Ostpreußenblatt, Folge 30 vom 28.07.1956

Ostpreußenblatt
Folge 30 vom 28.07.1956

 

Seite 1   Foto: Am heimatlichen Strand.

Schöner Sommer, lass dir danken!

Und wir tauchen in dich ein:

Ruch von Netzen und von Planken,

Wind vom Meer und Sonnenschein;

 

Schatten dunkler Boote liegen

Über flimmernd-hellen Sand;

Gräser schwingen, Vögel fliegen

Übers Wasser, übers Land;

 

Kinder spielen, Wolken fahren

Und ein fernes Segel schwillt. –

Ach, aus heimatlichen Jahren

Grüßt der Nehrung stolzes Bild.

 

Wie das alles schmerzlich-heiter

Tief in unsern Herzen ruht!

Die Erinn’rung als Begleiter

Weckt die Sehnsucht. Und den Mut!

 

Seite 1   Was Moskau plant

Es ist nicht das erste Mal, dass Moskau, dem Pankower SED-Regine eine politische wirtschaftliche Belebungsspritze gibt. Aber noch nie war der zur Verabfolgung der Spritze gewählte Zeitpunkt so bemerkenswert, noch nie war die Begleitmusik der Reden und Danksagungen in ihrer Zweideutigkeit so eindeutig, so aufschlussreich. Sagen wir es deutlich: hinter den Trinksprüchen, die Bulganin und Chruschtschow mit den Mitgliedern der Pankower Regierungsdelegation im Kreml wechselten, stand schlecht verhüllt die Drohung, die Wiedervereinigung Deutschlands im bolschewistischen Sinne mit Gewalt zu vollziehen. Nicht sofort, doch wenn die Zeit „reif" dafür sein würde.

 

Wirtschaftshilfe

Nennen wir zunächst die vordergründigen Tatsachen. Eine Regierungsdelegation aus Pankow wurde nach Moskau beordert. Die Zusammensetzung der Delegation sollte die Bedeutung der Verhandlungen unterstreichen. Neben Grotewohl als Delegationschef gehörten ihr Ulbricht an, Verteidigungsminister Stoph, Außenminister Bolz, Landwirtschaftsminister Scholz, Industrieminister Selbmann und als Vertreter der beiden sogenannten bürgerlichen Parteien CDU und LdP die stellvertretenden Ministerpräsidenten Nuschke und Loch. Innerhalb von zwei Tagen wurde ein Abkommen „beschlossen", das folgende fünf Punkte umfasst:

 

1. Beide Staaten werden eine bedeutende Erhöhung der gegenseitigen Lieferungen vornehmen.

 

2. Der „DDR" wird von der Sowjetunion ein langfristiger Kredit zu vorteilhaften Bedingungen eingeräumt.

 

3. Es wird eine Reihe von Maßnahmen durchgeführt, die eine möglichst vollständige und rationelle Auslastung der Produktionskapazität der Industrie der „DDR" gewährleisten und die gegenseitigen Lieferungen von Maschinen und Ausrüstungen, die dem Niveau der modernen Technik entsprechen, erhöhen.

 

4. Von beiden Staaten wurde eine allseitige Erweiterung der Kontakte zwischen wissenschaftlichen Institutionen, Wissenschaftlern und Technikern, die Verstärkung des Austausches von wissenschaftlich-technischen Informationen und Studenten beschlossen.

 

5. Die Sowjetunion wird der „DDR" bei der Projektierung eines Atomkraftwerkes Hilfe leisten und die notwendigen Materialien und Ausrüstungen liefern.

 

Ferner reduzierte Moskau die Besatzungskosten, die Pankow zu zahlen hat, von 1,6 Milliarden Ostmark auf achthundert Millionen Ostmark.

 

Bei seiner Rückkehr nach Ost-Berlin bezeichnete Grotewohl dies Abkommen als den Beginn einer neuen Etappe brüderlicher Zusammenarbeit mit der großen Sowjetunion. Und so ist es in der Tat. Es handelt sich nicht nur um ein gewöhnliches Wirtschaftsabkommen, wie es die Sowjetunion — wenn auch mit starken politischen Hintergedanken — etwa mit Indien oder Ägypten abschließen könnte. Hinter diesem Abkommen verbirgt sich vielmehr die vorläufig endgültige Absage an den Gedanken der Wiedervereinigung in Freiheit und darüber hinaus eine Herausforderung und Drohung, wie wir sie in dieser Form noch nicht erlebt haben.

 

Trinksprüche

Lassen wir die wirtschaftlichen Daten einmal beiseite und beschäftigen wir uns mit den Reden und Trinksprüchen beim Abschiedsempfang der SED-Delegation im Kreml.

 

Dass Bulganin die „DDR" als „den ersten durch den Willen des Volkes geschaffenen demokratischen Staat der deutschen Geschichte" bezeichnete, dass er sich an Grotewohl mit den Worten wandte: „Sie und das ganze deutsche Volk stehen vor der Aufgabe, die Einheit Deutschlands wiederherzustellen", das brauchte noch nichts anderes zu sein als die übliche höfliche Gastgeberphrase. Wichtiger war, was Chruschtschow sagte, Sätze, denen wir weltweite Verbreitung wünschen und die vor allem in das Stammbuch westdeutscher Illusionspolitiker gehören:

 

„Wir stehen unbeirrbar auf der Position der Wiedervereinigung des deutschen Volkes, das künstlich (!) in zwei Teile gespalten wurde. Die Imperialisten und Monopolherren wollen die Wiedervereinigung Deutschlands auf der Basis der Bonner Verfassung, das heißt, auf rein kapitalistischer Grundlage. Die DDR kann dem natürlich nicht zustimmen. Die Führer der DDR wollen sicher die Wiedervereinigung Deutschlands auf sozialistischer Grundlage, das heißt, auf der Grundlage, auf der sie ihren Staat aufbauen. Das sind zwei Positionen. Ist es möglich, heute ein völliges gegenseitiges Einvernehmen in dieser Frage zu erzielen? Offensichtlich sind die Bedingungen dafür noch nicht herangereift. Hier muss man viel arbeiten und ein Maximum von Geduld zeigen, ohne sich zu ereifern. Geduld zeigen bedeutet jedoch nicht, eine Zeit abzuwarten, um vielleicht den Forderungen der Imperialisten nachzugeben. Es besteht kein Zweifel, dass die Deutschen in der DDR und die Deutschen in der Bundesrepublik selbst allmählich die notwendige Lösung der Frage der Wiedervereinigung und eine gemeinsame Sprache finden würden, wenn man sie nicht daran hinderte“.

 

„Wenn man sie nicht daran hinderte . . ."

 

Wir Menschen in Westdeutschland werden also nur daran gehindert, uns, wie wir so gerne wollen, für die „Befreiung" durch den Bolschewismus zu entscheiden. Die alte stalinistische unrealistische These, — und doch heute kein leeres Wort. Es steckt eine ganz reale Drohung dahinter. Nämlich: Wir, die Bolschewisten, werden mit einem „Maximum von Geduld" den Augenblick abwarten, da wir die Hindernisse auf dem Weg zum bolschewistischen Gesamtdeutschland beseitigen können. Das Haupthindernis aber liegt nicht in der Person Adenauers etwa, oder der Wehrpflicht, sondern in der Staatsform der Bundesrepublik, der parlamentarischen Demokratie. Dies Hindernis aber lässt sich nur mit Gewalt beseitigen. Moskau weiß: solange es freie Wahlen in Westdeutschland gibt, wird es nie zum Ziele kommen. Und so hoffen die Herren im Kreml ebenso wie ihre Lakaien in Pankow, eines Tages möge auch in der Bundesrepublik gelingen, was einst in der Tschechoslowakei gelang. Der Putsch, der kommunistische Umsturz.

 

Ganz offen können sie heute noch nicht sprechen, das Wort „Gewalt" ist noch nicht direkt gefallen, das ist auch nicht nötig, denn die Umschreibungen sind deutlich genug. Und schließlich braucht man ja nur Lenin zu lesen, der die Gewalt als Mittel zur Machtergreifung ausdrücklich rechtfertigt . . .

 

Wettbewerb

Nach Chruschtschow sind die Bedingungen für den Umsturz „noch nicht herangereift". Der Westen muss einstweilen getäuscht werden, und nichts ist dafür besser geeignet als das Schlagwort vom friedlichen Wettbewerb der beiden Systeme. Dazu gehören, gewissermaßen als Einleitung, Maßnahmen wie die der Zurückziehung eines Teiles der Besatzungstruppen aus der Sowjetzone, — eine Geste, denn, wie bekannt wurde, haben sie sich nur bis kurz hinter die Oder zurückgezogen! Als weiterer Beweis zuverlässigen Friedenswillens soll die Verkündung des wirtschaftlichen Wettstreites gelten. Den Menschen im Westen soll gezeigt werden, dass man unter dem Sozialismus besser lebt als unter der „Knute der Konzernherren und Junker".

 

„Den Westen allseitig einholen und überflügeln", das ist die Parole, die Grotewohl aus Moskau mitgebracht hat. Die „Prawda" schreibt dazu: „Die Verhandlungsergebnisse sind eine neue geschichtliche Etappe in der Festigung der unverbrüchlichen Freundschaft und des festen Bundes zwischen der Sowjetunion und der DDR. Die leitenden Männer der beiden durch ihre gesellschaftliche Ordnung verbundenen Staaten verstehen einander gut und haben so ohne besondere Mühe Fragen von enormer Bedeutung geregelt. Das Sowjetvolk ist sich dessen bewusst, dass der Tag nicht fern ist, an dem die Erfolge der DDR, erreicht unter der Leitung der in der Nationalen Front Deutschlands vereinten demokratischen Parteien, die Vorzüge des sozialistischen Systems und seine große aufbauende Kraft dem ganzen deutschen Volk eindringlich vor Augen führen werden“.

 

Und schon überschlägt sich die SED-Presse in gewaltigen Produktionsziffern, wie sie phantastischer auch in der Stalinzeit nicht genannt wurden, der alte Rummel mit Übererfüllung und Prozentziffern hat wieder begonnen, der doch nach dem 20. Parteitag der KPdSU vorübergehend einem gewissen Realismus bei der Beurteilung der eigenen Möglichkeiten und bei Vergleichen mit dem Westen Platz gemacht hatte.

 

In Wirklichkeit sieht es so aus: Die fünf Punkte des Moskau-Pankower Abkommens sind nicht die Wunderspritze, die der Sowjetzonenwirtschaft die Kraft geben könnte, den Westen einzuholen und zu überflügeln, sondern die Spritze, die einem Schwerkranken notdürftig wieder auf die Beine helfen soll. Man unterhalte sich mit Ingenieuren, Arbeitern und Bauern aus der Sowjetzone, ja auch mit führenden Wirtschaftsfunktionären: es steht, mit Ausnahme einiger Exportartikel, schlecht um die Produktion. Sehr schlecht. Die Engpässe werden immer zahlreicher, wichtige Schlüsselbetriebe erzeugen nur noch Ausschuss, der Futtermittelmangel in der Landwirtschaft droht sich zur Katastrophe auszuwachsen, die Planbürokratie tut das ihre dazu, die Schwierigkeiten zu vergrößern.

 

Und wie sieht es denn in der Sowjetunion selbst aus, die die bolschewistische Planwirtschaft seit gut dreißig Jahren praktiziert? Fragen wir hier nicht danach, stellen wir nur fest, dass es mit dem „Einholen" und „Überflügeln" nichts werden wird. Das wissen die maßgebenden Männer „drüben"; sie nehmen den wirtschaftlichen Wettbewerb auch gar nicht ernst, dazu ist ihnen das Wohlergehen ihrer Untertanen viel zu gleichgültig. Sie warten auf ihre Stunde, wenn sie an die Wiedervereinigung denken, auf die Stunde, „reif" zu Verrat und Gewalt.

 

Westdeutschland, seine Bürger, sein Parlament, seine Regierung haben dafür zu sorgen, dass diese Stunde niemals kommt.

 

Seite 1   „Die einzige Plattform..."

Pankow fordert jetzt ganz unverblümt als Voraussetzung der Wiedervereinigung die Übernahme der „sozialen Errungenschaften der DDR" durch die Bundesrepublik. Grotewohl erklärte nach der Rückkehr aus Moskau vor dem sowjetzonalen Ministerrat, „dass die Frage der Wiedervereinigung kein formaler Vorgang ist, sondern unter den Prinzipien jener sozial-ökonomischen Struktur gesehen werden muss, die in den hinter uns liegenden zehn Jahren in der Deutschen Demokratischen Republik verwirklicht worden sind. Die Bodenreform, die Enteignung der Monopolisten und Kriegsverbrecher, die Brechung des Bildungsmonopols sind derart große gesellschaftliche Errungenschaften, dass es sich für uns nicht schlechthin um ihre Erhaltung und Unantastbarkeit handelt, sondern unsere Auffassung besteht dann, dass die Realisierung dieser Prinzipien für ganz Deutschland die einzige Plattform bietet, um Deutschland auf einem friedlichen Wege zu einer gesellschaftlichen Ordnung zu führen“.

 

Seite 1   „600 000 Russen nach Ostpreußen". Ein Plan, das Gebiet zwischen Memelstrom und Pregel schneller „russisch" zu machen.

Nach Meldungen, deren Quelle nicht festzustellen ist, soll Moskau den Plan aufgestellt haben, in den nächsten sechs Jahren jährlich hunderttausend Menschen aus der Sowjetunion in das besetzte nördliche Ostpreußen zu schicken, so dass bis 1963 600 000 Menschen in diesem Gebiet neu angesiedelt werden sollen. Die ersten Transporte, so heißt es, sind bereits mit ungewöhnlichem Nachdruck angelaufen; nach dem Kreis Königsberg-Land sollen 2300 Familien geschickt worden sein, nach dem Kreis Insterburg etwa tausend Personen. Um eine Flucht dieser Zwangsangesiedelten zu verhindern, sollen diese sich monatlich zur Personenkontrolle melden. Das Augenmerk soll auch auf die Bildung sogenannter „Neukolchosen" gerichtet werden. Zurzeit werde eine große Landwirtschaftsschule in Königsberg errichtet, in der dreitausend sowjetische Jungbauern ausgebildet werden sollen. In dem von den Sowjets besetzten Gebiet Ostpreußens seien, so heißt es weiter, noch rund 350 Ortschaften ohne jeden Einwohner, während mehr als 400 Dörfer und Kleinstädte weit unter der Durchschnittszahl bevölkert sind und „Einwohnerschaften" zwischen fünf und zwölf Personen haben.

 

Was an diesen Meldungen Wahres ist, lässt sich nur schwer sagen. Wie wir wissen, ist das von Moskau besetzte Gebiet, das vom Memelstrom bis ein Stück südlich des Pregel reicht, nur recht schwach bevölkert, wenn man von den Städten wie Königsberg und Tilsit absieht, aber es ist auch keineswegs so menschenleer, wie das oft dargestellt wird. Und es ist auch nicht überall versteppt, sondern zumindest zu einem Drittel bebaut. Es ist denkbar, dass Chruschtschow auf seiner Reise nach London, die ja über Königsberg führte, einen Eindruck von dem katastrophalen Zustand dieses Gebiets erhalten hat, und dass nun ein Plan aufgestellt worden ist, ihn zu beheben. Ob er bei den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen die Sowjetunion an vielen Stellen zu kämpfen hat, durchgeführt werden kann, ist sehr zweifelhaft, zumal viele der Menschen, die aus dem Inneren der Sowjetunion in dieses Gebiet verpflanzt worden sind, sich dort nicht wohl fühlen und bei Nacht und Nebel und unter Zurücklassung selbst ihres letzten armseligen Besitzes wieder in ihre alte Heimat zurückgegangen sind. Dass Moskau das Bestreben hat, diesem Teil unserer ostpreußischen Heimat so schnell wie möglich ein russisches Gesicht zu geben und das ihm auch wirtschaftlich herauszuholen, was nur möglich ist, darüber allerdings kann kein Zweifel bestehen.

 

Seite 1   „SOS Masuren!"

Einem Bericht der Warschauer Zeitung „Zycie Gospodarcze" zufolge, wurde der Fischbestand im Wigriner See, im Beldahn-See und im südwestlichen Teil des Spirding-Sees fast völlig ausgerottet und zwar infolge einer Vergiftung des Wassers durch die Abwässer einer Fabrik für Pressplatten, die im Jahre 1954 in Nieden, Kreis Johannisburg, errichtet wurde. Aus der Fabrik strömen täglich 4800 cbm vergiftende Abwässer in die genannten Seen, da keinerlei Kläranlagen vorgesehen wurden. Zehntausende von Kilogramm toter Fische seien hier zu beobachten, und vom Spirding aus sei nun „der Fischbestand im gesamten System der masurischen Seen gefährdet". Die Nachricht, wurde von der polnischen Zeitung mit der Überschrift „SOS-Masuren!" versehen.

 

Obwohl die Wälder in Polen und in den polnischer Verwaltung unterstellten deutschen Ostgebieten jenseits von Oder und Neiße jährlich bei rationeller Waldbewirtschaftung immerhin etwa 12,2 Mill. Festmeter Holz erbrächten, werden doch „um mehrere Millionen Festmeter im Jahr" noch darüber hinaus eingeschlagen, berichtet die Warschauer Zeitung „Slowo Powszechne". Die Überschreitung der zulässigen Einschlag-Quote werde sogar im neuen Fünfjahresplan 1956 - 1960 vorgesehen. Das Blatt schlägt vor, dass die Holzpreise erhöht werden sollten, um den Einschlag einzudämmen, da diese niedriger seien als für Stroh.

 

Seite 1   Der „schlüpfrige Weg..."

Zu der Erklärung eines Sprechers der Polnischen Botschaft in Ost-Berlin, dass die polnische Regierung auf Antrag deutschen Heimatvertriebenen die Pässe für eine Rückkehr in die Heimat ausstellen werde, schreibt das Zentralorgan der polnischen Emigration, der Londoner „Dziennik Polski": „Man muss . . . von vornherein klarstellen, dass das (Warschauer) Regime einen schlüpfrigen Weg einschlagen würde, wenn es zahlreichen Deutschen die Rückkehr in die Gebiete jenseits der Oder und Neiße gestatten würde. Es würde damit den deutschen Revisionisten Argumente liefern und in bedeutendem Ausmaße die Errungenschaften der polnischen Gesellschaft in Polen sowie die jahrelangen Bemühungen der polnischen Emigration zunichtemachen, welche so viel getan hat, um der öffentlichen Meinung des Westens vor Augen zu führen, dass alle Polen im Kampfe um die Festigung der Oder-Neiße-Grenze einig sind“.

 

Seite 2   4,4 Millionen Menschen „getötet". Atom-Manöver in New York.

Die amerikanischen Dienststellen für die passive Verteidigung haben bekanntgegeben, dass das Gebiet von New York, New Jersey im Laufe eines vom „Feind" überraschend über dem Gebiet der Vereinigten Staaten ausgelösten Atomangriffes theoretisch vernichtet worden sei. Eine umfassende atomische Luftoffensive bildete das Thema der Operation „Alerte", die in diesen Tagen an einem Nachmittag während einer Viertelstunde das Leben der USA völlig zum Stillstand brachte.

 

Im Gebiete von New York sind rund 4 400 000 Personen durch fünf Wasserstoffbomben „getötet" worden. 1 700 000 Personen wurden „verletzt". Lediglich 1 524 000 von acht Millionen Einwohnern der Gegend von New York-New Jersey haben den Atomangriff schadlos überstanden.

 

Ähnliche atomische Scheinangriffe wurden über 72 weiteren großen amerikanischen Agglomerationen sowie auf Honolulu, Puerto Rico und Alaska durchgeführt. Über dem Territorium der Vereinigten Staaten „explodierten" insgesamt 125 Atom- und Wasserstoffbomben.

 

Seite 2   Nur noch durch Flaggen dargestellt ... Die neue militärisch-strategische Planung der Vereinigten Staaten.

Beinahe über Nacht sind Ereignisse eingetreten, deren Ernst für die Politik der Bundesrepublik, ja für das Schicksal des ganzen deutschen Volkes kaum überschätzt werden kann. Es handelt sich um eine grundsätzliche Änderung der militärisch-strategischen Planung der Vereinigten Staaten, die darauf hinausläuft, die Stärke der amerikanischen Truppen in Europa zunächst auf etwa die Hälfte und dann noch stärker herabzusetzen.

 

Bekannt wurden die amerikanischen Pläne, die geheim gehalten wurden, durch eine Veröffentlichung, welche die „New York Times" unter der Überschrift vornahm: „Radford fordert Streichung von 800 000 Mann“. Radford, der Chef der vereinigten amerikanischen Generalstäbe, also der Vorgesetzte der Stabschefs von Armee, Marine und Luftwaffe, ist für die radikale Bevorzugung von Raketen mit Atomwaffen und strategischen Fernbombern und für eine ebenso radikale Herabsetzung der bisherigen herkömmlichen Streitkräfte. Die „New York Times" enthüllte den Befehl Radfords an die Stabschefs, die Zahl der Streitkräfte, die zur Zeit etwa 2,8 Millionen Mann betragen, bis Mitte 1960 um 800 000 Mann zu vermindern, und zwar bei der Armee um 450 000, bei der Flotte um 200 000 und bei der Luftwaffe um 150 000. Es handele sich, so habe Radford den Stabschefs erklärt, um einen Befehl der Regierung. Wenn der Radford-Plan durchgeführt werde, dann werde, so erklärte ein Sprecher des amerikanischen Verteidigungsministeriums, der amerikanische Soldat in Deutschland nur noch „durch Flaggen dargestellt" werden, es werde also in vier Jahren Amerika auf europäischem Boden nur noch symbolisch vertreten sein.

 

Während bei den Abrüstungsverhandlungen in London die Vereinigten Staaten die sowjetischen Abrüstungsvorschläge ablehnten, liefen, so wird jetzt enthüllt, diese amerikanischen Abrüstungspläne, doch habe sie Eisenhower noch geheim gehalten, und zwar vor allem im Hinblick auf die Wahlen, denn die amerikanische Öffentlichkeit sei keineswegs für eine derartig starke Herabsetzung der herkömmlichen Streitkräfte.

 

Dass es sich dabei nun nicht um irgendwelche Spekulationen handelt oder auch nur um Pläne, die erst im Werden sind, sondern um sehr reale Vorgänge, zeigte auch die schnelle und sehr ernste Art, in der die Bundesregierung reagierte. Die Blitzkonferenz, zu der Bundeskanzler Adenauer die Botschafter aus Washington, London, Paris und Rom nach Bonn gerufen hatte, war wie ein Ausrufungszeichen dafür, wie dramatisch sich die Entwicklung zugespitzt hat. In einer amtlichen Mitteilung wurde u. a. gesagt, der Bundeskanzler würde die Verwirklichung der Pläne, die Truppenstärke herabzusetzen, um dafür die Atomwaffen in den Vordergrund zu stellen, für außerordentlich bedenklich halten, nicht nur für Deutschland und Europa, sondern für die ganze Menschheit. Der Bundeskanzler vertrete in Übereinstimmung mit dem Kabinett die Auffassung, dass bei einseitiger Betonung der Entwicklung der Atomwaffen und bei gleichzeitigem Zurückstellen der bisher üblichen Waffen mit Herabsetzung der Mannschaftsstärke die Gefahr eines Atomkrieges im Falle eines Konflikts sich erhöhen würde. Die Botschafter erhielten den Auftrag, den Regierungen in New York, London, Paris und Rom die schweren Bedenken und sehr ernsten Einwendungen der Bundesregierung gegen die militärisch-strategische Umstellung vorzutragen. Ein amtlicher Sprecher erklärte vor der Presse, der deutsche Botschafter im Ständigen Atlantischen Rat habe die Anweisung erhalten, allen solchen Plänen entgegenzutreten. Die Bundesregierung will, das wurde sehr deutlich, einer Entwicklung, die der Bundeskanzler als sehr gefährlich bezeichnet, scharfen Widerstand leisten.

 

In Bonn hat es auch große Überraschung ausgelöst, dass in Washington und London in amtlichen Kreisen die Meinung zu hören ist, die Zahl der deutschen Divisionen solle von zwölf auf acht herabgesetzt werden, obwohl doch die Vereinigten Staaten und Großbritannien bisher gerade auf schnellere Aufstellung der deutschen Divisionen gedrängt haben. In Kreisen der Regierungskoalition ist man der Meinung, dass gerade jetzt an der Zahl von 500 000 Mann Bundeswehr festgehalten werden müsse; wenn in absehbarer Zukunft nur noch „symbolische Streitkräfte" der Amerikaner und Engländer in Deutschland stehen, dann müsse Westdeutschland die Möglichkeit haben, sich in einem vom Osten heraufbeschworenen Bürgerkrieg zu wehren. Mit großem Unbehagen wird auch die Tatsache vermerkt, dass dem Bundeskanzler während seines Amerikabesuches Mitte Juni kein Wort über die Pläne, die jetzt bekannt geworden sind, gesagt worden ist.

 

Seite 2   Ein „kalter Friedensschluss"? Die Pläne einer Verringerung der Streitkräfte im Spiegel der Presse

Die Pläne für eine grundsätzliche militärisch strategische Umstellung der Vereinigten Staaten und Großbritanniens und die deutsche Reaktion darauf sind in diesen Tagen naturgemäß das Hauptthema der Presse. Die Londoner „Times" schreibt: „Adenauer glaubt, dass man einen Atomkrieg wahrscheinlicher macht, wenn man sich bei der Verteidigung Europas auf Atomwaffen verlässt und dass es keine Verminderung der konventionellen Streitkräfte in Europa geben darf, solange es keine internationale Kontrolle der Atomwaffen gibt. Dr. Adenauer hat vollkommen recht, sich über das laute Denken ungeduldig zu zeigen, das in London, Paris und Washington vor sich ging, da es nicht nur seine innere  Position schwächt, sondern auch die Fähigkeit Westeuropas einschließlich Deutschlands vermindert, einem Angriff entgegenzutreten, ohne dass ein ausgleichender politischer Vorteil dabei herauskommt“.

 

Das Londoner Massenblatt „Daily Express" schreibt: „Das beste an der ganzen Geschichte ist, dass die Regierung sogar beabsichtigt, unsere Truppen aus Deutschland abzuziehen. Diese lästige Verpflichtung, die bisher als unabänderlich dargestellt wurde, soll also endlich aufgegeben werden. Leider sollen nach dem Plan der Regierung nicht alle unsere Truppen aus Deutschland abgezogen werden, sondern nur zwei der vier britischen Divisionen auf dem Kontinent. Die beiden anderen Divisionen sollen dort bleiben, um den Deutschen die Verteidigung zu bieten, um die sie sich selbst drücken“.

 

Bundeskanzler Adenauer müsste das Gefühl haben, vom Westen im Stich gelassen zu werden, das ist der Sinn der Ausführungen, die die „Neue Zürcher Zeitung" macht. Sie schreibt: „Kaum ist das letzte Wort des erbitterten parlamentarischen Streites um das Wehrpflichtgesetz verhallt, mit dem die Bundesregierung ihrerseits ihr Wort einzulösen und ihre Verteidigungspflicht zu erfüllen gedenkt, kaum ist die Tinte trocken unter einem Abkommen über die Stationierungskosten für die alliierten Truppen, das Bonn aus freien Stücken ohne rechtliche Verpflichtung konzediert hat, da hört man aus Washington die vom Außenminister sekundierte Botschaft der Militärs, diese zwölf Divisionen seien wohl gar nicht nötig, und die amerikanischen Truppen sollten zahlenmäßig reduziert werden. Der Mann, der seine Politik in so hohem Grade auf die Versicherungen und die Loyalität seiner westlichen Partner abgestellt hatte, muss sich heute in schmerzlicher Weise desavouiert fühlen, und vom Standpunkt dieser Politik aus ist es schwierig, die in diesem Augenblick fällige bittere Satire über die Koordinierung der westlichen Politik nicht zu schreiben. Für den Augenblick jedenfalls ist durch die zerfahrenen Äußerungen Washingtons eine heillose Verwirrung gestiftet worden; wie es um das Schicksal des Wehrpflichtgesetzes im Bundestag bestellt gewesen wäre, hatte Washington seine Karten zwei Wochen früher aufgedeckt, kann man sich ausmalen“.

 

Die Züricher Zeitung, „Die Tat", führt in einem Bericht ihrer Bonner Redaktion über die politischen Auswirkungen aus: „Neben den militärischen Bedenken spielen auch andere, mehr ins Politische hinüberspielende Gründe bei dem Misstrauen mit, das die neuen Strömungen in der angelsächsischen Rüstungspolitik in Bonn erwecken. Entscheidend ist dabei wohl die Überlegung, dass eine ‚kalte Abrüstung' durch Verdünnung der russischen und der alliierten Streitkräfte auf deutschem Boden, wenn sie einmal ernsthaft in Gang kommt, praktisch jede (sowieso geringe) Aussicht darauf versperrt, von den Sowjets für die Abrüstung des Westens politische Konzessionen in der Deutschlandfrage einzuhandeln. Die amtliche Bonner Außenpolitik war ja in der letzten Zeit ganz und gar vom Gedanken beherrscht, dass die Koppelung von Abrüstungs- und Wiedervereinigungsfrage um jeden Preis aufrechterhalten werden müsse, das heißt, dass der Westen den Sowjets die Abrüstung verweigern solle, solange diese sich dem Zusammenschluss der beiden Teile Deutschlands widersetzten. Was sich jetzt anbahnt, ist nichts anderes als eine unsystematische und unkontrollierte, auf einseitiger Entscheidung der beiden Mächtegruppen statt auf einer beiderseitigen Übereinkunft beruhende Durchführung jener Gedanken, von denen Eden ausging: wenn die Amerikaner und Engländer ihre hiesigen Truppen halbieren und die Russen ebenfalls einen Teil ihrer Streitkräfte aus ihrem ostdeutschen Vorgelände abziehen, dann entsteht in der Tat in Deutschland jene, ‚Zone verminderter militärischer Stärke', über die man in Genf ergebnislos verhandelt hat. Aber sie entsteht, ohne dass sich die Frage politischer Kompensationen für die Schaffung eines solchen ‚Entspannungsgürtels' überhaupt stellt: nicht als Teil einer ost-westlichen Gesamtregelung, von der Deutschland als Ganzes profitieren könnte, sondern als Ergebnis eines ‚kalten Friedensschlusses', der über den Kopf der Deutschen hinweg und auf der stillschweigenden Grundlage der Teilung Deutschlands getätigt wird. Man kann daher den Stoßseufzer verstehen, mit dem die Hamburger ‚Welt‘ diese Vorgänge registriert. Das Blatt weist darauf hin, dass der Abzug der Besatzungstruppen lange Zeit im Zusammenhang mit der Deutschlandfrage eine russische Kernforderung gewesen sei. ‚Sie stieß stets auf Granit. Sie wird jetzt erfüllt, ohne dass sie auch nur andeutungsweise zum Verhandlungsobjekt erhoben wird. Wieder ist einer der Ansatzpunkte für die Verhandlungen über die deutsche Einheit vertan worden‘. Man kann hinzufügen: Wieder erweist sich der Wunsch nach ‚Entspannung' als übermächtig und wieder einmal zeigt es sich, wie irreal schon aus rein psychologischen Erwägungen die Idee war, den Sowjets eine Entspannung ohne Regelung der deutschen Frage einfach zu ‚verweigern'. Genau das war aber die Grundidee Adenauers“.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Das Wehrpflichtgesetz wurde, nachdem der Bundesrat sich mit 21 gegen 17 Stimmen für das Gesetz entschieden hatte, von Bundespräsident Heuss unterzeichnet. Es wurde inzwischen im Bundesgesetzblatt verkündet, und es ist dann einen Tag später in Kraft getreten.

 

Bundeskanzler Adenauer ist am Sonntag in Begleitung seines Sohnes, Kaplan Paul Adenauer, zu seinem sechswöchigen Urlaub nach Bühlerhöhe im Schwarzwald gefahren.

 

Zum neuen Präsidenten des Bundesrats wurde der Regierende Bürgermeister von Hamburg, Dr. Kurt Sieveking, gewählt. Seine Amtszeit beginnt am 7. September 1956 und endet am 6. September 1957. Der Bundesratspräsident übt bei einer Verhinderung des Bundespräsidenten dessen Befugnisse aus.

 

Die politische Rückführung des Saarlandes nach Deutschland zum 1. Januar 1957 sicherzustellen, seien die Regierungen in Bonn und Paris fest entschlossen, — dies betonte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Bonn vor der Presse.

 

Einschneidende Maßnahmen hat der Oberbefehlshaber der USA-Streitkräfte in Europa angeordnet, um der wachsenden Zahl von Ausschreitungen amerikanischer Soldaten zu begegnen. Deutsche Bereitschaftspolizei und amerikanische Militärpolizei sind gemeinsam eingesetzt, um die Bevölkerung vor Übergriffen zu schützen.

 

Für den Bundesaußenminister eine Amtswohnung mit Kosten in Höhe von einer halben Million DM zu bauen, — dagegen protestierte der Bund der Steuerzahler in Nordrhein-Westfalen. Dieser Bau würde eine Verschwendung von Steuergeldern bedeuten.

 

5387 Flüchtlinge aus der sowjetisch besetzten Zone meldeten sich in der vergangenen Woche bei den Annahmestellen in Berlin und der Bundesrepublik gegenüber 5309 in der vergangenen Woche.

 

Ein Transport mit 21 Aussiedlern aus den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten traf in West-Berlin ein.

 

Eine „Aufwertung" der D-Mark, das heißt, eine Erhöhung des D-Mark-Kurses gegenüber den ausländischen Währungen, von der seit einiger Zeit gesprochen wurde, wird nach Erklärungen von Bundeswirtschaftsminister Erhard nicht stattfinden.

 

Dreißig Prozent der niedersächsischen Ernte vernichtete die Unwetterkatastrophe in den Flussgebieten der Weser und Leine. 220 000 Morgen Land wurden überflutet. Die Katastrophe ist die schwerste seit fünfzig Jahren. Bei Hameln betrug der Pegelstand der Weser 6,28 Meter gegenüber normal 1,68.

 

Zwei deutsche Fremdenlegionäre wurden erschossen, als sie im Suezkanal von einem französischen Truppentransporter zu flüchten versuchten; ein dritter Deutscher wurde verletzt. Insgesamt wollten dreißig Legionäre flüchten.

 

Eine neue Entlassungsaktion in der Sowjetzone, die erstmals eine größere Anzahl von zu längeren Zuchthausstrafen verurteilten politischen Häftlingen erfassen soll, bereiten angeblich die Justizbehörden der Zone vor. Voraussetzung für die Haftentlassung soll sein, dass die verhängte Strafe am 15. Juni 1956 zu zwei Drittel verbüßt war. Ein großer Teil der bis zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilten politischen Häftlinge soll damit Aussicht auf baldige Freilassung haben.

 

Die Stalinallee in Leipzig wurde auf Grund eines Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung nach dem Turnvater Jahn in Friedrich-Ludwig-Jahn-Allee umgetauft.

 

Die Zahl der bei dem Aufstand in Posen getöteten Menschen habe sich auf 53 erhöht, gab der polnische Generalstaatsanwalt bekannt. Von den festgenommenen Personen seien noch 323 in Haft.

 

Die niederländische und die sowjetische Kriegsmarine machten gegenseitig Flottenbesuche. In Rotterdam weilten ein sowjetischer Kreuzer und zwei Torpedoboote, in Leningrad ein niederländischer Kreuzer und zwei Zerstörer.

 

Ungarns unumschränkter Herrscher seit dem Ende des Krieges, der Generalsekretär der ungarischen Kommunistischen Partei, der Stalinist Rakosi, ist von allen Parteiämtern zurückgetreten; er wurde durch den stellvertretenden Ministerpräsidenten Gerö abgelöst. Rakosi war ein besonders scharfer Gegner von Marschall Tito.

 

Norwegen hat es abgelehnt, an den für Ende nächsten Jahres geplanten riesigen Manövern der Atlantikpakt-Organisation des nördlichen Befehlsbereiches teilzunehmen. Bei den Manövern soll zum ersten Mal die auf den Einsatz von Atomwaffen beruhende Strategie der westlichen Verteidigungsgemeinschaft erprobt werden.

 

Die Kommunistische Volksfront ist in der jetzt gebildeten linksgerichteten Regierung von Island durch zwei Minister vertreten Die Kommunisten erhielten das Sozialministerium und das Handels- und Fischereiministerium. Die neuen Regierungsparteien fordern den Abzug aller amerikanischen Streitkräfte von dem Flugstützpunkt im Südwesten der Insel, die Kommunisten verlangen darüber hinaus auch den Austritt Islands aus der NATO.

 

Admiral Radford, die treibende Kraft der Kreise in den Vereinigten Staaten, die dafür eintreten, dass die amerikanischen Streitkräfte weniger Bodentruppen, aber dafür mehr Atomwaffen haben sollen, hat eine Reise nach dem Fernen Osten angetreten.

