Ostpreußenblatt, Folge 41 vom 13.10.1956

Ostpreußenblatt

Folge 41 vom 13.10.1956

 

Seite 1   Foto: Die „Bartenstein“

Ein neues deutsches Motorschiff wird den Namen einer ostpreußischen Stadt über die Meere und in die Häfen tragen, die „Bartenstein“ des Norddeutschen Lloyd. Gerade in diesen Tagen, wo ein an hervorragender Stelle stehender deutscher Politiker davon sprach, dass die Steine in den deutschen Ostgebieten keine Deutschen mehr mögen, wissen wir es zu würdigen, dass es im westlichen Deutschland Stellen und Einrichtungen gibt, die nicht dieser Ansicht sind und die dies auch durch die Tat bezeugen. An dem Tag, an dem dieses Blatt gedruckt wurde, befand sich die „Bartenstein“ bereits in Casablanca in Marokko, wohin sie am Freitag der vergangenen Woche abends ausgelaufen war; am Tag vorher, am Donnerstag, hatte sie ihre Probeabnahmefahrt gemacht. Von diesem schönen Schiff und der Abnahmefahrt berichten wir in Bild und Wort auf den Seiten 9 und 10 dieser Folge.

 

Seite 1   Die Steine rufen nach uns! Worauf will Carlo Schmid verzichten? — Antwort auf eine höchst bedauerliche Erklärung.

Mit unbedachten und improvisierten Erklärungen verantwortlicher deutscher Politiker zur Schicksalsfrage der Rückgewinnung der deutschen Ostgebiete haben wir schon in den vergangenen Monaten manche sehr bittere Erfahrung machen müssen. Die bedenklichen Erklärungen etwa des deutschen Bundesaußenministers in London und des SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Greve am Rundfunk sind allen von uns noch in Erinnerung. Die Heimatvertriebenen haben immer wieder daran erinnert, dass gerade gegenwärtig nicht die geringste Veranlassung besteht, zu einem so wichtigen Problem Erklärungen abzugeben, die geeignet sein können, den an sich ja völlig klaren deutschen Standpunkt zur Frage der Wiedervereinigung und zur Heimkehr der ostdeutschen Provinzen zu verwässern oder gar zu erschüttern. Es muss darum seltsam berühren, dass es der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Professor Carlo Schmid (SPD), auf einer in Gegenwart des Bundespräsidenten durchgeführten deutsch-französischen Konferenz in Bad Neuenahr für erforderlich hielt, von sich aus zu dieser Frage gleich zweimal Erklärungen abzugeben, die von der Gesamtheit der Ostdeutschen sofort scharf zurückgewiesen werden mussten.

 

Sehen wir uns die Äußerungen einmal genauer an. Carlo Schmid begründete seine Stellungnahme damit, er wolle das heiße Eisen der ostdeutschen Grenzfrage anpacken, um angebliche französische Besorgnisse zu zerstreuen, ein wiedervereinigtes Deutschland könne auch Frankreich in einen Krieg mit Polen verwickeln. Er sagte, er trage hier seinen persönlichen Standpunkt und nicht den der Sozialdemokratischen Partei vor. Wörtlich meinte er: „Man soll den Mut haben, Dinge zu sagen, auch wenn vielleicht später der Gegner sie gegen einen im Wahlkampf benutzen kann. Niemand kann als Recht anerkennen, was 1945 im Osten geschehen ist. Auf der anderen Seite ist nicht zu bestreiten, dass hier Fakten vorhanden sind, mit denen man fertigwerden muss. Es ist nicht gut, so zu tun, als ob man sie durch einen Zauber verändern kann“.

 

Schmid meinte weiter, es bestehe die Notwendigkeit von Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik und der heutigen polnischen Regierung. Man müsse in der Frage des deutschen Ostens dann auch auf beiden Seiten Entgegenkommen zeigen und — Verzichte bringen. Von den Gebieten jenseits der Oder und Neiße, also von unserer ostdeutschen Heimat; meinte Schmid: „Das ist ein Land, in dem die Steine deutsch sprachen. Aber sie mögen keine Deutschen mehr“. Er fügte hinzu, er könne sich aus moralischen Gründen nicht daran beteiligen, die Polen, die auch Menschen seien, dort fortzujagen, wie sie einst die Deutschen verjagt hätten.

 

Unglaubliche Worte

Nachdem diese Erklärung Schmids bereits am Sonnabend scharfe Ablehnung und Zurückweisung seitens der Verbände der Heimatvertriebenen und auch seitens einiger Bonner politischer Kreise gefunden hatte, hielt es Carlo Schmid für angebracht, die Frage auf der Schlusssitzung der deutsch-französischen Konferenz am Sonntag noch einmal aufzugreifen. Hier sagte er u. a.: „Es ist ein Irrtum, wenn man annimmt, das Problem der Wiedervereinigung könne gelöst werden, ohne dass vorher ein Einverständnis über die Gebiete jenseits der Oder und Neiße erzielt wird. Wenn das nicht geschieht, wird es nie zu Verhandlungen über die Wiedervereinigung im präzisen Sinn kommen“.

 

Schmid äußerte weiter: „Was 1945 in Ostdeutschland geschah, war Unrecht. Kein Deutscher wird es als Recht anerkennen. Kant ist nicht in „Kaliningrad", sondern in Königsberg geboren. Eichendorff hat nicht in „Wroclav", sondern in Breslau gelebt. Wir werden es nicht vergessen, aber es gibt Tatsachen, mit denen muss man fertigwerden. Acht Millionen Deutsche wurden vertrieben, vielleicht eine Million ist in den Gebieten zurückgeblieben, denen man es unmöglich macht, politisch bestimmend zu sein. Diese Lage ist weitgehend durch eine Macht geschaffen worden, die wir für die Wiedervereinigung brauchen“.

 

Carlo Schmid meinte schließlich, nach seiner Ansicht gäbe es nur drei Möglichkeiten:

 

„1. Man kann warten, bis wir stark genug sind, um die Gebiete mit bewaffneter Hand zurückzuholen. Wer so denkt, den sollte man heute schon einsperren. Denn daraus entstünde der dritte, noch schrecklichere Weltkrieg.

 

2. Man kann schimpfen und schelten und im Übrigen abwarten. Das ist schlimm, weil es zur Versteinerung der heutigen Lage führt.

 

3. Man kann verhandeln. Das hat nur Sinn, wenn man bereit ist, beiderseits Verzichte auszusprechen, sonst bestehen keine Chancen für die Verhandlungen.

 

Ich bin der Meinung, dass ich diese Dinge öffentlich sagen muss. Die vornehmste Pflicht des Politikers ist, Tabus zu durchbrechen. Das Tabu muss durchbrochen werden, sonst wird es eines Tages Herr über uns. Es wird uns verhexen“.

 

Carlo Schmid sagte abschließend, seiner Ansicht nach bestünden echte Chancen bei Verhandlungen mit dem heutigen polnischen, Regime, eine bessere Grenze als die heutige zu erreichen. Die Polen erhielten dabei das Gefühl, nicht nur auf die Sowjetunion angewiesen zu sein. Die Folgen für Europa könnten sehr groß sein. Er, Schmid, könne nicht vergessen, dass Warschau und Krakau europäische Städte seien; so lange sie nicht zu Europa gehörten, könne man nur von einem Rumpfeuropa sprechen.

 

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Furler bestritt auf der gleichen Konferenz sehr energisch, dass jetzt und auf absehbare Zeit Aussicht auf Erfolg solcher Verhandlungen mit dem polnischen Satellitenregime besteht. Er fragte: „Ist die von Carlo Schmid angesprochene Möglichkeit zu verwirklichen? Ist die Zeit schon reif? Wir alle wissen noch nicht, wie der Wandel in der Sowjetunion sich realpolitisch auf die Europapolitik auswirkt. Ich bezweifle, dass die gegenwärtige polnische Regierung etwas tun kann, ohne dass Moskau die letzte Entscheidung trifft. Durch verfrühte Verhandlungen erwächst außerdem die Gefahr, dass dritte Staaten Pankow anerkennen werden“. Gegen einen Versuch, zu geeigneter Zeit durch einen Kompromiss zu einer Regelung der Grenzfrage im Osten zu kommen, wolle er sich nicht grundsätzlich wenden.

 

Einiges Aufsehen erregte es, dass sich nach Furlers Rede ein Mitglied des Kabinetts Adenauer, der Bundesminister von Merkatz, veranlasst fühlte, Carlo Schmid gegen die Zurechtweisungen durch die Vertriebenenberbände in Schutz zu nehmen und zu erklären, es gäbe nichts Schlimmeres, als die Diffamierung eines Politikers, der „eine kritische Frage mit Mut anfasse“.

 

Höchst gefährliche Formulierungen

Soweit die uns vorliegenden Auszüge der Ausführungen, die Schmid und die anderen hier genannten Politiker in Neuenahr gemacht haben. Sie lassen überdeutlich werden, dass hier zweifellos wieder höchst gefährliche und bedenkliche Formulierungen gebraucht wurden. Man muss annehmen, dass die Äußerungen Carlo Schmids auch in den Kreisen seiner eigenen politischen Freunde als höchst peinlich empfunden werden, denn die SPD hat mehrfach betont, dass sie — wie alle Heimatvertriebenen auch — davon überzeugt ist, dass die Frage der deutschen Grenzen im Osten erst bei Abschluss eines Friedensvertrages endgültig gelöst werden kann. Carlo Schmid jedoch spricht immer wieder im Zusammenhang mit der sogenannten Oder-Neiße-Linie und der ostdeutschen Gebiete von „Fakten" und „Tatsachen", denen man Rechnung tragen müsse. Der erste Vizepräsident der deutschen Volksvertretung gilt nun aber seit langem als ein Mann, der als Wissenschaftler wie auch als Politiker mit staats- und völkerrechtlichen Problemen besonders gut vertraut sein müsste. Er kann und darf es einfach nicht übersehen, dass sogar in den Potsdamer Abmachungen eindeutig klargestellt wurde, dass die ostdeutschen Heimatprovinzen sich lediglich einstweilen in sowjetischer bzw. polnischer Besetzung befinden. Kann man sich ernsthaft vorstellen, dass etwa ein französischer oder britischer Politiker in einer Rede, lange bevor man sich an den Konferenztisch für einen Friedensvertrag setzt, Verzichte anbietet? Nein, man kann es nicht. Die Heimatvertriebenen haben ein volles Recht, Professor Carlo Schmid zu fragen, auf welche urdeutschen Gebiete im Osten er als verantwortungsbewusster deutscher Politiker zu verzichten bereit ist. Hier muss klar Farbe bekannt werden. Die Ostdeutschen haben immer wieder betont, dass niemand bei uns befugt ist, auf jene Gebiete auch nur teilweise zu verzichten, die ihre angestammte Heimat, ihr unveräußerliches und zur höchsten Blüte entwickeltes Eigentum sind.

 

Beredte Zeugen des Deutschtums

Herr Schmid hat es für angezeigt gehalten, die geradezu ungeheuerliche Äußerung zu tun, in unserer Heimat hätten zwar die Steine deutsch gesprochen, aber sie möchten jetzt keine Deutschen mehr. Nun, wir wissen, dass die Dinge ganz anders liegen. Zu einer Zeit, wo Menschen so gern den wahren Tatbestand verleugnen, wo sie die Geschichte verfälschen und das Recht auf den Kopf stellen wollen, führen die Steine unserer Heimat heute und morgen die gleiche Sprache wie einst. Sie künden von der gewaltigen kulturellen Leistung des Deutschtums in jedem Ort jenseits von Oder und Neiße. Sie mahnen in der Marienburg an das Schaffen des Deutschen Ordens. Sie mahnen am Dom in Königsberg an Kant. Sie sind für den, der hören will, nicht stumm. Weiß Herr Carlo Schmid, dass auf den Abstimmungsdenkmälern Ostpreußens die Wahrheit verkündet wurde, dass — wohlgemerkt unter alliierter Kontrolle und bei schärfster polnischer Propaganda! — 97,5 Prozent der Bewohner unseres Abstimmungsgebietes sich eindeutig für das Verbleiben bei Deutschland entschieden? Kennt er die Größe und Majestät ostdeutscher Dome und Burgen, kennt er die deutschen Bürgerhäuser und deutschen Bauernhöfe in unserem Osten?

 

Warum hat Professor Carlo Schmid in seiner Rede nicht darauf hingewiesen, dass viele der zwangsweise nach den deutschen Ostgebieten verfrachteten Polen keine größere Sehnsucht kennen als die der Heimkehr in ihre ureigenste und heute von den Russen annektierte Heimat?

 

Die Redaktion des Ostpreußenblattes hat heute an den Bundestags-Vizepräsidenten Professor Carlo Schmid ein Exemplar des Werkes „Erbe und Aufgabe des deutschen Ostens" gesandt, das einen Teil der Reden enthält, die unser unvergesslicher Dr. Ottomar Schreiber über die Bedeutung des deutschen Ostens gehalten hat. Wir halten es für sehr notwendig, dass er sich an Hand dieser Darstellungen einmal ein richtiges Bild von der wahren Situation macht. Wir möchten Herrn Professor Schmid auch darauf hinweisen, dass ein amerikanischer Politiker, der Kongressabgeordnete Carroll Reece, im Mai 1956 beim Empfang deutscher Bundestagsabgeordneter wörtlich erklärte: „Dass Königsberg, die Stadt, in der Kant lebte und lehrte, von den sowjetischen Kommunisten heute Kaliningrad genannt wird, stellt eine Blasphemie an der Kulturwelt dar“. Der gleiche amerikanische Politiker hat in seinem Brief an den früheren amerikanischen Hochkommissar McCloy wörtlich betont! „Ein echter Friede kann niemals auf dem Triebsand momentaner Zweckdienlichkeit aufgebaut werden; er muss auf dem harten Fels internationaler Gerechtigkeit fundiert sein, sonst hat er keine Grundlage“. Es wäre gut, wenn Professor Carlo Schmid sich diesen Satz besonders gründlich einprägen würde. Er müsste ihm klarmachen, wie fragwürdig die Empfehlungen sind, die er mit seinem Vorschlag von Verhandlungen auf der Basis vorzeitiger Verzichte macht.

 

Warum wurde das verschwiegen?

Herr Carlo Schmid hat davon gesprochen, dass ein Zurückholen der ostdeutschen Gebiete mit bewaffneter Hand einen dritten Weltkrieg heraufbeschwören müsse. Er braucht nur ein ihm sicher verfügbares Exemplar der schon vor sechs Jahren herausgegebenen „Charta der Heimatvertriebenen" zur Hand zu nehmen, um zu erfahren, dass die Ostdeutschen eine kriegerische Lösung stets abgelehnt haben und dass sie den Weg von Verhandlungen zur richtigen Zeit immer befürworteten. Warum hat er in Neuenahr nicht gesagt, dass es in Deutschland niemanden gibt, der einen kriegerischen Weg wünscht? Gerade vor einem deutsch-französischen Gremium wäre eine solche Äußerung besonders wichtig gewesen. Frieden und Ausgleich in der Welt können nur auf der Basis des klaren Rechtszustandes geschaffen werden. Die Hoffnung Schmids, dass man durch Verhandlungen und Verzicht-Angebote gegenüber einem heute wie einst von den Moskauer Herren so abhängigen kommunistischen Regime in Warschau zum Ziele kommt, ist mindestens gegenwärtig reine Illusion. Wer glaubt denn im Ernst, dass die Sowjets mit verschränkten Armen zusehen, wie man ihnen einen Satelliten abspenstig macht?

 

Wir Heimatvertriebenen haben gewiss den heißen Wunsch, dass jede echte Möglichkeit, die Lösung unserer wichtigsten Fragen voranzutreiben, ergriffen und genützt wird. Die „Lösung" aber, die Professor Carlo Schmid hier vorschlägt, wird für uns immer untragbar sein. Die Heimat, die uns Gott geschenkt hat, ist keine Ware, die man ungestraft verschenken kann. Ein Volk, das in solche Bedingungen willigt, hat sein Schicksal verspielt.

 

Seite 1   Verdüsterter Sowjethimmel. Von unserem Berliner M. Pf. – Korrespondenten.

Wenn wir die Namen Posen, Budapest und Jalta nennen, so meinen wir damit jene drei östlichen Ereignisse, die den vergangenen Tagen ihr besonderes Gesicht gaben. Posen: ein System auf der Anklagebank. Budapest: Selbstportrait eines Systems in Form eines grotesken Schauspiels. Jalta: Ringkampf zweier Diktatoren, doch nicht um das Wohlergehen ihrer Völker, sondern um Macht, um nichts als Macht.

 

Die Posener Prozesse

58 Anklagen sind es zunächst, welche die Posener Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Arbeiteraufstand vom 28. Juni erhoben hat. Da die Anklagen verschieden lauten, wird in voneinander getrennten Einzelprozessen verhandelt. So sind sechzehn Männer angeklagt, Waffen aus Militärdepots gestohlen zu haben; zehn Jugendliche werden beschuldigt, Polizeidienststellen überfallen, bei der Befreiung von 267 Gefangenen mitgewirkt zu haben, in Privatwohnungen geplündert und Einrichtungen der Eisenbahn demoliert zu haben sowie an der Zerstörung von Sendeeinrichtungen des Rundfunks beteiligt gewesen zu sein. Drei Jugendliche sind angeklagt, einen Korporal des Sicherheitsdienstes getötet zu haben.

 

Die Verhandlungen sind öffentlich, juristische Beobachter aus England, Belgien und Frankreich wurden zugelassen.

 

Die Staatsanwälte haben bisher in ihren Plädoyers die altbekannten Töne angeschlagen. „Gerechte Strafen" haben sie gefordert und den Versuch unternommen, zwischen „Verbrechern, kriminellen Elementen" und „ehrlichen (aber irregeleiteten) Mitgliedern der Arbeiterklasse" zu unterscheiden, eine Methode, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von den wahren Ursachen des Aufstandes ablenken soll. Das ist das alte Manöver, wie wir es von den Prozessen nach dem 17. Juni 1953 in der Sowjetzone kennen.

 

Und dennoch sind die Posener Prozesse nicht mit jenen zu vergleichen, wie sie damals unter der Regie der „roten Guillotine" Hilde Benjamin geführt wurden und wie sie noch heute in der Sowjetzone geführt werden.

 

In Posen treten objektiv aussagende Zeugen auf, die die Aussagen der von der Staatsanwaltschaft bestellten Belastungszeugen widerlegen. Die Angeklagten erhalten das Wort zu ausführlichen Erklärungen und Darlegungen. Die Verteidiger sind wirkliche Verteidiger und nicht nur, wie bisher, bestellte Marionetten, die allenfalls am Schluss der Verhandlung um ein mildes Urteil bitten.

 

Sachverständige wurden herangezogen. So gab der Psychologieprofessor der Lodzer Universität das Gutachten ab, die Angeklagten seien am Tag des Aufstandes durch die Reden, die Lieder, den Anblick der Verwundeten und der blutbefleckten Fahne in einen Erregungszustand versetzt worden, der die Verantwortlichkeit für begangene Handlungen ausschließe.

 

Es sei falsch, warf einer der Verteidiger dem Staatsanwalt vor, die Posener „Zwischenfälle" künstlich in zwei Kategorien zu teilen, eine der Demonstration und eine des Verbrechens. Die gesamte Volksmenge, die am 28. Juni auf die Straße gegangen sei, sei „hochexplosiv" gewesen. Und einer der Verteidiger der drei wegen Tötung des Sicherheitspolizisten Angeklagten rief, man möge sich erinnern, dass die Geheimpolizei sich in der Vergangenheit häufig genug gegen das Gesetz vergangen habe. Das habe den Zündstoff geschaffen. Auch ein Warschauer Psychologieprofessor bezeichnete die Gewalttaten der aufständischen Arbeiter als „Explosion des angesammelten Hasses der Bevölkerung gegen die Sicherheitspolizei".

 

Und nun zu den Angeklagten. Gefragt, warum er an dem Sturm auf die Zentrale der Sicherheitspolizei teilgenommen habe, antwortete einer: „In der Schule hat man mich gelehrt, dass ich für das Recht und die Interessen der Arbeiterklasse kämpfen muss. Also bin ich hingegangen, um zu kämpfen“. Andere bekannten sich vor dem Gericht offen zu der Parole des Aufstandes: „Wir wollen Brot! Wir wollen Freiheit! Raus mit den Russen!"

 

Viele Angeklagte nahmen ihre bei der Voruntersuchung gemachten Geständnisse zurück. Sie seien erpresst worden. Die Miliz, erklärte der zwanzigjährige Chauffeur Janusz Kulas, habe die gleichen Methoden wie die Hitler-SS. „Gleich bei meiner Verhaftung zu Hause haben sie angefangen, mich mit Schlägen zu traktieren. Auf dem Revier fielen sie mit Faustschlägen und Gummiknüppeln über mich her. Nachts verhörten sie mich, ich fiel vor Schlaf fast um . . ."

 

Diese und ähnliche Beschuldigungen haben die Staatsanwaltschaft zur Einleitung von Untersuchungen gezwungen. Ja, der Präsident des Rechtsausschusses des polnischen Parlaments hat sogar verlangt, dass die Prozesse unterbrochen werden, bis diejenigen Miliz- und Sicherheitsbeamten abgeurteilt sind, die Geständnisse erpresst, die gefoltert haben.

 

Die ersten Urteile sind nun auch erwartungsgemäß milde ausgefallen. Das ist alles neu und interessant, und fast möchte man an eine Morgenröte glauben. Denn wie leicht und einfach wäre es für die polnischen Machthaber gewesen, einen Schauprozess im alten Stil zu inszenieren, mit gedungenen Zeugen, linientreu plappernden Verteidigern und physisch und psychisch bereits ruinierten, ihre Geständnisse herunterleiernden Angeklagten. Wie naheliegend auch, da man ja den Aufstand selbst durchaus noch im alten Stil „beigelegt" hat! Aber man hat nun den stalinistischen Monstre-Schauprozess nicht mehr gewagt. Man hat neue Regieanweisungen gegeben, gefährlich für die Machthaber selbst, denn nun werden Kräfte freigesetzt, die sie eines Tages vielleicht nicht mehr unter Kontrolle halten können. Noch ist es nicht soweit, trotz aller eingeplanten und unvermuteten Pannen bei den Posener Prozessen.

 

Schauerstück in Budapest

Aber man ist unsicher geworden in den Zentralkomitees. Und nur aus tiefinnerer Unsicherheit heraus können wir uns jenes grotesk makabre Schauspiel erklären, das Budapest der Welt am vergangenen Sonnabend bot. Vier einst gehenkte Staatsfeinde wurden aus dem Schindanger ausgebuddelt, in kostbaren Särgen durch die Stadt gefahren, mit militärischen Ehren auf dem Zentralfriedhof beigesetzt. Die Massenorganisationen hatten Spalier zu bilden, die Angehörigen der Gehenkten (wie musste ihnen nur zumute sein!) hatten den Särgen zu folgen. Die Anklage gegen die 1949 Gehenkten, an ihrer Spitze der KP-Chef Laszlo Rajk, hieß: Komplott mit dem jugoslawischen Staatschef Tito! Und nun salutierten die Mörder vor ihren Opfern. Doch ehe uns Mitgefühl packt, vergegenwärtigen wir uns, dass die Opfer von 1949 ja selbst Mörder gewesen waren. Laszlo Rajk ist schuldig an Tod und Leiden tausender ungarischer Bürger. So ist der Budapester Leichenzug ein schauerliches, wir möchten sagen superstalinistisches Blendwerk, das Ekel erregen muss. Gedacht ist es als Auftakt zu dem bevorstehenden ersten Besuch einer ungarischen KP-Delegation seit dem Abbruch der Beziehungen im Jahre 1948 bei Tito . . .

 

Chruschtschow und Tito

Marschall Tito war einen Tag zuvor von der Krim nach Belgrad zurückgekehrt. Noch fehlen offizielle Verlautbarungen über die sechzehn Tage lang geführten Gespräche zwischen ihm und Chruschtschow, aber wir wissen, dass es sich um Fragen von weittragender Bedeutung gehandelt hat.

 

Der Sprecher des jugoslawischen Außenministeriums gab zu, dass Differenzen zwischen Belgrad und Moskau bestehen. Die Sowjetpresse blieb schweigsam, doch gab die „Prawda" indirekt Differenzen zu, als sie schrieb: „Die Besorgnis über ungeregelte und ungeklärte Fragen zwischen der Jugoslawischen Union der Kommunisten und anderen kommunistischen Bruderparteien hat sich in letzter Zeit wesentlich verringert und nimmt weiter ab“.

 

Es geht darum, ob Tito vorbehaltlos in das „Weltfriedenslager" zurückkehrt und damit zugleich die führende Rolle der Sowjetunion anerkennt, oder ob er diese führende Rolle ablehnt und seinen Anspruch auf völlige Gleichberechtigung durchsetzt.

 

Wir nehmen zur Kenntnis, dass jetzt, nach Titos Rückkehr, eine auffällige Wallfahrt kommunistischer Parteidelegationen nach Belgrad, einsetzt. Die Ungarn werden kommen, die bulgarische, eine italienische und eine französische KP-Delegation sind bereits eingetroffen, Vertreter der Kommunistischen Partei Rumäniens werden erwartet.

 

Noch vor einem Jahr wären alle diese Delegationen nicht nach Belgrad, sondern nach Moskau zum Befehlsempfang geeilt, und das wäre auch diesmal der Fall gewesen, hätte Chruschtschow ein neues „Kominform" unter Einschluss Jugoslawiens, jedoch unter Führung der Sowjetunion durchgesetzt, was er zweifellos beabsichtigte. So aber hat Tito offenbar erfolgreich auf der Forderung der völligen Unabhängigkeit der kommunistischen Parteien von der KPdSU bestanden, auf der Gleichberechtigung aller kommunistischen Parteien untereinander und damit die These durchgesetzt, dass ein jedes Land seinen eigenen Weg zum Sozialismus gehen dürfe. Das aber lässt die Kerkermauern, in die Moskau die Satellitenstaaten eingeschlossen hat, erzittern.

 

Zugleich ist Chruschtschows Stellung innerhalb der sowjetischen Führerclique ernsthaft erschüttert. Es war schon auffällig, dass kein Vertreter der alten stalinistischen Garde an den Gesprächen mit Tito teilgenommen hat, weder Molotow noch Mikojan, Malenkow, Kaganowitsch oder Suslow. Sie blieben in Moskau, und sie werden dort nicht untätig gewesen sein. Ein Triumph Titos könnte zur Palastrevolution führen.

 

Alle darüber hinaus ins Einzelne gehenden Vermutungen sind heute noch Spekulation, Spielerei der sogenannten Kreml-Astrologen, die sich schon oft geirrt haben.

 

Wir wollen heute nur die drei Namen festhalten, Posen, Budapest Jalta: die gefährlichste Regie eines gelockerten, die Anklage gegen das System selbst zulassenden Kurses, das abscheuliche, superstalinistische Schauspiel der Ausgrabung ermordeter Mörder und die folgenschwere Erschütterung der These von der führenden Rolle der KPdSU innerhalb des bolschewistischen Weltlagers.

 

Diese drei Erscheinungen werfen noch nicht genügend Licht auf die Entwicklung der Zukunft, sie verdunkeln sie im Augenblick eher noch. Doch werden weitere Ereignisse eintreten, die den Weg des Weltkommunismus unerbittlich beleuchten werden.

 

Seite 2   Wir erwarten Klarstellung! Die geplante Warschau-Reise des Herrn Zehrer.

Wie in vertrauenswürdigen Kreisen in Bonn verlautet, hat sich kürzlich der Chefredakteur der Hamburger „Welt", Hans Zehrer, in der Bundeshauptstadt aufgehalten, um den Boden für eine von ihm geplante Reise nach Warschau zu sondieren.

 

Vor mehr als einem Jahr hielt sich Zehrer kurz vor dem Besuch des Bundeskanzlers in Moskau auf. In der deutschen Öffentlichkeit sind seine damaligen weitgehend sowjetfreundlichen Artikel noch unvergessen. Nach dem Erscheinen des unseren Lesern hinreichend bekannten Buches der Dr. Elizabeth Wiskemann war Zehrer einer der ganz wenigen deutschen Publizisten, die dieses deutschfeindliche Werk positiv beurteilten.

 

Es verlautet nun aus Bonn, dass Zehrer bei seinem Warschau-Besuch dem rotpolnischen Ministerpräsidenten Cyrankiewicz einen Besuch abstatten will, und es ist die Vermutung aufgetaucht, dass es sich hier nicht etwa nur um ein übliches Presseinterview handeln könnte, sondern dass Zehrer möglicherweise auch die Absicht habe, einen eigenen Plan zur deutschen Wiedervereinigung und auf Lösung der Ostfragen vorzulegen. Ist dabei womöglich gar an Verzichtsangebote der ostdeutschen Gebiete gedacht worden? Zehrer Boll solche Plane auch in einem Bonner Gespräch geäußert haben. Die Ostdeutschen erwarten von Herrn Zehrer eine klare Stellungnahme und gegebenenfalls eine Richtigstellung dieser Vermutungen. Sie haben ein Anrecht darauf, weil gerade sie wissen, wie verhängnisvoll es in jedem Fall in der deutschen Außenpolitik bei der Lösung unserer wichtigsten Probleme sein muss, wenn im Ernstfall von den verschiedensten Seiten — berufenen und unberufenen — im Ausland Pläne vorgetragen werden, die von der anderen Seite in jedem Fall nur zu unserem Nachteil ausgespielt werden. Wir erwarten eine Antwort.

 

Seite 2   Gegen Kontakte mit den Zonen-Zwangsgewerkschaften hat sich der Deutsche Gewerkschaftsbund auf seinem Hamburger Bundeskongress ausgesprochen. Er betonte bei dieser Gelegenheit, dass er die Wiedervereinigung Deutschlands aus heißem Herzen ersehne.

 

Über Zahlungsschwierigkeiten beklagte sich der Außenminister des Warschauer roten Regimes vor dem Sejm. Die Schwierigkeiten seien durch die Verringerung der polnischen Ausfuhren und durch zu hohe Einfuhren entstanden. Die Sowjetunion habe erhebliche polnische Verpflichtung m einstweilen gestundet.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Ihren Rücktritt aus der Bundesregierung erklärten dem Kanzler die vier der Freien Volkspartei angehörenden Bundesminister Blücher, Preusker, Schäfer und Neumayer. Sie erklärten, sie wollten damit den Weg für eine Kabinettsreform freimachen. An den Grundsätzen der Politik des Bundeskanzlers hätten sie nichts auszusetzen.

 

Vertreter der FDP und der sowjetzonalen LDP hatten in Weimar Besprechungen über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit. Die Besprechungen sollen später weitergeführt werden. In Weimar hielt sich auch der FDP-Vorsitzende Dr. Dehler auf.

 

Den Abschluss eines Handelsabkommens mit der Sowjetunion wünscht die SPD. Ihre Bundestagsfraktion brachte eine große Anfrage zu diesem Thema in der Volksvertretung ein.

 

Die Erfassung der Wehrpflichtigen für die neue Bundeswehr soll bereits im Oktober beginnen. Mit den ersten Musterungen aus dem Jahrgang 1937 rechnet man ab Januar 1957. Die Einziehungen beginnen am 1. April.

 

Eine Kürzung des Panzer-Beschaffungsprogramms für das Bundesverteidigungsministerium haben Verteidigungsausschuss und Haushaltsausschuss des Bundestages beschlossen. Von den insgesamt 3,3 Milliarden DM, die der Minister zum Ankauf der Panzer anforderte, wurde eine Milliarde gestrichen. Blank wurde außerdem beauftragt, den neuen amerikanischen Panzertyp M 48 zu kaufen.

 

Eine verstärkte Kontrolle der amerikanischen Kasernen in Deutschland kündigte General Tobey an. Elemente, die die sittliche Haltung der Truppen gefährdeten, würden in Zukunft aus der Armee ausgestoßen.

 

Für eine Wiederaufhebung der Wehrpflicht und gegen die Wiederaufrüstung in beiden Teilen Deutschlands spricht sich eine Entschließung des Kongresses des Deutschen Gewerkschaftsbundes aus, der jetzt in Hamburg stattfand.

 

Zum neuen Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes wurde der 62-jährige Willi Richter mit großer Mehrheit gewählt. Erster stellvertretender Vorsitzender bleibt Georg Reuter, zweiter Stellvertreter wird Bernhard Tacke, ein Mitglied der CDU, als Nachfolger Föchers.

 

Den Bau von fünfzehn Atom-Großkraftwerken in der Bundesrepublik kündigte Bundesminister Strauß auf einem Berliner Kongress an. Die Werke sollten bis 1970 errichtet werden.

 

Für eine strenge Staatskontrolle bei der Atomenergie hat sich der Bundesrat ausgesprochen.

 

Zum neuen niedersächsischen Justizminister ist der baltendeutsche Rechtsanwalt Dr. von Nottbeck vom Ministerpräsidenten Hellwege berufen worden.

 

Der Berliner Regierende Bürgermeister Suhr konnte nach mehrmonatiger Krankheit seine Amtsgeschäfte wieder übernehmen.

 

Die Steuersenkung ist nach fast einstimmiger Annahme der Vorschläge in der Ländervertretung nunmehr in Kraft getreten. Es wird darauf hingewiesen, dass die Bestimmungen über erhöhte Freibeträge, vereinfachte Ehegattenbesteuerung und die Werbungskostenpauschale erst am 1. Januar in Kraft treten.

 

Die Zahl der Erwerbslosen im Bundesgebiet hat sich im September um 1683 auf 411 110 erhöht. Sie liegt immer noch um rund 84 000 niedriger als im September 1955.

 

Zur Frage der Preiserhöhung für den Hausbrand nahm der Bundeskanzler in einem Schreiben an die Braunkohlenindustrie Stellung. Dr. Adenauer hat die Werke dringend gebeten, für den Hausbrand von Preiserhöhungen abzusehen. In Regierungskreisen wurde erklärt, die Preisentwicklung sei eine der Hauptsorgen des Kanzlers.

 

Das größte deutsche Hotel wird im Hamburg gebaut. Es soll tausend Betten enthalten und mit großen Kongresshallen ausgestattet werden.

 

Die Bekanntgabe der Namen aller politischen Häftlinge, die nach kommunistischen Angaben bisher aus den Zuchthäusern der Sowjetzone entlassen sein sollen, hat der Berliner SPD-Vorsitzende Neumann vom Pankower Regime gefordert.

 

Mit einer Amnestie für Posener Teilnehmer am Juni-Aufstand rechnet man nach Meldungen aus Posen in der Bevölkerung. Im ersten Posener Prozess wurden gegen einige Angeklagte mehrjährige Gefängnisstrafen verhängt.

 

Behauptungen über die angeblich geplante starke Verkleinerung der amerikanischen Streitkräfte bezeichnete Unterstaatssekretär Murphy bei seinem Besuch in Westdeutschland als „reine Erfindung". Er erklärte, die vereinigten USA-Generalstäbe hätten ihm erklärt, dass hieran nicht gedacht werde.

 

Einen sensationellen Erfolg der französischen Algerienanleihe meldet Paris. Die französische Regierung hatte die Zeichnung von 1,8 Milliarden Mark gefordert. Die Bevölkerung zeichnete jedoch 3,9 Milliarden Mark für die Anleihe.

 

Das Auftauchen von Sowjet-U-Botten im Mittelmeer melden Londoner Zeitungen. Man nimmt an, dass die U-Boote im bolschewistischen Albanien an der Adria stationiert sind.

 

Präsident Eisenhower erklärte auf der Pressekonferenz, dass Amerika niemals eine Verringerung seiner Streitkräfte angekündigt habe.

 

Der größte amerikanische Flugzeugträger „Ranger" lief im Staate Virginia von Stapel. Es handelt sich um ein Kriegsschiff von beinahe 70 000 Tonnen, das über 150 Flugzeuge mit sich führen kann.

 

Seite 3   Mit Foto: Paul Stech verstorben.

Nach einem zweiten schweren Herzinfarkt verschied am 30. September 1956, in Rammsee bei Kiel Regierungsrat a. D. Paul Stech im Alter von 63 Jahren. Sein Name ist auf das engste mit dem Kampf der deutschen Heimatvertriebenen um ihre Rechte verknüpft, für die er sich als Mitglied des vorigen Bundestages und als stellvertretender Stadtvertreter von Königsberg stets einsetzte. Der Wunsch, im sozialen Sinne zu wirken, Herzensgüte und Toleranz waren Hauptzüge seines Wesens und verschafften ihm Achtung und viele Freunde.

