Ostpreußenblatt, Folge 30 vom 27.07.1957

Ostpreußenblatt

Folge 30 vom 27.07.1957

 

Seite 1   Foto: Aufnahme: Werner Menzendorf

Die Trakehnerin Thyra, das beste Dressurpferd

Bei dem Deutschen Dressurderby, das am letzten Sonntag in Hamburg stattfand, war die Trakehnerin Thyra mit der Wertzahlsumme 19,60 das beste Pferd; sie ist zurzeit das beste Dressurpferd überhaupt. Jeder der vier Teilnehmer der Entscheidung musste auch mit den Pferden der drei anderen Reiter reiten, und es spricht für die Sonderklasse von Thyra, dass jeder der Reiter — nicht nur die Besitzerin Rosemarie Springer — mit Thyra die höchsten Wertziffern erreichte. Unsere Aufnahme zeigt Thyra mit ihrem Pfleger Albert Heckmann. — Einen ausführlichen Bericht bringen wir auf Seite 9 dieser Folge.

 

Seite 1   „Auf die Probe stellen …“

Prominenteste Gäste und Besucher des amerikanischen Präsidenten und seiner Regierung werden in Washington immer im historischen „Blair-House" nicht weit vom Weißen Hause einlogiert. Hier haben Kaiser, Könige und Präsidenten wie auch Regierungschefs während ihres Amerikabesuchs gewohnt. Im kommenden Herbst erwartet man die britische Monarchin mit ihrem Gatten. Wird vor ihr noch der sowjetische Parteisekretär und heutige Machthaber Nummer eins, der Genosse Chruschtschow, durch die vornehmen Räume des Hauses gehen und damit seinen wiederholt recht laut geäußerten Wunsch nach der direkten Begegnung mit Eisenhower erfüllt sehen? Käme es dazu, so könnte ihm der Hausmeister im „Blair" davon berichten, dass er vor vielen Jahren in den gleichen Räumen bereits einen Sowjetgast betreute und dass dieser Molotow hieß. Auch ein anderer Sowjetaußenminister von einst, Litwinow, lernte das Blair-Haus kennen. Der eine dieser beiden Sowjetgäste starb entmachtet und halb vergessen, der andere wurde von eben jenem Chruschtschow gestürzt und beiseite gefegt. Im Blair-Haus könnte jedenfalls dieser Mann Betrachtungen über das Schicksal mächtiger Sowjetpotentaten zur Genüge anstellen. Nun, einstweilen zeichnet sich der Chruschtschow-Besuch in Washington noch nicht unmittelbar am Horizont ab. Für einen anderen aus dem engsten Machtkreis des Kreml dagegen liegt seit einigen Tagen eine Blankoeinladung des Weißen Hauses auf dem Tisch, und man darf gespannt sein, wie sich Marschall Schukow und Parteichef Chruschtschow nach einigem Besinnen dazu äußern werden.

 

„Von gewissem Nutzen …“

Auf seiner letzten Pressekonferenz hat der amerikanische Präsident kurz und bündig erklärt, er könne sich zwar im Augenblick von einer direkten Begegnung zwischen ihm und dem sowjetischen Verteidigungsminister Marschall Schukow nicht allzu viel versprechen, er glaube aber, dass eine Begegnung zwischen Schukow und dem Verteidigungsminister Charles Wilson begrüßt werden und im Hinblick auf die internationale Lage „von gewissem Nutzen" sein könne. Es sei, so sagte er weiter, von jeher die Politik der Vereinigten Staaten, von Zeit zu Zeit sowjetische Erklärungen in der Frage der möglichen Entspannung, der Abrüstung usw. auf die Probe zu stellen, um herauszubekommen, ob man ihnen trauen könne und ob den Worten wirklich Taten folgen sollten. Es wurde bei dieser Gelegenheit klar, dass Eisenhower die verschiedenen Äußerungen Schukows, er wolle sich gerne einmal nach den USA begeben, genau verfolgt hatte.

 

Vor den gespannt lauschenden Presseleuten plauderte das amerikanische Staatsoberhaupt dann über seine persönlichen Beziehungen gerade zu Schukow. Eisenhower kam auf jene Tage zurück, als nach der deutschen Katastrophe er selbst amerikanischer Oberkommandierender in unserm Lande war, während damals Schukow, den man drüben den „Sieger von Berlin" nannte, bis zu seiner jähen Abberufung und Verbannung nach einem ukrainischen Wehrkreis durch den neiderfüllten „Feldherrn" Stalin in Karlshorst regierte. Da habe sich manche Gelegenheit zu vertraulichen Gesprächen ergeben, bei denen er — Eisenhower — den Sowjetmarschall als überzeugten Kommunisten, aber auch als klugen und verlässlichen Mann kennengelernt habe. Der Präsident sprach in diesem Zusammenhang sogar von einem gewissen „Freundschaftsverhältnis", wobei aber zu bedenken ist, dass „Friendship" im Amerikanischen viel häufiger gebraucht wird als unsere deutsche Vokabel „Freundschaft" im Sinn einer vollkommenen seelischen Verbundenheit. Eisenhower meinte eine gewisse kameradschaftliche Annäherung und eine verständnisvollere Zusammenarbeit in jenen Tagen, da die große Ernüchterung noch nicht gekommen war.

 

Ein Stein im Spiel

Es ist bekannt, dass die Sowjets die kollegiale Sympathie, die der einstige Fünf-Sterne-General (also Marschall) Eisenhower dem „Kameraden" Schukow durch die Jahre bewahrt hat, immer in ihre Rechnung einbezogen haben. Als Chruschtschow und Bulganin zur ersten Genfer Konferenz fuhren, brachten sie Schukow mit. Es ist ziemlich sicher, dass der zeitweise recht auffällige Enthusiasmus Eisenhowers für Moskauer Koexistenzpläne und „Genfer Geist" nicht zuletzt in gelegentlichen mehr privaten Gesprächen der beiden Generale gefestigt worden ist. Es kann also auch diesmal dem heute entscheidenden Mann im Kreml durchaus nicht unsympathisch sein, den Marschall, der ihm auch bei seinem letzten Machtkampf im Kreml sehr bedeutende Hilfsstellung gab, als Wegbereiter für sich selbst nach Washington zu schicken und ihn dort das Terrain abtasten zu lassen. Chruschtschow würde gewiss eigentlich entscheidende Zweiergespräche „von Weltmacht zu Weltmacht" niemals von anderen führen lassen — auch von einem Schukow nicht —, aber es könnte ihm unter Umständen gar nicht unlieb sein, wenn dieser die „Präliminarien" führte, zumal ein amerikanischer Präsident und Regierungschef immer nur mit einem sowjetischen Regierungschef verhandeln könnte und die Stellung Bulganins zu Chruschtschow nach den letzten Moskauer Ereignissen als recht problematisch erscheint. Chruschtschow ist heute formell doch nicht mehr und nicht weniger als Leiter der bolschewistischen Partei, und man könnte sich denken, dass er entweder — wie einst Stalin — eines Tages selbst Ministerpräsident sein oder doch mindestens nominell einen Mann zu diesem Amt befördern möchte, der aus seinem engsten Machtkreis kommt und unter allen Umständen Gewähr dafür gibt, dass seine Befehle blind ausgeführt werden.

 

„Unaufhaltsame Entwicklung?"

Viele werden sich in diesen Tagen die Frage vorgelegt haben, was eigentlich Eisenhower und Washington von einem Gespräch zwischen dem Sowjetmarschall Schukow und dem Verteidigungsminister Wilson erwarten. Es fehlt nicht an Stimmen, die die Dinge so darstellen, als sei das mit Sicherheit der Auftakt zu einer großen Neuorientierung der amerikanischen Politik, zu einem Interessenausgleich der beiden Riesenmächte über die Köpfe Europas hinweg. Wer die Dinge ganz klar sehen will, tut gut daran, gerade die letzten Äußerungen des USA-Präsidenten genau zu lesen. Eisenhower verdankt seine nach wie vor außerordentliche Volkstümlichkeit der Fähigkeit, die Wünsche und Hoffnungen seines Volkes geradezu meisterlich zu erkennen und zu berücksichtigen. Auch hier hat sich das wieder gezeigt. Millionen und aber Millionen von Amerikanern sind genau wie ihr Präsident davon überzeugt, dass im Zeitalter der Wasserstoffbomben und vernichtendsten Fernwaffen der Rüstungswettlauf schon rein finanziell nicht ins Unendliche fortgesetzt werden kann. Herter, der jetzige Vizeaußenminister in Washington, hat ihnen allen aus dem Herzen gesprochen, als er sagte, man müsse jeden gangbaren Weg erproben, um auch mit der Sowjetunion über Möglichkeiten zu einer „gesunden Rüstungsbeschränkung" zu reden. Welchen Erfolg sie haben werden, weiß auch drüben niemand, aber reden will man immerhin mit dem anderen. Dulles selbst, der Außenminister, meinte in der Sowjetunion nach den letzten Ereignissen eine „unaufhaltsame Entwicklung in Richtung auf größere persönliche Freiheit und höheren Lebensstandard" entdeckt zu haben. Er wollte in Chruschtschow einen „Modernisten" sehen, der sich gegen die „Traditionalisten" wie Molotow und Konsorten gewendet habe. Selbst sehr amerikafreundliche Schweizer Blätter nannten diese Äußerungen des Washingtoner Außenministers eine „reichlich kühne Auslegung". Nicht nur sie meldeten ihre Bedenken an. Eisenhower selbst folgte Dulles nur zum Teil. Immerhin hat er nichts dagegen, dass man den Sowjets auf den Zahn fühlt, dass man sie auf die Probe stellt, dass man sie so oder so Farbe bekennen lässt.

 

Höchste Aufmerksamkeit

Wir werden den weiteren Gang der Dinge mit größter Aufmerksamkeit verfolgen müssen. Eisenhower hat auch jetzt wieder ebenso wie seine Mitarbeiter Dulles und Herter versichert, dass die USA nicht im Traum daran dächten, die Sicherheit des Westens zu opfern und die Verteidigungsmöglichkeiten ihrer Verbündeten preiszugeben. Wir haben gewiss keinen begründeten Anlass, solchen Erklärungen zu misstrauen. Wir müssen uns aber darüber im Klaren sein, dass amerikanische Politik zuerst und vor allem an Amerika denken muss und dass wir mehr denn je aufgerufen sind, in einer Zeit überraschender Entwicklungen und Spannungen unsere eigenen Schicksalsfragen, von denen nicht wenige weltpolitischen Rang und weltpolitische Bedeutung haben, zuerst einmal selbst nachdrücklich und unermüdlich zu vertreten.

 

Seite 1   „Friedenskarneval" an der Moskwa.

Riesenprogramm der kommunistischen „Weltjugendfestspiele"

Fieberhaft rüstet Moskau seit Wochen für die bevorstehenden kommunistischen „Weltjugendfestspiele", die vom 28. Juli bis 11. August durchgeführt werden und alles, was die Welt bisher an „Festivals" kennt, durch ein Mammutprogramm übertreffen sollen.

 

Ein Riesenrummel ohne Vergleich soll die Besucher aus Ost und West in seinen Bann schlagen: Der mit der Vorbereitung des Festprogramms beauftragte sowjetische „verdiente Künstler des Volkes", Tumanow, hat daher mehrere tausend Maler, Architekten, Dekorateure, Ingenieure und Arbeiter mobilisiert, die Moskau zur Zeit mit Fahnenwäldern, Girlanden, Blumenbeeten, Ehrenpforten, Tribünen und zahlreichen künstlichen Anlagen übersäen und in der Nähe der ständigen Landwirtschaftsausstellung eine „Festspiel-Stadt", wie ein olympisches Dorf, errichten. Dort wird ein Teil der westlichen Gäste untergebracht, ein anderer Teil dagegen in 17 Moskauer Luxushotels wie dem „Leningradskaja", „Sewernaja"', „Nowomoskowskaja" usw., um damit schlechte Erinnerungen an verregnete Zeltlager, nasses Stroh und faulige Decken bei früheren kommunistischen „Weltjugendfestspielen" zu verwischen. Auch die Verpflegung soll diesmal verschwenderisch sein, ebenso wie die Liste der Darbietungen. Gleich am ersten Tag ist ein Festzug quer durch Moskau zum Leninstadion geplant. Dann folgen Massenspiele, eine „Friedenskundgebung", „Feste" der Mädchen, der Landjugend, der „kolonialen Jugend", der Arbeit, des Liedes, des Tanzes, ein Ballettabend der Moskauer Oper mit Galina Ulanowa und ein Ball im Kreml. Dazu kommen große Paraden in Nationaltracht, laufend Modeschauen und Galavorstellungen.

 

Eine traumhafte Angelegenheit soll ein nächtliches Wasserfest auf der Moskwa werden mit über 1500 illuminierten Schiffen, nicht minder traumhaft ein riesiger Karneval quer durch die ganze Stadt mit Tanz auf allen Plätzen und in sämtlichen Parks. Allerorts hat man auch „Verschönerungen" geschaffen, wie „Friedenssonnen", eine öffentliche Schau klassischer Liebespaare (!), vor der Universität ein Automodell, am Gogol-Boulevard große Bilder von Dramenhelden und eine arktische Landschaft mit Seelöwen und Eisbären und einer Funkstation, die ständig Verbindung zu einer sowjetischen Eismeerexpedition hat. Alle Teilnehmer sollen auch kostenlos „Andenken" erhalten. Alle können ihre Post über das Sonderpostamt „Moskau 400" kostenlos in die Heimat verschicken, einschließlich Pakete. Alle Geschäfte müssen geschmückt werden, die Preise für bestimmte Luxusartikel wie Fotoapparate, Stoffe, usw. wurden gesenkt. In sämtlichen Schulen hat man „Benimm-Dich"-Kurse organisiert, allerorts Ausstellungen über den Wirtschaftsaufschwung der Sowjetunion eingerichtet — und vieles andere mehr. Kurzum. Der kapitalistische Westen soll durch noch größeren Kapitalismus, der verarmte Osten durch einen potemkinschen Reichtum überwältigt werden!

 

Der politische Pferdefuß der Festivaltage wird sich in den zahlreich angesetzten Reden noch zeigen, wobei zweifellos auch der westdeutsche Wahlkampf mit einem Hieb bedacht werden wird, überdies hat man für die unauffällige psychologische Bearbeitung der westlichen Gäste Vorsorge getroffen, denn eigens für sie werden „Seminare" und „Diskussionsabende" mit sowjetischen Studenten bzw. bedeutenden sowjetischen Künstlern, Musikern, Dichtern usw. veranstaltet, u. a. auch mit Ilja Ehrenburg. Die sowjetischen Diskussionspartner dieser Abende und Seminare wurden in längeren Kursen bereits auf ihre Aufgabe vorbereitet. Zum Unterschied von früheren gleichen Veranstaltungen soll die kommunistische Propaganda dabei aber nicht in knalliger, sondern verfeinerter Form geboten werden, ganz auf Frieden, Völkerverständigung und Koexistenz abgestellt, weshalb sogar die meisten Festplakate wohl eine Friedenssonne, aber weder Hammer noch Sichel wie in früheren Jahren zeigen.

 

Seite 2   Der Gesamtverband

Gründungsversammlung am 27. Oktober.

Die Pressestellen des Verbandes der Landsmannschaften und des Bundes der vertriebenen Deutschen geben bekannt:

 

Die Präsidien der beiden großen Vertriebenenverbände BvD und VdL haben am 12. Juli 1957 gemeinsam getagt. Es wurden einstimmig folgende Beschlüsse gefasst:

 

1. Die Gründungsversammlung des Gesamtverbandes wird auf den 27. Oktober 1957 einberufen. Die beteiligten Organisationen betrachten es als ihre vordringlichste Aufgabe, unmittelbar nach der Gründung die Einheit auf allen Ebenen zu verwirklichen und sind entschlossen, sich zu diesem Zwecke gegenseitig die Mitglieder zuzuführen.

 

2. Bis zur Gründung treten die beiden Präsidien zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, um schon jetzt die einheitliche politische Willensbildung der Vertriebenen zu sichern.

 

3. Ein gemeinsamer Ausschuss für heimat- und außenpolitische Fragen wurde gebildet.

 

Auf der Tagung wurde nach einer längeren Diskussion übereinstimmend festgestellt, dass die Gründung des Gesamtverbandes von den Landsmannschaften (VdL) und den Landesverbänden des Bundes der vertriebenen Deutschen (BvD) vorgenommen wird. Alle anwesenden Vertreter des Präsidiums des VdL waren sich darüber einig, dass mit tunlichster Beschleunigung, die Landesverbände des BvD und die auf der jeweiligen Landesebene bestehenden Landesgruppen der Landsmannschaften zusammengeschlossen werden sollen, um damit die neuen Gliederungen des Gesamtverbandes auf Landesebene zu bilden. Beide Verbände einigten sich dann in der Form, wie sie in Punkt 1 der oben veröffentlichten Verlautbarung zum Ausdruck kommt. Sollten sich auf Landesebene Schwierigkeiten in diesem Punkt ergeben, werden sich Mitglieder des Zehnerausschusses zur Verfügung stellen, um die Einigung auf Landesebene baldmöglichst durchzuführen. Als Gründungstag ist der 27. Oktober festgesetzt worden. Bis dahin sollen beide Präsidien zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammentreten (s. Punkt 2 der Verlautbarung). Hierbei wird sich die Gelegenheit ergeben, das Problem zu erörtern, ob Gründung und Konstituierung in einem Zuge erfolgen sollen. Die Gründung wird — wie bereits aufgeführt — von den beiden Partnern VdL und BvD bzw. von deren Mitgliedern, den Landsmannschaften und den Landesverbänden des BvD, durchgeführt. Die Konstituierung jedoch setzt voraus, dass durch gegenseitige Zusammenführung der Mitglieder alle organisierten Vertriebenen eines Bundeslandes sowohl Mitglieder der Landsmannschaften als auch Mitglieder des neuen Gesamtverbandes sind. Deshalb wird es kaum möglich sein, Gründungs- und Konstituierungsversammlung in einem Zuge durchzuführen. In der Zeit zwischen Gründung und Konstituierung sollten die Leitung und die laufenden Geschäfte des Gesamtverbandes durch beide Präsidien in gemeinsamer Arbeit wahrgenommen werden.

 

Selbstverständlich wird die Sprecherversammlung als das oberste Gremium des VdL zu diesen Verhandlungen noch Stellung nehmen.

 

Die Schaffung eines heimat- und außenpolitischen Ausschusses wurde von den beiden Präsidien beschlossen (s. Punkt 3). Die hierfür notwendigen Vorarbeiten sollen sofort in Angriff genommen werden.

 

Seite 2   Dr. Gille führt GR/RHE-Landesliste

Die Delegierten des Landesverbandes Schleswig-Holstein des GB/BHE wählten den Bundestagsabgeordneten Dr. Alfred Gille, Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, zu ihrem Spitzenkandidaten für eine Landesliste. Es folgen Frau Margarethe Weiß (MdL), Hausfrau, Itzehoe; Oberstleutnant a. D. Bade, Kiel, Landwirt; Friedrich Döppner (MdL), Bokel, Kreis Rendsburg und Obermedizinalrat Dr. Schröder, Flensburg.

 

Seite 2   Plakette zum Tag der Heimat 1957

Auf Grund der Initiative des VdL ist eine einheitliche Plakette für den diesjährigen Tag der Heimat, der am 22. September begangen wird, in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Verbänden in Vorbereitung. Der Entwurf zeigt die Losung des diesjährigen Tages der Heimat: „Recht und Treue siegen!" und die Flamme des Mahnmals auf dem Reichskanzlerplatz in Berlin. Die weitere Aufschrift verdeutlicht die Dreiteilung der deutschen Heimat.

 

Die Landsmannschaften, VdL-Landesgruppen und die Landesgruppen der Landsmannschaften werden in Kürze Einzelheiten zusammen mit den diesjährigen Richtlinien zur Durchführung des Tages der Heimat erhalten.

 

Seite 2 Karikatur: „Die abgesetzten Minister werden neue Posten erhalten, gemäß ihren beruflichen Fähigkeiten!" Die Weltwoche, Zürich

 

Seite 2   Der Rechtsanspruch auf Ostdeutschland.

Forderungen des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten.

Gemäß einem Antrag der GB/BHE-Fraktion des Bundestages hat sich der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten eingehend mit der Frage des Rechtsanspruches auf die deutschen Vertreibungsgebiete befasst und dem Plenum des Bundestages darüber einen Bericht vorgelegt. Vom Plenum des Bundestages wurde der Bericht nicht angenommen, da er nicht mehr auf die Tagesordnung gesetzt wurde, obwohl sich die Vertriebenenabgeordneten dafür ausgesprochen hatten. Der Ausschuss bezieht sich in diesem Bericht auf die Regierungserklärungen vom 28. Juni 1956 und vom 31. Januar 1957 sowie auf die Erklärungen des Bundestagspräsidenten vom 14. Juli 1950 und des Bundesaußenministers vom 6. Februar 1957.

 

Der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten spricht in seinem Bericht die Erwartung aus, dass die Bundesregierung auch gegenüber fremden Regierungen den Rechtsanspruch auf die unter fremder Verwaltung stehenden Ostgebiete und das Recht der Vertriebenen auf ihre angestammte Heimat unmissverständlich vertreten wird. Der Ausschuss ist der Meinung, dass das Recht auf die Heimat auch alle politischen Rechte in der Heimat einschließt. Die diplomatischen Vertretungen der Bundesrepublik sollen über das Gesamtproblem der Vertreibung laufend unterrichtet werden, wobei darauf zu achten sei, dass im Rahmen der allgemeinen Aufklärungsarbeit über die Bundesrepublik auch den Kulturleistungen, die die vertriebenen Deutschen in ihrer angestammten Heimat vollbracht haben, genügend Raum gegeben wird. Auch an die deutsche Öffentlichkeit wird vom Ausschuss der dringende Appell gerichtet, die Vertretung des Rechts der Vertriebenen auf ihre angestammte Heimat nicht durch Äußerungen zu erschweren, aus denen eine Bereitwilligkeit zum Verzicht auf deutsche Rechtsansprüche geschlossen werden könne. Der Ausschuss verweist dabei auf die Tatsachen, dass die Vertreibung ein vom Völkerrecht zu verurteilendes Unrecht war und dass die Vertretung des deutschen Rechtsanspruches eine Sache des gesamten deutschen Volkes ist. Darüber hinaus handelt es sich nicht nur um ein deutsches, sondern um ein europäisches Problem. „Nur eine Wiederherstellung des Rechts kann ein dauerndes freundschaftliches Zusammenleben mit den Völkern Mittel- und Osteuropas ermöglichen und dadurch eine gesamtdeutsche Verständigung sichern“. Ferner ist der Ausschuss der Ansicht, dass auch der Heimatanspruch der Vertriebenen aus den Gebieten außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches vom 31. Dezember 1937 die Bundesrepublik nicht unbeteiligt lassen dürfe.

 

Der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten erwartet von der Bundesregierung vor allem konkrete Maßnahmen, um die Vertretung des Rechtsanspruches auf die unter fremder Verwaltung stehenden Ostgebiete vorzubereiten und sicherzustellen. Insbesondere hält der Ausschuss die Durchführung folgender Aufgaben für erforderlich:

 

1. Zusammenstellung aller mit dem Schicksal der deutschen Ostgebiete und mit der Vertreibung der Deutschen in Zusammenhang stehenden historischen Tatsachen.

 

2. Klärung der durch die Vertreibung und durch die Unterstellung der Vertreibungsgebiete unter fremde Verwaltung aufgeworfenen rechtlichen Probleme.

 

3. Schaffung eines Überblicks über die Leistungen aller deutschen Ostinstitute und deren Koordinierung.

 

4. Sammlung der einschlägigen internationalen Literatur.

 

5. Förderung einer fruchtbaren Zusammenarbeit der Deutschen Ostforschung der westlichen Länder, insbesondere der Vereinigten Staaten.

 

Der Ausschuss wünscht die Schaffung einer besonderen Stelle im Auswärtigen Amt, das sich in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Referaten der Bundesministerien für gesamtdeutsche Fragen und für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte den geschilderten vordringlichen Aufgaben widmen soll. Schließlich äußerte der Ausschuss die einmütige Ansicht, dass die Ostunterabteilung des Auswärtigen Amtes in ihrer gegenwärtigen Besetzung und Ausstattung dem Umfange und der Bedeutung der gestellten Aufgabe nicht gerecht werden kann.

 

Seite 2   „Zweifellos gegen das Völkerrecht!“

Schweizer Blatt zur Staatsbürgerschaft - der Ostpreußen -.

Die sehr angesehene Zeitung der schweizerischen Bundeshauptstadt, der „Berner Bund", befasst sich in einem längeren Artikel mit der Frage der Heimführung der noch immer in Sowjetgewalt befindlichen Deutschen. Das Blatt weist darauf hin, dass aus den von den Russen und Polen besetzten deutschen Ostgebieten weit mehr als 800 000 Zivilpersonen einwandfrei deutscher Nationalität zwangsweise in die Sowjetunion „umgesiedelt", in Wirklichkeit also verschleppt worden seien. Man müsse befürchten, dass von diesen unglücklichen Menschen weit über 600 000 ums Leben gekommen seien. Die vom deutschen Bundeskanzler 1955 bei seiner Moskaureise überreichten ersten Listen der immer noch zurückgehaltenen deutschen Zivilisten seien laufend ergänzt worden. Im Augenblick enthielten sie etwa 100 000 Namen. Der „Berner Bund" weist darauf hin, dass man es nach deutscher Feststellung ausschließlich mit deutschen Bürgern, also mit ehemaligen Inhabern von reichsdeutschen Pässen und nicht etwa mit Volksdeutschen zu tun habe. Die Zahl der Volksdeutschen in der Sowjetunion werde auf über 1,1 Million geschätzt. Hier handele es sich um Menschen deutschen Blutes, die aber eine fremde Staatsangehörigkeit schon früher besessen hätten. Bei den mehr als 100 000 deutschen Zivilisten, deren Rückführung jetzt verlangt werde, habe man es mit Personen zu tun, deren reichsdeutsche Nationalität und Staatsbürgereigenschaft unzweifelhaft sei.

 

Zur Frage, der Ostpreußen, meint das schweizerische Blatt, dass die Stadt Königsberg und Nordostpreußen nach den Abmachungen von Potsdam der Sowjetregierung „zugeschlagen" worden seien. Bei einer Annektion stellten sich annektierende Mächte oft auf den Standpunkt, dass mit einem solchen Akt auch die Bevölkerung ihre Staatsangehörigkeit automatisch ändere. Allerdings könnten sich die Deutschen darauf berufen, dass erst der Friedensvertrag die juristische Entscheidung über die neuen Grenzen bringen werde. Ein Protest gegen die Verschleppung von Deutschen aus Königsberg und Nordostpreußen sei durchaus gerechtfertigt, da die sogenannte Zwangsumsiedlung von vornherein gegen jedes Völkerrecht verstoße. Der „Berner Bund" meint abschließend, bei der Frage der Heimführung werde das Völkerrecht in jedem Falle eine Rolle spielen müssen. Auf der anderen Seite scheine es deutlich, dass sich der Kreml jedes Entgegenkommen in der Frage der Repatriierung durch erhebliche westdeutsche Zugeständnisse in der Handelsfrage abkaufen lassen wolle.

 

Seite 2   Keine britische Anerkennung

Die Oder-Neiße-Linie

Die britische Regierung denke nicht daran, die Oder-Neiße-Linie als deutsch-polnische Grenze anzuerkennen. Dies erklärte Außenminister Selwyn Lloyd mit allem Nachdruck auf die Frage des Labour-Abgeordneten Ziliacus, ob die britische Regierung nicht „die existierende polnisch-deutsche Grenze als vollendete Tatsache betrachten" wolle. Der Außenminister verwies auf das Potsdamer Abkommen nach dessen Abmachungen die deutsch-polnische Grenze erst im Friedensvertrag festgelegt werden soll. Bis dahin werde das Gebiet jenseits der Oder-Neiße-Linie lediglich von Polen verwaltet. Selwyn Lloyd erinnerte auch an eine Erklärung des Bundesaußenministers von Brentano, nach der nur eine gesamtdeutsche Regierung befugt sein werde, die Frage der deutsch-polnischen Grenze ohne Anwendung von Gewalt, nur durch Verhandlungen zu regeln. Dies sei der Weg, den auch die britische Regierung für richtig hält.

 

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Bundespräsident Heuss wird im August einen Urlaub antreten, den er an einem noch nicht genannten Ort in der Schweiz verbringen will.

 

Zum neuen Bundesratspräsidenten ist turnusgemäß der Berliner Regierende Bürgermeister Professor Suhr gewählt worden. Das Amt des Präsidenten hatte im Bundesrat bisher der Hamburger Bürgermeister Dr. Sieveking inne.

 

Die deutsch-sowjetischen Verhandlungen in Moskau haben in dieser Woche begonnen. Die deutsche Delegation will ohne zeitliche Befristung verhandeln.

 

Der Verband der Landsmannschaften hat die Heimatvertriebenen aufgefordert, bei der Bundestagswahl ihre Stimme nur solchen Kandidaten zu geben, die sich zu den heimatpolitischen Forderungen der Vertriebenen bekennen.

 

Die Zahl der Sowjetzonenflüchtlinge stieg auch in der letzten Woche abermals. 5661 Mitteldeutsche beantragten die Notaufnahme in der Bundesrepublik. (In der Vorwoche waren es 5206).

 

Die starke Zunahme der Zahl der Sowjetzonenflüchtlinge wird in Berlin auf die Enttäuschung der Bevölkerung über die letzte Zwangswahl des Zonenregimes und den andauernden Terror der Ulbricht-Leute zurückgeführt. Bemerkenswert groß ist die Zahl der Geflüchteten aus der bäuerlichen Bevölkerung, vor allem auch aus den kommunistischen Kolchosenbetrieben.

 

Der Entwurf eines neuen Atomgesetzes ist in den letzten Tagen im Bonner Bundeskabinett beraten worden.

 

Viele wichtige Gesetze sind vom Bundesrat endgültig gebilligt worden. Die Europaverträge, das Antikartellgesetz und das Notenbankgesetz wurden verabschiedet; sie können jetzt vom Bundespräsidenten verkündet werden.

 

Der 100 000. Soldat, der neuen Bundeswehr, ist dieser Tage eingerückt. Der junge Panzergrenadier Theimann erhielt ein Geschenk des Verteidigungsministers.

 

38 Kasernen für die Bundeswehr sind zurzeit in Bau. Im Frühjahr 1958 soll mit dem Bau von 82 weiteren Kasernen begonnen werden. Die Bundeswehr verfügt zurzeit über 138 Kasernen.

 

Über die geplante Erhöhung der Bundesbahntarife gab der neue Vorstand Einzelheiten bekannt. Die Normaltarife im Personenverkehr sollen danach um 8,6 Prozent, die Gütertarife um durchschnittlich 11,4 Prozent erhöht werden. Bei den Sozialtarifen (Berufsverkehr, Schüler usw.) ist eine Erhöhung bis zu 50 Prozent vorgesehen.

 

Eine weitgehende Reform der Einkommen- und Körperschaftssteuer hat der Bundesfinanzminister jetzt angekündigt. Die entsprechenden Vorarbeiten sollen eingeleitet worden sein. Die Reform könnte auf keinen Fall vor Ende 1958 in Kraft treten.

 

Neue Gehaltsforderungen für die Beamten sind vom Deutschen Beamtenbund einige Tage nach der Verabschiedung des neuen Besoldungsgesetzes angemeldet worden. Der Vorsitzende des Beamtenbundes erklärte, die Organisation sammle neues Material, damit der dritte Bundestag eine wirkliche Besoldungsreform durchführen könne.

 

Die bekannten Riesenhallen des Bochumer Vereins, in denen auch die Großkundgebungen beim Bundestreffen, der Ostpreußen, stattfanden, werden für Wahlveranstaltungen nicht freigegeben. Eine für den 16. August vorgesehene Adenauer-Kundgebung kann nur in der wesentlich kleineren Nord-Süd-Halle stattfinden.

 

Mit der Fertigstellung der Autobahn zwischen Hamburg und Hannover rechnet die Bundesregierung für das Jahr 1958.

 

Über einen gemeinsamen Seenotrettungsdienst in der Ostsee ist zwischen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und Vertretern des sowjetzonalen Roten Kreuzes ein Übereinkommen getroffen worden.

 

Einen Abbau zahlreicher Pankower Regierungsfunktionäre hat Ulbricht angekündigt. Das kommunistische Regime will nach dem Beispiel Chruschtschows viele Zentralbehörden erheblich verkleinern und die freiwerdenden Bonzen auf die Betriebe im Lande verteilen.

 

Eine neue Streikwelle geht durch Frankreich. Der Streik der Bankangestellten, der Versicherungsbetriebe, der Gefängniswärter, der Zollbeamten und Hafenverwaltungen dauert an. Die Wirtschaft ist stark betroffen.

 

Eine Verschwörung gegen den ägyptischen Regierungschef Nasser ist in Kairo aufgedeckt worden. Verhaftet wurden Generale und frühere Minister, die offenbar planten, den abgesetzten ehemaligen Staatspräsidenten General Nagib, wieder einzusetzen.

 

Zum neuen russischen Oberbefehlshaber im Fernen Osten ist nach Moskauer Meldung der Generaloberst der Sowjetgarde Penkowsky ernannt worden. Er wird der Nachfolger von Marschall Malinowsky, der von 1945 bis 1956 elf Jahre lang den Fernost-Bezirk kommandierte.

 

Starke Kürzungen am amerikanischen Auslandshilfe-Programm wurden nacheinander von beiden Häusern des USA-Kongresses vorgenommen.

 

Seite 3   50000 Stück Vieh und 50000 Tonnen Getreide fehlen.

Trübe polnische Bilanz aus dem Kreis Braunsberg.

Die in Allenstein erscheinende polnische Zeitung „Glos Olsztynski" berichtete kürzlich über eine Denkschrift, die über den heutigen Kreis Braunsberg verfasst wurde. Die darin geschilderten Tatsachen lassen erkennen, wie überaus dürftig es um die Lebensverhältnisse und um die landwirtschaftliche Produktion im Kreise Braunsberg bestellt ist. Der Kreis, der früher 946 Quadratkilometer groß war, ist unter polnischer Verwaltung auf 1261 Quadratkilometer ausgedehnt worden; vermutlich sind Teile der durchschnittenen Kreise Heiligenbeil und Pr.-Eylau dazu geschlagen. Die Bevölkerungsdichte betrug in unseren Tagen 65,9 Personen auf den Quadratkilometer; das polnische statistische Jahrbuch von 1956 gibt sie nur noch mit 32 pro Quadratkilometer an. In dem Artikel der „Glos Olsztynski" heißt es u. a.:

 

Es liegt vor mir ein wichtiges Dokument. Im März vorigen Jahres richtete die Kreiskommission für Wirtschaftsplanung in Braunsberg eine Denkschrift (sechs Seiten Maschinenschrift) an die Staatliche Kommission für Wirtschaftsplanung in Warschau. Die Denkschrift trägt den Titel: „Betrifft die Aktivierung der Städte des Kreises Braunsberg ...“ In der Denkschrift wird die wirtschaftliche Lage des Kreises Braunsberg in nüchterner Form beurteilt. Sie besagt, dass die Volkswirtschaft infolge der Zerstörungen auf dem Lande jährlich mehr als 50 000 Tonnen Getreide verliert, welche der Kreis in normalen Verhältnissen ohne Mühe zusätzlich produzieren könnte. Es fehlen, um den Normalzustand zu erreichen, fast 50 000 Stück Kühe, Schweine, Schafe; infolge fehlender Unterkünfte können diese Mängel nicht gehoben werden. Auf die Staatsgüter des Kreises Braunsberg entfallen pro 100 Hektar nur vier bis fünf Menschen. Mehr Menschen kann man nicht ansiedeln, weil es für sie keine Wohnungen gibt.

 

Im Zusammenhang mit den ländlichen Verhältnissen des Kreises Braunsberg wird in der Denkschrift auch ein Bild der Städte Braunsberg, Wormditt, Frauenburg und Mehlsack entworfen. Die Verfasser der Denkschrift vertreten die These; ohne die Entwicklung des ländlichen Hinterlands keine Entwicklung der Städte, und ohne die Entwicklung der Städte keine Entwicklung der Dörfer. An diese gegenseitige Beziehung hatte man bestimmt nicht gedacht, als man in den letzten Jahren die blutleere Pionieraktion (Einsatz von Jugendverbänden und Arbeitsdienst) auf den Braunsberger Brachlandflächen unternahm. Die in der Denkschrift enthaltenen Forderungen sind in fünf folgenden Punkten enthalten:

 

1. Bau einer Eisenbahnlinie Mehlsack - Landsberg, welche den von Eisenbahn und Autobusverkehr beraubten, nordwestlichen Teil des Kreises und einen Teil des Gebiets um Landsberg wirtschaftlich beleben könnte.

 

2. Inbetriebsetzung der Kleinindustrie in den bisher nicht benutzten Gebäuden, welche zahlreich erhalten sind.

 

3. Die Finanzierung des Wiederaufbaus des Gebäudes Hosianum, des Gerichts, der Komplexe der Brauerei und der Besserungsanstalt.

 

4. Der Landwirtschaft des Kreises Braunsberg eine Hilfe in der Baumaterialversorgung zu gewähren für die Belebung der Wiederherstellung von Neubauten und Wirtschaftsgebäuden.

 

5. Eine Beschleunigung des Tempos der Elektrifizierung der Braunsberger Dörfer“. (Durch den im Passarge-Staubecken von Pettelkau gewonnenen Kraftstrom, wurde früher der Kreis Braunsberg vorzüglich versorgt.)

 

Eine Antwort aus dem Memorandum aus Warschau ist bisher nicht erfolgt.

 

Im „Glos Olsztynski" vom 02.06.1957 liest man noch:

 

„Pläne der Träumer.

Einst hatte Braunsberg durch die Passarge und das Frische Haff eine offene Tür zur Ostsee. Diese Tür wird heute durch die Staatsgrenze geschlossen, die aus dem Haff einen See gemacht hat. Kann man das Haff nicht wieder öffnen und mit dem Meer verbinden, indem man einen Kilometer langen Kanal durch die Nehrung gräbt? Ein derartiges Projekt wurde übrigens bearbeitet, aber es fand dasselbe Schicksal, wie das Memorandum der Kreis-Kommission für Wirtschaftsplanung. Für unsere Stadt, wäre das eine große Chance . . .

 

Braunsberg, die durch das Land gerupfte und vergessene Stadt kämpft um die Aufhebung des Todesurteils und die Rehabilitierung. Sie versucht die ökonomische Bedeutung ihres Daseins zu beweisen. Nicht durch kleine Läden und Blumen neben den Hauptstraßen. In kurzer Zeit soll ein großes Produktionswerk — die wiederaufgebaute Gerberei für Weichleder — in Betrieb gesetzt werden …"

 

Seite 3   „Ein Drittel des Ackerlandes brachlegen ...“

Wieder polnische Saisonarbeiter nach Westdeutschland?

