Ostpreußenblatt, Folge 38 vom 22.09.1956

Ostpreußenblatt

Folge 38 vom 22.09.1956

 

Seite 1   Foto: Pillau, ein Blick vom Leuchtturm

Pillau – diese Stadt bedeutet sehr viel für uns Ostpreußen. Pillau, Hafen von Königsberg und Station des Seedienstes Ostpreußen, wurde zur Fluchtstation für viele Zehntausende beim Zusammenbruch 1945, zum Grab auch für Tausende.

 

Von Pillau gibt es zahlreiche Aufnahmen. Die weitaus bekannteste ist die des schlanken, weißen Leuchtturmes, der in den Jahren 1805 bis 1813 nach einem Entwurf aus der Werkstatt Schinkels erbaut wurde; vor ihm stand das Standbild des Großen Kurfürsten, das jetzt in Eckernförde Platz gefunden hat.

 

Die Aufnahme, die wir hier bringen, zeigt einen Blick vom Leuchtturm nach Süden auf die Einfahrt aus der Ostsee zum Innenhafen mit den Funkanlagen; im Hintergrund sehen wir den Beginn des Seekanals. — Moskau, das den nördlichen Teil unserer Heimat und damit auch Pillau besetzt hat, hat Stadt und Hafen zur Flottenstation ausgebaut.

 

Seite 1   „Viele Köche …“

Schon die Anpassung einer seit Jahrhunderten bestehenden Armee an die sich heute unheimlich schnell wandelnden strategischen Gegebenheiten stellt höchste Anforderungen an alle Verantwortlichen. Zu einem Zeitpunkt, wo bei nahezu allen Waffen geradezu revolutionäre Umwälzungen zu verzeichnen sind — was sich keineswegs nur etwa auf die atomaren und ferngelenkten bezieht —, haben die Planer und Organisatoren, die Stäbe und die Ausbilder den Kopf voll. Die Konferenzen, Fachbesprechungen und Lehrgänge jagen einander auch dort, wo niemals die militärische Tradition unterbrochen wurde. Gliederungen und Organisationsformen, die seit undenklichen Zeiten oft als fast unumstößlich galten, wollen überprüft und geändert werden. Jahrzehnte vergingen einst bei der Umstellung der alten starren Schlachtordnung auf die Schützenlinie, Jahrzehnte auch brauchte es, ehe aus der einst so bedeutsamen Kavallerie der Vergangenheit nun überall motorisierte und Panzereinheiten geschaffen wurden. Heute müssen radikale Umstellungen oft binnen Monaten wirksam werden, wenn man nicht rückständig werden will. Die Schlachtschiffe, einst das Rückgrat der Flotten und der Kern der Seekriegführung, sind in kürzester Zeit von den Meeren verschwunden und „eingemottet" worden. Generationen konnten früher mit der gleichen Kompanie- und Bataillonsstärke rechnen und mit dem gleichen Gewehr und Bajonett ausgebildet werden. Heute ist man glücklich, wenn ein Bomber, ein Jäger und Aufklärer wenigstens in zwei oder drei Jahren noch nicht veraltet, obwohl jedes dieser Flugzeuge viele Millionen kostet. Wenn eine solche Fülle von Problemen und Sorgen sich schon bei einer Wehrmacht ohne jeden Traditionsbruch stellt, dann kann sich auch der Laie ungefähr vorstellen, welche Riesenaufgabe heute Deutschland beim Neuaufbau einer Bundeswehr mit Streitkräften zu Lande, zu Wasser und in der Luft gestellt ist, die nach elf Jahren buchstäblich bei null anfangen muss.

 

Rechnung mit vielen Unbekannten

Von allen Staaten der Welt ist die Bundesrepublik der letzte, der an die Aufstellung eigener Verteidigungskräfte geht, ohne die ja nun einmal ein wirklich souveräner Staat überhaupt nicht zu denken ist. Sogar die Japaner und Österreicher, die als einzige neben uns viele Jahre unter dem Verbot eigener Truppen standen, konnten schließlich früher als wir an den Start gehen, und im sowjetisch besetzten Mitteldeutschland gab es Truppen schon Jahre, bevor in Westdeutschland der erste Soldat die neue Uniform anzog. Wenn alles klappt und nichts verzögert wird, dürfte es erst am 1. Januar 1957 96 000 Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten in den sogenannten „Kadern" für künftige Divisionen und Brigaden, Marine- und Luftgeschwader geben. An die Einberufung des ersten Jahrganges zum Wehrdienst — dessen Dauer immer noch umstritten und nicht geregelt ist — ist vor dem nächsten Jahr nicht zu denken. Wir alle waren Zeugen, wie schwierig und zögernd schon der Anfang der Aufbauarbeit war, wie lange es brauchte, bis die so hart umstrittenen ersten Wehrgesetze in Bonn verabschiedet wurden, denen noch so viele folgen müssen. Wer da heimlich hoffte, nach den Parlamentsferien werde nun die politische Debatte erst einmal abgeklungen sein und die praktische Aufbauarbeit — deren Ausmaß man sich kaum umfangreich genug vorstellen kann — absolut im Vordergrund stehen, der sieht sich getäuscht. Schon jetzt ist ziemlich sicher, dass uns eine große Bonner „Umrüstungsdebatte" bevorsteht und dass die Politiker auch sonst Wehrprobleme in reicher Fülle im Plenum und in den Ausschüssen ansprechen werden.

 

Nun ist es gewiss richtig, wenn immer wieder betont wird, auch eine noch so bescheidene deutsche Bundeswehr müsse auf die Erfordernisse der modernsten Strategie abgestimmt werden, wenn sie einen Sinn haben soll. Wer kann aber bestreiten, dass eben diese Strategie eine Rechnung mit vielen großen Unbekannten ist, bei der die Theorie scharf aufeinanderprallt? Die Frage, wie eine Bundeswehrmacht mit bestem innerem und äußerem Gefüge zu gestalten ist, kann nicht einfach ausgeklammert werden.

 

Dabei darf aber zweierlei nicht übersehen werden: zum ersten die Notwendigkeit, gerade bei dieser schicksalsträchtigen Angelegenheit das rein Parteitaktische und Polemische auszuschalten und die Wehrfrage nicht zur Wahlkampfmunition herabzuwürdigen, und zweitens die Erkenntnis, dass fortdauerndes politisches Gezänk nicht dahin führen darf, den Aufbau als solchen zu verschleppen und zu behindern. Noch nie ist eine wirklich beachtliche Streitkraft geschaffen worden von Soldaten, die sich in ihrer Arbeit ständig gegängelt beargwöhnt und behindert fühlen. Rat und Hilfe können sicher jedem militärischen Führer, der so Großes zu vollbringen hat, nur willkommen sein. Wir brauchen nicht daran zu zweifeln, dass er den Auftrag, den ihm die politische Führung erteilt, nach besten Kräften auch erfüllen wird. Man kann allerdings auch beim besten Willen nicht vorankommen, wenn aus der Beratung und Mitplanung ein dauerndes Hineinreden wird, und wenn die Weisungen ständig geändert und umgestoßen werden.

 

Kein „Versuchskarnickel"

Man wird auch in Bonn zur Kenntnis nehmen müssen, dass fast alle jener führenden Männer, ohne die der Aufbau der neuen Bundeswehr überhaupt nicht zu denken ist, die Uniform wieder angezogen haben, obwohl sie als befähigte Kräfte unschwer besser besoldete Stellungen (meist mit geringerer Verantwortung und weniger Arbeitsleistung) auch in der freien Wirtschaft bekommen konnten und teilweise sogar schon jahrelang innehatten. Kaum anders liegen die Dinge bei jenen, die noch in Zukunft als Offiziere, Unteroffiziere und Beamte für die Bundeswehr gebraucht werden. Glänzend dotierte Posten kann der Verteidigungsminister kaum bieten. Männer ohne Idealismus und Einsatzbereitschaft, Männer ohne bedeutende Fachkenntnisse und Fähigkeiten würden ihm nichts nützen. Kann man im Ernst annehmen, man werde solche Kräfte halten, wenn diese fürchten müssen, ihre Leistung werde nicht nach Gebühr geschätzt und man bringe ihnen schließlich doch kein Vertrauen entgegen? Kein vernünftiger Offizier bestreitet ja, dass der politische Kurs ausschließlich durch die Volksvertreter und Minister bestimmt werden, dass hier auch die großen Richtlinien ausgearbeitet werden müssen. Umso nachdrücklicher muss er darauf bestehen, dass man ihm nun aber nicht prinzipiell in Dinge und Anliegen hineinregiert, für die er vor dem Volk die Verantwortung trägt. Er wird den Zivilrock wieder anziehen, wenn er befürchten muss, aus der Bundeswehr könne beim ewigen Debattieren und Monieren der Politiker ein unglückseliges „Versuchskarnickel" werden. „Das „Ordre — Contreordre — Desordre" (Befehl, Gegenbefehl und schließlich Chaos) ist keine Grundlage für eine so schwierige und vielseitige Organisationsarbeit, wie sie hier geleistet werden will.

 

Theorie und Praxis

Es vergeht heute kaum ein Tag, indem man nicht in Tageszeitungen, Fachzeitschriften und Korrespondenzen bei uns Artikel und Kommentare findet, die verschiedenste Pläne und Vorschläge für den Aufbau der deutschen Bundeswehr im Zeitalter der Atomstrategie und der modernsten Waffen und Taktiken bringen. Sie sind sicher alle gut gemeint, und viele enthalten Gedanken, die wohl Beachtung verdienen. Wenn Briten und Franzosen heimlich, still und leise oder auch offen aus Deutschland Truppen abziehen, wenn das große Amerika recht weittragende Reformen seiner Strategie und einen eventuellen Abbau seiner überseeischen Stützpunkte und Einheiten ankündigt oder diskutiert, dann kann man nicht in Deutschland so tun, als könne sich innerhalb des westlichen Verteidigungsbündnisses nichts Wesentliches ändern. Warum sollen wir nicht mit allem Ernst beratschlagen, welche Schlussfolgerungen rechtzeitig daraus für Größe, Zusammensetzung und Struktur der neuen deutschen Wehrmacht gezogen werden müssen? Wir haben sogar die Verpflichtung dazu, wenn nicht von Anfang an Fehler begangen werden sollen, die später kaum mehr gutzumachen wären. Der einfache Mann wird sich allerdings fragen, ob solche Themen auf der Basis parteipolitischer Gefechte ausgetragen werden sollten und ob schlechterdings alles in der Öffentlichkeit vorgebracht werden muss, was ersichtlich nicht wenig Verwirrung schafft. Man kann beispielsweise theoretisch beweisen, dass heute jeder Krieg zum Einsatz von Atomwaffen (taktischer oder strategischer) führen müsse. Man kann aber auch einige Gründe dafür anführen, dass sich Weltmächte mit einem reichen Vorrat an Atombomben und schwersten anderen Waffen ganz gewiss hüten werden, durch den Großeinsatz dieser Waffen bei jedem kleinen Zwischenfall und auch wohl bei „kleinen" Kriegen das Äußerste heraufzubeschwören. Wenn der Politiker Sorgen und Anregungen hat, so ist es seine Pflicht, sie mit den führenden Männern der neuen Bundeswehr zu besprechen. Findet er dort wirklich kein Verständnis, so kann er sich dann immer noch an die Öffentlichkeit wenden. Eines aber muss in jedem Fall vermieden werden: die Vermengung von echten Wehrfragen mit parteipolitischen Anliegen und ein uferloser politischer „Kleinkrieg" um diese Dinge zu einem Zeitpunkt, wo Handeln das Gebot der Stunde sein sollte. Vertrauen zwischen Politikern und Soldaten ist auch in einer Demokratie oberstes Gebot, wenn ein großes Aufbauwerk gelingen soll. Wo der Soldat unablässig mit Hunderten von verschiedenen „Ratschlägen" und Forderungen bombardiert wird, kann es leicht heißen: „Viele Köche verderben den Brei!"

 

Seite 1   Moskau feuert Schreckschüsse ab. Was die Antwort auf die deutsche Note bringen wird.

Die Moskauer Presse und die sowjetischen Rundfunkstationen haben in den letzten Tagen ihre Polemik gegen die Bundesregierung, vor allem im Zusammenhang mit der in Moskau überreichten Note zur Wiedervereinigungsfrage, spürbar verschärft. Noch vor Beantwortung dieser Note lässt Moskau nicht die geringste Unklarheit über den Inhalt seiner Stellungnahme zu dieser Frage aufkommen. Aus den zahlreichen Kommentaren sowjetischer Publizisten lassen sich folgende Punkte zusammenfassen, die ein klares Bild darüber bieten, was die Bundesregierung demnächst in Form einer Antwortnote zu erwarten hat.

 

1. Die Bundesregierung wird auf frühere Äußerungen der Sowjetregierung hingewiesen, aus denen sich als eindeutiger Standpunkt des Kreml ergibt, dass es unter den gegenwärtigen Verhältnissen keinen anderen „realen Weg" zur Wiedervereinigung gibt als direkte Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetzonenregierung.

 

2. Der Bundesregierung wird die Schuld für eine angebliche Verschärfung der beiderseitigen Beziehungen zugeschoben, da sie die Pariser Verträge unterzeichnet habe, eine Militarisierungspolitik betreibe, die Wehrpflicht eingeführt und die KPD verboten habe. Dadurch werde, so wird betont, die Wiedervereinigung Deutschlands auf friedlicher und demokratischer Grundlage unmöglich gemacht.

 

3. Die Note der Bundesregierung habe „böswillig" die von der „demokratischen Welt" anerkannte politische Existenz der DDR missachtet und damit zum Ausdruck gebracht, dass sie als Verhandlungspartner für sie nicht existent sei.

 

4. Schließlich enthalte die Note keinerlei neue Vorschläge und berücksichtige auch nicht die reale Lage in Deutschland.

 

Diese Kampagne amtlicher sowjetischer Publizisten lässt deutlich erkennen, dass man im Kreml über die Ergebnisse der genau vor einem Jahre angebahnten diplomatischen Beziehungen und vor allem über das völlige Scheitern der Unterminierungsaktionen Sorins tief enttäuscht ist. Man hatte — auch dies ist aus den Kommentaren herauszulesen — offenbar gehofft, dass es Sorin gelingen würde, mit Hilfe einer mit östlichen Geldern gesteuerten Volksbewegung die Bonner Regierung zu zwingen, sich auf direkte Verhandlungen mit Pankow einzulassen, wobei die Annahme der „sozialistischen Errungenschaften" eine Hauptbedingung der Wiedervereinigung sein sollte. Dass der Bundeskanzler die Sowjetregierung wissen ließ, erweiterte Handelsbeziehungen kämen erst nach einer Wiedervereinigung Deutschlands in Frage, scheint den Stolz der in dieser Hinsicht sehr empfindlichen Kremlgewaltigen besonders verletzt zu haben.

 

Man versucht nun, die Bundesrepublik unter Druck zu setzen. Moskau hat — auch das kann man aus den Pressestimmen herauslesen — die Hoffnung noch nicht aufgegeben, mit diesen Methoden in der Bundesrepublik Erfolg zu haben.

 

Seite 1   Großer Erfolg der Ostpreußenschau. Siebzigtausend Besucher — Ministerpräsident Hellwege besichtigte eingehend die Schau.

Die Ostpreußenschau, die unsere Landsmannschaft auf der Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft vom 9. bis 16. September in Hannover zeigte — wir berichteten darüber in der letzten Folge ausführlich —, ist zu einem großen Erfolg geworden. Das ist schon an der Zahl der Besucher abzulesen. Immer wieder zogen zahlreiche Menschen durch die beiden Räume des Mannesmann-Pavillons und betrachteten das umfangreiche und vielfältige Material, das einen Eindruck von dem Charakter und der Bedeutung Ostpreußens geben soll. Eine Zählung konnte aus technischen Gründen nicht durchgeführt werden, aber nach Anhaltspunkten, die einige Stichproben gaben, haben etwa siebzigtausend Besucher die Schau gesehen.

 

Besonders begrüßt wurde es von der Landsmannschaft, dass der Ministerpräsident von Niedersachsen, Hellwege, die Ostpreußenschau besuchte und eingehend besichtigte und sehr interessiert war. Auch sonst bekundeten zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens, welch nachhaltigen Eindruck diese Schau auf sie gemacht hat. Oft war das Urteil zu hören, dass diese Darstellung des Landes Ostpreußen zu den Anziehungspunkten der doch wahrlich nicht uninteressanten Wanderausstellung der DLG gehört hat. Dass es sich dabei nicht nur um wohlwollende Versicherungen gehandelt hat, geht auch daraus hervor, dass bereits Fühlungnahmen stattgefunden haben darüber, diese Schau auch in anderen Städten zu zeigen, so in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und Bremen.

 

Seite 2   Die Pyramide der Bürokratie. Katastrophales Defizit der Staatsgüter

Die Warschauer Wirtschaftszeitschrift „Zycie gospodarcze" berichtet, dass die Staatsgüter in Polen und in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten ein geradezu katastrophales Defizit aufweisen. Allein für das Wirtschaftsjahr 1955 betrug dieses Defizit nicht weniger als 3,5 Milliarden Zloty „an Stelle eines Gewinnes, den man eigentlich erwartet hätte". Für diese Defizit-Wirtschaft wird u. a. die „Pyramide der Bürokratie" verantwortlich gemacht. „Zycie gospodarcze" errechnet, dass die Produktion eines Doppelzentners Getreide 2000 Zloty kostet (bei einem monatlichen Durchschnittseinkommen eines „Werktätigen" in Höhe von 600 Zloty). Die Staatsgüter hätten sich noch nie rentiert, stellt das polnische Organ hierzu fest.

 

Seite 2   Das Drama von Oxhoeft Noch tote Soldaten im „Stuttgart"-Wrack

Das Wrack des im Jahre 1944 gesunkenen Lazarettschiffes „Stuttgart", das auf der Höhe von Oxhoeft in einer Entfernung von 3,5 Seemeilen von der Küste auf dem Grund der Ostsee liegt, soll gehoben werden, da es eine ernste Behinderung der Schifffahrt in der Danziger Bucht darstellt.

 

In dem Wrack befindet sich noch eine Anzahl von Leichen deutscher Soldaten, die durch Taucher geborgen werden sollen. Das Deutsche Rote Kreuz ist, wie von polnischer Seite verlautet, bereits von dem Bergungsvorhaben in Kenntnis gesetzt worden und wird eingeladen werden, Vertreter zu den Beisetzungsfeierlichkeiten zu entsenden.

 

Seite 2   Besuche aus Ostpreußen. Dreihundert Zloty für den Auslandspass – Wartefrist von drei Monaten.

Von rotpolnischer Seite sind nähere Einzelheiten über die Bestimmungen bekanntgegeben worden, die für Anträge auf Besuchsreisen nach Westdeutschland und West-Berlin gelten. Es besteht jetzt die Möglichkeit, dass auch Deutsche, die in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten ansässig sind, von den polnischen Behörden die Genehmigung zu Besuchsreisen nach Westdeutschland und West-Berlin erhalten, nachdem bis dahin derartige Genehmigungen nur Polen, nicht aber „Angehörigen der deutschen Minderheit" erteilt wurden.

 

Nach den geltenden Bestimmungen, so wird von polnischer Seite hierzu erklärt, muss der deutsche Antragsteller, der eine Genehmigung zu einem solchen Verwandtenbesuch erhalten will, zunächst einen entsprechenden formlosen Antrag bei den für seinen Wohnsitz zuständigen polnischen „Woiwodschafts- oder Kreiskommandanturen der Bürgermiliz" stellen, die seit einiger Zeit für die Ausstellung von Auslandspässen zuständig sind. Er erhält danach ein amtliches Antragsformular, welches ausgefüllt an die „Woiwodschafts- oder Kreiskommandantur der Bürgermiliz" zurückzureichen ist. Über die Dauer der Bearbeitung der Auslandspassanträge deutscher Antragsteller sind keine näheren Einzelheiten bekannt; es muss jedoch mindestens mit einer Wartefrist von zwei bis drei Monaten gerechnet werden.

 

Der deutsche Antragsteller muss ferner eine „Erklärung" seiner in der Bundesrepublik oder West-Berlin — zunächst sind nur Besuche von nächsten Angehörigen möglich — lebenden Angehörigen beibringen — aus der hervorgeht, „dass sie bereit sind, für den Unterhalt des Gastes während seines Aufenthaltes zu sorgen“. Diese „Erklärung" kann von den Angehörigen des Antragstellers direkt an ihn gesandt werden.

 

Von polnischer Seite war bisher keine Mitteilung darüber zu erhalten, wieviel derartige „Verwandtenbesuche in westlicher Richtung" seit Ende Juni von den polnischen Behörden in den deutschen Ostgebieten genehmigt wurden. In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass seit Ende Juni theoretisch die Möglichkeit von Verwandtenbesuchen aus den deutschen Ostgebieten besteht. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die polnischen Dienststellen größere Gruppen Deutscher zu Verwandtenbesuchen nach West-Berlin und in die Bundesrepublik reisen lassen. Offenbar soll die Höhe der Gebühren für den Auslandspass — dreihundert Zloty, die der Hälfte eines durchschnittlichen Monatsverdienstes entsprechen — „abbremsend" wirken.

 

Seite 2   Vor dem Ende? Die Familienzusammenführung nach der Sowjetzone

Die in Ost-Berlin erscheinende „BZ am Abend" veröffentlichte eine Meldung ihres Warschauer Korrespondenten, der vom Warschauer Innenministerium die Mitteilung erhalten hat, dass die Familienzusammenführung von Deutschen aus den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten zu ihren in der Sowjetzone lebenden Familienangehörigen „ihrem Ende entgegengeht". In den Jahren 1953 bis 1955 sind nach Mitteilung des Warschauer Innenministeriums etwa sechstausend Deutsche aus den Oder-Neiße-Gebieten in die „DDR" umgesiedelt worden, ihnen folgten seit Jahresbeginn 1956 weitere 1700 Personen. Bis zum Jahresende sollen noch dreihundert Deutsche aus allen Teilen polnisch besetzten deutschen Ostgebiete in die Sowjetzone umgesiedelt werden.

 

Seite 2   Deutsche, Ukrainer, Zigeuner... Warschau umwirbt die „deutsche Minderheit"

Der rotpolnische Ministerpräsident Cyrankiewicz beantwortete auf einer Pressekonferenz in Warschau erstmalig Fragen polnischer Journalisten zum Thema „Deutsche Bevölkerung in Polen", womit die in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten zurückgehaltenen Deutschen gemeint sind. Auf eine Frage des Chefredakteurs der in Breslau erscheinenden deutschsprachigen — natürlich kommunistischen — Tageszeitung „Arbeiterstimme", wie sich die Warschauer Regierung zu dem Projekt stellen würde, eine „Sozial-kulturelle Gesellschaft der Deutschen in Polen" zu gründen, erwiderte Cyrankiewicz, „dass diese Angelegenheit eine positive Lösung finden kann“. Hierzu wird des Weiteren bekannt, dass die Statuten der Gesellschaft bereits ausgearbeitet worden sind und zur Genehmigung vorliegen.

 

Bereits seit längerer Zeit werden im Zuge der „neuen Minderheitenpolitik" der Warschauer Regierung gegenüber den in den Oder-Neiße-Gebieten lebenden Deutschen, Pläne erwogen, eine „Plattform" für einen engen Kontakt zwischen der volkspolnischen Regierung und der „deutschen Minderheit" zu schaffen.

 

Ferner wird gegenwärtig von der Warschauer Regierung und dem Zentralkomitee der „Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei" (KP) erwogen, eine Anzahl von „Beschlüssen" des KP-Politbüros, des Sekretariats des Zentralkomitees und des Regierungspräsidiums zur Frage der Deutschen in den Oder-Neiße-Gebieten zu veröffentlichen. Die rotpolnische Presse, darunter die Zeitschrift des KP-Zentralkomitees „Nowe drogi" (Neue Wege) und die Warschauer Zeitung „Zycie Warszawy", hatten kürzlich die Nichtveröffentlichung dieser geheim gehaltenen „Beschlüsse" kritisiert. „Nowe drogi" bemängelt hierbei: „Es gab in den letzten Jahren eine Anzahl herrlicher, im Geiste des Internationalismus gefasster Beschlüsse der höchsten Instanzen der Partei und des Staates, die sich mit der deutschen, autochthonen sowie ukrainischen Bevölkerung und den Zigeunern befassten. Es ist allerdings nicht bekannt, warum diese lehrreichen Beschlüsse, die zugleich eine scharfe, kritische Beurteilung unserer Fehler und der Entstellung des Internationalismus enthielten, nicht veröffentlicht wurden. Und hier fiel das Ausbleiben der Veröffentlichung fatal ins Gewicht“. „Nowe drogi" veröffentlichte ihre Ausführungen unter der Überschrift: „Ein paar Worte über die heiklen Angelegenheiten“.

 

Seite 2   Deutsche leben in Erdlöchern

Über eine anhaltende Unruhestimmung unter der Bevölkerung Oppelns im polnisch verwalteten Oberschlesien haben deutsche Reisende berichtet, die jetzt in Berlin eintrafen. Nach ihrer Schilderung herrscht in Oppeln und Umgebung „niederschmetternde Armut und beispielloses Elend" in einem Ausmaße, dass die Arbeiter der Staatsbetriebe schon Anfang August den Generalstreik angedroht hätten.

 

Es habe damals nur ein Funke gefehlt, berichteten die Augenzeugen, und in Oppeln hätten sich „die gleichen dramatischen Ereignisse wie Ende Juni in Posen abgespielt". Für den kommenden Winter stehen jeder Familie lediglich drei Zentner Kohlen zur Verfügung, obgleich hier die bedeutendsten Grubengebiete Europas sind.

 

Über die Wohnverhältnisse in Oppeln wird bekannt, dass zahlreiche Familien am Stadtrand in Erdlöchern hausen müssen. Die trostlose Situation äußere sich vor allem in der Zunahme der Kriminalität, durch Raubüberfälle und Geldunterschlagungen sowie Bestechungsaffären. Der Hunger treibe die Menschen dazu, gesetzwidrige Handlungen zu begehen, damit sie existieren können.

 

Infolge der schlechten Lebensverhältnisse haben zahlreiche polnische Neusiedler ihre zugeteilten Gehöfte in der Gegend von Oppeln verlassen. Die Warschauer Regierung hat jetzt Kommissionen nach Nieder- und Oberschlesien geschickt, die mit Wirtschaftshilfe die Bauern bewegen wollen, auf ihren Höfen zu bleiben.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Der König und die Königin von Griechenland weilten seit Montag zu einem sechstägigen Staatsbesuch in der Bundesrepublik. Bei der Ankunft in Bonn überbot der Empfang allen Glanz bei ähnlichen bisherigen Anlässen. Zum ersten Mal erwies eine Kompanie der Bundeswehr dem Staatsoberhaupt eines fremden Landes militärische Ehren.

 

Bundeskanzler Dr. Adenauer trifft am 24. September in Brüssel zu einem offiziellen Staatsbesuch bei der belgischen Regierung ein. Er wird dort auch ein politisches Gespräch mit dem französischen Ministerpräsidenten Mollet über eine engere europäische Zusammenarbeit führen.

 

Der deutsche Botschafter in Moskau, Dr. Haas, ist zu einem längeren Erholungsurlaub in Westdeutschland eingetroffen. Er wird sich einer Gallenoperation unterziehen. Bonn betonte, dass der Urlaub keinerlei politische Hintergründe habe.

 

Ein Gespräch zwischen dem Kanzler und dem FDP-Vorsitzenden Dr. Dehler fand in Köln im Hause des Bankiers Pferdmenges statt. Dehler gab bekannt, er habe eine Rückkehr seiner Fraktion in die Bundeskoalition vor den Wahlen abgelehnt. Ein anderer Vertreter der FDP hatte in Bonn eine längere Unterredung mit dem SPD-Vorsitzenden Ollenhauer.

 

Die nächste Berliner Tagung des Bundestages ist auf die Woche vom 8. bis 13. Oktober festgelegt worden. Auch der Bundesrat als Ländervertretung beabsichtigt, in diesem Geschäftsjahr noch einmal eine einwöchige Tagungsperiode in Berlin durchzuführen.

 

Berlin ist ab sofort zweiter Hauptsitz des Kuratoriums Unteilbares Deutschland. Ein besonderes Sekretariat wird in der alten Reichshauptstadt eingerichtet. Das Kuratorium sprach sich für häufigere Reisen westdeutscher Schulen nach Berlin und nach Mitteldeutschland aus. Der Bundesratspräsident hat dem Kuratorium zugesichert, dass die Ländervertretung künftig häufiger in Berlin tagen wird. Man rechnet mit mindestens vier Sitzungen im Jahr.

 

Die Haftentlassung des früheren Großadmirals Dönitz aus Spandau haben die Alliierten für den 1. Oktober angekündigt. In Spandau befinden sich nach einer Entlassung von Dönitz noch Rudolf Heß, von Schirach, und die beiden früheren Reichsminister Speer und Funk.

 

Mit dem Vorschlag einer zwölfmonatigen Wehrdienstzeit durch die Bundesregierung rechnet man nunmehr auch in Kreisen der Koalition. An eine längere Dienstzeit soll nur bei technischen Truppen gedacht werden.

 

58 000 Freiwillige für die neue Bundeswehr sind bis Anfang September einberufen worden. Das Verteidigungsministerium erklärte, dass die für Ende 1956 vorgesehene Stärke von 96 000 Mann erreicht werden würde. Die Zahl der Freiwilligenmeldungen ist in den letzten Wochen weiter gestiegen.

 

Künftige deutsche Waffenlieferungen aus Amerika müssen von der Bundesrepublik bar bezahlt werden. Die USA haben ohne Bezahlung im ersten Abschnitt der Lieferung einen Teil der Ausrüstung bereits zur Verfügung gestellt. Bonn betont, dass nur erstklassiges Material geliefert wurde.

 

Ein streng geheimes amerikanisches Versuchsflugzeug ist in der Nähe von Kaiserslautern in der Luft explodiert und abgestürzt. Der Pilot kam ums Leben. Sprecher der US-Luftstreitkräfte erklärten lediglich, das Flugzeug habe zu Untersuchungen von Wolkenbildungen und Strahlenströmen in großer Höhe gedient.

 

Stärkere Uranfunde werden aus Hessen gemeldet. Drei Gesellschaften erwarben von der hessischen Regierung Genehmigung zur Urangewinnung. Die Funde sollen größer sein als die in Bayern.

 

Deutsche und ausländische Zahlungsmittel aller Art und in unbeschränkter Höhe dürfen künftig deutsche und ausländische Reisende bei der Ausreise aus dem Bundesgebiet und bei der Einreise ins Bundesgebiet mitführen.

 

Die Zahl der Sowjetzonen-Flüchtlinge ist auch in der letzten Woche erheblich gestiegen. In der Bundesrepublik und in West-Berlin beantragten 6573 Personen die Notaufnahme. In der Vorwoche waren es 6168 Flüchtlinge gewesen.

 

Zwanzigtausend Gäste aus dem In- und Ausland kamen zur Eröffnung der Berliner Industrie-Ausstellung. Bundesminister Erhard betonte bei der feierlichen Einweihung der stark beschickten Schau, die Regierung sei entschlossen, die Stabilität der Wirtschalt und Währung mit allen Mitteln zu verteidigen. Die deutschen Sparer dürften nicht betrogen werden.

 

Etwa 50 000 Atombomben sind nach Ansicht des in der Sowjetzone lebenden Atomwissenschaftlers Manfred von Ardenne zurzeit im Osten und Westen verfügbar. Sie reichten aus, um alle großen und mittleren Städte der Erde in Schutt zu verwandeln.

 

Bei Bombenanschlägen und bei Kämpfen in Algier wurden am letzten Wochenende über 180 Aufständische und rund zwanzig französische Soldaten — auch einige Zivilisten — getötet oder verwundet.

 

Neue schwere Zwischenfälle an der Israel-Grenze werden aus Jerusalem gemeldet. Zeitweise sollen mehr als tausend israelitische Soldaten in das Jordanland eingedrungen sein und dort Stützpunkte zerstört haben.

 

Stark radioaktive Niederschläge wurden dieser Tage in Japan festgestellt, die vermutlich von den jüngsten sowjetischen Atombombenversuchen in Sibirien herrühren.

 

Seite 2   Polnische Wirtschaft. Eine Missernte — Nach elf Jahren . . .

Die Wirtschaftskrise in der Volksrepublik Polen und in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten hat durch verschiedene Umstände ein derartiges Ausmaß erreicht, dass sich nunmehr auch Ministerpräsident Cyrankiewicz veranlasst sah, sich hierüber öffentlich zu äußern, nachdem die Ministerien für die Grundstoffindustrien sowie für Landwirtschaft bereits bekanntgegeben hatten, dass die Produktion auf den einschlägigen Gebieten weit unter „Plan-Soll" liege. Cyrankiewicz ermahnte die Bevölkerung, dass sie nicht das Vertrauen in die Wirtschaftsplanung verlieren solle, die während des kürzlich beendeten Sechsjahresplans erschüttert worden sei. Damit gab er zu, dass der Sechsjahresplan im Großen und Ganzen gescheitert ist. Dies wurde noch dadurch bestätigt, dass Cyrankiewicz Lohnerhöhungen als unmöglich bezeichnete, obgleich er derartige Forderungen ausdrücklich als berechtigt erklärte.

 

Der Ministerpräsident brachte auch zum Ausdruck, dass die Produktion ungenügend sei und keine ausreichenden Mittel für Investitionen zur Verfügung stünden. Die Bilanz von elf Jahren rotpolnischer Wirtschaft nach Übernahme der deutschen Ostgebiete in polnische Verwaltung wurde damit eingeleitet, dass der Ministerpräsident die Funktionäre der Partei und des Staates darauf hinwies, sie müssten sich darüber im klaren sein, dass ihre Tätigkeit besonders in dieser Zeit der Schwierigkeiten von der Bevölkerung kritisch beobachtet werde.

 

Auf dem landwirtschaftlichen Sektor kündigt sich in diesem Jahre eine Missernte an, da die Erträge infolge der schlechten Witterungsverhältnisse bis zu 25 v. H. unter den Vorjahreserträgen liegen werden. Das Getreide konnte bisher in zahlreichen Distrikten nur etwa zur Hälfte eingefahren werden. Die Kolchosen verschiedener Kreise haben bis Ende August überhaupt noch kein Getreide abgeliefert. Infolge der Missernte wird damit gerechnet, dass sich der Einfuhrbedarf an Getreide — der sich in den letzten Jahren auf etwa eine Million Tonnen belief — stark erhöhen wird, da auch in den agrarischen Distrikten der polnisch besetzten deutschen Ostgebiete die Hektarerträge abgesunken sind. Die Warschauer Presse polemisierte in diesem Zusammenhang kürzlich gegen die Regierung der Vereinigten Staaten, die Getreideexporte nach Polen nicht zulasse.

 

Seite 3   Die Erklärung wird Geschichte machen. Die Steuben-Gesellschaft zu den deutschen Schicksalsfragen - Kräftige Worte von General Willoughby

Über die so bedeutsame feierliche Erklärung der großen amerikanischen Steuben-Gesellschaft zur Frage der deutschen Ostgrenzen und der Rückgabe Ostpreußens und der andren deutschen Ostprovinzen haben wir auf Grund eines ersten Kabels aus Washington in den Folgen 36 und 37 berichtet. Jetzt geht uns nun ein eingehender Bericht über den Verlauf der 17. Hauptversammlung der Steuben-Gesellschaft zu, der größte Beachtung finden wird.

 

Es ist sehr bezeichnend, dass der Bundesvorsitzende der Steuben-Gesellschaft, Mr. Robert A. Baerwalde, dem Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen in den USA, Dr Richard Sallet, in Washington erklärte: „Die Erklärung wird vielleicht Geschichte machen“. Mr. Baerwalde wies bei dieser Gelegenheit darauf hin, dass der Besuch, den der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Bundestagsabgeordneter Dr. Alfred Gille, dem Bundesvorstand der Steuben-Gesellschaft im Juni in Detroit abstattete, sich äußerst fruchtbar ausgewirkt hat. Auch die Rede des Abgeordneten Reece im amerikanischen Kongress über den unabdingbaren Anspruch der Ostpreußen auf ihre Heimat und seine mannhafte Erwiderung an McCloy sind von den Mitgliedern der Steuben-Gesellschaft sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen worden. Der Bundesvorstand der Steuben-Gesellschaft hat während der Hauptversammlung der Landsmannschaft Ostpreußen und ihrem Sprecher herzliche Grüße übermitteln lassen. Welche Beachtung die Hauptversammlung in der amerikanischen Politik gefunden hat, zeigt sich darin, dass sich der persönliche Pressechef von Präsident Eisenhower, Mr. Hagerty, sofort nach Abschluss der Beratungen die Erklärung mit den übrigen Beschlüssen übermitteln ließ.

 

Die Washingtoner Tagung der Steuben-Gesellschaft nahm einen überaus interessanten Verlauf. In einer großen einleitenden Ansprache erinnerte das Mitglied des Bundesvorstandes, J. H. Meyer, an die Heldengestalt des Generals Friedrich Wilh. v. Steuben, dessen Namen die Gesellschaft als politische Repräsentation von zwölf Millionen Amerikanern deutscher Abstammung trägt. Steuben, der den hartbedrängten nordamerikanischen Kolonien in ihrem verzweifelten Freiheitskampf zur Seite trat, habe nie einen Lohn für sich verlangt. Er sei erfüllt gewesen von dem Geist der Pflicht und Hingabe, die den preußischen Offizier adelte und ihn zu einem hervorragenden Amerikaner werden ließ. Meyer betonte, dass zwar alle menschlichen Beziehungen auf Kompromissen beruhten, niemals aber könne man sich auf einen Kompromiss einlassen, wenn es um die fundamentalen Grundsätze des Rechtes und der Gerechtigkeit gehe, auf denen nicht nur die Steuben-Gesellschaft, sondern auch die nordamerikanische Union aufgebaut sei.

 

„Der Preis für alte Torheiten"

Nach einer feierlichen Kranzniederlegung am Denkmal des Generals von Steuben, das in Washington gegenüber dem Weißen Haus steht, dem Sitz des amerikanischen Präsidenten, wurde von der Gesellschaft auf einem Festbankett der hochangesehene Steuben-Preis vergeben. Vor zwei Jahren erhielt ihn der frühere amerikanische Präsident Hoover, der sich nach beiden Weltkriegen in so hohem Maße um die Lebensmittelversorgung des ausgehungerten Deutschland verdient gemacht hat. Diesmal wurde er dem früheren amerikanischen Oberkommandierenden an der Pazifikfront, dem General McArthur, zugesprochen. Dieser hatte zur Entgegennahme des Preises seinen früheren Stabsoffizier, den General Willoughby, entsandt, der unter seinen Vorfahren auch Deutsche zählt und der übrigens selbst in der Stadt Heidelberg geboren wurde. General Willoughby hielt zum Thema der deutsch-amerikanischen Beziehungen eine außerordentlich mutige Rede, die von der Versammlung mit tiefer Bewegung und stärkstem Beifall aufgenommen wurde. Er sagte in ihr u. a.:

 

„Heute bezahlen wir den Preis für die Torheiten von gestern: 1956 kann man direkt zurückverfolgen auf 1933 und noch weiter auf 1918. Während das amerikanische Volk als Feind oder Freund unentwegt großzügig ist, existiert immer noch der Schatten eines Hitlers. Einige Schichten der Öffentlichkeit bestehen darauf, jenes tote Ross zu peitschen und die Bedeutung eines 20. Juli zu ignorieren, obwohl Leute mit Deutschlands berühmtesten Namen in den gefährlichsten Versuch, Hitler zu beseitigen, verwickelt waren“.