 

Paul Stech wurde am 17 Dezember 1892 in Merseburg geboren. Er gehörte zu den Mitkämpfern der Schlacht von Tannenberg 1914, und er blieb nach dem Ersten Weltkriege in Ostpreußen. Er liebte das Land zwischen Weichsel und Memel und erkor es zu seiner Wahlheimat. In Ostpreußen nahm er die Angelegenheiten der Kriegsopfer als Sekretär des Provinzialverbandes des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten wahr. Nach der Vertreibung kam er mit seiner Gattin Elisabeth, seinen beiden Töchtern und beiden Söhnen ohne jede Habe nach Kiel. Bereits 1946 stellte er bei der britischen Besatzungsmacht den Antrag, eine Rechts- und Auskunftstelle der Ostpreußen zuzulassen. Sein Ansinnen wurde abgewiesen. Im Sommer 1948 gründete er, immer noch unter dem Verbot der Besatzungsmacht, in Kiel in der Gaststätte „Eiderkrug" den Kreisverband der heimatvertriebenen Ostpreußen, der sich dann „Ostpreußen-Hilfsgemeinschaft" nannte; sie besteht auch heute noch. Der nächste Schritt war die Gründung der „Landesarbeitsgemeinschaft der Heimatvertriebenen" auf Landesebene. Paul Stech wurde gleichzeitig der Begründer und 1. Vorsitzende des Landesverbandes der vertriebenen Deutschen — Vereinigte Landsmannschaften Schleswig-Holstein, Sitz Kiel. Ferner entstand auf seine Anregung der „Kreisverband der Heimatvertriebenen" in Kiel, in dem sich elf Landsmannschaften vereinigen; er wurde ihr erster Vorsitzender. Als Regierungsrat wurde er von der Landesregierung Schleswig-Holstein mit der Betreuung und Unterbringung der Heimatvertriebenen und der Flüchtlinge aus der sowjetisch besetzten Zone beauftragt.

 

1949 wurde Paul Stech für den Wahlkreis Oldenburg/Eutin als Abgeordneter der SPD in den Bundestag gewählt, wo er u. a. im Ausschuss für Fragen der Heimatvertriebenen für das Wohl seiner Schicksalsgefährten wirkte. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er vom Verband der Heimatvertriebenen — Vereinigte Landsmannschaften, von der Ostpreußen-Hilfsgemeinschaft, Kreis Kiel, und vom Landesverband der vertriebenen Deutschen zum Ehrenpräsident ernannt. Mit zu danken ist ihm die Errichtung des Hauses der Heimat in Kiel. Als stellvertretender Stadtvertreter von Königsberg beteiligte er sich mit Konsul Hellmuth Bieske und Pfarrer Hugo Linck an den Vorbereitungen zur 700-Jahr-Feier Königsbergs in der Patenstadt Duisburg. Bis zu seinem letzten Atemzug hat sich Paul Stech der Sache der Heimatvertriebenen und seine Landsleute gewidmet. Es war ihm unerträglich, dass ihn sein Gesundheitszustand zwang sich zu schonen. Vier Wochen lag er im Krankenhause; er hoffte auf eine Gesundung, doch am 30. September 1956, abends, starb er.

 

Die große Verehrung, die Paul Stech genoss, zeigte sich bei seinem Begräbnis auf dem Friedhof Eichhof in Kiel. Trotz des strömenden Regens hatten sich mehr als dreihundert Menschen versammelt, um ihm das letzte Geleit zu geben. Der schlesische Landsmann Bundestagsabgeordneter Pohle ehrte in einer würdigen Ansprache diesen Vorkämpfer der Heimatvertriebenen. Feierlich erklangen die von Franz Schubert vertonten Bibelworte „Heilig, heilig, heilig ist der Herr" und das Largo von HändeL Es sang der von Landsmann Dr. Neumann geleitete Kieler Vertriebenenchor. Am Grabe sprach der Vorsitzende der Landesgruppe, Fritz Schröter, im Auftrage des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft dem Heimgegangenen den Dank der Ostpreußen aus für die stete Treue und die mit heißem Herzen geleistete Arbeit. Die letzten Grüße des Verbandes der Heimatvertriebenen in Kiel übermittelte Regierungsdirektor Dr. Domabyl; Regierungsoberinspektor Petersdorf richtete namens der Ostpreußen-Hilfsgemeinschaft, Kreis Kiel, die Abschiedsworte an den Freund.

 

Seite 3   Gegen die Verzichtpolitik. Eine Erklärung des Gesamtdeutschen Blocks/BHE.

Der Bundesvorstand und die Bundestagsfraktion des Gesamtdeutschen Blocks/BHE geben folgende Erklärung bekannt:

 

„Der Vizepräsident des Bundestages und stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Professor Dr. Carlo Schmid, hat in den letzten Tagen wiederholt zu dem Problem der Gebiete jenseits der Oder-Neiße Stellung genommen. Er hat Verhandlungen mit Polen vorgeschlagen und beiderseitige Verzichte für notwendig erklärt.

 

Der Bundeskanzler hat die Auffassung verkünden lassen, es müsse dem tödlichen Kreislauf von Verschiebungen der Bevölkerung ein Ende gesetzt werden. Der Bundestagspräsident Dr. Gerstenmaier hat auf einer Pressekonferenz in Bonn geglaubt, den Führern der Vertriebenenverbände sagen zu müssen, dass sie sich des „Begründungszusammenhangs" der deutschen Katastrophe stets bewusst sein sollten. Die große Masse der Heimatvertriebenen sehe diesen Zusammenhang auch ein. Es habe keinen Zweck, wenn man als Abgeordneter nur Konzessionen an die Popularität mache. Äußerungen, wie sie die Herren v. Brentano, Dr. Greve, McCloy u. a. getan haben, sind also von prominenten Politikern der Bundesrepublik fortgesetzt worden.

 

Diese seit langem erkennbare Haltung war Veranlassung für die große Vertriebenen-Kundgebung in Bonn am 7. Oktober, die alle Erwartungen übertraf. Die Beteiligung von mehr als siebzigtausend Menschen hat gezeigt, wie die Vertriebenen in Wirklichkeit denken, und dass sie entschlossen sind, dieser ganzen Verzichtpolitik ein Ende zu machen.

 

Die Vertriebenen sind zu jedem vernünftigen Gespräch bereit. Es widerspricht aber jeder politischen Vernunft, der Republik Polen, mit der die Bundesrepublik keine diplomatischen Beziehungen haben will, Gespräche anzubieten in einem Zeitpunkt, in dem Polen immer wieder betont, dass die Oder-Neiße die unabänderliche Friedensgrenze sei. Damit steht fest, dass Polen zu einem vernünftigen Gespräch zurzeit gar nicht bereit ist. Wenn man dann trotzdem ein solches Gespräch anbietet und gleichzeitig die Bereitschaft zum teilweisen Verzicht erklärt, dann erreicht man damit kein anderes Ergebnis, als die Schwächung der eigenen Rechtsposition. Zu einem solchen Vorgehen gehört nicht Mut, sondern Unverstand.

 

Die politischen Parteien, denen diese Politiker angehören, müssen nunmehr eine klare Stellungnahme beziehen, sonst werden allmählich alle einmütigen Verlautbarungen des Deutschen Bundestages zu dieser erstrangigen Schicksalsfrage des deutschen Volkes unglaubwürdig. Mit großem Ernst und Nachdruck muss darauf hingewiesen. werden, dass diese Haltung nicht nur die heimatpolitischen Interessen des deutschen Volkes verletzt, sondern auch zu einer Gefahr für den inneren Frieden zu werden droht.

 

Die Fraktion des Gesamtdeutschen Blocks/ BHE verwahrt sich dagegen, dass der Bundestagspräsident Dr. Gerstenmaier in einer Pressekonferenz, die er in seiner amtlichen Eigenschaft abgehalten hat, deutschen Bundestagsabgeordneten, die sich für das Recht auf ihre Heimat einsetzen, den Vorwurf der Popularitätshascherei macht. Eine solche Auslassung verkennt, dass die Vertriebenen gezwungen sind, sich gegen unverantwortliche Verzichtserklärungen zur Wehr zu setzen“.

 

Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Gille, MdB, wird in der nächsten Nummer des Ostpreußenblattes in einem Sonderaufsatz zu diesem Problem Stellung nehmen.

 

Seite 3   Keine Fakten schaffen. Eine Erklärung des VdL und des BvD

Der Verband der Landsmannschaften und der Bund der vertriebenen Deutschen weisen mit aller Schärfe die Erklärung des Bundestagsabgeordneten Prof. Carlo Schmid in Bad Neuenahr vom 5. Oktober 1956 zurück, dass in den deutschen Ostgebieten „Fakten geschaffen" seien. Der gegenwärtige Status des Unrechts ist kein Faktum. Wer dazu rät, sich mit diesem Unrecht abzufinden oder Zugeständnisse zu machen, trägt dazu bei, es zu befestigen. Was die polnischen Neusiedler betrifft so sind die Vertriebenen zwar unter keinen Umständen bereit, das ihnen zugefügte Unrecht hinzunehmen, sie sind aber entschlossen, nach Lösungen zu suchen, die neues Unrecht am Menschen ausschließen.

 

Seite 3   Siebzigtausend. Vertriebenen-Kundgebung auf dem Bonner Marktplatz.

Etwa siebzigtausend Vertriebene beteiligten sich an einer BvD-Kundgebung auf dem Bonner Marktplatz, bei der sie gegen jeden Versuch protestierten, die Wiedervereinigung Westdeutschlands und der Zone durch ein Nachgeben bei dem Anspruch auf die ostdeutschen Gebiete zu erkaufen. Der saarländische Landtagspräsident Schneider sprach erstmals zum Thema der Wiedervereinigung. Als er seine Darstellung der Entwicklung an der Saar vortrug und die Bonner Saarpolitik kritisierte, wurden Pfuirufe gegen den Bundespräsidenten, den Kanzler und den Bundestag laut. Abgeordneter Dr. Linus Kather bezeichnete die Heimatpolitik der Bundesregierung als unzureichend. Sie sei der Anlass zu dieser Massenkundgebung. Man protestierte dagegen, dass zu der Kundgebung Vertreter des Bundeskabinetts wie auch der nordrhein-westfälischen Regierung nicht erschienen waren und dass der Bonner Oberbürgermeister die Benutzung der Rathaustreppe als Rednerpodium verweigerte. Schneider erneuerte seinen Vorschlag, einen „Gesamtdeutschen Rat" aus freigewählten Vertretern Westdeutschlands und der Zone zu bilden. Er trat für eine Neutralitätspolitik mit Annäherung an Skandinavien, Österreich, die Schweiz und Jugoslawien ein. Der Presse erklärten die Abgeordneten Kather, Prinz zu Löwenstein (FDP) und Rehs (SPD), man habe Schneiders Vorschlag noch nicht geprüft, werde dies aber noch gründlich tun.

 

Seite 3   Abgekartetes Spiel. Eine höchst fragwürdige Wiskemann-Diskussion.

Über das unseren Lesern aus vielen Veröffentlichungen im Ostpreußenblatt hinreichend bekannte polemische Machwerk der Engländerin Dr. Elizabeth Wiskemann „Deutschlands östliche Nachbarn" veranstaltete vor kurzem der britische Rundfunk eine sogenannte Diskussion, bei der sich nach der Ankündigung neben der deutschfeindlichen Autorin ein Sprecher der Exilpolen, ein Brite und ein Deutscher äußern sollten. Man hätte annehmen dürfen, dass der angeblich so sachliche und überparteiliche britische Rundfunk zu dieser Diskussion einen Vertreter der wissenschaftlichen Einrichtungen der deutschen Heimatvertriebenen herangezogen hätte. Nur so wäre ja eine wirklich gute Aussprache möglich gewesen. Es ist wohl typisch für die Haltung gewisser englischer Kreise zu den deutschen Ostfragen, dass man stattdessen einen Mann einlud, der sich London offenbar nur dadurch empfohlen hatte, dass er einmal in der Zeitschrift „Außenpolitik" einen Artikel über das Oder-Neiße-Problem geschrieben hatte. Dieser Artikel vertrat Ansichten, die den britischen Regisseuren die Gewähr gaben, dass von diesem deutschen Sprecher eine ernstliche Abwehr der ungeheuerlichen Behauptungen und Verdrehungen der Miss Wiskemann nicht zu erwarten war. Die ganze Diskussion ähnelte so stark einem abgekarteten Spiel mit verteilten Rollen. Wir stellen übrigens fest, dass der Süddeutsche Rundfunk die Londoner Sendung übertrug, wobei er erklärte, er wolle sich mit dem Inhalt nicht identifizieren und er selbst habe die Auffassungen der englischen Autorin abgelehnt.

 

Programmgemäß spendeten zunächst einmal der Londoner Rundfunksprecher und der englische Gesprächspartner der Wiskemann ihr Lob. Der Engländer behauptete schlankweg, die Kritiker des Wiskemann-Buches in Deutschland könnten das Werk überhaupt nicht gelesen haben. Der einzige sanfte Tadel des Engländers bezog sich auf die Wiskemannsche Ansicht, die systematische Vertreibung der Deutschen sei von der überwältigenden Mehrheit der Polen, Tschechen und Ungarn gefordert worden. Die Vertreibung sei eine sehr bewusste Politik der Russen gewesen. Wenn Ostpreußen ihre deutsche Heimatprovinz verlassen, so nennt das der Brite bezeichnenderweise als „fairer Kämpfer" eine Vertreibung aus Polen!

 

Dass der Pole Fabian als Vertreter der Londoner Exilkreise das zusammengeschluderte Werk der Wiskemann „mutig und anerkennenswert" nennt, braucht niemanden zu verwundern. Er bezweifelte lediglich die Behauptung der Wiskemann, dass Churchill den Unterschied zwischen der östlichen und westlichen Neiße nicht gekannt habe. Der Pole gab übrigens auch zu, dass bei der Austreibung der Deutschen aus den „polnisch verwalteten Gebieten" (diese Formulierung steht im Originalmanuskript) große Ausschreitungen vorgekommen seien. Sie seien aber nichts gewesen im Vergleich zu den Missetaten der Nationalsozialisten. Fabian meinte, die Deutschen und die Exilpolen müssten gemeinsame Sache machen, um ihre Völker zu befreien, statt über ihre Grenzen zu streiten.

 

Als deutscher Gesprächspartner wurde dann ein Herr Hubertus von Tobin vorgestellt, der früher in Landsberg an der Warthe tätig gewesen sein soll. Er ging bezeichnenderweise mit keinem Wort darauf ein, dass es sich bei den Massenaustreibungen keineswegs um spontane Reaktionen der Bevölkerung gehandelt hat, er erwähnte auch nicht, dass die Annahme eines „Gesetzes der Vergeltung" auch dessen Gültigkeit für die Zukunft bedeuten müsste. Er hätte davon sprechen können, dass man sich lieber darum bemühen solle, den nach Ostdeutschland umgesiedelten Polen die Rückkehr in ihre eigene, nie vergessene Heimat zu erwirken. Tobin beschränkte sich auf ein paar kritische Äußerungen der Art, dass man das Wiskemann-Buch nicht frei von antideutschem Ressentiment finde, dass es parteiisch und nicht wissenschaftlich bearbeitet worden sei und dass die historische Darstellung „unausgewogen, voreingenommen und daher widersprechend" erscheine. Nachdem er gesagt hatte, dass viel von dem Misstrauen der Autorin gegenüber den Deutschen ihm „von unserer politischen Vergangenheit der letzten fünfzig, ja beinahe hundert Jahre (!) her gerechtfertigt erscheine", meinte dieser merkwürdige deutsche Sprecher, die Oder-Neiße-Linie sei nun einmal — ob man sie anerkenne oder nicht — ein „fait accompli", also eine vollzogene Tatsache. Sie sei ein Akt der Vergeltung und eine Folge hitlerischer Wahnpolitik, sei allerdings weder aus einer historischen noch aus einer staatsrechtlichen oder wirtschaftlichen Notwendigkeit geschaffen worden. Man müsse alles vermeiden, dass zu dem geschehenen noch neues Unrecht hinzugefügt werde.

 

Nach dieser so verhängnisvollen Erklärung hatte die Wiskemann es dann leicht, sich selbst noch einmal kräftig Lob zu spenden und eine gute Leistung zu bestätigen. Dreist und gottesfürchtig erklärte sie, wenn im Ausland ein wissenschaftliches Institut in einem Werk über Zypern die britische Haltung tadele, dann würden die Engländer dafür Verständnis haben, die deutschen Einwände seien ihr unverständlich. Wobei Miss Wiskemann übersah, dass einmal die Insel Zypern noch niemals von Briten bewohnt wurde und dass zum anderen ihr Machwerk mit keiner ernsthaften wissenschaftlichen Darstellung auf eine Stufe gestellt werden kann.

 

Seite 3   Moskau sperrt sich weiter. Ostpreußen als „Sowjetbürger" einrangiert. Nur, zwei von zweitausend sind deutsch.

Das sowjetische Außenministerium hat der Botschaft der Bundesrepublik in Moskau eine Note über die Rückführung von noch in der Sowjetunion befindlichen deutschen Staatsangehörigen überreicht. Darin heißt es, von mehr als 2000 bisher überprüften Rückführungsanträgen komme nur in zwei Fällen eine Rückführung in Frage. Die Überprüfung einer Liste von 48 Namen habe ergeben, dass 27 davon sowjetische Staatsbürger seien, sechs weitere nicht ermittelt werden könnten und die übrigen fünfzehn schon repatriiert worden seien, davon allerdings vierzehn in die Sowjetzone. Botschafter Haas hatte im März eine Liste von tausend Deutschen überreicht, die sich noch in der Sowjetunion aufhalten sollen. Die sowjetischen Behörden haben inzwischen 374 dieser Namen überprüft. In den meisten Fällen bezeichneten sie die von der Bundesrepublik benannten Deutschen als „sowjetische Staatsbürger".

 

Es ist klar, dass dabei vor allem Deutsche aus dem Memelgebiet und aus dem übrigen Nordostpreußen von Moskau als „Sowjetbürger" abgestempelt werden.

 

Seite 3   Die Voraussetzungen der Heimkehrer-Eigenschaft. Dr. Gille im Bundestag zur Frage der Entschädigungen.

Bei der abschließenden Beratung des zweiten Gesetzes zur Änderung des Kriegsgefangenen-Entschädigungsgesetzes hatte der Gesamtdeutsche Block/BHE einen Zusatzantrag eingebracht, der eine klarere Festlegung der Voraussetzungen für die Heimkehrereigenschaft für weite Personenkreise unter den Ostdeutschen erwirken sollte. Zu diesem Problem machte der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Bundestagsabgeordneter Dr. Alfred Gille, längere Ausführungen, die gerade unsere Landsleute stark interessieren werden. Wir sind jetzt in der Lage, umfassendere Auszüge aus seinen Darlegungen nach dem amtlichen Sitzungsbericht des Bundestages zu bringen. Dr. Gille stellte fest:

 

„Der Kern des Problems, um das es sich handelt ist die angemessene Auslegung des Wortes „festgehalten“. Wann ist eine Person von einer ausländischen Macht festgehalten? Das Gesetz spricht nur von ‚festgehalten'. Ähnliche Begriffe, die wahrscheinlich inhaltlich völlig übereinstimmen, haben wir auch in anderen Gesetzen. Man spricht von ‚fremdem Gewahrsam', oder man spricht von ‚Internierung', beispielsweise im Heimkehrergesetz.

 

Wer war „festgehalten"?

Der Gesetzgeber hatte bei diesem Gesetz zweifellos den Willen, nicht nur die Kriegsgefangenen zu entschädigen, sondern auch einen beträchtlichen Teil von Zivilpersonen, denn im zweiten Absatz des Paragraphen 2 heißt es: „Als Kriegsgefangene in diesem Sinne gelten auch . . .“, und dann kam die Bestimmung. Es wurde nun der Rechtsverordnung überlassen, die Voraussetzungen für die Heimkehrereigenschaft festzulegen. Da hat man dann alles, was nur möglich und denkbar war, hineingepackt, um den Begriff ‚festgehalten' so eng wie nur irgend möglich auszulegen. Man hat zum Beispiel gesagt: Nur diejenige Zivilperson ist festgehalten, die in einem eng umgrenzten Raum zu leben gezwungen ist, und zwar unter dauernder Bewachung. Meine Herren, diejenigen unter ihnen, die in Kriegsgefangenschaft im Osten gewesen sind, werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass es in den Jahren der Kriegsgefangenschaft auch im Osten Monate gegeben hat, in denen diese beiden Voraussetzungen nicht erfüllt waren. Es gab Zeiten — das lag in der Eigenart des Arbeitsauftrages —, in denen man sich weder in einem eng umfriedeten Raum aufzuhalten hatte, noch etwa einer dauernden Bewachung unterstand. Schon diese Tatsache zeigt, dass hier ein Merkmal zur Unterscheidung zwischen Kriegsgefangenen und Personen, die als solche gelten sollen, eingeführt wird, das wahrscheinlich einer verfassungsrechtlichen Nachprüfung kaum standhalten wird.

 

In der Praxis ist es so, dass die Verwaltungsrechtsprechung zu diesem Gesetz, zum Heimkehrergesetz und zu ähnlichen Gesetzen, einen sehr befriedigenden Verlauf genommen hat. Es liegen eine Reihe von Entscheidungen von Oberverwaltungsgerichten, von höchsten Landesverwaltungsgerichten und auch vom Bundesverwaltungsgericht vor, die mit einer nach meiner Auffassung ausgezeichneten Begründung aus dem Geist des Gesetzes heraus auch schwierige Einzelfälle so abzugrenzen verstanden haben, dass man nicht ins Maßlose gerät, sondern in allen Fällen, die wirklich vergleichbar sind, auch mit gleichem Maßstab misst.

 

Wie war es in Ostpreußen?

Ich will ein Beispiel anführen. In meiner Heimat Ostpreußen war um den Bezirk Königsberg herum, also im späteren Nordostpreußen, das die Sowjets besetzt und inzwischen auch annektiert haben, die Bevölkerung, die dort zurückgeblieben war, nicht in Lagern untergebracht. Vielmehr wurde den Leuten gesagt: Du gehst in das Dorf Soundso, dort suchst du dir ein Unterkommen, und zu arbeiten hast du auf der Kolchose Soundso —. Es war also, wenn man den Wortlaut „in eng umgrenztem Raum" sehr eng auslegt, — und die Verwaltung neigt dazu —, kein eng umgrenzter Raum. Es war auch keine dauernde Bewachung da, es war etwas viel Schlimmeres. Wer außerhalb seines Bereichs getroffen wurde, wurde kurzerhand erschossen. Und das Wissen um diese Folgerung hatte eine ganz andere Auswirkung, als wenn links und rechts noch ein Posten mit Gewehr dabeigestanden hätte.

 

Wenn nun das Rechtens wird, was jetzt an einengenden Bestimmungen hier hineingekommen ist. dass für diese Zivilpersonen nur dann eine Entschädigung gegeben wird, dass sie nur dann als festgehalten gelten, wenn ein eng umgrenzter Raum und eine dauernde Bewachung vorliegt, dann fallen diese Fälle einfach aus.

 

Ich bin überzeugt, dass das niemals der Wille des Gesetzgebers, auch nicht in den Ausschüssen, soweit sie bei der ersten Formulierung des Gesetzes überhaupt in Tätigkeit traten, gewesen sein kann. Ich glaube auch, dass mir nicht widersprochen wird, wenn ich sage, dass diese Zivilpersonen — ich habe das Beispiel Königsberg angeführt. Sie können auch andere Beispiele nehmen — im Grunde genommen in jeder Stunde ihres Festgehaltenwerdens viel mehr Leid, viel mehr Not und viel mehr Auswirkungen zu ertragen hatten, als die Gefangenen in russischen Kriegsgefangenenlagern. Daran kann für den kein Zweifel sein, der diese Dinge kennt.

 

Rechtsprechung und Verwaltung

Als die ersten Auswirkungen der Rechtsprechung der guten Rechtsprechung, bekannt wurden, haben wir den Herrn Bundesvertriebenenminister gebeten, die Verwaltungspraxis auf diese ausgezeichnete Rechtsprechung einzustellen und zu sagen: das sind nunmehr die gültigen Auslegungen — wie gesagt — bis zum Bundesverwaltungsgericht, also wirklich rechtsgültige Auslegungen; richtet euch danach! Das geschah nicht, sondern man ist nunmehr — leider ist die Mehrheit des Ausschusses dem gefolgt — dazu übergegangen, diese einengenden Bestimmungen aus der Verordnung, die inzwischen rechtsungültig geworden ist, ins Gesetz hineinzunehmen und jede nur mögliche Einschränkung zu formulieren.

 

Die Dänemark-Lager

Ich möchte die Materie hier nicht zu weit ausspinnen. Ich hoffe, dass der eine oder andere vielleicht das Bedürfnis hat, zu den Dingen aus seiner eigenen Kenntnis auch noch etwas zu sagen. Ich darf nur andeuten, dass der Fall der Lager in Dänemark in der Öffentlichkeit häufig falsch gesehen wird. Man nahm an, dass das eine Einrichtung ist, über die die dänische Regierung völlig frei, nach ihrem eigenen Gutdünken, verfügen konnte. Dem ist nicht so gewesen. Die Entlassung aus diesen Dänemark-Lagern unterlag ausschließlich dem Willen der englischen Besatzungsmacht. Die Lager, die angeblich, nach dem Wortlaut des Gesetzes, nur Lager zum Zwecke der Heimführung sein sollten, haben immerhin bis zum Jahre 1949 bestanden.

 

Man wird den Umständen in keiner Weise gerecht, wenn man nunmehr so tut, als ob alle diese Verhältnisse nichts, aber auch gar nichts zu tun hätten, was der Gesetzgeber hier wollte. Er wollte den Kriegsgefangenen und den gleichgestellten Zivilpersonen bei ihrer späten Rückkehr einen Obolus in die Hand drücken, damit sie in einer gewissen Übergangszeit ihre Gesundheit stärken und ihre Verhältnisse ins Reine bringen konnten. Er wollte ihnen darüber hinaus durch Darlehensgewährung und so weiter bei einem neuen Existenzaufbau helfen.

 

Das sind alles Gesichtspunkte, die völlig gleichwiegen, ob der Mann nun in Uniform in Gefangenschaft geraten ist und spätheimgekehrt ist, oder ob er als Zivilperson vielleicht noch schwereren Auswirkungen unterworfen worden ist.

 

Dem Richter überlassen!

Wir beantragen deshalb, im Paragraph 2 der Fassung, wie sie uns vom Ausschuss vorgeschlagen wird, wie sie wohlgemerkt von den Antragstellern, der SPD, wahrscheinlich weder einmal angeregt worden ist, noch heute aus vollen Herzen bejaht werden kann, die Buchstaben b und c der Nummer 2 zu streichen. Das würde bedeuten, dass es bei der alten Bestimmung des Gesetzes bleibt, die man nach den Erfahrungen getrost der Interpretation unserer Verwaltungsgerichte überlassen kann. Die vorliegenden Urteile haben bewiesen, dass die Verwaltungsgerichte sehr wohl maßzuhalten verstehen, dass sie unberechtigte Forderungen auch ohne eine besondere Hilfe des Gesetzgebers auf das nötige Maß zurückdrängen können. Aber alle Fälle vermag der Gesetzgeber angesichts der Vielgestaltigkeit der Verhältnisse und Umstände, wie sie nach dem Zusammenbruch eintraten, gar nicht zu übersehen, so dass man ihre Regelung der freien Entscheidung eines Richters aus dem Geiste des Gesetzes überlassen muss.

 

Es würde dann dabei verbleiben, dass der Absatz 2 die Fassung behält, wie sie bisher im Gesetz war: „Als Kriegsgefangene im Sinne des Gesetzes gelten ferner:

 

1. Deutsche, die in ursächlichem Zusammenhang mit den Kriegsereignissen von einer ausländischen Macht festgehalten wurden oder werden“.

 

Mit dem Ausdruck ‚festgehalten' hat die Rechtsprechung etwas anfangen können; es liegt nicht der geringste Anlass vor, hier mehr zu tun, als bisher getan wurde, und damit eine unerträgliche Einschränkung dieses Begriffes und des Kreises der von diesem Gesetz Begünstigten vorzunehmen, — und

 

,2. Deutsche, die in ursächlichem Zusammenhang mit den Kriegsereignissen in ein ausländisches Staatsgebiet verschleppt wurden‘.

 

 Auch da liegen für die Auslegung des Gesetzes und die Praxis der Gerichte keine Probleme vor.

 

Das Menschliche bedenken.

Ich darf noch darauf hinweisen, dass ein gemeinsamer Antrag der SPD-Fraktion und meiner Fraktion auch einen anderen Beschluss des Ausschusses zu revidieren unternimmt, der ebenfalls nur die Tendenz verfolgt, den Kreis der Berechtigten unerträglich einzuschränken. Es geht uns um die Herstellung der alten Gesetzesbestimmung, in der von den Kriegsereignissen gesprochen wird. Da lehnen wir die neue Formulierung vom ursächlichen Zusammenhang mit der Kriegführung ab.

 

Meine Damen und Herren, denken Sie an das Leid und die Not gerade dieser Personenkreise, die ich bei meinem Antrag im Auge habe. Wenn Sie sich nur die geringste Mühe geben, einmal die Auswirkungen dessen zu bedenken, was über die Menschen gekommen ist, und wenn Sie nach wie vor des Willens sind, diejenigen Angehörigen unseres Volkes, die in besonderem Maße jahrelang ihrer Freiheit beraubt gewesen sind, gerecht zu behandeln, müssen Sie unserem Antrage entsprechen und dürfen jetzt nicht, nachdem das Gesetz zwei Jahre läuft, eine solche Einengung vornehmen, wie sie Ihnen die Mehrheit des Ausschusses empfiehlt“.

 

Die beantragten Änderungen wurden, nachdem sich kurz noch die Abgeordneten Pohle (SPD) und Lenze (CDU) mit einigen Bedenken geäußert hatten, leider von einer Mehrheit des Bundestages abgelehnt. Da es sich um keine namentliche Abstimmung handelte, geht aus dem Bundestagsprotokoll nicht hervor, welche Abgeordneten gegen die Anträge stimmten.

 

Seite 4   Eine aufgeschlossene, menschliche Auslegung

Der Bundestag nahm dann einen Entschließungsantrag von Dr. Gille an, der den folgenden Wortlaut hat:

 

Der Bundestag hat am heutigen Tage mit der Verabschiedung der zweiten Novelle zum Kriegsgefangenen-Entschädigungsgesetz eine wesentliche Ausweitung der Hilfe für die heimgekehrten Kriegsgefangenen beschlossen. Er stand dabei auch vor der Aufgabe, die Voraussetzungen gesetzlich festzulegen, von denen die Gewährung der Ansprüche abhängig gemacht werden muss.

 

Der Bundestag gibt der Erwartung Ausdruck, dass gerade dieses Gesetz nicht dem Buchstaben nach einengend, sondern so ausgelegt werden sollte, dass es bei natürlicher Betrachtungsweise den Personen zugutekommt, denen mit diesem Gesetz geholfen werden soll. Die unübersehbare Vielseitigkeit der Verhältnisse während und nach dem Zusammenbruch, lässt eine Erfassung aller Tatbestände durch Anführung im Einzelnen praktisch nicht zu. Es wird daher auf eine aufgeschlossene, menschliche Auslegung der gesetzlichen Bestimmungen ankommen, die bestimmend und leitend für die Schaffung dieses Gesetzes gewesen ist.

 

Seite 4   Geheimnisvolle Jalta-Gespräche. Weltpolitisches Geschehen — kurz beleuchtet.

Volle vierzehn Tage dauerten die streng vertraulichen Besprechungen zwischen dem Moskauer Parteichef Chruschtschow und dem Staatschef des kommunistischen Jugoslawien, Marschall Tito. Belgrad, Brioni an der Adria und Jalta auf der Krim waren die Tagungsorte. Bis zuletzt haben die Pressestellen der beiden roten Regime daran festgehalten, immer wieder zu behaupten, es handele sich um erholsame Tage, die Chruschtschow und Tito teils in Jugoslawien, teils in der Sowjetunion verbracht hätten. Es wurde sogar davon gesprochen, dass die sowjetischen und jugoslawischen Politiker in den Bergen der Krim auf die Rehjagd (!) gegangen seien, und im Übrigen zeigten die wenigen von der Zensur freigegebenen Lichtbilder eine „gemütliche Familienrunde". Neben Tito und Chruschtschow sah man auf ihnen freundlich lächelnd andere führende rote Politiker und eine Reihe hoher Parteifunktionäre. Man darf damit rechnen, dass die noch zu erwartenden amtlichen Berichte näheres über den wahren Inhalt der zweifellos bedeutsamen politischen Gespräche bringen werden. Erst in den kommenden Monaten wird sich herausstellen, wer bei dieser Geheimberatung die größere Ernte eingebracht hat.

 

Als eigentlicher Grund für den plötzlichen Besuch Chruschtschows geben gewöhnlich gut unterrichtete Kreise die Tatsache an, dass auch nach der triumphalen Reise des früher von Moskau so beschimpften roten Marschalls Tito durch die Sowjetunion in der Frage der weiteren politischen Taktik der kommunistischen Länder noch viele Dinge zu klären und abzustimmen sind. Es verdient besondere Beachtung, dass zu den Geheimbesprechungen in Jalta auch hohe kommunistische Funktionäre aus Ungarn herbeizitiert wurden. Der Ministerpräsident des roten Ungarn und der neue Parteichef Gerö treffen in diesen Tagen zu einem Staatsbesuch in Jugoslawien ein, dem ersten nach vielen Jahren schwerster Auseinandersetzungen zwischen den beiden roten Staaten.

 

Es steht heute fest, dass die Taktik der sogenannten „Entstalinisierung" gerade in den Trabantenstaaten Moskaus bedeutsame innerpolitische Bewegungen eingeleitet hat. Es heißt, dass auch in der Sowjethauptstadt selbst eine Reihe der älteren Machthaber ernstlich befürchtet, man könne in den Kreisen der Satelliten Gefallen daran finden sich nach dem Beispiel Titos auf einen etwas selbständigeren Kurs zu begeben. Leute wie der von Chruschtschow und Bulganin kaltgestellte frühere Außenminister Molotow und Suslow sollen Intrigen gegen Chruschtschow spinnen. Chruschtschow, der nach Stalins Tode sicherlich die wichtigste Position im Moskauer Kreml eroberte, wird ganz gewiss in den Kreisen der höchsten Bolschewisten auch seine Feinde haben. Sollte sein Besuch in Belgrad dazu dienen, sich im Lager Titos und bei den anderen Trabanten und Gesinnungsverwandten eine gewisse Rückendeckung zu schaffen?

 

Der Kreml versteht es meisterhaft, einen undurchdringlichen Schleier über alle inneren Machtkämpfe zu breiten. Die freie Welt tut in jedem Falle gut, sich vor schnellen Rückschlüssen zu hüten und die Dinge sehr aufmerksam zu verfolgen. Es spricht vieles dafür, dass Chruschtschow und Bulganin bemüht waren, Tito in jedem Falle enger an eine neue kommunistische Internationale heranzubringen.

 

Ein großer Taktiker

1945 — bei Kriegsende — war so ziemlich die ganze Welt davon überzeugt, dass nach dem Ende Hitlers und Mussolinis auch der Regierung des nationalen Spaniens bald die Stunde schlagen werde. Hatte nicht der Madrider Generalissimus Franco als enger — freilich etwas zurückhaltender — Bundesgenosse beider Diktatoren gegolten? Sprach bei der großen Lebensmittelnot im Pyrenäenland nicht alles dafür, dass der damals durchgeführte totale Boykott durch die mächtigsten Staaten der Welt bald den Umsturz herbeiführen würde? Viele Jahre darauf noch galt Spanien bei den Westmächten und ihrem sowjetischen Kriegsverbündeten als „geächtet", und erst viel später kam die Stunde, wo zuerst Amerika, dann andere Staaten wieder Verbindung mit dem spanischen Staatschef suchten. Verträge über Finanzhilfe, über die Anlage von Stützpunkten wurden geschlossen.

 

In diesen Tagen feierte man in Salamanca den zwanzigsten Jahrestag der Ausrufung General Francos zum nationalspanischen Staatschef und Höchstkommandierenden. In einem Staat, in dem sich bis 1936 jährlich mehrmals die Regierungschefs abwechselten und wo auch der Diktator Primo de Rivera sich nur recht kurze Zeit wirklich behaupten konnte, ist ein solches Jubiläum etwas Einmaliges. Fast zufällig ist 1936 von vielen spanischen Generalen, denen man die Leitung des nationalen Aufstandes gegen die Linksregierungen und die „Volksfront" anvertrauen wollte, gerade der damals noch so junge Marokkogeneral Franco als Chef des ganzen Unternehmens berufen worden, da der General Sanjurjo gleich zu Beginn des Bürgerkrieges verunglückte. Franco wurde nach erbittertem Ringen Staatsoberhaupt und anerkannter Regierungschef.

 

Franco konnte sich nie auf eine geschlossene und starke politische Partei stützen, er musste bis heute immer die Gruppen gegeneinander ausspielen und oft seine engsten Mitarbeiter auswechseln. Nur ein geradezu genialer Taktiker konnte sich auf einem so heißen Boden und bei oft unvorstellbaren inneren Schwierigkeiten zwei Jahrzehnte behaupten. Niemand zweifelt heute ernstlich daran, dass er bis zu seinem Lebensabend seine Position behaupten wird. Vielleicht wird er zuvor noch die Wiedereinführung der Monarchie erwirken. Sie wird sich allerdings von der der letzten Bourbonenkönige in den Jahren bis 1930 sehr wesentlich unterscheiden müssen. Auf jeden Fall wird Franco eine geschichtliche Persönlichkeit jenes Spanien bleiben, das im Laufe der Jahrhunderte so viel Größe, Not, Unruhe und Kampf durchlebte. Chronist

 

Seite 4   Das Recht auf die Heimat. Die amtliche Erklärung im Bundestag.

Auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Dr. Rinke hat in der 161. Sitzung des Bundestages Staatssekretär Professor Dr. Hallstein eine amtliche Stellungnahme zum Thema des Rechtes auf die Heimat abgegeben, die jetzt im Wortlaut vorliegt. Dr. Rinke hatte folgende Frage gestellt: „Erkennt die Bundesregierung das Recht auf die Heimat auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes der Völker als politisches Ordnungsprinzip an, und ist sie bereit, diesem Prinzip zur internationalen Anerkennung zu verhelfen?" Die Antwort des Regierungsbeauftragten lautet:

 

„Die Bundesregierung hat stets das am 5. August 1950 in der Stuttgarter Charta der Heimatvertriebenen geforderte ‚Recht auf die Heimat' auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes der Völker als politisches Ordnungsprinzip anerkannt. Erst jüngst hat sich die Bundesregierung erneut zu diesem Prinzip bekannt, in der von dem Bundesminister des Auswärtigen am 28. Juni dieses Jahres vor dem Deutschen Bundestag abgegebene Regierungserklärung, in der es wörtlich heißt:

 

‚Das Recht auf die Heimat und das Selbstbestimmungsrecht sind unabdingbare Voraussetzungen für die Lösung des Schicksals der in der Vertreibung oder in der Unfreiheit lebenden Menschen und Völker‘.

 

Diese Feststellung entspricht der in der Präambel des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949 enthaltenen Aufforderung an das gesamte deutsche Volk, ‚in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden‘.

 

Die Bundesregierung ist auch bemüht, dem Prinzip des Rechts auf die Heimat mit allen geeigneten Mitteln zu internationaler Anerkennung zu verhelfen. Das Recht auf die Heimat, das untrennbar mit dem in verschiedenen völkerrechtlichen Akten begründeten Selbstbestimmungsrecht verbunden ist, gehört zu den unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten, die als wesentlicher Ausdruck wahrer Demokratie in der gesamten freien Welt — um mit Artikel 1 Absatz 2 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik zu reden - , die Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit‘ bilden. Bei der internationalen Vertretung des Rechts auf die Heimat auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts stützt sich die Bundesregierung insbesondere auf die im Geiste dieses Ordnungsprinzips formulierten Bestimmungen der Atlantik-Charta vom 12. August 1941, der Satzung der Vereinten Nationen vom 26. Juni 1945, der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vom 10. September 1948 und der Europäischen Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom 4. November 1950 mit ihrem Zusatzprotokoll vom 20. März 1952“.

 

Als der Abgeordnete Dr. Rinke noch die Zusatzfrage stellte: „Herr Staatssekretär, es ist Ihnen bekannt, dass elf Millionen Heimatvertriebene sehnlichst auf die Verwirklichung des Rechts auf die Heimat warten. Wie stellen Sie sich diese Verwirklichung vor?", erklärte Bundestagspräsident Dr. Gerstenmaier, er finde, dass diese Frage in dieser Allgemeinheit über den Rahmen dessen hinausgehe, was in der Fragestunde erörtert werden solle. Die Zusatzfrage musste daraufhin zurückgezogen werden.

 

Seite 5   Sechzigtausend Ukrainer in Ostpreußen „Sie fühlen sich dort nicht zu Hause" - Maßnahmen gegen Abwanderung.

Wie die exilpolnische Zeitung „Wiadomosci" auf Grund Warschauer Quellen mitteilt, leben im polnisch verwalteten südlichen Ostpreußen gegenwärtig etwa 60 000 Ukrainer, denen insgesamt 10 460 deutsche Wirtschaften zugeteilt wurden. Diese Ukrainer werden von den Polen „Lemken" genannt, und es wird hierzu festgestellt, es habe sich erwiesen, dass diese Ukrainer sich „nicht als Pioniere polnischer Kultur unter den Autochthonen (der in der Heimat verbliebenen deutschen Bevölkerung. Anmerkung der Redaktion) bewährten". Sie streben — so wird in polnischen Berichten zugegeben — ebenso wie die in Pommern zwangsweise angesiedelten Ukrainer in ihre Heimatgebiete am oberen San und an der Wisloka zurück. „Sie fühlen sich dort nicht zu Hause", heißt es in dem polnischen Bericht hierzu. Diese Ukrainer seien in der ersten Nachkriegszeit in die Oder-Neiße-Gebiete umgesiedelt worden, da sie antikommunistisch eingestellt waren und ukrainische Partisanen-Einheiten unterstützt haben sollen. Zugleich habe man auf diese Weise die Gebiete dichter besiedeln wollen, aus denen man die Deutschen vertrieben hatte. Die Heimatgebiete der Ukrainer — so stellt „Wiadomosci“ fest —, seien noch heute so wenig besiedelt, dass man sie ganz allgemein das „polnische Arizona“ nenne.

 

Weitere starke ukrainische Gruppen seien in Niederschlesien angesiedelt worden. Zusammen mit den Ukrainern in Pommern und in Ostpreußen sowie denjenigen, die in der Heimat verbleiben durften, handele es sich um eine ukrainische Minderheit bis zu 150 000 Personen. Diese Ukrainer hätten sich 1945 als Polen bezeichnet, um der „Umsiedlung" nach den Gebieten zu entgehen, die infolge des Jalta-Abkommens an die Sowjetunion fielen.

 

Wie die Warschauer Presse berichtet, hat die Warschauer Regierung eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die darauf abzielen, die ukrainische Bevölkerung im südlichen Ostpreußen zum Verbleiben zu veranlassen. Die Ukrainer hatten bereits vor einigen Monaten erklärt, sie würden unverzüglich nach der Einbringung der diesjährigen Ernte in ihre eigene Heimat zurückwandern, nachdem ihnen grundsätzlich wieder die freie Wahl des Wohnorts zugestanden worden war. Durch einen Beschluss der volkspolnischen Regierung wurde ein Betrag in Höhe von fünfzehn Millionen Zloty bereitgestellt, der ausschließlich an Ukrainer, die in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten angesiedelt wurden, ausgeschüttet werden soll. Es handelt sich um nicht rückzahlbare Unterstützungen, die es den Ukrainern ermöglichen sollen, „sich in den Westgebieten wirtschaftlich einzugliedern“.

 

Gleichzeitig wurde verfügt, dass nunmehr in einer Reihe ostpreußischer Orte in den Schulen Unterrichtsklassen für ukrainische Schulkinder eingerichtet werden sollen. Die Ausbildung der ukrainischen Lehrer soll auf dem Lehrerseminar in Bartenstein erfolgen.

 

Seite 5   „Immer noch wie ein Schlachtfeld". Johannisburg heute.

Über die gegenwärtigen Zustände in der südostpreußischen Stadt Johannisburg berichtet die Warschauer Zeitung „Slowo Powszechne" folgendes: „Johannisburg ist ein Städtchen, in welchem Trümmer, Ruinen und leere Räume zweifelsohne umfangreicher sind als der mit Häusern bestandene Boden. Elf Jahre sind vergangen und die Kreisstadt sieht immer noch wie ein Schlachtfeld aus. Das Leben konzentriert sich auf dem Markt. Hier befinden sich das Rathaus, das Gerichtsgebäude, die Apotheke, das Kino, ein kleines Kaffeehaus sowie einige Läden mit dürftigen Auslagen. Das Ziegelrot einiger wiederaufgebauter Häuser ist die Fassade, hinter der die Leere der benachbarten Straßen und Plätze gähnt. Am Tage machen die Seitenstraßen einen traurigen Eindruck: Sie sind voller Löcher, Bruchstücke von Ziegeln und Müll. Seit vielen Monaten hat hier kein Besen Bürgersteig noch Fahrbahn berührt. Nachts aber verwandeln sich die Straßen in dunkle Kanäle; denn der städtische Volksrat bemüht sich immer noch vergeblich, einige 100-Watt-Glühbirnen einzukaufen. So bleibt die Stadt in Dunkelheit getaucht wie die Seele eines Sünders im Pech.

 

Seite 5   Aussiedlung und Zuzug von Vertriebenen

Im Monat August 1956 hat sich die Zahl der Aussiedler aus den deutschen Ostgebieten und aus Polen um 917 erhöht. Damit sind seit der Wiederaufnahme der Transporte von polnischer Seite insgesamt 8085 Personen in 41 Transporten über das Grenzdurchgangslager Friedland mit ihren Angehörigen in Westdeutschland wieder vereinigt worden. Insgesamt wurden im August durch die Grenzdurchgangslager Friedland, Pinding und Schalding 2304 Personen durchgeschleust, und zwar in Friedland 1098 und in den bayrischen Lagern zusammen 1206. Von diesen 2304 Menschen kamen 1650 aus den Vertreibungsgebieten — nämlich aus den Ostgebieten und Polen, aus Jugoslawien, aus der Tschechoslowakei, der UdSSR, Rumänien und Ungarn, während 651 aus dem freien Ausland zuzogen. 1200 Personen wurden an ihre Zielorte im Bundesgebiet weitergeleitet; 1104 wurden den Aufnahmeländern im Verteilungsverfahren zugewiesen.

 

Seite 5   Die erste Rate der Hausrathilfe. Jetzt Auszahlung an sämtliche Berechtigten. Von unserem Bonner O. B. – Mitarbeiter.

Der Präsident des Bundesausgleichsamts hat mit Wirkung vom 15. Oktober die Ausbezahlung der ersten Rate der Hausrathilfe an alle Berechtigten angeordnet. Nach bisheriger Vorschrift konnte die erste Rate nur denjenigen Personen ausbezahlt werden, die mindestens dreißig Dringlichkeitspunkte besaßen.

 

Die erste Rate der Hausrathilfe beträgt für den Ledigen 300 DM. Für ein Ehepaar, das nicht dauernd getrennt lebt, werden 450 DM ausbezahlt. Für jeden zum Haushalt des Geschädigten gehörenden weiteren Familienangehörigen gibt es einen Zuschlag von 50 DM. Bei dritten und weiteren Kindern erhöht sich der Zuschlag auf 100 DM. Vertriebene, die im Zeitpunkt der Vertreibung unverheiratet waren und keinen Haushalt mit überwiegend eigener Einrichtung führten, aber mindestens die Möbel für einen Wohnraum besaßen, erhalten als erste Rate 200 DM. An entschädigungsberechtigte Erben wird von dem auf den Erben entfallenden Anteil als erste Rate die Hälfte dieses Betrages gezahlt.

 

In der Regel wird es möglich sein, dass die Ausgleichsämter noch vor Weihnachten die Auszahlung vornehmen. Da viele der Fälle mit wenigen Punkten recht schwierige Verwaltungsarbeit auslösen, muss jedoch Verständnis dafür aufgebracht werden, wenn in einem solchen Einzelfall die Auszahlung erst im Januar oder Februar erfolgt. Im Hinblick auf die starke Belastung der Ausgleichsbehörden wird im Interesse aller Antragsteller gebeten, von Vorsprachen und Eingaben bei den Ausgleichsämtern abzusehen.

 

Über eine weitere Freigabe der zweiten Rate der Hausrathilfe ist in der Anordnung des Präsidenten des Bundesausgleichsamtes nichts enthalten. Sie wird gegenwärtig an alle Geschädigten mit mindestens 60 Punkten zur Auszahlung gebracht. Es ist zu hoffen, dass sich die Einnahmenentwicklung beim Fonds so vollziehen wird, dass um die Jahreswende bei der zweiten Rate eine Senkung der Punkte auf fünfzig möglich wird.

 

Seite 5   Was bringt die Steuersenkung? Von unserem Bonner O. B. – Mitarbeiter.

Um wieviel Mark werden die Steuern gesenkt? Diese Frage stellt sich jeder Vertriebene, der von den Schlussentscheidungen über die „Große Steuerreform" hörte. Hier wird die Antwort gegeben:

 

Die ins Gewicht fallendste Neuregelung ist die, dass ab Oktober das Notopfer Berlin nicht mehr gezahlt zu werden braucht. Auf seiner Lohnabrechnung kann jeder nachsehen, um wieviel DM künftig der Lohnabzug geringer werden wird; das Notopfer Berlin war dort stets ausgewiesen. Für diejenigen, die eine Lohn- oder Gehaltsabrechnung nicht besitzen, sei hier kurz vermerkt, dass ledige Arbeitnehmer bei Jahreseinkünften bis 1837 DM, kinderlos verheiratete Arbeitnehmer bei Jahreseinkünften bis 2737 DM, Verheiratete mit einem Kind bei Einkünften bis zu 3437 DM, Verheiratete mit zwei Kindern bei Einkünften bis zu 4187 DM und Verheiratete mit drei Kindern bei Einkünften bis zu 5887 DM notopferabgabefrei waren. Da das durchschnittliche Jahreseinkommen etwa bei 4200 DM liegt, haben einen Nutzen aus der Abschaffung des Notopfers in der Regel nur die Kinderlosen und die Personen mit einem Kind. Aber auch bei letzteren war das Notopfer so gering, dass die Beseitigung kaum spürbar wird; bei 4200 DM Jahreseinkommen wurden monatlich 1,90 DM an Notopfer entrichtet. Für einen Arbeitnehmer mit 6000 DM Jahresverdienst betrug das nun entfallende Notopfer für den Ledigen 5,45 DM monatlich, für den kinderlos Verheirateten 4,55 DM monatlich, für den Verheirateten mit einem Kind 3,50 DM, für den Verheirateten mit zwei Kindern 2,80 DM monatlich und für den Verheirateten mit drei Kindern 2,20 DM. Selbst für einen Ledigen mit besserem Arbeitsverdienst bedeutet dieser gewichtigste Punkt der großen Steuerreform nicht mehr als eine Lohnaufbesserung um 3 Pfennig je Stunde.

 

Bei der Lohnsteuer wirkt sich für alle Steuerzahler am stärksten die Heraufsetzung der sogenannten Werbungskostenpauschale von bisher 312 DM auf nunmehr 562 DM aus. Das hat zur Folge, dass jedem Steuerzahler in dieser Höhe ein Steuerfreibetrag eingeräumt wird. Beim Ledigen hat dies zur Folge, dass eine Besteuerungspflicht statt bei 1837 DM Jahreslohn erst bei 2087 DM Jahreslohn beginnt. Bei 4200 DM Jahreslohn braucht der Ledige infolge der heraufgesetzten Werbungskostenpauschale statt 313 DM nur noch 271 DM Jahres-Lohnsteuer zu zahlen; bei 6000 DM Jahreslohn sind es 653 DM bzw. 602 DM. Wie man sieht, ist für die breite Masse der Bevölkerung die Heraufsetzung der Werbungskostenpauschale nicht weniger interessant als die Aufhebung des Notopfers Berlin. (Für eine ledige Person mit 20 000 DM Jahreseinkommen bedeutet die Heraufsetzung der Werbungskostenpauschalen eine Steuerersparnis von 67 DM im Jahr, die Aufhebung des Notopfers eine Steuerersparnis von 537 DM!)

 

Der Ehegatten-Freibetrag wird von 900 DM auf 1150 DM erhöht. Zusammen mit der gleich hohen Aufstockung der Werbekostenpauschale ergibt sich daraus, dass für ein kinderloses Ehepaar die Besteuerung erst bei 3237 DM Jahreslohn beginnt, dass bei 4200 DM Jahreslohn nur noch 101 DM statt bisher 169 DM Jahres-Lohnsteuer zu zahlen sind und dass sich bei 6000 DM Jahreslohn die Lohnsteuer statt mit 476 DM nur mit 382 DM im Jahre bemisst. Für ein Ehepaar mit einem Kind fängt auf Grund der beiden Begünstigungen die Besteuerung künftig erst bei 3987 DM an; bei 4200 DM Jahreslohn sind nur noch 21 DM statt bisher 74 DM an Jahressteuer zu zahlen und bei 6000 DM Jahreslohn sinkt die im Jahr zu entrichtende Lohnsteuer von 344 DM auf 259 DM.

 

Der Freibetrag für das zweite Kind verdoppelt sich auf Grund der großen Steuerreform von 720 DM auf 1440 DM im Jahr. Familien mit zwei Kindern unterliegen mithin der Lohnbesteuerung erst ab 5707 DM Jahreslohn statt einer bisherigen Besteuerungsgrenze bei 4187 DM; dabei sind die sich aus der Heraufsetzung der Werbekostenpauschale und aus der Erhöhung des Ehegattenfreibetrages ergebenden Begünstigungen mit eingerechnet. Bei 6000 DM Jahresverdienst würde eine solche Familie künftig nur noch 59 DM Jahreslohnsteuer zahlen, statt bisher 224 DM. Für eine Familie mit drei Kindern beginnt die Lohnbesteuerung künftig bei 7107 DM Jahreslohn. Für die Kinderreichen ist die große Steuerreform so gut wie uninteressant, weil sie auch nach bisherigem Recht in der Regel keine Lohnsteuer mehr zahlten (bei vier Kindern nach bisherigem Recht Besteuerungsgrenze 7537 DM Jahreslohn).

 

Gegenüber den vorgenannten vier Neuerungen in der Steuergesetzgebung sind die anderen Verbesserungen von untergeordneter Bedeutung. Gesetzliche und tarifliche Zuschläge zur Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit von Arbeitnehmern sind steuerfrei, wenn die Jahreseinkünfte 9000 DM nicht übersteigen; bisher lag die Grenze bei 7200 DM. Die Höchstgrenze der steuerfreien Sonderausgaben für Spar- und Versicherungsverträge steigt von 800 DM auf 1000 DM jährlich. Kapitalansammlungs- und Sparverträge sind schon dann steuerbegünstigt, wenn das Geld für drei Jahre festgelegt wird; bisher lag die Frist bei zehn und sieben Jahren.

 

Für die Vertriebenen ist von besonderer Bedeutung, dass die Paragraphen 7a, 7e und 10a des Einkommensteuergesetzes, die bislang nur bis zum 31. Dezember 1956 galten, bis zum 31. Dezember 1958 verlängert worden sind. Der § 7a bestimmt, dass Vertriebene von beweglichen Wirtschaftsgütern eines gewerblichen Vermögens zusätzliche Abschreibungen vornehmen können. Der § 7e gestattet den Vertriebenen entsprechende Abschreibungsvorteile hinsichtlich der Fabrikgebäude, Lagerhäuser und der landwirtschaftlichen Betriebsgebäude. Im § 10a wird den Vertriebenen eine Steuerbegünstigung für den nicht entnommenen Gewinn eingeräumt, um die Eigenkapitalbildung bei den Vertriebenenbetrieben zu fördern.

 

Seite 5   Die Vertriebenenausweise. 94,1 Prozent der Berechtigten haben bereits Antrag gestellt.

Bis zum 31. Juli 1956 wurden — wie jüngste Angaben aus dem Bundesministerium für Vertriebene besagen — im Bundesgebiet und in West-Berlin insgesamt über 6,91 Mill. Anträge auf Ausstellung eines Vertriebenen- oder Flüchtlingsausweises gestellt. Davon wurden mehr als 5,48 Millionen Anträge durch Ausstellung des gewünschten Ausweises erledigt, das sind 79,3 Prozent. Die Zahl der Personen — einschließlich der Kinder unter sechzehn Jahren — betrug knapp 7,2 Millionen. Abgelehnt wurden 3,2 Prozent der Anträge, anderweitig erledigten sich 3,1 Prozent, während noch 14,4 Prozent unerledigt sind.

 

Die Gegenüberstellung der großen Anzahl der eingegangenen Anträge auf Vertriebenenausweise zu den vom Statistischen Bundesamt geschätzten Zahlen der Antragsberechtigten zeigt, dass bereits 94,1 Prozent aller Antragsberechtigten sich gemeldet haben. Dieses lässt zugleich erkennen, wie stark das Bewusstsein der Vertriebenen ist, zu einer besonderen sozialen Gruppe innerhalb des deutschen Volkes zu gehören.

 

Seite 5   Professor Wilhelm Starlinger verstorben.

Aus Oldenburg erhalten wir die traurige Nachricht, dass dort am 4. Oktober 1956, der in den Kreisen unserer ostpreußischen Landsleute so bekannte und geschätzte frühere Königsberger Universitätsprofessor Dr. med. Wilhelm Starlinger einem langen schweren Leiden erlegen ist. Am 8. Oktober ist er in der alten Residenzstadt zur ewigen Ruhe gebettet worden Er hat nur ein Alter von 57 Jahren erreicht, und er wird von unzähligen Ostpreußen betrauert, denen er zunächst als ärztlicher Leiter des Sankt-Elisabeth-Krankenhauses und nach der Einnahme von Königsberg durch die Russen als Chefarzt der von ihm errichteten Seuchenkrankenhäuser in der Hauptstadt Ostpreußens von 1945 bis 1947 sowie in der Gefangenschaft Arzt, Helfer und Freund wurde.

 

Viele werden es kaum fassen können, dass der gleiche Mann, dessen bedeutsame Artikel im „Ostpreußenblatt" zur 700-Jahr-Feier Königsbergs und zu aktuellen Problemen der Ostpolitik bei uns so viel Beachtung fanden, der noch im März 1955 einen so lebendigen Vortrag über seine Erlebnisse und Erfahrungen in der Sowjetunion vor der Ostpreußischen Landesvertretung hielt, nicht mehr unter den Lebenden weilt. Das von ihm Anfang 1955 vom Göttinger Arbeitskreis als Beiheft zum Jahrbuch der Königsbergs Albertus-Universität herausgegebene Werk „Grenzen der Sowjetmacht" hatte seinerzeit nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen freien Welt in weiten politischen Kreisen größte Beachtung gefunden. Die Diskussion über sein Buch dauert heute noch an. Auch der deutsche Bundeskanzler empfing seinerzeit Professor Starlinger noch vor seiner Moskaureise zu einem politischen Gespräch.

 

Wilhelm Starlinger wurde am 22. Dezember 1898 — zwei Tage vor dem Christfest — als Sohn des hochgeachteten Psychiaters und Neurologen Dr. Josef Starlinger in Wien geboren. 1915 erkrankte er schwer an der so gefürchteten Kinderlähmung, für deren Bekämpfung es damals ja noch nicht die heutigen Impfstoffe gab. Mit großer Energie überwand der junge Gymnasiast die Nachwirkungen dieses tückischen Leiden. Eine Schwächung der Muskulatur des rechten Beines blieb allerdings zurück, so dass an einen Militärdienst nicht zu denken war. Ab 1917 war Starlinger Student der Medizin in Wien. 1922 konnte er das Staatsexamen bestehen und bald darauf den für die wissenschaftliche Laufbahn so wichtigen Grad des „Dr. med. habil." erwerben. In den schweren Nachkriegsjahren von 1923 bis 1926 war der junge Arzt und Gelehrte Assistent bei dem in Österreich berühmten Hofrat von Ortner an der zweiten Klinik für Innere Medizin in Wien. Als Dozent ging er 1927 nach Freiburg im Breisgau, wo er schon 1931, also im Alter von nur 32 Jahren, zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. Wie hoch man den Internisten Starlinger damals schätzte, zeigte sich darin, dass sich sowohl die Berliner wie auch die Königsberger Universität für ihn stark interessierten. Starlinger ging als außerordentlicher Universitätsprofessor und Leiter des Sankt-EIisabeth-Krankenhauses nach Ostpreußens Hauptstadt im Jahre 1933, wo er vierzehn Jahre in Frieden und Krieg unermüdlich und erfolgreich wirkte. Nach dem Fall von Königsberg wurde er von den Sowjets verhaftet, bald darauf aber mit der Einrichtung von Seuchenkrankenhäusern unter schwierigsten Verhältnissen betraut. Vom September 1945 bis zum März 1947 war er hier unablässig und unter ständigem Einsatz seines Lebens bemüht, den Ärmsten der Armen unter unseren Landsleuten trotz des Mangels an Medikamenten und wichtigen Geräten nach besten Kräften zu helfen. Seine Seuchenlazarette hatten in dieser katastrophalen Zeit mehr als 13 200 Seuchenkranke zu betreuen. Die Sterblichkeit stieg auf 20 und mehr Prozent. Er schrieb über diese Schreckenszeit in Folge 22 im „Ostpreußenblatt" am 28. Mai 1955.

 

Unberechenbar wie immer ordneten im März 1947 plötzlich die sowjetischen Behörden Starlingers Verhaftung an. Unter dem so fadenscheinigen Vorwand, er sei „konterrevolutionärer Gesinnung und Haltung" schuldig, wurde er in einem der üblichen Schnellverfahren zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Man brachte ihn nach dem „Regimelager" von Potma zwischen Moskau und Kubyschew, in dem neben Deutschen auch viele in Ungnade gefallene Sowjetfunktionäre jahrelang sitzen mussten. Das ärztliche Können Starlingers muss über den russischen Geheimdienst aber auch in Moskau bekannt geworden sein, denn man beschäftigte ihn hier gleich als Lagerarzt. Vielen Hunderten und Tausenden hat er in den langen Jahren bis zum Dezember 1953 in Potma helfen und beistehen können. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte seine Freilassung. Im Januar 1954 traf er mit anderen Heimkehrern im Grenzlager Friedland ein.

 

Die Leiden der Königsberger Notzeit und der Gefangenschaft waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Er hat sich aber — wie wir wissen — auch nach seiner Rückkehr kaum geschont und seine letzten Kräfte dem Vaterland geschenkt. Als neuen Wohnsitz wählte er sich Oldenburg, wo er nun, nach nur etwa zweieinhalb Jahren Freiheit für immer die Augen schloss. Ein tapferer Deutscher ist mit ihm dahingegangen, den wir nicht vergessen werden.

 

Seite 6   Dritte Freizeit der Gumbinner Jugend.

Foto: Aufnahme: Dommasch

In der Zeit vom 28. September bis zum 1. Oktober fand in der Patenstadt Bielefeld in der Jugendherberge Sieker die dritte Freizeit der Gumbinner Jugend statt, unser Bild zeigt die Teilnehmer; rechts in der ersten Reihe Kreisvertreter Hans Kuntze.

Zum dritten Mal trafen sich Jungen und Mädel aus Stadt und Land Gumbinnen in den Tagen vom 28. September bis zum 1. Oktober zu einer Freizeit in ihrer Patenstadt Bielefeld. Kreisvertreter Hans Kuntze hatte die Freizeit gemeinsam mit den verantwortlichen Männern der Patenstadt sorgsam vorbereitet. Auch die Gumbinner in Bielefeld hatten mit Rat und Tat geholfen, den Aufenthalt der jungen Landsleute in ihrer Patenstadt so angenehm wie möglich zu gestalten.

 

65 Jugendliche aus allen Teilen der Bundesrepublik und aus Berlin konnte der Kreisvertreter im großen Tagesraum der Jugendherberge Bielefeld-Sieker begrüßen. Auch denjenigen, die sich hier zum ersten Mal sahen, teilte sich das Empfinden mit, unter gleichgesinnten Landsleuten in froher Gemeinschaft zu sein. So fühlte sich auch unsere Marianne Polentz, die erst vor einem halben Jahre aus Litauen in die Bundesrepublik gekommen ist, bald als zur jungen Gemeinschaft gehörig.

 

Da nur drei knappe Tage zur Verfügung standen, begann Mittelschullehrer Hefft die Vorträge bereits am ersten Tage. Er unterwies seine jungen Hörer, wie die Geschichte des Ordenslandes Preußen mit der Geschichte des Deutschen Reiches aufs engste verbunden ist. Ritter, Bürger und Bauern aus allen Teilen Deutschlands verwuchsen mit den einheimischen Preußen zu einem neuen deutschen Stamm. 700 Jahre lang vermochte das deutsche Preußen trotz mancher Bedrohung seine geschichtliche Aufgabe im deutschen und europäischen Sinn zu erfüllen. Mit dem vorläufigen Ende des Deutschen Reiches erstickte auch einstweilen die deutsche Geschichte unserer preußischen Heimat. Aufgabe der Jugend sei es, mit dafür einzutreten, dass aus der deutschen Geschichte auch wieder eine preußische Geschichte werden möge.

 

Am Vormittag des nächsten Tages begrüßte in Vertretung von Oberbürgermeister Ladebeck Stadtoberverwaltungsrat Dr. Niemeyer die jungen Gumbinner und erklärte, dass die Stadt Bielefeld ihre Aufgabe als Patenstadt ernst nehme und sich immer wieder freue, dass gerade die jungen Menschen an ihrer ostdeutschen Heimat festhielten. Der Pressereferent der Stadt Bielefeld, Fuchs, berichtete in Wort und Bild von dem Leben der alten Leineweberstadt Bielefeld, deren industrielle Markenartikel heute in Deutschland und in aller Welt bekannt sind.

 

Filmvorführungen und Gespräche trugen zu der Erkenntnis bei, wie ernstlich heute eine Unterhaltung über die Wiedervereinigung geführt werden muss, da der Kommunismus eine Generation heranzuziehen versucht, die mit uns zwar durch die Sprache, jedoch nicht mehr im Denken verbunden ist. Am Abend berichtete Herr Gebauer in Wort und Bild über die Geschichte der Salzburger, die um ihres Glaubens willen das Land verließen und im Regierungsbezirk Gumbinnen eine neue Heimat fanden.

 

Der Sonntag stand im Zeichen der Besinnung. Pfarrer Wolfgang Plitt, dessen Vater den Gumbinnern gut bekannt war, hielt vor dem schlicht hergerichteten Altar und den im  Raume angebrachten Wappen Gumbinnens und Bielefelds eine Jugendandacht. Er hatte seiner Predigt den Bibeltext „Sei getreu bis in den Tod!" zugrunde gelegt. Seine Worte fanden den Weg zu den Herzen der jungen Gemeinde.

 

„Bi ons to Huus!", so war die Singe- und Vorlesestunde angekündigt. Studienrätin Dr. Lütgert war mit ihren Schülerinnen dazugekommen, um mit uns zu singen. Rektor Schukat las zwischendurch aus eigenen Erzählungen, und Mittelschullehrer Hefft versuchte auch, denen, die unser heimatliches Platt nicht mehr kennen, durch kleine Beispiele den Bilderreichtum und die Treffsicherheit unserer heimatlichen Mundart näherzubringen. Nach dem Mittagessen wanderten die jungen Gumbinner dann in die herrliche Umgebung Bielefelds. Mit Spiel und Tanz am Abend klang der Sonntag aus. Viel zu schnell für die jungen Menschen, die sich hier aus Liebe zu ihrer Heimat zusammengefunden hatten, ging die Freizeit zu Ende.

 

Am Montag führte Pfarrer Plitt einen Teil der Teilnehmer nach Bethel. Hier erlebten die jungen Menschen, was dienende Liebe in selbstloser Arbeit zu leisten vermag. Anderen zeigte Herr Fuchs das Rathaus der Stadt Bielefeld. Auf einem abschließenden Gang durch das Haus der Technik sahen die jungen Gumbinner einen kleinen Ausschnitt aus dem gewerblichen Schaffen der Stadt.

 

Seite 6   Sparbücher

Für folgende Landsleute liegen Sparbücher vor:

Christine Fässer, aus Gr.-Medien, Kreissparkasse Angerapp;

 

Wolfgang Schwartinski, aus Schippenbeil, Kreissparkasse Bartenslein, Hauptzweigstelle Schippenbeil;

 

Martha Roth, aus Guttstadt, Kreissparkasse Heilsberg, Zweigstelle Guttstadt;

 

Heinrich Schlesies, aus Königsberg, Stadtsparkasse Königsberg;

 

Ursula Powlowsky, aus Tilsit, Kreissparkasse Tilsit-Ragnit in Tilsit;

 

Emil Ammon, aus Schillen, Kreissparkasse Tilsit-Ragnit, Zweigstelle Schillen;

 

Paul Wiskirchen, aus Tilsit, Stadtsparkasse Tilsit;

 

Marie Kaminski, aus Sayden, Kreissparkasse Treuburg;

 

Heinrich Warzuhn (Pflegeschaftssache). Kreissparkasse Treuburg;

 

Christel Kuhnke, Verkäuferin, aus Königsberg, Wilhelmstraße 7. Von der Stadtsparkasse Königsberg liegen die Sparbücher Nr. 4635 und Nr. 15 880 (ohne Namen) vor

 

Seite 6   Der Memel-Gedenkstein in Hamburg. Zu der Feier am 21. Oktober

Das festliche Stadtjubiläum Memels, der ältesten Stadt Ostpreußens, in Hamburg am Tage der Heimat 1952 wurde zu einem Bekenntnis der Treue und Zugehörigkeit aller Deutschen zu diesem deutschen Gemeinwesen. In seiner Festansprache hat der verewigte unvergessene Ehrenpräsident der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Ottomar Schreiber, dargelegt, wie sehr Memel Symbol ist für das Schicksal unserer deutschen, unter fremder Verwaltung stehenden Ostgebiete. Die Aufgabe ist uns geworden, den Willen zur Heimkehr zu erhalten. In diesem Zusammenhang ist ein einfacher Stein mit der Aufschrift „Memel — 29. September 1935" wertvoll geworden, der schon vergessen schien. Mit ihm wird die Zeit zwischen den beiden großen Kriegen wieder lebendig.

 

Auf Grund des Versailler Diktats wurde das Gebiet der ostpreußischen Kreise nördlich der Memel gegen den Willen der Bevölkerung gewaltsam abgetrennt und die Memel willkürlich zur Grenze gemacht. Die alliierten Mächte dachten zunächst an einen „Freistaat Memelgebiet" nach dem Muster Danzigs. Litauen kam der Verwirklichung dieses Planes durch Einmarsch von Truppen zuvor, und die Alliierten erklärten sich bereit, das Memelgebiet der Souveränität Litauens unter der Bedingung zu unterstellen, dass ihm „zur Sicherung der überlieferten Rechte und der Kultur seiner Bewohner“ eine territoriale Autonomie gegeben werde. Nach langen Verhandlungen im Völkerbundrat wurde am 8. April 1924 die „Memel-Konvention" verabschiedet. Danach sollte das Land nach parlamentarisch-demokratischen Grundsätzen verwaltet werden. Statt des Willens, die Autonomie durchzuführen, blieb als Tat Litauens das Bestreben, die Bevölkerung zu litauisieren. Einmütig wehrte sich die deutsche Bevölkerung und versuchte, das ihr international garantierte Recht zu verteidigen.

 

Mit der Errichtung des Memel-Gedenksteins in Hamburg fällt ein Lichtschein auf Zeit und Menschen dieses Abschnitts der Geschichte. Die Wahlen in Memel am 29. September 1935 waren mit parlamentarisch-demokratischen Spielregeln ein glattes „Nein" der Ostpreußen der Memelkreise zu einer Entscheidung des Völkerbundes. Noch bevor das Ergebnis vorlag, schrieb der Sonderberichterstatter der „Times": „Wie das Ergebnis auch aussehen mag, die Beobachter hatten allgemein das deutsche Übergewicht feststellen können“. Das Ergebnis war ein klarer Entscheid für Deutschland gegen die unberechtigten Ansprüche des damaligen litauischen Staates. Zahlenmäßig war das Ergebnis ein deutscher Wahlsieg im Verhältnis 24:5 bei einer Wahlbeteiligung von 90  Prozent. Von 29 Abgeordneten des damaligen Memelländischen Landtages waren 24 Angehörige der deutschen Parteien.

 

Der zähe Kampf aber dauerte noch einige Jahre ????? (unlesbar, langes Wort) erst mit der Wiedergutmachung eines Unrechts, dem Verzicht Litauens auf das Gebiet durch den deutsch-litauischen Staatsvertrag vom 22. März 1939.

 

Von allen noch in der Gegenwart lebendigen Zeichen der Verbundenheit Hamburgs mit Memel wirkt sich in unserer heutigen veränderten Welt die Zeit zwischen den beiden großen Kriegen mit ihren menschlichen Beziehungen noch sichtbar aus. Die Namen „Memellandallee" in Hamburg-Altona und „Memeler Straße" in Hamburg-Barmbek erinnern an den Bürgersinn dieser Zeit und sind Zeichen der Anteilnahme an den Geschehnissen im deutschen Nordosten. Der Memel-Gedenkstein, der damals geweiht wurde, hatte bis zur letzten Umbenennung von Straßen, seinen Standort in einer dritten Straße zur Ehre Memels im großhamburgischen Raum, der Straße „Memeldank", die jetzt einen anderen Namen trägt.

 

Im Wiederaufbaugebiet Hamburg-Barmbek, in der Nähe der Frohbotschaftkirche, in der Memeler Straße, hat der Memel-Gedenkstein einen neuen würdigen Standort gefunden. Dort auf dem Gelände, das mit dem Wiederaufbau in den Besitz der Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerergenossenschaft überging, knüpft der Stein an zu Geschichte gewordenen Beziehungen zwischen den Hamburger und Memeler Schiffszimmerern an, die auch in den Jahren zwischen den Weltkriegen Ausdruck fanden mit der Erbauung des „Memelhauses" im damaligen Sanierungsgebiet der Hamburger Neustadt.

 

Menschliche Beziehungen zwischen Bürgern zweier deutscher Städte. Anteilnahme am Schicksal deutscher Menschen in einer ferngelegenen Stadt hat in Hamburg das einfache Erinnerungsmal aufrechter deutscher Gesinnung schaffen lassen, das nun wegen seines hohen politischen Wertes unter Denkmalschutz gestellt worden ist.

