezirksvertreter.

6. Aussprache zu den Berichten,

7. Gesamtentlastung.

8. Von 12 bis 13 Uhr Mittagessen.

9. Neuwahlen: I. des 1. Landesvorsitzenden. II. des 2. Landesvorsitzenden. III. des Landesgeschäftsführers/Schriftführers, IV. des Landesschatzmeisters. V. Bestätigung der Beiratsmitglieder. Der Beirat wählt seinen Vorsitzenden. VI. Wahl der Bezirksvertreter. VII. der zwei Landeskassenprüfer.

10. Behandlung der dem Landesdelegiertentag vorliegenden Anträge.

11. Beratung und Annahme eines Organisationsplanes mit Wahl- und Stimmordnung.

12. Verschiedenes.

 

Wir bitten, Anträge (für 1955 mit Rechnungen) der Gruppen für Zuschüsse zu geleisteter Kulturarbeit Im Jahre 1955 und für geplante Anschaffungen in kultureller Hinsicht für das Jahr 1956 bis zum 20. Februar 1956 nur an den Landesschatzmeister Gerhard Oelsner in Metzingen, Nürtinger Straße Nr. 51, Kreis Reutlingen, zu richten.

 

Auf die Wichtigkeit der Landesdelegiertentagung weisen wir nochmals hin und bitten um volle Beteiligung, auch der noch abseitsstehenden Landsleute. Es wird jeder ostpreußische Gruppenvorsitzende gehört, und er kann seine Wünsche zur Verbesserung der Weiterarbeit innerhalb der Landesgruppe Baden-Württemberg vorbringen.

Teilt uns bitte stets Eure richtigen Anschriften der Gruppen bzw. der Vorsitzenden mit! Mit Ostpreußengruß! Meyel, Landesgeschäftsführer

 

Stuttgart.

Der für Sonntag, den 12. Februar, angekündigte Heimatnachmittag im Freizeitheim Stuttgart-Feuerbach, an dem Marion Lindt und Ferdy Dackweiler mitwirken werden, wird bereits um 15.30 Uhr beginnen.

 

Metzingen.

Am Sonnabend, 11. Februar, wird um 20 Uhr im Gasthof „Schwan" ein Heimatabend mit Marion Lindt und Ferdy Dackweiler veranstaltet werden.

 

Mannheim.

Die landsmannschaftliche Gruppe hat in der zweiten Hälfte des Jahres 1955 ihre Kulturarbeit vertieft. Neben Versammlungen und Sitzungen wurde die Geselligkeit gepflegt, und das gut gelungene Sommerfest am 30. Juli wird vielen Landsleuten noch lange in Erinnerung bleiben. Gemeinsam mit Landsleuten aus den Memelkreisen beteiligte sich die landsmannschaftliche Gruppe an der Ausgestaltung des kulturellen Programms beim Haupttreffen der Memelländer in Mannheim am 24. und 25. September. Im Oktober wurde eine Busfahrt in den Odenwald unternommen und ein großer Bunter Abend veranstaltet. Die innige Adventsfeier in der Konkordien-Kirche und die Weihnachtsfeier am 25. Dezember brachten Kinder und Erwachsenen viel Freude. — Auf der Jahreshauptversammlung am 7. Januar berichtete der bisherige 2. Vorsitzende Korbanka in Vertretung des 1. Vorsitzenden Voß über das arbeitsreiche, aber auch erfolgreiche Jahr 1855. Gewählt wurden zum 1. Vorsitzenden Kurt Korbanka, zum 2. Vorsitzenden Toni Fuchs, Kassierer Walter Prieß, Schriftführer blieb Werner Lukat. Der Vorstand wurde um einen Sozialreferenten, eine Frauenreferentin und vier Beisitzer erweitert. — Die Landsleute aus den Memelkreisen nehmen an allen Zusammenkünften der landsmannschaftlichen Gruppe teil; es sind jedoch in diesem Jahre vier gesonderte Veranstaltungen vorgesehen. Die Sonnabende nach den vierteljährigen Steuerterminen — 18. Februar, 18. Mai, 18. August und 17. November — sind hierfür bestimmt worden. Die Versammlungen werden ebenfalls Im Trefflokal der Gruppe, im „Durlacher Hof", ab 20 Uhr stattfinden.

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz. Gießen. Grünberger Straße 194.

Austausch in der Kulturarbeit

Zum 28. Februar hatte der Vorsitzende der Landesgruppe, Studienrat Opitz, die Vorsitzenden der Kreisgruppen Frankfurt/a. Main, Wiesbaden und Darmstadt zu einer Besprechung in Frankfurt eingeladen. Hierbei wurde vereinbart, dass in Zukunft eine engere Zusammenkunft, besonders in der Kulturarbeit erfolgen soll. Es wird ein Austausch geeigneter Kräfte zwischen diesen Kreisgruppen stattfinden, die sich ihre Rundschreiben fortan gegenseitig zusenden werden.

 

Erbach.

In der Erbacher Jugendherberge fand der erste Heimatabend in diesem Jahr statt. Lehrer Schlicht führte Lichtbilder aus Ostpreußen vor, und Frau Gronau las aus Werken von Agnes Miegel. — Am Sonntag, dem 26. Februar, wird ein Fleckessen stattfinden; wer dieses Gericht nicht mag, kann Königsberger Klopse wählen.

 

Frankfurt.

Am Sonnabend, dem 18. Februar, ab 20 Uhr, wird die Kreisgruppe im Ratskeller, Paulsplatz, einen Bunten Abend mit bekannten Künstlern von Bühne und Rundfunk veranstalten.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Geschäftsstelle Koblenz, Hochhaus Zimmer 430, Ruf 5582.

Mainz.

Am Sonntag, dem 4. März, 17 Uhr, werden sich alle Ostpreußen aus dem Stadt- und Landkreis Mainz im Neubrunnenhof, Große Bleiche (Nähe Neubrunnenplatz), zur Wahl der Obleute treffen. Der Landesgruppenvorsitzende, Landrat a. D. Dr. Deichmann, wird ein Referat halten. Ferner wird ein Lichtbildervortrag aus der Heimat vorgeführt werden. In der Feierstunde wird der Ostdeutsche Chor mitwirken und zugleich für die Vergrößerung des Heimatchors werben. Humoristische Darbietungen und das vorgesehene gesellige Zusammensein werden zumal von den Jugendlichen begrüßt werden.

 

NORDRHEIN WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni (22a) Düsseldorf 10. Am Schein 14 Telefon 6 24 14.

Recklinghausen.

Am Sonntag, dem 29. Januar, trafen sich die Mitglieder der Stadtkreisgruppe. Der 1. Vorsitzende, Albert König, berichtete über die Delegiertentagung und nahm zu politischen Fragen Stellung. Wiedergewählt wurden: 1. Vorsitzender Albert König, Weißenburgstraße 18; Schriftführer E. Wettki, Hochlarmarkstraße 7 b; Kulturwart Fr. Sanau, Overbergstraße 107; Kulturwart Eberh. Schottke, Ruhrstraße 30; Jugendleiter Lemke, Ruhrstraße 35. — Die Landsleute im Stadtgebiet werden darauf aufmerksam gemacht, dass am 25. und 26. Februar zwei Lichtbildvorträge in Form eines Heimatabends im Bezirk Altstadt und Im Bezirk Südstadt gehalten werden. Die Zeit wird noch bekanntgegeben.

 

Düsseldorf.

Auf Anregung von Frau Margarethe Brylla und mit Unterstützung von Regierungsamtmann Schlicht erfolgte ein Wiedersehen der Allensteiner im St.-Paulus-Haus In Düsseldorf. Pfarrer Kewitsch hielt einen Lichtbildervortrag über „Allenstein damals und heute".

 

Wuppertal.

Am Sonntag, dem 26. Februar, wird in den Zoo-Gaststätten, Wuppertal-Elberfeld, ab 19 Uhr, ein großer Ostpreußenball stattfinden, wobei Marion Lindt und das Tanzorchester des Uellendahler Musikvereins mitwirken werden. Der Reinertrag der Tombola, für die bereits wertvolle Gewinne vorliegen, ist für die „Bruderhilfe-Ost" bestimmt. Karten sind im Vorverkauf für 1 DM sofort auf der Kreisgeschäftsstelle. Wuppertal-Elberfeld, Alexanderstraße 18, Zimmer 49, zu haben; an der Abendkasse werden sie 1,25 DM kosten. Es empfiehlt sich, rechtzeitig Karten zu besorgen, da nur 1200 Karten ausgegeben werden. Einheimische Gäste, wie auch Mitglieder anderer Landsmannschaften sind willkommen. Der nächste Stammtischabend für den Ortsteil Barmen wird am Freitag, dem 17. Februar, ab 20 Uhr. im Lokal Bremme-Bräu an der Werther Brücke stattfinden.

 

Aldenhoven.

