Ostpreußenblatt, Folge 36 vom 07.09.1957

Ostpreußenblatt

Folge 36 vom 07.09.1957

 

Seite 1   Wieder Elche in Ostpreußen (Foto).

Aufnahme: Martin Kakies

Wir waren bisher der Ansicht, dass die Elche in unserer ostpreußischen Heimat bei dem Zusammenbruch 1944/1945 und in den ersten Monaten der Besetzung durch die sowjetrussischen Truppen ausgerottet worden sind. Tatsächlich sind die Elche in der Memelniederung, dem weitaus am stärksten besetzten Elchrevier, bis auf das letzte Stück, erlegt worden, wie gerade auch von Landsleuten aus dieser Gegend in den vergangenen zwölf Jahren festgestellt werden musste. Vor etwa zwei Jahren kam eine Nachricht, es sei damals in einem Bruch einmal ein Elch gesehen worden, aber etwas Genaues war nicht zu erfahren. Dass auf der Kurischen Nehrung Elche nicht mehr leben, steht ebenfalls fest.

 

Jetzt aber liegen zuverlässige Nachrichten vor, dass Elche in anderen Teilen Ostpreußens leben, in denen sie bisher nicht vertreten waren, und zwar in den Wäldern des Stablack und in Masuren. Einzelheiten darüber bringen wir auf Seite 3 dieser Folge.

 

Diese Aufnahme, die früher in unserer Heimat gemacht worden ist, zeigt eine Elin mit ihrem Kalb. Sie ist damit wie ein Sinnbild: das Leben hat der Zerstörung getrotzt, es hat sich doch behauptet.

 

Seite 1   Das Ende aller Sicherheit

Die Sowjets behaupten, eine Fernrakete entwickelt zu haben, mit der sie jeden Punkt der Erde unter Feuer nehmen können. Wie üblich sparten sie auch diese waffentechnische Überraschung bis zu einem Zeitpunkt auf, wo sie politisch besonders gut in die Landschaft passte und — auf dem Hintergrund der mit äußerster Nervenanspannung fortgeschleppten Abrüstungsverhandlungen — eine starke massenpsychologische Tiefenwirkung auslöste. Wiederum hat sich die von Moskau geübte totale Abschirmung militärischer Vorbereitungen bezahlt gemacht. Gleichzeitig wurde aber damit bewiesen, dass auch ein theoretisch perfektestes Abrüstungsabkommen nicht den Bau neuer gigantischer Zerstörungswaffen verhindern kann, wenn nicht eine überstaatliche Behörde aus der Luft und auf dem Boden ständig und lückenlos das Staatsgebiet eines Vertragspartners kontrollieren kann. Während es den Sowjets gelang, ihre Fortschritte auf dem Gebiet der Raketentechnik wie auch bis heute den Stand der Entwicklung von Atom-U-Booten absolut geheim zu halten, haben die auch in militärischen Dingen überaus mitteilsamen Amerikaner die Weltöffentlichkeit das Misslingen ihres jüngsten Raketenversuchs vor zwei Monaten am Fernsehschirm und in der Wochenschau miterleben lassen. Die Sowjets bedurften also noch nicht einmal des Hilfsdienstes ihrer Spionage.

 

Welche Bewandtnis es vom Gesichtspunkt der tatsächlichen Waffenwirkung mit der sowjetischen Fernrakete hat, scheint fast schon eine Frage zweiten Ranges zu sein, einmal weil Regierungen und Öffentlichkeit des Westens die angekündigte Gefahr meist schon als gegeben hinnehmen, zum anderen weil kein Zweifel bestehen kann, dass interkontinentale Waffen dieser Art heute oder morgen zur Rüstung der „Großen" gehören werden.

 

Die Nachricht, dass die den ganzen Erdball bedrohende Fernrakete zum mindesten in ersten einsatzfähigen Exemplaren vorhanden sein soll, lässt die Menschheit noch deutlicher jenen gnadenlosen Tatbestand erkennen, der schon nach Hiroshima ersichtlich war, nach den ersten erfolgreichen H-Bombenversuchen aber noch klarer wurde. Wir stehen am Ende aller Sicherheit! Kein Abkommen, kein Pakt gleich welcher Art, welcher ideologischen Richtung oder welchen Partnerkreises, kann der Menschheit absoluten Schutz geben, — jetzt noch weniger als jemals zuvor! Denn die Zerstörungskraft der modernen Waffen ist so gewaltig, dass sie dem Angreifer einen unter Umständen nicht mehr wieder auszugleichenden Vorsprung gibt. Dadurch droht jede Moral auf den Kopf gestellt zu werden. Welcher fürchterlicher Zwiespalt, entweder einen Angriff abzuwarten und schon dadurch unter Umständen vernichtend getroffen zu werden, oder anzugreifen aus Furcht, dass der andere eher angreifen könne! Diesem teuflischen Hexen-Einmaleins steuert die Menschheit mit jedem Tage, mit jeder neuen Bombe oder Rakete zu. Gewiss, es hat auch früher, zu keiner Zeit der Geschichte, völlige Sicherheit gegeben. Niemals war aber für die Masse der Menschheit die Unsicherheit so groß — und zwar allein schon von der Möglichkeit der Waffenwirkung her —, dass die tödliche Sendung des Feindes heute, morgen, übermorgen, in fünf oder in sieben Minuten in das Wohnzimmer, die Schlafstube, die Arbeitsstärke, das Krankenhaus oder die Kirche einschlagen kann, und zwar in einigen Monaten oder Jahren auf jedem Fleck der Erde, in Manchester wie in Charkow, in Stuttgart wie in Damaskus, in Schanghai wie in Brüssel.

 

Hunderten Millionen Menschen hat die Wissenschaft das Leben gerettet oder gar erst ermöglicht. Was die Medizin so gut wie verhindert hat, die Massenvernichtung von Menschen durch Pest und Seuche, — die Waffentechnik hat neue Wege gefunden, diesen Fortschritt zu „korrigieren". Wir werden uns daran gewöhnen müssen, „mit dem Tod zu Bett zu gehen" und, falls der nächste Morgen uns wieder eine Frist des Friedens schenkt, getrost weiter zu schaffen. „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich dennoch einen Apfelbaum pflanzen!"

 

Wir stehen am Ende aller Sicherheit, wenn nicht das Wunder geschehen sollte, dass die gesamte Menschheit von einer Welle noch nie dagewesener Brüderlichkeit jäh erfasst und von Grund auf sinnverwandelt würde. Solange dies nicht der Fall ist, wird es des ganzen Mutes bedürfen, die volle Wahrheit zu ertragen. Die Politik, sowohl jene des Westens wie die des Ostens, ist von der rasenden rüstungstechnischen Entwicklung überrundet worden. Der ständige Kurzschluss der Argumente in den Londoner Abrüstungsverhandlungen beweist es. Für den Westen ist das Entweder-Oder noch wesentlich schwerer als für den Osten, denn der Westen hat außer dem Frieden auch noch die Freiheit zu verteidigen, die unverändert sein erklärtes höchstes Gut ist. Der kommunistische Osten hat es leichter. Er lebt ohnehin im ständigen Zustand der wahnwitzigen Mobilisation. Seine Ideologie kennt weder echten Menschenfrieden noch echte Menschenfreiheit, sondern nur die Pflicht zum Kampf, zur Ausdehnung, zum Endsieg, zum „letzten Gefecht".

 

Solange keine allgemeine Abrüstung ausgehandelt werden kann — und zwar eine international lückenlos kontrollierte —, wird der Westen, will er Freiheit und Frieden bewahren, angesichts der ständig steigenden Rüstungskosten mehr Opfer bringen müssen als bisher, notfalls auch zu Lasten seines Lebensstandards. Die Freiheit ist heute — auch materiell — ein sehr teures Gut geworden. Es gibt für sie, angesichts der Vernichtungswaffen, die uns der „Fortschritt" geschenkt hat, keinen Wall selbstverständlicher Sicherheit mehr. Freiheit heißt heute, mit dem Tod auf Du und Du zu stehen!

 

Seite 1   Küste mit Gewehren gespickt

So sieht die Ostseeküste unter kommunistischer Herrschaft aus

„Przemiany", ein Wochenblatt in Kattowitz-Oppeln, schreibt in Nr. 33 vom 18. August 1957:

 

„Auf Grund des Potsdamer Abkommens haben wir 500 km Küste erhalten. Das Vorkriegsfenster zur Welt haben wir in ein weit geöffnetes Tor zur Welt verwandelt. Einige Jahre hindurch wehte hier frischer Wind, später jedoch hat man plötzlich dieses Tor zugeschlagen, ja, man hat sogar das alte Fenster von Gdingen mit Gittern versehen. Die Fischer, die seit Jahrhunderten hier ansässig waren, hat man so weit wie möglich vom Meer zurückgehalten. Die Küste wurde mit Gewehren gespickt, der Strand mit Stacheldraht überzogen, immer weniger Schiffe liefen die Häfen an, die Banken erhielten immer weniger Devisen, die an der Küste liegenden Kurorte waren immer weniger attraktiv, die Fischer haben aufgehört auf Fang zu gehen, die Matrosen haben unsere Schiffe in fremden Häfen verlassen, um sich abzusetzen, es herrschte Totenstille und Furcht; die Bürger aus dem Innern des Landes begannen daran zu zweifeln, ob die Heimat überhaupt noch Zutritt zum Meer besitzt.

 

Die Dreistadt wartet: Gdingen, wie gewöhnlich, auf das Einlaufen der Schiffe in den Hafen und auf das Eintreffen der Matrosen, Zoppot auf den Beginn des vollen Saisongeschäftes, Danzig dagegen auf das Leben, welches in den neu errichteten Mauern dieser Stadt noch nicht begonnen hat. Die ganze Küste wartet auf die Wiedergewinnung ihrer Bedeutung, die sie vor der Zurückdrängung Polens vom Meer hatte. Die lebendigste Stadt der Küste ist immer noch Gdingen. Man spürt deutlich, dass hier Zentralpolen vertreten ist, doch kaum zwanzig Kilometer weiter, — hier liegen die wiedergewonnenen Gebiete. Trotz der bequemen Bahnverbindung ist die Integration der Dreistadt noch Zukunftsmusik. Ähnlich wie in Gdingen ist es auch in Zoppot.

 

Ganz anders ist es in Danzig. In den schönen Straßen pulst das Leben noch sehr schwach. Zwischen diesen bunten Häusern ist es im Grunde genommen grau und leer. Danzig fühlt sich wie ein Armer im Abendanzug. Seine Bewohner sind die zugezogenen Menschen und die Repatrianten aus dem Osten und nur ein geringer Teil ist die altansässige Bevölkerung. Diese Gruppen haben sich geschäftsmäßig nicht verschmelzen können, im Gegenteil, es bestehen weiterhin nicht ausgelöschte Gegensätze, immer noch besteht das Verhältnis der Diskriminierung zu den gebürtigen Danzigern, eine Diskriminierung, die in der Verwaltungspraxis der vergangenen Jahre ihre Unterstützung hatte. Die Folge davon ist, dass die sogenannten Autochthonen die Möglichkeit einer Ausreise nach Deutschland wahrnehmen“.

 

 Dies schreibt, wie gesagt, die genannte polnische Zeitung.

 

Seite 1   Die Wundermenschen aus dem Westen

Warschau soll Besuche aus der Bundesrepublik einschränken

Polnische KP-Funktionäre und Mitglieder der „Wojewodschafts-Nationalräte" in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten haben sich für eine „schärfere Kontrolle" des Reiseverkehrs im Zuge der Verwandtenbesuche in den Oder-Neiße-Gebieten ausgesprochen. Die Erklärungen der polnischen Partei- und Regierungsfunktionäre wurden kurz nach Veröffentlichung einer „Warnung vor Besuchern aus der Bundesrepublik" in dem Kattowitzer KP-Organ „Trybuna Robotnicza" abgegeben. „Trybuna Robotnicza" hatte die polnische Bevölkerung aufgefordert, „ein wachsames Auge auf Touristen und Geschäftsreisende aus der Bundesrepublik" zu haben, da sich unter ihnen Personen befänden, die „einen Umsturz in Polen herbeiführen" wollten.

 

In der Erklärung der polnischen Partei- und Regierungsfunktionäre aus den Oder-Neiße-Gebieten wird darüber Klage geführt, dass „Überall, wo Besucher aus der Bundesrepublik hinkommen, die Menschen zusammenströmen und zu den Besuchern wie zu einem Wundermenschen emporblicken". Man neige dazu, den Berichten, der Besucher bedingungslos Glauben zu schenken und die „Lage Polens" heftig zu beklagen. Zahlreiche Besucher hätten den „frechen Standpunkt" vertreten, dass die Oder-Neiße-Gebiete niemals endgültig dem polnischen Staat einverleibt werden, sondern zu einem wiedervereinigten Deutschland zurückkehren würden. Ein Teil der Besucher verbreite „systematisch Unruhe, säe Zweifel an unseren Westgrenzen und lächele mitleidig über die sozialistische Gesellschaftsordnung". Die Partei- und Regierungsfunktionäre, vor allem in den „Wojewodschaften" Breslau, Oppeln und Kattowitz (der deutsche Teil Oberschlesiens in den Grenzen von 1937 zählt gegenwärtig zur Kattowitzer „Wojewodschaft") erhoben die Forderung, die „kaum zu rechtfertigende Großzügigkeit" bei der Erteilung der Einreisevisa einzuschränken und wieder auf den Stand vor Mai 1956 zu bringen, wo nur „äußerst dringende Fälle" berücksichtigt wurden. Die Partei- und Regierungsfunktionäre wollen sich mit einer entsprechenden „Petition" an die Warschauer Regierung und das polnische Außenministerium wenden.

 

In letzter Zeit war bereits verschiedentlich von polnischer Seite — auch öffentlich in der Presse — gefordert worden, die Reisen von Touristen und Journalisten aus westlichen Ländern einzuschränken, weil dadurch im Auslande die wirklichen Zustände in den Oder-Neiße-Gebieten bekannt würden.

 

Seite 1   Flugplätze wieder sowjetisch

Von gut unterrichteten westlichen Kreisen sind Beobachtungen der in den Oder-Neiße-Gebieten ansässigen polnischen Bevölkerung bestätigt worden, wonach die sowjetische Luftwaffe mehrere Flugplätze in Ostpreußen, Schlesien und Ostpommern, aber auch in verschiedenen Teilen Polens erneut übernommen hat. Diese Flugplätze waren zu Anfang dieses Jahres auf Grund des sowjetisch-polnischen Truppenvertrages der polnischen Luftwaffe übergeben worden. Wie aus den Berichten übereinstimmend hervorgeht, blieben jedoch jeweils einige sowjetische Offiziere als Abwicklungskommandos zurück. Nunmehr sind diese Kommandos mit der Durchführung der Rückgabe der Flugplätze an sowjetische Einheiten beauftragt worden.

 

Seite 2   Die Bundesrepublik „revisionistisch“

Der polnische Ministerpräsident spricht von Deutschland als einem „Unruheherd"

Der polnische Ministerpräsident Cyrankiewicz bezeichnete die Bundesrepublik Deutschland als einen „Unruheherd" in Europa. Cyrankiewicz, der in Breslau zum Jahrestag des Kriegsbeginns sprach, warf der Bundesrepublik vor, dass ihre Politik, die Einflüsse militaristischer und revisionistischer Kreise spiegele.

 

„Diesen Kreisen ist die Tatsache zu verdanken, dass die Westmächte bis heute die Westgrenze Polens noch nicht anerkannt haben, obwohl verantwortliche Politiker sich darüber im Klaren sind, dass die Oder-Neiße-Grenze eine unabwendbare Tatsache ist", meinte Cyrankiewicz. Er unterstrich erneut den Wunsch Polens, die Beziehungen zur Bundesrepublik zu normalisieren und sagte: „Unser Verhältnis zur Bundesrepublik betrachten wir nicht vom Standpunkt des erlittenen Unrechts aus“.

 

Seite 2   Die polnische Propaganda in den USA

Gegen die Deutsch-Amerikaner!

Wie die Zeitung der kommunistischen polnischen Gewerkschaften, „Glos Pracy", berichtet, hat kürzlich im Zentralbüro der „Polonia"-Organisation — der Warschauer Propagandaagentur, welche die Verbindung zu den Auslandspolen pflegt — eine Konferenz stattgefunden, auf der beschlossen wurde, die polnische Propaganda in den Vereinigten Staaten zu verstärken und dabei insbesondere gegen die Deutsch-Amerikaner Stellung zu nehmen, die sich in Resolutionen gegen die Oder-Neiße-Linie ausgesprochen haben. Die Konferenz, an der zwei Redakteure amerika-polnischer Zeitungen teilnahmen, erörterte die Frage, auf welche Weise die zehn Abgeordneten polnischer Herkunft im amerikanischen Repräsentantenhaus „aktiviert" werden sollen. Dies soll in der Weise geschehen, dass eine Denkschrift über die „Oder-Neiße-Friedensgrenze" vorbereitet wird, welche dann den Abgeordneten zugeleitet und von ihnen weiterverbreitet werden soll. Es wurde auf der Warschauer „Polonia"-Konferenz jedoch von den beiden Redakteuren, aus den Vereinigten Staaten, darauf hingewiesen, dass „die Bekämpfung des Revisionismus in den Vereinigten Staaten" besonders schwierig sei, weil die Amerikaner deutscher Herkunft weit zahlreicher seien als die Amerika-Polen. Zugleich wurde darüber Klage geführt, dass einflussreiche amerikanische Zeitungen — wie zum Beispiel die „Chicago Daily Tribune" — eingehende Berichte über die gegenwärtigen Zustände in den Oder-Neiße-Gebieten veröffentlichten. Diese Zeitungen hätten damit „die revisionistische Aktion unterstützt", wie die Tagungsteilnehmer hierzu zum Ausdruck brachten.

 

Seite 2   Schwere Ernteschäden jenseits der Oder

Infolge der anhaltenden Regenfälle im Juli und August sind in verschiedenen Teilen der Landwirtschaft in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten schwere Ernteschäden aufgetreten, so dass der diesjährige „Ernteplan" nicht erfüllt werden kann, zumal es an Arbeitskräften mangelt. Wie die polnische Provinzpresse meldet, entstand der Hauptschaden beim sogenannten „qualifizierten Getreide", welches zur Bevölkerungsversorgung bestimmt ist. Auf zahlreichen polnischen Staatsgütern in Niederschlesien seien bei etwa 70 Prozent des Getreides die Körner aus den Halmen gewachsen, so dass es nicht mehr zur ersten Getreidekategorie gerechnet werden könne. Lediglich in Ostpommern und Masuren hätte die Ernte keinen größeren Schaden erlitten.

 

Weitere Schäden habe der Regen bei den Schmetterlingsblütlern angerichtet; damit sei der Samenbedarf an Getreide und Futterpflanzen gefährdet. Auch die diesjährige Kartoffelernte in Niederschlesien werde schlechter als in den Vorjahren ausfallen, da die Früchte klein geblieben seien. Die polnischen Behörden hoffen jedoch, die Verluste im Flachlandgetreide mit den Überschüssen aus anderen Teilen der Oder-Neiße-Gebiete ausgleichen zu können. Gleichzeitig traten jedoch auch in den zentralpolnischen Landwirtschaftsgebieten infolge, des Regens schwere Ernteschäden auf. Hier musste vielfach eine „Noternte" durchgeführt werden, was ebenfalls zu einem Verlust an Quantität und Qualität geführt habe.

 

Seite 2   Kein höherer Zoll für Nahrung und Kleidung

Die polnischen Maßnahmen gegen die private Einfuhr

Es leben noch Zehntausende unserer Landsleute in dem polnisch besetzten Teil unserer Heimat, zum Teil in großer materieller Not. So hat die Nachricht, dass Polen die Zölle für eine Reihe von Waren erhöht hat, die auch in Geschenkpaketen geschickt werden, die Frage aufgeworfen, ob dadurch nun das Einlösen von Geschenkpaketen durch unsere Landsleute in der Heimat wieder erschwert und die Möglichkeit unserer Hilfe verringert wird. Genauere Nachrichten fehlten. Ein anschauliches Bild von dem Ausmaß der Zollerhöhungen und dem Hintergrund, auf dem sie erfolgten, gibt in der „Süddeutschen Zeitung" Joachim Steinmayr, der Warschauer Korrespondent des Blattes. Er schreibt unter der Überschrift „Gomulka hängt die Kaugummi-Pakete höher" u. a. :

 

„Wer kann verstehen, dass ein Paar Nylonstrümpfe so viel wert sind wie 30 Stunden harter Arbeit auf dem Bau?

 

Wer kann begreifen, dass ein abgetragener ausländischer Anzug dreimal so teuer ist wie ein neuer aus der einheimischen Produktion?

 

Solche erstaunlichen Wirtschaftserscheinungen trifft man in Polen, das nach zwölf Jahren kommunistischer Herrschaft und nach einem Jahr ebenfalls kommunistisch gelenkter ‚Liberalisierung' mit einem einzigartigen Markt-Chaos fertig werden muss. Die jüngsten Maßregeln verwirren noch den Eindruck: Der Zoll für Gummisohlen wird um 80 Prozent erhöht, für Pfeffer um 50, für Rasierklingen um 80, für Autos und Modeschmuck um 500, für Nylons um 800 und für Kaugummi gar um 1400 Prozent.

 

Diese ‚gezielten' Zollerhöhungen sind ein drastischer Eingriff in den ‚Privatimport' nach Polen. 27 Millionen Polen empfangen von 9 Millionen polnischen Emigranten im westlichen Ausland Geschenkpakete. Nach den großen Veränderungen im Regime erleichterten erhebliche Zollsenkungen den Empfang solcher Sendungen; der Inhalt wurde von den Empfängern dann großenteils zu Schwarzmarktpreisen verkauft.

 

Mit etwa zehn Prozent des gesamten Konsumangebotes kann der polnische Staat den Strom der Pakete sogar als festen Versorgungsposten einkalkulieren. Bis zum Oktober 1956 trat der polnische Staat sogar mit seinen Kommissionsgeschäften als größter, dabei erheblichen Gewinn machender Wiederverkäufer der Auslandsware zu Schwarzmarktpreisen auf. Nach dem Oktober bemächtigte sich mehr und mehr der wieder zugelassene, jedoch ohne amtlichen Nachweis von Einkaufsquellen sich selbst überlassene Privathandel des karitativen Warenangebots aus dem Westen. Es gibt inzwischen wieder rund 24 000 Privatgeschäfte gegenüber etwa 12 000 im Jahre 1956.

 

Die polnische Sprache hat ein neues Wort für den ausgedehnten Handel mit Auslandsgeschenken geprägt: Ciuchy. Die Bedeutung des unübersetzbaren Wortes ist ungefähr: Handel mit von Herrschaften abgelegten Kleidungsstücken.

 

Mit staatlicher Erlaubnis gibt es den Ciuchy-Verkauf in allen Städten Polens. Besonders berühmt geworden ist das Dorf Novy Targ in der Tatra, aus dem über die Hälfte der Einwohner in den zwanziger Jahren nach Amerika auswanderte, weshalb der wöchentlich abgehaltene Ciuchy-Markt von Novy Targ wegen großen Angebots und relativ geringer Nachfrage als besonders günstig gilt. Polnische Hausfrauen reisen Hunderte von Kilometern, um in Novy Targ gebrauchte amerikanische Schuhe, Cocktailkleider, Unterröcke, Babywäsche, aber ebenso Zigaretten, Zahnpasta oder Kaugummi zu kaufen.

 

Die polnischen Paketempfänger sind bald dahinter gekommen, dass sie je nach Inhalt der Sendung unterschiedliche Gewinne erzielen können. Pakete gefüllt mit Pfeffer oder Rasierklingen bringen beim Verkauf einen Umrechnungskurs von 300 Zloty für jeden vom ausländischen Absender angelegten Dollar, während etwa Unterwäsche oder Lebensmittel geringeren Ertrag abwerfen. Die Folge ist, dass im letzten halben Jahr mit Hilfe der Gornulka-Erleichterungen zum Beispiel 10 Millionen Rasierklingen privat nach Polen importiert wurden, doppelt so viel wie im ganzen vergangenen Jahr.

 

Die neuen polnischen Zollbestimmungen sollen nun den Privathandel mit Westerzeugnissen einschränken. 19 von insgesamt 408 zollpflichtigen Artikeln sollen so verteuert werden, dass die Absender von Geschenkpaketen wieder zum Versand spekulativ weniger profitbringender, jedoch in Polen dringend benötigter und deshalb auch weiterhin zollbegünstigter Waren angehalten werden: Nahrungsmittel, Unterwäsche, Kleider und Schuhe kosten weiter nur geringen Zoll.

 

Politische Motive werden den polnischen Wirtschaftslenkern nachgesagt. Überempfindlich geworden, wittert man Gefahr für die polnische Liberalisierung, für Privathandel und Privathandwerk, welch letzteres ebenfalls aus Geschenkpaketen seinen Rohstoffmangel zu beheben sucht.

 

Unversehens wird so aus dem Ciuchy-Handel und der neuen Zollpression eine politische Frage, nämlich: soll vielleicht die nach dem Oktober 1956 von Gomulka in gewissen Grenzen wieder zugelassene private Regsamkeit, die zweifellos, wenn auch zu Wucherpreisen, den bedrängten Konsumenten hilft, wieder ins Kollektiv starrer Sozialisierung zurückgestoßen werden?"

 

Seite 2   USA erleichtert Ausfuhr nach Polen

Die Vereinigten Staaten haben die Kontrolle der Ausfuhr amerikanischer Güter nach Polen gelockert. Wie das amerikanische Handelsministerium mitteilt, soll die Lockerung dazu dienen, die Ausfuhr von landwirtschaftlichen Waren und Industriegütern zur Stärkung der polnischen Volkswirtschaft zu erleichtern. Künftig können amerikanische Exporteure einen großen Teil nichtstrategischer Waren nach Polen liefern, ohne zuvor beim Außenhandelsbüro des Außenministeriums Exportlizenzen beantragen zu müssen.

 

Seite 2   Klingende Parolen, glänzende Fassaden

Theorie und Wirklichkeit der „Gesellschaft zur Entwicklung der Westgebiete“

Seit dem Frühjahre 1957 gibt es in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten eine „Gesellschaft zur Entwicklung der Westgebiete". Es ist bereits die dritte organisatorische Maßnahme dieser Art, die seit dem Herbst vergangenen Jahres ergriffen wurde. Nach der Begründung von Sonder-Kommissionen des polnischen Parlamentes und der Polnischen Arbeiterpartei, denen die Aufgabe gestellt war, für eine Beseitigung der großen Missstände in den „wiedergewonnenen Westgebieten", das heißt in den deutschen Ostprovinzen unter polnischer Verwaltung, und insbesondere des ständigen Abzuges der nach 1945 und später angesetzten polnischen und ukrainischen Neusiedler zu sorgen, wurde nunmehr diese „Gesellschaft" ins Leben gerufen, um unter Verkündung der Parole: „Das Volk hilft sich selbst" eine Art „Massenbewegung" in Szene zu setzen.

 

Die hauptamtlichen Funktionäre der „Gesellschaft zur Entwicklung der Westgebiete" behaupten, die Neugründung habe lebhafte Zustimmung und Anteilnahme bei der Bevölkerung gefunden. So erklärte kürzlich der stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft, der Abgeordnete Izydorczyk, einstmals Botschafter Warschaus in Pankow, dass in den „Westgebieten" eine „bisher nicht anzutreffende Aktivität" zu beobachten sei. Lokale Vereinigungen und gesellschaftliche Organisationen würden sich „wie Pilze nach einem Regen" bilden.

 

Wohl sind inzwischen in allen größeren Städten der Oder-Neiße-Gebiete sogenannte „Vollzugs-Komitees" gegründet worden. Die polnische Presse und der polnische Rundfunk veröffentlichen laufend Aufrufe und Appelle zur Beteiligung und Zusammenarbeit. Aber die dringend benötigten Mitarbeiter stellten sich aus den Kreisen der Neusiedler nicht ein. So sah man sich nunmehr gezwungen, an die bereits bestehenden örtlichen Komitees der „Nationalen Einheitsfront" und an die Funktionäre der Nationalräte heranzutreten, um sie zur Organisierung einer „Versammlungswelle" einzusetzen.

 

Sehr befriedigend scheinen derart zustande gekommene Versammlungen nicht abzulaufen. Die polnische Presse berichtet wenigstens nur mit Vorbehalten von dieser „Großaktion". So schreibt Isabella Trojanowska in der Posener Wochenzeitung „Tygodnik Zachodni" über ihre Eindrücke: „Nichts gegen die Gründung der Gesellschaft, nichts gegen ihre Vorhaben und ihre gewaltigen Ziele ... Verdächtig und bedenklich aber stimmt die Eile, mit der die Beratungen durchgeführt wurden und die Oberflächlichkeit mancher Referate. Für die Diskussion fehlte jedes Konzept, von 23 Diskussionsrednern sprach jeder von etwas anderem, obendrein behandelten die meisten — mit erheblichem Pathos — belanglose Angelegenheiten“. Mit Empörung verzeichnet die Autorin den Antrag eines Warschauer Delegierten auf der Gründungsversammlung, den in die „Westgebiete" abreisenden Neusiedlern das Recht auf Rückkehr und Beibehaltung ihrer Wohnung in den Herkunftsgebieten ausdrücklich zu verbriefen! („Wir brauchen in den Westgebieten keine Gäste — davon hatten wir in den vergangenen Jahren schon viel zu viele —, sondern bewusste Bürger“.)

 

Noch deutlicher werden andere kritische Stimmen, wie zum Beispiel „Glos Wybrzeza", Danzig, welche verlangte, „über den großtönenden Vorhaben und klingenden Parolen den harten Alltag und die durch ihn gezogenen Grenzen nicht zu vergessen“. Das angesehene Blatt „Przemiany" mahnte, „die Errichtung glänzender Fassaden zu vermeiden, die sich in der Vergangenheit als so brüchig erwiesen haben". Und die wegen ihrer offenen Sprache bekanntgewordene Zeitschrift „Po prostu" meinte, man solle doch „die vordringlichen, brennenden Wirtschaftsprobleme des Landes nicht aus den Augen verlieren, die bisher noch jede gesellschaftliche Initiative gelähmt haben". Es klafft also doch noch ein erheblicher Abgrund zwischen der Theorie und Wirklichkeit der Arbeit dieser „Gesellschaft zur Entwicklung der Westgebiete"!

 

Frau Roosevelt, die Witwe des verstorbenen Präsidenten Roosevelt, ist nach Moskau gereist. Sie wird sich fünfundzwanzig Tage in der Sowjetunion aufhalten.

 

Die „verbotene Stadt" Riga zu besuchen ist jetzt nach einer Mitteilung des Kreml ausländischen Reisenden gestattet.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Dr. Otto Suhr, ist nach langer schwerer Krankheit im Alter von 63 Jahren in Berlin gestorben. Am 19 Juli, war er zum Präsidenten des Bundesrats gewählt worden, am 7 September sollte er dieses hohe Amt antreten. 1945 wurde Otto Suhr Präsident des ersten gemeinsamen Berliner Stadtparlaments; er hat als solcher den diktatorischen Forderungen der Russen mannhaft Widerstand geleistet. Seit 1951 Präsident des Abgeordnetenhauses, wurde er 1955 als Nachfolger von Ernst Reuter, Regierender Bürgermeister. In einem festlichen Staatsakt, bei dem Bundespräsident Heuss die Gedenkrede hielt, wurde Otto Suhr auf dem Waldfriedhof von Zehlendorf beigesetzt.  

 

Die Vorschläge des Westens zur Abrüstung bei den Verhandlungen in London hat der sowjetische Chefdelegierte Sorin in einer scharten Erklärung abgelehnt. „Der Abrüstungsausschuss arbeitet im Leerlauf, das Wettrüsten geht weiter!", sagte er. Besonders wandte sich Sorin gegen die Bemühungen der Westmächte, die Einstellung der Atomwaffenversuche mit anderen Abrüstungsmaßnahmen zu verknüpfen. Er sagte, die amerikanischen Pläne zur Luftüberwachung bezweckten nichts anderes, als Nachrichtenmaterial zu erhalten und einen Angriffskrieg vorzubereiten.

 

Die sowjetrussische interkontinentale Rakete habe eine Geschwindigkeit von sechs Kilometern in der Sekunde (21 600 Stundenkilometer), erklärte der sowjetrussische Raketensachverständige Pokrowskij. Es blieben selbst dann nur fünfzig Sekunden Warnzeit, wenn sie durch Radareinrichtungen schon dreihundert Kilometer vor dem Zielgebiet ausgemacht würde. Die mögliche Abweichung vom Zielgebiet liege zwischen zehn und zwanzig Kilometern; das bedeute bei einem genügend starken Sprengkopf, dass die Rakete absolut treffsicher sei.

 

In der Entwicklung von Langstreckenraketen liegen die Vereinigten Staaten auch weiterhin vor der Sowjetunion, wurde vom Verteidigungsministerium in Washington erklärt. Besonders werde die Vervollkommnung der interkontinentalen Rakete vom Typ „Atlas“ mit Vorrang betrieben. Die Entwicklung dieser Rakete sei die „größte Verteidigungsbemühung" der Vereinigten Staaten. Der amerikanische Armeeminister Brucker erklärte, die Rakete „Jupiter", ein ballistisches Geschoss mit einer mittleren Reichweite von 2500 Kilometern, habe außergewöhnliche „Erfolge" erzielt.

 

Die Menschen im Westen hätten keinen Grund, sich durch die Raketenmeldung der Sowjets beunruhigen zu lassen, erklärte NATO-Oberbefehlshaber General Norstad. Es. dauere lange, bis aus einer Versuchsrakete eine wirklich einsatzfähige Waffe werde. Amerika und seine NATO-Verbündeten besäßen durch ihre bemannten Atombomben-Flugzeuge nach wie vor die Luftüberlegenheit.

 

Für ein Raketengeschoss, das 3200 Kilometer weit fliegen kann, haben die Engländer, wie sie bekannt geben, bereits die Abschussbasis gebaut.

 

Der Bundestag, der am Donnerstag voriger Woche seine letzte Sitzung abhielt, hat in den vier Jahren seines Bestehens insgesamt 505 Gesetze verabschiedet. Er hat 227 Vollsitzungen abgehalten, dazu kamen 4400 Ausschusssitzungen, 85 Abgeordnete haben in den vier Jahren ihre Fraktion gewechselt, 17 Abgeordnete sind gestorben.

 

Die Untersuchung der Vorwürfe gegen Bundestagsabgeordnete im Zusammenhang mit Rüstungslieferungen ist vom Verteidigungsausschuss des Bundestages auf die Zeit nach den Wahlen vertagt worden. Zehntausende von kommunistischen Agenten sind nach Mitteilung von amtlicher Seite in Bonn von der SED-Zentrale in Ostberlin angesetzt worden, um in der Bundesrepublik in den Wahlkampf einzugreifen.

 

Die zweihundert wissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland, die bisher noch über die Zonengrenze hinweg zusammenarbeiten, sollen gespalten werden, wenn sie nicht ihren Vorstand gleichmäßig mit Mitgliedern aus der Bundesrepublik und der Sowjetzone zusammensetzen. Diese Drohung sprach der Staatssekretär für das Hochschulwesen in der Sowjetzone, Wilhelm Girnus, aus.

 

1274 Menschen sind im Juli im Bundesgebiet bei Verkehrsunfällen getötet und 41 110 Menschen verletzt worden.

 

Molotow ist praktisch in die Verbannung geschickt worden. Er wurde zum Botschafter der Sowjetunion für die mongolische Volksrepublik ernannt, deren Hauptstadt fünftausend Kilometer von Moskau entfernt ist. Kaganowitsch, der ebenfalls aus dem Parteipräsidium ausgestoßen worden war, wurde zum Leiter einer Zementfabrik im Ural ernannt. Der frühere Regierungschef Malenkowist schon seit einiger Zeit Direktor eines Kraftwerkes am Rande Sibiriens.

 

An Syrien hat die Sowjetunion unter anderem, zweihundert Panzer und siebzig Düsenjäger, darunter solche modernster Bauart, in der letzten Zeit geliefert, besagen Informationen der britischen Regierung. Russen unterrichten die Syrer im Gebrauch dieser Waffen.

 

In der syrischen Hauptstadt Damaskus traf eine aus 32 Mitgliedern bestehende sowjetische Delegation zu Handelsbesprechungen ein. Zur gleichen Zeit verhandelt eine syrische Delegation in Moskau über Hilfeleistungen für Syrien.

 

Seite 3   Hier ist die Welt zu Ende.

Bericht eines Deutschen, der zwölf Jahre als Lehrer an der Demarkationslinie im Kreis Pr.-Eylau tätig war. Von Adolf Hubert Osthaus.

3. Fortsetzung

In meinem letzten Bericht habe ich geschildert, wie die Grenzbefestigung an der Demarkationslinie zwischen dem sowjetisch und dem polnisch besetzten Teil unserer Heimat aussieht. Heute möchte ich Sie nun bitten, mit mir zusammen einen Gang entlang des Stacheldrahtes zu unternehmen, an dem Teil der Demarkationslinie, den ich aus eigener Anschauung in den letzten zwölf Jahren kennengelernt habe. Allerdings müssen wir uns für diese Wanderung hohe Stiefel anziehen, denn die Wege und Pfade in dieser einstmals reichen und fruchtbaren Gegend sind verschlammt und verwildert. Dazu kommt, dass diese willkürlich gezogene Grenze unser ostpreußisches Land mitten durchschneidet, noch viel schärfer und trennender als der Eiserne Vorhang, der heute noch die sowjetisch besetzte Zone von Westdeutschland trennt. Alle Wege und Straßen, die unsere Vorfahren in den vergangenen Jahrzehnten angelegt haben und die von Nord nach Süd durch unser Land gingen, enden heute im Nichts, im Niemandsland.

