Ostpreußenblatt, Folge 34 vom 24.08.1957

Ostpreußenblatt

Folge 34 vom 24.08.1957

 

Seite 1   Der Komtursremter von Lochstädt (Foto)

Die zwischen dem Seebad Neuhäuser und Fischhausen gelegene Burg Lochstädt war ein beliebtes Ziel für sommerliche Wanderungen; auf Seite 9 dieser Folge bringen wir einen Beitrag über dieser Teil der ostpreußischen Landschaft — Unsere Aufnahme zeigt den Komtursremter, er diente als Vorbild für den Sommerremter der Marienburg, der etwa hundert Jahre später gebaut wurde. Den Remter schmückten kunsthistorisch bedeutsame Wandgemälde religiösen Inhalts, die zu den wertvollsten aus der Zeit des Rittertums gehörten. Da die Wandbemalung und auch die Färbung der Gewölberippen erhalten waren, bot dieses Gemach das selten anzutreffende Beispiel einer vollständigen mittelalterlichen Raumausstattung.

 

Seite 1   Die Welt darf hoffen

Versetzen wir uns einmal ein Jahr zurück. Der Volksaufstand in Mitteldeutschland von 1953 war weitgehend aus dem Bewusstsein geschwunden Wir glaubten, dass die bolschewistische Diktatur ihre Völker eisern fest in der Hand hätte. Und wenn wir Moskaus Außenpolitik mit einer manchmal hilflos bewundernden Spannung verfolgten, so kam uns nie der Gedanke, dass diese Politik von innerpolitischen Erwägungen beeinflusst oder gar bestimmt sein könnte. Innerpolitische Schwierigkeiten schien es im Ostblock nicht zu geben. Experten haben sie unter der Oberfläche heranreifen gesehen; die Öffentlichkeit fand derartige Beobachtungen interessant, aber nicht aktuell in dem Sinne, dass man daraus Schlussfolgerungen ziehen müsste.

 

Und dann kam, aus „heiterem" Himmel, der Aufstand der Posener Arbeiter. Die unblutige Erhebung in Polen, die blutige in Ungarn. Das ist seither nicht mehr abgerissen. Seit Wochen meldet China Verschwörungen und Rebellion gegen das kommunistische Mao-Regime. Unruhen in Polen, Massenstreik der Lodzer Transportarbeiter ...

 

Antikommunistisch

Es wäre so einfach, diese seit einem Jahr anhaltende Bewegung nur als eine antistalinistische zu bezeichnen, ausgelöst durch die Ächtung Stalins auf dem XX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Wäre es so, dann hätte die ungarische Revolution einen anderen Verlauf genommen, wäre es so, dann hätte der demonstrative Massenstreik in Lodz gar nicht stattgefunden.

 

Sehen wir doch klar. Die ungarische Erhebung entwickelte sich von einer antistalinistischen zu einer antikommunistischen!

 

Überall wartet hinter dem Antistalinismus der Antikommunismus als nächster Schritt, ob es sich nun um den Lodzer Streik handelt oder nur um sogenannte „liberale Tendenzen" unter chinesischen Schriftstellern oder sowjetzonalen Wirtschaftsexperten.

 

Heute vermögen wir zu sagen, weshalb die sowjetische Jugend den Roman „Nicht von Brot allein" so gierig verschlang und ihm so heftigen Beifall spendete; weil sie spürt, dass es von diesem Buch aus nur noch eines einzigen weiteren Schrittes zum Antikommunismus bedürfte. Und dies Gefühl hat eine Jugend, die — anders als die mitteldeutsche — nie etwas anderes gesehen und erlebt hat als den totalitären Alltag, eine Jugend, von der man glaubte, die Ketten des Systems seien ihr zur Gewohnheit geworden.

 

Die Völker wollen den Kommunismus nicht mehr, oder besser, sie haben ihn nie gewollt, doch ist jetzt das Ende der Epoche des dumpfen Resignierens gekommen. Wie sehr die östlichen Machthaber die Gefahr erkennen, zeigt allein das Beispiel, dass sie es für nötig hielten, einen Mann vom Schlage eines Harich für zehn Jahre ins Zuchthaus zu schicken.

 

Eine dünne Wand

Chruschtschow hat in Berlin die Bundesregierung und besonders den Bundeskanzler gröblichst, maß- und hemmungslos beschimpft. Er ging weiter, er unterstellte, dass „die Westmächte Pläne für einen Angriffskrieg gegen die sozialistischen Länder ausarbeiten", verkündete aber im selben Atemzug: „Wir stehen fest auf der Position der friedlichen Koexistenz der Staaten unabhängig von ihren gesellschaftlichen Systemen“. Das ist zweideutige Politik, aber — wagen wir es doch endlich zu sagen — nicht aus überlegener List, sondern aus Schwäche. Was Sorin in London bietet, ist ebenso wie der widerliche Menschenhandel in Moskau — er geht uns Ostpreußen ganz besonders an — recht eigentlich keine Politik mehr, weder elastische noch starre, es ist die Haltung dessen, der sich seiner eigenen Stärke unsicher geworden ist.

 

Diese Unsicherheit nun hat zwei interne Ursachen. Einmal die vollzogene Aufspaltung des bisher von Moskau absolut beherrschten Weltkommunismus in vier Zentren, von denen jedes entweder Selbständigkeit fordert oder bereits besitzt. Zum andern den Kampf jedes dieser Zentren gegen antikommunistische Tendenzen im eigenen Land. Und damit sind wir wieder bei den eingangs angestellten Überlegungen.

 

Weshalb warf Tito seinen einstigen Busenfreund Djilas ins Gefängnis? Weil Djilas auf Grund stärkster eigener Erfahrung Antikommunist geworden war, was aus seinem soeben in den USA veröffentlichten Buch, dessen Manuskript er aus dem Gefängnis schmuggeln ließ, klar hervorgeht. Weshalb, andererseits, schwenkt Kadar in Ungarn soeben und stoppt die Blutjustiz gegen Intellektuelle? Weil er zu erkennen scheint, dass die antikommunistischen Ideen durch Todesurteile nicht auszurotten sind, weil er nun offenbar versuchen will, die Abtrünnigen durch Milde und Lockung in den Käfig zurück zu schmeicheln.

 

Weshalb ließ Gomulka in Lodz nicht sofort Panzer auffahren, weshalb verhandelte er? Auch er will keine Märtyrer schaffen, keine Blutzeugen, die automatisch — und wenn es sich zunächst auch nur um Lohnforderungen handelte — zu Blutzeugen des Antikommunismus geworden wären, der vom Antistalinismus heute nur noch durch eine dünne Wand getrennt ist, so dass eine einzige starke Woge genügen würde, sie einzureißen. Befände Polen sich heute in einer anderen außenpolitischen Lage, so wäre auch Gomulka längst weggefegt.

 

Polen und wir

Aber diese äußere Lage ist von Polen selbst heute nicht zu ändern. So müssen wir auch Gomulka hinnehme, als das, im Vergleich etwa zu Ulbricht, kleinere Übel. Hüten wir uns, den ohnehin unter diesem Mann schwankenden Boden noch mehr zu erschüttern. Er ist nicht unser Mann und verdient doch derzeit eine gewisse moralische und wirtschaftliche Unterstützung durch die freie Welt. Sie sollte damit nicht allzu lange warten, bis etwa heftigere, ernstere Unruhen dem Kreml den erwünschten Vorwand zum Eingreifen geben. Und wir sollten bedenken, dass wir im Grunde doch nicht einer kommunistischen Regierung, sondern einem antikommunistischen Volk helfen.

 

Was die Bundesrepublik anbetrifft, so ist erst in der vergangenen Woche wiederum von einer Verbesserung der Atmosphäre zwischen beiden Ländern gesprochen worden. Derartige Verlautbarungen werden von der SED-Presse unterschlagen; übrigens hat sie auch nichts über die Ereignisse in Lodz berichtet, denn dies wäre eine zu ärgerliche Begleitmusik zu den Duetten Chruschtschow-Ulbricht und Mikojan-Grotewohl über die „sozialistischen Errungenschaften" gewesen ...

 

Allerdings müssen wir Heimatvertriebenen immer wieder betonen, dass unser Recht auf friedliche Rückkehr in unsere Heimat niemals gegen das Linsengericht einer Verständigung zwischen Bonn und dem derzeitigen Warschauer Regime eingetauscht werden kann und darf. Wir sind überzeugt, dass die Realisten die es auch in Polen gibt, diese Ansicht teilen. Sie dürfen sich über diesen Punk zurzeit nicht laut äußern, doch wird ihre Stunde eines Tages kommen. Geht es doch bei dem Verhältnis zwischen Deutschland und Polen nicht um ein effektvolles Händeschütteln für die Dauer einer Fernsehreportage, sondern um die Schaffung einer vernünftigen Grundlage für ein Zusammenleben auf Generationen.

 

Die östliche Welt, so wie sie sich heute auf der Landkarte darstellt, ist das Resultat Stalinscher Außenpolitik, das auch diejenigen, die sich Antistalinisten nennen, nur zu gern bewahren und erhalten wollen. Die Völker dort aber wollen weder den Stalinismus noch der Anti-Stalinismus. Ob sie nicht bereit wären im gegebenen Zeitpunkt, dann nämlich, wenn sie ihr Schicksal wieder selbst bestimmen können, kommunistisches Raubgut für einen neuen Lebensstil im Rahmen eines freien Europa einzutauschen?

 

Seite 1   Entscheidung in Moskau

Zum zweiten Mal sind nun die deutschrussischen Handels- und Repatriierungsverhandlungen in Moskau unterbrochen worden. Der deutsche Delegationsführer Lahr ist wiederum aus Moskau zur Berichterstattung zurückgerufen worden. Von einem Abbruch der Verhandlungen ist zwar nicht die Rede, Botschafter Lahr ist inzwischen nach Moskau abgereist, aber die Lage hat sich so verschärft, dass im Augenblick keine Möglichkeiten zu sehen sind, wie die Verhandlungen überhaupt fortgeführt werden können. Vom sowjetischen Standpunkt aus, der jetzt in sehr scharfer Form festgelegt worden ist, kann man miteinander nur weitersprechen, wenn von deutscher Seite die Verbindung zwischen der Repatriierungsfrage und den Handelsverhandlungen aufgegeben wird. Die Sowjetregierung lehnt es ab, über die Frage der Rückführung überhaupt noch zu verhandeln. Sie verlangt die Absetzung dieses Punktes von der Tagesordnung und fordert, dass die deutsche Delegation hierzu ihre Zustimmung gibt. Die Bundesregierung wiederum hat mehrmals erklärt, dass sie das keinesfalls machen werde Der Bundesrepublik liege nichts an einem Wirtschaftsvertrag, wenn die Sowjetregierung auf ihrem Standpunkt in der Frage der Rückführung beharre, sagte der Bundesaußenminister „wir wollen keinen Vertrag mit Russland auf dem Rücken dieser bedauernswerten Menschen abschließen“. In Bonn hat man kaum noch Hoffnung, dass die Verhandlungen in dem von der Bundesregierung vertretenen Sinn fortgeführt werden können.

 

Die Verantwortung für diese ausweglos scheinende Entwicklung liegt eindeutig auf der Seite der Sowjetunion. Ministerpräsident Bulganin hat, wie das auch in der letzten deutschen Note festgestellt wird, in seinem die Verhandlungen einleitenden Brief vom 5. Februar selbst das Problem der Repatriierung angesprochen und darauf hingewiesen, dass die Behandlung dieser Frage durch die gleichzeitige Behandlung anderer Fragen erleichtert werde. Beide Regierungen wurden sich dann einig, die mit der Repatriierung zusammenhängenden Fragen auf die Tagesordnung zu setzen. Jetzt aber erklärt Moskau durch den Außenminister, durch den Führer seiner Delegation und durch die „Prawda", eine Repatriierungsfrage existiere überhaupt nicht. Sogar Chruschtschow selbst sagte das in der massivsten Form, die überhaupt nur denkbar ist.

 

„Tote zum Leben erwecken"

In Ostberlin beschuldigte er den Bundeskanzler er wolle aus der Repatriierungsfrage ein „politisches Geschäft" machen. Adenauer „spiele schonungslos mit den Gefühlen der Mütter und Frauen", und er spekuliere schamlos auf die Hoffnung der Frauen, dass ihre im Krieg ums Leben gekommenen Söhne und Angehörigen noch am Leben seien. Die Sowjetunion habe das Repatriierungsversprechen, das während des Staatsbesuches Adenauers in Moskau abgeschlossen worden sei, ehrlich erfüllt. „Sie, Herr Adenauer", so rief Chruschtschow aus, „stellen sich als Helden hin, der angeblich für die" Rückkehr von Abertausenden zu ihren Familien kämpft. Aber nichts kann Tote zum Leben erwecken“. Das wahre Ziel des Bundeskanzlers sei es, „Zwietracht zu säen und das deutsche Volk auf seinen Krieg vorzubereiten“. Auch er — Chruschtschow — und Mikojan hätten während des Krieges einen Sohn verloren. „Auch unsere Söhne gelten als vermisst, und wir könnten folglich von Deutschland fordern, uns unsere Söhne zurückzuschicken“.

 

„Keine deutschen Staatsbürger mehr ...“

Die „Prawda", das offizielle kommunistische Parteiblatt, beschuldigt die Bundesregierung, sie stütze sich auf die Gesetzgebung Hitlers, wenn sie „die Entlassung sowjetischer Bürger aus dem sowjetischen Staatsverband und die Anerkennung ihrer deutschen Staatsbürgerschaft" fordere. „Hitler", so schreibt das Blatt, „hatte seine eigene Politik. Ohne viel nachzudenken, pflegte er alle Leute deutscher Herkunft, die in anderen Staaten wohnten, zu seinen Untertanen zu machen, auf dieser Grundlage Konflikte zu schaffen und die internationale Lage zu verschärfen. Beabsichtigen die Bonner Stellen vielleicht, diese Bankrottpolitik zu neuem Leben zu erwecken? Es ist schwer, für die Manöver der Bonner Stellen eine andere Erklärung zu finden“. Bei der Frage der Rückführung der Deutschen handele es sich um ein „plumpes Manöver" und um eine „konstruierte Frage", mit deren Hilfe die Regierung der CDU politisches Kapital für die kommenden Wahlen schlagen möchte. Die Bundesregierung unterdrücke die demokratischen Freiheiten, behindere planmäßig die Wiedervereinigung Deutschlands und rüste auf, und da das bei der deutschen Bevölkerung Unzufriedenheit hervorrufe, habe die CDU sich entschlossen, die „Lärmkampagne" um die Rückführung der Deutschen für ihre Wahlzwecke einzuspannen. „In der Sowjetunion", so schließt die „Prawda", „gibt es keine sogenannten zurückgehaltenen deutschen Staatsbürger mehr. Etwaige Spekulationen in dieser Richtung sind völlig grundlos. Der Standpunkt der Sowjetunion ist klar und entschieden“.

 

Es handelt sich bei den vielen Tausenden, die aus der Sowjetunion nach Deutschland wollen, aber nicht — wie Chruschtschow sagt — um Kriegsteilnehmer, und es sind auch keinesfalls Tote, welche die Bundesregierung zu einem papiernen Leben erwecken will, um mit ihnen Wahlpropaganda zu treiben. Gerade wir Ostpreußen wissen, dass noch Tausende unserer engeren Landsleute, vor allem solche aus dem Memelgebiet, verstreut in den Weiten der Sowjetunion leben. Auch wenn sie in so abgelegene Teile Sibiriens verschleppt wurden, dass sie beinahe lebendig begraben sind, kann man sie nicht als tot bezeichnen. Die „Prawda" mag noch so sehr wüten, dass der deutsche Botschafter in Moskau, Haas, Korrespondenten westlicher Zeitungen in die Botschaft lud, um ihnen die Rückkehrgesuche und Briefe von mehr als achtzigtausend Deutschen zu zeigen, — hinter jedem Gesuch und hinter jedem Aktenstück steht ein deutscher Mensch mit einem schweren Schicksal, ein Mensch, der lebt und der die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, zu seinen Angehörigen nach Deutschland zu kommen — es sei denn, der Tod habe ihn jetzt, in diesen Monaten, abberufen.

 

Die „Prawda" stellt das Problem so dar, als handle es sich nur um Menschen, die Hitler zwangsweise zu Deutschen gemacht habe. Aber abgesehen von den vielen Tausenden, die sich auf ihre deutsche Staatsangehörigkeit von Geburt an berufen können, wie die Ostpreußen einschließlich der Memeldeutschen, die Westpreußen, die Pommern, die Schlesier, abgesehen von diesen verdanken die „Umsiedler" der Jahre 1939/1940 ihr deutsches Bürgerrecht den Ribbentrop-Molotow-Abkommen; sie kamen auf Grund dieser Verträge aus den von der Sowjetunion annektierten Gebieten Ostpolens, des Baltikums, Bessarabiens und der Bukowina nach Deutschland. 1944/1945 fielen sie zu einem großen Teil den Russen in die Hände; nach sowjetischer Auffassung sind sie Angehörige der Sowjetunion. Es besteht aber kein Zweifel, dass die damaligen deutschsowjetischen Abmachungen über die Frage der Staatsangehörigkeit dieser „Umsiedler" völkerrechtliche Gültigkeit haben.

 

Eine Kategorie für sich bilden die Volksdeutschen, die beim Vormarsch der deutschen Armeen in der Sowjetunion selbst unter deutsche Herrschaft kamen und deren Einbürgerung durch eine Eintragung in die sogenannte deutsche Volksliste vollzogen wurde. Die schweizerische Zeitung „Die Tat" schreibt dazu: „Man wird es zwar der Bundesrepublik sicher nicht verwehren können, auch jenen dieser Personen, die in Deutschland leben oder nach Deutschland kommen, ihr Bürgerrecht (wie sie das in ihrem Staatsbürgerschaftsgesetz von 1955 getan) zu verleihen; das ist ihre eigene innere Angelegenheit. Aber eine juristisch haltbare Basis für den Anspruch an die Sowjetunion, auch sie solle diese Leute als Deutsche behandeln, ergibt sich daraus schwerlich“.

 

Über achtzigtausend Gesuche

Die Zeitung meint dann weiter: „Es sieht so aus, als ob auch die Bonner Diplomatie ihr globales Verlangen nach Heimschaffung aller in Russland wohnenden Personen aufgegeben habe, die bei Kriegsende die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen. Sie kann mit gewichtigen menschlichen Argumenten für diese unglücklichen Zwangsbürger ihres Verhandlungspartners plädieren; sie kann auch versuchen, den Russen deren Entlassung aus dem sowjetischen Staatsverband durch wirtschaftliche Konzessionen abzukaufen. Eine Gelegenheit, Forderungen zu stellen, hat sie aber nur dort, wo diese Forderungen auf einer mehr oder minder gesicherten Rechtsbasis ruhen. Und das ist offenbar nur bei einem Teil — möglicherweise bei einem kleineren Teil — der 80 000 oder 100 000 Repatriierungsanwärter der Fall. Das Bestreben der bundesrepublikanischen Delegation wird nun dahin gehen, mindestens für einige Kategorien eine vertragliche Übereinkunft mit den Sowjets zu finden und gewisse Kriterien zu erarbeiten, die auch den Sowjets bei einigem guten Willen akzeptabel erscheinen können. Ob dieser gute Wille allerdings vorhanden ist, muss nach wie vor fraglich erscheinen“.

 

Die Bundesrepublik der „Störenfried"

Über die Gründe, die Moskau zu seiner Haltung veranlassen, schreibt „Die Tat": „Der Abbruch der Verhandlungen würde wohl der russischen Tendenz entgegenkommen, die Bundesrepublik zum internationalen Störenfried zu stempeln, der nicht nur selber kein normales Verhältnis zur Sowjetunion anstrebe, sondern auch alles darauf anlege, einen Ausgleich zwischen Ost und West zu verhindern und den ‚kalten Krieg' im Gange zu halten. Dieses Motiv ist sowohl in den Reden Chruschtschows als auch in den Äußerungen Sorins auf dem Londoner Abrüstungsforum so deutlich aufgeklungen, dass man sich kaum noch zu wundern braucht, wenn dem Kreml ein Zusammenbruch der Moskauer Verhandlungen als willkommene Bestätigung dieser These vorkäme und wenn ihm diese propagandistische Möglichkeit unter Umstanden wertvoller erschiene als die wirtschaftlichen Zugeständnisse, die er bei weiterem Verhandeln vielleicht aus der deutschen Delegation herausholen könnte“.

 

Eine menschliche Verpflichtung

Was nun? Die Lage wird in Bonn sehr pessimistisch beurteilt. Eine Möglichkeit besteht darin, dass die Wirtschaftsverhandlungen weitergeführt werden, und zwar bis nach den Bundestagswahlen und dass die Unterzeichnung durch die Bundesrepublik nicht erfolgt, wenn nicht auch die Frage der Rückführung befriedigend gelöst wird. Dass eine Regierung in Bonn, gleichgültig wie sie zusammengesetzt ist, die lebhaften Wünsche Moskaus nach einem Handelsabkommen und damit nach deutschen Waren und Gütern erfüllt, dabei aber die vielen Tausende von Deutschen in der Sowjetunion im Stich lässt, ist nicht denkbar.

 

Bemerkenswert ist, was polnische Kreise in Ostberlin zu den Verhandlungen sagen. Sie erklären, dass sich ähnliche Schwierigkeiten im vergangenen Jahr in Moskau bei den polnisch

sowjetischen Repatriierungsverhandlungen ergeben hätten. Es sei den Sowjets damals jedoch nicht gelungen, den Widerstand der polnischen Delegation zu brechen, da die Heimkehr, der in der Sowjetunion zurückgehaltenen Polen, als „dringendes nationales Anliegen" Polens bezeichnet worden sei.

 

Zwölf Jahre nun schon werden Tausende von Deutschen in der Sowjetunion festgehalten. Ihre Rückkehr ist nicht weniger ein nationales Anliegen wie das der Polen, - die menschliche Verpflichtung, die wir gegenüber unseren unglücklichen Brüdern und Schwestern haben, gebietet uns, um ihre Heimkehr zäh und entschlossen zu ringen.

 

Seite 2   Pankow registriert …

Verstärkte Werbung unter der deutschen „Minderheit“ in den deutschen Ostgebieten.

Die „DDR"-Botschaft in Warschau hat sich nunmehr in verstärktem Maße der Werbung unter den Deutschen in den deutschen Ostgebieten gewidmet. „DDR"-Botschafter Josef Hegen hat seit Anfang Mai mehrere „Besuchsreisen" in verschiedene Teile der Oder-Neiße-Gebiete unternommen, um zusammen mit dem für die „deutsche Minderheit" zuständigen „DDR"-Konsul Fritsche, Kontakte zu den Deutschen herzustellen. Allerdings sind es nicht alle, heute noch in Ostpreußen, Danzig, Ostpommern und Schlesien lebende Deutsche, um die sich die „DDR"-Botschaft bemüht. Im „Minderheiten"-Abkommen zwischen Pankow und Warschau ist festgelegt worden, dass in das Interessengebiet der „DDR"-Botschaft nur sechzigtausend Deutsche in den „Wojewodschaften" Köslin und Breslau fallen, die von der Warschauer Regierung als „deutsche Minderheit" anerkannt werden.

 

Seit Anfang Mai führt die sowjetzonale Botschaft in Warschau eine sogenannte „Registrierungsaktion" unter den Deutschen in der Kösliner und Breslauer „Wojewodschaft" durch. Der deutsche Antragsteller erhält nach Prüfung seines Antrages einen „DDR"-Pass, der ihn als deutschen Staatsbürger legitimiert und ihm seine „rechtliche Stellung als deutscher Staatsbürger in Polen garantiert.

 

Mit der sowjetzonalen „Registrierungsaktion", die allerdings sehr langsam verläuft, weil ein Großteil der deutschen Bevölkerung es ablehnt, „DDR"-Bürger zu werden, selbst wenn die Legitimation als deutscher Staatsbürger gegenüber den polnischen Behörden einen gewissen „Anreiz" bildet, hat die Pankower Regierung zugleich, die heute noch in den Oder-Neiße-Gebieten lebenden Deutschen in drei „Gruppen" eingeteilt: 1. Angehörige der „deutschen Minderheit", die inzwischen den „DDR"-Pass erhalten haben und jetzt als deutsche Staatsbürger und „DDR-Bürger" gelten; 2. Angehörige der „deutschen Minderheit", die bisher nicht auf die „Registrierung" reagierten und sich abwartend verhalten und 3. Deutsche, die sowohl von der „DDR"-Botschaft, wie auch von den polnischen Behörden, nicht mehr als deutsche Staatsbürger, sondern als Polen betrachtet werden.

 

Der letzte Besuch des „DDR"-Botschafters Hegen in der niederschlesischen Bergarbeiterstadt Waldenburg, den er Anfang August in Begleitung des „DDR"-Konsuls Fritsche und der Botschaftssekretäre Schmidt und Schubert unternahm, zeigt eindeutig, dass Pankow auf die gesamte „deutsche Minderheit" in Niederschlesien und Ostpommern einen ständig zunehmenden Druck, ausübt- Hegen veranstaltete in Waldenburg eine „interne Aussprache“, an welcher nur diejenigen Deutschen teilnehmen durften, die im Besitz des „DDR--Passes sind. Die anderen Deutschen in Waldenburg, die sich bisher nicht für die „DDR" registrieren ließen, wurden von der „internen Aussprache" ausgeschlossen. Die „anwesenden, registrierten" Deutschen konnten sogar noch — wie die deutschsprachige Zeitung „Arbeiterstimme" berichtet — an einem von der „DDR"-Botschaft gegebenen „Festessen" teilnehmen.

 

Erst nachdem sich Botschafter Hegen den „registrierten" und im Besitz des „DDR"-Passes befindlichen Deutschen (von den sechzigtausend Angehörigen der „deutschen Minderheit" in der Kösliner und Breslauer „Wojewodschaft" besitzen gegenwärtig nur einige hundert den „DDR"-Pass) gewidmet hatte, wandte er sich an die „nichtregistrierten" Deutschen. In einer zweiten Versammlung in Waldenburg erklärte Hegen „warnend", es werde der Zeitpunkt kommen, wo die polnischen Behörden denjenigen Deutschen, deren Staatsangehörigkeit „noch nicht geklärt bzw. festgestellt worden ist", einen sogenannten „Identitätsausweis" ausstellen, in dem vermerkt werde, dass diese Deutschen „staatenlos" seien. Hierbei ist auffällig, dass sich die polnischen Behörden in letzter Zeit mehrfach für die sowjetzonale „Registrierungsaktion" aktiv eingesetzt haben.

 

Seite 2   Kommissionen am laufenden Band

Nachdem kürzlich der polnische Sejm eine besondere „Parlamentarische Kommission" für die Oder-Neiße-Gebiete bildete, die bereits im Vorjahre ins Leben gerufene „Regierungs-Kommission" für die Oder-Neiße-Gebiete im Wesentlichen untätig blieb, hat nun dieser „Regierungs-Sonderausschuss" für die Aktivierung der Westgebiete (d h. der Oder-Neiße-Gebiete) seinerseits wiederum eine „Spezielle Kommission" gegründet, deren Aufgabe es ist, „die in verschiedenen Teilen der Westgebiete, insbesondere in Grenznähe herrschenden Abwanderungsbewegungen und -tendenzen zu analysieren“. Die „spezielle Kommission", die auch vom polnischen Ministerpräsidenten Cyrankievicz mit „besonderen Vollmachten" versehen wurde, hat außerdem die Aufgabe, in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden in den Oder-Neiße-Gebieten Maßnahmen zu treffen, die auf eine Abstoppung der „Abwanderungsbewegungen" hinauslaufen.

 

Als besonders gefährdete Teile der Oder-Neiße-Gebiete werden die an die Oder-Neiße-Linie grenzenden Gebiete der „Wojewodschaften Stettin und Grünberg, verschiedene Landkreise der Kösliner „Wojewodschaft“ sowie der Allensteiner „Wojewodschaft“ genannt.

 

Seite 2   Bisher kamen 60 000 Ostdeutsche.

„Aktion Familienzusammenführung“ wird 125 000 Ostdeutsche umfassen.

Unterrichtete Kreise in Bonn haben darauf hingewiesen, dass bis zum Ende dieses Jahres etwa 100 000 Deutsche aus den deutschen Ostgebieten jenseits von Oder und Neiße und aus Polen im Rahmen der Familienzusammenführung in die Bundesrepublik kommen werden. Bis zum Abschluss dieser Aktion werden insgesamt rund 125 000 Ostdeutsche umgesiedelt worden sein, bisher sind etwa 60 000 Ostdeutsche bereits nach Westdeutschland gelangt. Zurzeit treffen wöchentlich drei Transporte mit jeweils rund 600 Personen ein.

 

Damit wurden Behauptungen zurückgewiesen, welche der Warschauer Rundfunk kürzlich aufgestellt hatte, wonach das Interesse der in den polnisch verwalteten Gebieten Ostdeutschlands lebenden Deutschen an einer Umsiedlung in die Bundesrepublik wegen der innerpolitischen Veränderungen in Polen, nachgelassen habe.

 

Des Weiteren wurde in Bonn erklärt, dass nach dem voraussichtlich im ersten Halbjahr 1958 zu erwartende Abschluss dieser Aktion noch mehr als 800 000 Deutsche jenseits der Oder-Neiße-Linie zurückbleiben werden. Der größte Teil von ihnen lebt in Oberschlesien. Ihm hat die polnische Regierung bisher beharrlich die Erlaubnis für eine Umsiedlung nach Westdeutschland verweigert.

 

Seite 2   Polen erkennt deutsche Staatsangehörigkeit nicht an.

In einer Verlautbarung des Warschauer Innenministeriums, die Ende Juli herausgegeben wurde, wird dagegen Stellung genommen, „dass in letzter Zeit aus der Bundesrepublik nach Polen Ausweise über deutsche Staatsbürgerschaft für in Polen wohnende polnische Bürger geschickt wurden“. Es handelt sich um die Zusendung von Staatsangehörigkeitsurkunden an deutsche Staatsbürger in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten, welche unter Zwang und Terror die polnische Staatsbürgerschaft annehmen mussten. Das Warschauer Innenministerium bezeichnete diese Dokumente als „nicht rechtskräftig" und teilte mit, sie würden von den polnischen Behörden als „ungültig" betrachtet.

 

Diese Erklärung des Warschauer Innenministeriums bezieht sich auf den Bericht des „Pressedienstes der Heimatvertriebenen" über die Ausstellung von Staatsangehörigkeitsurkunden für Deutsche in den Oder-Neiße-Gebieten durch die Bundesstelle von Verwaltungsangelegenheiten des Bundesministers des Innern in Köln. Diese Bundesstelle hatte hierzu erklärt, sie stelle diese Urkunden aus, da „ein in den zur Zeit unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten lebender Deutscher seine deutsche Staatsangehörigkeit durch den Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit — gleichgültig ob dieser Erwerb auf Grund eines freiwillig oder unter Zwang gestellten Antrags erfolgt — nicht verliert, da diese Gebiete als Bestandteil des Deutschen Reiches in den Grenzen vom 31.12.1937 nach wie vor Teile Deutschlands, also Inland, sind".

 

Seite 2   Polen kann Weizen und Baumwolle im Winter von insgesamt 46,1 Millionen Dollar (46,1 Millionen DM) in den USA kaufen. Ein entsprechendes Abkommen wurde in Washington unterzeichnet. Damit erhöht sich der Gesamtwert der amerikanischen Hilfslieferungen für Polen auf 95 Millionen Dollar (400 Millionen DM).

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Dem Vorschlag von Bundestagspräsident Gerstenmaier, die erste Sitzung des dritten Bundestages Anfang Oktober nach Berlin einzuberufen, haben die CDU und die sozialdemokratische Bundestagsfraktion zugestimmt.

 

Einen neuen Höchststand hat in der abgelaufenen Woche mit 6271 Personen die Zahl der Flüchtlinge aus der Sowjetzone erreicht; gegenüber der Vorwoche ist die Zahl der Flüchtlinge um 322 gestiegen.

 

Nach Peking fährt im September eine Delegation des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, um zu klären, ob und in welcher Form künftig der Handel mit China verstärkt werden kann.

 

Das erste U-Boot der Bundesmarine, „Hai", wurde jetzt in Kiel in Dienst gestellt. Das Boot, im Jahre 1944 erbaut, war 1945 versenkt und 1956 wieder gehoben worden. In zwölf Monaten werden die ersten neuen U-Boote der Bundesmarine auf Kiel gelegt, und zwar wird es eine Serie von zwölf 350-t-Booten sein.

 

Träger höchster Kriegsauszeichnungen des Ersten Weltkrieges erhalten ab 1 Oktober auf Antrag einen Ehrensold von monatlich 25 DM. Von preußischen Auszeichnungen kommen in Frage der Orden Pour le merite, Militärverdienstkreuz und Kreuz der Inhaber des Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern.

 

Der Rentenaufwand im Jahre 1957 wird nach Mitteilung des Bundesarbeitsministeriums die Höhe von 11,575 Milliarden DM erreichen.

 

Nur 15,7 Geburten auf tausend Einwohner im Durchschnitt wurden 1955 in der Bundesrepublik gezählt. Noch zu Beginn dieses Jahrhunderts waren es mehr als doppelt so viel, nämlich 33 bis 36 Geburten.

 

Die sowjetzonale „Nationale Volksarmee" ist „noch nicht" politisch zuverlässig. Dies schreibt ein Oberst Helbig in der Zeitung des Pankower Verteidigungsministeriums „Die Volksarmee".

 

Zu hohen Zuchthausstrafen — einmal lebenslänglich, einmal fünfzehn Jahre — hat das oberste Gericht der Sowjetzone zwei Sekretärinnen aus Pankower Ministerien verurteilt, weil sie für einen amerikanischen Geheimdienst gearbeitet haben sollen.

 

Der Feuerwerker Werner Stephan in Berlin verunglückte bei dem Entschärfen einer sowjetischen Granate tödlich. Sein Helfer Helmut Kleiber und der Kraftfahrer Rudi Klatt wurden schwer verletzt. Stephan und sein Kollege Räbiger haben seit Ende 1946 mehr als achttausend Bomben und mehrere zehntausend Granaten entschärft.

 

Die spinale Kinderlähmung, die in einzelnen Teilen der Sowjetzone herrscht, vor allem in Dresden und in Mecklenburg, hat 57 Todesopfer gefordert.

 

Zu den Gerüchten um Bulganin wurde über den Rundfunk der Sowjetunion in einer Meldung in Abrede gestellt, dass Ministerpräsident Bulganin aus dem Parteipräsidium, der fünfzehnköpfigen Führungsspitze, ausgeschlossen worden sei.

 

Ein zweimotoriges sowjetisches Verkehrsflugzeug flog unmittelbar vor der Landung in Kopenhagen im Nebel gegen einen hohen Schornstein und stürzte ab. Sämtliche fünfundzwanzig Insassen — zwanzig Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder — kamen ums Leben.

 

Zwischen den USA und der sowjetfreundlichen syrischen Regierung hat sich die Spannung nach dem Abschluss eines Hilfe-Abkommens Syriens mit der Sowjetunion weiter verschärft. Syrien hat drei Mitglieder der amerikanischen Botschaft ausgewiesen, woraufhin Washington den zurzeit in der syrischen Hauptstadt Damaskus weilenden syrischen Botschafter für die Vereinigten Staaten als unerwünschten Ausländer erklärte und den zweiten Botschaftssekretär Syriens auswies.

 

Der Sultan von Marokko, Mohammed Ben Jussef, hat jetzt offiziell den Titel eines Königs angenommen. Er nennt sich jetzt Mohammed V., König von Marokko. Ben Jussef war 1953 von den Franzosen, die einst die Herren von Marokko waren, nach Madagaskar verbannt worden. Die marokkanischen Nationalisten erzwangen die Rückkehr des Sultans und die Unabhängigkeit des Landes.

 

„Unsere fünf Divisionen und die drei zusätzlichen Regimenter werden in Westeuropa bleiben", erklärte der bisherige amerikanische Generalstabschef Radford, der in diesen Tagen sein Amt dem bisherigen Luftwaffenchef General Twining übergibt.

 

Ein Gesetzesvorschlag der Regierung Eisenhower, der 25 000 ungarischen Flüchtlingen das ständige Aufenthaltsrecht in den Vereinigten Staaten bringen sollte, wurde vom Rechtsausschuss des amerikanischen Repräsentantenhauses mit 15 gegen 11 Stimmen abgelehnt. Die endgültige Entscheidung werden Senat und Repräsentantenhaus fällen.

 

Zum ersten Mal ist ein Brief mit einer Rakete befördert worden. Vom Luftwaffenstützpunkt Patrick im amerikanischen Staat Florida hat die USA-Luftwaffe eine Jupiter-Rakete als Briefträger verwendet und die Post über etwa 2000 Kilometer zu einem Stützpunkt im Ozean geschossen.

 

Auf Raten begraben lassen kann man sich jetzt in Amerika. Ein New Yorker Beerdigungsinstitut veröffentlichte diese Anzeige: „Begräbnisse auf Kredit – 2,85 Dollar Abzahlung wöchentlich – Betrieb durchgehend“.

 

Der Verbrauch von Bier in der ganzen Welt ist in den vergangenen fünf Jahren um 18 Prozent auf 352 Millionen Hektoliter angestiegen. Im gleichen Zeitraum hat der Bierverbrauch in Deutschland um 60 Prozent zugenommen; er beträgt jetzt 38 Millionen Hektoliter.

 

Seite 3   Hier ist die Welt zu Ende.

Bericht eines Deutschen, der zwölf Jahre als Lehrer an der Demarkationslinie im Kreis Pr.-Eylau war.

Von Adolf Hubert Osthaus.