Die in Warschau erscheinende wirtschaftspolitische Zeitschrift „Ekonomista" befasst sich eingehend mit den steigenden Defiziten der Staatsgüter und macht daraufhin den Vorschlag, in Zukunft die Dreifelder-Wirtschaft einzuführen, d. h. jeweils ein Drittel des Ackerlandes brach liegen zu lassen, da nicht genügend Düngemittel zur Verfügung stehen. Im Einzelnen gibt die Zeitschrift eine Übersicht über die Entwicklung der Defizite der Staatsgüter in den Jahren 1951 bis 1955. „Die Defizite wurden bei den Staatsgütern zu einem strukturellen Merkmal und stellten keineswegs eine Zufallserscheinung dar", heißt es hierzu. Zu dem Vorschlag, die Dreifelder-Wirtschaft einzuführen, wird ausgeführt, es müsse eine „breite Anwendung der Brachland-Wirtschaft" erfolgen, um, mit den im Verhältnis sehr wenigen Arbeitskräften höhere Erträge erzielen zu können. Des Weiteren müsse der „Diebstahl von Produkten" der Staatsgüter bekämpft werden. Dies sei umso dringender erforderlich, als es sich hierbei um eine „Dauereinrichtung zur Verbesserung der Einkünfte" der Belegschaften handele. Diesen Diebstählen stünden zudem die Betrügereien des Büropersonals gegenüber, das seine Gehälter durch angebliche Lohnzahlungen an „fiktive Arbeitskräfte" sowie durch „fälschliche Eintragung erhöhter Normleistungen" gewissermaßen „selbständig erhöht".

 

Nachdem bereits kürzlich in der Warschauer Presse die Forderung erhoben worden war, es solle zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Polen und den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten die Abwanderung von Arbeitskräften nach westlichen Ländern, insbesondere nach Afrika, ermöglicht werden, schlägt nunmehr die in Posen erscheinende Wochenschrift „Wyboje" vor, es solle eine „zeitlich begrenzte Erwerbsauswanderung" nach Westdeutschland und Frankreich in die Wege geleitet werden, da in der Volksrepublik Polen „keine rechten Entfaltungsmöglichkeiten" bestünden. Dies gelte insbesondere für die Absolventen der Fachschulen, weshalb der „Verband polnischer Studierender" mit den ausländischen Arbeitsämtern zwecks Vermittlung von Arbeitsplätzen in Verbindung treten solle. „Wyboje" erwähnt in diesem Zusammenhange, dass derartige Vorschläge bisher starkem Widerstand begegnet seien — es war u. a. darauf hingewiesen worden, dass die Arbeitslosen zum Wiederaufbau der verwahrlosten Oder-Neiße-Gebiete herangezogen werden müssten —, doch meint das polnische Blatt, eine „zeitweilige Auswanderung" diene insbesondere deshalb dem Wohle des polnischen Volkes, weil die Fachkräfte im Auslande zusätzliche Kenntnisse erwerben würden, was sich dann nach ihrer Rückkehr zum allgemeinen Nutzen auswirken werde.

 

Seite 3   Ostdeutsche Grabsteine nach Warschau „exportiert“

„Po prostu" über die Neuauflage der Plünderungen

Ganze Städte „abtransportiert"

Die Warschauer Wochenzeitung „Po prostu", die sich durch offenherzige Kritik unhaltbarer Zustände auszeichnet, bringt einen eingehenden Bericht über die fortdauernde Ausplünderung der polnisch verwalteten deutschen Ostgebiete und stellt hierzu fest, dass nunmehr neben den kleineren und mittleren Städten auch die Dörfer infolge Abbruchs „verschwinden".

 

Der Bericht beginnt mit einer Schilderung des Verfalls der Stadt Guben. Diese „von den Kriegshandlungen fast unberührte Stadt" stelle heute „eine schön bewaldete Wildnis" dar. In den Jahren nach 1945 seien nicht weniger als 60 v. H. der Häuser der Vernichtung anheimgefallen, und in vielen Fällen seien nicht einmal mehr die Fundamente der niedergerissenen Häuser zu sehen. Die Zahl der Einwohner sei auf gegenwärtig 6500 gesunken. Doch „Guben steht nicht allein; die unbewohnten Dörfer und Siedlungen verschwinden ebenfalls".

 

Viele Dörfer seien „erst vor kurzer Zeit ausgelöscht worden; denn die Aktivierung (das von der polnischen Propaganda verkündete „große Wiederaufbauprogramm" für die Oder-Neiße-Gebiete Anm. d. Red.) bedeutet nichts anderes als eine Neuauflage der Plünderungen und Diebstähle". Während man bis zum Beginn des „Aktivierungsprogramms" die „wiedergewonnenen Gebiete" etwa zur Hälfte demontiert habe, „bemühen sich nun erfinderische Unternehmen den Rest wegzuschleppen“. Der Unterschied gegenüber der ersten Nachkriegszeit sei dabei der, dass damals „Plünderer im Taschenformat" am Werke gewesen seien, jetzt aber werde die Ausplünderung „in großem Stile" durchgeführt. Dies geschehe beispielsweise in der Form, dass sich ein Unternehmer den Auftrag zum Abbruch eines Hauses beschaffe, dann aber gleich „zwischen zwölf und neunzehn" Gebäude unter Verweisung dieses Auftrags niederreißen lasse. Würden solche Fälle einmal aufgedeckt, schlage man das Verfahren mit der Begründung nieder, es seien doch die Ziegel nicht vernichtet worden.

 

So sei beispielsweise in Christianstadt, Kreis Sorau, eine ganze Siedlung, die einst 1500 Einwohner aufwies, abgebrochen worden. Es gebe Dörfer, deren Namen bereits vergessen seien, nur am Gestrüpp erkenne man, dass sich dort eine Siedlung befunden habe. So könne man geradezu sagen, dass „der Abtransport von Dörfern, Siedlungen und auch dieser oder jener Stadt" andauere. Wie weit dieser „Abtransport" gehe, habe ein privater Unternehmer gezeigt, der den Auftrag erhielt, Grabsteine aus Marmor zu „exportieren". Diese Grabsteine seien dann nach Warschau gebracht worden, wo man die bisherigen Inschriften beseitigt und die Steine dann auf den dortigen Friedhöfen aufgestellt habe. „Das war ein etwas unheimliches, aber nichtsdestoweniger ein sehr gewinnbringendes Unternehmen", schreibt „Po prostu" hierzu.

 

Seite 3   „Nicht die geringste Aussicht"

Misserfolg der polnischen Schulen bei den Deutschen in Ostpreußen

Nachdem die polnische Presse wiederholt darüber berichtete, dass die polnischen Lehrer im südlichen Ostpreußen vornehmlich die Aufgabe hätten, die in der Heimat verbliebene deutsche Bevölkerung zu „repolonisieren", gibt die Warschauer Zeitung „Zycie Warszawy" in einem Bericht aus Allenstein nunmehr zu, dass die Lehrer mit dieser ihrer Tätigkeit „auf der Stelle treten". Es sei „nicht die geringste Aussicht einer Entwicklung" gegeben. Die Kinder der ansässigen Ostpreußen würden nach der Beendigung der Schulpflicht die polnische Sprache kaum noch verwenden, und die Bevölkerung begegne den polnischen Lehrern „mit nachsichtiger Herablassung", indem sie ihnen etwa bedeute: „Du musst uns alle solche Mätzchen vormachen, weil Du dafür bezahlt wirst. Wir machen das Theater mit, aber sonst haben wir nichts mit Dir gemein“. Was aber die Kinder der polnischen Neusiedler anlange, so kämen diese verlaust in die Schule, und wenn sie dann die Schule verließen, fielen sie „wieder in eine passive und rückständige Umwelt zurück wie Steine ins Wasser".

 

Seite 3   Alle Schiffswracks gehoben

Die „Trybuna Ludu" berichtet, dass die Bergung der während des Krieges versenkten Schiffe an der Ostseeküste vollendet ist. Man hat sowohl solche Schiffe, die sich für eine Wiederausbesserung eigneten, wie auch die, die nur noch einen Wert als Schrott haben, geborgen. Von 170 gehobenen Schiffen wurden 30 wiederhergestellt. Der Rest wurde verschrottet.

 

Seite 3   „Lustiger“ Oder-Neiße-Film

„Jenseits von Oder und Neiße" soll ein Film heißen, den die Münchener IMAGO-Produktion in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten drehen will und für dessen Verleih sich angeblich bereits der Herzog-Verleih interessiert hat. Drehbuchautor dieses Dokumentarfilms mit betont „lustiger" Rahmenhandlung ist Hans Werner Richter, Gründer der Schriftstellervereinigung „Gruppe 47" und Verfasser von Nachkriegsromanen.

 

Die „lustige" Handlung des Films besteht darin, dass eine junge deutsche Journalistin vor dem Bonner Bundeshaus plötzlich die „Eingebung" bekommt, nach Polen zu reisen, um sich dort ein eigenes Bild von den Dingen zu machen. In Warschau nimmt sie der polnische Journalist Marian Stancewicz unter seine Fittiche, und beide treten eine sentimentale Reise durch den verlorenen deutschen Osten an. Szenen, die an ein flirtreiches „Spiel im Sommerwind“ erinnern, stehen hart neben erschütternden Aufnahmen deutscher Städte. Man sieht die „Mondlandschaft" Elbings, das „vernichtete" Kolberg, das „ausgelöschte" Pyritz, das „zerschmetterte" Glogau, das „polnisch-galizisch" gewordene Breslau.

 

Man muss sich nur wundern, dass Hans Werner Richter es nicht selbst merkte, dass ihm nicht die Feder stockte, als er Dialoge wie diesen schrieb: Deutsche Journalistin: „Merkwürdig, wie die Karte aussieht! Ist Polen eigentlich sehr viel größer geworden seit dem letzten Krieg?“ Marian Stancewicz: „Nein, um 20 000 Quadratkilometer kleiner als vorher. Polen verlor seine ganzen Ostgebiete und gewann die deutschen Ostprovinzen dazu. Die Polen aus den verlorenen Landesteilen zogen in ein Gebiet, das vorher von zehn Millionen Deutschen verlassen (!) worden war. Es war die größte Völkerwanderung der deutschen Geschichte“. Die nächste Szene spielt auf einer Tanzfläche des Warschauer Presseklubs . . .

 

„Sinn des Films ist es, den Heimatvertriebenen zu zeigen, wie es heute in ihrer Heimat aussieht", heißt es in der Vorbemerkung zum Drehbuch. „Die Handlung ist realistisch. So etwa könnte sich eine Reise abspielen“. Wir verwahren uns dagegen, dass man einen Dokumentarfilm um eines der ernstesten und tragischsten deutschen Gegenwartsprobleme durch eine solch läppische Rahmenhandlung verwässert. Wenn die IMAGO für einen Film, der die wahren Verhältnisse in den ehemaligen deutschen Ostgebieten Ostpreußen und Schlesien und Pommern ungeschminkt zeigt, keine polnische Lizenz bekommt, so sollte sie das Vorhaben besser ganz aufstecken. Millionen von Flüchtlingen werden sich eine solche filmische Verniedlichung ihres schweren Schicksals verbitten. E. E.

 

Seite 3   Das „slawische“ Stettin ...

Die Redaktion des größten englischen Lexikons „Encyclopaedia Britannica" hat ausgerechnet die Redaktion der in Stettin erscheinenden polnischen Zeitung „Glos Szczecinski" aufgefordert, das Stichwort „Szczecin" zu bearbeiten, um den bisherigen Artikel „Stettin" zu ersetzen. „Glos Szczecinski" berichtet, dass der neue Artikel „sich beträchtlich von der früheren Fassung unterscheiden" werde, indem nunmehr „die Tatsache des slawischen Charakters der Stadt von ihrer Gründung an stark herausgestellt werden wird". Der neue Artikel werde „den polnischen Charakter Stettins und seine unzerreißbare Verbindung mit Polen" darstellen.

 

Seite 3   Drei Fotos. Bilder aus dem Stablack.

In diesem Jahre aufgenommen.

In der letzten Folge brachten wir eine ausführliche Schilderung des Stablack-Gebietes, das sich über das südliche Natangen und das nördliche Ermland erstreckt. Die untenstehenden Bilder wurden in jenem Raum in diesem Jahre aufgenommen. — Linkes Bild: Der Stadtkern von Mehlsack wurde in den letzten Wochen des Krieges fast völlig zerstört. Im Hintergrund sieht man die beiden Kirchen der Stadt. Die katholische Kirche ist behelfsmäßig wieder aufgebaut worden. Bild in der Mitte: Die Ruine der Kirche von Gr.-Peisten bei Landsberg. Erkennbar ist ihr achteckiger Grundriss. Die Ausstattung dieser 1618 eingeweihten Landkirche war im reinen Stil des Spätbarocks gehalten und galt als eine kunsthistorische Sehenswürdigkeit. — Rechtes Bild: Alltag in Albrechtsdorf. Man sieht heute im polnisch verwalteten Ostpreußen viele Bauernwagen mit Gummirädern. Da aber Ersatzteile bei Beschädigungen schwer zu erhalten sind und das Material schadhaft wird, müssen die Bauern viel an den Rädern herumflicken.

 

Seite 4   Eine Fülle von Ergänzungen

Die Zweite Novelle zum Bundesvertriebenengesetz

Die vom Bundestag noch verabschiedete Zweite Novelle zum Bundesvertriebenengesetz bringt eine Fülle von sachlichen und verfahrensmäßigen Ergänzungen, die sich bei der Durchführung dieses „Grundgesetzes der Heimatvertriebenen" als notwendig erwiesen haben.

 

So beseitigt sie in ihren materiell-rechtlichen Bestimmungen Härten, die sich aus den Bestimmungen über den gesetzlichen Wohnsitz im Bundesgebiet ergaben. Ferner schafft sie einen einheitlichen Status in den Familien der Heimatvertriebenen.

 

Auch werden durch die Zweite Novelle die Bestimmungen über die Familienzusammenführung in Angleichung an den § 230 Abs. 2 Nr. 3 des Lastenausgleichsgesetzes verbessert wie ebenso die Vorschriften über die rechtzeitige Begründung des ständigen Aufenthaltes im Geltungsbereich des Gesetzes für Spätvertriebene (Aussiedler) und solche Vertriebene, die sich im Anschluss an die Vertreibung zunächst im Ausland aufhalten mussten und sich um die rechtzeitige Einreise vergeblich bemüht haben.

 

Ausdrücklich festgestellt werden in der Novelle die sich aus dem Bundesvertriebenengesetz ergebenden Vergünstigungen, auf die sich die Vertriebenen und Sowjetzonenflüchtlinge auch nach Vollzug der wirtschaftlichen und sozialen Eingliederung berufen können. Gesetzlich fundamentiert wird die Pflicht zur Anhörung eines Ausschusses, falls die zuständige Behörde den Vertriebenen oder SBZ-Flüchtling von der weiteren Inanspruchnahme der Rechte und Vergünstigungen nach dem Bundesvertriebenengesetz ausschließen will.

 

Im Beirat für Vertriebene wird die Zahl der Vertreter der auf Bundesebene tätigen Vertriebenen- und Flüchtlingsorganisationen von 14 auf 16 erhöht und die Möglichkeit zur Berufung von Stellvertretern geschaffen.

 

Die weitere Eingliederung von Vertriebenen und Flüchtlingen in die Landwirtschaft wird verbessert. So wird — allerdings unter Ausschluss der Begünstigung von Pachtverträgen unter Ehegatten — die Einheirat begünstigt. Ferner dienen besondere Bestimmungen der Wahrung der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Der Regelhöchstbetrag für Darlehen und Beihilfen wird beseitigt. Die Wertgrenze wird von 60 000 DM auf 80 000 DM erhöht und in eine Schongrenze umgewandelt. Beseitigt wird schließlich die bisher im Gesetz vorgesehene Befristung (31. Dezember 1957) für abgaberechtlich zu begünstigende Verträge und sonstige entsprechende Tatbestände.

 

Zudem enthält die Novelle Bestimmungen zur Verbesserung der Eingliederung in selbständige Berufe sowie in das Gewerbe, wobei vor allem die vertriebenen Ärzte, Zahnärzte und Dentisten berücksichtigt werden, die während des Krieges zwar keine endgültige Kassenzulassung erhalten hatten, doch an der Kassenpraxis beteiligt wurden. Schließlich werden auch die Vorschriften über die Schuldenregelung verbessert, die künftig auch von solchen Vertriebenen in Anspruch genommen werden kann, die die Voraussetzung des § 10 über die Einhaltung des Stichtages nicht erfüllen.

 

Die verfahrensrechtlichen Änderungen ermöglichen die Feststellung des Doppelstatus als Vertriebener und Sowjetzonenflüchtling bei Vertriebenen, die nach der Vertreibung zunächst in der sowjetischen Besatzungszone ihren ständigen Aufenthalt genommen hatten. Ferner wird die Position der Flüchtlingsbehörden und die Bedeutung des Flüchtlingsausweises dadurch gestärkt, dass der Ausweis für alle Behörden und Stellen, die mit der Betreuung von Vertriebenen und Flüchtlingen zu tun haben, als grundsätzlich verbindlich erklärt wird. Schließlich wird auch die Zuständigkeit für die Ausstellung von Ausweisen für Vertriebene und SBZ-Flüchtlinge geregelt, die sich in sogenannten Durchgangslagern oder im Ausland aufhalten. Geregelt wird nicht zuletzt die Rechtshilfe im Ausweisverfahren.

 

Neben diesen wichtigen sachlich-rechtlichen und verfahrensrechtlichen Ergänzungen bringt die Novelle in beträchtlichem Umfange Klarstellungen von Streitfragen, die in den vergangenen vier Jahren bei der Durchführung des Bundesvertriebenengesetzes sowohl in der Praxis der Verwaltungsbehörden als auch bei der Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte aufgetreten sind.

 

 

Seite 4   Gewerbesteuervergünstigung für Vertriebenenbetriebe

Nachdem der erste Entwurf einer Verwaltungsanordnung über Vergünstigungen der Vertriebenenbetriebe auf dem Gebiet der Gewerbesteuer von den Steuerreferenten der Länder als zu weitgehend abgelehnt worden war, hat das Bundesfinanzministerium nunmehr einen neuen Entwurf ausgearbeitet. Danach ist beabsichtigt, die Dauerschulden und die Dauerschuldzinsen bei den Vertriebenen und Flüchtlingen nur mit 40 Prozent dem Gewerbekapital und dem Gewerbeertrag hinzuzurechnen. Voraussetzung ist, dass der Einheitswert, der zuletzt festgestellt worden ist, nicht mehr als 200 000 DM beträgt und die Dauerschulden mindestens 50 Prozent des Einheitswertes des gewerblichen Betriebes betragen.

 

Seite 4   Eine Erhöhung der Ortskrankenkassen-Beiträge wurde vom Bayrischen Kassenverband angekündigt. In München erklärte man, durch die neuen Gesetze über die Krankenfürsorge werde eine wesentliche Heraufsetzung der Beiträge unvermeidlich.

 

Seite 4   Zuerst für fünfundsiebzigjährige und ältere Heimatvertriebene.

Auszahlung der LAG-Hauptentschädigung soll im September beginnen.

Die Auszahlung der Hauptentschädigung aus dem Lastenausgleich soll nunmehr für einen vergleichsweise recht kleinen Personenkreis im September dieses Jahres anlaufen. Die Ersten, die eine Hauptentschädigung erhalten, sind — nach Mitteilungen aus Bonn — die etwa 200 000 Heimatvertriebenen im Alter von 75 Jahren und mehr und die entsprechenden Kriegssachgeschädigten. Vonseiten der Regierung wurde erklärt, dass Personen dieser höchsten Altersgruppen im August darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie ihre Ansprüche geltend machen können. Etwa im September sollen dann die ersten Auszahlungen langsam anlaufen. Soweit der Entschädigungsbetrag die Summe von 5000 DM nicht übersteigt, soll die Entschädigung in voller Höhe und, soweit sie höher liegt, in Form einer Abschlagszahlung von 5000 DM erfolgen. Der neue Präsident des Bundesausgleichsamtes, Dr. Kaess, erklärte, dass für die Begleichung dieser Hauptentschädigungsansprüche zunächst jährlich 250 Millionen DM zur Verfügung stehen. Das ist noch nicht ein Prozent aller Hauptentschädigungsbeträge, die einschließlich der seit 1952 geltenden vierprozentigen Verzinsung auf 32,1 Milliarden Mark geschätzt werden. Wie Dr. Kaess mitteilte, sollen in späteren Jahren die Leistungen laufend gesteigert werden.

 

Das Bundesausgleichsamt hat darauf hingewiesen, dass zurzeit etwa vier Millionen Anträge auf Hauptentschädigung vorliegen, von denen etwa drei Millionen zum Zuge kommen würden. Der Durchschnittsschaden liege bei 12 000 bis 13 000 Reichsmark, die Durchschnittsentschädigung liege bei 7000 DM. (Die Staffel der Entschädigungen brachte das Ostpreußenblatt in Folge 16 vom 20. April 1957.) Über den Auftakt der Auszahlung der Hauptentschädigung wird aus Bonn gemeldet, dass jeder geschädigte Vertriebene, der im Laufe der Jahre 75 Jahre alt wird, in den Kreis der zuerst zu berücksichtigenden Personen eintritt. Erben werden jedoch nur dann in diese „erste Welle" eingereiht, wenn dem Verstorbenen bereits ein Bescheid über die Hauptentschädigung erteilt worden war. Die alten Leute sollen die Hauptentschädigung ohne Rücksicht auf ihre sozialen Verhältnisse zuerst erhalten. Erst in etwa drei Jahren werden weitere Gruppen von Hauptentschädigungsberechtigten mit der Auszahlung rechnen können.

 

Was wird angerechnet?

Zu den ersten 200 000 Personen, die berücksichtigt werden, gehören nicht unbedingt die entsprechend alten Empfänger von Unterhaltshilfe. In Bonn wurde erklärt, für die Empfänger von Unterhaltshilfe sei es unter Umständen günstiger, auf die Hauptentschädigung zu verzichten und dafür weiterhin Unterhaltshilfe zu beziehen. Die Unterhaltshilfe wird nämlich auf die Hauptentschädigungshilfe angerechnet. Ihr Gesamtbetrag ist oft jetzt schon höher als 5000 DM. Auf die Hauptentschädigung werden neben den Renten auch bereits vergebene Aufbaudarlehen angerechnet. Wer ein Aufbaudarlehen für den Wohnungsbau in Anspruch genommen hat, um als Mieter in eine Neubauwohnung einzuziehen, braucht sich das Darlehen auf die Hauptentschädigung dann nicht anrechnen zu lassen, wenn die Rückzahlung des Darlehens vom Hauseigentümer übernommen wird. Neben den ersten Empfängern der Hauptentschädigung wird, wie man mitteilte, zu diesem Kreis auch eine Gruppe sozialer Sonderfälle gehören, die im Einzelnen noch näher zu umreißen ist.

 

Voraussetzung der Auszahlung ist, dass der Berechtigte einen Feststellungsbescheid über den erlittenen Vertreibungsschaden in Händen hat. Die Entschädigung entspricht bekanntlich nicht der Höhe des Schadens, sondern ist gestaffelt. Wie wir bereits früher meldeten, wird der Schaden lediglich bis zur Höhe von rund 5000 DM voll ersetzt. Die zur Auszahlung der Hauptentschädigung anstehenden Fälle werden übrigens von Amts wegen, also ohne besonderen Antrag, bearbeitet. In den meisten Fällen wird jedoch eine Rücksprache mit dem Berechtigten unumgänglich sein, damit die jeweils günstigste Lösung gewählt werden kann.

 

Die Hausratentschädigung

Zur Frage der vom Bundestag vor kurzem beschlossenen dritten Rate der Hausratentschädigung von 400 DM wurde erklärt, diese solle in besonders dringenden Fällen schon bald ausgezahlt werden. Die Entscheidung hierüber werde aber erst im September fallen. Man nehme an, dass wahrscheinlich Personen, die auf Grund ihrer sozialen und familiären Verhältnisse 70 und mehr Punkte nach der Dringlichkeitsliste aufzuweisen haben, zunächst berücksichtigt werden sollen. Man wolle der Auszahlung der dritten Rate an diese Gruppe von Geschädigten den Vorrang geben vor einer weiteren Auszahlung der zweiten Rate an Bessergestellte.

 

Seite 4   Welche Möglichkeiten bietet die Nachversicherung?

Von unserem Bonner O. B.-Mitarbeiter.

Die Rentenreform-Neuordnungsgesetze schufen als Sonderbestimmung für die Vertriebenen die Möglichkeit der Nachversicherung. Die Nachversicherung können solche Vertriebene in Anspruch nehmen, die vor der Vertreibung als Selbständige (Bauern, Gewerbetreibende, freie Berufe) tätig waren und binnen zwei Jahren nach der Vertreibung eine versicherungspflichtige Beschäftigung (Arbeitnehmerbeschäftigung) aufgenommen haben. Für diesen Weg einer Altersversorgung kommen also nur solche ehemals Selbständige in Betracht, die gegenwärtig Mitglied der Invalidenversicherung oder der Angestelltenversicherung sind. Die Zweijahresbestimmung schafft einige Härten, da manche Vertriebenen nach ihrer Vertreibung noch eine Selbständigenbetätigung versuchten und erst dann sich zu unselbständiger Arbeit entschlossen. Das Gesetz enthält immerhin eine Sonderbestimmung, nach der „binnen zwei Jahren nach der Vertreibung" in der Regel erst vom 01.01.1947 ab zählt, so dass im Normalfalle die Aufnahme der unselbständigen Beschäftigung bis zum 31.12.1948 genügt. Ist der Vertriebene erst nach dem 31.12.1946 ins Bundesgebiet gekommen oder war er im Anschluss an die Vertreibung über den 31.12.1946 hinaus krank oder erwerbslos, so verschiebt sich der Beginn der Laufzeit der zwei Jahre entsprechend.

 

Die Nachversicherung will erreichen, dass solche Vertriebenen, die infolge der Vertreibung ihre Altersversorgung verloren haben und aus der Invaliden- bzw. Angestelltenversicherung noch keine oder keine hinreichende Rente zu erwarten haben, günstiger gestellt werden. Keine Renten konnten nach den bisherigen Bestimmungen solche Mitglieder der Sozialversicherung erhalten, die weniger als fünfzehn Jahre lang Beiträge gezahlt hatten Da die Vertriebenen ehemals Selbständige erst frühestens 1945 mit der Beitragsentrichtung begonnen haben, kann die Fünfzehn-Jahresfrist frühestens 1960 erfüllt sein.

 

Die Sonder-Ersatzzeit

Die Rentenneuordnungsgesetze bestimmen, dass bei einem zur Inanspruchnahme der Nachversicherung Berechtigten, der die versicherungspflichtige Beschäftigung nach Vollendung des 50. Lebensjahres aufgenommen hat, die Wartezeit auf jeden Fall als erfüllt gilt. Die an 180 Monaten (Wartezeit) fehlenden Monate werden als Versicherungszeit betrachtet. Maßgeblich bei der Errechnung dieser Sonderersatzzeit ist der Zeitpunkt des Erreichens des 65. Lebensjahres. Die Sonder-Ersatzzeit wird auch bei der Errechnung der Rentenhöhe als Versicherungszeit mit berücksichtigt. Besondere Voraussetzung für die Inanspruchnahme der Sonder-Ersatzzeit ist, dass die Zeit von der Aufnahme der versicherungspflichtigen Beschäftigung bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres voll mit Versicherungs- und Ausfallzeiten belegt sein muss. (Versicherungszeiten sind Pflichtbeitragszeiten, freiwillige Beitragszeiten und Ersatzzeiten. Ersatzzeiten sind Militärzeit, Gefangenschaftszeit, Internierungszeit u. a. Ausfallzeiten sind gemeldete Arbeitslosigkeit, Krankheit, gehobene Schulausbildung.) Die Bestimmung über die Lückenlosigkeit ist vor allem für solche Personen nachteilig, die nach Aufnahme einer unselbständigen Beschäftigung zwischendurch noch einmal vorübergehend als Selbständige tätig waren. Es ist ungeklärt, ob diese Sonderbestimmungen des Artikel 2 § 52 Absatz 2 des Arbeiterversicherungsneuordnungsgesetzes (Art. 2 § 50 Abs. 2 des Angestelltenversicherungsneuordnungsgesetzes) auch von solchen ehemals Selbständigen in Anspruch genommen werden können, die nach 1945 in eine versicherungspflichtige Beschäftigung überwechselten, jedoch bereits vor dem 01.01.1957 das 65. Lebensjahr erreichten (möglicherweise kann man in diesen Fällen dadurch helfen, dass Freiwilligen-Marken nach altem Recht für das Jahr 1956 nachträglich geklebt werden.

 

Das Nachentrichten von Beiträgen

Die Rentenneuordnungsgesetze geben noch eine zweite Möglichkeit der Nachversicherung. Es handelt sich hierbei um das Nachentrichten von Versicherungsbeiträgen für Zeiten vor der Aufnahme der unselbständigen Tätigkeit. Ob auch ein Nachentrichten von Versicherungsbeiträgen für Beitragslücken zwischen Aufnahme der versicherungspflichtigen Beschäftigung und Erreichen des 65. Lebensjahres zulässig ist, ist ungeklärt. Das Nachentrichten ist unabhängig davon, ob das 50. Lebensjahr bereits vollendet ist oder nicht. Es steht dem Versicherten frei, für wieviel Monate und in welcher Höhe er Beiträge nachentrichten will. In der Regel wird anzuraten sein, dass Beitragsmarken der höchsten Klasse (105 DM je Monat) gewählt werden; die rentensteigernde Auswirkung ist in diesem Falle am günstigsten. Sofern die Einkünfte seit der Aufnahme der versicherungspflichtigen Beschäftigung höher als beim Doppelten des Durchschnittseinkommens aller Versicherten lagen, wird das Nachentrichten von Beiträgen in der niedrigsten Klasse (14 DM je Monat) am empfehlenswertesten sein.

 

Die Zweckmäßigkeit prüfen

Die Auswirkung nachentrichteter Beiträge auf die Rentenhöhe ist von Fall zu Fall verschieden. Je mehr Ersatzzeiten und je weniger Beitragszeiten vorliegen, umso stärker ist der Nutzen aus der Nachentrichtung. In günstigen Fällen wird für eine Nachentrichtung im Gesamtaufwand von 5000 DM eine monatliche Rentensteigerung von 100 DM erreicht werden können. Im Regelfalle wird es wesentlich weniger sein, in Ausnahmefällen kann die Auswirkung noch höher liegen. Es ist jedem Vertriebenen anzuraten, bei der örtlichen Versicherungsstelle die Zweckmäßigkeit einer Nachversicherung ausrechnen zu lassen. Dabei sollte der betreffende Vertriebene nicht versäumen, Vergleiche zu ziehen mit den Möglichkeiten, die der Lastenausgleich bietet (Unterhaltshilfe, Entschädigungsrente, Freigabe der Hauptentschädigung).

 

Die Bestimmungen über das Nachentrichten von Versicherungsbeiträgen wären verhältnissmäig uninteressant, wenn es nicht gelingt, für die Zwecke eines Beitragsmarkenkaufes eine bevorzugte Freigabe von Hauptentschädigungsansprüchen zu erlangen. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass bei Vorliegen bestimmter Tatbestände, eine bevorzugte Hauptentschädigungsfreigabe bis zum Betrage von 5000 DM angeordnet werden wird.

 

Seite 4   Ein hoher Bedarf an Facharbeitern herrscht nach wie vor in Westdeutschland. Die Bundesanstalt betont, dass beispielsweise allein im Bergbau mehr als zwölftausend Arbeitsplätze unbesetzt sind. Vollbeschäftigung herrscht u. a. auch in der Eisenindustrie, im Maschinenbau und im Graphischen Gewerbe.

 

Seite 4   Die neue Verkehrssünderkartei der Bundesrepublik soll beim Kraftfahrbundesamt in Flensburg vom 1. Januar an geführt werden.

 

Seite 4   Urkunden für in der Heimat Verbliebene.

Bundesinnenministerium stellt sie aus.

In letzter Zeit ist vonseiten der Heimatvertriebenen aus den gegenwärtig polnischer Verwaltung unterstehenden deutschen Ostgebieten die Frage gestellt worden, ob den in den Oder-Neiße-Gebieten verbliebenen Deutschen, Staatsangehörigkeitsurkunden bzw. Bescheinigungen über den Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit ausgestellt werden. Wie der „Pressedienst der Heimatvertriebenen" hierzu mitteilt, ist hierfür die „Bundesstelle für Verwaltungsangelegenheiten des Bundesministers des Innern" in Köln, Ludwigstraße 2, zuständig. An diese Bundesstelle können entweder unmittelbar oder durch Mittelpersonen die entsprechenden Anträge gerichtet werden. Auf die formlos gestellten Anträge hin werden die Mittelspersonen oder die Antragsteller selbst veranlasst, ein Formblatt auszufüllen und in ihrem Besitz befindlichen Unterlagen wie Geburtsurkunde, Taufschein, Heiratsurkunde, Heiratsurkunde der Eltern u. a. beizufügen.

 

Die Bundesstelle für Verwaltungsangelegenheiten des Bundesministers des Innern erklärte hierzu, „dass ein in den zur Zeit unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten lebender Deutscher seine deutsche Staatsangehörigkeit durch den Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit — gleichgültig ob dieser Erwerb auf Grund eines freiwillig oder unter Zwang gestellten Antrags erfolgt — nicht verliert, da diese Gebiete als Bestandteile des Deutschen Reiches in den Grenzen vom 31.12.1937 nach wie vor Teile Deutschlands, also Inland, sind“. Die Ausstellung der Staatsangehörigkeitsurkunden bzw. Bescheinigungen über den Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit erfolgt seitens der Bundesstelle für Verwaltungsangelegenheiten des Bundesministers des Innern auf Grund des § 25 Abs. 1 des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 22.07.1913 sowie der §§ 17 und 27 des (Ersten) Gesetzes zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit vom 22.02.1955 (BGBl I. S. 65).

 

Seite 4   Gedenken für Bischof Kaller

In diesen Wochen gedachten die katholischen Heimatvertriebenen in der Bundesrepublik des vor zehn Jahren durch einen plötzlichen Tod mitten aus segensreicher Tätigkeit gerissenen Päpstlichen Beauftragten für das deutsche Flüchtlingswesen, Bischolf Maximilian Kaller. Der am 7. Juli 1947 verstorbene Bischof stammte aus Beuthen O/S. Nach Kaplanjahren in seiner engeren Heimat war er von 1905 ab Pfarrer auf Rügen, dann in Berlin, bis er 1926 an die Spitze der Freien Prälatur Schneidemühl berufen wurde. 1930 wurde er vom Frauenburger Domkapitel zum Bischof von Ermland gewählt. Den Zusammenbruch erlebte Bischof Kaller in Halle an der Saale, von wo er sich im Sommer 1945 in einem Fußmarsch in seine ostpreußische Diözese aufmachte. Er wurde jedoch von den polnischen Verwaltungsbehörden sofort nach der Ankunft im Ermland zur Rückkehr gezwungen. Im Sommer 1946 siedelte er von Halle nach Westdeutschland um, wo er am 24. Juni 1946 vom Papst zum „Flüchtlingsbischof“ ernannt wurde.

 

Seite 5   „Ich war ein Fremder, und ihr nahmt mich auf!“

Der Landkreis Rees am Niederrhein übernahm die Patenschaft für den Kreis Rastenburg.

Foto: Die Übergabe der Patenschaftsurkunde in Wesel am Niederrhein. Von links nach rechts: Stadtdirektor Dr. Reuber; Bürgermeister Kräcker (verdeckt); Kreisvertreter Hilgendorff; Regierungsvizepräsident Siegel; Oberkreisdirektor Dr. Freiherr von Bönninghausen; Landrat Mölleken.  

 

Zwei hohe, reichverzierte Ehrenbecher standen bei der Feierstunde der Patenschaftsübernahme in Wesel auf einem geschmückten Tisch neben dem Rednerpult. Nicht nur ihre edle, alte Form und der matte Goldglanz zogen während der Feier immer wieder die Blicke der Gäste auf sich, — mit diesen beiden Gefäßen hat es eine besondere Bewandtnis. Sie stammen aus dem sechzehnten Jahrhundert und sind von den Bürgern der Stadt über Krieg- und Besatzungszeiten immer wieder gerettet worden. Diese beiden Ehrenbecher aus schwerem Silber, mit Gold überzogen, sind ein Dankgeschenk von Heimatvertriebenen des 16. Jahrhunderts an die Bürger der Stadt Wesel. Als Herzog Alba die Niederlande besetzte, flohen die inzwischen zum protestantischen Glauben übergetretenen Bürger über den Rhein in die alte Hansestadt, wo sie elf Jahre lang gastliche Aufnahme fanden. Von diesen Wallonen und Flamen erhielt die Stadt als Dank die beiden Becher geschenkt, in denen die Worte eingraviert sind: „Ich war ein Fremder, und ihr nahmt mich auf!“

 

Das war im Jahre 1578. Die Jahrhunderte, die dazwischenliegen, haben die Gastfreundschaft der Bürger dieser Stadt nicht gewandelt. Durch eigenes schweres Schicksal, Besatzung, Not- und Kriegszeiten haben die Menschen dieser Landschaft sich ein warmes Herz bewahrt für die Not und das Schicksal anderer. Nicht umsonst trägt die Stadt Wesel den Ehrennamen „Vesalia hospitalis" — Das gastfreundliche Wesel.

 

98 Prozent der Stadt Wesel waren zerstört

Diese Gastfreundschaft und das herzliche Verstehen kamen am letzten Wochenende wieder zum Ausdruck, als der Landkreis Rees und seine Städte die Patenschaft für den ostpreußischen Kreis Rastenburg übernahmen. Neben der jahrhundertealten Tradition mag hierbei auch die Tatsache mitgesprochen haben, dass die Städte Wesel und Emmerich zu den Orten gehören, die durch den Zweiten Weltkrieg am schwersten betroffen wurden. Die alte preußische Festung Wesel am Niederrhein wurde in den ersten Monaten des Jahres 1945 durch Bomben und Artilleriebeschuss so schwer zerstört, dass 98 Prozent der Stadt dem Erdboden gleichgemacht wurden. Aus dieser Wüste von Schutt und Stein haben die Einwohner eine völlig neue Stadt geschaffen mit breiten, gepflegten Straßen, modernen Häusern und herrlichen Parkanlagen. Mut, Geduld und ein ungeheurer Fleiß gehörten dazu, bis die lebendige Kreisstadt in ihrer heutigen Form wiedererstand. So ist es auch heute zu verstehen, dass die Einwohner der Stadt, deren selbstverständliche Herzlichkeit den ostpreußischen Gästen einen so tiefen Eindruck machte, mehr Verständnis für das Schicksal der Vertriebenen aus dem deutschen Osten haben, als es in weniger zerstörten Gegenden Westdeutschlands zu finden ist.

