Ostpreußenblatt, Folge 50 vom 14.12.1957

Ostpreußenblatt
Folge 50 vom 14.12.1957

 

Seite 1   Zehn Tage vor Weihnachten (Foto)

Seht, wie strahlt im Gegenlichte

innige Versunkenheit!

Spiegelt sich nicht im Gesichte

eine rührende Geschichte

grade aus der Weihnachtszeit?

 

Ganz allein sitzt sie im Zimmer;

eifrig strickt das Händepaar:

Hin und her — so geht es immer.

Und der Kerze warmer Schimmer

leuchtet groß und wunderbar.

 

Wozu wird es einmal nütze?

Wird es Weste? Oder Schal?

Oder eine Pudelmütze,

die vor Wind und Wetter schütze?

Sowas hatte Vati mal,

 

als auf heimatlichen Fluren

übers schneeverwehte Land

sie im herrlichen Masuren

in die weiße Weite fuhren.

Und auch du hast das gekannt!

 

Manches kannst du noch beschreiben:

Schlitten, Wege, See und Wald.

Mag man Menschen auch vertreiben:

Die Erinnerungen bleiben

und gewinnen neu Gestalt.

 

Lass, Christinchen, dich nicht stören.

Wenn der Zauber um dich webt,

lass die Stunden dir gehören.

Und wir spüren: sie beschwören

das, was unverlierbar lebt!

 

Seite 1   Vorbereitung zu umfassenden Verhandlungen ...

Unerwartete Anerkennung der Politik der Bundesrepublik in Warschau

Die deutsche Politik — insbesondere die deutsche Außenpolitik — hat in letzter Zeit Anerkennung von einer Seite gefunden, wo man es am wenigsten erwartet hätte. Während in Westdeutschland selbst mit oftmals höchst eigentümlichen Argumenten der Nachweis versucht worden ist, dass der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Belgrad ein „Fehler" gewesen sei, ist niemand anders als der frühere polnische Exil-Ministerpräsident Cat-Mackiewicz, der gegenwärtig als politischer Kommentator für die Warschauer Tageszeitung „Slowo Powszechne" tätig ist, aufgrund einer genaueren Untersuchung der politischen Lage zu genau dem entgegengesetzten Ergebnis gekommen. Man habe wohl in Warschau zunächst gemeint, so schreibt er, der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Bonn und Belgrad stelle einen Beweis dafür dar, dass die deutsche Außenpolitik „wieder genau so ungeschickt sei wie zu Zeiten Wilhelms II.“ und späterhin; er — Cat Mackiewicz — habe jedoch von vornherein eine ganz andere Ansicht gewonnen und dieser auch schon unverzüglich nach dem Vorliegen der Nachricht von dem Zerwürfnis zwischen Bonn und Belgrad „vorsichtig" Ausdruck zu geben versucht. Nun aber stelle sich heraus, dass der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Jugoslawien eine klare Richtung der deutschen Ostpolitik erkennen lasse. Wohin diese ziele, werde aus der Note an Belgrad deutlich ersichtlich, denn dort heiße es u. a., dass Westdeutschland über „Ostdeutschland" — damit ist die Sowjetzone gemeint — mit Moskau selbst verhandeln werde. Dieses aber deute darauf hin, dass Bonn die Auffassung gewonnen habe, für die Regelung der Fragen im Osten Europas seien künftig allein noch „Deutschland und Russland" zuständig, während „alles andere" als „unnötig" erscheine.

 

Was Cat-Mackiewicz damit sagen will, hat er in der Tat bereits verschiedentlich „vorsichtig" zum Ausdruck gebracht: Er meint, dass das politische Gewicht der Bundesrepublik von Monat zu Monat immer mehr zunimmt und somit der Tag vorauszusehen ist, an dem Moskau Bonn als wirklich „gleichberechtigten" Verhandlungspartner anerkennt. In diesem Zusammenhange bezeichnet es der polnische politische Beobachter als ein „unerhört geschicktes" Vorgehen der westdeutschen Regierung, dass sie nicht etwa ihrerseits auf beschleunigte Aufrüstung dränge, sondern vielmehr das Gegenteil tue, indem sie jeweils abwarte, bis die Amerikaner die entsprechenden Wünsche äußern. So unterstreiche man in Westdeutschland keinesfalls die Tatsache, dass doch schließlich die Bundesrepublik in ganz besonderer Weise der Gefahr eines Angriffs aus dem Osten ausgesetzt sei und somit selbst das größte Interesse an einer Ausrüstung mit den modernsten Waffen habe, sondern die westdeutsche Politik verhalte sich vielmehr so, dass sich Westdeutschland zu jedem Schritt in dieser Richtung „bitten lässt". Dies alles sei „unerhört wichtig und unerhört geschickt".

 

Wenn Cat-Mackiewicz der westdeutschen Politik somit uneingeschränkte Bewunderung zollt, so geschieht dies — und dies muss im Auge behalten werden — vornehmlich aus dem Grunde, weil es ihm darum geht, Gomulka und überhaupt das polnische Außenamt auf die sich anbahnenden politischen Entwicklungen hinzuweisen und zu entsprechenden Gegenmaßnahmen zu veranlassen. Er hat dies in einem seiner Artikel ganz offen dargetan, und es erwies sich, dass man in Warschau seine Mahnungen und Vorschläge sehr wohl beachtet. Gerade Cat-Mackiewicz sucht immer wieder zu ergründen, welchen Weg die westdeutsche Politik wohl einschlagen werde, um die Interessen Deutschlands wahrzunehmen, also die Wiedervereinigung zu erreichen.

 

So sagte er beispielsweise voraus, dass Westdeutschland in Zukunft sein ganzes Bestreben darauf richten werde, seinerseits zum Ausgangspunkt einer west-östlichen Entspannung zu werden, indem es auf die Stunde warte, in der Bonn — gestützt auf das Vertrauen Washingtons — die „Vermittlung" übernehmen könne. Dies aber bedinge, so hat er schon verschiedentlich betont, dass sich die deutsche Politik nicht mit irgendwelchen ostmitteleuropäischen Problemen belasten werde, da Bonn eben nach Moskau blicke und dessen Interessen in Rechnung stelle. In diesem Sinne wertet er den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Bonn und Belgrad als Vorbereitung zu umfassenden Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und dem Kreml.

 

Hinter allen diesen Erörterungen steht selbstverständlich die für einen polnischen Beobachter naheliegende Annahme, dass an sich zwischen einem wiedervereinigten Deutschland und der Sowjetunion keine Interessengegensätze bestehen — vor allem nicht in der polnischen Frage —, und so hegt Mackiewicz naturgemäß die (von ihm weniger ausgesprochene als vielmehr angedeutete) Befürchtung, dass mit der Wiedervereinigung West- und Mitteldeutschlands gleichzeitig oder bald darauf wohl eine Beseitigung der Oder-Neiße-Linie verbunden sein würde.

 

Bei diesen Erwägungen dürfte sicherlich die Tatsache eine große Rolle spielen, dass nach Lage der Dinge der wirklich entscheidende und weitreichende Schritt Moskaus die Zulassung der freiheitlichen Wiedervereinigung West- und Mitteldeutschlands wäre, demgegenüber die Rückgabe der Oder-Neiße-Gebiete oder wesentlicher Teile derselben gerade für Moskau nur von minderer Bedeutung sein würde; denn hier würde es sich nur um die Rückgabe von verwahrlosten Gebieten handeln, die in der Sowjetpolitik sowieso seither allein die Rolle eines Faustpfandes gespielt haben.

Dr. Oskar L. Lipsius

 

Seite 1   Kirche im Trommelfeuer

Von unserem Berliner M. Pf. - Korrespondenten

Tausende Studenten in Freiburg, Göttingen und anderen Hochschulen protestierten in einstündigen Schweigemärschen gegen das Terrorurteil, das die SED-Justiz über den Leipziger Studentenpfarrer Schmutzler fällte. Siegfried Schmutzler und, wie jetzt bekannt wurde, mit ihm zwanzig Leipziger Theologiestudenten, wanderten ins Zuchthaus, weil sie sich zu ihrem christlichen Glauben bekannten, aus keinem anderen Grund. Ihr Schicksal kann heute oder morgen jedem Pfarrer, ja jedem aufrichtigen Christen in Mitteldeutschland widerfahren, der Gott mehr fürchtet als die Menschen.

 

Der Kampf der SED gegen die Evangelische Kirche hat einen Höhepunkt erreicht. Bitter, das gerade in diesen Adventswochen feststellen zu müssen, Wochen, von denen sich alle Welt auf das Weihnachtsfest vorbereitet und in denen auch der Kirche Fernstehende sich innerlich — mögen sie es sich eingestehen oder nicht — angerührt fühlen von jener Botschaft, die Friede auf Erden verheißt.

 

Versteckt im Kirchengestühl

Bei den Gottesdiensten in Mitteldeutschland, ob in den Städten oder auf dem Lande, sitzen im Kirchengestühl versteckt die Spitzel der Partei, den kleinen Stenogrammblock auf den Knien. Am Montagmorgen erscheinen sie auf dem Parteisekretariat zur „Auswertung". Ausweitung — wofür? Für den Kampf, den die SED unter der ebenso stumpfsinnigen wie gehässigen Parole führt, die Kirche stände im Dienst der NATO, sie hetze zum Kriege. So ist zum Beispiel jedes Wort gegen die atheistische Jugendweihe eben Kriegshetze.

 

So las man in dem SED-Blatt „Berliner Zeitung", ein Ost-Berliner Pfarrer habe gesagt, Eltern sollten ihre Kinder lieber umbringen, als sie den geistlichen Tod durch die Teilnahme an der Jugendweihe erleiden zu lassen. Im Anschluss an diesen Artikel brachte das Blatt sogenannte Leserzuschriften und Berichte über Elternversammlungen, die die Abberufung des Pfarrers und seine strenge Bestrafung verlangten.

 

Der echte Text jener Predigt liegt vor. Der Pfarrer sprach von vorchristlichen Menschenopfern, Opfer, die irgendeinem Götzen gebracht wurden, und verglich sie mit dem modernen „Kinderopfer", das der Staat von den evangelischen Eltern in Mitteldeutschland fordert, indem er sie zwingt, um ihrer Sicherheit und Existenz willen ihre Kinder zur Jugendweihe zu schicken.

 

Dies ist nur ein Beispiel, wie die Stenogramme der Spitzel durch Weglassungen, Umstellungen und Verdrehungen „ausgewertet" werden.

 

Gemeine Verleumdung und Hetze

Die SED richtet ihr Trommelfeuer gegen einzelne aufrechte Pfarrer und gegen die Einrichtung der Kirche als solche. Sie pöbelt an, sie droht. In dem Brief, den unlängst SED-Innenminister Maron an die Leitungen der evangelischen Landeskirchen schrieb, heißt es:

 

„Die faschistischen Kräfte, die in der Bundesrepublik bereits alle Kommandostellen in Staat, Wirtschaft und NATO-Armee, besetzt halten, erfreuen sich nach wie vor der Unterstützung vieler führender Männer der Evangelischen Kirche. Die faschistische Kriegsverherrlichung und die ideologische Vorbereitung eines Revanchekrieges, zum Beispiel auf den Evangelischen Akademien in Westdeutschland, feiern eine neue Auferstehung. Die Bevölkerung der DDR hat den Missbrauch der Kirche, wie er in der Unterzeichnung des Militärseelsorgevertrages zwischen Bischof Dibelius und Adenauer zum Ausdruck kam, noch gut in Erinnerung. Mögen alle verantwortungsbewussten Glieder der Kirchenleitungen erkennen, dass sich die Unterstützung solcher volksfeindlicher Handlungen gegen die Friedenspolitik der Regierung der DDR richtet und auf die Dauer nicht ohne Folgen bleiben kann“.

 

Die SED-Agitation überschlägt sich. Wo Menschen sich zu ihrem christlichen Glauben bekennen, wo Pfarrer dies Bekenntnis von der Kanzel leisten und von den Gläubigen fordern, nennt sie das „Gewissenszwang", „Gewissensfreiheit" aber nennt sie, wenn sie einem Vater droht, sein Kind würde Schwierigkeiten in der Berufsausbildung haben, nicht studieren dürfen, keine Lehrstelle finden, wenn er es nicht zur Jugendweihe schickte. „Gewissensfreiheit ist der unmissverständliche Druck, der seit kurzem auf alle SED-Mitglieder ausgeübt wird, aus der Kirche auszutreten.

 

Verlogenheit kennzeichnet den Feldzug gegen die Kirche. Die SED nimmt das Wort „Atheismus" dabei nicht gern in den Mund. Mit der Verherrlichung der Gottlosigkeit verspricht sie sich keinen Erfolg, für Gottesleugnung und Gotteslästerung missbraucht sie lieber das Wort „Wissenschaft". Und das sieht dann so aus:

 

„Wissenschaft und Technik schreiten unaufhaltsam voran. Das dürfte den Letzten zum mindesten seit der Stunde klargeworden sein, seitdem der von sowjetischen Wissenschaftlern und Technikern geschaffene künstliche Erdsatellit um die Erde kreist. Der Stand der Wissenschaft und Technik verlangt heute gebieterisch die Beantwortung der Fragen, die insbesondere jetzt von unserer heranwachsenden Jugend — gleich welcher Weltanschauung — gestellt werden und die nur vom Standpunkt der Wissenschaft behandelt werden können“.

 

Der Sputnik also, meinen sie, habe Gott entthront! Wie lächerlich, da gerade, je weiter die Wissenschaft fortschreitet, das Unerklärliche, das Geheimnis der Schöpfung immer größer wird. Fragen wir die nüchternsten Philosophen, die kühlsten Atomphysiker!

 

„Paulus . . . für Ulbricht“

Eine besonders widerwärtige Rolle im Kesseltreiben gegen die Evangelische Kirche spielt die Ost-CDU, eine Partei, die praktisch nur noch aus ihrem Zentralorgan „Neue Zeit" besteht, in dem einige abtrünnige Pfarrer und Theologen zu beweisen suchen das Christentum und Bolschewismus miteinander zu vereinbaren wären, ein Beweis, der ebenso unmöglich zu vollbringen ist wie die Quadratur des Kreises. Der 74-jährige Otto Nuschke, einer der stellvertretenden Ministerpräsidenten, ist Chef jener Partei und Herausgeber des armseligen Blattes, das aus Bibeltexten beispielsweise herleitet, der Apostel Paulus wäre heute bestimmt ein eifriger Kämpfer für Ulbricht . . .

 

Die Herren der Ost-CDU haben naturgemäß ein besonders schlechtes Gewissen und sind gegen Bibeltexte, die ihnen von der anderen Seite vorgehalten werden, besonders empfindlich. Sie wissen sich nicht anders zu helfen, als das, was sie tödlich trifft, genau wie ihre Kollegen von der SED einfach „Kriegshetze" zu nennen. Unablässig beschuldigen sie gläubige Pfarrer, Bibelworte „tendenziös zu verfälschen", „unzutreffende aktuelle Parallelen" zu konstruieren.

 

Solche Vorwürfe trafen auch die Predigt, die Bischof Dibelius am 1. Dezember in der Ost-Berliner Marienkirche hielt. Dibelius missbrauche die Sprache der Bibel als „Tarnsprache", hieß es da. Er wähle seine Texte so dass die Hörer dabei auf „westliche Hetzparolen" hingelenkt würden.

 

Jene Predigt stand am Beginn der am vergangenen Wochenende abgeschlossenen Tagung der Synode der Evangelischen Kirche der Union, die in Ost-Berlin stattfand.

 

Präses Scharf gab den Rechenschaftsbericht, und dieser Bericht gab gerade in der geübten Mäßigung ein erschütterndes Bild von den täglich wachsenden Behinderungen des kirchlichen Lebens in Mitteldeutschland.

 

Religionsunterricht lahmgelegt

Dies ist, kurz zusammengefasst, das Bild: Pfarrer in Zuchthäusern, immer stärkere Behinderung der Seelsorge, besonders in den staatlichen Alters- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Straflagern, Jugendgefängnissen. Verboten die Bahnhofsmission. Der Religionsunterricht abgeschafft; wo er — und zwar außerhalb der Schulzeit — noch erteilt werden darf, scheitert er immer häufiger daran, dass die Schulleitungen den Pfarrern und Katecheten den Zutritt zum Schulgebäude unmöglich machen. Dafür ist der Atheismus, „wissenschaftliche Aufklärung" genannt, Unterrichtsfach geworden. Die kirchliche Presse ist abgewürgt. Offiziell noch nicht verboten, gibt es keine kirchliche Information mehr, da viele Ausgaben der kirchlichen Blätter mit ihrem Erscheinen verboten werden. Keine Zuzugsgenehmigung für junge Pfarrer aus Westdeutschland, die ein Amt in der Sowjetzone antreten wollen, immer größer wird die Zahl der verwaisten Pfarren, da der akademische Nachwuchs aus Mitteldeutschland nicht entfernt ausreicht. Kirchenführern wird die Einreise untersagt. Immer katastrophaler wird die finanzielle Lage der mitteldeutschen Gliedkirchen. Die staatlichen, rechtlich verankerten Zuschüsse in Frage gestellt.

 

Die SED aber entblödet sich nicht, all das, was die Kirchenführung schweren Herzens vorbringen muss, Lüge zu nennen: „Nur jene Kräfte", ließ „Innenminister" Maron verlauten, „die mit allen Mitteln die Herstellung eines normalen Verhältnisses zwischen Kirche und Staat in unserer Republik verhindern wollen, können ein Interesse an der Verbreitung solcher Verleumdungen haben, dass in der DDR kirchliche Einrichtungen in ihrer religiösen Tätigkeit behindert werden. Jeder Bürger kann sich täglich vom Gegenteil überzeugen. Ungeachtet dieser Feststellungen lässt sich unsere Regierung in ihrer Politik gegenüber den Religionsgemeinschaften, die darauf gerichtet ist, ein normales Verhältnis zwischen Staat und Kirche herzustellen, nicht beirren“.

 

Was aber verstehen sie unter einem „normalen Verhältnis"? Die Kapitulation der Kirche vor dem Atheismus, die Errichtung einer SED-hörigen, ihres Sinnes beraubten Staatskirche, die Spaltung also der letzten noch intakten gesamtdeutschen Institution. Nun haben sie allerdings keinen „Reichsbischof" Müller, sie haben für die SED-Staatskirche nur jene paar armseligen Schreiberlinge des Organs der Ost-CDU. Nur mit Gewalt, mit ungetarnter Gewalt könnten sie ihr Ziel erreichen. Das aber würde die Christen Mitteldeutschlands zwingen, in die Katakomben zu gehen.

 

Ob ihnen dieser bittere Weg nicht vielleicht doch noch erspart bleibt, fragen wir uns heute, in der Weihnachtszeit des Jahres 1957.

 

Seite 2   Foto. So wird das Christentum verhöhnt und beschimpft

Dokumente abgrundtiefster Niedertracht und Hetze sind viele der auf Befehl der Ulbricht, Grotewohl und Maron für die kommunistische Hetzarbeit in Mitteldeutschland von dienstbeflissenen „Parteikünstlern" angefertigten „Karikaturen", die im November 1957 in Ostberlin auf einer angeblich Internationalen Ausstellung gezeigt wurden. Der infernalische Hass der roten Unterdrücker gegen Christentum, Kirche und freiheitliche Ordnung wird hier überdeutlich. Die schlimmsten Zeiten der Moskauer Gottlosenhetze werden hier von den Pankower Befehlsempfängern wieder heraufbeschworen. Verhöhnt und beschimpft werden die evangelischen Geistlichen ebenso wie die katholischen. Der Beter mit der Wasserstoffbombe im Rücken, der Bischof, der unter seinem Gewand Hitlers Parteiuniform trägt, der Prediger und auch der Richter mit dem Hakenkreuz-Stahlhelm, das sind die „Glanzleistungen" Pankower „Kunst". Der Kirchenkampf in der Zone hat — wir schildern ihn an anderer Stelle dieses Blattes — einen neuen Höhepunkt erreicht. Jedes Mittel ist dabei den Pankower Volksverrätern und Tyrannen recht.

 

Seite 2   Die Friedlandhilfe

Der Bundesvertriebenenminister hat in Zusammenarbeit mit Kreisen der Industrie, Vertretern der Kirchen und des Heimkehrerverbandes vor kurzem einen Verein „Friedlandhilfe" gegründet, dessen Zweck es ist, durch Sammlung von Geld und Sachspenden den im Lager Friedland eintreffenden Spätaussiedlern und Flüchtlingen aus der Sowjetzone Hilfe für ihre Eingliederung in Westdeutschland zu geben. Der Verein „Friedlandhilfe" wendet sich an alle Bewohner der Bundesrepublik und fordert zu Geldspenden auf, von denen Kleidung, Schuhe, Leib- und Bettwäsche und andere dringend notwendige Sachen angeschafft werden sollen. Die „Friedlandhilfe" nimmt Geldspenden auf das Konto der „Friedlandhilfe e. V", Friedland (Leine), Postscheckkonto Köln 1165 oder Konto Nr. 70 480 bei der Kreissparkasse Göttingen, Hauptzweigstelle Friedland (Leine) entgegen. Sachspenden können unter der Aufschrift „Friedlandhilfe" an das Lager Friedland bei Göttingen gesandt werden. Die Spenden sind steuerabzugsfähig. Bei der Bekanntgabe des Aufrufs machte der Staatssekretär im Bundesvertriebenenministerium, Dr. Nahm, darauf aufmerksam, dass bis Anfang Dezember in diesem Jahr 110 000 Spätaussiedler und 240 000 Sowjetzonenflüchtlinge über das Lager Friedland in die Bundesrepublik gekommen seien. Bis Ende des Jahres werde sich die Gesamtzahl in beiden Kategorien auf rund 400 000 Menschen erhöhen. Unter den Spätaussiedlern seien in diesem Jahr je 30 Prozent Jugendliche bis einundzwanzig Jahre, Erwachsene bis 45 Jahre, und Erwachsene zwischen 45 und 65 Jahre; nur der Rest sei über 65 Jahre alt. Die Alterszusammensetzung der Spätaussiedler habe sich gegenüber den Vorjahren daher völlig verändert.

 

Dr. Nahm erklärte weiter, die Friedlandhilfe sei kein Ersatz für die Leistungen des Bundes, der Länder oder Fürsorgeverbände. Sie solle vielmehr eine zusätzliche Unterstützung für die Spätaussiedler und Sowjetzonenflüchtlinge darstellen.

 

Auf diese Erklärung von Staatssekretär Dr. Nahm muss besonders hingewiesen werden. Denn die Regierung der Bundesrepublik hat vor allem den Spätaussiedlern gegenüber versagt. Seit Jahren schon bemühen sich die Vertriebenenverbände, auch für jene Deutschen, die jetzt gezwungen sind, ihre alte Heimat zu verlassen und in die Bundesrepublik zu kommen, gesetzliche Grundlagen für eine wirkliche Eingliederung zu erreichen, aber alle Anstrengungen sind bisher vergeblich gewesen. Immer wieder kann man hören, dass Spätaussiedler und Flüchtlinge sehr dankbar sind für den herzlichen und hilfreichen Empfang, der ihnen im

Lager Friedland zuteilwird, dann aber sehr enttäuscht werden, wenn sie viele Monate, zum Teil sogar zwei Jahre lang, unter unwürdigen und auch materiell unzureichenden Verhältnissen in Lagern und Baracken leben müssen. Es wäre verhängnisvoll, wenn die Friedlandhilfe die Wirkung haben würde, dass Bund und Länder in dieser so wichtigen Frage in Zukunft womöglich noch weniger tun als bisher. Sie sollten vielmehr diese Aktion zum Anlass nehmen, endlich ausreichende gesetzliche Grundlagen für eine wirksame Hilfe und Betreuung der Spätaussiedler und Sowjetzonenflüchtlinge zu schaffen.

 

Seite 2   Umsiedlungsprogramm zu 85,2 Prozent erfüllt

Bisher sind rund 895 000 Personen aus den Hauptflüchtlingsländern Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein in andere Bundesländer umgesiedelt worden. Damit wurden die Umsiedlungsprogramme, die insgesamt 1,05 Millionen Vertriebene, Flüchtlinge und gleichgestellte Personen umfassen, zu 85,2 Prozent erfüllt. Der Bund hat bisher für den Wohnungsbau der Umsiedler 1,44 Milliarden DM bereitgestellt. Weitere 125 Millionen DM sollen noch zur Verfügung gestellt werden. Das Vertriebenenministerium erklärt, dass eine weitere gesetzliche Umsiedlung über den jetzigen Rahmen hinaus zunächst nicht beabsichtigt ist.

 

Seite 2   Mehr Internate für Aussiedlerkinder

Die schulische Förderung als wesentliche Betreuungsmaßnahme für die Aussiedlerkinder und Jugendlichen, hat in letzter Zeit Fortschritte gemacht, es bleibt aber trotzdem auf diesem Gebiet noch sehr viel zu tun. Im Bundesgebiet bestehen nunmehr 120 geschlossene Fördereinrichtungen mit 4600 Plätzen, die in erster Linie von den kirchlichen Wohlfahrtsverbänden getragen werden. So gibt es 26 Heime des evangelischen Jugendaufbaudienstes mit 844 Plätzen und 60 katholische Internate für rund 2000 Jugendliche. Außerdem wurden durch die Schulverwaltungen in größeren Städten — insbesondere in Nordrhein-Westfalen und Hamburg — offene Fördermaßnahmen eingerichtet. Die Fördermaßnahmen haben das Ziel, Kindern und Jugendlichen aus Kreisen der Aussiedler den Abschluss der deutschen Volksschule und damit den Eintritt in das Berufsleben zu ermöglichen. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis zu 21 Jahren unter den Aussiedlern und zugewanderten Vertriebenen hat sich in letzter Zeit auf 28,9 Prozent erhöht.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Auf der am 16. Dezember in Paris beginnenden NATO-Konferenz der Regierungschefs wird die Bundesregierung vor allem eine verstärkte Zusammenarbeit auf politischem und wissenschaftlich-technischem Gebiet befürworten. Wie ein Regierungssprecher mitteilte, sind die deutschen Vorschläge bereits in Paris eingereicht. Es sei nicht geplant, sagte der Sprecher, dass die Regierungschefs bereits fertige Papiere unterschreiben sollen. Man wolle sich vielmehr über sehr wichtige Angelegenheiten aussprechen. Der Regierungssprecher betonte, dass die anglo-amerikanische Vereinbarung über Raketenbasen keine NATO-Angelegenheit sei, sondern eine zweiseitige Abmachung. Die Bundesregierung sei nach wie vor der Ansicht, dass das Problem der Mittelstreckenraketen für die Bundesregierung zurzeit nicht bestehe. Sie habe bisher weder um eine Raketenlieferung gebeten, noch seien ihr welche angeboten worden.

 

Der Kanzler wird an der Pariser NATO-Konferenz bestimmt teilnehmen. Außenminister von Brentano gab das auf der Bonner Pressekonferenz bekannt. In Washington rechnet man damit, dass Eisenhower selbst die USA in Paris vertreten wird.

 

Einladungen nach Brasilien, Argentinien und Chile für 1958 sind von Bundeskanzler Adenauer grundsätzlich angenommen worden. Ein Termin für diese Südamerikareise ist jedoch noch nicht festgelegt worden.

 

Gegen die weitere Zahlung von Stationierungskosten durch die Bundesrepublik hat sich der Bundesverteidigungsrat in Bonn einmütig ausgesprochen.

 

Mit einem Bundeshaushalt von voraussichtlich mehr als 38 Milliarden DM ist für das kommende Jahr zu rechnen. Der Haushalt für 1957 erreichte eine Summe von 37,4, der für 1956 von 35 Milliarden DM. Über eine Beschränkung einzelner Ausgaben wird zurzeit vom Finanzminister verhandelt.

 

Eine deutsche Währungshilfe für England durch die Errichtung eines DM-Depots bei der Bank von England hat die Bonner Regierung dem britischen Kabinett angeboten. Die Engländer wünschen bekanntlich wieder die Zahlung beachtlicher Summen als sogenannte Stationierungskosten.

 

95 Bewerbungen für das Amt des Wehrbeauftragten liegen in Bonn vor. Abgeordnete der CDU und der Sozialdemokraten sind mit der Sichtung der Bewerbungen beauftragt worden.

 

Wieder nahm der Flüchtlingsstrom aus der Sowjetzone zu. In der letzten Woche beantragten 6325 Deutsche aus der Sowjetzone in West-Berlin bzw. in den Aufnahmelagern Westdeutschlands die Notaufnahme.

 

Das Bäckerhandwerk ist nicht in der Lage, die durch den geplanten Fortfall der Subventionen für Mehl und Getreide anfallenden höheren Mehlpreise zu tragen. Dies erklärte der Präsident des Zentralverbandes des deutschen Bäckerhandwerks, Karl-Friedrich Lang in Nienburg (Weser). Selbst einen Teilbetrag der höheren Mehlpreise könne das Bäckerhandwerk nicht auf seine Schultern nehmen, sondern müsse die Preiserhöhung für Mehl ganz auf den Brotpreis umlegen.

 

Auf neue Lohntarife für 2,5 Millionen Arbeitskräfte der Metallindustrie einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften nach einem Vermittlungsvorschlag. Ab 1. Januar sollen die Akkordlöhne um 5 Prozent, die Zeitlöhne und Gehälter um 6 Prozent heraufgesetzt werden.

 

Die Viermastbark „Passat", die nach 138 Tagen Seereise im Hamburger Hafen festgemacht hat, wird vorläufig nicht wieder auslaufen. Der Vorsitzende der „Stiftung Pamir und Passat", Dr. Otto Wachs, erklärte angesichts der gegenwärtig sehr niedrigen Frachtraten für Getreide verbiete es sich augenblicklich aus finanziellen Gründen, die Passat erneut in der La-Plata-Fahrt zu verwenden. Zunächst müsse auch die Seeamtsverhandlung über den Untergang der „Pamir", das Schwesterschiff der „Passat" abgewartet werden.

 

Über 8000 heimatvertriebene Unternehmer gibt es in Berlin. 25 Prozent von ihnen gehören dem Großhandel, 15 Prozent der Industrie an. Im Rahmen des Verbandes der heimatvertriebenen Wirtschaft wurde ein Landesverband Berlin gegründet.

 

Pankows „Weihnachtsgeld" für die Arbeiter und Angestellten der staatseigenen Unternehmen und Verwaltungen soll äußerst schäbig ausfallen. Verheiratete sollen lediglich 35 Ostmark, Ledige nur 25 Ostmark erhalten, und zwar auch nur dann, wenn das Monatseinkommen bei Verheirateten den kümmerlichen Betrag von 500 Ostmark nicht übersteigt.

 

Die Errichtung von vier Raketenabschussbasen in England haben die Washingtoner und britische Regierung für die nächsten Monate vereinbart.

 

Eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben der USA um über acht Milliarden DM im kommenden Haushalt hat Präsident Eisenhower den Politikern beider Parteien angekündigt. Der amerikanische Wehrhaushalt würde damit auf über 40 Milliarden Dollar (168 Milliarden DM) steigen.

 

Eine Einstellung der militärischen Hilfslieferungen an Jugoslawien hat die Regierung der Vereinigten Staaten, entsprechend dem jugoslawischen Wunsch, angeordnet.

 

Aufnahmen auf etwa 6000 Meter Farbfilm sollen den amerikanischen Raketenexperten Aufklärung über die Gründe gegeben haben, die zur Explosion der „Vanguard“-Rakete geführt haben, die den ersten amerikanischen Erdsatelliten in den Weltraum tragen sollte.

 

Seite 3   Legenden um die Wolfsschanze

Deutsche Studenten besuchten das ehemalige Führerhauptquartier

Foto: Wie eine gespenstische Mondlandschaft wirken die riesigen Betonblöcke des ehemaligen Führerbunkers, die im Gelände zerstreut liegen. Dieses Bild der Zerstörung wird durch den Baumbestand an Birken, Weiden und Eichen, der im Laufe der letzten zwölf Jahre zwischen den Trümmern gewachsen ist, kaum gemildert.

 

Foto: Deutsche, Studenten auf dem Flakturm eines Großbunkers in der Wolfsschanze, über die erhalten gebliebenen Eisensprossen an der Außenseite kann man diesen Bau besteigen. An der Bunkerwand erkennt man unten die Entlüftungsklappen, oben die Schießscharten und rechts an der Seite ein Geschützrohr.

 

Zwei Fotos: Auf der Aufnahme links einer der Großbunker, der bei der Sprengung nicht völlig zerstört worden ist. In der Mitte dieses Bildes sieht man die Gleise der ehemaligen Bahnstrecke, die zum Bahnhof Wolfsschanze führte. Der weiße Punkt an der Strecke ist ein Kilometerstein. Im Vordergrund die betonierte Straße, deren Decke jetzt überall gerissen ist und die von Gras und Unkraut überwuchert wurde. — Die Aufnahme rechts zeigt den Blick vom Turm eines Flakbunkers auf die Umgebung der Wolfsschanze. Das Ackerland im Hintergrund ist völlig verwahrlost und mit Gestrüpp und jungen Bäumen bewachsen. Die Bunkerwände haben bei der im Inneren vorgenommenen Sprengung breite Risse davongetragen.

 

Eine Gruppe deutscher Studenten fuhr in diesem Sommer auf Einladung eines polnischen Studentenklubs in Allenstein durch unsere Heimat. Nach einer Fahrt über die Geneigten Ebenen, über die wir in unserer Folge 47 vom 23. November berichteten, unternahm diese Gruppe auch eine Besichtigungsfahrt in das Gebiet des früheren Führerhauptquartiers, der Wolfsschanze, in der Nähe von Rastenburg. Diese Anlage, heute nur noch ein riesiger Trümmerhaufen, wird von den Polen als Lockmittel für den Fremdenverkehr ausgenutzt. Einer der Studenten, ein Heimatvertriebener aus Pommern, gibt uns im Folgenden einen Bericht von dieser Besichtigungsfahrt.

 

Unser Fremdenführer

Unser Autobus, der vor Altersschwäche klappert und ächzt, rumpelt über die Landstraße. Vor uns fährt ein polnischer Wagen vom Typ „Warszawa", der dem deutschen Opel-Kapitän ähnlich ist. In diesem Wagen sitzt ein hoher Wojewodschaftsbeamter, der sich bereit erklärt hat, uns durch die Wolfsschanze zu führen.

 

Auf einer betonierten Fahrbahn, die noch aus der alten Zeit stammt, geht die Fahrt an der Bahnstrecke nach Angerburg entlang. Die Betondecke ist rissig, zum Teil mit Unkraut überwachsen. Man sieht, dass hier nur ein sehr schwacher Autoverkehr herrscht. An einem langgezogenen Waldrand stoppen wir. Wir steigen aus und folgen dem polnischen Beamten auf einem Pfad in den Wald. Vor den Trümmern eines Gebäudes, das meterhoch mit Brennnesseln und Himbeerbüschen überwachsen ist, macht unsere Gruppe Halt. Der ordengeschmückte Funktionär begrüßt uns in polnischer Sprache. Seine Worte werden ins Französische und ins Deutsche übersetzt. Vorsorglich ermahnt er uns, nicht von den bezeichneten Wegen abzuweichen, da in diesem Gelände immer noch Minengefahr bestehe. Später fanden wir überall an den Wegen Warntafeln.

 

Dichtung und Wahrheit

Unser Fremdenführer berichtet, bevor wir das eigentliche Gelände des ehemaligen Führerhauptquartiers betreten, über die Geschichte dieser riesigen Anlage. Was von dieser Darstellung Wahrheit ist und was durch spätere Erzählungen hinzugekommen ist, vermögen wir jungen Deutschen, ebenso wie die ausländischen Studenten, die zu unserer Gruppe gehören, nicht immer zu unterscheiden. Der Pole spricht davon, dass man nach dem Kriege ein Massengrab gefunden habe, in dem die Insassen deutscher Konzentrationslager, die beim Bau der Anlage mitgewirkt hatten und später ermordet worden seien, bestattet lägen.

 

Unser Fremdenführer erwähnt auch, dass in der polnischen Presse in der letzten Zeit viele Berichte über die Wolfsschanze erschienen sind. In diesen Berichten wird davon gesprochen, dass in den unterirdischen Bunkern, zu denen weder die Russen noch die Polen nach der Sprengung der Anlage durch die Deutschen Zugang gefunden haben, noch unvorstellbare Reichtümer an wertvollsten Rohstoffen, Lebensmitteln, Munition und Waffen lagern sollen. Immer wieder haben „Schatzgräber" aus der Bevölkerung versucht, an diese legendären Dinge heranzukommen. Bis jetzt ist es aber noch keinem geglückt, einen Weg zu den unterirdischen Räumen zu finden. Auch die polnischen Behörden, die aus begreiflichen Gründen ein starkes Interesse daran haben, an diese Lager heranzukommen (die Ausschachtung der in Danzig und in der Zitadelle von Posen hatten eine reiche Ausbeute erbracht), haben trotz aller Bemühungen noch keine befriedigenden Erfolge gehabt. In diesem Sommer wurde längs der Bunkerwand des ehemaligen Führerbunkers ein etwa fünf Meter tiefer Graben ausgehoben, der aber auch nicht ausreichte, um unter die Grundmauer zu gelangen. Es wurde noch nicht versucht, die acht Meter dicken Mauern zu durchbohren. Außerdem sind die bis jetzt eingesetzten technischen Mittel wohl auch unzureichend gewesen.