 

„Es ist gut, dass Bürger deutscher Abstammung, deren besten Querschnitt die Steuben

Gesellschaft darstellt, ein tätiges Interesse an der Klärung der neuen Geschichte und dem Studium von Ursache und Wirkung nehmen. Amerikaner vergessen und vergeben schnell. Es ist eine ihrer liebenswertesten Eigenschaften. Sie kämpften gegen Japan und Deutschland und erkennen sie fünf Jahre später als Alliierte an. So sind diese großen kämpferischen Nationen heute zu ihrer historischen Rolle eines Bollwerks gegen das kommunistische Russland zurückgekehrt.

 

Ein anderer großer Charakterzug der Amerikaner ist ihr waches Gewissen, um die Überprüfung der historischen Tatsachen im Interesse der Wahrheit zu verlangen. Die erschütternden Enthüllungen der Jalta-Dokumente, die Aufdeckung des Massenmordes polnischer Offiziere im Walde von Katyn sind Beispiele solcher gewissenhaften und mutigen Wahrheitssuche, während Halbkommunisten und ihre Mitläufer noch den Mythos eines lächelnden ‚Onkel Josef‘ vorzuflunkern versuchten“.

 

Deutschland war nicht kriegslüstern

General Willoughby kam dann zu folgenden bemerkenswerten Feststellungen: „Das oberflächliche Studium europäischer Kriege vom Sturz des ersten Napoleon bis zum Ersten Weltkrieg 1914 zeigt die unverbesserlich kriegsmachenden Tendenzen der Westmächte und widerlegt das Propagandabild des kaiserlichen Deutschlands als eines kriegslüsternen Ungeheuers. Dies ist der Tatbestand: Großbritannien führte in diesem Zeitraum zehn Kriege, Frankreich sieben Kriege, Russland sieben Kriege, Deutschland dagegen nur drei Kriege. Von 1870 bis 1914 hielt das kaiserliche Deutschland Frieden — das ist die längste Periode in der Geschichte des brudermörderischen Europa. In demselben Zeitraum schaufelten die Briten, Franzosen und Russen ungeheure Kolonialeroberungen ein . . . Das Märchen vom ‚preußischen‘ Militarismus wurde geflissentlich erfunden, als Deutschland dazu überging, auch eine Scheibe von der Beute zu verlangen. Gewissenhafte Historiker stimmen völlig darin überein, dass die Ursachen für den Ersten Weltkrieg durch die ‚Entente Cordiale', ein aggressives, offen gegen Deutschland gerichtetes Bündnis von Frankreich, Britannien und Russland geschaffen worden war. Die Verschwörer fürchteten angeblich den deutschen ‚Militarismus', obwohl ihre zusammengefasste militärische Stärke im Frieden und Krieg die von Deutschland um das drei- bis vierfache übertraf. Bis 1917 war die ‚Entente‘ so gut wie besiegt, und dann traten die Vereinigten Staaten dazwischen. Das amerikanische Volk wollte diesen Krieg nicht. Präsident Wilson wurde

hauptsächlich unter dem Schlagwort gewählt: „Er hält uns aus dem Krieg heraus“. Und was wurde mit diesem amerikanischen Eingreifen faktisch erreicht? Es warf ein sorgfältig ausbalanciertes Gleichgewicht der Mächte, das den Frieden in Europa vierzig Jahre lang erhalten hat, über den Haufen. Es vernichtete die deutschen und österreichischen Monarchien, die nicht besser oder schlechter waren als die geheiligte britische Krone“.

 

Über das Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg sagte der General: „Diese Monarchien hatten tüchtige, finanziell gesunde und politisch staatserhaltende Regierungssysteme. Es gab bei ihnen keine Rassen- und Religionsverfolgungen. Das Judentum erfreute sich des Ansehens und hoher Stellungen in der Regierung. Das ‚Pogrom‘ (die blutige Judenverfolgung) war eine ausschließlich russische Einrichtung. Das österreichische Kaiserreich allein hielt unruhige nationale Minderheiten, die Böhmen, Mähren, Ungarn usw. unter einem Dach zusammen. Seither sind diese radikale kommunistische Satelliten und unsere Feinde geworden. Als wir den Kampfplatz von Europa betraten, verfielen diese staatserhaltenden Regierungen. Alle unsere heutigen Probleme sind auf jedes unheilvolle Eingreifen zurückzuführen. Wir vernichteten Wilhelm II. und den alten Kaiser Franz Josef, nur um Hitler und Mussolini den Weg zu ebnen“.

 

Versailles legte den Keim

Über die unheilvolle Politik nach dem Ersten Weltkrieg meinte General Willoughby: „Die Versailler Friedensbedingungen waren berüchtigte Strafmaßnahmen. Die besiegten Nationen empfanden Hass- und Rachegefühle, gerade so, wie die amerikanischen Südstaaten nach dem Bürgerkrieg die Kapitulation und die Franzosen den Verlust von Elsaß-Lothringen nicht vergessen konnten. Versailles legte den Keim zum Zweiten Weltkrieg. Es war der Schrittmacher für Teheran, Jalta und Potsdam sowie für den Untergang von Millionen“.

 

Zum amerikanischen Eingreifen im Zweiten Weltkrieg meinte Willoughby: „Der Anfang des Zweiten Weltkrieges war für uns ähnlich wie das Jahr 1917. Die Nation wollte keinen Krieg. Sie erinnern sich vielleicht noch einer glatten Stimme am Kaminfeuer (des Präsidenten Roosevelt): „Lasst keinen Mann oder keine Frau gedankenlos davon reden, dass Amerika seine Heere auf Europas Schlachtfelder schicken würde . . . Ich sage es wieder und wieder, eure Söhne werden nicht in irgendwelche fremden Kriege geschickt werden“. Wir hatten nichts mit dem Ausbruch des Krieges zu tun. In der Sache des Polnischen Korridors, eines Landstreifens, der jahrhundertelang deutsch war, stellte sich England hinter die Polen“.

 

Seite 3   „Wenn das Amerika geschähe..."

General Willoughby fragte seine amerikanischen Hörer, was sie dazu sagen würden, wenn man durch amerikanisches Hoheitsgebiet einen mexikanischen Korridor ziehen würde, der etwa den Staat Texas in zwei klaffende Hälften aufspalten würde. Man habe diesen Korridor seinerzeit den Polen in Versailles ausgehändigt, und 1939 seien die Briten über diesen „heiligen Landstreifen" künstlich explodiert. Die gleichen Briten hätten sich jedoch, ohne zu murren, darein gefügt, dass Stalin die Osthälfte von Polen wegnahm.

 

Zum Ergebnis des Zweiten Weltkrieges meinte der General: „Diese Ergebnisse waren zwar wertlos, aber sie waren halsbrecherisch, was die phantastischen Kosten für uns anbelangt. Die betrugen nämlich das Siebenfache aller Bundesausgaben Amerikas in den 144 Jahren des Bestehens unserer Republik“. Dann erklärte der Sprecher scharf: „Hitler haben wir vernichtet, aber Stalin haben wir gefördert. Den Nazismus haben wir beseitigt, aber einen giftigen Kommunismus und mit ihm eine weit größere Gefahr gestärkt. Das Krebsgeschwür des internationalen Kommunismus ist in die Zellgewebe aller Nationen eingedrungen. Das kommunistische Russland und seine mitteleuropäischen und asiatischen Kumpane haben gegen den Westen dreihundert Divisionen aufgestellt während die NATO scheinbar unfähig oder unwillig ist, ein Sechstel dieser Zahl aufzubringen. Nur Deutschland und Spanien zeigen Anzeichen militärischer Stärke und Entschlussfähigkeit“.

 

„Es wäre gut, einen kürzlichen Ausspruch Dr. Adenauers, wohl des größten deutschen Kanzlers seit Bismarck, Aufmerksamkeit zu schenken, der sagt: „Das Ziel Sowjetrusslands ist nach wie vor die Weltherrschaft; aber für die Russen ist Zeit ein unwichtiger Begriff. Im politischen Kampf ist dies ein Vorteil . . .“ Zeit und Geduld ist auch ein wichtiger Bestandteil in der wirksamsten Waffe der Sowjets im kalten Kriege, nämlich ihrem Netz von Spionage und Verrat, das sie mit Hilfe des Trojanischen Pferdes des zwanzigsten Jahrhunderts, der sogenannten ‚Fünften Kolonne', in jedem Land gesponnen haben“.

 

General Willoughby schloss seine Rede mit einem Überblick über die kommunistischen Umtriebe in Amerika. Als er geendet hatte, erhoben sich alle Anwesenden spontan von ihren Sitzen, um ihm für seine mutigen Ausführungen Beifall zu zollen.

 

Die feierliche Erklärung

Nach längeren Beratungen wurde dann die von uns auszugsweise schon wiedergegebene Erklärung einmütig angenommen, deren voller Wortlaut so bedeutsam ist, dass wir ihn hier folgen lassen:

 

„Wir, die Mitglieder der Steuben Society of America, haben in den letzten Monaten und Wochen in den Vereinigten Staaten gewisse politische Verlautbarungen bezüglich der Ostgrenzen von Deutschland zur Kenntnis genommen, die, wenn ihnen die US-Regierung folgte, Amerikas Stellung in der internationalen Politik und sein Ansehen in der Welt im allgemeinen wesentlich untergraben würde.

 

Insbesondere nahmen wir zur Kenntnis, dass eine Organisation in Chicago eine Entschließung angenommen hat, die faktisch die Vereinigten Staaten aufforderte, die sogenannte Oder-Neiße-Linie als Deutschlands Ostgrenze de jure anzuerkennen. Auch nahmen wir zur Kenntnis, dass der frühere US-Hochkommissar für Deutschland, John J. McCloy, in einem Vorwort zu einem kürzlich veröffentlichten Buch „Russland und Amerika" dem deutschen Volk faktisch rät, seine Ostprovinzen zu vergessen und sich mit ihrem endgültigen Verlust an Polen abzufinden.

 

Als Antwort auf diese politischen Verlautbarungen erklären wir hiermit fest und feierlich:

 

1. Die Oder-Neiße-Linie wurde von den drei alliierten Mächten Großbritannien, den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion im Potsdamer Abkommen im August 1945 zu einer vorläufigen Grenze zwischen Deutschland und Polen bestimmt. Die deutschen Gebiete östlich dieser Linie wurden, bis ein Friedensvertrag über die endgültigen Grenzen entscheidet, Polen zur zeitweiligen Verwaltung übergeben.

 

2. Dieser Friedensvertrag ist wegen des ständigen Widerspruchs der Sowjets niemals abgeschlossen worden, und der Gesetzesstatus dieser Gebiete ist daher derjenige des Jahres 1945.

 

3. Die Vereinigten Staaten waren das erste Land, das durch seinen Außenminister James F. Byrnes im Oktober 1946 in Stuttgart für eine Revision der Oder-Neiße-Linie zugunsten Deutschlands öffentlich eintrat. Nichtanerkennung der Oder-Neiße-Linie ist seither der offizielle Standpunkt der amerikanischen Außenpolitik gewesen und ist es auch heute.

 

4. Polen ist immer noch von einer kommunistischen Diktatur beherrscht, die, wie der kürzliche Aufstand in Posen beweist, nicht behaupten kann, den echten Willen des polnischen Volkes zu vertreten. Die polnische Armee steht heute noch unter dem Oberbefehl eines sowjetrussischen Generals, des Marschalls Konstantin Rokossowsky.

 

Es ist offenbar Ziel und Absicht der kommunistisch-polnischen Regierung in Warschau, mit offener Beihilfe Moskaus die gewaltsame Annektion der alten deutschen Provinzen Pommern, Schlesien und von halb Ostpreußen sowie die brutale Austreibung von Millionen deutscher Männer, Frauen und Kinder aus ihrem jahrhundertealten Heimatland nun von der amerikanischen Öffentlichkeit sanktioniert und legalisiert zu sehen.

 

5. Es ist daher erstaunlich und Anlass zu tiefer Sorge um das Wohlergehen der Vereinigten Staaten, wenn mutmaßlich freie Amerikaner sowie ein früherer hoher Beamter unserer Regierung indirekt und unbedacht kommunistischem Verbrechen und Unrecht, begangen von denselben Gewalthabern, die 1940 im; Wald von Katyn zehntausend polnische Offiziere ermordeten, Vorschub leisten.

 

6. Die Steuben Society of America, die den politischen Willen von mehr als zwölf" Millionen Amerikanern deutscher Abstammung repräsentiert, erhebt ihre Stimme zum Protest gegen jeden Versuch, unsere Regierung zu überreden, von ihrem rechtlichen Kurs, der die Anerkennung historischer Untaten wie der Oder-Neiße-Linie sowie Beihilfe und Einwilligung in kommunistische Verbrechen verweigert, abzuweichen. Wir sind überzeugt, dass solche Versuche den wahren Interessen der Vereinigten Staaten zuwiderlaufen und unseren überkommenen amerikanischen Idealen fremd sind. Um eine Ursache für künftige Kriege und ein erneutes Blutopfer unserer Söhne auf fremden Boden auszuschalten, fordern wir die Rückgabe der Ostprovinzen an Deutschland.

 

7. Die Verlautbarungen Mr. McCloys sowie auch der Chicagoer Organisation sind von den polnischen Kommunisten bereits weitgehend als Munition für kommunistische Propaganda zur Unterstützung ihrer Forderung auf dauernden Besitz des eroberten deutschen Landes ausgenutzt worden. In Wirklichkeit jedoch haben alle Bemühungen der kommunistisch-polnischen Regierung in Warschau, diese deutschen Provinzen mit polnischen Bauern zu besiedeln, kläglich versagt, vor allem weil der einfache Mann in Polen mit gesundem und unverfälschtem Sinn sich auch heute sagt, dass die Oder-Neiße-Linie niemals eine dauerhafte Grenze sein kann und weil auf Grund von Recht und Gerechtigkeit das Land eines Tages dem zurückgegeben werden muss, dem es gehört, nämlich Deutschland, um Heimat und Brot jenen Millionen zu geben, die aus ihrem Geburtsland ausgetrieben worden sind.

 

8. Wir ersuchen dringend jeden Beamten unserer Bundesregierung vom Präsidenten abwärts sowie jeden Senator und Kongressabgeordneten, fest auf der politischen Richtlinie zu beharren, niemals Unrecht als Recht anzuerkennen und niemals die Oder-Neiße-Linie Deutschlands als endgültig hinzunehmen. Wir hoffen und beten zuversichtlich, dass der Tag nicht fern sein möge, wenn die Wiedervereinigung Deutschlands auch dieses Problem lösen wird, um eine brennende Wunde am politischen Körper Europas zu heilen und den Weg zu öffnen für eine freie und friedliche Zukunft. Washington, 3. September 1956. Steuben Society of America"

 

Seite 4   Jugendliche als Arbeitssklaven in der Sowjetunion

Die sowjetische Jugendorganisation Komsomol führt seit einiger Zeit einen „freiwilligen" Arbeitseinsatz von Jugendlichen durch. Dieser umfasst nach Angaben der sowjetischen Presse heute bereits etwa 400 000 Jugendliche, ist aber im Anwachsen. Aus allen Gebieten der UdSSR, vor allem aus Moskau und Leningrad, werden Volks- und Mittelschüler, Abiturienten, Burschen und Mädchen, vielfach sogar ganze Klassen, in die Kohlengruben des Donez-Beckens und nach Sibirien geschafft, um in den Bergwerken, aber auch beim Bau von Hütten- und Wasserkraftwerken, Fabriken, Eisenbahnlinien und Straßen zu arbeiten. Im Donez-Becken soll die Zahl der „freiwilligen" Arbeitsdienstler bis Ende 1956 etwa 82 000 betragen.

 

Die Jugendlichen werden auch in den Gebieten der großen Zwangsarbeitslager eingesetzt, so in Norilsk, etwa 400 Kilometer nördlich des Polarkreises auf der Taymyr-Halbinsel, wo bereits drei Transporte zu je 800 Jugendlichen eingetroffen sind und weitere 5000 erwartet werden. Die klimatischen Bedingungen in diesen Gebieten sind bekannt schlecht. Seinerzeit wurden nach dem Aufstand im Karaganda-Gebiet die Überlebenden dieser Zwangsarbeitslager strafweise in die Kohlengruben von Norilsk überführt. Das Gebiet von Norilsk weist nicht nur Kohlevorkommen, sondern auch Gold, Silber, Diamanten, seltene Metalle, wie Kobald, Palladium, Osmium, Titan, Platin usw. auf. Hier befindet sich außerdem eines der größten Nickel-Kupfer-Kombinate der UdSSR, das bis 1970 ausgebaut werden soll.

 

Am 2. Juni 1956 mobilisierte das Komsomol in Moskau 12 500 Jugendliche, die nach Bijsk (Altai-Gebiet), wo ein Atomkraftwerk gebaut werden soll, gebracht wurden. Einen Tag später wurden 8000 Burschen und Mädchen aus Leningrad auf die Kola-Halbinsel jenseits des Polarkreises geschafft. Die sowjetische Presse meldet fast täglich von weiteren Transporten im Rahmen dieser „Jugendbewegung".

 

Von amtlicher Seite wird dazu betont, dass es sich keinesfalls um kurzfristige Arbeitseinsätze handele. Vielmehr müsse sich die Jugend ernstlich darauf vorbereiten, für lange Zeit an ihren Arbeitsplätzen zu verbleiben. Die neuen Arbeitskräfte, die anscheinend die körperlich abgewirtschafteten Insassen der Zwangsarbeitslager ablösen sollen, sind — wie die sowjetische Presse zugibt — „noch sehr jung".

 

Seite 4   „Genosse" Girnus und die Affen

In Ost-Berlin hat man eine Vorliebe für kräftige Wörter, was keine besondere Sache wäre, wenn man sie nicht auf hochoffiziellen Veranstaltungen und in den Spalten der dort erscheinenden Zeitungen verbreiten würde. Denn das zeugt von keinem sehr guten Geschmack und hebt nicht gerade die gleichzeitig damit verbundenen Argumente. Es ist nicht eines der schlechtesten deutschen Sprichwörter, das erklärt: „Wer schimpft, hat unrecht“. Mit viel Temperament wendet unter anderem der Sekretär des „Ausschusses für deutsche Einheit", Girnus (SED), kräftige Worte an. In seinem Schlusswort zu einer Pressekonferenz über das KPD-Verbot bezeichnete er die Karlsruher Richter als „Nazimumien" und den Bundeskanzler als „Wanze". Und in seinem Sprachschatz fehlen selten Worte wie „Blutsauger", „räuberische Kumpane", „Murmeltier" und „losgelassene Affenhorde". Von ihm und anderer Seite werden damit besonders westdeutsche Politiker und Journalisten bedacht. Dazu ein Zitat aus dem SED-Zentralorgan „Neues Deutschland" vom 6. September 1956: „Die storyjagenden Reporter der West-Berliner Pressemeute wälzten sich gestern wie die Katzen im Baldrian“. Und die „Berliner Zeitung" vom gleichen Tage wirft der westdeutschen Presse vor, „ihre Korrespondenten beabsichtigen offensichtlich, durch unseriöse Berichterstattung die Atmosphäre friedlichen und erfolgreichen Handels in Leipzig zu verleumden“. Die West-Berliner Journalisten sind schon allerlei „freundliche Beinamen" gewöhnt, wie etwa „schmutzige Ratten", „Achtgroschenjungen", „korruptes Ungeziefer" und ähnliche Vokabeln. Man hat sich in Pankow in letzter Zeit öfter gegen den „Proletenkult" gewandt und u. a. gefordert, doch wieder Krawatten zu tragen. Wichtiger als das wäre jedoch die Säuberung der offiziellen Sprache von beleidigenden Worten, mit denen man keine Politik machen und niemals Wertschätzung gewinnen kann. Sonst wird es unter Umständen möglich, dass bei einer weiteren Kultivierung dieser Methode man sich gegenseitig „Brehms Tierleben" schenkt, in dem man dann die entsprechenden Schimpfwörter, die man sich zugedacht hat, anstreicht. Das hätte wenigstens noch Humor und nicht so verdammte Ähnlichkeit mit einem in Mist getauchten Holzhammer.

 

Seite 4   Deutschland und Suez. Weltpolitisches Geschehen – kurz beleuchtet.

Die verworrene und keineswegs entspannte Situation in der Krise um den Suezkanal wird dadurch gekennzeichnet, dass in den letzten Tagen die deutsche Bundesregierung fast gleichzeitig Einladungen zu zwei völlig gegensätzlichen Konferenzen erhielt, von denen die eine in London, die andere am Sitz der ägyptischen Regierung in Kairo stattfindet. Da von Nasser — neben allen anderen sowjetischen Satelliten — auch das Pankower Regime zur Teilnahme aufgefordert wurde und umgehend zusagte, darf es als sicher gelten, dass Bonn in Kairo nicht vertreten sein wird. Mit sehr gemischten Gefühlen dürfte aber auch die deutsche Vertretung nach London reisen. Westdeutschland hat sich zwar zur Unterstützung des von Dulles ausgearbeiteten Kompromissplanes bereitgefunden, in London wird jedoch nach dem Scheitern der Gespräche über den Dullesplan ein ganz neues und — selbst nach Ansicht sehr vieler Engländer — höchst bedenkliches Projekt vorgelegt werden.

 

Der britische Ministerpräsident Eden schlug vor dem Unterhaus die Bildung einer sogenannten „Organisation der Kanalbenützer" unter der Führung von England, Frankreich und Amerika vor. Dieser Organisation will man den eigentlichen Kanalbetrieb übertragen und damit faktisch die neue ägyptische Kanal-Gesellschaft ausschalten. Eden hat im Unterhaus sehr scharfe „Großmachttöne" angeschlagen und zunächst sogar angedeutet, man werde Probegeleitzüge von Schiffen eventuell unter dem Schutz der Kanonen von Kriegsschiffen, nach Suez und Port Said entsenden und den Marsch durch den Kanal erzwingen. Die Kanalgebühren sollten nach diesem Plan nicht etwa an die Ägypter, sondern direkt an die Benutzer-Organisation entrichtet werden. Ägypten sollte nur einen „angemessenen Teil" dieser sehr beachtlichen Summen erhalten. Eden, der sich in seiner Rede darauf berief, er besitze auch die volle Unterstützung Winston Churchills, hat den von der britischen Opposition geforderten restlosen Verzicht auf Gewaltaktionen nicht ausgesprochen. Erst nach einigem Drängen erklärte er, er sei bereit, den Fall bei einer Ablehnung Ägyptens vor einer Ergreifung militärischer Maßnahmen dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vorzulegen.

 

Es gibt sich wohl niemand der Illusion hin, dass Ägypten jemals bereit wäre, den von Eden vorgebrachten Plan auch nur in Erwägung zu ziehen. Aus den Reden des britischen Premiers wurde immer wieder deutlich, dass es der Londoner Regierung nicht nur um den freien Verkehr durch einen überaus wichtigen Kanal geht, sondern dass man hier in erster Linie an die Behauptung der britischen Machtstellung im Orient denkt. Sehr bezeichnend ist die Tatsache, dass nacheinander sowohl Präsident Eisenhower als auch Außenminister Dulles erklärten, dass sie zwar dem Plan einer Organisation der Kanalbenützer nicht ablehnend gegenüberstehen, dass sie aber auf jeden Fall den friedlichen Weg wollen und ein von Engländern und Franzosen ernsthaft erwogenes „Freischießen" der Kanalroute sicher nicht unterstützen werden. Die Amerikaner haben weiter betont, dass sie sich an der Benutzer-Vereinigung nur beteiligen werden, wenn ihr neben den Briten und Franzosen auch andere Mächte in genügender Anzahl beitreten. Es sollte aufhorchen lassen, dass nicht nur arbeiterparteiliche, sondern auch liberale und sogar einige konservative britische Blätter und Politiker die Pläne Edens teils scharf kritisierten, teils mindestens mit größten Vorbehalten aufnahmen.

 

Die ägyptische Einladung an Bonn hat, teilweise in recht scharfen Formulierungen, betont, dass eine deutsche Parteinahme für den Eden-Plan in Ägypten als unfreundlicher Akt gewertet werden würde und zweifellos sehr bedenkliche Rückwirkungen auf den Außenhandel haben müsste. Es ist bekannt, dass gerade unsere Exportwaren im Nahen und Mittleren Osten außerordentlich beliebt sind und große Chancen haben. Wir haben nur ein echtes Interesse an der Suez-Frage: die Offenhaltung eines wichtigen Kanals für unsere Schifffahrt unter erträglichen Bedingungen. Wir sind weder an der alten, noch an der neuen Kanalgesellschaft beteiligt. Man kann von uns nicht erwarten, dass wir unsere Bündnisverpflichtung so auslegen, dass Deutschland sich zum Förderer britischer oder französischer Sonderinteressen hergibt. Eine Lahmlegung des Kanals, eine im Westen erwogene Umleitung der Schifffahrt um das Kap der Guten Hoffnung und ein eventueller Ersatz der verteuerten Erdöllieferungen aus dem Orient müsste sich in jedem Falle bei uns sofort in steigenden Preisen für lebenswichtige Brennstoffe und andere ebenso unentbehrliche Importe auswirken. Wir haben alles Interesse daran, dass der Suez-Konflikt bald in einer alle Seiten befriedigenden Weise beigelegt wird. Wir sind der Ansicht, dass jedes gewaltsame Eingreifen dort unabsehbare Folgen, vielleicht sogar einen furchtbaren Krieg heraufbeschwören müsste.

 

Eine teure Rechnung

Nach erheblichen weiteren Steuererhöhungen in Frankreich hat die Regierung nunmehr das französische Volk auffordern müssen, auch noch eine Anleihe in Höhe von 150 Milliarden Franken (1,8 Milliarden DM) aufzubringen, die nur zur Finanzierung der Militäraktionen in Algerien verwandt werden soll. Ministerpräsident und Finanzminister erklärten hierzu, wenn die Franzosen diese Anleihe aus ihren Spargeldern nicht aufbringen würden, so seien weitere erhebliche Heraufsetzungen der Steuersätze gar nicht zu umgehen. Die Höhe der Summen, die Frankreich bisher für seine sogenannte „Befriedungsaktion“ in Algier aufwenden musste, wird einigermaßen verschleiert. Man weiß nur, dass für Algerien im Laufe dieses Jahres viele Milliarden zusätzlich aufgebracht werden mussten.

 

Immer noch stehen rund 400 000 französische Soldaten mit modernsten schweren Waffen in Algier, und noch ist an eine wirkliche Befriedung des Landes gar nicht zu denken. Erst in den letzten Tagen wieder wurden in und bei algerischen Ortschaften viele französische Zivilisten getötet und verletzt. Die Reihe der Bombenanschläge und nächtlichen Schießereien reißt nicht ab. In der Stadt Orléansville haben zum Beispiel die Terroristen in einer einzigen Nacht trotz scharfer französischer Bewachung siebzehn Geschäftshäuser niederbrennen können. Die Aufständischen haben hier und in ähnlichen Fällen im Voraus Telefonkabel zerschnitten und Wasserleitungen gesprengt, um Feuerwehr und Polizei jede wirksame Rettungsarbeit unmöglich zu machen.

 

Auch im benachbarten Marokko steigt die Spannung zwischen den Marokkanern und Franzosen von Tag zu Tag. Die Regierung des Sultans von Marokko hat sogar führende Leute der französischen Siedlerbewegung verhaften lassen, weil diese angeblich Flugblätter gegen den Sultan verbreiteten und die Berberstämme zum Aufstand aufforderten. Einige Franzosen sind aus Marokko ausgewiesen worden. Gespannt ist auch die Situation in Tunesien, wo die Bevölkerung das endgültige Verschwinden französischer Truppen und Stützpunkte verlangt.

 

Seite 4   „Ein Buch zum Nachdenken". Einige Bemerkungen zu einer „Rezension" des Wiskemann-Pamphlets

Während sich die deutschen Parteien und auch die weitaus überwiegende Mehrzahl der Organe der westdeutschen öffentlichen Meinung völlig darüber im Klaren sind, was es mit dem Buche von Elizabeth Wiskemann: „Deutschlands östliche Nachbarn" auf sich hat — dass es sich nämlich um nichts anderes handelt als um eine Verteidigung der Massenaustreibungen von Menschen als zweckmäßiges Mittel der Politik — blieb es einem „Rezensenten" vorbehalten, dieser Publikation die Stange zu halten. Es geschah dies in einer Stellungnahme, die zunächst unter der Überschrift „Zuviel Lärm um etwas" in den „Nürnberger Nachrichten" erschien und sodann nahezu wortgleich unter dem Titel: „Ein Buch zum Nachdenken" in der „Frankfurter Neuen Presse" veröffentlicht wurde, wobei in den „NN" als Verfasser „Tiliacus" und in der „FNP" Martin Boos für etwa dieselben Ausführungen zeichnete. Da nicht anzunehmen ist, dass es sich um einen eklatanten Fall eines Plagiats handelt, ist davon auszugehen, dass es sich um denselben Verfasser handelt, der sich hier wie dort als „nüchterner Betrachter" deklariert.

 

Dieser Betrachter ist der Ansicht, dass die „Organisationen der Heimatvertriebenen Lärm geschlagen" hätten, ohne das Buch näher zu kennen, was auch für die „amtlichen Kritiker" gelte. Gegenüber der Stellungnahme von Professor Kraus, der ausgeführt hatte, es handele sich um eine wissenschaftlich mangelhaft fundierte Schrift, wird behauptet, dass Miss Wiskemann zwar „einen bestimmten Standpunkt niemals verleugnet, dass sie jedoch ihr Buch mit großer Sorgfalt erarbeitet und keineswegs Licht und Schatten so einseitig verteilt hat, wie die deutsche Kritik vermuten lässt". Nach einem Hinweis darauf, dass das „Royal Institute for International Affairs", das „Chatham-House", gar keine Mitverantwortung für die Publikation trage, wird die deutsche Wissenschaft ermahnt, sich derselben „übermenschlichen Distanziertheit" zu befleißigen, wie sie Mr. Crossmann der britischen Verfasserin bescheinigte. Dabei wird nahegelegt, dass es sich nur darum handeln könne, „dieses oder jenes Detail … zu korrigieren“.

 

Alles dies heißt nichts anderes, als dass Tiliacus-Boos seinerseits höchstens Einzelheiten als fragwürdig erachtet, die Grundkonzeption der Wiskemann-Publikation aber als hinreichend stichhaltig begründet erachtet, denn er schreibt, dass „Licht und Schatten" einigermaßen zutreffend verteilt worden seien.

 

Eine solche Auffassung ist allein erklärlich, wenn man Tiliacus-Boos zubilligt, dass er weder erkannt hat, welche Grundthesen die Verfasserin von „Germanys Eastern Neighbours" aufstellt, noch die Kunstgriffe durchschaut, mit denen sie das Ziel zu erreichen sucht, diese ihre Thesen zu „begründen", wobei sie nicht davor zurückschreckt, einzelne Stellungnahmen aus der kriegsbedingten Publizistik zu zitieren, die offenkundige Fälschungen enthalten. Derartige „Aussagen von Augenzeugen" stellen sich nämlich immer dann ein, wenn es sich um Vorgänge handelt, die der Grundtendenz des Buches, wonach alles gegen Deutschland und für die „Slawen" spricht, zuwiderlaufen.

 

Es sind ja nur Deutsche . . .

Weitere „Einzelheiten", die einer „Korrektur" bedürfen, sind die unterschiedlichen Stellungnahmen zu denselben oder ähnlichen Vorgängen, je nachdem ob es sich um Deutsche oder Polen bzw. Tschechen handelt. Dass die Sudetendeutschen ihre Sprache nicht aufgeben und ihre Kinder nicht in tschechische Schulen schicken wollten und die sudetendeutschen Sozialdemokraten während ihrer Emigration in England eine Kulturautonomie ihrer Landsleute befürworteten, wird nicht nur als „Rechtfertigung" für die Austreibungspläne Beneschs bezeichnet, sondern es finden sich hier sogar Ausführungen, die zum Inhalt haben, dass die politische Überzeugung oder sonstige Einstellung Deutscher keine wesentliche Rolle spiele, es seien eben Deutsche. Mit allem Nachdruck wird dagegen die „Germanisierung" verurteilt und die „Repolonisierung" befürwortet. Was für die „Slawen" eine Wahrnehmung des Selbstbestimmungsrechtes ist, ist für die Deutschen „Tätigkeit der Fünften Kolonne", und so geht es fort in dieser „übermenschlichen Distanziertheit", bis schließlich — nicht nur im letzten Kapitel, sondern auch zwischendurch — die „Schlussfolgerungen" gezogen werden, die dahin gehen, dass

 

1. die Austreibung von Millionen Menschen ein zweckmäßiges Mittel der Politik darstellt, sofern es sich um Deutsche handelt, zum mindesten aber um „begreifliche" Erscheinungen.

 

2. dass in der Geschichte jeweils „die schlimmsten Elemente" des deutschen Volkes die Oberhand gewannen, wenn man ihm „Gebietserwerb" gestattet habe.

 

3. dass Deutschland die deutschen Ostgebiete gar nicht benötige, wohl aber Polen, wobei die Tatsache, dass das polnische Volk Not leidet, allein auf das kommunistische System zurückgeführt wird, nicht etwa darauf, dass Polen gar nicht über die Menschen verfügt, um die reichen Heimatgebiete der Ostvertriebenen hinreichend zu nutzen.

 

Das Gesetz des Dschungels

Vor allem aber ist es das „Gesetz des Dschungels", das hier vertreten wird. Denn diese ganze Publikation läuft darauf hinaus, dass der Nachweis der historischen These versucht wird, es habe von jeher „ein grimmiger und barbarischer Kampf zwischen den Deutschen und den Slawen um Leben und Land“ geherrscht (wobei beispielsweise auf die Slowaken in diesem Zusammenhange überhaupt nicht eingegangen wird, ebenso wenig wie auf die deutsch-russischen und russisch-polnischen Beziehungen). Es ist die These des „völkischen Kampfes", die These einer unversöhnlichen, in Jahrhunderten immer wieder zutage tretenden Feindschaft zwischen Deutschland und seinen Nachbarn, die hier entgegen der historischen Wahrheit verfochten werden soll.

 

Und es ist eine der gröbsten Fälschungen, wenn in der Einleitung zu dem Buche behauptet wird, es solle dargestellt werden, „was in — und im Zusammenhang mit — den deutschslawischen Grenzgebieten bisher wirklich geschehen ist“. Denn worum es dieser Propagandaschrift wirklich geht, wird auf Seite 144 bekannt, wo es heißt, sie solle „einen Beitrag dazu liefern, wo die deutsche Ostgrenze auf der Friedenskonferenz gezogen werden soll". Eben weil dieses die Tendenz des Buches ist, ist es ein schwerer, ja entscheidender Verstoß gegen alle geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze, die für derartige Abhandlungen gelten, dass die „rechtlichen Gesichtspunkte absichtlich vernachlässigt wurden". Die Absicht ist allerdings, wie das Buch erweist, klar erkenntlich: Weil gegen die deutschen Rechtsvorbringen nichts Stichhaltiges eingewandt werden kann.

 

Ein solches Buch wird also von Tiliacus-Boos „zum Nachdenken" empfohlen, wie gleichzeitig gerügt wird, dass „Zuviel Lärm um etwas" entstanden sei. Es regt tatsächlich zum Nachdenken an: Zum Nachdenken darüber, wohin Europa gelangen wird, wenn es sich zu jener Geisteshaltung bekennen sollte, die in dem Buche „Deutschlands östliche Nachbarn" zum Ausdruck gelangt. Ebenso wie es nachdenklich macht, dass sich die hier behandelte Stellungnahme gefunden hat, die — um das mindeste zu sagen — jenes Nachdenken vermissen lässt. Dr. Eduard Jennicke

 

Seite 4   Größere Verhaftungen von Halbstarken in der Sowjetunion meldet die Moskauer „Prawda". Es handele sich meist um Söhne von hochgestellten und wohlhabenden Funktionären.

 

Seite 5   Foto: Die „Bartenstein" fährt nach Südamerika. Der Bremer Lloyd stellt das größte ostpreußische Patenschiff in Dienst

Immer wieder hat das Ostpreußenblatt in den letzten Jahren in den Kreisen der deutschen Reeder dafür geworben, bei der Indienststellung neuer und schöner Schiffe, die in die weite Welt hinausfahren, den einzelnen Einheiten traditionsreiche Namen aus Ostpreußen und anderen zur Zeit von den Russen und Polen besetzten deutschen Ostgebieten zu verleihen. Wohl alle Deutschen sind sich darüber im Klaren, wie sehr gerade Schiffe mit solchen Namen in fremden Häfen und auch in Übersee die Erinnerung an Ostdeutschland wachhalten können.

 

Es erfüllt uns mit großer Genugtuung dass eine der angesehensten deutschen Reedereien, der Norddeutsche Lloyd in Bremen nun dieser Anregung nachgekommen ist. Eines seiner stattlichsten neuen Fracht-Motorschiffe das beim Bremer Vulkan fertiggestellt wird, erhielt beim Stapellauf am 2. August 1956 den Namen der schönen ostpreußischen Kreisstadt Bartenstein. Der Lloyd-Frachter wird voraussichtlich Anfang Oktober bereits von Bremen aus seine Probe- und Abnahmefahrt antreten und noch im gleichen Monat in den regelmäßigen Liniendienst nach der Westküste Südamerikas eingestellt werden. Die „Bartenstein" wird in Zukunft die aufblühenden Staaten Chile und Peru besuchen, in denen es auch größere Kolonien von Deutschen gibt. Diese Auslandsdeutschen werden dem stattlichsten Patenschiff Ostpreußens sicher einen besonders herzlichen Empfang — etwa in Valparaiso, Valdivia und Callao — bereiten.

 

Es handelt sich bei der „Bartenstein" um einen Schnellfrachter von besonders gut geglücktem Typ, den unsere Leser auf unserem Lichtbild sehen. Die Schiffe der „Steinklasse" sind auf eine Tragfähigkeit von über achttausend Tonnen vermessen. Sie haben den wirklich beachtlichen Laderaum-Inhalt von 17 000 Kubikmetern für Korn und rund 15 000 Kubikmetern für Ballenladung. Auf jeder Reise können empfindliche Lebensmittel in Kühlräumen mit einem Fassungsvermögen von über 310 Kubikmetern sicher transportiert werden. Die „Bartenstein" hat einen Motorenantrieb von über 9000 PS. Sie erreicht damit die für ein Frachtschiff außerordentliche Marschgeschwindigkeit von 17 ½ Seemeilen in der Stunde. Die „Bartenstein" ist 151 Meter lang und über achtzehn Meter breit bei etwa acht Meter Tiefgang. Die Besatzung des Schiffes ist ausnahmslos in Ein- und Zweibettkammern in der Schiffsmitte untergebracht worden. Die „Bartenstein" hat alle modernen Einrichtungen der Schiffspeilung, zum Beispiel Radargerät, Echolot, eine große FT-Station und einen hochwirksamen Peiler.

 

Es wird unsere Leser interessieren, dass bei dem nun fast hundertjährigen Norddeutschen Lloyd ostpreußische Schiffsnamen eine gute, alte Tradition haben. Unter der Bremer Schlüsselflagge fuhren unter anderem früher die Dampfer „Königsberg" und „Memel". Zurzeit fahren auf Lloydschiffen mehr als fünfundneunzig ostpreußische Seeleute in den verschiedenen Dienstgraden. Die Direktion des Lloyd hat den Bartensteinern mitgeteilt, dass sie mit der Wahl dieses Namens die Verbundenheit aussprechen wollte, die auch die Bremer Schifffahrt heute wie einst mit der ostpreußischen Heimat empfindet. Man kann nur wünschen, dass nunmehr auch als zweite deutsche Groß-Reederei die Hamburg-Amerika-Linie für Neubauten ostpreußische Städtenamen verwendet Die Hapag gab einer ganzen Reihe von Schiffen Namen, die auf „...burg" enden. Was läge da näher, als neue Motorschiffe etwa auf „Marienburg", „Frauenburg", „Angerburg", „Treuburg", „Sensburg" usw. zu taufen.