 

„Für welchen Teufel sollen wir arbeiten?"

In vielen kleinen Orten längs der Demarkationslinie leben die Menschen wie auf einsamen Inseln, abgeschnitten von allem Verkehr. Am stärksten war dieser Eindruck in Mollwitten, das in der Nähe der sowjetischen Eisenbahnlinie zwischen Pr.-Eylau und Bartenstein liegt, von der ich in meinem letzten Bericht erzählte. Dieses Dorf ist der trostloseste Ort, den ich in den letzten zwölf Jahren in Ostpreußen kennengelernt habe. Obwohl die Häuser von Kriegseinwirkungen verschont blieben, sind sie in einem unbeschreiblich verwahrlosten Zustand. Wie überall in Ostpreußen, so sind auch hier in den ersten Jahren nach dem Kriege Türen, Fensterrahmen, ja sogar die Kachelöfen herausgerissen worden. Sie wurden an anderer Stelle als Baumaterial verwendet oder unter der Hand verkauft oder es wurde für sie Fusel eingehandelt. Noch heute ist jeder froh, wenn er in einem verlassenen Haus etwa noch eine vergessene Ofentür findet, denn Artikel dieser Art sind im freien Handel praktisch überhaupt nicht zu haben.

 

In den wenigen Häusern, die noch bewohnbar sind, leben arme ukrainische Bauern, denen in dieser verlassenen Gegend ein Stückchen Land zugeteilt wurde. Aber auch diese bewohnten Häuser machen einen traurigen Eindruck. An den blinden Fensterscheiben, die meist aus zusammengesuchten Scherben und Pappstücken zusammengesetzt sind, hängen keine Gardinen. Vorgärten, wie zu unserer Zeit, gibt es nicht mehr. Die Gartenzäune wurden herausgerissen und verheizt. Blumen gelten als überflüssiger Luxus. Nur Unkraut, Disteln und Dornen wuchern dort, wo früher gepflegte Gärten den Vorbeigehenden grüßten. Auch die Obstgärten hinter den Häusern sind völlig verwildert. Die Grasflächen zwischen den Bäumen sind sauer, weil die früheren Abflussrohre verschlammt sind und das Wasser oft auf den Wiesen steht. Als ich einmal fragte, ob sich denn die Drainage nicht wieder in Ordnung bringen ließe, bekam ich zur Antwort, dass die Katasterpläne in der ehemaligen Kreisstadt Pr.-Eylau lägen und für die polnischen Behörden unerreichbar wären. In dem übersäuerten Boden sind daher die meisten Obstbäume verdorrt oder mit Schorf und Krebswucherungen bedeckt. Wo ein Baum noch trägt, da wird das Obst schon in unreifem Zustand von den immer hungrigen Kindern von den Bäumen gerissen.

 

Das Schulhaus in Mollwitten war so zerfallen, dass sich eine Wiederherstellung nicht lohnte. Deshalb wurde in dem ehemaligen Gasthaus ein Zimmer hergerichtet, in dem die Schulkinder abwechselnd unterrichtet werden.

 

Die ukrainischen Bauern, die ihren Aufenthalt in diesem Ort als eine Verbannung empfinden, haben es sehr schwer. Da ihr Dorf zu dem jetzigen Kreis Landsberg — dem früheren Kreis Pr.-Eylau — gehört, müssen sie ihre Erzeugnisse mit ihren klapprigen Panjewagen über verwilderte Feldwege hügelauf und hügelab, oft quer über den Acker, nach Landsberg bringen. Nach Bartenstein, das sie ja über die Chaussee viel bequemer erreichen könnten, dürfen sie nicht liefern, und der kürzere Weg nach Pr.-Eylau ist ihnen durch den Stacheldraht versperrt. So kommt es, dass auf den stundenlangen Fahrten querfeldein oft das klapprige Wägelchen auf der Fahrt zusammenbricht oder auch das magere Panjepferdchen. Wenn man die Ukrainer anspricht, dass sie etwas für die Wege tun müssten, dann bekommt man regelmäßig zur Antwort: „Es ist ja kein Hausvater da" oder „Für welchen Teufel sollen wir arbeiten?" Sie fühlen sich als Fremde in Ostpreußen, und sie glauben alle, dass ihr Aufenthalt dort nicht von langer Dauer sein wird. Deshalb tun sie nur gerade so viel, dass sie in für uns unvorstellbarer Armut ihr Leben fristen können. Eine Flasche Schnaps dann und wann ist für sie der höchste aller erreichbaren Genüsse.

 

Alte Briefe in einem zerfallenen Herrenhaus

Auf dem Gut Perscheln steht — als einziges Herrenhaus weit und breit an der Demarkationslinie — das Schlösschen, in dem die früheren Gutsherren wohnten. Wenn man über die verfallene Freitreppe hinaufsteigt, dann sieht man über der Tür noch in vergoldeten Buchstaben die Inschrift: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen“. Auf dem Dachboden, den ich einmal zusammen mit meinem Sohn auf der Suche nach deutschen Büchern durchstöberte, fand ich noch ein Päckchen mit alten Briefen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, in deren Kopf ein Wappen eingepresst war. Diese Briefe hatte der Gutsherr von Perscheln aus Berlin an seine junge Frau geschrieben. Er wurde später Landrat in Pr.-Eylau, wie ebenfalls aus den Briefen hervorging. Es war ein unheimliches Gefühl, in diesem verfallenen Herrenhaus, dessen ehemalige Schönheit man nur ahnen konnte, die Briefe aus einer vergangenen Zeit des Glanzes und des Reichtums zu finden. Als wir die brüchigen Treppen, deren Geländer herausgerissen waren, wieder hinabstiegen, wateten wir in der Halle mit den Füßen durch dicken Staub. Das Parkett hatten die Polen und Ukrainer herausgerissen und wahrscheinlich in ihre Öfen gesteckt. Der Gutshof ist völlig verlassen. Für die ukrainischen Bauern, die ja ohne Personal nur ein kleines Stück Land bearbeiten können, würde sich das Wohnen in einem solchen verlassenen Herrenhaus nicht lohnen; allein das Heizmaterial für die großen Räume wäre einfach nicht zu beschaffen.

 

Magere Kühe auf dem Ödland

Wenn wir jetzt den Feldweg nach Warschkeiten zugehen, den die Bauern mit ihren Panjewagen ausgefahren haben, dann kommen wir durch unwegsames Land, in dem nur wenige Äcker liegen. Die ukrainischen Bauern haben ja in den Jahren nach dem Krieg immer nur so viel von dem ihnen, zugeteilten Land bearbeitet, wie sie unbedingt mussten. Wenn sie mehr Land dazu genommen hätten, dann hätten sie so viel Steuern und Abgaben mehr leisten müssen, dass sich die Arbeit nicht gelohnt hätte. Deshalb sieht man heute in jener Gegend weite Strecken von Ödland und verkrauteten Wiesen, auf denen nur ein paar magere Kühe sich ihr Futter suchen.

 

Auch in dem Ort Warschkeiten ist nur die Hälfte der Häuser bewohnt. In den noch einigermaßen erhaltenen Gebäuden drängen sich die Familien zusammen. Viele wohnen in der ehemaligen Arbeitersiedlung; die alten Bauernhöfe stehen leer und verfallen. In den Ställen des ehemaligen Gutshofes haben die Bauern das wenige Vieh untergebracht, das sie besitzen. Auf einer Anhöhe über dem Dorf liegt die verlassene Kolchose; sie wurde im vergangenen Jahr aufgelöst. Sie war berüchtigt dadurch, dass sie über und über verschuldet war. Gerade über Warschkeiten schrieben schon vor dem Umsturz in Polen die polnischen Zeitungen, dass es ein Schmutznest und ein Schandfleck an der Demarkationslinie sei. Der Leiter dieser Kolchose hatte die ukrainischen Bauern in der Umgebung überredet, in die Kolchose einzutreten; er hatte ihnen ein Leben „in Freiheit und Würde" versprochen. Diese Freiheit bestand vor allem darin, dass sie bei ihm kaum zu arbeiten brauchten. Der Staat musste immer wieder Geld in dieses Unternehmen hineinstecken, ohne etwas herausholen zu können. Auf dieser Kolchose war das schlechteste Vieh im ganzen Kreis zu finden. Die Arbeiter liefen in Lumpen herum und waren oft am hellen Tag betrunken. Nachts brüllten die Kühe hungrig an ihren leeren Futterkrippen und tags auf den öden, mit meterhohem Unkraut bewachsenen Äckern. Da die Kolchose so stark verschuldet war, pfändete der Geldgeber, der Staat, die Ernte bereits auf dem Halm, und die Mitglieder der Kolchose hatten das Nachsehen. Die polnischen Zeitungen schrieben damals: „Schluss mit den Darlehen der ausgepumpten Steuerzahler an die berühmteste Schnapsgenossenschaft bei Pr.-Eylau. Schluss endlich mit den Faulpelzen auf der Kolchose in Warschkeiten“. Als diese Kolchose im vergangenen Jahr aufgelöst wurde, blieben viele Tausende von Zloty Schulden an den Staat zurück. „Wer deckt diese Schulden? Wer zahlt sie zurück?", fragte wieder die polnische Zeitung. „Wieder der bettelarme polnische Steuerzahler? Der ausgeplünderte, hungernde und zerlumpte Familienvater in der Großstadt? Oder diejenigen Bauern, die zu Spottpreisen ihre Milch, ihre Schweine, ihre Kartoffeln abliefern müssen und diese Produkte um das Zehnfache des Verkaufspreises wieder einkaufen dürfen? Gibt es keine Zuchthäuser in Polen für Faulpelze und unverbesserliche Gewohnheitssäufer im Grenzdorf Warschkeiten?"

 

Ein Blick von der Napoleonskiefer

Hinter der Schule in Warschkeiten windet sich die unbenutzte Landstraße in die Ebene von Pr.-Eylau hinunter. Auf der letzten Anhöhe vor dem Grenzstreifen steht heute noch die bekannte Napoleonskiefer. Der Überlieferung nach hat Napoleon von dieser Höhe aus einen Teil der Winterschlacht bei Pr.-Eylau geleitet. Von hier aus hat man einen weiten Blick über die Ebene, die heute von Unkraut und Dornen überwuchert ist. Unterhalb der Höhe sind im Hang die Wasserspeicher eingebaut, die das Trinkwasser nach dem sowjetisch besetzten Pr.Eylau liefern. Quer durch die Wildnis zieht sich der Stacheldraht, der dann mitten durch den Warschkeiter See verläuft und die Mole der ehemaligen Badeanstalt schneidet. Die verfallenen Badekabinen stehen schon auf der sowjetischen Seite.

 

Bis zum vergangenen Jahr war das Betreten der Ufer und das Baden und Angeln im See auf der polnischen Seite strengstens verboten. Die Kinder aus der Gegend gingen zum Baden südlich von Warschkeiten zum Schwarzen See, den die Ukrainer „Oczko" (Äuglein) nennen. Er liegt tief in einem Kessel; das stille, dunkle Wasser hat tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Auge. Auch für Angler war dieser See ein beliebtes Ziel; er birgt viele Fische, darunter große Karpfen. Wenn diese Karpfen während der Laichzeit im Frühjahr im Wasser stehen, dann werden sie von den Kindern und den Bauern mit Heugabeln vom Lande oder von einem morschen Boot aus aufgespießt.

 

Auf einer Anhöhe über dem See stehen die Mauern eines früheren großen Bauernhofes mit einem schönen, großen Obstgarten zum See hinunter. Dort gibt es noch viele Sorten von Äpfeln und Birnen. Dieser Garten ist für die Schulkinder natürlich so etwas wie ein Paradies. Die Leute in der Gegend erzählen sich, dass der letzte Besitzer dieses reichen Bauernhofes beim Herannahen der sowjetischen Truppen seinen Hof selbst angezündet habe. Er und seine Schwester seien damals selbst umgekommen. Ihre Geister sollen über dem See umgehen. In der Nacht wagt sich niemand in diese verlassene Gegend.

 

Deutsche jenseits der „Grenze"

Von dem Gut Heinrichshöfchen und von Grünthal erzählte ich in meinem letzten Bericht. Von dort läuft der Stacheldraht nördlich von Schewecken und unmittelbar hinter dem früheren Gut Schwadtken entlang. In Schwadtken wohnen einige ukrainische Familien, die sich mühsam durchs Leben schlagen. In der Nähe des Ortes stehen noch überall deutsche Warntafeln mit den alten Aufschriften: „Das Betreten des Truppenübungsgeländes ist strengstens verboten", und „Achtung, es wird scharf geschossen". Von Schwadtken aus sieht man auf der sowjetisch besetzten Seite das Dorf Körnen liegen. Das Kirchenschiff dort ist verfallen, in dem stehengebliebenen Kirchturm ist ein sowjetischer Posten mit Maschinengewehr stationiert. Bis vor zwei Jahren war dieses Dorf bis auf den Posten ganz verlassen. In letzter Zeit sollen dort einige Familien angesiedelt worden sein.

 

Etwa zwei Kilometer westlich von Pr.-Eylau liegt auf sowjetischer Seite eine große unterirdische Munitionsfabrik. Morgens um sechs Uhr, zur Mittagspause und am Abend hörten wir die Sirenen vom Dorf herüberheulen. Nach dieser Sirene konnte ich in der Schule in Topprienen meine kleine hölzerne Wanduhr stellen. So wussten wir immer die genaue Zeit; in unserem Ort besaß sonst niemand eine Uhr.

 

Die ukrainischen Bauern und die Milizsoldaten erzählten mir, dass drüben in dieser unterirdischen Munitionsfabrik noch viele Deutsche arbeiten. Die Bauern, die in der weiten Heide Klee mähten, hörten oft von drüben deutsche Lieder herüberschallen: „In der Heimat, da gibt's ein Wiedersehen", und „Ich hatt einen Kameraden". Am Abend um sechs Uhr haben die Bauern auch oft Trupps von Männern in mattierten russischen Jacken gesehen, die von der Arbeit kamen und auf dem Heimweg deutsche Lieder sangen. Diese bedauernswerten Menschen mussten zwölf Stunden unter der Erde arbeiten, von morgens sechs bis abends achtzehn Uhr. Auch in letzter Zeit noch wurde berichtet, dass immer noch ehemalige deutsche Soldaten und „Kriegsverbrecher" dort fronen müssen.

 

Blühende Wildnis am Stablack

Hinter Schwadtken beginnt der landschaftlich schönste Teil unserer Wanderung an dem Grenzstreifen entlang. Diese Gegend ist wie ein großer, wilder Park. Die Menschen haben hier nichts angepflanzt, dafür hat die Natur sich selbst geholfen. Hoch wuchern die blauen Lupinen und die goldenen Königskerzen. Der Duft von weiten, mit Klee bestandenen Flächen weht an warmen Sommertagen über das Land. Der Wind hat die Samen hier herübergetrieben, und Sonne und Regen haben eine herrliche Landschaft entstehen lassen. Dazwischen liegen wie riesige Findlingsblöcke die ehemaligen Bunker der deutschen Wehrmacht, geschwärzt vom Regen und überwuchert von Gestrüpp und Blumen. Sogar Walnussbäume wachsen hier wild. Vielleicht haben auf dem ehemaligen deutschen Truppenübungsplatz die Landser einmal Nüsse geknackt und aus dem Samen sind diese Bäume entstanden. Bei meinen Wanderungen durch dieses wunderschöne Fleckchan Erde fiel mir immer das alte ostpreußische Lied ein: „Es dunkelt schon in der Heide, nach Hause lasst uns geh'n“.

 

Kaum ein Mensch wagt sich in diesen Landstrich. Die Nähe des Stacheldrahtes und des riesigen, scharf bewachten polnischen Arbeitslagers auf dem Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes machen dieses Gebiet unheimlich für die Bevölkerung. Hinzu kommt, dass gerade in dieser Gegend durch Minen, Handgranaten, Panzerfäuste und Zündkapseln viele Unglücksfälle verursacht wurden. Einem Schüler wurde beim Spielen die Hand abgerissen, ein anderer verlor einen Fuß durch die Explosion einer Zündkapsel.

 

So konnte sich, ungestört durch den Menschen, in dieser landschaftlich so reizvollen Gegend das Wild ungestört vermehren. Auf meinen Streifzügen durch Wald und Heide begegneten mir oft kapitale Hirsche, die stolz vor ihrem Rudel in den Wald wechselten. Selbst Elche habe ich oft aus der Ferne beobachten können. Sie werden von den Ukrainern „Los" genannt. In diesem wilden, unwegsamen Gebiet fanden sie eine Zuflucht. Außerdem leben dort Unmengen von Hasen und wilden Kaninchen. Immer wieder stöberte ich Rebhühner und Fasanen auf und oft hörte ich das Gurren der Wildtauben. Sogar Schwarzstörche bekam ich, zu sehen. Den Bauern machen die Wildschweine viel zu schaffen, die immer wieder ihre kargen Kartoffelfelder heimsuchen. Im Winter kommen noch die Wölfe hinzu, die nachts oft bis in die Nähe der Ortschaften kommen.

 

Der polnische Förster, der in der alten deutschen Försterei Kumkeim wohnt, wird der Plage durch Wildschweine und Wölfe nicht Herr. Er darf nur eine genau festgesetzte Anzahl von Tieren abschießen, deren Wildbret er abliefern muss. Die Kugeln werden ihm durch die Tscheka zugeteilt, und er muss über deren Verwendung Rechenschaft ablegen. Der Bevölkerung ist der Besitz von Schusswaffen strengstens und bei hohen Strafen verboten. Auch die Wilddieberei wird hart bestraft. So ist dieses Gebiet ein wahres Paradies für die Tiere geworden, die aus Instinkt den Grenzstreifen meiden, an dem sie von den russischen Posten erbarmungslos abgeknallt werden würden. Fortsetzung folgt

 

Seite 3   Elche leben auch jetzt in unserer Heimat

Foto: Aufnahme: Maritn Kakies. Ruhender Elchschaufler in einem Bruch.

Abgesehen von ganz kleinen Beständen an Elchen, die es in Mecklenburg und Brandenburg gab und die durch Aussetzen von Elchen erst künstlich geschaffen worden waren, hatte in Deutschland nur unsere ostpreußische Heimat Elche aufzuweisen, und zwar betrug der Bestand etwa 1400 Stück; weit über tausend davon lebten in der Memelniederung. Nach allen vorliegenden Nachrichten war man der Ansicht, dass während des Zusammenbruchs und kurz nachher sämtliche Elche in Ostpreußen ausgerottet worden sind. Wie sich jetzt herausstellt, ist das doch nicht ganz der Fall gewesen. Zwar gab es nach 1945 in der Memelniederung und auf der Kurischen Nehrung keine Elche mehr, aber dafür sind einzelne Stücke in anderen Teilen Ostpreußens beobachtet worden, und zwar in Gegenden, in denen Elche in den letzten Jahrzehnten vor dem Krieg, ja zum Teil schon seit Hunderten von Jahren nicht mehr vorgekommen sind.

 

Adolf Hubert Osthaus, der uns von den Zuständen berichtet, wie sie sich im Kreis Pr.-Eylau an der Demarkationslinie entwickelt haben, erzählt uns, dass er in den Wäldern des Stablack Elche gesehen hat. Sein Sohn hat dort mehrmals Elche angetroffen. Zum ersten Mal sah er an einem Abend im Oktober 1947 einen Elchhirsch mit einem geringen Geweih und eine Elin mit einem Kalb; es war in den Wäldern, die sich südlich von Pr.-Eylau auf der „polnischen" Seite zwischen Warschkeiten und Worienen erstrecken. Auch später konnte er mehrfach Elche beobachten und auch andere Einwohner erzählten von Begegnungen mit Elchen. Eine Verwechslung etwa mit Rotwild, das auch dort vorkommt, liegt nicht vor, dafür waren die Unterschiede zu bekannt. Auch als die Familie Osthaus nach Landsberg kam, hörte sie davon, dass Elche in den Wäldern gesehen worden sind.

 

Aber auch in Masuren leben jetzt Elche. Die in Allenstein erscheinende polnische Zeitung hat mehrmals davon geschrieben, so soll von ihr einmal die Zahl der im Kreis Johannisburg festgestellten Elche mit neunzehn angegeben worden sein.

 

Es gibt heute also einen Elchbestand in Ostpreußen, und zwar in dem polnisch besetzten Teil, nicht mehr in der Elchniederung und auf der Kurischen Nehrung, und er ist auch zahlenmäßig sehr gering. Dass er vorhanden ist, verdanken wir zweifellos zunächst einmal dem Versagen der Polen bei der Bewirtschaftung der Wälder. Aus mangelndem Interesse und weil nicht genügend Mittel und Arbeitskräfte vorhanden waren, dachten sie gar nicht daran, die großen Waldbestände in Ordnung zu halten. Natürlich versuchten sie, aus den Wäldern große Mengen von Holz herauszuholen, aber sie fällten die Bäume an den Waldrändern und dort, wo ein Abtransport verhältnismäßig leicht war. Von einem planmäßig geregelten Holzeinschlag kann keine Rede sein. Die Wälder verwilderten und versumpften, es bildeten sich oft undurchdringliche Dickichte, die zu einem wahren Paradies für so manch eine Wildart wurden. Besonders prächtig gedeihen Wildschweine; sie nahmen und nehmen weiterhin so zu, dass sie für die Bauern zu einer schweren Plage geworden sind. Und in dieser Wildnis, die teilweise einen urwaldartigen Charakter hat — wir brachten seinerzeit von Polen aufgenommene Fotos, die das zeigten —, leben nun auch Elche; sie finden hier die besten Bedingungen. Woher die ersten Elche gekommen sind, lässt sich natürlich nicht feststellen, jedenfalls waren sie eines Tages da.

 

Hinzu kommt noch, dass das polnische Jagdgesetz viel strenger ist als das, welches die Sowjetrussen im nördlichen — von ihnen besetzten — Teil unserer Heimat anwenden. Es ist nicht so, dass praktisch jeder auf Jagd gehen kann, der Lust dazu hat, und Wilddiebereien werden streng bestraft. Es gibt Schonzeiten; der Abschuss ist geregelt. Und da die Wälder in großen Teilen in ihren Urzustand zurückfallen und unwegsam werden und brachliegendes Land zur Buschwildnis wird, findet eben Wild jeder Art gute Bedingungen für sein Fortkommen. In verstärktem Maße gilt das für Teile, die besonders abgelegen sind oder — etwa weil noch Minengefahr besteht wie in einzelnen Wäldern des Stablack — von den Einwohnern gemieden werden.

 

So dunkel auch das Bild ist, das unsere Heimat jetzt bietet, — es ist etwas heller, was den Wildbestand anbetrifft, und wenn es auch nur eine kleine Einzelheit ist; wir freuen uns doch, dass die Elche, deren Schaufel wir uns als das Zeichen unserer Landsmannschaft gegeben haben, in unserer Heimat auch jetzt ihre Fährte ziehen.

 

Seite 4   Die kleinen Verbesserungen

Einzelheiten aus dem Achten Änderungsgesetz

 

Von unserem Bonner O. B. – Mitarbeiter

Über die „großen Geschenke", die das am 2. August verkündete Achte Änderungsgesetz zum Lastenausgleichsgesetz den Geschädigten gewährt hat, ist in der Tagespresse wie in den Vertriebenenblättern bereits viel geschrieben worden. Das Ostpreußenblatt berichtete hierüber in der Folge 16 vom 20. April. Für manchen Einzelfall sind jedoch auch die „kleinen Geschenke", die die Achte Novelle mit sich brachte, von erheblichem Interesse. Immerhin enthält das Achte Änderungsgesetz mehr als hundert einzelne Verbesserungen, von denen mindestens die Hälfte als nur drittrangig zu gelten haben, so dass über sie bisher fast nirgends etwas veröffentlicht wurde. Über einige dieser kleinen Verbesserungen sei nachstehend berichtet. Dabei werden auch diejenigen Novellierungen berücksichtigt, die das Zweite Änderungsgesetz zum Bundesvertriebenengesetz mit sich gebracht hat (durch die Zweite BVFG-Novelle wurden auch einige Bestimmungen des Lastenausgleichsgesetzes abgeändert).

 

Wurde der Ehemann während des Krieges in die Reichsgebiete westlich der Oder-Neiße-Linie versetzt, abgeordnet oder dienstverpflichtet oder verlegte er freiwillig seinen Wohnsitz in diese Gebiete, während die Familie im Vertreibungsgebiet wohnen blieb, so gilt er künftig als lastenausgleichberechtigter Vertriebener. In solchen Fällen wird davon ausgegangen, dass ein doppelter Wohnsitz bestanden hat und, dass der für die Lebensverhältnisse dieses Ehemannes bestimmende Wohnsitz der, der Familie gewesen ist.

 

Heiratete eine im Vertreibungsgebiet beheimatete Frau während des Krieges einen Berufssoldaten mit Garnisonort im Gebiet westlich der Oder-Neiße-Linie, während sie selbst im Vertreibungsgebiet ihren ständigen Aufenthalt beibehielt, so gilt diese Frau als lastenausgleichsberechtigte Vertriebene. Auf Grund einer Bestimmung des Bürgerlichen Gesetzbuches hatte sie eigentlich ihren Wohnsitz im Vertreibungsgebiet verloren, weil sie zwingend den Wohnsitz ihres Mannes zu teilen hat. Der Mann aber hat seinen Wohnsitz zwingend am Garnisonort. Auch die Kinder einer solchen Frau sind nach den neuen Gesetzesbestimmungen Lastenausgleichsberechtigte.

 

Verlorene Hypotheken oder Grundschulden können von den Vertriebenen auch dann geltend gemacht werden, wenn der Hypothekenschuldner außerhalb des Vertreibungsgebietes gewohnt hat, das Grundstück, an dem der Anspruch dinglich gesichert war, jedoch im Vertreibungsgebiet des Gläubigers belegen war. Bisher waren derartige Anspruchsverluste von der Berücksichtigung im Lastenausgleich ausgeschlossen.

 

Als Vertreibungsschaden gilt auch ein Schaden, der einem nach Beginn der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen und vor dem 1. April 1952 im Vertreibungsgebiet verstorbenen deutschen Staatsangehörigen im Zusammenhang mit den Vertreibungsmaßnahmen oder als Kriegssachschaden entstanden ist. Bisher war es für die im Bundesgebiet wohnhaften Angehörigen eines nach 1945 in der Heimat Verstorbenen nicht möglich, die ihnen als Erbteil angefallenen Verlustansprüche im Lastenausgleich geltend zu machen.

 

Memelländer, die nach dem 31. Dezember 1937 und vor dem Beginn der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen ihren Wohnsitz nach Westdeutschland verlegten, können ihre in der Heimat verlorenen Vermögensobjekte als Vertreibungsschaden geltend machen. Diese Personen brauchen also nicht an der eigentlichen Vertreibung teilgenommen zu haben. Bisher konnten Nichtvertriebene nur in den altreichsdeutschen Vertreibungsgebieten belegene Verluste im Lastenausgleich, und zwar als Ostschaden, geltend machen.

 

Bisher war nicht eindeutig festgelegt worden, zu welchem Zeitpunkt der Schaden als eingetreten anzusehen ist. An Auffassungen wurden etwa ein halbes Dutzend vertreten, die vom Tage des Antrittes der Flucht bis zum Augenblick der Überschreitung der Oder reichten. Nach der Achten Novelle gilt der Vertreibungsschaden bei Geflüchteten, Ausgewiesenen und Spätaussiedlern als in dem Zeitpunkt eingetreten, in dem sie die Oder-Neiße-Linie überschritten haben. Bei Personen, die an ihren Wohnsitz im Vertreibungsgebiet wegen der Vertreibungsmaßnahmen nicht zurückkehren konnten (zum Beispiel Soldaten nach ihrer Entlassung), gilt der 8. Mai 1945 als Vertreibungstag. Sind derartige Personen vor dem 8. Mai 1945 verstorben, so tritt an die Stelle des 8. Mai 1945 der Zeitpunkt des Todes.

 

Nach bisherigem Recht konnten Lastenausgleichsleistungen an Stelle des vor dem 01.04.1952 verstorbenen unmittelbar Geschädigten nur der Ehegatte und die Abkömmlinge sowie einige andere nahe Verwandten geltend machen. Seit der Achten Novelle können auf die Vermögensschäden auch alle sonstigen Erben mit ihrem Erbteil Entschädigungsansprüche gegenüber dem Ausgleichsfonds erheben.

 

Ausgleichsleistungen kann nur erhalten, wer am 31. Dezember 1952 seinen ständigen Aufenthalt im Bundesgebiet oder in Berlin (West) genommen hatte. Nach dem Achten Änderungsgesetz gilt diese Voraussetzung auch dann als erfüllt, wenn der Vertriebene am 31. Dezember 1952 seinen ständigen Aufenthalt im Ausland hatte (zum Beispiel in Österreich) und sich nachweislich vor diesem Zeitpunkt bemüht hatte, seinen ständigen Aufenthalt in Westdeutschland zu nehmen, an der tatsächlichen Aufenthaltnahme aber dadurch gehindert war, dass ihm die zur Aus- und Einreise erforderlichen Urkunden nicht rechtzeitig ausgehändigt wurden. Nach Aushändigung dieser Urkunden muss der Vertriebene unverzüglich seinen ständigen Aufenthalt im Bundesgebiet oder in Berlin (West) genommen haben.

 

Im Wege der Familienzusammenführung Zugeführte können Lastenausgleichsleistungen auch dann erhalten, wenn sie nach dem 31. Dezember 1952 ins Bundesgebiet oder nach West-Berlin gekommen sind und in einem bestimmten engen Verhältnis zum Aufnehmenden stehen. In diesen Verwandtenkatalog sind nunmehr auch die Schwiegerkinder aufgenommen worden, wenn ihnen hilfsbedürftige Schwiegereltern zugeführt wurden und wenn das letzte oder einzige eigene Kind der Schwiegereltern nicht mehr lebt oder verschollen ist.

 

Nach bisherigem Recht musste ein Vertriebener, der sich sein Recht gegenüber einer unrichtigen Entscheidung der Ausgleichsbehörden erst im Verwaltungsgerichtsverfahren erzwingen musste, die Kosten für den Rechtsanwalt selbst bezahlen, auch wenn er obsiegender Teil war. Diese unbefriedigende Regelung ist durch die Achte Novelle aufgehoben worden.

 

Über die „kleinen Geschenke" bei den einzelnen Lastenausgleichsleistungen wird in einer der nächsten Folgen des Ostpreußenblattes berichtet werden.

 

Seite 4   Die unverbrieften Forderungen

Das jetzt verabschiedete Kriegsfolgengesetz bringt die Streichung

Von unserem Bonner O. B. - Mitarbeiter

Wider Erwarten hat der Bundestag doch noch am 29. August das Allgemeine Kriegsfolgengesetz verabschiedet. Dieses Gesetz und die dazu gehörige Grundgesetzänderung waren Anfang Juli in erster und zweiter Lesung angenommen worden. Die dritte Lesung war nicht mehr zustande gekommen, weil damals im Bundestagsplenum nicht mehr 332 Abgeordnete anwesend waren, die für die Grundgesetzänderung erforderlich sind. Man rechnete nicht damit, dass auf der Plenarsitzung am 29. August so viele Abgeordnete erscheinen werden, dass 332 Ja-Stimmen zustande kommen. Tatsächlich war es jedoch der Fall.

 

Das Kriegsfolgengesetz regelt die ehemaligen Reichsschulden sowie die Schulden des Landes Preußen. Soweit diese Schulden in Schuldverschreibungen verbrieft waren oder in das Reichsschuldbuch eingetragen waren, werden sie im Verhältnis 10:1 als DM-Verbindlichkeit des Bundes anerkannt. Soweit die Forderungen gegen das Reich nicht in Schuldverschreibungen verbrieft waren (also zum Beispiel aus Warenlieferungen stammten), werden sie als erloschen erklärt.

 

Das Reich ist nicht untergegangen. Die Bundesrepublik ist nicht Rechtsnachfolger des Reiches. Es erscheint rechtlich kaum haltbar, dass die Bundesrepublik Regelungen über Rechtsverhältnisse mit dem Reich trifft, die zu einer Streichung von Ansprüchen führen. Die Bundesrepublik hätte lediglich erklären können, dass sie die unverbrieften Forderungen gegen das Reich nicht zu befriedigen gedenke. Das wäre ihr gutes Recht gewesen Darüber hinaus erscheint es jedoch sehr ungerecht, wenn die Bundesrepublik sich zwar zur Erfüllung der verbrieften Schulden bereit erklärt, die unverbrieften jedoch unbedient lässt. Man muss bedenken, dass die Inhaber von Reichsschuldverschreibungen in der Regel die Träger der großen Vermögen sind. Den durch die Niederschlagung der unverbrieften Reichsschuldengeschädigten wird ein Härteausgleich eingeräumt, der den Härtefondsleistungen des Lastenausgleichsgesetzes nachgebildet wird. Zu bemerken ist noch, dass nur solche Vertriebenen im Rahmen des Kriegsfolgengesetzes Entschädigungen erhalten können, die bis zum 31. Dezember 1952 im Bundesgebiet Aufenthalt genommen haben, ausgenommen Spätaussiedler und Heimkehrer. Die an die Stelle der Reichsschuldverschreibungen tretenden Bundesschulden werden im Verlaufe von vierzig Jahren getilgt. Bis zur Tilgung wird auf die Schuldsumme jährlich ein Zins von 4 v. H. an den Berechtigten ausbezahlt.

 

Seite 4   Lutherischer Weltbund ruft die Welt

Tagungen und Kongresse bald größeren, bald kleineren Formates sind heute auf allen Gebieten unseres jagenden Lebens zur Tagesordnung geworden, und unter den Managern unserer Zeit ist der ewige Kongressteilnehmer mit der schweren Aktenmappe und dem ernsten, dabei oft so leerem Gesicht eine bekannte Figur. Gott weiß, wieviel leeres Stroh da gedroschen wird nicht nur zur Sommerszeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit! Viele dieser Tagungen können wir, zumal als Heimatvertriebene, glatt übergehen, sie haben uns nichts zu sagen. Wenn aber der Lutherische Weltbund in Minneapolis tagt, dann ist unsere Aufmerksamkeit sofort gefordert und unser Mitdenken und Mitarbeiten dazu, allein aus der Tatsache, dass diese große Kirchengemeinschaft, die fünfzig Millionen Christen aus mehr als dreißig Nationen vertritt, in Sibirien Kirchen baut in Ungarn ein Hilfswerk großen Ausmaßes betreibt, ohne dabei noch Freund und Feind zu tragen, in der Zone das Arbeiten der Kirche fundiert in den ostdeutschen polnisch besetzten Gebieten sich bemüht, dass unsere Brüder und Schwestern in ihrer Sprache, die auch unsere Sprache ist, und auf ihre Weise, die auch unsere Weise ist, Gottes Wort hören und bewahren können als einen starken Trost ihrer armen und verlassenen Tage. Auch ein Blick auf die Rednerliste lässt uns erkennen, dass hier nicht eine glatte Konferenz abhaspelt, sondern dass hier aus Dienst und Verantwortung, gehärtet von Leiden und Anfechtungen, geredet wird von den großen, tragenden Gegenständen unseres Lebens, wie etwa Wahrheit und Gerechtigkeit, aus deren Kraft und Bewahrung unbewusst Unzählige leben, die darüber wenig nachdenken.

 

Da hält der ungarische Bischof Ordasz die Festpredigt, zwanzig Monate war er in Haft, sechs Jahre hatte er Hausarrest, weil er sein Volk unter Gottes Ordnung sah und ihm die Freiheit des Lebens und Bekennens sichern wollte. Da referierte der Pommernbischof Dr. Krummacher und forderte zur Nüchternheit und Beweglichkeit kirchlichen Denkens und Handelns auf, um neuen Formen freier, aktiver, bekennender und kämpfender Gemeinden Raum zu geben. Nie steht die Kirche auf verlorenem Posten, auch wenn kirchliche Institutionen abgebrochen werden müssen. Von solchen Erfahrungen haben die evangelischen Restgemeinden östlich der Oder etwas erlebt, in denen seit zwölf Jahren ein Häuflein von treuen Laienpredigern die zerstreuten Gemeindeglieder um Wort und Sakrament sammelt. Bischof D. Dr. Dibelius, vom warmen, dankenden Beifall begrüßt, nannte die Kirche im gespaltenen Deutschland ein Symbol wahrer menschlicher Einigkeit. Die Christen hinter dem Eisernen Vorhang und jenseits der Oder und Neiße empfangen durch den Weltbund, besonders auch von seinen überseeischen Gliedern, geistliche und materielle Hilfe in großem Umfange.