1. Fortsetzung

 

Foto: Polnische „Angler" in Guttstadt

Diese Aufnahme, die erst vor wenigen Wochen in Guttstadt gemacht wurde, zeigt ein charakteristisches Bild aus dem Alltag in unserer Heimat. Ein Schuljunge hat mit seiner Angel in der Alle einen kleinen Weißfisch gefangen. Die anderen stehen zusammen mit einem Mann um ihn herum und bestaunen den Fang. Diese kleinen Fische, etwa zwei Finger lang, sind eine beliebte Zukost zu dem mageren Essen; die Kinder haben immer Hunger. Meist werden die Fische so wie sie sind, mit Kopf und Gräten, in einem alten deutschen Wehrmachtskochgeschirr auf einem Feuer im freien Feld in ihrem eigenen Fett gebraten und so aus der Hand verzehrt. Auch die Schulkinder, von denen Adolf Hubert Osthaus in unserem heutigen Bericht erzählt, saßen oft stundenlang an den Tümpeln und Flüsschen und versuchten, Fische zu fangen. Der Junge rechts im Vordergrund kommt offenbar gerade von der Schule; er hat noch seine Liederbücher unter dem Arm. Sie sind, wie die meisten Lehrbücher in den Schulen, nach russischen Lehrbüchern ins Polnische übersetzt worden.

Polnische übersetzt worden.

 

„Hier ist die Welt zu Ende", so habe ich meinen Bericht genannt. Dieses Wort, das man im Kreise Landsberg (Pr.-Eylau) unter der Bevölkerung häufig hören konnte, betraf auch die Beamten und Lehrer, die in dieser verlassenen Gegend in der Nähe der polnisch-russischen Demarkationslinie arbeiten mussten. Da in den Jahren nach dem Krieg in ganz Polen und insbesondere in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten ein großer Mangel an ausgebildeten Lehrern bestand, wurden viele Laien, die oft nur wenige Volksschulklassen besucht hatten, einfach zu Lehrern ernannt. Diese Posten waren natürlich recht begehrt, denn gegenüber der übrigen Bevölkerung genießt der Lehrer ein gewisses Ansehen, außerdem erhält er einen Arbeitsverdienst, der das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung übersteigt, auch wenn er sich bei den hohen Preisen wenig dafür kaufen kann.

 

Da die polnischen Lehrer kaum freiwillig in diese armen, vernachlässigten Gebiete gegangen wären, wurden sie zwangsweise dorthin versetzt und mussten mindestens zwei Jahre auf ihrem Posten bleiben, ehe sie versuchen konnten, durch gute Beziehungen oder Eingaben an die vorgesetzten Dienststellen von dort fortzukommen. Hieraus erklärt sich, dass die Lehrkräfte ihre Versetzung in unseren Kreis Landsberg meist als eine Strafe empfanden. Es waren viele Menschen darunter, die weder charakterlich noch nach ihrem Bildungsstand eine Befähigung zu diesem Beruf mitbrachten.

 

Die Lehrer waren meist polnischer Abstammung. Wenn sich Ukrainer oder Litauer unter ihnen befanden, dann versuchten sie, ihre Abstammung ängstlich zu verbergen, da die „politische Zuverlässigkeit" bei der Besetzung der Lehrerstellen eine ausschlaggebende Rolle spielte. So hatten sie auch meist ihre Namen polonisiert. Ich nahm als einziger Deutscher eine Sonderstellung ein, da man auf meine Mitarbeit nicht verzichten wollte. Weil ich mich weigerte, einen polnischen Pass und einen polnischen Namen anzunehmen, brauchte ich auch nicht in die Partei einzutreten, wie alle meine Kollegen. Die übliche Anrede unter den Lehrern lautete „Genosse".

 

Wie ich bereits erzählte, hatte ich bis zum Jahre 1951 als einziger Lehrer in Topprienen im Kreise Pr.-Eylau unterrichtet. Da ich meinen inzwischen herangewachsenen Söhnen eine höhere Schulbildung ermöglichen wollte, bat ich mehrmals darum, an die Stadtschule nach Landsberg versetzt zu werden. Dieser Schule war zu Beginn des Jahres 1951 ein Gymnasium angeschlossen worden. Über den Ausbildungsgang an den polnischen Schulen werde ich später noch einmal ausführlich berichten. Heute möchte ich von meinen Erlebnissen mit Schulkindern und Lehrern in Landsberg erzählen.

 

Wo sie der Teufel holen wird  ...

Als ich meinen Dienst an der Schule in Landsberg antrat, führten mich der Schulinspektor und der Schulleiter bis zur Tür meiner Klasse, dann drehten sie sich um und empfahlen sich mit vielsagendem Lächeln. Zum Glück hatte ich bereits von meiner Vorgängerin erfahren, dass sie aus der Klasse, die mir eben übergeben wurde, wiederholt mit ihren Kolleginnen geflüchtet sei. Sie gab mir auch die näheren Gründe an, bat mich aber, um Himmelswillen darüber Schweigen zu bewahren: „Die Jungen und Mädchen sind nämlich vorwiegend deutsche Kriegswaisen, die aber als ‚germanisierte Masuren' zum Glück längst die deutsche Sprache vergessen haben“. Sie erzählte weiter, dass ich diese Kinder auf keinen Fall nach ihrer Vergangenheit fragen solle, ihre deutschen Eltern seien nämlich von den Russen ermordet worden. Leider sprachen die Kinder immer noch polnisch mit deutschem Akzent; die Lehrer hätten ihnen den bisher noch nicht abgewöhnen können.

 

Darum hassen sie uns und peinigen sie uns", meinte die polnische Lehrerin. „Sie sind notorische Faulpelze, stehlen wie die Raben, rauchen in den Schulpausen, am liebsten in der großen Scheune über der Straße, wo sie alle mitsammen der Teufel holen wird, wenn die Stadt nicht endlich bald die baufällige Bude abtragen lässt. Dumm sind sie aber nicht, denn wenn sie geraucht haben, dann essen sie in den Schulbänken Knoblauch, und sie tragen niemals Zigarettenstummel in den Hosentaschen. Dazu lausen sie sich und dösen den ganzen Unterricht über. Noch schlimmer ist es, dass sie gern die Bilder von Stalin und Bierut an den Wänden mit Dreck beschmieren. Zur Abwechslung knallen sie das Wappenbild mit dem polnischen Adler auf den Fußboden und lügen uns vor, der Wind hätte das Bild heruntergeworfen. Meine Kollegin kennt sie noch besser, denn sie arbeitet im Waisenhaus und hat mir tolle Dinge erzählt. Freude werden Sie keine an den Bälgern haben!"

 

„Eltern haben wir keine …“

Als ich das Klassenzimmer betrat, lag vor meinen Füßen ein baumlanger strohblonder Junge auf dem Bauch und über ihm kniete ein rothaariges und resolutes Mädchen und verdrosch ihn nach Strich und Faden. „Herr Lehrer, der Gustlik hat dem Ginter seine Zigaretten gefunden und will nicht sagen, wo er sie versteckt hat. Da hat seine Schwester ihm dafür in die Zähne gegeben!"

 

Trotz dieser Einführung gefielen mir die Kinder auf den ersten Blick. Sie traten forsch und energisch auf, sie waren keine sklavischen und slawischen Duckmäuser. Sie waren von deutscher Abstammung. Ich strich ihnen über ihre zerzausten und verlausten Köpfe, erzählte ihnen spannende Geschichten aus ihrer Heimat, aber nur dann, wenn sie wirklich brav waren und gelernt hatten. Sie waren unsäglich froh und von rührender Dankbarkeit, als ich mit ihnen nach Schulschluss ihre Schulaufgaben an der Tafel erledigte. Auf dem Korridor hängten sie sich rechts und links bei mir ein und sagten zu mir: „Eltern haben wir keine, aber dafür haben wir dich, unseren guten Dziadunio (Großväterchen)!"

 

Zu meinen schlechtesten Schülern gehörte der Sohn des ehemaligen polnischen Schulleiters. Sein Vater vertrank in Canditten, wo er als Hauptlehrer amtierte, 23 000 Zloty, die er von den Schulkindern für neue Schulbücher einkassiert hatte. Er wurde dann als erster Buchhalter am Schulinspektorat in Landsberg eingestellt. Hier trank er sich mit Brennspiritus, den er auf Karbid abzog, zu Tode. Als ich seinen Sohn herzlich bat, sein heimliches Laster aufzugeben und mir zu sagen, von wem er das Trinken gelernt habe, bekannte er weinend: „Von meinem Vater“.

 

Durch Jahre musste ich dann an der Schule den Geschichtsunterricht geben. Unterrichtet wird nach russischen Lehrbüchern, die in die polnische Sprache übertragen worden sind. Sie widersprechen dem polnischen Geschichtsbild, den polnischen Hoffnungen auf ein selbständiges und freies Polen und dem polnischen Nationalgefühl überhaupt, denn sie verhimmeln — einschließlich Karl Marx, dessen Bild sich auf der ersten und letzten Seite der Geschichtsbücher befindet — auch „Väterchen Stalin" und Lenin. Alles, was durch Jahrtausende der gesitteten Menschheit heilig und ehrwürdig war, wird in den russischen Geschichtsbüchern in den Schmutz gezerrt, beschimpft und verhöhnt. Persönlichkeiten der Geschichte werden zu Verbrechern gestempelt, und Massenmördern und Verbrechern werden Ruhmeskränze gewunden. Christus und seine Lehre werden abgeleugnet mit der Bemerkung, dass er nie gelebt habe; seine Gestalt sei nur eine Erfindung der unterdrückten Juden und unfreien Sklaven. Diese Lehren werden schon den zehnjährigen Kindern in der vierten und fünften Schulklasse systematisch eingepaukt und eingetrichtert, bis die Kinder restlos überzeugt sind von der Wahrheit der marxistischen Lehren. Dieser Geschichtsunterricht ist Pflicht bis zur elften Klasse.

 

„Prügelt unsere Kinder …“

„Zabijaj!" („Töte!") schließt ein Hassgedicht gegen das deutsche Volk, geschrieben von Ilja Ehrenburg, das in polnischen Schulen gelehrt und aufgesagt wird. Kein Wunder, dass unter diesen Umständen die Lehrer Furcht vor ihren Schulkindern haben. Eine polnische Lehrerin wurde wiederholt vor den Chef der Tscheka zitiert, weil ein Schüler, der zu Recht eine schlechte Note bekam, seiner Mutter erzählt hatte: „Meine Lehrerin gibt mir deshalb so schlechte Zeugnisse, weil Du als Aufräumefrau bei der Tscheka arbeitest“. Als im vergangenen Herbst die Tscheka aufgelöst wurde, schrie dieselbe Frau auf einer Elternratssitzung in der Schule, zusammen mit anderen Frauen, die versammelten Lehrerinnen und Lehrer an: „Prügelt unsere Kinder, prügelt sie bis aufs Blut, denn wir haben Angst vor ihnen. Sie schlagen uns und besaufen sich“. Im Namen meiner Kollegen antwortete ich ihnen: „Bis jetzt wurden wir nur dafür bezahlt, dass wir eure Kinder unterrichten, und nicht dafür, dass wir sie prügeln. Erspart den Kindern die Tränen. Das viele Regnen ist den Blüten schädlich“. Weil ich nicht auch, wie meine Kollegen vor die Tscheka gezerrt werden wollte, betonte ich auf dieser Versammlung absichtlich, dass auch Stalin gesagt habe: „Menschen muss man wie Blumen behandeln“. Dass er die Menschen zerstampfte und zertrat, wie böse Buben Blumen zerbrechen und zertreten, behielt ich wohlweislich für mich.

 

Alkohol in der Schule

Eine andere Mutter erzählte mir unter Tränen, dass ihr Junge daheim nie ungestört für die Schule arbeiten könne, denn sein Vater käme niemals allein und nüchtern nach Hause, sondern brächte seine Freunde mit und prügele seine eigene Frau und seinen Sohn zum Hause heraus.

 

Der hohe Schnapsverbrauch in allen Kreisen der Bevölkerung lässt sich wohl damit erklären, dass die Menschen in einer Armut leben, die man sich hier im Westen nur schwer vorstellen kann. Natürlich trägt dieser hohe Verbrauch an Fusel nicht dazu bei, ihre Lebensumstände zu bessern, aber er hilft ihnen, ihre Armut und ihre Verzweiflung zu vergessen. So kommt es, dass auch die Kinder, oft sogar die Säuglinge, schon an das Schnapstrinken gewöhnt werden. Auch die Frauen sind hiervon nicht ausgeschlossen. Damit die Familie leben kann, müssen die Frauen alle mitarbeiten. Viele von ihnen geben schon den Säuglingen einen mit Alkohol getränkten Stofffetzen am Abend in den Mund, damit sie in der Nacht nicht aufwachen und schreien. Der Staat versucht wohl, gegen diesen Alkoholmissbrauch einzuschreiten, aber bis jetzt hat er nicht viel erreichen können. Betrunkene auf der Straße selbst am helllichten Tage gehören jetzt zu dem täglichen Bild in den Städten und Dörfern unserer Heimat.

 

Die polnische in Allenstein erscheinende Zeitung „Glos Olsztynski" berichtete, dass im Kreise Landsberg, der kaum die Hälfte des ehemaligen Kreises Pr.-Eylau umfasst, monatlich durchschnittlich über 6000 Liter Alkohol für die Summe von 780 000 Zlotys verkonsumiert wurden und Landsberg damit an der Spitze marschiere. Auf einem Schülerfest sagte der polnische Lehrer zu meinem Sohn: „Trink, Gottfried, trink! Ein richtiger Mann und guter Pole trinkt. Dein Vater ist kein Mann und erst recht kein Pole, denn er trinkt nicht“. Als mein Sohn in der siebenten Klasse war, wurde er wiederholt von dem gleichen Lehrer gebeten, für ihn den Unterricht in der zweiten Klasse abzuhalten, weil er seinen Rausch ausschlafen musste. Oft mussten die Schüler während seiner Unterrichtsstunden die Schulaufgaben noch einmal wiederholen, da er dringend „zur Partei" musste; er duftete stark nach seinem geliebten Fusel. Die Kinder beobachteten dann, dass er in solchen Fällen nicht in das Gebäude der Partei ging, sondern in die Kneipe gegenüber.

 

Ein anderer polnischer Lehrer unterrichtete in der siebenten Klasse niemals in Algebra, wenn er nüchtern war, denn er hatte selbst nur sechs Volksschulklassen besucht und hatte von Algebra keine Ahnung. Seine Schüler erzählten mir wiederholt, dass er nur Algebra unterrichtete, wenn er „unter Gas" war. Dafür war er gefürchtet und berüchtigt als fanatischer Stalinist und Parteigenosse. Nicht viel besser war sein intimster Freund, ein Lehrer aus Gallehnen, der sich Jahre hindurch in der Schule bemühte, den Kindern einzureden, dass sie vom Affen abstammten. Seine Schüler waren überzeugt, dass dieser Lehrer nicht nur vom Affen abstamme, sondern selbst ein Affe sei.

 

In der Pause stürmten mir die Schulkinder oft lachend entgegen und erzählten mir, welche Lehrer beim Unterricht nach Fusel „dufteten". Am meisten lachten die Kinder über einen russischen Lehrer, der von ihnen nur „Antek" genannt wurde. Er und ich waren Nachbarn auf einem Flur in der alten Schule, in der bereits in deutscher Zeit die Lehrer gewohnt hatten. Seine Frau beklagte sich oft bitter und unter Tränen, dass ihr „Antek" sie lahm und blau prügele, wenn er aus der Kneipe heimkäme und sie ihr sauer verdientes Geld ihm nicht für Fusel aushändigen wolle. Mit Vorliebe hockten nämlich die Lehrer im Heizraum der Schule oder in der Stube des Schuldieners, wo sie ungestört ihre Schnapsflaschen leeren konnten, während über ihnen zu ihrer eigenen Freude die Schulkinder unbeaufsichtigt in den Klassenzimmern lärmten und tobten. Die Frau des Schuldieners klopfte oft weinend an meine Klassentür und klagte: „Herr Osthaus, jagen Sie doch endlich die Schulkinder auf den Hof. Die Decke stürzt über unserer Wohnung herunter, wenn die Kinder noch länger so toben! Das hätten sich früher die deutschen Schulkinder nie erlauben dürfen, sie hätten Senge gekriegt für das Toben. Das waren ja Engel gegen diese Kinder“.

 

Ziegenböcke ...

Diese arme, geplagte Frau war eine Deutsche. Ihr Mann hatte den polnischen Pass genommen. Während die Lehrer sich mit ihrem Mann in dem Heizungsraum trafen, musste sie das Essen für die Schulspeisung kochen, die Pausen ausläuten und hin- und herlaufen, um wenigstens etwas für Ordnung zu sorgen. Wenn sie die Kinder bat, doch etwas leiser zu sein, dann wurde sie ausgelacht und bekam freche Antworten. Sie versuchte sich einmal das Leben zu nehmen, wurde aber im Krankenhaus von Heilsberg gerettet. Sie kam oft zu uns, um sich auszuweinen. Einmal sagte sie uns: „Wenn ich jung wäre, dann würde ich zu Fuß nach Deutschland laufen. Ich würde Tag und Nacht wandern und die Grenzer auf den Knien anflehen, mich durchzulassen. Nur raus aus der roten Hölle. Ich bin doch auch ein Mensch und will endlich wieder unter Menschen leben. Mein Mann hat früher unter den Deutschen nie getrunken, jetzt säuft er mit den polnischen Lehrern, weil er ihnen den Schnaps aus der Kneipe holen muss. Zuerst hat er mich in die Kneipe geschickt, weil er sich schämte, jeden Tag mit vollen Flaschen über die Straße zu laufen. Wenn sie mich wenigstens nach Deutschland fahren ließen! Sie sagen aber immer, dass mein Mann ein Pole ist, weil er einen polnischen Namen führt und in Ostpreußen geboren ist, wie ich. Sie sagen uns immer, wir wären Masuren und verdorbene Germanen, weil wir Protestanten sind. „Kocty (Ziegenböcke)“, sie nennen uns die Tschekisten und alle Polen. „Ihr müsst alle endlich polnisch sprechen lernen“, sagen sie, „Ihr müsst dankbar sein, dass ihr im freien Polen leben und endlich polnische Luft atmen könnt. Habt Ihr es denn schlecht hier? Ihr dürft saufen und ihr dürft stehlen, bloß Ihr dürft Euch dabei nicht erwischen lassen. Aber man muss eben klug stehlen, die Deutschen sind zu dumm dazu“.

 

„Sie sind selbst Deutscher, Herr Osthaus, Sie haben viel gesehen und erlebt", so sagte diese Frau zu mir. „Geben Sie mir armer und einsamer Frau doch ein Trostwort. Sagen Sie mir doch endlich, wie lange wir uns hier noch so quälen und plagen müssen“. Ich holte unter dem Kopfkissen ein abgegriffenes deutsches Gesangbuch heraus, dass meine Frau auf einem Schutthaufen gefunden hatte, und las, während der armen Frau die Tränen über die verhärmten Wangen liefen, laut die Worte vor: „Ein feste Burg ist unser Gott ...“ und dann weiter: „Nehmen sie gleich Kind, Ehr' und Weib, lass fahren dahin, sie haben kein' Gewinn. Das Reich muss uns doch bleiben“.

 

Spottverse an den Wänden

Ein trauriges Kapitel sind die Aborte in den polnischen Schulen und Gymnasien. Sie sind unvorstellbar schmutzig. Dazu sind Türen und Wände mit Spottversen auf die Lehrer bemalt. Oft kann man hier einen Gassenhauer lesen, der von den Kindern von morgens bis abends auf der Straße nicht schön, aber dafür laut und deutlich gesungen wird. Er heißt:

 

„Links ein Laden,

Rechts ein Laden.

In der Mitte ein Lokal.

Links ist nichts zu haben,

Rechts ist nichts zu haben,

Denn es regiert der Fornal

(Ochse, Ochsenknecht)“.

 

Mein Sohn erzählte mir, dass die Schüler am liebsten bei dem schon genannten „Antek" Unterricht hatten. Bei ihm brauchten sie nicht zu arbeiten. Zu Beginn der Unterrichtsstunde entfaltete er die Zeitung, hinter der er dann ungestört schnarchen konnte. Die Kinder drehten Papierkügelchen, mit denen sie ihn beschossen. Wenn er etwas merkte, dann musste die ganze Klasse Strafarbeiten machen, während er weiter schnarchte. Seine Frau pflegte zu erzählen, dass ihr Mann leider nur vier Volksschulklassen hätte besuchen können, er sei aber sonst ein herzensguter Mann. Sie vergaß dabei aber zu erwähnen, dass ihr Antek über zwei Jahre in Landsberg zu den eifrigsten und grausamsten Tschekisten zählte. So hatte er einmal einer deutschen Witwe immer wieder ins Gesicht geschlagen, weil sie ihn nicht mit dem polnischen „Dzien dobry", sondern mit „Guten Tag" begrüßte.

 

Bezeichnend ist auch folgender Vorfall: Im Jahre 1952 sollten die Schüler der 7. Klasse im Walde Bäumchen pflanzen. Vier dieser Schüler betranken sich dabei sinnlos. Die alarmierte Miliz brachte sie ins Krankenhaus. Das Lehrerkollegium beschloss darauf, die vier von der Schule zu entfernen und das Vergehen in ihre Zeugnisse einzutragen. Ich lehnte die Zustimmung zu diesem Beschluss ab mit der Begründung, dass zuvor sämtliche Lehrer und Lehrerinnen an ihre eigene Brust klopfen sollten.

 

Mit vollem Recht sagte mein Sohn oft zu mir: „Vater, alle Lehrer belügen uns, auch Du!" Ich antwortete: „Natürlich lügen sie, ich auch, wir alle müssen lügen, auch Du belügst ja Deine Lehrer, denn Du glaubst doch auch ebenso wenig an den Kommunismus und Stalinismus wie Deine Lehrer und Dein Vater“.

 

Ein deutscher Junge!

Auf Wunsch der anderen Lehrer wurde ich einstimmig zum Kurator am Jugendgericht in Allenstein bestellt. Dort erzählte mir eine polnische Kollegin folgenden Fall: „Ein deutscher Junge, der im Waisenhaus in Bartenstein mit vielen anderen deutschen Kindern zusammen erzogen wurde, flüchtete im Alter von vierzehn Jahren barfuß und in Holzpantinen, ohne einen Zloty in der Tasche, und kam zu Fuß — wohlgemerkt im Winter — nach Gdingen. Er wollte versuchen, mit einem schwedischen Schiff als blinder Passagier über die Ostsee zu flüchten. Die Tscheka holte ihn wieder vom Schiff herunter und brachte ihn zurück. Aber dieser verwegene Bursche riss nach kurzer Zeit wieder aus. Diesmal schaffte er es, wieder zu Fuß und ohne Geldmittel, durch Polen und die Tschechoslowakei bis an die österreichische Grenze zu kommen. Dort wurde er von den Grenzern geschnappt. Jetzt soll er in die Erziehungsanstalt nach Marienburg kommen. Er tut mir ein bisschen leid, wenn er auch nur ein Deutscher ist!"

 

Im Herbst des gleichen Jahres sagte mir dieselbe Lehrerin: „Herr Osthaus, was glauben Sie, wo der deutsche Waisenjunge, von dem ich Ihnen damals berichtete, gelandet ist? Ich habe von ihm jetzt aus Cuxhaven eine Ansichtskarte geschickt bekommen. Er ist bei der westdeutschen Kriegsmarine. Ist das nicht eine Frechheit? Er ist ein drittes Mal ausgerissen und über die Sowjetzone nach dem Westen gekommen. Ich fürchte, er kommt noch eines Tages auf einem U-Boot angefahren und entführt mich zu Adenauer, weil ich ihm damals eine saftige Ohrfeige verpasst habe, als er von den Russen an uns ausgeliefert wurde. In der Erziehungsanstalt hat er ja noch eine bessere Abreibung bekommen, leider ohne Erfolg. Der wird seine polnischen Quälgeister ja in guter Erinnerung behalten!"

 

Als uns ein Klassenkamerad meines Sohnes Gottfried einmal besuchte, erzählte er uns, dass er später einmal Sicherheitsminister in Warschau werden wolle. Auf unsere erstaunte Frage, warum er unbedingt oberster roter Henker werden wolle, erwiderte er stolz: „Als Minister des Sicherheitsministeriums lasse ich alle unsere Lehrer in Säcke einnähen und im Mühlenteich wie die Katzen ertränken“. Oft war unter den Jungen die Rede davon, dass sie mitkommen wollten, wenn ihr deutscher Klassenkamerad mit seinen Eltern nach dem Westen ginge. Sie sagten: „In Deutschland leben sehr viele Polen und allen geht es gut dort. Sie leben im Lager schöner und besser als wir hier in unserer neunzehnten Sowjetrepublik. Die sind vor allem schon über zwölf Jahre freie Polen und keine polnischen Sklaven wie wir hier alle, auch unsere roten Bonzen“.

 

„Verlass uns nicht!"

Als meine Schüler im Jahre 1952 erfuhren, dass ich wegen meines Herzleidens aus dem Schuldienst ausscheiden wolle, da fingen sie an zu weinen und wollten sich nicht trösten lassen. „Dziaduniu (Großväterchen), verlass uns doch nicht. Jetzt wird uns niemand in der Schule mehr lieb haben. Du hast allen geholfen bei den Schularbeiten und im Unterricht, Du hast uns getröstet und Mut gemacht. Wir haben uns jeden Abend gefreut, dass wir am nächsten Morgen wieder zu Dir in den Unterricht kommen konnten. Wir werden Dich nie vergessen in unserem Leben und immer an Dich denken!" Fortsetzung folgt

 

Seite 4   Die polnischen Zollsätze Was kann zollfrei nach den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten geschickt werden?

Seit dem 6. Juni 1957 gelten in Polen, also auch für die unter polnischer Besetzung stehenden deutschen Ostgebiete, neue Zollsätze für Geschenksendungen. Wir bringen im Folgenden eine Aufstellung von Zollsätzen.

 

Warenname und Zoll je kg in Zloty:

Jede Art Mehl und Grütze, geschälte Erbsen, polierte Erbsen, Getreideflocken, Makkaroni, Oblaten und andere nicht gesondert aufgeführte Getreideerzeugnisse: zollfrei

 

Geschälter Reis, polierter Reis, Bruchreis, getriebener, geblasener, hohler Reis (Puffreis), Sago, Tapioka, Maniok u. a. und deren Ersatz: 2

 

Backwerk:

1. Zuckerbackwerk: zollfrei

2. anderes: zollfrei

 

Knoblauch, türkischer Pfeffer ungemahlen: zollfrei

 

Nicht gesondert aufgeführte Früchte und Beeren:

1. frisch: zollfrei

2. getrocknet: zollfrei

3. in verarbeitetem Zustand: zollfrei

 

Bananen, Zitrusfrüchte, Feigen, Rosinen, Weintrauben:

1. frisch: zollfrei

2. getrocknet und in verarbeitetem Zustande: 10

 

Nüsse jeder Art:

1. nicht geschält: 5

2. geschält: 10

 

Ungezuckerte Schalen von Früchten.

Fruchtkerne 5

 

Fische, außer den gesondert aufgeführten:

1. frisch (lebend, tot), gesalzen, gefroren: 2

2. geräuchert und in verarbeitetem Zustande: 3

 

Lachsartige Fische, störartige Fische, ptastugi (?), Aale, Sardinen

1. frisch (lebend, tot), gesalzen, gefroren: 5

2. geräuchert und in verarbeitetem Zustande: 25

 

Fleisch von Tieren und Geflügel, Fleischnahrungsmittel wie Wurst, Soßen, Pasteten, Salate, Konserven, Fleischextrakte u. a.: zollfrei

 

Tierische Speisefette, nicht gesondert aufgeführt: zollfrei

 

Butter: zollfrei

 

Unverarbeitete Milch, Milchpulver, kondensierte Milch, auch gesüßt: zollfrei

 

Sahne, auch gesüßt: zollfrei

 

Käse jeder Art: zollfrei

 

Eier: zollfrei

 

Eiererzeugnisse (Pulver, Masse): zollfrei

 

Bienenhonig: zollfrei

 

Fette und Öle:

1. Olivenöl: 10

2. Margarine: zollfrei

3. Rizinusöl: zollfrei

4. andere Pflanzenfette und Öle für Speise- und Gewerbezwecke, denaturierte Öle und Fette, Firnis: zollfrei

 

Zucker jeder Art: zollfrei

 

Kunsthonig: zollfrei

 

Schokolade fest, in Pulverform und in Erzeugnissen: 20

 

Bonbons, Chalwa, Zuckerwerk, gezuckerte Schalen von Früchten: 5

 

Puderzucker: zollfrei

 

Bier, Porter: 1

 

Linoleum und seine Imitationen, Wachstuch, Ölgewebe, lackierte Gewebe

1. Linoleum-Imitation aus Pappe: 5

2. andere: 20

 

Kopftücher:

1. aus Naturseide, Nylon und ähnlichen synthetischen Kunststofffasern: je Stück 40

2. aus Wolle: je Stück 20

 

 

Wäsche, Kleidung, Konfektion — gebraucht:

Stoffstücke, Lumpen (Lappen):

1. Leibwäsche, Kleidung, Konfektion gebraucht: 5

2. Stoffstücke, Lumpen (Lappen) Damenhandtaschen, Aktentaschen aus Kunstleder, aus Geweben, aus Plastik und anderem gewöhnlichen Material, wenn auch mit einem Zusatz von Leder: je Stück 40

 

Taschen und Galanterieerzeugnisse wie Brieftaschen, Hüllen, Notizbücher, Geldbörsen, Gürtel, Zigarettenetuis, Futterale, Halsbänder, Riemen usw. aus Kunstleder, aus Geweben, aus Plastik und anderem gewöhnlichen Material, wenn auch mit einem Zusatz von Leder je Stück: 100

 

Reisegeräte, Jagdgeräte, Sportgeräte wie: Koffer, Taschen, Rucksäcke, Necessaires und ähnliche Erzeugnisse aus Kunstleder, aus Geweben, aus Plastik und anderem gewöhnlichen Material, wenn auch mit einem Zusatz von Leder: 50

 

Schuhe gebraucht: je Paar 5

 

Rundfunkempfänger je nach Anzahl der Röhren, ausgehend von der Anzahl der Kathodenröhren: je Röhre 100

 

Uhren- und Taschenuhrenmechanismen: für Taschen- und Armbanduhren: je Stück 50

 

Pharmazeutische Präparate in Form fertiger Arzneimittel (Spezifiki) in zum sofortigen Verbrauch bestimmten Verpackungen: zollfrei

 

Füllfederhalter:

mit einer gewöhnlichen Stahlfeder oder Kugelschreiber und Federhalter für Füllfederhalter aus gewöhnlichem Material: je Stück 10

 

mit Goldfeder: je Stück 50

 

Federn:

für Füllfederhalter:

a) aus Gold: je Stück 40

b) andere: je Stück 2

 

Künstlerfarben, Pastelle, Kreiden Schreibgeräte, Kanzlei- und Zeichengeräte außer den gesondert aufgeführten aus gewöhnlichem Material wie Tintenfässer, Löscher, Stempel, Stempelkissen, Federkästen, Lineale usw.: 20

 

Seite 4   „Die Sicherheit der USA gefährdet.

Eisenhower scharf gegen die Kürzung der Auslandshilfe.

Außenminister Dulles appellierte in einer geheimen Sitzung des Bewilligungsausschusses des Senats an die Abgeordneten die Kürzungen in Höhe von fast 810 Millionen Dollar (3,4 Milliarden DM) wieder rückgängig zu machen; die Sicherheit der USA sei sonst gefährdet.

 

Dulles betonte im Senatsausschuss: „Unsere Verbündeten, ihre Streitkräfte unsere Basen im Ausland, sie alle werden für die Sicherheit der Vereinigten Staaten benötigt. Wenn der Kongress nicht gewillt ist, die notwendigen Maßnahmen zu bewilligen, um sie aufrechtzuerhalten sehen wir uns einer neuen Unsicherheit in einer Zukunft mit schwerwiegenden Risiken gegenüber“.

 

Mit besonderem Nachdruck wies Dulles darauf hin, dass die USA vierzehn verbündeten Ländern, vor allem im Nahen und Fernen Osten, für ihre Verteidigungsanstrengungen Unterstützung gewähren müssten. „Über 600 Millionen Dollar (2,5 Milliarden DM) werden allein benötigt, um fünf Staaten -Korea, Nationalchina, Vietnam, Pakistan und die Türkei - in die Lage zu versetzen, ihre Streitkräfte von 2,1 Millionen Mann, die sie nun unter den Waffen haben, aufrechtzuerhalten. Diese fünf Staaten liegen sämtlich entlang der Grenze Chinas und der Sowjetunion. Sie stehen alle starken kommunistischen Streitkräften gegenüber und wurden sämtlich wiederholt kommunistischen Bedrohungen ausgesetzt“.

 

Dulles warnte auch vor den Folgen, die eine Kürzung des Programms der militärischen Hilfeleistung bei den Verbündeten der NATO auslösen würde. Diese würden nicht, wie vorgesehen, durch die Vereinigten Staaten mit den „neuen Waffentypen" ausgerüstet werden können.

 

Dulles hatte den bisherigen Vorsitzenden des Gremiums der amerikanischen Stabschefs, Admiral Radford, und dessen Nachfolger, General Twining, mit in den Senat genommen. Admiral Radford fuhr die schwerwiegenden Argumente gegen die Kürzung der Auslandshilfe auf: Die einzige Alternative für die USA sei, so sagte der Admiral, ihre eigenen Verteidigungsanstrengungen zu verstärken und noch mehr Männer zu den Waffen zu rufen, so dass „fast jeder verwendungsfähige junge Mann im Militärdienstalter mehrere Jahre seines Lebens im Militärdienst in Übersee verbringen müsste. Die Kosten wären ungeheuer“.Wenn das gesamte Sicherheitssystem gelockert werde, dann bleibe nur übrig, aus Amerika selbst eine Festung zu machen.

 

Seite 4   Spätaussiedler in den Lagern...

Ihr Anteil steigt ständig.

Versprechungen in der Frage des Wohnungsbaus

Die Bundesregierung will den ins Stocken geratenen Wohnungsbau für Sowjetzonenflüchtlinge und Aussiedler wieder in Gang bringen. Sie hat zu diesem Zweck den Ländern eine Erhöhung der Bundesgelder angeboten. In einem Schreiben des Bundeskanzlers an die Regierungschefs der Länder erklärt sich die Bundesregierung bereit, in diesem Rechnungsjahr fünfzig Prozent der durchschnittlichen Gesamtherstellungskosten der Wohnungen im sozialen Wohnungsbau für Sowjetunionflüchtlinge und Spätaussiedler zu übernehmen. Das entspräche bei der Unterbringungspflicht von vier Personen je Wohnung 12,5 Prozent an den Gesamtkosten je Flüchtling oder Aussiedler.

 

Schon vor einigen Monaten hatten sowohl der Bundesrat wie auch der Gesamtverband der Sowjetzonenflüchtlinge darauf hingewiesen, dass der bisherige Bundeszuschuss von je 2000 DM für jede im Notaufnahmeverfahren aufgenommene Person nicht mehr der wohnungspolitischen Situation entspreche. Vom Gesamtverband und einzelnen Ländern war eine Erhöhung auf 3000 DM für jeden Flüchtling gefordert worden. Das jetzt von der Bundesregierung gemachte Angebot kommt im Schnitt einer Erhöhung auf rund 2350 DM gleich. Die Länder sind aufgefordert worden, mitzuteilen, ob sie mit dem Vorschlag einverstanden sind.

 

Bundesvertriebenenminister Oberländer vertrat gegenüber einem Pressevertreter die Ansicht, der Vorschlag der Bundesregierung sei geeignet, den ins Stocken geratenen Wohnungsbau für Sowjetzonenflüchtlinge und Aussiedler zu beschleunigen. Die geplanten 60 000 Wohnungen sollen bis 1958 fertig sein. Die Bundesregierung könne ihren Vorschlag schon aus haushaltsrechtlichen Gründen nur für das Rechnungsjahr 1957/1958 machen. Das Bundeskabinett sei aber bereit, wegen einer weiteren Regelung zu gegebener Zeit erneut mit den Ländern zu verhandeln.

 

Oberländer wies darauf hin, dass bei den Ländern 525 Millionen DM „eingefroren“ gewesen seien, weil die Länder auf eine Neuregelung des Bundesanteils warteten. Dieser Betrag hätte zum Bau von 60 000 Wohnungen ausgereicht.

 

Der Vorteil des Vorschlags der Bundesregierung besteht nach den Worten des Ministers unter anderem darin, dass man von dem starren System der Kopfquote zu einer elastischeren Regelung gelange, die auch die regionalen Preisunterschiede berücksichtige. Der Minister sagte, es erscheine notwendig, den Flüchtlingswohnungsbau voranzutreiben.

 

In den 1072 Lagern ist die Zahl der Sowjetzonenflüchtlinge und Aussiedler vom 1. Januar bis zum 30. Juni dieses Jahres von 170 424 auf 199 271 gestiegen. Der Anteil der Spätaussiedler in den Lagern steigt ständig. Im Lager Wentorf bei Hamburg sind 4000 der 7000 Insassen Spätaussiedler. Die Lagerauflösung ist nach Oberländers Worten dringlich, weil das Zusammenleben von neuangekommenen Spätaussiedlern mit den schon seit längerem im Lager lebenden Sowjetzonenflüchtlingen zu Unzuträglichkeiten führt.

 

Seite 4   Kredite für Filmtheater-Beistzer

Das Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte gibt bekannt: Das Bundeskabinett hat beschlossen, beabsichtigte Kreditmaßnahmen zu Gunsten der vertriebenen und geflüchteten Filmtheaterbesitzer zu stützen. Die Grundlage bildet die Anlage liquider Mittel aus der Ufa-Liquidation bei der Lastenausgleichsbank. Damit ist einem seit Jahren, vorgetragenen Wunsch der vertriebenen und geflüchteten Filmtheaterbesitzer weitgehend entsprochen.