 

Seite 5   Bestätigungen

Achtung, Königsberger: Wer kann es bestätigen, dass ich in Königsberg-Rothenstein. Kiebitzweg 51, bei Reinhardt gewohnt habe? Frau Elfriede Venohr, geb. Karp, geboren am 04.06.1911, jetzt wohnh. Halstenbeck, Holst., Am Hollen 33. Unkosten werden erstattet.

 

Rest der Seite: Stellenangebote, Unterricht, Verschiedenes, Werbung, Bekanntschaften

 

Seite 6   Zwei Fotos. Zwei deutsche Mädchen

Die vier Geschwister Penk brachten noch weitere Aufnahmen von deutschen Kindern mit, die jetzt in Ostpreußen leben. Wir veröffentlichen hier zwei; es ist ja möglich, dass dadurch den beiden deutschen Mädchen geholfen werden kann. Die obere Aufnahme zeigt Helene Balge, die Aufnahme ist im Januar 1956 in Lötzen gemacht worden. Irmgard Bruschinski (das Bild unten) wird jetzt Eva Kruczinska genannt; das Foto ist im Januar 1956 in Rastenburg aufgenommen worden.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen.

Heimattreffen

23. September: Insterburg Stadt und Land in Frankfurt am Main, Ratskeller.

 

Schloßberg (Pillkallen) in Bochum-Gerthe. „Haus Lothringen", Lothringer Straße 49.

 

Pillau in Essen-Steele, Stadtgarten-Saalbau.

 

30. September: Insterburg Stadt und Land in Dortmund, Industrie-Hotel, Mallinkrodtstraße 214. Straßenbahnlinien 5 und 7 ab Hauptbahnhof.

 

Johannisburg in Dortmund. „Reinoldi-Gaststätten".

 

Fischhausen, Königsberg-Land, Labiau, Pr.-Eylau in Bochum, Gaststätte „Kaiseraue". (Dieses Treffen der Natanger Kreise ist vom 23. September auf den 30. September verlegt worden.)

 

7. Oktober: Osterode in Osterode (Harz), Kurpark.

 

Neidenburg in Hamburg-Nienstedten. Elbschlossbrauerei.

 

Bartenstein in Wuppertal-Barmen. „Schuberthaus". Sternstraße 32.

 

14. Oktober: Ebenrode (Stallupönen) in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

21. Oktober: Angerburg in Stuttgart-Fellbach, Gasthaus „Adler".

 

Osterode in Düsseldorf, Unionssäle. Witzelstraße

 

28. Oktober: Gumbinnen in Stuttgart.

 

Samländisch-natangisches Treffen in Bochum

Am Sonntag, dem 30. September, findet in Bochum in der Gaststätte „Kaiseraue" ein gemeinschaftliches Treffen der Heimatkreisgemeinschaften Königsberg-Land, Fischhausen, Labiau und Pr.-Eylau statt. Die Gaststätte „Kaiseraue" ist vom Hauptbahnhof mit dem Linienbus 53 in zehn Minuten bequem zu erreichen. Die Gaststätte wird ab 8 Uhr morgens für, die von auswärts eintreffenden Landsleute aufnahmebereit sein.

 

Der Vormittag steht den Landsleuten zur gegenseitigen Begrüßung und evtl. Stadtbesichtigung zur Verfügung. Um 13 Uhr findet eine Heimatgedenkfeier statt. Danach gemütliches Beisammensein bei Unterhaltungs- und Tanzmusik.

 

Zur zahlreichen Teilnahme an diesem Treffen werden alle Kreiseingesessenen der vier Kreise herzlichst eingeladen. Alle Ostpreußen sind herzlich willkommen!

Teichert, Lukas, Gernhöfer, v. Elern

 

Königsberg-Stadt

Es werden gesucht:

Fritz Abramowsky, geb. 14.05.1888 in Elbing, früher Königsberg, Aschmannallee 32, seit der Flucht Januar 1945 vermisst. Gesucht von Tochter Ida. —

 

Helene Abramowsky, geb. Brüggemann, geb. 14.06.1893, früher Königsberg, Aschmannallee Nr. 32, seit der Flucht Januar 1945 vermisst. Gesucht von Tochter Ida. –

 

Frieda Babin, geb. Müller, geb. 16.06.1901, früher Königsberg, Albertstraße 15, und Tochter Ruth Babin, geb. 11.11.1925. —

 

Paul Chory, geb. 04.07.1892, Betriebsleiter, früher Königsberg, Krausallee 116. —

 

Elisabeth Dalüge, geborene Kroschewski, geb. 27.03.1894, früher Königsberg, Am Bahnhofswall 9. —

 

Erich Eichler, geb. 07.08.1922, früher Königsberg, Beethovenstraße 46. Bis 16.10.1942 als Steuermannsgefreiter auf Küstenschutzboot Nordsee, seitdem vermisst. —

 

Elisabeth Engel, geb. Bindszus, geb. 06.09.1833 in Meyken, Kreis Labiau, früher Königsberg, Kaporner Straße Nr. 14 a. —

 

Frida Felchner, früher Königsberg, Münzstraße 19; 1945 oder 1946 in Königsberg vermisst. Gesucht von ihrem Sohn. —

 

 

Max Funk, geb. 18.05.1906 in Königsberg, früher Königsberg, Speichersdorfer Straße 121 b. —

 

Willi Graf, geb. 12.08.1906, früher Juditten, Gottschedstraße 9. vermisst seit 1943. Soll Anfang Juli 1956 in Aschaffenburg gesehen worden sein. Gesucht von seiner Schwester. —

 

Otto Grenz, geb. 19.09.1892, früher Königsberg, Wrangelstraße 18 a. —

 

Gerhard Hartmann, geb. 27.12.1925 in Königsberg, früher Königsberg, Hagenstraße 83: als Gefreiter bei der Wehrmacht vermisst. –

 

Gerhard Hochfeld, geb. 15.02.1922 in Königsberg, früher Königsberg, Auguste-Viktoria-Allee 16. —

 

Johanna Käske, geb. Sempf, früher Königsberg, Am Hufeisen 4 c. Gesucht von ihrem Sohn. —

 

Fritz Lankau, geb. 18.06.1902 in Lopöhnen, früher Königsberg, Thomasstraße 10 II. —

 

Paul Lesheim, geb. 25.01.1925, Elektriker, früher Königsberg, Cranzer Allee 108. —

 

Willy Matuschat, geb. 05.05.1918, Schiffer, früher Königsberg, Kleiner Domplatz 5. —

 

Ulrich Neßlinger, geb. 01.07.1923 in Wehlau, früher Königsberg, Aweider Allee 104. Gesucht von seiner Mutter. —

 

Anneliese Onischke, geb. 16.07.1936, Schülerin, früher Königsberg, Oberhaberberg 26. Seit 12.04.1945 vermisst; angeblich nach Russland verschleppt. —

 

Walter Podoll, geb. 01.06.1900, früher Königsberg, Lavendelstraße 6; vermisst seit 1945 in Königsberg. Gesucht von seiner Tochter. —

 

Ferdinand Pasewark, geb. 19.10.1903, früher Königsberg, Tierbergweg 9; 1945 in Metgethen vermisst. —

 

Waldemar Rattensperger, geb. 1912. Einkäufer, früher Königsberg-Ratshof. Langenbeckstraße 9; 1944 als Soldat in Litauen vermisst. —

 

Walter Samland, geb. 27.05.1907 in Königsberg, Bäcker, früher Königsberg, Tuchmacherstraße 10/11; 1945 in Italien vermisst. —

 

Benno Schäfer, geb. 21.06.1907 in Laugszargen. Kreis Tilsit, früher Königsberg, Hoffmannstraße 11 II. —

 

Ilse Stierner, geb. 26.01.1926 in Königsberg, Schneiderin, früher Königsberg. Farenheidstraße 28 und Barbarastraße 22. Ilse Stiemer ist mit ihrer Schwester, Elli und deren Kindern Rudi und Bernd am 16.03.1945 von Danzig nach Gotenhafen gefahren. Seitdem vermisst. —

 

Charlotte Tautkus, geb. 16.07.1895 in Königsberg, früher Königsberg, Straße der SA 9. Seit der Besetzung Königsbergs vermisst. —

 

Elisabeth Unterberger, geb. 21.01.1892, techn. Lehrerin an der Kneiph. Mädchen-Mittelschule, früher Königsberg, Hammerweg 4, nach Ausbombung Brahmsstraße 17. Gesucht von ihrer Schwester. —

 

Fritz Vogel, geb. 29.06.1902 in Pobethen, Kreis Fischhausen: früher Königsberg,  Schreberstraße Nr. 5 II, Triebwagenführer. —

 

Kurt Witt, geb. 11.12.1895 in Königsberg, Kapellmeister, früher Königsberg, Haberberger Neue Gasse 1 I. Vermisst seit Januar 1945. —

 

Günter Wenski, geb. 06.01.1926, früher Königsberg, Karl-Baer-Straße 1. —

 

Kurt Wamsat, geb. 21.05.1917 in Rucken, Kreis Tilsit, früher Königsberg, Hechtweg 13. Im April 1945 als Unteroffizier bei den Gebirgsjägern vermisst.

 

Auskünfte und Hinweise erbittet die Stadt Duisburg, Auskunftstelle Königsberg.

 

Treffen der Ehemaligen des Körte-Oberlyzeums und des Maria-Krause-Gymnasiums am Sonntag, dem 7. Oktober 1956, um 12 Uhr im Restaurant „Feldeck", Hamburg 6, Feldstraße 60. Einige Freiquartiere stehen zur Verfügung. Familienangehörige sind herzlich willkommen.

Eva Kreutz, geb. Kinski, Hamburg 20, Arnold-Heise-Straße 24 Telefon 48 76 04

 

Hufenoberschule für Mädchen

Die von Oberstudiendirektor Walsdorff verfasste Schulgeschichte der Hufenoberschule für Mädchen ist mit zehn Bildern von der Schule erhältlich bei Oberschullehrerin H. Schmidt, Soest, Westfalen, Wilh.-Morgner-Weg 16. Nachnahme 8,80 DM.

 

Heiligenbeil. Das 2. Treffen der Heiligenbeiler in Schwerte (Ruhr)

Etwa 1200 Heimatkreisbewohner füllten am Sedantage (2. September) bei herrlichem Spätsommerwetter die festlich geschmückten Räume des „Freischütz" im Schwerter Walde. Drei große Elchschaufel-Abzeichen und die Fahnen der Städte Heiligenbeil und Zinten hingen zwischen reichem Blumenschmuck. Kreisvertreter Karl August Knorr begrüßte mit herzlichen Worten den Vertreter der Stadt Schwerte, Dr. Dr. Spellerberg, Pfarrer Gerstmann-Essen (früher Zinten) und die Heiligenbeiler Landsleute mit der zahlreich vertretenen Jugend. Der Kampf um die Heimat kann nur gewonnen werden mit unserer Jugend! Besondere Grußworte widmete der Kreisvertreter den Besuchern aus der sowjetisch besetzten Zone und dem Kaufmann Karl Arndt aus Zinten, der zum ersten Mal an einem Treffen teilnahm. Der in Königsberg tätig gewesene Landsmann Dr. Dr. Spellerberg, jetzt Stadtdirektor der Stadt Schwerte (Ruhr), betonte in seiner Ansprache, dass die heimatlichen Erinnerungen den Besuch der Treffen rechtfertigen, es gelte aber auch, die Wesensart und Kultur der Heimat zu pflegen und sie weiterzugeben. Er wünschte den Heiligenbeilern, dass dieser Tag ein freundlicher Gruß der Heimat sein möge.

 

Das Lied vom „Land der dunklen Wälder" leitete über zu der Festansprache des Kreisvertreters Karl August Knorr. Er unternahm mit den Landsleuten im Geiste einen Spaziergang durch unseren Heimatkreis und zeigte in großen Zügen auf, was wir 1945 aufgeben mussten. Im zweiten Teil seiner Rede rechnete Knorr mit den Persönlichkeiten ab, die unsere Heimat verunglimpfen und uns unser Recht auf die Heimat streitig machen wollen. Das gemeinsam gesungene Deutschlandlied beschloss die festliche Stunde.

 

Nach dem Mittagessen zeigte Landsmann George Simpson die Farbbilder mit Tonband „Ostpreußen unter dem Kreuz" und erhielt herzlich gespendeten Beifall. Die von den Landsleuten Paul Birth und E. J. Guttzeit aufgebaute Ausstellung von Bildern, Wappen, Karten, Büchern und Urkunden der Heimat wurde eifrig besucht. Es zeigte sich wieder, dass der Hunger nach Heimatbildern ebenso groß ist wie das Bedürfnis, mit den Landsleuten zusammen zu sein, mit ihnen Gedanken und Erinnerungen auszutauschen oder bei Musik und Tanz festliche Stunden zu verleben. Eine angenehme Pflicht ist es, unserem Landsmann Fritz Pelikahn in Schwerte im Namen aller zu danken für den reibungslosen Ablauf des Treffens.

 

Am Vorabend, dem 1. September, hatten sich Landsleute aus weiterer Ferne im kleinen Saal des Freischütz eingefunden. Ihnen entbot der stellv. Bürgermeister der Stadt Schwerte (Ruhr), Schmökel, herzliche Begrüßungsworte.

 

Der Kreisausschuss erledigte in einer fast zweistündigen Sitzung unter dem Vorsitz von Kreisvertreter Knorr innere Angelegenheiten. E. J. G.

 

Braunsberg. Aus dem Kreis Braunsberg werden gesucht:

Familie Gustav Feierabend, früher Braunsberg;

 

Lehrerfamilie Langhans, früher Heistern bei Mehlsack;

 

Familie Andreas Erbe, Ehefrau Maria Erbe, geb. Schulz, früher Vierzighuben;

 

Familie Josef Dams, Ehefrau Magdalena Dams, geb. Erbe, früher Vierzighuben;

 

Andreas Radau, Ehefrau Franziska Radau, geb. Schulz, Kinder Maria, Josef, Aloys, früher Heinrichsdorf;

 

Familie Otto Brockmann, früher Heinrichsdorf;

 

Anton Hohmann, geb. 19.10.1908, Ehefrau Rosa Hohmann, geb. Kern, Kinder Leo, Christel, Helmut, früher Zagern;

 

Franz Ehlert, früher Woynitt bei Mehlsack;

 

Franz Schönsee, früher Lindmannsdorf;

 

Franz Bluhm, geb. 30.08.1909, früher Wormditt;

 

Eheleute Johannes Schneider und Gertrud Schneider, geb. Dietrich, früher Wormditt;

 

Josef Engelbert, früher Wormditt;

 

Anton Tessmer, früher Wormditt;

 

Ernst Janz, geb. 08.07.1916, früher Braunsberg, Auestr. 20;

 

Kurt Becker, geb. 26.01.1916, früher Braunsberg, Gärtnerstr. 6;

 

Anna Büschke (oder Bischke), früher Braunsberg, Gärtnerstr. 6;

 

Familie Johann Borowski, früher Bludau;

 

Familie Johann Gehrmann, Ehefrau Rosa Gehrmann, geb. Kinn, früher Bludau;

 

Familie Franz Hausmann, früher Bludau;

 

Familie Bernhard Holz, früher Bludau;

 

Familie Sylvester Müller, früher Bludau;

 

Familie Josef Porsch, früher Bludau;

 

Familie Andreas Preuschoff; früher Bludau;

 

Familie Zielinski, früher Bludau.

 

Ferner werden gesucht sämtliche Instleute und Landarbeiter aus Alt-Sadluken.

 

Mit landsmannschaftlichem Gruß Franz Grunenberg

 

Pr.-Holland. Heimatvertriebene der Stadt Mühlhausen, Kreis Pr.-Holland

Bei unserem Haupttreffen in Hamburg am 5. August waren Vertreter unserer Patenstadt Kellinghusen erschienen, die in der Feierstunde am Vormittag herzliche Begrüßungsworte an die Patenkinder der Stadt Mühlhausen richteten. Landsmann Erich Tolksdorf (Mühlhausen) leitete am Nachmittag die Versammlung, begrüßte die Heimatfreunde, besonders die Vertreter der Patenstadt Kellinghusen, und stellte alle Landsleute vor. Es folgte eine rege, herzliche Aussprache über alle schwebenden Fragen, wobei auch an die Betreuung der Landsleute in der sowjetisch besetzten Zone gedacht wurde. Für den angeregten Betreuungsausschuss stellten sich folgende Landsleute zur Verfügung: Landwirt Ernst Fägenstädt, Senden über Münster (Westfalen), Am Gettrup 5, als Ortsvertreter von Mühlhausen; Kaufmann Erich Tolksdorf, Braunschweig, Boitzener Straße 243; Tierarzt Dr. Johannes Brozat, Hamburg 21, Richterstraße 17.

 

Alle Landsleute aus Mühlhausen werden gebeten, sich an der Aufbauarbeit zu beteiligen. Insbesondere werden sie alle dringend gebeten, soweit es noch nicht erfolgt sein sollte, ihre jetzige Anschrift der Stadtverwaltung Itzehoe, Abteilung Patenschaft, mitzuteilen, bei der im Einvernehmen mit der Stadt Kellinghusen auch die Kartei der Landsleute von Mühlhausen geführt wird. Es sind nicht nur die Haushaltungsvorstände zu erfassen, sondern alle Familienangehörigen, die am 1. September 1939 in Mühlhausen gewohnt haben, und zwar wie folgt: Vor- und Zuname, Geburtstag, -jahr und -ort. Beruf in der Heimat, Straßenbenennung in Mühlhausen, jetziger Beruf und genaue jetzige Anschrift. Soweit Landsleute nach dieser Zeit verstorben, verschleppt, gefallen, vermisst sind, ist dies besonders zu vermerken.

 

Es fehlen der Karteiführung in Itzehoe noch recht viele Anschriften, insbesondere von Landsleuten aus der sowjetisch besetzten Zone. Gebt daher alle Euch bekannten Anschriften an die Stadtverwaltung Itzehoe weiter. Schicksalsberichte, Erinnerungsstücke, Fotos usw. sind an die Geschäftsstelle des Heimatkreises Pr.-Holland, Landsmann Gottfried Amling in Pinneberg, Richard-Köhn-Straße 2, zu übersenden oder an die Betreuungsstelle zur Weiterleitung an die Geschäftsstelle. — Landsleute von Mühlhausen, die Ihr schon eine Existenz habt, denkt daran, dass es Mitbürger gibt, denen es noch sehr schlecht geht. Unsere Aufgabe muss es sein, diese zu ermitteln, ihnen zu helfen und uns dafür einzusetzen, deren Schicksal zu erleichtern. Die Patenstelle in Kellinghusen legt ebenfalls Wert darauf, alle diese Anschriften zu erhalten, um eine Betreuung dieser Landsleute vornehmen zu können. — Zu Pfingsten 1957 ist eine Einladung aller Mühlhausener in die Patenstadt Kellinghusen in Aussicht genommen. Jedem Landsmann soll Gelegenheit gegeben werden, an diesem Treffen teilzunehmen.

Gottfried Amling, Karteiführer (24b) Pinneberg, Richard-Köhn-Straße 2

 

Mohrungen

Über 1200 Landsleute aus Stadt und Kreis Mohrungen waren zu dem Treffen gekommen, das am 2. September in Duisburg im Saalbau Monning stattfand. Kreisvertreter Kaufmann (Maldeuten) wurde durch Wilhelm Rausch (Mohrungen) vertreten.

 

Der Ostpreußenchor Duisburg unter seinem Dirigenten Fritz Werner eröffnete die Feierstunde mit dem Ostpreußenlied „Land der dunklen Wälder". Nach der Totenehrung, die Landsmann Rausch sprach, ließ Pfarrer Felix Kittmann (Tilsit) — er ist in Liebstadt geboren, wo sein Vater viele Jahre lang Pfarrer war — das Bild der ostpreußischen Heimat auferstehen. Ostpreußen sei stets das Land echter Gottesfurcht gewesen. In der Heimatlosigkeit dürften die Ostpreußen nicht vergessen, dass Gott die letzte Heimat aller Menschen ist. Der Vorsitzende der Landesgruppe unserer Landsmannschaft, Erich Grimoni, betonte vor allem, dass die Ostpreußen fern ihrer Heimat nicht etwa durch den Lastenausgleich vorangekommen seien, sondern aus eigener Kraft. Fleiß, Zuverlässigkeit und Sparsamkeit seien hervorragende Eigenschaften der Ostpreußen; sie müssen sich auf unsere Kinder vererben. Der Redner betonte, es sei nicht wahr, dass die Ostpreußen heute nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren wollten. Jeder Ostpreuße würde lieber heute als morgen in seine Heimat gehen, wenn diese frei würde. Die Ostpreußen wehren sich mit aller Energie gegen ein etwaiges Tauschgeschäft Wiedervereinigung mit der Sowjetzone gegen Anerkennung, der Oder-Neiße-Linie als Grenze. Sie verlangen, dass das Selbstbestimmungsrecht auch auf sie angewandt wird. — Landsmann Wilhelm Rausch dankte den Landsleuten Günther Laue (Paulehnen) und Willy Schilling (Saalfeld) für die Planung und Durchführung des so sehr gelungenen Treffens.

 

Nach der Mittagspause saßen die Mohrunger bis in die späten Abendstunden bei Gesprächen, bei Unterhaltung und Tanz beisammen. Immer wieder konnte man den Wunsch hören, dass dieses Treffen in Duisburg nicht nur in jedem zweiten Jahr, sondern alljährlich stattfindet.

 

Osterode. Osteroder treffen sich in der Patenstadt Osterode am Harz

Das Kreistreffen findet am 7. Oktober im Gartenlokal „Kurpark" statt. Der Zeitplan ist folgender: 9.30 Uhr Kranzniederlegung am Ehrenmal; 10 Uhr Gottesdienst in der Marienkirche durch Pfarrer Kirstein; 11.30 Uhr Beginn der Feierstunde im Kurpark in Anwesenheit der Vertreter der Patenstadt; 13.30 Uhr Lichtbildervortrag durch Dr. Kowalski. Nach der Mittagspause Fragestunde und Aussprache über Belange des Lastenausgleiches, anschließend gemütliches Beisammensein und Besichtigung der neuerrichteten „Osteroder Heimatstube" im Heimatmuseum der Patenstadt. Diese wird am Sonnabend, dem 6. Oktober, eingeweiht im Zusammenhang mit einer Schlussveranstaltung der Jugendfreizeit. Hierzu, wie zu unserer Heimatveranstaltung, sind alle Osteroder Landsleute und ebenso die anderen ostpreußischen Landsleute aus dem Patenkreise herzlich eingeladen.

 

Gemeinsame Omnibusfahrten finden von Hannover und Peine aus statt. Interessenten wollen sich umgehend melden für Hannover an Landsmann Dannenberg, Hannover, Kriegerstraße 13; für Peine an Landsmann Julius Erler, Adenstedt über Peine.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter

 

Gesucht werden:

Frau Hildebrand, Gastwirtschaft Schildeck. Meldung erbeten an: von Negenborn-Klonau.

 

Post kam zurück mit dem Vermerk „Unbekannt verzogen" von:

G. Oehlert, Dormagen bei Köln;

Katasterdir. Sachs, Minden;

Frau I. Rosenthal, Remscheid;

E. Wenzlawski, Duisburg-Hamborn;

Frau Hedwig Preuß, Adolfsfurth;

Bräuer (Hohenstein), Hamburg;

M. Lippitz, Hademarschen;

Frau A. Glomp,  Hohdorf;

Frau Kopka, Kassel-Wilhelmshöhe;

Zbick, Recklinghausen;

Hoesen, Hülsen?usch (unlesbar);

H. W. Schultz, Brake;

Oberpostinspektor Zeuch, Offenburg;

Kulmann, Frankfurt;

Reinhold, Wentorf-Lager.

 

Meldung bitte an Dr. Kowalski, Schülp über Nortorf.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter

 

Johannisburg

Am Sonntag, dem 30. September, findet unser letztes diesjähriges Kreistreffen in Dortmund in den Reinoldi-Gaststätten statt, vom Hauptbahnhof zu erreichen in sieben Minuten über Burgtor-, Brueckstraße, Reinoldikirche. Schon jetzt ist festzustellen, dass, wie im vorigen Jahre, ein starker Besuch unserer Landsleute zu erwarten ist.

 

Hier geben wir das Programm unseres Treffens bekannt:

 

10 Uhr Evangelischer Gottesdienst in der Reinoldikirche; 11.30 Uhr Begrüßung der Landsleute in den Reinoldi-Gaststätten, gemeinsames Lied , "Land der dunklen Wälder", Totenehrung. Arbeitsbericht durch den Kreisvertreter Landsmann Kautz, gemeinsames Lied „Im schönsten Wiesengrunde", Festansprache des 1. Vorsitzenden der Ortsgruppe der Ostpreußischen Landsmannschaft Dr. Rogalski, gemeinsames Lied „Nach der Heimat möcht ich wieder", Schlusswort, Deutschlandlied; anschließend gemütliches Beisammensein.

 

Gesucht werden:

Frau Konopatzki, Ehefrau eines Kriegsversehrten, der in Johannisburg in der Nähe des Schlachthofes wohnte;

 

Landsmann Thesarek, Johannisburg, dessen Tochter mit Landsmann Sczech bei Spirdingshöhe in russische Gefangenschaft kam. Frau Thesarek soll in Johannisburg einen Fleischerladen betrieben haben;

 

Angehörige des Stabsgefreiten Adolf Bandilla, geboren am 15.12.1904 in Diebau, Beruf: Tischler.

 

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter (20) Altwarmbüchen (Hannover)

 

Lyck

An dem Treffen der örtlichen Gruppe in Hamburg am 1. September nahmen 120 Lycker teil. Nach dem Bericht des Kreisvertreters, der im besonderen Auftrag des Kreisausschusses erschienen war, und der Vorführung von 38 Farbdias aus Stadt und Kreis Lyck, die einen Einblick in die Aufgaben der Kreisgemeinschaft gaben, wurde nach lebhafter Aussprache ein Arbeitsausschuss zur Neubildung der örtlichen Gruppe Lyck in Hamburg gebildet.

 

Das Kreistreffen in Neumünster wurde durch das schöne Wetter beeinträchtigt, da doch schon viele wieder mit der Landwirtschaft verbunden sind und beim Einbringen der Ernte helfen. Etwa 240 Erwachsene und eine Reihe Kinder nahmen teil; sie konnten oft neue Beziehungen mit Kreisangehörigen anknüpfen. Viele Bauern, die besonders im Norden leben, waren zur Aussprache erschienen und konnten etwas über den Fortgang der Feststellung hören. In der Feierstunde gedachte die Versammlung zunächst der Toten. Dann ging der Kreisvertreter auf den Stand der Kreisgemeinschaft Lyck und die Patenschaft der Stadt Hagen ein und betonte unseren Willen, die Heimat wiederzuerlangen. Ein Grußwort des Kreisältesten Superintendent Brehm schrieb über die Feierstunde das Wort: „Es soll das Recht offenbar werden wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein starker Strom“.

 

Der Kreisälteste. Superintendent i. R. Brehm, schreibt: „Ich habe durch Gottes Güte ein so hohes Alter erreicht, und mir sind zu meinem 87. Geburtstag manche hohe Ehrungen zuteil geworden. Die Kreisgemeinschaft Lyck hat mich zu ihrem Ehrenältesten ernannt. Die Patenstadt Hagen hat mich durch ihren Oberstadtdirektor beglückwünscht und der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen hat mir ein Glückwunschtelegramm übersandt. Für das alles danke ich von ganzem Herzen“.

 

Kind Heinz Kapinski, angeblich aus Bachort bei Lyck, sucht Verwandte.

 

Johann Kulschewski (Amt Fließdorf), 68. Ehefrau 67 Jahre alt, sucht Verwandte, damit er zur Aussiedlung kommen kann.

 

Gesucht werden:

Das Ehepaar Wilhelm Lankeit und Henriette Lankeit, Zugführer a. D., Morgenstraße 32.

 

Gertrud Borowski und Lilli Borowski, aus Auglitten und August Böhnke, Lyck, SA 29.

 

Otto Skibowski, Kreisvertreter, Kichhain, Bezirk Kassel

 

 

Ostpreußischer Kirchentag in Berlin.

Alljährlich findet in Berlin ein ostpreußischer Kirchentag statt. Wenn unsere alten Gemeindeglieder sich auch in die neuen Gemeinden ihres jetzigen Wohnortes eingegliedert haben und, was nur zu wünschen ist, sich dort als lebendige Glieder betätigen, so kommen sie doch gern in der alten heimatkirchlichen Gemeinschaft zusammen, um neue Zurüstung sich schenken zu lassen. Vor allem sollen die Kirchentage in Berlin auch eine Brücke sein zwischen den in Ost und West zerstreuten Gliedern unserer alten ostpreußischen evangelischen Kirche.

 

So findet auch in diesem Jahre der Kirchentag wieder im Evangelischen Johannisstift in Berlin-Spandau am Sonntag, dem 14. Oktober, statt. Er beginnt um 9.30 Uhr im großen Festsaal mit einer Andacht, die Pfarrer Heckel, früher Bäslack. Kreis Rastenburg, hält. Nach den Begrüßungsworten des Leiters. Pfarrer Moritz, früher Gumbinnen, wird Senatsdirektor Pastor Albertz, Berlin, früher Flüchtlingsminister in Niedersachsen, einen Vortrag halten: „Unser Weg unter dem Gericht und der Verheißung Gottes“. Es, schließen sich an Berichte über die Arbeit des Kirchendienstes Ost, unseres Mutterhauses der Barmherzigkeit, jetzt in Altenberg bei Wetzlar, und des Hauses der helfenden Hände in Beienrode. Den Vormittag schließt eine Heimatstunde ab. zu der Frau Erna Senius, früher Reichssender Königsberg, wieder ihre Mitwirkung zugesagt hat. Sie soll diesmal besonders dem Andenken unserer ostpreußischen Heimatdichterin Frida Jung gewidmet sein.

 

Zum Mittagessen wird das Johannisstift wieder einen Eintopf für 60 Pfennig bereithalten die jeder in seiner Währung bezahlt. Nach dem Mittagessen wird eine Spielschar der Gethsemanegemeinde Berlin Bilder aus dem Glaubenskampf der Salzburger zeigen. Um 15.30 Uhr wird dann in der Stiftskirche der Abendmahlsgottesdienst beginnen, den Superintendent Füg, früher Insterburg, halten wird.

 

Alle früheren ostpreußischen Gemeindeglieder in Berlin und Umgebung sind herzlich zum Kirchentag eingeladen. Vor allem wird auch hier die Bitte ausgesprochen, jeder, der dies liest, möchte seine Verwandten und alten Nachbarn aus Ostberlin und der Zone durch eine persönlich geschriebene Karte auf den Kirchentag hinweisen und dazu einladen.

 

Im Anschluss an den Kirchentag findet auch wieder eine Rüstzeit für ehemalige ostpreußische Pfarrer statt, bei der Prof. D. Iwandt die Bibelarbeit und Kunstmaler Willy Fries aus der Schweiz zwei Lichtbildervorträge halten wird: „Das Menschenbild der Bibel" und „Die Passion Christi".

 

Seite 7   Foto: Skizze, Heute in Städten und Dörfern des Kreises Rastenburg.

„Das alte Nest, die alten Dächer …“ Im Herzen der Rastenburger ist das Bild ihrer Stadt, so wie es Arno Holz in diesem Gedicht heraufbeschwor, nicht verblasst. Der Schrecken des Krieges hat die Stadt schwer getroffen, aber er verschonte das mächtige Gotteshaus St. Georg und auch noch einige andere Stätten und Bauten, die den alten Einwohnern gut vertraut sind. Zu ihnen gehört auch das Geburtshaus des Dichters Arno Holz, die Adler-Apotheke. Das Haus dient aber nicht mehr seiner ursprünglichen Bestimmung; Fahrräder werden heute dort verkauft, und im Nebenhaus ist ein Schuhgeschäft 400 Zloty - viel Geld — kostet der übliche Gebrauchsschuh. Auch das Gebäude des Landratsamtes hielt der Vernichtung stand, es erhebt sich inmitten von Trümmerhaufen. Die Grundstücke um den Neuen und Alten Markt sind verschwunden; der Schutt ist aufgeräumt, und die noch brauchbaren Ziegel werden aus ihnen herausgeklaubt. Die Häuser der Firmen Rohmann, Reschke und des „Berliner Warenhauses" sind niedergebrannt; auch der Schlosshof fiel in Trümmer.

 

Gelinder kamen die Stiftstraße, das nahegelegene, unbeschädigte Krankenhaus, die zum Gericht führende Straße und die Straße zu den neuen Kasernen davon. Die alte Infanteriekaserne ist zerstört, doch die neuen Kasernen sowie die Artilleriekaserne nach dem Tannenwalder Weg zu stehen. Sie sind mit polnischem Militär belegt. Vor der Artilleriekaserne wird der freie Markt abgehalten. Die Bauern bringen die Erzeugnisse, die ihnen nach der auferlegten Zwangsabgabe übrigbleiben, in die Stadt. Das Marktleben ist nicht mehr so regellos wie in den Jahren nach dem Kriege, und es muss eine vorgeschriebene Ordnung eingehalten werden. Die Stände sind je nach der angebotenen Ware voneinander getrennt; Lebensmittel, Obst, Gemüse und Schweine kann man dort kaufen. Die Preise sind sehr hoch; 50 Zloty kostet zum Beispiel ein Kilo Butter. Die Menge des Angebotes ist schwankend, bestimmend ist die Jahreszeit. Auf dem Markt hört man oft deutsche Laute, denen in manchen Orten des Kreises Rastenburg überwiegt immer noch die deutsche eingesessene Bevölkerung.

 

Die deutschen Familien kommen bei den Gottesdiensten zusammen. In der St.-Georg-Kirche und in der anderen einst evangelischen Kirche Rastenburgs wird heute katholischer Gottesdienst gehalten. Für die evangelischen Christen wurde in der Nähe von St. Georg ein Privathaus als Kapelle eingerichtet. Der Raum ist mit Chorempore, Kanzel und Altar ausgestattet. Der Pfarrer wohnt in Barten, und da er mehrere Gemeinden betreuen muss, kann er nicht jeden Sonntag in Rastenburg predigen. Bei der Predigt, beim Konfirmationsunterricht und in der Schule ist jedes deutsche Wort verboten. Man müsste nun meinen, die Kinder vergäßen ihre Muttersprache. Aber da die Eltern unser altes liebes Plattdeutsch sprechen, reden sie in den Orten, wo mehrere deutsche Familien wohnen, untereinander auch platt. Wo deutsche Kinder ohne die Eltern und einzeln aufwachsen, in Waisenhäusern etwa, verstehen leider die Kinder kein deutsches Wort mehr. Aber auch bei den in den Familien lebenden Kindern ist die Kenntnis des Hochdeutschen oft schlecht. Es fehlen Bücher, aus denen die Kinder die Schriftsprache lernen könnten. Es gibt aber Mütter, die ihren Kindern beibringen, wie man einen deutschen Brief schreibt. Hierzu gehört viel Geduld, und es muss dazu noch heimlich geschehen.

 

Russisches Sondergleis über Korschen

Durch das Gebiet des Kreises Rastenburg liefen früher zwei der wichtigsten Eisenbahnstrecken Ostpreußens; die „Südbahn" Königsberg—Lyck, und der von Allenstein nach Insterburg führende Schienenstrang. Bei Korschen kreuzten sich diese Linien. Auch unter der polnischen Verwaltung hat Korschen noch eine gewisse Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt. Die Bahnhofsgebäude wurden daher wiederhergestellt. Die Abfertigung der Reisenden vollzieht sich ohne Stocken, und Lautsprecher künden die Ankunft und Abfahrt der Züge an.

 

In der Ortschaft Korschen sind jedoch die Spuren der Zerstörung nicht beseitigt worden. Vieles hat sich verändert. So sind die Fenster des Geschäftshauses Hesse zugemauert, weil es zum Kino umgebaut wurde. Das Haus Brandstädter wird als Speiser benutzt. Die Apotheke blieb erhalten; drei Ärzte betreuen die Bevölkerung in der Umgebung.

 

Von Korschen aus kann man ungehindert nach Lyck, Allenstein und Bartenstein fahren. In Richtung Insterburg endet der Zugverkehr in Skandau, etwa acht Kilometer vor der quer durch Ostpreußen gezogenen russisch-polnischen Verwaltungsgrenze. Gerdauen liegt bereits jenseits dieser Trennungslinie.

 

Ein Gleis auf dem Eisenbahndamm ist auf die russische Spurweite verbreitert worden. Es ist den russischen Zügen vorbehalten, die aus der Sowjetunion über Insterburg—Gerdauen—Korschen und weiter rollen. Aber nicht nur Truppentransporte und Nachschubzüge laufen über dieses Gleis, auf ihm fahren auch Frachtzüge, beladen mit den Gütern, die die Sowjetunion aus Polen und Ostpreußen herausholt. Beispielsweise wurde das aus dem mittlerweile stark gelichteten Wald zwischen Dönhofstadt und Leunenburg geschlagene Holz auf russischen Güterloren auf dem Bahnhof Dönhofstädt verladen. In Dönhofstädt blieb das stattliche, zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbaute Schloss mit dem auffalenden, über beide Geschosse reichenden Säulenvorbau erhalten. Mutwillig zerstört wurden aber die Grabstätten der Grafen Stollberg-Wernigerode und der Dönhofs. Auch die Figuren im Garten wurden zerschlagen, heil blieb jedoch das Inselmonument.

 

Junge Burschen hatten auf dem Friedhof ein Grab geöffnet und Wertsachen und Goldzähne aus der Gruft geraubt. Der katholische Pfarrer redete den Grabschändern ins Gewissen, und er veranlasste sie, die entwendeten Gegenstände wieder in das Grab zu legen und den alten Zustand wiederherzustellen. Im Schloss Dönhofstadt ist polnische Staatsjugend untergebracht, und es wohnen dort auch einige Landwirtsfamilien. Von der früheren reichen Ausstattung ist nichts mehr zu sehen. Die Gewächshäuser der Gärtnerei haben wieder neue Glasdächer erhalten. Im früheren Wachtmeisterhaus ist eine Schmiede eingerichtet.

 

In dem westwärts des vorher genannten Waldes, am Zusammenfluss von Guber und Zaine liegenden Kirchdorf Leunenburg ist die moderne, große Wassermühle Abramowski zerstört. Die Kirche und die meisten Häuser stehen noch. Die Brücke nach Stallen ist heruntergebrochen, und auch die Brücke an der nach Paßlack führenden Straße kann nicht benutzt werden, da sie baufällig ist.

 

Auf den früher arg vernachlässigten Straßen werden die Schäden ausgebessert. Man sieht Asphaltküchen rauchen, und Dampfwalzen malmen die Schottersteine ein. Der Weg von Rastenburg nach Heiligelinde, der sehr tief lag, wurde mit Brandschutt aufgefüllt und planiert. Es sind Straßenwärter eingesetzt, und unter den Chausseearbeitern befinden sich viele Deutsche. Dass die Straßen in den Städten von deutschen Frauen sauber gehalten werden, haben wir bereits früher berichtet.