 

Die zehnte Atomexplosion ihrer gegenwärtigen Versuchsreihe haben die Amerikaner nach Feststellung japanischer Wissenschaftler im Bikini-Gebiet ausgelöst.

 

Weitere politische Meldungen auf Seite 6

 

Seite 3   Die Hölle der Angst. Eine Flucht von Berlin nach Berlin.

Es wird dunkel. Einige der unzähligen Straßen der großen Stadt widersetzen sich der Nacht, in Neonlicht gleißende Adern sind sie, durch die Auto an Auto rollt. Doch einen Schritt in eine Seitenstraße hinein, und schon ist das künstliche Leben fern. Wohnstraßen, in denen allmählich jeder Verkehr erstirbt. Doch hinter den Fenstern gehen die Lichter an. Hinter den Fenstern wird gestritten, geliebt, gefeiert, getrauert, werden die Millionen Schicksale der Millionenstadt gelebt.

 

Die Nacht ist gerecht, sie will nichts wissen von Ost und West. Hüben wie drüben kommt sie, wie Samt und mit einem Hauch von Lindenblüte.

 

Noch einmal, wenn das Lichtspielhaus schließt, belebt sich die Straße, aber die Menschenschar versickert rasch. Stiller ist es nun als zuvor. Der Schritt eines letzten einsamen Wanderers widerhallt vom Pflaster. Die letzten Lichter aus den Wohnungen verlöschen. Endlich auch jenes dort oben im zweiten Stockwerk des Neubaublocks. Bald darauf geht die Haustür auf, ein Mann, eine Frau und ein Kind treten auf die Straße. Waren sie zu Besuch? Sie tragen so schweres Gepäck. Der einsame Wanderer weiß nicht, dass sie eben zum letzten Mal das Licht löschten, dass die Tür, die eigene Wohnungstür, zum letzten Mal hinter ihnen ins Schloss fiel.

 

Sie gehen bis zur Ecke, dann trennen sie sich. Und nun ahnt der Wanderer vielleicht, dass diese drei noch in dieser Nacht wieder zusammentreffen wollen — in einem anderen Teil der großen Stadt.

 

Flüchtlinge sind es, Flüchtlinge mitten in einem sogenannten Frieden. Und so wie in jener stillen Straße fallen im Ostteil der Stadt jede Nacht, jeden Tag Dutzende von Türen zum letzten Mal ins Schloss. Es gibt Tage, an denen es Hunderte sind. Nach wie vor.

 

Es sind viele junge Leute darunter, alleinstehend, sorglos, abenteuerlustig auch Arbeitsscheue, auch Kriminelle. Von ihnen soll hier nicht die Rede sein. Sondern von Familien, von Vätern, die alles aufs Spiel setzen, oft genug ein Lebenswerk aufgeben, um „drüben" von vorn anzufangen. Ein solches Schicksal aus den jüngst vergangenen Wochen sei herausgegriffen, für Tausende steht es.

 

Von Gerdauen nach Pankow

Im schönen Gerdauen ist Frau Gerda groß geworden, in einer Dienstwohnung im stattlichen Sparkassenneubau am Markt. Dort brachte sie auch ihr erstes Kind zur Welt, das Töchterchen Ingrid. 1940 war das, und niemand ahnte, dass fünf Jahre später Ingrids Großvater sterben musste, weil er sein Enkelkind vor Mongolen, vor viehischer Gewalttat bewahren wollte . . .

 

Die Mutter erlebte das Grauenhafte nicht mit, war zu jener Zeit schon verschleppt, auf dem Weg in ein Zwangsarbeitslager im Ural. Weil Flecktyphus ausbrach, wurde das Lager schon 1946 aufgelöst, die Frauen wurden nach Deutschland zurücktransportiert. Krank, verhungert brach Frau Gerda in Berlin mitten auf der Straße zusammen. Im Spandauer Johannisstift fand sie Aufnahme, und als sie einigermaßen wiederhergestellt war, konnte sie dort als Hilfskraft bleiben.

 

1947 kam Nachricht von der Mutter, die nach Torgau verschlagen worden war. Sie brachte die kleine Ingrid nach Berlin und starb bald darauf an Wasser einen qualvollen Tod. Mit ihrem Kind stand Frau Gerda nun allein. Doch ein Jahr später lernte sie, den fünf Jahre älteren Walter T. kennen. Sie heirateten. Ostpreußische Geduld und Zähigkeit und der unverwüstliche Humor und Optimismus des Urberliners, das gab einen guten Zusammenklang.

 

In einer Laube, mitten im größten Laubenkoloniegelände des Ostteils der Stadt, wurde ihnen eine kleine Helga geboren. Der erste Winter war hart, ja kaum zu ertragen. Sie zogen in die Ostberliner Innenstadt, eine Hofwohnung, parterre, ohne Licht, ohne Sonne. Unheimliches spielte sich in diesem Hause und seinen düsteren Hinterhöfen ab; ein Taxi, das einem Bewohner gehörte, brachte in nächtlichen Fahrten seltsame Fracht. Weinend kam eines Tages eine Frau zu unseren T.s, fragte, wo ihr Mann geblieben sei, er sei in diesem Haus verschwunden. Andere kamen und fragten, bis Gerda und Walter begriffen, dass der Taxibesitzer ein Menschenräuber war, der im Auftrag des SED-Staatssicherheitsdienstes handelte. Dies zu wissen aber, brachte nicht nur schlaflose Nächte, es bedeutete unmittelbare Gefahr. So griff Walter T. zu, als ihm eine Hauswartstelle in Pankow angeboten wurde.

 

Not ohne Ende

Das Ehepaar hatte fünfzehn Aufgänge und vier Heizungen zu betreuen. Ihr Arbeitgeber war die volkseigene Wohnungsverwaltung, die diese Häuser enteignet hatte. Bald bemerkten sie, dass sie in ein Funktionärsviertel geraten waren. Nicht der Partei angehörende Bewohner der verhältnismäßig modernen und gepflegten Wohnungen wurden nach und nach herausgedrängt. Sie wurden bespitzelt, aus nichtigen Gründen gekündigt, viele gingen von selbst, flohen nach Westberlin. Im Durchschnitt floh aus diesen Häusern jede Woche eine Familie!

 

Das Hauswartspaar sah es den Leuten schon an, wenn sie so gegen Abend kamen und verlegen in der Tür standen und herumstotterten. Sie müssten verreisen . . . Ob sie nicht das Radiogerät für ein paar Wochen unterstellen könnten … Vielleicht würde es länger dauern … Im Keller hätte man noch einen Zentner Briketts, und ein paar Gläser Eingemachtes – „die brauchen wir nicht mehr, die sind für Sie“ …

 

Und Walter T. zog die Besucher in seinen Korridor, schloss die Wohnungstür und sagte: „Nun machen Se keen Theater, ick weiß doch Bescheid. Jeht alles in Ordnung . . .

 

Man vertraute dem Hauswart.

 

Hatte einmal Polizei oder ein verdächtiger Zivilist nach einem Mieter gefragt, so wusste es der, nach dem gefragt worden war, eine Stunde später. Die volkseigene Wohnungsverwaltung verpflichtet alle ihre Hauswarte, fluchtverdächtige Mieter zu melden: aus den Häusern, die das Ehepaar T. betreute, wurde nie jemand gemeldet. Die Hauswarte haben die Pflicht, sofort zu melden, wenn ein Mieter geflohen ist. Auch das taten die T.s nicht. Mochten doch erst Verwandte und Freunde alles Zurückgelassene in Sicherheit bringen, ehe die SED Zugriff, das sogenannte Bergungsamt, das die Habe Republikflüchtiger raubt und zu Spottpreisen an Genossen verschleudert. Oft genug halfen Walter und Gerda selbst mit, Möbel in Sicherheit zu bringen. Und dann warteten sie, bis die Polizei bei ihnen erschien und befahl, den Schlosser zu holen; mit erstauntem Gesicht blickten sie in die ausgeräumten Zimmer der Geflüchteten . . .

 

Das Hauswartsehepaar hatte schwere Arbeit zu leisten. Frau Gerda erlitt einen Herzanfall, schied aus, worauf die Wohnungsverwaltung sofort auch ihrem Mann kündigte. Ein Schreiben forderte die T.s auf, ihre Wohnung zu räumen.

 

Man musste ja leben, und so nahm Walter T. in der Zone eine Arbeit an, Frau Gerda blieb mit den beiden Töchtern in Berlin, kämpfte allein den Kampf gegen die drohende Ausweisung aus der Wohnung. Das Wohnungsamt Pankow wies ihr eine neue Wohnung zu, ein feuchtes, finsteres Loch in Niederschönhausen, eine Tuberkulosehöhle, die der vorige Mieter fluchtartig verlassen hatte. Frau Gerda legte der Behörde das entsprechende Gutachten eines Baumeisters vor. Das sei eine Gefälligkeitssache, bestellt, abgekartet, erklärte die Behörde. Kurz vor dem Sonntag, an dem Ingrid konfirmiert werden sollte, kam ein neuer Räumungsbefehl, der Frau Gerda nur noch eine Frist von drei Tagen gab. Verzweifelt wandte sie sich an einen Rechtsanwalt, der es erreichte, dass die Ausweisung aus der Wohnung noch einmal aufgeschoben wurde.

 

Kesseltreiben

Inzwischen hatten sich andere düstere Wolken am Horizont zusammengezogen.

 

Im Herbst des Vorjahres hatten entfernte Verwandte aus der Zone zahlreiche Pakete an T.s Adresse geschickt, waren Weihnachten unangemeldet selbst erschienen, um sich von Pankow nach West-Berlin abzusetzen. Das war, wie sich später zeigte, der Volkspolizei bekanntgeworden.

 

Im Februar dieses Jahres ereignete sich ein weiterer Zwischenfall, zunächst kaum beachtet und rasch wieder vergessen. Ingrids Lehrerin machte einen überraschenden Besuch, um sich bei Frau Gerda über die schlechten Leistungen der Tochter im Unterrichtsfach „Gesellschaftskunde" zu unterhalten; Ingrid hatte ihre Ablehnung dieser bolschewistischen Gedankendressur zu offen gezeigt. Mutter und Tochter standen, als die Lehrerin kam, zum Ausgehen angezogen im Flur. Die kleine Helga plapperte: „Wir haben keine Zeit, wir gehen zum Heimattreffen . . ." Dies „Verbrechen" hatte die Lehrerin — auch das stellte sich später heraus — dem SED-Rektor gemeldet.

 

Und endlich kam der verhängnisvolle Brief.

 

Der Brief einer Unbekannten aus Hamburg. Sie bat Frau Gerda um Auskunft, ob sie in jenem Ural-Zwangsarbeitslager mit einer Frau X. zusammen gewesen wäre und ob sie etwas über deren Schicksal wüsste. Ein Anliegen, wie es Gegenstand Tausender und aber Tausender von Briefen zwischen Deutschen war und ist. Vermisste suchen und suchen helfen, Menschenpflicht und darüber hinaus Aufgabe privater und staatlicher Organisationen. Im Machtbereich Pankows aber ist das ein Verbrechen, auch heute noch nach der Entthronung Stalins. Ein Verbrechen alles, was an die Schandtaten der sowjetischen Freunde auch nur von ferne rührt.

 

Natürlich beantwortete Frau Gerda den Brief der Unbekannten aus Hamburg; ja, sie wäre mit Frau X. im Lager zusammen gewesen. Leider war, was sie sonst über ihr Schicksal wusste, nicht sehr tröstlich. Dieser Antwortbrief ist nie in Hamburg angekommen. Aber Frau Gerda erhielt eine Vorladung zur Volkspolizei.

 

Frage des Kommissars: „Sind Sie jemals interniert gewesen?"

Antwort: „Ja“.

„Wo?" — „Im Frauenlager Tscheljabinsk." — „Wann?" — „Von 1945 bis 1946 ..." — „Haben Sie Belege dafür?" — „Bitte, hier ist mein Internierungsausweis“. — „Geben Sie her. Der Ausweis bleibt hier“.

 

Frau Gerda durfte gehen. Aber bald darauf erhielt sie die zweite Vorladung. Diesmal ging es um die entfernten Verwandten, die sich einige Tage in ihrer Wohnung aufgehalten hatten, ehe sie sich nach West-Berlin absetzten. Dutzende von Fragen. Die Schreibmaschine der Protokollführerin rasselte. Frau Gerda meinte zu spüren, wie sich eine Schlinge zuzog. Mithilfe zur Republikflucht. Ja sogar: Abwerbung . . .

 

Nach dieser Vernehmung erkrankte sie schwer, musste ins Krankenhaus. Als sie von dort zurückkehrte, erzählten ihr Mieter, Unbekannte hätten einige Male nach ihr gefragt. Und gleich am ersten Abend fiel ihr ein Mann auf, der von der anderen Straßenseite aus lange zu den Fenstern ihrer Wohnung hinaufschaute. Sie verständigte ihren Mann, der seinen Arbeitsplatz in der Zone aufgab und nach Berlin zurückkehrte. Denn nun wussten sie, dass sie fliehen mussten.

 

Die letzten Tage

Tage begannen, in denen man um Jahre altert.

 

Sie, die jahrelang anderen geholfen hatten, waren nun selber an der Reihe. Wenn es dämmert, verlassen Vater, Mutter und die Älteste nacheinander in verschiedenen Richtungen das Haus mit einer Einkaufstasche, einer Mappe. Nur kein großes Gepäck, nur nicht bei den Kontrollen an den Sektorenübergängen auffallen! Aber das Notwendigste an Kleidung und Wäsche muss hinüber. Das Radio wird bei einem Bekannten in Ost-Berlin untergestellt, vielleicht kann man es später einmal holen. Für die beiden neuen Sessel findet sich ein verschwiegener, zuverlässiger Käufer im Osten. Es ist, als spanne sich ein heimliches Netz der Hilfsbereitschaft über ganz Ost-Berlin. Die beiden Hauswartsleute wissen ja so gut Bescheid, verstehen einen Blick, eine Andeutung. Auch andere sind im Aufbruch begriffen, lautlos ist er, aber spürbar, der tausendfache Aufruhr des Aufbruchs — nächsten Monat . . . nächstes Jahr, wenn der Junge aus der Schule kommt . . .

 

Leer ist die Wohnung bis auf die kahlen großen Möbelstücke. Leere Regale, ausgeräumte Schränke. Jeder Schritt hallt. Jedes ungewohnte Geräusch auf der Straße, im Treppenaufgang lässt die Eltern hochfahren. Ingrid versucht tapfer, zu trösten. Die kleine Helga versteht nicht, weint. Sie wird zwei Tage vor dem geplanten Fluchttermin zur Tante nach West-Berlin gebracht. Als die Mutter von dieser Fahrt allein zurückkehrt und in ihre Straße einbiegt, ist wieder der Mann da, der von der gegenüberliegenden Seite des Bürgersteigs zu T.s Wohnung hinaufblickt. Sie geht hinauf, macht Licht im Wohnzimmer, schaut vom dunklen Schlafzimmer aus auf die Straße — er ist verschwunden.

 

Die letzten Stunden vor dem Aufbruch sind eine Hölle. Jeder Schritt im Treppenhaus peinigt, jedes Autogeräusch lässt die Pulse jagen. Und nun klingelt es. Ein Mieter aus dem Erdgeschoss steht an der Tür. Freund oder Feind? In solchen Augenblicken ist jeder, den man nicht ganz genau kennt, Feind.

 

Der Mann bringt ein buntes Kindertaschentuch. „Ich sah das Monogramm, H. T., wird wohl Ihre Helga verloren haben . . ." „Stimmt, vielen Dank", sagte Walter T. gepresst. Und plötzlich von Panik geschüttelt, dieser Mann könnte geschickt sein, fügt er hinzu: „Helga schläft schon" . . . Der Mann rührt sich nicht, schaut forschend in den kahlen Flur. Forschend, jedenfalls kommt es Walter so vor, die Nerven reißen, er schlägt dem Nachbarn die Tür vor der Nase zu. Vater, Mutter und Ingrid stürzen zum Fenster: jetzt wird der Mann gleich aus der Haustür kommen und nach links heruntergehen, Richtung Polizeirevier . . . Nein, nichts.

 

„Willst du nicht etwas essen, Ingrid?" Nein. Keiner von den dreien bringt einen Bissen herunter. Nur Durst haben sie, immer wieder Durst, soviel sie auch trinken. Die Kehle ist wie verdorrt.

 

Endlich ist es soweit. Jeder ergreift sein Bündel, möglichst harmloses Gepäck haben sie sich für diese letzte Fahrt aufgespart. Ingrid allerdings muss zwei Pullover und zwei Mäntel überziehen. Mutter versucht einen Scherz. „Bist du jetzt eine dicke Mamsell . . .!" Aber jedes Lächeln wird zur Grimasse. Man möchte lieber weinen, auch das kann man nicht. Die tränenlosen Augen brennen.

 

Noch ein letzter Blick aus dem Fenster des dunklen Schlafzimmers auf die Straße. Der Beobachter ist nicht da.

 

Sie gehen. Sie trennen sich an der nächsten Kreuzung, jeder wendet sich einem anderen Verkehrsmittel, einem anderen Sektorenübergang zu.

 

Auf Wiedersehen bei Tante Lucie . . .

 

Aber wer weiß? Dieser letzte Gang ist für jeden der drei ein einsamer Tanz auf dem Drahtseil, hoch über einen Abgrund gespannt. Da gibt es nur Hinübergelangen oder Absturz, aber kein Zurück.

 

Drüben . . .

Was weiß die Nacht von Ost und West? Sie kommt hüben und drüben, wie Samt und mit einem verlorenen Hauch Lindenblüte. Sie senkt sich in die Schächte der stillen Wohnstraßen, in die Höfe und Hinterhöfe, löscht Lärm und Farben, deckt Elend und Verfall zu — hüben und drüben.

 

Und schließlich bleibt nur noch ein Unterschied.

 

Östlich der Sektorengrenzen wacht die Angst. Nein, nicht jene, die auch im Westen so manchen nicht schlafen lässt, die Angst vor dem Morgen, das Anforderungen stellen wird, denen man vielleicht nicht gewachsen ist, menschliche, wirtschaftliche, seelische, körperliche. Im Osten ist es die Angst vor dem schwarzen Schatten gegenüber an der Hauswand, die Panik, wenn ein Auto vor der Tür hält, wenn im Morgengrauen die Klingel geht. Die Angst vor dem Griff aus dem Dunkel. Die gibt es im Westen nicht.

 

Gerda und Walter haben sie durchlebt und sind ihr entkommen.

 

Sie machen einen Abendspaziergang. Ja, das Dunkel hier ist ohne jene Angst.

 

Aber das andere — — —

 

Als sie sich bei Tante Lucie trafen, alle drei und Helga wartete schon sehnsüchtig, da haben sie endlich weinen können, vor Glück, vor Freude. Da gab es nur ein Gefühl: wir sind gerettet! Und wie gut haben sie in diesem Gefühl auf dem Fußboden der engen Wohnstube geschlafen. Dann gingen sie ins Flüchtlingslager, in ein Wohnheim, das früher einmal eine Kaserne gewesen war. Wurden in ein Zimmer eingewiesen, mit vier Familien und jede trennte ihren engen Bereich mit schäbigen Wohndecken ab, die von ausgespannten Bindfäden herunterhängen. Zwei zweistöckige Militärbetten und ein schmaler Holztisch sind jetzt ihr Reich.

 

Und da haben sie die erste Nacht wieder geweint. Diesmal aus Verzweiflung über die verlorene Existenz, über die zurückgelassene, blitzsaubere sonnige Wohnung mit der in langen Jahren ersparten neuen Einrichtung; aus Verzweiflung, dass man nun heimatlos ist. Und das, woran zu denken bis zu diesem Augenblick gar keine Zeit geblieben war, erhob sein graues verschleiertes Antlitz — die Sorge um die Zukunft.

 

Der Abendspaziergang vor der Kaserne ist zu Ende, man muss früh schlafen gehen, denn schon im Morgengrauen wird man geweckt von Kindergeschrei und Radiogeheul.

 

An diesem dritten Abend in West-Berlin fließen keine Tränen mehr. Sie schmieden Pläne. Walter hat schon eine Stelle angeboten bekommen, er kann sie antreten, sobald er anerkannt ist. Sie werden es schaffen, dies Paar, mit dem unverwüstlichen Berliner Optimismus und der ostpreußischen Zähigkeit.

 

Seite 3   Foto: Das Tegeler Schloss

Am Rand des dichtbesiedelten Berliner Nordens liegt es in seinem Park wie eine Insel der Einsamkeit und Schönheit. Es wurde 1830 von dem großen Baumeister Schinkel für die Brüder Humboldt umgebaut, — ein Wahrzeichen der schlichten Größe preußisch klassizistischer Baukunst, Erinnerung zugleich an einen der strahlendsten Namen der deutschen Kulturgeschichte.

 

Seite 3   Ein Sonntag am Tegeler See. Landsleute „entdecken" ein Westberliner Ausflugsgebiet.

Wer auf dem Land oder in einer kleinen Stadt lebt, wird sich kaum einen Begriff davon machen können, was es heißt: eine Millionenstadt strebt ins Freie. Und noch dazu — wie es am ersten Julisonntag war — nach vier grausam, verregneten Wochen. Zum ersten Mal.

 

Da sind buchstäblich Millionen unterwegs, wie der Fahrkartenverkauf der öffentlichen Verkehrsmittel unbestechlich ausweist; Hunderttausende benutzen ein eigenes Fahrzeug, Auto, Motorrad, Roller, Moped, Fahrrad, die Glücklichen ungerechnet, die so nah am Wald wohnen, dass sie ihn zu Fuß erreichen können. Nur einige Kenner bleiben an heißen Sonntagen zu Haus: ein Tag auf dem eigenen Balkon über einer sonst von Verkehrslärm erfüllten, jetzt aber wie ausgestorbenen Straße der Innenstadt bietet großartige Erholung für die Nerven. Denn die Ausflugsgebiete, die den Westberlinern noch verblieben sind, sind überfüllt.

 

Die „Entdeckung"

Der Hauptstrom der Ausflügler ergießt sich in den Südwesten in den Grunewald, an die Ufer des Wannsees. Diese beiden Namen sind in aller Welt bekannt, Schlager, volkstümliche Lieder besingen diese reizvolle Landschaft, in der schon vor der Jahrhundertwende wohlhabende Berliner ihre Villen errichteten. Das Strandbad Wannsee mit seiner langen Ladenstraße, durch die man im Badeanzug bummelt, ist einer der größten Binnensee-Badeplätze Europas.

 

West-Berlin hat aber zwei weitere Ausflugsgebiete, die außerhalb fast nie genannt werden

und selbst eingeborenen Berlinern vielfach nicht mehr als ein Name sind: den Spandauer Forst zwischen Spandau und der Zonengrenze und den Tegeler Forst mit dem Tegeler See.

 

Um das Tegeler Gebiet kennenzulernen, brauchten wir uns an jenem Julisonntag nur unseren Landsleuten anzuschließen. Die Königsberger hatten sich für ihr sommerliches Kreistreffen den Südrand des Tegeler Sees, die Kolonie Saatwinkel ausgesucht; Ausflugsziel der Pillkaller und Stallupöner war das gegenüberliegende Ufer, Tegelort genannt, dort, wo der See in die Havel einmündet.

 

Mit ihnen sind wir gefahren. Für gewöhnlich bricht der Berliner an heißen Sonntagen, so gern er sich auch einmal ausschläft, sehr früh auf. Diesmal nach den langen Regenwochen misstraute er zunächst der unverhofft strahlenden Sonne und so hatte der volle Ausflugsverkehr noch nicht eingesetzt, als wir uns an der Tegeler Dampferanlegestelle trafen. „Wenn Pillkaller ausfliegen“, hieß es, „herrscht immer gutes Wetter!" Mit dem Motorschiff „Onkel Paul" unternahmen wir eine Rundfahrt auf dem Tegeler See.

 

Von daheim kennen wir unsere Maße. Weite stille Seen, majestätische Wälder, — und so mochte manchem von uns dieser von Gaststätten umsäumte See mit seinen bewaldeten Inselchen wie ein Teich erscheinen, der von Stunde zu Stunde immer enger wurde — denn von Mittag ab wimmelte es auf der Wasserfläche von Segel- Paddel- und Ruderbooten.

 

Pausenlos brachten nun die Motorschiffe Ausflügler über den See, die sich mit ihren Stullen- und Kuchenpaketen der Restaurantgärten niederließen.

 

Nach einer Mittagsrast zogen wir in den Wald. Wie viel eindrucksvoller, mahnender als im engen Gesellschaftszimmer eines Restaurants in der Innenstadt klangen hier die Worte, die der Kreisbetreuer der Pillkaller und zugleich Geschäftsführer der Berliner Landsmannschaft, Herr Lukat, sprach. Und noch inniger klang hier das Lied der Heimat, das Lied von den dunklen Wäldern und den kristallnen Seen . . . Dann begann fröhliches Spiel, Gesellschaftsspiele, Wettspiele, schöne Preise waren ausgesetzt, Alt und Jung beteiligte sich.

 

Schloss Tegel

In die Vergangenheit führte ein kurzer Abstecher zum Tegeler Schloss. Es liegt in einem Park, der dicht — an der belebten Ausflugsstraße um den See — ein Traum von Schönheit und Einsamkeit ist. Ein Gebäude, das der große Berliner Baumeister C. F. Schinkel für Wilhelm von Humboldt umbaute und einrichtete. Schinkel und Humboldt, zwei berühmte Berliner Namen, und vielleicht dürfen wir die Schulbildung mit der Bemerkung auffrischen, dass es zwei Brüder Humboldt gab, Wilhelm, den großen Humanisten, Reformator und Organisator des preußischen Schulwesens und Alexander, den weltbekannten Naturforscher. Noch heute wohnen Nachkommen der Humboldts im Schloss. Auf seiner Terrasse erklingen im Sommer Serenadenkonzerte, der Park ist der Öffentlichkeit zugänglich, das Innere des Schlosses kann besichtigt werden, einzig erhaltenes, unersetzliches, unwiederholbares Zeugnis der klassisch zeitlosen Innenarchitektur Schinkels.

 

Das Schloss befindet sich nicht mehr im besten Zustand; um es erhalten zu können, müssen die Nachkommen der Humboldts eine Gebühr für die Besichtigung und das Betreten des Parks erheben, über die sich ahnungslose Ausflügler mehr oder weniger laut aufzuregen pflegen. Ja, die Zeiten haben sich verändert!

 

Heimkehr

Gegen Abend trieben wir in dem nicht abreißenden Menschenstrom wieder zurück in die Stadt.

 

Ein schöner, harmonisch verlaufener Tag war zu Ende. In der Erinnerung verklang der Lärm, blieb das Bild hurtiger kleiner Wellen, weißer Segel und des Tegeler Waldes, der mit seinen Laubbäumen, seinem dichten Laubunterholz so viel ursprünglicher wirkt als der kiefernbestandene, weithin gelichtete Grunewald.

 

Zwar ist auch er nicht zu vergleichen mit unseren heimatlichen Wäldern, aber einer aus dem Kreis der Pillkaller und Stallupöner sagte: „Wald ist Wald und überall schön . . . !"

 

Damit meinte er nicht, dass wir uns abfinden sollten, dass wir jemals aufhören sollten, an die Heimat zu denken und die Rückgabe dieses herrlichen Stückes deutscher Erde zu fordern. Unbewusst schlug dieser Landsmann mit seinen Worten vielmehr eine Brücke. Eine Brücke zwischen Berlin und Ostpreußen. Er und so manch anderer hat es an jenem Sonntag am Tegeler See und im Tegeler Forst empfunden: als zweite, vorläufige Heimat gibt es keinen besseren Ort als Berlin!

 

Seite 4   Es geschah in diesen Tagen in Berlin. Das Kaleidoskop der letzten Wochen.

Zunächst ist von einer freudigen Überraschung zu berichten, die nur wenige Sekunden dauerte, ehe sie in Enttäuschung umschlug. Pankow verkündete Erleichterungen im Ost-West-Verkehr und im Verkehr zwischen Berlin und der Zone. Leider, leider handelte es sich nur um die Einschränkung bzw. Beschleunigung gewisser Kontrollen, um eine geringfügige Erleichterung für Westdeutsche, die in die Zone reisen wollen, und um den Fortfall eines „Dokuments", das Ostberliner Autoreisende bisher für eine Fahrt in das Gebiet der „DDR" brauchten. Wohlgemerkt: Ostberliner Reisende! Diese Lockerung hat daran erinnert, welche geradezu grotesken Schwierigkeiten das Pankower SED-Regime auch seinen eigenen Untertanen und zwar im Reiseverkehr innerhalb seines Machtbereichs gemacht hat und grundsätzlich auch weiter macht.

 

Für die Westberliner bleibt der Passierscheinzwang, gibt es auch sonst keine spürbare Erleichterung. Pankow erklärt weiterhin monoton, alle Schikanen könnten von heute auf morgen wegfallen, wenn die Westberliner „Spionage- und Agentenzentralen" aufgelöst würden. Damit sind die gewiss zahlreichen regulären Abwehrdienste der Alliierten gemeint und darüber hinaus alle Organisationen und Dienststellen, die sich der großen und notwendigen Aufgabe verschrieben haben, den Kontakt mit der mitteldeutschen Bevölkerung einigermaßen aufrechtzuerhalten, sei es durch juristische Beratung, durch Medikamentenspenden, durch materielle Hilfe für politisch Inhaftierte und deren Angehörige. Wir möchten hier ausdrücklich betonen, dass es nur eine einzige Westberliner Organisation gibt, deren Art, Kontakt mit der Zone aufzunehmen, nicht die Billigung der Öffentlichkeit findet. Dieses Unternehmen sollte liquidiert werden. Im Übrigen: Berufsagenten hat es immer gegeben, wird es immer geben. Sie aber werden durch die Schikanemaßnahmen der SED gar nicht behindert, diese Maßnahmen treffen allein die friedliche Bevölkerung, und das ist auch in Ost-Berlin auf öffentlichen Diskussionsabenden deutlich genug ausgesprochen worden. Die SED-Funktionäre wissen nichts darauf zu erwidern.

 

Funkhaus Masurenallee

Überraschend eine sowjetische Geste: die Rückgabe des Funkhauses in der Masurenallee an den Senat, die dann drei Wochen später in aller Form erfolgte.

 

Dies stattliche Klinkergebäude, 1931 von dem bekannten Architekten Pölzig erbaut, hat eine eigenartige Geschichte. 1945 wurde es den Sowjets als Sendehaus für die Sowjetzone zugesprochen. Und so konnte es geschehen, dass während der Blockade, während die Flugzeuge der Luftbrücke darüber hindonnerten, aus diesem Gebäude mitten in West-Berlin die SED-Sprecher behaupteten, es gäbe gar keine Blockade. Und danach ertönten noch drei weitere Jahre, bis 1952, die lächerlichsten Lügen, Hetztiraden und Hassgesänge gegen den Westen aus dem Herzen West-Berlins.

 

Es ist vorgekommen, dass ahnungslose Zonenbewohner in dem Glauben, es handele sich um einen Westsender, im Haus an der Masurenallee vorsprachen und dort festgenommen wurden. Der Westberliner Senat ließ daraufhin, 195, zwei große Warnungsschilder vor dem Gebäude aufstellen.

 

1952, als die Sowjets die Exklave Steinstücken von West-Berlin abschnüren ließen, errichteten die Engländer als Vergeltungsmaßnahme spanische Reiter und Stacheldrahtverhaue um das in ihrem Sektor gelegene Funkhaus. Das Bezirksamt Charlottenburg verhängte Passierscheinzwang über die östlichen Rundfunkangestellten. Die Personalabteilung des Senders befand sich damals schon längst in der Ostberliner Friedrichstraße, und schon längst hatte man begonnen, die gesamte Einrichtung des Senders, die wertvollen Apparaturen, das Schallplattenarchiv wegzuschaffen. Im Juli 1952 wurde dann der gesamte Betrieb in ein auf Ostberliner Boden errichtetes Gebäude verlegt. In der Masurenallee blieb nur eine sowjetische Wache zurück.

 

So blieb es vier Jahre lang. Das Gebäude verkam immer mehr. Jeder Passant kann sich heute mit einem Blick von der Straße durch zertrümmerte Scheiben des Erdgeschosses von seinem Zustand überzeugen. Als die Vertreter des Senats nun das Haus zum ersten Mal betraten, bot sich ihnen ein Anblick, der die schlimmsten Erwartungen noch übertraf. Schutt und Möbeltrümmer versperrten den Weg, Ratten huschten davon, die sich an faulenden HO-Lebensmittelresten gemästet hatten, zertrümmert die Glasscheiben der Studios, zerfetzt die schallisolierenden Wände, herausgerissen Schalter und Lichtleitungen, die Heizungsanlage zerstört, die Aufzüge zertrümmert, ihre Eingänge mit Brettern zugenagelt — die Wiederherstellung wird einige Millionen kosten.

 

Zwischenspiel

Und noch einmal die Russen. Die erste sowjetische Reisegesellschaft hat der Bundesrepublik und West-Berlin einen Besuch abgestattet. Bezirksbürgermeister Kressmann lud die 25 Teilnehmer ins Kreuzberger Rathaus ein. Unter den Fahnen der Sowjetunion und der Bundesrepublik wurde gut gegessen und Wodka getrunken, wurden herzliche Trinksprüche ausgetauscht. Der Bürgermeister erteilte seinen Gästen praktischen Anschauungsunterricht über die Schwierigkeiten, die entstehen, wenn eine Großstadt, die doch ein lebendiger Organismus ist, in zwei Teile zerschnitten wird. „Stellen Sie sich vor, mitten durch Ihre Hauptstadt Moskau liefe eine Grenze..."

 

Zu französischen, amerikanischen, russischen und Original Berliner Melodien wurde getanzt, die Bildreporter hatten einen großen Tag. Denn wo bietet sich sonst die Gelegenheit, einen Westberliner Bürgermeister tangotanzend mit einer sowjetischen Redakteurin aufzunehmen!?

 

Ein Zwischenspiel am Rande der Politik. Mag man darüber denken wie man will, erfreulich ist auf alle Fälle, dass die Sowjetreisenden von Westdeutschland und West-Berlin ehrlich begeistert waren und der fließend Deutsch sprechende Reiseleiter hier in Berlin erklärte: „Wir sind überaus freundlich empfangen und gut aufgenommen worden und hatten alle das Gefühl, dass man uns nicht als missliebige Ausländer, sondern von Mensch zu Mensch als Freunde betrachtet hat“. Das werden diese Leute, die alle der gehobenen Intelligenz angehörten, drüben in ihrer Heimat weitererzählen.

 

Seite 14   Zwölf Tage lang stand West-Berlin im Zeichen der Internationalen Filmfestspiele. 34 Länder waren vertreten, 144 000 Meter Film sind abgelaufen, 1137 ausländische Gäste zählte man, 124 Künstler, 400 Journalisten, am Kurfürstendamm hörte man zeitweilig mehr Französisch als Deutsch, die Backfische lieferten erbitterte Schlachten um die Autogramme ihrer Lieblinge, stürzten sich aber auch auf jede fremdländische Erscheinung, die eventuell auch „dazugehören" könnte.

 

Das künstlerische Ergebnis war mager. Anzuerkennen aber ist, dass kein politischer Misston die Veranstaltung trübte, wie bei den vergangenen Festspielen in Cannes. In Berlin sind, innerhalb und außerhalb des Festspielprogramms, jene Filme gelaufen, die in Cannes zurückgezogen werden mussten, wie Finnlands ehrlicher, illusionsloser „Unbekannter Soldat" und Frankreichs aufwühlender, nicht nur an unser deutsches Gewissen, sondern an das Gewissen der ganzen Welt appellierender KZ-Film „Nacht und Nebel".

 

 Außerhalb des Programms lief während der Festspiele der deutsche Film „Himmel ohne Sterne". Sein Thema ist die unglückselige Zonengrenze. Auch dieser Film ist künstlerisch nicht überzeugend, allzu gehäuft sind die Konflikte, allzu konstruiert die Situationen, und dennoch erscheint uns der Bundesfilmpreis, den er erhielt, gerechtfertigt, allein schon für den Mut, der — leider! — heute dazugehört, in Westdeutschland ein so unbequemes Thema anzupacken. Hoffen wir, dass der Bundesfilmpreis für „Himmel ohne Sterne", hier in Berlin zu Beginn der Festspiele verliehen, auch andere Produzenten, Verleiher und Regisseure dazu anreizt, die brennenden Probleme unseres deutschen Schicksals filmisch zu gestalten.

 

Seite 4   Tag der Heimat am 9. September. Aus der Arbeit der Berliner Landsmannschaften.

Foto: Am Tegeler See. Herr Lukat, Kreisbetreuer der Pillkaller und Geschäftsführer unserer Landsmannschaft in Berlin, hält Ausschau nach seinen Landsleuten, denen es schwer fällt, von der Kaffeetafel im Freien aufzubrechen, über die Fahrt berichten wir in dem Beitrag „Sonnlag am Tegeler See".

