Ostpreußenblatt, Folge 25 vom 23.06.1956

Ostpreußenblatt

Folge 25 vom 23.06.1956

 

Seite 1   Foto: Hannelore Weygand auf „Perkunos“ in Stockholm

In der Bewertung der Gesamtleistungen sowie der Einzelleistungen errang die deutsche Mannschalt auf den Olympischen Reiterspielen in Stockholm trotz harter Konkurrenz und sehr schweren Bedingungen einen triumphalen Erfolg. Sie brachte zwei Goldmedaillen, drei Silberne und eine Bronzemedaille heim. Zu diesem ehrenvollen Ergebnis trugen auch die Pferde Trakehner Abstammung oder ostpreußischer Blutführung bei, die in der großen Dressurprüfung von der Damen-Equipe geritten wurden. Unser Bild zeigt den dreizehnjährigen, braunen Wallach „Perkunos", der unter der Führung von Hannelore Weygand völlig fehlerfrei und in vorzüglicher Haltung die gestellten Aufgaben beendete. — Im Inneren dieser Folge bringen wir Bilder und Berichte von diesem größten Ereignis im Bereich der Reitkunst. Erst in vier Jahren werden sich die besten Reiter der Welt wieder messen. Aufnahme dpa

 

Seite 1   Die Worte wägen

Weitschauende und wirklich erfolgreiche Außenpolitik zu treiben, ist immer eine hohe und sehr ernsthafte Kunst gewesen, die ein Höchstmaß von Klugheit, Umsicht und Verstand erfordert und die man weder „routinemäßig" noch dilettantisch „erledigen" kann. Vertiefen wir Deutschen von heute uns einmal in das politische Schaffen etwa eines Otto von Bismarck und anderer bedeutender Staatsmänner von geschichtlichem Format, dann spüren wir bald, wie hier zum wahrhaft gottbegnadeten Genius dieser Persönlichkeiten eine geradezu unheimliche Kenntnis der großen Zusammenhänge und Entwicklungen, eine großartige Vorausschau wie auch ein erstaunliches Fingerspitzengefühl für das im Augenblick und auch in Zukunft Erreichbare und Mögliche kam. Jeder von diesen Großen war sich bewusst, dass in der Weltpolitik in jedem Augenblick ein hohes Spiel gespielt wird, dass jede Stunde den ganzen Mann erfordert, dass sich die Situationen täglich und stündlich ändern und dass nur der besteht, der alle Fäden überschaut, die hier von vielen Seiten gesponnen werden. Die politischen Reden des Fürsten Bismarck umfassen im Nachlass viele Bände, ebenso seine Briefe und sonstigen schriftlichen Äußerungen. Man ist leicht geneigt, an ihnen vor allem erst einmal die wundervoll klare und plastische Sprache, die Kunst der ewig gültigen Formulierungen die unvergessliche Bildkraft zu bewundern.

 

Leicht entsteht dabei der durchaus falsche Eindruck, diese oft geradezu eleganten und funkensprühenden Sätze seien mit leichter Hand geschrieben, gewissermaßen „aus dem Ärmel geschüttelt" worden. Nur der Kenner weiß, wie peinlich und genau aber dieser große Mann jedes Wort auf die Waage legte, ehe er es aussprach oder niederschrieb. Tage und Nächte, oft Wochen und manchmal vielleicht Jahre wurde alles durchdacht und erarbeitet. Ein Bismarck, ein Stein, ein Hardenberg und alle die anderen waren sich jeden Augenblick bewusst, dass dort, wo es um Schicksal und Wohlergehen der Völker und der Menschheit geht, schon ein unbedachtes Wort, eine einzige unglückliche Formulierung die schlimmsten Folgen heraufbeschwören können. Wer vor der Welt spricht, muss voraussetzen, dass ihn zugleich Freund und Feind hört und dass schon eine schiefe und missverständliche Formulierung sich im Handumdrehen in eine Waffe der anderen verwandeln kann.

 

Eine bedenkliche Flut

Es hat seinen guten Grund, dass wir Deutschen gerade in diesem Augenblick die Erinnerung an die Arbeitsweise der Großen unserer politischen Vergangenheit wieder auffrischen. Wohl jeder von uns empfindet ja, dass wir sie in jeder Beziehung als die großen Lehrmeister und Berater wählen müssen, wenn auch wir nun daran gehen, alle die großen und schlechthin entscheidenden Anliegen anzupacken, die uns heute auf der Seele brennen. Gewiss hat jede Zeit, ihre besonderen Sorgen, immer aber wollen die Grundgesetze politischen Handelns und Denkens respektiert werden, die jene Männer so gut erkannten und berücksichtigten. Es gibt da auch in der politischen Strategie und Taktik unzählige Spielregeln und scheinbar selbstverständliche Voraussetzungen, gegen die man nicht ungestraft sündigen kann, wenn nicht schwerer und oft nicht mehr wiedergutzumachender Schaden entstehen soll.

 

Dass die deutsche Außenpolitik vor ihrer größten und schwersten Bewährungsprobe steht, wird heute in weitesten Kreisen nicht nur der Berufspolitiker sondern des ganzen Volkes empfunden. In fast jedem der Briefe ostpreußischer Landsleute, der uns in diesen Wochen erreichte, werden mannigfache und sehr ernstzunehmende Besorgnisse und Erwägungen dieser Art geäußert. Der Gedanke, es könne jetzt nach den Jahren des ersten inneren Wiederaufbaues das eigentlich entscheidende Anliegen der Wiedervereinigung und der ersehnten Rückgabe unserer Heimat völlig aufs tote Gleis geraten, es könne am Ende doch die Zerreißung der Verstümmelung des Deutschen Reiches sich versteinern, lässt allen unseren Freunden bei Tag und bei Nacht keine Ruhe. Zugleich äußert man mit vollem Recht stärkstes Befremden darüber, dass zurzeit geradezu eine Hochflut von oft sehr fragwürdigen, bedenklichen und seltsam zwielichtigen Erklärungen und Gegenerklärungen zur Außenpolitik auf uns herniederprasselt. Wir erleben es dabei, dass nicht nur Parlamentarier, sondern leider auch verantwortliche Minister zur Frage unseres deutschen Ostens sehr merkwürdige Reden halten und Interviews abgeben, die sie einen Tag später ganz oder teilweise dementieren oder ändern. Und diese Erklärungen finden dort, wo man das Unrecht von 1945 verewigt, wo man den deutschen Anspruch auf Ostdeutschland leugnen will, wohlwollenden Beifall. Man liefert Männern im Ausland Stichworte, die den Verzicht auf unsere Heimat predigen und die — alles in allem — eben doch auf unsere Kosten Kontakte und fragwürdigen „Ausgleich“ mit dem Osten suchen. Es macht einigen Politikern nichts aus, aus zweifellos wahltaktischen Erwägungen wechselweise Direktgespräche mit Pankow zu empfehlen und zwei Tage später wieder abzulehnen.

 

Stetig – nicht starr

Das Volk hat sicher vollstes Verständnis dafür, dass politische Köpfe aller Lager in der Bundesrepublik unermüdlich darüber nachsinnen, was von deutscher Seite jetzt und in Zukunft geschehn muss, um überall in der Welt das Interesse und Verständnis für unsere Problematik nicht nur wachzuhalten sondern auch neu zu beleben. Dass eine ganz neue Phase in der geistigen und politischen Auseinandersetzung zwischen dem Osten und Westen eingetreten ist, hat auch der Kanzler in seiner Rede vor der amerikanischen Yale-Universität festgestellt und er wird gerade dort doch auch erfahren haben, dass man in den USA und anderen westlichen Staaten von uns im weiteren Verlauf nicht nur Bündnistreue und Erfüllung vertraglicher Verpflichtungen sondern auch – in einer erheblich veränderten Situation – eigene Ideen und Vorschläge erwartet, wie man festgefahrenen Gesprächen neue Impulse geben kann. Dass gerade hier einem deutschen Regierungschef fruchtbare Anregungen und Ratschläge aus allen Parteien höchst wertvoll sein müssen, ist klar, denn niemand kann vermuten, dass auch nur ein Deutscher in der Lage ist, allein ein „Patentrezept" auszuarbeiten und vorzulegen, das in jedem Fall die Lösung der schweren Fragen garantiert. Dr. Adenauer hat in Amerika nachdrücklich betont, dass er an einen irgendwie greifbaren Gesinnungswandel der Sowjets nach wie vor nicht glaubt und ihren neuen Kurs für reine Taktik hält, auf einem für den Westen viel gefährlicherem Wege die Wachsamkeit der freien Völker einzuschläfern und die alten Ziele zu erreichen. Andere Politiker sind der Ansicht, dass hinter der „neuen Linie" des Kreml vielleicht doch mehr stecke als ein bloßes Manöver und dass Bonn gut daran tue, sich mehr als bisher vor allem direkt über die sowjetische Auffassung gerade zur Deutschlandfrage zu erkundigen.

 

Wir müssen festhalten, dass ein Beweis dafür, dass Moskau seine bisher immer wieder geäußerte starre Haltung zur Frage der Wiedervereinigung irgendwie zu korrigieren beabsichtigt, bis heute nicht erbracht ist. Die gesamte Moskauer Nachkriegspolitik auf diesem Gebiet ist sicher nicht geeignet, die heute bestehende Skepsis irgendwie ernsthaft zu erschüttern. Mit zwei Gegebenheiten aber haben wir mit Sicherheit auch in Zukunft zu rechnen: mit energischen Bemühungen des Kreml um eine „Koexistenz" seines Stiles mit der Behauptung seines Besitzstandes und gleichzeitiger Auflockerung der westlichen Front und weiter mit immer neuen überraschenden Bemühungen, sich mit dem einen oder anderen auf Kosten des Dritten — und möglichst auf unsere Kosten — irgendwie zu einigen. Einem solchen klug ausgedachten Manöver aber kann nur begegnen, wer ihm kraftvoll und vor allem geschlossen gegenübersteht. Wir haben es mit Großmeistern politischer Kniffe und Finten zu tun und werden ihnen schwerlich imponieren, wenn bei ihnen der Eindruck besteht, unsere Front könne irgendwo schwache Stellen haben. Eine stetige, kluge aber auch einfallsreiche Politik ist für uns oberstes Gebot, wobei Stetigkeit nicht mit Erstarrung verwechselt werden darf und jede echte Chance für einen Fortschritt genutzt werden muss.

 

Kein einsichtiger Deutscher kann sich darüber täuschen, dass ein schwerer Weg vor uns liegt und dass wir das Ziel nur erreichen werden, wenn wir echte staatsmännische Klugheit und höchste politische diplomatische Fähigkeiten beweisen. Jede falsche, unbedachte Äußerung von unserer Seite — ganz gleich ob sie vom Minister oder vom Abgeordneten kommt — fällt auf uns zurück und kann alles gefährden. Wir wünschen es sehr, dass alle Berufenen darüber nachdenken, was geschehen soll und muss. Wir sind aber der Meinung, dass auch der befähigste und wohlmeinendste Redner sich Selbstdisziplin und Reserve auferlegen muss und dass vor allem in Zukunft nicht aus wahlpropagandistischen und sonstigen Gründen jede oft noch halb ausgegorene Ansicht gleich vor der Öffentlichkeit zitiert wird und damit auch von den hellhörigen Ausländern für ihre Zwecke genutzt werden kann. Wer hier die Worte nicht wägt, der muss nicht nur die Verwirrung steigern sondern auch dem deutschen Anliegen schwersten Schaden zufügen. Die deutsche Meinung wird die Welt zur Kenntnis nehmen, ein paar Dutzend verschiedene Meinungen aber werden da draußen stets nur gegen uns ausgespielt. Einige der größten Männer der Weltgeschichte, z. B. Moltke und der große Oranier, haben mit Stolz den Ehrennamen des „Schweigers" getragen, obwohl gerade von ihnen überaus gehaltvolle und bedeutende Reden vorliegen. Sie wussten sehr genau, wann gesprochen und wann geschwiegen werden musste, und haben damit ihrem Vaterland die besten Dienste geleistet.

 

Seite 1   Keine Sicherheit ohne deutsche Einheit. Die großen Feiern zum 17. Juni in Berlin und Westdeutschland

Am „Tag der deutschen Einheit" fanden in Berlin und im Bundesgebiet zahlreiche eindrucksvolle Feiern statt, die dem Gedenken an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 gewidmet waren. In allen Zonengrenzgemeinden leuchteten schon am Vorabend Mahnfeuer auf, die den Bewohnern der sowjetisch besetzten Zone zeigen sollten, dass sie nicht vergessen sind. Auf allen Gedenkkundgebungen forderten die Redner, noch stärker als bisher für die Einheit des deutschen Volkes und Staates einzutreten. In Westberlin wurden am Sonntag an den Gräbern der Toten des Volksaufstandes in Anwesenheit von Bundesminister Kaiser, dem Berliner Bürgermeister Professor Suhr sowie von Vertretern des diplomatischen Korps der verbündeten Staaten und der Parteien Kränze des Bundespräsidenten, der Bundesregierung, der Volksvertretungen und politischen Organisationen niedergelegt. Die Sprecher der Berliner Fraktionen forderten an den Gräbern die sofortige Freilassung der politischen Gefangenen in der Zone und die Gewährung der demokratischen Freiheiten für die Bewohner Mitteldeutschlands. In der großen Berliner Kundgebung vor dem Schöneberger Rathaus stellte Bundesminister Jakob Kaiser als Vertreter des Kabinetts die Frage, wie lange noch der Erzstalinist Ulbricht seine Macht über den achtzehn Millionen Deutschen in der Zone ausüben werde. Die Unruhe über die willkürliche Teilung unseres Vaterlandes wachse von Tag zu Tag. Es sei ein Frevel gegen die Natur, die gewachsene Gemeinschaft eines Volkes zu zerreißen. Bundestagsvizepräsident Professor Carlo Schmid appellierte an das Volk, das Vermächtnis der Männer und Frauen des 17. Juni zu erfüllen und alles zu tun, was die Wiedervereinigung fördern könne.

 

Bei der Feier im Plenarsaal des Bonner Bundeshauses erklärte der Kanzler, er glaube, wir Deutschen könnten den Tag in der festen Hoffnung begehen, dass der Tag der Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit bald kommen werde. In den letzten zwölf Monaten sei seiner Ansicht nach in der Frage der Wiedervereinigung ein Fortschritt erzielt worden. Auch Bundestagspräsident Gerstenmaier betonte, dass die deutsche Einigung Wirklichkeit werden müsse.

 

Seite 1   Ein Eilbrief aus Berlin

Liebe Frau Riemann!

Schönsten Dank für Ihren Brief. Ich gratuliere Ihnen zum neuen Rundfunkgerät — es wird Ihnen viel Freude bringen. Dass Sie sich die Anschaffung eines kleinen Eisschrankes überlegen, halte ich auch für richtig, auf die Dauer macht er sich doch bezahlt, weil es dann keine verdorbenen Reste mehr gibt. Ja, wir sind ein Stückchen vorangekommen. Wer hätte es gedacht, als wir uns damals 1948 in Berlin trafen! Düster, grau in grau lag damals die Zukunft vor uns. Dank auch für die Fotos von Margrit und Klaus, prächtig haben sich die Beiden gemacht. Natürlich kosten sie viel Geld, ich glaube Ihnen gern, dass Sie rechnen müssen und nochmal rechnen, und dass Sie, wie Sie schreiben, um Ultimo oft nur noch 20 Pfennig im Portemonnaie haben.

 

Aber um diese 20 Pfennig geht es mir heute, und deshalb geht dieser Brief per Eilboten an Sie. Mit 20 Pfennigen nämlich können Sie sich ein großes Erlebnis und eine ungeahnte Freude verschaffen. Kleben Sie sie als Porto auf einen Brief, schreiben Sie als Adresse: Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 13, Parkallee 86. Schreiben Sie: ich nehme ein Ferienkind aus Ostberlin oder der Sowjetzone . . .

 

Ein Ferienkind? Sie werden praktische Bedenken haben, verstehe ich, ich werde gleich darauf eingehen. Vor allem aber werden Sie fragen, wieso ein Ferienkind ein großes Erlebnis und ungeahnte Freude bringen kann.

 

Kurz gesagt: Sie werden einem Kinde das Paradies zeigen können. Denn was für Sie normaler Alltag ist, wird für das Kind ein Paradies sein. Es kommt aus einer anderen Welt. Aus einem Land, in dem es Lebensmittelkarten gibt und Stromsperren. Aus einem Land, in dem heute noch selbst die Kartoffeln rationiert sind, in dem Milch eine Delikatesse ist, 1,60 Mark der Liter und auch zu diesem Preise nicht überall und immer zu haben, vor allem im Sommer. Dies Kind kommt aus einer Welt, in der man flüstert, vorsichtig über die Schulter blickt, wenn man Kritik an den herrschenden Zuständen äußert. In dem man das Radio abstellt, wenn die Türklingel geht; in dem man zusammenfährt, wenn ein Auto vor der Haustür hält.

 

Dies Kind kommt aus einem Land, dessen Schulen die Aufgabe haben, die Kinder zu „unversöhnlichem Hass gegen den Westen" zu erziehen, in dem schon die ABC-Schützen anstatt zu spielen, zu Geländeübungen ausrücken, in dem man den Vierzehnjährigen Karabiner in die Hand zwingt.

 

Wenn Sie dies Kind nicht nehmen, wird es vielleicht in ein östliches Ferienlager gehen müssen, das keinem anderen Zweck dient als politischer Vergiftung. Bei Ihnen aber wird es zwei, drei Wochen lang im Paradies leben, sorglos, glücklich.

 

Sie brauchen ihm nichts extra zu „bieten". Ihr Alltag, so wie er ist, wird für das Kind ein Wunder sein, von der Milch, die morgens vor der Tür steht bis zum frischen Matjeshering zum Abend. Es wird staunen, dass es keine Zeiten gibt, zu denen das Bügeleisen nicht angestellt werden darf, staunen, dass Sie zwei Straßen weiter gehen, weil dort die Kartoffeln fünf Pfennig billiger sind. Neue Kartoffeln! Hätten wir zu Haus nur welche, nur essbare alte . . .

 

Jetzt halte ich inne, denn ich höre Ihre praktischen Bedenken. Nicht, dass Sie und Ihr Mann hartherzig, geizig wären, keineswegs. Es geht Ihnen nicht um die Mehrkosten, Sie sind eine alterfahrene Hausfrau und wissen, wo vier satt werden, wird auch noch ein Fünftes satt ohne viel Aufwand. Aber Sie scheuen vielleicht die kleine Umstellung. Vielleicht wird der kleine Gast auf der Couch im Wohnzimmer schlafen müssen; oder vielleicht wird Margrit dorthin ausquartiert werden müssen. Und die Bettwäsche! Vielleicht hat das Kind irgendeine Angewohnheit, die Sie nicht mögen.

 

Aber das werden Sie gar nicht erleben, denn unsere ostpreußischen Kinder, auch aus der Sowjetzone, sind sauber und gut erzogen, wir kennen sie von ihren Besuchen hier bei uns in Westberlin. Und selbst wenn es einmal eine Kleinigkeit zu tadeln gibt — was bedeutet das gegen die tiefe Dankbarkeit, gegen das Glück, das Ihnen aus Kinderaugen entgegenstrahlen wird. Auch Ihre Margrit strahlt, wenn Sie ihr den versprochenen Anorak kaufen, aber im Grund nimmt sie diese Anschaffung schon als selbstverständlich. Für das Ferienkind braucht es keinen Anorak. Der Riegel Sahnebonbons, den Sie ihm in die Hand drücken, ist ihm schon Seligkeit, eine Tafel Schokolade gar, für die seine Eltern daheim 3 Ostmark zahlen müssten, was sie nie können, ist ihm ein Märchen.

 

Ich will keine großen Worte machen, Frau Riemann, aber ich könnte sagen, dass der Ferienplatz, den Sie einem ostpreußischen Kinde aus der Sowjetzone schenken, ein kleiner aber immerhin ein Schritt auf dem Wege zur Wiedervereinigung in Freiheit und darüber hinaus zur Rückgewinnung unserer Heimat ist. Ja, dass dieser Ferienplatz im Augenblick das einzige ist, was wir tun können, um diesem großen Ziel näherzukommen. Diesem großen Ziel, das erreicht werden muss, wenn nicht Ihre und die Zukunft Ihrer eigenen Kinder unsicher, ungewiss bleiben soll.

 

Wieso? werden Sie fragen. Ich weiß, Sie lesen wenig politische Zeitungsartikel. „Wir können ja doch nichts machen gegen die da oben ..." sagen Sie. Aber nun denken Sie, trotz Ihrer Abneigung gegen Politik, einmal daran, was geschieht, wenn Ihr Ferienkind, das irgendwo, noch unbekannt, aber sehnsüchtig auf Ihre Einladung wartet, diese Einladung nicht erhält. Dann nimmt der Osten Ihnen dies Kind fort, Ihnen und damit uns allen. Die SED handelt nämlich. Sie bettelt nicht um Ferienfreiplätze, sie greift tief in die Taschen ihrer Steuerzahler — besonders in Form der HO-Wucherpreise — und finanziert damit Ferienlager im Großen. Die sind ihr genauso wichtig wie die Aufrüstung und das kostspielige Terrorsystem des Staatssicherheitsdienstes. Die Bolschewisten wissen, was eine Kinderseele wert ist! Mit den Erwachsenen, die andere Zeiten gesehen haben, können sie nicht mehr viel anfangen, sie kann man nur unterdrücken, aber nicht mehr gewinnen. Deshalb gilt es ihnen, schon die Kinderseele frühzeitig zu vergiften.

 

Zögern Sie nicht, Frau Riemann, besprechen Sie das alles noch heute Abend mit Ihrem Mann. Verhindern Sie, dass Ulbricht Ihnen Ihr Ferienkind wegnimmt!

 

Sagen Sie nicht, dass so ein paar Wochen ja doch keinen Zweck haben. Gerade die Kinder, um die es geht, die Jahrgänge 1941 bis 1946, die bisher bewusst nur Not und Elend und den erbärmlichen Spuk des „Arbeiter- und Bauernstaates" kennengelernt haben, müssen die andere, unsere Welt sehen und erleben. Und ein solcher Eindruck wird nicht wieder wegzuwischen sein.

 

Für Sie aber, Frau Riemann, werden diese paar Wochen ein Fest sein, das Sie ebenfalls nie vergessen werden. Eine lange Geburtstagsfeier des Schenkens und rührender Dankbarkeit. Sie werden sich selbst beschenkt vorkommen. Und wenn es vorbei ist, wird es deshalb kein Ende haben: denn ein Band ist geknüpft zwischen Landsleuten, zwischen Ost und West.

 

PS. Grüßen Sie Familie J. Ich weiß, dass es bei ihnen räumlich unmöglich ist, ein Ferienkind aufzunehmen. Aber wenn Sie ihnen meinen Brief zu lesen geben, bin ich überzeugt, dass sie umgehend eine Geldspende nach Hamburg schicken werden (Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg, Postscheckkonto 7557 mit dem Vermerk „Ostpreußische Kinderhilfe").

 

Herzliche Grüße und auf baldiges Wiedersehen! Ihr Pf.

 

Seite 2   Neue Fühler Moskaus. Weltpolitisches Geschehen - kurz beleuchtet

Alles deutet darauf hin, dass die außenpolitische Aktivität der Sowjetunion auch in den Sommermonaten keineswegs nachlassen wird. Der Nachfolger Molotows im Moskauer Außenministerium, Dimitri Schepilow, besucht auf seiner ersten Erkundungsreise nicht nur verschiedene arabische Staaten, sondern auch Griechenland. Die Kunde, dass der neue Sowjet-Außenminister dabei auch einem östlichen NATO-Verbündeten seine Aufwartung machen wird, hat vor allem in England erhebliches Aufsehen hervorgerufen. Die britischen Beziehungen zu Griechenland sind wegen des andauernden Zypern-Konflikts bekanntlich außerordentlich gespannt. Man ist sicher, dass Schepilow seinen Abstecher nach dem Balkan-Königreich nicht nur unternimmt, um einem Akt diplomatischer Höflichkeit zu genügen, sondern dass er sich ganz gewiss auch um ein politisches Gespräch bemüht. Griechenland ist nicht nur Mitglied des westlichen Verteidigungsbundes, sondern gehört auch einem Balkanbund an, zu dessen prominenten Mitgliedern der soeben in der Sowjetunion so gefeierte jugoslawische rote Marschall Tito gehört. Nachdem die Sowjetunion es verstanden hat, bestehende Spannungen zwischen westlichen Staaten und den Ländern des Orients und vor allem auch den Israel-Konflikt für seine politischen Zwecke zu nützen, darf man sicher sein, dass Moskau nun alles versuchen wird, den östlichen Mittelmeerflügel der NATO aufzuweichen. Auch in Washington und Paris dürfte man sich sehr ernste Gedanken über diesen Ausflug Schepilows ins „Land der Griechen" machen. — Recht eifrig bemüht sich gleichzeitig die Moskauer Prominenz um eine Fühlungnahme mit den südlichen Nachbarn der USA. Bulganin gab südamerikanischen Reportern ein Interview, in dem er — angeblich „ohne jede politische Absicht und ohne jeden Hintergedanken" — den Lateinamerikanern Lieferungen aller Art, billige Kredite und die Abnahme ihrer Erzeugnisse anbot. Moskau sei, so sagte er, durchaus bereit, gerade auch jene Güter in großen Mengen abzunehmen, auf die die Nordamerikaner weniger Wert legen. Eine größere Abordnung sowjetischer Unterhändler steht schon seit einiger Zeit sprungbereit, um in Mittel- und Südamerika Verhandlungen zu führen. Bulganin erklärte wörtlich, man wolle den Südamerikanern viel Entgegenkommen zeigen, wie den asiatischen Völkern und den Arabern.

 

Eden hat große Sorgen

Bei einzelnen Nachwahlen für Abgeordnetensitze des britischen Parlaments zeigte sich deutlich, dass die Regierungspartei der Konservativen recht erhebliche Stimmenverluste erlitten hat. Manche konservativen Wähler sind offenkundig zu den Liberalen oder sogar zur Labour-Party übergegangen, weit mehr noch erschienen überhaupt nicht an den Wahlurnen. Auch bisher absolut sichere Wahlbezirke der Konservativen gelten nun bereits als bedroht. Ministerpräsident Eden, der jetzt seit etwas über einem Jahr Nachfolger Churchills als Regierungschef ist, hat, wie die Londoner Blätter immer wieder betonen, recht erhebliche Sorgen um die Zukunft. Trotz sehr energischer Bemühungen seines Finanzministers im Kampf mit der Inflation hält man neue Schwächezeichen der Pfundwährung und wirtschaftliche Krisen keineswegs für restlos gebannt. McMillan, der frühere Außenminister und jetzige Schatzkanzler, hat betont, dass die Regierung in absehbarer Zukunft eine große Welle von Lohnerhöhungen nicht mehr zulassen könne. Sie muss bei energischen Abwehrmaßnahmen aber damit rechnen, dass es z. B. zu neuen Streiks der Bergarbeiter und der Transportarbeiterschaft kommt, die sich in jedem Falle höchst empfindlich auf die wirtschaftliche Lage auswirken würden. Die Angriffe beider Oppositionsparteien gegen die Zypern-Politik Edens nehmen von Tag zu Tag an Schärfe zu. Der Vorsitzende der Arbeiterpartei hat den Ministerpräsidenten nachdrücklich darauf hingewiesen, dass der unnachgiebige Standpunkt der Regierung in der Zypern-Frage auf die Dauer nur zu immer ernsteren Konflikten führen könne. Eden hatte bekanntlich gesagt, Zypern sei eine Lebensfrage Englands, da nur mit dieser Kolonie der britische Besitz an Erdölquellen im Orient zu halten sei. Ein Verlust Zyperns bedeute Hunger und Arbeitslosigkeit für den Engländer. Hierzu erklären die Oppositionsparteien, die bisherige Zypernpolitik bedeute ohne Zweifel eine vollkommene Gefährdung des westlichen Verteidigungsbündnisses an seiner Ostflanke, es bedeute schwerste Konflikte zwischen den drei NATO-Staaten Griechenland, Türkei und England. Man müsse darum die Probleme der Insel Zypern auf neuen Wegen und in Zusammenarbeit mit allen Verbündeten zu lösen versuchen. Nicht nur England, sondern auch Amerika und andere westeuropäische Länder hätten übrigens Ölinteressen im Orient, es wurde auch darauf hingewiesen, dass die Freiheitsbewegung auf Zypern bisher nichts dagegen einzuwenden hatte, dass die Insel auch dann, wenn sie ihre Selbständigkeit gewinnt, weiter ein Stützpunkt der NATO bleibt.

 

Im Schatten Perons

Den „Aufstand der Unteroffiziere" hat man die jüngste Rebellion genannt, die die zweitgrößte südamerikanische Republik Argentinien in diesen Tagen erlebte. Ihren Namen verdient diese Revolte von Teilen der Armee deshalb, weil tatsächlich in überaus großer Zahl gerade einfache Offiziere und Unteroffiziere an ihr teilnahmen. Der Regierung des Präsidenten und Generals Aramburu und vor allem dem sehr energischen Vizepräsidenten Admiral Rojas gelang es in sehr kurzer Frist, der Rebellen Herr zu werden und die einzelnen Stützpunkte der Aufständischen zur Übergabe zu zwingen. Niemand darf sich aber darüber täuschen, dass die Lage auch in Zukunft noch kritisch bleiben wird. Rojas und Aramburu haben diesmal in sehr großer Zahl Verhaftungen durchführen und viele Dutzend von Zivilisten und Soldaten, die an der Rebellion teilnahmen, kurzerhand erschießen lassen. Man kann damit rechnen, dass sehr viele der Verhafteten in jene Konzentrationslager im Feuerland gebracht werden, in die man nach dem Sturz des diktatorischen Präsidenten Peron bereits Hunderte von prominenten Anhängern und Mitläufern des gestürzten Generals brachte. Es ist allgemein bekannt, dass Peron, der jahrelang gerade den kleinen Mann in Argentinien umschmeichelte, auch heute noch in den Kreisen vor allem der gewerkschaftlich organisierten Arbeiterschaft und in der Armee selbst viele heimliche Freunde hat. Bemerkenswert war die Tatsache, dass die Unzufriedenen über die Rebellensender immer wieder nach freien Wahlen im Lande riefen, die Präsident Aramburu bisher nicht zugestehen wollte. Zu seinen Gegnern gehören aber offenbar nicht nur die Anhänger Perons, die eine lebhafte Agitation im ganzen Lande betreiben, sondern auch missvergnügte Argentinier aus dem katholischen Lager. Aramburu hat angekündigt, er wolle eine vor über hundert Jahren erlassene Verfassung des Landes wieder in Kraft setzen. Dazu betonen seine Gegner, diese Verfassung enthalte nichts über moderne soziale Rechte der Arbeiterschaft und vor allem der Landbevölkerung. Der sehr mächtige Vizepräsident Rojas stützt sich vor allem auf das Offizierskorps seiner Marine. Dieses aber ist durch seine Massenverhaftungen unter den Peronisten und durch die Absetzung führender Kräfte der Armee recht unbeliebt.

 

Seite 2   Deutsches Privateigentum in Amerika. Der Verband der Landsmannschaften an Präsident Eisenhower

Der Präsident des Verbandes der Landsmannschaften, Bundestagsabgeordneter Dr. Georg Baron Manteuffel-Szoege, richtete in der so wichtigen Frage des im letzten Kriege beschlagnahmten deutschen Privateigentums in den USA folgendes Schreiben an Präsident Dwight D. Eisenhower:

 

„Herr Präsident,

seit längerer Zeit wird in Ihrem Lande darüber verhandelt, ob, wann und in welcher Höhe das Privateigentum von vielen deutschen Staatsangehörigen, das im letzten Weltkrieg durch einen Akt des Kongresses beschlagnahmt und enteignet wurde, zurückgegeben werden soll. Es ist hier bekannt, dass sich einflussreiche, hervorragende Mitglieder des Kongresses für eine Rückgabe des Privatvermögens einsetzen und dass einflussreiche Vereinigungen von amerikanischen Bürgern, darunter auch Mr. John J. McCloy, in gleicher Weise aussprechen. Mr. McCloy hat durch seine Tätigkeit in Deutschland, wo er uns in der schwersten Zeit geholfen hat, besonders klar erkennen können, welches materielle, vor allem aber auch grundsätzliche Interesse der Haltung der Vereinigten Staaten zur Frage des Privateigentums in deutschen Augen beigemessen wird.

 

Durch das Public Law 285 vom 9. August 1955 wurden die Eigentumsrechte von den in der freien Welt lebenden Bulgaren, Rumänen und Ungarn durch Ihre Unterschrift garantiert. Dadurch wurde vielen Witwen und Waisen und sonstigen Opfern der kommunistischen Willkürherrschaft geholfen. In der Bundesrepublik Deutschland leben heute mehr als 8 Millionen Vertriebene, in der sowjetischen Besatzungszone etwa 4 Millionen Vertriebene. Sie hoffen in gleicher Weise auf Verständnis und Großzügigkeit des amerikanischen Volkes. Es ist mir bekannt, welche gesetzlichen und finanziellen Schwierigkeiten einer Rückgabe des konfiszierten deutschen Privateigentums in den Vereinigten Staaten entgegenstehen. Ähnliche Schwierigkeiten werden sich auch für die kommunistischen Länder im Osten Europas ergeben, wenn bei einer Rückkehr in die Heimat die Auseinandersetzung der Vermögensverhältnisse erzielt werden muss. Ich glaube aber, dass die Vereinigten Staaten von Amerika unter Ihrer Führung als Sprecher der freien Welt, zu deren Politik wir Vertriebenen volles Vertrauen haben, ein Beispiel geben sollten, die Unantastbarkeit des Privateigentums tatsächlich sicherzustellen und damit den Normalzustand wiederherzustellen, der für die westliche Welt allgemein Geltung haben sollte und ihren Idealen entspricht.

 

Im Vertrauen auf Ihre und des amerikanischen Volkes weise Entscheidung, die in voller Übereinstimmung stehen wird mit der These Ihres großen Präsidenten Abraham Lincoln: „Keine Angelegenheit ist geregelt, wenn sie nicht gerecht geregelt ist", verbleibe ich im Namen vieler Millionen Mitglieder des Verbandes der Landsmannschaften

hochachtungsvoll

Ihr

gez. Dr. Georg Baron Manteuffel-Szoege

Präsident des Verbandes

der Landsmannschaften

Mitglied des Deutschen Bundestages“.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Bundeskanzler Dr. Adenauer erklärte in einem Interview mit der New Yorker „Staatszeitung", die künftigen Grenzen Deutschlands könnten nur in einem Friedensvertrag mit einer gesamtdeutschen Regierung, also erst nach der Wiedervereinigung mit der Zone, festgelegt werden. Adenauers Erklärung wurde als Antwort auf die Äußerungen McCloys angesehen.

 

Ein Programm für gestaffelte Zollsenkung im Bundesgebiet hat die Bonner Regierung dem Parlament zugeleitet. Es handelt sich um fünf verschiedene Verordnungen. Für Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte sollen nur in einigen Fällen Zollsenkungen stattfinden, zum Beispiel bei Fleisch- und Gemüsekonserven.

 

Das Amt des Bundesratspräsidenten übernimmt am 1. Juli als Nachfolger des Ministerpräsidenten von Hassel der Regierende Bürgermeister von Hamburg, Dr. Sieveking. Das Präsidium wechselt jährlich.

 

Den völligen Fortfall des Notopfers Berlin fordern die Ministerpräsidenten der Länder. Sie brachten im Bundesrat einen entsprechenden Gesetzentwurf ein.

 

Die Bremer Bruderhilfe will in diesem Sommer 400 Müttern und Kindern aus der sowjetisch besetzten Zone einen vierwöchigen Ferienaufenthalt ermöglichen.

 

800 000 Deutsche leben noch in den Gebieten jenseits von Oder und Neiße. Am letzten Sonnabend trafen in Büchen wieder 234 Deutsche aus den Ostprovinzen ein. Nach Bonner Unterrichtungen sollen 175 000 der 800 000 die Erlaubnis zur Umsiedlung erhalten haben.

 

Über eine deutsche Finanzbeteiligung am Bauprogramm der NATO soll jetzt in Paris verhandelt werden. Es handelt sich hier um gemeinsame Bauten von militärischen Flugplätzen, Ölleitungen usw.

 

Eine verstärkte Förderung des Schulbaues durch den Bund haben Abgeordnete aller Fraktionen in Bonn gefordert. Der von den Ländern finanzierte Neubau von Schulen und Klassen soll dabei gefördert werden.

 

Die Einberufung einer europäischen Währungskonferenz zur gemeinsamen Beratung aller wichtigen Finanz- und Wirtschaftsprobleme regte Bundeswirtschaftsminister Professor Erhard beim europäischen Wirtschaftsrat an.

 

Die Einführung der 45-Stunden-Woche für die Metallindustrie wurde zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften vereinbart. Ab 1. Oktober soll für die 1,7 Millionen Arbeitnehmer dieser Industrie der Lohntarif um acht Prozent erhöht werden.

 

Der Bonner Sowjetbotschafter empfing vor einigen Tagen mehrere führende Vertreter der SPD in Rolandseck. Der Einladung Sorins folgten der SPD-Vorsitzende Ollenhauer sowie die Bundestagsabgeordneten Melljes, Carlo Schmid und Wehner mit ihren Frauen.

 

Für die Einführung der 40-Stunden-Woche bei der Bundesbahn hat sich der Hauptvorstand der Eisenbahner-Gewerkschaft ausgesprochen.

 

Bonn hat dem Ausbau von Wilhelmshaven zum größten Ölumschlagsplatz Deutschlands zugestimmt. Das Kabinett will einen großen Teil der Kosten für die Vertiefung des Jade-Fahrwassers tragen. Die letzte Entscheidung über dieses Projekt liegt bei den großen Urgesellschaften, die entweder von Wilhelmshaven oder von Rotterdam aus eine Ölleitung nach dem Rhein bauen wollen.