 

Verödetes Barten

Die zweite Stadt im Kreisgebiet, Barten, macht einen öden Eindruck. Zwar stehen noch die alte backsteinerne Ordenskirche und die Häuser an der Schulstraße, aber die Straßen nach dem Gericht zu, liegen in Trümmern. Die Häuser Schielke, Masuhr, Link blieben erhalten, auch hinter dem Hause Fischer sieht man drei Häuser.

 

In den Dörfern Wenden, Lamgarben, Gr.-Wolfsdorf, Paaris und Momehnen stehen die Kirchen, doch in den beiden zuletzt genannten wird kein Gottesdienst gehalten. Die Kirche von Paaris befindet sich in einem verwahrlosten Zustand, die Fenster sind ohne Scheiben. Momehnen liegt der russischen Verwaltungsgrenze zu nahe. Auch den Polen ist es in diesem Distrikt nicht geheuer, und es hat sich hier keine neue Gemeinde, weder eine katholische noch eine evangelische, gebildet. Im benachbarten Sillginnen wurde kein Gebäude beschädigt. Der Turm der Kirche von Gr.-Wolfsdorf weist starke Schäden durch Artilleriebeschuss auf. Der Turmhelm blieb unversehrt. Im Ort sind viele Häuser niedergebrannt.

 

Die vier Kilometer nördlich von Rastenburg auf einem Höhenzug stehende, weithin sichtbare sechsflügelige Mühle von Rosenthal — das Ostpreußenblatt brachte ihr Bild in Folge 37 des Jahrgangs 1954 — verfällt allmählich. Ihre Flügel vermodern und brechen stückweise ab. Dasselbe Schicksal erleidet die Mühle in Klein-Kemlack. Das Haus der evangelischen Anstalt in Carlshof bei Rastenburg steht noch. Es ist nicht bekannt, zu welchem Zweck es heute verwendet wird.

 

Gr.-Wolfsdorf ist heute Staatsgut. In Klein-Wolfsdorf wurden Kolchosen eingerichtet, aber die Bauern haben die von den kommunistischen Funktionären gepriesene Gemeinschaftswirtschaft satt. Weil sie dabei viel schlechter wegkamen als die selbständigen Bauern, traten sie aus dem Kolchosenverband wieder aus. Sehr gefördert wird die Schweinezucht. Auf den Staatsgütern wurden mehrere Schweineställe gebaut. Die Bauern erhalten als Anreiz für die Ablieferung von Schweinen neben Geld auch Bezugsscheine für Kohlen.

 

Geachtet wird auf die Instandhaltung der Vorflutgräben. Auch die Ufer der Gube und der Liebe werden geräumt. Die Drainage verfällt jedoch. Es fehlen Arbeitskräfte und auch sachverständige Leute, um sie in Ordnung zu bringen. Die Felder werden — jedenfalls im Kreise Rastenburg — meist bestellt. Im Gegensatz bleibt das Einkommen der Bauern — selbst wenn sie es verstehen, sich um das Abgabensoll herumzudrücken — recht mager. Wohl fühlen sich die polnischen Zuwanderer in Ostpreußen jedenfalls nicht, und sie äußern dies auch ganz offen. Dem kommunistischen Regime sind nur wenige ergeben. Das Verhältnis zwischen den Deutschen und den polnischen Zwangssiedlern, die selbst erfahren haben, was es bedeutet, den alten Hof zu verlieren, hat sich sehr gebessert. Abseits von jeglicher politischer Propaganda bleibt das Empfinden dafür wach, dass die Deutschen die rechtmäßigen Besitzer des Landes sind.

 

Seite 7   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlln-Charlottenburg, Kaiserdamm 83. „Haus der ostdeutschen Heimat".

 

Am 30. September werden die folgenden Treffen stattfinden:

15 Uhr Heimatkreis Allenstein, Kreistreffen, Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48, Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35 und 44.

 

15 Uhr Heimatkreis Bartenstein, Kreistreffen mit Erntedankfeier, Lokal: Vereinshaus Heumann,Berlin N 65, Nordufer 15. S-Bahn Putlitzstraße,  Bus A 16.

 

17 Uhr Heimatkreis Braunsberg, Kreistreffen. Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, S-Bahn Wilmersdorf, Bus A 16. Straßenbahn 44.

 

16 Uhr Ostpreußengottesdienst in der Kirche zu Schlachtensee, Matterhornstraße.

 

Am 6. Oktober werden die folgenden Treffen stattfinden:

18 Uhr Heimatkreis Lötzen, Kreistreffen u. Erntedankfest, Lokal: Ideal-Klause, Berlin-Neukölln, Mareschstraße 14, S-Bahn Sonnenallee. Bus A 4.

 

19 Uhr Heimatkreis Pillkallen / Stallupönen, Kreistreffen. Lokal: Vereinshaus Heumann Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstr., Bus A 16.

 

19.30 Uhr Heimatkreis Königsberg, Bezirk Wilmersdorf, Bezirkstreffen. Lokal: Café Wolter, Berlin-Wilmersdorf, Rüdesheimer Platz 7.

 

19.30 Uhr Heimatkreis Königsberg, Bezirk Spandau, Bezirkstreffen. Lokal: Sportklause, Berlin-Spandau, Pichelsdorfer Straße 71,

 

19.30 Uhr Heimatkreis Königsberg, Bezirk Tempelhof, Bezirkstreffen. Lokal: Restaurant Schultheiß, Berlin-Tempelhof, Tempelhofer Damm 113.

 

20 Uhr Heimatkreis Osterode, Kreistreffen. Lokal: Sportkasino, Berlin-Charlottenburg,- Kaiser-Friedrich-Straße 63, Straßenbahn 3, 44 60.

 

Am 7, Oktober:

15 Uhr Heimatkreis Goldap, Kreistreffen. Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A16.

 

16 Uhr Heimatkreis Tilsit / Tilsit-Ragnit / Elchniederung, Kreistreffen und Erntedankfest. Lokal: Reinickendorfer Festsäle, Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32.

 

16 Uhr Heimatkreis Gumbinnen. Kreistreffen und Erntedankfeier. Lokal: Parkrestaurant Südende, Steglitzer Straße 14/16, S-Bahn Südende.

 

16 Uhr Heimatkreis Lyck, Kreistreffen. Lokal: Konditorei Bolt, Berlin SW61, Yorckstraße 82/83, S-Bahn Yorckstraße, U-Bahn Mehringsdamm, Straßenbahn 2, 3, 95, 96, Bus A 19 und 28.

 

16.30 Uhr Heimatkreis Sensburg, Kreistreffen. Lokal: Ideal-Klause, Berlin-Neukölln. Mareschstraße 14, S-Bahn Sonnenallee, Bus A 14.

 

Am 11. Oktober

20 Uhr Heimatkreis Königsberg, Bezirk Reinickendorf, Bezirkstreffen. Lokal: Reinickendorfer Festsäle, Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf Nr. 32.

 

Verstorben sind:

am 8. September 1956, unser Landsmann Gottlieb Möde (früher Maleschka) aus Osterode, Hindenburgstraße 32, zuletzt wohnhaft gewesen Berlin-Staaken, Dauersiedlung B Nr. 97;

 

am 13 September 1956, der ehemalige Kassierer des Heimatkreises Osterode in Berlin, Landsmann Wilhelm Schulke, im 85. Lebensjahre, früherer Wohnsitz Osterode, zuletzt wohnhaft gewesen Berlin-Charlottenburg. Schloßstraße 29.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf: Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86: Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Sonntag, den 7. Oktober, 18 Uhr; ab 20 Uhr Tanz.

 

Altona: Sonnabend, 13. Oktober, 20 Uhr. Erntedankfest.

 

Fuhlsbüttel: Dienstag, 2. Oktober, 20 Uhr, Jahreshauptversammlung im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1. Wegen der Neuwahl des Bezirksobmannes wird um zahlreiches Erscheinen gebeten

 

Kreisgruppenversammlungen

Goldap: Unsere nächste Zusammenkunft findet am Sonnabend, 22. September, um 20 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83, statt. Wir bitten um zahlreiches Erscheinen.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch. 19.30 bis 21:30 Uhr. Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131, nächstes Treffen am 3. Oktober. — Kindergruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Donnerstag um 16 Uhr im Hotel „Stadt Pinneberg", Altona, Königstraße 260, nächstes Treffen am 27. September.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim Wittenkamp 17 a.

 

Billstedt: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag 20 bis 22 Uhr. Im Jugendheim Horner Brückenweg 24.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Die Veranstaltungen fallen vorläufig aus.

 

Elbgemeinden: Unsere Kinder und Jugendlichen schließen sich den Veranstaltungen in Altona an.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag. 17.30 bis 19.30 Uhr, im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Singen am Mittwoch, 26. September, um 19.30 Uhr im Jugendheim, Winsener Straße 72 a. — Kindergruppe: Jeden Freitag um 15.30 Uhr im Jugendheim. Winsener Straße 72 a.

 

Innenstadt: Jugendgruppe: Montag, 24. September, 20 Uhr, Volkstanz, Schule Winterhuder Weg Nr. 128.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstr. 26, Tel. 2 47 01.

 

Landsmann Woelke Vorsitzender des Landesverbandes

Am Sonntag, dem 16. September, fand in Hannover im Döhrener Maschpark eine Delegiertenversammlung des Landesverbandes Niedersachsen der Landsmannschaft Ostpreußen statt. Nachdem eine neue Satzung beschlossen worden war, wurde der Vorstand gewählt. Von insgesamt 108 in geheimer Wahl abgegebenen Stimmen entfielen auf Landsmann Arnold Woelke, Göttingen, 94 Stimmen. Dreizehn Delegierte enthielten sich der Stimme, eine Stimme wurde für einen anderen Landsmann abgegeben. Landsmann Woelke erklärte, dass das einzige Ziel darin bestehe, für die Rückkehr in unsere Heimat zu arbeiten und dass dieses Ziel nur dann erreicht werden könne, wenn alle Landsleute einig und geschlossen zusammenstehen. Das zu erreichen, werde das vornehmste Ziel des neuen Vorstandes sein. Zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden wurde Landsmann Kehr, Hannover, gewählt, zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden Landsmann Loeffke, Lüneburg. Schatzmeister der Landesgruppe wurde Landsmann Jost. Die Wahl der Beisitzer des Vorstandes aus den Regierungs- bzw. Verwaltungsbezirken hatte das folgende Ergebnis: Hannover: Landsmann Reinke, Lüneburg: Landsmann Raddatz, Aurich: Landsmann Goronci, Hildesheim: Landsmann Zehe, Stade: Frau Holweg, Osnabrück: Landsmann Kolberg, Braunschweig: Landsmann Augustin, Oldenburg: Landsmann Jeschonnek.

 

Bersenbrück.

Im Ostpreußenlokal Bendig in Fürstenau traten die gesamten Ostpreußenvorstände des Kreises zu einer außerordentlichen Arbeitstagung zusammen. Als Kreisvorsitzender Jost die Tagung eröffnete, war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. In der ausgiebigen Tagesordnung wurde vor allem die Arbeit auf Landesebene besprochen. Kreisvorsitzender Jost beendete den offiziellen Teil mit einem mit großem Beifall aufgenommenen Referat über heimatpolitische Aufgaben. — An der Arbeitstagung des Verbandes der Landsmannschaften in Osnabrück nahmen die Ostpreußenvorstände in großer Zahl teil. Bundesorganisationsreferent v. Randow (Bonn) behandelte in seinem 1 ½ -stündigen Referat die Ziele und Aufgaben des Verbandes der Landsmannschaften. Seine Ausführungen fanden starken Beifall. Der zweite Teil der Tagung, der Im Zeichen einer lebhaften Diskussion stand, wurde vom Kreisvorsitzenden Jost geleitet. — Das zweijährige Bestehen der Ortsgruppe Bersenbrück wird alle Ostpreußen des Kreises am 6. Oktober Im Lokal Hengeholt zu einem Heimatabend vereinen.

 

Quakenbrück. Unter dem Vorsitz von Landsmann Ernst Hartwich hielt die Ortsgruppe in der Artlandsperle eine Mitgliederversammlung ab, die den Charakter eines Heimatabends trug. Nach Erledigung des offiziellen Teils, in dem besonders eine Veranstaltung für den Monat November mit der ostpreußischen Sprecherin Ruth-Luise Schimkat besprochen wurde, fand der ostpreußische Farbfilm „Zwischen Haff und Meer" bei allen Landsleuten außerordentlich lebhafte Aufnahme. Es wurde dabei der Wunsch ausgesprochen, solche Filme öfter als bisher zu zeigen.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14.

 

Bonn. Die Kreisgruppe Bonn veranstaltet zusammen mit den Siebenbürger Sachsen am 13. Oktober, 20 Uhr, im Lokal Traube in Bonn-Kessenich, Mechenstraße, einen kulturellen Abend unter dem Thema „Nord-Ost / Süd-Ost". Die Jahreshauptversammlung 1956 mit den Geschäfts- und Kassenberichten und der Neuwahl des Gesamtvorstandes findet am 2. November, 20 Uhr, im Haus Vaterland in Bonn statt.

 

Dortmund. Am Sonntag, dem 9. September wurde in Dortmund der Tag der Heimat begangen. Etwa neuntausend Vertriebene versammelten sich zu der großen Feierstunde im Hoesch-Stadion. Dr. Rogalski forderte in seiner Ansprache die Rückgabe unserer angestammten Heimat. Volkstänze, Heimatlieder und Rezitationen der ostdeutschen Jugend umrahmten die festliche Stunde, die die Sehnsucht nach der geraubten Heimat in eindringlicher Weise deutlich machte. Nach der Feierstunde trafen sich die ostpreußischen Landsleute im Hotel Industrie. — Am Sonnabend, dem 6. Oktober, um 20 Uhr, treffen sich die Ostpreußen zum Erntedankfest im Hotel Industrie, Mallinckrodtstraße. Die Ausgestaltung dieses Abends hat die Jugendgruppe übernommen. Der Tanz unter der Erntekrone wird sich bei fröhlicher Dorfmusik bis in den frühen Morgen hinziehen. Die Mitglieder der Landsmannschaft Ostpreußen haben gegen Vorlage des Mitgliedsausweises der Landsmannschaft Ostpreußen freien Eintritt. Gäste zahlen 1,-- DM Unkostenbeitrag. — Am Dienstag, dem 30. Oktober, um 20 Uhr, findet die Monatsversammlung im Hotel Industrie statt. Die Mitglieder werden gebeten, bei der Monatsversammlung ihre Kinder zur Weihnachtsfeier anzumelden. Spätere Anmeldungen können aus besonderen Gründen nicht berücksichtigt werden. An die Zahlung der rückständigen Beiträge wird hiermit erinnert. Zahlungen können auch auf das Postscheckkonto Dortmund 921 99 des Landsmanns Kurt Wischnath, Dortmund, Carl-Holtschneider-Str. 2, erfolgen. — Nächste Kaffeestunde der Frauen am Montag, dem 1. Oktober, 15 Uhr, im Hotel Industrie.

 

Ennepetal. Gemeinsam mit anderen ostdeutschen Landsmannschaften, dem Heimatverein Ennepetal und einer erfreulich großen Anzahl von Einheimischen beging die hiesige Gruppe den Tag der Heimat. Man hatte ihn diesmal in den Rahmen des bodenständigen Klutertbergfestes eingefügt, um damit zu bezeugen, dass der Tag der Heimat ein Anliegen aller Deutschen ist. Der Ostdeutsche Liedkreis Ennepetal sang sauber und schön Liedgut unserer ostdeutschen Heimat. Die Festrede hielt der 2. Vorsitzende der Landesgruppe, Landsmann Harry Polley, Duisburg. Er bewies an Hand historischer Tatsachen von der politischen Seite aus den deutschen Rechtsanspruch auf unsere deutschen Ostgebiete, so dass eine klare Betrachtung und Anschauung über das Land jenseits der Oder und Neiße und dessen Zugehörigkeit zu Deutschland möglich war. Herzlicher Beifall dankte dem Redner. Dann übernahm die DJO Gevelsberg, die mit 45 Jungen und Mädeln erschienen war, die weitere Programmgestaltung. In einem Wechselsprechchor kam jede unserer verlorenen Heimatprovinzen wirkungsvoll zur Geltung. Ostdeutsche Volkstänze schlossen sich an. Die 3. Strophe des Deutschlandliedes beendete die Feier. — Die nächste Versammlung findet am 29. September, um 20 Uhr, im Gasthaus „Zur Post", Ennepetal-Milspe, statt. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.

 

Detmold. Unser nächster Heimatabend mit Erntedankfeier wird Sonntag, den 23. September, 17 Uhr, im Hotel „Stadt Frankfurt", stattfinden. Bei dieser Veranstaltung werden musikalische Darbietungen der Kapelle Meinl und Vorführungen der Deutschen Jugend des Ostens geboten werden. Alle Landsleute werden herzlich eingeladen.

 

Minden. Nach einer zweimonatigen Sommerpause trafen sich die Landsleute in einer gutbesuchten Monatsversammlung am Donnerstag, dem 6. September in ihrem alten Vereinslokal „Grüner Wenzel". Durch Tod bzw. freiwilligen Austritt schieden im Laufe des Geschäftsjahres zwei Mitglieder aus dem Vorstande aus. Die Versammlung stimmte dem Vorstandsbeschluss zu, die Neuwahl in der nächsten ordentlichen Hauptversammlung stattfinden zu lassen. Die Versammlung beauftragte den Vorstand, folgende Veranstaltungen durchzuführen: am 4. Oktober, unter der Mitwirkung der Jugendgruppe, ein Erntedankfest im „Grünen Wenzel", am 13. Oktober ein Fleckessen in Solbad Minden, in der ersten Hälfte des November einen kulturellen Abend, am 4. Dezember, verbunden mit einer Adventsfeier, eine Monatsversammlung, und kurz vor Weihnachten eine Weihnachtsfeier mit Kinderbescherung und besonderer Betreuung der alten unbemittelten Landsleute. Für den kulturellen Abend soll ein Vorstandsmitglied der Landesgruppe verpflichtet werden. Dann nahm die Versammlung Berichte des Vorsitzenden des Vergnügungsausschusses und des Vorstandes entgegen. Die vom Vorstande im Juli durchgeführte Werbeaktion, brachte der Landsmannschaft bisher vierzig neue Mitglieder.

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Grünberger Straße 144.

 

Die Jugendgruppe Tannenberg

Am Sonnabend, dem 8. September veranstaltete die ost- und westpreußische DJO-Jugendgruppe „Tannenberg", Wiesbaden, im Wiesbadener Jugendheim einen Heimatnachmittag. Der 1. Vorsitzende des ost- und westpreußischen Kreisverbandes Wiesbaden und andere Vorstandsmitglieder sowie viele Gäste aus der Landsmannschaft und der DJO Wiesbaden zeigten durch ihr Erscheinen das lebhafte Interesse für die ost- und westpreußische Jugendarbeit.

 

Die kleine Gruppe — sie umfasst dreizehn Jungen — machte einen ausgezeichneten Eindruck. Zu Beginn der Veranstaltung wies der Gruppenführer, Hilmar Wischnewski, auf den Sinn dieser Veranstaltung hin, die wie er betonte, bestimmt nicht die letzte seiner Gruppe sei. Eine Feierstunde leitete den Nachmittag ein. Gedichte, Lieder und kurze Sprechchöre mahnten immer wieder, nicht den deutschen Osten, nicht Ost- und Westpreußen, zu vergessen. Im Anschluss wurden Kurztonfilme über die Rominter Heide, das Kurische Haff, die Memelniederung und über das Gestüt Trakehnen gezeigt.

 

Das Schlusswort sprach der 1. Vorsitzende des Kreisverbandes Wiesbaden, Oberregierungsrat Loch. Eindringlich machte er den Jungen klar, dass sie auch schon in jungen Jahren lernen sollen Verantwortung zu tragen und Treue zu halten gegenüber der Heimat ihrer Eltern und somit auch ihrer eigentlichen Heimat. Das Ärmelwappen am grauen DJO-Hemd sei ein Symbol dafür.

 

Das war der Tag der Heimat der DJO-Gruppe „Tannenberg", der sinnvoll ergänzt wurde durch die Feierlichkeiten am Sonntag. Gerh. Bedarff

 

Wetzlar. Die Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen und Weichsel-Warthe veranstaltet am Sonntag, dem 30. September, um 15 Uhr, in Wetzlar, im Saalbau Erholung, ihr diesjähriges Erntedankfest. Alle Landsleute und Freunde, auch aus den umliegenden Kreisen Gießen, Weilburg und Dillenburg werden hierzu herzlich eingeladen. Die Festansprache wird von Landesvorsitzenden Opitz gehalten. Vorführungen der Kindergruppe der Landsmannschaft, der DJO und des Rollschuhklubs Wetzlar stehen auf dem Programm. Ein anschließendes geselliges Beisammensein bei Unterhaltungsmusik und Tanz wird dem Abend einen schönen Abschluss geben.

 

Seite 8   Darmstadt. Für die Rheinfahrt, die am 9. September der Kreisverband Darmstadt der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen unternahm, hatten sich mehr Teilnehmer gemeldet, als auf dem gecharterten Schiff „Olympia" Platz hatten, und so wurde noch im letzten Augenblick das Motorschiff „Möwe" bereitgestellt. 310 Fahrgäste fuhren in einem Sonderzug von Darmstadt und gingen in Mainz an Bord der beiden Schiffe. Um zwölf Uhr war man in Bacharach, wo im Hotel Rheinterrasse eine Feierstunde zum Tag der Heimat gehalten wurde. Der Vorsitzende Erich Haase forderte zum Schluss seiner Ansprache auf, fest und treu zusammenzustehen und nicht müde zu werden im Kampf um die Rückgewinnung der verlorenen Heimat. Vorträge, Lieder und Gedichte hielten die Landsleute und deren Gäste beisammen, bis um 16 Uhr die Rückfahrt angetreten wurde. Der Wunsch war allgemein, im nächsten Jahr wieder eine derartige Fahrt zu veranstalten. Der Film, der von der Fahrt und der Veranstaltung in Bacharach gemacht worden war, soll am 6. Oktober in Darmstadt bei der Mitgliederversammlung im Hotel Krone gezeigt werden.

 

Mannheim. Am Sonntag, dem 23. September, wird die Landsmannschaft einen Omnibusausflug von Mannheim nach Annweiler und Triefels in der Pfalz veranstalten, Abfahrt vom Wasserturm in Mannheim um acht Uhr. Fahrpreis je Person 4 DM, ein Mittagessen ist bereits für eine DM erhältlich. — Die nächste Mitglieder- und Monatsversammlung findet am 6. Oktober, um 20 Uhr, im Gewerkschaftshaus statt.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Eindrucksvoller Tag der Heimat in Heidelberg

Der Tag der Heimat wurde am 9. September in der bis auf den letzten Platz gefüllten Stadthalle von allen Heimatvertriebenen gemeinsam begangen. Nach den Begrüßungsworten des Vorsitzenden des Verbandes der Landsmannschaften, Dr. Lindner, führte Oberbürgermeister Dr. Neinhaus aus, dass Heimat weder ein geographischer noch politischer Begriff sei, sondern zu den geistig-seelischen Bereichen der Menschheit gehöre. Die Heimat werde nur dann zu einem Politikum, wenn sich menschliches Handeln an der Natur und an der göttlichen Ordnung vergreife.

 

Die Festansprache hielt der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Kai-Uwe von Hassel. Er appellierte an das westdeutsche Volk, sich mit aller Kraft für die Wiedervereinigung einzusetzen, denn diese sei nicht nur Sache der Politiker, sondern auch die jedes einzelnen Bürgers. Es sei die höchste Aufgabe, den Menschen in der sowjetisch besetzten Zone und denen jenseits der Oder-Neiße-Linie geistige und seelische Unterstützung zu gewähren. Die Schluss- und Dankesworte sprach Stadtrat Winter.

 

Mit diesen Ansprachen, den Liedern, die von einem großen Männerchor gesungen wurden, dem ergreifenden „Ruf an die Heimat" durch die Deutsche Jugend des Ostens und dem gemeinsamen Gesang des Niederländischen Dankgebetes und der dritten Strophe des Deutschlandliedes wurde die Veranstaltung zu einer sehr eindrucksvollen Feier.

 

Besuch bei Gustav Adolf Gedat

Strahlender Sonnenschein und gute Laune begleiteten die 120 Mitglieder und Freunde der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen in Reutlingen am Sonntag, dem 9. September, auf ihrer Fahrt zur Burg Liebenzell. Über Tübingen, Herrenberg und Calw fuhren die beiden großen Omnibusse durch eine der schönsten Gegenden Deutschlands. Der Burgherr Gustav Adolf Gedat, ein weit über die Grenzen des Landes bekannter Ostpreuße, begrüßte seine Gäste aus dem Ordensland am Burgtor und hieß sie herzlich willkommen. Anschließend versammelten sich Gastgeber und Gäste im Burghof zur Morgenfeier. „Die alte Heimat niemals vergessen und nie den Glauben verlieren, dass sie wieder deutsch werden wird, zu der neuen Heimat und ihren Menschen das rechte Verhältnis finden und daran denken, dass die ewige Heimat für uns Christen in Jesus Christus liegt", das waren die Leitsätze der Ausführungen von G. A. Gedat.

 

Aus dem weiteren Ablauf dieses mit großer Sorgfalt vorbereiteten Tages sind die Vorträge von Professor Sadler, Paris, und von G. A. Gedat hervorzuheben. Professor Sadler erklärte als Franzose und überzeugter Europäer, dass die deutsche Wiedervereinigung nur über die europäische Eingliederung möglich wäre. Landsmann Gedat sprach von seiner Arbeit auf der Burg und nahm auch zu aktuellen politischen Fragen Stellung. An die Vorträge schloss sich eine lebhafte Diskussion.

 

Höhepunkt und Abschluss dieses erlebnisreichen Tages bildete eine Feierstunde im Remter der Burg. Nur wenige wussten, dass im 13. Jahrhundert der damalige Burgherr Ludw. v. Liebenzell seinen Besitz dem Deutschen Orden übereignete und selbst gen Osten reiste, um in dessen Dienste zu treten. Ein seltsames Geschick fügte es, dass er später Komtur von Ragnit wurde, der Stadt aus der auch die Vorfahren des jetzigen Burgherrn stammen. Der 1 Vorsitzende der Ortsgruppe, M. Plümicke, überreichte G. A. Gedat mit bewegten Dankesworten ein Bild mit einem heimatlichen Motiv.

 

Mit dem Ostpreußenlied verabschiedeten sich schließlich die Gäste und traten die Helmreise an.

 

Am Sonntag, dem 30. September, wird die Landsmannschaft Ost- und Westpreußen in Reutlingen im „Südbahnhof", Reutlingen-Pfullingen, ihre traditionelle Erntefeier veranstalten. Beginn 16 Uhr, ab 19 30 Uhr wird zum Tanz aufgespielt. Mitglieder erhalten Eintrittskarten zu ermäßigten Preisen bei Landsmann Kriese, Karlstraße 24, nur gegen Vorzeigen der neuen Mitgliedskarte.

 

Tübingen. Nach den Sommerferien findet das nächste Monatstreffen am 22. September, um 20 Uhr, im „Hades" statt. Der erste Vorsitzende, Kanzler a. D. Gaerte, spricht über „Gedanken zum Tag der Heimat". Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.

Weitere Berichte aus der landsmannschaftlichen Arbeit Seite 14

 

Eine Ausstellung „Zeitgenössische Kunst des deutschen Ostens" wird vom Sonntag, dem 23. September bis zum 28. Oktober in Göttingen im Stadtmuseum, Ritterplan 7, gezeigt

 

Seite 8   Amtliche Bekanntmachungen

Aufgebot

Die gerichtliche Todeserklärung der nachstehend bezeichneten vermissten Personen ist beantragt worden. Die bezeichneten Personen werden hiermit aufgefordert, sich zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden können. Alle, die Auskunft über eine der bezeichneten Personen geben können, werden hiermit aufgefordert, bis zum Ende der Aufgebotsfrist bei dem unterzeichneten Amtsgericht Anzeige zu machen.

 

Die Buchstaben bedeuten: a) Anschrift am letzten bekannten Wohnsitz, b) letzte bekannte Truppenanschrift, c) zuständiges Amtsgericht und dessen Aktenzeichen, d) Ende der Aufgebotsfrist, e) Name und Anschrift des Antragstellers.

 

1. Walter Hoog, 20.01.1904, Königsberg Pr., Kraftfahrer, a) Königsberg Pr., Cranzer Allee 133, c) Walsrode 1 II 45/56, d) 20.11.1956, e) Erika Hoog, Gr.-Eilstorf 32, Kreis Fallingbostel.

 

2. Klaus Düsing, 29.01.1925, Kraam, Kreis Samland, Ostpreußen, Landwirtschaftslehrling, Grenadier, a) Kraam, Kreis Samland, Ostpreußen, b) FPNr. 15 208 D, c) Walsrode 1 II 50/56, d) 10.11.1956, e) Frau Else Düsing, geb. Gerth, Heidkamp, Kreis Fallingbostel.

Amtsgericht Walsrode, 7. September 1956

 

-       52 UR II 385 - 86/56  -      Aufgebot

Die kaufm. Angestellte Gerda Emma Dora Schnell, Bergen-Enkheim, Kreis Hanau, Gangstraße 31, hat beantragt, die Verschollenen

 

a) den techn. Reichsbahn-Oberinsp. Karl Schnell, geboren am 16.04.1883 in Eißendorf, Kreis Harburg, zuletzt wohnhaft in Soldau, Ostpreußen,

 

b) Frau Emma Schnell, geb. Konopatzki, geboren am 14.03.1889 in Insterburg, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft in Soldau, Ostpreußen,

für tot zu erklären. Die Verschollenen werden aufgefordert, sich bis zum 30.11.1956 vor dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden können. Alle, die Auskunft über die Verschollenen geben können, werden aufgefordert, bis zu dem oben bestimmten Zeitpunkt dem Gericht Anzeige zu machen. Frankfurt am Main, den 14. September 1956. Amtsgericht, Abteilung 52

 

Seite 8   Suchanzeigen

Mit Foto: Achtung, Samländer! Wer kann Ausk. geben üb. d. Volkssturmmann Franz Morr, geb. 09.11.1887, Heimatanschrift: Tenkieten bei Neukuhren (Samland), von Beruf Kämmerer? Letzte Nachr. Ende März 1945 aus Quednau b. Königsberg. Nachr. erb. Fr. Maria Morr, geb. Hamann, Neuß a. Rh., Preußenstraße 29.

 

Achtung, Königsberger! Wer war b. der Verteidigung der Roßgärter Mittelschule 1945 dabei? Gesucht wird Erwin Hoppe, stationiert beim Polizeirevier 11 — Rosenau. Erbitte Nachr. u. Nr. 66 020 Das Ostpreußenblatt. Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Suche Theodor Huuck, geb. 15.03.1905, früh. Königsberg Pr., Kalthöfsche Straße 1 a. Frau Toni Schmidt, Balingen, Arnoldstr. 8.

 

Wer kann Ausk. geben üb. Kurt Bahr, früher Königsberg Pr., Artilleriestr. 48? Zuschr. erb. Hans Tomaschke, Fürth, Bay,. Hardtstraße 49.

 

Gesucht werd. Erna Gnadt, geb. 27.11.1903 in Amwalde, Kr. Angerburg. Ostpreußen, vermisst Februar 1945 bei Heilsberg. Ostpreußen; Fritz Gnadt, geb. 13.07.1906 in Amwalde, Kr. Angerburg, Ostpreußen, vermisst seit 1945. Letzte Nachr. Februar 1945 aus Kroatien; Ewald Gnadt, geb. 13.02.1923 in Amwalde, Kr. Angerburg, vermisst seit Februar 1945 b. Angriff der Russen auf Heilsberg u. Braunsberg. Etwaige Nachr. erb. Frau Helene Gnadt, Gelsenkirchen-Buer-Nord, Bogenstraße 23.

 

Wer kann Ausk. geben üb. d. Verbleib mein. Tochter Helene Holstein, geb. 24.03.1911 in Gerdauen, Ostpreußen? Letzte Nachr. v. Ende Februar 1945 aus Ostseebad Rauschen-Düne, Volksküche Waldschloss. Nachr. erb. Fr. E. Holstein, (14b) Onstmettingen, Kreis Balingen, Hauptstraße 15

 

Suche meinen Bruder, Bauuntern. Rudolf Mohr, dessen Ehefrau u. Kinder, letzt. Wohnort Königsberg-Ponarth, Brandenburg. Str. Nr. 46. Zuschr. erb. u. Nr. 66 276 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt.. Hamburg 13.

 

Zwecks Feststellung des in Ostpreußen, in Tapiau, Altstr. 61, erlittenen Schadens soll ich die Mieter, die seinerzeit in meinem Hause gewohnt haben, mit ihrer jetzigen Adresse namhaft machen. Es handelt sich hier um die Familien Daumann und Landsberger, die bis Kriegsende in meinem Hause gewohnt haben. Zuschr. erb. unt. Nr. 65 776 Das Ostpreußenblatt. Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Suche Willi Graf, geb. 12.08.1906 in Königsberg Pr. Wer kann Ausk. erteilen oder weiß seinen Aufenthalt? Nachr. erbittet Fr. Lisa Riechert, geb. Graf, Duisburg-Hamborn, Katharinenstraße 14.

 

Gesucht wird der Landwirt Nehrenheim, aus Neplecken im Samland, Reg.-Bez. Königsberg Pr., zw. Auskunft üb. Hypothek zur Erlangung v. Ostschadenersatz v. Frau Helene Pusch, München 19, Fasoltstraße 5 III.

 

In einer Rentenangelegenheit suche ich dringend früh. Arbeitskollegen v. d. Schneidemühle in Gerdauen (1938) u. Brauerei Kinderhof in Gerdauen (1939 - 1940) sowie Kameraden v. Flieger-Ausb.-Regt. 10, Neukuhren. Ostpreußen (1940 bis 1942). u. Regt. Herrn. Göring (1942 - 1945). Wo sind Ltn. Noske u. Horst Grömke v. Regt. Herrn. Göring? Wo ist Fritz Schwarz, aus Friedland, Ostpreußen (Flieger)? Bin für jeden Hinweis dankbar u. erstatte Unkosten. Fritz Romahn, Gelsenkirchen, Metzer Str. Nr. 6, früher Gerdauen, Ostpreußen, Egerlandstraße 5.

 

Königsberg Pr., Hoffmannstr. 15. Wer kann mir Auskunft über ob. Haus geben — Größe, Bauzust., Miete und jetzige Anschr. von Mietern? Besitzer: Meine verst. Tante, Frau Elisabeth Genat. Fr. Doris Nemitz, Hamm, Westf., Josefstraße 1.

 

Seite 8   Wir melden uns

Ich habe eine neue Wohnung und was für eine! Hedwig Stutz-Braese, jetzt (16) Wetzlar (Lahn). Reinermannstraße 10, früher Königsberg Pr., Hans-Sagan-Straße Nr. 65

 

Seite 8   Familienanzeigen

Die Geburt ihres ersten Kindes Silke Braemer geben bekannt Dr. Helga und Dr. Wolfgang Braemer, Wilhelmshaven, den 7. September 1956. Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie

 

Als Verlobte grüßen, Renate Winziger, Königsberg Pr., zurzeit Hannover, Sonnenweg 9. Helmut Kischkat, Benkheim, Ostpreußen. Hannover, Stückener Straße 111, im September 1956

 

Die Verlobung unserer Tochter Barbara Lecke mit Herrn Gerichtsreferendar Detlev Burchardi, geben wir bekannt. Diplom-Kaufmann Johannes Lecke und Frau Barbara Lecke, geb. Schweiger. Insterburg, Ostpreußen, jetzt Hamburg-Bramfeld, Stockrosenweg 17.

 

Meine Verlobung mit Fräulein Barbara Lecke zeige ich hiermit an. Detlev Burchardi Kiel, Adolfplatz 10, im September 1956

 

Die Vermählung meiner Tochter Hanny Woltschläger mit Herrn Dr. Folkart Weil, gebe ich bekannt. Betty Woltschläger, geb. Losereit. Königsberg Pr., Krugstr. 6/7, jetzt Karlsruhe, Kanonierstraße 14

 

Dr. Folkhart Weil und Frau Hanny Weil, geb. Woltschläger. Vermählte, am 22. September 1956

 

Ihre am Sonntag, dem 29. Juli 1956, zu Duisburg stattgefundene Trauung zeigen hiermit an Martin Günzler, Pfarrverweser aus Heidenheim, Württemberg und Renate Günzler, geb. Terpitz, aus Duisburg, früher Nordenburg. Ostpreußen.

 

Die Vermählung unserer einzigen Tochter Ilse Dültchen mit Herrn Jack Bryant Denning, geben wir bekannt. Axel Dültchen, Oberst a. D. und Frau Else Dültchen, geb. Schlefereit, Laukischken, Königsberg und Pr.-Eylau, jetzt Babenhausen, Hessen, Fr.-Ebert-Straße 12

 

Wir haben geheiratet. Hubert Nippa, Moythienen, Kreis Ortelsburg, jetzt Dortmund, Mallinckrodtstraße 120. Brunhilde Nippa, geb. Ehleben, Zinten, jetzt Harburg, Beckerberg 12

 

Am 21. September 1956 begehen wir unsere Silberhochzeit und grüßen aus diesem Anlass unsere lieben Verwandten u. Bekannten aus der Heimat. Fritz Hantel und Frau Lisbeth Hantel, geb. Hömpler. Landsberg, Ostpreußen. Jetzt Waiblingen b. Stuttgart, Bahnhofstraße 32 a

 

Wir haben uns verlobt, Ilse Lenz, Wolfsdorf, Elchniederung, jetzt Bielefeld, Elierstraße 34a. Friedr. Wilhelm Lustig, Ebenrode, jetzt Hamburg-Harburg, Müllerstraße 16. September 1956

 

Als Verlobte grüßen, Sigrid Ostendorf, kaufm. Angestellte,  Breslau, jetzt Oldenburg i. O., Westersteder Straße 3, Günter Bolli, Verm.-Ing., Königsberg Pr., Hinterroßg. 17, jetzt Oldenburg i. O., Steubenstraße 33

 

Am 27. September 1956 feiern unsere Eltern, Fritz Schiemann und Elise Schiemann, geb. Eggert, ihre Silberhochzeit. Es gratulieren die Töchter, Gisela Schiemann. Monika Schiemann. Bonn, Kölnstraße 313 a, früher Königsberg Pr., Weidendamm 8

 

Für das freundliche Gedenken zu unserer Silberhochzeit am 15. September 1956 danken wir allen Verwandten, allen Freunden u. Bekannten herzlichst. Hans Rosgarski und Frau Gertrud Rosgarski, geb. Densow, früher Rastenburg, Ostpreußen, Bergstraße 9. Jetzt Seelbach bei Siegen, Freudenberger Straße 32

 

Unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Oma, Minna Oelsner, geb. Lange, früher Moulinen, Kr. Tilsit-Ragnit, feiert am 23. September 1956 bei guter Gesundheit ihren 80. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Ihre Söhne, Töchter, Schwiegersöhne, Schwiegertöchter und Enkel. Ingeln Nr. 26, Kr. Hildesheim, Post Hannover 1 Land

 

Zu meinem 80. Geburtstag am 24. September 1956, sende ich allen lieben Bekannten und Freunden aus Ostpreußen bzw. Allenstein meine herzlichsten Grüße. Gott segne unser geliebtes Ostpreußen!