 

„Deutsche Soldaten legen neue Minen …“

Immer wieder mischen sich in der Darstellung des polnischen Beamten Legende und Wahrheit. Wir haben manchmal Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken, so, als er uns erzählt, dass die in den Baumkronen befestigten Tarnnetze, von denen überall noch verwitterte Reste zu finden sind, in der deutschen Zeit zum Schutz gegen Fallschirmspringer mit Starkstrom geladen worden wären. Er berichtet, dass noch vor zwei Jahren alle Vögel, die in den Bereich dieser Baumkronen kamen, tot von den Bäumen gefallen seien. Die Netze hätten immer noch unter Strom gestanden, der von dem unterirdischen Elektrizitätswerk erzeugt wurde . . .

 

Der dreifache Minensperrgürtel, durch den das Gebiet der Wolfsschanze — ein Gebiet von sechshundert Hektar Ausdehnung — von der Außenwelt abgesperrt worden war, hat vermutlich viel zur Legendenbildung über diesen Landstrich beigetragen. In den Jahren nach dem Krieg haben polnische Pioniere Zehntausende dieser Minen entschärft. Viele von ihnen fanden bei dieser gefährlichen Arbeit den Tod. Aber auch Leute aus der Bevölkerung, die trotz des scharfen Verbotes auf der Suche nach verborgenen Schätzen in dieses Gebiet gekommen sind, kommen oft nicht mehr zurück. So halten sich die Gerüchte in der Bevölkerung, dass in den bereits geräumten Teilen der Wolfsschanze in den letzten Jahren neue Minen ausgelegt worden seien. Daraus schließt man, dass in den unterirdischen Bunkerräumen, zu denen bis jetzt noch niemand Zutritt gefunden hat, auch heute noch kleine Einheiten der einstigen Wachmannschaften hausen, die sich von den unterirdischen Lebensmittellagern ernähren und bei Nacht aus ihren Schlupflöchern kommen, um neue Minen zu legen und um die Bevölkerung durch nächtlichen Spuk am Betreten des Geländes zu hindern. Furcht und Neugier mischen sich bei der Bevölkerung der umliegenden Gebiete, und durch sensationell aufgemachte Reportagen in den polnischen Zeitungen wird das Interesse im ganzen Lande an dieser unheimlichen Gegend wachgehalten.

 

Nun beginnt unser Rundgang auf den vorgezeichneten Wegen. Wir stehen vor den Trümmern eines Gebäudes, das nicht aus Beton, sondern aus Backsteinen bestanden haben muss. Unser Fremdenführer deutet darauf hin und sagt: „Hier sehen Sie die Villa von Eva Braun". Die Villa von Eva Braun? Wir sehen uns kopfschüttelnd an. Unseres Wissens hat sich diese Frau niemals in dieser militärischen Anlage aufgehalten. Später hörte ich von einem Rastenburger, dass dieses Gebäude ein ehemaliges Ausflugslokal im Rastenburger Stadtwald war, das im Kriege als Kasino diente. Aber es macht sich natürlich immer gut, wenn man den staunenden Fremden eine solche Sensation vorführen kann.

 

Von dort aus führt der Pfad durch den stillen Sommerwald. Im dichten Unterholz tauchen immer wieder die Ruinen kleinerer Bunker auf. Schließlich hält der Pole vor einem riesigen Krater, der eine Tiefe von etwa zehn Metern hat und aus dem eisernes Betongeflecht in gespenstischen Formen aufragt. Hier befand sich einmal ein unterirdischer Benzintank, den deutsche Pioniere zusammen mit den anderen Bauten Anfang 1945 gesprengt haben. Die Detonationen waren damals so stark, dass im fünf Kilometer entfernten Rastenburg Häuser einstürzten.

 

Bei unserem Rundgang fanden wir später einen weiteren riesigen Benzintank, den die Polen im Frühjahr dieses Jahres entdeckt haben und der angeblich mit Hunderttausenden von Litern Benzin angefüllt war.

 

Im Wohnbezirk des „Führers"

Wir kehren auf die ehemalige Betonstraße zurück, die man stellenweise unter dem Unkraut nur noch ahnen kann. Wie ein zusammengeklapptes Kartenhaus wirken aus der Ferne die riesigen Betonplatten, aus denen der ehemalige Bahnhof der Wolfsschanze gebaut war und die nach der Sprengung übereinander gefallen sind. Stacheldrahtrollen und Tarngeflecht liegen in Haufen entlang der Straße. Aus dem Wald tauchen zwei Großbunker auf.

 

„Wir befinden uns jetzt im Wohnbezirk Hitlers", verkündet der Pole mit erhobener Stimme. Wir schauen uns um. Tonnenschwere Betonblöcke liegen im Gelände verstreut, als ob ein Riese mit ihnen gespielt hätte. An verstümmelten Bäumen hängen noch Reste von Tarnnetzen und von Telefondrähten. Wildes Gestrüpp wuchert zwischen den Trümmern, die in diesem riesenhaften Ausmaß einen gespenstischen Eindruck machen. Wir frösteln. Von dieser Stelle aus hat also der „Wolf", wie der Deckname des „Führers" vor der Machtergreifung lautete, den unglückseligen Krieg geleitet, der so viel Leid über uns gebracht hat!

 

An der Stätte des 20. Juli

Wir klettern in dem von breiten Rissen durchzogenen Gästebunker herum, der nur teilweise zerstört ist. Hier hat Mussolini bei seinen Besuchen in der Wolfsschanze gewohnt. Hier, auf einer Lichtung vor dem Bunker, befand sich auch die Baracke, in der Graf Stauffenberg am 20. Juli 1944 den Versuch machte, das Geschick des deutschen Volkes noch in letzter Minute zu wenden. Bei der Explosion der Bombe wurde die Baracke völlig zerstört. Selbst ihre Grundmauern sind jetzt unter dem meterhohen Gestrüpp kaum mehr zu erkennen.

 

Nachdenklich streifen wir durch die Ruinen des ehemaligen Führerkasinos. Gras und Unkraut überwuchern auch hier die Zerstörung. Der Komplex des Führerbunkers gleicht einer unheimlichen Mondlandschaft. An den außen angebrachten Eisensprossen ersteigen wir den erhalten gebliebenen Flakturm des Bunkers. Über hundert Meter im Umkreis liegen, riesige Betonbrocken verstreut, gegen die das Gestrüpp und die jungen Bäume, die in den letzten zwölf Jahren hier gewachsen sind, winzig klein wirken.

 

Bei der polnischen Bevölkerung halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass das unterirdische Elektrizitätswerk, das neben einem Krankenhaus, mehreren Rundfunkstationen und einer Telefonzentrale mit einem ausgedehnten Kabelnetz lag, auch heute noch betriebsbereit sei. Ebenso wird davon erzählt, dass sich Hitlers Privatgemächer unter der Erde auch heute noch in unversehrtem Zustand erhalten hätten und dass sie mit Schätzen aller Art angefüllt wären.

 

Wir hören, dass die Ausgrabungsarbeiten im kommenden Sommer fortgeführt werden sollen. Vielleicht erweist sich dann, dass alle diese Gerüchte und Legenden, die sich um das unheimliche Sperrgebiet in der Nähe von Rastenburg gebildet haben, haltlos oder mindestens stark übertrieben sind.

 

Wir besichtigen noch den ehemaligen Nachrichtenbunker, der den Sprengungen standgehalten hat. Von hier aus wurden einst die „Führerreden" in alle Welt ausgestrahlt; Nachrichten von allen Kriegsschauplätzen, die hier zusammenkamen, waren die Grundlage für folgenschwere Entscheidungen.

 

Wir sind müde geworden vom Herumstreifen und Umherklettern. Auf dem Dach des Nachrichtenbunkers erhalten wir einen kleinen Imbiss. Wir sehen noch einmal weit über die Wildnis aus Trümmern, Unkraut und Gestrüpp, altem Waldbestand und neuen, jungen Bäumen, die auf den ehemaligen Ackerflächen in der Umgebung gewachsen sind.

 

Die Wolfsschanze als Touristenziel

Wir kommen mit dem polnischen Beamten, der uns durch das Gelände geführt hat, ins Gespräch. Er spricht erstaunlich gut Deutsch, und es stellt sich heraus, dass er während des Krieges im Ruhrgebiet gearbeitet hat. Über unsere westdeutsche Wirtschaft und über unseren Wiederaufbau spricht er mit Bewunderung. Es ist ein merkwürdiges Gefühl für uns, zwischen diesen Ruinen aus dem Deutschland von damals mit einem Polen über den Wiederaufbau des neuen Deutschland zu sprechen.

 

Dann kommt der Pole noch einmal auf die eben beendete Führung durch die Wolfsschanze zurück. Er erzählt uns, dass die polnischen Behörden sich zum Ziel gesetzt haben, diese Anlage zu einem Anziehungspunkt des Touristenverkehrs zu machen. Zweifellos werden sie damit Erfolg haben. Nicht nur die Besucher aus Innerpolen, sondern auch viele Reisende aus dem Westen werden sich einen Besuch in der Wolfsschanze kaum entgehen lassen. Die Berichte in den polnischen Zeitungen, die zum Teil auch von der westlichen Presse übernommen werden, tun das Ihrige dazu, um die Neugier auf diese seltsame Stätte wachzuhalten.

 

Seite 4   Einen „Musterbetrieb“ errichten

Auslands-Polen sollen zur „Aktivierung" beitragen

Der stellvertretende Vorsitzende der polnischen „Gesellschaft für die Entwicklung der Oder-Neiße-Gebiete", der Sejm-Abgeordnete Jan Izydorozyk, erklärte in einem Presseinterview, die „Gesellschaft" werde nun dazu übergehen, in jeder „Wojewodschaft" der „Westgebiete" einen industriellen „Musterbetrieb" zu eröffnen, der in ganz besonderer Weise von den polnischen Verwaltungsbehörden gefördert werden soll. Außerdem werde die „Gesellschaft" bemüht sein, die Hilfe der Auslandspolen für die „Aktivierung" der Oder-Neiße-Gebiete zu gewinnen. Insbesondere wolle man auch Veröffentlichungen über die gegenwärtige Lage in den Westgebieten herausbringen, um „das Interesse an diesen Gebieten zu wecken". Es habe sich nämlich herausgestellt, dass die „Gesellschaft" in einigen Wojewodschaften außerhalb der Oder-Neiße-Gebiete „keinen Fuß fassen konnte".

 

Seite 4   4,7 Milliarden Defizit der Staatsgüter

Nach einem kürzlichen Bericht der Warschauer Wirtschaftszeitung „Zycie gospodarcze", die dem Landwirtschaftsministerium nahesteht, mussten 1956 vom polnischen Staate nicht weniger als 4,7 Milliarden Zloty allein an die Staatsgüter gewandt werden, um deren riesige Defizite abzudecken. Nach dem polnischen Bericht weist die Defizitwirtschaft der Staatsgüter eine „steigende Tendenz" auf. Während 1951 die Staatsgüter je Hektar von ihnen verwalteten Landes 573 Zloty Defizit „herauswirtschafteten", waren es im Jahre 1956 je Hektar Staatsgut-Land bereits 1850 Zloty, welche der Staat zuschießen musste.

 

Seite 4   DJO-Beschluss: Keine Fahrten nach Jugoslawien mehr

Der Beirat der „Deutschen Jugend des Ostens" (DJO) befasste sich auf seiner Herbsttagung in Osterode (Harz) u. a. mit den Vorgängen im Zusammenhang mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu Jugoslawien. Die Jugendführer und -Führerinnen aller insgesamt 160 000 Mitglieder umfassenden Landesgruppen und der landsmannschaftlichen Bundesgruppen stellten fest, dass in der Begründung der Bundesregierung zum Abbruch der Beziehungen mit Recht die Anerkennung der Sowjetzonen-Republik durch Tito und seine kommunistische Regierung angeführt ist. Es fehle in dieser Begründung jedoch jedweder Hinweis auf die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als „Polens Westgrenze", die Tito dem polnischen KP-Chef Gomulka bei dessen Besuch in Belgrad gegeben hat. In dieser Unterlassung erblickt die DJO das Fehlen der Konsequenzen aus den wiederholten verbindlichen Erklärungen der Bundesregierung, unablässig für die Rückgabe der widerrechtlich geraubten deutschen Ostgebiete eintreten zu wollen. Die DJO hoffe deshalb, die Bundesregierung werde bei geeigneter Gelegenheit auch ihren Standpunkt zur Anerkennung der sogenannten Oder-Neiße-„Grenze" durch Tito nachdrücklich bekunden.

 

Es wurde ferner beschlossen, alle Mitglieder der DJO aufzufordern, von Urlaubsfahrten nach Jugoslawien solange abzusehen, bis die Belgrader Regierung von einem dermaßen gegen die deutschen Lebensinteressen gerichteten Kurs abrückt, wie er in deren beiden Entscheidungen zu erkennen ist. Die Mitglieder der DJO werden zudem aufgefordert, im Sinne dieses Beschlusses auch aufklärend unter der Jugend Westdeutschlands zu wirken.

 

Der nächste Bundesjugendtag (Jahreshauptversammlung) der DJO wurde für den 3./4. Mai 1958 angesetzt; er wird in einer noch zu bestimmenden Stadt in der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen abgehalten. Für das Jahr 1959 schreibt die DJO „Bundesspiele" aus, die sich aus Wettbewerben der Gruppen im Sport, in der musischen Arbeit (Singen, Volkstanz, Laienspiel) und im Wissensnachweis auf Staats- und heimatpolitischem Gebiet zusammensetzen.

 

Seite 4   Eine bessere Zusammenarbeit der Sozialpartner durch Ausbau des Schlichtungswesens und Einsetzung von Gutachtern für Lohnfragen haben die deutschen Arbeitgeberverbände den Gewerkschaften vorgeschlagen.

 

Seite 4   Im Hintergrund lauert Moskau.

Indochina, Suez, Zypern und Algerien sind wahre Schulbeispiele dafür, wie es der ganzen freien Welt — und damit auch uns — ungeheuer schadet, wenn Mächte, die heute mit uns verbündet sind, der raschen Erledigung des kolonialen Zeitalters immer neuen Widerstand entgegensetzen. Zu einem Zeitpunkt, wo völlige Klarheit darüber besteht, dass Moskau mit seinen kommunistischen Verbündeten und Satelliten überall dort sein Süppchen kocht, wo Engstirnigkeit, Zaudern und Unbelehrbarkeit westlicher Politiker die Völker Asiens und Afrikas verärgert und verprellt, spielt sich vor aller Augen nun ein neues Drama ab. Es geht auch uns an, weil es auch uns alte, gute Freunde vergrämen kann. Zwischen der einstigen Kolonialmacht Holland und dem noch so jungen und sicherlich unfertigen Staat Indonesien (dem einstigen Niederländisch-Indien) haben sich die Dinge aufs Äußerste zugespitzt. Indonesien, das seine Wünsche auf die Herausgabe von Neuguinea nicht verwirklicht sah, besteht auf der Ausweisung der letzten 50 000 bis 60 000 von einst über 200 000 Holländern. Zugleich werden holländische Vermögenswerte und Werke beschlagnahmt.

 

Man kann gewiss darüber streiten, wessen Anspruch auf die größte Insel der Welt — die einst zum Teil auch Deutschland gehörte und von ihm gut verwaltet wurde — voll berechtigt ist. Die Ureinwohner, die Papuas, sind weder Holländer noch Indonesier. Zugleich kann niemand leugnen, dass eine Erschließung der reichen Insel nur durch großen Einsatz von tropengewohnten Menschen, also eben durch Indonesier und vielleicht noch Japaner, erfolgen kann.

 

Die Holländer, die den jähen Verlust ihres mächtigen „Inselindien" nicht verschmerzen können, haben jahrelang auf die gewiss bedeutenden Leistungen ihrer Verwaltung in dem heutigen Indonesien hingewiesen. Bittere Worte gingen hin und her, die Stunde für gütliche Absprachen über eine fruchtbare Zusammenarbeit ist aber sicher in Den Haag versäumt worden. Indonesien, das nach China und Japan heute der größte Staat im Fernen Osten östlich Indien ist, hat um seinen eigenen Aufbau hart ringen müssen und dabei nicht immer den Beistand des Westens gefunden, den es brauchte. Die meisten Indonesier sind sicher von Haus aus keine Kommunistenfreunde, und doch musste vieles dazu beitragen, den kommunistischen Einfluss dort zu stärken. Es sind hier noch große Nöte zu überwinden, und Moskau als auch das rote Peking winken mit billigen Krediten, Hilfen und Lieferungen. Soll es dahin kommen, dass auch dieses große Inselland dem anderen Lager in die Arme getrieben wird?

 

Vergessen wir Deutschen vor allem eins nicht: wir, die wir schon 1919 einen Schlussstrich unter alle Kolonialpolitik zogen, haben in Indonesien einen guten Namen. Man erwartet vieles von uns und man wäre bitter enttäuscht, wenn wir Moskau das Feld überlassen würden. Für unsere Lebensfragen, die der Wiedervereinigung und die der Herausgabe unserer ostdeutschen Heimat, haben viele Asiaten Verständnis gezeigt, weit mehr als manche Leute im behäbigen Westen. Es kann uns bei der Vertretung unserer gerechten Forderungen einmal viel nützen, wenn auch die Staaten des asiatischen und des arabischen Raumes auf unsere Seite treten.

 

Seite 4   „Aufbaupläne für Frauenburg“

Polnische „Entwicklungsgesellschaft“ sucht Geld

Die Schaffung einer finanziellen Grundlage für die Tätigkeit der Gesellschaft bezeichnete der Bezirksvorsitzende der neuen „Gesellschaft zur Entwicklung der Westgebiete" in Allenstein, Julian Malewski, als die vordringlichste Aufgabe. In einem Interview, das von der „Glos Olsztynski" veröffentlicht wurde, wird mitgeteilt, dass die im Frühjahr gegründete Gesellschaft, die sich die Aktivierung der polnischen Neusiedler in den Oder-Neiße-Gebieten zugunsten einer wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung dieser Gebiete und ihrer „Verflechtung" mit dem volkspolnischen Staatsgebiet zur Aufgabe gesetzt hat, in der „Wojewodschaft" Allenstein bisher nur Organisations-Komitees gründen konnte. Im kommenden Jahr solle ein Unternehmen geschaffen werden, das der Gesellschaft Einnahmen bringen solle. Ferner werde eine Wochenschrift geplant, für die Genossenschaften und Molkereien Mittel zur Verfügung stellen sollen. In dem „Planungsprogramm" stehen die Belebung des Touristenverkehrs in Südostpreußen, die Wiederinbetriebnahme früherer industrieller und handwerklicher Betriebe sowie die Erstellung von Aufbauplänen für die Stadt Frauenburg.

 

Seite 4   „Gefühl der Vorläufigkeit“ in Südostpreußen

Die in Allenstein erscheinende polnische Zeitschrift „Warmia i Mazury" („Ermland und Masuren") befasst sich eingehend mit der Frage, weshalb im südlichen Ostpreußen das „Problem des Provisoriums" entstanden sei. Sie stellt fest, dass die Bevölkerung aus vier Gründen ein „Gefühl der Vorläufigkeit" der bestehenden Verhältnisse gewonnen habe: Zunächst weil man „die Frage des deutschen Revisionismus unterschätzt und diskret verschwiegen" habe, sodann „die Fehler der Wirtschaftspolitik, die eine Ausplünderung der wiedererrungenen Gebiete von allen materiellen Lagerbeständen und Produktionsmitteln duldete und praktizierte" sowie die „Ausbeutung und Entwertung des Bodens" in Verbindung mit der „Erschütterung der rechtsstaatlichen Grundsätze und der sozialistischen Demokratie". Diese Zustände hätten die Einstellung der gesamten Bevölkerung geprägt, auch die der „städtischen Intelligenzschicht", die „eine Ansiedlung in den wiedererlangten Gebieten zwar als erforderlich, doch zugleich als nur vorübergehend betrachtete“. Um dem „Gefühl der Vorläufigkeit" entgegenzuwirken, führt „Warmia i Mazury" dann eine Reihe von Stimmen aus dem westlichen Auslande (!) an, die sich für die polnischen Ansprüche auf die Oder-Neiße-Gebiete ausgesprochen haben, weist aber zugleich darauf hin, dass „die Bonner Wissenschaftler geduldig und bedachtsam Material sammeln", das im Sinne des „deutschen Revisionismus" publiziert werde.

 

Seite 4   „Außerstande . . .“

Der Stand der Bevölkerung im Stadt- und Landkreis Elbing

Die polnisch verwaltete Stadt Elbing zählt gegenwärtig nach polnischen Angaben 66 000 Einwohner, gegenüber rund 86 000 im Jahre 1939. Die Einwohnerzahl pro Quadratkilometer sank im Stadtkreis Elbing von 2802 auf 2126. Der Landkreis Elbing wurde unter polnischer Verwaltung flächenmäßig von 438 Quadratkilometer auf 796 Quadratkilometer erweitert. Während auf den 483 Quadratkilometer vor dem Kriege 28 150 Einwohner gezählt wurden, leben unter polnischer Verwaltung in dem um über fünfzig Prozent im Vergleich zum Stande von 1939 erweiterten Landkreise Elbing jetzt nur 22 000 Einwohner. Die polnischen Verwaltungsbehörden in Elbing erklärten sich während der letzten Sitzung des „Stadt-Nationalrates" außerstande, „die Lage des Bevölkerungsstandes" im Stadt- und Landkreis Elbing „positiv zu verändern".

 

Seite 4   Erlass der Gewerbesteuer

Eine wichtige Anordnung für Vertriebenenbetriebe

Der Bundesrat hat eine für Vertriebenen- und Flüchtlingsbetriebe äußert wichtige Verwaltungsanordnung über den teilweisen Erlass der Gewerbesteuer gebilligt.

 

Die Verwaltungsanordnung verfügt, dass für Betriebe von Vertriebenen, Flüchtlingen und Verfolgten bei der Festsetzung des einheitlichen Steuermessbetrages für die Erhebungszeiträume 1956 bis 1958 bei Einzelunternehmen ebenso wie bei Personengesellschaften und bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung die Dauerschulden bei der Ermittlung des Gewerbekapitals und die Dauerschuldzinsen bei der Ermittlung des Gewerbeertrages nur mit 40 Prozent anzusetzen sind. Voraussetzung ist, dass der Einheitswert des Betriebes nicht über 200 000 DM liegt und dass davon das Fremdkapital wenigstens 50 Prozent beträgt. Bei Einheitswerten über 200 000 DM wird diese Vergünstigung nur dann gewährt, wenn die besondere Höhe des Fremdkapitals sie als billig erscheinen lässt. Die Verwaltungsanordnung bestimmt, dass die Finanzämter die Genehmigung zum nur 40-prozentigen Ansatz der Dauerschulden und der Dauerschuldzinsen lediglich im Einvernehmen mit den Gemeindebehörden erteilen können.

 

Die jetzt in der Verwaltungsanordnung ausgesprochene Regelung ist von zuständigen Vertriebenenkreisen schon seit längerem angestrebt worden, um die darin bestehende Unbilligkeit zu beseitigen, dass das Fremdkapital bei den Unternehmen der Vertriebenen und Flüchtlingen unverhältnismäßig größer ist als bei den Betrieben Einheimischer. Auch die vom Wirtschaftsministerium angestellten Untersuchungen hatten ergeben, dass ein erheblicher Teil der Vertriebenen- und Flüchtlingsunternehmen eben wegen der hohen Fremdkapitalbelastung noch nicht in der Lage war, aus eigener Kraft ein den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen entsprechendes Eigenkapital zu bilden. Nachdem sich eine gesetzliche Regelung der Materie als zu schwierig herausstellte, wählte man schließlich den Weg der Verwaltungsanordnung. Der Finanzausschuss des Bundesrates hatte unter Hinweis auf eine angebliche Erschwerung der Steuergesetzgebung, auf einen vermeintlichen Einbruch in die Finanzhoheit der Länder und aus einer Reihe anderer ebenso wenig stichhaltiger Gründe eine Ablehnung der Vorlage empfohlen. Es war Staatssekretär Hartmann vom Bundesfinanzministerium, der den Ländervertretern die Unbilligkeit der bestehenden Regelung eindringlich vor Augen führte und ihnen dringlichst die Annahme empfahl. Mit knapper Mehrheit stimmte der Bundesrat dann der Verwaltungsanordnung mit einer von Baden-Württemberg beantragten Änderung zu, wonach die Finanzämter den Teilerlass der Gewerbesteuer nicht „nach Anhören", sondern „im Einvernehmen" mit den Gemeindebehörden verfügen können.

 

Diesbezügliche Anträge von Vertriebenen- und Flüchtlingsunternehmen sind grundsätzlich an die zuständigen Finanzämter zu richten, die sich dann von sich aus mit den Gemeindebehörden in Verbindung setzen.

 

Seite 4   Kreisvertreter Karl Strauß verstorben

Am 1. Dezember 1957, ist der Kreisvertreter von Memel-Land, Karl Strauß, im 69. Lebensjahre verstorben. Am Donnerstag, dem 5. Dezember, wurde er unter großer Beteiligung der Heimatvertriebenen in Eckernförde, in dem Ort, in dem er nach der Vertreibung Zuflucht gefunden hatte, zur letzten Ruhe geleitet.

 

Karl Strauß wurde am 19. Mai 1889 in Grünhagen im Kreise Pr.-Holland als Sohn eines Landwirts geboren. Nachdem er die Landwirtschaftsschule Pr.-Holland besucht hatte, vervollkommnete er seine landwirtschaftliche Ausbildung als Eleve und Inspektor. 1907 trat er als Freiwilliger bei dem Garde du Corps in Potsdam ein. 1912 wurde er selbständig. Er heiratete die Tochter des Landwirts Biemer, Gut Talpitten, Kreis Pr.-Holland. Den Ersten Weltkrieg machte er als Vizewachtmeister im Kavallerie-Regiment 89 mit. Im Juli 1918 kaufte er das 1040 Morgen große Gut Paugen bei Memel. 1940 erwarb er für seinen ältesten Sohn das achthundert Morgen große Gut Kollaten im Kreise Memel.

 

In dem Kampf, den das Memelgebiet nach der Abtrennung von Deutschland für seine Rechte führte, war Karl Strauß in seiner stillen, aber immer nachdrücklichen Art tätig. Nach dem Tode des Landrats von Schulze wurde er kommissarischer Landrat des Kreises Memel; er blieb es bis zur Rückgliederung. Von seinen drei Söhnen fiel der jüngste im Zweiten Weltkrieg.

 

In Eckernförde baute Karl Strauß sich im Selbsthilfeverfahren eine Siedlung. Aber er beschränkte sich nicht darauf, für sich und seine Frau — sie starb im vorigen Jahr — zu sorgen, sondern er war sehr rührig und tätig im Kampf für die Rückgewinnung unserer Heimat. Das äußere Zeichen dafür ist die Tatsache, dass er Vorsitzender der Gruppe unserer Landsmannschaft in Eckernförde war. Die starke Beteiligung der Landsleute und der Heimatvertriebenen an seinem Begräbnis zeigte, welche Achtung und Verehrung er sich erworben hatte. Im Namen unserer Landsmannschaft legte der Stellvertretende Sprecher unserer Landsmannschaft, Strüvy, mit Worten des Dankes und des Gedenkens einen Kranz an seinem Grabe nieder. Amtsgerichtsrat Buttkereit sprach vor allem für die Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise, Dr. Schützler für den Kreis Memel und Herr Albrecht für die örtliche Gruppe des Landesverbandes. In den Ansprachen kam das zum Ausdruck, was alle fühlen und wissen, die Karl Strauß gekannt haben: Er war ein stiller und bescheidener, ein liebenswerter Mensch; er war ein aufrechter Charakter, und er war vor allem ein treuer Sohn seiner Heimat.

 

Seite 4   Neurenten von 1958 höher

Wie wird es bei den schon laufenden Renten?

Die Renten, die im Jahre 1958 zum ersten Mal gezahlt werden, sollen um rund 6,5 Prozent höher sein, als die Renten der vorangegangenen Jahre. Das ist der Zweck einer Verordnung, die das Bundeskabinett an den Bundesrat weitergeleitet hat.

 

Für den Durchschnittsrentner, der im Jahre 1958 nach einem vierzigjährigen Arbeitsleben in den Ruhestand tritt, bedeutet die Verordnung eine Verbesserung um 15,50 DM monatlich. Diese Erhöhung geht auf ein Anheben der „allgemeinen Bemessungsgrundlage" für die Renten zurück. Zum ersten Mal hatte die Bundesregierung auf Grund der neuen Rentengesetzgebung jetzt eine solche Entscheidung zu fällen. Das durchschnittliche Jahresarbeitsentgelt hatte sich im letzten Jahre gegenüber 1955 um 6,5 Prozent erhöht. Nach den Vorschriften des Rentengesetzes wird nun die Bemessungsgrundlage (Durchschnittsjahresverdienst) für die vom 1. Januar 1958 an eintretenden Rentenfällen entsprechend von bisher 4281 DM auf 4542 DM heraufgesetzt.

 

Der Bundestag wird im Laufe des nächsten Jahres zu entscheiden haben, ob und um wie viel Prozent auch die schon laufenden Renten erhöht werden sollen. Die Mehraufwendungen für die Erhöhung der neuen Renten belaufen sich auf 27 Millionen DM zu Lasten der Versicherungen und auf 207,6 Millionen DM zu Lasten des Bundes. Eine Erhöhung auch der laufenden Renten wäre dann rein von den Versicherungen zu bestreiten.

 

Seite 4   Handwerkszweige und Handelsbranchen

Die Bewertungsunterlagen fertiggestellt

Das Bundesfinanzministerium hat endlich die Bewertungsunterlagen für den größten Teil der Handwerkszweige und Handelsbranchen fertiggestellt. Obwohl sie formell noch nicht in Kraft gesetzt worden sind, hat sie das Bundesausgleichsamt bereits den Ausgleichsämtern übersandt, damit zwölf Jahre nach der Vertreibung und fünfeinhalb Jahre nach Erlass des Feststellungsgesetzes endlich mit der Feststellung der gewerblichen Schäden begonnen werden kann. Es würde viel zu weit führen, hier die einzelnen Handwerkszweige und Handelsbranchen aufzuzählen, das Verzeichnis umfasst mehrere Seiten. Die Ausgleichsämter erteilen auf Anfrage die entsprechenden Auskünfte.

 

Seite 4   Die Zahl der Personenautos in der Bundesrepublik hat sich von Mitte 1956 bis Juli 1957 um etwa 420 000 auf 2,3 Millionen erhöht. Jeder zwanzigste westdeutsche Einwohner fährt heute einen eigenen Personenwagen,

 

Seite 5   Briefe an das Ostpreußenblatt

Grabsteine sollten reden

Landsmann Fritz R., der jetzt in Westfalen wohnt, schreibt:

 

„Seit der Vertreibung sind schon Hunderttausende unserer Landsleute fern der Heimat zur letzten Ruhe geleitet worden. Verschwindend klein ist aber die Zahl der Grabmale, die davon Zeugnis geben, dass hier ein Landsmann bestattet worden ist, dem man das primitivste Menschenrecht – das Recht auf die Heimat – verwehrt hat. Die Masse vergisst schnell und will ungern daran erinnert werden, dass Millionen alles verlieren mussten. Darum sollten wenigstens Grabsteine reden und davon Kunde geben, dass hier ein vom unverdienten Schicksal geschlagener Mensch ruht, der eigentlich in der Heimaterde seinen letzten Schlaf finden wollte. Auf dem schlichten Grabstein meiner verstorbenen Frau stehen die Worte: „Aus Gumbinnen", und dieser Grabstein steht in der sowjetisch besetzten Zone! Hier in Westdeutschland habe ich erst einen einzigen Gedenkstein mit dem Hinweis „Aus Königsberg" gesehen. Grabsteine sollten reden, den Vertriebenen und deren Nachkommen zur Erinnerung und den Einheimischen zur Mahnung“.

 

Ostpreußisches Gold am Mittelmeer

Frau A. B., die früher als Lehrerin in Königsberg tätig war und jetzt in Westfalen lebt, berichtete uns über ein kleines Erlebnis, das sie während ihres Urlaubs in Italien hatte:

 

„Ich sitze an einem herrlichen Urlaubstag im Liegestuhl am Gestade des Mittelmeeres, unweit von Genua. Italienische Händler bieten Wollsachen und Schmuck zum Kauf an. Ausgerechnet vor meinem Liegestuhl breitet einer seine Herrlichkeiten aus: Ketten, Armbänder, Uhren, Ringe und Nadeln. Die Menschen sammeln sich um meinen Platz. Frauenhände greifen nach den schönen Dingen.

 

Da plötzlich fallen meine Augen auf etwas Besonderes, eine Bernsteinkette von rötlicher Madeirafarbe im Facettschliff. Unwillkürlich greifen meine Hände danach. Ich lasse die Perlen durch meine Finger gleiten, Erinnerungen überwältigen mich. Schließlich lege ich die Kette wieder zurück, denn es ist meine letzte Urlaubswoche, und ich könnte sie nicht bezahlen.

 

Mit einmal höre ich eine Stimme neben mir: „Wenn ich die Freude sehe, die Ihnen diese Kette bereitet, dann möchte ich sie Ihnen am liebsten schenken, denn in Ihre Heimat können Sie ja jetzt nicht zurück“. Ich blicke erstaunt auf und sehe in die gütigen Augen eines älteren Herrn. Er kauft die Kette und wirft sie mir zu. Mir ist die Sprache weg, und ringsum ist auch alles still geworden. Und dann kommt die Freude. Geschehen noch Zeichen und Wunder? Nein, aber es gibt doch noch Menschen, die ihre größte Freude darin sehen, andere glücklich zu machen“.

 

Zinsen aus der Hauptentschädigung

Herr D. schreibt: „In einer Rundfunkübertragung wurde berichtet, dass die Zinsen aus der Hauptentschädigung nicht ausgezahlt, sondern dem Kapital zugeschlagen würden. Wenn das stimmt, so wäre doch wohl eine deutliche Kritik am Platze“.

 

Unsere Antwort: Die Rundfunkmeldung stimmt. Diese Regelung ist umso unbilliger, als allen anderen Geschädigtengruppen dieses Krieges der Zins auf ihre Entschädigungsansprüche ausbezahlt wird. So wird zum Beispiel auch nach dem Kriegsfolgengesetz der Zins ausbezahlt. Es ist zuzugeben, dass im Augenblick für eine laufende Zinsausbezahlung gewisse finanzielle Schwierigkeiten bestehen würden; denn die Zinsfreigabe würde etwa 700 Millionen DM jährlich erfordern, das ist etwa ein Sechstel der gesamten dem Ausgleichsfonds zur Verfügung stehenden Mittel. Die Vertriebenenverbände erwarten jedoch, dass in einem Neunten Änderungsgesetz zum LAG eine Regelung getroffen wird; nach der mit den laufenden Zinsauszahlungen sofort begonnen wird, wenn die Hausratentschädigung abgewickelt ist. Das dürfte etwa 1960 der Fall sein.

 

Ein Ostpreuße als Fremdenführer

Von einem Besuch in der alten Kaiserstadt Goslar berichtet uns Landsmann P., der jetzt in Bremerhaven wohnt:

 

„Wir Ostpreußen, die wir bei einem Besuch in Goslar zusammenkamen, waren freudig überrascht, als wir unter den Fremdenführern, die uns die Schönheiten der alten Kaiserstadt erklärten, mit einem Mal einen Landsmann fanden, der seine Erklärungen in ostpreußischem Tonfall abgab. Es stellte sich heraus, dass es ein Bekannter war, ein früherer Stadtkapellmeister, der in unserer Heimat gut bekannt war und der nun in Goslar als Fremdenführer, ausgerechnet unter der Nummer 13 seinen Dienst tut. Sein Vortrag und seine sachlichen Erklärungen haben bei uns einen tiefen Eindruck hinterlassen. Wir wünschen diesem Landsmann viel Glück in seinem jetzigen Beruf!"

 

Seite 5   Deutschlands Ostproblem

Eine grundlegende Veröffentlichung des Göttinger Arbeitskreises

Man kann sich unschwer vorstellen, dass eine große, wissenschaftlich gut fundierte Darstellung aller der so wichtigen rechtlichen, wie auch historischen und sonstigen Fragen, die sich mit dem Thema „Deutschlands Ostproblem" und einer Untersuchung der Beziehungen des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn befasst, im Handumdrehen zu einem Lexikonformat heran- und noch darüber hinauswachsen kann. Weil aber nun einmal der Wälzer" vielen, die eine so grundsätzliche Darstellung für ihre heimatpolitische und sonstige Arbeit zu Rate ziehen sollen, immer erhebliche Beschwer macht, darf man es doppelt begrüßen, dass es die kundigen Berater dieses Werkes verstanden haben, in diesem — beim Würzburger Holzner-Verlag vom Göttinger Arbeitskreis herausgebrachten — Buch auf knappen 220 Seiten und in einem relativ schmalen Band eine Fülle von Erkenntnissen und Aufschlüssen zu vereinigen. Für alle, die weiterforschen müssen, werden zusätzliche Veröffentlichungen den Einblick in die gesamte einschlägige Literatur und in viele zusätzliche Quellen vermitteln.