 

Mit welcher Herzlichkeit die Rastenburger von ihrer neuen Patenstadt aufgenommen wurden, das zeigte sich schon in den Wochenendausgaben der Tageszeitungen, die in Sonderausgaben und auf Sonderseiten die Bedeutung dieses Tages würdigten. Sogar der Heimatkalender des Landkreises Rees, der Ende des vergangenen Jahres erschienen ist, enthält bereits mehrere Abschnitte über die Geschichte des Kreises Rastenburg, über die Ereignisse gegen Ende des Zweiten Weltkrieges und über das Schicksal der Bewohner. Bei so viel Entgegenkommen war es kein Wunder, dass die Rastenburger sich schon in den ersten Stunden ihrer Anwesenheit in der Patenstadt recht wohl fühlten.

 

Ausdruck unseres gesamtdeutschen Empfindens

In diesem Geiste und in diesem Zusammengehörigkeitsgefühl gewann die Feierstunde, zu der sich Einheimische und Gäste zusammengefunden hatten, eine Atmosphäre der Herzlichkeit und des Verbunden-seins. Der schöne Saal des Stadtkasinos war bis auf den letzten Platz besetzt, als der Oberkreisdirektor des Landkreises Rees, Dr. Freiherr von Bönninghausen, mit herzlichen Worten auf die Bedeutung dieses Tages für den Patenkreis und die ostpreußischen Patenkinder aus dem Kreise Rastenburg hinwies. Er überbrachte die Grüße des Bundesministers Lübke, der leider an der Teilnahme verhindert war, und des Innenministers von Nordrhein-Westfalen, Biernath. Er führte aus: „Wenn der Landkreis Rees, der den traurigen Ruhm für sich in Anspruch nehmen muss, das am schwersten vom Kriege heimgesuchte Gebiet Westdeutschlands zu sein, sich zu dieser Patenschaft entschlossen hat, dann hat er es nicht getan, um etwa als Teilhaber am westdeutschen Wirtschaftswunder das eigene moralische Gewissen zu beruhigen und eine billige, inhaltlose Geste nach außen zu machen. Nein, wir haben die Patenschaft über den Landkreis Rastenburg aus ehrlicher und innerer Überzeugung und Verpflichtung übernommen, um allen heute von der angestammten Heimat abgetrennten Rastenburgern eine neue geistige Heimat zu geben, eine Heimat allerdings, die nur ein — hoffentlich nur kurzfristiges — Surrogat sein kann. Es ist der selbstverständliche Wunsch aller Heimatvertriebenen, bald wieder in ihre Heimat zurückzukommen. Bis dahin werden wir alles, was in unseren Kräften steht tun, um Ihnen meinen Rastenburger Freunden, diese Notheimat mit echtem Inhalt zu erfüllen. Diese Patenschaft will neben der Betreuung aller Rastenburger Patenkinder aber noch ein weiteres; sie soll und will auch unsere Bürger am Niederrhein aufrütteln und sie täglich daran erinnern, dass heute noch, zwölf Jahre nach Kriegsende, weite Teile unseres Vaterlandes im Osten unter fremder Verwaltung stehen und dass es für uns als Deutsche nur ein politisches Ziel erster Rangordnung gibt, nämlich das unter selbstverständlichen Verzicht auf jede Gewaltanwendung mit Unterstützung aller freiheitliebenden Kräfte in der Welt für unser Recht auf Wiedervereinigung in einem freien Europa mit friedlichen Mitteln einzutreten. Auch diese Patenschaft will Ausdruck unseres gesamtdeutschen Empfindens sein; sie fußt auf der Erkenntnis, dass Deutschland ohne seine Ostgebiete nur ein Torso, ein Rumpfgebilde ist, das auf die Dauer nicht lebensfähig sein kann“.

 

Ein Rastenburger Zimmer

Als Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen sprach Bürgermeister z. Wv. Paul Wagner, der Verantwortliche für die Patenschaften in der Landsmannschaft. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass nun auch der letzte ostpreußische Kreis einen Paten in Westdeutschland gefunden habe und dass Geschichte und Tradition, Heimatliebe und Gesinnung der Menschen in diesem Patenschaftsverhältnis in idealer Weise zusammenstimmten. Er dankte den Vertretern des Kreises und der Patenstädte für ihr Verständnis und für die warmherzige Art, mit der diese Patenschaft zustande gekommen sei. Er betonte die Notwendigkeit einer friedlichen Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn und forderte die Einführung eines Pflichtunterrichts über ostdeutsche Geschichte an allen Schulen und für alle Kinder.

 

Der Landrat des Kreises Rees, Fritz Mölleken , übergab dann die Urkunde über die Patenschaft an den Kreisvertreter von Rastenburg, Heinrich Hilgendorff, der in herzlichen Worten unter dem Beifall der Landsleute den Dank aussprach und dem Landrat als Zeichen dieses Dankes ein Bild der Rastenburger Ordenskirche übergab. Wesels Bürgermeister, Kurt Kräcker, versprach auch im Namen der anderen Patenstädte den vollen Einsatz der Bürger für ihre Patenkinder. Er gab bekannt, dass in der historischen Zitadelle der Stadt Wesel, in der die Schillschen Offiziere die letzten Stunden vor ihrer Erschießung zugebracht haben, ein Rastenburger Zimmer eingerichtet worden sei, in dem das Bild aus der Stadt Rastenburg und weitere Erinnerungsstücke ausgestellt werden sollen. Für die Regierung sprach Regierungsvizepräsident Siegel, der selbst lange Jahre in Ostpreußen gelebt hat und zuletzt Landrat in Königsberg war. Unter dem langanhaltenden Beifall der Teilnehmer sagte er: „Wenn es einst wieder nach dem deutschen Osten geht, dann werde ich zu Fuß mit Ihnen allen wieder nach Ostpreußen zurückkehren“. Weitere Festredner waren die Vertreter der beiden Kirchen. Dechant van den Giet (Wesel) und Superintendent Hübner, Isselburg. Starker Beifall brauste auf, als der letzte Schützenkönig von Rastenburg, Walter Dunkel, dem Bürgermeister die Königskette des Rastenburger Schützenvereins überreichte, die einen Ehrenplatz in der Rastenburger Stube finden soll. — Das Weseler Collegium musicum unter Leitung von Frau Müller-Heuser verschönte die Feierstunde mit musikalischen Darbietungen.

 

Am Vormittag des gleichen Tages hatte Kreisvertreter Hilgendorff mit seinen Mitarbeitern einen Kranz an dem Ehrenmal der trauernden Vesalia auf dem Bombenopferfeld der Stadt Wesel niedergelegt.

 

Viele Rastenburger fanden sich am Sonntagvormittag zu den Gottesdiensten ein. In der St.-Martini-Kirche zelebrierten Studienrat Paul Engling, früher Königsberg und sein Amtsbruder, Studienrat Ernst Notger Beckmann, der als letzter Geistlicher in der Rastenburger katholischen Gemeinde tätig war, den katholischen Gottesdienst. Im Lutherhaus hielt Missionsdirektor Pastor Berner, der früher ebenfalls in Ostpreußen wirkte, die Andacht.

 

In den Mittagsstunden des Sonntags, der im Landkreis Rees zugleich als Tag der Heimat festlich begangen wurde, waren über zweitausend Rastenburger und Angehörige anderer Landsmannschaften aus der Umgebung der Stadt zu einer Feierstunde in der Niederrhein-Halle in Wesel zusammengekommen. Für die Rastenburger war es gleichzeitig der Tag des Jahreshaupttreffens, des ersten in ihrer neuen Patenstadt. Herzliche Begrüßungsworte richteten Landrat Fritz Mölleken, Bürgermeister Kurt Kräcker, Kreisvertreter Hilgendorff, Dr. Münzer als Vertreter der Heimatvertriebenen des Landkreises Rees, Arthur Schütz, der Vorsitzende der Kreisgruppe Rastenburg in Berlin, und die Vertreter der beiden Kirchen an die Versammelten.

 

Dr. Gille: Es gibt keine Freiheit ohne Recht

Die Festansprache hielt der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Alfred Gille, MdB. Die Welle brüderlicher Liebe und menschlichen Verstehens, die den Ostpreußen durch die Einwohner des Landkreises Rees entgegengebracht werde, sei ein Beweis dafür, dass das Verständnis der westdeutschen Bevölkerung für das Schicksal der Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten im Wachsen begriffen sei. Sowohl die Einwohner der durch den Zweiten Weltkrieg schwer geschlagenen Stadt Wesel als auch die Menschen aus dem deutschen Osten haben von einem Nullpunkt aus wieder anfangen müssen. Sie alle haben in den vergangenen Jahren die Ärmel aufgekrempelt und in einer unvorstellbaren Arbeitsleistung Neues geschaffen. Der Redner führte weiter aus, dass diejenigen auf Sand bauten, die glaubten, dass das elementare Heimatgefühl der deutschen Menschen als lästige Gefühlsregung einfach beiseitegeschoben werden könne. Wer durch den Krieg so viel gelitten hat wie die Menschen des deutschen Ostens, der weiß, dass eine Rückgewinnung der Heimat niemals mit Waffengewalt, sondern nur durch Ordnung und Gesetz erreicht werden kann. Es gibt keine Freiheit ohne Recht. Wenn Westdeutsche und Ostdeutsche gemeinsam an dem Ziel der friedlichen Rückgewinnung der deutschen Ostgebiete arbeiten, dann haben diese Patenschaft und diese Feierstunde einen Sinn gehabt. Starker Beifall aus dem vollbesetzten Saal dankte dem Sprecher der Landsmannschaft für seine Ausführungen.

 

Nach der Feierstunde fanden sich die Rastenburger zu Gesprächen und froher Geselligkeit zusammen. Wer von ihnen an dem schönen Sommernachmittag noch einen Gang durch die gepflegten Straßen des Städtchens am Niederrhein machte, mag sich wohl der Zerstörungen in den ostpreußischen Städten im Ersten Weltkrieg erinnert haben, die mit Hilfe westdeutscher Patenkreise neu erstanden. Der gleiche Wille zum Zupacken, die gleiche Geduld und die unvorstellbare Arbeitsleistung, die den Bürgern der Stadt Wesel die Möglichkeit gaben, ihre Straßen und Häuser aus einer Wüste von Trümmern neu erstehen zu lassen, wird auch den ostpreußischen Menschen helfen, nach ihrer friedlichen Rückkehr in die angestammte Heimat aufzubauen, was Krieg und Plünderung verwüstet haben.

 

Die Patenschaftsurkunde des Kreises Rees hat den folgenden Wortlaut:

 

Der Landkreis Rees hat durch einstimmigen Beschluss seines Kreistages vom 26. Juli 1956 die Patenschaft über den Landkreis Rastenburg übernommen. Zur Festigung und im Rahmen dieser Patenschaft, verpflichten sich zu besonderer Betreuung

 

die Stadt Wesel für die Stadt Rastenburg,

die Stadt Emmerich für die Gemeinde Korschen,

die Stadt Rees für die Stadt Barten,

die Stadt Isselburg für die Stadt Drengfurth,

das Amt Schermbeck für die Gemeinde Heiligelinde.

 

Der ostpreußische Landkreis Rastenburg ist heute durch eine willkürliche Grenze vom deutschen Vaterlande abgetrennt. Seine Einwohner sind mit wenigen Ausnahmen durch Kriegs- und Nachkriegsschicksale aus ihrer Heimat vertrieben worden.

 

Der Landkreis Rees will mit der Übernahme dieser Patenschaft der schicksalhaften Verbundenheit der ostdeutschen Lande mit dem ganzen deutschen Volke sichtbaren Ausdruck geben.

 

Der Landkreis Rees wird die Bemühungen der ehemaligen Einwohner des Kreises Rastenburg unterstützen, verwandtschaftliche, nachbarliche und menschliche Bindungen seiner Bürger wieder neu zu knüpfen und aufrechtzuerhalten, sowie kulturelle, heimatliche und historische Werte zu sammeln und zu pflegen.

 

Der Landkreis Rees hofft, dass die baldige friedliche Wiedervereinigung des gesamten deutschen Volkes auch den Bürgern des Kreises Rastenburg ihre Heimat wiedergeben wird.

 

Diese Urkunde wird zur schriftlichen und feierlichen Bestätigung der Patenschaft zum 20. Juli 1957 ausgefertigt, dem Tag des 1. Jahrestreffens der Vertriebenen des Landkreises Rastenburg in Wesel am Rhein.

 

Für den Landkreis Rees; Mölleken, Landrat; Dr. Frhr. von Bönninghausen, Oberkreisdirektor

 

Seite 5   Klare Absage an Verzichtpolitiker

Die ermländischen Kreise trafen sich in Münster

Eine überaus eindrucksvolle Kundgebung unverbrüchlicher ostpreußischer Heimattreue wurde das gemeinsame Heimatkreistreffen der fünf ermländischen Kreise Allenstein-Stadt, Allenstein-Land, Braunsberg, Heilsberg und Rößel, in der alten westfälischen Handelshauptstadt Münster, die im letzten Kriege selbst so furchtbare Zerstörungen erlitt und die heute doch so eindrucksvoll und traditionsbewusst wiederaufgebaut ist. Festgottesdienste in jenem Hohen Dom, wo einst in schwerster Zeit der große Bekenner und christliche Kämpfer Kardinal Graf Galen seine mächtige Stimme gegen Unrecht und Unterdrückung erhob, und in der evangelischen Erlöserkirche mit herzbewegenden Predigten waren der würdige Auftakt. Dann versammelten sich über dreitausend Ostpreußen des Ermlandes in der Münsterlandhalle zum großen Festakt. Während draußen ein Unwetter niederging und auch das Donnergrollen nicht fehlte, gab der Ermländerchor mit Beethovens unsterblichem Hymnus auf den Ewigen „Die Himmel rühmen …“ den rechten Grundklang.

 

Kreisvertreter Franz Grunenberg von Braunsberg konnte als Leiter der Kundgebung Ehrengäste in großer Zahl begrüßen und eine ganze Reihe herzlicher Grußworte — unter anderem vom Ersten Sprecher der Bundeslandsmannschaft und vom hochverehrten langjährigen Generalvikar des Bistums Ermland, dem Apostolischen Protonotar Dr. Marquardt — unter lebhaftem Beifall verlesen. Der Oberbürgermeister von Münster, Dr. Peus, entbot im Namen der gastgebenden Patenstadt, den Ostpreußen, die besten Grüße. Er erinnerte daran, wie sich das äußere Bild der großen Vertriebenenkundgebungen gegenüber den ersten Nachkriegsjahren äußerlich wohl gewandelt habe, betonte aber nachdrücklich, dass die Wunden, die der Krieg den Heimatvertriebenen schlug, noch lange nicht geschlossen seien. Auch ein gewisser größerer persönlicher Wohlstand dürfe niemandem in seinem unermüdlichen Bemühen um die Wiedererringung der Heimat erschlaffen lassen. Das, was uns im deutschen Osten vorübergehend entrissen worden sei, sei allen Deutschen genommen worden.

 

 

Über das Thema „Das Recht auf die Heimat als Grundlage des Friedens und der Wohlfahrt aller Völker" hielt dann Staatssekretär Dr. Nahm vom Bundesvertriebenenministerium die mit großem Beifall aufgenommene Festrede. Das unveräußerliche Recht auf die Heimat und die unwandelbare Treue zur Heimat wertete er als die beiden fundamentalen Waffen zur Durchsetzung unserer berechtigten Ansprüche. Es gilt zu erkennen, dass auf Unrecht kein echter Friede aufgebaut werden kann und dass kein wahrer Staatsmann einen Verzicht auf das Selbstbestimmungsrecht aussprechen kann und darf. Das Naturrecht auf Heimat, Freiheit und Einheit ist älter als die Staaten selbst. Keinem Volk kann der Anspruch darauf verweigert werden. Dr. Nahm mahnte, mit Beharrlichkeit, geistiger Standfestigkeit und Geduld dem großen Ziel unablässig nachzustreben. Zwei Lösungen unserer deutschen großen Schicksalsfragen scheiden aus: die kriegerische und jene, bei der eine scheinbare Wiedervereinigung mit der Preisgabe der Freiheit erkauft würde. Mit Notenwechsel und Denkschriften allein kann es nicht geschafft werden, es wird — wenn wir zum Ziel kommen wollen — jedem von uns etwas abgefordert an Einsatzbereitschaft und Energie. Der Sprecher erinnerte daran, wieviel menschliche Mithilfe von uns allen bei der Unterbringung und wirklichen Betreuung der jetzt aus der Heimat kommenden sogenannten „Spätaussiedler", die in Wahrheit echte Spätvertriebene sind, gefordert werden muss. Unter lebhafter Zustimmung der Anwesenden betonte Dr. Nahm, dass eine Politik der Verzichterklärungen und der Vorleistungen keine Realpolitik ist, dass solche Erklärungen in Wirklichkeit nur eine echte Lösung erschweren müssen. Wir forderten wie alle anderen Völker das Recht auf die Selbstbestimmung, und es werde keine deutsche Bundesregierung geben, die nicht jede freie Entscheidung, der Ostpreußen, respektieren müsse. Wenn wir Treue bewahren gegenüber Volk, Heimat und Geschichte, dann muss uns unser Werk gelingen.

 

Von freundlichen Ovationen empfangen, trat dann der Kapitularvikar der Diözese Ermland, Prälat Kather, vor die Versammlung, zu der er trotz seiner Erkrankung gekommen war. Er sagte, der freundliche Gruß, der ihn hier empfangen habe, gelte dem Träger des Bischofskreuzes des unvergesslichen Maximilian Kaller, des letzten Bischofs von Ermland vor der Vertreibung. In bewegten Worten sprach der Prälat seine Freude darüber aus, dass die Ostpreußen Ermlands bis heute das Gefühl einer geistigen und kulturellen Verbundenheit bewahrt hätten. Über allen stehe mahnend das Kreuz Christi. Mit allen anderen Ostpreußen fühle man sich eng verbunden. Von einer Absonderung könne niemals die Rede sein. Den Menschen aller Bekenntnisse aus der ostpreußischen Heimat gelte sein herzlicher Gruß.

 

Nach dem gemeinsamen Gesang des Ermlandliedes und der feierlichen Totenehrung ergriff dann Egbert Otto als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Bundeslandsmannschaft und Kreisvertreter für Allenstein-Land unter lebhaftem Beifall das Wort. Er gab ein umfassendes Bild der heutigen Lage und mahnte dringend, zu keiner Stunde auch heute die ungeheure siebenhundertjährige Leistung unserer Vorfahren in unserer Heimat zu vergessen, die sie im Auftrag des ganzen Abendlandes vollbrachten. Wir dürfen aber den Blick nicht nur rückwärts wenden, sondern haben uns mit aller Kraft und Freudigkeit in den Dienst der Aufgaben zu stellen, die unser heute und in der Zukunft harren. Der Ostpreuße habe sich immer daran erinnert, dass am Anfang und auch am Ende der Geschichte Gott stehe, der uns die Kraft zum Gelingen geben werde. Im Aufblick zu ihm ist es an uns, unser Schicksal fest in die Hände zu nehmen und jeder an seinem Platz mit anzupacken. Der gelegentlich vorgebrachte Anwurf, wir hätten „revanchistische" Ziele, kann uns nicht treffen. Wir streben nicht nach Revanche und Vergeltung, wir wollen die Verwirklichung unseres Rechtes. In der Treue zur Heimat wollen sich die Ostpreußen von niemandem übertreffen lassen. Sie werden es auch nicht zulassen, dass andere ihre Heimat feilbieten. Zu jeder Stunde aber hat jeder von uns sich die Frage vorzulegen, ob er auch genug, ob er alles getan hat, um der großen Sache im großen wie im kleinen persönlichen Bereich zu dienen. Wir wollen menschliche und persönliche Kontakte auch zu den Nachbarn im Osten aufnehmen und pflegen. Hüten aber wollen wir uns vor den falschen Propheten und vor falschen Mythen. Mit kühlem Verstand und mit heißem Herzen wollen wir unseren Anliegen dienen, und über gewonnene Freunde und Helfer freuen und von der Basis des in den letzten Jahren Erreichten an die noch größeren und wichtigeren Aufgaben der Zukunft herantreten.

 

Die Kundgebung schloss mit dem gemeinsamen Gesang des Ostpreußenliedes. Der Nachmittag gab den Teilnehmern noch manche Gelegenheit, in der Gemeinschaft des Heimatkreises Freunde wiederzufinden und manches Gespräch unter alten Nachbarn zu führen.

 

Seite 5   Insterburg Stadt und Land

Folgende Landsleute werden gesucht:

 

1. Herta Alsdorf, Tochter des Schuhmachermeisters Alsdorf und Frl. Elfriede Schmidt oder Schmidtke, Lehrerin an der Städtischen Handelsschule in Insterburg. —

 

2. Marie Knop, aus Insterburg, Dobeneckgasse bzw. Friedrichstraße. —

 

3. Helene Mrotzeck, aus Insterburg-Sprindt. —

 

4. Erna Metzger, aus Insterburg, Bahnhofstraße. Frau Metzger war in Dortmund beheimatet, ihr Mann wurde in den ersten Kriegsjahren nach Insterburg versetzt und arbeitete auf dem Finanzamt. —

 

5. Wilhelm Beutler, geb. Januar 1884, aus Norkitten, Kreis Insterburg. Er war als Stellwerksmeister bei der Reichsbahn beschäftigt und wohnte im Bahnhaus. —

 

6. Emilie Janke, geb. 12.01.1896 oder deren Tochter, Aloysia Janke, wohnhaft Insterburg, Ziegelstraße 25. —

 

7. Elise Wilk, geb. Wiemer, geb. etwa 1860, aus Insterburg, Wilhelmstraße 2. Frau Wilk war nach Liegnitz evakuiert. Wer weiß etwas über ihr Schicksal? —

 

8. Gertrud Haack, geb. Schüschke, geb. etwa 1921, aus Insterburg, Wilhelmstraße 2, mit Tochter Christine, geb. etwa 1941/1942. Ehemann war Angestellter des Katasteramtes in Insterburg. Frau Haack war nach Liegnitz evakuiert. —

 

9. Charlotte Klein, geb. Lörzer, geboren 1903 oder 1904. Frau Charlotte Klein war Krankenpflegerin und wohnte Anfang des Krieges Gartenstraße 5. Später zog sie in eine andere Straße. Sie hatte drei Kinder. —

 

10. Marie Kinder, aus Insterburg. Frau Kinder ist etwa 1907 geboren. Mann und Sohn in Pommern von den Russen im März 1945 erschossen. —

 

11. Franz Lompa und Ehefrau Minna Lompa, geb. Kronfeld, geb. etwa 1900, nebst Tochter Ursula, geb. etwa 1930. —

 

12. Arno Wilde, aus Insterburg, Kornstraße 2. —

 

13. Familie Guddat, aus Birklacken, Kreis Insterburg. —

 

14. Skriebuleit, Bäckermeister, aus Insterburg. —

 

15. Emil Genschat, aus Insterburg, Ziegelstraße, Kolonialwarenhändler und Gastwirt. —

 

16. Ilse Guddat, geb. 28.05.1926, in Aulenbach. Soll im Jahre 1948 noch in Königsberg gesehen worden sein. —

 

17. Walter Melunat, aus Insterburg. —

 

18. Traute Fritz, aus Insterburg. —

 

19. Heinz Ewert, geb. 02.04.1926, wohnhaft Gut Kuhfließ bei Groß-Eschenbruch, Kreis Insterburg.

 

Zuschriften erbeten an die Zentralstelle der heimattreuen Insterburger, Oldenburg (Oldb.), Kanalstraße 6a.

 

Neidenburg

Wegen der Jugendwoche vom 22. bis 27. Juli und des Jahreshaupttreffens am 27./28. Juli in Bochum, Nord-Süd-Halle ist die Geschäftsstelle des Kreises ab 20. Juli bis Mitte August geschlossen.

 

In dringenden Fällen erteilt der stellvertretende Kreisvertreter, Baumeister Otto Pfeiffer, Garstedt bei Hamburg, Tannenhofstraße 27, Auskunft.

 

Die Landsleute werden gebeten, den Verkehr mit der Geschäftsstelle bzw. mit dem Vertreter auf das dringendste zu beschränken. Im Übrigen wird anlässlich des Jahreshaupttreffens die Möglichkeit bestehen, Auskünfte zu erhalten.

 

Auf Wiedersehen in Bochum zum Treffen aller Neidenburger und Soldauer am 27. und 28. Juli!

Wagner, Kreisvertreter, Landshut/B II, Postschließfach 2 oder 3 (schlecht lesbar).

 

Seite 6   Foto: Das Motorschiff „Ostmark" hat vor dem Landungssteg zum Kurhaus Rudczanny angelegt.

 

Seite 6   Unter den Eichen am Niedersee.

Ein Gruß an die Sensburger zu dem Treffen in Remscheid. Von Fritz Bredenberg.

Die schöne Sommerzeit, in der der Wunsch wach wird nach Ferien an der See, in den Bergen oder in der Einsamkeit der Heide, erinnert uns an herrliche Sommertage in unserer ostpreußischen Heimat, an Tage in der Johannisburger Heide und an den masurischen Seen.

 

Wenn man mit der „Ostmark" vom nördlichsten Punkt dieser Seenreihe, von Angerburg aus, über Upalten und Steinort zur Jugendherberge oder zu dem schönen Kurhaus in Lötzen fuhr oder über den weiten Löwentinsee und durch die Kanäle und kleineren Seen nach Nikolaiken mit seinen beiden Wahrzeichen, dem freundlichen Kirchturm und dem weiß leuchtenden Wasserturm, dann konnte man die Schönheit dieser ursprünglichen ostpreußischen Landschaft mit allen Sinnen genießen. Der Spirdingsee, der liebliche Beldahn-See grüßten mit ihren freundlichen Ufern, bis man durch die Schleuse des Guschinsees am Sägewerk Anders vorbei unter der hochgeschwungenen Eisenbahnbrücke hindurch zu einem der schönsten Fleckchen unserer Heimat kam, dem Niedersee. Wenn der Dampfer die breite Landungsbrücke des herrlich gelegenen Kurhauses angesteuert hatte und wir an Land gingen, dann nahm der „Kurhaus-Friedrich" den Altchen gern ihr Köfferchen ab, denn nun ging es zweimal viele Stufen hinauf, bis wir endlich, betreut von den dienstbereiten Helfern des Ortelsburger Gastronomen Horn (der vor wenigen Wochen starb), den herrlichen Rundblick auf den stillen, von hochstämmigen Kiefern umrahmten Niedersee mit der Königsinsel erholsam genießen konnten.

 

Das Gästehaus des Kurhauses bot auch dem anspruchsvollen Gast alle Annehmlichkeiten. Weniger teure, aber durchaus solide Bürgerquartiere in dem aufstrebenden Ort Niedersee, der zu unserem Kreis gehörte, oder in dem Masurendorfe Nieden, das im Kreis Johannisburg lag, ließen den Gast schnell heimisch werden.

 

Die Jungen und Mädchen wanderten zur nahegelegenen schönen Jugendherberge am See oder zelteten auf der „Ablage" Plaskirog oder irgendwo in der Wildnis des großen Waldes am See. Wenn sie dann an einem schönen Morgen auf der Suche nach Brennholz oder Beeren durch den Wald streiften, dann konnte es ihnen geschehen, dass sie unversehens vor einem ergrauten Mann standen, mit Spitzbart und Tabakpfeife, der, auf einem Baumstamm sitzend, fleißig skizzierte. Seine jugendliche Begleiterin, sein „Sternchen", saß derweil lesend im Schatten einer prächtigen alten Eiche oder lag im weichen warmen Sand am Wasser.

 

Wenn ein vorwitziger Junge, durch das freundliche Gesicht des Zeichners und durch seine Wanderkluft angezogen zögernd nähertrat, dann leuchtete ihm vielleicht schon sein Ebenbild vom Skizzenblock entgegen, nur schnell mit wenigen Strichen flüchtig hingeworfen. Aber es war dann so natürlich und meisterhaft treffsicher, dass der Junge seine helle Freude an diesem Bildchen hatte, das ihm meist ohne viel Worte mit einem freundlichen Lächeln als Geschenk dargeboten wurde. Unten in der Ecke standen die Buchstaben R. B. und ein Sternchen, Zeichen, die vielen Ostpreußen bekannt waren: das Signum des Königsberger Malers Robert Budzinski.

 

Nachdem das unvermeidliche Pfeifchen wieder in Brand gesetzt worden war, wurde es noch interessanter und spannender, denn „Budda", wie ihn seine Freunde gern nannten, erzählte seinen jungen Zuhörern, dass er fast jeden Sommer in Nieden sein Standquartier habe, bei Frau Sieroka, die viele schöne Geschichten wisse. Wenn einer der Jungen nach diesen Geschichten fragte, dann stiegen zunächst noch ein paar dicke Rauchwolken aus der Pfeife auf und der Alte erzählte von dem, was er im Halbdunkel der Juniabende auf der grünen Veranda mit dem Blick über die mattschimmernde Fläche des Niedersees aus dem Munde alter Dorfleute, Förster und Lehrer aus der Umgebung erlauscht hatte; von der Nehrungsfahrt mit den drei angesehenen „Klanshäuptlingen" Onkel August, Onkel Julius und Supplieth, vom Amtsvorsteher Korn, von Johann Konopka und vom Pfarrer Michael Pogorzelski. „Und wenn ihr mir das alles nicht glauben wollt", schloss Budda seine spannenden masurischen Geschichten, „dann braucht ihr euch nur aus einer Buchhandlung die beiden Bücher „Die Entdeckung Ostpreußens“ und „Ostpreußen ruft“ zu holen. Da steht alles ganz genau drin, und ich habe viele Bilder dazu gemalt“.

 

Und als die Jungen ihm und seinem „Sternchen" nun dankbar zum Abschied die Hand gedrückt hatten, um weiterzuwandern, rief er ihnen mit schelmischem Augenzwinkern noch zu: „Bevor ihr hier eure Zelte abbrecht und wieder in eure Schulstuben wandert, vergesst mir ja nicht, die Bäume in der Johannisburger Heide zu zählen; es sind genau 52 257 890 613 Stück! Und wenn ihr mir das nicht glauben wollt, dann seht auf Seite 62 meines Buches nach. Lesen könnt ihr doch!"

 

Heute ruht er auch schon, der alte, liehe Malerwanderer Robert Budzinski, fern der Heimat in Warburg. Es wäre für ihn kein erfreulicher Anblick, wenn er jetzt die verschandelte Johannisburger Heide wiedersehen würde.

 

Aber trotz der Verschandelung der Heimat, trotz der noch immer andauernden Vertreibung — Aussiedlung genannt — hängen die Menschen vom Niedersee, hängen die Landsleute aus dem Kreis Sensburg, wie alle Vertriebenen, fest an ihrer Heimat. Am Sonntag, dem 28 Juli, werden sie sich in der Patenstadt Remscheid um eine Handvoll Heimaterde versammeln, die ihnen Bauer Michael Guschewski und seine Frau aus Schlößchen bei Eckertsdorf von daheim mitgebracht haben.

 

xxxSeite 6  

Sensburg

 

 

fern umrahmten Niedersee mit der Königsinsel erholsam genießen konnten. Das Gästehaus des Kurhauses bot auch dem anspruchsvollen Gast alle Annehmlichkeiten. Weniger teure, aber durchaus solide Bürgerquartiere in dem aufstrebenden Ort Niedersee, der zu unserem Kreis gehörte, oder in dem Masurendorfe Nieden, das im Kreis Johannisburg lag, ließen den Gast schnell heimisch werden Die Jungen und Mädchen wanderten zur nahegelegenen schönen Jugendherberge am See oder zelteten auf der „Ablage" Plaskirog oder irgendwo in der Wildnis des großen Waldes am See. Wenn sie dann an einem schönen Morgen auf der Suche nach Brennholz oder Beeren durch den Wald streiften, dann konnte es ihnen geschehen, dass sie unversehens vor einem ergrauten Mann standen. mit Spitzbart und Tabakpfeife, der, auf einem Baumstamm sitzend, fleißig skizzierte. Seine jugendliche Begleiterin, sein „Sternchen", saß derweil lesend im Schatten einer prächtigen alten Eiche oder lag im weichen warmen Sand am Wasser. Wenn ein vorwitziger Junge, durch das freundliche Gesicht des Zeichners und durch seine Wanderkluft angezogen zögernd nähertrat, dann leuchtete ihm vielleicht schon sein Ebenbild vom Skizzenblock entgegen, nur schnell mit wenigen Strichen flüchtig hingeworfen. Aber es war dann so natürlich und meisterhaft treffsicher, dass der Junge seine helle Freude an diesem Bildchen hatte, das ihm meist ohne viel Worte mit einem freundlichen Lächeln als Geschenk dargeboten wurde Unten in der Ecke standen die Buchstaben R. B. und ein Sternchen, Zeichen, die vielen Ostpreußen bekannt waren: das Signum des Königsberger Malers Robert Budzinski. Nachdem das unvermeidliche Pfeifchen wieder in Brand gesetzt worden war, wurde es noch interessanter und spannender, denn „Budda", wie ihn seine Freunde gern nannten, erzählte seinen jungen Zuhörern, dass er fast jeden Sommer in Nieden sein Standquartier habe, bei Frau Sieroka, die viele schöne Geschichten wisse. Wenn einet der Jungen nach diesen Geschichten fragte, dann stiegen zunächst noch ein paar dicke Rauchwolken aus der Pfeife auf und der Alte erzählte von dem, was er im Halbdunkel der Juniabende auf der grünen Veranda mit dem Blick über die mattschimmernde Fläche des Niedersees aus dem Munde alter Dorfleute, Förster und Lehrer aus der Umgebung erlauscht hatte: von der Nehrungsfahrt mit den drei angesehenen „Klanshäuntlingen" Onkel August, Onkel Julius und Supplieth, vom Amtsvorsteher Korn, von Johann Konopka und vom Pfarrer Michael Pogorzelski. „Und wenn ihr mir das alles nicht glauben wollt", schloss Budda seine spannenden masurischen Geschichten, „dann braucht ihr euch nur aus einer Buchhandlung die beiden Bücher ,Die Entdeckung Ostpreußens' und .Ostpreußen ruft' zu holen. Da steht alles ganz genau drin, und ich habe viele Bilder dazu gemalt“. Und als die Jungen ihm und seinem „Sternchen" nun dankbar zum Abschied die Hand gedrückt hatten, um weiterzuwandern, rief er ihnen mit schelmischem Augenzwinkern noch zu: „Bevor ihr hier eure Zelte abbrecht und wieder in eure Schulstuben wandert, vergesst mir ja nicht, die Bäume in der Johannisburger Heide zu zählen; es sind genau 52 257 890 613 Stück! Und wenn ihr mir das nicht glauben wollt, dann seht auf Seite 62 meines Buches nach. Lesen könnt ihr doch!" Heute ruht er auch schon dei alte, liehe Malerwanderer Robert Budzinski, fern der Heimat in Warburg. Es wäre für ihn kein erfreulicher Anblick, wenn er jetzt die verschandelte Johannisburger Heide wiedersehen würde Aber trotz der Verschandelung der Heimat, trotz der noch immer andauernden Vertreibung — Aussiedlung genannt — hängen die Menschen vom Niedersee, hängen die Landsleute aus dem Kreis Sensburg wie alle Vertriebenen fest an ihrer Heimat. Am Sonntag, dem 28 Juli, werden sie sich in der Patenstadt Remscheid um eine Handvoll Heimaterde versammeln, die ihnen Bauer Michael Guschewski und seine Frau aus Schlösschen bei Eckertsdorf von daheim mitgebracht haben.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen.

Heimattreffen

27. und 28. Juli: Elchniederung. Jahreshaupttreffen in Nordhorn.

 

Neidenburg. Jahreshaupttreffen mit Vorstandswahl in Bochum, Nord-Süd-Halle.

 

28. Juli: Osterode. Kreistreffen in Hannover-Limmer, Limmerbrunnen.

 

Sensburg. Kreistreffen in Remscheid.

 

Labiau. Hauptkreistreffen in Hamburg, Elbschloßbrauerei.

 

4. August: Johannisburg in Hamburg, Elbschloßbrauerei.

 

10. und 11. August: Elchniederung. Kreistreffen in Lübeck-Israelsdorf.

 

10. und 11. August: Heiligenbeil. Hauptkreistreffen in der Kreisstadt des Patenkreises Burgdorf/ Hann.

 

11. August: Gumbinnen. Kreistreffen in Hamburg, Elbschloßbrauerei.

 

Ebenrode. Kreistreffen in Ahrensburg bei Hamburg, Hotel Lindenhof.

 

Rößel. Jahreshaupttreffen in Hamburg, Curio-Haus, Rothenbaumchaussee 9 - 13.

 

17. und 18. August: Lyck. Jahreshaupttreffen in Hagen, Westfalen.

 

Ortelsburg. Kreistreffen in Hann. Münden, Gaststätte „Schmucker Jäger".

 

Lötzen. Jahreshaupttreffen in Neumünster, Reichshallenbetriebe, Altonaer Straße.

 

18. August: Insterburg Stadt und Land, Kreistreffen in Hannover. Lokal: Limmerbrunnen (zu erreichen mit Straßenbahnlinie 3 vom Hauptbahnhof Linie 1 vom Kröpcke)

 

Wehlau. Hauptkreistreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

 

Johannisburg. Kreistreffen in Bremen.

 

25. August: Gerdauen. Jahreshaupttreffen in Düsseldorf.

 

Bartenstein. Kreistreffen in Hamburg-Sülldorf, Sülldorfer Hof.

 

31. August und 1. September: Elchniederung, gemeinschaftliches Kreistreffen mit den Heimatkreisen Tilsit-Stadt und Tilsit-Ragnit in Frankfurt a. M.

 

Tilsit-Stadt und Tilsit-Ragnit, gemeinschaftliches Kreistreffen mit dem Heimatkreis Elchniederung in Frankfurt a. M., Schwanheim, Saarbrücker Straße 6 (Turnhalle Schwanheim)

 

1. September: Gumbinnen. Kreistreffen in Berlin.

 

Johannisburg. Kreistreffen in Hannover-Limmerbrunnen.

 

Bartenstein. Kreistreffen in Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

 

7. und 8. September: Allenstein. Jahreshaupttreffen in Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

 

8. September: Johannisburg. Kreistreffen in Dortmund, Reinoldi-Gaststätten.

 

Angerapp. Kreistreffen in Hannover, Döhrener Maschpark.

 

Gerdauen, gemeinschaftliches Kreistreffen mit dem Heimatkreis Bartenstein in Stuttgart.

 

Bartenstein. Kreistreffen in Stuttgart.

 

Angerburg. Kreistreffen in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

Insterburg. Hauptkreistreffen in Krefeld.

 

21. und 22. September: Elchniederung. Kreistreffen in Hannover.

 

Memel-Stadt und -Land, Heydekrug, Pogegen. Hauptkreistreffen in der Patenstadt Mannheim.

 

22. September: Heimatkreise des Regierungsbezirks Allenstein. Gemeinschaftliches Kreistreffen in Stuttgart, Freizeitheim.

 

Elchniederung

Nach unserm Jahreshaupttreffen in Nordhorn wird am 11. August ein Kreistreffen in Lübeck-Israelsdorf stattfinden. Dies ist das einzige Treffen unseres Heimatkreises, das in diesem Jahre im Norden des Bundesgebietes veranstaltet wird. Am Abend vorher werden sich Schülerinnen, Schüler, Lehrer und die Jugend der Elchniederung treffen.

