Ostpreußenblatt, Folge 24 vom 16.06.1956

Ostpreußenblatt

Folge 24 vom 16.06.1956

Seite 1   Foto: Der Blick nach Westen

Auch dieses Bild ist in Ost-Berlin aufgenommen worden, ebenso wie das Foto, das wir in der letzten Folge auf der Titelseite veröffentlichten und das einen Mann mit einer Krücke, eine verhärmte Frau und drei blasse Kinder zeigt. Und wenn auf dem oben veröffentlichten Bild das Elend nicht so greifbar vor uns steht wie auf dem anderen, so liegt doch auch über ihm die stumme Sehnsucht, endlich einmal herauszukommen aus dieser Enge und diesem Gefängnis der Ruinen in eine freie Welt.

Unsere Feststellung, dass das bisherige Ergebnis für die Ostpreußische Kinderspende geradezu beschämend, ja niederschmetternd ist, hat einigen Erfolg gehabt. Die Zahl der gemeldeten Freiplätze ist von vier auf achtzehn gestiegen, die Summe der Geldspenden von 1900 DM auf rund 4600 DM. Freiplätze und Spenden insgesamt reichen jetzt für etwa fünfzig Kinder aus, aber auch damit ist nur die Hälfte des auch nur bescheidenen Ergebnisses vom vorigen Jahr erreicht; damals konnten mehr als hundert ostpreußische Kinder die Ferien bei uns verbringen.

Vor uns liegt die Spendenliste. Es sind mehrere hundert Landsleute, die Beträge gegeben haben, fünf, zehn und zwanzig Mark, manchmal auch fünfzig, ja hundert Mark, aber wie viele ostpreußische Betriebe und Firmen, die wieder festen Fuß gefasst haben, wie viele Landsleute, von denen wir wissen, dass es ihnen gut geht, sind in dieser Liste überhaupt nicht vertreten!

 

Wie schön dagegen das Beispiel einer 63 Jahre alten Frau. Sie übersendet eine Spende von dreißig Mark und die Spendenliste, und sie schreibt dazu: „Leider ist es mir nicht gelungen, die vorjährige Summe zu erreichen. Nachdem ich das Geld zur Post gebracht, bin ich mit Abschnitt und Liste ei den Gebern gewesen, um Rechenschaft abzulegen. Vierzehn Tage habe ich gebraucht für die Sammlung von 22 DM, an unzählig viele Herzen habe ich ohne Erfolg appelliert. Bin vier Jahre in Ostpreußen unter der Russenherrschaft gewesen und ein halbes Jahr in der Sowjetzone. Ich weiß Bescheid“. 22 DM hat diese Frau sehr mühsam gesammelt, 30 DM hat sie übersandt, - die acht Mark hat sie anscheinend selbst gespendet.

 

In der ganzen Bundesrepublik läuft eine Aktion für 20 000 Kinder aus West-Berlin einen Ferienplatz bei uns zu schaffen. Auch sie ist ein Misserfolg geworden: fünfzig Millionen Westdeutsche haben Platz nur für fünftausend Kinder – auf zehntausend Einwohner kommt also nur ein Kind! – und schon entfalten die Pankower Machthaber eine Propaganda, die 15 000 Kinder aus West-Berlin in die Sowjetzone zu nehmen! Wir wissen, was das bedeuten soll.

 

Erschöpft sich unser Wille, der Heimat zu dienen, nur noch in Worten? In den Reden auf den Treffen und in dem Beifall, den wir den Rednern spenden? Haben wir im „Goldenen Westen“ kein Herz mehr?

 

Seite 1   Der Eisberg

Wir könnten triumphieren, wenn der Anlass nicht zu traurig, zu niederschmetternd wäre. Denn wir haben rechtbehalten. Immer wieder haben wir von dieser Stelle darauf hingewiesen, wie hohl, wie verdächtig die Schlagworte sind, die seit über einem Jahr durch die Welt geistern, sei es nun das Schlagwort vom Geist von Genf, vom neuen Kurs, vom weichen Kurs, vom Tauwetter. An der sowjetischen Politik, zu diesem Schluss kamen wir immer wieder, hat sich nichts geändert.

 

Es gibt Kreise, die uns schelten, die uns verdächtigen, wir seien Gegner der von allen Menschen ersehnten Entspannung, wir seien, um im Jargon des Ostens zu sprechen, „Kriegshetzer“. Wir haben es nicht nötig, darauf mehr zu erwidern, als dass für uns die Charta der Heimatvertriebenen mit ihrem unwiderruflich ausgesprochenen Verzicht auf Gewalt und Rache verbindlich ist. Wir wünschen die einzige echte Entspannung, die es gibt, die Wiederherstellung des Selbstbestimmungsrechtes der Völker und ihres Rechts auf die Heimat. Zu diesem Ziel führt nur eine kühle, realistische Politik, die den Gegner sieht, ihn beim Namen nennt und sich nicht durch Schlagworte irreleiten lässt.

 

Wir haben recht behalten: die Ereignisse der vergangenen Woche haben abermals gezeigt, dass sich hinter den grellbunten Sommerreiseplakaten des Kreml nichts anderes befindet als der alte, die westliche Welt mit Tod und Untergang bedrohende, sowjetische Eisberg.

 

Ministerpräsident Mollet und Außenminister Pineau unterrichteten den Bundeskanzler in Luxemburg über ihre Moskauer Besprechungen. Chruschtschow hatte ihnen dort in brutaler Offenheit erklärt, Verhandlungen über die deutsche Wiedervereinigung seien zurzeit zwecklos. Denn die Sowjetzone mit ihren siebzehn Millionen Menschen im sowjetischen Machtbereich, sei Moskau lieber als selbst ein neutralisiertes Gesamtdeutschland.

 

Für den Einsichtigen, Hellhörigen ist diese Stellungnahme keineswegs neu. Aber sie ist freimütig. Chruschtschows gelegentliche Ausbrüche derber Offenheit aber stören manchmal die neue Moskauer Linie. Bezeichnend dafür war die östliche Reaktion auf die Veröffentlichung der Äußerungen Chruschtschows zur Deutschlandfrage im Westen. Heftig stieß die sowjetische Nachrichtenagentur „TASS“ ins Horn. In seiner Wiedergabe des Gesprächs mit Mollet und Pineau habe Bundeskanzler Adenauer wichtige und für die Wiedervereinigung positive Bemerkungen des KP-Chefs unterschlagen, andere — im Interesse seiner „Kriegspolitik“ — entstellt. Pankow schlug in die gleiche Kerbe, es bezeichnete Adenauers Stellungnahme zu den Äußerungen Chruschtschows als einen „Schuss gegen die zur Bonner Kriegspolitik in Opposition stehenden Kreise“.

 

Was hatte Adenauer geäußert? Dass die Russen in der Deutschlandpolitik eine Haltung einnahmen, die selbst gegenüber der Stalinära immer starrer geworden sei, dass durch gutes Zureden nichts zu erreichen sei und dass nun nichts mehr getan werden dürfe, was die Sowjets herausfordere, immer neue Opfer für die Wiedervereinigung zu fordern.

 

Wie man Chruschtschows Äußerungen, die übrigens auch von der „TASS“ nicht dementiert wurden, auch dreht und wendet, sie bedeuten dem Sinne nach: Keine Wiedervereinigung in Freiheit! Oder wer wollte etwas anderes herauslesen aus dem Satz, um den es geht und den man sich im Wortlaut merken sollte: „Uns (den Sowjets) sind siebzehn Millionen in einer sowjetischen Zone lieber als siebzig Millionen in einem vereinten neutralen Deutschland, und eine Preisgabe der sozialen Errungenschaften in der Zone kommt für uns nicht in Frage!

 

Denn das ist doch in einem Satz die sowjetische Deutschlandpolitik, wie sie Moskau praktisch betreibt und hinter der unverändert das Fernziel eines bolschewistischen Gesamtdeutschlands steht. Man kann es drehen und wenden wie man will. Auch Titos Begleiter Kardelj tat uns den Gefallen, diese unsere Ansicht zu bestätigen, als er auf einem Bankett im Kreml erklärte, die Ansichten der Sowjetunion und Jugoslawiens seien zwar nicht gleich, seien sich aber ziemlich ähnlich. So glaube auch Jugoslawien nicht, dass die Zeit für eine Wiedervereinigung Deutschlands reif sei . . .

 

Zugegeben, Moskaus Taktik ist oft geschickt, sie hat Erfolg bei den weichen Koexistentialisten, auf deren schwache Nerven sie zugeschnitten ist. Da ist zum Beispiel der Wechsel im sowjetischen Außenministerium. Molotow, Stalins treuester Gefolgsmann, die Verkörperung des „Njet“ auf zahllosen internationalen Konferenzen, musste am Vorabend des Tito-Besuches gehen. Das wurde im Westen stark beachtet. Sollte das nicht doch einen Wechsel in der außenpolitischen Haltung der Sowjetunion bedeuten? Leider ist man bei uns auch an verantwortlichen Stellen zunächst einmal immer bereit, das „Gute“ vom Osten zu erhoffen und alle negativen Deutungen und Kommentare als sture Antisowjethetze abzutun. Wer aber ist Molotows Nachfolger? Er heißt Schepilow und seine Laufbahn sagt alles. 1948 wurde er der Nachfolger des verstorbenen Leiters der gesamten Parteipropaganda Shdanow; Schepilow war als Aufseher und Antreiber der gesamten Meinungsbildung in Presse, Funk und Film eins der rabiatesten, gefährlichsten Werkzeuge Stalins. Seine Angriffe gegen Malenkow, der nach Stalins Tod dem russischen Volke nun endlich Butter statt Kanonen versprach, waren das Signal für Malenkows Sturz und die erneute Verschärfung des innerpolitischen Kurses. Ein alter Parteihase, großer marxistisch - leninistischer Ideologe und seinem neuen Herrn Chruschtschow ebenso blind ergeben wie einst dem alten Stalin, — das ist Schepilow. Er kann weiter nichts bringen als das neue alte Njet, vielleicht etwas gefälliger verpackt.

 

Immer klarer wird, dass die Abkehr von Stalin keine Abkehr vom Stalinkurs bedeutet, vor allem nicht in außerpolitischer Hinsicht. Die Lage hat sich im Vergleich zu Stalins Lebzeiten nur insofern verändert, als Moskau jetzt auf eine Schar politisch naiver Gefolgsleute im Westen rechnen kann. Oder wie soll man einige Abgeordnete anders bezeichnen, oder auch einige Minister der Regierungskoalition, die Moskau Geschenke — über die sie gar nicht verfügen — anbieten wollen, die Ostdeutschland hingeben wollen, die auf den einzigen Rückhalt, den wir haben, die westlichen Bündnisse, verzichten wollen, auch heute noch? Politisch naiv muss man auch jene Amateurstrategen nennen, die durch private Reisen die Fronten auflockern wollen und bis zum gewissen Grade auch diejenigen, die sich von der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu den Ostblockstaaten so sehr viel versprechen. Sorin hat nichts nach Bonn gebracht, über allem steht unverrückbar des Kreml bedingungsloses Nein zur Wiedervereinigung in Freiheit. Das ist durch tausend Dementis und Erklärungen, durch pausenlose Besuche und Gegenbesuche heute nicht aus der Welt zu schaffen. Auch nicht durch die nachträgliche Erklärung des französischen Außenministers Pineau, Chruschtschow habe sich nicht gegen ein neutralisiertes Deutschland ausgesprochen, sondern gegen ein neutralisiertes Deutschland, das gegen die Sowjetunion ist.

 

Chruschtschows Nein ist niederschmetternd; aber besser zu wissen, woran man ist, als im Nebel in den Abgrund zu stürzen!

 

Seite 1   Wie 11 250 000 schwere Weltkriegsbomben!

In der französischen „Revue Militaire d‘Information“ sind in einer Tabelle die Typen und Wirkungen der Kernwaffen dargestellt. So wird ausgeführt, dass die A-Bombe, die in Hiroshima zum Einsatz gelangte, 5000 Bomben des Typs Superfestung B 29 und 24 000 Granaten einer 10,5 cm Haubitze entspricht. Die Wasserstoffbombe des Typs 1955 entspricht in der Wirkung 11 250 000 Bomben und 54 Millionen Haubitzgranaten.

 

Seite 1   Der Schleier zerriss. Eine Betrachtung zur Wiederkehr des 17. Juni. Von unserem Berliner M. Pf. – Korrespondenten.

„Rettet uns! Rettet uns! Wir wollen fort!“

Mit diesem Aufschrei der Verzweiflung wurde die Reisegesellschaft des französischen Außenministers Pineau in Erwian, im tiefen Süden der Sowjetunion empfangen. Die Frauen und Männer, die dort den Kordon von Geheimpolizisten und Militär durchbrachen, waren Armenier, die 1945 auf Grund trügerischer Versprechungen der Sowjetregierung aus der Fremde in ihre Heimat zurückgekehrt waren. „Sowjetbürger, die zum ersten Mal ihren Kerkerwärtern die Stirn zu bieten wagten, schrien ihre Not und ihren Hass gegen den Kommunismus heraus. Sie spielten unter dem Schutz einer offiziellen Reisegesellschaft ihre letzte Karte, die Karte der Verzweiflung aus. Es gab erschütternde Szenen. Während sich unsere Fahrt bis dahin in einer liebenswürdigen Reisebüro-Eintönigkeit abgespielt hatte, zerriss der Schleier plötzlich. Wir hatten den menschlich konkreten Beweis des ganzen riesigen Betruges vor uns. Wir hörten erschütternde Berichte ...“ So erzählt als Augenzeuge der französische Journalist Michel Clerc.

 

Jenen Schleier, von dem Michel Clerc schreibt, zu respektieren, gehört heute zum guten Ton aller ausländischen Besucher der Sowjetunion; auch der französische Journalist hätte ihn nicht aufgedeckt, wenn ihn nicht verzweifelte Menschen vor seinen Augen zerrissen hätten.