Ernst Andersson, Lillan bei Örebro, Schweden, früher Allenstein, Hohensteiner Straße 42

 

Am 24. September 1956 feiert meine liebe Frau, meine liebe treusorgende Mutti, Schwiegermutter und Omi, Luise Woschei, geb. Schwikowski, aus Angerburg, Ostpreußen, Nordenburger Straße 25, ihren 70. Geburtstag. Herzliche Glück- und Segenswünsche u. einen gesunden Lebensabend wünschen: Karl Woschei, Hannover, Stöckener Straße 195. Gertrud Ehm, geb. Woschei. Karl Ehm und Enkel, Heinz und Helmut, Arzberg, Ofr., Schulgasse 3

 

Zu meinem 80. Geburtstag sind mir von Freunden u. Bekannten aus der Heimat liebe Grüße und gute Wünsche in so großer Zahl zugegangen, dass es mir nicht möglich ist, allen Gratulanten persönlich zu danken. Ich sage daher auf diesem Wege herzlichen Dank. Mit innigstem Wunsche, die Rückgewinnung unseres landschaftlich schönen Osterode und damit des ganzen Ostpreußenlandes noch zu erleben, auch wenn ich selbst dorthin nicht mehr zurückkehren kann, grüße ich alle Freunde und Bekannten in heimatlicher Verbundenheit. Es lebe die Freiheit! Max Friedrich Klan, Verwaltungsdirektor i. R., Lindau (Bodensee) Paradiesplatz 1

 

Allen lieben Freunden und Bekannten aus der Heimat, die so liebevoll unser an unserer Goldenen Hochzeit gedacht haben, danken wir herzlich und grüßen sie in heimatlicher Verbundenheit. Ferdinand Warlies und Frau Marie Warlies, geb. Dorß, Drigelsdorf. Kr. Johannisburg, Ostpreußen, jetzt (23) Wohnste über Scheeßel, Bez. Bremen

 

Für erwiesene Aufmerksamkeiten zu ihrer Verlobung danken, Käte Kalmus, Klaus-Hinrich Schröder, Ellerbek, Holstein, Kreis Pinneberg

 

Seite 9   „Der Hauptmann von Köpenick“. Ein unsterblicher Streich und sein menschlicher Hintergrund.

Foto: Nach gelungenem Streich lässt sich der „Hauptmann von Köpenick" von der Frau des Bürgermeisters (Hannelore Schroth) in den Mantel helfen und genehmigt ihr „zum Dank“ Mitfahrt im Gefangenenwagen. Der Versuch der Frau Bürgermeister, den Abtransport des Stadtoberhauptes zu verhindern, führt zu folgendem Dialog: „Ach, lieber Herr Hauptmann, ist denn da gar nichts zu machen?" — „Leider, nein, Gnädigste. Sie wissen, wenn's einem persönlich noch so sehr gegen den Strich geht, aber — dafür ist man Soldat“.

 

Foto: Als Schuster Wilhelm Voigt trägt Heinz Rühmann hinter dem Schnauzbart hier in der Bahn auf dem Wege nach Köpenick die rührend-pfiffigen Züge des Schalks, der sich den Streich ausgedacht hat Aber das ist nur eine und keineswegs die beherrschende Seite dieser großen tragikomischen Rolle. Denn der Schuster Voigt ist kein durchtriebener Halunke, sondern ein armer Teufel der durch seine Jugendsünden in das unpersönliche und unerbittliche Räderwerk der Justiz gerät. „Für mich ist dieser Schuster ein Mann aus dem Volke, ein kleiner Mann der gegen die Paragraphen anrennt. Kein Held, auch keiner aus Versehen! Viel eher ein Angsthase … Und so spiele ich ihn auch", sagt Heinz Rühmann über seine Rolle. Sie ist der Höhepunkt in der Laufbahn dieses großen Charakterkomikers geworden.

 

Foto: Keine Arbeit ohne Pass — und kein Pass ohne Arbeit... Das ist die ausweglos scheinende Situation des Wilhelm Voigt. Er findet und findet keinen Ausweg, bis er schließlich auf den Gedanken kommt, seinen berühmten Streich durchzuführen.

 

Nein, daran können wir nicht vorübergehen. Millionen werden diesen Film, der zur Zeit noch in den Erstaufführungskinos der größten Städte läuft, sehen, auch unsere Landsleute werden ihn sehen und nicht nur die regelmäßigen Kinogänger unter ihnen. „Der Hauptmann von Köpenick“ zählt zu den besten deutschen Nachkriegsfilmen, die künstlerische Leistung des Hauptdarstellers Heinz Rühmann ist einmalig, unvergleichlich. Und der Filmstoff selber ist es wert, dass man sich mit ihm auseinandersetzt, hinter der schwankhaft anmutenden Handlung verbirgt sich ein tieferer Sinn. Dieser tiefere Sinn, zugleich aber auch die gehässigen Kommentare, die die „Köpenickiade“ erfuhr und heute wieder erfährt, sind Anlass genug ihr im Ostpreußenblatt breiten Raum zu gewähren. Hinzu kommt, dass der falsche Hauptmann von Köpenick, der ja keine Erfindung, sondern historische Wirklichkeit ist, aus Ostpreußen stammt.

 

Das sollte man doch verschweigen, haben unsere Landsleute geraten, zumal sowohl der Film als auch das ihm zugrunde liegende Theaterstück den Geburtsort des „Hauptmanns“ in die Mark Brandenburg verlegen; es sei doch überflüssig, meint man, eine Figur als Landsmann herauszustellen, deren wir uns schämen müssten.

 

Wir sind nderer Meinung. Gewiss: Stolz können wir auf den Hauptmann, den Tilsiter Schuster Wilhelm Voigt, nicht gerade sein. Müssen wir uns aber seiner schämen? Lesen Sie, entscheiden Sie selbst …

 

Regisseur des Films ist Helmut Käutner, der voriges Jahr für sein Filmdrama „Himmel ohne Sterne“, das die Tragik der Zonengrenzen behandelt“, den Bundesfilmpreis erhielt. Käutner ist einer der wenigen deutschen Regisseure, die sich in ihren Themen um Gegenwartsnähe und um eine gewisse menschliche Tiefe bemühen. Das Drehbuch zum „Hauptmann von Köpenick“ schrieb er zusammen mit Carl Zuckmayer und zwar in enger Anlehnung an Zuckmayers Theaterstück gleichen Titels, das 1931 in Berlin uraufgeführt und bald darauf bereits ein erstes Mal verfilmt wurde.

 

Carl Zuckmayer, den 1896 geborenen Rheinhessen kennt man überall zumindest als Autor des Schauspiels „Des Teufels General", des erfolgreichsten deutschen Bühnenwerks der Nachkriegszeit. Zuckmayer ist heute, nach dem Tode Bert Brechts, wohl der meistgespielte lebende deutsche Dramatiker.

 

Sein Schauspiel „Hauptmann von Köpenick" nannte Zuckmayer „ein deutsches Märchen in drei Akten", und es trägt den Vermerk: „Die tatsächlichen Begebenheiten bilden nur den Anlas zu diesem Stück. Stoff und Gestalten sind völlig frei behandelt“.

 

Um welche tatsächlichen Begebenheiten handelt es sich?

 

Es geschah im Oktober 1906 . . .

Am 17. Oktober 1906, also vor fast genau fünfzig Jahren, brachten die Berliner Zeitungen folgende Polizeimeldung:

 

„Ein als Hauptmann verkleideter Mensch führte gestern eine von Tegel kommende Abteilung Soldaten nach dem Köpenicker Rathaus, ließ den Bürgermeister verhaften, beraubte die Gemeindekasse und fuhr in einer Droschke davon“.

 

Das klang nichtssagend, völlig harmlos — und doch war dieser Vorfall alsbald Tagesgespräch in Berlin, in ganz Deutschland, ja bald lachte die ganze Welt über die Schildbürger von Köpenick und über den genialen Schwindler in der Uniform eines Hauptmanns des 1. Garderegiments zu Fuß.

 

Allein diese Uniform hatte die Köpenicker ins Bockshorn gejagt; der Mann selbst hatte durchaus nichts Imponierendes, Einschüchterndes. Der amtliche Steckbrief lautete:

 

„Alter 45 bis 50 Jahre, ungefähre Größe 1,75, grauer herunterhängender Schnurrbart, rasiertes Kinn, Gesicht breit, eingefallen, blass und die Backenknochen hervortretend, so dass das Gesicht schief erscheint. Die Nase eingedrückt, O-Beine. Eine Schulter nach hinten herausstehend, so dass auch die Gestalt etwas schief wirkt“.

 

Dieser falsche Hauptmann hatte einfach zwei Wachkommandos, die in Berlin-Tegel vom Wachdienst zur Kaserne zurückmarschierten, auf der Straße angehalten und — für eine geheim zuhaltende, vom Obersten Kriegsherrn befohlene Aktion — seinem Kommando unterstellt. Er hatte scharf laden und die Bajonette aufpflanzen lassen und das Kommando mit der Stadtbahn nach Köpenick geführt, wo er das Rathaus besetzen ließ. Was weiter geschah, geht aus dem Protokoll der polizeilichen Vernehmung des Köpenicker Bürgermeisters und Oberleutnants der Reserve Dr. Langerhans hervor.

 

Ich saß zwischen halb und dreiviertel vier Uhr in meinem Arbeitszimmer, als plötzlich die Tür aufgemacht wurde. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass ein Offizier, gefolgt von zwei Grenadieren in feldmarschmäßiger Ausrüstung und aufgepflanztem Bajonett eintraten.

 

„Sind Sie der Bürgermeister von Köpenick?" fragte der Hauptmann.

»Ja", antwortete ich.

„Sie sind auf allerhöchsten Befehl mein Arrestant und werden sofort nach Berlin abgeführt“.

Ich entgegnete: „Ich bitte mir —"

Da unterbrach mich der Hauptmann schroff: „Sie haben gar nichts zu bitten“.

 

Ich bat um Vorweisung des Haftbefehls. Die Antwort des Hauptmanns: „Meine Legitimation sind hier meine Mannschaften! Sie sind doch Soldat. Sie wissen doch, dass ein Kommando unter Gewehr absolute Vollmacht bedeutet ..."

 

Soweit die Aussage des Bürgermeisters.

 

Der falsche Hauptmann gab dem Stadtrendanten von Wiltberg den Befehl, die Stadtkasse abzurechnen und das vorhandene Bargeld abzuliefern. Alsdann mussten Bürgermeister und Rendant einen Wagen besteigen und, eskortiert von Grenadieren, gen Berlin fahren, wo sie sich auf der Neuen Wache zu melden hätten.

 

Die übrigen Grenadiere hätten das Rathaus besetzt zu halten, bis sie abgelöst würden, befahl der Hauptmann, tippte, mit zwei Fingern an die Mütze und verschwand.

 

Erst zwei Stunden später, als die Eskorte ihre Häftlinge, den Bürgermeister und den Rendanten von Köpenick, an der Neuen Wache zu Berlin abliefern wollte, klärte sich alles auf. Der Kaiser soll schallend gelacht haben.

 

Zweitausend Mark Belohnung setzte der Polizeipräsident für die Ergreifung des falschen Hauptmanns aus, zehn Tage lang wurde nach ihm gefahndet. Endlich fand man ihn (im Film stellt er sich selbst): und es war der aus Tilsit gebürtige Schuster Wilhelm Voigt, ein Mann, der von seinen 57 Lebensjahren 27 Jahre im Zuchthaus verbracht hatte.

 

Am 1. Dezember 1906 begann die Gerichtsverhandlung. Ein Reporter schilderte den Angeklagten so:

 

„Der Hauptmann von Köpenick tritt zögernd mit etwas schleppenden Schritten herein, neigt bescheiden das Haupt und bleibt still, bedrückt und anspruchslos hinter der Barre stehen. Er trägt einen schwarzen Rock, eine mehrfarbige Krawatte, und der Kragen, den man uns als den dunkelsten Punkt in Wilhelm Voigts Leben geschildert, ist weiß, wie Blütenschnee. Nichts in Wilhelm Voigts Auftreten erinnert an einen preußischen Gardeoffizier. Der Rücken des Angeklagten ist gebeugt, die Schultern hängen herab, die ganze Haltung verrät durchaus nicht jene Schneidigkeit, um die Europa uns beneidet . . ."

 

Preußische Blamage?

Der Publizist fügte seiner Schilderung den Satz hinzu: „Je kümmerlicher und armseliger dieser Schuster aussieht, um so beißender ist die Satire . . ."

 

So wurde damals die Köpenickiade ausgeschlachtet.

 

„Fetische Uniformen", schrieb das Berliner Tageblatt. „Es ist ein beschämendes Zeugnis für Bürgersinn, Mannesmut vor Königsthronen, Rechtsstaat und wie die schönen Worte alle heißen, — aber es ist eine Tatsache, dass in Preußen die Uniform herrscht und regiert. Vor der Uniform liegen alle auf dem Bauche …“ Und die „Germania": „Kadavergehorsam, vor der ganzen Welt bloßgestellt …“

 

Auch heute wieder vernehmen wir ähnliche Stimmen. So manche Besprechung des neuen Filmes zielt mit deutlicher Spitze gegen die kaum erst erstehende Bundeswehr. Im Foyer des Uraufführungskinos hörten wir: „Bald ist es bei uns auch wieder soweit!" „Filmische Farce vom Untertan" überschreibt ein Blatt seine Besprechung. Man reibt sich hämisch die Hände. Wieder einmal eine Gelegenheit, Preußen eins auszuwischen.

 

Die Haltlosigkeit der Angriffe gegen Preußen haben wir in diesen Spalten schon oft nachweisen können; die Gefährlichkeit des ernsten wie satirischen Propagandaaufgebots gegen den Aufbau eines militärischen Schutzes der Bundesrepublik können wir nicht oft genug betonen. Wenn wir das hier wieder tun, so geht das nicht gegen den Film „Der Hauptmann von Köpenick", sondern gegen die, die ihn falsch auslegen.

 

Die „Köpenickiade" hat keineswegs die preußische Beamtenehre und die Würde der preußischen Uniform zu erschüttern vermocht, beide hat erst Hitler verspielt. Die Köpenicker von 1906 sind keineswegs einem typisch preußischen Uniformwahn zum Opfer gefallen, sondern einer allgemein menschlichen Schwäche, die freilich eine Satire wert ist. In der ganzen Welt begegnet sie uns, die Suggestion, die von der Uniform ausgeht, von Orden, Titeln, Ehrenzeichen, in aller Welt gelingt es auch heute noch immer wieder kecken Hochstaplern, falschen Grafen, Baronen, Ritterkreuzträgern unbefugte „Amtshandlungen" vorzunehmen, Kredite zu erschleichen, Wirte um die Zeche zu prellen. Dergleichen lesen wir fast jede Woche in der Zeitung.

 

An sich sind solche Vorfälle Stoff für einen Schwank. Aber — und nun kommen wir zu dem Punkt, den die erwähnten Kommentatoren des Films nicht sehen oder nicht sehen wollen — der Hauptmann von Köpenick ist mehr als eine Schwankfigur. Der Tilsiter Schuster Wilhelm Voigt ist eine Menschheitsgestalt von zeitloser tragikomischer Größe. Das hat Carl Zuckmayer gesehen, das hat der Regisseur Käutner gesehen, und in Heinz Rühmann fanden sie den Darsteller, der den Wilhelm Voigt genial und gültig zu verkörpern verstand.

 

Zwölf Jahre Zuchthaus . . .

Versuchen wir, diese Gestalt zu begreifen, ihr gerecht zu werden und werfen wir dazu einen Blick auf ihre Vergangenheit; auf ihre Entwicklung.

 

Der historische Wilhelm Voigt erhielt seine erste Zuchthausstrafe, weil er zweimal eine Postanweisung zu seinen Gunsten gefälscht hatte. Achtzehn Jahre war er damals alt, wandernder Schuhmachergeselle, der überall nur kärglichen Lohn erhielt, der nicht dazu reichte, sonnabends einmal ein Mädchen zum Tanz auszuführen. Um etwa dreihundert Mark schädigte Voigt die Reichspost, heute hätte er dafür ein paar Monate Jugendgefängnis bekommen oder wäre auf ein Jahr in ein Erziehungsheim eingewiesen worden. Das Prenzlauer Schwurgericht von damals aber verhängte „wegen schwerer Urkundenfälschung mit betrügerischer Absicht in wiederholten Fällen zwölf Jahre Zuchthaus unter Ablehnung mildernder Umstände". In Handschellen wurde Voigt abgeführt, an eine Kette geschlossen zusammen mit einem Kätner, der Blutschande an seiner Tochter begangen und einem Metzger, der im Streit jemand getötet hatte.

 

Zwölf Jahre Zuchthaus — für den Achtzehnjährigen! Für eine Tat unbedachten, wenn auch unentschuldbaren Leichtsinns. Denn dass Voigt kein „kriminelles Element" war, zeigt uns sein späteres Leben.

 

Als Voigt im Alter von dreißig Jahren aus dem Zuchthaus entlassen wurde, waren seine Bemühungen, in der Heimat Arbeit und Ruhe zu finden, erfolglos. Es gelang ihm, ins Ausland zu kommen, wo er sich als Facharbeiter zu einer angesehenen Stellung heraufarbeitete. Nach Jahren packt ihn das Heimweh. Er kehrt nach Deutschland zurück, und nun beginnt die eigentliche Tragödie. Der ehemalige Zuchthäusler wird von Ort zu Ort gejagt, keine Aufenthaltsgenehmigung, keine Arbeitserlaubnis. Immer wieder spielt sich die gleiche Szene auf den Polizeirevieren, auf denen er sich zu melden hat, ab, eine Szene, von der wir hier einen Ausschnitt in der Fassung Zuckmayers folgen lassen.

 

Wachtm.: Habense sich denn schon nach Arbeit umgesehen?

Voigt: Det mach ick 'n janzen Tach, seit ick hier bin. Aber überall wollnse Meldepapiere sehen.

Wachtm.: Also kommense mal wieder, wennse Arbeit haben.

Voigt: Ick bekomm ja keene Arbeet ohne de Anmeldung. Ick muss ja nu erst mal de Aufenthaltserlaubnis —

Wachtm.: Das schlagense sich mal ausm Kopp. Einem stellungslosen Zuchthäusler können wir hier keine Aufenthaltserlaubnis geben. Nachher denken Sie ja gar nicht mehr dran zu arbeiten und treiben sich hier rum.

Voigt: Ick muss doch arbeeten. Von wat soll ick denn leben?

Wachtm.: Das ist Ihre Sache. Sehnse zu, dass Sie 'n ordentlicher Mensch werden. Wenn einer arbeiten will, dann kriegt er auch Arbeit.

Voigt: Nee nee, det is nu 'n Karussell, det is nu ne Kaffeemühle. Wenn ick nich jemeldet bin, krieg ick keene Arbeet, und wenn ick keene Arbeet habe, da darf ick mir nich melden. Denn will ick wieder raus. Denn jebense mir 'n Pass . . .

Wachtm.: Dafür sind wir nicht zuständig. Da müssense sich an Ihre Heimatbehörde wenden.

Voigt: Da war ick jrade gewesen. Aber da habense mir jar nicht anjehört. Hier kenn wa dich nich mehr, seit zwanzig Jahren biste jestrichen. Jeh mal ne Ortschaft weiter, die Heimat schämt sich seiner, hebense jesacht . . .

 

Aber et muss ja nu 'n Platz geben, wo der Mensch hinjehört! Wenn ick keene Meldung krieje und nich hier bleiben darf, denn will ick wenigstens 'n Pass haben, det ick raus kann! Ick kann ja nu mit de Füße nich in de Luft baumeln, det kann ja nur 'n Erhenkter ..."

 

Neue „Straftaten“

Auch hier wird Voigt ausgewiesen. Er versucht es mit falschem Namen, wird ertappt, kommt wieder ins Gefängnis. Melde- und Passvergehen, Irreführung der Behörden, versuchte Urkundenfälschung ...

 

Als Voigt nach seiner Festnahme als falscher Hauptmann verdächtigt wird, die Uniform gestohlen zu haben, ruft er aus: „Mein lieber Herr, ick hab in mein Leben noch keinen Mitmenschen wat wechjenommen. Ick hab immer nur mit die Behörde jekämpft!" Tatsächlich. Auch bei seinem vorletzten Vergehen, das auch der Film zeigt, ging es nur darum, endlich wieder Fuß fassen zu können. Voigt bricht in ein Polizeirevier ein, um dort ein Passformular und die erforderlichen Stempel zu entwenden.

 

Zwischen den Mahlsteinen

Das alles passt weder in einen frischfröhlichen Gauner- und Militärschwank noch in eine engstirnige Antipreußen-Satire. Des Hauptmanns von Köpenick-Geschichte ist ein Stück Menschheitsdrama, Drama des Außenseiters, des Ausgestoßenen, der einmal fehlte und dem nun die bürgerliche Welt den Weg zurück versperrt. Sie versperrt ihn, weil sie hart ist, selbstgefällig, überheblich.

 

Überlegen wir doch. Eineinhalb Millionen Straftaten verzeichnet unsere Kriminalstatistik pro Jahr allein im Raume der Bundesrepublik. Diebstahl, Unterschlagung, Betrug stehen an der Spitze. Und wie lockend kommt oft auch auf dich und mich die Versuchung zu, zum Beispiel uns etwas zu nehmen, was uns nicht gehört, vor allem dann, wenn es sich um etwas handelt, das keiner bestimmten, menschlichen Person gehört, sondern vielleicht — der Post, vielleicht dem Finanzamt? Die Scheidewand, die uns davon trennt, straffällig zu werden, ist oft hauchdünn. Ob wir straffällig werden oder nicht, darüber entscheidet oft der pure Zufall und nicht unser Gewissen. Wollen wir also auf Wilhelm Voigt mit Fingern zeigen?

 

Völlig verstummen müssen wir, wenn wir an Wilhelm Voigts spätere Vergehen bis hin zu dem Einbruch in das Polizeirevier denken. Wir wissen ja, was ihn dazu getrieben hat. Und kommt uns das alles denn so unbekannt vor? Dies Gespräch mit dem Wachtmeister? Gab es so etwas wirklich nur damals, im alten Preußen? Gibt es das nicht heute noch und zwar jeden Tag: auf einem bayerischen Landratsamt, einer amerikanischen Einwandererstelle, einer sowjetrussischen Passbehörde?

 

Ja, man kann sagen, damals im alten Preußen war das, was Voigt geschah, eine Ausnahme, es betraf eben nur den ehemaligen Zuchthäusler. Heute erleben und erleiden dasselbe Millionen, Gerechte und Ungerechte, Vorbestrafte und Nichtvorbestrafte. Heute gibt es ganze Kategorien von Menschen, die, weil sie einen bestimmten Stichtag nicht erfüllen, ein bestimmtes Zeugnis nicht beibringen können, zwischen den Mahlsteinen der Paragraphen zerrieben werden.

 

Da gibt es zum Beispiel nichtanerkannte Flüchtlinge aus der Sowjetzone in West-Berlin. Sie dürfen nicht arbeiten, weil sie nicht anerkannt sind (und daher keine Zuzugsgenehmigung erhalten), aber sie erhalten keinen Zuzug, wenn sie keinen Arbeitsplatz nachweisen können . . . Das sind doch lauter Voigts des Jahres 1956, und noch nicht einmal vorbestraft — aber vielleicht wird der und jener noch straffällig, aus lauter Verzweiflung!

 

Das ist der Spiegel, den uns die Geschichte des Hauptmanns von Köpenick vorhält.

 

Der geniale Streich

Kehren wir noch einmal in das Jahr 1906 zurück. Für seine letzte Straftat, den Einbruch ins Polizeirevier, hat Voigt zehn Jahre Zuchthaus bekommen. Sie sind abgesessen, als gebeugter weißhaariger Mann sucht er Zuflucht bei Schwager und Schwester in Rixdorf bei Berlin. Sie wird ihm gewährt. Er geht auf Arbeitsuche. Aber auch hier trifft ihn das Schicksal, die Behörde weist ihn aus dem Bezirk Rixdorf aus.

 

Der Siebenundfünfzigjährige, der siebenundzwanzig Jahre seines Lebens im Zuchthaus verbrachte, ist am Ende. Am Ende? Nein. In Wilhelm Voigt aus Tilsit sitzt ein Schalk, ein gewaltiger, ein Ur-Schalk. Der Anblick einer Hauptmannsuniform in einem Trödlerladen bringt ihm den entscheidenden Einfall seines Lebens. Er, das Opfer der Gendarmen, der Wachtmeister, wird sich nun eine großartige Revanche verschaffen. Er, der durch Uniformierte Geschundene, wird einmal kraft der Uniform die anderen schinden. Schon als Voigt die Uniform ausprobiert und vor einem Bahnhof auf und abgeht, spürt er, wenn ihn die vorüberkommenden Soldaten zackig grüßen, die unendliche Genugtuung. Hinter ihr tritt der praktische Zweck des Unternehmens Köpenick fast zurück. Einen Pass wollte er sich dort auf dem Rathaus besorgen. Doch ach, Köpenick hat keine Passstelle, wie er erst dort an Ort und Stelle, als das Unternehmen bereits rollt, erfahren muss. Er hätte nach der Kreisstadt Teltow marschieren müssen! Doch dazu ist es nun zu spät, und so beschließt er, sich der Stadtkasse zu bemächtigen, denn mit viel Geld kommt man auch ohne Pass über die Grenze.

 

Wilhelm Voigt hat dann allerdings das erbeutete Geld nicht zum Fluchtversuch benutzt. Nach der Aktion, als er die Verkleidung abgelegt und wieder in die alte Pappschachtel verpackt hat, wird er müde. Es ist, als habe sein Leben Erfüllung gefunden in diesem Streich, den er einer ganzen Welt spielte.

 

Bei seiner Vernehmung wird Voigt vom Kriminaldirektor gefragt, wie das alles denn möglich gewesen sei, wieso das alles so wunderbar geklappt hätte? Da antwortet Voigt: „Wissense Herr Direktor, det is weiter nischt, sone Uniform, die macht det meiste janz von alleene . . ."

 

Das geht, lasst es uns noch einmal sagen, gegen blinden Autoritätsglauben schlechthin, so wie das Stück nicht nur den Übermut preußischer Ämter, sondern der Ämter schlechthin — wie ihn schon Shakespeare durch Hamlet beklagen ließ — aufzeigt. Nicht nur wir, sondern alle zivilisierten Völker der Erde haben vom Hauptmann von Köpenick zu lernen.

 

„Erst der Mensch, Friedrich! Und dann die Menschenordnung!"

 

Epilog

Vielleicht wollen wir noch erfahren, wie das alles ausging. Wilhelm Voigt wurde für seinen Streich zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, jedoch nach zwei Jahren begnadigt und entlassen. Die Welt hatte ihn nicht vergessen, dem sie so herzhaftes, befreiendes Gelächter verdankte, sie feierte ihn, bestaunte ihn und ließ ihn nicht hungern. Im Verlauf des Weltkrieges geriet er natürlich in Vergessenheit, und in Vergessenheit soll er dann, 1922, in Luxemburg gestorben sein.

 

Wer aber noch immer glaubt, sich Wilhelm Voigts als eines ostpreußischen Landsmannes schämen zu müssen, der sehe sich den Film an, der sehe sich Heinz Rühmann an, wie der in der wohl bedeutendsten Rolle seines bisherigen Schaffens den Schuster Voigt darstellt. Rühmann spielt ihn nicht, er verkörpert ihn, er ist Wilhelm Voigt, ein Mensch, der uns rührt und erheitert, erschüttert und erhebt, der uns zugleich weinen und lachen macht.

Martin Pfeideler

 

Seite 10   Nur der Schleier blieb zurück. Eine Geschichte aus Masuren / Von Hedy Groß

Eine große Hochzeit sollte im Dorfe gefeiert werden, da war immer viel zu bereden. Die Lina sollte heiraten, das Aufgebot hing schon mit Tannen bekränzt, die letzten Tage im Kasten. Ach je. wie oft sollte die schon heiraten! So oft, dass sie von hier wohl wirklich keiner mehr genommen hätte, aber sie heiratete nach „oberwärts", und es sollte noch ganz was Feines sein.

 

So leicht ließ sich nichts verbergen, jeder wusste immer alles. „Von hier hätte sie keiner genommen", sagten die alten Frauen, und zu meiner Zeit hätte der Pfarrer so einer ja auch den Kranz heruntergerissen und wenn noch vor dem Altar. Aber jetzt ist ja alles anders, jeder macht, was er will. Hübsch sieht sie ja aus, und der alte Kreiz, ihr Vater, hat ja Geld wie Heu. Fünftausend Taler soll er versprochen haben. Ha, ha, vor der Hochzeit versprochen, nichts wird er geben, der alte Gauner.

 

Und sie vergleichen und erzählen von früher. Von früher, wo kein Mensch auf solche gedruckte Einladungskarte zur Hochzeit gefahren wäre. Ach was, acht Tage musste Abend für Abend der Hochzeitsbitter zu allen Geladenen kommen und sein Sprüchlein hersagen.

 

Aber das Bitten lohnte ja auch, denn man feierte in Masuren acht Tage Hochzeit. Zuerst im Hause der Braut, dann bei den Brautführern und Brautjungfern, die man Swati und Druchni nannte. Später wurden diese Worte Begriffe für piekfeine junge Leute.

 

Wenn dann nach einer Woche der Hochzeitszug sich in Bewegung setzte, um die Braut in das Haus des Bräutigams zu geleiten, voran das Hochzeitsgut auf den hohen Leiterwagen, eskortiert von den Stuten und Kühen, die zur Aussteuer gehörten, ja, dann konnten die meisten Alten nicht mehr mit. Zu sehr hatten sie die Schöße der Bratenröcke durch die Polkas und Krakowiaks fliegen lassen. Umso schöner konnte sich das masurische Temperament der Jungen entwickeln.

 

Wenn das Festmahl nicht schnell genug aufgetragen wurde, konnte es leicht passieren, dass die übermütige Meute sich auf die Kumstfässer stürzte und die leerfutterte, oder dass die Braut ihre Leinwandballen am nächsten Tag in Stall und Scheune zusammensuchen musste.

 

Aber was war das für ein Spaß, am nächsten Tag im Dorfe erzählen zu können, man habe im Hause des Bräutigams so hungern müssen, dass man den ganzen Kumst verspeist habe. Der Arme sei vollständig pleite, er warte nur auf die Mitgift der Braut.

 

Na ja, wenn auch nur mit gedruckten Einladungskarten, aber die Lina wollte eine tolle Hochzeit haben. Den Leuten sollten die Augen übergehen: dreißig Wagen und das schönste Hochzeitskleid. Zwei Schneiderinnen aus der Stadt nähten schon acht Tage an dem Staat, zwei Köchinnen waren da, ein Fleischer und zwei Kellner aus der Stadt, wo doch sonst überall der Paul und der Franz das so schön machten mit dem Bedienen. Ach ja, es war schon allerlei Übermut und Hochmut dabei, aber sie wollte es alles „aufs Feinste".

 

Und am letzten Abend kam der Bräutigam, und programmmäßig fing das große Poltern an, es ging überhaupt alles programmmäßig, bis Rosa auf den Plan trat.

 

Wer Rosa war? Rosa war, was man so eine Perle nennt, sie war es in vielerlei Hinsicht. Ein junges polnisches Dienstmädchen, auf eigne Faust über die grüne Grenze gekommen und auf einem Hof hängengeblieben, wo sie sich zu Hause fühlte.

 

Die Natur hatte ihr so allerlei rührende Schönheit spendiert. Kam mal fremder Besuch, so geschah es schon, dass er begeistert meinte: „Man müsste sie mal anziehen und auf den Kurfürstendamm mitnehmen, die würden da vielleicht staunen!"

 

Na nein, so war es nicht, Rosa verlor vollständig, wenn sie ihre bezaubernden braunen Beine in Schuhe und Strümpfe zwängte und ihren kleinen verwaschenen grünen Kittel, der kaum ihre Knie bedeckte, mit einem richtigen Kleid vertauschte. Auch ihr blonder Kinderschopf vertrug keine Frisur. Dieselben Leute, die sie sich auf den Kurfürstendamm wünschten, wollten sie ja auch unbedingt fotografieren, aber das erlaubte Rosa nur, wenn sie sich „fein gemacht hatte, und auf dem Bild prangte dann nichts weiter als ein sonntagsfeingemachtes Landmädchen.

 

Ja, mit dem Liebreiz, das war schon was. Außerdem konnte sie wunderbar geschickt und schnell arbeiten, lernte im Nu Deutsch und strahlte immer, aber sonst war Verschiedenes bei ihr nicht ganz in Ordnung. Es fehlte ihr zum Beispiel jedes Vermögen, einen Eigentumsbegriff anzuerkennen. Was nicht gerade von bissigen Hunden bewacht war, gehörte ihr ebenso gut wie jedem anderen.

 

An diesem selig unseligen Polterabend nun hatte man im Hause entdeckt — Rosa war nicht besonders vorsichtig bei der Ausführung ihrer Fehlhandlungen — ja, man hatte entdeckt, dass sie aus dem Familienalbum sämtliche Fotos von Damen, die ihr schön vorkamen, an sich genommen hatte, auf die Rückseite hatte sie geschrieben, das sei nun sie, Rosa, und sie hatte die Fotos als Postkarten an ihre Freunde und Verwandten nach Polen adressiert.

 

Man war ihr natürlich sehr böse, und sie zog vor, erstmal wegzulaufen, bis sie sich wieder etwas beruhigt haben würden, natürlich ins Dorf, wo man Scherben warf und sich amüsierte. Ihr war leider nicht sehr lustig zumute, und als man Kuchen herausreichte und sie ein Stück zu fassen bekam, merkte sie, dass sie Hunger hatte. Sie schlich in den Garten, ein paar Birnen würden da schon noch im Grase liegen.

 

Da wird im Giebel das große Fenster hell, Rosa pirscht sich heran. Die Braut steht vor dem offenen Schrank, in dem die Hochzeitskleider hängen. Sie hebt ein weißes Märchengewand heraus, sie tritt damit vor den Spiegel, sie hält es gegen ihr Gesicht, sie macht ein paar tänzelnde Schritte, fröhlich summend betrachtet sie alles und präsentiert es gewissermaßen Rosa. Das war unklug von ihr, bestimmt, aber die beiden Damen hatten sich vorher nicht gekannt.

 

Und wie es wieder dunkel wird, denkt Rosa, was sind alle Fotos aus dem Album von den schönen Damen gegen dieses Feenmärchen. Einmal nur möchte sie es anziehen, dann wäre sie ein Engel. Und wenn sie damit nach Polen ginge, die würden sie gar nicht wiedererkennen. Sie war ja noch nie im Kino, sowas Berauschendes hatte sie noch nie gesehen.

 

Sie drückt ein wenig gegen das Fensterkreuz, ach, es gibt so leicht nach, oder geben Rosas Wünsche ihr so viel Kraft. Wie eine Katze klettert sie fix und lautlos hinauf, schleicht zum Schrank, der Schlüssel steckt natürlich drin. Schon hat sie den ganzen weißen Wunschtraum im Arm, nun noch schnell die Schuhe, ach, und da liegt noch solch lustiges buntes Hütlein, weiß ist langweilig, der Hut muss mit.

 

Lautlos entflieht sie in Sekunden, ohne allerdings zu vergessen, den Schrank zu verschließen und den Schlüssel in den Garten zu werfen. Da werden sie lange zu suchen haben.

 

Sie merken es überhaupt erst am nächsten Morgen, dann allerdings ist es für die Brautjungfern sehr ärgerlich, dass sie nicht an den Schrank herankönnen, sie müssen doch die Braut schmücken. Sie selbst war als letzte am Schrank, aber sie weiß nicht, wo sie den Schlüssel versteckt hat. Solch eine Braut am Hochzeitstage, und wäre sie noch so gescheit, furchtbar!

 

Eine Aufregung wird das! Schließlich, als es schon bald Zeit ist zur Kirche zu fahren, muss ein Tischler herbei. Die ersten Gäste kommen ja schon angefahren, der Lehrer ist schon da, um die Ausführungsansprache für das junge Paar zu halten.

 

Na, und nun ist die Überraschung nicht schlecht, als einziges liegt in seinem Karton der Schleier — sonst nichts, und in einer Stunde ist die Trauung angesetzt, und ein Wagen mit Gästen nach dem andern fährt vor.

 

Wer hat nur diesen Streich gespielt! Der Gendarm wird geholt, ein Polizeihund soll kommen, wie ein Lauffeuer geht es durch das ganze Dorf. Das ist bestimmt die Rache eines Freiers oder sonst wie Betrogenen, aber wer nur, wer könnte sowas tun!

 

Die Braut fährt schließlich in einem ganz gewöhnlichen weißen Kleidchen, das schon mehrere Sommer gesehen hat, in die Kirche, lediglich umhüllt von dem wunderbaren pompösen Schleier. Genau umgekehrt hätte der Dieb verfahren müssen, meinen einige Klatschmäuler vor der Kirchentür, aber wer will das entscheiden. Und ein Schleier kann auch nicht alles verdecken, zu krass guckt das einfache Fähnchen heraus.

 

Und wir wissen ja schon, Rosa hatte anders entschieden, für sich das Kleid.

 

Doch kaum war die Trauung vorbei, bekam man einen kleinen Wind, wo ungefähr das Hochzeitskleid schwimmen könnte. Am Abend vorher war im Gasthaus das Petroleum ausgegangen, das Hochzeitshaus hatte so großen Bedarf, da musste der alte Obest abends noch aufs Pferd und aus dem Nachbardorf eine Kruke heranholen, man wollte ja schließlich nicht im Dunkeln feiern.

 

Obest ist am Tage Hirt, und als man ihm etwas verspätet wegen des Hochzeitstrubels das Mittagessen herausbringt, erfährt natürlich auch er von dem Malheur mit dem Hochzeitskleid.

 

Er wird ganz aufgeregt, warum nur, er kümmert sich doch sonst nur um sein Vieh! „Aber da soll doch, aber wenn das man nicht --- Ach nei, ach nei, na gestern im Waldkrug, wo ich doch noch nach das Petroleum war, der Schinder, da hat doch solche feine Dame getanzt in einem langen weißen Kleid, aber das Kleid war ja schon ganz schmutzig, mit Bier begossen, und wenn ich jetzt so denk, so richtig hat es auch nicht auf ihr gepasst. Na, wenn das man nicht könnte . . . Und denn dieser damlige kleine Hut, der kam mir doch gleich so bekannt vor. Ach je, das war doch der alte Kinderhut von unser Fräulein, wo sie noch inne Schul trug. Das war das Kleid, sag ich, nei Tanz war nich, ach was, die jungen Leute waren doch alle hier aufem Polterabend, nei, nur Grammophon hatten sie, paar Kinder haben Faxen gemacht und die alte Piotrowsche, das alte Bettelweib, wo immer auf halben Kilometer nach Schnaps stinkt, die hat mit der feinen dreibastgen Dame getanzt. Was, ich hätt gleich sagen sollen? Na, nu is gut, nu hab ich noch Schuld, es wird immer besser. Ich hab dreißig Stück Vieh zu hüten und die Schafe, und ihr könnt nich mal auf ein Kleid aufpassen, wo nich mal Beine hat …“

 

Nun brauchte man nicht mehr lange zu suchen, auch der Polizeihund war inzwischen gekommen und man fand ein Häuflein schmutziger Atlas- und Tüllkleider in einem Heuschober nahe beim Gasthaus des Nachbardorfes, der Rosa als Ankleideraum gedient hatte.

 

Hatte sie auch anfangs mit dem Gedanken gespielt, nach Polen zu laufen und auch diese Richtung eingeschlagen, im Dorfe selbst konnte sie ja nicht bleiben, da kannte sie ja dieser und jener, so war ihr doch zum Glück rechtzeitig eingefallen, dass sie morgens die Kühe melken musste, vorher aber wollte sie unbedingt noch etwas schlafen.

 

Außerdem hatte sie den ganzen Plunder auch schon gründlich satt, so unbequem war alles. Nein, für lange Zeit war das nichts.