 

Eine andere Meldung besagt: Die Bundesregierung hat beschlossen, dass den heimatvertriebenen und geflüchteten Filmtheaterbesitzern durch Kreditmaßnahmen die Rückkehr in ihren Beruf ermöglicht werden soll. Zu diesem Zweck ist vorgesehen der Lastenausgleichsbank aus dem Vermögen der UFA etwa zwei Millionen DM für Kreditvergaben zur Verfügung zu stellen.

 

Seite 4   Die Volksdeutschen aus Russland

Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland erklärt zu der Frage der Repatriierung:

 

„Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland hat die bisherigen Bemühungen des Auswärtigen Amtes, seines Botschafters in Moskau und der Delegation der Bundesregierung über die Repatriierung der deutschen Staatsangehörigen mit tiefer Erregung verfolgt. Bilden doch die Volksdeutschen aus der Sowjetunion, welche nach 1941 nach Deutschland gekommen sind, hier eingebürgert wurden, bis zum Kriegsende auf der deutschen Seite am Kriege teilgenommen und 1945/1946 von der sowjetischen Besatzungsmacht nach dem Osten verbracht worden sind, eine der vier Gruppen deutscher Staatsangehöriger, über deren Rückführung nach der Bundesrepublik verhandelt wird.

 

Diese Volksdeutschen haben alle ohne Ausnahme zehn und mehr Jahre Internierung und Isolierung unter schwersten klimatischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnissen durchlebt, ihre Angehörigen in der deutschen Wehrmacht dazu Freiheitsstrafen abgebüßt. Nach dem Amnestiedekret der sowjetischen Regierung vom September 1955, das eine Erleichterung der Lage und einen Teilerlass der Freiheitsstrafen brachte, haben Zehntausende von ihnen, ermutigt durch die Verhandlungen Dr. Adenauers in Moskau und die Zusage des Parteisekretärs Chruschtschow, ihre Ausreise nach der Bundesrepublik beantragt und die deutsche Botschaft in Moskau, um die Einreisegenehmigung in die Bundesrepublik gebeten. Die Einreise nach Deutschland wird ohne Schwierigkeiten genehmigt, da der Deutsche Bundestag durch das Gesetz zur Regelung der deutschen Staatsangehörigkeit vom 22. Februar 1955 (§ 1,f) ihre Einbürgerung anerkannt hat und die Bundesregierung sie somit als deutsche Staatsbürger ebenso anerkennen und behandeln muss und sich für ihre Repatriierung einsetzt. Die sowjetische Regierung hat sie jedoch nach der Internierung zu Sowjetbürgern erklärt und die Ausreise nur in wenigen Einzelfällen genehmigt. Da unter den 75 000 Deutschen aus der Sowjetunion, die in der Bundesrepublik verblieben sind, fast jede Familie Verwandte und sehr oft nächste Angehörige wie Eltern, Ehegatten und Kinder, unter den nach der Sowjetunion Zurückverschleppten hat, muss über formell juristische und zwischenstaatliche Rechtsbedenken hinaus schon aus Menschlichkeit eine Lösung auch dieses Problems gefunden werden. Der eindeutigen und mit schwersten Opfern an Blut und Leben bezahlten Willensäußerung dieser Menschen muss Rechnung getragen und das allen Menschen zustehende Recht der Freizügigkeit und der Wahl der Heimat zugestanden werden. Dies gilt ebenso für die anderen drei Gruppen deutscher Staatsbürger, um deren Rückführung in diesen Tagen in Moskau gerungen wird“.

 

Seite 5   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

25. August: Gerdauen-,Jahreshaupttreffen in Düsseldorf.

 

Bartenstein, Kreistreffen in Hamburg-Sülldorf, Sülldorfer Hof.

 

31. August und 1. September: Elchniederung, gemeinschaftliches Kreistreffen mit den Heimatkreisen Tilsit-Stadt und Tilsit-Ragnit in Frankfurt a. M.

 

Tilsit-Stadt und Tilsit-Ragnit, gemeinschaftliches Kreistreffen mit dem Heimatkreis Elchniederung in Frankfurt a. M., Schwanheim, Saarbrücker Straße 6 (Turnhalle Schwanheim).

 

1. September: Gumbinnen, Kreistreffen in Berlin.

 

Johannisburg. Kreistreffen in Hannover-Limmerbrunnen.

 

Bartenstein. Kreistreffen in Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

 

Neidenburg. Kleist reffen in Hamburg, Elbschloßbrauerei.

 

7. und 8. September: Allenstein. Jahreshaupttreffen in Gelsenkirchen,Hans-Sachs-Haus.

 

8. September: Johannisburg. Kreistreffen in Dortmund, Reinoldi-Gaststätten.

 

Angerapp. Kreistreffen in Hannover, Döhrener Maschpark.

 

Gerdauen, gemeinschaftliches Kreistreffen mit dem Heimatkreis Bartenstein in Stuttgart, Untertürkheim (Sängerhalle).

 

Bartenstein. Kreistreffen in Stuttgart, Untertürkheim (Sängerhalle).

 

Angerburg. Kreistreffen in Hannover. Kurhaus Limmerbrunnen.

 

Insterburg. Hauptkreistreffen in Krefeld.

 

Tilsit-Stadt. Kreistreffen in Duisburg-Hochfeld, Rheinhof-Festsäle, Wahnheimer Straße 223/225 (Endstation der Straßenbahnlinien 2 und 8 oder Bahnhof Duisburg-Hochfeld-Süd).

 

Treuburg. Kreistreffen in Hannover, Wülfeler Biergarten.

 

21. und 22. September: Elchniederung. Kreistreffen in Hannover.

 

Memel-Stadt und -Land, Heydekrug, Pogegen. Hauptkreistreffen in der Patenstadt Mannheim.

 

22. September: Heimatkreise des Regierungsbezirks Allenstein, Gemeinschaftliches Kreistreffen in Stuttgart. Freizeitheim.

 

Schloßberg. Kreistreffen in Stuttgart-Fellbach, Gasthaus Adler.

 

Ebenrode/Stallupönen, gemeinsames Kreistreffen mit dem Kreis Schloßberg (Pillkallen) in Stuttgart-Fellbach, Gasthof Adler.

 

Schloßberg (Pillkallen), gemeinsames Kreistreffen mit dem Kreis Ebenrode/Stallupönen in Stuttgart-Fellbach, Gasthof Adler.

 

Königsberg-Land, Hauptkreistreffen in Barkhausen an der Porta Westfalica, Gaststätte Friedenstal.

 

Memelkreise

Treffen der ehemaligen Schüler und Erzieher der Lehrerbildungsanstalt Memel

In Burgdorf (Hann.) fanden sich am 29. und 30. Juli ehemalige Erzieher und Schüler, die in den Jahren 1939 bis 1944 der Lehrerbildungsanstalt Memel angehörten, zusammen. Hier folgt der Bericht eines Teilnehmers.

 

Der Kreis derer, die sich hier fanden, war sehr klein. Gewiss, es lag zum Teil daran, dass mancher aus persönlichen Gründen die durchweg lange Reise nicht machen konnte. Es fehlten die Ehemaligen, die jetzt in Nordrhein-Westfalen wohnen, weil dort die Sommerferien noch nicht begonnen hatten, es fehlten die Kameraden aus der sowjetisch besetzten Zone. Erschütternd war es aber, erfahren zu müssen, was jeder von uns schon lange weiß: Die meisten Schüler jener Jahre sind im Kriege gefallen. Unser Bildungsweg ist ganz anders verlaufen, als es damals jemand gedacht hätte. Wir sind geformt worden von Schicksalen, deren oft grausame Härte recht deutlich wurde, als wir am ersten Nachmittag über uns selbst berichteten. Vielen von uns ist es 1945 nicht gelungen, den Anschluss an den Lehrerberuf wiederzufinden. Umso dankbarer sind wir dafür, dass wir damals Menschen begegnen durften, die uns innerlich und äußerlich geholfen haben. Für sie mag der auf unserem Treffen mehrfach genannte Professor Gerhard Bohne stehen. Als Frucht dieses Weges ist es wohl anzusehen, dass für die meisten von uns das Christentum Grundlage des Lebens geworden ist. Wir scheuten uns alle, es auszusprechen. Vielleicht befürchteten wir unbewusst, dass unsere Frömmigkeit zur Frömmelei und damit zur Maske werden könnte. Karl-Heinz Potschka haben wir zu danken, dass er für uns alle bekannte. Das Treffen erreichte seinen Höhepunkt, als sich die anwesenden ehemaligen Erzieher in der Diskussion über die geistigen Grundlagen der Arbeit an der LBA Memel stellten. Es ist schon etwas, wenn man als Erzieher vor seinen ehemaligen Schülern sagen muss, dass die Idee, in der man sie erzogen hat, ein Irrtum gewesen ist. Unser ehemaliger Direktor fasste dies am Schluss in die Worte zusammen: „Wir haben in Burgdorf unsere eigene Vergangenheit ernstlich und innerlich auf unsere Schultern genommen. Das wird jedem von uns ein gutes Marschgepäck für unser Weiterleben sein“. Immer, wenn wir uns mit gleichaltrigen Kameraden aus der Heimat treffen, spüren wir wie kurz doch die Wurzeln sind, die wir hier durch unsere Familien und unsere Existenz geschlagen haben. Es ist etwas Unbeschreibliches, was von solchen Gesprächen zurückbleibt. Wir leben zwar in der Fremde doch auch in Burgdorf grüßt vom Giebel des Rathauses das Memeler Wappen. M. T.

 

Ebenrode (Stallupönen)

Bei schönstem Wetter hatten sich die Ebenroder zum 28. Treffen in Hamburg-Ahrensburg, Hotel Lindenhof, zusammengefunden. Nach der Begrüßung durch den Kreisvertreter wurde die Veranstaltung mit einem feierlichen Totengedenken eingeleitet. Der Kreisvertreter erklärte, dass wir Hamburg nicht deshalb zum Haupttreffpunkt gewählt haben, weil es die größte Stadt in der Bundesrepublik ist, sondern weil die meisten Landsleute sich in Schleswig-Holstein und in der Umgebung von Hamburg niedergelassen hatten. So konnte auch dieses Treffen eine Besucherzahl von über 800 Personen aufweisen. Viele Ebenroder sind in den letzten Jahren nach dem Ruhrgebiet umgesiedelt, weil sich dort die größten Verdienstmöglichkeiten bieten, so haben die Treffen in Essen recht zahlreichen Besuch aufzuweisen. Durch das große Ostpreußentreffen in Bochum im Mai kam das diesjährige der Ebenroder in Essen in Fortfall. Den westdeutschen Brüdern und auch dem Ausland haben wir durch den gewaltigen Besuch in Bochum gezeigt, dass wir zusammenhalten und auf unsere Heimat nicht verzichten werden. Es ist bedauerlich, dass maßgebliche Persönlichkeiten aus der Bundesrepublik, wie Kirchenpräsident Niemöller, die Bundestagsabgeordneten Carlo Schmidt und Greve und nicht zuletzt der Oberbürgermeister von Hamburg sich für die Abschreibung der ostdeutschen Gebiete einsetzten; sogar der Bundesaußenminister hat eine diesbezügliche unangebrachte Äußerung in London getan. Hamburg ist auch sonst den Ostvertriebenen nicht gerade freundlich gesinnt, denn die Stadt verlangt bei unsern Treffen ein Viertel der Eintrittsgelder als Vergnügungssteuer. Aus diesem Grunde haben wir uns heute in Ahrensburg /Holstein zusammengefunden. Verkehrsmäßig liegt Ahrensburg nicht schlechter, wie die Elbschloßbrauerei in Nienstedten. Weiter gab der Kreisvertreter einen Überblick über die Entstehung unseres Heimatkreises und Besiedlung, seitdem der Ritterorden Ostpreußen in Besitz genommen hatte. Aus dem Ostpreußenarchiv ist ersichtlich, dass nur Westdeutsche, Schweizer und Salzburger dieses Gebiet erschlossen und zu hoher Kultur gebracht haben. Durch den Frieden am Menarsee entstand 1422 die älteste Grenze in Europa bei Eydtkuhnen. Die Eltern werden gebeten, unsern Kindern diese Kolonisationsarbeit stets vor Augen zu führen, denn unsere Kinder werden es sein, die unsere Heimat wieder neu aufbauen müssen. Das Hauptreferat hielt Dr. Neuhoff über das 8. Lastenausgleichs-Änderungsgesetz und fand dabei willige Zuhörer. Dr. Neuhoff will sich, wie bisher, für weitere Verbesserungen einsetzen. Als bester Kenner des Lastenausgleichsgesetzes ist Dr. Neuhoff derjenige gewesen, der dafür Sorge getragen hat, dass diese 8. Novelle zum Lastenausgleichsgesetz überhaupt zustande kam.

 

Um 14 Uhr hatten sich die ehemaligen Schülerinnen der Luisenschule und Schüler des Realgymnasiums aus Stallupönen in einem Nebenraum zu einer internen Besprechung zusammengesetzt, die Dr. Hofer leitete.

 

Um 15 Uhr hatten sich interessierte Mitglieder der Kreisgemeinschaft Ebenrode in einem Raum zusammengefunden, um die fünf Kreisausschussmitglieder zu wählen. Es wurde Wiederwahl vorgeschlagen. So wurden Friedrich Hilper-Schellendorf, Walter Gudladt und Gerhard Wermbter, aus Eydtkau, sowie Fritz Ehmer-Schapten und Erich Kownatzki, aus Ebenrode wiedergewählt.

 

Satzungsgemäß wird die Wahl des Kreisvertreters und des stellvertretenden Kreisvertreters (Walter Leibenath, Ebenrode) im nächsten Jahr stattfinden.

 

Bei angeregtem Gespräch — und die Jugend beim Tanz — blieben die Ebenroder noch lange beisammen. So wird auch dieses gutbesuchte Treffen den Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben.

 

Auf der Rückfahrt von Hamburg machte der Unterzeichnete in der Patenstadt Kassel Station, um am Montag, dem 12. August, die letzten Besprechungen mit dem Jugendamt wegen der Unterbringung der zehn Ebenroder Kinder zu führen. Am Dienstag, dem 13. August, empfing ich die Kinder auf dem Bahnhof. Nachdem das Mittagessen gemeinsam im Nordischen Hof eingenommen war, wozu auch der Leiter des Jugendamtes erschienen war und einiges über die Entstehung der Stadt Kassel, die 913 gegründet wurde, erzählte, besichtigten wir die Stadt. Im Anschluss daran fuhren wir mit der Straßenbahn zum Schloß Wilhelmshöhe mit dem prächtigen Park und der sehenswerten Orangerie. Alle empfanden die wohltuende Höhenluft in dem Park. Leider konnten wir die Wasserspiele vom Herkules herunter nicht beobachten, da am Dienstag kein Wasser angestellt war. Eine Kaffeetafel im Schlosskaffee beendete unsern Ausflug.

 

Zur Nacht waren die Kinder in der Jugendherberge Kassel „Am Tannenwäldchen", Schenkendorfstraße, in der Nähe des Hauptbahnhofes, untergebracht. Am Mittwoch um 7.21 Uhr begann die Fahrt nach der Insel Sylt mit 450 Kasseler Frauen und Kindern. Mir war das Zusammensein mit den Ebenroder Kindern ein Erlebnis, so dass mir das Herz schwer war, als ich sie abfahren ließ, denn die Kinder wollten mich auch mitnehmen.

Rudolf de la Chaux, Kreisvertreter, (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67

 

Gumbinnen

Kreistreffen in Berlin am 1. September.

Nähere Einzelheiten über das Kreistreffen in Berlin bitte ich der Notiz in der Rubrik „Aus der landsmannschaftlichen Arbeit" unter „Berlin" in der heutigen Folge zu entnehmen.

Hans Kuntze, Kreisvertreter Hamburg-Billstedt, Schiffbekerweg 168

 

Kreistreffen in Stuttgart am 13. Oktober

Allen denen, die nicht die Möglichkeit hatten, unsere schönen Treffen in Bochum, Bielefeld, Hamburg und Berlin mitzumachen, will ich heute schon die Mitteilung machen, dass wir für den süddeutschen Raum das diesjährige Treffen auf den 15. Oktober in Stuttgart gelegt haben. Wir werden für diesen Tag ein besonderes Jugendtreffen einrichten, so dass sich unsere Gumbinner Jugend kennenlernen kann, wie es bei den Freizeiten in diesem Jahr der Fall war. Ich bitte heute die Eltern besonders herzlich darum, alle Kinder zu diesem Treffen mitzubringen und uns — wenn noch nicht geschehen — die Daten der Familie zuzusenden. In Stuttgart wird das Treffen wieder, wie im Vorjahr. von Dr. Burneleit, Stuttgart-Bad Cannstatt, Lorcher Str. 5, vorbereitet werden. Anregungen und Wünsche bitte ich an ihn zu richten.

 

Da ich selbst in Stuttgart anwesend sein werde, bitte ich, mir Ihre Wünsche zu diesem Treffen jetzt schon zu sagen. Das genaue Programm wird im Ostpreußenblatt rechtzeitig bekanntgegeben werden.

Hans Kuntze, Kreisvertreter Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 163

 

Bartenstein

Gelegentlich der Bearbeitung der Kreiskartei beim Patenkreis haben viele Karteikarten vorgelegen, deren Anschriften nicht stimmten. Erfreulicherweise hat hier die Kreisverwaltung im Wege des Amtshilfeersuchens durch Nachfrage bei den Gemeindebehörden wieder viele neue Anschriften ermitteln und so diese Landsleute erreichen können. Bei den nachstehenden Landsleuten ist aber leider nichts ermittelt worden, weshalb ich um die Mitarbeit aller Kreiseingesessenen bitte.

 

Es werden gesucht:

Aus Bartenstein:

Fritz Bannen, Ritterstraße 49, Pensionär;

 

Fritz Bartsch, Ludendorffstraße 18, kaufm. Angestellter;

 

Anna Frohnhäuser, geb. Wormitt, Rentnerin;

 

Dorothea Hagenbuch, Kasernenstraße 15, Angestellte;

 

Wilhelmine Kähler, geb. Dorsch, Lindenweg 15, Rentnerin;

 

Meta Kirsch, geb. Freudenreich, Tannenbergstr. 8, Rentnerin;

 

Ernst Lucka oder Lucha, Parkstraße, Angestellter;

 

Sonja Papagefski, geb. Hüttich, Pulverstraße 3, Geschäftsinhaberin;

 

Friedel Prehn, geb. Körn oder Hörn, Sandstraße 8;

 

Margarete Schlick, Verkäuferin, geb. 1924;

 

Martha Thiel, geb. Ammon, Schuhmacherstraße 17, Rentnerin;

 

August Wenzel, Königsberger Straße 57, Zimmerer.

 

Aus Domnau:

Anita Wegner, geb. Blank, Pr.-Eylauer Straße 24, Arbeiterin;

 

Frieda Eisner, Bergstraße 4;

 

Fritz Kirchner, Bergstraße 3, Bauarbeiter;

 

Anna Rieß, Markt 3, Postassistentin.

 

Aus Friedland:

David Kaplau, Allenauer Vorstadt, Kaufmann;

 

Alma Schulz, geb. Mahnstein, Kolkstraße 204, Rentnerin.

 

Aus Schippenbeil:

Walter Bolk, Rößeler Straße, Maurer;

 

Marie Bons, geb. Kaback und vier Kinder, Heimstättenweg 19;

 

Elisabeth Hannig, geb. Steiner, Wesselstraße 8;

 

Kurt Karup, Hitlerplatz 8, Tischler;

 

August Schultz,  Kirchenhinterstraße 4, Heizer;

 

Herta Schultz, geb. Fuhlmann, Königsberger Straße 26,  Rentnerin.

 

Aus Allenau: Hermann Grützkus, Rentner.

 

Aus Ardappen: Heinrich oder Kurt Abram.

 

Aus Böttchersdorf: Gertrud Claasen, geb. Kramer, Angestellte.

 

Aus Damerau: Rudolf Böhm, Maurer oder Fischer. Herta, als Verwandte.

 

Aus Gallingen: Friedrich Behrend, Landwirt.

 

Aus Gallitten: Max oder Marie Reppmann und Kinder.

 

Aus Juditten: Eduard, oder Gertrud Wallat, Arbeiter;

 

Rudolf Schulz, Arbeiter.

 

Aus Klein-Schönau:

Gottlieb Kolke, Rentner.

 

Aus Kraftshagen:

Adolf oder Paul Müller, Landwirt.

 

Aus Landskror:

Erna Krause, Haustochter.

 

Aus Marklehnen, Ortsteil Groß-Kärthen:

Fritz Ewert, Angestellter.

 

Aus Maxkeim:

Hermann Thomas, Rentner.

 

Aus Pollkitten:

Otto Pietrowski, Gestütsmeister.

 

Aus Siddau:

Albert oder Verwandter Friedrich Müller, Rentner.

 

Aus Sporwitten:

Julius Leske, Rentner.

 

Aus Stockheim:

Amanda Behrendt, Bäuerin;

 

Erna Buckmann, geb. Schäfke, Geburtsjahr 1910.

 

Aus Wehrwilten:

Willi Rogall, Schmiedemeister.

 

Aus Wöterkeim:

Fritz Borowski, Arbeiter.

 

Jede Auskunft, die zur Ermittlung der richtigen Anschrift führt, ist willkommen. Schon im Voraus herzlichen Dank für die Mitarbeit.

 

Die letzten drei Kreistreffen

Am Sonntag, dem 25. August, das übliche Herbsttreffen in Hamburg-Sülldorf, Pfarrer Engel, wird etwa gegen 11 Uhr mit einer Andacht beginnen. — Da das erste Großtreffen im Westen im vorigen Jahre stärker besucht wurde als erwartet und damit Platzmangel vorlag, ist das gewünschte Treffen in Gelsenkirchen am darauffolgenden Sonntag, dem 1. September, nunmehr in ein großes Versammlungslokal, das Hans-Sachs-Haus, verlegt worden, das über 1000 Personen Platz bietet. Ich darf daher die Hoffnung aussprechen, dass nun auch reger Besuch alle Vorbereitungen belohnen wird. Ich erwarte schon deshalb einen guten Besuch, weil im nächsten Jahr ein Treffen im Westen nicht stattfinden soll. Also nochmals, bitte recht zahlreich zu erscheinen! — Das letzte Treffen in diesem Jahr wird zusammen mit dem Kreis Gerdauen in der den Bartensteinern schon bekannten Sängerhalle in Stuttgart-Bad Cannstatt stattfinden.

 

Wir werden hier auch mit den Landsleuten aus Gerdauen noch gut Platz haben. Diese letzte Tagung wird am Sonntag, dem 8. September, stattfinden. Zu allen drei Treffen sind auch Landsleute aus anderen Kreisen herzlich willkommen. Auf ein frohes Wiedersehen!

Zeiß, Kreisvertreter, (20a) Celle, Hannoversche Straße 2

 

Treuburg

Veranstaltungsfolge zur Wiedersehensfeier der Treuburger am Sonntag, dem 8. September, in Hannover, Wülfeler Biergarten, Hildesheimer Chaussee Nr. 73:

 

Ab 9 Uhr ist das Versammlungslokal geöffnet. 9.30 Uhr Gottesdienst in der evangelischen Kirche. 10 Uhr Gottesdienst in der katholischen Kirche (beide Gotteshäuser sind nur fünf Minuten vom Versammlungslokal entfernt).

 

11.30 Uhr Feierstunde: 1. Gemeinsamer Gesang: „Ostpreußenlied". 2 Eröffnung und Begrüßung der Gäste durch Oberstudienrat i. R. Dr. Reinhold Huwe. 3. Gedenken an die Toten und Ansprache des Kreisvertreter W. Kowitz. 4. Hauptansprache. 5. Schlussansprache des Kreisvertreters W. Kowitz. 6. Gemeinsamer Gesang: „Deutschlandlied".

 

12.45 Uhr bis 14.45 Uhr Mittagspause. Von 16 bis 17 Uhr wird die Gruppe der Deutschen Jugend Ostland für uns singen und spielen. Ab 17 Uhr gemeinsame Kaffeestunde, geselliges Beisammensein und Tanz.

 

Die schöne Gaststätte „Wülfeler Biergarten" ist vom Hauptbahnhof Hannover mit den Straßenbahnlinien 1 und 8 zu erreichen (Haltestelle Marthastraße).

 

Mehrfach wurde auch der Wunsch geäußert, mit diesem Kreistreffen eine Zusammenkunft ehemaliger Schüler und Schülerinnen der Treuburger Schulen im Beisein einiger ehemaliger Lehrer und Lehrerinnen zu verbinden. Wir regen an, dass sich einzelne „Ehemalige" mit erreichbaren Klassen- oder Schulkameraden verabreden, bestimmt am 8. September nach Hannover zu kommen. Hierzu machen wir noch besonders auf den untenstehenden Aufruf aufmerksam.

 

Der Vorstand unserer Kreisgemeinschaft wird um 14.30 Uhr und der Kreistag um 15 Uhr zu einer Sitzung zusammentreten. Besondere Einladungen hierzu ergehen direkt.

 

Die Kreise Angerburg und Angerapp haben am 8. September ebenfalls in Hannover ihre Heimatkreistreffen. Vielleicht ergeben sich hierdurch Möglichkeiten zu verbilligten Gesellschaftsfahrten mit Bahn oder Bus? Es wäre gut, wenn sich in allen größeren Städten Landsleute finden würden, die solche gemeinsamen Fahrten zusammenstellen.

 

Ehemalige Angehörige der Treuburger Schulen

Was halten Sie davon, wenn wir das diesjährige Treffen der Treuburger in Hannover dazu benutzen, Kontakte unter den ehemaligen Mitschülern herzustellen, um diese zu netten Klassenkameradschaften oder vielleicht zu einer Schulgemeinschaft auszubauen?

 

Wir denken doch alle gern an unsere „Pennälerzeit" zurück, und ich finde, wir sollten uns ganz bewusst um unsere alte Schule scharen. Uns allen blieb das geistige Gut, das unsere Schule uns vermittelt hatte, erhalten. Mit diesem Rüstzeug meisterte ein jeder von uns sein Schicksal. Nennen wir es Dankbarkeit oder Verpflichtung, ich meine, wir sollten uns in Hannover treffen und miteinander darüber sprechen.

Heinz Podschun

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke. Werbung.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Königsberg-Staat

Staatliche Ingenieurschule für Bauwesen Essen

Im Wintersemester 1957/1958 sind an der Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen in Essen, die die Patenschaft über die Königsberger Staatsbauschule ausübt, die folgenden technischen Abendlehrgänge der Altherrenvereinigung geplant: Baumeisterlehrgang, Kalkulationslehrgang, Baustoffkundlicher Lehrgang, Statik der unbestimmten Systeme im Stahlbetonbau, Ausgewählte Kapitel des Stahlbaues, Differential- und Integralrechnung, Einführung in die Erdbaumechanik, Windaussteifung in Hochbauten, Lehrgang für Ingenieure des Vermessungswesens. — Anmeldungen sind bis zum 20. September an den Geschäftsführer der Technischen Abendlehrgänge, Essen, Robert-Schmidt-Straße 1, mit Angabe des betreffenden Lehrganges zu richten. Von dieser Stelle werden auch weitere Auskünfte erteilt.

 

Turnerschaft „Frisia-Albertina" in Braunschweig

Die 1897 in Königsberg gegründete Turnerschaft „Frisia" besteht heute an der Technischen Hochschule Braunschweig. Zu ihrem alten Namen ist der Zusatz “Albertina" gefügt, um bei den jungen Studenten die Erinnerung an Ostpreußen und an das Wirken der Königsberger Universität wachzuhalten. Der Übergang der „Frisia" von der Universität zur Technischen Hochschule und die Namenserweiterung wurde von den Angehörigen der Altherrenschaft bejaht. Etwa vierzig von ihnen nahmen am 60. Stiftungsfest des Bundes im Hause der Braunschweiger Turnerschaft im Coburger Convent „Alania" teil. Bei dieser Zusammenkunft, zu der fast alle studentischen Korporationen und Verbände Vertreter entsandt hatten, um ihre Glückwünsche zu übermitteln, wurde die „Frisia" neu gegründet.

 

Den Festvortrag hielt Oberarchivrat Dr. Weise. Aus seiner tiefen Kenntnis über die Geschichte der einstigen Königsberger Domschule der Ordenszeit und der in ihrem Gebäude ursprünglich eingerichteten Universität, zeigte er den historischen Gang bei der Weitergabe von Gedanken aus dem Rittertum auf. Eine Aufgabe, die uns heute wieder neu gestellt werde, sei die Verehrung eines höheren Wollens und Wagens neben dem bloßen Wissen und Können. Die bedeutendste Frucht dieser Verbindung sei die heutige Forschung. Ihre Arbeit werde von Wagemut und Unternehmungsgeist ebenso getragen wie von moralischer Verantwortung. Eingehend auf die Stellung des Studenten wies der Redner darauf hin. dass der Student als Werkstudent mit dem Arbeiter am selben Schraubstock oder auf dem Baugerüst stehe, daher könne er vollauf an dessen Freuden und Sorgen teilnehmen.

 

Königsberg-Land

Das diesjährige Haupttreffen unserer Heimatkreisgemeinschaft wird am Tag der Heimat, dem 22. September, in unserem Patenkreis Minden/Westfalen stattfinden, und zwar in der Gaststätte Friedenstal in Parkhausen an der Porta Westfalica.

 

Hierzu werden alle Angehörigen unseres Heimatkreises herzlich eingeladen. Ein jeder werbe in seinem Verwandten- und Bekanntenkreis für zahlreichen Besuch, damit dieses Treffen eine große Wiedersehensfeier unserer Heimatkreisgemeinschaft wird. Bekanntgabe des Tagesprogramms erfolgt später.

Fritz Teichert, Kreisvertreter, Helmstedt, Triftweg 13

 

Labiau

Die Kreisgemeinschaft hat in letzter Zeit durch den Tod Männer verloren, die für ihre Heimat viel getan haben und deren wir ehrend gedenken wollen.

 

Nach einem arbeitsreichen Leben verstarb im März i1957, in der sowjetisch besetzten Zone, der frühere Bürgermeister von Liebenfelde (Mehlauken), Julius Kloss. Bürgermeister Kloss hat sich für die Entwicklung der Gemeinde Liebenfelde sehr eingesetzt und eine weitsichtige Gemeindepolitik betrieben. Bei der Aufteilung des Gutes Liebenfelde sicherte er der Gemeinde weitere Ausbaumöglichkeiten. Sein Leben und Wirken galt nur dem Dienst an der Gemeinde.

 

Am 15. Juli 1957, verstarb Friedrich von Knobloch, Friedrichsburg. Er war ein erfolgreicher Landwirt, der auch als von der Landwirtschaftskammer anerkannter Lehrherr sich stets für die Ausbildung unseres Nachwuchses eingesetzt hat. Jahrelang hatte er das Ehrenamt des Kreisjägermeisters für den Kreis Labiau inne. Sein vornehmes und gütiges Wesen sichert ihm in der Kreisgemeinschaft ein ehrendes Andenken.

 

Plötzlich und unerwartet verstarb der Landwirt, Max Grigull, früher Szallgirren. Er war in der Heimat mit vielen Ehrenämtern betraut und hat sich auch nach der Vertreibung um unsere Kreisgemeinschaft verdient gemacht.

 

Am 1. August 1957, entschlief nach kurzer Krankheit in Geesthacht, das Vorstandsmitglied unseres Kreistages, der Kaufmann, Louis Wangerowski, aus Labiau. Seit dem Bestehen unserer Kreisgemeinschaft gehörte Louis Wangerowski unserem Vorstand an und war stets um das Gedeihen unserer Gemeinschaft bemüht. Er hat sich für unsere Arbeit vorbehaltlos eingesetzt. Ein lieber, gütiger Mensch ist aus unserem Vorstand dahingegangen. Wir werden ihn nicht vergessen.

W. Gernhöfer, Kreisvertreter (24 a) Lamstedt (Niederelbe)

 

Pr.-Eylau

Es werden gesucht aus:

Halbendorf bei Wildenhoff:

Bürgermeister Graw. —

 

Rimlack:

Frau Helene Lange, geb. Meyer, geb. 17.05.1906. —

 

Frisching:

Familie Karl Hennig. —

 

Landsberg:

Familie Seider

 

Frau Kiefer

 

Frau Wilhelmine Gehrmann, alle wohnhaft gewesen Mühlenstraße 34/35. —

 

Gr.-Waldeck:

Familie Franz Haak und Gustav Haak;

 

Familie Fritz Hinz und Hermann Hinz;

 

Karl Hinz, Kurt Hinz und Werner Hinz;

 

Familie Hermann Frisch und Reinhold Frisch;

 

Hermann Gillmeister;

 

Franz Ewald;

 

Robert Markwart;

 

Kurt Korfakowski;

 

Fritz Kahnert;

 

Walter Neumann.

 

Alle Landsleute aus dem Kreis Pr.-Eylau, die verzogen sind, werden gebeten, ihre neue Anschrift der Heimatkreiskartei mitzuteilen.

Fritz Schadwinkel, Heimatkreiskartei Pr.-Eylau, Verden/Aller, Kreishaus

 

Heilsberg

Von den Kreistagsmitgliedern des Kreises Heilsberg sind für die Jahre 1957/1958 folgende Kreistagsmitglieder vorgeschlagen worden:

 

Clemens Krebs, Elditten, für die Ortschaften Arnsdorf, Benern, Elditten, Friedrichsheide, Freimarkt, Peterswalde, Mawern, Rosenbeck .

 

Emil Lange, Regerteln, für die Ortschaften Hohenfeld, Kalkstein, Kleinenfeld, Schwenkitten, Voigtsdorf, Albrechtsdorf, Wolfsdorf, Beiswalde, Petersdorf, Regerteln, Lauterwalde, Warlack, Sommerfeld, Gronau.

 

Willi Kuhn, Adl. Queetz, für die Ortschaften Heiligenthal, Deppen, Alt-Garschen, Walthersmühl, Schlitt, Blankenberg, Queetz, Ankendorf, Neu-Garschen, Rosengarth.

 

Otto Zagermann, Guttstadt. Kaufmann Bischoff, Guttstadt. Pfarrer Dannowski, Ankendorf, für die Stadt Guttstadt und die Ortschaften Althof, Knopen, Lingnau, Neuendorf, Glottau, Münsterberg, Oberkapkein, Unterkapkein, Schwuben, Battatron.

 

Leo Perk, Galitten, für die Ortschaften Noßberg, Eschenau, Klingerswalde, Schönwiese, Kerschen, Blankensee, Soritten, Galitten.

 

Karl Krause, Liewenberg, für die Ortschaften Altkirch, Schmolainen, Stolzhagen, Sternberg, Liewenberg, Pomehren.

 

Josef Klein, Reichenberg, für die Ortschaften Reichenberg, Kolm, Süßenberg, Siegfriedswalde, Klotainen, Tollnigk, Wernegitten.

 

Josefa Liedtke, Heilsberg. Alfons Wichert, Heilsberg. Bürodirektor Schwarz, Heilsberg. Georg Kehr, Ferdinand Groß, Retsch, für Stadt Heilsberg und die Ortschaften Bewernick, Heiligenfelde, Retsch, Langwiese, Lawden, Markeim, Medien, Neuendorf, Wosseden, Reimerswalde.

 

Robert Parschau, Drewenz, für die Ortschaften Frauendorf, Gr.-Klaussitten, Stabunken, Drewenz, Launau, Raunau, Workeim.

 

Josef Hoppe II, Krekollen, für die Ortschaften Roggenhausen, Lauterhagen, Krekollen, Napratten, Settau, Jegothen, Katzen, Konnegen, Rehagen, Knipstein, Großendorf.

 

Hubert Teschner, Kleiditten, für die Ortschaften Kiwitten, Bleichenbarth, Kerschdorf, Kerwienen, Kleiditten, Kobeln, Konitten, Polpen, Springborn, Wuslack, Schönwalde, Schulen, Thegsten Trautenau, Blumenau.

 

Als Ehrenmitglieder. Kaufmann Hausmann, Heilsberg. Paul Rhode, Reimerswalde.

 

Andere Wahlvorschläge bitte ich an meine Adresse bis 15. September 1957 einsenden zu wollen, andernfalls gelten die vorgeschlagenen Mitglieder als gewählt.

Robert Parschau, Kreisvertreter, (22b) Ahrbrück, Post Brück/Ahr

 

Rößel

In Hamburg, im Curiohaus, trafen sich am Sonntag, dem 11. August, Angehörige unseres Heimatkreises zum diesjährigen Jahreshaupttreffen. Auch diesmal konnte ich liebe Landsleute aus der sowjetisch besetzten Zone und einige, die erst kürzlich aus der Heimat zu uns gekommen sind, sowie viel Jugend in die herzliche Begrüßung einschließen. Dem ehrenden Gedenken der Opfer beider Kriege und der im abgelaufenen Geschäftsjahr verstorbenen Kreisangehörigen folgte ein besonderer Nachruf für den am 25. Juli 1957,verstorbenen Kapitularvikar von Ermland, Prälat Kather. Ich übermittelte hierbei die mir vom Prälaten noch beim Treffen der ermländischen Kreise am 21. Juli aufgetragenen Grüße an seine Landsleute aus dem Kreise Rößel.

 

Anschließend wurde der umfangreiche Jahresbericht nebst Kassenbericht bekanntgegeben. Die Versammlung gewann hierdurch Aufschluss über die unermüdliche Tätigkeit des Vorstandes, die trotz mancherlei Erschwernissen erfolgreich war. Durch Gesamtentlastung des Vorstandes und volle Vertrauensbekundung wurde der Kreisvertretung für ihr unermüdliches, uneigennütziges Wirken gedankt.