 

Der Memel-Gedenkstein in Hamburg ist zugleich eine Mahnung an die Verpflichtung der freien Welt, sich für Grundsätze, nach denen sie zu leben gewillt ist, auch dort einzusetzen, wo scheinbar eine Verwirklichung nicht möglich ist.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

14. Oktober: Ebenrode (Stallupönen) in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

21. Oktober: Angerburg in Stuttgart-Fellbach, Gasthaus „Adler“, Endstation der Straßenbahnlinie 1

 

Osterode in Düsseldorf, Unionssäle, Witzelstraße

 

Memel-Stadt und Land, Heydekrug, Pogegen in Hamburg, Winterhuder Fährhaus

 

28. Oktober: Gumbinnen in Stuttgart

 

Das Treffen der Memelkreise in Hamburg

Das Treffen der Kreise Memel-Stadt, MemelLand, Heydekrug und Pogegen, das am 21. Oktober stattfindet, hat die folgende Veranstaltungsfolge:

 

9 Uhr: Feier am Memel-Gedenkstein in Hamburg-Dulsberg, Memeler Straße (S-Bahn bis Friedrichsberg, Straßenbahn-Linie 8 bis Frohbotschaftskirche, Straßburger Platz). Es spricht der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise in der Landsmannschaft Ostpreußen. Oberregierungs- und Schulrat a. D. R. Meyer, Professor Dr. G. Grundmann und Hubert Koch.

 

10 Uhr: Ostpreußischer Kirchgang in der Hauptkirche St. Jacobi, Steinstraße, Jacobikirchhof (U-Bahn-Haltestelle Mönckebergstraße). Den Gottesdienst hält Generalsuperintendent Obereigner, früher Memel.

 

12 Uhr: Kundgebung im Winterhuder Fährhaus (Alster-Dampfer ab Jungfernstieg bis Fährhaus, U-Bahn-Haltestelle Hudtwalkerstraße, Straßenbahn-Linien 14 und 15 bis Fährhaus): Festmarsch aus dem Es-dur-Konzert von Ludwig van Beethoven, Begrüßungsworte des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft, Ostpreußenlied. „Stadt am Tief" von Agnes Miegel (Sprecher Dr. G. Bobrik). Ansprache des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. A. Gille, MdB. Die Musik stellt die Zollkapelle Hamburg unter Leitung von P.-Fr. Pentzin. Es wirkt mi,t der Ostpreußenchor unter Leitung von H. Kulecki.

 

14 Uhr: Kreisversammlungen der einzelnen Memelkreise in den Räumen des Winterhuder Fährhauses.

 

Gumbinnen. Kreistreffen und Jugendtreffen in Stuttgart am 28. Oktober.

Am Sonntag, dem 28. Oktober, wird in Stuttgart-Süd, Schützenhaus, Burgstallstraße 99, in Verbindung mit dem Kreistreffen auch ein Treffen für alle Jugendlichen im Alter von etwa sechzehn bis achtundzwanzig Jahren stattfinden. Ich bitte jeden Gumbinner um Bekanntgabe dieses Treffens bei allen Heimatfreunden. Bei diesem Jugendtreffen soll über die Freizeiten berichtet werden und über die weitere Förderung des Zusammenschlusses der Gumbinner Jugend. Wir wollen das nachbarliche Zusammenleben der Jugend pflegen, so wie es zu Hause gewesen wäre. Wenn die Entfernungen uns auch trennen und die Zeit oft knapp ist, so ist dieser heimatliche Zusammenhalt ein immer wieder von neuem kraftvolles Treuebekenntnis. Wir erleben es heute schon, dass die Gumbinner Jugend von weither das Treffen besucht und dass dieser Kreis immer größer wird und immer fester zusammenhält. „Wir wissen jetzt, dass wir nicht mehr allein stehen, sondern dass wir in einer eigentlich alten Gemeinschaft neu zusammenstehen", heißt es. Die Lichtbilder, die Landsmann Gebauer aus unserer Heimat bringen wird, sind recht dazu angetan, auch der Jugend vergessene Bilder in Erinnerung zu bringen oder überhaupt ein Bild unserer schönen Landschaft zu geben.

 

In Stuttgart werde ich auch Anmeldungen für die nächsten Freizeiten entgegennehmen. So hoffe ich, recht viel Jugend in Stuttgart-Süd, Schützenhaus, begrüßen zu können.

Hans Kuntze, Kreisvertreter Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4

 

Insterburg Stadt und Land. Treffen der Insterburger in Frankfurt am Main

Am 23. September fand im Ratskeller in Frankfurt am Main das Treffen der heimattreuen Insterburger aus dem Raum Frankfurt statt. Das Treffen war von Frau Weller und Landsmann Seidenberg gut vorbereitet worden und nahm einen harmonischen Verlauf. Mit ganz besonderer Freude wurde Oberstadtdirektor Dr. Heun von der Patenstadt Krefeld begrüßt. Eröffnet wurde die Feierstunde durch Landsmann Seidenberg, dem die Interessen der Vertriebenen im Raum Frankfurt besonders am Herzen liegen. Großen Beifall fand die Ansprache von Oberstadtdirektor Dr. Heun, der an seiner früheren Wirkungsstätte so viele Patenkinder begrüßen konnte. Daran schloss sich die Rede des Kreisvertreters von Insterburg-Land, Naujoks, der in seiner Ansprache die Landsleute zu Treue und Zusammenhalt aufrief und das Recht auf die Heimat betonte. Nach der Mittagspause, berichtete Landsmann Padeffke über Aufgaben und Tätigkeit der Geschäftsstelle in Oldenburg. Im Anschluss daran blieben die Insterburger noch lange zusammen und tauschten liebe alte Erinnerungen aus.

 

Angerburg. Kreistreffen in Stuttgart-Fellbach

Ich weise letztmalig auf unser am Sonntag, dem 21. Oktober in Stuttgart-Fellbach stattfindendes Kreistreffen hin und bitte um zahlreichen Besuch, auch der Jugend. Der Adlersaal ist ab 9.00 Uhr geöffnet und ist zu erreichen vom Hauptbahnhof Stuttgart mit der Straßenbahnlinie 1 bis Endstation, von dort ab zwei Minuten Fußweg. Auf gesundes Wiedersehen in Fellbach!

Hans Priddat, Kreisvertreter (16), Bad Homburg v. d. H., Seifgrundstraße 15.

 

Gesucht werden:

Edmund Reiss, aus Gr.-Guja, geb. 10.03.1909, der seit der Flucht 1945 vermisst wird;

 

Hilda Zakrzewski, geb. 02.02.1917, Frieda Zakrzewski, geb. 22.04.1919, Hedwig Zakrzewski, geb. 30.05.1925. Alle drei seit der Flucht bis heute vermisst. Erich Zakrzewski, geb. 28.01.1928, war zuletzt bei der Wehrmacht in Perleberg. Die vier Geschwister stammen aus Sonnheim;

 

Arthur Pieper und Minna Pieper, geb. Liedtke (geb. 31.12.1909). Heidi Pieper, geb. 1940 — alle aus Kutten.

 

Jede Nachricht erbittet die Geschäftsstelle.

 

Lötzen

Im Ostpreußenblatt begannen wir mit der Veröffentlichung der Namen von Landsleuten aus der Stadt Lötzen, die wir für unsere Kreiskartei dringend suchen. Wir bitten hierdurch alle Lötzener, die uns bei der Auffindung dieser Familien helfen können, um Nachricht an unsere Heimatkreisgeschäftsstelle in (24b) Neumünster, Königsberger Straße 72.

 

 

Anna Ebner;

Christel Ehrke;

Fritz Ehlert;

Walter Ehlert;

Erna Eichler;

Walter Eichler;

Fritz Eilert;

Albert Ewert;

Auguste Ewert;

Maria Falkhausen;

Hellmuth Faerber;

Franz Feller;

Herbert Fedtke;

Elisabeth Finneisen;

Willi Fischer;

Erika Fischlin;

Fritz Fleischer:

Oskar Fleischer;

Franz Flick;

Adolf Flintzah;

Ernst Förster;

Hilde Franke;

Frieda Friedel;

Ulrich Frase;

Paul Fromm;

Günther Frömbling;

Hans Fuhrmann;

Hannelore Gallinat;

Kurt Galuhn;

Paul Gärtner;

Ruth Gaschk;

Heinz Gedaschka;

Erich Gedaschko;

Otto Geede;

Anna Geduld;

Helene Gehlhaar;

Dr, Emil Gerdes;

Artur Gerigk;

Anna Gerß;

Dr. Ursula Glage;

Anneliese Gliese;

Helmuth Glomma;

Gisela Gonscherowski;

Hermann Gonschewski;

Frieda Grabski;

Karl Gorny;

Hermann Gowschewski;

Ernst Grabowski;

Ernst Graeber;

Johann Grajewski;

Anna Grenz;

Gustav Grigo;

Horst Griguscheit;

Albert Grigutsch;

Anna Grohs;

M. Grohs;

Johannes Gross;

Hans Gronwald;

Rudolf Grünthal;

Anna Grunau;

Mia Grutzek;

Wilhelm Gugel;

Hildegard Gusek;

Josef Günther;

Ernst Gutzeit;

Käthe Hagu;

Dr. Dorothea Harwarth;

Theodor Hartmann;

Heinz Harm;

Hedwig Haase;

Hans-Walter Hastreiter;

Elfriede Hanwerts;

Fritz Hausrath;

Kurt Harbach;

Margot Hecker;

Bruno Heidemann;

Heinrich Heine;

Helga Heinz;

Heinrich Heldt;

Erich Hempel;

Renate Hempler;

Willi Hennemann;

Bruno Hennig;

Walter Herrmann;

Hans Herrmann;

Hermann Hessler;

Herbert Hildebrandt;

Gotthild Hilger;

Werner Hinz;

Horst Hinz;

Bernhard Hohendorf;

Alfred Hoost;

Ernst Hudel;

Heinz Hudel;

Eduard Hoffmann;

Ilse Hofmann;

Hermann Hölzner;

Augustin Hoppe;

Katharina Hofmann;

Werner Jack;

Kurt Jacksohn;

Heinz Jade;

Gertrud Jakubowski;

Gertrud Jakubczyk;

Emil Janke;

Ida Jankowski;

Hildegard Jedamski;

Paul Jendritzki;

Fritz Jelinski;

Marie Jentzewski;

Gustav Jewski;

Fritz Jako;

Horst Jünger;

Max Jurkschat;

Henriette Joswig;

Benno Kaesler;

E. Kahrs;

Franz Kalweit;

Franz Kalweit (meine Bemerkung: vielleicht Vater und Sohn)

Paul Kalisch;

Ursula Kaminski;

Paul Kanehl;

Waldemar Kankel;

Anneliese Karpinski;

Richard Kasprzyck;

Adolf Katt;

Hermann Kayko;

Auguste Kerscheit;

Theodor Keitel;

Johann Kelbsch;

Willi Kerschling;

Eleonore Kerski;

Franz Kerwonski;

Kurt Kehler;

Anna Kieragga;

Gertrud Kilanowski;

Rudolf Klar;

Franz Klein;

Gustav Klein;

Helene Klingebiel;

Robert Klihs;

Bernhard Klevekorn;

Gustav Klose;

Kurt Knorn;

Margarete Koch;

Leopold Kobus;

Maria Koester;

Fritz Koehler;

Gertrud Kompa;

Werner König;

Henriette Köngerski;

Hermann Kopka;

Hans Kossinowski;

Anneliese Kornatz;

Helene Kotzan;

Liesbeth Kowalewski;

Günther Köwitsch;

Bruno Krafzick;

Ewald Krause;

Gertrud Kratzat;

Helmut Kropp;

Gertrude Kruhl;

Franz Kruppa;

Herbert Kruppa;

Ernst Kruska;

Fritz Kubanek;

Barbara Kucharski;

Edith Kuckuck;

Walter Kukelka;

Gustav Kullack;

Hanna Kullack;

August Kulinna;

Walter Kunkel;

Georg Kutz;

Wilhelm Gedaschko.

(Fortsetzung folgt)

Curt Diesing, Kreisgeschäftsführer

 

Johannisburg

 

 

Zweite Liste der unbekannt verzogenen Landsleute aus dem Kreise Johannisburg:

1. Walter Cisewski, aus Arys. zuletzt wohnhaft in Hannover;

 

2. Helene Christofzik, geb. Joachim, aus Lindensee, zuletzt in Weißenbach;

 

3. Hans Christofzik, aus Dreifelde, zuletzt in Berlin-Wilmersdorf;

 

4. Erna Christofzig, aus Gruhsen, zuletzt in Essen-Kupferdreh;

 

5. Jul. Chittka, aus Johannisburg, zuletzt in Duisburg;

 

6. Anna Czudnochowski, aus Johannisburg, zuletzt in Delmenhorst,

 

7. Minna Czudnochowski, aus Balkfelde, zuletzt in Pinneberg;

 

8. Johann Czychun, aus Nickelsberg, zuletzt in Wesenstedt;

 

9. Ernst Czybulka, aus Stollendorf, zuletzt in Rhederfeld;

 

10. Otto Czechowski, aus Lehmannsdorf, zuletzt in Ahrensburg;

 

11. Hertha Czub, aus Ludwigshagen, zuletzt in Hamburg-Harburg;

 

12. Gustav Dziendziol, aus Monethen, zuletzt in Itterbeck;

 

13. Gerhard Dzittko, aus Kölmerfelde, zuletzt in Obereschenbach;

 

14. Herbert Dulias, aus Gruhsen, zuletzt in Eimen;

 

15. Familie Dudda, aus Eichenwalde (Mittenheide), zuletzt in Lehmberg:

 

16. Agnes Dunkelmann, aus Johannisburg, zuletzt in Dortmund:

 

17. Richard Dubnitzki, aus Herzogsdorf, zuletzt in Menden;

 

18. Ernst Dudda, aus Heidig. zuletzt in Buscherhausen;

 

19. Fritz Dudda, aus Brödau, zuletzt in Lüdingwort;

 

20. Auguste Dudda, aus Kurwien, zuletzt in Isernhagen;

 

21. Arthur Drost, Rottenmeister aus Arys, zuletzt in Bochum;

 

22. Helmut Donath, aus Gehlenburg, zuletzt in Glückstadt, Holstein;

 

23. Marie Dorn, aus Johannisburg, zuletzt in Lübeck:

 

24. Karl Dorowski, aus Johannisburg, zuletzt in Lütjenburg, Holstein;

 

25. Otto Downar, aus Reitzenstein, zuletzt in Darmstadt;

 

26. Dorroch, Stadtforstamt Johannisburg, zuletzt in Loccum;

 

27. Wilhelm Diek, aus Johannisburg, zuletzt in Bielefeld;

 

28. Dr. Kurt Ferd. Dieckmann, aus Wildfrieden, zuletzt in Oberhausen:

 

29. Wilhelmine Degner, aus Johannisburg, zuletzt in Bargteheide;

 

30. Rudolf Dembiany, aus Schützenau, zuletzt in Hückeswagen;

 

31. Erich Deglau, aus Arvs, zuletzt in Breiholz-Rendsburg;

 

32. Wilhelm Draeger, aus Arys, zuletzt in Friedrichsdorf;

 

33. Arthur, aus Johannisburg, zuletzt in Stade;

 

34. Wilhelm Danielczik, aus Reitzenstein, zuletzt in Castrop-Rauxel;

 

35. Karl Dannenberg, aus Kolbitzbruch, zuletzt in Rheden (Hannover).

 

Liebe Landsleute, wer die genaue heutige Anschrift mit Straße und Hausnummer kennt, wird dringend gebeten, sie der Karteistelle in Tönning (Eider), Neustadt 1, postwendend mitzuteilen.

 

Vordringlich gesuchte Landsleute aus dem Kreis Johannisburg:

 

1. Güntersberg. Fischereiinspektor aus Gloddowen;

 

2. Hedwig Konopka, Tochter des Fischhändlers Konopka aus Kreuzofen, aus russischer Zivilgefangenschaft heimgekehrt;

 

3. Gertrud Zipplies, geb. Jendruschke, aus Arys, ist 1945 noch in Bartenstein auf der Flucht gesehen worden;

 

4. Käthe Winkel, Gutsbesitzerin, aus Adl. Kessel, aus russischer Zivilgefangenschaft heimgekehrt;

 

5. Friedrich Koslowski und Ehefrau Henriette, aus Arys. Lötzener Straße 13;

 

6. Karl (?) Synofzik., aus Arys. Lötzener Straße 13:

 

7.  Rudi Hellwig, Autoschlosser bei Hans Hoffmann, Johannisburg;

 

8. Georg Hofmann, Autoschlosser bei Hans Hoffmann, Johannisburg;

 

9. Karl Romann, Gendarmeriemeister, aus Gr.-Kessel und Familie;

 

10. Karl August Paehr und Ehefrau Auguste Paehr, geb. Werner, geb. 1874 bzw. 1875, aus Abbau Seehöhe.

 

Die vorstehend genannten Landsleute werden von Landsleuten aus der Heimat dringend gesucht. Helft bitte alle bei der Ermittlung und meldet auch diese der Karteistelle in Tönning, Neustadt Nr. 1.

 

Im Auftrage des Kreisvertreters, H. Wielk, Karteiführer

 

Neidenburg

Ich habe Veranlassung, darauf hinzuweisen, dass zwar meine Postanschrift Landshut/B lautet, mein Wohnsitz aber in Ergolding bei Landshut ist. Bei Angabe meiner Anschrift zu Vernehmungszwecken ist daher nicht Landshut-Stadt zu nennen, sondern stets Kreis Landshut, Gemeinde Ergolding. So werden Verzögerungen vermieden.

Wagner, Bürgermeister, Neidenburg. Kreisvertreter Landshut/B II, Postschließfach 2

 

Osterode

Wie bereits angekündigt, wird das Osteroder Kreistreffen am 21. Oktober in Düsseldorf stattfinden. Trefflokal: Unionssäle, Witzelstraße 33 (vom Hauptbahnhof zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3 B und 4). Zeitplan: 10 Uhr evangelischer Gottesdienst in der Friedenskirche, Florastraße (vom Hauptbahnhof zu erreichen mit Linie 14, Haltestelle Bilker Allee); zur gleichen Zeit katholischer Gottesdienst in der St.-Suitbertus-Kirche, Witzelstraße (zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3 B und 4); 11.30 Uhr Feierstunde: 14.30 Uhr Lichtbildervortrag aus dem Heimatkreis: 16 Uhr Besprechung mit den Gemeindebeauftragten: 17 Uhr Gemütliches Beisammensein. — Wir bitten unsere Landsleute um Weitergabe des Termins und um zahlreiches Erscheinen.

von Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Lübeck, Alfstraße 35

 

Seite 7   Landsleute, die jetzt zu uns kamen.

Auch im Monat September 1956, sind Landsleute aus Ostpreußen und den anderen polnisch besetzten deutschen Ostgebieten, aus der Sowjetzone und aus sowjetzonalen Zuchthäusern im Durchgangslager Friedland bei Göttingen eingetroffen; eine Anzahl von ihnen wurde als Heimkehrer abgefertigt, andere als Ausgesiedelte.

 

Wir bringen im Folgenden die Namen dieser Heimkehrer und Ausgesiedelten. Aus Gründen die darzulegen hier zu weit führen würde, ist es schwierig, über jeden Heimkehrer und jeden Ausgesiedelten genaue Angaben zu erhalten, und so sind die Zahlen und die Ortsangaben nicht in jedem Falle ganz richtig. Auch diese Liste enthält, was die Orte anbetrifft, Fehler. Der Wohnort von 1939 ist in der Liste in Klammern gesetzt.

 

Im September 1956 trafen in Friedland ein:

Heimkehrer

1. Kurt Deggim, geboren am 29.08.1930 in Sarkau, Kreis Königsberg, (Sarkau), kommt aus der Sowjetunion. —

 

2. Günter Engel, 23.06.1912 in Nauteich/Danzig, (Königsberg), kommt aus Bautzen. —

 

3. Antonie Erdtmann, 01.03.1897 in Riga, (Königsberg), kommt aus der Sowjetunion. —

 

4. Helmut Fischer, 20.02.1901 in Königsberg, (Königsberg), kommt aus Magdeburg. —

 

5. Margarete Kollek, geb. Wilikis, 26.10.1911, in Memel, (Königsberg), kommt aus der Sowjetunion (Litauen). —

 

6. Wolf-Dieter Kollek, 06.09.1938 in Königsberg, (Königsberg), kommt aus der Sowjetunion (Litauen). —

 

7. Helmut Lemke, 11.03.1920 in Rastenburg, (Rastenburg), kommt aus Lukau. —

 

8. Kurt Melsa, 09.01.1921 In Lyck, (Lyck), kommt aus Bautzen. —

 

9. Erich Werner, 17.12.1908 in Königsberg, (Königsberg), kommt aus der Sowjetunion.

 

Aussiedler

1. Berta Bergau, geborene Panke, 02.02.1889, in Gaitzen 7 (7 könnte auch anders lauten, unleserlich), Kreis Insterburg (Insterburg), kommt aus Saalfeld, Kreis Mohrungen. –

 

2. Irmgard Borrowy, 26.07.1925 in Gurnen, Kreis Goldap, (Gurnen), kommt aus Bischofstein, Kreis Rößel. —

 

3. Emilie Burdenski, geb. Genglowski, 17.09.1896, in Pierlawken, Kreis Neidenburg, (Pierlawken), kommt aus Mensguth, Kreis Ortelsburg. —

 

4. Gustav Burdenski, 17.06.1887 in Windau, Kreis Neidenburg, (Pierlawken), kommt aus Mensguth, Kreis Ortelsburg. —

 

5. Hildegard Dierks, 10.09.1936 in Angerburg, (Rastenburg), kommt aus Litzmannstadt. —

 

6. Maja Ditkuns, 04.05.1931 in Altschanzenkrug, Kreis Elchniederung, (Altschanzenkrug), kommt aus Heydekrug. —

 

7. Karoline Grabosch, geb. Gawlick, 10.06.1883, in Borowerwalde, (Borowerwalde, Kreis Sensburg), kommt aus Borowerwalde. —

 

8. Ludwig Grabowski, 24.10.1869 in Walden, Kreis Osterode, (Osterode), kommt aus Osterode. —

 

9. Franz Jablonski, 06.11.1932 in Kalborn, Kreis Allenstein, (Kalborn), kommt aus Ortelsburg. —

 

10. Margarete Jadvicok, 01.07.1937 in Memel (Tumellen?, Kreis Memel), kommt aus Tumellen. —

 

11. Anna Jeworowski, geb. Waschkuhn, 22.04.1880, in Romotten, Kreis Johannisburg (Sensburg), kommt aus Sensburg. –

 

13. Hedwig Karkowski, 30.09.1920 in Mittelpogobien, Kreis Johannisburg, (Mittelpogobien, kommt aus Allenstein. –

 

14. Ilse Kaulbars, 25.02.1932 in Perteltnicken, Samland, (Perteltnicken), kommt aus Litauen. –

 

15. Erwin Klaws, 06.01.1940 in Memel (Wabbeln, Kreis Heydekrug), kommt aus Wabbeln. –

 

16. Günter Krause, 20.07.1929 in Königsberg (Königsberg), kommt aus Kaunas, Litauen. –

 

17. Therese Kruck, geborene Pikath, 05.09.1881, in Unterplehnen, (Jäglack, Kreis Rastenburg), kommt aus Rastenburg. –

 

18. Friedrich Kruck, 26.10.1878 in Georgenburg, Kreis Goldap, (Jäglack, Kreis Rastenburg), kommt aus Rastenburg. –

 

19. Max Krukowski, 22.04.1929 in Wiesenheim, Kreis Johannisburg (Wiesenheim), kommt aus Allenstein. –

 

20. Herta Krukowski, geb. Prystawik, 28.01.1928, in Mittelpogobien, (Wiesenheim, Kreis Johannisburg), kommt aus Allenstein mit Kindern Roswita und Ingrid. —

 

23. Wilhelmine Krzensk, geb. Kreck, 11.01.1888, in Mingfen, Kreis Ortelsburg, (Ortelsburg), kommt aus Ortelsburg. —

 

24. Auguste Lasogga, geb. Rattay, 07.02.1913, in Keibern, Kreis Sensburg, (Sensburg), kommt aus Guschienen, Kreis Sensburg. —

 

25. Gert Lasogga, 09.12.1942 in Sensburg, kommt aus Guschienen, Kreis Sensburg. —

 

26. Gisela Lasogga, 01.02.1944 in Sensburg, kommt aus Guschienen. —

 

27. Klaus Lasogga, 26.04.1945 in Sensburg, kommt aus Guschienen. —

 

28. Lilli Lemke, 30.10.1930 in Königsberg, (Königsberg), kommt aus Kaunas, Litauen. —

 

29. Roswita Lemke, 30.05.1953 in Kaunas. —

 

30. Regina Lemke, 20.12.1954 in Kaunas. —

 

31. Marie Lukau, geb. Sadowski, 19.02.1886 in Selbongen, Kreis Sensburg, (Nikolaiken), kommt aus Nikolaiken. –

 

32. Hans Mestars, 31.01.1938 in Laugballen, Kreis Memel, (Zelenellen?, Kreis Memel), kommt aus Zelenellen. –

 

33. Gerhard Mestars, 04.03.1940 in Gaberauschken, (Gabergischken?), Kreis Memel, (kommt aus Zelenellen). —

 

34. Dieter Mestars, 30.08.1941 in Gaberauschken, Kreis Memel, kommt aus Zelenellen. —

 

35. Lucia Michalewski, geb. Gudde, 15.05.1882, in Ortelsburg, (Ortelsburg), kommt aus Ortelsburg. —

 

36. Gustav Olschewski, 13.12.1875 in Nitken, Kreis Johannisburg, (Nitken), kommt aus Drigelsdorf, Kreis Johannisburg. —

 

37. Erna Pallascj?, 21.01.1914 in Wolka, (Wolka), kommt aus Ortelsburg. —

 

38. Gertrud Petermann, 16.07.1920 in Elbing, (Elbing), kommt aus Elbing. —

 

39. Auguste Radek, geb. Fischer, 24.12.1895, in Schwiergstein, Kreis Ortelsburg, (Schwiergstein), kommt aus Schwiergstein. —

 

40. Friedrich Sattler, 10.04.1888 in Liepitz, Kreis Mohrungen, (Jankendorf, Kreis Pr.-Holland), kommt aus Elbing. —

 

41. Auguste Steppat, 28.09.1898 in Eistrawischken, Kreis Tilsit-Ragnit, (Lindental, Kreis Tilsit-Ragnit), kommt aus Zierose/Freistadt. —

 

42. Charlotte Steppat, 29.11.1931 in Absteinen, (Lindental, Kreis Tilsit-Ragnit), kommt aus Zierose/Freistadt. —

 

43. Nita Schiminonek, 29.12.1897 in Garbassen, Kreis Treuburg, (Garbassen), kommt aus Oratzen, Kreis Lyck. —

 

44. Eva Tolksdorf, 09.03.1922 in Ludwigshof, Kreis Pr.-Eylau, (Ludwigshof), kommt aus Hoofe, Kreis Pr.-Eylau. —

 

45. Irene Tolksdorf, 13.10.1947 in Hoofe, Kreis Pr.-Eylau, kommt aus Hoofe. —

 

46. Meta Wermke, geb. Werner, 01.10.1898, in Schernikow, (Ackerau, Kreis Pr.-Eylau), kommt aus Ostpreußen —

 

47. Ursula Wesselowski, geb. Dellberg, 05.09.1912 in Göttkendorf, Kreis Allenstein, (Allenstein), kommt aus Allenstein. —

 

48. Bernd Weselowski, 19.03.1945 in Göttkendorf, Kreis Allenstein, kommt aus Allenstein. —

 

49. Rosemarie Wesselowski, 25.03.1934 in Allenstein, (Allenstein), kommt aus Allenstein.

 

Seite 7   Verschiedenes

Königsberger treffen sich jeden Donnerstag nach dem 15. bei Albert Sauff, Hamburg-Altona, Fischmarkt 31; Tel. 31 24 12

 

Rest der Seite: Stellengesuche, Stellenangebote, Verschiedenes, Rätsel-Ecke, Wir hören Rundfunk, Werbung

 

Seite 8   Amtliche Bekanntmachungen

Durch Gerichtsbeschluss ist der Tod und der Zeitpunkt des Todes der nachstehend bezeichneten Person festgestellt worden: Die mit Buchstaben bezeichneten Angaben bedeuten: a) Anschrift am letzten bekannten Wohnsitz, b) letzte bekannte Truppenanschrift, c) zuständiges Amtsgericht und dessen Aktenzeichen, d) Tag des Beschlusses, e) Zeitpunkt des Todes. Heinz Kühnappel, 18.08.1888, Aweiden, Kreis Sensburg, Schmied, a) Nickelshorst, Kreis Sensburg, c) Walsrode, 1 II 29/56, d) 26.09.1956, e) 31.12.1945, 24 Uhr. Amtsgericht Walsrode

 

Seite 8   Suchanzeigen

Mit Foto: Heimkehrer! Wer kann Auskunft geben über meinnen Schwager, Stabsgefr. Walter Bieler, Feldpostnummer 33 868, Heimatanschrift: Tilsit. Ostpreußen? Nachr. erb. Witwe Helene Bieler, Schildgen über Berg.-Gladbach, Krämersfeld 5.

 

Suche Kameraden, welche im September 1939 b. Grenzwacht-Unterabschnitt V/51, 15. Komp. Ebenrode, und Zeugen des Unfalles des Soldaten Emil Buttgereit, Memel, am 14.09.1939 waren. Mein Mann starb an den Folgen noch am selben Abend in Ebenrode. Seine Leiche wurde nach Memel gebracht. Wer war dabei und kann mir eine Bestätigung darüber geben? Nachr. erb. Frau Elisabeth Buttgereit, Lüchow. Kirchstr. 14

 

Wer kann Auskunft geben über Walter Lenk, aus Quittainen, Kr. Pr.- Holland. Ostpreußen, geb. 03.12.1927? Er musste sich am 18.01.1945 bei einem Inf.-Bat. in Pr.-Eylau, Ostpreußen, zur Ausbildg. melden, seitdem fehlt jede Nachricht von ihm. Nachr. erb. Gustav Lenk, (23) Osterholz-Scharmbeck, Hinter dem Bach 18.

 

Suche einen Herrn Hoppe, aus Ostpreußen, Wohnort unbekannt, der mit meinem Mann Bernhard Kubath, aus Seefeld, Pommern, am 8. März 1945 von den Russen verschleppt worden ist. Nachr. erb. Hedwig Kubath, Bad-Oldesloe, Finkenweg 19

 

Mit Foto: Gesucht wird: Werner, Adolf, geb. 30.11.1900 in Reichental, Kreis Mohrungen, Ostpreußen. Im Februar 1945 vom Hof in Reichental von den Russen verschleppt worden. Nachricht, erb. Frau Ida Hippler, geborene Werner, geb. 24.06.1898 in Reichental, jetzt Goldenstedt-Süd I, Kreis Vechta i. O.

 

Achtung Ostpreußen! In einer Versorgungsangelegenheit benötige ich dringend Anschriften von folgenden Heimatvertriebenen: Oberstleutn. Eitze; Oberstleutn. Plaumann; Hauptmann König; Fritz Skibba, Treuburg, Ostpreußen, Bergstraße; Emil Fleischer, Goldap. Sämtl. Oben gen. Personen waren während der Kriegsjahre b. Heereszeugamt Königsberg Pr. dienstverpflichtet. Ich bitte höfl. um Bekanntgabe d. Anschriften, evtl. Auslagen werden erstattet. Gustav Kurtz, Kenzingen (Brg.), Kapellenstr. 474, früher Treuburg, Ostpreußen.

 

Gesucht werden Nachkommen der Familien Stich und Semmler, aus dem Gebiet Insterburg und Gumbinnen, zwecks Sippenforschung. Nachr. erb. Max A. Stich, Leverkusen, Manforter Straße 318.

 

Achtung, Litauenheimkehrer! Wer weiß etwas über den Verbleib meines Mannes Paul Moldenhauer, geb. 08.02.1896, aus Rositten, Kr. Pr.-Eylau, Ostpreußen? Letzte Nachr. v einem Heimkehrer 1948 aus Nattkischken, Kr. Pogegen, Litauen. Um Nachricht bittet Fr. Berta Moldenhauer, Wattenscheid-Leithe, Laarkamp 15.

 

Suche Emil Dombrowski, geb. 29.10.1907 in Arys, wurde am 31.03.1945 in Pillau der Speziallistenkompanie 926 zugeteilt und ist am 01.04.1945 nach Königsberg gekommen. Adolf Erpel, jetzt in USA, hat mit meinem Mann im Krankenlager Volosowo am 16.08.1946 das letzte Mal gesprochen. Mein Mann war schwer krank an schwarzen, krankhaften Flecken am Körper und musste im Schieferkalkwerk arbeiten. Wer kann Auskunft über seinen Verbleib geben? Zuschr. erb. unter Nr. 65 353 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Achtung! Wer kam Anfang Oktober 1948 v. Kolchose Bürgersdorf bei Wehlau mit Transport nach dem Lager Dessau in Sachsen? Bitte dringend um Nachricht Fr. Lotte Möller, geb. Störmer, jetzt Krefeld, Luisenstraße 20.

 

Achtung  Russlandheimkehrer! Wer kann Auskunft geben und war mit meinem Mann. d. Obergefr. Friedrich Hermann Hollatz, geb. 03.05.1910, in Buchwalde bei Osterode, Ostpreußen, zusammen? Er gehörte der 11. Inf.-Div. an (Feldpostnummer 24 957 E), als Versprengter beim Rückzug 1944 Feldpostnummer 34 531 B. Seine Heimatanschrift war Bärenbach/Kl.-Meschkuppen, Kreis Schloßberg. Unkosten werden erstattet. Für jede Nachricht dankbar, Fr. Minna Hollatz, geb. Pernau, Berlin SO 36, Manteuffelstr. Nr. 61. 1 Tr. r.

 

Suche Katharina Ruhnau, Plaßwich, Kr. Braunsberg. Nachricht erb. Hermann Palm, Saarburg (Bez. Trier). Postfach 8.

 

Suche Frau Anna Meißner, geborene Boy, aus Nickelsdorf bei Liska-Schaaken. Nachr. erbittet Herta Quante, Lehrte, Königstr Nr. 29.

 

Wer gibt Auskunft über meine Tochter Hildegard Müller, geb. am 04.01.1920 in Kirschkowo, Kr. Znin, Posen, wohnhaft in Deumenrode, Kr. Lyck, Ostpreußen? Auf der Flucht etwa am 25.01.1945 zwischen Rößel und Bischofstein wurde meine Tochter von der russischen Besatzungsm vermutlich Richtung Russland, abgezweigt. Jeglicher Verbleib bisher unbek. Nachr. erb. Witwe Emilie Müller, (24a) Dierkshausen über Hamburg-Harburg.

 

Seite 8   Familienanzeigen

Unser Stammhalter ist da! Ralph, geboren am 28.09.1956. In dankbarer Freude, Ingrid Pastofski, Hans Postofski. Pinneberg bei Hamburg, früher Insterburg, Ostpreußen, Immelmannstraße 34

 

Verlobte. Hannelore Wodtke, Stettin, Lortzingstraße 26, jetzt Hamburg 36, Brüderstraße 19. Willy Gleich, Ortelsburg, Ostpreußen, jetzt Hamburg 36, Brüderstraße 19. 20. Oktober 1956

 

Als Vermählte grüßen Theodor Reinecke, Schandelah. Hella Reinecke, geb. Achenbach, früher Benullen, Kreis Stallupönen. 12. Oktober 1956

 

Wir haben geheiratet. Dr. med. Horst-Jürgen Boltze, Gerda Boltze, geb. Mauritz, früher Königsberg Pr., Hindenburgstraße 61. Hamburg, 14. September 1956, Lokstedter Steindamm 9 e

 

Als Vermählte grüßen Heinz Eschweiler, Steuerinspektor, Kalterherberg, Trierer Straße 40. Hildegard Eschweiler, geb. Bönki, Dornick bei Emmerich, früher Süßenthal, Kreis Allenstein. 17. Oktober 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt, Arnold Henderson, Perth in Schottland. Sigrid Henderson, geb. Nölte, früher Königstann, Kreis Bartenstein, Ostpreußen. 15. September 1956

 

Wir feiern am 17. Oktober 1956 unsere Silberhochzeit und grüßen Verwandte und Bekannte. Karl Hein und Frau Elise Hein, geb. Borchert. Drugehnen, Ostpreußen, Am Hegeberg 60, jetzt (24a) Behlendorf, Post Mölln

 

Wir feierten am 9. Oktober 1956 unsere Silberhochzeit und grüßen alle Verwandten und Bekannten Albert Hirscher und Frau Gertrud Hirscher, geb. Kauker, Bärenfang, Kreis Schloßberg, Ostpreußen, jetzt (23) Isens, Kreis Wesermarsch (Oldbg.)

 

Am 19. Oktober 1956 feiert das Fleischermeister-Ehepaar Erna und Willi Kutschenreiter, früher Pillkallen (Schloßberg), Ostpreußen, jetzt Essen-Rüttenscheidt, Mathildenstraße 24/26 das Fest der Silberhochzeit. Hierzu gratulieren recht herzlich Freunde und Bekannte aus der alten Heimat.