 

Fragen wir doch nicht Chruschtschow bei Wodka und Kaviar, fragen wir die Menschen. Die verschleppten Balten, Kalmücken, Krimtataren, Wolgadeutschen, das Heer der unschuldig Verurteilten, der Zwangsarbeiter. Fragen wir doch einfach unsere Brüder und Schwestern in Mitteldeutschland.

 

Verzweiflung

Hier herrscht Verzweiflung, sagen wir es, sagen wir es immer wieder. Wenn sie auch im Alltag nicht in Erscheinung tritt, wenn sie auch nur verborgen schwelt, wenn sie uns auch vielfach nur als dumpfe Apathie, als achselzuckende Resignation begegnet.

 

Dass es Verzweiflung ist, beweisen die Augenblicke, da der Schleier zerreißt.

 

Einmal zerriss er von oben bis unten — und die Welt hielt den Atem an. Der dritten Wiederkehr jenes Tages, des 17. Juni 1953, gedenken wir heute. Verzweiflung, Empörung, Auflehnung waren es, die unsere Brüder und Schwestern damals auf die Straße trieben. Ein Jahr „Marsch zum Sozialismus“, hatte sie dazu gebracht, hatte das Maß vollgemacht, ein Jahr Bauernvertreibung, massenweiser Verhaftung von selbständigen Gewerbetreibenden, ein Jahr verschärfter Ausbeutung der Arbeiter, ein Jahr wachsender äußerer Not und unerträglichen Gesinnungsterrors.

 

Und heute? Verzweiflung ist es, was heute noch allwöchentlich rund sechstausend Menschen den Entschluss fassen lässt, alles im Stich zu lassen, Wohnung und Möbel, Haus und Hof, seit Generationen der Familie gehörendes Ackerland, die fünfzig-, sechzig jährige Familienväter den Versuch wagen lässt, aus dem Nichts von vorn anzufangen.

 

Auch auf andere Weise reißt der Schleier immer wieder. Verzweiflung lässt die Menschen Äußerungen tun, für die sie unter dem Terrorregime mit Zuchthausstrafen rechnen müssen. Verzweiflung ließ im vorigen Jahr die Greifswalder Medizinstudenten gegen die Umwandlung ihrer Fakultät in eine Militärakademie protestieren, die Dresdener Studenten kürzlich gegen das Verbot, nach Westdeutschland zu reisen. Von tausend täglichen kleinen Verzweiflungstaten und Verzweiflungstragödien in Mitteldeutschland erfahren wir gar nichts.

 

Nichts gebessert

Und das drei Jahre nach dem Volksaufstand. Es hat sich nichts gebessert. Im Gegenteil. Wir wollen gar nicht davon reden, dass es noch weniger Butter gibt als damals, dass die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern nur noch aus Engpässen besteht, dass auf vielen Gebieten noch nicht einmal wieder der kärgliche Stand von 1952, der Zeit vor dem Beginn des „Marsches zum Sozialismus“ erreicht ist; nicht reden wollen wir vom Wohnungselend, nicht von dem grotesken Zustand, dass heute niemand mehr auf Erholung fahren kann wann, wohin und wie lange er will.

 

Viel schlimmer ist ja der seelische Druck, der viel stärker empfunden wird, weil sich der außenpolitische Horizont immer mehr verdunkelt hat, und zwar besonders in letzter Zeit durch Äußerungen westlicher und östlicher Politiker. Jetzt ist der Untertan Piecks schon so weit, dass er voll Neid auf den polnischen Nachbarn schaut, der sich Dinge zu sagen erlaubt, für die hier noch die Todesstrafe droht. Vergeblich wartet er auf das leiseste Anzeichen der angekündigten „Wiederherstellung der Rechtssicherheit“.

 

Erst vorige Woche erklärte die „rote Guillotine“ Hilde Benjamin, für „Spionage und Sabotage“ bleibe die Todesstrafe weiterhin bestehen, ebenso für „Gefährdung des Friedens, die Hetze gegen befreundete Nationen und der antidemokratische Kampf gegen die Regierung der Arbeiter- und Bauernmacht“. Was die Benjamin darunter versteht, braucht wohl niemandem mehr erklärt zu werden. Die jüngst verhängten Urteile der Zonenjustiz bestätigen es: der Terror wütet weiter.

 

Was ist dagegen die bisher erfolgte Entlassung von knapp einhundert der insgesamt rund zwanzigtausend wegen ihrer antibolschewistischen Gesinnung Eingekerkerten? Und welch abscheulich blutiger Witz, dass sich unter ihnen noch viele befinden, die sich gegen eine Parteiparole auflehnten, die inzwischen längst überholt, widerrufen und in ihr Gegenteil verkehrt wurde! Solche, die Stalin der gleichen Verbrechen bezichtigten, die ihm nunmehr Chruschtschow selbst in aller Öffentlichkeit vorwarf!

 

Bauarbeiter Lemke, am 17. Juni 1953 Streikleiter der Ostberliner Baustelle Friedrichshain und deshalb zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, wurde vor wenigen Tagen entlassen. Aber wie viele, die an den Demonstrationszügen jenes historischen Tages teilnahmen, sind noch immer gefangen! Hier gedenken wir in dieser Woche ganz besonders. Für sie und all die anderen fordern wir Freiheit und zugleich für alle siebzehn Millionen Deutsche zwischen Elbe und Oder, dies Heer der Verzweifelten, in dem auch Zehntausende unserer Landsleute mitzuziehen verdammt sind.

 

Vulkanische Gewalt

Der 17. Juni ist uns nicht nur Erinnerungstag an einen historischen Augenblick, in dem die Verzweiflung von Millionen sichtbare Gestalt annahm. Er ist nicht nur nationaler Feiertag, an dem vom geschmückten Pult Worte erklingen, die ja ohnehin das Morgen- und Abendgebet von uns Heimatvertriebenen auch im Westen sind.

 

Der 17. Juni ist nicht vergangen und vorbei, solange die deutsche Frage nicht im Geist der Freiheit gelöst ist. Und in diesem Sinne ist er kein historischer Tag, sondern ein Tag der Zukunft, ein Tag der Hoffnung.

 

Er lenkt den Blick weg von den grünen Tischen der Diplomaten, an denen seit eh und je so viel Unheil und so wenig Gutes ausgebrütet wurde, lenkt den Blick weg von den Aktentaschen reisender Minister, von den Ehrenkompanien, die heute zum Empfang eines Erzfeindes von gestern aufmarschieren, weg auch von den papierenen Deklarationen über die Menschenrechte und lenkt ihn hin auf den Menschen. Am 17. Juni vor drei Jahren erhob er seine Stimme, der von Verträgen Vergewaltigte, von Verrätern Misshandelte. Unüberhörbar war sein Ruf, unüberhörbar bleibt er, mag er heute in der Form einer Resolution Dresdener Studenten oder der Schrei jener Armenier in Eriwan im tiefen Süden Russlands ertönen.

 

Unüberhörbar — Hoffnung für uns alle, Warnung für die Despoten, die ungeändert an der Macht sind, auch wenn sie der Welt das Theater der Achtung ihres Hohepriesters vorspielen. Warnung für die Despoten, Warnung für ihre Handlanger.

 

Die Völker leben noch! Die Summe von Millionen schlagender Herzen kann nicht ausgelöscht werden. Die Verzweiflung dieser Herzen ist von vulkanischer Gewalt. Sie kann Weltgeschichte machen

 

 

Seite 1  Die ostpreußische Kinderhilfe ruft!

Geldspenden bitten wir zu überweisen auf das Postscheckkonto 75 57 Postscheckamt Hamburg der Landsmannschaft Ostpreußen mit dem Vermerk „Ostpreußische Kinderhilfe“. Der Betrag kann bei jeder Postanstalt eingezahlt werden.

 

Seite 2   Amerikabesuch - stark überschattet. Weltpolitisches Geschehen - kurz beleuchtet.

Es steht jetzt schon fest, dass die neue Erkrankung des amerikanischen Präsidenten ein Ereignis von großer politischer Tragweite ist, das weit über die Grenzen der USA hinaus seine Auswirkungen zeigen dürfte. Wenn auch die — bei Redaktionsschluss vorliegenden — ärztlichen Berichte und Bulletins recht optimistisch lauten und eine Wiederherstellung des Patienten nach einer bei einem 65-jährigen keineswegs leichtzunehmenden Darmoperation in einem Zeitraum von etwa sieben Wochen in Aussicht stellen, so ist doch die Überzeugung vieler Amerikaner, dass Eisenhower für die Präsidentschaftswahlen auf jeden Fall kandidieren und bei seiner Volkstümlichkeit auch mit Sicherheit wiedergewählt wird, einigermaßen erschüttert. Der Mann, der nach der amerikanischen Verfassung nicht nur repräsentatives Staatsoberhaupt, sondern auch allein verantwortlicher Regierungschef des größten freien Landes der Welt ist, wird zunächst einmal für mindestens zwei Monate nur in bescheidenstem Maße seine vielseitigen politischen Aufgaben erfüllen können. Schon nach seiner schweren Herzattacke am 24. September 1955 zeigte sich aber deutlich genug, dass ein amtierender Präsident der USA keinen richtigen Stellvertreter hat, der ihm wirklich auf Grund gesetzmäßiger Vollmachten alle Pflichten in solchen Zeiten abnehmen kann. Die Fülle der Angelegenheiten, die unmittelbar vom Präsidenten entschieden werden müssen und für die er allein die Direktiven zu geben hat, ist außerordentlich groß und lässt sich verfassungsgemäß nicht ohne weiteres auf andere übertragen.

 

Als sich Eisenhower von seiner Herzerkrankung recht gut erholt und die Geschäfte voll wieder übernommen hatte, gab er nach mehreren Untersuchungen bekannt, er sei bereit, noch einmal die so schwere Bürde seines Amtes zu übernehmen. Hierbei betonte er allerdings schon damals, er behalte sich einen Rücktritt vor, wenn sich seine Gesundheit abermals verschlechtern werde. Man darf sicher sein, dass die Republikaner, die nur mit Eisenhower auf eine beachtliche Mehrheit bei den Wahlen rechnen dürfen, ihm stark zusetzen werden, die Kandidatur auch jetzt noch beizubehalten. Der alte Soldat wird sich diesem Wunsch nicht verweigern, ausgenommen den Fall, dass er sich selbst nun nicht mehr für widerstandsfähig genug hält, in den kommenden vier Jahren alle Lasten tragen zu können. Erst in einigen Wochen wird sich herausstellen, wie die Entscheidung fällt.

 

Der deutsche Bundeskanzler erhielt die Nachricht von der Erkrankung des Präsidenten am Tage seiner vierten Abreise nach den Vereinigten Staaten. Adenauer traf in New York ein, als in Washington die Operation Eisenhowers erfolgte. Er war sich in dieser Stunde darüber klar, dass für die geplanten Gespräche der wichtigste Partner ausfiel. Es war zwar schon im Voraus versichert worden, die längere Aussprache solle in jedem Fall zwischen dem Kanzler und Außenminister Dulles stattfinden, aber man wusste, welche große politische Bedeutung auch einem zeitlich begrenzten Empfang beim Präsidenten selbst, dem eigentlichen Träger der USA-Politik, zugefallen wäre. Wir wollen hoffen, dass trotzdem dem Chef der deutschen Bundesregierung ausgiebig Gelegenheit geboten würde, mit allen wichtigen Beratern und Mitarbeitern Eisenhowers alle die so wichtigen weltpolitischen Fragen anzusprechen und die seit der letzten Amerikareise (vor Genf) doch so wesentlich veränderte Situation gemeinsam zu beraten. Wir müssen erwarten, dass der Kanzler der wichtigsten verbündeten Macht die Sorge des deutschen Volkes, die Frage seiner Wiedervereinigung könne aufs tote Gleis geraten, vor Augen gerückt hat. Die neue Note Bulganins über die Abrüstung wird sicher auf der Tagesordnung gestanden haben, und es wird darüber gesprochen worden sein, welche Folgerungen die freien Staaten des Westens aus der neuartigen Taktik der Sowjets und aus ihren Bemühungen um Fühlungnahme und „Kontakte“ nach allen Seiten zu ziehen haben. Schon in der Yale-Universität hatte der Kanzler betont, dass die russische Truppenverringerung an sich am deutschen Rüstungsbeitrag nichts ändern werde.

 

Dr. Adenauer, dessen großes Ansehen in den USA nach wie vor unbestritten ist, wurde auch diesmal wieder von der amerikanischen Presse recht freundlich begrüßt. Zwei sehr angesehene Universitäten der neuen Welt, darunter auch die berühmte Yale, überreichten dem Kanzler die Ehrendoktorbriefe. Das alles darf uns nun allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch — wie alles in der Politik — die deutsch-amerikanischen Beziehungen nicht eine Größe darstellen, an der sich nichts ändern könne. Leute, denen man schon ein gutes Urteil zutrauen kann, versichern übereinstimmend, dass mindestens ein leichter Klimawechsel beim vierten Kanzlerbesuch durchaus zu spüren sei. Es ist unverkennbar, dass die Amerikaner zum Beispiel über das nach ihrer Ansicht zu zögernde Tempo bei der Aufstellung der neuen deutschen Truppen nicht gerade begeistert sind und dass sie auch die Zwangsvorstellung, die Russen könnten uns aus dem westlichen Bündnis herauslocken und uns für östliche Separatlösungen gewinnen, noch keineswegs überwunden haben. Es mag übertrieben sein, wenn man bereits von einer gewissen Abkühlung der Stimmung in den USA gegenüber den Deutschen spricht, dass sich aber in der Politik auf höchster Ebene manches anders ansieht als etwa vor zwei Jahren, sollte doch nicht übersehen werden. Eine freimütige Aussprache kann größten Nutzen haben, wenn sich bei ihr vor allem die Möglichkeit ergibt, alle Wege zu überdenken, wie man gemeinsam einen Zustand einer gewissen außenpolitischen Starre und des Stillstandes gerade bei wichtigsten Problemen überwinden kann. Gerade die Amerikaner, die zwangsläufig an sehr viele solcher Fragen gleichzeitig denken müssen, erwarten sicher von den Deutschen nicht nur stille Bündnistreue, sondern auch eigene Taten, Ideen und Vorschläge. Sie wünschen auch Gewissheit darüber, dass eine zielbewusste deutsche Politik, der sie vertrauen können, auch auf die Dauer gesichert ist und nicht nur auf zwei Augen steht. Ein innerlich starker und verlässlicher Bundesgenosse ist auch für eine Weltmacht der liebste und erwünschteste.