 

Voraussichtlich wird am 11. August in Israelsdorf ein Referat über die 8. Novelle zum Lastenausgleichsgesetz gehalten werden, das die Landsleute sehr interessieren wird. Tagesordnung folgt.

Johannes Klaus, Kreisvertreter, (24b) Husum, Woldsenstraße 34

 

Tilsit-Ragnit Gesucht werden:

 

Vermutlich aus Ragnit: Lisa Breitmoser und deren Kinder Renate und Gisela. Geburtsdaten und letzter genauer Wohnort sind leider nicht bekannt. Alle Landsleute, die Auskunft über den Verbleib der gesuchten Personen geben können, werden gebeten, sich umgehend an mich zu wenden.

Gert-Joachim Jürgens, Kreisgeschäftsführer, Lüneburg, Kefersteinstraße 27

 

Ebenrode (Stallupönen)

Für den Ferienaufenthalt von Ebenroder Kindern im Familienfreizeitlager der Patenstadt Kassel auf der Insel Sylt liegen genügend Meldungen vor. Die Kinder treffen am Dienstag, dem 13. August 1957, in Kassel ein, fahren am Mittwoch, dem 14. August 1957, mit den Kasseler Kindern nach der Insel Sylt und kommen am 29. August 1957 nach Kassel zurück. Am 13. August 1957 wird den Kindern Gelegenheit geboten, sich die Patenstadt und Wilhelmshöhe anzusehen. Übernachtung in einem Jugendheim. Gesucht wird für diese Zeit eine Aufsichtsperson im Alter von mindestens 20 Jahren. Es handelt sich um zehn Kinder im Alter von 13 bis 16 Jahren. Für die Kasseler Kinder sind weitere Aufsichtspersonen vorgesehen. Sämtliche Unkosten werden ersetzt. Um umgehende Meldung wird dringend gebeten, da ich die Meldung am 1. August 1957 an das Jugendamt nach Kassel weitergeben muss. Von dem Hamburger Treffen kommend, werde ich am 13. August 1957 zum Empfang der Kinder in Kassel sein.

 

Gesucht wird:

Uhrmachermeister Listmann, aus Eydtkau, Hindenburgstraße 16.

Rudolf de la Chaux, Kreisvertreter (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 61

 

Gumbinnen

Dr. Gille spricht am 11. August zu den Gumbinnern

Ich weise alle Landsleute aus unserem Heimatkreis noch einmal auf unser Kreistreffen am 11. August in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei, Elbchaussee 374, hin. Das Lokal ist ab 9 Uhr geöffnet. Es ist zu erreichen mit der S-Bahn bis Station Klein-Flottbek, dann etwa fünfzehn Minuten Fußweg oder mit der S-Bahn bis Othmarschen, dort umsteigen in den Bus. Um 11.30 Uhr wird der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Alfred Gille, MdB, zu uns sprechen. Um 12.30 Uhr ist ein Vortrag eines Vertreters der Heimatauskunftstelle Lübeck über Einheitswerte in Stadt und Land vorgesehen. Anschließend gemütliches Beisammensein.

 

Gumbinner Jugend.

Liebe Gumbinner Jugend! Bei dem Gumbinner Kreistreffen am 11. August in der Elbschloßbrauerei in Hamburg werden unsere Landsleute wieder in heimatlicher Verbundenheit zusammenkommen. Am Nachmittag, etwa um 14 Uhr, wird eine Jugendstunde der Gumbinner Jugend zusammen mit einer Spielschar der DJO stattfinden. Im Hinblick auf die kommenden Freizeiten ist der Besuch dieses Treffens sehr wichtig. Wir laden euch hierzu herzlich ein. Meldungen erbeten an Erna Reck, Neustadt/Holstein, Brandenburger Straße 52 oder an Manfred Scheurer, Havighorst über Hamburg-Bergedorf.

Hans-Kuntze, Kreisvertreter, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168

 

Angerapp

Gesucht werden die Angehörigen von Landsmann Kurt Kruschke, Angerapp. Zweckdienliche Angaben bitte ich mir sogleich zu machen.

 

Auf das am 8. September 1957 in Hannover, im Döhrener Maschpark, stattfindende Kreistreffen, möchte ich heute hinweisen. Nähere Angaben werde ich rechtzeitig bekanntgeben. Die Lichtbilder von Angerapp werden auch auf diesem Treffen gezeigt.

Wilhelm Haegert, Kreisvertreter, Düsseldorf, Zaberner Straße 42

 

Angerburg

Unser letztes diesjähriges Kreistreffen wird auf vielseitigen Wunsch am Sonntag, dem 8. September, in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen, stattfinden. Das Lokal ist ab 9 Uhr geöffnet und zu erreichen ab Hauptbahnhof mit Straßenbahnlinie 3, von Café Kröpcke mit Straßenbahnlinie 1. beide bis Endstation, von dort sechs Minuten Fußweg über Kanalschleuse.

 

Vorläufige Festfolge: 14 Uhr Begrüßung durch den Kreisvertreter. Andacht (Pfarrer Teschner, aus Benkheim). Begrüßung durch den Vertreter unseres Patenkreises, Oberkreisdirektor Janssen, Rotenburg (Hann). Ansprache des 1. Vorsitzenden der Landesgruppe Niedersachsen. Arnold Woelke, Göttingen. Anschließend geselliges Beisammensein und Tanz.

 

Wir laden unsere Landsleute, vor allem die Jugend, herzlich ein und hoffen auf zahlreiche Teilnehmer. Im Kurhaus ist reichlich Platz vorhanden. Für preiswertes Essen und Getränke ist vorgesorgt. Etwaige Quartierbestellungen bitte ich rechtzeitig an unseren Landsmann, Provinzialbaurat a. D. Ernst Groos, (20a) Hannover-Kirchrode, Molanusweg 40, zu richten.

Hans Priddat, Kreisvertreter, (16) Bad Homburg v. d. Höhe, Seifgrundstr. 15

 

Lötzen

Am Sonntag, dem 18. August 1957, wird in unserer Patenstadt Neumünster, in den Reichshallenbetrieben, das Jahreshaupttreffen unserer Kreisgemeinschaft stattfinden.

 

Um 13.30 Uhr ist im gleichen Lokal die Mitgliederversammlung der Kreisgemeinschaft vorgesehen, wozu gemäß § 7 der Satzung des Kreisvereins hiermit freundlich eingeladen wird.

 

Tagesordnung: 1. Jahresbericht des Kreisvertreters; 2. Entlastung des Vorstandes; 3. Wahlen; 4. Verschiedenes.

 

Im Anschluss an den geschäftlichen Teil wird der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Alfred Gille, sprechen.

Werner Guillaume, Kreisvertreter. Curt Diesing, Kreisgeschäftsführer

 

Sensburg

Am kommenden Sonntag werden wir uns zum dritten Mal in unserer Patenstadt Remscheid treffen. Ich grüße unsere Patenstadt und danke ihr dafür, dass es ermöglicht wurde, auch in diesem Jahre einem größeren Kreis Jugendlicher die Schönheit der westdeutschen Landschaft zu zeigen. Wir wollen diesen Tag des Jahres dazu benutzen, immer wieder den Schwur zu erneuern, nie von unserer Heimat Masuren und unserem Kreis Sensburg zu lassen und nicht müde zu werden, die Rückgabe unserer Heimat als einem uralten Teil unseres deutschen Vaterlandes zu fordern. Alle Sensburger Landsleute heiße ich in unserer Patenstadt herzlich willkommen. Mögen die Stunden im Kreise alter Freunde und Bekannten ihnen Kraft und Freude bringen, damit wir alle dereinst wieder in unsere angestammte Heimat zurückgehen können.

Albert von Ketelhodt, Ratzeburg, Kirschenallee 11

 

Bartenstein

Hauptkreistreffen im Patenkreis. Nächstes Kreistreffen. Suchnachricht

Bei schönstem Wetter konnte das Haupttreffen der Bartensteiner in der Stadt Nienburg/Weser, dem Sitz ihres Patenkreises, abgehalten werden. Kreisvertreter Zeiß gedachte zum Beginn der lieben Verstorbenen und betonte, ihr Opfer sei nicht vergebens gewesen und ihre Namen würden nicht vergessen werden. Dann dankte er dem Patenkreis für sein stets bewiesenes Wohlwollen und dafür, dass die Zweitschrift der Kreiskartei nunmehr fertiggestellt sei und als Reserve beim Patenkreis verbleiben solle. „Der ist in tiefster Seele treu, der die Heimat liebt wie Du", diese Worte stellte der stellvertretende Oberkreisdirektor an die Spitze seiner Begrüßungsworte. Er überbrachte die Grüße des Patenkreises und betonte, dass der Landkreis Nienburg Weser alles, was in seiner Kraft stehe, auch in Zukunft für die Bartensteiner tun werde. Er schloss mit den Worten: „Lassen Sie nicht die Wehmut Herr über sich werden, sondern schöpfen Sie aus diesem Heimattreffen neue Kraft“. Die Feierstunde wurde durch Gesänge der „Ostdeutschen Singgemeinschaft" mit Heimatmelodien verschönt. Dann folgte ein Rechenschaftsbericht des Kreisvertreters für das abgelaufene Geschäftsjahr, in dem er eine befriedigende Finanzverwaltung feststellen konnte. In der Kreistagssitzung, die durch eine Sitzung des Kreisausschusses am Vortage vorbereitet worden war, wurde der Haushaltsplan für 1958 festgestellt und nach Vortrag eines Rechnungsprüfers dem Kreisvertreter Entlastung widerspruchslos erteilt. Noch in diesem Jahre müssen die Kreistagsmitglieder für weitere drei Jahre gewählt werden. Diese Periode ist durch die Mitgliederversammlung festgelegt worden, damit immer ein neugewählter Kreistag die Wahl der Kreisvertreter und der Mitglieder des Kreisausschusses durchführen kann. Diese Wahl wird also 1958 zu erfolgen haben. Bei dem verbleibenden schönen Wetter ergaben sich für alle Teilnehmer noch recht gemütliche Nachmittagsstunden und ein Austausch von Erinnerungen.

 

Das nächste Kreistreffen wird am Sonntag, dem 25. August, im Sülldorfer Hof in Hamburg-Sülldorf stattfinden. Das uns ja nun schon bekannte Ausflugslokal ist mit der S-Bahn zu erreichen.

 

Die Berliner Dienststelle zur Abwicklung von Nachlassangelegenheiten sucht Berta Porsch oder Angehörige, aus Friedland, Allenauer Vorstadt 287. Zweckdienliche Angaben erbittet, Zeiß, Kreisvertreter, (20a) Celle, Hannoversche Straße 2.

 

Weitere Berichte aus den Heimatkreisen Seite 12

 

Seite 7   Feierstunde am ostpreußischen Ehrenmal in Göttingen

Die Landsleute, welche jetzt erst aus der ostpreußischen Heimat zu uns kommen können, werden von ihren früheren Nachbarn mit immer neuen Fragen nach dem Aussehen unserer Heimatorte überschüttet. Und einmal kommt dann auch die bange Frage: „Und wie sieht es auf dem Friedhof aus, wie steht es mit den Gräbern unserer Lieben?" Nur zu oft kann dann keine erfreuliche Antwort gegeben werden. Immer wieder muss man hören, dass die Friedhöfe verwüstet, die Grabsteine umgestürzt, sind. Noch trauriger sind die Nachrichten über unsere schönen Heldenfriedhöfe und über die einzelnen Soldatengräber. Nun versteht man erst, wie es kommt, dass viele Landsleute an dem schönen ostpreußischen Ehrenmal, welches in der Universitätsstadt Göttingen seinen Platz gefunden hat, mit besonderer Liebe hängen. Dabei sind es keineswegs nur die etwa dreitausend Ostpreußen, die in Göttingen wohnen, welche dem Ehrenmal im Rosengarten besondere Fürsorge angedeihen lassen; es gibt vielmehr Ostpreußen, die von weither kommen, um einmal an der Stätte weilen zu können, die vorerst Stellvertreterin für die vielen Gräber im fernen Ostpreußenland sein soll.

 

Jeweils zu der Zeit, wo der scheidende Sommer sich mit seinen schönsten Blumen schmückt, halten die Ostpreußen in Göttingen eine Feier ab, bei welcher sich das Ehrenmal in ein Blumenmeer verwandelt. Nach einem Feldgottesdienst für beide Bekenntnisse und eine Ansprache eines ehemaligen ostpreußischen Soldaten nähern sich in langem Zuge die Abordnungen vieler Organisationen und landsmannschaftlicher Gruppen, um innerhalb der wuchtigen Mauern des Ehrenmals ihre Blumengaben niederzulegen. Dieser Zug der Abordnungen durchschreitet vorher große Blumenbeete, welche aus Tausenden von Sträußen gebildet wurden. Jeder dieser Sträuße ist mit einer weißen Seidenschleife versehen, die den Namen eines Gefallenen trägt.

 

In diesem Jahre wird die Feierstunde am Sonntag, dem 1. September, um elf Uhr abgehalten werden. Zurzeit gehen täglich weit über hundert Bestellungen in Göttingen ein, denn jeder der Ostpreußen nah und fern, der aus beiden Weltkriegen oder aus der Zeit der Vertreibung und Not um liebe Menschen trauert, möchte durch seine Blumensträuße vertreten sein. Zahlreich sind auch wieder die Bestellungen für unbekannte Soldaten. Die Göttinger Landsleute haben es auch in diesem Jahre, wenn auch unter Schwierigkeiten, ermöglicht, dass jeder Blumenstrauß mit handgemalter Seidenschleife nur eine DM kostet. Viele Hände sind schon jetzt in Göttingen tätig, um den Ansturm zu bewältigen.

 

Wie jedes Jahr ist aber die Befürchtung groß, dass zu viele Bestellungen erst in letzter Minute eingehen könnten. Es ergeht daher die dringende Bitte, die Aufträge unverzüglich aufzugeben. Dieses geschieht am einfachsten durch Einzahlung von einer DM je Strauß auf das Postscheckkonto Hannover 878 18 der Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Göttingen, Keplerstraße 26. Die Namen der Toten, mit welchen die Seidenschleifen beschriftet werden sollen, müssen auf der Rückseite der Zahlkarte in Druckschrift aufgeführt werden. Auch Name und Adresse des Absenders sollen leserlich sein. Die Kreisgruppe bittet, von Rückfragen abzusehen.

 

Seite 7   Bestätigungen

Achtung Osteroder Bauarbeiter! Betreffend Unfallrente suche ich ehemalige Arbeitskollegen meines Mannes, Adolf Bierstedt, vom Baugeschäft, Richard Arens, Osterode, Ostpreußen, die bezeugen können, dass mein Mann 1934 (Baustelle M.-G.-Kaserne Osterode) vom Bau herunterfiel und sich eine Verletzung der Rückenwirbelsäule zuzog. Wo sind die Poliere Aug. und Fritz Czerwonka, ferner Ed. Schmidt, Tilsner und Bartels? Nachricht erbittet Ida Bierstedt, Bochum-Linden, Am Ostholzerhang 56, früher Osterode, Ostpreußen, Hohensteiner Weg 3. Unkosten werden erstattet.

 

Seite 7   Suchanzeigen

Suche Vorgesetzte oder Kollegen bzw. sonstige Zeugen, welche bestätigen können, dass mein Ehemann, Franz Kottmann, geb. 08.12.1893 in der Zeit von Dezember 1939 bis Oktober 1944 Gutsverwalter i. A. d. Reichsnährstandes (OLG-Ostpreußen Landesbewirtschaftungsgesellschaft) in Polen und zw. in Glinki, Slawenzin und Slawkowo war. Ferner dass eine Sozialversicherung bestanden hat. Angaben werden zur Beweisführung in Witwenrentensache benötigt. Frau Emma Kottmann, (13 a) Castell (Unterfranken).

 

Rest der Seite: Stellenangebote, Unterricht, Bekanntschaften, Werbung, Stellengesuche

 

Seite 8   Amtliche Bekanntmachungen

53 II 11/57     Aufgebot

Die Witwe, Lydia Besmehn, Essen, Kleine Hammerstraße 46, hat beantragt, ihren Sohn, Werner Besmehn, geboren am 30.12.1926 in Tilsit, zuletzt wohnhaft gewesen in Tilsit, Bülowstraße 70, für tot zu erklären, weil er während des letzten Krieges vermisst ist. Der Verschollene wird aufgefordert, spätestens am 15. Oktober 1957, 9 Uhr, Zimmer 22, dem unterzeichneten Gericht Nachricht zu geben, widrigenfalls er für tot erklärt werden wird. Alle, die Auskunft über Leben oder Tod des Verschollenen geben können, werden gebeten, dies spätestens im Aufgebotstermin dem Gericht anzuzeigen. Essen, den 8. Juli 1957     Das Amtsgericht

 

53 II 13/57 — Aufgebot

Die Ehefrau, Emma Wielk, geb. Bloch, wohnhaft in Essen-Altenessen. Kolpingstraße 37, hat beantragt, ihren Vater, den Landwirt, Michael Bloch, geboren am 15. Mai 1872 in Alt-Czayken (Friedrichshof, Ostpreußen), zuletzt wohnhaft gewesen in Neuwiesen, Groß-Spalienen, Kreis Ortelsburg, für tot zu erklären, weil er während des letzten Krieges vermisst ist. Der Verschollene wird aufgefordert, spätestens am 15. Oktober 1957, 9 Uhr, Zimmer 22, dem unterzeichneten Gericht Nachricht zu geben, widrigenfalls er für tot erklärt werden wird. Alle, die Auskunft über Leben oder Tod des Verschollenen geben können, werden gebeten, dies spätestens im Aufgebotstermin dem Gericht anzuzeigen. Essen, den 4. Juli 1957   Das Amtsgericht

 

54 II 22/56 —     Beschluss

Die verschollene Haustochter, Paula Krämer, geboren am 06.10.1923 in Alt-Gorschen, Ostpreußen bei Heiligental, zuletzt wohnhaft gewesen in Alt-Gorschen, Ostpreußen, bei Heiligental, wird für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wird der 31. Dezember 1945, 24 Uhr, festgesetzt. Die Entscheidung ergeht gerichtskostenfrei. Die der Antragsteller entstandenen notwendigen Kosten fallen dem Nachlass zur Last. Essen, den 9. Juli 1957     Das Amtsgericht

 

54 II 32-33/57     Aufgebot

Der Stadtoberinspektor, Wilhelm Gertz (seine Eltern mit Familienn. Gutzki), wohnhaft in Essen, Planckstraße 31, hat beantragt, seine Eltern: a) Altsitzer, Friedrich Wilhelm Gutzki (Sohn hat den Familienn. Gertz), geb. 12.11.1869 in Buchwalde, Kreis Osterode, Ostpreußen, b) Auguste Gutzki, geb. Ziolkowski, geb. 23.10.1876 in Gramten, Kreis Rosenberg, Westpreußen, beide zuletzt wohnhaft gewesen in Buchwalde, Kreis Osterode, Ostpreußen, für tot zu erklären, weil sie während des letzten Krieges vermisst sind. Die Verschollenen werden aufgefordert, spätestens am 16. Oktober 1957, 9 Uhr, Zimmer 23, dem unterzeichneten Gericht Nachricht zu geben, widrigenfalls sie für tot erklärt werden. Alle die Auskunft über Leben oder Tod der Verschollenen geben können, werden gebeten, dies spätestens im Aufgebotstermin dem Gericht anzuzeigen. Essen, den 4. Juli 1957 Das Amtsgericht

 

Seite 8   Verschiedenes

Wer hat die Besetzung von Gudwallen (Landgestüt) miterlebt oder weiß darüber zu berichten? Ernst Quadt, Mainz-Gonsenheim, Rheinstraße 75.

 

Seite 8   Familienanzeigen

Wilfried. Unser Jürgen hat am 5. Juli 1957 ein gesundes Brüderchen bekommen. In Dankbarkeit und Freude. Dr. med. dent. Doris Knapp-Hassenstein, Tochter des verstorbenen Dr. Georg Hassenstein, früher Trempen, Kreis Darkehmen. Dr. med. dent. Karl Knapp. Tübingen, Breuningstraße 6.

 

Mathias-Michael, geboren am 14. Juli 1957. Unser Ekkehard bekam ein Sonntagsbrüderchen. Voll Freude: Inge-Christa Baier, geborene Krause, Waldwinkel/Schule, Ostpreußen. Dr. med. I. M. Baier, München, jetzt Burgsinn (Unterfranken).

 

Anneli, geboren am 29.06.1957. Unsere Roswitha hat ein Schwesterchen bekommen. In Freude und Dankbarkeit: Gertrud Gruhn, geb. Glomp, Liebemühl, Kreis Osterode. Otto Gruhn, Schwenkendorf, Kreis Mohrungen, jetzt Bochum-Stiepel, Im Sonderfeld 68.

 

Am 14. Juli 1957 wurde unser Günter geboren. Ursula Platzek, geb. Fischer. Paul Platzek. Veldhausen 132, Kr. Bentheim.

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Eva Gerundt, Wedel, Holstein, Steinberg 16. Früher Allenburg, Kreis Wehlau. Wolfgang Schwermer, Hamburg-Altona, Stresemannstraße 357. Früher Allenstein, Liebstädter Straße 42. 27. Juli 1957

 

Wir haben geheiratet. Dr. med. Erich Dolega, prakt. Arzt, früher Lyck. Elfriede Schröder, geb. Pagenkopf, Hasbergen, Kreis Osnabrück. Früher Insterburg.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Arthur Helsper, Bad Ems, Pfingstwiese 10. Dora Helsper, geb. Seitner, Bad Ems, Koblenzer Straße 30. Früher Angerburg, Ostpreußen. 13. Juli 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt, Ernst Bosselmann, Klausdorf/ Schwentine, Kirchenweg 2. Gisela Bosselmann, geb. Bertram, Soltau (Hann.), Auerweg 7. Früher Gensken, Kreis Osterode, Ostpreußen. Soltau (Hann.), den 18. Juli 1957

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Heinz Anton, Köln. Früher Danzig. Christel Anton, geb. Sczesny,  

Lechenich. Früher Arys. 20. Juli 1957

 

Am Tage unserer Silberhochzeit, allen Bekannten und Verwandten herzliche Grüße. Gustav Schlicht und Frau Minna Schlicht, geb. Petzel. Gleichzeitig schließen, den Bund fürs Leben, Erhard Lemcke, sowjetisch besetzte Zone und Frau Christel Lemcke, geb. Schlicht, Redelen, Kreis Bartenstein, jetzt Monschau (Eifel), Stadtstr. 1. 27. Juli 1957

 

Am 24. Juli 1957 feierten ihre Silberhochzeit, Emil Tarunski und Frau Gertrud Tarunski, geb. Spingat. Tilsit, Sprosserweg 57, jetzt Altenbögge-Bönen, Westfalen, Kirchstraße 4

 

Am 26. Juli 1957 feiere ich meinen 85. Geburtstag und grüße alle lieben Verwandten und Bekannten aus der Heimat. Frau Marie Herrmann, geb. Sahm. Tiefensee, Kreis Heiligenbeil, Ostpreußen, jetzt Wellingholzhausen 2, Kreis Melle (Osnabrück)

 

Frau Klara Pohl, verw. Rautenberg, aus Bladiau/Heiligenbeil, begeht am 28. Juli 1957, ihren 85. Geburtstag in aller Frische. Es gratulieren ihre dankbaren Kinder, Enkel und alle Bekannten aus Bladiau. Sie wohnt bei ihrem Sohn, Fritz, in Berlin-Wittenau, Roedernallee 85.

 

Am 30. Juli 1957 feiert meine liebe Frau, unser gutes Muttchen, Omchen und Schwiegermutter, Frau Käthe Parlitz, geb. Grigo, ihren 75. Geburtstag. Wir wünschen noch viele, schöne Jahre bei bester Gesundheit und ihren nie versiegenden Humor. Es gratulieren: Friedrich Parlitz. Siegfried Parlitz. Waldtraut Klein, geb. Parlit, Berlin SW 68, Segitzdamm 38, II. Lola Parlitz, geb. Schulz Dieter Klein.

 

Am 28. Juli 1957 feiert unser liebes Muttchen und Omchen, Bertha Ellmer, geb. Marschang, ihren 73. Geburtstag. Wir Breitenbacher, gratulieren herzlichst und wünschen Gottes Segen und noch viele gesunde Jahre in unserer Mitte. Ihre dankbaren Kinder und Enkel. Groß-Schunkern, Kreis Insterburg, jetzt Altenritte Nr. 6, Kassel 7

 

Am 31. Juli 1957 feiert unser lieber Vater und Opa, Richard Tietz, seinen 70. Geburtstag. Wir wünschen ihm weiterhin gute Gesundheit und alles Liebe. Ewald Tietz nebst Familie, Gutmadingen (Donau). Manfred Tietz nebst Familie, Heidelberg. Früher Reinlacken, Kreis Wehlau, jetzt Bad Dürrheim, Kreis Villingen.

 

Am 28. Juli 1957 feiert unser lieber Vater und Opa, Gustav Lemke, früher Hindenburg, Kreis Labiau, jetzt Oberhausen (Rhld.), Rehmer 36, seinen 70. Geburtstag. Es gratulieren herzlich, seine Kinder und Enkel, aus Oberhausen.

 

Anlässlich meines 90. Geburtstages sind mir so viele Glückwünsche übersandt worden, dass es mir unmöglich ist, alle persönlich zu beantworten. Ich möchte daher meinen Dank auf diesem Wege zum Ausdruck bringen. Mit Heimatgruß, Anna Bischoff, Neuerkerode über Braunschweig, Altersheim.

 

Weinet nicht an meinem Grabe, gönnet mir die ewige Ruh'. Denkt was ich gelitten habe, eh' ich schloss die Augen zu. Nach schwerem Krankenlager verschied am 14. Juli 1957, mein lieber Mann, unser guter Vater, Bruder, Schwiegersohn, Schwager und Onkel, Edmund Blank, im Alter von 41 Jahren. Um ihn trauern, seine tiefbetrübte Frau, Hilda Blank, geb. Wohlgemuth, Kinder, Geschwister und Anverwandte. Düsseldorf-Unterrath, Oldenburger Straße 18. Früher Coadjuthen/Sensburg.

 

 

Nach langer Ungewissheit erhielt ich die traurige Nachricht, dass mein lieber Mann, unser Schwager und Onkel, Fritz Gattow, geb. 07.10.1904, am 12.04.1945, in seinem geliebten Ostpreußen, bei Königsberg, gefallen ist. In stillem Gedenken: Eliese Gattow, sowjetisch besetzte Zone, den 17. Juli 1957. Früher Husenbrück, Kreis Angerapp, Ostpreußen.

 

 

Am 27. Juli 1957 feiern wir den 71. Geburtstag des Carl Schauties. Früher Schneckenmoor, Kreis Elchniederung, jetzt Friedrichsthal, bei Oldenburg in Holstein.

 

Am 11. Juli 1957 rief Gott der Herr, meinen lieben Mann, meinen herzensguten Vater und Schwiegervater, unseren lieben Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, August Naujoks, aus Paterswalde, Kreis Wehlau, zu sich in Sein Reich. Er starb nach kurzer Krankheit, im Alter von 83 Jahren.  In stiller Trauer: Frau Rosine Naujoks geb. Knorr. Fritz Naujoks und Frau Minna Naujoks, geb. Sahm. Elsbeth und Renate, als Enkel und Anverwandte. Krefeld, Roßstraße 164.

 

Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat entschlief nach langem schwerem Leiden, jedoch unerwartet, mein über alles geliebter Mann, unser treusorgender Papa, Sohn, Schwiegersohn, Bruder, Onkel, Schwager, Schwiegervater und Opa, Maurer, z. Z. Rentner, Heinz Rauschning, im 44. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Gertrud Rauschning, geb. Springer und seine acht Kinder, nebst Verwandten. Misburg (Hann.), Tulpenweg 10.

 

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Seite 9   Die Trakehnerin Thyra.

Thyra, das beste Dressurpferd, und ihre Reiterin Rosemarie Springer — Die großen Erfolge in Aachen und auf dem Dressurderby in Hamburg

 

Foto: Willy Schultheis, der zum dritten Male nacheinander das Deutsche Dressurderby gewann, mit der Trakehnerin Thyra.

 

Foto: Rosemarie Springer auf der Trakehnerin Thyra, mit der sie große Erfolge erzielte. Besitzer des Pferdes ist ihr Gatte, der Zeitungsverleger Axel Springer. Aufnahme: Werner Menzendorf.

 

Foto: Auf dem großen Turnier in Aachen überreichte Bundesminister Dr. Lübke — unser Bild — Frau Rosemarie Springer, Hamburg, auf Thyra, den Ehrenpreis nach ihrem Sieg in der Dressurprüfung Klasse S um den Preis des Bundeskanzlers.

 

Die großen Tage von Aachen und Hamburg, Höhepunkte jedes deutschen Reiterjahres, sind nun vorbei. Es gab auf dem 21. Internationalen Reitturnier in Aachen ebenso Überraschungen wie beim Hamburger Reit- und Springderby. Für uns Ostpreußen ist es erfreulich, dass nicht nur in Material- und Eignungsprüfungen ostpreußische Pferde hervorragend abschnitten, sondern dass besonders ein Pferd sich in die Weltklasse der Dressurpferde hineingeschoben hat: die Trakehnerin Thyra, aus dem Hamburger Dressurstall am Falkenstein unter ihrer Reiterin Rosemarie Springer. Der geborenen Danzigerin sind auf der Trakehnerin Thyra Erfolge gelungen, die vor ihr noch niemand erreicht hat und die im deutschen Dressursport einzigartig dastehen. Denn Rosemarie Springer konnte allein auf dem Aachener Turnier vier von sechs internationalen Prüfungen der schweren und mittelschweren Klasse gewinnen.

 

Der Hamburger Dressurstall, am Falkensteiner Elbufer gelegen, stellt heute die deutsche Dressurelite. Seit vor drei Jahren Zeitungsverleger Axel Springer den bekannten Dressurreiter Willy Schultheis nach Hamburg rief, hat sich das Schwergewicht des deutschen Dressursportes stark nach Hamburg verlagert. In der Reitbahn des Falkensteiner Stalles begegnet man Namen, die heute in der Dressur einen ausgezeichneten Klang haben wie Rosemarie Springer, Hannelore Weygand und ihr Lehrmeister Willy Schultheis, der sich in diesem Jahr zum dritten Mal das Blaue Band des Deutschen Dressurderbys holte. Und in den Boxen des Falkensteiner Stalles stehen Pferde von ostpreußischer Abstammung. Eine stattliche Zahl: Thyra, Heraldik, Perkunos, Skanda, Tassilo, Muskateller und Isolani.

 

Willy Schultheis muss es selbst zugeben, obgleich er nicht gerne ein Lob ausspricht: der Falkensteiner Dressurstall befindet sich zurzeit in Hochform und hat einwandfrei die Spitze im deutschen Dressursport übernommen. Das bewies allein das Deutsche Dressurderby in Hamburg. Der Falkensteiner Stall stellte alle drei Sieger. Hinter Willy Schultheis errang der 21-jährige Reinhold Fritz, ebenfalls ein Schultheis-Schüler, den zweiten Platz vor Rosemarie Springer. Das beste Pferd in der Entscheidung, in der jeder Reiter auch mit den Pferden der drei anderen Reiter reiten musste, war mit der Wertziffer 19,60 Thyra vor Doublette mit 18,0. Unter jedem der vier Reiter war Thyra das Beste der vier Pferde. Heraldik, eines der vier Pferde der Entscheidung, ist ebenfalls Trakehner Abstammung. Eine große Leistung für den jungen Stall, der ohne weiteres die nächste Olympiamannschaft stellen könnte. Aber davon will Schultheis nichts hören. „Erst abwarten", sagte er voll gesunder Skepsis. Für ihn gelten nur die verdienten Erfolge. Von Vorschusslorbeeren hält er nichts.

 

Wer die Dressurprüfungen in Aachen und Hamburg gesehen hat, wird — auch wenn er nichts von Pferden verstehen sollte — von der Schönheit und Eleganz von Reiter und Pferd fasziniert gewesen sein. Und wer liebt nicht den Dressursport, wenn er Pferde liebt, diese vielleicht edelste und vornehmste Art des Reitsportes, der die innige Verbindung von Reiter und Pferd in Harmonie und Vollendung zeigt. In der Dressur wird das Pferd in drei Gangarten: Schritt, Trab und Galopp vorgestellt. Man unterscheidet vier Klassen und Dressurprüfungen für Reitpferde. A ist die Klasse der Anfänger, L die leichte, M die mittlere, S die schwere Klasse. Für das Deutsche Dressurderby müssen die Reiter viermal starten. In den beiden ersten Tagen müssen sie eine Aufgabe der S-Dressur nach Kommando reiten. Dann kommt die Kür, in der sie alle Dressurlektionen zu zeigen haben. In diesen drei Tagen werden die vier besten herausgeholt, die dann im Endkampf auch die Pferde der anderen drei Reiter vorstellen müssen.

 

Die Kür wurde im abendlichen Jungiusrund von Planten un Blomen, dem herrlichen Hamburger Parkgarten, geritten. „Das es so etwas in unserm Zeitalter der Angst und Hetze noch gibt!" sagte ein stiller Betrachter, als er Rosemarie Springer einreiten sah. Niemand im Zuschauerrund konnte sich dem Zauber dieses Augenblickes entziehen. Wie eine dunkle Kulisse standen die Bäume des Parks gegen den von den Lichtern der Großstadt erhellten Abendhimmel. Fern blieb der Lärm der großen Straßen. Leise Klänge der Musik. Das Licht der Scheinwerfer ließ das satte Grün des gepflegten Rasens, das Bunt der sommerlichen Blumen fast unwirklich erscheinen. Und dann die Reiterin: blond und schlank, bestechend in Figur und Aufmachung, ihr Pferd bezaubernd in seiner Eleganz. Die edle Schönheit und Korrektheit des Dressursportes fand hier ihren sichtbarsten Ausdruck.

 

Wenn Rosemarie Springer von ihrer Thyra spricht, dann leuchten ihre hellen Augen. „Drei Jahre sind wir nun zusammen", sagte sie, „und wir verwachsen immer mehr. Sie war mein erstes Dressurpferd, als ich vor drei Jahren begann. Das war noch in Düsseldorf, als mein Lehrmeister Willy Schultheis Thyra dorthin geholt hatte. Dann kamen Lehrmeister und Pferd nach Hamburg zu uns“.

 

Bis dahin, vor drei Jahren, hatte Frau Springer noch keine Dressur geritten. Kaum glaubhaft, möchte man heute sagen. Aber Rosemarie Springer saß schon als dreijähriges Mädchen in ihrer ostdeutschen Heimat auf dem Pferderücken. Und sie blieb ihrem Lieblingssport treu. Zur Dressur aber fand sie erst, als sie zu Willy Schultheis kam. „Ich bin sozusagen mit Thyra hochgewachsen. Dass wir beide einmal solche Erfolge zu verzeichnen hätten, haben wir uns damals wohl nie träumen lassen“.

 

Unermüdliche Arbeit von Lehrmeister und Schülerin, Frau Springers zäher Fleiß, ihre sportliche Begabung (sie kann zufassen, sagt Willy Schultheis), die nötige Härte und nicht zuletzt ihre Thyra führten Frau Springer zu den letzten großen Erfolgen. Erst in diesem Jahr gewann sie in Hannover ihre erste große S-Dressur. Dann folgte Berlin. Hier holte sich Frau Springer neben einer M- und einer L-Dressur den St.-Georgs-Preis und den Grand Prix. Viele kleinere Siege folgten dann, bis Aachen kam, Frau Springers „Sternstunde". Umjubelt und bewundernd gewann sie mit ihrer „Thyra" Preis um Preis. Einer der großen Augenblicke im deutschen Dressursport war das Stechen beim Großen Olympia-Preis zwischen Frau Springer und dem Schweizer Chammetin. Ein Stechen in dieser schwersten Aufgabe ist selten. „Furchtbar schwer für mich", gestand Rosemarie Springer; denn die Aufgabe war uns nicht bekannt und musste in zwanzig Minuten gekonnt sein“. Mit einer großartigen ausdrucksvollen Leistung gewann Frau Springer überlegen das Stechen. Sie gesteht ein: „Ich bin glücklich und sehr, sehr dankbar. Dankbar meiner Thyra, dass sie mich nicht im Stich gelassen hat und dankbar meinem Lehrmeister, der mich so weit, brachte“.

 

Thyra, die zehnjährige, dunkelbraune Trakehnerin, konnte bis jetzt 35 Siege in allen Klassen und rund achtzig Platzierungen erringen. Sie war im Jahre 1956 erfolgreichstes Dressurpferd.

 

Der Hamburger Dressurstall vom Falkensteiner Elbufer hat einen großen Namen errungen, erfreulich für den deutschen Reitsport, „über meine Auswahl an Zukunftspferden für die Dressur wäre zu sagen", erklärte Willy Schultheis, „dass ich dem Trakehner wie dem Vollblüter den ersten Rang einräume!" Wir freuen uns, das zu hören.

 

Wir müssen aber, wenn wir vom internationalen Reitturnier in Hamburg-Flottbek berichten, nicht vergessen, dass noch so manches Pferd aus ostpreußischer Zucht erfolgreich war. So konnte Matador, der den ostpreußischen Hengst Pokal zum Vater hat, nicht nur das Championat der Reitpferde, sondern auch die leichte Klasse Materialprüfung und die leichte Klasse für Reitpferde gewinnen. In der Materialprüfung für schwere Pferde stellten sich drei Ostpreußen an die Spitze, die denselben Vater — nämlich Hansakapitän — haben: der Rapphengst Aab, der fünfjährige Schimmelwallach Perfekt und der Rappwallach Renommee. Sieger in der Eignungsprüfung für Reitpferde wurden Perfekt und Brilliant, ein Pokalsohn. In der M-Dressur siegte Constantin, ein achtjähriger Ostpreuße, der auf einer Trakehner Auktion gekauft wurde. Im Championat für Reitpferde sah man Stormy an dritter Stelle. Erfreuliche Erfolge, auf die unsere ostpreußischen Züchter mit Recht stolz sein können. Ruth Geede

 

Seite 9   Ferienlager auf der Ostpreußenhütte

Im schönen Salzburgerlande, dort, wo die Vorfahren vieler Ostpreußen herstammen, findet man auf über 1600 Meter hohem Bergrücken, so unwahrscheinlich das dem Uneingeweihten klingen mag, ein echtes Stück ostpreußischer Heimat. Wer hätte gedacht, nach dem in Werfen begonnenen Aufstieg durch herrlichen Wald und saftige Bergwiesen in ein Haus zu kommen, wo jedes Möbelstück und jedes Bild an die ferne ostpreußische Heimat erinnern. Man ist in der Ostpreußenhütte, die im Jahre 1926 von der Sektion Königsberg Pr. des Deutschen Alpenvereins erbaut wurde. (Wir haben über die Ostpreußenhütte im Ostpreußenblatt mehrere ausführliche Bildberichte gebracht. Die Red.) Wohl jeder Ostpreuße, der hier einkehrt, bedauert es, dass nicht viel mehr Landsleute besonders, junge Ostpreußen, den Weg hierhin und von hier weiter in die gewaltige Bergwelt des Hochkönigs finden.