 

Für die Glückwünsche zu unserer Silberhochzeit danken wir allen Verwandten, Heimatfreunden und Bekannten herzlichst. Konrad Bolz und Frau Ella Bolz, geborene Röhring. Gerswalde, Ostpreußen, jetzt Düsseldorf-Unterrath, Dohlenweg 14

 

Am 12. Oktober 1956 begehen wir unsere Silberhochzeit und grüßen aus diesem Anlass unsere lieben Verwandten und Bekannten. Fritz Funk und Frau Meta Funk, geb. Pawendenat. Königsberg Pr., Herrandthstraße 4, jetzt Hof (Saale), Bayern, Dr.-Scheiding-Straße 24

 

Am Montag, dem 15. Oktober 1956, feiern unsere lieben Eltern, Franz Adomat und Frau Auguste Adomat, geb. Sachs, früher Insterburg. Ostpreußen, Gartenstraße 8, jetzt Börnsen über Hamburg-Bergedorf I, das schöne Fest der Goldenen Hochzeit. Dies zeigen erfreut an, die Kinder, Bruno Adomat und Familie, Berlin. Gertrud Wittke und Familie, Börnsen

 

Zum 70. Geburtstag am 20. Oktober 1956, unserem lieben Mütterlein, Käthe Rasmus, geb. Sahnwaldt, herzinnige Glückwünsche. Die Kinder und Großkinder. Pillau I., Ostpreußen, jetzt Burlo, Kreis Borken, Westfalen.

 

Für die Geschenke und Glückwünsche zur Goldenen Hochzeit danken wir allen Verwandten und Heimatfreunden herzlichst. Heinrich Schwarz und Frau Berta, Hanshagen, Kr. Pr.-Eylau, jetzt Dollbergen über Lehrte

 

Nach schwerer Operation wieder gesund, feierte unsere liebe Mutti und Omi, Margarete Loleit, früher Allenstein, Ostpreußen, Sandgasse 7 a, jetzt Lübeck, Seydlitzstr. 10, am 8. Oktober 1956, ihren 75. Geburtstag. Es freuen sich die Kinder und Enkelkinder.

 

Am 14. Oktober 1956, zum 75. Geburtstag von Frau Elsbeth von Petzinger, früher Gurren, Kreis Angerburg, Ostpreußen, unserer lieben Mutter und Omi, gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin Gottes Segen: Ursula von Borcke. Erich von Borcke sowie Ingrid und Eckhard. Monjou-Heber, Estation Jackson, Uruguay.

 

Unsere lieben Eltern, Otto Borchert und Frau Martha Borchert, geb. Borrmann, feiern am Mittwoch, dem 17. Oktober 1956, ihre Silberne Hochzeit. Es gratulieren herzlich, die Kinder. Hubenhof bei Tapiau, Kreis Wehlau, jetzt Glashütte-Glasmoor, Bezirk Hamburg

 

Rest der Seite: Bekanntschaften, Werbung, Unterricht

 

Seite 9 und 10   „Bartenstein" fährt in die Welt. Unser Patenschiff wird in Übersee von Ostpreußen künden

Fotos: Diese beiden Aufnahmen — sie wurden ebenso wie die anderen hier veröffentlichten auf der Probeabnahmefahrt gemacht — geben, zusammen mit dem Titelbild, einen Eindruck von der Größe der „Bartenstein". Links: ein Blick von der Kommandobrücke auf das Vorschiff, rechts: die Steuerbordseite des Vorschiffs mit der Kommandobrücke im Hintergrund.

 

Foto: Bei der Übernahme des Schiffes betonte Dr. Kulenkampff vom Norddeutschen Lloyd, dass die „Bartenstein" mit Kapitän Schulte (im Bild) einen sehr erfahrenen und bewährten Seemann als Kapitän erhalten hat.

 

Foto: Klar, dass der Kreisvertreter von Bartenstein, Bürgermeister Zeiß, auf der Probefahrt besonders froh gestimmt war. Es gibt nicht viele deutsche Städte, deren Namen von einem so schönen Schiff über die Meere getragen werden.

 

Foto: Die Reederei hat das Schiff übernommen, und vom Mast weht jetzt die Flagge des Norddeutschen Lloyd.

 

Foto: Auch die Schiffsglocke trägt den Namen des Schiffes.

 

Foto: An der Wand der Offiziersmesse in der „Bartenstein" erinnern das Heilsberger Tor und andere Motive aus Bartenstein an die Stadt, deren Namen das Schiff trägt.

 

Das bei weitem stattlichste deutsche Seeschiff, das beim Wiederaufbau unserer Kauffahrtei nach dem Zweiten Weltkriege einen ostpreußischen Namen erhielt, wurde in der letzten Woche von der Bauwerft des Bremer Vulkan der Reederei, dem Norddeutschen Lloyd, auf hoher See übergeben. An der Abnahme-Probefahrt der mächtigen „Bartenstein" nahmen eine ganze Reihe geladener Gäste, darunter auch mehrere Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen und insbesondere des Heimatkreises Bartenstein teil. Das Schilf, das in majestätischer Fahrt die Weser verließ, hatte bei etwas böigem, aber wirklich schönem Wetter draußen in der Nordsee Gelegenheit, seine Tüchtigkeit zu beweisen. Wir geben hier ein Stimmungsbild des Erlebten:

 

Der Riese auf dem Marktplatz

Von den Ausmaßen, die das neue deutsche Motorschiff „Bartenstein" hat, können sich die ostpreußischen Bartensteiner wohl eine ungefähre Vorstellung machen, wenn wir ihnen verraten, dass der mächtige Frachter eine Gesamtlänge von fast 152 Metern hat. Stellt man ihn sich phantasievoll auf dem alten Bartensteiner Marktplatz vor, der ungefähr dreißig Meter breit und an zweihundert Meter lang war, dann würde also dieser „Brocken" den Bartensteiner Markt schon nahezu ausfüllen. Stände er auf dem Pflaster, so würde er über zwanzig Meter vom Kiel bis zur Schornsteinkappe aufragen. Die Leute, die auf seinen Decks ständen, hätten ungefähr die Aussicht, die man aus einem drei- oder vierstöckigen Hause hat. Auch die Breite des auf rund achttausend Ladetonnen vermessenen Schiffes ist beachtlich. Sie beträgt immerhin achtzehneinhalb Meter. Vollbeladen hat die „Bartenstein" einen Tiefgang von über acht Metern. Für eine Fahrt auf der Alle hätte sie sich kaum geeignet. Es versteht sich von selbst, dass die Männer der Landsmannschaft Ostpreußen und des Kreises Bartenstein, die zu dieser Probefahrt eingeladen waren, erst einmal einige Zeit bewundernd vor dem mächtigen Schiff standen, ehe sie über das steile Fallreep auf Deck gingen, wo sie von dem Direktor der berühmten Vulkan-Werft, Dr. Roester, herzlich und kameradschaftlich begrüßt wurden. Es herrschte an Bord sofort eine recht schöne Stimmung, denn die Werft und auch die Reederei-Leitung hatten zur Probefahrt auch viele von jenen Männern eingeladen, die das mächtige Frachtschiff konstruiert und gebaut haben. Die Ostpreußen galten als besondere Ehrengäste und waren bald in lebhaftem Gespräch mit den Männern der Schiffsbesatzung und den Bremern, von denen einige mehrfach betonten, auch sie seien schon in Kriegs- und Friedenstagen in unserer Heimat gewesen, auch sie wünschten sehnlichst, dass den Ostpreußen das Tor zur Heimkehr bald geöffnet werde.

 

Los die Leinen!

„Ganz Ostpreußen" fand man selbstverständlich schon geschlossen auf der Kommandobrücke des Kapitäns, als hier die Befehle zum Loswerfen der „Bartenstein" mit Megaphon (der sogenannten „Flüstertüte") und mit den Maschinentelegraphen gegeben wurden. Neuntausend Pferde sind sicher einst bei uns auch auf den größten Märkten kaum einmal aufgetrieben worden. Wenn man nun weiß, dass wenigstens technisch die Diesel der neuen „Bartenstein" eine Energie von neuntausend Pferdestärken entwickeln, kann man sich leicht vorstellen, um welch gewaltige Antriebsanlage bei dem Frachter es sich hier handelt.

 

Die Fahrt auf dem eigentlichen Weserstrom wird zwar noch mit halber oder viertel Kraft zurückgelegt, aber das leise Zittern im Schiffsrumpf lässt uns ahnen, dass „Bartenstein" auch noch ganz anders ins Geschirr gehen kann. Ganz allmählich lösen wir uns vom Ufer, zurück bleibt die grüne Werftstadt Bremen-Vegesack, zurück bleiben die anderen großen fertigen und in Bau befindlichen Schiffe. Der „Vulkan" hat über fünftausend Arbeitskräfte und baute allein nach dem Kriege sechzig Seeschiffe. Auf sechs Helligen dröhnen die Niethämmer und zischen die Schweißapparate. Die Werftleute selbst, Alt und Jung, halten einen Augenblick inne und schwenken grüßend ihre Mützen. Auch vom anderen grünen Weserufer winken die Menschen, denn dieses ist schließlich „Bartensteins" großer Tag.

 

Der Norddeutsche Lloyd in Bremen, diese nun hundert Jahre alte, hochangesehene hanseatische Reederei, wird zwar bald wieder über mehr als fünfzig große Einheiten verfügen, aber hier wird nicht gezählt, sondern hier hat jedes der mächtigen Schiffe allein seinen Wert. Die „Bartenstein" kostet rund elf Millionen DM, aber wir dürfen sicher sein, dass sie sich schon in einigen Jahren bei gutem Frachtgeschäft bezahlt machen wird. Bei Elsfleth an der Weser sehen wir — ein schönes Symbol für diesen Feiertag der Schifffahrt — jungen Offiziers- und Matrosennachwuchs des Deutschen Schulschiffsvereins beim Kutterrudern und bei anderen seemännischen Übungen.

 

In ein paar Jahren schon werden wohl viele von ihnen als junger Schiffsoffizier, als Aspirant oder als Bootsmann Dienst auf Seeschiffen tun.

 

Ein großer Saal unter Wasser

Die Männer der Bauwerft wissen schon, dass eine Seefahrt gleich von Anfang an einen Riesenappetit hervorruft. Der Obersteward lässt alle Augenblicke mit der Glocke aus allen Decks die Männer zusammenrufen. Auch in früher Morgenstunde schon schmecken Schiffsrührei und belegte Brote gut. Unser „Tagungslokal" ist eigenartig und doch sehr zweckentsprechend. Gespeist wird auf dieser Probefahrt nämlich in einem der mächtigen Laderäume unter Deck. Das ist nun nicht etwa ein dumpfes Loch, sondern in Wirklichkeit ein riesiger Saal von über achtzehn Metern Breite und entsprechender Länge, der später einmal sogar Lokomotiven, viele Bahnwaggons, Lastzüge und ähnliche Schwergüter aufnehmen kann. Jetzt ist er hübsch mit Flaggen geschmückt und mit langen, weißgedeckten Tischen ausgestattet. Die ganze ostpreußische Landesvertretung könnte gewiss hier mit geladenen Gästen ausreichend Platz finden, und die Kaffeekannen, die von oben, aus dem Reich des Schiffskochs, in langer Prozession heruntergetragen werden, würden sicherlich für mehr als hundert Damengesellschaften ausreichen.

 

Auf der „Straße der Nationen"

Wir haben uns auf unserem Patenschiff „Bartenstein" schon recht gut eingewöhnt, als wir das so freigiebige Unterwasserrestaurant zum ersten Mal wieder verlassen. Am linken Flussufer liegen im hellen Sonnenschein zwei große Hafenstädte, die bis 1945 stets auch zu Ostpreußen manche Verbindung pflegten. Bei Brake grüßt ein ehrwürdiger Dorfkirchturm herüber. Wir erinnern uns, dass auf diesem stillen Friedhof von Hammelwarden der erste Admiral einer deutschen Reichsmarine, Rudolf Brommy, den ewigen Schlummer hält. Brake selbst präsentiert die mächtigen Getreidespeicher, die so stark an Königsberg erinnern. Würde man die Geschäftsbücher der Bremer Kaufleute nachschlagen, die hier in Brake und im benachbarten Nordenham Silos und Geschäftshäuser unterhalten, dann würde man manchen bekannten ostpreußischen Namen unter den Lieferanten wiederfinden. Wir spüren es deutlich, dass diese Weser genau wie unsere großen Ströme des Ostens an ihrer Mündung im wahrsten Sinne des Wortes eine „Straße der Nationen" ist. Große und kleine Frachter aus Hamburg, Kiel, aus England und aus vielen überseeischen Ländern passieren die „Bartenstein", und viele grüßen den jungen Frachter besonders freundlich und höflich. Auch die Bremerhavener haben eine besondere Begrüßung in Bereitschaft, die sicher unbeabsichtigt ist, aber doch ihre tiefere Bedeutung hat. Hier liegen nämlich nicht nur amerikanische Truppentransporter und große Passagierschiffe an der Columbus-Kaje, hier erscheint in der Hafenmündung gerade auch die wundervolle neue Weserfähre „Bremerhaven". Wir erinnern uns daran, dass die neueste Weserfähre in der gleichen Stadt von unserer Schichau-Werft gebaut wurde, die dort nach der Vertreibung aus kleinsten Anfängen wieder zu einem durchaus nennenswerten Unternehmen wurde. Mancher Ostpreuße mag daran gedacht haben, dass die so schöne Columbus-Kaje den Namen des langjährigen Lloyd-Flaggschiffes „Columbus" — eines Riesen von über 30 000 Tonnen — trägt. Auch der „Columbus" aber wurde einst auf der Danziger Schichau-Werft gebaut.

 

Eine technische Wunderwelt

Die Kommandobrücke eines modernen Großfrachters, der fortan im Liniendienst die Ozeane überqueren wird, ist normalerweise ein streng verschlossenes Heiligtum. Kapitän Hermann Schulte, eine erprobte Kraft des Norddeutschen Lloyd, der bei der Bremer Reederei schon über dreißig Jahre auf führendem Posten tätig ist und schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg schöne Schiffe führte, ist jedoch gern damit einverstanden, dass seine ostpreußischen Gäste einen guten Einblick in die Geheimnisse moderner Schiffsführung erhalten. Gleich nach dem Passieren von Bremerhaven lässt er dem leitenden Ingenieur das Kommando zukommen, auf volle Fahrt zu gehen. Wir spüren es bald, was das bedeutet. Obwohl nämlich die „Bartenstein" ein reines Frachtschiff ist, erreicht sie eine Geschwindigkeit, die noch vor fünfzig oder sechzig Jahren höchstens bei den berühmten Schnelldampfern üblich war. Sie läuft glatt ihre siebzehneinhalb Seemeilen in der Stunde und kommt sicher bei Anspannung aller Kräfte noch erheblich höher.

 

Vergebens halten wir nach den altmodischen großen Steuerrädern Ausschau. Der Rudergänger, der die Steuerung nach den Befehlen des diensthabenden Offiziers lenkt, bedient ein Gerät, das sehr stark an die kleinen Steuerknüppel eines modernen Riesenflugzeuges erinnert. Neben sich hat er eine Tafel, auf der automatisch abzulesen ist, auf welchem Kurs das Schiff liegt. Auf dem Strom und bei der Ausfahrt in die offene Nordsee stehen Fluss- und Seelotsen neben dem Kapitän und verantwortlichen Nautiker. Der Lotse ist der große Berater der Schiffsführung. Er kommandiert nicht unmittelbar. Er sagte zum Beispiel: „Volle voraus, bitte. 266". Hierauf ordnet dann der Kapitän oder der Erste Offizier an: „Volle voraus, 266“. Der Posten am Maschinentelegraphen wirft den Telegraphen auf volle Fahrt voraus, und ein zweiter Zeiger, der vom Maschinenraum her bedient wird, bestätigt das Kommando, klingelt. Inzwischen sorgt der Rudergänger dafür, dass auf den Teilstrich 266 gedreht wird.

 

Im Kartenzimmer sind selbstverständlich alle Seekarten, die heute gebraucht werden, mit Zirkel und Dreiecken bereitgelegt. Je nach Bedarf kann man sich hier vergewissern, ob das Schiff am richtigen Ort steht.

 

Ein Wunder für sich ist natürlich die so oft genannte große Radar-Anlage mit ihrem Zauberauge. Der Offizier, der sie bedient, kann zu jedem Zeitpunkt feststellen, welche Schiffe ihm begegnen und wo sie etwa stehen. Nicht genug damit, er stellt nach dem Radarbild auch fest, wo Unwetter heranziehen, denn auch diese zeichnen sich auf dem Radarschirm ab. Man schaltet etwas um und hat nun das Radarbild für einen Sehbereich von zwei, von vier und von sechs Seemeilen vor sich. Auch das Land reflektiert die Strahlen dieses schwer zu begreifenden Fernortungsgerätes. Es bedarf natürlich einiger Kunst, um die verschiedenen Flecken richtig lesen zu können. Die jungen Offiziere können ohne weiteres große und kleine Schiffe, metallische Bojen und andere Gegenstände unterscheiden. Wir müssten wohl erst auf einen Steuermannslehrgang gehen, um eine ähnliche Fertigkeit zu erlangen.

 

Besuch bei dem „Ölprinzen“

Wir haben Bremerhaven schon weit hinter uns gelassen, und befinden uns, wie wir meinen, schon weit draußen auf See, stehen aber in Wirklichkeit doch noch zwischen recht gefährlichen Sänden und Bänken. Es hat kräftig aufgebrist und gelegentlich gehen Hagelschläge nieder, die See ist bewegter geworden und zeigt große, weiße Kämme. In der Nähe manches Riffes zwischen Weser und Elbe sieht man deutlich eine besondere Schaumbildung. Wir selbst verschwinden erst einmal vom Deck, um mit der Werftdirektion die „inneren Organe" unserer braven „Bartenstein" in Augenschein zu nehmen. Man sollte es nicht für möglich halten, wie tief ein solches Achttausend-Tonnen-Schiff ist. Wir haben gewiss schon ein kleines Dutzend von Eisenleitern passiert und müssen immer noch tiefer steigen. Dann endlich sind wir, acht Meter unter der Wasseroberfläche und unter einer Maschinenwelt, in der es donnert und rattert, im Schraubentunnel angekommen. Hier dreht sich, wunderbar geschmiert und hell blinkend, in der dicke eines Telegraphenpfahles die Schraubenwelle, die die Kraft der Diesel auf den Propeller am Heck überträgt. Sie ist sicher über achtzig Meter lang und jederzeit vom Maschinenpersonal zu erreichen. „Wer etwas werden will, muss bekanntlich von unten anfangen", meint Dr. Roester, und führt uns dann in die großen Räume, die den Treibstoff bergen. Für eine Fahrt von Hamburg nach Westindien braucht die „Bartenstein" weit über eine Million Liter Schweröl. Rechnen wir das um, so stellen wir fest, dass diese Menge sicher einen ganzen Güterzug mit Tankwagen füllen würde. Ein großes Magazin ist wiederum ganz mit Kohlenwasserstoffbomben gefüllt, die man vor allem braucht, wenn ein Brand ausbrechen sollte. Wunderbar und vorbildlich erscheint dem Laien die Übersichtlichkeit, mit der hier alles angeordnet und bis zum kleinsten Hebel und Arm auch mit Schildern gekennzeichnet ist. Man braucht nur auf die gleichfalls hinter Glas angebrachten Pläne zu schauen, um jederzeit zu sehen, wo man das Ventil 117 oder den Raum 44 finden kann. Der Neuntausend-PS-Diesel der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg reicht mit seiner Gesamtanlage durch mehrere Stockwerke.

 

Zum Schornstein heraus!

Seitwärts sind sogar komplette Reparaturwerkstätten mit Drehbänken, Bohrern und allen nur denkbaren Werkzeugen eingerichtet, so dass im Ernstfall auch auf hoher See jeder Schaden mit eigenen Mitteln behoben werden kann. Es versteht sich wohl von selbst, dass die „Bartenstein" nicht nur ein eigenes kleines Kraftwerk besitzt, sondern daneben auch noch jederzeit in der Lage ist, für empfindliche Waren Kühlhaustemperaturen zu schaffen. Elektrisch werden auch durch viele Motoren die großen Kräne und Lademasten an Deck betätigt. Alle, die an der Probefahrt teilnahmen, werden wohl einen Ladebaum bewundert haben, der in der Lage ist, jederzeit Schwergut im Gewicht von tausend Zentnern - gleich fünfzig Ladetonnen — zu heben, herumzuschwenken und von Land in die tiefen Ladeluken zu befördern. Ein Schwerlastzug, der durch unsere Straßen donnert, ist für einen solchen Ladebaum schon beinahe ein „kleiner Fisch" ...

 

Wenn man bei einem Schiff eines solchen Ausmaßes auf Maschinenwache steht, dann muss man bei diesem Lärm auch oft auf die direkte mündliche Verständigung verzichten. Die Schiffstelefone, die von der Brücke und von anderen Kommandostellen zum Leitenden Ingenieur und seinen Leuten gehen, sind auch besonders schallgesichert. Manche Anordnung wird auf Tafeln geschrieben und dann von Mann zu Mann gereicht.

 

Wir sind wirklich vom Schiffsboden über immer neue Steigleitern heraufgeklettert und kamen uns dabei vor, als bestiegen wir einen Dorfkirchturm. Wie erstaunt waren wir, als wir da droben plötzlich in einer großen, stählernen Hütte standen, die lärmenden Motoren unter uns und neben uns die mit dichtem Asbest gesicherten hübsch warmen Ableitungsrohre. An einer Wand öffneten wir eine Tür und traten zum Erstaunen der Deckgäste nun plötzlich aus dem Schornstein heraus. Die Jahre, wo der ganze Schlot immer dick mit schwarzem Ruß verschmiert war und für den Rauch der Maschinen gebraucht wurde, sind vorbei. Der wirklich eindrucksvolle, dicke Schornstein der „Bartenstein" ist — wie heute so oft — zu einem Teil wirklich Attrappe.

 

Im Reich des Küchenmeisters

An Werftprobefahrten für neue, schöne deutsche Schiffe nehmen nach altem Brauch Frauen nicht teil. Es heißt, dass die Seeleute da abergläubisch sind. Wenn später ostpreußische Frauen Gelegenheit haben sollten, unser Patenschiff „Bartenstein" zu besichtigen, dann raten wir ihnen, sich ganz besonders für die moderne Schiffsküche, für die Anrichten und die Provianträume zu interessieren. Selbst die ständigen Besucherinnen von Hausfrauenschauen werden hier noch Neues finden und staunen, wie wunderbar heutzutage das Reich des Bordkochs und seiner „Kochsmaaten" auf einem großen Frachter eingerichtet ist. Schon auf dieser Probefahrt gab es allerhand zu leisten, denn immerhin befanden sich neben der etwa fünfzig Mann Besatzung noch etwa hundertfünfzig Gäste an Bord. Dass dabei die frischgeschälten Kartoffeln „Badewannen" füllten, kann man verstehen. Koch und Bedienungspersonal der gastgebenden Werft und der neuen Reederei zeigten ihr Bestes. Wenn die „Bartenstein" erst ihren regulären Liniendienst versieht, dann ist allerdings „nur" immer für etwa fünfzig bis sechzig Personen zu kochen. Die Hausfrau kann sich auch ausrechnen, wieviel Proviantreserven man bereitstellen muss, wenn für diese Menschen oft zehn und mehr Tage je vier oder fünf Mahlzeiten bereitet werden sollen, ehe man wieder einen neuen Hafen anläuft.

 

Wunderbar wohnlich

Wir wiesen schon darauf hin, dass die „Bartenstein", die künftig den regelmäßigen Dienst zwischen den deutschen Hansehäfen und den Staaten des westlichen Südamerika (dazu rechnen Kolumbien, Ekuador, Peru und Chile) versieht, kein Fahrgastschiff ist. Das schließt nicht aus, dass gelegentlich auch einige Passagiere mitgenommen werden können, die sich an Bord unseres Patenschiffes sicher sehr wohlfühlen werden. Die Zeiten, in denen der Seemann in der Hängematte in einem großen Logis schlief, in dem zur Essenszeit die „Backen", die Esstische, von der Decke heruntergelassen wurden, ist Vergangenheit. Auf der „Bartenstein" hat jeder Mann der seemännischen und technischen Besatzung ein schönes Bett. Die jungen Leute verfügen immer zu zweit über eine äußerst geschmackvoll und zweckmäßig ausgestattete Kabine, die „Dienstgrade" und älteren Besatzungsangehörigen haben durchweg eine Einzelkabine. Es fehlt nicht an Badegelegenheit, an Waschzimmern mit heißem Wasser, und die Messen und Aufenthaltsräume liegen ebenso wie die Kabinen sehr ruhig im Mittschiff. Die großen Messen sind übrigens so hübsch eingerichtet, dass man sie mit guten Gaststätten vergleichen kann. Der Stolz der „Bartenstein" ist ganz gewiss ihre Offiziersmesse. Ihr charakteristischer Wandschmuck in künstlerischer Intarsienarbeit wird von den Deutschen im Ausland und anderen Besuchern besonders beachtet werden. Das hat seinen guten Grund denn hier wird der ostpreußischen Patenstadt Bartenstein in vorbildlicher Weise gehuldigt. Man sieht hier einen Ordensritter zu Pferde, das Wappen des Kreises Bartenstein, das Heilsberger Tor der Kreisstadt und die Silhouette ihrer Stadtkirche. Kein Ostpreuße, der in Zukunft das Schiff besucht, sollte versäumen, sich diesen Raum anzusehen.

 

Feierliche Übergabe und Gedenken

Als die „Bartenstein" auf ihrer Probefahrt weit ins Seerevier vorgestoßen war, das Feuerschiff „Bremen" und den berühmten Rotesand-Leuchtturm passiert hatte, erfolgte mitten in einer Sturmbö die feierliche Übergabe des schönen Schiffes an den Norddeutschen Lloyd. Werftdirektor Dr. Roester betonte bei dieser Gelegenheit, dass man über die Teilnahme der ostpreußischen Gäste an diesem feierlichen Akt besonders erfreut sei. Die „Bartenstein", von fleißigen, deutschen Werftleuten auf einer traditionsreichen Werft erbaut, halte, was sie verspreche. Sie trage den Namen einer guten, deutschen Stadt des Ostens, dessen Heimkehr wir alle ersehnten. Er wünsche der „Bartenstein" auf ihren Fahrten in der Welt viel Glück. Im Namen des Norddeutschen Lloyd dankte dessen Direktor, Dr. Kulenkampff, der Werft für ihre gute Leistung. Auch er versicherte, dass Bremens große Reederei stolz darauf ist, diesem Schiff einen Namen von hohem Klang geben zu können. Die Anwesenheit der Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen, des Heimatkreises Bartenstein und der württembergischen Stadt Bartenstein sei ihm eine große Genugtuung. Während der Schiffsriese beim Wenden in der bewegten See ziemlich „arbeitete", gab Kapitän Hermann Schulte, ein Sohn der oldenburgischen Schiffergemeinde Barßel, dem die Reederei das Kommando übertragen hatte, den Befehl zum Setzen der Lloydflagge mit dem blauen Ankerschlüssel und Lorbeerblatt.

 

Ostpreußische Feierstunde an Bord

Auf der Rückfahrt hatten die Direktoren des Norddeutschen Lloyd und des Bremer Vulkan die ostpreußischen Herren gebeten, mit ihnen eine besinnliche Stunde in der Kapitänsmesse der „Bartenstein" zu verbringen. Direktor Dr. Kulenkampff versicherte auch bei dieser Gelegenheit die Freude darüber, dass mit dem schönen, neuen Großfrachter Ostpreußen geehrt werden könne. Man habe sich in Bremen über die Anteilnahme der Landsmannschaft und des Heimatkreises Bartenstein am Werden dieses Schiffes sehr gefreut.

 

Schiffsbesatzung und Reederei waren sehr daran interessiert, aus dem Munde der Ostpreußen mehr über Werden und Schicksal der Patenstadt und des Patenkreises zu erfahren. Die Grüße und guten Wünsche der Landsmannschaft Ostpreußen überbrachte der Bartensteiner Kreisvertreter Bürgermeister Zeiß. Die Bartensteiner seien hocherfreut darüber, dass nun ein so stolzes, deutsches Schiff den Namen „Bartenslein" in alle Welt hinaustragen werde. Es sei der Name einer Stadt, die schon im 14. Jahrhundert Stadtrechte erhielt und seit den Tagen des Ordens viele bedeutende Ereignisse der deutschen und ostpreußischen Geschichte miterlebte. Kreisvertreter Zeiß wünschte Schiff und Besatzung allezeit glückliche Fahrt und Heimkehr. Von der Kreisgemeinschaft Bartenstein sprachen dann noch die Landsleute Piehl und Zipprick, wobei mancherlei interessante Geschehnisse aus der Geschichte Bartensteins geschildert wurden. Bürgermeister Brauns betonte die echte Schicksalsverbundenheit zwischen den ostpreußischen und den württembergischen Bartensteinern. Im Schwabenland - sei ein würdiges Denkmal für die ostpreußischen Landsleute errichtet worden. Dem Kapitän der „Bartenstein" wurden ein Gemälde des Heilsberger Tors in Bartenstein und ein Foto des Bartensteiner Ehrenmals in Württemberg überreicht, die er mit Dankesworten entgegennahm.

 

Die „Bartenstein“ lief am nächsten Tag von Bremen nach Casablanca in Marokko aus, wo sie inzwischen eingetroffen ist. In einigen Wochen beginnt sie ihre Überseefahrten nach Südamerika über Westindien und Panama. Unsere besten Wünsche begleiten sie.

 

Seite 10   Bartenstein an der Alle

Die Stadt Bartenstein, deren Namen das neue Motorschiff des Norddeutschen Lloyd trägt, besteht als Stadt mehr als sechshundert Jahre. Am 17. Februar 1332 erteilte ihr der aus dem niedersächsischen Raum stammende Hochmeister Luther (Lothar) von Braunschweig — der fromme Förderer des Königsberger Dombaues und Gründer von Osterode — die Handfeste nach Kulmischem Recht. Sie hatte sich aus einer Lischke — einer Siedlung um die Burg — entwickelt, die 1241 von dem Deutschen Ritterorden an der Alle errichtet worden war. Die Siedlung wurde 1326 in einer Schlinge des Flusslaufes mit Unterstützung des Komturs von Balga, Dietrich von Altenburg, angelegt. Soweit sich die Herkunft der Bevölkerung feststellen ließ, stammten die ersten Siedler aus dem Preußenland. Im Mittelalter zählte die Stadt etwa 1400 Seelen. Wenn auch die kaufmännischen Beziehungen bis nach Danzig reichten, so blieb der wirtschaftliche Einfluss der Stadt im Wesentlichen auf die nähere Umgebung beschränkt.

 

In der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde Bartenstein mit Mauern umgeben, die über den alten Stadtkern hinausgingen. Die damals erfolgte Ausdehnung des ursprünglichen Grundrisses wurde noch in unseren Tagen „Die Weitung" genannt. Ein Rest der Befestigungen, der auch den letzten Weltkrieg überdauert hat, ist das mit Staffelgiebeln versehene Heilsberger Tor, in dem sich früher das Heimatmuseum befand. Die Pfarrkirche mit dem wuchtigen Turm und dem gewaltigen Dach beherrschte das Stadtbild; 1332 wurde mit ihrem Bau begonnen. Nach einem Stadtbrand vor rund hundert Jahren erhielt der Marktplatz seine letzte, geräumige Form. Eine Besonderheit in Bartenstein waren die alten Bildsteine „Bartel und „Gustebalda", wie sie der um Namen und Deutungen nie verlegene Volksmund taufte.

 

Die umsichtig verwaltete Stadt entwickelte sich in steter Folge. Größere wirtschaftliche Bedeutung erlangten die Maschinenfabrik Jahnen und Reschke, und die Wollspinnerei Döring, die vierhundert Angestellte und Arbeiter beschäftigte. Nicht nur in Ostpreußen wurde die gute „Bartensteiner Butter" geschätzt, die in der Genossenschaftsmolkerei hergestellt wurde. Die Einwohnerzahl war 1939 auf 13 000 gestiegen, gegenüber einer Zahl von 7344 im Jahre 1910. Bartenstein war die größte Stadt im gleichnamigen Heimatkreis, der heute von dem Patenkreis Nienburg (Weser) betreut wird.

 

(Über die Stadt Bartenstein brachte das Ostpreußenblatt einen ausführlichen Beitrag von Bürgermeister Dr. Otto Loehrke in Folge 35 des Jahrgangs 1952).

 

Seite 10   Kleine Ostpreußische Station. Von Martin Borrmann

Kleine ländliche Bahnhofswelt,

Güterwagen am Roggenfeld!

Jeden Nachmittag, stundenweit,

bremst ein Zug aus der Ewigkeit.

 

Trunken von Hitze liegt das Dorf,

trunkene Fliege auf Moor und Torf;

Onkels Fuhrwerk auf Kohlengries

hält vor dem Bahnhofsparadies.

 

Lieber als Alpen und südliches Meer

bist du mir, Bahnhof in Korn und Teer!

Immer noch denkt, friedlich, doch bang,

meine Seele die Schienen lang.

 

Ach, vielleicht ist das Himmelszelt

auch nur solch kleine Bahnhofswelt.

Ich, mit Onkel und Gespann,

Komm in Himmlisch-Olschöwen an.

 

Der Herr Vorsteher ist der Tod

und der Träumesteller heißt Gott.

Wenn aber hell das Läutewerk klingt,

ist's, das ein Mund vom Traume trinkt

 

Jeden Nachmittag stundenweit,

rollt ein Zug durch die Ewigkeit.

Bin zu Hause und doch nur Gast.

Süße Unrast. Süßere Rast.

 

Seite 11   Die Unterbewertung der Landwirtschaft. Von Landwirtschaftsrat z. Wv. Moehrl, Hannover

Wenn wir heute rückblickend bis zu den Gründerjahren ab 1870 das, was in Deutschland und Europa geschehen ist, betrachten, können wir unvoreingenommen feststellen, dass die Unterbewertung der Landwirtschaft die Wurzel allen Übels war. Hierin liegt letzten Endes der Grund zweier Weltkriege, von denen der zweite noch verhängnisvoller auslief als der erste.

 

Die Ältesten unter uns wissen noch recht gut, wie nach Bismarcks Abgang die Unterbewertung der Landwirtschaft in Deutschland zu triumphieren begann. Die von Bismarck eingeführten Schutzzölle wurden von seinem Nachfolger Caprivi niedergerissen. Die deutsche Landwirtschaft konnte rein preislich gesehen mit der ausländischen Konkurrenz nicht Schritt halten, bedingt durch klimatische und räumliche Gründe, die ja zur Genüge bekannt sind. Sie fing an zu kränkeln und wurde nicht der Absatzmarkt für die deutsche Industrie, der sie hätte werden können. Aber dem letzten deutschen Kaiser schwebten Verhältnisse, wie sie in England herrschten, als Idealzustand vor. Die deutsche Industrie war gezwungen, auf dem Weltmarkt Absatzgebiete zu suchen, die sie auf Grund der Qualitätsarbeit Deutschlands auch fand. Die von England geforderte Kennzeichnung der Exportartikel mit ihrem Herkunftsland „made in Germany" bewog die Welt nicht, vom Kauf deutscher Exportartikel Abstand zu nehmen. Der Aufdruck „made in Germany" wurde vielmehr zu einem Qualitätsbegriff. Die bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg steigende Außenhandelsbilanz Deutschlands brachte uns aber in eine unversöhnliche Rivalität zu England, das zur Ernährung seines Volkes den Weltmarkt, in jedem Fall benötigte. Hierin liegt letzten Endes der Grund für den Ersten Weltkrieg, was heute in der englischen Literatur frei und offen zum Ausdruck kommt. Sätze wie: „Es war die höchste Zeit, dass die deutsche Flagge von den Weltmeeren verschwand und der deutsche Kaufmann aus Übersee vertrieben wurde", kann man in vielen Abhandlungen lesen.

 

Wenn man ganz ehrlich ist, wird man eingestehen müssen, dass auch der Zweite Weltkrieg zum großen Teil in diesem Konkurrenzneid seine Ursache hat. Ja, es werden heute schon wieder Stimmen in der englischen Presse laut, die von einer neuen deutschen Gefahr sprechen. In der englischen Zeitung „The people" schreibt Ronald Clark in einem Artikel „Es ist wieder Krieg": „Dein Arbeitsplatz ist in Gefahr und du kannst wenig daran ändern, nachdem die Deutschen jetzt unter Adenauer eine machtvolle Invasion in unsere Handelsmärkte gestartet haben. Machen wir uns nichts vor, die Verhandlungen mit der Bonner Regierung bringen nur eine Befriedung auf politischem Gebiet, soweit es den Handel betrifft, geht der Krieg weiter. Und die Deutschen gewinnen schon große Schlachten, indem sie die Briten aus lange gehaltenen Märkten drängen. Und wenn Deutschland viele solcher Schlachten gewinnt, wird es Hunderte großer britischer Konzerne in den Ruin treiben und Hunderttausende britische Arbeiter würden ihren Arbeitsplatz verlieren“.

