Ostpreußen-Warte Folge 12 vom Dezember 1951

Seite 1   Foto: Die Marienburg im Winterschlaf


Seite 1   Der Zwietracht mitten ins Herz! Bund der vertriebenen Deutschen gegründet.

Das Hoffen und Sehnen aller Heimatvertriebenen nach einem gemeinsamen Zusammenschluss ist in weitem Maße im vergangenen Monat in Erfüllung gegangen; Feierlich wurde in Hannover die Gründung des „Bundes der vertriebenen Deutschen" proklamiert. Diesem Bunde gehören der bisherige „Zentralverband der vertriebenen Deutschen" und die Landsmannschaften der Schlesier, der Sudetendeutschen, der Berlin-Brandenburger und der Karpathendeutschen, an. Mit etwa 1,5 Millionen heimatvertriebener Familien, umfasst der neue Bund rund 70 Prozent aller Vertriebenen. Die In dem Bund der vertriebenen Deutschen vertretenen Landsmannschaften erhalten in allen kulturellen und heimatpolitischen Fragen volle Autonomie. Jedoch sollen Aufgaben von politischer und wirtschaftlich-sozialer Art, die für alle Vertriebenen von gleicher Bedeutung sind, gemeinsamen Beschlüssen unterliegen. Für die im BvD zusammengeschlossenen Vertriebenen gibt es künftig nur eine Mitgliedschaft, jedes Mitglied des BvD wird Mitglied einer Landsmannschaft sein und umgekehrt.

Mit der Gründung dieses Bundes ist der entscheidende Schritt zur gemeinsamen Front aller Heimatvertriebenen getan worden. Die Bedeutung dieser Tat wird sich in Zukunft erweisen. Die Heimatvertriebenen werden durch diesen Zusammenschluss ihren Forderungen einen stärkeren Nachdruck verleihen können. Es unterliegt keinem Zweifel, dass von den an dem Einigungswerk beteiligten führenden Männern die gesamtdeutsche Aufgabe in richtigem Maße erkannt worden ist. In unserer von Eigennutz, Separatismus und Geschäftemacherei behafteten wirren und zerrissenen Zeit stellt die Tat von Hannover einen erfreulichen Schritt nach vorne dar. Sie ist ein Stich mitten in das Herz der deutschen Zwietracht!

Noch stehen einige Landsmannschaften - wie die Ost- und Westpreußen und Pommern - außerhalb dieser gemeinsamen Front, doch dürfte wohl kaum daran zu zweifeln sein, dass auch diese Landsmannschaften in absehbarer Zeit sich dem Bund anschließen werden. Zumal im ganzen Lande unter den Ost- und Westpreußen der starke Wille zur Einigung sich immer intensiver bemerkbar macht und die Einigung in weiten Gebieten von unten her bereits Wirklichkeit geworden ist. Hoffen wir und wünschen wir, dass auch an den Spitzen die Zeichen der Zeit verstanden und alle Bedenken, welcher Art sie auch sein mögen, zurückgestellt werden, damit das große Einigungswerk vollständig wird. Alle Bedenken, die erhoben werden mögen, müssen unter der Idee der gesamtdeutschen Aufgabe verblassen und als nicht wesentlich erscheinen. Wichtig ist allerdings, dass die vollständige Einigung nicht gezwungenermaßen - weil man vielleicht nicht mehr anders kann - sondern in rückhaltloser innerer Bereitschaft erfolgt, ohne irgendwelche nicht ausgesprochenen Vorbehalte. Nach sechs Jahren, ist es wirklich an der Zeit alles Kleinliche und Persönliche zurückzustellen und das hohe Ziel, die Geschlossenheit der Heimatvertriebenen zu verwirklichen.

Neben der Eingliederung der Heimatvertriebenen und der Erfüllung ihrer berechtigten Forderungen steht das große Ziel unverrückbar fest: Die Rückkehr in unsere alte Heimat! Diese Aufgabe kann niemals von einer einzelnen Landsmannschaft gelöst werden, sondern dazu bedarf es der geschlossenen Front aller Heimatvertriebenen. Die Rückkehr in die Heimat muss als Ganzes betrachtet werden.

Die Landesvorsitzenden des bisherigen ZvD und die Sprecher der am Zusammenschluss beteiligten Landsmannschaften wählten in Hannover folgendes vorläufiges Präsidium des BvD: 1. Vorsitzender Dr. Linus Kather (Ostpreuße), 2. Vorsitzender Dr.Lodgmann von Auen (Sudetendeutscher); Beisitzer: Hellmut Gossing (Ostpreuße). Dr. Walter Rinke (Schlesier) und Josef Walter (Sudetendeutscher).

Der Präsident des BvD, Dr. Kather, ging in seiner großangelegten Rede auf die Aufgaben des neuen Bundes ein und gab ein umfassendes Bild von der Staats- und außenpolitischen Bedeutung des Vertriebenen-Problems. Er unterstrich die strenge Überparteilichkeit des Bundes und betonte, dass der Bund es nie vergessen werde, dass er nur einen Teil des deutschen Volkes darstelle. Eingehend beschäftigte sich Dr. Kather mit dem Lastenausgleich und forderte, dass innerhalb von drei Jahren mindestens 10 Milliarden für den Lastenausgleich aufgebracht werden müssten. Besonders die Vorfinanzierung müsse mit allen Mitteln gefördert werden.

Der Gründungsakt des „Bundes der vertriebenen Deutschen" erhielt eine besondere Bedeutung durch die Anwesenheit von Bundeskanzler Dr. Adenauer, der damit zum ersten Male auf einer repräsentativen
 
Veranstaltung der vertriebenen Deutschen erschienen war. Der Kanzler gab seiner Freude über den Zusammenschluss der Heimatvertriebenen Ausdruck und sagte zu, dass er den von dem BvD angemeldeten Wünschen seine volle Aufmerksamkeit schenken werde. „In Wahrheit ist der Hauptpunkt", so sagte der Kanzler, „für die Vertriebenen und für uns die Wiedervereinigung Deutschlands. Der einzige Weg für Deutschland und der einzige Weg zur Wiedergewinnung ihrer Heimat, die für Sie und für uns lebensnotwendig ist, kann nur über Deutschland und über Europa gehen. So hoffe ich zu Gott, wir werden in nicht zu langer Zeit ein einiges und freies Deutschland bekommen!"

Für die Landsmannschaften sprach der Stellvertreter des Bundesvorsitzenden, Dr. Lodgmann von Auen. Er bedauerte es, dass es nicht gelang, alle Landsmannschaften für die gemeinsame Front zu gewinnen. Die Mehrheit stehe jedoch im BvD und die Tür müsse für alle Landsmannschaften offen gehalten werden.


Seite 1   Die Heimatorts-Kartei für Ostpreußen

In nahezu sechsjähriger Tätigkeit hat die Heimatortskartei für Ostpreußen in mühseliger Kleinarbeit und ohne jedes propagandistische Mittel sich zu dem Instrument entwickelt, auf das die heimatvertriebenen Ostpreußen und auch besonders die staatlichen Stellen nicht mehr verzichten können. Nicht nur, dass sie heute noch existiert, - sie entwickelt sich immer weiter und erhält ständig neue Aufgabengebiete.
Wie bei allen Heimatortskarteien die Träger stets die kirchlichen Wohlfahrtsverbände sind (Caritasverband, Evangelisches Hilfswerk), so ist auch die Heimatortskartei (HOK) für Ostpreußen in Neumünster dem Caritasverband für Schleswig-Holstein angeschlossen, weil seinerzeit der Hauptstrom der ostpreußischen Heimatvertriebenen nach Schleswig-Holstein kam. Hier in Neumünster wurde eine Kartei aller Ostpreußen aufgestellt, und zwar nicht alphabetisch, sondern aufgeteilt in Regierungsbezirke, Kreise und Orte. Größere Städte sind wieder straßenweise untergliedert.

Die Hauptstammkartei erfasst alle noch lebenden Landsleute, gleichgültig, ob sie nach West- oder Ostdeutschland vertrieben wurden oder in ihren früheren Wohnsitzen verblieben sind. Eine zweite Kartei erfasst die Toten, die seit 1945 verstorben sind; und eine dritte alle vermissten und verschleppten Zivilpersonen. Die Bearbeitung dieser letzten Fälle ist zurzeit unsere Hauptaufgabe, die wir im Auftrage des Bundes durchzuführen haben. Allein aus der amtlichen Zivilvermisstenregistrierung 1950 gingen uns 64 000 Karten zu. Heute, nach einem halben Jahre verantwortungsvoller Nachforschungsarbeit bleiben immer noch 53 000 Schicksale ungeklärt. Daneben laufen noch Zehntausende privater Vermisstenmeldungen, die bei der staatlichen Registrierung nicht erfasst wurden.

Diese eigentliche Suchdienstarbeit, die in engem Zusammenwirken mit den anderen privaten und staatlich gelenkten Suchdienststellen geleistet wird, ist nur eine Seite unserer Tätigkeit. Ihrer ganzen Anlage nach ist die HOK für Ostpreußen vielseitig verwendbar und kann Auskünfte geben auf Grund ihrer Karteimittel und durch die Nachbarschaftsbefragung. So wird sie heute von staatlichen und öffentlichen Dienststellen in stärkster Weise in Anspruch genommen: durch die Standesämter, Jugendämter, Einwohner - Melde-Pfarrämter, in Erbschafts- und Nachlasssachen, in Vormundschafts- und Rentenangelegenheiten, bei Ermittlung von Angehörigen auf Grund der Heimkehreraussagen usw.

Der Aufbau eines Gewährsmännersystems war hierbei unerlässlich. Für jeden Heimatort sind bestimmte Gewährsleute (ehemalige Bürgermeister, Lehrer, Standesbeamte, Geistliche u. a.) aufgestellt, die notwendige Angaben über die ehemaligen Mitbewohner ihres Heimatortes machen können. Die Stammkarten dieser Gewährsleute sind mit besonderen Reitern versehen, so dass die Vertrauensmänner sofort als solche erkenntlich sind.

Nebenbei ist auf diese Weise die ganze Partei „bereitert". indem mit den verschiedensten Farben die einzelnen Berufsstände gekennzeichnet sind: Ärzte, Lehrer, Beamte, Angestellte Handwerker, Kaufleute, Bahn, Post usw. Diese Kennzeichnung der einzelnen Berufe ist wertvoll bei Beschaffung von Ersatzurkunden, Bescheinigungen über abgelegte Prüfungen, über gezahlte Krankenkassen- und Versicherungsbeiträge u. a., weil gerade Berufskollegen (frühere Meister, Arbeitgeber) eidesstattliche Erklärungen abgeben können, die in den meisten Fällen schon genügen.

Voraussetzung für eine wirkungsvolle Arbeit der HOK ist natürlich die höchstmögliche Vollständigkeit.
Leider ist diese noch nicht erreicht, und es gibt immer noch Kreise und Orte, die mehr oder weniger große
Lücken aufweisen.

Daher auch an dieser Stelle die Bitte an alle unsere Landsleute: Teilt uns Eure jetzige Anschrift mit, zusammen mit Eurer letzten Heimatanschrift! Teilt uns mit, wer aus Eurer Familie vermisst oder verschleppt ist!
 


Teilt uns mit, wer von Euren Angehörigen seit 1945 verstorben ist!

Und macht uns möglichst genaue und ausführliche Angaben: Geburtstag, Geburtsort, Beruf, Mädchenname, Kreis, Ort, Straße, Hausnummer! Bei umbenannten Ortschaften möglichst die alte und neue Ortsbezeichnung. Und teilt uns schließlich bei Wohnungswechsel Eure neue Anschrift mit, wieder zusammen mit der alten Heimatanschrift! Ihr helft Euch und Euren Landsleuten mit all diesen Angaben.

Auch das muss hier erwähnt werden, dass die staatlichen Kreise, die sich mit dem Lastenausgleich befassen, an den Heimatortskarteien interessiert sind, weil diese ein objektives und ziemlich umfassendes Auskunftsmittel darstellen. Zudem fungieren die Heimatortskarteien neben der allgemeinen Suchtätigkeit gleichsam auch als Ersatz der nicht vorhandenen Abwicklungsstellen für die behördlichen Einrichtungen der ehemaligen deutschen Gebiete. Daher wird auch unsere Heimatortskartei für Ostpreußen notwendig sein, so lange es überhaupt ein Flüchtlingsproblem gibt.

Letzthin aber sind wir bemüht, den Vertriebenen und Flüchtlingen Hilfestellung in ihren Nöten und Sorgen zu leisten und auch in Zukunft das Menschenmögliche zu tun, um all die Aufgaben zu erfüllen, die uns das Gebot der Nächstenliebe auferlegt, d. h. in wahrhaft caritativem Geiste tätig zu sein.
Heimatsortskartei für Ostpreußen, (24b) Neumünster, Postfach 178.


Seite 2   Wenn es Weihnachten wurde … Erlebt in einem ostpreußischen Gutshause. Von Walter Rievers

Die Weihnachtszeit kündigte sich uns Kindern eigentlich schon gegen Ende des Sommers an, wenn der goldgelbe Honig geschleudert wurde. Wir sahen im Geiste bereits die herrlichen Pfefferkuchen, die unsere Mamsell - von uns „Küchentante" genannt - so wunderbar zu backen verstand, wir hatten schon ihren Geschmack im Munde.

Über die fleißige Arbeit der Bienen waren wir gut unterrichtet. Gärtner Wolf, unser Bienenvater, dessen Obhut eine stattliche Reihe von Bienenkörben und Bienenkästen anvertraut war, hatte uns in die Geheimnisse der Honigbereitung im Anschauungsunterricht vorzüglich eingeweiht. Durch die Glasscheibe in der Hinterwand der Kanitzschen Bienenkästen beobachteten wir mit größtem Interesse die Vorgänge im Bienenstaat und staunten über die sinnvolle Tätigkeit der unermüdlich schaffenden emsigen Tierchen. Durch Schutzhauben gut gesichert, konnten wir dicht an die Stände heran. Gärtner Wolf aber bewegte sich ungeschützt unter den ihn umsurrenden Bienen, doch immer die qualmende halblange Pfeife mit seinem geliebten Pastorentabak im Munde. Er wurde selten gestochen, die Stiche machten ihm auch nichts aus, riefen kaum Schwellungen hervor, aber schützten ihn vor Rheuma, wie er sagte, während bei uns gleich mächtige Beulen entstanden, wenn wir nicht sofort eine durchschnittene Zwiebel auf den Stich drückten. Das war ein altes Hausmittel der Küchentante. Nur während der Schwarmzeit zog auch der Bienenvater die Haube über, da schonten die Bienen auch ihren Pflegevater nicht, sie verteidigten tapfer ihre Königin. In dieser Zeit passte Gärtner Wolf scharf auf, dass ihm nicht eine junge Königin mit ihrem Gefolge entwischte. Sobald sich ein Schwärm zum Abflug rüstete, trommelte er mit einem Eisenstab gewaltig auf der Gießkanne. Den Bienen sollte ein Gewitter vorgetäuscht werden, dessen Regen sie fürchteten und sollte sie veranlassen, sich bald in einem Baum festzusetzen. Ob es wirklich erwiesen ist, dass die Bienen sich so anführen lassen, weiß ich nicht, Gärtner Wolf behauptete es jedenfalls. Und der Erfolg gab ihm meist recht; bald hing der Schwärm an einem Ast, wurde mit Wasser besprengt, damit er auch sitzen blieb und mit einem Flederwisch in den darunter gehaltenen Bienenkorb gebürstet. Manchmal brannte ihm ein Schwarm doch durch, er ließ sich durch das Trommeln nicht beirren. Vielleicht waren diese Bienen schwerhörig oder frei von Gewitterfurcht, jedenfalls durchbrachen sie alle Bäume, sausten ab und Gärtner Wolf hinterher. Selten nur fand er den Schwärm in einem weit entfernten Baum wieder, meist aber war er verloren. In einem hohlen Stamm des neben Waldes schlug er dann sein Heim auf und wurde gelegentlich vielleicht entdeckt.

Viele Zentner Honig wurden gewonnen und der größte Teil zur Weihnachtsbäckerei verwendet. Schon einige Wochen vor Weihnachten begannen die Vorbereitungen, sie schufen in uns selige Ahnungen der kommenden aufregenden Zeit.

In einem gewaltig großen Holztrog, wie man ihn zum Abbrühen der Schweine verwende!, wurde der Pfefferkuchen nach einem alten Rezept angezeigt. Nur die allerbesten Zutaten und Gewürze kamen hinein, vor allem unglaublich viel Honig. Zwei Mädchen mussten ihre ganze Kraft aufbieten, um mit einem riesigen Holzlöffel die zähe Masse durchzuarbeiten. Der mit einem Tuch bedeckte Trog wurde in der
 
Küche warm gestellt und mehrere Wochen lang an jedem Abend geknetet. Von Tag zu Tag wurde der Teig zäher und zäher, die Arbeit immer schwerer, aber die kräftigen ostpreußischen Mädchen schafften es schon; sie sangen dabei alte Volkslieder von Sehnsucht und Liebe, von Treue und Untreue, von Hochzeit und Tod.

Bald ging es ans Backen. Die wundersamsten Figuren entstanden: Viereckige Stücke, runde, Männlein und Weiblein, Herzen und Sternen, und alles verziert mit Zuckerguss in weiß und rosa, mit Schokoladen, mit Rosinen und Mandeln.
 
Beim Anfertigen von Königsberger Randmarzipan durften wir helfen. Wir rieben die Mandeln, stachen die Formen aus und machten kleine Handreichungen. Es fiel da so manches für unsere leckerigen Schnäbel ab. Wenn dann die goldig braunen Randstücke mit nach Rosenwasser duftendem Zuckerguss gefüllt und mit Fruchtgelee verziert wurden, lief uns das Wasser im Munde zusammen. Aber die Küchentante verstaute vor unsern sehnsüchtigen Augen das köstliche Gebäck in großen Steintöpfen, wo es im Keller dem Heiligen Abend entgegenharrte. –
 
Weihnachten rückte immer näher und näher, die Spannung wuchs von Tag zu Tag. Wir Kinder auf dem Lande erhielten uns den Glauben an den Weihnachtsmann viel länger als die Kinder in der Stadt, viel länger, umwehte uns die mystische Atmosphäre und der Reiz dieses schönsten aller Feste. Wir sahen keine Schaufenster, in denen Spielsachen zum Kauf angeboten wurden, sahen keine Weihnachtsbäume, keinen Baumschmuck und Baumkerzen, keine Süßigkeiten zum Anhängen an die Tannenzweige. Wir glaubten an den Weihnachtsmann, den wir zwar nie leiblich gesehen, dessen Schritte wir aber gehört, dessen Räuspern in der Weihnachtsstube wir deutlich vernommen hatten, von dem uns gesagt wurde, er bringe den Weihnachtsbaum, Schmuck und Kerzen und alle Geschenke für artige Kinder. Woher er das alles nahm, das hat uns nie beschwert, darüber zerbrachen wir uns nicht den Kopf, es genügte, dass alles da war und uns erfreute.

Wenn dann ungefähr eine Woche vor dem Heiligen Abend die Tür des großen Weihnachtszimmers - es wurde Saal genannt - verschlossen wurde, war das ein Zeichen für uns, dass nun der Weihnachtsmann seine Arbeit begann.

Mit frommer Scheu und auf Zehenspitzen schlichen wir an dieser Tür vorüber, aber auch mit brennender Neugier. - Ob er wohl unseren Wunschzettel erhalten habe, ob er wohl einen großen Teil unserer Wünsche erfüllen würde? - Das war die große Frage, die uns in diesen Tagen bewegte.

Man hätte ja durch das Schlüsselloch gucken können, dann würde man schon allerlei sehen. Aber die Furcht hielt uns ab, es könnte doch sein, dass der Weihnachtsmann uns hörte, plötzlich herausspränge, und uns mit seiner Rute Schläge versetzte. Darauf wollten wir es denn doch nicht ankommen lassen, wir wären wohl vor Schreck gestorben, würde das einmal geschehen. Wir hatten darin Erfahrung: Einmal hatte mein Bruder seine Neugier nicht bezähmen können, er hatte durchs Schlüsselloch den lange ersehnten großen Leiterwagen entdeckt, den er sich oft schon gewünscht Hatte. Nun war er also endlich da und die Freude riesengroß. Mit fieberhafter Spannung sah er dem Heiligen Abend entgegen und - erlebte eine große Enttäuschung! Kein Leiterwagen war zu sehen. Er durchstöberte alle Ecken und Winkel, doch vergeblich, er fand ihn nicht. Da begann er herzzerreißend zu weinen und gestand unter Tränen, er habe den Wagen doch deutlich durch das Schlüsselloch gesehen, ganz deutlich, und nun sei er nicht da.

„Siehst du“,  sagte mein Vater, „das hat der Weihnachtsmann gemerkt und den Wagen wieder mitgenommen. Das ist die Strafe für das verbotene Schlüssellochgucken."

Meine Mutter hatte nämlich zufällig belauscht, als mein Bruder seine Entdeckung uns freudestrahlend berichtete und den Wagen fortgestellt.

An seinem Geburtstag im Juli bekam er dann seinen geliebten Wagen doch noch. Das hat uns zur Lehre gedient.

Fürchterlich aufregend wurde es, wenn zwei Tage vor dem Heiligen Abend meine Mutter zu uns sagte: „Kinder, heute Abend müsst ihr aber ganz artig und still sein, keinen Lärm machen und im Kinderzimmer bleiben. Heute bringt der Weihnachtsmann den Tannenbaum. Geht auch nicht ans Fenster oder gar ans Schlüsselloch. Der Weihnachtsmann wird sonst sehr böse."

Wir verhielten uns mäuschenstill und lauschten gespannt. Gegen sechs Uhr pochte es laut an die zur Veranda führende Dielentür. Uns stockte der Atem. Wir hörten die Mutter zur Tür gehen und öffnen.
 
„Guten Abend, lieber Weihnachtsmann," sagte sie laut, „das ist aber lieb von dir, dass du solch einen schönen Baum bringst. Komm nur herein." Ein knurriges Räuspern antwortete, schwere Schritte tapsten auf den Dielen, das scharrende Geräusch schleppender Tannenzweige wurde hörbar, die Tür zum Saal öffnete und schloss sich - dann war Ruhe.
Wir hielten uns an den vor Aufregung feucht gewordenen Händen fest und krochen enger zusammen.

Lautes Hämmern ertönte aus dem Saal - der Baum wurde im großen Fußkreuz befestigt.
Dann wieder Türöffnen, polternde Schritte auf der Diele, ein Abschiedswort und Dank an den Weihnachtsmann von meiner Mutter, das Zuschließen der Haustür und - vorbei war das sensationelle Erlebnis.

Nun wagten wir uns hervor. Mit scheuen Blicken bewunderten wir die großen Fußtapfen des Weihnachtsmannes auf der Diele, in denen der schmelzende Schnee stand, und sehr erleichtert wandten wir uns wieder unseren Spielen zu.
Unterdessen schritt der Gärtner Wolf mit brennender Zigarre und wohliger Schnapswärme im Innern durch tiefen Schnee seinem Hause zu. Seine Hand spielte mit dem blanken Taler in seiner Tasche.

Dann kam der große Tag, dessen Abend wir kaum erwarten konnten.