 

D. Dr. von Thadden-Trieglaff, der Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages, sprach über dessen Aufgaben, zu denen auch Probleme der Politik, der sozialen Wohlfahrt, des Familienlebens und der Erziehung gehören. Er stellte noch einmal zu der Frage des Kirchentages in der Zone fest, dass Pankow der Kirche Bedingungen gestellt habe, die eine Politisierung der Versammlung bedeutet hätten und mit der Freiheit evangelischer Verkündigung unvereinbar gewesen wären. Bischof Lilie, der Präsident des Weltbundes, rief die Versammlung auf, der Weltlage nüchtern und besonnen zu begegnen. Der Beitrag der Christenheit zur Überwindung der Weltnöte liegt in der Erkenntnis, dass rechte Gemeinschaft im Leben der Völker nur in der Freiheit bestehen kann. Die Freiheit aber kann nur aus der Mitte der Persönlichkeit gewonnen werden, aus dem Glauben. Sein Nachfolger in der Präsidentenschaft, Dr. Fry-New York, versicherte gleich zu Anfang seines hohen Amtes, dass der Weltbund alle seine Glieder, besonders aber die in der Anfechtung der Zerrissenheit, mit seiner sorgenden und helfenden Liebe auch weiter tragen werde. Pfarrer Leitner.

 

Seite 4   Zuzug für die „ostdeutsche Frau“

Eine im polnisch besetzten Gebiet Deutschlands wohnende Ehefrau wollte zu ihrem in der Gegend von Celle wohnenden Ehemann ziehen. Da dieser aber keine Anstalten machte, für seine Ehefrau in Westdeutschland eine Zuzugsgenehmigung zu beantragen, klagte sie schließlich gegen ihren Ehemann, er solle dazu verurteilt werden, die Zuzugsgenehmigung zu beantragen.

 

Das Oberlandesgericht Celle stellte fest (4 W 237/56), dass eine derartige Klage zulässig ist und dass dafür ein „Rechtsschutzbedürfnis" besteht. Zwar habe theoretisch auch die Ehefrau, die in Ostpreußen wohnt, die Möglichkeit, einen Zuzugsantrag in der Bundesrepublik zu stellen. Da aber derartige Anträge mit Schwierigkeiten in der Beschaffung der Unterlagen und Nachweise verbunden seien, müsse es dem Ehemann auferlegt werden, aus dem Gesichtspunkt der ehelichen Treuepflicht sich um die Zuzugsgenehmigung zu bemühen. „Die Pflicht zur ehelichen Lebensgemeinschaft umfasst regelmäßig die Pflicht zum Zusammenleben in häuslicher Gemeinschaft. Der Ehegatte ist daher auch verpflichtet, die erforderlichen Schritte zu ergreifen, die in seiner Macht liegen, um eine häusliche Gemeinschaft herzustellen“. Das Oberlandesgericht Celle bewilligte mit dieser Begründung der Ehefrau das Armenrecht für ihre Klage gegen den an ihrem Zuzug uninteressierten Ehemann.

 

Seite 4   Gegen den ehemaligen Generalfeldmarschall Schörner ist wegen zweifachen versuchten Totschlags und vollendeten Totschlags in einem Fall Anklage erhoben worden. Der Prozess beginnt am 1. Oktober in München.

 

Seite 5   Briefe an das Ostpreußenblatt

„Wir sind sehr verzweifelt“

Oft haben wir im Ostpreußenblatt von glücklicher Heimkehr und von der Wiedersehensfreude ostpreußischer Landsleute berichtet, die nach langen Jahren der Trennung wieder ein gemeinsames Leben beginnen konnten. Der Krieg und die Nachkriegszeit haben aber auch Wunden geschlagen, die nicht mehr zu heilen sind, und Menschen in Verzweiflung gestürzt, die unter friedlichen Umständen in der Heimat glücklich und in Harmonie beisammen geblieben wären. Wir veröffentlichen heute den Brief einer verzweifelten ostpreußischen Frau, die mit ihren beiden Kindern im Juni dieses Jahres nach dem Westen gekommen ist. Er ist erschütternd, und er ist eine Mahnung an uns, den Landsleuten, die jetzt aus der Heimat zu uns kommen, zu helfen, wo und wann das nur immer möglich ist.

 

„In meinen so traurigen Verhältnissen stehe ich hier ganz ratlos und erlaube mir, hiermit mein schweres Anliegen vorzubringen. Ich lebte bis zum Juni dieses Jahres mit meinen beiden Kindern in Ostpreußen. Mein Mann ist 1947 aus der Sowjetunion nach hier gekommen. Ich wollte ihn mit guten Absichten nicht aus einer in die andere Gefangenschaft nach Ostpreußen kommen lassen. Mir war es aber trotz allem Bemühen nicht möglich, von dort rauszukommen. Mein Mann pachtete später eine Landwirtschaft mit einer Frau in der sowjetisch besetzten Zone, zog mit ihr dann später nach dem Westen, teilte mir dann mit, dass er für immer mit ihr durchs Leben gehen wolle. Er baute dann hier ein Häuschen auf Baudarlehen (Lastenausgleich), und dazu brauchte er die Familie, da er allein nichts ausgezahlt bekam. Er hat uns auch angefordert, und nach schwerem, langem Bemühen bei den polnischen Behörden ist es mir gelungen, dass wir am 6. Juni im Lager Friedland ankamen. Ich selbst hatte mich gefreut, dem Vater so große Kinder nach dreizehn Jahren vorzustellen. Wir wurden auch abgeholt. Ich war etwas enttäuscht, als ich hören musste, das halbe Haus bewohnt diese Frau, mit der er jahrelang zusammenlebte. Ich musste dann später erfahren, dass sie zeitlebens die Wohnung bei ihm frei hat, da sie ihm viel half. Als ich dann sah, dass ich nicht als Ehefrau, sondern nur als geduldeter Gast gelten sollte, kam es zur Aussprache zwischen uns. Auch der große Sohn versuchte mitzureden. Ich habe sehr schlechte Worte hören müssen. Er sitzt fast nur dort und verhandelt mit ihr über uns. Die Frau meinte, er hätte ihr versprochen, er lässt nicht von ihr. Ich sehe ein, dass ein Zusammenleben wohl nicht zu erreichen ist, schon daher, weil sie hier wohnt, denn jetzt isst er auch dort. Ich habe nun alles verloren, weiß nicht, wie wir unser Leben hier führen sollen. Mein Sohn war im polnisch besetzten Gebiet Kraftfahrer, hier hat er keine Arbeit. Er müsste erst einen neuen Führerschein machen, der kostet aber fast 300 DM. Er bekommt die Woche 21 DM Stempelgeld. Ich wollte daher anfragen, wohin ich mich wenden könnte, um zu erfahren, ob mein Mann nicht zu einem Unterhalt für mich und die sechzehnjährige Tochter verpflichtet ist. Wenn er so dachte, hätte er uns nicht kommen lassen sollen. Hier in K. auf dem Fürsorgeamt meinte man, ich sollte versuchen, mir im Guten die Wohnung zu erhalten, eine andere bekäme ich nie. Wenn er nichts gibt, muss ich arbeiten gehen. Ich würde schon selbst arbeiten, weiß aber nicht, wo. Ich bin sehr elend und kränklich, wäre eher erholungsbedürftig als arbeitsfähig. Meine Kinder sind gleichfalls sehr verzweifelt, möchten nur von hier weg, und wenn es nach Ostpreußen zurück wäre, da wir ganz mittellos vor einem Nichts stehen. Frau G. H“.

 

Seite 5   Wir Ostpreußen und unsere Muttersprache

Als ostpreußischer „Spätaussiedler" möchte ich einige Gedanken über unsere Muttersprache zum Ausdruck bringen. Ich war neulich erstaunt, als ich in einer Dortmunder Zeitung las, dass in einer Förderklasse der Stadt Dortmund für spätausgesiedelte Kinder und Jugendliche aus den deutschen Ostgebieten die Kinder und Jugendlichen, die jetzt aus dem südlichen Ostpreußen kommen, die deutsche Sprache wesentlich besser beherrschen, als die Kinder aus den anderen unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten. In der Zeitung wurde diese Feststellung damit begründet, dass in Schlesien die deutsche Sprache gänzlich unterdrückt und verboten gewesen sei, in Südostpreußen wäre man in dieser Hinsicht etwas großzügiger gewesen. Mit dieser Feststellung bin ich nicht so recht einverstanden, und jeder ostpreußische „Spätaussiedler" wird wohl auch meinen Standpunkt vertreten; denn gerade im südlichen Ostpreußen wurde die deutsche Sprache viel hartnäckiger unterdrückt als in den anderen polnisch besetzten Gebieten. Von polnischer Seite wurde behauptet, dies Land sei einstmals polnisches Land gewesen und die Bewohner wären eigentlich Polen. Besonders während der Stalin-Epoche versuchte man mit allen möglichen Methoden, uns vom Deutschtum und von der deutschen Sprache loszureißen. Alle in deutscher Sprache geführten Unterhaltungen auf der Straße, im Zuge und auf Behörden waren verboten. Wenn auch in Schlesien und Pommern dieselben Maßregeln getroffen wurden, so gab es dort doch, wenn auch vereinzelt, Schulen, in denen ein wenig Deutschunterricht erteilt wurde. Zur Ehre der Ostpreußen muss gesagt werden, dass bei uns die Jugend die deutsche Sprache im Allgemeinen trotzdem nicht verlernt hat. Ich habe oftmals, hauptsächlich im Kreise Sensburg und Umgebung, so manch eine Mutter gesehen, die ihre Kinder mit einem Gesangbuch, einer Bibel oder irgendwelchen anderen Büchern selbst in der deutschen Sprache unterrichtet hat. Dr. Martin Luther verdanken wir nicht nur die Übersetzung der Bibel, die so manchem Ostpreußen Mut und Kraft einflößte, auch in den dunkelsten Tagen standzuhalten, sondern auch die einfache, unvergleichlich schöne deutsche Muttersprache. Der Geist, der in dieser schlichten Sprache lebt, ist auch heute noch lebendig. Ein Ostpreuße liebt eben seine Heimat und seine Muttersprache. Was der Mensch in Fülle hat, das achtet und schätzt er nicht, wenn er aber Mangel leidet, dann beginnt er, seine Heimat und seine Muttersprache zu schätzen. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass nur der vereinte Wille aller Ostpreußen uns den Weg zeigen wird, unsere heißgeliebte Heimat wieder zurückzugewinnen, nicht mit Gewalt, sondern durch Menschlichkeit und Gerechtigkeit, so wie es Dr. Gille in seiner Rede auf dem Ostpreußentreffen in Bochum zum Ausdruck brachte. W. S.

 

Seite 5   Hauptentschädigung fortgenommen

Frage: Unterhaltshilfeempfängern, die in der Heimat Vermögen verloren haben, wird wegen des Empfangs der Unterhaltshilfe ihre Hauptentschädigung ganz oder teilweise fortgenommen. Diese Regelung erscheint mir sehr ungerecht, weil Vertriebene, die nichts verloren haben, aus dem Ausgleichsfonds die gleiche Unterhaltshilfe erhalten. Sollte es nicht angezeigt sein, diese Bestimmung abzuändern? G. P.

 

Antwort: Die Unterhaltshilfe ist nach dem Willen des Gesetzgebers ihrem Charakter nach eine soziale Leistung. Wer als Vertriebener im Alter nicht eine Versorgung in Höhe von etwa 120 Prozent der Fürsorgeleistungen besitzt, soll diesen Betrag aus dem Ausgleichsfonds erhalten oder bei etwaigen geringen anderen Einkünften seine Bezüge auf dieses Niveau aufgefüllt erhalten. Dem sozialen Charakter der Unterhaltshilfe entspricht es, wenn man dem Unterhaltshilfeempfänger zumutet, für seine Altersversorgung zunächst einmal seine eigenen Möglichkeiten auszuschöpfen. So schreibt das Lastenausgleichsgesetz vor, dass Unterhaltshilfe derjenige nicht erhält, der ein Vermögen von mehr als 6000 DM besitzt. Da der Hauptentschädigungsanspruch wie ein Vermögen zu werten ist, muss in gewissem Ausmaß die Verwertung des Hauptentschädigungsanspruches für die Altersversorgung hingenommen werden.

 

Es erscheint jedoch folgerichtig, wenn man die ersten 6000 DM eines Hauptentschädigungsanspruches von einer Heranziehung freistellt; erst mit dem Hauptentschädigungsanspruch, soweit er 6000 DM übersteigt, sollte eine gewisse Verrechnung zugelassen werden. Der Lastenausgleichsausschuss des BvD und der Landsmannschaften hat auf seiner letzten Sitzung einen Initiativgesetzentwurf ausgearbeitet, den er im neuen Bundestag einbringen will und der die Freistellung der ersten 6000 DM Hauptentschädigung von der Verrechnung mit den Unterhaltshilfeleistungen erreichen will. O. B.

 

Seite 5   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

7. und 8. September: Allenstein. Jahreshaupttreffen in Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

 

8. September: Johannisburg. Kreistreffen in Dortmund, Reinoldi-Gaststätten.

 

Angerapp. Kreistreffen in Hannover, Döhrener Maschpark.

 

Gerdauen, gemeinschaftliches Kreistreffen mit dem Heimatkreis Bartenstein in Stuttgart, Untertürkheim (Sängerhalle).

 

Bartenstein. Kreistreffen in Stuttgart, Untertürkheim (Sängerhalle).

 

Angerburg. Kreistreffen in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

Insterburg. Hauptkreistreffen in Krefeld.

 

Tilsit-Stadt. Kreistreffen in Duisburg-Hochfeld, Rheinhof-Festsäle, Wahnheimer Straße 223/225 (Endstation der Straßenbahnlinien 2 und 8 oder Bahnhof Duisburg-Hochfeld-Süd)

 

Treuburg. Kreistreffen in Hannover, Wülfeler Biergarten.

 

21. und 22. September: Elchniederung. Kreistreffen in Hannover.

 

Memel-Stadt und -Land, Heydekrug, Pogegen. Hauptkreistreffen in der Patenstadt Mannheim

 

22. September: Heimatkreise des Regierungsbezirks Allenstein. Gemeinschaftliches Kreistreffen in Stuttgart-Feuerbach, Freizeitheim (Allenstein-Stadt und Land, Johannisburg, Lötzen, Lyck, Neidenburg, Ortelsburg, Osterode, Rößel, Sensburg).

 

Ebenrode (Stallupönen), gemeinsames Kreistreffen mit dem Kreis Schloßberg (Pillkallen) in Stuttgart-Fellbach, Gasthof Adler.

 

Schloßberg (Pillkallen), gemeinsames Kreistreffen mit dem Kreis Ebenrode/Stallupönen in Stuttgart-Fellbach, Gasthof Adler.

 

Königsberg-Land. Hauptkreistreffen in Barghausen an der Porta Westfalika, Gaststätte Friedenstal.

 

29. September: Fischhausen in Hamburg-Sülldorf, Sülldorfer Landhaus.

 

6. Oktober: Insterburg Stadt und Land. Kreistreffen in Dortmund, Hotel Industrie, Mallinkrodtstraße 214.

 

Osterode. Kreistreffen in Herne, Kolpinghaus, Neustraße (auch für die ehemaligen Panzerjäger, Abt. 21, mit ihren Angehörigen).

 

Mohrungen. Kreistreffen in Duisburg-Mülheim, Saalbau Monning.

 

Ortelsburg. Kreistreffen in Ratzeburg, Hotel Schützenhof.

 

13. Oktober: Gumbinnen. Kreistreffen in Stuttgart.

 

Pr.-Holland. Hauptkreistreffen in Hannover Kurhaus Limmerbrunnen.

 

20. Oktober: Fischhausen. Kreistreffen in Hannover, Lokal Limmerbrunnen.

 

Treffen des Regierungsbezirks Allenstein

Am 22. September werden sich Landsleute aus den Kreisen des Regierungsbezirkes Allenstein in Stuttgart-Feuerbach im Freizeitheim treffen. Zu diesem Regierungsbezirk gehören die Kreise Allenstein-Stadt und Land, Johannisburg, Ortelsburg, Osterode, Sensburg, Lyck, Neidenburg und Rößel. Die zuständigen Kreisvertreter werden zugegen sein. Es wird gebeten, auch die Sonderbekanntmachungen der Kreise zu verfolgen. Am Vormittag wird der Redakteur, Klaus-Otto Skibowski, einen Lichtbildervortrag „Meine Reise durch Polen und Ostpreußen im April 1957" halten und Farbdias zeigen.

 

Vom Hauptbahnhof bis zum Freizeitheim fährt die Straßenbahnlinie 5. Geplant ist das folgende Programm: 10.30 Uhr, Begrüßung durch den Kreisvertreter von Johannisburg, Kautz. 10.40 Uhr, Begrüßung durch die gastgebende Kreisgruppe (Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg. Krzywinski). 10.45 Uhr, Totenehrung (Kreisvertreter von Lyck, Skibowski). 10.50 Uhr, Hauptrede (Stellvertretender Sprecher unserer Landsmannschaft, Egbert Otto). 11.30 Uhr, Mittagspause. 13.30 Uhr, Lichtbildervortrag über unsere Heimat. Ab 14 Uhr, Darbietungen der Stuttgarter Jugendgruppe; im Anschluss daran geselliges Beisammensein.

F. W. Kautz. Als Beauftragter für die Kreise des Regierungsbezirkes Allenstein

 

Memelkreise

Wie schon des Öfteren bekanntgegeben wurde, findet am Sonnabend, dem 21. und am Sonntag, dem 22. September das große Haupttreffen der Memelkreise in der Patenstadt Mannheim statt. Im Musensaal des Rosengartens wird am Sonntag die große Festveranstaltung vor sich gehen, die zugleich die Hauptveranstaltung von Mannheim aus Anlass des Tages der Heimat sein wird. Dr. Gille, Sprecher unserer Landsmannschaft, wird die Ansprache halten.

 

Das Treffen ist zugleich die Geburtstagsfeier des Paten für die Patenkinder, begeht doch die Stadt Mannheim in diesem Jahr ihre 350-Jahr-Feier. Sicher werden viele Landsleute aus den Memelkreisen, aber auch aus anderen Teilen unserer ostpreußischen Heimat an diesem großen Treffen teilnehmen und schon damit die enge Verbundenheit zwischen Mannheim und den Memelkreisen beweisen.

 

Auskünfte über alle Fragen des Treffens erteilen die Stadtverwaltung Mannheim, Hauptamt, sowie das Memellandbüro in Mannheim, Rathaus E 5.

 

Ebenrode (Stallupönen)

Kreistreffen in Stuttgart am 22. September

Erneut weise ich auf das Kreistreffen in Stuttgart-Fellbach, Gasthof „Adler", am Sonntag, dem 22. September, hin, welches gemeinsam mit dem Kreis Schloßberg (Pillkallen) abgehalten wird. Als Hauptredner wird Egbert Otto vom Bundesvorstand erwartet. Für die ehemaligen Stallupöner Schülerinnen der Luisenschule und Schüler des Realgymnasiums wird für die interne Besprechung ein besonderer Raum reserviert werden. Das Lokal ist vom Hauptbahnhof — Schillerstraße — mit der E ? (unlesbar)  zu erreichen. Von der Endstation muss man 50 Meter bis zum Adler, Cannstatter Str. 37, zurückgehen. Begrüßungsabend am Sonnabend im Adler. Quartierbestellung beim Verkehrsamt Stuttgart, mit dem Hinweis, dass Unterbringung in der Nähe des Trefflokals gewünscht wird. Für das Treffen in Hannover am Sonntag, dem 29. September, wird das Programm noch bekanntgegeben werden.

 

Gesucht werden:

Bach, geb. 1899 und Franz Müller, geb. 1899, aus Kattenau, sowie Frau Minna Koch, geb. Baltruschat und deren Tochter, Hildegard, geb. Haase, aus Leibgarten.

Rudolf de la Chaux, Kreisvertreter (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67

 

Ehemalige Realgymnasiasten und Luisenschülerinnen

Beim Treffen der Kreise Stallupönen und Pillkallen, am Sonntag, dem 22. September in Stuttgart-Fellbach, Gasthof Adler, werden auch wir uns eifrig beteiligen. Nähere Angaben für alle in Württemberg und Baden wohnenden Ehemaligen erfolgen durch Postinspektor Georg Allenhöfer, Stuttgart-O., Werastraße 95.

 

Unsere diesjährige Hauptversammlung in Marburg am 17. und 18. August war mit über fünfzig Teilnehmern gut besucht. Von den Veranstaltungen sind zwei Führungen durch die Elisabethkirche sowie durch die Universität und die Altstadt zu erwähnen, die Hermann Bauer, der Vorsitzende des Marburger Verkehrsvereins leitete; er brachte auch einen Lichtbildervortrag über Marburg. Aus der Heimat und besonders aus dem Schulleben zeigte Dr. Stahr eine Auswahl vielbegrüßter Bilder. Einen Höhepunkt des Treffens bildete die Kranzniederlegung am Grabe Hindenburgs in der Elisabethkirche, bei der unser Pfarrer Otto Leitner zu Herzen gehende Worte des Dankes für den Befreier unserer jetzt wieder verlorenen Heimat fand. (Wir bringen die Ansprache auf Seite 12 dieser Folge. Die Red.) Bei den Beratungen wurden mehrere Teilnehmer aus der sowjetisch besetzten Zone besonders warm begrüßt; gesprochen wurde vornehmlich über die Gestaltung und Lage unserer Kreis- und Schultreffen und über unser Nachrichtenblatt. Viel Zeit blieb für den geselligen Teil: Heimatlieder und fröhliche Vorträge wechselten mit guten Aussprachen ab, auch der Tanz fand seine Stätte. Das schöne Haus der Akademischen Turnverbindung Marburg mit seinem Blick auf die sonnenüberglänzte Stadt mit dem alten Landgrafenschloß bildete den würdigen Raum für unsere Tagung. Wir sind dankbar, dass wir diese Stätte erhalten konnten. Der mehrfach geäußerte Wunsch in jedem Jahre die Hauptversammlung nach Marburg zu legen, war der beste Beweis dafür, wie gut es uns dort gefallen hat; leider lässt er sich aus organisatorischen Gründen schlecht verwirklichen. Die Vorbereitung und Leitung lag in den Händen unseres Studienrats Dr. Stahr.

 

Gumbinnen

Gumbinner Jugend trifft sich in Bielefeld

Meine lieben Jungen Freunde!

Für unsere Freizeit in Bielefeld steht uns in diesem Jahr das in Örlinghausen bei Bielefeld gelegene Jugendheim der Vereinigten Landsmannschaften zur Verfügung. Auf Grund der bisher eingelaufenen Anmeldungen konnten wir das Heim eine Woche für uns belegen. Damit geben wir allen Gelegenheit, an dieser Freizeit teilzunehmen, die Ferien oder die gerade Urlaub haben, auch denen, die sich für einige Tage von ihrer Arbeit frei machen können. Deshalb rufen wir die bisher noch Säumigen auf, sich schnell zu melden. Unser Programm sieht neben manchen wichtigen Vorträgen diesmal vor allem vor, Euch Gelegenheit zu geben, miteinander zu sprechen. Wir besuchen Bielefelder Betriebe, sehen unsere Patenstadt Bielefeld, haben daneben Zeit uns bei Spiel und Wanderung zu erholen. Die Abende wollen wir auch so gestalten, dass jeder etwas davon hat. Unser alter Rektor Schukat wird uns mit seinen Geschichten aus unserer Heimat erfreuen. Für Musik, Spiel und Unterhaltung wird reichlich gesorgt. Auch bei schlechtem Wetter, das etwa Spaziergänge vereiteln sollte, werden wir gut unterhalten. Den Gottesdienst am Sonntagvormittag hält unser Gumbinner Pfarrer Wolfgang Plitt in der schönen Kirche zu Örlinghausen. Darum meldet Euch zu unserer Freizeit in Bielefeld vom 27. bis 30. September oder vom 30. September bis 4. Oktober oder vom 27. September bis 4. Oktober. Friedrich Hefft, Celle, Buchenweg 4

 

Es werden gesucht:

Stadt Gumbinnen:

1. Adolf Badke, Kantinenpächter, Artillerie-Kaserne.

 

2. Bela, Lindenweg.

 

3. Benno Brünning, Molkereigenossenschaft.

 

4. Christian Bussas, Mühlenbesitzer.

 

5. Geisendörfer, Amselsteig.

 

6. Horst Hahnau, Pappelweg 3, geb. 05.05.1926.

 

7. Artur Hannes, Abbau Perkuhnlauken.

 

8. Helmut Hillbrunner, Eichenweg Nr. 34.

 

9. Elisabeth Hornung, geb Grübner, Siedlung, Schloßberger Straße.

 

10. Adolf Igogeit, Roonstraße 30.

 

11. Max Kairat, Walter-Flex-Straße 13.

 

12. Hildegard Karoß, geb. Preuß, Fromeltstraße 12.

 

13. Erich Knebel, Fahrradhändler, Königsplatz 4.

 

14. Otto Kröhnert, Oberstabszahlmeister Königstraße.

 

15. Witwe Kontroschowitz, Poststraße 21.

 

16. Hermann Kurz, Schuhmacher und Ehefrau Minna, Trakehner Straße 12.

 

17. Otto Müller, Poststraße 19.

 

18. Richard Pasternack, Kirchenstraße 18/20.

 

19. Hermann Pliquett, Nachtigallensteig 10.

 

20. Fritz Podszun, Königstraße 24, geb. 19.07.1892.

 

21. Rudat, Lindenweg 3.

 

22. Frau Samusch, Friedrichstraße 32.

 

23. Otto Scheschat, geb. 27.07.1895.

 

24. Otto, Franz oder Fritz Schütz und Ehefrau Charlotte Schütz, Rominter Straße 14 Über den Sohn, Hans Schütz, geb. 31.05.1934, liegt Nachricht vor.

 

25. Szengulies, Friedrichstraße 27.

 

26. Otto Thalen, Bussasstraße 18.

 

27. Curt Friedrich Wilhelm Zinnemann, Königstraße (Darkehmer) 11, geb. 30.03.1896.

 

Kreis Gumbinnen:

1. Friedrich Augustat und Ehefrau Minna. Kinder Erna, Heinz, Lotte, aus Schweizerau.

 

2. Frl. Frida Gossing, Fuchstal

 

3. Helmut Jonkuhn, Tellitzkehmen, geb. 09.08.1929. Er ist am 26.01.1945 verschleppt.

 

4. Ernst Kludszuweit, Jägersfreude, geb. 15.12.1922.

 

5. Familie Karl Kothe, Fuchstal.

 

6. Robert Kowalewski und Ehefrau Lydia Kowalewski, geb. Waitschat, Söhne: Gerhard, Robert und Herbert, aus Warkallen.

 

7. Christian Rinn, Landwirt, Turen.

 

8. Adolf Schöhn, Warkallen.

 

9. Friedrich Steiner und Ehefrau Auguste Steiner, geb. Ritter, Mertinshagen.

 

10. Walter Szielat, Springen, geb. 30.05.1925.

 

11. Ludwig Weber, jun., Turen.

 

12. Johann Weitowitz und Ehefrau Elisabeth Weitowitz, geb Grübner, Preußendorf.

 

13. Fritz Zimmer, Melker, Angerhöh, geb. 07.04.1900.

 

Ich bitte, Adressen-Änderungen mir mitzuteilen. Bei Anfragen bitte ich Rückporto beizulegen.

Kreiskartei Gumbinnen, Friedrich Lingsminat (24 a) Lüneburg, Schildsteinweg 33

 

Gerdauen

Liebe Landsleute!

Noch einmal weise ich auf das am 8. September in Stuttgart-Untertürkheim gemeinsam mit der Kreisgemeinschaft Bartenstein stattfindende Kreistreffen hin und bitte um zahlreiche Beteiligung. Das Festlokal „Die Sängerhalle", Untertürkheim, ist zu erreichen: vom Bahnhof Untertürkheim in fünf Minuten Fußmarsch, oder bei Benutzung der Straßenbahn von der Haltestelle Großglocknerstraße in drei Minuten. Das Lokal ist ab 9 Uhr geöffnet.

Franz Einbrodt, Kreisvertreter, Solingen, Lützowstraße 93

 

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Seite 6   Ostpreußen gedachten ihrer Toten

Die Feierstunde der Landsmannschaft am Ehrenmal in Göttingen

Foto: Mitglieder der Soldatenverbände und ehemalige Angehörige ostpreußischer Divisionen bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal in Göttingen. Zwischen dem Podium und den Zuhörern im Hintergrund kann man auf der Aufnahme die Sträuße erkennen, die Heimatvertriebene aus aller Welt an diesem Tage durch Mitglieder der Landsmannschaft am Ehrenmal in Göttingen zum Gedenken an ihre Toten niedergelegt haben. Die Sträuße tragen Schleifen mit den Namen der Gefallenen.

 

Viele Tausende von Blumensträußen, deren jeder auf einer weißen Seidenschleife den Namen eines ostpreußischen Toten trägt, säumten auch in diesem Jahr den Weg zu dem ostpreußischen Ehrenmal in Göttingen, an dem die Feierstunde zum Gedenken der Toten stattfand. Nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus Übersee kamen die Briefe, in denen die Landsleute in Göttingen gebeten wurden, einen solchen Strauß mit dem Namen eines Gefallenen am Ehrenmal niederzulegen. Erschütternde Briefe waren darunter. Oft sind es drei oder vier Söhne aus einer Familie, einmal sogar fünf Söhne und ein Neffe, für die die Angehörigen um die Niederlegung eines solchen Straußes baten. Viele Landsleute spendeten den Betrag für einen unbekannten ostpreußischen Soldaten. Diese Sträuße mit den Namen der Gefallenen auf den Schlachtfeldern von Afrika und Narvik, von Lappland und Russland, vom Nordatlantik, Frankreich, von der Eifel und in Ostpreußen, wie auf allen anderen Schlachtfeldern des letzten Krieges bildeten vor dem steinernen Soldaten im Ehrenmal einen blühenden Teppich.

 

Um die Zeit, da in der Heimat der größte Teil der Ernte eingebracht war, gedenken wir Ostpreußen heute in Ehrfurcht und liebender Verehrung derer, die vor uns waren. Eine neue Jugend wächst heran, die unsere Heimat nicht mehr kennengelernt hat. Alles, was einst war, besteht nur noch in der Erinnerung der älteren Generation. Unsere heilige Pflicht ist es, diese Erinnerung an die Jugend von heute weiterzugeben.

 

Zu Beginn der Feierstunde am Ehrenmal, zu der sich viele Landsleute, einheimische und auswärtige Gäste zusammengefunden hatten, sprach Pfarrer Westgrén-Doll (früher Elbing). Er legte seiner Ansprache das Wort aus Matthias 196 zugrunde: „Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden“. Im weiteren Sinne bezog er dieses Wort auf alle von Gott geschaffene Ordnung. Auch Volk und Heimat gehören dazu, da sie durch göttliche Bestimmung zusammengefügt sind. Heimatliebe ist eine Urkraft, ein heiliger Segen Gottes und ein teures Erbe, das eine Generation der nächsten übergibt. Den Menschen gewaltsam von seiner Heimat zu trennen, ist Missachtung von Gottes Willen. Aber auch die äußerlich erzwungene Trennung kann die Menschenherzen nicht vom Heimatboden losreißen. So stehen wir zum Bekenntnis unserer Heimattreue am Ehrenmal, verbunden denen, die ihr Blut für uns vergossen haben und ihr Leben dahingaben.

 

Pfarrvikar Schaffrin (früher Allenstein) baute seine Ansprache auf die Worte des Paules, Römer 12, auf. Leben ohne Heimat wird heute von so vielen verlangt. Leben ohne Bindung, Leben auf Abruf, teilnahmslos und gleichgültig, — darunter leidet heute am meisten der gehetzte Großstadtmensch. Es fehlt die innere Einordnung. Gerade darum ist heute die Liebe zur angestammten Heimat kein rührseliges Gefühl, sondern eine innere Verpflichtung, wenn wir nicht die Beziehung zu den unvergänglichen Werten der Heimat verloren haben. So lange diese innere Beziehung besteht, ist uns auch die Heimat nicht verloren. Der Glaube an Gottes Führung soll die Überlebenden vereinen und stärken.

 

Generalleutnant a. D. Brand (früher Königsberg) leitete über zu der Ehrung der Gefallenen. Er betonte, dass wir Überlebenden niemals vergessen dürfen, dass die Gefallenen des letzten Weltkrieges im Kampf um die Heimat starben. Jeder von uns muss an seiner Stelle dafür arbeiten, ein friedliches Einverständnis zu schaffen, damit wir einmal wieder in unsere Heimat zurückkehren können. Diese Feierstunde sei nicht nur dem Gedächtnis der Gefallenen auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges geweiht, sondern auch den unzähligen Landsleuten, die in der Heimat und an den Fluchtstraßen den Tod fanden. Der Redner schloss seine Ansprache mit den Worten des Perikles: „Am Ruhme der Toten sollt Ihr Euch aufrichten. Nun aber weihe ein jeder den Seinigen die letzte Klage, und darauf wollen wir getröstet von hinnen gehen“.

 

Unter den Klängen des Liedes „Ich hatt einen Kameraden . . .“ wurden dann durch Abordnungen die Kränze am Ehrenmal niedergelegt. Der Göttinger Männergesangverein und der Posaunenchor der Johannisgemeinde verschönten die Weihestunde.

 

Die auswärtigen Gäste, die in großer Zahl an der Feierstunde teilgenommen hatten, fanden sich am Nachmittag mit den Göttinger Landsleuten und den Angehörigen der ostpreußischen Kameradenverbände bei den Klängen der Ostpreußen-Kapelle im Deutschen Garten zusammen. Diese Zusammenkunft diente nicht nur dem gegenseitigen Wiedersehen und Kennenlernen, sondern auch der Aufklärung von Vermisstenschicksalen.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Insterburg Stadt und Land

Gesucht werden:

Kurt Schlafhorst, geb. 12.12.1910, aus Klein-Georgenburg, Kreis Insterburg. Soldat bei der Feldpost-Nr. 32 988, vermisst in der Zeit vom 24.11.1942 bis 02.02.1943 bei Welije/Luki. —

 

Ewald-Hermann Baumann, geb. 18.03.1921, aus Insterburg, Pregelstraße 37, Gefreiter bei der Feldpost-Nr. 09 507, vermisst seit 28.08.1943 bei Nowo Iwanowka/Taganrogg. Angeblich soll er etwa 1947 zum Lager Niergenort  haben (hier fehlt Text)und auf einem Bauernhof gearbeitet haben, zu dem ein Lebensmittelgeschäft gehörte. —

 

Landgerichtsdirektor Fritz Birkenhagen, früher Insterburg, Belowstraße 15, vermisst seit der Räumung Insterburgs. Seine Ehefrau verstarb 1945 auf der Flucht. —

 

Hans Zoellner, geb. 04.03.1912, in Schwerfelde. Herr Zoellner war Landwirt in Schwerfelde und ist Anfang März 1945 von russischen Truppen überholt worden im Kreis Karthaus (Westpr). Er wurde zuletzt im Kreise Graudenz gesehen. —

 

Frau Amalie Führer, geb. Böttcher, geb. 02.01.1883, zuletzt wohnhaft in Insterburg, Kammershöfer Weg 4. Letzte Beschäftigung: Zeitungsausträgerin im Fliegerhorst. —

 

Frau Charlotte Blandschum, geb. Führer, geb. 07.12.1907, zuletzt wohnhaft gewesen in Insterburg, Kammershöfer Weg Nr. 4. Beschäftigung: Filmvorführerin. —

 

Hertha Führer, geb. 31.05.1915, früher wohnhaft in Blumenthal, Kr. Insterburg, beim Bauern gearbeitet. —

 

Reinhold Lindner nebst Frau Marta Lindner, geb. Noreiks, geb. im Oktober 1904, zuletzt wohnhaft in Mittelwarkau, Kreis Insterburg. —

 

Reinhold Krause nebst Frau Ida Krause, geb. Noreiks, geb. im Jahre 1906, zuletzt wohnhaft in Neuteich, Kreis Insterburg. —

 

Gertrud Labens, geb. Noreiks, geb. am 14.04.1902, zuletzt wohnhaft in Insterburg-Stadt, Gerichtstraße. —

 

Emma Grubert, geb. Böttcher, geb. 22.05.1903, wohnhaft gewesen in Schäferberg, Kr. Goldap, verheiratet mit Landwirt Gustav Grubert (12 Kinder!) —

 

Frieda Seydel, geb. Führer, geb. am 04.08.1917, in Königsberg-Spandienen 3, Straße 1776 Nr. 5. zuletzt wohnhaft gewesen. Ehemann Heinz Seydel war Ingenieur bei der Schichauwerft in Königsberg. —

 

Rosemarie Führer, geb. 06.01.1924, zuletzt wohnhaft Königsberg, bei Bäckermeister Schweichler in Rosenau, als Lehrling. —

 

Erna Kohl, geb. Rogage, geb. 03.06.1905, früher Insterburg, Siehrstraße 20, 1945 von Schöningswalde, Kreis Schlawe nach Stolp und dann nach Graudenz verschleppt, in Graudenz von den Russen entlassen. Wahrscheinlich von Polen aufgefangen. —

 

Georg Pucknat nebst Frau, geb. Blehm, Mühlenbetrieb, früher Klein-Grutzen, nebst Kindern: Albert und Mathilde. —

 

Familie Ernst Schmidt, Frau Frieda Schmidt, Siegfried Schmidt und Elfriede Schmidt, früher Insterburg, Immelmannstraße 69. —

 

Emil Wischnowski, Frau Maria Wischnowski, früher Insterburg, Immelmannstraße 69. —

 

Fritz Isigkeit nebst Frau Johanna Isigkeit. Früher Kuttenhöh/Bärensprung, Kreis Insterburg. —

 

Frau Anna Herzog, geb. Springer, ca. 50 Jahre alt, früher Gut Kaukern, evtl. Bärensprung, Kreis Insterburg. —

 

Wilhelm Weidemann, früher Stadtverordneter in Insterburg, soll in Leipzig als Lehrer tätig sein. —

 

Otto Kanitzki, aus Insterburg, zuletzt Kommandeur einer Fallschirmtruppe. —

 

Lina Albat, geb. Albuschkat, geb. um 1912, letzte Wohnung Insterburg, Albert-Stadie- oder Jordanstraße. —

 

Eduard Thomek, Kaufmann, aus Insterburg, Gerichtstraße 8, nebst Ehefrau Frieda Thomek und Tochter Eva.