 

Im Büro unserer Berliner Landsmannschaft im Haus der ostdeutschen Heimat gibt es keine geruhsame Ferienstimmung. Kaum sind die Ferienkinder auf den Weg nach Westdeutschland gebracht — und welche mühevolle organisatorische Vorarbeit war dafür zu leisten! —, da beginnen schon die Vorbereitungen für den Tag der Heimat, den 9. September, der alle Berliner Heimatvertriebenen zu einer großen Kundgebung in die Waldbühne rufen wird. Wie im Vorjahr am Tag der Deutschen werden der Kundgebung ein evangelischer und ein katholischer Gottesdienst vorausgehen; nachmittags werden sich die Heimatkreise in ihren Lokalen treffen; ferner ist ein Trachtenfest im Sommergarten am Funkturm geplant. Am Vorabend werden sich die Berliner Heimatvertriebenen am Mahnmal am Reichskanzlerplatz zusammenfinden. Alles wird dafür getan, dass auch die einheimische Bevölkerung an unseren Veranstaltungen teilnimmt.

 

Vom 26. August bis 2. September veranstaltet Steglitz, der Patenbezirk der Berliner Landesgruppe der ostpreußischen Landsmannschaft, seine alljährliche Festwoche, die in diesem Jahr dem 150-jährigen Bestehen der Gemeindeverwaltung und dem Gedenken an Otto Lilienthal gilt. Ein fünfeinhalb Kilometer langer Festzug ist geplant, an dem die Berliner Landesgruppe teilnehmen wird, um die Verbundenheit der Ostpreußen mit Steglitz ru bekunden. Auf der Abschlusskundgebung Lichterfelder Stadion wird ostpreußische Jugend tanzen. Zu den Autoren der Festschrift zählt auch der Vorsitzende unserer Berliner Landesgruppe Dr. Matthee.

 

Seite 4   Berlin

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat".

 

29. Juli, 8.30 Uhr, Heimatkreis Mohrungen, Dampferfahrt ins Blaue, Treffpunkt: Beußelbrücke am S-Bahnhof Beußelstraße, Reederei Klahr.

 

29. Juli, 15.00, Heimatkreis Allenstein, Kreistreffen Lokal: Hansa-Restaurant Berlin NW 87. Alt-Moabit 47/48, Str.-Bahn 2, 3, 23, 25, 35 und 44.

 

29. Juli, 16.30, Heimatkreis Pr.-Eylau, Kreistreffen Lokal: Klubhaus am Fehrbelliner Platz, Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 185.

 

29. Juli, 17.00, Heimatkreis Braunsberg, Kreistreffen Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Straßenbahn 74 und 44.

 

29. Juli, 16.00, Ostpreußischer Gottesdienst in der Kirche zu Schlachtensee, Matterhornstraße.

 

5. August, 15 Uhr, Heimatkreis Ortelsburg. Kreistreffen Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, S-Bahn Wilmersdorf. Straßenbahn 44 und 74.

 

5. August, 15 Uhr, Heimatkreis Pillkallen/Stallupönen, Kreistreffen Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 15.

 

5. August, 15 Uhr, Heimatkreis Darkehmen, Kreistreffen Lokal: Zum Landsknecht, Berlin NW 21. Havelberger Straße 12. S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

 

5. August, 16 Uhr, Heimatkreis Lyck, Kreistreffen Lokal: Konditorei Bolt, Berlin SW 81, Yorckstraße 80/81, Straßenbahn 2, 3, 95, 96, S-Bahn Yorckstraße.

 

5. August, 16 Uhr. Heimatkreis Gumbinnen, Kreistreffen Lokal: Parkrestaurant Südende Steglitzer Straße 14/16, S-Bahn Südende, Bus A 32.

 

5. August. 16 Uhr. Heimatkreis Tilsit/Tilsit-Ragnit/Elchniederung, Kreistreffenf/Heimatspaziergang Lokal: Reinickendorfer Festsäle, Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32.

 

8. August. 19.30 Uhr. Heimatkreis Konigsberg/Bezirk Wedding. Bezirkstreffen Lokal: Beyer, Berlin N 65, Müllerstraße 126.

 

11. August. 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Schöneberg. Bezirkstreffen Lokal: Zur Sonne, Berlin-Schöneberg. Kolonnenstraße 51

 

11. August. 20.00 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Kreuzberg, Bezirkstreffen Lokal: Konditorei Bolt. Berlin SW 61, Yorckstraße 80/81.

 

11. August. 20.00 Uhr. Heimatkreis Königsberg/Bezirk Charlottenburg, Bezirkstreffen Lokal: Grafsche Gaststuben, Berlin-Charlottenburg, Wilmersdorfer Straße 21.

 

12. August, 8.00 Uhr, Heimatkreis Sensburg. Dampferfahrt nach Heiligensee. Abfahrt um 8 Uhr vom Halleschen Tor. Nähe Mehringplatz, mit Dampfer Rheinpfalz, Str.-Bahn 2, 3, 98, 99. U-Bahn Hallesches Tor.

 

12. August. 15 Uhr. Heimatkreis Wehlau/Tapiau, Kreistreffen Lokal: Vereinshaus Heumann. Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16

 

12. August. 15 Uhr. Heimatkreis Memel/Heydekrug/Pogegen. Kreistreffen/Sommerfest und Kinderfest Lokal: Parkrestaurant Südende, Steglitzer Straße 14/16. S-Bahn Südende.

 

12. August. 16 Uhr. Heimatkreis Rastenburg. Kreistreffen Lokal: Schultheiß am Lietzensee. Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 109. S-Bahn Witzleben.

 

12. August. 17 Uhr. Heimatkreis Neidenburtg/Soldau. Kreistreffen Lokal: Ideal-Klause. Berlin-Neukölln. Mareschstraße 14, S-Bahn Sonnenallee, Bus A 4.

 

Seite 5   Hannelore aus Berlin ist bei uns.

Es ist ein eigenartig Ding, wie das Haus das bislang nicht aus seiner Ruhe und aus dem Alltagstrott zu bringen war, nun widerhallt vom leichten Springen, von Stufe zu Stufe vom Hüpfen auf einem oder zwei Beinen über den Treppenabsatz, und vom Singen und Lachen einer ganz jungen Stimme, wie sie das Haus seit langen Jahren nicht mehr hörte. Denn Hannelore wird im Dezember erst neun Jahre alt, und dieses neunte Lebensjahr, das sich nun in wenigen Monaten rundet, zählt bei Hannelore noch gar nicht, belastet weder Sinn noch Körper und lässt Hannelore genauso hüpfen, springen, lachen und singen, als ob sie noch immer acht Jahre alt ist oder sieben Jahre. Und das Herunterhüpfen macht Hannelore viel mehr Spaß als das Heraufhüpfen, das sie zu Hause in Berlin-Tempelhof nur üben kann und das ja auch viel beschwerlicher ist als das Herunterhüpfen. Hannelore wohnt in Tempelhof im Keller, und wenn sie dort schon die ausgetretenen Ziegelstufen heraufgehüpft ist, landet sie schließlich im ewig schattigen, muffigen und düsteren Hof des Hinterhauses. Sie kann dann die „Olga" höchstens auf dem Aschenkasten sitzen lassen und das auch nur, wenn die „olle Troppauen" nicht zu Hause ist. Olga ist Hannelores Puppe, die nun die Sonne hier im Rheinland an der Ahr mit Hannelore zusammen zu spüren bekommt. Und die olle Troppauen ist die Hausverwalterin in Tempelhof und nach Hannelores Meinung genau „so eine" wie die Hexe aus Hansel und Gretel.

 

Hannelore hat flachsblonde Zöpfe (sie findet Bubikopf und Pferdeschwanz „dof"!), ihre Backen waren schmal und blass, als sie an der Ahr erschien, sozusagen ins Haus „flog". Hannelore überwand Stadt und Land, Fluss und Bach, Wiese und Wald zwischen Berlin und Köln mit dem Flugzeug, und das war „doll fein", sagt Hannelore, und sie sagt auch noch, dass sie gar keinen „Bammel" gehabt hätte.

 

Die Tage an der Ahr fliegen schnell dahin, so schnell wie die Mauersegler, die Hannelore, kurz bevor sie sich ins Bett kuschelt, jedes Mal „prima" bewundert und bewundert, wie sie sich durch die Giebel der Häuser schnellen. Vor allem aber bewundert sie die schnellen Vögel, weil sie sie in Tempelhof überhaupt noch nie gesehen hat.

 

An jedem Abend kann man an Hannelores Bäckchen die Zeit des Umherschweifens in Feld und Flur, die Sonnenstunden und den dadurch entstandenen größeren Appetit ablesen. Und jeden Abend strahlt aus Hannelores blauen Augen der Widerschein der sonnenbeschienenen und himmelblau überwölbten Ahr.

 

Hannelores Augen wären wahrscheinlich so groß und unwirklich geworden wie die jener Puppen, die für zwanzig Pfennig auf der Kirmes zu gewinnen sind, wenn sie den — gelinde gesagt — Meinungsaustausch der Hausbewohner mitangehört hätte, als die Einladung an die Ahr für ein Ferienkind erwogen wurde. Viele Stimmen waren nicht für Hannelore in die Urne gefallen. Nun aber Hannelore da ist, an der Ahr, sind viele Stimmen gegen ihre Abreise nach Tempelhof. Aber auch diese Wandlung weiß Hannelore nicht. Und es ist gut, dass sie dies alles nicht weiß.

 

Das alte Haus, in dem Hannelore ihre Ferien verbringt, ist ein ganz neues Haus geworden, seit sie die Treppen herauf- und herunterhüpft. Es ist, als ob alles neu renoviert wurde in dem alten Bau. Er ist licht und freundlich geworden, selbst im dunklen Treppenaufgang. Und wenn Hannelore eintritt, ins Haus, in den Treppenaufgang oder in eine Stube, scheint gleich die Sonne, wenngleich es draußen Bindfäden gießt. Auch die Menschen im alten Hause sind zu neuen Menschen geworden. Das Zipperlein vom alten Herrn Reimann ist wie weggeblasen, wenn er mit Hannelore im Garten Erdbeeren pflückt oder Kirschen erntet. Und gar nicht zu reden von Frau Bläser, die doch sonst so griesgrämig dreinschaut und die doch sonst jeden Fußstapfen im Treppenflur sofort beseitigen geht. Man sollte es kaum für möglich halten, Frau Bläser versuchte neulich der Hannelore die Quadrille aus den Tanzstundentagen beizubringen. Und darüber musste selbst das alte Fräulein Kummer lachen. „Nein sowas!", sagte sie nur, „nun wohne ich hier schon die langen Jahre, aber Frau Bläser habe ich noch nie tanzen gesehen, ich kenne sie eigentlich nur mit Besen und Staubtuch!" Fräulein Kummer lachte so, dass ihr Buckel schütterte. Man kann sie eigentlich als hübsch ansprechen, oder wenigstens muss sie in ihrer Jugendzeit hübsch gewesen sein, aber den Buckel kann man doch nicht übersehen. Ja, und dann versuchte auch Fräulein Kummer einige Quadrillen-Schritte. O ja, sie war in ihrer Jugend oft zum Tanze gegangen.

 

Eines Tages überreichte Frl. Kummer Hannelore zwei neue Kleider für Olga. Sie hat sie selbst genäht. Das versteht Frl. Kummer aus dem ff; damit verdient sie sich ja ihren Lebensunterhalt. Am Schönsten ist es aber immer, wenn die ganze Hausgemeinschaft mit Hannelore zum Thermalsprudel wandert, wenn Hannelore den Sprudel über sich laufen, gießen, sprühen und spritzen lässt. „Nein, sowas!", ruft dann Fräulein Kummer immer ein über das andere Mal. Und Hannelores Flachszöpfe werden dann pitschepatschenass, und ihre Augen werden dann wirklich so groß wie die von den Kirmes-Puppen für zwanzig Pfennig. Nur, die Puppenaugen sind bemalte Glasknöpfe, Hannelores Augen aber sprühen, spritzen, funkeln und leuchten dann wie der Thermalsprudel, wenn ihn die Sonne bescheint. Die Sonne trocknet auch gleich wieder Hannelores Flachskopf und kräuselt die Löckchen über der Stirn. Und wenn Hannelore dann aus dem Bad steigt, strahlt mit ihr die ganze Hausgemeinschaft und bewundert immer neu ihre Tauch- und Schwimmkünste. Dabei kann Hannelore gar nicht schwimmen, sie paddelt wie ein Hündchen. Doch sie durchquert auf diese Art das ganze Bassin. Und das muss doch bewundert werden.

 

Der schönste Tag war aber bisher für Hannelore der, an dem Herr Reimann das Federballspiel mitbrachte. An diesem Tag ging weder Herr Reimann in seinen Garten, noch Fräulein Kummer an ihre Nähmaschine. Auch Frau Bläser überließ Besen und Staubtuch ihrem eckenstehenden und -hängenden Schicksal. Alle spielten Federball mit Hannelore und waren abends todmüde und zum Umfallen, wie Fräulein Kummer feststellte.

 

Traurig war Hannelore in der ganzen Zeit bisher eigentlich nur einmal. Und das war, als sie von ihrem Vater erzählen musste, der am 17. Juni 1953 erschlagen worden war und um den nun Mutter trauert, so dass sie gar nicht mehr lachen kann. Und seitdem hat es Mutter auch so schwer, weil sie doch tagsüber arbeiten muss, um Hannelore eine Suppen kochen zu können. Mutter hat dann aber doch wieder eines Tages gelacht und sich gefreut. Und das war an dem Tage, an dem die Reise nach Köln mit dem Flugzeug und die Reise an die Ahr Wirklichkeit wurde. Mutter lachte am Flugzeug sogar so, dass ihr die Tränen in die Augen traten.

 

Um Mutter ein bisschen froh zu machen, hat Hannelore an Mutter geschrieben, vom Thermalsprudel und von den neuen Kleidern für Olga und dem Federballspiel, das Hannelore mit nach Tempelhof bringen wird, weil Herr Reimann es doch Hannelore geschenkt hat. Hannelore schrieb auch noch, dass Frau Bläser gar keine Hexe ist, obgleich ihr doch das Haus sogar gehört und sie nicht nur Verwalterin ist. Und dass sie, Hannelore, schon ganz viel braun gebrannt ist.

 

Und die Mutter antwortete sehr schnell und ermahnte Hannelore immer recht artig und bescheiden zu sein, und Hannelore möchte auch vorsichtig sein beim Baden, weil doch so sehr viele Unfälle geschehen. Hannelore zeigte die Antwort von Mutter der Hausgemeinschaft, und alle mussten Mutters Grüße an Herrn Reimann und Frau Bläser und Fräulein Kummer lesen und den Dank, den Mutter für Hannelores Betreuung aussprach. Alle aber streichelten Hannelore den Kopf und sagten, Hannelore wäre noch nie ungezogen gewesen. Und das wird Hannelore nun wieder an Mutter schreiben, aber erst, wenn es mal wieder so richtig regnet. Außerdem hat Hannelore noch viele Tage Zeit, sich den Sprudel über den Kopf brausen zu lassen und Federball zu spielen und über die neuen Modellkleider für Olga mit Fräulein Kummer zu schwätzen. Und da wird auch schon noch ein Tag sein, an dem man so richtig Lust hat, einen Brief zu schreiben.

 

Dass aber Fräulein Kummer ganz heimlich auch ein Kleid für Hannelore näht, weiß Hannelore gar nicht. Das soll am nächsten Sonntag die große Überraschung sein. Ebenso wie die neue Puppe, die Frau Bläser dann Hannelore in den Arm drücken wird. Die „Olga" ist auch schon zu unansehnlich geworden, und sie sieht so abgegriffen aus, und ein Arm fehlt ihr auch. An diesem Sonntag soll dann an den Rhein gegangen werden und mit einem der kleinen Dampfer gefahren werden, Kuchen und belegtes Brot werden mitgenommen, und darauf freuen sich schon Herr Reimann und Frau Bläser und auch Fräulein Kummer. Am allermeisten aber Hannelore, die vor Aufregung schon gar nicht mehr schlafen kann und statt einer nun schon zwei Stufen auf einmal herunterhüpft. E. Sch.

 

Seite 5   Die verschenkte Handschrift. Das Original des Hauptwerkes von Coppernicus nach Krakau gebracht

Es gilt im allgemeinen nicht als fein, zu verschenken, was einem nicht gehört; doch wurde diese löbliche Regel im Leben der Völker schon häufig durchbrochen, und in der kommunistischen Welt ist sie längst außer Kurs gesetzt.

 

So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass die kommunistischen Führer der Tschechoslowakei anlässlich ihres Staatsbesuches in Polen ihre Freundschaft mit dem rotdemokratischen Nachbarn durch ein großzügiges Gastgeschenk zu festigen gedachten, indem sie die kostbare Handschrift des Hauptwerkes von Coppernicus (diese Schreibweise seines Namens dürfte, da er sie selbst verwendete, die richtige sein) „De revolutionsbus orbium coelestium", der rotpolnischen Regierung überreichten. Sie verschenkten, was sie durch Wegnahme deutschen Besitzes nach 1945 an sich brachten, ein Vorgang, der zwar hinter dem Eisernen Vorhang üblich ist, für uns dadurch aber nicht das Merkmal einer „unrechtmäßigen Aneignung'' verloren hat.

 

Das berühmte Werk des großen Astronomen, das eine neue geistige Epoche der Menschheit einleitete, wurde erst kurz vor dem Tode des Domherrn von Frauenburg veröffentlicht. Die lateinische Handschrift mit zahlreichen Korrekturen des Gelehrten hatte ein wechselvolles Schicksal. Joachim Rheticus, ein Schüler des Coppernicus, erhielt sie aus der Hand seines sterbenden Lehrers und vererbte sie seinem Famulus, von dem der Heidelberger Professor Christmann das kostbare Autograph erwarb. Der große böhmische Pädagoge Johann Arnos Comenius, der Begründer der modernen Erziehungslehre, bewahrte die Handschrift durch alle Gefährlichkeiten seines bewegten Wanderlebens von Prerau nach Lissa, England, Schweden und Amsterdam, bis sie schließlich 1660 in den Besitz des Freiherrn von Nostitz gelangte. Ununterbrochen, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, blieb sie in der Bibliothek dieser deutschen Adelsfamilie in Prag.

 

Durch die Beschlagnahme deutschen Eigentums 1945 geriet das Manuskript des Werkes, das unser modernes Weltbild begründete, in tschechischen Staatsbesitz. Im Coppernicus-Jahr, das in Polen ganz im Zeichen der engstirnigen Deklarierung des großen Astronomen zum „verdienten Gelehrten Volkspolens" stand, wurde die Handschritt als Leihgabe nach Warschau gebracht, wo sie nun „für alle Zeiten" den Polen übereignet wurde, solchermaßen die „polnische Volkszugehörigkeit" des Frauenburger Domherrn zu „beweisen", der sich während seines Studiums in Bologna ausdrücklich der natio germanorum angeschlossen hatte. Das ehrwürdige Dokument der Geistesgeschichte wird nun in der Bibliothek der Universität in Krakau aufbewahrt werden.

 

Zu einer Zeit, da es noch keine engherzigen Abgrenzungen der Völker gegeneinander gab, da noch eine echte geistige Oberschicht in Europa mit der verbindenden Bildungssprache des klassischen Latein vorhanden war, diente dieser, seine Zeit weit überragende Mann mit seinem Werk der ganzen Menschheit. Heute aber sind in Polen sein Name und seine gewaltige geistesgeschichtliche Tat zu einem Teil jener nationalistischen Propaganda geworden, die kein Maß mehr kennt.

 

Seite 5   Gefallene oder verstorbene Künstler

Zu dem in Folge 29 veröffentlichten Beitrag über das Schicksal ostpreußischer Künstler schreibt uns Frau Hanna Schröder-Maus (Jevenstedt-Taich): „Nach langem Forschen nach dem Schicksal des Malers Emil Grau habe ich in Erfahrung gebracht, dass er, der sich nach der Ausbombung seiner Wohnung in Königsberg, Kalthöfsche Straße, im August 1944 nach Medenau begeben hatte, dort zusammen mit seiner Frau am 31. Januar 1945 bei strenger Kälte und hohem Schnee von den Russen ins rückwärtige Gebiet getrieben wurde. Schon nach etwa zwei Kilometern Marsch sind Herr und Frau Grau an der Straße liegengeblieben und also nach menschlichem Ermessen elend umgekommen. — Ich war seine letzte Schülerin (von 1940 - 1944)“.

 

Frau Margot Krumm (Solingen-Ohligs, Wilhelmstraße 16), teilt mit, dass die Graphikerin Liebgard Thiele im Dezember 1945 im Yorcklazarett in Königsberg an Hungertyphus gestorben ist. Mit dreihundert anderen verhungerten Königsbergern wurde sie in einem Massengrab vor den Toren der Stadt beigesetzt. — Liebgard Thiele war vornehmlich als Kachelmalerin bekannt geworden. Sie wirkte bei der Innenausstattung des Stauerhauses, der Jugendherberge und mehrerer Schulen mit. Von ihr stammte auch der Entwurf zum Wandteppich im Kneiphöfschen Rathaus.

 

Seite 5   Wahrung der Tradition der Universität Königsberg in Göttingen.

Die Göttinger „Akademische Turnverbindung", eine studentische Korporation an der Georg-August-Universität, hat dem Rektor der Universität Göttingen mitgeteilt, dass sie von nun an den Namen der ehemaligen Königsberger Turnerschaft „Albertia" führen wird, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass sie an der Pflege der Tradition der Albertus-Universität zu Königsberg mitwirken wolle. Damit widmen sich in Göttingen nunmehr drei studentische Gemeinschaften der Aufgabe, die Tradition der Albertina zu wahren: Neben der Turnerschaft „Albertia" sind dies die Burschenschaft „Gothia" sowie die „Landsmannschaft Ordensland" (bisher: „Vereinigung ostpreußischer Studierender"). Die Georg-August-Universität zu Göttingen übernahm vor einigen Jahren die vorläufige Patenschaft für die Königsberger Universität. Der „Göttinger Arbeitskreis" ostdeutscher Wissenschaftler gibt seit 1951 alljährlich ein „Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg Pr." heraus, das von Professor Dr. Goetz von Selle betreut wird, der zugleich die „Meldestelle der Ostuniversitäten" (Archiv des Universitäts-Kuratoriums Göttingen) leitet. Mit diesem „Jahrbuch" beteiligt sich die altehrwürdige, 1544 gegründete ostdeutsche Universität weiterhin am wissenschaftlichen Gespräch der Gegenwart.

 

Seite 5   Bücherschau

Der Auftakt der deutschen Ostwanderung. Robert Holtzmann: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Verlag Georg D. W. Callwey, München 34, 576 Seiten mit 53 Abbildungen, 19,50 DM.

 

In die Tage der großen Sachsenkaiser fällt u. a. die erste Begegnung des später heiliggesprochenen Missionars Adalbert mit den Pruzzen wie auch die Persönlichkeit Brun von Querfurts, deren Namen in der Geschichte unserer Heimat bis heute unvergessen sind. Das Geschichtswerk des Historikers Robert Holtzmann macht uns mit fünf deutschen Herrschergestalten bekannt, die leider für allzu viele Deutsche schon fast vergessen sind, obwohl sie doch fast ausnahmslos zu den großen Wegbahnern und Gestaltern des mittelalterlichen Reiches gehörten. Unter den beiden ersten Heinrich und den drei Ottonen, die als Nachfahren eines Widukind die Krone Deutschlands und die höchste Würde des Abendlandes trugen, ist der Weg zu jener Missionierung und Besiedlung Mittel- und Ostdeutschlands gewiesen worden, die sich dann in der Geschichte als die wohl größte Kulturtat der Deutschen erwiesen hat. Was nach dem Tode Karls des Großen starke Einbuße erlitten hatte, ist vor allem durch Heinrich den Ersten und Otto den Großen in ganz neuer Form wiedererstanden. Ohne die Errichtung und Behauptung der ersten Marken, ohne die Gründung der ersten Ostbistümer jener Zeit, der Klöster und Schulen wäre die spätere unvergessliche Leistung des Deutschen Ordens, der Hanse, des bald emporblühenden Bauern- und Bürgertums jenseits der Oder, der Weichsel und der Memel nicht zu denken gewesen. Holtzmann vermittelt auf wissenschaftlicher Grundlage ein packendes Bild der ungeheuren Leistung, die unter den fünf ersten ausgesprochen deutschen Kaisern vollbracht wurde. Wo sich so Großes anbahnte, da blieben freilich auch Rückschläge nicht aus, und die Fülle der dringenden Aufgaben führte oft genug dazu, dass hier und da auch ein Stillstand und Preisgabe errungener Positionen in Kauf genommen werden musste. Im Ganzen aber bietet sich uns eine der größten Epochen deutscher Reichsgeschichte dar, die wir nie vergessen sollten.

 

Emil Strauß: Ludens. Erinnerungen und Versuche. Carl Hanser Verlag, München. 320 Seiten, DM 14,50.

 

Der fast neunzigjährige Dichter erzählt in seinem neuen, autobiographischen Werk in der ihm eigenen formvollendeten Sprache von seinem äußeren Leben und in stärkerem Maße von dem Weg seiner inneren Entwicklung. Er berichtet von den Abgründen, von den bitteren Erfahrungen, die überstanden werden mussten, ehe er seine ersten Werke schaffen konnte, er schildert leidenschaftlich und mit unbedingter Wahrheitsliebe die Jahre asketischer Einsamkeit in einer Hütte am Bodensee und vorher die Zeit in Brasilien, immer nur in der Arbeit lebend. Was er unter Arbeit verstand, erkennt der Leser aus den drei kühnen Essays über Epik, Lyrik und Drama, aus den biographischen Teilen über die ersten religiösen Eindrücke und aus den „Tagebuchblättern", einer Verssammlung aus den Jahren von 1889 bis 1951. Dieser Lebensbericht umspannt fast ein Jahrhundert — eine Rückschau auf Glanz und Elend des künstlerischen, spielenden Menschen, des „homo ludens".

 

Seite 6   Knechte ihrer selbst. Polnischer Kommunistenführer deckt wahre Gründe des Posener Aufstandes auf.

Soll man streiken, ja darf man überhaupt streiken? In den Demokratien beantwortet sich die Frage des „Dürfens" ziemlich von selbst. Das Recht zum Streik gehört gewissermaßen zu den Grundrechten und leitet sich von der Ablehnung jedes staatlichen Zwanges und damit auch des Zwanges zur Arbeit ab. Problematisch wird die Angelegenheit nur insoweit, als mit diesem Recht, wie mit jedem anderen und der Freiheit selbst Missbrauch getrieben werden kann. Von der Einsicht der verantwortlichen Gewerkschaftsführer hängt es ab, ob das Mittel des Streiks sinnvoll gehandhabt oder sinnlos übertrieben angewendet wird. Von der Einsicht nämlich in die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten. Bei der Erkenntnis der Gefahr, dass der Arbeiter sich unter Umständen ins eigene Fleisch schneidet, findet das theoretische Streikrecht in der Praxis seine Grenze.

 

Anders liegen die Dinge natürlich in den Ländern, die von sich behaupten, sie seien von Arbeitern und nur zu Nutz und Frommen der Arbeiter regiert und die sich deshalb „Volksdemokratien", zu Deutsch „Volksherrschaft" nennen. Da auch die Fabriken als sogenannte „volkseigene Betriebe" angeblich den Arbeitern gehören, würde, so heißt es, jeder Streik gegen die Streikenden selbst ausschlagen. Diese reichlich ominöse Vernebelungstheorie ist jetzt wieder von Funktionären des sowjetzonalen Gewerkschaftsbundes bei einer Aussprache mit westdeutschen Gewerkschaftlern in den Vordergrund geschoben worden: „Wogegen sollten wir streiken? Gegen uns selbst? Dann wären wir mehr als dumm“. Das alles hört sich zwar sehr schön an, die Botschaft hört man wohl, allein es fehlt der Glaube auch schon bei vielen Arbeitern hinter dem Eisernen Vorhang. Wo die Arbeiter wirklich die Herren ihrer selbst wären, dürften Aufstände wie die in der Sowjetzone und jetzt in Posen schlechthin undenkbar sein. Denn an das Märchen, das sei nur das Werk westlicher Provokateure gewesen, glauben auch die eingefleischtesten Stalinisten nicht mehr.

 

Jetzt nun hat zum ersten Male ein führender Kommunist zugegeben, dass die schlechten Lebensbedingungen Hauptursache der Unruhen von Posen gewesen sind. In einer Rede auf einer Sitzung des Zentralkomitees der polnischen Kommunistischen Partei, die jetzt von der Polnischen Nachrichtenagentur — natürlich nach gründlicher Zensur — veröffentlicht wird, nannte der Erste Sekretär der Partei, Ochab, die ungünstigen Lebensbedingungen der arbeitenden Bevölkerung und die schlechte Wirtschaftslage in Polen als die Hauptursachen für den Aufstand. Er bezeichnete es als falsch, „die Aufmerksamkeit auf die Machenschaften der Provokateure und imperialistischen Agenten zu konzentrieren“. Die Wurzeln des Aufstandes liegen im Sozialen und sind für die Partei ein Warnsignal, sagte Ochab, die gestörten Beziehungen zwischen der Partei und der arbeitenden Bevölkerung zu überprüfen. Eine Analyse der Zwischenfälle habe ergeben, dass die „Gefühllosigkeit und der Bürokratismus der zentralen und lokalen Behörden einen bedeutenden Anteil hatten". Die „schmerzlichen Zwischenfälle" in Posen ständen in einem engen Zusammenhang mit dem unbefriedigenden Lebensstandard der Arbeiter. Die im Rahmen des Sechs-Jahre-Planes erreichte Verbesserung sei „höchst ungenügend".

 

Ochab erklärte, dass die Arbeiter der Posener Zispo-Werke, in denen der Aufstand am 28. Juni begann, ihre Produktion „unter dem Druck höherer Arbeitsnormen" um 24,6 Prozent erhöht hätten. Die Löhne seien jedoch auf Grund des geänderten Lohnsystems zurückgegangen.

 

„In weiten Teilen der Bevölkerung", fuhr Ochab fort, „griff die Überzeugung um sich, dass die Partei und die Regierung nicht alles in ihrer Macht Stehende getan haben, um den Arbeitern und Angestellten in ihrer schwierigen materiellen Lage zu helfen“. Die Folge sei eine zunehmende Unzufriedenheit der arbeitenden Massen gewesen.

 

Zur „militärischen Seite" der Unruhen sagte Ochab, die Sicherheitsorgane, in Posen seien „auf den Aufstand nicht vorbereitet gewesen". Die Unaktivität und mangelnde Orientierung vieler Parteiorganisationen während des Posener Aufstandes seien erschütternd gewesen.

 

Aufgabe der Kommunistischen Partei muss es sein, betonte der KP-Chef, aus den Ereignissen in Posen die richtigen Schlüsse zu ziehen und sich nicht durch die Tatsache ablenken zu lassen, dass der Feind den Demokratisierungsprozess für seine Zwecke auszunutzen versuche. Die ganze Partei müsse jetzt im vollen Bewusstsein ihrer Pflichten und Verantwortung alle ihre Kräfte auf die Stärkung der Bindungen mit den großen Massen, auf die Verbesserung des Lebensstandards und auf die weitere Demokratisierung des politischen Lebens konzentrieren. Gleichzeitig sagte Ochab eine Erhöhung der Löhne um dreißig Prozent im Laufe der nächsten fünf Jahre und den Bau von 1,2 Millionen Wohnungen im gleichen Zeitraum zu.

 

Soweit der Erste Sekretär der polnischen Kommunistischen Partei. Aber wie kann überhaupt in einem „Arbeiterstaat" die arbeitende Bevölkerung schlechte Lebensbedingungen haben? Bei Marx las man es einst anders. Das Leben geht offenbar doch ganz andere Wege, als es sich dieser Theoretiker erträumt hat. Wo gegen streikende Arbeiter Panzer eingesetzt werden und noch dazu im Namen dieser Arbeiter selbst, da stimmt die graue Theorie ganz und gar nicht. Im kommunistischen Herrschaftsbereich sind die Arbeiter in der Praxis nicht die Herren, sondern die Knechte ihrer selbst und die Knechte eines Heeres, kommunistischer Funktionäre.

 

Seite 6   Bulganin warnt...

Allen „nationalen Sonderwünschen" und jeder Forderung nach einer „Ausweitung der Demokratie" in den Ländern der kommunistischen Welt hat der sowjetische Ministerpräsident Bulganin ein entschiedenes Nein entgegengesetzt. Auf einer Kundgebung in Warschau erklärte er, die Wünsche widersprächen den Interessen der Völker und verletzten die Sache des Sozialismus und der Demokratie. Er sagte: „Es würde ein Irrtum sein, nicht zu bemerken, dass im Zusammenhang mit dem Kampf gegen den Personenkult nicht nur feindselige und opportunistische Elemente aktiver geworden sind, sondern dass auch unbeständige Kreise in unseren eigenen Reihen zum Vorschein gekommen sind. Diese Leute, die durch die feindliche Propaganda irregeführt wurden, legen individuelle Vorschläge in Verbindung mit dem Personenkult ungenau aus. Diese Haltung spiegelt sich auch in einigen Zeitungen der sozialistischen Länder, einschließlich Polens, wider“. Die „Schwankenden" in den eigenen Reihen hätten kommunistische Presseorgane dazu benutzt, „ihre giftige Saat zu säen“.

 

 

Polen habe erst durch den Sozialismus seine nationale Einheit „in allen polnischen Landen innerhalb seiner Grenzen" gefunden, „einschließlich der wieder angegliederten Westgebiete, die jahrhundertelang unter deutscher Kolonialherrschaft standen", erklärte Bulganin. Er schloss mit dem nachdrücklichen Hinweis, dass die ideologische und organisatorische Festigung der Kommunistischen Partei in allen Ländern die wichtigste Aufgabe der Gegenwart sei.

 

Seite 6   Radio Moskau berichtet...

Die sowjetrussische Presse und der Rundfunk hatten sich bisher aus den Auseinandersetzungen über die Oder-Neiße-Linie herausgehalten. Nun brachte der Moskauer Rundfunk am 19. Juli erstmalig wieder einen Bericht über die „Wiederaufbauerfolge in den polnischen Westgebieten" und bezeichnete die letzten zwölf Jahre des Wirkens der „polnischen Volksmacht" in diesen Gebieten als eine „Periode stürmischer Wiederherstellung der Volkswirtschaft und Kultur". Ausführlich werden die Ereignisse der polnischen Industrialisierung in den niederschlesischen Gebieten und in den deutschen Küstenstädten geschildert. Jede Erwähnung der politischen Problematik der Zugehörigkeit dieser Gebiete zu Polen wurde vermieden.

 

Seite 6   Eden: Truppen verringern. England befürwortet Verhandlungen mit Sowjets.

Der britische Premierminister Eden sprach sich im Unterhaus für Bemühungen um eine Begrenzung und Kontrolle der Versuche mit Atom- und Wasserstoffbomben aus. Bei der Eröffnung der außenpolitischen Debatte befürwortete er gleichzeitig Verhandlungen mit der Sowjetunion über gegenseitige Garantien und über eine „Begrenzung der Streitkräfte in bestimmten Gebieten", die aber schrittweise vor sich gehen und mit Fortschritten bei der Wiedervereinigung Deutschlands verbunden sein müsse. Eden bestätigte, dass Großbritannien zusammen mit seinen Verbündeten um eine Neubewertung der gegenwärtigen strategischen Erfordernisse bemüht sei.

 

Eden vertrat die Ansicht, dass ein Weltkrieg wegen der abschreckenden Wirkung der Atomwaffen unwahrscheinlich geworden sei. Die veränderte militärische Lage hätte zur Folge, dass auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs die strategischen Vorstellungen überprüft würden. Nach Ansicht Edens treten in der Sowjetunion wirkliche Veränderungen ein. Er vertrat die Überzeugung, dass in den kommunistischen Ländern Kräfte wüchsen, die eine Rückkehr zum Stalinismus nicht leicht machen würden. Im Westen würde man einen Fehler begehen, wenn man dies nicht verstehe. Es handele sich um einen „ganz normalen Prozess in der Geschichte der Revolution".

 

In der Frage einer möglichen Verminderung der Streitkräfte betonte Eden: „Es kam niemals in Frage, dass wir eine plötzliche oder besondere Entscheidung fällen würden, die das ganze militärische Gerüst unserer westlichen Einheit in Verwirrung gebracht hätte. Aber wenn unsere Allianz lebenskräftig bleiben und weiterhin das Vertrauen der Völker genießen soll, dann muss sie sich ständig einer sich veränderten Welt anpassen“.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

29. Juli: Bartenstein, Haupttreffen in Nienburg, Gaststätte Dierks.

Pr.-Eylau, Haupttreffen In Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

 

4. und 5. August: Neidenburg, Haupttreffen in der Patenstadt Bochum, Nord- und Süd-Börsenhalle.