Gleich nach dem Mittagessen begann unter Mithilfe von Küchentante und Hauslehrerin unsere persönliche Vorbereitung für den feierlichen Akt: Generalabwaschung von Kopf bis Fuß, frische Wäsche, beste Kleidung, Bändigung der widerborstigen Haare, Säuberung der dieser immer bedürftigen Fingernägel und blank geputzte Schuhe. Wir wagten in diesem Glanz uns kaum mehr zu bewegen.

Um vier Uhr begann die Leutebescherung. Im großen Speisezimmer standen an den Wänden weiß gedeckte Tische, auf denen die Geschenke für die Gutleute und deren Kinder aufgebaut waren. Auf einem Tisch in der Mitte des Zimmers brannte ein kleiner Weihnachtsbaum.

Die Kinder sangen zur Klavierbegleitung einige Weihnachtslieder, in die die Alten allmählich einstimmten. Mit freundlichen Worten wurden die Familien an ihre Plätze geleitet, empfingen ihre Gaben und entfernten sich mit Dank.

Klopfenden Herzens saßen wir im Kinderzimmer, memorierten die Gedichte, die Augen auf die Uhr gerichtet. Sie rückte gar zu langsam vorwärts.
 
Mit dem Stundenschlag sechs schrillte die Glocke aus dem Saal; wie elektrisiert sprangen wir auf, postierten uns vor seiner Tür, hinter uns Hauslehrerin, Inspektor, Küchentante und die Hausmädchen. Eine geraume Wartezeit, in der die Spannung zum Bersten anstieg - dann öffneten sich die breiten Flügeltüren und der Glanz von unzähligen, schimmernden Christbaumkerzen wollte uns schier blenden.
Ihre Aste weit ausladend stand in der Mitte des Zimmers die große Tanne, mit der blinkenden Spitze die hohe Decke berührend; silbern glitzerte das Lametta, die vielen Figürchen aus Zucker, Schokolade und Marzipan schaukelten leise an den Zweigen im Glimmerschein des goldenen Engelshaares, das den ganzen Baum schimmernd umwob. Eine goldene Spinne hatte es auf Geheiß des Weihnachtsmannes gesponnen.

Schüchtern standen wir vor den Eltern, überreichten unsere Gedichtbogen und trugen das mühsam Gelernte vor, mit den Augen oft nach den Gabentischen schielend. Diese Ablenkung ließ uns manchmal stocken, doch liebevolles Verständnis half über die Klippen hinweg.

Das war nun glücklich überstanden! Wie ein schwerer Stein fiel es von unseren Herzen. Jetzt konnte die richtige Weihnachtsfreude erst so recht beginnen. Vor unseren Gabentischen standen wir anfangs schweigsam, die ganze Herrlichkeit überblickend, dann fasste man Einzelheiten ins Auge, und schließlich brach der Jubel los. Fast alle Wünsche hatte der gute Weihnachtsmann erfüllt und darüber hinaus noch manche besonderen Überraschungen auf den Tisch gelegt. Mit sachkundigem Interesse begutachteten wir Jungens das Taschenmesser, es fehlte auf keinem Weihnachts- und Geburtstagstisch. Sein Leben war nie lang, entweder es rutschte durch ein Loch in der immer sehr stark beanspruchten Hosentasche - man sollte kaum glauben, was in der Hosentasche eines richtigen Jungen alles zu finden war - oder es lag irgendwo im Garten oder Wald vergessen und verloren. Es musste also immer wieder ersetzt werden.
Beim kritischen Rundgang um den Weihnachtsbaum wurde mit Befriedigung festgestellt, dass der Weihnachtsmann auch diesmal der alten Überlieferung treu geblieben war. Da hingen die dicken Schokoladezigarren, der feiste Negerjunge aus Schokolade, das Marzipanschweinchen mit dem Goldstück im Maul und viele schöne Dinge mehr; Marzipanwürste, Schinken, Gänsebraten und Gemüse
 
aller Art in naturgetreuer Ausführung. Alle größeren Dinge waren in einer durch vier teilbaren Zahl vorhanden, damit nach der Baumplünderung beim Teilen kein Streit entstehen konnte. Nur ein Stück war immer nur einmal da, es hing ganz oben im Baum: Das war der große „Dukatenschieter" aus Marzipan. Lachend saß er mit herabgelassenen Hosen gemütlich da und hatte schon eine ganze Menge Goldmünzen fabriziert, sie bestanden aus mit Goldmünzen überzogener Schokolade. Dieses Prachtstück, dessen Fehlen den ganzen Weihnachtszauber beschattet hätte, wurde nach der Plünderung verlost. Leider gewann ich es nie - ich habe auch mein Leben lang im Lotteriespiel immer Pech gehabt.
Zum Abendessen gab es nach weihnachtlichem Brauch den Karpfen blau. An ihm hatten wir Kinder wenig Gefallen; ihn anständig mit dem Fischbesteck zu essen, war uns Qual, außerdem waren wir mit Süßigkeiten vollgestopft und betrachteten das Abendessen nur als eine lästige Unterbrechung des schönen Abends.

Doch gleich nach Tisch gab es eine große Sensation, die wir uns nie entgehen ließen.

Das waren die vier Gestalten, die an jedem Heiligen Abend das ganze Dorf in Aufregung versetzten, aber auch bei uns in der Küche erschienen und mit den Mädchen ihren Spaß trieben.

Schimmelreiter, Schornsteinfeger, Storch und Tod polterten in seltsamer Vermummung mit lautem Krach herein: Zukunftsdeuter, Glück, Fruchtbarkeit und das memento mori stellten sie dar.

Wir durften am Heiligen Abend etwas länger aufbleiben, spielten noch einige Zeit im
Weihnachtszimmer, um dann todmüde ms Bett zu sinken. In unruhigen Träumen durchlebten wir noch einmal den herrlichen Weihnachtsabend.


Seite 2   In der Christnacht. Von Margot Podlasly

Still träumt die weite Welt.
Auf Haus und Gassen liegt ein weißer Flaum.
Der Himmel grüßt, vom Sternenglanz erhellt,
Den sel'gen Christnachtstraum
Der Liebe.

O Wunder, das du blühst,
In allen Herzen, wo die Liebe wohnt!
O Sehnsucht, die du glühst
Nach dem, der über Sternen thront
Und segnet!
 
Bereite mich, du Gott des Lichts,
Und führe mich zur schlichten Krippe hin,
Dass ich, geneigten Angesichts,
Empfinde, dass ich brennend bin


Seite 2   Weihnachten auf der Kolchose. Von Margarete Kühnapfel

Oft sah ich gar keine Gelegenheit, die Toten zum Begräbnis zu begleiten, das hier von einem Beerdigungskommando, bei dem auch Frauen arbeiteten, ausgeführt wurde. Dann vereinbarte ich wenigstens eine Zeit, auch wenn es nachts war, in der ich die Toten vorher in ihrem Quartier einsegnen und mit den Angehörigen beten konnte, oder wenn es Alleinstehende waren mit deren Mitbewohnern. Auf diese Weise teilte ich auch das Abendmahl aus, das ich in der Kolchosenzeit immer nur noch kleinen Gruppen oder einzelnen, meistens Sterbenden, gab; mit einer Ausnahme, dem Totensonntag, an dem ich es für alle austeilen konnte. Ich versuchte auch, trotz der Angst vor dem Kommandanten, wenigstens vor den großen Feiertagen bei ihm vorstellig zu werden mit der Bitte, uns von der Arbeit zu befreien.

Weihnachten - zu dieser Zeit war ich gerade Schulleiterin - bekam ich den Heiligen Abend frei für sämtliche Kolchosenarbeiter und konnte sogar eine wenn auch höchst primitive Feier für alle in der Schule halten. Die Wächter liehen uns dazu ihre Stalllaternen und die Schulkinder hatten aus alten, für uns wertlos gewordenen Urkunden wie Arbeitspässen, Kennkarten usw., soweit noch solche in den Quartieren aufgetrieben werden konnten, und aus Stroh Christbaumschmuck gemacht. Kugeln und Lichter hatten wir natürlich nicht, auch keine Bescherung oder besseres Essen. Aber die Heilige
 
 Geschichte haben wir gehört und messianische Weissagungen, von Kindern aufgesagt, und haben viele Lieder gesungen, oft unterbrochen vom Schluchzen der Frauen.

Ja, es gab Plünderungen und Schändungen innerhalb der Kolchose. Offiziell wohl nicht. Aber war das etwa keine Plünderung, wenn durchziehende Offiziere durch die Quartiere gingen und wegnahmen, was sie fanden? So nahm einmal ein höherer Offizier in einem Quartier eine kleine Flasche Öl mit, die ein Glied der Familie als Prämie erhalten hatte. Als die Frau das jammernd dem Kommandanten meldete, zuckte der die Achseln: „Ich nichts machen können, diese meine Führer." Oder, wenn der kleine Dolmetscher, ein halber Junge noch, halb Pole, halb Deutscher, durch die Quartiere strolchte und sich einsteckte, was ihm gefiel; besonders wenn jemand gestorben war und er kaum abwarten konnte, bis der Tote erkaltet war, dann zwang er die Angehörigen oder Mitbewohner, ihm Sachen, oft das, was der Tote noch anhatte, auszuhändigen. War das keine Plünderung?

Und wie stand es mit den Schändungen?" Ein Beispiel habe ich schon erzählt. Was war es anderes, wenn der Kommandant gerade kurz vor jenem Heiligen Abend eine junge Frau, die bei ihm als Köchin angestellt war, hinausgeworfen und zur Feldarbeit geschickt hatte, wo sie, ähnlich wie ich, besonders scharf bewacht und schneller und schwerer als die anderen bestraft wurde, weil sie sich seinen Nachstellungen entzogen und seine Anträge abgelehnt hatte? Was war es anderes, wenn junge Mädchen und Frauen sich auch aus dem Grund vor dem Bunker fürchteten, weil die Posten ihr Amt missbrauchten und sie belästigten? So könnte ich noch viel erzählen, Schlimmeres, aber ich will es damit genug sein lassen.

Jene GPU-Beamten am Heiligabend übrigens waren die besten ihrer Art, die ich kennenlernte. Nie zuvor habe ich solche höfliche, sachliche Behandlung erfahren. Wir sprachen sogar über die Kirche, über Weihnachten, über „Kaliningrad", wie sie meine geliebte Vaterstadt Königsberg nannten. Sie kamen gerade von dort. Als sie mir in gebrochenem Deutsch erzählten, dass dort die „Kirchen arbeiten" dürften, dass dort die Menschen einen freien Sonntag hätten, auch Feiertage einhalten dürften, ja sogar Erlaubnis und Gelegenheit hätten, Gottesdienste zu besuchen, und dass es dort sogar Pfarrer gäbe, da wurde in mir der Entschluss wach, es mit der Flucht zu versuchen. Sie ist mir allerdings erst über ein Jahr später gelungen.

Freilich, aus den Reden der GPU-Beamten hatte ich weit bessere Vorstellungen vom Leben in Königsberg-Kaliningrad bekommen, als ich es später selbst vorfand. Aber vielleicht war das gut so. Vielleicht hätte ich sonst nie den Mut aufgebracht, die Flucht zu wagen. Auf jeden Fall war ich recht dankbar, dass Gott es mir schenkte, dass gerade am Heiligabend das Verhör so gut verlief. Ja, die Verhörenden beschenkten mich sogar, als sie von mir hörten, das wir an jenem Tag Heiligabend feierten. Fünfzig Bogen weißes Papier und eine Schachtel Streichhölzer, das war die GPU-Gabe zu Weihnachten!

Dieser kurze Ausschnitt schon ist kennzeichnend für das im Kreuz-Verlag, Stuttgart, erschienene Buch von Margarete Kühnapfel „Auch in der Hölle bist du da".


Seite 3   Jägerstadt Ortelsburg
Foto: Blick vom Turm des neuen Rathauses auf Stadt und Land Ortelsburg
Foto: Das neue Rathaus von Ortelsburg (aufgenommen einen Tag vor der Besetzung der Stadt durch die Russen.
Foto: Die wieder aufgebaute Stadt nach dem 1. Weltkrieg
Foto: Die im ersten Weltkrieg von den Russen zerstörte Stadt
Foto: Eine dritte Aufnahme vom Marktplatz nach 1945: Unter polnischer Verwaltung
Aufn.: privat und Archiv

Ortelsburg, die Jägerstadt in Masuren, ist, wie die meisten ostpreußischen Städte, eine Gründung des deutschen Ritterordens. Ihren Namen erhielt sie nach dam Ordenskomtur von Elbing, Ortulf von Trier (1349 -1371), der gegen 1350 auf der Landenge zwischen Großem und Kleinem Haussee eine Befestigung (Ortulfsburg) errichten ließ. Nach diesem „festen Hause" haben auch die beiden Seen ihre Namen erhalten. In dem Landstrich, den wir heute Masuren nennen, fand das Christentum zwei Stämme der alten Pruszen vor: die Galinder, die mehr im Westen, und die Sudauer, die im Südosten saßen; tapfere Kriegsvölker die auch dann noch erbitterten Widerstand leisteten, als ihre anderen Nachbarn, voran die Polen, längst bekehrt waren. Der Landstrich um Orteisburg wurde auch Galinden genannt.

Viele Kriegsstürme sind im Laufe der Jahrhunderte über die Ortulfsburg hinweggebraust. Von den Galindern berannt, von Polen und Tataren verbrannt, wurde sie mehrfach wiedererrichtet und wieder zerstört. Wohl kaum eine andere Landschaft hat immer wieder das Schicksal der Grenze so völlig
 
durchlitten wie Masuren. Vom Norden, Osten und Süden, zeitweilig .wenn die Brücke zum Reich abgebrochen war, gar noch vom Westen her, kamen Feinde. Die Feinde wechselten - ihr Tun blieb das gleiche: Die Höfe und Ortschaften wurden geplündert und niedergebrannt, die Einwohner erschlagen, vergewaltigt oder verschleppt. Der magere Boden hat viel Blut getrunken, der Himmel, dieser hohe, blassblaue, windgefegte Himmel Masurens, hat viel Brand und Mord und Kriegsnot gesehen. Ganze Heerzüge sind für immer in den Frieden der Wälder, Moore und Seen eingegangen. Wälder und Seen, Moor und Heide beherrschten schon immer das Land und prägten sein Antlitz, aber in jenen dunklen Jahrhunderten furchtbarer Grenzkämpfe verwuchs es zur „Großen Wildnis", als welche es auch in den alten Ordenskarten bezeichnet war. Der Orden hatte damals an der Erhaltung dieses unwegsamen Gebietes sogar ein gewisses Interesse, um sich gegen die räuberischen Einfälle vom Süden her zu schützen.

Bei ihrer Lage inmitten eines wildreichen Landes, war es kein Wunder dass die Ortulfsburg bald eine Hochburg des edlen Waidwerks wurde. So schreibt Gollub in seiner Geschichte der Stadt Ortulfsburg auf Seite 12; „Wie schon die Ordensmeister und -Gebietiger und später der erste Herzog, so kam auch Georg Friedrich (1578 -1603) gern in die .ortelsburgische Wildnis", wo auch Auer, Elentiere, Bären, Wölfe, Luchse, Marder, Füchse, Wildschweine, Biber und anderes Raubgetier sowie unzähliges Rot- und Damwild zum Waidwerk lockten."

Von der einst so stolzen Ortulfsburg waren zuletzt nur noch bescheidene Reste in Form eines hufeisenförmigen, einstöckigen Gebäudes erhalten geblieben. Es enthielt bis 1945 das Kreisheimatmuseum, welches mit reichhaltigen, bis aus der Steinzeit herstammenden Altertumsschätzen ausgestaltet war. Da der Kreis Ortelsburg an vorgeschichtlichen Funden (Steinkisten und Urnengräbern) besonders reich war, konnte durch die Sammlungen ein tiefer Einblick in die Kultur unserer Vorfahren vermittelt und bewiesen werden, dass hier schon in vorgeschichtlicher Zeit nordisch-germanische Stämme Sitz und Heimat hatten. Die Gründung und der Ausbau dieses Museums, das zu den besten Ostpreußens gehörte, war in erster Linie dem Landrat des Kreises Ortelburg, Herrn von Poser, zu verdanken, der sich in über 30jähriger Dienstzeit um die kulturelle und wirtschaftliche Hebung von Kreis und Stadt, insbesondere durch die von ihm durchgeführten Meliorationen und Aufforstungen, große Verdienste erworben hat.

An weiteren kriegerischen Ereignissen, die später die Stadt Ortelsburg in Mitleidenschaft gezogen haben, sind der Durchzug der napoleonischen und russischen Heere um 1812 und die Tannenbergschlacht von 1914 zu nennen. In dieser Schlacht wurde Ortelsburg von russischer Artillerie nahezu vollständig in Trümmer geschossen. Schon damals waren viel Leid und Not über die Stadt und ihre Bürger gekommen, doch es wurde gemildert durch die Tatsachen der Rückkehr, des Wiederaufbaues und der Erhaltung der Heimat Mit dem Wiederaufbau wurde noch während des Krieges unter der Patenschaft der Städte Berlin und Wien nach modernen Gesichtspunkten begonnen. Die endgültige Durchführung war mustergültig. Als dann am 11.07.1920 die durch das Versailler Diktat auferlegte Volksabstimmung in Masuren stattfand, zeigte sich auch in Ortelsburg, wie überall in Masuren, die dankbare Treue dieser grenznahen Bevölkerung gegenüber dem Reich. Es wurden in der Stadt 5336 Stimmen für Deutschland und nur 15 Stimmen für Polen abgegeben.
 
Seit dem Wiederaufbau nach der Kriegszerstörung von 1914 bis zum Kriegsausbruch von 1939 und darüber hinaus war Ortelsburg in wirtschaftlicher, verkehrsmäßiger und kultureller Hinsicht in einer ständigen Aufwärtsentwicklung begriffen.

Aus der Lage der Stadt inmitten riesiger Waldgebiete ergab sich eine bedeutende Holzindustrie, darunter das größte Leistenwerk Norddeutschlands. Im Holzhandel war die astreine Masurische Edelkiefer auch unter der Bezeichnung „Ortelsburger Kiefer" weltberühmt und stets gesucht. Nicht weniger berühmt war auch das gute Ortelsburger Bier, ein Meistertrunk Masurens. Weitere Industrien waren u. a. Mühlen, Ziegeleien und ein großes Hanfaufbereitungswerk. Das schon seit dem Wiederaufbau sehr beachtliche und leistungsfähige Baugewerbe hatte über Mangel an Beschäftigung nicht zu klagen.

Wenn die vielen Neubauten, Erweiterungsbauten und sonstigen Neuanlagen der letzten Jahre, wie z. B. der Bau der neuen Kasernen, verschiedener Schulen, der Stadt- und Kreissparkasse, des Arbeitsamtes, der vielen neuen Wohnbauten und ganzer Siedlungsviertel, verschiedener Behördenhäuser, der Betonstraßen und anderen Straßenausbauten, der Fliegerwerkstatt, der Stadtwerke, des Schützenhauses, der Gewerbeschule und Jugendherberge, des Kreiskrankenhauses und des neuen Kreishauses sowie der Seeanlagen und des Waldbades bereits einzeln und in ihrer Gesamtheit erheblich zur Verschönerung des Stadtbildes und zur Hebung der Bedeutung der Kreisstadt beitrugen, so stellte doch der in den Jahren 1936/37 durchgeführte Bau des neuen Rathauses, das nach Anlage und
 
Gestaltung zu den schönsten Rathäusern des deutschen Ostens gehörte, unzweifelhaft die Krönung des Wiederaufbaus der schönen Stadt Ortelsburg dar.

Errichtet auf den vor über 600 Jahren von unseren Vorfahren gelegten mächtigen Fundamenten der alten Ordensburg steht es, unversehrt auch heute noch, da als ein stolzes Wahrzeichen deutscher Leistung und Kultur. Mit seinem zehngeschossigen, wuchtigen Turm grüßt es weithin über Seen und Wälder in das masurische Land wie ein Mahnmal des viel hundertjährigen deutschen Rechtsanspruchs auf diesen durch Ströme deutschen Blutes geheiligten Boden. Möge er so dereinst deutsche Menschen bei ihrer Heimkehr schon aus der Ferne grüßen.

Der günstige Eindruck, den das saubere und heitere Stadtbild Ortelsburg früher bei allen Besuchern erweckte, wurde noch erhöht und gefördert durch seinen ungemein tüchtigen Kaufmannsstand und sein gewerbefleißiges, leistungsfähiges Handwerk. Beide wurden gestärkt durch die, nicht zuletzt infolge der Meliorationen, zunehmende Kaufkraft einer aufstrebenden, überwiegend kleinbäuerlichen Landwirtschaft dieses geographisch größten Kreises Preußens, die ihren gesamten wirtschaftlichen und persönlichen
Bedarf fast ausschließlich in der Kreisstadt deckte. Der gewerbliche Aufstieg wirkte sich wiederum günstig auf das Steueraufkommen der Stadt aus.

Als Garnisonstadt des 1. Jägerbataillons Graf Yorck von Wartenburg und durch den vom Offizierskorps des Bataillons eingerichteten größten Falkenhof Deutschlands zog Ortelsburg die Aufmerksamkeit aller interessierten Waidmänner auf sich. Das Verhältnis der Stadtverwaltung und ihrer Bürger zu ihrem Bataillon und zur „Grünen Farbe" war stets ungemein herzlich.

In kultureller Hinsicht bot die Stadt mit ihren mustergültigen, modernen Schulen der Jugend Bildungsmöglichkeiten wie nur wenige Städte gleicher Größe. Außer den 3 Volksschulen gab es eine städtische Oberschule für Jungen mit Internat, das städtische Oberlyzeum und die ganz moderne städtische Gewerbeschule, ferner eine Heeresfachschule und eine private Handelsschule. Die Stadtbücherei wies überreiche Bestände an guten Büchern auf.

Ihre Bedeutung als Fremdenverkehrsstadt verdankte Ortelsburg nicht nur ihrer günstigen Verkehrslage als Knotenpunkt mehrerer Bahnlinien und guter Hauptverkehrsstraßen

Im Kranze weiter Wälder und Seen, 150 m über dem Meeresspiegel gelegen, hatte es außer einem gesunden Klima seinen Besuchern Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten zu bieten, die z. T. einmalig waren. Erwähnt sei der historische Boden der Tannenbergschlacht mit ihren vielen Gedenkstätten.

Dazu kamen die Naturschönheiten der näheren und weiteren Umgebung, die keinen Besucher enttäuschten. Hier seien nur genannt: der weite stille Waldpuschsee, der tiefblaue Lenksee mit Kulk, dem Hindenburgforst und der Hindenburghöhe, Johannistal mit dem Schobenfluss, der Große Schobensee und viele andere. Dazwischen und ringsum überall stille, weite, wildreiche Wälder. Ein Paradies für jeden Naturfreund, besonders aber für Jäger, Angler und Wasserwanderer.

Ein gewaltiger Besucherstrom zog alljährlich vom Tannenbergdenkmal über Ortelsburg zum Niedersee und dem dortigen, von Ortelsburg aus bewirtschafteten herrlichen Kurhaus. Vorbildlich war das Gaststättengewerbe und seine Häuser. Seine Leistungen haben nicht wenig zur Hebung des ostpreußischen Fremdenverkehrs beigetragen und werden manchen Gast noch heute in angenehmer Erinnerung sein.