 

Seite 2   „Königsberg – Aachen in 60 Minuten“ Die NATO-Wanderausstellung reist durch die Bundesrepublik.

In Hamburg wurde dieser Tage die NATO-Wanderausstellung eröffnet, die in den kommenden Monaten durch eine große Anzahl deutscher Städte und Landgemeinden reisen wird. Sie soll die Bevölkerung durch Anschauungsmaterial über die Struktur und Aufgaben des westlichen Verteidigungsbündnisses, zu dem die Bundesrepublik seit Mai 1955 als fünfzehnter Bundesgenosse gehört, aufklären. In einer kleinen Feier auf dem Gelände von „Planten un Blomen“ ging der stellvertretende Generalsekretär der Atlantikpakt-Organisation in Paris, der holländische Diplomat Baron Adolph Bentinck, in einer Ansprache auf die Kritik ein, die in der jüngsten Vergangenheit am Wirken der NATO geübt wurde. Er verkleinerte die Krisenerscheinungen, wie sie sich in den Fällen Zypern und Algerien zeigen, keineswegs, betonte aber, dass das westliche Bündnis nicht nur auf militärischem, sondern auch auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet in Wahrheit noch große Aufgaben zum Schutz der freien Welt zu erfüllen hat. Im Namen der Deutschen Atlantischen Gesellschaft und als Vertreter der Bundesregierung umrissen Bundesminister Dr. von Merkatz und der Leiter der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, Ministerialdirektor Professor Dr. Wilhelm Grewe, die Aufgaben der NATO in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie wiesen nachdrücklich darauf hin, dass die Tätigkeit der Verteidigungsorganisation in ihrer ganzen Bedeutung von weiten deutschen Kreisen noch nicht recht begriffen werde und dass hier also die Ausstellung gute Dienste leisten könne.

 

Die kleine fahrbare Schau, die dann eröffnet wurde, dürfte vor allem in den kleineren Städten und Landgemeinden recht zur Geltung kommen. Dem Andrang eines großen Publikums ist sie nicht ganz gewachsen. Sie bringt in einer beschränkten Auswahl Schaubilder verschiedener Art, die unter anderem auf den Aufbau der Gesamtorganisation und das Werden auch der deutschen Streitkräfte hinweisen.

 

Auf einem Bild Europas sind zum Beispiel die großen Denker unseres Erdteils und die Bahnbrecher des menschlichen Fortschritts verzeichnet. Unter ihnen finden wir auch erfreulicherweise die Namen der beiden Ostpreußen Kant und Kopernikus, die überall in- und außerhalb Deutschlands darauf hinweisen, wie groß der ostpreußische Kulturbeitrag immer gewesen ist. Bei einem Einblick in die Entwicklung des Verkehrs in den letzten Jahrhunderten ist wiederum Königsberg berücksichtigt worden. Man erfährt aus einem Schaubild, dass man für die Strecke von Königsberg nach Braunschweig und Aachen, für die man in der Postkutschenzeit oft mehr als eine Woche brauchte, im heutigen Luftverkehr nur noch vierzig bzw. sechzig Minuten rechnet.

 

Seite 2   Moskau bevorzugt Angriffswaffen

Über die Entwicklung typischer Angriffswaffen in der Sowjetunion berichtet die schweizerische Zeitung „Gazette de Lausanne“ interessante Einzelheiten. Sie schreibt dazu:

 

Die neue Sowjetarmee hat, wie es scheint, keine Verteidigungsaufgabe, sondern wird für eine Offensive auf einem Kampffeld des Atomkrieges entwickelt. Die letzten Informationen besagen, dass die modernste Waffe der Russen ein Atomgeschütz ist mit einem Kaliber von 20,3 cm und weiter ein schwerer Mörser (Kaliber 24 cm), der der größtkalibrige Mörser der Welt ist. Mit ihren neuen, geländegängigen Lastwagen, mit ihren Riesen-Hubschraubern und neuen leichtgepanzerten Amphibien-Fahrzeugen verfügt die Rote Armee von 1956 über eine außerordentlich starke und bewegliche Ausrüstung. Im Einzelnen verfügen die Sowjets über folgende neue Waffen: Artillerie: Weittragende Geschütze (Kaliber 15,2 und 12,2 cm) mit größter Feuerkraft und Beweglichkeit. Panzer: T-54 mit einem doppelt so großen Aktionsradius wie der amerikanische M-48, ausgerüstet mit einem 10-cm-Geschütz; Flak: ein neues radargelenktes Geschütz (Kaliber 12,2 cm); Hubschrauber: ein neuer Apparat, der, mit Doppelmotoren ausgestattet, fünfzig Personen transportieren kann; leichte Waffen: neue halbautomatische Karabiner, ein sehr leichtes MG und 9-mm-Pistolen mit einem Magazin für 20 Schuss.

 

Seite 2   Eine Reise Malenkows nach Frankreich wurde in Moskau angekündigt. Der frühere Moskauer Regierungschef hat in seiner Eigenschaft als Sowjet-Energieminister eine Einladung erhalten.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

In einer halbstündigen Unterredung zwischen dem Kanzler und Sorin unmittelbar vor der Abreise Dr. Adenauers nach Amerika übergab der Sowjetbotschafter eine Note Bulganins an die Westmächte, in der Moskau für eine weitere Verminderung der Truppenstärken eintritt. Zugeständnisse in der Frage der von Amerika geforderten Kontrolle der Rüstungen enthält die Note nicht.

 

Der frühere amerikanische Präsident Truman besuchte in Bonn den Bundespräsidenten und den Bundeskanzler. In amerikanischen Kreisen hält man es für möglich, dass sich Truman eventuell doch noch einmal als Präsidentschaftskandidat der Demokraten aufstellen lässt, wenn Stevenson und andere Bewerber nicht die nötige Mehrheit auf dem Parteikonvent in Chicago erhalten.

 

650 Millionen DM „Stationierungskosten“ will die Bundesregierung nach einem Kabinettsbeschluss jährlich an die Amerikaner für ihre Streitkräfte im Bundesgebiet zahlen. Mit den Briten und Franzosen sollen gesonderte Vereinbarungen getroffen werden.

 

Der langjährige evangelische Landesbischof in Bayern, D. Meiser ist im 76. Lebensjahre in München einem schweren Herzleiden erlegen. D. Meiser, eine der bekanntesten Persönlichkeiten der lutherischen Kirchen in Deutschland, war von 1933 bis 1955 Bischof und Kirchenpräsident. Mehrere Jahre war er auch leitender Bischof der evangelischen Kirche Deutschlands.

 

Zum neuen Leiter des evangelischen kirchlichen Außenamtes wurde als Nachfolger Niemöllers vom Rat der evangelischen Kirche Deutschlands der Osnabrücker Landessuperintendent Adolf Wischmann gewählt.

 

Für ein Bundeskultusministerium sprach sich der schleswig-holsteinische Minister Osterloh aus. Er erklärte, die wichtigste Aufgabe eines solchen Ministeriums würde es sein, ein einheitliches Schulwesen in den Bundesländern zu schaffen und vor allem auch den technischen Nachwuchs zu fördern. Gegenwärtig fehlten allein rund 30 000 Ingenieure im Bundesgebiet.

 

Die zweite und dritte Lesung des Wehrpflichtgesetzes ist nach einer Mitteilung der Bonner Koalition nunmehr auf den 4. und 6. Juli verschoben worden. Ein Gesetz, das die Länge der Dienstzeit regeln soll, wird voraussichtlich erst im Herbst dem Bundestag zugehen.

 

Die Ausleihung amerikanischer Zerstörer an die neue deutsche Bundesmarine hat die Washingtoner Regierung beim Parlament beantragt. Es soll sich zunächst um zwei große Einheiten und zwei sogenannte Geleitzerstörer handeln.

 

Eine verstärkte Aufklärung der Öffentlichkeit über Wehrfragen hat das Bundespresseamt angekündigt. Man will u. a. Wanderausstellungen, Filmvorführungen und Vortragsabende über wehrpolitische Fragen veranstalten.

 

Ein weiteres starkes Absinken der Arbeitslosenziffer war auch im Mai zu verzeichnen. Über 96 000 Arbeitskräfte wurden wieder eingestellt, die Gesamtzahl der Arbeitslosen sank damit auf 538 000. Im September 1955 war der bisher niedrigste Stand von rund 495 000 erreicht worden.

 

Die Lohntarife im westdeutschen Kohlenbergbau will die Bergarbeitergewerkschaft zum 31. Dezember kündigen. Es ist möglich, dass auch die Lohnvereinbarungen im Eisenerzbergbau noch gekündigt werden.

 

Über 120 000 Sowjetzonenflüchtlinge beantragten von Januar bis Mai 1956 die Notaufnahme in der Bundesrepublik und in West-Berlin. Im Mai trafen allein 23121 Flüchtlinge aus der Sowjetzone in Westdeutschland ein.

 

Zu den Berliner Feiern am 17. Juni wird sich eine größere Delegation aus Fraktionen des Bundestages unter Führung des Vizepräsident Carlo Schmid nach der alten Reichshauptstadt begeben.

 

Das volle Stimmrecht für die Berliner Mitglieder des Bundestages und Bundesrates forderte Präsident Brandt bei der Annahme des neuen Bundeswahlgesetzes für Berlin. Die Berliner Abgeordneten müssen bekanntlich einstweilen immer noch durch das Abgeordnetenhaus bestimmt werden.

 

Für einen einheitlichen Straßenbahn- und Telefonverkehr in Berlin will sich der Senat nachdrücklich einsetzen. Bürgermeister Suhr erklärte, das Zusammenleben der Berliner im Ost- und Westsektor müsse durch die Herstellung technischer Kontakte nach Kräften erleichtert werden.

 

Zum ersten Mal seit fünfzig Jahren fand in diesen Tagen wieder ein englischer Königsbesuch in Schweden statt. Königin Elisabeth wurde in Stockholm sehr herzlich begrüßt. Der letzte britische Monarch, der Schweden besuchte, war ihr Urgroßvater König Eduard VII.

 

Der jugoslawische Staatschef Marschall Tito hat auf seiner mehrwöchigen Reise Leningrad, Stalingrad und andere Zentren Russlands besucht. Bei seinen Gesprächen mit Bulganin und Chruschtschow soll auch das Deutschlandproblem zur Sprache gekommen sein.

 

Kaganowitsch, das heute wohl älteste Mitglied der Moskauer Sowjetregierung und des Ministerpräsidiums, ist angeblich „auf eigenen Wunsch“ von seinem wichtigen Amt als Vorsitzender der im Mai 1955 geschaffenen Sonderkommission für Arbeitsfragen und Löhne entbunden worden. Wie vor ihm Molotow, so bleibt auch Kaganowitsch einstweilen stellvertretender Ministerpräsident. Er war früher mit Stalin verschwägert und galt lange als einer der getreuesten Gefolgsleute des toten Diktators.

 

Seite 3   „Wahrscheinlich keine großen Bevölkerungsverschiebungen“. Der Bundesaußenminister möchte ein deutsch-polnisches Abkommen über die deutschen Ostgebiete.

Nachdem Bundesaußenminister von Brentano vor kurzem in London von dem „problematischen Anspruch auf die deutschen Ostgebiete“ gesprochen hatte, hat er jetzt wieder Äußerungen getan, die dem Kampf um die Rückkehr in unsere Heimat einen noch größeren Schaden zufügen als seinerzeit die von London. Sie zeigen auch, dass es sich bei den ersten Erklärungen nicht etwa um eine gelegentliche Entgleisung des Bundesaußenministers gehandelt hat, sondern dass er entschlossen und ohne Rücksicht auf die erregten Proteste nicht nur der Heimatvertriebenen, sondern großer Teile des deutschen Volkes, eine Politik verfolgt, die praktisch auf den Verzicht auf die deutschen Ostgebiete hinausläuft.

 

Außenminister von Brentano hat dem außenpolitischen Redakteur Johnston der englischen Zeitung „The Yorkshire Post“ ein Interview gewährt. Es erhält eine besondere Bedeutung dadurch, dass das „Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung“ als das offizielle Organ der Bundesregierung den Artikel wörtlich veröffentlicht, und zwar unter besonderer Hervorhebung und auf der ersten Seite. Nach Ausführungen, die sich mit der Rede Churchills in Aachen beschäftigen, heißt es in dem Artikel wörtlich:

 

„Über die endliche Lösung der Wiedervereinigungsfrage bestehen heute kaum noch Meinungsverschiedenheiten. Die gegenwärtige Teilung Deutschlands ist unnatürlich und könnte nur mit einem nicht wünschenswerten Aufwand an Gewalt noch länger aufrechterhalten werden. Von besonderer Bedeutung ist die Frage der Grenzgebiete und hier wiederum stand bei den Jahrestreffen der Flüchtlinge zu Pfingsten das Sudetenland im Vordergrund. Einige der bei dieser Gelegenheit gefassten und von Erregung getragenen Entschließungen veranlassten mich, den Außenminister zu fragen, ob Deutschland an der Wiedererlangung dieses Gebietes interessiert sei. Er beantwortete diese Frage unzweideutig mit Nein und hob dabei hervor, dass die Bundesregierung noch niemals Anspruch auf irgendein Gebiet außerhalb der Grenzen von 1937 erhoben habe. Andererseits glaubt Herr von Brentano, dass das Recht der Sudetendeutschen, in ihr angestammtes Heimatgebiet zurückzukehren, als Bestandteil des demokratischen Grundrechts der Selbstbestimmung anerkannt werden sollte. Es muss allerdings erwähnt werden, dass eine große Anzahl von Flüchtlingen nach allgemeiner Auffassung nicht mehr zurückzukehren wünscht. Viele von ihnen leben heute unter Bedingungen, um die sie selbst von älteren Bewohnern der Bundesrepublik beneidet werden.