 

Das soll nun bald anders werden. In Zusammenarbeit zwischen Stellen des Deutschen Alpenvereins und der Landsmannschaft Ostpreußen soll in der zweiten Hälfte des Monats September für jüngere Landsleute beiderlei Geschlechts erstmals ein einwöchiges Ferienlager auf der Ostpreußenhütte abgehalten werden, bei welchem ein vom Deutschen Alpenverein zugelassener Lehrwart eine Einführung in das Bergsteigen geben wird. Die den Teilnehmern entstehenden Kosten sollen möglichst auf ein Mindestmaß herabgesetzt werden. Auf Wunsch kann sich an dieses Lager eine gemeinsame Fahrt durch das Salzburger Land anschließen.

 

Wegen der zu erwartenden großen Nachfrage sollen die Meldungen in der Reihenfolge ihres Einganges berücksichtigt werden. Weitere Einzelheiten sollen den sich meldenden Interessenten laufend mitgeteilt werden. Anmeldungen bis spätestens 10. August 1957 an die Sektion Königsberg Pr. des Deutschen Alpenvereins, Göttingen, Hainbundstraße 32. Arnold Woelke

 

Seite 9   Die Grenze der Rotbuche

Die Rotbuche (Fagus silvatica) erreicht, ähnlich wie die Traubeneiche, auch Steineiche genannt, in Ostpreußen eine Nordostgrenze ihrer Verbreitung. Professor Dr. Joh. Abromeit skizzierte diese Linie: „Die Ostgrenze verläuft in unserer Provinz in südöstlicher Richtung von der Brandenburger Heide, wo die Buche bereits dem alten Königsberger Botaniker Johann Loesel (1654) bekannt war, über Wildenhoff, Landsberg zur Sadlower Forst bei Bischofsburg und Rößel. Ansehnliche Bestände der Rotbuche haben die gräflichen Waldungen am Schloßberge bei Wildenhoff, Reichertswalde, Groß- und Klein-Hermenau, Forstrevier Sadlowo, Buchwalde, Wormditt, Prinzwald, Taberbrück, Schwalgendorf, Alt-Christburg, Cadinen und Panklau (Heilige Hallen). Innerhalb wie außerhalb der angegebenen Grenze wird die Rotbuche öfter kultiviert, je nachdem ein Bedarf oder Liebhaberei die Veranlassung gaben. So rühren die Rotbuche im Samlande, wo sie zuweilen in starken Stämmen beobachtet werden können, nachweislich aus ehemaligen Anpflanzungen her, ja selbst bei Tilsit auf dem Engelsberge sowie in der Rominler Heide (Forstrevier Nassawen) gedeihen sie noch ganz gut, obgleich sie niemals Bestände bilden“.

 

Seite 10   Ein Pirschgang zur Blattzeit. Von Klaus Graf Finckenstein.

Foto: Die Brettdroschke ist bequem und leicht.

Zur Beginn der Erntezeit, in den ersten Augusttagen, konnte es auch bei uns sehr heiß sein, und an einem dieser Hochsommertage wollen wir eine richtige Abendpirsch auf einen alten vorsichtigen Bock machen, der jetzt in der Blattzeit vielleicht am ehesten sich einmal überraschen lässt und über die Liebe die Vorsicht vergisst.

 

Es ist eigentlich mehr eine Pirschfahrt als ein Pirschgang, denn wir wollen fahren und dazu die für meinen Geschmack als Feld-, Wald- und Jagdwagen unübertreffliche kurische Brettdroschke benutzen, wenigstens für den größten Teil des Weges, denn da, wo der alte Bock steht, können wir nur zu Fuß hin.

 

Die Brettdroschke ist für den, der sie nicht kennt, schwer zu beschreiben, er muss schon glauben, dass sie sowohl bequem wie auch leicht ist, dass man mit ihr überall durchkommt, auch durch Gräben, wenn es nötig ist, und dass selbst der Transport eines Hirsches auf ihr keine Schwierigkeiten macht.

 

Am ehesten macht man sich nach dem Bild einen Begriff von diesem Fahrzeug, ohne dass ich mir Revierfahrten gar nicht denken kann, und auf dem meine Frau auch auf dem ganzen Treck von Garden bis ins Dithmarsche gefahren ist, trotz winterlicher Kälte, und mit dem sie überall durchkam und, dem Treck vorausfahrend, Quartier für die über hundert Menschen und die Pferde machen konnte.

 

Wir brauchen erst recht spät aufzubrechen, denn so lange die Sonne hoch am Himmel steht, sitzt das Rehwild im schützenden Unterholz oder im Hafer, der noch nicht gemäht ist, so dass nur die Abendpirsch aussichtsreich ist.

 

Es geht zu einem kleinen buntgemischten Wald auf dem Feld mit viel Unterholz, einem Lieblingseinstand von Rehwild, das ja weder ein reines Wald- noch ein reines Feldtier ist und die kleinen Wälder im Feld mehr liebt, als geschlossenen Wald.

 

Besonders einen kleinen Hügel mit ein paar alten Eichen und Kiefern, unter denen ein fast undurchdringliches Gestrüpp von Himbeere und Brombeere ist, liebt in dem Wald, zu dem wir wollen, der alte Herr. Da sitzt er kühl, und es ist schwer heranzukommen, ohne dass er Wind bekommt oder einen sonst gewahr wird. Wir benutzen einen Steig quer über den großen Roggenschlag, nicht die schattige alte Allee, denn wir wollen die Abendsonne genießen, die, so tief sie auch schon steht, doch noch schön wärmt.

 

Sommerlich heiter ist das Bild der langen Reihen von Hocken, zwischen denen eine Schar von mindestens fünfzig Störchen wie zu einer Treibjagd ausgeschwärmt herumstolziert und Jagd auf Grashüpfer und andere Insekten macht und ab und zu auch hier einen Frosch oder als besonderen Leckerbissen eine fette Maus erwischt.

 

Es ist ein typisch östliches Bild, wo auf fast jedem Gehöft ein Storchennest war und die noch nicht brutfähigen Junggesellen sich in Truppe oder auch ganzen Kompanien zusammentaten, die am Tage die Felder abstreiften und nachts auf irgendwelchen einzel-stehenden Bäumen auf dem Felde oder am Waldrand aufbaumten. Besonders beliebt waren alte Kiefern als Schlafbäume.

 

Der Jäger liebte diese „Raubstörche" gar nicht; denn, wenn sie im Frühjahr die Saaten, wie jetzt die Stoppeln systematisch abjagten, entging ihnen so leicht kein Junghäschen und kein Rebhuhn- oder Fasanengelege oder -küken.

 

Als Naturfreund freute man sich aber über sie. Besonders zwischen den Hocken — einzelne saßen auch auf einer Hocke — wirkten sie sehr dekorativ, sie gehörten eben dazu.

 

Kurz vor unserem Ziel, dem kleinen Feldgehölz, kommen wir noch an einen See mitten im Felde vorbei, wo am Ufer, schon steif wie Pfahle aufgerichtet und sichernd, sieben oder acht Reiher stehen, die, als wir näher kommen, krächzend abstreichen. Es ist interessant, wieder einmal bei einer Begegnung mit Storch und Reiher unmittelbar nacheinander so recht den Unterschied zwischen beiden, sowohl im Jagen, wie im Streichen, zu beobachten. Der Storch bei der Jagd meist gravitätisch schreitend, der Reiher ein reiner Anstandsjäger, der Storch mit langvorgestrecktem Hals mit langen leichten Flügelschlägen fliegend und gern schwebend, der Reiher mit U-förmig durchgebogenem Hals und ganz tief durchgezogenen, schweren Flügelschlägen.

 

Im Rohr lässt trotz der späten Jahreszeit der Drosselrohrsänger noch sein „Karakit" hören, kein begabter Sänger mit wohllautender Stimme, aber der unermüdlichste, den man nicht überhören kann. Auf ihn passen wirklich die Verse aus der Münchhausen-Ballade: „Er sang nicht schön, aber er sang laut" und „Es hatte das Lied nur einen Vers, doch sang er ihn tausend Male".

 

Am Wäldchen müssen wir aussteigen, die Brettdroschke bleibt auf einer Wiesenschlenke zurück. Der brave Schimmel kennt Pirschfahrten, und man kann ihn, abgesträngt, ruhig allein grasen lassen.

 

Das Wäldchen ist klein, aber bunt; es hat wohl an die zwanzig Holzarten und Sträucher, zum Teil Prachtexemplare, besonders von Eichen und Kiefern. Es ist zu klein, um es nach forstlichen Gesichtspunkten zu behandeln, und es soll ein Stückchen Urwald bleiben. Mit seinem Unterholz, viel Kaddick, seinen Brombeerhecken, und am Rande den Himbeeren, ist es ein kleines Paradies für das Wild, besonders für Rehe.

 

Das war ja das Schöne an den großen Besitzen im Osten, dass, auch ohne dass sie unter Naturschutz gestellt zu werden brauchten, solche Naturdenkmäler — nicht nur kleine Gehölze, sondern auch schöne Einzelbäume auf dem Felde — erhalten werden konnten, und dass es Tradition war, das trotz aller modernen Wirtschaft zu tun. Das machte, mit den alten Alleen, die Landschaft so belebt.

 

Wir pirschen erst durch ganz lichte Teile, zunächst noch ohne besondere Vorsicht, bis eine kleine Wiese mit Weidenbüschen durchschimmert. Jetzt heißt es zu pirschen „wie der Teufel auf Socken", denn hinter der kleinen Wiese ist der Brombeerhügel, wo der alte Herr wohnt.

 

Unbemerkt kommen wir bis an den Wiesenrand und setzen uns gut gedeckt auf einen großen Stubben und haben Zeit und Ruhe, uns am Frieden des Sommerabends zu freuen und die Natur zu beobachten. Etwas gestört wird der Frieden durch die Mücken, aber an die ist man um diese Jahreszeit schon einigermaßen gewöhnt; sie lieben nicht den Zigarettenrauch, und rauchen können wir vorläufig noch, da der Wind gut steht.

 

Als erstes fällt uns auf, dass um den Weidenbusch vor uns in der Wiese das Gras niedergetreten ist, ein richtiger schmaler Steig, als ob ein Pferd um den Busch herum longiert worden wäre. Es ist ein „Hexenring", hier hat der Bock seine Ricke, immer um den Busch herum, getrieben. Auch sonst merkt man an den vielen blankgefegten Jungeschen am Wiesenrand und an den vielen weißgeschlagenen Weidenzweigen und an den Plätzstellen, dass ein starker Bock hier seit Tagen aufgeregt herumgetobt ist.

 

Auf dem Hügel fällt besonders eine breitkronige Eiche auf, auf der einen Seite vom Blitz getroffen und zopftrocken. In einer ihrer breiten Astgabeln trägt sie einen großen Horst. Hier hat der Schwarzstorch gehorstet, nahe an seinem Jagdrevier, der Wiese, dem brüchigen Seerand und am See, wo er Frösche, Schlangen und Fische fängt.

 

Schade, dass die Jungen schon ausgeflogen sind. Vor ein paar Wochen sah ich sie noch auf dem Horstrand und den Ästen daneben stehen. Wie die kleinen Marabus sahen sie aus, noch stellenweise mit wolligen weißen Daunenresten auf dem Braun des Kopfes, wie ein Schopf und noch nicht mit so prachtvollem grüngoldigem Schimmer auf dem Gefieder, wie ihn der alte Schwarzstorch zeigt.

 

Heute lässt sich leider keiner der schönen, bei uns gar nicht so seltenen, Waldstörche sehen, dafür kommt aber um die Ecke der Kranich auf der Wiese anspaziert, samt Weib und Kind.

 

Er ist doch der imposanteste von der ganzen Familie, wenn man, was wissenschaftlich wohl nicht ganz einwandfrei ist, Storch, Reiher, Schwarzstorch und Kranich als eine Familie bezeichnen will. Anderswo als zu Hause im Osten hat man wohl nicht so leicht Gelegenheit, die vier kurz nacheinander zu beobachten oder auf kleiner Fläche Spuren ihrer Anwesenheit festzustellen.

 

Schön ist der alte Kranich mit der leuchtend roten Kopfplatte und den langen Schmuckfedern an den Flügeln. Er lässt sich auch von allen Seiten besehen und benimmt sich wie ein Mannequin auf dem Laufsteg, hält sich danach aber nicht mehr lange auf, die ganze Familie verschwindet wieder um die Ecke, wie sie kam.

 

Aber jetzt wird es ernst mit dem Bock. Wenn er nicht bald von selbst auf die Wiese herauskommt, muss ich versuchen, ihn mit Blätten heranzuholen. Aber viel Zutrauen habe ich dazu nicht, ich bin kein Künstler auf diesem Gebiet, und der Abend ist auch keine günstige Zeit dafür.

 

Die Schatten werden schon tiefer, nur die Spitze der höchsten Kiefer auf dem Hügel ist noch vergoldet. Da, endlich, etwas Rotes zwischen den letzten Brombeersträuchern! Aber nur eine Ricke mit zwei Kitzen kommt äsend auf die Wiese. Spielend toben die beiden herum, kommen aber immer wieder zur Mutter, nicht nur aus Respekt und guter Erziehung, sondern weil das Toben hungrig macht, und immer noch die „Spinne", das Euter der Mutter, mehr lockt, als das Gras.

 

Lustig sehen sie in ihrem buntgefleckten Kleid aus, das so gut zu ihrem kindlichen Übermut und Herumtollen passt. Fast schade, dass sie es nicht behalten, so schön auch später das leuchtende Rot ist.

 

Dieses Familienidyll ist gar nicht nach dem Sinn eines alten Hagestolzes, und ich bin froh, als Mutter und Kinder sich weiter weg äsen, ohne uns gewahr zu werden.

 

Jetzt plötzlich lautes Brechen vor uns im dichten Unterholz! Sollte der Bock beim Sichern vor dem Austreten doch Wind von uns bekommen oder etwas vernommen haben?

 

Nein, jetzt hören wir ein lautes „Piäh" und ein Keuchen, und wir wissen, dass der Bock drinnen sein Schmalreh treibt. Nun preschen sie schon heraus auf die Wiese, und das Karussell um einen Weidenbusch am jenseitigen Rand geht los.

 

Wirklich stolz sieht der Bock aus, ganz dunkelrot, mit dickem Hals, zwischen den Lauschern, dicke Stangen mit weißblitzenden Enden. Er sieht fast plump und massig aus gegen das zierliche Schmalreh, das auch viel wendiger ist.

 

Lange Zeit haben wir nicht zu verlieren, denn bald ist das Büchsenlicht fort. Ein kurzer Pfiff, auf den hin der Bock verhofft, und in diesem Moment erhält er die Kugel die ihn im Feuer zusammenbrechen und verenden lässt. Ein schöner Tod, wenn der Tod überhaupt schön sein kann, und aufregend war es, sicher wird das Gehörn nicht enttäuschen und der Bock alt und richtig geschossen sein. Aber doch beschleicht einem in dem Moment, in dem ein edles Stück Wild aus voller Schönheit und Kraft durch einen Schuss herausgerissen wurde, jedes Mal eine leise Wehmut, und als das Schmalreh nach dem verschwundenen Liebhaber sucht und einen Moment ängstlich bei dem Verendeten stehen bleibt, ist für eine Zeit die ganze Freude dahin.

 

Sie kommt aber doch wieder, als das Schmalreh weitergezogen ist und ich an den Bock herantrete und sehe, dass meine Erwartungen in allem übertroffen sind, besonders in der Stärke der Stangen und Rosen, die auf einen wirklich alten Bock deuten. Und stark an Wildbret ist er! Gut, dass wir den Wagen in der Nähe haben. Wir hätten böse zu schleppen an dem Bock, der aufgebrochen sicher nicht viel weniger als fünfzig Pfund wiegt.

 

So geht es froh nach Hause, in der schon fast zur Nacht gewordenen Dämmerung, dieses Mal durch die alte Linden- und Ahornallee.

 

In den Wiesen, die im Abendnebel wie weiße Seen erscheinen, aus denen nur die Erlengruppe als dunkle Phantome herausragt, schnarrt der Wachtelkönig.

 

Eine Nachtschwalbe fliegt dicht vor dem Pferd auf und gaukelt um den Wagen, um sich dann dicht neben ihm in den sandigen Weg fallen zu lassen. Alles ist geheimnisvoll im Anbrechen der immer noch kurzen, warmen Sommernacht, man fühlt sich sommerlich glücklich und sicher und heimatlich.

 

Seite 10   Der See . . .

Von Hedy Groß

Und am Laschmiadensee

durch das Gras bis zu den Knien,

durch den Duft vom Honigklee

schwer stampft das schwarzweiße Vieh.

 

Kaut am Morgen, kaut am Mittag

und bringt heimwärts satt und trächtig

uns am Abend seinen Segen

schwer in Eutern übermächtig.

 

Sommersüß in Weidenkörben

Beeren aus dem Lasker Wald!

Last von unserm Sang getragen.

Tief die Stille widerhallt.

 

Sommer ist Gesang und Blumen.

Lerchen in den Himmel steigen.

Sommer ist für unsere Schwalben,

wo sich sichere Dächer neigen.

 

In den blauen dunklen Nächten

Liebe strömt weit aufgetan . . .

Schwere Last war meine Trauer,

kommt mein Schiff im Hafen an.

 

Seite 10   Es geht eine helle Flöte …

Von August Schukat.

Von irgendwo klang dieses Lied auf. Zart und innig, von Kindermund gesungen.

 

Immer, wenn ich dieses Lied höre, steigen bestimmte Bilder der Heimat in mir auf. Ich gehe den einen Feldweg im Samland. Schaue über die weiten, grünen Felder und Wiesen und auf die roten Höfe und sehe tief in den blauen Himmel hinein, der mir nirgends so blau erschien wie daheim, und atme die herbe Luft ein, die von der nahen See herüberströmt. Da liegt ein Hof hoch und breit.

 

In einer kleinen Stadt war‘s, an einem Tag voller Sonnenschein und Lebensfreude, der daherkommt und geradezu auffordert, auch einmal etwas anderes zu tun, als immer nur das Gewohnte. An so einem Tage war‘s, als ich die Jungen und Mädel einer Klasse aufforderte, es möge mir jeder sein Lieblingslied vorsingen.

 

Zunächst kam es etwas zaghaft und scheu, dann aber kamen lustig und munter Lieder in bunter Folge. Da stand ein Mädchen auf mit frischem, zartem Gesichtchen, langen, blonden Hängezöpfen, ein Kind von jenem Hof, der so stolz dalag, und es sang dieses Lied:

 

„Es geht eine helle Flöte,

der Frühling ist über dem Land.

Birken horchen auf die Weise,

Birken und die tanzen leise.

Es geht eine helle Flöte,

der Frühling ist über dem Land“.

 

Auch die muntersten waren plötzlich still geworden, alles sah auf die kleine Sängerin und lauschte wie gebannt auf das Lied. Ich weiß nicht, war es der Zauber des Liedes, war es die feine Kinderstimme oder die Art, wie es vorgesungen wurde, was uns mit einem mal so gefangen nahm. Das Kind hatte mit diesem Lied unsere Herzen tief angerührt. Ein Lied hatte hier seinen Sänger gefunden. Als sie geendet hatte, baten wir, und sie musste es uns noch einmal vorsingen. Mich ließ es eine Zeitlang nicht los. Ich musste es immer wieder singen.

 

In späteren Jahren habe ich es oft singen hören. Immer fiel mir dann die Stunde ein, und unwillkürlich verglich ich. Es war aber niemals so wie damals.

 

Der furchtbare Krieg kam und nahm uns unsere Heimat. Was sich gerettet hat, ist wie vom Winde verweht hierhin und dorthin.

 

Nach Jahren las ich zufällig von dem Tod der kleinen Sängerin. Mir fiel jene Stunde ein, und ich dankte ihr im Stillen dafür. Dann überdachte ich die Jahre. Sie war noch jung, und ich bedauerte, dass sich dieses Leben so früh vollendet hatte.

 

Als ich der Mutter meine Anteilnahme ausdrückte, war ich glücklich, dass ich ihr in ihrem Schmerz etwas Tröstliches sagen konnte. Ich schrieb ihr von jener Stunde, welchen Eindruck sie damals mit dem Gesang dieses Liedes auf uns gemacht, wie sie sich damit in unser aller Herzen hineingesungen habe und dass sie uns unvergessen bleiben werde.

 

Aus der Antwort fühlte ich, dass der Mutter mein Brief doch ein Trost in ihrem großen Schmerz gewesen war. Das Schicksal hatte sie hart geschlagen. Der Mann war nicht wiedergekommen, Haus und Hof verloren, und nun war ihr noch diese Tochter durch den Tod genommen worden. Nach langer Irrfahrt war sie endlich mit den Kindern in einer kleinen rheinischen Stadt untergekommen. Die Tochter war wie so viele junge Mädchen unserer Landsleute Krankenschwester geworden und hatte sich gut eingearbeitet. Sie hatte Freude an diesem Beruf gehabt, und man schätzte sie dort. Da hatte sie sich bei der Pflege der Kranken eine Infektion zugezogen, und sie war daran gestorben. Sie, die Mutter, arbeite in einer Wäscherei und bemühe sich, ihre Kinder aufzuziehen.

 

Die kleine Sängerin ist tot. Das Lied lebt und wird immer wieder gesungen. In ihm ist eine Kraft, die erhebt und tröstet.

 

Seite 10   „Masovia" — erstes Dampfschiff Masurens

Der Bau der Masurischen Wasserstraße wurde nach einem Besuch von König Friedrich Wilhelm IV im Jahre 1854 tatkräftig fortgesetzt, und zwei Jahre später, am 3. September, konnte das Dampfschiff „Masovia“ , auf dem der Monarch eine Rundfahrt über den Spirdingsee unternommen hatte, über den Löwentin- und Mauersee nach Angerburg fahren. Sehr fordernd! für die Erschließung Masurens wirkte sich die Tätigkeit der 1890 gegründeten „Gesellschaft zur Erleichterung des Personenverkehrs auf den Masurischen Seen" in Lötzen aus. Bis zu diesem Jahre war die Schönheit der Seen- und Waldlandschaft noch wenig bekannt. Dank der Rührigkeit dieser Gesellschaft und des Schiffsdienstes der im nächsten Jahre gegründeten „Dampfer-Kompagnie" entwickelte sich ein lebhafter Touristen-Verkehr, der von Jahr zu Jahr anstieg. Masuren blieb nicht mehr der unbekannte Landstrich, sondern wurde zu einem vielbesuchten Reiseland Deutschlands.

 

Seite 11   Im Gedenken an Klövermarken.

Vor zehn Jahren begann der Abtransport der in  Dänemark internierten Landsleute.

Von Dr. W. Franz

Zeichnung: Erich Behrendt. Von diesem „Sehnsuchtshügel" schauen sie über den Stacheldraht und einen schmalen Küstenstreifen zum Meer. Dort stehen sie stundenlang und starren aufs weite Wasser, auf dem sie herübergekommen sind und das ihnen den Weg in die Heimat bedeutet.

 

Von der alten Börse Kopenhagens sieht man im Süden der Stadt den patinagrünen Kirchturm von „Vor Frelser" (Unser Erlöser) in den windgefegten Seehimmel stechen. Seiner absonderlichen Form wegen rechnet er zu den Wahrzeichen der Hauptstadt; um die Spindel seiner Spitze führt eine Wendeltreppe im Linksdrall herum. Die Sage erzählt, sein Erbauer habe sich von der Höhe, von dort, wo der Umgang am großen goldenen Knauf mit dem Standbild des Heilands endet, hinuntergestürzt, weil man ihn verhöhnte, dass er die Treppe nicht im Sinne des Uhrzeigers herumgeführt habe.

 

Wer im Sommer 1946 oder 1947 diesen luftigen Aufgang emporstieg, der sah im Norden das schöne Kopenhagen mit seinen Parks und Boulevards, mit dem Rathaus und der wuchtigen Kuppel der Marmorkirche, mit dem Wald der Masten am vielfältig verästelten Hafen. Wandte man den Blick nach Osten zum Sund hin, dorthin, woher die Küste des nahen Schwedens lockt, dann blieb das Auge haften an Hunderten von Baracken, fast tausend an der Zahl, die wohl ausgerichtet zwischen Meer und Stadtrand ein ganz ebenes, baumloses Gelände bedeckten. Ein Gelände, das einst, wie sein Name Klövermarken besagt, ein Kleefeld war; nacheinander diente es dann als Flugplatz, Exerzierplatz und zum Teil als Golfplatz bis es über siebzehntausend Flüchtlingen aus Ostpreußen, Westpreußen und Pommern eine Heimstatt bot.

 

Mittelpunkt dieser Stadt hinter Stacheldraht ist der hohe Schornstein der Zentralküche an der Hauptstraße, die das Lager gradlinig schneidet auf ihrem Weg zum Sund. Jetzt, in der Sonne, sieht das Gewirr der Holzhütten recht bunt aus. Bald stehen sie mit ihren Längsseiten parallel zu der Hauptstraße und den senkrecht von ihr abzweigenden Nebenstraßen, bald sind sie verkantet zu den schwarzen Schotterwegen gesetzt, so dass sie ein Zickzackmuster bilden. Die in der Stadtrandnähe haben grünen Anstrich, ihnen folgt ein Streifen gelber und blauer Baracken, während die Schulstadt links der Hauptstraße die Ochsenblutfarbe schwedischer Holzhäuser zeigt. Dann aber, weiter zum Wasser hin wird das Lager ganz scheckig: neben grünen und blauen Hütten stehen holzfarbene, weiße, graue oder rote in buntem Gemisch. All diese Baracken hat der dänische Staat von Schweden gekauft, um die Flüchtlinge aus den Schulen, Freimaurerlogen und Studentenheimen, in die sie die deutsche Verwaltung gesteckt hatte, hier zu sammeln und ihre bisherigen Unterkünfte wieder ihrer einstigen Bestimmung zuzuführen.

 

Um das etwa einen Quadratkilometer große Lager läuft ein doppelter Stacheldrahtzaun. Zwischen diesen Gittern schreiten gemessen Patrouillen der schwarzen Hilfspolizei mit geschultertem Karabiner. Nachts strahlen Scheinwerfer auf und ziehen eine dritte Wand von gleißendem Licht.

 

Auf diesem Quadratkilometer leben über siebzehntausend deutsche Heimatvertriebene, Menschen, die der Krieg aus ihrem Besitz trieb, die wenig mehr als ein paar hundert Mark und, außer dem Leben, einen Rucksack oder einen Koffer mit dem Notwendigsten gerettet haben. Gewiss, so erging es auch vielen Ausgebombten, aber diese Tausende aus dem deutschen Osten haben auch ihre Heimat und ihre Freiheit verloren. Sie sind fast gleich an Armut und Schicksal, sie sind entwurzelt, Treibholz, das ein feindliches Verhängnis ans fremde Land gespült hat. Sie sind eine deutsche Insel im dänischen Seeland, auf dem gut ein Zehntel der zweihunderttausend deutschen Flüchtlinge lebt, auf je zwanzig Dänen ein Deutscher!

 

Siebzehntausend auf einem Quadratkilometer! Wenn man vom Rande des Lagers zehn Minuten geradeaus geht, stößt man wieder auf Stacheldraht. In welcher Richtung man auch von der Peripherie schreitet, immer rennt man bald gegen den Stacheldraht. Auf den Straßen draußen flitzen die Autos, wandeln die Pärchen, schieben Mütter Kinderwagen, spielen Schuljungen, und abends glüht aus den Sommerhäusern der umliegenden Gärten traulich das warme Licht der Lampen, aber wir sind ausgeschlossen von dieser Welt da draußen, wir sind wie gefangene Tiere, die unermüdlich an den Stäben des Käfigs entlangschreiten und sich nach der Weite der Wildnis sehnen.

 

Wer sind unsere Leidensgenossen? Vor allem Frauen jeden Alters. Das männliche Geschlecht ist nur in Kindern, Jünglingen, Greisen und Invaliden vertreten, die Wehrhaften fraß der Krieg. Die Frauen wissen nicht, wo ihre Männer, ihre Väter, ihre Brüder, ihre Söhne oder Verlobten weilen, ob sie noch leben oder lange schon modern. Es ist ihnen wie ein Traum, dass sie nachts ruhen können, ohne dass ihr Schlaf vom Heulen der Sirenen oder dem Bersten der Bomben zerrissen wird, dass die tödlichen Garben der Tiefflieger schweigen. Und doch liegen sie nachts viele Stunden wach und schicken ihre Sehnsucht in die Ferne, suchen den Liebsten oder das Haus, den Hof und Garten in der Heimat. Oder das rasende Herz reißt sie aus dem Schrecktraum, der sie noch einmal über die gruftigen Wege der winterlichen Nehrung hetzt, gepeitscht von den Feuerstößen der Flieger, dem Heulen der Granaten und den Bränden der heimatlichen Häuser, vorbei an den Leichen erfrorener Säuglinge. Und wenn auch keine Sirene mehr zur Flucht in den Keller ruft, so heult hier in Nebelnächten ununterbrochen die „Seekuh", um die Schiffe zum sicheren Hafen zu leiten, und Leuchtfeuer lassen den ganzen Sund entlang ihre Strahlenfinger kreisen und wecken Erinnerungen an die suchenden Scheinwerfer der Flak.

 

Dann kommt der Tag und ruft zur Arbeit, die die quälenden Gedanken dämpft. Die Frauen fegen und scheuern die Baracken, tragen Essen aus, arbeiten in den Nähstuben, in der Lagerverwaltung oder der dänischen Verwaltung, die arbeitsfähigen Männer wirken in den Werkstattbaracken, der Tischlerei, Schlosserei, Buchbinderei, schaffen als Köche, Schuster, Friseure oder gehen zum Engländer ins Kastell und in den Hafen oder zum „Zehnmeterbassin", wo die deutsche Minensuchflottille stationiert ist, die im Dienste Englands die Ostsee räumt. Die Kinder spielen und sind froh wie daheim, wenn ihre Kleider auch aus Fetzen zusammengenäht sind.

 

Aber die Alten, was fangen sie mit ihrer Zeit an? Zwar gibt es Kirchen, Konzerthallen und Theater im Lager aber die locken allenfalls abends oder feiertags. Und was schert sich ein alter Landsmann um Kino und Varieté? So sitzen die Siebzigjährigen zu zweit oder dritt auf den Treppenstufen des Barackeneingangs oder lehnen an der sonnigen Wand und plaudern über das Verlorene, das ihnen verschönt erscheint, überpudert vom Goldstaub der Erinnerung. Wenn aber Pferde den Pflug durch ein Stück Klövermarkens ziehen, um den Boden für Blumen oder Gemüse bestellbar zu machen, dann stehen sie dabei, humpeln urteilend neben dem Gespann einher, und ihre knotigen, welken Hände durchglüht die Sehnsucht, noch einmal den Pflug zu führen und Land aufzureißen, wie sie es ein Leben lang getan haben.

 

Aber nicht immer gibt es solche Freudenstunden. Täglich jedoch trotten sie in Gruppen zur Nordostecke des Lagers, zu einem höchstens zwei Meter hohen Lehmhügel, dem Aushub eines Löschteiches. Von diesem „Sehnsuchtshügel" schauen sie über den Stacheldraht und einen schmalen Küstenstreifen zum Meer. Dort stehen sie stundenlang und starren aufs weite Wasser, auf dem sie herübergekommen sind und das ihnen den Weg in die Heimat bedeutet. Schiffe fahren in die Ferne oder bringen Fracht nach Kopenhagen, und zweimal am Tage rauscht die große Fähre hinüber nach dem nahen Schweden, das — seltsam — von allen Insassen des Lagers als das Land wahrer Freiheit, wahrer Menschlichkeit betrachtet wird. Alle wünschen, wenn abends der große Fährdampfer mit tausend Lichtern wie ein Märchenschiff das dunkle Wasser schneidet, mit hinüberzugleiten dorthin, wo sie, wie sie glauben, Freundschaft, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft erwarten, wo der verhasste Stacheldraht und die scharf geladenen deutschen Karabiner der dänischen Polizei sie nicht mehr gefangen halten wie Tiere im Pferch.

 

Aber die Jüngeren wollen nicht untätig versinken in der Erinnerung an Vergangenes. Sie halten Umschau, wie sie ihr Dasein hier nützlich einrichten können, das ohne das Sinnen um die Zukunft geradezu sorglos sein könnte: man braucht sich nicht um den Lebensunterhalt zu kümmern, denn keine Öre darf der Deutsche besitzen, man braucht keine Miete zu bezahlen, der Platz in der Baracke ist dir gerichtet, das Essen wird dir vor die Tür gebracht, und kleiden musst du dich in das, was du gerettet hast. Und wenn es Fetzen und Lumpen sind, das fällt nicht weiter auf, denn deine Leidensgenossen wissen: Du bist auch ein armer Heimatvertriebener, dir geht es wie uns — und hin und wieder regnet dir auch unerwartet ein Kleidungsstück in den Schoß: eine Hose, ein Paar Strümpfe, Unterhosen oder ein Paar „Gänserümpfe". Für deine Kinder brauchst du kein Schulgeld zu zahlen, die Lebensmittel sind frei, die Heizung erhältst du gratis geliefert, die Papiersäcke und das Stroh zu ihrer Füllung und die wattierte Papierdecke für deine Bettstatt kosten dir weder Öre noch Pfennig. Selbst der Samen zur Bestellung deines Hausgärtchens wird dir gespendet. Man könnte meinen, Klövermarken sei eine Art kommunistischen Musterguts. Alle sind gleich in Lebenshaltung und Armut. Doch hinkt der Vergleich.

 

Ein neuer Lebensraum tut sich auf für viele. Mancher macht völlig Schluss mit dem Vergangenen, befreit sich von Bindungen, die Fesseln waren, und startet zu einem neuen Dasein, das seinem Wesen gemäßer ist und nicht diktiert durch Rücksicht auf Familie und Verwandtschaft, auf Kollegen und vorgesetzte Behörde; der Hotelinhaber wird Schauspieler, die Stenotypistin singt Chansons. Sie zwingen sich, dazu zu denken, die Internierung und Haft sei eine Art Sommerfrische, in der man Beruf und Alltagskram vergisst. Einmal werden sich ja die Tore öffnen und im hungernden Deutschland wirst du fronen müssen. Darum genieße jetzt den Tag! Bilde dir ein, das, was innerhalb des Stacheldrahts ist, sei das draußen. Das hilft, wenn auch nur für kurze Zeit.

 

Seite 11   Blätter ostpreußischer Geschichte.

Straße am Frischen Haff

Auf der Berliner Chaussee

(Skizze)

 

In den Friedensjahren am Ende des 18. Jahrhunderts hatten sich Handel und Verkehr im vergrößerten Preußischen Staate bedeutend gehoben, so dass die alten Land- und Heerstraßen um das Jahr 1800 dem ständig wachsenden Verkehr nicht genügten. Die wichtige Landstraße Königsberg – Braunsberg - Elbing, die seit 1772 sämtliche Postkutschen und Kurierposten zwischen der Landes- und der Provinzialhauptstadt benutzten, bedurfte in erster Linie einer Verbesserung Die zahlreichen Durchzüge von Truppen und Lastwagen aller Art im unglücklichen Kriege 1806/1807 und in den Freiheitskriegen machten diese Heerstraße, die an vielen Strecken dicht an der Küste des Frischen Haffs verlief, fast unwegsam und unbefahrbar. Dringend war ihr Ausbau oder ein vollständiger Neubau notwendig.

 

Damit begann man im Jahre 1818. In der Stadt Königsberg wurde mit der Versteinung des Dammes zur neuen Kunststraße zwischen dem Brandenburger und dem Nassengärtner Tor der Anfang gemacht. Der Chausseebau ging in den ersten Jahren sehr langsam vorwärts. Im August 1823 — also nach fünf Jahren — konnte erst die Strecke von Königsberg bis Brandenburg dem Verkehr übergeben werden. Nach weiteren drei Jahren folgte am 1. April 1826 die Strecke bis Grunau, und im September 1826 war man mit dem Bau der Straße bis Braunsberg fertig.

 

Wir sind heute erstaunt über die lange Dauer des damaligen Straßenbaus; aber das Herbeischaffen der Materialien machte in jener Zeit viel mehr Schwierigkeiten als heute im Zeitalter der Technik. Außerdem fehlte es an Arbeitskräften wie an Geldmitteln.

 

Als dann aber die „Berliner Chaussee" — so wurde sie allgemein genannt — in Betrieb genommen war, konnte sich das Verkehrsleben reibungsloser und schneller abwickeln, wenn auch hier und da Chausseewärter in den dicht an die Straße gebauten „Chausseehäusern" die Benutzungsgebühr einzogen. Wir erinnern uns sicherlich noch an die überall gleichmäßig roten Ziegelhäuser, die in den letzten Jahrzehnten anderen Zwecken dienten.

 

Der Bau der Kunststraße brachte auch manche Umwälzung. Da sie nur selten die Alte Landstraße an der Küste des Haffs in ihrer Linienführung verfolgte, berührte sie eine Reihe von Orten, die nun wie aus einem Dornröschenschlaf erwachten und empor zu blühen begannen. Ihre Einwohnerzahlen wuchsen, ihre Grundstücke stiegen im Wert, neue Gastwirtschaften und neue Poststationen entstanden. Die jahrhundertealten Krüge an der alten Heerstraße, z. B. der Niederkrug (Schönbusch), der Hohekrug in der Nähe von Königsberg oder die Krüge in Patersort, der Rensekrug, der Ritterkrug u. a., verödeten und mussten teilweise ihren Betrieb einstellen; einige gingen sogar ein. Soweit ich mich erinnern kann, blieb nur einer aus der alten Zeit erhalten, weil an ihm auch die neue Kunststraße vorbeiführte wie einst die Heerstraße; es war das Gasthaus „Hoffnung" etwa 6 bis 7 Kilometer vor Königsberg.

 

Die neue Straße gewann immer mehr an Bedeutung. Wie die Alte wurde auch sie an den Seiten mit Bäumen bepflanzt. Man verwandte Pappeln, Kastanien, Eichen, Erlen, Linden, Birken und Ebereschen. Da die Pappeln das Wachstum der angrenzenden Flur schädigten, bestimmte eine Verordnung vom 14. Oktober 1854, dass andere Bäume, namentlich Obstbäume angepflanzt werden sollten. Die stattlichen Linden und Birken auf vielen Strecken unserer Königsberger Kunststraße sind mir lebhaft in Erinnerung; sie waren ein Schmuck der heimischen Landschaft, und mancher Leser wird sich an seine „Birkenchaussee" erinnern.