In den Kämpfen Ende Januar 1945 hat auch die Stadt Ortelsburg wieder schwer gelitten. Nach tagelanger Bombardierung wüteten überall Brände in der von der Bevölkerung verlassenen Stadt und verbreiteten sich immer weiter. Von den schönen Häusern um den Marktplatz herum, stehen, mit ganz wenigen Ausnahmen, nur die ausgebrannten Außenmauern. Viel Schönes ist zerstört und untergegangen. Nicht untergegangen ist aber das auch in der Atlantic Charta verankerte erste demokratische Menschenrecht: Das Recht auf die Heimat! Einmal muß auch uns Deutschen wieder dieses Recht zuteil werden, wenn die Fackel der Wahrheit und des Rechts auch die Völker und Staatsmänner erleuchtet haben wird, die uns heute noch ablehnend gegenüberstehen. Für diese Erkenntnis zu kämpfen und zu werben, sollte unsere stete Pflicht sein.

Solange aber deutsche Menschen in der Heimat nicht mehr reden dürfen, werden überall im entrissenen deutschen Osten die Steine reden und zeugen von deutscher Kulturarbeit und deutschem Recht auf die Heimaterde, getreu dem Sinnspruch, der einst die Wand des großen Ortelsburger Rathaussaales schmückte:
 

Wir haben die Steine getragen Zum Bau in Wetter und Wind. Und der Bau wird himmelan ragen, Wenn längst wir vergangen sind. Kein Mund vielleicht wird uns nennen, Dereinst, wenn das letzte vollbracht, Doch heimlich wird für uns brennen Die Fackel in jeder Nacht!


Seite 4   Unser Adventskranz. Von Eva Gronau

Rot die Bänder — rot die Kerzen
herrlich grün der Tannenkranz
Blick zu ihm aus frohen Herzen
leuchtend seines Schmuckes Glanz.

Wo die alten Tannen stehen,
hält der große Meister Wacht.
Einen Gruß herüberwehen
sie in uns'res Daseins Nacht.
 
Licht erhelle unser Dunkel.
Seht der warmen Kerzen Schein,
seht das prächtige Gefunkel.
Niemand, niemand ist allein!


Seite 4   Weihnachtliche Gemeinschaft. Von Carla von Bassewitz

Wohl war uns allen das eigene Heim am wichtigsten, und gerade die Weihnachtsvorbereitungen im Kreise der Familie besonders lieb. Es wäre aber sonderbar gewesen, wenn die stärkste Frauenvereinigung der
 Provinz Ostpreußen, die landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine, uns in der Form, in welcher sie Advent begingen, nicht tief beeindruckt hätten.

Nach den Arbeitssitzungen des Jahres, welche der Weiterbildung von Landfrauen und Nachwuchs in ihrem Fach dienten, kam nun die andere Neigung der weiblichen Natur zur Geltung: Schmuck und Feier!
Da war der große Königsberger Verein mit seinen Hunderten von Mitgliedern, die aus allen Teilen des Landkreises zusammenströmten. Durch Wind und Schlackerschnee stapften wir vom Bergplatz, der Steilen Gasse, der Königsstraße her den Roßgarten herauf zu unserem guten alten Ottilie-Hoffmann-Saal, um unsere Pakete und Sorgen für einige Stunden an der Garderobe abzugeben. Für gewöhnlich etwas kahl, mutete er nun im Schein unzähliger Kerzenflämmchen auf den Tischen und dunkelgrünen Adventskränzen der langen Kaffeetische fast märchenhaft an.

Besonders eines Jahres gedenken wir heute, in welchem von vier kleinen Mädchen „Die 4 Adventssonntage" unserer Heimatdichterin Frau von Olfars-Batocki aufgeführt wurden. Jedes stellte einen der Sonntage dar und sagte ein besonders abgestimmtes Gedicht auf - alle trugen helle Engelsgewänder, abgetönt in vier verschiedenen zarten Farben.

Noch heute sehen wir vor uns die Enkelin unserer gütigen und würdigen Geheimrätin - eines unserer ältesten Mitglieder - welcher dieses Kind besonders nahe stand. Die Kleine trug in der Hand einen großen Tannenzweig aus dem elterlichen Walde mit einer brennenden Kerze, deren Licht das Goldband um die Kinderstirn und die langen, hellen, auf das blassrosa Gewand fallenden Haare mit warmem Schein übergoss. Das hochbegabte Mädchen starb als junge Kriegerwitwe mit ihrem letzten Kind unter den Russen am Typhus - aber unvergesslich sind uns im Kreise der anderen drei Engel das andächtige Gesichtchen und die ausdrucksvolle Stimme. Es war mancher Königsberger Saal festlicher - als unsere ehrwürdige „Königshalle" am Paradeplatz - und manche Adventssitzung anderer Jahre größer aufgezogen - - aber an Innigkeit und weihnachtlicher Besinnung kommt dieser wohl keine gleich.

Und an einem weiteren dämmerigen Winternachmittag stiegen wir dann in unseren Autobus, Wagen oder Schlitten und fuhren ins nächste Dorf in unseren „kleinen Verein". Er war dem Provinzialverband angeschlossen, also eine verwandte und doch andersartige Einrichtung. Er umfasste vom Dorfschmied, Arzt und Schlachtermeister bis zum Besitzer alles, was mit dem Lande verbunden war.
In unserem Gasthof, wo sonst, wie in Königsberg, unsere vierwöchentlichen Fortbildungssitzungen stattfanden, war am Tage vorher alles, was im Orte wohnte, zusammengekommen, um den Saal und die kleine Bühne weihnachtlich zu schmücken. Rechts und links vom Bühnenvorhang standen
 
Tannenbäume, von Anliegern gestiftet - auf den Tischen, von der Gastwirtsfrau unserer Mitglieder - liebevoll gedeckt, lag Tannengrün auf schneeweißem Tischzeug.

Die ganzen Familien der Mitglieder mit Omas, Tanten und Angestellten waren eingeladen und kamen auch sogar die Väter, die manchmal - - natürlich nur aus mangelnder Information gewagt hatten, vom „Kluckenverein" zu sprechen! Aber sie kamen alle!

Wenn die Pfeifen weggesteckt waren, und die Kinder aufgehört hatten, zu plappern, ging der Vorhang auf - und vor unseren Blicken erstieg eine Schar weißgekleideter Engel, Lichter in den Händen, die mehrstimmig sangen: „Vom Himmel hoch, da komm ich her - -". Beim dritten Vers traten sie auseinander und in ihrer Mitte wurde das Bild der „Heiligen Familie" sichtbar. Maria in rotem Gewand und blauem Mantel - gefüllt, denn wir waren ja auf dem Lande und sogar in einer „Herberge"! Joseph stand hinter ihr, Hirten und Könige knieten davor - während die Engelschar leise das uralte: „Susani - susani -" anstimmte, das so melodisch ausklingt in das: „ eia -- eia -- von Jesus singt und Maria!"

Die Darsteller waren Kinder und Angestellte unserer Mitglieder oder Arbeiter aus ihren Wirtschaften. Welch feines Empfinden hat die Landbevölkerung des weiten Ostens für Andacht und Schönheit! Es ist eine alte Weisheit, dass dem unverbildeten und naturnahen Menschen nur das Beste* vom Besten in Wort, Schrift und Spiel geboten werden darf.

Wochenlang hatten sie alle geprobt, die Gesänge mit dem Dorfschullehrer geübt, und mit einfachen Mitteln die farbenfrohen Kostüme zusammengestellt.
Da mussten alle Haushalte beisteuern - ein Hausherr seinen kurzen Pelz für einen Hirten, ein anderer seinen Knotenstock, mit dem er „eigentlich" täglich in die Wirtschaft ging. Eine Hausfrau rückte ihre schönste Tischdecke mit buntem Litauer Webmuster als Gewand für den Mohrenkönig (er war prachtvoll schwarz ausgefallen!) heraus, - Opa den kupfernen Aschbecher, wie rotes Gold blitzblank geputzt, — Tante die Messingobstschale aus der guten Stube, als „Myrrhen und Gold". Sogar der hellgrüne Dienstumhang des Landjägermeisters belebte als Josephs Mantel das farbige Bild.
Das war ein „Gejauxe" und ein „Gequidder" bei den Proben gewesen! - Und die Engelschar! Streng verpönt waren gebrannte Haare und spitzenbesetzte Nachthemdengewänder. Alle trugen das gleiche schlichte an den Schultern zusammengenommen, bis auf die Füße fallend, Gürtel und Stirnband einfache Silberlitze. Alle die duftigen hellen und dunklen Haare in der Mitte gescheitelt - alle jung, gesund, und reizend in ihrer Festfreude.

Wie viele heute wohl von dieser frischen Jugend noch am Leben sind? Andächtig lauschten alle, von den alten bis zu den jugendlichen Eltern und dem jüngsten Kind den Liedern, welche die Christenheit schon vor Jahrhunderten in diesen Weihnachtswochen gesungen hatte.

Wenn dann auch die Darsteller satt geworden, die Lichter heruntergebrannt und der Tabak der Väter zu ende gegangen war, stapften alle zufrieden durch den Schlackerschnee die Dorfstraße und verstiemten Feldwege heim in ihre Häuser.

In der Tiefe des Pregeltals blitzten die Lichter entfernter Dörfer und Höfe. Der dunkelblaue Abendhimmel spannte sich weit über das weißverschneite Ostpreußen und den Weihnachtsfrieden einer stillen und arbeitsamen Bevölkerung.

Ein Band war geschlungen um verschiedene Menschen verschiedener Herkunft, aber alle verbunden durch die Arbeit an der Heimaterde. Dieses Band hielt uns jahrelang. Ja, es hält noch heute! Denn wenn einige von uns sich wiederfinden und sich die Hände entgegenstrecken - - dann sehen wir, dass nichts vergebens war - auch nicht dieses.


Seite 6   Königsberger Marzipan und Morsellen
Foto: Königsberg. Weihnachtsstimmung auf dem Münzplatz

Adventszeit in Ostpreußen - tiefer Winter mit Kälte und Schnee. An die Fenster malte uns der Frost phantastische Eisblumen, durch deren Ranken wir uns Gucklöcher hauchen mussten, um hinauszuschauen in die verschneiten Straßen. .. ch, wie gemütlich war es dann in der warmen Stube, wenn im Kachelofen die Bratäpfel zischten und brotzelten und den ganzen Raum mit ihrem Duft erfüllten. Wenn wir dann bastelten und malten an allerlei Überraschungen für den Weihnachtstisch - wie war sie doch so schön, die Zeit der Heimlichkeiten und der Vorbereitungen.
 

Weihnachten ohne Marzipan wäre kein Weihnachten, pflegte meine Mutter zu sagen. Marzipan im Haushalt selbst herzustellen, dass es so aussieht, als ob es vom besten Konditor käme, war in jenen längst vergangenen Friedenszeiten vor dem ersten Weltkrieg der Ehrgeiz jeder ostpreußischen Hausfrau. Meine Mutter verstand es. Sie verstand es überdies, aus dem mühevollen Geschäft der Marzipanbäckerei eine Festlichkeit zu machen, an der die ganze Familie mit Einschluss der Dienstmädchen teilnahm und mitunter noch dazu geladene Gäste. Für uns Kinder aber war die Mitwirkung der Höhepunkt der Adventszeit.

Die Fertigung von Schweine-, Gänse- und Karpfensülzen, von Gänseleberpasteten und die Honigkuchenbäckerei, das waren Ereignisse, die sich in der Küche abspielten, von denen man nur erfuhr aus Gesprächen und durch Kostproben. Aber die Marzipanbäckerei machten wir selbst mit. Der Schauplatz war die größere unserer beiden Kinderstuben, weil sie in ihrer Geräumigkeit mehr Platz bot als die Küche. Unser großer Spieltisch, mit ausgezogenen Klappen fast vier Meter lang, war das Arbeitsfeld. Wir Kinder wurden zunächst angestellt, die Mandeln abzupellen. Zwanzig Pfund extra große Mandeln wurden in mit heißem Wasser angefüllten Schüsseln geschüttet, worin sich die braune Haut von dem weißen Kern löste Man brauchte dann nur noch die Mandel zwischen Daumen und Zeigefinger zu nehmen und zuzudrücken, dann sprang sie lustig aus der Pelle. Wir besaßen eine ziemliche Fertigkeit, gelegentlich mit einem Weitschuss die Nase eines der Erwachsenen zu treffen, die Schüsseln, Reibeisen, Tüten voll Puderzucker, Siebe und Flaschen voll Rosenwasser heranschleppten, bis wir so viel Mandeln abgepellt hatten, dass es sich lohnte, mit dem Reiben anzufangen. Das war nun ein sehr mühseliges Geschäft, aber meine Mutter meinte, dass keine Mühle die Mandeln so fein zermahlen könne wie das Reibeisen.

Während also sie und die beiden Mädchen rieben, gaben wir den Puderzucker durch Siebe, damit ja keine Zuckerklunkern in den Teig kämen. Dann wurden in großen Schüsseln zerriebene Mandeln und Zucker miteinander vermengt und, wenn meine Mutter die Vermischung für innig genug erachtete, die lockere Masse mit Rosenwasser angefeuchtet und zu einem elfenbein-weißen Teig geknetet. Während all diesem Tun wurden Lieder gesungen, Märchen und andere Geschichten erzählt und Rätsel aufgegeben und geraten, so dass Hände und Geist zugleich in angeregter Tätigkeit blieben. Sechs Schüsseln mit Marzipanklumpen von je etwa fünf Pfund waren das Ergebnis des ersten Nachmittags.

Die Fortsetzung folgte am nächsten Tag. In feierlicher Prozession wurden die sechs Klumpen auf den Arbeitstisch gebracht. Nun kam das Formen, Backen und Garnieren, und da waren immer ein paar Freundinnen meiner Mutter dabei, wodurch die Unterhaltung noch viel lebhafter wurde.
Auf weiß gescheuerten und mit Puderzucker ganz fein überstäubten Buchenbrettern, wurden mit Nudelrollen die Marzipanklumpen ausgewalzt zu Platten verschiedener Stärke. Aus den dünnen wurden für die Böden des Randmarzipans mit Formen Herzen, Halbmonde, Vierecke und Rundstücke ausgestochen, aus den dickeren anderthalb Zentimeter breite Streifen geschnitten, die als Rand auf die Böden aufgesetzt wurden, zusammengeklebt mit Rosenwasser. Die Ränder wurden dann mit immer wieder in Rosenwasser getunkten Messerrücken zierlich eingekerbt.

Aber das war die Arbeit der Großen. Wir Kinder bekamen einen Teil der Marzipanmasse, um daraus das sogenannte Teekonfekt zu formen, kleine Brötchen, Spirale. Apfelchen und Birnchen, deren Blüten durch Gewürznelken dargestellt wurden. Diese Arbeit besorgten wir noch unter Aufsicht. Dann aber bekam jedes von uns ein Klümpchen Marzipan zur beliebigen Verwendung. Da konnten wir der Phantasie Zügel schießen lassen. Anfangs entstanden unter unseren Schöpferhänden seltsam aussehende Tiere. Wir versuchten, uns gegenseitig zu übertrumpfen. Wieder und wieder kneteten wir unsere Geschöpfe, um zu neuen Gestalten, Weihnachtsmännern, Engeln, Kasperles. Allmählich bekamen unsere Erzeugnisse eine dunkelweiße Färbung vom vielen Kneten. Sie wurden immer unansehnlicher. „Trauermarzipan", nannte sie mein Vater, wenn er mal kurz hereinkam, um guten Tag zu sagen. Schließlich verzehrten wir unsere Machwerke, wie sie waren, sie schmeckten uns trotz ihrer Unzulänglichkeiten ganz ausgezeichnet.
 
Inzwischen begann aber der dritte Akt, die eigentliche Bäckerei. Die fertigen Formen wurden dicht aneinander auf Bretter gestellt, darüber kamen in geringer Entfernung Kuchenbleche, die mit glimmenden Holzkohlen belegt waren.' Es war nun unsere Aufgabe, diese Kohlenstückchen durch Pusten mit Blasebälgen in einem gleichmäßigen Glühen zu erhalten. Durch die von den Blechen ausgestrahlte Wärme bräunten sich die gezackten Ränder der Marzipanformen. Das durfte nicht zu sehr und nicht zu wenig geschehen. Während des Backens rührten die beiden Mädchen den Guss in einer großen Terrine an: Puderzucker, Rosenwasser und Zitronensaft. Er wurde in die ausgebackenen Formen gefüllt, und wenn er an der Oberfläche erstarrt war, begann das Garnieren. Dazu wurden unreif eingemachte Walnüsse, besonders für diesen Zweck fest eingekochte Kirschen, rot, gelb und grün gefärbte Kürbisstücke fein zerschnitten und zu Blüten geordnet auf den Guss gelegt, es war ein prächtiger Anblick.
 
 Die fertigen Stücke wurden in Blechkästen geschichtet, in denen sie bis Weihnachten in Verwahrung gehalten wurden.

Meine Mutter war eine Apothekertochter. Von ihrem Vater hatte sie die Herstellung von Morsellen erlernt. Das war ein inzwischen aus der Mode gekommenes orientalisches Konfekt, das ebenso wie das Marzipan vor Jahrhunderten die Ordensritter aus Venedig nach Ostpreußen gebracht hatten. Bis zum zweiten Weltkrieg stellte es noch eine Königsberger Apotheke alljährlich zu Weihnachten her und verschickte es an Feinschmecker in aller Welt Diese Morsellen wurden so zubereitet: Über sanftem Feuer zerging in einem Messingkessel Zucker, gemischt mit Nelken, Ingwer und anderen Gewürzen, die in Mörsern zu Pulver zerstoßen worden waren. In die dickflüssige Masse wurden ebenso dickflüssiger Kirsch- und Himbeersirup hineingerührt, aber so, dass keine vollständige Vermischung eintrat. Außer, dem kamen ganz fein geschnittene, rot und grün gefärbte Mandeln hinein. War die Masse im richtigen Grad vermischt und flüssig, dann wurde sie - und das war für uns Kinder ein erhebender Anblick - in schmale, etwa zwei Zentimeter hohe, lange Holzkästchen gegossen, in denen sie erkaltete und erstarrte. Dann wurde das Holz - die Kästchen waren zum Auseinandernehmen eingerichtet - sorgfältig entfernt. Die schmalen langen Platten, die (wie marmoriert aussahen, wurden in kleine Stücke geschnitten. Das waren die Morsellen, sie schmeckten köstlich.
 
Alle diese Leckerbissen fanden wir unter anderen am Heiligen Abend auf unseren bunten Tellern wieder, und das Bewusstsein, an den Mühen ihrer Entstehung teilgenommen zu haben, trug dazu bei, unsere Freude am Genuss zu erhöhen.



Seite 6   Im Gedenken Ernst Wicherts

Hannover. Eine Feierstunde von hohem künstlerischem Niveau veranstalteten die Landsmannschaft Ostpreußen, Gruppe Hannover, und die Volkshochschule Hannover am Totensonntag in der Akademie für Musik und Theater. In den Händen von Suse Scharfenberg (Klavier), Dr. Günther Thilo (Violine) und Botho Masche (Violincello) lag der kammermusikalische Teil des Programms. Ein kraftvolles Bild vom Leben und Schaffen Ernst Wiecherts, des im Vorjahre verstorbenen großen ostpreußischen Dichters, zeichnete der Direktor der Volkshochschule, Landsmann Matull. Verse und Lesungen aus den überragenden Nachkriegswerken Wiecherts brachte Helmut Schölzel zum Vortrag.



Seite 7   Weg und Schicksal: Die 61. ostpreußische Infanterie-Division
Warum Divisions-Geschichte?

Als mich im Frühjahr mein Landsmann, der jetzt in Kiel wirkende Verleger Hans- Henning Podzun aufforderte, im Rahmen der von ihm herausgegebenen Geschichten deutscher Divisionen 1939 - 1945 Weg und Schicksal der 61. ostpreußischen Inf.-Div. niederzuschreiben, der ich von der Ausstellung bis zum Frühjahr 1942 angehört hatte, da kamen mir zunächst einige Bedenken. Ist es richtig, Vergangenes mit allen seinen Schrecken wieder zu beschwören? Ist der Abstand nicht noch zu nah, die Wunde noch zu frisch? Sollten nach dem Tosen der Waffen nun nicht doch erst Zeiten der Stille und Besinnung folgen? Können angesichts des gänzlichen Fehlens jeder kriegsgeschichtlichen Forschung gültige Aussagen über den Einsatz der Divisionen gemacht werden? Ist es möglich, verlorengegangene Aufzeichnungen und Tagebücher aus dem Gedächtnis zu ersetzen?

Diese Bedenken, die nicht zuletzt aus dem Verantwortungsbewusstsein des Historikers kamen, sind sorgfältig geprüft worden und konnten überwunden werden. Auch die Geschichtsschreibung steht heute vor einer neuen Lage. Es gilt, noch Vorhandenes vor der völligen Zerstreuung und Vernichtung zu bewahren, Mitlebende jener Ereignisse zu beiragen und mühsam aus kleinen Bausteinen ein zunächst bescheidenes Gebäude unseres Wissens zu errichten. Regimentsgeschichten, wie sie nach dem ersten Weltkrieg in einer Reihe entstanden, können heute nicht mehr geschrieben werden, dafür fehlen die Unterlagen und auch das Geld lür die Herstellung. Es gilt, aus der Not eine Tugend zu machen und die Divisionen nicht nur als den Kampfverband aller Waffen, sondern auch als gemeinsamen Erlebnisbereich zu erkennen. Bei der Bearbeitung, die nun einmal gewagt wurde, wuchs das Material unter den Händen. Es ist erstaunlich gewesen, was alles noch zum Vorschein kam. In allen Teilen konnte die Darstellung durch amtliches Material gut gestützt werden.

Es kam darauf an, zunächst den Weg der Division durch die Kriegsjahre festzustellen, dann erst den jeweilig wechselnden Eindrücken und Erlebnissen Raum zu geben. Für Wenige wird während des Krieges der Einsatz der ganzen Division überschaubar gewesen sein. Deshalb kann ein solcher Überblick
 
nützlich sein und hellen, Irrtümer und festgefahrene Meinungen zu berichtigen, auch manche Überschätzungen auf ein notwendiges Maß zurückführen. Der verfügbare Platz ist knapp gehalten, um
den Herstellungspreis erschwinglich zu gestalten. Nicht ruhmredig sollen diese Blätter sprechen, sie sollen kein Zeugnis für Eroberungslust und Militarismus um jeden Preis sein. Aber das gemeinsam erlebte
Schicksal sollte aufgezeichnet werden, denn die Erinnerung an jene Jahre, wie immer sie empfunden werden mag, sie lässt uns nicht los, sie wird mich und dich begleiten, ein Leben lang, „als wär's ein Stück von mir".
Walther Hubatsch

Im Verlag Hans-Henning Podzun, Kiel, wird voraussichtlich noch vor Weihnachten die von Professor Dr. Walter Hubatsch geschriebene Geschichte der 61. ostpr. Inf.-Division in Buchform zum Preise von etwa 4,80 DM herauskommen.