Der Heimatabend am 14. Januar im Saale Esser trug mit dazu bei, die Kluft zwischen Einheimischen und Vertriebenen zu überbrücken. Unter der Leitung von Anton Preuschoff wurde ein buntes Programm geboten, in dem Gedichte, Tänze, Lieder und Musikvorträge abwechselten. Mit Beifall wurden besonders die Darbietungen der Volkstanzgruppe Hückelhoven und der Hauskapelle der DJO aufgenommen. Der rheinische Humor kam in Büttenreden der Karnevalsgesellschaft Aldenhoven zu Worte. Am guten Gelingen des Abends hatte auch die 28 Mann starke Kapelle der Siebenbürgen-Sachsen aus Setterich erheblichen Anteil deren Mitglieder in schonen Trachten erschienen waren.

 

Düren.

An jedem Sonnabend nach dem ersten Tag eines Monats treffen sich die Landsleute aus Ostpreußen. Westpreußen und Danzig ab 19 Uhr zu einem Heimatabend im Stadtrestaurant „Hühnerbein" am Markt. Die Jugendlichen werden gebeten, wegen der Anmeldung zu erscheinen. — Auf einem ostpreußischen Familienabend im Saale Schöller sprach Fritz Pridat über Kulturleistungen Ostpreußens; ein Konzert und Liedvorträge erfreuten die Landsleute.

 

Warendorf.

Der Ost - Westabend „Lachende Heimat" fand ein dankbares Publikum. Tönne Vormann vermittelte die Eigenart des westfälischen Münsterländers und Heinrich Niepel erwies sich als guter Kenner der Mundarten Schlesiens. Der eigentliche Träger des Abends war Heinz Wald als „Tante Malchen"; regen Beifall errang auch der „Sänger aus Danzig", Karl Bollmann. — Wegen der zahlreichen karnevalistischen Veranstaltungen in Warendorf sehen die Ostpreußen von einer eigenen Fastnachtsveranstaltung ab; im Mai werden sie ein schönes Frühlingsfest feiern.

 

Detmold.

Die Landsleute aus Stadt und Kreis Detmold werden sich am Sonntag, 12. Februar, 16.30 Uhr, in Detmold, Hotel „Stadt Frankfurt", treffen. Bei dieser Zusammenkunft werden die Tonfilme „Mutter Ostpreußen", „Masuren", „Das war Königsberg" und „Land der Stille" vorgeführt werden. Die Teilnahme von Kindern ab zehn Jahren ist erwünscht: der Eintritt ist frei.

 

Bielefeld.

Bei der Jahreshauptversammlung des Verbandes der ostdeutschen Chöre im Regierungsbezirk Detmold wurde über die nächste Chorleiterschulung beraten, die in Gemeinschaft mit der DJO am 10. und 11. März auf dem Jugendhof Vlotho stattfinden wird. Für den 16. und 17. Juni, dem „Tag der Deutschen Einheit", ist ein Verbandstreffen in Espelkamp-Mitwald geplant. — Der Vorstand wurde in seiner bisherigen Zusammensetzung zum größten Teil wiedergewählt. 2. Vorsitzender wurde Ingo Schütz, Lage/Lippe, und Leiter des Musikbeirats wurde Gerd Ziemann, Gütersloh, an Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurückgetretenen Landsmanns Alphons Kocks, Lemgo.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Helmut Gossing, Hannover, Anzeiger Hochhaus, Goseriede 5/6.

Stellvertretender Vorsitzender H. L. Loeffke, Lüneburg, Vor dem neuen Tore 12. „Meyers Garten".

Sulingen.

Der diesjährige Große Heimatabend wird am Sonnabend, dem 13. Februar, 19.30 Uhr, stattfinden. Das Mitglied des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft Fritz Naujoks wird über Aufgaben der Heimatpolitik sprechen, und in einer Ausstellung werden die großen Persönlichkeiten gewürdigt werden, die Ostpreußen hervorgebracht hat. In dem vorgesehenen bunten Programm wird die Vortragskünstlerin Marion Lindt mitwirken, und die DJO-Gruppe wird heimatliche Volkstänze vorführen. Zum Tanz wird die Kapelle Dräger spielen. Von Frau E. Böttcher, Trier, hergestellter Bernsteinschmuck und Majolika aus der Keramik-Werkstätte W. Krüger, Nienburg, werden in einer Sonderausstellung, die auch dem Verkauf dienen soll, gezeigt werden. Alle Landsleute aus Ost- und Westpreußen sowie Danzig, aus der Grafschaft Diepholz und den Nachbarkreisen sind herzlich eingeladen. Jeder Landsmann wird gebeten, mindestens eine einheimische Familie einzuführen. Einladungen sind bei Landsmann W. Jürgenson (Buchhandlung, Sulingen, Lange Straße) und an der Abendkasse zu haben.

 

Seesen am Harz.

Im pausenlosen Ablauf wurden zwanzig einander folgende humoristische Vorträge und Gesangspartien beim Fasteloawend in den Festräumen des Ratskellers geboten. Eingeschaltet in diese Proben ostpreußischen Humors waren auch Hans-Sachs-Spiele. — Am 3. März wird ein heimatpolitischer Abend durchgeführt werden, dessen Thema „Bei unseren Landsleuten im polnisch besetzten Gebiet Ostpreußens" lauten wird.

 

Hamburg

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 24, Wallstraße 29, Postscheckkonto: Hamburg 96 05.

Zahlung der Beiträge

Bei der letzten Jahreshauptversammlung wurde beschlossen, dass jedes berufstätige Mitglied der Landesgruppe einen monatlichen Beitrag von mindestens 0,50 DM zu entrichten hat. Wenn auch viele Mitglieder dieser Verpflichtung nachgekommen sind, so hat doch ein großer Teil im letzten Jahr keinen Beitrag entrichtet. Gerade die Landsleute, die an den Zusammenkünften der Bezirksgruppen teilnehmen, entrichten ihre Beiträge pünktlich, während diejenigen, die auch keine Zeit haben zu den Bezirksabenden zu erscheinen, nicht einmal durch die pünktliche Zahlung der Beiträge mithelfen, die Arbeit der Landesgruppe zu unterstützen. Jedes Mitglied sollte wenigstens diese Verpflichtung einhalten. Auf jedem Bezirksabend können die Beiträge entrichtet werden, ebenso auch bei der Geschäftsstelle; Einzahlungen können auf das Postscheckkonto Hamburg 96 05 der Landesgruppe Hamburg geleistet werden. Ich hoffe, dass der Appell an unsere Mitglieder nicht ungehört bleiben wird, denn ohne die nötigen Mittel kann die von uns übernommene Arbeit nicht geleistet werden. Hans Kuntze, Landesvorsitzender

 

Voranzeige

Am Donnerstag, dem 1. März 1956, um 20 Uhr, wird in der Elbschloß-Brauerel, Hamburg-Nienstedten, ein großer ostdeutscher Heimatabend stattfinden, der in Verbindung mit den Bezirksbehörden von den Bezirksgruppen Elbgemeinden der Landsmannschaft Ostpreußen, Landsmannschaft Westpreußen und dem Bund der Danziger veranstaltet werden wird.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Harburg-Wilhelmsburg: Am Sonnabend, 18. Februar, ab 19.30 Uhr, in Harburg, Lokal Wiedemann, Winsener Straße 21 (Ecke Reeseberg), ladet die Jugendgruppe zu einem „Fasteloawend" ein.

 

Elbgemeinden: Nächster Heimatabend am Sonnabend, dem 18. Februar. 19.30 Uhr in der „Johannesburg", Blankenese, Elbchaussee 566. Nähere Einzelheiten werden noch bekanntgegeben.

 

Fuhlsbüttel: Am Montag, 20. Februar, im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1, ab 17 Uhr Kinderstube.

 

Bergedorf: Am Sonntag, 12. Februar, um 16 Uhr, im Lokal „Holsteinischer Hof", Inhaber Volkmann (Filmeck), Hauptversammlung der Ost- und Westpreußen. Es ist der Sonntagnachmittag gewählt worden, um auch den weiter entfernt wohnenden Landsleuten Gelegenheit zum Besuch zu geben. An dem offiziellen Teil wird sich ein geselliges Beisammensein anschließen.

 

Kreisgruppenversammlungen

Lyck:

Unsere nächste Zusammenkunft wird am Sonnabend, 11. Februar, 19 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83, als Fastnachtskränzchen mit Tanz stattfinden.

 

Heiligenbeil: Am Sonnabend, dem 11. Februar, um 20 Uhr, werden sich die Landsleute des ganzen Kreises Heiligenbeil, einschließlich der Städte Heiligenbeil und Zinten, bei Mösch, „Alsterhalle", An der Alster 83, zu einem fröhlichen Kappenfest treffen. Unkostenbeitrag 0,50 DM. Kappen bitte mitbringen.