 

Wenn Clark am Ende seines Artikels auch versöhnlicher wird, so steht doch fest, dass der Konkurrenzneid sich schon wieder regt. Neid ist ein genauso schlechter Ratgeber wie Hass. Tritt jetzt, wo ein großer Teil der Weltindustrie, trotz aller Reden für den Frieden, für den Krieg arbeitet, wirklich eine Befriedung der Welt ein, so wird die deutsche Konkurrenz noch unliebsamer empfunden werden. Es ist also keineswegs sicher, dass es immer so bleibt, wie manch harmloser Deutsche es glaubt, dass es nämlich gar kein Problem ist, wenn die deutsche Landwirtschaft aus eigener Scholle nur zwischen 60 bis 70 Prozent der für die Volksernährung notwendigen Nahrungsgüter erzeugt. Aus dem Export von Industriegütern verdienen wir die zur Zeit für die Nahrung erforderlichen sechs Milliarden pro Jahr mit Leichtigkeit, ja die Einnahmen aus dem Export liegen sogar weit höher, bei etwa zehn Milliarden, so dass bei der Internationalen Verrechnungsstelle Deutschland mit einem Guthaben von einer Milliarde zu Buche steht, während England mit Schulden darin verzeichnet ist.

 

Würde Deutschland aus irgendeinem Grunde vom Weltmarkt abgeschnürt, was für die uns nicht gutgesinnten Staaten eine Leichtigkeit wäre, wären die Folgen für Deutschland von katastrophaler Auswirkung. Ich will nicht hoffen, dass es jemals eintritt, aber denkbar wäre doch folgendes:

 

Der Absatz ins Ausland wäre gestoppt, die Industriearbeiter würden arbeitslos, die Devisen für die Einfuhr der Lebensmittel würden fehlen. Die Folgen wären Arbeitslosigkeit, wenig Geld und großer Hunger. Es würde dann das eintreten, was seinerzeit die Bevölkerung der deutschen Ostgebiete in den Westen hineinzwängte, nämlich Tumult und Aufruhr. Die Frage wäre dann, ob die Masse der Vertriebenen politisch immun bliebe oder der Führung ihrer Vertriebenen-Organisationen entglitten. Auf alle Fälle würde nichts übrigbleiben von dem sogenannten deutschen Wunder, worunter das Ausland ja insbesondere den gewaltigen Aufschwung der deutschen Industrie versteht, dabei aber die Leistungen der deutschen Landwirtschaft für dieses deutsche Wunder vergisst. Hätte nämlich die deutsche Landwirtschaft nicht in beispielloser Weise die Produktion der Nahrungsgüter ausgeweitet, etwa so, dass in Restdeutschland heute so viel produziert wird, wie um 1900 im gesamtdeutschen Reich einschließlich Elsaß-Lothringens und des deutschen Ostens, wäre der industrielle Aufstieg nicht möglich gewesen. Vom In- und Ausland wird aber ganz besonders vergessen, dass das große Wunder und das landwirtschaftliche Wunder nur möglich war durch ein noch viel größeres Wunder, nämlich, dass der heimatvertriebene Bauer die Zeit seit seiner Vertreibung bis jetzt ruhig und still als Knecht in der Landwirtschaft Westdeutschlands arbeitete. Viele ehrliche Betriebsführer geben zu, dass ohne die heimatvertriebenen Landvolkangehörigen in ihren Dörfern die Kartoffel- und Rübenernte schon seit Jahren nicht hätte geborgen werden können.

 

Die Unterbewertung der Landwirtschaft trifft das einheimische und das vertriebene Landvolk gleichermaßen, man versagt dem einheimischen Berufsstand die Parität in der Preisfrage, man versagt dem vertriebenen Landwirt die gesetzlichen Möglichkeiten zu seiner Eingliederung. In Amerika hat sich die Industrie für Erhöhung der Agrarpreise ausgesprochen, weil die Landwirtschaft nur Käufer sein kann, wenn sie Geld hat. Man sagte ja auch bei uns: „Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt“.

 

Für die Eingliederung der vertriebenen Bauern gibt uns Finnland ein sehr gutes Beispiel, das der Nachahmung wert ist. Mit der Unterbewertung der Landwirtschaft hat sich aber nicht nur Deutschland hier im europäischen Raum auseinanderzusetzen. Auch in Frankreich zeigen sich schon sehr ernsthafte Symptome. Aus Pressenotizen ist zu ersehen, dass 80 000 Höfe in Frankreich verlassen daliegen. Ein Kenner der Verhältnisse erklärte mir, dass die Zahl in Wirklichkeit viel größer ist, weil ein großer Teil der nichtwirtschaftenden Hofeigentümer bei der Erstellung der Statistik sich nicht gemeldet haben, da sie nicht mehr an die Möglichkeit einer Verpachtung glauben.

 

Es scheint so, als ob man vergessen hätte, dass ein Volk, welches nicht mehr bereit ist, seinen Grund und Boden selber zu bestellen, dem Untergang geweiht ist. Hierfür bietet uns die Geschichte genügend  Beispiele. Vielleicht kommt noch einmal die Einsicht. Der „Grüne Plan" ist ein erfreulicher Ansatz.

 

Seite 11   Moderne Landwirtschaft praktisch und anschaulich dargestellt. Lehrschauen auf der 44. Wanderausstellung der DLG in Hannover.

Sollen die DLG-Wanderausstellungen der Unterrichtung breiter Käufermassen und dem Fortschritt der Landwirtschaft dienen, so müssen sie mehr bieten als die üblichen Verkaufsmessen. Von Jahr zu Jahr steigen die Anforderungen, die an das Wissen und Können der landwirtschaftlichen Betriebsleiter gestellt werden, der Wettbewerb um die Gunst des Verbrauchers wird mit der wirtschaftlichen Entwicklung und den steigenden Lebensansprüchen immer schärfer. Fast unübersehbar scheint die Zahl der Maschinen, Geräte und Hilfsmittel aller Art, die dem Bauer angeboten werden und ihm seine schwere Arbeit auf Feld und Hof erleichtern sollen — vorausgesetzt, dass sie zweckmäßig eingesetzt werden.

 

Kaum ein landwirtschaftlicher Betrieb gleicht dem anderen:

Klima, Boden, Geländeform u. a. m. bedingen zum Teil erhebliche Unterschiede in Sortenwahl, Düngung und Anwendung der modernen Maschinen, um nur einige Beispiele herauszugreifen. Hier bieten die Wanderausstellungen der DLG jedem Landwirt die einmalige Möglichkeit, sich einen Überblick über die Vielfalt des Angebots an Tieren, Kulturpflanzensorten und landwirtschaftlichen Betriebsmitteln aller Art zu verschaffen und darüber hinaus gerade das für seinen Betrieb Passende herauszufinden.

 

Mit den zahlreichen Lehrschauen soll aber noch mehr erreicht werden: Sie stellen einen wichtigen Teil der Unterrichtung und Beratung dar, mit deren Hilfe die verantwortlichen Stellen den einzelnen Praktiker bei seiner schweren Arbeit unterstützen wollen. Fortschritt ist eine Bildungsfrage, eine Frage des Wissens und Könnens, das nicht besser und leichter als durch gute, lebendige Beispiele erworben werden kann. So zeigen die Lehrschauen an Hand von wirklichkeitsnahen, meist der Praxis entnommenen Vorbildern in eindringlicher Weise, wie das jeweilige Betriebsmittel — die Maschine, das Tier, das hochwertige Saatgut — in den einzelnen Betrieb und den täglichen Arbeitsablauf eingeordnet werden kann, um den höchstmöglichen Nutzen aus dem einmal festgelegten Kapital zu ziehen. Der immer spürbarer werdende Arbeitskräftemangel zwingt zu zweckentsprechendem Einsatz der vorhandenen Maschinen und Geräte, um den verbleibenden Arbeitskräften eine möglichst große Schlagkraft zu verleihen! Wieviel Arbeit kann zum Beispiel allein durch eine neuzeitliche, rationelle Stallmistwirtschaft eingespart werden! So boten die Lehrschauen der Ausstellung in Hannover jedem interessierten Praktiker für die Einrichtung seines Betriebes und den täglichen Arbeitsablauf zahlreiche wertvolle Anregungen und Hinweise, deren Beachtung nicht dringend genug empfohlen werden kann.

 

Zahlreich und vielfältig sind die Möglichkeiten, Arbeit zu sparen!

An einem fünfzehn Hektar großen Beispielshof wurde gezeigt, wie in der Außenwirtschaft fehlende eigene Arbeitskräfte durch Vergeben der Arbeiten an Lohnunternehmer ersetzt werden können, um eine zu hohe geldliche Belastung des einzelnen Betriebes durch Ankauf betriebseigener Maschinen zu vermeiden. Auch in Haus und Hof kann viel Arbeit gespart werden, beträgt doch der Arbeitsaufwand in der Innenwirtschaft unter Umständen etwa siebzig Prozent des Gesamtarbeitsaufwandes! An dem Hof des Beispielbetriebes, der im Maßstab 1:1, jedoch nur mit 1 m hohen, gut überschaubaren Wänden aufgebaut war, wurde gezeigt, worauf es bei einer neuzeitlichen Innenwirtschaft ankommt. Günstige Zueinanderordnung der Wirtschafts- und Wohngebäude, kurze Wege, Lagerung der Futter- und Streumittel nahe bzw. über dem Verbrauchsort, zentrale Warmwasserversorgung für Küche, Bad und Dusche, gekoppelt mit der Beheizung der ganzen Wohnung, Waschmaschine mit Trockenschleuder, eine Speisekammer mit Gefriertruhe — diese und viele andere Möglichkeiten für eine arbeitssparsame Einrichtung der Innenwirtschaft wurden dem Besucher vorgeführt.

 

Das Lehrprogramm der 44. Wanderausstellung der DLG dürfte die große Bedeutung klargemacht haben, die den Lehrschauen heute auf einer Landwirtschaftsausstellung zukommt. Dr. D. Sehn

 

Seite 11   Foto: Ostpreußenfahrt nach Schweden.

Der Schwede, Dr. Aaby, Ehrenmitglied des Trakehner-Verbandes, inmitten ostpreußischer Züchter bei einer internationalen Gesellschaftsfahrt durch die schwedischen Pferdezuchtgebiete.

 

Seite 11   Sicherer Futterbau

Trotz der sehr umstrittenen Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung wird der Kuhstall in den bäuerlichen Betrieben immer die Hauptrolle spielen. Die weitaus größten Einnahmen kommen auch heute noch aus der Rindviehhaltung, das Milchgeld bringt laufend Geld ins Haus!

 

Es ist aber selbstverständlich, dass jeder Weg zur Verbilligung dieses Betriebszweiges beschritten werden muss. Dabei spielt die Größe der je Stück Großvieh benötigten Hauptfutterfläche wohl die größte Rolle. Die Hauptfutterfläche soll möglichst gering sein. Sie muss vor allem aber auch sicher sein!

 

Im Allgemeinen sind die Betriebe am besten dran, die über möglichst wenig Dauergrünland verfügen, die das benötigte Futter in der Hauptsache durch Feldfutterbau gewinnen können. Die Erträge des Feldfutterbaus liegen einmal im Durchschnitt erheblich höher als die des Dauergrünlandes (Wiese), und zum anderen bringt der Feldfutterbau durch die Humusanreicherung und Gesundung des Bodens eine sehr wertvolle Bereicherung der Fruchtfolge. Deshalb muss auch immer wieder gefordert werden, dass alle ackerfähigen Wiesen umgebrochen werden, um dafür mehr Klee oder Luzerne in die Fruchtfolge einzuschalten.

 

Die Überlegenheit des Feldfutterbaus gegenüber dem Dauergrünland wird aber nur dann auf die Dauer gegeben sein, wenn seine Erträge ebenso sicher sind! Diese Sicherheit ist z. B. beim reinen Rotkleebau nicht vorhanden, da viele Faktoren den reinen Rotkleeanbau leider recht unsicher machen: Auswinterung, Kleemüdigkeit, Kleekrebs, Mäusefraß, starkes Lagergetreide usw.

 

Dieser Unsicherheit des reinen Kleebaus können wir durch den Anbau eines Klee-Gras-Gemisches begegnen, sowie wir es z. B. in unserem Klee-Timothee aus Ostpreußen in bester Erinnerung haben. Der vielseitige Klee-Grasbau bringt in den Feldfutterbau die Sicherheit!

 

Die Auswinterungsgefahr wird erheblich geringer. Die Gräser wintern nicht aus, sie sind winterhärter als die Wintergerste und auch als der Winterroggen.

 

Das Anbaurisiko wird geringer. Größere Fehlstellen durch Mäusefraß und Lagergetreide werden vermieden. Wo der Klee verschwunden ist, da werden sich die Gräser umso stärker entwickeln.

 

Durch den dichten, vielseitigen Bestand wird auch die Wurzelmasse und damit die Humusanreicherung des Bodens größer.

 

Das Futter wird vielseitiger, das Eiweiß-Stärkewert-Verhältnis wird günstiger. Das Klee-Gras trocknet auch besser als reiner Klee.

 

Die Gefahr der Kleemüdigkeit wird geringer. Die Gräser sind mit sich selbst verträglich. Diese Tatsache ist besonders für die Hackfruchtbetriebe und für diejenigen Wirtschaften bedeutungsvoll, die einen starken Zwischenfruchtbau durch Kleeuntersaaten betreiben. Wer sowohl im Hauptfrucht- als auch im Zwischenfruchtbau ein vielseitiges Klee-Gras-Gemisch an Stelle von reinem Klee verwendet, wird so leicht keine Kleemüdigkeit zu befürchten brauchen!

 

Nach altem ostpreußischen Rezept wollen wir die Gräser nach Möglichkeit bereits zusammen mit dem Roggen oder der Wintergerste aussäen. Das setzt voraus, dass die Fruchtfolge so eingerichtet ist, dass der Futterklee in dieses Getreide kommt. Wo das nicht der Fall ist, da müssen und können wir bei der Frühjahrsaussaat, der Gräser bleiben. (In Winterweizen kommt die Aussaat der Gräser einmal zu spät, zum anderen würden die mitgesäten Gräser durch das Eggen des Weizens im Frühjahr zu sehr leiden.)

 

Die Aussaat der Gräser bereits im Herbst ist deshalb besser und sicherer, weil 1. Der Aufgang besser, 2. die Gefahr des Vertrocknens geringer ist und weil 3. die Gräser gegenüber dem Klee ein Vegetationsjahr im Voraus haben und sich bereits im ersten Nutzungsjahr voll entwickeln können. Der Klee wird wie üblich im Frühjahr eingesät, wobei eine erhebliche Einsparung bei der Aussaatstärke erfolgen kann.

 

Auf allen frischen, nicht zu trocknen Böden kann ich folgende Ansaatmischung als Anhalt empfehlen: Je Morgen:

 

2 Pfund Lieschgras

2 Pfund Wiesenschwingel. Aussaat im Herbst

4 - 5 Pfund Rotklee

1 ½ Pfund Schwedenklee. Aussaat wie üblich im Frühjahr

 

Die Gräser werden mit dem Getreide am besten in der Beiztrommel gemischt und zusammen ausgedrillt. Es ist flach zu drillen! Um einer Entmischung vorzubeugen, ist es zu empfehlen, den Säkasten nicht zu voll zu schütten, möglichst leer zu drillen und dann erst wieder nachzuschütten.

 

Zwecks Einsparung an Arbeit sollte die Grunddüngung für den Klee gleich dem Getreide mitgegeben werden. Das kommt dem Getreide und dem Klee zugute! Dem Getreide also doppelt so viel Kali und Thomasmehl mitgeben! Mit dem Stickstoff muss man vorsichtig sein, um ein zu frühes und zu starkes Lagern des Getreides zu vermeiden.

 

Durch die Grasbeimischung kann selbst bei einem völligen Versagen des Klees nicht viel passieren. Bei einem kleeunsicheren Acker oder dort, wo der Schlag eventuell auch zwei Jahre als Futter genutzt werden soll, wird man die oben angegebene Grasbeimischung zweckmäßig um mindestens je ein Pfund erhöhen, um eventuell allein aus dem Gras einen vollen dichten Bestand zu erzielen. Bei einem Vorherrschen der Gräser muss allerdings im Frühjahr eine kräftige Stickstoffdüngung erfolgen, da alle Gräser starke Stickstofffresser sind und nur bei einer ausreichenden Stickstoffdüngung hohe und nährstoffreiche Erträge geben können. Dr. Lemke, Kassel

 

Seite 12   Das klassische Land des Vogelzuges.

Als Westdeutscher habe ich früher vielfach den Herbst auf der Kurischen Nehrung verbracht.

 

Schon einige Zeit, bevor die Tage merklich kürzer werden, das Laub sich zu färben beginnt und damit die Natur sich zum Sterben rüstet, hat im stets wiederkehrenden Rhythmus des Lebensablaufes eine Erscheinung von gewaltiger, ja einmaliger Größe ihren Anfang genommen, der Abflug der Zugvögel in die Winterquartiere. Der Großstädter sieht nicht viel von dem Vogelzuge. Wohl wird er vielleicht bemerken, dass die Mauersegler, die mit lautem srih-srih pfeilschnell die Häuserzeilen durchfliegen, schon seit Anfang August nicht mehr da sind, dass sich auf den Wiesen vor der Stadt gegen Ende August die Störche zum gemeinsamen Flug nach Süden versammelt haben und dass im September die Schwalben folgen, aber den ganz großen Aufbruch der Vögel zum Flug in die Winterquartiere sieht er hier nicht.

 

Das klassische Land des Vogelzuges ist die Kurische Nehrung, die nur wenige Kilometer breite aber fast hundert Kilometer lange Landzunge von der Küste des Samlandes hinauf nach Memel. Eine eigenartige und einmalige Landschaft. Aus dem Sande der Ostsee entstanden und vom Winde geformt erheben sich auf der Seite des Kurischen Haffs gewaltige Dünen, deren höchste bei dem kleinen Fischerdorf Preil sechsundsechzig Meter misst. Die Dünen beherrschen die ganze Nehrung, sie waren das Schicksal so manch eines Dorfes, das sie im Laufe der Jahrhunderte verschütteten, und dessen Ruinen sie später wieder freigaben; denn der stete Wind versetzte die Dünen Jahr um Jahr um einige Meter weiter nach Osten. Erst spät gelang es, diese gigantischen Wanderdünen durch Bepflanzung festzulegen und damit den Tod von den kleinen Nehrungsdörfern fernzuhalten und auch von den Wäldern, die die Nehrung bedecken. Schlank sind die Stämme der Kiefern dort, wo sie geschützt wachsen, knorrig und zerzaust dort, wo sie der Sturm packt und der fliegende Sand, beide bemüht, ihr Leben auszulöschen. Aber auch dichte Erlenbrüche sind da und unergründliche Sümpfe, in denen der Elch, Deutschlands urigstes Wild noch seine Fährte zog, bis das unglückliche Ende des zweiten Weltbrandes mit dem Verlust des Landes auch seinen Untergang besiegelte.

 

Und zwischen Wäldern und Sümpfen breitet sich auf der Seeseite der Nehrung die hügelige und trockene „Palwe" mit Flechten und Moosen, mit Ginsterbüschen und Gräsern. — Das ist die Landschaft der Kurischen Nehrung, voller Gegensätze und Eigenarten und in ihrer Einzigartigkeit einmalig in ganz Europa.

 

Und hier war der Wanderer allein in der noch unberührten Natur, deren Größe ihm hier erst ganz zum Bewusstsein kam, und die ihn die Kleinheit des eigenen Ichs lehrte.

 

Und hier erlebte er in den Herbstmonaten voller Staunen das große Wunder des Vogelzuges. Millionen und aber Millionen von Vögeln ziehen dann über den schmalen Landstreifen der Nehrung, riesige Wolken von Buchfinken, Geschwader von Staren, endlose Ketten von Krähen, Piepern, Lerchen, aber auch von Raubvögeln. In allen Büschen schnickern Rotkehlchen, locken Laubsänger, Grasmücken und Rotschwänze, klingeln Goldhähnchen, am See- und vor allem am Haffstrand trippeln die zierlichen Strandläufer und Regenpfeifer. Und zwangsläufig ergibt sich die Frage, wo kommen sie alle her und warum ziehen sie gerade hier dicht gedrängt über den schmalen Landstreifen? Die Erklärung ist folgende: Ihre Nester standen in den ausgedehnten Waldungen und in den Tundren des nördlichen Russlands, an den tausend Seen Finnlands und im Baltikum. Der dort harte und unwirtliche Winter treibt sie in südwestlicher Richtung in wärmere Gegenden. Sie gelangen erst einzeln, dann trupp- und schwarmweise in immer mehr anwachsender Menge an die Küste der Ostsee, deren Wasser ihrem Zuge eine Änderung der Zugrichtung aufzwingt, und gelangen so der baltischen Küste folgend bis nach Memel. Hier überfliegen sie das enge Memeler Tief und sind nun auf der schmalen Landzunge, der Kurischen Nehrung, die sie zwischen den Wellen der See und des Haffs sicher nach dem Samland leitet, als wahre Brücke des Vogelzuges. In der Mitte der Nehrung, bei Nidden, erhält der Strom der gefiederten Wanderer noch Verstärkung vom Festland her, von der weit in das Haff ragenden Landspitze, der Windenburger Ecke, wo sich der Zug der südlich Memel ziehenden Vögel staut. Hier überfliegt ein Teil von ihnen das Haff und stößt zu dem Strom der über die Nehrung ziehenden. Und dieser nun gewaltig angewachsene Strom der gefiederten Wanderer berührt dann auf seinem Fluge auch die mit vier Kilometer breiteste Stelle der Nehrung, die Feldflur des Fischerdörfchens Rossitten dessen Name Weltruf erlangt hat durch die Vogelwarte, die sich hier befand und deren Aufgabe in der Erforschung des Rätsels des Vogelzuges bestand.

 

 Und dann wird die Nehrung ganz schmal, nur wenige hundert Meter Land trennen Ostsee und Haff, und ferne schimmert schon die Küste des Samlandes. Bei Cranzbeek ist die Brücke zu Ende, und der dichte Strom der Vögel beginnt sich aufzulösen, um in breiter Front die Reise fortzusetzen nach Mitteleuropa und die fernen Winterquartiere.

 

So manchen Herbst habe ich auf der Kurischen Nehrung verbracht, habe Land und Leute kennengelernt und vor allem das Wunder des Vogelzuges in seiner ganzen Größe erlebt. Unvergleichlich schöne Tage und Wochen waren es und unvergesslich auch die Fahrten über das weite Haff, das sich blinkend und glatt wie flüssiges Blei, aber auch grau, aufgewühlt und gefährlich brandend zeigte. Es wehten die prächtig geschnitzten bunten Wimpel der schweren Kurenkähne, und die hohen Wanderdünen begleiteten leuchtend die Fahrt.

 

Das große Schweigen hat sich auch über die Kurische Nehrung gesenkt, die Dörfer sind zerstört, ihre Bewohner in alle Winde zerstreut, aber unbeeinflussbar von Menschenhand ergießt sich im Rhythmus des Jahresablaufes in jedem Herbst der gewaltige Strom der Zugvögel über die schmale Landzunge, und unsere Pflicht ist es, die Erinnerung, die Kurische Nehrung.

C. Aschenborn

 

Seite 12   Der Grüne Bericht für das vertriebene Landvolk. Vorschläge des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Vertriebene des Landes Schleswig-Holstein für einen langfristigen Plan zur Eingliederung der vertriebenen und geflüchteten Landwirte

1. Fortsetzung

Diese Regelung hat nicht nur früher erfolgreich bestanden, sie würde auch heute das Ansehen der Kulturämter heben und damit ihrer Verantwortung, die sie ohnehin tragen (Bestätigung der Wirtschaftlichkeit, Taxe usw.), die dafür notwendigen fast selbstverständlichen Vollmachten geben. Durch Begrenzung der Vollmachten hinsichtlich der Höhe der durch sie zu bewilligenden Kredite oder Art und Größe der Betriebe sowie Anhören eines Beauftragten des vertriebenen Landvolks kann eine Beschleunigung herbeigeführt, ja sicher ein Mehranfall von Objekten erwartet werden.

 

5) Die Erfahrungen in Schleswig-Holstein haben gezeigt, dass bei intensiver Einschaltung der Vertriebenenverbände (hier der Agrarsachbearbeiter des LvD) vor allem in die Eingliederungsverfahren nach Kauf und Pacht ein erheblicher Auftrieb erreicht werden kann.

 

Eine glückliche Zusammenschaltung dieses anerkannten Vertriebenen - Betreuungsverbandes mit der, auf diesem Spezialgebiet tätigen Siedlungsgesellschaft (Auftragsverfahren) wird den endgültigen Beweis für die Richtigkeit dieser Anschauung ergeben.

 

6) Die Siedlerauswahl ist zu reorganisieren. Die zur Verfügung stehenden Karteien sind antiquiert und entsprechen damit nicht mehr der heutigen Lage. Die Arbeit zur Bereinigung der Karteien ist im Gange.

 

Die ideale Lage wäre wie folgt:

 

a) Ankauf und Anpachtung von Vollbauernstellen durch die Auftragsgesellschaft ohne vorherige Mitwirkung der Höfesuchenden (also gewissermaßen auf Vorrat).

 

b) Gleichlaufend damit Sichtung der vorhandenen Bewerber nach Verlust und heutiger Siedlungswilligkeit und Siedlungsfähigkeit.

 

c) Einsatz der geeigneten Bewerber auf das geeignete Objekt.

 

Bisher war doch ein Erschwernis bei der Eingliederung die Tatsache, dass die meisten Bewerber sich selbst das Kauf- oder Pachtobjekt suchten. Wenn nach langwierigen Verhandlungen und mühevoller Arbeit dann der Kreditantrag zur Entscheidung stand, musste er oft abgelehnt werden aus Gründen, welche

 

aa) in der Person (Angemessenheit, fachliche Eignung usw.) oder

 

bb) im Objekt (zu hoher Kauf- oder Pachtpreis, fehlendes Inventar, Absicherungslücke usw.) lagen. Diese unnötige zeitraubende Arbeit für beide Teile kann verhindert werden, wenn Bewerber und Objekte getrennt erfasst und passende Objekte und geeignete Bewerber zusammengeführt werden.

 

Dies setzt aber voraus, dass der Siedlungsträger (hier die Siedlungstreuhandgesellschaft) mit einem entsprechend erhöhten Grundkapital und Bewegungsmitteln ausgestattet wird und hinsichtlich der damit verbundenen technischen Arbeit (Begutachtungen, Zwischenbewirtschaftung usw.) entsprechend fachlich versierte Kräfte bereitstellt.

 

Diese Regelung bringt uns der Ideallösung am nächsten!

 

Sie kann schnell erreicht werden durch eine enge Zusammenarbeit der Landessiedlungsbehörde mit dem Agrarsachbearbeiterstab des LvD und dem Siedlungsträger.

 

d) Als befremdend wird empfunden, dass in der klassischen Siedlung die Bestimmungen des Reichssiedlungsgesetzes Gültigkeit behielten, welche die Pflicht beinhalten, solche Landarbeiter bei Aufsiedlung der Güter auf Siedlungen anzusetzen, welche länger als zwei Jahre dort tätig waren. So ist es möglich gewesen, dass Landarbeiter, die nur wenige Jahre auf dem betreffenden Gut gearbeitet haben, zu einer Siedlung kamen, während Zehntausende echter Bauern auf der Straße lagen. Mit welchem Recht sollen Landarbeiter unter solch unangemessenen Voraussetzungen zu solchem Eigentum kommen? Hier muss die Zahl der Jahre der Dienstleistung auf dem Hof wesentlich heraufgesetzt werden, damit dem immerhin leicht erworbenen Eigentum eine gewisse Gegenleistung gegenübersteht.

 

IV. Landbeschaffung

1) Änderung der Erfassung von Bewerbern und Objekten (wie oben gesagt).

 

2) Damit verstärkter Einbau des LvD in diese Arbeit.

 

3) Erhöhung des Grundkapitals der Siedlungstreuhandgesellschaft und Bereitstellung etwaiger Betriebsmittel.

 

4) Erhöhung der Mittel für den Agrarsektor des LvD. Das bisher einzige unmittelbare Verbindungsglied der Regierung zu den Betreuten musste (mangels Mittel) seine Tätigkeit beschränken auf periodisch abgehaltene Sprechtage, Arbeitstagungen und Beratungsdienst. Die auf den einzelnen Kreis entfallende Summe deckte meist nicht die Unkosten, welche dem Kreisagrarsachbearbeiter entstanden sind. Sie reichte aber bei weitem nicht aus, um eine intensive Betreuung und Aufklärung durchzuführen.

 

5) Die Erfassung zur Eingliederung geeigneter Ländereien und Objekte könnte noch gefördert werden durch die Schaffung einer Art Siedlungsförderungsgesellschaft, wenn nicht bestehende Einrichtungen (wie Siedlungstreuhandgesellschaft oder GFK) diesen Auftrag mit übernehmen könnten.

 

Dieser Auftrag müsste lauten:

 

Schnellste Feststellung

 

a) von Brach- und Ödländereien,

 

b) von kultivierbaren Moorländereien,

 

c) von geeigneten Ländereien im Besitz der öffentlichen Hand oder öffentlich-rechtlichen Einrichtungen und Organisationen,

 

d) Erhebungen über auslaufende Höfe.

 

Die Begründung für die Schaffung einer solchen Stelle oder die Beauftragung bestehender Einrichtungen mit dieser Aufgabe liegen in der nicht übersehbaren Überbelastung der Kulturämter, die für diese Aufgabe personell zu schwach besetzt sind. Die Eingliederungsarbeit steht aber so stark unter Zeitnot, dass es unmöglich bei der bisherigen Arbeitsweise bleiben darf, wenn nicht der Rest der ostdeutschen bäuerlichen Substanz verloren gehen soll.

 

6) Bei der Finanzierung der Eingliederungsverfahren wären folgende Änderungen wesentlich:

 

a) Aufhebung der Bestimmungen des BVFG hinsichtlich der Darlehenshöhe und Beihilfen im Einzelfall und Gleichsetzung mit den Bestimmungen des SFG.

 

b) Aufhebung der Einheitswertgrenze bei Pachtungen (§ 36 BVFG).

 

c) Zusätzliche Aufbaudarlehen erhöhen auf 70 000 DM für Vollerwerbs- und auf 20 000 DM für Nebenerwerbsstellen.

 

d) Erhöhung der Beihilfen. Hierzu ist auf die gefährliche wirtschaftliche Situation hinzuweisen, in welche viele „Eingegliederte" sowohl als Eigentümer als auch in besonderem Maße als Pächter gekommen sind, weil bisher Beihilfen nur in Ausnahmefällen bewilligt wurden.

 

Nun stehen die Länder vor der Frage, wie sie die unverschuldet in Not geratenen Betriebe auffangen können. Zum Teil sind sie in Not geraten, weil bei der Ansetzung noch nicht genügend Mittel zur Verfügung gestellt werden konnten. Beim Vergleich mit den einheimischen Bauern darf man nicht vergessen, dass diese 1948 mit Null-DM Schulden, aber mit vollem Betrieb begannen, während die vertriebenen Bauern mit 100 Prozent Schulden, mangelhaft inventarisiert und ohne Betriebskapital dastanden. Trotzdem ist die lose Verschuldung der vertriebenen Bauern nicht größer als jene der einheimischen Bauern. Was hätte bei besserer finanzieller Erstausstattung erreicht werden können!

 

7) Die Vorfinanzierung ist bereits verbessert worden. In Verbindung mit der Änderung der Erfassung von Bewerbern und Objekten (siehe IV/5) würde sie noch wirksamer werden.

 

8) Abschluss der Bodenreform bei Gewährung einer gerechten Entschädigung bei freiwilliger Vereinbarung (wie in Hessen und Bayern). Weiterverhandlung mit der Vertretung des Großgrundbesitzes um freiwillige Abgabe jener Flächen gegen angemessene Preise, welche ohne Schädigung der Wirtschaftlichkeit des Gesamtbetriebes abgegeben werden können.

 

9) Beschränkung der Anliegersiedlung auf Anhebung der betreffenden Betriebe auf lebensfähige Vollbauernstellen unter Festlegung dieses Begriffs.

 

Anrechnung der Anliegerflächen auf die Flächen des jeweiligen Jahresprogramms, soweit sie über die notwendige Anhebung auf lebensfähige Vollbauernstellen hinausgehen.

 

10) Verbot der Parzellierung lebensfähiger Höfe.

 

11) Vorratslandbeschaffung nur für begründete Sonderfälle (Flurbereinigung oder, falls es zur Errichtung der Siedlungsförderungsstelle — nach IV/5 — kommt, für deren Zwecke).

 

12) Wiedereinführung der Wertzuwachssteuer als sicheres Mittel gegen weitere Preissteigerung auf dem freien Grundstücksmarkt. Fortsetzung folgt

 

Seite 12   Herbstgras ermöglicht vielseitige Nutzung

Für die heute mehr und mehr angestrebte Harmonie in der Fütterung, die ihre praktische Durchführung in möglichst vielseitigen Tagesgaben von Heu, Halbheu oder Sauerfutter und Grünkraftfutter findet, bildet das Herbstgras eine ausgezeichnete Grundlage.

 

Um gutes Heu oder Grummet vom zweiten Wiesenschnitt zu gewinnen, empfiehlt es sich, das Herbstgras auf Draht-, Schweden- oder Rollenreuter zu hängen. Notwendig dabei ist es, das Gras gut aufzuschütteln, damit lange zusammenhängende Schwaden entstehen, die auf dem Draht gut halten. Der Rollenreuter hat den Vorteil, dass der Draht nicht wie beim Schwedenreuter um den Pfosten geschlagen werden muss, sondern von den Trommeln an der Endstütze abgewickelt und in Schrägkerben an den Pfosten eingelegt werden kann.

 

Bei allen anderen Reuterverfahren ist das Gras vorzutrocknen, um ein Schimmeln zu vermeiden. Bei der meist unsicheren Witterung im Frühherbst und der geringeren Sonnenscheindauer kann dieses Vortrocknen oft sehr lange dauern, so dass die Verluste groß sind. Hier bietet die in den letzten Jahren immer mehr verbreitete Halbheusilierung oder Anwelksilage eine ausgezeichnete Lösung. Sie hat sich der bisher üblichen Einsäuerung als überlegen gezeigt, weil diese Silage eine höhere Futtergüte besitzt und ein sehr aromatisches Futter mit stark würzigem Geruch und hohen Milchsäurewerten ist.

 

Entscheidend ist bei der Anwelksilage, die besonders für die Grünlandbetriebe eine große Zukunft hat, dass nicht zu stark abgewelkt wird. Frisches Gras oder Blatt besitzt 85 Prozent Wasser und mehr. Angewelktes Gras oder Halbheu darf höchstens 50 - 60 Prozent Wasser enthalten. Dieser Wassergehalt ist erreicht, wenn das angewelkte Gras zu einem Zopf gedreht kein Wasser austreten lässt. Halbheu erwärmt sich weniger als frische Grünmasse, wenn die bekannten Grundregeln bei der Einsäuerung beachtet werden. Zu stark angewelktes Futter mit etwa 40 - 45 Prozent Wasser ist zu sperrig. Es besteht die Gefahr, dass der obere Teil verschimmelt, weil sich die Luft nicht genügend entfernen lässt und zu viel Wärme entsteht. Es ist deshalb immer gut, wenn die letzte Schicht vor dem endgültigen Schließen aus grünem saftigem Futter besteht.

 

Erlaubt die Witterung keine ausreichende Abwelkung, dann ist das Herbstgras sofort einzusäuern. Die Möglichkeit der Einsäuerung ist heute für jeden Betrieb gegeben. Die Erzeugung einwandfreien Gärfutters ist nicht in erster Linie abhängig, ob Massiv- oder Behelfssilos erstellt werden, sondern von der gewissenhaften und sorgfältigen Durchführung beim Einsäuern. Zusätzliche Sicherungen für das Gelingen der Herbstgras-Silage sind unentbehrlich. Neben den bisher bekannten Mitteln haben sich dabei grüne Melasse (3 Prozent) und andere zuckerhaltige Produkte, z. B. musartige zerkleinerte Zuckerrüben oder Futterzuckerrüben sehr bewährt. Sie sind ein ausgezeichneter Nährboden für die gewünschten Milchsäurebakterien.

 

Die letzte Entwicklung, ein hochwertiges Futter zu erhalten, führt zur künstlichen Trocknung, zum Trockengrünfutter. Wo die Voraussetzungen für Trocknungsanlagen gegeben sind, kommt es darauf an, das Gras in jungem Zustand zu mähen. Nach den Untersuchungen des Instituts für Grünlandwirtschaft betragen die Eiweißverluste bei der Heubereitung durchschnittlich 30 Prozent, bei der künstlichen Trocknung nur 5 Prozent. 100 kg gewonnenes Gras reichen bei der Heubereitung am Boden für die Erzeugung von durchschnittlich 13 kg Milch, bei künstlicher Trocknung dagegen für 59 kg Milch, so dass hier von einem wirklichen Grünkraftfutter gesprochen werden kann. Dr. Gaede

 

Seite 12   Gerätereihen. Ein Zeichen modernen Landmaschinenwesens.