Wir glauben, dass das Erscheinen dieses Werkes - es ist das erste in seiner Art, jedoch wird z. Zt. bereits an der Geschichte weiterer Divisionen gearbeitet - von den ehemaligen Angehörigen der 61. Inf.-Div. begrüßt werden und darüber hinaus bei vielen Ostpreußen Interesse finden wird. Deshalb veröffentlichen wir einige Abschnitte aus den verschiedenen Phasen des Krieges, an denen diese ostpreußische Division beteiligt war.

Dr. Hubatsch, der dem Inf.-Regt. 151 angehört hat, gibt in seinen Ausführungen Aufschluss über die Beweggründe, die den Anlass zur Niederschrift der Geschichte eines militärischen Verbandes gaben.

Polen
In Ostpreußen standen vor dem Kriege außer der Kavalleriebrigade drei aktive Infanterie-Divisionen
(1., 11., 21.) in ihren Friedensstandorten. Sie stellten den aktiven Stamm von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften für eine Reservedivision, die unter der Bezeichnung „61. (Übungs) Infanterie-Division" am 16. August 1939 unter dem Befehl von Generalleutnant Haenicke, Träger des Pour le mérite, zusammentrat. Die Division gliederte sich in Divisionsstab (Ia, Ib, Ic, IIa, IVa, IVb), die drei Infanterie-Regimenter 151,162 und 176, von denen je eins durch die 1., 11. und 21. Inf.-Div. aufgestellt wurde. Zwei von diesen Regimentern knüpften in ihren Nummern an ostpreußische militärische Tradition an: 2. Ermländisches Infanterie-Regiment 151, vor 1914 in Sensburg und Bischofsburg und 9. Westpreußisches Infanterie-Regiment 176 in Kulm und Thorn in Garnison. Sie hatten im ersten Weltkrieg im Verband der 35. bzw. 37. Div. ruhmreich gefochten, woran Ehrentafeln im Tannenbergdenkmal erinnerten. Die neue 61. Div. setzte sich landsmannschaftlich aus Ostpreußen, Rheinländern und Westfalen zusammen, eine Verbindung, welche verschiedenartige Stammeseigentümlichkeiten glücklich mischte und sich hervorragend durch alle Kriegsjahre bewährt hat.

Die Regimenter traten am 20. August 1939 zusammen und erreichten im Bahntransport über Osterode den Raum Neidenburg-Tannenberg, wo die Division versammelte. Tannenberg - ein bedeutungsvoller und zugleich orakelhafter Anfang. Man dachte an den Sieg von 1914, aber auch an den Julitag des Jahres 1410, an dem das deutsche Ordensheer dem Ansturm der östlichen Welt erlag. Die Fahrzeuge der 61. Division führten als Erkennungszeichen den Deutschordensschild als Traditionsverpflichtung und Symbol der Heimatverbundenheit.

Um 10 Uhr vormittags hatte der Div.-Kommandeur, dem I.-R. 151 mündlich den Befehl erteilt, sich mit einer behelfsmäßig motorisierten Vorausabteilung (verstärktes I. Btl. unter Major Kiewitz) handstreichartig in den Besitz der anscheinend unverteidigten Narewbrücken bei Pultusk zu setzen. Die Division wurde mit dem gleichen Ziel in Marsch gesetzt (61. Div. Ia op. Nr. 14/39 v. 06.09.1939). In glühend heißer Mittagszeit, auf staubigen Straßen, eilten die Kolonnen vorwärts. Doch um 15 Uhr stieß der motorisierte Verband auf den Gegner. Panzerhindernisse und gut liegendes Artilleriefeuer zwangen zur Entfaltung. Der Handstreich war missglückt; die Vorausabteilung findet einen verteidigungsbereiten, mit schweren Waffen ausgestatteten Gegner. Die Division wurde aus dem Vormarsch heraus entfaltet und zum Angriff auf Pultusk mit I.-R. 176 rechts und I.-R. 151 links angesetzt. Noch am gleichen Abend kamen die Bataillone bis etwa 2 km an den Stadtrang heran. Links von der 61. Division suchte Aufkl.-Abt. 11 von Norden her in die Stadt einzudringen, ein nächtliches Unternehmen zusammen mit Teilen I. I.-R. 151 zur Wegnahme der Brücke scheiterte ebenfalls. Der im Morgengrauen fortgesetzte Angriff gewann gegen den zähen Widerstand der gegenüberliegenden polnischen Ukrainer nur langsam Boden.

Westfeldzug
Den Übergang über den Bourbourg-Kanal erzwang Oberstlt. von Frantzius mit der Aufkl.-Abt. 161 - eigener Entschluss. In den Nachmittagsstunden konnten I.-R. 162 und I.-R. 151, von den Pionieren und der Divisionsartillerie wiederum hervorragend unterstützt, bis auf die Höhe von Cappelle vorkommen, dann verstärkte sich die feindliche Abwehr, so dass der Angriff in der Abenddämmerung vor dem Canal
 
de Bourbourg liegenblieb. Seit dem Abend lag heftiges Artilleriefeuer auf den vorderen Teilen, zuletzt mit 21 cm Geschützen. Die Panzer Jäger, die den Angriff der Infanterie gegen die Widerstandsgruppen vor den Kanalübergängen in vorderer Linie unterstützen wollten, wurden rasch eingedeckt. Nach einer ruhig
verlaufenen Nacht fanden Spähtrupps am Morgen des 4. Juni das nördliche Kanalufer geräumt. !-R. 162 und I.-R. 151 gingen zügig vor, alle französischen Truppen vor dem Divisionsabschnitt streckten ihre Waffen, der Stadtkommandant übergab Dünkirchen.

Ostfeldzug
Am 20. August 1941, 3.30 Uhr, trat das XXXXII. A.K.  mit 154. Div. rechts, 61. Div. Mitte und 217. Div. links zum Angriff auf die Feldstellungen vor Reval an. Diese wichtige Hafenstadt besaß einen Gürtel friedensmäßig ausgebauter Befestigungen; Flüchtlinge und Kundschafter betätigten, dass die Bevölkerung, darunter auch Frauen und Halbwüchsige, an Deckungen und Panzergräben, Feldstellungen und Hindernissen jeder Art in mehreren Widerstandslinien arbeiteten. Zeitungen brachten Abbildungen von prämiierten Akkord-Arbeitern, Flugblätter suchten die uneinnehmbare Stärke Revals zu unterstreichen, aber unbeirrt rückte die „Teufeldivision“, wie unsere kampfbewährte 61. von den Russen vor Reval genannt wurde, auf die Widerstandslinien zu. Trotz der ausgedehnten Minenfelder gelang noch am Abend des ersten Angriffstages die Gewinnung des Westufers des Jägala-Baches. Am nächsten Tage wurde Kebra, am 22. August Raasiku genommen und durch III./151 dort ein Brückenkopf gebildet, so dass I..-R. 176 am nächsten Tage in Richtung Vaskjala den Pirita-Abschnitt, die am stärksten ausgebaute Verteidigungszone Revals, angreifen und noch am Abend einen Brückenkopf bilden konnte Auch I.-R. 162 war es in kühnem Vorstoß gelungen, die Straße nördlich Perila zu erreichen und bei Peningi oben einen Brückenkopf zu bilden, so dass der vor I.-R. 176 nach Norden ausweichende Gegner vernichtet werden konnte (61. Div. Ia v. 23.08.1941). Am 24. August wurde I.-R. 151 vorgezogen und erweiterte diesen Erfolg, so dass am Nachmittag die Linie Rae – Punkt 46.1 – Assaku erreicht war. Ein von dem
links vorgehenden I.-R. 162 abgedrängtes feindliches Bataillon wurde in heftigen Einzelkämpfen durch II./151 vernichtet. Für den 25. August hatte die 61. Div. das Erreichen der Landenge zwischen Oberen See (Ülemiste järv) und Rae-Sumpf sowie die Wegnahme der Eisenbahn- und Straßenbrücken über den Ülemiste-Pirita-Kanal befohlen. Trotz guter Artillerie-Unterstützung kam jedoch der Angriff kaum vorwärts, starke Feindstellungen mit Stützpunkten und Steinmauern, Panzerabwehrgräben, eingegrabenen Panzern und Panzerabwehrgeschützen machten einen frontalen Angriff nahezu unmöglich. Artillerie- und Flakfeuer mit tiefem Sprengpunkt lag tagsüber auf den Infanteriestellungen, die kurzen, dicken Umrissformen der „Rata" zeigten sich fortlaufend, und das Dröhnen ihrer Motoren zog über den hellen Augusthimmel. Glücklicher war das III./151: Hauptmann Rooch hatte weit nach rechts ausgeholt und war, durch den Sumpfwald gedeckt, im Bachgrund des Ülemiste-Pirita-Kanals mit dem ganzen Bataillon Mann hinter Mann vorrückend, am Nachmittag bis 600 m an die Brücke Moigu herangekommen. Diese kühne Unternehmung war auf die schwächste Stelle der Gegenwehr gestoßen und hatte die Voraussetzung für das Aufrollen der letzten Verteidigungsstellung vor Reval geschaffen. Oberst Melzer erkannte sofort die Gunst der Lage; I.-R. 151 verschob seinen Schwerpunkt nach rechts und kämpfte keilförmig, allen anderen Angriffsgruppen voraus, sich an den Stadtrand von Reval heran. Der Erfolg des 111.151 fand durch den Oberbefehlshaber des Heeres seine besondere Anerkennung. Der Zufall fügte es, dass an demselben Tage das Ritterkreuz an Oberst Melzer als erstem Offizier der 61. Division überreicht wurde. Um den Erfolg des Vortages ausnutzen zu können, wurde das III./162 (Major Mühlenberg) dem I.-R. 151 unterstellt. Flugplatz und Waggonfabrik wurden in hartem Kampf genommen, während rechts I.-R. 176 vor starkem Feindwiderstand noch nicht auf gleiche Höhe kommen konnte. Feindansammlungen mit Panzern wurden in raschem und gut geleitetem Feuer aller Batterien des A. R. 161 und der Mörser-Abteilung zerschlagen, so dass am späten Abend der gemeinsame Angriff der Bataillone Mühlenberg und Rooch die Brücken über den Ülemiste-Pirita-Kanal unversehrt in Besitz bringen konnte. Reval brannte stark; fortwährende Explosionen zeigten an dass die Vernichtungsbataillone schon am Werk waren. Leuchtspurgeschosse fuhren vor dem Stadtrand emsig hin und her. sprühten über Hausdächer, prallten an den Leuchtturm. Schwarz standen die Türme der alten Hansestadt vor dem hellen Nachthimmel, in den zahlreiche dunkle Brandsäulen empor quollen. Als sich am Morgen des 27. August der Bodennebel verzog, begann erneut die heftige Luft- und Artillerietätigkeit des Gegners. Vom Hafen aus griffen Kreuzer und Zerstörer in die Landaufprall der 18-cm-Granaten. Unablässig standen über den Versorgungsstraßen die schwarzen Sprengwölkchen der Flak, über die der Gegner reichlich verfügte. Um 6.30 Uhr war I.-R. 176 gleichzeitig mit I.-R. 151 angetreten und hatte trotz verbissener Gegenwehr um 8 Uhr die Punane-Straße am Stadtrand erreicht. Der wechselvolle Kampf in den Straßenzügen des Vorstadtgeländes, in den Häuserblocks mit umzäunten und freien Flächen wechselte, wurde durch die Infanterie-Geschütze ganz hervorragend unterstützt. Das feindliche Feuer vereinigte sich auf die Angriffsspitzen, ein Panzerzug beschoss, hin und her fahrend und daher kämpfe ein, der Erdboden zitterte unter dem schwer zu fassen, die vorgehende Infanterie. Am Nachmittag konnten die Regimenter ihre Stellungen noch weiter in den Ostteil der Stadt verlegen und richteten sich dort zur Nacht ein. Die Division beabsichtigte, in das Stadtinnere erst einzudringen, wenn die Feindlage und das Verhalten der Zivilbevölkerung geklärt sei. Der nach kurzem Feuerschlag am 28. August um 8 Uhr begonnene Angriff ging jedoch so zügig vorwärts,
 
dass schon um 13.30 Uhr das II./151 durch Funk das Erreichen des Rathauses melden konnte. Reval war genommen. Major Driedger und seinem Bataillon wurde auf dem Rathausplatz ein feierlicher Empfang bereitet. Als am Nachmittag die Regimenter in die Stadt einrückten, schlug unseren Soldaten überall der
begeisterte Jubel der Bevölkerung entgegen, die mit Blumen und Liebesgaben die Marschkolonnen begrüßte.

Ostpreußen
Am 15. Januar 1945 wurde die Rücknahme der Division in die ausgebaute Rominte-Stellung Baitschen - Roseneck erforderlich. Von dort ging die Division, unter ständigem, starken Feinddruck in die Linie Ohldorf - Preußendorf - Blecken hart ostwärts Gumbinnen zurück. Infolge der heftigen frontalen Angriffe und der fortgesetzten Bedrohung aus dem Forst Eichwald in der offenen rechten Flanke, musste die Division am 19. Januar über eine Zwischenstellung in die Angerappstellung zurückgenommen werden. Diese rollte der Gegner in starken Angriffen von Norden her auf und drückte die Division in harten Kämpfen über Alt-Linden und Krausenbrück nach Süden. In der Nacht vom 23. zum 24. Januar wurde die Division herausgelöst und bezog Süd ostwärts Allenburg Stellung am Masurenkanal, den der Gegner bei Allenburg bereits überschritten hatte, so dass auch hier die Front bald an die Straße Gerdauen-Allenburg zurückgenommen werden musste. In der Nacht zum 29. Januar wurde die Division über Friedland-Dommau in den neuen Einsatzraum nord ostwärts Preußisch-Eylau geführt und beiderseits der Straße Lampasch-Mühlhausen in der bisherigen Gliederung G.R. 151 (rechts), G.R. 162 (Mitte), G.R. 176 (links) in Stellung gebracht. Ausgebaute Stellungen waren nicht vorhanden, der starke Kälteeinbruch behinderte die Kampftätigkeit. Starke Feuerüberfälle des Gegners in die dicht belegten Ortschaften verursachten hohe Verluste. In der Linie Landsberg-Kreuzburg gelang es dann Anfang Februar, das heftige Nachdrängen des Gegners aufzufangen. Erst am 16. Februar wurde die Division im Zuge der allgemeinen Verkürzung in den Raum Rosenwalde zurückgenommen. Die Rückzugskämpfe hatten im Januar in hartnäckigem Ringen dem Gegner jeden Meter ostpreußischen Bodens streitig gemacht; sie hatten den Erfolg, dass die Ostflanke der 4. Armee geschützt blieb und das Abfließen der Zivilbevölkerung in Richtung auf das Frische Haff ermöglicht wurde. Es ist an dieser Stelle kein Raum, um die unermesslichen Leiden der ostpreußischen Bevölkerung zu schildern (vgl. dazu Jürgen Thorwald: Es begann an der Weichsel. Stuttgart 1950, S. 138 ff.), auch kann in diesem Zusammenhang nicht auf die operativen Absichten und die Durchbruchspläne des Oberbefehlshabers der 4. Armee. General d. Inf. Hoßbach, eingegangen werden (vgl. dessen Buch „Schlacht um Ostpreußen", S. 59 ff. und Karte S. 69). Was die Männer der ostpreußischen 61. Division, deren Heimat der Schauplatz fürchterlicher Großkämpfe wurde, angesichts des Untergangs der Städte und Dörfer, der erbarmungslosen Vernichtung der nichtkämpfenden Landsleute neben der Härte der Abwehrschlachten und der Strenge des Winters an seelischen Belastungen zu ertragen hatten, ist unbeschreiblich. In eintöniger Folge wechseln starke feindliche Feuerüberfälle, Einbrüche, Versuch eigener Gegenstöße und Absetzbewegungen. Ende Februar sind die Gefechtsstärken der Division so weit abgesunken, dass G.R. 176 nur noch über ein schwaches Bataillon verfügt; die Kompanien haben Stärken von 25 bis 40 Mann. Mitte März wurde die Zurücknahme der Division in eine Linie südlich Eisenberg befohlen. Der Gegner war der Absetzbewegung schnell gefolgt und hatte das Bataillon Kempas (G.R. 176), das sich bereits am 22. Januar tapfer durch starke russische Kräfte zu den eigenen Linien durchgeschlagen hatte, wiederum eingeschlossen, wo es am 13. März in Schönlinde aufgerieben wurde. Am 15. März wurde das G.R. 176 aufgelöst, seine Reste gingen in G. R. 162 auf. Am 15. März wird am Südrand von Eisenberg ein angreifendes feindliches Regiment durch die Maschinenwaffen der 14./162 vollständig zusammengeschossen, der Ort selbst wechselt in heftigen Kämpfen des nächsten Tages mehrfach seinen Besitzer. In schweren Abwehrkämpfen, bei denen das A. R. 161 große Geschützausfälle hatte, mussten die beiden schwachen Grenadierregimenter 151 (Major Krüger) und 162 (Oberstlt. Beddies), über die die Division noch verfügte, vor starkem, feindlichen Panzerdruck auf Heiligenbeil zurückgehen.

Das Ende
Es kam der Befehl, durch den Divisionsstab sowie die Stäbe des Artillerie-Regiments und der Nachrichten-Abteilung in Königsberg einen Abschnitt der Festung zu übernehmen. So entstand die 61. Div. noch einmal neu. Zu den Stäben traten außer Teilen von Festungs-Infanterie und Festungsartillerie 1 Volkssturmbataillon, 1 Hitler-Jugend-Bataillon, 1 Magenkrankenbataillon, 1 Polizeibataillon. Nachdem Königsberg am 6. April eingeschlossen worden war, wurde für den 8. April, 23 Uhr, ein Durchbruch der 61. Div. in Richtung Pillau befohlen, um die Zivilisten aus der Stadt herauszuschleusen. Den Schluss sollte das Bataillon von Lewinski der 367. Inf.-Div. bilden. Der flüchtig vorbereitete Durchbruchsversuch misslang schon in den Anfängen, so dass Generalleutnant Sperl, der am 8. April früh verwundet worden war, die Division um die Bastion Sternwarte versammelte und sie sich dort zur Verteidigung einrichten ließ. 400 Verwundete lagen in dem einen Turm der Bastion, in dem anderen richtete sich die Führungsabteilung der Division unter dem Ib, Major i. G. Held, ein. In den beiden Gräben kämpften tapfer bis zur letzten Patrone die noch übriggebliebenen Teile des Artillerie-Regiments und der Nachrichtenabteilung. Hauptmann ten Bergh (A. R. 161) ist dabei gefallen; Leutnant Nienstädt zeichnete sich durch persönliche Tapferkeit besonders aus. Den ganzen 9. April über hielt die Truppe, Munition und
 
Verpflegung ging zu Ende, an einen Durchbruch war nicht mehr zu denken. Am 10. April 1945 um 6.30 Uhr - der Kommandant von Königsberg hatte die Festung bereits übergeben - stellte auch die Bastion Sternwarte das Feuer ein. Die Letzten der 61. Division traten noch einmal an, Generalleutnant Sperl
wurde auf einer Bahre vorangetragen, dann ging der Marsch bis zum Schauspielhaus, wo die etwa hundert Offiziere und 600 - 800 Unteroffiziere und Mannschaften, geführt von Major Held, von dem Stab der russischen 18. Garde-Schützendivision in Empfang genommen wurden. Die Übergabe erfolgte in ehrenvoller Form, den Offizieren wurden zunächst die Waffen belassen. Die 18. Garde-Schützendivision, die der 61. Div. am Wolchow, an der Narwa und vor Gumbinnen gegenübergelegen hatte, hat ihrem Gegner in soldatischer Weise Anerkennung bezeugt. Es war der letzte militärische Akt. Die 61. Infanterie-Division war nicht mehr.

In den sechs Kriegsjahren sind von der 61. Division 4500 Gefallene, 21000 Verwundete und 3000 Vermisste zu beklagen gewesen, insgesamt 28 500 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften. Am Ende einer Betrachtung des Weges, der eine ostpreußische Division über die historischen Schlachtfelder in Polen, Belgien, Frankreich, Baltenland bis zum Untergang in der Heimat geführt hat, steht die berechtigte Frage nach dem Sinn dieser Opfer. Wir werden als Miterlebende diese Frage heute noch nicht beantworten können. Die geschichtliche Wirkung solcher Todesgänge pflegt erst spät sichtbar zu werden; ohne Folgen bleiben sie niemals. Aber schon heute ist es deutlich, dass die hier aufgezeichneten Leistungen nicht möglich gewesen waren, ohne jene inneren Werte, die in sechs Jahren gelebt und mit dem Tode besiegelt worden sind: Gehorsam, Treue, Disziplin, Kameradschaft, Pflichterfüllung bis zum Tode, Zurückstellung der eigenen Person und Hingabe für die Gemeinschaft. Soll dies alles mit unseren Toten begraben sein?

Kameraden, meldet Euch!
Alle ehemaligen Angehörigen der 61 Inf.-Div. werden gebeten, ihre jetzige Anschrift an General a. D. Krappe, (21a) Dickenhagen über Altena/Westf., mitzuteilen.


Seite 8   Vorweihnachtliches aus Gumbinnen. Erzählt von Wilhelm Keller

Am Sonntag vor einer Woche waren wir nachmittags hinausgegangen und hatten unsere Toten besucht, die auf dem alten Friedhof an der Meelbeckstraße ruhen, und auch sie auf dem neuen Friedhof an der Straße nach Sodeiken. Grau verhangen war der Himmel, welkes Laub fiel von den herbstwindzerzausten Bäumen, ganz müde ließen die Trauerweiden ihre schon kahlen Zweige hängen. Über der Erde lag ein Hauch von Vergehen. Es war, als wollte die Natur uns ein „memento mori" zuraunen.

Tief hängen auch an den folgenden Tagen noch die Wolken. Novembernebel hüllen Baum und Strauch, Häuser und Straßen, Menschen und Tiere in schier undurchsichtige Schleier. Doch dann lugt plötzlich wieder, wenn auch erst nur für einige Minuten in der Mittagszeit, die Sonne durch das trübe Dunkel. Am Abend steht Stern bei Stern am wieder wolkenlosen Himmel, und die Sichel des ersten Mondviertels gießt, ihr silbernes hell über die Landschaft.

Es ist wieder Licht geworden auf der Erde, die am nächsten Morgen eines ihrer schönsten Gewänder angelegt hat. Als wir aufwachen, prangen Eisblumen am Fenster, und draußen ist alles weiß. War das nicht jedes Mal so, als hätte unsere Mutter ein blütenweißes Leinentuch über den großen Tisch gebreitet, um eine Festtafel zu richten?

Ja, über Nacht ist aus dem trüben, grauen November ein strahlender Wintertag geworden. Wir sind aus den besinnlichen, manchmal auch düsteren Gedanken der Zeit um Bußtag und Totensonntag hinübergeleitet worden in die lichte und erwartungsfrohe Adventszeit. In eine Adventszeit, deren Hoffnung und ganze Freude wohl kaum eine Umgebung besser vermitteln konnte als die Winterlandschaft unserer ostpreußischen Heimat.

Natürlich ist es in jedem Falle dort am schönsten gewesen, wo man die Tage der Vorfreude auf Weihnachten als Kind erlebt hat.