 

Herr von Brentano drückte deutlich aus, dass er die Frage der Gebiete jenseits der Oder-Neiße-Linie durch ein Abkommen zwischen Polen und einer gesamtdeutschen Regierung zu regeln wünscht. Ein solches Abkommen, das vermutlich keine großen Bevölkerungsverschiebungen zur Folge haben würde und noch vor dem Abschluss eines deutschen Friedensvertrages getroffen werden könnte, möchte er auf dem Wege zweiseitiger freundschaftlicher Verhandlungen erreichen.

 

Die Bedeutung und praktische Durchführung dieser Politik hängt natürlich davon ab, ob Russland gewillt ist, mitzutun. Herr von Brentano betrachtet dieses Problem unter zwei Gesichtspunkten. Einmal ist er der Ansicht, dass die Beibehaltung und Entwicklung des gegenwärtigen westlichen Bündnissystems die Sowjetregierung möglicherweise zur Mitwirkung veranlassen wird, eine Spekulation, deren Gültigkeit nur der Ablauf der Ereignisse bestätigen kann. Andererseits ist er bereit, den Sowjets, für deren Argwohn er durchaus Verständnis zeigte, garantierte Zusicherungen zu geben. Seine Generallinie ist die Bereitschaft, vernünftigen Wünschen entgegenzukommen. Dieser Punkt gibt natürlich Raum für verschiedene Interpretationen, obwohl er sich in der Praxis wahrscheinlich als weniger wichtig erweisen wird als die Tatsache, dass der Weg für Verhandlungen offen steht.

 

Dass es unumgänglich ist, in der Sache der Wiedervereinigung Opfer zu bringen, wurde von Herrn von Brentano schon früher zugegeben und er wiederholte es heute. Obwohl er fest darauf besteht, dass die derzeitige sowjetische Besatzungszone an Westdeutschland zurückgegeben wird, ist er bereit zuzugestehen, dass sich der Loslösungsprozess der Zone aus dem sowjetischen System (im wirtschaftlichen und anderen Sinne) in einer entsprechenden Zeit, möglicherweise in Jahren, vollzieht. Er schien von der vor einiger Zeit von Sir Antony Eden entwickelten Idee einer entmilitarisierten oder ‚verdünnten‘ Zone beiderseits einer zukünftigen deutschen Ostgrenze beeindruckt: ein phantasievoller Gedanke, der sich als äußerst fruchtbar erweisen könnte“.

 

Soweit das Interview. Was aber wären Erklärungen und Interviews von Brentano ohne Erläuterungen und Berichtigungen? Auch dieses Mal erfolgten eine „Klarstellung“ und eine „Erläuterung“. In einer späteren Nummer des „Bulletin“ heißt es, infolge einer irrtümlichen Übersetzung sei die Auffassung des Bundesaußenministers nicht richtig wiedergegeben worden, das habe zu Missverständnissen in der Öffentlichkeit geführt. Das „Bulletin“ sagt: „Korrekt übersetzt würde die Wiedergabe der Gedankengänge des Ministers folgendermaßen lauten müssen: Herr von Brentano führte deutlich aus, dass er die Frage nach den Gebieten jenseits der Oder-Neiße durch ein Übereinkommen zwischen Polen und einer gesamtdeutschen Regierung zu regeln wünsche. Zu einem solchen Übereinkommen, das wahrscheinlich keine großen Bevölkerungsverschiebungen vorsehen würde, möchte er auf dem Wege freundschaftlicher zweiseitiger Verhandlungen gelangen, die vor dem Abschluss des deutschen Friedensvertrages geführt werden könnten“.

 

Nach dieser Klarstellung gab es dann noch eine Erläuterung. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes betonte in Bonn vor der Presse, der Minister habe ausdrücklich von Verhandlungen einer gesamtdeutschen Regierung mit Polen gesprochen. Dabei könne es sich auch nur um eine Verständigung über Empfehlungen an die Friedensvertragskonferenz handeln, denn alle Grenzfragen könnten nur im Friedensvertrag geregelt werden. Die Bemerkung des Ministers, es könnten keine größeren Bevölkerungsverschiebungen bei einer solchen Verständigung in Frage kommen, beziehe sich darauf, dass man in Übereinstimmung mit der Charta der Heimatvertriebenen eine Austreibung der neuen Angesiedelten ablehne.

 

Was der Bundesaußenminister in dem hier wiedergegebenen Interview sagt, ist nicht nur eine Bestätigung seiner bekannten Londoner Erklärung, dass die Durchführung des Anspruchs auf die deutschen Ostgebiete problematisch sei, hier in diesem Interview geht er noch einen entscheidenden Schritt weiter: er gibt die Gebiete, die uns Ostdeutschen Heimat sind, praktisch bereits auf, er schreibt sie schon für Deutschland ab. Denn was sonst soll man aus dem Satz herauslesen, dass das — von ihm gewünschte und erstrebte — deutsch-polnische Übereinkommen wahrscheinlich keine großen Bevölkerungsverschiebungen vorsehen würde? Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte es: die von den Polen in den deutschen Ostgebieten Angesiedelten sollen bleiben. Mit anderen Worten: es sollen nur so viel Vertriebene in ihre Heimat hineingelassen werden, als gerade noch Platz haben. Herr von Brentano sagt es zwar nicht ausdrücklich, aber aus dem ganzen Zusammenhang geht hervor, dass die Polen auch die Höfe behalten sollen, die ihnen von Warschau zugewiesen worden sind.

 

Wer die jetzige Lage in den deutschen Ostgebieten kennt, der weiß, dass diese Lösung nicht einmal zu dem berüchtigten Kondominium führen würde, zu einer gemeinsamen deutsch-polnischen Regierung über dieses Land, sondern zu einer sehr eindeutigen polnischen Herrschaft, unter der die Deutschen nur eine Minderheit darstellen würden.

 

Als der Bundesaußenminister seinerzeit in London seine Erklärungen abgab, da waren es nicht nur Polen, die sehr erfreut meinten, er denke realistisch, selbst in der Bundesrepublik hörte man ähnliche Ansichten. Jetzt, nach diesem Interview, kann man in noch stärkerem Maße als nach London über die Vorstellungen des Herrn von Brentano das gleiche sagen, was eben der sozialdemokratische Abgeordnete Reitzner von seinem Fraktionskollegen Greve erklärte: er nannte dessen Plan, durch Verzicht auf die deutschen Ostgebiete zur Wiedervereinigung zu kommen, naiv und illusionistisch. Denn dass die Londoner Erklärungen und das Interview des Außenministers den Sinn haben sollen, das deutsche Land östlich der Oder-Neiße-Linie als Opfer für die Wiedervereinigung mit der Sowjetzone darzubringen, darüber können Meinungsverschiedenheiten wohl kaum noch bestehen. Stimmen wie die der Züricher „Tat“ zeigen, dass das auch im Ausland so verstanden wird.

 

Was nach den Londoner Erklärungen gesagt wurde, kann jetzt nur wiederholt werden: Es gibt kein Handelsgeschäft mit unserem Heimatrecht, mit unserem Menschenrecht, es gibt keinen Rechtsverzicht auf die deutschen Ostgebiete und keinen anderen Verzicht, mag er noch so verklausuliert sein. Die Heimatvertriebenen wissen, dass die überwiegende Mehrheit des deutschen Volkes so denkt; eine Meinungsbefragung, die anlässlich der Moskau-Reise des Bundeskanzlers durchgeführt wurde, hat das in eindrucksvoller Weise bestätigt.

 

Die erregten Proteste, welche die Londoner Erklärungen bei den Heimatvertriebenen und einem großen Teil des deutschen Volkes sonst fanden, haben auf Herrn von Brentano anscheinend wenig Eindruck gemacht, und auch die zustimmenden Äußerungen aus Polen haben ihm nicht klargemacht, dass er sich auf einem gefährlich falschen Weg befindet.

 

Und hier erhebt sich die Frage, ob das so weitergehen soll. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Bundesregierung ebenso unbeschwert von unserem sittlichen Recht und ebenso oberflächlich die Frage der deutschen Ostgebiete behandelt wie der Außenminister, wir können uns nicht vorstellen, dass sie nicht auch an andere Völker hinter dem Eisernen Vorhang denkt, deren Schicksal mit einem Tauschgeschäft endgültig besiegelt wäre. Wenn aber die Äußerungen des Herrn von Brentano ein Teil jenes Durcheinanders sind, von dem der Bundeskanzler sagte, dass es jetzt aufhören müsse, und das möchten wir annehmen, dann ist es mehr als höchste Zeit, dass es aufhört und dass jeder Schritt, der jetzt getan wird, sehr sorgfältig überlegt wird. Der Schaden, den die deutsche Sache durch den Bundesaußenminister erlitten hat, ist ohnehin nicht mehr gutzumachen.

 

Seite 3   „Der Außenminister ungeeignet“

Der Gesamtdeutsche Block/BHE sagt in einer Stellungnahme zu dem Interview des Bundesaußenministers von Brentano u. a.:

 

„Soweit sich die Ausführungen des Bundesaußenministers auf Fragen der deutschen Vertreibungsgebiete beziehen, stellen sie nach unserer Meinung den Versuch eines gesamtdeutschen Ausverkaufs dar, bei dem nicht einmal feststeht, ob für das zu Schleuderpreisen Angebotene überhaupt ein politischer Erlös zu erzielen sein würde.

 

Wenn die Bundesregierung durch die Pariser Verträge von den Westmächten das Recht zugestanden bekommen hat, in gesamtdeutschen Fragen für das ganze deutsche Volk sprechen zu dürfen, dann hat sie die nationale Pflicht, von dieser Möglichkeit nur zur Wahrung oder Mehrung deutschen Rechts, nicht aber zu seiner Minderung oder Abwürgung Gebrauch zu machen. Die Heimatvertriebenen aus allen deutschen Vertreibungsgebieten sind deutsche Staatsbürger und erfüllen ihre Pflichten gegenüber der Bundesrepublik. Die Bundesregierung und auch eine künftige gesamtdeutsche Regierung müssen, wenn sie als deutsche Regierung geachtet werden will, auch für die Rechte aller ihrer Bürger eintreten. Zu diesen Rechten gehört, soweit es sich um die Heimatvertriebenen handelt, das Recht auf Heimat und auf Selbstbestimmung über das politische Schicksal dieser Heimat.

 

Völlig unbegreiflich ist die Ansicht des Bundesaußenministers, dass über die Gebiete, die innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches von 1937 liegen, noch vor dem Abschluss eines gesamtdeutschen Friedensvertrages ein Übereinkommen mit Polen geschlossen werden sollte. Diese Äußerung erweckt den Eindruck, als ob trotz des seinerzeitigen Dementis des Herrn Bundeskanzlers auch heute noch der Plan eines polnisch-deutschen Kondominiums aufrechterhalten würde. Der Gesamtdeutsche Block/BHE wird solche Pläne stets mit Entschiedenheit bekämpfen, weil er auf dem Standpunkte steht, dass eine gesamtdeutsche Regierung durch keine politischen Vorleistungen oder Thesen der Bundesregierung daran gehindert sein darf, für unbestreitbar deutsches Recht auf deutsches Gebiet bei Friedensverhandlungen einzutreten.

 

Zur Bemerkung des Bundesaußenministers, dass viele Vertriebene vermutlich nicht in die Heimat zurückkehren würden, weil sie hier unter Bedingungen leben, um die sie selbst von älteren Einheimischen beneidet werden, kann nur gesagt werden, dass der Leiter unserer Außenpolitik entweder noch nie etwas von den alljährlichen Demonstrationen hunderttausender Vertriebener für das Recht auf Rückkehr in die Heimat gehört hat oder diese gewaltigen Kundgebungen der Heimatvertriebenen ignoriert. Das eine wie das andere lässt den Bundesaußenminister für die Heimatvertriebenen ungeeignet erscheinen, deutsche Außenpolitik auch nach dem Osten hin mit Würde und Sinn für Recht zu führen. Dass selbst Einheimische Vertriebene um ihren sozialen Status in Westdeutschland beneiden, dürfte außer dem Bundesaußenminister bisher kaum jemand festgestellt haben. Vor kurzem erst ist vom Bundesvertriebenenministerium darauf hingewiesen worden, dass die Eingliederung der Heimatvertriebenen — elf Jahre nach der Vertreibung — trotz Wirtschaftswunders erst zu 50 Prozent gelungen ist. Es ist erschreckend, feststellen zu müssen, wie wenig selbst höchste Repräsentanten unseres Staates über die wahre Gesinnung und die Lage eines Fünftels der Bevölkerung der Bundesrepublik im Bilde sind. Wir müssen leider befürchten, dass der Bundesaußenminister zu jenen gehört, die vor den Problemen der Vertriebenen und Flüchtlinge die Augen bewusst verschließen“.