 

5. August: Johannisburg in Bremen, Gaststatte „Zum Kuhhirten", Haltestelle Kirchweg.

Pr.-Holland, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Pillau in der Patenstadt Eckernförde, Gewerkschaftshaus und Hotel „Kaiserhof“-Vogelsang.

Angerapp in Hamburg-Sülldorf, (S-Bahn-Station) in der Gaststätte „Sülldorfer Hof".

 

12. August: Heiligenbeil, Haupttreflen in Lehrte. Memelkreise in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 Fischhausen in Pinneberg.

Rastenburg in Hamburg-Nienstedten. Elbschloßbrauerei.

 

19. August: Gumbinnen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Lötzen, Haupttreffen in der Patenstadt Neumünster, „Reichshalle", Altonaer Straße.

Gerdauen, Haupttreffen in Rendsburg, Bahnhofshotel.

Lyck in Hannover, Pallaschs Gaststätte (Mühlenpark), Ratewiese 18

 

26. August: Ortelsburg in Neumünster, Reichshalle, Probstenstraße 1.

Wehlau, Hauptkreistreffen in Syke.

Insterburg Stadt und Land in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

 

2. September: Allenstein Stadt und Land in der Patenstadt Gelsenkirchen. Hans-Sachs-Haus.

Bartenstein in Hamburg-Sülldorf, „Sülldorfer Hof".

Ebenrode (Stallupönen) in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Gumbinnen in Berlin.

Heiligenbeil in Schwerte. Gaststätte „Freischütz".

Johannisburg in Dortmund.

Lyck in Neumünster. Reichshalle.

Osterode in Kiel, Gaststätte „Eichhof".

Sensburg in der Patenstadt Remscheid.

Tilsit-Stadt, Tilsit-Ragnit, Elchniederung in Frankfurt am Main - Schwanheim, Saarbrückenstraße, „Turnhalle", Endstation der Straßenbahnlinie 21.

Angerburg in Siegburg, Lindenhof. Kronprinzenstraße 5

 

15. und 16. September: Elchniederung, Haupttreffen in Nordhorn (Patenkreis). 1

 

6. September: Rastenburg in Hannover. Kurhaus Limmerbrunnen.

 

23. September: Insterburg Stadt und Land in Frankfurt am Main, Ratskeller.

 

Memel, Heydekrug, Pogegen

Das nächste Heimattreffen der Kreise Memel, Heydekrug und Pogegen wird am 12.08. in Hannover-Limmer, im Kurhaus Limmerbrunnen, stattfinden. Der Beginn der Veranstaltung ist auf elf Uhr festgesetzt. Es wird sprechen der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise, Oberregierungs- und Schulrat a. D. Richard Meyer.

 

Elchniederung. Busfahrt Mülheim-Ruhr nach Nordhorn

Zum Haupttreffen des Kreises Elchniederung am 12. August in Nordhorn will Landsmann Heinz Just, Mülheim-Ruhr-Speldorf, Saarnerstraße 448, die Leitung einer Busfahrt von Mülheim-Ruhr und Umgegend übernehmen. Landsleute, die an der Fahrt teilnehmen wollen, werden gebeten, sich mit ihm in Verbindung zu setzen.

 

Gumbinnen. Carl Adomat-Sodeiken verstorben.

Fern seiner Heimat in Hann. Münden verstarb im 82. Lebensjahre Herr Adomeit-Sodeiken. Mit ihm ging einer der besten Kenner unserer Heimatprovinz von uns. Er hatte eine umfangreiche Kenntnis der ostpreußischen Landwirtschaft und besonders auch unseres Heimatkreises. Als Pferdezüchter war er weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Unserer heimatpolitischen und wirtschaftlichen landsmannschaftlichen Arbeit folgte er mit allergrößtem Interesse. Wir werden in Dankbarkeit stets seiner gedenken!

 

Sondersitzung der Landwirte u. Gewerbetreibenden am 19. August in Hamburg

Gelegentlich des Kreistreffens am 19. August findet eine Sondersitzung der Landwirte und Gewerbetreibenden statt. Tagungsort: Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee 372, „Elbschloßbrauerei." 12 Uhr: Aktuelle Fragen zum Lastenausgleichsgesetz, Referent: Herr Walter, stellvertretender Leiter für den Regierungsbezirk Gumbinnen bei der Heimat-Auskunftstelle 24, Lübeck. Anschließend Aussprache.

 

Ich bitte, sich den Termin jetzt schon zu notieren und den interessanten Vortrag nicht zu versäumen. Ich möchte dringend bitten, allen Nachbarn und Gumbinner Bekannten Bescheid zu sagen!

 

Das genaue Programm des diesjährigen Kreistreffens im norddeutschen Raum wird noch durch das Ostpreußenblatt veröffentlicht werden!

Auf Wiedersehen am 19. August in Hamburg!

Hans Kuntze, Kreisvertreter Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4

 

Tagung des Handwerks in Bielefeld

Auf der im Rahmen des Gumbinner Haupttreffens in der Patenstadt Bielefeld am 23. Juni im „Haus des Handwerks" stattgefundenen Handwerkerversammlung konnte der Unterzeichnete einen, in Hinblick auf die weite Zerstreuung der Gumbinner im Bundesgebiet, recht guten Besuch feststellen. Als Vertreter des Bielefelder Handwerks waren Kreishandwerksmeister Wichert, sowie die beiden Geschäftsführer der K. H. und von der Handwerkskammer Dr. Britze erschienen. In seinen Ausführungen über die augenblickliche Lage des Gumbinner Handwerks begründete der Unterzeichnete die vorhandenen Wünsche nach einer engeren Verbindung mit dem Bielefelder Handwerk. Nur zu einem kleinen Teil ist es den Gumbinner Kollegen gelungen, wieder einen eigenen Betrieb zu eröffnen. Der größte Teil befindet sich in unselbständiger Stellung oder ist arbeitslos. Während die Selbständigen bei ihren neuen Innungen und Kreishandwerkerschaften Rat und Unterstützung finden, gelte es, besonders den noch nicht eingegliederten Handwerkern beizustehen. Die Betreuung soll sich auf alle in Frage kommenden Gebiete erstrecken, insbesondere auf die Beratung in handwerklichen Angelegenheiten, sowie auf die Lehrstellenvermittlung von Handwerkersöhnen, die in abgelegenen Gebieten keine passende Lehrstelle finden, ferner auf den Besuch von Kursen in den Ausbildungsstätten des Bielefelder Handwerks, die Vermittlung verwaister oder auslaufender Betriebe an noch nicht eingegliederte oder junge Gumbinner Handwerksmeister und anderes mehr. Kreishandwerksmeister Wichert sagte die Bereitwilligkeit zur Hilfeleistung in gewünschtem Sinne zu. Auf seine Anregung wurde die Bildung eines Ausschusses von Gumbinner Handwerkern beschlossen, der unter Leitung von Dipl.-Ing. Goldbeck die praktische Durchführung der Betreuung mit der Kreishandwerkerschaft besprechen soll. Mit der Feststellung, dass die Zusammenkunft als erster positiver Schritt auf dem Wege zu einem echten Patenschaftsverhältnis zwischen dem Bielefelder und Gumbinner Handwerk zu werten sei, konnte die Versammlung geschlossen werden. Fritz Schacknies

 

Dritte Freizeit der Gumbinner Jugend in Bielefeld vom 28. September bis 1. Oktober (Jugendherberge Sieker)

Freitag 28. September: Eintreffen der Teilnehmer (möglichst bis 17 Uhr). 20 Uhr: Bilder aus der Geschichte des Ordenslandes Preußen, Mittelschullehrer Hefft, Celle. — Sonnabend, 29. September: 9 bis 10 Uhr: Gottesdienst, Pfarrer Plitt; 10.15 Uhr: Begrüßung durch Oberbürgermeister Ladebeck; 10.30 Uhr: Geschichte und Wirtschaft von Bielefeld, Verkehrsdirektor Fuchs: 11.30 bis 12.30 Uhr: Gumtinnen die nordöstlichste Regierungshauptstadt Preußens und Deutschlands, Mittelschullehrer Hefft; 14.30 bis 18 Uhr: Studienrätin Lütgert mit dem Chor der Cecilienschule Bielefeld, Rektor Schukat: Bie ons to Huus. Für die Teilnehmer der Freizeit: Erzählerwettbewerb in heimatlicher Mundart. Wer sich daran beteiligen will, möge jetzt schon üben! 20 bis 22 Uhr: Lichtbildervortrag über Stadt und Land Gumbinnen (Herr Gebauer). — Sonntag, 30. September: 8.30 Uhr: Zweck und Ziel der landsmannschaftlichen Arbeit, Kreisvertreter Kuntze; 9 bis 12 Uhr: Begegnung mit der Jugend der sowjetisch besetzten Zone (mit Lichtbildern), Prof. Wolfrum, Göttingen, früher Elbing; 14 bis 18 Uhr: Spaziergang zur Sparrenburg; 20 bis 22 Uhr: Bunter Abend mit der Spielschar der DJO. — Montag, 1. Oktober: 8 Uhr: Abfahrt zur Besichtigung von Bethel und Besichtigung eines Industriebetriebes. Anschließend Abreise.

 

An allen Veranstaltungen nehmen wieder Abordnungen Bielefelder Schulen teil. — Die Teilnehmerliste ist geschlossen. Es konnten leider jetzt eingegangene Anmeldungen nicht mehr berücksichtigt werden. Sie werden für die Teilnahme an der Freizeit im Frühjahr 1957 vorgetragen, deren Termin im Ostpreußenblatt bekanntgegeben wird.

 

Jugendstunde in Hamburg am 19. August

Auf Wunsch der Freizeitteilnehmer und der in und um Hamburg wohnenden Jugendlichen findet am 19. August, 14 Uhr, beim Kreistreffen in Hamburg, Elbschloßbrauerei, Elbchaussee 374, eine Jugendstunde statt.

 

Immer mehr zeigt es sich, dass die Zahl der jugendlichen Teilnehmer bei den Kreistreffen zunimmt. Es besteht der Wunsch des Sich-Kennenlernens, wie es „zu Hause" der Fall gewesen wäre. Auch Berufsfragen werden gemeinsam durchgesprochen — es ergeben sich da auch Möglichkelten in der Patenstadt Bielefeld. Es erlebt der Einzelne, dass er als jugendlicher Gumbinner nicht allein dasteht.

 

So wünsche ich für den 19. August einen zahlreichen Besuch! Für ein reichhaltiges Programm ist gesorgt!

Hans Kuntze, Kreisvertreter, Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4

 

Ebenrode (Stallupönen). 800 Landsleute in Essen-Steele

Das Heimatkreistreffen am Sonntag, dem 15. Juli, in dem schönen Restaurant Stadtgartensaalbau in Essen-Steele war trotz ungünstiger Witterung, wie im vergangenen Jahr sehr gut besucht, denn es waren etwa achthundert Personen erschienen, darunter auch Landsleute aus der sowjetisch besetzten Zone, die bei Verwandten im Ruhrgebiet zu Besuch waren.

 

Der Einladung von Frau Eva Haßler, geb. Kopitz, waren viele ehemalige Stallupöner Realgymnasiasten und Luisenschülerinnen gefolgt. Nach der Begrüßungsansprache und Totenehrung durch den Kreisvertreter sprach Landsmann Poley namens der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen über das angestammte Recht auf unsere Heimat. Lehrer Lenuweit aus Holtenau (Jodszen), jetzt in Essen, zeigte Lichtbilder aus unserem Heimatkreis. Ein geselliges Beisammensein mit Musik und Tanz hielt unsere Landsleute bis in die späten Abendstunden zusammen.

 

Das Programm für das Haupttreffen am 2. September in Hamburg, Elbschloßbrauerei-Ausschank, Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee 374, wird noch bekanntgegeben werden.

 

Ferienaufenthalt auf dem Hohen Meißner

Wie bereits berichtet, verbrachten vierzehn Kinder aus West- und Ostberlin auf Einladung der Patenstadt Kassel in der Jugendherberge auf dem Hohen Meißner (nicht auf dem Dörnberg) unter Begleitung von Lehrerin Frau Frieda Hennig-Eydtkau, jetzt in Berlin, einen Ferienaufenthalt vom 9. bis 23. Juli. Kreisausschussmitglied Walter Gudlat-Eydtkau, jetzt in Kirchbauna bei Kassel, hat die Kinder dort im Namen unseres Kreises begrüßt.

 

Gesucht werden:

Arbeiter Fritz Scheidereiter und Landwirt Willi Lottermoser, aus Föhrenhorst;

Frau Beek, Ebenrode, Schirwindter Straße 4 oder deren Angehörige;

Bauer Otto Brandtstädter, Dorf Trakehnen;

Friedrich Danappel und Lina Danappel und deren Sohn Otto Danappel, aus Lerchenborn (Ackmonienen).

de la Chaux, Kreisvertreter (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67

 

Angerapp. Kreistreffen in Hamburg am 5. August

Das nächste Kreistreffen findet am 5. August in Hamburg wie in den Vorjahren Im Lokal „Sülldorfer Hof" statt. Zu erreichen mit der S-Bahn vom Hauptbahnhof bis Sülldorf Richtung Wedel. Ich bitte um recht zahlreichen Besuch.

 

Am 15. des Monats fand in Hannover das diesjährige Kreistreffen statt. Wegen des den ganzen Tag anhaltenden Regens war die Beteiligung nicht so zahlreich wie in den früheren Jahren. Trotzdem stand das Treffen, das im herrlich gelegenen Lokal Döhrener Maschpark stattfand, im Zeichen der Wiedersehensfreude. Eine Kapelle sorgte am Nachmittag für Unterhaltung und Tanz.

Wilhelm Haegert, Kreisvertreter Düsseldorf, Zaberner Str. 42

 

Sensburg

Ich begrüße die Teilnehmer an unserm ersten Jugendfreizeitlager in Burg bei Remscheid und wünsche allen recht nette Stunden. Benutzt die Tage, die Erinnerung an die Heimat aufzufrischen und alte Beziehungen neu zu knüpfen.

 

Ich weise nochmals darauf hin, dass unser Karteifuhrer Gustav Waschke nun in Remscheid, Lenneper Straße 15 II wohnt und alle Wünsche betr. Anschriften und Verbleib von Landsleuten an obige Anschrift direkt zu richten sind. Auf das Kreistreffen in Remscheid am 2. September weise ich erneut hin und bitte die nächsten Folgen des Ostpreußenblattes wegen der Zeiteinteilung genau zu verfolgen.

Albert v. Ketelhodt. Kreisvertreter, Ratzeburg, Kirschenallee 11

 

Bundes-Sängertreffen in Stuttgart

Alle Ostpreußen, Westpreußen und Danziger, die zum Bundes-Sängertreffen vom 2. bis 5. August in Stuttgart sind, finden dort ihre Landsleute: in der Gaststätte „Silberburgstuben“, Stuttgart-W, Silberburgstraße 68, Tel. 6 13 09 (Straßenbahnlinie 8, Station „Johannesstraße“.) – imCafé „Hauptmannsreute“ (Micks-Danzig), Stuttgart-N, Lenzhalde 20, Telefon 9 01 76 (Straßenbahnlinie 7, Station, „Schottstraße“) – und bei Walter Bistrick, Bernstein-Museum, Stuttgart-O, Haußmannstraße 70, Telefon 4 15 87 (Straßenbahnlinie 8, Station „Urachplatz“), auch sonntags geöffnet, Eintritt frei, Treffpunktbuch, Telefondienst.

 

Seite 7   Rastenburg

Achtung Rastenburger!

Unsere Kreistreffen finden in diesem Jahre wie folgt statt:

 

1. Am Sonntag dem 12. August, in Hamburg, jedoch nicht wie bisher In der „Elbschlucht“ (dieses Lokal macht wegen Umbaus und Verkaufs keine Kreistreffen mehr), sondern in Hamburg-Nienstedten in der Elbschloßbrauerei. Die Elbschloßbrauerei ist zu erreichen ab Hauptbahnhof Hamburg mit der S-Bahn bis Kl.-Flottbek oder mit der S-Bahn bis Othmarschen, dann Omnibus 86 bis Nienstedten, oder Straßenbahn 11 oder 12 bis Bahrenfelder Rennbahn, dann übersteigen in Omnibus 86 oder Straßenbahn 6 bis Parkstraße, dann übersteigen in Omnibus 86, oder Omnibus 36 ab ZOB am Hauptbahnhof bis Teufelsbrücke oder Sieberlingstraße (der letzte Bus geht allerdings Sonntag erst ab etwa 11 Uhr).

 

2. Das übliche Treffen in Hannover findet in diesem Jahre am Sonntag, dem 16. September im Kurhaus Hannover-Limmerbrunnen statt.

 

Unsere Patenschaftsverhandlungen stehen nun auch kurz vor dem Abschluss und werden hoffentlich zu aller Zufriedenheit ausfallen. Näheres darüber auf den beiden Kreistreffen.

 

Bei beiden Treffen werden die Orts- und Bezirksvertreter sowie die Kreisausschussmitglieder gebeten, sich um 12 Uhr zu einer kurzen Besprechung bereitzuhalten.

 

Ich hoffe auf recht rege Teilnahme, da das Interesse aller wohl bei einem näheren Bericht über unsere Patenschaft liegen wird.

Heinrich Hilgendorff. Kreisvertreter Flehm, Post Kletkamp über Lütjenburg

 

Lötzen. Lötzener Sportler in Berlin

Die Sportkameraden des Sportvereins Lötzen, die anlässlich der Deutschen Leichtathletikmeisterschaften und der Traditionskämpfe der ostdeutschen Leichtathleten vom 17. bis 19. August in Berlin weilen, treffen sich im Anschluss an die Wettkämpfe mit den Berliner Kameraden und deren Familien am 17. August. 20 Uhr, im „Haus der Festlichkeiten" (kleiner Festsaal) in Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 122/24. S-Bahnhof Schöneberg.

 

Haupttreffen in Neumünster am 19. August

Am Sonntag, dem 19. August, ist in Neumünster in der „Reichshalle", Altonaer Straße, das Jahreshaupttreffen der Kreisgemeinschaft Lötzen in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V.

 

Um 14 Uhr findet im gleichen Lokal die Mitgliederversammlung der Kreisgemeinschaft statt, wozu gemäß § 7 der Satzung des Kreisvereins hiermit freundlichst eingeladen wird.

 

Tagesordnung: 1) Wahl des Gesamtvorstandes und der weiteren Mitglieder des erweiterten Beirats. 2) Wahl von zwei Kassen- und Haushaltsprüfern. 3) Erteilung der Entlastung des gesamten Vorstandes. 4) Festsetzung des Mitgliedsbeitrages.

 

Infolge des zögernden und nur mangelhaft eingehenden Jahresbeitrages von zwei Mark je Lötzener Familie ist leider aus Mangel an Mitteln nicht möglich, den Mitgliedern die Kosten der Reise zu erstatten.

Werner Guillaume, Kreisvertreter. Curt Diesing, Kreisgeschäftsführer

 

Johannisburg. Kreistreffen in Bremen am 5. August

5. August, erstes Heimattreffen in Bremen, Gasthaus „Zum Kuhhirten". Beginn 11 Uhr, Gaststätte ist ab 9 Uhr geöffnet. Zu erreichen ab Hauptbahnhof mit der Linie 4 in Richtung Arsterdamm bis Kirchweg, nach fünfzig Metern Fußweg links ab zur Gaststätte etwa acht Minuten Fußweg. Tagesfolge wie bisher bei den anderen Treffen.

 

Gesucht werden:

Martha Kuschmierz, Kl.-Wiartel, vor drei Jahren auf dem Treffen in Herne gesehen worden;

Apotheker Herrnring, Sohn des Apothekers Herrnring, Gehlenburg;

Anschrift wird für Schadensfeststellung benötigt; Otto Klopoteck, Schmied und Kraftfahrer, Seehöhe.

F. W. Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen bei Hannover

 

Ortelsburg

1. Die Kreisgemeinschaft Ortelsburg heißt nachstehende Landsleute, die im Monat Juni 1956 aus dem Heimatkreis Ortelsburg nach Westdeutschland gekommen sind, herzlich willkommen

 

Karl Pillat, geb. am 06.09.1890,

Lina Pillat, geb. Kaska, geb. am 17.05.1888, beide aus Gellen, Kreis Ortelsburg.

 

2. Wer kennt die Anschriften des Milchviehleistungs-Inspektors und der Milchviehkontrollassistenten aus dem Kreise Ortelsburg? Es wird gebeten, diese der Kreisgeschäftsstelle zu melden.

 

3. Wer könnte Auskunft über die Spareinlagen und Konten bei der Raiffeisenkasse in Mensguth geben?

 

4. Am 25. Juli 1956 begeht der Vertrauensmann der Gemeinde Grammen, Kaufmann Gustav Romotzki, (20) Altenhagen bei Celle, seinen 70. Geburtstag. Zu diesem Ehrentage gratuliert die Kreisgemeinschaft diesem langjährigen Mitarbeiter auf das herzlichste.

 

5. Suchdienst! Gesucht wird:

Erich Kostrzewa, geboren am 20.11.1923 in Ortelsburg, Ostpreußen, gewohnt in Ortelsburg, Ernst-Mey-Straße 18. Erich Kostrzewa ist seit dem 26. Juni 1944 bei Bobruisk (Russland), Mittelabschnitt, vermisst und zuletzt von einem Heimkehrer in Russland gesehen worden. — Mitteilungen sind zu richten an die Mutter des Vorgenannten, Frau Luise Kostrzewa, (24) Pinneberg/Holstein, Richard-Köhn-Straße 53.

 

6. Und wieder wurde einer unserer verdienten Mitarbeiter aus unserer Mitte gerissen. Nach langer Krankheit starb der Vertrauensmann der Gemeinde Mensguth-Dorf, Paul Wischnewski, (17b) Donaueschingen, Drosselweg 9, im Alter von 63 Jahren. Ein Herzschlag setzte seinem Schaffen im Krankenhaus Villingen ein Ende. Die Kreisgemeinschaft spricht seiner Familie und seinen Angehörigen herzliche und tiefempfundene Anteilnahme aus.

Max Brenk, Kreisvertreter Hagen (Westf), Elbersufer 24

 

Osterode. 1300 Landsleute waren in Herne

Das Treffen in Herne war ein großer Erfolg und ein schöner Wiedersehenstag. Etwa 1300 Landsleute trafen sich dort und es war nur eine Stimme: Es war schön!

 

Auf dem Bahnhofsplatz empfingen uns die Worte: Herne grüßt Osterode! Schon am Sonnabend hörte man manches Begrüßungswort. Denn an diesem Abend, trafen sich die Kameraden der Panzer-Jäger-Abt. 21, die ihr erstes Treffen mit dem Haupttreffen der alten Garnison vereinigt hatten. Das hat wesentlich zu dem hohen Besuch beigetragen, und es sei auch an dieser Stelle den Panzerjägern gedankt für ihre Anhänglichkeit an die alte Garnison.

 

Am Abend trafen sich etwa 70 Panzerjäger und ihre Frauen im kleinen Saal des Kolpinghauses, dessen Hausvater, Pfarrer Sommer, selbst Vertriebener aus Schlesien, freundliche Worte der Begrüßung und ernste Worte des Gedenkens fand. Oberstleutnant Reinel gedachte der alten Garnison und der schönen Jahre am Drewenzsee. Dr. Kowalski dankte den Panzerjägern für die Teilnahme an dem Treffen. Die alten Kameraden mögen sich ihr Soldatentum in das zivile Leben hinüberretten und es durch ihr Eintreten und ihre Arbeit für den deutschen Osten beweisen. Sie sollten Richtmann sein für alle, die schwach würden.

 

Am Sonntag trafen sich nun nach den Gottesdiensten die Panzerjäger mit den Osterodern zur Ehrung der Toten am Ehrenmal auf dem Friedhof an der Wischerstraße. Die Festrede hielt der Vorsitzende der Landesgruppe Rheinland-Westfalen, Erich Grimoni. Seine Rede stand unter den Leitworten: Ein Volk, das seine Toten ehrt, ehrt sich selbst; ihr Opfer verpflichtet uns immer aufs Neue zum Eintreten für unsere ostpreußische Heimat. Unter den Klängen des „Guten Kameraden" legten Oberstleutnant Reinel, ein Vertreter der schlesischen Landsmannschaft und Dr. Kowalski Kränze am Ehrenmal nieder.

 

Im Anschluss fand dann die Feierstunde der Osteroder im großen Saal des Kolpinghauses statt, der die Zahl der Erschienenen kaum fassen konnte. Alles aber, das muss hier gleich gesagt werden, klappte wie am Schnürchen, und das war nur den ausgezeichneten Vorbereitungen durch die Landsleute Schwesig und Weidmann zu verdanken, die seit Wochen schon an den Vorbereitungen gearbeitet hatten.

 

Nach der Begrüßung der Ehrengäste und der Landsleute durch Landsmann Schwesig und einem „Heimatgruß", der von Landsmann Naguschewski gedichtet war und von einem Mädel vorgetragen wurde, sprach als Vertreter der Stadt Herne Bürgermeister Kohlenbach. Die Ostpreußen sollten weiter treu an ihrer Heimat hängen und für die Wiedergewinnung arbeiten. Doch müssten sie Geduld haben. Denn die Welt sei noch nicht so weit, dass man das Unrecht, das die Vertriebenen erlitten hätten, jetzt schon auf friedlichem Wege gutmache. Zum Schluss überreichte der Bürgermeister als Zeichen der Verbundenheit der westfälischen Stadt mit den Osterodern ein Bild aus dem Industriegebiet. Dr. Kowalski dankte und sagte, das Bild solle in unserem Traditionszimmer in der Patenstadt hängen bis zu dem Tage, wo es seinen Platz im Osteroder Rathaus erhalten könne.

 

Nach einigen Chören, die vom Kolpingchor vorgetragen wurden, ergriff Dr. Kowalski das Wort zur Festrede.

 

Er knüpfte an die neuesten Ereignisse in Posen an, die auch für alle Vertriebenen eine Flamme der Hoffnung ist, dass auch im Osten Ereignisse eintreten könnten, welche uns die Rückkehr in die Heimat ermöglichten. Der Kampf sei noch schwer, und es heiße durchhalten. Wenn sich Schwäche in unsere Reihen einschleiche, würden wir den Kampf verlieren. Durch die Verständnislosigkeit, der wir oft im Westen begegneten, selbst bei Regierungsvertretern, sei der Kampf um unser Recht besonders erschwert. Denn wir fühlten nicht das ganze deutsche Volk hinter uns. In unserer Geschichte hätten wir aber oft einsam auf verlassenem Posten gestanden und hätten gesiegt. Das solle uns eine Mahnung sein. Der Redner schloss mit den Worten von Frieda Jung:

 

„Wir bue oppem lewe Gott

On glowe fest an bätre Tid.

Denn wat allen ons helpe kann,

Dat es Korasch, on Zucht, on Fliet“.

 

Das Deutschlandlied beschloss die Kundgebung. — Der Nachmittag und der Abend waren dann dem Wiedersehen, dem Erzählen und Fragen und der Gemütlichkeit gewidmet.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Lübeck, Alfstraße 35

 

Fischhausen. Heimatgemeinschaft Seestadt Pillau

Haupttreffen der Pillauer am 5. August 1956 in der Patenstadt Eckernförde: 11 Uhr: Feierstunde am Kurfürstendenkmal: Es sprechen ein Vertreter der Stadt Eckernförde, der Eckernförder Vorsitzende der Vereinigten Landsmannschaften und der Vorsitzende der Pillauer Heimatgemeinschaft. 15 Uhr: Geselliges Beisammensein im „Gewerkschaftshaus", Vogelsang, und Hotel „Kaiserhof", Vogelsang. Am Vortage: Nachmittags Tagung der Gemeinschaftsvertretung, abends Kurkonzert.

 

Pillauer Erinnerungsstücke: Anlässlich des Treffens gelangen im Schaufenster einer Eckernförder Buchhandlung „Pillauer Erinnerungen" zur Ausstellung. Ich bitte, hierzu Material als Leihgabe zur Verfügung zu stellen und umgehend an den stellvertretenden Vorsitzenden Fritz Goll, Eckernförde, Reeperbahn 29, zu senden.

 

In Hamburg und Umgebung haben sich die Pillauer zu einer Ortsgruppe zusammengeschlossen. Vorsitzender: Erwin F. Kaffke, Reinbek (Bez. Hamburg), Kampstraße 45, Stellvertreter: Bruno Meinert, Hamburg, Mühlendamm 92.

 

Rhein-Ruhr-Treffen der Pillauer voraussichtlich am Sonntag, dem 23. September in Essen-Steele im Stadtgarten. Näheres wird noch bekanntgegeben.

 

Pillauer Heimatortskartei: Pillauer, die sich bisher noch nicht bei mir gemeldet haben oder inzwischen Wohnort oder Wohnung gewechselt haben, bitte ich dringend, ihre Meldung unter Mitteilung der Personalien, der letzten Pillauer Wohnung und der neuen Anschrift alsbald nachzuholen. Dabei sind auch die Familienangehörigen anzugeben, die inzwischen geheiratet haben, verstorben sind oder noch vermisst werden.

 

Einige Pillauer Heimatbriefe können noch von mir angefordert werden. Bitte Porto beizufügen.

Auf ein frohes Wiedersehen in Eckernförde.

Hugo Kaftan (22 a) Vluyn (Niederrhein), Postfach 18

 

Vertrauensmänner der Gemeinden des Kreises Heilsberg.

Schluss der Bekanntmachung aus der letzten Folge. Ich gebe hiermit die Namen der Vertrauensmänner der Gemeinden des Kreises Heilsberg bekannt.

 

Langwiese:

Leo Tresp, Witschwende, Gdm.Bergatreute, Württemberg.

Hugo Aishut, Hochacht über Adenau (Eifel).

 

Launa:

Anton Rose. (17 b) Anselfingen 93 bei Engern Hegau, Baden.

Josef Tolksdorf, Schelklingen, Kreis Ehingen (Donau), Kaminstraße 9.

 

Lauterhagen:

Franz Kretschmann, München 19, Spitzer Straße 8.

Josef Hoppe, Beckum, Ostlandstraße 19.

 

Lauterwalde.

Leo Schindel, Hengstlage, Kreis Oldenburg.

 

Lawden:

Hugo Lange, Eichen Nr. 19, Saulgau, Württemberg.

Josef Gehrmann, Ellewick 42, Landkreis Ahaus.

 

Lemitten:

Bruno Krämer, Pinneberg, Bahnhofstraße 42.

Sommer, Lehrer, Pansdorf, Bezirk Kiel.

 

Liewenberg:

Karl Krause, Lederbach über Kempenich (Eifel).

Alfons Sahm, Fronrath über Kesseling, (Eifel).

 

Lingnau:

Franz Klaffki Elze (Hann.), Fluthstraße 12 a.

Bruno Kun, Liers über Düppelfeld (Eifel).

 

Lisettenhof:

Kaplan Matern, Königsstein (Taunus).

Anton Meyer, Willebadessen, Kreis Warburg, Klosterhof 4.

 

Makohlen:

Kiel, Hasslinghausen, Kostenstraße 6.

NRW. Franz Tiedemann, Ratzeburg, Mechower Straße 37.

 

Maraunen:

Geore Penquitt, Waldbeuren über Burgweiler, Kreis Überlingen.

 

Markeim:

Hugo Behlau, (20) Stöckheim über Northeim.

Franz Neuwald, Riesenberg, Brickte 62. Kreis Tecklenburg, Westfalen.

 

Mawern:

Ferdinand Guski, Gelsenkirchen-Beckhausen, Flurstraße 6.

Paul Thiel, Borgholz/Norderdithmarschen.

 

Medien:

Anton Popien, Wiesbaden, Loscher Straße 2.

Adalbert Kraniig?, Heinde 73, Kreis Hildesheim.

 

Mengen:

Ernst Fuhge, Essighof bei Wülflingen über Riedlingen.

 

Münsterberg:

Hubert Teschner, Klostergut Wolfsrode bei Ebstorf/NS

Anton Basner, Wedel, Kronskamp 83.

 

Napratten:

Leo Hönig, Oelde, Reishage 2 a über Beckum.

Alfons Prothmann, Holler, Oberdorfstraße 46, bei Montabauer, Rh.

 

Neuendorf bei Guttstadt:

Joh. Gross, Aulendorf, Kreis Ravensburg, Hauptstraße 14 b.

 

Neuendorf bei Heilsberg:

Robert Wichmann, Egloss, Kreis Wangen, Württemberg.

Otto Wischnewski, Burglangenfeld, Berggasse 1.

 

Neu.-Garschen :

Joh. Alshut, Hinsbeck, Lobberich, Bahnstraße 253.

Alois Riemer, Bröckel, Kreis Celle.

 

Neuhof:

Paul Sobotzki. (21 a) Telgte, Werth 175.

 

Noßberg: Oskar Alex, Hechingen, Fasanensiedlung, Finkenweg 22.

Eduard Wienert, Esterwegen, Kreis Aschendorf (Ems).

 

Ober-Kapkeim:

Hugo Greif, Rheinhausen, Kreis Mörs, Friedhofallee 32.

 

Parkitten:

Alb. Behlau, Bad Driburg, Missionshaus.

 

Petersdorf:

Paul Bergmann, Wewelsburg, Kreis Büren, Altersheim.

Hans Karbaum, (17 b) Ebnet bei Freiburg/Breisgau.

 

Peterswalde:

Bruno Schwarz, Hamburg-Bergstedt, Immenhorstweg 100.

Joh. Wagner, Beidenfleth, Kreis Steinburg, Holstein.

 

Polpen:

Georg Graw, Hörlbach bei Abensberg, Kreis Kelheim.

 

Pomehren:

Eduard Steffen, Bliestorff, Kreis Lauenburg.

Gust. Kautz, Balhorn/Wolfenhagen, Hessen, Teichecke 3.

 

Queetz:

Willi Kuhn, Esch bei Stommeln, Bezirk Köln.

Ernst Fromm, Watzel über Kesseling (Eifel).

 

Raunau:

Paul Grunenberg, Hagen-Holthausen, Im Gärtchen 22.

Jos. Neumann, Zollernreuthe, Kreis Ravensburg.

 

Regerteln:

Emil Lange, Niederhechenbach über Kesseling (Eifel).

Albert Thiel, Elmshorn, Friedr.-Engel-Straße 17.

 

Rehagen:

Paul Gerigk, Steinhagen Nr. 106. Kreis Halle.

Bernh. Merten, Nordhämmern 15 b bei Minden.

 

Reichenberg :

Josef Sahm, Goslar (Harz), Stettiner Straße 4.

Josef Klein, Kaltenborn über Adenau (Eifel).

 

Reichsen :

Robert Parschau, Ahrbrück bei Brück/Ahr.

 

Reimerswalde:

Paul Rhode, Bodenwöhr 108, Kreis Neunburg vorm. Wald/Bay.

Jos. Thiel. Wewelsfleth, Kreis Steinburg, Holstein.

 

Retsch : Ferdinand Groß, Lederbach über Kempenich (Eifel).

Karl Pohlmann, Schloss Vehn, Kreis Ahrweiler (Rh.-Pf),

 

Roggenhausen:

Georg Penquitt, Waldbeuren über Burgweiler, Kreis Überlingen.

Josef Hoppe II, Beckum, Ostlandstraße 19.

 

Rosenbeck:

Anton Tobey, (17 b) Zell über Pfulendorf, Kreis Stockach, Baden.

 

Rosengarth:

Alois Riemer, Brockel 101, Kreis Celle.

Paul Gedig, Neu-Straßburg, Kreis Prüm (Eifel).

 

Scharnigk:

Rudolf Holzki, Friedrichsthal, Baden.

 

Schlitt: Oskar Dittrich, Bodensee, Kreis Duderstadt 18.

Paul Hinzmann, Barrien 159, Grafschaft Hoya.

 

Schmolainen:

Jos. Silberbach, Friedr.-Wilhelmshütte bei Köln, Friedr.-Ebert-Str. Nr. 43.

Kurt Boettcher, Leese, Kreis Nienburg (Weser).

 

Schönwalde:

Anton Korioth, Hilden, Mühlenstraße 14.

Hugo Nieswandt, Xanten, Niederrhein.

 

Schönwiese:

Hugo Schulz, Eckernförde, Jungfernstieg 87.

Joh. Burchert, Langeln üb. Barmstedt, Holstein.

 

Schulen:

Anton Assmann, Enger, Kreis Herford, Parkstraße 732.

Franz Brieskorn, Gurtweil, Kreis Waldshut, Baden.

 

Schansberg: Parl (vielleicht Karl) Sobotzki, (21 a) Telgte, Werth 175.

 

Schweden:

Georg Penquitt, Waldbeuren über Burgweiler.

 

Schwengen:

Paul Dankwarth, (22 c) Grippekowen, Kreis Erkelenz.

 

Schwenkitten:

Gert Kuhnigk, Gausmannsweiler bei Stuttgart.

 

Schwuben:

Paul Hempel, Elmshorn, Heinholz 23.