 

Meldungen erbeten an die Zentralstelle der heimattreuen Insterburger, Oldenburg (Oldb), Kanalstraße 6 a.

 

Hindenburg-Oberlyzeum

Am 28./29. September ist ein Treffen der Schülerinnen des Hindenburg-Oberlyzeums Insterburg in Hannover geplant, die Klassenkameradinnen von Marta Kossack und Ilse Dehliruger waren. Anmeldung dazu bis 10. September 1957 erbeten an Ilse Stübe, (20 a) Hannover, Stephansplatz 7. Einige Privatquartiere stehen zur Verfügung. Einzelheiten werden brieflich mitgeteilt, wenn die Anmeldung erfolgt ist.

 

Sensburg

Das Treffen der Kreise des Regierungsbezirks Allenstein wird am 22. September in Stuttgart-Feuerbach, Freizeitheim, stattfinden. Beginn 10.30 Uhr. Voraussichtlich wird Landsmann Waschke, unser Karteiführer, an dem Treffen teilnehmen, so dass auch in Stuttgart die Möglichkeit besteht, persönliche Auskünfte zu erhalten.

 

Alle Landsleute, die jetzt aus der Heimat im Bundesgebiet eingetroffen sind, werden gebeten, umgehend, die ihnen in Friedland übergebene Karteikarte, an unseren Karteiführer, Gustav Waschke, Remscheid, Lenneper Straße 15, ausgefüllt einzusenden, damit sie auch den im Herbst fälligen Kreisbrief erhalten.

Albert v. Ketelhodt, Kreisvertreter, Ratzeburg, Kirschen-Allee 11

 

Lyck

Das Treffen am 22. September in Stuttgart, das alle Kreise des Regierungsbezirks Allenstein veranstalten, beginnt um 10 Uhr mit der Kundgebung. Ich bitte alle Lycker, die es ermöglichen können, in Stuttgart-Feuerbach, Freizeitheim, rechtzeitig zu kommen. Der Vortrag meines Sohnes, Klaus Skibowski, über seine Reise durch Polen und Ostpreußen im April 1957, mit vielen Lichtbildern, wird noch am Vormittag gehalten werden. Am Nachmittag treffen wir Lycker uns dann in der „Gaststätte Hochhaus", 500 Meter vom Freizeitheim, an der Straßenbahnhaltestelle Stuttgarter Straße 169, für eine Lycker Zusammenkunft mit dem Kreisvertreter.

 

„Unbekannt verzogen" oder „Anschrift genügt nicht" erhielt ich 700 von den 9000 herausgegangenen Briefen zurück, dazu 330 mit neuer Adresse, die jetzt neu geschrieben werden. 55 sind verstorben Wer den 10. Hagen-Lycker Brief noch nicht angefordert hat, tue es jetzt endlich mit neuer Adresse und Angabe des Heimatortes. Zu dem Treffen kann ich unmöglich so viele mitbringen, wie sie dort gefordert werden.

Otto Skibowski, Kreisvertreter, Kirchhain, Bezirk Kassel

 

Rastenburg

Zur Ausgestaltung unserer Räume in unserer Patenschaft Wesel, erbitte ich von allen Landsleuten die Überlassung von Bildmaterial oder von sonstigen Dokumenten zu treuen Händen. Sie werden zur Herstellung von Reproduktionen gebraucht. Die Einsender erhalten die überlassenen Unterlagen — die sorgsam behandelt werden — portofrei zurück. Die Einsendungen bitte an die Geschäftsstelle Patenschaft Rastenburg in Wesel/Niederrhein, Kreishaus, zu adressieren.

 

Wer hat Adressen von noch in Rastenburg oder im Kreise lebenden Landsleuten? Nachrichten bitte auch an die Geschäftsstelle zu geben. – Bei Durchsicht unserer Heimatkartei sind verschiedene Anschriften als überholt festgestellt. Da es sich bei den bisherigen Anschriften in der Kartei um soche handelt, die schon längere Zeit zurückliegen, und inzwischen viele Landsleute ihren Wohnsitz gewechselt haben, bitte ich die jetzige neue Anschrift der Geschäftsstelle der Patenschaft Rastenburg ebenfalls mitzuteilen. Landsleute, die bisher noch keine Angaben für unsere Kartei gemacht haben, bitte ich, dies nachzuholen. Dabei sind außer den Angaben zur eigenen Person nebst Angehörigen und der jetzigen Anschrift auch die letzte Heimatanschrift sowie die Gemeinde anzugeben. Bei Stadtgemeinden ist auch die Straße zu vermerken.

 

Bei Angaben über Anschriften von Landsleuten ist stets die Heimatanschrift und von letzterem auch nach  die Straßenangabe aufzugeben, da nur dann eine schnelle und vollkommene Auskunft seitens unserer Geschäftsstelle möglich ist. Gleichzeitig bitte ich die ehemaligen Herzog-Albrecht-Schüler um die Einreichung ihrer jetzigen Anschrift an die Geschäftsstelle.

Heinrich Hilgendorff, Kreisvertreter, Flehm, Post Kletkamp über Lütjenburg.

 

Das Jahreshaupttreffen der Lötzener

Das Jahreshaupttreffen in der Patenstadt Neumünster, das am 17. und 18. August in den Reichshallenbetrieben stattfand, war sehr gut besucht. Mehr als tausend Besucher füllten die Räume, die zum Teil aus Österreich, Bayern und den Alpenländern gekommen waren, um ihre Verbundenheit mit der Heimat erneut zu zeigen. Viele Aussiedler, die jetzt aus unserer Heimat gekommen sind und eine große Anzahl von Besuchern aus der sowjetisch besetzten Zone, nahmen die Gelegenheit wahr, zum ersten Mal mit ihren Freunden und Nachbarn Verbindung aufzunehmen.

 

Als Auftakt zum Jahreshaupttreffen legten Mitglieder des Kreisausschusses im Heldenhain der Stadt einen Kranz nieder, dessen Inschrift „Unserer Heimat — Unseren Gräbern" allen Besuchern eine Mahnung war. Die fertiggestellte Lötzener Straße wurde dann im Beisein des Kreisausschusses beschildert, und Oberbürgermeister Lehmkuhl sprach dazu mahnende Worte. Die Patenschaft Lötzen-Neumünster sei allen Beteiligten eine Herzenssache. Dieser Verpflichtung könne sich niemand entziehen. Der Kreisvertreter dankte der Stadt, dass sie solch eine schöne Straße ihrer Patenstadt gewidmet habe. Nach einer kurzen Besichtigung der Straße gab die Stadt dem Kreisausschuss im Rathaus einen Empfang, an dem auch der Stadtpräsident und mehrere Verwaltungschefs der Stadt teilnahmen. Die Sitzung des Kreisausschusses nahm dann den größten Teil des Nachmittags in Anspruch.

 

Der Bunte Abend, als Einleitung des Treffens, wurde von Landsmann Kurt Gerber, Lötzen, und dem Vertriebenenchor Neumünster gestaltet. Kurt Gerber führte uns auf einem Spaziergang durch Lötzen und seine Umgebung. Ihm und dem Chor wurde durch herzlichen Beifall gedankt.

 

Am Sonntag, dem 18. August, begann um 8.30 Uhr die Kreistagssitzung, die gut besucht war. Sie galt als Vorbereitung für die Mitgliederversammlung. Die Beratung über die finanzielle Lage der Kreisgemeinschaft nahm einen größeren Raum ein. Alle Beschlüsse im Kreistag wurden, nachdem sie bis ins kleinste durchgesprochen waren, einstimmig gefasst.

 

Um 10 Uhr fand in der überfüllten Vicillin-Kirche ein Gottesdienst mit Pfarrer Rautenberg, Lötzen/ Hannover, statt. Die Landsleute konnten die heimatliche Liturgie nach langer Zeit wieder in sich aufnehmen.

 

Die Mitgliederversammlung begann um 13.30 Uhr. Der Kreisvertreter brachte den Jahresbericht. Landsmann Gerhard Feders, der infolge Unpässlichkeit des Kreisältesten die Sitzung des Kreistages geleitet hatte, berichtete über diese Sitzung und bat, dem Vorstand Entlastung zu erteilen.

 

Die Wahlen zum Kreisausschuss brachten folgendes Ergebnis: Kreisvertreter: Werner Guillaume. Stellvertretender Kreis Vertreter: Gerhard Feders. Kreisschatzmeister: Wilhelm Dzieran. Diese drei Genannten bilden den Geschäftsführenden Vorstand.

 

In den erweiterten Vorstand wurden als Beisitzer gewählt: Kurt Rimmek. Karl Ehlers Ranten. Alfred Podszus. Kurt Gerber. Dr. Max Schwetlick und Wilhelm Poppeck. Kassenprüfer: Frau Doris Reiner/Ruhden und August Lenz.

 

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung fand eine Feierstunde statt. Es war ein schönes Zeichen der Verbundenheit zwischen der Patenstadt und ihren Gästen, dass sich das Schülerorchester der Holsten-Schule unter der Leitung von Studienassessor Fritz durch musikalische Vorträge beteiligte.

 

Das Gedenken der Heimat und ihrer Gräber und die Totenehrung brachte Pfarrer Rautenberg in zu Herzen gehenden Worten.

 

Ein Gedicht von Agnes Miegel, von der Oberschülerin Karin Köpp gesprochen, leitete über zur Festansprache von Dr. Gille, dem Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, dem früheren Bürgermeister von Lötzen, der gegen jede Verzichtpolitik Stellung nahm und der Bundesregierung die Mahnung zurief: „Wir müssen mit den Polen sprechen“. Das Deutschlandlied bildete den Ausklang dieser erhebenden Feierstunde.

 

Treffen in Stuttgart, 22. September

Am Sonntag, dem 22. September, wird im Freizeitheim Stuttgart-Feuerbach ein Treffen des Regierungsbezirkes Allenstein stattfinden, auf welches wir unsere Lötzener Landsleute hierdurch aufmerksam machen. Unser Lötzener Kreisvertreter, Landsmann Werner Guillaume, wird versuchen, an diesem Treffen teilzunehmen. Wir bitten unsere Landsleute aus dem Raum Stuttgart, für das Treffen zu werben, damit ein guter Besuch gesichert ist.

Curt Diesing, Kreisgeschäftsführer Neumünster, Königsberger Str. 72

 

Das Haupttreffen von Ortelsburg

Am 17. und 18. August trafen sich trotz ungünstigen Wetters etwa 600 bis 700 Ortelsburger zu ihrem Jahreshaupttreffen in Hann. Münden. Das mit Transparenten und Fahnen geschmückte Städtchen bot ein prächtiges Bild, das die Patenkinder heimatlich berührte.

 

Dem Festakt gingen umfassende Arbeitstagungen des Vorstandes und des Kreistages voraus. Vor Eintritt in die Tagesordnung sprach Kreisvertretreter Max Brenk ehrende Worte des Gedenkens zum plötzlichen Tode des von allen Ortelsburgern überaus geschätzten und verehrten Kreisältesten, Landrat Dr. Viktor von Poser und Groß-Naedlitz. Zum ersten Mal tagten die Gremien ohne ihren lieben Kreisvater. Beide Gremien erledigten ihren üblichen Geschäftsgang und beschäftigten sich insonderheit mit der Kreissatzung.

 

Über die Kreissatzung referierte Oberregierungsrat Biella sehr ausführlich. Sie wurde von allen Mitgliedern einstimmig angenommen. Im Zusammenhang mit der Kreissatzung wurde die Wahlordnung für die Durchführung von Neuwahlen beschlossen und eine Vorschlagsliste für die Wahlen zum Kreistag erarbeitet. Die Wahlen werden durch den bereits bestehenden Wahlausschuss vorbereitet und durchgeführt

 

Zu dem Wahlausschuss gehören: Frau Fredrich, Paul Jobske, Willi Riemek, Gustav Heybowitz. Die Federführung liegt in den Händen von Willi Riemek, Lüneburg, Zechlinstraße 33.

 

Weitere Kreistreffen wurden erörtert und bekanntgegeben: 22 September in Stuttgart-Feuerbach, Freizeitheim, für sämtliche Kreise des Regierungsbezirks Allenstein. — 6. Oktober in Ratzeburg, bei Landsmann Helmuth Schipper, Hotel Schützenhof. — Vorgesehen ist außerdem ein Kreistreffen im Ruhrgebiet für Anfang November. Zeit und Ort werden noch bekanntgegeben.

 

Sonderpatenschaft für Handwerker und Kaufleute

Am Sonnabendabend fand nach einem Empfang des Kreisausschusses Ortelsburg durch die Spitzen des Patenkreises und der Patenstadt Hann. Münden im Saale „Zum schmucken Jäger" ein Festakt statt, dessen Kernpunkt die Übernahme der Sonderpatenschaft für Handwerker und Kaufmannschaft Ortelsburg durch die Kreishandwerkerschaft und den Einzelhandel Hann. Münden war. Die DJO und eine Musikkapelle verschönten die festliche Stunde. Im Anschluss daran blieben Paten und Patenkinder noch lange in geselliger Runde beisammen, und manch herzliches Band aufrichtiger Freundschaft wurde geknüpft.

 

Der Sonntag wurde eingeleitet durch einen gemeinsamen Gottesdienst. Danach versammelten sich die Ortelsburger und Mündener Bürger auf dem Marktplatz zu einer Kundgebung, die unter dem Leitwort stand: „Treu und stark bleiben!"

 

Herzliche Begrüßungsworte richtete Bürgermeister Dr. Strack an die Kundgebungsteilnehmer, desgleichen begrüßte Kreisvertreter Max Brenk, Paten und Patenkinder. Sein besonderer Gruß galt den Gästen aus der sowjetisch besetzten Zone und Berlin und den Spätaussiedlern. Danach sprach Oberst a. D. von Altenstadt. Mit aufrüttelnden und mahnenden Worten erinnerte er daran, der alten Heimat die Treue zu halten.

 

Nach einem Lied des Turner-Gesangvereins zogen die Kundgebungsteilnehmer im Schweigemarsch zur Rotunde, wo Kränze niedergelegt und zu Ehren der Gefallenen beider Kreise eine Gedenktafel enthüllt wurde. Die Gedenktafel trägt die Wappen der beiden Kreisstädte Ortelsburg und Münden.

 

Nach dem gemeinsamen Mittagessen kam der gemütliche Teil des Tages mit Wiedersehensfreude und persönlicher Aussprache zu seinem Recht. Ganz besonders wurden Gespräche gebucht mit den Landsleuten, die jetzt erst aus dem Heimatkreis herausgekommen sind. Großes Interesse fanden die herumgereichten neuesten Aufnahmen, die letzte Eindrücke aus der Heimat anschaulich wiedergaben.

 

So erfüllten auch diese Festtage alle Teilnehmer mit neuer Kraft für den Alltag und stärkten sie in dem Glauben an die Rückkehr in die geliebte Heimat. Diese überaus schönen und erlebnisreichen Tage verdanken wir Ortelsburger in erster Linie unseren lieben Paten, die sich schon durch emsige und mühevolle Vorbereitungen für ein gutes Gelingen des Jahreshaupttreffens eingesetzt haben. Wir danken weiterhin auch für die Fürsorge und liebevolle Betreuung unserer Jugend; fand doch wiederum in diesem Jahre eine Anzahl Berliner Ferienkinder aus dem Kreis Ortelsburg herzliche Aufnahme in Familien aus der Stadt und Kreis Hann. Münden. Ferner konnten etwa 40 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren schöne Ferien und Entspannung im Jugenderholungslager Pelzerhaken (Ostsee) finden. An dieser Stelle sei für alle Mühe und Liebe, die Patenstadt und Patenkreis uns Ortelsburgern bewiesen haben, herzlichster Dank ausgesprochen.

 

Im Einvernehmen mit dem Kreisvorstand setzen wir alle Ortelsburger davon in Kenntnis, dass die Geschäftsstelle vom 1. bis 21. September Ferien macht. Wir bitten Anfragen jeder Art erst nach diesem Termin an die Geschäftsstelle zu richten. In besonders dringenden Fällen vertritt Gustav Heybowitz, Sennelager Dorenkamp bei Paderborn, die Geschäftsstelle.

Max Brenk, Kreisvertreter Hagen (Westf.), Kaiserstr. 31

 

Für Todeserklärungen

Elise Naussed, geborene Scharmacher, geb. 28.09.1880 wohnhaft Königsberg Pr., Arnoldstraße 1, zuletzt evakuiert in Heiligenwalde bei Königsberg, letzte Post Dezember 1944, vermisst seit Januar 1945. Es werden Zeugen gesucht die ihren Tod bestätigen, bzw. etwas über ihren Verbleib aussagen können.

 

Hedwig Post, geb. 23.03.1853 in Lötzen, zuletzt wohnhaft in Johannisburg, Schloßplatz 2. Es werden Zeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen können.

 

Helga Zander, geb. 08.06.1936 in Frankfurt/Oder, war bis Herbst 1938 wohnhaft in Königsberg-Metgethen, Franz-Seldte-Weg 17, und kam dann, wegen eines unheilbaren Leidens in die Heilanstalt nach Angerburg. Vor dem Einmarsch der Russen soll das Heim geräumt und die Pfleglinge in die Nähe von Allenstein gebracht worden sein. Es werden Zeugen gesucht, die den Tod von Helga Zander bestätigen, bzw. über ihren Verbleib etwas aussagen können.

 

Hermann Tolkmit, geboren am 24.03.1861 in Karben, Kreis Heiligenbeil und Karoline Tolkmit, geborene Rentel, geboren am 26.06.1869 in Schettnienen, Kreis Heiligenbeil, aus Karben, Kreis Heiligenbeil, werden seit der Flucht vermisst. Es werden Zeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen bzw. etwas über ihren Verbleib aussagen können.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Seite 7   Arndt / von Groddeck wurden wieder Europameister

Foto: Das Klubhaus des Lötzener Rudervereins in Lötzen

Die beiden Ostpreußen Karl-Heinrich von Groddeck und Horst Arndt von der RG Wiesbaden-Biebrich mit ihrem Steuermann Rainer Borkowsky, die im Zweier mit Steuermann bereits im vorigen Jahr Europameister geworden waren und dann bei den Olympischen Spielen die Silbermedaille gewonnen hatten (die Goldmedaille erkämpfte sich das Boot der Vereinigten Staaten), konnten am letzten Sonntag bei den Europameisterschaften in Duisburg ihren Titel erfolgreich verteidigen. Unmittelbar vor dem Start der Ostpreußen traf Bundespräsident Heuss an der Regattastrecke ein. Arndt/ von Groddeck ließen sich anfangs von dem rumänischen Boot „ziehen", die Rumänen lagen bei tausend Metern noch an der Spitze. Dann gingen die Deutschen vor. Die Rumänen leisteten ihnen zwar bis 1500 Meter harten Widerstand, aber nun spielten die Deutschen ihre große Spurtkraft aus. Sie besaßen genügend Kraft, um die Schlagzahl noch zu erhöhen. Der Endkampf war ungemein spannend, denn das sowjetische Boot kam immer näher. Aber mit den letzten Schlägen sicherten sich die Ostpreußen noch einen Vorsprung von eineinhalb Längen gegenüber den Sowjetrussen, die Zweite wurden, und verteidigten damit ihren Titel erfolgreich. Dritter wurde Polen, vierter Rumänien. Arndt/von Groddeck freuten sich über ihren Sieg so sehr, dass sie den kleinen Steuermann Borkowsky in hohem Bogen ins Wasser warfen; klatschnass stieg er wieder an Land. Die Drei stiegen unter dem Jubel des Publikums die Treppe zur Ehrentribüne herauf, wo sie vom Bundespräsidenten herzlich beglückwünscht wurden.

 

Am Luftkasten ihres Bootes haben von Groddeck, Arndt und Borkowsky ihre Erfolge als Ruderer aufgezeichnet: die fünf olympischen Ringe für die Silbermedaille in Melbourne, einen goldenen Strich für den Europatitel 1956 in Bled in Jugoslawien, drei rote Striche für drei deutsche Meisterschaften und dazwischen noch weitere achtzehn weiße Striche für Siege bei den verschiedensten Regatten. Die Drei haben die Sitte dieser Striche von holländischen und belgischen Ruderkameraden übernommen. Lachend meinte von Groddeck: „Noch ist viel Platz auf dem Rand unseres Bootes. Für Rom 1960 halten wir noch einen besonderen Streifen bereit“.

 

Deutschland gewann bei diesen Europameisterschaften drei goldene und zwei silberne Medaillen, wurde damit die erfolgreichste Nation und erhielt den „Coupe Glandaz", den seit Jahren die Sowjetunion mit klarem Vorsprung gewonnen hatte.

 

40-Jahr-Feier des Rudervereins Lötzen

Die Mitglieder des Lötzener Rudervereins werden am 28. und 29. September, in Hamburg zusammenkommen, um der Gründung des Vereins vor vierzig Jahren zu gedenken. Die Rudergesellschaft Hans in Hamburg, Schöne Aussicht 39, hat in kameradschaftlicher Weise ihre Klubräume zu diesem Treffen zur Verfügung gestellt. Die Feierstunde wird am 28. September, um 19 Uhr, beginnen. Am 29. September ist um 10 Uhr eine Ausfahrt in Gigbooten auf der Alster vorgesehen, an die sich um 15 Uhr eine Kaffeetafel anschließen wird.

 

Der Lötzener Ruderverein wurde am 10. September 1917 gegründet. Durch den Russeneinfall in Ostpreußen 1914/1915 waren die Gigboote der bis dahin bestehenden Lötzener Rudergesellschaft vernichtet worden. Auch die Rudervereinigung in Lyck, Johannisburg, Allenstein, Osterode sowie Vereine im nördlichen Ostpreußen verloren damals ihre Unterkunftshäuser und ihre Boote. Für lange Zeit schien der Rudersport im südlichen und nördlichen Ostpreußen darniederzuliegen.

 

Auf Veranlassung des derzeitigen zweiten Vorsitzenden des Deutschen Ruderverbandes, Dr. Oskar Ruperti, — der als Mitkämpfer in der Winterschlacht in Masuren sich von der trostlosen Lage des ostpreußischen Rudersports hatte überzeugen können - wurden die gesamten deutschen Rudervereine zu einer Hilfsaktion aufgerufen. Reichliche Geldmittel und wertvolles Material an Booten und Zubehör wurden dem Hilfsausschuss übergeben. Aus diesen hochherzigen Spenden konnte der Ausschuss sogleich 3000 RM in bar und einige Gigboote für die Lötzener Ruderer bereitstellen. Die alte Rudergesellschaft wurde aufgelöst, und ein Ruderverein auf breiter Mitglieder-Grundlage gegründet. Bereits im Jahre 1918 wurde eine geräumige, allen sportlichen Erfordernissen genügende Bootshalle auf einem Platze westlich der Kanaleinfahrt am Löwentinsee errichtet, an die später Clubräume angebaut wurden. Das Bootsmaterial wurde laufend ergänzt. Sehr gepflegt wurde das Wanderrudern, vor allem aber das Training für die großen Regatten. Besonders erfolgreich war das Jahr 1934. Lötzener Ruderer brachten damals wertvolle Preise von den internationalen Regatten in Danzig und Riga heim. — Über den Werdegang des Vereins hat der vieljährige 1. Vorsitzende Wallschläger eine Chronik geschrieben. Da die Aufzeichnungen des Vereins verlorengegangen sind, konnte er die Chronik nur aus den in der Zentralbücherei des deutschen Ruderverbandes vorhandenen Vereinsberichten mühselig wieder zusammenstellen.

 

Ehemalige Mitglieder, die noch keine Einladung zu dieser Feier in Hamburg erhalten haben, werden gebeten, sich an Frau Margarete Rademacher, Hamburg 39, Heidberg 58, zu wenden.

 

Vor fünfzig Jahren Gründung des Fußballklubs Preußen Gumbinnen

Am 18. April 1907 wurde der Fußballklub „Preußen" in Gumbinnen gegründet. Unter Führung von Kurt Paethe und der Mitarbeit von Fritz Schacknies begann der Klub mit zwanzig Mitgliedern seine Tätigkeit. Die Gründung des Fußballklubs „Preußen" als erster Provinzverein dieser Art — nur in Königsberg bestanden schon Rasensportvereine — wirkte aufmunternd für Vereinsgründungen in Insterburg und in anderen Städten.

 

Überall stieß der Klub jedoch auf Widerstand. Die Behörden sowie Privatleute versagten ihre Unterstützung, ja, sie versuchten den „Kampf um das Leder" ins Lächerliche zu ziehen.

 

Der erste Fußball wurde aus Insterburg geholt. Fußballschuhe waren für die meisten Mitglieder unerschwinglich teuer und in Gumbinnen waren sie damals auch gar nicht zu haben. Es wurde in gewöhnlichen Straßenschuhen gespielt; oft trugen die Mitglieder dabei lange Hosen und weiße Hemden. Einen vollzähligen Spielanzug konnten sie sich erst allmählich anschaffen. Die ersten Spiele wurden auf dem späteren Sportplatz vor dem Sodeiker Tor ausgetragen, der damals noch Exerzierplatz war. Die Erlaubnis zur Benutzung des Platzes war von der Militärbehörde eingeholt. Diese hatte aber auf dem Platz die Grasnutzung verpachtet. Der Pächter sah im Fußballspielen eine Schädigung seiner Grasnutzung. Am Sonntag sollten Wettspiele ausgetragen werden, am Sonntag behielten die Kühe aber auch ihre Weideplätze. Es gab dauernd Reibereien zwischen dem Verein und dem Pächter; sehr oft musste die Polizei vermittelnd eingreifen. Dazu kam, dass die Kühe den Platz verunreinigten, so dass er erst vor den Spielen gesäubert werden musste. Dennoch nahm das Interesse für das Fußballspiel in Gumbinnen zu. Bestanden die Tore auch nur aus zwei Stangen und hatten als Querlatte einen Bindfaden, kein Tor — und Strafraum war gekennzeichnet, der Ball fand schon seinen Weg. Ging auch oft bei einem gewaltigen Schuss der Schuh auseinander, es wurde mit einem Eifer gespielt, der heute noch vorbildlich wäre.

 

Der Klub wuchs in allen diesen Widerständen, seine Gemeinschaft erstarkte, und seine Arbeit bekam feste Formen. Man wurde in Königsberg auf den Provinzverein aufmerksam. Auf Veranlassung des Baltischen Rasensportverbandes führte der Sportverein Prussia-Samland 1908 ein Werbefest in Gumbinnen durch. Zwar verloren die Preußen mit 3:0, aber die geringe Niederlage gegen Königsberg hob das Selbstbewusstsein. Fleißiges Üben und weitere Spiele mit Insterburger und Königsberger Vereinen brachten auch die ersten Siege. Der stolzeste Sieg war der gegen Germania-Königsberg. Die Farben des Klubs Schwarz-Weiß, die auch die Sporthemden in Längsrichtung zeigten, wurde in ganz Ostpreußen bekannt.

 

Das Jahr 1909 brachte dem Klub durch die Neugründung von Sportverein Litauen und Sportklub Gumbinnen mehr Wettspiele am eigenen Ort. Das Fußballspiel hatte sich in zwei Jahren Gumbinnen erobert. Der Fußballklub „Preußen" hatte sich durchgesetzt. Die großen Schwierigkeiten waren durch die Tatkraft seines Vorstandes und seiner Mitglieder überwunden worden. Die Stimmung für den Rasensport war umgeschlagen, überall fand er jetzt begeisterte Anhänger. Der Verein konnte 1910 drei Senioren- und eine Jugendmannschaft zu den ersten Bezirksspielen melden. Der zweiten Mannschaft gelang es sogar in ihrer Klasse die Meisterschaft zu erringen. Im Winter 1910/1911 wurde auch eine Damenhockeyabteilung gegründet, die sich aber nicht lange halten konnte.

 

Das Jahr 1912 war besonders erfolgreich für den Verein. Die erste Mannschaft wurde Bezirksmeister. Durch den Zusammenschluss mit dem Sportklub Gumbinnen in der Spielstärke noch mehr gehoben, beteiligte sich der Verein mit der ersten Fußballmannschaft an der Sportwoche in Cranz und konnte dort den Sportverein Prussia-Samland, Königsberg mit 2:1 schlagen und damit den Cranzer Ehrenpreis gewinnen. 1913 behielt die erste Preußenelf die Bezirksmeisterschaft und ging 1914 mit größten Aussichten in die Bezirksrunde. Da brach der Weltkrieg aus.

 

Sofort nach dem Kriege wurde mit frischem Mut der Fußballbetrieb wieder aufgenommen, verstärkt durch den Zusammenschluss mit dem SV Litauen. Das Jahr 1920 brachte Siege über fast sämtliche Königsberger Vereine. 1921 konnten fünfzehn Mannschaften aufgestellt werden. Die Bezirksmeisterschaft fiel dem Klub mehrmals zu. Im Jahre 1925 errang der Klub mit sieben aufgestellten Mannschaften sechs Meisterschaften, darunter die der Ligaklasse. In diesem Jahre wurde auch das 3000. Tor für die Preußenfarben geschossen. Ein Markstein in der Geschichte des FC Preußen war die Schaffung eines neuen Platzes an Fichtenwalde. Auf Anregung von Kurt Paethe und Franz Hein wurde im August 1924 das Gelände von der Stadt auf fünfzig Jahre in Erbpacht genommen. Der Klub übernahm mit diesem Gelände eine Sandwüste und schuf dort einen Sportplatz, der vorbildlich war.

 

Nach der festlichen Platzweihe am 9. März 1926 brachte der verstärkte Spielbetrieb dem Klub neuen Auftrieb. Sehr oft weilten Gäste aus Königsberg und aus dem Reiche in Gumbinnen. Auch ein Spielverkehr mit Kownoer Sportvereinen kam zustande.

 

Die größten sportlichen Triumphe seit seiner Gründung brachte das Jahr 1934 dem FC Preußen. — In einem einzigen Siegeszug gelang es der Liga in den Pokalspielen am 8. April Rasensport-Preußen-Königsberg mit 4:2, am 15. April Prussia-Samland mit 4:2 und am 17. Juni den 13-fachen Baltenmeister VfB Königsberg mit 3:1 zu schlagen. Daneben konnte die Preußenelf dem späteren Ostpreußenmeister von 1935 Yorck-Insterburg am 15. August 1934 die einzige Niederlage mit 3:1 beibringen. Otto Gebauer

 

Seite 7   Bank der Ostpreußischen Landschaft

Der Treuhänder der Bank der Ostpreußischen Landschaft, Bad Godesberg, Kronprinzenstraße 37, bittet die Depotkunden dieses Kreditinstituts, die bisher noch keine Verbindung mit dem Treuhänder aufgenommen haben, und für die bei Kriegsschluss (Mai 1945) noch Wertpapiere in einem Depot hinterlegt waren, um folgende Angaben:

 

a) jetzige Anschrift im Bundesgebiet oder in West-Berlin,

b) frühere genaue Anschrift in Ostpreußen und Beruf.

 

Seite 7   Suchanzeigen

Wer war mit meinem Mann, Siegfried Joswig, in Königsberg Pr., Polizeikaserne Oberhaberberg, zusammen oder auf der Polizeischule in Suhl, Thüringen, zuletzt als Gendarmeriemeister in Michalowo bei Bialystok, gewesen? Bitte melden. Unkosten werden ersetzt. Frau Annemarie Joswig, Weiden (Opf.), Bismarckstraße 15.

 

Gesucht werden Franz Holzinger, geboren 15.01.1904 und seine Frau, Anna Holzinger, geb. Kanacher, zuletzt wohnhaft in Schwiddern, Kreis Treuburg, Ostpreußen. Nachricht erbittet Frieda Holzinger, Ernsgaden bei Ingolstadt.

 

Achtung! Wo ist Heinz Könke, ehemaliger Baurat in Beauvats bei Paris und in Königsberg Pr., vorher Burg/Dittm., Norderney-Borkum. Erbitte eine Nachricht: Hans Stieglitz, Lütjenburg, Holstein.

 

Suche  meine Schwester, Elsa Packeiser, geb. 15.08.1924, zuletzt wohnhaft Tapiau, SA-Straße 21, Kreis Wehlau und meinen Verwandten, Friseurmeister, Kurt Pörschke, aus Friedland, Ostpreußen. Nachricht erbeten, Leo Packeiser, (14b) Rottweil a. N., Hinterprediger

 

Gesucht werden, Frau Maria Rehse, aus Samland oder Frau Herta Ukermark, ihre Schwester, Wanda Kranka, Memelland, die mit mir und Sohn, Gerhard in Rötzenhagen, Pommern, in russ. Internierung gewesen sind. Baldige Nachricht erbittet, Frau Auguste Heydemann, Naumburg/Kassel 7, Bahnhofstraße 9. Unkosten werden erstattet.

 

Suche Else Müller, geb. 26.02. 1906 in Teukowo, Russland, wohnhaft bis 1945 Königsberg Pr. – Tannenwalde, Farmring 5. Auskunft erb. Arthur Müller, Hamburg-La.-N., Tietkensweg 15.

 

Wer kennt Gustav Bogdan, aus Königsberg Pr., gedient bei den Kraftfahrern in Allenstein? Nachricht erbittet unter Nr. 76 034 Das Ostpreußenblatt, Anzeigenabteilung, Hamburg 13.

 

Bestätigungen

Wer kann mir bestätigen, dass ich auf  der Mühle Borowski, Bodschwingken, Kreis Goldap, von 1920 -1923 als Müller beschäftigt war? Unkosten werden erstattet. Karl Dotzki, Merken bei Düren, Dürer Straße 30.

 

Wer kann bestätigen, dass ich auf der Dampfmühle Kruglanken, Kreis Angerburg, bei Herrn Prinage von 1924 – 1926 als Müller beschäftigt war? Unkosten werden erstattet. Karl Dotzki, Merken bei Düren, Dürer Straße 30.

 

Wer kann mir bestätigen, dass ich auf der Mühle Tobian, Sonnheim, Kreis Angerburg von 1927 - 1929 als Müller beschäftigt war? Unkosten werden erstattet. Karl Dotzki. Merken bei Düren, Dürer Str. 30.

 

Wer kann bestätigen, die nachstehend aufgeführten Arbeitsverhältnisse des Emil Lange, geb. 23.06.1885, früher wohnhaft Tilsit, Langgasse 21, jetzt wohnhaft Radevormwald, Holterhöfer Str. 40, (Spätheimkehrer), 1910 - 1912 am Neubau der Zellstofffabrik in Ragnit, Ostpreußen, gearbeitet hat. 1938 bei den Rüstungsarbeiten Firma Windschild & Langelott in Drugehnen, Kreis Samland, als Tiefbauarbeiter und Betonarbeiter. 1939 beim Bahnbau, Firma Rob. Richter, Goldap, in Forken, Kreis Samland, zuletzt Königsberg Firma Fritz Portofee in Peyse am Haff? Unkosten werden vergütet. Emil Lange, Radevormwald, Holterhöfer Straße 40.

 

Amtliche Bekanntmachung

10 II 113/57     Aufgebot

Die Amalie Pauline Neumann, geb. Pauluhn, in Kassel, Am Garten 21, hat beantragt, den seit dem 15.03.1945 verschollenen Bauunternehmer und Maurermeister, Karl August Neumann, geb. am 06.09.1883 in Lindendorf, Kreis Wehlau, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft gewesen in Königsberg Pr., Luisenallee 63, für tot zu erklären. Der oben bezeichnete Verschollene wird aufgefordert, sich spätestens bis zum 31.10.1957 bei dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen wird. An alle, welche Auskunft über Leben und Tod des Verschollenen zu erteilen vermögen, ergeht die Aufforderung, spätestens bis zu dem oben angegebenen Zeitpunkt dem Gericht Anzeige zu machen. Kassel, den 17. August 1957, Amtsgericht. Abt. 10

 

Rest der Seite: Verschiedenes, Bekanntschaften, Werbung

 

Seite 8   Familienanzeigen

Gabriele-Martha, geb. 9. August 1957. Unser Otto-Kurt hat ein Schwesterchen bekommen! Theresia Pancritius, geb. Rieger und Horst Pancritius. Früher Kaimelskrug (Schilleningken), Kreis Gumbinnen, Ostpreußen, jetzt: Die Eltern, (13b), Freising (Obb.), Wiesenthalstraße 45. Die Großeltern: Curt und Martha Pancritius, Schenefeld, Bezirk Hamburg, Klaus-Groth-Straße 12.

 

Ernst Bode, geb. 5. August 1957. In dankbarer Freude zeigen wir die Geburt eines gesunden Jungen an. Ruth Mirbach, geb. Ziehe und Hans-Joachim Mirbach. Früher Tutschen, Ostpreußen und Stallupönen, Ostpreußen, jetzt Mallersdorf (Ndb.), Jahnstraße 2

 

Gudrun. Unser Hartmut, hat am 25. August 1957 ein Schwesterchen bekommen. In Dankbarkeit und Freude, Erna Sprung, geb. Schüürmans (üü steht so geschrieben) Groß-Friedrichsdorf, Elchniederung und Willy Sprung, Heinrichswalde, Elchniederung. Jetzt Bad Oldesloe, Lübecker Straße 76

 

Die Verlobung unserer Tochter Ingrid mit Herrn Friedrich Wilhelm v. Kannewurff, geben wir bekannt. Werner Rüter und Frau Edith Rüter, geb. Schmidt. Hamburg-Blanenese, Pikartenstraße 6.