 

Seite 3   „Mit dem hölzernen Säbel...“

Wie bedenklich sich die unbedachten Äußerungen des Bundesaußenministers Dr. von Brentano in der Frage der ostdeutschen Provinzen im Ausland auswirken, zeigt deutlich ein Kommentar der Züricher „Tat“. In ihm heißt es:

 

„Der Aufschrei, mit dem die deutschen Vertriebenenverbände samt einem Teil der Presse seinerzeit Brentanos Londoner Andeutung aufgenommen haben, man könnte um der Wiedervereinigung mit der Sowjetzone willen vielleicht auch den „problematischen Rechtsanspruch“ auf die heute polnisch besetzten Gebiete aufgeben müssen, hat den Bundesaußenminister nicht gehindert, das heiße Eisen der Oder-Neiße-Linie neuerdings noch einmal in einem Interview mit der britischen Zeitung „Yorkshire Post“ anzufassen. In diesem Interview spricht der Leiter des Bonner Auswärtigen Amtes davon, dass dieses Problem der Ostprovinzen schon vor dem Abschluss des Friedensvertrages durch freundschaftliche Verhandlungen zwischen einer gesamtdeutschen Regierung und Polen bereinigt werden könnte. Wie sich Brentano eine solche Vereinigung vorstellt, ergibt sich schon aus seinem Hinweis, dass ein deutschpolnisches Abkommen „vermutlich keine großen Bevölkerungsverschiebungen zur Folge haben würde“ und dass viele Vertriebene gar nicht mehr in ihre Heimat zurückzukehren wünschten. Im Übrigen benutzte er die Gelegenheit zu der unzweideutigen Feststellung, die Bundesregierung erhebe keinen Anspruch auf irgendein Gebiet außerhalb der Grenzen von 1937, sei also an der Wiedererlangung des Sudetenlandes uninteressiert“.

 

Die „Tat“ erklärt anschließend, Brentanos „realistische Einschränkung der deutschen Forderungen (!) wende sich offenbar nicht nur an die britische, sondern auch an die polnische und tschechische Öffentlichkeit. Dass Brentano in ein Wespennest gestochen habe, zeige die scharfe Antwort des BHE, der Brentano den „Versuch eines gesamtdeutschen Ausverkaufs“ vorhalte. Diese deutsche Partei habe erklärt, sie werde alle Pläne bekämpfen, die auf den vorzeitigen Abschluss eines Vertrages mit Polen, auf ein polnisch-deutsches Kondominium über die strittigen Ostgebiete hinliefen. Zum ersten Mal sei damit in aller Öffentlichkeit von einer deutschen Partei die Forderung nach dem „Heimatrecht“, das heißt nach dem Recht der Rückkehr in die angestammte Heimat für die Vertriebenen, mit der Forderung nach dem „Selbstbestimmungsrecht“ verknüpft worden. Das Schweizer Blatt meint, es gebe im Augenblick nicht die allergeringste Aussicht auf das Zustandekommen einer gesamtdeutschen Regierung, die nach Brentanos Vorstellung mit den Polen verhandeln könnte. Auch bestehe nicht die leiseste reale Möglichkeit, die Grenzfragen im Osten in anderer Weise praktisch aufzurollen. Die „Tat“ schreibt dann weiter:

 

„Aber Brentano versucht zum mindesten, durch Begrenzung der Bonner Ansprüche die russische Abneigung gegen die Folgen einer deutschen Wiedervereinigung behutsam aufzulockern. Wenn es aber noch eines zusätzlichen Argumentes für Moskau und seine Warschauer wie seine Prager Trabanten bedürfte, Verhandlungen über diese Wiedervereinigung mit allen Mittel auszuweichen, dann liefern es ihnen jene Übereifrigen, die mit dem hölzernen Säbel eines wirklichkeitsfremden deutschen Revisionismus über die Oder-Neiße-Linie und das Erzgebirge hinwegdrohen. Je mehr der Osten befürchten muss, durch Freigabe der Sowjetzone eine revisionistische Lawine ins Rollen zu bringen, desto größer wird sein Interesse, den Lawinenschutz zu behaupten und zu verstärken, den ihm die Existenz der Deutschen Demokratischen Republik, das heißt die Fortdauer der deutschen Spaltung gewährt“.

 

Wenn Mussolini mit seinen Schwarzhemden in Zürich säße und die vertriebenen Züricher etwa von Genf aus immer wieder sagen würden, dass sie niemals den Anspruch auf ihre Heimat aufgeben werden, wären diese Züricher dann auch „Übereifrige, die mit dem hölzernen Säbel eines wirklichkeitsfremden Revisionismus drohen“? Das sei etwas anderes? Nun, die deutschen Ostgebiete waren schon deutsch, als es noch keine eidgenössische Schweiz gab, schon lange deutsch, als Amerika entdeckt wurde. Wir wünschen nicht, dass die Schweizer es eines Tages spüren, was es bedeutet, auf dieses Land zu verzichten.

 

Seite 4   Birnbaum neben Bierut „Für Heimatvertriebene nur kleine Notizen ...“

Der polnische Journalist Marian Podkowinski hatte — wie das Ostpreußenblatt bereits meldete — vor einiger Zeit in der Warschauer kommunistischen Zeitung „Trybuna Ludu“ berichtet, dass er in der Münchener Redaktion der Süddeutschen Zeitung zu seiner Freude eine Landkarte gefunden habe, in der grundsätzlich alle ostdeutschen Städte nur mit polnischen Namen aufgeführt waren. In einem Artikel des rotpolnischen „Express Wieczorny“ kommt der Pole nochmals auf seine Münchener Erlebnisse zurück und bringt hierbei weitere Einzelheiten, die sicher bei allen deutschen Heimatvertriebenen stärkste Beachtung finden werden. Podkowinski erklärt in seinem neuen Elaborat, er habe nie erwartet, in den Räumen einer Münchner Redaktion eine solche Karte vorzufinden (!). Mit den Redakteuren der „Süddeutschen Zeitung“ — zu denen ja als „Ostpolitiker“ auch der bekannte Immanuel Birnbaum zählt — habe er, so versichert der polnische Journalist, längere Gespräche geführt. Die Redaktion der „Süddeutschen Zeitung“ habe ihn darauf hingewiesen, dass das Münchner Blatt die so bedenkliche Londoner Äußerungen von Brentanos auf der Titelseite veröffentlicht habe, während man „natürlich“ die Proteste der „Umsiedler-Organisationen“ (!) nur in kleinen Notizen abgefertigt habe. Dies sei, so habe ein Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ dem Polen versichert, ein „Zeichen der Zeit“. „Münchner Kreise“ hätten Podkowinski dann auch gesagt, dass die Bonner Regierung nunmehr den Standpunkt aufgegeben habe, wonach Westdeutschland berechtigt sei, „zu den in einem künftigen Friedensvertrag anzuerkennenden Grenzen Stellung zu nehmen“. Man sehe darin in München ein „Zurückgehen auf die Basis des Potsdamer Abkommens“. Im Zusammenhang mit diesen so aufschlussreichen und bezeichnenden „Plaudereien“ ist es wohl nicht uninteressant, dass die gleiche Zeitung nach dem Tod des bekannten polnischen Stalinisten und Regierungschefs Bierut ein Lichtbild brachte, das Bierut neben — Immanuel Birnbaum zeigt.

 

Seite 4   500 000 junge Russen sind von der sowjetischen kommunistischen Partei aufgefordert worden, sich sofort zur Arbeit auf den Neusiedlungen in Sibirien zu melden.

 

Seite 4   Eine Erkrankung des sowjetischen Verteidigungsministers Marschall Schukow wurde aus Moskau gemeldet. Sein Zustand soll nicht ernst sein.

 

Seite 4   Als Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur hat sich bei der demokratischen Opposition auch der New Yorker Gouverneur Harriman angemeldet. Die Entscheidung fällt auf einem Parteikonvent, der am 13. August 1956 in Chicago stattfindet.

 

Seite 4   Zu einer blutigen Revolte in der Armee kam es in Argentinien. Die Regierung des Präsidenten Aramburu konnte die Rebellion niederschlagen, nachdem die Aufständischen vorübergehend einige Stützpunkte besetzt hatten.

 

Seite 4   „Wollen Sie zurückkehren?“ Polnische „Meinungsbefragungen“ in Westdeutschland.

Wie sich aus Berichten der rotpolnischen Presse ergibt, sind die polnischen Propagandaagenturen nunmehr dazu übergegangen, Emissäre zu einzelnen Heimatvertriebenen in Westdeutschland zu senden — vor allem zu solchen Familien, die in das Wirtschaftsleben voll eingegliedert wurden —, um sie durch Suggestivfragen zu Äußerungen zu bewegen, aus denen hervorgeht, dass sie nicht die Absicht hätten, in die Heimat zurückzukehren So erschien in dem Zentralorgan der kommunistischen „Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei“ ein umfassender Bericht eines solchen Emissärs, der u. a. entsprechende — angebliche oder tatsächlich erfolgte — Meinungsäußerungen von im Raume Köln ansässig gewordenen Heimatvertriebenen wiedergab. In dem Bericht wird daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass nur ein geringer Prozentsatz der Heimatvertriebenen in die Heimat zurückzukehren gedenke. Um dies zu belegen, beruft sich der Berichterstatter, Marian Podkowinski, u. a. auch auf angebliche Äußerungen eines Teilnehmers an dem Parteitag der FDP in Würzburg. Dieser soll ausgeführt haben, dass dann, wenn die polnische Regierung „die Grenzen für alle Umsiedler öffnen würde“, nur etwa eine Million zurückkehren würden.

 

Die Annahme, es würden etwa eine Million Vertriebene in die polnisch besetzten deutschen Ostgebiete zurückkehren, falls die polnische Regierung die Möglichkeit dazu eröffne, ist zu bezweifeln, da die Heimatvertriebenen keineswegs irgendwelche Bereitschaft zu erkennen gegeben haben, sich unter polnisch-kommunistische Verwaltung zu begeben. Eine gänzlich andere Lage würde naturgemäß gegeben sein, wenn — etwa infolge eines internationalen Abkommens — die Vertriebenen zu einer Rückkehr in ihre Heimat aufgefordert würden, sobald diese in deutsche Verwaltung zurückgegeben worden ist.

 

Seite 4   Nunmehr „Internationalistische Erziehung“. Statt „Repolonisierung“

Nachdem bereits die in Allenstein erscheinende polnische Zeitung „Glos Olsztynski“ die „Polonisierung“ der in Ostpreußen verbliebenen bzw. festgehaltenen Deutschen als „einen Fehler und ein Unrecht“ bezeichnet hatte, demgegenüber aber immer noch die „Repolonisierung“ der als „germanisierte Polen“ bezeichneten Masuren und Ermländer befürwortet hatte, hat nunmehr das Zentralorgan der kommunistischen polnischen Staatsjugend, die Warschauer Zeitung „Sztandar Mlodych“ gefordert, dass auch gegenüber diesen „Autochthonen“ die „internationalistische Erziehung“ gegenüber den „Repolonisierungs“-Bestrebungen den Vorzug erhalten solle. Es wird gerügt, dass dieses Problem der Erziehung zum „Internationalismus“ bisher in keinem Parteibeschluss behandelt worden sei. Insbesondere sei es ein schwerer Fehler gewesen, dass man von Parteiseite alle diejenigen, die sich als Deutsche bezeichneten oder die angaben, dass sie deutsch sprechen, von vornherein als „Feinde“ angesehen habe. Es müsse in Betracht gezogen werden, dass sich im Ermland und in Masuren „niemand dem Germanisierungsprozess entgegengestellt“ habe. Auch sei zu berücksichtigen, dass die Masuren und Ermländer vor dem Kriege die „Illusion dauernden Wohlstandes“ eingeprägt erhalten hätten. Auch habe die Jugend „die Geschichte Deutschlands und auch die deutsche Kultur als die ihrigen zu betrachten gelernt“. Dies seien „Germanisierungserfolge“ gewesen, die man nicht nur „oberflächlich betrachten“ dürfe. Umso größer sei der Fehler gewesen, dass man mit einem Parteibeschluss des Jahres 1954 alle diejenigen, welche keinen polnischen Personalausweis erwarben, diskriminiert habe. Alles dies habe der Vorsitzende der polnischen Verwaltung für den Bezirk Allenstein, G. Skok, auf einer Tagung der Funktionäre der polnischen Staatsjugend in Allenstein zum Ausdruck gebracht, teilt die Zeitung „Sztandar Mlodych“ hierzu mit.

 

Seite 4   „Verheizt die Scheunentore!“

Die Versorgung der Staatsgüter im südlichen Ostpreußen mit Brennmaterialien ist im letzten Winter so schlecht gewesen, dass die Woiwodschaftsverwaltung Allenstein die Anweisung geben musste: „Verbrennt die Zäune und verheizt die Scheunentore“, um weiteren Schädigungen der Landarbeiter während der Kälteperiode vorzubeugen. Dies teilte der Vorsitzende der polnischen Verwaltung für den Bezirk Allenstein, G. Skok, kürzlich in einer Versammlung polnischer kommunistischer Funktionäre mit, über die in der Warschauer Presse berichtet wurde. Trotz dieser Maßnahmen seien bei den Arbeitern der Staatsgüter „sehr viele Fälle sogar bedrohlicher Erfrierungen“ vorgekommen, da die ihnen zugewiesenen Räume nicht geheizt werden konnten.

 

Seite 4   Völlig unzureichend! Die Leistungen nach dem Lastenausgleichsschlussgesetz. Von unserem Bonner O. B. - Mitarbeiter

Die Bundesregierung veröffentlichte jetzt ihren Entwurf eines Lastenausgleichsschlussgesetzes. Sämtliche Vertriebenenverbände und auch die Kriegssachgeschädigtenverbände haben in einer gemeinsamen Stellungnahme diesen Regierungsentwurf als völlig unzureichend zurückgewiesen.

 

Was glaubt die Bundesregierung den Vertriebenen anbieten zu können, und warum, sind die Vertriebenenverbände gezwungen, ein „zu wenig“ zu rufen?

 

In der Hauptentschädigung sieht die Regierungsvorlage lediglich eine Heraufsetzung der gegenwärtigen niedrigen Entschädigungssätze um 20 Prozent vor; wer 40 Prozent zu beanspruchen hatte, soll also 48 Prozent bekommen, und wer 2 Prozent erwarten konnte, wird nunmehr 2,4 Prozent erhalten. In den Augen der Vertriebenen ist das wieder eine Regelung, die der Wirtschaftskraft Westdeutschlands 1956 entspricht, noch eine gerechte Regelung im Verhältnis zu den Bestimmungen, nach denen die Verluste der politisch Verfolgten und der Besatzungsgeschädigten entschädigt werden; denn alle diese Gruppen erhalten volle Entschädigung. Mindestens für die kleineren und mittleren Vermögensverluste verlangen die Vertriebenen ebenfalls volle Entschädigung.