 

Ein Bundesdarlehen für das Saargebiet in Höhe von 200 Millionen DM hat der Haushaltsausschuss des Bundestages gebilligt. Es ist für das Haushaltsjahr 1956/1957 bestimmt. Auch Ausgaben, die die Saarregierung in den zurückliegenden Jahren hatte, sollen damit finanziert werden.

 

Für eine Aktivierung der diplomatischen Beziehungen zwischen Bonn und Moskau setzten sich der SPD-Vorsitzende Ollenhauer und das FDP-Vorstandsmitglied Dr. Becker ein.

 

Zum Deutschen Katholikentag in Köln, der Ende August und Anfang September stattfindet, haben vier Kardinäle und über fünfzig Bischöfe ihre Teilnahme zugesagt. Die Hauptfeiern sollen in den Messehallen und im Stadion von Köln stattfinden.

 

Eine große neue elektrische Apparatefabrik in Berlin ist von der Philips-Gesellschaft mit einem Aufwand von über sieben Millionen errichtet worden. Sie soll demnächst bereits tausend Arbeitskräfte beschäftigen und in den kommenden Jahren noch erheblich ausgebaut werden.

 

Die Ernennung eines neuen französischen Botschafters für Bonn wird aus Paris angekündigt. Der jetzige Botschafter Joxe soll Generalsekretär des französischen Außenministeriums werden. Nach Bonn kommt wahrscheinlich der jetzige Washingtoner Botschafter Couve de Murville.

 

Die Entsendung von ausgebildeten Sowjetagenten in die westdeutschen Industriebetriebe hat sich erheblich verstärkt. Hamburger Werke stellten fest, dass die Zone laufend Agenten einzuschleusen versucht. In derr Hansestadt gibt es heute nicht weniger als 37 verschiedene Spionagegruppen.

 

Im sowjetischen Zuchthaus von Torgau befinden sich nach neuen Meldungen noch über 1400 Häftlinge des Regimes, obwohl Pankow mehrfach Straferlasse angekündigt hat.

 

Bei den holländischen Wahlen wurden die Sozialisten die stärkste Partei. Sie erhielten 34 von hundert Sitzen, die Katholische Volkspartei stieg auf 33 Mandate, die übrigen Parteien hatten meist Mandatsverluste. Die Kommunisten verloren zwei Mandate.

 

Über 350 000 französische Soldaten gibt es heute in Algerien. Der Truppenbestand soll nach Pariser Mitteilung bis auf 400 000 verstärkt weiden. Die blutigen Kämpfe und Terrorakte dauern an.

 

Seite 3   Ein Londoner Kuckucksei. „Ostpreußen an Rotpolen!" — Bestellte Arbeit Warschaus.

London. Unter den Auspizien des Kgl. britischen Instituts für Internationale Angelegenheiten ist im Verlage des Oxford-Universitäts-Verlages soeben ein von Elisabeth Wiskemann verfasstes Buch erschienen, das für die Beibehaltung der Oder-Neiße-„Grenze" und für die Übergabe des nördlichen Ostpreußen an Rotpolen eintritt sowie gegen die Rückkehr der deutschen Vertriebenen in ihre angestammte Heimat Stellung nimmt. Die deutschen Volksgruppen werden bezichtigt „5. Kolonne Hitlers" gewesen zu sein ...

 

Das Buch befasst sich zunächst mit der Geschichte Ostdeutschlands und mit den Beziehungen zwischen Deutschland einerseits und Polen sowie der Tschechoslowakei andererseits, um sodann die Austreibung der deutschen Bevölkerung, die Vertriebenen-Organisationen und die gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Polen und der Tschechoslowakei zu behandeln.

 

Im „historischen" Teil wird u. a. zum Ausdruck gebracht, dass die deutsche Bevölkerung Ostpreußens bereits nach dem Ersten Weltkriege hätte „ausgetauscht" werden sollen. Schlesien wird als eine „provokatorische Gebietszunge" bezeichnet, von den Sudetendeutschen wird gesagt, man habe ihrem Rufe „Heim ins Reich durch „Abschub" schon seinerzeit entsprechen sollen. Die Teilung Oberschlesiens wird als „gerechte" Maßnahme hingestellt, die Tatsache, dass die Beschwerden der deutschen Minderheit in Polen bei internationalen Gremien Beachtung fanden, wird darauf zurückgeführt, dass die Minderheit von „mächtigen Magnaten" geführt worden sei usw.

 

ln den Abhandlungen über die gegenwärtige Lage in den polnisch verwalteten Gebieten und im Sudetenlande wird ausgeführt, dass die Polen die deutschen Ostgebiete „nahezu voll" wiederbesiedelt hätten, während dies den Tschechen hinsichtlich des Sudetenlandes nicht im gleichen Umfange gelungen sei, weshalb auch — als einziges Zugeständnis an die Forderungen der deutschen Heimatvertriebenen auf Anerkennung ihres Rechtes auf die Heimat — die Freigabe des Egerlandes befürwortet wird. Von einer Erörterung der völkerrechtlichen Lage wird — wie ausdrücklich festgestellt wird — abgesehen, wobei jedoch sodann im Text jeweils diejenigen Abkommen und Zusicherungen behandelt werden, die insbesondere auch die polnische Propaganda anführt, um die polnischen Ansprüche zu begründen.

 

Das Buch hat bereits in englischen politischen Zeitschriften umfassende Besprechungen ausgelöst, in denen es z. B. als „Standardwerk" für die behandelten Fragen bezeichnet wird. „The Economist" bringt die Publikation auch mit den „Londoner Erklärungen" des Bundesaußenministers in Verbindung. Gleichzeitig wird in den Besprechungen — z. B. auch in „Time and Tide" — die „Gefahr einer russisch-deutschen Annäherung" im Hinblick auf die Oder-Neiße-Frage erörtert.

 

Es sei daran erinnert, dass sich das gleiche „Kgl. Institut" in London seinerzeit auch einen Immanuel Birnbaum als Vortragenden holte und seine so fragwürdigen Äußerungen zur deutschen Schicksalsfrage mit ihrem Verzicht auf unsere berechtigten Ansprüche sofort als Broschüre herausgab.

 

Seite 3   Amerikapole hetzt gegen Reece

Der demokratische Abgeordnete von Detroit, Machrowicz, ein Amerikaner polnischer Herkunft, wandte sich nachdrücklich gegen den Abgeordneten Reece, der kürzlich dem Repräsentantenhaus ein „Ostpreußen-Memorandum" unterbreitet und gefordert hatte, dass die Vereinigten Staaten für das Recht der deutschen Vertriebenen auf ihre angestammte Heimat eintreten sollten. Machrowicz erklärte, Reece habe „die Forderungen deutscher Revisionisten auf wiedererrungene polnische Gebiete unterstützt". Ein solcher Schritt, wie ihn Reece vorgeschlagen habe, werde „zu einer Entfremdung des polnischen Volkes" gegenüber Amerika führen, und dem amerikanischen „Prestige einen schweren Schlag zufügen". Machrowicz behauptete, dass eine Friedenskonferenz nur die Aufgabe haben werde, „den gegenwärtigen Zustand anzuerkennen".

 

Seite 3   Weiteres Polenlob für McCloy

Die Warschauer kommunistische Zeitung „Glos Pracy" befasst sich mit dem Vorwort, das der frühere amerikanische Hochkommissar in Deutschland, John J. McCloy dem soeben erschienenen Buche „Amerika und Russland — Gefahren und Aussichten" voranstellte, wobei er vorschlug, dass die Deutschen im Wesentlichen auf die Gebiete jenseits von Oder und Neiße Verzicht leisten sollten. „Glos Pracy" weist darauf hin, dass dies die dieselben Auffassungen seien, die auch der Bundesaußenminister kürzlich in London zum Ausdruck gebracht habe und hebt hervor, dass McCloy „mit Adenauer verschwägert" sei. Es handele sich um eine „Evolution der Meinungen", die von „Glos Pracy" sehr begrüßt wird. Wenn sich diese „nüchternen Stimmen" in Westdeutschland und in der westlichen Welt erhöben, schreibt „Glos Pracy" abschließend, so sei dies „der unbeugsamen Haltung der Deutschen Demokratischen Republik hinsichtlich der Oder-Neiße-Grenze zu danken".

 

Die exilpolnische Zeitschrift „Przeglad Zachodni", die sich ausschließlich der „Verteidigung der Oder-Neiße-Grenze" widmet, verzeichnet es unter Bezugnahme auf die „Londoner Verlautbarungen" des Bundesaußenministers Dr. von Brentano mit Genugtuung, „dass sich ein (deutscher) Minister fand, der die Möglichkeit des Verzichts auf die Ansprüche auf die Gebiete jenseits der Oder und Neiße ins Auge fasst". Es heißt hierzu: „Offensichtlich hat von Brentano einen Gedanken zum Ausdruck gebracht, der im Begriff ist, sich Bürgerrecht zu erwerben“. Das exilpolnische Organ glaubt hierzu feststellen zu können, dass „diese Erklärungen außerhalb der Flüchtlingskreise nirgends auf Vorbehalte gestoßen" seien.

 

Seite 3   Sowjetische Späher. Unbekannte U-Boote in der westlichen Ostsee.

Mehrere Unterseeboote unbekannter Nationalität wurden in den letzten Wochen wiederholt in der Ostsee festgestellt, bestätigen hohe Offiziere der Bundesmarine und des Seegrenzschutzes. Boote des gleichen Typs sind kürzlich auch in den Gewässern vor der Ostküste der Vereinigten Staaten aufgetaucht.

 

Die in der Ostsee ermittelten U-Boote haben auch auf mehrfach wiederholte funkentelegrafische Anfragen hin ihre Nationalität nicht bekanntgegeben. Sie führen weder Kennzeichen noch Flaggen. Ob diese U-Boote getaucht bis in die westliche Ostsee vordringen, lässt sich bisher nicht feststellen, da die Wachboote und Begleitschiffe des deutschen Seegrenzschutzes nicht mit U-Boot-Ortungsanlagen ausgerüstet sind.

 

Der Chef der Abteilung Marine im Bundesverteidigungsministerium, der Vizeadmiral Friedrich Ruge, bezeichnete es in Pensacola (Florida) als notwendig, dass die Bundesrepublik zur Ergänzung des westlichen Verteidigungssystems eine kleine Ostseeflotte erhält.

 

Ruge, der auf Einladung des Marine-Oberbefehlshabers Admiral Burke amerikanische Marineanlagen besucht, vertrat die Ansicht, dass die Ostsee eines der strategisch wichtigen Gebiete sei und ihre Bedeutung mit der der Dardanellen im Mittelmeerbereich verglichen werden könnte.

 

Als Gründe für die Notwendigkeit einer deutschen Ostseeflotte nannte Ruge die nahezu alleinige Anwesenheit russischer Kriegsschiffe in der Ostsee.

 

Seite 3   10 Berliner Kinder bei Dr. Adenauer

Bundeskanzler Dr. Adenauer wird zehn Berliner Kinder in Obhut nehmen. Auch die meisten Bundesminister, soweit sie eine eigene Familie haben, wollen die Betreuung von Berliner Kinder übernehmen.

 

Seite 3   Die Deutschen sollen zahlen

„Der Appetit kommt beim Essen", so sagt der Franzose, der von kulinarischen Genüssen gewiss etwas versteht. Aber das Wort bezieht sich noch auf mehr als bloß auf die Wünsche des Gaumens. Was sich nämlich jetzt um die ohnehin schon heftig genug umstrittenen sogenannten „Stationierungskosten" tut, beweist nur allzu deutlich, wie sich ein normaler Appetit bis zum Heißhunger steigern kann. Der Tatbestand ist klar und allgemein bekannt. Seit dem 5. Mai besteht nach dem abgeschlossenen Truppenvertrag aufseiten der Alliierten keinerlei Rechtsanspruch mehr auf irgendwelche weiteren Zahlungen für den Unterhalt der Stationierungstruppen aus Mitteln des bundesdeutschen Staatshaushaltes. Dennoch ist ein derartiges Ansinnen besonders von England und Frankreich an uns gestellt worden. In Ermangelung rechtlicher Ansprüche schob man „moralische" Argumente in den Vordergrund, etwa in der Richtung, wir seien in der Aufrüstung noch nicht so weit wie erhofft und hätten darum für den uns zuteilwerdenden Schutz noch einmal in die Kasse zu greifen. Als Wink mit dem Zaunpfahl stand hinter diesem Begehren der Seitenblick auf Schäffers legendären Juliusturm: „Was wollt ihr eigentlich? Ihr habt's ja!" Schäffer seinerseits hatte nun sicher nicht seine Milliarden Steuergelder gehortet, um sie eines Tages wieder zum Fenster herauszuwerfen. Er stellte sich also auf den rechtlichen Standpunkt. Außenminister von Brentano hingegen legte von vornherein äußerstes Entgegenkommen an den Tag und steuerte auf einen Kompromiss zu. Vielleicht ist er noch zu kurze Zeit im Amt, um zu wissen, dass, wenn man in Fragen dieser Art allzu kulant den kleinen Finger reicht, unweigerlich bald die ganze Hand verlangt zu werden pflegt. Und in der Tat, während die Bundesregierung noch über ein Kompromiss verhandelt, immer in dem Glauben, der sich jetzt als Aberglaube erweist, es handele sich nur noch um eine einmalige und endgültige Abschlagszahlung, lassen die Alliierten plötzlich die Katze aus dem uns vorgehaltenen leeren Sack und verlangen weitere Milliarden auch über das laufende Haushaltsjahr hinaus. Eine bloße Abschlagszahlung, die rechtlich überhaupt keine Grundlage hat, wollen sie in eine Rente für die Lebensdauer der NATO, für die erst recht keine juristische Grundlage besteht, gewandelt wissen. Damit laufen sie nun allerdings Gefahr, den Bogen so weit zu überspannen, dass auch dem bewilligungsfreudigsten Bundestagsabgeordneten der Geduldsfaden zu reißen droht. Wozu, so fragen auch sie sich jetzt allmählich, haben wir überhaupt unter schweren Opfern die Souveränität gewonnen, wenn der Ruf „Zahl, Deutscher, zahl!" entgegen allen Verträgen weiter auf der Tagesordnung bleiben soll. Vonseiten des deutschen Steuerzahlers verdient dieser Ruf, der offenbar gar kein Ende mehr finden will, nur die eine Antwort in Richtung auf Bonn: „Landgraf, werde hart!"

 

Seite 3   Blätter ostpreußischer Geschichte. Der Freiherr vom Stein und Ostpreußen.

Foto: Der Reichsfreiherr von und zum Stein. Nach einer Zeichnung von J. V. Schnorr von Karolsfeld.

Der Freiherr vom Stein, dessen 125. Todestages wir am 29. Juni gedenken, ist nur dreimal in seinem Leben in Ostpreußen gewesen, jedes Mal nur einige Wochen oder Monate, aber jedes Mal waren diese Monate ausgefüllt mit Entscheidungen, die nicht nur das Schicksal der Provinz, sondern das Preußens und Deutschlands betrafen.

 

Ende Oktober des Unglücksjahres 1806 hatte Stein vor den anrückenden Franzosen Berlin verlassen. Er traf den König in Graudenz und nahm an dem Kronrat in Osterode teil, in dem darüber beraten wurde, ob man die erniedrigenden Friedensbedingungen Napoleons annehmen oder den Krieg fortsetzen sollte. Die meisten anwesenden Staatsmänner und Generale sprachen sich für die Annahme der Bedingungen aus, Stein für die Ablehnung. Da der König seiner Meinung beitrat, ging der Krieg an der Seite Russlands weiter. Stein folgte dem Hofe nach Königsberg. Dort führte er den zermürbenden und schließlich erfolglosen Kampf gegen die Kabinettsregierung, gegen den vom König geschätzten Beyme. Da Stein auf seiner Forderung hartnäckig beharrte, endete der Kampf mit seiner Entlassung am 3. Januar 1807. Der abgesetzte Minister ging deshalb nicht mit dem Hof nach Memel, sondern blieb in Königsberg. Am 12. Februar reiste er über Danzig und Berlin nach Nassau.

 

Vierzehn Monate dauerte Steins zweiter Aufenthalt in Ostpreußen. Er war entscheidend für das Schicksal Preußens und der Höhepunkt der staatsmännischen Wirksamkeit des damals Fünfzigjährigen. Die Reformen, mit denen in diesen Monaten der Staat umgestaltet wurde, sind allgemein bekannt. Als erster Minister war Stein in dieser schweren Zeit der tatsachliche Leiter des preußischen Staates. Es versteht sich von selbst, dass er vieler begabter Mitarbeiter für das große Werk bedurfte, aber er war überall die treibende Kraft. Stein war kein bequemer Mann, weder für den König, noch für seine Untergebenen; wo er auftrat, da sprühten die Funken. Er trieb mit der Kraft seiner Persönlichkeit die Reformen vorwärts und schloss sie zu einem Ganzen zusammen, das begann mit dem Gesetz über die Bauernbefreiung, das Stein wenige Tage nach seinem Dienstantritt unterschrieb, und schloss mit der Städteordnung, die er wenige Tage vor seiner zweiten Entlassung unterzeichnete. Memel und Königsberg waren die Schauplätze dieser Entscheidungen. In Memel wohnte Stein im Hause des Polizeidirektors Frey auf dem Vorderroßgarten (in Höhe der späteren Stadthalle), an dem eine Tafel zum Andenken an diese Zeit angebracht war. Am 1. Oktober 1807 hatte Stein sein Amt in Memel angetreten; am 24. November 1808 erteilte ihm der König die Entlassung, gezwungen von Naooleon, aber im geheimen doch wohl mit dem Gefühl der Erleichterung.

 

Am 5. Dezember verließ der große Mann Königsberg und ging ins Exil nach Österreich und Russland. Es war ihm nicht vergönnt, sein Werk, den Neubau des Staates, zu Ende zu führen, aber er hatte die Grundlagen gelegt, aus denen nicht nur eine neue Staatsform, sondern eine neue Staatsgesinnung erwachsen sollte.

 

Dies spürte Stein, als er zum dritten Male nach Ostpreußen kam, diesmal nicht als teuflischer Minister, sondern als Bevollmächtigter des Zaren mit dem Auftrag, die Provinz solange in seine Obhut zu nehmen, bis der König sich für den Krieg gegen Napoleon entschieden hätte. Im Januar 1813 war Stein in Lyck im russischen Hauptquartier; vor dort reiste er nach Gumbinnen zu dem Regierungspräsidenten v. Schön und drei Tage später nach Königsberg, wo er am 22. eintraf und mit Arndt im Hause des Buchhändlers Nicolovius Wohnung nahm. Selbstverständlich hat Stein nie daran gedacht, Ostpreußen in irgendeiner Form an Russland anzuschließen, aber es war doch ein heikler Auftrag, den er übernommen hatte, wenig geeignet für einen Mann mit leidenschaftlichem Temperament. Es kam denn auch bald zu Zusammenstößen mit dem Oberpräsidenten v. Auerswald und dem Generalgouverneur Yorck, am heftigsten am Tage vor der Eröffnung des berühmten Landtages. Es ging letzten Endes darum, ob die Volkserhebung gegen den französischen Imperialismus eine preußische und deutsche Sache bleibt oder ob sie sich sozusagen unter russischer Regie vollziehen sollte. In dieser Lage traf Stein vielleicht die schwerste Entscheidung seines Lebens. Er verzichtete darauf, auf dem Landtag zu erscheinen, und verließ drei Tage später Königsberg, um sich wieder in das Hauptquartier des Zaren zu begeben. Ostpreußen hat er dann nicht mehr wiedergesehen.

 

Stein hat für unsere Heimat wohl kaum besondere Zuneigung verspürt, aber sie war ihm der Teil seines großen deutschen Vaterlandes, auf den er die Hoffnung einer Wiedergeburt von Volk und Staat setzte. Dafür hat dieser Mann des deutschen Westens im äußersten Osten Deutschlands gearbeitet. Er hat erlebt, wie die Saat aufging, die er gesät hatte. Freilich durfte er nur zusehen, nicht mehr mitarbeiten bei der Ernte. Dr. Gause

 

Seite 4   „Königliche" Geographen und Oder-Neiße. Oxford-Atlas unterschlägt deutsche Ostgebiete.

Mit einer neuen schwerwiegenden Kartenverfälschung, diesmal in England, befasst sich auch die evangelische Zeitschrift „Christ und Welt":

 

Die Weisen der Erdkunde und die Väter der geographischen Forschung sitzen in England in der Königlich Geographischen Gesellschaft. Es ist eine der angesehensten und landauf, landab als kompetent und maßgebend anerkannten Vereinigungen. Nur selten stoßen ihr Irrtümer zu, denn, wenn irgendwo, so sind hier wissenschaftliche Gründlichkeit und Vorsicht des Urteils Tradition Die Royal Geographical Society lässt sich die Erkundung der Erde auch gute harte Pfunde kosten. Es ist klar, dass in einem so beschlagenen Kreise von Geographen auch der vielgerühmte britische Sinn für Politik erwartet werden darf, und dass er getreulich britisches politisches Denken im Niederschlag der Kartenwerke spiegelt. Dieses Kartenwerk ist der Oxford-Atlas, den die Gesellschaft herausgibt. Er ist der maßgebende englische Atlas, nach dem sich alle Kartenverleger im Empire orientieren.

 

Mit einiger Bestürzung erfährt man daher, und zwar aus der Fragestunde des Bundestages, dass die Royal Geographical Society in ihrer jüngst erschienenen Europa-Karte die Sowjetzone als eigenen Staat und die Oder-Neiße-Linie als feststehende polnische Westgrenze hat eintragen lassen. Herr von Brentano teilte mit, dass er eine Anfrage beim Foreign Office veranlasste. Das britische Außenamt ließ darauf mitteilen, es vermöge nicht auf private Verlage einzuwirken, was Brentano mit Recht eine „unbefriedigende" Antwort nannte. Unser Auswärtiges Amt hält die Angelegenheit für so wichtig, dass es den Leiter des geographischen Dienstes im Auswärtigen Amt in diesen Tagen nach London schickt, um mit dem Foreign Office und den britischen Verlagen, primär also wohl der Oxford Press und der Königlich Geographischen Gesellschaft als Herausgeber die Frage der deutschen Grenzen in britischen Kartenwerken zu besprechen. Das Auswärtige Amt hat auch auf seine Intervention von der Royal Society Antwort bekommen. Sie ist, so schwer es uns fällt, das auszusprechen, bestürzend. Die Gesellschaft teilt mit, sie habe auf der umstrittenen Karte lediglich die „tatsächlichen Gegebenheiten" dargestellt und dabei die rechtlichen Gesichtspunkte außeracht gelassen. Eine solche Antwort aus einem solchen Kreis zu erhalten ist deshalb so tief entmutigend, weil sie eine Geisteshaltung spiegelt, die vor dem schlimmsten und brennendsten Provisorium der europäischen Lage zur Resignation geneigt scheint, anstatt gerade im Kartenwerk dieses brennendste Provisorium kenntlich zu machen.

 

 

Die Sache wird, wie wir annehmen, auch Im Foreign Office als peinlich und ärgerlich empfunden werden, denn nichts sichert jetzt davor, dass von sowjetischer (und polnischer und Ostberliner Seite in kommenden Gesprächen über die Deutschlandfrage die Karte der maßgebenden britischen geographischen Autorität präsentiert wird: „Wenn ihr selbst den Status quo als definitive Lage anseht ..."

 

Seite 4   Die Ersatz-Einheitswerte. Von unserem Bonner 0. B.-Mitarbeiter.

Der Präsident des Bundesausgleichsamtes hat zur Bewertung des landwirtschaftlichen Vermögens eine neue Rechtsordnung erlassen. Diese 3. BAA-Feststellungs-Durchführungsverordnung behandelt einige Einzelfragen und regelt die Bewertung gewisser Zuschläge zu den sich nach bisherigem Recht ergebenden Ersatz-Einheitswerten.

 

Ein Zuschlag wegen Zupachtungen wird nur erteilt, wenn der Umfang der Zupachtung als erheblich gilt. Er gilt als erheblich, wenn die Pachtfläche mindestens zwanzig vom Hundert der eigenen landwirtschaftlich genutzten Grundflächen oder mindestens 3 Hektar betrug und das Pachtverhältnis auf längere oder auf unbestimmte Zeit abgeschlossen war.

 

Verbrannte ein landwirtschaftlicher Betrieb Kartoffeln zu Spiritus, so wird in seinem Ersatzeinheitswert ein Zuschlag berücksichtigt. Für die Bemessung der Zuschläge bei Kartoffelbrennereien ist vom Brennrecht (Kontingent) auszugehen, das dem landwirtschaftlichen Betrieb im Zeitpunkt der Vertreibung zustand. Der Zuschlag ist in der Weise zu berechnen, dass die Hektoliterzahl des Brennrechts mit dem nach der folgenden Tabelle in Betracht kommenden Hektolitersatz vervielfacht wird:

 

Betriebs-Hektarsatz bis 500 Reichsmark = Hektolitersatz: 54 Reichsmark

Betriebs-Hektarsatz von 510 bis 700 Reichsmark = Hektolitersatz: 46 Reichsmark

Betriebs-Hektarsatz von 710 bis 900 Reichsmark = Hektolitersatz: 38 Reichsmark

Betriebs-Hektarsatz von 910 = Hektolitersatz: 30 Reichsmark

 

Da den ostpreußischen Betrieben in der Regel nur 85%ige Ausnutzung ihres Brennrechts gestattet war, ist das Ergebnis in der Regel um 15% zu kürzen.

 

Für Kartoffelflockenfabrikation, Grünstärkefabrikation und Trocknerei (Darren) wird ebenfalls ein Zuschlag zum Ersatzeinheitswert erteilt. Der Zuschlag für Kartoffelflockenfabriken, Grünstärkefabriken und Darren, insbesondere für Zichorie, Gemüse und Obst, ist für jeden Nebenbetrieb mit 7% des auf die Wirtschaftsgebäude und das tote Inventar entfallenden Wertanteils, jedoch nicht mit mehr als dreißig Reichsmark je Hektar der Fläche des Betriebs, zu bemessen.

 

Einen Zuschlag gibt es auch für den Tabakbau. Für die Bemessung dieser Zuschläge ist von der mit Tabak bepflanzten Anbaufläche auszugehen. Maßgebend ist der Stand vom 30. Juni des letzten Jahres vor der Vertreibung. Der Zuschlag beträgt für einen Hektar Tabakbaufläche zweitausend Reichsmark.

 

Diese Verordnung kommt nur in den Fällen zum Zuge, in denen ein Einheitswertbescheid nicht vorgelegt worden ist, in denen also ein „Ersatz-Einheitswert“ vom Ausgleichsamt festgestellt werden muss.

 

Seite 4   Das Malta der Ostsee. Die Stützpunkte der Sowjetmarine.

Im Gegensatz zu allen Friedensbeteuerungen haben die Sowjets seit 1954 mit allem Nachdruck den Ausbau ihrer vorgeschobenen Ostsee-Positionen betrieben. Wie jetzt zuverlässig bekannt wird, zieht sich eine lückenlose Kette gut ausgebauter Basen von der Leningrader Bucht bis nach Kolberg hin. Die Insel Rügen bildet — wie der „Hamburger Anzeiger" feststellt — das letzte Glied dieser umfangreichen Festungsanlagen.

 

Flug- und Flottenstützpunkte befinden sich auf den Inseln Dagö und Ösel. Zu den Marinestützpunkten gehören die Häfen Baltischport, Riga, Reval, Libau, Memel, Königsberg und Pillau. Der polnische Hafen Gdingen wird noch in einen Nachschubplatz verwandelt. Nördlich Kolberg haben sich die Sowjets einen weitgestreckten unterirdischen Bunkerplatz angelegt, der mit allen modernen Errungenschaften ausgestattet ist. Er dient starken Fliegerverbänden als Stützpunkt. Die sowjetische Brigade im deutschen Ostseebad Swinemünde wurde weiter verstärkt. Russische Marinetruppen liegen auch in Peenemünde, dem Kriegshafen der sowjetzonalen „Volks-Marine".

 

Auf Rügen haben die Russen bisher zwei große Flugplätze errichtet, die über Allwetterfahnen verfügen. Ferner sind durch Stichkanäle verschieden, tiefe Fahrwasser geschaffen worden, so dass U-Boote bequem in die freie See gelangen können. Weitaus umfangreicher aber sind die Anlagen der roten Festungsbauer, die dem Flak-Schutz des Inselgeländes dienen sollen. Bis jetzt haben über sechzig schwere Batterien ihre festen Stellungen auf der Insel bezogen. Zwei geschlossene Flak-Divisionen sollen auf Rügen stationiert werden. Die Bewachung des gesamten Gebietes wird zurzeit durch eine Division der „Volks-Armee" wahrgenommen.

 

Saßnitz, der Ausgangshafen für den Schweden-Verkehr, hat neue Molen und Kaimauern erhalten. Seine Hafenbecken werden ständig ausgebaggert, um auch tief-gehenden Einheiten das Festmachen zu ermöglichen. Dies ist weniger für Kriegsschiffe wichtig, als für die großen Nachschubfrachter. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Sowjets Rügen zum „Malta der Ostsee" ausbauen wollen. Russische Sachverständige haben kürzlich die Pankower Funktionäre über die neuen Bauplanungen informiert. Die große Radar-Station auf der Nordspitze der Insel hat weitere Nebenstellungen erhalten, so dass sich praktisch der gesamte Küstenbereich mühelos überwachen lässt.

 

Die intensiven Bemühungen der sowjetischen Festungsbaustäbe, sich möglichst schnell eine zusammenhängende Stützpunktkette zu schaffen, tragen den Forderungen des roten Generalstabes Rechnung. Nach den jüngsten Beobachtungen verfügen die Russen im baltischen Raum über etwa tausend einsatzbereite Frontflugzeuge aller Typen, weitere neunhundert Maschinen stehen auf polnischen Plätzen. In der Sowjetzone sollen fünfhundert moderne Flugzeuge stationiert sein. Je näher ihre Absprungbasen an die Bundesrepublik herangeschoben werden können, umso kürzer sind die Anflugwege. Das Kolberger Luftwaffenzentrum weist allein eine Belegung mit etwa zweihundert Flugzeugen auf. Dieser Raum ist selbst für die polnischen Behörden „verbotene Zone".

 

Die stark ausgebaute rote Marine in der Ostsee hat ebenfalls großes Interesse an einer Vielzahl moderner Stützpunkte. Sie verfügt jetzt über einhundertzwanzig U-Boote, dreißig Zerstörer, zehn Kreuzer und ein altes Schlachtschiff. Diese Streitkräfte der Ostseeflotte werden noch durch zahlreiche Schnell-, Minensuch- und Küstenwachtboote ergänzt. Da sich auch die polnische Marine in bedingungslosem Abhängigkeitsverhältnis zur Sowjet-Marine befindet, fallen ihre leichten Verbände automatisch in den Befehlsbereich des sowjetischen Ostsee-Flottenchefs. Die sowjetischen U-Boote halten sich mit Vorliebe in der westlichen Ostsee auf.

 

Seite 4   135000 werden umgesiedelt. Von unserem Bonner O. B.-Mitarbeiter.

Auf Grund einer neuen Verordnung zur Umsiedlung aus überbelegten Ländern werden aus Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein 135000 Personen (davon 100000 Vertriebene und Sowjetzonenflüchtlinge und 35 000 Evakuierte) in die Länder Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz umgesiedelt. Die 135 000 teilen sich auf in 43 000 Umsiedler aus Bayern, 70 000 Umsiedler aus Niedersachsen und 22 000 Umsiedler aus Schleswig-Holstein. In der Aufnahme gliedern sich die 135 000 Personen in 29 300 nach Baden-Württemberg, 6000 nach Bremen, 17 150 nach Hamburg, 10 550 nach Hessen, 67 500 (also die Hälfte!) nach Nordrhein-Westfalen und 4500 nach Rheinland-Pfalz.

 

Die Umsiedler werden vornehmlich aus dem Kreis solcher Personen ausgewählt, die ihre Umsiedlung zum Zwecke der Familienzusammenführung am Arbeitsort des Ernährers beantragt haben oder noch beantragen, vorausgesetzt, dass der Ernährer im Zeitpunkt der Auswahl seit mehr als sechs Monaten in einem Aufnahmeland in Arbeit steht. Als Familienzusammenführung in diesem Sinne gilt die Zusammenführung von Ehegatten, von minderjährigen Kindern zu den Eltern, von Eltern zu Kindern, von volljährigen, in der Ausbildung stehenden oder sonst Unterhalts- oder pflegebedürftigen Kindern zu den Eltern und von minderjährigen Kindern zu den Großeltern, wenn die Eltern nicht mehr leben oder sich der Kinder nicht annehmen können. Es ist darauf hinzuweisen, dass die neue Rechtsverordnung über die bisherigen Bestimmungen des § 94 des Bundesvertriebenengesetzes insofern hinausgeht, als nach § 94 BVFG nur die Zusammenführung hilfsbedürftiger Eltern zu unterhaltspflichtigen Kindern zulässig war. Soweit die Umsiedlungsverpflichtung nicht durch Familienzusammenführung voll ausgefüllt wird, sind solche Antragsteller auszuwählen, die noch nicht in Arbeit stehen oder unzumutbar berufsfremd beschäftigt werden, ohne dass ihre baldige Vermittlung in eine der Berufsausbildung entsprechende Beschäftigung im Abgabeland erwartet werden kann. Für die Umsiedlung kommen ferner Personen in Betracht, die die Umsiedlung überwiegend im Interesse der Berufsausbildung ihrer Kinder beantragen, soweit die erstrebte Berufsausbildung im Abgabeland nicht möglich ist.

 

Der Umsiedlerwohnungsbau soll aus Bundesmitteln gefördert werden, soweit hierfür Wohnraumhilfemittel des Lastenausgleichs nicht zur Verfügung stehen. Soweit es zu übersehen ist, wird jedoch der Ausgleichsfonds den Gesamtbetrag oder mindestens den größten Teil des Aufwandes aufgebürdet erhalten.

 

Die Frage einer gelenkten Umsiedlung ist in den letzten Jahren erheblich umstritten gewesen. In der auf einen engen Personenkreis begrenzten Form, wie in der neuen Verordnung vorgesehen, wird jedoch gegen die Umsiedlung nichts einzuwenden sein. Die Bedenken gingen meist von der Überlegung aus, dass sich Personen zur Umsiedlung meldeten, nur weil sie auf diese Weise eine Lösung ihres Wohnungsproblems glaubten finden zu können.

 

Seite 4   Die neuen Renten. Von unserem Bonner O. B. – Mitarbeiter.

Das 5. Änderungsgesetz zum Bundesversorgungsgesetz ist am 6. Juni verkündet worden. Ergänzend zu dem Aufsatz in Folge 20 seien in Anbetracht der vielen Nachfragen noch folgende Einzelheiten mitgeteilt:

 

Ausgleichsrente ist nur insoweit zu gewähren, als sie zusammen mit dem sonstigen Einkommen folgende Monatsbeträge nicht übersteigt:

 

bei einer Minderung der Erwerbsfähigkeit um

 

50 Prozent  105 DM (bisher 100 DM)

60 Prozent  110 DM (bisher 105 DM)

70 Prozent  130 DM (bisher 115 DM)

80 Prozent  150 DM (bisher 130 DM)

90 Prozent  170 DM (bisher 150 DM)

100 Prozent  195 DM (bisher 175 DM).

 

Die Monatsbeiträge erhöhen sich für die Ehefrau (den Ehemann) und die Kinder, die bei der Bemessung der Ausgleichsrente zu berücksichtigen sind, um je 20 DM.

 

Von Gehalts- und Lohneinkünften bleiben zusätzlich 60 DM und von dem darüber hinausgehenden Betrag vier (bisher drei) Zehntel, von Ruhegeldern und anderen Bezügen aus früheren Dienstleistungen (nur Pensionen, nicht Invaliden- und Angestelltenrenten) 20 DM außer Ansatz. Von Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft, Gewerbebetrieb und selbständiger Arbeit bleiben drei Zehntel außer Ansatz (bisher für Landwirtschaft und Gewerbe kein Freibetrag).

 

Die Ausgleichsrente der Waisen wird nur insoweit gewährt, als sie zusammen mit dem für den Unterhalt der Waise zur Verfügung stehenden sonstigen Einkommen folgende Monatsbeträge nicht übersteigt: bei Waisen, deren Vater oder Mutter noch lebt: 60 DM (bisher 46 DM), bei Waisen, deren Vater und Mutter nicht mehr lebt: 90 DM (bisher 70 DM).

 

Die Elternrente ist nur insoweit zu gewähren, als sie zusammen mit dem sonstigen Einkommen folgende Monatsbeträge nicht übersteigt:

 

bei einem Elternpaar bei einem Elternteil 170 DM (bisher 150 DM)

bei einem Elternteil 115 DM (bisher 105 DM).

 

Sind mehrere Kinder an den Folgen einer Schädigung im Sinne des Bundesversorgungsgesetzes gestorben, so erhöhen sich die Elternrenten und die Einkommensgrenzen für jedes weitere Kind

 

bei einem Elternpaar um 15 DM (bisher 10 DM),

bei einem Elternteil um 10 DM (bisher 5 DM).

 

Die Sonderzulage zur Grundrente von 10 DM für 65 und mehr Jahre alte Kriegsbeschädigte wird nur den Schwerbeschädigten (50 Prozent und mehr Erwerbsgeminderten) gewährt.

 

Über hundert Änderungsanträge zum Rentenversicherungsgesetz, dem Kernstück der Sozialreform, beschloss der Bundesrat. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung wurde jedoch im Grundsatz gebilligt. Die wichtigsten Änderungsvorschläge der Länder sind:

 

1. Die Renten sollen alle drei Jahre und nicht, wie von der Bundesregierung vorgesehen, nur alle fünf Jahre an die wirtschaftliche Entwicklung angepasst werden.

 

2. Die Möglichkeit, die Rente nach Vollendung des 60. Lebensjahres und mindestens einem Jahr Arbeitslosigkeit zu erhalten, sollte nicht nur den Angestellten, sondern auch den Arbeitern gegeben werden.

 

3. Die Altersrente sollte auch Frauen gewährt werden, die das 60. Lebensjahr vollendet haben, wenn die Wartezeit erfüllt ist und wenn sie in den letzten zehn Jahren überwiegend eine rentenversicherungspflichtige Beschäftigung ausgeübt haben.