Bei dem von Jahr zu Jahr steigenden Schleppereinsatz in der Landwirtschaft gewinnt auch die Frage der Geräte eine immer größere Bedeutung. Jeder Landwirt, der bereits eine Teilmechanisierung auf seinem Betrieb durchgeführt hat, wird sich in Zukunft sehr eingehend mit der Frage der Gerätereihen beschäftigen müssen, denn in der modernen Landwirtschaft kommt es nicht auf eine Reihe von Geräten, sondern auf die Gerätereihe an. Die „Sturm- und Drangperiode" der Mechanisierung hat dazu geführt, dass man teilweise je nach Bedarf und Geldbeutel ein Gerät nach dem anderen anschaffte. Jetzt kommt man allmählich zu der Überlegung, dass diese Anschaffungen für die Zukunft oft wenig sinnvoll gewesen sind, denn immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass erst die richtigen Anbaugeräte in der Lage sind, die so notwendige Einheit zwischen Schlepper und Gerät zu bilden. In einer Gerätereihe muss man stets einen wohlüberlegten Zusammenhang zwischen den einzelnen Geräten sehen. Werden Einzelgeräte mehr oder weniger wahllos beschafft, so sind dazu hohe finanzielle Aufwendungen erforderlich. Außerdem benötigt man umfangreiche Abstellräume, die erfahrungsgemäß in der Praxis meist nicht zur Verfügung stehen.

 

Die Landmaschinenindustrie ist dazu übergegangen, Gerätereihen zu schaffen, die für alle Arbeiten mit verhältnismäßig geringen Rüstzeiten eingesetzt werden können. Auf der 44. Wanderausstellung der DLG waren wohl durchdachte Lösungen zu sehen, bei denen die wichtigsten Bauteile in einem immer wiederkehrenden Konstruktionselement vereinigt waren. In einer Sonderschau „Der Schlepper und sein Gerät" wurden von der Landmaschinenindustrie Schlepper von mehr als 20 PS mit den dazu passenden Gerätereihen gezeigt. Hier konnte man sich einen guten Überblick über die verschiedenen Gerätereihen und — was vielleicht für den praktischen Betrieb noch wichtiger ist — auch über die notwendigen Rüstzeiten verschaffen. v. Be.

 

Seite 13   Tote unserer Heimat. Provinzialoberin Hildegardis Tresp verstorben.

Am 9. August 1956, starb in Petropolis, Brasilien, im 76. Lebensjahre, die Provinzialoberin der Katharinerinnen Hildegardis Tresp. Sie stammte aus einer kinderreichen Bauernfamilie; ihr Geburtsort ist Lotterbach, Kreis Braunsberg. Früh trat sie in den in Deutschland, England und in Brasilien verbreiteten Orden der Katharinerinnen ein, deren Mutterhaus bis 1945 in Braunsberg stand und heute in Münster ist. Schwester Hildegardis kam früh nach Brasilien und hat hier viele Jahre als Provinzialoberin segensreich gewirkt. Sie widmete sich der Jugenderziehung und der Krankenpflege. Besonders den in Brasilien wohnenden Deutschen hat sie viel Gutes erwiesen. Nach dem Kriege war sie in einer für uns Heimatvertriebene schweren Zeit im höheren Auftrag für die Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Lebensmitteln tätig. Bis ins hohe Alter hinein hat Schwester Oberin Hildegardis trotz rheumatischer Leiden in treuer Pflichterfüllung die einzelnen in Brasilien weit zerstreuten Niederlassungen des Ordens immer wieder besucht, bis zum 12. April dieses Jahres, als ihr Herz anfing den Dienst zu versagen. Welche Verehrung und Liebe Mutter Hildegardis im ganzen Lande genoss, zeigte die gewaltige Beteiligung der Bevölkerung an ihrem Begräbnis. Darüber schreibt die Kongregation an die Angehörigen der Toten u. a. folgendes: „Das Begräbnis war ein Triumphzug … Unzählige haben uns ihr Beileid ausgesprochen! sie fühlen es, die Kongregation hat an Mutter Hildegardis eine große Frau verloren“.

 

Seite 13   Kinder aus Ostpreußen, die von ihren Angehörigen gesucht werden.

 

1. Aus Groß-Dirschkeim, Samland, werden die Geschwister Klaus Dieter Freimann, geb. am 06.12.1941, und Dietmar-Jürgen Freimann, geb. am 26.09.1943, gesucht von ihrem Onkel, Walter Kitscha, geb. am 20.01.1918, aus Königsberg Pr., Haberberger Grund 74. Die Mutter, die mit den Kindern zusammen war, wird ebenfalls vermisst.

 

 2. Aus Ebenrode werden die Geschwister Harald Saunus, geb. am 20.09.1940 und Peter-Jürgen Saunus, geb. am 07.02.1934, gesucht von ihren Angehörigen. Nach dem Tode der Mutter im Jahre 1947 beschlossen sie etwa März 1947, nach Litauen zu gehen. Sie kamen mit einem Herrn Wowerat bis zur Grenzstation Wirballen, dort sind sie am Bahnhof abhandengekommen.

 

3. Aus Gründen, Kreis Labiau, wird Sieglinde Judvitt, geb. am 25.11.1937 in Königsberg Pr., gesucht von Auguste Müller, geborene Beuwitz, geb. am 20.06.1899 in Zopen. Die letzte Nachricht von der Gesuchten kam im Oktober 1947 aus dem Krankenhaus in Königsberg.

 

4. Aus Habichtswalde, Kreis Labiau. wird Ingrid Gallein, geb. am 06.10.1937 in Habichtswalde, gesucht von ihrer Großmutter, Auguste Gallein, geborene Kaiser, geb. am 17.11.1883. Die Gesuchte befand sich am 01.10.1948 in Litauen in Kerben bei Schilalen, Kreis Tauroggen, bei dem Bauer Alexander Leeck.

 

5. Aus Haffwerder, Kreis Labiau, werden die Geschwister Max Dombrowski, geb. etwa März 1937 und Maria Dombrowski, geb. etwa 1936/1937, gesucht von ihrem Vater Karl Dombrowski, geb. am 31.01.1903 in Haffwerder.

 

6. Aus Köslienen, Kreis Allenstein, werden die Geschwister Georg Schaffrin, geb. am 24.12.1942, und Maria Schaffrin, geb. am 17.07.1935, gesucht von ihrer Mutter Maria Frankenberg, geb. am 20.04.1913 in Göttkendorf.

 

7. Aus Matzstubbern, Kreis Heydekrug, wird Alfred Lindszus, geb. am 10.03.1938, gesucht von seinem Vater Friedrich Lindszus, geb. am 14.02.1901. Der Gesuchte ist mit der Mutter geflüchtet, letzte Nachricht kam im Januar 1945 aus Markthausen, Kreis Labiau.

 

8. Aus Memel, Herderstraße 45, werden die Geschwister Horst Kubillus, geb. am 31.01.1941, Inge (Irmgard?) Kubillus, geb. am 07.06.1942,. Jürgen Kubillus, geb. am 08.07.1943, und Hannelore Kubillus, geb. am 01.09.1944, gesucht von ihrem Vater Joh. Walter Kubillus, geb. am 03.05.1918.

 

9. Aus Mochty, Kreis Ploehnen. wird Frieda Wermann, geb. am 10.02.1944, gesucht von ihrem Vater Adolf Wermann, geb. am 09.10.1902 in Mochty. Das Kind wird seit dem 25.03.1946 aus Mochty vermisst, es wurde von der Schwester zuletzt gesehen in Schwetz (Weichsel).

 

10. Aus Sandhof. Samland, wird Siegfried David, geb. am 13.11.1935, gesucht von seinem Pflegevater Franz Rogge, geb. am 01.12. 1886 und der Tante Minna Rogge, geb. am 13.05.1907. Der Gesuchte soll im Frühjahr 1947 mit Frau Berta Rogge nach Litauen gegangen sein.

 

11. Aus Slusk, Kreis Ploehnen, werden die Geschwister Melita Borau, geb. am 09.05.1934 und Renate Borau, geb. am 18.01.1937, gesucht von Edmund Graft, aus Slusk.

 

12. Aus Stombeck, Samland, wird Kurt Burgemeister, geb. am 13.10.1937 in Stombeck, gesucht von seiner Mutter Elfriede Burgemeister, geb. am 14.11.1902.

 

13. Aus Wellheim, Kreis Lyck, wird Lothar Kobialka, geb. am 23.10.1940, gesucht von seinem Großvater Johann Malso. Der Knabe war mit seiner Mutter Elisabeth Kobialka zuletzt im Januar 1945 in Pathaunen, Kreis Allenstein, zusammen.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen. Hamburg 13, Parkallee 84/86, unter Kindersuchdienst 12/56

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin –Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat“.

 

13. Oktober, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Schöneberg, Bezirkstreffen, Lokal: Zur Sonne, Berlin-Schöneberg, Kolonnenstraße 51

 

13. Oktober, 20 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Kreuzberg. Bezirkstreffen. Lokal: Konditorei Bolt, Berlin SW 61, Yorckstraße 80-

 

14. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Wehlau, Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn, Putlitzstraße, Bus A 16.

 

14. Oktober, 15 Uhr. Heimatkreis Neidenburg Soldau Kreistreffen. Lokal: Ideal-Klause. Berlin-Neukölln, Mareschstraße 14, S-Bahn Sonnenallee. Bus A 4

 

14. Oktober 16 Uhr. Heimatkreis Rastenburg, Kreistreffen, Lokal: Schultheiß am Lietzensee Berlin-Charlottenburg. Kaiserdamm 109. S-Bahn Witzleben. U-Bahn Kaiserdamm.

 

14 Oktober, 16 Uhr. Heimatkreis Memel, Heydekrug, Pogegen. Kreistreffen, Lokal: Parkrestaurant Südende. Steglitzer Straße 14/16. S-Bahn Südende.

 

15 Oktober. 20 Uhr. Heimatkreis Königsberg, Bezirk Charlottenburg, Bezirkstreffen. Lichtbildervortrag im Haus der ostdeutschen Heimat. Berlin-Charlottenburg 9, Kaiseidamm 83, im großen Saal, eine Treppe, Zimmer 109. Anschließend Beisammensein im Lokal Zur Quelle Berlin-Charlottenburg, Königin-Elisabeth-Str.

 

21. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Insterburg, Kreistreffen. Lokal: Grunewaldkasino. Berlin-Grunewald, Hubertusbader Straße 7/9. S-Bahn Halensee. Bus A 10.

 

Im Haus der ostdeutschen Heimat, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, werden u. a. die folgenden Veranstaltungen stattfinden: Montag 15. Oktober, 20 Uhr: „Wir sehen und hören Ostpreußen"; Vortrag in Wort und Bild von Fritz Roddeck. — Dienstag, 16. Oktober. 20 Uhr: „Gott ist mit den Fröhlichen"; deutscher Volkshumor; Fritz Graas, München. — Freitag, 19. Oktober, 20 Uhr: „Riga im Mittelalter"; Vortrag in Wort und Bild von Friedrich Benninghoven. — Donnerstag. 25. Oktober. 20 Uhr: „Königsberg als geistiges Zentrum im deutschen Osten": Vortrag in Wort und Bild von Immanuel Meyer-Pyritz. — Dienstag. 30. Oktober. 20 Uhr: „Denken wir noch an die Zoppoter Waldoper?" Vortrag von Gerhard Krause (Hamburg).

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86; Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Ostpreußischer Kirchgang

Am 21. Oktober um 10 Uhr wird in der Hauptkirche St. Jakobi, Hamburg, Steinstraße, aus Anlass des Treffens der Memelkreise in Hamburg ein Gottesdienst für alle in Hamburg und Umgebung wohnende Ostpreußen stattfinden. Die Predigt wird Generalsuperintendent Obereigner, früher Memel, halten.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Altona: Am Sonnabend, 13. Oktober, 20 Uhr, Erntedank im Hotel „Stadt Pinneberg". Altona, Königstraße 260. Unkostenbeitrag 50 Pf.

 

Eimsbüttel: Am Sonnabend, 13. Oktober, 19.30 Uhr, im Lokal Heusshof, Fruchtallee 136 a: Heimatabend. Die Bundesbahn zeigt einen Film. Anschließend geselliges Beisammensein.

 

Elbgemeinden: Nächster Heimatabend am Sonnabend, 13. Oktober, 19.30 Uhr, in der „Johannesburg", Blankenese, Elbchaussee 566. Es singt für uns die „Blankeneser Liedertafel" unter Leitung ihres Chormeisters Landsmann R. Borm. Die Deutsche Bundesbahn zeigt schöne und Interessante Tonfilme.

 

Fuhlsbüttel: Am Montag, dem 1. Oktober, nahmen Mitglieder der Bezirksgruppe Fuhlsbüttel, darunter auch Angehörige der Kindergruppe, am Stapellauf des israelischen Passagierschiffes „Theodor Herzl" teil.

 

Kreisgruppenversammlungen

Gerdauen: Die in Hamburg und Umgebung wohnenden Landsleute aus Stadt und Kreis Gerdauen wollen sich am Sonnabend, dem 13. Oktober, um 19.30 Uhr im Lokal Heusshof, Fruchtallee 136 a, treffen. Gemeinsame Veranstaltung mit dem Bezirk Eimsbüttel.

 

Treuburg: Nächste Zusammenkunft am Sonnabend, 13. Oktober, um 19 Uhr, im Lokal Steenbuck, Hamburg 13, Beim Schlump 29.

 

Gumbinnen: Nächste Zusammenkunft am Sonntag, dem 14. Oktober, 16 Uhr, in der Gaststätte Bohl, Hamburg 21, Mozartstraße 27. In der Zeit vom 14. Oktober bis 20. November werden guterhaltene Kleidungsstücke, ganz besonders Wollsachen, für Gumbinner Landsleute in der sowjetisch besetzten Zone gesammelt. Annahme: Gaststätte Bohl, Mozartstraße, und Landsmann F. Rattay, Hamburg 33. Rümckerstraße 12.

 

Memelkreise: Sonntag, 21. Oktober, in Hamburg, Winterhuder Fährhaus: Memeltreffen. Alle Bewohner der Memelkreise sind herzlich eingeladen.

 

Goldap: Nächste Zusammenkunft am Sonnabend, 27. Oktober, 20 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83. Es spricht der 2. Vorsitzende der Landesgruppe, Gustav Elbe.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch, 19.30 bis 21.30 Uhr. Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächstes Treffen am 17. Oktober. — Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag um 16 Uhr, im Jugendheim Altona. Bahrenfelder Straße 131.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr, im Jugendheim Wittenkamp 17 a.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Die Veranstaltungen fallen vorläufig aus.

 

Elbgemeinden: Unsere Kinder und Jugendlichen schließen sich den Veranstaltungen in Altona an.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr, im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1.

 

Billstedt: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr, im Jugendheim Horner Brückenweg 24.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Donnerstag. 18. Oktober, 19.30 Uhr, Volkstänze im Gymnastikraum Eissendorfer Straße 26: Mittwoch, 24. Oktober, 19.30 Uhr, Singen und Heimspiele im Jugendheim Winsener Straße 72 a. — Kindergruppe: Jeden Freitag von 16 bis 18 Uhr, in der Schule Eissendorfer Straße 26.

 

Junge Spielschar Ostpreußen

Montag, 15. Oktober, 20 Uhr, Volkstänze, Turnhalle Schule Winterhuder Weg 128; Mittwoch. 17. Oktober, 19.30 Uhr, Musischer Kreis bei Egon Bannis, Hamburg 24, Kuhmühle 4 a. — Montag, 22. Oktober, 20 Uhr, Volkstänze, Schule Winterhuder Weg 128; Mittwoch, 24. Oktober. 15.30 bis 17.45 Uhr, Mädelnachmittag bei Ilse Bannis, Hamburg 24, Kuhmühle 4 a. — Mittwoch, 24. Oktober, 19.30 Uhr, Musischer Kreis bei Egon Bannis, Hamburg 24, Kuhmühle 4 a.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstr. 26, Tel. 2 47 01.

 

Braunschweig. Die Kreisgruppe feierte im Gliesmaroder Turm das Erntefest, zu dessen gutem Gelingen die Jugendgruppe durch Lieder und Volkstänze beitrug. Nach der Eröffnung durch den zweiten Vorsitzenden Kuhn erinnerte Landsmann Goetsche an den hohen Stand der ostpreußischen Landwirtschaft und schilderte die heutigen Verhältnisse jenseits der Oder-Neiße-Linie und in der sowjetisch besetzten Zone. Die drei Filme „Ostpreußen — Mensch und Scholle". „Ostpreußen — Ordensland" und „Königsberg, wie es war" gaben ein eindrucksvolles Bild von unserer Heimat.

 

Sulingen. Am Montag, 15. Oktober, um 20.00 Uhr, wird im Lindenhof die nächste Monatsversammlung stattfinden. Außer einem Vortrag ist die Vorführung des Heimatfilms „Ostpreußen — Nördliche Wanderung" vorgesehen.

 

NORDRHEIN WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni. (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14.

 

Düsseldorf. Am Sonntag, dem 14. Oktober, wird ab 18 Uhr, in den Paulus-Sälen, Friedrichstraße, Ecke Bilkerstraße, das Erntedankfest im Rahmen eines Heimatfestes gefeiert werden. Mitwirken werden der Ostpreußenchor und die Trachtengruppe. Die achtzehn Mann starke Kapelle der Siebenbürger Sachsen wird musizieren und zum Tanz aufspielen. Ruth Schimkat wird mit ernsten und heiteren Vorträgen die Landsleute erfreuen. Unkostenbeitrag 1 DM. Auch die Landsleute aus der Umgebung von Düsseldorf werden erwartet. — Am 31. Oktober, 20 Uhr, Lichtbildervortrag über Ostpreußen im „Haus des jungen Mannes". Unkostenbeitrag 25 Pfennig.

 

Rheydt. Auf dem nächsten Heimatabend am 13. Oktober, um 20 Uhr, bei Köllges, Oberhevdener Straße, Ecke Wickrather Straße, wird Landsmann Kurt Hennig eine Erzählung aus der Zeit seiner Kriegsgefangenschaft lesen. Weiterhin werden Preisfragen über unsere Heimat gestellt werden. Die Landsleute werden gebeten, Papier und Bleistift mitzubringen. Eine Reihe schöner Preise, darunter Bücher und Landkarten, warten auf die Gewinner. Alle Landsleute werden herzlich zu dieser Veranstaltung eingeladen. — Der Ausflug am 30. September führte die Landsleute in zwei Bussen zuerst zur Gruga nach Essen, dann zur Villa Hügel. Eine Dampferfahrt auf dem Baldeneysee beschloss den schönen Tag.

 

Essen. Monatsversammlung der Bezirksgruppe Essen-West: Sonntag. 14. Oktober, 16 Uhr, in der Dechenschenke. Dechenstraße 12.

 

Essen-Rüttenscheid. Am Mittwoch, dem 17. Oktober, um 20 Uhr, Monatsversammlung der Bezirksgruppe im „Weißen Rößl“, Rüttenscheider Straße. Dr. Fritz Pudor, Essen, wird Farbaufnahmen zeigen und über seine Heimatstadt Elbing sprechen.

 

Witten (Ruhr). Die nächste Versammlung der Gruppe, die für den 13. Oktober geplant war, ist auf den 20. Oktober verlegt worden. Es werden einige Tonfilme gezeigt werden.

 

Erkelenz. Der in Folge 40 angekündigte Heimatabend am Sonnabend, dem 13. Oktober, um 20 Uhr, wird nicht im Erkelenzer Hof, sondern im Hotel-Restaurant „Zum Schwan" stattfinden. Die DJO wird Volkstänze, Spiele, musikalische Darbietungen, Gedichte und ostpreußischen Humor bringen. Es spricht der Referent für den Regierungsbezirk Aachen, Landsmann Foerder. Alle Landsleute sind herzlich eingeladen.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3.

 

Tagung der Landesgruppe in Bad Kreuznach. Dr. Deichmann wiedergewählt

Die Landesgruppe hielt am 30. September in Bad Kreuznach ihre diesjährige Delegiertentagung ab. Zugegen waren der stellvertretende Sprecher der Landsmannschaft, Egbert Otto, und das Mitglied des Bundesvorstandes Erich Grimoni. Als Vorsitzender der Landesgruppe wurde Dr. Deichmann mit 22 von 24 Stimmen wiedergewählt. Die Wahlen führten ferner zu folgenden Ergebnissen: Stellvertretende Vorsitzende Graf von der Gröben und Kurt Kenzler; Vorstandsmitglieder Gerhard Manthey und Paul Westenberger; Schatzmeister Walter Rose; Kulturreferent Hugo Gnadt; Frauenreferentin Elfriede Rose; Verbindungsmann zur Landesregierung Helmut Hochfeld; Referent für Schul- und Ostfragen Albert Browatzki; Landesmädelführerin Lotte Boehnert; Landesjugendführer Leonhard Kodd.

 

Egbert Otto wies auf die Wichtigkeit der Bestrebungen hin, auch die noch abseits stehenden Landsleute für die Mitarbeit in der Landesgruppe zu gewinnen. Am Nachmittag fand eine Kundgebung statt, in der das Mitglied des Bundesvorstandes Grimoni ein mit großem Beifall aufgenommenes Referat hielt. Die ostpreußischen Jugendgruppen unter Leitung von Lotte Boehnert und Leonhard Kopp zeigten in Volkstänzen und Vorträgen eindrucksvolle Darbietungen. Der Vorsitzende der Landesgruppe, Dr. Deichmann, schloss die Kundgebung mit dem Aufruf, dass jeder Ostpreuße in die Landesgruppe gehöre und das Ostpreußenblatt als Kampfblatt der Landsmannschaft halten solle. Nur dann werde die Landsmannschaft ihre heimatpolitischen Aufgaben erfüllen können, die sie namentlich in letzter Zeit mit so großem Erfolg durchführen konnte.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzvwinski, Stuttgart-W. Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Reutlingen. Auf dem Erntefest im „Südbahnhof bot die Landesspielschar unter der Leitung von Landesjugendleiter Otto Manneck (Metzingen) in vollendeter Form Lieder, Vorträge und Volkstänze, die den Ablauf der Ernte darstellten. Nach der Festrede des 1. Vorsitzenden M. Plümicke blieben die Landsleute lange bei guter Musik und Tanz zusammen. — Am 27. Oktober um 20 Uhr, wird im Verlauf des Heimatabends in der „Bundeshalle“ der Lichtbildervortrag „Kurische Nehrung“ gebracht werden. Eintrittsgeld wird nicht erhoben; Freunde und Bekannte sind willkommen.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München; Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7. Telefon 44 84 32: Postscheckkonto Nr. 213 85, PSA.

 

Die ostpreußischen Katholiken, die in Südbayern wohnen, treffen sich am 14. Oktober in München in der Bürgersaalkirche an der Neuhauser Straße zu einem feierlichen Hochamt; es predigt der Kapitelsvikar von Ermland, Prälat Arthur Kather. Anschließend findet eine Zusammenkunft im Kolpinghaus statt, um 14 Uhr eine ermländische Vesper in der dortigen Hauskapelle. Alle ostpreußischen Katholiken sind herzlich dazu eingeladen.

 

Nürnberg. Die beliebten „Schabberabende" werden wieder aufgenommen. Sie bieten durch die Möglichkeit zwangloser Unterhaltung ein Näherkommen von Mensch zu Menseln aus dem engeren Heimatgebiet, was bei größeren Veranstaltungen schwerer durchführbar ist. Das Trefflokal ist der „Sulzbacher Hof", Sulzbacher Straße, Ecke Fichtestraße, bei Landsmann Malner (Linie 8, Richtung

Erlenstegen bis Viktoriastraße). Am Sonnabend, dem 20. Oktober, werden sich um 19.30 Uhr, die Landsleute aus den Heimatgebieten Samland (Königsberg Stadt und Land, Fischhausen), Elchrevier (Labiau, Wehlau, Elchniederung. Tilsit-Ragnit), Memelland (Memel Heydekrug. Pogegen). Angerapp/Insterburg (Insterburg, Gumbinnen, Pillkallen, Stallupönen, Goldap. Darkehmen). Warmia (Braunsberg, Heilsberg, Rößel, Allenstein) treffen.

 

Hof/Saale. Auf der September-Versammlung des Kreisverbandes konnte der erste Vorsitzende. Studienrat Bergner, außer den Landsleuten auch Gäste aus den anderen Landsmannschaften begrüßen. Es steht zu erwarten, dass in Zukunft bei allen größeren Veranstaltungen Mitglieder aller Landsmannschaften vertreten sein werden, um die Zusammenarbeit zu verstärken. Es wurden die Heimatfilme „Zwischen Haff und Meer", „Das deutsche Danzig" und „Das war Königsberg" gezeigt. Die Leitung des Amerikahauses in dem die Zusammenkunft stattfand, ließ zusätzlich noch passende Filme vorführen.

 

Kitzingen. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Kreisgruppe am 30. September wurde u. a. über eine Satzung beschlossen. Ein Lichtbildervortrag über Masuren wurde mit viel Beifall aufgenommen.

 

Seite 13   Erstes Landestreffen von Hessen in Bad Homburg

Die Ost- und Westpreußen in Hessen veranstalteten am 16. September, in Bad Homburg v. d. H. ihr erstes Landestreffen. Das Heilbad am Taunus war das Ziel von etwa dreitausend Landsleuten, die jetzt in Hessen wohnen und sich nun zum ersten Mal zusammenfanden.

 

Die dortige, sehr rege landsmannschaftliche Gruppe der Ost- und Westpreußen hatte das Landestreffen vorbildlich vorbereitet. Am Vortage fand eine Delegiertenversammlung statt, an der die Vorstandsmitglieder der gemeinsamen Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen und die Obmänner der Kreisgruppen teilnahmen. Der Vorsitzende der Landesgruppe. Studienrat Konrad Opitz, erstattete einen ausführlichen Tätigkeitsbericht, in dem er den starken Mitgliederzuwachs hervorhob. (Im Jahre 1955 waren es 5981, in diesem Jahre 8591 Mitglieder.) Trotzdem müsse die Mitgliederwerbung noch reger als bisher werden, da es noch viele Landsleute gäbe, die nicht den örtlichen Gruppen angehörten. Der Kassenbericht des Landesschatzmeisters Otto Schäfer wies recht erfreuliche Zahlen auf. Die folgenden Kurzberichte der übrigen Vorstandsmitglieder zeugten von einer regen landsmannschaftlichen Arbeit auf allen Gebieten, insbesondere in der Kulturarbeit, in der Mitarbeit der Frauen und in den Jugendgruppen. In der allgemeinen Aussprache wurde die umsichtige Arbeit des Gesamtvorstandes anerkannt. Die beantragte Entlastung des Gesamtvorstandes wurde einstimmig erteilt mit der Einschränkung „vorbehaltlich der am 1. April 1957 stattfindenden Kassenprüfung beim Landesschatzmeister".

 

Dann erfolgte die Neuwahl des Vorstandes und der Kassenprüfer. Gewählt wurden: Vorsitzender der Landesgruppe und Landesobmann der Ostpreußen Konrad Opitz, Gießen; 1. stellvertretender Vorsitzender und Landesobmann der Westpreußen Helmut Behrend, Kassel; 2. stellvertretender Vorsitzender und stellvertretender Landesobmann der Ostpreußen Gerhard Seidenberg, Frankfurt am Main; 3. stellvertretender Vorsitzender und stellvertretender Landesobmann der Westpreußen, gleichzeitig Schriftführer Emanuel Wiedermann, Gießen; Landesschatzmeister Otto Schäfer, Gießen; Beisitzer der Ostpreußen Loch, Wiesbaden; Beisitzer der Westpreußen Erich Spitzer, Gensungen; Landeskulturreferent der Ostpreußen Staginnus, Hanau; Landeskulturreferent der Westpreußen Wilhelm Damaschke, Rotenburg/Fulda; Referentin für die Frauenarbeit (Ostpreußen) Herta Klimmey, Werleshausen; Referentin für die Frauenarbeit (Westpreußen) Ida Berndt, Wiesbaden; Landesjugendwart (Ostpreußen) Gerhard Bedarff, Wiesbaden; Landesjugendwart (Westpreußen) Günter Belwan, Wiesbaden. — Konrad Opitz sprach am Schluss der Tagung über die Aufgaben im kommenden Jahr.

 

Der sich anschließende Begrüßungsabend im Saalbau wurde von dem Vorsitzenden der Kreisgruppe. Schulz, eröffnet, der viele Landsleute und Homburger begrüßen konnte. Der Kreisvorsitzende von Frankfurt am Main, Gerhard Seidenberg, betonte in einer Ansprache das unverletzliche Recht auf die Heimat. Die Jugendgruppe aus Offenbach bot ein vorzügliches Unterhaltungsprogramm mit heimatlichen Mundartvorträgen und Liedern.

 

Gottesdienste in der evangelischen Erlöser-Kirche und in der katholischen Kirche St. Marien leiteten den Sonntag ein. Dreitausend Landsleute versammelten sich danach auf dem oberen Schlosshof. Klassische Märsche, gespielt vom Oberurseler Musikverein, und Darbietungen des Gesangvereins Gonzenheim erklangen. Von der Treppe des Turmes begrüßte der Vorsitzende der Kreisgruppe, Schulz, die Ehrengäste und die anwesenden Landsleute. Den Sinn des Landestreffens bezeichnete er als ein Treuebekenntnis zur angestammten Heimat im festen Glauben an die Rückkehr. Stadtrat Paesler überbrachte die Grüße des Oberbürgermeisters Horn und hieß die Teilnehmer namens der Stadt Bad Homburg herzlich willkommen. Für die Vertreter der Landsmannschaften sprach der Bundesgeschäftsführer der Westpreußen, Helmut Weichert. Der stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe und Landesobmann der Westpreußen, Helmut Behrend, erinnerte an das wechselvolle Schicksal des Weichsellandes.

 

Konrad Opitz hielt die Festansprache. Er betonte, dass zu dieser Stunde die ferne Heimat, den Anwesenden gegenwärtig sei. Von den Farben der Fahne, schwarz und weiß, ausgehend erklärte er ihre Bedeutung und ihre Symbolik für das Leben. Die Heimatvertriebenen verlangten kein Geschenk, sondern nur ihr Recht auf die Rückkehr in die Heimat. Das ganze deutsche Volk müsse mit unerschütterlichem Willen die Rückgabe des deutschen Landes unentwegt fordern. Die Feier klang aus mit dem Deutschlandlied.

 

Nachmittags trafen sich die Landsleute in den Bezirks- und Kreislokalen zum geselligen Gespräch.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 93. Geburtstag

am 4. Oktober 1956, Altsitzerwitwe Maria Bendiks, geb. Tennigkeit, aus Uszkullmen, Kreis Tilsit, jetzt bei ihrer Tochter Berta in Altendeich, Kreis Pinneberg, Holstein.

 

zum 90. Geburtstag

am 2. Oktober 1956, Landsmann Carl Thiedmann, aus Benern, Kreis Heilsberg, jetzt in Strümp, Kreis Kempen-Krefeld.

 

am 7. Oktober 1956,Frau Marie Baldig, geb. Kowalewski, aus Neberg, später Geland, Kreis Sensburg. Die rüstige Jubilarin wohnt mit ihrer jüngsten Tochter Margarete Heiske in Over-Plack, Kreis Harburg. Ihre älteste Tochter ist noch in der Heimat.

 

am 28. Oktober 1956, Frau Wilhelmine Maschinski, geb. Harder, aus Heiligenbeil, Töpferstraße 4. Die rüstige Jubilarin, die mit ihren Verwandten in diesem Sommer u. a. auch am Heiligenbeiler Hauptkreistreffen in der Patenstadt Lehrte teilnahm, wohnt in Bad Oldesloe, Reimer-Hannsen-Straße 6.

 

zum 87. Geburtstag

am 21. September 1956, Landsmann Gottlieb Barzick, aus Milken, Kreis Lötzen. Den größten Teil seines Lebens war er auf dem Rittergut Ubbick tätig; er erhielt Treue-Urkunden für lange Dienstzeit. Drei seiner Kinder sind verschollen. Wer kann über ihren Verbleib Auskunft geben? Mit seiner Ehefrau Frieda, die am 8. Juni 1956, 75 Jahre alt wurde, wohnt er in Faßberg, Kreis Celle, Poitzener Straße 39.

 

am 4. Oktober 1956, Frau Olga Wiesenberg, geb. Aust, aus Tilsit, Hohe Straße 33, jetzt bei ihrer Tochter Anneliese Neidhart, München, Naupliastraße 18.

 

am 16. Oktober 1956, Frau Anna Rosenowski, geb. Korn, aus Schäferei Weeskenhof, Kreis Pr.-Holland, jetzt mit ihrer Tochter Anna Schulz und Helene Henf in Secklendorf, Kreis Uelzen.

 

zum 86. Geburtstag

am 3. Oktober 1956, Landsmann August Borowski, aus Miegehnen, Kreis Braunsberg, jetzt in Flensburg, Ochsenweg 36.

 

am 19. Oktober 1956, Frau Jenny Hoepfner, geb. Boldt, aus Schwarzort, Kurische Nehrung, Villa Linana, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihren Sohn Heinz, Dortmund-Aplerbeck, Bahnhof-Süd, zu erreichen.

 

am 23. Oktober 1956, Frau Auguste Markgraf, aus Pillau, jetzt in Flensburg, Blücherlager 7.

 

zum 85. Geburtstag

am 5. Oktober 1956, Landsmann Friedlich Eggert. Nach Ableistung seiner militärischen Dienstzeit ist er über 50 Jahre bis zur Vertreibung Hofmann in Strauben, Kreis Heiligenbeil, gewesen. Er steht noch mit dem früheren Besitzer des Gutes, Georg Thiel, der heute in der sowjetisch besetzten Zone lebt, in Verbindung. Von seinen fünf Kindern fiel der älteste Sohn im Ersten Weltkrieg. Er wohnt bei seiner jüngsten Tochter Erna Neumann in Wentorf bei Hamburg, Köppener Allee 7.

 

am 7. Oktober 1956, Witwe Auguste Ussat, geb. Grätschus, aus Königsberg-Quednau, jetzt bei ihren Kindern in Babenhausen, Hessen, Kirchstraße 5.

 

am 15. Oktober 1956, Frau Wilhelmine Kernbach, geb. Schawohl, aus Schäferberg, Kreis Goldap, jetzt in Münster, Westfalen, Albertsloherweg 100/15.

 

am 21. Oktober 1956, Frau Viktoria Willimsky, aus Königsberg. Witwe des Magistrats-Oberbaurates Otto Willimsky, jetzt in Trier, Schlesienstraße 6

 

zum 84. Geburtstag

am 16. Oktober 1956, Landwirt Johann Jakubzik, aus Pasken, Kreis Johannisburg, jetzt mit seiner Ehefrau in Barlt bei Meldorf, Holstein.

 

zum 83. Geburtstag

am 5. Oktober 1956, Landsmann Eduard Korschewski, aus Murgischken, Kreis Goldap, jetzt in Oldenburg, Holstein, Hopfenmarkt 13.

 

zum 82. Geburtstag

am 13. Oktober 1956, Tischlermeister Eduard Kehler, aus Königsberg, jetzt in Lingen (Ems), Adolfstraße Nr. 43.

 

am 15. Oktober 1956, Deputantenwitwe Minna Scharfschwerdt, geb. Kohn, aus Rödersdorf bei Eisenberg, Kreis Heiligenbeil. Hier war die Familie Scharfschwerdt 50 Jahre auf dem Bauernhof Venohr tätig. Die Jubilarin, die 22 Großkinder und 7 Urenkel hat, lebt bei ihrem Sohn Fritz in Petershagen bei Minden (Weser), Bahnhofstraße 1.

 

am 17. Oktober 1956, Frau Jäger, aus Prostken, jetzt in Berlin-Neukölln, Gretelstraße 16. Die Kreisgemeinschaft Lyck gratuliert herzlich.

 

zum 81. Geburtstag

am 13. Oktober 1956, Altbäuerin Lina Neumann. Sie lebt mit ihren Töchtern Gertrud Stoetze und Meta in Stoetze, Kreis Uelzen.

 

am 13. Oktober 1956, Landsmann Albert Jurkscheidt, aus Königsberg, jetzt in (24 b) Rethwisch-Preetz, Holstein.

 

zum 80. Geburtstag

am 28. September 1956, Frau Helene Trautmann, geb Drückler, aus Erlenbruch, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in Scharnhorst über Neustadt a. Rbge. (Hannover).

 

am 9. Oktober 1956,  Frau Gertrud Schramm, verw. Hirscher, geb. Poerschke, aus Neuhausen-Tiergarten, bei Königsberg, jetzt in Dinklar 14 über Hildesheim.

 

am 10. Oktober 1956, Frau Henriette Schmidt, geb. Lunk, aus Saalfeld, jetzt Lütjenburg, Neuwerkstraße Nr. 11.

 

am 12. Oktober 1956, Landsmann Franz Wohlgemuth, aus Königsberg, jetzt im Städtischen Altersheim in (24 b) Glückstadt, Holstein.

 

am 13. Oktober 1956, Kaufmann Paul Lehmann, aus Allenstein, Jakobstraße 9, jetzt bei seiner jüngsten Tochter Ilse Zander in Essen, Steinmetzstraße 29.

 

am 15. Oktober 1956, Frau Wilhelmine Kalweit, geb. Gallinat, aus Ribbenau, Kreis Wehrkirchen, jetzt mit ihrer Schwester, Frau Auguste Kutz, in (21 b) Eichen, Kreis Siegen, Mühlenstraße 9.

 

am 17. Oktober 1956, Frau Ida Malien, geb. Lammert, aus Allenstein, Hindenburgstraße 21, jetzt im Altersheim Schirnau bei Rendsburg.

 

am 17. Oktober 1956, Landsmann Albert Schmidtke, aus Moditten, Samland, jetzt in Klein-Wessek bei Oldenburg, Holstein.