 

Der hier vorliegende Band ist — dessen sind wir sicher — in hohem Maße geeignet, nicht nur den Deutschen im geistigen Ringen um die Rückgabe Ostdeutschlands wertvolle Dienste zu leisten, er wird ganz gewiss ebenso gewiss auch im Ausland — wo man durch so viele deutschfeindliche und zweckbestimmte fragwürdige Publikationen ein ganz schiefes und falsches Bild erhielt — außerordentlich viel zur sachlichen Klärung beitragen können. Eine treffendere und überzeugendere Widerlegung etwa des Wiskemann-Buches kann kaum gedacht werden.

 

Am Anfang dieser Gemeinschaftsarbeit der ostdeutschen Gelehrten und Forscher in Göttingen stand die Erkenntnis, dass neben der Schicksalsfrage der Wiedervereinigung West- und Mitteldeutschlands die ebenso schwerwiegenden Fragen immer mehr an Bedeutung gewannen, die sich auf das Schicksal unserer Heimat, der deutschen Ostgebiete, beziehen. Wege zur Erreichung dieses Zieles und zur Schaffung eines gutnachbarlichen Verhältnisses zu den Oststaaten und ihren Völkern als Grundlage eines wirklichen Friedens zu suchen, ist das entscheidende Anliegen dieses Werkes. Wohl jeder, der es zur Hand nimmt, wird es sehr begrüßen, dass diese große Arbeit über das deutsche Ostproblem sinnvoll mit einer hervorragenden Darstellung der Staats- und völkerrechtlichen Begründung der deutschen Forderung nach der Rückgabe unseres Ostens eingeleitet wird. Auf nur dreißig Buchseiten klärt hier einer der besten Kenner, nämlich der Präsident des Göttinger Arbeitskreises, Professor Dr. Herbert Kraus, in geradezu klassischer Prägnanz die Situation. Wir sind sicher, dass jeder, der irgendwie aktiv in der Heimatpolitik steht, gerade dieses Kapitel immer wieder lesen und zu Rate ziehen wird.

 

Als Bearbeiter für den sehr viel umfangreicheren historisch-politischen Teil zeichnet der unseren Lesern gleichfalls sehr bekannte Professor Dr. Karl O. Kurth. Hier wird zunächst die vom Gegner immer wieder aufgewärmte Behauptung von der angeblich „ewigen deutschslawischen Erbfeindschaft" mit einer ebenso schlichten, wie einprägsamen Darstellung der wirklichen Verhältnisse im alten Preußen wie auch in der Donaumonarchie glänzend widerlegt. Allen denen aber, die das heute schon wieder vergessen haben, kann man hier auch für die Zeit nach 1918 die verhängnisvolle Auswirkung des „ethnischen Nationalismus" und der im Versailler Diktat wie auch in Saint Germain geschaffenen Fehllösungen klarmachen. Wie Unrecht und Gewalt immer fortzeugend neues Unrecht heraufbeschworen, wie nationalistischer und chauvinistischer Wahnwitz hüben und drüben Elend über Elend für alle Völker brachten, das sollte man immer wieder nachlesen, um endlich daraus zu lernen.

 

Neben den Schreckenstagen des Zweiten Weitkrieges stehen die der Massenaustreibung und des Massenmordes. Und alle, die sie heraufbeschworen, werden herausgestellt. Wie wenigstens in einigen westlichen Kreisen dann allmählich die Erkenntnis kam, dass man durch Jalta und Potsdam im Geist der Vergeltung und Rache die Grundlagen des europäischen Friedens abermals zerstört hatte, schildert ein weiteres Kapitel, und in einem anderen wird die wahre Bilanz polnisch-tschechischer Herrschaft in Ostdeutschland deutlich gezogen. Der historische Teil schließt mit einer Würdigung der aufbauenden und weitblickenden Arbeit der Heimatvertriebenen, die als erste in ihrer Charta den allein möglichen Weg zur Wiederherstellung des Rechtes und einer wirklichen Neuordnung im Geiste des Friedens gewiesen haben.

 

Fassen wir zusammen: dies ist eine würdige und unmissverständliche Antwort an alle, die heute noch das trübe Spiel der Völkerverhetzung, der Verdrehung und Niedertracht treiben. Hier wird der Lüge die Wahrheit entgegengesetzt, hier werden die Straßen gewiesen, die man gehen muss wenn nicht nur Deutschland, sondern auch Europa und die Welt von einem ewigen Alpdruck befreit werden wollen.

 

Seite 5   UNSER BUCH

Walter Görlitz: Die Junker, Adel und Bauer im deutschen Osten. 2. Auflage, C.-A.-Starke-Verlag, Glücksburg (Ostsee) 1957, 465 Seiten, 14 Bildtafeln, 19,50 DM.

 

Die Geschichte einer Epoche kann man erst schreiben, wenn diese so weit abgeschlossen ist, dass man ihren Beginn, ihr Ende und ihre Eigenart erkennen kann. Der eine wird es begrüßen, der andere bedauern, aber niemand abstreiten, dass die Epoche, in der der Adel im sozialen Aufbau Ostdeutschlands von der Elbe bis nach Livland hin eine besondere Stellung einnahm, mit der Umsiedlung aus dem Baltikum, der Vertreibung aus den Gebieten jenseits von Oder und Neiße und der entschädigungslosen Entscheidung in Mitteldeutschland zu Ende gegangen ist. Der auf vielen historischen Gebieten erfolgreiche Schriftsteller Walter Görlitz hat sich daran gewagt, diese „geschichtliche Bilanz aus sieben Jahrhunderten" zu ziehen. Gestützt auf eine große Fülle von Literatur, von ungedruckten familiengeschichtlichen Aufzeichnungen, von Gesprächen und brieflichen und mündlichen Auskünften zeichnet er ein inhaltsreiches Bild von der Geschichte des ostdeutschen Adels von der Kolonisation an über die Epochen des Ständestaates, des Absolutismus, der Aufklärung, des Liberalismus und Konservativismus, der Weimarer Republik bis zum bitteren Ende. Wenn er im Untertitel von Adel und Bauer spricht, meint er damit keinen Gegensatz, sondern eine gemeinsame ländliche Lebensordnung, in der der Adel zwar die Führung, aber auch die Verantwortung hatte, ohne die es keine echte Führung gibt.

 

Es ist gut, dass ein Ostdeutscher — Görlitz ist Pommer — dieses Buch geschrieben hat, aber auch gut, dass es ein Mann getan hat, der selbst kein Junker ist; denn so hat er die innere Freiheit, die Vorzüge des Adels herauszustellen und auch die Schwächen nicht zu verschweigen, ohne dafür der Parteilichkeit geziehen zu werden. Wer die Geschichte des Ostens kennt, wird sich nicht wundern, dass die hellen Töne dieses Bildes die dunkeln überwiegen. Das Buch ist ungemein inhaltsreich, denn es bringt nicht nur Familien und Gütergeschichte, sondern zieht all die Seiten des sozialen Lebens in den Bereich der Darstellung, in denen der Adel tätig war: Ständewesen und Staatsverfassung, Standesbewusstsein und Staatsordnung, Beamtentum, Offizierskorps, Wirtschaftspolitik und Agrarverfassung, politische Parteien und Ideen, Guts- und Bauernwirtschaft, Jagd und Geselligkeit. Die Bedeutung des Adels für die Landeskultur in Schloßbau und Gartenkunst, Bibliotheken, Sammlungen und geistigem Leben überhaupt hätte wohl noch mehr betont werden können. Eingehend werden die Agrargesetze behandelt, der Bauernschutz Friedrichs des Großen, die Steinschen Reformen, die Osthilfe und die Enteignung.

 

So sehr der Adel nach außen hin als kastenmäßige Einheit erscheinen mag, werden doch die Unterschiede etwa zwischen dem baltischen und dem preußischen Adel und innerhalb dieses wieder zwischen dem brandenburgischen Offiziersadel und den schlesischen Standesherrn wohl beachtet. Wir Ostpreußen finden auch unsere adligen Landsleute genügend gewürdigt, die Auerswald, Dohna, Eulenburg, Brünneck, Schön Schrötter, Keyserling und wie sie alle heißen. Mit Erschütterung lesen wir von den Schrecken des Zusammenbruchs, den vielen menschlichen Tragödien, in denen ein untergehender Stand sich noch einmal bewährte und bewies, dass wohl seine Zeit zu Ende ging, aber nicht die Zeit charakterfester Persönlichkeiten.

 

Es spricht für die Notwendigkeit und die Güte des Buches, dass in Jahresfrist eine zweite Auflage nötig war. Sie ist im Text nur wenig verändert, aber um einige Bildseiten vermehrt worden. Die Bilder, eine kleine Auswahl von Porträts und Gutshäusern, klingen mit dem Text gut zusammen.

Dr. Gause

 

Eva Müthel: Für dich blüht kein Baum. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main. 305 Seiten. Ganzleinen 12,80 DM.

 

„Was machen Sie da", fragte die Wachtmeisterin.

„Ich habe aus dem Fenster gesehen“.

„Das ist verboten! Warum missachten Sie unsere Anordnungen?"

„Draußen blüht ein Baum“.

Die Wachtmeisterin machte ein Gesicht, als zweifle sie an Hannas Verstand. Dann sagte sie langsam, jede Silbe betonend:

„Dieser Baum blüht nicht für Sie!"

Diese kleine Szene aus einem sowjetzonalen Konzentrationslager gab dem Buch den Titel. Es ist das erste Buch der jungen Autorin, eigentlich ein Tatsachenbericht über die sechsjährige Leidenszeit eines jungen Ehepaares in Konzentrationslagern und Zuchthäusern in der Zone. Nur ein Tatsachenbericht, wie so viele andere geschrieben wurden, wie sie die Spalten unserer Illustrierten füllen? Nein, dieses Buch ist ganz anders. Es ist eine Dichtung, an der jede Zeile Wahrheit ist. Es ist ein Stück erlebtes Leben, das in der Rückschau zur Dichtung wurde. Und das hebt dieses Buch weit über alle Veröffentlichungen ähnlicher Art hinaus. An einem Einzelschicksal — zwei junge Studenten verteilen Flugblätter, kleben Plakate gegen das Regime, heiraten, werden später gefasst und wegen Spionage und antisowjetischer Propaganda zu fünfundzwanzig Jahren Zuchthaus verurteilt, nach sechs Jahren, 1954, amnestiert, sie kommen nach dem Westen — wird das Schicksal unserer Brüder und Schwestern jenseits des Eisernen Vorhanges gezeichnet, das Schicksal derer, die es noch nicht aufgegeben haben, Menschen zu sein und auf die Freiheit zu hoffen. So schonungslos die junge Autorin Kritik übt an der unbarmherzigen Willkür des Regimes und der sowjetischen Funktionäre, so lässt sie doch immer den Menschen sprechen, ob er nun in Sträflingskleidern steckt oder die Uniform eines Bewachers trägt. Ihre Kritik ist nicht einseitig; mit Offenheit und Mut zeigt sie auch die Missstände im Westen, die laue Abgebrühtheit in den Amtsstuben, die Verständnislosigkeit des satten Bürgers gegenüber denen, die Freiheit und Leben riskierten für ein höheres Ziel.

 

Dies ist ein Buch, das jeder von uns lesen und über das er nachdenken sollte in einer stillen Stunde. Es ist ein Buch, das uns aufrüttelt und uns gleichzeitig Hoffnung gibt. R-M. W.

 

Die Oder, ein deutscher Strom. Mit zahlreichen Textbeiträgen und 96 Bildern. Herausgegeben von Dr. Herbert Hupka. 192 Seiten. Ganzleinenband 16,80 DM. Gräfe und Unzer Verlag München.

 

„Die Oder ist auch heute noch der deutsche Strom von einst, und dies gilt nicht nur für die an der Oder und in ihrem Einzugsgebiet heimisch gewesenen Schlesier, Brandenburger und Pommern, sondern auch für jeden Deutschen, dem das Vaterland nicht gleichbedeutend ist mit hohlem, überlebtem Pathos, sondern der sich zu seinem Vaterland bekennt und dieses als die rechtlich fundierte, unverletzliche irdische Behausung seines Volkes begreift", so schreibt der Herausgeber, Dr. Herbert Hupka, in seinem einführenden Beitrag. Dieses Buch ist keineswegs ein politisches Buch, es will uns vielmehr die Oder selbst in ihrer Bedeutung, in ihrer Größe und Schönheit zeigen. Das ist dem Herausgeber und seinen Mitarbeitern in einer ausgezeichneten Weise gelungen; wir lernen diesen Strom sehr gründlich und auf die schönste Weise kennen. Arnold Ulitz weiß eine Fahrt oderabwärts dichterisch und sehr anschaulich zu schildern; die zahlreichen Bilder geben dabei eine Vorstellung von der Schönheit der Landschaft und den Städten mit den herrlichen Bauwerken vor allem aus der Zeit der Gotik und des Barock. Von Joseph von Eichendorff bis Klabund, der aus Crossen stammte, von Heinrich von Kleist bis zu Karl Ludwig Schleich und Paul Keller, — erstaunlich die Fülle der Dichter und Schriftsteller, die diesen Strom in seiner Schönheit und Eigenart beschreiben und preisen. Der Verlag Gräfe und Unzer, früher in Königsberg, jetzt in München, hat sich mit der Herausgabe dieses — übrigens auch vorbildlich ausgestatteten — Werkes ein großes Verdienst erworben, -s.

 

Pommern. Mit Beiträgen bekannter pommerscher Autoren und 96 Bildern. Herausgegeben von Hannsludwig Geiger, 160 Seiten, Ganzleinenband 16,50 DM. Gräfe und Unzer Verlag München.

 

Der Gräfe und Unzer Verlag in München, früher in Königsberg Pr., gibt eine Reihe „Dokumentarbildbände des deutschen Ostens" heraus, in der nach vier Bänden aus Ostpreußen, einem Band Schlesien und einem über Breslau nun zwei weitere Bände erschienen sind, und zwar einer über die Oder — wir weisen auf ihn in dieser Bücherschau hin — und ein weiterer über Pommern. 96 sorgfältig ausgewählte Bilder zeigen den großen landschaftlichen Zauber dieser Provinz. Wenn wir die zahlreichen Textbeiträge lesen, die von dem Pommernland erzählen, dann wird es uns so ganz klar, dass dieses Land jetzt nicht nur das gleiche Schicksal trägt wie unser Ostpreußen, sondern dass es ihm in so vielem ähnlich, in manchem geradezu gleich ist. Jetzt, wo der deutsche Osten zunächst verloren ist, sollten wir alle umso mehr danach trachten, ihn uns zu einem inneren, zu einem geistigen Besitz zu machen. Da ist ein Buch wie dieses sehr schöne über ganz Pommern eine wunderbare Hilfe. Wer es liest, wer die Bilder sieht, der kann sich eine gute und zutreffende Vorstellung von dieser Provinz machen. Welche baulichen Kostbarkeiten besitzt doch Pommern, vor allem in Greifswald und Stralsund, aber auch in anderen Städten, — wie groß ist der landschaftliche Zauber der Wälder und Seen des Baltischen Höhenzuges, am Darß und auf Rügen! Auch der pommersche Mensch wird in seiner Eigenart liebevoll dargestellt, -s.

 

Stettin in 144 Bildern. Kartoniert 8,50 DM. Geschenkausgabe in Leinen 10,80 DM. Verlag Gerhard Rautenberg, Leer (Ostfriesland).

 

Der Verlag Gerhard Rautenberg in Leer gibt seit einiger Zeit eine Reihe heraus, in der eine bestimmte Landschaft oder eine Stadt der besetzten deutschen Ostgebiete in einem Buch mit jeweils 144 Bildern und einem ausführlichen Text dargestellt wird. So erschienen von Ostpreußen die Bände „Königsberg in 144 Bildern", „Von Memel bis Trakehnen in 144 Bildern" und „Masuren in 144 Bildern". Der Verlag ist in dieser Reihe über Ostpreußen hinausgegangen; er hat solche Bildbände auch über Danzig, Breslau und Oberschlesien herausgebracht. Jetzt nun ist ein Band „Stettin in 144 Bildern" erschienen. Aus der Fülle des Bildmaterials hat der Herausgeber Georg Vollbrecht, selbst gebürtiger Stettiner, eine Bildfolge zusammengestellt, die uns diese Stadt an der Oder in ihrer besonderen Art sehr nahebringt. Für die Stettiner ist dieser Band ein schönes Buch der Erinnerung, alle anderen aber können sich ein zutreffendes anschauliches Bild der pommerschen Hauptstadt machen.

 

Paul Fechter, Ernst Barlach. 189 Seiten mit 40 Bildern. C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh, 17,50 DM.

 

Unser Landsmann Paul Fechter, der bekannte Literaturkritiker und Schriftsteller, erweist sich in seiner Barlach-Biographie als ein genauer, liebevoller Kenner jener großen Doppelbegabung, die der Bildhauer, Zeichner, und Dichter Ernst Barlach war. So entstand eine großangelegte Darstellung, die das Lebenswerk dieses Künstlers würdigt und in den geistigen Rahmen unserer Zeit einordnet. Die Schöpferkraft Barlachs, der „vergrübelten Natur, deren Schaffen keine frohe Lust, sondern ein strenger Auftrag war", ersteht hier in gleicher Originalität in den dämonischen Holzschnitten, den Dramen und Plastiken. Sein Werk führt, wie Theodor Heuss schreibt, „auf eine wunderbare Weise zu einem großen und sicher gewordene Menschentum“.

 

Gerhart Hauptmann, Erzählungen. 600 Seiten. C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh. 20,-- DM.

 

Wenn man von den Werken des großen schlesischen Dichters spricht, denkt man an seine Dramen, an „Die Weber", „Biberpelz", „Die Ratten". Dass auch seine Erzählungen, die mehr am Rande des dichterischen Schaffens lagen, manches Bewunderungswürdige enthalten, zeigt die vorliegende Sammlung. Neben der berühmten, ergreifenden Geschichte vom „Bahnwärter Thiel" bringt der Sammelband, um nur einige der elf Erzählungen herauszugreifen, „Das Meerwunder", „Mignon", „Der Schuss im Park" und „Der Ketzer von Soana". Dieser Band, mit dessen Herausgabe der Bertelsmann Verlag die inzwischen schon recht umfangreiche Reihe von Einzelausgaben aus Hauptmanns Werk fortsetzt, wird vielen von uns diese große Gestalt aus dem ostdeutschen Raum in einem neuen Licht zeigen.

 

Max Weber, Soziologie-Weltgeschichtliche Analysen-Politik. Ausgewählte Schriften. 576 Seiten. Alfred Kröner Verlag Stuttgart, 13,50 DM.

 

Max Weber ist der deutsche Begründer der Wissenschaft vom gesellschaftlichen Verhalten der Menschen, der Soziologie. In seinem aufrechten Menschentum, seinem kritischen Wahrheitsstreben war er Vorbild und Lehrer einer Generation. Wieviel seine Werke von Weltgeltung auch dem heutigen Deutschland noch zu sagen haben, lässt sich an dem vorliegenden Auswahlband ermessen, der mit zahlreichen Texterläuterungen und einem ausführlichen Register den Zugang erleichtert. Die Ausführungen über „Freiheit und Zwang in der Rechtsgemeinschaft", „Politische Gemeinschaften und Wirtschaft", vom „Beruf zur Politik" („Drei Qualitäten vornehmlich sind für den Politiker entscheidend: Leidenschaft —Verantwortungsgefühl — Augenmaß"), haben an Bedeutung in der Gegenwart noch zugenommen. Dem Verlag ist dafür zu danken, dass er mit dieser Auswahl, die das Gesamtwerk treffend zur Erscheinung kommen lässt, dem deutschen Leser einen neuen Weg zu den Werken Webers bereitet hat.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Schloßberg-Pillkallen

Gesamtdeutsche Begegnung unserer Jugend und Treffen in Berlin

Unser nächstes Freizeitlager für Jugendliche im Alter von 16 bis etwa 35 Jahren wollen wir zu einer Begegnung mit unserer Jugend in Berlin und der SBZ erweitern. Als Zeit ist der 22. bis 26. Mai (Pfingsten) vorgesehen. Diese „Gesamtdeutsche Begegnung" unseres Heimatkreises schließt mit einem Bundestreffen unseres Kreises in Berlin ab. Näheres wird frühzeitig an dieser Stelle bekanntgegeben. Besuche in Berlin bitte für diese Zeit vorzumerken und heute schon mit Freunden in der Zone brieflich vorzubereiten.

 

Kinderferienlager

Dank der Hilfe unseres Patenkreises ist es uns nicht nur möglich, das Lager in Berlin zu finanzieren, sondern auch wieder zwei Kinderferienlager abzuhalten. Zeit: wieder die zweite Hälfte Juli und erste Hälfte August. Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren werden auf dem Sunderhof wieder vierzehn schöne Tage bei bester Betreuung durch Landsleute aus unserem Heimatkreis verleben. Der Aufruf hierfür erscheint ebenfalls rechtzeitig im Ostpreußenblatt.

 

Kreistreffen 1958

Unser Hauptkreistreffen ist für Sonntag, den 8. Juni, im Rahmen der 800-Jahr-Feier unserer Patenstadt Winsen (Luhe) vorgesehen. — Für Rheinland-Westfalen soll wieder im Mai ein Treffen in Bochum stattfinden. — Das Treffen in Stuttgart am 23. September wurde sehr begrüßt und war sehr gut besucht. Eine Wiederholung wurde für 1959 gewünscht. Für 1958 wollen wir für alle in Süddeutschland lebenden Landsleute ein Treffen in München oder Nürnberg vorbereiten.

 

Kartei

Immer wieder ist darauf hingewiesen worden, dass Adressenänderungen an unseren Karteiführer, Landsmann Albert Fernitz (24) Winsen (Luhe), gemeldet werden müssen. Leider unterlassen viele diese Mitteilung. Wir bitten Sie, Umzüge und Personenstandsänderungen Landsmann Fernitz mitzuteilen. Die so mühevoll erstellte Kartei wird wertlos, wenn sie nicht auf dem Laufenden gehalten werden kann.

 

Auf die Kreiskarte 1:100 000 machen wir nochmals aufmerksam. Diese ist für die Unterrichtung unserer Kinder in der Heimatkunde durch die Eltern unentbehrlich. Sie ist zu erhalten bei Landsmann Fernitz gegen Voreinsendung von 3 DM. Die Ortsliste, neue und alte Namen, wird mitgegeben.

 

Neben unserem Ostpreußenkalender „Der redliche Ostpreuße" empfehlen wir den „Harburger Kreiskalender". Die Verbundenheit mit unserem Patenkreis wollen wir durch Vertiefung unseres Wissens um Land und Leute bekunden. Unser Bürgermeister, Landsmann Mietzner, berichtet in einem Aufsatz über „Die Kommunalwirtschaft der Kreisstadt Schloßberg" (für alle Schloßberger besonders interessant). Der Kalender ist über Landsmann Fernitz gegen Voreinsendung von 2,50 DM zu beziehen (portofrei).

 

Zum Schluss noch ein Wort über das Tragen unseres Ostpreußenabzeichens. Mit Genugtuung und Stolz können wir immer wieder feststellen, dass die Ostpreußen allgemein sich hier dank ihrer Haltung des besten Ansehens erfreuen. In diesem Zusammenhang muss man bedauern, dass so viele Landsleute sich scheuen, ständig unser Abzeichen zu tragen. Wir wollen stets unser Symbol, die Elchschaufel, tragen und uns jederzeit und allerorts auch äußerlich zu unserem Heimatland bekennen. Das Abzeichen erhalten Sie bei Ihrer örtlichen Gruppe zum Preise von 0,50 DM, auch bei Landsmann Fernitz, desgleichen die Bernsteinnadel (Stück 1,50 DM), neuerdings auch als Brosche zu 3 DM --, ein sehr schönes Geschenk zum kommenden Weihnachtsfest.

 

Mit den besten Wünschen zum bevorstehenden Weihnachtsfest und zum neuen Jahr grüßen in alter, tieuer Verbundenheit

E. Wallat, Kreisvertreter

A. Fernitz, Kreiskarteiführer

F. Schmidt, Kreis-Geschäftsführer

 

Ebenrode (Stallupönen)

Das 14. Weihnachtsfest, welches wir fern unserer Heimat feiern, steht vor der Tür. Unsere Landsleute sind in alle Winde zerstreut, aber ein großer Teil hat sich hier in Westdeutschland bereits eingelebt und festen Boden unter den Füßen bekommen, wohingegen es unseren Landsleuten, die in der sowjetisch besetzten Zone wohnen, nicht gut geht. Bitten möchte ich Sie deshalb. Ihren Verwandten und Bekannten ein Päckchen zu schicken. Wer keine Anschriften von dort besitzt, den bitte ich Einzahlungen auf das Postscheckkonto 1897 11, Frankfurt am Main (für Kreis Ebenrode/Stallupönen in der Landsmannschaft Ostpreußen), zu tätigen, damit von hier aus Pakete geschickt werden können. Am 22. Dezember wird die Ebenroder Gruppe in Berlin das Weihnachtsfest begehen, wozu sehr viele Landsleute aus der Zone und aus Ost-Berlin kommen werden. Alle erwarten vom Weihnachtsmann ein kleines Geschenk. Bereits im November hat die Kreiskasse eine beachtliche Summe nach Berlin überwiesen, die die Patenstadt Kassel zum größten Teil zur Verfügung gestellt hat. Aber auch für diesen Zweck sind Gaben erwünscht, da die Berliner Gruppe fast jeden Monat eine Zusammenkunft abhält, wobei die Bewohner aus der Zone bewirtet werden. Da das Weihnachtsfest nahe bevorsteht, erscheint es zweckmäßig, die Päckchen erst nach dem Fest zu schicken. Die Freude wird nicht minder groß sein.

 

Gesucht werden:

Karl Kludzuweit und Fritz Kludzuweit, aus Eydtkau, und Familie Karl Buckendahl, aus Ebenrode.

 

Wer kennt eine Familie Schaffran oder Schafronn, aus Eydtkau? Für den Jungen, Manfred Schaffran, geb. in den Jahren 1939/1942, sollen Geburtsdatum und Ort festgesetzt werden. Der Vater von Manfred soll gefallen und die Mutter bei einem Luftangriff  umgekommen sein. Auf der ersten Flucht ist die Mutter in Schönwiese, Kreis Pr.-Eylau, untergebracht gewesen.

Rudolf de La Chaux, Kreisvertreter Wiesbaden, Sonnenberger Str. 67

 

Insterburg Stadt und Land

Erst jetzt erreicht uns die Nachricht, dass unser Dr. Bruno Schmidt, der langjährige Leiter und Tierzuchtdirektor des Insterburger Herdbuch-Vereins, auf einer Ferienreise in Spanien am 27. September 1957, an einem Herzschlag, verstorben ist.

 

Wir ehemaligen Züchter und Mitglieder des Insterburger Verbandes betrauern tief den so plötzlichen

Heimgang dieses fleißigen, nie müden Mannes, der kurz nach der Gründung bis zum Zusammenschluss unseres Verbandes mit der Ostpreußischen Holländer-Herdbuch-Gesellschaft 1933 den Aufbau und die Entwicklung geleitet und zu großem Erfolg geführt hat.

 

Das Ansehen, das unser ehemaliger Herdbuchverein Insterburg nicht nur in Züchterkreisen Deutschlands, sondern auch darüber hinaus errungen hat. ist sein Verdienst.

 

Wir liebten und schätzten alle unseren „Bullenschmidt", seine stets frohe Art, seine Hilfsbereitschaft und sein Eintreten für unsere Interessen. Wir werden ihm dieses nie vergessen und unser Dank wird weit über sein Grab hinaus andauern!

 

Noch vor etwa zwei Jahren konnten wir seinen 70. Geburtstag in einer schlichten Feier im kleinen Kreise beim befreundeten westfälischen Herdbuch in Hamm begehen, und wir hatten geglaubt, ihn noch lange bei uns zu haben. Nun hat das Geschick den rüstigen Mann früher abberufen. Er ruhe in Frieden, auch in fremder Erde!

 

Für die ehemaligen Züchter des Insterburger Herdbuchvereins: Arthur Behrendt-Roßweiden, ehemaliger 2. Vorsitzender

 

Lyck

Zehn Jahre Kreisgemeinschaft Lyck

Am 15. Dezember 1947 trafen sich in Hamburg siebzig Landsleute zur ersten Versammlung aller erreichbaren Lycker, nachdem vorher Besprechungen mit den Landsleuten Mischkewitz, Schauka, Ernst, Wilk und Saborowski, stattgefunden hatten. Die Versammlung beauftragte Otto Skibowski offiziell mit der Sammlung aller Lycker, der Führung einer Anschriftenkartei und dem Aufbau eines Hilfswerkes. Der 15. Dezember ist also der Gründungstag der Kreisgemeinschaft Lyck. Auf der am 28. Januar 1948 folgenden Versammlung konnte bereits über die Zusammenfassung der Hilfsgemeinschaft Lyck mit solchen anderer Kreise gesprochen werden, doch dauerte es noch bis zum 2. Oktober, bis die Landsmannschaft Ostpreußen gegründet wurde. Am 28. April 1948 fand das erste Großtreffen des Kreises Lyck in Hamburg statt, das 4000 Teilnehmer vereinte.

 

Das Sammeln der Anschriften war und ist heute noch eine wichtige Aufgabe, weil nicht nur das Hereinströmen der Spätvertriebenem und deren Unterbringung in Westdeutschland immer neue Anschriften bringt, sondern auch die Suche nach Heim und Arbeit die Völkerwanderung noch nicht beendet hat. Die herangewachsenen Kinder Lycker Familien haben neue Familien gegründet, auch sie müssen in die Kartei der Kreisgemeinschaft aufgenommen werden, mit ihren Kindern, damit sie durch den Hagen-Lycker-Brief und Das Ostpreußenblatt die Verbindung zur Heimat aufrechterhalten.

 

Allen, die es mir ermöglicht haben, in diesen zehn Jahren die Kreisgemeinschaft auszubauen und die anfallenden Aufgaben zu erfüllen, gilt mein Dank. Der soeben herausgehende 11. Hagen-Lycker-Brief zeigt, welche Aufgaben vor uns liegen.

 

Bestellungen auf das Heimatbuch des Kreises Lyck von Hans Syttkus bitte ich möglichst bald aufzugeben und den Betrag von 3 DM zuzüglich 0,35 DM Porto auf das Postscheckkonto 1828 20 Frankfurt für die Kreisgemeinschaft Lyck in Kirchhain vorauszuzahlen. Bankkonto bei der Marburger Volksbank in Kirchhain.

 

Anschriftenänderungen mit Angabe des alten Heimatortes werden umgehend erbeten. Meldung der in Not befindlichen Lycker in der Heimat und in der sowjetisch besetzten Zone gleichfalls möglichst bald mit Angabe des alten Heimatortes.

Otto Skibowski, Kreisvertreter, Kirchhain, Bezirk Kasse

 

Seite 6   Suchanzeigen

Foto: Gesucht wird: Victor Bladt, Landwirt, geb. 12.11.1884 in Königsberg Pr.

Foto: Berta Bladt, geb. Schröder, geb. 28.08.1891 in Leidtkeim, Kreis Pr.-Eylau, wohnhaft zuletzt in Cranz, Willi-Hölger-Straße 7, (Januar 1945), bis 30.08.1944 in Königsberg Pr., Holländerbaum Nr. 15. Unsere Eltern wurden in Königsberg Pr. ausgebombt und zogen nach Cranz, Willi-Hölger-Straße 7 (frühere Wilhelmstraße), in das Hinterhaus der Pension Schläfereit in die Wohnung ihres Schwiegersohnes, Günter Hoffmann. Letzte Nachricht von dort am 19.01.1945. Ende Januar 1945 hat mein Vater, an Durchziehende, Brotwaren verteilt. Im März 1945 sollen meine Eltern zusammen mit dem verwandten, fast gleichaltrigen Ehepaar Holzlöhner, aus Cranz, Kirchenstr., auf einer Landstr. (Richtung Gr.-Raum?) mit einem Handkarren gesehen worden sein. Holzlöhners werden auch noch vermisst. Nachricht erbittet Wolf-Dietrich Bladt, (1) Berlin-Steglitz (West-Berlin), Teltowkanalstraße 5 (Sohn). Frau Ingeborg Schröder, verw. Hoffmann, geb. Bladt, Dortmund, Robertstr. 62 (Tochter).

 

Achtung! Achtung! Königsberger! Wer kann Auskunft geben über Leben und Sterben meiner Eltern, Friedrich Leskau, geb. 09.01.1891, Marie Leskau, geb. 20.05.1896? Sollen 1946 noch im Schrebergarten „Glückauf" in Königsberg Pr. gelebt haben. Nachricht erbittet Elli Leskau, verehelichte Berg, Ingelheim (Rhein), Turnierstraße 39, Telefon 20 20.

 

Erbitte Auskunft über Frau (Familie) Ostermann, aus Ostpreußen oder deren Verwandte nach folgenden Anhaltspunkten: Kamer, Ostermann, etwa 1906 geb., Vater von 3 Kindern und Landarbeiter aus Ostpreußen, starb im April/ Mai 1941 schnell und unerwartet in Mährisch-Ostrau C. S. R., im Krankenrevier am Heumarkt an Kopfgrippe. Wer kennt die hier gesuchte Frau Ostermann oder deren Verwandte? Zuschrift erbittet mit Angaben deren Anschriften. Wilhelm Fischer, (13a) Köttensdorf 11, Post Giech über Bamberg.

 

Suche folgende Bartensteiner: 1. Adalbert Löwrick. 2. Heinz Haase. 3. Fritz Kohn. 4. Herbert Garmeister. 5. Heinz Braun. Anschrift erbeten an Erich Czyborra, Reg.-Oberinspektor, Bonn, Nonnstraße 27.

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Mann, Alfred Ossowski, aus Guttstadt, Kr. Heilsberg, Straße der SA 24 (gegenüber der Heilsberger Kreiszeitung)? Am 04.02.1945 auf der Allesiedlung von den Russen festgehalten, zuletzt gesehen Ende Februar 1945 in Zichenau. Nachricht erbittet Frau Antonie Ossowski, Steinhausen, Kreis Büren (Westf.).

 

Ingridt Diesterhöft, früher wohnhaft Mensguth, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen, wird gesucht v. ihrer Tante, Hulda Schmidt, geb. Diesterhöft, früher Gr.-Illmen, Kreis Angerapp, jetzt Wakendorf II über Ulzburg, Kr. Segeberg.

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Bruder, Eduward Koschinski, 1924 in Hermannsort, Kreis Allenstein geboren? War Soldat u. sollte angeblich zuletzt in der Tschechoslowakei gewesen sein. Nachricht erbittet Bruno Koschinski, Langen (Hess), Borngasse 11.

 

Zwecks Rentenansprüche für seine schwer kranke Frau suche ich Zeugen u. Verwandte, welche den Molkereigehilfen, Franz Ludwig von Pretischewski, geb. am 20. Juli 1893 in Eydtkau, zul. wohnhaft in Johannisburg, Lycker Straße 41, kennen und Auskunft geben können, wo er gelernt hat u. als Gehilfe beschäftigt war. Unkosten werden erstattet. Frau Ida Mehlhorn, Kiel-Gaarden, Vinetaplatz 5.

 

Erna Perkuhn, geborene Püschel, früher Danzig-Langfuhr, wird gesucht von Herta Krause, geb. Gutzeit, Berlin SW 61, Planufer 35.

 

Zwecks Rentenangelegenheit benötige ich Angaben über meine Tätigkeit als Tischler aus folgenden Jahren: 1934 – 1936, Bautischlerei Geb. Harwardt, Pr.-Eylau, Ostpreußen, Mitarbeiter: Balz, Bukin, Erich Wohlfeil, Satzer, Willi Schwarz, Erich Lau. 1933 – 1934, Tischlermeister Krause, Bartenstein. 1932 – 1933, Tischlermeister Paslack, Nordenburg, als Sargtischler. 1930 – 1932, bei dem damaligen Kino- und Sägewerkbesitzer und Tischlermeister, als Tischler (der Firmenname ist mir entfallen). Angaben erbittet Eugen Müller, Kiel-Gaarden, Stoschstraße 19.

 

Zwecks Rentenansprüche benötige ich Zeugen über mein Arbeitsverhältnis. Von April 1938 bis Dezember 1944 bei den Königsberger Werken und Straßenbahn, Abt. Kanalwerk, Spülkolonne: Schlachtermeister Paul Brandenburger und Walter Arndt. Ing. Ernst Monier. Nachricht erbittet Gustav Hafke, Kohlstetten, Kreis Münsingen (Württ.).

 

Zwecks Rentenangelegenheit Zeugen gesucht! Für meine Eltern: Valentin Rosenberger, verstorben, Elisabeth Reisenberger. Wer kann bestätigen, dass meine Eltern in Ostpreußen von 1903 bis 1913 in Grünhof, Kreis Rößel. 1913 bis 1919 in Senkitten, Kreis Rößel (b. Bischofstein). 1919 bis 1925 in Truchsen, Kreis Rößel, als Landarbeiter beschäftigt waren. Zuschriften bitte an Frau Martha Stenzel, Aachen (Rheinl.), Steubenstraße 8.

 

Seite 6   Bestätigungen

Wer kann bestätigen, dass Herr Rudolf Rohde, geb. 22.08.1873, zul. wohnhaft Obermühlental bei Sensburg, im März 1945 von den Russen erschossen wurde? Wo befindet sich Herr Wenda, vermutlich Siegfried, der ihn damals auf dem Feld des Bauern Zimmek tot gefunden hat? Auskunft erbittet zw. Rentenangelegenheit Frau Marie Rohde, Hamburg-Farmsen, Farmsener Moor 20.