 

Meine Verlobung mit Fräulein Ingrid Rüter, Tochter des Herrn Werner Rüter und seiner verstorbenen Frau Gemahlin Hannelore Rüter, geb. Dübler, beehre ich mich anzuzeigen. Friedrich Wilhelm v. Kannewurff. September 1957. Empfang: Sonntag, den 15. September 1957, 11 bis 14 Uhr. Hamburg 24, Güntherstraße 45

 

Die Verlobung unserer ältesten Tochter, Heidelore geben wir bekannt. Paul Klessen und Frau Franziska Klessen, geb. Brall. Leichlingen (Rhld.), Ostlandstraße 4. Früher Mohrungen, Ostpreußen, Danziger Platz 4. 7. September 1957

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Heidelore Klessen, Karlheinz Kiesendahl. Leichlingen (Rhld.), Ostlandstraße 4. Mülheim a. d. Ruhr, Friedrich-Karl-Straße 19. 7. September 1957

 

Als Verlobte grüßen: Erna Ohlscher, Bielefeld/W., Detmolder Straße 205. Früher Richtenberg, Kreis Johannisburg, Ostpreußen.  Gerhard Downar, Bielefeld/W.,  Bielefeld/W., Detmolder Straße 189. Früher Münsterberg, Kreis Frankenstein.

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Christine Weber, Tochter des gefallenen Revierförsters Ernst Weber, aus Siewen und Wolfgang Dühr, Bauingenieur. Borstel 345, Post Jork. Im August 1957

 

Wir haben uns verlobt. Ingrid Hantel, Kl.-Stöckheim, Triftweg 10 bei Braunschweig. Früher Lötzen, Pionierstraße 2. Manfred Steinke, Rüningen, Unterstraße 2 bei Braunschweig. Früher Gr.-Hubnicken, Kreis Samland. 14. August 1957

 

Am 22. August 1957 sind wir in dem Hafen der Ehe gelandet. Werner Preuß, Bremen-Gröpelingen, Liegnitzstraße 50. Früher Elbing, Sonnenstraße 15. Eva-Maria Preuß, geb. Konrad,  Bremerhaven-Mitte, Sielstraße 10. Früher Grumbinnen, Meelbeckstraße 8

 

Als Vermählte grüßen. Dr. med. Heinz Saffran, Hamburg 39, Alsterdorfer Straße 92. Ilse Saffran, geb. Jädcke, Hamburg 20, Lokstedter Weg 40. Früher Tilsit, Schulstraße 22, Herzog-Albrecht-Schule. Hamburg, 31. August 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Wolfgang Ottenbruch, Ingenieur. Wuppertal-Elberfeld, Kruppstraße 61. Marianne Ottenbruch, geb. Kleinfeldt. Wuppertal-Elberfeld, Tannenbergstraße 44. Früher Schönwiese, Kreis Insterburg. 7. September 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Egmund Berthold. Osnabrück, Leischaftsstraße 30. Früher Bönningstedt, Kreis Pinneberg, Oldesloer Straße 251. Irmgard Berthold, geb. Rietz, Bielefeld, Adalbert-Stifter-Straße 14. Früher Hagenau, Ostpreußen und Graudenz, Westpreußen, Bismarckstraße 72. 30. August 1957, zurzeit auf Reisen.

 

Als Vermählte grüßen. Georg Rembijewski und Frau Helga Rembijewski, geb. Brien. 23. August 1957. Früher Braunsberg, Ostpreußen, Neuer Markt 6, jetzt Berlin NW 21, Lübecker Straße 19

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Willi Kossak, Hamburg-Bramfeld, Bramfelder Chaussee 455. Früher Herzogskirchen, Treuburg. Helga Kossak, geb. Gricksch, früher Gr.-Friedrichsdorf, Elchniederung und Scharfenwiese.

 

Allen lieben Turnschwestern und Brüdern aus dem ehemaligen Kreis I N.O., die mir zu meinem 80. Geburtstage so gute und herzliche Wünsche sandten, sage ich hiermit meinen innigsten Dank. Es waren so viele Glückwünsche, die mir zuflogen und oft fehlten die Anschriften der Absender, so dass ich nur durch unser Ostpreußenblatt meinen Dank sagen kann. Alle haben mich aber sehr, sehr erfreut und weckten viele liebe Erinnerungen in mir, an gute Freunde und treue Kameradschaft. In turnerischer Verbundenheit grüßt mit unserm alten „Gut Heil" Eure Johanna Loebel. Buren, den 31. August 1957

 

Unsere liebe Tante, Frau Maria Kretschmann, geb. Bewernick, aus Gr.-Windkeim, Kreis Heiligenbeil, jetzt Elmshorn, Schneiderkamp 4, beging am 11. August 1957, ihren 70. Geburtstag.

Wir wünschen ihr für den weiteren Lebensweg Gesundheit und Wohlergehen. Lieselotte Ueberschär, geb. Unger. Ellinor Albe, geborene Unger. Rosemarie Sarunski, geb. Bewernick. Heini Bewernick.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Dr. med. Hans Hermann de Vries, früher Reval und Annemarie de Vries, geb. Sostak, früher Braunsberg, jetzt Ahrensburg, Holstein, Hamburger Straße 20

 

Ps. 23    Am 9. September 1957 feiern unsere lieben Eltern, Oberzollsekretär i. R., Hermann Schulz und Frau Ella Schulz, geb. Minuth, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es bitten weiterhin um Gottes Segen die dankbaren Kinder:  Günther, Hildegard und Ilse-Traute. Allenstein, Ostpreußen, jetzt Krefeld, Alte Linnerstraße 86

 

Am 13. September 1957 feiern unsere lieben Eltern, Hugo Krahmer und Frau Martha Krahmer, geb. Redetzky, aus Tilsit, Ostpreußen, Landwehrstraße 45, jetzt Ahrensburg, Holstein, Fannyhöh, Feierabendhaus, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es gratulieren herzlichst die dankbaren Kinder und Enkelkinder

 

Am 10. September 1957 feiern wir unsere Silberhochzeit und grüßen alle Verwandten und Bekannten aus der Heimat. Hugo Poesze und Frau Ida Poesze, geb. Schlegat. Uszpelken, Kreis Heydekrug, jetzt Schulenberg 3 c, Post Prinzhöfte über Bassum, Bezirk Bremen

 

Am 9. September 1957 feiert unser lieber Vater, Schwiegervater und Opa, Wilhelm Sommerfeld, früher Liebemühl, Kreis Osterode, Ostpreußen, jetzt Köln-Longerich, Freusburgweg 14, seinen 80 Geburtstag. Alles Liebe und Gute wünschen die Kinder und Enkelkinder

 

Herzliche Glückwünsche zum 75. Geburtstag, am 6. September 1957, unserer lieben Mutter, Schwiegermutter, Oma und Uroma, Frau Marie Kaselowski, geb. Anker, aus Labiau, Ostpreußen, jetzt Neufra (Donau), Württ., weiterhin gute Gesundheit wünschen die Kinder, Enkelkinder und Urenkel

 

Wir freuen uns, dass wir unserer lieben Mutter, Frau Johanna Kuhn, geb. 05.09.1882, aus Königsberg Pr., Hoffmannstraße 13, heute wohnhaft Schenkel-Schoeller-Stift, Niederau-Düren, zu ihrem 75-jährigen Geburtstage gratulieren dürfen. Ihre dankbaren Kinder, Fritz Kuhn und Frau Charlotte. Gertrud Voß, geb. Kuhn und Fritz Voß. Charlotte Seelert, geb Kuhn. Elsa Schwarz, geb. Kuhn. Enkelkinder und eine Urenkelin. Düren (Rhld.), den 5. September 1957

 

Unserem lieben Vater und Großvater, Hermann Grashoff, früher Schönfeld, Kreis Heiligenbeil, jetzt Schuttertal, Kr. Lahr, Schwarzwald, der am 12. September 1957, sein 75. Lebensjahr vollendet und gleichzeitig mit unserer lieben Mutter, den 37. Hochzeitstag feiert, die herzlichsten Glückwünsche von Kindern und Enkelkindern

 

Am 9 September 1957 feiere ich meinen 60. Geburtstag und grüße herzlichst meine Geschwister und alle Stallupöner. Insbesondere die früheren Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Gertrud Ratensperger, jetzt Nahe, Holstein, Kreis Segeberg

 

Allen lieben Landsleuten, dem Ostpreußenblatt und der ostpreußischen Landsmannschaft Ebingen, danken herzlichst auf diesem Wege für alle Glückwünsche zu unserem Geburtstage, die Fischtantchen, Emilie Dehl und Rosalie Dehl

 

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Seite 9   Auf Großvaters Gut

Kindheitserinnerungen aus Ostpreußen

Von Dr. Werner Pilaski, früher Königsberg Pr.

Foto: Ein Blick auf die Szeszuppe bei Alxnupönen

 

Foto: Die Erinnerungen, die wir auf dieser Seile veröffentlichen, führen uns in den Nordosten unserer Heimat, jenes fruchtbare und schöne Land, durch das die Szeszuppe fließt, — der Nebenfluss der Memel, der mit einem Teil seines Laufes die über fünfhundert Jahre alte Grenze Deutschlands nach Osten bezeichnete. — Unsere Aufnahme zeigt den Bullenwinkel in Lasdehnen an der Szeszuppe.

 

Foto: An der Szeszuppe bei Lasdehnen

 

Foto: Hans wird angespannt, — eine Aufnahme, die einst auf einem Bauernhof an der Szeszuppe gemacht wurde

 

Wohl die meisten ostpreußischen Kinder verlebten, wenigstens gelegentlich, die Ferien bei Verwandten auf dem Lande. Schließlich war Ostpreußen ein Agrarland, und fast jede städtische Familie hatte irgendwelche, ländliche Verwandten. Ich hatte das Glück, meine Kindheit bis zum neunten Lebensjahre auf dem Gute meines Großvaters in Schorellen im Kreise Pillkallen zu verbringen. Obwohl das alles fast fünfzig Jahre her ist, steht diese Zeit noch heute so lebendig vor mir, als wäre es gestern gewesen.

 

Großvaters Gut lag an der Straße, die die Schoreller Forst mit der Kreisstadt verband Es war eine „Chaussee", wie man damals sagte, also eine mit einer leichten Schüttung notdürftig befestigte Verkehrsstraße der guten alten Zeit. Weißstämmige Birken umsäumten sie. Wie oft habe ich nicht am Tor des Gutshauses gestanden und diese Straße entlang gesehen, die mir kleinem Kerlchen, damals so unendlich groß und weit erschien und in die ferne unbekannte Fremde führte.

 

Zwischen der Straße und dem Gutshaus lag der Garten. Eine hohe, uralte Lindenhecke grenzte ihn gegen die Umwelt ab. Die Linden der Hecke waren zum Teil schon hohl. Was waren diese kleinen Höhlungen doch für pächtige Schatzkammern, in denen man alles Mögliche verwahren konnte! Wir Kinder saßen oft in dem dichten Gezweig der wohl vier Meter hohen Hecke, schmausten Kirschen oder Pflaumen und warfen mit den Kernen nach den vorüberziehenden Fuhrleuten. Wie freuten wir uns, wenn diese dann nicht wussten, woher die klebrigen Geschosse eigentlich kamen!

 

Hinter dem Gutshaus breitete sich der große Hof aus. An den beiden Seiten standen die Ställe; die Rückseite bildete die große, schindelgedeckte Scheune. In der Mitte war ein Tummelplatz für die Fohlen abgezäunt. An einer Längsseite dieses Fohlenauslaufs lagen die riesigen Holzstapel für die Winterfeuerung. Es waren dies Kloben von Eichen- oder Fichtenholz. Buchenholz gab es bei uns nicht, denn für die Buche war es im Nordosten Ostpreußens schon zu kalt. Das Holz wurde im Winter eingeschlagen und erst im nächsten Winter verbrannt. Nach Weihnachten hörte man dann wochenlang das Klipp-Klapp der Äxte, mit denen die älteren Männer den gewaltigen Holzstapel zu Kleinholz spalteten.

 

Den Hof beherrschte der Fohlenauslauf. Er wurde nur im Winter benutzt, wenn die Fohlen im Stall standen und bei schönem Wetter und Sonnenschein für einige Stunden hinausgelassen wurden. Im Sommer waren alle Pferde auf den Gutsweiden. Großvater war Pferdezüchter, wie damals eigentlich alle Gutsbesitzer im nördlichen Ostpreußen. Ein Teil der Fohlen wurde selbst gezogen. Zum Gut gehörte ja eine stattliche Anzahl von Pferdegespannen die „vierelang" gefahren wurden. Die Entfernungen auf dem großen Gut waren weit, und der Sommer war kurz.

 

Die Pferde waren wirklich eine Pracht

Was war es doch für ein herrliches Bild, wenn in der Ernte die Gespannführer mit den leeren Leiterwagen im scharfen Trab oder sogar im Galopp auf den Hof preschten! Es waren junge, starke Männer, die da so schneidig im Sattel saßen; meistens hatten sie bei der Kavallerie gedient. Und dann die Pferde dazu. Diese Pferde waren wirklich eine Pracht. Sie waren Großvaters ganzer Stolz, und wenn man ihn ärgern wollte, dann musste man ihn danach fragen, welchen Zweck eigentlich jene zwei oder drei Pferde hätten, die im Winter immer in einer Ecke des Stalles standen und im Sommer auf die Weide gingen, und die doch nie angespannt und nur selten geritten wurden. Das waren dann irgendwelche Lieblinge des alten Herrn, die eigentlich keinen rechten Zweck hatten, aber eben schöne Pferde waren.

 

Unter den Gespannpferden waren viele Stuten, und ihre Fohlen bildeten den Grundstock der Pferdezucht des Gutes. Hinzu, kamen dann die Absatzfohlen, die Großvater von den kleinen Besitzern der Gegend zusammenkaufte. Jeder dieser Bauern, deren Betriebe etwa sechzig Morgen groß waren (15 Hektar), hielt zum Anspannen und zur Zucht zwei Fohlenstuten. Da die Betriebe zu klein waren, um die Pferde endgültig aufzuziehen, verkauften sie die jungen Fohlen meistens als sogenannte Absatzfohlen an die Güter. Alljährlich, wenn die Zeit heran war, fuhr Großvater mit seinem Vermittler, den er schon seit vielen Jahren kannte, zum Fohlenkauf aus. Meistens waren es auch die gleichen Hotelbesitzer, die die beiden dann besuchten, und bei denen Großvater viele Jahre lang regelmäßig seine Fohlen kaufte.

 

Waren die Pferde dreijährig geworden, wurden sie an die preußische Armee verkauft. Die Remontekommission — die „wehrfähigen" Pferde nannte man Remonten — kam dann auf den Hof, um die Pferde zu übernehmen. Es war dies immer ein großer Tag, der meistens mit einem üppigen Essen und Rotspontrinken endete. Großmutter hatte dann alle Hände voll zu tun; denn dieser Empfang der Remontekommission war für so einen doch verhältnismäßig bescheidenen Gutshaushalt eine große Sache.

 

Der Verkauf der Pferde bildete einen erheblichen Teil der jährlichen Einnahmen des Gutes. Darüber hinaus aber hing man an den Pferden und der Pferdezucht aus Passion. Man war eben passionierter Pferdezüchter und passionierter Landwirt, und wer als Pferdezüchter oder Landwirt keine Passion hatte, der taugte eben nichts Rechtes.

 

„Kirschmörsel" — Mitbringsel der Salzburger

Dementsprechend erwartete man auch von jedem Mann, dass er reiten konnte. Großvater achtete sorgfältig darauf, dass wir schon als kleine Kinder mit Pferden umgehen lernten. Eine alte ausgediente Stute, die noch ihr Gnadenbrot bekam, wurde mein Reitpferd. Das sind ja nun schon ungefähr fünfzig Jahre her, aber den Namen dieses, meines ersten und einzigen Reitpferdes, habe ich noch bis heute behalten: „Teska" hieß die gute alte Rosinante, und als sie dann hoch betagt in den Pferdehimmel einging, da ging ich auf den Kirchhof, um für sie einen Grabplatz auszusuchen, und weinte bitterlich.

 

Der Arbeitstag auf dem Lande begann früh. Großvater stand jeden Morgen um drei Uhr auf, wie es sich für den ersten Mann des Betriebes gehörte. Nach Tisch gönnte er sich eine halbe Stunde Schlaf, abends ging man früh zu Bett.

 

Selbstverständlich wurde an allen Ecken und Enden gespart. Gewiss, es wurde gut gegessen, und die Festtagsgerichte meiner Kindheit sind mir noch heute in bester Erinnerung. Da war zum Beispiel der Kirschmörsel. Er bestand aus Sauerkirschen, die man — ohne sie zu entsteinen — mit einem Teig vermengte und dann in der Pfanne zusammen mit Fett unter dauerndem Umrühren backte. Etwas Ähnliches ist der österreichische Kirschschmarren, und es ist wohl anzunehmen, dass die Salzburger Einwanderer vor Jahrhunderten dieses Gericht nach Ostpreußen mitbrachten; der Volksmund wandelte Kirschschmarren in „Kirschmörsel“ um. Auch die Apfelmehlspeise, die bei festlichen Gelegenheiten und sonntags oft gegessen wurde, hat wohl ihren Ursprung im Salzburgischen, während der „Lepschkosch" (= Labskaus) wohl von unseren litauischen Nachbarn herkam. Besondere kulinarische Höhepunkte waren für uns Kinder die jungen Hähnchen des Sommers, die Preißelbeeren mit Schmant und viele andere Gerichte, über die man wohl ein ganzes Buch schreiben könnte.

 

Alle diese Genüsse kamen aber aus dem Gut oder aus dem Walde. Zugekauft wurde möglichst wenig, und wenn Großvater sich eine Zigarre ansteckte — ich weiß es noch heute, „Juanita" hieß das edle Kraut —, dann erzählte er uns recht lange und ausführlich, wie teuer doch so eine Zigarre wäre, und was für eine Sünde es eigentlich sei, soviel Geld in die Luft zu paffen.

 

Krebsfang in der Szeszuppe

Unweit von Großvaters Gut floss die Szeszuppe vorüber, das Flüsschen unserer Kindheit. Es war nicht allzu tief, aber es hatte frisches klares Wasser, in dem man herrlich plantschen und baden konnte. Am Flussufer standen Erlen. In den Höhlen, die der Fluss unter den Erlenwurzeln ausgespült hatte, saßen die Krebse, von denen es damals in Ostpreußen noch sehr, sehr viele gab.

 

An einem Sonnabend im Hochsommer fand dann das große Krebsfischen statt. Es wurde zeitig vorbereitet. Die Krebsteller wurden zurechtgemacht, die Wannen für die Krebse gerichtet, und alle Jungen ausgeschickt, um Frösche zu fangen. Am Abend wurde angespannt, und bei Beginn der Dunkelheit ging es zum Fluss, wohl ausgerüstet mit allen Geräten, einem reichlichen Bestand an Fröschen und natürlich auch einiger feuchter Nahrung. Am Flussufer wurden dann große Feuer angesteckt. Die Krebsteller wurden mit den geschlachteten Fröschen besteckt und in den Fluss versenkt. Nun hockte, man in der warmen Sommernacht um die Feuer herum und wartete darauf, dass die Krebse anbissen. Von Zeit zu Zeit wurden die Krebsteller aus dem Wasser gezogen, und die gefangenen Krebse in die mitgenommenen Wannen eingesammelt.

 

An dem folgenden Sonntagvormittag fand das große Krebsessen statt. In Waschkesseln wurden die Krebse gekocht und auf lange Holztische im Garten geschüttet. Dann setzten wir uns um diese Tische mit aufgekrempelten Ärmeln und langten zu. Wer ein richtiger Krebsesser war, der verputzte ungefähr ein Schock Krebse, das heißt also sechzig Stück!

 

Gefangener der Schnitter

Alle diese geselligen Unternehmungen, wie Picknickausflüge in die Wälder, das Krebsfischen und wohl auch ein gelegentliches kleines Sommerfest waren seltene Unterbrechungen der täglichen Arbeit. Die Landarbeit war damals, als es noch sehr wenige Maschinen gab, doch recht schwer. Ein Landarbeiter musste schon ein kräftiger und ausdauernder Mann sein, sonst konnte er seinen Aufgaben nicht gerecht werden.

 

Die Ernte war, wie es auch zum Teil noch heute in Westdeutschland Sitte ist, mit einer Reihe hübscher Gebräuche verbunden. Es war üblich, dass der Gutsherr mit seinen Familienangehörigen in den ersten Tagen des Roggenmähens zu den Schnittern auf das Feld ging. Dann wurde jeder, auch wir Kinder, gebunden. Man wickelte uns ein Strohbund um den Arm zum Zeichen dessen, dass wir nun die Gefangenen der Schnitter waren und uns loskaufen mussten. Dieses Loskaufen besorgten dann meine Mutter oder der Großvater. Das Lösegeld bestand meistens in einer Flasche guten ostpreußischen Korns, die entweder am Abend des betreffenden Tages geleert oder zum Erntefest zurückgestellt wurde. Dieses Fest bildete den Höhepunkt des Sommers. Es war ein Ausdruck der Freude darüber, dass die schwerste Arbeit nun geschafft war und auch ein Ausdruck des Dankes für die eingebrachte Ernte.

 

Als Kind habe ich es übrigens einmal fertiggebracht, die ganzen Erntearbeiten zum Stillstand zu bringen. Ich hatte damals, genau wie auch noch heute, eine große Vorliebe für Blumen. Die Gutsleute nannten mich deshalb immer nur „De Bloomemodder", auf hochdeutsch: „Die Blumenmutter". Mit Blumen beschäftigten sich ihrer Meinung nach nur alte Frauen, daher wohl diese merkwürdige Bezeichnung, die ja eigentlich auf einen kleinen Jungen schlecht passte. Eines Tages war es mir nun während der Ernte zu langweilig geworden, denn alles war auf dem Felde, und ich machte mich auf, um Blumen zu suchen. Müde vom Herumlaufen hatte ich mich dann in eine Hocke gesetzt und war eingeschlafen. Als ich nicht nach Hause kam, suchte man mich zuerst auf dem Hofe. Man fand mich dort nicht, und nun wurde das ganze Gut alarmiert, und ungefähr vierzig Menschen gingen auf die Suche. Sie fanden mich dann auch bald. Ich lag friedlich schlafend in meiner Getreidehocke, lächelte glücklich im Schlaf und hatte einen großen Blumenstrauß im Arm.

 

Das Ereignis meiner Kindheit, das auf mich den größten Eindruck gemacht hat, war der Brand der benachbarten Domäne Löbegallen. Mit der Familie des Domänenpächters Kröning waren meine Eltern befreundet und als der Opa zu der Brandstelle fuhr, nahm er mich mit. Der Weg nach Löbegallen ging durch die Schoreller Forst hindurch. Schon von weitem war die gewaltige Brandwolke zu sehen, die über dem Walde stand. Als wir ankamen, war nichts mehr zu retten, denn der größte Teil der Wirtschaftsgebäude stand in hellen Flammen. Gottlob traf diese Brandkatastrophe keinen Armen, denn der Eigentümer des Gutes war ja der Staat, und Löbegallen wurde schöner denn je aufgebaut. Das besondere Prunkstück des Wiederaufbaues war eine Hochfahrtscheune, damals das Modernste vom Modernen. Ich habe sie späterhin auch gesehen, und sie imponierte mir kleinem Jungen gewaltig.

 

Der erste Bindemäher rumpelte heim

Im Allgemeinen setzten sich allerdings landwirtschaftliche Neuerungen sehr langsam durch. Damals wurde bei uns probeweise der erste Bindemäher eingesetzt. Er hat sich nicht bewährt, weil er in den vielen Wasserfurchen, die man auf dem schweren Boden zur Entwässerung anlegen musste, zu oft stecken blieb. Ich habe noch heute das Bild vor Augen, wie der gewaltige Ratterkasten als geschlagener Krieger vom Felde heimkam. Hinter dem traurigen Zuge ging ein Arbeiter, der ein Rad nachrollte, das die Maschine auf diesem grimmig schweren Lehmboden verloren hatte.

 

Es wurde also, weiter alles Getreide mit der Hand aufgebunden, wie überhaupt die meisten Arbeiten mit Handgeräten, gemacht wurden. Deshalb gehörten natürlich zum Gut eine große Anzahl von Landarbeiterfamilien sowie eine Reihe unverheirateter Kutscher und Mägde. Das Verhältnis zwischen dem Gutsbesitzer und seinen  Arbeitern war sehr patriarchalisch und mitunter für unsere heutigen Begriffe etwas rau und derb. Andererseits waren die Menschen der damaligen Zeit doch ganz anders als wir es heute sind, sie waren einfacher, bescheidener und widerstandsfähiger.

 

Auf den ostpreußischen Gütern brauchte jedenfalls niemand zu hungern oder zu frieren, und jeder ostpreußische Landarbeiter konnte eine große Anzahl gesunder und kräftiger Kinder aufziehen, die alle, ordentliche Leute wurden. Das Treueverhältnis, das zwischen den meisten ostpreußischen Gutsbesitzern und ihren Hofleuten bestand, findet man heute wohl nur noch in den besten Betrieben Westdeutschlands.

 

Seite 10   Bücherschau

Studententum in Königsberg

Als ein Beiheft zum Jahrbuch der Albertus-Universität erschien im Holzner-Verlag in Würzburg, ein Überblick „Zur Geschichte des Königsberger Studentehtums", dessen Verfasser, der frühere Oberschulrat Emil Popp, das Gymnasium in Rastenburg besuchte.

 

Schon der Titel deutet auf die Art dieses Heftes hin. Der Verfasser will nicht mehr als einen Beitrag zu einer Geschichte geben. Er blickt auf die früheren Zeiten der Alma mater Albertina zurück und gewinnt so im Vergleich einen Maßstab für die Gegenwart. Bezieht er sich auch stets gewissenhaft auf die Vorautoren, wenn es um Tatsachen der Vergangenheit oder um Zitate geht, so kann sich der ehemalige Königsberger Student Emil Popp, noch heute Alter Herr der Königsberger Burschenschaft Germania, für die Zeit von 1900 ab auf eigene Eindrücke und auf Angaben mitlebender Zeitgenossen stützen, was seiner Darstellung eine ausgesprochen persönliche Farbe gibt. Da Popp mit den Bräuchen und mit den Ausdrücken der Studenten für die Zeit nach der Jahrhundertwende auf das nächste vertraut ist, erweckt er in seinen Worten das Bild einer heute schon versunkenen Epoche noch einmal zum Leben und ruft so für viele Erinnerungen herauf, die ihnen lieb sein werden. Neben machen gewiss nicht allgemein bekannten historischen Daten sind es gerade die persönlichen Züge dieser Schrift, die sie anziehend machen. Für denjenigen, der sich mit der Geschichte der Studenten in Königsberg selbst noch eingehender befassen will, hat Popp zuletzt dankenswerterweise ein gutes erstes Literaturverzeichnis beigegeben. K. H. K.

 

Margarete Buber-Neumann: Von Potsdam nach Moskau. Stationen eines Irrweges. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart. 500 Seiten, 16,80 DM.

Die Lebenserinnerungen Margarete Buber-Neumanns vermitteln, wie kaum ein anderes Werk unserer Tage, Einblicke in die düstere Welt des Kommunismus und seiner Mächtigen und Entmachteten. Die Tochter einer angesehenen Potsdamer Fabrikantenfamilie stieß von dem linksradikalen Flügel der Wandervogelbewegung nach dem Ersten Weltkrieg zu dem damals noch so jungen Kommunismus. Sie wurde zuerst die Schwiegertochter des weltberühmten jüdischen Forschers und Dichters Professor Martin Buber und später dann die Frau des von Stalin liquidierten langjährigen KPD-Führers Heinz Neumann. Sie erhielt einmalige Einblicke in das unterirdische Treiben der roten Weltverschwörer, sie begegnete wohl fast allen bekannteren Männern aus dem bolschewistischen Lager, war nacheinander KZ-Häftling bei Stalin und bei Hitler und durchlebte die große Ernüchterung. Man findet bei ihr hervorragende unwiderlegliche Charakterbilder eines Thälmann ebenso wie ein Wilhelm Pieck, eines Walter Ulbricht, der Mikojan, Molotow und aller anderen. Kafkascher Alptraum, in das wirkliche Leben übersetzt, wird hier greifbar. Jedem politisch Interessierten sei die Lektüre dieser Lebensgeschichte empfohlen. Man kommt von der Lektüre einfach nicht mehr los und bekommt viele ganz neue Einblicke in das, was der Kommunismus bedeutet hat und noch bedeutet.

 

David Shub: Lenin. Limes-Verlag, Wiesbaden, billige Volksausgabe 2,90 DM.

Zu einem Zeitpunkt, wo die Moskauer Politik den langjährigen Stalinkult mehr und mehr wieder durch eine verstärkte Vergötterung Wladimir Iljitsch Lenins ersetzt und den „Erzvater des Bolschewismus" und Begründer des Sowjetstaates als den einzig unfehlbaren, weisen und maßgebenden „Lehrer und Vater der Völker" herausstellt, hat die Neuherausgabe der Leninbiographie von David Shub in einer außerordentlich billigen, ungekürzten Gesamtausgabe größte Bedeutung. Das Werk ist schon vor Jahren bei uns und im Ausland mit Recht immer wieder als die aufschlussreichste, umfassendste Darstellung des Leninschen Lebens und Wirkens gewürdigt worden. Es wird wohl nicht ohne Grund behauptet, dass heimlich sich sogar führende Bolschewisten einen „Shub" sicherten, um hier den ganzen Lenin kennenzulernen. Unter Stalin und auch unter Chruschtschow gibt es in der Sowjetunion keine Leninbiographie, die nicht vorher zensiert und zusammengestrichen wurde. Man bietet in Russland nur einen „Wunsch-Lenin" und hütet sich, alle die wirklichen Äußerungen des großen Zynikers und skrupellosen Revolutionärs dem Publikum vorzusetzen. Shub hat nicht nur alle wichtigen Quellen der Sowjetseite genutzt, er war auch in der Lage, alle jene zu befragen, die Lenin lange vor der Revolution kannten. Dem politisch interessierten Deutschen kann dieses Werk große Dienste leisten. Es ist sehr geeignet, alle falschen Koexistenznebel restlos zu zerstreuen.

 

Seite 10   Blätter ostpreußischer Geschichte.

Der Friede von Wehlau

Von Dr. Fritz Gause

Foto: Nach einem Kupferstich von A. Masson 1683. Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preußen.

 

Foto: Nach einem zeitgenössischen Stich.

Am 18. Oktober 1663 leisteten die preußischen Stände im Hofe des Königsberger Schlosses dem Großen Kurfürsten den Huldigungseid als souveräner Herzog und erkannten ihn als „ihren alleinigen, wahren und unmittelbaren Oberherrn an. — Diese Huldigung war die erste wichtige Folgerung aus dem Vertrag von Wehlau; die zweite sollte die Königskrönung seines Sohnes Friedrich I. am 18. Januar 1701 werden.

 

In der Folge 27 vom 25. September 1953 des Ostpreußenblatts hat Professor Bruno Schumacher ausführlich geschildert, wie es zum Frieden von Wehlau gekommen ist. Heute, dreihundert Jahre nach jenem Friedensschluss, scheint es notwendig zu sein, den Inhalt des Vertrages und seine geschichtliche Bedeutung zu erläutern. Am 19. September 1657 einigten sich Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und König Johann Kasimir von Polen, vertreten durch ihre Unterhändler, unter Vermittlung des Gesandten Franz von Lisola, des Vertreters des Königs Leopold von Böhmen und Ungarn, über einen Frieden. Einige seiner Bestimmungen könnten noch heute vorbildlich für einen Frieden sein:

 

Alle Feindseligkeiten hören sofort auf. Kriegsentschädigungen werden nicht gezahlt. Das Privateigentum wird wiederhergestellt, wie es vor dem Kriege war. Die Kriegsgefangenen werden ohne Lösegeld entlassen, diejenigen ausgenommen, die in feindliche Dienste getreten sind und dort bleiben wollen. Es wird also niemand gegen seinen Willen „repatriiert“. Die besetzten Gebiete werden ohne Belästigung der Bewohner und ohne Schädigung ihres Eigentums geräumt. Der freie Handel zwischen den vertragschließenden Parteien wird wiederhergestellt. Land- Seezölle werden auf den Stand von vor dem Kriege gebracht und dürfen nur im Einvernehmen beider Parteien erhöht werden. Allen Polen, die dem Kurfürsten und seinen Offizieren irgendwelche Dienste geleistet haben, wird vom König verziehen; ihre Privilegien bleiben bestehen. („Kollaborateure“ werden also nicht bestraft) Vielleicht wären all diese Bedingungen nicht so eindeutig gewesen, wenn nicht dieser Vertrag zugleich ein Kriegsbündnis des Kurfürsten mit Polen gegen Schweden gewesen wäre. Deshalb wurde festgelegt mit wieviel Truppen sich der Kurfürst am Kriege beteiligen sollte.

 

Die wichtigsten Bestimmungen enthalten die Artikel 5 bis 9. Danach entbanden der König und die Republik Polen — im polnischen Ständestaat bildeten beide zusammen die Staatsgewalt — ausdrücklich alle Stände, Beamte und Untertanen des Herzogtums Preußen von dem Eide, den sie bisher Polen leisten mussten, und der Kurfürst erhielt dieses Herzogtum in den bisherigen Grenzen, das heißt also ohne das Ermland, jure supremi dominii,  mit der höchsten absoluten Gewalt zu voller Souveränität. Diese sollte auch allen seinen männlichen Erben zustehen. Nur für den unwahrscheinlichen Fall des Aussterbens der brandenburgischen Hohenzollern behielt sich der König die Wiederherstellung des Lehens vor, aber auch dann sollte er es nicht frei vergeben können, sondern es sollten die fränkischen Hohenzollern — die Linie Kulmbach-Ansbach — nachfolgen, diese allerdings in demselben Rechtsverhältnis, in dem Preußen vor dem Wehlauer Frieden zu Polen gestanden hatte. Für den Fall also des Aussterbens des Herrscherhauses mussten sich die preußischen Stände verpflichten, die Lehnshoheit der Krone Polen wieder anzuerkennen, und diese Verpflichtung mussten sie bei  jeder Huldigung, also beim Regierungsantritt jedes neuen Herrschers, vor polnischen Deputierten wiederholen. Man nannte das, einen Eventualeid. Auf ihn hat Polen erst dem Königreich Preußen gegenüber, also im Jahre 1701, verzichtet.

 

Am 3. Mai 1660 wurde der allgemeine Frieden zwischen Schweden einerseits, dem Kaiser, Polen und Brandenburg andrerseits in Oliva unterzeichnet, unter Vermittlung französischer Unterhändler. In ihm wurden die zwischen Schweden und Brandenburg geschlossenen Verträge von Königsberg, Marienburg und Labiau von beiden Seiten für null und nichtig erklärt, das heißt Schweden erkannte seinerseits die Souveränität des Kurfürsten in Preußen an.

 

Es war damals üblich, Friedensverträge unter internationale Garantie zu stellen. Für den Wehlauer Vertrag wollte man Ungarn, Dänemark und die Niederlande als Garantiemächte haben. Für den Olivaer Frieden übernahm König Ludwig XIV. von Frankreich die Garantie; er versprach, unter Umständen mit Waffengewalt für seine Aufrechterhaltung zu sorgen. Diese Erklärung gab er im Februar 1661 in Paris ab. Am 14. Juni unterzeichneten der französische und der brandenburgische Gesandte und ein polnischer Unterhändler in Warschau ein Protokoll, in dem sie bestätigten, die Garantieerklärung Ludwigs XIV. empfangen zu haben.

 

Bekanntlich hat der Kurfürst es schwer gehabt, die Anerkennung seiner Souveränität auch durch die preußischen Stände zu erreichen. Erst am 18. Oktober 1663 huldigten sie ihm auf dem Schlosshof zu Königsberg, und erst jetzt machte der Kurfürst von dem Recht eines Souveräns Gebrauch, Adelstitel zu verleihen. Der erste, der den preußischen Adel erhielt, war der kurfürstliche Sekretär Fabian Kalau. Er bekam den Namen Kalau vom Hofe. Der Kurfürst hatte ihn als einen geschickten und treuen Vertreter seiner Interessen in den zahlreichen Verhandlungen mit Schweden, Polen und den Ständen erprobt. Kalau hatte auch für ihn am 30. August 1658 in Warschau ein Diplom in Empfang genommen, in dem der König dem Kurfürsten die Souveränität in feierlicher Form bestätigte.

 

Der Wehlauer Vertrag ist immer, noch im 18. Jahrhundert, anerkannt gewesen, und er hat die Grundlage für das Rechtsverhältnis zwischen Polen und Preußen gebildet. Er ist nie widerrufen worden, und Frankreich hat es nie nötig gehabt, als Garantiemacht aufzutreten. Der Eventualeid ist nur einmal geleistet worden, nämlich als die preußischen Stände am 24. Mai  1690 dem Kurfürsten Friedrich III. huldigten. Mit der Entmachtung der Stände hatte der Eid ja sowieso jede politische Bedeutung verloren, und mit der Auflösung des polnischen Staates wurde er gänzlich gegenstandslos. Deshalb muss der Versuch der neuen polnischen Republik bei den Siegermächten in Versailles auf Grund der Tatsache, dass das preußische Königshaus zu regieren aufgehört hatte, Ansprüche auf Preußen nach den Bestimmungen des Wehlauer Vertrages zu erheben, bestenfalls als eine historische Kuriosität angesehen werden. Es hat auch 1945 niemand mehr daran gedacht.