 

Settau:

Jos. Volkmann, Lünen-Süd, Jägerstraße 31.

Anton Blank, Ahrbrück bei Brück/Ahr.

 

Siegfriedswalde:

Konrad Volkmann, Bersenbrück/NS.

Franz Tiedemann, Ratzeburg, Mechower Straße 31.

 

Sommerfeld:

Walter Krämer, (24) Hastenbeck/Hamburg.

Franz Assmann, Bannholz 5, Kreis Waldshut.

 

Soritten:

Bruno Neumann, Unterkirnach bei Villingen, Schwarzwald.

 

Sperwatten:

Josef Tietz, Bad Reichenhall, Traunfeldstraße 19.

 

Sperlings:

Oberförster Schaul, Wünnenberg, Kreis Büren.

 

Soringborn:

Jos. Dittrich, Lingerhalm Nr. 35, Kreis St. Goar.

Alb Kuhn, Gütersloh, Herzebr. Straße 192.

 

Stabunken:

Paul Poschmann, (21) Grblingen 16 über Sasenbg.

Otto Porsch, Dorf 47, Kreis Wittlich (Eifel).

 

Sternberg:

Valentin Schulz, Bottropp, Schillerstraße 23.

 

Stolhagen:

Paul Dankwart, (22 c) Grippekowen, Kreis Erkelenz.

 

Süssenberg :

Valentin Funk, Birkenau, Hessen, Wilhelmstraße 10.

Alb. Maluck, Itzehoe, Feldschmiede 92.

 

Termlack:

Leo Perk, (21) Nieheim, Wasserstraße 80.

 

Thegsten:

Ernst Fuhge, Essighof bei Wülflingen über Riedlingen.

 

Tollnick:

Paul-Peter Oxenknecht, Weppen. Emmeln Nr. 1.

Anton Poschmann, Herzenbrock, Weise-Venn-Straße 109.

 

Trautenau:

Wermter, Pinneberg/Rellingen, Tangstedter Straße 35.

Bernh. Renkewit7, Kettwig, Kreis Düsseldorf, Kirschfeldstraße 16.

 

Unterkappkeim:

Bruno Lange. (20) Holtorf über Nienburg (Weser).

 

Voigtsdorf:

Franz Bludau, Amberg, Bruno-Hofer-Straße 8.

 

Waldhof: Alb. Behlau, Bad Driburg, Missionshaus.

 

Waltersmühl:

Alois Gedig (24) Eutin, Bracker Weg 6.

 

Warlack: Alb. Schulz, Oberwohlde Kreis Eutin.

Leo Schwarz, Hamburg-Bergstedt, Rodenbeckern 3.

 

Wernegitten:

Ant. Schlegel, Kölln-Reisiek, Kreis Pinneberg.

Ed. Gross, Paderborn, Ansgardstraße 30.

 

Widdrichs:

Paul Grunau, Herschbach über Kesseling (Eifel).

 

Wienken:

Franz Brieskorn, (17 b) Weilheim, Kreis Waldshut.

 

Windenhof:

Georg Alex, Siebeneichen bei Büchen/Lauenburg.

 

Wölken:

Bernh. Greifenberg, (24) Dickhusen/Marne.

 

Wolfsdorf:

Josef Bader, Ahrbrück bei Brück/Ahr.

Anton Wolff, Schwarzack, Kreis Bühl, Hauptstraße 131 (Süd-Baden).

 

Workeim: Ed. Neumann, (13 a) Schwabach über Nürnberg, Heimkehrerstraße 5.

Franz Gerecht, Göggingen, Kreis Stockach (Baden).

 

Wosseden:

Robert Greif, Kaltenborn über Adenau (Eifel).

Paul Krause, Leutershausen, Kreis Ansbach, Kirchenplatz 80.

 

Wuslack:

Anton Milewski, Misburg, Rosenweg, Kreis Hann.-Land.

Alois Armborst, Eggeringshausen bei Mellerich bei Linnstadt.

 

Zechern:

Andreas Bergmann, Gummelbymoor bei Sörup, Kreis Flensburg.

Joh. Jost, Oberheckenbach über Kesseling (Eifel).

Robert Parschau, Kreisvertreter, Ahrbrück bei Brück/Ahr

 

Seite 7   Verschiedenes

Schloßberger Treffen am 03.06.1956 in Winsen! Wo wohnen die Damen Edith und Hilde in Hamburg-Altona? Bitte Anschr. Angeben und Nr. 65 006 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13

 

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Seite 8   Suchanzeigen

Kindersteckbrief mit Foto:

Name: unbekannt

Vorname: unbekannt

geboren: 1942 (geschätzt)

Augen: blaugrau

Haare: dunkelblond

Der Knabe wurde im Frühjahr 1945 mit anderen Kindern im Bahnhofsbunker in Hannover aufgefunden. Man vermutet, dass es sich um ein Flüchtlingskind aus Ostpreußen handelt. Nachr. erb. u. Nr. 65 028 Das Ostpreußenblatt. Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Bruder Gottfried Udally, geb. 14.02.1916 in Seegutten, Kr. Johannisburg, Ostpreußen. Letzte FPNr. 24 957 C bei Frauenburg in Estland oder Lettland. Ferner über den Verbleib der Draudel Brotovsky, geb. in Eudeuen bei Arys. Mutter war Johanna Brotovsky, geb. Udally, geb. in Seegutten, gestorben 1940 in Eudeuen. Nachr. erb. Walter Udally, Unterneurode 27. Kreis Hersfeld, Hessen.

 

Welcher Königsberger kann Auskunft geben, wo mein Mann, Richard Wegner, Königsberg, Steind. Wall 4, als Maler gearbeitet hat, zwecks Invalidensache? Frau Ella Wegner, Dortmund-Eving, Lüdinghauser Straße 45, II.

 

Wer kann Auskunft geben über das Schicksal meines Mannes, des Bauern Friedrich Föllmer, geb. 21.02.1893, wohnh. gewesen in Mühlhausen, Kreis Pr.-Holland. Er wurde auf der Flucht in Karthaus, Westpreußen von Russen festgenommen. Nachr. erb. Frau Emma Föllmer, Ostbarthausen Nr. 21, Kreis Halle, Westfalen.

 

Suche Frau Therese Guht, geb. Drenkwitz, aus Angerapp, Ostpreußen. Straße unbekannt. Unkost. werden erstattet. Frau Lina Generalski, geb. Liedtke, früher Nordenburg, Kreis Gerdauen, jetzt Hamburg 36, Valentinskamp 18 I.

 

Kindersteckbrief mit Foto.

Name: Zippel?

Vorname: Renate

geboren: etwa 1943/1944

Augen: blau

Haare: hellblond

Renate Zippel kam mit einem Transport am 10.11.1947 von Königsberg Pr. Renate soll zuvor mit ihrer Mutter in einem Krankenhaus gelegen haben. Die Mutter soll verstorben sein. Renate kam dann in ein Waisenhaus, vermutlich nach Königsberg. Vielleicht stammt Renate auch aus Budwethen, Kreis Tilsit, Ostpreußen. Nachr. erbeten u. Nr. 65 027 Das Ostpreußenblatt. Anz.-Abt.. Hamburg 13.

 

Hinweis!

Es besteht Veranlassung, darauf hinzuweisen, dass Anschriften aus der sowjetisch besetzten Zone grundsätzlich nicht veröffentlicht werden, um die dort lebenden Landsleute nicht in Gefahr zu bringen. Die Anzeigenabteilung

 

Seite 8   Familienanzeigen

Die Stammhalter sind angekommen Mai 1956. Udo Georg. Hedwig Woelky, geborene Amann. Bruno Woelky. Krefeld, St.-Anton-Straße 224. Früher: Katzen, Kreis Heilsberg, Ostpreußen; Dieter Jörg. Schwesterchen Petra. Martha Egner-Walter, geborene Woelky. Herbert Egner-Walter. Mannheim, Waldhofstraße 215. Früher: Katzen, Kreis Heilsberg, Ostpreußen.

 

Bernd, geboren am 10.07.1956. Unser Junge ist da. Dies zeigen mit großer Dankbarkeit an, Ilse Lemke, geb. Knischewski, Schalben bei Gr. Kuhren. Gerhard Lemke, Palmnicken, Samland, jetzt Senne I, Post Windelbleiche, Gasselstraße 8

 

Wir geben die Verlobung unserer jüngsten Tochter Urte Wallrabe mit dem Dipl.-Ing. Herrn Otto Dehalt, bekannt. Dr. phil. habil. Gottfried Wallrabe. Apothekerin Dora Wallrabe, geb. Neumann. München 55, Waldfriedhofstr. Nr. 119, — Oberhof 72, Post Rottach. Früher Königsberg Pr., Central-Apotheke. 28. Juli 1956

 

6. Juli 1956. Wir haben geheiratet Wolfgang Schack, Mohrungen. Irmhild Schack, geb. Schultz, Berlin. Jetzt Hannover, Böhmerstraße 6

 

Ihre Vermählung neben bekannt. Rudi-Horst Nagel, Bau-Ing., Borgholzhausen, Westfalen. Ellen Nagel, geb. Neufang, Horst, Holst., früher: Fischhausen. 27. Juli 1956

 

Wir haben geheiratet. Manfred Beck, Schleswighöfen, Kreis Schloßberg. Margareta Beck, geb. Schmidt, Hamburg. Sulingen, den 28. Juli 1956, Bassumer Straße 42

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Bau-Ing. Ulrich Mantze, Widminnen, Ostpreußen. Anke Mantze, geb. Schönwandt, Eckernförde, Holstein. Jetzt: Lütjenburg, Holstein. 24. Juli 1956

 

Ihre am 21. Juli 1956 in Ft. Collins, Colorado, vollzogene Vermählung geben bekannt, Diplomgärtner Christoph Moritz und Frau Elisabeth Moritz, geb. Strackenbrock. 5 Sunset Drive, Englewood, Colo., USA

 

Ihre Vermählung geben bekannt, Herbert Küntzel, Bad Driburg, Eichendorffstraße 5d, früher: Oppeln, Oberschlesien und Frau Helga Küntzel, geb. Latza, Beltersrot, Kreis Öhringen, früher: Mensguth, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen. 21. Juli 1956

 

Für die vielen Glückwünsche, Gaben und die freundliche Mithilfe, die uns anlässlich unserer Goldenen Hochzeit zuteilwurden, danken wir allen Gratulanten und Spendern herzlichst. Fleischermeister Paul Teschner und Frau. Schwarmstedt 137

 

Wir wünschen Frau Klara Pohl, verw. Rautenberg, zum 84. Geburtstag alles Gute. Ihre Kinder und alle Lieben. Sie wohnt jetzt bei ihrem Sohn Fritz in Berlin-Wittenau, Roedernallee 85.

 

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Seite 9   Foto: Burg Soldau, das älteste Bauwerk im Sassener Land.

Die Anlage der Burg Soldau erfolgte im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts am Zusammenfluss von Skottau und Neide auf leichter Erhebung in sumpfigem Gelände. In einer Handfeste vom 24. August 1349 wird die Burg bereits erwähnt; 1376 widerstand sie dem Litauerfürst Kinstut. In den Kriegen des Deutschen Ritterordens ist sie oft belagert und auch erstürmt worden.

 

In dichter Folge hatten die Bewohner der Grenzstadt schwere Zeiten durchzustehen. Die Chronik berichtet, dass 1518 polnische Banden Soldau in Brand steckten und zwei Jahre später der polnische König Sigismund zwar der Besatzung der Burg, die ihre Vorräte verbraucht hatte, freien Abzug gewährte, „aber wegen abgefügter Huldigung des Markgrafen Albrecht alle noch in der Stadt vorhandenen Gebäude niederbrennen ließ". Während der schwedisch-polnischen Kriege im siebzehnten Jahrhundert hatten die Bürger eine schwere Belagerung zu bestehen und den Tatareneinfall zu erdulden.

 

Leider blieb von der Burg wenig bestehen. Abbrüche und der Brand von 1869 fügten den Gebäuden großen Schaden zu oder sie zerstörten sie gänzlich; nur einige Mauer- und Turmreste der einst stark ausgebauten Vorburg überdauerten — so wie diese Aufnahme aus den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen es zeigt — die Zeit.

 

Seite 9   Foto: Auf dem geräumigen, quadratisch gehaltenen Marktplatz von Soldau steht das weinumrankte Rathaus. Es wurde 1796 erbaut. Mit dem sich in der Mitte des Daches erhebenden Türmchen und den schlichten Linien des Baukörpers fügte es sich in die Reihe vieler ähnlicher Rathäuser in ostpreußischen Landstädten ein. Als die Polen nach der erzwungenen Abtrennung des Soldauer Gebietes die Verwaltung übernahmen, wollten sie Soldau in eine „echt polnische" Stadt umfrisieren. Durch Zutaten im Stil der polnischen Renaissance wurde der ursprüngliche Baucharakter des Rathauses schwer entstellt; besonders augenfällig zeigt das die mit allerlei Zacken und Schnörkelbändern reichlich überladene Vormauer.

 

Seite 9   Foto: Das 1684 erschienene Werk „Alt- und Neues Preußen" von Christoph Hartknoch enthält diesen Stich, der Burg und die Stadt Soldau darstellt.

 

Seite 9   Soldau

Am 4. und 5. August findet in der Patenstadt Bochum das Haupttreffen des Kreises Neidenburg statt. Aus diesem Anlass bringen wir auf dieser Seite eine Darstellung des Schicksals von Stadt und Gebiet Soldau, die bis zu ihrer gewaltsamen Abtrennung zum Kreis Neidenburg gehörten, über Stadt und Kreis Neidenburg wurden mehrere ausführliche Schilderungen nebst vielen Bildern in Folge 5 des Jahrgangs 1951 (Ausgabe vom 5. März) und in Folge 13, Jahrgang 1953 (Ausgabe vom 5. Mai) veröffentlicht.

 

Seite 9   Das abgetrennte Soldauer Gebiet

Nach 1918 wurde der Name Soldau zu einem schmerzlichen Begriff für alle Ostpreußen. Gleich den Kreisen nördlich der Memel wurde auch die Stadt Soldau mit ihrer Umgebung ohne Volksbefragung durch das Diktat von Versailles von Ostpreußen abgetrennt. Der neu erstandene Staat Polen forderte Soldau, weil die Stadt Kreuzungspunkt bzw. Kopfbahnhof von drei Bahnlinien war; die wichtigste, die Eisenbahnlinie Marienburg - Warschau führte fünfunddreißig Kilometer durch das Soldauer Gebiet. Nach dem Grundsatz der Selbstbestimmung wäre dieser südlichste Zipfel Ostpreußens niemals an Polen gefallen, denn bei der Volksabstimmung am 11. Juli 1920 wurden in dem Hauptteil des Kreises Neidenburg, aus dem das Soldauer Gebiet herausgerissen war, von 22 600 Stimmen nur 330 für Polen abgegeben; gegenüber 22 233 für Deutschland (einige Stimmen waren ungültig). In Prozentzahlen ausgedrückt, bekundeten 98,8 vom Hundert aller abgegebenen Stimmen eindeutig die Treue der Kreisinsassen zum Deutschen Reich. Den Soldauern hingegen war es gänzlich verwehrt, ihren Willen zu äußern; hätten sie abstimmen dürfen, dann wäre das Ergebnis das gleiche wie in den übrigen Teilen des Kreises Neidenburg gewesen.

 

Soldau und die Orte ringsum hatten während des Russeneinfalls 1914 und durch die Kampfhandlungen in der Befreiungsschlacht von Tannenberg sehr gelitten, aber bereits während des Ersten Weltkrieges setzte eine rege Bautätigkeit ein. Es entstanden viele schmucke, neue Bauten in der Stadt und in den verwüsteten Dörfern. Da dieser leichtwellige Landstrich fruchtbar ist — bei Kurkau, Kyschienen und Pierlawken erstreckt sich ein guter Weizenboden — durfte die Bevölkerung darauf hoffen, bald die Schäden des Krieges zu überwinden. Diese Hoffnung ging zuschanden, als nach der Unterzeichnung des Versailler Zwangsfriedens, längs des schmalen Flüsschens Skottau die ungerechtfertigte Grenze zwischen dem Deutschen Reich und Polen gezogen wurde. Die Stadt Soldau nebst 34 Gemeinden war nun der Willkür der polnischen Behörden ausgeliefert. Auf die ansässige Bevölkerung wurde ein starker wirtschaftlicher Druck ausgeübt. Ohne Vergütung wurden den Landwirten große Teile ihres Landbesitzes enteignet. Das zu vierzig Morgen-Siedlungen aufgeteilte Land erhielten dann polnische Bauern, die aus dem Innern Polens herangeholt wurden. Der polnische Staat wollte in einem Grenzstreifen von zehn Kilometern keine Deutschen haben. Ein anderes Mittel, das rücksichtslos angewandt wurde, war der Steuerdruck auf deutsche Geschäftsleute, der viel härter gehandhabt wurde als gegen die anderen Deutschen in Polen. In diesem zehn Kilometer breiten Streifen an der Grenze gab es schließlich kaum noch einen deutschen Gewerbetreibenden. War ein Eigentümer an sein Haus gebunden, das er nur mit großem Verlust hätte verkaufen können, so musste er, um überhaupt leben zu können, sein Geschäft an einen Polen verpachten. Die deutschen Lehrer wurden entlassen oder wanderten freiwillig aus. Alle Stellen in den Schulen nahmen polnische Lehrer ein, die eine schnelle PoIonisierung der deutschen Jugend versuchten.

 

Die Bevölkerung im Soldauer Gebiet atmete auf, als 1939 Soldau wieder zum Reich zurückkehrte, doch die Katastrophe von 1945 brachte ein noch ärgeres Unheil. Welche Schreckensszenen sich damals abgespielt haben, ist meist im Westen Deutschlands nicht bekannt. Eine wilde Jagd setzte auf die völlig schutzlosen Deutschen ein. In vielen Dörfern wurden deutsche Männer unter Anleitung von Polen von sowjetischen Soldaten kurzerhand erschossen, Frauen und Mädchen wurden geschändet und in das Innere von Russland verschleppt. Viele, denen es gelang, dem Gemetzel zu entgehen, wurden auf dem Treck eingeholt und erlitten ein trauriges Schicksal.

 

Schwere Prüfungen und harte Verluste hat die gesamte Bevölkerung von Ostpreußen erleiden müssen, aber die Soldauer hatten noch mehr zu erdulden, denn ihnen war es zwanzig Jahre hindurch nicht einmal vergönnt, sich zu ihrem Deutschtum zu bekennen, und sie mussten zwangsweise in einem Staate leben, der auf ihren Ruin bedacht war. M/Sch

 

Seite 9   Die Jungfrau von Soldau. Eine alte Sage.

Foto: Das Wappen von Soldau.

Die Stadt Soldau führt in ihrem Wappen das Bild einer Jungfrau. Die Figur soll die Heilige Katharina mit den Marterinstrumenten — Schwert und Rad — darstellen. Ein gotisch gehaltenes Portal und zwei geschachtelte Schilde umgeben sie. Diese Schilde beziehen sich auf das Wappen des Osteroders Komturs Günther von Hohenstein, zu dessen Amtszeit Soldau im Jahre 1449 seine Handfeste erhielt.

 

Abseits dieser heraldischen Erklärung bewegte die Gestalt der Jungfrau im Wappen auch die Phantasie des Volkes, und es bildete sich eine Sage, die Karl Herbert Kühn erzählt:

 

Wer die kleine Stadt im südlichen Zipfel des ostpreußischen Kreises Neidenburg sah — in den ersten Jahren zu Beginn unseres Jahrhunderts —, dem ist sie im Sonnenlicht sommerlicher Tage in einen Schein von wunderbarem Traum entrückt. Aber nicht nur diesen kinderpersönlichen Schimmer der Erinnerung hat Soldau. Es wurde nach 1918 mit einem Strich auf der Landkarte, ohne eine Volksabstimmung, von Ostpreußen abgeschnitten und den Polen überlassen.

 

Soldau ... Ja, war das nur eine kleine, zufällige Siedlung ohne jede Bedeutung? Das Infanterie-Bataillon, das in der Zeit um 1900 in Soldau stand, sah nach der Grenze, vor der als letzte Station an der Eisenbahnstrecke Illowo lag. Aber wer auf die kleine, von Bäumen überschattete Anhöhe stieg, die sich neben der Stadt, wenn auch nur mäßig erhob, der entdeckte auch hier eine Spur der Geschichte, die auch diesen Ort, auch Soldau, in den Kreis der Siedlungen des Deutschen Ordens mit einbezog. Es war ein kleines, kein Haupthaus, das hier die Deutschen Herren errichtet hatten. Nördlich von Soldau hielt die größere Neidenburg die Wacht im Lande. Doch auch hier, in diesem kleinen Haus, ging ein Pfleger im weißen Mantel mit dem schwarzen Kreuz darauf ein und aus.

 

Als im Jahre 1914 ein Teil von Soldau dem Feuer der Artillerie zum Opfer gefallen war, wurden auch hier die vernichteten Häuser in schönen, stilvollen Neubauten wiederhergestellt. Das galt im Besonderen von den Fronten am Marktplatz, in dessen Mitte, wie man das meistens in Ostpreußen fand, das Rathaus stand. Für viele, die Ostpreußen kannten, wurde Soldau, gerade nach 1918, zu einem kleinen, verschwiegen gehüteten Sinnbild. Als ich einmal einen Freund, der mit mir als Kind die noch immer unvergessenen Ferientage bei den Großeltern in Soldau erlebt hatte, nach dem Grunde fragte, erzählte er mir die alte Sage von der Jungfrau von Soldau.

 

Im Schlosse zu Soldau saß eine Jungfrau gefangen, die durch das Fenster ihrer Stube hoch über dem Graben voll Sehnsucht nach dem furchtlosen Jüngling aussah, der einmal den Weg zu ihr finden würde, um sie zu befreien. Die lange, schmale, düstere Treppe von der Tür am Hof zu der Stube der Jungfrau wurde von erschreckenden Ungeheuern bewacht, von Vögeln und Schlangen, von Kröten und Ratten. Vor den letzten sieben Stufen lag der gefährlichste der Wächter, ein gehörnter Drache, der Flammen spie. Wohl hatten schon viele mutige Jünglinge die Treppe zu der Jungfrau zu ersteigen unternommen, aber keiner erreichte noch die Stube der Gefangenen.

 

Auch der Schäfer, der auf den Wiesen zu Füßen des Schlosses seine Herde weidete, gelangte, als ihn endlich der Entschluss trieb, die Jungfrau aus der Haft zu erlösen, zwar weiter als alle, die es vor ihm gewagt hatten; doch als er vor der letzten der sieben Stufen stand, umflammt von dem Atem des erbitterten Drachens, erbebte auch er; sein Fuß verfehlte die letzte der Stufen; er stürzte die Treppe zum Hofe hinunter und brach das Genick, wie alle anderen vor ihm.

 

Die Jungfrau aber erscheint noch heute in Vollmondnächten an dem Fenster ihrer Stube. Sie wartet des Befreiers, auf dass sie dann endlich zu den ihren zurückkehre, denen sie einst von Räubern entrissen wurde, die ihren Vater und seinen Wagen auf dem Wege vor Soldau eines Abends überfielen, um die Tochter als Geisel für ein Lösegeld zu entführen. Der Vater, ein rechtlich denkender Mann, hatte indessen die Gerichte bemüht, aber vergeblich. Es fand sich kein Richter, der bereit gewesen wäre, gegen die Räuber vorzugehen. Darüber starb der Vater, und es setzte sich niemand mehr für die Jungfrau ein. So wartet sie noch heute.

 

Seite 9   Jahrhunderte hindurch die Grenze

Ostwärts von Neidenburg entspringt bei Robertshof aus drei Quellbächen der Fluss, nach dem Stadt und Ordensfeste genannt wurden, — die Neide. In sprindigen Wiesen sammelt sie ihr Wasser und schlängelt sich durch ein bruchiges, etwa zwei Kilometer breites Wiesental. Bei der Stadt Soldau war der Fluss im 15. Jahrhundert zu einem Stadtteich aufgestaut worden, der auch die aus dem Kownatken-See kommende Skottau aufnahm, die seit alter Zeit mehrere Mühlen trieb. Auf die einst an seinen Ufern beobachtete große Anzahl von Fischottern wird in den Landesbeschreibungen im 18. Jahrhundert besonders hingewiesen. Durch Trockenlegung des Soldauer Stadtteiches 1847 entstanden die sogenannten „Königlichen Wiesen". Da der frühere Teichboden mergelhaltig war, eignete er sich vorzüglich für den Anbau von Hopfen. Die Neide wechselte auf Soldauer Gebiet ihren Namen in Soldau-Fluss. Fünfzehn Kilometer des Flusslaufes bildeten Jahrhunderte hindurch die Grenze zwischen Ostpreußen und Polen, die dann nach dem Versailler Diktatspruch verlegt wurde. Der Fluss ergießt sich in die Wicker (polnisch Wkra), die im Döhlener Wald ihren Ursprung hat und dem Bug zufließt

 

Seite 10   Kreis Neidenburg lag an der Spitze. Die ersten Meliorations-Genossenschaften.

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts bildeten sich in Ostpreußen Genossenschaften zur Entwässerung und Bewässerung großer versumpfter Landflächen, durch deren Wirken der landwirtschaftlichen Produktion neue Gebiete erschlossen wurden. Die erste Genossenschaft wurde 1852 zur Regulierung der Skottau im Kreise Neidenburg für ein Beteiligungsgebiet von 669 Hektar gegründet; 1854 erfolgte die Gründung der Meliorationsgemeinschaft des Neidetals bei Neidenburg (687 ha) und Soldau (1942 ha), 1856 des Alt-Passarger Deichverbandes im Kreise Heiligenbeil, 1857 der Omulef-Meliorationsverband zu Malge im Kreise Neidenburg (1067 ha) und der Orzeck-Meliorationsverband (2952 ha), 1858 der Caymer-Lablacker Deichverband (2417 ha), 1859 der Linkuhnen-Seckenburger Entwässerungsverband im Kreise Niederung (22 176 ha), 1861 der Verband zur Senkung der Arysgewässer im Kreise Johannisburg (4237 ha), 1869 der Friedrichsfelder Meliorationsverband im Kreise Ortelsburg (7165 ha). — Die erste Drainagegenossenschaft entstand 1884 in Knöppelsdorf (Landkreis Königsberg) mit einem Beteiligungsgebiet von 2068 ha. (Nach Angaben von Landesmeliorationsbaurat Heinemann.)

 

Seite 10   Die Kyschiener Wiesen

Nahe Soldau liegt das Dorf Kyschienen. Alljährlich wurden hier im 18. Jahrhundert auf den großen Viehmärkten einige tausende aus Polen herangetriebene Ochsen verkauft. Die Bedeutung des Marktes schwand, als nach den napoleonischen Kriegen der Handel mit Polen erlahmte. Auf den Wiesen wuchs ein vorzüglicher Kohl. Im Herbst boten die Bauern fuhrenweise ihre Kohlernte in Soldau an. Die Haushalte deckten ihren Bedarf, und die Soldauer Kaufleute säuerten unzählige Fässer von diesem Volksnahrungsmittel ein. Auf den sich kilometerweit nach Osten hinziehenden Kyschiener Wiesen wurde außerdem ein guter Torf gestochen, der in der gesamten Umgegend, bis Usdau, als Brennmaterial verwandt wurde.

 

Seite 10   Fischreiche Seen

Der hügelige Nordteil des Kreises Neidenburg ist reich an schönen, fischreichen Seen. Die meisten von ihnen liegen zwischen bewaldeten Höhen. Mächtige Eichen, Ebereschen, Eschen, Buchen, Birken, hochstämmige Fichten und Wacholderstämme wachsen in den Forsten. Gundermann, Immergrün, Akelei, der großblumige Frauenschuh, die blau-violette Bergaster schmücken den Moosteppich des Bodens. Hier lohnte sich die Mühe beim Sammeln von Beeren und Pilzen.

 

Die größten Seen, auf die man von den Waldhügeln herabblickte, sind der Omulef-, Grimmen-, Dluszek-, Koschno-, Malschöwer-, Narther-, Braynicker- und Schobensee. Rektor Mateoschat berichtet über die Nutzung der Seen: „Alle diese Gewässer waren fischreich und wurden von fachlich hervorragend vorgebildeten Fischmeistern und Fischern nach modernen fischereiwirtschaftlichen Methoden bewirtschaftet.  Als wichtigste Fische seien genannt: Aale, Hechte, Schleide, Maränen, Bressen und Barsche. In Heidemühl gab es Karpfenteiche und in Lahna an den Allequellen einen Forellenteich. Hin und wieder ging ein Wels ins Netz. Die Fischer versorgten die Märkte in Neidenburg und Soldau, schickten aber auch große Teile ihre Fänge bis Königsberg und geräucherte Maränen bis nach Berlin“.

 

Seite 10   Am Marktplatz von Soldau

Ein gutes Beispiel für die Wiederherstellung nach den 1914 durch den Russeneinfall erlittenen Schäden boten die Häuser am Markt in Soldau. Um 1800 gebaute, zweigeschossige Bürgerhäuser, zu deren Türen kleine Treppen führten und deren Außenwände durch bescheidene Pilaster aufgegliedert waren, bewahrten den anheimelnden Charakter der Stadt.

 

Seite 10   Blätter ostpreußischer Geschichte. Wie es 1656 zum Einfall der Tataren kam.

Foto: In der Lutherkirche zu Insterburg war die sehr naturgetreue Nachbildung eines Tataren aufgestellt. Die aus Holz geschnittene Plastik stand als Treppenanfänger unter der Orgelempore. Der wilde, grausame Ausdruck des Gesichts wurde durch mehrere Narben gesteigert. Eine zieht sich neben der quartenartigen Schädellocke, wie sie die mohammedanischen Mongolen trugen, hin, eine andere klafft zwischen Auge und Ohr.

 

Foto: Skizze

 

Es sind gerade dreihundert Jahre her, dass der Schwedisch-polnische Erbfolgekrieg, in welchem Karl Gustav von Schweden und der Polenkönig Johann Kasimir sich die Kronen streitig machten, das Weichselland verheerte. Das von verschiedenen andern Nachbarn gleichzeitig bedrängte Polen hatte sich nach Hilfstruppen umgesehen, und es war gelungen, mit dem Chan der Krimtataren ein Bündnis abzuschließen. Eben vor der dreitägigen Schlacht bei Warschau vom 28. - 30. Juli traf der tatarische Heerführer Kazi-Aga mit den ersten seiner Reiterhorden, etwa zwanzigtausend Mann stark, auf dem Kriegsschauplatz ein, konnte aber die Schlacht nicht mehr zu Polens Gunsten entscheiden. Die Tataren waren treffliche Reiter auf ihren kleinen Steppenpferden, trugen Schafspelze um ihre fast nackten Leiber, hatten Lanze, Krummsäbel und Bogen als Waffen, brausten tollkühn im Angriff heran und wiederholten in unermüdlicher Wiederkehr ihre Anstürme.

 

In der Warschauer Schlacht erlitten die Polen mit den vereinigten Litauern zwar eine schwere Niederlage, fühlten sich aber nicht endgültig besiegt. Sie sammelten ihre Völker bald wieder und begannen kräftige Entlastungsstöße. Die litauische Armee drang unter dem Feldherrn Gonsiewski samt den Tataren in das Herzogliche Preußen, wie man damals sagte, ein und stieß über den Narew gegen Lyck vor. General Gral von Waldeck, der mit einem Teil der brandenburgische Truppen und einigen schwedischen Regimentern zum Schutz der langen Grenze aufgestellt war, trat dem gemeldeten Feind entgegen, ehe alle Kräfte versammelt waren, und erlitt am 8. Oktober unweit von Prostken trotz tapferen Kampfes eine empfindliche Niederlage. Wenn diese Scharte auch nach zwei Wochen durch die Vereinigung mit den inzwischen herangerückten Truppen des schwedischen Generals Steenbock bei Philippowo südöstlich von Goldap ausgewetzt wurde, wo Gonsiewski unterlag und nach Litauen abzog, so waren inzwischen die Tataren ihre eigenen verheerenden Wege gegangen. Sie hatten sich über die ansehnliche Beute des Prostkehner Treffens mit den Polen entzweit und hielten sich nun an dem wehrlosen Lande schadlos.

 

Nach den ersten Brandschatzungen und Morden jagten die schlimmsten Gerüchte, Grauen erweckend, vor ihnen her. Sie wurden noch übertroffen, wenn die wilden Reiter jäh und unberechenbar auftauchten. Vor Widerstand wichen sie aus, wenn nur ein paar beherzte Männer sich zusammen taten, um desto grausamer anderswo einzubrechen. Von Lyck bis Ragnit hin zuckte der fressende Brand und grub sich so mit seinen Greuln ins Gedächtnis der Überlebenden ein, dass noch bis in die Gegenwart von der Tatarennot gesprochen wurde. Obwohl das auslösende Kampfgeschehen nur von geringer Bedeutung war, konnte das Volk die erduldeten Leiden nicht vergessen. Dreizehn Städte und 249 andere Ortschalten wurden betroffen, 37 Kirchen eingeäschert. Man zählte an die elftausend Tote und über dreißigtausend Verschleppte, die bis in die Türkei als Sklaven verkauft wurden. Treuburg ging samt der Kirche in Flammen auf. In Goldap brieten die Tataren den Bürgermeister am Spieß. Andernorts hauten sie Wehklagende kurzerhand nieder oder ersäuften sie. Vielfach führten sie — wie z. B. in Georgenburg — die gesamten jungen Leute in Gefangenschaft, was auf einem zeitgenössischen Gemälde in der Insterburger Kirche dargestellt ist. Einige wenige freundlichere Lichter hellen das düstere Geschehen auf. Rastenburg blieb verschont, weil die flinken Reiter mit ihren leichten Waffen die Stadtmauern nicht zu überwinden vermochten. Erinnert sei hier auch an die sich an den „Tatarenstein", einen südlich von Neidenburg gelegenen großen Findlings, knüpfende Überlieferung. Der Anführer eines Tatarenhaufens soll auf diesem riesigen Stein durch einen Schuss des Neidenburger Bürgers Nowak getötet worden sein. Der spätere Geschichtsschreiber Hartknoch wurde als Knabe in seiner Vaterstadt Passenheim dadurch gerettet, dass, er über dünnes Eis entkam, wohin die Pferde nicht folgen konnten. Der Lehrer Zaborovius aus Kallinowen floh aus der Gefangenschalt und lebte später nach manchem Abenteuer als Pfarrer in seinem Heimatdorf. Andere, die nach Jahren sich hatten loskaufen können, fanden bei der Heimkehr ihre Hufen in fremder Hand, ihre Frauen in neuer Ehe.

 

So schnell das Unwetter kam, so geschwinde verzog es sich wieder. Nur zu Beginn des nächsten Jahres tauchten an verschiedenen Orten kleinere Scharen nochmals auf. Aber die Nachwirkungen mit Seuchen, Hunger und Viehsterben schwächten das Land auf lange Zeit. Am 27. Februar 1657 fassen die Stände und Landräte die Schäden in einem Bericht an den Kurfürsten zusammen: „Die Hälfte dieses edlen Landes ist mit vielen Kirchen und Schulen, da die Ehre Gottes reichlich wohnet, jämmerlicherweise in Rauch und Dampf aufgegangen, die Menschen mehr als unmenschlich niedergehauen, nebst dem Vieh verbrannt und weggeführt. Die andere Hälfte ist durch die von so erheblichen Schrecken verursachte Flucht großenteils verwüstet, dass gewisslich viel arme Leute ihr erhaltenes Leben mit Heulen und Seufzen beklagen“. Dr. Grunert

 

Seite 10   Echte Gliedschaft

1.Korinther 12, 26: „So ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“.

 

Es mehren sich in unserer Flüchtlingsgemeinschalt die Zeichen, dass das Band lockerer wird. Manch einer, der wieder in sicherer Position ist, vergisst, woher er gekommen ist. Er vergisst auch, dass mancher noch nicht so weit ist, er vergisst, dass die Brüder und Schwestern in der sowjetisch besetzten Zone noch im dunklen Tal wandern und unserer brüderlichen Hilfe bedürfen. Der Alarm, den das Ostpreußenblatt wegen der Ferienplätze für Berliner Kinder schlagen musste, sollte uns alle zu ernster Besinnung bringen. Sind wir eine echte Gemeinschalt, sind wir entschlossen, das Band zwischen West und Ost so fest zu halten, dass keine Macht auf die Dauer uns trennen kann? Oder stehen wir schon wieder in jener Verdammnis, dass jeder nur auf seinen Weg sieht und an seinen Vorteil denkt? War das nicht in der ersten Zeit nach unserer Vertreibung anders? Da half der Flüchtling dem Flüchtling und da wurde manches Stück trockenes Brot noch geteilt. Da half der Bruder dem Bruder. Ich frage mich manchmal: Woran liegt es, dass wir heute wieder in dieser Gefahr der Vereinzelung stehen? Wie kann es zu echter Gemeinschaft kommen? Es genügt da nicht der Appell an unser nationales Bewusstsein. Das lehrte uns die Erfahrung der Hitlerzeit. Wie wurde da die Parole: „Gemeinnützigkeit vor Eigennutz" strapaziert! Und wie fern waren wir in jener Zeit von echter Gemeinschaft. Jenes Schlagwort verkörperte zwar christliche Sittlichkeit. Man wollte die Frucht des Christenglaubens, aber den Baum an dem diese Frucht allein wachsen kann, wollte man umhauen!