 

Zwecks Rentenangelegenheit Zeugen gesucht, die bestätigen können, dass Herr Karl Thulke, aus Essen-Karnap von 1921 - 1925 bei Herrn Kohlhav in Ernstwalde, Kreis Wehlau, Ostpreußen, 1925 - 1927 bei Herrn Schergant in Bürgersdorf, Kreis Wehlau, Ostpreußen, 1927 - 1929 bei Herrn Schober in Kl.-Nuhr, Kreis Wehlau, Ostpreußen. 1929 - 1932 bei Herrn Sanf in Magotten, Kreis Wehlau, Ostpreußen, 1932 - 1935 bei Herrn v. Schlieben in Sanditten, Kreis Wehlau, Ostpreußen. 1935 - 1937 bei Herrn v. Hasselbach in Reipen, Kreis Wehlau, Ostpreußen, gearbeitet hat. Zuschrift an Frau Antonie Thulke, Essen-Karnap, Boshamer Weg 10. Auslagen werden erstattet

 

Rest der Seite: Bekanntschaften, Werbung.

 

Seite 7   Allenstein Stadt

Hans Westphal verstorben

Am 22. November 1957, entschlief im 66. Lebensjahre, in Lüneburg, Lindenstraße 21, Rechtsanwalt und Notar, Hans Westphal, Mitglied der Stadtvertretung unserer Kreisgemeinschaft. Seit 1922 Mitbürger unserer Stadt, war er als Anwalt am Allensteiner Land- und Amtsgericht tätig und erwarb sich in kurzer Zeit durch sein erfolgreiches Wirken hier und weit über die Mauern der Heimatstadt hinaus insbesondere den Ruf als anerkannter Strafverteidiger. Auch der Zweite Weltkrieg sah ihn, der schon 1914 bis 1918 vom ersten bis zum letzten Tage, zuletzt als Leutnant der Reserve, seinen Mann gestanden hatte, wieder im Dienste des Vaterlandes. Bei Kriegsausbruch mit der 11. Division ins Feld ausgerückt, wurde er später als Major dem Standort Allenstein zugeteilt. In Lüneburg fasste er nach der Vertreibung mit seiner Familie erneut Fuß. Auch hier konnte er, der nach anfänglicher Tätigkeit als Staatsanwalt, wieder in seinen alten, von ihm höher eingeschätzten Beruf eines Rechtsanwaltes zurückgekehrt war, sich alsbald ein hohes Ansehen erwerben. In den Dienst der Vertriebenenbewegung stellte er sich von Beginn an. So gehörte er auch über viele Jahre hin, der Allensteiner Stadtvertretung an und betätigte sich aktiv als Mitglied der ostpreußischen Kreisgruppe Lüneburg. Überall wurde sein Rat geschätzt, und seine Stimme hatte Wert und Gewicht.

 

Am 27. November 1957, wurde der Entschlafene mit hohen Ehren zur letzten Ruhe geleitet. Die Abschiedsgrüße der Allensteiner überbrachte Forstmeister Loeffke, Ehrenmitglied unserer Stadtvertretung, der am Grabe des Verewigten dem Dank unserer Kreisgemeinschaft für sein langjähriges selbstloses Wirken im Dienste unserer Allensteiner Sache und darüber hinaus für die Belange unserer Heimat mit eindrucksvollen Worten Ausdruck verlieh und als letzten Gruß seiner Heimatstadt einen Kranz niederlegte. „Eine große Trauergemeinde" so berichtet Landsmann Loeffke. „Vertreter von Behörden und Verbänden, darunter auch General der Artillerie Tomaschki, der eine Zeitlang in Kurland die Allensteiner 11. Division geführt hat, hatten sich eingefunden. Neben dem mit der Preußenfahne bedeckten Sarg hielt ein ostpreußischer Jäger mit der ostpreußischen Jägerstandarte die Ehrenwache. Der letzte Pfarrer von Tharau, W. Rosenfeld, segnete den Verewigten, den Bruder seiner Mutter, zur Ruhe im Herrn ein. Den Weg zur letzten Ruhestätte begleiteten Jagdsignale. Als Zeichen seines ostpreußischen Jägertums wurde Hans Westphal der alte Jagdfilz und das traditionsreiche Symbol der ostpreußischen Jägerschaft mit dem Haupt des ostpreußischen Elchschauflers ins Waidmannsgrab mitgegeben. Was sonst seltsam anmuten möchte, hier schien es nur natürlich, dass diesem leidenschaftlichen, für die Natur und ihre Geschöpfe so aufgeschlossenen Ostpreußen auch noch eine andere ungewöhnlich erscheinende Gabe ins Grab gelegt wurde: das Trakehner Gestüt Rantzau sandte ihm einen kleinen Kranz aus Haaren einer der edelsten Stuten „Kassette“. Noch einige Wochen vorher hatte der Entschlafene lange im beglückten Anschauen vor dem edlen Tier gestanden. Noch einmal wurden ihm die Verse des ostpreußischen Reiterliedes ins Grab gerufen. Noch einmal bliesen die Jagdhörner Halali“.

Hans Westphal wird uns unvergessliche bleiben.

Dr. Heinz-Jörn Zülich, Stadtvertreter, Hamburg-Othmarschen, Albertiweg 22 a.

 

Unser Allensteiner Landsmann. Ing. Hans-Joachim Schlomm, Sohn des früheren Personalchefs der Städtischen Betriebswerke in Allenstein, jetzt wohnhaft in Hamburg-Billstedt, Kampmoortwiete 2, ist kürzlich nach beinahe sechsjähriger Haft in sowjetzonalen Zuchthäusern heimgekehrt. Der Rest der ihm wegen Verstoßes gegen das sogenannte „Friedensschutzgesetz“ - ihm wurde u. a. Hetze gegen die Oder-Neiße-„Grenze“ und Aufhetzung der Flüchtlinge in seiner Eigenschaft als Flüchtlingsvorsitzender vorgeworfen - auferlegten fünfzehnjährigen Zuchthausstrafe wurde ihm wegen schwerer Erkrankung vorzeitig im Gnadenweg erlassen. Landsmann Schlomm schreibt uns, dass während seiner Abwesenheit und in dieser Zeit der Ungewissheit über seinen Verbleib zahlreiche ostpreußische Landsleute, insbesondere Allensteiner, seiner Frau und seinen Eltern zur Seite gestanden und Trost gespendet hätten. Ihnen allen bittet Landsmann Schlomm seinen aufrichtigen Dank zu übermitteln, in den er insbesondere auch den Beauftragten des Rates der Evangelischen Kirche, Bischof Heckel, und den Suchdienst des Roten Kreuzes in Hamburg einschließt, die während seines eineinhalb-jährigen Schreibverbotes bemüht waren, seinen Angehörigen Gewissheit über sein Schicksal zu geben.

 

„All diese Fürsorge hat mir bewiesen", so schließt Landsmann Schlomm. „wie stark die Heimattreue noch verwurzelt ist und die Verbundenheit unter den Landsleuten hilft, Leid und Schmerz zu lindern“. Dr. Heinz-Jörn Zülch Stadtvertreter der Kreisgemeinschaft Allenstein-Stadt

 

Eine großzügige Spende hat es ermöglicht, dass in diesem Jahre vierzig Weihnachtspakete in unsere Heimatstadt Allenstein wandern und dort bei vierzig zurückgebliebenen Familien herzliche Freude und das Bewusstsein auslösen werden, sie seien nicht auf verlorenem Posten und man habe sie nicht vergessen.

 

Dem Spender danken aufrichtigen Herzens alle Allensteiner!

Dr. Heinz-Jörn Zülch, Stadtvertreter Hamburg-Othmarschen, Albertiweg 22 a

 

Johannisburg

Ich bitte alle Landsleute, Landsmann Skock, Berlin-Charlottenburg, Uhlandstraße 149 A, mit Gaben jeder Art zu unterstützen, damit er unsere Landsleute aus der sowjetisch besetzten Zone, die zu der Berliner Weihnachtsfeier am 21. Dezember kommen, erfreuen kann.

 

Gesucht werden:

Familie Podbielski, Johannisburg, Danziger Straße;

 

August Konietzko, Bauer, Schwallen;

 

Elfriede Steffen, zuletzt in Düsseldorf, bitte der Kreiskartei, (24) Tönning, Neustadt 1, die neue Anschrift mitzuteilen.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen (Han.)

 

Neidenburg

Der Weihnachtsheimatbrief Nr. 25 ist an alle Landsleute, die sich für die Belieferung meldeten, versandt worden und muss bis zum 12. Dezember zugestellt sein. Sollte dies nicht der Fall sein, so wird um umgehende Nachricht gebeten.

 

Im Verlag des Neidenburger Heimatbriefes ist eine beschränkte Anzahl von Heimatbriefen Nr. 1 bis 10 (1947 bis 1951), die mit Hilfe der Patenstadt Bochum in Buchform gebracht worden sind, zu haben. Preis 3 DM gegen Voreinsendung. Da der Bestand sehr gering ist, kann nur umgehende Bestellung eine Belieferung sicherstellen.

 

Aus besonderer Veranlassung bitte ich alle ehemaligen Genossen der Schloßbrauerei Neidenburg (Besitzer von Genossenschaftsanteilen) sich bis zum 15. Januar bei mir unter Angabe der Höhe der Genossenschaftsanteile zu melden. Da die Meldung im Interesse eines jeden einzelnen Genossen liegt, bitte ich auch unter Freunden und Landsleuten den Meldetermin bekanntzugeben.

Wagner, Kreisvertreter Landshut II (Bay.), Postfach 2

 

Osterode

Die neue Anschrift von Dr. Kowalski lautet: Bacharach (Rheinland), Mainzer Straße 17. An diese Anschrift wollen sich auch alle diejenigen Landsleute wenden, die die neue Folge des Osteroder Rundbriefes (Weihnachtsnummer) noch nicht erhalten haben.

von Negenborn-Klonau, Kreisvertreter Lübeck, Alfstraße 35

 

Bartenstein

Heimatkreiskartei

Heute einmal eine erfreuliche Mitteilung, die auch denen zu denken geben könnte, die immer noch ihre Pflicht, sich zur Heimatkartei zu melden und auch jeden Umzug mitzuteilen, vergessen. Vor ein paar Jahren bat ein Landsmann aus dem Nachbarkreise Wehlau um die Anschrift einer Bauernfamilie aus dem Bezirk um Wohnsdorf. Er gab den Namen Sch. an, der aber nicht in der Ortskartei Wohnsdorf, auch nicht in dem angegebenen Ortsteil enthalten war. Wie ich es in solchen besonders begründeten Fällen zu tun pflege, legte ich die Suchnachricht zu den Karteikarten. In diesem Jahr nun hatte Lehrer M. die Freundlichkeit, diese Ortskartei nochmals nach Seelen durchzuarbeiten. Zu der Suchnachricht konnte er auf Grund seiner guten örtlichen Kenntnis und der geschilderten Ortslage feststellen, dass die Gesuchten unmöglich die Bauernfamilie Sch., sondern nur die Bauernfamilie K. sein könnte. Als ich diese Ermittlung dem anfragenden Wehlauer Landsmann mitteilte, stellte er fest, dass er sich geirrt hatte. Er war nun über die richtige Anschrift natürlich sehr erfreut. Wenn dies vielleicht auch ein ganz besonderer Einzelfall ist, so erfreut es nicht nur mich, sondern kann vielleicht oder hoffentlich auch bei den Lesern das auslösen, was wir Kreisvertreter immer wieder erbitten:

 

Helft uns dauernd beim Aufbau der Heimatkreiskarteien und meldet auch jeden Umzug!

Zeiß, Kreisvertreter, (20a) Celle, Hannoversche Straße 2

 

Seite 7   Amtliche Bekanntmachung

II 74/57     Beschluss

Es wird für tot erklärt der Verschollene, Artur Solomanjanz, Arbeiter, zuletzt wohnhaft gewesen in Lyck, Ostpreußen, Bismarckstraße 57, geb. 16.06.1880 in Karpl, Kreis Etschmolsin, Russland, als Volkssturmmann seit Ende 1944 in Lyck, Ostpreußen, vermisst. Als Todeszeitpunkt wird der 31. Dezember 1945, 24 Uhr, festgestellt. Antragstellerin Viktoria Solomanjanz, geb. Klekottka, Straubing, Stockergasse 1.

Straubing, den 21. November 1957    Amtsgericht

 

Rest der Seite: Stellenangebote, Unterricht, Verschiedenes, Stellengesuche, Werbung

 

Seite 8   Familienanzeigen

Nach langem Leid kam das Glück wieder in unser Haus. Uns wurde wieder ein Wolfgang Ruprecht geschenkt. Die glücklichen Eltern: Reimar und Christel Luft, München, Dianastraße 7. Die glücklichen Großeltern: Dr. med. R. Luft und Hildegard Luft, Münchberg (Oberfranken), Schillerstraße 7. Früher Lötzen, Ludendorffstraße 2

 

Als Verlobte grüßen: Ingrid Konczak, Unna (Westf.), Bundesstraße 20 und  Martin Gutzeit, Kamen (Westf.), Dortmunder Allee 6. Früher Eisenbart, Ostpreußen, Kreis Bartenstein. 30. November 1957

 

Verlobte. Jutta Piekarowitz, Neumünster, Klosterstraße 41. Früher Wolfsee, Kreis Lötzen, Ostpreußen. Joachim Danker, Schleswig, Erdbeerenberg 27. 30. November 1957

 

Zu der am 9. Dezember 1957 stattfindenden Silberhochzeit unserer Eltern, Kurt Witt und Frau Milli Witt, geb. Samelowski, die herzlichsten Glückwünsche von ihren Kindern. Lüdenscheid, Kölner Straße 88. Früher Kuckerneese, Ostpreußen.

 

Zur Goldenen Hochzeit unserer lieben Eltern, Franz Marthe und Frau Emilie Marthe, geb. Oltersdorf, am 26. Dezember 1957, gratulieren herzlich und wünschen weiterhin Gottes Segen. Ihre dankbaren Kinder, Enkelkinder und Urenkel. Sowjetisch besetzte Zone. Früher Königsberg Pr.-Ponarth, Fasanenstraße 13.

 

Unsere Eltern, Friedrich Pianka und Frau Anna Pianka, geb. Klunel, aus Lötzen, Ostpreußen Hindenburgstraße 2, jetzt in Remscheid, Im Lobarn 19, feiern am 20. Dezember 1957, im Kreise ihrer Familie, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es gratulieren herzlichst, ihre,Kinder, Enkel und Urenkel.

 

Für die so zahlreichen Glückwünsche zu meinem 80. Geburtstage, sage ich allen Verwandten und Bekannten meinen herzlichsten Dank. Berta Baß-Bartel, Büren, Detmarstraße 28. Früher Kreuzburg, Ostpreußen.

 

Für die uns zu unserer Goldenen Hochzeit, am 29. Oktober 1957, erwiesenen Glück- und Segenwünsche von unseren lieben heimattreuen Nachbarn, Freunden und Bekannten, danken wir aufs herzlichste und grüßen alle, die uns so durch ihre schönen Zeilen erfreuten. Ludwig Moskalewski und Frau. Auch meine Kinder lassen alle Lycker grüßen.

 

Für die so zahlreichen Glückwünsche zu unserer Goldenen Hochzeit, sagen wir hiermit allen Verwandten und Bekannten unseren besten Dank. Christof Pettkus und Frau Lina Pettkus, geb. Friedrich. Früher Königsberg Pr., Nachtigallensteig 18, jetzt Medenbach o. Ts. über Wiesbaden 1, Neustr. 20.

 

Am 21. Dezember 1957, vollendet Frau Auguste Selack, geb. Kammrau, aus Liebstadt, Ostpreußen, ihr 91. Lebensjahr. Zu Ihrem großen Ehrentage gratulieren sehr herzlich, ihre Kinder, Schwiegertöchter und Schwiegersohn, Enkel und Urenkel. Oberhausen-Sterkrade, Fürstenstraße 58.

 

Für die so zahlreichen Glückwünsche zu unserer Goldenen Hochzeit sagen wir allen Verwandten, Bekannten und Freunden unseren herzlichsten Dank. Eduard Jagomast und Frau. Saulgau (Württ.), Friedenstraße 10. Früher Robkojen, Kreis Tilsit-Ragnit.

 

Meiner treusorgenden Mutter, Frau Lina Schieweck, geb. Cymek, herzliche Glückwünsche zum 70. Geburtstage, am 17. Dezember, und meinem lieben Vater, Friedrich Schieweck, Polizei-Hauptwachtmeister a. D., Burscheid-Dieresch 326 bei Köln. Früher Willenberg, Ostpreußen, zum 73. Geburtstage, mit allen guten Wünschen, auch im Gedenken ihres verstorbenen Sohnes, Erich und meines vermissten Mannes, Heinz. Elfie Schild, geb. Schieweck. Leverkusen-Schlebusch, Bahnstraße 314

 

Unserer lieben Mutter, Schwiegermutter und Oma, Frau Ida Kröhnert, geb. Wurz, aus Neukirch, Ostpreußen, Elchniederung, zum 75-jährigen Geburtstag, am 15. Dezember 1957, die herzlichsten Glückwünsche von ihren Kindern, Gertrud, Helene, Ella, Betty, Paul, Kurt, Margarete, Lotte, Heinz, nebst Schwiegersöhnen, Schwiegertöchtern und 15 Enkelkindern. Zurzeit Neumünster, Kieler Str. 255, bei Lotte Feddern.

 

Am 14. Dezember 1957, feiert unser lieber Vater und Großvater, Michael Petereit, Ottendiehl 32, Post Haar bei München. Früher wohnhaft Tilsit, Finkenau 65, seinen 70. Geburtstag. Es gratulieren herzlich, die Kinder und Enkelkinder.

 

Am 11. Dezember 1957, feiert unser lieber Vater und Großvater, Johann Pomorin, aus Roggen, Kreis Neidenburg, jetzt Gronau in Westfalen, Bentheimer Straße 87 a, seinen 70. Geburtstag. Wir gratulieren recht herzlich und wünschen weiterhin beste Gesundheit. Die Kinder und Enkelkinder.

 

Unserer lieben Mutti, Omi und Schwiegermutter, Frau Emilie Fuleda, aus Widminnen, Kreis Lötzen, zu ihrem 70-jährigen Geburtstage, am 26. Dezember 1957, Gesundheit und alles Gute. Franz Maier und Frau Elly mit Annelie und Hannelore und Eva Fuleda, Ratzeburg. Ruth Steinicke mit Wolfgang, München 5, Corneliusstr. 38. Gustav Belusa und Frau Else, Lübeck, Marlistraße 11 a. Ratzeburg, Am Hang 21.

 

 Am 26. November 1957 entschlief in der sowjetisch besetzten Zone, im 93. Lebensjahre, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter und Tante, Frau Marie Lankau, geb. Gaude, früher Osterode, Ostpreußen, Schlageterstraße 18. Im Namen der Hinterbliebenen: Richard Lankau, Lehrer. Eckernförde, Reeperbahn 29. Früher Taberbrück, Kreis Osterode, Ostpreußen.

 

Fern der unvergessenen Heimat, entschlief unerwartet am 15. November 1957, im Alter von 75 Jahren, meine liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Frau Frida Schoenen, geb. Berdau. In tiefer Trauer: Charlotte Deutz, geb. Schoenen. Hans Deutz. Christian Deutz, als Enkel. Berlin-Steglitz, Dalandweg 27. Früher Königsberg Pr., Hammerweg 7.

 

Nach langem schwerem Leiden entschlief heute sanft, unsere liebe gute Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Frau Maria Schulz, geb. Geffroy, im eben vollendeten 65. Lebensjahre. Sie folgte ihrem Gatten, nach zwei Jahren, in die Ewigkeit. In stiller Trauer im Namen der Familie: Elise Wauschkuhn, geb. Schulz. Lübeck, Roeckstraße 19, den 5. Dezember 1957. Die Trauerfeier fand am Dienstag, dem 10. Dezember 1957, 13 Uhr, im Krematorium statt.

 

Am 23. Oktober 1957 entschlief nach einem kurzen Krankenlager, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater und Schwager, Gustav Morzeck, früher Johannisburg, im Alter von 65 Jahren. In tiefer Trauer: Ida Morzeck, geb. Gennert und Kinder. Osnabrück, Oststraße 102.

 

Fern ihrer geliebten ostpreußischen Heimat, nahm Gott, der Herr, plötzlich und unerwartet, unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter und Oma, Rosine Pohl, geb. Stern, im Alter von 73 Jahren, zu sich in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Willi Pohl und Familie. Emil Liedtke und Frau Marta Liedtke, geb. Pohl. Malente, Rosenstraße 23, den 7. Dezember 1957. Früher Pobethen, Samland.

 

Kein Arzt, keine Hilfe war für Dich, bis Jesus sprach: „Ich heile dich!" Nach schwerem mit vorbildlicher Geduld ertragenem Leiden, entschlief sanft und ruhig im Krankenhaus Bramsche, meine liebe, gute Frau, unser treusorgendes liebes Mütterlein und Omachen, Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Therese Gromball, geb. Possekel, geb. 30.11.1878, gest. 01.11.1957, früher Königsberg Pr., Straße 1780. In stiller Trauer: Gustav Gromball. Fritz Gromball und Frau Hedwig Gromball, geb. Glaubitt, Husum, Stadtweg 26. Fritz Woköck und Frau Frieda Woköck, geb. Gromball, Heeke, Post Alfhausen. Als Enkelkinder: Siegfried Gromball und Frau Christel Gromball, geb. Schiller. Kurt Woköck. Heeke, den 6. Dezember 1957. Wir haben sie am 5 November 1957 auf dem Friedhof in Bramsche zur letzten Ruhe gebettet.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief am 19. November 1957, mein lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Kaufmann, Wilhelm Plewe, früher Domnau, Ostpreußen, im 60. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Marie Buttgereit. Er wurde am 22. November 1957 in Lüneburg, Michaelfriedhof, beerdigt.

 

Am 13. Dezember 1957 wäre Curt Berthold, Inh. der Firma Curt Berthold, vormals L. F. v. Gizycki, Königsberg Pr., Neue Dammgasse, 90 Jahre alt geworden. Er starb 1945 in Königsberg, wohin er von Danzig aus noch einmal zurückgekehrt war.

 

Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, am 5. Oktober 1957, nach schwerer Krankheit, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und gute Oma, Marie Kopatz, geb. Bachor, im 80. Lebensjahre, in die Ewigkeit abzurufen. In stiller Trauer: Die Angehörigen. Espelkamp-Mittwald. Früher Friedrichshof, Kreis Ortelsbur. Wir haben sie am 8. Oktober 1957 auf dem Waldfriedhof in Espelkamp-Mittwald zur letzten Ruhe gebettet.

 

Rest der Seite: Werbung

 

Seite 9   Ausgerechnet zu Weihnachten

Von Hedy Groß

Zeichnung Erich Behrend. Mit dem Korb Obst und Gemüse ging es die Treppe rauf zu Herrn und Frau Knaps.

 

Ein Wetter ist das in diesem Jahr vor Weihnachten! Dieser Raureif, diese Stille! Na, und das wird ja dies Jahr ein Weihnachten werden! Wenn einer glücklich ist auf der weiten Welt dann ist es Mutti Linkmann. Sie hat sich zur Erholung von den vielen Festvorbereitungen einen kleinen Spaziergang durch den Park gegönnt, der das Forstamt umgibt. Sie ist bis zu den schlafenden Bienenkästen gegangen, sie hat unter den dunklen Tannen gestanden, sie hat an die Weihnachten in der Heimat gedacht, die doch immer so weiß und märchenhaft waren. Ach, sie ist sehr glücklich.

 

Zum ersten Mal seit vielen Jahren gehört das herrliche Haus wieder ganz allein der Familie. Schade, dass die Eltern dies nicht mehr erleben können. Ja, die Flucht und all ihre Trauer, das war einfach zu viel für die alten Leute. Und wie sah damals das Haus aus, als sie kamen. Sechs Schornsteine haben in der schlimmsten Zeit aus allen Fenstern gequalmt. Ein Mietshaus war es geworden und was für eins! Wenn Mutti Linkmann in ihrem Wohnzimmer saß und flickte und nähte, dann war sie gezwungen, alles mitzuerleben. Ehekrach und Kindergeschrei, krampfhafte Festereien und später jedes neue Radio einzeln, alles drang durch die Türen.

 

Aber das ist nun vorbei, und das Herz der Hausfrau wird ganz leicht, wie sie ins Haus tritt. Alles blinkt und blitzt, und Meta, die kleine Haushilfe, hat schon das Abendbrot vorbereitet. Und Vater und Kinder sind ein wenig später um den Tisch versammelt, alle freuen sich zu Weihnachten. Es schmeckt so wunderbar, und die Äpfel, die die Kinder in die Bratröhre gelegt haben, fangen an zu duften.

 

„Ach Vati, ist das dies Jahr schön", sagt Mutti Linkmann aus ihrem übervollen Herzen heraus. „Das wird vielleicht ein Heiligabend! Das ganze Haus gehört uns, wir stören keinen, uns stört keiner. Kein fremdes Radio, und wir können spielen und singen, solange es uns gefällt“. Sie achtet gar nicht darauf, dass Vati sehr versorgt aussieht. Ach, das ist ja bei ihm immer so, er kann seine Freude nie so zeigen, aber bestimmt ist auch er sehr froh.

 

Nur Mia, die kleine Tochter, murrt: „Ach Mutti, früher war es doch viel, viel schöner bei uns. Da konnte ich immer mit Sylvia spielen. Und wieviel Flicken gab ihre Mutter uns immer. Jetzt habe ich gar keine Freundin mehr, wo Sylvia in der Siedlung wohnt . . .“

 

„Ja, ja die Flicken", denkt Mutti Linkmann, gegen die hatte sie bestimmt nichts. Aber mit Grauen denkt sie heute daran, dass in diesem Zimmer auch Sylvias Bruder mit offener Tuberkulose lag, in diesem Zimmer, das auf die kleine Mia so große Anziehungskraft ausübte. Aber sie sagt nichts. Sie lächelt ihr Kind nur an und meint: „Du hast doch auch noch deine Geschwister zum Spielen, Mia, Liebling“.

 

„Och, die Kleinen", schmollt Mia. Und alle drei Kinder murren weiter, dass es früher viel schöner war, mit den vielen Kindern im Haus.

 

Mutti lächelt in sich hinein: „Kindsköpfe“.

Doch als die Kinder dann ins Bett gegangen sind und Vati lange genug schweigend und grüblerisch dagesessen hat, rückt er mit einer Sache heraus, die einfach nicht zu fassen ist.

 

Das ganz Unbegreifliche lautet ungefähr so:

„Ja, Mutti, wir werden leider Weihnachten auch wieder nicht allein im Hause sein können. Es tut mir sehr leid, dass dir so viel daran liegt. Ich bin heute im Waldlager gewesen, du weißt doch, die früheren Wehrmachtsbaracken, in denen bis jetzt die Flüchtlinge wohnten. Sie mussten ja geräumt werden. Es ist allen gelungen, ein anderes Unterkommen zu finden. Nur ein altes Rentnerehepaar, vor kurzer Zeit erst aus Ostpreußen gekommen, habe ich heute da angetroffen. Ja, weißt du, die können da unmöglich bleiben, schon gar nicht so allein mitten im Wald, wie sie jetzt da leben. Sie können sich nicht selbst helfen. Sie sagen, sie haben alles versucht, es nimmt sie keiner auf. So alte Leute will keiner haben, viel Miete können sie ja auch nicht zahlen. Sachen haben sie auch fast keine. Sie sind so preisgegeben, Mutti, wir müssen sie aufnehmen“.

 

„Aber hör mal, es werden so viele Wohnungen gebaut, sprich doch mit dem Bürgermeister", schreit Mutti entsetzt auf.

 

„Ja, Mutti, sicher, später werde ich mit ihm reden. Aber für jetzt, heute, morgen, ein paar Wochen ... Ich habe mir schon alles überlegt. Ich mache oben meine Tischlerwerkstätte frei. Die Sachen kommen in den Keller. Ich habe doch jetzt nie Zeit für diese Liebhabereien. In der Werkstätte ist es hell und warm. Wasser ist drin, und Gas ist auch für den Werktisch gelegt. Es ist doch ganz einfach, Mutti, sie werden dich gar nicht stören. Denk mal, zwei alte Leute“.

 

Er lacht sie so freundlich an, wie nur er es kann.

 

Aber sie hat nur einen Wunsch, das alles hinauszuschieben, vielleicht findet sich ein Ausweg, und sie murmelt verzweifelt: „Ja, ja sicher, aber doch nicht vor Weihnachten, einen Tag vor dem Heiligabend, das kann doch nicht dein Ernst sein. Sowas ist doch nicht so einfach. Ja, vielleicht nach Weihnachten . . .“

 

Nein, wir können die beiden Alten gerade Weihnachten nicht da im Wald lassen. Denk doch Mutti, nach Jahren sind sie zum ersten Mal Weihnachten wieder so richtig unter Landsleuten …“

 

Mutti Linkmann sagt nichts mehr, sie kennt ihn ja. Das war ja auch damals so, wenn keiner jemanden aufnehmen wollte, er sagte nie nein. Es hat ja alles keinen Sinn, es bleibt immer dasselbe. Ganz mutlos geht sie schlafen.

 

Der nächste Tag ist der Heiligabend und es ist einfach fürchterlich. Diese ganze Umstellerei die schweren Männerstiefel auf den blankgescheuerten Treppen, dies Geschiebe, dies Geschleppe, man möchte sich die Ohren zuhalten. Als die alten Leute am Nachmittag dann kamen mit ihrem bisschen Kram, den Vati hatte herfahren lassen, da hatte Mutti Linkmann einfach nicht den Mut und nicht die Kraft, sie zu begrüßen.

 

All das Rumoren nun über ihrem Wohnzimmer beim Aufstellen der Betten zerrt so an ihren Nerven, dass sie nur immer losheulen könnte. Ganz spitz wird sie außen und eisig innen. Mit Meta, der kleinen Haushilfe, die sie so gut verstehen kann, weil es ja auch für sie wieder Mehrarbeit bedeutet, ja, mit der kleinen Meta fängt sie an zu beraten, wie sie alles einrichten wollen, dass sie mit den fremden Leuten gar nicht in Berührung kommen, sie am besten gar nicht sehen.

 

Dann aber kommt Vati nach Hause. Er erwähnt die ganze Angelegenheit gar nicht mehr. Er will jetzt Weihnachten feiern, und er bringt den Baum ins Festzimmer, er redet von Geschenken und Weihnachtsmusik, er probiert dies und jenes aus, und die Spannung in Mutti löst sich langsam. Das Rumoren oben hat aufgehört, manchmal scheint es fast, als würde oben laut gelacht und als hörte man Kinderschritte, aber das kann doch wohl nicht sein.

 

Es geht Mutti wirklich schon viel besser, da kommen die Kinder hereingestürmt. Sie sind zum Bersten voll von Neuigkeiten, die sieht man ihnen direkt aus den strahlenden Augen heraushängen. Na ja, Weihnachten! Bezaubernd sind die drei, man muss sie einfach ans Herz drücken.

 

Alle zusammen platzen sie auch gleich heraus: „Mutti, wir waren bei Herrn und Frau Knaps, unseren neuen Mietern. Die sind reizend, Mutti, so lieb …“

 

Die Kleinste, Tine, echot immer ein bisschen hinterher: „Ja, Mutti, sooo lieb . . . so lieb . . .“

 

Die beiden anderen berichten: „Und weißt Du, Mutti, vorher gingen wir noch erst in den Keller. Wir haben einen großen Korb vollgefüllt, weil doch Weihnachten ist, und so zum Empfang, von allem haben wir genommen — Obst, Gemüse, Most. Das war aber schwer, Mutti, wir sind beinahe die Treppe heruntergefallen“.

 

Tine hinterher: „Beinahe die Treppe heruntergefallen . . .“

 

Die beiden anderen: „Mutti, habt Ihr gar nichts gehört? Ja, das haben wir alles Herrn und Frau Knaps nach oben gebracht. Lassen auch viel, vielmals danken. So zum Empfang, muss man doch, Mutti, nicht?"

 

Tine echot: „So zum Empfang, muss man doch, Mutti“. Und: „Lassen vielmals danken …“

 

Mutti sagt nichts. Sie guckt nur immer und guckt, und es sieht beinahe aus, als würden ihre Augen feucht, aber nicht von den bitteren Tränen, die sie vorher weinen wollte. Und sie murmelt vor sich hin: „Die Kinder zeigen mir, was ich hätte tun sollen … " Von da ab ging alles ganz leicht, und alles war so selbstverständlich.

 

Seite 9   Die Arbeit am Preußischen Wörterbuch

Das Wörterbucharchiv umfasst heute schon wieder 240000 Wortzettel

Von Dozent Dr. Erhard Riemann-Kiel

Es liegt im Wesen eines Wörterbuches, dass es in der Stille entsteht. Bei seinem Werden gibt es keine Sensationen, die die Öffentlichkeit aufhorchen lassen könnten. Da wird nur Baustein um Baustein zusammengetragen. So ist es auch immer schwierig, mitten auf dem Wege einen Arbeitsbericht zu geben. Es kann eigentlich immer nur heißen: Das Wörterbuchmaterial ist weiter angewachsen, wir haben nun so und so viel tausend Wortzettel. Aber das sagt dem Laien nicht viel.

 

Der Nichtfachmann denkt auch wohl, das müsse eine recht trockene und langweilige Arbeit sein. Es ist schon wahr, die Wörterbucharbeit steht nicht hoch im Kurs, auch die meisten Sprachforscher drängen sich nicht dazu, denn diese Arbeit bringt weder Geld, noch Anerkennung, sie erfordert dagegen nur Fleiß, Gewissenhaftigkeit, Gründlichkeit, Selbstlosigkeit und vor allem Ausdauer, die über viele Jahre durchhalten muss. Und trotzdem sind die meisten Wörterbuchmacher mit Begeisterung bei ihrer Arbeit. Worin liegt denn eigentlich das Reizvolle solcher Arbeit? Zunächst einmal: Wörterbucharbeit — zumal die Arbeit an einem Mundartwörterbuch — ist keineswegs trocken. Ein solches Wörterbuch ist ja nicht eine nüchterne Aufzählung von Worten, sondern es will den ganzen Reichtum sprachlichen Lebens einfangen. Dazu gehören nicht nur die vielen verschiedenen Bezeichnungen für einen Begriff, die sehr feine Abschattierungen in der Bedeutung geben, sondern auch die unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten eines Wortes im Satzzusammenhang. Was man mit einem Wort alles ausdrücken kann und wie man dem, was man sagen will, eine besondere — ernsthafte gemütvolle, spöttische oder humorvolle — Note geben kann, das zeigen in besonderem Maße die Redensarten, die das Wesen der Menschen einer Landschaft am besten charakterisieren. Es vergeht kein Tag, an dem die Wörterbuchmitarbeiter nicht herzlich lachen können über eine neue schlagfertige, witzige, treffsichere Formulierung und an dem sie nicht bis ins Innerste angerührt werden durch ein hintergründig-ernstes oder treuherzig-gemütvolles Wort ihrer Heimatmundart. So kann man wohl sagen, dass hinter den nüchternen Stahlschränken und den grauen Karteikästen unserer Wörterbuch-Forschungsstelle das Herz unserer Heimatlandschaft und ihrer Menschen schlägt. Die täglich daran arbeiten, wissen das und können sich darum gar keine schönere Arbeit denken.

 

Von äußeren Ereignissen ist bei der Wörterbucharbeit sonst kaum zu berichten. Das Preußische Wörterbuch kann aber doch von einem bedeutenden äußeren Erfolg berichten: Am 1. November 1957 wurde seine Geschäftsstelle, die bisher in einem längst zu klein gewordenen Privatraum untergebracht war, in die Räume der Kieler Universität verlegt. Nun kann endlich der Mitarbeiterstab, der jetzt vierzehn Personen umfasst, geschlossen in einem schönen, großen Raum eingesetzt werden. Das Wörterbucharchiv ist nun übersichtlich in sechs Stahlschränken untergebracht. Eine studentische Arbeitsgruppe ist schon seit über zwei Jahren dabei, die eingehenden Fragebogen zu verzetteln, das heißt, jedes in einem Fragebogen erscheinende Wort auf Wortzettel zu übertragen, die dann alphabetisch eingeordnet werden. Das Wörterbucharchiv umfasst heute, obwohl erst etwa ein Fünftel der Fragebogen ausgewertet ist, schon wieder 240 000 Wortzettel. Innerhalb von vier Jahren sind bisher 36 Fragebogen jeweils an rund 425 Gewährsleute ausgeschickt worden. Sie alle arbeiten ehrenamtlich mit und verwenden viel Zeit und Liebe auf diese Arbeit, denn sie wissen, dass sie nicht nur der Wissenschaft einen großen Dienst erweisen, sondern dass sie darüber hinaus dazu beitragen, vor der Welt das Deutschtum unserer Heimat zu erweisen. All diesen namenlosen, treuen Helfern gebührt mein besonderer Dank für ihre aufopfernde, selbstlose Arbeit. Ihnen zur Beruhigung kann ich mitteilen, dass ich etwa nach einem Jahr die Materialsammlung durch Fragebogen abschließen werde.