 

4. Die Kinderzuschüsse sollen einheitlich auf zehn Prozent der allgemeinen Bemessungsgrundlage festgelegt werden.

 

Seite 4   Fast neun Millionen Vertriebene

Seit der Volkszählung im September 1950 hat die Zahl der Vertriebenen im Bundesgebiet um 889 374 auf insgesamt 8.867 Millionen Personen zugenommen. Die Zunahme ist durch Zuwanderung von Heimatvertriebenen, die bisher in der Sowjetzone wohnhaft waren, durch Aufnahme von Transporten aus den deutschen Ostgebieten, durch Zureise aus dem Auslande — vor allem aus Österreich — sowie durch Geburtenüberschuss erfolgt. Auch eine Anzahl von Kriegsgefangenen, die aus sowjetischen Lagern entlassen wurden, erhielt den Vertriebenen-Status, sofern sie aus den Vertreibungsgebieten stammten.

 

Die Zahl der Sowjetzonenflüchtlinge, die durch das Notaufnahmeverfahren gegangen sind, betrug im Jahre 1955 insgesamt 252 870; unter ihnen befanden sich 68 000 Vertriebene. Seit der Volkszählung im September 1950 hat die Bundesrepublik 1,161 Millionen Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone aufgenommen. Es muss aber damit gerechnet werden, dass die Zahl derer, die aus der SBZ nach Westdeutschland übergesiedelt sind, um rund dreißig Prozent höher liegt, da wahrscheinlich 300 000 bis 400 000 am Notaufnahmeverfahren vorbeigegangen sind.

 

Seite 4   Die Wunder Gottes Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an Deinem Gesetz. Psalm 119, V. 18

Die Aufforderung, diese Andacht zu schreiben, erreichte mich im Urlaub im Schwarzwald. Wir sind gerade von einer herrlichen Fahrt zurückgekommen. Der dunkle Tannenwald mit all den frischen grünen Zweigen, die bunte Pracht der blühenden Wiesen, das Rauschen der Gebirgsbuche, das alles macht das Herz weit und froh, gerade wenn man sonst in die Großstadt eingesperrt ist. Da kommt ganz von selbst der Wunsch: Ach, dass man Augen genug hätte, all diese Schönheit in sich aufzunehmen! Und dass man nicht nur die äußeren Bilder in sich aufnähme, sondern dass man sie so sähe, wie etwa die Sänger mancher Psalmen oder die Lieder eines Paul Gerhardt und Matthias Claudius es uns zeigen. Da treibt es zu dem Bekenntnis: „Mein Auge schauet, was Gott gebauet zu Seinen Ehren, und uns zu lehren, wie Sein Vermögen sei mächtig und groß“.

 

Aber nun wollen wir nicht übersehen, dass unser Psalmwort noch für ein anderes Wunder geöffnete Augen erbittet: „die Wunder an Deinem Gesetz“. Offenbar genügt ihm die Naturbegeisterung nicht. Er stellt nicht die Gleichung auf: Gott-Natur. Die Bibel weiß gewiss von Gottes Schöpferherrlichkeit und dass die Erde voll ist der Güte des Herrn. Aber sie weiß auch davon, dass ein Riss durch diese Welt geht um des gefallenen Menschen willen. Paulus spricht in Römer 8 davon, dass alle Kreatur sich mit uns sehnt und ängstet. Ist diese Welt noch Gotteswelt? Ist sie nicht zugleich auch Welt voller Unrecht und Qual? Als junger Mensch habe ich in den Gräben bei Verdun zum ersten Mal dieses Wort von der seufzenden Kreatur verstanden. Wo unsere Stellung hindurchging, waren einst liebliche Wälder; nun hatten die Granaten den Wald zerfetzt, und die Stümpfe waren mir wie Anklagen, wie Schreie der Natur. Gegen wen? Gegen den Menschen, der in seiner Bosheit sich nicht nur gegen sein eigenes Ebenbild wendet, sondern auch die Natur ringsum in sein Zerstörungswerk mit hineinreißt. Und damals ahnten wir nicht, dass wir das alles an unserer eigenen Heimat und auf den Wegen der Flucht erleben sollten: Die Kreatur ängstet und sehnt sich mit uns. Darum ist die entscheidende Frage die nach dem Menschen. Nur der Mensch, der Frieden mit Gott hat, wird auch Gottes Lob aus den Werken der Schöpfung recht heraushören. Zu diesem Frieden mit Gott will das „Gesetz", das Wort Gottes, die Offenbarung, von der die Bibel Alten und Neuen Testaments uns kündet, uns hinführen. Das wurde mir so deutlich, als ich an einem Sonntag in der kleinen Schwarzwald-Dorfkirche unter der Kanzel sitzen durfte. Da klang es uns in der Predigt aus Jerem. 15 entgegen: „Dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost. — Ich will dich zur testen, ehernen Mauer machen. — Ich bin bei dir, dass Ich dir helfe“. Für diese Botschaft wollen wir uns geöffnete Augen erbitten, sie allein kann unser Herz neu machen. Und dann wird uns auch die Welt um uns „Wunder Gottes", Zeichen Seiner Güte und Treue werden. Amen.

Pfarrer Moritz, Gumbinnen, jetzt Berlin

 

Seite 5   Hinter der Türe. Von Margarete Fischer-Falkenberg.

Foto: Illustration: Erich Behrendt

Als Ernst Weithaus Primaner war, starb das Mädchen, das er lieb hatte.

 

In einer Hinterstraße hatte sie gewohnt, die zum Haff, zum Ballastplatz führte, wo die niedrigen Häuser nur in geringer Zahl die langen Gartenzäune unterbrachen.

 

Wenn Ernst in der Sommerhitze an dem grauen Holzzaun entlang schlenderte, der feucht und grün bemoost war, über dem die schweren Äste alter Bäume lagen, suchten seine Augen an den grauen Planken entlang, bis sie ein geheimnisvolles Astloch fanden, ein ganz besonderes Astloch, aus dem es wie Kühle hervorzuwehen schien, hinter dem ein blaues Kleid aus dem leuchtenden Grün schimmerte und manchmal unversehens ganz aus der Nähe auch ein braunes Augenpaar.

 

Dann lächelte Ernst in verlegener Freude, zog linkisch die Mütze und sagte ein leises „Guten Tag", und es antwortete eine helle Stimme durch das Astloch.

 

Rascher ging Ernst dann zu dem kleinen, alten Holzhaus mit der heiser klingenden Glocke an der Türe, die gewöhnlich offen stand und in den dämmrigen Flur mit dem steinigen Fußboden blicken ließ.

 

Da stand Großmutter Endrigkeit und hantierte am Tisch oder am altväterischen Speiseschrank und lächelte ihm gutmütig entgegen: „Na, mal wieder 'n bisschen nach uns sehn, Herr Weithaus? Ein Wetterchen haben Sie uns da mitgebracht, ein Wetterchen wieder für gute Leute! — Die Kinder sind im Garten“.

 

Und nun war Ernst noch rascher zugegangen, nun winkte das blaue Kleid an der Türe gegenüber, die zum Garten führte, inmitten des leuchtenden Grüns, und seine linkischen Jungenshände hatten die braune Mädchenhand gefasst. —

 

Das war Elli gewesen. Sie war nicht schwarz und nicht blond, sie war nicht still und nicht laut. Auch war sie eigentlich nicht schön und nicht hässlich. Aber alles, was sie tat und sprach, und jede Bewegung passte zu ihr, als dürfte sie nicht anders sein. Wenn sie durch die Büsche ging und die Ranken von sich abwehrte, sah es aus, als wollten sie mit ihr spielen, und wenn sie in der Schaukel saß, schien es ihm, als wäre das Schweben ihr mit in die Wiege gelegt.

 

Da war auch ihre jüngere Schwester, Lieschen. Aber die war in allem das Gegenteil von Elli. Sie mochte tun und lassen, was sie wollte, es hätte eigentlich alles anders sein müssen. Wo es nicht hätte sein dürfen, lachte sie, und wo man nicht hätte reden dürfen, plapperte sie, Ja, wo es nichts zu weinen gab, weinte sie, — täppisch und läppisch wie ein junger Hund — und war doch nur wenig jünger als Elli.

 

Es war nicht zu sagen, wie sehr sie Ernst störte, wenn sie mit bei den Zusammenkünften war. Er duldete sie um der Schwester willen, die sie liebte, wenn sie gegen Abend nach den Molen gingen, die den kleinen weißen Leuchtturm weit hinaus ins schaumüberblühte Meer trugen, hinter dem die Sonne versank, oder wenn sie übers Haff zur Nehrung fuhren.

 

Einmal übermannte sie ein heftiges Unwetter im Fährboot, das die kräftigen Mägde in weißen Kopftüchern ruderten, der Regen strich wie Peitschenhiebe, die Wellen schlugen über den Rand des Bootes, der sich tief senkte, und durchnässte sie mit kalten Schauern.

 

Lieschen weinte laut, die beiden andern schwiegen. ---

 

Als Ernst am übernächsten Tage zum kleinen Hause kam, empfing die Jüngere ihn allein und erzählte — lachend wie immer, wo nichts zu lachen war — dass Elli krank wäre und zu Bett läge. Der Arzt wäre dagewesen und hätte gekritzelt, was kein Mensch lesen könnte. Ernst hatte nur den Wunsch, zu ihr zu dürfen, aber die Großmutter wollte es nicht.

 

Am nächsten Tage lachte auch Lieschen nicht mehr, und am folgenden war sie scheu und verängstigt, als sie Ernst an der Türe empfing.

 

Großmutter Endrigkeit nahm ihn mit in die verdunkelte Krankenstube, und er saß lange Zeit am Bett der Fiebernden, die ihn mit großen, fremden Augen ansah. In der Nacht darauf starb sie. Ernst ging hinter ihrem Sarge, still und ruhig, wie es seine Art war.

 

Wochenlang blieb er dem kleinen Hause fem. Dann aber schritt er wieder am alten Bretterzaun entlang, den Blick gesenkt, als er am Astloch vorüberkam, und hob ihn nicht wieder. Die gelben Herbstblätter säumten die Straße, es war Ellis Freude gewesen, mit den Schuhen darin zu rascheln, und Lieschen tat es ihr nach. Sein Schritt wurde langsam und langsamer. Kehrte er nicht um? — —

 

Als er in die Haustüre trat, die offen stand, übermannte es den großen Jungen, — und er weinte.

 

Da kamen Schritte. Es war Großmutter Endrigkeit, die am Tisch des Flurs das Abendbrot bereiten wollte, (wie es in diesen kleinen Häusern üblich war) - und er trat schnell hinter die offenstehende Türe. Die deckte ihn. Die alte Frau ging trübselig an ihre Hantierung, sie ahnte nichts von seiner Gegenwart. Jetzt aber kamen andere Schritte. Das war die Nachbarin, die an den zweiten Tisch trat und eine schleppende, schläfrige Unterhaltung begann. Und nun ein leichterer Schritt und eine jugendliche Stimme, und das war Lieschen.

 

Die Großmutter sprach mit ihr, das Mädchen ging ihr zur Hand, aber müde und traurig floss das Gespräch, und plötzlich stutzte das Mädchen.

 

Hatte es ein Geräusch hinter der angelegten Türe vernommen? Ja, es trat hinzu und blickte dahinter.

 

Ernst war verloren. Erstaunte Augen starrten ihn an. Gleich wurde das kindische Geschöpf einen verwunderten Ausruf tun: "Du hier? Was tust du hier? Du weinst?" Ach, lachte es nicht? War es nicht komisch, dass ein großer Junge weinte? — —

 

Ein Augenblick verging. — Und nichts geschah. Stumm und ernst lehnte Lieschen die Türe wieder zurück und trat schweigend an den Tisch zur Großmutter, die ihr die Teller in die Hand gab. Niemand kümmerte sich darum, was hinter der Türe war. Endlich ging die Nachbarin, endlich auch die Großmutter. Ernst kam aus seinem Versteck hervor und trat auf die Straße, trat in die ihm fremd scheinende Welt.

 

Der Schmerz verankerte sich in seinem Herzen mit tausend kleinen Wurzeln, ruhig und immer tiefer. Darüber aber wuchs das Leben hin, und darin stand ein kleines Gefühl der Dankbarkeit, der Abbitte dem albernen Mädchen gegenüber, das Ellis Schwester war.

 

Noch hielt die Beschämung ihn von neuen Besuchen zurück. Er mochte keinem Menschen ins Gesicht sehn, der ihn weinen sah. Als er es dennoch wieder wagte, schien es ihm leichter, als er gedacht.

 

Nicht so schwer mehr wurde es ihm, den Weg zum alten Hause zu gehn, nicht so bitter mehr war der Vergleich, den die Leere heraufrief. Ein schweigendes Verständnis war von nun an zwischen ihnen, der Weg zum alten Garten blieb sein liebster Weg.

 

Zwar hörte er die Großmutter auch jetzt noch sagen: „Die Marjell ist das reine Kind, sie lacht und weint in einem Atemzug“. Aber was kümmerte ihn das nun! Er blickte durch täppisches Weinen und Lachen in etwas, das an Elli gemahnte. Wurde Lieschen ihr nicht immer ähnlicher?

 

Es kam die Zeit, da er die Stadt verließ, um an die Universität zu gehn. Da seine Eltern auf dem Lande lebten und er, um die Schule zu besuchen, bei Verwandten gewohnt hatte, würde er so bald nicht wieder hierher zurückkehren.

 

Er ging zum letzten Mal am Bretterzaun entlang, und die Vergangenheit reichte ihm viele Hände, die er, gewissenhaft, wie es seine Art war, eine nach der andern drückte.

 

Lieschen stand neben der Großmutter im guten Zimmer. Sie sprachen ruhig und verständig, wie es beim Abschied Brauch ist. Dann aber ging sie mit der Begründung aus dem Zimmer, nach dem Abendessen zu sehn. — War das geschickt? War das jetzt nötig? Die Großmutter fand es nicht, denn er konnte nicht länger bleiben.

 

Ernst wartete, dass sie wiederkäme, ein peinliches Gefühl beschlich ihn. Er wurde traurig und verbarg seine Traurigkeit. Am Ende meinte er, sich nun verabschieden zu müssen, sie würden sie ja draußen vielleicht finden. Großmutter schalt: „Wo ist sie wieder hin, die Marjell!" (Am Ende Birnen pflücken? Als ob das Eile hätte!) Sie rief und suchte und holperte endlich hinaus in den Garten.

 

Ernst war allein im Flur, in den das grüne Licht von draußen fiel. Die offene Tür war an die Wand gelehnt, wie sie vor Jahren war.

 

Da — regte es sich nicht? Ein erstickter Laut drang hervor. Ernst schlug sie auf in einem seltsamen Gefühl des Schreckens.

 

Da lehnte Lieschen, weinte schmerzlich — und Ernst tat nicht, wie sie vor Jahren getan, er lehnte nicht die Türe wieder zurück. Steif und verlegen stand er vor ihr. Er sah sie an und fand kein Wort.

 

„Lieschen", drängte es sich endlich hervor. Er fasste ihre Hand mit seltsam zitternden Fingern.

 

Und plötzlich lachte das Mädchen unter Tränen, ganz wie zu alter Zeit, als es noch alles anders tat, als es getan zu werden gut war, — und dennoch — (merkwürdig —) schien es Ernst hier das Rechte. Ja, es war offenbar, dass er dies kindische Gebaren in diesem Augenblick liebte. So, wie es war, gings ihm ans Herz.

 

Er streichelte die verkrampfte Hand, die den Drücker der Türe umschloss, und löste sie sanft, er zog das tränennasse Gesicht an seines und fand den ungeschickten Mund.

 

Seite 5   Zwei Fotos: Im fröhlichen Schwung drehten sich die Mitglieder der Tanzgruppe des litauischen Exilgymnasiums auf Schloss Rennhof bei Weinheim. Sie zeigten Volkstänze ihrer Heimat beim Jahreshaupttreffen der landsmannschaftlichen Gruppe Göttingen. – (rechts) „Das Bernsteinstück ist ja so groß wie ein Kopf!“ Die kleinen Mädchen bestaunen eines der wertvollen Stücke, die die heute in Hamburg befindliche Bernsteinmanufaktur bei dem Treffen ausgestellt hatte. Aufnahme: PIK

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

„Kein Feilschen um Ostpreußen!“ Treffen der Allensteiner in Osnabrück

Am 10. Juni 1956 kamen die Allensteiner Landsleute zu einer Patenfeier in Osnabrück zusammen; die offizielle Übernahme der Patenschaft durch den Landkreis Osnabrück war bereits, wie das Ostpreußenblatt in Folge 52 des vorigen Jahrganges berichtet hatte, am 15. Dezember 1955 erfolgt. Der Tag begann mit Gottesdiensten beider Konfessionen. In der katholischen Johanniskirche leitete der im Kreise Heilsberg geborene, längere Zeit in Zinten und acht Jahre in Südamerika gewesene und heute in Ahaus amtierende Pfarrer Grimme die Andacht. Der evangelische Pfarrer Kestner, der in der Katharinenkirche predigte, stammt aus Allenstein.

 

In der mit Fahnen, Bildern und frischem Laub dekorierten Festhalle Risch sammelten sich danach die Landsleute. Sie setzten sich je nach Zugehörigkeit zu ihren Heimatkirchspielen an blumengeschmückte Tische. Nach herzlichen Begrüßungsworten von Kreiskarteiführer Bruno Krämer, trug Dietlinde Krämer die an das uns zugefügte Unrecht mahnende Verse von Leo Kuhn „Verlorene Heimat" vor. Die von der Kapelle Otto Hoffmann gespielte Titus-Ouvertüre von W. A. Mozart leitete zu einer eindrucksvollen Totenehrung über. Pfarrer Grimme, der als einstiger Divisionspfarrer die hohe sittliche Haltung des deutschen Soldaten bezeugte, würdigte ihr tapferes Ausharren, das ja die Rettung großer Bevölkerungsteile Ostpreußens ermöglichte. Der Geistliche, der in Vertretung von Domkapitular Prälat Kather sprach, wies darauf hin, dass der Vatikan Ostpreußen staatsrechtlich als zu Deutschland gehörig betrachte, und auch im kirchlichen Raum bleibe die Heimat im Osten ein Bestandteil des Deutschen Reichs. Als die Kapelle die Weise vom guten Kameraden intonierte, gedachte im Stillen jeder der Anwesenden lieber Menschen, die zum Opfer der großen Katastrophe geworden sind.

 

Der frühere Landrat des Landkreises Allenstein, Graf von Brühl, Lüdinghausen, dankte den Männern, die das Band der Patenschaft geknüpft hätten. Er betonte das Verwandte im Wesen der Bewohner des Osnabrücker Landes und des Kreises Allenstein, das in ihrem Wesen spürbar sei. Unter Hinweis auf das Kreuz als das kennzeichnende Symbol für Ostpreußen, gemahnte er an den Glauben und die Frömmigkeit, aus der die Gewissheit zu einer glücklichen Rückkehr in die ostpreußische Heimat erwachse. Das gemeinsam gesungene Ermlandlied erklang als Bekräftigung dieser Hoffnung.

 

Als eine Quelle der Kraft und Hilfe wertete der Vertreter der Stadt Allenstein, Forstmeister z. Wv. Loeffke, den Patenbund. Entstanden sei dieser aus einem spontanen Gedanken, so bekannte der Osnabrücker Landrat Giesker, aus dem Erkennen einer Verpflichtung. Die Patenschaft sei der Rahmen einer gemeinsamen Aufgabe, als deren Ziel die Rückführung in die Heimat zu setzen sei. Die Grüße des Oberbürgermeisters und des Rates der Stadt Osnabrück überbrachte der Dezernent für das Flüchtlingswesen, Senator Rabe. Er versicherte, dass die Stadt, in der unter den 125 000 Einwohnern 20 000 Heimatvertriebene lebten, sich für deren Anliegen stets einsetzen würde. Die Übergabe nach der Lesung eines Patenschaftsgedichtes von Leo Kuhn an Landrat Giesker begleitete der Gesang des Ostpreußenliedes „Land der dunklen Wälder".

 

Der Hauptredner dieses Tages, der Stellvertretende Sprecher unserer Landsmannschaft und Kreisvertreter für Allenstein-Land, Egbert Otto Rosenau, zeichnete eingangs seiner Rede ein Bild der Heimat. Verklungene Zeitalter, Höhepunkte und Prüfungen in ihrem Ablauf, die umwälzenden Erkenntnisse großer Männer — dies alles wurde den Zuhörern nahe gebracht. Er berichtete vom Wirken des Astronomen Kopernikus in seiner Eigenschaft als Schlosshauptmann des Frauenburger Domkapitels auf der Burg Allenstein. Seine Ausführungen gipfelten in einem unverbrüchlichen Bekenntnis zu Ostpreußen, das vor 700 Jahren ein deutsches Land wurde. Scharf wandte sich Egbert Otto gegen die Äußerungen von amerikanischer Seite, dass das deutsche Volk zu Konzessionen im Osten bereit sein müsse. „Die ostpreußische Heimat darf uns um nichts feil sein, denn sie ist das kostbarste Gut, um das niemals gefeilscht werden darf. Für einen wahren Ostpreußen gibt es nur ein deutsches Ostpreußen. — Die Heimat", so führte der Redner aus, „überträgt uns allen eine hohe Pflicht. Dieser Pflicht darf sich niemand entziehen. Es kommt einst der Tag, an dem die Kinder vor die Eltern treten werden und fragen: „Was habt ihr getan, um die Heimat wiederzugewinnen?“ Mit Ostpreußen wird auch das Deutsche Reich wieder erstehen, dessen Hauptstadt Berlin sein wird! Der Gesang der drei Strophen des Deutschlandliedes beschloss den Festakt.

 

Während des sich anschließenden geselligen Beisammenseins, erfreute eine Volkstanzgruppe durch ihre Vorführungen die Landsleute, und mit Beifall wurden auch die Vorträge heimatlicher Lieder aufgenommen.

 

Heimattreffen

24. Juni: Gumbinnen, Haupttreffen in der Patenstadt Bielefeld.

Angerburg, Haupttreffen in Rotenburg (Patenkreis), im „Rotenburger Hof".

Elchniederung in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

Memel Stadt und Land, Heydekrug und Pogegen, Landestreffen in Bochum-Gerthe, Gästehaus Lothringen, Lothringer Straße.

 

1. Juli: Johannisburg in Hamburg.

Ortelsburg in Bochum, Nord-Süd-Halle. Steinweg 45.

Osterode in Herne, Kolpinghaus.

Lötzen in Bochum, „Kaiseraue", Josephinenstraße 29.

 

8. Juli: Neidenburg in Hannover.

Rößel in Hamburg.

Mohrungen in Hamburg-Nienstedten. Elbschloßbrauerei.

Tilsit und Tilsit-Ragnit in Bochum „Kaiseraue", Josephinenstraße 29.

 

15. Juli: Ebenrode (Stallupönen) in Essen-Steele, Stadtgarten-Saalbau.

Angerapp in Hannover, „Dönrener Maschpark".

Gerdauen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Gemeinde Schillen (Kreis Tilsit-Ragnit) in der Patenstadt Plön.

 

21. Juli, 19.30 Uhr: Heimatkreis Königsberg, Bezirk Wilmersdorf, Bezirkstreffen, Lokal: Wolter, Berlin-Wilmersdorf, Rüdesheimer Platz 7. Findet statt.

 

22. Juli: Allenstein Stadt und Land in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

Braunsberg in der Patenstadt Münster.

Labiau, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Lyck, Haupttreffen in der Patenstadt Hagen.

 

29. Juli: Bartenstein, Haupttreffen in Nienburg.

Pr.-Eylau, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

 

Memel Stadt und Land, Heydekrug und Pogegen

Die in Oldenburg und in den benachbarten Orten wohnenden Landsleute aus den Memelkreisen trafen sich kürzlich bei Landsmann Kalwies in Streek bei Sandkrug. Eine lange Tafel am Waldrand vereinte etwa achtzig Schicksalsgefährten, und bei dem wohltuenden gespendeten Kaffee gab es einen regen Gedankenaustausch. Der Vorsitzende der Gruppe der Memelkreise, Görke, übermittelte die Grüße von Schulrat Meyer, der zurzeit zur Kur weilt. Landsmann Görke forderte dann zur Ausfüllung der Erfassungsbögen für die Verluste in den Vertreibungsgebieten auf und bat, alle Landsleute zu melden, die noch in der Heimat oder gar im weiten Russland leben müssen, damit ihnen auch geholfen werden könne. Eines aufziehenden Gewitters wegen wurde die nahegelegene neue Schule aufgesucht. Hier fand eine unterhaltsame „Unterrichtsstunde" statt. In kurzen Kreidestrichen wurde die Karte der Heimat auf eine Tafel gezeichnet. Die Anwesenden mussten nun Erklärungen geben und die Orte, aus denen sie stammten, einzeichnen. Besonderer Dank für das Gelingen dieses schönen Tages gebührt Landsmann Kalwies, der — durch eine plötzliche Krankheit ans Bett gefesselt — von seinem Lager aus für das gute Gelingen sorgte, sowie Frau Kalwies und Landsmann Lamsat.

 

Tilsit-Stadt, Tilsit-Ragnit, Treffen in Bochum, 8. Juli

Unseren in Nordrhein/Westfalen wohnenden Landsleuten bringen wir noch einmal unser gemeinsames Heimatkreistreffen am Sonntag, dem 8. Juli 1956 in Bochum, Gaststätte „Kaiseraue", Josephinenstraße 29, in Erinnerung. Wir versammeln uns dort ab 9 Uhr.

Indem wir hoffen, Sie dort zahlreich wiederzusehen, grüßen wir die Angehörigen unserer Heimatkreise in heimatlicher Verbundenheit!

E. Stadie, Kreisvertreter Kiel, Bergstr. 26. Dr. H. Reimer, Kreisvertreter Lübeck, Glashüttenweg 36

 

Geschäftsstelle Stadt Tilsit

Allen Tilsitern teilen wir auf diesem Wege mit, dass die Geschäftsstelle der Patenstadt Tilsit in Kiel, Bergstr. 26, vom 10. Juli bis einschl. 31. Juli 1956 wegen Betriebsferien geschlossen bleibt.

 

Gesucht werden aus Tilsit-Stadt:

395/1632 Frau Gertrud Sternberg, geb. Meyer, geb. 02.04.1902, Tilsit, Jakobsruhe. Sie soll zuletzt in Oberschlesien wohnhaft und nach dort hinevakuiert sein. —

 

395/1633 Frau Maria Schedukat (möglicherweise auch Scheduikat), Tilsit, Dragonerstr. —

 

395/1634 Frau Berta Kaninke, geb. Kudszus, Tilsit, Grünes Tor bzw. Ragniter Str. —

 

Frau Anna Künstler, geb. Raeder, Tilsit, Deutsche Straße. —

 

Frau Maria Krusch, geb. Ruhnke, Tilsit-Übermemel, Milchbuder Landstr. —

 

395/1635 Karl Kaiser, Holzvermesser, Tilsit-Splitter. —

 

Pohlmann, Geschäftsführer, Tilsit-Splitter. —

 

Frl. Meta Albat, Buchhalterin, Tilsit-Splitter. —

 

395/1636 Frau Ehm, mit den Töchtern Gertrud, Liselotte und Dora, Tilsit, Sommerstr. —

 

395/1637 Eduard und Frau Staufen (Staschinski).

 

Bogdahn, Schmiedemeister und Frau, Tilsit, Splitterer Straße.

 

Bei allen Zuschriften wird gebeten, unbedingt die vorstehende Kenn-Nr. anzugeben und bei allen Anfragen Rückporto beizufügen. Wer über den Verbleib der vorstehend aufgeführten Landsleute Auskunft erteilen kann, gebe bitte sofort Nachricht an:

Landsmannschaft Ostpreußen — Geschäftsstelle — der Patenstadt Tilsit (24b) Kiel, Bergstr. 26

 

Neidenburg. Treffen der Neidenburger in Berlin

Am 10. Juni fand ein Treffen der Neidenburger im Lokal Ideal-Klause, Berlin-Neukölln, Mareschstraße 14, statt. Bereits vor Beginn der Veranstaltung war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Kreisbetreuer Zalenga begrüßte mit herzlichen Worten die Landsleute. Der 1. Vorsitzende der Landesgruppe Berlin, Dr. Matthee, umriss in einer Ansprache die heutige außenpolitische Lage und mahnte zu immer engerem Zusammenschluss der Vertriebenen insbesondere auch der Jugend. Baumeister Pfeiffer überbrachte die Grüße von Kreisvertreter Wagner und den Neidenburgern aus der Bundesrepublik. Er wies darauf hin, dass die Landsleute aus der Bundesrepublik verstärkt bemüht sein werden, den Neidenburgern in der sowjetisch besetzten Zone und in Berlin in Zukunft durch Sach- und Barspenden wirksam zu helfen. Der frühere Superintendent des Kreises Neidenburg führte die Gedanken der Anwesenden zu der unvergessbaren Heimat. Schweren Herzens und tief beeindruckt trennten sich die Landsleute in den späten Abendstunden.

 

Johannisburg. Haupttreffen am 1. Juli in Hamburg

Nochmaliger Hinweis, dass unser diesjähriges Haupttreffen am 1. Juli in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei, Elbchaussee 374 (zu erreichen von Altona, Hauptbahnhof, mit Linie 15 bis Endstation, von hier mit Bus 36 bis Haltestelle „Jakob" oder mit Bus 86) und nicht mehr in der altbekannten Elbschlucht stattfindet. — Die Kreisausschusssitzung beginnt am 30. Juni, 16.30 Uhr, ebenfalls in der Elbschloßbrauerei.

Zu der bereits veröffentlichten Tagesordnung ist noch hinzuzufügen: Ansprache des Vorsitzenden der „Vereinigung ostpreußischer Jugend in Hamburg" innerhalb der DJO, Landsmann Lothar Hennig.

 

Gesucht werden:

Michael Hensel, Seehöhe;

Erdmann-Staschick Lerch, Seegutten;

Arthur Schwarz, Schwallen;

Heinz Kahle, Gehlenburg.

 

Wer weiß etwas über das Schicksal von Tratzik, K.-Glodowen, der 1945 verschleppt wurde?

F. W. Kautz, Kreisvertreter, Altwarmbüchen bei Hannover

 

Gumbinnen. Haupttreffen in Bielefeld vom 23. bis 25. Juni

Nur noch wenige Tage und das diesjährige Gumbinner Haupttreffen beginnt in der Patenstadt Bielefeld. Beweist eure Heimattreue und der Patenstadt euren Dank durch große Teilnahme. Ein reichhaltiges Programm, das an dieser Stelle schon einige Male bekanntgegeben wurde, erwartet euch.

Das Treffen beginnt am Sonnabend, dem 23. Juni, um 11 Uhr mit einer Sitzung des Gumbinner Kreistages im Bielefelder Rathaus und endet am Montag, dem 25. Juni, mit einer Omnibusfahrt in die schöne Umgebung von Bielefeld.

Jeder Teilnehmer des Treffens erhält bei der Ankunft in Bielefeld die Festzeitschrift mit der genauen Programmfolge und ein Festabzeichen mit dem Gumbinner Stadtwappen. Also herzlich willkommen in Bielefeld.

Karl Olivier, Vertreter für Gumbinnen in der Patenstadt Bielefeld

 

Ortelsburg. Heimattreffen in Bochum.

Liebe Ortelsburger!

Ein letzter Aufruf zum Treffen am Sonntag, dem 1. Juli, in Bochum, Nord Süd-Halle, Steinring 45, möge Sie alle noch rechtzeitig erreichen. — Wer die Nord Süd-Halle in Bochum nicht kennt, wird über den eindrucksvollen Raum und seinen für unser Treffen angelegten Festschmuck überrascht und erfreut sein. Die Stadt Bochum gibt sich alle Mühe, den Teilnehmern am Bochumer Treffen den Aufenthalt dort so heimisch wie möglich zu gestalten. Am Hauptbahnhof Bochum werden ab 8.30 Uhr zwei Ortelsburger Landsleute, die weiße Armbinden tragen, die Ankommenden in Empfang nehmen und zur Nord Süd-Halle weiterleiten.

Das Tagungslokal ist ab 8.30 Uhr geöffnet. Folgende Gottesdienste können besucht werden: Evangelisch: Melanchthon-Kirche, Königsallee, um 9.30 Uhr; Katholisch: Christ-König-Kirche, gegenüber der Nord Süd-Halle, um 10 Uhr. Die Feierstunde beginnt um 12 Uhr.

 

Und wieder begrüßen wir drei Landsleute, die im Mai d. J. aus dem Heimatkreis Ortelsburg in Westdeutschland eingetroffen sind:

 

Auguste Rayzik, geb. Piontek, geb. am 07.04.1878, aus Glauch;

Auguste Sadlack, geb. am 26.03.1885, aus Ortelsburg;

Berta Kollodzey, geb. Buchorra, geb. am 16.03.1883, aus Altkirchen.

 

Wer kann einen kurzen Bericht über das Zollamt Ortelsburg liefern?

Für die Aufstellung der Einwohnerliste von der Stadt Ortelsburg werden für nachstehende Straßen Vertrauensleute gesucht: Am Stadtwald, Am Warmbad, Allensteiner Chaussee, Alte Straße, Annabergstraße, Bischofsburger Straße, Bismarckstraße, Conradistraße, Dieckmannstraße, Feldstraße, Fiugatterstraße, Gartenstraße, Heimstraße, Hindenburgstraße.

Ich bitte die Ortelsburger dringend, sich im Interesse aller Einwohner der Stadt Ortelsburg für diese Aufgabe zu melden.

Max Brenk, Kreisvertreter Hagen (Westf), Elbersufer 24.

 

Rößel. Haupttreffen in Hamburg 8. Juli

Das Haupttreffen in Hamburg am 8. Juli wird im Gewerkschaftshaus Besenbinderhof, unterer Saal (Eingang durch das Restaurant) stattfinden. Zur Einladung in Folge 24, Seite 12 des Ostpreußenblattes vom 16. Juni gebe ich den vorgesehenen Tagesablauf hiermit bekannt:

Gelegenheit zum Gottesdienst: 9.30 Uhr in der Katholischen Kirche St. Marien, Danziger Str. 60; 10 Uhr im Gemeindesaal der Evangelischen Dreieinigkeitskirche, St. Georg, Stiftstr. 17. (Beide Kirchen sind in 5 Minuten vom Bahnhof und vom Steindamm, Straßenbahnlinie 5, 3 und 16) zu erreichen. 11 Uhr Gemeinsame Sitzung des Vorstandes – Kreisausschuss – und des erweiterten Ausschusses. 14 Uhr Beginn der Mitgliederversammlung: Geschäfts- und Kassenbericht, Vorlage der Kreissatzung, Ansprachen, Konzert und geselliges Beisammensein.

Wir bitten nochmals um Werbung für dieses Treffen und um zahlreichen Besuch. Gäste sind herzlich willkommen. (Auf die Bildung von Gemeinschaftsfahrten wird aufmerksam gemacht.)

Franz Stromberg, Kreisvertreter, Hamburg, Armbruststraße 27

 

 

Königsberg-Stadt. Oberstadtdirektor Klimpel verstorben.

Am 12. Juni 1956 starb der Duisburger Oberstadtdirektor Gustav Kumpel nach schwerer Krankheit im Alter von fast 65 Jahren. Zehn Jahre lang stand er an der Spitze der Duisburger Stadtverwaltung.

 

Vor fünf Jahren schuf er gemeinsam mit Oberbürgermeister Seeling die Patenschaft für Königsberg Pr. Nachdem er Ratgeber und Mitarbeiter gesucht und gefunden hatte, wies er im Einvernehmen mit Konsul Hellmuth Bieske, dem ersten Kreisvertreter für Königsberg in der Landsmannschaft Ostpreußen, der Patenschaftsarbeit den Weg. Immer blieb er ein warmherziger, verständsvoller Förderer der Patenschaft. Der großzügige Beitrag der Stadt Duisburg zur Königsberger 700-Jahr-Feier Pfingsten 1955 war eine seiner letzten großen Amtshandlungen, ehe er auf das lange Krankenlager geworfen wurde. Königsberg und die Königsberger verlieren in ihm einen guten Freund.

 

Treffen des Akademischen Fliegerrings

Der Akademische Fliegerring (Akaflieg), gegründet 28. Oktober 1924 als Verbandszusammenschluss der an den Hochschulen in Königsberg, Berlin, Halle, Breslau, Heidelberg, Würzburg und Graz angeschlagenen Akademischen Fliegerschaften wird vom 4. bis 6. Juli in Köln (Nordhotel, Riehler Straße 2, am Ebertplatz) ein Treffen aller Angehörigen sowie Freunden des Verbandes durchführen. Auskunft über die Veranstaltungsfolge sowie etwaige Quartierwünsche sind an Rechtsanwalt Hans Czygan, Köln (Rhein), Hansaring 71 II, Tel. 57180 zu richten.