 

Ostpreußische Jugend in Hamburg in der DJO, Montag, 13. Februar, 20 Uhr, Tanzabend Turnhalle Schule Winterhuder Weg. — Donnerstag, 16 Februar, 20 Uhr, Spielabend Zeichensaal Schule Winterhuder Weg. — Sonntag, 19. Februar, Elbwanderung! Abfahrt Hamburg - Hauptbahnhof, 8.32 Uhr. Treffpunkt Bahnsteig 8.20 Uhr, Fahrkarte bis Blankenese lösen! — Montag, 20. Februar, Tanzabend Turnhalle Schule Winterhuder Weg — Mittwoch, 22. Februar, 19.30 Uhr, Musischer Kreis bei Egon Bannis, Hamburg 24, Kuhmühle 4 a. — Montag, 27. Februar, 20 Uhr, Tanzabend Schule Winterhuder Weg.

 

Schleswig Holstein

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel. Holstenstraße 46, II.

Lübeck.

Aus Anlass des 75. Geburtstages des verdienten Kreisobmanns, Bäckermeister Arthur Tobias, fand im Haus Deutscher Osten eine Feierstunde statt, bei der die Liedertafel der Lübecker Bäckerinnung und der Ostpreußenchor mitwirkten. Der Sprecher unserer Landsmannschaft, Dr. Alfred Gille, hatte ein herzlich gehaltenes Glückwunschschreiben gesandt, Obermeister Popp überreichte dem Jubilar das Ehrenmeisterdiplom der Königsberger Bäckerinnung, und der Lübecker Obermeister Löding würdigte die Arbeit von Arthur Tobias für das Bäckerhandwerk, insbesondere für die heimatvertriebenen Berufskollegen. Landesehrenobermeister Bösen aus Malente vertrat die Landesinnung.

 

Heiligenhafen.

Auf der Jahreshauptversammlung wurden gewählt: 1. Vorsitzender Dr. Rüdiger, 2. Vorsitzender Hans Schirrmacher, Kulturwart Kurt Wetzel, Schriftführerin Frau Wiandt, Kassierer Albert Prawitt. In Anerkennung seiner Verdienste wurde der nach Reinbek verzogene bisherige 1. Vorsitzende und Mitbegründer der Gruppe, Landsmann E. F. Kaffke, zum Ehrenmitglied ernannt. Bei der Erstattung des Jahresberichtes hob er unter anderem hervor, dass die Gruppe jetzt 233 Mitglieder hat; als segensreich habe sich die bereits 1949 abgeschlossene Kollektiv-Sterbeversicherung erwiesen

 

Schleswig.

Bei der Jahreshauptversammlung am 27. Januar in der Aula der Domschule gab der l. Vorsitzende Wlottkowski einen Rückblick auf die bisher geleistete Arbeit und einen Ausblick auf die vor uns liegende Zeit. Danach führte er den mit großem Beifall aufgenommenen Film „Deutsche Grönland-Expedition" vor. Die Wahlen ergaben die folgende Zusammensetzung: 1. Vorsitzender Wlottkowski. stellvertretender Vorsitzender Losch, Schriftführer Hans Müller, Kassierer Meischeider (sämtlich Wiederwahl), sowie Schrift- und Kassenwart Rosenfeld, Sachbearbeiter für Kulturfragen Dannenberg. Landsmann Rosenfeld war bis dahin Vorsitzender der Memellandgruppe, die sich inzwischen aufgelöst hat. Landsmann Dannenberg ist Flüchtlingsbeauftragter der Stadt Schleswig.

 

Westerland/Sylt.

Am 11. Februar wird im Strandhotel „Schützenhaus" ein Kappen- und Kostümfest stattfinden. — Die Jahreshauptversammlung wird ebenfalls im Trefflokal am Sonnabend, dem 3. März, durchgeführt werden. — Am 18. April wird das Ehepaar Ruhnke die Landsleute abermals durch einen Lichtbildervortrag erfreuen, und Bilder aus der Heimat sowie aus Schleswig-Holstein und von der Insel Sylt zeigen. Diese Veranstaltung wird in der Aula der Berufsschule um 20 Uhr beginnen. Anmeldungen neuer Mitglieder nimmt Kassierer Felix Liegmann, Bundiswung, entgegen.

 

Seite 14   Wir gratulieren

zum 91. Geburtstag

am 15. Februar 1956, Landsmann Adolf Schlage, Ofensetzer, aus Ragnit, jetzt bei seinem Sohn in Opladen, Leichlinger Straße 12. Der Vorstand und alle Mitglieder der landsmannschaftlichen Gruppe Opladen, deren ältestes Mitglied der Jubilar ist, gratulieren sehr herzlich.

 

zum 90. Geburtstag

am 25. Januar 1956, Landsmann August Schlösser, aus Zweilinden, Kreis Gumbinnen, jetzt in einem Altersheim in der Nähe seiner Tochter Emma Blasner, geb. Schlösser und Frida Langer, geb. Schlösser, (13b) Prettelshofen Nr. 18, Post Wertingen/Schwaben. Der Jubilar ist seit einem Jahr erblindet.

 

zum 88. Geburtstag

am 11. Februar 1956, Landsmann Friedrich Richter, Ziegelmeister und Kampenverwalter aus HohendorfStümswalde, jetzt bei seiner Tochter Käthe Fischer, geb. Richter in Rinteln Weser, Klosterstraße 16.

 

am 12. Februar 1956, Frau Auguste Tchorrek, geborene Sauer, aus Neuendorf, Kreis Rastenburg, jetzt bei ihrer ältesten Tochter in Isingerode, Kreis Wolfenbüttel.

 

am 17. Februar 1956, Frau Auguste Schulz, geb. Hofer, aus Lengwethen (Hohensalzburg), Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt bei ihrem Sohn Ernst Schulz in Kommern/Eifel, bei Euskirchen Rhl.

 

zum 85. Geburtstag

am 7. Januar 1956, Frau Wilhelmine Hoffmann, geb. Schäfer, aus Herrendorf, Kreis Pr.-Holland, jetzt bei ihrer Tochter Frau Podlich, in (24) Ascheberg, Plöner Chaussee 62.

 

zum 84. Geburtstag

am 14. Februar 1956, Landsmann Julius Gortzitza, aus Osterode, Ludendorffstraße, jetzt bei seiner Tochter Elisabeth Stenke, Gr.-Hesepe, Kr. Meppen Emsland.

 

zum 82. Geburtstag

am 3. Februar 1956, Postbetriebsassistent i. R. Karl Gewetzki, aus Postamt Neusiedel, Kreis Tilsit, jetzt in Essen-Altenessen, Nobermannshude 25.

 

am 5. Februar 1956, Postbetriebsassistent i. R. Johann Smolinski, aus Gorlau, Kreis Lyck, jetzt in Cappel, über Bremerhaven, bei Hauptlehrer O. Hoppe.

 

am 11. Februar 1956, Frau Marie Preuß, geb. Kowski, aus Königsberg, Kalthöfsche Straße 42/43, jetzt bei ihrer Tochter Martha Wittram in (14a) Nürtingen, Roßbergstraße 3.

 

am 16. Februar 1956, Justiz-Oberwachtmeister und Fischereipächter Julius Kochanski, aus Rhein, jetzt bei seiner Tochter Elli in Westerholt i. W., Industriestraße 33.

 

zum 81. Geburtstag

am 6. Februar 1956, Frau Wilhelmine Puschke, geborene Pamlat, aus Fischhausen, jetzt in Duisburg-Meiderich, Unter den Ulmen 9.

 

am 8. Februar 1956, Sparkassendirektor Franz Bouvain, aus Königsberg, jetzt in Ulm/Donau, Königstraße 19.

 

zum 80. Geburtstag

am 3. Februar 1956, Landsmann Fritz Hein, aus Neuendorf bei Gerdauen, zu erreichen durch Frau Anna Hafke, Göttingerode über Goslar, Hüttenstraße 4.

 

am 12. Februar 1956, Frau Maria Hallmann, geb. Schlesiger, aus Marienhof und Niederhof, gegenwärtig mit ihrem  Ehemann im Herz-Jesu-Kloster, (22c) Rauersdorf bei Beuel/Rhl., Lindenstraße 62.

 

am 13. Februar 1956, Frau Maria Frank, geb. Bollgönn, aus Königsberg, Haberberger Neue Gasse 24 a, jetzt in Zell am Ebersberg, Landkreis Haßfurt.

 

am 13. Februar 1956, der Bäckermeisterwitwe Berta Seeck, aus Königsberg, Rhesastr. und Juditten, jetzt bei ihrer Tochter Christel Bouillon, Marburg/Lahn, Am Erlengraben 17.

 

am 15. Februar 1956, Frau Luise Oberpichler, geborene Blindenbacher, aus Eydtkuhnen, Hindenburgstraße, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Frau Luise Kämereit, Göttingen, Friedensstraße 8, zu erreichen.

 

am 17. Februar 1956, der Witwe Bertha Lutterloh, geb. Leber, aus Ortelsburg, jetzt in Minden, Johanniskirchstraße 2.