 

In diesem Zusammenhang möchte ich ein methodisches Problem kurz streifen. Ich bin von manchen Mitarbeitern in Briefen gefragt worden: Warum sind Ihre Fragen in den Fragebogen so bunt durcheinandergewürfelt? Warum versuchen Sie nicht, die verschiedenen Lebensbereiche nacheinander und systematisch zu erfragen? Darauf muss ich antworten: Ich tue es aus psychologischen Gründen. Meine Gewährsleute sind zu einem großen Teil einfache Leute aus dem Volke, und es ist eine alte Erfahrung aller Wörterbuchleiter, dass diese Mitarbeiter bei systematischem Abfragen ganzer Lebensbereiche leichter ermüden, als wenn von jeder Frage ein neuer inhaltlicher Reiz ausgeht. So habe ich es auch gehalten, und diese Methode hat sich im Allgemeinen besser bewährt als die systematische, die ich im Fragebogen 5 („Das Bauernhaus und seine Teile") probeweise auch angewandt habe.

 

Neben den Fragebogen sind dem Wörterbuch auch viele Wortsammlungen und Manuskripte eingesandt worden, die ausgewertet werden. Auch die gesamte ost- und westpreußische Mundartliteratur, die wissenschaftliche Literatur über die nordostdeutschen Mundarten sowie alle heimatkundliche Literatur, in der irgendwo Mundartworte erwähnt werden, werden verzettelt. Hierbei helfen fünf Landsleute bereits seit Jahren mit. Auch ihnen, die diese Arbeit neben ihrer beruflichen Tätigkeit leisten, sage ich herzlichen Dank für ihre Treue Mitarbeit.

 

Mundartforschung wäre heute undenkbar ohne die Hilfsmittel, die uns die moderne Technik zur Verfügung stellt. So steht neben der Materialsammlung mit Hilfe von Fragebogen die Mundartaufnahme mit Tonbandgerät. Für alle wichtigeren Mundartgebiete Ost- und Westpreußens liegen bereits eine ganze Anzahl guter Bandaufnahmen vor, die nicht nur für das Wörterbuch ausgewertet werden, sondern auch ein wertvolles Arbeitsmaterial für mundartkundliche Vorlesungen und Übungen an der Universität darstellen.

 

Die Forschungsstelle des Wörterbuches wird öfters von deutschen und ausländischen Wissenschaftlern aufgesucht. Besonders aber freuen wir uns über die Besuche unserer Mitarbeiter, die wir bisher nur aus ihren Fragebogen kannten und denen wir hier einen Einblick in die Arbeit unserer Forschungsstelle geben können.

 

Zum Schluss möchte ich an alle ost- und westpreußischen Landsleute, die unsere Heimatmundart noch beherrschen, die herzliche Bitte richten, durch Ausfüllen von Mundartfragebogen beim Aufbau unseres Heimatwerkes mitzuhelfen. Es soll unsere immer mehr absterbenden nordostdeutschen Mundarten für die Forschung und für unsere Nachkommen noch einmal aufzeichnen und zugleich vor der Welt durch dies Zeugnis von Sprache und Mundart den Rechtsanspruch auf unsere Heimat erhärten.

 

Die Anschrift der Forschungsstelle ist:

Geschäftsstelle des Preußischen Wörterbuches (Leiter: Dozent Dr. E. Riemann), Kiel, Olshausenstraße 40 - 60, Neue Universität

 

Seite 9   Wer Weihnachten in Gedanken durch unsere ostpreußische Heimat wandern will, dem ist „Der redliche Ostpreuße" ein treuer Begleiter. Viele Bilder zeigen ihm die Schönheit und Eigenart unserer Heimat, und ostpreußische Dichter und andere Landsleute erzählen interessant und fesselnd. Wer diesen Kalender jetzt bestellt — er ist 128 Seiten stark und kostet 2,-- DM —, der erhält ihn noch rechtzeitig zum Fest. Verlag Gerhard Rautenberg, Leer (Ostfriesland).

 

Seite 10   Entdeckungen auf der Domburg von Frauenburg

Die polnische Zeitung „Glos Olsztynski" berichtete am 25. September, dass eine Gruppe von Architekten, die seit einem Monat in Ostpreußen, im Zusammenhang mit der Restauration historischer Bauten, Untersuchungen durchführt, in Frauenburg verschiedene interessante Entdeckungen gemacht hätte. In einer Tiefe von ungefähr fünf Metern habe man jetzt die Überreste eines alten Baues, vermutlich das in Chroniken erwähnte ehemalige Osttor der Frauenburger Domburg, gefunden. Außerdem hätten die Architekten noch weitere architektonische Fragmente älterer Frauenburger Bauten, u. a. einen Schießstand, entdeckt.

 

Diese Nachrichten sind sicher glaubhaft. Wir wissen von verschiedenen deutschen Besuchern Frauenburgs, dass dort in letzter Zeit tatsächlich solche Arbeiten im Gange sind und verschiedene Funde gemacht wurden. Der Bericht über das angeblich wiederentdeckte Osttor der Domburg und den ausgegrabenen Schießstand (Brustwehr?) lässt sich im Augenblick nicht genau nachprüfen. Als Dr. Alfons Triller während einer längeren Polenreise jetzt Ende Oktober Frauenburg besuchte, fand er nicht nur den bereits in deutscher Zeit geplanten, aber nicht mehr ausgeführten alten hölzernen Wehrgang vom Kopernikusturm bis zum Westtor der Domburg fertig vor, sondern er konnte auch Bauarbeiten an dem durch die Kriegsereignisse beschädigten und gefährdeten, prächtigen gotischen Westgiebel des Domes beobachten. Man zeigte ihm ein neu freigelegtes, wunderschönes gotisches Portal, an der an den Dom angrenzenden ehemaligen Domherrnkurie Beatae Mariae Virginis ad cornu Evangelii, das bisher unter dem Verputz verborgen war. Außerdem sprach man davon, dass man unter dem Bischöflichen Palais Fundamente älterer Bauten gefunden habe, die nun weiter untersucht werden sollen. Wenn damit das heute in Trümmer liegende sogenannte Alte Palais, das in deutscher Zeit die Räume des Bischöflischen Ordinariats barg, gemeint ist, so handelt es sich dabei wohl um jene im „Glos Olsztynski" erwähnten Forschungen nach dem Osttor der Domburg. Sollte aber das neuere, um 1840 errichtete und heute noch erhaltene Bischöfliche Palais — in dem der jetzige Pfarrer von Frauenburg wohnt und wo sich der sonst in Allenstein residierende Weihbischof der Diözese zwei Zimmer einrichten lässt — gemeint sein, so würde es sich um die Fundamente der älteren Domherrnkurie handeln, auf welchen, wie wir wissen, während der Amtszeit des ermländischen Bischofs von Hatten jenes neue Bischofspalais erbaut wurde.

Dr. Anneliese Triller, früher Diözesanarchivarin in Frauenburg

 

Seite 10   Borstenvieh und Schweinespeck

Mit den Augen der Hausfrau gesehen. Von Margarete Haslinger

Hieß es nicht vor gar nicht so langer Zeit: „Schweinefleisch wird billiger?" Die Botschaft hörten wir wohl, aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Die ewige Klage des Schlachtergewerbes ist, dass „nur Koteletts" verlangt würden, es sei so schwierig, die anderen Stücke des Schweins zu verkaufen.

 

Wir wollen uns heute mal überlegen, was wir, abgesehen von Wurst, Schinken und besagten Koteletts, preisgünstig für uns verwerten können. Und wir wollen auch nie vergessen, dass für viele unserer Landsleute, zumal für die in der sowjetisch besetzten Zone lebenden, ein Stück Schweinefleisch ein seltener Genuss ist.

 

Die jetzt angebotenen Schweine werden längst nicht mehr so fett gemästet als es früher üblich war, der Wunsch nach magerem Fleisch ist zeitbedingt. Und doch produziert unser Borstentier noch genügend Fett, so dass ein Überangebot droht. Das bedeutet billiges Flomenfett, das schon in letzter Zeit bis auf 55 bis 75 Pfennige heruntergegangen war. Leider ist das gute Schmalzbrot etwas aus der Mode gekommen, vielleicht geben wir den Kindern wieder öfter eines zur Schule mit und eine rohe Mohrrübe als Obstersatz und Vitaminlieferant dazu. Im Preise entsprechen etwa fünf Pfund Schmalz einem Pfund Butter, wenn wir es selbst aus dem billigen Flomen mit Zwiebeln, Majoran und einem Apfel ausbraten. Haben Sie schon daran gedacht, in die Pakete, die Sie Ihren Verwandten und Freunden in die Sowjetzone schicken, solches leckere Schmalz einzulegen?

 

Ganz aus der Mode ist auch der Fettopf gekommen, schade, aber vielleicht machen wir uns für diesen Winter einen. Ein sehr klein geschnittenes Kilo Rindertalg (besser durch die Maschine gedreht) mit einem viertel Liter Wasser ansetzen und glasig kochen, darauf zwei Kilo feingeschnittenes Flomenfett, auf kleinster Flamme solange miteinander ausbraten, bis die Spirkel braun sind, fleißig rühren, damit nichts anbrennt und durch ein Sieb das Fett in einen Steintopf abfüllen, erkaltet zubinden. Na, und was Sie mit den Spirkeln machen, das braucht man einer ostpreußischen Hausfrau nicht zu erzählen.

 

Bauchstück tuts auch!

Ein Schweinebraten seligen Angedenkens — heute wäre er uns viel zu groß — war vor allem beliebt durch seine braune, knusprige Kruste, vorher durch den Fleischer kunstvoll in die Schwarte eingeritzt. Nehmen Sie ein schönes Stück frischen Bauchspeck, lassen ihn auch so einritzen und verwenden Sie ihn als Braten. Man setzt Schweinernes ja immer mit ein bisschen Wasser an, damit das Fett im Anfang leichter auskocht. Würzen Sie mit Majoran, einer Zwiebel, einer Nelke, Lorbeerblatt, gießen Sie während der Bratzeit Fett ab (gibt gleich ein Schüsselchen Schmalz), damit Sie die Soße schön braun kriegen, und Sie werden einen prima Schweinebraten gezaubert haben. Natürlich Gemüse dazu, am besten Sauerkohl gedämpft oder als Rohsalat.

 

Hülsenfrüchte sind auch nicht mehr beliebt, aber gibts in kalten Wintertagen etwas Besseres als Erbsensuppe mit Schweinebauch, Pfoten oder Ohren? Es müssen ja nicht immer Würstchen sein.

 

Klopsfleisch, Mett, Hackepeter oder wie es sonst genannt wird, ist von jeher verhältnismäßig billig gewesen, weil es von den einfachen Fleischteilen gemacht wird. Ein Falscher Hase ist ein Sonntagsessen erster Güte. Haben Sie ihn nicht schon öfter am Sonnabend in der Kastenform gebacken, weil man gehacktes Fleisch sofort verwenden soll? Bratklops und Königsberger Klops erscheinen wohl öfter auf dem Küchenzettel, aber auch Klops, Schweinefleisch oder Bratwurst in Biersoße? Eine Flasche dunkles Bier wird mit Wasser, einem Zipfelchen Lorbeerblatt, etwas Zitronenschale, einer Zwiebel, zwei Nelken, zwei Gewürzkörnern, Petersilie und Sellerie aufgesetzt und 500 Gramm nicht zu fettes Schweinefleisch wird darin weich gekocht. Zuletzt 50 Gramm Kochpfefferkuchen eingebrockt, mit Zitronensaft, Zucker und einem Löffel Rotwein abgeschmeckt, mit Kartoffelmehl gebunden und zu Kartoffelbrei gereicht. Genauso kochen wir Klops oder fertig gekaufte Bratwurst in Biersoße.

 

Backpflaumen, Wruken oder Majoran dazu

Für einen Rippchenbraten mit Backpflaumen oder Backobst gefüllt, lassen wir uns bei einem Stück Schweinerippchen die Knochen leicht einhacken, belegen die Knochenseite mit dem eingeweichten Obst, salzen und streuen Majoran darauf und binden die aufeinander geklappten Seiten mit Bindfaden fest zusammen, damit kein Obst herausquillt. In die Backröhre bringen, etwas Wasser zugießen und wie einen normalen Schweinebraten behandeln. Man kann es auch im Schmortopf machen.

 

Die Wrukenwinter sind ja lange genug her, dass wir mal wieder Schweinefleisch mit Wruken kochen könnten. Auch hierzu ist Schweinebauch sehr gut geeignet. Man schneidet ihn in Würfel, bratet diese leicht an, gibt zwei Löffel Zucker dazu, lässt bräunen und gibt jetzt erst die Wrukenstückchen dazu, die sich unter fleißigem Rühren dabei kräftig mitbräunen. Jetzt erst ein wenig Wasser zugießen, das aber knapp gehalten werden muss. In einer halben Stunde ist die Geschichte weich. Sie können Kartoffelstückchen darin garen, vor allem mit reichlich Majoran würzen.

 

Unser geliebtes Würzkraut Majoran steht Schweinefleisch in jeder Form bestens zu Gesichte, nicht nur als Wurstwürze, zu der man es hier im Westen ausschließlich benutzt. Ein einfaches Majoranfleisch bereitet man, indem man einen halben Liter Wasser mit Suppengemüse zum Kochen bringt, mit Salz und Majoran würzt und 500 Gramm Schweinefleisch darin weich kocht. Die Brühe durchgießen, mit Mehl binden, mit Majoran abschmecken.

 

Gulasch von Schwein sollte besonders auf ungarische Art, also mit reichlich Paprika und Tomaten gekocht werden. Nicht zu fettes Fleisch in Würfel schneiden und mit 125 Gramm geräuchertem Bauchstück goldbraun anrösten, zwei große geriebene Zwiebeln, zwei geriebene Zehen Knoblauch, drei geriebene Karotten, 500 Gramm kleingeschnittene Tomaten oder Tomatenmark, ein Lorbeerblatt, drei Gramm Kümmel, ein Teelöffel Majoran, alles gut verrühren und fünfundzwanzig Minuten auf kleiner Flamme dünsten lassen, so wenig wie möglich Wasser auffüllen. Mit Salz, Rosenpaprika (das ist der vitaminreiche!) einem Glas Rotwein würzen, fünf Minuten ziehen lassen. Je nach Geschmack eine Tasse Sahne (Joghurt), Zucker und abgeriebene Zitronenschale unterziehen, Reis dazu. Wenn man dreiviertel Liter Wasser zugibt, bekommt man eine herrliche Gulaschsuppe. Als Kochrotwein verwendet man den billigen spanischen, der zwar ein „Juchtelfuchtel zum Einreiben", zum Kochen aber gut ist.

 

Reis zu diesen Gerichten muss ganz trocken und körnig sein. Versuchen Sie ihn auf folgende Art zu kochen: drei bis vier Tassen Reis werden mit reichlich kochendem Salzwasser Übergossen, zehn Minuten leise gekocht, auf dem Sieb abtropfen lassen. Das können Sie schon morgens machen. Das Abtropfblech aus dem Ofen wird gut mit Margarine eingefettet, der abgetropfte Reis darauf ausgebreitet, im Ofen nur bei Oberhitze unter zwei- bis dreimaligen Umrühren zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten erhitzt. Er wird wunderbar und kann nie ansetzen.

 

Reisfleisch: 375 Gramm Schweinefleisch oder -bauch in Würfel schneiden, im eigenen Fett anbräunen, zwei bis drei Tassen trocken abgeriebenen Reis dazu, weiter bräunen, mit Wasser oder Fleischbrühe ablöschen, Tomatenmark und eine kleine Dose Pilze (kann auch fortbleiben) dazu, zuletzt 125 Gramm kleingeschnittene, angebratene Leber unterrühren, mit Salz abschmecken und mit reichlich geriebenem Käse bei Tisch überstreuen.

 

Pichelsteiner: Knochenmark aus mehreren Markknochen auslösen und in Scheiben schneiden, mit denen man eine irdene oder Jenaer Form auslegt. 500 Gramm Schweinefleisch in grobe Stücke schneiden, salzen, pfeffern. Zwei Stangen Porree, eine kleine Knolle Sellerie, eine Mohrrübe, zwei weiße Rüben, drei große Kartoffeln, eine Petersilienwurzel, einen halben Kopf Wirsing; alles in Streifen schneiden, mischen. Auf die Markscheiben eine Schicht Fleisch, darüber Gemüse, Fleisch, Gemüse, zum Schluss Markscheiben legen. Eine Tasse Fleischbrühe übergießen, auf kleiner Flamme bei fest geschlossenem Topf, ohne Nachsehen oder Umrühren etwa fünfundsiebzig Minuten gar kochen lassen. Reichlich gewiegte Petersilie überstreuen.

 

Schweinefuß mit Sauerkraut: 500 Gramm Sauerkraut wird mit zwei blättrig geschnittenen Äpfeln, einer Tasse Apfelwein, zwei Nelken und zehn Wacholderbeeren aufgesetzt, ein Schweinefuß daraufgelegt und fünfundvierzig Minuten im fest geschlossenen Topf gekocht. Pfanni-Kartoffelklöße passen gut dazu.

 

Schweinekopf nebst Pfoten

Zum Schluss erinnere ich noch an Sülze, die man aus billigem Schweinekopf und Pfoten in größerer Menge auf Vorrat kochen kann. In Schüsseln oder Sturzformen mit Fett übergossen hält sie sich wochenlang, und sie kann als herzhaftes Abendgericht für die Feiertage im Keller bereit stehen. Das Fleisch wird kalt aufgesetzt, Gewürz, Pfeffer und Salz ins Kochwasser gegeben. Wenn die Schwarte sich leicht einritzen lässt, nimmt man das Fleisch heraus, löst es von den Knochen und schneidet alles klein. Die Brühe wird durchgegossen, zur Sicherung des Steifwerdens werden fünf bis sechs Blatt abgewaschene weiße Gelatine darin aufgelöst und scharf mit Essig abgeschmeckt. Erkaltet schmecken solche Gallerte nämlich viel milder. Das Fleisch kommt in die Sturzformen, die Brühe darüber. Bis zum Erstarren öfter mal umrühren, damit sich das Fleisch nicht unten setzt, sondern gut verteilt.

 

Und nun guten Appetit!

 

Seite 10   Ein Mohnstriezel und eine Torte

Viel und gut essen, viel schlafen, viel lesen, das gehört so richtig zu Weihnachten. Selbst wenn man sich so den Magen verkorkst, dass spätestens am zweiten Feiertag eine lange Wanderung zwecks besserer Verdauung fällig wird, es muss alles daran sein: Marzipan und Nüsse und schwere Kuchen und Braten. Und schwört man sonst auch noch so sehr auf zeitgemäße Ernährung, zu Weihnachten müssen die alten guten Sachen wieder her, da hilft nichts.

 

Wie man sonst vielfach die Dresdner Stolle auf dem Weihnachtstisch haben muss, so musste in Ostpreußen die Mohnstolle gebacken werden, man nannte sie Mohnstriezel. Mohnstriezel erhöhte die Weihnachtsstimmung. Mohn enthält etwas Opium, das ist schon wahr, — aber einmal im Jahr und in so kleiner Menge: man hat jedenfalls nie gehört, dass davon jemand süchtig geworden ist.

 

Und das Rezept: Man bereite einen guten Hefeteig, er braucht beileibe nicht so schwer zu sein wie bei der Dresdner Stolle, es wird ja der schwere Mohn hineingerollt, der so viel Öl enthält. Hefeteig versetzt vielen schon einen kleinen Schrecken, und er ist doch so einfach herzustellen. Man muss nur darauf achten, dass die Zutaten lauwarm sind (nicht kalt aus dem Kühlschrank), dass der Kuchen keine Zugluft bekommt und lange genug an einem warmen Ort zum Aufgehen stehen kann. Einen flachen Butterkuchen kann man auch bei schwacher Hitze im Ofen aufgehen lassen, aber der Mohnstriezel braucht schon etwas mehr Sorgfalt. Zuerst rührt man das Hefestück an (50 g Hefe mit einer Tasse lauwarmer Milch, ein paar Löffeln Zucker und ebenso viel Mehl) und lässt es aufgehen. Ein guter Platz dazu ist die Zentralheizung. Dann verknetet man die übrigen Zutaten damit, und zwar 1 bis 1 ½ Pfund Mehl, 2 bis 3 Eier, ½ Pfund Zucker, ¼ bis ½ bis Pfund Butter. Den gut verkneteten Teig lässt man aufgehen. Inzwischen bereitet man die Mohnfüllung.

 

Das schwierigste war früher, den Mohn kein zukriegen. Da gab es Mörser und Mohnmühlen, aber es war schon ein schönes Stück Arbeit, bis aus den harten Körnchen ein geschmeidiger Brei wurde. Heute haben wir es im Allgemeinen leichter. Manche Haushalte besitzen schon eine von diesen Küchenmaschinen, die alles kurz und klein kriegen. Außerdem verfügen viele Geschäfte über Mohnmühlen, und sie sind gern bereit, den Mohn zu mahlen. Natürlich müssen wir ihn überbrühen, ehe wir ihn in die Maschine geben. In ein Pfund Mohn, den wir zu diesem Kuchen brauchen, rühren wir, so lange der Brei noch lauwarm ist, Zucker nach Geschmack, vier oder fünf Eier, Rosinen in beliebiger Menge, gehackte Mandeln und Rosenöl. Rosenöl darf an einem ostpreußischen Mohnstriezel nicht fehlen; man kann es allerdings auch in die Zuckerglasur träufeln, mit der man den Mohnstriezel überzieht, wenn er aus dem Ofen kommt und abgekühlt ist.

 

Während wir den Mohn fertigmachen, ist der Hefeteig aufgegangen. Wir rollen ihn auf einem Backbrett ganz dünn aus. (Das Backbrett muss gut mit Mehl bestreut sein, damit der Kuchen nicht festklebt.) Nun streichen wir den ganzen Mohnteig darüber, es wird eine fingerdicke Schicht. Dann rollen wir den Kuchen zusammen, die Rolle bestreichen wir mit Eigelb. Der Striezel braucht bei guter Hitze eine Stunde Backzeit, er muss gut durchbacken. Wird er oben zu braun, schützt man ihn durch Auflegen von durchfettetem Papier. Gebacken wird der Kuchen in einem langen, viereckigen Kastenblech, es muss schon eine beträchtliche Größe haben. Das meine misst 17 mal 35 cm und ist 11 cm hoch. Als ich es kaufte, fragte man mich, ob ich Brot darin backen wolle. Der Kuchen wird ja denn auch hier sehr schön groß, aber die feuchte Mohnfüllung hält ihn lange frisch und er schmeckt immer gleich gut.

 

Aber immerhin, so ein kleiner Vormittag geht bei der Bereitung eines Mohnstriezels hin, wenn alles dran sein soll. Deshalb will ich für Hausfrauen, die weniger Zeit haben, noch das Rezept der so beliebten ostpreußischen Jägertorte aufschreiben. Sie hat wohl noch niemanden enttäuscht und ist-schnell herzustellen.

 

Zutaten: 1 Pfund geriebene Nüsse (oder halb Nüsse, halb Mandeln), 10 große Eier, bei kleineren eins mehr, ½ Pfund Zucker.

 

Zubereitung: Zucker mit dem Eigelb schaumig rühren, dann die geriebenen Nüsse darunter mengen. Zuletzt gibt man den festgeschlagenen Eiweißschnee dazu. Dies ist das überlieferte Rezept. Ich selbst habe die Torte gern etwas lockerer und tue deshalb einen Löffel Mehl und einen Teelöffel Backpulver dazu.

 

Backzeit der Torte: Bei mäßiger Hitze eine Stunde. Abgekühlt kann man sie mit Zuckerglasur überziehen, in die man etwas Zitronensaft träufelt und mit ganzen Nüssen garnieren. Man reicht Schlagsahne dazu. Soll die Torte schnell verbraucht werden, kann man sie mit Schlagsahne füllen. Ungefüllt bleibt sie sehr lange frisch. Damit man an keinen Irrtum im Rezept glaubt, es kommt wirklich weder Fett noch Mehl hinein (außer meinem persönlichen Löffel). Das Fett liefern schon die vielen Nüsse, und der Zusammenhalt, den sonst Mehl gibt, wird durch die vielen Eier gesichert.

 

Möge Ihnen alles gut gelingen!

Hedy Groß

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk

 

Seite 11   Christian Daniel Rauch, ein Künder preußischer Größe

Vor hundert Jahren starb der große Bildhauer / Er schuf auch das Kant-Denkmal in Königsberg

Foto: Die Kant-Statue von Rauch auf dem Paradeplatz in Königsberg

 

Foto: Das Denkmal Friedrich des Großen von Rauch

Unter den auf dem Postament dargestellten Zeitgenossen des Königs befindet sich auch die Gestalt Immanuel Kants, wir brachten eine Abbildung in Folge 6 des Jahrganges 1955. — Welche Leistung liegt, neben dem hohen künstlerischen Wert, in der handwerklich-technischen Meisterung dieses Monuments! Das Reiterstandbild hat eine Höhe von 5,60 Metern.

 

Foto: Das Standbild König Friedrich Wilhelms I. von Rauch vor der Alten Regierung zu Gumbinnen

 

Königsberg prangte in den ersten Junitagen 1798 in festlichem Schmuck. Fahnen wehten auf den Dächern, Transparente und grüne Laubgewinde hingen an den Häuserwänden, und überall erklang Musik. Die Bevölkerung begrüßte aus vollem Herzen das junge Königspaar, Friedrich Wilhelm III. und seine anmutige, zweiundzwanzigjährige Gemahlin Luise. Der beklemmende geistige Druck, den die Regierung des verstorbenen Königs durch den allmächtigen Minister Wöllner ausgeübt hatte — er hatte keine Scheu empfunden, sogar Immanuel Kant zu rüffeln —, war gewichen.

 

Die lange Wagenfahrt von Berlin über Stettin und die vielen Festlichkeiten unterwegs waren anstrengend für die junge Königin, die im nächsten Monat ihrer vierten Niederkunft entgegensah. Mancherlei Aufmerksamkeiten waren ihr in anderen Städten erwiesen worden, völlig überrascht wurde sie von dem Willkomm im Pregelhafen. Flaggen, Wimpel und Kränze schmückten die Masten und Rahen der Schiffe; die Matrosen waren in weißem Sommerzeug an Bord angetreten und schwenkten unter Hurrarufen ihre breitkrempigen Hüte.

 

Seit Jahrzehnten weilte erstmals wieder eine Königin in der Residenzstadt am Pregel, und ein Fest löste das andere ab. Den Höhepunkt bildete ein Empfang in dem lange nicht mehr benutzten großen Moskowitersaal des Schlosses, in dem sich die Gäste bis in die Nachtstunden drängten. Junge Mädchen, die Erfrischungen anboten, trugen masurische Volkstracht und „die Tracht der Nehrungsbewohner, was allerliebst aussah", — so berichtete die Königin an ihren Bruder Georg.

 

Tausende nahmen an einem Gartenfest teil, zu dem die Stände eingeladen hatten. Auf dem Pregel fuhren bei Fackelbeleuchtung Boote mit Musikkorps und Singchören. Ein prächtiges Feuerwerk wurde abgebrannt.

 

Die Huldigungsfeiern, die Volksfeste und Truppenbesichtigungen beanspruchten die Kräfte der Königin sehr. Sie wurde auf dieser anstrengenden Reise von ihrem gewissenhaften und umsichtigen Kammerdiener betreut. Er hatte viele Pflichten wahrzunehmen, aber er fand dennoch die Zeit, einem unansehnlich wirkenden alten Herrn heimlich auf seinem Nachmittagsspaziergang zu folgen, um sich dessen Gesichtszüge, seinen Gang und die Haltung einzuprägen. Dieser verehrungswürdige Greis war Immanuel Kant, Professor für Logik und Metaphysik an der Albertus-Universität, schon damals in ganz Europa durch seine philosophischen Schriften berühmt.

 

Der Dank des Künstlers

Wer aber war jener sonderbare königliche Kammerdiener, der auf der Straße Porträtstudien trieb und den eine so lebhafte Empfindung für geistige Größe beseelte?

 

Sein Name lautete Christian Daniel Rauch. 1777 wurde er in Arolsen geboren. Der Vater war Kammerdiener der Fürsten von Waldeck; die Mutter war die Tochter eines Maurermeisters in der Umgegend. Der Knabe erhielt nur einen kümmerlichen Schulunterricht. Nach fünfjähriger Lehrzeit bei einem Steinmetzer in Helsen erweiterte er die erworbenen handwerklichen Kenntnisse bei dem Bildhauer Ruhl, der, dekorative Plastiken für das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel arbeitete. Da Christian Rauch durch den Tod des Vaters mittellos wurde, holte ihn sein älterer Bruder Friedrich nach Potsdam. Der war Schloßkastellan in Sanssouci und erfreute sich der Gunst des preußischen Königs. Aber der Tod raffte auch den Bruder hinweg, und aus dem Gefühl einer Verpflichtung gegen den Verstorbenen wurde nunmehr Christian in den Hofdienst übernommen. Er rückte zum Kammerdiener der Königin Luise auf, durfte sich jedoch nebenher seinen künstlerischen Neigungen widmen.

 

Rauch hat später oft erzählt, dass er bei Ausfahrten der Königin nach der Hofsitte auf dem Brett hinten auf dem Wagen stand. Suchte sie die Werkstatt des berühmten Bildhauers Gottfried Schadow auf, so klappte der Kammerlakai eilfertig den Wagentritt herunter. Wie ein Feuer brannte in ihm der Wunsch, ebenfalls ein tüchtiger Bildhauer zu werden; den, nur um dreizehn Jahre älteren Schadow, den erklärten Meister des Berliner Klassizismus, nahm er sich zum Vorbild. Die Königin, von der Rauch eine gut gelungene Büste geformt hatte und die daher von seinem Talent überzeugt war, entließ ihn 1804 aus dem Dienst. Sie verschaffte ihm obendrein eine Jahresunterstützung von vierhundert Talern, damit er reisen und sich weiter bilden könnte. Italien wurde für den jungen Künstler zu einem sehr fruchtbaren Erlebnis. Nach der Rückkehr übertrug Schadow Rauch die Ausführung einiger Arbeiten.

 

Rauch hat der Königin für die Förderung gedankt. Nach ihrem frühen Tode meißelte er ihren Sarkophag, auf dem sie als Schlafende — nicht als Tote — dargestellt ist. Dieses Grabmal wurde in dem kleinen Mausoleum im Park des Charlottenburger Schlosses aufgestellt. Vor 130 Jahren — so wie noch heute — kamen viele Kunstfreunde nach Charlottenburg, um es zu sehen. Rauch war aber mit seinem Werk nicht zufrieden; er entdeckte einige kleine Fehler. Zwölf Jahre arbeitete er insgeheim — neben seinen zahlreichen Aufträgen — an einer neuen Figur, und er zeigte dann dem König, der von diesem Mühen nichts wusste, die Verbesserung. Friedrich Wilhelm war ein sehr nüchterner Mann, von dem sonst kaum Gefühlsaufwallungen überliefert sind. In jener Stunde aber umarmte er unter Tränen den Künstler.

 

Den Wunsch des Bildhauers, die neue Fassung an Stelle der alten zu wählen, lehnte er jedoch ab; zu vertraut war ihm die bisherige geworden. Die neue Figur fand ihren ersten Platz im Antiken Tempel zu Potsdam, sie kam 1905 in das im Berliner Schloß Monbijou untergebrachte Hohenzollern-Museum. Rauch hat später auch den Sarkophag für den König geschaffen; er steht neben dem Grabmal seiner Gemahlin Luise im Charlottenburger Mausoleum.

 

Zusammenarbeit mit Schinkel

In den Geist von Schinkel, diesem Zusammenklang von schlichten, edlen Formen und Zweckmäßigkeit, fügten sich als harmonische Zuordnung die von Rauch geschaffenen Statuen der Heroen der Befreiungskriege; die Marmorfiguren von Scharnhorst und Bülow neben der Neuen Wache, sowie das erzerne Blücherdenkmal mit den zu seinen beiden Seiten postierten Standbildern für Yorck und Gneisenau auf dem Opernhausplatz. Die Statuen wurden auf die in Ost-Berlin gelegene Museumsinsel gebracht. Wie es heißt, sollen sie wieder aufgestellt werden; der Platz ist noch nicht bekannt. Die von Rauch modellierte Viktoria auf dem Belle-Alliance-Platz steht noch. Das einst im Bereiche von Ost-Berlin befindliche Rauch-Museum ist zerstört; einige Stücke konnten gerettet werden. West-Berlin plant die Einrichtung eines neuen Rauch-Museums mit vorhandenen Arbeiten und Modellen.

 

Die fruchtbare Ergänzung in dem Schaffen des Baukünstlers Schinkel und des Bildhauers Rauch wurde auch in Gumbinnen sichtbar. Schinkel entwarf das Gebäude der Regierung und schuf den Sockel für das vor diesem Bau stehende Denkmal König Friedrich Wilhelms I., des Wiederherstellers von Ostpreußen nach der großen Pest. Rauch stellte den König dar, gestiefelt, im Reisemantel, die linke Hand auf den Degenknauf gestützt. Die Rechte erhebt sich zum Schwur, eingedenk seines den Salzburgern gegebenen Wortes: „Ihr sollt es gut bei mir haben!" 1948 stand das Denkmal noch in Gumbinnen; die Russen hatten es durch einen hohen Bretterzaun verdeckt. Ob es sich heute noch in Gumbinnen befindet, ist unbekannt.

 

Rauch wurde mit Aufträgen geradezu überhäuft. König Ludwig I. von Bayern schätzte ihn sehr. Für die Walhalla bei Regensburg schuf Rauch sechs Viktorien, die zu seinen schönsten Arbeiten zu zählen sind. Auf dem Platz vor dem National-Theater in München wurde sein König Max Joseph I. aufgestellt. In Posen, Breslau, Schwerin, Potsdam und im Mausoleum von Herrenhausen bei Hannover befanden sich — und befinden sich zum Teil noch heute — Werke von Rauch.

 

Niemals sprach der bescheidene Künstler von den großen Ehrungen, die ihm von den Fürstenhöfen zuteilwurden. Dankbar war er aber für die Freundschaft, die ihm Dichter und Gelehrte entgegenbrachten. Wilhelm von Humboldt öffnete ihm sein Haus, das der Sammelpunkt der geistigen Elite Preußens war.

 

Wie der Künstler mit Goethe stand — dieser bezeichnete seine von Rauch geschaffene Büste und Statuette als „wirklich grandios" —, zeigt eine Stelle in einem Brief, den Rauch an Goethe schrieb: „und mir tut es wohl in stillen Stündchen mich Ihnen gegenüber zu denken, wo ich Erholung und Stärkung bedarf . . .“

 

Das Friedrichs-Monument

Die Werkstätten des viel beschäftigten Bildhauers befanden sich in einem großen Lagerhaus zwischen der Kloster- und der Neuen Friedrichstraße zu Berlin. Dicke Schichten von Gipsstaub bedeckten dort die Wände. Modelle, Geräte, Tonklumpen, Skizzen und Büsten standen überall herum. Hier arbeitete der Meister mit seinen Gehilfen und Schülern. Wohl alle großen Persönlichkeiten Deutschlands in der Epoche von den Freiheitskriegen bis 1848 hat er in einem bildhauerischen Werk dargestellt. Er achtete auf seine genaue Wiedergabe der Einzelheiten. Dem Anzug oder der Uniform wandte er die gleiche Aufmerksamkeit zu wie dem Antlitz. Bei dem ihm angetragenen Entwurf für das Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar hat er sich geweigert, das ihm über alle Gegenwart erhabene Dichterpaar im Gewand der Zeit darzustellen; den Auftrag erhielt daher sein Schüler Ernst Rietschel.

 

Rauch verband in seinem Schaffen Wirklichkeitssinn mit einer Hinneigung zu klassischen Formen in einer abgewogenen, edlen Ausgeglichenheit. Von seinen Büsten sind einige nach Ostpreußen gekommen, so zum Beispiel in die Gutshäuser von Knauten und Tharau. Im Park von Rippen stand im Mausoleum für die Gräfin Wilhelmine von Schulenburg die in Carrara angefertigte Marmorfigur einer Trauernden im antiken Gewande.

 

Zur Krönung des reichen Gesamtwerkes wurde das 1851 enthüllte Reiterdenkmal für Friedrich den Großen. Unmittelbar vor dem Palais des Alten Kaisers hatte es Unter den Linden seinen Standort, bis es von den kommunistischen Machthabern entfernt und nach Potsdam auf das Gelände bei Sanssouci „verlagert" wurde. Auf dem mehrstöckigen Postament des Monuments waren in bewegten Gruppen und in Einzeldarstellungen die Kriegsgefährten und die hervorragendsten Zeitgenossen des Königs verherrlicht.