 

am 17. Oktober 1956, Lokomotivführerwitwe Paula Weiher, geb. Brüssow, aus Elbing, Mühlendamm 58, jetzt mit ihrer Tochter Thea Hohm in Horst, Kreis Harburg, Fachenfelder Weg 24.

 

am 18. Oktober 1956, Frau Julie Sparka, aus Waechtershausen, jetzt bei ihrer Tochter in Hamburg-Farmsen, Bisamweg 17.

 

am 18. Oktober 1956, Postbeamtenwitwe Charlotte Raeder, aus Angerburg, Bahnhofstraße 45 a, jetzt in Barderupfeld über Flensburg. Sie nimmt regen Anteil am Gegenwartsgeschehen.

 

am 19. Oktober 1956, Frau Bertha Peetz, geb. John, aus Treuburg, Goldaper Straße 12, jetzt bei ihrem Sohn in (20 b) Göttingen, Geismarlandstraße 74.

 

am 19. Oktober 1956, Landsmann Hermann Krüger, aus Abbau Schippenbeil, zuletzt Lötzen-Grünhof. Er wohnt bei seiner Tochter Elly Löllke in Hannover, Dietrichstraße 26 I.

 

zum 75. Geburtstag

am 8. Oktober 1956, Justizwachtmeister i. R. Paul Strömer, aus Königsberg, Landgericht, jetzt mit seiner Ehefrau in Hagen, Westfalen, Schillerstraße 4, bei seiner Tochter Erna Kemsies.

 

am 10. Oktober 1956, Witwe Auguste Lubienetzki, geb. Wilzewski, aus Gehlenburg, Kreis Johannisburg, jetzt bei ihrer Tochter Anna Stieber in Hannover, Helgoländer Straße 6.

 

am 11. Oktober 1956, Frau Auguste Kattanek, geb. Brosda, aus Mensguth, Kreis Ortelsburg, jetzt bei ihren beiden Töchtern Marie Kraska und Emilie Galonska in Ebingen, Württemberg, Silberburgstr. Nr. 56.

 

am 13. Oktober 1956, Landsmann Hans Muisus. Er hatte in Neukirch drei Jahrzehnte hindurch ein Textilwarengeschäft und lebte später als Rentier in Königsberg, Dürerstraße 33/37. Heute wohnt er mit seiner Ehefrau bei seiner Tochter, Frau Dr. Meissl, in München 19, Hubertusstraße 30. Sein Sohn fiel in Afrika.

 

am 13. Oktober 1956, Revierförster a. D. Kurt Mann, aus der Försterei Wasgien, Kreis Labiau, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch H. Wandtke, Krefeld, Inrather Straße 368, zu erreichen.

 

am 17. Oktober 1956, Kaufmann Oskar Hassenstein, aus Insterburg, jetzt mit seiner Ehefrau, mit der er am 19. Oktober 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit feiern kann, in Ascheberg, Holstein, Plöner Chaussee 27. Im Jahre 1911 trat er als Mitinhaber in die 1882 gegründete väterliche Firma ein, die er zu einer Nahrungsmittelgroßhandlung ausbaute, in der 42 Mitarbeiter beschäftigt wurden. 1933 wurde er zum Vorsitzenden des Kaufmännischen Vereins Insterburg und zum Vizepräsidenten der Industrie- und Handelskammer für Ost- und Westpreußen gewählt. Außerdem war er Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse.

 

am 18. Oktober 1956, Landwirt Philipp Thomas, aus Braketal, Kreis Angerapp, jetzt in Nusse über Mölln, Schleswig-Holstein.

 

am 20. Oktober 1956, Zimmerer und Bauunternehmer Franz Sternberg, aus Ußballen bei Mehlauken, jetzt in Mödesbach, Post Emmersdorf, Kreis Eggenfelden.

 

Diamantene Hochzeiten

Das Fest der Diamantenen Hochzeit feiern Landsmann Johann Ruske und Frau Marie Ruske, geb. Hinz, aus Groß-Karschau bei Königsberg, jetzt mit ihrer Tochter Elise Schmidt (Spandienen) in Soltau (Hannover), Wiesenstraße 8, feierten am 11. Oktober 1956, das Fest der Diamantenen Hochzeit.

 

Am 18. Oktober 1956, feiern das Fest der Diamantenen Hochzeit die Eheleute Julius Gortzitza und seine Ehefrau Minna Gortzitza, geb. Philipp, aus Osterode, Ludendorffstraße 10. Das im 85. und 79. Lebensjahre stehende Ehepaar ist durch seine Tochter Elisabeth Stenke in Gr.-Hesepe, Kreis Meppen, Justizlager Nr. 500, zu erreichen.

 

am 20. Oktober 1956, feiern Oberstellwerksmeister Gustav Langkau und seine Ehefrau Katharina Langkau, geb. Mataina, aus Osterode, Wilhelmstraße 25, jetzt in Marl, Kreis Recklinghausen, Wiedukindstraße 4.

 

Goldene Hochzeiten

Das Fest der Goldenen Hochzeit feiern

am 6. Oktober 1956, den Eheleuten Franz Stamminger und Frau Auguste Stamminger, geb. Rogal, aus Gr.-Kannapinnen, Kreis Gumbinnen, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie sind durch Fritz Scheffler, Rinteln (Weser), Alte Todenmanner 18, zu erreichen.

 

am 7. Oktober 1956, den Eheleuten Josef Gürtner und Anna Gürtner, geb. Kroschewski, aus Marienburg, jetzt in Leer (Ostfriesland), Wörde 28.

 

am 13. Oktober 1956, dem ehemaligen Amtsgehilfen bei der Stadtverwaltung Wilhelm Mauruschat und seiner Ehefrau Auguste Mauruschat, geb. Weber, aus Gumbinnen, Bismarckstraße 61, jetzt in Intschede 21, Kreis Verden (Aller).

 

am 14. Oktober 1956, den Eheleuten Gustav Reddig und Frau Auguste Reddig, geb. Münsterberg, aus Mühle Lauth bei Königsberg, jetzt in Ostrhauderfehn, Kreis Leer (Ostfriesland), Untenende 18.

 

am 15. Oktober 1956, den Eheleuten Albert Strupeit und Berta Strupeit aus Labiau II, Stettiner Straße 17, jetzt in (20 b) Esbeck über Helmstedt, Burg Nr. 6. Vier Kinder mit ihren Familien, acht Enkel und zwei Urenkel werden an diesem Tage bei dem Jubelpaar sein.

 

am 15. Oktober 1956, Friseurmeister Richard Lubowsky und seiner Ehefrau Maria Lubowsky, geb. Hinterthaner, aus Lötzen, Markt 22, jetzt in Weddinghofen über Kamen, Dorfstraße 18. Landsmann Lubowsky war viele Jahre Innungs-Obermeister und Fachschullehrer, außerdem Theaterfriseur.

 

am 18. Oktober 1956, Gastwirt und Kaufmann Ewald Scheffler und seiner Ehefrau Emma Scheffler, geb. Budschat, aus Palleiten, Kreis Heydekrug, jetzt in Hannover, Cranachstraße 1.

 

am 19. Oktober 1956, den Eheleuten Paul Ziplies und Frau Margarete Ziplies, geb. Broscheit, aus Bendigsfelde bei Tilsit, jetzt in Halstenbeck/Pinneberg, Luruper Weg Nr. 128.

 

am 19. Oktober 1956, dem früheren Bürgermeister Emil Schier, aus Franzdorf, Kreis Insterburg und seiner Ehefrau Martha Schier, geb. Laubschat, jetzt in Eltville am Rhein, Rheingauer Straße 491.

 

am 20. Oktober 1956, Landsmann Franz Pfanne und seiner Ehefrau aus Neu-Drigelsdorf. Anschrift durch Kreisvertreter F. W. Kautz, (20 a) Altwarmbüchen (Hannover).

 

Prüfungen

Karl Born, Sohn des 1950 verstorbenen Bauunternehmers und Landwirts Karl Adolf Born, aus Rauschken, Kreis Osterode, bestand an der Staatsbauschule Eckernförde, Ingenieurschule für Bauwesen, sein Ingenieurexamen. Anschrift: Rendsburg-Büdelsdorf, Heinrich-Jakobs-Platz 7.

 

Wolfhart Müller, Sohn des Majors der Schutzpolizei z. Wv. Gerhard Müller, aus Königsberg, Steinmetzstraße, jetzt Lübeck, Rathenaustraße 21, bestand an der Physikalisch-Technischen Lehranstalt in Lübeck-Schlutup sein Examen als technischer Assistent.

 

Meinhard Felgendreher, aus Kl.-Gnie, Kreis Gerdauen, jetzt in Detmold, Pöppinghauser Straße 18, bestand die Postassistentenprüfung bei der Oberpostdirektion Münster.

 

Ingrid Marx, Tochter der Zahnärzte Karl und Käthe Marx, aus Waldau-Königsberg, jetzt in Burg in Dithmarschen, Vossallee 6, hat ihr Staatsexamen als medizinisch-technische Assistentin bestanden.

 

Dorothea Boritzki, Tochter des Bäckermeisters Hermann Boritzki, aus Gehlenburg, jetzt in Plön, Hamburger Straße 10, bestand an der Bundesversuchs- und Forschungsanstalt für Milchwirtschaft in Kiel ihr Examen als milchwirtschaftlich-technische Assistentin mit „sehr gut".

 

Ursula Prager, älteste Tochter des Landwirts Heinz Prager, aus Tzullkinnen, Kreis Gumbinnen, jetzt in Bad Segeberg, Hindenburgstraße 6, bestand ihr Staatsexamen als medizinisch-technische Assistentin in Hamburg-St. Georg.

 

Horst Joswig, Sohn des Fleischermeisters Heinrich Joswig, aus Morgen (Kumilsko), Kreis Johannisburg, hat die Fleischermeisterprüfung vor der Handwerkskammer in Landshut, Niederbayern, bestanden. Anschrift: Herne, Westfalen, Hiberniastraße 30.

 

Gerhard Reiner, Sohn des Fuhrunternehmers Franz Reiner, aus Schulzenwalde, Kreis Gumbinnen, jetzt in Westercelle bei Celle, Königsberger Straße 6 a, bestand die Meisterprüfung im Schmiedehandwerk vor dem Meisterprüfungsausschuss der Handwerkskammer Lüneburg-Stade.

 

Ernennungen

Regierungsinspektor Werner Sand, aus Lötzen, jetzt Braunschweig, Hagenring 1 a, wurde durch den Niedersächsischen Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zum Regierungsoberinspektor ernannt.

 

Gotthard Baumdicker, aus Saalau, Kreis Insterburg, jetzt in (13 b) Neufahrn, Niederbayern, Aumühlenweg 7, wurde zum Postinspektor ernannt.

 

Ostpreuße Dr. Fischer in den Vorstand der HEW berufen

Die Hamburgischen Elektrizitätswerke haben für den ausscheidenden Dr.-Ing. H. Freiberger den Ostpreußen Dr.-Ing. R. Fischer in den Vorstand berufen.

 

Richard Fischer, 1897 in Königsberg geboren, studierte an der Technischen Hochschule Danzig und an der Universität Königsberg, promovierte zum Dr.- Ing in Danzig und war in der chemischen und elektrotechnischen Industrie als Betriebs- und Projektionsingenieur tätig, bis er als Handlungsbevollmächtigter in die Ostpreußen-Werke AG berufen wurde Hier rückte er zum Prokuristen, später zum technischen Vorstandsmitglied auf. Über sein besonderes Arbeitsgebiet, die Elektrifizierung der Landwirtschaft, erstattete er auf der Weltkraftkonferenz 1936 in Washington einen Bericht.

 

1938 berief ihn die Berliner Kraft- und Licht-AG. (BEWAG) in den Vorstand. 1940 zum Vorsitzenden des Vorstandes berufen, war er bis zum Zusammenbruch in dieser verantwortlichen Stellung tätig.

 

Mit anderen Berliner Wirtschaftsführern teilte er nach dem Zusammenbruch das Los der Gefangenschaft. Er wurde von den Sowjets als politischer Gefangener festgehalten und in den sogenannten Waldheimer Prozessen verurteilt. Nach zwei Jahren freigelassen, arbeitete er in Berlin als beratender Ingenieur und diente auch der Bundesregierung als Gutachter. 1953 wählte ihn der Rat der Stadt Köln zum Beigeordneten und 1. Werkleiter der Städtischen Versorgungsbetriebe. Der neugegründeten Deutschen Atomkommission gehört Dr. Fischer als eines der 25 ordentlichen Mitglieder an.

 

Die Stadt Köln ließ den verdienten Elektrizitätswirtschaftler ungern scheiden. In Hamburg erwarten ihn große Aufgaben.

 

Jubiläen

100 Jahre „Mernati"-Tilsit

Am 1. Oktober 1856 gründete der damalige Stadtrat August Ferdinand Mertins in Tilsit eine Spirituosenfabrik und Weingroßhandlung, die 1896 von seinen vieljährigen Mitarbeitern, den Kaufleuten Albrecht Klemm und Hermann Schaack, als offene Handelsgesellschaft übernommen wurde. 1920 nahm der damalige Alleininhaber Richard Albrecht Klemm als Mitinhaber Franz Richard Klemm und Max Reimer in die Firma auf. 1921 wurde „Mernati" (Telegramm-Anschrift) Großvertriebsstelle der Reichsmonopolverwaltung Berlin für Pa. Sprit und Brennspiritus für Tilsit und die weitere Umgebung. 1927 erwarben die Inhaber das in der Deutschen Straße Nr. 52/53 gelegene Geschäftsgrundstück „Autohof" und richteten dort ein Fabriklager der Zuckerfabrik Marienburg und das Monopol-Zollager für die Reichsmonopolverwaltung Berlin ein. 1936 starb der Senior der Firma, Richard Albert Klemm, im Alter von 73 Jahren. In der Nacht vom 26. zum 27. August 1944 wurde das Gebäude der Firma durch Bombenvolltreffer vernichtet, im Oktober erfolgte die Vertreibung aus der Heimatstadt. Franz Richard Klemm starb 1949 in der sowjetisch besetzten Zone. Im Januar des gleichen Jahres eröffnete Max Reimer in Lauenburg (Elbe) eine Großhandlung für Nahrungs- und Genussmittel sowie für Spirituosen und Weine, die er unter dem Firmennamen „Mernati" unter tatkräftiger Mitwirkung seines Sohnes Max Günther im Hause Weingarten 11 weiterführt.

 

Telegraphensekretär Otto Fritz, aus Wormditt, Lönshof 13, jetzt in Wildeshausen i. O., Bahnhofstraße 16, konnte am 11. Oktober 1956, sein vierzigjähriges Dienstjubiläum feiern.

 

Fünfzig Jahre ist der Gärtnereiverwalter Fritz Lapuhs bei der Familie von Saint-Paul, Jaecknitz, Kreis Heiligenbeil, tätig. Auf dem Gut wurde et am 11. Dezember 1892 geboren, begann dort als Landarbeitslehrling und wurde dann Kämmerer auf dem Gut Romansgut. Seit der Vertreibung arbeitet er in der Gärtnerei Zieverich bei Bergheim Erft, die die Familie von Saint-Paul gepachtet hat. Der treue und erfahrene Mann ist ihr wichtigster Helfer.

 

Seite 14   Foto:

Wie wir in der vorletzten Folge ausführlich berichteten, fand vom 10. bis 15. September eine Neidenburger Jugendwoche in der Patenstadt Bochum statt. Sie wurde ein voller Erfolg. Einer der Teilnehmer schickte uns jetzt ein Foto zu; es zeigt die jungen Neidenburger zusammen mit Kreisvertreter Wagner (untere Reihe, dritter von rechts). Im nächsten Jahr soll diese Jugendwoche wiederholt werden, außerdem soll noch eine zweite Woche mit jungen Neidenburgern, die zum ersten Mal an einer solchen Veranstaltung teilnehmen, eingerichtet werden.

 

Seite 14   Für Todeserklärungen

Anna Mathiak, geb. 17.07.1885 in Locken, aus Trankwitz, Kreis Fischhausen, soll am 02.05.1945 verstorben sein. Ihre Tochter Gerda Mathiak, geb. 06.06.1926 in Locken, soll im Oktober 1945 im Krankenhaus der Barmherzigkeit in Königsberg verstorben sein. Es werden Augenzeugen gesucht, die den Tod der Genannten bestätigen können.

 

Rosine Schöttke, geb. Rade, und ihr Sohn Kurt, aus Groß-Kuhren, Kreis Fischhausen, sollen im Jahre 1947 in Birkenhof verstorben sein. Es werden Augenzeugen gesucht, die den Tod der Genannten bestätigen können.

 

Frieda Naujoks, geborene Orlowski, geb. am 28.12.1918 in Insterburg, aus Memel, Hermann-Göring-Straße 15, wird seit Februar 1945 vermisst. Sie soll zuletzt in Greifenberg, Pommern. Bismarckstraße 52, gewohnt haben. Wer kann über ihren weiteren Verbleib Auskunft geben?

 

Franz Schöttke und seine Tochter Liesbeth Schöttke, aus Groß-Kuhren, Kreis Fischhausen, werden vermisst. Wer kann über den Verbleib der Genannten Auskunft geben?

 

Fritz Zahlmann, geb. am 10.08.1901, Kraftfahrer aus Königsberg, Auf der Palve 17, wird vermisst. Er befand sich zuletzt beim Volkssturm in Königsberg. Gesucht werden Landsleute, die über sein Schicksal Auskunft geben können.

 

Gustav Kolossa, Landwirt und Bürgermeister, aus Klein-Warnau, Kreis Lötzen geb. 02.12.1888 in Ornen, soll im September/Oktober 1945 im ??? (unlesbar, wahrscheinlich Lager) Insterburg an Flecktyphus verstorben sein. Heimkehrer aus Klein-Warnau bzw. aus dem Lager Insterburg, die über das Schicksal des Vermissten Auskunft geben können, wollen sich bitte melden.

 

Otto Gustav Sass, geb. 02.04.1889 in Saalfeld, und Anna Sass, geb. Geng, geb. 18.12.1895 in Schillgehnen, aus Heiligenbeil, A-Straße 7,  werden vermisst. Wer kann über ihren Verbleib Auskunft geben?

 

Michael von Wensierski, geb. 27.09.1876 in Behren, Kreis Karthaus, aus Königsberg, Altstädtische Holzwiesenstraße 75, wird seit dem 25.01.1945 vermisst. Wer kann über seinen Verbleib Auskunft geben?

 

Friedrich Szillo, geb. 30.05.1887 in Klein-Rosinsk, Kreis Goldap, Bauer aus Wittigshöfen. Kreis Goldap, wird vermisst. Er soll am 17.02.1945 in Wittigshöfen von den Russen festgenommen worden sein. Wer kann über seinen Verbleib Auskunft geben?

 

Obergefreiter Wilhelm Armonat, geb. am 27.09.1899 in Budupönen, aus Schloßberg, wurde am 29.07.1944 aus Pratolin bei Brest-Litowsk als vermisst gemeldet (FPNr. 45 602 D). Wer kann über sein Schicksal Auskunft geben?

 

Botho West, Volkssturmmann. geb. am 06.07.1903 aus Gr.-Barthen, Kreis Fischhausen, letzte FPNr. 15 245, wird seit Kriegsende vermisst. Er soll zuletzt im Juli 1945 von Kameraden in Orscha. Russland, gesehen worden sein. Wer kann über seinen Verbleib Auskunft geben?

 

Albertine Scheske, geborene Rix, geb. am 18.10.1868 in Wiltitsch (Polen), aus Glashütte, Kreis Sensburg soll Ende Februar 1945 von den Russen in Glashütte erschossen worden sein. Es werden Augenzeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen können.

 

Ida Slengis, geborene Kroll, Witwe, geboren am 04.09.1885 in Insterburg, und deren Tochter Lotti Erna Slengis, geboren am 12.10.1913 in Memel, werden vermisst. Sie wohnten bis Herbst 1944 in Memel, Ankerstraße 17, und später in Königsberg Pr., Pillauer Straße 5 b. Wer kann über ihren Verbleib Auskunft geben?

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86

 

Seite 15   Familienanzeigen

Ein sanfter Tod erlöste am 1. Oktober 1956 nach langem Leiden meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Bäckermeister Otto Czaplinski, Norkitten, Ostpreußen, im Alter von 68 Jahren. In stiller Trauer: Auguste Czaplinski, geb. Loleit, verw. Rudat. Christel Sancken, geb. Rudat. Magdalene Alpers, geb. Rudat. Dr. med. Hermann W. D. Sancken. Werner Alpers, vier Enkelkinder. Oerel über Bremervörde, im Oktober 1956

 

Nach kurzer Krankheit starb unerwartet mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Opa

Ernst Böttcher, früher Gehland und Allenstein, im Alter von 69 Jahren. In stiller Trauer: Lina Böttcher, geb. Wallkewitz. Horst Böttcher u. Frau Gerda Böttcher, geb. Siedelmann. Rudolf Böttcher. Otto Höge und Frau Gertrude Hoge, geb. Böttcher. Fritz Steffen und Frau Hildegard Steffen, geb. Böttcher. Ditmar, Gert, Karin und Manfred, als Enkelkinder. Frechen bei Köln, Ahornweg 15

 

Nach einem Leben voll Liebe und Güte entschlief sanft am 27. September 1956 in Berlin-Wannsee unsere gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter, Clara Meyer, geb. von Kühn. (Witwe des 1914 gefallenen Kgl. Pr. Oberförsters Ernst Meyer-Tawellningken), im 88. Lebensjahre. Im Namen aller Hinterbliebenen: Ernst Jürgen Meyer. Göggingen bei Augsburg, Römerweg 28. Die Trauerfeier hat am 1. Oktober 1956 in Berlin, die Beisetzung am 2. Oktober 1956 im Meyerschen Erbbegräbnis zu Kloster Neuendorf (Altmark) stattgefunden.

 

Am 30. August 1956 starb nach schwerer Krankheit unsere liebe Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, Luise Maletzki, geb. Lukas, im Alter von 89 Jahren. Sie wurde in der geliebten Heimat Erben, Kreis Ostpreußen, zur letzten Ruhe gebettet. Ihr und unser sehnlichster Wunsch auf ein Wiedersehen blieb unerfüllt. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Marie Dutz, geborene Maletzki. Theerwisch, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen. Jetzt Göttingen, Friedländer Weg 45

 

Warum es so viel Leiden, so kurzes Glück nur gibt? Warum denn immer scheiden, wo wir so sehr geliebt? Am 16. August 1956 kam in der Gögginger Badeanstalt hilflos ums Leben, mein innigst geliebter hoffnungsvoller unvergesslicher Sohn, mein bester Freund und treuester Begleiter, unser stets hilfsbereiter fröhlicher jüngster Bruder, Ekkehart Lange, Schüler der 6. Klasse im Realgymnasium. Er lebte uns 17 ½ Jahre zur Freude und war unser aller Sonnenschein in unseren schweren Schicksalsjahren. Seinem lieben Vati folgte er nach 17 Jahren in die Ewigkeit. In tiefstem Leid seine untröstliche liebe Mutti, Ida Lange, geb. Kob?s (schlecht lesbar, vielleicht Kobus), seine lieben Brüder: Klaus-Dieter und Hans-Jürgen. Lötzen, Ostpreußen, Hindenburgstraße 5, jetzt Haunstetten/Augsburg, Dr.-Hörmann-Straße 27. Am 20. August 1956 haben wir unser Liebstes unter großer Teilnahme seiner Professoren, seiner lieben Klassenkameraden, Freunde und Bekannten auf dem Protestantischen Friedhof Augsburg, Haunstetter Straße, zur letzten Ruhe gebettet.

 

Nach kurzer Krankheit, fern seiner unvergessenen Heimat Königsberg Pr., entschlief am Freitag, dem 28. September 1956, mein lieber Mann, unser Vater, Schwiegervater und Großvater, Paul Taureck, geb. 10.11.1883l gest. 28.09.1956, Schwabsoien, Kr. Schongau, Oberbayern. In stiller Trauer, seine Ehefrau, Auguste Taureck, geb. Mehlfeld. Paula Taureck, Tochter. Anna Gohl, geb. Taureck, Tochter. Erwin Gohl. Ruth Volmer, geb. Taureck, Tochter. Karin, Rüdiger, Volker, Enkelkinder. Königsberg Pr., Kreuzstr, 32, jetzt Schwabsoien 49, Kreis Schongau, Oberbayern.

 

Müh und Arbeit war Dein Leben, Ruhe hat Dir Gott gegeben. Am 25. September 1956 verstarb unerwartet mein lieber Mann, unser Vati, Bruder, Schwager, Onkel, Bernhard Rosenbaum, Telegrafenassistent, im Alter von 47 Jahren. In stiller Trauer: Frieda Rosenbaum, geb. Kobbert und Kinder, Erika. Gisela. Manfred. Korschen, Kr. Rastenburg, Siedlung Glaubitten, jetzt Düsseldorf, Ellerstr. 46

 

Psalm 4, Vers 9     Nach schwerem arbeitsreichen Leben und längerem Leiden nahm Gott der Herr heute meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwiegervater und Großvater, Landwirt Gustav Neumann, im 88. Lebensjahre, zu sich in sein himmlisches Reich. In tiefem Schmerz: Martha Neumann, geb. Hinz und Kinder. Nordenburg, Ostpreußen, jetzt Heiligenbruch 22, Riede über Syke, Bez. Bremen.

 

Der allmächtige Herrgott nahm nach langer schwerer Krankheit unsere geliebte Schwester und Tante, Johanna Ehrentreich, geb. Bondzin, wieder zu sich in sein himmlisches Reich. In aufopfernder Liebe und unerschöpflicher Güte ist sie, ihrem Mann, Schulleiter Albert Ehrentreich, gest. 24.08.1950, in Gefangenschaft, gefolgt. In tiefer Trauer für alle Verwandten: Hedwig Bondzin, Süchteln, früher Kurschen b. Sodehnen, Ostpreußen.

 

Gott der Herr erlöste heute früh unsere liebe herzensgute Schwester, Schwägerin, Tante, Nichte und Kusine, die Verwaltungsangestellte, Liesbeth Bouchain, von ihrem schweren, mit großer Geduld ertragenen Leiden, im Alter von 52 Jahren. Sie folgte ihrer geliebten Muttel nach zehn Monaten in die Ewigkeit. In stiller Trauer im Namen der Hinterbliebenen: Frieda Oschlies, geb. Bouchain, Travemünde, Reling 8. Else Bouchain, Frankfurt (Main), Lersnerstraße 17. Dipl.-Ing. Erich Bouchain, Elsenfeld (Main), Odenwaldstraße 185. Travemünde, den 3. Oktober 1956, früher Gumbinnen, Ostpreußen. Luisenstraße 21

 

Nachruf. Am 27. September 1956 erlöste Gott der Herr meinen lieben Mann, unseren lieben Bruder, Schwager und Onkel, Franz Salein, Postschaffner a. D., früher Nordenburg, Kr. Gerdauen, im Alter von 60 Jahren, von seinem schweren Leiden. Die trauernde Gattin: Auguste Salein, geb. Schulz und alle Anverwandten. Hendungen b. Mellrichstadt, den 4. Oktober 1956.

 

Zum treuen Gedenken. Vor zehn Jahren, am 14. Oktober 1946, verstarb in Dänemark, Gedhus bei Karup, mein lieber Mann, unser lieber Papa, Otto Kösling. In stillem Gedenken: Therese Kösling, geb. Engel. Gretel u. Willy. Barsen, Kr. Heiligenbeil, jetzt Bonn am Rhein, Ellerstraße 30

 

Zum stillen Gedenken des 35. Geburtstages, am 12. Oktober 1956, meines lieben einzigen Sohnes, Martin Kiewitt, gefallen am 8. Oktober 1942. In Ehrfurcht und Liebe seiner Mutter, Frieda Baum, verwittwete Kiewitt, geborene Körner. Hamburg 34, Hertogestraße 18

 

Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, was man hat, muss scheiden. Am 31. Juli 1956 nahm der Allmächtige nach kurzer schwerer Krankheit meinen über alles geliebten Mann, meinen lieben Papi, meinen unvergesslichen Sohn, unseren guten Schwiegersohn und Schwager, den Kaufmann Walter Störmer, geb. 11.07.1925, gest. 31.07.1956. In tiefem Schmerz: Leni Störmer, geb. Schwahn. Töchterchen Ingeborg. Anna Störmer, als Mutter. Herrman Schwahn und Frau. Alfred Schwahn und Frau und alle Verwandten. Er folgte nach neun Jahren seinem lieben guten Vater, August Störmer, geb. 05.08.1890, gest. 23.03.1947 unter dem Feind in Königsberg Pr., er war 33 Jahre b. Kbg. Fhpk. tätig, und seinem lieben Bruder und Verlobten Heinz Störmer, geb. 07.01.1922, vermisst 1945 in Königsberg Pr. Kehr heim, oh kehr heim!

 

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Seite 16   Familienanzeigen

Am 6. Oktober 1956 verstarb Professor Dr, Götz von Selle, Vorstandsmitglied des Göttinger Arbeitskreises. Der Verstorbene gehört zu den Begründern des Arbeitskreises und war als Mitglied des Vorstandes entscheidend an der Gestaltung seiner gesamten Tätigkeit beteiligt. Ihm ist vor allem zu danken, dass die geistigen Werte der alma mater Albertina trotz der Austreibungen wirksam vor der Welt bewahrt werden konnten. Die Pflege dieser Überlieferung war ihm zugleich sichtbarer Ausdruck eines Geistes der — im preußischen Osten entstanden — Präger deutscher staatlicher Einheit war und zu deren Erneuerung berufen ist. Wir beklagen den Verlust eines unentbehrlichen Mitarbeiters. Wir beklagen vor allem den Verlust eines selbstlosen Mannes, mit dem uns aufrichtige Freundschaft vertrauensvoll verband. Der Göttinger Arbeitskreis

 

Am 22. September 1956 verschied in Berlin nach kurzer Krankheit unser lieber Bruder, der

Senatspräsident a. D. bei dem Oberverwaltungsgericht Berlin Bruno Willenbücher. Auf seinen Wunsch ist er in aller Stille auf dem Friedhof des Krematoriums Wilmersdorf beigesetzt worden. Seine Geschwister: Alfred Willenbücher, Ehrang/Trier. Gertrud Bolck, geb. Willenbücher. Wiesbaden. Martin Willenbücher, Arolsen. Berlin, im September 1956

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief am 9. September 1956 unerwartet mein lieber guter Mann, unser treusorgender Vater und Opa, der städt. Angestellte Karl Westphal, früher Tilsit, im Alter von 64 Jahren. In tiefem Schmerz: Ida Westphal, geb. Rauschnick. Betty Winkler, geb. Westphal. Alfred Westphal. Traute Schmidt, geb. Westphal. Rudi Winkler. Hanne Lore Westphal, geb. Lichius. Herbert Schmidt sowie die Enkelkinder: Gabriele, Uwe. Friedhelm, Ralf. Dirk. Bettina. Cornelia (13a). Klingenberg Nr. 49, im September 1956

 

Nach langer schwerer Krankheit entschlief am 16 September 1956, im 88. Lebensjahre, mein lieber treusorgender Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Albert Bolowsky, Landwirt. Im Namen aller Hinterbliebenen: Hedwig Bolowsky, geb. Buchholz. Kreuzburg, Ostpreußen, jetzt Altersheim am Walde in Himmelpforten, Kr. Stade

 

Zum zehnjährigen Gedenken. Fern von der Heimat und seinem geliebten Wald schloss unser verehrter treusorgender Vater und Schwiegervater, der Staatl. Revierförster i. R. Emil Moeckel, am 19. Oktober 1946, für immer seine müden Augen. In stillem Gedenken: Kurt Oppermann und Frau Hildegard Oppermann, geb. Moeckel. Revierförsterei Hartigsberg, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt Wingst-Westerhamm

 

Fern, ihrer über alles geliebten Heimat verschied nach kurzer schwerer Krankheit am 12. September 1956, meine liebe treusorgende Frau, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Luise Metzler, geb. Barkowski, im Alter von 55 Jahren. In tiefer Trauer: Otto Metzler und Angehörige. Gumbinnen,  Ostpreußen, jetzt Heiligenhafen, Holstein, Mühlenstraße 17

 

Am 9. August 1956 entschlief sanft im Herrn im Coléglo Santa Catarina zu Petropolis (Brasilien), unsere geliebte Schwester, Schwägerin und Tante, die Ehrwürdige Schwester Provinzialoberin der Katharinerinnen, Hildegardis (Elisabeth) Tresp, geb. in Lotterbach, Kreis Braunsberg, Ostpreußen, im 76. Lebensjahre. Im Namen der trauernden Angehörigen: Dr. Alois Tresp, Studienrat a. D. Erlangen, den 30. September 1956, Danziger Straße 27

 

Am 30. September 1956, starb an den Folgen eines schweren Leidens, Regierungsrat a. D. Paul Stech. Mitglied des Bundestages von 1949 bis 1953, stellvertretender Stadtvertreter von Königsberg. Seit der Gründung der Stadtvertretung hat er mit der ihm eigenen Heimatliebe die Interessen der Königsberger mit heißem Herzen wahrgenommen. An den Vorbereitungen zur 700-Jahr-Feier Königsbergs in der Patenstadt Duisburg nahm er regen Anteil. Er wirkte für das Wohl seiner Landsleute, bis ihn sein schweres Leiden zwang sich Schonung aufzuerlegen. Durch sein aufrechtes Wesen, seine stete Hilfsbereitschaft und seine gute Kameradschaft erwarb er sich viele Freunde. Wir betrauern mit seiner Familie den Heimgang unseres Mitbürgers, dessen wir stets in Ehren gedenken werden. Die Heimatgemeinschaft der Königsberger Konsul Hellmuth Bieske, Stadtvorsitzender

 

Nicht klagen! Nur tragen! Zum stillen Gedenken des zehnten Todesjahres meines lieben unvergesslichen Mannes, unseres guten Vaters, Schwiegervaters und Großvaters, Gustav Böhnke, aus Gallinden, Kr. Osterode, Ostpreußen, geb. 24.03.1883 gest. 16.10.1946, an den Folgen der Flucht in Lossin bei Stolp. Emma Böhnke, geb. Fuchs. Hildegard Breiksch, geb. Böhnke. Irmgard Franz, geb. Böhnke. Erich Böhnke. Frieda Böhnke, geb. Krokowski. Ernst Breiksch, verschollen. Walter Franz und sechs Enkelkinder. Gallinden. Kr. Osterode, Ostpreußen, jetzt Hangelar üb. Siegburg, Anton-Groß-Straße 7

 

Nach kurzer schwerer Krankheit ist, für uns alle unerwartet, unser treusorgender herzensguter Vater, Schwiegervater, Opa und Bruder, Landwirt Karl Gerber, Poggenpfuhl, wenige Tage vor Vollendung seines 75. Lebensjahres, sanft entschlafen. In tiefer Trauer: Georg Vogt und Frau Margarete Vogt, geb. Gerber (17b) Oedsbach-Grimmersbach. Post Oberkirch. Rudolf Steinert und Frau Else Steinert, geb. Gerber, Frankfurt am Main, Guiollettstraße 39 a. Elfriede Otto, geb. Gerber, Witwe, Lautenbach. Helmut Grommelt und Frau Susanne Grommelt, geb. Gerber, Lautenbach. Drei Enkelkinder und Anverwandte. (17b) Lautenbach/Renchtal, den 4. Oktober 1956

 

Unserem Vater im Himmel, dem Herrn über Leben und Tod, hat es gefallen, meine geliebte Gattin, unsere treusorgende Mutter und Großmutter, Emma Ober, geb. Rubelowski, nach kurzer, aber heftiger, mit großer Geduld ertragener Krankheit, am 27. September 1956, 0 30 Uhr, im Alter von 59 Jahren, fern ihrer geliebten Heimat, zu sich zu nehmen. Um andächtiges Gebet bitten: Wilhelm Ober und Kinder (23) Cloppenburg i. O., Höltinghauser Straße, Siedlung. Miami, Florida, USA. Kingsville. Kanada. Früher Wildenau, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen

 

Gott der Herr nahm heute Morgen nach langem Siechtum meine innigst geliebte Mutter, unsere liebe gute Schwiegermutter, Großmutter und Tante, Mittelschulrektorenwitwe Ida Schissau, geb. Prang, aus Königsberg Pr., zu sich in sein himmlisches Reich. Sie starb im 81. Lebensjahre fern ihrer geliebten ostpreußischen Heimat. In tiefer Trauer: Helene Jaeckel, geb. Schissau. Richard Jaeckel. Ilse Schissau, geb. Hertwig. und Kinder. Marie Urbat, geb. Steiner. Münster, Westfalen, den 27. September 1956, Margarethenstraße 9. Die Trauerfeier mit anschließender Beerdigung fand am Montag, dem 1. Oktober 1956, um 10 Uhr auf dem Waldfriedhof Lauheide statt.

 

Am 29. September 1956 verstarb fern der gellebten ostpreußischen Heimat unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Schwester, Großmutter und Urgroßmutter, Catharina Hübner, geb. Altendorf,

früher Königsberg Pr., Schützenstraße 12, im Alter von 87 Jahren. Im Namen aller Angehörigen: Dr. Gustav Hübner und Frau Eltsabetb Hübner, geb. Stiehl. Düsseldorf, Nordstraße 4

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