Wenn heute irgendwo um uns die ersten weißen Flocken vom Himmel zur Erde fallen, dann zieht Weihnachtsahnung ins Herz, dann liegt sie wieder da vor unserem geistigen Auge die kleine Stadt. Die Dächer ihrer Häuser sind schneebedeckt, die breiten Kronen der alten Bäume auf dem Damm sind weiß bereift, der Pissafluss, der Gumbinnen in die Alt- und Neustadt teilt, hat eine starke Eisdecke und ist auf der Ostseite der großen Brücke bereits Tummelplatz von „schorrenden" Jungen und Mädchen. Bald wird auch auf der anderen Seite der Brücke der „Club' freigegeben sein, und für die Schlittschuhläufer beginnt die herrliche Zeit. Dann schneiden wir wieder Bogen, laufen Achten und andere Figuren auf der
 
spiegelblanken Fläche und tanzen am Sonntag, wenn von zwölf bis dreizehn Uhr die Militärkapelle ihr Eiskonzert gibt, einen Walzer, dass es nur so seine Lust hat.

Gerade für die Kinder, bringt der Winter viele Freuden. Ist Schnee genug gefallen, dann sind die Sorgen um die Zensuren im Weihnachtszeugnis schon mittags bei Schulschluss vergessen. Gleich nach dem Mittagessen wird der Rodelschlitten vom Boden geholt, und eine halbe Stunde später stiebt der Schnee hoch auf, wenn wir in Fichtenwalde die „Teufelsbahn" heruntersausen. Erst bei anbrechender Dämmerung ziehen wir wieder heim. Hinter uns wird der Wald immer dunkler, seine Umrisse verschwimmen mehr und mehr, vor uns aber kommen die Lichter der Stadt näher. Gumbinnen wird hell, Lichter über Lichter leuchten auf ein seltener Glanz strahlt uns entgegen. Welch eine Lichtfülle aber erst umfängt uns, alt wir in die Königstraße einbiegen. Hier reiht sich Geschäft an Geschäft, alle haben ihre Schaufenster weihnachtlich geschmückt und festlich erleuchtet, um viele, viele schöne Dinge zu zeigen. Nie werden wir die Schaukelpferde, die Ritterburgen, die Eisenbahnen, die Kaufläden, die bunten Bilderbücher, dann die Rodelschlitten und Luftgewehre und noch ein paar Jahre später den Fußball oder das Tischtennisspiel unter den Auslagen in der König-, der Goldaper-, der Wilhelm- oder der Friedrichstraße vergessen.

Unsere Wünsche wurden von Jahr zu Jahr andere, die ausgestellten Sachen änderten sich mit den Errungenschaften der Zeit, Geschäft« kamen neu hinzu, andere wieder gingen fort. Doch eines ist geblieben: Unser Lichterbaum vor der Regierung! Jahr für Jahr erstrahlt die schlanke Tanne im Glanz der weihnacht kündenden Lichter. Sie bildet in den Wochen vor dem Weihnachtsfest alltäglich den Mittelpunkt des Lebens in Gumbinnen.

Wenn am Abend dann die Stadt zur Ruhe geht, wenn weiße Flocken sachte zur Erde gleiten, wenn aus einer Nebenstraße die Glocken eines aufs Land heimfahrenden Schlittens verklingend herüberläuten, wenn der Lichterbaum seinen matten Schein auf del Markt, auf das alte Regierungsgebäude und das Standbild Friedrich Wilhelms I davor wirft, dann hat die Weihnacht sich der Salzburger Stadt angekündet. Alle, die dort aufgewachsen sind, kennen dieses Bild. Der Kerzenschein des Tannenbaums auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz möge ihnen auch in die Fremde herüberleuchten und die Adventszeit licht und hoffnungsvoll werden lassen.


Seite 8   Der Hungerstein bei Stuhm

In den Wäldern Westpreußens, in den Schluchten der Bäche auf den Ackern lagen viele erratische Blöcke Da gab es im Walde von Vogelsang im Rommelbett den Teufelsstein, in den romantischen Dörbecker Schluchten gab es deren gleich eine Menqe, bei Kulm und selbst in Elbing fanden sich diese riesigen Findlinge. Auch das Kreisstadtchen Stuhm hatte seinen Findling, der „Hungerstein' genannt wurde, dessen Lage aber nur wenigen bekannt war. Man musste schon mit dem Boot den Stuhmer See überqueren, um in einer Bucht vor dem Gut Hintersee, vorsteckt im dichten Schilf, an den großen, rötlich schimmernden Stein zu qelanqen, den die kleinen Wellen selten ganz überspülten. Und damit verband sich für die Bevölkerung auch die prophezeiende Bestimmung des Hungersteines, der nach den Ernteaussichten des Jahres befragt werden konnte. Steckte der Granit nur seinen Kopfzacken aus dem Wasser sollte es ein gutes Jahr werden. Verschwand er aber unter dem Seespiegel, bedrohten Hochwasser und Nässe die Felder Doch wahre Hungerjahre wurden die, welche der Hungerstein dadurch ankündigte, dass der Wasserspiegel absank und ihn in seiner ganzen Ausdehnung und Größe sehen ließ.


Seite 8   Krippensingen in Danzig. Von Gertrude Renate Nikolat oder Nikolai

Sammetweich und leise,
fängt es an zu schnein,
Kinder stehn mit Krippen
im Laternenschein.
Frostesstarres Händchen
Hält des Krippleins Rand
tragen es an einem
um den Hals gelegten Band.
Ärmlich blinkt ein Lichtlein
im papiernen Stall,
schüchtern klingt ihr Stimmchen:
„Kindlein, kommt doch all.'
Singen so alljährlich
 
zu der Weihnachtszeit
alt vertraute Lieder,
wenn es friert und schneit,
dankbar für die Gaben
die so mancher gibt,
der das Krippensingen
und die Kinder, liebt.
Doch wer will verweilen,
wenn die Christnacht sinkt
und von Sankt-Kathrinen
feierlich erklingt,
das Posaunenblasen
weithin: .Stille Nacht".
Da haben auch die Kleinen
ihr Lichtlein ausgemacht.



Seite 9   Das Marienburger Land. Vom Ersten Bürgermeister Pawelciß (Marienburg
Foto: Blick auf die Marienburg mit den Nogatbrücken
Foto: Das neue Rathaus in Marienburg
Foto: Altes Vorlubenhaus Köster, Stalle (Kreis Marienburg)
Foto: Unter den Lauben – Marienburg
Foto: Marienburger Rathaus – eines der wertvollsten Baudenkmäler des Ordenslandes. Aufn.: v. d. Piepen

Einst grüßten bei klarer Luft die Türme der Marienburg und der Marienkirche in Danzig einander aus weiter Ferne. Von den Vogelsang-Bergen bei Elbing konnte man am Horizont im Westen die Marienburg sehen. Von dem Marienburger Schlossturm zum Domturm in Marienwerder wurden in der Ordenszeit Sonnenlicht-Spiegelsignale ausgetauscht. Das so etwa umgrenzte Gebiet und sogar das ganze aus den Kreisen Marienburg, Stuhm, Rosenberg und Dt. Eylau bestehende westpreußische Volksabstimmungsgebiet von 1920 nannten die Polen in Anerkennung der Bedeutung der Marienburg „Das Marienburger Land“. Der ehemalige große Kreis Marienburg erstreckte sich mit seinem Großen und Kleinen Marienburger Werder von den Toren Elbings bis in Ostseenähe in Richtung Danziger Niederung.

Die Sumpfniederung, die der Deutsche Ritterorden St. Marien im 13. Jahrhundert bei Beginn seiner Staatengründung im Weichsel-Nogat-Delta vorfand, hat er in großartiger Landeskultur unter Heranziehung von Siedlern aus vielen deutschen Gauen zu einem fruchtbaren Gebiet mit reicher Bauernkultur gemacht. Gewaltige Deichbauten und kunstvolle Bewässerungs- und Entwässerungsanlagen mit Windmühlenbetrieb zur Trockenlegung des zum großen Teil unter dem Meeresspiegel liegenden neugewonnenen Landes wurden von den in solchen Planungen und Arbeiten hoch erfahrenen herangezogenen holländischen Siedlern angelegt. Ihre Nachkommen, der Sekte der Menoniten angehörig, haben sich im Lande bis auf unsere Zeit als wertvolle Landwirte und Geschäftsleute bewährt. Von dem hohen Kulturzustand und Reichtum dieses Gebiets in der Ordenszeit berichtet die Sage: Den Hochmeister mit Gefolge ließ einst ein Werderbauer auf schlichten niedrigen Holztonnen Platz nehmen. Deren Inhalt wies er dem erstaunten Hochmeister als bares Hartgeld vor. Von der alten Wohlhabenheit in beiden Marienburger Werdern zeugen zahlreiche Bauernhäuser niederdeutschen Charakters, sogenannte Vorlaubenhäuser, unter ihnen besonders schön das Haus Köster-Stalle im Kleinen Marienburger Werder. In unserer Zeit legte das Bauerngut Wüst-Notzendorf bei Marienburg den hohen Ertragsstand offen. Es war das steuerlich höchst bonitierte landwirtschaftliche Grundstück in ganz Preußen und zog deswegen das Interesse und die Besichtigung zahlreicher landwirtschaftlicher und steuerfachmännischer Stellen auf sich.

Die Grundlage dieses hohen Standes deutscher mittel- und großbäuerlicher Landwirtschaft war auf dem überaus fruchtbaren alt kultivierten Werderboden mit günstigen klimatischen Verhältnissen in Ostsee-Nähe (in Ostpreußen mildeste niederschlagsarme Witterung) rentabler Weizen- und Zuckerrübenanbau in großem Stil. Fünf bedeutende Zuckerrübenfabriken, in Marienburg zu den Vereinigten Marienburger Zuckerrübenfabriken organisatorisch vereinigt, blühten hier. Die großen bei der Zuckerrübenernte anfallenden Futtermassen und günstigen Weide- und Wiesenverhältnisse bedingten eine große hochstehende Rindvieh- und Pferdezucht und erhebliche Milch- und Käseproduktion. Gezüchtet wurde das Warmblutpferd als Arbeitspferd sowie das schwarz-weiße Tieflandrind mit hohen Spitzen- und Höchstleistungen. Einige Kühe erreichten eine Jahresmilchmenge bis zu 10 000 kg, ganze Herden einen Durchschnittsertrag bis zu 6000 kg je Kuh. Große aus dem ganzen Reich besuchte Auktionen wurden in modernen städtischen Auktionshallen in regelmäßiger Folge abgehalten. Der lange Zeit alljährliche
 
Marienburger Luxus-Pferdemarkt war ein Ereignis. Eine leistungsfähige Reit- und Fahrschule bestand in Marienburg. Die Stadt unterhielt eine höhere landwirtschaftliche Schule mit mittlerer Reife. Es gab hier eine Mitscherlich-Station nach dem bewährten System des Professors Mitscherlich, die eingesandte Bodenproben auf Bedarf an Art und Menge der Düngerstoffe aufgrund praktischer Ertragsproben untersuchte.

Die Stadt Marienburg führte seit langem den Ehrennamen als Stadt der Schulen mit ihren mehrfachen Schulsystemen, u. a. mit ihrer einst von dem Hochmeister Winrich von Kniprode gegründeten Lateinschule, die zuletzt als Doppelschule, nämlich als Aufbauschule und als humanistisches Gymnasium ausgebildet war. Daneben bestanden die üblichen sonstigen Schulsysteme entsprechend einer zentral gelegenen Mittelstadt, darunter auch Lyzeum und Oberlyzeum, Berufs- und Haushaltungsschulen usw. Seit 1872 bestand hier auch ein Lehrerseminar bis zur Umorganisation der Lehrerbildung in neuerer Zeit.

So trat die Bedeutung Marienburgs als Mittelpunkt des Haupterwerbsstandes, als Kulturmittelpunkt und als Wirtschaftszentrum des Marienburger Landes wirkungsvoll in die Erscheinung. Dazu trug die überaus günstige Verkehrslage der Stadt hervorragend bei. Die in der Ordenszeit einst schiffbare Nogat, der östliche Mündungsarm der Weichsel, war in der Polenzeit versandet, führte Hochwasser und war nicht mehr schiffbar. Unter der vortrefflichen preußischen Verwaltung wurde die Nogat hochwasserfrei abgeschlossen und kanalisiert, sodass der bis zu 300 m breite Strom für 600-t-Schiffe wieder schiffbar wurde. Die Stadt Marienburg, durch Versailles 1919 durch Abtrennung des größten Teiles ihres Kreises westlich der Nogat schwer betroffen, verstand es in ihrer dadurch entstandenen Krise, ihre bemerkenswert polenfreie Lage am Ostufer der Nogat und nahe der Dreiländerecke Ostpreußen –Danzig - Polen auszuwerten. Sie legte auf einem an dem Nogatufer gelegenen Teil ihres in großzügiger neuer Bodenpolitik erworbenen 4000 Morgen großen stadteigenen Landes einen Umschlag- und Industrie-Hafen erfolgreich an. Ein Eisenbahnanschluss wurde an das Ufer mit Hafenbecken gelegt. Durch den billigen Wassertransport der Zuckerrüben und notwendigen Rohstoffe aus dem beiderseits der Nogat gelegenen besonders ertragreichen Anbaugebieten zur Fabrik, wurde die Zuckererzeugung wesentlich begünstigt. Sodann entstand unter Verwertung des reichlich anfallenden Nogatbaggersandes eine große Kalksandsteinfabrik, die ihre vortrefflichen Erzeugnisse auf dem Wasserwege nach Elbing und über das Frische Haff nach Königsberg verfrachtete. Aufgrund der Flößerei aus den oberhalb und aus Polen vorhandenen Weichsel-Wäldern fand hier eine Schneidemühlenindustrie ihren Standplatz. Daneben siedelten sich schnell Klein- und Mittelindustrien an, aber auch eine Großindustrie in Gestalt einer 1200 Arbeiter beschäftigenden international finanzierten Gummischuhfabrik großen Stils. Dadurch wurde die damalige Arbeitslosigkeit in der Stadt grundlegend erleichtert.

Besonders wichtig war die günstige Bahnlage Marienburgs an der Ostbahn Berlin – Königsberg - Eydtkuhnen mit einem von hier aus sich nach allen Richtungen anschließenden Eisenbahnnetz. Die Stadt wurde mit ihrem selbstgeschaffenen Verkehrslandeplatz an den regelmäßigen Luftverkehr angeschlossen. Ferdinand Schulz, dem genialen Weltrekordsegelflieger wurde ein städtisches Segelfluggelände mit Flugzeugbaubaracke zur Verfügung gestellt. Es gelang ferner, eine für damalige Verhältnisse starke wirtschaftlich bedeutsame Garnison der Reichswehr nach 1918 in den neuen modernen, zum Teil städtischen Kasernen, zu erhalten. Marienburg blieb auch nach 1918 Festung zur Deckung des wichtigen Eisenbahnknotenpunktes und Brückenkopfes an dem Nogat-Weichsel-Übergang.
Starke Erfolge waren der städtisch geleiteten Fremdenverkehrspflege angesichts der günstigen Verkehrslage, des vielfach erhaltenen mittelalterlichen Stadtbildes und vor allem der weltberühmten Ordens-Hauptburg beschieden, die als größter und gotischer Profanbau der Welt anerkannt und nach dem Schweizer Dichter Jakob Schaffner an Bedeutung der Alhambra und dem Kreml gleichzustellen ist.

In Stilreinheit durch den genialen Schlossbaumeister Conrad Steinbrecht unter dem letzten deutschen Kaiser in langer Lebensarbeit wiederhergestellt, übte das Schloss eine steigende Anziehungskraft aus, und gerade in seiner Lage nunmehr als Grenzburg hart an dem polnischen Korridor. Eine große Anzahl von bedeutenden Kongressen und von führenden Persönlichkeiten in- und ausländischer Staaten, der Industrie, Wirtschaft und Presse waren Besucher von Schloss und Stadt Marienburg. Großzügige Marienburg - Freilicht - Festspiele an und in der Marienburg unter der Regie des künstlerischen Leiters der Zoppoter Waldoper, des Generalintendanten der Danziger Theater, Hermann Merz, wurden veranstaltet. Das Freilichtspiel vom tapferen Leben und opfervollen Sterben des ordenstreuen Marienburger Bürgermeisters Bartholomäus Blume ist vor mehr als 2000 begeisterten Zuschauern aufgeführt worden. Auch Goethe's Egmont und Götz von Berlichingen gingen mit ersten deutschen Schauspielern und Hunderten von Laienspielern über diese Freilichtbühne.

Das volkstümlich gewordene Denkmal zur Erinnerung an das glanzvolle Deutschtumsbekenntnis des
11. Juli 1920 mit dem Wort „Dies Land bleibt deutsch" fand vor der Marienburg seinen würdigen Platz. Hindenburg, ein warmer Verehrer der Marienburg, hat es enthüllt und war ein häufiger Besucher der Burg
 
von seinem nahegelegenen Gut Neudeck aus. Das Äußere der Stadt wurde verbessert und gepflegt. Große Parks und weitausgreifende Wanderpromenaden längs der Nogat wurden angelegt. Ein glücklich in das alte Stadtbild eingefügtes neues Rathaus entstand neben dem zu eng gewordenen ehrwürdigen historischen Rathaus von 1300.

Die prähistorische Forschung wurde im Stadtgebiet auf städtischem Gelände gefördert. Das Ergebnis war die Auffindung, fachmännische Sichtung und Pflege von tausenden Funden in einem wissenschaftlich als wertvoll anerkannten städtischen Museum, ein Ausweis altgermanischer Besiedlung des Gebiets.

In Meisters Großem Remter, dem nach Sachkennerurteil zwischen Paris und Petersburg architektonisch, historisch und akustisch bedeutsamsten Konzertsaal fanden große Konzerte erster deutscher Tonkörper wie z. B. des Leipziger Thomaner-Chors außer häufigen anerkannten provinziellen Musikaufführungen und Musikfesten statt.

So steht uns das Marienburger Land mit seinem stolzen Mittelpunkt, der Marienburg, und ihrer regsamen Stadt in schöner, großer Erinnerung als ein wahrer Gottesgarten, der uns willig nährte, gekrönt von einem Deutschtumssymbol von dem hohen Range der Marienburg, betreut von ihrer durch alle schwer bewegten Zeiten deutschen Stadt. Ihre Treue beweist diese durch das Volksabstimmungsergebnis des Jahres 1920 mit 17 805 deutschen gegenüber nur 191 polnischen Stimmen.

Die Stadt hat durch die Schlusskämpfe im Frühjahr 1945 schwere Wunden erlitten, aber die Rathäuser stehen noch zwischen den Trümmern des schönen alten Stadtteils der „Lauben". Das Schloss ist von der Stadtseite her 6ohwer beschädigt. Die herrliche alte Schlosskirche über der stimmungsvollen Hochmeistergruft, In der 7 Hochmeister des deutschen Ordens schlummerten, darunter auch der Retter des Ordenslandes und der Marienburg nach der unglücklichen Schlacht von Tannenberg 1410, Heinrich von Plauen, ist mit dem gewaltigen Muttergottesbild völlig zerstört. Es wiederholte sich 1945 nicht der göttliche Schutz dieses kunstvollen Mosaikbildes, der einst den polnischen Geschützmeister bei Abfeuerung eines Schusses auf das Madonnenbild durch Explosion seines Geschützes erblinden ließ. Der hohe Glockenturm der Burg ist zerschossen. Aber in der Nogat spiegelt sich noch die Westseite der Marienburg. Alles was ihr angetan ist, läßt sich wieder wie einst nach der Polenzeit, wenn uns oder unseren Kindern die ersehnte Heimkehr nach unserem heiligen Recht beschieden sein wird, wiederherstellen.

Entscheidend für das Schicksal unserer ostdeutschen Heimat und ihres Symbols, der Marienburg, ist nicht die augenblickliche Machtkonstellation, vielmehr die größere Liebe zu ihnen. Und diese wird immer bei uns Deutschen sein, die wir aus Sumpf und Wildnis unter legitimer Verleihung der damaligen europäischen Mächte und auf Anruf von polnischer Seite die Hand gelegt und einen blühenden deutschen  Staat geschaffen und durch alle schwären Zeiten doch erhalten haben, auf  der anderen Seite aber die Unfähigkeit sehen, den durch uns erreichten hohen Stand zu halten.

„Ein Tor, wer nicht beim Anschauen dieses wirrenreichen Wandels einer großen Geschichte die vornehme Sicherheit des Gemüts und die Freiheit des hellen Auges sich zu stärken vermag, die über den Zufällen, den Torheiten und den Sünden des Augenblicks das unabänderliche Walten Weltenbauender Gesetze erkennt.“
(Heinrich von Treitschke, Das Ordensland Preußen.)



Seite 10   Suchanzeigen

1. Inf.-Div.! Wolfgang Neubauer, Fahnenjunker-Uffz., geb. 26.08.1925, gewohnt in Königsberg, Fritzener Weg 6, letzte Nachricht vom 07.02.1945. Er gehörte damals zum Inf.-Rgt. I. Wer weiß etwas über das Schicksal des Gesuchten. Für jede klärende Nachricht dankbar! Frau Elisabeth Keller, Göttingen, Schiefer Weg 16b

Pfarrer Paul Nieswandt aus Königsberg-Ponarth, wird gesucht von Hans Boy, Bad Schwartau, Eutinerstr. 25.

Gräf, Kurt aus Labiau, geb. 25.03 1939. Buchdruckerlehrling. Am 14.01.1945 zum RAD nach Engelstein bei Angerburg eingezogen, am 21.01. bei Rosengarten bei Rastenburg eingesetzt. Abt. vom Russen zersprengt. Reste der Abt. über Danzig nach Swinemünde per Schiff gebracht. Von dort nach Bayern, wo etwa 100 Jungen einem SS-Lehrbatl. nach Prag zugeteilt wurden. Angeblich soll auch mein Sohn dabei gewesen sein. Sind Kameraden vorhanden, die über den Verbleib meines Sohnes Auskunft geben können? Nachricht erb. Friedr. Gräf, Majenfelde, Kreis Eutin (24b).
 

Reit.-Rgt. 1 Insterburg! Wo sind die Kameraden Paul Windt, Fritz Wölk oder Wolk, Ernst Daniel, Walt. Randzio, Gebr. Zietlow und andere! Mitteilung erbittet Stzm. (TO) z. Wv. Walter Edwernat, (20b) Weende-Göttingen, Hannov. Str. 104.

Christal, Manfred, Fallschirmjäger, geb. 07.03.1926. Ist Ende Januar 1945 von seinem Ausbildungsstandort im Westen nach Berlin und evtl. von dort nach dem Osten gekommen. Letzte Feldpostnr. im Westen L 62 737 c, Feldpostnummer aus dem Osten oder Berlin ist nicht bekannt. Für etwaige, auch noch so unwesentlich erscheinende Nachrichten über den Verbleib meines Sohnes wäre ich herzlich dankbar. Außerdem bitte ich um gefl. Mitteilung von Anschriften von Heimkehrern der Feldpostnummer L 62 737 und L 62 737 C. Unkosten werden erstattet. Gustav Christal, (20a) Hannover-Linden, Im Bruchkamp 8 (früher Königsberg-Juditten, Hammerweg 125).

Frl. Bergau, Marie, aus Gerdauen, Am Markt 4. War im Januar 1945 als Patient in der Ausweichklinik Königsberg-Juditten bei Frau Dr. Czyan, untergebracht und ist seither vermisst. Für etwaige, auch noch so unwesentlich erscheinende Nachrichten über den Verbleib meiner Schwester wäre Ich herzlich dankbar. Unk. werden erstattet. Gertrud Christahl geb. Bergau, (20a) Hann.-Linden, Im Bruchkamp 8.