 

Friedrich Hebbel hat dieses Bildwerk beschrieben. Zu der Haltung des „seiner Unsterblichkeit gewissen" Königs bemerkt er: „ . . . es ist etwas ‚Erde' an seinen Stiefeln sitzengeblieben, und gerade dies bisschen märkischer Erde erhält ihn lebendig. Nichts Abscheulicheres als der fürchterliche zweite Tod in Erz und Stein durch Bildner und Gießer, auf den es bei einer verunglückten Auferstehung immer hinausläuft; dies idealistische Verblasen einer bedeutenden Menschengestalt ins Nichts der reinen Form, oder das rohe Verbacken derselben zu einem Klumpen Materie. Beide Klippen sind glücklich vermieden, und darum hat man einen Eindruck, als ob der Heros uns aus den Wolken noch einmal die Hand reichte . . .“

 

Die Figur Kants am Sockel regte Hebbel zu folgender Betrachtung an: „Da findet sich endlich Immanuel Kant, der die Welt von seinem Katheder herab noch viel gewaltiger bewegte und erschütterte, wie Friedrich mit allen seinen Kanonen …“

 

Das Königsberger Kant-Denkmal

Bei der Modellierung der Kantfigur war Rauch seine Beobachtung in Königsberg 1798 zustatten gekommen. Er hat den Weisen überzeugend lebensnah dargestellt. Im Gespräch mit Lessing belebte er die Versammlung der Zeitgenossen Friedrichs; eine künstlerische Freizeit, denn Kant ist Lessing nie begegnet.

 

Im Auftrage der Stadt Königsberg schuf Rauch nach dieser Figur in vergrößerten Maßen ein Denkmal. Seine Lebenskraft reichte noch zur Vollendung der Statue bis zum Guss aus. Am 3. Dezember 1857 starb er in Dresden, wo er Heilung von einem Leiden gesucht hatte. Ihm war noch die Freude vergönnt, zu erleben, dass seine Enkelin, Eugenie den jüngsten Sohn, Schadows heiratete, so dass die Familien der beiden großen Meister der Bildhauerkunst auch verwandtschaftlich miteinander verbunden wurden. Seine letzte Ruhestätte fand Rauch auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Eine Granitstele mit einer Bronzefigur der Hoffnung, die er entworfen hatte, stand auf seinem Grab.

 

Das Kant-Denkmal für Königsberg war eine der letzten Schöpfungen des Meisters. Erst 1864 kam es zur Aufstellung fast gegenüber dem — damals noch stehenden — Wohnhause des Philosophen. Ein Straßenumbau erforderte die Verlegung des Denkmals; 1885 erhielt es seinen Standort auf dem Paradeplatz vor der Universität. Während des Krieges wurde das Denkmal entfernt. Sein Schicksal ist nicht geklärt; nach einem Gerücht soll es nach Moskau gebracht worden sein. Dieses Denkmal verknüpft das Gedenken an Königsbergs größten Sohn und an den genialen Künder preußischer Größe in Bildwerken seiner Zeit, Christian Daniel Rauch.

 

Seite 12   Von Berlin nach Gumbinnen

Der Transport des von Rauch geschaffenen Denkmals König Friedrich Wilhelms I. und des hohen Postamentes von Berlin nach Gumbinnen war recht schwierig. Die Eisenbahn gab es noch nicht. In Berlin wurden die aus mehreren Teilstücken bestehende Statue und der zerlegte Sockel auf Kähne verladen. Zu Schiff wurde diese seltene Fracht auf dem Seeweg nach Königsberg gebracht. Dort wurde sie umgeladen und dann auf dem Pregel nach Insterburg befördert. Auf Lastwagen, die eine Bespannung von rund vierzig Pferden erforderten, kamen dann die Teile nach Gumbinnen. Am 3. August 1835 fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung die feierliche Enthüllung des wieder zusammengefügten Denkmals statt.

 

Seite 12   Sender Freies Berlin und Ostdeutschland

In diesen Tagen sind die ersten Abteilungen des Senders Freies Berlin in das erneuerte Haus des Rundfunks in der Masuren-Allee umgezogen. Der Intendant des SFB, Geerdes, erklärte aus diesem Anlass, dass es nicht bei einem „rein technischen Umzug in ein größeres Haus bleiben" solle, sondern dass sich der Berliner Sender jetzt erst recht der größeren Aufgaben bewusst sei, die ihm allein schon aus seiner geographischen Lage als der am weitesten nach Osten vorgeschobenen freien deutschen Rundfunkanstalt obliegen.

 

Es ist zu hoffen, dass der SFB in Zukunft auch in stärkerem Maße als bisher Ostdeutschland in sein Programm einbeziehen wird. Die Tatsache, dass der SFB nach Verbesserung seiner Sendestärke auch in den Gebieten jenseits der Oder und Neiße weit besser zu hören sein wird, als die meisten westdeutschen Sender, lässt darüber hinaus den Gedanken einer regelmäßigen Reihensendung für Ostdeutschland naheliegend erscheinen.

 

Seite 12   Eine Schule im Zeichen Ostpreußens

Ganz im Zeichen Ostpreußens stand eine Woche lang die 11. Grundschule in Lichtenrade, die im Rahmen des ostkundlichen Unterrichts an den Berliner Schulen eine Ostpreußenwoche veranstaltete. Farbige Wappen, Landschaften, Burgen, Elchbilder, alles fein säuberlich von den älteren Schülern gezeichnet, schmückten die Korridore und Klassenzimmer. Auch ein Teil des Materials der anlässlich der Steglitzer Heimatwoche gezeigten Ostpreußenschau war zu sehen. So hatten die Schüler reichlich Gelegenheit, sich mit Ostpreußen vertraut zu machen.

 

Aber auch die Eltern der Schüler kamen nicht zu kurz. In mehreren Unterhaltungsabenden, die zum Teil sogar wiederholt werden mussten, wurden Lieder und Tänze aus Ostpreußen geboten. Dabei tat sich der Schülerchor besonders hervor. Sehr eindrucksvoll war eine Lichtbilderserie, die mit heimatlichen Gedichten unterstrichen wurde. Viel Anklang fand auch der im Jahre 1944 aufgenommene Farbfilm „Zwischen Haff und Meer", der vom Haus der ostdeutschen Heimat zur Verfügung gestellt worden war. Einer der Lehrer las Tamara Ehlerts Erzählung „Die Dünenhexe".

 

Den Abschluss der Woche bildete ein großer Unterhaltungsabend, der in der Hauptsache von der Landsmannschaft Ostpreußen und der Ostpreußengruppe der DJO gestaltet wurde. Tanz und Musik wechselten miteinander ab. Ingeborg Possberg fand mit ihren mundartlichen Darbietungen viel Beifall. Landsmann Fritz Roddeck sprach über die Arbeit der Landsmannschaft.

 

Seite 12   Eine Lovis-Corinth-Ausstellung

Am 18. Januar wird im Schloß Charlottenburg in Berlin eine Lovis-Corinth-Ausstellung eröffnet werden, welche die bedeutsamsten Werke von Lovis Corinth in einer übersichtlichen Schau vereinigen wird. Sie wird damit die erste Ausstellung des Jahres 1958 sein, die an den hundertsten Geburtstag von Lovis Corinth erinnert, der mit Berlin in seinem Lebensweg besonders eng verbunden war.

 

Seite 12   „Butter für Berlin"

Nach dem Siebenjährigen Kriege konnte König Friedrich II. sich wieder der Förderung der Landwirtschaft widmen. Sehr am Herzen lag ihm die Kultivierung der Ödländereien, und er erließ auch Verordnungen zur Urbarmachung des Großen Moosbruches in Ostpreußen. In einem Brief vom 13. Dezember 1780 an den Geheimer Finanzrat Schütz hat der König die allgemeinen Ziele seiner Siedlungspolitik bezeichnet. Darin heißt es u. a., dass der Viehbestand vermehrt, mehr Dünger geschaffen, der Acker verbessert und somit ein stärkerer Getreidebau bewirkt werden müsse. „Hauptsächlich will ich", so hob der König hervor, „dass künftig nicht mehr so viel Geld für fremde Butter aus dem Lande gehen, sondern Berlin seine Consumtion (Verbrauch) aus den Provinzen erhalten soll . . .“ Der Finanzrat wurde angewiesen, zu ermitteln, wie der Transport der Butter nach Berlin auf schnellstem Wege bewerkstelligt werden könnte.

 

In der Mitte der dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts war die Buttererzeugung in Ostpreußen so hoch gestiegen, dass nach Abzug des Eigenverbrauchs der Bevölkerung in der Provinz jährlich 15 000 Tonnen = 300 000 Zentner Butter nach Mittel- und Westdeutschland geliefert werden konnten. 82 vom Hundert dieser Buttermenge erhielt Berlin.

 

Seite 12   „Wohin rollst du, Erdäpfelchen?“

Deutschlands bestes Kabarettensemble spielt in Ost-Berlin.

Als nach dem Volksaufstand im Juni 1953 in der Sowjetzone das kulturelle Tauwetter anbrach, begann am Ost-Berliner Bahnhof Friedrichstraße ein Kabarett, das sich „Distel" nannte mit dem Programm „Hurra, Humor ist eingeplant!"

 

Zehn Programme hat die „Distel" seither geboten, und Titel wie „Wer einmal in den Fettnapf tritt" und „Wem die Jacke passt" verraten schonungslose Zeitkritik. Jedem Programm ist ein hartnäckiger Kampf mit den humorlosen Zensoren des Zentralkomitees der SED vorangegangen, in dem die „Distel", wenn auch manchmal mit etwas gerupften Stacheln, Sieger blieb.

 

Selbst wenn man in Rechnung stellt, dass ein politisches Kabarett, das unter einer Diktatur spielt, allein schon damit eine Leistung vollbringt, ist die „Distel" heute das beste Kabarett in ganz Deutschland. Das überragende Können, die künstlerische Besessenheit und die fanatische Wahrheitsliebe dieser vier Damen und fünf Herren samt ihren Textdichtern und Regisseuren sind einmalig. Zu bemerken wäre hier, dass zwei der begabten Schauspielerinnen Landsleute aus Ostpreußen sind. Die bald kesse, bald mondäne, bald elegische Ingria Ohlenschläger und die seit kurzem dem Ensemble angehörende Ellen Tiedtke, ein Mädchen, dem rührende, schüchterne, ängstliche Rollen liegen, das aber auch keck, verschmitzt und frech sein kann.

 

Keine Erscheinung innerhalb der sogenannten sozialistischen Gesellschaft gibt es, die sie nicht in köstlich an- und zugespitzten Situationen und immer neuen Text- und Regieeinfällen unter die satirische Lupe nähmen. Sie stellten SED-Aufklärungseinsätze, Schulungsabende, Gewerkschaftsversammlungen von umwerfender und zugleich entlarvender Komik auf die Bühne. Sie glossierten unermüdlich den Mangel, der in der Sowjetzone auf allen Gebieten nach wie vor herrscht, ob es sich nun um Heringe, Zitronen, Toilettenpapier, Nägel und Schrauben oder Ersatzteile aller Art handelt; sie machten sich über die abscheulichen Erzeugnisse der Damenkonfektion lustig. Dann wieder parodierten sie — beinahe tödlich — Bert Brecht. Oder sie warfen die gesamte sowjetzonale Filmproduktion in den Papierkorb. Sie zeigten das Entstehen eines fortschrittlichen Romans und wie er — Kursänderungen in Moskau zufolge — bis zum letzten Augenblick immer wieder umgeschrieben werden muss. Sie machten die kritiklose Übernahme und Nachahmung sowjetischer „Errungenschaften" lächerlich.

 

Nicht alle Programme standen auf gleicher Höhe. Es gab schwächere, und zwar immer dann, wenn auf Druck der SED eine größere Anzahl antiwestlicher Nummern gebracht werden musste. Diese Nummern gingen den Autoren nicht leicht aus der Feder und den Akteuren nicht leicht über die Lippen, — denn hier musste meist das von der SED fabrizierte, verlogene Klischee des Westens verwandt werden: Monopolherren, Ausbeuter, Kriegshetzer, Gangster. Das zündete auch beim Publikum nie, mit Ausnahme einiger recht hübscher Attacken gegen Hollywood, Halbstarke, gegen den Rummel um Elizabeth, Margret, Gracia Patricia der westlichen Illustrierten.

 

Das neue Programm

Derzeit läuft nun das zehnte Programm, „Wohin rollst du, Erdäpfelchen?" Ein in sich geschlossenes Meisterwerk.

 

Von den 26 sind nur vier antiwestliche Nummern, von denen mindestens eine sogar hervorragend ist. Wie da ein Russe und ein Amerikaner an einem Tisch sitzen und, nachdem der Amerikaner die vom Russen vorgeschlagene Form der Abrüstung ablehnt, damit beginnen, sich gegenseitig in der Atomrüstung zu überbieten. Dies geschieht in Form eines Skatspiels. Man reizt sich gegenseitig, und immer stärkerer Bühnendonner zeigt das Anwachsen der entfesselten Vernichtungskräfte an. Als der Amerikaner „Sechzig!" sagt, sagt der Russe auch „Sechzig!" Donner, Rauch verhüllt die Szene. Als es wieder hell wird, schwebt der Amerikaner hoch in den Kulissen mit Flügeln in einer Wolke und sagt: „Passe . . .“

 

Die Nummern, die sich mit der Spaltung Deutschlands und der Wiedervereinigung befassen, bewegen sich durchaus nicht auf der Parteilinie. Da gibt es nicht böse Kriegshetzer auf der einen und edle Friedenskämpfer auf der anderen Seite, sondern hüben wie drüben die gleichen Menschen mit den gleichen Fehlern und Schwächen, die gern zueinander kommen wollen. Erschütternd, wie da ein Mann auf dem Potsdamer Platz hin- und herläuft zwischen dem westlichen und dem östlichen Telefonkiosk, um ein Gespräch zwischen Tante Emma im Westsektor und Onkel Ernst im Ostsektor Berlins zu vermitteln. „Was machen Sie da, wer sind Sie?", wird er gefragt. Antwort: „Ich bin die gesamtdeutsche Verständigung“. Ein Hieb gegen die vom Ost-Berliner Magistrat vorgenommene Spaltung des Berliner Telefonnetzes.

 

Auch der Sputnik dient hier nicht zur Verherrlichung der östlichen Welt; man verulkt vielmehr die hysterischen Merkmale des Wettlaufs ins All — „Mein Satellit ist größer!" „Nein, meiner ist größer" — und rasch wird die Wohnungsnot in der Sowjetzone gestreift: „Ich will zum Mond, vielleicht kriege ich da eine Wohnung …“

 

Dann erleben wir die Karikatur einer 250-prozentigen linientreuen Familie, die einen

„nur" 150-prozentigen SED-Straßenobmann wegen „mangelndem Staatsbewusstsein" aus der Wohnung wirft. Dann sind die wöchentlichen Rundfunkgespräche des östlichen Fernsehens an der Reihe: umwerfend, wie da die Vertreter von Partei und Wissenschaft mit Werktätigen und Vertretern des bürgerlichen Mittelstands über das „sozialistische Wetter" diskutieren!

 

Und wieder geht es gegen den Aufklärungsrummel und die am falschen Ort — angesichts eines Wasserrohrbruches — angewandten Phrasen vom Friedenskampf. Um Schlamperei in volkseigenen Betrieben, um betrügerische Planerfüllung mit Kitscherzeugnissen. Spott und Hohn über die unverkäuflichen Ladenhüter, an denen die Sowjetzonenwirtschaft erstickt (einer der Hauptgründe für den kürzlich erfolgten mit einem Geldschnitt verbundenen Banknotenumtausch). Um die Ladenhüter dennoch loszuwerden, läuft schon seit langem die Ausverkaufsaktion „Billige Waren", offizielle Abkürzung „Biwa". Teilt die „Distel" mit: die Tochter Gerhart Hauptmanns sei, zur Ankurbelung der Aktion, beauftragt, ein neues Theaterstück zu schreiben. Titel: „Der Biwa-Pelz!"

 

Herrlich, wie die „Distel" die Psychologie des Sowjetzonenbewohners kennt, für den, zum Ärger der Partei, unbesehen alles besser ist, was aus dem Westen kommt. Die Szene: drei HO-Kellner. Einer hat furchtbare Kopfschmerzen. Kollege gibt ihm eine Pille, betont: „Eine Westpille!" Kollege nimmt sie ein, sofort sind die Kopfschmerzen behoben. Der dritte Kellner hat gesehen, dass es sich um eine Ost-Pille handelte. „Weshalb hast du ihn belogen?", fragt er den Spender der Pille, indes der vom Kopfschmerz befreite weiter bedient. Antwort: „Hätte ich ihm gesagt, dass es eine Ost-Pille war, hätte sie ihm ja nicht geholfen!"

 

In Verteidigungsstellung

In ihrem neuen Programmheft nennt sich die Distel „das schlechte Gewissen einer guten Sache". Unterstellen wir also, dass sie sich zum SED-System bekennt und es satirisch angreift, um ihm zu dienen. Aber die SED ist undankbar. Düstere Wolken ziehen sich über dem allabendlich ausverkauften Haus am Bahnhof Friedrichstraße zusammen. Die SED-Kulturkonferenz hat die Rückkehr zu Stalin auch auf dem Gebiet der Kunst eingeleitet. Und als hätten sie es geahnt, haben die „Distel"-Leute schon vorher so etwas wie eine Verteidigungsstellung bezogen. Sie haben sich einen Bunker gebaut, damit sie von den Kulturbanausen nicht erschlagen werden.

 

Das Programmheft verrät, wie sie ihren Bunker abgestützt haben. Ob er sie für zu frech hielte, haben sie Volkskammerpräsidenten Dieckmann in einem Interview gefragt. Und da steht es nun schwarz auf weiß: Dr. Dieckmann glaubt keinesfalls, dass die „Distel" zu frech ist. Bekannte Sowjetzonenautoren äußern sich wohlwollend, und selbst Albert Norden, der vor einem Jahr der Satire den Hals abschneiden wollte, ist mit einem gnädigen Zitat vertreten.

 

Selbst verfasst hat sich die Distel „Zehn Thesen zur gesamtkabarettistischen Verständigung". Und da heißt es:

 

„Was sagen wir? Nun, wir sagen unsere persönliche Meinung. Sie stimmt nicht immer mit dem Leitartikel des „Neuen Deutschland (Zentralorgan der SED) überein, jedenfalls nicht mit dem letzten. Die leichte Muse gehört nun einmal nicht zur ideologischen Schwerindustrie“. Und weiter: „Was sind wir keinesfalls? Wir sind keinesfalls positiv, denn die positive Satire muss erst noch erfunden werden. Warum, weiß kein Mensch. Die innerdemokratische Satire nimmt ja im allgemeinen Kulturprogramm nur etwa ein Millionstel Promille des Gesamtvolumens ein . . .“ Wir verzichten auf Holzgehämmertes und Schöngefärbtes schon deshalb, weil gar viele Kollegen von der ernsten Sparte davon immer noch so beachtliche Mengen herstellen, dass das Angebot die Nachfrage bedeutend übersteigt“.

 

Die SED aber hat keinen Humor. Sie hat gegen das Kabinett zu schießen begonnen. „Wohin stichst du, Distelchen?" heißt ein soeben im „Neuen Deutschland" erschienener Artikel, in dem zunächst eine Nummer des neuen Programms verurteilt wird, die die neuen Richtlinien der Partei für die zukünftige Theaterpolitik (mehr fortschrittliche Stücke, weg mit dekadenter westlicher Kunst) glossiert. Diese Nummer hat die „Distel" nunmehr vorsichtshalber gestrichen. Damit aber ist der Fall noch erledigt. „Es erscheint angebracht", schreibt das Zentralorgan, „dass sich die Mitarbeiter der „Distel" unter Führung der Parteiorganisation gründlich mit der Kulturkonferenz unserer Partei auseinandersetzen und richtige Schlussfolgerungen ziehen . . .“

 

Prominente lachen Tränen

Ganz einfach ist die Situation für die SED allerdings nicht. Allzu viele Genossen auch der höchsten Prominenz haben bei einem Besuch der Distel schon Tränen gelacht. Natürlich hat sich niemand getroffen gefühlt, jeder aber hat geglaubt, den Kollegen zu erkennen, den Schulungsleiter, den Vorgesetzten. Manch einem sind hinterher vielleicht Bedenken gekommen: Klang nicht alles hohl, woran diese kecken Leutchen klopften?

 

Gewiss klang alles hohl, aber dafür kann die „Distel" nichts. Sie sind „das schlechte Gewissen", und sie sind es hervorragend. Ob man ihnen die „gute Sache" abnimmt, dürfte diesen besessenen Spielern gleichgültig sein. Sie wissen, dass 95 Prozent der Sowjetzonenbevölkerung hierüber ihre eigene Meinung haben.

 

Immerhin, der Warnschuss fiel. Wie wird es enden?

 

Die Distel gehört heute zu den wenigen Pluspunkten der Sowjetzonenkultur, wie etwa, auf dem Gebiet der Oper, der international gefeierte Felsenstein. Ohne Felsenstein, aber auch ohne das „Distel“-Kabarett kann die SED heute nach außen keine einigermaßen glaubhafte Kulturpropaganda treiben.

 

Ob man diese Überlegungen anstellt? Ein Nachruf auf die Distel wäre ein Nachruf auf den letzten Funken von schöpferischer Kritik zwischen Elbe und Oder. Zudem würde Ulbricht sich mit diesem Kabarett eines im Hinblick auf die Re-Stalinisierung unentbehrlichen Überdruckventils für die Bevölkerung berauben. M. Pf.

 

Seite 12   Delegiertenversammlung der Berliner Landesgruppe

Auf einer Delegiertenversammlung der Berliner Landesgruppe wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, in der die Verlegung des juristischen Sitzes der Landsmannschaft Ostpreußen nach Berlin begrüßt und der Vorstand gebeten wird, recht bald die Voraussetzungen zu schaffen, damit wenigstens ein Teil der Geschäftsführung von Hamburg nach Berlin übersiedeln kann. Im weiteren Verlauf der Versammlung berichtete Dr. Matthee über die heimatpolitische Arbeit, er forderte die Delegierten zu einer weiteren verstärkten Mitarbeit auf. Er bat, die noch im polnisch verwalteten Teil der Heimat verbliebenen Landsleute mit Weihnachtspaketen zu bedenken. An die in Berlin lebenden Landsleute richtete er die Bitte, Aussiedler aus den Berliner Lagern zum Fest einzuladen und ihnen so eine Weihnachtsfreude zu bereiten.

 

Dr. Gehrmann von der Ostdeutschen Akademie in Lüneburg sprach über die Ostpolitik unter Berücksichtigung der besonderen Lage Ostpreußen. Er wies darauf hin, dass im Atomzeitalter mit überraschenden Entwicklungen zu rechnen sei, auf die wir vorbereitet sein müssten.

 

Schließlich beschloss die Delegiertenversammlung eine geringfügige Erhöhung der Beitragssätze ab 1. Januar 1958. Danach beträgt in Berlin der Monatsbeitrag für das Einzelmitglied 0,80 DM, für Eheleute 1,-- DM. Alleinstehende Erwerbslose und Unterstützungsempfänger zahlen 0,40 DM, Eheleute 0,60 DM. Die Aufnahmegebühr beträgt wie bisher für Einzelpersonen 1, -- DM, für Eheleute 1,20 DM, für alleinstehende Erwerbslose 0,50 DM und für Eheleute 0,60 DM.  

 

Seite 12   Ostpreußen mit sieben Delegierten im BLV

Nach einer Satzungsänderung, die in der letzten Delegiertenversammlung des Berliner Landesverbandes der Vertriebenen beschlossen wurde, ist der Einfluss der großen Landsmannschaften im BLV wesentlich verstärkt worden. In Zukunft wird die Landsmannschaft Ostpreußen, die nach Ostbrandenburg an zweiter Stelle steht, mit sieben Delegierten und drei Vorstandsmitgliedern vertreten sein. Der BLV umfasst zur Zeit sechzehn Landsmannschaften, von denen die größten Ostbrandenburg, Ostpreußen, Pommern und Schlesien sind; es folgen vier mittlere und acht kleinere Landsmannschaften.

 

Seite 12   Alle Allensteiner sind eingeladen

Alle in Berlin lebenden Allensteiner sind zu einem geselligen Ostpreußenabend am 11. Januar 1958, 20 Uhr, in Boenkes Festsälen, Berlin-Charlottenburg, Königin-Elisabeth-Straße 41 - 45, eingeladen. Kreisbetreuer Kunath hofft, an diesem Abend auch die Allensteiner begrüßen zu können, die bisher an den Veranstaltungen der Kreisgruppe nicht teilgenommen haben. Schon seit Monaten hat er Adressen von in West-Berlin lebenden Allensteinern gesammelt; es sind bereits fünfhundert. Er will sie alle schriftlich einladen. Natürlich sind auch Gäste aus Ost-Berlin und der Zone willkommen. Der Abend, der mundartliche und andere kabarettistische Darbietungen mit anschließendem Tanz bringen soll, verspricht sehr unterhaltsam zu werden.

 

Seite 12   Eine Berliner Gruppe der Litauen-Deutschen

Nach dem Zusammenschluss der Litauen-Deutschen in Westdeutschland ist nun auch in West-Berlin eine Gruppe der Landsmannschaft der Litauen-Deutschen gegründet worden. Ihr 1. Vorsitzender ist Arnold Sahm. Die neue Landsmannschaft wurde in den Berliner Landesverband der Vertriebenen aufgenommen; sie wird demnächst auch ein eigenes Büro im Haus der ostdeutschen Heimat eröffnen.

 

Seite er   Sie hat ihren deutschen Namen wieder

Frau Gerda Priester, die dreißig Jahre in Sowjetrussland zubringen musste und über deren leidvolles Schicksal das Ostpreußenblatt seinerzeit ausführlich berichtete, kann jetzt ihren neuen Personalausweis vorzeigen. Sie hat es geschafft! Sie hat ihren deutschen Namen wiedererhalten, und sie heißt jetzt laut Ausweis Gerda Priester, geborene Gryger, geboren am 20.11.1922 in Friedland, Kreis Bartenstein. Sie hatte sich in Russland, um fliehen zu können, einen russischen Pass auf den Namen Anissia Sorokina, geboren in Kasakstan, gekauft. Nach ihrer Entlassung aus sowjetischer Gefangenschaft übernahmen die West-Berliner Behörden diese Angaben trotz ihres Protestes in ihren deutschen Ausweis. Nach langem Hin und Her hat jetzt der Innensenator entschieden, dass ihre Personalien richtiggestellt werden. Frau Priester hat inzwischen auch eine dreimonatige Kur im Schwarzwald machen können, um ihr Lungenleiden auszuheilen. Sie fühlt sich jetzt wieder einigermaßen gesund und arbeitsfähig, und hofft, bald Arbeit zu bekommen, liebsten als Dolmetscherin.

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin. Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat“.

 

Termine

21. Dezember, 16.30 Uhr, Heimatkreis Johannisburg, Weihnachtsfeier. Lokal: Landhauskasino, Berlin-Lichterfelde-West, Hindenburgdamm 55. S-Bahn Botanischer Garten, Straßenbahn 74.

 

17.00 Uhr, Heimatkreis Braunsberg, Weihnachtsfeier. Lokal: Elbquelle, Berlin-Neukölln, Sonnenallee/Ecke Elbestraße. U-Bahn Neukölln. Bus A 4. Straßenbahn 2, 3, 6, 94, 95. S-Bahn Neukölln.

 

22. Dezember, 15 Uhr, Heimatkreis Tilsit-Stadt/Tilsit-Ragnit. Weihnachtsfeier. Lokal: Reinickendorfer Festsäle, Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32. Bus A 12 und 14. S-Bahn Reinickendorf.

 

15 Uhr, Heimatkreis Stallupönen. Weihnachtsfeier. Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15. S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

 

15 Uhr, Heimatkreis Insterburg. Weihnachtsfeier. Lokal: Kottbusser Klause, Berlin-Neukölln, Kottbusser Damm 90.

 

15 Uhr, Heimatkreis Darkehmen. Weihnachtsfeier. Lokal: Zum Landsknecht. Berlin NW 21, Havelberger/Ecke Stephanstraße. S-Bahn Putlitzstraße. Straßenbahn 23.

 

15.30 Uhr, Heimatkreis Treuburg. Weihnachtsfeier. Lokal: Domklause am Fehrbelliner Platz, Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 32. S-Bahn Hohenzollerndamm. Straßenbahn 3, 44, 60. Bus A4.

 

15.30 Uhr, Heimatkreis Rastenburg. Weihnachtsfeier. Lokal: Berliner Kindl, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2. S-Bahn Wilmersdorf. Bus A 16. Straßenbahn 44, 74.

 

16 Uhr, Heimatkreis Angerburg. Weihnachtsfeier. Lokal: Hansa-Restaurant. Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48. Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35 und 44

 

27. Dezember, 15 Uhr, Heimatkreis Goldap. Weihnachtsfeier. Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15. S-Bahn Putlitzstraße. Bus A 16.

 

HAMBURG

Vorsitzender der Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49. Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86. Telefon 45 25 41/42. Postscheckkonto: Hamburg 96 05

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Wandsbek: Im Monat Dezember findet kein Heimatabend statt.

 

Billstedt: Freitag, 20. Dezember, 20 Uhr, im Restaurant Kämper, Billstedter Hauptstraße 95, Lichtbildervortrag über die Deutsche Bundesbahn. Anschließend geselliges Beisammensein. Unkostenbeitrag 50 Pfennig. Freunde und Bekannte sind herzlich eingeladen.

 

Kreisgruppenversammlungen

Lyck: Sonnabend, 14. Dezember, in der Alsterhalle, An der Alster 83. 14 Uhr, Kinderbescherung mit einer Kasperlvorführung. Anschließend, um 19 Uhr, Bescherung für Erwachsene.

 

Treuburg: Sonnabend, 14. Dezember, ab 19 Uhr, Adventfeier bei Jessen, Hamburg 13, Beim Schlump 55.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag, um 16 Uhr, im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Hof. — Jugendgruppe: Neuer Termin wird bekanntgegeben.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 19 bis 21 Uhr in der Schule Langenfort.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Heimabend jeden Freitag von 15.30 bis 17 Uhr im Heim der offenen Tür, Hamburg 13, Bundesstraße 101.

 

Eppendorf: Jugendgruppe: Alle vierzehn Tage am Mittwoch von 18 - 20 Uhr im Haus der Heimat, Hamburg 36, Vor dem Holstentor 2, nächstes Treffen am 18. Dezember.

 

Harburg: Jugendgruppe: Heimabend jeden Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr im Jugendheim Harburg, Am Heckengang.

 

Wandsbek: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage am Mittwoch ab 19.30 Uhr in der Schule Bovestraße (Baracke auf dem Hof), nächstes Treffen am 18. Dezember.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II

 

Flensburg. Kinder-Vorweihnacht, Sonnabend, 21. Dezember, 16 Uhr, im Deutschen Haus, Musiksaal. Anmeldung der Kinder ab sechs Jahren bis 14. Dezember im Büro des KvD, Große Straße 21.

 

Lübeck. Weihnachtsfeier für die Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise. Kreisgruppe Lübeck, zusammen mit den Landsleuten aus Gumbinnen am 19. Dezember im Haus Deutscher Osten. Kinderbescherung für die Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren um 15.30 Uhr; Feierstunde für die Erwachsenen um 19.30 Uhr. Auf der Jahreshauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise sprach der 2. Vorsitzende der Kreisgruppe, Pillosas, über die Arbeit im vergangenen Jahr. Er rief die Landsleute auf, sich noch fester im Gedanken an die Heimat zusammenzuschließen und die Hoffnung auf eine friedliche Rückkehr niemals aufzugeben. Auch die junge Generation müsste stärker als bisher in der Gemeinschaft der Landsleute mitarbeiten. Er bat darum, den bisherigen Vorstand, der sich meist aus älteren und zum Teil erkrankten Landsleuten zusammensetzte, auf dessen eigenen Wunsch durch jüngere Kräfte zu ersetzen. Bei den Vorstandswahlen wurde an Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurücktretenden Landsmannes Meding zum 1. Vorsitzenden der Kreisgruppe einstimmig zum 1. Vorsitzenden der Kreisgruppe einstimmig Heinrich Pillosas gewählt. Sein Stellvertreter wurde Erich Weber. An Stelle von Landsmann Engel wurde Ernst Lankowski zum Schriftführer gewählt. Bei den übrigen Ämtern ergaben sich keine Veränderungen. Landsmann Pillosas machte sich zum Sprecher der Versammlung und fand anerkennende Worte des Dankes für Landsmann Meding. Landsmann Reichert schloss sich diesem Dank an und schlug der Versammlung vor, Landsmann Meding in Anerkennung seiner Verdienste zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Den Bezirksbetreuern sprach Landsmann Pillosas Dank und Anerkennung für ihre bisherige Mitarbeit aus. Er bat sie, sich in Zukunft noch stärker als bisher für die Betreuung der Landsleute einzusetzen.

 

Elmshorn. Adventsfeier bereits am 14. Dezember, 15 Uhr, im Langeloher Hof. – Jahreshauptversammlung am 15. Januar 1958, 20 Uhr, im Gewerkschaftshaus. – Auf der Dezemberversammlung wurden die Filme „Deutsches Ordensland im Osten“ und „Ostpreußen – Mensch und Scholle“, „Jagd in Trakehnen“ und „Das deutsche Danzig“ gezeigt, die vom Bundesvertriebenenministerium zur Verfügung gestellt worden waren. Der 2. Vorsitzende, Kurt Konjack, gab einen Überblick über die politische Lage. Er bat die Mitglieder, auch in diesem Jahr zu Weihnachten wieder Päckchen an Landsleute in der sowjetisch besetzten Zone und in der Heimat zu senden.

 

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26. Telefon Nr. 5 87 71-8: Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21. Postscheckkonto Hannover 12 38 00

 

Göttingen: Bei der Dezemberversammlung hatten sich besonders viele Landsleute und Gäste eingefunden, weil das Programm des Abends einen seltenen Genuss versprach: der bekannte Handpuppenspieler Schulz-Heising war mit seiner Bühne zu Gast. Wer von den Besuchern geglaubt hatte, das Handpuppenspiel sei eine Sache für Kinder, wurde sehr schnell eines Besseren belehrt. Das Spiel „Die goldene Saat" hielt bald alle Besucher gefangen. Der Kaspar und Hund „Tutti" sorgten dafür, dass bei aller Besinnlichkeit des Stücks doch viel gelacht wurde. Ein Aufruf des 1. Vorsitzenden. Woelke, am ersten oder zweiten Weihnachtstag, die in der Stadt wohnenden Aussiedler zum Kaffee einzuladen, wurde begeistert aufgenommen.

 

Hildesheim. Am 22. Dezember werden Mitglieder der Jugendgruppe unsere Landsleute in den Altersheimen und alleinstehende ältere Landsleute besuchen und bescheren. Gaben hierfür nimmt bis zum 21. Dezember Landsmann Teßmer, Neustedter Markt, entgegen. — Am 17. Januar werden Schüler der Freiherr-vom-Stein-Schule, die in ihrem Ostkundeunterricht vorbildlich ist, die Feierstunde, die sie anlässlich der Ostdeutschen Woche gestaltet haben, unter Leitung von Landsmann Markwald für die Mitglieder der Gruppe wiederholen. — Beim Monatstreffen im Januar wird ein Landsmann, der erst vor wenigen Wochen aus dem Kreis Osterode gekommen ist, einen Bericht über seine Erlebnisse in der Heimat geben. Außerdem ist ein Lichtbildervortrag vorgesehen. Am 26. Januar Kappenfest. — Für den Monat Februar ist ein Vortragsabend geplant. — Auf der letzten Monatsversammlung berichtete Stadtoberinspektor Machens über die Achte Novelle zum Lastenausgleichsgesetz und gab den Landsleuten Auskunft in Fragen des Lastenausgleichs. — Bei der Adventsfeier hielt Studienrat Groß aus Allenstein die Festansprache. Die Jugendgruppe und Landsmann Raffert (Geige) wirkten mit. Viele Spätaussiedler waren als Gäste geladen worden.

 

Stadtoldendorf. In einer Adventstunde, zu der Martha Gudde zwei ihrer Schülerinnen mit Gedichten vorbereitet hatte, sprach Emil Gandras, heute Pastor in Wangelnstedt, zu seinen Landsleuten. Margarete Wittrin, seit Jahren in Holzminden, berichtete von ihrer Fahrt in die ostpreußische Heimat, auf der sie im August über Allenstein nach Nikolaiken und auf einer Seenfahrt bis nach Rudczanny kam.

 

Wunstorf. Adventsfeier für die Kinder der Mitglieder am Sonnabend, dem 21. Dezember, 16 Uhr, im Hotel Ritter. Bitte Tassen mitbringen. — Bei einem Lichtbilderabend sprach Georg Hoffmann, Syke, zu neuen Bildern aus Ostpreußen; er brachte anschließend einen Vortrag über die ostpreußische Vogelwelt. Der 1. Vorsitzende, Rektor Reimann, dankte dem Vortragenden und sprach aus, was alle Teilnehmer dachten: dieser Abend war ein adventliches Geschenk für alle Landsleute.

 

Dissen. Ab Januar wird an jedem zweiten Sonnabend im Monat ein Heimatabend stattfinden. — Für den 22. Februar 1958 ist ein großer Kulturabend in den Festsälen Dallmeyer/Möller geplant. — Zum letzten Heimatabend waren viele Landsleute aus der Umgebung gekommen. Der 1. Vorsitzende, Scheimann, gedachte unserer Toten und forderte die Landsleute auf, fest zusammenzustehen. Er gab bekannt, dass die Mitglieder den Spätaussiedlern durch Sachspenden eine Weihnachtsfreude bereiten werden.

 

Vechta. Adventfeier am 15. Dezember, um 19.30 Uhr, im Clubhaus des Tennisvereins. Die Jugendgruppe wird ein adventliches Lesespiel vortragen.