 

Nach dem Gesang des Ermlandliedes und des Liedes „Land der dunklen Wälder" gab ich sodann einen Rückblick über die schwere Zeit der Vertreibung und der folgenden Jahre. Im Gedenken an den Weg über die Todesstraße auf dem Frischen Haff und die schweren Jahre des Wartens vieler Menschen in der Heimat, in der Gefangenschaft und hinter dem Eisernen Vorhang ermahnte ich alle, die diese Zeit überleben durften, alles Trennende zurückzustellen und nur auf das Gemeinsame und Einigende, besonders auf die Wiedervereinigung des ganzen deutschen Vaterlandes bedacht zu sein. Mit der dritten Strophe des Deutschlandliedes endete diese kurze Feierstunde.

 

Anschließend vereinigte die Wiedersehensfreude unsere Landsleute, von denen manche zum ersten Mal an einem Kreistreffen teilnehmen konnten, bis in den späten Abend. Eine Hauskapelle spielte zum Tanz auif.

Franz Stromberg, Kreisvertreter, Hamburg 19, Armbruststraße 27

 

Pr.-Holland

Folgende Landsleute aus der Stadt Pr.-Holland werden gesucht:

1. Schlage, Krossener Straße;

 

2. Mia Schlick, Karl-Freuburger-Straße;

 

3. Schmadtke, Jahnstraße 6;

 

4. Schmidt, Boelkestraße;

 

5. Schönwald, Greisinger Weg 14;

 

6. August Schönwald, Richthofenstraße 5;

 

7. Wilhelm Schönwald, Lange Straße 17;

 

8. Willi Schröder, Tannenbergstraße 1;

 

9. Paul Schröter, Norkusstraße;

 

10. Emma Schukat, Fleischerstraße 18;

 

11. Frieda Schulz, Abbau 12;

 

12. Schulz, Steintorstraße 35;

 

13. Hermann Schulz, Apothekerstraße 8;

 

14. Hildegard Schulz, Markt;

 

15. Lucie Schulz, Steintorstraße 4;

 

16. Otto Schulz, Reiterstraße 19;

 

17. Schuster, Rogehner Straße 23;

 

18. Auguste Schwarz, Soldauer Straße 21;

 

19. Marie Schwarz, Gartenstraße 7;

 

20. Schwarz (Witwe), Fleischerstraße 22;

 

21. Schwertz, Lamgemarckweg;

 

22. Emil Schwertz, Gen.-Litzmann-Straße 6;

 

23. Schwerz, Soldauer Str. Nr. 19;

 

24. Schwirtz, geb. Sidowski, Markt 15;

 

25. Elisabeth Spatkowski, Krossener Straße 30;

 

26. Spinger, Elbinger Straße;

 

27. Erwin Spinger;

 

28. Ernst Spitzki, Kirchenstraße 1;

 

29. Spitzing, St.-Georgen-Weg;

 

30. Margarete Spritzerbach, Lange Straße 16;

 

31. Steckel, Amtsfreiheit 17;

 

32. Stephan, Soldauer Straße 17;

 

33. Steinhardt, Krossener Straße;

 

34. Eva-Marie Steinhauser, zuletzt München;

 

35. Steinert, Apothekerstraße 11;

 

36. Stier, Mauerstraße 14;

 

37. Herta Stoll, geb. Nispel, Amtsfreiheit;

 

38. Stranz, Elbinger Straße;

 

39. Lothar Stürmer, Markt 33;

 

40. Stürmer, Margarete, geb. Brombach, Markt 33;

 

41. Tamke, Boelkestraße:

 

42. Taschkow, Soldauer Straße Nr. 19;

 

43. Hermann Teschner, Jahnstraße 17;

 

44. Rudi Teschner, Norkusstraße 21;

 

45. Juliane Teschner, Reiterstraße;

 

46. Walter Thiel, Steintorstraße Nr. 10;

 

47. Max Thimm;

 

48. Thiedemann, Mauerstraße 4;

 

49. Erich Tietje, zuletzt Würdsdorf, Kreis Göppingen;

 

50. Erna-Irene Rahn.

 

Zuschriften erbeten an die Stadtverwaltung Itzehoe, Holstein. Abt. Patenschaft Pr.-Holland.

 

Neidenburg

Ich weise nochmals auf das norddeutsche Treffen unseres Heimatkreises am 1. September in der Elbschloßbrauerei in Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee, hin. Die Elbschloßbrauerei ist zu erreichen mit der S-Bahn bis Klein-Flottbek, dann etwa 15 Minuten Fußweg, oder mit der S-Bahn bis Othmarschen, umsteigen in den Bus 86, oder vom Zentralomnibusbahnhof am Hauptbahnhof mit Schnellbus 36 bis Teufelsbrück. Beginn des Treffens 10 Uhr. Ich werde anwesend sein.

 

Am 22. September werden die Landsleute aus unserem Heimatkreis in Stuttgart, Freizeitheim, anlässlich des Treffens der Kreise des Regierungsbezirks Allenstein einfinden. Beginn 10 Uhr.

 

Alle Landsleute werden gebeten, auf diese Veranstaltungen hinzuweisen.

Wagner, Kreisvertreter, Landshut/Bayern II, Postfach 2

 

Allenstein Stadt

Wir weisen nochmals auf das Jahreshaupttreffen des Kreises Allenstein-Stadt in Gelsenkirchen hin, an dem auch der Kreis Allenstein-Land teilnimmt. Nachstehend geben wir das Programm für den 7. und 8. September bekannt:

 

Sonnabend, den 7. September: 11 bis 17.15 Uhr Sitzung des Vorstandes in den oberen Räumen des Hans-Sachs-Hauses (Hotelaufgang). 17.45 Uhr Empfang des Vorstandes und der Ehrengäste durch die Stadtverwaltung im Hotel zur Post. 19.00 Uhr Sondertreffen des Allensteiner Rudervereins im Bootshaus des Gelsenkirchener Rudervereins, Uferstraße. 20 Uhr Heimattreffen in allen Räumen des Hans-Sachs-Hauses mit Konzert und Tanz. 20 Uhr Sondertreffen der ehemaligen Festungsdienststelle Allenstein in den oberen Räumen des Hans-Sachs-Hauses.

 

Sonntag, den 8. September: 8 Uhr Evangelischer Gottesdienst in der Altstadtkirche (Pastor Hinnenthal). 10 Uhr Katholischer Gottesdienst in der Propsteikirche (Pfarrer Kewitsch), beide Kirchen sind vom Hans-Sachs-Haus in zwei Minuten zu erreichen. 11.30 Uhr Hauptkundgebung im Hans-Sachs-Haus, bis 12 Uhr Blasmusik. 12 Uhr Begrüßung der Teilnehmer durch den Stadtvertreter von Allenstein, Begrüßungsansprache des Oberbürgermeisters der Stadt Gelsenkirchen, Totenehrung — Pfarrer Kewitsch. Ansprache von Herrn Backhausen vom Arbeits- und Sozialministerium in Düsseldorf. Ausklang mit dem Lied „Land der dunklen Wälder".

 

Während der Hauptkundgebung werden die Türen des Saales geschlossen. Um einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu sichern, wird darum gebeten, sich an die Anweisungen der Ordner zu halten.

 

15 Uhr Sondertreffen der Allensteiner höheren Schulen: Luisenschule in der Gaststätte, Am Amtsgericht, Munkelstraße 24. Mädchen -Mittelschule in der Gaststätte, Simon, Alter Markt Nr. 16. Kopernikusschule, im Unionbräu, Am Neumarkt 1. Gymnasium, in der Gaststätte, Zum halben Hahn, Kirchstraße 3.

 

15 Uhr, Sondertreffen Allenstein-Land, Gaststätte Brandt, Am Machansplatz; Sondertreffen der ehemaligen Festungsdienststelle Allenstein und Sonderstab Kirsten in den oberen Räumen des Hans- Sachs-Hauses; Sondertreffen der ehemaligen Angehörigen der Kraftfahrabteilung 1 (später Panzerjägerabt. 11) in der Gaststätte Frodermann, Hansemannstraße, Ecke Brockhoffstraße; Sondertreffen ehemaliger Angehöriger des III. A. R. 1 (später III. A. R. 11) in den oberen Räumen des Hans-Sachs-Hauses. Die Lokale für die Sondertreffen befinden sich in nächster Nähe des Hans-Sachs-Hauses.

 

In der Zeit von 16 bis 20 Uhr ist am 8. September Gelegenheit gegeben, die Allensteiner Heimatstube zu besichtigen. Die Heimatstube ist durch den Hotelaufgang zu erreichen; sie liegt in der 3. Etage, Zimmer Nr. 383.

 

Durchsagen und Suchanfragen erfolgen in allen Räumen des Hans-Sachs-Hauses.

 

Trefflisten und die Allensteiner Einwohnerkartei sind in der Wandelhalle des Hans-Sachs-Hauses einzusehen.

 

Besonders weisen wir noch auf das Treffen des Pionier-Festungsstabes Kirsten hin.

 

Die Geschäftsführung des Kreises Allenstein-Stadt Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

 

Gut besuchtes Treffen der Wehlauer in Hamburg

Die Strahlen der Morgensonne drangen durch die Fenster des großen Saales der Elbschloßbrauerei in Hamburg, als Kreisvertreter Strehlau seine Wehlauer Landsleute begrüßte, die zum Teil eine weite Fahrt auf sich genommen hatten, um an dem Treffen ihrer Kreisgemeinschaft teilzunehmen. Pfarrer Linck, der längere Zeit in Wehlau amtiert hatte, ehe er nach Königsberg berufen wurde, hielt eine Ansprache, in der er alte Erinnerungen an die schöne Kreisstadt und ihre Bewohner wieder wachrief. Er mahnte die Landsleute zum Ausharren in Geduld und bat sie, die Hoffnung auf eine friedliche Rückkehr in die Heimat niemals aufzugeben.

 

Die Grüße des Patenkreises Hoya/Niedersachsen überbrachte Oberkreisdirektor Dr. Siebert-Meyer, aus Syke. Er betonte, dass er mit der Teilnahme an diesem Kreistreffen nicht einer äußeren Verpflichtung nachgekommen sei, sondern dass es ihm und den Bewohnern des Patenkreises eine Herzenssache sei, sich um das Schicksal der Patenkinder zu kümmern. Der Oberkreisdirektor, der auch an dem großen Bundestreffen, aller Ostpreußen in Bochum, teilgenommen hatte, führte aus, wie stark sein Eindruck von dem festen Zusammenhalten und von der maßvollen Einstellung, der Ostpreußen sei. Er wünsche sich, dass das Treffen im nächsten Jahr im Patenkreis stattfinden werde, und versprach den Wehlauern einen herzlichen Empfang und eine starke Anteilnahme der Bevölkerung an ihrer Zusammenkunft.

 

Die Festansprache hielt das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Landsmannschaft Ostpreußen, Egbert Otto. Unter starkem Beifall der versammelten Landsleute sagte er: „So wie nach einem anhaltenden Regenguss zu dieser Stunde wieder die Sonne scheint, so wird auch nach den langen Jahren der Vertreibung einmal wieder der Tag kommen, da wir alle in unsere Heimat wieder neu beginnen werden und die Sonne wieder auf unsere Wiesen scheint ". Aus der Vergangenheit, aus der wirtschaftlichen und kulturellen Leistung Ostpreußens sollten wir den Ansporn nehmen, die Gegenwart zu beherrschen und auch die Zukunft zu meistern. Wir Ostpreußen haben die Aufgabe, immer wieder das Gewissen der Welt anzurufen und alle anzusprechen, die noch Blut in ihren Adern und ein Herz in ihrem Leibe haben. Wir können stolz sein auf unsere Vergangenheit, wir können aber auch stolz darauf sein dass die Ostpreußen zusammen mit den anderen Vertriebenen aus dem deutschen Osten einen großen Anteil haben an dem, was die Welt das deutsche Wirtschaftswunder nennt. Landsmann Otto forderte alle Landsleute auf, sich durch keine Verzichterklärungen in ihrem friedlichen Kampf um die Rückgewinnung der Heimat beirren zu lassen. Das Recht auf unsere Heimat kann uns nicht mehr ernstlich bestritten werden. Der Redner ging auf die politische Situation in der Welt ein und schilderte in großen Zügen die wirtschaftliche Lage unserer polnischen Nachbarn, die in der letzten Zeit zu der Einsicht gekommen sind, dass ein Gespräch über die gemeinsamen Probleme notwendig ist. Wir wollen diesem Gespräch nicht ausweichen. Wir wollen selbst stark werden und weiter versuchen, Freunde in der Welt zu gewinnen, dann können wir mutig und zuversichtlich in die Zukunft sehen. Egbert Otto, dessen Rede immer wieder von dem Beifall der versammelten Wehlauer Landsleute unterbrochen wurde, forderte zum Schluss seiner Ansprache die Teilnehmer auf, jeder an seinem Platz durch sein Verhalten zu beweisen, dass wir Ostpreußen niemals auf unser Recht verzichten werden und, dass wir fest an eine Rückkehr in unsere Heimat glauben.

 

Die starke Anteilnahme der Wehlauer Landsleute an diesem Treffen — es waren über achthundert in der Elbschloßbrauerei erschienen — zeigte, wie eng der Zusammenhalt in dieser Kreisgemeinschaft geworden ist. Starke Anteilnahme fand die Bitte des Kreisvertreters, für die geplante Chronik des Kreises Wehlau Material zur Verfügung zu stellen. Regierungsoberbaurat Dieckert hat trotz seiner Krankheit die Gestaltung der Chronik übernommen, die bis zum Jahre 1960 fertiggestellt werden soll. Landsmann Dieckert ist der Geschäftsführer der „Forschungsstelle für ostdeutsche Landes- und Volkskunde in Niedersachsen". Er war früher bei der Regierung in Gumbinnen tätig.

 

Der Kreisvertreter hob hervor, dass das Ostpreußenblatt sich gerade in der letzten Zeit bemüht habe, durch Veröffentlichungen über Stadt und Kreis die Arbeit der Kreisgemeinschaft zu unterstützen und den Landsleuten alte Erinnerungen wieder wachzurufen. Der Patenkreis Hoya, der sich in warmherziger Weise für seine Patenkinder einsetzt, hat für den Beginn der Arbeit an der Chronik zunächst die Summe von 700 DM bereitgestellt. Wie in anderen Kreisgemeinschaften, soll auch der Arbeit für die Jugend in Zukunft besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Für die nächsten Jahre sind Jugendfreizeiten mit Unterstützung des Patenkreises geplant, in denen die jungen Wehlauer sich kennenlernen und mit der Geschichte ihrer Heimat und mit der heimatpolitischen Arbeit vertraut gemacht werden sollen.

 

Im Anschluss an die Feierstunde tagte der Kreisausschuss, während die Landsleute sich zu heimatlichem Gespräch in den schönen Räumen der Elbschloßbrauerei zusammenfanden. Die starke Beteiligung der Wehlauer und ihre Aufmerksamkeit während der Feierstunde lassen darauf schließen, wie sehr sich diese Landsleute ihrer Heimat verbunden fühlen und welche Bedeutung sie diesen Zusammenkünften beimessen, die einen Rückblick in die Vergangenheit und zugleich einen Ausblick in die Zukunft geben sollen.

 

Allenstein Land

Zum Jahreshaupttreffen des Kreises Allenstein-Stadt am 7. und 8. September in Gelsenkirchen trifft sich traditionsgemäß auch der Kreis Allenstein-Land. Nach der Hauptkundgebung werden sich die Angehörigen des Landkreises in der bereits bekannten Gaststätte Brandt, Am Machansplatz, treffen. Das Programm über den Ablauf der Veranstaltung an beiden Tagen bitte ich aus der Notiz unter Allenstein-Stadt zu entnehmen.

Egbert Otto, Kreisvertreter, Hamburg 13, Parkallee 86

 

Johannisburg

Die beiden letzten Zusammenkünfte unserer Kreisgemeinschaft werden am Sonntag, dem 1. September, in Hannover, Gaststätte Kurhaus Limmerbrunnen, und am 8. September in Dortmund, Reinoldigaststätten, stattfinden.

 

 Hannover-Limmerbrunnen ist ab Hauptbahnhof mit Straßenbahnlinie 3 bis Endstation (dann kurzer Fußweg) zu erreichen. Der Saal ist ab 9 Uhr geöffnet. Ich selbst stehe ab 10 Uhr für persönliche Fragen zur Verfügung. Offizieller Beginn 11 Uhr.

 

Ferner weise ich schon heute auf das Treffen in Stuttgart, am Sonntag, dem 22. September, hin, das für alle Landsleute aus dem Regierungsbezirk Allenstein und den beiden angrenzenden ermländischen Kreisen stattfindet.

 

Wer weiß etwas über das Schicksal des Bauern, Karl Samorski, Johannisburg, Abbau 27, Lupker Chaussee, geb. 06.11.1876; er wurde am 20. Januar 1945 in Johannisburg schwer verwundet in die Pestalozzischule gebracht. Von da ab fehlt jede Spur.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen/Hann.

 

Sensburg

Zweiter Sensburger Jugendlehrgang

Vierunddreißig junge Sensburger, im Alter von 12 bis 24 Jahren, durften wieder vierzehn Tage lang Gäste der Patenstadt Remscheid in der schönen Jugendherberge Burg a. d. Wupper sein.

 

Neben dem Wissen um die deutschen Ostgebiete und besonders um den Heimatkreis Sensburg, das ihnen der Lehrgangsleiter, Fritz Bredenbeng, vermittelte, lernten sie unter sachkundiger Führung durch den Remscheider Stadtjugendpfleger Dr. Meents ihre Patenstadt und das bergische Land mit ihren landschaftlichen Schönheiten und ihrem Gewerbefleiß kennen und hörten einen interessanten Vortrag über ostdeutsche Jugend im westdeutschen Raum. Sie nahmen dann am Sensburger Treffen in der Patenstadt Remscheid teil und wirkten an der Gestaltung der Feierstunde mit.

 

Die schlichte Wimpelweihe, vor allem aber die feierliche Übergabe der Sensburger Heimaterde durch das Bauernehepaar Guschewski, das nach zwölfjähriger Trennung erst im Mai dieses Jahres zu den in der Bundesrepublik lebenden Kindern kam, wurde auch der Sensburger Jugend zum unvergesslichen Erlebnis. Handgreiflich stand jedem das tragische Vertriebenenschicksal des ostdeutschen Bauern vor Augen, dem von seinen 70 Morgen Land in Schlößchen, Kreis Sensburg, nur ein Beutelchen mit Heimaterde geblieben ist. Siegfried Reck als Vertreter der Sensburger Jugend überreichte ein Bernsteinkästchen mit dieser Heimaterde dem Oberbürgermeister zu treuen Händen, der diesem Geschenk seiner Patenkinder einen würdigen Platz im Rathaus zusicherte. Oberbürgermeister Frey hatte bereits in seiner Begrüßungsansprache zum Ausdruck gebracht, dass wir nicht nur Freunde, sondern Brüder sein wollen. Wie er zu seinem Worte stand, das erfuhr die Sensburger Jugend in den vierzehn Tagen ihres Aufenthaltes in der Patenstadt in so reichem Maße, dass diese Lehrgangstage jedem unvergesslich sein werden. Für die Betreuung der Patenjugend sei der Stadt Remscheid und ihrem Oberbürgermeister auch bei dieser Gelegenheit herzlich gedankt.

 

Aus der Geschäftsführung

Neutralität während des Wahlkampfes einhalten!

Die Vorsitzenden der Organisationen der Landsmannschaft und ihrer örtlichen Gruppen sind bereits darauf hingewiesen worden, dass die parteipolitische Neutralität der Landsmannschaft Ostpreußen unter allen Umständen gewahrt werden muss. Gerade in der Zeit des Wahlkampfes wird verschiedentlich der Versuch gemacht werden, landsmannschaftliche Veranstaltungen für parteipolitische Propagandazwecke auszunutzen oder landsmannschaftliche Embleme für Wahlkarten und Wahlplakate zu benutzen. Wir bitten auch an dieser Stelle, alle derartigen Versuche zurückzuweisen.

               

Seite 7   Ostpreußen ehrt seine Toten. Zeichnung.

Wohl niemand von uns hat, als wir aus der Heimat scheiden mussten, befürchtet, dass wir sie zwölf und noch mehr Jahre nicht wiedersehen würden. Es hat daher verhältnismäßig lange gedauert, bis die Heimatvertriebenen begannen, sich in der neuen Umgebung einzurichten, bis sie anfingen, die vielfältigen Bande, die sie in der Heimat hielten, so gut es ging, neu zu knüpfen. Dieses Einrichten am fremden Ort ist dem in seiner Geschichte so oft hart geprüften Volk Ostpreußens in vielen Fällen recht gut geglückt. In manchem anderen Falle überstieg bisher die Ungunst der Verhältnisse die Kraft der Menschen. Eins konnten sich aber auch die Erfolgreichsten nicht neu schaffen, den stillen Platz, wo die Vorfahren zur letzten Ruhe gebettet wurden, die in Ostpreußen so zahlreichen Stätten mit ragenden Kreuzen, wo die Männer ausruhen, die für Vaterland und Heimat ihr Leben hingaben.

 

In der Universitätsstadt Göttingen ist der Versuch gemacht worden, einen solchen Ort der Besinnung, stellvertretend für all die Friedhöfe und Gedenkstätten in der fernen Heimat, zu schaffen. Wie sich von Jahr zu Jahr mehr erweist, ist dieser Versuch geglückt. Nur zu oft gibt ein frischer Blumengruß am ostpreußischen Ehrenmal Kunde davon, dass ostpreußische Landsleute, vielleicht auf der Durchreise von Norden nach Süden oder umgekehrt, an diesem schönen Platz der Heimat und deren Toten gedachten.

 

Am 1. September wird hier wieder, wie nun bereits seit Jahren, die Feierstunde stattfinden, die viele Landsleute in Göttingen mit den von nah und fern, herbeigekommenen Ostpreußen, vereint. An den Feldgottesdienst für beide Bekenntnisse, um 11 Uhr, schließt sich die Ehrung der Gefallenen durch einen alten ostpreußischen Soldaten an. Den Beschluss bildet die Kranzniederlegung vieler Abordnungen, die im feierlichen Zuge, unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden, das Ehrenmal betreten werden. Der letzte Teil ihres Weges wird wieder von langen Blumenteppichen gesäumt sein. Tausenden von Blumensträußen, von denen jeder auf weißer Seidenschleife den Namen eines ostpreußischen Toten trägt.

 

In Göttingen gehen die Bestellungen auf solche Blumensträuße täglich in großer Zahl ein. Durch viele ehrenamtliche Helfer ist Vorsorge dafür getroffen worden, dass alle diese Bestellungen sorgfältig und liebevoll erledigt werden, wenn sie wenigstens fünf Tage vorher eingehen. Der Blumenstrauß mit handgemalter Seidenschleife kostet auch diesmal wieder nur eine DM. Die Bestellung erfolgt am einfachsten durch Einzahlung des Betrages auf das Postscheckkonto der Landsmannschaft Ostpreußen, Göttingen e. V.. Keplerstr. 26, Hannover Nr. 878 18.

 

Die Veranstaltung wird durch die Mitwirkung eines Männerchors und eines Posaunenchors verschönt werden. Für die Alten stehen in beschränkter Zahl Sitzplätze zur Verfügung. Am Nachmittag werden sich die Landsleute, vor allem auch die Angehörigen der ostpreußischen Kameradenverbände, bei den Klängen der Ostpreußenkapelle zu einer Kaffeetafel im Deutschen Garten zusammenfinden. Auch diese Veranstaltung wird nicht zuletzt im Dienste der Aufklärung der Schicksale unserer Vermissten stehen.

 

Zuletzt muss noch darauf hingewiesen werden, dass die in Göttingen zur Verfügung stehenden Quartiere inzwischen restlos vergeben sind. Sämtliche Hotelzimmer sind seit langem belegt. Wer auf seine Zimmerbestellung nicht inzwischen eine Bestätigung erhalten hat, wird kaum damit rechnen können, vor oder nach der Veranstaltung in Göttingen übernachten zu können.

 

Seite 7   Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht …

Auskunft wird erbeten über …

. . . Bauer Daniel Diesterhöft, etwa 70 Jahre, seine Ehefrau und Tochter Ottilie, etwa 37 Jahre, alle aus Milken, Kreis Lötzen, ferner Lydia Pietsch, geb.  Diesterhöft, etwa 50 Jahre, wohnte im Kreise Rastenburg.

 

. . . August Schimnick und Frau, sowie Tochter Erna, aus Kreuzburg, Kreis Pr.-Eylau. Die Familie hielt sich angeblich von 1945 bis 1947 in Rostock auf.

 

 . . . Oskar Kohsiacz, geb. 19.01.1891 in Kerschken, aus Herbsthausen, Kreis Angerburg, war zuletzt beim Volkssturm und ist in Heilsberg in russische Gefangenschaft geraten.

 

. . . Artur Grönbeck, aus Willenberg, Kreis Ortelsburg, letzter Aufenthalt Sorchow, Pommern.

 

 . . . Horst Lange, geb. 07.08.1929, aus Lablacken, Kreis Labiau, der 1948 in Königsberg-Ponarth gewesen ist und dann vermutlich verschleppt wurde.

 

 . . . Horst Hanke, etwa 33 oder 34 Jahre, aus einer Försterei (Ort unbekannt), bei Migehnen, Kreis Braunsberg, und Georg Schikowski, etwa 37 Jahre, aus Wormditt, Scheunenberg.

 

 . . . Polizei-Wachtmeister, Friedrich Matzat, geb. 26.04.1895 in Sokaiten, war früher Landwirt in Gillandwirßen, hat bis 1951 in Wartulischken, Kreis Tilsit-Ragnit gewohnt und soll dort angeblich verstorben sein.

 

 . . . Auguste Dams, aus Königsberg, Brismannstraße 4 a, soll bis April 1948 noch in Königsberg gewesen sein. Ehemann war Reichsbahnoberinspektor.

 

. . . Hildegard Werner, geb. John, geb. 12.09.1918, aus Königsberg, Sackheimer Straße.

 

. . . Gustav Petter, geb. 21.05.1903 in Roman, Kreis Wehlau. Bauer und gelernter Stellmacher. Auf der Flucht bei Karthaus von den Russen verschleppt, von einem Heimkehrer 1948 im Lager 7294. Schaulen, gesehen.

 

. . . Auguste Teichert, geb. Eggert, geb. 18.01.1866, aus Königsberg, Yorckstraße 51 und Herta Hermann, geb. Teichert, geb. 06.05.1905. Der Ehemann war Bahnhofsvorsteher in Tollnigk an der Strecke Heilsberg - Rothfließ.

 

 . . . Walter Sehring, geb. 01.08.1918 in Königsberg, Artilleriestraße 45/46, zuletzt Soldat gewesen.

 

 . . . den Kontrollinspektor (Name unbekannt), aus Königsberg, welcher die Kontrolle der Invalidenversicherungskarten der Firma „Vereinigte Büromaschinen-Mechaniker",Königsberg, Lindenstraße Nr. 4 bis 6, vorgenommen hat.

 

. . . Liesbeth Wittrin, aus Königsberg, Marienstraße 13/15.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24 a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Kinder aus Ostpreußen, die von ihren Angehörigen gesucht werden

Aus Waiseilhöhe, Kreis Neidenburg: Die Geschwister Irmgard Kriener, geb. 27.07. 1927 in Bochum und August Kriener, geb. 17.10.1928 in Bochum. Irmgard lag im Neidenburger Krankenhaus und ist am 18.01.1945 mit dem Lazarettzug bis Allenstein gekommen. August ist vom Treck abgekommen und soll in Groß-Starsen/Putzig irgendwo in ein Krankenhaus gekommen sein. Beide sind seitdem vermisst und werden von der Mutter, Marie Kriener, geb. Masannek, Dortmund, Annenstraße 1, gesucht.

 

 Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Bestätigungen

Wer kann bestätigen, dass Karl Krause, geb. 17.09.1888 in Jesau, Kreis Pr.-Eylau, wohnhaft in Königsberg, Sackheim 120, zum Volkssturm eingezogen wurde, dann in russische Gefangenschaft geriet und bis Anfang Mai 1948 unter russischer Aufsicht beim Königsberger Wasserwerk gearbeitet hat?

 

Wer kann bestätigen, dass Fritz Emmerich, aus Königsberg, Dammteichweg 16, von 1915 bis 1918 bei Kaufmann Kantel, Königsberg, Krönchenstraße Nr. 11, als Laufbursche und anschließend ein Jahr bei der Samlandbahn als Arbeiter tätig war?

 

Wer kann bestätigen, dass Berta Kopka, geb. 07.01.1898, von 1914 bis 1919 beim Bahnhof Sensburg als Personenzugschaffnerin und von April 1921 bis Oktober 1933 in der Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Kortau bei Allenstein als Pflegerin tätig gewesen ist?

 

Wer kann die nachstehend aufgeführten Arbeitsverhältnisse des August Engling, aus Prossitten, Kreis Rößel,  bestätigen? Von etwa 1913 bis 1915 bei Bauer Boenig in Kleitz, drei Jahre bei Bauer Fischer in Reichenberg, Kreis Heilsberg, dann etwa zwei Jahre bei Bauer Wunderlich in Polkeim, später bei Bauer Wolf in Lokau. Von 1926 bis 1928 bei Bauer Roschanski in Frankenau und schließlich zwei Jahre bei der Försterei in Seeburg, überall als Landarbeiter tätig gewesen.

 

Wer kann die nachstehend aufgeführten Arbeitsverhältnisse des Erich Rook, geb. 03.09.1918 in Gr.-Dirschkeim, Kreis Fischhausen, bestätigen? Vom 01.04.1934 bis 30.06.1937 bei Bauer Otto Wiemann, Marscheiten, anschließend bis 30.09.1937 bei Bauer Frey, Kojehnen, dann ein Jahr bei Bauer Pultke, Pobethen, vom 03.11.1938 bis 31.03.1939 beim Reichsarbeitsdienst und zuletzt vom 01.04.1939 bis 01.11.1939 bei Müller Maguhn, Germau. Alle Arbeitsstellen waren im Kreise Samland. Er arbeitete als landwirtschaftlicher Gehilfe und Kutscher. Wo sind Fritz Minuth, aus Marscheiten. Fritz Wiede, aus Kojehnen, ferner Otto Graf, aus Germau?

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24 a) Hamburg 13, Parkallee 88.

 

Sparbücher

Für Friedrich Grüner, aus Wehrkirchen, liegt ein Sparbuch der Kreissparkasse Goldap, Hauptzweigstelle Wehrkirchen, vor.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Seite 7   Verschiedenes

Herr Kaspereit,  im Januar 1956 bei der Bundesbahn in Bochum beschäftigt gewesen, wird gebeten, sich zu melden bei Frau Hoffmann, (22 a) Dinslaken (Ndrrh.), Douvermannstraße 8.

 

Seite 7   Amtliche Bekanntmachungen

VI 93/56    Öffentliche Aufforderung

Am 27. Juni 1952 verstarb in Bayreuth, der Hilfsarbeiter, Rudolf Franz Elisat, von Bischofsgrün 112. Vor seiner Vertreibung war er zusammen mit seiner vorverstorbenen Frau Emma Elisat, geb. Luszik, Besitzer des Bahnhofshotels im Gemischtwaren-  Eisenwaren- und Kohlenhandlung in Benkheim, Kreis Angerburg, Ostpreußen. Erben n. Rudolf Elisat, konnten nicht ermittelt werden. Alle Personen, denen Erbrechte an dessen Nachlass zustehen, werden aufgefordert, diese Rechte binnen sechs Wochen ab Veröffentlichung bei dem unterfertigten Gericht anzumelden, widrigenfalls gem. § 1964 BGB festgestellt wird, dass ein anderer Erbe als der Bayer, Fiskus nicht vorhanden Ist. Der Nachlass besteht aus noch nicht festgestellten Lastenausgleichsansprüchen. Bad Berneck, 13. August 1957. Amtsgericht Bayreuth, Zweigstelle Bad Berneck

 

4 II 183/57 und 4 II 184/57        Die Todeserklärung:

1. der Ehefrau,  Frieda Gawehns, geb. Woelk, geboren am 21.07.1897 in Globuhnen, und 2. des damaligen Schülers, Ulrich Gawehns, geboren am 12.08.1932 in Pogauen. Beide aus Cranz, Ostpreußen, Oberförsterei, ist beantragt worden. Die Verschollenen sollen im Lager Norkitten gewesen sein. Nachrichten erbeten zu 4 II 183/57 und 4 II 184/57 des Amtsgerichts Detmold. Detmold, den 8. August 1957    Das Amtsgericht

 

Rest der Seite: Bekanntschaften, Verschiedenes. Stellengesuche. Stellenangebote. Werbung.

 

Seite 8   Suchanzeigen

Mit Foto: Hans Heinrich Stegemann,  geb. 03. 03.1923, aus Siemohnen, vermisst seit Oktober 1944 in Bosovize, Rumänien. Feldpostnummer 40 830 B. Nachricht erbittet Heinrich Stegemann, Berlin, Westfalen, T. G. B.

 

Zwecks Rentenangelegenheit suche ich Zeugen, die bescheinigen können, dass mein Mann, Otto Werner, geb. 01.03.1910, zuletzt wohnhaft Königsberg Pr., Altroßgärter Predigerstraße 31, ab 1924 - 1937 im Arbeitsverhältnis stand. 1921 - 1927 als Melker bei Fink, Nautzau bei Cranz. 1927 - 1935 als Bauarbeiter in Königsberg. 1935 - 1936 Soldat (Wehrpflicht bei 11. IR. 24). Unkosten werden erstattet. Zuschrift an Frau Therese Werner, Ulm (Donau), Mähringweg 130.

 

Suche meinen Mann, Robert Scharein, geb. 21.06.1884 in Friedenau, Kreis Insterburg. Heimatanschrift Ruhendorf, Post Jodlanken, Kreis Insterburg. Wer weiß etwas über ihn? Wir sind am 17.02.1945 auf der Flucht bei Pillau-Neutief getrennt worden. Auskunft erbittet Frau Berta Scharein, Buchholz, Kreis Emmendingen, im Breisgau.

 

Königsberger! Wer kann Auskunft geben über das Schicksal des Ob.-Reg -Rat a. D., Heinrich Siegmund und dessen Ehefrau Anna Siegmund. geb. Weich. Letzte Wohnung: Herm.-Göring-Straße 127. Nach Bombardierung evtl. Tiergartenstraße 6, bei Weich bzw. Bunker auf dem Polizeigrundstück Hornstraße. Auskunft erbittet Eva Lessau, Hodenhagen, Kreuzkamp.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Sohnes, Uffz. Ernst Awiszus, Sellein, Slowakei, Sichh.-Battl. 240. 1. Kompanie, Feldpostnummer 32 279 B. Letzte Nachricht April 1945? Um Nachricht bittet Berta Awiszus, Essen-West, Schnorrstr. Nr. 7. Wer ist mit ihm zusammen gewesen?

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meiner Mutter, Frau Margarete Peltzer, geb. Chytrick, geb. am 03.08.1920 in Schönbrunn, zuletzt wohnhaft Angerburg, Ostpreußen? Sie wurde am 10. März 1945 in Eichenau, Kreis Heilsberg, verschleppt. Seither fehlt jede Spur. Nachricht erbittet die Tochter, Heidemarie Peltzer, Lauffen bei Rottweil, Schützenstraße 220.

 

Seite 8   Familienanzeigen

Unsere Barbara wurde am 7. August 1957 gesund geboren. Inge und Florian Tidick. Düsseldorf, Oldenburger Straße 1. Früher Königsberg Pr., Wilhelmstraße 12 b

 

Annette, geboren 16.08.1957. Gottes Güte schenkte uns, unsere zweite Tochter. Brigitte Gerlach, geb. Armack. Hubertus Gerlach. Düsseldorf, Adersstraße 77. Früher Klingenberg, Kreis Bartenstein.

 

Ihre Verlobung geben bekannt, Margarete Hayn, Fellbach, Silcherweg 1. Horst Schiemann, Stuttgart, Neckarstr. 231. Früher Abschwangen, Kr. Pr.-Eylau. 18. August 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Dr. phil. Heinz-Dieter Hellbusch, Dipl.-Chem., Kassel, Frankfurter Straße 70. Früher Tilsit, Albrechtstraße 13.  Margot Hellbusch, geb. Schmidt, Marburd (Lahn), Weintrautstraße 9. 17. August 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Pastor, Joachim Kern, Springe, am Deister, Kirchstraße 3.  Eleonore Kern, geb. Freiwald, Hannover, Mendelssohnstr. 5. Früher Königsberg Pr., Hans-Sagan-Str. Nr. 23 a. Hannover, am 27. August 1957

 

Von jetzt an gehen wir unseren Lebensweg gemeinsam. Horst Schumann, Rossel bei Dattenfeld, Sieg. Früher Klein-Gerutten, Ostpreußen. Ursula Schumann, geb. Froeck, Schleifendahl 50, bei Heinsberg. Früher Gr.-Baum, Kreis Labiau, Ostpreußen. Schleifendahl, 20. August 1957.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Erwin Trapp und Monika Trapp, geb. Barabasch. 30. August 1957. Solingen, Grünewalder Str. 37. Früher Lengainen, Kreis Allenstein, Ostpreußen

 

Anlässlich unserer Silberhochzeit am 26. August 1957,  grüßen wir alle Verwandten, Freunde und Bekannten, besonders die Kameraden vom Marineverein. Willy Belghaus und Frau Margarete Belghaus, geb. Romahn. Gumbinnen, Ostpreußen, Wilhelmstraße 37 (In Restaurant Ebner), jetzt Kaiserslautern, Bahnheim 4

 

Wir haben geheiratet. Helmut Urbat und Elsa Urbat, geb. Mallon. Früher Ohldorf, Kreis Gumbinnen, Ostpreußen, jetzt Stuttgart, Degerloch-Straif-Straße 18, den 3. August 1957

 

Zur Goldenen Hochzeit unserer lieben Eltern, Krankenpfleger i. R., Franz Lange und Frau Maria, gratulieren herzlichst ihre dankbaren Kinder und Enkelkinder. Gr.-Vollstedt .Ffrüher Tapiau, Ostpreußen

 

Am 1. September 1957 feiern unsere lieben Eltern, Schwiegereltern und Großeltern, Gottfried Marx und Frau Henriette Marx, geb. Lerbs, früher Quittainen über Pr.-Holland, jetzt Hannover-Linden, Weberstraße 28, das Fest der Goldenen Hochzeit. Weiterhin alles Gute, und die beste Gesundheit wünschen, die dankbaren Söhne, Paul und Fritz. Schwiegertöchter, Anna und Charlotte. Enkelkinder, Günter, Irmtraud und Gilda

 

(Nach glücklich überstandener Operation.) Herzlichen Glückwunsch zum 90. Geburtstage, meinem lieben Mann, unserem lieben Vater, dem Altbauer, Friedrich Schaumann, Schmulken, Birkenfelde, Ostpreußen. Seine Frau, Antonia Schaumann, Rendsburg, Niestadtstr. 23; seine einzige Tochter, Edith mit Gatten und Kindern. Jürgen und Carola, Baltimore M. d. 23, Gilmarstreet 212. USA

 

Am 15. August 1957 feierten unsere lieben Eltern, Otto Szepat und Frau Berta Szepat, geb. Rothaupt, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es bitten weiterhin um Gottes Segen, die dankbaren Kinder, Gertrud, Walter und Enkelkind Edelgard. Griesen, Ostpreußen, jetzt Gärbershof bei Amberg (Opf.)