 

am 18. Februar 1956, Ingenieur Bernhard Doepner, tätig gewesen beim Wehrkreisverwaltungsamt I, aus Königsberg-Kalthof, Hermann-Göring-Straße 104/120, jetzt in Aachen, Eckenberger Straße 2 a.

 

am 19. Februar 1956, der Witwe Berta Naß, geb. Gniewoß, aus Langendorf, Kreis Sensburg, jetzt bei ihrer Tochter Edith Kowalke, Hannover, Jakobstraße 26. Die Jubilarin war 36 Jahre hindurch Hebamme.


 

(ohne Datum) vielleicht auch der 19.02.1956, dem Bauern Rudolf Noak, aus Schillwen, Kreis Heydekrug. Er bewirtschaftete dort sein 60 Morgen großes Grundstück, und war außerdem als Glöckner der evangelischen Kirchengemeinde tätig. Jetzt lebt er mit seiner Ehefrau in Ottersberg, Bezirk Bremen.

 

zum 75. Geburtstag

am 29. Januar 1956, Frau Therese Paulini, aus Königsberg, Vorst. Langgasse, zu erreichen durch Buchdruckmeister i. R. Paul Paulini in (24b), Lockstedter Lager, Helgolandstraße 9.

 

am 6. Februar 1956, Frau Anna Nagel, aus Bartenstein, jetzt in Itzehoe, Coriansberg 10.

 

am 10. Februar 1956, Lehrer i. R. Otto Block, aus Königsberg, Hintertragheim 49, jetzt in der Familie seines Schwiegersohnes Heinz Striewski in Köln, Nikolaus-Groß-Straße 4.

 

am 11. Februar 1956, dem Sattler und Tapezierer Eduard Dammin, aus Schloßbach, Kreis Ebenrode. Er war hier 39 Jahre selbständig, gehörte der Kirchengemeindevertretung an und versah bis zu seiner Vertreibung das Glöckneramt. Heute wohnt er in der sowjetisch besetzten Zone bei seiner Tochter. Zu erreichen ist er durch Lina Becker, Groningen, Kreis Reutlingen, Rostelweg 12.

 

am 13. Februar 1956, Frau Hedwig Tilsner, geb. Kaschmann, aus Königsberg-Ratshof, Gerlachstraße 100 d, jetzt bei ihrem Sohn Heinz in Hamburg-Altona, Haubachstraße 31.

 

am 13. Februar 1956, dem Landwirt Johann Burchert, aus Schönwiese bei Guttstadt, Kreis Heilsberg, jetzt in Barmstedt/Holstein, Danziger Straße 12.

 

am 17. Februar 1956, Frau Marie Radau, geb. Hildebrandt, Witwe des Lehrers und Kantors Richard Radau, aus Schmauch, Kreis Pr.-Holland, jetzt mit ihrer Tochter Magdalene Goerke in Oldenburg i. O., Gaststraße 26.

 

am 18. Februar 1956, Landsmann Hugo Zimmermann, aus Bischofstein, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone.

 

Goldene Hochzeiten

Am 3. Februar 1956, begehen das Fest der Goldenen Hochzeit Landsmann Paul Nabereit und seine Ehefrau Anna Nabereit, geb. Zabries, aus Königsberg, Tragheimer Kirchenstraße 7, jetzt bei ihrer Tochter Elsbeth Siebert in (20b) Schöningen, Kreis Helmstedt, Glückaufstraße 34.

 

Reichsbahnsekretär i. R. Kurt Karstedt und seine Ehefrau Minna Karstedt, geb. Marks, aus Insterburg, Salzburger Straße 7, jetzt in Rendsburg, Grafenstraße 24, feiern am 16. Februar 1956 das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Prüfungen

Studienreferendar Bruno Heller, aus Insterburg, bestand am Studienseminar in Lübeck die Assessor-Prüfung. Er ist durch Studienrat i. R. Ernst Heller, Lübeck, Forstmeisterweg 136, zu erreichen.

 

Für Todeserklärungen

Frau Berta Pleger, geb. Kosemund, geb. 09.07.1870 (?), früher wohnhaft Ostseebad Cranz, Königsberger Straße bei Bäckermeister Voss, wird seit Ende Januar 1945 vermisst. Frau Pleger wurde zuletzt in Cranz gesehen. Sie ist vermutlich nicht von dort geflüchtet.

 

Julius Kosemund, geb. 17.08.1880 (?), aus Königsberg, Moltkestraße, wird seit dem Frühjahr 1945 vermisst. Er war bei der Organisation Todt. Wer kann Näheres über das Schicksal dieser Landsleute mitteilen?

 

Gefr. Hans Borowski, geb. 02.07.1911 in Königsberg, aus Tapiau, Kreis Wehlau (Haus Stolzruh), wird seit Januar 1945 vermisst. Er befand sich zuletzt bei einem ROB-Lehrgang in Deutsch-Eylau, Hindenburghaus. (IGA u. E.-Kompanie 491). Wer kann über seinen Verbleib Auskunft geben?

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen in Hamburg 24, Wallstraße 28.

 

Seite 14   Suchanzeigen

Wer kann Auskunft geben über meinen Mann, Eduard Brall, aus Allenstein, Ostpreußen, Wadanger Straße 39 (Eisenbahner, Stellwerk Hbf.), 1945 angeblich von Russe nach dem Ural verschleppt. Nach Aussage eines Heimkehrers 1948 noch im Lager Honizia, Ural, gewesen. Nachricht erbittet Ottilie Brall, Düsseldorf, Marschallstraße 41.

 

Dr. Ehm, Bischofstein, oder dessen Familie werden gesucht. Wer kann Auskunft geben über den Verbleib? A. Sanger, Stuttgart-W., Hölderlinplatz 4

 

Wer kannte Oberpfleger Hermann Hennig und Frau Maria, Gumbinnen, Tilsiter Straße 14? Nachricht erbittet Frau Gertrud Gollub, (17b) Emmendingen, Asternweg 38

 

Arzt oder Krankenschwester, die mit Prof. Joachim, Chefarzt am Krankenhaus der Barmherzigkeit in Königsberg Pr. zusammengearbeitet haben, werden um ihre Anschrift gebeten unter Nr. 60 871 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abteilung, Hamburg 24

 

Achtung Heimkehrer! Wer kann Auskunft geben über meinen Mann, Obergefreiten Otto Lorenschat, geboren am 28.02.1901, Feldpostnummer 08 611, zuletzt wohnhaft in Wartenhöfen, Post Kreuzingen? Wer war mit ihm am Wolchow oder im Herbst 1944 in Gotenhafen zusammen? Angaben erbittet Frau Berta Lorenschat, Gelsenkirchen, Karl-Meyer-Straße 25

 

Mit Foto. Günther Klein, Gefreiter, geboren am 28.05.1925, von Beruf Verm.-Techniker, wohnhaft Königsberg Pr., Bülowstraße 8, nach Ausbombung, Blumenstraße 4. Letzte Nachricht 06.04.1945 in Königsberg Pr. Wer weiß etwas über sein Schicksal? Nachricht erbittet Elisabeth Will, Braunschweig, Frankfurter Straße 167.

 

Achtung Heimkehrer! Wer war in einem Gefangenenlager mit meinem Mann, Friedrich Lebselder, geboren am 17.11.1888, wohnhaft Rosengarten, Kreis Angerburg, Ostpreußen, zusammen? Von der Bauleitung der Luftwaffe Gutenfeld, Kreis Königsberg, wurde mein Mann 1945 von den Russen verschleppt. Nachricht erbittet Frau Lebselder, Bilzingen Nr. 17, Kreis Saarburg, BezirkTrier.

 

Suche Kameraden des Musikkorps Jesau bei Königsberg Pr. Wer kann mir Auskunft geben über Feldwebel Max Mundzeck, früher wohnhaft Königsberg Pr.? Unkosten werden erstattet. Nachricht erbittet Gustav Gollan, (20a) Lossum 179 über Wunstorf, Hannover

 

Gesucht wird Handelslehrerin Fräulein Miezi Milewski, oder Direktor Meier von der Handelsschule zu Rastenburg, Ostpreußen. Nachricht erbittet Frau Auguste Fischer, Reirsen 5 über Stadthagen, früher Dombehnen, Kreis Rastenburg.

 

Melden möchten sich bitte Einwohner aus Königsberg Pr., Sternwartstraße 58 – 59, Vorderhaus, Nachricht erbittet Albert Gehlhaar, Röbel-Eutin, Holstein, früher Königsberg Pr., Sternwartstraße 58 – 59, Vorderhaus

 

Russlandheimkehrer! Wer kann Auskunft geben über Grenadier Hans Nelson, aus Königsberg Pr.-Lauth, geboren am 27.04.1903, letzter Brief aus Festung Königsberg am 12.03.1945, Feldpostnummer 44 183 D? Nachricht erbittet Nelson, Hamburg 26, Mettlerkampsweg 2. Unkosten werden erstattet.