 

Dass wir nicht wieder in jenen alten Fehler verfallen! Auch im deutschen Menschen steckt die Sünde der Selbstsucht wie ein nagender Wurm und hindert ihn, den Weg zum Bruder zu finden. Nur wo Christus als der Stärkere über uns kommt, werden wir frei von dieser Sucht und frei zur rechten Bruderschaft. Er schließt die vielen zu dem einen Leib zusammen, dessen Haupt Er ist und dem Er nun das Gesetz seines Lebens aufdrückt, und dieses Gesetz heißt: „Daran wird die Welt erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt", „Einer trage dem andern Last", „Freuet euch mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden“. Wo die Liebe Christi die Menschen drängt, da wird wahre Gemeinschaft und echte Gliedschaft. Eine schlichte Frau meiner ostpreußischen Gemeinde drückte diese Wahrheit einmal mit den Worten aus: „Hier werden wir Flüchtlinge gut aufgenommen, denn die Menschen gehen hier noch fleißig unter Gottes Wort“. Nicht wahr: Mit diesem Wörtchen „denn" hat diese Frau besser als mancher Gelehrte verstanden, welcher enge Zusammenhang zwischen Glauben und Liebe besteht. Wer zu Christus gehört, der kann nicht das Sterben der Brüder ansehen, der weiß sich zum Dienst der Liebe gerufen. Der ist vom „Ich" zum „Du" gekommen. Der bekennt:

 

Das will ich mir schreiben in Herz und Sinn,

Dass ich nicht für mich selber auf Erden bin,

Dass ich die Liebe, von der ich lebe,

Liebend an andere weitergebe. — Amen.

Pfarrcr Moritz, Gumbinnen, jetzt Berlin

 

Seite 10   Memlings berühmtes Gemälde „Das jüngste Gericht" an Polen ausgehändigt. Wie das Zentralorgan der kommunistischen „Vereinigten Arbeiterparte“ Polens, die Warschauer Zeitung „Trybuna Ludu , meldet, ist das berühmte Gemälde Memlings „Das jüngste Gericht", das sich bis gegen Kriegsende in der Danziger Marienkirche befand, von der Sowjetunion an Polen ausgehändigt worden. Wie verlautete, war das Gemälde in den letzten Monaten des Krieges nach Thüringen gebracht worden.

 

Seite 10   Was ein Bronzerelief verkündete.  

In Folge 22 brachte das Ostpreußenblatt einen Bericht über den schwierigen Transport des 250 Zentner wiegenden Reiterdenkmals König Friedrich Wilhelms III., der noch mit Pferdevorspannen bewältigt werden musste. Im Sockel des Denkmals, das auf dem Paradeplatz vor der Universität in Königsberg aufgestellt wurde, waren fünf Bronzereliefs eingelassen. Auf einem wurde durch eine Gruppe der Nähr-, Lehr- und Wehrstand dargestellt, wodurch die Segnungen und die Wahrung des Friedens ausgedrückt werden sollten. Im Hintergrunde war sogar eines der damals neuen Dampfboote nebst einem Schiff zu sehen, als Zeichen, dass der Handel der Hafenstadt Königsberg sich ungestört entfalten konnte. Den Lehrstand verkörperte der berühmte Astronom Friedrich Wilhelm Bessel, der einem Landwehr-Kavalleristen die Hand schüttelte. Dem General Hans von Auerswald, dessen Züge diese Gestalt trug, war ein tragisches Los beschieden. Er wurde 1848 bei den ausbrechenden Wirren in Frankfurt ermordet. 1813 war er einer der ersten Freiwilligen für den Kampf um die Befreiung Deutschlands gewesen.

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk

 

Seite 11  Foto: Zeichnung: Wilhelm Eigener. Mitten im Hexenring liegt der alte Spießer. Ein Mörder. Ein Bock mit einem eisgrauen Schädel. Mit nadelscharfen Dingern auf dem Haupte, mit einem Blick in den schon grünen Lichtern, der den Mörder, den alten verwegenen Einsiedler verrät.

 

Seite 11   Der Hexenring. Ein Erlebnis in Ostpreußen während der Blatt-Zeit — Von Curt

Strohmeyer.

Sie sehen sich so freundlich und so geruhig an, diese ostpreußischen Wälder, wenn man die Straßen dahinfährt und sie von draußen grüßt! Der aber kennt ihre wahre Tiefe und ihr Geheimnis nur, der einmal untertauchte in ihrem Dickicht, in dieser Wirrnis, die selten ein Menschenfuß betritt, in diesem Urwuchs, wo der grobe Keiler und der heimliche Bock ihren friedlichen Einstand haben.

 

Aber weil es dort so wild ist, darum ist es auch so schön. Vorgestern bin ich mit der Angel dem Laufe des Baches gefolgt und war plötzlich in dieser Wildnis von Jagen eins. Ich wollte umkehren, weil die Fliegen nicht auszuhalten waren, aber da biss ein Klotz von einer Forelle, und ich musste sie eine halbe Stunde drillen, um sie aus dem flachen Wasser zu kriegen. Und das war selbst nach einer halben Stunde nicht leicht, weil das wilde Gebüsch sich im Wildwasser verliert. Dann folgte ich dem Bachlauf in diese Wildnis, und plötzlich stand wie ein groteskes ehernes Bild ein Elchschaufler vor mir. Ich folgte ihm und warf dabei die Angel. Aber kurz ehe der Bach aus dieser Wildnis — in die liebliche sattgrüne Weide rann, tauchte der Elch im Dickicht unter und verschwand lautlos. Stattdessen polterte und keuchte es plötzlich, dass ich einen Schreck bekam. Es raschelte näher und ferner, ein lautes Räuspern ließ sich hören, ein ängstliches Davonstürmen, ein wildes Folgen, kleine Äste knackten, und einmal meinte ich einen roten Schatten zu sehen, der ganz schnell wieder verschwand.

 

Da vergaß ich die Fliegen und den ganzen unheimlichen Kram an diesem wilden Ort und stieg langsam den Hang hinauf, um bessere Sicht für den Spuk zu haben. Auf der Höhe öffnet sich die Wildnis ein wenig und aus dem Gewirr strebt ein kleiner Weißdornstrauch auf. Dort fand ich den Hexen-Ring. Dort war der Boden rund um den Busch vom treibenden Rehbock zertreten, als seien alle Tiere der wilden Jagd um den Busch gefegt und hätten sich da herumgehetzt. Und die Erde war geflogen und die Himbeeren und die Brennnesseln waren zerknickt.

 

Das war vorgestern. Ich hatte mich abends noch dreißig Schritte davon angesetzt und ich hörte es hinter mir und neben mir und über mir rumoren und keuchen, aber zu sehen war nichts. Gestern war ich wieder da. Weil das Dickicht mich nicht hindurchließ, ging ich wiederum den Bach entlang und hatte nur die Büchse mit. Am Bach fand ich einen verendeten Bock. Er trug ein gutes Sechsergehörn. Er war noch ganz frisch, fast noch warm. Fünf oder sechs messerscharfe Stiche hatte er am Kopf und tief in seiner roten Decke. In seiner Todesnot war er wohl zum Wasser getorkelt, und die Wildschweine hätten ihn dort auch über die Seite gebracht, ohne dass eine Spur blieb. Während ich noch den braven gemordeten Bock aufbrach, hörte ich es wieder rumoren und keuchen und knacken und das alles über mir und unter mir und neben mir, aber von einem Bock, von dem Mörder in dieser Wildnis, sah ich nichts.

 

Die ostpreußische Nacht ist kurz. Wir sind hier schon näher der Mitternachtssonne. Drei Stunden Schlaf. Ich habe einen seltsamen Traum. Die Wildnis vom Jagen eins lässt mich auch im Schlafe nicht los. Ich sehe schlafend genau einen Weg vor mir, den ich gehen soll. Mitten durch die Wildnis hindurch, genau auf den Hexen-Ring zu. Dort warten. Ein wenig blatten. Und schießen, wenn der rote Fleck sich hinter der großen Birke zeigt. —

 

Um zwei gehe ich los, und wie ich den Wind abfühle, merke ich, dass ich wirklich von der Westseite kommen muss. Ich gehe über die Weide, und das Vieh folgt mir neugierig. Dann über den Kleeschlag, dann durch eine furchtbare Wildnis von Brennnesseln, Dornen, von Fliegen und Geschmeiß.

 

Der Hexen-Ring ist ganz frisch ausgetreten. Aber es ist still ringsum. Nur mich selbst höre ich keuchen, nur mein Herz höre ich rumoren. Und dann stelle ich mich mitten in den Hexen-Ring und blatte gar nicht erst den zarten Fiepton der brunftigen Ricke, sondern jage den Angstschrei in diese Wildnis, dass es sich anhört, als sei ein wilder, ungestümer Geselle hinter dem Schmalreh her.

 

Im gleichen Augenblick lasse ich die Blatte fallen, ich sehe etwas heranhuschen, rot wird es mir vor den Augen, ich sehe eine gewaltige Flucht, die ein starkes Stück Rehwild kaum einen Schritt vor mir macht, höre den roten Schatten abspringen, höre ein kurzes Schrecken ganz tief und böse ... und dann sehe ich hinter der großen Birke einen roten Fleck. Ich bin jetzt wieder ganz ruhig. Ich weiß genau, dass der rote Fleck nicht da war. Ich sehe in dem Gewirr ein blitzweißes Ende auftauchen, eine Mordwaffe. Der Teufel sitzt mir im Nacken, und im nächsten Augenblick knallt es.

 

Der rote Flecken ist weg. Wahrhaftig, er ist weg. Es war also bestimmt ein Reh. Aber war es wirklich ein Gehörnende? Bestimmt! Ach was, das Gewissen kann einen nachher plagen, wenn da so ein Jammerspießer ... Dass es ein Bock war, das habe ich gefühlt. Es war der rote Teufel, der wie eine Furie eben in den Hexen-Ring sprang! Ich hätte ihn mit den Händen packen können! Aber, Gottes Donner, wenn mich der Hexen-Ring in dieser Dämmerung genarrt hätte!

 

Ich stürze nach der alten Birke und reiße das Gesträuch auseinander. Es ist nichts da. Es war doch ein Spuk. Aber dort ist ja noch ein Hexen-Ring. Und dort der rote Fleck?

 

Mitten im Hexen-Ring liegt der alte Spießer. Ein Mörder. Ein Bock mit einem eisgrauen Schädel. Mit nadelscharfen Dingern auf dem Haupte, mit einem Blick in den schon grünen Lichtern, der den Mörder, den alten verwegenen Einsiedler, verrät. Und ich vergesse das Blut auf meinem Gesicht, die Wildnis, die Fliegenpest und die Brennnesseln. Ich lange das Horn aus dem Rucksack und blase das „Bocktot" so schön wie nie zuvor.

 

Und wenn die Leute sagen, im Jagen eins, in der Wildnis, bekäme man keinen Bock und keinen Elch und kein Schwein, dann lache ich sie aus. Wer natürlich keine Opfer bringt, der kriegt nichts.

 

Foto: Aufnahme: Maslo Unsere ostpreußische Heimat war in vielen ihrer Teile ein wahres Entenparadies. Unsere Aufnahme zeigt die Strecke nach einer Entenjagd auf einem masurischen See.

 

Seite 11   Mehr als 8000 Sperlingsköpfe

Seltsame Abgaben waren früher an die Obrigkeit zu leisten. Um einer amtlichen Verordnung zur Bekämpfung der Spatzenplage nachzukommen, lieferte zum Beispiel das Domänenamt Prökuls im Jahre 1767 die erstaunliche Menge von 8578 Sperlingsköpfen ab. Die Pacht für die Jagden von Prökuls, Drawöhnen, Pangessen und Schernen betrug damals im Jahre nur drei Taler; sieben Taler brachten dem Jagdpächter aber allein die Wolfsbälge ein.

 

Seite 11   Auf Pirsch in der Plinis. Aus den Jagderinnerungen von Dr. Wichard von Bredow-Landin.

Immer, wenn die Bohnen blühen, muss ich an meinen alten Freund, den Revierförster B. aus Insterwalde denken. Nicht nur, weil er grob wie Bohnenstroh war, — nebenbei konnte er auch weich wie Wachs sein, wenn er jemanden in sein Herz geschlossen hatte.

 

Es war zur Zeit der Bohnenblüte, als ich zu ihm zum Pirschen fuhr. Förster B. empfing mich mit ausgesprochen schlechter Laune. Zu viel Läuse waren ihm über die Leber gekrochen. In dieser Zeit war er stets gereizt, weil die jungen Hähnchen noch nicht groß genug, die geräucherten Schinken vom Winter aber schon längst aufgegessen waren. Und dazu war es noch mitten im Krieg!

 

Ich hatte mich nach seiner Meinung und seiner Uhr viel zu früh am Nachmittag eingefunden. Förster B. war ausgesprochen gnadderig, nicht nur wegen der Hähnchen. Seine liebe fleißige, aber auch sehr energische Hausfrau hatte gerade Großreinemachen. Das können alte Knasterbärte durchaus nicht verknusen. Verstärkt wurde der angesammelte Groll noch dadurch, dass ihn „die Weiber" aus seinem Mittagsschläfchen gerissen hatten, weil der Truthahn auf dumme Gedanken kam und den Perlhuhndamen zu sehr den Hof machte. Als ich eintraf, war er gerade dabei, den „Weibern" fuchsteufelswild zu erklären, dass Puthahndressur nicht seine Aufgabe und schon gar nicht die Dienstpflicht eines staatlichen Revierförsters sei.

 

Der wahre Grund dieser ausgesprochenen Schlechtwetterstimmung war aber in eben dieser Dienstpflicht zu suchen. Hatten ihm doch die „Tintenspione" des Forstamtes oder vielleicht sogar die vom „Adlerhorst" — so nannte er das Regierungsforstamt — zur sofortigen Erledigung für seine und die von ihm vertretene Nachbarförsterei eine lange, äußerst komplizierte Meldung über Holz, Masse, Vorräte und Sortimente übertragen. Das grenzte geradezu an persönliche Beleidigung. Denn mein guter, alter Förster B. war alles andere als ein Federfuchser. Stöhnte er doch schon beim Ausstellen eines vorgedruckten Pilzzettels über den „ekelhaften" Schreibkram.

 

Und nun platze zu allem Überfluss ich noch herein!

 

Sorgenvoll überprüfte ich die Lage. Förster B. hatte nicht übel Lust, mir ganz und gar auszubrechen. Da wir mit seiner Reitdroschke fahren mussten, auf der nur zwei Menschen Platz hatten, musste er nämlich selbst die Zügel seiner dicken Jagdstute ergreifen. Und das tat der alte Knabe äußerst ungern, da im Winter meist seine Frau, sommertags aber das tüchtige „Friedchen", das gute Faktotum des Hauses, kutschierte.

 

Ich hatte es mir aber in den Kopf gesetzt, gerade in den wildesten Teil des Reviers, der sehr abgelegen war, vorzudringen und per Wagen oder zu Fuß zu pirschen und zu blatten. Dort lag das große Hochmoor, die Plinis. Das Geheimnis der Wildnis lockte. Kapitale Böcke und uralte Keiler mussten dort ihren Einstand haben. Man kam nur selten zur Plinis, weil die Wege zu dem schweren Lehmrevier schon nach kleinen Regengüssen wochenlang wie Seife waren. Ich liebte dieses Revier heiß, und der gütige Forstmeister trug meiner Passion Rechnung, indem er den bewilligten Abschuss von drei bis vier Böcken und Sauen mir dort überließ.

 

So setzte ich meinen Dickkopf gegen den des alten Försters. Es war ein kurzer, harter Kampf. Aber ich siegte. Denn ich hatte ihm die Schreibarbeiten ausgeredet. Und als seine Frau nun zur Untermauerung der Pirschfahrt schönen, heißen Kaffee und eine Riesenschüssel herrlichster Schmandwaffeln hereintrug, war auch der letzte Groll des alten Knasterbartes überwunden. Dann saßen wir endlich in der Reitdroschke. Ich hatte „Feuererlaubnis". Das hing so zusammen: zunächst hatte ich von dem Forstmeister nur die Erlaubnis zum Abschuss von Frischlingen erhalten. Prompt sah ich eine Rotte Überläufer. Natürlich schoss ich nicht, erwähnte diesen Vorfall aber bei Gelegenheit. Quittung: Erlaubnis auch auf Überläufer ausgedehnt. Bald darauf stellte sich ein Hauptschwein, ein wirklich ganz grober Keiler, auf dreißig Schritt Entfernung vor mich hin, als ich mit Förster B. pirschte. Der alte Haudegen redete mir zu, den Keiler zu schießen, aber ich tat es nicht, denn ich habe immer darauf gesehen, jagdlich streng korrekt zu sein und ohne Winkelzüge und Ausreden mich an den Auftrag oder die Erlaubnis des Jagdherrn zu halten. Noch lange, nachdem der Keiler verschwunden war, disputierten wir über meinen Standpunkt, den Förster B. für Sauen nicht anerkennen wollte. „Sie müssen schießen", knurrte er, „wenn ich Ihnen ‚Feuererlaubnis' oder ‚Feuerbefehl' gebe!" Er bezog das aber auch auf Rehböcke, weil er gemerkt hatte, dass ich mir da manchen Schuss verkniffen hatte, weil ich mir nicht absolut klar über Alter und Abschussnotwendigkeit war.

 

Über diese „Feuererlaubnis" hatten wir uns eingelacht. Aber keiner konnte den andern überzeugen.

 

Für unsere heutige Fahrt in die Plinis musste ich meinem alten Freund versprechen, unbesehen zu schießen, wenn er „Feuererlaubnis" sagte. Nun, die hatte ich ja schon von höherer Stelle erhalten. Aber ich wollte ihm den Spaß nicht verderben. So nickte ich.

 

Wir hatten lange vergeblich gepirscht und an mehreren Stellen umsonst geblattet. Nun fuhren wir nahe der Reviergrenze an einer kleinen, mit Erlen bewachsenen Waldwiese entlang.

 

Da: ein starker, düsterfahler Rehkörper im Erlengebüsch, etwa neunzig Schritt von mir entfernt. Das Reh wirft auf, um den Kopf gleich wieder zu senken, ehe ich zum genauen Ansprechen das große Fernglas heben kann. Aber ich hatte genug gesehen. Ich wusste, dass es sich nach Hals, Farbe und Figur nur um einen alten, starken Bock handeln konnte. Ich hatte in der kurzen Sekunde die starken, enggestellten, endenlosen Stangen erkannt.

 

Ehe Förster B. die Zügel anzog, um anzuhalten — da er wohl glaubte, dass ich nicht im Fahren absteigen könnte —, stand ich schon hinter dem Wagen. Und gerade setzte sich B. in Positur und wollte mir mit gnädiger Miene — er war sich in diesem Augenblick seiner Wichtigkeit voll bewusst — das Wort „Feuererlaubnis" zuflüstern, da knallte auch schon mein Schuss. Der Bock raste mit gutem Blattschuss noch zwanzig Schritt und brach dann verendet zusammen. Es war ein mindestens siebenjähriger, starker Bock, der Beste aus diesem Revier und der Zweitbeste meiner Jahresstrecke.

 

B. machte ein grimmiges Gesicht, denn ich hatte ihm den Spaß mit der „Feuererlaubnis" gründlich verdorben. Aber als er den starken Bock sah, hellte sich seine Miene wieder auf.

 

Die gute Stimmung war restlos wiederhergestellt, als wir zum Abendbrot mit zwei herrlich gebratenen Perlhühnern, den unschuldigen Opfern des hausherrlichen Zornes — denn der eigentliche Übeltäter war doch der allzu galante Kurrhahn! — überrascht wurden. Sie haben uns köstlich geschmeckt.

 

So kehrte ich wie immer dankbar und zufrieden aus diesem gastfreien, echt ostpreußischen Forsthaus an meinen Schreibtisch und an meine Akten zurück. Wenn ich an den alten Freund zurückdenke, fällt mir noch eine köstliche Geschichte ein, die nicht vergessen werden darf.

 

Förster B. hatte mich in sein Jägerherz geschlossen, nicht zuletzt, weil ich ihm seine Büchse auf dem Schießstand der Stadt mit dem Fernrohr richtig einschoss. Er konnte sonst, den Sauen, die seine Dienstacker-Kartoffeln verspeisten, ohne Fernrohr bei schlechtem Licht nicht auf den Pelz rücken. Friedchen und die neueingeschossene Büchse verhalfen ihm zuletzt doch noch zu einem ganz groben Keiler.

 

Förster B. hatte sich, wie er zu tun pflegte, schon früh an einem kalten Winterabend eingekesselt. Als Friedchen mit der Küchenarbeit fertig war und ihr jungfräuliches Schlafgemach betrat, warf sie noch einen Blick auf die im Vollmond liegende Schneelandschaft. Da, gar nicht weit vom Förstergarten, steht ihr Erbfeind: ein brechender, starker Keiler! „Das Biest hat unsere ganzen Kartoffeln auf dem Gewissen!", denkt Friedchen voller Wut und eilt spornstreichs in leichter Toilette zum Schlafgemach des alten Försters. Sie klopft an die Türe: „Herr Förster, Herr Förster, nähme Se bloß de Büchs! Dat schwarte Beest steit dicht hinderm Goarde und scheite Se em!"

 

Der Kapitale drinnen im warmen Federkessel knurrt unwirsch und dreht sich auf die andere Seite. Das Aufstehen jetzt am kalten Winterabend hat nichts Verlockendes. Der Kapitale draußen schiebt sich immer näher an den Garten heran. Er hat vom Forsthaus bisher so wenig Böses erfahren, dass er die gewohnte Vorsicht völlig außeracht lässt.

 

Wütend beobachtet Friedchen vom Fenster ihrer Kemenate, in die sie nach vergeblicher Liebesmüh zurückgekehrt ist, das „Beest", und die Rachegefühle für die Kartoffeln überwiegen alle Bedenken. Zurück zur Schlafzimmertüre des alten Herrn. „Nu schubbert he sick all am Tun!", meldet Friedchen mit drohend erhobener Stimme. Das hilft endlich. Schlaftrunken erhebt sich Förster B. und greift zur Büchse. Friedchen führt den leise schwankenden B. mordlustig bis zur Gartenecke. „Nu scheete Se!" Diesem „Feuerbefehl" gehorcht der Alte. Bums! Vorbeigeschossen! Aber der Schuss hat den müden Jäger endlich wach gemacht. Mit der zweiten nachgesandten Kugel trifft er den flüchtig gewordenen Keiler. Da liegt nun der Schwarze mit gutem Blattschuss auf dem Kartoffelschlag, bis ihn Friedchen glückstrahlend mit der alten, dicken Fuchsstute abholt.

 

So hat Förster B. seinen ganz groben Keiler sozusagen im Schlaf geschossen.

 

Förster B. und Landrat von Bredow wurden beide heimatlos. Aber sie fanden sich in der Fremde wieder und wechselten Briefe voller Humor und schmiedeten Pläne, wie und wo sie wieder in alter Frische auf Sau und Bock waidwerken wollten. Sie wurden nie erfüllt. Beide. Förster B. wie Landrat von Bredow, wechselten im Frühjahr 1951 in die ewigen Jagdgründe über.

 

Seite 12   Wenn die Entenjagd aufging. Schneisenjagd auf dem Geserichsee.

Von den vielen Jagdfreuden, die uns ostpreußischen Jägern beschieden waren, war mir die Entenjagd eine der liebsten. Man konnte sie auf mancherlei Art betreiben; die interessanteste war für mich immer die Schneisenjagd auf den Mausererpel, und sie war auch immer recht erfolgreich.

 

Es gab nicht viele Wasserjagdbezirke, welche die Voraussetzungen zur Ausübung dieser Jagd boten. Der in Frage kommende See durfte nicht zu klein sein, und er musste an seinen Ufern einen Schilfgürtel von der richtigen Breite haben, nicht zu schmal, aber auch nicht zu breit. Dass der See auch einen guten Entenbestand besitzen musste, ist ja selbstverständlich, und für den Erfolg entscheidend war es auch, dass die Jagd sorgfältig vorbereitet wurde.

 

Wie nun diese Schneisenjagd vor sich ging, möchte ich nach den Erfahrungen schildern, die ich auf dem am Geserichsee gelegenen Rittergut Pomehlen gemacht habe. Das Gut war für diese Jagdart geradezu ideal gelegen; ich habe nirgendwo in Ostpreußen sonst so günstige Voraussetzungen vorgefunden. Der Besitz streckte sich lang am See aus, dessen Ufer fast durchgehend mit Schilf bestanden waren.

 

Es war die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Der Gutsherr war ein jagd- und trinkfroher Mann, und ich, als sein Inspektor, war von Jagdleidenschaft geradezu besessen. Das ideale Revier lockte zu Taten. Bereits Ende Juni — die Entenjagd ging in Ostpreußen am 1. Juli auf — trat der Jagdrat zusammen. Das Seeufer wurde abgeschritten, und wir setzten die Stellen fest, an denen die Schneisen angelegt werden sollten. Kutscher und Gärtner mähten die Schneisen schnurgerade aus, etwa zwei Sensen breit, und zwar vom Kahn aus. Das war gar nicht so einfach, denn das abgemähte Schilf musste auch aus den Schneisen entfernt werden. Die beiden Männer aber hatten jahrelange Übung, sie machten ihre Sache ausgezeichnet. Die Schneisen zogen sich — vom Ufer nach dem offenen See hin — in bestimmten und regelmäßigen Abständen am ganzen Seeufer entlang.

 

Damit waren die Vorbereitungen beendet, und etwa zwei Wochen lang herrschte nun tiefer Frieden am See. Die Enten mussten sich erst einmal an die Veränderung des Schilfgürtels gewöhnen.

 

Dann, an einem warmen Juliabend, so um den zwölften herum, wurde der erste Angriff beschlossen. Es wurden noch ein oder zwei Gutsnachbarn eingeladen, und am nächsten Morgen gegen vier Uhr zogen einige recht fragwürdig aussehende Gestalten hinunter zum See. Die untere Körperhälfte war mit einer Leinenunterhose bedeckt, die Füße steckten in durchlöcherten Schuhen oder Stiefeln — das Wasser musste ja sofort wieder ablaufen können —, um den Hals trug jeder einen Gürtel mit Patronen, Streichhölzern und Zigarren, und in der Hand hielt er die Flinte. Wir verständigten uns zunächst über die Besetzung der Schneisen; jede Schneise erhielt natürlich einen Schützen zugeteilt. Dann hieß es, rein ins Vergnügen, in diesem Falle: ins Wasser. Die Sonne war eben aufgegangen, es war noch ganz schön frisch, und in den nassen Leinenbixen schlotterte man zunächst ganz erbärmlich. Aber das half nun alles nichts, man musste so weit hinein, dass gerade noch die Patronen und die Zigarren trocken blieben. Und in der Hitze des Gefechts verlor sich dann auch bald das Schlottern. Man musste sich an der Seite, von der aus das Treiben losging, dicht ins Schilf drücken, damit die Enten den Jäger nicht gleich erspähen konnten, wenn sie an den Rand der Schneise kamen.

 

Wenn nun alle an ihren Plätzen waren, erklang ein kurzes Signal, und Kutscher und Gärtner, jeder in einem Seelenverkäufer — einem kleinen, kiellosen Fischerkahn —, begannen nun damit, den ganzen Schilfgürtel vom äußersten Ende an quer durchzudrücken. Sie trieben so, mit einigem Geschrei und Ruderklatschen, die Enten vor sich her über die Schneisen.

 

Nun entwickelt ja jedes Wild einen gewissen Grad von Schlauheit, aber eines der gerissensten Geschöpfe, ist nach meinen Erfahrungen der Erpel in der Mauser. Er ist ja in dieser Zeit im Flug behindert, und daher ist er besonders misstrauisch und vorsichtig. Wenn er, dem hinter ihm ertönenden Krach ausweichend, auf eine Schneise stößt, dann stutzt er doch wieder, obwohl er sie schon kennt. Er hält an und äugt nach rechts und nach links. Wenn der Jäger nun so gut gedeckt ist, dass der Erpel nichts Verdächtiges sehen kann, dann, aber auch nur dann, entschließt er sich, die Schneise zu überqueren, und er schwimmt, oder besser gesagt, er schießt blitzschnell hinüber, um wieder in Deckung zu kommen. In diesem Bruchteil einer Sekunde muss nun der Entenjäger zeigen, was er kann. Gelingt es ihm nicht, in dem Augenblick abzudrücken, in dem der Erpel losschießt, dann fegen die Schrote über die leere Schneise.

 

Erreichen die treibenden Kähne eine Schneise, dann begibt sich der Schütze ein Stück weiter an die nächste freie Schneise. Die Jagd geht solange weiter, bis die Kähne an die letzte Schneise gekommen sind.

 

Wir haben diese Schneisenjagd bis Ende Juli ausgeübt, und zwar immer in den Morgenstunden von vier bis acht Uhr. Vierzig bis fünfzig Enten waren, bei meistens drei Jägern, jedes Mal das Ergebnis.

 

Ich habe auch viele Entenjagden vom Boot aus mitgemacht, meist mit sehr vielen Schützen, ebenso, besonders auf dem Kurischen Haff, die Jagd mit Lockenten sowie die Morgen- und Abendpirsch auf ziehende und einfallende Enten, aber für mich war die erregendste und erfolgreichste Jagdart immer die Schneisenjagd.

 

Ein Waidmannsheil den alten Jagdgefährten vom Geserichsee. Die meisten von ihnen ruhen schon unter dem grünen Rasen der geliebten Heimat. Hans Grude.

 

Seite 12   Schülerwanderung ins Zarenreich.

Foto: Skizze

Heute ist das Jugendwandern allgemein geübter Brauch. Die Jungen und Mädel stecken ihre Wanderziele weit, was nur zu begrüßen ist. Rüstet doch die landsmannschaftliche Landesspielschar von Baden-Württemberg zu einer Fahrt zu den Dolomiten, und die Jugendtreffen der einzelnen Heimatkreise beweisen ebenfalls, welche Möglichkeiten der Jugend geboten werden, um ihre Kenntnisse zu erweitern, und sich zugleich in gesunder Luft zu erholen. Dies soll zumal den ostpreußischen Kindern aus Berlin und der Mittelzone in Ferienlagern zugutekommen. — Vor fünfzig Jahren war es anders. Wirkte es doch geradezu als eine Revolution der Jugend gegen Stubenhockerei und muffige Vorurteile, als die ersten „Wandervögel" auf Fahrt gingen! Aber auch vor einem halben Jahrhundert war eine Schranke allen Wanderlustigen gezogen: nämlich die russische Grenze im Osten. Der früher in Passenheim, Königsberg, Bartenstein und Tilsit tätig gewesene

Studienrat a. D. Wilhelm Teske berichtet von einer Wanderung Passenheimer Schüler, die unter seiner Leitung im Juli 1912 von Passenheim nach dem russisch-polnischen Grenzort Chorzele führte. Damals regierte noch der Zar das riesige, vom übrigen Europa abgeriegelte Reich.

 

Eine Fahrt ins Zarenreich war nie ein ganz einfaches Unternehmen, ja sie bedeutete möglicherweise ein gewagtes Abenteuer. Vor August 1914 konnte jeder Deutsche, jeder Franzose, jeder Engländer in voller Freiheit durch ganz Europa mit Ausnahme Russlands reisen. Zur Einreise ins Zarenreich war ein Pass mit Visum unbedingt erforderlich und zur Ausreise wieder ein Visum. Hatte man das Ausreisevisum nicht, so saß man im Zarenreich wie im Käfig gefangen. Zweifellos ist das Visum ein Zeichen des Misstrauens. Ein Russe konnte nur mit Ausreisevisum seiner Regierung ins Ausland fahren, und dies Ausreisevisum wurde schon damals spärlich erteilt. Die Bewohner Ostpreußens und der übrigen deutschen Ostgebiete empfanden es als sehr hinderlich, dass Reisen in das benachbarte Russland durch Pass und Visum erschwert waren. Der kleine Grenzverkehr gewährte wohl gewisse Erleichterungen, aber man drang dabei ja nur bis an den äußersten westlichen Rand des russischen Riesenreiches vor. Ein Eindruck von dem wirklichen Leben im Inneren des Zarenreiches war dabei kaum zu gewinnen.

 

An einem Julimontag des Jahres 1912 machte ich mich als junger Lehrer mit einer Schar ausgewählter Schüler von Passenheim aus auf den Weg nach Chorzele am Orzye. Auf Landstraßen, Feld- und Waldwegen und durch Wiesengelände ging es südwärts über Schwirgstein nach der Försterei in Kl. Schiemanen vorbei an stillen Seen.

 

Wir verbrachten die Nacht in der Scheune der Försterei in Kl. Schiemanen und wanderten über Willenberg nach Flammberg. Berge waren dort allerdings nicht zu sehen. Vermutlich ist der Bestandteil „Berg", den beide Ortsnamen enthalten, durch Verstümmelung des Wortes Park (Wald) zu erklären. Auf dem deutschen Zollamt in Flammberg wurde ein Sammelgrenzübertrittschein ausgestellt; er galt nur für diesen Tag und nur für den Besuch von Chorzele. Die Schranke des Schlagbaums ging hoch. Ein Grenzsoldat nahm uns in Empfang und begleitete uns zur Zollstation.

 

Die russische Grenze wurde stets streng bewacht. Bei Tag und Nacht stand alle hundert Meter ein russischer Grenzsoldat mit schussfertigem Gewehr, um jeden Verkehr von hüben und drüben zu verhindern. Fremdländische militärische Uniformen gab es zu sehen, und manches mongolische Gesicht verriet die asiatische Herkunft.

 

Die Waren an die Häuser gemalt

Tiefer Sand und brennende Sonne machten den Marsch von der Zollstation bis Chorzele ziemlich beschwerlich. Der Unterschied zwischen Deutschland und dem Nachbarland wurde allen Wanderern schnell offenkundig. Unterwegs beobachteten wir Leute bei der Ernte; die Bauern schnitten den Roggen mit Sicheln. Endlich erreichten wir Chorzele, einen Ort mit lauter einstöckigen Holzhäusern. An den Verkaufsstätten befanden sich keine beschrifteten Schilder, sondern Zeichen deuteten an, was es in den Läden zu kaufen gab. So hatte, zum Beispiel der Bäcker ein Brot, und der Fleischer eine Wurst an die Wand seines Hauses gemalt. Am auffallendsten waren wohl die jüdischen Bewohner in ihren weit herabreichenden Kaftanen und mit ihren langen Bärten. In kleinen Baracken boten sie allerlei Kramzeug an. Der Hauptteil der Bevölkerung des Dorfes gehörte dem polnischen Volkstum an, aber der Russe hielt damals seine Hand über das Land, wie heute auch wieder. Wir begegneten in diesem Grenzdorf Polen, Russen und Juden, nicht zu vergessen die Vertreter asiatischer Völker.

 

Jeder von uns kaufte mit deutschem Geld — das gerne genommen wurde — russische Zigaretten und russische Bonbons, deren Geschmack sich von dem der deutschen Fabrikate sehr unterschied. Alle brachten Bonbons und Zigaretten und kupferne Kopekenstücke mit nach Hause, als ein Beweis dafür, dass wir wenigstens ins Zarenreich geschaut hatten, wenn auch nur sozusagen durch ein Loch im Zaun. Die Zeit für diesen Blick war nur kurz bemessen. Bereits am Spätnachmittag schlossen die Russen die Grenze wieder. Zuvor musste man die russische Zollstation passiert haben. Andernfalls konnte man sich auf Verhaftung und hochnotpeinliches Verhör gefasst machen.

 

Von Flammberg wanderten wir nach Neufließ zur Übernachtung auf einem Bauernhof und am Mittwoch von dort nach Jedwabno (Gedwangen). Hier verbrachte die Schar die dritte Nacht in einer Scheune, und anderen Tages erfolgte über Malgamühle und Scheufelsdorf der Rückmarsch nach Passenheim. Einige der Wanderer von damals leben noch, und sie haben die viertägige hochsommerliche Fahrt nicht vergessen. Es war ja 1912 noch ein außergewöhnlicher Vorgang, dass Lehrer und Schüler einige Tage zusammen wanderten. Wilhelm Teske

 

Seite 12   Drahtseil um eine Ahorn-Krone. Naturschutz im Kreise Lötzen.

Nach einer Verordnung zur Sicherung von Naturschutzdenkmalen im Kreise Lötzen wurden 32 Naturdenkmale dem Schutze des Reichsnaturschutzgesetzes unterstellt. Es waren dies 23 Bäume und Baumgruppen und neun Findlingsblöcke.