 

Seite 10   Ruth im Birnbaum

Von Karl Herbert Kühn

Als ich damals, vor fünfzig Jahren, mit Ruth noch spielte (in Königsberg, in einem Garten bei einem Hause an der Friedrichstraße, und hinter dem Zaun exerzierten die Kronprinzer auf ihrem Herzogsacker), kletterte Ruth, flink und gewandt wie ein Luchs, auf jeden Baum und eines Tages auch auf den höchsten, der im Umkreis zu finden war, auf einen alten Birnbaum.

 

Ich stand etwas versonnen noch unten und entschloss mich nicht, ihrem Beispiel zu folgen. Ihre ermunternden Zurufe überhörte ich wohl. Aber Ruth, nicht faul, wollte mich schon „wecken“.

 

Plötzlich ging ein Hagel von Birnen auf mich nieder. Und wie ich erschrocken auf einmal in die Höhe sah, fiel mir doch richtig ein „Klapps Liebling" auf die Nase, so genau und so kräftig, dass ich sogleich in die Tasche nach meinem Taschentuch griff; denn ich spürte schon das Blut auf die Lippen tropfen.

 

Ruth, dort oben in den Ästen des Birnbaums schrie auf vor Vergnügen und lachte, dass sie kaum noch in den Ästen sich halten konnte. Ich besah mir das Taschentuch. Ja: ich spürte doch das Blut auf meinen Lippen, vorher warm und feucht. Doch nun stellte ich fest, es war nicht ein einziger roter Tropfen in dem Taschentuch zu finden. Es war nur der Saft aus der Birne gewesen, die mitten auf meiner Nase zerplatzt war . . .  _

 

Das war vor fünfzig Jahren. In Königsberg damals. Ich hatte den Vorfall schon längst vergessen. Eines Tages — vor zwei Wochen — komme ich doch einmal durch eins der Dörfer in der Nähe der Stadt, in der ich heute in den Weserbergen wohne.

 

Ein Landsmann spricht mich an, auf die Elchschaufel hin, die bei mir — wie bei ihm — in der Rockklappe steckt. Woher denn nun und wie. Er hört: ich bin aus Königsberg. „Ja", sagt er, „aus Königsberg! Ich kenne da eine Frau, deren Tochter hat einen jungen Mann hier aus diesem Dorfe geheiratet. Das heißt: der Vater dieses jungen Mannes ist ein Vertriebener wie wir. Die Frau hat viel, als sie hier bei der Hochzeit war, aus ihrer Jugend in Königsberg erzählt. Das kam mir alles so vertraut vor. Ich hab ja selbst mal zwei Jahre bei den Kronprinzern gedient“.

 

Und nun berichtete mir der Mann so dies und so das, was jene Frau aus Königsberg, damals bei der Hochzeit, bei der auch er mit dabei war, an lustigen Erlebnissen aus der Erinnerung hervorgeholt hatte. Und dann lachte er auf einmal so vergnügt vor sich hin.

 

„Aber wissen Sie", sagte er, „die lustigste Geschichte — ob sie wahr ist oder nicht —, die war doch die mit den Birnen, die sie einmal einem Jungen vom Birnbaum herunter auf den Kopf geworfen hat, und eine, die traf ihn doch so richtig und genau auf die Nase, dass er dachte, die war ab, die Nase …“

 

In diesem Augenblick wich mir auf einmal ein Schleier vor den Augen auseinander. Ich hörte nicht mehr hin, was mir der Landsmann noch berichtete. Ich unterbrach ihn, ich fragte ihn, ob er etwa auch wüsste oder doch es erfahren könnte, wo diese Frau, die damals die Birnen vom Baume warf, heute wohnte.

 

Er wusste es tatsächlich. So fand ich Ruth denn wieder. Ich hatte sie zum letzten Male vor zwanzig Jahren gesehen. Aber sind nun auch die Haare, auch die ihren, nicht mehr blond – ihre Augen sind noch blau und sind so hell noch wie einst, und es blitzt auch noch heute so unternehmend in ihnen, dass ich sicher bin, Ruth, käme es drauf an, kletterte noch heute in einen Birnbaum hinauf, und sie zögerte nicht, einem Träumer noch heute eine saftige Birne auf die Nase zu feuern. Nur: ich für meine Person, ich stelle mich auf keinen Fall in die Nähe eines Birnbaumes mehr, in dessen Ästen Ruth sitzt.

 

Seite 11   „Du musst kommen, ich warte auf Dich …“

Von Hansgeorg Buchholtz

Zeichnung: Erich Behrendt. Als die Mutter eingeschlafen war, saß sie vor der geöffneten Tür des kleinen Herdes, blies die Glut an und las. Der ganze Brief war rot von diesem Licht. Und sie las: „Du musst kommen, ich warte auf Dich“.

 

Das Paket war an einem Sonnabend vor Mutter Chmilewskis Augen ausgepackt worden. Es war aus Westdeutschland gekommen, hierher, nach der von den Polen besetzten Heimat. Sie hatten darum herumgestanden und mit staunenden Augen die Dinge betrachtet, die es enthielt.

 

Viele waren gekommen, das Glück der Alten mitzuerleben, auch die drei Enkelinnen und der alte Ochatz. Selbst das Fräulein war dabei. Es stand in der Türe ganz hinten. Es war bald dreißig Jahre alt. Aber sehr zart noch immer, die Augen beinahe froh und voll Hoffen, hier also etwas Seltsames und besonderer Schatz den Gefährten. Es sah über alle hinweg. Nicht das Paket, das den andern wie ein Füllhorn wundersamer Dinge erscheinen mochte, fesselte es. Es sah nachdenklich in das Gesicht der alten Frau und auf die liebkosenden Hände über diesem und jenem Gegenstand. Es hatte diese Frau immer nur als eine alte Frau gekannt. Auch als Wirtschafterin im Gutshaus bei den Eltern mochte sie nicht viel anders ausgesehen haben als heute. Ja auch als Kinderfrau war sie ihr, der Jüngsten, nur als ein gutes Weiblein mit grauen Haaren erschienen und stets mit solchen guten, liebkosenden, tröstenden Händen, schwielig von Arbeit und doch weich, blau geädert und breit, aber so gut, so unendlich gut. Heilend waren sie für kindlichen Schmerz, lindernd auch für großes Leid. „Dieter ist vermisst“. Die Hände streichelten. „Gedulde dich, Kind. Ich weiß, das Schicksal ist am schwersten, wenn es Hoffnung lässt, die nur noch ein Fünkchen ist in der Asche“.

 

Am Abend jenes Tages erschien die alte Chmilewski in der Kammer, in welcher Mutter und Tochter über den Ställen hausten und die einstmals von einem Jungknecht bewohnt worden war. Es pochte ganz leise an die Tür und in dem vertrauten Takt. „Mach auf, Margot", sagte die Mutter, „es ist einer von uns“. Da trat dann die Alte in den Raum. Sie legte behutsam etwas auf den Tisch, ein Medikamentenröhrchen, erkannte Margot, aus dem Paket, das die Verwandten geschickt hatten, Mutter und Tochter wehrten zugleich mit schneller Handbewegung und gutem Lächeln ab. „Aber nein. Das hast du doch nötiger, Alterchen, das war alles nur für Dich“. Die Chmilewski aber hob die Röhre wieder auf, ohne ein Wort, und berührte den Mund mit dem Finger. Ein kleiner Blitz huschte über die müden Augen. Sie drehte das Deckelchen auf, schüttelte zwei weiße Tabletten heraus, fuhr mit dem Finger hinein, und dann brachte sie sehr behutsam und über das ganze Gesicht lächelnd ein gefaltetes Röllchen feinen Papiers hervor. Sie rollte es auf und strich es mit einer zärtlichen Bewegung der alten Hände glatt. Dann legte sie den Finger noch einmal auf den Mund und ging mit einem fast feierlichen Kopfnicken wieder aus der Tür.

 

Da lag der Brief: Dieter Hauk, Essen, Rothweiler Straße 45. — An Fräulein Margot von Üchtritz, Neuhof, Allenstein-Land.

 

Liebe Margot! Fritz Ochatz, der Enkel von eurem alten Melker, ist mit einem Transport hier angekommen. Durch ihn habe ich in Erfahrung gebracht, dass Du noch in Neuhof lebst. Ich bin seit einem Jahr aus der Gefangenschaft zurück. Meine Suchmeldung ...

 

Aber Margot, „das Fräulein", wie einige alte Leute, die früher auf dem Gut gewesen waren, sie noch immer unter sich benannten, kam nicht weiter. Sie sank auf die Kiste neben dem Herd, die als Hocker diente und starrte ins Leere. Ein Vorhang war zur Seite gezogen. Es tat sich etwas auf wie Spiel auf eine Bühne. Aber sie selbst war die Heldin, und was da agiert wurde, war ihr Leben. Erinnerung? Sie hatte sich immer bemüht, das Erinnern zurückzuweisen, es hinabzustoßen unter das Jetzt, so zu tun, als sei das Grau dieser furchtbaren Gegenwart immer schon gewesen und die Kolchose, der Slawentrott des Tages vielleicht von Geburt an schon. Der Park war abgeholzt. Es hatte ihn nie gegeben. Das Haus des Kolchos, die Geschäftsräume, der Versammlungsraum, sie bestanden seit undenklichen Zeiten und nicht das Herrenhaus des Gutes. Das hatte ausgelöscht zu sein. Es hatte keine Margot von Üchtritz gegeben, die mit ihren Brüdern zur höheren Schule fuhr. Man war die Kolchosarbeiterin. Die Brüder waren im Kriege gefallen. Und das war gut so. Dieter, der Freund, mit dem man verlobt gewesen war, war vermisst. Man sprach nicht von ihm und überhaupt nicht von den Männern und dem Krieg, hinter dem das Früher lag. Aber jetzt hatte es sich aufgetan und ließ sich nicht abweisen.

 

Da war die große Linde, die sich heute noch wölbte, wo der Weg von den Insthäusern in die Felder abbog. „Ich komme wieder", sagte der Mann und küsste das junge Mädchen. Es war heller Mittag, Sommer, gelbe Kornschläge verloren sich in der Weite eines blauen Tages. Dies Bild stieg aus dem Brief und vieles, was danach kam, Beglückendes und Trauriges. Dann die Linde zum zweiten Male. Ein Winterbild: Schnee, Flockengeriesel, das die Ferne verschloss. Die dunstige Luft schwingend vom Dröhnen der sich nähernden Schlacht. Noch nah, in der Richtung, wo der Weg im Schneetreiben verging, die verklingenden Geräusche von Fahrzeugen, der abziehende Treck. Und Mutter fast ebenso klein und grau und zerbrechlich, wie sie da jetzt auf dem einzigen Stuhl des Raumes saß, lehnt am Stamm des Baumes: „Geh Kind, lauf ihnen nach. Ich kann nicht, ich bleibe. Hier bin ich geboren. Hier sind wir zu Hause. 300 Jahre leben wir hier. Geh Kind, lass mich! Sie sind noch nicht an der Chaussee, du holst sie ein. Was werden sie mir schon tun? Totschlagen? Nun gut!" Ja, was taten sie uns! Nicht daran denken! Nein, auch jetzt nicht. Es war gut, dass die Stimme der Mutter im Raum nun aufklang, eine matte, etwas heisere Stimme. Früher war sie hell gewesen, und sie konnte singen am Flügel im Saal und draußen im Park. Sie konnte auch herrisch sein und befehlen. Aber jetzt war sie ganz spröde und welk, so wie ihr Gesicht war, in dem der Mund fast keine Lippen mehr zeigte. „Was ist denn das?" fragte sie und versuchte zu erkennen, was auf dem Tische lag. „Ein Brief aus dem Paket", antwortete die Tochter matt, „es sind allgemeine Grüße von denen, die es gepackt haben“. „Dürfen die denn an uns schreiben?" fragte die Mutter ängstlich. Ihre Schultern fielen herab. Sie wurde noch schmaler und versank bis zum Kinn in der verschossenen Jacke, die einmal ein Soldatenrock gewesen sein mochte. „Weiß nicht", gab die Tochter zurück, „morgen lese ich dir daraus vor. Es ist zu dunkel. Ich kann ihn jetzt nicht lesen. Lass uns schlafen, Mutter“.

 

Aber als die Mutter eingeschlafen war, saß sie vor der geöffneten Tür des kleinen Herdes, blies die Glut an und las. Und der ganze Brief war rot von diesem Licht. Las: „Du musst kommen, ich warte auf Dich. Du musst kommen, sonst hole ich Dich“. „Wie er sich das dachte", sann sie in einer Mischung von Bitternis und Glück. Dieter, immer noch der alte Dieter! „Du lässt Dich ausweisen. Ich beantrage Deine Aufnahme hier. Du musst kommen. Wir sind verlobt. Wir heiraten. Man lässt Dich heraus. Glaube mir. Erkundige Dich, was ich noch tun kann. Ich bin nun wiedergekommen und warte auf Dich!"

 

Das Papier war rot von der Glut, und ihr Gesicht war rot und heiß wie im Fieber. Stunde um Stunde saß sie am Herd und las es immer wieder. Oder sie presste ihr Gesicht in den Brief. Manchmal schluchzte sie auch ganz leise, dass die Schlafende nicht davon wach würde. Tausend Gedanken und Bilder kreisten in ihr. Auch dem Schrecklichsten musste sie Raum geben: Der wilden Fratze des Mongolen, dem sie entlaufen war, dem Mutter sich entgegenwarf. Ach wie gut, dass sie ihm hatte entrinnen können. Sie war ganz taumelig. Ja, sie würde kommen, sie musste kommen. Alles wollte sie versuchen, um mit einem Transport nach dem Westen verschickt zu werden. Der alte Ochatz war für seinen Enkel bis nach Warschau gefahren, als es zu lange gedauert hatte. Auch sie würde nach Warschau fahren. Erschöpft schlief sie endlich gegen Morgen ein. Jedoch schrak sie bald aus ihrem von Traumbildern dünnen Schlaf wieder auf. Hatte nicht die Mutter gerufen? Da war die Stimme wie die Mutter gerufen? Da war die Stimme wieder. Es klang wie das Klagen eines Kindes: „Mich friert!" Schuldbetroffen und voll Scham neigte sie sich über das Lager. Sie hatte nicht auf die Mutter geachtet, die doch gewohnt war, mit der Tochter das Bett zu teilen und von ihrer Wärme zu zehren.

 

Sie wandte sich zum Herd zurück. Die Glut war tot. Auf dem Hof wurde schon zur Arbeit gepfiffen. Sie raffte das Kopftuch und fuhr sich ordnend über den Rock. „Mutter, ich kann die Suppe nicht mehr warm machen. Ich kann dir nicht mehr helfen. Ich sage, du seist krank“. „Der Aufseher wird schimpfen, wir sollten den Traktorenschuppen sauber machen, wir Alten hieß es gestern beim Appell. Die andern werden auch knurren Die Üchtritzen lässt uns im Stich, wird es heißen. Die Üchtritzen hat uns früher zur Arbeit angestellt. Aber jetzt drückt sie sich auf unsere Kosten“. Sie saß aufrecht auf der Lagerstatt, das dünne weiße Haar hing wirr um die eingefallenen Schläfen. War sie nicht mehr die Herrin auf ihrem Land, so mochte sie sich in die Rolle einer Vorarbeitern hineingedacht haben, wenn sie mit den übriggebliebenen einstigen Gutsarbeiterinnen Mist lud, Ställe reinigte, Böden scheuerte, die Üchtritzen! „Keine Sorge, Mutter, die tun es gerne für dich, und Genosse Chakrew …“ Sie lachte bitter.

 

„Es tut mir sehr leid, Mutter. Ich habe die Zeit verschlafen. Da treten sie schon an“. Sie lauschten einige Sekunden auf die Geräusche unten im Hof. Dann stürmte die Tochter davon. „Du hast noch nie verschlafen", nickte die Mutter hinter ihr drein. „Wie kommt das, bist du krank?" — Noch nie verschlafen. Die Tochter nahm es mit. Gewiss, noch niemals in all den Jahren. Nicht ein einziges Mal hatte sie die Mutter allein aufstehen lassen. Heute wusste sie nicht einmal, ob noch Wasser im Eimer für sie war. Nie musste die Mutter irgendetwas holen. Sie besorgte alles für sie. Alle Deutschen der Kolchose rühmten sie. „Üchtritzen, eure Tochter!" „Eure", sagten sie, nicht „Deine". Die Üchtritzen duzte man nicht. Aber wie gering war das doch, eine gute Tochter zu sein, wenn man eine Mutter hatte, die sich dem Mongolen entgegengeworfen wie die Glucke dem Habicht, dass sie ihm entkommen konnte. Wie gering! Und heute hatte sie verschlafen. Mutter musste heute zum ersten Male selbst an den Brunnen gehn und den Eimer schleppen, selbst Feuer anmachen oder ungesättigt in den Traktorenschuppen zu den andern schleichen. Und das würde sie sicherlich tun, die Üchtritzen!

 

Wenn sie sich zur Arbeit niederbeugte, knisterte der Brief zwischen ihren Brüsten. „Margitze!" schrie der Aufseher, er hatte sich ihre Namen nach seiner Zunge umgeformt, „du faules Mensch, du stinkendes Mensch, heute verdienst du nicht die Hälfte von deinem Futter!" Sonst hätte sie sich schnell gebeugt. Aber jetzt sah sie kalt durch ihn hindurch, auch, als er drohend ein paar Schritte näher kam und Flüche murmelte und seinen Stock hob. Der Brief knisterte leise. O Glück! Dieter lebte. Er wartete auf sie. Er würde diese Kreatur hier abtun wie einen elenden Köter. Ha, daran zu denken! Aber nun musste sie arbeiten, ein wenig schön tun, listig sein. Sie wollte ja fort.

 

Und dies Geschmeiß konnte hinderlich werden in der Mittagspause rührte sie in ihrem Napf herum, ohne einen Löffel zu essen. Sie würde also mit ihrem Manne einen Tisch besitzen, für den es weiße Tücher gab, vielleicht Damast wie zu Hause früher. Sie spann weiter an diesem köstlichen Faden. „Mensch, Margot", rief eine neben ihr, „iss doch. Es geht gleich wieder los. Deine Mutter ist nicht mehr krank. Die ist schon wieder im Schuppen“.

 

Mutter! Der Faden zerriss. Sie stellte den Napf jäh auf die Erde, dass der Inhalt in den Graben lief. „Margot, ich glaube, du bist krank", sagte die Nachbarin, „Mädchen, du siehst ja mit einem Male aus wie der Tod. Was hast du?" „Mutter", flüsterte die Tochter der Üchtritzen, aber es war kein Laut zu hören. Nur die weißen bebenden Lippen formten das Wort. Danach schleppte sie sich mit den andern zur Arbeit. Der Verwalter fand keinen Grund mehr, sie anzutreiben. Sie lag auf Knien und Ellbogen, die endlosen Reihen der Rüben zu verziehen, einem Tiere gleich, das die Peitsche fürchtet, und sah kaum auf. Nur die Erde sah sie und roch ihren Brodem. O, es war eine geliebte Erde, eine verfluchte Erde, mochte sie denken, wenn sie überhaupt noch dachte, die Erde der Üchtritzen, die Heimaterde, die alles verschlang, das Blut, die Ehre, und auch die Liebe.

 

Sie sah nur noch Bilder, mahnende, fordernde Bilder! Da stand Mutter an der Linde. Sie brauchte nur den Kopf zu drehen. Dort stand der Baum. Von allen Seiten des einstigen Gutsbezirks aus sah man ihn aufragen. Und Mutter sagte: „Das ist unsere Erde. Dreihundert Jahre haben wir hier gelebt. Geh Kind, du holst sie noch ein. Geh, ich bleibe!" Furchtbar war dies: „Geh!" furchtbar dies:“Ich bleibe!" Und Mutter würde auch jetzt bleiben. Kein Gedanke, dass sie gehen konnte. Die Mongolenfratze schwankte durch die zersplitterte Tür. Eine gelbe Pranke mit langen schmutzigen Nägeln langte nach ihr. Wilhelm, der Kutscher, ließ die Pistole fallen und kroch in den Kamin. Dann aber war die Mutter da. „Fort, Kind! Durchs Fenster!" Sie sprang, und die Mutter war geblieben...

 

Niemals würde man Mutter sagen dürfen, lass uns fortgehen von dieser Erde! — Geliebte Erde, furchtbare Erde! Wenn sie hätte denken können, würde sie so gedacht haben, während sie über sie hin kroch auf Knien und Ellenbogen und ihren Brodem einsog, der nach Moder roch, aber auch nach Keim und Frucht. Vergangenheit, Zukunft und lastende Gegenwart, alles war in ihr beschlossen. Nie durfte man den Versuch wagen, Mutter zu bewegen, diese Erde zu verlassen.

 

Sie griff in ihre Jacke, zog mit erdigen Händen den Brief hervor und barg ihn rasch und unbemerkt in ihrer Seitentasche. Dann riss sie Stück für Stückchen davon ab und presste es im Kriechen in die Erde, wie wenn man Samen legt. Manchmal rannen ihr Tränen über das Gesicht und tropften auf die braune Ackerkrume. Manchmal hielt sie inne und starrte mit abwesendem Blick über die grüne Fläche des unendlich scheinenden Feldes. Am Ende ihrer langen Reihe, als sie den jenseitigen Rand des Schlages nun doch erreicht hatte, sank sie zusammen, als sei ihr der Rücken durchgebrochen. Ihr Gesicht fiel zwischen die Schollen. Es war ein unbändiger Schmerz, der ihren Leib mit Schluchzen schüttelte und der sie in den Boden hinabzuziehen schien. Ihr war, als habe sie sich selbst hineingesät in dieses Erdreich. Wie eine leere Hülle lag sie da. Als der Aufseher pfiff, stand sie auf und ging mit einem unbewegten Gesicht an ihren neuen Platz.

 

„Du wolltest mir doch noch den Brief vorlesen", sagte die Mutter, als sie sich am Abend niederlegten.

 

„Ich habe ihn schon zurückgegeben", antwortete die Tochter.

 

Seite 11   Das Deutsche Vortragsamt in Bochum

Im Hause Huestraße 20 in Bochum befindet sich das Deutsche Vortragsamt. Dies ist der Name eines gemeinnützigen Vereins zur Förderung des kulturellen Vortragswesens in Deutschland, der die Bestrebungen zur Hebung der Volksbildung unterstützt. Bereits 1928 wurde diese Einrichtung gegründet. Während des nationalsozialistischen Regimes konnte das Amt seine Tätigkeit nicht ausüben; 1947 nahm es seine beratende und vermittelnde Arbeit wieder auf. Leiter des Amtes ist der 1. Vorsitzende Fritz Wortelmann; der Mitgliederkreis umfasst dreihundert Institutionen, darunter auch Vertriebenen-Gemeinschaften. In dem kürzlich erschienen Jahrbuch gibt ein Verzeichnis darüber Auskunft, welche Wissenschaftler und Schriftsteller sich für Vorträge zur Verfügung gestellt haben. Unter ihnen befinden sich achtundzwanzig Vortragende aus den deutschen Ostgebieten. Erwähnt seien besonders der Kunsthistoriker Professor Dr. Günther Grundmann, die Schriftsteller Ottfried Graf Finckenstein, Willy Kramp, und Freiherr von Ungern-Sternberg, der Lichtbildner Otto Storck sowie der Wuppertaler Zoodirektor Dr. R. Müller, der früher neben Dr. Thienemann  jun. Direktor des Königsberger Tiergartens war.

 

Seite 12   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat"

 

Ostpreußenabend am 9. September

Infolge des Todes des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Professor Dr. Otto Suhr, wurde der für den 2. September vorgesehene Ostpreußenabend verschoben. Er wird am 9. September, um 20 Uhr, in der Hermann-Ehlers-Schule in Berlin-Steglitz, Elisenstraße 3 - 4, stattfinden. Es sprechen: Bezirksbürgermeister Dr. von Hansemann. Dr. Matthee, Vorsitzender der L.O., Landesgruppe Berlin. Regierungspräsident a. D. Dr. v. Bahrfeldt. — Fahrtverbindung: Bus A 17, 32 und 33 bis Albrechtstraße/Ringstraße. Eintritt frei.

 

Veranstaltungen am Tage der Heimat

Sonnabend, 7. September, 20.30 Uhr: Fackelzug und Kranzniederlegung am Mahnmal der Vertriebenen auf dem Reichskanzlerplatz.

 

Sonntag, 8. September auf der Waldbühne: 8.30 Uhr Evangelischer Gottesdienst, 8.30 Uhr Katholischer Gottesdienst — 10 Uhr Feierstunde. Sprechen werden: Staatssekretär im Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, Dr. Paul Nahm; der Präsident des Abgeordnetenhauses Willy Brandt; Dr. Otto Ulitz, Mitglied des Präsidiums des Verbandes der Landsmannschaften

 

Sommergarten am Funkturm: 15 Uhr .“Zwei Stunden froh und heiter": Trachtentänze, Mundartliche Vorträge, Gesang aus deutschen Landschaften. Mitwirken werden: Eine Siebenbürger Trachtengruppe, die Trachtengruppe des Schlesiervereins „Rübezahl", eine niederschlesische Volkstrachtengruppe, „Eghalanda Gmoi z' Berlin" (Egerländer Gemeinde zu Berlin), eine oberschlesische Volkstrachtengruppe, die Trachtengruppe des Vereins der Pfälzer in Berlin 1910 e. V., der bayerische Gebirgstrachten-Erhaltungsverein/D'Trauntaler, die Trachtengruppe der DJO.

 

Es spielt das Trachtenorchester Paul Rücker. Weitere Mitwirkende: Ingeborg Poßberg, Konrad Thoms, Kurt Maibaum, Geschwister Zuhr. Ansage Erik von Loewis.

 

Ostpreußische Landschaftsbilder im Fernsehen

Sender Freies Berlin. Im Deutschen Fernsehen werden am Freitag, 6. September, um 20.25 Uhr, Zum „Tag der Heimat" Städte- und Landschaftsbilder aus den deutschen Ostgebieten — auch aus Ost- und Westpreußen — gezeigt werden.

 

Die Ausstellung Baukunst des deutschen Ostens nach 1900, die von der Künstlergilde Eßlingen im Haus am Lützowplatz 9, veranstaltet wird, ist bis zum 15. September geöffnet.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.

 

Eckernförde. Mitglieder der Gruppe und Gäste unternahmen mit zwei Bussen einen Ausflug nach Nordschleswig in das dänische Staatsgebiet. Die Fahrt führte an den Düppeler Schanzen und Schloß Gravenstein vorbei nach Sonderburg, wo die vorbildlich eingerichtete Sportschule und das im Schloß untergebrachte heimatkundliche Museum besichtigt wurden.

 

Mölln. Sonnabend, 21. September, 20 Uhr, Mitgliederversammlung mit Film-Vorführung (Land unter dem Kreuz) im „Colosseum".

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86. Telefon 45 25 41/42: Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Billstedt: Montag, 9. September, 20 Uhr, Zusammenkunft im Lokal Kämpen, Billstedter Hauptstr. Nr. 95. Der Vorsitzende der Landesgruppe, Landsmann Hans Kuntze, gibt einen Bericht zur politischen Lage. Anschließend geselliges Beisammensein.

 

Elbgemeinden: Sonnabend, 14. September, 19.30 Uhr, in der Johannesburg, Blankenese, Elbchaussee Nr. 566. Die Deutsche Bundesbahn zeigt neue Reisefilme, dazu interessantes Beiprogramm. Anschließend geselliges Beisammensein. Gäste herzlich willkommen

 

Eimsbüttel: Sonnabend, 14. September, 19.30 Uhr, im Heusshof, Hamburg 19, Fruchtallee 136 a. Lichtbildervortrag „Masuren". Anschließend geselliges Beisammensein. Gäste und Freunde herzlich willkommen.

 

Wandsbek: Mittwoch, 18. September, 20 Uhr, im Bezirkslokal Lackemann, Wandsbek, Hinterm Stern Nr. 4, nächste Zusammenkunft.

 

Kreisgruppenversammlungen

Treuburg: Sonnabend, 14. September, ab 19 Uhr, bei Steenbuck, Hamburg 13, Beim Schlump 29, nächste Zusammenkunft.

 

Gerdauen: Sonnabend, 14. September, 19.30 Uhr, im Heusshof, Hamburg 19, Fruchtallee 136 a. Lichtbildervortrag „Masuren". Anschließend geselliges Beisammensein. Gäste und Freunde herzlich willkommen.

 

Sonderfahrt zum Haupttreffen der Memelkreise in Mannheim

Die Memellandgruppe Hamburg führt zu dem Treffen der Memelländer in Mannheim am 21./22. September eine Gemeinschaftsfahrt mit der Bundesbahn in reservierten Abteilen durch. Der normale Fahrpreis von 74 DM ermäßigt sich bei einer Teilnehmerzahl ab 10 Personen um 33 ½ Prozent auf 63 DM einschließlich D-Zug-Zuschlag, ab 25 Personen um 50 Prozent auf 48 DM einschließlich D-Zug-Zuschlag — Abfahrt von Hamburg-Altona: Freitag, 20. September, 22.05 Uhr: Ankunft in Mannheim: Sonnabend, 21. September, 7.17 Uhr: Rückfahrt von Mannheim: Sonntag, 22. September, 23 06: Ankunft In Hamburg-Hbf.: Montag, 23. September, 7.13 Uhr. — Anmeldungen nimmt ab sofort das Reisebüro Gebr. Schnieder, Hauptbüro Dammtorbahnhof. Nebenstellen: Bahnhof Altona und Blankenese, Bahnhofsplatz 14, entgegen. Anmeldeschluss: 10. September. Um rechtzeitige Anmeldung möglichst mit einer Anzahlung wird im eigenen Interesse gebeten.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag, um 16 Uhr, im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Hof. — Jugendgruppe: Neuer Termin wird noch bekanntgegeben.

 

Eimsbüttel-Eppendorf: Jugendgruppe: Statt Heimabend am Mittwoch, 11. September, Tanzen für Anfänger von 18 bis 19.30 Uhr, im Heim der offenen Tür, Hamburg 13, Bundesstraße 101.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr, in der Schule Ratsmühlendamm, außer Montag, 30. September.

 

Wandsbek: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage am Mittwoch — nächste Zusammenkunft am 11. September, 19.30 Uhr, in der Schule Bovestraße.

 

Junge Spielschar Ostpreußen

Musischer Kreis: Jeden Dienstag ab 19.30 Uhr im Heim Lothringer Straße. — Tanzkreis: Alle vierzehn Tage am Donnerstag ab 19.30 Uhr, nächstes Treffen am 19. September, im Heim Winterhuder Weg 11. — Heimabend: Alle vierzehn Tage am Donnerstag ab 19.30 Uhr, im Heim Winterhuder Weg Nr. 11, Zimmer 207, nächstes Treffen am 12. September.

 

BREMEN

Vorsitzender der Landesgruppe Bremen: Rechtsanwalt und Notar Dr. Prengel, Bremen, Sögestraße 46.

 

Zusammenkünfte der Jugendgruppen

Bis einschließlich 12. September treffen sich die Jugendgruppen der Landsmannschaft im Berufsschul-Bildungs-Zentrum Block C, Raum 014, und zwar von 17 bis 18.30 Uhr die Kindergruppe, und von 19.30 bis 21 Uhr die Jugendgruppe. — Hinweise auf das Stiftungsfest am 14. September, um 20 Uhr, im Borgfelder Landhaus: Vorverkauf in den Geschäftsstellen des BvD und VdL. Eintrittspreis 1,50 DM. Bei den Geschäftsstellen können bis zum 10. September Tombolaspenden abgegeben werden. Der Erlös der Tombola ist für die Kinderweihnachtsfeier gedacht. Ein großes Programm wird für gute Unterhaltung sorgen. Mitwirken werden: Heinz Wald. Kurt Boy und Elsa Boy, die Lieder zur Laute singen, die Jugendgruppe der Landsmannschaft und andere. Außer den fahrplanmäßigen Bussen stehen um 2 Uhr und bei Bedarf um 3.30 Uhr Sonderbusse für die Rückfahrt bereit. Gäste sind herzlich eingeladen.

 

Bremen-Nord. Talentierte Landsleute, die von der frohen Stimmung beflügelt, zur Unterhaltung beitrugen, steigerten den sommerlichen Heimatabend in der Gaststätte „Zur Waldschmiede" Beckedorf zu einem lebhaften Fest. Eine freudige Überraschung bereitete das Erscheinen von zwanzig Ostpreußen, die die Uniform der Bundeswehr trugen. Der Vorsitzende, Horst Rusch, erläuterte den Sinn der Heimatabende, die vornehmlich der Erhaltung heimatlichen Kulturgutes dienen sollen.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26. Telefon 2 47 01; Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21. Postscheckkonto: Hannover 1238 00.

 

Oldenburg. Alle Landsleute aus den Kreisen Memel, Heydekrug und Pogeeen werden sich am Freitag, 13. September, um 20 Uhr, im Lokal Mohrmann (Zum schwarzen Roß), Cloppmburger Straße Nr. 135 (Nähe Umgehungsstraße), zum Jahrestreffen mit Wahl versammeln. Landsmann Schmidt, der erst kürzlich aus der Heimat gekommen ist, wird erzählen, wie es jetzt dort aussieht. Er wird auch zur Bereicherung des Abends durch Lautenlieder beitragen. Es wird um regen Besuch gebeten. Bitte dies allen Landsleuten weitersagen!

 

Sulingen. Der Wetteigott meinte es gar nicht gut mit den kleinen Ostpreußenkindern, die sich am Sonntag, dem 25. August, zum Kinderfest in dem freundlichen Gasthaus am Rande der Stadt eingefunden hatten. Der Leiter der landsmannschaftlichen Gruppe, F. Schmidt, begrüßte hier mehr als vierzig Kinder, und er äußerte seine besondere Freude darüber, dass Konrektor Herrmann aus Osterholz-Scharmbeck mit seiner Tochter gekommen war, um diesen Tag in Sulingen zu gestalten. Der Tisch war mit Schokolade und Kuchen reichlich gedeckt. Für die Musik sorgten die jungen Gäste selbst mit viel Schlagzeug (Tassen, Untertassen, Teelöffel, Händeklatschen und lustigen Sing-Sang). Und so kam bald eine lebhafte Unterhaltung auf. Bei den Gemeinschaftsspielen war entschieden das Scheuerlappenturnier der Höhepunkt. Bei vielseitigen Fragespielen konnten die Kinder begehrte Preise gewinnen. Erfreulich war das große Interesse der Zehn- bis Vierzehnjährigen an den vielen Heimatbüchern. Mit bunten Luftballons zog gegen 19 Uhr die junge Schar — nachdem sie sich bei Onkel und Tante Herrmann artig bedankt hatte. — Auch der Abend hatte eine besondere Note durch die Mitwirkung von Landsmann Herrmann und seiner Tochter! Sie trugen sehr eindrucksvoll lustige Heimatlieder aus dem südlichen Ostpreußen und eigene Kompositionen vor, wie „Abends im Kämmerlein" — ein Lied, das eine junge Ostpreußin im KZ gedichtet und Landsmann Herrmann vertont hat — ferner „Eine kleine Sonne" und „Freund, nun lass den Mut nicht sinken". Rezitationen in ostpreußischer Mundart von, Landsmann Lenz, fanden ebenfalls großen Beifall. Zum Ausklang wies Konrektor Herrmann auf die Bedeutung der Jugendarbeit hin und schloss mit der Mahnung: „Lasst auch die Fremde zur Heimat — aber niemals die Heimat zur Fremde werden!" Mit dem herzlichsten Dank für den besinnlich ausgestalteten Abend an Landsmann Herrmann und seine Tochter gingen die Landsleute nach dem Absingen des Ostpreußenliedes und „Kein' schöner Land . . .“ auseinander.

 

Fallingbostel. Nächste Zusammenkunft der Landsmannschaft Ordensland, Dienstag, 10. September, 20 Uhr, im Bahnhofshotel. Bei einem heimatliehen Rätselspiel werden schöne Preise zu gewinnen sein. Die Jugend sowie Gäste sind herzlich eingeladen.

 

Hannover. Am 13. Oktober, 16 Uhr, in der Mensa der Tierärztlichen Hochschule. Treffen der Kreisgruppe Lyck (Einladung ergeht noch).

 

Salzgitter-Nord. Alle elf Landsmannschaften des Stadtgebietes, mithin auch die Kreisgruppe, werden sich am Tag der Heimat beteiligen. Die Kundgebung wird am 22. September in Salzgitter-Gebhardshagen, bei schönem Wetter vor, bei schlechtem Wetter in der „Glück-Auf-Halle" stattfinden. Beginn 14.30 Uhr; Verteilung der Festschleifen und Programme durch Landsmann Lindenau. Das von dem Vorsitzenden G. Staff zusammengestellte Programm weist vorwiegend ostpreußische Themen auf. Weiteres ist aus den Tageszeitungen zu ersehen. Der gesellige Teil wird sich in der Halle abspielen. Der Vorstand bittet alle Landsleute, zum Tag der Heimat nach Gebhardshagen zu kommen. — Dichterlesung von Fritz Kudnig, am Freitag, 11. Oktober, 20 Uhr, im Musiksaal der Schule Am Ostertal; Eintritt frei. — Die mit einem Lichtbildervortrag verbundene Massenveranstaltung in der Bahnhofsgaststätte war gut besucht. — Die DJO — Jugendgruppe „Ordensland" ist im September für die Ausschmückung der Schautafel im Vorraum des Jugendheimes Lebenstedt verantwortlich.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14.