Pruust, Anna, geb. 05.04.1872, wohnhaft Königsberg, Sophienstr. 7. Im März 1945 nach Rauschen evakuiert, hat wahrscheinlich Mai/Juni 1945 versucht, nach Königsberg oder Romau bei Tapiau zurückzukehren. Auskunft an Pruust, Nordhorn, Holzstr. 2.

Leutnant Schwarz, Alfred, geb. 03.05.1919 zu Romau, Kreis Wehlau (Ostpreußen). Letzte Feldpostnr.
44 380 A II. Art.-Ausb.-Abt. 271. Neustrelitz, Douaumont-Kaserne. Im März 1945 wurde in Schwerin (Meckl.) ein Zettel von ihm gefunden, auf dem er seine Angehörigen sucht. Seitdem fehlt Jede Spur. Auskunft an Irmgard Pruust, Nordhorn, Holzstraße 2.

Königsberger! Wer kann Auskunft geben über das Schicksal von Ernst Ungermann, geb. 12.02.1896. Bis 1945 bei der Allg. Ortskrankenkasse Königsberg tätig. Zuletzt wohnhaft Hansaring 38, ab 9. April 1945 Zivilgefangenenlager Königsberg, Rothenstein. Letzte Nachricht im August 1945 aus einem unbekannt gebliebenen Gefangenenlager bei Königsberg Pr. Nachricht erb. an Gerd Ungermann, (21b) Plettenberg-Lettmecke in Westf.

Hugo-Wilhelm Brücker, Arzt. Früher Königsberg Pr.; gesucht von Werner Husen, Hamburg, Caffamacherreihe 100 I.

Artur Naubereit, geb. 07.09.1902, wohnhaft in Insterburg, Augustastraße im Altersheim. War zuletzt mit anderen Insassen des Heims nach Stenken, Kreis Labiau gekommen. Wer weiß etwas über den Verbleib meines Schwagers? Nachricht erb. an Charl. Naubereit, Hedeper Bahnhof, Post Börssum

Richard Nikoleit, mit Frau Anna, geb. Kuckuck, geb. 01.01.1883 in Kielendorf, Kreis Gerdauen und August Kiehl, geb. 17.06.1911 in Gr. Galbuhnen, Kreis Rastenburg. Ist im Dezember 1946 in Schleswig-Holstein gesehen worden. Auskunft erb. Karl Kiehl, Immensen 8 über Kreiensen.

Russlandheimkehrer!  Hartmann, Herbert, geb. 06.05.1906 in Gogolin bei Oschein O/S. Zum Schluss in Königsberg gewohnt. Stabsfunker der Div. 291 oder 292, Feldpostnr. 30 840. Wer weiß etwas üb. meinen Bruder? Nachricht erb. Frau Eugenie Krüger, (16) Eschborn a. T., Paulsgasse 18.

Klaffke, Aloys, geb. 21.06.1904, Braunsberg/Ostpreußen, Straße der SA 16. Letzte Anschrift: Gefr. Aloys Klaffke, Aufstellungsstab für Marscheinheiten 403 in Stablack-Ostpreußen. Wer kann Auskunft über ihn geben? Nachricht erb. an August Preuß, Halchter 20 über Wolfenbüttel (Braunschweig).

Familie Dr. Arthur, vormals Walde, Tapiau, Königsbeiger Str., Frau Johanne Bunk, Königsberg, Plantage 31, Familie Philipp Schatz, Königsberg, Schiefer Berg 18. Wer weiß etwas Näheres über den Aufenthalt oder Verbleib der Gesuchten? Nachricht erbittet Artur Kirschnick, Dankelshausen, Kreis Hann.-Münden (früher: Irglacken, Kreis Wehlau).

Russlandheimkehrer! Wer kann Auskunft geben über Uffz. Helmut Quednau, geb. 01.03.1921 in Königsberg. Zuletzt in Kurland gewesen. Feldpostnr. 07 687 E. Bei der Kapitulation in russ. Gefangenschaft gekommen. Wer kann über den Verbleib näheres mitteilen? Nachricht erb. Frau Johanne Quednau, (21) Minden i. Westf., Petersilienstr. 7.
 

Kucharski, Barbara, war Studentin am Hochschulinstitut für Musikerziehung in Königsberg, wohnte mit ihrer Mutter in Lötzen/Ostpreußen, Christina Cziubiella, Studentin am gleichen Institut, wohnte bis zur Flucht in der Beekstr., Königsberg, Vater war Tiefbau-Ing., Frau Dr. Maria Kucharski geb. Federmann, letzte mir bekannte Pfarrstelle des Gatten war Schwalbental, Kr. Insterburg, Frl. Charlotte Duncker, Angestellte bei der Kreissparkasse Samland, Königsberg, Steindamm 19. Dr. von Bülow, orthop. Arzt, hatte seine Praxis im Hause der Ceres-Drogerie, Königsberg, Steindamm. Frau Wanda Pupliks und deren Tochter Grete, Angest. in der Med. Klinik, Königsberg., Drummstr., wohnten Samlandweg 33 I. Sämtliche Personen werden gesucht von Frau Frieda Krause (14b), Simmersfeld, Kr. Calw/Württ., Hauptstr. 73.

Baumgardt, Bruno, Krim.-Sekr. Königsberg, Am Ausfalltor 32, geb. 29.09.1903, befand sich bei der  Kapitulation verwundet im Polizeipräsidium Königsberg.  Weitere Auskunft erb. seine Schwester Gertrud Baumgardt. Bremerhaven - Lehe, Potsdamer Straße 43 p. b. Schäfer.

Platz, Anneliese, geb. 16.07.19 27 in Königsberg. Wer kennt meine Tochter oder weiß etwas über ihr Schicksal, zuletzt gesehen Anfang Januar 1948 im Lager Pr.-Eylau. Nachricht erb. Frau Anna Platz, Wipperfürth bei Köln. Wolfsiepen 4.

Platzek, Auguste, geb. 29.08.1866, wohnhaft in Pillau, geflüchtet von Sallmeyen, Kr. Osterode mit Treck bis Mohrungen. Dort schwerer Artilleriebeschuss. Seit Ende Januar 1945 fehlt jede Spur von ihr. Wer weiß etwas über ihr Schicksal? Nachricht erb. an Frau Irma Platzek, (24b) Herzhorn/Holst., Am Deich.

Lapöhn, Bruno, Obergefr., geb. 04.11.1924 Königsberg, letzte Feldpostnr. 15 208 C Russlandheimkehrer! Wer kennt meinen Sohn? Nachricht erb. Gustav Lapöhn, (23) Friesoythe i. O., Burgstraße

Drückner, Hugo-Wilhelm, Arzt (Fr. Königsberg Pr.); gesucht vor. Werner Husen, Hamburg, Caffa-macherreihe 100 I.

Naubereit, Artur, geb. 7. 9. 1902, wohnh. in Insterburg, Augustastr., im Altersheim. War zuletzt mit anderen Insassen des Heims nach Stenken. Krs. Labiau gekommen. Wer weiß etwas über den Verbleib meines Schwagers? Nachr. erb. an Charl. Naubereit, Hedeper Bhhf., Po-vt Börssum.

Hecht, Gerhard, stud. ing., geb. 12.09.1917 in Lyck, Feldwebel im Gren.-Ers. und Ausb.-Batl. 400 Allen-stein. Vermisst seit Februar 1945 im Raum Gilgenburg-Allenstein. Wer weiß etwas über das Schicksal meines Bruders? Nachricht erb. Herbert Hecht, Kochel-Obb., Pessenbach 4.

Königsberger! Wer kann mir die jetzige Anschrift von Otto Kriesch aus Königsberg, Vorder Lomse, mitteilen? Anschrift erbittet Willy Krause, Minden Westf. , Königstr. 97 (früher: Königsberg, Gebauhrstr. 12b).

Behörden- und Beamtenverbände! Suche von der Panzerabwehrabtlg. I. 217 - Polenfeldzug - den Komp.-Feldw. Reg.-Insp. Leppert von der Reg. Allenstein, d. Uffz. Stadtass. Walter Rakowski, Stadtverw. Allenstein, ferner den Koch Ewald Grunwald, Arbeiter, Allenstein, An der Jos.-Kirche, den Koch Paul Keim, Arbeiter, Allenstein, Roonstraße 139, den Stabsgefr. Michael Podzich, Arbeiter, Deuthen bei Allenstein. Nachrichten erb. Gustav Garbe, Glückstadt (Elbe), M. Rantzaustraße 12.

Schalko, Johanne geb. Fischer, Schalko, Horst, geb. 29.03.1934, Schalko, Waltraut geb.
29.??.1935, Schalko, Erika geb. 31.04.1937, wohnhaft in Nargau, Post Tablakken, Kr. Wehlau (Ostpreußen). Wer weiß etwas über meine Angehörigen, dann bitte Nachricht an Ernst Schalko, (23) Oldenburg i. Oldbg., Scheidewg/Hbl. 34 bei Szillat

Wippich, Magdalene geb. 22.07.1897 in Primowen, Kreis Angerburg, letzter Wohnort Herzogskirch, Kreis Gumbinnen. Im Januar 1945 bei Elbing zuletzt gesehen worden. Wer kann über ihr Schicksal Auskunft geben. Unkosten werden ersetzt Nachricht erb. Adolf Wippich, (22b) Horbruch über Kirschberg (Hunsrück).

Poersch, Hansjürgen, Angeh. des RAD Salpkeim/Ostpreußen, Feldpostnr. 64 504 B. Letzte Nachricht aus Danzig vom 27.02.1945. Erbeten wird auch der geringste Hinweis von seiner Mutter Johanna Poersch, Durmersheim (Baden), Werderstr. 37, I.
 

Berta Senz und Karl Senz (Eisenbahner) aus Zinten, Ostpreußen, Friedrichstraße, Alter 65 - 70 Jahre. Wer kennt die Anschrift? Nachricht erb. Helene Schneider, (17b) Vangstetten 36, Kr. Waldshut (Baden).

Golaschewski, (Hardi) Leonhard, aus Allenstein, Trautzigerstraße, studierte in Königsberg (Pr.). Als Soldat wurde er zuletzt 1945 in Königsberg, Samitter Allee 5, von Paul Braun gesehen. Wer weiß etwas über sein Schicksal? Nachricht erb. an Eva Roppel, geb. Braun, (24a) Stade-Elbe, Neue Straße 2.

Russlandheimkehrer der Feldpostnummer 34 866! Komp.-Chef Wehluck. Wer kann Auskunft geben über meinen Sohn Eberhard Friedrich, Obgefr., geb. 20.02.1921 in Königsberg,Pr. Seit 29.06.1944 um Bobruisk vermisst. Nachrichten erb. Frau Gertrud Friedrich, (13b) Weilheim, Obb., Schützenstraße 27. (Früher: Königsberg, Roßg. Markt 7 - 8.)

Siegmund, Werner, geb. 08.09.1927, aus Königsberg Pr., Hansaring 54a, Schüler der Besseloberschule. Seit 16.12.1944 Kan. (ROB), 4. Sturmgesch. Ers.-Ausb.-Abt. 500, 1. Zug in Posen, Lager Kuhndorf. Nachricht erb. an Frau Ida Siegmund, (24a) Hamburg-Rissen, Mechelnbusch 5 II.

Bahlo, Günther, geb. etwa 1927, wohnhaft gewesen in Königsberg Pr., Hinterroßgarten, Schüler der Besseloberschule. Vater: Eisenbahnbeamter. Nachricht erb. Frau Ida Siegmund, (24a) Hamburg-Rissen, Mechelnbusch 5 II.

Kiehn, Alice, Konrektorin a. D., geb. 01.04.1870, letzte Wohnung Königsberg Pr., Hufenallee 48 - 50. Zuletzt gesehen am 5. oder 6. März 1945 in Gotenhafen in einer großen Halle. Ferner suche ich Herrn oder Frau Adam aus Königsberg, Seligenfeld. Unkosten werden erstattet. Nachricht erb. an Frau Alice Dölling geb. Kiehn, (22a) Düsseldorf, Solenanderstraße 22.

Frl. Luzia Herrmann, geb. 03.03.1921 in Heilsberg (Ostpreußen). Letzte Wohnung Heilsberg, Mackensenstr. .14. Sie war beschäftigt in der Schloss-Apotheke. Ist zuletzt gesehen worden im März - April 1945 in Insterburg auf einem Transport nach Russland. Von da ab fehlt jede Spur. Wer weiß etwas über den Verbleib meiner Schwester? Nachricht erb. an Frau Margarete Scharfeld geb. Herrmann, (20b) Zweidorf Nr. 49. Kreis Braunschweig.

Wischnewski, Albert, geb. 16.01.1891, Post-Betr.-Ass., aus Korschen, letzte Nachricht 15.03.1945 aus Danzig (Volkssturm). Wer war mit meinem Vater bei der Küstenbattr. Danzig-Langfuhr, Einh. Carsten? Nachricht erb. Fritz Wischnewski, (23) Brake, Unterweser, Neustadtstr. 27. Paul Helmig, geb.
28.09.1902, Bauer aus Korschen. Januar 1945 verschleppt. Zuletzt gesehen in Rastenburg. Nachricht erb. an Fritz Wischnewski, (23) Brake/Unterw., Neustadtstraße 27.

Damerau, Max, zuletzt wohnhaft In Tapiau; Damerau, Ernst, zuletzt wohnh. in Moterau, Kr. Wehlau; beide eingesetzt beim Volkssturm Pillau-Königsberg, von wo sie in russ. Gefangensch, gerieten; Vana, Heinz, letzter Wohnort Tapiau, letzte Einheit Feldpostnr. 25 947 und 25 948. Wer kann über den Verbleib Auskunft geben? Nachricht erb. Bruno Damerau, (14a) Bolheim, Kr. Heidenheim/Württ.

Völker, Bernhard, geb. am 02.02.1890. Letzte Nachr. vom 05.01.1945 aus Königsberg. Er war bei der Luftschutzpolizei Oberhaberberg 5. Wer weiß etwas über sein Schicksal? Nachricht erb. Frau Marie Völker, Bonn-Duisdorf, Rochusstr. 6.

Gloy, Gerhard, geb. 25.05.1907 in Schmiegel, Prov. Posen, wohnhaft in Allenstein, Roonstr. 62. Letzter Aufenthalt daselbst bis 21.01.1945. Nachricht erb. an Frau Elise Hackbarth, (21a) Gohfeld, Kr. Herford, Pflegehaus.

Frau Dr. Anna Burow, geb. Borchert, Arztgattin, geb. 09.12.1872. Lebte in Königsberg, Theaterplatz 9., später im Elisabethheim, Prinzenstraße. Nach Verlassen dieses Heimes stammt ihre letzte Nachricht vom 02.02.1945 aus Conradstein bei Pr. Stargard. Seither fehlt jede Spur von ihr. Sämtl. Suchaktionen führten bisher zu keinem Erfolg! Wer weiß etwas über den Verbleib der Gesuchten? Nachricht erb. an Frau Anni Maderholz, (13a) Ottensoos 136.

Königsberger! Wer kann Auskunft geben über das Schicksal meiner Tochter Irmgard Neumann, Lizentgrabenstraße 21? Geb. 20.04.1930, soll am 09.04.1945 von den Russen mit anderen Einwohnern - darunter Familie Welusch und Bonneck - von Alter Graben nach Ponarth getrieben worden sein. An der neuen Eisenbahnbrücke ist die Kolonne in Artilleriefeuer geraten, dabei sind viele umgekommen. Wer hat dies miterlebt? Nachrichten erbeten Hermann Neumann, 20a, Dingelbe 21 bei Hildesheim.
 

Bendig, Inge, geb. 16.03.1928 zu Königsberg Pr., letzte Wohnung: Königsberg, Schreberstraße 6, zuletzt wohnh. in Liegnitz, Hedwigstraße 21 bei Siegmund. Auskunft erb. die Mutter: Elisabeth Bendig, 3a) Schwerin Meckl., Stalinstraße 160, bei Guth

Wachsmuth, Luise, aus Tilsit, Rosenstr. 3, geb. 30.01.1887 in Willkischken, Kr. Niederung (geb. Lorenz) sucht den Bruder Franz Lorenz, geb. 15.01.1884 in Budeningken, Kr. Tilsit-Ragnit. Zuletzt wohnhaft in Budingen, Kr. Tilsit-Ragnit auf seinem Grundstück. Vor der Flucht aus Ostpreußen von seinem Wohnort nach Rosengart bei Mehlsack/Ostpreußen bei Bauer Kolberg mit seiner Frau Auguste geb. Krüger und seiner Tochter Gertrud und Kind Karin evakuiert. Seit 18.01.1945 keine Nachricht mehr erhalten. Wer weiß etwas über den Verbleib meines Bruders? Wohin ist m. Bruder geflüchtet? Wer hat meinen Bruder noch später gesehen? Für den geringsten Hinweis dankbar. Mitteilung erb. an Frau L. Wachsmuth, (20a) Immensen über Lehrte, Kr. Burgdorf/Hann., Jagdhaus.

Budelski, Albert, geb. 30.01.1893 in Königsberg/Pr., geriet am 08.04.1945 in der Alten Pillauer Landstr. mit Familie in russ. Gefangenschaft. Ferner werden gesucht: Elisabeth Schulz, geb. im Dezember und Fritz Budelski, Wohnort für alle war Königsberg/Pr., wo sie sämtl. in Gefangenschaft gerieten. Nachricht erb. Frau Ursula Westphalen geb. Budelski, Grabau über Bad Oldesloe.

Dramsch, Karl-Heinz, geb. 18.09.1919, aus Königsberg/Pr., San.-Uffz., vermisst seit 16.03.1945 Raum Braunsberg - Heiligenbeil. Letzte Feldpostnr. 11 299 E, unter vorh. Feldpostnr. 45 728 B am 14.02.1945 aus Lichtenau, Kr. Braunsberg geschrieben. Angestellter d. Bank der Ostpr. Landschaft, Königsberg/Pr. Dramsch, Anna geb. Gegner, geb. 07.06.1902 aus Königsberg/Pr., Augustastr. 3, zuletzt Mai 1945 in Königsberg gesehen worden. Nachricht erb. Else Dramsch, geb. Hildebrandt, Kiel - Pries. Grüffkamp 111.

Timm, Henriette, geb. Helmdorf, geb. 31.12.1867 aus Königsberg. Ferner suche ich Frau Kreutzer geb. Kirstein, geb. 15.04.1887 in Langheim, Kr. Rastenburg sowie ihren Sohn Rudi Kreutzer, geb.
26.11.1927 in Königsberg. Nachricht erb. an Frau Waltraut Krossat, Hamburg-Rissen, Wittenbergener Str. 34, (früher: Königsberg, Cranzer Allee 123a).



Seite 12   Suchanzeigen

Elbinger! Wer kann Auskunft geben über das Schicksal von Johannes Kaltenbach, zuletzt bei der
Flakeinheit in Elbing, eingezogen am 18.01.1945, früher wohnhaft in Elbing, Grubenhagen 22.
Nachricht erbittet Frau El. Kaltenbach, jetzt Dortmund, Im Grubenfeld 26

Kemmesies, Ernst Gotthilf, geb. 29.09.1925. Wohnort: Seefrieden, Kreis Lyck Ostpreußen, war Pz.-Gren. bei 6. Pz.-Gren.-Regt. 113, Feldpostnr. 44 272 B, vermisst seit 20.02.1944 bei Tscherkassy (Russland). Nachricht erb. für die in der Ostzone lebenden Eltern: Günter Getowski. (13a) Erlenbach a. M., über Miltenberg. Waldstraße 4.

Waisenheim Sensberg! Skambracks. Helga, geb. 13.05.1937 zu Königsberg Pr., war im Waisenheim in Sensburg z. Zt. der Flucht. Seitdem vermisst. Wo sind des Heimes sowie die Schwestern bzw. die Pflegerinnen mit den Kindern verblieben? Wer kann Nachricht geben? Nachricht erbittet Albert Skambracks. Grabow/Mecklenburg. Brislischerstraße 17.

Klädtke, Alfred, Flieger, geb. 24.02.1925 in Königsberg (Pr.). Letzte Nachricht von ihm über das Rote Kreuz - UdSSR - Moskau. Postfach 417/I. Wer war mit Ihm in russ. Gefangenschaft zusammen oder kann sonst etwas über Klädtke angeben. Nachricht erb. an Witwe Ernestine Wölk. Brochthausen Nr. 3 über Herzberg (Harz).


Seite 13   Landgerichtsdirektor Dr. K. Schiemann gestorben. Am 10. Oktober 1951

Diese Trauernachricht wird weite Kreise mit Schmerz erfüllen. Nicht nur die Königsberger Juristenwelt schätzte diesen liebenswürdigen, gewissenhaften und fähigen Berufsgenossen. Als treuer Freund und hilfsbereiter Berater wusste er sich viele Herzen zu erringen, seine vielseitige Bildung und sein reges allgemeines Interesse, vor allem aber seine unbeugsame Rechtlichkeit und sein gesundes Urteil flößten Achtung und Zuneigung ein. Dr. Schiemann wirkte in Königsberg i. Pr. seit 1909 als Amtsrichter und Amtsgerichtsrat. Das Vertrauen der Berufskollegen erhob ihn 1923 in schwerer wirtschaftlicher und standespolitischer Zeit zum Vorsitzenden des Königsberger und des Ostpreußischen Richtervereins. In
 
dieser Stellung wirkte er zehn Jahre unermüdlich und mit Erfolg für die ihm anvertrauten Aufgaben. Im Jahre 1927 wurde er Landgerichtsdirektor in Königsberg. Seine reichen juristischen Kenntnisse und seine Kunst der Menschenbehandlung sowie sein gesunder Rechtsinstinkt waren ein wertvoller Beitrag für die Rechtsprechung in unserer Vaterstadt.

Da Dr. Schiemann seiner innersten Natur nach dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüberstand, wurde er im Jahre 1933 auf Grund des § 5 des sogenannten Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den Ruhestand versetzt. Seine Begabung und Erfahrung hätten ihm ohne diesen politischen Eingriff eine weitere glänzende Berufslaufbahn gewährleistet. Nach der Pensionierung wurde Schiemann Universitätsrat der Albertina und wirkte als letzter dieses Amt in seiner Heimatstadt mit allen Vorzügen des Geistes und Herzens. Dabei fielen in dieser problematischen Zeit sein kluger Rat und sein menschliches Empfinden bei allen wichtigen Entscheidungen maßgebend ins Gewicht. Der harmonischen Zusammenarbeit und dem persönlichen Einvernehmen mit dem jüngst verstorbenen Kurator Dr. Hoffmann hat Dr. Schiemann in einem freundschaftlichen Nachruf für diesen vor wenigen Monaten noch selbst Ausdruck verliehen. 1944 verließ er mit seiner Schwester Hanna, der treuen, jahrzehntelangen Lebensgenossin, Königsberg, und zog mit ihr zu der älteren Schwester nach Honnef am Rhein. In ihrem
Haus waren die Geschwister bis zu seinem Tode vereint. Dort trauerten sie um die verlorene, für sie unersetzliche Heimat.