 

50-Jahr-Feier der Sackheimer Mittelschule

Aus Anlass der 50-Jahr-Feier ihrer Schule hatte die Vereinigung der ehemaligen Sackheimer Mittelschüler ihr Jahreshaupttreffen am 10. Juni nach Duisburg gelegt, um in einer gemeinsamen Feierstunde mit ihrer Patenschaftsschule, der Knabenrealschule „An der Wacholderstraße" diesen Tag festlich zu begehen. Realschuldirektor Stimmler konnte als Hausherr der Patenschaftsschule viele ehemalige Lehrer, Schülerinnen und Schüler der Königsberger Schule begrüßen, die eine weite Anfahrt nicht gescheut hatten. Andere, die nicht kommen konnten, sandten in Briefen und Telegrammen ihre Glückwünsche. Die landsmannschaftlichen Verbände hatten zu der Feierstunde in der festlich geschmückten Turnhalle der Schule ihre Vertreter entsandt. Bürgermeister Mues und Ratsherr Niekoleizik überbrachten die Grüße und Glückwünsche der Stadt Duisburg. In einer Festansprache schilderte der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Erich Grimoni, die Entwicklung des Königsberger Schulwesens, insbesondere die der Sackheimer Mittelschule mit einer Fülle anekdotischer Einzelheiten. Im Hintergrund seiner Ausführungen stand aber der Herzenswunsch aller Anwesenden: die Rückkehr in ihre Heimat. — Im Verlauf der Feierstunde wurden Direktor Stimmler und Landsmann Grimoni zu Ehrenmitgliedern der Vereinigung ernannt. Ein großes Aquarell, das ein Motiv aus Königsberg darstellt, wurde der Patenschule als Geschenk dargebracht. Das Schülerstreichorchester und ein Schülerchor unter der Leitung von Realschullehrer Werner umrahmte die eindrucksvolle Feier. — Am Nachmittag versammelten sich die „Ehemaligen" zu ihrem Jahreshaupttreffen in der „Schützenburg" in Duisburg. Der 1. Vorsitzende, Herbert Minuth, hieß von dem ehemaligen Lehrerkollegium die Damen Fräulein Haugwitz und Bergner, von den Herren Sadowski, Feyerabend, Konopatzki und Baruth, viele ehemalige Schülerinnen und Schüler sowie eine Reihe von Ehrengästen willkommen. Nach der Erstattung eines Geschäftsberichtes wurde der Vorstand wiedergewählt. Den Ehrenmitgliedern Witt, Rektor Zeil, Mittelschullehrer i. R. Sadowski und Fräulein Haugwitz wurde die „Goldene", den Mitgliedern Frau Witt und den Herren Feyerabend, Dziengel, Birreck und Staffenski die „Silberne" Vereinsnadel verliehen. Herbert Minuth erhielt für seine Verdienste ebenfalls die Goldene Vereinsnadel. — Eine gemeinsame Fahrt zum Jahreshaupttreffen 1957 nach Hamburg wurde unter begeisterter Zustimmung beschlossen. Der Ostpreußenchor unter Leitung von Realschullehrer Fr. Werner trug Heimat- und Volkslieder vor und wurde wie die anderen Mitwirkenden mit reichem Beifall bedacht.

 

Schloßberg (Pillkallen)

Anlässlich unseres Kreistreffens in Winsen hatten wir Karten unseres Heimatkreises 1:25 000 und 1:100 000 ausgestellt. So war es jedem möglich, das Gedächtnis aufzufrischen und die alten vertrauten Wege zu gehen, um zu seinem Hof, zu seinem Haus zu kommen. Die Karten 1:100 000 waren schnell vergriffen. Inzwischen ist die neue Bestellung eingetroffen, und diese neuen Karten können gegen Voreinsendung von DM 2,-- auf unser Postscheckkonto Hamburg 222 05, Kreislandsmannschaft Schloßberc/Ostpreußen, oder per Postanweisung durch unseren Karteiführer Albert Fernitz, Winsen/Luhe, Ilmerweg, portofrei bezogen werden.

F. Schmidt, Schleswighöfen

 

Sensburg

Am 29 Mai 1956 starb Herr Theodor Klugkist, Seehesten in Sandkrug bei Oldenburg i O., im Alter von 72 Jahren. Herr Klugkist hat in der Heimat wie auch hier im Exil rege an den Geschicken unseres Kreises und seiner Bevölkerung teilgenommen So hatte er sich auch hier wieder dem Kreistag zur Verfügung gestellt als Vertreter seines Heimatbezirkes Seehesten. Es war ihm nicht vergönnt den Tag der Befreiung unserer Heimat zu erleben, wir werden ihm ein treues Andenken bewahren und in seinem Sinne weiter für die Befreiung der Heimat von fremdem Joch kämpfen.

 

Bei der Wahl am 2. Juni wurden vom Kreistag in den Kreisausschuss gewählt die Landsleute Bredenberg, Wichmann, Merkisch, Goerke und Waschke, letzterer als Karteiführer. Zum Kassenführer wurde Burdinski zum Schriftführer Szostak gewählt.

Am 8 Juni fand in Berlin eine Besprechung zwischen dem Kreisvertreter und dem Vorstand der Sensburger in Berlin statt, dabei wurden vier Kinderfreiplätze für das Jugendlager in Remscheid festgelegt.

Für den Rundbrief werden noch Familiennachrichten aller Art entgegengenommen, ich bitte, sie an Landsmann Bredenberg jetzt Großhimstedt über Hildesheim zu senden, der die Redaktion des Rundbriefes übernommen hat. Kreistreffen in Remscheid am 2. September.

Albert von Ketelhodt, Kreisvertreter (24a) Ratzeburg/Lbg., Kirschenallee 11

 

Pr.-Eylau

Gesucht werden:

aus Orschen: Rittergutsbesitzer Hartog zur Megede. —

Sollniken: Karl Höflichs und Frau Gertrud. —

Uderwangen: Max Sand, Landwirt. —

Schlautsienen: Familie Otto Böhnke, Familie Willi Aust, Schneidermeister Wölk. —

Packerau: Frau Eva Schwatlo. —

 

Die Heimatkreiskartei bittet bei allen Schreiben die Heimatadresse auch immer anzugeben.

Fritz Schadwinkel, Heimatkreiskartei Pr. Eylau (23) Verden/Aller, Kreishaus

 

Pr.-Holland

Auf dem vorbildlich von der Stadtverwaltung Hagen eingerichteten Treffen der Pr.-Holländer am 3. Juni war die Beteiligung weit höher, als ursprünglich gemeldet wurde. Es waren achthundert Landsleute erschienen, um der Heimat zu gedenken.

 

Fischhausen-Stadt

Betrifft unser Stadtwappen. In Folge 23 vom 9. Juni habe ich bekanntgegeben, dass es mir gelungen ist, das Stadtwappen nach dem Entwurf von Otto Hupp herstellen zu lassen. Dieser Entwurf zeigt das Schwert über dem Bischofstab liegend, wogegen bei dem Entwurf nach J. Siebmacher von 1885 der Bischofstab über dem Schwert liegt. Der Entwurf von Siebmacher scheint mir der richtigere zu sein, denn man sieht darin die Anspielung auf die Gründung der Stadt durch Bischof Siegfried im Jahre 1305, dem damals die oberste Gerichtsgewalt zugestanden haben mag; auch bei der Nagelung des Stadtwappens wurde das Wappen dahin umgeändert, dass der Bischofstab über dem Schwert zu liegen kam. Das Wappen kann natürlich auch nach dem Entwurf von J. Siebmacher geliefert werden, der Preis von DM 3,50 ändert sich dadurch nicht. Bei Bestellungen bitte ich anzugeben, ob das Wappen nach Hupp oder Siebmacher geliefert werden soll. Wenn diese Angabe fehlt, wird nach Siebmacher geliefert. Das Wappen kann auch in jeder gewünschten Größe geliefert werden. Preise auf Anfrage.

Bruno Guddat, Stadtvertreter (24a) Lübeck, Trappenstr. 2

 

Osterode- 50-Jahr-Feier Osteroder Seminarbrüder  

Zu einer herzlichen Wiedersehensfeier trafen sich 14 Angehörige des Jahrgangs 1903/1906 des einstigen Lehrerseminars Osterode am 1. Juni im Hotel „Nordland" in Hamburg. Der „alte Budda" hatte nach mühseligem Suchen noch 26 entdeckt; drei leben in der sowjetisch besetzten Zone. Obmann Paul Preuß (Bremen) gab in einer Ansprache einen Rückblick auf das vergangene halbe Jahrhundert. Der nächste und übernächste Tag wurde zu gemeinsamen Besichtigungen der Sehenswürdigkeiten und des Hafens der Hansestadt genutzt. — Auskunft erteilt Lehrer und Kantor i. R., Walter Budzinski, Herzhorn (Holst) über Glückstadt, in dessen Wohnung noch eine Nachfeier stattfand.

 

Treffen in Herne am 1. Juli

Es wird nochmals bekanntgegeben, dass das Osteroder Kreistreffen in Herne, Kolpinghaus, am 1. Juli gemeinsam mit einem Treffen der Panzerjäger-Abtl. 21 (früher Osterode) stattfinden wird. Nachstehend die Festfolge:

 

8 Uhr Gottesdienst beider Konfessionen in der evangelischen Hauptkirche, Bahnhofstraße, durch Pfarrer Decke-Cornel (früher Schmückwalde), und für die Katholiken in der Elisabethkirche, Bahnhofstraße, durch Geistlichen Rat Odelge. 10 Uhr Kranzniederlegung gemeinsam mit den Angehörigen der Panzerjäger-Abtl. am Gefallenenehrenmal auf dem Friedhof Wiescherstraße. Die Totenehrung wird der Vorsitzende der Landesgruppe von Nordrhein-Westfalen, Landsmann Grimoni, vornehmen. 11.30 Uhr Beginn der Feierstunde unserer Heimatkreisgemeinschaft im Kolpinghaus. Am Nachmittag findet ein Lichtbildervortrag statt und anschließend ein gemütliches und fröhliches Beisammensein. Die Panzerjäger versammeln sich bereits am 30. Juni, 20 Uhr, zu einer Begrüßungsstunde und um die Schicksale von Gefallenen und Vermissten zu klären im Kolpinghaus. Hierzu sind auch unsere Landsleute eingeladen.

 

Liebe Osteroder Landsleute! Wir wollen durch recht zahlreiche Teilnahme, besonders auch bei der Totenehrung, unsere Verbundenheit mit den Angehörigen der Panzerjäger-Abtl. bekunden, die einst in unserer Heimatstadt in Garnison gestanden hat.

 

Ferner gebe ich bekannt, dass auf dem Hauptkreistreffen der Osteroder in Hamburg am 10. Juni die Satzungen für die Heimatkreisgemeinschaft im Wesentlichen verlesen und erläutert wurden. Danach fassten die Teilnehmer als Mitgliederversammlung den einstimmigen Beschluss, diese Satzung anzunehmen. Sie wird nunmehr in das Vereinsregister als e. V. eingetragen werden.

 

Kaiser-Wilhelm-Gymnasium

Folgende ehemalige Schüler des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums in Osterode werden gesucht:

Abiturkahrgang 1926:

Pfarrer Dukowski,

Hirschfeld,

Apotheker Jakobi,

Erika Meyke,

Herbert Pezenburg.

 

Jahrgang 1927:

Pfarrer Konrad Buchholz,

Rudi Fiedler,

Studienrat Leo Gottschalk,

Dr. Gabriel.

 

Jahrgang 1928:

Dr. jr. Martin Pipgorra,

Architekt Gerhard Grabowski.

 

Jahrgang 1929:

Hans Bütow,

Wolfram Heinze,

Hans Kempa,

Gerhard Klebingat,

Apotheker Walter Lächelin,

Dipl.-Ing. Erich Rasch.

Ulrich Sand,

Forst-Ass. Kurt Prill.

 

Jahrgang 1930:

Horst Brachvogel,

Ernst Schirmacher.

 

Jahrgang 1931:

Alfons Berg,

Alex Berg,

Siegfried Bohn,

Horst Geguns,

Zahnarzt Wilhelm Gratz,

Erich Krause,

Kurt Levinsohn,

Joachim Oskierski,

Salewski.

 

Jahrgang 1932:

Gerhard Kusch,

Helmut Neumann,

Douglas Pitcairn,

Kurt Ramsauer,

Kurt Schilder,

Gerhard Schmidt,

Johannes Walter,

Schipowski,

Metzger.

 

Jahrgang 1933:

Helmut Krüger

 

Anschriften oder Angaben über Schicksale bitte direkt an Dr. Kowalski (24b) Schülp über Nortorf.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Hamburg 21, Schrötteringksweg 14

 

Gerdauen

Liebe Landsleute!

Am 15. Jui soll nun unser diesjähriges Treffen in Hamburg stattfinden.

Aus zwingenden Gründen haben wir einen Lokalwechsel vornehmen müssen, da uns die „Elbschlucht“ nicht mehr zur Verfügung steht. Das Treffen findet nunmehr in den Räumen der Elbschloßbrauerei, Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee 374, statt Zu erreichen ist das Lokal mit der S-Bahn bis Haltestelle Klein-Flottbek.

Ich bitte, schon heute sich diesen Tag zum Besuch des Treffens freizuhalten, und ich werde mich freuen, recht zahlreiche Heimatfreunde begrüßen zu können.

Gleichzeitig weise ich schon heute darauf hin dass unser Haupttreffen in unserer Patenstadt Rendsburg am 19. August vorgesehen ist. Es findet in den Räumen des Bahnhofshotels statt Die Programmfolge wird rechtzeitig im Ostpreußenblatt veröffentlicht werden.

 

Ferienlager Brahmsee. Bis zum Schluss des Meldetermins haben sich 70 Kinder aus allen Teilen der Bundesrepublik gemeldet, und ich danke den Eltern, dass sie unserem Ruf so zahlreich Folge geleistet haben.

Franz Einbrodt, Kreisvertreter Solingen, Lützowstraße 93

 

Allenstein Stadt und Land. Allensteiner in Hamburg

Trotz des unfreundlichen Wetters hatte sich die Allensteiner Familie aus der engeren und weiteren Hamburger Umgebung zusammengefunden, verstärkt durch Landsleute, die zum ersten Mal zu unserem Hamburger Treffen gekommen waren. Sehr erfreulich war auch hier wieder die starke Teilnahme der Jugend.

 

Zahlreiche Allensteiner konnte der stellvertretende Allensteiner Stadtvertreter, Pfarrer Kewitsch, im katholischen Gottesdienst zusammenfahren, der ausging von einem Wort des Papstes: „Jeder Mensch hat das Recht auf seine angestammte Heimat, und es ist ein Unrecht, einen von dort zu vertreiben“. Das Leid der Vertreibung könne den tiefen Sinn haben, unser Verhältnis zu Welt und Besitz auf das „Wesentliche" hinzulenken. Pfarrer Kewitsch schloss mit dem Anruf von St. Paulus im Römerbrief: „Seid in brüderlicher Liebe einander zugetan". Gerade auch die Vertriebenen seien zu brüderlicher Hilfsbereitschaft untereinander aufgerufen. Er warnte vor einem Versumpfen der westlichen Welt im Egoismus und Materialismus.

 

Einen Vorspruch zu dem Treffen und die musische Überleitung zu den einzelnen Reden gab Frl. Roensch, die Tochter des Allensteiner Vorstandsmitgliedes. Stadtvertreter H. L. Loeffke begrüßte vor allem die Spätheimkehrerin Frl. Bartsch als die „Letzte von, uns, die Allensteiner Heimatluft geatmet hat". Er betonte bei der Begrüßung von Herrn Sommer als Vertreter der Bundesgeschäftsführung der Landsmannschaft den echten Ehrgeiz der Allensteiner, als Sachwalter des Symbols der Volksabstimmung besonders treue Gefolgsleute der Landsmannschaft in ihrem Kampf um die Heimat zu sein. Er begrüßte Herrn Banuscher als Vertreter des Allensteiner „Hausregiments", des I.-R. 2, und unter besonderem Beifall den kürzlich aus sowjetischer Gefangenschaft zurückgekehrten alten Kommandeur der Allensteiner II. Division, General der Artillerie Tomaschki. Loeffke warnte, den polnischen falschen „Sirenenklängen" zu erliegen und jetzt in das kommunistische Allenstein zurückzukehren. Die Polen arbeiteten hierbei mit sehr großsprecherischen Parolen, wie Zuweisungen von Wohnungen, Geldbeträgen u. a. m. Wir müssten es aber ablehnen, in eine entseelte polnische Kolchose zurückzukehren und als Einzelne tröpfchenweise im polnischen Untergrund zu versickern. „Wenn wir einst zurückkehren. — dann geschlossen!"

 

Der Vorsitzende der Allensteiner Stadtvertretung, W. Sperl, sprach zu der kulturellen Aufgabenstellung der Allensteiner Gemeinschaft. Es sei nur natürlich, dass zunächst das Bestreben, mit Landsleuten zusammenzukommen, mit denen man ein ganzes bisheriges Leben verbracht hätte, Pate gewesen wäre bei der Gründung unserer Gemeinschaft. Höhepunkt sei die 600-Jahrfeier der Stadt Allenstein vor zwei Jahren in unserer Patenstadt gewesen, wo über 10 000 Allensteiner diese Tage festlich begingen. Die Heimatkreistage seien schon lange über den Rahmen von Wiedersehensfeiern hinausgewachsen, sie seien Kraftquell geworden für unseren heimatpolitischen Kampf für das deutsche Allenstein. Das Heimaterlebnis, gebe den Impuls. So sei auch das in diesem Jahr herausgebrachte große Werk über die Stadtgeschichte der Stadt Allenstein bis zur Vertreibung unseres verstorbenen Ehrenbürgers Rektor Funk, eine nicht hoch genug zu veranschlagende Tat. Jetzt sollte die Lebenschronik unserer Stadt auch über die Vertreibung hinaus fortgeführt werden. Er forderte die Landsleute auf, sich durch Mitarbeit, Erlebnisberichte, hieran zu beteiligen. Schließlich gab Sperl ein Aufleben der seinerzeit in Allenstein gegründeten historisch-korrespondierenden Kopernikus-Gesellschaft bekannt.

 

Auf die aktuellen heimatpolitischen Probleme ging der Stellvertretende Sprecher und gleichzeitige Kreisvertreter von Allenstein-Land, Egbert Otto, ein. Er beschränkte sich nicht auf das Negative, die Verurteilung der Erklärungen des Bundesaußenministers von Brentano, des Bundestagsabgeordneten Dr. Greve sowie des ehemaligen amerikanischen Hohen Kommissars McCloy, sondern ging ausführlich auf die positiven jüngsten Erfolge der Landsmannschaft ein. Auch die von unserem Sprecher Dr. Gille während seiner Amerikareise gepflogenen Gespräche mit Persönlichkeiten des amerikanischen öffentlichen Lebens schilderte Landsmann Otto näher. Nichts würde versäumt, auf allen Ebenen kämpfe die Landsmannschaft für die ostdeutsche Heimat.

 

General Tomaschki dankte besonders der Allensteiner Stadtvertretung, die ihn nach seiner Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft auf seiner Fahrt zu den Seinen zuerst willkommen geheißen hätte.

Fortsetzung Heimatkreise Seite 13

 

Seite 7   Litauische Gäste in Göttingen. Vielbeachtete Bernstein-Ausstellung beim Jahrestreffen.

In Göttingen besteht seit Jahren eine der größten und aktivsten Gruppen der Landsmannschaft Ost-reußen. Es ist mehrfach über heimatpolitische und kulturelle Veranstaltungen, die die Landsleute in Göttingen durchführten, berichtet worden. Besondere Beachtung fand vor Jahren das Ergebnis einer sich über Monate erstreckenden und in Zusammenarbeit mit der ostpreußischen Studentengruppe durchgeführten Sammlung für die Bruderhilfe Ostpreußen. Die schönste Aufgabe jedoch, die sich die Landsleute in Göttingen gestellt haben, ist die Betreuung des Ehrenmales für die gefallenen ospreußischen Soldaten! Die jetzt schon zur Tradition gewordene Ausschmückung des Ehrenmales am Tage der Heimat mit Tausenden von Blumensträußen, von welchen jeder auf weißer Seidenschleife den Namen eines Gefallenen trägt, erfordert in jedem Jahre die letzte Kraft aller nur für diese Arbeit heranzuziehenden ostpreußischen Frauen und Männer. Derartige Leistungen waren nur möglich, weil in der Göttinger Ostpreußengruppe eine bewundernswerte Einigkeit herrscht.

 

Das Jahrestreffen der Kreisgruppe am 10. Juni stand im Zeichen der jahrhundertealten Nachbarschaft mit dem litauischen Volke. Als Dank für die unvergesslich bleibende Aufnahme und Hilfe, die litauische Bauern unseren Landsleuten in den Hungerjahren nach 1945 gewährten, waren der Direktor und eine Abordnung des Litauischen Exil-Gymnasiums, das im Schloss Rennhof bei Weinheim an der Bergstraße eingerichtet ist, zu dem Treffen eingeladen worden. Die jungen Litauer erschienen in farbigen, kleidsamen Volkstrachten, und sie gewannen die Herzen aller Anwesenden, als sie Tänze ihres Volkes vorführten.

 

Der Vorsitzende der Kreisgruppe, Landwirtschaftsrat Woelke, wandte sich in seiner Eröffnungsansprache mit Schärfe gegen die Versuche einiger Politiker, den Anspruch auf unsere Heimat anzuzweifeln. Ein besonderer Gruß galt den vielen Landsleuten, die aus der sowjetisch besetzten Zone gekommen waren. Auch aus der Schweiz war eigens eine hochbetagte ostpreußische Frau gekommen, um wieder unter Landsleuten weilen zu können.

 

Der Redner entbot dann der litauischen Abordnung den Willkommensgruß und erinnerte in längeren Ausführungen an das frühere, gutnachbarliche Verhältnis zueinander.

 

Sehr rege Beachtung fand eine Ausstellung der heute in Hamburg befindlichen Bernstein-Manufaktur. Der frühere Leiter des Bernsteinmuseums der Albertus-Universität in Königsberg, Professor Dr. Andrée, wies in einer Rede auf die Bedeutung des „Samländischen Goldes" hin, das schon im Altertum die Phantasie der Menschen beschäftigte. Mit Beifall wurden auch die Darbietungen des Frauenchors der landsmannschaftlichen Gruppe Eschwege bedacht. Sie wurden mitunter von Blockflötenmusik einer Kindergruppe begleitet. Die guten Leistungen der kleinen Schar, deren Übungen Landsmann Kubillus leitet, wurden mit Freude aufgenommen.

 

Nicht im Programm vorgesehen war die Unbill des Wetters. Da nach den Erfahrungen der letzten Jahre keiner der in Göttingen zur Verfügung stehenden Säle für das Jahrestreffen ausreichte, wird dieses sonst als große Gartenveranstaltung geplant. Die ungünstige Witterung zwang dazu, sich auf einen Saal zu beschränken. Obwohl er der größte in der Stadt war, fand leider nur ein Teil der Landsleute Platz. Hier spielte unermüdlich die Ostpreußenkapelle zu Unterhaltung und Tanz.

 

Seite 7   Wir gratulieren

Diamantene Hochzeit

Das Fest der Diamantenen Hochzeit feierte am 21. Juni 1956, das Ehepaar Franz Engelke und Minna Engelke, geb. Keßler, aus Inse, Kreis Elchniederung. Die im 84. und 82. Lebensjahre stehenden Eheleute wohnen bei ihren Kindern in Trittau, Bezirk Hamburg, Breslauer Straße 11.

 

Goldene Hochzeit

Die Eheleute Eduard Rex und Frau Friederike Rex, geb. Lux, aus Johannisburg, jetzt in Kiel-Elmschenhagen, Ellesbeker Weg 80, begingen am 29. Mai 1956 das Fest der Goldenen Hochzeit. Die landsmannschaftliche Gruppe gratuliert nachträglich sehr herzlich.

 

Das Fest der Goldenen Hochzeit feiern am 26. Juni 1956 der ehemalige Brennereiverwalter Wilhelm Prill und seine Ehefrau Berta Prill, geb. Czerwonka, aus Sagsau, Kreis Neidenburg, jetzt in Bendorf-Sayen/Rhein.

 

Das Abitur bestanden

Edith Bogdahn, Tochter des gefallenen Landsmannes Willi Bogdahn, aus Allenburg, Kreis Wehlau, an einer Oberschule in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Willi Lange (früher Wehlau), Parkstraße 14), Hamm, Westfalen, Caldenhofer Weg Nr. 176 I, zu erreichen.

 

Seite 7   Bestätigungen

In meiner Rentenangelegenheit suche ich Kollegen, die mir bestätigen können, dass ich v. 1943 – 1945 in den Munalagern Bromberg, Westpreußen, und Tramm bei Dannenberg (N.S.) gearbeitet habe. Hermann Florian, (14a) Heilbronn a. Neckar, Schillerstraße 44, früher Friedland, Ostpreußen.

 

Wer kann bestätigen, dass Friseurmeister Paul Heinrich, geb. 26.04.1893, wohnhaft bis 1945 in Königsberg Pr., Kaplanstr. 9 ptr., sein letztes Friseurgeschäft Tragheimer Kirchenstraße hatte u. seine Beiträge zur Invalidenversicherung abgeführt wurden und ob er sich einer Versicherung angeschlossen hatte? Nachr. erb. u. Nr. 64 215 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Es werden Landsleute gesucht, die über das versicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis des Ludwig Adeyka, geboren 31.10.1906, wohnhaft gewesen in Kölmersdorf, Kr. Lyck, Auskunft geben können. Wer waren die Arbeitgeber? Ludwig Adeyka wurde im September 1939 zur Wehrmacht einberufen und ist seit April 1945 vermisst. Anna Adeyka, Flensburg-Weiche. Lager II, Baracke 31.

 

Seite 7   Amtliche Bekanntmachungen

Amtsgericht Donaueschingen, den 16. März 1956    2 UR II 17/55

Aufgebot

Frau Anna Sunkel, geb. Liedke, in Blumberg, Tunnelweg 33, hat beantragt, den seit April 1945 kriegsvermissten Paul Sunkel, geboren am 15.06.1906 in Nordenburg, Kreis Gerdauen, wohnhaft gewesen in Prinowen, Kreis Angerburg, zuletzt bei der 1. Pak-Komp. Regt. 44 in Königsberg, für tot zu erklären. Der Genannte wird aufgefordert, dem unterzeichneten Gericht bis spätestens zum Montag, dem 2. Juli 1956, 18 Uhr, über seinen Verbleib Nachricht zu geben, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen kann. Alle, die über Leben oder Tod des Vermissten Auskunft geben können, werden aufgefordert, dies spätestens im Aufgebotstermin dem Gericht anzuzeigen. gez. Günther

 

— 55 II 30/56 —       Aufgebot

Die Ehefrau Auguste Meyer, geb. Wilkanowski, wohnhaft in Essen, Rosastraße 36, hat beantragt, ihren Ehemann, den Landwirt Max Meyer, geboren am 19. Mai 1890 in Lötzen/Abbau, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft gewesen in Lötzen Abbau, für tot zu erklären, weil er im letzten Kriege vermisst ist. Der Verschollene wird aufgefordert, spätestens am 18. September 1956, 9 Uhr, Zimmer 23, dem unterzeichneten Gericht Nachricht zu geben, widrigenfalls er für tot erklärt werden wird. Alle, die Auskunft über Leben oder Tod des Verscholenen geben können, werden gebeten, dies spätestens im Aufgebotstermin dem Gericht anzuzeigen. Essen, den 12. Juni 1956. Das Amtsgericht

 

Amtsgericht I   Karlsruhe-Durlach, den 23. Mai 1956

UR II 58, 59/55

Auf Antrag des Goldschmiedes Johannes Koschinski werden 1. die am 18.08.1878 in Stargard geborene Gertrud Koschinski, geb. Manski, 2. die am 28.02.1898 in Lehrhof, Kr. Tilsit geborene Elisabeth Koschinski, beide zuletzt wohnhaft in Tilsit, Fabrikstraße Nr. 20, beide vermisst seit dem Einbruch der Russen in 0stpreußen, für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wird der 31. Dezember 1945 festgestellt. Gerichtskosten werden nicht erhoben.

 

Seite 7   Familienanzeigen

Hinrich. In Dankbarkeit und Freude geben wir die Geburt unseres ersten Kindes bekannt. Liane Mählmann, geb. Schlick. Dr. med. vet. Hinrich-Wilhelm Mählmann. Gronau, Westf., den 1. Juni 1956, August-Hahn-Straße 9

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Oswald Bauer, Altendiez (Lahn), Rsenstraße 14. Eva Bauer, geborene Behr. Zurzeit Städt. Krankenhaus Diez (Lahn). Früher Bolzfelde, Kreis Elchniederung, Ostpreußen. Altendiez (Lahn), den 23. Juni 1956

 

Gisela-Catharina. Am Pfingstsonntag haben unsere beiden Jungen ihr langersehntes Schwesterchen bekommen. In großer Dankbarkeit und Freude: Margarete Arp, geb. Hilgendorff. Dr. Julius Arp. Probsteierhagen über Kiel

 

Bernd-Rüdiger, unser erstes Kind, ist uns heute geschenkt worden. Die glücklichen Eltern: Liselotte

und Heinz-J. Scheffler. Wiesbaden, 15. Juni 1956, Blücherstraße 62. Früher Wehlau, Deutsche Straße 1

 

Ihre Verlobung geben bekannt, Heidrun Woelke, Friedhelm Farthmann. Juni 1956. Schloßberg, Ostpreußen, jetzt Göttingen, Keplerstraße 26. Göttingen Stegemühlenweg 45.

 

Ihre Silberhochzeit am 19. Juni 1956 geben bekannt, Emil Schrade, Lisbeth Schrade, geb. Petram. Königsberg Pr., jetzt Dortmund-Hörde, Alfred-Trappen-Straße 59

 

Hurra! Wir haben uns verlobt. Brunhild Bendßus, Ostfelde bei Schillen. Ernst Rausch, Waplitz bei Osterode. Jetzt Oldendorf über Bremerhaven.

 

Ihre Vermählung geben bekannt, Walter Domröse, Neuweide, Kreis Schloßberg. Waltraud Domröse, geb. Ziehlke. Herzogswalde bei Dr.-Eylau. Jetzt Thedinghausen-Bremen. 26. Mai 1956

 

Wolfgang Johannes. Unsere Christiane hat ein gesundes Brüderchen bekommen. In dankbarer Freude, Johanna Weißfuß, geb. Raddant, Baumgarten, Pommern. Hans Weißfuß, Grünhayn, Kreis Wehlau. Jetzt Mimmenhausen, Kr. Überlingen (Bodensee)

 

Unsere lieben Verwandten, August Packhäuser und Frau Helene Packhäuser, geb. Neumann, früher wohnhaft in Wehlau Ostpreußen, Grabenstraße 23, jetzt München 54, Pelkovenstraße 86/I, haben im Juni 1956 ihr 40-jähriges Ehejubiläum gehabt. Viel Glück und beste Gesundheit wünscht Familie Emil Ruck und Kinder

 

Am 26. Juni 1956 feiert Fräulein Auguste Schlick, früher Bledau bei Cranz, Kr. Samland, Ostpreußen, jetzt Timmaspe über Nortorf, Holstein, Kr. Rendsburg, ihren 73. Geburtstag. Es grüßen herzlich die Verwandten

 

Unserer lieben Mutter, Luise Schmerberg, geb. Donner, aus Tilsit, Ostpreußen, jetzt Marburg (Lahn), Schützenstraße 17, herzliche Glückwünsche zu ihrem 70. Geburtstag am 22. Juni 1956. Ihre Kinder

 

Am 24. Juni 1956 feiert unsere liebe Mutter und Omi, Anna Dmoch, geb. Petelkau, Pöttcherstraße 3, jetzt Minden, Westf., Böttcherstraße 3, ihren 60. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst und wünschen Gottes Segen, ihre drei Töchter, Schwiegersöhne und Enkel

 

Für die zahlreichen Glückwünsche zu unserer Silberhochzeit danken wir allen Verwandten und Bekannten herzlichst. Willy Quednau und Frau Gertrud. Rendsburg, Schleswig-Holstein, Flensburger Straße 15

 

Seite 8   Der Olympia-Triumph der deutschen Reiter. Hohe Bewährung der Pferde ostpreußischen Blutes

 

Foto: Hans-Günther Winkler auf „Halla" im ersten Umlauf am Abschlusstage. Auf diesem Ritt zog er sich vor dem letzten Sprung eine schwere Leistenzerrung zu. Dennoch stieg er zweimal in den Sattel und bezwang unter rasenden Schmerzen den schweren Parcours fehlerfrei. Diese bewunderungswürdige Leistung brachte ihm die Goldmedaille im Jagdspringen ein.

 

Foto: Der Ostpreuße Otto Rothe erweist den Reitergruß vor der Königsloge. Er war auf „Sissi“ mit 98,4 Minuspunkten der Beste am ersten Tag der Military, in der Dressurprüfung.

 

Foto: Beim Eintritt der deutschen Mannschalt in das nach klassischem Vorbild gebaute Rundstadion von Stockholm, in dem bereits die Olympischen Spiele von 1912 stattfanden, führte Fritz Thiedemann. In der Rechten hält er die deutsche Fahne.

 

Zwei Fotos: Aufnahmen: dpa (4), Associated Press (1) An den schwer zu nehmenden Hindernissen auf der Querfeldeinstrecke der Military — insgesamt waren es 39 — ereigneten sich viele Stürze. Das oben im Bilde zu sehende Hindernis Nr. 22, ein auf der geraden Sohle stehendes Rick, nannten die Reiter „Favoritentöter". Hier überschlug sich das Pferd des Türken Cönenli. — (Unteres Bild) Das Pferd des Argentiniers Cano wirft seinen Reiter in den Teich, Hindernis Nr. 19.

 

Großartige Leistungen wurden während der Olympischen Reiterspiele gezeigt, die in der vergangenen Woche in Stockholm ausgetragen wurden. Mit stolzer Freude nahm die deutsche Öffentlichkeit an dem Triumph der deutschen Mannschaft teil, die zwei Goldene, drei Silberne und eine Bronzene Medaillen erkämpfte. Es wurden die höchsten Anforderungen an Pferd und Reiter gestellt, und in hoher Achtung sei hier des Gewinners der Goldmedaille im Jagdspringen, Hans-Günther Winkler, gedacht, der unter heftigen Schmerzen sich im Sattel hielt, und dennoch siegte!

 

Über Stockholm lag der Abglanz eines Zeitalters, in dem das Pferd der getreueste, unentbehrliche Gefährte des Menschen war. Auch hier erwies sich noch einmal die alte Verbundenheit von Reiter und Ross. Ein Pferd ist ja ein lebendes und dazu noch sehr sensibles Wesen mit feinen Sinnen. Ängste, Übermut, plötzliche Scheu, wie auch Stolz sind ihm ebenso zu eigen, wie den Menschen. Nur reagiert es anders, wenn es erregt ist. Allein das Geräusch, das eine zehntausendköpfige Zuschauermenge verursacht, kann — von dem Gegenstand, den das Auge erschreckt, gar nicht zu reden — ein Pferd ablenken, was sich etwa durch Bocken, Zagen beim Sprung, Fall in einen falschen Tritt, äußern kann. Manchem Reiter brachten solche Fehler seines Pferdes Minuspunkte ein, die die sonst gezeigte schöne Leistung arg beeinträchtigten.

 

Mit der Vielseitigkeitsprüfung — der Military — die in die Dressur, Geländeritt und Jagdspringen unterteilt ist — begannen die Wettkämpfe. Unter den Zehntausenden von Zuschauern befanden sich neben dem Protektor der Reiterspiele, König Gustav Adolf VI. von Schweden, und die königliche Familie, die für den Reitsport begeisterte Königin Elizabeth II. von England — die oft ihre Kleinkamera zückte — nebst ihrem Gatten und der Präsident des Internationalen Reiterverbandes, Prinz Bernhard der Niederlande. Für Deutschland ritten August Lütke-Westhues auf „Trux von Kamax", Otto Rothe auf „Sissi" und Klaus Wagner auf „Prinzeß".

 

In Samonienen reiten gelernt

Otto Rothe sicherte durch eine makellose Gesamtvorführung bei der Dressur, auf der er als Bester abschnitt, der deutschen Mannschaft einen großen Vorsprung. Die Liebe zum Pferde erbte dieser ostpreußische Landsmann von seinem Vater, Karl Rothe-Samonienen, Kreis Goldap, der seinen Sohn schon früh in den Sattel setzte. Der Vater hatte einen Ruf als hervorragender Züchter, und aus seiner Zucht stammten die berühmten Rappen „Kronos" und „Absinth", die unter ihren Reitern, den Rittmeistern Pollay und Gerhard bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin die Goldene und Silberne Medaille in der Dressurprüfung errangen. Bereits auf den Olympischen Reiterkämpfen in Helsinki 1952 hatte Otto Rothe durch vorzügliche Ritte mit dazu beigetragen, dass die deutsche Abordnung die Silberne Medaille heimbringen konnte.

 

Die von schwedischen Pionieren angelegte 34,85 Kilometer lange Strecke für den Geländeritt war weit schwieriger als in Helsinki oder in Berlin. Harte Straßen, 3600 Meter Galoppstrecke, Waldstücke und die Querfeldeinstrecke waren zu bewältigen. Neununddreißig Hindernisse, darunter Palisaden und Wassergräben, waren zu nehmen. Hier widerfuhr dem deutschen Reiter Klaus Wagner — der am nächsten Tage beim Jagdspringen als einziger fehlerlos ritt — das Unglück, an dem zweitletzten Hindernis gegen einen Baum zu prallen; er wurde aus dem Sattel geworfen. In rühmlichem, reiterkameradschaftlichem Geist fing der Schweizer Perret die herrenlos gewordene „Prinzeß" wieder ein — den Zeitverlust nicht achtend — und Wagner konnte wieder in den Sattel steigen.

 

Ein Schreck bemächtigte sich aller Reiter auf die Kunde hin, dass die Reithalle der Stockholmer Kavalleriekaserne, die als Trainingshalle diente, in lichterlohen Flammen stehe. Die Pferde waren gefährdet, weil sie in den dicht daneben stehenden Ställen untergebracht waren. Nur wenige Meter trennten den Stall für die deutschen Pferde von dem brennenden Gebäude. Durch dichten Qualm wurden die bedrohten Pferde, die von dem schweren Geländeritt ermattet waren, auf eine Koppel geführt. Mit Besorgnis dachten viele Reiter an das bevorstehende Jagdspringen. In der Endbewertung der Military wurde der deutschen Mannschaft abends die hohe Auszeichnung der „Silbernen Medaille" zuerkannt und den gleichen Siegerpreis erhielt in der Einzelbewertung August Lütke-Westhues mit „Trux von Kamax". In der Einzelbewertung errang der schwedische Wachtmeister Kastenmann die Goldene auf dem in Schweden gezogenen „Illuster". Der braune Wallach führt ostpreußisches Blut, sein Großvater war reiner Ostpreuße.