 

Wilhelmshaven. Die Jahreshauptversammlung wird am 6. Januar 1958, 20 Uhr, bei Dekena stattfinden. Zu einer vorweihnachtlichen Stunde bei Kerzenschein und Tannengrün kamen die Mitglieder der Gruppe bei Dekena in besonders großer Anzahl zusammen. Den stimmungsvollen Auftakt dieser Feierstunde bildete das Gedicht „Advent" von Büttner, vom 1. Vorsitzenden, Obermedizinalrat Dr. Zürcher, vorgetragen, und Musik von Bach, von Frau Grandowski am Klavier interpretiert. Den Schlesier, Joseph von Eichendorff, der durch seine Tätigkeit in Königsberg auch Beziehungen zu Ostpreußen hat und dessen Todestag sich kürzlich zum 100. Male jährte, ehrte der Vorsitzende durch dessen Gedicht „Weihnacht". Nach dem Lied „Sieh', dein König kommt zu dir", von Landsmann Fuchs komponiert und gesungen, las der 1. Vorsitzende Ingeborg Zühlkes „Weihnacht in Ostpreußen 1944", eine ergreifende Erinnerung an die letzte Weihnacht in der verlorenen Heimat. Am Anschluss daran berichtete er über persönliche Weihnachtserlebnisse, von denen eine mitternächtliche Christmette in der weltbekannten Hedwigskirche in Berlin in seiner Jugend den stärksten Eindruck hinterlassen hätte. Heute leben in Ost-Berlin noch viele Landsleute in wirtschaftlicher und seelischer Not, für die der Vorsitzende herzlich um reichliche Weihnachtsgaben bat. Abschnitte aus dem Buch „Schwanengesang" des ostpreußischen Dichters Ottfried Graf Finckenstein: „Weihnachtseinkäufe" und „Herr Piano" riefen in allen Landsleuten persönliche Erinnerungen an ostpreußische Weihnachtssitten und Gebräuche wach. Die Darbietungen des Vorsitzenden wurden von weiteren Adventsliedern und Klaviermusik von Schumann umrahmt. Die letzte humorvolle und doch recht nachdenkliche Erzählung von Jo Hanns Rösler, „Mutter braucht dringend die große Tasche", erntete lebhaften Beifall, sie beschämte die Eigensucht manches Erwachsenen, über der hoch Liebe und Vertrauen eines kleinen Jungen stand. Das Gedicht von Ernst Wiechert „Auf eine Krippe" beschloss die sehr eindrucksvolle Stunde, für die alle Landsleute dem 1. Vorsitzenden herzlich dankten. Eine frohe und gemütliche Kaffeetafel mit Weihnachtsgebäck und kleinen Überraschungen, die der 2. Vorsitzende, Schlokat, sehr humorvoll ausgedacht hatte, vereinte alle Landsleute noch bis spät in den Abend hinein.

 

Bersenbrück. An der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe nahm auch Bürgermeister Schone teil, dem für sein akives Eintreten für die gerechte Sache der Heimatvertriebenen und für sein Verständnis Dank und Anerkennung der Kreisgruppe ausgesprochen wurden. Der 2. Vorsitzende, Rosin, betonte, dass die Vertriebenen eine einzige große Familie darstellen, die sich das Recht auf die Heimat von niemandem nehmen lässt. Der Redner dankte der Jugend des deutschen Ostens für ihre Mitarbeit, und diese Jugend müsste einmal den Kampf um Heimat und Freiheit weiterführen. Der Geschäftsführer, Willi Hartwich, berichtete über das Ansteigen der Mitgliederzahl, die jetzt auf 1003 angewachsen ist. Nach einem Bericht von Landsmann Doeblitz über die rege kulturelle und heimatpolitische Arbeit im vergangenen Jahr gab der 1. Vorsitzende der Kreisgruppe, Fredi Jost, einen Überblick über die Entwicklung der einzelnen Gruppen; er ging dann auf den Zusammenschluss der Vertriebenenverbände ein und sprach über den Stand der heimatpolitischen Arbeit in der Landsmannschaft Ostpreußen. Der bisherige Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt. Es wurde bekanntgegeben, dass das Kreistreffen der Gruppe im nächsten Jahr wahrscheinlich am 10. Mai in Fürstenau stattfinden wird.

 

Im zweiten Teil der Veranstaltung kamen Vertreter der vier im Bundestag vertretenen Parteien zu Wort, die gebeten worden waren, sich zu den Fragen, die uns Vertriebenen bewegen, zu äußern. Unter lebhafter Anteilnahme der Versammlung sprachen sich die Vertreter der Parteien für eine gerechte und friedliche Lösung für die Vertriebenen aus dem deutschen Osten aus.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22 a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14

 

An die Vorsitzenden aller Gruppen und Kreisgruppen im Lande Nordrhein-Westfalen

Liebe Landsleute!

Der Vorstand der Landesgruppe hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die satzungsgemäße Delegiertenversammlung am Sonntag, dem 19. Januar 1958, um 10 Uhr in Herne, Westf., im Hotel Schlenkhoff abzuhalten. Wir laden hiermit zu der Sitzung ein. Wegen der Zahl der Vertreter und ihrer Stimmberechtigung wird auf die §§ 9 und 13 der Landessatzung verwiesen.

 

Tagesordnung: 1. Eröffnung und Begrüßung. 2. Referat zur heimatpolitischen Lage (ein Mitglied des Bundesvorstandes). 3. Genehmigung des Protokolls, 4. Tätigkeitsbericht. 5. Kassen- und Kassenprüfungsbericht. 6. Entlastung des Vorstandes. 7. Wahl des Vorstandes. 8. Wahl der Kassenprüfer. 9. Anträge. 10. Verschiedenes.

 

Anträge zur Tagesordnung können bis zum 2. Januar 1958 an die Geschäftsstelle eingereicht werden.

 

Es wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass die Gruppen die Fahrtkosten selbst tragen. Nur in besonders gelagerten Fällen kann Antrag auf Fahrtkosten für einen Vertreter der antragstellenden Gruppe bis zum 20. Dezember (mit Preisangabe), bei der Landesgruppe gestellt werden.

 

Jugendgruppenführer-Lehrgang in Heiligenhaus

In der Zeit vom 27. bis 31. Dezember wird der erste Gruppenführer-Lehrgang für die Jugendgruppen in Nordrhein-Westfalen in Heiligenhaus, Kreis Düsseldorf-Mettmann, durchgeführt werden. Als Teilnehmer kommen alle Führer ost- und westpreußischer Jugendgruppen und Jugendliche, die als Jugendgruppenführer in Aussicht genommen worden sind, in Frage. Der Kostenanteil beträgt 6,20 DM, die Fahrtkosten werden voll erstattet. Anmeldungen bis zum 20. Dezember an Hans Herrmann, Herne, Westfalen, Ringstraße 47. Die angemeldeten Teilnehmer erhalten dann eine Bescheinigung über die Teilnahme, den Tagesplan und den Schein für Fahrpreisermäßigung zugesandt. Wer unangemeldet erscheint, muss ohne Kostenvergütung sofort zurückreisen. Zu Ostern ist wieder ein größerer Lehrgang geplant.

 

Bottrop. Die Delegierten wählten den neuen Vorstand der Kreisgruppe. Für Bottrop erhielten nachstehende Landsleute das fast einstimmige Vertrauen der Anwesenden: 1. Vorsitzender, Michelis; 2. Vorsitzender, Lepenis; Geschäftsführer, Neumann; Kassenwart, Bloch; Schriftwartin, Frau Thomaschewski; Kulturwart, Faust. In großen Umrissen wurde die Arbeit für die nächste Zukunft vereinbart; die Termine wurden festgelegt.

 

Rheda. Nikolausabend am Sonntag, dem 15. Dezember, um 16 Uhr im Saal des Hotels Reuter.

 

Recklinghausen. Die Gruppe Agnes Miegel wird am 14. Dezember, 19.30 Uhr, an der Advents- und Weihnachtsfeier der Kreisgruppe bei Hennig (unten steht Henning), Neumarkt, teilnehmen. Aus organisatorischen Gründen kann in diesem Jahr eine eigene Veranstaltung der Gruppe Agnes Miegel nicht stattfinden.

 

Recklinghausen. Vorweihnachtsfeier der Kreisgruppe am Sonnabend, 14. Dezember, 16 Uhr, in der Gaststätte Henning (oben steht Hennig), am Neumarkt. Bitte für die Kaffeetafel ein Gedeck mitbringen. Die Kleinen und die Alten über 70 Jahre wird der Weihnachtsmann mit einigen Geschenken besuchen. Die Frauengruppe wird Adventslieder singen. Die Jugendgruppe wird mit dem Spiel „Heimkehr unter dem Tannenbaum" mitwirken.

 

Rheydt. Adventsfeier der Kreisgruppe am 14. Dezember, 20 Uhr, bei Köllges, Ecke Wickrather Straße/Oberheydener Straße. Alle Mitglieder werden herzlich eingeladen. Gäste sind willkommen.

 

Langenberg (Rhld.). Die Gruppe lädt alle Landsleute mit ihren Angehörigen zu einer Adventsfeier für Sonntag, dem 15. Dezember, um 17 Uhr, in die Gaststätte „Em Klösterken" herzlich ein. Es wird um rege Beteiligung gebeten.

 

Bochum. Weihnachtsfeier der Kreisgruppe für alle Gruppen am 15. Dezember, 18 Uhr, in der evangelischen Akademie Bochum, Königsallee, neben der Melanchthonkirche. Der Chor der Kreisgruppe wird die Weihnachtskantate singen. Nach der gemeinsamen Kaffeetafel wird die Frauengruppe das Weihnachtsspiel: „Der Sternträger" aufführen. Es wird gebeten, für die Kaffeetafel etwas Weihnachtsgebäck mitzubringen. Alle Landsleute sowie Bekannte sind zu dieser Veranstaltung herzlich eingeladen.

 

Groß-Dortmund. Aus technischen Gründen beginnt die Weihnachtsfeier am Sonntag, dem 15. Dezember, um 19 Uhr im Hotel Industrie. Wir bitten alle Landsleute davon zu unterrichten.

 

Duisburg. Adventsfeier der Kreisgruppe am Sonntag, dem 15. Dezember, um 18.30 Uhr, in der Aula des Steinbart-Gymnasiums. Es wirken mit: Die Instrumentalgruppe der Knabenrealschule Wacholderstraße, der Ostpreußenchor unter Leitung von Fritz Werner und die Laienspielgruppe der Gruppe Nord unter Leitung von Frau Köppen. Aufgeführt wird das Weihnachtsspiel „Der armen Kinder Weihnacht" von Ernst Wiechert. Eintritt frei. Alle Landsleute, ebenso Gäste und Freunde unserer Heimat, sind herzlich eingeladen.

 

Sulingen. Adventsfeier am Sonntag, 15. Dezember, 19.30 Uhr, im Ratskeller, Kleiner Saal. Alle Landsleute sind herzlich eingeladen. Bitte Gebäck mitbringen.

 

Wuppertal. Adventfeier unter Mitwirkung der Jugendgruppe am Sonntag, 15. Dezember, 19 Uhr, im Saal des Hotels Wuppertaler Hof in Barmen. Die Festrede wird Pfarrer Brombach, früher Königsberg, halten. Außerdem ist die Aufführung eines fröhlichen Weihnachtsspieles vorgesehen. Anschließend geselliges Beisammensein. Zu dieser Veranstaltung werden fünfzehn Landsleute, die jetzt erst aus der Heimat gekommen sind, eingeladen und beschenkt. An Mitglieder der Jugendgruppe sollen Buchpreise verteilt werden. Der Wuppertaler Hof liegt gegenüber dem Bahnhof Barmen und ist mit den Linien 1, 11 und 14 sowie mit der Schwebebahn (bis zum Alten Markt), zu erreichen. Eintritt für Mitglieder 50 Pfennig, für Gäste 1 DM. — Die Kreisgruppe spricht den Vorstandsmitgliedern Adolf Komossa und Erich Behnke herzliche Glückwünsche zu ihren Geburtstagen aus.

 

Essen. Zur weihnachtlichen Heimatfeier werden die Mitglieder aus den Memelkreisen, Freunde und Bekannte am Sonntag, dem 15. Dezember, 18 Uhr, in die Dechenschenke, Essen-West, Dechenstraße, eingeladen. Für die Kinder der Mitglieder zwischen ein und vierzehn Jahren wird eine Feierstunde mit Bescherung, um 15 Uhr, in demselben Lokal stattfinden.

 

Essen-West. Weihnachtsfeier der Bezirksgruppe am 15. Dezember, 18 Uhr, in der Dechenschenke, Dechenstraße 12. Die Bescherung für die Kinder der Mitglieder beginnt bereits um 15 Uhr.

 

 

Schwerte. Zu einer vorweihnachtlichen Feier, am 14. Dezember, um 19 Uhr, im Saal Sprave, Hörderstraße, werden alle Mitglieder herzlich eingeladen. Frau Ruth-Luise Schimkat, aus Duisburg, die vielen Landsleuten durch das im Oktober veranstaltete Erntefest bekannt ist, wird mitwirken.

 

Mülheim (Ruhr). Am Sonntag, dem 15. Dezember, um 15 Uhr, Weihnachtsfeier für die älteren Mitglieder über 65 Jahre in der Gaststätte Salamander. Es singt der Chor der Vereinigten Landsmannschaften, es spricht Landsmann Neuberg. — Am Sonntag, dem 22. Dezember, um 15 Uhr, Weihnachtsfeier mit Kinderbescherung im Altenhof. Zur Aufführung kommt das Weihnachtsspiel „Die Himmelswerkstatt" von der Theatergruppe „Fidelias". Der Posaunenchor der Gemeinde Saarn wird mitwirken. — Nächster Heimatabend am Freitag, dem 3. Januar 1958, 20 Uhr, in der Gaststätte Salamander mit Tonfilmen und der Kapelle Koch.

 

Hattingen (Ruhr). Adventsfeier am Sonnabend, dem 14. Dezember, veranstaltet von der Kreisgruppe Bochum, um 19 Uhr, in der Gaststätte Hirschmeyer, Sprockhöveler Straße. Die Bochumer Kindergruppe wird unter Leitung von Frau Buttler ein Weihnachtsmärchen aufführen. Eingeladen sind auch die Landsleute, die erst in diesem Jahr aus der Heimat gekommen sind. Alle Landsleute aus Hattingen und Umgebung werden um ihre Teilnahme gebeten.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3. Postscheckkonto 15 75, Frankfurt am Main.

 

Frankenthal. Weihnachtsfeier mit Kinderbescherung am Freitag, 20. Dezember, 19 Uhr, im Lokal Zum Sonnenbad, Fontanesistraße. — Im Monat Februar ist ein Lichtbildervortrag über die Heimat geplant. — Auf der letzten Mitgliederversammlung berichtete der 1. Vorsitzende, Kenzler, über den Zusammenschluss der Spitzenverbände der Heimatvertriebenen. Er sprach über Hermann Sudermann und Käthe Kollwitz. In einer regen Aussprache wurde über Lastenausgleichsfragen diskutiert.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München. Geschäftsstelle: München 23, Trautenwolfstraße 5/0, Tel. 33 85 60. Postscheckkonto München 213 96.

 

Schweinfurt. Weihnachtliche Kaffeestunde am 29. Dezember, 15.30 Uhr, bei Kolleker. — Auf der Jahreshauptversammlung wurde Gottfried Joachim einstimmig zum 1. Vorsitzenden wiedergewählt. Sein Stellvertreter ist Ewald Zilt, Schriftführerin Lotte Fuhrmann, Schatzmeister Kurt Prepens, Kulturreferent Ewald Zilt, Jugendleiterin Helene Rosenberger. Fünf neue Mitglieder konnten in die Gruppe aufgenommen werden. Zum Abschluss des Abends wurde die Lichtbildserie Masuren vorgeführt.

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 95. Geburtstag

am 21. Dezember 1957, Frau Luise Bartholomeyzik, aus Regeln, jetzt in Berlin-Heiligensee, Krautweg 4, bei Ida Hellriegel.

 

zum 92. Geburtstag

am 21. Dezember 1957, Frau Emma Schulz, aus Pillau, Holzwiese 1, jetzt in Waldsee, Kreis Ravensburg, Eichenweg 20, bei Marten.

 

zum 91. Geburtstag

am 12. Dezember 1957, Hegemeisterwitwe Emma Domscheid, aus Sensburg, Kochstraße 13, jetzt Försterei Ehrkorn bei Soltau (Han.), bei ihrem Schwiegersohn, Förster Hoffmann.

 

zum 90. Geburtstag

am 13. Dezember 1957, Frau Henriette Grigo, aus Treuburg, Lötzener Straße, jetzt in Berlin-Schöneberg, Steinmetzstraße 51.

 

am 22. Dezember 1957, Landsmann August Bilski, aus Nikolaiken. Er ist durch Karl Bilski, Rastatt, Baden, Scheffelstraße 6, zu erreichen.

 

zum 88. Geburtstag

am 27. Dezember 1957, Landsmann Gustav Schulz, aus Groß-Schöndamerau, Kreis Ortelsburg, jetzt in Hamburg-Eppendorf, Abendrothsweg 59.

 

zum 87. Geburtstag

am 19. Dezember 1957, Frau Marie Schwabe, aus Gumbinnen, Wilhelmstraße 19, jetzt in Lübeck, Hardenbergpfad 4.

 

zum 86. Geburtstag

am 13. Dezember 1957, Frau Marie Domaß, geb. Rogalski, aus Kruppinnen, Kreis Treuburg, vorher Sentken, Kreis Lyck. Sie wohnt jetzt in (22a) Opmünden, Kreis Soest.

 

(ohne Datum) Witwe Louise Schulz, geb. Ruddigkeit, aus Kreuzingen, jetzt in Tarp bei Flensburg.

 

zum 85. Geburtstag

am 5. Dezember 1957, Frau Marie Tiedtke, geb. Hülse, aus Bönkenwalde Kreis Heiligenbeil jetzt bei ihrer Tochter, Marta Gnoza in Opladen, Bezirk Köln, Königsberger Straße 5.

 

am 7. Dezember 1957, Frau Amalie Worgull, geb. Gregel, aus Herzogsdorf, Kreis Johannisburg, jetzt bei ihrer ältesten Tochter, Amalie Suwe in Bevensen, Kreis Uelzen, Gollener Weg 27.

 

am 7. Dezember 1957, Frau Mathilde Tresp, geb. Romahn, aus Passenheim, Kreis Ortelsburg, jetzt in (20 a) Sottrum 32 über Derneburg (Han.).

 

am 8. Dezember 1957, Sattlermeister Bruno Broese, aus Johannisburg, jetzt mit seiner Ehefrau, die am 25. November 1957, ihren 79. Geburtstag feiern konnte, in Berlin-Reinickendorf, Residenzstraße 156 III.

 

am 11. Dezember 1957, Frau Marie Zollenkopf, geb. Korn. Sie ist die Witwe des 1940 in Königsberg Pr., Cranzer Allee 25, verstorbenen Pfarrers Hans Zollenkopf. Vor seiner Übersiedlung nach Königsberg Pr. war er fünfzehn Jahre Pfarrer in Langheim, Kreis Rastenburg. Die Jubilarin lebt heute mit einer Tochter, einer Pflegetochter und fünf Enkelkindern zusammen in Wipperfürth (Rheinl.).

 

am 16. Dezember 1957, Landwirt Wilhelm Jendreyzik, aus Stollendorf, Kreis Johannisburg. Er kam erst im Oktober dieses Jahres aus der Heimat und wohnt jetzt bei seiner Tochter, Erna Achilles in Hamburg-Wilhelmsburg, Thielenstraße 11.

 

am 16. Dezember 1957, Frau Amalie Spießwinkel, geb. Förmer, aus Gaffken, Kreis Fischhausen, jetzt mit ihrem Ehemann bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn, Ernst Kecker im Königsberger Diakonissen-Mutterhaus der Barmherzigkeit Altenberg/Wetzlar.

 

am 17. Dezember 1957, Frau Helene Tolkmitt, jetzt in Hann. Münden, Vogelsang 4.

 

am 18. Dezember 1957, Jeanne Gräfin zu Eulenburg-Wicken, geb. von der Burg, geboren zu Nancy, wo ihr Vater damals Chef des Generalstabes des Feldmarschalls von Manteuffel bei der deutschen Besatzungsarmee war. Jetzige Anschrift: Lindau (Bodensee) Äschach, Hochbucher Weg 49.

 

am 21. Dezember 1957, Frau Justine Jotzo, aus Rotbach, jetzt in Eschede über Celle, Dammstraße 2.

 

am 22. Dezember 1957, Frau Anna Szczygiel, aus Braunsberg, jetzt bei ihrer Tochter, Maria in Nieheim, Kreis Höxter (Westf.).

 

am 25. Dezember 1957, Frau Eva Kerstan, geb. Berg, aus Gr.-Blumenau, Kreis Ortelsburg, jetzt in (24 a) Gudow über Ratzeburg.

 

am 28. Dezember 1957, Witwe Maria Graw, geb. Fustig, aus Scharnigk, Kreis Rößel. Sie kam erst im August dieses Jahres mit ihrer Tochter, Martha Kurowski und deren Sohn, aus Gr.-Lemkendorf, Kreis Allenstein, und lebt bei ihrem Sohn, Josef Graw in Schwelm, August-Bendler-Straße 62. Nach dreizehnjähriger Trennung kann sie zum ersten Mal wieder ihren Geburtstag im Kreise ihrer Söhne, Töchter und Enkelkinder feiern.

 

zum 84. Geburtstag

am 16. Dezember 1957, Kaufmannswitwe Elisabeth Grützner, aus Gr.-Lindenau (Samland), jetzt bei ihrer Tochter, Helene Hagner in Neu-Costedt über Möllbergen, Kreis Minden, Findelstraße 50.

 

am 17. Dezember 1957, Frau Therese Schröder, aus Insterburg, Ludendorffstraße 11, jetzt bei ihrer ältesten Tochter, Margarete Ramminger in Bersenbrück, Franz-Hecker-Straße 19.

 

am 23. Dezember 1957, Frau Anna Kerwin, aus Lyck, Danziger Straße 3, jetzt in Rapfenhardt, Kreis Calw (Württ.).

 

am 26. Dezember 1957, Landsmann Friedrich Doering, jetzt in Flensburg, Mühlenholz 25.

 

am 28. Dezember 1957, Landsmann Gottlieb Zimzik aus Hamerudau, Kreis Ortelsburg, jetzt in (13 a) Engelthal über Hersbruck, Heilstätte.

 

zum 83. Geburtstag

am 15. Dezember 1957, Landsmann Eduard Schischke, ehemals Lokführer der Haffuferbahn Elbing-Braunsberg, jetzt in Seesen (Harz), Bornhäuser Straße 4.

 

am 15. Dezember 1957, Gestütsbeamter i. R. Otto Fischer, aus Insterburg, jetzt mit seiner Ehefrau Anna in Göttingen, Beekweg 68 (Eigenheim).

 

am 28. Dezember 1957, Landsmann Johann Schödler, aus Memel, Libauer Straße 27, jetzt bei seinem Sohn, Ernst in Mollenfelde 51 über Hann. Münden. Bisher lebte er nach der Vertreibung im Kreisaltersheim Burg in Dithmarschen.

 

zum 82. Geburtstag

am 8. Dezember 1957, Landwirt Albert Woywod, aus Napratten, Kreis Heilsberg, jetzt bei seiner Tochter und seinem Schwiegersohn, K. Volkmann in Bersenbrück bei Osnabrück, Stiftshof 5.

 

am 10. Dezember 1957, Frau Emma Dehring, geb. Kramp, Witwe des 1947 im Emsland verstorbenen Lehrers Adolf Dehring, aus Gr.-Astrawischken, Kreis Gerdauen, zuletzt Königsberg, Augustastraße 17. Jetzige Anschrift: Holzminden (Weser), Über dem Gerichte 6, bei ihrer Tochter, Else.

 

am 15. Dezember 1957, Landsmann Max Jenschewski, aus Kreuzburg, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Lünen-Brambauer, Westfalen, Karl-Haarmann-Straße 42.

 

am 23. Dezember 1957, Sattler Otto Neumann, aus Schmalleningken, jetzt bei seiner Tochter, Edith Katthöfer in Heckershausen bei Kassel, Grundstraße 4.

 

am 23. Dezember 1957, Frau Emma Graetsch, geb. Rohde, aus Insterburg, Kasernenstraße 29, jetzt bei ihrer Tochter, C. Kalthoff in Wuppertal-Elberfeld, Grifflenberg 87.

 

zum 81. Geburtstag

am 12. November 1957, Landsmann Josef Fuhl, aus Allenstein, jetzt bei seiner Tochter, Marta Luwinski in (22 a) Walsum, Völklinger Straße 36.

 

am 13. Dezember 1957, Bauer Carl Schwittay, aus Mingfen, Kreis Ortelsburg, jetzt bei seinem Sohn, Karl in Hamburg-Harburg, Hoppenstedtstraße 32.

 

am 17. Dezember 1957, Landsmann Franz Hett, aus Königsberg Pr., Gebauhrstraße 52, jetzt in Waldkirch (Breisgau), Friedhofstraße 13.

 

am 23. Dezember Frau Meta Kirschning, geb. Peschel, aus Schulen, Kreis Tilsit-Ragnit, und Palmnicken, Kreis Samland, jetzt in Burgdorf (Han.), Am Föhrenkamp 13, bei ihrer Schwester, Minna Ammon.

 

am 24. Dezember 1957, Witwe Hedwig Heyduck, geb. Drwenski, aus Allenstein, Bismarckstr., jetzt in (24 b) Burg in Dithmarschen, Unterm Cleve 7a.

 

am 26. Dezember 1957, Landsmann Michael Kompa, aus Friedrichsthal, Kreis Ortelsburg, jetzt in (22 a) Wuppertal-Barmen, Hohenstein 80, bei Czelustek.

 

zum 80. Geburtstag

am 30. November 1957, Frau Marie Gang, aus Sensburg, Radikalhufen 13, jetzt in Schwerte, Hagener Str. 40.

 

am 3. Dezember 1957, Schneidermeister Franz Bunkus, aus Königsberg Pr.-Aweiden, Graf-von-Spee-Straße 3, jetzt in Brünighausen bei Hameln.

 

am 5. Dezember 1957, Frau Caroline Soujon, aus Kaimelskrug, Kreis Gumbinnen, jetzt bei ihrem Enkelsohn, Kurt Schramm in Berlin-Reinickendorf, Mudrackzeile Nr. 7.

 

am 8. Dezember 1957, Landsmann Wilhelm Lepenies, aus Kinderweitschen, Kreis Stallupönen. Er wohnt bei Frau Meta Budnick in ihrem Eigenheim in Lüneburg, Ovelgönner Weg 20.

 

am 6. Dezember 1957, Frau Emma Olschewski, geb. Kohlisch, Witwe des im August 1954 verstorbenen Bauern, August Olschewski, aus Kornau, Kreis Ortelsburg. Sie wohnt jetzt in Cloppenburg (Oldb.), Landwehr 52, bei ihrem Sohn, Erich.

 

am 9. Dezember 1957, Landsmann Paul Romanowski, Bürgermeister i. R., aus Willenberg, Kreis Ortelsburg, jetzt in Heilbronn, Württemberg, Äußere Rosenbergstraße 23.

 

am 10. Dezember 1957, Landsmann Heinrich Gudat, aus Gumbinnen, Anschrift liegt der Schriftleitung des Ostpreußenblattes vor.

 

am 11. Dezember 1957, Bäckermeister Ernst Lemke, aus Tilsit, Oberst-Hoffmann-Straße 20, jetzt in (16) Obervorschütz, Kreis Fritzlar.

 

am 13. Dezember 1957, Kaufmann Otto Hellwich, aus Kreuzingen, Kreis Elchniederung, Am Markt 4, jetzt in Dülmen, Bezirk Münster, Westfalen, Adolf-Kolping-Str. Nr. 21.

 

am 15. Dezember 1957, Frau Anna Wagner, geb. Bombolowski, Witwe des Stadtoberinspektors Richard Wagner, aus Königsberg, Nachtigallensteig 5, jetzt mit ihrer Tochter in Pinneberg, Holstein, Richard-Kohn-Straße 34.

 

am 15. Dezember 1957, Frau Marie Reimer, aus Soffen, jetzt in Pohle über Bad Münder.

 

am 16. Dezember 1957, Landwirt Daniel Broszuleit, aus Legden, Kreis Königsberg Pr. Er lebt mit seiner Ehefrau in Geesthacht (Elbe), Norderstraße 25. Bis zur Vertreibung war er in Legden Bürgermeister i. V.; jetzt ist er Vertrauensmann für seine Heimatgemeinde.

 

am 16. Dezember 1957, Landsmann Gustav Frenzel, ehemals Bauer in Saussienen bei Domnau, jetzt in (23) Fickmühlen über Bremerhaven.

 

am 17. Dezember 1957, Fräulein Frida Krause, ehemals Besitzerin eines Privat-Kindergartens in Königsberg. Sie wohnt jetzt mit ihrer Schwester, Käthe, in Blaufelden, Kreis Crailsheim.

 

am 17. Dezember 1957, Frau Margarete Leest, geb. Sellnick, Witwe des 1942 verstorbenen Baumeisters, Gustav Lees, aus Königsberg Pr., Cranzer Allee 31. Mit ihrer Tochter, Magda Leest, wohnt sie jetzt in Bad Homburg v. d. H., Naussauer Straße 3.

 

am 18. Dezember 1957, Frau Henriette Stoll, geb. Müller, aus Königsberg Pr., Alter Graben 27b, jetzt bei ihrem Schwiegersohn, Heinz Müller, in Itzehoe, Sandberg 70.

 

am 18. Dezember 1957, Frau Anna Kalnischkies, geb. Dannull, aus Plaschken, Kreis Pogegen. Auf der Flucht wurde sie von den sowjetischen Truppen überrollt und kam mit zwei Schwestern nach Russland. Hier verstarben ihre Schwestern, Frau Nelamischkies und Frau Hinz. Ihr Ehemann kam beim Einmarsch der Sowjets ums Leben, der Hoferbe fiel Anfang 1945. Jetzt lebt sie in Kettwig (Ruhr), Schulstraße 11, Haus Abendfrieden.

 

am 18. Dezember 1957, Bäuerin, Witwe, Martha Szepat, geb. Knabe, aus Pabbeln (Amwalde), Kreis Insterburg, jetzt in (16) Kassel, Wolfsangerstraße 59b (Fasanenhof).

 

am 18. Dezember 1957, Frau Elisabeth Maetzing, aus Liebstadt, Kreis Mohrungen, jetzt in Hannover-Linden, Eleonorenstraße 8. Ihr Ehemann wird seit der Vertreibung 1945 vermisst.

 

am 19. Dezember 1957, Landsmann Richard Horn, aus Königsberg Pr., Beydritter Weg 9. Er ist durch seine Tochter, Erna Bogié, (21a) Bielefeld (Westf.), Marktstraße 20, zu erreichen.

 

am 20. Dezember 1957, Frau Martha Mnilk, geb. Rohfleisch, aus Bischofsburg, jetzt in Liblar, Bezirk Köln, Brühler Straße 38, bei ihrem Sohn, Robert.

 

am 21. Dezember 1957, Kaufmann Gottlieb Lask, aus Treuburg, Goldaper Straße 10, jetzt mit seiner Ehefrau bei seinem Sohn in (23) Dörverden 127, Kreis Verden (Aller).

 

am 21. Dezember 1957, Landsmann Karl Sakowitz, aus Peterswalde, Kreis Osterode, jetzt in Düsseldorf, Achenbachstraße 157. Er kam erst im vergangenen Jahr mit seiner Ehefrau zu seinen Kindern in das Bundesgebiet. Seine Söhne, Emil und Willi sind im Kriege gefallen.

 

am 21. Dezember 1957, Kaufmannswitwe Sidonie Spechter, geb. Hagen, aus Königsberg Pr., jetzt in (24b) Flensburg, Lager Westerallee, Baracke 20.

 

am 22. Dezember 1957, Bauer Gustav Mörchel, aus Lissen, Kreis Angerburg, jetzt in Bütlingen, Kreis Lüneburg.

 

am 24. Dezember 1957, Landsmann Franz Behrendt, aus Eschenau, Kreis Heilsberg, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Frau Marta Waschkeit in (22a) Wulfrath-Rohdenhaus, Sückerstraße 9, zu erreichen.

 

am 24. Dezember 1957, Landsmann Franz Holz, aus Königsberg Pr., Aweider Allee 109, jetzt in Lübeck, Wesloer Straße 8.

 

am 24. Dezember 1957, Frau Elisabeth Matull, geb. Hillgruber, Witwe des 1947 verstorbenen Stadtsekretärs, Karl Matull, aus Königsberg Pr., Nachtigallensteig 20, jetzt in Lübeck, Robert-Koch-Straße 11.

 

am 24. Dezember 1957, Frau Karoline Serowy, geb. Mathey, aus Groß-Jerutten, Kreis Ortelsburg, jetzt in München 9, Krumpterstraße 14.

 

am 25. Dezember 1957, Frau Barbara Majitzki, geb. Fuhrmann, aus Allenstein, Tannenbergstraße 5a, jetzt in Hückelhoven, Kreis Erkelenz, In der Schlee 62.

 

am 26. Dezember 1957, Witwe Lina Dornbusch, aus Königsberg, Ponarther Hofstraße 6, jetzt bei ihrer Tochter, Anna Störmer in Neu-Wulmstorf, Kreis Harburg, Königsberger Straße 66.

 

am 28. Dezember 1957, Kaufmannwitwe Anna Muhlack, aus Pillau, jetzt bei ihrer Tochter, Herta Kleiss in Rendsburg-Büdelsdorf, Lindenstraße 28.

 

am 31. Dezember 1957, Landsmann Heinrich Schwabowski, aus Insterburg, jetzt in Lübeck, Herreninsel, Am Wasser 9a.

 

am 2. Januar 1958, Frau Martha Leuchtenberger, geb. Buttgereit, Witwe des 1955 verstorbenen Oberzollsekretärs, Albert Leuchtenberger, aus Sensburg, dann Elbing. Sie lebt jetzt in Oldenburg i. O., Heinrichstraße 43.

 

am 3. Januar 1958, Frau Martha Milbrecht, aus Nattkischken, Kreis Tilsit, jetzt bei ihrer Tochter, Käthe Schwarz in Gladbeck (Westf.), Bahnhofstraße 15.

 

zum 75. Geburtstag

am 4. Dezember 1957, Sekretärin i. R. Fräulein Gertrud Krüger, aus Königsberg, Herbartstraße 9 A, jetzt in Haßlinghausen, Westfalen, Kortenstraße 6, Haus am Quell.

 

am 6. Dezember 1957, Landsmann Ferdinand Bellgardt, aus Mehlsack, Kreis Braunsberg, Mauerstraße 32, jetzt mit seiner Ehefrau, seiner Tochter und seinem Enkel in Oberhof, Kreis Säckingen.

 

am 7. Dezember 1957, Schmiedemeister Michael Scharna, aus Alt-Proberg, Kreis Sensburg, jetzt in Berlin SW 29, Zossener Straße 16.

 

am 8. Dezember 1957, Frau Marie Stenzel, aus Neu-Petersdorf, Kreis Wehlau, jetzt in Hamburg-Meiendorf, Ringstraße 211.

 

am 12. Dezember 1957, Bauer Rudolf Schwidder, aus Krummendorf, Kreis Sensburg, jetzt in (20 a) Reinstorf/ Dahlenburg.

 

am 12. Dezember 1957, Frau Anna Löwenberg, geb. Müller, aus Allenstein, Hohensteiner Straße 38. Sie ist durch ihre Tochter, Käthe Gratzki in Coburg, JeanPaul-Weg 10, zu erreichen.

 

am 13. Dezember 1957, Landsmann August Warias, aus Erben, Kreis Ortelsburg, jetzt in (21 a) Selm, Kreis Lüdinghausen, Westfalen, Lange Straße 139.

 

am 13. Dezember 1957, Landsmann Karl Kinderke, aus Packerau-Rippen, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei seiner Tochter, Emilie Lenk, Obersuhl über Bebra, Sportplatzstraße 34.

 

am 14. Dezember 1957, Landsmann Herrmann Höpfner, aus Königsberg Pr., jetzt mit seiner Ehefrau in Meddersheim bei Sobernheim, Kreis Kreuznach. Der Jubilar war über vierzig Jahre beim Eisenbahn-Ausbesserungswerk Ponarth tätig.

 

am 14. Dezember 1957, Frau Emilie Schröder, aus Sensburg, jetzt in Hamburg 26, Mettlerkampweg 1.

 

am 17. Dezember 1957, Kaufmannswitwe M. Ballasejus, aus Königsberg Pr., Alter Garten 23, zuletzt Nasser Garten 55. Sie wohnt heute in Braunschweig-Lehndorf, St.-Ingbert-Straße 19, bei Eicke.

 

am 17. Dezember 1957, Frau Henriette Isanowski, aus Labiau, jetzt in Flensburg, Duburger Straße 80.

 

am 17. Dezember 1957, Frau Helene Dittke, geb. Hoffmann, aus Königsberg Pr., Steinstraße 42, jetzt in Varel (Oldb.), Teichgartenstraße 23. Sie war bis Oktober 1947 in Königsberg Pr. und verlor dort ihren Ehemann. Ihre einzige Schwester wird seit dem Einmarsch der Sowjets in Fischhausen vermisst. Die Jubilarin sorgt dafür, dass ihre Neffen, Nichten, Großneffen und Großnichten viel von der Heimat durch sie hören.