 

Wer kann Auskunft geben über meine Schwester, Frau Erna Paetsch, geborene Michel, geboren am 01.05.1918 in Kreuzburg, Ostpreußen; ferner Fritz Paetsch, geboren am 15.11.1913; Peter Paetsch, geboren am 28.09.1939, Martin Paetsch, geboren am 11.08.1941, aus Kreuzburg, Ostpreußen? Letzte Nachricht 1947 aus Ostpreußen. Nachricht erbittet Frau Charlotte Schwarz, geborene Michel, Singen Htw., Am Heidenbühl 2, früher Kreuzburg, Ostpreußen.

 

Wegen Aufklärung suche ich Frau Lina Rogge, geborene Deltermann. Sie hat mit Frau Gertrud Tollkühn, geborene Peter, Hankenberg (Pobethen, Ostpreußen) zusammen gewohnt. Personen, die über Frau Gertrud Tollkühn Auskunft geben können, wollen sich bitte melden unter Nr. 60 692 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abteilung, Hamburg 24

 

Rastenburger! Ehemalige Bewohner meines Hauses, Hindenburgstraße 11, werden gebeten mir ihre jetzige Anschrift mitzuteilen. Protokosten werden erstattet. Wilhelmine Rehahn, geborene Näth, Bad Mergentheim, Alemannenweg 37

 

Welcher Heimkehrer kann mir Auskunft geben über den Verbleib meines Bruders, Fritz Rüdiger, geboren am 27.10.1891 in Königsberg, Korrektor b. der Ostpreußen Zeitung, Tragh. Pulverstraße? Nachricht erbittet Maria Meding, Ströhen, Hannover, Kreis Diepholz.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meiner Tochter Herta Schulz, geborene Wessel, geboren am 17.08.1901, und Ehemann, Krim.-Inspektor Kurt Schulz, aus Königsberg, Hansaring 53a? Nachricht erbittet Auguste Wessel, Coburg, Neustädter Straße 11

 

Wer kann Auskunft geben über Frau Charlotte Sklarski, geborene Lebendig, aus Allenstein, Kronenstraße 16? Nachricht erbittet Fräulein Elli Lebendig, Bielefeld, Humboldstraße 38

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Bruder, Helmut Sterrmann, geboren am 14.07.1922, Heimatanschrift Königsberg, Brandenburger Straße 13? War im Januar 1945 im Kurland bei der 11. I.-D. „Ortelsburger Jäger“ als Obergefreiter im Einsatz. Seitdem fehlt jede Nachricht. Um Auskunft bittet Werner Sterrmann, (14a) Schorndorf, Württ., Schlichtener Straße 42

 

Augenzeugen gesucht. Wer war mit meinem Vater, dem Landwirt Albert Tullney, aus Seewiesen bei Löwenhagen, im Frühjahr 1947 im Katharinen-Krankenhaus in Königsberg zusammen und kann seinen Tod bestätigen? Nachricht erbittet Alfred Tullney, Osterspai, Rhein, Schloss Liebeneck

 

Seite 14   Amtliche Bekanntmachungen

Amtsgericht I

UR II 58, 59/55.    Karlsruhe-Durlach, den 30.01.1956

Todeserklärung der

a)     Gertrud Koschinski, geborene Manski, geboren am 18.08.1878 in Stargard, und

b)    Elisabeth Koschinski, geboren am 28.02.1898 in Lehrhof, Kreis Tilsit, beide wohnhaft gewesen in Tilsit, Fabrikstraße 20.

In obiger Sache wird der Aufgebotsterminverlängert auf: Samstag, den 21. April 1956, vorm. 10 Uhr

 

UR II 100/55 Aufgebot

Karl Walter Kempa, geboren am 21.05.1911 in Siemenau, Ostpreußen, ohne Beruf, zuletzt wohnhaft in Wiesenfeld, Kreis Neidenburg, Ostpreußen, und dort angeblich beim Einmarsch der Russen erschlagen (Januar 1945), soll auf Antrag seiner Schwester Olga Kempa, Störnstein, Haus-Nr. 8, für tot erklärt werden.

Es ergeht hiermit öffentliche Aufforderung: 1. An den Verschollenen, sich bis zum 5. Mai 1956 zu melden; 2. An alle, die über den Verschollenen Auskunft geben können, dem bezeichneten Gericht bis zu dem unter 1) genannten Zeitpunkt Anzeige zu machen, widrigenfalls der Obengenannte für tot erklärt werden kann.

Neustadt/Waldnaab, den 31. Januar 1956.   Amtsgericht   

 

Beschluss

Es werden für tot erklärt:

1.     Landarbeiter Josef Schwenzfeier, geboren am 12. Dezember 1881 zu Arnsdorf, Kreis Kalkstein,

2.     Dessen Ehefrau, Anna Schwenzfeier, geborene Hanigk, geboren am 30. August 1883 zu Arnsdorf, Kreis Kalkstein, beide zuletzt wohnhaft gewesen ebenda.

3.     Die Sekretärin Anita Augustin, ledig, geboren am 1. September 1901 zu Königsberg i. Pr., zuletzt wohnhaft gewesen in Königsberg i. Pr., Zeppelinstraße Nr. 6.

Als Zeitpunkt des Todes für die Genannten wird der 31. Dezember 1945, 24 Uhr, festgestellt.

Amtsgericht Hildesheim 26.01.1956

-       14 II 42/55, 43/55, 143/55 –

 

Seite 15   Todesanzeigen

Wir betrauern tief den Heimgang unserer lieben Schwester und Schwägerin, unserer immer frohen fürsorglichen Tante, Realschullehrerin Martha Schmidt, früher Frauenburg, Arnsdorf, Frauendorf geb. 10. April 1902, gest. 23. Januar 1956. Sie starb wohlversehen mit den hl. Sterbesakramenten friedlich und gottergeben im St.-Agnes-Hospital in Bocholt, Westf. R. i. p. Im Namen der trauernden Angehörigen: Joh. Schulz, Reg.-Oberinspektor und Frau Lucia Schulz, geb. Schmidt. Braunsberg, Seeligerstraße, jetzt Hannover, Am Mittelfelde 115 B. Beisetzung fand in Hannover statt.

 

Nach einem Leben voller Arbeit und unermüdlicher Fürsorge entschlief am 25. Januar 1956 plötzlich unsere liebe treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Oma, Marie Golloch, geb. Lange, früher Tannenberg und Königsberg-Quednau, Ostpreußen, im Alter von 68 Jahren. In Dankbarkeit und tiefer Trauer: Erich Golloch mit Frau Charlotte Golloch, geb. Duske, Behringen, Kreis Soltau, Hann. Herbert Golloch mit Frau Lissa Golloch, geb. Krauskopf, sowj. bes. Zone. Fritz Pantel mit Frau Erna Pantel, geb. Golloch, Gelsenkirchen, Boniverstraße 5. Erika Trunz, geb. Golloch, Behringen, Kreis Soltau, Hann. Elfriede Raffel, geb. Golloch, Berlin-Lichtenrade, Karlstraße 7 und Ihre 11 Enkelkinder. Die Trauerfeier und Beeidigung fand am 30. Januar 1956 in Gelsenkirchen statt.

 

Geboren am 31. Mai 1877. Gestorben am 4. Februar 1956. Nun hat uns unsere liebe gute, stets um uns besorgte Mutter, Großmutter, Schwester und Tante, Witwe Elli Laue-Paulehnen, geb. Riedel, für immer verlassen, ohne die geliebte Heimat wiedergesehen zu haben. In stiller Trauer: Günther Laue. Elfriede Laue, geb. Niemeyer . Werner Laue, vermisst. Käthe Laue, geb. Dohm. Anna Koch-Riedel, USA. Irmgard Schaefer, geb. Riedel. Wolfgang. Astrid, Ilse, Silke, als Enkelkinder. Früher Paulehnen, Kreis Mohrungen, Ostpreußen jetzt Duisburg-Hamborn, den 4. Februar 1956 Hamborner Straße 276. Die Einäscherung fand am Mittwoch, dem 8. Februar im Krematorium, Duisburg, Waldfriedhof, statt.

 

Nach langem schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden entschlief am 30. Januar 1956 unsere herzensgute treusorgende Mutter, unsere liebe Oma und Schwiegermutter, die Tierarztwitwe Frieda Bley geb. Ehrmann, früher Altenkirch (Budwethen), Kreis Tilsit-Ragnit, im 78. Lebensjahre. Es war ihr nicht mehr vergönnt, ihre geliebte Heimat wiederzusehen. Wir haben sie am 4. Februar 1956 in Nordhorn, Kreis Grafschaft Bentheim, zur letzten Ruhe geleitet. In stiller Trauer: Lotte Schoen, geb. Bley, Hann.-Münden, Vogelsang 21. Ilse Bley, Berlin, sowj. bes. Zone. Hans Bley, Nordhorn, Am Strampel 5, und 6 Enkelkinder.