 

„Fräulein Weygand und ‚Perkunos' in bester Form"

Die der Military folgende große Dressurprüfung stellte die hohe Schule der Reitkunst dar. Sinnvoll hat man die Figuren, die die Pferde hierbei beschreiben, mit den Darbietungen von Balletteusen verglichen. Verstärkt wurde dies Bild der Eleganz noch durch die weibliche Anmut der Reiterinnen, denn der deutschen Equipe gehörten lauter Frauen an. Noch während der Vorführungen gab der Korrespondent des Ostpreußenblattes aus Stockholm das folgende Stimmungsbild:

 

„Es werden jetzt die reiterlichen Kämpfe der Weltbesten in Stockholm ausgetragen. In Anbetracht der Zertrümmerung der großen berühmten ostpreußischen Pferdezucht ließ sich kaum erwarten, dass Pferde ostpreußischer Abstammung hier zu finden sein würden, und dennoch ist es anders. Wenn dieser Bericht geschrieben wird, ist die Große Dressurprüfung im Gange. Die deutschen Farben werden von Fräulein Anneliese Küppers, auf „Afrika", Frau Linsenhoff, auf „Adular", und Fräulein Hannelore Weygand, auf „Perkunos", vertreten. „Adular" und „Afrika", die beide bereits in Helsinki dabei waren, haben den früheren Landbeschäler „Oxyd" zum Vater, während „Perkunos" rein ostpreußisch gezogen ist und zwar von v. d. Leyen-Hasselpusch, jetzt Haus Meer bei Büderich, Bezirk Düsseldorf.

 

Die Konkurrenz bei sehr starker Beteiligung ist außerordentlich groß. Als erstes deutsches Pferd stand „Perkunos" unter Hannelore Weygand auf dem großen Rasen-Viereck. Dieses Paar gab eine vorzügliche Vorstellung. Die Reiterin und „Perkunos" zeigten sich in bester Form. Ein Beifallssturm dankte für die schöne Leistung. Erst das 15. Pferd, das in die Arena trat, der bekannte Olympiareiter Major Boltenstern aus Schweden, konnte die vorzügliche Leistung von Fräulein Hannelore Weygand auf „Perkunos" um einige Punkte drücken. Aber auch das Pferd von Boltenstern, der Fuchs Wallach „Krest", hat ostpreußische Blutführung, wie auch die meisten Pferde der schwedischen Zucht unter dem Einfluss unserer heimischen Rasse stehen. Gegen Abend am Freitag startete auch Fräulein Küppers auf der halbostpreußischen Stute „Afrika", sie verlor durch Zeitüberschreitung einige Punkte. Die konzentrierte nervige Führung von Lieselott Linsenhoff holte alles heraus, was „Adular" hergeben konnte. Die Silbermedaille für die Dressur-Equipe und die Bronzemedaille für Lieselott Linzenhoff warfen auch einen Glanz auf das ostpreußische und halbostpreußische Blut.

 

Landsleute unter den Zuschauern

Unter den Besuchern sind die Deutschen besonders zahlreich vertreten; man begegnet vielen Ostpreußen im Stadion, so der glücklichen Mutter von Otto Rothe, die es einrichten konnte, den erfolgreichen Ritten ihres Sohnes beizuwohnen, der damit die Tradition der Familie auf dem Gebiet der Reiterei auch in Westdeutschland so ehrenvoll und erfolgreich fortsetzte, ferner Dr. Stahl, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Trakehner Verbandes und dem Geschäftsführer Dr. Schilke. Der Altmeister der Dressur, der nun 75-jährige ostpreußische Landsmann Otto Lörke, betreute „Adular" und „Afrika". Sein Schüler Schultheiß verfolgte mit sichtlicher Spannung die Vorführung des von ihm überwachten „Perkunos".

 

Dr. Aaby-Ericsson, der Präsident der schwedischen Pferdezüchtervereinigung und Ehrenmitglied des Trakehner Verbandes, hatte außerhalb der olympischen Kämpfe eine Kollektion von zwanzig schwedischen Remonten bereitgestellt, um den Besuchern aus aller Welt einen Einblick in die schwedische Pferdezucht zu geben. Es sind ausgesucht schöne und korrekte Modelle, die in ihrer Mehrzahl unter starker Beeinflussung ostpreußischen Blutes stehen und so auch in diesem Land für unsere Rasse werben“.

 

Erregende Vorgänge spielten sich bei dem Großen Jagdspringen ab, in manchen Minuten stockte den Zuschauern in dem überfüllten Stadion der Atem. Von den 66 Reitern, die hier starteten, fiel während des zehnstündigen heißen Kampfes um den Lorbeer des Sieges fast ein Drittel durch Sprung-Verweigerungen und Stürze aus, so schwer war der mit raffiniert ersonnenen Hindernissen gespickte Parcours. Die deutsche Mannschaft — Hans Günther Winkler auf „Halla", Fritz Thiedemann auf „Meteor“ und Alfons Lütke-Westhues auf „Ala" — hielt sich hervorragend, obwohl ein Wolkenbruch den Boden glitschig und unsicher für die Hufe der Pferde gemacht hatte. Bereits eingangs dieses Berichts erwähnten wir die starke Willenskraft Hans Günter Winklers, der hier, blass vor Schmerzen, jeden Tritt und Sprung des Pferdes als Pein spürend, zwei wahre Heldenritte durchführte. Die höchste Ehrung, die Goldene Medaille für ihn und die deutsche Mannschaft, wurde unter Aufbietung der letzten Kraft erstritten. Umso höher ist der Sieg zu werten. Zweimal erklang das Deutschlandlied, und zweimal stieg die deutsche Fahne am Mast empor, ein stolzer Triumph für unsere Reiter!

 

Die Sieger-Nationen in den Olympischen Reiterspielen

 

Schweden 3 Gold

Deutschland 2 Gold, 3 Silber, 1 Bronce

England 1 Gold, 2 Bronce

Italien 2 Silber 1 Bronce

Dänemark 1 Silber

Kanada 1 Bronce

Schweiz 1 Bronce

 

Seite 8   Sankt Georg im Preußenland

„Der Stute aus dem alten Stamm

Schenk heut' ein bestes Fohlen!"

 

Diese Bitte an den heiligen Georg, den Schutzpatron der Pferde, ist alt; sie war im Lande zwischen Weichsel und Memel in vorreformatorischer Zeit und später noch im Ermlande gebräuchlich.

 

Den furchtlosen Drachentöter St. Georg, der das Böse zertrat, erkoren sich die christlichen Streiter zum Vorbild. Im Mittelalter hing das Schicksal des Ritters oft von der Zuverlässigkeit seines Streitrosses ab. Die Marienritter betrieben daher eine planmäßige Pferdezucht, und sie beschafften sich durch ihre Ordenshäuser edle Hengste aus Andalusien und Italien, aus Afrika und der Türkei.

 

In der Marienburg befand sich eine prachtvolle Statue, die den Heiligen in voller Rüstung, sitzend auf schmuckem, kräftigem Hengste, den Speer auf den Drachen zielend, darstellte. Manchmal mögen die Stutmeister den Heiligen um Hilfe angefleht haben.

 

In Königsberg gehörte zur Befestigung im 13. und 14. Jahrhundert das Georgs- oder Koggentor auf dem Kneiphof. Das Andenken an das nach dem Heiligen genannte Hospital lebte bis zum Untergange der Pregelstadt im Georgsstift (in der Vorstadt, Jahrmarktsplatz / Turnerstraße) weiter. Im Jahre 1336 stifteten die fremden Ritter, die sich an den „Preußenfahrten" beteiligten, einen wertvollen Altar für die St. Georgskapelle. An den „Reisen" ins Litauerland nahmen Ritter und Fürstlichkeiten aus vielen Ländern Europas teil. Die Führung hatte der Hochmeister oder der Marschall des Ordens. Auf heidnischem Boden wurde das Georgsbanner entfaltet, das auf rotem Grunde ein weißes Kreuz zeigte. Die Deutschen allein halten das Vorrecht, dieses Banner zu führen. Die Engländer, die diese Ehre für sich verlangten, drangen niemals damit durch. Nach dem ersten Scharmützel wurde vor Medenicke (etwa 15 Meilen östlich Memel) ein glänzendes Fest zu Ehren des heiligen Georg gegeben, wobei der Hochmeister vielen Teilnehmern an dem Kreuzzuge den Ritterschlag erteilte.

 

Ein Gedenkbuch der Schöffenbrüderschaft der Altstädtischen Kirche gibt bekannt, dass 1472 ein Tafelbild St. Georgi für 80 rheinische Gulden angeschafft wurde. Hermann Bink

 

Seite 9   Vom Schaffen ostpreußischer Künstler. Ein ehrendes Gedenken von Alexander Kolde.

Foto: Alfred Partikel: Landschaft am Rußstrom

Foto: Fischergehöft in Nidden-Purwin. Aquarellierte Federskizze von Ehrhard Abramowski

Foto: Beim Garbenbinden. Federzeichnung von Robert Budzinski

Foto: Kinderbildnis von Alexander Kolde

 

Der heute in Flensburg, Eckenerstraße 59, lebende Maler Alexander Kolde, über dessen 70. Geburtstag wir in Folge 8 dieses Jahrganges berichteten, gedenkt in diesem Beitrag der ostpreußischen Künstler, die im Verlauf des Krieges, bei der Vertreibung aus der Heimat oder an den Folgen der Strapazen und Entbehrungen starben. Er war ihnen durch gemeinsames Streben eng verbunden und kannte ihren Werdegang, ihre Lebensauffassungen, ihre Freuden und Nöte.

 

Da ist der Bildhauer Walter Rosenberg. Von ihm stammte der tief in die untere Schlossmauer nahe dem Altstädtischen Markt eingelassene Brunnen, an dem ein Ritter mit einer Dogge, an einer Quelle trinkend, dargestellt war. Diesem Motiv lag eine alte Sage zugrunde. Das Relief war in schwerem Granit ausgeführt, in dessen Felsenspalte ein Quell entsprang. Auch das Yorck-Standbild hat er geschaffen. In Ostpreußen traf man allenthalben Denkmale an, die von Rosenberg, stammten. Sie verrieten stets ein ehrliches Wollen. Rosenberg würde heute etwa 75 Jahre alt sein. Er arbeitete 1945 an der Errichtung eines Gefallenendenkmals für einen Ehrenfriedhof unweit der Grenze, und er ist seitdem verschollen.

 

Die schlanke Gestalt des Malers Jascha Specht taucht vor mir auf, des stets Heiteren und gut Aufgelegten. Seine Malerei war zart und lyrisch. Er wurde auf Veranlassung des Landeskonservators Detlefsen als Restaurator alter Kunst ausgebildet, und er hatte damit ein ausgiebiges Arbeitsfeld gefunden. Seine Werkstätte, die unweit des Blutgerichts im Souterrain des Schlosses lag, sah tief mittelalterlich aus. Goldverzierte Madonnen und ehrwürdige Heiligengestalten fanden sich hier stets ein, wenn ihr Zustand nicht mehr untadelig war. Doch sie wirkten in ihrer Seltsamkeit äußerst anregend auf die Gemüter der beiläufig zu Besuch kommenden Kollegen, und da war es gut, dass das „Blutgericht" gleich nebenbei lag, denn bei kühlem Wein gehen Gespräche und Überlegungen über Zeit des Entstehens, Stilart und Herstellung dieser Bildwerke weit besser vor sich, und die mittelalterlichen Gewölbe des Blutgerichts gaben den Gesprächen auch den stilechten Hintergrund. Jascha Specht wurde zu einem Polizeiregiment einberufen, das im Zweiten Weltkrieg tief in Russland eingesetzt wurde. Ich besinne mich noch auf seine durch Zeichnungen illustrierten Erlebnisberichte in der „Königsberger Allgemeinen Zeitung". Er konnte nach Königsberg im Dienst der Hilfspolizei zurückkehren. Doch ist er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Königsberg verhungert, wie mir vor Jahren ein anderer Maler mitteilte, der auch in Königsberg geblieben, aber mit seiner Familie noch glücklich herausgekommen war.

 

Ein anderer Maler, der ebenfalls bei der Polizei Dienst tat, war Manfred Steinert. Die Motive seiner Landschaften waren meistens die See und das Haff mit seinen Dünen, denn er war ein begeisterter Segler. Auch er, der im Leben etwas sarkastisch, wenn auch stets fröhlich wirkte, ist in Königsberg mit Frau und Kind gestorben.

 

Von Robert Dobrzinski und Johannes Schulz, die beide Siedlungshäuser außerhalb von Königsberg bewohnten — der erstere in Tannenwalde, der andere bei Bledau — habe ich nie mehr etwas vernommen. Nachforschungen blieben ergebnislos, und man kann annehmen, dass sie verschollen sind. Zuerst gingen sie gemeinsame Wege, hatten ein gemeinsames Atelier in der Königstraße, und sie luden mich oft zu Besprechung und Beratung ein. Später trennten sie sich, und jeder ging seine eigenen Wege. Den Holzschnitten, Darstellungen aus dem Siedlerleben von Schulz, und den etwas grotesken aber farbig ausgeglichenen Bildtafeln von Dobrzinski begegnete man in jeder Ausstellung mit Staunen über ihre Fortschritte, denn sie kamen vom Handwerk der Anstreich- und Lackierfertigkeit her. In den letzten Jahren vor dem Krieg schloss sich Dobrzinski mit Specht zu einer Werkgemeinschaft zusammen.

 

Die Künstlervereinigungen „Ring“ und „Notbund“

Zweier Königsberger Architekten sei hier gedacht: des bei der Verteidigung Danzigs gefallenen Erich Speiser und des in Malerkreisen gern gesehenen Gerhard Doherr. So jung Gerhard Doherr war, hatte er doch mit dem preisgekrönten Entwurf einer Volksschule Erfolg gehabt. In Königsberg fand er einen Kreis von Künstlern vor, die tatenfroh und mit großen Zukunftsgedanken auf lohnende Aufträge warteten, die ihrem Talent und ihrem Können entsprachen. Es gab in Königsberg übrigens mehrere solcher Kreise, die sich durch eine Art von Seelenverwandtschaft zusammengefunden hatten. Alle umschloss die Künstlervereinigung „Der Ring" und der darauffolgende „Notbund", die alljährlich bis 1933 ihre Ausstellungen in der Kunsthalle am Wrangelturm durchführten. Doherr nun schloss sich eng der Künstlerschaft an. Er zog mit Frau und Kindern in die neu entstandene Künstlerkolonie an der verlängerten Steffeckstraße draußen vor den Toren der Stadt. Er liebte die freie Meinungsäußerung, wie sie unter Künstlern üblich ist, und er fand für die Ausschmückung seiner vorbildlich durchgeführten Bauten die ihm zusagenden Maler und Bildhauer. Für die Jugendherberge, die er nun schon als Stadtbaumeister ausführte, schuf der Maler Erhard Abramowski seine teppichartigen Wandbilder. Ich selbst malte für einen großen Aufenthaltsraum eines städtischen Gebäudes zwei große Ölbilder auf zolldicken Holzplatten, die in die Wand eingelassen wurden. Doherr übernahm kurz vor dem Kriege eine Professur an der Danziger Technischen Hochschule. Er wurde 1943 eingezogen und fiel bei Stalingrad.

 

Im Hammerkrug, der bekannten Gaststätte, in der viele Künstler und auch Schüler der benachbarten Kunstakademie verkehrten, hing ein Bild, das wegen seines grotesken Charakters bei vielen Besuchern ein leises Gruseln hervorrief. Es stammte von Erhard Abramowski, der sonst gerade Farbenharmonie von feinster Tönung auf seinen Bildern zeigte. Da er auch einen stark ausgeprägten Formwillen hatte, gehörte er ohne Zweifel zu den begabtesten der ostpreußischen Künstlerschaft. Beim Abfall Rumäniens geriet er als Sanitätsunteroffizier mit einem Feldlazarett in russische Kriegsgefangenschaft. Während des Abtransportes ins Innere Russlands erlag er den Strapazen.

 

Gleich am Anfang des Polenfeldzuges traf das Kriegsgeschick eine andere Hoffnung der ostpreußischen Kunst, den jungen Heinz Freyer. Ich wohnte in demselben Hause wie er auf dem Weidendamm und lernte ihn sehr gut kennen und schätzen. Er malte unbekümmert darauf los und war immer in Tätigkeit. Sportlich durchgebildet, vor allem als Wettschwimmer, war er begeistert von jeder Aussicht auf Aktion, auch in der Malerei. So zog er gleich mit einer der neugegründeten Propagandakompanien als Zeichner hinaus. In echter Kameradschaft, suchte er einem Verwundeten, Hilfe zu bringen, geriet in ein Minenfeld, wurde selbst schwer verwundet und starb im Lazarett.

 

Bei einer anderen Propagandakompanie fiel der Graphiker Erhard Erdmann. Er hatte bei Professor Heinrich Wolff in der Königsberger Akademie seine Ausbildung erhalten und ging dann bald nach Berlin, wo er als vielbeschäftigter Illustrator für bekannte Zeitschriften tätig war. Seine Radierungen, auf denen fast stets Pferde vorkamen, waren in immer neuen Variationen in den Königsberger Kunsthandlungen zu finden. Ich besinne mich auch auf einen Zyklus über Don Quichote. Er war eine sensible Natur mit vielerlei Interessen auf dem literarischen sowie sportlichen Gebiet. Er ruht in der Erde Jugoslawiens.

 

Aus dem übrigen Reichsgebiet kamen öfters Künstler nach Königsberg, um hier Betätigung zu finden. So auch der Westfale Professor Heinz Weber. Er fand sich in das Königsberger Kunstleben schnell hinein und wurde Lehrer für Gebrauchsgraphik an der Kunstgewerbeschule. Wer ihn kannte, wie sehr ihn Humor und Lebensfreude kennzeichneten, wie beliebt er in allen Kreisen der Gesellschaft war, dem wird es fast unwahrscheinlich vorkommen, dass dieser fröhliche Mensch nach dem Fall Königsbergs dort in geistiger Umnachtung starb als Folge von Hunger und totaler Erschöpfung.

 

Auch einer seiner Kollegen, der Gebrauchsgraphiker Albin Beyer, wurde ein Opfer des Krieges. Er war äußerst fleißig, um seine große Familie durchzuhalten. Man fand ihn fast immer bei der Arbeit für bestimmte Verleger, für die er mit großer Akkuratesse seine stilvollen Entwürfe, Bucheinbände, Vignetten und Etiketten anfertigte. Auch er war eine Zeitlang Lehrer an der Kunstgewerbeschule. Er starb bald nach seiner Flucht in Schwerin infolge der Strapazen und Entbehrungen.

 

Besonders nahe stand mir durch seine Originalität Gerhard Morgenstern. Seinen Eltern gehörte das große Gut Finken an der samländischen Küste in der Nähe von Klein-Kuhren. Maler und Architekt zugleich, zog ihn die Malerei, obwohl er darin Autodidakt war, mehr in Bann als die Architektur. Er schuf Bilder von einmaliger Art, die in den Ausstellungen des „Ringes" große Beachtung fanden. Aber nicht Architekturen waren seine Vorwürfe, sondern die Landschaften seiner Heimat und Rehe, wie er sie als Jäger oft belauscht und beobachtet hatte, bildeten sein Lieblingsmotiv. Er lebte noch ein paar Jahre nach der Flucht in schwierigen Verhältnissen und starb in Winsen a. d. Luhe. Der Höhepunkt seines Schaffens lag in der Zeit vor 1933. In Zusammenarbeit mit dem Maler Kurt Voutta aus Königsberg, der jetzt in Krefeld wohnt, hatte er bei dem Wettbewerb für das geplante Reichsehrenmal für die Gefallenen des Weltkrieges den zweiten Preis erhalten, ein großer Erfolg besonders deswegen, weil er gegen hundertfache Konkurrenz der ersten Künstler aus dem Reich errungen war.

 

Im Allgemeinen war der Geist der Königsberger Künstlerschaft optimistisch, und es gab nur wenige Ausnahmen, die immer mehr zu Pessimismus neigten. Bei dem Bildhauer Ernst Fielitz war das aber kein Wunder, denn seine Steinfiguren am Stadthaus und das Denkmal des Hans von Sagan vor dem Altstädtischen Rathaus waren oft Angriffen und herben Kritiken schon vor 1933 ausgesetzt. Schließlich wurden sie entfernt und verschwanden spurlos, was natürlich nach 1933 geschah. Die Künstlerschaft selbst konnte nichts dagegen unternehmen. Wer ihn näher kannte wie ich, musste ihn aber als ehrlichen Künstler achten, der seiner Gesinnung treu blieb. Als der vieljährige Zeichenlehrer am Löbenichtschen Realgymnasium mag er noch manchem jungen Königsberger im Gedächtnis sein. Auf der Flucht ist er unweit Königsbergs umgekommen.

 

Noch eines Mannes sei hier gedacht, der eine führende Stelle als Leiter der Gemäldegalerie im Schloss einnahm: Dr. Alfred Rohde. Er war 1925 als Nachfolger des Malers Eduard Anderson, der mit der Leitung des stadtgeschichtlichen Museums betraut wurde (gestorben nach der Vertreibung in Stade), von Breslau nach Königsberg berufen. Er behielt seinen Posten als Museumsdirektor unangefochten bis zum Fall Königsbergs und sogar noch darüber hinaus, denn die Russen zwangen ihn, diesen Posten weiterzuführen. Ich kann mir denken, dass er ihn nicht anders als mit stiller Resignation durchgeführt hat. Er hatte sich schon immer reserviert gehalten, auch in der glücklichsten Zeit Königsbergs, ein stiller Gelehrter, der die Sammlungen sicher vorbildlich in Ordnung gehalten hatte. Niemand weiß, wohin diese verlagert worden sind. Ein vereinzeltes Bild aus der Galerie, „Friesische Trauung" von Professor Dettmann, der vor dem Eisten Weltkrieg Direktor der Königsberger Kunstakademie war, sah ich im Städtischen Museum in Flensburg, aber niemand konnte mir sagen, wie es hierhergekommen ist. Dr. Alfred Rohde ist unter der Russenherrschaft in Königsberg gestorben. Er nimmt wohl manches Geheimnis mit in das Grab.

 

Auf der Ausstellung in Duisburg 1955

Auf der ein hohes Niveau zeigenden ostpreußischen Kunstausstellung in der Patenstadt Duisburg, die aus Anlass der 700-Jahr-Feier von Königsberg im vorigen Jahre veranstaltet wurde, sah man wieder Bilder von Alfred Partikel. Seine ursprünglich empfundenen Darstellungen der ostpreußischen Landschaft sind uns heute besonders wertvoll. Alfred Partikel wurde in Goldap geboren. Sein Vater hat als Bürgermeister von Pillkallen viel für die Entwicklung dieser Stadt getan. Der Maler fühlte sich eng mit Ostpreußen verbunden. Er fand, unbekümmert um den Kampf der Stilrichtung, seine eigene Sprache. Als Professor an der Königsberger Kunstakademie war er ein anregender Lehrer. 1945 kehrte er von einem Gang in die Umgebung von Ahrenshoop in Mecklenburg, wo er ein Landhaus besaß, nicht zurück, und er gilt seitdem als verschollen.

 

Auf der genannten Ausstellung waren auch Bilder von Niddener Fischerfrauen von seinem Kollegen, Professor Fritz Burmann zu sehen. Der gebürtige Rheinländer fiel bald nach dem Waffenstillstand einem Unglücksfall zum Opfer.

 

Willy Wolfermann, ein naturverbundener Maler, der einfache Motive mit viel Liebe und ohne Übertreibung von Farbe und Form wiedergab, ist als Soldat im Felde geblieben. Seine Frau, die Malerin Wolfeimann-Lindenau, hat das Verdienst, nach 1945 in der Hamburger Kunsthalle die erste Ausstellung ostdeutscher Künstler zuwege gebracht zu haben.

 

Dem Senior der ostpreußischen bildenden Künstler, dem Graphiker Robert Budzinski, waren auch einige Schaffensjahre nach der Austreibung aus der Heimat beschieden, die er fleißig nützte. Dem 81-jährigen nahm im vorigen Jahre der Tod den Griffel aus der Hand.

 

Diese Betrachtung zeigt, wie mannigfaltig sich das Künstlerleben Königsbergs in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gestaltet hatte, wie bedeutsam, aber vom übrigen Reich leider wenig beachtet, seine Entwicklung schon vorgeschritten, und wie groß gerade der Verlust an Künstlerpersönlichkeiten aus Ostpreußen war. Die hier aufgezählten Namen sind lediglich die mir bekannten. Es mögen noch manche anderen fehlen, von denen ich nichts weiß oder nur unbestimmte Nachricht habe. Ich glaube einer Ehrenpflicht zu genügen, wenn ich an dieser Stelle ihres Daseins gedacht habe. Ich glaube einer Ehrenpflicht zu genügen, wenn ich an dieser Stelle ihres Daseins gedacht habe, damit die Erinnerung an ihr Wirken und Schaffen nicht ganz verloren geht.

 

Seite 10   Alfred Partikel gewidmet

Marie Luise Kaschnitz kam mit ihrem Mann, dem Professor der Archäologie von Kaschnitz-Weinberg, der einen Ruf als Nachfolger Bernhard Schweitzers an die Albertina erhalten hatte, nach Königsberg. Wie fast allen Zugereisten, erging es ihr. Die Atmosphäre dieses Landes schlug sie fast schon beim Betreten in ihren Bann. Wollen wir die Dichterin, die aus Karlsruhe stammt, am besten selbst in ihren Versen sprechen lassen (entnommen dem Band „Gedichte" im Claassen-Verlag, Hamburg).

 

Auf der „Straße gen Osten", in einem Gedicht, das dem Maler Professor Alfred Partikel gewidmet ist, singt sie:

 

Einst sah ich an einem fahlen

Morgen, als der Nebel schwand,

Groß und rot die Sonne strahlen

über einem fremden Land.

 

Und es sank zu dieser Stunde

Bild um Bild und Ding um Ding

Der vergangnen Zeit zum Grunde

Und verblasste und verging. ---

 

In dem Gedicht „Die fremde Erde" spricht sie es ganz unumwunden aus, wie diese neue Erde sie einfängt, allen südlichen Wunsch- und Sehnsuchtsbildern zum Trotz.

 

Die fremde Erde

Es sprach zu mir die fremde Erde:

Erwachse endlich, sieh dich um, sei da ...

Ergib dich mir, dass ich dir Heimat werde

Fern ist das Ferne. Aber ich bin nah ...

 

Seite 10   „Sanft-Jacke" und fliegende Krawatte. Der junge Corinth über die ältere Malergeneration

Foto: Der junge Lovis Corinth zeichnete diese lustige Szene auf dem Schulhof des Kneiphöfischen Gymnasiums. Auch durch den strömenden Regen lassen sich die Jungen nicht davon abhalten, einander tüchtig zu verwalken.

 

Die Königsberger Kunstakademie bezog 1913 die von Professor Lahrs entworfenen, großzügig angelegten Atelierbauten in Ratslinden. Bis dahin war sie in dem stattlichen, klassistischen Gebäude in der Königstraße Nr. 57 untergebracht, das sie der 1790 gegründeten Kunst- und Gewerbeschule überließ. Die Gründung der Akademie erfolgte 1845. Rund dreißig Jahre später stellte ein Siebzehnjähriger, der soeben das „Einjährige" auf dem Kneiphöfschen Gymnasium mit Ach und Krach bestanden hatte, und noch schwankte, ob er Seemann, Soldat oder Maler werden sollte, den Antrag auf Aufnahme als Malschüler. Er hieß Lovis Corinth. Etwas respektlos berichtete er über seine Vorstellung bei dem Direktor:

 

„Die Akademie war jedem Königsberger vom Aussehen bekannt, ein viereckiger, mit Bronze beschlagener Schornstein (gemeint ist der Obelisk) ragte vor dem Biedermeier-Hause in die Luft, und ein schöner lateinischer Vers stand über dem Gesims, dass dieses Gebäude zur Erziehung von jungen Künstlern gegründet wäre. Aber über das Tun der Maler waren die guten Königsberger ebenso wenig instruiert, wie etwa über die Freimaurer... Ich wusste über die Malerei nicht mehr als mystische Geschichten, welche mir die Tante erzählt hatte. Auch ein Schulfreund hatte mich schon einigermaßen bekanntgemacht mit Namen, Berühmtheiten, die aber für mich ein leerer Schall blieben.

 

Ich sah einen alten verwilderten Herrn mit breitkrämpigem Hut, weißem Schnurrbart, „Sanft-Jacke" und fliegender Krawatte über den Schlossberg eilen. Das sollte der frühere Direktor der Akademie sein. Er hieß Rosenfelder. Ich hatte sein großes Bild im Bildermuseum bewundert: Die Übergabe der Marienburg. In der Geschichte war ich gut bewandert und dieses Bild konnte ich nicht genug bewundern. Solche Bilder möchte ich malen: Harnische, wallende Mäntel, samtene Draperien und namentlich, wie der Hochmeister in geäderter Hand den Festungsschlüssel hält. Das waren meine Motive um das Jahr 1876. Ein Kunsthistoriker würde darüber in seinen Heften notieren, dass die Historienmalerei zu jener Zeit am höchsten bewertet wurde, und Wilhelm von Kaulbach, der Direktor der Münchener Akademie, als würdiger Nachfolger der Nazarener zu schätzen sei. Mit diesen schwachen Kenntnissen trat ich dann mit einigen Zeichnungen unter dem Arm aus dem Gymnasium in die Akademie in das Atelier ein, wohin man mich gewiesen hatte, dass dort die Aufnahme stattfinden sollte.

 

Der fremde, vornehme Herr war der Professor Max Schmidt. Sein Bild war in der Stadt sehr berühmt, welches ein Waldbild mit einem stehenden Hirsch darin darstellte. Ich machte meine Reverenz so gut es ging, stammelte meinen Wunsch vor und zeigte ihm meine Zeichnungen. Er ging alles durch und fand alles recht begabt. Nachdem er über meine pekuniären Mittel orientiert war, wurde der Herr schon weit gesprächiger, denn von jeher ist es immer besser gewesen, die Zeiten des Studiums wenigstens ohne Sorgen vor Geldmangel überstehen zu können ..."

 

Seite 10   Oberbürgermeister a. D. Dr. Lohmeyer 75 Jahre alt

Oberbürgermeister a. D. Dr. Dr. h. c. Dr. e. h. Hans Lohmeyer, Berlin-Charlottenburg 9, Stallupöner Allee 17, vollendete am 23. Juni 1956 sein 75. Lebensjahr. Während seiner von 1919 bis 1933 dauernden Amtszeit als Oberbürgermeister von Königsberg förderte er erheblich die Entwicklung der ostpreußischen Hauptstadt. Von den vielen bedeutsamen Einrichtungen und Neuerungen in jenem Zeitraum seien hier einige erwähnt: Die Deutsche Ostmesse, der Ausbau des Königsberger Hafens, die Anlage des Flughafens Devau, der Bau der Handelshochschule, die Umwandlung der städtischen Versorgungs- und Wirtschaftsbetriebe in Betriebe mit eigener Rechtspersönlichkeit und Neugründungen. — Oberbürgermeister Lohmeyer widmete sich ferner der Kulturpflege, der Erhaltung der Städtischen Bühnen und der Sinfoniekonzerte in einer wirtschaftlichen schweren Zeit, und er unterstützte die Städtischen Kunstsammlungen und die Ausstellungen der Bildenden Künstler in der Kunsthalle, die Volkshochschule und das Stadtgeschichtliche Museum. Viele moderne Schulbauten entstanden in seiner Amtszeit und der Unterricht für Mädchen wurde erweitert. Besonders hervorzuheben ist die Schaffung der großzügigen Grünanlagen im Verein mit Gartenbaudirektor Schneider auf dem einstigen Festungsgelände.

 

Seite 10   Kochlöcher neben Staffeleien

Als jähe Kante fällt die Küste des Frischen Haffs zwischen Patersort und Korschenruh ab. Die Kiefern der Brandenburger Heide strecken ihre windzerzausten Äste am Hang aus, auf dessen Vorsprüngen sich Heckenrosen, gelbe Königskerzen, wilde Lupinen und allerlei Rankensträucher angesamt haben. Unten zieht sich ein schmaler Wiesenstreifen hin. Die Scheidegrenze zwischen Wasser und Land verdeckt ein Binsendickicht, das unzähligen Wasservögeln sicheren Unterschlupf gewährt. Der glitzernde Spiegel des Haffs schimmert in einer kaum erfassbaren Farbskala lichter, zartester Töne. Die blaue Kontur der Nehrung begrenzt sie als ein von Natur gezogener Rahmen. Und über Wasser und Erde wölbt sich die unendliche Himmelsglocke …

 

Der Zauber dieser Hafflandschaft bewog Künstler, hier ihre Staffelei aufzuschlagen, obwohl eine mühevolle Schlepperei mit allen Malutensilien damit verbunden war. Jahre hinterher sprach man noch in der Bevölkerung von jenen Malsommern der Jernberg-Klasse die Königsberger Kunstakademie. Drei kleinere Bilder von Oloff Jernberg, die in der Kunstausstellung während der 700-Jahr-Feier von Königsberg in Duisburg zu sehen waren, vermittelten eine Vorstellung von der hohen Kultur seiner Landschaftsmalerei. Einige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich die Klasse hier angesiedelt, und wochenlang hielten sich die Maler am Hang auf. Sie wollten ihre Arbeit nicht unterbrechen und zu Mittag ins Dorf zurückgehen; daher gruben sie wie die Trapper in der Prärie Kochlöcher in den Boden und bereiteten hier ihre Mahlzeiten. Diese primitive Kochgelegenheit wurde von den Landjungen sehr bestaunt.

 

Als Standquartier diente den Malern das Gasthaus „Zum Dampfer" in dem Haffdorf Patersort, das dem Ehepaar Unruh gehörte. Unter einem der im Garten stehenden alten Kastanienbäume hatte Napoleon gerastet, wie eine Tafel verkündete. Die Wände des großen Saales schmückten Schützenkönigsscheiben. Einige von ihnen fielen durch das dargestellte Motiv und die Qualität der Malerei auf, denn sie stammten von wirklicher Künstlerhand. Oben im Gasthaus war nämlich ein Atelier eingerichtet, das zuletzt Eduard Anderson, der Direktor des Königsberger Stadtgeschichtlichen Museums innehatte. Auch ein launiges Gedicht hing inmitten der Schützenscheiben unter Glas und Rahmen.

 

Der Bauer Albert Plaumann, ein lebensbejahender, kräftiger Mann, der statt der Sense auch gelegentlich den Federkiel in die schwielige Hand nahm und die Schönheit seines Heimatdorfes besang, vergaß auch das Treiben der Maler nicht:

 

Bei des Windes leichtem Wehen

Fahren gern die Maler aus.

An des Flusses tiefster Stelle

Fiel Herr von Brockhusen raus ...“

 

Vielleicht nahm an jener Kahnpartie auch Waldemar Rößler teil, der ein Studiengenosse von Theo von Brockhusen (geboren 1882 in Marggrabowa (Treuburg), - gestorben 1919 in Berlin - war und gleichfalls früh anerkannt wurde. Rößler gönnte das Schicksal keine lange Schaffenszeit. Er starb 1916 in Lyck.

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke

 

Seite 11   Die Heimatauskunftstellen in Lübeck. Aufbau und Aufgaben

(Aus den monatlichen Mitteilungen des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Vertriebene des Landes Schleswig-Holstein für das vertriebene Landvolk.)

 

Auf Anordnung des Bundesausgleichsamtes sind in Lübeck die Heimatauskunftstellen 22 bis 32 eingerichtet worden. Sie unterstehen der Dienstaufsicht des Landesausgleichsamtes Schleswig-Holstein. Diese Heimatauskunftstellen erfassen die Provinzen Ostpreußen, Westpreußen (einschließlich Danzig) und Pommern.

 

Gliederung

Für Ostpreußen:

Regierungsbezirk Königsberg-Land. Heimatauskunftstelle 22

Regierungsbezirk Königsberg-Stadt. Heimatauskunftstelle 23

Regierungsbezirk Gumbinnen. Heimatauskunftstelle 24

Regierungsbezirk Allenstein. Heimatauskunftstelle 25

 

Für Westpreußen:

Für das Gebiet Danziger Niederung einschließlich Elbing. Heimatauskunftstelle 26

Für die Freie und Hansestadt Danzig. Heimatauskunftstelle 27

Für das ehem. westpr. Korridorgebiet. Heimatauskunftstelle 28

Für die westpr. Gebietsteile, die nach Bildung des Korridors zu Ostpreußen gehörten (Reg.-Bez. Marienwerder). Heimatauskunftstelle 29

 

Für Pommern:

Regierungsbezirk Stettin einschließlich Stettin-Stadt Heimatauskunftstelle 30

Regierungsbezirk Köslin. Heimatauskunftstelle 31

Regierungsbezirk Schneidemühl. Heimatauskunftstelle 32

 

Jede dieser Heimatauskunftstellen ist für sich selbst verantwortlich. Aufsichtsführender Leiter über sämtliche in Lübeck tätigen Heimatauskunftstellen ist Herr Wilhelm Strüvy, Leiter der Heimatauskunftstelle 22.