 

Zu den bedeutendsten dieser Naturdenkmale gehörten: eine Stieleiche in der Revierförsterei Adlersdorf; Umfang in ein Meter Höhe fünf Meter, Höhe 32 Meter, Alter fünfhundert Jahre. Wichtig waren auch Spitzahorne im Gutspark des Rittergutes Leithof; der Kronendurchmesser des „dünnen" Baumes (Umfang „nur" 3,65 Meter) betrug dreißig Meter. Seit dem Jahre 1929 musste die Krone durch ein Drahtseil zusammengehalten werden, weil der Stamm einen Riss zeigte; der etwas dickere Bruder hatte einen Umfang von 3,81 Meter, die Höhe betrug zwanzig Meter, der Kronendurchmesser 22 Meter. Das Alter dieser Bäume wurde auf dreihundert Jahre geschätzt. Unter Naturschutz standen ferner: eine Pappel auf dem Grundstück der Frau Czyganowski in Lauken; Umfang 3,80 Meter, Alter etwa hundert Jahre; ein Birnbaum im Weidegarten des Bauern Meding in Mertenau; Umfang 3,50 Meter, Höhe 14 Meter, Alter dreihundert Jahre. Mitgeschützt war der Abhang mit angrenzender Talmulde.

 

Von den unter Naturschutz stehenden Findlingsblöcken befand sich einer in der Gemeinde Steinwalde. Die Länge betrug 3,80, die Breite 2,20, die Höhe 2,20 Meter. Die Tiefe innerhalb des Erdreichs war unbekannt. Mitgeschützt war die umgrenzende Waldfläche in Größe von einem Morgen. Ein weiterer Findlingsblock, der Zwillingsbruder des Hindenburgsteins im Tannenbergdenkmal, lag in der Stadtgemeinde Rhein; seine ursprüngliche Länge betrug drei Meter, die Breite 2,80 und die Höhe 1,50 Meter. Durch einen Sprengversuch wurden Teile des Steinblocks abgesprengt. Mitgeschützt war die Umgebung im Umkreis von dreißig Metern. Ein stattlicher Findlingsblock mit einer sogenannten Steinsetzung bildete einen Anziehungspunkt in der Landgemeinde Widminnen; Länge des Findlings: 3,30, Höhe 1,50, Breite 2,50 Meter. Die gesamte Steinsetzung, das sogenannte „Himmelreich", und die Baumbepflanzung waren mitgeschützt.

 

Seite 13   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Pr.-Holland. Haupttreffen am 5. August In Hamburg

Ich weise nochmals darauf hin, dass unser diesjähriges Haupttreffen am 5. August in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei Elbchaussee 374, stattfindet. Verbindungen: S-Bahn bis Klein-Flottbek, dann 15 Minuten Fußweg oder Busverbindung vom ZOB (Omnibusbahnhof neben dem Hauptbahnhof Hamburg), mit Schnellbuslinie 36 bis zur Haltestelle Teufelsbrück.

 

Die ehemalige Schülergemeinschaft der Oberrealschule Pr.-Holland trifft sich an diesem Tage nach der Feierstunde in einem der Nebenräume der Elbschloßbrauerei zu einer Wiedersehensfeier, wozu auch Oberstudienrat Dr. Neudorff und Frau, jetzt wohnhaft in Reichenhall, Frühlingstraße 30, ihr Erscheinen angekündigt haben. Pr.-Holländer, beweist Eure Treue zur Heimat und erscheint zahlreich zum Hauptkreistreffen am 5. August in Hamburg.

Carl Kroll, Kreisvertreter (24 b) Peinerhof bei Pinneberg

 

Gesucht werden:

Waldarbeiter Ernst Ruhr und Frau, aus Grünhagen. —

 

Ernst Döhring, geb 16.09.1919, zuletzt wohnhaft in Schmauch —

 

Wer kann Auskunft geben über Hugo Berger, Obergefreter, FPNr. 65 224, geboren am 14.03.1905 in Reichau, Kreis Mohrungen, zuletzt wohnhaft in Kl. Marwitz, Kreis Pr.-Holland, letzte Nachricht vom 15.01.1945? —

 

Bauer Friedrich Jordan, Ebersbach, geb. am 28.02.1878. Im Februar 1945 von den Russen verschleppt und zuletzt in Zichenau gesehen worden.

 

Zuschriften sind zu richten an die Geschäftsstelle in Pinneberg. Richard-Köhn-Straße 2, Herrn Amling.

 

Heiligenbeil. Haupttreffen in Lehrte am 11. und 12. August

Sonnabend, den 11. August, Hotel „Lehrter Hof", Poststraße — 18 Uhr: Ordentliche Mitgliederversammlung. „Unser Ostpreußen", Farbbilder mit Tonband. Vorführer: Landsmann George Simpson, Friedrichsgabe, Kreis Insterburg. Tagesordnung u. a.: Allgemeiner Jahresbericht, Annahme der Satzung für die Kreisgemeinschaft Heiligenbeil, Bekanntgabe des Wahlleiters (Kreisältesten), der Wahlausschussmitglieder und der Wahlvorschläge, Wahl der Kreistagsmitglieder (17 Kirchspiels- bzw. Städtevertreter und deren Stellvertreter), Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Anschließend zwangloses Beisammensein: Musik, Tanz — 20.30 Uhr: Kreistagssitzung im Schützenzimmer des „Lehrter Hof": Allgemeiner Geschäftsbericht, erstattet durch den Kreisvertreter. Wahl der Kreisausschussmitglieder (9 Landsleute): Bekanntgabe des Wahlergebnisses. — 21 Uhr Kreisausschusssitzung im Schützenzimmer des „Lehrter Hof": Wahl des Kreisvertreters sowie des 1. und 2. stellvertretenden Kreisvertreters, Festlegung aller Aufgabengebiete und Übergabe an die neugewählten Kreisausschussmitglieder (Kreisvertreter, 1. und 2. stellvertretender Kreisvertreter, sechs Beiräte). Nächste Kreistags- und Kreisausschusssitzung, anschließend zwangloses Beisammensein im großen Saal des „Lehrter Hof", Musik, Tanz.

 

Sonntag, den 12. August, Viehversteigerungshalle, Germaniastraße und Hotel „Lehrter Hof", Poststraße, ab 9 Uhr geöffnet. 9.30 Uhr: Kranzniederlegung am Ehrenmal an der Masch, in unmittelbarer Nähe der evangelischen Kirche, 10 Uhr: Konzert in der Viehversteigerungshalle, Bergmannskapelle; Dirigent: Albert Brückner — 11 Uhr: Begrüßung durch den Kreisvertreter, Hymne: „Die Himmel rühmen", Lehrter Gesangvereine: Leitung: Erich Straubel, Ansprache des Vertreters der Kirchen, Pastor Hagena. Totenehrung und Gesamtdeutsches Bekenntnis, Festansprache des Kreisvertreters. — 14 Uhr: „Unser Ostpreußen", Farbbilder mit Tonband, im großen Saal des „Lehrter Hof". — 15 Uhr: Zwangloses Beisammensein bei Musik und Tanz im großen Saal des „Lehrter Hof". Es spielt die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Lehrte.

 

Übernachtungen: Quartiere sind bis 8. August dem Verkehrsverein Lehrte e. V. in Lehrte, Rathaus, per Postkarte oder telefonisch unter Lehrte 571, Haus-Apparat 005, aufzugeben. Es stehen zur Verfügung hundert Hotelbetten, Höchstpreis 5,-- DM und weniger pro Bett, ferner einfachere billige Übernachtungen in der Zuckerfabrik und erforderlichenfalls Massenquartiere in zwei großen Räumen der Viehversteigerungshalle auf frischer Strohschüttung, getrennt nach Männern und Frauen. Der Verkehrsverein muss die Anzahl der Personen, die Quartiere wünschen, vorher wissen um die nötigen Vorbereitungen treffen zu können.

 

Verpflegung: Der Verkehrsverein hat für 650 Mittagessen, je 2,50 DM das Gedeck, in neun Gaststätten vorgesorgt. Alle Gaststätten liegen in der Nähe des Haupttagungslokales. Um jedem Gaststätteninhaber die richtige Zahl der Mittagsgäste zuweisen zu können und damit die Vorbereitungen für die Küche getroffen werden können, werden die Landsleute gebeten, ebenfalls bis zum 6. August die Mittagsportionen je Familie dem Verkehrsverein Lehrte per Postkarte zu melden.

 

Wahlvorschläge zur Wahl der Kirchspielvertreter, genannt der Kreistag. In Folge 20 des Ostpreußenblatts, Ausgabe vom 19. Mal 56, Seite 12, war die Ausschreibung der Wahlen mit den Wahlvorschlägen des bisher amtierenden Kreisausschusses veröffentlicht worden. Die damals genannten 17 Kirchspielvertreter und deren 17 Stellvertreter sind die einzigen eingegangenen Wahlvorschläge. Ein einziger Antrag der Berliner Gruppe unserer Landsleute aus dem Kreise Heiligenbeil enthält den Wunsch, für Berlin im Kreistag einen ständigen Vertreter vorzusehen. Dieser Antrag findet seine Erledigung am 11. August in den anberaumten Tagungen.

 

Pr.-Eylau

Bei allen Anfragen, die bei der Heimatkreiskartei Pr.-Eylau eingehen, ist nur hin und wieder einer, der in seinem Schreiben auch seine Heimatanschrift angibt. Die Kartei wird, um die Anfragen erledigen zu können, bei den Auskunftssuchenden, die keine Heimatadresse angegeben haben, zuerst diese anfordern, ehe eine Antwort erfolgen kann.

 

Gesucht werden aus Pr.-Eylau:

Ilse Putzki, Kontoristin bei Schönrade;

Herr Schneider, Erlch-Koch-Siedlung, er war bei der Kreissparkasse;

Frau Ingeborg Bergmann, geb. Ewerlin;

 

aus Landsberg:

Inge Krause und Mutter, Bartensteiner Straße;

 

aus Pilgrim:

Julius Schulz und Frau Martha Schulz, geb. Schwartinsky;

Fritz Korinth und Frau Bertha Korinth, geb. Schulz.

 

Von der Stadt Kreuzburg ist ein Einwohnerverzeichnis vorhanden. Es wird gegen Unkostenbeitrag von 1,-- DM in Briefmarken von der Heimatkreiskartei in Verden (Aller), Kreishaus, versandt.

Fritz Schadwinkel, Heimatkreiskartei Pr.-Eylau

 

Seite 13   Blumensträuße für unsere Gefallenen

In diesem Jahre begeht das deutsche Volk den Tag der deutschen Heimat am 9. September. In Göttingen ist es in den letzten Jahren üblich geworden, dass sich die Heimatvertriebenen und die Alteingesessenen am Vormittag dieses Tages auf dem großen Platz vor dem Ehrenmal für die ostpreußischen gefallenen Soldaten zu einer eindrucksvollen Feierstunde zusammenfinden. Nach dem Feldgottesdienst, auf welchem ostpreußische Geistliche beider Konfessionen sprechen, ergreift ein bekannter ostpreußischer Soldat das Wort, um unsere gefallenen Landsleute zu ehren. Besonders eindrucksvoll ist stets der lange, feierliche Zug der Abordnungen von Verbänden und Vereinen, die im Ehrenhof der Gedächtnisstätte ihre Kränze niederlegen. Vorher aber legten die ostpreußischen Landsleute in zwei großen Beeten Tausende von Blumensträußen aus, von welchen jeder auf weißer Seidenschleife den Namen eines ostpreußischen Gefallenen trägt. Die Bestellungen hierfür sind auch in diesem Jahre bereits heute in großer Zahl eingegangen.

 

Alle ostpreußischen Landsleute, die durch Niederlegung von Blumensträußen an dem Ehrenmal für unsere Gefallenen ihrer Toten aus den beiden Weltkriegen gedenken wollen, werden hiermit aufgerufen, Bestellungen hierfür möglichst umgehend aufzugeben. Eine frühzeitige Bestellung macht es den Landsleuten in Göttingen möglich, die seit Monaten laufenden Vorarbeiten ohne Schwierigkeiten rechtzeitig vor dem Tage der Heimat abzuschließen. Durch besondere Vorkehrungen wird es möglich sein, dass jeder Strauß mit handschriftlicher Seidenschleife wieder nur eine DM kostet. Dieser geringe Preis wird sicher dazu beitragen, dass der schöne Brauch, für unbekannte Soldaten Sträuße zu bestellen, zum Beispiel als Dank für eigene Bewahrung im Kriege, nicht einschläft.

 

Eine Bestellung erfolgt am besten durch Einzahlung von einer DM auf das Postscheckkonto Hannover 878 18 der Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Göttingen, Keplerstraße 26. Auf der Rückseite des betreffenden Zahlkartenabschnittes müssten Name und Vorname des betreffenden Gefallenen, möglichst in Druckschrift, vermerkt sein. Die Arbeit der Göttinger Landsleute wird wesentlich erleichtert, wenn auch der Name des Absenders möglichst in Druckschrift angegeben wird.

Ihre baldige Bestellung erwartet Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Göttingen, Woelke, Vorsitzender

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München; Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7, Telefon 44 84 32; Postscheckkonto Nr. 213 ?? (unleserlich). PSA

 

Gundelfingen. Auf dem letzten Heimatabend wurde die Dias-Reihe „Nördliche Wanderung in Ostpreußen" vorgeführt. Durch die sinnvolle Einflechtung von heimatlichen Gedichten und Ostpreußenliedern wurde der Lichtbildervortrag zu einer wahren heimatlichen Feierstunde. — Der Vorsitzende, Ranglack, gab bekannt, dass die Gruppe Aalen am 18. August einen Ausflug nach Gundelfingen unternehmen wird. Aus diesem Grunde wird der planmäßige Heimatabend auf Sonntag, 18. Aug., verlegt werden. Ort und Zeit der Ankunft der Gäste und der Beginn der Zusammenkunft werden rechtzeitig durch Aushang bekanntgegeben werden.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 7408; Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3.

 

Kaiserslautern. Auf dem letzten Heimatabend in der „Neuen Eintracht" berichtete Landsmann Bollermann in Abwesenheit von Landsmann Salomon über den Juni-Ausflug. Kulturreferent Renk erinnerte in einer Ansprache an den Abstimmungstag 1920 im südlichen Ostpreußen.

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Grünberger Straße 144.

 

Darmstadt. Am 7. September, 20 Uhr, wird die Kreisgruppe einen Vortragsabend mit Marion Lindt veranstalten. Der Saal wird durch Rundschreiben bekanntgegeben werden. — Für den 9. September ist eine Rheinfahrt mit dem Salonschiff „Olympia" ab Mainz bis zur Lorelei und Bacharach geplant. Normale Preise an Bord für Essen und Getränke. Teilnehmerlisten liegen aus bei: Haase, Eschollbrücker Straße 27: Tiedtke, Lindenhofstraße 2; Schlinsong, Heidelberger Straße (Kiosk) und bei den Obmännern der Bezirke. Fahrpreis 6 DM einschließlich Bahnfahrt; Kinder unter 14 Jahre die Hälfte. Es wird gebeten, bis spätestens 5. August die Beiträge für die Fahrt zu entrichten. Alle Fahrtteilnehmer werden sich am 9. September um 6 Uhr früh am Hauptbahnhof Darmstadt zur Abfahrt nach Mainz treffen.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14.

 

Köln. Die landsmannschaftliche Gruppe wird am 5. August eine Dampferfahrt nach Linz, der „Bunten Stadt" am Rhein unternehmen: Fahrtkosten 5,50 DM, Kinder die Hälfte. In diesem Jahr steht nur eine beschränkte Zahl von 250 Plätzen zur Verfügung; Karten im Vorverkauf sind erhältlich bei der Geschäftsstelle, Badstraße 8 - 10, sonnabends von 14 - 17 Uhr; im Café Schulz, Rosenstraße 7 - 9, in der Eisenhandlung Wagner, Gereonstraße 50; beim Hauptkassierer, Landsmann Eisermann, Krefelder Straße 6. Nur falls Karten aus dem Vorverkauf übrigbleiben sollten, können noch Karten am Dampfer abgegeben werden. Die Abfahrt mit dem Dampfer „Jung Siegfried" wird um 8 Uhr früh am Leystapel erfolgen; Rückkunft etwa 21 Uhr.

 

Gladbeck. In der letzten Monatsversammlung erörterte der 1. Vorsitzende Heinz Leitzen das politische Geschehen der letzten Zeit aus der Sicht der Landsmannschaft Ostpreußen. In der sich anschließenden Aussprache brachten die Landsleute zum Ausdruck, dass sie eine Wiedergewinnung der Heimat durch Waffengewalt ablehnen. Der Vorsitzende forderte die Anwesenden auf, sich aktiver für die Arbeit der Landsmannschaft einzusetzen und wies darauf hin, dass das Ostpreußenblatt als Sprachorgan der Landsmannschaft von jedem Ostpreußen gehalten werden müsse. — Die Frauengruppe unternahm am 13. Juli eine Besichtigungsfahrt zu einem Betrieb in Düsseldorf. — Die Kreisgruppe bereitet für Sonntag, 29. Juli, eine „Fahrt ins Blaue" mit zwei Bussen vor. Der Fahrpreis beträgt für Mitglieder 6 DM. Anmeldungen zur Teilnahme sind nicht mehr möglich; die Busse sind besetzt. Die Abfahrt wird am Sonntag, 29. Juli, pünktlich um 7 Uhr, vom Rathaus in Gladbeck erfolgen.

 

Recklinghausen-Altstadt. Ein Landsmann, der kürzlich in Ostpreußen war, wird auf dem Heimatabend am Sonnabend, 28. Juli, im Handelshof, Holzmarkt 1, über seine Erlebnisse berichten. — Am Sonntag, 29. Juli, wird zum „Tag der Heimat" eine Veranstaltung sämtlicher Vertriebenenverbände in der Engelsburg stattfinden. Zu beiden Veranstaltungen sind Gäste willkommen.

 

Unna. Am Freitag, 3. August, 20 Uhr, wird die Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise einen Abend in der „Sozietät" veranstalten, auf dem Kreiskulturwart Lehrer Waschkies, Essen, einen Vortrag „Das Memelland — 700 Jahre deutsches Land" halten wird.

 

Merkstein-Herzogenrath. Allen Spendern der Aktion „Ostpreußische Kinderhilfe" und den vier Ferieneltern sei hier nochmals gedankt. Vier Ferienfreiplätze und 120 DM konnten dank der Hilfsbereitschaft und landsmannschaftlichen Gesinnung der Mitglieder zur Verfügung gestellt werden. — Am 8. Juli sprach im Verlauf einer kulturellen Veranstaltung der Landesvorsitzende, Rektor Erich Grimoni. Die DJO führte Volkstänze vor und brachte ostdeutsches Liedergut zu Gehör. Freude bereiteten auch die heimatlichen Aufnahmen in vier ostpreußischen Tonfilmen: „Masuren", „Rominter Heide", „Jagd in Trakehnen" „Das war Königsberg". Gleichzeitig fand eine Ausstellung ostdeutscher Bücher statt. — Am 29. Juli, vormittags 10 Uhr, wird eine Mitgliederversammlung im Restaurant „Gradel" stattfinden. Tagesordnung: Neuwahl des 1. Vorsitzenden, einjähriges Bestehen der Gruppe, Wiederholung der Rede von Landsmann Grimoni auf Tonband. Versammlungsleiter ist Landsmann Foerder, Aachen. — Am 5. August wird die Gruppe einen eintägigen Ausflug nach Boppard unternehmen; Fahrpreis 10 DM.

 

Münster.

Die nächste Mitgliederversammlung wird am 8. August, um 20 Uhr, im Aegidiihof stattfinden.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Helmut Gossing, Hannover, Anzeiger-Hochhaus, Goseriede 5/6; stellvertretender Vorsitzender H. L. Loeffke, Lüneburg, Vor dem neuen Tore Nr. 12, „Meyers Garten".

 

Osnabrück. Die landsmannschaftliche Gruppe beging kürzlich im Lokal Blankenburg in Hellern ihr Sommerfest. Landsmann Heinz bat um regen Besuch der landsmannschaftlichen Veranstaltungen. Vorgesehen sind: in jedem Monat am 3. Sonnabend — abends — Mitgliederversammlung im Lokal „Grüner Jäger", in jedem Monat am 1. Mittwoch — nachmittags — Treffen der Frauengruppe im Lokal „Bellevue". Außerdem lädt die Jugendgruppe alle Jugendlichen ein, sich ihr anzuschließen. Der Vorstand wird durch Mitglieder der Jugendgruppe und Stützpunktleiter erweitert werden. Für Sonntag, 8. August, ist ab 9 Uhr, Abfahrtstelle Rosenplatz, eine Autofahrt nach Espelkamp bei Lübbecke geplant. Hin- und Rückfahrt etwa 3 DM. Platzwünsche sind sogleich bei Landsmann Bortz zu melden.

 

Lingen. Die von dem Sprecher unserer Landsmannschaft, Dr. Alfred Gille, auf der Tagung der ostpreußischen Landesvertretung geäußerten Gedanken zu den Fragen „Was führt zur heißersehnten staatlichen Einheit Deutschland, und was kann sie hindern?" war als Leitmotiv für die Juli-Versammlung im Sängerheim gewählt worden. Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden. Hugo Scheer, berichtete Studienrat Großmann über die kultur- und heimatpolitische Arbeitstagung der Landesgruppe Niedersachsen. Geschäftsführer Zabe gab Einzelheiten aus der Tätigkeit des Bundesvorstandes und der Geschäftsführung unserer Landsmannschaft bekannt. Zustimmung fanden die Proteste gegen die Äußerungen des Bundesaußenministers Dr. von Brentano und gegen die Verleihung des Karlspreises an Churchill. Mitteilungen zu Fragen des Lastenausgleichs und zur Steuerbegünstigung gaben praktische Ratschläge. Der Singkreis erfreute die Landsleute durch Liedvorträge. Seinem Leiter, Konrektor Beyrau, wurde für seine Arbeit um die Erhaltung des Heimatgedankens in der Schuljugend und für die Durchführung der „Ostdeutschen Woche" in Lingen (vergl. den Bericht im Ostpreußenblatt in Folge 26) der Dank der Gruppe ausgesprochen. — Für den 18. August ist das Sommerfest geplant.

 

BREMEN

Vorsitzender der Landesgruppe Bremen: Rechtsanwalt und Notar Dr. Prengel, Bremen, Hamburger Straße 88/90.

 

Heimatabend am 1. August

Die große Fahrt ins Blaue ist für alle Beteiligten zur vollen Zufriedenheit ausgefallen. Der Andrang an den beiden letzten Tagen vor der Abfahrt war so stark, dass mehrere Landsleute nicht mehr mitfahren konnten. Die Stationen der Reise waren: Engelmanns, Bäke (Hünengräber bei Ahlhorn), das Museumsdorf in Cloppenburg, das Waldgasthaus Bührener Tannen und auf der Rückfahrt Bad Zwichenahn. Das Ziel, die herrlich gelegene Thülsfelder Talsperre, wurde nur von einer Landsmännin geraten, die als Preis einen großen Geschenkkorb erhielt. Die anderen Preise mussten verlost werden. Die einstimmige Meinung zu der gewählten Landschaft: Fast wie zu Hause. — Der Heimatabend am Mittwoch. 1. August, um 20 Uhr, im Café Schrick bietet ein buntes Programm. Von einigen Mitgliedern werden Werke ostpreußischer Autoren zu Gehör gebracht. Ein Besuch dieses Abends wird sich für alle Landsleute lohnen.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86; Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Billstedt: Der angekündigte Filmabend findet am Sonnabend, 28. Juli, um 19.30 Uhr, im Lokal Könnzer, Billstedt, Billstedter Hauptstr. 95, statt. Anschließend gemütliches Beisammensein. Für gute Musik ist gesorgt. Unkostenbeitrag 0,50 DM.

 

Bergedorf: Fahrt in die Göhrde! Noch ist es Zeit, sich zur Teilnahme an der Fahrt der Ost- und Westpreußen in Bergedorf in das wunderschöne Waldgebiet der Göhrde anzumelden. Abfahrt Sonntag, 12. August, 7.30 Uhr, ab Mohnhof-Bergedorf (letzte Anmeldetermin 30.07). Der Ausflug ist besonders für die Jugend bis zu zwanzig Jahren gedacht: für sie kostet die Fahrt doch nur 2,50 DM (sonst 4,75 DM) und es soll einen vergnügten Nachmittag mit Gesellschaftsspielen, und gegen Abend Tanz mit unserer Hauskapelle geben. Anmeldungen an Landsmann Schauka, Bergedorf, Am Bahnhof 17, Tel. 71 58 20.

 

Altona: Nächster Heimatabend am Donnerstag, 20. August, um 20 Uhr, im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1.

 

Wandsbek: Am Sonntag, 26. August findet unser ganztägiger Sommerausflug statt. Wir fahren wieder mit Sonderomnibus zum Luftkurort Bevensen-Medingen zum Gasthof des Landsmannes Malunat. Der Teilnehmerpreis beträgt 11,50 DM pro Person und schließt Hin- und Rückfahrt sowie drei gute Mahlzeiten ein (Mittagessen, Kaffeetafel und Abendessen). Anmeldungen unter gleichzeitiger Überweisung des genannten Betrages werden baldigst, spätestens bis 15.08. an Bezirksobmann Herbert Sahmel, Hamburg 26, Burggarten 17, erbeten. Abfahrt morgens 7 Uhr ab Gewerkschaftshaus, Rückfahrt um 21 Uhr. Es können auch Landsleute aus anderen Stadtbezirken sich beteiligen.

 

Fuhlsbüttel: Am Dienstag, 7. August, um 20 Uhr, Monatsversammlung im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1.

 

Eimsbüttel: Achtung Lokalwechsel! Am Sonnabend, 11. August, 19.30 Uhr, im Lokal Heusshof, Fruchtallee 136a, Filmvorführung und gemütliches Beisammensein mit musikalischer Unterhaltung. Zu erreichen mit U-Bahn bis Emilienstr., Linie 5 Fruchtallee, Linie 3 und 16 Osterstr./Heussweg.

 

Hamburg-Wilhelmsburg: Die Veranstaltung im Monat August fällt aus.

 

Kreisgruppenversammlungen

Pr.-Eylau: Alle Landsleute aus Kreis Pr.-Eylau werden auf das Haupttreffen am Sonntag, 29. Juli, in Hamburg-Nienstedten, Elbschloß-Brauerei, aufmerksam gemacht.

 

Insterburg: Sonnabend, 4. August, 20 Uhr, in der Alsterhalle, An der Alster 83.

 

Pr.-Holland: Am Sonntag, 5. August, findet in der Elbschloß-Brauerei, Hamburg-Nienstedten, das Haupttreffen des Kreises Pr.-Holland statt, worauf wir unsere Landsleute hinweisen.

 

Gerdauen. Die in Hamburg und Umgebung wohnenden Landsleute aus Stadt und Kreis Gerdauen wollen sich am Sonnabend, 11. August, um 19 30 Uhr, im Lokal Heusshof, Fruchtallee 136 a, treffen. Zu erreichen mit Linie 5, 3 und 16. U-Bahn Emilienstraße. Gemeinsame Veranstaltung mit dem Bezirk

 

Heiligenbeil. Am Sonntag, 12. August. Hauptkreistreffen in der Patenstadt Lehrte. Abfahrt ab Hamburg, Zentral-Omnibus-Bahnhof, 6.30 Bahnsteig 0 mit Sonderbus. Wir verweisen auf unsere Hinweise im Ostpreußenblatt vom 14. Juli und in der vorliegenden Nummer.

 

Treuburg: Sonnabend, 11. August, ab 19 Uhr, in der Gaststätte Steenblock (Schultheiß), Hamburg 13, Beim Schlump 29. Zu erreichen mit S-Bahn Sternschanze, U-Bahn und Straßenbahn 3 und 16. Gäste stets willkommen.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Jugendgruppe. Heimabend alle 14 Tage, Mittwoch 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim Altona, Bahrenfelder Str. 131. Erstes Treffen nach den Ferien: 22. August.

Kindergruppe: Während der Schulferien fällt die Kinderstunde aus. Nächste Zusammenkunft: 16. August.

 

Barmbek: Jugendgruppe. Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim, Wittenkamp 17a.

 

Billstedt: Im Juli findet keine Veranstaltung der Jugendgruppe statt.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe. Jeden Dienstag von 15.30 bis 17.30 Uhr im „Heim der offenen Tür", Bundesstraße 101.

 

Elbgemeinden: Die Veranstaltungen finden zusammen mit Altona statt.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe. Die Kinderstunden im Monat Juli fallen aus, nächste Stunde: 20. August.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe. Während der großen Ferien fallen die Gruppenabende aus. Am 4. August Wochenendfahrt mit dem Fahrrad nach Stade. Treffpunkt 4. August, 16.30 Uhr, Bahnhof Unterelbe.

Kindergruppe: Während der Schulferien fällt die Kinderstunde aus.

 

Innenstadt: Jugendgruppe. Montag, 30. Juli, 20 Uhr, Volkstanz, Schule, Winterhuder Weg 128, Turnhalle — Montag, 6. August, 20 Uhr, Volkstanz, Schule, Winterhuder Weg 128, Turnhalle — Mittwoch, 8. August, 19.30 Uhr, Musischer Kreis bei Egon Bannis, Hamburg 24, Kuhmühle 4 a.

 

Seite 13   ARGENTINIEN

Buenos Aires. Am 15. Juli fand in Buenos Aires, der Hauptstadt von Argentinien, ein „Ostpreußen-Nachmittag" statt, der als ein schöner Erfolg gewertet werden kann. Die Räumlichkeiten reichten kaum aus, um die Landsleute und deren Gäste zu fassen. Sie wurden von der Deutschen Botschaft betreut, die kostenlos Heimatbücher verteilen ließ.

 

 

Seite 14   Tote unserer Heimat

Konsul Erich Haslinger verstorben.

Am 21. Juli 1956 verstarb im 75. Lebensjahre nach einem mit Geduld getragenen, langen Leiden der Reeder Konsul Erich Haslinger in einem Krankenhaus in Hamburg-Harburg. Er war der Leiter und Inhaber der angesehenen Königsberger Reederei Robert Meyhoefer, die er nach unserer Vertreibung in Bremen wieder aufbaute. Die Firma war am 1. Januar 1863 in Tilsit gegründet und 1872 nach Königsberg verlegt worden. Sie unterhielt mit ihren Schiffen einen regelmäßigen Tourendienst nach Elbing, Danzig, Tilsit, Memel und Kowno. Niederlassungen in diesen Städten sowie in Prostken und Pillau dienten der Abwicklung des Frachten- und Seeschifffahrtsverkehrs. Erich Haslinger und sein Bruder Oswald waren die Mitbegründer des „Seedienstes Ostpreußen". Das Reisebüro Robert Meyhoefer zählte zu den größten Deutschlands. 350 Angestellte beschäftigte" die Firma. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges entstand nahe der Königsberger Börse ihr modernes, schönes Bürohaus.

 

Im Wirtschaftsleben Königsbergs nahm Erich Haslinger eine führende Stellung ein. Er beriet die Industrie- und Handelskammer als Verkehrsdezernent und war viele Jahre als ihr Vizepräsident tätig. Als Konsul von Finnland war er bemüht, die guten Beziehungen zu diesem Ostseestaat zu vertiefen. Konsul Haslinger, der sich überall großen Ansehens erfreute, wurde so zu einer der markantesten Persönlichkeiten der ostdeutschen Wirtschaft.

 

Der Tatkraft von Konsul Haslinger ist es zu danken, dass sich die Flagge der ostpreußischen Reederei Robert Meyhoefer jetzt auf See zeigt. Als einer der ersten setzte er sich für die Rechte seiner Schicksalsgefährten ein. Er gründete die Vertretung der heimatvertriebenen Wirtschaft, deren Vorsitzender er war. Als er die Geschäfte aus gesundheitlichen Gründen in jüngere Hände legen musste, wurde er zum Ehrenvorsitzenden dieser Organisation ernannt. Auf diesem und anderen Gebieten war er uneigennützig tätig. Wegen seiner Leistungen für die Sache der Heimatvertriebenen wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet. Mit seiner Gattin, seinen Kindern und Enkeln trauert ein großer Kreis von Freunden um den Heimgegangenen, dessen Lebenswerk eng mit der wirtschaftlichen Geltung Königsbergs verknüpft war und, der ein wagemutiges Beispiel für unseren Behauptungswillen nach der großen Katastrophe gab.

 

Pferdezüchter Carl Adomat-Sodeiken verstorben.

Foto: Carl Adomal-Sodeiken war einer der bekanntesten ostpreußischen Pferdezüchter. Diese Aufnahme zeigt ihn bei seinen Remonten; im Hintergrund die Stadt Gumbinnen mit Schützenhaus und Brauerei

 

Am 8. Juli 1956verschied in Hann. Münden im 82. Lebensjahre. Landsmann Carl Adomat, Guts- und Ziegeleibesitzer aus Sodeiken bei Gumbinnen. Sein Vater besaß ein Gut und eine Mühle in Matzutkehmen. Carl Adomat erwarb 1909 das Gut Sodeiken. Durch seine hervorragende Pferdezucht wurde der Name des Züchters und des von ihm geleiteten landwirtschaftlichen Betriebes weit über die Grenzen unserer Heimatprovinz bekannt. Carl Adomat übte mehrere Ehrenämter aus. Seine wirtschaftl. Fähigkeiten kamen auch als Mitglied des Aufsichtsrates des Vorschussvereins und des Vorstandes der Molkereigenossenschaft in Gumbinnen zur Geltung. Dem Vaterlande diente er in beiden Weltkriegen. Den ersten machte er als Rittmeister d. R. im früheren Dragonerregiment Nr. 10 (Standort Allenstein) mit. Im Zweiten Weltkriege war er Major d. R., wegen seiner Fachkenntnisse wurde er als Pferdevormusterungskommissar in Ostpreußen und im Warthegau eingesetzt. Umsorgt von seiner Tochter, der Generalleutnantswitwe Frau M. Moehring, trug er nach unserer Vertreibung das harte Los, seine Heimat nicht mehr wiedersehen zu dürfen. — Ein Sohn, Forstmeister R. Adomat, wohnt heute in Freiburg i. Br., Röteweg 29.

 

Seite 14   Wir gratulieren...

zum 97. Geburtstag

am 22. Juli 1956, Frau Elisabeth Gerber, aus Kuckernese, Kreis Elchniederung. Sie wohnt jetzt bei ihrem Sohn, dem Rechtsanwalt Erich Gerber, in Rengenstauf bei Regensburg.

 

zum 94. Geburtstag

am 24. Juli 1956, Frau Eva Albrecht, aus Gr.-Friedrichsdorf bei Tilsit, jetzt bei ihrer Tochter Frau Hanna Sperber, Peine, Hann., Sedanstraße 14.

 

am 28. Juli 1956, Landsmann Friedrich Wolter, aus Streuhöfen (Gr.-Daguthelen), Kreis Schloßberg, jetzt bei seiner Tochter Frau Becker, Berlin W 15, Darmstädter Straße 2.

 

zum 92. Geburtstag

am 2. August 1956, Lehrer i. R. Friedrich Schneider, aus Almental (Ruhesitz in Uszballen), jetzt bei seinem jüngsten Sohn Wilhelm in Lübeck, Westhoffstraße 6 I.

 

zum 91. Geburtstag

am 31. Juli 1956, Landsmann Karl Sefzig, aus Mohrungen, jetzt in Flensburg, Sophienstraße 11.

 

zum 90. Geburtstag

am 22. Juli 1956, Frau Amanda Wierczeyko, geb. Wolff, aus Andreastal, Kreis Angerburg, jetzt bei ihrer Schwiegertochter in Gescher, Westf., Westfalenring 14

 

am 3. August 1956, Frau Auguste Schonowski, geb. Neumann, aus Königsberg, jetzt bei ihrer Enkelin Edith Woyewotka, Köln-Sülz, Gerolsteiner Straße 77 III. An ihrem Geburtstag werden drei Söhne, zwei Töchter, acht Enkel und vier Urenkel teilnehmen.

 

zum 89. Geburtstag

am 25. Juli 1956, Frau Marie Sablotny, aus Thyrau, Kreis Osterode, jetzt bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn Ernst Grommek in Aumühle, Bezirk Hamburg, Sachsenwaldstraße 6.

 

zum 88. Geburtstag

am 4. August 1956, Landsmann Gotlieb Guseck aus Gilgenburg, Kreis Osterode, jetzt in Berlin-Reinickendorf, Schulstraße, Neues Altersheim.

 

am 4. August 1956,Gasthofbesitzer August Rieck, aus Wehlau, jetzt mit seiner Ehefrau in Schwarmstedt (Hannover).

 

zum 86. Geburtstag

am 27. Juli 1956, Justizrat a. D. Gustav Moehrke, aus Ragnit, Kirchenstraße 33, jetzt in Marktredwitz, Bayern, Richard-Wagner-Straße 18.