 

Nach langem, mit großer Geduld getragenem schwerem Leiden starb am 7. Februar 1956, von zehn Jahren infolge der Kriegseinwirkungen im Krankenhaus der Barmherzigkeit in Königsberg Pr. meine liebe gute Frau, Schwester, Schwägerin und Tante, Martha Stamm, geborene Müller. In stiller Trauer. Julius Stamm, St.-O.-Insp. a. D. Früher: Königsberg Pr., Flottwellstraße 14, jetzt Dietenheim, Kr. Ulm/D., Gartenstraße 14

 

Am 15. Januar 1956 entschlief nach kurzer schwerer Krankheit, jedoch plötzlich und unerwartet, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Auguste Nagel, geb. Romeikat, im Alter von 66 Jahren. Sie folgte ihrem lieben Mann, unserem guten Vater, nach zwei Monaten in die Ewigkeit. Im Namen aller Trauernden: Hannelore Wille, geb. Nagel, Grünau, Kreis Tilsit-Ragnit, Ostpr. jetzt Dortmund-Holthausen, Post Brechten Holthauser Str. 124

 

Nach langem schwerem Leiden entschlief meine liebe Frau, unsere herzensgute innigst geliebte Mutter und Tochter, Ursula Fathschild, geb. Lascheit, kurz nach Vollendung ihres 45. Lebensjahres.

In stiller Trauer: Fritz Fathschild, Renate Fathschild und Peter Fathschild. Richard Lascheit und Frau Maria Lascheit, geb. Pakulat. Quakenbrück, Schiphorst 2 I. Früher: Königsberg Pr., Schillerstraße 18, jetzt Herford-Sundern Nr. 149, den 25. Februar 1956

 

Treue Mutterhände ruhen aus. Plötzlich und unerwartet entriss uns der unerbittliche Tod am 30. Januar 1956, vormittags 10 Uhr, an ihrem 82. Geburtstage, unsere innig geliebte treusorgende Mutter und Tante, die frühere Hausbesitzerin Elisabeth Ruibat, geborene Paukstadt. In tiefer Trauer: Elisabeth Krüger, geb. Ruibat. Helene Ruibat, geb. Ruibat, Eydtkuhnen, Ostpr., Kehrwiederstraße 1, jetzt Hamburg 36, Rademachergang 2 I. Wir haben sie am Freitag, dem 3. Februar 1956, in Ohlsdorf, neben ihrem Schwiegersohn, zur letzten Ruhe gebettet.

 

Am 23. Januar 1956 entschlief nach kurzer schwerer Krankheit mein geliebter Mann, Sohn, Bruder, Schwiegersohn, Schwager und Onkel, der B. B.-Bediensteter Otto Kablau, im Alter von 41 Jahren. In tiefer Trauer: Thilde Kablau, geb. Schedlbauer, München-Anbing, Staufener Straße 11. Emma Kablau, als Mutter, Heimathausen, Post Percha b. Starnberg. Willi Kablau mit Familie, sowj. bes. Zone. Heinrich Kablau mit Familie, Heimathausen. Hans Kablau mit Familie, Dülmen, Westf. a. d. Wiesen 13. Familie Schedlbauer, Eggenfelden. Früher Labiau, Ostpreußen, Marktstr. 8

 

Es ist so schwer — wenn sich des Vaters Augen schließen, die Hände ruh'n, die stets so treu geschafft, und unsere Tränen still und leise fließen, ein gutes Herz wurd' nun zur Ruh' gebracht. Am 30. Januar 1956 entschlief nach einem arbeitsreichen Leben, fern seiner geliebten Heimat, unser lieber unvergesslicher Vater, Großvater und Urgroßvater, der Altsitzer Gottlieb Koloska, früher Funken, Kr. Lötzen, im 87. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Anny Goldberg, geb. Koloska, Diedersen, Kr. Hameln/Pyrm.

 

Nach langem schwerem Leiden ist am 23. Dezember 1955 mein lieber Mann, unser herzensguter einziger Sohn, Alfred Nobereit, im Alter von 34 Jahren für immer von uns gegangen. In tiefer Trauer: Edeltraut Nobereit, geb. Rennwanz. Carl Nobereit und Johanna Nobereit, als Eltern, früher Königsberg Pr. Schloßstr. 1, jetzt Berlin-Charlottenburg, Spandauer Damm 90

 

Nach einem arbeits- und erfolgreichen Leben entschlief am 15. Januar 1956, im 78. Lebensjahre nach langer schwerer Krankheit mein lieber Mann, treusorgender Vater, Schwager, Onkel, Schwiegervater und Großvater, der Landwirt Johann Wischnewski, aus Schuttschen, Kreis Neidenburg, Ostpreußen. Er starb in seiner Heimat, doch fern seiner eigenen Scholle. In stiller Trauer: Frieda Wischnewski geb. Lischewski, Zagsau, Kreis Neidenburg, Ostpreußen. Emmi Poloschek, geb. Wischnewski Paderborn. Hedwig Wischnewski, Neu-Petershain. Ernst Wischnewski, Köln. Köln, im Februar 1956

 

Nachruf. Am 25. Januar 1956 verstarb nach längerer Krankheit der ehem. Gemeindekassenverw.,

Herr Michael Matschullis. Der Verstorbene hat bis zur Vertreibung in vorbildlicher Weise die Gemeindekasse zu vollster Zufriedenheit der Kreisverwaltung Tilsit-Ragnit und der Gemeinde Cullmen-Jennen geführt. Otto Erwied, ehem. Bürgermeister der Gem. Cullmen-Jennen

 

Geliebt, und unvergessen. Zum zehnten Mal jährte sich am 7. Februar 1956 der Todestag meines geliebten Mannes, lieben Vaters, Bruders, Schwagers, Onkels und Schwiegersohnes, des Gastwirts Franz Böhm, aus Siebeneichen, Kr. Samland, der nach langem Leiden in Gefangenschaft verstorben ist. Auf dem Laascher Friedhof haben wir ihn zur letzten Ruhe gebettet. Ruhe sanft in Heimaterde! In stillem Gedenken: Frieda Böhm, geb. Wolf. Siebeneichen, Kr. Samland, Ostpreußen, jetzt sowj. bes. Zone

 

Fern seiner ostpreußischen Heimat entschlief am 19. Januar 1956 nach kurzer schwerer Krankheit im Krankenhaus in Itzehoe, mein lieber Mann, guter Vater, Bruder und Schwager, Bauer Otto Daht, im 66. Lebensjahre. Er ruht zu Füßen unserer lieben, vor drei Jahren verstorbenen Oma, Marie Daht, auf dem Friedhof zu Hohenaspe. In tiefer Trauer: Helene Daht, geb. Kruck, Kaaks, Holstein. Willi Daht, Sohn, sowj. bes. Zone. Richard Daht, Duisburg-Meiderich, früher Schirwindt, Ostpreußen.

 

Seid getrost! Ich habe die Welt überwunden. Joh. 16, 33. Zum zehnjährigen Todestag, geboren am 29.06.1861, gestorben am 10.02.1946. In Dankbarkeit gedenken wir unseres lieben Vaters, Schwiegervaters, Groß- und Urgroßvaters, Friedrich Fester, früher Königsberg Pr., verstorben in der sowj. bes. Zone. Er folgte seinem jüngsten Sohn Paul Fester, Oberleutnant d. Res. gefallen am 15.05.1942. Im Namen aller Angehörigen: Charlotte Schmilgeit, geb. Fester, Königsberg Pr. Laptauer Straße 5, jetzt Hannover-Linden Weckenstraße 9, II.

 

Am 21. Januar 1956 entschlief nach langem schwerem Leiden, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, mein innigst geliebter Mann, unser herzensguter Vater und Schwiegervater, Georg Straube, Postinspektor a. D., früher Braunsberg, Ostpreußen, im Alter von 75 Jahren. In tiefer Trauer: Gertrud Straube, geb. Lettmann. Margot Steynhardt, geb. Straube, Lünen, Westfalen, Kappenberger Straße 51. Gerhard Straube, Steinbach, Baden, Römerstraße 12. Baden-Baden, Eckerlestr. 8, den 26. Januar 1956

 

Zum Gedenken meines unvergesslichen Mannes und Vaters, Schwiegervaters Bäckermeister und Landwirt Gottfried Wolf, aus Postnicken Kr. Samland, Ostpreußen, im 79. Lebensjahre, auf der Flucht in Neukuhren, Kreis Samland, Ostpreußen, 1945 vermisst. In stiller Trauer: Marie Wolf, geb. Lohrenz. Charlotte Wolf. Karl Galandi u. Frau Marie Galandi, geb. Wolf, Postnicken, Ostpreußen, jetzt (13b) Bad Tölz, Obb. Austraße 22 b

 

Ein tragischer Unglücksfall entriss uns plötzlich und unerwartet meinen herzensguten Mann, einzigen Sohn, Bruder, Schwager, Onkel und Neffen, Herrn Siegfried Schalge, Kellner, am 27. Dezember 1955, im blühenden Alter von 25 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Maria Schalge, als Mutter, Königsberg Pr., Paradeplatz 19, jetzt Schwelm, Westf. Sedanstraße 54. Die Beerdigung hat am 31. Dezember 1955 in Bensberg/Köln stattgefunden.