 

Da für die gesamte Bewertung bisher erst die Rechtsverordnung zur Ersatzeinheitsbewertung der landwirtschaftlichen Betriebe vorliegt, ist zurzeit diese Ersatzeinheitsbewertung die Hauptaufgabe der Heimatauskunftstellen. Die Heimatauskunftstellen müssen nach dem Lastenausgleichsgesetz und Feststellungsgesetz zu sämtlichen Rechtsverordnungen bezüglich des Lastenausgleichsgesetzes gehört werden und haben damit direkten Einfluss auf die Gestaltung des Gesetzes insgesamt in seiner Ausführung. Der Arbeitsgang bei einer Heimatauskunftstelle bezüglich der Bewertung der landwirtschaftlichen Betriebe ist in kurzen Zügen folgender: Die Durchschnitts-Hektarsätze sämtlicher ehemaliger Provinzen, die zum Reichsgebiet gehörten, sind nach dem Stand vom 01.01.1935 gerettet worden. Durch Kreiskommissionen sind dann in den einzelnen Heimatauskunftstellen die Gemeinde-Durchschnittshektarsätze erarbeitet worden. Diese Gemeinde-Hektarsätze sind vom Präsidenten des Bundesausgleichsamtes anerkannt worden. An diese Sätze haben sich die Arbeitskreise, die jetzt zur Bewertung der einzelnen Betriebe zusammentreten, zu halten. Aus sämtlichen Vertreibungsschäden sind kaum 1 Prozent der gültigen Einheitswertbescheide gerettet worden, so dass eine neue Bewertung durch den Gemeindearbeitskreis für das Jahr 1935 erfolgen muss. Diese Bewertung vollzieht sich nach dem sogenannten Vergleichsverfahren. Es wird zuerst der bodenmäßig gesehen beste Betrieb in der Gemeinde, hierauf der mittlere, der schlechteste ermittelt und dann werden sämtliche Betriebe einrangiert. Zu den so ermittelten sogenannten Betriebshektarsätzen können Zuschläge gegeben werden für gehaltene Zuchten (Rindvieh-, Pferde- und Schafzucht), sowie für Gebäudebauten, die nach dem 1. Januar 1935 erstellt worden sind, und die mindestens 20 Prozent vom Gebäudeanteil der im Jahre 1935 vorhanden gewesenen Gebäude ausmachen. Die Zuschläge für die Zuchten können aber nur dann gegeben werden, wenn die Zuchtherden bei den entsprechenden Zuchtverbänden eingetragen waren. Ein Hektarsatz untergliedert sich zum Beispiel wie folgt:

 

Bei Unterstellung eines 1000 RM entfallen

 

auf Grund und Boden 467 RM

auf sämtliche Gebäude 257 RM. Hiervon unterteilt: Wohngebäude 107 RM; Wirtschaftsgebäude 150 RM

sämtliches Inventar 276 RM

hiervon unterteilt:

totes Inventar 110 RM

lebendes Inventar 166 RM

 

Die vorhin bezeichneten Zuschläge werden nur erteilt auf den Anteil für Wohn- und Wirtschaftsgebäude bzw. lebendes Inventat. Die Waldflächen müssen aus der Bewertung ausgeschlossen werden, sofern dieselben eine Größe von 50 Hektar insgesamt überschreiten oder mehr als 20 Prozent von der Betriebsgröße ausmachen. Diese Waldflächen, die jetzt nicht bewertet werden, kommen auf eine sogenannte Restliste. Eine Rechtsverordnung zur Bewertung der Waldflächen bzw. der Teiche und Seen liegt bisher noch nicht vor, so dass hierfür noch keine Bewertung vorgenommen werden kann.

 

Die Heimatauskunftstellen sind gehalten, Gutachten und Auskünfte nur auf Anfordern der Ausgleichsämter zu erstellen oder zu erteilen. Die Heimatauskunftstellen sind nicht berechtigt, an Antragsteller Bescheinigungen abzugeben oder Einsprüche entgegenzunehmen.

 

Die Mitglieder eines Gemeindearbeitskreises bestehen größtenteils aus ehemaligen Bürgermeistern, Amtsvorstehern oder Ortsbauernführern. Die bisherige ehrenamtliche und uneigennützige Mitarbeit dieser Personen kann nicht hoch genug bewertet werden.

 

In jeder größeren Heimatauskunftstelle sind zwei Arbeitsgruppen tätig, bei denen alle vierzehn Tage eine Sitzung stattfindet. Diese Zeit ist sehr gering bemessen, weil ja die Vorarbeiten für eine Sitzung und das Aufarbeiten diese Zeit unbedingt in Anspruch nimmt. Jede größere Heimatauskunftstelle hat zwischen 40 000 bis 50 000 landwirtschaftliche Betriebe zu bewerten. Es können in einem Monat von einer Heimatauskunftstelle (zwei Arbeitsgruppen) zwischen 700 bis 1000 Betriebe bewertet werden. Hieraus ist zu ersehen, welche Arbeitslast zu bewältigen ist, und welche Zeit gebraucht wird, um die Rekonstruktion der einzelnen Heimatgebiete restlos größen- und besitzmäßig durchzuführen. Dass diese Arbeit bisher so weit vorangetrieben werden konnte, darf als ein Verdienst der einzelnen Landsmannschaften gewertet werden, die durch ihre Provinz- und Kreisorganisationen das Fundament für das aufgezogene Vertrauensmännersystem geschaffen haben.

 

Seite 11   Altersversorgung vertriebener Bauern. Bemühungen des Bauernverbandes der Vertriebenen um gerechte Regelungen

I.              Im Rahmen des Lastenausgleichsschlussgesetzes

Die Altersversorgung der vertriebenen Bauern im Rahmen des Lastenausgleichs soll erfolgen

 

a) über die Unterhaltshilfe,

b) über die Entschädigungsrente,

c) über eine privatrechtliche Verleibrentung des Hauptentschädigungsanspruchs.

 

Zu a) Nach den Vorschlägen des LA-Ausschusses des BvD zum Lastenausgleichsschlussgesetz soll die Unterhaltshilfe von 100 DM (150 DM für Verheiratete) auf 120 DM (180 DM für Verheiratete) heraufgesetzt werden. Es ist zu erwarten, dass der Bundestag eine gewisse Erhöhung der Untersätze gutheißen wird.

 

In den Entwürfen des LA-Ausschusses ist ferner vorgesehen, dass für Personen, die aus der Sozialversicherung keine Altersversorgung besitzen (also die vertriebenen Bauern), ein Hineinwachsen in die Unterhaltshilfe auch für die Jahrgänge 1890 und jünger ermöglicht wird, was nach bisherigem Recht nicht angängig war.

 

Zu b) Die Entschädigungsrente soll nach den Vorschlägen des LA-Ausschusses ebenfalls erhöht werden; sie soll für einen Fünfundsechzigjährigen mindestens 6 Prozent (bisher 4 Prozent) des Hauptentschädigungsanspruches ausmachen.

 

Auf die Höhe der Entschädigungsrente wirkt vor allem die Höhe der zuständigen Hauptentschädigung ein. In Bezug auf die Hauptentschädigung der Bauern werden zwei Vorschläge von entscheidender Bedeutung. Der eine betrifft die Heraufsetzung der Entschädigungsquote, es wird folgende Fassung des § 246 Abs. 1 vorgeschlagen:

 

(1)   Die Hauptentschädigung bemisst sich nach einem Grundbetrag, der wie folgt festgesetzt wird:

 

Schadensbetrag (RM)

bis 5000, 100%.

5001 bis 25 000, 5000 + 50%

25 001 bis 35 000, 15 000 + 25%

35 001 bis 100 000, 17 500 + 12,5%

Über 100 000, 25 625 + 6,5%

 

Grundbetrag des Schadens (DM)

Des 5 000 DM übersteigenden Schadens

Des 25 000 DM übersteigenden Schadens

Des 35 000 DM übersteigenden Schadens

Des 100 000 DM übersteigenden Schadens

 

Der andere Vorschlag bezieht sich auf die Anhebung der Schadensbeträge in der Landwirtschaft, welche der Bauernverband der Vertriebenen seit Jahren gefordert hat. Er wird erreicht durch die Heraufsetzung der landwirtschaftlichen Einheitswerte um 7/18.

 

Beispiel: Aus dem Lastenausgleich würde sich für einen verheirateten vertriebenen Bauern mit einem festgestellten Einheitswert von 15 000 RM folgende Altersversorgung ergeben:

 

1. Unterhaltshilfe 180 DM,

2. Entschädigungsrente: Schaden 15 000 RM; hierzu 7/18 gibt 20 831 RM Schaden. Demnach Hauptentschädigungsanspruch 12 916 DM; hiervon ab 3700 RM wegen erhaltener Unterhaltshilfe ergibt 9216 DM als Berechnungsbasis für die Entschädigungsrente. Davon 6 Prozent = 553 DM im Jahre = 46 DM im Monat. Mithin Unterhaltshilfe und Entschädigungsrente zusammen 226 DM.

 

Zu c) In dem Entwurf des LA-Ausschusses und auch im Regierungsentwurf zum LA-Schlussgesetz ist eine Umgestaltung des Hauptentschädigungsanspruchs vorgesehen derart, dass der Anspruch in gewissen Fällen als Obligation zertifiziert wird. Diese Obligationen sollen einkommensteuerbefreit werden. Dadurch werden sie trotz nur 4-prozentigen Zinses etwa einen Parikurs erhalten. Im Ausmaß des Nennwertes der Obligationen werden die Vertriebenen diese an eine private Lebensversicherung verkaufen und sich eine Leibrente nach versicherungsmathematischen Grundsätzen zubilligen lassen können. Die Leibrente dürfte bei Fünfundsechzigjährigen jährlich etwa 1/15 des Obligations-Nennwertes ausmachen.

 

II.            Im Rahmen der Sozialreform

Im Rahmen der Sozialreform wird versucht, demjenigen ehemaligen ostdeutschen Bauern, der inzwischen als Unselbständiger im Westen berufstätig geworden ist, zu einer Rente aus den Sozialversicherungen, in denen er dann Mitglied ist, z verhelfen. Nach bisherigem Recht scheitert dies in der Regel daran, dass 15 Beitragsjahre für eine Rente aus der Sozialversicherung erforderlich sind; ein seit 1945 unselbständig Beschäftigter kann gegenwärtig maximal elf Jahre aufweisen. In der Sozialreform soll erreicht werden, dass durch Nachentrichtung von Beiträgen mindestens die Erfüllung der Wartezeit von 15 Jahren möglich wird. Da in der Regel die vertriebenen Bauern für die Nachentrichtung von Beiträgen bare Mittel nicht besitzen werden, ist es von entscheidender Wichtigkeit, dass die Bezahlung der Beitragsmarken für die zurückliegenden Jahre durch Abtretung von Hauptentschädigungsansprüchen in entsprechender Höhe erfolgen kann.

 

Beispiel: Ein vertriebener Bauer hat zehn Jahre lang Beiträge nach einem durchschnittlichen Facharbeiterlohn entrichtet. Er müsste 60 Monatsbeiträge nachentrichten. Würde er in Höhe der von ihm gezahlten Pflichtbeiträge die Nachentrichtung vornehmen, hätte er auf Grund der Sozialreform einen Anspruch aus der Rentenversicherung von monatlich 90 DM. Diese Rente könnte er neben der Entschädigungsrente und teilweise neben der Unterhaltshilfe erhalten. (Wegen Bezuges anderweitiger Renten wird die Unterhaltshilfe in gewissem Ausmaße gekürzt werden, der Anrechnungsbetrag von 3700 DM - § 278 LAG - sinkt auf 3400 DM oder 3000 DM herab, wodurch die Entschädigungsrente sich geringfügig erhöht.)

 

III.           Im Rahmen des „Grünen Planes"

In letzter Zeit hat die Bundesregierung die Erstellung eines Grünen Planes für die vertriebenen Bauern beschlossen. Der Bauernverband der Vertriebenen wird seine Forderungen dazu anmelden und versuchen, die oben besprochenen Verbesserungen für die Altersversorgung im Rahmen dieses Grüner Planes voranzubringen

 

 

Seite 11   Nordost-Saaten GmbH. Bonn, als Nachfolgerin der Ostpreußischen Saatzucht Gesellschaft „Nordost“. Von W. Heitmann-Pustnick, Gemen bei Borken in Westfalen

Landwirtschaftsrat Dr. Thorun, der ehemalige Leiter der Saatenstelle unserer alten Landwirtschaftskammer in Königsberg, hat in einer Artikelserie im Jahrgang 1955 der „Georgine" ausführlich über den Stand und die Erfolge der Saatzuchten und Saatgutvermehrungen in Ostpreußen berichtet. Führend auf diesem Gebiet war in unserer Provinz die Ostpreußische Saatzucht-Gesellschaft „Nordost", die in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg über den Ostpreußischen Saatbau- und Saatzuchtverein gegründet wurde, und deren Erster Geschäftsführer der weitblickende und sehr erfahrene Oberlandwirtschaftsrat Tomzig war, während die züchterische Arbeit in den bewährten Händen von Saatzuchtdirektor Haupt lag. Unter der Leitung dieser beiden Herren machten sich die Nordost-Züchtungen bald weit über die Grenzen Ostpreußens hinaus einen guten Namen.

 

Vor allem in der Kartoffelzucht hatte Herr Haupt große Erfolge, aber auch die Zuchten von Getreide und Gräsern erbrachten sehr beachtliche Sorten. An Kartoffeln waren es zuerst die Sorten Stärkereiche I und II, sowie die Goldgelbe, die schnell bekannt wurden. Es folgten Frühe Delikateß, Samlandgold, Rubingold und zuletzt Gigant und Speisegold. Die Goldgelbe, eine Kartoffel mit hervorragenden Speiseeigenschaften, konnte sich allerdings nicht durchsetzen, da sie nur mittlere Erträge brachte und anfällig für Abbaukrankheiten war. An ihre Stelle trat 1942 die Speisegold, die neben besten Speiseeigenschaften auch durch gute Erträge und Abbaufestigkeit eine große Zukunft versprach. Die Stärkereiche I war als gute Wirtschaftskartoffel sehr gefragt und erhielt als Reichssiegersorte einen Staatspreis von 12 000 RM. Auch die Sorte Gigant fand infolge ihrer sehr hohen Stärkeerträge große Beachtung.

 

An Getreidezuchten sind neben Nordost-Winterroggen und Nordost-Hannagerste der Nordost-Samlandweizen und der Nordost-Sandomirweizen zu nennen. Auch die Gräserzüchtungen der Nordost waren erfolgreich und für die ostpreußischen Boden- und Klimaverhältnisse bestens geeignet. Ich denke da besonders an Wiesenschwingel, fruchtbare Rispe, Knaulgras, Wehrlose Trespe, Wiesenlischgras und schließlich noch an die Nordost-Saatwicke.

 

Mit dem Zusammenbruch 1945 und dem Verlust unserer Heimatprovinz kam auch das Ende der Saatzuchtgesellschaft Nordost. Das gesamte wertvolle Zuchtmaterial auf den Zuchtgütern Ramten und Bosemb und riesige Mengen an Hochzuchten und Eliten bei den Vermehrern gingen verloren und wurden eine Beute des Siegers. Der letzte Geschäftsführer der Nordost, Herr Dr. Hildebrand, fiel 1945 im Volkssturm bei Königsberg, und der Nachfolger des inzwischen verstorbenen Herrn Haupt, Saatzuchtleiter Dr. Kuckuck wurde nach Mitteldeutschland in die russisch besetzte Zone verschlagen. Die zahlreichen Mitarbeiter, Gesellschafter und Vermehrer wurden in alle Winde zerstreut und nicht allen gelang es, nach Westdeutschland zu entkommen. Während es den meisten Züchtern aus Pommern und den anderen Ostprovinzen gelungen war, wenigstens kleine Mengen ihres Zuchtmaterials nach Westdeutschland zu retten und hiermit einen neuen Aufbau zu beginnen, stand, die Nordost vor einem völligen Nichts.

 

Erst 1947 fanden sich das ehemalige Aufsichtsratsmitglied der Nordost, Herr Skowronnek-Adl. Werder und der ehemalige Leiter der Außenstelle Bonn, Herr E. Maik zusammen, und ihrem gemeinsamen Suchen gelang es schließlich, eine kleine Fläche von 2,25 Hektar in Niedersachsen zu entdecken, auf der ein hervorragender Stamm der Nordost-Speisegold zur Anerkennung angemeldet war. Das gab ihnen Veranlassung, den gesamten Aufwuchs dieser Parzelle zu erwerben und mit diesem Material den Neuaufbau der Speisegold zu versuchen. Zusammen mit zwei weiteren ehemaligen Gesellschaftern der Ostpreußischen Saatzuchtgesellschaft Nordost gründeten sie in Bonn die „Nordost-Saaten" GmbH, die sich die Erhaltung und Vermehrung ostpreußischer Saaten zur Aufgabe machte. Mit sehr viel Idealismus und zäher Ausdauer gingen sie an die Arbeit, und ließen sich durch alle anfänglichen Misserfolge nicht beirren

.

So gelang es schließlich, aus dem kleinen geretteten Rest die Speisegold noch einmal vor dem Untergang zu bewahren und in wenigen Jahren wieder größere gesunde Bestände dieser Sorte zur Anerkennung vorzustellen. Leider war aber alles Suchen nach der guten Stärkereiche I vergeblich. Es war nicht möglich, auch nur eine kleine Menge dieser wertvollen Sorte zu finden. Dafür aber gelang es wie durch ein Wunder, den Wiederaufbau der Weizensorte Nordost-Samlandweizen aufzunehmen. Mit der lächerlich kleinen Menge von 50 Gramm wurde auf dem Versuchsgut der Landwirtschaftskammer Bonn in Wahn begonnen, und heute können bereits erhebliche Flächen zur Anerkennung angemeldet werden. Die ausgezeichnete Winterhärte verbunden mit guter Standfestigkeit und Ertragstreue haben dieser anspruchslosen Weizensorte auch hier im Westen viele Freunde verschafft. In den durchgeführten Sortenversuchen steht sie an führender Stelle. Über die Sowjetzone gelang es dann auch, kleine Mengen von vier Nordost-Gräsersorten zu bekommen. Leider aber führte der Versuch sie zu vermehren nicht zum Erfolg.

 

Nachdem anfänglich die Erhaltungszucht der Speisegold im Emsland durchgeführt wurde, konnten bald auch Vermehrungen nach Niedersachsen und Holstein gegeben werden. Später wurde in Friesland unmittelbar an der Küste ein Zuchtgarten eingerichtet, und in diesem harten, überaus günstigen Klima, das unserem ostpreußischen sehr ähnlich ist, werden nun neben den Vorvermehrungen auch Neuzuchten betrieben. Zurzeit sind einige sehr viel versprechende neue Kartoffelsorten in Bearbeitung, die bereits in den Bundessortenprüfungen stehen und beste Aussichten haben.

 

Es war ein mühseliger und dornenvoller Weg, den die Nordost-Saaten gegangen sind, und es bedurfte eines großen Idealismus aller Beteiligten und vieler Opfer, um die geschilderten Anfangserfolge zu erreichen. Züchten kostet bekanntlich viel Geld; öffentliche oder fremde Mittel stehen aber der Gesellschaft nicht zur Verfügung, und so war sie immer nur auf die unverzagte Tatkraft ihrer Gesellschafter oder die Hilfe verständnisvoller Förderer angewiesen. Vor allem war es immer wieder Herr Skowronnek-Adl. Werder, dem um der ostpreußischen Sache willen kein Opfer zu viel wurde. Ein unerwarteter Tod hat ihn vor kurzem viel zu früh abgerufen, und sein Heimgang bedeutet für die Gesellschaft einen kaum zu ersetzenden Verlust. Wenn in der begonnenen Weise weitergearbeitet werden soll, wird es nötig sein, dass sich auch noch andere Männer finden, die bereit sind, an der Erhaltung und Neuzucht unserer ostpreußischen Saaten mitzuhelfen. Es würde uns herzlich freuen, wenn durch diese Zeilen der eine oder andere der ehemaligen Gesellschafter der Nordost veranlasst würde, sich zu uns zu finden und zur Mitarbeit durch Rat und Tat zu melden. Die Adresse der Nordost-Saaten GmbH ist: Bonn, Endenicher Straße 140. Die Geschäftsführung liegt in Händen von Herrn Ernst Maik.

 

Seite 12   Weidmännisches Brauchtum

Wenn auch die meisten heimatvertriebenen Bauern heute keine Gelegenheit mehr haben, die Jagd auszuüben, und der Sorge um die Schaffung einer neuen Existenz ihr Interesse zuwenden müssen, so ist es doch immerhin nicht unwichtig, dass der bäuerliche Nachwuchs über die Fragen des weidmännischen Brauchtums orientiert wird. Mitunter ist die alte Jagdpassion des Vaters auf den Sohn übergegangen und es erscheint wünschenswert, dass die ostpreußische Jagdtradition soweit als möglich auch fern der Heimat von der jungen Generation weitergeführt wird. Ich darf dabei auf die Jagdausstellung 1954 in Düsseldorf verweisen, bei der die ostpreußische Aufstellung eine besonders beachtliche Leistung war.

 

In einem von dem Begriff „Tempo" — um es nicht „Hetzen" und „Jagen" zu nennen — bestimmten Zeitalter berührt es tröstlich und zuversichtlich, dass sich ein großer Teil der weidmännischen Bräuche bis in die Jetztzeit erhalten hat. Und das ist gut so, denn nicht nur ihrer Ehrwürdigkeit halber verdienen diese Bräuche ihre Beachtung und Erhaltung, sondern einmal wegen ihrer erprobten Zuverlässigkeit und zum anderen deswegen, weil sie als äußeres Zeichen der Zusammengehörigkeit der „Jägerzunft" anzusehen sind und wesentlich dazu beitragen, den von unserer schnelllebigen Zeit gehetzten Menschen, soweit sie zu den Jüngern Hubertus zählen, in der weidmännischen Ausübung der Jagd wirkliche Erholung und Entspannung zu geben. Krieg und Nachkriegszeit mit ihren verminderten Möglichkeiten zur Jagdausübung lassen aber bei manchen Jungjägern ohne deren Verschulden häufig praktische Erfahrung in der richtigen Handhabung der weidmännischen Gebräuche und in der Anwendung der Weidmannssprache vermissen, so dass es angezeigt erscheint, die Kenntnisse einmal wieder aufzufrischen. Das soll hier zunächst hinsichtlich des weidmännischen Brauchtums in einer gekürzten Form geschehen, so dass alte erfahrene Jäger gebeten werden, absichtlich begangene „Unterlassungssünden" nicht allzu kritisch zu beurteilen.

 

Der Jägergruß lautet „Weidmannsheil!" War er früher nur im Verkehr unter Jägern entweder beim Aufbruch zur Jagd oder dann üblich, wenn sich Weidmänner bei der Ausübung der Jagd trafen, so ist er heute leider etwas verflacht, seitdem er in einem Marschtanz eine etwas unsachliche Verbindung mit „Gewitter" und „Donnerkeil" eingegangen ist. Der Gruß „Weidmannsheil" ist aber besonders dann als guter Wunsch angebracht, wenn Diana einem Jäger besonders wohlgesonnen war und ihm eine Strecke bescherte, die von seinen Jagdgenossen in ehrlicher Mitfreude anerkannt werden soll. Wird einem alten Jäger aber „Viel Glück zur Jagd" gewünscht, so wendet er sich ebenso mit Grausen, als wenn er etwa auf der Pirsch einem alten Bären- oder Holzweib begegnet. Etwas Aberglauben gehört ja nun einmal zur Jagdausübung. Man beobachte nur einmal das verklärte Lächeln, das ein zerfurchtes Jägerantlitz überzieht, sobald sich bei dem Aufbruch zur Jagd der Hund, der treueste Jagdgefährte, in klassischer Sägebügelstellung „löst". Das bringt nämlich bestimmt „Weidmannsheil!" Mit „Weidmannsdank" erwidert man den Gruß eines Nichtjägers oder auch den eines anderen Weidgenossen, der entweder nicht zur Jagd gerüstet oder bei gemeinschaftlicher Jagdausübung nicht zu Schuss gekommen ist.

 

Hat ein Jäger in seiner eigenen Jagd oder als Jagdgast in einem fremden Revier ein zur hohen Jagd zählendes Stück Wild erlegt, so steht ihm ein Bruch zu, der handlang von Eichenlaub oder Tannenreisig in der Nähe des Platzes gebrochen werden soll, wo das Wild verendet ist und den man mit dem Schweiß der Schusswunde netzt. Hat sich ein Jagdgast diesen Bruch verdient, so muss ihn der Jagdherr persönlich brechen, auf seinen Jagdhut legen und ihn so dem Schützen mit dem Jägergruß „Weidmannsheil" überreichen. So ist vielleicht aus Missgunst oder abfälliger Kritik heraus der volkstümliche Ausdruck entstanden: „Den kannst Du Dir ja an den Hut stecken“.

 

Von einem erlegten Rehbock hat der Jagdherr das Gehörn dem Jagdgast als Jägerrecht zu überlassen. Ebenso verfährt er selbstverständlich bei den Waffen des Schwarzwildes. Weiter steht dem Erleger das Geräusch zu.

 

Auf den Nichtjäger oder einen jagdlichen Anfänger mag die Schilderung der folgenden Seite des jagdlichen Brauchtums vielleicht abstoßend wirken oder ihm zumindest ein Schaudern entlocken. Es lässt sich aber keinesfalls umgehen, hierüber zu sprechen, um dem Wild jede durch eine Unterlassungssünde verursachte unnütze Qual zu ersparen.

 

Krankgeschossenes Wild muss unter allen Umständen nachgesucht werden. Wann die Nachsuche erfolgen soll, muss von Fall zu Fall je nach Wildart und vermutlichem oder an den Schusszeichen erkennbarem Abkommen entschieden werden. Ein auf Schweiß gearbeiteter oder verlorenen apportierender Hund ist für jede weidgerechte Nachsuche unbedingte Voraussetzung.

 

Das nicht tödlich getroffene Rehwild wird abgenickt. Wer nicht in der Lage ist, den Genickfang weidmännisch anzubringen, weil ihm die zunächst ausschließlich an verendeten Rehen zu sammelnde Erfahrung fehlt, sollte besser einen Fangschuss anbringen, wobei auf kurze Entfernung der Halsschuss, sonst der hohe Blattschuss als bester Fangschuss gilt. Den Fangschuss sollte man auf jeden Fall anwenden bei Weidwund-, Keulen- und Laufschüssen.

 

Den abzunickenden Hasen hält man an den Hinterläufen hoch und schlägt ihn mit der flachen geschlossenen Hand kräftig hinter die Löffel ins Genick.

 

Der Fuchs und alles andere Haarraubzug verendet bei einem kräftigen, mit einem daumenstarken Stock unterhalb der Nasenwurzel geführten Hieb.

 

Das vielfach noch gebräuchliche Abfedern des Flugwildes artet zur Quälerei aus, wenn es nicht richtig verstanden wird. Viel richtiger ist es, krankgeschossene Enten, Fasanen, Hühner, Schnepfen u. s. w. dadurch schnell und sicher zu töten, dass man ihren Kopf zunächst gegen den Gewehrkolben oder einen anderen harten Gegenstand schlägt, um sie bewusstlos zu machen und dann mit sicherem festen Griff der rechten Hand über den Rücken unter die Flügel die Brust solange zusammenpresst, bis das Stück Wild völlig verendet ist. Bei angeschossenen zählebigen Raubvögeln ist es richtiger, vor dem Griff über die Brust einen kräftigen Stockhieb über den Kopf zur Betäubung zu führen.

 

Der Jagdherr hat grundsätzlich Diktatorengewalt, soweit es sich um die Schlichtung von Streitigkeiten unter den Gästen einer gemeinschaftlich ausgeübten Jagd handelt. Wenn auch mit Recht jeder, der das Wort Diktator hört, zunächst kritisch „aufwirft", so ist es unbedingt richtig, wenn die Entscheidung des Jagdherrn unter keinen Umständen kritisiert oder angezweifelt werden darf, denn jeder verantwortungsbewusste Jagdgeber wird es als seine vornehmste Pflicht ansehen, so gerecht wie möglich zu urteilen. Im Allgemeinen ist der Jagdherr bei der Entscheidung von Streitfällen an folgende Regeln gebunden: Bei der Jagd auf Niederwild gilt gewöhnlich der letzte Schrotschuss, bei der Hochwildjagd dagegen der erste Kugelschuss, sofern er tatsächlich zur endgültigen Erlegung des Wildes führen würde. Laufschüsse oder Streifschüsse mit der Kugel zählen überhaupt nicht. Bei der Schwierigkeit der Materie wurde es aber hier zu weit führen, bei dieser Art des gebräuchlichen Jagdrechtes Einzelfälle, die in der Praxis immer verschieden gelagert sein können, kritisch zu betrachten.

 

Eines kann auf jeden Fall als unverrückbarer Grundsatz gelten: Das Festhalten und die Pflege des Althergebrachten, wie es sich in den Gebräuchen der weidgerechten Jägerei ausdrückt, hat deshalb eine höhere Bedeutung, weil es beweist, dass die in der Überlieferung wurzelnde Kraft des deutschen Weidwerkes als das beste Schutzmittel gegen Zerfall und Entartung anzusehen ist.

 

Seite 12   Die Kartoffel-Krautfäule

Weit gefährlicher als der Kartoffelkäfer, der heute mit den neuen hochwirksamen Mitteln (Insektiziden) rechtzeitig und leicht bekämpft werden kann, ist die Krautfäule der Kartoffeln. Sie wird durch den Pilz Phytophtora hervorgerufen. Er tritt besonders bei warmer Witterung und hoher Luftfeuchtigkeit auf und verbreitet sich außerordentlich schnell, so dass oft schon in ein bis zwei Tagen ganze Schläge restlos heimgesucht werden. Ertragsverluste bis 50 Prozent und mehr können dabei entstehen. Die Gefahr großer Schäden liegt vor allem darin, dass es sich bei der Krautfäulebekämpfung nicht um eine direkte Bekämpfung wie beim Kartoffelkäfer, sondern um eine vorbeugende Maßnahme handelt und die Spritzung dementsprechend einzusetzen hat, bevor die Krankheit sichtbar wird. In dieser Tatsache liegt zweifellos die Versuchung für manchen Landwirt, die rechtzeitige Bekämpfung zu unterlassen oder zu spät durchzuführen. Es wird übersehen, dass ein weiteres Ausbreiten des Pilzes bei stärkerem Befall auch durch eine Spritzung nicht aufzuhalten ist. Es kann als Regel gelten, dass die erste Spritzung erfolgen muss, wenn die Reihen beginnen sich zu schließen. Es ist damit zu rechnen, dass der erste Spritztermin für die einzelnen Gebiete in Zusammenarbeit von Pflanzenschutzdienst und Meteorologen ermittelt und durch Rundfunk und Presse bekanntgegeben wird. Die erforderliche zweite und dritte Spritzung ist jeweils im Abstand von längstens zehn bis zwölf Tagen vorzunehmen.

 

Je Hektar und Spritzung werden 5 kg eines 45 bis 50-prozentigen Kupfermittels mit etwa 200 bis 600 Liter Wasser je nach Düsenart benötigt. Auch die neuen kupferfreien Spritzmittel in einer Menge von 1,2 bis 1,5 kg je Hektar haben sich in den letzten Jahren gut bewährt. Beim Spritzen kommt es darauf an, dass der Bestand trocken ist und die Spritzbrühe gut verteilt an den Blättern haftet. Sofern der richtige Zeitpunkt für die Bekämpfung von Kartoffelkäfer und Krautfäule zusammenfällt, können die verschiedenen Mittel gemischt oder auch kombinierte Präparate in einem Arbeitsgang angewandt werden. Dr. Gaede

 

Seite 12   Kampf den Binsen. Von Dr. habil. Schwarz, Friedeburg

Die landwirtschaftlichen Betriebe im Friedeburger Bezirk haben im allgemeinen 70 Prozent ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche in Grünland liegen, der Rest ist Ackerland. Zum großen Teil ist unser Grünland „Mussgrünland", weil die Wasserverhältnisse unseres Bezirkes zurzeit eine Nutzung als Ackerland noch nicht zulassen. Das kann erst besser werden, wenn einmal die Wasserverhältnisse geregelt sind, was sich ja der neue Friedeburger Entwässerungsverband als Aufgabe gestellt hat. Da kann also der einzelne zurzeit wenig daran ändern. Was aber schon heute geändert werden kann, das ist der Besatz an Binsen. Es gibt auch in unserem Gebiet Grünlandflächen, die vollkommen binsenfrei sind, während beim Nachbarn bei gleichen Boden- und Entwässerungsverhältnissen ein Binsenhorst an dem andern steht. Die Landwirtschaftsschule Friedeburg hat schon 1953 bei Herrn von Katte in Abickhafe 12 ha Binsenwald versuchsweise gespritzt und fast restlos beseitigt. Auch der Landwirt Hildebrandt, Leerhafe, hat damals seine neu hinzugekauften Grünlandflächen schnell und radikal durch Spritzen von den lästigen Binsen befreit. In den letzten Jahren sind weitere Bauern des Friedeburger Bezirks diesen Beispielen gefolgt und sind so ihre Binsen losgeworden. Am zweckmäßigsten werden die Horste im Frühjahr gemäht. Wenn sie dann wieder etwa 30 bis 40 cm hoch geworden sind, werden sie mit einem Wuchsstoffmittel — wir empfehlen heute M 52 — gespritzt und nach 10 bis 14 Tagen gemäht. Im Anschluss daran gibt man diesen Flächen eine gute Volldüngergabe, damit die vorhandenen Gräser die kahlen Stellen beziehen. So kann man heute einfach und verhältnismäßig billig seine Binsen loswerden.

 

Die moderne Binsenbekämpfung mit Wuchsstoffmitteln erinnert mich immer an die neuzeitliche Bekämpfung von Kleiderläusen mit den bekannten DDT-Mitteln, die wir erst kennenlernten, als wir 1945 in amerikanische Gefangenenlager kamen. Nachdem wir am amerikanischen Lagertor beim Empfang einmal gründlich mit DDT-Pulver eingepudert waren, war es die ganzen achtzehn Monate, die ich im Gefangenenlager verbringen musste, mit der Läuseplage vorbei. Genauso schlecht vertragen die Binsen die Kur mit Wuchsstoffmitteln.

 

Was für die Laus das DDT-Mittel ist, ist für die Binsen M 52.

 

Es nützt nichts, wenn man das weiß, man muss es auch anwenden, sofern man Läuse oder Binsen hat.

 

Seite 12   Heuernte am Kurischen Haff

Wer einmal einen Blick in einen fertiggerüsteten Austwagen tat, der bis zu 50 Kilometer aus der Memeler Gegend auf die fruchtbaren Deichwiesen an Strom und Haff daherrollte, der meinte, angesichts der vollgepackten Proviantkörbe, der ausgiebigen Getränkeversorgung aus Bierachteln, mit selbstgebrautem Paschukes — die Schnapskrucke durfte natürlich nicht fehlen —, es handle sich nicht nur um eine der sommerlichen Schwerarbeiten, sondern auch um eine nicht unwillkommene Abwechslung im täglichen Einerlei. Gegen nächtliche Kühle schützten die mitgebrachten Schafpelze, bei Regen der große Wagenplan. Vor Morgengrauen, oft schon bei heller Nacht, begann das Mähen, in der Hauptsache mit Sensen. Aus nicht zu fernen Orten brachte man auch Maschinen mit, oder man entlieh solche im nächstgelegenen Dorf. Nun war fürs Heu nichts mehr erwünschter, als heiße Sonne und Wind, damit die großen Heuschober bald aufgeflieen werden konnten.

 

Wer nach tagelangem Genuss von echt ostpreußischem Vollkornbrot, goldgelber Butter, Schinken und Eiern, gebratenen und geräucherten Fischen und dem vollfetten Tilsiter noch Gelüste nach Klunkermus, heißem Kaffee, oder nach einem Kartoftelgericht verspürte, der suchte eine Fischerbehausung auf, die jederzeit zur Gastlichkeit ohne Umstände bereit war.

 

Der Abtransport des Heus — seltener wurde alles gleich nach Hause genommen — erfolgte im Winter bei zugefrorenen Flüssen auf Schlitten. Der hohe Futterwert dieses Wiesenheus lohnte die weiten beschwerlichen Wege reichlich durch Höchstleistungen in der Erzeugung von Milch und Butter. Hierbei bedurfte es keines zusätzlichen Kraftfutters, keiner besonderen Tränke. „Hier kriegst den Eimer voll bei Heu und Wasser, bei Heu von ,obe' *) - *)Gemeint waren die trockenen Landwiesen - brauchst gar nicht melken jehn". sagte anerkennend ein Wiesenpächter, „da fließt die Milch von selbst“. Doch bei aller natürlichen Fruchtbarkeit bedürfen die Niederungswiesen laufend der Pflege an Deichen und Gräben. Hier sieht sogar eine russisch-litauische Kolchosenwirtschaft einigermaßen auf Erhaltung der Nutzbarkeit dieses so fruchtbaren Gebietsteiles unserer ostpreußischen Heimat.

 

Seite 12   Stellungnahme eines Siedlerberaters.Lohnt die Übernahme einer Vollbauernstelle als Familienbetrieb?

Während sich die öffentliche Meinung über den Wert der landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstellensiedlung hart auseinandersetzt, tauchen des öfteren zum Teil scharfe Kritiken an den als Familienbetrieb ausgelegten Siedlerbetrieben auf.

 

Im Folgenden soll nur an Betriebsgrößen von etwa 16 bis 20 Hektar gedacht werden. Kleinere Betriebe werden im Allgemeinen nur in Sonderfällen die Basis für den Vollerwerb einer Familie sein können. Die Frage, ob die Übernahme einer Vollbauernstelle erstrebenswert ist, sie ausreichend ist, um eine Familie nicht nur zu ernähren, sondern ihr auch einen gewissen Wohlstand zu bieten, muss unbedingt bejaht werden. Notwendige Voraussetzungen sind dabei allerdings die körperliche Leistungsfähigkeit und die Passion zum Beruf. Die Schwierigkeit besteht darin, überhaupt zu einer selbständigen Ackernahrung zu kommen, denn bis zum vergangenen Jahr waren nur etwa 4 Prozent aller siedlungsfähigen vertriebenen Bauern auf Vollbauernstellen angesetzt.