 

zum 84. Geburtstag

am 18. Juli 1956, dem landwirtschaftlichen Inspektor Adolf Weimann, aus Osterode, jetzt bei seiner Tochter Emma Berg in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch seinen Sohn Albert Weimann, Sarstedt, Hannover, Auf dem Klei 6, zu erreichen.

 

am 26. Juli 1956, Frau Marie Herrmann, aus Tiefensee, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei ihrer Tochter in Wellingholzhausen 2, Kreis Melle (Osnabrück).

 

am 28. Juli 1956, Frau Klara Pohl, verw. Rautenberg, aus Bladiau, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei ihrem Sohn Fritz, Berlin-Wittenau, Roedernallee 85.

 

zum 83. Geburtstag

am 27. Juli 1956, Bauer Gustav Pelikan, aus Schönwalde, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Rastede, Oldb., Anton-Günther-Straße 20.

 

am 30. Juli 1956, Bauer Michel Akrutat, aus Plaschken, Kreis Heydekrug, jetzt bei seiner Tochter Marta Goerke, Hamburg - Wandsbek, Kelloggstraße 94, B 18/104.

 

am 31. Juli 1956, Frau Marta Mauer, aus Insterburg, jetzt in Loope, Bezirk Köln, Haus Waldeck-Dumpe.

 

zum 82. Geburtstag

am 23. Juli 1956, Lackierermeister Anton Mianowicz, aus Allenstein, Seestraße 3, jetzt in Sören, Post Grewenkrug über Kiel.

 

am 24. Juli 1956, Frau Emilie Laucht, geb. Goerke, aus Schardoponen, Kreis Insterburg, jetzt in Schenefeld über Itzehoe, Altersheim.

 

am 30. Juli 1956, Frau Emilie Jerwin, aus Ortelsburg, jetzt mit ihrem Ehemann in Altenhof bei Eckernförde.

 

zum 81. Geburtstag

am 24. Juli 1956, Frau Johanne Sturm, aus Schneckenwald, Post Groß-Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, jetzt in Frei-Laubersheim, Kreis Alzey, Rheingrafenstraße 7.

 

am 3. August 1956, Frau Henriette Adomat, aus Erdmannsruh, Kreis Insterburg, jetzt mit ihrer Tochter Lisbeth in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Gertrud Kugge, Hildesheim, Alter Markt 29, zu erreichen.

 

am 4. August 1956, Lisbeth Mallée, geb. Albrecht, jetzt in Warstein, Sauerland, Kampstraße 2.

 

zum 80. Geburtstag

am 3. Juli 1956, Frau Rosa Katzinski, geb. Schade, aus Neudims, Kreis Rößel, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Frau Hedwig Wiede in Marburg/Lahn, Andréstraße 1 d.

 

am 19. Juli 1956, Frau Auguste Trawny, aus Neidenburg, Friedrichstraße, jetzt bei ihrer Schwiegertochter in Berlin-Tempelhof, Wittekindstraße 4.

 

am 28. Juli 1956, Frau Marie Peter, geb. Thalnitzer, aus Königsberg, Stägemannstraße, jetzt in Kropp, Kreis Schleswig, Poststraße.

 

am 27. Juli 1956, Frau Friederike Heinrich, geb. Thulke, aus Lengwethen, Kreis Ragnit, jetzt Dannenberg, Elbe, Ort 4, Reiterplatz.

 

am 29. Juli 1956, Gastwirt Gustav Friedrich, aus Rheinswein, Kreis Ortelsburg, jetzt bei seinem Sohn Pastor Kurt Friedrich in Dortmund - Wellinghofen, Overgünne 1.

 

am 30. Juli 1956, Landsmann Wilhelm Evertz, aus Königsberg, Steinmetzstraße 26 a, jetzt in Düsseldorf, Am Binnenwasser 13.

 

am 2. August 1956, Frau Elisabeth Gropp, aus Allenstein, Kronenstraße 10, jetzt in Lütjensee über Trittau.

 

am 4. August 1956, Frau Anna Gapski, aus Allenstein, Luisenstraße 24, jetzt in Unna, Mühlenstraße 7, ganz in der Nähe ihres Sohnes Georg.

 

zum 75. Geburtstag

am 15. Juli 1956, Spediteur Fritz Tandien aus Königsberg, jetzt mit seiner Ehefrau bei seiner Stieftochter Erna Thews in Egge 9, bei Hameln.

 

am 29. Juli 1956, Frau Johanna Labenski, aus Tilsit, Grünstraße 6, jetzt in Hochstaedt bei Rimsteig am Chiemsee/Oberbayern.

 

am 30. Juli 1956, Frau Anna Labrenz, geb. Hochwald, aus Nidden, letzte Anschrift Heydekrug, jetzt bei ihrer Tochter Maria Schubert in Lingen (Ems), Heinrich-Schnier-Straße 11.

 

am 31. Juli 1956, Frau Ulrike Eisenberg, aus Königsberg-Ponarth, Borsigstraße 1, jetzt bei ihrer Tochter Grete Poewe, Lübeck, Medenbreite 29.

 

am 31. Juli 1956, Bauer und Torfwerksbesitzer Ferdinand Lehmann, aus Lauterhagen, Kreis Heilsberg, jetzt in Dettelbach/Main, Steiggasse 304.

 

am 1. August 1956, Reichsbahnobersekretär i. R. Emil Hillgruber, aus Königsberg, Nachtigallensteig, jetzt mit seiner Frau in Bad Zwischenahn (Oldbg.).

 

am 1. August 1956, Frau Hildegard Zink, geb. Krause, aus Muldszen, Kreis Gerdauen, jetzt in Beuel bei Bonn, Friedrichstraße 8, bei Frau Ziemer.

 

am 2. August 1956, Frau Martha Stulgies, geb. Ruchay, aus Königsberg, jetzt mit ihrer Tochter Gerda in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihren Sohn Siegfried in Bremen, Ottweiler Straße 16, zu erreichen.

 

Goldene Hochzeiten

Am 31. Juli 1956 feiern das Fest der Goldenen Hochzeit der letzte Fleischerobermeister der freien Fleischerinnung, Paul Rohfleisch und seine Ehefrau Therese Rohfleisch, geb. Tollksdorf, aus Braunsberg, jetzt in Kinderhaus über Münster, Westfalen, Haubrockweg 7.

 

Am 3. August 1956 werden Bäckermeister Bernhard Weber und seine Frau Anna Weber, geborene Chuchollek, aus Königsberg ihre Goldene Hochzeit feiern. Der Jubilar erlernte das Bäckerhandwerk in Lyck, seine Frau stammt aus Widminnen. Der von Bäckermeister Weber im Hause Oberhaberberg 79 geführte Betrieb entwickelte sich zu einem der besten Bäckerläden des Stadtviertels. Um Krankenhäuser und Heime versorgen zu können, hielt er schöne, ostpreußische Pferde, die sein ganzer Stolz waren. Im Ersten Weltkriege war er Soldat. 1945 wurde er mit seinen Familienangehörigen von Metgethen aus, wo er ein Landhaus besaß, in Eis und Schnee über die Landstraßen getrieben. Drei Enkel wurden zeitweilig verschleppt; die Frauen mussten eine böse Leidenszeit durchstehen und schwere Arbeit verrichten. Mit Keschern fischten sie angefaultes Getreide aus den im Pregel untergegangenen Schiffen, um sich zu ernähren. Bäckermeister Weber wurde als „Kapitalist" in das Tapiauer Zuchthaus gebracht. Als er 1946 entlassen wurde, fand er durch Zufall in der Heimat seine Lieben wieder; durch die nicht gleichzeitige Aussiedlung erfolgte eine abermalige Trennung. Das Ehepaar führt heute ein bescheidenes Rentnerdasein in Haddorf im Bezirk Stade. —

Der Sohn Kurt Weber hat sich als Bäckermeister in Mitteldeutschland selbständig machen können. Die Tochter lebt mit ihrem Mann, dem Königsberger Bäckermeister Horst Lettau, und den Kindern in Hamburg 34, Scheteligsweg 2, wo der Ehrentag gefeiert werden wird. Das Königsberger Bäckerhandwerk wünscht dem allgemein geschätzten und beliebten goldenen Hochzeitspaar einen glücklichen Feierabend und ein Wiedersehen in der ostpreußischen Heimat.

 

Gendarmeriemeister i. R. Paul Hennig und seine Ehefrau Martha Hennig, geb. Petereit, aus Goldbach, Kreis Wehlau, begehen am 4. August 1956 in Itzehoe, Holstein, Heinrich-Rabe-Straße 16, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Das Abitur bestanden

Peter Dürst, einziger Sohn des früheren Molkereidirektors Dürst in Goldap, jetzt in Würzburg, Friedr.-Spee-Straße 11.

 

Horst Bulitta, Sohn des Schneidermeisters Eduard Bulitta, aus Wartenburg am Staatlichen Gymnasium Friedericianum in Erlangen. Anschrift: Erlangen, Drausnickstraße 1/16. —

 

Anita Riege, Tochter des Oberstleutnant a. D. Willy Riege, aus Auhof bei Braunsberg, jetzt in Oettingen/Bayern, Schloßstr. A 12. —

 

Gisela Schulz, Tochter des Hauptlehrers Franz Schulz aus Ulleschen, Kreis Neidenburg, an der Ohm-Oberrealschule Erlangen, jetzt in Großgründlach über Fürth in Bayern. —

 

Klaus Bludszuweit, Sohn des Justizobersekretärs Franz Bludszuweit, aus Königsberg, Beeckstraße 28, an der Klenze-Oberrealschule in München, jetzt in München 9, Zellerhornstraße 25/I.

 

Prüfungen

Günter Hertel, aus Königsberg, Lawsker Allee 87a, bestand an einer Technischen Hochschule in der sowjetisch besetzten Zone das Examen als Diplomingenieur für Feinmechanik. Er ist durch seine Eltern Fritz Hertel, Düsseldorf, Seydlitzstraße 48, zu erreichen.

 

Gerdbodo Bartlick, ältester Sohn des Mittelschulkonrektors Bruno Bartlick aus Lötzen, bestand vor dem Prüfungsausschuss der Schleswig-Holsteinischen Gemeindeverwaltungs- und Sparkassenschule in Kiel seine zweite Sparkassenprüfung. Er wohnt jetzt in Nordseebad Büsum.

 

Rosemarie Bludszuweit, Tochter des Justizobersekretärs Franz Bludszuweit, aus Königsberg, Beeckstraße 28, bestand in München, die 1. Prüfung für das Lehramt an Volksschulen. Anschrift: München 9, Zellerhornstraße 25 I.

 

Seite 14   Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht …

Auskunft wird erbeten über ....

Anna Grigst, geschiedene Wilde, geboren am 05.05.1901, zuletzt wohnhaft gewesen in Memel, Sandwehrstraße 9. Die Gesuchte soll Ende September, Anfang Oktober 1944 Memel auf dem Seewege verlassen haben. Wer weiß etwas über ihren Verbleib?

 

Gertrud Meyer, geb. Hoffmann, jetziger Name Wirsching, geboren am 30.01.1913, zuletzt wohnhaft gewesen in Königsberg, Blücherstraße 4 a. Die Eltern hatten die letzte Nachricht im April 1946 aus dem Lager Irglacken bei Tapiau.

 

Lydia Norra, aus Maldeuten, Kreis Mohrungen.

 

... Johann Nittka, aus Ellenbruch, Lötzen-Land.

 

Fritz oder Friedrich Stumbries und Ehefrau Eva Stumbries, aus Domnau, Kreis Bartenstein, sowie Liesbeth Krakau, geboren 17.03.1895, aus Königsberg, Hundrieserstraße 6.

 

Otto Klein und Ehefrau Maria Klein, geborene Motegus, aus Tilsit, Stolbecker Straße 84.

 

Fräulein Frieda John, aus Kreuzburg, Ostpreußen, geboren etwa 1916/1918, heute wahrscheinlich verheiratet. Welche Familie aus Albrechtsdorf, Kreis Bartenstein, aus Kreuzburg oder aus Landsberg, Kreis Pr.-Eylau, kann Auskunft geben?

 

... Horst Gallmeier, geboren am 26.04.1930 oder 1931 in Königsberg. Heimatanschrift: Königsberg. Im Jahre 1944 wurde er nach einem Luftangriff auf Königsberg noch gesehen; seitdem fehlt jede Spur.

 

Meta Neubauer, aus Königsberg, Tragheimer Kirchenstraße 69 I.

 

... O. Politt und Frau Schulz, aus Buchholz bei Landsberg, Kreis Pr.-Eylau.

 

... Fritz Louis, geboren am 30.06.1897 in Popelken, Kreis Labiau. 1947 befanden sich die Eheleute Louis auf einem Gut bei Gründen, von hier wurde Frau Louis verschleppt und hat seitdem von ihrem Ehemann nichts mehr gehört. Wer weiß etwas über den Verbleib oder das Schicksal von Fritz Louis?

 

... Julius Weichhaus, geboren am 27.07.1910, früher wohnhaft gewesen in Bollendorf, Kreis Rastenburg. Die letzte Nachricht stammt vom 11. Januar 1945 von der Kurlandfront. 1946 soll Weichhaus bei Moskau in einem Lager gesehen worden sein. Seine letzte FPNr. war 08 947.

 

... Angehörige des Fritz Oschwald, etwa 16 bis 19 Jahre alt, aus Ossafelde, Kreis Elchniederung.

 

... Oberlehrerin Erna Suckenbach, etwa 63 Jahre alt, Bauunternehmer Gerschmann und Sohn, Baurat Bitzer, alle 1921 wohnhaft in Königsberg.

 

Paul Kaupat, geboren am 14.01.1903, wohnhaft gewesen in Tilsit.

 

Hermann Laskowski, geb. am 10.09.1891, zuletzt wohnhaft gewesen in Staggen, Post Aulenbach, Kreis Insterburg, im Herbst 1944 zum Volkssturm eingezogen, seitdem keine Nachricht mehr.

 

… Zahnarzt Gerhard Westphal, aus Tilsit, Schlageterstraße 18, Erich Strube und Ehefrau Else, aus Königsberg-Juditten, Annemarie Doelfs, aus Königsberg, Tiergartenstraße (Handarbeitsgeschäft).

 

... Franz Sakarins, geboren am 05.06.1909, aus Pogegen, vermisst seit Februar 1945. Er befand sich bei der Panzerjäger-Ausb.-Abt. 1 in Allenstein.

 

… Oberzahlmeister Schattauer vom Heeresbekleidungsamt Königsberg-Rothenstein.

 

... den Leiter der Stadtsparkasse Pillau.

 

Adolf Gloth, geboren am 24.03.1886. zuletzt wohnhaft gewesen in Tilsit-Ragnit, Lerchenberg. Gloth wurde im Mai 1945 in Insterburg im Lager gesehen.

 

... Franz Rakowski und Frau Ottilie Rakowski, geb. Gloth, wohnhaft gewesen in Königsberg. Yorckstraße 33.

 

... die Baufirma oder Schiffswerft Domscheit oder Danscheit, aus Ostpreußen. Wer kann Angaben darüber machen, ob Unterlagen über die Bauarbeiter im Jahre 1942/1943 gerettet werden konnten?

 

… Feldwebel Willy Gudßent, geboren am 23.09.1907 in Kreuzhöhe, Kreis Schloßberg, letzte FpNr.- 29 796 C, letzter Einsatzort im Januar 1945 südlich Warschau.

 

... Elly Seeger, bis 1948 im Krankenhaus der Barmherzigkeit in Königsberg, Hinterroßgarten Nr. 51/53, tätig gewesen.

 

Elly Kowalzik, aus Wittingen, Kreis Lyck, Post Prostken.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen (24a) Hamburg 13, Parkallee 86

 

Rest der Seite: Rätselecke

 

Seite 15   Amtliche Bekanntmachungen

II 5 – 7/56   Beschluss :

Es wird für tot erklärt:

a) Johann Liedtke, geb. 05.08.1898 in Kronau, Ostpreußen, Landwirt in Wieps, Bez. Allenstein Ostpreußen, Hilfszollassistent der Zollstation Rosan bei Scharfenwiese, Polen, seit Januar 1945 vermisst,

 

b) Maria Liedtke, geb. Jawinski, geb. 09.04.1897 in Ramsau, Ostpreußen, Landwirtsehefrau in Wieps, Bez. Allenstein, Ostpreußen, seit Januar 1945 vermisst,

 

c) Johanna Liedtke, geb. 08.08.1925 in Ramsau, Ostpreußen, Landwirtstochter in Wieps, Bez. Allenstein Ostpreußen. seit Januar 1945 vermisst.

Als Todeszeitpunkt wird der 31. Dezember 1945, 24 Uhr, festgestellt.

Antragsteller: Otto Liedtke, Hilfsarbeiter in Ainbrach 48 1/3, Kreis Straubing.

Straubing, den 18. Juli 1956    Amtsgericht

 

Seite 15   Familienanzeigen

Die Trennungsstunde schlug  zu früh, doch Gott der Herr bestimmte sie! Nach Gottes unerforschlichem Ratschluss entriss mir der Tod durch einen Verkehrsunfall am 4. Juli 1956 meinen lieben einzigen hoffnungsvollen Sohn und Bräutigam, Postassistent Hans-Joachim Ksionsek, im blühenden Alter von 27 Jahren. Er befand sich mit dem Motorroller auf dem Heimweg von seiner Urlaubsreise. In tiefer Trauer: Emma Ksionsek, geb. Lindenau, als Mutter. Erni Steyer, als Braut und alle, die ihn liebhatten. Eydtkau, Kantstraße 32. Jetzt Waffenbrunn 15, den 12. Juli 1956 über Cham

 

Nach langer schwerer Krankheit, kurz nach Vollendung seines 65. Lebensjahres, entschlief Landwirt Franz Krüger, aus Friedrichsdorf, Kreis Wehlau, Ostpreußen, geb. am 25.06.1891, gest. am 16.07.1956. In stiller Trauer: Gustav Krüger und Frau Alice Krüger, geborene Berg. Gerhard Krüger und Frau Milli Krüger, geb. Ganz. Alfred Krüger und Frau Ursula Krüger, geb. Masuch. Fritz Krüger und Frau Gerda Krüger, geb. Apitz. Paul Krüger und Frau Hildegard Krüger, geb. Thrun. Walter Krüger und Frau Irene Krüger, geb. Fiedler und 8 Enkelkinder. Fallersleben, Rischfeldweg 2

 

Nach tapfer ertragenem schwerem Leiden entschlief heute mein geliebter Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater und Großvater, mein lieber Bruder, unser Schwager und Onkel, Staatl. Oberförster a. D., Max Kummutat, im Alter von 78 Jahren. In tiefer Trauer: Helene Kummutat, geb. Zenck. Gerda Seefeldt, geb. Kummutat. Horst Kummutat. Lorelotte Götzlaff, geb. Kummutat. Elfriede Kummutat, geb. Rahn. Walter Götzlaff und sechs Enkelkinder. Martha Kairies, geb. Kummutat, als Schwester. Lindhorst, Kreis Harburg, den 19. Juni 1956. Wir haben ihn am 22. Juni 1956 auf dem Friedhof in Hittfeld zur letzten Ruhe gebettet.

 

Am 27. Juli 1956 verstarb nach schwerem kurzem Krankenlager, fern ihrer geliebten Heimat, meine innigst geliebte Frau, unsere liebste Mutti, Tochter, Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Anna Kluth, geb. Senkowski, im Alter von 39 Jahren. In tiefer Trauer: Norbert Kluth nebst Kindern Renate und Jürgen und Geschwistern. Reuschhagen, Kreis Allenstein, Ostpreußen. Jetzt Villingen i. Schw., Trudpert-Neugarten-Straße 6

 

Am 19. Juli 1956 entschlief nach schwerer Krankheit im 69. Lebensjahre mein innigst geliebter Mann und guter Kamerad, unser geliebter Bruder, Schwager und Onkel, Hotelbesitzer Ambrosius Kniffky. Sein Heimweh war groß; sein Wunsch, in der geliebten Heimat zu sterben, hat sich nicht erfüllt. In tiefem Schmerz im Namen aller Hinterbliebenen: Franziska Kniffky, geb. Greifenberg, Allenstein (Ostpreußen), Hotel Kaiserhof, jetzt Rimbeck (Scherfede), Schwesternhaus

 

Überwunden hast du nun den Schmerz, drum ruhe sanft du treues Herz. Zum zehnjährigen Gedenken. In Liebe und tiefer Wehmut gedenken wir unserer lieben herzensguten Tochter und meiner einzigen lieben Schwester, Herta Eich, geb. 7. Juli 1920, gest. 1. August 1946; gleichzeitig gedenken wir meines lieben Mannes und guten Vaters, Johann Friedrich Eich, geb. 11. März 1893, vermisst beim Volkssturm seit Februar 1945. Amalie Eich, geb. Scheffler. Willi Eich mit Frau, früher Bönkenwalde, Kreis Heiligenbeil, Ostpreußen, jetzt Ebersbach (Fils), Büchenbronn 69. Kreis Göppingen

 

Heute Vormittag ist mein guter Lebenskamerad, unsere liebe gute Mutter, Großmutter und Tante, Jenny Dau, geb. v. Schumann, im 87. Lebensjahre sanft entschlafen. In tiefer Trauer: Hugo Dau, Oberregierungsrat i. R. Frida Dau. Dr. Ilse Eggers, geb. Dau. Hella Mertz, geb. Dau. Walter Mertz. 5 Enkelkinder. Hamburg-Wellingsbüttel, am 12. Juli 1956,Am Pfeilshof 4. Einäscherung am 16. Juli 1956, Krematorium Ohlsdorf.

 

Nach elfjähriger Trennung und kurzem Wiedersehen entschlief nach langer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, der Bauer Franz Reuter geb. 20.08.1897, gest. 09.07.1956, früher Datzken, Kreis Ebenrode. In stiller Trauer: Ida Reuter und Kinder. Herten, Westfalen, Spanenkamp 1 b

 

Gott hat's gewollt! Unerwartet und allzu früh nahm der unerbittliche Tod mir heute meinen geliebten Mann, unseren treusorgenden Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Paul Sieg, früher Stobingen, Elchniederung, im Alter von 66 Jahren. In tiefer Trauer: Helene Sieg, geb. Tiedemann und Kinder. Scholen über Sulingen

 

Nach langem schwerem Leiden, nach der Operation, verstarb am 25. Mai 1956, fern der Heimat, mein lieber Mann, guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Friedrich Kaminski, früher Milucken, Kr. Ortelsburg, im 65. Lebensjahre. In stiller Trauer: Charlotte Kaminski, geb. Neugarth. Karl Neugarth und Frau, 3 Enkel, Heiligenkirchen. Gustav Kaminski und Frau, 1 Enkel, sowj. bes. Zone. Wilhelm Kaminski und Frau, 1 Enkel. Welper, Müsendrei 2

 

Am 3. Juli entschlief sanft nach kurzer schwerer Krankheit mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater und Onkel, Gastwirt Hermann Kopitzki, Kreuzburg, Ostpreußen,im 76. Lebensjahre. Er folgte seinen gefallenen Söhnen Arno Kopitzki, geb. 16. November 1912, gefallen 16. September 1939 in Polen. Gerald Kopitzki, geb. 8. Juli 1910, gefallen 12. Januar 1945 in Ungarn, sowie Herta Kopitzki, geb. Andres, auf der Flucht 1945 gestorben. In stiller Trauer: Maria Kopitzki, geb. Scheffler, nebst Kindern und Enkelkindern. Ludwigsburg-Oßweil, Württbg., Wettegasse 15

 

Am 28. Juni 1956 verstarb im 86. Lebensjahre, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, die Witwe Auguste Schartner, geb. Hellwich, früher Labiau, Ostpreußen, Königsberger Straße. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Meta Vett, geb. Schartner. Garding, Schleswig-Holstein, Marienstraße 16

 

Am 11. Juli 1956 verstarb nach schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, meine liebe Frau, Anna Arndt, geb. Hinz, im 75. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Ernst Arndt. Mohrungen, Ostpreußen, Veitstraße Nr. 2 a, jetzt Bad Teinach, Kreis Calw, Württemberg

 

Fern ihrer geliebten Heimat entschlief nach langem schwerem Leiden meine liebe, so treusorgende Frau, mein für uns alle sich aufopferndes Mütterlein, liebe Schwiegermutter, gute Schwester, Schwägerin und Tante, Luise Klein, geb. Eglinski. Tief betrauert von: Max Klein, Rohrmeister a. D. Gertrud Hartwig, geb. Klein. Werner Hartwig und Verwandte. (24 a) Altenfluth, Wingst 125, den 11. Juli 1956. Beerdigung fand am 14. Juli 1956, 17 Uhr, von der Leichenhalle Cadenberge statt.

 

Am 10. Juli 1956 ging heim zu ihrem Gott und Herrn meine liebe Frau, unsere innig geliebte Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Henriette Willuweit, geb. Stumkat, im 69. Lebensjahre. Sie folgte ihren voraufgegangenen drei Kindern. In tiefer Trauer: Franz Willuweit. Grete Willuweit und Richard Willuweit. Helene Stumkat. Permauern und Hindenburg, Kreis Labiau, jetzt Dortmund-Husen

 

Danksagung. Für die erwiesene Anteilnahme beim Heimgange meines lieben Mannes und guten Vaters, Willy Schwidder, früher Gärtnereibesitzer in Königsberg Pr., Godriener Straße, möchten wir auf diesem Wege allen lieben Landsleuten unseren herzlichsten Dank aussprechen. Emma Schwidder, geb. Adomeit und Tochter Margarete Haberland, geb. Schwidder. Neu-Ulm (Donau), Ludwigstr. 28

 

Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme bei dem Heimgange unserer lieben unvergesslichen Mutter, Witwe Johanne Bartel, geb Liehr, aus Schloßberg, sagen wir hiermit unseren aufrichtigen Dank. Ernst Bartel und Paul Bartel. Gertrud Rimkus, geb. Bartel. Grove, Post Schwarzenbek, Bezirk Hamburg

 

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme beim Heimgange unseres lieben Entschlafenen danken wir alle herzlichst. Martha Broszeit und Kinder. Kiel-Eichhof, Mühlenweg 166

 

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Seite 16   Familienanzeigen

Heute starb im 75. Lebensjahre nach schwerem Leiden, nach 46 glücklichen Ehejahren, mein geliebter Mann, unser Vater und Großvater, der Reeder, Konsul und Gerichtsassessor a. D. Erich Haslinger. Senior der Firma Robert Meyhoefer, Bremen/Königsberg Pr., Inhaber des Großen Verdienstkreuzes des Bundesverdienstordens, Ehrenvorsitzender der Vertretung heimatvertriebener Wirtschaft. In tiefer Trauer: Margarete Haslinger, geb. Witte. Lore Frank, geb. Haslinger. Wilhelm Frank. Kaspar Haslinger. Elisabeth Suckale, geb. Haslinger. Dr. med. Karl-Heinz Suckale. Ruth Haslinger. Friedrich Daum. Annemarie Broom, verw. Haslinger, geborene Schmidt. Thomas J. Broom und 8 Enkelkinder. Bremen, Klugkiststraße 12, den 21. Juli 1956. Berlin, Hamburg, Portishead/Bristol. Einäscherung hat am 25. Juli 1956 im Krematorium Ohlsdorf stattgefunden. Von Kranzspenden bitten wir im Sinne des Verstorbenen abzusehen. Ablösung möglichst an Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg, zu Gunsten der heimatvertriebenen Kinder.

 

Völlig unerwartet verstarb am 11. Juli 1956 mein innig geliebter Mann, mein treusorgender Vater, der

Verwaltungsangestellte und Standesbeamte Fritz Hoffmann, früher Landwirt in Langennreihe, Kreis Pr.-Holland, im 51. Lebensjahre. In stiller Trauer: Clara Hoffmann, geb. Heinrich und Tochter Gudrun. Maasholm über Kappeln (Schlei) Landkreis Flensburg

 

Nach langem schwerem Leiden entschlief am 9. Juli 1956 unerwartet im 59. Lebensjahre, mein lieber Mann, Bankbeamter Hanns Sommer, Hauptmann der Reserve a. D. Seine schöne zweite Heimat am Ratzeburger See, konnte ihm sein geliebtes Ostpreußen nicht ersetzen. In stiller Trauer: Lydia Sommer, geb. Kroeber. Königsberg Pr., Hagenstraße 58, jetzt Ratzeburg i. Lbg., Lübecker Straße 8, ptr.

 

Statt Karten. Am 9. Juli 1956 erlöste Gott der Herr über Leben und Tod, fern seiner lieben Heimat Insterburg, Kornstraße 4, von seiner kurzen, sehr schweren Krankheit meinen einzigen lieben und treusorgenden Sohn, Bruder und Onkel, den Schneidermeister Karl Fritz Erich Mertens, Leiter der Kleiderfabrik F. W. Finkmann, im 51. Lebensjahre. In stiller Trauer: Auguste Mertens. Erna Struckmann, geb. Mertens, Schönwiese, Ostpreußen. Egege Winkler, geb. Struckmann. Heinz Winkler. Kornelia Winkler und alle Anverwandten. Oelde i. Westfalen, Stifter Straße 16, den 9. Juli 1956. Die Beerdigung hat in aller Stille am 13. Juli 1956 stattgefunden.

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief, kurz vor Vollendung seines 85. Lebensjahres, am 21. Juni 1956 mein lieber Mann, unser guter Vater, Großvater und Urgroßvater, Ewald Malien, aus Schmalleningken, Kreis Tilsit-Ragnit. Er folgte seinen Kindern Marta und Max in die ewige Heimat. In tiefem Schmerz: Helene Malien, geb. Günther. Otto Malien. Berta Mestars, geb. Malien und alle Anverwandten. Preetz, Bahnhofstraße 3

 

Und hast Du keine Heimat hier auf Erden mehr, im Himmel, im Himmel ist eine hoch und hehr. Am 17. Juli 1956 rief Gott der Herr meine liebe gute Frau, unsere herzensgute Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Cäcilia Behrendt, geb. Nitschmann, im 70. Lebensjahre zu sich. Erst vor drei Monaten durfte sie als Schwerleidende aus der ostpreußischen Heimat zu ihren Angehörigen kommen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Joseph Behrendt, Lehrer i. R. Paula Behrendt, Osterholz – Scharmbeck. Paul Behrendt. Wartenburg, Poststraße 1, jetzt Lüneburg, Reiherstieg 4. Die Beerdigung hat am 21.07.1956 in Lüneburg stattgefunden.

 

Am 2. Juli 1956 ist im Alter von 58 Jahren, Herr Formermeister Emil Weller, nach kurzer schwerer Krankheit in der sowjetisch besetzten Zone verschieden. Sein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein und seine guten Fachkenntnisse haben ihm während unserer 12-jährigen Zusammenarbeit von 1932 bis 1945 meine Hochachtung und mein Vertrauen erworben. Meine Hoffnung auf eine Fortsetzung unserer gemeinsamen Lebensaufgabe bleibt nun unerfüllt. Ich verliere in ihm einen guten Mitarbeiter und treuen Freund. Sein Andenken werde ich stets in Ehren halten. Eugen Schroeder, Inhaber der früheren Eisengießerei und Maschinenfabrik Ragnit, jetzt Hamburg 20. Löwenstraße 49

 

Am 20. Juli 1956, jährte sich zum zehnten Mal der Tag, an dem unser lieber Vater, der Bauer Georg Gudjons, aus Aszen, Kreis Tilsit-Ragnit in die Ewigkeit ging. Nach vielen Irrfahrten auf der Flucht in Ostpreußen zog es ihn wieder auf seinen Hof zurück, wo er nach Monaten des Ausharrens am 20. Juli 1946 auf tragische Weise sein Leben verlor. Dr. med. Walter Gudjons, Wettbergen/Hannover. Willi Gudjons, noch vermisst in Russland.

 

1. Moses 48, Vers 21   Geboren am 25. November 1869, gestorben am 9. Juli 1956. Nach einem Leben voller Pflichterfüllung und sorgender Liebe für die Seinen, entschlief sanft nach längerer Krankheit im Beisein seines Sohnes, fern seiner ostpreußischen Heimat, mein lieber gütiger Vater und Schwiegervater, unser guter Großvater, Schwager und Onkel, Hauptlehrer i. R. August Plenzat, früher Schule Gallwoßen, Kreis Pillkallen, dann Tilsit, Oberst-Hoffmann-Straße 6, im 87. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Werner Plenzat und Frau Herta Plenzat, geb. Jackstadt, seine Enkel, Gerhard und Siegfried. Seine langjährige Betreuerin Fräulein Anna Preuß und alle Anverwandten. Ringsee bei Ingolstadt (Donau), Martin-Hemm-Straße 81, früher Tilsit, Bülower Straße 54. Die Beerdigung fand am 12. Juli 1956 in der sowj. bes. Zone statt.

 

Den Deinen bleibst Du unvergessen. Plötzlich und unerwartet entschlief am 3. Juli 1956 unsere innig geliebte Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Friederike Grünke, geb. Wahl, im Alter von 55 Jahren. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Arnold Grünke. Wanda Wahl. Sangnitten, Kreis Pr.-Eylau, Ostpreußen, jetzt sowj. bes. Zone

 

Tief erschüttert erhalten wir die Nachricht, dass unser hochverehrte ehemaliger Seniorchef, Konsul und Gerichtsassessor a. D. Erich Haslinger, am 21. Juli 1956, nach schwerer Krankheit verschieden ist. Mit Stolz denken wir zurück an die Zeit, in der wir in der Firma Robert Meyhoefer unter seiner zielbewussten Führung arbeiten durften. Die Tätigkeit in diesem führenden Verkehrsunternehmen des Ostens, die durch den Verlust der Heimat viel zu früh ihr Ende fand, gereichte uns allen zur Ehre. Sein aufrechtes Wesen, seine nie ermüdende Tatkraft und seine tiefe Heimatliebe werden uns unvergesslich bleiben! In Dankbarkeit und Treue: Die ehemaligen Angehörigen der Firma Robert Meyhoefer, Königsberg Pr.

 

Plötzlich und unerwartet ging heute mein herzensguter Mann und treuer Lebenskamerad, unser treusorgender Vater, lieber Opa, Schwager und Onkel, Lehrer i. R. Heinrich Eisermann, früher Pörschken, Kreis Heiligenbeil, im Alter von 65 Jahren zum ewigen Frieden heim. In tiefem Schmerz:

Lotte Eisermann, geb. Schwill Manfred Eisermann und Frau Anneliese Eisermann, geb. Heimberg, Ronnenberg (Hann.) Jutta Recke, geb. Eisermann Hans-Heinrich Recke. Witten-Ruhr, Ardeystraße 93. Frauke und Elke Hartmut, Christiane und Ulrich, als Enkelkinder. Bückeburg, Schillerstraße 16 b, den 18. Juli 1956. Die Trauerfeier fand am Montag, dem 23. Juli 1956, in der kleinen Kapelle des Seelhorster Friedhofes in Hannover statt.

 

Am 1. Juli 1956, starb nach kurzer schwerer Krankheit bei seinem Kuraufenthalt in Bad Pyrmont, unser lieber, immer für uns besorgter Bruder, Schwager, Onkel und Neffe, der Mühlen- und Getreidekaufmann Kurt Daeg, früher Fischhausen, Samland, geb. am 3. Februar 1895 in Gisöwen, Kreis Ortelsburg. In stiller Trauer: Käthe Daeg. Grete Daeg. Hans Daeg und Frau Ilse Daeg, geb. Menzel. Werner Daeg und Frau Frieda Daeg, geb. Lischewskl und Neffen und Nichten. Goslar, den 13. Juli 1956, Werenbergstraße 12. Die Beerdigung fand am 4. Juli 1956 in Goslar statt.

 

Fern unserer geliebten Heimat entschlief am 4. Juli 1956 mein lieber Vater, Großvater, Urgroßvater und Onkel, Förster i. R. Franz Weihs, im 82. Lebensjahre. Im Namen aller Hinterbliebenen: Mia Weihs. Dietrichsdorf, Kreis Neidenburg. Letzter Ruhesitz, Hohenstein, Ostpreußen, jetzt Preuß.-Oldendorf 112, Kreis Lübbecke, Westfalen

 

Nach einem Leben voller Pflichterfüllung ist in diesem Frühjahr unser lieber Opa, der Schiffszimmermann August Gronwald, Pillau, kurz nach Vollendung seines 85. Lebensjahres heimgegangen. Er wird von uns allen schmerzlich vermisst. Im Namen aller Hinterbliebenen: Hans Köhnke und Frau Ella Köhnke, geb. Gronwald

 

Arn 28 Juni 1956, erlöste Gott von ihrem schweren Leiden unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Helene Domnowsky, geb. Jankel, Neu-Hasselberg, im 72. Lebensjahre. Lotte Perband. Magda Podehl. Traute Domnowsky. Georg Tolkmitt. Fritz Podehl. Enkel: Hermann, Klaus, Berta und Werner. St. Goarshausen, Juli 1956

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