 

Das Lastenausgleichsgesetz sah vor, dass bis 1956 die Eingliederung der Vertriebenen aus Lastenausgleichsmitteln finanziert werden sollte. Da die Eingliederung noch lange nicht zum Abschluss gekommen ist, erweist es sich als notwendig, sie 1957 und in den folgenden Jahren fortzuführen. Die Vertriebenen fordern jedoch, dass die Mittel für die weitere Eingliederung aus dem Bundeshaushalt genommen werden; denn würde der Lastenausgleichsfonds sie zur Verfügung stellen, geschähe dies zu Lasten anderer Ausgleichsleistungen. Der Regierungsentwurf zum Lastenausgleichsschlussgesetz sieht leider keinerlei Bundesmittel für die Fortsetzung der Eingliederung vor, sondern bürdet dem Ausgleichsfonds, also den Geschädigten selbst, die Kosten der weiteren Eingliederung auf.

 

Die Hausratentschädigungssätze werden im Regierungsentwurf von 800 auf 1000 DM, von 1200 auf 1300 DM und von 1400 auf 1600 DM erhöht. Das ist eine völlig unzureichende Heraufsetzung. Die Entschädigung selbst in der höchsten Stufe ist gerade der Preis für vier Maßanzüge!

 

Eine Erhöhung der Unterhaltshilfe ist im Regierungsentwurf nicht vorgesehen. Hierfür haben die Vertriebenen kein Verständnis. Wenn gegenwärtig den Sozialrentnern ihre Unterstützungen so wesentlich erhöht werden und den Kriegsbeschädigten ihre Renten kürzlich erheblich aufgebessert worden sind, dann müssen die Vertriebenen auch teilhaben am sozialen Aufstieg der Bundesrepublik. Sie fordern deshalb mindestens eine 20-prozentige Aufbesserung der Unterhaltshilfesätze.

 

Seite 4   Vertriebenenverbände protestieren

Zu dem von der Bundesregierung am 06.06.1956 verabschiedeten Regierungsentwurf zum sogenannten Lastenausgleichsschlussgesetz geben der Verband der Landsmannschaft (VdL), der Bund der vertriebenen Deutschen (BvD), die Vereinigten Landsmannschaften der Sowjetzone (VLS), die Vertretung der heimatvertriebenen Wirtschaft (VHW) und der Bauernverband der Vertriebenen sowie der Zentralverband der Flieger- und Währungsgeschädigten (ZVF) gemeinsam folgende Erklärung ab:

 

Die Geschädigten weisen den Regierungsentwurf zum sogenannten Lastenausgleichsschlussgesetz als völlig unzureichend zurück. Bezüglich der Hauptentschädigung (Entschädigung für verlorenes Vermögen) sieht der Regierungsentwurf nur eine Heraufsetzung der gegenwärtigen niedrigen Sätze um 20% vor. Entsprechend den Regelungen bei den politisch Verfolgten, Besatzungsschäden und Auslandsschäden fordern die Vertriebenen und Kriegssachgeschädigten — mindestens bei den kleineren Vermögensverlusten — ebenfalls volle Entschädigung. Die im Regierungsentwurf vorgesehene Heraufsetzung der Hausratentschädigung ist ebenfalls unzulänglich. Bezüglich der Unterhaltshilfe beabsichtigt die Bundesregierung überhaupt keine Aufbesserung. Wenn allen anderen Rentnern gegenwärtig die Unterstützungssätze erhöht werden, haben auch die Vertriebenen und Kriegssachgeschädigten einen Anspruch darauf, am Anstieg des sozialen Niveaus in der Bundesrepublik teilzuhaben; sie fordern daher eine mindestens 20-prozentige Aufstockung der Unterhaltshilfen.

 

Seite 4   Die drei bekannten Rügenbäder Sellin, Göhren und Binz werden in diesem Jahr völlig für die kommunistische Zwangsgewerkschaft der Zone beschlagnahmt. 62 000 „Gäste“ will der FDGB dorthin kommandieren.

 

Seite 4   Der Ausgleichsfonds ist doch ärmer geworden. So genial sind die Wege des Bundesministeriums . . . Von unserem Bonner O. B. - Mitarbeiter

Greift die Bundesregierung in den Ausgleichsfonds? Mit dieser Frage hatte sich vor zwei Wochen Staatssekretär Dr. Nahm vom Bundesvertriebenenministerium in einem Aufsatz im Ostpreußenblatt (Folge 22 vom 2. Juni) beschäftigt. Er hatte die Frage verneint. Inzwischen hat der Präsident des Bundesausgleichsamtes den Entwurf eines Wirtschafts- und Finanzplanes für das Rechnungsjahr 1956 vorgelegt. Und in ihm steht schwarz auf weiß: „Kürzung der Einnahmen aus Vorfinanzierung auf Grund des Kabinettsbeschlusses vom 05.04.1956: 267 Millionen DM“. In diesem Ausmaß werden die ursprünglich von der Bundesregierung zugesagten Kassenhilfen ihrer Meinung nach „nicht benötigt“. Gewiss, durch diese Kreditzurückziehung werden die Verplanungen, wie sie im interimistischen (vorläufigen) Wirtschaftsplan 1956 festgelegt waren, nicht gemindert. Aber in Bezug auf die Hausrathilfe hat man dabei für 1956 Auszahlungen vorgesehen, die nur 742 Millionen DM betragen sollen. 1955 waren an Hausrathilfe 984 Millionen DM und 1954 sogar 1004 Millionen DM ausbezahlt worden. Ein derartiges Absinken der Zahlungen an Hausrathilfe ist den Geschädigten nicht zuzumuten.

 

Die Bundesregierung begründet ihre Haltung mit dem Hinweis, es seien aus anderen Quellen dem Fonds diese 267 Millionen DM zugeflossen. Wo kamen diese Gelder her? Es sind Mittel, die den Geschädigten im Rechnungsjahr 1955 vorenthalten wurden. Wie es beim Herrn Bundesfinanzminister üblich ist, hatte man auch im Wirtschaftsplan 1955 die meisten Einnahmen zu niedrig und die meisten Ausgaben zu hoch angesetzt (allein bei der Unterhaltshilfe um über 100 Millionen DM). So musste es kommen, dass am 31.03.1956 (Ende des Rechnungsjahres 1955) statt Null DM in der Kasse des Ausgleichsfonds 520 Millionen DM lagen. Und das, obwohl 132 Millionen DM Hausrathilfe im Vorgriff auf das Rechnungsjahr 1956 noch vor dem 31.03.1956 ausbezahlt wurden. Der Juliusturm in Homburg hätte sonst sogar 652 Millionen DM enthalten. Unter diesem Gesichtspunkt der Geldschwemme am Ende des Rechnungsjahres 1955 ist es auch völlig unverständlich, dass der Präsident des Bundesausgleichsamtes nicht dem Beschluss des Kontrollausschusses entsprach, mit Wirkung für das Rechnungsjahr 1955 der Hausrathilfe wenigstens zusätzliche 100 Millionen DM zuzuweisen. An einer Hausrathilfeerhöhung noch im März konnte den Präsidenten auch nicht der Kabinettsbeschluss hindern, denn er ist erst am fünften Tage des neuen Rechnungsjahres gefasst worden. Jetzt ist der Ausgleichsfonds durch die übervorsichtige Haltung des Präsidenten um 100 Millionen DM ärmer geworden; denn die Wertberichtigung auf Grund des Kabinettsbeschlusses hätte dann statt 267 Millionen DM nur 167 Millionen DM ausgemacht.

 

Betrachtet man den neu vorgelegten Wirtschafts- und Finanzplan 1956 genauer, so kommt man wieder zu dem Ergebnis, dass er nach dem Schäfferschen Grundsatz der Einnahmenunterschätzung und der Ausgabenüberschätzung aufgebaut ist. Aus Kreisen der Vertriebenenverbände hört man, dass die „stillen Reserven“, die so entstehen, sich sicher zwischen 200 und 300 Millionen DM bewegen. Ohne den unseligen Kabinettsbeschluss vom 5. April könnte man diese mutmaßlich übrigbleibenden Gelder benutzen, um die Hausrathilfe von 742 Millionen DM wieder auf rund 1 Milliarde DM aufzustocken. Durch den Kabinettsbeschluss wird Nutznießer auch dieser stillen Reserven jedoch Herr Schäffer. Im Wirtschaftsplan 1956 sind 363 Millionen DM Kredithilfen des Bundes vorgesehen. In Anbetracht der stillen Reserven dürfte der Bundesfinanzminister jedoch knapp 100 Millionen DM herzugeben haben. Ausgangs des Winters, als das Thema Lastenausgleich im Bundestagsplenum behandelt worden war, rühmte sich noch die Bundesregierung, 630 Millionen DM dem Ausgleichsfonds an Kassenhilfen zur Verfügung zu stellen. So genial sind die Wege des Bundesfinanzministeriums. Bedauerlich ist nur, dass sich das Bundesvertriebenenministerium und das Bundesausgleichsamt dieser Schliche nicht zu erwehren vermögen.

 

Seite 4   365500 umgesiedelt. Aus Schleswig-Holstein

Nach der Übersicht über die Umsiedlung von Heimatvertriebenen aus Schleswig-Holstein in die Aufnahmeländer vom 30. April 1956 sind in der Zeit vom 1. April 1949 bis 30. April 1956 365 500 Personen umgesiedelt worden, und zwar nach Baden-Württemberg 98 932, Bremen 2190, Hamburg 26 784, Hessen 8787, Nordrhein-Westfalen 183 708 und Rheinland-Pfalz 45 189.

 

Seite 4   10 645 Menschen dem nassen Tod entrissen haben die deutschen Seerettungsboote seit dem Bestehen der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Im letzten Jahr wurden in der Ost- und Nordsee 249 Personen aus Seenot geborgen.

 

Seite 4   Die deutschen Seeschiffswerften sind in den nächsten drei Jahren voll beschäftigt. Alle Helligen werden beansprucht. 1955 lieferten die deutschen Werften 320 neue Schiffe mit nahezu 900 000 BRT ab.

 

Seite 5   Der Bittgang am Johanniabend. Von Charlotte Keyser.

Foto: Zeichnung: Erich Behrendt „Ich werde kommen, Karl“. Das war alles, was sie zu sagen vermochte.

Der Zug sauste davon und verschwand gleich darauf in kurzem Bogen hinter einer Waldwand. Es war nur eine kleine Station, auf der Karl Jahn ausgestiegen war, und es war nicht das erste Mal, dass er hier durch die Sperre ging. Auch den Weg, den er einschlug, war er schon gegangen, und es war wohl geschehen, um damit einen Dank abzutragen; jedenfalls behauptete er dies vor sich selbst. Heute aber würde es ein Bittgang werden, vielleicht sogar ein Bußweg. Immer hatte er etwas mitgebracht, diesmal war es ein schönes Suppenhuhn aus seinem eignen kleinen Hühnerbestand.

 

Die Bahnstation lag ein Stück außerhalb, bei gutem Schritt konnte man in zwanzig Minuten das Dorf erreichen. Aber Karl Jahn zog nur langsam seine Straße, er ging daher wie einer, der ein stilles Selbstgespräch führt. Und so war es auch.

 

Seine Gedanken verfolgten den Weg rückwärts, sie machten zuerst bei den letzten großen Erlebnissen halt, bei der grauenvollen Flucht im Treck über das Frische Haff, eine Not ohne Ende! Denn als man das rettende Ufer erreichte, sah er sich gezwungen, in einem fremden Dorf, wo die Menschen schon selbst in angstvoller Hast zum Aufbruch rüsteten, Station zu machen. Aber was half‘s, er konnte mit der schwerkranken Frau nicht weiter. Sie hatte sich auf diesem erbarmungslosen, qualvoll langsamen Treck bei Schneesturm und Winterkälte eine Lungenentzündung geholt. Welche Bitterkeit hatte er empfunden, als er die Trostlosigkeit des verlassen seins zu spüren bekam. Was hieß jetzt noch Nachbarshilfe? Jeder einzelne schwebte in Lebensgefahr, jeder musste an die eigene Rettung denken.

 

Da war sie plötzlich dagewesen, die Else, die Witwe vom Bauern Bartnick. Sie hatte nicht nach der alten Feindschaft gefragt, hatte nur im langsamen Vorbeifahren gesehen, wie er mit einem Knecht seine Frau in ein Haus trug. Da hatte sie sich ebenfalls mit ihrem Wagen aus der Reihe des endlosen Trecks gelöst. Sie hatte ihrem siebzehnjährigen Sohn das Fuhrwerk überlassen und war ihm in das fremde Haus gefolgt. Sie fragte nicht viel, sie handelte. Sie verständigte sich gut mit den Leuten. Sie holte die kalten Bettstücke aus dem Wagen, wärmte sie am Ofen und richtete in einem schon leeren Bettgestell ein Lager, denn die Bewohner selbst bedurften dessen nicht mehr, sie packten in fieberhafter Hast. Sie kochte ein warmes Getränk und bereitete am fremden Herd von den gemeinsamen Vorräten ein kräftiges Essen.

 

Die Kranke lag mit geschlossenen Augen in Fieberphantasien.

 

„Sie wird sterben“, hatte er gesagt, und die Else hatte wortlos genickt. Dann wurde es still in dem fremden Haus, denn die Leute brachen mit dem frühen Morgengrauen auf. Er hatte sie gebeten, sich jenen anzuschließen, aber sie hatte den Kopf geschüttelt und war geblieben. Zwei Tage noch dauerte es, dann schloss die Frau die Augen für immer, und im Garten gruben die drei Männer in der harten Erde mit Hacken und Spaten das Grab.