 

Als dann 1853 die Ostbahn Berlin - Marienburg - Braunsberg - Heiligenbeil - Königsberg erbaut worden war, verlor die Königsberger Chaussee in mancher Hinsicht an Bedeutung; denn viele Frachtgüter, die bisher auf unserer Kunststraße befördert worden waren, übernahm nun die Eisenbahn billiger und schneller. Die Entwicklung der Verkehrsmittel stand aber nicht still. Im Zeitalter des Motors und des Benzins gewann unsere Hauptverkehrsstraße neue Beachtung und erhöhten Wert für die Kraftwagen aller Art, besonders als sie den modernen Asphaltdamm erhalten hatte. Man glaubte, den Höhepunkt erreicht zu haben. Doch es war noch eine Steigerung möglich — der Bau der festen, gradlinigen Autobahn Königsberg - Elbing. E. J. Guttzeit

 

Seite 11   Agnes Miegel schreibt an Studenten nach Münster.

Im Allgemeinen pflegen Studenten die Schätze der Universitäts-Bibliothek, ihre Bücher und Handschriften, nur zu benutzen und nicht auch, sie zu vermehren. In Münster aber hat die Handschriften-Abteilung der Universitäts-Bibliothek in diesen Tagen ein wertvolles Geschenk erhalten durch Studenten, einen Brief der Dichterin Agnes Miegel. Zu dieser Schenkung kam es auf diese Weise:

 

Im letzten Wintersemester hielt Prof. Dr. E. Trunz ein Seminar über das „Literarische Leben Ost- und Westpreußens". Diese Themenstellung war keineswegs speziell, wie man zunächst denken könnte; sie umspannte — beispielhaft aufgezeigt an einer Landschaft — die deutsche Literatur vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Arbeiten setzten ein mit der Untersuchung der „Literatur des Deutschen Ordens"; nach der Darstellung der neulateinischen Dichtung erreichte das Seminar seinen ersten Höhepunkt in den Arbeiten zur „Literatur des Barock". Der zweite Höhepunkt lag in den Untersuchungen, die der Zeit der Klassik galten, den Persönlichkeiten Hamanns, Kants, Herders. Nach der Betrachtung des 19. Jahrhunderts gelangte man schließlich zur Moderne, in deren Mittelpunkt die Dichtung Agnes Miegels stand.

 

Um diese umfangreiche Materie bewältigen zu können, hatte Prof. Trunz sein Seminar vierstündig angelegt. Dies hatte neben der arbeitstechnischen Notwendigkeit aber auch den Vorteil, dass die Teilnehmer sowohl untereinander als auch zu ihrem Lehrer ein persönliches Verhältnis fanden.

 

Am Ende des Semesters schickten die 45 teilnehmenden Studierenden einen Brief an Agnes Miegel, in dem sie berichteten, mit welcher Freude sie sich in das Thema des Seminars eingearbeitet hatten, dass die westfälischen Studenten von der literarischen Leistung des deutschen Ostens stark beeindruckt waren und die zehn Vertriebenenstudenten den Geist ihrer Heimat intimer kennengelernt hatten. Die Studenten schilderten indes nicht nur, was sie wissenschaftlich erarbeitet hatten, sie erzählten auch, dass sie gelegentlich zu kleinen Festen zusammenkamen und dann aus der Dichtung Agnes Miegels vorlasen.

 

Zur großen Freude der Studierenden traf in den Semesterferien ein Brief der Dichterin ein mit der Überschrift: „Liebe fünfundvierzig Studentinnen und Studenten des Germanistischen Instituts der Universität Münster!" In diesem Brief spricht die Dichterin davon, dass sie sich über den Brief aus Münster gefreut habe und die 45 Namensunterschriften (bei denen zum Teil die Heimatorte standen) immer wieder gelesen habe. Sie regt an, bei den Zusammenkünften dieses Kreises das alte Liebeslied „Annke von Tharau" nach der alten Barockmelodie Heinrich Alberts zu singen und nicht nach der sentimentalen aus dem 19. Jahrhundert, welche man heute zumeist hört. Sie erzählt weiter von der lebensfrohen Art der Ostpreußen, die sie selbst in ihren Heimat-Erinnerungen dargestellt hat, und sie fügt hinzu: „So freute ich mich recht, dass Ihr neben dem ernsten Studium auch so hübsche kleine Feste feiert. Das denke ich mir schön, und wenn Ihr so alt seid, wie ich jetzt, werdet Ihr gerne daran denken“. — Der Brief enthält ferner Gedanken an die von der Dichterin so sehr geliebte Heimat und gute Wünsche für das Leben der jungen Generation.

 

Da dieser Brief den 45 Studentinnen und Studenten gemeinsam gehört, beschlossen diese, ihn der Universitäts-Bibliothek zu schenken. Eine Abordnung von sechs Damen und Herren überreichte ihn Direktor Dr. Bauhuis, der seinen Dank dafür aussprach und seiner Freude Ausdruck gab, dass auf diese Weise die Verbundenheit zwischen den Studenten und ihrer Bibliothek sich sinnbildlich zeige. Als Gegengabe händigte Direktor Bauhuis den Studenten Photokopien des von ihnen überreichten Briefes aus, so dass jeder Seminarteilnehmer ihn jetzt in dieser Form besitzt. — In die Handschriften-Abteilung der Universitäts-Bibliothek wurde aber nicht nur der Brief Agnes Miegels aufgenommen, sondern auch eine Kopie des Briefes, den die Studenten ihr gesandt hatten. — Auf diese Weise wurden diese Briefe gleichzeitig ein anschauliches Dokument für die Geschichte der Universität Münster. Dr. S. S.

 

Seite 12   Sanitätsrat Dr. Adolf Geßner gestorben.

Am 28. Juni 1957, einen Tag nach seinem 87. Geburtstag, ist Sanitätsrat Dr. Adolf Geßner in Sachsenhausen verstorben. — ein Arzt, der nicht nur in seiner Heimatstadt und Wirkungsstätte Memel, sondern weit über das Memelland hinaus in unserer ganzen Provinz, großes Ansehen und tiefe Verehrung genoss. (In der Reihe „… leuchtet's lange noch zurück — Vom guten alten Hausarzt in Ostpreußen" von Dr. Schroeder — brachten wir in Folge 1 vom 5. Januar 1953 unter der Überschrift „Der standhafte Sanitätsrat" eine Schilderung der Persönlichkeit von Sanitätsrat Dr. Adolf Geßner.)

 

Was Sanitätsrat Dr. Geßner als Arzt und Mensch war, das kann nicht besser gesagt werden als mit den Worten, die Professor Dr. med. Pierach vom Konitzky-Stift in Bad Nauheim am Grabe des Verstorbenen in Goddelsheim in Hessen gesprochen hat; insbesondere die Memeler werden diese Worte nicht ohne innere Bewegung lesen.

 

Wir geben diesen Nachruf hier in etwas gekürzter Form wieder:

 

„Als einem Memeler Kind, dessen Familie und der selbst so mannigfach wie eng mit dem guten, alten Sanitätsrat verbunden war, lassen Sie mich hier ein Wort des Gedenkens und ein Wort des Dankes sagen; hier am Grabe eines Mannes, der uns Memelern in seiner Treue und männlichen Beharrlichkeit ein Vorbild durch so viele Jahrzehnte war, der den Ärzten unter uns immer als ein überragender Vertreter einer aussterbenden klinischen Universalität erscheinen wird.

 

Von Kindesbeinen an war ich in seine ärztliche Obhut gegeben. Während meines Studiums habe ich bei ihm als Famulus gelernt und später noch ein volles Jahrzehnt hindurch am Krankenhaus in Memel mit ihm zusammengearbeitet.

 

Und so schloss sich der Kreis, da er in den letzten Jahren als Patient zu mir kam, als ein Patient von rührender Dankbarkeit, beseelt von einem bedingungslosen und beglückenden Vertrauen, wie es einem als Arzt kaum jemals von einem Kollegen widerfährt.

 

So hat sich mir ein Leben lang unauslöschlich sein Bild in Herz und Sinn geprägt: Welch ein Mann! Welch ein Arzt und Mensch!

 

Ob es galt, als junges Semester auf dem Fechtboden zu „stehen", ob er am Ruder des „Sturmvogels" von M.S.V. saß, auf großer Fahrt über die Ostsee, ob er im Kampf um Freiheit und Menschenwürde seiner Landsleute auf die Schanze sprang, ob er in der Führung seines großen Krankenhauses gegen politische Ränke kämpfte oder schließlich sich aufs höchste in den Gefahren der Flucht bewähren musste: Adolf Geßner stand wie eine Eiche.

 

Stämmig und knorrig erschien er nach außen hin, brummelig manchmal. Ja, gelegentlich polterte es auch aus ihm heraus: und es konnte dann ein sehr herzhaftes Poltern sein. Aber wer ihn nur kannte, wusste, wie schnell sein Groll verflog, wie schnell wieder jenes gutmütige Schmunzeln um seine Mundwinkel spielte, das wir alle an ihm so liebten. Denn dies war seines Wesens Grund: Güte und Heiterkeit.

 

Mehr noch, als in den früheren Zeiten der Überbürdung mit Arbeit, traten diese Quellen seines Wesens zutage, als er endgültig Amt und Dienst aufgegeben hatte. Diese seine Güte und Heiterkeit feiten ihn gegen alle Resignation, wie sie doch nicht nur verzeihlich, sondern allzu verständlich gewesen wäre nach dem Verlust der Heimat, dem Verlust eines stolzen Besitzes, dem Verlust von Amt und Würden. Wie hätte es auch anders sein können, als dass da ein jeder Besuch und ein jedes Gespräch beim alten Sanitätsrat zum persönlichen Gewinn wurde. Jedes Mal war es, als hätte man einen alten, reifen Wein genossen, wenn man auf der Heimkehr von ihm nochmals die Stunde des guten Gesprächs an sich vorüberziehen ließ.

 

Seine Güte, ja, lassen Sie es mich noch deutlicher sagen, seine wahrhaft ostpreußische Gutmütigkeit bestimmte neben dem großen Können und höchster Berufsethik sein ärztliches Handeln.

 

Ausgestattet mit schier unerschöpflichen körperlichen und seelischen Reserven, nach Absolvierung des Memeler Gymnasiums, nach flotten Studentenjahren auf der Alma mater Albertina und nach einer gründlichen chirurgischen Fachausbildung wurde er 1901 als Krankenhausarzt in meine Vaterstadt gerufen. Dort war er der erste Vertreter der modernen Chirurgie und Geburtshilfe. Dazu war er ein ausgezeichneter Röntgenologe, behandelte Haut- und Geschlechtskrankheiten und vertrat die Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. So betrieb er die Medizin in einer Vielseitigkeit und einer ernsten Verantwortungsfreude, von der sich heute ein junger Mediziner kaum eine Vorstellung machen kann. In seinen Erinnerungsblättern „Die Medizin von gestern" hat er der ostpreußischen Arztfamilie jene Zeit trefflich geschildert.

 

Was er in Memel um die Jahrhundertwende vorfand, waren ein paar armselige Spitalbetten in dem ebenerdigen Häuschen in der Hospitalstraße. Was aber hat Adolf Geßner in fast fünf Jahrzehnten unermüdlichen Dienstes und Schaffens aus dem Memeler Spital gemacht! Immer wieder hat er sein Haus erweitert und verbessert, es stets auf der Höhe der sich überstürzenden medizinischen Fortentwicklung gehalten. So war daraus schließlich unter seiner Leitung ein Bau mit 350 Betten geworden, als wir im Oktober 1944 von Haus und Hof getrieben wurden.

 

Mit seiner leidenden und halbseitig gelähmten Lebensgefährtin musste er fliehen. Gerade da erwies sich seine Liebe und Treue und seine Zärtlichkeit in einer uns alle beschämenden Größe. Nach abenteuerlicher Irrfahrt landete er schließlich mit seiner Gattin in Goddelsheim, um auf diesem Gottesacker nun neben ihr auszuruhen von einem langen, reichen und bis zum letzten erfüllten Leben.

 

Hier auch in Goddelsheim fing er mit seinen 75 Jahren noch einmal von vorne an: mit einer ländlichen Kassenpraxis. Wer es einmal mit wachen Augen gesehen, dem wird das Emaille-Schildchen „Sanitätsrat Dr. Adolf Geßner, prakt. Arzt“, das an der Tür zu dem kleinen Praxisraum hing, nicht mehr aus Herz und Sinn schwinden. Seine unbeugsame Schaffenskraft, seine Treue und Liebe zum Beruf und all seine Zähigkeit schienen mir Symbolhaft aus diesem bescheidenen Schildchen zu sprechen.

 

1950 gab er dann die Praxis auf. Die Beschwerden des Alters machten sich ja nun doch geltend. Mehrmals kam er nach Nauheim, aber nicht nur, um im Konitzky-Stift zu kuren, sondern um sich auch nach allem Neuen und jedem Fortschritt in der Medizin zu erkundigen.

 

Seine körperliche Elastizität und seine geistige Beweglichkeit ließen ihn immer wieder auf Reisen gehen, zu den Stiftungsfesten seiner geliebten Lituania, zu den Treffen der ostpreußischen Arztfamilie, zu seiner großen Sippschaft. Immer war er dabei bemüht, zu helfen und mit zu sorgen.

 

Dann aber klopfte Freund Hein auch bei ihm an. Freund Hein, mit dem er so manchen Strauß ausgefochten hatte. Nun aber begrüßte er ihn, den Altvertrauten, als Freund.

 

Meine Kinder werden so wenig wie ich jemals das letzte Wiedersehen vergessen, als wir vor wenigen Wochen an seinem Krankenlager in Sachsenhausen weilten. Wie furchtlos und gottergeben schaute dieser Mann dem nahen Tod ins Auge! Kaum ein Wort der Klage kam über seine Lippen; nur Fürsorge um seine Lieben bewegte ihn. Und so blieb es bis zu seinem letzten Atemzuge.

 

Und heute heißt es nun endgültig Abschied nehmen vom alten Sanitätsrat Geßner, vom Onkel Adolf. Noch einmal drücken wir im Geiste seine Hand, diese gütige und hilfreiche Hand“.

 

Seite 12   Op ewig ungedeelt.

Das wohlgelungene Heimatkreistreffen von Pr.-Holland in Hamburg.

Eine würdevolle und in ihrer Gestaltung vorbildliche Feierstunde, die von fast tausend Landsleuten über zwei Stunden lang angespannt verfolgt wurde, stand am vergangenen Sonntag im Mittelpunkt des diesjährigen Hauptkreistreffens von Pr.-Holland. Schon vor Beginn der Feststunde konnte der weite Saal der Elbschloßbrauerei in Hamburg-Nienstedten — geschmückt mit den Wappen des Patenkreises Steinburg und Pr.-Hollands und einer großen Landkarte des ostpreußischen Kreises — die vielen Landsleute kaum noch fassen, die von weither aus der Bundesrepublik und der Sowjetzone zum Zeichen der Treue und der Verbundenheit mit Ihrer Heimat nach Hamburg gekommen waren.

 

Nach gelungenen musikalischen Darbietungen und einem Wort Ottomar Schreibers, dem verstorbenen Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, ergriff Kreisvertreter Schumacher das Wort. Sehr herzlich begrüßte er vor allem jene Landsleute, die aus den Gebieten jenseits des Eisernen Vorhangs zu diesem Treffen gekommen waren und zum ersten Mal eine solche Feierstunde im Kreise - der Ostpreußen - erleben konnten. Zum ersten Mal dabei waren auch Pr.-Holländer Ferienkinder aus Berlin, die sich jetzt im Patenkreis Steinburg von der Großstadt erholen dürfen und zu dem Treffen ihres Heimatkreises gleich einmal mitgenommen wurden. Mit freundlichen Worten begrüßte Landsmann Schumacher dann die Vertreter des Patenkreises und der Patenstädte. Möge es ein gutes Omen sein, so rief der Kreisvertreter aus, dass der Oberkreisdirektor und der Landrat des Patenkreises, die wegen einer Dienstreise nach Holland an dem Treffen nicht teilnehmen konnten, sich gerade jetzt in Holland aufhielten. Möge es für sie doch bald möglich sein, auch einmal nach — Pr.-Holland fahren zu können. In seiner Ansprache forderte Kreisvertreter Schumacher seine Landsleute immer wieder mit Nachdruck auf, der Jugend ein lebendiges Bild ihrer ostpreußischen Heimat zu vermitteln. Tretet an die Landkarte heran, so sagte er, und zeigt euren Kindern, wo sie zu Hause sind, wo ihre Vorfahren gelebt und gearbeitet haben. Auf einer Wanderung durch den Kreis Pr.-Holland, die der Kreisvertreter dann in seiner Ansprache unternahm, wurden für viele Landsleute wieder alte Namen lebendig. Erinnerungen an Menschen an Dörfer und Güter wurden geweckt, und Wohl allen trat wieder vor Augen, welche landschaftliche Schönheit, wieviel Reichtum und urtümliche Kraft dieser Kreis Ostpreußens besitzt. Diese Heimat dürften wir niemals vergessen. Die Jugend muss das fortsetzen, so schloss Kreisvertreter Schumacher unter starkem Beifall, was ihre Eltern begonnen haben. Wenn wir alle mit ganzem Herzen und ganzer Seele für unser Ziel eintreten, werden wir es erreichen.

 

Kreisverwaltungsrat Hofstetter aus Itzehoe überbrachte dann die herzlichen Grüße des Patenkreises und der Patenstädte. Mit Befriedigung stellte er fest, wie eng schon jetzt die Verbundenheit zwischen dem Kreis Pr.-Holland und dem Kreis Steinburg geworden ist. Die Übernahme der Patenschaft wäre nicht nur eine freundliche Geste gewesen. Sie soll den überall in Deutschland verstreut lebenden Pr.-Holländern eine geistige Heimstatt, einen echten Sammel- und Mittelpunkt verschaffen, in dem sie Verständnis finden können.

 

In der Hauptansprache rief Hubert Koch, der schleswig-holsteinische Freund und unermüdliche Botschafter Ostpreußens und des Ordenslandes, seine Zuhörer mit aller Leidenschaft auf, das Recht auf Heimat niemals aufzugeben. Niemand darf beiseite stehen, wenn es darum geht, nicht nur den Anspruch der Heimatvertriebenen, sondern den Rechtsanspruch des ganzen deutschen Volkes zu verwirklichen. Hubert Koch bezeichnete die Vertreibung der Menschen aus ihrer Heimat als das größte Unrecht, das jemals in der Geschichte geschehen ist. Was unsere Zeit jetzt so nötig braucht, sind heimatstarke Menschen, die den Tanz um den Lebensstandard, der zum reinen Materialismus führen muss, nicht mitmachen und für die andere Werte höher stehen. Die Wiedergewinnung der ostdeutschen Heimat ist eine geistige Aufgabe des gesamten deutschen Volkes. Es sind nicht Missionsvorstellungen, die uns zu dieser Aufgabe legitimieren, sondern das natürlichste, ursprünglichste und persönlichste Recht aller Menschen, das Recht auf Heimat. Es ist —gelinde gesagt — unklug, durch Verzichterklärungen diesen Rechtsanspruch vor den Friedensverhandlungen, denen die Lösung dieser Fragen vorbehalten ist, aus der Hand zu geben. Das gesprochene Wort kehrt eben nicht zurück. Gerade wir Deutschen, so fuhr Hubert Koch fort, sind Zeugen eines steten Wechsels in der Geschichte. Es gibt Beispiele genug, wie zunächst aussichtslos Erscheinendes sich schließlich durchgesetzt hat. Bis dahin kann es für uns nur einen Standpunkt geben: unseren Rechtsanspruch zu verteidigen. So wichtig dabei auch die Äußerungen der Politiker sind, von entscheidender Bedeutung sind die Haltung und die Stimme des Volkes. Auf Treue und Glauben kam es immer an in der Geschichte. An einem neuen, freien und geeinten Europa kann nur der mit bauen, der in seiner Heimat wurzelt und ihre Kraft besitzt. Für unser gemeinsames Bemühen um die Einheit unseres Volkes, so schloss Hubert Koch mit leidenschaftlichem Nachdruck seine Ansprache, gilt das alte schleswig-holsteinische Wort: Op ewig ungedeelt.

 

Der ehemalige Landrat des Kreises Pr.-Holland und jetzige Bürgermeister von Itzehoe, Landsmann Joachim Schulz, sprach Hubert Koch den herzlichen Dank der Pr.-Holländer aus, in deren Herzen er mit seinen Worten Eingang gefunden habe. Als Zeichen dieses Dankes überreichte er einen Patenschaftsteller, der die Wappen des Kreises Pr.-Holland und des Patenkreises Steinburg trägt. Als Dank für die Förderung des Patenschaftsgedankens im Ostpreußenblatt übergab Bürgermeister Schulz einen gleichen Teller dem Chefredakteur des Blattes,Martin Kakies.

 

Mit dem Singen der ersten und dritten Strophe des Deutschlandliedes wurde die sehr eindrucksvolle Feierstunde beendet.

 

Während keine tausend Meter entfernt Zehntausende von Menschen bei Gewitter und Regenstürzen das diesjährige Deutsche Springderby erlebten saßen unsere Pr.-Holländer Landsleute in der Elbschloßbrauerei noch lange bei Gesprächen mit Freunden und Bekannten beisammen. Wohl alle werden dieses schöne und würdige Treffen lange in Erinnerung behalte.

 

Seite 12   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Lyck

Der 10. Hagen-Lycker Brief ist im Druck, kann aber aus technischen Gründen, besonders wegen des verspäteten Eingangs der Beiträge, erst in den ersten Tages des August zur Post gehen.

 

Am 17./18. August findet das Jahrestreffen in Hagen wie im vorigen Jahr statt, am Samstag Kreistag und Kreisausschuss. Sonntagnachmittag Ortsvertretertagung. Samstagabend, Heimatabend mit neuem Programm. Großkundgebung am Sonntagvormittag, 11.30 Uhr, nach den Gottesdiensten.

 

Im Einvernehmen mit Kreisschulrat Neubauer, findet am Samstag ein Treffen der Lehrer des Kreises Lyck statt; Einladung ist unterwegs. Wer nicht geladen wird, möge trotzdem erscheinen.

 

Die Ferienlager der Stadt Hagen sind ausverkauft. Es soll aber auf jeden Fall eine Jugendfreizeit vom 10. August bis zum Jahrestreffen in Hagen stattfinden. Meldungen noch bis 30. Juli erbeten. Aufenthalt im Lager voraussichtlich kostenlos. Alter 14 bis 24 Jahre.

 

Erholungsbedürftige Kinder finden im September kostenfrei drei- oder sechswöchigen Erholungsaufenthalt in Hagen, Westfalen. Adressenänderungen — mit Nennung des alten Heimatortes! — bitte umgehend melden.

Otto Skibowski, Kreisvertreter Kirchhain, Bezirk Kassel

 

Johannisburg

Diesjähriges Haupttreffen unserer Kreisgemeinschaft am 4. August ab 10 Uhr in Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee 374, in der Elbschloßbrauerei. Zu erreichen vom Bahnhof Altona mit der Linie 15 bis Endstation, dort umsteigen in Bus 36, oder vom Hauptbahnhof mit Schnellbus 36. Saalöffnung um 9 Uhr. Die Andacht wird Pfarrer Woytewitz halten. Unser Patenkreisvater, Landrat Dr. Schlegelberger, wird an dem Treffen teilnehmen.

 

Die Kreisausschusssitzung wird am 3. August im kleinen Sitzungszimmer des Hotels zum Kronprinzen (gegenüber Hauptbahnhof bereits um 16 Uhr stattfinden, nicht, wie vorher bekanntgegeben, um 17 Uhr).

 

Am 18. August wird auf mehrfache Mahnungen hin nun doch ein Treffen in Bremen stattfinden. Näheres folgt.

 

Gesucht werden:

Richard Hensel, Bautechniker und Unternehmer, Johannisburg;

 

Wilhelm Saborowski, Gütervorsteher, Johannisburg;

 

Johann Krimkowski und Familie, Karwick;

 

Marie Pienkohs, ausgesiedelt aus Lipnicken;

 

Buttkowitz, Neu-Drigelsdorf;

 

Heinz Petersdorf, Sparkasse Gehlenburg, Straße in Harburg fehlt;

 

Gustav Sondhof, Reichsbahn, unbekannt aus Pinneberg verzogen.

 

Die Kreisgemeinschaft beglückwünscht ihr Ehrenmitglied, Landsmann Julius Zander, zu seinem 85. Geburtstag und wünscht ihm noch viele Jahre in alter Rüstigkeit.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen/Hann.

 

Treffen der Johannisburger in Düsseldorf

Das Kreistreffen der Johannisburger in Düsseldorf fand am 7. Juli bei strahlendem Sonnenschein und sommerlicher Hitze in den Unions-Räumen statt, die mit Fahnen und den Kreiswappen Johannisburgs und der Patenstadt Flensburg festlich geschmückt waren. Besonders herzlich wurden die Landsleute begrüßt, die in letzter Zeit aus der Heimat nach dem Westen gekommen sind. Umringt von ihren Nachbarn und Freunden mussten sie ausführlich darüber berichten, wie es heute in der Heimat aussieht.

 

Nach der Begrüßung durch Landsmann Bongarts leitete Pfarrer Blaesner mit dem Choral „Lobe den Herrn" den Gottesdienst ein. Er mahnte die Landsleute, die Heimat niemals zu vergessen und immer das Ziel einer friedlichen Rückkehr im Auge zu behalten. Er schloss mit den Worten: „Es kommt der Tag, den Gott bestimmt, an dem wir in die Heimat zurückkehren werden!" Der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Grimoni, sprach über Fragen der Heimatpolitik. Seine Rede wurde mit starkem Beifall aufgenommen. Der Kreisvertreter, Fr. W. Kautz, begrüßte die Landsleute und dankte Pfarrer Blaesner und Landsmann Grimoni für ihre zu Herzen gehenden Ausführungen. Er gab einen kurzen Bericht über die Arbeit der Kreisgemeinschaft und betonte die harmonische Zusammenarbeit mit dem Patenkreis Flensburg. Er gab bekannt, dass der Jahresbrief 1956/1957 der Kreisgemeinschaft Johannisburg inzwischen verschickt worden sei. Der Bundesgruppenwart der ostpreußischen Jugend, Hans Herrmann, sprach über die Jugendarbeit in der Landsmannschaft und rief, die jungen Ostpreußen zu festem Zusammenstehen und zur Pflege des heimatlichen Brauchtums auf. Nach der Feierstunde wurde zum Tanz aufgespielt, und bis zum späten Abend blieben die Landsleute in froher Geselligkeit und besinnlichem Gespräch zusammen.

 

Allenstein Stadt

Am 30. Juni trat der Vorstand der Stadt Allenstein in Hannover zu einer Sitzung zusammen, wobei alle anstehenden Probleme behandelt wurden. Aus der Fülle der Tagungspunkte seien hervorgehoben die Bildung eines Patenschaftsverhältnisses zwischen Allensteiner und Gelsenkirchener Schulen sowie die Betonung der Bedeutung Allensteins im Rahmen des schulischen Ostkunde-Unterrichts; die Veranstaltung von Treffen ehemaliger Allensteiner Schulen; die Fortführung der Allensteiner Dokumentation und der Allensteiner Chronik von Rektor Funk bis in die Jetzt-Zeit; die Bildung einer Bibliothek über Allenstein; die Ausgestaltung des Allensteiner Heimatzimmers „Treudank" im Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus; die Herausgabe zweier Allensteiner Bildkarten; Vorträge von Allensteiner Kulturschaffenden im Rahmen des Gelsenkirchener Volksbildungswerkes; die Benennung von Straßen und Plätzen nach Allenstein, Pflanzen einer Allensteiner Eiche in der Patenstadt Gelsenkirchen; die Durchführung von Allensteiner Jugendfreizeiten; die Situation der Allensteiner Spätaussiedler; die Aufnahme von Allensteiner Familien in der Patenstadt Gelsenkirchen; das Programm des Allensteiner Jahreshaupttreffens am 7./8. September.

H. L. Loeffke, Stadtvertreter von Allenstein

 

Pr.-Holland

Folgende Landsleute aus der Stadt Pr.-Holland werden gesucht:

Rosa Konkel, geb. Schulz, Crossener Straße 30;

 

Ilse König, geb. Pape, Jahnstraße 11;

 

König, Soldauer Straße 13;

 

Emma Konrad, Crossener Str. 14;

 

Konrad (Schlosser), Crossener Straße 14;

 

August Kopp, Poststraße 14;

 

Kopatz, Kochstraße 8;

 

Rudolf Kopkau, Jahnstraße 4;

 

Koslowski, Elbinger Straße 1;

 

Margarete Koslowski, Crossener Straße 23;

 

Karl Kownatzki, Crossener Straße 8;

 

Krämer, Elbinger Straße;

 

Alfred Krause, General-Litzmann-Straße 19;

 

Paul Krause, Apothekerstraße 8;

 

Lina Krickhahn, zuletzt Travemünde;

 

Kripinski, geb. Steckel, Amtfreiheit 17;

 

Krispin, Scheunenstraße 20;

 

Paula Krix, Reiterstraße 14;

 

Emil Kroh, Abbau 12;

 

Herbert Kroh, zuletzt Buxtehude;

 

Hermann Kroll, zuletzt Berlin-Wilmersdorf;

 

Kroschinski, Schloßpl. 4;

 

Arthur Krüger, Crossener Straße 2;

 

Georg Krüger, Kochstraße 26;

 

Kurt Krusche, Steintorstraße 17;

 

Anna Kumpia, Mauerstraße 9;

 

Emil Kung, Lange Straße 16;

 

Ernst Kung, Rogehner Straße 14;

 

Kunkel, Immelmannstraße;

 

Kurpinski, Amtsfreiheit 7;

 

Else Lamschek, Bahnhofstraße;

 

Johannes Lange, zuletzt Wüster;

 

Marie Laschewski, zuletzt Hamburg-Altona;

 

Lina Laschewski, Fleischerstraße;

 

Anton Laskowski, Reiterstraße 5;

 

Magda Laskowski, Poststraße;

 

Alois Lau, Lange Straße 28;

 

Lecur (Schmied), Crossener Straße 7;

 

Legatzki, Schlageterstraße;

 

Ernst Lehmann, Crossener Straße 14;

 

Fritz Lehmann, Richthofenstraße 1;

 

Gustav Lehmann;

 

Paul Lehmann, Schlageterstraße;

 

Fritz Lehnert, Elbinger Straße 42;

 

Hermann Lehnert, Lange Straße 17;

 

Emil Lehwaldt, Langemarckstraße;

 

Lehwaldt, Apothekerstraße 11;

 

Fritz Lehwaldt, zuletzt Beckdorf bei Dibbern;

 

Günther Lehwald, zuletzt Köln.

 

Zuschriften erbeten an die Stadtverwaltung Itzehoe/Holstein, Abt. Patenschaft Pr.-Holland.

 

Rößel

Zum Jahreshaupttreffen (Mitgliederversammlung) in Hamburg, am 11. August 1957, lade ich hiermit herzlich ein. Lokal Curio-Haus, Rothenbaumchaussee 9/13 im Weißen Saal, fünf Minuten vom Dammtorbahnhof. Tagesordnung: Eröffnung 14 Uhr. Geschäfts- und Kassenbericht durch den Vorstand, Entlastung des Vorstandes, Verschiedenes, anschließend Konzert und gemütliches Beisammensein.

 

Der Kreistag tritt am 27. Juli 1957 in Hannover zur konstituierenden Sitzung zusammen.

 

Wer kann Auskunft geben über:

Horst Spinski, ehemaliger Oberschüler in Bischofsburg, zuletzt Soldat mit der Feldpostnummer 6 — 63 620 C 2 G.P. 7. Hamburg, vermisst seit Mai 1945. –

 

Frau Anna Zielke, geb. Mronza, bis zur Vertreibung in Bischofsburg beim III. IR. 2 beschäftigt. –

 

Bäckermeister Schenk, aus Bischofsburg. –

 

Josef Höpfner, aus Rößel, Markt 11, soll verschleppt und im Ural verstorben sein. –

 

Josef Marquardt, Kaufmann, in Bischofsburg. –

 

August Katzmareck, Bischofsburg, Mälzenstraße 7. –

 

Eduard Rinas und Ewald Rinas, aus Ridbach. -

 

Johann Ebert, aus Ridbach. –

 

Wladislaus Ratzkowski, aus Ridbach. -

 

Bernhard Toschka, aus Ridbach.

 

Zuschriften erbittet der Unterzeichnete.

Franz Stromberg, Kreisvertreter, Hamburg 19, Armbruststraße 27

 

Braunsberg

Alle Anfragen an die Heimatkreiskartei bitten wir an folgende Anschrift zu richten: Karteiführung der Kreisgemeinschaft Braunsberg, Münster (Westf.), Prinzipalmarkt 5, Stadtverwaltung, Zimmer 14.

 

Heiligenbeil

Veranstaltungsfolge  für das Heimatkreistreffen am 10. und 11. August in der Patenkreisstadt Burgdorf (Hannover)

 

Sonnabend, den 10. August, im großen Saal der Gaststätte am Stadion, Sorgenser Straße, 20 Uhr Kulturveranstaltung Heimat in Wort — Lied — Spiel. Mitwirkende: Ostpreußengruppe und Deutsche Jugend des Ostens, Burgdorf.

 

Sonntag, den 11. August: 8 Uhr, Platzkonzert vor dem Rathaus. 9 Uhr, Kranzniederlegung am Ehrenmal im Stadtpark. Sprecher: Vertreter der beteiligten Organisationen; für den Kreis Heiligenbeil: Landsmann Guttzeit. 9.30 Uhr, Gottesdienst für die Heiligenbeiler und Burgdorfer in der St.-Pankratius-Kirche; Superintendent Dreher, Burgdorf. 11 Uhr, Heimatlieder und Märsche im Stadion, Sorgenser Straße. 11.30 Uh, Kundgebung im Stadion: Totenehrung und Bekenntnis zur Heimat; Landsmann Rosenbaum. Gemeinsamer Gesang: Ostpreußenlied. Begrüßung: Landsmann Karl-August Knorr, Kreisvertreter des Kreises Heiligenbeil. Ansprache: Landrat Müller, Isernhagen, Kreis Burgdorf, als Vertreter für alle Patenschaftsträger. Festrede: Landsmann Dr. Gille, 1. Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, oder sein Vertreter. Gemeinsamer Gesang: Deutschlandlied. 13 Uhr, Mittagspause. 15.30 Uhr, Tanz im großen Saal der Gaststätte am Stadion, Sorgenser Straße. Blasorchester und Tanzmusik: Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Burgdorf.

 

An beiden Tagen: Ausstellungs- und Verkaufsstand in der Turnhalle am Stadion.

 

Alle Landsleute des Kreises Heiligenbeil werden gebeten, an diesem Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft Heiligenbeil teilzunehmen, um durch eine große Kundgebung ihr Treuebekenntnis zur Heimat abzulegen.

 

Karl-August Knorr, Kreisvertreter, Lübeck, Ratzeburger Allee 160, Haus 22

 

Fischhausen

Fortsetzung von Seite 7. Folge 29

Es werden gesucht:

Meyer, Maler, und Ehefrau, geb. Schimkat, Langgasse 34; —

 

Albert Möhrke, 2. Fischerstraße 1; —

 

Ehepaar Möhrke, Bahnhof Straße Nr. 16; -

 

Möhrke, Eisenbahner, Keyserlingkstraße Nr. 23; -

 

Witwe, Mathilde Müller, Siedlung IV; -

 

Daniel Naß, Siedlung III, Streaße 19; -

 

Familie Näht, Bahnhofstraße 9; -

 

Lisbeth Nötzel, geb. Powelz mit Tocher Sigrid, Siedlung III; -

 

Familie Okunnek, Domäne Fischhausen; -

 

Witwe Packmohr, Freiheitstraße 13; -

 

Gustav Pantel, Siedlung III, Straße 1; -

 

Petzl, Gend.-Oberstleutnant; -

 

Karl Pfeiffer, Angestellter, Siedlung II; -

 

Witwe, Pichottka mit Söhnen, Julius, August und Otto; -

 

Frau Pieper und Tochter, Bahnhofstraße 8; -

 

Familie Poissen, Kirchenstraße; -

 

Margarete Pokörn, geb. Pantel; -

 

Familie Pokörn (Eisenbahner), Kirchenstraße 12; -

 

Fritz Polep und Ehefrau Auguste und Tochter Ursula, Gartenstraße 2.

 

Wer über den Verbleib der vorstehend aufgeführten Landsleute oder deren Angehörigen Auskunft geben kann, gebe mir bitte bald Nachricht. Bei Anfragen bitte stets die Heimatanschrift (Straße und Hausnummer) anzugeben und Rückporto beizufügen.

Bruno Guddat (24a) Lübeck, Trappenstraße 2.

 

Rastenburg

Die Vorstandswahlen auf der Kreisausschusssitzung am 20. Juli 1957 in der Patenstadt Wesel am Niederrhein hatten folgendes Ergebnis:

1. Vorsitzender, Heinrich Hilgendorff; 2. Vorsitzender, Walter Becker; Mitglieder des Kreisausschusses: Paul Busse; Friedrich Heimerking; Karl Koesling; Paul Julius Langhals; Hermann Krawolitzki; Dr. Erwin Todtenhöfer; Walter Heindtke; Bernhard Korioth und Hermann Gutteck.

 

MTV Tilsit

Wer an dem X. Wiedersehenstreffen der Turnerfamilie Ostpreußen-Danzig-Westpreußen am 29. und 30. Juli 1958 in München während des Deutschen Turnfestes 1958 in München interessiert ist, schreibe mir bitte kurz bis zum 15. August 1957. Ich kann dazu im Auftrage von Turnbruder Alm für den Männer-Turn-Verein Tilsit nähere Auskunft geben. Mit herzlichem Heimatgruß und Gut Heil Euer Rudolf Papendick, (20 b) Göttingen Pfalz-Grona-Breite 77.

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat“.

 

3. August, 19 Uhr, Heimatkreis Pillkallen, Kreistreffen. Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

 

4. August, 15 Uhr, Heimatkreis Darkehmen, Kreistreffen. Lokal: Zum Landsknecht, Berlin NW 21, Havelberger, Ecke Stephanstraße. Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35, 44. Bus A 1, 16, 24, 25. S-Bahn Putlitzstraße .

 

4. August, 15 Uhr, Heimatkreis Tilsit, Tilsit-Ragnit, Elchniederung, Kreistreffen mit Kinderfest, Lokal: Reinickendorfer Festsäle, Bln.-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32.

 

4. August, 16 Uhr, Heimatkreis Gumbinnen, Kreistreffen. Lokal: Parkrestaurant Südende, Berlin-Südende, Steglitzer Straße 14/16. S-Bahn Südende.

 

4. August, 16 Uhr, Heimatkreis Johannisburg, Kreistreffen. Lokal: Wilks, Bln.-Neukölln, Nogatstraße 50.

 

4. August, 15.30 Uhr. Heimatkreis Rastenburg, Kreistreffen. Lokal: Pilsner Urquell, Bln.-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, Straßenbahn 44, Bus A 16, S-Bahn Wilmersdorf.