 

Herzliche Glückwünsche zum 75. Geburtstage, am 24. August 1957, unserem lieben Vater, Schwiegervater und Opa, Signalwerkmeister i. R., Karl Müller, aus Prostken, Ostpreußen, jetzt Ebingen, Württemberg, Wiesenstraße 7. Weiterhin gute Gesundheit wünschen die Kinder und Enkelkinder.

 

Am 29. August 1957 feiert unser lieber Vater und guter Opa, Franz Kasper, früher Gumbinnen, Luisenstraße 11, seinen 70. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst, Kinder und Enkel. Zu erreichen über Elli Fuchs, geb. Kasper, Berlin-Neukölln, Stuttgarter Straße 47.

 

Am 9. September 1957 feiere ich meinen 60. Geburtstag und grüße herzlichst meine Geschwister und alle Stallupöner. Insbesondere die früheren Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Gertrud Ratensperger,

jetzt Nahe, Holstein, Kreis Segeberg

 

Am 5. August 1957 entschlief sanft nach kurzer Krankheit, mein geliebter Mann und treusorgender Vater, der Landwirt, Franz Samland, im Alter von 81 Jahren. In tiefster Trauer: Marta Samland, geb. Kohn. Gerhard Samland. Lauten-Weschnitz, Kreis Bergstraße (Odw.) Früher Schnakeinen, Kreis Pr.-Eylau, Ostpreußen

 

Am 31. Juli 1957 ist mein geliebter Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater, Großvater, Urgroßvater, Schwager und Onkel, der Landwirt, Emil Purwien, im 80. Lebensjahre, fern seiner geliebten Heimat, von uns gegangen. In tiefer Trauer: Anna Purwien, geb. Rogalski. Familie Przyswitt. Familie Purwien. Familie Gorgs. Gifhorn, den 1. August 1957, Am Wasserturm. Früher Sentken, Kreis Lyck, Ostpreußen

 

Christlich Ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn. (Phil. 1. 21)   Nach längerem Leiden nahm Gott der Herr am 4. August 1957, unsere liebe Schwester und Schwägerin, Emilie Widder,  im 64. Lebensjahre, zu sich in die ewige Heimat. Ihre ganze Sehnsucht galt der geliebten Heimat, die sie nun nicht mehr wiedersehen darf. In tiefer Trauer: Gertrud Neumann, geb. Widder. Otto Neumann, Stadtrentmeister i. R. Köln-Zollstock, den 9. August 1957, Bischofsweg 42. Früher Braunsberg, Ostpreußen, Arendtstraße 40. Die Beerdigung fand am 8. August 1957 auf dem Südfriedhof statt.

 

Herzliche Grüße allen Königsberger Freunden und Bekannten. Drogerie Bieber, Inh. Horst Bieber. Früher  Barbara-Drogerie, Königsberg Pr., Barbarastr. 41. Hannover, Misburger Straße 114

 

Rest der Seite: Werbung. Unterricht.

 

Seite 9   Blätter ostpreußischer Geschichte.

Heinrich von Plauens Weg nach Lochstädt

Foto: Die Ordensburg Lochstädt, so wie sie sich in unserer Zeit von der Bahnlinie Fischhausen - Pillau aus zeigte.

Die Gestalt Heinrichs von Plauen, der im Alter von nahezu sechzig Jahren auf der Burg Lochstädt starb, ist verklärt durch sein mannhaftes Verhalten während des tiefsten Sturzes des Deutschen Ritterordens und zugleich verdüstert durch die Tragik des Bruderzwistes. Nach der Niederlage des Ordensheeres bei Tannenberg 1410 schwand im Lande der Mut zu weiterem Widerstand. Heinrich von Plauen, damals Komtur von Schwetz, raffte jedoch alle verfügbaren Mannschaften zusammen und verteidigte die Marienburg gegen die Übermacht des vereinigten polnisch-litauischen Heeres. Er wurde als Nachfolger des gefallenen Ulrich von Jungingen einstimmig zum Hochmeister gewählt. Aus dem Reich kam Hilfe, und im Ersten Thorner Frieden von 1411 konnte der Orden seinen Besitzstand bis auf Szamaiten behaupten. Der im März dieses Jahres verstorbene Historiker Professor Bruno Schumacher hat das Schicksal Heinrich von Plauens in seiner „Geschichte von Ost- und Westpreußen" geschildert.

 

„Mit großer Tatkraft war Heinrich von Plauen nach dem Ersten Thorner Frieden daran gegangen, den wankenden Ordensstaat wieder zu befestigen. Den Widerstand Danzigs und Thorns hatte er gewaltsam gebrochen, in Danzig war dabei Blut geflossen; die Heranziehung der Zünfte zur Besetzung der Ratsstellen sollte den vorherrschenden Einfluss des Stadtadels zurückdrängen. Auch gegen einige unbotmäßige Bischöfe, wie gegen ungetreue Ordensbrüder und aufsässige kulmerländische Adlige war er mit Strenge vorgegangen. Die kleinen Städte wurden gegen die großen, die unteren ländlichen Schichten gegen den Adel begünstigt. Nachdrücklich förderte er auch die Verteidigungsanlagen des Landes, vermehrte auf allen Ordensburgen den Bestand an Artillerie, stellte insbesondere die 1410 zerstörten Befestigungen der Marienburg wieder her und verstärkte ihre Ostfront durch die Vorlegung moderner, auf den Geschützkampf berechneter Bollwerke.

 

Plauens Hauptsorge war die baldige Abzahlung der Kriegsschuld an Polen. Bei der finanziellen Erschöpfung des Ordens war hierzu erstmalig die Ausschreibung allgemeiner Landessteuern notwendig, was aber ohne Einwilligung der Untertanen unmöglich war. Um das damit zu erwartende Aufleben des ständischen Gedankens auf ein erträgliches Maß zu beschränken, berief er 1412 freiwillig einen obersten Landesrat aus Vertretern der Stände, beteiligte daran aber auch die kleinen Städte und die samländischen Freien. Hierdurch erreichte er ohne große Kämpfe die Bewilligung der zunächst benötigten Steuersummen. In allem zeigt sich bei Heinrich von Plauen das Vorwalten des Staatsgedankens vor der Ordensidee.

 

Erregte er schon hierdurch, wie durch seine Strenge steigende Erbitterung im Kreise der Ordensbrüder, so kam es zur Katastrophe, als er im September 1413 sich nochmals zum Kriege mit Polen entschloss, das in der Erfüllung der Friedensbedingungen Schwierigkeiten machte. Eine einflussreiche Partei innerhalb des Ordens, an deren Spitze der oberste Marschall Michael Küchmeister stand, wollte Frieden um jeden Preis. Die Verschwörer führten das bereits in Polen eingerückte Ordensheer zurück, überfielen den im Haupthause krank zurückgebliebenen Hochmeister, nahmen ihm das Siegel und die Schlüssel ab und setzten ihn gefangen. In einem kurz darauf ohne Beachtung der statutenmäßigen Formen abgehaltenen Kapitel wurde der Staatsstreich nachträglich beschönigt. Das Generalkapitel von 1414 zwang Heinrich auf Grund einer Anklageschrift, die ihm Verletzung der Ordensstatuten vorwarf, in ihren böswilligen Entstellungen und unbegründeten Behauptungen aber die ganze Eifersucht und Kleinlichkeit der ihm feindlichen Ordenspartei erkennen lässt, zum Verzicht auf die Hochmeisterwürde und wies ihm als Ersatz die kleine Komturei Engelsburg an. Aber schon wenige Monate später ließ Küchmeister, der auf dem Generalkapitel zu seinem Nachfolger erwählt worden war, ihn unter der unsinnigen Beschuldigung hochverräterischer Verbindungen mit Polen als Gefangenen nach der Burg Danzig bringen, wo er sieben Jahre in strenger Haft saß. Drei weitere Jahre verbrachte er dann noch als Gefangener im Schloß Brandenburg, bis er 1424 zu freierem Aufenthalt nach Lochstädt entlassen wurde. Hier ist er 1429 — zuletzt mit dem Amt des Pflegers der Burg betraut - gestorben. Die letzte Ruhestätte in der Hochmeistergruft der Marienburg hat man ihm nicht verweigert“.

 

Seite 9   Sitz des Bernsteinmeisters

Die Burg Lochstädt war zu Ordenszeiten der Sitz des Bernsteinmeisters, dem die Verwaltung und Sammlung des Bernsteins unterstand, der an der preußischen Küste gefunden wurde. Der Bernsteinhandel gehörte zum Geschäftsbereich des Großschäffers, der Vertreter in Danzig und in Brügge hatte. Die in Lochstädt lagernden Bernstein-Vorräte waren erheblich. Wie Oskar Schlicht in seiner Schrift über Lochstädt berichtet, betrug im Jahre 1392 der Bestand einundfünfzig und eine halbe Fässer Bernstein.

 

Seite 9   Die Versandung des Lochstädter Tiefs

Die Bodensenke bei Lochstädt gilt als die versandete Rinne des einstigen Tiefs. Eine urkundliche Bestätigung, dass das Tief als Schifffahrtsstraße benutzt worden ist, fehlt. Nach Forschungen des Historikers Max Toeppen sollen kleine Fischerboote noch 1441 das Tief durchfahren haben. Die zeitlichen Angaben über die Versandung schwanken; man muss einen allmählichen nicht aufzuhaltenden Verfall im 14. Jahrhundert annehmen. Die Bodensenke galt als gefährdet für einen abermaligen Durchbruch der See. Es erfolgte auch 1583 ein schmaler Durchriss, der abgedämmt werden konnte. Im vorigen Jahrhundert wurde die Senke gegen weitere Überschwemmungen gesichert.

 

Seite 9   Alte Liebe zu Neuhäuser. Von Gertrud Papendick.

Foto: Diese Luftaufnahme von Neuhäuser zeigt das ganze Bild des idyllischen Ortes und seiner Umgebung. Im Hintergrund vor dem Haff, das rechts oben in das Bild hineinragt, Wiesen und Felder; der große geschlossene Wald oben ist der Pilzenwald, der große Buchenwald. Dicht unter dem oberen Rand ist die Burg Lochstädt auf dem steilen Ufer noch erkennbar. — Von rechts, in der Mitte oben, führen die beiden parallelen Wege vom Bahnhof nach dem Ort und nach der See. Der winzige Anstieg in dem nördlichen dieser beiden Wege, dem mit der Baumreihe, ist der Pfannkuchenberg. Etwa in der Mitte des Bildes erhebt sich das stattliche Kurhaus. — In den Queralleen reihen sich die Gärten mit den Familienhäusern.

 

Links überschreitet der kleine Steg den breiten, weißen Strand der Ostsee.

 

Wenn es um Liebe geht, braucht es sonst nichts weiter.

 

Dennoch erscheint das Vorhaben, so sonder Umschweife an dieser Stelle gerade von Neuhäuser zu reden, fast als ein Akt der Vermessenheit und Willkür. Denn von Rechts wegen sollten damit diejenigen zu Wort kommen die an diesem stillen Platz, an der Westküste des Samlandes zwischen See und Fischhausener Wiek gelegen, erb- und eigentümlich zu Hause waren. Doch ihre Stimmen schweigen, und nur in ihren Herzen klingt immerdar das Lied der Erinnerung. Darum sei es!

 

Als Konsul Kanther und die Seinen damals den Sommer, diesen so ganz besonderen Sommer in „Neuenort" verlebten — 1906 und 1907 das weiß man nicht mehr genau, da besaß dieser schöne Badeort schon eine jahrzehntealte, reicherfüllte Vergangenheit. Die Kanthers gehörten dort eigentlich gar nicht hin, sie waren wie Fremde in einen fast streng umfriedeten Bezirk gedrungen. Denn diese Familie aus der Provinzhauptstadt, hochachtbar zwar, doch keineswegs wohlhabend, war genötigt gewesen, sich eine Sommerwohnung gegen Mietzins zu erwerben, und das widersprach durchaus dem Stil des Ortes.

 

In Neuhäuser musste man von alters her ein Haus zu eigen haben, und so hatten es die Lehndorff und die Dohna, so besaßen es viele der alten Königsberger Kaufmannsfamilien, Stelters, Sandmanns, Schindelmeissers, Ostendorffs, Heumanns, Wiehlers, Thrans, Laubmeyers, Ehlers und andere noch und noch. In den schattigen Alleen, die die Namen eingesessener Familie trugen, wie Ehlersstraße und Laubmeyerstraße, reihte sich Garten an Garten mit alten Bäumen und dichtem Buschwerk, mit dem geräumigen großväterlichen Haus im Hintergrund, das Türmchen, Altan und Veranda zur Zier und zum Behagen zeigte. Dort gingen die Feriensommer dahin in einem genussvollen Frieden, wie er allerorten aus der Welt verschwunden ist.

 

Geschlechterreihen nahmen unmerkbar und doch unaufhaltsam ihren Weg durch die Jahrzehnte, sie wuchsen durch ihre Kindheit heran und feierten das Fest ihrer Jugend, sie rückten weiter in ihrem Lebenslauf und zogen gemächlich ins Alter, eine folgte der anderen und löste sie ab. All diesen Menschen war es noch vergönnt, den eigentlichen Sinn des Sommers zu empfinden und zu erleben.

 

Erste Rast auf dem Pfannkuchenberg

Die Entstehung des Seebades Neuhäuser geht etwa zurück bis zu dem Jahr 1865, in dem die Pillauer Bahnstrecke gebaut wurde. Doch kann man einen so organischen Vorgang ja kaum mit einer trockenen Zahl belegen, und es ist überliefert, dass Carl Bernhard Ehlers, der aus Lübeck zugewanderte Begründer der renommierten Weinhandlung C. B. Ehlers in Königsberg, schon vorher dort ansässig gewesen ist.

 

Immerhin trug der technische Fortschritt sehr wesentlich zur Entwicklung des Ortes bei, und seine Stammgäste erfreuten sich schon jahrzehntelang der schnellen und bequemen Verbindung, als man zu den Bädern am Nordrand des Samlandes noch mit Kutsche oder Journaliere reisen musste.

 

Vom Bahnhof — „Neiheiser!", hatte der Beamte ausgerufen —, stieg man geruhsamen Schrittes auf dem Fußweg bergan und rastete ein wenig auf der beliebten Anhöhe des Pfannkuchenberges. Dort wurde der Streifen zwischen den Wassern, auf dem man sich befand, deutlich erkennbar, vorn blaute die See, und rückwärts lag still und traumhaft das Haff. Darum war dies eine Stelle, an der Sehnsucht schwärmen und Hoffnung grünen mochte. Auf der Bank des Pfannkuchenberges hat, wie wahrheitsgetreu berichtet wird, einst ein Mädchen — nach wochenlangem Widerstreben — einem Mann das Jawort erteilt.

 

Es ging von dort ostwärts und seewärts weiter, die Stelterstraße mit dem bedeutenden Kurhaus der einen und anderen Pension und den wichtigsten Verkaufsstätten führte geradewegs an den Strand.

 

Doch die stilleren Seitenstraßen waren es, in denen das eigentliche Leben Neuhäusers seinen Raum, und seine Heimstatt hatte.

 

Aus den Häusern und den Gärten kamen sie des Morgens familienweise zur See. Es gab das Herrenbad und das Damenbad, die durch züchtige Entfernung voneinander getrennt waren. Den langen Vormittag hindurch erfreute sich an beiden Plätzen Alt und Jung ohne Gedränge und ohne Unmaß in geziemender Bekleidung der Lust des Badens.

 

Onkel Pulkes Saisonfeste

Auch alle Unterhaltungen und Vergnügungen sonst, die Neuhäuser seinen Gästen Sommer für Sommer zu bieten hatte waren den ZeitIäufen angepasst, gesittet und maßvoll, und ihre Wirkungen wurden im Innern der Häuser und der Herzen ausgetragen. Ganz gewiss ging es auch damals und dort nicht immer ohne Erschütterung ab, aber sie drang aus dem Raum des Familienlebens nicht nach außen, es sei denn, dass als Ergebnis etwa eine Verlobung bekanntzugeben war.

 

Dazu war in den vielen Jahren oftmals Gelegenheit. Denn jeden Sonnabend fand die allseitig beliebte Reunion im Kurhaus statt, auf der die jungen Töchter des Ortes mit den jungen Herren ihres Kreises und dazu mit den Leutnants der Pillauer Garnison zu Militärmusik tanzten. Einmal in der Woche gab es dann noch ein Kaffeekonzert in der Strandhalle, und dort pflegte - vorsichtig am Tisch der Eltern und freimütiger auf der Promenade - manche zarte Freundschaft weitergesponnen zu werden. Es war oft eine aufregende Sache mit Hoffnung und banger Erwartung, Zweifel, Enttäuschung, Eifersucht, stiller Glückseligkeit.

 

Um die Mitte der großen Ferien wurde das traditionelle Kinderfest mit Umzug, Wettspielen und Verlosung begangen und ein- oder zweimal im Sommer an einem schönen Abend gab es ein Seefeuerwerk. Eine Macht, die für das heitere junge Volk wie im Verborgenen wirkte, schuf diese glanzvollen Unternehmungen. Zur Zeit der Kanthermädchen, als Neuhäuser schon seine Spätblüte erlebte, lag die Regie in den Händen des ehemaligen Besitzers der Pillauer Ilskefalle, eines schnurrbärtigen Herrn vom Stamme Ehlers, namens Paul, der bei Alt und Jung nur „Onkel Pulke" hieß.

 

Nach den heutigen Begriffen waren diese Saisonfeste äußerst anspruchslos, doch niemand verlangte mehr Unausgesprochen sollte Neuhäuser das sein und bleiben, was es war; ein Hort der Ruhe. Die reiche und glückliche Natur des Ortes und seiner Umgebung gab seinen Bewohnern das, was der Mensch in Wahrheit braucht. So schön war sein breiter, flacher Strand mit der schattigen Promenade und dem kleinen Steg, so groß und frei und immer wechselvoll die See. So weit und verlockend waren die stillen Wege durchs Land, südwärts über Hagens Seeweg und die Palwe durch die Pillauer Plantage zur Schwedenschanze, von der aus der Fernblick die Küste hinauf bis nach Palmnicken und ins Samland hinein bis zum Großen und Kleinen Hausen ging. Im Süden stand die Pillauer Mole weit in die See hinaus.

 

Durch den Pilzenwald nach Lochstädt

Nach der Haffseite zu ging es zum Waldkrug am Haffwald mit dem letzten nördlichen Rotbuchenbestand. Auf dem alten Gut Schäferei war eine mächtige Linde, die ihre Äste zur Erde und wieder in die Erde gesenkt hatte, von einem jungen Geschlecht von Bäumen umstanden, deren Wurzeln neue Triebe des alten Stammes waren. Es gab auch sonst allerhand absondern Baumwuchs. Ein Waldstück nahe der See nannte sich „Zagels Strauch". Und überhaupt war ja, wie es im Volksmund hieß, aller Wald ringsum ohnehin von der „Baubauschen" verhext. So muss es auch einst dem Pilzenwald geschehen sein, diesem schönsten, lichtgrünen Buchenwald, der nordwärts eine halbe Wegstunde lang den Strand begleitete. Hie und da in einem Ausschnitt wie hinter dem offenen Fenster eines Domes leuchtete das Blau der See. Es war ein Hain der-Stille, sein geheimnisvoller Zauber dämpfte jede laute Lust, seine Wege waren die der Friedvollen, der Träumer und der Liebenden.

 

Wenn man ihn verlassen hatte, stand bald auf der Anhöhe hart überm Haff die Ruine der Ordensburg Lochstädt. Ihr Name soll auf Laukstiete, einen edlen Samen, zurückgehen. Im 13. Jahrhundert erbaut, hatte sie Glanz und Ruhm und Verfall erlebt, ein Teil ihres Mauerwerkes war in der sparsamen preußischen Zeit zu Anfang des 18. Jahrhunderts mit zum Bau der Pillauer Mole abgetragen worden. Erst Ende 19. Jahrhunderts wurden die erhaltenen Teile der Burg restauriert und dabei die frühgotischen Fresken im Komturremter und anderen Räumen entdeckt und freigelegt. Die stärkste Wirkung aber ging von der lebendigen Geschichte aus; in diesen Mauern hatte der einsame Ritter, der seiner Würde entsetzte Hochmeister Heinrich von Plauen in der Verbannung 1429 seine Tage beschlossen. Zu seiner Zeit noch mag an jener Stelle das Tief zwischen See und Haff gewesen sein, das später versandete und zuwuchs. Immer noch bis in unsere letzten Tage auf heimatlicher Erde trieben die Schatten der Vergangenheit um das alte, rote Haus des Ordens.

 

„Purpurn im Abendduft

über dem flutenden Tief

ragt die Feste …“

(Agnes Miegel)

 

Fern voraus am Rand der weiten Haffbucht lag die Kreisstadt Fischhausen, einst Bischofssitz und darum Bischofshausen geheißen; auch sie mit den Resten einer Burg. Auf der Straße, die so verheißungsvoll „Die Freiheit" hieß, ging es zum Hafen. Dann und wann gab es von Neuhäuser sommertags eine lustige Fahrt im Segelboot nach dem am Haffuler gelegenen Ausflugsplatz Rasenthal, wo bis tief in die Nacht getanzt wurde. Spät ging es heim über Land mit Leiterwagen, wenn über der jenseitigen Haffküste schon die Morgendämmerung heraufkam. Dann stand Lochstädt auf seiner Höhe am Wege wie eine finstere Mahnung.

 

Am St. Adalbertskreuz

Und ernst und einsam erhob sich drüben beim Fischerdorf Tenkitten am Strande das St. Adalbertskreuz, errichtet zum Gedächtnis des Heidenapostels, Bischofs von Prag, der 996 von den Pruzzen erschlagen wurde. Doch der Weg dorthin an der See entlang, eine Stunde weit vielleicht, belohnte den Pilger reich mit Schätzen. In den Streifen angetriebenen Seetangs, im Sand vergraben lag es erbsengroß und splitterhaft klein, körnig und golden. Hin und wieder fand ein besonders Begnadeter auch ein größeres Stück. Mit dem Weg nach Tenkitten begann die Bernsteinküste.

 

So gingen damals die Sommerwochen geruhsam und heiter dahin, die kostbare Ferienzeit verrann, die Schulkinder mussten zurück zur Stadt. Mit dem Beginn der Nachsaison gewann Neuhäuser um ein weniges ein anderes Gesicht.

 

Um den 1. August trafen mit Bahnfracht einige Konzertflügel ein, sie wurden da und dort aufgestellt, im Kurhaus, im Ostseehotel, in der Quisisana und vielleicht der Pension Balthasar. Mit ihnen zugleich erschienen allerhand neue Gäste aus mancherlei Winden und von zum Teil bemerkenswerter Erscheinung. Sie quartierten sich ein, wo ihnen ein Instrument zur Verfügung stand. Bald danach nahm im ehemaligen Gutshaus von Alt-Neuhäuser, das außerhalb des Ortes damals schon dicht überm Strande stand, mit Hund und Diener der große Meister selber Wohnung. Im Seesaal seines Sommerheims gab der berühmte Sänger Raimund von zur Mühlen den herbeigeströmten Kunstbeflissenen Gesangunterricht. Seine Stunde hatte den für die damalige Zeit sagenhaften Preis von zwanzig oder sogar dreißig Mark.

 

Gegen Ende September oder Anfang Oktober erst, wenn die Abende schon frühzeitig dunkelten, wenn in den Alleen die ersten Blätter raschelten, ging in Neuhäuser die Saison zu Ende, die Häuser wurden verschlossen und verrammelt, die Familien kehrten in die Stadt zurück. Es war nach langem Aufenthalt ein wehmütiger Abschied, und mancher der Älteren bedachte dabei wohl, dass nun wieder ein Lebenssommer dahin war.

 

Und doch bedeutete das nur ein geringes, weil dieses gelebte und gesegnete Leben sich im Kranz der jungen Bäume um den alten Stamm fortwachsend erneuerte.

 

Die Alten von damals deckt längst der Rasen. Die andern, denen das Geschick die große Wanderung auferlegte, fort von der heimatlichen See, von den altväterlichen Häusern in den schattigen Alleen, bewahren das Bild dieser Sommer in sich als etwas, das nicht verloren werden und nicht vergehen kann und sich niemals verändert.

 

Für die, die dort einst zu Hause waren, geht heute noch der Weg über den Pfannkuchenberg durch die Stelterstraße, hinein in das Land ihrer Jugend und in die Zeit des ungebrochenen Lebens, aus dem ihnen damals die Kraft zuwuchs für alles, was später kam. Und immerdar strömen aus der Erinnerung die unversiegbaren Quellen.

 

Seite 10   Die Cruttinna (Foto)

Der Junge stand schweigend im Boot

und stach die Stange hinab in den schimmernden Grund;

langsam, leise, in träumender Fahrt

glitten wir hin. Nicht spann mehr im Schilfe

der Dunst, und nicht wehte noch Wiese herüber

 

Zu Seiten, dicht, von Schatten durchflogen,

Baum und Gesträuch sich neigten uns zu;

sie blickten uns an, in dem hellen Scheine

glühte, was tief unter Wurzeln noch schlief.

So hoch, von weißen Wolken durchzogen,

der Himmel sich hob in schwebender Ruh,

so blank durch das Wasser erblinkten die Steine;

zum Grund griff die Hand, doch bald er entschwand.

Vor dämmernden Buchten, in winkenden Bogen

der Fluss uns flüsternd riet es zu:

„Dort oben — hier unten und was ist das deine? —

fühle – und finde – nicht flieh – sie verbinde!“

 

Das Boot glitt hin. Schon das Dorf wir erreichten.

Der Junge noch zählte das Geld und nickte.

Wir standen am Ufer und spähten und lauschten.

Auf stieg ein Milan; zwischen Himmel und Erde

breit die Schwingen schattend erglänzten.

Karl Herbert Kühn

 

Seite 10   Seine Straße war die Welt

Er war noch ein Straßenwärter jenes alten priemkauenden Schlages, wie man sich ihn auf einer schnurgeraden Asphaltstraße gar nicht so richtig vorstellen konnte. Eine unkomplizierte Mischung aus Pflichttreue und einer Art zeitbedingten Verschrobenheit, tat er seit mehr als dreißig Jahren Dienst auf seiner Straße, die das kleine ostpreußische Dorf durchschnitt und acht Kilometer lang ihm gehörte.

 

Klein von Gestalt, den kahlen Kopf mit einer alten, verschossenen Mütze bedeckt, deren Schirm zwei wasserhelle Augen beschattete. Ja, und sein Gesicht war so wetterzerfurcht wie jene kurzen, breitschäftigen Knobelbecher, die er auch alle Tage trug. Regnete es, dann zeigten seine Schnurrbartspitzen immer ein wenig abwärts; klirrte im Winter der Frost, so glitzerten sie voller Raureif. Undenkbar ohne Schaufel, Hacke und Besen, schritt er jeden Morgen in die aufgehende Sonne und kehrte, wenn sie des Abends im Westen versank, zu ihr zurück. Sein Weg führte immer zum Licht, er änderte diese Gewohnheit nie.

 

Die Straße war nur aus Steinschotter, sehr kurvenreich und mit zahlreichen Schlaglöchern versehen. Als aber auf einer Gemeinderatssitzung der Bau einer bequemeren Asphaltstraße erörtert wurde, stellte sich heraus, dass der alte Marienfeld mit diesem „neuzeitlichen Unsinn" keineswegs einverstanden war, obwohl dies für ihn eine wesentliche Arbeitserleichterung bedeutet hätte. Er verteidigte seine alte Straße mit den ausgefahrenen Schlaglöchern und wollte einfach nicht zulassen, dass sie durch ein schwarzes Asphaltband erstickt werden sollte.

 

Er hasste alle Fahrzeuge, die den sorgfältig ausgestreuten Kiessand in dicken Staubwolken davonwirbelten. Schon der große Postomnibus vernichtete an heißen Sommertagen die Arbeit eines ganzen Vormittags in dem er um die Vesperzeit nur einmal vorüberbrauste und alles auslöschte. Blickte der Fahrer in den Rückspiegel, sah er wohl aus der Staubwolke eine zornig mit dem Besen drohende Gestalt auftauchen.

 

Was er besaß, das war nicht allzu viel. Eine von der Gemeinde bezahlte Wohnung, eine Reihe Obstbäume entlang der Straße und einen alten Gaul, der im Sommer einen Heuwagen zog und auch sonst die Angewohnheit hatte, an jedem Kilometerstein stehenzubleiben. Ihm gehörte schon wieder das Gras im Straßengraben. Dafür gehörten seinem Herrn alle Ereignisse, die sich auf der Straße abspielten. Er sah Hochzeiten vorüberziehen und winkte ihnen lachend zu. Kam ein Begräbnis vorüber, nahm er die Mütze ab und wartete, bis der Trauerzug in der Ferne verschwunden war. Und was sich sonst noch alles ereignete — manchmal sah er ein ganzes Leben an einem einzigen Tag.

 

Aber auch an ihm ging die Zeit nicht spurlos vorüber. Im Laufe der Jahre wurde seine Gestalt kleiner und seine Schritte langsamer. Für uns Schuljungen verloren die Apfeldiebstähle jeglichen Reiz. Ja, damals, als er noch laufen konnte und aus den Knobelbechern sprang, wenn er unbedingt einen erwischen wollte, da machte es noch Spaß . . .

 

„Runder vom Bohm! On wenn eck dem ganze Dag hier hucke bliew, du entkömmst mie nich. Dat well wie doch glicks mol utprobeere!"

 

Er setzte sich hin und wartete. Da half kein Jammern. Wenn man hinunterrutschte, war einem der Strauchbesen sicher.

 

„Eck war ju krätsche Lorbasse helpe! Passt bloß opp!"

 

Und man rannte davon.

 

Trotz der sich immer stärker bemerkbar machenden Krankheit versah er nach wie vor seinen Dienst. Doch es war, als könne er nicht mehr mit der Zeit Schritt halten. Immer häufiger sah man ihn schweratmend stehen bleiben und dann umso schneller vorwärtseilen, wie um die verlorene Zeit aufzuholen.

 

Und als der alte Marienfeld starb, sagten die Leute, es wäre doch traurig, wie wenig er in seinem Leben von der Welt gesehen habe; nur eben das Stückchen Straße von Friedrichsdorf bis Klaussitten und die wechselnden Jahreszeiten.

 

Doch er war glücklicher als manche Leute, die ihm auf seiner Straße begegneten, im Vorbeifahren grüßten und ihn dann zurückließen, ohne sich noch einmal umzublicken. — Hans-Ulrich Nichau

 

Seite 10   Die Burgküche von Lochstädt

Sieben Meter tief und zwölf Meter breit war die im Erdgeschoss des Westflügels der Burg Lochstädt befindliche Küche. Ihre mächtige, gewölbte Decke wurde von zwei runden Granitpfeilern getragen. Neben der Küche war die Luftheizungsanlage eingerichtet, durch die der darüber liegende Konventsremter erwärmt wurde.

 

Seite 10   Korschauer Erbsensuppe

Noch bis zur Zerstörung des Hauptbahnhofs in Frankfurt a. M. im Zweiten Weltkriege konnte man auf der Speisekarte des dortigen Bahnhofsrestaurants lesen: Erbsensuppe à Ia Korschen. Berühmt war diese Suppe dadurch geworden, weil früher auch die nach Berlin fahrenden D-Züge einen längeren Aufenthalt in Korschen hatten. Die Reisenden stürzten dann in die Bahnhofswirtschaft. Die damaligen Wirtinnen, die Geschwister Rehfeld, führten die schnell auszuteilende Korschener Erbsensuppe ein. Und da sie mit Speck, Schinken, Majoran und allerlei Zutaten nicht sparten, mundete es den Gästen vortrefflich. Begehrt waren auch die leckeren Spritzkuchen. Der letzte Bahnhofswirt Reinhold Podczich verabfolgte als Spezialität „Schnaps in Tüten“, die die zum Truppenübungsplatz Arys fahrenden Soldaten gerne in die Transportzüge holten. Seine Offenheit wurde dem Wirt zum Verhängnis als er einigen jungen Gestapo-Beamten die Wahrheit sagte. Er nannte sie „Drückeberger" und musste dafür auf seine alten Tage noch ins Konzentrationslager. W. W.

 

Seite 10   Der Maler Ernst Mollenhauer 65 Jahre

Eine ausführliche Würdigung des Künstlers aus Anlass seines 60. Geburtstages brachte das Ostpreußenblatt bereits in Folge 22 des Jahrgangs 1952.

Eins der vielen „Malerparadiese", in Ostpreußen später das bekannteste, war die Landschaft um Nidden auf der Kurischen Nehrung. Hier fanden sich neben den anspruchslosen Sonntagsmalern sehr bald auch die berufenen Künstler ein, die in Öl und in Wasserfarben die Umrisse und Farben, den Zauber des Lichtes in seinem ständigen Wechsel, in allen seinen vielfältigen Abstufungen mit dem Pinsel auf der Leinwand festzuhalten suchten. Sie kamen und sahen, und es zog sie immer wieder in diese seltsame Landschaft voll Licht und voll Farbe.

 

Sie kamen immer wieder, die begeisterten Maler. Und einen von ihnen hielt es für immer (so meinte er wohl) in dieser Landschaft fest. Er band sich als Künstler wie als Mensch an sie. Er heiratete eine Tochter des Fischerwirtes Hermann Blode, der das bekannte Künstlerhotel in Nidden besaß, das Haus, das mit seinem alten Bau, mit der Villa Helena im Garten, mit dem modernen Südbau, mit der Flucht seiner Veranden unmittelbar am Haff einen Ruf bis weit in das Reich hinein gewann.

 

Der Maler, der sich dieser Landschaft, ihrem Sand und Wind, ihrer Einsamkeit, ihrem Licht, dem Meer und dem Haff so lange verschrieb, ist auch einer der Künstler geworden, die den Atem und die Seele dieses Landes zu verstehen und zu erfassen, das heißt mit den Mitteln ihrer Kunst darzustellen vermochten.

 

Ernst Mollenhauer, der Maler, der in Nidden seine zweite, von ihm selbst dazu gewählte Heimat fand (er wurde in Tapiau geboren), eröffnete in den Veranden des Hotels Hermann Blode eine dauernde Kunstausstellung, in der alle die Maler, die nach Nidden kamen, ihre Bilder zu zeigen Gelegenheit hatten. Mollenhauer selbst blieb zunächst mit seinen Gemälden in seinem eigenen Atelier, das er sich im Gartenhaus errichtet hatte. Aber als er dann später auch seine eigenen Bilder in die Veranda an die Wand hängte, sprach er einen jeden, der die Bilder dort sah, mit der Sprache an, die nun die seine war und die sie auch blieb.

 

Nicht die Häuser, nicht die Boote der Fischer allein, nicht die äußeren Linien, schon damals fest und breit gemalt, nicht das schwingende Gestirn, das sein Licht zu verschleudern schien, blieben allein in unserer Erinnerung. Es gab da ein Bild in mehreren Fassungen, das in der letzten von einer letzten Vollendung war in seinem Aufbau, in dem grünlichen Ton, in dem Licht, das hell und kalt und das doch fähig war, zugleich einen Hintergrund aufdämmern zu lassen. Es waren die „Eisfischer".

 

Wenn wir heute Bilder mit Niddener Motiven von Ernst Mollenhauer sehen, Bilder, die in den letzten Jahren in Düsseldorf entstanden, so finden wir im allgemeinen nur noch Sinn und sein Sinnbild, die schweren Striche — ein paar Boote, eine Mole, den Bogen des Horizontes, den Aufriss des Meeres mit Wellen und Strand, die Sammlung der Aussage in die einfachste Klarheit. Und es ist nicht nur Eigensinn, gewiss nicht nur dieser, der noch immer über den Sinn und sein Sinnbild das Gestirn setzt, das geheimnisvoll mächtige Zeichen des Himmels. Und in diesen so sparsamen, so eindringlichen Bildern wird doch mehr von Nidden, von dem Schicksal dieser Landschaft bis in unsere Tage wiedergegeben als in den vielen, nur bunten, nur gefälligen Ansichten, die nichts anderes sind als kolorierte Fotografien.

 

Am 27. August 1957, wird der Maler Ernst Mollenhauer 65 Jahre; er wohnt in Düsseldorf, Sittarder Straße 5. Karl Herbert Kühn.