Dr. Schiemann benutzte seine Zeit zur Sammlung der versprengten ostpreußischen Juristen und zur Beratung und Förderung der Hilfsbedürftigen unter ihnen. Seine Briefe an sie waren voll klugen Rates und einfühlenden Verständnisses. Seinen Besuchern wusste er mit seinen Berichten wohltuende Stunden in seinem behaglichen Arbeitsraum zu bereiten. Mit allen seinen Kräften suchte er den Interessen der Flüchtlingsbeamten zu dienen. Sein eigenes Bemühen ging dahin, in angemessener Stellung wieder im richterlichen Beruf zu wirken. Seine Hoffnung, dies mit Hilfe des Wiedergutmachungsgesetzes vom
11. Mai 1951 erreichen zu können, sollte sich zu seinen Lebzeiten nicht mehr erfüllen. Wir werden sein Andenken in Ehren behalten. Gott gebe ihm den Frieden! Dr. L.



Seite 13   Infanterie im Ostfeldzug 1941/1942

Friedrich Hoßbach. Infanterie im Ostfeldzug 1941/42. Mit zahlreichen Karten und Originalaufnahmen. Erschienen im Verlag Giebel und Oelschlägel, Osterode (Harz) 1951.
Es ist ein erschütterndes Buch, das uns General Hoßbach geschenkt hat, aber es ist auch ein notwendiges Buch. Ausgehend von einem Vergleich der Operationen Napoleons und Hitlers, aus großer Kenntnis der Kriegs- und Heeresgeschichte gestaltet, wird die Tätigkeit vorwiegend einer einzelnen Truppe, des 1. R. 82, zur Darstellung gebracht. Die souveräne Art des Urteils und die umfassende - man muss sagen - gelehrte Kenntnis des Verfassers vom Sinn des militärischen Geschehens macht dieses wertvolle Werk zu einer beispielhaften Leistung. Die Bedeutung dieses wichtigen Buches liegt in dem fortlaufenden in Beziehung setzen des individuellen Ereignisses zur allgemeinen Lage und den Prinzipien einer rationellen Kriegsführung. So entsteht ein Bild des ersten Abschnittes des Russenfeldzuges von ungewöhnlicher Anschaulichkeit, das umso überzeugender wirkt, als sich die Darstellung strikt an die tatsächlichen Vorgänge hält unter Verwendung von Tagebuch-Aufzeichnungen, Briefen und anderen Zeugnissen von primärer Bedeutung. All diese Dokumente enthüllen den Dilettantismus der obersten Heeresleitung, die sich über die primitivsten Grundsätze der Kriegsführung gerade in diesem Feldzug hinwegsetzte.

„Die Missachtung der Leistungsgrenzen des Menschen und des Motors, mit der beide gegen ihre Natur und Eigenart bis zur Erschöpfung ausgenutzt wurden, führte zur Auszehrung des Heeres, noch bevor es in den entscheidenden Abschnitt des Krieges vor Tula und Moskau eingetreten war, und der Winter Einzug gehalten hatte.

Die Offensive musste der Unkenntnis wegen, in der die höchste Führung belangen war, in Niederlage und Rückzug enden. - Der Überspannung des strategischen Zieles fiel trotz Heldentum und Pflichttreue die deutsche Truppe, deren beispiellose Haltung alle vernünftigen Erwartungen übertroffen hatte, zum Opfer."

Es ist schier unglaublich, was in diesem Buch an Leistungen unserer Infanterie dokumentiert wird. Und man muss dem Verfasser nur aus vollem Herzen zustimmen, wenn er erklärt, dass „die innere und äußere Haltung, die unsere Infanterie in jenen Wochen der Widerwärtigkeiten auszeichnete, nicht mit Worten gebührend wiedergegeben werden" kann. Hoßbachs Buch ist vor allem ein hohes Lied auf den deutschen Infanteristen. Aber zugleich eine bittere Anklage an eine militärische wie politische Führung, die sich der sinnlos vergeudeten Menschenwerte überhaupt nicht bewusst wurde, wahrscheinlich auch
 
nicht werden wollte. Was konnten in dieser allgemeinen, von der obersten Leitung nicht begriffenen Lage schließlich auch noch militärische Teilerfolge bedeuten.

Mit Stolz aber darf der Verfasser einmal feststellen (5. XII. vor Tula), dass sich die alte, so oft vernachlässigte Infanterie In ihrer ganzen Größe zeigte. „Sie hatte ihre Waffenehre gewahrt und eine Tapferkeit bewiesen, die der ihrer Vorfahren nicht nachstand". Das sind schöne und mutige Worte und wir wollen dankbar sein, dass sie ausgesprochen werden. „Ungeachtet des technischen Fortschritts war der Mensch der entscheidende Träger des Kampfes geblieben und die Individualität der Truppenteile, ihre menschlichen und moralischen Qualitäten, hatten den Ausschlag gegeben." Es fehlte leider nur auf höherer Ebene die moralische und sachliche Qualität, diese Beweise eines hohen Könnens in einen großen Plan einzubauen, vielleicht auch nur zu bemerken.

Es mangelt nicht an bitteren Feststellungen des Verfassers in dieser Hinsicht. Denn der gesamte Feldzug war ein unerhörtes Hazardspiel vom ersten Tage an und zu Ende des Jahres 1941 musste es klar sein, dass Hitler sein
Ziel, die rasche Entscheidung in Russland herbeizuführen, nicht erreicht hat. Die ungeheuerlichen Opfer
waren vergebens. General Hoßbach hat mit diesem Buch einen höchst gewichtigen Beitrag zur Aufhellung dieser jeden Deutschen tief bedrückender Vorgänge gegeben.


Seite 13   Wir gratulieren

Frau Toni Papendieck vollendet in erstaunlicher geistiger und körperlicher Frische in Göttingen, Friedländerweg 5, am 28. Dezember 1951, ihr 80. Lebensjahr. Das ostpreußische Landkind kam als Gattin des Magistratsbaurats Papendieck nach Königsberg, wo sie ein reicher Arbeitskreis als Frau und Mutter umfing. Darüber hinaus stellte sie sich aber voller Pflichtbewusstsein dem Dienst an der Allgemeinheit zur Verfügung, insbesondere der Arbeit für und mit den Hausfrauen. Sie gehörte zu den Begründerinnen und zwanzig Jahre lang zum Vorstand des Hausfrauenbundes, dem sie all ihr Organisationstalent, ihre menschliche Wärme und hausfrauliche Tüchtigkeit widmete bis zur letzten Verantwortlichkeit als Liquidatorin des Bundes im Kriege.

Im Herbst 1944 siedelte sie nach Göttingen zu der Familie ihres Sohnes über. Viel Leid und Freud haben ihr acht übervolle Jahrzehnte gebracht, und sie hat daraus einen Segen für alle gemacht, die ihr nahe standen.

Frau Margot Mahlke aus Elbing vollendete am 4. Dezember 1951, ihr 50. Lebensjahr. Frau Mahlke wohnt jetzt in Radevormwald Rhld., Bahnhofstr. 25. Wir wünschen ihr für das weitere Jahrzehnt alles Gute!

Am 17. November 1951, feierte in Dötlingen, Oldenburg, Frau Elsa Krack aus Königsberg, Luisenallee, ihren 70. Geburtstag. Viele Königsberger werden sich aus vergangenen Tagen ihrer schönen Stimme erinnern oder ihre Gedichte lieben, die sie unter ihrem Mädchennamen Else Schorlies veröffentlichte. Die meisten aber werden sie kennen als die treue Gehilfin ihres in Südwest kriegsversehrten Gatten, des Oberstabsveterinärs Dr. Ernst Krack. Wir wünschen der Jubilarin, die nicht nur ihre Heimat verlassen musste, sondern auch ihren Sohn und Gatten verlor, einen gesegneten Lebensabend voller Zuversicht und Glaubensstärke.
 
Am 1. Advent 1951, beging in voller geistiger und körperlicher Frische Frau Martha Sinnhuber, geb. Padefke, früher Insterburg, Wilhelmstr. 18a, jetzt Göttingen, Rosdorfer Weg 9, ihren 81. Geburtstag. Unser Geburtstagskind nimmt am Geschehen der Zeit sehr regen Anteil und hält an seiner größten Hoffnung fest, in die Heimat zurückkehren zu dürfen. Unsere besten Glückwünsche begleitet der Wunsch für einen recht langen und gesegneten Lebensabend und insbesondere für die Erfüllung des sehnlichsten Wunsches unserer Landsmännin nach Rückkehr in die alte Heimat.


Seite 13   Turnerfamilie Ost- und Westpreußen. Unsere Geburtstagskinder im Dezember 1951

01.12.1951 Hildegard Jankowski-Borchert (KMTV), 20b Wiedelah (Harz) über Vienenburg, Wülpröderstraße 7
 
01.12.1951 Martha Ossowski (Elbing), 24a Hamburg-Nienstedten, Thunstr. 14
.
02.12.1951 Helene Kniephoff (Gumbinnen), 22b Bingen (Rhein), Freidhof 5.
 

05.12.1951 Emil Cziepluch (KMTV), 23 Oldenburg, (Odbg.), Münnichstr. 7.

06.12.1951 Gertraut Aspodin (KMTV), 14a Ulm (Donau), SpV Ulm 1846, Handballabt.

06.12.1951 Kurt Feyerabend (Wehlau), 24b Sehestedt über Rendsburg.

06.12.1951 Elsa Radtke (Wien) (KMTV), 22c Düren, Arnoldsweilerweg 130.

07.12.1951 Georg Bischof (KMTV), 24b Itzehoe, Neue Straße 9.
 
07.12.1951 Hanna Merkator-Katzke (KMTV), 16 Johannisberg (Rheing.) Weingut Zerbe.

07.12.1951 Martha Quasbarth (Lyck), 20a Hameln, Domeierstraße 28.

07.12.1951 Dr. Lothar Walther (KMTV), 24a Hamburg-Kl.-Flottbeck, Papenkamp 35.

10.12.1951 Renate Martin (Osterode), 20a Hameln, Schlachthofstr. 6 bei Jagusch.

10.12.1951 Kurt Werner (KTC), 20a Celle, Nordtmeyerstraße 19.
 
11.12.1951 Eduard Klutke (Graudenz). 23 Oldenburg (Oldb.), Ackerstraße 20.
 
12.12.1951 Charlotte Kritzler-Eichholz (KTC), 24b Rendsburg, Am Eiland 14.

12.12.1951 Christel Littau-Podack (KMTV), 3a Güstrow, Hansenstr. 1.

12.12.1951 Marianne Perrey-Ewert (Tilsit), 24a Flensburg, Landessportschule.

12.12.1951 Doris Kunz-Becker (KTC), 21a Münster (Westf.), Scharnhorststr. 71a.
 
14.12.1951 Elisabeth Schmidt-Raudies (KMTV), 3b Bergen (Rügen), Bahnhofstr. 49 pt.

15.12.1951 Kurt Wiese (KMTV), 24a Hamburg 33, Rübenkamp 31, Baracke 7.
 
16.12.1951 Helmut Milewski (KMTV), 1 Berlin-Steglitz, Menckestr. 23.

16.12.1951 Herta Urban-Mischke (KTC), 20a Hannover, Vahrenwalderstr. 52.
 
17.12.1951 Helmut Quiring (Elbing/KMTV), 21a Minden, (Westf.), Weserstadion 1.

18.12.1951 Kurt Bessau (KTC), 24a Lübeck, Holstentorplatz 2a.

21.12.1951 Willi Wark (KMTV), 24a Hamburg 20, Hoheluftchaussee 74

22.12.1951 Elfriede Aspodin (KMTV), 24a Freiburg über Stade, Bei der Kirche 64.

22.12.1951 Frau Anna Thomas (Wehlau), 24a Lübeck, Moislinger Allee 1/3.

23.12.1951 Rudolf Edse (KMTV), 22c Bad Godesberg. Augustastraße 7.
 
23.12.1951 Frieda Tomscheit-Leitmeyer (Allenstein), 24b Flensburg-Engelsby, Kauslunderstr. 76.

25.12.1951 Walter Hentschel (KMTV), 1 Berlin-Köpenick, Grünstr. 18.

26.12.1951 Agnes Gottschalk-Schrang (KMTV), 23 Westerstede, An der Kirche.

26.12.1951 Traute Tibolt (Allenstein), 22b Waxweiler (Eifel), Krs. Prüm.

28.12.1951 Walter Ammon (KMTV), 23 Leer (Ostfrsl.), Auf der Lübsche.

29.12.1951 Heinz Enders (KMTV), 16 Reilos 15 über Bad Hersfeld.
 


31.12.1951 Ilse Badzong-Semkat (KMTV), 13b Landshut (Bayern), Siedlung Mitterwöhr 7.

31.12.1951 Olga Freudenreich-Wölk (KMTV), 19a Halle (Saale) C 2, Fliederweg 32.

31.12.1951 Ursula Korallus (KMTV), 3b Vorland über Grimmen.

Allen Geburtstagskindern herzlichste Glückwünsche, besonders Olga Freudenreich zur Vollendung des 30., Charlotte Kritzler zur Vollendung des 40., Martha Quasbarth zur Vollendung des 50. Lebensjahres.
Onkel Wilhelm.

Unser Kreisvertreter, Turnbruder Fritz Babbel, erkrankte vor 9 Wochen schwer an Blasen-, Nieren- und Bauchfellentzündung. Erfreulicherweise ist die eigentliche Krankheit jetzt überwunden. Die ganze Turnerfamilie wünscht ihm recht bald völlige Wiederherstellung seiner Gesundheit und hofft, noch recht oft mit ihm in alter Frische und Fröhlichkeit Wiedersehen feiern zu können.
Seine Getreuen.

Die Anschriften vieler Turner und Turnerinnen haben sich in den letzten Monaten geändert. Da noch vor Weihnachten ein Rundbrief an alle herausgehen soll, ist es notwendig, mir die neuen Anschriften zur Berichtigung der Kartei umgehend mitzuteilen.
Wilhelm Alm, (23) Oldenburg (Oldbg.), Blohefelderstr. 20.


Seite 14   „Schatz von Pillau“ gehoben

in diesen Tagen wurden an der schwedischen Südküste, wenige Kilometer westlich Ystad, nach monatelangen Unterwasser-Schweiß- und -Baggerarbeiten aus dem Innern des hier gesunkenen deutschen Motorschiffes „Eydtkuhnen" acht Truhen mit wertvollem Bernstein gehoben. Es handelt sich um viele tausend unbearbeitete, teilweise wallnussgroße Stücke, die vor dem Kriege an der Bernsteinküste zwischen Pillau und Cranz gefischt und 1945 als „Schatz von Pillau" zur See nach Westdeutschland verfrachtet wurden.

Kapitän Wallner, der einstige Kommandant des „Schatzschiffes", heute an der Hebung des Bernsteins maßgeblich beteiligt, berichtet über die damalige Fahrt gen Westen: „Schon auf der Höhe von Bornholm mussten wir im März 1945 bei einem Tieffliegerangriff zwei Volltreffer an Backbord hinnehmen. Bei geschlossenen Schotten und voller Arbeit der Pumpen versuchte ich trotzdem noch die schwedische Küste zu erreichen, da mir damals Bornholm von feindlichen Seestreitkräften bedroht schien und wir den Bernsteinschatz möglichst vor der Beschlagnahme retten wollten. Kurz vor Ystad wurden jedoch die Schotten undicht, die Rettungsboote mussten klar gemacht werden, Schilf und Schatz sanken."
In den ersten Nachkriegsjahren versuchte Wallner vergeblich, die schwedischen Behörden für die Hebung des Bernsteines zu interessieren. Er hatte Schwierigkeiten genug, seine Aufenthaltsgenehmigung ständig verlängern zu lassen. Erst als er sich an den Vorsitzenden des
schwedischen Fischereiverbandes, Olafbörg, wandte, konnte er 1949 einen Mann gewinnen, der Interesse an der Sache zeigte. Durch dessen Fürsprache erteilte die schwedische Regierung schließlich Kapitän Wallner die Erlaubnis, mit einer geliehenen Taucherausrüstung von einem  Fischkutter aus wenigstens die Lage des untergegangenen „Schatzschiffes" zu erkunden.

Im Mai 1951, also nach über sechs Jahren, fand sich schließlich eine dänische Hebegesellschaft, die gegen eine fünfzigprozentige Beteiligung an dem Schatz die Bergungsarbeiten übernahm. Viele Wochen arbeiteten fünf Taucher in 40 Meter Tiefe, unter ihnen der einstige Kapitän der „Eydtkuhnen". Ohne Zwischenfälle gelangten die Unterwasserarbeiter in den Laderaum, seilten die Bernsteintruhen an und ließen sich an die Wasseroberfläche hieven. Die vier Truhen, die ihm nach Zahlung an die dänische Gesellschaft verblieben, will Kapitän Wallner in die Bundesrepublik bringen, wo vertriebene Schleifer und
Schmuckhersteller den Bernstein zu geschmackvollen Anhängern, Armbändern, Halsketten, Broschen und Nadeln verarbeiten sollen.


Seite 14   Lötzen. Im Spiegel des Eises: Von Walter Schlusnus
Foto: Plattenteich bei Lötzen im Rauhreif
Foto: Winter um das Lötzener Schloss

Auch im Winter hat die ostpreußische Kleinstadt ihren eigenen Reiz, ganz besonders in der Weihnachtszeit. An die normalen 15 bis 20 Grad Frost hat man sich gewöhnt. Wie sollte es auch anders
 
sein, wenn die Eisdecke auf dem Löwentinsee ihre nötige Stärke haben soll, um Eissegler und Schlittschuhläufer sicher über die weite Fläche zu tragen - zumal die Schlittschuhläufer mit den dreieckigen Handsegeln. Denn mit dem Handsegeln auf Schlittschuhen fängt jeder echte Eissegler an. Der eigene Körper ist hierbei der alleinige Widerpart für die Kraft und die Tücken des Windes, wenn der über die spiegelblanke Fläche dahinfegt und das Dreiecksegel packt. Aber Geschick, und Standfestigkeit vermögen die Gewalt des Windes in tragende Flügel zu verwandeln, dass man dahinfliegt - schneller als der eigene Schatten, eleganter als das eigene Spiegelbild.

Wenn der See aber mit Schnee dick zugedeckt ist und in seiner überwältigenden Weite wie tot daliegt, nur von einzelnen Wanderern betreten - schwarze Pünktchen in der einsamen Ferne -, oder wenn frostige Windstille herrscht, dann nehmen die Schritte der vielen Schlittschuh tragenden Leute eine andere Richtung. Ununterbrochen vom späten Nachmittag ab wird der große Marktplatz von eissportbegeisterten Menschen überquert. Und von hier aus geht der Strom der Leute in einer Richtung. Jung und alt, die Schlittschuhe auf die Schulter gehängt, eilen sie in Gruppen und einzeln zur Einmündung der Königsberger Straße.

Ein herrschaftlicher Schlitten biegt in den Marktplatz ein. Pelzverbrämte Decken umhüllen die Insassen. Schwere Troddeln und Quasten hängen tief von den Pelzdecken herab. Hochgewölbte, silbern bronzierte  Schneefänger schirmen den Kutscher in der bereiften Bärenfellmütze, mit dem vereisten Schnurrbart gegen den aufwirbelnden Schnee ab, der unter den stampfenden Hufen der beiden Trakehner Füchse auffliegt. Die Leine strafft sich über der silbernen Stange am Bug des Schlittens, an deren beiden Enden zwei vergoldete Adler blinken. Mit einem geübten Zungenschnalzen gibt der Kutscher den unruhig im Gebiss kauenden Pferden die Zügel frei und mit dampfenden Nüstern und Flanken gehts in schlankem Trabe über den breiten Markt. Das helle Rasseln der tief vom Geschirr herabhängenden Riemenschellen mischt sich mit dem volltönenden Glockenklang des silbernen Geläuts auf dem Rücken der Tiere zu winterlicher Musik.

Vorbei! - Ein lebendiges Märchen! - Ein wirklicher Zauber? Die junge Dame im Schlitten hat sich tiefer in die Pelze versteckt. -  Die Fee vom Walde? - Die schöne Bekanntschaft vom letzten Herbstfest im Kurhaus am Kanal? - Nur ein halber Gruß ist mir gelungen. Wie angewurzelt war ich stehen geblieben.

Der Strom der Menschen durch die Königsberger Straße nimmt mich wieder auf. Über die Kanalbrücke am alten Ordensschloss vorbei geht zum großen Pfaffenteich. Hier ist der Sammelplatz aller eisfreudigen, sportbegeisterten Schlittschuhläufer. Tief unten am Fuße der Wälle der Feste Boyen, windgeschützt durch den Raureif geschmückten Tannenvorhang, liegt der Teich. Die gefegten Bahnen sind belebt von einem wirbelnden Spiel naturfreudiger Menschen. Eine Gruppe junger Eishockeyspieler übt in schneller Jagd Geschick und Mut zum Wettkampf mit den eishockeyberühmten Rastenburgern, die einmal bereits deutsche Meister wurden. An anderer Stelle dreht sich jung und alt in schwingenden Bögen zu den Klängen des Kaiserwalzers von Strauß. Ein Schnellläufer umkreist mit gewaltigen Sätzen die Außenbahn des Platzes, den Oberkörper weit vorn übergebeugt, die Arme auf dem Rücken verschränkt. Im Vordergrund wiegt sich gemächlich ein älteres Paar im schwingenden Rhythmus. Die Kleinen machen ihre ersten Kunststückchen und purzeln erschrocken vor die Füße der Großen. Leicht an den Händen
gefasst wirbelt ein Kunstläuferpaar durch die wogende Menge. Wie von selbst zerteilt sie sich und gibt ihm freie Bahn. Ein Scheinwerfer folgt diesem lebenden Wintertraum. Ein prächtiges Bild menschlicher Schönheit und Bewegungskunst. An den Ufern und um den Eisplatz sind die elektrischen Lichter aufgeflammt.

Fast alles ist barhäuptig und nur leicht gekleidet. Der Atem der Bewegung und die Freude an der Frische der Winterluft sind das Element dieses eisfreudigen Lebens. Die dicke Pelzvermummung des Eissegelns von Löwentin hat hier keinen Platz. Hier herrschen Grazie und Anmut. Ein schmaler Streifen Pelzwerk höchstens ziert winterlich den weiten Rock, wenn er wirbelnd um die schlanke Wade schwingt.

Doch allzu lange verträgt die leichte Kleidung, nicht die strenge Winterluft. Der Heimweg führt uns durch die still gewordenen Straßen an den weihnachtlich geschmückten Schaufenstern vorbei zurück zum Markt, über dessen Schnee die kerzenerleuchtete Weihnachtstanne ihr friedliches Licht durch die leise
fallenden Flocken streut. Das warme Zimmer, das knisternde Feuer im Ofen, die duftenden Bratäpfel in der Röhre, ein Glas Punsch und das stille Leben der Bücher locken heimwärts.


Seite 14   Landsleute, bitte herhören!