 

4. August, 15 Uhr. Heimatkreis Ortelsburg, Kreistreffen. Lokal: Schultheiß-Isenberg, Bln.-Charlottenburg, Kantstraße 134a, Bus A 1, Straßenbahn 75, S-Bahn Savignyplatz.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86, Telefon 45 25 41/42; Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Wandsbek: Im Juli und August finden keine Heimatabende statt. Am Sonntag, 18. August, Tagesausflug mit Reisebus in die Holsteinische Schweiz. Abfahrt 7 Uhr morgens vom Gewerkschaftshaus, Rückkehr am späten Abend. Teilnehmeranmeldungen erbittet bald unter gleichzeitiger Überweisung des Fahrgeldes (5,50 DM pro Person) der Bezirksgruppenleiter Herbert Sahmel, Hamburg 26, Burggarten 17. Es können auch Landsleute aus anderen Hamburger Bezirksgruppen sowie Gäste teilnehmen. Anmeldeschluss ist der 5. August.

 

Bergedorf: Sonntag, 11. August, Sommerausflug mit Bus. Abfahrt 8.30 Uhr vom Mohnhof in Richtung Pötrau bei Büchen. Unterwegs Besichtigung des Stauwerkes Geesthacht und des Webereibetriebes „Hof Kapkeim" in Lauenburg. Soweit Plätze vorhanden, können auch Gäste an der Fahrt teilnehmen. Der Fahrpreis (pro Person 2,75 DM), ist bei der Anmeldung bei Landsmann Franz Schauka, Bergedorf, Am Bundesbahnhof 17, zu entrichten.

 

Altona, Elbgemeinden, Harburg-Wilhelmsburg: Im August finden keine Monatsversammlungen statt.

 

Fuhlsbüttel: Dienstag, 6. August, 20 Uhr, Monatszusammenkunft im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1.

 

Eimsbüttel: Sonnabend, 10. August, 19.30 Uhr, im Heusshof, Hamburg 19, Fruchtallee 136a, nächste Zusammenkunft.

 

Kreisgruppenversammlungen

Gumbinnen: Kreistreffen in der Elbschloßbrauerei in Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee, am Sonntag, 11. August, um 11.30 Uhr, wird Dr. Gille, der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, zu den Gumbinnern sprechen. Alle Landsleute sind herzlich eingeladen.

 

Insterburg: Sonnabend, 3. August, in der Alsterhalle, An der Alster 83, um 20 Uhr, Besprechung über Ausflug.

 

Lyck: Die für den 3. August vorgesehene Veranstaltung fällt aus. Am 28. Juli, Ausflug zum Forsthaus bei Ahrensburg.

 

Gerdauen: Sonnabend, 10. August, 19.30 Uhr, im Heusshof, Hamburg 19, Fruchtallee 136a, nächste Zusammenkunft.

 

Treuburg: Sonnabend, 10. August, ab 19 Uhr, bei Steenbuck, Hamburg 13, Beim Schlump 29, nächste Monatsversammlung.

 

Jugendgruppen

Die Veranstaltungen der Jugend- und Kindergruppen fallen während der großen Ferien aus.

 

Am Sonntag, 28. Juli, soll unser Lager in Amelinghausen in würdiger Form seinen Ausklang finden. Wir laden dazu die Eltern und alle anderen Landsleute herzlich ein. Fahrmöglichkeit mit Bus ab ZOB Hamburg 8 Uhr. Ankunft Amelinghausen 10.30 Uhr, Rückfahrt 19 Uhr ab Amelinghausen, Ankunft Hamburg 21.30 Uhr. Sonntagsrückfahrkarte 6,-- DM.

 

Treffen der Gumbinner Jugend während des Kreistreffens am Sonntag, 11. August, in der Elbschloß-Brauerei, Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee. 14 Uhr Jugendstunde mit einer Spielschar der DJO.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.

 

Jahreshauptversammlung der Landesgruppe in Neumünster

Zu der Jahreshauptversammlung der Landesgruppe in Neumünster waren vierzig Delegierte der Kreisgruppen zusammengekommen. Der 1. Vorsitzende der Landesgruppe, Schröter, hob in seinem Jahresbericht den überwältigenden Erfolg des Bundestreffens - der Ostpreußen - in Bochum und die Rede des Sprechers der Landsmannschaft, Dr. Alfred Gille, hervor. Er sprach dann über Fragen der Heimatpolitik und über verschiedene Verzichterklärungen auf den deutschen Osten. Umso fester müssten die Landsleute auf dem Standpunkt des Völkerrechts und der Menschenrechte beharren und mit aller Hingabe an dem Ziel aller Ostpreußen, der friedlichen Rückgewinnung unserer Heimat, arbeiten. Er streifte dann den Stand der Einigungsverhandlungen und berichtete über die Jahresarbeit der Landesgruppe, die Arbeits- und Schulungstagung im Oktober vergangenen Jahres, die heimatpolitische und kulturelle Arbeit des Landesvorstandes und dankte der Bundesgeschäftsführung für deren Beitrag zu den Kosten der Schulungstagung. Er richtete den dringenden Appell an die Landsleute, der gemeinsamen Sache treu zu bleiben und sich weiter für die heimatpolitische Arbeit einzusetzen. Mit dem Dank an alle Mitarbeiter klang sein Jahresbericht aus, der von den Teilnehmern mit lebhaftem Beifall entgegengenommen wurde.

 

Der Bericht über den Jahresabschluss wurde ohne Aussprache einstimmig genehmigt. Der Rechnungsprüfungsbericht, aus dem die ordnungsmäßige und sparsame Verwaltung hervorging, wurde mit Beifall zur Kenntnis genommen und die beantragte Entlastung für Vorstand und Kassenführung einstimmig erteilt. Die Vorstandswahl hatte folgendes Ergebnis: als Landesgruppenvorsitzender wurde auf einzigen Vorschlag, Landsmann Fritz Schröter-Kiel zum achten Mal einstimmig für das neue Geschäftsjahr in dieses Amt berufen. Er dankte den Teilnehmern herzlich für das einmütige Vertrauen. Auf seinen Vorschlag wurden die Vorstandsmitglieder, Guttmann-Lübeck und Schoepffer-Neumünster, wiedergewählt. Für den ausgeschiedenen Landsmann Mertineit wurde Medizinalrat Dr. Bahr-Itzehoe und für den ausscheidenden Landsmann Reinhold Rehs, Landsmann von Lojewski-Kiel neu in den Vorstand gewählt. Willi Schiebur-Neumünster wurde zum Kassenführer wiedergewählt, die Landsleute Bocian und Petersdorf übernahmen wieder das Amt der Rechnungsprüfer, Landsmann Dettmann-Kiel kam auf Vorschlag der Versammlung hinzu.

 

Auf einen Dringlichkeitsantrag des Vorsitzenden hin wurde die Verlegung des Geschäftsjahres vom Kalenderjahr auf den Zeitraum vom 1. April bis zum 31. März einstimmig beschlossen. Es folgte die Wahl der zehn Delegierten der Landesgruppe für die Delegiertentagung des Landesverbandes der vertriebenen Deutschen in Kiel, in welchem nunmehr nach Herstellung der Stimmparität die Landesgruppe der Ostpreußen an erster Stelle mit dreißig Stimmen einzieht. Einen besonderen Dank sprach der Vorsitzende dem wegen Arbeitsüberlastung ausgeschiedenen Vorstandsmitglied Reinhold Rehs für seine treue, opferbereite und kluge Mitarbeit aus. Auf seinen Antrag beschloss die Versammlung, Landsmann Rehs ein Dankschreiben zu übersenden.

 

Glückstadt. Zur Erinnerung an den Abstimmungssieg des 11. Juli 1920 veranstaltete die Gruppe am Jahrestag in der „Hoffnung" eine Mitgliederversammlung. Der 1. Vorsitzende schilderte die damalige Lage in den Ostgebieten des Reiches, als die Menschen Ost- und Westpreußens ihre unerschütterliche Treue in einem überwältigenden Bekenntnis bewiesen. Heute, in einer viel schwierigeren Lage, gelte erst recht, die gleiche Treue zu bewahren, um die Wiedergewinnung der Heimat zu erreichen. Die Ausführungen des Vorsitzenden klangen aus in der Mahnung eines jungen Sprechers: „Werdet nicht untreu Eurer Erde! Dass sie wieder die Eure werde, sei Euer Preis!" Mit der Vorführung von drei Filmen „Jagd in Trakehnen", „Mutter Ostpreußen" und „Schleswig-Holstein — Land im Aufbau" klang die Versammlung aus.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26. Telefon 2 47 01; Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21; Postscheckkonto: Hannover 1238 00.

 

Wolfsburg. Die Frauengruppe veranstaltete eine Ausstellung „Moderne Frauen — richtiges Wirtschaften". An dieser Ausstellung beteiligte sich die Landsmannschaft mit einem heimatlich ausgerichteten Stand, der viel Anklang fand. Über 30 000 Besucher konnten gezählt werden. — Am „Tag der Deutschen Einheit" beteiligte sich die Kreisgruppe zusammen mit den anderen im VdL befindlichen ostdeutschen Landsmannschaften an einer Feier am Mahnmal der Vertriebenen. Fackelträger, darunter Ost- und westpreußische Jungen, trugen das Feuer zur Grenze, wo ein würdiger Abschluss dieses Gedenktages stattfand. —Eine „Fahrt ins Blaue" führte 185 Landsleute über Hameln, Hildesheim, Rinteln ins Weserbergland, zur Porta Westfalika, nach Bückeburg und Bad Eilsen. Alle Landsleute waren begeistert und baten, auch im kommenden Jahr wieder eine Fahrt ins Blaue zu unternehmen. — Ganz besonders nimmt sich die Kreisgruppe der Spätaussiedler an. Jeder in Wolfsburg eintreffende Spätaussiedler wird sofort durch Mitglieder der Landsmannschaft aufgesucht. Danach lädt der Vorstand in bestimmten Zeitabständen diese Landsleute zu einer Kaffeestunde ein, wo alle Fragen, vor allem sozialer Art, durchgesprochen werden. Niemand von den Spätaussiedlern darf das Gefühl haben, allein dazustehen. Es darf darauf hingewiesen werden, dass die Stadt Wolfsburg sich dieses Personenkreises besonders annimmt. Die Wohnungsfrage konnte bisher in Zusammenarbeit mit der Stadt gut geregelt werden. — In der Stadt Wolfsburg sind mit Stichtag 30. Juni 1957 insgesamt 3451 Ostpreußen und Memelländer sowie 1151 Westpreußen ansässig, die sämtlich vom Vertriebenenamt und unserer Landsmannschaft erfasst sind und betreut werden.

 

Stadthagen. Die Gruppe wird am Sonntag, dem 18. August, eine Busfahrt in die blühende Lüneburger Heide durchführen. Abfahrt Stadthagen-Markt um 7 Uhr. Der Fahrpreis beträgt 8 DM je Person für Hin- und Rückfahrt. Die schönsten Gegenden der Heide bis zum Naturschutzgebiet werden angefahren. Anmeldungen sofort erbeten bei Wilke, Elektrofachgeschäft. Niedernstraße 39 und Scheumann, Zeitungsstand, Marktstraße. Näheres wird durch Rundschreiben bekanntgegeben bzw. ist bei der Anmeldung zu erfragen.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14.

 

Drittes Treffen des Regierungsbezirks Aachen in Alsdorf

Mit einem ostdeutschen Kulturabend in der Festhalte der Bergarbeitersiedlung Alsdorf/Ofden wurde das dritte Bezirkstreffen im Regierungsbezirk Aachen eingeleitet. Der 1. Vorsitzende des Bezirks, H. Foerder, begrüßte unter den Teilnehmern Bürgermeister Schleibach, Stadtdirektor Dr. Eckert, Vertreter der Behörden, beider Konfessionen, der politischen Parteien und der verschiedenen Landsmannschaften. Er betonte, dass diese Tage ein Bekenntnis zur ostdeutschen Heimat sein sollten. Stadtdirektor Dr. Eckert überbrachte den Willkommensgruß der Stadt und wies auf die gute Zusammenarbeit ost- und westdeutscher Bergleute hin. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in der Bergbaustadt Alsdorf etwa 200 bis 300 Ost- und Westpreußen. Jetzt sei diese Zahl auf etwa 1500 angestiegen. Unter dem Beifall der Teilnehmer wies Dr. Eckert auf einen Beschluss des Stadtrates hin, wonach die neue Volksschule an der Luisenstraße den Namen Agnes-Miegel-Schule erhalten habe. Die Festansprache hielt der stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe. Poley, der über die Bedeutung des deutschen Ostens für die abendländische Kultur sprach. Das Kammerorchester der VHS Alsdorf unter Leitung von W. Krone musizierte, die DJO Merkstein führte ein Feierspiel von Rothacker auf.

 

Mit einem Wecken, ausgeführt vom Fanfarenzug der DJO Merkstein, begann der zweite Tag des Treffens. In den Kirchen beider Konfessionen fanden Gottesdienste statt. In der Martin-Luther-Kirche predigte der ostpreußische Pfarrer Korsch, in der Kirche St. Kastor Kaplan Penzerzinski. ebenfalls ein Ostpreuße.

 

Etwa achthundert Landsleute und viele einheimische Gäste fanden sich dann zu einer Großkundgebung im Kasinosaal zusammen. Bürgermeister Schleibach begrüßte die Teilnehmer im Namen der Stadt und versicherte, dass Rat und Verwaltung hinter den berechtigten Forderungen der Heimatvertriebenen ständen. Als Vertreter des Kreises Aachen-Land fand Verwaltungsrat Classen Worte des Verständnisses für die Sorgen und gerechten Forderungen der Landsleute. Er versicherte, dass Kreisvertretung und Kreisverwaltung bereit seien, sich jederzeit für die Belange der ostdeutschen Menschen einzusetzen. Die Festansprache hielt der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Grimoni. Er erinnerte an die Abstimmungen in Südostpreußen und Westpreußen vor 37 Jahren und führte aus, dass der Weg der Verständigung der einzig reale Weg sei, um die Heimat wiederzuerhalten. Nur das ehrliche Gespräch könne zum Ziele führen. Die Grenzen müssten in freier Selbstbestimmung festgelegt werden. Er forderte die Vertreter aller Parteien auf, sich für die Forderung auf das Selbstbestimmungsrecht für den alten deutschen Siedlungsraum im Osten einzusetzen.

 

Recklinghausen. Bezirksgruppe Altstadt. Samstag, den 27. Juli, abends 20 Uhr, findet im Handelshof ein äußerst wichtiger Heimatabend statt. Es sind sehr wichtige organisatorische Fragen zu besprechen. Freunde und Gäste können mitgebracht werden. Anschließend gemütliches Beisammensein mit Tanz. Frick, 1. Vorsitzender.

 

Münster. Alle Memelländer aus Münster und Umgebung werden zu einer Zusammenkunft am Sonntag, dem 28. Juli 1957, 15.30 Uhr, in der Gastwirtschaft Westhues, Weseler Straße, herzlich eingeladen. Da viele wichtige Tagesfragen zu besprechen sind, wird um rege Teilnahme gebeten.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3. Postscheckkonto 15 75 Frankfurt am Main.

 

Koblenz. Im August fällt der Ferien wegen die Monatsversammlung aus. Dafür wird am 1. September, 16 Uhr, die Versammlung in der „Burg Hohenzollern" am Schenkendorfplatz stattfinden, die für einen interessanten Vortrag den Großen Saal zur Verfügung stellt. Es wird schon jetzt gebeten, sich diesen Termin vorzumerken.

 

Ludwigshafen a. Rhein. Am Freitag, dem 9. August 1957, 20 Uhr, Heimat- und Filmabend in der Walhalla., Oggersheimer Straße. Alle Landsleute, die ihre Beitrittserklärung zur Landsmannschaft noch nicht abgegeben haben, werden gebeten, diese zur genannten Veranstaltung mitzubringen oder einzusenden an A. Rimek, Ludwigstraße 6, II.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Barten-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de Ia Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Heidelberg. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgten die Landsleute und Gäste der Vorführung des Heimatfilmes „Die Kurische Nehrung im Zauber der Farben und im Spiegel der Dichtung", den Margarete Kudnig, zusammengestellt hat. Viele Jugendliche nahmen an diesem schönen Heimatabend teil. Die meisten von ihnen sahen zum ersten Mal im Bild die Heimat ihrer Eltern. Gemeinsam mit den älteren Landsleuten sangen sie die heimatlichen Lieder mit. Abschließend verlas die 1. Vorsitzende, Frau von der Groeben, das Bekenntnis der deutschen Jugend, das beim Bundestreffen in Bochum im Gedenken an die Heimat von,  jungen Ostpreußen, gesprochen worden war.

 

Friedrichshafen. Am 4. August 1957 wird sich die Gruppe mit den Landsleuten aus den Kreisen Bieberach, Ravensburg und Ulm zu einer Tagesfahrt auf dem Bodensee treffen. Ein Besuch bei den Landsleuten in Lindau ist vorgesehen. — Für Anfang September ist ein Vortrag über das Thema „Atomkraft als Segen für die Menschheit" beabsichtigt. — Trotz der sommerlichen Hitze fanden sich die Landsleute in den letzten Wochen wieder in heimatlicher Verbundenheit zusammen. Die Gruppe nahm an einem Sterntreffen der ostpreußischen Landsmannschaften in Ulm teil und erlebte in Weingarten die Weihe des Ehrenmals der Heimatvertriebenen in Oberschwaben auf der Welfenburg. Anfang Juli nahmen die Landsleute an einem Sommerausflug „Rund um den Säntis" teil.

 

Seite 13   Kinder aus Ostpreußen die von Angehörigen gesucht werden.

 

1. Aus Ackermühle, Kreis Schloßberg, werden gesucht, die Geschwister, Erwin Reiter, geb. 03.09.1940 und Ursula Reiter, geb. 02.01.1942, von ihrem Vater, Fritz Reiter, geb. 28.01.1909 in Ackermühle. Die Kinder befanden sich bei der Mutter, Erna Reiter, geb. Schlemminger, geb. 24.02.1913. Der Vater erhielt die letzte Nachricht am 16.01.1945, aus Mörlen, Kreis Osterode.

 

2. Aus Andersgrund, Kreis Ebenrode, werden gesucht die Geschwister, Rudi Prange, geb. 29.01.1940 und Herbert Prange, geb. 26.03.1942, von ihrem Vater, Albert Prange, geb. 25.03.1911. Die Mutter, Erna Prange, wird ebenfalls noch gesucht. Die Gesuchten sollen sich zuletzt in Ilmsdorf, Kreis Gerdauen, aufgehalten haben.

 

3. Aus Angerhöhe, Kreis Gumbinnen, wird gesucht, Hermann Stritzki, geb. 08.09.1942, von seinem Vater, Hans Stritzki, geb. 14.03.1899. Das Kind wurde am 22.01.1945 in der Nähe von Kalau, Kreis Mohrungen, von einer Schwester auf einen Wehrmachtswagen gesetzt.

 

4. Aus Birkenhausen, Kreis Insterburg, wird gesucht, Irmgard Ukat, geb. 16.04.1940, von Elisabeth Ukat, geb. Matzkeit, geb. 12.06.1902. Das Kind war mit der Mutter, Grete Ukat und Onkel Fritz Hofer, auf der Flucht. Die letzte Nachricht kam am 22.01.1945 aus der Gegend von Pr.-Holland bzw. Näglack, Kreis Mohrungen. Von hier sollen sie nach Rügen gebracht worden sein.

 

5. Aus Bischofsburg, Stiftgasse 1, wird gesucht, Klaus Frontzek, geb. 29.07.1941, in Bischofsburg, von seinem Vater, Willy Frontzek, geb. 03.09.1913. Klaus kam im Januar, nachdem die Mutter verstorben war, in das Waisenhaus in Schippenbeil. Elisabeth Prihl, die seinerzeit Schwester im Waisenhaus Schippenbeil war, könnte über den Knaben Auskunft geben.

 

6. Aus Bismark, Kreis Heydekrug, wird gesucht, Gerhard-Klaus-Egon Lehahn, geb. 18.09.1942 in Bismark, von seinem Vater, Leonhard Lehahn, geb. 11.08.1915. Das Kind befand sich bei seiner Großmutter, Else Meding oder Möding, die verstorben ist. Der Knabe soll mit einem Kindertransport nach dem Westen gekommen sein, er hat braune Augen, braunes Haar und eine kleine Einbuchtung am Hinterkopf. Es wäre möglich, dass Gerhard nicht mit dem Nachnamen Lehahn geführt wird, sondern unter den Namen Meding oder Möding.

 

7. Aus Groß-Gotteswalde, Kreis Mohrungen, werden gesucht, die Geschwister, Heinz-Edi Möller, geb. 19.11.1942 und Klaus-Dieter Möller, geb. 23.04.1944, von ihrem Vater, Heinrich Möller, geb. 14.02.1915. Die Geschwister sollen nach dem Tode der Mutter im November 1946 in ein Kinderheim in Mohrungen gekommen sein.

 

8. Aus Grundweiler, Kreis Schloßberg, wird gesucht, Edeltraut Mischereit, geb. 06.05.1940, von ihrem Vater, Kurt Mischereit, geb. 05.01.1908. Edeltraut war mit ihrer Mutter, Gertrud Mischereit, geb. Kindler, auf der Flucht. Die letzte Nachricht kam aus Pillau etwa Ende März 1945.

 

9. Aus Königsberg, Sternwartstraße 22, werden gesucht, die Geschwister, Gert Berensdorf, geb. September 1940, Rainer Berensdorf, geb. 07.03.1943 und Karl Berensdorf, geb. März 1944, von ihrer Tante, Margarete Krohm, geb. Berensdorf, geb. 12.11.1901. Die Kinder sollen nach dem Tode der Mutter 1945 in Königsberg in ein Waisenhaus gekommen sein.

 

10. Aus Königsberg, Münzstraße 30, wird gesucht, Dorothea Fischer, geb. 19.06.1943 in Königsberg, von ihrer Tante, Antonie Thom, geb. Fischer, geb. 02.08.1899. Das Kind war mit seiner Mutter, Therese Fischer, geb. 04.06.1903, noch Ende März 1945 in Hammersdorf, Kreis Heiligenbeil.

 

11. Aus Königsberg, Ziegelstraße 8, wird gesucht, Liane Hippler, geb. 08.08.1943, von ihrem Vater, Ewald Hippler, geb. 31.05.1914. Liane wurde 1946 in das Krankenhaus der Barmherzigkeit in Königsberg eingeliefert.

 

12. Aus Königsberg-Ballieth, Kaserne Block 4, wird gesucht, Marlies Podak, geb. 18.07.1942, von ihrem Vater, Willy Podak, geb. 14.03.1912 in Böttchersdorf. Das Kind wurde mit der Mutter, Wilhelmine Podak, geb. Zelwat, geb. 20.02.1913, am 26.01.1945 in Pillau gesehen. Sie sollen angeblich das Schiff „Wilhelm Gustloff" bestiegen haben.

 

13. Aus Königsberg, Kaporner Straße 19a, wird gesucht, Gisela-Traute Sahm, geb. 17.04.1943, von ihrem Onkel, Oskar Sahm. Die Mutter, Ursula Sahm, geb. 07.10.1926, wird ebenfalls gesucht.

 

14. Aus Königsberg, Am Bahnhofswall 4, wird gesucht, Brigitte Wiechert, geb. 01.05.1942 in Königsberg, von ihrem Großvater, Carl Wiechert, geb. 18.07.1896. Die Mutter, Margarete Wiechert, geb. Hoffmann, geb. August 1914 in Cranz, Kreis Fischhausen, wird ebenfalls gesucht.

 

15. Aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, wird gesucht, Klaus Grasteit, geb. etwa 1940 in Gilgethal, von seiner Tante, Amanda Petter, geb. 24.11.1889. Der Junge befand sich im November 1945 mit seiner Mutter, Gertrud Grasteit, geb. Kröhnert und zwei Schwestern, im Lager Kuckerneese. Dort sind die Mutter und die Schwestern verstorben. Klaus soll in das Waisenhaus Tilsit-Ragnit gekommen sein.

 

16. Aus Neu-Lindenau, Samland, wird gesucht, Klaus Kossmann, geb. 06.09.1942, von seinem Vater, Fritz Kossmann.

 

17. Aus Mohlgirren, Post Jonikaten, Kreis Tilsit, wird gesucht, Frau Martha Dammasch, geb. 21.10.1876 in Skerswethen. Sie betreute auf der Flucht ihr Enkelkind, Roswitha Dammasch, geb. 1942, das auch noch gesucht wird.

 

18. Aus Pr.-Holland, Mühlhauser Straße 15, wird gesucht, Siegfried Neubert, geb. 16.01.1944, von seiner Tante, Maria Andreas, geb. 13.11.1903. Die Eltern des Kindes, Bruno Neubert, geb. 29.01.1915 und Berta Neubert, geb. 14.06.1917, werden ebenfalls gesucht.

 

19. Aus Schneiderin, Kreis Gerdauen, wird gesucht, Helga Hülsekopf, geb. 11.05.1944, von ihrem Vater, Horst Hülsekopf, geb. 13.09.1922 in Berlin. Das Kind wurde zuletzt von der Großmutter, Frau Witt, betreut und im Januar 1945 der NSV in Danzig in weitere Obhut gegeben. Die Schwester, die das Kind übernahm, wollte sich angeblich nach Bremen begeben.

 

20. Aus Timber, Kreis Labiau, wird gesucht, Gisela Luttkus, geb. 18.07.1943, von ihrem Vater, Heinrich Luttkus, geb. 12.09.1905 in Timber. Gisela ging am 21.01.1945 in Elchwerder verloren. Sie befand sich mit ihren vier Geschwistern auf einem Wehrmachtswagen und ist angeblich in Elchwerder von ihren Geschwistern getrennt worden. Sie soll auf dem Wehrmachtswagen schlafend zurückgeblieben sein. Das Kind trug einen schwarzen Mantel, schwarze Schuhe und ein dunkelgrünes, abgetragenes Kleidchen.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 13, Parkallee Nr. 84/86, unter Kindersuchdienst 12/57.

 

 „Kamerad, ich rufe dich!"

Traditionsverband der ehemaligen 291. Infanterie-Division, Kameradenhilfswerk e. V.: Alle Kameraden aus dem süddeutschen Raum, denen es bisher nicht möglich war, an den Treffen teilzunehmen, werden zum vierten Divisionstreffen am 7. und 8. September in Würzburg eingeladen. Sollte einem Kameraden die Teilnahme am Treffen wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht möglich sein, so möge er sich an den Vorsitzenden des Traditionsverbandes wenden. Meldungen erbeten an den ersten Vorsitzenden. Oberst a. D. Kurt Illas, Oldenburg (Oldb). Bremer Straße 64.

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 99. Geburtstag

am 28. Juli 1957, Landsmann Wilhelm Rudzick aus Wehlau, Bahnhofstraße, jetzt mit seiner Tochter, Flora Alexander in Westensee bei Kiel. Landsmann Rudzick ist der älteste Einwohner der Gemeinde Westensee und der weiteren Umgebung. Seine Ehefrau verstarb 1950, im Alter von 90 Jahren.

 

zum 95. Geburtstag

am 28. Juli 1957, Landsmann Friedrich Wolter, aus Streuhöfen (Gr.-Daguthelen), Kreis Schloßberg, jetzt bei seiner Tochter, Frau Becker, in Berlin W 15, Darmstädter Straße 3, Gartenhaus IV.

 

am 31. Juli 1957, Frau Henriette Szillat, aus Stallupönen. Sie lebt seit 1944 bei ihren Kindern in Berlin-Reinickendorf, Emmentaler Straße 132/150.

 

zum 93. Geburtstag

am 28. Juli 1957, Witwe Julie Griech, geb. Konrad, aus Marienthal, Kreis Rastenburg, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter in (20a) Fuhrhop, Post Wense, Soltau-Land.

 

zum 92. Geburtstag

am 23. Juli 1957, Frau Berta Linkner, aus Gerswalde, Kreis Mohrungen, jetzt in Waldburg, Kreis Ravensburg (14b).

 

am 24. Juli 1957, Landsmann Ferdinand Hallmann, aus Niederhof-Bischofstein, jetzt mit seiner Ehefrau im Herz-Jesu-Heim, (22c) Ramersdorf bei Beuel, Rhein, Lindenstraße 62.

 

am 31. Juli 1957, Landsmann Karl Setzig, aus Saalfeld, jetzt in Flensburg, Sophienstraße 11.

 

am 1. August 1957, Landsmann Friedrich Wiede, aus Pobethen, Samland, jetzt bei seiner Großtochter, Eva Pusch in (23) Haftenkamp 16, Kreis Bentheim.

 

am 2. August 1957, Mühlenbesitzer Hermann Reimer, aus Sprosserweide, Kreis Elchniederung, jetzt in Reinbek, Bezirk Hamburg, Rosenstraße 30b, bei seinen Kindern. Landsmann Reimer ist der älteste Einwohner der Stadt. Die landsmannschaftliche Gruppe gratuliert herzlich mit den besten Wünschen für sein weiteres Wohlergehen.

 

zum 91. Geburtstag

am 3. August 1957, Witwe Auguste Schonowski, geb. Naumann, aus Königsberg, Kastanienallee. Die Jubilarin erlitt 1919 schon einmal das Schicksal der Vertreibung; sie lebte damals in Graudenz. Ihr Ehemann fiel im Ersten Weltkrieg. Sie schenkte dreizehn Kindern das Leben, acht von ihnen wurden ihr durch den Tod wieder genommen. Gegenwärtig lebt sie bei ihrer Enkelin, Edith Woyenotka in Köln-Sülz, Gerolssteiner Straße 77 II. In Köln-Kalk, Remscheider Straße 87 a II, wohnt auch ihre Tochter, Witwe Martha Kantelberg.

 

zum 87. Geburtstag

am 27. Juli 1957, Justizrat Carl Gustav Moehrke. Er war fast fünfzig Jahre in Ragnit als Rechtsanwalt und Notar tätig. Seit Kriegsende lebt er mit seiner Ehefrau bei seiner Nichte, Senta Benker, geb. Nierenheim, in Marktredwitz, Oberpfalz, Richard-Wagner-Straße 18.

 

zum 85. Geburtstag

am 17. Juli 1957, Fräulein Martha Frick, aus Tilsit, Garnisonstraße 21a, jetzt in Billerbeck, Westfalen, Am Schildstuhl 2.

 

am 24. Juli 1957, Landsmann Franz Schmidt, aus Königsberg, jetzt in Neustadt, Holstein, Rentnerheim Rotes Kreuz. Er war 40 Jahre hindurch Filialleiter der Berliner Firma Rheinhold & Co, Kieselgur- und Korksteinwerke GmbH, für die er nach der Vertreibung noch bis 1955 in der neu errichteten Zweigfabrik in Hoya, Weser, tätig war. Im Jahre 1950 konnte er, sein 50-jähriges Berufsjubiläum feiern. 1953 erhielt er vom Bundespräsidenten das Verdienstkreuz am Bande für langjährige Dienste.

 

am 29. Juli 1957, Witwe Elise Müller, ehemals Remontedepot Alt-Kattenau, Kreis Ebenrode, jetzt in Lüneburg, Salzstraße 13.

 

(ohne Datum) Frau Klara Pohl, verw. Rautenberg, aus Bladiau, Heiligenbeil. Sie wohnt gegenwärtig bei ihrem Sohn Fritz in Berlin-Wittenau, Roedernallee 85.

 

zum 83. Geburtstag

am 30. Juli 1957, Frau Emilie Jerwien, aus Ortelsburg, jetzt in Altenhof bei Eckernförde.

 

zum 82. Geburtstag

am 24. Juli 1957, Frau Johanne Sturm, aus Schneckenwalde, Kreis Elchniederung. Sie hält sich zurzeit in Frei Laubersheim, Kreis Alzey, Rheingrafenstraße 7, auf.

 

zum 81. Geburtstag

am 23. Juli 1957, Stadtoberinspektor a. D., Gustav Knabe, aus Insterburg, Cecilienstraße 16, jetzt mit seiner Ehefrau in (22a) M.-Gladbach, Rheydter Straße 104.

 

am 29. Juli 1957, Frau Berta Bromberger, geb. Brehm, aus Schwarzwiesen, Kreis Schloßberg, jetzt bei ihrer Tochter, Frau Lehmann, in Berlin-Steglitz, Schloßstraße 127.

 

am 29. Juli 1957, Landsmann Gustav Friedrich, aus Rheinswein, Kreis Ortelsburg, jetzt in (21b) Dortmund-Weillinghofen, Overgünnel.

 

am 29. Juli 1957, Frau Auguste Frenkel, geb. Baudszus, aus Angerapp, jetzt mit ihren Töchtern Ida und Maria in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Frau Käte Dublasky, Tübingen, Finkenweg 13, zu erreichen.

 

am 1 August 1957, Werkführer a. D., Paul Jaschinski, aus Insterburg, Luisenstraße 4, jetzt mit seiner Ehefrau Frieda in Gaiberg bei Heidelberg, Hauptstr. 92.

 

Zum 80. Geburtstag

am 14. Juli 1957, Kapitän z. S. a. D., Viktor Habedank, jetzt in Hamburg-Uhlenhorst, Papenhuder Str. 53/55. Der Jubilar entstammt einer memelländischen Gutsbesitzerfamilie. Als Kadett trat er in die Kaiserliche Marine ein; er fuhr auf Segelschulschiffen und Linienschiffen und war in Ostasien auf der „Hertha" und der „Iltis". Auch in der Skagerrakschlacht war er dabei. Später war er Leiter des Waffenamtes der Reichsmarine, 1921 zog er die blaue Uniform aus und wurde Kaufmann in Berlin und Lissabon.

 

am 18. Juli 1957, Landsmann Lebrecht Bansemir, aus Kuckerneese, vorher Kaukehmen, jetzt in Kelheim an der Donau, L. 156, bei seiner Tochter, Frau Hennig.

 

am 19. Juli 1957, Frau Emilie Neumann, geb. Hömke, aus Kreislacken, Samland, jetzt mit ihrer Tochter, Klara, die vor drei Jahren aus sowjetischer Gefangenschaft zurückkehrte, in Mölln, Danziger Str. 69.

 

am 25. Juli 1957, Frau Maria Labeth, geb. Jednat, aus Stallupönen, Neuer Markt 18, jetzt in Siegburg, Rheinland, Wilhelmstraße 171.

 

am 26. Juli 1957, Frau Marie Kollex, aus Königsberg, Steindammer Wall 30, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter, Frieda Wessel, in Zeven, Hannover, Heinrichstraße 47.

 

am 26. Juli 1957, Witwe Minna Böttcher, geb. Gräber, aus Gumbinnen, Dietrich-Eckard-Straße 2, jetzt in Grande, Bezirk Hamburg, bei ihrem Sohn Otto.

 

am 28. Juli 1957, Molkereibesitzer Gottlieb Barkowsky aus Schillkojen, Kreis Tilsit, jetzt in Göttingen, Geismarer Landstraße 27.

 

am (Tag nicht lesbar) Jui 1957, Frau Marie von Hoegh, geb. Mac Lean, Witwe des ehemaligen Eichamtdirektors von Hoegh, aus aus Königsberg, jetzt bei ihrer Schwägerin, Magda Mac Lean in Berlin-Friedenau, Lauterstr. 39.

 

am 29. Juli 1957, Landsmann Otto Herzog aus Barnen, Kreis Treuburg, jetzt mit seiner Ehefrau, Auguste Herzog, geb. Jotzo, geboren in Gr.-Gablick, Kreis Lötzen, die am 24. Juli 1957, 70 Jahre alt wurde, in Höngen, Kreis Aachen, Kirchstraße 96. Der Jubilar kam erst im letzten Frühjahr aus der Heimat zu seiner Ehefrau und seiner jüngsten Tochter, von denen er zwölf Jahre lang getrennt leben musste. Zwei Söhne des Ehepaares sind in Russland gefallen, eine Tochter ist in Dänemark an Typhus gestorben.

 

am 30. Juli 1957, Frau Johanna Kuck-Puskeppeleit, aus Königsberg, Krugstraße 10. Die Jubilarin lebt gegenwärtig in Würzburg, Höfnerstr. 4. Sie würde sich über Lebenszeichen der ehemaligen Mieter Krugstraße 10 und Blücherstraße 4 freuen.

 

am 31. Juli 1957, Frau Johanna Hundsdörfer, aus Raudingen, Kreis Gerdaunen, jetzt bei ihrem Schwiegersohn, Oberpostmeister Otto Pohl, ehemals Postmeister in Peitschendorf, in Trittau, Bezirk Hamburg.

 

am 1. August 1957, Frau Elise Gaedtke, geb. Ammon, aus Königsberg, Oberhaberberg 98. Jetzt in Fahrendorf 62 über Bremervörde.

 

am 1. August 1957, Landsmann Friedrich Renk, aus Königsberg, Heidemannstraße 17, jetzt in Halver, Westfalen, Am Österberg 14. Der Jubilar war 38 Jahre bei der KWS, Abt. FIurbeleuchtung, tätig.

 

am 2. August 1957, Stellmachermeister August Jordan. Er wurde in Gr.-Kirsteinsdorf, Kreis Osterode, geboren und lebte von 1909 bis zur Vertreibung in Osterode, Roßgartenstraße 27. Er bekleidete Ehrenämter der Stadt und der Kirche und ist auch jetzt an seinem neuen Wohnort Bielefeld, Oststraße 49, am Zeitgeschehen lebhaft interessiert. Seine Ehefrau verstarb 1945 auf der Flucht.

 

zum 75. Geburtstag

am 23. Juli 1957, Bahnhofsvorsteher i. R., Alfred Schwarz. Er wurde in Wondollen, Kreis Johannisburg, geboren, war 25 Jahre in Allenstein tätig und tat dann von 1924 bis 1933 Dienst als Bahnhofsvorsteher in Hohenstein. Auf seinen eigenen Wunsch wurde er nach 1933 nach Maldeuten versetzt. Er lebt jetzt in Hannover-Wülfel, Hildesheimer Chaussee 126.

 

am 24. Juli 1957, Frau Elise Schweiger, aus Eydtkuhnen, jetzt in Wuppertal-Barmen, Emilienstraße 57. Frau Schweiger war fünfzehn Jahre beim Hauptzollamt Eydtkuhnen tätig.

 

am 25. Juli 1957, Landsmann Julius Burneleit, aus Johannisburg, jetzt bei seiner Tochter und seinem Schwiegersohn, Fritz Appel, in Essen-Kray, Mechtenbergstraße 23.

 

am 29. Juli 1957, Frau Luise Kämereit, geb. Oberpichler, aus Trappen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in Göttingen, Friedensstraße 8.

 

am 29. Juli 1957, Witwe Johanna Panthur, geb. Reinhold, aus Tawe, Kreis Elchniederung. Sie lebt jetzt bei ihrer Tochter Anna in der sowjetisch besetzten Zone und ist zu erreichen durch ihre Enkelin Ruth Olschewski, geb. Maßutt, Dortmund, Leierweg 36.

 

am 30. Juli 1957, Landsmann August Wossilus, ehemals Straßenbahnkontrolleur in Tilsit, jetzt in (14b) Martinsmoos, Kreis Calw, Schwarzwald.

 

am 30. Juli 1957, Landsmann Ludwig Brosda, jetzt in Berlin-Grunewald, Plöner Straße 24. Die Kreisgruppe Osterode in Berlin gratuliert herzlich.