 

Ich konnte dich mit nichts erfreuen, nicht eine Handvoll Blumen aufs kühle Grab dir streuen. Ich konnte dich nicht sterben sehen, auch nicht an deinem Grabe stehen. Zum elfjährigen Gedenken. In Liebe und in tiefer Trauer gedenke ich meines lieben guten und treusorgenden Sohnes Fritz Pätsch, Uffz. geb. am 28.12.1911, der Ende Januar bis März 1945 bei den Kämpfen um Königsberg Pr. gefallen ist. Die tieftrauernde Mutter: Maria Pätsch, früher Pillau, Ostpreußen, jetzt Schwanewede, Heidesiedlung 31, Kr. Osterholz-Scharmbeck

 

Erst kürzlich erreichte mich die erschütternde Nachricht, dass mein lieber einziger Sohn, Neffe und Vetter, Waldemar Boese, am 23. Dezember 1941 in Russland den Heldentod erlitten hat. Geliebt, beweint und unvergessen von seiner Mutter: Käte Boese, geb. Willutzki, früher Königsberg Pr.,Prinzenstraße 2, jetzt Hannover, Vahrenwalder Straße 45 A

 

Durch Herzschlag entriss uns der Tod am 8. Dezember 1955, meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, August Reck, im Alter von 49 Jahren. In tiefer Trauer: Margarete Reck, geb. Frank sowie alle Angehörigen. Rastenburg, Wilhelmstr. 35, jetzt Neuß am Rhein, Schirmerstraße 2

 

Am 13. November 1955 entschlief sanft unsere liebe Schwester, Schwägerin, Tante und Oma, Luise Valley, geb. Kahler, im 65. Lebensjahre. In stiller Trauer, die Angehörigen. Tesperhude

 

Am 23. Dezember 1955 starb in der sowj. bes. Zone nach langem Leiden, aber in der wohlbegründeten Hoffnung auf ein Wiedersehen mit seinen Lieben, mein lieber Vater, Schwiegervater und Großvater, Johannes Gramatzki, früher Lyck, Ostpreußen, im Alter von 62 Jahren. Ihm folgte nur wenige Tage später seine Schwester, unsere liebe Tante, Paula Gramatzki, Prostken, Ostpreußen, jetzt Blomberg, Lippe, im Alter von 80 Jahren. In stiller Trauer im Namen der Angehörigen: Helga Lendzian, geb. Gramatzki

 

Zum zehnjährigen Gedenken. In großer Liebe und Dankbarkeit gedenken wir unserer Lieben anlässlich des zehnten Todestages unserer lieben Mutter, Ottilie Skottke, geb. Schönfeld, geb. 23.09.1870, sie starb am 10.02.1946 in Lütjenburg, Holstein unseres lieben Vaters, des Altsitzers Johann Skottke, geb. 11.11.1872, gest. 13.04.1942 in Bladiau, Ostpreußen; unseres lieben Bruders, des Regierungsinspektors Erich Skottke, geb. 06.07.1902, gefallen am 08.04.1945 in Königsberg Pr.; unserer lieben Schwester, Wanda Sorkau, geb. Skottke, geb. 05.08.1906 und Sohn Klaus Sorkau, geb. 22.12.1932, gest. im März 1945 in Potsdam auf der Flucht; meines lieben Mannes und Vaters, des Bez.-Oberwachtmstr. d. Gend. Fritz Boeckel, geb. 30.01.1902 vermisst seit 26.04.1944, im Osten und meines lieben Mannes, unseres lieben Vaters, des Kaufmanns Gerhard Reh, geb. 12.07.1909, vermisst seit Oktober 1944 im Osten. Wer kann Auskunft geben über sein Schicksal? In stiller Trauer: Familie Paul Skottke, Jork 250 (Altes Land). Familie Helmut Moeck, Bad Godesberg. Erika Skottke, geb. Boullion und Tochter Helga Skottke, sowj. bes. Zone. Familie Kurt Reich, Osterholz-Scharmbeck. Bruno Sorkau, sowj. bes. Zone. Betty Boeckel, geb. Skottke und Tochter Karin Boeckel, Stade (Elbe). Familie Egon Hofer, Neuenkirchen (Unterweser) und Hildegard Reh, geb. Skottke und Söhne Detlef Reh und Frank Reh, Stade, Elbe, früher Bladiau Kr. Heiligenbeil, Ostpreußen.

 

Am 2. Februar 1956, zu ihrem 22. Geburtstage, gedachten wir unseres lieben Gretchens das seit Februar 1945 vermisst ist. Gleichzeitig gilt unser stilles Gedenken meinem lieben Mann, unserem guten Vater, Schwieger- und Großvater, Franz Wiedom, geb. 24.04.1898, vermisst seit Februar 1945. Wer weiß etwas über ihr Schicksal? In stillem Gedenken: Helene Wiedom, geb. Möhrke. Ernst Wiedom und Frau Maria Wiedom, geb. Böhme. Fritz Wiedom und Frau Martel Wiedom, geb. Krafzig. Gustav Wiedom. Arno Loevert und Frau Hildegard Loevert, geb. Wiedom. Otto Friedrichsen und Frau Liesbeth Friedrichsen, geb. Wiedom. Richard Wiedom und Frau Helga Wiedom, geb. Valkenau und acht Enkelkinder. Abb. Kumehnen, Kr. Samland, jetzt Genhof 43, Post Schwanenberg, Kr. Erkelenz, Rhld.

 

Zum Gedenken. Am zehnten Todestage gedenken wir in tiefer Trauer unserer lieben guten Mutter, Schwiegermutter, Omi und Uromi, Johanna Bergmann, geb.Krause Königsberg Pr., Sedanstr. 10, geb. 16.05.1866, gest. 26.01.1946. Ihr Leben war Mühe und Arbeit für ihre Familie. Für die Hinterbliebenen: Hanna Staffensky und Paul Staffensky, früher Königsberg Pr., Steile Straße 6 II, jetzt Duisburg, Duissernstraße 2 V

 

Seite 16   Todesanzeigen

Gott, der Herr über Leben und Tod, nahm am 16. Dezember 1955 meinen geliebten Lebenskameraden, unseren guten Vater, lieben unvergesslichen Sohn, meinen letzten Bruder, unseren Schwager, Onkel und Cousin, den Lehrer Paul Baumgart, früher Lyck und Kreis Osterode, Ostpreußen, zu sich in sein himmlisches Reich. Er starb im Alter von 49 Jahren nach langem schwerem Leiden, welches er sich in jahrelanger Gefangenschaft m Russland zugezogen hatte. In tiefem Leid im Namen aller Hinterbliebenen: Ilse Baumgart, geb. Genge und Kinder. Karl Baumgart und Frau Katharina Baumgart, früher Lyck, Danziger Straße 4, jetzt Bornheim bei Moers. Max Jablonski und Familie, jetzt Hamburg. Utfort-Moers, Marktstraße 39, im Januar 1956

 

Am 28. Januar 1956 ist mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Groß- und Urgroßvater Töpfermeister und Wehrführer der Freiw. Feuerwehr in Lyck, Ostpr. Ernst Glugowski, nach langem schwerem Leiden im Alter von 73 Jahren, fern seiner geliebten Heimat, in den ewigen Frieden eingegangen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Luise Glugowski, geb. Schepanski. Lyck, Ostpreußen, jetzt Wiesbaden, Alexandrastraße 5

 

Zum zehnjährigen Todestag. Wir gedenken in Liebe und Wehmut meines lieben Mannes, unseres guten Vaters, Schwiegervaters und Großvaters, Reg.-Oberinspektor Carl Werner, geb. 29.03.1878 in Liebstadt. Ostpr., gest. 15.02.1946 in Königsberg Pr. In stillem Gedenken: Anna Werner. Edith Werner, Hannover, Bismarckstraße 72 ,.früher Königsberg Pr., Königstr. 26/27. Erna Naumann, geb. Werner. Eva Schimmelpfennig, geb. Werner. Paul Schimmelpfennig und drei Enkelkinder

 

Zum zehnten Mal jährt sich der Todestag meines geliebten Mannes, des Oberpostsekretärs Karl August Günther. Er starb am 15. Februar 1946 an Hungertyphus in Königsberg-Metgethen. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Gertrude Günther, geb. Pareike, Königsberg-Juditten, Röderstraße 7, jetzt Guxhagen-Breitenau, Bez. Kassel, Brückenstr. 11

 

Am 5. Februar 1956 entschlief sanft nach kurzer Krankheit mein lieber Vater und Schwiegervater, unser herzensguter Opa, der Post-Betriebsassistent i. R. Eduard Eigner, früher Goldap, Insterburger Straße 42. In tiefer Trauer: Erna Becker, geb. Eigner. Walter Becker. Lieselotte Becker, Hans-Georg Becker und Peter Becker. Hamburg 26, Marienthaler Straße 136 a Die Beerdigung findet am Sonnabend, dem 11. Februar 1956, um 10.30 Uhr von der Kapelle 11 des Ohlsdorfer Friedhofes aus statt.