 

Düsseldorf. Am Sonnabend, dem 21. September, dem Vorabend des Tages der Heimat, wird ein großes Gemeinschaftskonzert unter Mitwirkung des Ostpreußenchors im Robert-Schumann-Saal veranstaltet werden. Eintritt mit Programm 1,-- DM: Vorverkauf wie üblich. — Die Feierstunde am Tag der Heimat, Sonntag, den 22. September, wird um 10 Uhr, im Eisstadion, Brahmsstraße, beginnen. (Linien 6 und 8). — Aus Anlass des hundertsten Geburtstages von Hermann Sudermann ist ein ostpreußischer Dichterabend für Montag, den 30. September, 20 Uhr, im Saal der „Brücke" geplant (Straßenbahnlinien 1, 3, 6, 15, 18). Unkostenbeitrag 0,30 DM. — Ab 1. September hat Landsmann Georg Buik (Düsseldorf-Holthausen, Adolf-Clarenbach-Straße 25) die Tätigkeit als Geschäftsführer aufgenommen; er wird einen Telefonanschluss erhalten. — Die Einziehung der Beiträge wird ab 1. Oktober grundsätzlich durch die Kassierer erfolgen. Die Landsleute können ihre Beiträge auch durch Postscheck oder Zahlkarte an den Hauptkassierer Hugo Flack, Düsseldorf, Remscheider Straße 18, Postscheck-Konto Essen Nr. 4505, überweisen. — Frau Schadt wurde in den Vorstand gewählt. — Das Erntedankfest wird im Oktober gefeiert werden.

 

Essen. Monatsversammlung der Bezirksgruppen Essen-Borbeck und Essen-West am 7. September im Lokal „Dechenschenke", Essen-West, Dechenstraße 12, 20 Uhr.

 

Essen. Die Jugendgruppe „Königsberg i. Pr“. (DJO) in Essen-Rüttenscheid bestand am 4. September ein Jahr. Auf gemeinsamen Fahrten und Gruppenabenden festigte sich der kameradschaftliche Geist. Alle ostpreußischen Mädel und Jungen werden aufgerufen, sich dieser Gemeinschaft anzuschließen. Ihr Bereich dehnt sich auf Bredeney, Stadtwall, Rüttenscheid, Essen-Süd, Holsterhausen, Margarethenhöhe und auf den südlichen Teil von Stadtmitte aus. Die Gruppe trifft sich jeden Dienstag, 19.30 Uhr, im Filmraum (Kellergeschoss) der Gerswida-Schule (Nähe Rüttenscheider Brücke und Verlag Girardet). — Nächster Gruppenabend Dienstag, 10. September, 19.30 Uhr. — Am Freitag, 13. September, 20 Uhr, wird Dr. Gause in der Gaststätte „Marquis" (Ecke Anna-Alma-Straße, Straßenbahnhaltestelle Witteringstraße) einen Vortrag über die Geschichte von Ostpreußen halten. Die Jugendgruppe wird an diesem Abend teilnehmen. — Weitere Auskunft erteilen Christian Charitius, Essen-Stadtwall, Rüstermark 65 und Norbert Sawitza, Essen-Holsterhausen, Demrath-Kamp 2, pt. links.

 

Essen/Memelkreise. Heimatabend am 8. September, 16 Uhr, in der „Dechenschenke", Dechenstraße. Essen-West (Haltestelle Helenenstraße). Vortrag: Sitten und Gebräuche um Michaeli und Martini. Bericht des ausgesiedelten Landsmannes Hermann Laub, aus Pagrienen über die Zustände in der Heimat. — Anschließend Unterhaltung und Tanz.

 

Wuppertal-Barmen. Wie im Vorjahre wird die Gruppe am Tage der Heimat, am 22. September, um 9 und 21 Uhr, ein Turmblasen vom Elberfelder Rathausturm veranstalten. Die Zeit von 9 Uhr, ist gewählt, weil um 11 Uhr die Feier im Thalia-Theater beginnt. Wir bitten unsere Landsleute, recht zahlreich an den Veranstaltungen teilzunehmen. Plaketten zum Preise von 0,50 DM sind bei allen Vorstandsmitgliedern und in dem Zigarrengeschäft von Krüger und Oberbeck im Schwebebahnhof Döppersberg zu erhalten. Wir bitten die Plaketten durch die Landsmannschaft zu beziehen, da sie für deren Verkauf verantwortlich ist und nicht verkaufte Plaketten bezahlen muss. – A, 28- September, 20 Uhr, in der Gilde Gedenkfeier für Hermann Sudermann durch die Memellandgruppe.

 

Warendorf. Mittwoch, 11. September, 15 Uhr, Kaffeestunde der Frauengruppe bei Porten-Levc, Freckenhorster Straße.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München. Geschäftsstelle: München 23, Trautenwolfstraße 5/0. Telefon 33 85 60. Postscheckkonto München 213 96.

 

Wochenendschulungen der DJO

Für das zweite Halbjahr 1957 sind folgende Lehrgänge zur Jugendarbeit geplant:

 

Für Oberbayern auf der Jugendburg Schwaneck vom 14. bis 15. September, Leitung Gerd Nieckau. – Für Mittelfranken auf der Burg Wernfels bei Spalt (schlecht lesbar) vom 21. Bis 22. September (Hubertus Lietz). – Für Unterfranken in der Jugendherberge Würzburg vom 28. bis 29. September (Hubertus Lietz). - Für die Jungenschaft Südbayerns auf der Jugendburg Schwaneck vom 28. bis 29. September (Gerd Nieckau) – Für Schwaben in der Jugendherberge Augsburg vom 5. bis 6. Oktober (Gerd Nieckau). – Für Niederbayern und Oberpfalz in der Jugendherberge Regensburg vom 5. bis 6. Oktober (Hubertus Lietz). – Für Oberfranken in der Jugendherberge Kulmbach vom 12. bis 13. Oktober (Hubertus Lietz).

 

Diese Wochenendschulungen wird eine ganz besondere Bedeutung beigemessen. Sie sind der Grundstein zu einer Jugendarbeit, an der es noch vielfach mangelt. Landsmannschaftliche Gruppen ohne Jugendgruppen werden gebeten, einen Jugendvertreter auszusuchen und zu entsenden. Es muss unbedingt erreicht werden, dass jede Gruppe entweder einen geeignet erscheinenden Jugendlichen oder einen Landsmann, der die Jugendarbeit übernehmen kann, entsendet. Anmeldungen sind bis spätestens vierzehn Tage vor Schulungsbeginn an den mit der Durchführung beauftragten Jugendleiter zu richten. Die Anschriften der Jugendleiter: Gerd Nieckau, München-Obermenzing, Ortolfstraße 13a; Hubertus Lietz, Nürnberg, Rollmerstraße 43.

 

München Nord/Süd. Bei der letzten Versammlung ehrte der Landesvorsitzende, Rechtsanwalt Thieler, die Landsleute Frau Wank, Frau Gorgs, Frl. Thienert und Heinz Kuhn wegen ihrer Verdienste. Landsmann Neumann, Augsburg hielt einen Lichtbildervortrag über das nördliche Ostpreußen. — Nächste Veranstaltungen: Sonntag den 8. September, 19 Uhr: Filmabend im Studentenheim, Kaulbachstraße 20. — Sonnabend, den 5. Oktober, 20 Uhr: Erntedankfest, Max-Emanuel-Brauerei, Adalbertstraße 33.

 

Lindau. Eine Gruppe von Landsleuten unternahm einen Ausflug in die Schweiz. In St. Gallen wurde die berühmte Stiftskirche besichtigt. Dann ging die Fahrt ins Appenzeller Land bis zur Schwägalp am Fuß des Säntis und weiter über Nesslau, Alt- und Neu-Johann nach Unterwasser. Die Fahrtteilnehmer kamen an den Berggruppen Säntis', Cburfirsten, Altmann, Schafsberg, Drei Schwestern, vorbei. Besichtigt wurden auch das Alte Schloß Werdenberg und die Hauptstadt des Fürstentums Lichtenstein, Vaduz. Durch das schöne Rheintal bis nach St. Margarethen und von hier über Bregenz ging die Reise nach Lindau zurück.

 

Hof. Nach dem Abstand von zwei Jahren fand im Juni wieder eine Hauptversammlung statt. Über die inzwischen geleistete Arbeit gab der Vorsitzende, Studienrat Bergner, einen Überblick, wobei er auf den Rundbrief verwies, den jedes Mitglied erhalten hatte. Es erfolgte dann eine Neuwahl des Vorstandes für die nächsten zwei Jahre, die der Bezirksvorsitzende Dehn de Resée leitete. Er hob die beispielhafte Umsicht und das Können von Studienrat Bergner hervor, dem die Gruppe in Hof alles zu verdanken habe. In den Vorstand wurden gewählt: 1. Vorsitzender, Studienrat Bergner; 2. Vorsitzender, Wenker; 1. und 2. Kulturwart, Carl Hübner und Frau Parczany; 1. und 2. Schriftführer, Kurt Fischer und Frau Biel; 1. und 2. Kassierer, Frau Kahnwald und Grischas. Außerdem wurde wieder ein „Technischer Ausschuss" für Veranstaltungen gewählt.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Treffen des Regierungsbezirkes Allenstein

Am 22. September wird in Stuttgart-Feuerbach, im Freizeitheim, ein Treffen der ostpreußischen Heimatkreise stattfinden, die zu dem Regierungsbezirk Allenstein gehören. Die in Stuttgart und Umgebung wohnenden Landsleute werden gebeten, ebenfalls an diesem Treffen teilzunehmen, um durch ihr Erscheinen den Zusammenhalt, der Ostpreußen, zu bekunden. Das Programm des Treffens wird an anderer Stelle dieser Folge bekanntgegeben. Es ist unmittelbar unter dem Terminkalender für die Heimattreffen zu finden.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D., Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3. Postscheckkonto 15 75 Frankfurt am Main.

 

Trier. Am 22. September werden sich die Landsleute im Anschluss an die, um 11 Uhr, beginnende gemeinsame Kundgebung zum Tage der deutschen Heimat im Brunnenhof zum geselligen Beisammensein bei unserem Landsmann Jach in Blesius Garten/Olewig treffen. Außer dem fahrplanmäßigen O-Bus wird noch ein Sonderomnibus zur Fahrt von der Kundgebung nach Olewig zur Verfügung stehen. Dort erwartet die Teilnehmer ein Mittagessen, das von der Frauengruppe ausgeschenkt wird (Erbsen mit Speck aus der Feldküche, je Teller 0,80 DM)

 

Seite 12   Vor dem Sarge Hindenburgs in Marburg

Bei der Kranzniederlegung am Sarge Hindenburgs in der Elisabethkirche zu Marburg durch ehemalige Realgymnasiasten und Luisenschülerinnen aus Stallupönen am 18. August, hielt Pfarrer Otto Leitner die folgende Ansprache:

 

Liebe Freunde!

Im Jahre 1942 stand ich zum letzten Male am Tannenbergdenkmal. Ich war dort mit baltischen Diakonissen, welche schon damals keine Heimat mehr hatten. Wenn wir auch schon die Schwere unserer Zukunft spürten: Das aber haben wir nicht geahnt, dass Ostpreußen einmal in der Elisabethkirche an diesen Sarkophagen würden stehen müssen.

 

Denn eigentlich müssten wir statt durch Marburgs malerische Gassen heute über den Marktplatz von Hohenstein gehen, zum Städtchen hinaus auf gemächlich steigender Straße, bis in der weiten Ebene die wuchtigen Türme des Denkmals und Mahnmals uns grüßen und sein Ehrenhof unter dem hochragenden Kreuz uns still und ehrfürchtig macht.

 

Das Denkmal Ist gesprengt und seine Mauern sind zerrissen, so wie wir versprengt und aus den vielfältigen Bindungen heimatlichen Lebens gerissen sind. In letzter Minute konnten diese Särge geborgen werden und haben nach langer Irrfahrt in einer Zelt, die nicht einmal die Toten ruhen ließ, hier ihre würdige Stätte gefunden.

 

Wir legen die Hand an diesen Stein und fassen damit ein Stück Heimat an. Über diese Särge wölbte sich einst der Himmel unseres ostpreußischen Landes, und die hellen Sterne der Augustnächte leuchteten darüber. Was dieser Stein birgt, ist die letzte Hülle eines Mannes, von dem wir Ostpreußen getrost sagen können: er war unser! Zweimal hat er uns die Heimat gerettet und geschirmt, wie der Hüter des Tales, den Hans Thoma gemalt hat. Ein drittes Mal, als es am schwersten über uns kam, konnte er es nicht mehr. Wir sind überzeugt, dass vieles anders gekommen wäre, wenn ihm vielleicht noch zehn Jahre gesunden Lebens zugemessen worden wären. Wir stünden heute nicht hier.

 

In einer Zeit, die aus den Fugen zu gehen drohte, fragte er nicht nach den Rechten des wohlerworbenen Ruhestandes. Er fragte nach der Pflicht. Er fragte nach dem moralischem Gesetz, von welchem Immanuel Kant an der Albertina lehrte, die gestern, am 17. August 1544 gegründet, ihren Stiftungstag hatte. „Für die Parteien nichts — für das Vaterland beide Hände“. So trat er seine Reichspräsidentschaft an und hat dem Lande mehr gegeben als seine Hände. Er gab dem Vaterlande sein Herz.

 

Auf seinem Nachttisch lag nicht nur in der letzten schweren Krankheitszeit das Neue Testament. Es lag immer griffbereit da, wie bei Bismarck die Losungen der Herrnhuter Brüdergemeinde. Aus diesen Tiefen göttlichen Wortes, die wir flüchtigen Menschen nur schwer ausloten können, wuchs und wurde Paul von Beneckendorff und von Hindenburg zusammen mit der Gefährtin seines großen und verantwortungsschweren Lebens.

 

Solange noch ein ostpreußischer Mensch lebt und seine Heimat nicht vergisst, wird man auch sagen was er für uns getan hat.

 

Seite 12   Der Deutsche Tag in Detroit

Steigende Beteiligung — 21000 Besucher

Foto: Eine Gruppe von Landsleuten auf dem Deutschen Tag in Detroit. Von links nach rechts stehend: Otto A. Grigoleit (Tilsit); Hans Schulz (Königsberg; Franz Kledtke (Danzig); Frau Käthe Kledtke (Danzig; Richard Meller (Mülsen); Frau Irmela Meller, geb. Hinz (Heilsberg); Edelhard Cilsik (Königsberg); Max Kirstein, Präsident des deutsch-amerikanischen Schützenvereins (Goldap); Wolfgang Konietzko (Ludwigsort); Mathias Joerke (Fürstenau). Untere Reihe sitzend von links nach rechts: Frau Ellen Konietzko (Königsberg); Sohn, Stuart Konietzko; Iris Meller; Sohn, Norbert Konietzko; Frau Friedel Jorke (Fürstenau).

 

Am 11. August veranstaltete das Deutsch-Amerikanische Kulturzentrum in Detroit, im Swiss-Vailey-Park, einen „Deutschen Tag", an dem 21 000 Personen teilnahmen. Diese hohe Teilnehmerzahl war bisher nicht erreicht worden, und der starke Besuch spricht dafür, dass der Zusammenhalt der deutschstämmigen Amerikaner sich von Jahr zu Jahr steigert. In seiner Begrüßungsansprache betonte der Präsident des Deutsch-Amerikanischen Kulturzentrums, Joseph Linden, dass die Anwesenden sich glücklich schätzten, als Angehörige eines freien Volkes ein Volksfest feiern zu können. Er lenkte dann die Gedanken auf die unterdrückten Deutschen in der sowjetisch besetzten Zone und sprach die Hoffnung aus, dass der Tag nicht mehr fern sei, an dem auch sie sich der Freiheit erfreuen können.

 

Die erschienenen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wurden von dem Leiter der Deutschen Rundfunkstunde, Theodor Franke, vorgestellt. Unter ihnen befand sich der Gouverneur des Staates Michigan, G. Mennen Williams, der humorvoll deutsche Worte in seine Willkommensrede einflocht. Den Gruß der deutschen Heimat überbrachte, Konsul Dr. Ferdinand Friedensburg, als Vertreter der Deutschen Bundesrepublik. Es sprachen ferner, der Detroiter Stadtratspräsident, Louis Miriani, Staatssenator Harold M. Ryan, sowie die konsularischen Vertreter von Österreich, England, Frankreich und Italien. Leitgedanke der Reden war die anzustrebende Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland.

 

Ein Schild mit der Elchschaufel wies die Ostpreußen zu ihrem Sammelplatz. Wie schon im vorigen Jahre hatte Wolfgang Konietzko, früher Ludwigsort, Kreis Heiligenbeil, umsichtig dieses landsmannschaftliche Nebentreffen vorbereitet. Das ausgelegte Ostpreußenblatt wurde eifrig gelesen und ging von Hand zu Hand. In heimatlicher Mundart schwirrte manch lustiges Wort von Tisch zu Tisch. Unsere historischen Nachbarn, die Litauer, waren durch eine starke Abordnung vertreten. Auch sie warten — wie wir alle — auf den Tag, an dem das Recht auf eine freie Heimat wieder verkündet wird.

 

Unter schattigen Bäumen lauschten die Versammelten den Darbietungen eines deutschen Kinderchors, den Franz Reschke leitet und der zum ersten Male in der Öffentlichkeit auftrat. Hartmut Meller trug Gedichte vor. Die Steuben - Jugend - Kapelle zeigte bei ihren Darbietungen ein beachtliches Können, und die Vereinigten Sänger vom Detroit bereiteten den Festteilnehmern eine große Freude durch den Vortrag deutscher Lieder. Bei Spiel, Sportveranstaltungen, Musik und Gesang verliefen die Stunden gar zu schnell. Sie waren erfüllt von einem treuen Gedenken an die Heimat. I. M.

 

Seite 13   Die Ostpreußenschau in Berlin-Steglitz

Zu einer stillen Totenfeier für den verstorbenen regierenden Bürgermeister von Berlin. Prof. Otto Suhr, gestaltete sich die Eröffnung der Steglitzer Heimatwoche am 31. August. In der Gedenkstunde in der Fichtenbergschule, an der auch der Vorsitzende der Landsmannschaft, Dr. Matthee, teilnahm, würdigte Bezirksbürgermeister Dr. von Hansemann die Persönlichkeit des Dahingeschiedenen als eines Politikers, dem das Schicksal Berlins und die Wiedervereinigung über allen Parteihader hinweg, besonders am Herzen gelegen habe. Alle Veranstaltungen der Steglitzer Heimatwoche, die vom 31. August bis zum 8. September stattfinden sollen, sind um eine Woche verschoben worden, darunter auch der Festzug und der Ostpreußenabend in der Hermann-Ehlers-Schule, in der Elisenstraße. Der Ostpreußenabend wird am 9. September, um 20 Uhr, stattfinden. In die Heimatausstellungen im Steglitzer Rathaus die offiziell am 7. September eröffnet werden, kann man jetzt schon einen Blick werfen. Da ist vor allem die Ostpreußenschau, die im großen Sitzungssaal des Rathauses aufgebaut wurde. „Vergesst Ostpreußen nicht!", so mahnt ein großes Transparent an der Stirnseite des Saales. Ein Stacheldrahtverhau, das zwischen Deutschland und Ostpreußen liegt, symbolisiert den Eisernen Vorhang und die Abgeschlossenheit der alten Heimat. Aber ein Ausspruch von Abraham Lincoln bietet Trost und Hoffnung „Nichts ist endgültig geregelt, was nicht gerecht geregelt ist!" Dieses Wort eines der bedeutendsten amerikanischen Präsidenten steht gewissermaßen als Motto über der ganzen Ausstellung, die nicht nur unseren Landsleuten, sondern auch den Berlinern und nicht zuletzt der Jugend viel zu sagen hat.

 

Den Mittelpunkt bildet eine vier Mal fünf Meter große reliefartig gezeichnete Karte von Ostpreußen. Man sieht die ostpreußischen Städte und Landschaften mit ihren Wahrzeichen und hauptsächlichsten Erzeugnissen. Von Johannisburg und den masurischen Seen bis hinauf nach Memel und von der Rominter Heide bis zum Samland mit dem Frischen und dem Kurischen Haff schweift der Blick. Dieses großartige, farbenprächtige Panorama wurde der Ausstellung vom Berliner Bundeshaus zur Verfügung gestellt. Auf zahlreichen Schautafeln werden den Besuchern die geschichtliche Entwicklung und die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung des alten preußischen Kernlandes vor Augen geführt. Sie erfahren unter anderem, dass es Deutsche waren, die den Osten besiedelt und kultiviert haben. Sie sehen, dass Ostpreußen ein reiches landwirtschaftliches Überschussgebiet war, dass es Holz und Zeitungspapier lieferte, dass Waren auf den Binnenwasserstraßen von der Memel bis zum Rhein transportiert werden konnten und dass der Königsberger Hafen ein wichtiger Umschlagsplatz für den Güterverkehr war. Die kulturelle Bedeutung unserer Heimat wird durch eine Reihe von Fotos unterstrichen, die ostpreußische Städte, Burgen und Schlösser zeigen. Auch Bilder ostpreußischer Geistesgrößen und eine Kantbüste sind zu sehen. Königsberg ist ein besonderer Platz gewidmet. Neben den Fotos aus der jüngsten Zeit vor der Vertreibung fällt vor allem ein alter Stich — eine Leihgabe aus Privatbesitz — auf, der das alte noch von Festungswällen umgebene Königsberg zeigt. Auch ein Stadtplan von Königsberg fehlt nicht. Hier können die alten Königsberger ihren Kindern und Enkeln zeigen, wo sie einmal gewohnt haben. Über der Ausstellung thront gewissermaßen als „Schirmherr" ein hervorragend präparierter Elchkopf, eine Leihgabe des Berliner Zoos.

 

Diese von Studienrätin Gerda Steiner, geb. Schacht, einer Allensteinerin, aufgebaute Ausstellung verdient höchste Anerkennung. Unsere Landsleute werden sich sofort heimisch fühlen, wenn sie von Bild zu Bild, von Tafel zu Tafel gehen und die vielen anderen heimatlichen Dinge sehen, die hier nicht im Einzelnen aufgezählt werden können. Vor allem aber macht diese Schau jedem einzelnen mit besonderer Eindringlichkeit klar, was Ostpreußen und der deutsche Osten für Deutschland bedeuten. Eine bessere Widerlegung kann den Verzichtpolitikern kaum entgegengehalten werden. (Die Ausstellung ist täglich — auch sonntags — von 10 bis 19 Uhr geöffnet.)

 

Seite 13   Aus der Geschäftsführung

Wichtig für Besucher aus Mitteldeutschland .Wir bitten alle Landsleute, die Besuch aus der sowjetisch besetzten Zone erwarten, folgendes zu beachten:

 

Nach den neuen Bestimmungen des Bundesministers für gesamtdeutsche Fragen kann jeder Besucher aus der sowjetisch besetzten Zone, eine Beihilfe von 10 DM für seine ersten Aufwendungen im Bundesgebiet sowie eine Beihilfe für die Rückreise erhalten.

 

Der Antrag auf Beihilfe muss innerhalb von fünf Tagen bei der zuständigen Stadt- oder Gemeindebehörde im Bundesgebiet eingereicht werden. Der Einreisetag gilt als erster Tag. Tage an denen Behörden nicht geöffnet sind, sowie Sonn- und Feiertage, sind in diese Fünf-Tagefrist nicht eingeschlossen. Antragsformulare gibt es bei den zuständigen Behörden. Der Personalausweis wird endgültig nicht mehr gelocht.

 

Als Beihilfe für die Rückreise, die ebenfalls bei der Gemeinde- oder Stadtbehörde einzureichen ist, werden Kosten für Schnellzug bis zur ersten Schnellzugstation jenseits der Zonengrenze erstattet. Eine Aufenthaltsdauer im Bundesgebiet von einer Woche ist Voraussetzung. Bei Familienfeiern und Trauerfällen treten Ausnahmebestimmungen in Kraft. Für Fahrräder und Kinderwagen werden Transportkosten ebenfalls übernommen.

 

Beihilfe für die Rückreise wird nur gezahlt, wenn der Besucher die Fahrtkosten in der Bundesrepublik nachweislich weder selbst bestreiten, noch von seinem Gastgeber erhalten kann.

 

Wir bitten unsere Landsleute, ihre Besucher auf diese Bestimmungen ausdrücklich aufmerksam zu machen.

 

Seite 13   Ostpreußisches Bäckerhandwerk

Gegen Ende des Jahres gebe ich mein 15. Rundschreiben an die ermittelten Kollegen heraus. Leider kamen bei den bisherigen Auflagen etwa 10 v. H. der Briefe zurück mit dem Vermerk „unbekannt verzogen". Darum bitte ich um sofortige Meldung, bei wem dies der Fall ist. Nur so ist eine weitere Zustellung möglich und erleichtert meine Arbeit. Mit kollegialem Gruß.

Arthur Tobias, Travemünde, Am Heck 2

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk, Stellenangebote, Werbung, Stellengesuche.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 91. Geburtstag

am 27. August 1957, Frau Anna Jaehnke, geb. Piork, aus Bladiau, Kreis Heiligenbeil, dann Königsberg, Friedmannstraße 22a. Sie wohnt jetzt bei ihrer Tochter, Wanda Fuhlendorf in Breiholz, Kreis Rendsburg.

 

zum 90. Geburtstag

am 29. August 1957, Landsmann August Schemeit. Er wurde als Sohn eines Bauern in Petricken, Kreis Labiau, geboren, erlernte in Seckenburg das Schneiderhandwerk und erwarb nach seiner Militärdienstzeit ein landwirtschaftliches Grundstück in Kl.-Friedrichsgraben am Kurischen Haff. Er wohnt mit seiner 90-jährigen Ehefrau, mit der er 1953 die Diamantene Hochzeit feiern konnte, bei seinem Sohn, Paul Schemeit in Ebingen/Württ. Von den acht Kindern des Jubilars sind noch drei Söhne und zwei Töchter am Leben.

 

am 5. September 1957, Frau Erdmuthe Kaufmann, aus Argendorf, Elchniederung, jetzt bei ihrer Tochter, Emma Garotzky, (23) Bookhorn über Delmenhorst.

 

am 9. September 1957, Frau Martha Roese, Witwe des Reichsbahnsekretärs, Carl Roese, aus Pakamonen, Kreis Heydekrug, jetzt in (13a) Kelheim, Donau, K. 163.

 

am 11. September 1957, Landsmann Gustav Sokolowski, aus Sacken, Kreis Lyck, jetzt in Oberhausen-Sterkrade, Kirchhellener Straße 190, Altersheim. Der Jubilar kam erst Anfang Februar dieses Jahres mit seiner Ehefrau, die nach kurzer Krankheit im Mai verstarb, aus der Heimat.

 

zum 88. Geburtstag

am 5. September 1957, Frau Marie Rehberg, geb. Bienko, aus Kruttinnen, Kreis Sensburg, jetzt in Gelsenkirchen, Kanzlerstraße 18.

 

zum 87. Geburtstag

am 3. September 1957, Frau Auguste Trenkler, aus Argenflur, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt bei ihrem Sohn in Acheberg, Holstein, Bahnhof. Ihre dreizehn Kinder leben seit der Vertreibung ebenfalls im Bundesgebiet.

 

am 10. September 1957, Baumeister Gustav Springer, aus Osterode, Kaiserstraße 51, seit 1945 bei seiner Tochter, Witwe Lisbeth Stratmann, in Waltrop, Westfalen, Leveringhäuser Straße 21.

 

am 14. September 1957, Frau Auguste Kobus, geb. Zudnik, aus Friedrichshof, Kreis Ortelsburg, jetzt in (21a) Bottrop, Westfalen, Johannastraße 80.

 

zum 86. Geburtstag

am 28. Oktober 1957, Postinspektor i. R., Georg Ehmer, aus Osterode, Dohnastraße 1, jetzt in Straubing, Mackhornstraße.

 

zum 85. Geburtstag

am 7. September 1957, Frau Amalie Brockmann, aus Pillau, jetzt bei ihrem Sohn, Willy, in Heide/Holstein, Fehrs-Platz 33.

 

am 9. September 1957, Landsmann Wilhelm Stach, aus Ortelsburg, jetzt in (23) Warsingsfehn, Kreis Leer, Ostfriesland.

 

am 10. September 1957, Lehrerwitwe Martha Glaser. Sie lebt heute mit ihrer Schwester, Marie Forstreuter, aus Treuburg und ihrer Tochter, Martha Tatzko, aus Rehhof in Stuttgart-Degerloch, Felix-Dahn-Straße Nr. 82. Ihr Sohn, Bankbeamter, Ernst Glaser, aus Treuburg und Insterburg, verstarb 1948.

 

am 26. September 1957, Frau Johanna Schwark, vor der Vertreibung, Bahnhofswirtin in Ortelsburg. Nach 1945 übernahm ihr Ehemann die Bahnhofswirtschaft in Appelhülsen, Westfalen. Er verstarb 1952. Seitdem lebt die Jubilarin bei ihrer Tochter in Appelhülsen, Bukenstraße oder Bekenstraße (schlecht lesbar) 54a.

 

zum 84. Geburtstag

am 2. September 1957, Frau Henriette Driese, verw. Becker, aus Wilhelmsbruch, Elchniederung. Sie wohnt jetzt bei ihrer Tochter Helene und ihrem Schwiegersohn Folkert Janßen, Schulleiter in Sandel-Möns über Jever i. O., früher Buchenfeld, Elchniederung.

 

zum 83. Geburtstag

am 12. September 1957, Frau Margarete Duschneit, aus Tawellningken, Elchniederung, jetzt in (20a) Ahlten, Hannover, Backhausstraße 90.

 

am 14. September 1957, Frau Ida Griesart, jetzt bei ihrem Schwiegersohn, Oberstadtinspektor F. Doerk, in Siegburg, Wilhelmstraße 30.

 

zum 82. Geburtstag

am 27. August 1957, Tischlermeister Karl Harder, aus Allenstein, Kaiserstraße 33, jetzt Lager Wentorf bei Hamburg, Lager Block 6/65.

 

am 2. September 1957, Landsmann Wilhelm Upadek, aus Neu-Keykuth, Kreis Ortelsburg, jetzt in (22c) Köln-Kalk, Johann-Clasen-Straße 23.

 

am 11. September 1957, Frau Wilhelmine Korsch, aus Reuschenfeld/Waldhof, jetzt bei ihrer Tochter Marta in der Waldsiedlung Dägeling über Glückstadt, Elbe.

 

am 11. September 1957, Frau Hanna Abromeit, geb. Staschull, aus Lesgewangen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt bei ihrer Tochter Gerda Kurz in Kellinghusen, Mittelholstein, Mathildenstraße 11.

 

zum 81. Geburtstag

am 3. September 1957, Landsmann Max Dygusch, aus Neidenburg, jetzt in Aurich/Ostfriesland (Firma Max Dygutsch, Uhren, Gold- und Silberwaren).

 

am 6. September 1957, Frau Berta Wispereit, aus Königsberg-Metgethen, jetzt Flensburg, Egerstieg 8.

 

am 7. September 1957, Frau Martha Laubrinus, geb. Birreg, aus Königsberg, Kaplanstraße 10, jetzt in Wilhelmshaven, Saarbrückener Straße, „Lindenhof“.

 

zum 80. Geburtstag

am 26. August 1957, Landsmann Gottlieb Beitmann, aus Skomanten, jetzt Malente-Gremsmühlen, Ringstraße 53.

 

am 1. September 1957, Frau Marie Dannenberg, jetzt in Schleswig, Poststraße 5.

 

am 1. September 1957, Stellmachermeister Richard Loefke, aus Königskirch, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in Bad Soden a. T., Niederhofheimer Straße 12.

 

am 2. September 1957, Dr. Walter Schulz, aus Allenstein, jetzt in Flensburg, Sandberg.

 

am 3. September 1957, Frau Rosa Schulz, aus Braunsberg, jetzt in Flensburg, Egerstieg 5.

 

am 3. September 1957, Frau Elisabeth Schwabe, geb. Trampenau, aus Bilderweitschen, zuletzt in Königsberg. Sie lebt jetzt bei ihrer Tochter Marta Kalinowski in Neumünster, Kantplatz 9 III.

 

am 6. September 1957, Frau Auguste Danowski, geb. Nowotschin, aus Ortelsburg, jetzt in (20b) Hohnstedt 92 über Kreiensen.

 

am 7. September 1957, Witwe Auguste Fuhr, geb. Krause, aus Albrechtsdorf über Bartenstein. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt in Opladen bei ihrer Schwester lebt sie jetzt bei einem Bruder in Kiel, Jungfernstieg 13.

 

am 8. September 1957, Rentner Karl Schidlowski. Er wohnt jetzt bei seinem Sohn Helmut in Schwerte a. d. Ruhr, Hagener Straße 40.

 

am 9. September 1957, Frau Berta Stanull, geb. Schlüter, aus Tilsit, Hohe Straße 90, jetzt bei ihrer Tochter Erna Kleinschmidt in München 2, Rottmannstr. 8.

 

am 10. September 1957, Postbetriebsassistent i. R. Georg Kuhr, aus Gumbinnen, Parkstraße 11, jetzt in (24a) Geesthacht/Elbe, Norderstraße 23.

 

am 12. September 1957, Frau Emma Radtke, geb. Korn. Sie wurde in Kahlholz, Kreis Heiligenbeil, geboren und lebte später in Königsberg, Rippenstraße 30. Ihr im Februar 1945 von den Sowjets verschleppter Ehemann war bei der Königsberger Gasanstalt tätig. Wer kann der Jubilarin Auskunft über das Schicksal ihres Mannes geben. Anschrift: Hamburg 4, Friedrichstraße 29, Hof links,

 

am 13. September 1957, Lehrer a. D. Paul Markmann, aus Königsberg, Clausewitzstraße 7, jetzt in Hannover, Hildesheimer Straße 66. Der Jubilar, der seit 1900 den Lehrerberuf ausübte, war zuletzt in Königsberg-Ponarth tätig. Für die Kinder und Kindeskinder seines ältesten Sohnes, der beim Oberpräsidium in Hannover Dienst tut, sammelt Landsmann Markmann das Ostpreußenblatt, dessen Jahrgänge er gebunden aufhebt, - ein nachahmenswertes Beispiel!

 

zum 75. Geburtstag

am 28. August 1957, Frau Anna Platkowski, geb. Paczkowski, aus Korschen, Kreis Rastenburg, jetzt in Itzehoe, Holstein, Gartenstraße 24.

 

am 3. September 1957, Bauer und Bauunternehmer Carl Zamkowitz, aus Saberau, Kreis Neidenburg, jetzt mit seiner Ehefrau in Gießen, Lahn, Sudetenlandstraße 5.

 

am 3. September 1957, Frau Olga Kempka, geb. Klafka, aus Ortelsburg, Yorckstraße 29, jetzt in Göttingen, Rosdorfer Weg 21.

 

am 5. September 1957, Frau Johanna Kuhn, aus Königsberg, Hoffmannstraße 13. Sie ist durch ihre Tochter Gertrud Voß, Düren, Rheinland, Schoellerstraße Nr. 76, zu erreichen.

 

am 7. September 1957, Fräulein Elise Geffke, ehemals Beschließerin im Schloß Beynuhnen, Kreis Darkehmen, jetzt bei ihrer Nichte Eva Grunwald, Linz am Rhein, Am Hammer.

 

am 8. September 1957, Landsmann Max Giszas, aus Schakendorf, Elchniederung, jetzt in Hamburg 39, Rathenaustraße, Parzelle 334.

 

am 9. September 1957, Frau Emilie Kruska, aus Lilienfelde, Kreis Ortelsburg, jetzt in Heepen über Bielefeld 2, Am Wellbach 103c.

 

am 9. September 1957, Reichsbahnschaffner i. R. Johann Hoffmann, aus Allenstein, Grünbergweg, jetzt in Köln-Longerich, Longericher Hauptstraße 20.

 

am 11. September 1957, Frau Pauline Bartschat, geb. Krause, aus Königsberg, Tiepoltstraße 6, jetzt bei ihrer Tochter Meta Schaefer in Darmstadt, Moosbergstraße 60.

 

am 13. September 1957, Landsmann Gottlieb Bendisch, aus Kukukswalde, Kreis Ortelsburg, jetzt in (21a) Belle Nr. 11, Kreis Detmold, Lippe

 

Superintendent i. R. Rzadtki siebzig Jahre

Am 7. September 1957, wird Superintendent i. R.  Friedrich Rzadtki, seinen 70. Geburtstag feiern. Er ist der letzte deutsche evangelische Superintendent von Allenstein, und er hat dort bis zu seiner Vertreibung durch die Polen Ende Oktober 1945 amtiert.