Der Hauptausschuss der Stadt Duisburg hat in seiner Sitzung vom 01.10.1951 beschlossen, die Patenschaft für die Stadt Königsberg/ Pr. zu übernehmen. Die Stadt Duisburg will in erster Linie den
 
Menschen ansprechen. Sie will sich dafür einsetzen, dass sich die Königsberger Landsleute einmal jährlich in Duisburg treffen. Darüber hinaus soll das gerettete Aktenmaterial der Stadt Königsberg in Duisburg gesammelt und archiviert werden. Die Sichtung des Materials, die Betreuung des „Königsberger Archivs" und die Auskunftserteilung an Königsberger Landsleute soll ein früherer Beamter der Stadt Königsberg übernehmen. In Abwesenheit unseres Herrn Oberbürgermeisters Dr. Helmut Will führt z. Zt. den Schriftverkehr mit der Stadt Duisburg (Verhandlung, Auskünfte usw.) Herr Dr. Gause (früherer Leiter des Stadtarchivs und Stadtgeschichtlichen Museums). Sollte nun der Beschluss durch den Rat der Stadt Duisburg genehmigt werden, dann wird unsere Anschriftensammelstelle ebenfalls dorthin abgegeben werden, damit alles einheitlich geregelt wird. Zur gegebenen Zeit werden wir an dieser Stelle wieder berichten.
 
Wir geben aufgrund der vielen Anfragen nochmals die Adressen bekannt: Landesverband der Kommunalbeamten (Komba), (.22) Köln/Deutz, Kalkerstraße 30; Sterbekasse beim Landesverband der Kommunalbeamten (Komba), wie vor; Krankenkasse Debeka, Hauptverwaltung der Debeka, (22) Koblenz/Rhein, Südallee 15/19.

Neuanschriften von Arbeitskameraden: Straßenreiniger Franz Arndt, Spark -Angest. Gerhard Bludau (Spark.-Parkhotel), St.-Vollz.-Sckr. Hans Böttcher, St.-Insp.-Anw. Adalbert Böttcher, Witwe d. Stadtbauwarts Frieda Braun, Zeichner Kurt Bartel, Otto Boritzki (Feuerlöschpolizei), Bibliothekarin Frau Gertrud Brinkmann, Schulfrau Anna Biermann (Kantschule). Mag.-Rat Erwin Damm, Gartenmeister Paul Fischer (Gartenamt), St.-O.-Sekr. Otto Fieber, Arbeiter Heinrich Günther (Gem.-Friedhof), Walzenführer Hans Gronwald (Strß.-B.-Amt), Angest. H. Hawacker, Angestellte Erna Hoerner, Dreher Willy Jacob (KWS), Fürsorgehelfer Albert Kanzler, Spark.-Angest. Egon Kühl, Angest. Frau Luise Kruck (Familienunterhalt), Lehrerin Cäcilie Lubenau, St.-Insp. Herbert Leo. Frau Anna Lappe (Wi.-A.), Angest. Elsa Lau (Siechenhaus), Angest. Maria Missun (Berufssch. für Mädchen), Bruder d. Erich N. Franz Neuendorf, Frau Wally Powels (Witwe Gartenmeisters d. Sportw. Oskar Powels), Wäger Walter Pokörn (Schlachthof), Frau Gertrud Rahnenführer (Jugendamt), Strß.-B.-Schaffner Gustav Roß (KWS). Frau Emma Reimann (St.-Vollz.-O.-Sekr.), Otto Rangnitt, St -Sekr. Ernst Spandöck (Verw. d. Altersheim Waldau), Hermann Schwarz, Angest. Elfriede Schink, (Standesamt), Frau Luise Stiemer (Fuhrges.), Angest. Ursula Trosin, geb. Lackner. (Hochb.-A.), Frau Erna Westphal (Frau d. Spark.-Angest. Helmuth Westphal), Hausmeister Arthur Wilhelmi (Vorst. O.-Realschule), Witwe Margarete Zeinert (Schlachthof).

Bei Anfragen bitte Rückporto beifügen.
Es stehen noch 291 nichtbezahlte gedruckte Anschriftenlisten aus. Da wir diese anderwärts versenden können, bitten wir um umgehende Rückgabe.

Den vielen Anfragenden zur Kenntnis, dass der Architekt Fritz Rehs, zuletzt wohnhaft Appelbaumstraße, seine Ehefrau und 13jährige Tochter, in Königsberg verstorben sind.
Der Hauptlehrer und Ostpreußische Bienenvater Karl Rehs ist 1945, 80jährig, ein Onkel des Vorgenannten, verhungert.

Für all die wertvollen Angaben danken wir namens der Suchenden folgenden Landsleuten: Verwaltungsrechtsrat u Ob -Mag.-Rat Dr. jur. Kurt Taubert, Hildegard Gröll, Helene Kausch, Käthe Daugschat, Direktor Georg Sonne, Doris Lange, Otto Schiemann, Irma Platzeck, Dipl.-Beamter Albert Thimm, Ilse Naegeler, ST.-O.-I. Hermann Dezelski.

Wir suchen, und wer berichtet?

Lehrer Ernst Lietz, geb. 13.01.1886, Hindenburgstraße 62, zuletzt Roonschule tätig gewesen.

Konrektorin a. D. Alice Kiehn, letzte Wohnung Hufenallee 48/50 geb. 01.04.1870.

St.-Insp. Metschies, zuletzt Gefangenenlager Elabuga.

St.-Tnsp. Sarakewitz, zuletzt Soldat bei einem Divisionsverpflegungsamt (Mittelabschnitt). 1943 Rückmarsch und seitdem vermisst.

St.-O.-lnsp. Rudolf Dombowski, zuletzt Leiter des Altersheims in der Burgschule. Am 06.04.1945 an der Ostpr. Heimstätte gesehen worden. Unklare Spuren führen nach Cummerau und Fischhausen.

Edwin Borchert. geb. 17.12.1897, seit Februar 1945 beim Volkssturm in Devau (Brauereikeller).
 

Mag.-Schulrat Max Schimkat, 1944 mit seinem Schulaufsichtsbezirk nach Pr. Eylau evakuiert. Seit Februar 1945 im Städt. Krankenhaus in Danzig an einer Blutvergiftung. Seit März 1945 keine Nachricht mehr.

Lehrer Dedat, zuletzt Lebensmittelverteiler im Stadthaus. Soll beim Kampf im Volksgarten teilgenommen haben. Seitdem kein Lebenszeichen mehr.

Frau Heta Hoelsre geb. Guske, zuletzt Sparkasse Kneiph.-Langgasse, dann Hansaring, soll Ende April 1945 versucht haben, nach Westpreußen zu gelangen.

Spark.-Hauaptrrrdant Otto Preuß. geb. 04.02.1861, geriet auf dem Wege nach Pillau bei Dirschkeim am
14.04.1945 in russische Gefangenschaft.

St.-Insp. Herbert Rahn, geb. 24.12.1901, vor seiner Einberufung Ftmilienunterhalt tätig, letzte Wohnung Schrötterstraße.

Stadtamtmann Hermann Thiele, letzte Dienststelle Quartieramt, Stadthaus. Wer war mit Genanntem nach der Besetzung Königsbergs zusammen oder hat ihn gesehen?

St.-O.-Insp. Tiedke und St.-O.-Insp. Wernien. Beide Schicksale liegen vollständig im Dunkeln. Wer kann Auskunft geben? Beide wurden in der General-Litzmann-Kaserne als Volkssturmmänner ausgebildet. Einheit Volksst.-Batl. 25/78 1. Komp. Tannenwalde. Angeblich 08.04.1945 in der Beekstr. von Kameraden gesehen worden. Als Kranke aus dem Lager Eichenbruch abtransportiert, dann fehlt jede Spur.

Weitere Namen von Vermissten im nächsten Blatt der Ostpr.-Warte.
Anschriftensammelstelle der Königsberger  Magissbtratsbeamten, -Angestellten und -Arbeiter (16) Biedenkopf, Hospitalstraße 1



Seite 14   Direktor Sonne 71 Jahre alt.

Am 21. November 1951 vollendete der ehemalige 1. Direktor der Königsberger Werke und Straßenbahn GmbH Königsberg/Pr. (KWS) Herr Georg Sonne, Wildemann Sonne, sein 71. Lebensjahr. Herr Sonne trat 1912 in die Dienste der „Elektrizitätswerk und Straßenbahn Königsberg A.G." ein welche später in die genannte GmbH umgewandelt wurde Durch seine ausgezeichneten kaufm. Kenntnisse und sein Organisationstalent hat er in jahrzehntelanger rastloser Arbeit die Werke zu außerordentlicher Blüte gebracht. Unter ihm entstanden das neue Elektrizitätswerk in Cosse, das große Verwaltungsgebäude am Mühlenberg, die Erneuerung des Wagenparks der Straßenbahn u. a. mehr. Diese Arbeit ist sein Lebenswerk gewesen für welches er seine beste Schaffenskraft eingesetzt hat. Die Stadt Königsberg hatte ihm viel zu danken. Leider erntete er kurz vor seinem 25jährigen Dienstjubiläum Undank, indem man ihn nach 1933 aus dem Dienst entließ. Trotz seines hohen Alters ist er bemüht, allen Anliegen der früheren Betriebsangehörigen sein Ohr zu schenken und tatkräftig seine Hilfe zur Verfügung zu stellen.
Obwohl er im verflossenen Jahr schwer erkrankt und noch nicht wiederhergestellt ist, war er im Interesse der ehemaligen KWS-ler zwecks Verhandlungen mit den Bundesministerien in Bonn. Er wird sich auch in Zukunft für die Sache weiter zur Verfügung stellen; wenn auch die KWS-ler weiter Interesse zeigen.

Die ehemaligen Betriebsangehörigen der KWS sind ihm für seinen selbstlosen Einsatz dankbar und wünschen ihm recht baldige Wiederherstellung seiner Gesundheit und einen langen und gesegneten Lebensabend.


Seite 15   Familienanzeigen

Am 4. November 1951 verstarb mein geliebter Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder und Schwager, Ewald Struwe, aus Braunsberg, im  80. Lebensjahr. Im Namen aller Angehörigen Ida Struwe. Lichtenberg, den 10. November 1951, über Lüchow 

Wir geben nachträglich bekannt, dass der Allmächtige unsere liebe Mutter, Frau Paula Korzen, geb. Rockel, früher Königsberg i. Pr., Sackheim im, 65. Lebensjahr am 27.01.1947, nach einem arbeitsreichen Leben zu sich nahm. Sie litt und starb in der Heimat. Im Namen der Angehörigen: Herta Korzen. Erna Korzen. Sülzhayn / Südharz
 


Seite 16   Wintermärchen. Von Karla Coste, geb. Brandes-Althof

So tief verschneit der Tannenwald
Dort zwischen Haff und See.
Der Lärm der Welt ist längst verhallt
Im tief, tiefen Schnee.

Ganz rein und ohne Tritt und Spur
Der schmale, grade Pfad.
Ein Eisvogel flitzt drüber nur
Wie blitzender Smaragd.

Der Schnee hell wie Demanten (vielleicht soll es Diamenten heißen) blitzt
In klarer Wintersonne.
Auf hohem Baum ein Rabe sitzt –
Der Rabe trägt eine Krone.


Seite 16   Ein Wintertag in Ostpreußens Jagdgründen. Von Dr. Ernst-Herbert Gallasch
3 Fotos (Privat)

Der Hubertus-Tag ist vorüber, weckt aber immer noch Erinnerungen an die Jagdgründe tief in dem Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen. Einst der schönsten, weil unberührten Reviere war in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts das von Astrawischken zwischen Insterburg und Gerdauen. Die Bahn Königsberg-Eydtkuhnen führte den Reisenden über Tapiau, Wehlau bis Norkitten am Pregel. Von dort ging es nur per Achse zum Forsthaus Kl. Astrawischken, später Ilmendorf genannt. Mein Großvater Wegner, ehemals Reitender Feldjäger, der in dieser Eigenschaft noch die weiten Reisen im Schlitten von Tilsit aus über den Peipussee an den Zarenhof in St. Petersburg in den 40er Jahren gemacht und als erste Stelle das Revier Brödlauken erhalten hatte, verwaltete als Oberförster das Riesenrevier von etwa 40 000 pr. Morgen von 1854 bis 1872 und erhielt zuletzt die Aufgabe, es zu teilen. Es wurden die beiden Oberförstereien Astrawischken und Kranichbruch daraus. Letzterer Name deutet schon an, dass dort der Standort der jetzt nur noch ganz seltenen Kraniche war jener heimlichen, scheuen, wunderbaren, großen
Vögel, die nur in unzugänglichem Moor brüten und uns heute eigentlich nur noch bekannt sind aus den zoologischen Gärten und als Zugvögel, die den Frühling und Herbst durch ihr trompetenartiges Rufen in der Luft künden. Ein kleines Reservat war ihnen außer in Ostpreußen vor dem Kriege noch in Rhinluch (Havel) und in der Görlitzer Heide geblieben. Auch der schwarze Storch horstete dort als Waldvogel, der Fischreiher in großen Kolonien, der Fischadler und der Kormoran, alles Vögel, die heute, den meisten kaum noch bekannt, in Tierparks, Schaukästen und Büchern gezeigt werden. In kaum 100 Jahren starben Waldtiere in Deutschland fast aus - wie mag es jetzt da in unserer urwüchsigen ostpreußischen Heimat damit bestellt sein, wo dem Vernehmen nach der letzte Elch, das Sinnbild des Memellandes und Ostpreußens im Zoo in Moskau gelandet sein soll?

Die schönsten ostpreußischen Namen, wie: Wirbeln, Burbein, Uderballen, Muldzen, Bokellen, Potauern, Spirockeln, Abelischken, gehören in jene Gegend, wo Sau, Hirsch und Reh ihre Fährte zogen. Gehörne von unwahrscheinlicher Stärke aus Astrawischken wurden noch in meinem Vaterhause als Heiligtum bewahrt, ebenso die gewaltigen Stirnzapfen von Auerochsenhörnern, die bei der Urbarmachung der dortigen Moore ausgegraben waren. Diese wertvollen Trophäen sind nun auch für immer verloren, aber die Erinnerung an das Wald- und Jagdparadies bleibt uns Nachfahren von der grünen Farbe.
 
Das Forsthaus, einfach und bescheiden, zwei Stuben rechts, zwei links, hinten die Küche, oben die Giebelstube, lag unmittelbar an der llme und bildete bei der Winterüberschwemmung eine schöne Eis- und Schlittschuhfläche. Die ausgedehnten Stallgebäude beherbergten zahlreiches Vieh, die
Landwirtschaft war der willkommene Zusatz zu dem schmalen Gehalt von 300 Talern. Die Menschen aus der Landschaft Nadrauen waren hier anhänglich durch Generationen und hatten keine Sehnsucht nach den heutigen Vergnügungen. Der Höhepunkt des Jahres waren das Erntefest auf dem Gute der Gutzeits in Klein-Gnie und der Jahrmarkt in Muldzen, wo man vom Hosenknopf über die Mistgabel, vom Paartopf über den Pfefferkuchenmann bis zum Beiderwand und Barchent und selbstgewebten Leinen alles kaufen konnte, was man im Jahre brauchte. Und mit dem Beginn des Winters wurde es still und heimlich in den Herrenhäusern und Katen! die Aust war eingebracht, nun saß man am stillen Herd zur Winterszelt, wenn Hof und Garten eingeschneit waren. Die Großmutter erzählte den Kleinen Märchen, der Kater schnurrte behaglich unter dem Herd, wo das Holz getrocknet wurde, lagen die Hunde und draußen heulte der Sturm
 
ums Haus. Uralte Sagen gingen um, während das Spinnrad schnurrte und das Schiffchen am Webstuhl flog. Für den Forstmann aber war dies die hohe Zeit. Die Hirschbrunst war verklungen, als letztes Wild trat die Sau in die Rauschzeit. Gut im Wildbret und feist war der Keiler, der sich die Eichelmast hatte schmecken lassen.

Im Forsthaus ist es warm. Die Gäste, von den Trakehnern von der Bahn in Nordkitten abgeholt, schälen sich aus Pelzen und Fußsäcken und werden von der Hausfrau mit heißem Kaffee und dampfendem Grog, von den Hunden mit Gebell empfangen. Bald sitzt man, die steifen Glieder dehnend, am offenen Kamin und der Hausherr gibt seine Pläne und Anweisungen für die morgige Jagd bekannt. Früh begibt sich alles zur Ruhe.

Am nächsten Morgen heißt es, beizeiten aufstehen, denn der Anmarsch ist weit und die Wege sind grundlos, aber Gott sei Dank! Es hat geschneit, eine Neue deckt den hart gefrorenen Boden. Also Schlitten heraus. Noch in der Dunkelheit weckt der Hornruf die Schlafenden aus süßen Träumen: „Auf, auf, es grauet schon der kühle Morgen! Auf, auf, ihr Jäger, seid bereit. Vergesst des Hauses mannigfache Sorgen, im Freien wohnt die Fröhlichkeit." Bei duftendem Kaffee wird das umfangreiche Frühstück eingenommen - man hat vor kurzem geschlachtet. Die Gäste füllen sich noch schnell die bereits von Patronen volle Jagdtasche mit fertigen Stullen. Auch das Zielwasser darf nicht vergessen werden. Und wieder ruft das Hornsignal zu den Schlitten: „Auf, auf, zum fröhlichen Jagen, auf in die grüne Heid", es fängt schon an zu tagen, ihr Jäger seid bereit", und schon geht es los in den schweigenden dunklen Wald,
über den der erste Frührotschein huscht. Der Jagdherr begleitet hoch zu Ross die Kolonne. Ein Käuzchen meldet, der Uhu ist von fern zu hören, sonst Stille nah und fern.

Am Stelldichein harren bereits die Gäste aus den benachbarten Gutshäusern und Bauerndörfern des Jagdherrn, der mit Waidmannsheil begrüßt wird, die Forstbeamten blasen den Morgengruß. Der Jagdherr gibt noch einmal kurz die Jagdregeln bekannt, die den Alten von Jugend an vertraut sind, aber den Jungen nie scharf genug eingehämmert werden können, und nach dem Kommando „die Jägerei zieht zu Holze, rechts um!" begeben sich die Gäste, den treuen Hund zur Seite lautlos in das Treiben. Die Stände werden von dem zuständigen Revierförster angewiesen und bald ertönt das Waldhornsignal zum Beginn der Jagd. Jeder Jäger hat sich mit den beiden Nachbarn zu verständigen. Der Erfahrene sucht Deckung, schafft sich durch Abknicken hinderlicher Zweige Sicht und Schussfeld, setzt sich auf seinen Jagdstuhl, lädt erst auf dem Stande und verhält sich absolut still.

Nichts regt sich, die Treiber auf dem anderen Flügel gehen zunächst lautlos vor, um das Wild nicht vorzeitig rege zu machen, auch den etwa im Treiben steckenden Fuchs und das Hauptschwein nicht zu vergrämen. Der alte schlaue Reineke schleicht sich nämlich gern rechtzeitig davon oder sucht seinen Bau auf. Bald aber ertönt von Ferne das liebliche „Halli, Hallo, Huss Sau", ein Zeichen, dass Wild im Treiben ist. Den starken Keiler hatte der Beamte bereits am Abend vorher eingekreist und zu seiner Freude heute früh beim Anstellen festgestellt, dass er nicht ausgewechselt war, denn keine Schneefährte deutet darauf hin. Er liegt auch noch fest im Kessel, als Hundegeblaff ihn aus seinen Hochzeitsträumen unsanft weckt, er nimmt Witterung und schiebt sich mürrisch und langsam heraus, windet und nimmt den alten vertrauten Wechsel an. Aber der näherkommende Lärm lässt ihn seine Fahrt beschleunigen. Er prescht vorwärts,
sucht die Schneise zu überfallen. Da trifft ihn die Kugel. Er zeichnet, aber unglaublich, er geht weiter. Die Kugel des Nebenschützen fehlt ihn, und schon ist er im nächsten Dickicht verschwunden. Nachsuche! Eine aufregende Unterbrechung für Jäger und Hund! Doch nicht sofort, wie die hitzigen jungen Adepten meinen.

Das Nachbartreiben wird abgespürt, heraus ist er nicht, also lassen wir es ruhen bis zum übernächsten Trieb. Danach erst geht der Schweißhundführer mit dem Gefährten die Fährte aus, Schweißspritzer bezeichnen sie deutlich. Der Hund nimmt sie auf, legt sich in den Riemen, zieht mächtig an, wird geschnallt und fort geht die wilde Fahrt! Bald ertönt Standlaut, leider kein Tot verbellen, also fertigmachen und folgen. Der Keiler sitzt im Wundbett, schlägt, mit dem Gebrech wütend klappend, um sich. Unmöglich, ihm die Kugel anzutragen zum Fangschuss, ohne den Hund zu gefährden. Zum Glück sind auch ein paar Saupacker, scharfe Bracken, zur Stelle, die den Weidwunden anspringen und „decken", so dass er mit
dem Hirschfänger abgefangen werden kann, ein Stich ins Blatt, was Mut und Geschicklichkeit bedingt, über die nur alte Jäger verfügen und was nicht einfach ist bei der Winterschwarte und dem dicken Feist. Ein Hauptschwein von 5 bis 6 Zentnern ist zur Strecke gebracht mit starken Kammborsten, die bald den schweiß bedeckten Hut des Schützen schmücken, und mit kapitalen „Gewehren" (Hauern).

Die nächsten Treiben erbringen noch reiche Beute: Meister Reineke und Grimbart, mehrere Alttiere, ein schwaches Kalb, den Kümmerer, einige Hasen, Schnepfe, Birkhahn und Eichelhäher bilden den Beschluss.
 

Zum Frühstück lädt das knisternde Feuer ein, Frau Oberförster ist mit dem Schlitten zur Stelle und kredenzt den ostpreußischen Maitrank zu Erbswurst und belegten Stullen. Bald aber geht es weiter, ein kräftiger Schluck Bärenfang und Kosakenschnaps als Zielwasser „macht die Augen klar und rein, dass die Hasen größer sei'n". Noch zwei große Waldtreiben werden bei mählich sinkendem Licht gemacht mit manchem Fehlschuss, aber einigermaßen befriedigender Strecke.

Zurück zum Forsthaus geht es durch den schweigenden Wald. Dort wird Gesamtstrecke gelegt und bei Fackelschein verblasen mit den Signalen für jedes erlegte Wild: „Hirsch tot, Sau tot, Has tot" und dem herrlichen „Jagd vorbei" und Halali.

Dann versammeln sich die Jagdgäste zur Kaffeetafel mit duftenden Pfann- und Raderkuchen im kerzenerleuchteten Zimmer, in dem der Kamin die ermatteten Glieder mit wohliger Wärme löst; der Jagdkönig wird bekanntgegeben und der Tag beschlossen mit dem alten Jägerruf „Horidoh". Bald fahren die Schlitten vor, man steigt in die unentbehrlichen Pelze und Schafdecken, fern läuten noch die Schellen, in Dunkel und Winter» schlaf sinken Wald und Forsthaus. Die Hunde liegen am warmen Ofen und erleben noch einmal im Schlaf die Ereignisse des Tages, im Traume leise ihr „jiff jaff" winselnd. Die Jäger aber summen still vor sich hin: „Und sinkt der Abend kühl herab, wird's still in Wald und Flur, so danket dem, der's Waidwerk gab, dem Schutzherrn der Natur."
Es lebe, was auf Erden stolziert in grüner Tracht, die Wälder und die Felder, die Jäger und die Jagd!


Seite 16   „Königsberger Straße“ in Ansbach

Der Stadtrat von Ansbach in Bayern beschloss jetzt, eine Straße in „Königsberger Straße“ zu benennen.
 

Inhaltspezifische Aktionen