 

Es waren jammervolle Tage. Aber Angst und Not drängten voran, und sie zogen weiter. Nach beschwerlichen, ziellosen Fahrten und vielen Unterbrechungen gelangten sie mit ihren Fuhrwerken ins westliche Deutschland.

 

In benachbarten Ortschaften kamen sie unter, er in Stadtnähe, sie in einem kleinen Dörfchen. Er übernahm noch ihr Gespann und ihren Wagen und konnte sich als Fuhrunternehmer eine bescheidene Existenz aufbauen. Sie verdiente sich ihren Unterhalt mit Schneidern, und ihr Sohn ging in die Schlosserlehre. Jetzt arbeitete er als Geselle in einem guten Betrieb. Später kehrte dann auch ihr ältester Sohn aus der Gefangenschaft zurück, er ging in die Landwirtschaft. Er selbst hatte ihm zu einer Stelle verholfen. Er hatte den Ludwig Bartnick gern, und dieser zeigte sich dankbar und anhänglich und besuchte ihn ab und an am Sonntag. Dann redeten sie von der verlorenen Heimat, aber auch von allem, was sie hier erlebten; man konnte zu ihm sprechen, wie zu einem eignen Sohn.

 

Ja, die Else Bartnick! In allem hatte sie mehr Glück gehabt als er. Sie hatte ihre Söhne behalten dürfen, er hatte seine beiden Söhne verloren. Sie hatte eine glückliche Ehe geführt, er aber hatte einst unter Zwang geheiratet, und wenn er sich ehrlich fragte, so war er zwar nicht gerade unglücklich gewesen, aber auch nicht übermäßig glücklich. Denn auch seine Frau hatte auf ihre Jugendliebe verzichten müssen, und es hatte immer an der innigen Vertrautheit gefehlt. Beide Väter waren bei dieser Heirat über die Gefühle ihrer Kinder hinweggegangen, denn Geld sollte zu Geld.

 

Ja, und er hatte sein Herz an die Else gehängt gehabt, und sie waren lange Zeit miteinander im stillen versprochen gewesen, was jeder im Dorf wusste. Aber schließlich hatte er dem Drängen der Eltern nachgegeben und die Else sitzen lassen, ja, das hatte er getan, daran war nicht zu rütteln. Sie hatte viele Geschwister und musste etwas erlernen. Sie war sehr geschickt und entschloss sich zur Schneiderei. Seine Eltern wollten jedoch eine Schwiegertochter, die etwas in die Wirtschaft hereinbrachte und nicht eine, die es nötig hatte, anderen Leuten die Kleider zu nähen. Aber im Dorfe hatte man ihm seine Handlungsweise schwer verdacht, und rein wie zum Trotz hatte ein Jahr später ein noch wohlhabenderer Hoferbe, als er es war, um die wunderhübsche Else gefreit, und das war dann auch, wie ers öfter zu hören bekam, eine sehr glückliche Ehe geworden. Er und die Else gingen seitdem aneinander vorüber, als kannten sie sich nicht; aber sie sahen sich gottlob nicht oft, da ihre Höfe an den entgegengesetzten Außenbezirken des Dorfes lagen. Er hatte nicht einmal an dem Begräbnis ihres Mannes teilgenommen, als dieser nach fünfzehnjähriger Ehe gestorben war. Er konnte in seinem innersten Herzen den Verlust um die Else schwer verschmerzen, und lange Zeit machte ihm das nagende Neidgefühl viel zu schaffen. Aber mit den Jahren war das alles verblasst. Wie groß war dann seine Dankbarkeit gewesen, als sie ihm, alles Vergangene hinter sich lassend, in jenen jammervollen Fluchttagen in so selbstverständlicher Weise geholfen hatte. Nie, auch späterhin nicht, war das Vergangene jemals von ihnen berührt worden; ihre Freundlichkeit hatte stets etwas still Zurückhaltendes. Er hatte sie ab und zu aufgesucht, um ihr immer wieder zu beweisen, dass er nicht vergessen hatte, was sie für ihn und die Sterbende damals getan. Sie dagegen war nie gekommen, obwohl er sie öfters dazu ermuntert hatte. Und weil er ihre Zurückhaltung spürte, darum, ja gerade darum war es nicht so einfach für ihn, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Aber nun hatte er sich dazu durchgerungen.

 

Je näher er seinem Ziele kam, desto mehr verlangsamte sich sein Schritt. Er stellte die Tasche mit dem Suppenhuhn, das mit einem Strauß rosaroter Buschrosen und elfenbeinzarter Spiräa zugedeckt war, neben sich an den Wegrand, zog sein großes Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann aber, nach einem tiefen Atemzug, machte er eine ärgerliche Handbewegung, straffte sich, warf sich ordentlich ins Kreuz und schlug ein flotteres Tempo an.

 

Hatte er nicht einen guten Tag gewählt? Johanniabend! War da nicht aller Zauber kräftig? Allerdings nicht nur der gute, auch der böse Zauber, aber er wollte an den guten glauben. So langte er, von Zuversicht gestärkt, vor ihrer Tür an.

 

„Gott, Karl“, sagte sie. „Nett, dass du mal wieder kommst“.

„Hoffentlich passt es dir auch. Ich seh‘, ich scheuch‘ dich grad‘ von deiner Näherei auf“.

„Die läuft mir ja nicht weg“, meinte sie und schaffte mit flinken Händen den ganzen Kram beiseite.

„Komm, setz‘ dich, ich koch‘ uns einen guten Schluck Kaffee“.

 

Wie man einen Besen fasst, nahm er den Strauß und warf ihn auf den Tisch, holte dann aus der Tasche Eier und ein Stück Butter hervor und als höchsten Trumpf das Suppenhuhn.

 

„Da“, sagte er nur, schnappte ordentlich nach Luft und wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn.

„Ach Karl, so was Schönes!“

„Is ja nich‘ viel, Else, man so eine Kleinigkeit von meinem Riesenbesitz“.

 

Da lachten sie beide, und während die Else in der kleinen Kammer nebenbei den Kaffee kochte, ging die Unterhaltung durch die offene Tür hin und her. Aber erst beim Kaffeetisch, der im Schmuck des schönen Straußes prangte, kam die Unterhaltung richtig in Gang.

 

Das Zimmer hatte zwei Fenster. An dem kleinen Mansardenfenster, das nach Norden ging, stand die Nähmaschine; an dem anderen, das nach Westen blickte, war der Kaffeetisch gedeckt. Von hier aus sah man auf den Gemüsegarten des Hausbesitzers und darüber hinaus auf weites Wiesenland. Die Sonne stand noch hoch und blendete nicht, da die Krone der Kastanie, die seitlich am Giebel stand, ihren Schatten auf das Fenster warf.

 

„Johanniabend! Weißt du noch, Else, wie schön das war?“ Wieder trat das Taschentuch, das schon ganz feucht war, in Tätigkeit. „Besinnst du dich noch auf das eine Mal, du warst vielleicht elf und ich vierzehn Jahre, da nahm uns deine Großmutter abends mit an den Strom, wo die Hexen brannten, die Teertonnen. Es war doch Ehrensache, dass jeder Hof seine alten Teertonnen opferte. Ja, und dann erzählte sie so viel von den alten Bräuchen, und wir pflückten neunerlei Kraut. Sie erzählte auch und sie sprach ganz leise dabei, dass man Johanniabend das Vieh von der Weide in den Stall treiben müsse, damit es nicht verhext würde“.

 

„Auch von dem feurigen Alf erzählte sie damals“, warf die Else ein.

„Ja, wie war das? Was sagte sie davon?“

 

„Weißt du nicht, sie erzählte, dass sie einmal nachts, es war auch an einem Johanniabend, von ihrem Fenster aus, gesehen hat, wie der feurige Alf in euern Schornstein gefahren ist, und sie sagte, dass das euerm Haus großen Reichtum versprochen hätt‘. Es soll ein sehr heißer Abend gewesen sein, und gleich darauf ist ein fürchterliches Gewitter losgegangen. Aber das mit dem Alf habe sich haargenau erfüllt, denn ihr wärt reich geworden und mehr vorangekommen als alle andern im Dorf“.

 

„Ach ja, das Geld!“ seufzte er, und sie verstummten beide.

 

Um das Schweigen zu verreden, fuhr sie nach einer Weile fort: „Ja, nun haben wir alle beide keinen eignen Schornstein mehr, in den der feurige Alf reinfahren könnt‘“.

„Das sag nich, Else. Du wirst staunen: einer von den auslaufenden Höfen soll mir zugesprochen werden“.

Das ist ja schön Karl. Passiert also doch noch ab und zu mal was Gutes für unsereinen. Wann wird das denn sein?“

„Im Herbst könnt das so weit sein, aber da is noch ein Haken, ich muss einen Erben nachweisen“.

„Na ja, Karl das is ja doch traurig, den hast du ja nich“.

„Ich hab‘ angegeben, dass ich einen Stiefsohn hab‘“.

 

Er hatte das langsam und mit besonderer Betonung gesagt, und sein Blick glitt an ihr vorbei und schien sich draußen irgendwo einen festen Punkt zu suchen.

 

„Einen Stiefsohn?“ fragte sie in fassungslosem Staunen. „Aber den hast du doch gar nicht“.

„Ich hab an deinen Ludwig gedacht“.

„An meinen Ludwig? Aber du kannst doch‘ nicht die Unwahrheit sagen“.

„Natürlich kann ich das nicht“.

„Denn hast du den Ludwig noch nicht genannt?“

„Doch, ich hab ihn als Stiefsohn angegeben“.

„Aber mein Gott, das is doch nich möglich! Wir können da ja alle in Teufels Küch‘ kommen“.

 

Ihr war ganz schwach geworden, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.

„Stell dir vor, Karl: die kommen her und fragen mich aus“.

Ein zages Lächeln glitt um seine Lippen, und er legte seine Hand auf ihre Hände, die krampfhaft gefaltet auf dem Tisch lagen.

 

„Dann musst du natürlich die Wahrheit sagen, Else“.

„Ja, und dann, was dann? Was nennst du da noch Wahrheit?“

 

Fest presste er jetzt beide Hände um die ihren.

 

„Ich dachte mir Else, es war‘ ja die Wahrheit, wenn wir zwei, du und ich, zusammenspannen würden, so wie wir‘s einmal gehofft hatten, als wir jung waren. Ich will meine Eltern im Grab nicht anklagen. Lass uns die traurigen Erinnerungen begraben, mich hat das Schicksal nicht mit Glück gesegnet. Meine beiden Jungens tot — die Frau in einem fremden Bauerngarten begraben — was is da noch geblieben“. Er lachte auf. „Der feurige Alf hätt seinen Reichtum behalten sollen und mir was Bessres dafür lassen; das Geld hat mich nicht glücklich gemacht. Und nun sitz ich als grauhaariger Mann da ...“

 

Hastig zog er seine Hände zurück, als er sah, wie blass sie geworden war. Bitterkeit stieg in ihm auf, und er stieß mit rauer Stimme hervor: „Vielleicht hab ich auch gar nicht das Recht, noch einmal meine Hände nach etwas auszustrecken. Aber ich dacht, es könnt noch was von der alten Liebe in deinem Herzen zurückgeblieben sein“.

 

Mit aller Macht kämpfte die bestürzte Frau die Anwandlung von Schwäche nieder und zwang sich, den Blick zu heben. Da sah sie die Verzweiflung, die das Angesicht des Mannes widerspiegelte. Jetzt war sie es, die voll Hast nach seinen Händen griff.

 

„Ich werde kommen, Karl“.

 

Das war alles, was sie zu sagen vermochte, aber es war genug, übergenug. Wer kennt nicht die starken Freudeschauer, die das Herz überfluten, wenn nach schwindender Zuversicht plötzlich die Erfüllung da ist? Erst ist es ein Augenblick fassungslosen Schweigens, dann aber tönt und hallt es in Herz und Gemüt, und ein befreiender Atemzug zersprengt die bange Beklemmung. Einen solchen Atemzug tat Karl Jahn.

 

„Ach, Else! Ich hab‘s gehofft, aber fassen kann ich‘s noch nicht“.

 

Und nach einer Pause kurzen Schweigens fuhr er fort, und sein Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an: „Fremd werden Haus und Hof zuerst sein, alles ganz anders als daheim, aber wir werden‘s uns vertraut machen. Es soll ganz unser Haus werden, und der Ludwig wird uns helfen. Ja, deine beiden Jungens, Gott, die sind ja nun auch schon richtige Männer, die sollen es gut haben, die sollen auch ganz meine Kinder sein“.

 

Die Sonne war inzwischen um den Kastanienbaum herumgewandert und schickte ihre goldenen Strahlen durch das äußere Astwerk zum Fenster hinein. Die rosaroten Rosen auf dem Kaffeetisch leuchteten auf. Es war ganz hell in der kleinen Stube geworden, und auch die Augen der beiden Menschen strahlten auf in dem Widerschein des Lichts. Vielleicht aber war dieses Leuchten auch jener geheimnisvolle Glanz, der nur von innen kommt.

 

Seite 5   Bundesverdienstkreuz für den Kämmerer Fritz Wohlgemuth.

Wer die Wirtschaftsweise auf den landwirtschaftlichen Betrieben in Ostpreußen kannte, weiß auch darum, wie wertvoll für den reibungslosen Ablauf der Arbeiten die Kenntnisse eines tüchtigen, erfahrenen Kämmerers waren. Er war die rechte Hand des Betriebsleiters, der meist zugleich der Eigentümer des Hofes war. Der Kämmerer redete ein gewichtiges Wort bei der Aufstellung des Wirtschaftsplanes mit, und er sorgte redlich für die Durchführung. Allen, die bei der Feldarbeit und im Stalle arbeiteten, gab er ein Vorbild, und er war auch ihr Fürsprecher bei Wünschen und Sorgen.