 

Superintendent Rzadtki wurde in Johannisburg geboren. Nach kurzer Zeit als Hilfsgeistlicher in Rudczanny führte er über fünf Jahre in Gr.-Schmückwalde, Kreis Osterode, sein erstes Pfarramt. Ostern 1918 folgte er einem Ruf als Stadtpfarrer und Jugendpfarrer nach Schneidemühl. Am 11. Januar 1934 kam er als erster evangelischer Pfarrer in das Konzentrationslager, weil er den Mut aufbrachte, auf einen großsprecherischen Artikel des Gauleiters Kube in Fragen der evangelischen Kirche eine klare biblische Antwort zu geben. Nach einem Vierteljahr erfolgte seine Entlassung aus dem KZ, weil seine Verhaftung in der westlichen Welt unliebsames Aufsehen erregte, was, dem Nationalsozialismus damals noch unerwünscht war. Ein gegen  ihn angestrengtes Disziplinarverfahren wurde in eine Versetzung umgewandelt. Diese führte ihn in die Heimat seiner Väter nach Kuroscheln im Kreis Johannisburg.

 

Nach zweieinhalb Amtsjahren als Superintendent des Kirchenkreises Königsberg-Land wurde er nach Mahnsfeld bei Königsberg berufen. Von dort übernahm er im Herbst 1940 das erste Pfarramt und die Superintendentur Allenstein. Hier hat er in gutem Einvernehmen mit seiner Gemeinde und mit seinen Amtsbrüdern sein Amt bis zum Kriegsende und darüber hinaus geführt.

 

Als am Sonntag, dem 21. Januar 1945, die Mehrzahl der Bevölkerung von Allenstein sich auf die Flucht nach dem Westen begab, hat er es für seine Pflicht gehalten, auf seinem Platz zu bleiben. Wie nötig und hilfreich sein Dienst an der zurückgebliebenen Bevölkerung von Allenstein bis zu seiner Vertreibung durch die Polen Ende Oktober 1945 war, hat u. a. der Chefarzt der orthopädischen Klinik Dr. Mollenhauer in seinen Erinnerungsbriefen, die er im Jahre 1956 aus Sydney-Australien schickte, in seinem Rückblick auf diese Jahre in der „Ostpreußischen Arztfamilie“ bezeugt.

 

Von vier Söhnen, die im Zweiten Weltkrieg als Offiziere im Osten standen, sind drei gefallen, der vierte ist fünfmal verwundet worden; ein Sohn hat infolge der seelischen Erschütterungen während der „Schutzhaft“ seines Vaters ein schweres Nervenleiden davongetragen. Superintendent Rzadtki ist nach 45 Amtsjahren (zuletzt in Eberswalde und in Herzberg/Elster) am 1. Mai dieses Jahres in den Ruhestand getreten. Er betreut nun als Hausvater das „Haus der helfenden Hände" in Beienrode. Neben diesem Dienst führt er die Geschäfte des ostpreußischen Bruderrates der Bekennenden Kirche und betreut das Archiv für die Geschichte des ostpreußischen Kirchenkampfes sowie der ostpreußischen Kirche überhaupt. Wer aus der Zeit des Kirchenkampfes und der Flucht Erinnerungen aufzeichnet und ihm sendet, soll wissen, dass sie in diesem Archiv gut aufbewahrt sind (Anschrift: Superintendent i. R. Friedrich Rzadtki, Beienrode über Helmstedt).

 

Diamantene Hochzeit

Die Eheleute Friedrich Hammermeister und Frau Pauline Hammermeister, geb. Assmann, aus Görken bei Alt-Christburg, Kreis Mohrungen, jetzt bei ihrem Sohn, Rudolf Hammermeister in Dortmund-Scharnhorst, Berkleystraße 9, feiern am 10. September 1957, das Fest der Diamantenen Hochzeit. Das rüstige Ehepaar steht im 81. und 77. Lebensjahr und liest jede Woche mit großem Interesse das Ostpreußenblatt.

 

Goldene Hochzeiten

Tischlermeister Wilhelm Kuhn und seine Ehefrau Martha Kuhn, geb. Krajewsky, aus Bunden, Kreis Pr.-Holland, jetzt in Fallersleben, Rischfeldweg 14, feiern am 8. September 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Die Eheleute Hermann Christoph und Frau Auguste Christoph, geb. Schiller, aus Arnsberg-Heyde, Kreis Pr.-Eylau, gegenwärtig in Wehrden, Weser 1, bei ihrem Schwiegersohn, Otto Krebs, feiern am 8. September 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Am 9. September 1957, begehen Oberzollsekretär i. R. Hermann Schulz und Frau Ella Schulz, geb. Minuth, aus Allenstein, jetzt in Krefeld, Alter Linnerstraße 86, das Fest der Goldenen Hochzeit. Die Eheleute, die beide aus einer kinderreichen Familie stammen (je neun Kinder), begannen ihre Ehe mit einem schweren Schicksalsschlag, an dem ganz Allenstein damals warmen Anteil nahm. Innerhalb einer Stunde vor der Trauung verlor die 21-jährige Braut ihr Gehör völlig. Seitdem hat sie nie wieder einen Laut gehört. Schon einmal, 1914, musste das Ehepaar die Heimat verlassen und nach der Rückkehr sein Heim wieder neu aufbauen. Der Jubilar diente zwölf Jahre bei den 10. Dragonern, dann ging er zum Zolldienst über und war zunächst an der Grenze im Kreise Treuburg tätig, später wurde er zur Zollverwaltung nach Allenstein versetzt.

 

Die Eheleute Franz Wenk und Frau Minna Wenk, geb. Diering, aus Königsberg-Ponarth, Buddestraße 1, jetzt in Gießen, Dammstraße 15, feiern am 9. September 1957, im Beisein ihrer Kinder und Enkel, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Kaufmann Hermann Schmidt und seine Ehefrau Marta Schmidt, geborene Westphal, feiern am 10. September 1957, ihre Goldene Hochzeit. Der Jubilar war bis 1940 Kaufmann, dann Bürgermeister und Amtsvorsteher in Stroppau, Kreis Angerapp; bis zur Flucht im Oktober 1944 war er Stadtrat in Sudauen. Jetzt lebt er mit seiner Ehefrau, als Rentner in (23) Tarmstedt 4, Bezirk Bremen, und betätigt sich in der landsmannschaftlichen Arbeit.

 

Die Eheleute Michael Stonis und Frau Helene Stonis, geb. Eyl, jetzt in Lütjenburg/Holstein, feiern am 10. September 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit. Der Jubilar war seit 1912 Heimleiter am Waisenhaus auf den Hufen zu Königsberg.

 

Mittelschullehrer i. R. Karl Grabienski, aus Königsberg und seine Ehefrau Toni Grabienski, geb. Hoffmann, feiern am 13. September 1957, das Fest ihrer Goldenen Hochzeit. Das Ehepaar gehörte dem Königsberger Lehrergesangverein an. Der Jubilar bearbeitete als Vorstandsmitglied des Ostpreußischen Provinzial-Lehrervereins von 1918 bis 1933 die Rechtsschutzsachen der etwa 5000 Mitglieder, redigierte die Rechtsschutzbeilage der Lehrerzeitung für Ost- und Westpreußen und deren „Briefkasten“. Auch der Rechtsschutzkommission des Deutschen Lehrervereins gehörte er seit 1918 an. Nach der Besetzung Königsbergs durch die Sowjets suchte er als Schulleiter der von den Russen für die zurückgebliebenen deutschen Kinder eingerichteten Schule, als Sekretär, Bürgermeister usw., das Los seiner Landsleute zu erleichtern. Erst 1947 kam er zu seiner Familie nach (23) Altluneberg über Bremerhafen. Sein einziger Sohn starb 1953.

 

Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Allenstein Stadt

K. Schneller in der Allensteiner Stadtvertretung.

Landsmann Klesse hat die Wahl zum Mitglied der Allensteiner Stadtvertretung (vgl. auch „Das Ostpreußenblatt“ vom 3. August) infolge beruflicher Abhaltungen nicht annehmen können. An seine Stelle rückt Kurt Schneller aus Düsseldorf auf.

 

Heimattreffen in Stuttgart

Wie bereits im Ostpreußenblatt vom 29. Juni vorsorglich angekündigt wurde, wird in Stuttgart am Sonntag, dem 22. September, im Rahmen des Treffens des Regierungsbezirks Allenstein ein Allensteiner Heimatkreistreffen stattfinden, das die Allensteiner vornehmlich aus dem Südostraum zusammenführen soll. Das Tagungslokal ist das Freizeitheim in Stuttgart-Feuerbach. Der offizielle Beginn wird 10.30 Uhr durch Begrüßungen eingeleitet. Das Mittagessen ist auf 11.30 Uhr festgesetzt. Um 13.30 Uhr wird wahrscheinlich ein Lichtbildvortrag über unsere engere Heimat stattfinden. Ab 14 Uhr gibt die Stuttgarter Jugendgruppe eine Einlage, anschließend gemütliches Beisammensein. Das Freizeitheim ist ab Hauptbahnhof mit der Straßenbahnlinie 5 zu erreichen.

H. L. Loeffke, Stadtvertreter von Allenstein.

 

Johannisburg

Treffen in Dortmund, 8. September

Letzter Hinweis auf unser diesjähriges Abschlusskreistreffen in Dortmund, am Sonntag, 8. September, um 11 Uhr, in den Reinoldigaststätten. Zu erreichen vom Hauptbahnhof in sieben Minuten über Burgtor—Brückstraße—Reinoldikirche. Das Dortmunder Treffen ist von allen Treffen am zahlreichsten besucht, da die Mehrzahl unserer Landsleute in Westfalen wohnt und erfreulicherweise auch unsere Landsleute erscheinen, die bereits in früheren Jahrzehnten nach Westfalen in den Kohlenpott verzogen waren. Ich erwarte auch dieses Jahr zahlreichen Besuch und hoffe viele Landsleute, die in letzter Zeit aus der Heimat gekommen sind, besonders begrüßen zu können. Der Saal ist ab 9 Uhr geöffnet.

 

Etwa 10 Uhr, Teilnahme am Gottesdienst in der Reinoldi-Kirche, 11.30 Uhr, Eröffnung der Feierstunde durch Landsmann Maseizik. Totenehrung. Begrüßung durch den Kreisvertreter, Jahresbericht. Ansprache des Vorsitzenden der landsmannschaftlichen Gruppe in Dortmund, Dr. Rogalski.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen bei Hannover

 

Osterode

Folgende Treffen unserer Heimatkreisgemeinschaft finden noch in diesem Jahre statt: 1. Stuttgart-Feuerbach, Freizeitheim, am 22. September. Verbindung ab Hauptbahnhof mit Linie 5. Die Veranstaltung ist ein Gemeinschaftstreffen des Regierungsbezirks Allenstein und soll in diesem Rahmen den in Süddeutschland wohnenden Landsleuten Gelegenheit für eine Wiedersehensfeier geben.

 

2. Herne. Lokal Kolpinghaus, Neustraße, am 6. Oktober. Der genaue Zeitplan wird noch bekanntgegeben. Dieser Veranstaltung ist eine Zusammenkunft der ehemaligen Angehörigen der Panzerjäger-Abteilung 21 angeschlossen.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Lübeck, Alfstraße 35

 

Frau Rita Hoefer 70 Jahre alt

 15. September 1957, wird Frau Rita Hoefer, die in den Jahren 1920 bis 1931 das Jungmädchenheim in Warglitten bei Osterode geleitet hat, 70 Jahre alt. — In den elf Jahren ihrer Tätigkeit wurden unter ihrer Leitung etwa hundert Schülerinnen in der ländlichen Hauswirtschaft ausgebildet; unter ihnen befanden sich viele Kriegswaisen. Neben dieser Ausbildung lag Frau Hoefer die menschliche Betreuung ihrer Schülerinnen besonders am Herzen. Sie erzog die jungen Menschen durch ihr Vorbild, und ihre gütige Art sicherte ihr die Anerkennung ihrer Schülerinnen, Lehrerinnen und Praktikantinnen. Viele ihrer ehemaligen Schülerinnen haben später im Berufsleben durch besondere Tüchtigkeit bewiesen, dass die Zeit ihrer Ausbildung in Warglitten reiche Früchte getragen hat. – Alle ehemaligen Lehrerinnen und Schülerinnen von Frau Rita Hoefer werden an ihrem Ehrentage gern dieser vorbildlichen Heimmutter gedenken und ihr für ihren weiteren Lebensweg von Herzen alles Gute wünschen. Frau Rita Hoefer wohnt jetzt in Ratzeburg (Holst.), Königsberger  Straße 16.

 

Die Kreisvertretung unseres Heimatkreises schließt sich den Glückwünschen aufs herzlichste an und dankt Frau Rita Hoefer für ihre aufopfernde Heimarbeit, insbesondere auch in ihrer Eigenschaft als Gemeindebeauftragte. Vielen unserer Landsleute hat Frau H. in beispielhafter Weise Rat und Unterstützung gewährt und durch ihr Vertrauen wertvolle Dienste dem Heimatgedanken geleistet. Wir hoffen, dass Frau Hoefer noch lange Jahre bei guter Gesundheit ihre Dienste der Heimatkreisgemeinschaft zur Verfügung stellen kann.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter Lübeck, Alfstraße 35

 

Fischhausen

Heimatgemeinschaft Pillau

Die Pillauer um Rhein und Ruhr treffen sich – wie im vergangenen Jahr – am 29. September im Stadtgarten-Saalbau, Essen-Steele. Näheres wird noch bekanntgegeben.

Hugo Kaftan, (22a) Vluyn (Niederrhein), Postfach 18

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke

 

Seite 15   Familienanzeigen

Unsere, bis zum letzten Atemzug nur für uns sorgende Mutter, Schwiegermutter, Omchen, Urgroßmutter, Schwester und Tante, Frau Martha Nowotka, geb. Gerber, früher Lötzen, schloss ihre müden erblindeten Augen nach kurzer schwerer Krankheit, im 90. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Gertrud Reschke, geb. Nowotka. Preetz, Holstein, am 29. August 1957

 

Der Herr ist mein Hirte — mir wird nichts mangeln. Am 8. August 1957. abends 9 ½ Uhr, nahm Gott der Herr, meine liebe Frau, Mutter und Großmutter, Frau Bertha Boehm, geb. Domscheit, nach jahrelangem schwerem Leiden, im 68. Lebensjahre, zu sich in die Ewigkeit. Was Gott tut, das ist wohlgetan. In stiller Trauer im Namen der Hinterbliebenen: Friedrich Boehm. Säckingen, den 12. August 1957, Schillerstraße 2 I. Früher Königsberg, Ostpreußen, Krönchenstraße 10 II

 

Meine gute Schwester, Anna Tribukait, früher Lehrerin in Königsberg Pr., ist am 15. August 1957 heimgegangen. Im Namen aller trauernden Angehörigen: Hilde Tribukait. Sowj. bes. Zone. Früher Königsberg Pr., Brahmastraße 44

 

Am 25. August 1957 entschlief nach langem schwerem, mit großer Geduld getragenem Leiden, Bäuerin, Anna Schröder, aus Krebsfließ, Kreis Ebenrode, im 59. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Anverwandten: Geschwister Schröder, Neddenaverbergen, Kreis Verden. Ein Mensch, der mir im Leid zum Freund geworden, ist mit der Verstorbenen von mir gegangen. Emmy Ligeika, geb. Plikat. Leinsweiler (Pfalz)

 

Heute früh verschied nach kurzer schwerer Krankheit, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Margarete Bogdanski, geb. Woelk, im 72. Lebensjahre. Die trauernden Hinterbliebenen: Herbert Blietz und Frau Helene Blietz, geb. Bogdanski. Jakob Bellina und Frau Hedwig Bellina, geb. Bogdanski. Franz Ottermann und Frau Gertrud Ottermann, geb. Bogdanski. Enkelkinder: Peter, Martin und Jutta. Arnoldshain im Taunus, den 16. August 1957, über Bad Homburg v. d. Höhe. Früher Hohenstein, Ostpreußen. Die Beerdigung fand statt Sonntag, den 18. August 1957, um 15 Uhr, vom Trauerhause in Arnoldshain.

 

Am 6. August 1957 entschlief im 89. Lebensjahre, meine liebe gute Mutter, Elisabeth Führer, geb. Zausinger. In stiller Trauer: Lisa Führer. Celle, Hannoversche Straße 34. Früher Insterburg, Cecilienstr. 5

 

Nachruf . Himmelfahrt  1957, verstarb im Altersheim Hofgeismar, Fräulein Paula Hartmann, früher Königsberg Pr., Vorderroßgarten, unsere langjährige Buchprüferin. In stillem Gedenken: H. David und Frau. Göttingen, Stegemühlenweg 26 I

 

Weinet nicht an meinem Grabe, gönnet mir die ewige Ruh, denkt was ich gelitten habe, ehe ich schloss die Augen zu. Gott dem Herrn hat es gefallen, unsere innig geliebte, treusorgende Mutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Witwe Maria Maruhn, geb. Reiß, am 13. August 1957, im 75. Lebensjahre, versehen mit den Sterbesakramenten unserer hl. Kirche, von ihrem langjährigen schweren Leiden zu erlösen. In stiller Trauer: Gustav Maruhn und Frau Agnes Maruhn, geb. Krause, Sensburg, Ostpreußen. Bruno Maruhn, Ravensburg, Württemberg. Paul Joraschewski und Frau Maria Joraschewski, geb. Maruhn, Berlin-Tempelhof. Fritz Maruhn und Frau Antonie Maruhn, geb. Schulz, sowj. bes. Zone. Willfried Kapteina und Frau Ida Kapteina, geb. Maruhn, Lingen (Ems). Adalbert Maruhn und Frau Euphrosina Maruhn, geb. Waschke, sowj. bes. Zone. Wir haben unsere liebe Mutter, fern ihrer geliebten Heimat, am 16. August 1957, auf dem Friedhof in der sowj. bes. Zone zur letzten Ruhe gebettet. Sowj. bes. Zone, den 22. August 1957. Früher Bruchwalde, Kreis Sensburg, Ostpreußen

 

Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn. Am Mittwoch, dem 14. August 1957, rief der Herr, meine liebe Frau, unsere herzensgute, fürsorgende Mutter, Schwieger- und Großmutter, Emma Kehler, nach langer schwerer Krankheit, im festen Glauben an ihren Erlöser, im 71. Lebensjahre, zu sich in Sein Reich. Karl Kehler. Gustav Kurrat u. Frau Lydia Kurrat, geb. Kehler. Sieglinde, Herwig, Siegfried, als Enkel. Franz, Marta, Fritz, Anna, Emilie, als Geschwister. Itzehoe, Oelixdorfer Straße, Kaiserberg. Früher Ragnit, Gartenstraße 8. Die Beerdigung hat am Montag, dem 19. August 1957, stattgefunden.

 

Der Herr über Leben und Tod nahm am 5. Juli 1957, meine liebe gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwägerin und Tante, Frau Maria Naubuhr, geb. Markschat.  Früher Wittgirren, Kreis Tilsit, im Alter von fast 78 Jahren, nach kurzer Krankheit, zu sich in Sein Reich. Sie hatte die Freude, nach ihrer Rückkehr aus der Heimat im Februar 1956, noch kurze Zeit in unserer Mitte zu weilen. In stiller Trauer: Meta Serapins, geb. Naubuhr. Ewald Serapins. Klaus, Hannelore, als Enkelkinder. Köln-Bickendorf, Herbigstr. 18

 

Zum Gedenken. Zum zwölften Male jährt sich am 9. September 1957 der Tag, an dem unsere einzige liebe Tochter, Sieglinde Süß, in Königsberg Pr., an Typhus starb. In stiller Trauer: Fritz Süß und Frau Grete Süß, geb. Jorzig. Jetzt Kassel, Kastenalsgasse 4. Früher Königsberg Pr.-Aweiden, Graf-von-Spee-Straße 68

 

Im 62. Lebensjahre entschlief am 14. August 1957 nach langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, im hiesigen Krankenhaus, meine liebe Frau, unsere herzensgute Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwägerin, Tante, Nichte und Kusine, Margarete Obitz, geb. Kreutz, aus Königsberg Pr. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Ewald Obitz. Helmstedt, Joh.-Seb.-Bach-Straße 12. Die Beisetzung hat hier am 17. August 1957 stattgefunden.

 

Nach längerer Krankheit in der sowj. bes. Zone, folgte am 22. Juli 1957, ihrem vor zwei Jahren verstorbenen Gatten, in die Ewigkeit. Frau Agnes Scheffler, geb. Neumann, Regier.-Obersekretärwitwe, früher Breslau, im 76. Lebensjahre. In stillem Gedenken: Frau Eberhardt, als Schwester, Studienratwitwe, fr. Breslau. Karl Scheffler und Frau, sowj. bes. Zone. Heinrich Scheffler u. Nichten. Landshut, Bayern, Herzog-Wilhelm-Straße 3

 

Nach kurzer Krankheit, verstarb am 9. August 1957 im Krankenhaus Berlin-Marienfeld, im Alter von 81 Jahren, unsere Mutter und Großmutter, Witwe Wilhelmine August, geb. Winkler. Früher Großgerlauken, Kreis Insterburg, Ostpreußen. In stiller Trauer: Ernst August und Frau, Hamburg-Wandsbek, Kelloggstraße 94. Hans August, Leichlingen (Rhld.), Bahnhofstraße 40

 

Ausgelitten hab' ich nun, bin am frohen Ziele, von den Leiden auszuruhn, von denen ich nichts mehr fühle. Kein Arzt fand Heilung mehr für mich. Jesus sprach: „Ich heile dich!" Nach langem, mit unendlicher Geduld ertragenem Leiden, entschlief sanft am 9. August 1957, mein lieber guter Mann, unser treusorgender Vater, Sohn, Schwiegersohn, Bruder, Schwager, Neffe und Onkel, Paul Petereit, im Alter von 45 Jahren. In stiller Trauer: Margarete Petereit, geb. Kakies. Gerd und Uwe, als Kinder und alle Angehörigen. Sowj. bes. Zone. Früher Tilsit, Jahnstraße

 

Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat, verstarb am 29. Juli 1957, nach kurzer schwerer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Urgroßvater, Schwager und Onkel, der Reichsbahnbeamte a. D., Fritz Müller, im 76. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen der Familie: Berta Müller, geb. Jeschonneck. Flensburg, den 30. Juli 1957, Marienhölzungsweg 26. Früher Löwenhagen bei Königsberg Pr.

 

Am 25. August 1957 verstarb im Alter von 92 Jahren, meine liebe Mutter, Frau Wilhelmine Freudenreich, geb. Michalowitz. In tiefer Trauer: Lina Stieglitz, geb. Freudenreich. Früher Pobethen, Samland. Jetzt Laubach (Oberhessen), Bahnhofstraße

 

Plötzlich und unerwartet entschlief am 1. August 1957, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, August Gadomski, früher Kornau, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen, im 76. Lebensjahre. In stiller Trauer: Marie Gadomski, geb. Kattannek. Elisabeth Gadomski, Pinneberg, Koppelstraße 8. Otto Gadomski und Frau Ida Gadomski, geb. Lorenz. Annemarie und Manfred, Enkelkinder, Langenholtensen, Kreis Northeim. Wwe. Marta Lorenz, geb. Gadomski. Hans-Jürgen und Helga, Enkelkinder, sowj. bes. Zone. Wilhelm Gadomski und Frau Erna. Christa und Günter, Enkelkinder, sowj, bes. Zone. Emmi Gadomski und Gerda Krell, sowj, bes. Zone. Wwe. Helene Mosdzen, geb. Gadomski. Marlene, Enkelkind, Lager Wentorf. Siegfried Rücker und Frau Hedwig Rücker, geb. Gadomski. Jutta und Christine, Enkelkinder, Hameln, Sertürner Straße 4 und alle Verwandten. Die Beisetzung fand am 5. August 1957 in Pinneberg, Neuer Friedhof, statt.

 

Am 12. August 1957 verstarb plötzlich in München, im 52. Lebensjahre, mein ältester Sohn, Ingenieur, Wilhelm Selz. In tiefer Trauer: Helene Selz, geb. Massalsky, Bad Harzburg, Wiesenstr. 9, Altersheim. Früher Neuhof bei Kaukehmen, Elchniederung. Als Geschwister: I. Staatsanwalt, Karl Selz, Frankfurt. Frida Scholz, geb. Selz, Hannover, Rambergstraße 5

 

Fern der Heimat entschlief am 14. August 1957 plötzlich und unerwartet, mein lieber Mann und treuer Lebenskamerad, mein lieber Bruder, Schwager und Onkel, Erich Steinau, im Alter von 50 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Verwandten: Charlotte Steinau, geb. Maraun. Schwerte (Ruhr), Am Quickspring 1. Früher Königsberg Pr., Hochmeisterstraße 20

 

Nach schwerem Leiden entschlief heute mein lieber Mann, unser herzensguter Vater, Bruder, Schwager und Onkel, Franz Machmüller, im 65. Lebensjahre. In tiefem Schmerz: Wally Machmüller und Tochter Hella und alle Verwandten. Hambergen, den 16. August 1957. Früher Franzenhof, Kreis Gerdauen, Ostpreußen

 

Ich hab' den Berg erstiegen, der Euch noch Mühe macht. Drum weinet nicht, Ihr Lieben, ich werd zur Ruh gebracht. Gott der Herr nahm heute nach langer und mit großer Geduld ertragener Krankheit, unseren lieben Vater, Großvater, Urgroßvater, Schwiegervater, Schwager, Onkel und Vetter, Michael Lattek, im Alter von 75 Jahren, zu sich in sein himmlisches Reich. In stiller Trauer: Erna Schaumburg, geb. Lattek. Fritz Schaumburg. Kurt Lattek und Frau Marie Lattek, geb. Hinz. Anneliese Kunst, geb. Lattek. Emil Kunst, vier Enkel und ein Urenkel. Hagen, Remscheid und Ohl, Bezirk Köln, den 15. August 1957, Im alten Holz 80 b. Die Beerdigung fand Montag, den 19. August 1957, um 15.45 Uhr, von der Kapelle des Stadtfriedhofes in Remscheid statt.

 

Infolge Betriebsunfalles verstarb nach Gottes heiligem Willen am 29. Juni 1957, nach einem kurzen glücklichen Wiedersehen, mein lieber Mann, unser guter Vati, Schwiegervater und Opi, Heinrich Nitruch, im 58. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Mia Nitruch, geb. Weschke. Homberg (Niederrhein), Marktstraße 47. Früher Karwen, Kreis Sensburg, Ostpreußen.

 

Fern seiner Heimat entschlief nach kurzer Krankheit, mein lieber Mann und Vater, Großvater, Schwiegervater, Schwager, Onkel und Großonkel, Franz Kaminski, techn. Bundesbahn-Oberinspektor i. R. , im 74. Lebensjahre. In stiller Trauer: Anna Kaminski, geb. Staginnus und alle Angehörigen. Hanau/M., Kiel, Wallweg 42 a, den 17. August 1957. Früher Tilsit

 

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme beim Heimgange meines geliebten Mannes, sage ich allen Verwandten, Bekannten und Freunden aus der Heimat meinen herzlichsten Dank. Margarete Brien und Kinder

 

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Seite 16   Familienanzeigen

Nach einem arbeitsreichen Leben entschlief im 67. Lebensjahre, mein lieber guter Vater, unser lieber Bruder, Schwager, Onkel und Vetter, Landwirt, Oskar Jessat , früher Angerbrück, Kreis Insterburg. In stiller Trauer für alle Angehörigen: Dorothea Jessat. Itzehoe, den 20. August 1957, Städtische Krankenanstalten

 

Am 9. August 1957 entschlief nach längerer Krankheit , mein lieber Mann, unser guter Vater, Bruder, Schwager und Onkel, August Pilleschewski, Stadtsekretär a. D., im 66. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen der Hinterbliebenen: Maria Pilleschewski, geb. Lubjuhn. Wuppertal-Elberfeld, Weststraße 85. Früher Treuburg

 

Nach langem schwerem Leiden, für uns doch unerwartet, ist heute, mein geliebter herzensguter Mann, mein lieber Schwiegersohn, unser Schwager und Onkel, Walter Gehr, fern seiner geliebten Heimat, im Alter von 62 Jahren, für immer von uns gegangen. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Frau Emmy Gehr, geb. Dzewas. Bielefeld, Aug.-Bebel-Straße 80, den 28. August 1957. Früher Königsberg Pr., Jägerhof 11

 

Psalm 73, 23/24.      Am 28. August 1957, ist unser innig geliebter hoffnungsvoller Sohn und Bruder, Enkel und Neffe, Eberhard Grunwald, geb. 29. September 1938 in Königsberg Pr., nach zweijährigem Ringen, versöhnt mit Gott, heimgegangen. Pfarrer, Ludwig Grunwald und Frau Liselotte Grunwald, geb. Pauli. Detlef Grunwald. Stuttgart-Wangen, den 28. August 1957, Biberacher Straße 76

 

Weinet nicht an meinem Grabe, gönnet mir die ewige Ruh! Denkt was ich gelitten habe, eh' ich schloss die Augen zu. Fern ihrer geliebten Heimat entschlief am 21. August 1957 nach langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, meine liebe Frau, meine herzensgute Mutter, unsere liebe Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und unsere gute Omi, Minna Hinz, geb. Aschekowski, im vollendeten 68. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Otto Hinz. Herta Sieg, geb. Hinz, Bad Godesberg. Fritz Sieg. Elly Hinz, geb. Calender, Soltau. Fünf Enkelkinder und Verwandte. Wyk (Föhr), Mühlenstraße 42. Früher Fischhausen, Samland, Ostpreußen, Langgasse 1 - 2

 

Ps. 23     Am 23. August 1957 rief Gott der Herr, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter und Tante, Frau Bertha Jaekel, geb. Hill. Früher Adl. Heyde, Kreis Königsberg, Ostpreußen, im Alter von fast 90 Jahren, zu sich in Sein ewiges Reich. Sie starb im festen Glauben an Ihren Erlöser Jesus Christus. In stiller Trauer: Otto Fritz und Frau Frida Fritz,, geb. Jaekel. Fritz Doepner und Frau Alma Doepner, geb. Jaekel. Pfarrer, H. Barutzky und Frau Brigitte Barutzky, geb. Fritz. Hauptmann, H. Randzio und Frau Renate Randzio, geb. Fritz. stud. theol. Karlhermann Fritz. Hermann Kleditz und Frau Jutta Kleditz, geb. Doepner. Fahnenjunker, Friedrich-Wilhelm Doepner und sechs Urenkel. Hamm, Feidikstraße 4. Mönchen-Gladbach, Viktoriastraße 95

 

Du guter Papa bist nicht mehr. Dein Platz in unserem Haus ist leer. Du sorgst nicht mehr mit lieber Hand, der Tod zerriss das schöne Band. Nach einem arbeitsreichen und vom Schicksal schwer getroffenen Leben, verschied für uns alle unfassbar, am 5. Juli 1957, nach langer schwerer Krankheit, mein guter treusorgender Mann, unser innigst geliebter herzensguter Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, Herr Fleischermeister, Gustav Ruck, im Alter von 50 Jahren. In stiller Trauer: Minna Ruck, geb. Thal. Doris Ruck und Paul Lauck, Bräutigam. Klaus Ruck. Geschwister und alle Anverwandten. Frankenthal (Pfalz), Beindersheimer Straße 33. Grünstadt, Lübeck, Hamburg, Haßloch und Dahlerbruch, Westfalen. Früher Königsberg Pr.-Hufen. Bachstraße 13

 

Nach, Gottes heiligem Willen entschlief am 11. August 1957 nach langem Leiden und schwerer Operation, mein innigst geliebter Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Bauer, Franz Steinke, aus Kermenau, Kreis Angerapp, im Alter von 69 Jahren. Er folgte seinen beiden gefallenen Söhnen. Im Namen aller Angehörigen, Emma Steinke, geb. Schettling. Bielefeld, Gerhart-Hauptmann-Straße 14

 

Durch tragischen Unglücksfall, ist mein innig geliebter Mann, unser allerbester Papi, unser lieber Schwiegersohn, Bruder, Schwager, Onkel und Neffe, Rudolf Kapp, früher Heiligenbeil, Ostpreußen, im Alter von 47 Jahren, für immer von uns gegangen, nur wenige Tage nach dem Treffen mit seinen Heiligenbeiler Landsleuten. In tiefem Schmerz: Elisabeth Kapp und Kinder, Hannover-Stöcken, Stöckener Straße 123. Werner Kapp, Bremerhaven-M. Bgm.-Smidt-Straße 143

 

Fern ihrer lieben Heimat entschlief nach längerer Krankheit, am 25. August 1957,  im Krankenhause zu Rotenburg, meine liebe, gute Frau, meine liebe Mutter, Schwägerin und Tante, Frieda Trox, geb. Pawlick, im Alter von 50 Jahren. In tiefer Trauer: August Trox. Helga Trox, Tochter. Rotenburg/Hann., Kirchstraße 2. Früher Kaufmann in Rößel/Ostpreußen

 

Nach einer schweren Operation verschied heute unerwartet meine liebe Frau, meine einzige Tochter, meine herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwägerin und Tante, Katharina Didt, geb. Reepschläger, im Alter von 60 Jahren. In tiefer Trauer: Hans Didt. Helene Reepschläger, als Mutter. Josef Brinker und Frau Gisela Brinker, geb. Didt und Enkel Wolfgang. Vechta, Antoniusstraße 45, den 21. August 1957. Früher Wehlau, Allestraße 10

 

Nach einem arbeitsreichen Leben, nahm Gott der Herr, unsere unvergessliche liebe Mutter, Schwester und Tante, unsere herzensgute Großmutter und Urgroßmutter, Elise Siegmund, geb. Paul, kurz vor Vollendung ihres 93. Lebensjahres, zu sich in die Ewigkeit. Ihr Leben war erfüllt von Liebe und Hilfsbereitschaft. Im Namen der Hinterbliebenen: Lisbeth Kahlau, geb. Siegmund. Paul Siegmund, Lehrer i. R., Salzgitter-Bad, Uhlandstr. 7. Früher Königsberg Pr., Boyenstraße 53. Rieseby, Kreis Eckernförde. Früher Geidau, Kreis Fischhausen

 

Am 19. August 1957 entschlief nach langem, mit großer Geduld getragenen Leiden, im Alter von 65 Jahren, meine liebe Frau und treue Lebensgefährtin, unsere geliebte Mutter, gute Schwiegermutter, Großmutter und Kusine, Frau Lena Kuckein, geb. Parschat. In tiefer Trauer: Hans Kuckein, Kapstücken. Hans-Joachim Kuckein, Gut Christinenthal, Holstein. Hans-Eberhard Kuckein, Kanada. Hans-Günther Kuckein, Wiesbaden, Weißenburgstraße 1. Frieda Henkies, Bad Schwalbach. Schwiegertöchter und Enkelkinder. Bad Schwalbach, den 22. August 1957, Brunnenstraße 9. Die Einäscherung fand am 21. August 1957 in Wiesbaden statt.

 

 Heute Vormittag um 9.45 Uhr, erlöste Gott der Herr von ihrer schweren Krankheit, im Alter von 66 Jahren, meine geliebte Frau, unsere herzensgute Mutter, Schwiegermutter und liebe Omi, Frau Elise Wermke, geb. Matern. Ihr Leben war Liebe und Sorge für die Ihren. In stiller Trauer: Gustav Wermke. Traute Ochsenknecht, geb. Blumenthal. Erwin Ochsenknecht. Rosel Schmidt, geb. Wermke. Walter Schmidt und Klein-Gerhard. Uetersen, Lohe 9. Früher Mühle Hermsdorf, Kreis Heiligenbeil, den 20. August 1957. Die Trauerfeder fand am Freitag, dem 23. August, 14.15 Uhr, auf dem Neuen Friedhof statt.

 

Nach schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden verschied am 15. August 1957, im blühenden Alter von 42 Jahren, unsere liebe Tochter, Ilse Poetschke, geb. Grunwald, betrauert von ihrem Gatten, Eitel Poetschke nebst Kindern, Ursel und Peter, von ihrem Bruder, Wolfgang nebst Familie sowie den anderen Angehörigen. In tiefer Trauer: Oberstudiendirektor a. D. Grunwald und Frau. Memmingen im Allgäu, Mulzerstraße 16

 

Müh' und Arbeit war dein Leben, Ruhe hat dir Gott gegeben. Nach einem arbeitsreichen und aufopfernden Leben, nahm Gott der Herr, unsere gute Mutter, liebe Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Karoline Wachowitz, verw. Lukaschevski, geb. Rogalla, nach kurzer schwerer Krankheit ,im 69. Lebensjahre, zu sich in Sein himmlisches Reich. Sie folgte unserem lieben Vater, unseren Brüdern, Karl und Ferdinand, der in Serbien, Plavia, vermisst ist. In stiller Trauer: Die Kinder nebst allen Angehörigen. Volkmarsen, Bremen, Langwedel. Uphusen, Kreis Verden, den 2. August 1957

 

Fern der lieben Heimat entschlief nach einem arbeitsreichen und hilfsbereiten Leben nach kurzer schwerer Krankheit, meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter, Omi und Schwester, Gertrude Hollstein, geb. Gomm, aus Trausen, Kreis Gerdauen, Ostpreußen, am 19. August 1957, im Alter von 57 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Otto Hollstein. Wulksfelde bei Tangstedt, Bezirk Hamburg, im August 1957

 

Nach langem schwerem Leiden nahm der Herrgott, heute früh, unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Herta Riemer, geb. Reisch, im 74. Lebensjahre, ganz sanft zu sich. In tiefem Schmerz: Ilse Niemann, geb. Riemer, verw. v. Kulesza. Hans Niemann, Oberstleutnant a. D. Sabine von Kulesza. Hamburg 13, den 23. August 1957, Hansastraße 38

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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