 

Beim Besuch der Siedler kann immer wieder festgestellt werden, dass der überwiegend größte Teil der Siedlerfamilie zufrieden ist, aus Arbeitslosigkeit oder Abhängigkeit eines Lohnverhältnisses herausgekommen zu sein. Die meisten Siedler besaßen selbst einmal einen Bauernhof in der verlorenen Heimat. Sie wissen die Freiheit des Bauern auf freier Scholle zu schätzen und haben bis zur Übernahme der Siedlerstelle unter dem Verlust der gewohnten Freiheit gelitten. Der eigene Baum oder Strauch, die selbst dem Acker einverleibte und gepflegte Saat und schließlich ihre Ernte lässt sie alle der Landwirtschaft anhaftenden Risiken übernehmen. Mit dem Sorgen um Vieh und Acker wächst in ihnen das Streben, das jedem freien Menschen innewohnt. Natürlich muss zugegeben werden, dass ohne Fleiß kein Preis kommt. Der Anfang auf einer Siedlung ist nicht leicht. Es sind bei Übernahme nur die notwendigsten Geräte und das notwendigste Vieh vorhanden, der Gebäuderaum ist knapp. Oft lässt die erste Ernte aus Acker- und Viehwirtschaft zu wünschen übrig. Die Finanzdecke ist leicht zu knapp. Sie lässt keinen stürmischen Aufbau zu. Aber der persönlichen Tüchtigkeit bleibt kaum der Erfolg versagt. Nur der Versuch, über den eigenen Schatten springen zu wollen, zum Beispiel gleich zu Anfang scharf investieren zu wollen, rächt sich immer. Die Folgen einer zu starken losen Verschuldung lassen keinen gesunden Aufbau zu und drücken den Siedler durch hohe Zins- und Rückzahlungen. Hohe Schuldzinsen schmälern nicht nur die Rente, sondern führen zum Ruin. Wer die Grundsätze jeder Geldwirtschaft befolgt, seine Ausgaben mit den Einnahmen abstimmt, wird immer Erfolg haben und seinen Betrieb stetig ausbauen können. Es sei denn, Missernte und Seuchen bringen ihn um den Ertrag seiner Arbeit. Bestes Können in Vieh- und Feldwirtschaft, Fleiß und Liebe zum Beruf lassen jeden Siedler zum Erfolg kommen. Dass dabei auf die Dauer gesehen der Ertrag aus landwirtschaftlicher Arbeit nicht einer Unterbewertung ausgesetzt sein darf, zeigen die staatlichen Maßnahmen, die in der Folge des grünen Berichtes eingeleitet worden sind.

 

Ertragsfeststellungen zeigen in der Mehrheit der Siedlerbetriebe eine gute Aufwärtsentwicklung. Im Vergleich mit älteren, in der Vorkriegszeit gegründeten Siedlerbetrieben ist festzustellen, dass der ersten Generation das schwere Los des Aufbaues vorbehalten ist und erst die zweite Generation in den Nutzen der von der ersten geleisteten Arbeit kommt. Für sie und die folgenden Generationen gilt aber stets, das von den Vätern Ererbte zu gewinnen.

 

Seite 13   Labiau. Wahl der Bezirksbeauftragten (Kreistag)

Auf dem am 31. Juli 1955 in Hamburg stattgefundenen Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft Labiau ist die neue Kreissatzung mit der Wahlordnung einstimmig angenommen worden. Es sind nunmehr für jedes Kirchspiel, die Stadt Labiau und Liebenfeld Bezirksvertrauensmänner zu wählen, die dann den Kreistag bilden. Der Kreisausschuss hat in seiner Sitzung am 31.07.1955 beschlossen, für jedes Kirchspiel, die Stadt Labiau und Liebenfeld nachstehenden eigenen Wahlvorschlag aufzustellen:

 

Kirchspiel Kaimen:

Bruno Knutti (24b) Eipersbüttel über Meldorf;

Willi Fritz (23) Oldenburg, Dragonerstr. 35.

 

Gemeinden: 1 Blöcken, 2 Bothemen, 3 Duhnau mit Legehen, 4 Kadgiehnen, 5 Kaimen, 6 Lethenen, 7 Mettkaim, 8 Nautzken, 9 Schulkeim, 10 Sellwethen mit Wulfshöfen, 11 Senseln mit Bendiesen und Wange, 12 Sergitten mit Zandersdorf, 13 Sielkeim 14 Stenken mit Sorkenkrug, 15 Thiemsdorf mit Schwesternhof, 16 Wachsnicken, 17 Wanghusen mit Forstamt Greiben, Fö Eichenhorst, Fö Caul, Fö Neu Sielkeim, Fö Rosenwalde.

 

Kirchspiel Gr. Legitten:

Hans von Spaeth-Meyken-Koblenz am Rhein 12,

Bundesarchiv; Manfred Terner (23) Gothard b. Rotenburg/Hannover.

 

Gemeinden: 1 Goltzhausen mit Neu Bärwalde, 2 Gr. Droosden mit Neu Droosden, Kl. Droosden, Gr Sittkeim Meiken Seith, Spötsrode und Zeith, 3 Gr. Legitten mit Adl. Legitten, Friedlacken, Fö Grünwalde Kuth, 4 Kampken mit Kampkenhöfen, Damm Tactau, Fischer-Tactau, 5 Kapstücken mit Adl. Mirsritten und Reißdorf, 6 Lablacken mit Annenhof, Marienhof und Steinau, 7 Lindenau mit Kl. Sittkeim, 8 Moritten, 9 Poßritten, 10 Pronitten mit Jaeger-Tactau, Kl. Pronitten und Löbertshof, 11 Schakaulack mit Needau und Poparten, 12 Scharlack mit Gr. und Kl. Scharlack, 13 Theut mit Christoplacken und Zanderlacken, 14 Willmanns mit Julienhöh.

 

Labiau Stadt:

Gustav Czienuda (24b) Lütjenburg Gieschenhagen 13;

Stellvertreter: Louis Wangerowski (24b) Geesthacht, Bonten Kamp 10;

Paul Loepke (23) Verden/Aller, Ludwigstr. 13.

 

Kirchspiel Lablau Land:

Arno Lemke (24a) Siedlung Haddorf, Kreis Stade,

Robert Will, (24b) Lensahn, Sondkamp.

 

Gemeinden Labiau Land: 1 Deimemünde, 2 Deimetal, 3 Gr. Pöppeln mit Fö Kl. Pöppeln, Imbärwalde, Kl. Bärwalde, 4 Haffwinkel, 5 Hallenau, 6 Kreuzweg mit Kl. Kreuzweg, Glückshöfen und Eichwalde, 7 Reiken mit Kl. Reiken, 8 Rinderort, 9 Rothöfen mit Steinfeld und Waldhausen, 10 Friedrichsburg mit Adl. Bärwalde, Gr. Bärwalde, Gr. und Kl. Ernstburg, Ottoburg Thegenwalde, 11 Goldberg mit Adl. Gründen, Gründenhof und Westenhöfen.

 

Kirchspiel Laukischken:

Otto Augstein (24a) Otterndorf, Müggendorfer Str. 3a;

Ob.-Forstm. Fritz Scharfetter, Sorsum 8, Kr. Hildesheim.

 

Gemeinden: 1 Alt Gertlauken mit Gr. Gertlauken, Kl. Gertlauken, Kolonie Gertlauken und Forstamt, 2 Bartelshöfen mit Gr. Mühlwalde und Gr. Wannegen, 3 Burgsdorf mit Schönwalde und Kl. Burgsdorf, 4 Deimehöh mit Rathswalde und Fö Kl. Fließ, 5 Eichenberg mit Kl. Eichenberg, Gr. Schmerberg, Heidenberg, Papsten, Peschlitz, Sondberg, Fö Steingrenz, 6 Heiligenhain mit Kol. Friedrichsfelde, 7 Hirschdorf mit Kl. Hirschdorf, 8 Jorksdorf mit Kol. Rudlauken, 9 Kirschbeck, 10 Kirschkeim, 11 Krokau, 12 Laukischken mit Adl. Paddaim, Kl. Mühlwalde und Kl. Wannegen, 13 Mauern mit Fö Mauern, 14 Neuenrode, 15 Perdollen, 16 Peremtienen mit Fö Müllerhorst und Fö Peremtienen, 17 Rotenfeld mit Meißnershof, 18 Schlicken mit Friedrichsbruch, Modlauken, Meyerhof, Neuholland und Tuttenberg, 19 Steindorf mit Kl. Steindorf und Steinrode, 20 Waldwinkel, 21 Erlenwald, Forstamt, Fö Hindenburg, Fö Schönbruch, Fö Lenkhügel, 22 Pfeil mit Forstamt Pfeil, Fö Franzrode, Fö Neuenrode, Fö Grabenwald, Fö Waldwinkel, Fö Wildhügel und Torfwerke Jorksdorf.

 

Kirchspiel Gr. Baum:

Artur Braunert-Stuttgart-Hofen, Hofener Straße 493;

Gustav Neufang (24a) Echem-Bullendorf üb. Lüneburg.

 

Gemeinden: 1 Gr. Baum mit Forstamt Neu-Sternberg, Fö Gr. Baum, Fö Ottergrund, Fö Wasgien Birkenhöfen und Augstegirren, 2 Eichenrode mit Fö Böhmswalde und Fö Eichenrode, 3 Hagenwalde, 4 Pogarben, 5 Schanzkrug mit Neu-Schanzkrug und Fö Schanzkrug.

 

Kirchspiel Ludendorff: Walter Augstein (24a) Osten/Oste, Fährstr. 75;

Albert Stößer, Hamburg 33, Kl. Gartenverein Ohlsdorf IV/350.

 

Gemeinden: 1 Haffwerder, 2 Hindenburg mit Grabenhof und Fö Haffwerder, 3 Ludendorff mit Mövenort und Heidendorf.

 

Kirchspiel Gilge: Albert Daudert (24b) Sommerland-Dickermühle 8, P. Siethwende;

Gustav Windeit-Oldesloe, Hamburger Str. 73.

 

Gemeinden: 1 Gilge mit Forsthaus Gilge, 2 Elchwerder, 3 Marienbruch mit Forstgutsbez. Tawellenbruch.

 

Kirchspiel Liebenfelde: Erich Hundsdörfer (23) Beckedorf 2 b. Bremen-Blumenthal;

Adalbert Preuß (24b) Satrup-Angeln.

 

Gemeinden: 1 Auerfelde mit Geden, 2 Auerwalde, 3 Ehlertfelde, 4 Erlenfließ mit Kolonie Neuendorf, 5 Heiderode, 6 Kornfelde mit Bünden und Forstreutershof, 7 Kornhöfen mit Karklienen, 8 Lindenhorst mit Fö Lindenhorst, 9 Mühlenau mit Borehlen, 10 Neuwiese mit Fö Neuwiese, 11 Panzerfelde, 12 Plicken, 13 Timberhafen mit Schmallenberg und Fö Schmalenberg, 14 Kl. Erlenfließ, 15 Löwenberg, 16 Siedlung Auerwalde, 17 Fö Escherwald, 18 Fö Auerwalde, 19 Fö Plicken, 20 Fö Eiche.

 

Liebenfelde Ort:

Willi Erdmann (24b) Lockstedter Lager, Lohmühlenweg 22;

Walter Schulz (24a) Essel, Kr. Stade. — Liebenfelde mit Gut Alt Sternberg, Forstamt Alt Sternberg, Alt Löwenthal, Friedrichsmühle, Fö Grotfeld, Friedrichsdorf, Neu Löwenthal und Kunzenwalde.

 

Kirchspiel Markthausen: Wilhelm Kaiser (17a) Niefern b. Pforzheim, Schulstr. 5;

Walter Wiese (23) Rotenburg, Bremer Str. 17.

 

Gemeinden: 1 Beerendorf, 2 Berghöfen mit Bielken, 3 Biehnendorf, 4 Bitterfelde, 5 Blumenfelde mit Kl. Blumenfelde, Göbelshof und Krauseneck, 6 Breitflur mit Fö Habichtswalde, 7 Danielshöfen mit Seegershöfen, 8 Domhardtfelde mit Neu Domhardtfelde und Friedrichswalde, 9 Gutfließ mit Schliebenwalde, Fö Guttließ und Rosenberg, 10 Habichtswalde, 11 Herzfelde mit Brachhöfen, 12 Hügelort mit Ackerhof und Scherhöfen, 13 Kalkfelde, Gr. und Kl. Kalkfelde, 14 Kl. Baum, 15 Korehlen, 16 Langenheim, 17 Liebenort mit Liebenhof, 18 Markthausen mit Kl. Markthausen, 19 Mörnersfelde mit Daudertshöfen und Hornfelde, 20 Paringen, 21 Rodenwalde, 22 Spannegeln, 23 Wartenburg, 24 Weißenbruch mit Budewald, Kreuzberg und Wolfshof, 25 Wittenrode mit Fö Heiligenfließ, 26 Dachsfelde.

 

Kirchspiel Hohenbruch:

Adolf Schiewe (23) Visbek, Kr. Vechta;

Otto Luttkus (23) Didderse, Kr. Gifhorn, Callusstr. 31.

 

Gemeinden: 1 Elchtal, 2 Hohenbruch, 3 Julienbruch, 4 Königsgrätz, 5 Langendorf mit Kl. Langendorf, 6 Moorfelde, 7 Neubruch, 8 Sadowa, 9 Schenkendorf, 10 Timber, 11 Wiepenbruch, 12 Wiepenheide, 13 Welmdeich.

 

Kirchspiel Friedrichsrode:

Artur Terner (23) Hahnenmoor b. Herzlake;

Michael Stanzius (22a) Essen-Kray, Krayer Str. 115.

Gemeinden: 1 Eversdorf, 2 Florweg mit Wilhelmswerder, 3 Franzrode, 4 Friedrichsrode, 5 Karlsrode, 6 Neu Friedrichsrode, 7 Wilhelmsrode.

 

Weitere Wahlvorschläge können dem Kreisvertreter W. Gernhöfer-Lamstedt, bis zum 5. Juli 1956

eingereicht werden, nach dem 05.07.1956 eingehende Wahlvorschläge können nicht berücksichtigt werden. Wahlberechtigt und wählbar sind alle Angehörigen der Kreisgemeinschaft Labiau, die sich zur Kreiskartei angemeldet haben und das zwanzigste Lebensjahr vollendet haben. Der Wahlvorschlag muss enthalten:

 

1. Name, Vorname, Geburtsdatum, Heimatwohnort, jetzige volle postalische Anschrift des den Wahlvorschlag Einreichenden, sowie der von ihm zur Wahl Vorgeschlagenen.

 

2. eine Zustimmungserklärung des von ihm Vorgeschlagenen. Jeder Wahlberechtigte darf nur Vorschläge für seinen Heimatbezirk einreichen. Der Wahlvorschlag darf nur enthalten:

 

Für die Kirchspiele: Kaimen 2 Personen, Gr. Legitten 2 Personen, Laukischken 2 Personen, Gr. Baum 2 Personen, Ludendorff 2 Personen, Gilge 2 Personen, Markthausen 2 Personen, Hohenbruch 2 Personen, Friedrichsrode 2 Personen. Für Labiau Stadt: 3 Personen, Labiau Land; 2 Personen, Liebenfelde Ort: 2 Personen, Liebenfelde Land: 2 Personen.

Geht bis zum 5. Juli 1956 kein Wahlvorschlag ein, so gelten die vom Kreisausschuss Vorgeschlagenen als gewählt.

W. Gernhöfer, Kreisvertreter (24a) Lamstedt-NE

 

Seite 13   Sud der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat".

 

24. Juni, 15 Uhr, Heimatkreis Allenstein. Kreistreffen, Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48, Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35 und 44.

15 Uhr, Heimatkreis Samland/Labiau, Kreistreffen, Lokal: Schultheiß, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 109, am Lietzensee, S-Bahn Witzleben.

15 Uhr, Heimatkreis Goldap, Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65. Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

14 Uhr, Heimatkreis Rastenburg, Kreistreffen, Sommerfest mit Kinderbelustigungen, Lokal: Gaststätte Lindenhof in Schulzendorf bei Heiligensee, S-Bahn Heiligensee, Bus A 14.

17 Uhr, Heimatkreis Mohrungen, Kreistreffen, Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Straßenbahn 44, 74, 77, Bus A 16.

16 Uhr, Ostpreußen-Gottesdienst in der Kirche zu Schlachtensee, Matterhornstraße.

 

21. Juli, 19.30 Uhr: Heimatkreis Königsberg. Bezirk Wilmersdorf, Bezirkstreffen, Lokal: Wolter. Berlin-Wilmersdorf. Rüdesheimer Platz 7.

7 Uhr: Heimatkreis Tilsit, Tilsit-Ragnit, Elchniederung, Kreistreffen (Kinderfest), Dampferfahrt nach Gatow ab Schloßbrücke, Berlin-Charlottenburg, Dampfer „Rheingold"; Straßenbahn 3, 54, 55, S-Bahn Jungfernheide.

 

30. Juni, 17 Uhr: Heimatkreis Braunsberg, Kreistreffen, Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, Bus A 16, Straßenbahn 44, S-Bahn Wilmersdorf.

19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Steglitz, Friedenau, Zehlendorf, Bezirkstreffen, Lokal: E. Beuche, Berlin-Steglitz, Hubertusstraße Nr. 10.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V. Rechtsanwalt Heinz Thieler, München; Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7, Telefon 44 84 32; Postscheckkonto Nr. 213 96. PSA München.

 

Windsheim. Zu einem wunderbaren Erlebnis wurde für die Landsleute eine Busfahrt nach Würzburg, an die sich eine Motorbootfahrt auf dem Main bis Veitshöchheim anschloss. Die Führung zu den berühmten Bauten der alten fränkischen Bischofsresidenz hatten Vorstandsmitglieder der landsmannschaftlichen Gruppe in Würzburg übernommen. In einem Waldrestaurant im Mainbachtal fand am Nachmittag ein fröhliches geselliges Zusammensein mit den in Würzburg wohnenden Ostpreußen statt, die herzlich zu einem Gegenbesuch eingeladen wurden.

Fortsetzung Seite 14

 

Seite 13   Suchanzeigen

Mit Foto: Achtung, Heimkehrer! Wer kann Auskunft geben über Uffz. Alfred Blumenthal, geb. 26.06.1895 in Gr.-Legitten, Kr. Labiau, Ostpreußen, zul. wohnhaft in Insterburg-Sprindt, Stadtrandsiedlung? Alfred Blumenthal war Angehöriger d. Landesschütz.-Ers.-Bat. I, 1. Komp., Pr.-Holland (1944/1945). Letzte Nachricht aus Danzig (März 1945). Soll lt. Auskunft d. Lagerarztes Dr. Fröhlich im Kgf.-Laz. 7285 (Welikije-Luki) am 06.02.1946 verstorben sein. Wer kannte meinen Mann und kann Auskunft über sein Schicksal geben? Nachricht erb. Frau Helene Blumenthal, Hamburg 23, Leibnizstraße 10 I.

 

Gesucht werden Mieter von Königsberg, die in den Häusern Löbenichtsche Schlachthofgasse 2 und Ecke Heinrichstraße – Kreuzstraße – Steindamm bis 1944 gewohnt haben. Besitzerin war Frau Marg. Geyer, Flottwellstraße 8. Meldung an Frau Frieda Kross, Bensberg-Herkenrath, Bech 6

 

Ich suche dringend folgende Personen: 1. Frieda Adelberg, Bürgersdorf bei Wehlau. 2. Frieda Kuhrau, Goldschmiede, zul. Haustochter in Trannßau. Zuschrift, erb. Erna Parczanny, Hof, Bay., Moltkestraße 25.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Mannes, Bauer und Bürgermeister Friedr. Borkowski, geb. 05.12.1881, aus Lehmannsdorf, Kreis Johannisburg, Ostpreußen? Wer hat ihn beim Russeneinfall gesehen? Mein Sohn, Unteroffizier Paul Borkowski, geboren am 03.12.1914, aus Lehmannsdorf, letzte Anschrift Pz.-Jäg.-Ausb.-Komp. 75 Graudenz, letzte Nachricht 10.01.1945? Meine Tochter Hedwig Borkowski, geboren 06.10.1922, aus Lehmannsdorf, verschleppt am 08.04.1945, soll kurz darauf im Bartensteiner Gefängnis erkrankt sein. Nachricht erbittet Amalie Borkowski, Hückelhoven, Rhld., Bahnhofstraße 4.

 

Wer kann Auskunft geben über Eduard Fabian, geb. 13.06.1884, Gr. Leukeningken, zuletzt wohnhaft Königsberg Pr., Goltzallee 18, nach dem 31. Januar 1945 kein Lebenszeichen? Wer war mit ihm zuletzt zusammen? Nachricht erb. K. Paeslack, Kreutlos, Post Unterasbach über Nürnberg.

 

In Erbschaftsangelegenheiten werden Angehörige von Helmut Walkowitz, geb. 12. Oktober 1916 in Wagenau, Kr. Johannisburg, zul. wohnh. in Maldaneien, Ostpreußen, gesucht. Die Mutter ist wahrscheinlich nach Amerika oder Kanada ausgewandert. Die Brüder sollen in der Nähe Hamburgs wohnen. Nachricht erb. Herbert Lange, Bad Schwartau, Lindenstr. 27

 

Wer kann Auskunft geben über Minna Klein, Almenhausen, Kreis Pr.Eylau (Ehemann Schneidermeister), und Schwester Minna und Schwester Hertha, aus dem Kinderheim Schatzberg, Kreis Pr.Eylau? Auskunft erb. Christel Hein, Freiburg (Br.), Tuslinger Str. 14

 

Gesucht werden Frau Preuß, geborne Nimzik, und Friedel Nitzko, früher bei der Firma Adolf Symanzik in Lyck tätig, von Bauingenieur Eduard Tetzlaff, Bergheim (Erft), Bethlehemer Str. 3, als Zeugen für die Bundesversicherungsanstalt. Falls Bekannte den Wohnort der beiden kennen, bitte ich um Benachrichtigung.

 

Rest der Seite: Stellenangebote, Stellengesuche, Werbung, Bekanntschaften

 

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Münchberg

Auf der Jahreshauptversammlung erläuterte der 1. Vorsitzende, Kurt Groddeck, den Sinn der landsmannschaftlichen Veranstaltungen, die alle heimatpolitischen Zielen dienten. Er betonte, dass es die Aufgabe des Heimatbundes sei, nicht nur alle Landsleute, sondern auch einheimische Kreise über die Zustände in den deutschen Ostgebieten zu unterrichten. Der bisherige Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt: 1. Vorsitzender Kurt Groddeck, 2. Vorsitzender Albrecht Goerke, Schriftführer Fr. Küsner, Kassierer Kurt Weichler.

 

Aschaffenburg.

Im „Lohrer Hof" fand eine außerordentliche Versammlung der Landsmannschaft der Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Memelländer, Danziger und Baltendeutschen statt, da eine Neuwahl des Vorstandes erforderlich geworden war. Der bisherige erste Vorsitzende, Landsmann Heinz Bernhard Walter, wurde mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt. Für den ausscheidenden zweiten Vorsitzenden wurde Landmann Fritz Zimmermann gewählt. Landsmann Kaminski übernahm wiederum das Amt des Kassierers, als Schriftführer und Kulturwart wurde Landsmann J. Dister bestätigt. — Wie bisher, wird an jedem zweiten Mittwoch im Monat im „Lohrer Hof" ein Heimatabend stattfinden.

 

Nürnberg.

In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde beschlossen, die bisherige örtliche Gruppe zum Kreisverband Nürnberg-Stadt und -Land zu erheben. An der Kinderverschickung Westberlin beteiligt sich der Kreisverband selbst mit einer Spende von 50 DM, zu weiteren Spenden wurde aufgerufen. — Im Anschluss an diese Versammlung fand eine „Heimatpolitische Stunde" statt, in der der Vorsitzende Walter Boehnke über „Umdenken in der Vereinzelung" sprach und dabei betonte, wie sehr es notwendig sei, zu einer wirklichen heimatpolitischen Ausrichtung der Landsmannschaften zu gelangen und einheimische Kreise durch unermüdliche Werbung darin mit einzubeziehen.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße 43.

 

Mannheim.

Auf der Juniversammlung protestierte der 1. Vorsitzende Korbanka schärfstens gegen die Äußerungen des Bundesaußenministers Dr. von Brentano und des Bundestagsabgeordneten Dr. Greve. Als Gegenbeispiel führte er die erfolgreiche Reise des Sprechers unserer Landsmannschaft, Dr. Alfred Gille, in die Vereinigten Staaten an. — Für den 4. August ist ein Sommerfest in dem dicht am Rhein liegenden Haus des Mannheimer Ruderclubs geplant. — Im Juli und August — die genauen Termine stehen noch nicht fest — werden Zusammenkünfte in den Vorstädten Neckarau und Schönau jeweils an einem Sonntagnachmittag stattfinden.

 

Gundelfingen.

Auf der letzten Zusammenkunft berichtete der Vorsitzende Ranglack über das Pfingsttreffen in Ulm. — Am 14. Juli, 20 Uhr, wird in der Bahnhofswirtschaft ein Lichtbildervortrag „Nördliche Wanderung in Ostpreußen" stattfinden.

 

Heidelberg.

Die Ordensstadt Marienburg war das Thema einer Gedenkstunde der landsmannschaftlichen Gruppe. Aus seinem vielseitigen Wissen als letzter Oberbürgermeister dieser Stadt berichtete Oberregierungsrat Pawelzik in einem kenntnisreichen Vortrag über das Schicksal der Burg und der Stadt. Lichtbilder vermittelten eine Vorstellung von der Pracht und der Schönheit des Hochmeisterschlosses. Ein kunstvolles Modell zeigte die Einzelheiten der gewaltigen Burganlage auf. Der aus Pommern stammende Opernsänger Raimond Böttcher brachte das Melodrama „Die Mette von Marienburg" von Felix Dahn zur Aufführung, die diesem gehaltvollen Abend den tiefsten Eindruck verlieh. Der Vorsitzenden, Frau von Groeben, wurde für ihre Verdienste um die landsmannschaftliche Arbeit eine besondere Ehrung zuteil.

 

Ebingen.

Am Freitag, dem 29. Juni, 20 Uhr, werden in der Gaststätte „Eintracht" sieben Tonfilme von Ostpreußen vorgeführt werden. Für August ist ein weiterer Tonfilmabend vorgesehen.

 

BREMEN

Vorsitzender der Landesgruppe Bremen: Rechtsanwalt und Notar Dr. Prengel, Bremen. Hamburger Straße 88/90.

 

Bremen.

Die Teilnehmer zu der viele Überraschungen versprechenden „Fahrt ins Blaue" werden sich am Sonntag, dem 24. Juni, um 8.30 Uhr am Domshof versammeln. Da noch einige Plätze frei sind, können auch Landsleute, die ihre Beteiligung nicht fristgerecht angemeldet haben, mitfahren.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14.

 

Aldenhoven.

Der 1. Vorsitzende, Preuschoff, empfahl auf der letzten Zusammenkunft bei den Kommunalwahlen dahin zu wirken, dass die Heimatvertriebenen in den Gemeinderäten stark vertreten würden. Er schilderte dann das Elend der ostpreußischen Kinder in Ostberlin und in der sowjetisch besetzten Zone und bat die Landsleute, durch eine Spende die Not lindern zu helfen. Obwohl in Aldenhoven nur eine kleine Landgruppe ist, kam ein schöner Betrag zusammen. Der DJO-Gruppe, die ebenfalls von Landsmann Preuschoff geführt wird, und die auf der Zusammenkunft Lieder vortrug und Volkstänze aufführte, stiftete Landsmann Herhut einen Geldbetrag. Die Jugend freut sich darauf, nun bald einen eigenen Wimpel mit der Elchschaufel führen zu können.

 

Witten/Ruhr.

Da auf der Versammlung am 23. Juni im Joseph-Saal, Herbeder Straße, wichtige Angelegenheiten besprochen werden, wird um zahlreiches Erscheinen der Landsleute gebeten.

 

Mülheim-Ruhr.

Die Kreisgruppe, die schon wiederholt hochwertige, von der alteingessenen Bevölkerung stark beachtete kulturelle Veranstaltungen durchgeführt hat, veranstaltete am 6. Juni im Altenhof einen Kulturabend, der sehr gut besucht war. Der Vorsitzende Fritz Gallmeister dankte allen, die seine Bestrebungen, den Gedanken an die verlorene Heimat wach zu halten, unterstützen. Reicher Beifall bedachte Frau R. L. Schimkat für ihre besinnlichen und heiteren Vorträge, sowie den von Ingenieur Edgar Lieb geleiteten Chor der Vereinigten Landsmannschaften und das Mülheimer Streichquartett für ihre Darbietungen. Herzliche Anerkennung fand das von Landsmann Kaiser verfasste Gedicht „Ferne Heimat".

 

Recklinghausen.

Am Sonnabend, 23. Juni, 20 Uhr, wird Landsmann A. König in der Gaststätte Eschenbruch einen Vortrag „Kennst du diese Heimat?" halten. Dazu wird die Bildreihe „Masuren" vorgeführt werden.

 

Groß-Dortmund.

Am Dienstag, 26. Juni, 20 Uhr, wird auf der Monatsversammlung im Hotel Industrie, Mallinkrodstraße 210 - 214, Amtsrat Harde über den Lastenausgleich sprechen. Nach dem Vortrag werden Fragen beantwortet werden. — Am Sonnabend, 28. Juli, 20 Uhr, im Hotel Industrie, wird ein großes Sommerfest unter Mitwirkung von Ruth-Luise Schimkat stattfinden. Für Unterhaltung ist reichlich gesorgt. Für Mitglieder Karten im Vorverkauf 1,-- DM, an der Abendkasse 1,50 DM; Gäste 2,-- DM. Vorverkauf bei Frau Bodenbinder, Dortmund, Bornstraße 143, Ruf 34 504, und Herrn Haase, Dortmund, Haydnstraße 68, Ruf 35 234. — Für Sonntag, den 26. August, ist ein Ausflug in den Schwerter Wald zur Gaststätte „Freischütz" geplant. Beginn 11 Uhr vormittags. Mittagessen (Königsberger Klopse) für Mitglieder und Kinder bis zu 14 Jahren frei. Für die Kinder sind Belustigungen und Überraschungen vorgesehen. Die Hin- und Rückfahrt bezahlt jeder selbst. Eine Fahrt innerhalb Groß-Dortmund (beliebiger Einstieg) kostet 0,75 DM. Die Straßenbahn fährt bis Hörde, ab Hörde Bus bis Freischütz. Um rechtzeitige Anmeldung wird gebeten. Für Inhaber beitragsfreier Mitgliedskarten sind alle Veranstaltungen frei. — Die Jugendgruppe hat jeden Donnerstag um 20 Uhr ihren Gruppenabend in der Knabenmittelschule, Lange Straße 84, Eingang über den Hof. Straßenbahnlinie 6 und 12 bis Heinrichstraße. Knaben und Mädchen mögen sich zwecks Neuaufnahme dort beim Jugendleiter melden. — Die nächsten Kaffeestunden der Frauengruppe werden am 25. Juni und 9. Juli im Hotel Industrie stattfinden.

 

Essen-Steele.

Am 24. Juni, 16 Uhr, wird Dr. Lukat bei Schürrmann, Essen-Steele, Krayer Straße, einen Lichtbildervortrag „Erinnerungen an die Bauten des Deutschen Ostens" halten.

 

Bochum.

Aus Anlass des Treffens der Memelkreise am 24. Juni in Bochum wird die Kreisgruppe ab 19 Uhr einen Ostpreußenabend veranstalten, auf dem erstmalig eine ostpreußische Blaskapelle spielen wird. Alle in Bochum und in der Umgegend wohnenden Landsleute werden gebeten, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. — Kürzlich fand ein Filmabend statt. Der 1. Kreisvorsitzende, Bernhard Elke, betonte in einer Ansprache, dass jeder, der seine Heimat liebe, auch für sie eintreten und arbeiten müsse; dies sei das Gebot der Stunde.

 

Lübbecke.

Auf der letzten Versammlung berichtete ein Heimkehrer über seine Erfahrungen in der russischen Gefangenschaft und in der sowjetisch besetzten Zone. Danach erörterte Rektor a. D. Hardt die Äußerungen verschiedener Politiker des Landes hinter der Oder-Neiße-Linie. Unter starkem Beifall aller Anwesenden verurteilte der Redner diese irrigen Meinungen.

 

Opladen.

Der zweite Vorsitzende, Brunk, wandte sich in einer scharfen Erklärung auf einem Heimatabend im Hotel Hohns gegen die Äußerungen des Bundesaußenministers Dr. von Brentano und des Abgeordneten Dr. Greve. Kulturwart H. Gehrmann zeigte schöne Aufnahmen aus Ostpreußen und einer Auswahl seiner in Portugal aufgenommenen Farbaufnahmen. In Vorträgen wurde die plattdeutsche Mundart laut. — Am Sonntag, 8. Juli, 7 Uhr, wird ein Busausflug zur „Gruga" nach Essen, zum Baldeney-See und zu den Ausgrabungsstätten im Neandertal unternommen werden. Fahrpreis für Erwachsene 7,-- DM, für Kinder die Hälfte. Karten können beim Vorstand und bei den Helfern bestellt werden, unter gleichzeitiger Zahlung des halben Fahrpreises. Rechtzeitige Anmeldungen erbeten. — Die sonst üblichen Heimatabende fallen im Juli, August und September aus; der nächste wird am 6. Oktober im Hotel Hohns aus Anlass des Erntedankfestes stattfinden.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Helmut Gossing, Hannover, Anzeiger-Hochhaus, Goseriede 5/6; stellvertretender Vorsitzender H. L. Loeffke, Lüneburg, Vor dem neuen Tore Nr. 12, „Meyers Garten".

 

Bad Oeynhausen.

Frohe Stimmung herrschte auf einem Omnibus-Ausflug zum Solling, über Kloster Corvey, nach dem Trakehner Gestüt Neuhaus. Eine schöne Eichenallee führte zu den Weidekoppeln. Der Verwalter des Gestüts, Landsmann Quintern, führte die Teilnehmer zu den Pferden, die sogar bis ans Gatter kamen. Sie ließen sich streicheln, die Hälse beklopfen und waren recht vertraut zu den Besuchern. Einer Besucherin gelang es sogar, ein Pferd zum Lachen zu bringen; dies löste allgemeine Heiterkeit aus. Der stille Beobachter konnte aber auch rührende Begrüßungsszenen sehen, die wie ein stiller Gruß der Heimat wirkten. Es gibt in der Herde noch drei Stuten, die in Trakehnen geboren sind und den großen Treck im Schreckenswinter 1945 gut überstanden haben. Die Heimreise erfolgte über Hameln — Vlotho. Ein Beisammensein im Lokal des Landsmanns Waschkewitz beschloss den schönen Tag. Einer jungen Finnin, die als Gast an der Fahrt teilnahm, wurde vom Vorsitzenden zur Erinnerung an diesen Besuch die Nadel der Landsmannschaft als „Das Abzeichen mit der Elchschaufel" überreicht.

 

Sulingen.

Eine Lichtbildreihe führte die im „Lindenhof" anwesenden Landsleute auf die altvertrauten Wege der Heimat am Frischen Haff entlang bis zur Bernsteinküste. — Der Vorsitzende Schmidt umriss in einer Ansprache die wichtigsten Geschehnisse der letzten Monate und bezeichnete das bisherige Ergebnis der „Ferienaktion Berliner Kinder" als niederdrückend. Eine Sammlung in Form von Spendenlisten wurde beschlossen. Als erste Hilfe hat die Sulinger Gruppe bereits einen Betrag für Kinderhilfe überweisen können. — Einen schönen Widerhall hat der im Ostpreußenblatt erschienene Bericht „Das Beispiel Sulingen" gefunden, in welchem der ostkundliche Unterricht an der Mittelschule in Wort und Bild veranschaulicht wurde. Wie aus Briefen hervorgeht, ist der Bericht nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch im Ausland, u. a. in Kanada, gelesen worden. Dass der Verfasser auf diese Weise nach 35 Jahren einen lange gesuchten Schulkameraden der Hindenburg-Oberrealschule in Königsberg fand, ist ebenfalls erfreulich. — Für den Tag der Heimat ist eine Fahrt nach Göttingen vorgesehen. — Das Juli-Treffen fällt aus. Die nächste Zusammenkunft wird am 13. August im „Lindenhof" stattfinden.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf: Geschäftsstelle: Hamburg 13. Parkallee 86: Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Wandsbek: Am Sonnabend, 30. Juni, um 20 Uhr findet im Bezirkslokal Lackemann, Wandsbek, Hinterm Stern 4, unser Sommerfest statt. Landsleute aus anderen Stadtbezirken sowie Gäste herzlich willkommen.

 

Eimsbüttel: Am Sonntag, 1. Juli, Ausflug nach Friedrichsruh. Abfahrt Hauptbahnhof 8.56 Uhr nach Aumühle. Treffen Bahnsteig 2. Treuburger und Gäste sind herzlich eingeladen. Fahrtkosten 1,20 DM. Im Juli findet keine Versammlung statt.

 

Fuhlsbüttel: Am Dienstag, 3. Juli, um 20 Uhr Monatsversammlung im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1.

 

Altona: Im Juli fällt der Heimatabend aus.

 

Billstedt: Am Sonnabend, 14. Juli, 19.30 Uhr, im Vereinslokal Koch, Billstedt, Billstedter Hauptstraße, Filmabend. Anschließend gemütliches Beisammensein. Für gute Musik ist gesorgt. Mitgliedskarten bitte mitbringen. Unkostenbeitrag 0,50 DM.

 

Elbgemeinden: Die Veranstaltung im Juli fällt aus.

 

Kreisgruppenversammlungen

Insterburg: Sonnabend, 7. Juli, 20 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83.

 

Treuburg: Am Sonnabend, 14. Juli, ab 19 Uhr in der Gaststätte Steenbock (Schultheiß), Hamburg 13, Beim Schlump 29. Sehr wichtige Besprechung, zahlreiches Erscheinen notwendig. Zu erreichen mit Straßenbahn 3 und 16 sowie S- und U-Bahn.

 

Unsere Jugend trifft sich:

Altona und Elbgemeinden: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße Nr. 131. Nächster Abend am 27. Juni. — Kindergruppe: Zusammenkunft Donnerstag, 28. Juni, um 16 Uhr im Hotel „Stadt Pinneberg", Altona, Königstraße 260.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim. Wittenkamp 17 a.

 

Billstedt: Jugendgruppe: Jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr im Jugendheim, Horner Brückenweg Nr. 24.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Jeden Dienstag von 15.30 bis 17.30 Uhr im „Heim der offenen Tür", Bundesstraße 101.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Nächste Zusammenkunft Montag, 25. Juni, von 17.30 bis 19.30 Uhr im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1. Die Kinderstunden im Monat Juli fallen aus und beginnen erst nach den großen Ferien wieder.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Heimabend jeden Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim, Winsener Straße 72 a, am 27. Juni Singen, am 4. Juli Volkstänze. — Am Sonnabend, 23. Juni, Wochenendfahrt mit Fahrrad nach Mölln. Treffpunkt 14.30 Uhr und 17.30 Uhr Bahnhof Harburg, mit S-Bahn bis Bergedorf (Fahrrad wird aufgegeben), dann mit dem Fahrrad nach Mölln. Übernachtung in der Jugendherberge. Rückfahrt Sonntagnachmittag. — Kindergruppe: Jeden Freitag, 15.30 Uhr, Jugendheim, Winsener Straße 72 a. Treffen der Kindergruppe (sechs bis zehn Jahre) und der Jugendschaft (elf bis vierzehn Jahre), erstmalig am 22. Juni.