 

Am 27. Januar entschlief nach kurzer schwerer Krankheit unser lieber Vater, Großvater und Urgroßvater, Ferdinand Kühn, im 103. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Gustav Kühn und Frau, Klimmen, Kreis Ebenrode. Ostpreußen, jetzt Nortorf, Holst., Bargstedter Straße 102. Die Beerdigung fand am 31. Januar 1956 in Nortorf statt.

 

Am 21. Januar 1956 entschlief der Kreisälteste des Kreises Pr.-Eylau, Herr v. Saucken Loschen.

Während dreier Jahrzehnte hat er als Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses sowie als Kreisdeputierter seine reichen Kenntnisse und Erfahrungen zur Verfügung gestellt. Der Kreis wird diesem allseits geachteten und wertvollen Mann stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Für den Kreis Pr.-Eylau. v. Elern -Bandels, Kreisvertreter

 

Geboren am 23.09.1877, gestorben am 16.01.1956, Kaufmann Walter Bergmann, früher Danzig — Königsberg Pr. Fern der Heimat entschlief, getrennt von seiner auf der Flucht im Juli 1945 verstorbenen Lebensgefährtin, mein lieber Vater, unser Schwiegervater, Großvater und Bruder. In stiller Trauer: Herbert Lorenz und Frau Madlon Lorenz, geb. Alisch, Heide, Holstein, Fehrsstraße 73

 

Gott der Herr erlöste am Donnerstag, dem 26. Januar 1956, von einem langen Leiden meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder und Onkel, Albert Heinacher, früher Stehlau, Ostpreußen, im 71. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Frieda Heinacher, geb. Scheller, Kl.-Schlamin über Neustadt in Holstein. Die Beerdigung hat am 30. Januar 1956 auf dem Friedhof in Altenkrempe stattgefunden.

 

Weinet nicht an meinem Grabe, stört mich nicht in meiner Ruh', denkt, was ich gelitten habe, eh' ich schloss die Augen zu. Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat entschlief nach langem schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, für uns alle unfassbar, mein lieber Mann, unser lieber Vater, Bruder, Schwager, Onkel und Schwiegersohn, der Gastwirt Paul Max Zeise, geb. 16. April 1894 in Ragnit, Ostpreußen, gest. 27. Januar 1956. In tiefer Trauer: Hildegard Zeise, geb. Bewersdorf. Margot und Christel. Glückstadt a. d. Elbe, Gr. Neuwerk 18

 

Nach schicksalsschweren Jahren und mit unendlicher Geduld ertragenem Leiden entschlief am 26. Januar 1956, 21.40 Uhr, fern der ostpreußischen Heimat, mein geliebter Mann Erwin Linke, im 66. Lebensjahre. In stiller Trauer, Elisabeth Linke, geb. Skopnik. Alice Linke, Berlin-Wilmersdorf, Hanauer Straße 63. Schwester Hilde Skopnik, Schwarmstedt bei Hannover Städt. Krankenhaus. Königsberg Pr., Rudauer Weg 18, jetzt Heidelberg-Neuenheim, Gundolfstraße 11. Die Einäscherung hat in aller Stille stattgefunden.

 

Weinet nicht an meinem Grabe, stört mich nicht in meiner Ruh, denkt was ich gelitten habe, eh' ich schloss die Augen zu. Heute Nacht, 23 Uhr, entschlief nach langem schwerem Leiden unser Vater, Großvater, Schwiegervater und Onkel, Gustav Zupritta, im Alter von 69 Jahren. Er folgte seinen Schwiegersöhnen Franz Biernath und Max Biernath, die in Russland gefallen sind. In stiller Trauer, Frau Marie Zupritta, geb. Burbiel. Witwe Elfriede Biernath, geb. Zupritta. Witwe Helene Biernath, geb. Zupritta. Frau Martha Weiß, geb. Zupritta. Willy Zupritta. Erich Zupritta. Früher Schwiddern-Lötzen, Ostpr., zur Zeit Streetz-Dannenberg (Elbe). Die Beisetzung fand am Mittwoch, dem 1. Februar 1956 in Streetz-Dannenberg statt.

 

Am 13. Oktober 1953 verstarb mein lieber einziger Bruder, Dr. med. Edmund Lackner, Facharzt für Hals. Nase, Ohr. Wittenberge bei Potsdam — früher Memel, auf dem Rücktransport von Siebirien nach vierjähriger russischer Zivilgefangenschaft in Swerdlowsk nach langer schwerer Krankheit. Im Namen aller Verandten. Dr. med. dent. Herbert Lackner. Geisweid, Kreis Siegen, Westf. Früher Königsberg Preußen.

 

Offenbarung 21, V. 4   Zum zehnjährigen Gedenken. Am 14. Februar 1956 jährt sich zum zehnten Mal der Tag, an dem mein lieber Mann, unser treusorgender Vater, Schlossermeister Adolf Dubielzig, , geboren am 13.09.1899, gestorben am 14.02.1946, an Kriegsfolgen in die Ewigkeit ging. Er folgte seinem Sohn, Kurt Dubielzig, geboren am 18.07.1927, gestorben am 09.01.1946 in Kanasch in russischer Gefangenschaft. Um ihre Lieben trauern: als Gattin und Mutter: Ida Dubielzig, geborene Jeroma. Als Kinder und Geschwister: Ruth Maurer, geborene Dubielzig, Hohenlimburg, Südstraße 7. Esther Zibell, geborene Dubielzig, Hamburg-Stellingen, Kieler Straße 341. Ulrich Dubielzig, Hohenlimburg und alle Verwandten. Peitschendorf, Kreis Sensburg, Ostpreußen, jetzt Hohenlimburg, Oststraße 69

Am 15. Januar 1956 schloss, für uns alle unfassbar und viel zu früh, nach kurzer schwerer Krankheit mein lieber Mann, herzensguter Vati, unvergesslicher Sohn, Bruder, Schwager, Schwiegersohn und Onkel, Herbert Pusch, früher Wehlau-Königsberg Preußen, im Alter von 38 Jahren seine Augen für immer. In tiefem Schmerz: Irmgard Pusch, geborene Eskat und Sohn Wolfgang, sowj. bes. Zone. Therese Pusch, geborene Kahlau, Ritterhude, Breslauer Straße 4. Alfred Diers und Frau Helene Diers, geborene Pusch und Marion, Cuxhaven, Friedrich-Carl-Straße 32a. Anneliese, Renald, Renate, Gisela, New York, USA. Friedrich Piel und Frau Hilda Piel, geborene Pusch und Elke, Ritterhude, Breslauer Straße 4. Lotti Enskat, geborene Schweitzer, sow. bes. Zone.

 

Fern ihrer geliebten Heimat entschlief nach kurzer schwerer Krankheit am 13. Januar 1956 unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Schwägerin und Tante, Frau Charlotte Murach. geb. Borutta, im Alter von 62 Jahren. Sie folgte ihrem lieben Mann, unserem guten Vater, Schwieger- und Großvater, August Murach, der am 9. April 1949 verstarb. In stiller Trauer: Gerhard Rakowski und Frau Edith Rakowski, geb. Murach. August Murach und Frau Hedwig Murach, geb. Antkowiak. Reinhold Grudda und Frau Frieda Grudda, geb. Murach. Siegfried, Ruth, Ullrich, Horst und Manfred als Enkelkinder. Mensguth. Kr. Ortelsburg, jetzt Ritterhude bei Bremen. A. d. Berge 10

 

Fern der unvergesslichen ostpreußischen Heimat entschlief plötzlich und unerwartet, nach Jahren schwerer Arbeit, unsere geliebte Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Fräulein Ella Krause, Prokuristin der Firma Willy Krause, Bielefeld, früher Stadtsparkasse Königsberg Pr., im Alter von 54 Jahren. In tiefer Trauer: Willy Krause und Frau Elsa Krause, geb. Neumann. Erich Krause und Frau Klara Krause, geb. Ritter. Hugo Balzer und Frau Gisela Balzer, geb. Krause. Ingrid Krause. Gabriele Krause. Hartmut Krause. Dagmar Balzer. Königsberg Pr., Alter Garten 23, jetzt Bielefeld, den 31. Januar 1956, Körnerstr. 1. Die Beisetzung hat am Sonnabend dem 4. Februar 1956, stattgefunden.

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