 

Seite 10   Wege und Wirkungen ostpreußischer Geschichte

Walter Hubatsch: Wege und Wirkungen ostpreußischer Geschichte. Leer. Verlag Gerhard Rautenberg, 166 Seiten, 8,80 DM.

 

Der rührige ostpreußische Historiker Professor Hubatsch, früher in Göttingen, jetzt in Bonn, fasst unter diesem Titel zehn Aufsätze zusammen, von denen sieben schon an anderen Stellen veröffentlicht, nur drei bisher nicht gedruckt waren. Diese behandeln die Verteidigung Ostpreußens im Ersten Nordischen Krieg (1656/1659), den Bartensteiner Vertrag vom 26. April 1807 und die Memelkonvention von 1924 mit ihren Auswirkungen. Äußerlich gibt die Sammlung insofern ein ungleiches Bild, als drei Aufsätzen Literaturnachweise, einem Anmerkungen beigegeben, die andern ohne Apparat gedruckt sind. Der Grund dafür ist darin zu suchen, dass die Beiträge ganz verschiedener Art sind und gedruckte Vorträge mit thematisch eng begrenzten Studien abwechseln. Es versteht sich aber, dass alle Aufsätze auf gründlichem Studium der Quellen, auch der archivalischen, beruhen.

 

Die zehn Aufsätze sind so angeordnet, dass der erste (die kulturelle Bedeutung Ostdeutschlands) Ostpreußen als Teil eines großen geographischen und historischen Zusammenhanges darstellt, der Zweite (Epochen der ostpreußischen Geschichte) einen Überblick über die wichtigsten Zeiten und Ereignisse der Geschichte unserer Heimat gibt. Die folgenden acht Beiträge behandeln, ungefähr in chronologischer Reihenfolge, einige Sonderthemen aus der Geschichte Ostpreußens, aber immer solche, an denen „die organische Verbindung zwischen dem Land und seinem historischen Schicksal aufgezeigt werden kann". Und das ist dem Verfasser gelungen. Hubatsch hat, wie jeder echte Historiker, die Fähigkeit, hinter dem Kleinen das Große zu erkennen und über dem Großen das Kleine nicht zu vergessen. Fünfzehn Aufnahmen ostpreußischer Motive, die der Verfasser in den Jahren 1940 bis 1943 selbst gemacht hat, eine von ihm gezeichnete Flaggentafel der ankommenden ausländischen Schiffe im Königsberger Hafen in den Jahren 1932/1937 und einige Diagramme machen das kleine Buch noch lesenswerter, als es an sich schon ist. Der billige Preis macht wohl den meisten unserer Landsleute die Anschaffung möglich. Dr. Gause

I

Seite 11   Wir jungen Ostpreußen

Vom Dorfteich zum Weltmeer.

Wie ein ostpreußischer Bauernjunge Kapitän wurde.

Foto: In diesem Gewirr von großen und kleinen Apparaten schlägt das Herz eines Schiffes. Wer die Hände am Steuerrad hat, muss auch alle Instrumente gut kennen und mit ihnen vertraut sein, wie der junge Kapitän auf dem Bild.

 

Foto: Der Schiffsjunge ist Mädchen für alles. Das Deck sauber halten, waschen und ölen gehört mit zu den wichtigsten Aufgaben. Der Junge auf dem Bild links ist Uli, der Bruder des Kapitäns, der sich so für den Beruf des Älteren begeistert hat, dass er ihn ebenfalls erlernt.

 

Foto: Eine Ladung Holz ist an Bord. Der junge Seeoffizier (links) bei einem Inspektionsgang.

 

Foto: Manchmal geht die Fahrt auch in die nördlichsten Breiten, und dann muss sich das Schiff einen Weg durchs Treibeis bahnen.

 

Foto: Gleich wird's auf große Fahrt gehen, das stolze Schiff, das ich mir selbst gebaut habe! Noch ein bisschen tiefer muss ich in das Wasser des Teiches hineinwaten, noch einmal prüfen, ob alles in Ordnung ist, — dann sollt ihr mal sehen, wie mein Zweimaster die „stürmische See" meistert! Noch bin ich ein kleiner Bauernjunge in einem Dort bei Labiau, aber von uns ist's nicht weit bis zur See, und wer weiß, — vielleicht bin ich eines Tages Kapitän auf einem richtigen großen Dampfer! So mancher Kapitän hat ja so angefangen wie ich!

 

Der junge Kapitän Clemens Prahl aus Knopen bei Guttstadt erzählt hier von seinem Werdegang und seinen Erlebnissen auf See. Berichtet von seiner Schwester Dorothee Prahl.

 

„Ja, ja! Auf einem Kleinen fängt er an, und auf einem Großen wird er enden!" dies prophezeite eine alte Frau, als sie mich beobachtete, wie ich auf unserem Teich, der ja zu jedem ostpreußischen Bauernhof gehörte, einen Brühtrog, voll mit Kindern beladen, vor mir herschob, ihn steuerte und gleichzeitig Kapitän, Steuermann und Maschinist spielte.

 

Wie kam es dazu, dass ein ostpreußischer Bauernjunge, mitten vom Land, heute Kapitän ist?

 

Wir waren zu Hause fünf Kinder, davon drei Brüder. Es war so bestimmt, dass der älteste Bruder den Hof erben sollte; das hieß für die anderen Geschwister, einen Beruf wählen. Als ich etwa ein halbes Jahr vor der Entlassung aus der einklassigen Dorfschule stand, sollte auch ich mich für einen Beruf entscheiden. Zur höheren Schule wollte ich auf keinen Fall, ich war froh, dass die acht Jahre Volksschule hinter mir lagen. Zunächst reizte der Beruf des Schornsteinfegers, dann der des Malers. Aber das schien nichts Endgültiges. Nun, da wurde ich kurz entschlossen für die Autoschlosserlehre angemeldet. Mir stand eine dreijährige Lehrzeit bevor, und alles schien geregelt zu sein.

 

Da geschah es eines Tages; mir kam ein Zufall zu Hilfe. Auf dem Guttstädter Marktplatz traf ich einen Freund, den ich lange nicht gesehen hatte, und der mir sehr erwachsen vorkam. „Ja, was machst du denn eigentlich? Ich hab' dich lange nicht gesehen?" „Ich? Ich fahre zur See!"

 

Mit einem Schlage war die Berufsfrage bei mir geklärt. Es hatte gezündet. Schnell wurden einige Erkundigungen eingezogen, wie es anzufangen sei. Noch einige schlaflose Nächte, und dann stand es bevor; den Eltern den Entschluss mitteilen!  Zunächst wurde die Mutter eingeweiht. Sie machte mir wenig Hoffnung, dass der Vater es gestatten würde.

 

Eine Bewerbung ging nach Hamburg, und bald kam ein Riesenumschlag mit Fragebogen und Formularen als Antwort zurück. Folgende Bedingungen mussten erfüllt sein; absolute Gesundheit, vor allen Dingen gutes Hör- und Sehvermögen. Dazu war eine Extra-Untersuchung bei einem Arzt in Allenstein erforderlich. Als alle ärztlichen Atteste beigebracht waren, musste  der schwerste Schritt getan werden; ich musste den Vater als den gesetzlichen Vertreter um sein schriftliches Einverständnis bitten. Nach einigen vergeblichen Versuchen — mein Vater wollte absolut nichts davon wissen, sein Sohn sollte Bauer werden — bearbeitete ihn dann meine Mutter, und sie erhielt die Unterschrift, obgleich das noch lange nicht sein Einverständnis bedeutete.

 

Aber dann kam leider aus Hamburg der enttäuschende Bescheid zurück, dass der Besuch einer Schiffsjungenschule, denn damit fängt jede ordentliche Seemannslaufbahn an, im Frühjahr nicht möglich sei. So wandte ich mich mit einem Bewerbungsschreiben an eine Heuerstelle in Königsberg. Im März 1939 wurde ich aus der Volksschule entlassen und kurze Zeit später schneite plötzlich ein Telegramm ins Haus „Morgen früh reisefertig erwartet“. Ich hatte mit meinen vierzehn Jahren keine Vorstellung von der Seefahrt, packte ein kleines Köfferchen zusammen und nahm noch eine Wolldecke mit.

 

In Königsberg musste ich mich erneut einer gründlichen Untersuchung unterziehen, und als ich zum Hafen kam, war das Schiff, für das ich vorgesehen war, ohne mich in Richtung Ostasien ausgelaufen. Das war der erste Schlag! Auf keinen Fall wollte ich wieder nach Hause zurück, diese Blamage wäre unerträglich gewesen. Nach Rückfrage bei der Heuerstelle wurde mir ein kleines Schiff zugewiesen, das nach Berlin gehen sollte. Ich hatte mir viel unter der Seefahrt vorgestellt, aber dass man per Schiff nach Berlin fahren kann, brachte mich einigermaßen in Erstaunen. Ich wusste wohl, dass man mit Schiffen über Nord- und Ostsee und die Ozeane fährt, aber nach Berlin?

 

Da stand ich nun mit meinem kleinen Handköfferchen hilflos auf dem Schiff vor dem Kapitän. Die Situation war recht peinlich, denn er musterte mich schweigend von oben bis unten und schickte mich dann sofort los, um zünftiges Arbeitszeug zu kaufen.

 

Ich wurde als Schiffsjunge angemustert (zu Lande würde man sagen „angestellt"). Meine Arbeit bestand im Feuermachen, Kaffeekochen, Kammern säubern, Frühstückmachen, Kartoffelschälen, Gemüseputzen und nach dem Essen im Backschaft machen (Geschirrspülen) und Kombüse (Küche) saubermachen. Zeit an zu Hause zu denken, hatte ich nicht. In dem Augenblick, als ich meinen Fuß aufs Schiff gesetzt hatte, fing die Arbeit an, bis nachts um zwölf Uhr. Morgens wurde um fünf Uhr wieder geweckt. Es war ein Sonntagmorgen, an dem es dann hieß: „Leinen los!" Ich musste, da der Leichtmatrose sonstige wichtige Arbeiten auf dem Schiff zu erledigen hatte, gleich ans Ruder. Er hatte mir wohl alles erklärt, aber in der ersten Aufregung, denn ich hielt mich in dem Augenblick für den wichtigsten Mann an Bord, hatte ich alles falsch verstanden, und das Schiff reagierte auf mein Steuern auch keinesfalls so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Drehte ich das Steuerrad nach links, ging das Schiff nach rechts, drehte ich nach rechts, ging das Schiff nach links. So, kam ich in höchste Nöte und schrie nach dem Matrosen. Ich hatte es inzwischen geschafft, das Schiff soweit vom Kurs abzubringen, dass der Leichtmatrose es vollkommen wenden musste, um wieder auf dem richtigen Kurs zu kommen. Dann sollte ich nach dem Kompass weitersteuern, aber das war eine verflixt schwierige Angelegenheit.

 

Schon bald in den ersten Stunden meiner Seefahrerpraxis kam mir die bittere Erkenntnis, dass Seefahren etwas ganz anderes ist, als eine schmucke Uniform tragen, auf großen Schiffen sein und viel von der Welt sehen, wie es auf der vorbeifahrenden „Tannenberg" einem schneeweißen Schiff des Seebäderdienstes, der Fall zu sein schien.

 

Auf jeden Fall gab es zum Abendbrot wunderbare Bratwurst und Bratkartoffeln, auf die ich mich nach der ungewohnten Arbeit mit Heißhunger stürzte. Noch nie hatte es zu Hause so geschmeckt! Ich musste wieder ans Steuer, und raus ging's auf die Ostsee. Es war leichte Dünung, und das kleine Schiff fing etwas an zu rollen. Aber ich blieb fest. Nur als ich nach der Ablösung in die stickige Luft der Kombüse musste, um dort Backschaft zu machen, da sollten dann auch die Fische zu einem guten Abendbrot mit Kartoffeln und Bratwurst kommen. Von allen Seiten wurde ich belacht und verspottet, als ich über der Reeling hing und mir immer elender wurde. Man hatte Mitleid mit mir, und ich durfte mich in die Koje legen. Am nächsten Morgen in Swinemünde verspürte ich einen Riesenappetit auf Bonbons, aber als ich ins Kaisers Kaffeegeschäft hineinkam, musste ich immer noch balancieren und es kam mir vor als schwankte der ganze Laden, nur ich stände ruhig da.

 

Nach der Rückfahrt musterte ich in Königsberg von diesem kleinen Schiff ab. Was nun? Ein neues Schiff gab es nicht gleich. So blieb mir weiter nichts übrig, als für vier Mark eine Fahrkarte nach Hause zu lösen. Ich musste mir ja im Innersten meines Herzens eingestehen, dass mein Start nicht so vonstattengegangen war, wie ich es mir beim Abschied von zu Hause vorgestellt hatte. Ich überwand aber alle Enttäuschung und wahrte mein Gesicht, als ich zu Hause ankam. Nach zwei Wochen kam das ersehnte Telegramm. „Morgen früh reisefertig erwartet“. Diesmal fuhr ich mit wesentlich weniger Illusionen nach Königsberg und immerhin schon als „befahrener Seemann".

 

Ich kam auf ein viel größeres Schiff von etwa 3000 BRT. Als Decksjunge musste ich bereits beim Be- und Entladen des Schiffes mit anpacken und häufig Deck waschen. Sehr angenehm war die Arbeit nicht. Aber beim Abmustern wurde ich Jungmann, und das war meine erste Beförderung. Von da an ging es schnell aufwärts.

 

Auf einem 300 BRT großen Schoner (ein Segelschiff mit Hilfsmotor) erlebte ich das erste schwere Wetter. Als wir in Schweden ausliefen und auf die See hinauskamen, nahm der Sturm immer mehr zu, bis er Stärke zehn erreicht hatte. Wir konnten weder mit Segel-  noch mit Motorenkraft gegen die See angehen und trieben anderthalb Tage, bis dann der Sturm endlich abflaute und wir den nächsten Hafen erreichten. Obwohl wir 25 Grad Schlagseite hatten, sind wir mit Gottes Hilfe gut durch den Sturm gekommen. Zum Glück hatten wir Holz geladen, und zwar ein Drittel davon an Deck. So kam das Schiff immer wieder hoch, wenn die See an Deck gebrochen war, auch wenn wir dabei einen Teil der Ladung verloren hatten.

 

Auf diesem Schiff wurde ich zum Leichtmatrosen und später zum Vollmatrosen befördert, und als ich meine vierjährige Fahrzeit hinter mir hatte, ging ich mit neunzehn Jahren von 1943 bis 1944 zur Seefahrtschule in Stettin, um dann mein Steuermann-Examen abzulegen. Mein Vater war immer noch nicht mit meiner Berufswahl einverstanden, darum wollte ich ihn nun auch nicht um das Geld für die Ausbildung bitten. Eisern hatte ich mir die dreitausend Mark, die ich für das Studium brauchte, zusammengespart. Die Schule war sehr schwer, aber hier kam es mir zugute, dass ich mich hatte daran gewöhnen müssen, strenge Maßstäbe an mich zu legen und hart zu arbeiten. Die Tagstunden reichten nicht aus, um die Anforderungen in Mathematik, Physik, Geographie, Signaldienst, Funkmorsen und Nautik zu erfüllen. Aber am Tage meines zwanzigsten Geburtstages bestand ich als Jüngster meines Semesters die mündliche Prüfung für das Steuermannspatent A 5 für Schiffe jeder Größe und auf allen Gewässern. Danach bekam ich meine erste Uniform, und zwar mit zwei goldenen Streifen am Ärmel, weil ich ein 3000 BRT großes Schiff als Zweiter Steuermann zugewiesen bekam. Nun konnte ich stolz nach Hause fahren, und mein Vater erkannte mich an und war sogar ein bisschen stolz auf mich.

 

Das Kriegsende brachte zunächst einen schweren Rückschlag. Der Hof in der Heimat ging verloren, und im Westen arbeitete ich zunächst, wie manch anderer Ostpreuße auch, auf einem Bauernhof. Nach einigen Monaten meldete ich mich zur deutschen Hochseefischerei. Das war die einzige Sparte der Schifffahrt, die sofort wieder die Genehmigung zum Fahren erhielt. Hier brachte ich zwei harte, außerordentlich schwere Jahre hinter mich. Bei jedem Wetter ging es hinaus auf See. Wenn die Netze hoch geholt werden, liegt das ganze Deck voll von Fischen, und die Besatzung muss diese sofort schlachten, sortieren und verarbeiten. Dabei stehen die Matrosen bis zum Bauch in Fischen, auch wenn die See an Deck bricht. Dann heißt es eben, irgendwo und irgendwie festhalten, sonst geht man einfach mit den Fischen über Bord. Und so manch ein Seemann hat auf diese Weise den Tod gefunden.

 

Endlich konnten deutsche Seeleute auf ausländischen Schiffen fahren, und so machte ich einige schöne Reisen auf großen Schiffen über den Ozean nach Nord- und Mittelamerika und in das Mittelmeer, auch durch den Suez-Kanal. Da ich auf diesen Schiffen sehr gut verdiente, hatte ich bald das Geld für die Kapitänsschule beisammen. Durch eiserne Tag- und Nachtarbeit schaffte ich auch dieses Ziel. 1952 bekam ich das Kapitänspatent A 6, und ein Jahr später wurde mir ein Schiff zur Führung anvertraut. Als Kapitän ist man auf einem Schiff neben dem lieben Gott die höchste Instanz. Rechte und Pflichten sind gesetzlich genau festgelegt. Eine der schönsten Aufgaben ist die Verantwortung für die jungen Menschen an Bord, die ihre ersten Fahrten machen.

 

Ja, so sollte die alte Frau Recht behalten. Ich fing wirklich auf unserem ostpreußischen Dorfteich an, wo ich meine selbstgeschnitzten Schiffe aus Baumrinden fahren ließ. Nun geht es über die Weltmeere; ein harter Beruf, der den ganzen Menschen verlangt, aber ihn auch ganz ausfüllt.

 

Seite 12   Brief-Ecke

Junge Leser schreiben uns

Manfred Rattay aus Hildesheim schreibt in einem längeren Brief, der auf die Wanderausstellung „Deutsches Land im Osten" hinweist, u. a.:

 

„Wenn wir die mitmenschlichen Beziehungen in Ordnung bringen, bei uns selbst anfangen in der Familie, der Gruppe, in Schule und Beruf uns bemühen, den anderen Menschen zu verstehen, auch, wenn er in verschiedenen Punkten anderer Meinung ist, — dann haben wir Aussicht, die Worte des amerikanischen Außenministers Dulles wahrzumachen: ,Die öffentliche Meinung des freien Westens muss die Sowjets zwingen, die Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit zu gewährleisten, den deutschen Osten freizugeben und den osteuropäischen Völkern ihre Freiheit wiederzuschenken!'

 

Wir sind nicht nur von der großen Politik abhängig, sondern sie ist es auch von uns! — Was das mit unserer Ausstellung zu tun hat? — Nun, allerhand! Denn schließlich ist das, was ich eben ausführte, doch der tiefere Sinn der Ausstellung. Es gilt, den jungen Deutschen, die doch als Schüler durch Geschichte, Kultur, Wirtschaft und Vertreibungsnot der ostdeutschen Menschen geführt werden, ein klares Bild der Lage zu vermitteln und sie anzuregen, ihr Leben verantwortungsbewusst zu führen und ihr Wissen um den deutschen Osten zu vertiefen, um eine persönliche und daher wirksame Gegenpropaganda den östlichen Parolen entgegensetzen zu können“.

 

(Die Ausstellung „Deutsches Land im Osten" ist schon etwa vier Jahre lang auf dem Weg durch die Bundesrepublik. Wenn sie in euern Wohnort kommt, seht sie euch an!)

 

Seite 12   Ein kleiner Luftballon-Roman

Vielleicht haben ihm sehnsüchtige Kinderaugen nachgeblickt, dem schönen Luftballon, als er eines Tages von Oldenburg aus seine große Reise antrat. Vielleicht haben viele kleine Hände hinaufgezeigt in den stürmischen Herbsthimmel, während der Wind dort oben schon sein Spiel begann . . .

 

Dann war er fort, der Luftballon, und die Kinder vergaßen ihn. Aber er ging nicht verloren dort oben, er begann seine kleine Geschichte zu erleben, die zu einer Brücke zwischen zwei Kindern werden sollte. Der Wind trieb ihn weiter und weiter nach Osten, über den Eisernen Vorhang hinweg, über die Oder und bald darauf auch über die Weichsel. Weiter, immer weiter. Aber dann hatte der Wind auf einmal keine Lust mehr. Und an einem Oktobertag in der Frühe, als ein kleines ostpreußisches Mädchen in einem Dorf im Kreis Sensburg gerade auf seinem langen Weg in die Schule war, da wehte ihm der Herbstwind den lustigen Ballon vor die Füße.

 

Ein paar Tage später bekam der Schüler Walter Paar aus Oldenburg, der den Luftballon auf die Reise geschickt hatte, einen Brief:

 

„Liebe Kollegen! Bin am Dienstag, dem 2. Oktober 1956, in die Schule gegangen und fand den Luftballon mit Eurer Adresse, möchte gerne wissen wollen, auf welche Art er hierher kam.

 

Die genaue Adresse ist Christa …“

(Und jetzt folgt die vollständige Anschrift.)

Walter war glücklich, dass sein kleines Experiment mit der Reise des Ballons einen solchen Erfolg gehabt hatte. Von der Landsmannschaft Ostpreußen erhielt er das Buch „Ostpreußen erzählt" zugeschickt, damit er noch ein wenig mehr über das Reiseziel seines Ballons erfahren konnte. Voller Freude schreibt er am 20.1.1956:

 

„Mit großer Freude bekam ich Ihren lieben Brief mit dem wunderbaren Buch von Ostpreußen. Hierfür sage ich Ihnen und dem Ostpreußenblatt herzlichen Dank! Unser Lehrer hat uns daraus vorgelesen. Alle waren begeistert. Leider bekam ich noch keine Antwort von Christa. Ob sie mir wohl wieder schreiben wird?"

 

Oh ja, Christa schrieb wieder. In ihrer übergroßen Freude, da nun jemand zu wissen, mit dem sie deutsche Briefe wechseln konnte, hatte sie sich sofort hingesetzt. Aber es dauerte lange, bis Walter den Brief in Händen hatte. Die Post braucht heute eine Weile, bis sie einen Brief von Masuren bis Oldenburg befördern kann. Aber dann war die Freude doppelt groß. Christas Brief ist so schön in seiner Freude, die durchklingt, in seiner rührenden Unbeholfenheit und auch in der Vertraulichkeit, die sich nach so kurzer Zeit schon zwischen den Kindern gebildet hat. Darum darf sie auch ganz offen ihre kleinen Wünsche äußern.

 

„Lieber Walter! Recht herzlichen Dank für Deinen lieben Brief. Ich, sowie meine Angehörigen wundern sich über die große Geschwindigkeit des Luftballons. Kann ich mir denken, dass Du Dich über die Nachricht von mir gefreut hast. Ich bin eine Deutsche, bin elf Jahre alt, habe drei Kilometer in die Schule, doch polnische. Das Deutsche lerne ich nebenbei, hier sind noch viele Deutsche, die auf einen Entscheid warten. Wir sind auf der Landwirtschaft. Mein Großvater starb voriges Jahr, nun wirtschaftet meine Mutti allein, das reicht grad zum Abliefern, so können wir uns nicht viel erlauben. Willst Du mir einen Wunsch erfüllen, dann verhilf mir zu einem kleinen bunten Teller, den ich immer entbehren muss, etwas Kakao und wenn Deine Mutter ein wollenes Kopftuch für meine Mutti übrig hat, ein farbiges für den kalten Winter, ich möchte ihr zu Weihnachten eins schenken.

 

So sei denn Du sowie Deine Angehörigen recht herzlich gegrüßt von Christa . . . „

 

Und Christas Mutter hatte noch darunter geschrieben: „Auch von mir recht herzliche Grüße. Den vorigen Brief schrieb ich, denn Christa traute sich nicht, da sie das Deutsche bloß zu Hause lernt!"

 

Walter brannte darauf, Christa nun wirklich eine kleine Weihnachtsfreude zu machen. Am selben Tage noch ging er mit seinem Großvater (sein Vater ist im Kriege gefallen) zur Post und zum Zollamt und erkundigte sich nach den amtlichen Bestimmungen. Und dann war es so weit. Am 10 Januar 1957 berichtet er:

 

„Am 12. Dezember schickte ich ein Paket nach Sensburg. Darin waren: ein Wolltuch, ein seidenes Tuch, ein viertel Pfund Bohnenkaffee, ein halbes Pfund Kakao, ein halbes Pfund Bonbons, ein Pfund Walnüsse, ein Pfund Haselnüsse, Feigen, Datteln, Schokolade und Kekse. Auf der Post war es nicht so einfach, das Paket auf die Reise zu schicken. Es musste zwei Zollerklärungen haben, ausgefüllt mit Inhaltserklärungen in russischer oder französischer Sprache. Zum Glück war meine Mutti dabei, denn ich bekomme erst Ostern Französisch in der Schule. Leider habe ich noch nichts wieder von Christa gehört. Meine Mutti sagt, das Danke sagen dauert immer etwas länger, genauso wie bei mir…“

 

Das Weihnachtspaket war sehr lange unterwegs, am 27. Januar schrieb Christa:

 

Lieber Walter! Habe durch Dich noch zwei Briefe, einen von Berlin und einen von Hamburg bekommen, die mir schreiben und auch, etwas schicken wollen, ach wie ich mich freue! Dein Weihnachtspäckchen habe ich noch nicht erhalten, sind durch die Feiertage liegengeblieben, ich gehe schon fast jeden Tag zur Post, die sagen mir, es kommen laufend Päckchen jetzt von Anfang Dezember, da bin ich auch bald dran. Bin jetzt erkältet, habe Ohrenreißen und Halsschmerzen, denn hier ist das Wetter so nass …“

 

Aber dann, am 3. Februar, obwohl Weihnachten längst vorüber war, kam das Paket an, und Christa wurde zum glücklichsten Kind der Welt — so kam es ihr wenigstens vor.

 

„Kann Dir mit großer Freude mitteilen, dass ich gestern Dein liebes Paket erhielt, als ich aus der Schule kam, war es schon auf dem Tisch, Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie ich mich freute. Der schöne Kakao, und Nüsse habe ich noch keine gekannt. Den Kaffee muss Mami vorsichtig trinken, denn sie ist herzkrank. Wie ich mich freue, dass ich der Mami das Tuch besorgen konnte, das gefällt ihr so und ist so warm, und der schöne Schal. Habt für alles vielen Dank. Was hast Du zu Weihnachten bekommen? Wir haben es in aller Stille verlebt. Schreibe bald wieder. Wir wissen nicht, was mit uns wird, ob wir hier bleiben oder wegkommen, jeden Tag wird anders erzählt.

 

Wir haben so ein schönes Frühlingswetter …

 

Walter hatte schon mit Ungeduld auf diesen Brief gewartet. Ganze sieben Wochen hatte das Paket gebraucht, und Walter dachte nun schon wieder daran, womit man Christa zu Ostern eine Freude machen könnte.

 

 „Mein Großvater ist Kapitän", schreibt er, „und schrieb mir aus Montivideo in Uruguay. Sein Brief war in vier Tagen hier. Und ein Brief von Christa braucht vierzehn Tage! ... Ich wünsche, dass Ostpreußen frei wäre. Dann würde ich dahin einmal reisen  . . .

 

Aber diesen Wunsch kann Walter nicht wahrmachen, und so müssen vorerst Christas Briefe darüber Auskunft geben, wie es dort aussieht. Im Januar schreibt sie an Hanna Wangerin:

 

„. . . Wir haben hier Schnee und Frost, war bis 25 Grad. Ich habe drei Kilometer bis in die Schule, ich kann nicht besonders deutsch schreiben, möchte auch mehr lernen, aber das kann ich nicht schaffen, in der Schule muss ich polnisch und russisch, dann muss ich auch der Mami helfen. Ich freue mich, dass Du etwas schicken willst, mein Tornister war von Pappe, ging mir ganz kaputt, vielleicht kannst Du mir eine Tasche besorgen, ich wünsche mir schon immer eine Tasche, habe sie aber noch nicht bekommen. Vielleicht etwas Kakao und ein paar Sommersöckchen für Schuhnummer 35, habe so einen großen Fuß. Schuhe wird mir vielleicht die Mami zu Ostern besorgen?"

 

Inzwischen sind Christas Wünsche erfüllt worden, die Briefe gehen weiter hin und her und machen vor allen Dingen neben den Erwachsenen, die daran Anteil nehmen, zwei Kinder von Herzen froh. Walter ist glücklich, weil er es erfahren darf, wie schön es ist, anderen eine Freude zu machen mit lieben Worten und Geschenken. Und Christa weiß, dass sie und ihre Mutter nicht vergessen sind. In ihrem harten, entbehrungsreichen Leben dort in der Heimat tut jedes gute Wort doppelt wohl, vermag jedes kleine Päckchen mehr Freude zu bringen als wir ahnen.

 

Ein bunter Luftballon schrieb diesen kleinen Roman, der noch lange nicht beendet ist und der das schönste Ziel verfolgt: Freude zu bringen! M.-E. F.

 

Seite 12   Schöne Tage im Sunderhof.

Freizeitlager für Schloßberger Kinder in ihrem Patenkreis.

Foto: Junge Schloßberger am Fahnenmast vor dem herrlich gelegenen Sunderhof bei Hittfeld. Jungen und Mädchen aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Berlin waren zu einem Ferienlager auf Einladung des Patenkreises Harburg-Land im Sunderhof zusammengekommen.

 

Mitten in einem alten, schönen Kiefernwald steht auf einer kleinen Anhöhe der Sunderhof, ein neuerbautes Heim des CVJM, in dem in diesem Jahr fast fünfzig Schloßberger Kinder eine herrliche Ferienfreizeit verleben durften. Der Patenkreis des Kreises Schloßberg, der Landkreis Harburg, hatte Mittel für zwei Ferienfreizeiten, die je vierzehn Tage dauerten, zur Verfügung gestellt. Ehrenamtliche Betreuer hatten die Aufgabe übernommen, den Kindern neben der notwendigen Erholung auch heimatliche Lieder, Dichtungen und Berichte über die Heimat zu vermitteln. Unter der vorbildlichen Betreuung der Herbergseltern haben sich diese Kinder, die zum Teil aus dem Westen und Süden der Bundesrepublik und aus Berlin gekommen waren, gut erholt.

 

Gleich am ersten Tag wurden auf dem Vorplatz mit Hilfe von Moos, Steinen und Kienäpfeln — bei uns zu Hause Schischken genannt — als Wappen die Elchschaufel und die drei Mühlen Schloßbergs auf dem Boden geformt. Diese Arbeit nahm einen ganzen Tag in Anspruch, und das Lob der Besucher machte die Kinder stolz. Auf dem Fahnenmast vor dem Heim wehte während der Freizeiten die schwarz-weiße Fahne mit der Elchschaufel. Ausgedehnte Spaziergänge in der hügeligen, waldreichen Umgebung, Geländespiele, sportliche Wettkämpfe, ein Lagerfeuer in der großen Sandgrube und eine Nachtwanderung durch den Wald bei Mondschein hinterließen bleibende Eindrücke. An jedem Tag wurden Heimatlieder gesungen, und die Betreuer erzählten Geschichten und Erlebnisse aus Ostpreußen und aus dem Kreis Schloßberg. Landsmann Schmidt hielt einen Lichtbildervortrag über die Heimatstadt der Kinder. Es ist ja die Aufgabe einer solchen Freizeit, den Kindern neben der Erholung die Heimat, die viele von ihnen nur vom Hörensagen kennen, nahezubringen. Auch in gemeinsamen Heimabenden mit jungen Siebenbürger Deutschen ergaben sich fruchtbare Gespräche, bei denen das gemeinsame Schicksal der Vertreibung im Vordergrund stand.

 

Jede Freizeit wurde durch einen Abschlussabend beendet, für den die Kinder sich schon tagelang vorher den Kopf zerbrachen. Der Kreisvertreter Dr. Wallat, der stellvertretende Kreisvertreter; Landsmann Schmidt; Geschäftsführer Fernitz; und Kreisoberinspektor Waldeck, als Vertreter des Patenkreises nahmen an diesen Heimatabenden teil. Als Einleitung wurde die Charta der Heimatvertriebenen verlesen. Dann zeigten die Kinder, was sie in der Freizeit gelernt hatten. Ostpreußische Volkstänze und Lieder, Spiele und andere fröhliche Darbietungen riefen viel Beifall und Lachen hervor. Zwischen den einzelnen Darbietungen sangen alle Kinder das Liedchen „Nanu, wie is dat meeglich? Nanu, wie geiht dat to!"

 

Am nächsten Morgen traten die Kinder dann über Winsen den Heimweg an. Alle waren prächtig erholt und in fröhlicher Stimmung. Sie verabschiedeten sich mit dem Wunsch, sich im nächsten Jahr bei einer Freizeit der Kreisgemeinschaft Schloßberg wiederzusehen. C. A.

 

Seite 12   Strand

Peter räkelt sich augenblicklich in den Dünen, am Rande einer breiten Mulde hoch über dem Strand und den Wellen und sinnt darüber nach, warum es so unsagbar herrlich ist, über nichts nachsinnen zu müssen. Dann und wann blinzelt er auch durch ein wirres Gestrüpp von Dünengräsern auf diese unendliche, im Licht gleißende Wasserfläche und sieht den brechenden Wellen zu, die in rhythmischem Gleichmaß den Brandungsschaum an den Strand schieben. Die Sonne sengt steil und hart und frisst sich mit ihrer Glut tief in den Sand hinein, und ein wolkenloser Himmel spannt sein blassblaues Tuch über das Idyll.

 

Gerade noch bevor Peter über sein herrliches faules Dasein übermütig wird, fällt ihm ein, dass er ja dieses hier noch schreiben muss und dass außerdem auch dieser Landschaft wieder einmal ein Element fehlt, um sie völlig unwiderstehlich zu machen.

 

Hier, auf einer der Nordseeinseln, gibt es zum Beispiel kein Stück Wald. Was heißt Wald, — es gibt nicht einmal einzelnstehende ausgewachsene Bäume, und sämtliche Inselhunde sind auf die Wegweiser und Gartenzäune angewiesen.

 

Und so fehlte irgendetwas an allen Küsten, die Peter bisher kennengelernt hat.

 

An der Costa Brava, der spanischen Mittelmeerküste südlich von Barcelona vermisste er ebenfalls den Wald. Was er an der französischen Riviera Strand nennen hörte, reizte ihn nur zu einem Lachen. An der schwedischen Fjordküste nördlich von Göteborg fand er zwar Wälder, dafür aber kein Sandkorn. Der Strand der Balearen, der Mittelmeerinseln, entpuppte sich ihm als Mischung von Schmutz und kleinen Steinchen.

 

Und so hat Peter bisher trotz eifrigen Suchens in Europa keinen Landstrich entdecken können, der alle Reize eines Meeresstrandes in so vollkommener Weise in sich vereinigt wie jener schmale Landstreifen, auf dem Peter die Sommermonate seiner Kindheit verleben durfte.

 

So kommt es, dass Peter, der nicht gerade träumerisch veranlagt ist, des Nachts häufig harzduftenden Wäldern begegnet, und Elchen und Wanderdünen und weißem Sand, schäumender Brandung und klarem Wasser. Dem Zauber der Kurischen Nehrung ist er für Immer verfallen — der Glückliche. Peter

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83. „Haus der ostdeutschen Heimat“.

 

8. September. Tag der Heimat in Berlin

Am Sonntag, dem 8. September, werden die Ostpreußen in der Waldbühne feierlich den Tag der Heimat begehen, der unter dem Leitwort steht: „Recht und Treue siegen!“

 

Programmfolge: 8.30 Uhr: Evangelischer und katholischer Gottesdienst; 10 Uhr: Großkundgebung.

 

An diesem Tage wollen wir mit den Vertriebenen aller Landsmannschaften und gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung der deutschen Heimat gedenken. Es ist Ehrenpflicht aller Deutschen aus Ost und West, an dieser bedeutungsvollen Kundgebung in der Waldbühne teilzunehmen.

 

Am Vorabend, Sonnabend, dem 7. September, um 20.30 Uhr, wird eine Feierstunde am Mahnmal auf dem Reichskanzlerplatz, Berlin-Charlottenburg 9, stattdinfen.

 

25. August, 15 Uhr, Heimatkreis Allenstein, Kreistreffen.Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt Moabit 47/48, Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35 und 44.

 

1. September, 14 Uhr. Heimatkreis Gumbinnen, Großtreffen mit einer Ansprache des Kreisvertreters Kuntze. Den Gottesdienst wird Pfarrer Moritz halten. Lichtbildervortrag von Landsmann Gebauer. Lokal: Parkrestaurant Südende, Steglitzer Straße 14/16. S-Bahn Südende. Bus A 33.

 

1. September, 15.30 Uhr. Heimatkreis Rastenburg. Kreistreffen mit Lichtbildervortrag. Lokal- Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, S-Bahn Wilmersdorf. Bus A 16 und 25. Straßenbahn 44, 74, 73.

 

2. September, 19.30 Uhr. Heimatkreis Königsberg/ Bezirk Moabit. Bezirkstreffen. Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt Moabit 47/48

 

7. September, 18 Uhr. Heimatkreis Lötzen, Kreistreffen. Lokal: Ideal-Klause, Berlin-Neukölln, Mareschstraße 14. S-Bahn Sonnenallee. Bus A 4.

 

8. September, 14 Uhr. Heimatkreis Allenstein. Kreistreffen. Lokal: Schultheiß am Lietzensee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 109, S-Bahn Witzleben. U-Bahn Sophie-Charlotte-Platz. Straßenbahn 60 und 75. Bus A 10.

 

16 Uhr. Heimatkreis Angerburg. Kreistreffen. Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt Moabit 47/48. Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35 und 44.