 

Und diesmal sollten sie sie auch nicht auf frischer Tat ertappen, sie wusste aus Erfahrung, dass alles Herausreden dann nichts half, obwohl sie darin an sich ein Meister war. Sie hatte Pech, immer erwischte man sie, deshalb wollte sie diesmal rechtzeitig alle Spuren verwischen.

 

Die Braut aber bekam nun doch eine ganz berühmte Hochzeit, zwar nicht wegen des schönsten Hochzeitskleides, aber der Ruhm vom gestohlenen Hochzeitskleid durchlief das ganze Kirchspiel und den ganzen Kreis.

 

Seite 11   Das Trakehner Gestüt in Rantzau

Foto: Herr und Frau Huguenin mit einer mit dem Treck nach Westdeutschland gekommenen ostpreußischen Stute.

 

Foto: Schimmelstute „Kasette“ geboren Trakehnen 1937 von Harun al Raschid ox, sie gehört zu den fruchtbarsten Stuten in Rantzau.

 

In letzter Zeit sind durch Presse und Rundfunk Nachrichten des Inhalts verbreitet, dass die Trakehner Pferdezucht Westdeutschlands in Rantzau eine neue Heimat gefunden habe. Die Mitteilung ist sicher gut gemeint, zeichnet die Situation aber doch nicht ganz richtig, schon deshalb nicht, weil die ostpreußische Pferdezucht Trakehner Abstammung in Westdeutschland gar keine Heimat für die Dauer finden will, sondern lediglich die Erhaltung eines Stammes dieser wertvollen Kulturrasse erstrebt wird für die Zeit, da es wieder möglich wird, nach Ostdeutschland zurückzukehren. Um dieses zu erreichen, muss die Zucht in der Zwischenzeit in Westdeutschland lebensfähig erhalten werden. Hierzu gehört neben staatlichem Wohlwollen und Unterstützung die Mitwirkung möglichst vieler einzelner Personen tunlichst als aktive Züchter und darüber hinaus die Unterhaltung einiger Hochzuchtgestüte, an denen sich die gesamte restliche Zucht emporranken kann. Solche Hochzuchtstätten sind seit den Jahren 1947/1948 in Hunnesrück, Kreis Einbeck, sowie in Rantzau und Schmoel, beide im Kreise Plön gelegen, entstanden. Das Gestüt in Rantzau war in Gefahr, aufgelöst zu werden, weil der Haltungsvertrag über die dort stationierten Trakehner Pferde — etwa 70 an Zahl — abgelaufen und nicht erneuert war. Als sich nun der Eigentümer des Gestütes Rantzau, Graf von Baudissin-Zinzendorf, entschloss, seinen Besitz zu verpachten, lag darin zugleich für den Trakehner Verband die Möglichkeit, die bisher in Rantzau geleistete züchterische Arbeit zu erhalten und an derselben Stelle fortzusetzen. Im Grunde genommen ist also an dem Gestütsbetrieb in Rantzau nur insofern eine Änderung eingetreten, als die Haltung der Pferde auf Grund eines Haltungsvertrages umgewandelt wurde in die Form der Unterhaltung des Zuchtbetriebes im wirtschaftlichen Pachtbetrieb des Verbandes. Naturgemäß ergeben sich hieraus gewisse Änderungen, die aber mehr graduelle als grundsätzliche Unterschiede gegenüber dem früheren Zustand aufweisen. Auch die Gesamtzahl der Gestütspferde kann nicht wesentlich erhöht werden, weil sich der Zweig der Pferdezucht in dem gesamten landwirtschaftlichen Betrieb organisch einordnen muss und nicht das verträgliche Maß überschreiten darf. Es schweben hierfür folgende Höchstzahlen vor:

 

Zwei Hauptbeschäler, 20 Mutterstuten und 20 Fohlen eines jeden Geburtsjahrganges.

 

Soweit die Fohlen nicht der eigenen Zucht entstammen, werden sie zugekauft und zwar fast durchweg aus dem Eigentum vertriebener Züchter, die keine Möglichkeit haben, die Fohlen selbst aufzuziehen.

 

In qualitativer Hinsicht soll der Bestand dauernd verbessert werden; dabei spielen — wie in Hunnesrück und Schmoel — auch in Rantzau die Blutstämme, die noch direkt aus dem Hauptgestüt Trakehnen stammen, eine besondere Rolle. — An Stuten, die noch selbst in Trakehnen geboren sind, befinden sich in Rantzau: „Kokette", braun, geb. 1938 von Cancara (sie war Siegerstute auf der DLG-Ausstellung in Frankfurt am Main 1950), „Kasette", Sch., geb. 1937 von Harun al Raschid ox; „Suska", braun, geb. 1941 von Hellespont; „Corvette", Fuchs, geb. 1942 von Hirtensang. Außerdem befinden sich noch folgende Stuten, die Töchter von Trakehner Hauptgestüts-Stuten sind, in Rantzau? „Karia", Rappe, geb. 1948 von Ernest u. d. Kasette; „Safari", braun, geb. 1951 von Totilas u. d. Suska; „Tanoa", braun, geb. 1949 v. Perserfürst u. d. Tapete; „Polarlicht", Fuchs, geb. 1949 v. Wilder Jäger u. d. Polarfahrt. — (Die Stute „Polarfahrt" holte sich Siegerpreise auf den Wanderausstellungen der DLG in Hamburg 1951 und in München 1955.) — Als besonders hochwertig ist aus dem Bestand noch zu erwähnen die sch. br. Stute „Schwalbe", geb. 1952 v. Totilas und der Saaleck v. Erhabener, die Hans Paul, Rethwisch bei Plön, früher in Rudwangen, Kreis Sensburg, gezogen hat. Die Stute Saaleck entstammt der Zucht des Fürst zu Dohna, Schlobitten-Pükelwitz, Kreis Mohrungen.

 

Als Beschäler hat in Rantzau sechs Jahre hindurch der dunkelbraune Trakehner Hengst „Totilas" v. Pythagoras gestanden. Seit 1956 wirkt dort zur Blutauffrischung der anglo-arabische Halbbluthengst „Burnus", der den Araber Lapis zum Vater hat, während seine Mutter Feneck aus dem früheren ungarischen Reitpferdegestüt Kisber kommt und hauptsächlich engl. Vollblut führt. Man hofft, durch diesen Hengst in geeigneter Form englisches und arabisches Vollblut der Zucht gleichzeitig zuführen zu können, dessen sie auch in der Heimat in gewissen Grenzen immer bedurft hat.

 

Der landwirtschaftliche Betrieb in Rantzau mit einer Gesamtgröße von 450 Hektar liegt in den Händen von Herrn Gustav Huguenin, der schon seit 1947 den Betrieb und damit auch die dortigen Trakehner Pferde betreut hat. Herr Huguenin ist als Sohn des landwirtschaftlichen Beamten des großen Gutes Raudonatschen (Kr. Tilsit-Ragnit) geboren. Er ist dort schon in Kindesalter mit den ostpr. Pferden bei der großen Remonteaufzucht des Gutes vertraut geworden und seine Heimatliebe hat wesentlich zur Aufnahme und Haltung der ostpr. Pferde in Rantzau beigetragen.

 

Der landwirtschaftliche Betrieb in Rantzau ist nicht einfach zu meistern, das Terrain ist sehr bergig und oft steinig. In diesem Jahr wurde das Wachstum auf den Feldern und Fluren von Mai bis Juni durch erhebliche Dürre beeinträchtigt und die Ernte ab August durch dauernde Niederschläge ungeheuer erschwert; aber als am 30. August an einem der ersten wirklich schönen Tage nach wochenlanger Regenzeit Mitglieder des Vorstandes des Trakehner Verbandes zusammen mit Herren der Finanz und Regierung in Kiel das Gut besichtigten, wurde offenbar, dass Leben in der Betriebsführung herrscht. Zwei Mähdrescher waren im Einsatz, von einem dritten Schlag wurden die Hocken auf den Hof gefahren und dort gedroschen, an einer vierten Stelle floss die neue Rübensaat in den Boden. — Etwa 100 Kühe und Schweinehaltung mit etwa 20 Sauen komplettierten die Gutswirtschaft, die nur als rentabler und landwirtschaftlicher Betrieb die verhältnismäßig umfangreiche Pferdezucht aufnehmen und tragen kann. Dr. Schilke

 

Seite 11   Fortschritt und Selbsthilfe. Ziele und Aufgaben der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft

Zu leicht vergisst man im heißen Streit der Meinungen, dass die Landwirtschaft fernab vom Tagesgespräch und von allem politischen Hin und Her seit Jahrzehnten selber an sich arbeitet und mit eigener Kraft alles Erdenkliche tut, um den eigenen Fortschritt voranzutreiben. Alle Bestrebungen der Selbsthilfe deutscher Landwirte finden ihren besten Ausdruck in der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, einer freien, unabhängigen und unpolitischen Organisation deutscher Landwirte.

 

Sie wurde im Jahre 1885 von dem bekannten Dichteringenieur Max Eyth gegründet. Sie sollte von Anfang an dem technischen Fortschritt der deutschen Landwirtschaft dienen; frei und politisch wie wirtschaftlich unabhängig will sie durch die ehrenamtliche Mitarbeit einzelner maßgeblicher Mitglieder dem allgemeinen Wohl nützen. Sie hat diese Aufgabe in den langen Jahren ihres Bestehens in vorbildlicher Weise erfüllt, und an den meisten Neuerungen auf landwirtschaftlichem Gebiet in den letzten Jahrzehnten war sie mit ihrer Arbeit beteiligt.

 

Wie arbeitet die DLG?

In der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft haben sich führende deutsche Landwirte, anerkannte Landbauwissenschaftler und Vertreter der landwirtschaftlichen Behörden und Organisationen sowie der verwandten Industrien und Gewerbe zusammengefunden, um gemeinsam an den immer wieder auftauchenden technischen Problemen der Landwirtschaft zu arbeiten. In der Zentralstelle der DLG, die sich früher in Berlin befand und die jetzt in Frankfurt (Main) ihren Sitz hat, ist die Arbeit der neun Fachabteilungen zusammengefasst: 1. Landvolksabteilung, 2. Landfrauenabteilung, 3. Betriebsabteilung und Buchstelle, 4. Marktabteilung, 5. Acker- und Pflanzenbauabteilung, 6. Pflanzenzuchtabteilung, 7. Tierzuchtabteilung, 8. Maschinen- und Geräteabteilung und 9. Futter- und Grünlandabteilung.

 

Jede Abteilung verfügt über eine Reihe von Ausschüssen — z. Z. bestehen rund fünfundsechzig Ausschüsse —, die sich mit Spezialfragen auf allen Gebieten des technischen Fortschritts befassen. Sie sind die Keimzellen der Arbeit, in denen Praxis und Wissenschaft in enger Zusammenarbeit aus Erfahrung und Forschung heraus neue Arbeitsweisen, neue Wirtschaftswege u.a.m. ermitteln.

 

Darüber hinaus übt die DLG eine kontrollierende Tätigkeit aus, indem sie durch ihre Maschinenprüfungen Nahrungsmittelprüfungen — durch ihre Futtermittelkontrollstelle und durch ihre Gütezeichen einerseits den Qualitätsstand der landwirtschaftlichen Erzeugung überwacht und beeinflusst und andererseits auch auf die Erstellung landwirtschaftlicher Betriebsmittel, — z. B. Maschineneinfluss nehmen kann. Es sollte in der Masse der Betriebe in Zukunft noch mehr als in der Vergangenheit beachtet werden, dass die DLG-Prüfungen als Zeichen der Bewährung sind!

 

Veranstaltungen der DLG

Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft ist vor allem durch ihre großen, weltberühmten Wanderausstellungen in weiten Kreisen bekannt. Hunderttausende von Landwirten aus allen Teilen Deutschlands werden durch sie ebenso angezogen, wie Tausende von Landwirten aus dem europäischen und überseeischen Ausland. Ihnen bietet sich hier die einmalige Gelegenheit, einen Blick in die Arbeit der deutschen Tierzucht und der mit der deutschen Landwirtschaft verbundenen Industrien tun zu können. Die Wanderausstellungen sind eine Parade der Landmaschinenindustrie und der Tierzucht in Verbindung mit zahlreichen wertvollen Lehrschauen und Beratungsbeispielen. So bieten sie dem Besucher nicht allein ein vollständiges Maschinenfeld, das ihm einen Vergleich der einzelnen Maschinenausführungen ermöglicht, sondern darüber hinaus durch lebensnahe Demonstrationen auch eine Unterrichtung über manche Alltagssorgen. Hier werden praktisch brauchbare Wege gewiesen, wie man ihnen begegnen kann!

 

Mit dieser Großveranstaltung ist das Programm der DLG aber keineswegs erschöpft. Neben den nicht öffentlichen Sitzungen der fünfundsechzig Ausschüsse, die während des ganzen Jahres an verschiedenen Orten laufend stattfinden, tritt die DLG zweimal im Jahr — mit ihrer Herbst- und mit ihrer Wintertagung — in großen Versammlungen vor die Öffentlichkeit. Hier wird über die in den Ausschüssen geleistete Arbeit berichtet. Die Landwirte, die nicht direkt in den Arbeitskreisen mitwirken, erfahren auf diese Art das Neueste auf allen technischen Gebieten des Landbaues.

 

So ist die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft eine echte Selbsthilfe-Organisation der deutschen Landwirte, deren Arbeit der Allgemeinheit gilt. Diese Art der Arbeit kann als vorbildlich für alle Wirtschaftszweige gelten und sollte in Zukunft nach Möglichkeit noch stärker als bisher unterstützt und gefördert werden.

 

Seite 11   Warum muss die Jugend eine DLG-Ausstellung besuchen?

Die Jugend ist der Träger der Zukunft" — in diesem vielleicht schon etwas abgegriffenen Wort liegt doch so viel Wahrheit, dass man es bedenkenlos ob der Entstehung, ungebunden an jene Zeit, zum Idol erheben kann. Was besagt dieses Wort und was hat es mit der DLG-Ausstellung zu tun? Warum gehört gerade die Jugend, und hier geht es vor allem um die Landjugend, auf eine DLG-Ausstellung?

 

Die ältere Generation — seien es Wissenschaftler, Techniker, praktische Landwirte und Landfrauen, Pädagogen usw. — baut ihr ganzes Denken und Handeln in erster Linie auf Erfahrungen auf, die sich im Laufe der Jahrzehnte gesammelt und angeeignet hat, einmal auf dem jeweiligen Fach- und Arbeitsgebiet und zum anderen in dem ganzen allgemeinen persönlichen und öffentlichen Lebensbereich, das, was man also schlechthin als Lebenserfahrung bezeichnet. Die Beherrschung dieser beiden Bereiche prägen die Persönlichkeiten, die für ein Volk entscheidend sind, sei es, dass von ihnen eine gesunde Familie als Keimzelle des Volkes ausgeht, sei es, dass sie sich zu irgendwelchen führenden Fachkräften erheben oder aber sich nur als kleines Mosaik im Volksganzen, als menschliche Persönlichkeit bewähren.

 

Der jüngeren Generation steht ein Leben der Erfahrungen noch bevor, sie befindet sich erst auf dem Wege der Persönlichkeitsentfaltung, deren Grundlage — wie erwähnt — die unbedingte Beherrschung des erwählten Fach- und Arbeitsbereiches ist.

 

Auf dem Messegelände in Hannover ging es um eine landwirtschaftliche Fachausstellung größten Ausmaßes, denn die 44. Wanderausstellung der DLG stellte eine repräsentative Bundesleistungsschau auf allen Gebieten des Landbaus dar, um den Besuchern die neuesten Erkenntnisse zu vermitteln. Gerade das Letzte ist entscheidend. Nur selten hat die Jugend Gelegenheit, mit den technischen Neuheiten, den Ergebnissen langjähriger Forschungen der Landwirtschaftswissenschaft usw. vertraut zu werden, mit Fachkräften ins Gespräch zu kommen und jegliche Beratung in Anspruch nehmen zu können. Gelerntes wird hierdurch veranschaulicht und vertieft, neue Erkenntnisse und Zusammenhänge werden gewonnen, man erwirbt Sicherheit und damit Anerkennung vor der älteren Generation und nicht zuletzt einen eigenen Standpunkt, eine eigene Meinung. Man wird kritisch gegenüber seinem eigenen Handeln und Denken, wägt und schätzt Vor- und Nachteile, Gutes und Schlechtes, Gültiges und Nebensächliches u.a.m. ab und reift so also zum Manne bzw. zur Frau heran.

 

Die DLG-Wanderausstellung, der Treffpunkt der fortschrittlichen Landwirte und Landfrauen sollte deshalb auch jedes Jahr ein Treffpunkt der Jugend, insbesondere der Landjugend sein, die eines Tages das Erbe ihrer Väter antreten und die Persönlichkeit stellen muss, die wiederum für die Führung und Belehrung einer weiteren Generation die Verantwortung tragen werden.

 

Seite 11   Maschinen auf der 44. Wanderausstellung der DLG

Maschinen bilden bei den Wanderausstellungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) einen Hauptanziehungspunkt für alle Besucher. Während es bei früheren Ausstellungen hauptsächlich üblich war, das deutsche Landmaschinenangebot über die ausstellenden Firmen zu zeigen, geht man heute immer mehr dazu über, ausgewählte und von der DLG geprüfte Maschinen in Form von Vorführungen und Lehrschauen besonders in den Vordergrund zu stellen.

 

Wie ist dem starken Maschinenangebot zu begegnen?

Für diese Maßnahme der Ausstellungstechnik der DLG gibt es verschiedene Begründungen. Die wichtigste ist das überaus reichhaltige und vielförmige Angebot auf dem deutschen Landmaschinenmarkt. Über die Frage der Typenvielfalt ist schon viel geschrieben und gestritten worden, sie hat Vorzüge und Nachteile; ein Vorzug ist fraglos die Möglichkeit, jedem Bauern die in seinen Betrieb passende Maschine anzubieten, ein Nachteil aber — vor allem auf großen Ausstellungen — ist die Tatsache, dass die Tausenden von Maschinen auf den rund 1000 verschiedenen Firmenständen nur schwer zu verarbeiten und wohl kaum zu übersehen sind. Diesem Nachteil will die DLG auf zwei Wegen begegnen: einmal, indem sie in ihrer Landmaschinenlehrschau die von ihr geprüften und als geeignet für die deutsche Landwirtschaft anerkannten Maschinen und Geräte besonders herausstellt und indem sie die beweglichen unter diesen Maschinen in besonderen Vorführungen in einem Maschinenring auch in Bewegung zeigt, zum anderen, indem sie einen besonderen Maschinenberatungsdienst eingerichtet hat, bei dem der Besucher betriebswirtschaftliche und technische Auskünfte über die von ihm geplante Mechanisierung seines Betriebes von Deutschlands führenden Landtechnikern einholen kann.

 

Auch die 44. Wanderausstellung der DLG bot wieder ein umfangreiches Maschinenfeld mit zahlreichen Neuerungen. Rund 1000 Aussteller zeigten annähernd 10 000 verschiedene Maschinen und Geräte, darunter zahlreiche beachtliche Neuerungen. Dabei zeigte sich immer deutlicher, dass die Landwirtschaft mitten in einer Entwicklung steht, die man in der Industrie als die erste industrielle Revolution bezeichnet hat. Sie strebt bei vielen Arbeitsgängen und Arbeitsvorhaben die Vollmechanisierung an. Einige Arbeiten können bereits heute von Maschinen bewältigt werden, die eine Automation der Arbeitsgänge ermöglichen. Die Mechanisierung landwirtschaftlicher Arbeitsvorhaben stößt deswegen auf besondere Schwierigkeiten, weil die Arbeit unter dem Einfluss von Klima und Boden höchste Ansprüche an die Qualität der Maschinen stellt. Trotzdem ist es heute bereits möglich, viele Arbeitsgänge voll zu mechanisieren; es sei in diesem Zusammenhang nur an die Stallmistkette erinnert, an den Mähdrescher und an den Kartoffel- und Rübenvollernter.

 

Mähdrescher und Schlepper

Der Mähdrescher wurde als ein Symbol vorbildlicher Mechanisierung angesprochen, zugleich aber galt und gilt der Mähdrescher auch als die typische Maschine des größeren Betriebes. Damit war ihm in Deutschland scheinbar nur ein begrenzter Wirkungskreis offen, selbst unter der Voraussetzung, dass mit Hilfe des Lohnunternehmers bzw. der Gemeinschaftsunternehmen ein Teil der Kleinbetriebe erschlossen werden kann. Zahlreiche neue Selbstfahrer auf der 44. Wanderausstellung zeigten, dass sich die Industrie auch für den großen Mähdrescher noch eine Zukunft verspricht. Daneben ist sie aber auch einen anderen Weg gegangen und hat kleine Bauernmähdrescher entwickelt, die für mittlere landwirtschaftliche Betriebe interessant werden. So zeigen die Firmen Lanz, Claas und Massey Harris zum Beispiel selbstfahrende Kleinmähdrescher, die sich für den Einsatz in dieser Betriebsgrößenklasse eignen.

 

Der Schlepper wird als der Mittelpunkt in der Mechanisierung der Außenwirtschaft angesehen. Man versucht durch den Einbau von Hebevorrichtungen — hierbei kommt vor allen Dingen die Hydraulik laufend stärker zur Geltung — den Geräteanbau immer mehr zu vervollkommnen und dadurch die Einsatzmöglichkeiten der Schlepper zu vergrößern. Außerdem entwickelten die Firmen neben den alten Standard-Schleppern Tragschlepper und Geräteträger, die die Einsatzmöglichkeiten weiter vergrößerten und verbesserten. Auch hier wurden neue Formen gezeigt; bemerkenswert war die außerordentlich starke Weiterentwicklung der hydraulischen Einrichtungen bei fast allen Schlepperfirmen. Mechanisierung in Haus und Hof. Neben der Mechanisierung der Außenwirtschaft durch den Schlepper und die dazugehörigen Gerätereihen erhält auch die Mechanisierung der Innenwirtschaft zunehmende Bedeutung. Dieses „Aufholen" der Innenwirtschaft ist deshalb so wichtig, weil die Mehrzahl der westlichen landwirtschaftlichen Betriebe weniger als zehn Hektar Betriebsfläche besitzt, und hier fallen 70 Prozent der Arbeiten im Bereich der Innenwirtschaft an. Der deutsche Bauer hat seinen Berufskollegen im europäischen und überseeischen Ausland eines voraus: eine weitgehende Elektrifizierung der Betriebe. Damit kann die Mechanisierung der Innenwirtschaft mit Hilfe des elektrischen Stromes durchgeführt werden.

 

Dabei geht es vor allem um die Bewältigung verschiedenartiger Transportarbeiten, die im Bereich der Innenwirtschaft durchgeführt werden müssen. Hierfür bieten sich verschiedene Förderanlagen an, in Hannover zeigten mehrere Firmen moderne Gebläseeinrichtungen, andere brachten neuartige Greiferanlagen für Scheunen und für Dungstätten auf den Markt und wieder andere Förderbänder für unterschiedliche Erntegüter oder u. U. auch Vielzweckbänder, die den Transport verschiedener Produkte ermöglichen, ja, die zum Teil auch auf dem Feld ebenso gut wie im Hof eingesetzt werden können.

 

Die Mechanisierung macht heute nicht mehr an der Tür der Hauswirtschaft halt. Lange Zeit wurde der Bereich der Hauswirtschaft bei den Mechanisierungsbestrebungen stark vernachlässigt, das führte zu der oft beklagten Überlastung der Bäuerin. Auch hier hat sich in den letzten Jahren vieles geändert, und in Hannover zeigten zahlreiche Firmen ein sehr umfangreiches Programm mit Maschinen und Geräten für die Hausfrau. Es sei in diesem Zusammenhang nur an einige wichtige Gebiete erinnert, zum Beispiel an Küchenmaschinen, an Heimbügler, an Kühlschränke und Gefriertruhen, an Staubsauger, an moderne Herde für Elektroanschluss, für Kohlen- und Gasfeuerung, sowie auch an die Geräte für die Warmwasserbereitung, und an Waschmaschinen, die zum Teil schon von der DLG geprüft und als „geeignet für die Hauswirtschaft" anerkannt sind.

 

Was wird erstrebt und was ist erreicht?

Nach dem Plan des Gründers der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Max Eyth, sind die Wanderausstellungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bildungsstätten des deutschen Landwirts. Sie sollen ihm einmal das große Ziel in der Tierzucht vor Augen führen, zum anderen sollen sie ihm aber auch die jeweils gegebenen neuesten Mechanisierungsmöglichkeiten zeigen. Der stürmischen Entwicklung der Landtechnik entsprechend musste eine sich ständig den neuen Gegebenheiten anpassende Form der Maschinenausstellung gefunden werden. Die DLG hat dies in vorbildlicher Weise erreicht: einmal indem sie das Maschinenfeld selbst straff nach technischen und funktionellen Gesichtspunkten geordnet hat, zum anderen, indem sie neben die reine Firmenschau ansprechende Maschinenvorführungen und klare Maschinenlehrschauen gestellt hat. Beide Wege wurden auch auf der 44. Wanderausstellung gegangen, sie wird dadurch helfen, dem Landwirt für die Mechanisierung seines' Betriebes einen für ihn gangbaren Weg zu weisen.

 

Seite 12   Der „Grüne Bericht für das vertriebene Landvolk“. Vorschläge des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Vertriebene des Landes Schleswig-Holstein für einen langfristigen Plan zur Eingliederung der vertriebenen und geflüchteten Landwirte

Auf Grund der Ergebnisse der Erhebungen über die Lage des vertriebenen Landvolks im Lande Schleswig-Holstein (siehe Artikel „Ländliche Siedlung" in der Folge 36 der Georgine vom 8. September 1956) macht das Landesministerium für Arbeit, Soziales und Vertriebene unter Bezugnahme auf den umfangreichen Entwurf des Bauernverbandes der Vertriebenen Bonn zum „Grünen Plan für die heimatvertriebenen Bauern in Zusammenarbeit mit dem Landesverband des BdV folgende Vorschläge:

 

I. Weiterführung der Eingliederung

1) Das Auslaufen der Finanzierungsbestimmungen des BVFG mit dem Rechnungsjahr 1957 wird bei dem heutigen unbefriedigenden Stand der „Eingliederung des vertriebenen und geflüchteten Landvolks" mit großer Besorgnis aufgenommen. Um diesen Unsicherheitsfaktor aus der Siedlungs- und Eingliederungsarbeit herauszunehmen, wird der Wunsch bis zur Stärke einer Forderung laut, die Eingliederung völlig zu lösen vom LAG, BVFG und SFG, d. h. Schaffung eines einheitlichen Siedlungsfinanzierungsgesetzes des Bundes für Siedlung und Eingliederung unter entsprechender Berücksichtigung der besonderen Notlage des vertriebenen und geflüchteten Landvolks.

 

2) Einbau der für die Durchführung dieses Gesetzes notwendigen Bundesmittel in den ordentlichen Haushalt, damit verbunden Fortfall des umständlichen Vorgriffverfahrens.

 

 3) Beginn der Auszahlung der Hauptentschädigung und damit Ablösung der Aufbaudarlehen Landwirtschaft nach 1957.

 

4) Schadensfeststellung an landwirtschaftlichem Vermögen beschleunigen und nach Anhebung des Multiplikators 18 und 25 Zuerkennung der Hauptentschädigung. Diese Auszahlung der Hauptentschädigung ist vor allem im Interesse der wirklich traurig dahinvegetierenden alten Bauern und Bäuerinnen dringend notwendig.

 

5) Mit der Schaffung einer schon lange notwendigen Vereinfachung der Siedlungsfinanzierung könnte die Eingliederung für den Zeitraum bis zum geforderten Bundessiedlungsgesetzt maßgeblich beschleunigt werden. Diese Vereinfachung der Siedlungsfinanzierung ist von den Ländern angestrebt und steht vor ihrem Abschluss. Es wäre wünschenswert, dass auch schon jetzt bei diesen Vereinfachungsbestrebungen alle Siedlungsmittel mit einbezogen würden. Es ist keineswegs eine befriedigende Lösung, wenn zum Beispiel LAG-Mittel ausgeklammert werden.

 

6) Es muss sichergestellt werden, dass die Vergünstigungen, die das Bundesvertriebenengesetz für Landabgeber zur Eingliederung nach §§ 47 ff. vorsieht, nicht nur für die Gesetzesdauer des BVFG, sondern, soweit Verträge vor Erlöschen des Gesetzes abgeschlossen worden sind, auch für die Laufdauer dieser Verträge Gültigkeit haben. Dies ist von außerordentlicher Bedeutung für langlaufende Pachtverträge.

 

Die Siedlungsbehörden und die Vertriebenenvertreter haben in Erkenntnis der wirtschaftlichen Notwendigkeit langer Pachtverträge ihre Bemühungen dahin abgestellt, statt bisher 12-jährige möglichst 18-jährige oder noch längere Pachtverträge zu erreichen. Würden bei Gesetzesänderungen die Vergünstigungen eines 18- bis 24-jährigen Pachtvertrages etwa nach 10 bis 15 Jahren entfallen, so wäre zur Zeit der Anreiz, lange Pachtverträge abzuschließen, für die Verpächter reizlos; die Eingliederung wäre wieder entscheidend gehemmt.

 

II. Altersversorgung des vertriebenen Landvolks

Die Schaffung eines Altersversorgungsgesetzes würde hinsichtlich der vertriebenen und geflüchteten Altbauern nicht nur einen unerträglichen Notstand beseitigen, sondern durch die Lockerung der Situation bei den auslaufenden Höfen auch zusätzliche nicht unbeachtliche Eingliederungsmöglichkeiten schaffen. Vorweg steht aber die Verpflichtung und Notwendigkeit, die vertriebenen und geflüchteten Altbauern aus ihrer materiellen und seelischen Notlage zu befreien. Es ist beschämend, dass diese Menschen nach einem Leben harter Arbeit nun der Fürsorge zur Last fallen. Wie diffamierend ist es für einen vertriebenen oder geflüchteten Altbauern, um die Fürsorgebeträge anstehen zu müssen!

 

Die Nebenerwerbsstelle hat sich mehr und mehr nicht zum verdienten Altenteil entwickelt, sondern zu einer Quelle von Kummer, Ärger und Not für die Altbauern. Warum gibt man diesen Altenteilern nicht die Möglichkeit, irgendwie so viel dazuzuverdienen, dass ihnen wenigstens die doch gewiss nicht hohe Bar-, Unterhalts- bzw. Kriegsschadenrente verbleibt? Warum muss der Tilgungssatz bei LAG 4 Prozent sein? Warum muss die Miete im vollen Umfang als „Einkommen" und warum müssen die Überschüsse aus der Landwirtschaft" so hoch angerechnet werden, dass den Altenteilern kaum noch Bargeld verbleibt? Das „Einkommen" aus Tilgung und Miete ist doch fiktiv.

 

Laufende Verzichtmeldungen auf Durchführung bereits begonnener Nebenerwerbssiedlungen sind die sichtbare Folge dieser Bestimmungen.

 

Jeder Beamte kann zu seiner Pension noch zusätzlich so viel dazuverdienen, wie seine letzte Gehaltshöhe ausmacht; weshalb kann man dem hart geschlagenen Berufsstand der vertriebenen und geflüchteten Bauern nicht auch so entgegenkommen? Das Altersversorgungsgesetz in Verbindung mit möglichst sofort wirksam werdenden Zwischenlösungen zur Beseitigung des katastrophalen Notstandes der vertriebenen und geflüchteten Altbauern dürfte eines der dringendsten Anliegen für den „Grünen Plan für die heimatvertriebenen Bauern" sein.

 

Ein wichtiger Punkt bei der Altersversorgung ist die Frage des Wohnrechts. Das ist so zu verstehen, dass auf den kleinen Eigentumsstellen (Kauf und klassische Siedlung) gar kein Wohnraum vorhanden ist für den Altenteiler. Ja, es fehlt auf einem Teil der Neusiedlungen selbst der Raum für angestellte Kräfte (Mädchen, Lehrlinge und Arbeiter).

 

III. Vereinfachung, Beschleunigung und Verbesserung der Eingliederung

1) Die Vereinfachung wird, wie oben erwähnt, von den Ländern bereits angestrebt, damit ist an die Zusammenfassung der verschiedenen Siedlungsmittel (Bund und Länder) bei der Deutschen Siedlungsbank gedacht, bei regionaler, d. h. siedlernaher Verwaltung durch eine Bank (zum Beispiel in Schleswig-Holstein durch die Landesbank und Girozentrale).

 

2) Ausschaltung der Ausgleichsämter und damit Fortfall des Doppelverfahrens nach LAG, also nur noch einheitliches BVFG-Verfahren über die Siedlungsbehörden.

 

3) Mit dieser Siedlungsfinanzierungsvereinfachung fallen die mehrfachen Schuldurkunden, die verschiedenen Zins- und Tilgungsleistungen weg. Nach Maßgabe der tragbaren Rente also einheitliche Zins- und Tilgungsbedingungen bei einer Schuldurkunde.

 

4) Die Beschleunigung der Verfahren könnte außer dieser Vereinfachung der Finanzierung noch dadurch erreicht werden, dass die Landessiedlungsbehörde einen Teil ihrer Rechte auf die Vorsteher der Kulturämter übertragen.

Fortsetzung folgt

 

Seite 12   Eingliederung von vertriebenen Bauern. Fortsetzung und Schluss

VI. Vergünstigungen für Land- bzw. Betriebsabgeber:

1. Einkommensteuervergünstigung:

Die Einkünfte aus der Verpachtung oder aus einem bei der Veräußerung eines landwirtschaftlichen Betriebes vorbehaltenen Altenteil sind steuerfrei, soweit sie jährlich 2000 DM nicht übersteigen, übersteigen sie 2000 DM jährlich, so ist nur der 2000 DM nicht übersteigende Teil steuerfrei.

 

2. Erbschaftssteuervergünstigung: Steuerfrei ist:

a) das Erbe an Vermögenswerten, die aus dem Verkauf eines landwirtschaftlichen Betriebes (auslaufenden oder wüsten Hofes) an einen Vertriebenen oder Sowjetzonenflüchtling stammen,

 

b) das Erbe an einem auslaufenden oder wüsten Hof, wenn dieser von den Erben innerhalb eines Jahres nach erlangter Kenntnis von dem Erbfall an einen Vertriebenen oder Sowjetzonenflüchtling veräußert wird. Bei zwölfjähriger Verpachtung innerhalb eines Jahres nach Erbantritt wird die Hälfte des Steuerbetrages erlassen, die andere Hälfte bis zur Beendigung des Pachtverhältnisses gestundet. Das gleiche gilt, wenn ein Hof zur Zeit des Erbfalles an einen Vertriebenen bzw. Sowjetzonenflüchtling auf zwölf Jahre verpachtet ist.

 

3. Befreiung vom Lastenausgleich:

Der Veräußerer oder Verpächter wird von den zu leistenden Vierteljahresbeträgen der Vermögensabgabe freigestellt, bei Verpachtung nur für die Dauer der Pachtzeit.

 

4. Befreiung von der Hypothekengewinnabgabe:

Die auf einem an einen Vertriebenen oder Sowjetflüchtling veräußerten Grundstücke als öffentliche als öffentliche Last ruhende Hypothekengewinnabgabe (früher Umstellungsgrundschuld) wird auf Antrag des Erwerbers erlassen (bis zur Höhe von jährlich 2,2 v. H. der Abgabeschuld bei unbebauten Grundstücken bis zur Höhe von jährlich 3,4 v. H.), d. h. der Veräußerer kann seinen Besitz praktisch ohne Balstung durch die Hypothekengewinnabgabe und damit zu einem höheren Kaufpreis abgeben.

 

Die Vergünstigungen zu 1) bis 4) werden nicht gewährt bei:

 

a) Einheiraten,

 

b) Vererbung eines Betriebes, wenn der Erblasser mit dem Erben in gerader Linie oder bis zum dritten Grade der Seitenlinie verwandt oder bis zum zweiten Grade verschwägert ist,

 

c) bei Veräußerung von Betrieben und Grundstücken im Rahmen der Bodenreform zur Erfüllung des Landabgabesolls,

 

d) bei. Veräußerung und Pachtverträgen zwischen Verwandten, in gerader Linie.

 

Die Vergünstigungen können versagt werden bei Verträgen zwischen Verwandten bis zum dritten Grade der Seitenlinie oder Verschwägerten bis zum zweiten Grade, wenn die Veräußerung oder Verpachtung auch ohne die Gewährung der Vergünstigungen zustande gekommen wäre, oder der Erwerber oder Pächter auch ohne die Vergünstigungen eine gesicherte Lebensgrundlage bereits hat oder erhält.

 

5. Altenteilbürgschaft:

Der Veräußerer oder Verpächter kann für ein vereinbartes Altenteil eine Landesbürgschaft verlangen.

 

VII. Welche Erleichterungen sind außerdem bei der Übernahme bestehender Betriebe gegeben?

1. Der Verpächter bzw. Erwerber kann die Aufhebung des Mietverhältnisses an den Wohnräumen verlangen, soweit erforderlich. Der Mietschutz findet keine Anwendung.

 

2. Pachtverhältnisse über Grundstücke, die Vertriebenen oder Sowjetzonenflüchtlingen zur Verfügung gestellt werden, können von der Siedlungsbehörde aufgehoben werden, wenn das für den bisherigen Pächter keine unbillige Härte bedeutet.

 

3. Die Geschäfte und Verhandlungen (z. B. Abschluss der Kaufverträge) sind gebührenfrei, sofern sie von einer Behörde (Amtsgericht, Kulturamt) wahrgenommen werden, jedoch nicht bei Einschaltung eines Notars.

 

4. Bei Grunderwerb wird die Grunderwerbssteuer erlassen.

 

5. Bei Einschaltung von Grundstücksmaklern werden die Vermittlungsgebühren in Höhe der ortsüblichen Sätze durch Zuschüsse und Kreditmittel abgedeckt.

 

VIII. An wen können Anträge auf Gewährung von Finanzierungshilfen und Vergünstigungen gerichtet werden?

A) Finanzierungshilfen:

a) an die Treuhandstelle Hessen-Nord für Flü-Siedlung bei der Siedlungsgesellschaft Hess. Heimat in Kassel, Ständeplatz 3 1/2, für den Reg.-Bez. Kassel;

 

an die Treuhandstelle Hessen-Süd für Flü-Siedlung bei der Nassauischen Siedlungsges. mbH in Frankfurt/Main, Großer Hirschgraben 20 - 26, für die Reg.-Bez. Darmstadt und Wiesbaden,

 

b) an die Kulturämter als untere Siedlungsbehörden,

 

c) an die Kreisverbände des BvD,

 

d) an die Siedlungsbeauftragten des BvD in den einzelnen Landkreisen.

 

B) Vergünstigungen:

Zuständig sind ausschließlich die Siedlungsbehörden (Kulturämter).

 

Landesverband Hessen des Bauernverbandes der Vertriebenen, Wiesbaden, Marktstraße 34.

 

Seite 12   Vorratsschutz beginnt im Sommer

Es gibt viele Vorratsschädlinge. Neben Kornmotte, Mehlmotte, Getreideplattkäfer, schwarzem Getreidenager, Speisebohnenkäfer, Mehlkäfer und verwandten Arten nimmt der Kornkäfer eine Vorrangstellung ein. Mit seiner weltweiten Verbreitung verbindet er eine große Vermehrungskraft und Zähigkeit. Die jährlichen Kornkäferschäden werden von fachlicher Seite auf über 70 Millionen DM beziffert. Das drei bis vier Millimeter große Weibchen bohrt bis 200 Getreidekörner an und schiebt je ein Ei in die Vertiefung. Die schlüpfenden Larven fressen das Korn leer und nach fünf bis sechs Wochen erscheint der fertige Käfer. Es folgen drei bis vier Generationen in einem Jahre. Aus einem Käferpaar können bis 4000 Nachkommen jährlich entstehen. Sie vernichten etwa vier Kilogramm Getreide, die Nachkommen von nur 25 Käferpaaren dementsprechend einen Doppelzentner.