 

Kundgebung der Heimatvertriebenen

In Harburg trafen sich erstmalig alle landsmannschaftlichen Verbände am Sonnabend, dem 9. Juli, zu einer gemeinsamen Kundgebung unter Leitung des Bezirksleiters Harburg-Wilhelmsburg der Landsmannschaft Ostpreußen. Landsmann Naujokat. Landsmann Naujokat wies im Hinblick auf die heutige politische Lage darauf hin, dass heute mehr denn je alle Vertriebenen fest zusammenhalten müssen, damit ihre berechtigten Forderungen immer wieder aller Welt vor Augen geführt werden. Nach Vorträgen und Darbietungen der Ost- und Westpreußen, Sudetendeutschen, Pommern, Schlesier, Sachsen blieben die in großer Zahl erschienenen Landsleute noch bei Tanz und Spiel lange zusammen. Dieser Abend bewies die Verbundenheit der Heimatvertriebenen aus den Gebieten ostwärts der Oder-Neiße und der Mittelzone und deren gemeinsames Wollen. Die auch zahlreich erschienenen Einheimischen nahmen von diesem Abend einen starken Eindruck mit nach Hause.

 

Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen: Nächste Zusammenkunft am Mittwoch, 4. Juli, um 20 Uhr in der „Alsterhalle". An der Alster 83. Gäste willkommen.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II

 

Uetersen: Der Vorsitzende Tinschmann gab auf der Juniversammlung einen Überblick über die die Heimatvertriebenen angehenden Ereignisse der letzten Wochen und unterzog sie einer Kritik unter Hinweis auf die Stellungsnahmen der Sprecher der Landsmannschaft bei den großen Heimattreffen. Regen Anklang fanden die sehr eingehenden Schilderungen des Brauchtums im Ermland von Landsmann Preuschoff. – Am 1. Juli, 7 Uhr, werden sich die Teilnehmer an dem Ausflug nach Lauenburg und in den Sachsenwald am Café von Stamm treffen.

 

Schleswig. Am 12. Juni veranstaltete die landsmannschaftliche Gruppe einen Heimatabend in der Aula der Domschule. Der 1. Vorsitzende, Wlottkowski, forderte die Landsleute auf, heute nicht lau und gleichgültig zu bleiben, und das große Ziel niemals aus den Augen zu verlieren. Der 2. Vorsitzende des Landesverbandes, Rechtsanwalt Reinholf Rehs, MdB sprach in einem anderthalbstündigen Vortrag über die Schicksalsaufgaben der Heimatvertriebenen und die Wege zu ihrer Lösung. Der Vortragende wurde in seinen Ausführungen oft von dem Beifall seiner aufmerksamen Zuhörer unterbrochen. Die liebenswerte Künstlerin Hilja Rathje, Eckernförde, einfühlend von Studienrat Dr. Neumann begleitet, erfreute die Landsleute durch den Vortrag ostpreußischer Heimatlieder.

 

Ahrensburg. Am 19. August wird die landsmannschaftliche Gruppe einen Ausflug unternehmen, der voraussichtlich in die Heide führen wird. Ferner ist für den 6. Oktober ein Erntefest im „Lindenhof“ geplant. Ein noch lange nachhallender Erfolg war einem Autorenabend beschieden, auf dem Gertrud Papendick aus eigenen Werken las und Balladen von Agnes Miegel vortrug. Darbietungen heimatlicher Lieder urch den Ostpreußenchor fügten sich u dem dichterischen Wort. Der Dirigent, Wily Passenheim – dessen Stimme früher im Sender Königsberg zu hören war -, sang zur Freude von Gertrud Papendick das von ihr gedichtete „Ostpreußische Reiterlied“.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 98. Geburtstag

am 7. Juli 1956, Frau Ottilie von Kéler, geborene Zencke, aus Allenstein, Bahnhofstraße, jetzt mit ihrer Tochter Edith Schmerberg, ebenfalls aus Allenstein, in Celle/Hannover, Jakobiweg 4. Die Kreisgemeinschaft Allenstein gratuliert sehr herzlich.

 

Zum 91. Geburtstag

Am 24. Juni 1956, Landwirt Rudolf Pasenau, aus Ballenden, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch seinen Sohn Walter in (24a) Lübeck, Marquardplatz 5, zu erreichen.

 

zum 90. Geburtstag

am 17. Juni 1956, Frau Wilhelmine Kirpeit, geb. Modran, aus Memel, jetzt in Essen-Ost, Eickenscheidterfuhr 198. Die landsmannschaftliche Gruppe gratuliert herzlich.

 

am 25. Juni 1956, Sattlermeister Rudolf Rose, aus Deutschendorf, Kreis Pr.-Holland, jetzt bei seinem Sohn Rudolf in Stutebüll (Schule) über Kappeln, Schleswig-Holstein. Das Schicksal seiner Ehefrau, die er auf der Flucht in Heiligenbeil aus den Augen verlor, ist bisher nicht geklärt worden.

 

am 27. Juni 1956, der Landwirtswitwe Barbara Koytek, geb. Boenigk, aus Ridbach, Kreis Rößel, jetzt bei ihrer Tochter Elisabeth Grunau in Haselünne, Kreis Meppen, Meppener Straße 29.

 

am 29. Juni 1956, Frau Auguste Werner, geb. Rudat, aus Liebenfelde, Kreis Labiau, jetzt in (24 b) Buchholz-Stubbenberg über Burg i. Dithm., bei Wittern.

 

zum 88. Geburtstag

am 29. Juni 1956, Landsmann Franz Schirmacher, aus Heiligenbeil, jetzt bei seinem Sohn Karl in Dortmund-Eichlinghofen, Tölckestraße 13.

 

am 30. Juni 1956, Frau Marie Kamswich, geb. Fenslau, aus Passenheim, Kreis Ortelsburg, Kirchenstraße 7, jetzt in Verden/Aller, Fritz-Reuter-Weg 5.

 

zum 87. Geburtstag

am 2. Juni1956,  Marine-General-Oberstabsarzt Dr. Friedrich Markull. Er wurde als Sohn eines Stabsarztes in Norkitten bei Insterburg geboren und lebte längere Zeit in Bartenstein. In Königsberg, Berlin und Breslau studierte er Medizin; 1893 trat er in die Kaiserliche Marine ein. 1898 begleitete er Kaiser Wilhelm II. auf Ausflügen in die Umgebung von Konstantinopel und auf der Weiterfahrt nach Jerusalem. 1909 schied er wegen Erkrankung aus der Marine. Nach mehrjährigem Aufenthalt in Italien gesundete er soweit, dass er im Ersten Weltkrieg beim Heer im Osten Dienst tun konnte. Seit 1932 lebt der Jubilar unter der Obhut einer Nichte in Göttingen, Beethovenstraße 13 b. Dort nimmt er am landsmannschaftlichen Leben regen Anteil.

 

zum 85. Geburtstag

am 22. Juni 1956, Frau Henriette Noreiks, geb. Kamutzki, aus Gumbinnen, Wilhelmstraße 10, jetzt in Altenkanstadt, Kreis Lichtenfels/Oberfr., bei ihrer Tochter Gertrud Lübcke.

 

am 30. Juni 1956, der Witwe Emma Dammasch, geb. Buddrick, aus Tilsit, Moltkestraße, jetzt in Düsseldorf 10, Kaiserswerther Straße 258.

 

zum 84. Geburtstag

am 7. Juni 1956, Landsmann August Herrmann aus Lichtenfeld, Kreis Heligenbeil. jetzt bei seiner Tochter Marie Schirrmacher in Krempe, Holstein, Süderstraße 39. Kürzlich wurde er Ururgroßvater. Die landsmannschaftliche Gruppe gratuliert herzlich.

 

zum 83. Geburtstag

am 19. Juni 1956, Frau Elisabeth Jensen, geb. Buchsteiner, aus Königsberg, jetzt bei ihrer Tochter in Papenburg/Ems, Hauptkanal r. 101.

 

am 23. Juni 1956, Frau Henriette Adomat, aus Tilsit, Schmiedestraße 19, jetzt in Zeven-Aspe, Rosenweg Nr. 9.

 

am 24. Juni 1956, Frau Mathilde Buik, geb. Waleschkowski, aus Allenstein, Zimmerstraße 5a, jetzt mit ihrem Ehemann in Ziegenhain, Bezirk Kassel.

 

am 28. Juni 1956, Frau Marie Bast aus Neukuhren, Fischersiedlung, jetzt bei ihrem Sohn, Fischermeister Karl Bast, Heiligenhafen, Danziger Straße 6. Die noch sehr rege Jubilarin, die in Cranz geboren wurde, ist vielen Landsleuten, die ihre Sommerfrische in Neukuhren verbrachten, als „Flunderfrau" bekannt. Sie verkaufte ihre selbstgeräucherten, noch warmen Flundern, die so gern von den Ausflüglern am Sonntagabend für die Daheimgebliebenen mitgenommen wurden, am Hausfrauenverein Neukuhren.

 

zum 82. Geburtstag

am 2. Juni 1956, Frau Wilhelmine Kielich, aus Allenstein, jetzt in Neu-Erkerode bei Braunschweig, Altersheim.

 

am 20. Juni 1956, Landsmann Carl Pallentin, aus Hochkrug-Maulen bei Haffstrom, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Der Jubilar war bis zur Vertreibung bei den Königsberger Kalk- und Mörtelwerken als Schiffsführer tätig. 1953 konnte er mit seiner Ehefrau die Goldene Hochzeit feiern. Er ist durch Georg Budnik, Köln-Ostheim, Grevenstraße 30, zu erreichen.

 

am 26. Juni 1956, Landsmann Michael Leska, aus Alt-Keykuth, Kreis Ortelsburg, jetzt in Lübeck-Stockelsdorf, Ahrensböckener Straße 106.

 

am 27. Juni 1956, der Lehrerwitwe Ida Wächter, geb. Stephan, aus Ortelsburg, jetzt bei ihrer Tochter Margarete Quednau in Wiesbaden, Adelheidstraße Nr. 65.

 

am 28 Juni 1956, Landsmann Hermann Schulz, aus Bartenstein, Saarstraße 11, jetzt in Lübeck, Beckergrube Nr. 72.

 

zum 81. Geburtstag

am 21. Juni 1956, Postbetriebsassistent a. D. Hans Henko, aus Insterburg, Soldauerstraße 24, jetzt in (24a) Tostedt, Weidenweg 5.

 

am 27. Juni 1956, der Revierförsterwitwe Meta Schikorr, geb. Knapp, aus Goldap, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Charlotte Grau in (24a) Otterndorf, vonKlinck-Straße 6d.

 

am 28. Juni 1956, Landwirt Julius Bronnert, aus Gr.-Brittanien, Elchniederung, jetzt in Oldenburg i. O., Cloppenburger Straße 302.

 

am 30. Juni 1956, Oberpflegerin R. Berta Klemm, geb. Melzer, aus Liebenfelde, Kreis Labiau, jetzt bei ihrer Nichte, Frau Lena Neudenburger, in Hohnstorf, Post Bevensen, Kreis Uelzen. Die Jubilarin ist seit sechs Jahren bettlägerig.

 

am 30. Juni 1956, der Witwe Auguste Winkler, aus Königsberg, Jägerstraße 21, jetzt in Hoisdorf über Ahrensburg/Holstein.

 

am 30. Juni  1956, Frau Rudowika Baltruweit, aus Tilsit, Stiftstraße 12 a, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter in Berlin-Friedenau, Bornstraße 3.

 

zum 80. Geburtstag

am 22. Juni 1956, der Diplom-Handelslehrerin Margarethe Gronwald, Inhaberin und Begründerin der Privat-Handelsschule Gronwald in Königsberg, Kaiserstraße. Nach ihrer Vertreibung führte sie zusammen mit ihrer Schwester, der Fachlehrerin Frau Burian, unter dem alten bekannten Namen ihre Handelsschule in Inzigkofen bei Sigmaringen weiter, bis sie im vergangenen Jahr infolge völliger Erblindung ihre Tätigkeit einstellen musste. Sie lebt unter ärztlicher Betreuung im Sigmaringer Krankenhaus.

 

am 26. Juni 1956, Frau Helene Schmidtke, geb. Brien, aus Meddicken, Kreis Memel, jetzt mit ihrer Tochter in Pattensen/Leine, Burgweg 6.

 

am 26. Juni 1956, der Altbäuerin Maria Kenklies, geb. Dommasch, aus Alt-Sellen/Elchniederung, zuletzt in Tilsit. Sie wohnt bei ihrem Schwiegersohn, Telegraphensekretär W. Preugschas, Husum, Kuhstieg 4.

 

am 27. Juni 1956, Landsmann Karl Trennert aus Gr.-Gablick, Kreis Lötzen, jetzt in Offensen Nr. 16 über Zeven. Obwohl er seit 1933 erblindet ist, nimmt der Jubilar lebhaften Anteil am Zeitgeschehen.

 

am 29. Juni 1956, Landsmann Wilhelm Schwark aus Altstadt, Kreis Osterode, jetzt in Billerbeck, Westfalen, Allstätte-Brock 21.

 

am 29. Juni 1956, Frau Maria Rosenfeld, geb. Hoppe, aus Königsberg, Beekstraße 5, jetzt bei ihrer Tochter Elfriede Stich in Bad Oeynhausen, Wilhelm-Rottwilm-Straße 10. Ihren Sohn Helmut konnte sie 1954 nach neunjähriger sowjetischer Gefangenschaft wiedersehen.

 

zum 75. Geburtstag

am 19. Juni 1956, Postschaffner i. R. Johannes Lukat, aus Memel, Holzstraße 15, jetzt in Pinneberg, Holstein, Holstenstraße 27.

 

am 19. Juni 1956, Landsmann Johann Nikutowski, aus Lischen, Kreis Lyck, jetzt in Oyten 362 bei Bremen, Kreis Verden.

 

am 20. Juni 1956, Frau Emma Klingebeil, aus Insterburg. jetzt in Eckernförde bei Kiel, Schulweg 3.

 

am 20. Juni 1956, Färbermeister Paul Hamann, aus Likusen bei Allenstein, jetzt in (20 b) Herzberg/Harz, Thomas-Mann-Straße 4, bei Frau Achatz.

 

am 22. Juni 1956, Lehrer i. R. Gustav Schröder, aus Altstadt, Kreis Mohrungen, jetzt mit seiner Ehefrau und Tochter Christel Kiparr in Uetersen/Holstein, Schanzenstr. 30. Nach seiner Vertreibung war er noch zwei Jahre in Haidgraben als Lehrer tätig. Neben seiner Tätigkeit als Schulleiter, Organist, Standesbeamter und Kirchenkassenrendant versah er noch dreizehn Ehrenämter. Er gehört seit Gründung der örtlichen landsmannschaftlichen Gruppe dem Vorstand als Kassierer an.

 

am 24. Juni 1956, Justizverwaltungsinspektor i. R. Johannes Krafzick, aus Sensburg, jetzt in Krefeld-Fischeln, Ganisiusstraße 37.

 

am 26. Juni 1956, Frau Ella Franke. Sie war Bahnhofswirtin in Döben, Kreis Pr.-Holland. Jetzt wohnt sie in Mölln/Lauenburg, Brauerstraße 13.

 

am 28. Juni 1956, Apotheker Arno Urban, aus Nordenburg, jetzt Berlin NW 21, Krefelder Straße 10. Seine neue Apotheke, die er in der sowjetisch besetzten Zone 1945/1946 aufgebaut hatte, wurde enteignet.

 

am 28. Juni 1956, Landsmann Georg Warszeit, aus Kugelhof, Kreis Heydekrug, jetzt in Lübeck, Niendorfer Straße 194.

 

am 29. Juni 1956, Tischlermeister Gottlieb Peter aus Tilsil, Firma G. Peter & Sohn. Er ist durch Arthur Barsuhn, (22 c) Eilendorf, Kreis Aachen, Brühl, zu erreichen.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Ich hab' den Berg erstiegen, der euch noch Mühe macht. Lebt wohl, ihr meine Lieben, Gott hat es wohl gemacht. Nach langem Leiden hat Gott meinen lieben guten treusorgenden Mann, unseren Vater und Opa, Fleischermeister Albert Rangnik, Lewitten, Kr. Pr.-Eylau, Ostpreußen, am 20. März 1956, im Alter von 75 Jahren, zu sich gerufen. In stiller Trauer: Anna Rangnik, geb. Schwarz, Horst, Holstein. Hertha Rosenbaum, geb. Rangnik. Kurt Rosenbaum und Kinder. Willi Rangnik, nebst Frau und Kindern. Hertha Rangnik, geb. Müller und Kinder, sowie alle Verwandten und Bekannten. Horst, Holstein, 12. Juni 1956

 

Am 3. Juni 1956 entschlief nach einem arbeitsreichen Leben in seinem 81. Lebensjahre mein lieber Mann, unser lieber Vater, Bruder, Schwiegervater und Großvater, Albert Scheffran, ehemals Werkmeister und Ehrenobermeister bei den Schichau-Werken in Königsberg Pr. Es war ihm nicht vergönnt, seine geliebte Heimat wiederzusehen. Im Namen der Hinterbliebenen: Marie Scheffran, geb. Mattern. Oldenburg i. O., Gartenstr. 36

 

Zum Gedenken. Zum zehnten Male jährt sich der Todestag meines lieben Mannes Kaufmann Erich Karner (Kaczmarek), geb. 23.02.1885, gest. 26.06.1946 in Hamburg-Bergedorf. Maria Karner, Allenstein, Oberstraße 6, jetzt Hamburg-Bergedorf, Oberer Landweg 17

 

Am 31. Mal 1956 entschlief in der sowj. bes. Zone im 78. Lebensjahre der Kutscher und Hofmeister, Friedrich Schwark, Rückgarben. Durch fünf Jahrzehnte hat der Heimgegangene in wechselvollen Zeiten unbeirrbar treu seine Schaffenskraft dem Gut Rückgarben gegeben. Sein Name bleibt für immer mit der Stätte seines Wirkens verbunden. Dankbar werden sein Andenken in Ehren halten, die Hinterbliebenen des letzten Besitzers von Rückgarben: Else Thiel. Katharina Thiel. Hamburg-Fuhlsbüttel, Erdkampsweg 115

 

Am 12. Juni 1956 entschlief sanft nach kurzem schwerem Leiden mein lieber herzensgute Vater, Schwiegervater und Opa, Ernst Lemke, aus Schirrau, Kr. Wehlau, im 67. Lebensjahre. Er folgte meiner lieben Mutter nach 10 ½ Jahren in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Erika Kraschinski, geb. Lemke. Helmut Kraschinski und Helgard. Hofheim (Taunus), Königsberger Weg 6.

 

Am 17. Februar 1956 ist in Oberammergau unser lieber Vater und Großvater, Heizungsingenieur Fritz Neumann, geb. 26.06.1890 in Königsberg; unserer lieben Mutter und Oma, Ella Neumann geb. Lübke geb. 01.12.1892, gest. 01.12.1949, auf dem Weg in die Ewigkeit gefolgt. Meinem seit April 1945 vermissten Mann und Vater, Lokführer Horst Volkmann, geb. 24.10.1913 zum Gedächtnis. Im Namen der Geschwister: Edith Volkmann, geb. Neumann. Ludwigsburg, Hirschbergstraße 102, früher Königsberg Pr., Schillerstraße 10, Wartenburgstraße 17

 

Am 8. Juni 1956 entschlief sanft nach arbeitsreichem Leben, fern der geliebten Heimat in Glücksburg, Amtmann Adolf Brombach, aus Schloßberg, Ostpreußen. Im Namen aller Hinterbliebenen: Werner Brombach. Scharmbeckstotel 26, Kr. Osterholz

 

Am 8. Juni 1956 entschlief sanft nach schwerem Leiden mein lieber Mann, unser herzensguter Vater, Sohn, Bruder und Schwager, Bruno Scharnowski, im 46. Lebensjahre. In stiller Trauer: Helene Scharnowski, geb. Böttcher. Marianne und Siglinde. Fischhausen, Siedlung 4, jetzt Ascheberg i. H. Musberg 10

 

Am 30. Mai 1956, um 8.30 Uhr, erlöste Gott der Herr nach einem schweren Herzleiden unsere liebe unvergessliche treusorgende Mutter, Schwieger-, Groß- und Urgroßmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Luise Schulz, geb. Gehrmann, aus Thierberg, Kr. Osterode, Ostpreußen, im 75. Lebensjahre im Krankenhaus Buxtehude. Gleichzeitig gedenken wir unserer Lieben, August Schulz, Vater; Margarete Pottek, geb. Schulz, Schwester; Fritz Schulz, Erwin Schulz Brüder, die durch den Krieg ihr Leben lassen mussten. In stillem Gedenken: Bruno Gehrke und Frau Helene Gehrke, geb. Schulz. Ulrich und Herbeit. Apensen, Kr. Stade. Otto Schulz und Frau Anna Schulz, geb. Pelz und Gertrud, sowj. bes. Zone. Wilhelm Pottek und Frau Martha Pottek, geb Schulz. Christel, Irmgard, Ruth und Klein-Wilhelm, Kl.-Bramstedt über Bassum. Unsere liebe Mutter fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Apensen.

 

Gott der Allmächtige nahm am 26. Mai 1956 nach kurzer schwerer Krankheit unsere geliebte gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Marie Aschmutat, geb. Runge, aus Wallullen, Ostpreußen, im 73. Lebensjahre zu sich in seinen Frieden. In Trauer, Liebe und Dankbarkeit: Frieda Schimkat, geb. Aschmutat. Georg Schimkat. Walter Aschmutat und Frau, geb. Luttkus. Herta Aschmutat, geb. Aschmutat. Max Aschmutat. Charlotte Kahlmeyer, geb. Aschmutat. Max Kahlmeyer und Herbert Aschmutat, beide vermisst. Gerhard Aschmutat und Frau, geb. Nagel. Enkel und alle Verwandten. Buchholz (Aller) über Schwarmstedt (Hann.)

 

Am 7. Juni 1956 verstarb im 66. Lebensjahre unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Emma Heß, geb. Rammonat. Es trauern um sie: Erna Christiansen, geb. Heß. Harro Christiansen, Feldmstr. a. D. im RAD, früher Liebenfelde bei Labiau. Adalbert Heß, vermisst in Russland. Fritz Heß, vermisst in Rumänien und fünf Enkelkinder. Tilsit, Stolbreckerstraße 79, jetzt Schleswig, Amselstraße. Die Beerdigung hat am 11. Juni 1956 in Schleswig stattgefunden.

 

Fern ihrer geliebten Heimat entschlief am 27. April 1956 nach langer schwerer Krankheit meine liebe Frau, Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Emma Faust, geb. Drewlies, im 63. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Friedrich Faust. Königsberg Pr., jetzt Heilshorn 57, Kr. Osterholz-Scharmbeck

 

Am 3. Juni 1956 entschlief sanft im Alter von 80 Jahren, fern der geliebten Heimat, meine liebe Schwester, unsere Tante, die Postassistentin i. R., Auguste Symanneck, früher Allenstein, Ostpreußen, Bahnhofstraße 28. Sie folgte ihrer älteren, vor drei Jahren verstorbenen Schwester Emilie. Im Namen der Hinterbliebenen: Clara Sowa, geb. Symanneck. Ibbenbüren, Westf., Schillerstraße 34.

 

Du warst so gut, starbst viel zu früh, ein solches Herz vergisst man nie. Am 27. Mai 1956 starb meine liebe Mutter und Großmutter, Anna Koch, geb. Kovski, früher Ludwigsort, Kreis Heiligenbeil, im 84. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Franz Koch. Ludwigsort, Kr. Heiligenbeil, jetzt Oberhochstadt bei Landau, Rheinland-Pfalz.

 

Nach langer schwerer Krankheit entschlief am 4. Juni 1956, fern ihrer geliebten Heimat, unsere liebe tapfere Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Else Kaim, geb. Scheffler, Pfaffendorf, im Alter von 69 Jahren. Wir gedenken unseres geliebten Vaters Landwirt Paul Kaim, Pfaffendorf/Sensburg, geb. 31.08.1879, gest. 19.02.1945; unserer lieben Schwestern, Brigitte Kaim geb. 04.12.1919, gest. 19.02.1945; Erika Kaim, geb. 16.11.1922, gest. 19.02.1945 und unseres Bruders Ulrich Kaim, geb. 16.05.1921, vermisst in Russland. Im Namen der Familie Kaim, Paul-Werner Kaim. Bremen-Borgfeld, Lange Streifen 17

 

Zum Gedenken an unsere liebe Mutter, Schwieger- und Großmutter, Marie Sachsze, geb. Parlow, aus Königsberg Pr????, Marienstraße 14, gestorben am 22. Juni 1946 in Königsberg Pr. Alfred Sachsze. Erna Sachsze, geb. Preuß und Rita, Großkind, früher Königsberg Pr., Kreuzburger Straße 66, jetzt Hagen, Westf., Freiligrathstraße 18. Georg Sachsze. Ilse Sachsze, geb. Hütt. Muttchen Hütt. Früher Königsberg Pr., Marienstraße 14, jetzt Herne, Steigerstr. 15.

 

Viel zu früh verließest Du die Deinen, die weinend nun an Deinem Grabe stehen. Fern der Heimat verstarb am Morgen des 10. Juni 1956 meine über alles geliebte Frau, unsere liebe Mutti, meine liebe Tochter, unsere Schwester, Schwiegertochter und Schwägerin, Charlotte Oltersdorf, geb. Laurischkat, geb. am 14. September 1928 in Worringen, Kr. Tilsit-Ragnit. In tiefer Trauer: Ewald Oltersdorf. Gaby und Hans-Werner. Gertrud Laurischkat und Kinder. Familie Erich Oltersdorf. Familie Erich Bleyer. Familie Hans Lemke. Familie Kurt Gruhn. Früher Neunassau, Kr. Insterburg

 

Am 5. Juni 1956 entschlief sanft nach langem, mit Geduld getragenem Leiden, kurz vor ihrem 80. Geburtstag, meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwägerin und Tante, Auguste Karsten, geb. Reif, früher Osterode, Ostpreußen, Blumenstraße 1.

In stiller Trauer: Karl Karsten. Erich Kley und Frau, geb. Karsten. Anny Gasche, geb. Karsten. Paul Karsten und Frau. Herta Karsten, geb. Bartsch. Karl Karsten und Frau. Kurt Karsten und Frau. Artur Kalies und Frau, geb. Karsten. Dreizehn Enkel, fünf Urenkel. Jetzt sowj. bes. Zone

 

Seite 16   Familienanzeigen

Nach kurzer Krankheit wurde am 9. Juni 1956 unser lieber Vater, Schwiegervater, Großvater und Onkel, Friedrich Lezim, Schneidermeister, früher Königsberg Pr., Unterlaak 8 – 10, im Alter von 73 Jahren aus einem arbeitsreichen Leben in den ewigen Frieden abberufen. In stiller Trauer: Käthe Lezim. Erich Lezim. Gisela Lezim, geb. Korwandtke. Joachim Lezim. Leverkusen, Berlin. Die Beerdigung fand am 13. Juni 1956 statt.

 

Am 5. Juni 1956 entschlief nach längerem, in Geduld getragenem Leiden, kurz vor der Vollendung des 90. Lebensjahres, in einem Krankenhaus in der sowj. bes. Zone unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, der Bauer Albert Czinczel, aus Ruddecken, Kreis Tilsit-Ragnit. Er folgte unserer herzensguten Mutter, gestorben am 10. Oktober 1948, und unseren jüngsten Geschwistern, Alfred, vermisst in Russland am 28. Juli 1941, und Ella, gestorben am 4. Juni 1943, in die Ewigkeit. Im Namen aller Hinterbliebenen seine dankbaren Kinder: Lehrer Fritz Czinczel und Frau Anna Czinczel, geb. Günther, Hasenmoor üb. Kaltenkirchen, Holstein. Konrektor Paul Czinczel und Frau Lisbeth Czinczel, geb. Sziegoleit, Osnabrück, Leischaftsstraße 38. Lieschen Czinczel, sowj. bes. Zone. Kriminalkommissar Albert Czinczel und Frau Traute Czinczel, geb. Heinemann, Burgsteinfurth, Leerer Straße 95, sowie zwölf Enkelkinder Die Beerdigung hat am 8. Juni 1956 in der sowj. bes. Zone stattgefunden.

 

Gestorben am 8. Juni 1956. Ein gütiges Herz, groß im Ertragen aller Schicksalsschläge, mein geliebter Lebenskamerad, Herbert Mack-Althof, ging in die ewige Heimat ein. Heta Mack-Althof auch im Namen aller Verwandten.Eddinghausen/Elze

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief am 11. Mai 1956 nach längerer Krankheit mein lieber treusorgender Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, der

Meister der Gendarmerie i. R. August Schettler, im 83. Lebensjahre.In stiller Trauer im Namen aller Verwandten: Anna Schettler, geb. Bernecker. Erwin Schettler und Frau Irene Schettler, geb. Hausendorf. Dietmar und Rosemarie, als Enkelkinder. Flensburg, Marienhof 2 a, Flensburg, Ostlandstraße 34. Früher Königsberg Pr., Roederstraße 16

 

Plötzlich und unerwartet verschied am 14. Juni 1956 mein lieber guter Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Bruder und Opa, der Viehkaufmann Max Lasarzik, im Alter von 75 Jahren. Frau Ida Lasarzik, geborene Müller, nebst Angehörigen. Treuburg, Ostpreußen, jetzt Verden, Friedrich-Wolff-Straße 19. Trauerfeier war Montag, den 18. Juni 1956, auf dem Waldriedhof Verden.

 

Am 3. Juni 1956 entschlief unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Malermeister Franz Gaudian, im Alter von 67 Jahren. Im Namen der Angehörigen: Ernst Gaudian. Angerapp, (Darkehmen), Ostpreußen, jetzt Neustadt a. Rbge., Königsberger Straße 34

 

Nach kurzer schwerer Krankheit nahm Gott der Herr unerwartet meinen innigst geliebten Mann, unseren herzensguten Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, Lehrer i. R. Hugo Preuschoff, früher Wagten bei Wormditt, im Alter von 67 Jahren, versehen mit den Gnadenmitteln unserer heiligen Kirche, zu sich in den ewigen Frieden. In tiefer Trauer: Hildegard Preuschoff, geb. Groß. Maria Neumann, geb. Preuschoff. Karl Preuschoff und Frau Edith Preuschoff, geb. Dargel. Gerhard Schwarz und Frau Elisabeth Schwarz, geb. Preuschoff. Ewald Bittner und Frau Dorothea Bittner, geb. Preuschoff und Ralf. Dietmar, Klaus, Birgitta, Heribert Steinbrecher. Uetersen, Holstein, den 9. Juni 1956, Behrs Tannen 1. Die Beerdigung fand am 13. Juni 1956 in Uetersen statt.

 

Nach einem schaffensreichen Leben ist unser lieber gütiger Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Bundesbahn-Sekretär i. R. Hermann Dreyer, früher Mohrungen, Ostpreußen, nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren friedlich heimgegangen. In stiller Trauer: Bruno Mamat und Frau Meta Mamat, geb. Dreyer. Heinrich Thieleke und Frau Herta Thieleke, geb. Dreyer. Fritz Dreyer und Frau, Berlin-Neukölln. Reinhard Dreyer und Frau, Gemünden (Main). Hermann Dreyer und Frau, Flensburg und vierzehn Enkelkinder. Braunschweig-Gartenstadt, Süntelstraße 44, Köchingen bei Braunschweig, den 6. Juni 1956. Wir haben ihn am Sonnabend, dem 9. Juni 1956, auf dem Friedhof in Köchingen zur letzten Ruhe gebettet.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief am 30. Mai 1956 unerwartet mein lieber guter Mann, mein lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Kaufmann und Gastwirt Hugo Sohn, nach einem arbeitsreichen Leben im 68. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Anna Sohn, geb. Wiechmann. Labiau, Ostpreußen, jetzt Kaltenhof bei Dänischenhagen

 

Am 12. Juni 1956 verstarb der Oberstadtdirektor der Stadt Duisburg, Gustav Klimpel. Dank seiner und des Oberbürgermeisters Seeling Initiative übernahm die Stadt Duisburg die Patenschaft über unsere Vaterstadt Königsberg. Mit warmem Herzen führte er die damit übernommenen Aufgaben durch. Für die stets bewiesene Treue und Liebe wird ihm in den Kreisen der Königsberger ein dankbares Gedenken bewahrt bleiben. Die ehemaligen Einwohner der Stadt Königsberg Pr. i. A. Hellmuth Bieske

 

Am 29. Mai 1956 entschlief unerwartet meine liebe Frau, unsere gute unvergessliche Mutti, Tochter und Schwiegertochter, Mizzi Ivenhof, geb. Gregor, im Alter von 41 Jahren. In unserer kurzen Ehe hat sie als Einheimische sich stets mit all ihrem Wissen und Können für die Belange der Vertriebenen eingesetzt. In unermüdlicher Arbeit gelang es ihr, vielen zu helfen. In tiefer Trauer: Hans Ivenhof und Angehörige. Königsberg Pr., Klosterstraße 4, jetzt Gelsenkirchen, Bismarckstraße 86. Die Beerdigung fand am 2. Juni 1956 in Gelsenkirchen statt.

 

Elise Plaumann, geb. Erdmann, Bartenstein. Geboren am 29. Juli 1882, gestorben am 30. Mai 1956. Die Angehörigen. Münchehof (Harz)

 

Dienet einander, ein jeglicher mit den Gaben die er von Gott empfangen hat. Am 6. Juni 1956 entschlief in dem Herrn nach schwerer, mit stiller Geduld getragener Krankheit meine geliebte Frau, mein guter Kamerad, unsere liebe gute Mami, Schwester, Schwägerin und Tante, Else Nordhoff, geb. Johann, früher Allenstein und Lyck. In tiefem Leid: Hans Nordhoff, Bäckermeister. Rosemarie Nordhoff. Hans-Jürgen Nordhof.f Gerhard Johann, Regierungsinspektor. Rosina Johann. Ulrich Johann. Hameln (Weser), den 11. Juni 1956, Untere Basbergstraße 49

 

Nach langer schwerer Krankheit entschlief sanft und ruhig meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter, Groß- und Urgroßmutter, Schwägerin und Tante, Rosiene Stol,l geb. Armeneit, im 81. Lebensjahre. In stiller Trauer: Albrecht Stoll. Charlotte Portofoé. Max Portofoé. Paul Sprang. Paula Sprang. Paul Armeneit. Enkel und Urenkel. Königsberg Pr., Kaiserstraße 48, jetzt Pinneberg, den 11. Juni 1956, Bahnhofstraße 41

 

Am 25. Mai 1956 nahm uns Gott der Herr, fern ihrer geliebten Heimat, meine liebe Frau, unsere treusorgende Mutter, Schwieger-, Groß- und Urgroßmutter, Martha Stumm, geb. Goetz, im Alter von 76 Jahren. Gottlieb Stumm, Fleischermeister i. R. und Kinder. Gr.-Schiemanen, Kr. Ortelsburg, Ostpreußen, jetzt Gr.-Häuslingen, Kr. Fallingbostel

 

Fern ihrer geliebten Heimat entschlief nach langem schwerem Leiden am 2. Juni 1956 meine geliebte Frau, unsere treusorgende Muttel, unser liebes Omilein, Maria Thiel, geb. May. In tiefer Trauer: Edwin Thiel und Kinder. Rudau (Samland), jetzt Oldorf über Jever. Wir haben sie am 7. Juni 1956 in Glückstadt, Schleswig-Holstein, zur letzten Ruhe gebettet.

 

Aus Vancouver, Br.-Kanada, erreichte uns die Nachricht, dass unsere liebe Jugendfreundin Lieschen Dressel, geb. Boehlke früher Soldau, Ostpreußen, im Alter von 61 Jahren, nach langer schwerer Krankheit heimgegangen ist in die ewige Heimat. Vor 28 Jahren zog sie mit ihrem Mann und drei Kindern nach Kanada, und es war ihr nicht vergönnt, ihre Lieben und die geliebte ostpreußische Heimat wiederzusehen. Mit der lieben Entschlafenen verbanden uns die schönsten Erinnerungen aus frühester Kindheit, und dankbar gedenken wir auch ihrer lieben verstorbenen Eltern, des Fleischermeisters Carl Boehlke und seiner lieben Frau, in deren gastfreiem Hause wir unvergesslich schöne Stunden verleben durften. Sie hatten stets großes Verständnis für fröhliche Jugend um sich. In Liebe und Treue und tiefem Schmerz ihre Freundinnen: Annchen Goroncy, geb. Luebeck. Ida Freytag, geb. Wagner. Käthe Marx, geb. Schittko.

 

Zum Gedenken meiner geliebten Schwester Johanna Vongehr, geb. Zerrath, geb. 08.4.1909, verstorben 1945 auf der Flucht in Ostpreußen. Es folgte ihr geliebter Mann, der Landwirt Hugo Vongehr, Lessen, Kr. Elchniederung, Ostpreußen, verstorben in russischer Gefangenschaft. Gleichzeitig gedenke ich ihres einzigen geliebten Söhnchens Dieter Vongehr, verstorben 1945 auf der Flucht in Ostpreußen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Wilhelm Zerrath, Darmstadt-Eberstadt, Wilhelmstraße 20

 

Nach langem schwerem Leiden entschlief unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Frau Magda Pawlowski, geb. Boehnke, im hohen Alter von 82 Jahren. Dieses zeigt im Namen der trauernden Hinterbliebenen an Curt Pawlowski. Königsberg Pr., Schützenstr. 3, jetzt Osthofen (Rh.), Rheinhessen, Dürkheimer Straße 1

 

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