 

am 17. Dezember 1957, Frau Auguste Bartschat, aus Kreuzingen, später Seckenburg, Kreis Elchniederung. Sie wohnt bei ihrer Tochter, Christel Merz in (16) Großenritte über Kassel 7, Apotheke.

 

am 18. Dezember 1957, Landsmann Franz Hoffmann. Er war von 1909 bis zur Vertreibung 1945 Lehrer in Kuggen, Samland. Neben seinem Beruf hat er viele Jahre hindurch die Raiffeisenkasse in Kuggen verwaltet. Außerdem war er als Imker in Fachkreisen sehr bekannt. Nach seiner Entlassung aus dänischer Internierung wohnte er von 1948 bis 1956 in Kiel, wo er unermüdlich in der landsmannschaftlichen Betreuungsarbeit tätig war. Jetzige Anschrift: Braunschweig, Mühlenpfordtstraße 1.

 

am 20. Dezember 1957, Witwe Minna Schiemann, geb. Brüning, aus Kindschen, Kreis Tilsit, jetzt bei ihrer Nichte, Frau Martha Pfeiffer, in Hemer, Kreis Iserlohn, Am Ölbusch 7.

 

am 22. Dezember 1957, Landsmann Max Rothhaupt, aus Königsberg Pr., jetzt in Murg (Baden), Murgtalstr. 1.

 

am 23. Dezember 1957, Landsmann Richard Hubatsch, aus Tilsit, jetzt in Lübeck, Röntgenstraße 7.

 

am 23. Dezember 1957, Landsmann Jakob Jackschies, aus Memel, Kurzinnaplatz 4, jetzt in Itzehoe (Holst.), Lindenstraße 39.

 

am 25. Dezember 1957, Frau Marie Rockel, geb. Peelert, aus Königsberg, Sternwartstraße 6, jetzt bei ihrem ältesten Sohn, Max, in Duisburg-Meiderich, Werderstraße 12/14.

 

am 26. Dezember 1957, Frau Emma Sakowitz, geb. Böhnke, aus Peterswalde, Kreis Osterode, jetzt in Düsseldorf, Achenbachstraße 157. Sie ist zusammen mit ihren Kindern und Enkelkindern die Stütze ihres im Ersten Weltkrieg erblindeten Ehemannes.

 

am 26. Dezember 1957, Lehrerwitwe Anna Malevka, geb. Kunst, aus Gorlau, Kreis Lyck, jetzt in Nürnberg, Muggenhofer Straße 44.

 

am 30. Dezember 1957, Landsmann Anton Hernau, aus Braunsberg, jetzt in Flensburg, Kloster zum Heiligen Geist.

 

am 1. Januar 1958, Frau Emma Gadomski, aus Osterode, jetzt in Barkhausen/Porta, Weserstraße 4.

 

Diamantene Hochzeit

Die Eheleute Bauer Wilhelm Schroeder und Frau Sophie Schroeder, geb. Müller, aus Fedorwalde, Kreis Sensburg, jetzt bei ihrem Sohn, Karl, in Minden (Westf.), Bastorpstraße (ehemals Drogerie und Lebensmittelgeschäft in Niedersee), feiern am 17. Dezember 1957, das Fest der Diamantenen Hochzeit. Ein Sohn des Ehepaares ist im letzten Krieg gefallen.

 

Goldene Hochzeiten

Bei bester Gesundheit konnten Oberdomprediger Professor D. Bruno Doehring und seine Gattin Elfriede Doehring, geb. Lorenzen, am 9. Dezember 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit begehen. Die Eheschließung vor fünfzig Jahren erfolgte in Goldbach, Kreis Mohrungen, dem Geburtsort der jungen Braut. Bruno D. Doehring wurde am 3. Februar 1879 in Mohrungen geboren. Seine erste Amtsstelle hatte er in Tiefensee, Kreis Heiligenbeil. Die feierliche Wiedereinsegnung des Jubelpaares fand unter großer Anteilnahme seiner Gemeinde am Sonntag in der Gruft-Kirche des zerstörten Domes, der über 40-jährigen Wirkungsstätte des Jubilars, statt. Sie wurde von seinem Sohn, Akademiedirektor D. Johannes Doehring, vorgenommen. Der Jubilar hält auch heute noch regelmäßig Gottesdienst in der Gruft-Kirche des Domes; auch seine Theologie-Professuren übt er noch aus. Das Jubelpaar stand an seinem Ehrentage im Mittelpunkt zahlreicher Glückwünsche und Liebesbeweise. Unter den Gratulanten befand sich auch die Landsmannschaft Ostpreußen.

 

Landwirt August Bönig aus Packhausen, Kreis Braunsberg, feierte mit seiner Ehefrau am 26. November 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit. Jetzige Anschrift: Weisweiler über Eschweiler.

 

Landsmann Albert Kahl, ehemals Gärtnereibesitzer, und seine Ehefrau Emma Kahl, geb. Lenuweit, aus Schillen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in Plön-Tramm (Holst.), feierten am 13. Dezember 1957, im Kreise ihrer Kinder und Enkelin, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Die Eheleute Wilhelm Engel und Frau Lina Engel, geb. Schmidtke, aus Tilsit, Dammstraße 7, jetzt in Jockgrim (Pfalz), Maximilianstraße 51, feiern am 15. Dezember 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Die Eheleute Wilhelm Sommerfeld und Frau Martha Sommerfeld, geb. Kirchner, aus Liebemühl, Kreis Osterode, jetzt in Köln-Longerich, Freusburgweg 14, werden am 17. Dezember 1957, ihre Goldene Hochzeit feiern.

 

Die Eheleute Friedrich Pianka und Frau Anna Pianka, geb. Klunel, aus Lötzen, Hindenburgstraße 2, jetzt in Remscheid, Im Lobarn 19, feiern am 20. Dezember 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Die Eheleute Johann Stinka und Frau Wilhelmine Stinka, geb. Rogovski, aus Lyck-Abbau, jetzt in Süderbrarup, Kreis Schleswig, Bahnhofstraße 3, feiern im Beisein ihrer Kinder und Enkel am 26. Dezember 1957, ihre Goldene Hochzeit. Der Jubilar war von 1908 bis 1948 bei der Eisenbahn beschäftigt.

 

Die Eheleute Wilhelm Plaga und Frau Henriette Plaga, geb. Schimba, aus Lötzen, jetzt in Winterhausen bei Würzburg, Maingasse 149, feiern am 26. Dezember 1957, ihre Goldene Hochzeit. Der Jubilar, der im Ersten Weltkrieg als Schiffsführer des als Kriegsschiff verwendeten Dampfers „Barbara" auf den Masurischen Seen das EK II erwarb, war zuletzt Schiffsführer beim Wasserbauamt Lötzen auf der „Kermusa" und „Ostland".

 

Am 26. Dezember 1957, feiern der Fleischermeister Albert Pracejus und seine Ehefrau Marie Pracejus, geb. Pracejus, aus Tannenberg, Kreis Osterode, jetzt in (22b) Manderscheid (Eifel), Kreis Wittlich, Hauptstraße 28, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Landsmann Gustav Babick und seine Ehefrau Auguste Babick, geb. Wieschnewski, aus Walden, Kreis Lyck, jetzt in Neu-Wulmstorf (geschrieben steht Neu-Wuhnstorf), Kreis Harburg, Königsberger Straße 35, feiern am 26. Dezember 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Justizsekretär i. R. Gustav Loerchner und seine Ehefrau Gertrud Loerchner, geb. Pohl, aus Bartenstein, Boyenstraße 5a, bis 1956 in der sowjetisch besetzten Zone, feiern am 27. Dezember 1957, ihre Goldene Hochzeit. Heutige Anschrift: Berlin-Wilmersdorf, Düsseldorfer Str. Nr. 70 a II.

 

Die Eheleute Otto Schiemann, Telegraphenassistent, und seine Ehefrau, Martha, ehemals Johannisburg, jetzt in Hagen (Westf.), Blücherstraße 6 III, bei ihrer Tochter, Frau Skottke, feiern am 27. Dezember 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Oberzollinspektor und Zollamts-Vorsteher i. R. Hermann Schoefinius und seine Ehefrau Olga Schoefinius, geb. Hammermeister, aus Skomatzko, Kreis Lyck, jetzt in Schorndorf, Schlachthausstraße 36, feierten das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Bestandene Prüfungen

Immo Hoppe, Sohn des verstorbenen Oberstabsarztes und Facharztes für Chirurgie, Hans Hoppe, aus Richtwalde, Kreis Johannisburg, promovierte an der Universität Marburg (Lahn) zum Dr. med. Anschrift: Itzehoe-Tegelhörn, Buschkamp 11.

 

Arwed Plicht, Sohn des Lehrers, Gerhard Plicht, zuletzt in Königsberg Pr., Kurfürstendamm 22, bestand an der Universität zu Köln das Examen als Diplom-Kaufmann mit „gut". Anschrift: Wuppertal-Elberfeld, Deweerthstraße 47.

 

Ernst Schepansky, Sohn des vermissten Kaufmanns Cornelius Schepansky, aus Kermen, Kreis Angerapp, hat an der Akademie für Gemeinwirtschaft in Hamburg das staatliche Abschlussexamen mit „gut" bestanden. Er wird an der Hamburger Universität studieren. Anschrift: Hamburg-Wandsbek, Auf dem Königslande 72.

 

Marianne Raeder, einzige Tochter des Steueramtmanns, Otto Raeder, aus Insterburg, Schlentherstraße 5, jetzt in Flensburg, Norderstraße 24, bestand an der Universität zu Erlangen das Staatsexamen als Diplom-Volkswirtin.

 

Karl-Heinz Morwinsky, ältester Sohn des Schulleiters, Morwinsky aus Perteltnicken, Samland. jetzt in (24b) Söby, Kreis Eckernförde, bestand das Abschlussexamen der Bergschule Bochum mit „gut". Auf Vorschlag der Schule wurde er außerdem von einer Kommission unter Vorsitz von Professor Fritzsche, Aachen, auf seine Hochschulreife geprüft und erhält nun ein Stipendium zum Studium an der Bergakademie.

 

Manfred Gewetzki, Sohn des Landwirts, Franz Gewetzki, aus Rautengrund, Kreis Tilsit-Ragnit, hat vor der Handwerkskammer Hannover seine Meisterprüfung im Tischlerhandwerk bestanden. Jetzige Anschrift: Neustadt a. Rbge., Heinenwinkel 8.

 

Arno Lascheit, Sohn des Kaufmanns, Franz Lascheit, aus Inse, Kreis Elchniederung, hat vor der Handwerkskammer zu Köln die Meisterprüfung im Feinmechanikerhandwerk bestanden. Anschrift: Köln-Ehrenfeld, Stammstraße 53.

 

Diplom-Forstwirt, Joachim Weber, Sohn des Landsmanns Max Weber, aus Bärenfang und seiner Ehefrau Frida Weber, geb. Maurischat, aus Rautenberg, Kreis Tilsit-Ragnit, bestand das Abschlussexamen für Forstwirtschaft (Forstreferendar an der Universität in Freiburg i. Br.) mit „gut“. Anschrift: Karlsruhe-West, Grillparzerstraße 13

 

Seite 15   Familienanzeigen

Am Donnerstag, dem 21. November 1957, nahm mir der unerbittliche Tod ganz plötzlich meinen geliebten Mann, Lehrer i. R., Richard Gruschkus, im 76. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Gertrud Gruschkus, geb. Büchler. Göttiingen, den 22. November 1957, Rastenburger Weg 7. Früher Königsberg Pr.

 

Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unseren lieben Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder und Onkel, August Scheiba, früher Pülz, Kreis Rastenburg, unerwartet im Alter von 62 Jahren, in einem Sanatorium zu sich zu nehmen. Er folgte unserer lieben Mutter sowie seinen beiden Söhnen, in die Ewigkeit. Edeltraut Scheiba. Paul Wittig. Irmgard Wittig, geb. Lagerpusch und Holger. Früher Cranz. Hamburg-Bramfeld, Gumbinner Kehre 6 c. Die Beerdigung fand am 7. November 1957 auf dem Friedhof Hamburg-Bramfeld statt.

 

Am 19. November 1957, sechs Tage vor seinem 65. Geburtstage, verstarb mein lieber Mann, Bruder, Schwager und Onkel, Emil Stach, Justizoberinspektor und bis September 1938 langjähriger Rechtspfleger im Grundbuchamt beim Amtsgericht Neidenburg. Er folgte unserem im Jahre 1944 gefallenen Sohn, Wolfgang, und unserer im Jahre 1945, verstorbenen Tochter, Ursula, in die Ewigkeit. In tiefer Trauer bleibe ich nun allein: Lilly Stach, geb. Haberland. Berlin-Steglitz, Adolfstraße 9 a. Früher Neidenburg, Ostpreußen, Bismarckstraße 48.

 

Nach einem Leben rastloser Arbeit verschied am 29. November 1957 plötzlich mein herzensguter Mann, Bruder, Vetter und Onkel, Baumeister, Arthur Milch, Major der Reserve a. D. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Margarete Milch, geb. Reskowski. Hertha Milch, als Schwester, Gelsenkirchen-Erle, Vhoedestraße 1. Burgdorf (Han.), Braunschweiger Straße 11. Früher Königsberg Pr., Hans-Sagan-Straße 70/72

 

Nach langem schwerem Leiden entschlief am 4. Dezember 1957, mein herzensguter Mann, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, Oberlokführer i. R., Arthur Walzer, im Alter von 76 Jahren. In stiller Trauer: Emma Walzer, geb. Lucht und alle Angehörigen. Eckernförde, Joh.-Hensen-Platz 3. Früher Königsberg Pr., Schillerstraße 15a

 

Plötzlich und ganz unerwartet und für uns alle viel zu früh, verschied am 24. November 1957, im Alter von 61 Jahren, meine liebe Frau, unsere herzensgute Mutti, geliebte Schwägerin und Kusine, Gertrude Kuberka, geb. Klein. In tiefem Schmerz: Otto Kuberka, sowj. bes. Zone. Lieselotte, Palermo. Christel, Bochum und alle Anverwandten. Bochum, Hunscheidtstraße 50. Früher Watzum, Samland. Die Trauerfeier zur Einäscherung fand am 28. November 1957 in der Friedhofskapelle in Suhl statt.

 

Nach längerer schwerer, geduldig ertragener Krankheit entschlief am 13. November 1957, mein lieber Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater, Groß- und Urgroßvater, der Eisenbahnbeamte, Gustav Bohn, im 74. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Frau Auguste Bohn. Tornesch (Holst.), den 5. Dezember 1957. Früher Arys, Bahnhofstraße 2.

 

Fern seiner gellebten Heimat entschlief am 10. November 1957 plötzlich und unerwartet, infolge Herzschlag, mein lieber Mann, Vater, Schwiegervater, Rüdigers lieber Opa, Schwiegersohn und Schwager, Stellmachermeister, Richard Jurkschat, früher Saalfeld, Ostpreußen, im 58. Lebensjahre. In stiller Trauer: Hedwig Jurkschat, geb. Janzen. Lothar Janzen und Frau. Rüdiger, als Enkel. Wilhelmshaven 9, Weichselstraße 16

 

Hebräer 13/14    Am 6. November 1957 verstarb plötzlich und unerwartet an Herzinfarkt, im Alter von 77 Jahren, mein lieber Mann, Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Tischlermeister, Louis Schlönhoff, früher Seckenburg, Elchniederung, Ostpreußen, jetzt Weitefeld üb. Betzdorf (Sieg). Er folgte seinem Schwager, Bauer, Moritz Doll, früher Wirballen, Elchniederung, Ostpreußen, sowj. bes. Zone, nach drei Wochen in die Ewigkeit. In stiller Trauer im Namen der Hinterbliebenen: Ida Schlönhoff

 

Wie war so reich Dein ganzes Leben, an Müh' und Arbeit, Sorg' und Last. Wer Dich gekannt, muss Zeugnis geben, wie treulich Du gewirket hast. Gott zahlt den Lohn für Deine Müh' in unserem Herzen stirbst Du nie! Gott der Herr rief plötzlich am 16. Oktober 1957 infolge einer Grippe-Pneumonie, meinen lieben Mann, unseren guten Papa, Stiefvater und Pflegevater, Bruder, Schwager und Onkel, Karl Schlingelhoff, aus Reikeninken, Kreis Labiau, Ostpreußen, im Alter von 51 Jahren, zu sich in die Ewigkeit. Er folgte seiner Schwester, Lisbet Ploch, geb. Schlingelhoff. Im Namen aller Angehörigen: Else Schlingelhoff, geb.Genutt. Anneliese und Gerda. Otto Schlingelhoff und Frau nebst Kindern, Hardingen Fritz Schlingelhoff und Frau nebst Kindern, Oldenburg, Holstein. Max Ploch, Schwager, Essen-Steele. Willi Genutt und Frau nebst Tochter, Memelland, Johann Genutt, noch in Gefangenschaft. Martha Genutt und Eva Genutt, Kiel-Pries. Familie Trumpa nebst Kindern, Giengen. Familir Winkelmann nebst Tochter, Recklinghausen. Rammingen, Kreis Ulm. 1957

 

Am 14. November 1957 rief Gott der Herr, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Katharina Ruttkonski, geb. Sombetzki, im 77. Lebensjahre, zu sich in Sein Reich. In stiller Trauer: Die Kinder. Göttingen, Gotmarstraße 6. Früher Allenstein, Ostpreußen.

 

Am 9. November 1957 entschlief ganz unerwartet mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Schwager und Großvater, Hermann Beutler, im Alter von 65 Jahren. In stiller Trauer: Maria Beutler, geb. Strehlau, zurzeit noch in Nikolaiken, Ostpreußen. Ing. Werner Lingk und Frau Ilse Lingk. geb. Beutler. Berthold Beutler. Grete Beutler. August Strehlau u. Frau Meta. Gisela und Wolfgang, als Enkelkinder. Stuttgart-Zuffenhausen, Zabergäustraße 54.

 

Müh und Arbeit war Dein Leben, Ruhe hat Dir Gott gegeben! Fern der Heimat verstarb plötzlich und unerwartet, am 25. November 1957, im Alter von 69 Jahren, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Opa und Bruder, der Landwirt, Richard Schönfeld. In tiefer Trauer, Berta Schönfeld und Kinder. Dorstadt über Börßum, Kreis Goslar. Früher Gutfließ, Kreis Labiau, Ostpreußen.

 

Zum zehnjährigen Gedenken. In Liebe und Wehmut gedenken wir meiner lieben Frau, unserer treusorgenden Muttel, Oma, Schwester, Schwägerin und Tante, Käthe Sudau, geb. Engelhardt, die im Alter von 73 Jahren, am 6. Dezember 1947, im Lager Rye, Dänemark, verstorben ist. Ferner gedenken wir meiner lieben Tochter, unserer Schwester, meiner treusorgenden Mutti, Schwägerin und Tante, Herta Knorr geb. Sudau, die im Alter von 42 Jahren, im Winter 1946, in Ostpreußen verstorben ist, und ihrem Sohn, Reinhard Knorr, der vor elf Jahren, im Winter 1947, in Ostpreußen verstorben ist, und ihrem Gatten, Adolf Knorr, vermisst 1945. Familie Gustav Sudau und Gerlinde Knorr. Früher Siebenkirchberg b. Schillen und Grenzberg, Kreis Elchniederung, jetzt Wehren Nr. 3, Post Bad Meinberg, Kreis Detmold.

 

Fern seiner lieben Heimat verstarb am 21. November 1957, mitten im Schaffen nach kurzer Krankheit, im 62. Lebensjahre, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, der ehemalige Bauer, Emil Katins, aus Kirschland, Kreis Insterburg, Ostpreußen. Er folgte seinem lieben Schwager, Bauer, Adolf Czernewski, aus Gr.-Poteuern, Ostpreußen, nach zwei Monaten, in die Ewigkeit. Es trauern um die lieben Entschlafenen: Richard Thierbach und Frau Gertrud Thierbach, geb. Katins, Hürup, Kreis Flensburg. Johanne Czernewski, geb. Katins, sowj. bes. Zone. Richard Katins u. Frau Anna Katins, geb. Fiddler, Emden-Uphusen. Ewald Katins und Frau Else Katins, geb. Beek, sowj. bes. Zone. Elfriede, Dora, Otto und alle Angehörigen. Die Beerdigung hat am 26. November 1957 in Hürup stattgefunden.

 

Meine liebe Mutter, Schwiegermutter und Oma, Johanna Rosenbaum, geb. Seemund, ist am 26. November 1957, im 71. Lebensjahre, nach längerem, mit Geduld ertragenem Leiden, von uns gegangen. In tiefer Trauer: Familie Bruno Rosenbaum. Altendorf üb. Hattingen (Ruhr), Im Haferfeld 2. Früher Königsberg Pr., Sackheimer Mittelstraße 52

 

Wer in so viel schweren Stunden, hat geduldig überwunden, der empfängt von Gott zum Lohne, die verheißene Ehrenkrone. Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief am 22. September 1957, unsere geliebte treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwägerin und Tante, Johanna Lettau, geb. Balschun, im Alter von 88 Jahren. Gleichzeitig gedenken wir unseres lieben treusorgenden Vaters, Hermann Lettau, der im 92. Lebensjahre, vor zwei Jahren, heimgegangen ist. In stiller Trauer: Ida Gutzat. geb. Lettau, Laufen (Obb.). Minna Woweries, geb. Lettau, Krailling bei München. Emma Bachler, geb. Lettau, sowj. bes. Zone. Willi Woweries, als Schwiegersohn, sechs Enkel und zwei Urenkel. Sowj. bes. Zone. Früher Hochfließ bei Gumbinnen.

 

Am 12. Dezember 1957, wiederholt sich zum zwölften Male der Todestag meiner lieben, treusorgenden Mutter, meiner herzensguten Omi, Helene Dagott, geb. Heister, geb. 02.02.1884. Sie starb in der Heimat einen qualvollen Hungertod, nachdem ihr der Krieg alle drei Söhne genommen hatte. Ihr folgte am 26. März 1946, unter dem gleichen harten Schicksal und um Hof und aller Habe beraubt, mein lieber Vater, Gutsbesitzer, Otto Dagott, geb. 16.10.1875, Tolklauken, Kreis Samland. In treuer Pflichterfüllung für das Vaterland gaben ihr Leben meine drei hoffnungsvollen Brüder, meine lieben Onkel, Landwirt, Herbert Dagott, geb. 25.01.1909, als Flugzeugführer gefallen 24.04.1941. Dr. rer. pol. Erich Dagott, geb. 20.11.1907, früher Königberg Pr., vermisst seit 24.06.1944 bei Witebsk, als Leutnant, 206. Inf.-Rgt. Welcher Kamerad kann mir etwas über sein Schicksal berichten? Seine Familie lebt in der sowj. bes. Zone. Heinz Dagott, geb. 15.05.1910, Tolklauken, von den Russen verschleppt August 1945. In stillem Gedenken: Elsa Schwarz, geb. Dagott, verw. Sadowski. Lore Sadowski. Essen, Goethestraße 82. Früher Königsberg Pr., Luisenallee 77.

 

Es ist so schwer, wenn sich zwei Mutteraugen schließen, zwei Hände ruh'n, die einst so treu geschafft, und still und heimlich unsere Tränen fließen, uns bleibt der Trost: „Gott hat es wohlgemacht!" Am 14. Dezember 1957, jährte sich zum ersten Male, der Tag, an dem ich von meiner lieben guten Mama, sowie Schwiegermama und Omchen, Bertha Kuhr, verw. Zöllner geb. Okrahs, für immer Abschied nehmen musste. In tiefem Schmerz: Friedchen Thorpe, geb. Kuhr. Albert, ihr gt. Schwiegersohn. Margarete Grohnert, geb. Zöllner. Günther Grohnert und Frau. Erwin, Erhard und Willi Grohnert, als Enkelkinder, sowj. bes. Zone. Maria Hoogestraat, geb. Zöllner. Georg u. Christel, noch vermisst, sowie alle Freunde und Verwandte in England und in Deutschland. Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, was man hat, muss scheiden. Selston, den 14. Dezember 1957, 274 Nottingham Rd. Selston — Notts, England. Früher Königsberg Pr., Hiwlaistraße 37.

 

Am 21. November 1957 verstarb nach schwerer Krankheit, meine liebe Schwester, Schwiegermutter, Tante und Großtante, Wilhelmine Schiedler, im 90. Lebensjahre. Im Namen der Angehörigen: Auguste Werner. Krausdorf, den 2. Dezember 1957. Früher Königsberg-Quednau, Hauptstraße 5.

 

Am 16. November 1957 entschlief nach längerem Krankenlager in Daun (Eifel), unsere geliebte jüngste Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Fräulein Lena Minuth, Postbetriebsassistentin i. R., im 60. Lebensjahre. In stiller Trauer: Frau Lisa Heerhorst, geb. Minuth. Verw. Frau Annie Graefer, geb. Minuth. August Heerhorst, Baumeister und Bauamtmann i. R.. Frau Ilse Karasek mit Hannelore, Michael und Claudia. Berlin-Friedenau, Fehlerstr. 11. Augsburg, Theodor-Wiedemann-Straße 28. Gleichzeitig danken wir für die Kranzspenden, sowie allen, die sie zur letzten Ruhestätte geleiteten.

 

Wie war so reich Dein Leben, an Arbeit, Müh und Last. Wer Dich gekannt, kann Zeugnis geben, wie treulich Du gewirket hast. Am 4. Dezember 1957 fand unsere liebe Mutter, Groß- und Urgroßmutter, Frau Wilhelmine Ruchay, geb. Podchul, aus Dorren, Kreis Johannisburg, im fast vollendeten 85. Lebensjahre, Erlösung von ihrem langen und schweren Leiden durch den Tod. Ihr einziger Wunsch auf ihrem Erbhof wieder zu wirken, ging nicht in Erfüllung. Sie hat Ruhe gefunden nach einem arbeitsreichen und unermüdlichen Schaffen für ihre Lieben. Dafür danken ihr, in stiller Trauer, die Kinder, Marie Nowitzki, geb. Ruchay. Heinrich Rubach und Hedwig Rubach, geb. Nippa. Max Scharlibbe und Martha Scharlibbe, geb. Ruchay. Walter Ruchay und Klara Ruchay, geb. Günter. Margarete Schäfer, geb. Ruchay nebst vierzehn Enkeln und fünf Urenkeln. Hohenlimburg, Im Spiek 27. Die Beerdigung fand am 7. Dezember 1957 in Hohenlimburg statt. Gleichzeitig gedenken wir unseres lieben Bruders, Bruno Ruchay, der am 17. Februar 1945 auf der Flucht von russischen Truppen erschossen wurde, und unserer lieben Schwester, Helene Ruchay, die am 16. Juni 1945 in russischer Gefangenschaft an Typhus verstorben ist.

 

Seite 16   Familienanzeigen

An seinem 67. Geburtstage, am 22. November 1957, entschlief unerwartet, mein geliebter Mann, unser Vater, Bruder und Großvater, Oberstleutnant a. D. und Rittergutsbesitzer, Bernhard von Pressentin gen. von Rautter-Kanoten. Marietta von Pressentin gen. von Rautter, geb. von Eicke und Polwitz. Die Kinder: Brigitte Riehm, Yvonne, Hans-Eberhard. Als Schwester: Margarete von Pressentin gen. von Rautter. Als Schwiegersohn: Dr. Gerbert-Wolfgang Riehm. Als Enkel: Wolfgang-Gerbert, Bernhard-Christoph. Hamburg 13, Johnsallee 69. Die Einäscherung fand am 29. November 1957, im Ohlsdorfer Krematorium statt.

 

Fern seiner geliebten Heimat ist am 1. Dezember 1957 nach langem schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten, unser lieber Bruder, Schwager, Onkel und Großonkel, Kaufmann, Erich Hebron, aus Allenstein, Ostpreußen, im Alter von 57 Jahren, von Gott, in die Ewigkeit abberufen worden. In tiefer Trauer: Arthur Hebron, Münster, Westfalen. Hedwig Hellwich, geb. Hebron. Bruno Hellwich. Ilse Warblow, geb. Sanio. Bruno Hebron und Frau nebst Kindern, Hamburg. Familie Beverley, Dundee, Schottland. Salzgitter-Bad. 2. Dezember 1957, Breite Straße 67. Requiem in der Christkönigskirche am 5. Dezember 1957, 7 Uhr. Trauerfeier am Donnerstag, 5. Dezember 1957, 14 Uhr, in der Kapelle des Waldfriedhofes.

 

Die Trennungsstunde schlug zu früh, doch Gott der Herr bestimmte sie. Nach, Gottes unerforschlichem Ratschluss entschlief, am 6. November 1957, nach kurzer Krankheit, jedoch plötzlich und unerwartet mein innigst geliebter treusorgender Mann, mein lieber Schwiegersohn, guter Bruder, Schwager und Onkel, Schneidermeister, Albert Kopowski, früher Buchwalde bei Osterode, im 67. Lebensjahre. Nach 13-jähriger Trennung war uns nur ein kurzes Wiedersehen vergönnt. In tiefer Trauer: Auguste Kopowski, geb. Choinowski. Lippstadt, im November 1957, Beckumer Straße 87, Haus 47. Die Beerdigung hat am Montag, dem 11. November 1957, in Lippstadt stattgefunden.

 

Ihr seid geschieden aus unserer Mitte, aber nicht aus unseren Herzen, denn stärker als der Tod ist die Treue. Wir gedenken zum zehnten Todestage meines lieben Mannes, unseres lieben treusorgenden Vaters, Schwieger- und Großvaters, Albert Schmidtke, geb. 06.02.1900, gest. 15.12.1947, Ang. d. K.W.S. Kbg., Netz-Abt. Ferner gedenken wir unseres lieben Sohnes, Bruders, Harry Schmidtke, geb. 22.11.1924, gefallen 05.07.1944 in Russland. In stillem Gedenken: Witwe Charlotte Schmidtke, geb. Grigo, seine dankbaren Söhne sowie Brüder. Hans Schmidtke, Baumeister, nebst Frau u. Enkelkind. Harald Schmidtke, Elektro-Ing., nebst Frau. Laggenbeek, Westfalen, Wieker Berg 8. Früher Königsberg Pr.-Charlottenburg, Schulstraße 18.

 

Gott der Herr nahm am 21. November 1957, fern seiner Heimat, unseren lieben guten Bruder, Schwager, Onkel und Heimatkamerad, den Landwirt und Amtsvorsteher, August Zurawski, früher Neu-Kockendorf, Kreis Allenstein, im 67. Lebensjahre, nach langer Krankheit, wohlvorbereitet durch den Empfang der heiligen Sterbesakramente, zu sich in die Ewigkeit. Sein Leben war Liebe und Besorgtheit für alle. In stiller Trauer, die Geschwister und Heimatkameraden. Langenberg (Rhld.), Eichendorffstraße 10.

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief nach langem Leiden sanft, unser guter Vater, im Alter von 68 Jahren, Karl Emil Strauß, früher Gut Paugen, Kreis Memel. Er folgte unserer lieben Mutter nach 15 Monaten. Im Namen der Hinterbliebenen: Die Kinder. Duisburg-Hochfeld, Hochfeldstraße 88. Die Beerdigung fand am 5. Dezember 1957 in Eckernförde statt.

 

Die Landsmannschaft Ostpreußen betrauert tief das Ableben ihres langjährigen Mitkämpfers um die Heimat, Karl Emil Strauß, Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft Memel-Land. Früher Gut Paugen, Kreis Memel. Wieder ist ein Landsmann von uns gegangen, der nach dem Zusammenbruch 1945 und trotz der völligen Vernichtung seiner Existenz, seiner Heimat die Treue hielt und sich mit ostpreußischer Zähigkeit auch nach der Vertreibung in den Dienst seiner Heimat stellte. Wir werden diesen aufrechten und graden ostpreußischen Landsmann nicht vergessen. Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Gille, Sprecher

 

Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Nachruf. Nach langer Krankheit starb in Eckernförde, am 1. Dezember 1957, unser Landsmann, Karl Strauß-Paugen, Kreisvertreter des Kreises Memel-Land. Der Verstorbene gehörte zu den führenden Landwirten im ehemaligen Memelgebiet. Über den Beruf hinaus hat er sich bereits während der Abtrennungszeit in den Dienst der Heimat gestellt. Als er infolge der Kriegseinwirkungen seine Scholle verlassen musste, war sein Herz noch dort geblieben. Durch das Vertrauen seiner Kreiseingesessenen wurde ihm das Amt des Heimatkreisvertreters übertragen. In dieser Eigenschaft gehörte er dem Vorstande unserer Heimatorganisation seit ihrer Gründung und auch der Landesvertretung der Landsmannschaft Ostpreußen an. In seiner ruhigen, sachlichen wie zurückhaltenden Art und mit seinem guten Rat ist er uns ein wertvoller und angenehmer Mitarbeiter gewesen. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Der Vorstand, i. A. Richard Meyer

 

Gott der Herr erlöste am Bußtag von langem Leiden, im 70. Lebensjahre, unsere liebe Pflegemutter und Oma, unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Auguste Piezarka, geb. Marchlowitz. Sie folgte ihrem Mann, Johann Piezarka, Johannisburg, der auf der Flucht verstorben ist. Ihrer Schwester, Elise Marchlowitz, Malschöwen, gest. 17.12.1952, ihrem Schwager, meinem lieben Mann, Zollinspektor, August Koppel, Neiße, verstorben 27.11.1951, im St.-Johannes-Stift in Varel. Ida Koppel, geb. Marchlowitz, zurzeit Herford. Ida Pokropp, Gustav Pokropp und Hannchen Pokropp, Herford. Olga Romotzki, Gustav Romotzki und Kinder, Altenhagen bei Celle. Erna Pichottka, Gottlieb Pichottka und Kinder, sowj. bes. Zone.

 

Der allmächtige Gott rief meine liebe Frau, meine herzensgute Mutter, meine treusorgende Großmutter, liebe Schwester und Schwägerin, Anna Mikelat, geb. Funk, im Alter von 65 Jahren, nach schwerem, mit großer Geduld getragenem Leiden, in Sein ewiges Reich. In tiefer Trauer: Fritz Mikelat. Brunhilde Bartschat, geb. Mikelat. Enkel Dietmar und Angehörige. Bremen, den 30. November 1957, Regensburger Straße 40. Früher Labiau, Ostpreußen.

 

Am 30. November 1957 verstarb nach langem Leiden, im vollendeten 70. Lebensjahre, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder und Schwager, der Bauer, Otto Kuhn, früher Reichenbach, Ostpreußen, Kreis Pr.-Holland. In stiller Trauer: Martha Kuhn, geb. Donner. Hildegard Frankowski, geb. Kuhn. Hans Kuhn. Editha Kuhn, geb. Thiedmann. Hedwig Kuhn, geb. Bohl und Enkelkinder. Gaggenau, Baden, Eckenerstraße 43.

 

Mein lieber guter Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater und Großvater, Reichsangestellter i. R., Paul Schneider, aus Königsberg Pr., ist heute früh, nach kurzer schwerer Krankheit, plötzlich und unerwartet, im Alter von 71 Jahren, sanft entschlafen. In stiller Trauer im Namen der Angehörigen: Maria Schneider, geb. Hopp und Kinder. Varel (Oldb), den 17. November 1957, Koppenstraße 80.

 

Nach einem arbeitsreichen Leben, fern seiner geliebten Heimat, entschlief plötzlich und unerwartet, am 15. Oktober 1957, mein lieber Mann, Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager, Onkel und Opa, Bauer, Georg Bendig, früher Winkenhagen, Kreis Mohrungen, Ostpreußen, im 65. Lebensjahre. In stiller Trauer: Ottilie Bendig, geb. Boll. Elfriede Matthäus, geb. Bendig. Erwin Matthäus. Horst Bendig. Enkelkind, Doris. Hermann Bendig, im Osten vermisst. Martha Bendig, geb. Erdmann. Werner Bendig. Irma Bendig. Wally Faust, geb. Bendig. Gustav Faust und Kinder. Jetzt Ohr bei Hameln, Wetter (Ruhr), sowj. bes. Zone.

 

Gott der Herr nahm heute Nacht unsere liebe und treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Marie Folger, geb. Poerschke, aus Praegsden, Kreis Mohrungen, im Alter von 90 Jahren, zu sich in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Familie Dr. Fritz Folger, Stemmen über Hannover. Familie Rudolf Folger, Nierswalde, Kreis Kleve. Elisabeth Folger, Marne, Holstein. Enkel, Urenkel und Anverwandte. Moers, den 28. November 1957. Die Beerdigung fand am Montag, dem 2. Dezember 1957, auf dem Friedhof Moers-Vinn statt.

 

Danksagung. Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme und die vielen Kranzspenden beim Heimgange meines geliebten Mannes, unseres guten Vaters, Herrn Hans Kleist, Hauptlehrer i. R., sagen wir allen lieben Verwandten, Freunden, Kollegen und Bekannten, besonders auch Herrn Pfarrer Meyer, Moosach, für die tröstenden Jesuworte, unseren herzlichsten Dank. Hedwig Kleist. Hans-Oskar Kleist mit Familie. München, den 4. Dezember 1957, Westermühlenstraße 6 I

Inhaltspezifische Aktionen