 

13 Uhr. Heimatkreis Bartenstein. Kreistreffen. Lokal: Reimann, Berlin W 35, Ziethenstraße, Nähe Nollendorfplatz. U-Bahn Nollendorfplatz. Bus A 16.

 

14 Uhr. Heimatkreis Braunsberg. Kreistreffen. Lokal: Elbquelle, Berlin-Neukölln, Sonnenallee, Ecke Elbestraße 1, U-Bahn Rathaus Neukölln. Straßenbahn 94, 95. Bus A 4.

 

15 Uhr. Heimatkreis Darkehmen. Kreistreffen. Lokal: Zum Landsknecht, Berlin NW 21, Havelberger, Ecke Stephanstraße. S-Bahn Putlitzstr., Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35, 44. Bus A 16.

 

13 Uhr. Heimatkreis Gerdauen. Kreistreffen. Lokal: Restaurant Zur Waldschenke, Berlin-Charlottenburg, Passenheimer Straße, Nähe Waldbühne.

 

14 Uhr. Heimatkreis Goldap. Kreistreffen. Lokal: Schulz, Berlin N 65, Scharnweberstr. 16. U-Bahn Schumacherplatz. Bus A 21. Straßenbahn 25, 28, 29 und 41.

 

16 Uhr. Heimatkreis Gumbinnen. Kreistreffen. Lokal: Parkrestaurant Südende, Steglitzer Str. Nr. 14/16. S-Bahn Südende. Bus A 33.

 

14 Uhr. Heimatkreis Heiligenbeil. Kreistreffen. Lokal: Zum Burggrafen, Berlin-Steglitz, Liliencronstraße 9. S-Bahn Südende. Bus 2, 17, 32, 33.

 

16 Uhr. Heimatkreis Heilsberg. Kreistreffen. Lokal: Waly Schmidt, Berlin-Schöneberg, Ebersstr. Nr. 18. S-Bahn Schöneberg. Straßenbahn 6 und 60.

 

15 Uhr. Heimatkreis Insterburg. Kreistreffen. Lokal: Grunewald-Kasino, Berlin-Grunewald, Hubertusbader Straße 7/9. S-Bahn Halensee. Bus A 10.

 

14 Uhr. Heimatkreis Johannisburg. Kreistreffen. Lokal: Isenberg, Berlin-Charlottenburg, Kantstraße 134 a. S-Bahn Savignyplatz, Straßenbahn Nr. 75.

 

16 Uhr. Heimatkreis Königsberg, Kreistreffen. Lokal: Lichterfelder Festsäle, Bln.-Lichterfelde-West,

Finkensteinallee 39. S-Bahn Lichterfelde-West.

 

16 Uhr. Heimatkreis Lyck, Kreistreffen. Lokal: Konditorei Boldt, Berlin SW 61, Yorckstraße 80/81. U-Bahn Mehringdamm, S-Bahn Yorckstraße.

 

15 Uhr. Heimatkreis Memel/Heydekrug/Pogegen. Kreistreffen/Kinderfest. Lokal: Parkrestaurant Südende, Steglitzer Straße 14/16. S-Bahn Südende. Bus A 33.

 

15 Uhr. Heimatkreis Mohrungen, Kreistreffen. Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2. S-Bahn Wilmersdorf. Bus A 16. Straßenbahn 44.

 

15 Uhr. Heimatkreis Neidenburg/Soldau. Kreistreffen. Lokal: Ideal-Klause, Berlin-Neukölln, Mareschstraße 14. S-Bahn Sonnenallee. Bus A 4.

 

15 Uhr. Heimatkreis Ortelsburg. Kreistreffen. Lokal: Landhaus-Casino, Berlin-Steglitz, Hindenburgdamm 55. S-Bahn Botanischer Garten. Straßenbahn 73, 74.

 

14 Uhr. Heimatkreis Osterode. Kreistreffen. Lokal: Hubertuseck in der Hubertusallee, Berlin-Grunewald. Straßenbahn 75 bis Amtsgericht, Kantstraße, dann Bus A 10 bis zum Lokal.

 

15 Uhr. Heimatkreis Pillkallen/Stallupöne. Kreistreffen. Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße. Bus A 10.

 

14.30 Uhr. Heimatkreis Pr.-Eylau. Kreistreffen. Lokal: Zum Rabandt, Berlin-Charlottenburg 9, Kaiserdamm 32. S-Bahn Witzleben. Straßenbahn Nr. 75 bis Reichskanzlerplatz.

 

14 Uhr. Heimatkreis Pr.-Holland. Kreistreffen. Lokal: Sportklause am Reichssportfeld, Reichssportfeldstraße 23. S-Bahn Reichssportfeld. Straßenbahn 75.

 

15.30 Uhr. Heimatkreis Rastenburg. Kreistreffen. Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2. S-Bahn Wilmersdorf. Bus A 16. Straßenbahn 44.

 

13 Uhr. Heimatkreis Rößel. Kreistreffen. Lokal: Restaurant Zur Waldschenke, Berlin-Charlottenburg, Passenheimer Straße, Nähe Waldbühne.

 

14 Uhr. Heimatkreis Samland/Labiau. Kreistreffen. Lokal: Erich Lahse, Berlin-Spandau-Saatwinkel, Daimpfer ab Spandau oder ab Spandau-Gartenfeld. Bus 13.

 

15 Uhr. Heimatkreis Sensburg. Kreistreffen. Lokal: Rixdorfer Krug, Berlin-Neukölln, Richardstraße 31. Bus A 4.

 

15 Uhr. Heimatkreis Tilsit-Stadt/Tilsit-Ragnit/ Elchniederung. Kreistreffen. Lokal: Reinickendorfer Festsäle, Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32. S-Bahn Reinickendorf

 

15.30 Uhr. Heimatkreis Treuburg. Kreistreffen. Lokal: Domklause am Fehrbelliner Platz, Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 32. S-Bahn Hohenzollerndamm. Straßenbahn 3, 44, 60. Bus A 4, A 1.

 

14 Uhr. Heimatkreis Wehlau. Kreistreffen. Lokal: Hollmanns gute Stube, Berlin-Charlottenburg 1, Kaiserin-Augusta-Allee 36. S-Bahn Jungfernheide. Straßenbahn 3 und 35. Bus A 21.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.

 

Elmshorn. Auf einem der nächsten Heimatabende wird eine Ostpreußin, die erst vor kurzem aus dem Kreis Sensburg nach dem Westen gekommen ist, über das Leben in der Heimat berichten. – Auf der letzten Zusammenkunft überreichte Landsmann Kalweit allen Anwesenden den Abzug eines Gedichtes von E. von Flottwell „So war's einmal in Königsberg". Erzählungen aus der Heimat und gemeinsam gesungene Lieder verschönten den Abend.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49. Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86. Telefon 45 25 41/42. Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mietgliederausweise mitzubringen.

 

Fuhlsbüttel: Dienstag, 3. September, 20 Uhr, Monatszusammenkunft im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Ab sofort werden die monatlichen Zusammenkünfte immer am Mittwoch stattfinden. — Mittwoch, 4. September, 19.30 Uhr, im Restaurant Zur Außenmühle, Harburg, Außenmühlenteich. Es spricht Finanzoberinspektor Nowak über das Thema: „Woher kommen die Mittel für den Lastenausgleichsfond und wie wirkt sich der Währungsschnitt 1948 aus“. Anschließend gemütliches Beisammensein.

 

Altona: Donnerstag, 5. September, 20 Uhr, im Hotel Stadt Pinneberg, Altona, Königstraße 260, nächste Monatsversammlung.

 

Kreisgruppenversammlungen

Bartenstein: Kreistreffen in Hamburg-Sülldorf, Sülldorfer Hof, am Sonntag, 25. August.

 

Neidenburg: Treffen des Kreises Neidenburg am Sonntag, 1. September, in der Elbschloß-Brauerei, Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee.

 

Lyck: Sonnabend, 7. September, ab 18 Uhr, in der Alsterhalle, An der Alster 83.

 

Insterburg: Sonnabend, 7. September, 20 Uhr, in der Alsterhalle, An der Alster 83.

 

Sonderfahrt zum Haupttreffen der Memelländer in Mannheim

Die Memellandgruppe Hamburg führt zu dem Treffen der Memelländer in Mannheim am 21./22. September eine Gemeinschaftsfahrt mit der Bundesbahn in reservierten Abteilen, durch. Der normale Fahrpreis von 74 DM ermäßigt sich bei einer Teilnehmerzahl ab 10 Personen um 33 ½ Prozent auf 63 DM einschließlich D-Zug-Zuschlag, ab 25 Personen um 50 Prozent auf -8 DM einschließlich D-Zug-Zuschlag.

 

Abfahrt von Hamburg-Altona: Freitag, 20. September, 22.06 Uhr; Ankunft in Mannheim: Sonnabend. 21. September, 7.17 Uhr; Rückfahrt von Mannheim: Sonntag, 22. September, 22.06 Uhr; Ankunft in Hamburg Hbf.: Montag, 23. September, 7.13 Uhr.

 

Anmeldungen nimmt ab sofort das Reisebüro Gebr. Schnieder, Hauptbüro Dammtorbahnhof, Nebenstellen: Bahnhof Altona und Blankenese, Bahnhofsplatz 14, entgegen. Anmeldeschluss: 10. September. Um rechtzeitige Anmeldung möglichst mit einer Anzahlung, wird im eigenen Interesse gebeten.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Kindergruppe und Jugendgruppe: Die Kinder- und Jugendstunden fallen vorläufig aus wegen Renovierung des Heimes. Neue Termine werden noch bekanntgegeben.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr in der Schule Ratsmühlendamm, außer Montag, 30. September.

 

Wandsbek: Jugendgruppe : Heimabend alle vierzehn Tage am Mittwoch. — Nächste Zusammenkunft am 28. August, 19.30 Uhr, in der Schule Bovestraße.

 

Nächste Zusammenkunft der Mitglieder und Freunde des Vereins für ost- und westpreußische Familienforschung am Mittwoch, 4. September, 20 Uhr, im Restaurant Remter, Hamburg 36, Neue Rabenstraße 29.

 

Vortragsabend des Ostkunde-Ausschusses

Ostkunde wird an den Hamburger Schulen seit zwei Jahren in Deutsch, Geschichte, Erdkunde und den musischen Fächern den Schülern vermittelt. Ihren Antrieb erhält diese Arbeit durch den Ausschuss für den Unterricht über die deutschen Ostgebiete, der eng mit der Oberschulbehörde, dem Ostdeutschen Kulturrat und dem Amt für Vertriebene und Kriegsgeschädigte zusammenarbeitet. An jeder Schule der Hansestadt wurden Schulbetreuer für die Ostkunde eingesetzt. Diese werden in den einzelnen Schulbezirken durch Bezirksbetreuer mit Arbeitsmaterial und sonstigen Hilfsmitteln versorgt.

 

Der Leiter des Ostkunde-Ausschusses, Landsmann Lehrer Fritz Raulien, hatte am 10. August zu einer Bezirksbetreuer-Tagung eingeladen, an die sich in der Aula der Schule Mittelweg ein offener Vortragsabend anschloss. In seiner Begrüßung wies Landsmann Raulien die anwesenden Kollegen, Eltern und Schüler auf die große Bedeutung hin, die in unserer gegenwärtigen Lage der Ostkunde zukommt. Ostdeutschland und insbesondere Ostpreußen dürfe nicht im Bewusstsein unseres Volkes vergessen werden, wenn wir es nicht endgültig verlieren wollen.

 

Hubert Koch zeigte eine gute Auswahl seiner in Ostpreußen aufgenommenen Bilder, schilderte unsere Heimat und ihre Menschen und gab einen Überblick über die Geschichte Ost- und Westpreußens. Er wandte sich mit zwingenden Worten an die Zuhörer, stets für die Erhaltung des ganzen Vaterlandes zu wirken.

 

Anschließend erörterte das geschäftsführende Mitglied des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft, Egbert Otto, die ostdeutsche Heimatpolitik im Zuge der europäischen Entwicklung. Er berichtete, dass das Verständnis für das Recht der Heimatvertriebenen in den USA — wie überhaupt in der westlichen Welt — ständig gewachsen ist und dass die Deutschen in Amerika hierbei aufklärend mitarbeiten. Auf die Lage der Völker im Ostblock eingehend, erklärte der Redner: Die Sowjetunion kämpft mit inneren Schwierigkeiten, die ihr der dauernde Zustand der Aufrüstung und Teilmobilisierung bereitet. Besonders schwierig ist die Lage des polnischen Volkes, das zurzeit das ärmste unter den Satellitenvölkern ist. Trotz der Entwicklung einer für eine „Volksdemokratie" ungewöhnlichen inneren Freiheit ist das Land machtpolitisch völlig den Russen ausgeliefert. Einsichtige Polen erkennen, dass es für das polnische Volk vorteilhafter wäre die deutschen Ostgebiete zurückzugeben und dafür eine starke Wirtschaftshilfe vom Westen einzuhandeln, um die bestehende krampfhafte Notlage zu beseitigen. Andererseits ist entgegen der von mancher Seite in Westdeutschland geäußerten Meinung die jetzige polnische Regierung kein Verhandlungspartner für uns. Die Vorstellung vom deutschen Ostpreußen muss im deutschen Volk erhalten bleiben. Dafür zu arbeiten ist auch eine wichtige Aufgabe der Lehrerschaft. Wir wünschen, dass Polen den Polen und Ostpreußen, den Ostpreußen gegeben werde. Wenn alle Deutschen, einschließlich der großen Presse, sich dafür dauernd einsetzen, dann wird dieses Ziel einmal erreichbar sein. J. N.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26. Telefon 2 47 01; Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21. Postscheckkonto: Hannover 1238 00.

 

Osnabrück. Sommerfest der Gruppe am 7. September in der Blankenburg in Hellern. Alle Landsleute aus Osnabrück und Umgebung sowie Gäste sind herzlich willkommen. Am Nachmittag soll im Garten ein Familienfest mit Kinderbelustigungen stattfinden. Außerdem ist ein Preisschießen und Preiskegeln vorgesehen. Abends Darbietungen der Jugendgruppe der DJO und Tanz. Spätaussiedler haben freien Eintritt. Für Rückfahrmöglichkeiten ist gesorgt. — Nächste Mitgliederversammlung am Sonnabend, 21. September, 20 Uhr, im Lokal Grüner Jäger.

 

Seesen. Am 31. August (nicht wie angekündigt am 7. September) Tonbandvorträge von General a. D. Hoßbach über das Thema „Die letzte Verteidigung Ostpreußens und Schlesiens".

 

BREMEN

Vorsitzender der Landesgruppe Bremen: Rechtsanwalt und Notar Dr. Prengel, Bremen, Sögestraße 46.

 

Bremen. Geschäftsstunden der Gruppe an jedem Dienstag von 15 bis 18 Uhr auf der Geschäftsstelle der Bruderhilfe im Deutschen Haus. Alle Landsleute werden gebeten, von diesen Geschäftsstunden Gebrauch zu machen. — Wie bereits bekanntgegeben, wird das Stiftungsfest der Gruppe am 14. September, 20 Uhr, im Borgfelder Landhaus stattfinden. Eintritt 1,50 DM. Karten im Vorverkauf in der Geschäftsstelle, Mathildenstraße 17, während der Geschäftsstunden, und auf dem nächsten Heimatabend am 4. September im Café Schrick. Heinz Wald, Hamburg, und die Tanzgruppe der ostpreußischen Jugend werden mitwirken. Außerdem ist eine Tombola vorgesehen, deren Reinertrag für die Kinderweihnachtsfeier verwendet werden soll. Spenden hierfür bis zum 10. September bei der Geschäftsstelle erbeten. Für Rückfahrmöglichkeiten ist gesorgt.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14

 

Düsseldorf. Am Dienstag, dem 3. September, 20 Uhr, Treffen der ostpreußischen Frauen in der Konditorei Marticke, Hüttenstraße 86 (zu erreichen mit den Linien 10, 4 und 34 bis Hüttenstraße/Helmholzstraße).

 

Gr.-Dortmund. Die Versammlung am 27. August fällt aus. Am 22. September treffen sich alle Landsleute im Hösch-Stadion zum Tag der Heimat. Anschließend Treffen im Versammlungslokal. Näheres wird dort durch Anschlag bekanntgegeben.

 

Bad Oeynhausen. Wegen der Urlaubszeit wird vor Ende August kein weiteres Treffen stattfinden. — Am Sonnabend, 31. August, Großkundgebung in Minden am Domhofplatz unter Mitwirkung der DJO anlässlich des Tages der Heimat. Bei genügender Beteiligung ostpreußischer Jungen und Mädchen soll ein Bus ab Bad Oeynhausen zur Großkundgebung fahren. Umgehende Anmeldung bei Siegfried Schmidt, Herforder Straße 37 (Haus Dr. Kopischke), erbeten. — Für Sonntag, 8. September, ist eine Sternwanderung der ostpreußischen Jugend zum Jugendheim auf der Lutternschen Egge (im Wiehengebirge, in der Nähe von Bergkirchen) geplant. Dort soll ein Treffen mit der ostpreußischen Jugend aus Minden und Umgebung stattfinden. Für das Ostpreußenzimmer im Jugendheim wird die neu gebildete Jugendgruppe ein Heimatbild überreichen. Fahrräder können mitgebracht werden; sie sollen den Ostpreußenwimpel tragen. (Ostpreußenwimpel sind ab 30. August bei Siegfried Schmidt, Herforder Straße 37, zu bekommen.) Anmeldungen bis zum 1. September erbeten. Treffpunkt voraussichtlich 14 Uhr Vorplatz an der „Leiter" Eidinghauser Straße. Die älteren Landsleute können um 15.17 Uhr mit dem Bus ab „Leiter" bis Wittekindshof fahren, von dort etwa 25 Minuten Fußweg. Etwaige Änderungen werden in den Tageszeitungen am 6. und 7. September und in den Mitteilungen der Landsmannschaft bekanntgegeben. — Für Sonntag, 22. September, ist eine Kaffeetafel mit Sommerfest und Belustigungen für die Jugend im Waldrestaurant Siekertal vorgesehen. Beginn 15 Uhr. Fahrgelegenheit für ältere Mitglieder ist vorhanden. Voranmeldung an die Betreuerinnen erbeten. — Sonntag, 22. September, in Barkhausen, an der Porta, Friedenstal, großes Ostpreußentreffen „Der Landkreis Königsberg als Gast in seiner Patenstadt Minden" (Näheres in den Tageszeitungen.)

 

Burgsteinfurt. Die Gruppe wird am Sonntag, dem 1. September, um 10 Uhr, mit einem Omnibus (42 Sitze) vom Wilhelmsplatz (Oberkötter) zum „Hockenden Weib" bei Ibbenbüren fahren. Von dort aus kann nach Belieben eine Kammwanderung nach Brochterbeck oder weiter nach Tecklenburg unternommen werden. Nach Eintreffen in Tecklenburg (gegen 13 Uhr) sofort Empfang der Theaterkarten für „Schwarzwaldmädel". Im Anschluss an die Vorstellung geht es zur Sommerrodelbahn; dort findet ein geselliges Beisammensein mit der Ibbenbürener Gruppe statt. Rückfahrt gegen 23 Uhr. Der Fahrpreis einschließlich Theaterbesuch beträgt für Mitglieder 5,-- DM und für Gäste 5,50 DM. Anmeldungen mit Anzahlung des halben Fahrpreises sofort erbeten auf dem Polizeibüro, Leerer Straße 7 (Landsmann Malskies).

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de Ia Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19

 

Liebe ostpreußische Jugend! Landsmann Manneck, der bisherige Jugendreferent der Landesgruppe, ist zurückgetreten. Erich Bothke, Ebingen Württemberg, Baschianstraße 42, hat die Geschäfte des Landesjugendreferenten kommissarisch übernommen. Alle jungen Ostpreußen werden gebeten, Landsmann Bothke und der Landesgeschäftsführung, Landsmann Benno Meyel, Stuttgart-Nord, Knollstraße 18, ihre genauen Anschriften mitzuteilen. Diese Maßnahme ist für die Betreuung und Zusammenarbeit wichtig. Alle jungen Ostpreußen, die noch nicht der Landsmannschaft angehören, werden gebeten, sich den Jugendgruppen anzuschließen. Ein kurzer Bescheid an die genannten Adressen genügt, um Rat und Hilfe zu bekommen.

 

Freiburg i. Br.

Die Landsleute aus dem Ermland, die in Freiburg und Umgebung wohnen, haben am Tode ihres Prälaten A. Kather innigen Anteil genommen. Unter starker Beteiligung der Landsleute hielt Subreges Dr. Kenckel unter Assistenz von Dekan Poschmann und Dr. Thimm ein feierliches Requiem. Die Vorsitzende der Gruppe. Frau Dr. Wichert, hatte alle Landsleute aus dem Ermland eingeladen, etwa zweihundert waren diesem Ruf gefolgt. Der Kirchenchor der Herz-Jesu-Kirche sang das ergreifende Requiem in der gleichen Art, wie es bei uns zu Hause gesungen wurde. Nach der Feierstunde hob Dr. Thimm in seiner Ansprache die Verdienste des verstorbenen Prälaten hervor, der ein guter Priester und ein vorbildlicher Mensch gewesen ist. Noch im Oktober vorigen Jahres hatte der Prälat die Ermländer in Freiburg besucht.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D., Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel Westerwald, Hauptstraße 3. Postscheckkonto 15 75 Frankfurt am Main.

 

Koblenz. Statt des am 1. September vorgesehenen Vortrags wird am Sonnabend, dem 31. August, um 19 Uhr, in der Burg Hohenzollern ein Bunter Heimatabend stattfinden, der von der Jugendgruppe der Landesgruppe Baden-Württemberg gestaltet wird.

 

Ludwigshafen. Nächster Heimatabend am Sonnabend, 7. September, in der Walhalla, Oggersheimer Straße. An diesem Abend soll eine Jugendgruppe ins Leben gerufen werden, die in Zukunft eigene Veranstaltungen durchführen wird. Anmeldungen für die Jugendgruppe nehmen folgende Vorstandsmitglieder entgegen: A. Rimek, Ludwigstraße Nr. 6 II; T. Kloß, Ludwigshafen-Oppau, Weiherhofstraße, und E. Wittke, Ludwigstraße 34. — Auf dem letzten Heimatabend hielt der 1. Vorsitzende, Alfred Rimek, einen Farblichtbildervortrag über die Heimat. Im Anschluss an den Vortrag sprach der Vorsitzende des VdL Ludwigshafen, Dr. Burian.

 

Bendorf. Vortragsabend am Sonntag, 1. September, im Roten Ochsen. Landsmann Witten wird über das Thema: „Deutschland zwischen Ost und West" sprechen. Die Landsleute werden um vollzähliges Erscheinen gebeten.

 

„Kamerad, ich rufe dich!“

Pz.-Jäg.-Abt. 21 Osterode. Nächstes Treffen am 5. Oktober, ab 14 Uhr und 6. Oktober, im Kolpinghaus in Herne,Westfalen, in Anlehnung an ein Treffen der Osteroder Landsleute. Die Unterzeichneten laden alle ehem. Kameraden und ihre Angehörigen hierzu herzlich ein. Anmeldungen und Quartierbestellungen sind bis zum 25. September zu richten an: Friedrich Biella, (22 a) Duisburg, Falkstraße 98.

 

Engel. Dr. Stahl. Puschke. Schnege. Berkau. Schiffer. Biella. Wölk. Totzek.

 

Die Kameradschaft Luftgau I wird sich am 1. September an der Ehrung für die Gefallenen am Ehrenmal in Göttingen mit einer Kranzniederlegung beteiligen, die um 11 Uhr stattfinden wird. Anschließend im „Deutschen Garten" Mittagessen und kameradschaftliches Beisammensein. Etwaige Quartierwünsche sind direkt zu richten an Fremdenverkehrsverein e. V. Göttingen, Rathaus, Zimmer 6. Bei allen Anfragen bitte Rückporto beifügen. W. Gramsch, Schriftführer, Celle, Waldweg 83.

 

Prüfungen

Heinrich Albers, Sohn des Straßenmeisters i. R., Heinrich Albers, aus Birkenmühle, Kreis Ebenrode, jetzt in Breinum Nr. 7, Post Bodenburg, hat an der Staatsbauschule zu Hildesheim die Prüfung als Hochbau-Ingenieur mit „gut" bestanden.

 

Erich Broska, Sohn des im Osten vermissten Bauaufsehers W. Broska, aus Kobulten, hat an der Ingenieurschule für Hoch- und Tiefbau in Regensburg die Prüfung als Hochbau-Ingenieur bestanden. Anschrift: Regensburg, Rennerstraße 19.

 

Frau Lore Morgenroth, geb. Koppenhagen, aus Angerburg und Insterburg, jetzt in Braunschweig, Steinbrecherstraße 8, hat die Prüfungen als Dolmetscherin, Auslandskorrespondentin und Übersetzerin in der englischen Sprache vor dem Dolmetscher-Verband Niedersachsen bestanden.

 

Gudrun Doerk, Tochter des praktischen Arztes Udo Doerk und seiner Ehefrau Erika Doerk, geb. Bark, aus Gilgenburg, Kreis Osterode, hat ihre Prüfung als Steuerberatungsgehilfin bestanden. Anschrift- Kreuzbach 15, Post Blaibach, Bayr. Wald.

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk

 

Seite 14   Das Schlorfchen.

Ein heiteres Geschichtchen von Ruth Geede. (Mit Zeichnungen: Erich Behrendt)

Um allen Irrtümern vorzubeugen: das „Schorfchen“, von dem ich erzählen will, war ein Hütchen, ein altmodisches Etwas, mit Rüschen, Federn, Stoffblumen und allerlei Posamenten überreich verziert. Die letzte Trägerin des Schorfchens hatte es sogar noch mit einem Anflug von einem Schleier geschmückt, knalllila und mit dicken Chenillepunkten.

 

Es war für uns Kinder das herrlichste Vergnügen, beim Verkleiden-Spielen das Schorfchen benutzen zu dürfen. Später wurde es bei sämtlichen feierlichen Anlässen, auf denen nach Familientradition nur selbstverfasste Spielchen aufgeführt wurden, als prächtiges Ausstattungsstück verwendet.

 

Und dabei war es doch einmal – lang, lang ist’s her! – ein sündteures Modellhütchen gewesen, bestaunt und bewundert von allen Stallupöner Damen, die an dem kleinen Schaufenster der Putzmacherwerkstatt vorbeigingen, in der es als Glanzstück thronte.

 

Damals war der alte Ohm Sodeikat, den ich nur als weißbärtigen, immer freundlichen Mann kannte, noch ein blondgelockter Bursch von zwanzig Lenzen, der auf Freiersfüßen ging. Seine Auserwählte war die Nachbarstochter, Mikele, wie er sie zärtlich nannte. Und ausgerechnet an einem bitterkalten Januartag überwältige den Ohm die Liebe, dass er in seinem kurzen Schafpelzchen durch die Zäune kroch und spornstreichs in die Küche des Nachbarhauses einbrach, wo Mikele gerade Flinsen buk, und atemlos hervorstieß: „Mikele, wöllst mi?" Mikele, durchaus nicht sonderlich überrascht, antwortete mit einem kräftigen „Joa!" Worauf der Ohm seiner nunmehrigen Braut einen Ring an den Finger stecken wollte, den er auf dem Markt erstanden hatte, einen billigen Emaillering, mit einem knallblauen Stückchen Glas veredelt. Mikele nahm den Ring, besah ihn misstrauisch, und steckte ihn in die Schürzentasche. Sie hat ihn nie getragen. Auch nicht den goldenen Ring, den der Ohm ihr später schenkte. „Damals hast nur einen billigen Ring für mich übrig gehabt vom Schmeißnach", pflegte sie dann zu sagen, wenn der Ohm sie bestürmte, doch endlich einmal den kostbaren, schweren Goldreif zu tragen, „damals hab ich mich geschämt für deinen Geiz. Den hab' ich nicht getragen und einen andern trag' ich auch nicht….“ Ihre schönen, schmalen Hände blieben ungeschmückt bis zu ihrem Tode.

 

An dem Geiz, von dem die Tante sprach, war aber der Ohm durchaus unschuldig. Er selber hätte Mikele mit vollen Händen beschenkt, wenn er es hätte tun dürfen. Aber da war die Mutter, die zu Hause das Regiment führte, und die wie ein Drache den Kasten mit den Silbertalern bewachte. Ihr Geiz war in der ganzen Gegend bekannt.

 

Und so kam es, dass die junge Frau manch bittere Träne in der Schlafkammer weinte und dass sie einmal sogar denselben Weg zurückfloh, den der Ohm genommen hatte, als er auf Freiersfüßen ging. Aber Mikeles Mutter, als sie die Tochter mit verweinten Augen durch den Zaun kriechen sah, ein hastig zusammengeschnürtes Bündel in der Hand, sagte nur: „Komm, komm, Töchterchen . . .“ und brachte die Ausgerückte schleunigst zurück. „Da gehörst hin und da bleibst!"

 

Aber es ist nun Zeit, dass wir zum Schorfchen kommen.

 

An einem Sonntag geschah es, als der Ohm und seine junge Frau zur Kirche fuhren. Mikele, schön anzusehen mit dem sorgsam gesteckten Tuch über dem braunen Haar, im schwarzen Hochzeitskleid, wurde unruhiger, je näher sie der Kirche kamen. Mikele bemerkte nämlich, dass die meisten der verheirateten Frauen Hüte trugen. Zierliche Kapotthütchen, mit breiten Seidenbändern unter dem Kinn gebunden, lieblich anzusehen über den glatten Scheiteln aus blondem oder braunem Haar.

 

„Ich möchte auch einen Hut haben!" sagte Mikele mutig.

 

Der Ohm erschrak. „Aber Mikele, die sind so teuer. Zwei Taler kosten sie bestimmt, auch noch mehr. Na, die Mutterchen würd' uns!!!"

 

Aber Mikele ließ nicht locker. In der Kirche bohrte sie flüsternd weiter. „Ich muss mich ja rein schämen. Wie 'ne Prachersche seh' ich aus. Alle haben sie 'nen Hut, bloß ich nicht. Na ja, werden die Leute sagen, die Sodeikats gehen all am Krückstock ...“

 

Das wurmte den Ohm. Heimlich schielte er zu den Nachbarbänken. Mikele hatte Recht. Alle stattlichen Besitzerinnen trugen Hüte. Nur die  alten Frauen hatten ihr dunkles Tuch bescheiden unter dem Kinn geknüpft. „Du kriegst deinen Hut, Mikele!“ versprach der Ohm nach dem Choral.

 

Mikele nickte mit verklärtem Gesicht. Nach dem Kirchgang ließ der Ohm an dem kleinen Putzmacherladen halten, in dem zwei ältliche Damen wahre Prachtwerke an modischen Kopfdeckungen fabrizierten. Im Schaufenster lag das Schorfchen, damals noch unbenamst und von geradezu aufreizender Schönheit mit seiner Unzahl von Rüschen, Schleifen und Bändern.

 

„Den will ich!" sagte Mikele. Der Ohm schluckte zwar, denn es war der teuerste Hut, aber dann holte er seinen ganzen Barbestand hervor. Er reichte gerade für den Kauf des Prachtgebildes.

 

Dafür sah Mikele auch wie eine Gräfin aus, fand der Ohm, als man jetzt heimwärts lenkte und die nun Behütete die begehrlichen und neidischen Blicke aller Weiblichkeit auf sich zog — und natürlich auch die bewundernden der Männerwelt. Der Ohm fühlte einen gewaltigen Stolz in sich aufsteigen.

 

Leider aber zerschmolz der wie Butter in der Sonne, je näher man dem heimatlichen Hof kam. Bis jetzt hatte jeder von ihnen die lästigen Gedanken beiseitegeschoben: „Was wird Mutter dazu sagen?" Nun aber, da die Gefürchtete in nächster Nähe drohte, wurde auch der Ohm stiller. Mikele ebenfalls.

 

„Was meinst, Mikele, wenn wir den Hut erst noch verstecken? Wenn wir zur Kirche fahren, setzt ihn heimlich auf. Na nich?"

 

Mikele, der jetzt gar nicht wohl in ihrem Staat war, nickte ergeben: „Wenn du meinst, Hanske? Man bloß: wo lassen wir ihn?"

 

Sie überlegten hin und her, bis der Ohm schließlich auf den Gedanken kam: „In der Feldscheun! Da find't ihn die Mutter bestimmt nicht!"

 

Also wurde an der Feldscheune gehalten, der Hut schnell unter einem Strohhaufen versteckt, das Tuch wieder umgebunden, und mit ruhigem Gewissen ging es dann nach Hause.

 

Beim nächsten Kirchgang fuhr die Mutter mit, also musste das Hütchen im Stroh bleiben. Dann wurde Mikele krank.

 

Die junge Frau, gerade wieder genesen, stand mit der Mutter in der Milchkammer, als der alte Jakob mit einem komischen Etwas in der Hand über den Hof kam. „Fruke, nu kicke Se bloß, wat eck enn Schien gefunde hebb! Wat es dat bloß, wo de Griese benne gejungt hefft?"

 

Und er hielt ihn hoch — den teuren Hut! Allerdings war er als solcher kaum mehr zu erkennen. Ein zusammengeknautschtes, verdrecktes Katzenbettchen, in das sich drei winzige Knäuel kuschelten. Die Griese maunte argwöhnisch um Jakobs Schlorren.

 

„Wat — wie kemmt dat enne Schien?" sagte die alte Sodeikatsche argwöhnisch und befingerte das schmierige Etwas. „Dat es doch'n Hot, so'n niemodscher Kram . . .!" Sie guckte misstrauisch zu Mikele hinüber.

 

Die war weiß wie ein Laken geworden.

 

Schweigen wir über den Familienkrach, der geradezu beängstigende Formen annahm. Denn zum ersten Mal haute auch der junge Bauer mit der Faust auf den Tisch. Zum ersten Mal weinte die junge Frau nicht, sondern sprach sich mit ebenso harten Worten wie die Schwiegermutter allen Groll vom Herzen. Diese Mutprobe erwies sich als geglückt.

 

Vierzehn Tage später bekam Mikele einen neuen Hut.

 

Und was geschah mit dem alten Prunkstück? Nun, das wäre inzwischen beinahe in das Herdfeuer gewandert, wenn nicht die alte Adomeitsche es im letzten Augenblick gerettet hätte. Sie wusch das Katzenbettchen sorgsam aus und gab den Rüschen und Schleifen wieder neue Pracht. Ja, sie tat noch ein Erkleckliches dazu und heftete sämtliche Samt- und Seidenbänder, die sie ergattern konnte, an das kläglich zusammengeschrumpfte Etwas. Und als die Adomeitsche zum ersten Mal das Hütchen auf dem schmalzglatten Scheitel balancierte, hatte sich zwar seine Form merklich verändert, ansonsten sah es nach Meinung der Adomeitschen unfassbar schön aus.

 

Das fanden auch die andern Frauen. Und die Kantersche rief: „Ach nei, was für e hibschet Schorfke!"

 

Da hatte es sein Namen weg. *)

Das Schorfchen wurde ein heißbegehrtes Stück. Es wurde immer wieder verschönert, neu geputzt, bebändert und mit Stoffrosen versehen und erhielt sich seine Staatschheit durch alle Zeitläufe. Bis der Erste Weltkrieg kam.

 

Mikeles jüngste Nichte wollte, verwirrt durch den nahen Schlachtenlärm, nach den Kassetten greifen, die auf dem Eichentisch bereit standen, erwischte aber in ihrer Verwirrung das — Schorfchen, das jemand auf rätselhafte Weise dort ebenfalls hingetan hatte. Erst viel später bemerkte sie den Irrtum. Da war sie aber bereits auf der Flucht. So kam es nach Königsberg, wohin sich die Fliehenden begaben, so kam es zu uns . . .

 

Es wanderte nicht mehr zurück. Viele Jahre lag es vergessen in einer Mottenkiste auf dem Boden, bis wir es entdeckten. Das Schorfchen! schrie Mutter entzückt. So bekamen wir die Geschichte zu hören, die ich aufgeschrieben habe.

 

War es ein Wunder, dass wir das Schorfchen inniglich liebten und dass wir es zu allen Verkleidungen benutzten, dass wir es zu jedem Theaterspiel hervorholten, indem extra eine Schorfchen - Trägerin - Rolle vorhanden sein musste?

 

(* Schorf ist bekanntlich eine durch Eintrocknung entstandene Kruste über einer verletzten Stelle der Haut. Der Ausdruck wird aber noch verständlicher, wenn man bedenkt, dass man in Ostpreußen auch von einer „schorf'gen Rinde" sprach, womit Bonkenrinde — also die verschrumpelte Bekleidung eines Baumstammes — gemeint war. Anm. d. Red.)

 

Seite 14   Wir gratulieren  ...

zum 96. Geburtstag

am 29. August 1957, Frau Henriette Quitsch, geb. Rudowski, aus Labiau, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter, Frau G. Steinicke, in Hamburg 19, Glücksburger Straße 17.

 

zum 95. Geburtstag

am 7. August 1957, Färbermeister i. R. Franz Behnert, aus Bischofstein, Kreis Rößel, Rößeler Straße 1. Er war in seiner Heimatstadt viele Jahre hindurch Stadtverordneter und Angehöriger von Ausschüssen und Deputationen. Auch das Amt des Stadtverordnetenvorstehers hat er bekleidet. In vielen Vereinen war er Vorstandsmitglied, so u. a. bei der Spar- und Darlehnskasse und beim Kriegerverein. Außerdem gehörte er dem katholischen Kirchenvorstand an und war Leiter der Freiwilligen Feuerwehr. Er lebt gegenwärtig in einem Altersheim in der sowjetisch besetzten Zone und ist über seine Tochter Elvira Dreyer, Kirchdorf, Hannover, Landstraße 133, zu erreichen.