 

am 31 Juli 1957, Frau Martha Goroncy, geb. Schulz, aus Biessellen-Thomareinen, Kreis Osterode, jetzt in (20a) Walsrode, Hannover, Am Bahnhof 69, gegenwärtig in Ahlden, Aller, bei Lehrer Sellien.

 

am 2. August 1957, Frau Auguste Bogdan, aus Groß-Jauer, Kreis Lötzen, jetzt bei ihrem Sohn Erich in Alsfeld, Oberhessen, Herzfelder Straße 51.

 

am 2. August 1957, Frau Helene Lange, aus Guttstadt, jetzt in Berlin-Charlottenburg, Einsteinufer 59, in der Nähe ihres Neffen, Leo Suchalla/Guttstadt.

 

am 3. August 1957, Frau Charlotte Deutschmann, geb. Schmidt, aus Göritten, Kreis Ebenrode, jetzt in Eppenheim (Taunus), Post Königstein.

 

Senatspräsident i. R., Dr. jur. Julius Springer, 90 Jahre alt. (Foto)

Am 5. August 1957, wird Dr. Julius Springer, Senatspräsident i. R. und ehemaliger Vizepräsident des Oberlandesgerichts Königsberg, ein Leben lang Richter der alten Schule, in Kiel bei körperlicher Gesundheit und geistiger Frische seinen 90. Geburtstag begehen.

 

Der Jubilar wurde als Sohn des Geheimen Regierungsrats J. Springer in Gumbinnen geboren. Im

Jahre 1886 bestand er das Abiturientenexamen am Friedrichsgymnasium in Gumbinnen und studierte dann Jurisprudenz in Berlin. Nach dem Referendarexamen promovierte er 1889 zum Doktor beider Rechte an der Universität Jena.

 

Nach dem Assessor-Examen war er am Amtsgericht in seiner Vaterstadt tätig, wo er 1900 Amtsrichter wurde. Dann wirkte er als Landgerichtsrat in Insterburg; 1911 wurde er als Landgerichtsdirektor nach Graudenz versetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg kam er an das Landgericht nach Königsberg, war dort mehrere Jahre Vorsitzender einer Kammer des Großen Schwurgerichtes und wurde 1921 Senatspräsident und Vorsitzender eines Zivilsenats beim Oberlandesgericht, zu dessen Vizepräsidenten er 1924 bestellt wurde. Drei Jahre lang nahm er mit Sonderauftrag die Stelle des Oberlandesgerichtspräsidenten wahr. Außerdem wurde er zum Kommissar der Reichsbankhauptstelle in Königsberg und zum Vorsitzenden der Referendar-Prüfungskommission beim Oberlandesgericht bestellt. 1932 trat der Jubilar in den Ruhestand, blieb aber noch weitere drei Jahre Reichsbankkommissar.

 

Er war verheiratet mit Elsbeth, geb. Fröse, aus Insterburg, mit der er im Jahre 1948 in Lütjenburg, Schleswig-Holstein, das Fest der Goldenen Hochzeit feiern konnte. Kurz nach dieser Feier verstarb seine Lebensgefährtin. Anfang dieses Jahres kam Dr. Springer von Lütjenburg nach Kiel, wo er in einem schöngelegenen, von der Kieler Stadtmission neuerbauten Altersheim wohnt. Neben seiner umfangreichen Lebensarbeit liebt der Jubilar gute Musik und spielt selbst hervorragend Geige. Er pflegte die Kammermusik und spielte die erste Geige in einem von ihm zusammengestellten Quartett. Er war regelmäßiger Gast aller musikalischen Veranstaltungen von Wert. Daneben galt seine Liebe der Ostsee, an der er regelmäßig seinen Urlaub verbrachte. Bis zu seinem 88. Lebensjahr hat er in der Ostsee jährlich immer etwa hundert Bäder genommen. Er war auch ein Freund von gepflegter Geselligkeit.

 

In Kiel wird der Jubilar von seiner älteren Tochter betreut, der Frau des Vorsitzenden der Landesgruppe Schleswig-Holstein. Seine jüngere Tochter heiratete Druckereibesitzer Gerhard Rautenberg, in dessen Betrieb das Ostpreußenblatt gedruckt wird. Viele Juristen, die seinerzeit bei Dr. Springer das Referendarexamen abgelegt haben, leben heute in Schleswig-Holstein und im gesamten Bundesgebiet, unter ihnen der Sprecher unserer Landsmannschaft, Dr. Alfred Gille, MdB, und das Vorstandsmitglied Reinhold Rehs, MdB.

 

Am Vormittag des 5. August 1957, wird eine Geburtstagsfeier im Familienkreis in der Wohnung des Schwiegersohnes von Dr. Springer, Landsmann Fritz Schröter, Kiel, Sandkuhle 4/6. stattfinden.

 

Oberstudienrat i. R., Richard Anbuhl achtzig Jahre alt. (Foto)

Richard Anbuhl ist einer der vielen ostpreußischen Erzieher, die fast ihre ganze Lebensarbeit einer einzigen ostpreußischen Schule gewidmet haben. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurde er als Oberlehrer am Staatlichen Gymnasium Tilsit angestellt. Während des Ersten Weltkrieges erhielt er die Dienstbezeichnung Gymnasialprofessor. Im Jahre 1928 wurde er zum Oberstudienrat ernannt, und im Jahre 1937 trat er in den Ruhestand. Viele Schülergenerationen verdanken ihm viel. Er unterrichtete in den Fächern Deutsch, Religion und Hebräisch. So mancher Geistliche ist durch ihn in die Geheimnisse der hebräischen Sprache eingeführt worden. Der Idealismus Kants und Schillers bildeten die Grundlage seines deutschen Unterrichts. Seine gesamte Arbeit aber wurde getragen von lebenbejahendem Humanismus, Vergil und Homer waren ihm die Quellen tiefer Weisheit, und auch heute noch schmückt er seine Briefe mit treffenden Zitaten aus den literarischen Werken des klassischen Altertums. Auch über die Schule hinaus widmete er in Tilsit seine Kraft dem allgemeinen Wohl. Er war Mitglied des Gemeindekirchenrats der reformierten Kirche in Tilsit. Die Natur hat ihm eine begnadete Frische bis in das biblische Alter hinein beschert. Vor wenigen Wochen feierte er in seiner Wohnung in Berlin-Charlottenburg, Thrasoltstr. 21, das Fest der Goldenen Hochzeit. Das Bild ist eine Aufnahme aus dem Jahre 1953. — Dass sein Lebensabend harmonisch ein Leben beschließe, das so vielen Freude und Segen gebracht hat, das ist unser aufrichtiger Wunsch. Dr. A.

 

Das Geschwisterpaar Claessens

Am 27. Juli 1957, wird Direktor Robert Claessens, jetzt in Bremen, Schaffenrathstr. 46, 81 Jahre alt. Der Jubilar wurde auf dem väterlichen Rittergut Orschen im Kreise Pr.-Eylau geboren, das später aufgesiedelt wurde. Mit vierzehn Jahren verließ er das Wilhelmsgymnasium. Gegen den Wunsch seiner Eltern, die gern einen Mediziner aus ihm machen wollten, und trat als Schiffsjunge beim Norddeutschen Lloyd in Bremen ein. So lernte er schon in jungen Jahren fast die ganze Welt kennen. 1896 machte er sein Steuermannsexamen und fuhr dann als nautischer Lehrer auf dem Segelschulschiff „Sophie Charlotte". Er beteiligte sich an einer Expedition in die Südsee, wurde dann 1. Offizier beim Norddeutschen Lloyd und lebte als Inspektor der Gesellschaft in Sidney, Australien. Dort erwarb er sich so gute Freunde, dass für ihn im Ersten Weltkrieg eine Kaution gestellt wurde, so dass er sich im Innern des Landes frei bewegen konnte. Es gelang ihm in den ersten Augusttagen 1914, alle in Sidney, Brisbane und Newcastle liegenden deutschen Schiffe der Beschlagnahme zu entziehen. Im Jahre 1920 wurde er in den Vorstand der Bremer Straßenbahn berufen, deren Direktor er fast dreißig Jahre lang blieb. In dieser Eigenschaft hat „Opa Claessens", wie er bei den Betriebsangehörigen genannt wurde, eine Reihe von sozialen Verbesserungen im Betrieb erreicht. Am 30. Juni 1952 trat er in den wohlverdienten Ruhestand, im Jahre 1954 verlor er seine Frau, Erika, geb. Freiin von Printz, die ebenfalls aus einem ostpreußischen Geschlecht stammt.

 

Der rüstige Jubilar besucht abwechselnd seine Kinder in England, Columbien und Australien. Seine Schwester, Elisabeth Claessens, wird am 1. August 1957, 80 Jahre alt. Nach dem Tode ihres Vaters übernahm sie eine kleine Pacht auf der Domäne Kobbelbude und widmete sich dort der Imkerei. Im Ersten Weltkrieg war sie in der Flüchtlingsfürsorge in Treuburg, dann in der Militärfürsorge tätig, sie leitete schließlich das Soldatenheim Ostpreußen. Sie lebte dann mit ihrer Freundin, Johanna von Stosch, in Löwenhagen, Rosenhäuschen. Die Freundin verstarb auf der Flucht, und die Jubilarin wohnte noch fast drei Jahre unter russischer Besatzung in ihrem Haus und arbeitete als Krankenschwester. Heute lebt Elisabeth Claessens in Adelebsen, Kreis Northeim, Hannover. Sie hat sich dort durch eine kleine Bienenzucht wieder eiinen Wirkungskreis geschaffen.

 

Goldene Hochzeiten

Bauer Hermann Waschat und Frau Anna Waschat, geb. Preukschat, aus Kischen, Kreis Elchniederung, jetzt bei ihrem ältesten Sohn Fritz in Radbruch, Kreis Harburg, konnten am 15. Juli 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit feiern.

 

Landwirt Artur Rehberg und Frau Anna Rehberg, geb. Krahmer, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, jetzt in Schwenningen am Neckar, Mühlweg 133, feierten am 24. Juli 1957, ihre Goldene Hochzeit.

 

Die Eheleute Albert und Auguste Metschurat, aus Kerkutwethen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in Untergolding Nr. 3, Post Landshut 3, Niederbayern, feiern am 27. Juli 1957, im Beisein ihrer Kinder und Enkel, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Die Eheleute Arthur Sommer und Frau Helene Sommer, geb. Krömke, jetzt in Leverkusen 2, Kaiserstraße 18, begehen am 2. August 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit. Landsmann Sommer war Jahrzehnte hindurch Hauptlehrer in Lichtenfeld, Kreis Heiligenbeil. Auch seine Ehefrau entstammt einer Lehrerfamilie, aus Gr.-Hasselberg, Kreis Heiligenbeil.

 

Diamantene Hochzeit

Die Eheleute Emil Hildebrandt und Frau Amalie Hildebrandt, geb. Besatzki, jetzt bei ihrem Sohn in Emmdorf, Kreis Uelzen, feierten am 18. Juli 1957, das Fest der Diamantenen Hochzeit. Landsman Hildebrandt war von 1914 bis 1945 als Kämmerer im Dienst der Familie von Ferno, in Kuglacken, Kreis Wehlau.

 

Jubiläen

Regierungs-Oberinspektor Ewald Raffalsky, aus Treuburg (Landratsamt), jetzt in Stade, Elbe, Pommernstraße 8, konnte am 19. Juli 1957, sein vierzigjähriges Dienstjubiläum begehen.

 

Schmiedemeister Hermann Neumann, aus Jädcknitz, Kreis Heiligenbeil, jetzt mit seiner Ehefrau, seinen Kindern und Enkelkindern in (24a) Tremsbüttel über Ahrensburg, Kreis Stormarn, feierte am 21. Juli 1957, sein fünfzigjähriges Meisterjubiläum.

 

Prüfungen

Klaus Witlko, Sohn des Kaufmanns Fritz Wittko, aus Schwerfelde, Kreis Insterburg, jetzt in (22c) Walsum, Kreis Dinslaken, An der Biesenkathe 24, hat vor der Handwerkskammer Olpe, die Meisterprüfung im Bäckerhandwerk bestanden.

 

Werner Sowa, Sohn des Rev.-Hauptmanns a. D., Viktor Sowa, ehemals Lötzen und Allenstein, jetzt in Goslar, Wislicenusstraße 11, hat an der Staatlichen Ingenieurschule zu Wolfenbüttel, das Examen als Elektro-Maschinenbau-Ingenieur bestanden.

 

Helft uns helfen!

Überall im Bundesgebiet sind die Züge überfüllt von fröhlichen Ferienreisenden. In den Ländern, in denen die Schulferien noch nicht begonnen haben, werden Pläne für die Urlaubsreise geschmiedet. Aber wie viele gibt es die daheim bleiben müssen! Wie viele Kinder ostpreußischer Eltern müssen auch in diesem Jahr auf frohe Ferientage verzichten, weil ihre Eltern einfach nicht die Möglichkeit haben, ihnen einen Ferienaufenthalt zu ermöglichen. In Lagern, Baracken und Notunterkünften in engen Großstadtwohnungen, in Ostberlin und in der sowjetisch besetzten Zone leben noch Zehntausende von ostpreußischen Kindern, die keine richtigen Ferien kennen.

 

Wir alle sollten daran denken, dass es uns möglich ist, mit einer Spende dazu beizutragen, dass auch diese Kinder unserer Landsleute zu einem Platz an der Sonne kommen. Alle Landsleute sind zur Mithilfe aufgerufen.

 

Spenden bitten wir einzuzahlen auf das Postscheckkonto Hamburg Nr. 75 57 der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. mit dem Vermerk „Ostpreußische Kinderhilfe“.

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke

 

Seite 15   Familienanzeigen

Unsere liebe Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, Schwiegermutter und Tante, Auguste Franz, geborene Fiedler, ist im Alter von 82 Jahren, nach kurzem Leiden, am 11. Juli 1957, in die Ewigkeit abberufen. In tiefer Trauer: Elfriede Franz, Berlin-Weißensee, Meyerbeerstr. 109. Edith Franz, München, Ohmstraße 16. Herbert Franz und Frau Ilse Franz, geb. Baumeier, sowjetisch besetzte Zone. Ulrich Riebau und Frau Anita Riebau, geb. Franz, Hamburg, Alsterkrugchaussee 588 a. Walter Franz, Lünen, Westfalen, Friedrichstraße 76 und Anverwandte. Berlin-Weißensee. Früher Gut Pillwarren, Ostpreußen.

 

Was Gott tut, das ist wohlgetan. Am 8. Juli 1957 nahm Gott nach schwerer Krankheit, jedoch plötzlich und unerwartet, unsere über alles geliebte herzensgute Mutter, Schwiegermutter und Oma, Auguste Konrad, verw. Wischnewski, geb. Wittke, im 85. Lebensjahre, für immer von uns. In tiefem Schmerz: Martha Kothe, geb. Wischnewski. Emma Sallondz, geb. Wischnewski. Emil Wischnewski. Liesbeth Klatt, geb. Konrad. Hedwig Kräsche, geb. Konrad. Karl Kothe. Adolf Klatt. Fritz Kräsche, Köln, Liebigstraße 36. Gustav Sallondz. Ida Wischnewski, geb. Dzillak. Fünf Enkel und vier Urenkel. Frankfurt/Main, den 15. Juli 1957, Hartmann-Ibach-Straße 85. Früher Lötzen, Ostpreußen, am Kanal.

 

Am 4. Juli 1957 ist meine innig geliebte Frau, meine liebe Mutti, Tochter, Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Helene Gertrud Wiemer, geborene Wiemer, nach kurzer schwerer Krankheit plötzlich und unerwartet, im 41. Lebensjahre, nach dem Willen Gottes, sanft entschlafen. Ihr sehnlichster Wunsch, die geliebte Heimat wiederzusehen, ist nicht in Erfüllung gegangen. In stiller Trauer: Erich Wiemer, mit Sohn Werner und allen Angehörigen. Stuttgart-Stammheim, Imkerstraße 10. Früher Angerapp, Ostpreußen, Markt Nr. 12. Die Beerdigung fand am 6. Juli 1957 in Stuttgart-Stammheim statt.

 

Nach langem Leiden nahm Gott am 8. Juli 1957, meine gute Frau und treue Lebenskameradin, unsere gute treusorgende Mutter, Großmutter, unsere liebe Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Berta Schneider, geb. Scheffler, drei Tage vor ihrem 70. Geburtstag, zu sich in die himmlische Heimat. Nach langer Ungewissheit erhielten wir die Nachricht, dass unsere liebe Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Gertrud Schneider, im Januar 1945, aus dem Kreise Osterode, Ostpreußen, verschleppt und gegen Ende 1945 im Gefangenenlager Pr.-Eylau, Ostpreußen, an Typhus verstorben ist. In stiller Trauer: Friedrich Schneider und Angehörige. Landau (Pfalz), Hainbachstraße 30, den 15. Juli 1957. Früher Tilsit, Albrechtstraße 6 a.

 

Nach einem langen Leben voll steter Liebe und Sorge, nahm Gott, unsere liebe Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, Frau Oberlandjägerwitwe, Auguste Sandmann, früher Ribbenischken, Kreis Goldap, im gesegneten Alter von fast 90 Jahren, am 23. Juni 1957, zu sich in die Ewigkeit. Im Namen aller Hinterbliebenen: Elfriede Paetzel, geb. Sandmann. Stolzenau (Weser), Oldemeyerstraße 14.

 

Am 8. Juli 1957 verstarb durch Unglücksfall plötzlich und unerwartet, mein lieber Mann, Vater, Schwiegervater, Opa, Schwager und Onkel, Robert Mertins, im Alter von 67 Jahren. In tiefer Trauer: Valeska Mertins, geb. Altrock. Familie Heinz Wolff. Königsberg Pr., Unterlaak 42, jetzt Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 154.

 

Durch einen tragischen Unglücksfall verstarb am 8. Juli 1957, unser lieber Landsmann und langjähriger Bezirksbetreuer, Robert Mertins. Er war einer der treuesten Mitarbeiter unseres Heimatkreises. Sein Andenken wird unvergessen bleiben. Im Namen der Kreisgruppe Königsberg Pr.-Stadt in Berlin, Der Vorstand. Berlin-Zehlendorf, den 20. Juli 1957, Hartmannsweiler Weg 2.

 

Mein lieber Mann, unser guter Vater, Lehrer i. R., Franz Böttcher, ging in die ewige Heimat ein. Amalie Böttcher, geb. Gehrmann. Dr. phil. Gregor Böttcher und Frau Ursula Böttcher, geb. Marx, Recklinghausen. Ursel Böttcher, Bielefeld. Architekt Herbert Rautenberg und Frau Gisela Rautenberg, geb. Böttcher, Bochum. Wolfram Rautenberg, als Enkel. Paderborn, Ludwigstraße 28. Früher Allenstein, Roonstraße 105

 

Völlig unerwartet verstarb im Alter von 71 Jahren unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Schwägerin und Tante, Frau Ottilie Gunia, Grünfließ, Kreis Neidenburg. Sie folgte meinem einzigen Bruder, dem Landrat des Kreises Osterode, gefallen im Juni 1941, als Oberleutnant der Reserve und unserem lieben Vater und Schwiegervater. 1945 nach Russland verschleppt und auch dort verstorben. Ihre letzte Ruhestätte ist der Eichhof in Kiel. In stiller Trauer:  O. W. Gunia und Frau. Rammsee, Hamburg, Landstraße 61

 

Am 8. Juli 1957 entschlief nach kurzer schwerer Krankheit, unser lieber Vater und Großvater, Wilhelm Knoop, Postassistent a. D. in Kulmbach, früher Königsberg Pr., zwei Tage nach seinem 87. Geburtstage. Er folgte unserer lieben Mutter und Großmutter, Amalie Elisabeth Knoop, geb. Brinkmann, die am 13.11.1952, im Alter von 79 Jahren, von uns ging. In stiller Trauer: Walter Knoop. Frieda Knoop. Gertrud Knoop, geb. Maiwald. Werner, Doris und Irmgard, als Enkelkinder. Oldenburg i. O.. Hamburg. Kulmbach, im Juli 1957.

 

Der Herr über Leben und Tod nahm am 14. Juli 1957 plötzlich und unerwartet unsere innigst geliebte, treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Oma, Frau Marie Funk, geb. Schwarz, im Alter von 57 Jahren, zu sich in die Ewigkeit. Paul Funk. Luzie Funk. Martha Wehlau, geb. Funk. Georg Wehlau und Enkelkinder, Renate und Hans-Josef. Wachtendonk, Kreis Geldern. Früher Montwitz bei Willenberg, Kreis Ortelsburg.

 

Wie möget ihr gelitten haben. Nach dreizehnjähriger Ungewissheit gedenke ich am 50. Geburtstage, meines lieben guten Mannes, Obergefreiter Heinrich Masuhr, Feldpostnummer 30 580, am 13.07.1944, in Wilna vermisst. Gleichzeitig gedenke ich meiner beiden lieben Kinder, Helmut, geb. 24.09.1936, seit 29.01.1945 von seiner lieben Mutti getrennt und vermisst. Christel, geb. 19.11.1937, gest. 14.06.1945. Ruhe sanft. In großem Schmerz und tiefer Trauer: Betty Masuhr. Königsberg Pr., Kohlhofstraße 1049/5, jetzt Säckingen, Baden, Habsburger Straße 24. Wer weiß etwas über Schicksal der Vermissten?

 

Christus, der ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn. Nach langen Krankheitsjahren nahm der treue Gott sein Kind, meine liebe Frau, Schwester, Tante und Schwägerin, Anna Schwarz, geb. Boehnke, im Alter von 72 Jahren, am 7. Juli 1957, früh 5 Uhr, zu sich in die Gottesherrlichkeit. In rechter Trauer auch für alle Verwandten: Alfred Schwarz, Bundesbahninspektor a. D. Hannover, Hildesheimer Chaussee 126. Früher Allenstein, Hohenstein, Maldeuten.

 

Ein treues Mutterherz hat aufgehört zu schlagen. Müh' und Arbeit war ihr Leben, treu und fleißig ihre Hand, Ruhe hat ihr Gott gegeben, denn sie hat sie nie gekannt. Völlig unerwartet verloren wir am 4. Juli 1957, unsere geliebte herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin, Tante, Nichte und Kusine, Witwe Johanne Matern, geb. Husing, früher Benkheim, Kreis Angerburg. Sie folgte ihren beiden Söhnen, Ernst 1943 und Emil 1944, die sie im Osten verloren hat. In tiefem Schmerz: Willi Matern und Frau Martha Matern, geb. Mett. Fritz Matern und Frau Käte Matern, geb. Framke. Peter und Roswitha. Maria Matern, geb. Beister. Jetzt Hamburg-Harburg, Lassallestraße 29.

 

Müh' und Arbeit war ihr Leben, treu und fleißig ihre Hand, Ruhe hat ihr Gott gegeben, denn sie hat sie nie gekannt. Die Sehnsucht nach der geliebten Heimat hat ihr das Herz gebrochen. Nach dem dritten Herzinfarktanfall entschlief am 12. Juli 1957, 12.30 Uhr, meine liebe einzige Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, die Bäuerin, Witwe, Anna Dorhs, geb. Jelonnek, im 69. Lebensjahre. Dies zeigen in tiefer Trauer an: Bruder, Gottlieb Jelonnek und Frau Emma Jellonek, geb. Trojan. Siegfried Jelonnek und Frau Helga Jellonek, geb. Dorhs, Neffe. Waltraut Scharf, geb. Jelonnek, Nichte. Erhart Scharf, Neffe. Angelika Scharf, Großnichte. Bärbel Kerlies, Großnichte. Mülheim (Ruhr), Schreinerstr. 3, den 12. Juli 1957. Früher Willkassen-Reuß, Kreis Treuburg, Ostpreußen. Die Beerdigung fand am Dienstag, dem 16. Juli 1957, 14.45 Uhr, auf dem Hauptfriedhof statt.

 

Wir hofften auf ein Wiedersehn, doch Gottes Wille ist geschehn. Wir konnten Dich nicht sterben sehn, auch nicht an Deinem Grabe stehn. Zum zwölfjährigen Gedenken, unserer geliebten treusorgenden Mutter, Auguste Graf, geb. Singer, aus Heinrichsdorf bei Friedland, Ostpreußen, geb. 29.06.1880, gest. 28.07.1945 in Lauenburg, Pommern. Schmerzlich vermisst von ihren Kindern: Gustav Graf. Anna Schreiber, geb. Graf. Otto Graf, gefallen am 05.031945, v. Berlin. Erna Ehlert, geb. Graf. Horst in Holstein, Horstheider Weg 75.

 

Nach langem schwerem Leiden entschlief am 8. Juli 1957, im 72. Lebensjahre, unsere liebe Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Nanny Jonas, früher Hohenstein, Ostpreußen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Frida Herrmann, geb. Jonas, Osterholz-Scharmbeck, Gartenstraße 18. Herbert Jonas, Vlotho (Weser) Bergstraße 6.

 

Am 3. Juli 1957, ist meine liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Marie Helldobler, geb. Laser, früher Dugen, Kreis Gerdauen, im gesegneten Alter von 85 Jahren heimgegangen. In stiller Trauer: Familie Karl Laser. Bad Pyrmont, Luisenstraße 1.

 

Nur Arbeit war Dein Leben, nie dachtest Du an Dich. Nur für die Deinen streben, galt Dir als höchste Pflicht. Am Sonntag, dem 23. Juni 1957, verschied nach kurzer schwerer Krankheit, meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter, Oma, Schwester, Schwägerin und Tante, Anna Mattern, geb. Fabrizius, im 61. Lebensjahre. In stiller Trauer: Gustav Mattern. Franz Mattern und Frau. Otto Mattern und Frau. Detlef und Reinhardt, als Enkelkinder. Sowjetisch besetzte Zone. Siegen, Westfalen, Charlottenstraße 16. Früher Sand, Kreis Pr.-Eylau.

 

Weinet nicht an meinem Grabe, stört mich nicht in meiner Ruh, denkt was ich gelitten habe, eh ich schloss die Augen zu. Am 15. Juni 1957 entschlief nach längerer Krankheit, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Schwester, Emilie Heinrich, geb. Schallnus, im Alter von 64 Jahren. Im Namen aller Hinterbliebenen: Auguste Schallnus. Früher Pamletten, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt Unlingen über Riedlingen, Kreis Saulgau.

 

Am 10. Juli 1957 entschlief nach längerem Leiden, aber plötzlich und unerwartet, meine liebe Mutter, Gertrud Schwarz, geb. Schiefereit, im Alter von 74 Jahren. Pastor E. Schwarz. Bünsdorf. Früher Laukischken. Königsberg Pr. und Losendorf, Westpreußen.

 

Am 13. Juni 1957 entschlief sanft und ruhig nach kurzer Krankheit, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Oma, Schwester, Schwägerin und Tante, Minna Schimanski, geb. Gunia, im Alter von 76 Jahren. In stiller Trauer: Walter Toffel und Frau Margarete Toffel, geb. Schimanski. Ernst Schimanski und Frau Erna Schimanski, geb. Wolff. Franz Kirschstein und Frau Betty Kirschstein, geb. Schimanski. Irene, als Enkelin. Herzhorn, im Juni 1957. Früher Bartzdorf, Kreis Neidenburg.

 

Nach zwölf Jahren habe ich die traurige Nachricht erhalten, dass meine liebe Mutter, Auguste Szillat, geb. Frenkler, früher Königsberg Pr.-Ponarth, Wiesenstraße 27, in Stade (Elbe) im Altersheim sanft entschlafen ist. In tiefer Trauer: Helene Kohlhaw, geb. Szillat. Königsberg Pr.-Kohlhof 1054-28, jetzt Hagen-Haspe, Auf dem Wichterbruch 1.

 

Am 7. Juni 1957 entschlief nach schwerer Krankheit, meine liebe Gattin, Mutter, Großmutter, Urgroßmutter und Schwiegermutter, Frau Marie Neumann, geb. Pfllipp, früher Ragnit-Tilsit, im 77. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Emil Neumann. Töchter: Frieda Dombrovski, Oberstdorf (Allgäu). Emma Neumann, Diakonisse, Wuppertal-Elberfeld, Xantener Straße 1.

 

Für die herzliche Anteilnahme beim Heimgange unserer lieben Mutter, sage ich im Namen aller Angehörigen meinen herzlichsten Dank. Frau Lucie Baruth, geb. Grohnert. Nortrup, den 17. Juli 1957

 

Seite 16   Familienanzeigen

Am 7. Juli 1957 ist nach langem schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, mein lieber treusorgender Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, der Bauer, Rudolf Hempler, aus Schwanis, Kreis Heiligenbeil, im Alter von 68 Jahren, sanft entschlafen. In stiller Trauer: Ida Hempler, geb. Fiebich. Olga Ehret, geb. Hempler. Jake H. Ehret, Plevna, USA. Frida Gutzeit, geb. Hempler. Karl Gutzeit, Seesen (Harz). Lilly Siewert, geb. Hempler, z. Z. noch vermisst. Erwin Hempler, z. Z. noch vermisst. Ulrich und Clinton, als Enkel. Süpplingen über Helmstedt, Juli 1957

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief am 21. Mai 1957, plötzlich und unerwartet, im 80. Lebensjahre, mein lieber guter Mann, unser geliebter treusorgender Vater, Schwiegervater und Großvater, der Reichsbahnbeamte i. R., Johann Randzio. Früher Lyck, Ostpreußen. In stiller Trauer: Wilhelmine Randzio, geb. Doradzillo, fünf Töchter, zwei Schwiegersöhne, sechs Großkinder. Klein-Eicklingen, im Juli 1957, über Celle.

 

Du leitest mich nach Deinem Rat, und nimmst mich endlich mit Ehren an. Psalm 73   Heute früh, wurde mein lieber Mann, guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, der Bundesbahnbetriebswart i. R., Fritz Viehhofer, im Alter von 59 Jahren, nach langem, in unendlicher Geduld ertragenem Kriegsleiden, plötzlich und unerwartet heimgerufen. Wir danken ihm für alle seine Liebe und Fürsorge um uns. In stiller Trauer: Johanna Viehhofer, geb. Maszun. Alfred Viehhofer und Frau Elfriede Viehofer, geb. Scheffler. Gertrud Seehafer, geb. Viehhofer und Kurt Seehafer. Charlotte Gemeinhardt, geb. Viehhofer und Willi Gemeinhardt. Helene Brien, geb. Viehhofer und Friedrich Brien. Heidi Maszun. Familien Gustav Maszun, Willi Maszun und Otto Maszun, in Amerika. Klaus-Alfred, als Enkel. Familie Marta Maszun, Neufahrn (Niederb.). Gumbinnen, Lange Reihe 7, jetzt Höxter (Weser), Vitusstraße 8. Berlin. Braunschweig, Walsrode. Lippstadt und Milwaukee/USA, den 4. Juli 1957. Die Trauerfeier fand statt am Sonnabend, dem 6. Juli 1957, um 16 Uhr, in der Friedhofskapelle; anschließend die Beisetzung.

 

Am 11. Juli 1957 verschied nach kurzer Krankheit, für uns alle völlig unerwartet und unfassbar, mein herzensguter Mann, unser lieber treusorgender Vater, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, Fritz Nischk, Friseurmeister, im Alter von 51 Jahren. In tiefem Schmerz: Magdalene Nischk, geb. Wolff und Söhne Reinhard und Jürgen. Karlsruhe-Durlach, Hauptbahnstraße 14. Früher Königsberg Pr., Hintertragheim 1. Die Beisetzung fand am 13. Juli 1957 auf dem Bergfriedhof Karlsruhe-Durlach statt.

 

Zum Gedenken. Am 20. Juli 1957, wurde unser lieber Sohn und Bruder, Helmut Lebedies, 35 Jahre. Sein Schicksal ist ungewiss. Wir gedenken seiner in Liebe. Im Namen aller: Emil Lebedies. Mili Lebedies. geb. Philipp, als Eltern. Averden 245. Post Langwedel, Bezirk Bremen.

 

Statt Karten. Kurz nach seinem 84. Geburtstage und nach einem erfüllten Leben, schloss heute unser lieber Vater und Großvater, Friedrich v. Knobloch-Friedrichsburg, die Augen. Im Namen der Angehörigen: Joachim v. Knobloch: Bad Schwartau, den 15. Juli 1957; Kaltenhöfer Straße 47. Trauerfeier hat am 18. Juli 1957 im Krematorium Lübeck-Vorwerk stattgefunden.

 

Am 17. Juli 1957 entschlief nach schwerer Krankheit, mein geliebter Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Kurt Löwe, im Alter von 64 Jahren. In tiefer Trauer:  Irma Löwe, geb. Trogisch. Oberreg.-Rat Dr. Ernst Tobias und Frau Jutta Tobias, geb. Löwe. Sigrid Löwe. Rolf Neubert, als Schwiegersohn. Hamburg 33, Jacob-Mores-Weg 3. Früher Königsberg P., Ottokarstraße 28.

 

Der allmächtige Gott hat heute, unseren innig geliebten Vater und Großvater, Herrn Oberstleutnant a. D., Paul Blum, geb. 31.01.1883 in Kraxtepellen, Ostpreußen, gest. 07.07.1957 in Traunstein, Oberbayern, zu sich gerufen. Er entschlief im festen Glauben an seinen Heiland und Erlöser Jesus Christus. In tiefer Trauer: Pfarrer, Paul Blum mit Frau Edith und Kindern Marianne u. Stephan. Frau Margarethe Schmidt-Pöhland, geb. Blum mit Sohn Eberhard. Frau Nina Volkmann, geb. Blum. Traunstein, München. Düsseldorf, den 8. Juli 1957. Beerdigung fand am Mittwoch, dem 10. Juli 1957, um 14 Uhr, im Friedhof Grünwald bei München statt.

 

Nach jahrelangem Warten und Hoffen auf ein Wiedersehen, erhielt ich jetzt die traurige Nachricht vom Ableben meines Bruders, Landwirt Ernst Prodehl, im 58. Lebensjahre, am 29. Juni 1957, nach langer schwerer Krankheit. In tiefer Trauer bleiben zurück: Seine Ehefrau, Bertha, geb. Rohde. nebst Kindern, in Pommern, Kreis Stolp. Früher in Canditten, Kreis Pr.-Eylau und Max Prodehl nebst Familie. Letmathe/Iserlohn, im Juli 1957. Früher Gallitten, Kreis Bartenstein.

 

Fern seiner lieben Heimat verstarb am 4. Juli 1957, unser lieber Vater, Schwieger-, Groß- und Urgroßvater, Schwager und Onkel, Fritz Beyer, früher Großgarten und Zinten, Ostpreußen, im Alter von 93 Jahren. Er folgte unserer lieben Mutter nach acht Jahren in die Ewigkeit. In stiller Trauer im Namen der Hinterbliebenen: Luise Beyer. Otto Beyer. Isernhagen NB 7 über Hannover.

 

Vor einem Jahr, am 30. Juli 1956, ist mein innig geliebter Mann, der Lehrer i. R., Rudolf Happek, nach schwerer Krankheit für immer von mir gegangen. Im schmerzlichen, stillen Gedenken: Martha Happek, geb. Thiem. Voerde (Niederrhein), Dinslakener Straße 48. Früher in Rhein, Kreis Lötzen, Ostpreußen

 

Müh' und Arbeit war Dein Leben, treu und fleißig Deine Hand. Ruhe hat Dir Gott gegeben, denn Du hast sie nie gekannt. Nach langem schwerem Leiden, entschlief am 16. Juli 1957, mein lieber Mann und guter Vater, Schwiegervater, Großvater und Onkel, Fritz Karl Albrecht, geb. 04.12.1887. In stiller Trauer: Johanna Albrecht, verw. Kwiatkowski, geb. Schering. Heinz Albrecht. Lisbeth Albrecht mit Sohn Jürgen. Else Klamke, geb. Kwiatkowski. Richard Klamke mit Marianne und Ingo. Dorothea Kortz, geb. Kwiatkowski. Karl-Heinz Kortz mit Söhnchen Thomas und alle Verwandten. Königsberg Pr., Tuchmacherstraße 3/4 und Reiherweg 7, jetzt Hamburg-Langenhorn 1, Leezener Weg 9

 

Der Herr über Leben und Tod nahm heute, 7.30 Uhr, meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Großvater und Urgroßvater, den Postassistenten i. R., Albert Ernst Toerner, nach längerer Krankheit, jedoch plötzlich, im gesegneten Alter von fast 89 Jahren, zu sich in Sein Reich. In tiefer Trauer: Frau Margarete Toerner, geb. Ostrzinski nebst Kindern, Enkelkindern und Urenkeln. Recklinghausen, Oerweg 51. Herten und Altena, den 26. Mai 1957. Früher Königsberg Pr., Altroßgärter Kirchenstraße.

 

Unsere liebe Mutter, Groß- und Urgroßmutter, Maria Holz, geb. Kowalzick, ist am 16. Juli 1957, im 80. Lebensjahre, verstorben. In stiller Trauer im Namen aller Verwandten: Familie Gustav Pildszus. Merunen, Kreis Treuburg, Ostpreußen, jetzt Salzhausen über Lüneburg.

 

Sei getreu bis an den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben. Joh. 2. 10    Am 5. Mai 1957, 16 Uhr, rief Gott der Herr, meine liebe unvergessliche Frau, Klara Sulimma, geb. Freitag, nach 43-jähriger Ehe, im 69. Lebensjahre, wohlvorbereitet aus einem echt christlichen Leben, in die Ewigkeit ab. Ihr Lebensweg führte von Dargen, Kreis Fischhausen, über Pillau, Danzig, Weißenfels a. d. Saale, Naumburg, Halle a. d. Saale, Berlin, Schloß Rathsfeld im Kyffhäusergebirge, Nordrhein-Westfalen, Mosel und Hunsrück. Die Sorge für ihren Lebenskameraden ging bis über ihren Tod hinaus. In tiefer Trauer: Friedrich Sulimma, Major der Landespolizei a. D. und Anverwandte. Morbach, Bezirk Trier, Rapperather Straße 67 a. Cuxhaven, Lünen, sowj. besetzte Zone.

 

Nach einem arbeitsreichen Leben verschied heute Morgen sanft ruhig, unsere liebe Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Tante und Großtante, Emma Steiner, geb. Preugschas, früher Waiwern, Kreis Gumbinnen, im Alter von 80 Jahren. In tiefer Trauer: Herbert Steiner und Frau Gertrud Steiner, geb. Baranski, Eckernförde, Stettiner Straße 33. Früher Insterburg. Fritz Dziobaka und Frau Erna Dziobaka, geb. Steiner, Husum, Marienburger Straße 1. Früher Gumbinnen. Curt Baltschukat und Frau Magda Baltschukat, geb. Steiner, sowj. bes. Zone. Früher Radßen, Kreis Pillkallen. Horst Steiner und Frau Eva Steiner, geb. Adomat, sowj. bes. Zone. Früher Waiwern, Kreis Gumbinnen. Otto David und Frau Hildegard David, geb. Steiner, Gettord, Bekstraße, Kreis Eckernförde. Früher Guddatschen, Kreis Gumbinnen. Erika Steiner, geb. Wolff, Hamm, Westfalen, Markt 9. Früher Königsberg Pr. Eckernförde, den 8. Juli 1957. Die Entschlafene hat in Eckernförde ihre letzte Ruhestätte gefunden.

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