 

Im Kampf gegen die genannten Vorratsschädlinge stehen an erster Stelle vorbeugende Maßnahmen. Sie müssen auf alle Fälle bereits bei der Ernte beginnen. Dazu gehören: Lagerräume sauber halten, keine Versteck- und Brutplätze schaffen, geeignete Fußböden aus Zement oder Hartholz anlegen, die Fugen von Holzfußböden mit einer Spachtelmasse versehen und die Wandrisse gut verschmieren. Ferner empfiehlt es sich, die Vorratsräume nach Möglichkeit an der kühlen Nord- und Ostseite anzulegen, da sich alle Vorratsschädlinge bei höheren Temperaturen besser entwickeln. Auch der Einsatz von Gazefenstern hat sich bewährt, um ständig scharfe Zugluft zu schaffen und den Zuflug von Vorratsschädlingen zu verhindern. Sehr wichtig ist schließlich, alle Säcke und Futtermittel, die vom Händler, von Mühlen oder Lagerhäusern auf den Speicher gelangen, sofort auf den Befall von Vorratsschädlingen zu untersuchen. Eine derartige Maßnahme kann jedoch nicht verhindern, dass die Schädlinge im Ruhestand als Ei oder Puppe eingeschleppt und nicht gleich bemerkt werden. Deshalb ist eine laufende Kontrolle von möglichst trocken, luftig und flach lagerndem Getreide auf Schüttböden sehr notwendig. Im Verdachtsfalle zieht man aus der tieferen Schicht des Lagergetreides Proben und schüttet sie durch ein Zwei-Millimeter-Sieb. Larven und Puppen können durch die sogenannte Wasserprobe festgestellt werden. Auch empfiehlt es sich, Risse im Gebälk und Fugen zwischen den Dielen mit einem Messer oder Nagel aufzukratzen, da sich hier die lichtscheuen Schädlinge gern verkriechen. Die direkte Bekämpfung erfolgt mit den bekannten Präparaten, die zu schnellen und guten Erfolgen führen, wenn die den Mitteln beigegebenen Gebrauchsanweisungen sorgfältig beachtet werden. Dr. Gaede

 

Seite 13   Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht …

Auskunft wird gegeben über …

 

... Viktor Hoppe, geb. am 13.08.1908 in Bredinken. Gesucht wird Frau Anne Hoppe, geborene Formanski, aus Ridbach bei Bischofsbürg Kreis Rößel.

 

... den Apotheker aus Königsberg-Vorstadt. Name entfallen. Gesucht werden die Angehörigen.

 

… Heinrich Broszio, geb. am 20.03.1912 in Falkendorf, Kreis Johannisburg. Gesucht wird Herr Otto Broszio, aus Falkendorf, Kreis Johannisburg.

 

… Ernst Lakowitz, geb. am 22.11.1904 in Stallupönen. Gesucht werden die Angehörigen. Alte Heimatanschrift: H. A. Königsberg. Mühlhauser Straße 7.

 

… Adolf Brodowski, geb. am 15.07.1904 in Lisken, Kreis Lyck. Gesucht wird Herr Karl Brodowski, aus Lisken, Kreis Lyck.

 

... Gustav Konetzka, geb. am 09.01.1904 in Eckwald. Gesucht wird Frau Friederike Konetzka, Gleuch, Kreis Ortelsburg.

 

... Friedrich Schulz, geb. am 26.06.1886 in Hermannswalde. Gesucht wird Frau Agnes Schulz, aus Mühlhausen, Braunsberger Straße 12.

 

... Horst Berkau, geb. am 29.08.1926 in Klein-Parlösen. Gesucht werden die Eltern: Emil Berkau, Klein-Parlösen bei Bischofsburg.

 

... Frau Nagel, deren Tochter und Schwager Fritz Nagel, aus Kamplack Abbau, Kreis Rastenburg.

 

... Fleischermeister Franz Marquardt und Tischlermeister Saffran, beide aus Wulfsdorf, Kreis Rastenburg.

 

Bauer, Neumann, Blomnau. Lehrer, Knoblauch. Bauer, Schmadtke. Müller, Nagel. Bark. Ley. Rogall, Hollstein. Kliß. Matuse. Neubert. Lange. Bliß. Günther. Pilkowski, alle aus Kamplack-Dorf, Kreis Rastenburg.

 

... Kurt Wahrenberg, geb. am 16.10.1914 in Tilsit. Gesucht wird Frau Gertrud Wahrenberg, aus Tilsit, Hindenburgstraße 27 a.

 

... Karin Rudolf, geb. am 18.04.1941 in Frankfurt (Oder) oder in Königsberg. Heimatanschrift unbekannt. Gesucht werden die Angehörigen.

 

… Otto Gardlowski, geb. am 06.08.1917. Gesucht wird Wilhelm Gardlowski, aus Seenwalde, Kreis Ortelsburg.

 

... Otto Piweck, geb. am 18.09.1906 in Gollupken, Kreis Lyck. Gesucht wird Frau Piweck, aus Domäne Leegen.

 

... Werner Baier, geb. in Königsberg, Kaiserstraße. Gesucht werden seine Eltern, Georg Baier und Friederika Baier sowie sein Bruder Günther. Am 11. Mai 1951 aus Pogegen (Memelland) umgesiedelt worden. Wer weiß etwas über den Verbleib?

 

... Fritz Helger, geb. am 01.10.1913 in Ihlnicken, Kreis Fischhausen. Gesucht werden die Angehörigen aus Ihlnicken, Kreis Fischhausen.

 

... Heinrich Kalwellis, geb. am 17.10.1914 in Prätzmen. Gesucht wird Frau Elsa KalwelIis, aus Memel I, Fliederstraße 5.

 

... Adolf Levaring oder Lewrick, geb. am 07.08.1916 in Rothfließ, Kreis Rößel. Gesucht wird Frau Mathilde Levaring oder Lewrick, aus Rothfließ, Kreis Rößel.

 

... Gerhard Lojewski, geb. am 22.05.1919 in Ehrenwalde, Kreis Allenstein. Gesucht werden die Angehörigen aus Borschimmen, Kreis Lyck.

 

... Gerichtskassen-Rendanten Wolf, aus Allenstein. Gesucht werden die Angehörigen.

 

... Werner Schwarz, aus Königsberg. Büttelplatz 7. Gesucht werden die Angehörigen.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen. (24a) Hamburg 13. Parkallee 86.  

 

Auskunft wird erbeten über....

... Anna Skupp, aus dem Kreise Allenstein und Herta Florian, aus Ostpreußen.

 

... die Familie Kerschowski, aus Tellrode, Kreis Gumbinnen. Minna Kerschowski, geborene Norutschatschew, geb. am 20.06.1908; Erich Kerschowski, geb. am 14.05.1930; Marta Kerschowski, geb. am 02.06.1931; Lieselotte Kerschowski, geb. am 11.01.1934, und Heinz Kerschowski, geb. am 30.10.1943.

 

... den Besitzer der H. - Kahles – Apotheke, aus Königsberg.

 

... Friedrich Nehmke, geb. am 17.07.1901, und dessen Ehefrau Anna Nehmke, geborene Landsberger, geb. am 21.09.1901, sowie deren Kinder Gertrud Nehmke. Fritz Negmke. Frieda Nehmke. Helene Nehmke. Erika Nehmke und Heidemarie Nehmke. Letzte Heimatanschrift: Düringswalde, Post Godnicken, Kr. Fischhausen.

 

... Walter Lickfett, aus Rhein bei Osterode. Er bewirtschaftete das Gut Rhein, das Herrn Rogalla gehörte. Im Januar 1945 soll er von den Russen verschleppt worden sein.

 

... Hans Groeger, geb. am 12.05.1908 in Herne, Westfalen. Heimatanschrift: Gumbinnen, Mozartstraße 8. Vermisst seit dem 22.07.1944 in der Nordukraine.

 

... Unteroffizier Alwin Borchers, geb. am 28.10.1920. Heimatanschrift: Salpia, Lötzen-Land. Letzte Nachricht im Januar 1945 aus dem Lazarett Dießen am Ammersee, Bayern.

 

... Paul Klein, geb. etwa 1896 - 1900. Letzte Heimatanschrift: Gumbinnen. Lange Reihe 15 - 18. Vor der Flucht Kassierer der Ev. Vorsorge.

 

... Fräulein Noßbach, Buchhalterin bei Maschinenbaumeister Fritz Krüger, Gerdau»n, Lüdinghausenstraße 10, der Heimatwohnort von Fräulein Noßbach war Klein-Gnie.

 

... Justizinspektor Otto Juckel, geb. am 10.09.1883, wohnhaft gewesen in Allenstein, bis 1939 in Osterode beim Amtsgericht tätig gewesen, dann in Allenstein, verschollen seit dem 21. Januar 1945.

 

… Reichsbahnrottenführer Valentin Bischof, Mehlsack; Bernhard Groß, Peythunen; Landwirt Dergau. Mehlsack;  Landwirt Buchholz, Mehlsack; Firma Kraft, Braunsberg, Tiefbau, Hochbau, Missionshaus St. Adalbert, Mehlsack.  

 

... Otto Zellmer, geb. am 24.01.1888 in Boginga. Kreis Petrikau bei Lodz. Zivilberuf: Bauer und Fuhrunternehmer, und Horst Zellmer, geboren am 11.11.1929 in Lobellen, Kreis Tilslt-Ragnit. Letzte Heimatanschrift: Lobellen, Kreis Tilsit-Ragnit. Im März 1945 auf der Flucht mit dem Treckwagen. Seitdem fehlt jede Spur.

 

… Willi Baginski, geb. um 29.04.1922? (Geburtsjahr schlecht lesbar) in Gumbinnen. Dienstgrad: Unteroffizier. Feldpostnummer 06 027 C ( erste Zahl schlecht lesbar). Heimatanschrift: Riedhof, GumbinnenUnd, vermisst seit Juni 1944.

 

… Hauptmann oder Major Otto Brauer, aus Königsberg, Plantage 15.

 

... Friedrich Peters sowie seine Ehefrau und deren Kinder Bernhard, Erwin, Erika und Waltraud. Zuletzt wohnhaft gewesen in Trankwitz bei Metgethen, Kreis Fischhausen.

 

... Helmut Möwius, geb. am 14.11.1924 in Königsberg. Heimatanschrift: Königsber, Friedrichstraße 3. Er war In der Lungenheilstätte in Wormditt und ist im Februar 1945 zuletzt in Zinten gesehen worden.

 

... Wilhelm Paul Potzka, geb. am 01.03.1906 in Bäuerllch-Strumbragirren, Kreis Tilsit. Letzte Nachricht vom 02.01.1945 aus Budapest, Ungarn. Dienstgrad: Obergefreiter, letzte Feldpostnummer 18 196.

 

… Frau Anna Skaliks, geborene Rimkus, etwa 70 Jahre alt, vermisst seit Januar 1945 auf der Flucht.

 

… Fritz Skaliks, geb. am 09.10.1898 in Schuppenau. Beim Volkssturm 1944 eingesetzt.

 

… Ella Skaliks, geborene Helm, geb am 07.10.1905. Im August 1948 noch in Tilsit auf der Kolchose gearbeitet.

 

… Gerhard Skaliks, geb. am 02.01.1930 in Schuppenau. Heimatanschrift: Schuppenau. Kreis Tilsit-Ragnit.

 

… Gustav Marchand, geb. etwa 1895/1897 und Martha Marchand, geborene Rochelmeir, geb. etwa 07.06.1895/1898. Letzte Heimatanschrift: Ragnit, Hindenburgstraße 13.

 

Ernst Bessel, geboren am 04.06.1921 in Bieberswalde, Kreis Wehlau. Gefreiter beim Gren.-Ers.-Bat. 389, Sensburg, Gen.-Komp. Im Oktober 1944 bei Schloßberg verwundet. Im Februar 1945 ins Lazarett nach Heiligenbeil oder Braunsberg eingewiesen.

 

… Franz Bunschus, geboren 1864 in Groß-Schirrau, Kreis Wehlau. Zuletzt wohnhaft gewesen in Puschdorf, Kreis Wehlau. 1944 mit Familie Aug. Stockfisch geflüchtet.

 

… Herrn Ernst Friese, geboren am 21.01.1893, und Frau Anna (?), geborene Feist, Tochter des Kapellmeisters des Ortelsburger Jägerbataillons Feist. Wer weiß etwas über den Verbleib?

 

… Gerhard Kollack, geboren etwa 1913 in Ostpreußen.

 

… Hans Boehm, geboren am 25.12.1927, früher wohnhaft gewesen in Friedland, Kreis Bartenstein, Wüstengarten.

 

… Richard Skrebb, geboren am 10.11.1907, in Neu-Beynuhnen.

 

… Horst Heß, geboren am 3. Dezember 1923, früher wohnhaft gewesen in Sawadden, Kreis Angerburg, vermisst seit dem 22. Oktober 1944

 

… Herbert Kloss, geb. am 11.02.1927 in Borowen, Kreis Sensburg. Heimatanschrift: Borowen, Kreis Sensburg, Beruf: Landwirt. Letzter Dienstgrad: Soldat. FPNr. unbekannt.

 

… Fritz Lapöhn, geb. am 03.11.1886 in Schugsten, Samland, und Ehefrau Maria Lapöhn, geborene Weiß, geb. am 28.12.1887 in Bledau bei Königsberg sowie deren Kinder Hertha Lapöhn, geb. am 06.11.1919 und Max Lapöhn, geb. am 03.06.1927. Letzte Heimatanschrift: Medenau, Samland.

 

... Joseph Bartsch, geb. am 04.04.1912 in Allenstein. Letzter Wohnort in Königsberg. Löbenichtsche Langgasse 9. Seit Januar 1945 vermisst.

 

... Walter Jühnichen, geb. 18.02.1906 in Radeberg bei Dresden, aus Königsberg, Hindenburgstraße 56. Er befand sich 1945 beim Volkssturm in Königsberg.  

 

… Reinhold Benke, geb. am 28.08.1910, Frau Ida Benke, geb. Buhmann, geb. am 13.06.1910 und die Kinder Christel und Waltraut, aus Sassau bei Rauschen.

 

... Rudolf Liewki, geb. am 19.12.1900, aus Sassau bei Rauschen.  1945 wohnhaft gewesen in Danzig-Langfuhr.

 

… Gutsbesitzer Krämer, aus Wolfsdorf, Kreis Heilsberg.

 

... Meta Charlotte Rogowski, geb. Dikomey, geb. am 22.11.1913, und Bruno Eduard Rogowski, geb. am 06.07.1942, wohnhaft gewesen in Goldap, Bodenhauser Chaussee 7, war bis September 1955 noch in Ostpreußen in Goldap wohnhaft. Seitdem erhalten die Angehörigen keine Nachricht mehr.

 

... Hildegard Sobottka, geb. am 28.10.1925 in Schwerfelde, Kreis Insterburg, im Januar 1945 mit einem Transport von Gerdauen nach Kollberg, Westpreußen, gekommen und hat im Dünen-Hotel Unterkunft gefunden. Seitdem fehlt jede Spur.

 

… Max Bockhorn und Maria Bockhorn, aus Allenstein, Langsee-Siedlung, Horst-Wessel-Straße 46. Das Ehepaar blieb im Januar 1945 in Allenstein, und zwar in der Germanensiedlung, später in einer Baracke am Preußenweg, gegenüber der Morgenkaserne. Max B. war bis zum 01.04.1935 als Angestellter im landrätlichen Büro des Landratsamtes Allenstein tätig und bearbeitete die Gendarmerie- und Feuerwehrangelegenheiten im Landkreis. Wer weiß etwas über den Verbleib oder das Schicksal des Ehepaares?

 

… Maria Hutmacher, geborene Gleibs, zuletzt wohnhaft gewesen in Saalfeld, Kreis Mohrungen, Seestraße 3.

 

... Paul Hüttig, geb. etwa 1916 in Bartenstein, ledig, zuletzt Soldat. Walter Hüttig, geb. etwa 1905/1910, verheiratet, zuletzt Soldat, und Frau Minna Bessel, geborene Hüttig. aus Bartenstein, Gaswerkstraße.

 

… Vermessungsingenieur Georg Lubowski, aus Königsberg, in Marienwerder geboren.

 

... Joachim Gorschewski, geb. am 23.05.1903, und seine Ehefrau Maria Gorschewski, geb. Jeschick, sowie deren Kinder Inge Gorschewski, geb. am 24.06.1928, Gerda Gorschewski, geb. am 26.05.1931 und Heinz Gorschewski, geb. im August 1939. Alle wohnhaft gewesen in Allenstein.

 

… Anton Dorabrowski, etwa 63 Jahre alt, aus Königsberg Pr., Hafenstraße.

 

… Maria Kunitz, etwa 62 Jahre alt, aus Königsberg Pr., Korinthendamm.

 

… Ottilie Kröger, etwa 45 Jahre alt, aus Königsberg Pr., Hafenstraße.

 

Wolfgang Barsuhn, geb. 1929 in Königsberg Pr., letzte Heimatanschrift: Königsberg Pr., Briesener Straße 27.

 

… Gustav Baranowski, geb. am 20.12.1883. Er wurde im April 1945 von den Russen verschleppt.

 

… Franz Schulz, heute etwa 74 Jahre alt, aus Pogauen (Samland), sowie seine Ehefrau Johanna Schulz, geborene Namnick, geb. am 17.05.1887.

 

… Ernst Schulz, geb. am 12.05.1910 in Hohenrade (Samland), sowie seine Ehefrau Elisabeth Schulz, geborene Wichmann. Heimatanschrift: Königsberg Pr., Tamnaustraße 9.

 

… Fritz Lowski und seine Ehefrau Elisabeth, aus Königsberg Pr., Olmützer Weg 3.

 

… Gefreiter Heinz Berg, früher wohnhaft gewesen in Heinrichswalde, Angehöriger des Grenadier-Ersatz-Bataillons Johannisburg, Feldpostnummer 21 081 E, letztes Kampfgebiet Lomsha. Seit 25. Januar 1945 keine Nachricht mehr.

 

… Frau Christel Schimschak, aus Wosegau, Kreis Fischhausen.

 

… Hans Liedtke, geboren am 19.11.1896. Heimatanschrift: Rababen, Kreis Rösel. Im April 1945 zuletzt in Insterburg im Zuchthaus gesehen worden.

 

… Gertrud Liedtke, geborene Lowitsch, geboren am 21.12.1910. Letzte Heimatanschrift: Rababen, Kreis Rößel.

 

… Emilie Therese Pawelske, geboren am 15.10.1884, aus Schanzenkrug und Willi Pawelske, geboren am 05.02.1903 in Baltruscheiten, Kreis Elchniederung.

 

… Rudolf Thurau, Bankangestellter aus Königsberg-Ponarth.

 

… Ida Kröhnert, geborene Börsch, aus Alt-Seckenburg.

 

… Wilhelm Cohnsee, geb. am 08.09.1891, zuletzt beschäftigt gewesen bei der Marine-Ausrüstungsstelle in Pillau.

 

... Karl Zablowski, geb. etwa 1893, zuletzt beschäftigt gewesen in der Zellstoff-Fabrik in Ragnlt.

 

… Otto Nienke, geb. etwa 1893, aus Memel, zuletzt beschäftigt gewesen beim Wasserwerk Memel.

 

… Max Szillus, geb. etwa 1893, aus Ogeln, zuletzt Briefträger bei der Postagentur in Kinten.

 

… Ulrike Gutzeit, Paul Gutzeit und Elly Gutzeit, wohnhaft gewesen in Skaten, Kreis Wehlau.

 

… Gerhard Tombach, geb. am 08.05.1926 in Springen bei Gumbinnen. Heimatanschrift: Gumbinnen, Brahmsstraße 8. Im Januar 1945 beim Grenadier-Ersatz-Bataillon I zur Heimatverteidigung eingesetzt.

 

... Fritz Kewitz, aus Königsberg Pr.

 

... Walter Pollach, aus Königsberg Pr.

 

… Gustav Kislat, geb. am 10.03.1898, aus Ebenrode. Letzte Post im März 1945 aus Königsberg, im R.A.W. Königsberg zuletzt beschäftigt gewesen.

 

… Eva Reese, etwa 30 Jahre alt, aus Königsberg-Charlottenburg.

 

… Grete Becker, geb. etwa 1908, von der Kreisbauernschaft Schloßberg, zuletzt auf einer Kolchose im Samland.

 

… Gustav Gamball, Maschinist, aus Königsberg-Ratshof, Kaporner Straße.

 

… Frau Elvira Newiger, geb. 1898, aus Königsberg, Sackheim.

 

... Frau Frieda Böhm, geborene Wolff, geb. 1897, aus Siebeneichen.

 

… Familie Gottfried, aus Postnicken bei Königsberg.

 

… Walter Wolff, geb. im Februar 1900, aus Postnicken.

 

… Frieda Pludau oder Bludau oder Bludow, verwitwete Ahrens, geborene Jaeger, aus Königsberg Pr., deren Sohn Kurt oder Horst Ahrens, aus Memel und deren Schwester Nelly (?), geschiedene Schaedel, geb. Jaeger, geb. 24.12.1890 in Königsberg Pr., zuletzt wohnhaft in Berlin.

 

... Stabsfeldwebel R. Kraffzik, Königsberg Pr., Samlandweg 10.

 

… Charlotte Weber, geborene Dahlmann, geb. am 09.06.1909 in Staggen, Kreis Insterburg, und Sohn Siegfried Weber, geb. am 08.01.1944. Letzte Heimatanschrift: Liebenfelde, Kreis Labiau, Schulstraße.

 

... Landsmann Meißner von der Kreissparkasse Wehlau.

 

… Charlotte Heinrichs, geb. am 17.03.1893, früher wohnhaft gewesen in Königsberg Pr.. Sternwartstraße 8.

 

… Gutsinspektor Polneschnie und Gutsrendantin Küßner, aus Friedrichsberg, Kreis Königsberg-Land.

 

… Herbert Gerber und Werner Gerber, früher Königsberg-Lauth; Willi Neumann, St. Lorenz bei Rauschen, Grete Draab und Frieda Draab, früher wohnhaft in Rauschen.

 

… Hans Bolke , geb. am 26.01.1906, Schuhmacher, aus Königsberg Pr. Die. genaue Anschrift ist nicht bekannt.

 

… Familie Krajewski, wohnhaft gewesen in Gronitten, Kreis Allenstein.

 

… Stefan Gatzke, Ernst Eisenberg und dessen Ehefrau Wanda Eisenberg, geborene Gatzke, geb. etwa 1906, Gustav Willert und dessen Ehefrau Josefine Willert, geb. etwa 1904. Die letzte Heimatanschrift: Gut Bahrten, Kreis Rastenburg.

 

… Staatssekretär Richard Teichmann, Lokomotivführer Hans Kolberg. Tischlermeister Greven und Rossschlachter Paul Zwalina, alle Johannisburg.

 

… Fritz Beckereit, heute etwa 68 Jahre alt, aus Palapken. Kreis Tilsit-Ragnit. Letzte Nachricht im Januar 1945.

 

… Frau Liesbeth Goebel, geborene Ketschewitz. Zuletzt wohnhaft gewesen in Rastenburg, ?ohenloher Weg 44 (Straßenname nicht lesbar).

 

... Architekten Altrock sowie dessen Ehefrau und ihren drei Kindern. Letzte Heimatanschrift: Königsberg, Friedländer Tor. Wer weiß etwas über ihren Verbleib?

 

... Heinz Buttgereit, geb. am 21.08.1929 in Wehlau. Zuletzt in Insterburg wohnhaft gewesen, dann verschleppt.

 

... Friedl Buttgerelt, geb. am 01.02.1926 in Abscherningken, Kreis Darkehmen. Zuletzt in Insterburg wohnhaft gewesen?

 

... Ernst Mertins, aus Kariotkehmen.

 

… Fritz Hafke, geb. am 03.04.1914 in Pr.-Eylau. Letzte Nachricht vom 25.01.1945 aus Posen.

 

… Reiner Uthof, geb. am 10.02.1944 in Allenstein. Beim Einfall der sowjetischen Truppen im Februar 1945 verlorengegangen. In Heilsberg unter dem Namen Klaus Krause ins Waisenhaus eingeliefert; von dort unter dem Namen Mikolief  Konernik (Nachname unlesbar) ins Waisenhaus Bartenstein eingeliefert.

 

… folgende Landsleute aus Ortelsburg: Willi Krüger (Hoch- und Tiefbau); Wilhelm Radeck; Wilhelm Guseck; Gustav Spitka; Gottlieb Zeranski; Gustav Konopka und Eugen Tomzak.

 

… Hotelpächter des Hotels „Königsberg" in Rastenburg, Fritz Kaminski, etwa 55 bis 60 Jahre alt.

 

… Grete Haak, geborene Lobschat, früher Königskirch, Kreis Tilsit-Ragnit.

 

… nachstehend aufgeführte Landsleute aus. Tilsit-Ragnit: Max de Roggenbucke, Yorckstraße 3, Hermann Jurrat, wohnhaft gewesen bei Sattlermeister Knaebe. Gustav Köhler, tätig gewesen in der Zellstoff-Fabrik als Brenner. Braun, Vorname unbekannt, Hafenstraße, war Betriebsrat der Zellstoff-Fabrik im Jahre 1938 und Gustav Dumschat, Windheimstraße 35.

 

… Therese Guht, geb. Drenkwitz, früher wohnhaft gewesen in Angerapp.

 

... Bruno Schwellnus, geb. am 24.12.1909 in Tilsit.

 

… Martha Borries, geb. am 14.02.1928, und ihre Schwester Gertrud Borries, geb. am 26.08.1935, aus Dorntal. Kreis Lyck. Sie sollen 1945 in der Nähe von Insterburg gesehen worden sein.

 

… Fritz Glaser, geb. am 07.08.1895 in Sergitten, aus Abbarten, Kreis Bartenstein. Er soll im Januar 1945 in Stolp, Pommern, von den Russen verschleppt worden sein.

 

… Florentine Scharfschwerdt, geborene Matern, bis 1945 wohnhaft gewesen in Pr.-Eylau.

 

… Versicherungsinspektor Scharzkopf, bis 1939 bei der Viktoria-Versicherung in Königsberg, Steindamm 83, und den Vertreter der Para??? (unlesbar) AG Berlin-Oberschöneweide in Königsberg, Werner Densow, zuletzt Königsberg. Kaiserstraße.

 

… Hauptmann Hans Wulf, etwa 40 bis 44 Jahre alt, vermutlich aus Königsberg, und Oberleutnant Rudi oder Rudolf Rode oder Rohde, ebenfalls vermutlich aus Königsberg.

 

… Amtsgerichtsrat Flegel, Landgerichtsrat Dr. Meineke u. Oberstaatsanwalt Dr. Kühn, Königsberg.

 

… Lisbeth Drabe, geborene Schmidt, geb. am 20.08.1904 in Mohrungen; Willibald Schmidt, früher Lehrer in Briensdorf, Kreis Pr.-Holland, und Lehrer Gerhard Schmidt, geb. etwa 1899, aus Mohrungen.

 

… Kurt Hensel, geb. am 23.05.1909 in Königsberg. Zivilberuf: Studienrat; letzter Wohnort: Lyck, Memeler Weg 18. Letzte FPNr. 10 119, gehörte zum Armeestab des Gen.-Feldmarschalls Paulus bei Stalingrad. Seit 22.01.1943 im Kampfraum Stalingrad vermisst. Wer weiß etwas über seinen Verbleib?

 

… Wilhelmine Jenszowski, geb. Scholl, geb. am 14.02.1863/1864 in Marienthal, Kreis Gumbinnen, und Frau Elisabeth Kruk , geborene Jenszowski, geb. am 21.02.1897/1896 in Groß-Tellitzkehmen, Kreis Gumbinnen. Zuletzt beide gewohnt in Königsberg, Unterhaberberg 12 b. Wer weiß etwas über den Verbleib?

 

… Schneidermeister August Klett, geb. 22.02.1870 in Parnehnen, und seine Ehefrau Emma Klett, geb. Annies, geb. 08.12.1870 in Daubawen, aus Nehne, Kreis Wehlau. Sie sollen sich zuletzt bei ihrem Sohn Dr. Willi Klett in Königsberg-Metgethen, Hermann-Göring-Platz 5 befunden haben.

 

... Dr. Willi Klett, geb. 12.02.1900, aus Königsberg-Metgethen, Hermann-Göring-Platz 5.

 

… Willy Rautenberg, geb. am 19.04.1901, von Beruf Requisiteur, wohnhaft gewesen in Königsberg. Sackheimer Mittelstraße 17.

 

… Helene Raukuttis, geborene Albrechts, aus Wannaggen, Kreis Memel.

 

… Else Malkeit, geborene Albrechts, aus Szagatpurwen. Kreis Memel.

 

... Madliene Podszus, geborene Albrechts, aus Memel.

 

… Katharine Knop, geborene Albrechts, aus Tilsit-Ragnit.

 

… George Genutt, aus Bismarck, Memelland.

 

… Wilhelm Genich, Friedrich Genich und Auguste Sakadautzki, geb. Genich, aus Kibarten, Litauen.

 

… Dieter Grabosch, etwa 30 Jahre alt. Heimatanschrift: Altkirchen, Kreis Ortelsburg. Wer weiß etwas über den Verbleib?

 

… Eva Korn, geb. 08.02.1936 in Königsberg. Kiefernweg 9.

 

… Gustav Wermuth, geb. am 01.12.1901 in Königsberg. Letzter Wohnort: Königsberg, Oberhaberberg 26. Wer weiß etwas über den Verbleib?

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86,

 

Seite 13   Tote unserer Heimat.

Dr. Georg Olschinka verstorben.

Mit Erschütterung wird man in weitesten Kreisen der Landsmannschaft Ostpreußen und der gesamten heimatvertriebenen Wirtschaft die Kunde vernehmen, dass am 13. September 1956, der langjährige, hochverdiente und allgemein geschätzte Hauptgeschäftsführer und Erste Syndikus der Industrie- und Handelskammer für Ostpreußen in Königsberg, Dr. Georg Olschinka, auf einer Dienstreise in Bad Harzburg plötzlich aus rastlosem Schaffen im Alter von 61 Jahren für immer abberufen wurde. Am 12. August 1955 waren ihm zu seinem sechzigsten Geburtstag nach Bonn noch viele Glückwünsche aus den Kreisen aller zugegangen, die ihn vor allem in den Jahren seiner Tätigkeit auf verantwortungsvollem Posten in der Hauptstadt Ostpreußens schätzen gelernt hatten.

 

Dr. Georg Olschinka, der schon in jungen Jahren den Ruf eines hervorragenden Organisators und Betreuers auf dem weitschichtigen Gebiet wirtschaftlichen Schaffens in unserer Heimat genoss, war ein gebürtiger Oberschlesier. Cosel, der so bedeutende Hafen- und Umschlagsplatz des großen östlichen Kohlen- und Erzreviers, war seine Heimat. In Breslau und München studierte er die Volkswissenschaften, und im Ersten Weltkriege stand er als Offizier des 18. Artillerie-Regiments an der Front. Hier verlor er einen Unterarm. 1922 trat er erstmals im Bereich der Provinz Ostpreußen in Marienwerder in den Dienst der gewerblichen Wirtschaft. 1927 berief ihn die Elbinger Industrie- und Handelskammer zu ihrem Syndikus, und im April 1932 dann kam er als Hauptgeschäftsführer zur Industrie- und Handelskammer Ostpreußen nach Königsberg.

 

Alle, die in den folgenden Jahren im Königsberger und ostpreußischen Wirtschaftsleben tätig waren, erinnern sich der geschickten, umsichtigen und einfallsreichen Art, in der Dr. Olschinka sein verantwortungsvolles Amt versah. Noch nach der Vertreibung leistete er als Leiter der Abwicklungsstelle der Königsberger Kammer in Lübeck für seine Schicksalsgenossen Hervorragendes. Wer seine Fähigkeiten kannte, wunderte sich nicht, dass bereits im April 1947 die neugegründete Vereinigung der Industrie- und Handelskammern in der britisch besetzten Zone ihn nach Obernkirchen berief. Im Oktober 1949 erstand der so angesehene Deutsche Industrie- und Handelstag als traditionelles Spitzengremium der Kammern wieder. Dr. Olschinka wurde bei ihm ständiger Vertreter des Hauptgeschäftsführers und Leiter der so wichtigen Abteilung Handel. Bis zum letzten Atemzug hat er diesem Werk gedient.

 

Nach einem feierlichen Totenamt im Bonner Münster hat dieser treue und unermüdliche Preuße die letzte Ruhe auf dem Bonner Südfriedhof gefunden. Die Ostpreußen werden ihn nicht vergessen.

 

Seite 13   Kinder aus Ostpreußen die von Angehörigen gesucht werden.

1. Aus Allenstein, ehemalige Adolf-Hitler-Allee Nr. 65/66, wird Hans-Ulrich Zilowski, geboren am 25.03.1945, gesucht von seiner Mutter, Margarete Zilowski, geborene Affeldt, geboren am 17.01.1913.

 

2. Aus Gr.-Jagschen, Kreis Memel, werden die Geschwister Gerda Annies, geb. am 10.04.1940 und Walter Annies, geb. am 08.04.1937, gesucht von ihrem Vater Hans Annies, geb. am 24.12.1908 in Gr.-Jagschen Die Kinder werden vermisst seit dem 01.04.1945 in Batowietz, Kreis Stralsund.

 

3 Aus Guttstadt, Kreis Heilsberg. Marktstraße 5, wird Hannelore Tolksdorf, geb. am 18.08.1943 in Guttstadt, gesucht von ihrer Mutter Cläre Szymanski, geborene Becker, geb. am 23.06.1923. Mutter und Kind befanden sich gemeinsam auf der Flucht. Im Hof bei Rewahl, Kreis Greifenberg, Pommern, kam der Mutter während des Beschusses wobei sie verwundet wurde, das Kind abhanden. Die Mutter war als Rote-Kreuz-Schwester im Kriegseinsatz. — Eine Bauernfamilie, deren Name der Mutter nicht bekannt ist, soll Hannelore auf einem Treckwagen mitgenommen haben Das Kind hat dunkelbraune Augen, schwarzgelocktes Haar und war an Keuchhusten erkrankt. Hannelore trug einen Zettel mit ihren Personalien um den Hals.

 

4. Aus Karkelbeck, Kreis Memel, werden die Geschwister Gerda Gunga, geb. am 01.081942 und Hans Gunga, geb. am 24.12.1940, gesucht von dem Vater Michael Gunga, geb. am 26.02.1896. Letzte Nachricht vom Dezember 1948 aus Graben, Kreis Memel.

 

5. Aus Kebbeln, Kreis Memel, wird Renate Berteit, geb. am 20.03.1939, gesucht von ihrer Tante Eva Jaguttis, geborene Berteit, geboren am 24.10.1910.

 

6. Aus Klausmühlen. Kreis Memel, werden die Geschwister Marta Skrandies, geboren am 07.09.1935, Ida Skrandies, geboren am 28.03.1937, Ruta Skrandies, geboren am 04.10.1939, Adolf Skrandies, geboren am 26.09.1941 und Werner Skrandies, geboren am 26.09.1943, gesucht von ihrem Vater, Fritz Skrandies, geboren am 31.01.1906 in Löbarten. Die Mutter der Kinder, Wally Skrandies, geborene Kantekies, geboren am 03.04.1907, wird auch vermisst. Die letzte Nachricht war aus Böhmen-Mähren.

 

7. Aus Klein-Schiemanen, Kreis Ortelsburg, werden die Geschwister Helmut Dzarstek, geb. im März 1934, und Walter Dzarstek, geb. im Juni 1936, gesucht von der Tante Minna Rosowski, geborene Koschinski, geb. am 06.12.1906.

 

8. Aus Königsberg Pr., Schleiermacherstraße 7, wird Karin Schulz, geb. am 06.01.1940. gesucht von ihrer Mutter Edith Schulz, geborene Buttkus, geb. am 22.09.1908. Karin ist zusammen mit dem Bruder Frank-Günther Schulz, geb. am 12.07.1931. bei Laukischken verlorengegangen.

 

9. Aus Königsberg Pr., Bismarckstraße 12, wird Dora Hamann, geb. am 31.03.1936, gesucht von ihrem Vater Fritz Hamann und ihrer Tante Berta Heske. Letzte Nachricht am 01.05.1947, aus Grünberg-Kaunus, Litauen, bei einer litauischen Familie, die auf dem Markt mit Tabak, Obst usw. handelte.

 

10. Aus Memel, Otto-Böttcher-Straße 2, wird Irmtraut Brigitte Schimkat, geb. am 22.03.1933 in Königsberg Pr., gesucht von ihrer Mutter Grete Schimkat, geb. am 26.04.1914. Das Kind kam im August 1944 In ein Krankenhaus in Danzig.

 

11. Aus Nemmersdorf, Kreis Gumbinnen, werden die Geschwister Gisela Faak, geb. 1942 und Lieselotte Faak, geb. am 12.12.1938, gesucht von ihrem Großvater Friedrich Grabowsky und ihrer Tante Klara Grabowsky. Die Kinder werden vermisst seit Januar 1945 im Kreise Schlochau, Pommern, zusammen mit der Mutter Charlotte Faak.

 

12. Aus Ortelsburg, Jägerstraße 30, wird Horst Borkowski, geb. am 22.05.1936 (Schlosserlehrling), gesucht von Charlotte Borkowski. geborene Trzeczak, geb. am 23.12.1907.

 

13. Aus Ortelsbure werden die Geschwister Alfred Schallevon, geb. etwa 1937 und Gisela Schallevon, geb. etwa 1938. gesucht von ihrem Bruder Eduard Schallevon.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 13, Parkallee 84/86, unter Kindersuchdienst 9/56.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 91. Geburtstag

am 18. September 1956, Lehrer Josef Krämer, aus Königsberg, vorher Schalmy, Kreis Johannisburg. Anschrift: (16) Biedenkopf, Bachgrundstraße 18.

 

am 22. September 1956, Landsmann Friedrich Dzubiella, aus Sensburg, jetzt in Lübeck-Schönböcken, Kleeanger 5.

 

zum 90. Geburtstag

am 19. September 1956, Bäckermeisterwitwe Maria Berg, geb. Fromberg, aus Osterode, Roßgarten, Cecilienstraße 10, jetzt in Wertheim/Main, Am Bildacker 12.

 

am 23. September 1956, Frau Heinriette Störmer, aus Königsberg-Speichersdorf, jetzt im Altersheim Fischbek bei Hamburg.

 

zum 89. Geburtstag

am 21. September 1956, Postbetriebsassistent i. R. Rudolf Rosener, aus Königsberg, Kurfürstendamm 4, jetzt in (22 c). Birkesdorf/Düren, Dürener Straße 49.

 

zum 87. Geburtstag

am 22. September 1956, Landw.-Oberinspektor August Hoffmann. Er lebt mit seiner Tochter Helene noch in Osterode und ist durch Kriegerwitwe Ella Parzani, geb. Hoffmann, in (22 b) Worms a. Rh., Bebelstraße 64, zu erreichen.

 

am 28. September 1956, Frau Elise Schubert, jetzt in Bonn, Friedensplatz 14. Die Kreisgemeinschaft Lyck gratuliert herzlich.