 

am 30. August 1957, Landsmann Emil Müller. Er wurde in Brosowen, Kreis Angerburg, geboren und lebte seit 1927 bis zur Vertreibung in Lötzen. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt in Schleswig-Holstein kam er zu seiner Tochter Magda Müller nach (20a) Jameln, Kreis Lüchow-Dannenberg. Der rüstige Jubilar ist in seinen Gedanken immer in der Heimat. Das Ostpreußenblatt erwartet er jede Woche mit Spannung; seine Tochter muss es ihm vorlesen.

 

zum 92. Geburtstag

am 20. August 1957, Landsmann Adolf Wiynowski. Er wurde in Thierberg, Kreis Osterode, geboren; zuletzt lebte er in Puppen, Kreis Ortelsburg. Der rüstige Jubilar wohnt heute bei seiner jüngsten Tochter in Remscheid, Reinshagener Straße 60p.

 

zum 91. Geburtstag

am 22. August 1957, Frau Emma Reimer, geb. Nötzel, aus Neukirch, jetzt im Landesaltersheim Rappertshofen bei Reutlingen. Bei guter Gesundheit feierte sie ihren Ehrentag im Kreise ihrer in der Nähe wohnenden Verwandten.

 

(ohne Datum) Frau Emma Krüger, verw. Rautenberg, Mutter von Frau von Glinowiecki, aus Neidenburg. Sie lebt jetzt in Radbruch über Lüneburg, Bahnhofstraße 43.

 

zum 89. Geburtstag

am 12. August 1957, Frau Mathilde Pilchowski, geb. Kischkewitz, Bäuerin, aus Stengeln, Kreis Lötzen, jetzt bei ihrer jüngsten berufstätigen Tochter, deren Haushalt sie versorgt. Anschrift: Bremen-Aumund, Bentloger Straße 51.

 

am 30. August 1957, Frau Charlotte Sokoliß. Sie wohnt bei ihrem Sohn Gustav Sokoliß in Herten-Disteln, Bachstraße 2. Die Kreisgemeinschaft Neidenburg gratuliert herzlich.

 

zum 88. Geburtstag

am 21. August 1957, Lehrer i. R., Emil Malessa, aus Gimmendorf, Kreis Neidenburg, jetzt in Germersheim am Rhein. Er amtierte außerdem in den Gemeinden Wigrinnen, Czerwonken und Nickelshorst. Der rüstige Jubilar verfolgt das Zeitgeschehen mit großem Interesse.

 

am 24. August 1957, Frau Wilhelmine Freitag, aus Kuikeim, Samland, jetzt in Steenfelde, Kreis Leer.

 

am 25. August 1957, Witwe Amalie Gottschalk, geb. Lapuse, aus Pellen, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei ihrem Sohn August Gottschalk in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Landsmann Albert Sauter, Gellinghausen, Post Etteln, Kreis Büren, Westfalen, zu erreichen.

 

am 29. August 1957, Frau Elise Schrock, geb. Schlien, aus Friedland, jetzt bei ihrer Tochter Charlotte Ferner in Wehdel, Kreis Wesermünde.

 

zum 87. Geburtstag

am 31. August 1957, Frau Agathe Seidler, geb. Mischke, aus Königsberg, Steindammer Wall 15a, jetzt in Rendsburg, Prinzessinstraße 7.

 

zum 86. Geburtstag

am 28. August 1957, Postbeamter i. R. Heinrich Böhnke, aus Königsberg, Zeppelinstraße 5, jetzt in Oldenburg, Holstein, Kurzer Kamp 5.

 

zum 85. Geburtstag

am 23. August 1957, Frau Auguste Gerlach, aus Königsberg, Steile Gasse 5, jetzt in Lübeck, Gr. Gröpelgrube 28.

 

am 27. August 1957, Frau Johanna Knisch, aus Wehlau, Markt 8, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Frau Ruth Ogonowski, Hamburg-Schnelsen, Schiffszimmerer Weg 5e II, zu erreichen.

 

am 27. August 1957, Frau Elise Pax, geb. Krenkel, aus Maldeuten, Kreis Mohrungen, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihre Tochter Agnes Schulz, Eutin, Steenbockstraße 6, zu erreichen.

 

zum 84. Geburtstag

am 25. August 1957, Frau Auguste Gaßner, aus Gumbinnen, Goldaper Straße 85, jetzt bei ihrem Sohn Otto in Gelsenkirchen-Bismarck, Plutostraße 62a.

 

am 25. August 1957, Witwe Charlotte Sokoll, geb. Jopp, jetzt bei ihrem Sohn Hermann in Heiligenhafen, Am Sackenkamp 12a.

 

zum 83. Geburtstag

am 20. August 1957, Frau Marie Eggert, aus Groß-Dirschkeim, Samland, jetzt mit ihren Kindern in Husbäke bei Oldenburg.

 

am 21. August 1957, Witwe Anna Führer, geb. Isakeit, aus Gumbinnen, jetzt in Steina 21, Südharz.

 

22. August 1957, Altbauer Leopold Birnbacher, aus Pellkawen, Kreis Goldap, jetzt bei seiner jüngsten Tochter Grete Schmidt in Worpswede, Ostendorf 4.

 

am 27. August 1957, Reichsbahn-Wagenmeister a. D. Friedrich Jagusch, aus Osterode, jetzt in Hameln, Weser, Wehler Weg 27

 

am 30. August 1957, Frau Marie Klein, geb. Schwill . Die Jubilarin, die noch bis 1948 in Gerdauen, Bergstraße lebte, wohnt heute bei ihrem Sohn Paul Klein in Berlin-Mariendorf, Attilastraße 119.

 

am 30. August 1957, Postsekretär i. R. Eduard Marx, aus Königsberg, Briesener Straße 14, jetzt in Hamburg 43, Elsässer Straße 16.

 

zum 82. Geburtstag

am 14. August 1957, Frau Auguste Iwanowski, geb. Rogalski, aus Steinfelde, Kreis Johannisburg, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihren Sohn Emil Iwanowski, Brühl-Pingsdorf, Euskirchener Straße 58, zu erreichen

 

am 29. August 1957, Frau Karoline Piontek, geb. Romanek, aus Lindenort, Kreis Ortelsburg, jetzt in (21a) Oer-Erkenschwick, Kreis Recklinghausen.

 

am 30. August 1957, Frau Auguste Kaspritzki, aus Ortelsburg, Bismarckstraße 9, jetzt in Brühl bei Köln, Franzstraße 6, bei Meschonat.

 

zum 81. Geburtstag

am 26. August 1957, Witwe Minna Mertinat, aus Schillfelde, Kreis Schloßberg, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist über Frau Friedel Conrad, Berlin-Friedenau, Canachaslraße 19 III, zu erreichen.

 

am 29. August 1957, Frau Gertrud Dreyer, aus Königsberg, Wrangelstraße 4a, jetzt in Lübeck, Mönkhofer Weg 23 I.

 

zum 80. Geburtstag

am 15. August 1957, Landsmann Heinrich Flötke. Im Kreise Insterburg war der Name des Jubilars weit bekannt. Er war viele Jahre Bürgermeister der großen Gemeinde Aulowöhnen, deren Geschäfte er in guten wie in schweren Zeiten vorbildlich leitete. Vielen ist er ein guter Berater und Freund gewesen. Da er auch Standesbeamter und stellvertretender Amtsvorsteher war, konnte er zahlreichen Landsleuten, die nach der Vertreibung keine Urkunden mehr besaßen, als Zeuge helfen. Nach 1945 wohnte er zunächst mit seiner Ehefrau im Kreise Einbeck; vor zwei Jahren übersiedelte er zu seiner Tochter nach Düsseldorf, Talstraße 52. Zu seinem Geburtstag erhielt er auch die Glückwünsche des Oberbürgermeisters der Stadt Düsseldorf. Viele Aulowöhner, darunter der frühere Pfarrer von Aulowöhnen, Superintendent Bernecker, waren unter den Gratulanten.

 

am 15. August 1957, Landwirt Heinrich Flothe, aus Aulenbach, Kreis Insterburg, wo er gleichzeitig das Amt des Bürgermeisters und Standesbeamten versah. Seit Oktober 1956 lebt er mit seiner Ehefrau und seiner Stieftochter, Christel in Düsseldorf Talstraße 52.

 

am 19. August 1957, Frau Auguste Kutz, aus Angerburg, Gumbinner Straße 3, jetzt in Revensdorf über Kiel.

 

am 23. August 1957, Frau Marie Hübner, aus Rastenburg, Schillerstraße 18, jetzt in Förste am Harz, Bruch Nr. 4.

 

am 24. August 1957, Gärtnereibesitzer Paul Groschowski, aus Soldau, Kreis Neidenburg, jetzt mit seiner Ehefrau bei seiner Tochter Hildegard Gronert in Bünde, Westfalen, Schülerstraße 14.

 

am 24. August 1957, Lehrerwitwe Anna Ziemer, aus Heinrichsdorf bei Miswalde, Kreis Mohrungen, jetzt bei ihrer Tochter Erna Szwillus in Bielefeld, Nebelswall 11.

 

am 26. August 1957, Frau Käthe Tinschmann, geb. Vogelreuter, aus Katharinenhof, Kreis Pr-Eylau. Die Jubilarin lebt jetzt bei ihren Kindern in Berlin-Neukölln, Ilsenhof 13 (Familie Schmidt).

 

am 26. August 1957, Fräulein Anna Boettcher, aus Kreuzburg, jetzt bei ihrem Bruder Otto Boettcher in Sonthofen, Allgäu, Goethestraße 5.

 

am 26. August 1957, Landsmann Gottlieb Beitmann, aus Skomanten, Kreis Lyck, jetzt in Malente-Gremsmühlen, Ringstraße 53.

 

am 27. August 1957, Frau Florentine Koslowski, geb. Stretzel, aus Johannisburg, Fischerstraße 11, jetzt bei ihrer Tochter Klara Brückmann in Georgenborn bei Wiesbaden, Hauptstraße 9.

 

am 27. August 1957, Witwe Anna Wogenstein, geb. Loszick, aus Benkheim, Kreis Angerburg, jetzt in Oldenburg, Holstein, Göhlerstraße 57.

 

am 31. August 1957, Frau Henriette Gorny, geb. Gorzialka, aus Neumalken, Kreis Lyck, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Frau Johanna Szallies, (24b) Heide, Holstein, J.-H.-Fehrs-Str. 72, zu erreichen.

 

Schulrat i. R. August Riemann 80 Jahre alt

Am 1. September 1957, wird Schulrat i. R. August Riemann seinen 80. Geburtstag begehen. Nach seiner Tätigkeit beim Lehrerseminar in Osterode wurde Landsmann Riemann mit der Stelle des Schulrats für den Kreis betraut, die er viele Jahre in Hohenstein und Osterode innehatte. In den Ruhestand versetzt, lebte er bis zur Vertreibung in Königsberg. Mit seiner Gattin, Anna Riemann, geb. Schimanski, konnte er vor wenigen Jahren das Fest der Goldenen Hochzeit in Lübeck feiern. Jetzt lebt er mit seiner Ehefrau, die ebenso wie der Jubilar, sich einer guten Gesundheit erfreut, in Kappelrodeck, Kreis Bühl, Schwarzwald, Herrenmattweg 11.

 

zum 75. Geburtstag

 

am 21. August 1957, Witwe Margarete Matz, aus Königsberg-Ponarth, Palwestr. 43, jetzt in Wyhlen, Baden, Golvayplatz 12.

 

am 26. August 1957, Landwirt Friedrich Buchholz, aus Borchertsdorf, Kreis Pr.-Holland, jetzt mit seiner Ehefrau in Schnabelwaid, Oberfranken.

 

am 28. August 1957, Rektor i. R. Heinrich Neß. Er war von 1913 bis 1921 Lehrer und Kantor in Rominten, Kreis Goldap. Bis zur Vertreibung wirkte er darauf als Hauptlehrer und Rektor in Schwentainen, Kreis Treuburg. Heute wohnt er in Hofheim am Taunus, Ostendstraße 10.

 

am 29. August 1957, Frau Helene Scheffler, geb. Arndt, aus Labiau. Sie wurde in Schönwalde bei Königsberg geboren. Heute lebt sie mit ihrem 80-jährigen Ehemann, Töpfermeister Karl Scheffler, in der sowjetisch besetzten Zone. Das Ehepaar ist durch Landsmann Heinrich Scheffler, Landshut, Herzog-Wilhelm-Straße 3, zu erreichen. Bis 1948 mussten die Eheleute in der Heimat zurückbleiben. Trotz der schweren Erlebnisse in jenen Jahren sind sie wohlauf.

 

am 30. August 1957, Frau Marie Treziak, geb. Podziewski, aus Neuwiesen, Kreis Ortelsburq, jetzt in Essen-Karnap, Kaiserswerther Straße 74.

 

am 31. August 1957, Frau Pauline Holzky, geb Seidler, aus Prätlack, Kreis Gerdauen, dann Insterburg, Jordanstraße 7c. Sie jebt jetzt mit ihren Töchtern Pauline und Hildegard in Pforzheim, Baden, Hegelstr. 6 I.

 

am 31. August 1957, Frau Charlotte Rosowski, geb Henselek, aus Glauch, Kreis Ortelsburg, jetzt in Duisburg-W-Ort, Im Waldfrieden 13.

 

(0hne Datum) Signalwerkmeister i. R. Karl Müller, aus Prostken, jetzt in Ebingen, Württemberg, Wiesenstraße 7.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Nach kurzer schwerer Krankheit in Heidelberg, wo er Heilung suchte, verstarb Rechtsanwalt Günther Raht, Regierungsdirektor i. R., Oberstrichter a. D. geb. 17.04.1890, gest. 14.08.1957. Allen ostpreußischen Landwirten war er als langjähriger Hauptgeschäftsführer des Landwirtschaftsverbandes wohl bekannt. Hilfsbereitschaft und großes Können zeichneten ihn aus. Mir war er in den Jahren 1928 - 1933 in der Führung des L. V. O. eine hervorragende Hilfe und ein selbstloser Freund. Wilhelm Strüvy. Gr.-Peisten

 

Am 14. August 1957 wurde unser alter Regimentsadjutant Günther Raht, Regierungsdirektor i. R. zur großen Armee abgerufen. Wir werden diesem hervorragenden treuen Kameraden ein ehrendes Andenken bewahren. Für die letzten Angehörigen des Kavallerie-Regiments 94: H. Bagdahn, Major d. Res. a. D.

 

Fern seiner über alles geliebten Heimat entschlief nach kurzer Krankheit, für uns völlig unerwartet, mein lieber Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Fleischermeister Ernst Grieschat , im 71. Lebensjahre. Sein Leben war selbstlose und treusorgende Liebe für die Seinen. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Erna Grieschat, geb. Denk. Horst Grieschat und Frau Wally Grieschat, geb. Grabowski. Georg Grieschat und Frau Gisela Frieschat, geb. Sommerfeld. Jürgen und Dieter, als Enkelkinder.

 

Am 31. Juli 1957 entschlief unerwartet nach kurzer Krankheit, mein innigst geliebter Mann, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, Ernst Kober, früher Prostken, Kreis Lyck. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Gertrud Kober, geb. Buchholz. Lübeck, Schönböckener Straße 21. II

 

Zum zehnjährigen Todestage. Nur Arbeit war Dein Leben. Du dachtest nie an Dich, nur für die Deinen streben, war Deine höchste Pflicht. Am 20. August 1947 starb in Kl.-Gnie, Ostpreußen, getrennt von den Seinen, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwieger- und Großvater, der Bauer Otto Krause, aus Kiehlendorf, Kreis Gerdauen, geb. 07.11.1885, gest. 20.08.1947. In stiller Trauer: Emma Krause, geb. Windt. Gertrud Langanke, geb. Krause. Ursula Hinrichsmeyer, geb. Krause und alle Anverwandten. Nordhausen. Kreis Wittlage, im August 1957

 

Du hast für uns gesorgt, geschafft, ja manchmal über deine Kraft. nun ruhe aus du armes Herz, der Herr wird lindern unseren Schmerz. Müh und Arbeit war ihr Leben, treu und fleißig ihre Hand. Ruhe hat ihr Gott gegeben, denn sie hat sie nie gekannt. Nach längerem schwerem, mit Geduld ertragenem Leiden, und nach 46 glücklichen Ehejahren starb am 17. Juli 1957, meine liebe Frau und liebe Omi, die Bäuerin Therese Kecker, geb. Niemann, im 72. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Otto Kecker. Frieda Luhnau, geb. Kecker. Paul Luhnau. Erika, Enkelin. Früher Wangnicken, Kreis Fischhausen, jetzt Allner bei Hennef (Sieg), Bezirk Köln

 

Fern seiner über alles, geliebten Heimat entschlief am 26. Juli 1957 nach schwerer Krankheit, mein lieber Mann, unser Vater und Großvater, Bäckermeister Willi Springwald, im Alter von 81 Jahren. In tiefer Trauer im Namen der Hinterbliebenen: Therese Springwald, geb. Grunwald. Mannheim-Waldhof, Kometenweg 18. Früher Nordenburg, Ostpreußen

 

Unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, Ernst Moser, ist heute plötzlich durch ein furchtbares Unglück für immer von uns gegangen. Im Namen der Geschwister: Anna Zachau, geb. Moser. Vieth, den 6. August 1957. Scheyern, Kreis Pfaffenhofen (Ilm). Früher Blüchersdorf, Kreis Insterburg

 

Am 10. August 1957 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit im 75. Lebensjahre, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder und Onkel, Weichenwärter a. D. Friedrich Treike, früher Bahnhof Uderwangen, Kreis Pr.-Eylau. In tiefer Trauer im Namen der Angehörigen: Maria Treike, geb. Grunwald. Burg auf Fehmarn, Stettiner Straße 6. Die Beerdigung hat am 13. August 1957 in Burg auf Fehmarn stattgefunden.

 

Heimat ist heilige Erde, und heilige Erde ist immer der Fleck, da Deine Wiege stand. Mein lieber Lebenskamerad, der Möbelkaufmann Herbert Wittkowski, ist am 5. August 1957 ganz plötzlich und unerwartet von mir gegangen. In stiller Trauer: Christel Wittkowski, geb. Knischewski, Hamburg 21, Zimmerstraße 40. In, Wehmut denke ich auch an meine herzensgute geliebte Mutter, Frau Auguste Knischewski, geb. Gutzeit, die in Königsberg umgekommen ist. Ostseebad Cranz, Kanzlerstraße 21. Königsberg, Hab. Neue Gasse 33/34

 

Plötzlich und unerwartet verschied am 22. Juli 1957, mein lieber Mann, unser guter Vater, Sohn, Schwiegersohn, Bruder, Schwager, Onkel und Neffe, Ernst Posdzech, früher Marienburg, Westpreußen und Memel, im 48. Lebensjahre. In stiller Trauer: Lucie Posdzech, geb. Tschipke. Marianne, Sabine u. Bärbel, sowj. bes Zone. Ida Posdzech, geb. Annuss,  als Mutter, Soltau (Hann.), Walsroder Straße 1. Paul Tschipke und Frau, Schwiegereltern. Hans Poetschki und Frau Fridel Poetschki, geb. Posdzech, Leverkusen, Manforter Straße 289. Werner Posdzech und Frau Heidel, Hannover, Kokenstraße 1. Hubert Tschipke und Anverwandte.

 

Am 7. Juni 1957 entschlief nach einem liebevollen Leben für ihre Kinder und Angehörigen, unsere unvergessene Muttel, Schwiegermutter, Omi, Tante, Groß- und Urgroßtante, Witwe Emilie Fischer geb. Stein, aus Wartenburg, Ostpreußen. In stiller Trauer: Erich Fischer u. Frau Trudel Fischer, geb. Ruhm mit Helga und Ehrhard, Köln, Burgunderstraße 2 a. Erich Becher und Frau Erna Becher, geb. Fischer, mit Lorchen, Goslar, Mauerstraße 48. Auguste Geisendorf, geb. Stein mit Hans-Günther, Geisendorf und Frau Erika. Als Urneffen, Michael, Bernd, Frank u. Rolf, Rautenberg üb. Hildesheim. Berta Stein, geb. Gleibs, Hannover-Vahrenwald. Familie Paul Becher, Braunschweig. Die Beisetzung fand in Goslar am 11. Juni 1957 statt.

 

Am 18. Juli 1957 entschlief nach kurzer schwerer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, Karl Tibulski, im Alter von 56 Jahren. In tiefer Trauer: Frieda Tibulski, geb. Engelke. Gerhard Tibulski und Frau Annelise Tibulski, geb. Stegemann. Margarete Tibulski. Hildegard Tibulski. Rose Tibulski. Enkelkinder und Anverwandte. Duisburg-Laar, Schulstr. 28. Früher Horn, Ostpreußen, Kreis Mohrungen

 

Am 26. Juli 1957 entschlief mein lieber Mann, unser guter Vater, Bruder und Schwager, Georg Wiegers, Sellwethen, Kreis Labiau. In tiefer Trauer: Adele Wiegers, geb. Behrenz. Hermann Wiegers. Ernst-August Wiegers. Johann Wiegers. Ernst Wiegers und Frau Maria Wiegers, geb. Pfeiffer. Zurzeit Malente, Holstein

 

Gott der Herr rief heute meinen lieben Mann, unsern guten Vater, Bruder, Schwager, Onkel und Großvater, Oberstleutnant a. D., Walther v. Freymann, im Alter von 57 Jahren, zu sich in sein Reich. Im Namen der Familie: Barbara v. Freymann, geb. Drope und Kinder. Berlin-Spandau, den 14. August 1957, Ruhlebener Straße 4. Früher Labiau, Ostpreußen

 

Gott der Herr rief am 26. Juli 1957, früh 8 Uhr, unseren guten Vater, Schwiegervater, Großvater, Urgroßvater und Onkel, Peter Kleine, früher Allenstein, Ostpreußen, im Alter von 87 Jahren, wohlversehen, zu sich in die Ewigkeit, fern der geliebten Heimat. Bitte seiner im Gebete zu gedenken. Im Namen der Hinterbliebenen: Maria Lehmann,  geb. Kleine. Anton Lehmann sowie Enkel und Urenkel. Frankfurt am Main-Ginnheim, Höhenblick 1. Die Beerdigung mit anschließendem Seelenamt fand am Montag, dem 29. Juli 1957, um 9 Uhr, in Alf (Mosel), statt.

 

Vor einem Jahr am 26. August 1956, ist mein lieber Mann, unser über alles geliebtes Vatichen, Hermann Liedtke, nach kurzer Krankheit, im Alter von 78 Jahren, für immer von uns gegangen. Wir gedenken seiner in Liebe: Frau Anna Liedtke, geb. Tnomzik. Christel Liedtke. Harry Liedtke u. Frau Priska Liedtke, geb. Weinmann. Walter Liedtke und Frau Elfriede Liedtke, geb. Lulz. Manfred Liedtke. Wolfgang und Curt-Walter, als Enkel. Pfalzgrafenweiler, Kreis Freudenstadt, Württ. Früher Königsberg Pr., Gen.-Litzmann-Straße 97

 

In stillem Gedenken zum zehnjährigen Todestage, meines lieben Mannes, Schwagers und Onkels, Alfred Markus, geb. 31.03.1880, gest. 22.08.1947, infolge der Hungersnot in Königsberg, sind wir Juli 1947 nach Kaunas, Litauen, geflüchtet. Dort ist mein Mann an den Folgen gestorben. Ich wurde 1951 ausgewiesen und bin hier zu meiner Schwester und Nichte gekommen. Helene Markus, verw. Wiemer, geb. Zabries. Königsberg Pr., Plantage Nr. 17, jetzt Schöningen, Kreis Helmstedt, Negenborntrift Nr. 4

 

Über den Sternen, da wird es einst tagen, da wird Dein Hoffen, Dein Sehnen gestillt, was Du gelitten, was Du getragen, dort ein allmächtiges Wesen vergilt. Fern seiner lieben ostpreußischen Heimat, und in der Hoffnung, seine liebe Frau und Söhnchen, die seit Januar 1945 vermisst sind, doch noch einmal wiederzusehen, starb infolge eines Unglücksfalles in der sowjetisch besetzten Zone, am 14. Juli 1957 der Bauer Reinhold Kreutzahler, früher Schellendorf, Kreis Ebenrode, im Alter von 54 Jahren. Es trauern um ihn seine Angehörigen und alle Verwandten. Wahn, im August 1957

 

Nach schwerer Krankheit schloss heute mein lieber Mann, Max Krüger, Postamtmann a. D., die Augen für immer. In stiller Trauer: Emmy Krüger, geb. Schulz und Angehörige. Itzehoe, den 6. August 1957, Langer Peter 54 I. Früher Königsberg Pr., Schrötterstraße 25 a

 

„Du bleibst uns immer unvergessen“. Zum Gedenken. An dem zehnjährigen Todestage unseres lieben Sohnes und Bruders, Konrad Balzer, der am 26.08.1947, im 20. Lebensjahre, unter russischer Besatzung im „Frischen Haff“ den Tod fand. Sein lieber Vater, Franz Balzer, folgte ihm am 05.06.1955, in die Ewigkeit. Im Namen aller Angehörigen: Frau Witwe Berta Balzer. Oberaden, Kreis Unna, Salzstraße 47. Früher Zimmerbude, Kreis Samland, Ostpreußen

 

Kein Weinen, kein Flehen bringt dich zurück, vorbei ist die Freude, Hoffnung und Glück. Kühl ist dein Grab, tief ist unser Schmerz, nun ruhe sanft, du liebes Herz. Plötzlich und für uns unfassbar durch einen tragischen Verkehrsunfall wurde mein Zwillingsbruder, unser jüngster Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, am 7. August 1957, aus unserer Familie gerissen, Gerhard Stern, geb. 16.04.1938. In stiller Trauer und tiefem Schmerz: Franz Stern. Auguste Stern, geb. Wobbe. Edeltraud Stern, Zwillingsschwester. Christa Stern .Siegfried Stern mit Frau. Walter Stern mit Familie. Alfred Stern mit Familie. Willi Stern mit Frau. Stetten bei Neresheim, Kr. Aalen, Hauptstraße 18. Früher Sonnigkeim bei Königsberg, Ostpreußen

 

Am 19. Juli 1957 ist unsere liebe Mutter, Großmutter, Tante und Kusine, Frau Auguste Madsack, geb. Dreher, im 83. Lebensjahre, in Frieden heimgegangen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Frau Elise Paschke, geb. Madsack. Bockhorst, den 21. Juli 1957. Früher Liebstadt, Kreis Mohrungen und Bekarten, Kreis Pr.-Eylau

 

Am 5. August 1957, entschlief allzu früh und unerwartet, unsere liebe Mutti und Omi, Hedwig Abendroth, geb. Scheer, früher Gerdauen, Ostpreußen, Bahnhofshotel, im Alter von 71 Jahren. In tiefer Trauer: Charlotte Abendroth, Steinegg/Pforzheim. Hertha Abendroth, Geesthacht/E. Bruno Abendroth u. Frau Thea, Berlin-Halensee, Katharinenstraße 6. Rose-Dietlinde und Margitta, als Enkelkinder. Geesthacht/E., Fährstraße 29

 

Am 4. Juli 1957 entschlief sanft in unserer lieben Heimat Passenheim, mein liebes Muttchen, Schwiegermutter und herzensgute Omi, Mathilde Jendritzki, geb. Ziganke, im 90. Lebensjahre. In stiller Trauer: Ella Choina, geb. Jendritzki. Karl Choina. Klaus Choina mit Familie. Visselhövede (Hann.), Große Straße 18

 

Nach längerer Krankheit in der sowj. bes. Zone, folgte am 22. Juli 1957 ihrem vor zwei Jahren verstorbenen Gatten in die Ewigkeit. Frau Agnes Scheffler, geb. Neumann Regier.-Obersekretärwitwe, früher Breslau, im 67. Lebensjahre. In stillem Gedenken: Frau Eberhardt, als Schwester Studienratswitwe, früher Breslau. Karl Scheffler und Frau, sowj. bes. Zone. Heinrich Scheffler u. Nichten. Landshut, Bayern, Herzog-Wilhelm-Straße 3

 

Für alle erwiesene Anteilnahme beim Heimgange unserer lieben Waltraud, sagen wir allen Freunden und Bekannten herzlichen Dank. Familie Schneidereit. Dortmund, Nordmarkt 22

 

Seite 16   Familienanzeigen

Nach einem langen arbeitsreichen Leben, ist am 1. August 1957, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Opi, Zahnarzt, Carl Schmohr, früher Königsberg Pr. für immer von uns gegangen. Bis zum letzten Augenblick galt uns seine Liebe und Fürsorge. Wer ihn kannte, weiß, was wir verloren haben. Gertrud Schmohr, geb. Schönfeld, Tailfingen, Württemberg, Pfeffinger Straße 60. Heinz Schmohr und Frau Ursula Schmohr, geb. Loetz, Bokhorst, Holstein, über Neumünster. Hildegard Grabehdorff, geb. Schmohr, Bonn am Rhein, Königstraße 63. Heide Schmohr und Werner Grabendorff, als Enkelkinder.

 

Am 31. Juli 1957 entschlief im 67. Lebensjahre nach schwerem Herzleiden, fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat, mein innig geliebter Lebenskamerad, mein lieber guter Vater, Schwiegervater und Großvater, unser lieber Bruder und Schwager, Wolfgang Ihlo, Obersteuerinspektor i. R. Im Namen aller Hinterbliebenen: Else Ihlo, geb. Sommer. Dr. Klaus Ihlo. Inge Ihlo, geb. Fedhusen. Cornelia Ihlo. Elsa Carl, geb. Ihlo. München 27, Buschingstraße 23. Früher Königsberg Pr., Scharnhorststraße 19

 

Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat, gab heute mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, der Landwirt Josef Grunenberg, früher Gründen bei Kruglanken, gestärkt durch die heiligen Sakramente, im 62. Lebensjahre, seine Seele in die Hand des Schöpfers zurück. Sein Leben war erfüllt von treuer Sorge für die Seinen. In tiefer Trauer: Maria Grunenberg, geb. Griehl. Gerhard Grunenberg und Frau Marita Grunenberg, geb. Lange. Detlef Grunenberg. Ekkehard Grunenberg. Negenborn 2 über Hannover, den 7. August 1957.

 

Am 9. August 1957 entschlief nach schwerer Krankheit, mein lieber Vater, unser guter Bruder, Schwager und Onkel, Franz Scharnitzki, aus Osterode, Ostpreußen, Luther-v.-Braunschweig-Straße 6, im 77. Lebensjahre. In stiller Trauer : Else Scharnitzki. Tübingen, Memminger Straße 18

 

Zum stillen Gedenken. Am 30. August 1957 jährt sich zum vierzehnten Male der Tag, an dem mein lieber Mann, bei Orel Kuhsl. vermisst wurde. Oberwachtmeister Fritz Schotschky, geb. 03.04.1916, vermisst 30.08.1943. Ferner gedenken wir unserer geliebten Söhne, unserer lebensfrohen Brüder, Obergefreiter Kurt Monski, geb. 20.07.1922, gefallen, 26.06.1942; Füsilier, Werner Monski, geb. 07.08.1928, vermisst März 1945 im Raume Königsberg, Ostpreußen. Wer kann über unsere Lieben Auskunft geben? Im Namen aller Angehörigen: Hildegard Schotschky, geb. Monski. August Monski. Therese Monski, geb. Augstein. Niedermarschacht über Winsen (Luhe). Früher Angerburg, Ostpreußen

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief sanft am 23. Juli 1957 nach langer schwerer, mit großer Geduld ertragener Krankheit, mein lieber guter Mann, Bruder, Schwager, Onkel und Vetter, Herrmann Döpner, Rb.-Ass. i. R., im Alter von nahezu 82 Jahren. In stiller Trauer: Mathilde Döpner, geb. Arndt und alle Anverwandten. Wolfstein. Berlin. Delmenhorst. Euskirchen. Rechberg, den 24. Juli 1957. Früher Heiligenbeil, Ostpreußen. Die Beerdigung und Trauerfeier hat in aller Stille stattgefunden.

 

Nach einem Leben treuer Pflichterfüllung, fern von seiner Heimat, nahm heute Gott der Herr, unseren lieben Vater, Schwiegervater, Schwager und Onkel, Regierungsobersekretär i. R., Otto Brieß, im Alter von 74 Jahren, zu sich in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Ursula Brieß. Eva Titlbach, geb. Brieß. Wilhelm Titlbach. Pr.-Holland. Gladbeck-Brauck, Sauerländer Straße 44, den 21. Juli 1957

 

Römer 8, 28    Gott der Herr nahm am 30. Juli 1957, meinen lieben Mann, unseren herzensguten Vater, Bruder, Schwager und Onkel, Heinrich Bendig, zu sich in Sein Reich. In stiller Trauer: Hedwig Bendig, geb. Trosien und Töchter, Margarete, Erika und Traute. Berlin-Staaken, Cosmarweg 3. Früher Königsberg Pr.-Rothenstein, Möwenweg 68

 

Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, was man hat. muss scheiden. Fern seiner geliebten Heimat verstarb nach langem schwerem Leiden, jedoch plötzlich und unerwartet am 19. Juni 1957, mein über alles geliebter Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater, liebster Opa, Bruder und Schwager, Max Kuhnke, Postschaffner a. D., aus Tilsit, Ostpreußen, im Alter von fast 56 Jahren. In unsagbarem Schmerz im Namen aller Hinterbliebenen: Frau Liesbeth Kuhnke, geb. Schirwinski, mit Kindern Günther, Alfred und Anneliese. Stephansposchin 17, bei Plattling (Ndb.) Früher Tilsit, Dragonerstraße 9 c

 

Meine Heimat Ist dort in der Höh‘, wo man nichts weiß von Trübsal und Weh. Plötzlich und unerwartet ging am Morgen des 3. August 1957, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Maria Herbst, geb. Radszuweit, im festen Glauben an ihren Erlöser, im Alter von 72 Jahren heim. Sie folgte ihrem im Jahre 1945 unter tragischen Umständen verstorbenen Ehegatten, Albert Herbst, in die Ewigkeit. Ihr sehnlichster Wunsch, den einzigen Sohn Kurt, der als Soldat im Osten verschollen ist, in die Arme zu schließen, hat sich nicht erfüllt. In stiller Trauer: Fritz Bussat und Frau Gerda Bussat, geb. Herbst. Franz Broszeit und Frau Helene Broszeit, geb. Herbst, fünf Enkelkinder und alle Angehörigen. Barmstedt in Holstein, den 5. August 1957. Früher Allingen, Kreis Tilsit, Ostpreußen

 

Nach langem schwerem Leiden, für uns doch unerwartet, ist heute, mein geliebter herzensguter Mann, unser lieber Vater, Großvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, der frühere Gutsbesitzer und Hauptmann d. Res. ,Alfred Rohde-Trosienen, fern seiner geliebten Heimat, im Alter von 64 Jahren, für immer von uns gegangen. In tiefer Trauer: Ursula Rohde, geb. Perkuhn. Jutta Werner, geb. Rohde. Winrich Rohde. Dr. med. Heinrich Werner. Irmgard Rohde, geb. Hanning. Sylvia Werner. Tanja Werner.  Uffeln, Kreis Minden, den 5. August 1957. Früher Trosienen, Kreis Bartenstein

 

Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat entschlief am 20. Juli 1957 nach langem, mit Geduld getragenem Leiden, im Alter von 67 Jahren, mein lieber Mann, mein lieber Vater, Schwager und Onkel, der Bauer und Schmiedemeister, Fritz Hasenpusch, Hermsdorf, Kreis Heiligenbeil. Die trauernden Hinterbliebenen: Alwine Hasenpusch, geb. Grube. Elfriede Blank, geb. Hasenpusch, als Tochter. Beelitz/Mark, den 21. Juli 1957. Berlin-Wilmersdorf, Nassauische Straße 16. Die Trauerfeier und Einäscherung fanden am 24. Juli 1957, in Potsdam statt. Beisetzung der Urne in Berlin-Wilmersdorf.

 

Gott der Allmächtige nahm am 9. August 1957 unsere liebe treusorgende Mutter und Omi, Schwägerin und Tante, Witwe Hedwig Steinert, geb. Tobies, aus Königsberg Pr., Nollendorfstraße 7, im 64. Lebensjahre, zu sich in Sein Reich. Sie folgte ihrem lieben Manne, Regierungsrechnungsrevisor a. D., Emil Steinert, der 1945, seine letzte Ruhestätte in Westerland (Sylt) fand. In tiefer Trauer : Dora Butzke, geb. Steinert. Herbert Butzke. Norbert Butzke, als Enkel und Anverwandte. (22 a) Opladen, Wiembachallee 36

 

Am 10. August 1957 verließ uns kurz nach Vollendung ihres 78. Lebensjahres, unsere liebe Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, Ida Kümmel, geb. Adomeit. Familie Herbert Kümmel. Familie Erich Kiel. Familie Dr. Heinz Kümmel. Familie Bernewitz-Kümmel. Rothenburg o. T., Minden (Westfalen). Eisenach. Früher Königsberg Pr., Vorder Roßgarten 19

 

Plötzlich und unerwartet verstarb unsere liebe treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Schwester, Frau Anna Geschke, geborene Thiel, früher Königsberg Pr., Richterstraße 15, im 65. Lebensjahre. Ihre fleißigen Hände ruhen für immer. Ihre treue Fürsorge für ihre Kinder und Enkelkinder war ihr ganzes Lebensglück! In immer dankbarer Erinnerung und tiefer Trauer: Elfriede Fett, geb. Geschke. Ruth Sauer, geb. Geschke. Herbert Geschke und Frau Käthe. Heinz Geschke und Frau Käthe. Erich Fett, Schwiegersohn. Heinz Sauer, Schwiegersohn und ihre elf Enkelkinder. Nürnberg, Arzbergweg 1, 28. Juli 1957. Lübeck. Düren (Rhld.). Bramsche (Westfalen). Die Beisetzung hat am 31. Juli 1957, stattgefunden. Für die Beweise herzlicher Anteilnahme sagen wir unseren besten Dank.

 

Inhaltspezifische Aktionen