 

zum 86. Geburtstag

am 23. September 1956, Frau Wilhelmine Reinbacher, aus Neukuhren, Samland, „Villa Tannenhain", Schwesternweg, jetzt bei ihrer Tochter Hildegard Block in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihren ältesten Enkel Günther Block, Büttelborn über Grop-Gerau, Südhessen, Frohngartenstraße 18, zu erreichen.

 

zum 85. Geburtstag

am 17. September 1956, Frau Berta Schwan, aus Sorbehnen, Kreis Mohrungen, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Margarete Bargel in Jesteburg, Kreis Harburg, Kamerunweg 83.

 

am 18. September 1956, Frau Henriette Alkenings, aus Tilsit, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Erika in Regensburg, Dolomitenstraße 18.

 

zum 84. Geburtstag

am 17. September 1956, Lehrer i. R. Joseph Behrendt, aus Wartenburg, Poststraße 1, jetzt in Lüneburg, Reiterstieg 4; er ist erst im April dieses Jahres aus Ostpreußen gekommen.

 

am 21. September 1956, Frau Luise Hamann, geb. Danzer, aus Königsberg. Sie lebt jetzt in Braunschweig, Andreeplatz 3.

 

zum 83. Geburtstag

am 3. September 1956, Frau Johanna Rehberg, aus Königsberg, jetzt in Lübeck, Benzstraße 1.

 

am 24. September 1956, Landsmann Karl Ludwig, aus Willenheim, jetzt in Bekmünde, Post Heiligenstedten über Itzehoe. Die Kreisgemeinschaft Lyck gratuliert herzlich.

 

am 25. September 1956, Frau Elise Vogel, geb. Pudlich, aus Schaaksvitte, Samland, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter in Kellinghusen, Holstein, Overndorfer Straße 21.

 

am 25. September 1956, Frau Auguste Beguhl, aus Gumbinnen, Wasserstraße 2 a, jetzt in Lübeck, Hundestraße 22.

 

am 27. September 1956, Frau Johanna Schöttke, geb. Schulz, aus Gr.-Heydekrug, Samland, jetzt bei ihrer Tochter Anna Hamann in (14 b) Neumühle, Kreis Wangern, Allgäu.

 

am 27. September 1956, Hauptlehrer i. R. (ohne Vorn.) Walden, jetzt in Emden, Brückstraße 113. Die Kreisgemeinschaft Lyck gratuliert herzlich.

 

zum 82. Geburtstag

am 17. September 1956, Eisenbahnbeamter i. R. Gustav Graffenberger, aus Tilsit, jetzt in Neukirchen, Kreis Oldenburg, Holstein.

 

zum 81. Geburtstag

am 18. September 1956, Frau Maria Winkler, aus Pillau, Haffstraße 3, jetzt in Lübeck, Hövelnstraße 20.

 

am 24. September 1956, Landsmann Adam Salopiata, jetzt in Gelsenkirchen-Rotthausen, Altersheim. Die Kreisgemeinschaft Lyck gratuliert herzlich.

 

am 25. September 1956, Frau Auguste Przyborowski, jetzt in Vickede (Ruhr), Oststraße 7. Die Kreisgemeinschaft Lyck gratuliert herzlich.

 

am 25. September 1956, Frau Lina Brendel, aus Königsberg, Artilleriestraße 14, jetzt im Altersheim (13 b) Kaufbeuren, Allgäu.

 

zum 80. Geburtstag

am 2. September 1956, Lehrerwitwe Helene Nabel, aus Sensburg, jetzt bei ihrer Tochter in Schneverdingen, Kreis Soltau, Friedenstraße 11.

 

am 9. September1956, Frau Lina Hiller, aus Wehlau, Deutsche Straße 17, jetzt in Haagen, Baden, Schwarzwaldstraße 6.

 

am 15. September1956, Landsmann Eugen Müller, aus Königsberg, jetzt mit seiner Ehefrau in Lübeck, Schönbökener Straße 3 a. Er ist vielen Königsbergern als einer der Direktoren der Ostpreußischen Maschinengenossenschaft und später als Bücherrevisor bekannt.

 

am 16. September 1956, Sattlermeister Fritz Junkereit, aus Peitschendorf, jetzt in Sande 172, Kreissiedlung Sennelager. Er kam erst im März 1956 mit seiner Ehefrau aus der Heimat.

 

am 20. September 1956, Frau Emilie Pietrzik, geb. Wiktor, aus Sparken, Kreis Johannisburg, jetzt in Harsum, Kreis Hildesheim, Peiner Landstraße 5.

 

am 20. September 1956, Gastwirt Michael Tysarzik, aus Preußental, Kreis Sensburg, jetzt in Mülheim (Ruhr), Selbeck, Kölner Straße 300.

 

am 21. September 1956, Frau Johanna Gronau, geb. Krüger, aus Marienwerder, Mühlenstraße 4, jetzt, nach ihrer Aussiedlung im Juni 1956, in Hamburg-Wandsbek, Gustav-Adolf-Straße 24, bei ihrer Tochter Käthe Tolksdorf.

 

am 24. September 1956, Frau Ida Schettkat, aus Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, jetzt bei ihrer Tochter in Berlin-Zehlendorf, Radtkestraße 35 (Familie Richard Henel).

 

am 25. September 1956, Witwe Frieda Gennert, Molkerei, Alt-Iwenberg, Kreis Elchniederung, jetzt in Gr.-Lessen Nr. 6 über Sulingen, Kreis Diepholz.

 

am 26. September 1956, Frau Selma Bendigkeit, aus Tilsit, Saarstraße 10, jetzt bei ihrer Tochter in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihre Tochter Erika Wandersleben, Altenhunden, Westfalen, Auf der Ennest 1, zu erreichen.

 

am 28. September 1956, Lehrerwitwe Helene Döring, geb. Sahlmann, aus Osterode, Maerkerstraße, jetzt in Mainz, Altenauer Gasse 209, Altersheim. An ihrem Ehrentage werden ihre sieben Kinder bei ihr sein.

 

zum 75. Geburtstag

am 16. Juni 1956 (vielleicht ist der September gemeint?) dem Betriebsleiter der Städtischen Werke Schloßberg, Bernhard Braun, jetzt in Ratzeburg, Berliner Straße 18.

 

am 20. September 1956, Frau Anna Zoppot, geb. Voigt, aus Memel, Holzstraße, Witwe des 1950 verstorbenen 1. Maschinenmeisters beim Wasserstraßenamt Memel, Paul Zoppot, jetzt bei ihrem Bruder Richard Voigt in Sereetz über Lübeck, Bruhnstraße 10.

 

am 20. September 1956, Frau Auguste Dittkrist, geb. Skillendat, aus Gr.-Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, jetzt mit ihrem Ehemann bei ihrer Tochter Herta in Rheydt, Fliederweg 20.

 

am 20. September 1956, Landsmann Otto Steimar, aus Gumbinnen, Königstraße 94, jetzt bei seiner verheirateten. Tochter Gertrud Dawideit in Dortmund, Saarlandstraße 91.

 

21. September 1956, Frau Anna Scharnowski, geb. Schittko, aus Wetzhausen, Kreis Neidenburg. Sie lebt noch in der Heimat, da ihr bis heute die Ausreise nicht gestattet wurde, und ist durch ihren Sohn Willi Scharnowski, Hann. Münden, Gimterstr. Nr. 4, zu erreichen.

 

am 24. September 1956, Rentnerin Anna Wiechert, aus Königsberg, Hinterlomse 18, jetzt mit ihrer Schwester Marie in Itzehoe, Holstein, Breitenburger Str. Nr. 621.

 

am 25. September 1956, Orthopädie-Schuhmachermeister Gustav Gropp, aus Allenstein, Kronenstraße 10, jetzt in Lütjensee/Trittau, Bezirk Hamburg.

 

am 26. September 1956, Frau Ottilie Stanislawski, aus Osterode, dann Heiligenbeil, jetzt bei ihrer Tochter Anni Blumberg in Düsseldorf, Krechnenburgstraße Nr. 44.

 

am 27. September 1956, Postbetriebswart a. D. Friedrich Niedballa aus Osterode, Olgastraße 21, jetzt mit seiner Ehefrau in (24 a) Adendorf über Lüneburg, Dorfstraße 18.

 

am 28. September 1956, Frau Olga Perrey, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Feuerlundlücke 9.

 

am 28. September 1956, Witwe Elisabeth Bönig, geb. Weinert, aus Allenstein, Masurensiedlung, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Betty Schulz in Oberwinter (Rhld.), Rheinhöhe Waldheide 6.

 

Oberstudiendirektor i. R. Walsdorff 75 Jahre alt

Am 27. September 1956, begeht ein verdienstvoller ostpreußischer Schulmann, der Oberstudiendirektor i. R. Alfred Walsdorff aus Königsberg, seinen 75. Geburtstag. Nach Abschluss seines Studiums war der geborene Königsberger zunächst Oberlehrer an der Königin-Luise-Schule in seiner Vaterstadt. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde in den Karpaten verwundet. Nach seiner Wiederherstellung unterrichtete er weiter an seiner alten Schule, bis er am 8. April 1921 zum Leiter des Hufenoberlyzeums berufen wurde; dieses Amt hatte er bis zu seiner Vertreibung inne. Nach dem letzten Krieg war Oberstudiendirektor Walsdorff noch als Leiter der Oberschule in Tangermünde tätig, bis ein Augenleiden ihn zwang, sich in den Ruhestand versetzen zu lassen.

 

In seiner 47-jährigen Tätigkeit hat der verdiente Pädagoge unzähligen jungen Menschen mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Auch heute noch nimmt er regen Anteil am Geschick der Lehrer und der Schülerinnen, die ihm einst anvertraut waren; mit einer Reihe von ihnen steht er jetzt noch in regem Briefwechsel. Wir möchten uns zum Sprecher all derer machen, die den ostpreußischen Schulmann kennen und seine Anteilnahme und sein menschliches Verständnis schätzen, wenn wir Oberstudiendirektor Walsdorff von Herzen Glück und Segen für die kommenden Jahre wünschen.

 

Oberstudiendirektor Walsdorff lebt jetzt bei seiner Tochter in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist zu erreichen über Frau Margarete Wenzel, Berlin SW 29, Südstern 4.

 

Diamantene Hochzeiten

Am 20. September 1956, feierten das Fest der Diamantenen Hochzeit die Eheleute August Saager und seine Frau Johanna, aus Poplitten, Kreis Heiligenbeil. Sie wohnen jetzt bei ihrem Sohn in (24 a) Dornbusch, Kreis Stade.

 

Das Fest der Diamantenen Hochzeit begehen am 22. September 1956, der frühere Landwirt Georg Schallnat und seine Ehefrau Maria Schallnat, geb. Maurischat, aus Bärenfang, Kreis Pillkallen, jetzt bei ihrem Sohn in Haan (Rhld.), Nordstraße 11.

 

Goldene Hochzeiten

Am 17. September 1956, begingen das Fest der Goldenen Hochzeit der Postbeamte i. R. Georg Stirneit und seine Ehefrau Ida Stirneit, geborene Gerull, aus Kukkerneese, Kreis Elchniederung. Die Kreisgemeinschaft Elchniederung gratuliert herzlichst.

 

Das Fest der Goldenen Hochzeit feiern am 23. September 1956, die Eheleute Franz Lemke und Frau Berta Lemke, geb. Pläp, früher Königsberg, Haberberger Grund Nr. 34. Sie wohnen jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Ruth Oldenburg in Wuppertal-Barmen, Concordienstraße 3 - 5.

 

Am 26. September 1956, feiern das Fest der Goldenen Hochzeit die Eheleute Hermann Böttcher und Frau Marie Böttcher, geb. Wulff, aus Weitzdorf, Kreis Rastenburg. Der Jubilar, der 50 Jahre auf dem Pavenstedtschen Besitz als Kutscher tätig war, trat 1942 in den Ruhestand, nachdem er vom Reichsverband Zucht und Prüfung des deutschen Warmblutes mit dem goldenen Pferdepfleger-Abzeichen ausgezeichnet wurde. Jetzige Anschrift: Schlüsselburg a. d. Weser.

 

Die Eheleute August Wenzel und Frau Berta Wenzel, geb. Scharein, aus Liebemühl, Kreis Osterode, zuletzt in Elbing, Baumschulenweg 107, feiern am 28. September 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit. Jetzige Anschrift: Kattendorf-Weeden über Kaltenkirchen, Holstein.

 

Landsmann Karl Hartmann und seine Ehefrau Auguste Hartmann, geb. Engelbrecht, aus Bartenstein, Memelstraße 8, jetzt in Hildesheim, Königsberger Straße Nr. 2, bei der jüngsten Tochter Gertrud Schmolinski, begehen am 28. September 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Postinspektor i. R. Friedrich Hoffmann und seine Ehefrau Emma Hoffmann, geb. Schlaugat, aus Insterburg, jetzt in Hamburg 39, Dorotheenstraße 21, feiern am 28. September 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Die Eheleute Eduard Scharnewski und Frau Maria Scharnewski, geb. Witt, aus Königsberg, Stobäustraße, feiern am 28. September 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit. Sie leben jetzt in Ahlen, Westfalen, Schlütingstraße 32.

 

Ihre Goldene Hochzeit begehen am 28. September 1956, Fischermeister Ludwig Rink und seine Ehefrau Marie, geb. Fröse, aus Haffwinkel, Kreis Labiau, jetzt in Westermarkelsdorf/Fehmarn.

 

Jubiläen

Sein vierzigjähriges Dienstjubiläum bei der Bundespost feiert am 25. September 1956, der Telegrafenleitungsaufseher Kurt Jucht, früher Mohrungen, jetzt in Hamburg-Wilhelmsburg, Geraer Weg 4.

 

Prüfungen

Gisela Slomma, älteste Tochter des Vermessungsinspektors Gustav Slomma, aus Osterode, Grolmanstraße 1, jetzt in Wiesbaden, Walkmühlstraße 40, bestand die Diplom-Dolmetscherprüfung am Auslands- und Dolmetscherinstitut der Joh.-Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim.

 

Seite 14   BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München; Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7, Telefon 44 84 32; Postscheckkonto Nr. 213 86, PSA

 

Erlangen. Am 8. September wurde in Erlangen eine sehr gut besuchte Monatsversammlung abgehalten, auf der Lichtbilder von Ost- und Westpreußen gezeigt wurden. Es wurde auch auf die vom 21. - 23. September stattfindenden Mittelfränkischen Kulturtage für den deutschen Osten hingewiesen, die in Erlangen von den Vereinigten Landsmannschaften abgehalten werden und für die ein reichhaltiges Programm vorgesehen ist. Diese Tage sollen dazu dienen, den Gedanken zu Verbreitung, dass der Anspruch auf die deutschen Ostgebiete eine Angelegenheit des ganzen deutschen Volkes ist. Rege Teilnahme von nah und fern ist erwünscht. Alle Ost- und Westpreußen treffen sich am 22. September nachmittags in ihrem Vereinslokal Hofbräustübl, Bohlenplatz 4. — Sonnabend, den 13. Oktober findet um 20 Uhr die Jahreshauptversammlung mit Neuwahl des Vorstandes im Hofbräustübl, Bohlenplatz Nr. 4, statt.

 

Gundelfingen (Donau). Der Tag der Heimat wurde in Gundelfingen bereits am 8. September feierlich begangen. Außer zahlreichen Landsleuten hatten sich Gäste aus der näheren Umgebung, aus Stuttgart und Augsburg und aus der Schweiz eingefunden. Nach der Totenehrung sprach der Vorsitzende Franz Ranglack über das Recht der Selbstbestimmung und forderte im Namen aller Landleute die Rückgabe der Heimat. Ein Lichtbildervortrag über Ostpreußen schloss sich an. Bei heimatlichen Vorträgen und Gesprächen blieben Landsleute und Gäste noch lange beisammen.

 

Bad Aibling (Oberbay). Der Kreisverein Bad Aibling der Landsmannschaft Ostpreußen beging am Sonntag, dem 9. September, in der Gaststätte Frühlingsgarten in einer eindrucksvollen Feierstunde den Tag der Heimat. „Wo ist heute Heimat, wenn sich über die Grenzen vieler Länder hinweg eine neue Völkerwanderung von großem Ausmaß bewegt?" Mit diesen Worten begann Vorsitzender Fritz Krosta seine Gedenkrede, um schließlich die Feststellung zu treffen: Unverändert wie diese Erde wird unsere Bereitschaft bleiben, den starken Ruf der Heimat zu hören. Obwohl viele behaupten, die Heimatvertriebenen wollten gar nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren, sprächen die Tatsachen doch eine deutliche Sprache. Gemeinsam sangen die anwesenden Landsleute das Lied „Land der dunklen Wälder".

 

Seite 14   Was wissen wir vom deutschen Osten? Die Kaufmannsjugend gibt ein gutes Beispiel.

Unter dem Leitwort „Was wissen wir vom deutschen Osten?“ veranstaltet der Bund der Kaufmannsjugend im DHV einen schriftlichen Wettbewerb für alle seine Mitglieder. Der Bund hat die jungen Kaufleute aufgefordert, über eines von 24 gestellten Themen ihre Gedanken und ihr Wissen nach eigener Art und in selbstgewählter Form niederzulegen. Der Verband weist darauf hin, dass die Älteren noch das Bild des deutschen Ostens unauslöschlich im Herzen tragen, die Jüngeren aber ihre Kenntnisse von der alten Heimat ständig vertiefen müssen.

 

Unter den Themen, die die Jugendlichen mit Aufsätzen, Berichten, Karten, Bildern, Zeichnungen und eigenen Erzählungen behandeln können, sind sehr viele, die gerade, die jungen Ostpreußen im Kaufmannsberuf angehen. Man kann sich zum Beispiel mit den großen Umschlagplätzen der Ostseeküste, mit den Leistungen des ostpreußischen Bauern, mit Trakehnen, dem Bernstein oder mit den Burgen, Domen und Klöstern des Ostens befassen.

 

Die Schriftleitung der „Blätter für junge Kaufleute", Hamburg 1, Ferdinandstraße 59, die die Einsendungen bis zum 30. November entgegennimmt, gibt auf Wunsch gern genauere Auskunft über ihren Wettbewerb, der mit wertvollen Buch- und Bildpreisen belohnt wird. Gleichzeitig hat dieser Bund alle seine Gruppen angewiesen, in stärkstem Umfang Lichtbildervorträge und kulturelle Abende zu veranstalten, die sich mit dem deutschen Osten befassen. Man kann nur wünschen, dass dieses Beispiel bei anderen westdeutschen Organisationen lebhafte Nachahmung findet.

 

Seite 14   Eßlinger Begegnung 1956

Vom Donnerstag, den 27. September, bis Montag, den 1. Oktober, findet die Eßlinger Begegnung 1956 der Künstlergilde — eines Zusammenschlusses ostdeutscher Künstler — in Eßlingen statt, und zwar unter dem Leitgedanken „Der Künstler in der Zeit". Aus dem umfangreichen Programm sind zu erwähnen der Abend „Das dichterische Wort in der Zeit", der am Freitag, dem 28. September, im Bürgersaal des Alten Rathauses stattfinden wird; ostdeutsche Dichter werden aus ihren Werken lesen. Am Sonnabend, dem 29. September, werden Kulturfilme von Künstlern und über Künstler gezeigt. Am gleichen Tag hält Dr. Ernst Schremmer, Eßlingen, einen Vortrag „Der ostdeutsche Beitrag zum Schrifttum der letzten Jahre". Zu diesem Thema wird auch Dr Karlheinz Gehrmann, Lüneburg, sprechen. Rainer Zimmermann hält einen Vortrag mit Farbdias „Neue Aufnahmen von Werken ostdeutscher Künstler". Am Freitag, dem 28. September, spricht Professor Günter Bialas von der Musikakademie Detmold über „Die verschiedenen Wege der neuen Musik". Dr. Niels von Holst wird einen Lichtbildervortrag halten: „Wo steht die bildende Kunst heute?" Am letzten Tag, am Montag, dem 1. Oktober, wird eine „Kunstfahrt ins Land der Hohenstaufen" unternommen.

 

Während der Eßlinger Begegnung werden folgende Ausstellungen gezeigt: Vom 29. September bis 14. Oktober im Alten Rathaus „Ostdeutsche Lichtbildner stellen aus" und „Aus dem neuen Schaffen ostdeutscher Autoren", in der Stadtbücherei „Aus der Produktion ostdeutscher Verleger",

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk. Rätsel-Ecke

 

Seite 15   Familienanzeigen

Am 9. September 1956 verstarb nach schwerer Krankheit mein geliebter Mann, unser treusorgender Vater und Großvater, Revierförster i. R. Paul Laser, früher Försterei Kippen, Ostpreußen im 71. Lebensjahre. In tiefem Schmerz: Ida Laser, geb. Weinberg .Walter Laser und Frau Anita. Waldtraut Bentlage, geb. Laser. Klaus Laser und Frau Lisa, sechs Enkelkinder. Sereetz bei Lübeck, Stettiner Straße 2

 

Fern seiner über alles geliebten Heimat entschlief am 3. September 1956 plötzlich und unerwartet mein lieber guter Mann, unser treusorgender Opi, lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Mittelschullehrer i. R. Kurt Teichert, früher Königsberg Pr., im Alter von 67 Jahren. In tiefem Schmerz im Namen aller Angehörigen: Frieda Teichert, geb. Pohlenz, Hannover, Bürgermeister-Fink-Straße 37

 

Die Trennungsstunde schlug zu früh, doch Gott der Herr bestimmte sie. Am 9. September 1956 entschlief nach langer schwerer Krankheit, kurz nach Vollendung ihres 16. Geburtstages, im evgl. Krankenhaus Lippstadt unsere herzensgute hoffnungsvolle Tochter Gisela Lippek, früher Ortelsburg, Kaiserstraße 13. In tiefem Schmerz: Hildegard Lippek. Adolf Lippek, Kaufmann. Als Geschwister: Helmut Lippek und Christa Lippek. Die Beerdigung fand am 11. September 1956 in Anröchte, Kreis Lippstadt, statt.

 

Heute früh verschied nach kurzer schwerer Krankheit meine innig geliebte Frau, herzensgute Mutter und Schwiegermutter, unser treusorgendes Omchen und Uroma, unsere liebe Schwägerin und Tante, Anna Blosat, geb. Kuck, früher Braunsberg, Ostpreußen, im Alter von 84 Jahren. In stiller Trauer: Otto Blosat, Rektor i. R. Charlotte Blosat und Angehörige. Harrisleefeld, Muusbeker Weg 25. Die Beerdigung fand am Montag, dem 17. September 1956, um 15 Uhr von der Kirche in Harrislee statt.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief heute meine liebe Frau, mein bester Kamerad, unsere herzensgute Mutter und Großmutter, meine Tochter, unsere Schwester, Anna Roesky, geb. Lassogga, nach eben vollendetem 61. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Hugo Roesky. Grüppenbühren, Post Bookholzberg (23) den 1. September 1956 früher Königsberg Pr. - Moditten

 

Am 7. September 1956 verstarb infolge eines Unfalls unsere liebe teure Schwester, Schwägerin und Tante, Frida Löll, Fürsorgerin aus Palmnicken, Ostpreußen. In tiefer Trauer: Anni Albrecht-Löll. Max Albrecht. Marianne Albrecht. Rosemarie Löll. (21a) Billerbeck, Westfalen, Industriestraße 15. Düsseldorf-Gerresheim, Oppelner Weg 1 a

 

Am 7. September 1956 verstarb infolge eines Verkehrsunfalls unsere Fürsorgerin, Fräulein Frida Löll, aus Palmnicken, Samland. Die liebe Heimgegangene war eine der urwüchsigsten Erscheinungen ihrer ostpreußischen Heimat. Mit zähem Willen und unverwüstlichem Lebensmut ging sie an die ihr gestellten, nicht immer leichten und erfreulichen Aufgaben einer bewusst evangelischen Fürsorgerin selbstlos heran. Unser Erschrocken sein über die Plötzlichkeit dieses jähen Todes findet Tröstung und letzte Sinngebung in der Tageslosung ihres Todestages: „Der Herr hat's beschlossen — wer will's wehren? und seine Hand ist ausgereckt — wer will sie wenden?" (Jesaias 14. 27) Wir haben sie am 12. September 1956 auf dem Friedhof ihres Wirkungsortes zur letzten Ruhe gebettet. Stümke, Pfarrer. (21a) Billerbeck, Westfalen, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Industriestraße 15

 

Am 14. August 1956 entschlief in Rostken. Ostpreußen, nach langem schwerem Leiden unsere liebe herzensgute Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Auguste Wilutzki, geb. Konietzko, aus Kleszöwen, Kreis Treuburg. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Julius Konietzko, Nußberg. Kreis Lyck, jetzt Farmsen über Hildesheim. Johanna Konietzko, Kleszöwen, jetzt sowjetisch besetzte Zone.

 

Zum Gedenken. Am 16. September 1956, gedachten wir des 15-jährigen Todestages unseres geliebten ältesten Sohnes und Bruders, Fritz Viehhofer, geb. 19.12.1920, gefallen 16.09.1941 in Russland. Im Februar 1945 fiel in unserer ostpreußischen Heimat unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, Friedrich Maszun, geb. 21.09.1898, gefallen 04.02.1945. Lange, aber vergebens warteten seine Frau und seine vier Kinder auf seine Rückkehr. In stiller Trauer: Fritz Viehhofer und Frau, geb. Maszu. Alfred Viehhofer, Gumbinnen, Lange Reihe 7, jetzt Höxter (Weser). Marta Maszun, geb. Nasner, Kindethausen, jetzt Neufahrn (Ndb.)

 

Am 10. September 1956 nahm Gott der Herr nach einem arbeitsreichen Leben und einem langen, mit großer Geduld ertragenen Leiden meine herzensgute Frau, unsere liebe treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Oma, meine liebe Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Bertel Adrion, geb. Wiemer, im Alter von fast 60 Jahren, zu sich in die Ewigkeit. In tiefer Trauer namens aller Angehörigen: August Adrion und Kinder. Goldap, Schuhstraße 4, jetzt Eimen üb. Kreiensen

 

Es Ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, was man hat, muss scheiden. Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, nach langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, unsere geliebte treusorgende unvergessliche Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Wilhelmine Kolossa, geb. Bußmann, aus Lötzen, kurz vor Vollendung ihres 66. Lebensjahres zu sich zu nehmen. Sie folgte nach fünfzehn Wochen ihrem lieben Mann, unserem lieben Vater, Johann Kolossa. Sie folgten nach zwölfjähriger Trennung ihrem lieben unvergesslichen Sohne und unserem lieben Bruder, Uffz. Walter Kolossa, geb. 08.03.1923 in Lötzen, gefallen 22.06.1944 in Italien. In tiefer Trauer: Gertrud Lorenz, geb. Kolossa. Erich Kolossa und Frau, Friedberg. Ernst Lorenz, als Enkelkind. Frankfurt/Main-Höchst, Pfälzer Straße 10

 

Liebste Eltern, weinet nicht! Lasst das übergroße Grämen, da mein Lebensfaden brach und ich jung muss Abschied nehmen. Gott selbst fordert diese Pflicht. Liebste Eltern, weinet nicht. Zum sechsjährigen Gedenken. In Liebe und tiefer Wehmut gedenken wir unserer lieben herzensguten Tochter u. meiner einzigen lieben Schwester, Schwägerin und Tante, Gertrud Ganski, geb. 26.04.1926, gest. 17.09.1950. Sie ist an schwerem Nierenleiden gestorben und in Steinkirchen bei Hamburg beerdigt. Gleichzeitig gedenken wir unserer lieben Eltern, Christian Godlinski, geb. 16.02.1860, gest. 20.10.1950, beerdigt in Stade b. Hamburg. Minna Godlinski, geb. 16.06.1865, gest. 04.03.1955, beerdigt in Gelsenkirchen. In tiefer Trauer: Ida Ganski, geb. Godlinski. Gustav Ganski, Wallendorf, Kr. Neidenburg, Ostpreußen, jetzt Geislingen (Steige) Stuttgart, Str. 29, Württbg. Leni Korn, geb. Ganski. Heinz Korn. Karin und Angelika, Geislingen. Württbg. Siebenquellenweg 22

 

Nach Gottes heiligem Ratschluss wurde am 30. August 1956, nach langer, überaus schwerer Krankheit meine so sehr geliebte Mutter, gute Schwester, Schwägerin und Tante, unsere liebe gute Nichte und Kusine, Gertrud Korinth, geb. Prang, im Alter von 64 Jahren heimgerufen. In tiefem Schmerz: Magdalena Korinth und Angehörige. Königsberg Pr., Tamnaustr. 9, jetzt Wanne-Eickel, Freisenstraße 17

 

Am 12. August 1956 entschlief sanft nach kurzer schwerer Krankheit mein lieber Mann, unser guter Vater, lieber Opa und Schwiegervater, der frühere Landwirt, Franz Zaulick, im Alter von 76 Jahren. Sein Leben war ausgefüllt mit Liebe und Sorge für die Seinen, besonders für die drei Enkel Horst, Helmut u. Heinz. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Ernestine Zaulick, geb. Beckmann. Bruno Fischer u. Frau Lina Fischer, geb. Zaulick. Franz Zaulick und Frau Minna Zaulick, geb. Tadema. Adolf Maschitzki und Frau Maria Maschitzki, geb. Zaulick und Enkel. Groß-Michelau, Kr. Wehlau, Ostpreußen, jetzt Kaltenhof bei Kiel, im August 1956

 

Zum Gedenken. Am 25. September 1956, jährt sich zum ersten Male der Todestag des Herrn Karl Funk, früher  Kerkutwethen, Kr. Tilsit. Er folgte seiner lieben Frau, die im April 1946 in Tilsit gestorben ist. Der einzige Sohn Walter ist seit Anfang 1945 verschollen. In stillem Gedenken im Namen aller Bekannten: Frau Bettin, Oberhausen-Sterkrade

 

Am 25. August 1956 starb bei der Entbindung im 35. Lebensjahre meine liebe herzensgute Frau, Dora Michalzick, geb. Schink, früher Zinten, Ostpreußen, mit unserem mit Sehnsucht erwarteten ersten Kinde. Ruhe in Frieden in fremder Erde! Der untröstliche Gatte, Adolf Michalzick und alle Verwandten, sowj. bes. Zone. Zu erreichen über Adolf Schink, Lübeck-Genin, Dorfstraße 50.

 

Am 3. September 1956 entschlief sanft nach langer schwerer Krankheit unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Ella Teucke, Im Alter von 65 Jahren, fern ihrer geliebten ostpreußischen Heimat. In stiller Trauer: Geschwister Teucke. Königsberg, Burgstr. 10, jetzt Solingen-Wald, Altenhofer Straße 2

 

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Seite 16   Familienanzeigen

Nach schwerem Leiden verschied am 6. August 1956 unser lieber Onkel, Kaufmann Fritz Voß, früher Königsberg Pr. (Konditorei Zappa), zuletzt Hesselteich, Kreis Halle, im Älter von 78 Jahren. Im Namen aller trauernden Hinterbliebenen: Bruno Petzelberger, Düsseldorf, Schinkelstraße 79. Hesselteich, Berlin, Düsseldorf. Die Einäscherung fand am 10. August in Bielefeld, die Beisetzung am 15.09.1956 in Düsseldorf (Nordfriedhof) statt.

 

Heute entschlief nach schwerer Krankheit aus seinem schaffensreichen Leben unser guter Vater, Erwin Kalcher, im Alter von 60 Jahren. In tiefer Trauer: Eleonore Kalcher. Henni Kalcher. Ulrich Kalcher, früher Pillkallen (Schloßberg), Ostpreußen. Nürnberg, den 10. September 1956, Außere Bayreuther Straße 125

 

Nach Gottes unerforschlichem Ratschluss entschlief sanft am 3. August 1956 mein innig geliebter treusorgender Mann, mein lieber unvergesslicher Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Gustav Dettmann, Zollsekretär i. R., im 76. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Martha Dettmann, geb. Buttkereit. Walter Dettmann und Frau Erika Dettmann, geb. Wiemer und alle Verwandten. Tilsit, Ballgarden 23. Amlingstadt 32, Kreis Bamberg

 

Am 4. September 1956 entschlief sanft, fern seiner ostpreußischen Heimat, der Lehrer i. R. Christoph Strangalies, zwei Monate vor der Vollendung seines 80. Lebensjahres. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Hildegard Schmidt, Kirchheimbolanden (Rheinpfalz), Am Wehrgang 4, früher Tilsit/Übermemel. Über 22 Jahre durfte ich meinen Lehrer betreuen bis zu seinem Scheiden.

 

Zum zehnten Male jährt sich der Todestag meines innig geliebten Mannes, des Oberregierungs- und Baurats Kurt Griesert, der am 18. Oktober 1946 auf dem Heimtransport aus russischer Gefangenschaft verstorben ist. In tiefer Trauer und Dankbarkeit für eine glückliche Zeit: Helene Griesert, geb. Priedigkeit, z. Z. Minden, Dankersenstraße 41, früher Gerdauen, Ostpreußen.

 

Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Röm. 8, 28 Am 3. September 1956 verstarb unerwartet nach kurzer Krankheit im Alter von 74 Jahren, Rentner Ferdinand Henneberg, aus Trappen, Ostpreußen, Kreis Tilsit-Ragnit, zuletzt sowj. bes. Zone. Im Namen aller trauernden Hinterbliebenen: Werner Henneberg. Schiefbahn bei Krefeld, Tupsheide 38, früher Trappen, Ostpreußen, Kreis Tilsit-Ragnit

 

Knapp drei Jahre nach seiner Heimkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft starb am 20. Juli 1956 plötzlich und unerwartet infolge Herzschlags mein lieber Mann, unser guter Vater, Großvater, Schwiegervater, Bruder und Onkel, Herr Franz Szepan, im Alter von 57 Jahren. Um ein stilles Gebet für den Verstorbenen bitten: Wilhelmine Szepan, geb. Geschinski. Heta Stubner, geb. Szepan. Karl Heinz Stubner. Margarete Fahrenkrug, geb. Szepan. Heino Fahrenkrug. Hans-G. Szepan. Brigitte Szepan. Waldemar Szepan. Lünen-Alstedde i. W. (früher Argenbrück, Kr. Tilsit-Ragnit) M.-Gladbach. Omaruru (Südwestafrika). Im August 1956

 

Am 13. September 1956 entschlief plötzlich mein lieber Mann, unser guter Vater, Dr. Georg Olschinka. Seine Fürsorge und Güte umgaben unser Leben und führten uns durch schwere Zeiten.

Ilse Olschinka, geb. Muschiol. Jürgen Olschinka. Beate Olschinka. Bonn, Königstraße 5 (früher Königsberg Pr.). Das Seelenamt fand am Dienstag, dem 18. September 1956, um 9.15 Uhr in der Krypta des Münsters zu Bonn statt, die Trauerfeier am selben Tage um 11 Uhr in der Kapelle des Süd-Friedhofs. Bonn-Dottendorf. Lindweg. Es wird freundlichst gebeten, von Beileidsbesuchen Abstand nehmen zu wollen.

 

Zum Gedenken. Am 28. September 1946 starb in der sowj. bes. Zone mein lieber Mann, unser lieber Vater, Bruder und Onkel, Schneider Franz Jenzelewski, im Alter von 42 Jahren. In tiefer Trauer: Martha Lendzian, verw. Jenzelewski, geb. Msczych. Horst Jenzelewski. Ruth Garn, geb. Jenzelewski. Günter Garn. Ursula Jenzelewski. Marie Moskalewski, geb. Jenzelewski, als Schwester und Kinder und alle Anverwandten. Eichensee, Kreis Lyck, Ostpreußen. Düsseldorf, Pionierstraße 91

 

Am 4. September 1956 entschlief nach kurzer Krankheit mein lieber guter Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, Otto Biermann, im Alter von 72 Jahren. In stiller Trauer: Berta Biermann, geb. Zimmermann und Angehörige. Königsberg Pr., Yorckstr. 84, z. Z. Göttingen, Weender Straße 86, bei Reimer. Wir haben ihn in der sowj. bes. Zone zur ewigen Ruhe gebettet.

 

Am 13. September 1956 verstarb Dr. Georg Olschinka, Abteilungsleiter und Geschäftsführer im Deutschen Industrie- und Handelstag. Der Verstorbene stand 34 Jahre im Dienst der deutschen Wirtschaft, darunter 13 Jahre als Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Königsberg i. Pr., und gehörte seit neun Jahren der Geschäftsführung des Deutschen Industrie- und Handelstages an. Mit einem weiten Kreis von Menschen betrauern wir den Verlust eines Mannes, dessen pflichtbewusstes und kundiges Wirken von lauterer Gesinnung und strenger Sachlichkeit geprägt war. Die Deutschen Industrie- und Handelskammern und der Deutsche Industrie- und Handelstag werden des Verstorbenen stets in Verehrung gedenken. Deutscher Industrie- und Handelstag. Der Präsident Vorstandsmitglied: Wilhelm Vorwerk. Das geschäftsführende Vorstandsmitglied: Dr. Paul Beyer. Der Hauptgeschäftsführer: Gerhard Frentzel.

 

Ich bin ein Gast auf Erden. Am 9. September 1956 ist mein lieber unvergesslicher Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater und Opa, Franz Judel, im Alter von 74 Jahren nach einer Operation sanft entschlafen. In tiefer Trauer: Auguste Judel, geb. Damerau. Ernst Judel. Heinrich von Aspern und Frau Elise von Aspern, geb. Judel, nebst allen Angehörigen. Uderwangen, Kreis Pr.-Eylau, jetzt Hörnerkirchen über Elmshorn, Holstein

 

Nach schwerem Leiden entschlief am 5. September 1956 mein lieber Mann, unser guter Vater, Bruder, Schwager und Onkel, Lehrer i. R. Paul Kohn, früher Drangsitten, Ostpreußen, kurz vor seinem 69. Geburtstage. In stiller Trauer: Anna Kohn, geb. Wishandt. Edgar Kohn und Frau Gerda Kohn, geb. Brügge. Einfeld, Holstein, im September 1956, Mittelweg 5

 

Am 5. September 1956 wurde mein lieber Mann Erich Lemke, von schwerem Leiden im Alter von 56 Jahren erlöst. Im Namen aller Angehörigen: Maria Lemke. Wischwill, Kr. Tilsit, Ostpreußen, jetzt Harbach, Flugplatz. Die Beerdigung fand am Sonnabend, dem 8. September 1956, 14.30 Uhr, in Hattenrod statt.

 

Mitten aus einem arbeitsreichen Leben voller Liebe und Fürsorge für die Seinen, wurde nach schwerer Krankheit im Alter von 54 Jahren mein lieber guter Mann, liebevoller Vater und Schwiegervater, der

Bäckermeister Alfred Frick, am 14. September 1956 durch einen gnädigen Tod erlöst. In tiefer Trauer: Helene Frick. Siegfried Frick. Luise Frick, geb. Gudehus. Lyck, Kaiser-Wilhelm-Straße 106. Jetzt Hamburg-Altona, Hohenesch 43/45. Die Beisetzung fand am 19. September 1956 auf dem Ottenser Friedhof in Altona statt.

 

1. Kor. 13. 8   Nach langem Leiden in großer Geduld und nach einem segensreichen Leben, hat Gott meine innig geliebte Frau und meine geliebte Schwester, Gertrud Kühnel, geb. Timnik, früher Mühlhausen, Kreis Pr.-Holland, am 9. September 1956 aus diesem Leben abberufen. In tiefer Trauer: Pfarrer Bruno Kühnel, sowjetisch besetzte Zone. Eva Timnik. Waldmünchen (Opf.), Hammerstraße 50

 

Statt Karten. Für die vielen Beweise aufrichtiger Teilnahme zum Tode unseres lieben Vaters, Franz Erzberger, sagen wir allen unseren herzlichsten Dank. Kurt Erzberger und Paul Erzberger

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