 

Ein Mann dieser zuverlässigen Art, Fritz Wohlgemuth, wurde mit der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik durch Bundespräsident Heuss ausgezeichnet. Am 18. Juli 1892 wurde er in Woyditten, Kreis Heiligenbeil, geboren. Im Alter von vierzehn Jahren begann er sich das tägliche Brot zu verdienen. Von jener Zeit an arbeitete er ununterbrochen bis zu unserer Vertreibung auf dem Herrn von Saint-Paul-Jäcknitz, Kreis Heiligenbeil, gehörenden Gut, wo er bis zur verantwortlichen Stellung des Kämmerers aufrückte. In treuer Anhänglichkeit hilft er heute einem Sohn von Herrn Saint-Paul auf dem Seehof, Post Siglingen, Kreis Heilbronn (Württemberg).

 

Wir beglückwünschen Herrn Wohlgemuth zu der hohen Ehrung.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen ….

Heimattreffen

17. Juni: Goldap, Haupttreffen in Hamburg, Winterhuder Fährhaus.

 

24. Juni: Gumbinnen, Haupttreffen in der Patenstadt Bielefeld.

Angerburg, Haupttreffen in Rotenburg (Patenkreis), im „Rotenburger Hof“.

Elchniederung in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

Memel Stadt und Land, Heydekrug und Pogegen, Landestreffen in Bochum-Gerthe, Gästehaus Lothringen, Lothringer Straße.

 

1. Juli: Johannisburg in Hamburg.

Ortelsburg in Bochum, Nord-Süd-Halle, Steinweg 45.

Osterode in Herne, Kolpinghaus.

Lötzen in Bochum, „Kaiseraue“, Josephinenstraße 29.

 

8. Juli: Neidenburg in Hannover.

Rößel in Hamburg.

Mohrungen in Hamburg-Nienstedten. Elbschloßbrauerei.

Tilsit und Tilsit-Ragnit in Bochum „Kaiseraue“, Josephinenstraße 29.

 

15. Juli: Ebenrode (Stallupönen) in Essen-Steele, Stadtgarten-Saalbau.

Angerapp in Hannover, „Döhrener Maschpark“.

Gerdauen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Gemeinde Schillen (Kreis Tilsit-Ragnit) in der Patenstadt Plön.

 

21. Juni, 19.30 Uhr: Heimatkreis Königsberg, Bezirk Wilmersdorf, Bezirkstreffen, Lokal: Wolter, Berlin-Wilmersdorf, Rüdesheimer Platz 7. Findet nicht statt.

 

21. Juli, 19.30 Uhr: Heimatkreis Königsberg, Bezirk Wilmersdorf, Bezirkstreffen, Lokal: Wolter, Berlin-Wilmersdorf, Rüdesheimer Platz 7. Findet statt.

 

22. Juli: Allenstein Stadt und Land in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

Braunsberg in der Patenstadt Münster.

Labiau, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Lyck, Haupttreffen in der Patenstadt Hagen.

 

29. Juli: Bartenstein, Haupttreffen in Nienburg.

Pr.-Eylau, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

 

Memelkreise

Aus der Heimat werden gesucht:

Frau Marie Gaul und Walter Jurgan und Gertrud Jurgan, geb. Gaul, und Kinder Elfriede, Manfred Dieter, früher Memel, Schulstraße 6;

 

Frau Emly Puchnat, früher Memel;

 

Familie Regierungsrat Geiger, früher Memel.

 

Nachrichten erbittet der Suchdienst der Memelkreise, (23) Oldenburg (Oldb), Cloppenburger Straße 302 b.

 

Tilsit-Ragnit

Am Sonntag, 15. Juli, von 10 - 12 Uhr ab, wird, ein Wiedersehenstreffen der früheren Einwohner der Gemeinde Schulen, Kreis Tilsit-Ragnit, in unserer zwischen Seen herrlich gelegenen Patenstadt Plön (Schleswig-Holstein) in der Gaststätte Parnaß stattfinden. Der Unterzeichnete bittet im Namen der Gemeinde Schillen um eine recht zahlreiche Beteiligung. Damit das Treffen in jeder Weise vorbereitet werden kann, bitten wir Meldungen über die Teilnahme bis spätestens 5. Juli schriftlich an den Magistrat der Stadt Plön in Schleswig-Holstein zu richten. Um Einhaltung des Meldetermins wird dringend gebeten.

Rudolf Peschel, Gemeindebeauftragter, Hamburg-Lurup, Veermoor 48.

 

Elchniederung. Gelungenes Kreistreffen in Lübeck.

Das erste Elchniederunger Heimattreffen in Lübeck am 3. Juni war ein voller Erfolg. Etwa fünfhundert Landsleute hatten sich in der Gaststätte Muuß in Lübeck-Israelsdorf versammelt.

 

Bereits am Vorabend fand dort ein Sondertreffen der jungen Elchniederunger Generation statt, das von allen Teilnehmern besonders begrüßt wurde und in Zukunft im Rahmen eines jeden Elchniederunger Treffens durchgeführt werden soll. Der Kreisvertreter konnte hierbei besonders herzlich zwei junge Spätheimkehrerinnen begrüßen, die erst vor kurzem nach jahrelanger Arbeitsfron aus der Gefangenschaft entlassen worden waren. Kreisgeschäftsführer Sahmel wies auf den Umfang und die Bedeutung unserer landsmannschaftlichen Arbeit hin. Er betonte, dass gerade die jüngere Generation die Verpflichtung habe, den Heimatgedanken zu bewahren und weiterzutragen, um im Kampf um die friedliche Wiedergewinnung unserer Heimat nicht zu erlahmen.

 

Am Sonntag war der Vormittag der Vorführung der Elchniederunger Heimatlichtbilder und der Aufnahmen von der Patenschaftsfeier vorbehalten. Der rund 120 Personen fassende Klubraum des Trefflokals war bereits bei der ersten Vorführung um 10 Uhr überfüllt, so dass Landsmann Sahmel den Lichtbildervortrag noch zweimal wiederholte. Übereinstimmend kam in dem Urteil der Landsleute zum Ausdruck, dass sie sich auf die Vorführung dieser Lichtbilder besonders gefreut hätten und dass die Initiative der Kreisvertretung zur Schaffung dieser Lichtbildreihe allgemein anerkannt werde.

 

Bis zum Beginn der Heimatfeierstunde um 14 Uhr war der große Saal des Trefflokals bis auf den letzten Platz besetzt. Kreisvertreter Klaus begrüßte die Erschienenen und übermittelte die Grüße der Vertreter unseres Patenkreises. Er ermahnte die Landsleute zum unverbrüchlichen Zusammenhalt innerhalb der Kreisgemeinschaft. Im Anschluss an die Totenehrung sprach der Kreisbeauftragte für den Agrarsektor, Landsmann Fritz Hartmann, als Vertreter der in Lübeck wohnhaften Elchniederunger. Er ersuchte die Kreisvertretung, in jedem Jahr ein solches Treffen in Lübeck durchzuführen. Als Vertreter der Bundesführung unserer Landsmannschaft sprach dann der Kreisvertreter von Heiligenbeil, Landsmann Knorr. Der Redner zeichnete ein Bild der jetzigen Situation unseres landsmannschaftlichen Kampfes um die Wiedergewinnung unserer Heimat. In scharfen Worten sprach Landsmann Knorr dem Bundesaußenminister von Brentano das Recht ab, durch unverantwortliche Äußerungen den Heimatvertriebenen in ihrem Bemühen um Rückgewinnung der deutschen Ostgebiete in den Rücken zu fallen. Wie wohltuend in der richtigen Erkenntnis unseres Rechtsstandpunktes sei dagegen die kürzlich vor dem amerikanischen Kongress abgegebene Erklärung des Abgeordneten Reece zu werten, der eindringlich die Verpflichtung der Vereinigten Staaten und der gesamten freien Welt anerkannte, den vertriebenen Ostpreußen und damit allen Ostdeutschen die Heimat wiederzugeben. Landsmann Knorr erntete für seine Worte herzlichen Beifall.

 

Kreisgeschäftsführer Sahmel berichtete über das Patenschaftsverhältnis. Auf Beschluss des Kreisausschusses machte Landsmann Sahmel von dem in Vorbereitung begriffenen Satzungsentwurf der Kreisgemeinschaft Mitteilung und stellte anheim, den jetzigen Kreisausschuss bis zur endgültigen Verabschiedung der Satzung und bis zur satzungsgemäßen Neuwahl weiterhin im Amt zu bestätigen. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. — Noch lange danach blieben die Landsleute bei Musik und Tanz in heimatlicher Gemütlichkeit zusammen.

 

Kreistreffen in Hannover

Für das Kreistreffen am 24 Juni in Hannover-Limmer, Kurhaus Limmerbrunnen, ist folgendes Programm festgelegt worden: 10 Uhr Vorführung der Elchniederunger Heimatlichtbildreihe und der Aufnahmen von der Patenschaftsfeier im Klubraum des Trefflokals (die Vorführung wird bei Bedarf wiederholt); 14 Uhr heimatpolitische Feierstunde, bei der ein Mitglied des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft sprechen wird. Ab 16 Uhr geselliges Beisammensein bei Musik und Tanz. Am Vorabend um 19 Uhr findet im Klubraum des Trefflokals ein Sondertreffen der jungen Elchniederunger statt, wozu insbesondere auch die früheren Lehrer der Elchniederunger Schulen herzlich eingeladen sind. — Für die Sonderomnibusfahrt von Hamburg nach Hannover werden schriftliche Teilnehmeranmeldungen noch bis zum 20. Juni von Kreisgeschäftsführer Herbert Sahmel in (24a) Hamburg 26, Burggarten 17, entgegengenommen. Die Abfahrt erfolgt am 24. Juni um 7 Uhr morgens ab Gewerkschaftshaus Hamburg (unmittelbar am Hauptbahnhof), die Rückfahrt von Hannover um 19.30 Uhr.

 

Schloßberg (Pillkallen). Wahlen für Kreistag und Vorstand (Kreisausschuss)

Der auf Grund der Wahlordnung vom Vorstand bestimmte Wahlausschuss hat in seiner Sitzung vom 26. Mai nachmittags festgestellt, dass die in Folge 19 des Ostpreußenblattes vom 12. Mai 1956, Seite 6, vorgeschlagenen Kandidaten bis auf Gustav Lange, Paulicken (Bezirk 14: Willuhnen), der wegen schwerer Krankheit die Wahl nicht angenommen hat, als Kreistagsmitglieder gewählt worden sind. In einem Ergänzungswahlvorschlag ist außerdem für den Bezirk 8: Schirwindt der Landwirt Helmut Kriszun, Grenzfelde, als Kreistagsmitglied gewählt worden. Der Kreistag zählt insgesamt 48 Mitglieder.

 

In seiner ersten Sitzung nach dem Hauptkreistreffen in Winsen/Luhe am 3. Juni 1956, 15 Uhr, nahm der Kreistag die dem Hauptkreistreffen vorgelegte Satzung der „Kreisgemeinschaft Schloßberg e. V., in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V.“ einstimmig an und wählte einstimmig den Vorstand (Kreisausschuss), der sich aus dem geschäftsführenden Vorstand (drei Mitglieder) und acht Beiratsmitglieder zusammensetzt. Der geschäftsführende Vorstand besteht aus:

 

1) Dem 1. Vorsitzenden (Kreisvertreter): Dr. Erich Wallat-Willuhnen:

2) dem 2. Vorsitzenden (stellv. Kreisvertreter): Fritz Schmidt-Schleswighöfen;

3) dem 3. Vorsitzenden (Schriftführer): Albert Fernitz-Schloßberg. —

 

Als Beiräte gehören dem erweiterten Vorstand an:

 

1) Dr. Heinz Angerer, Cäsarsruhe;

2) Fritz Brandtner-Schloßberg;

3) Horst Buchholz-Eichbruch:

4) Kurt Buchler-Ebenfelde;

5) Franz Mietzner-Schloßberg;

6) Martin Paulat-Vierhöfen;

7) Arnold Woelke-Schloßberg und

8) Erich Friedrich-Ackermühle.

 

Für die Schadensfeststellungen werden bei der Heimatauskunftstelle Gumbinnen in Lübeck besondere Kommissionen für die einzelnen Bezirke zusammentreten, die voraussichtlich ab November die Einzelbewertung von rund 4200 landwirtschaftlichen Grundstücken vornehmen werden. — Vorbereitungen für die Einzelbewertung von Grundvermögen (Hausbesitz), Industrie, Handel und Gewerbe sind von der Heimatauskunftstelle eingeleitet worden.

Dr. Wallat, Willuhnen, Wennerstorf über Buchholz, Kreis Harburg

 

Ebenrode (Stallupönen)

Auf das Treffen am Sonntag, dem 15. Juli, im Restaurant „Stadtgarten-Saalbau“ in Essen-Steele weise ich erneut hin. Das Programm für diesen Tag wird noch bekanntgegeben werden.

 

Gesucht werden:

Karl Weise und Ehefrau Emma, aus Urfelde (Urbschen);

Frau Anna Wieberneit;

Frau Helene Köbbel und

Gustav Lörtzer mit Ehefrau Anna, aus Birkenmühle.

 

Auf dem ersten Treffen am 16. Mai 1954 gelegentlich der Patenschaftsübernahme in Kassel soll angeblich Frau Martha Enskat, Ehefrau des Polizeimeisters Enskat, Grenzen, von einigen Bewohnern aus Schloßbach (Pillupönen) gesehen worden sein. Frau Enskat wurde am 6. April 1945 von den Russen verschleppt. Wer kann nähere Angaben machen?

de la Chaux, Kreisvertreter (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67

 

Gumbinnen. Friedrichsschule und Cäcilienschule.

Alle „Ehemaligen“ unserer beiden Schulen rufen wir hierdurch auf, zum Gumbinner Haupttreffen am 23. und 24. Juni nach Bielefeld zu kommen und sich recht zahlreich besonders an den folgenden Veranstaltungen zu beteiligen: Sonnabend. 23. Juni, 15 Uhr: Aula der Cäcilienschule Bielefeld (Nähe Jahnplatz), Feierstunde; um 21 Uhr: Haus des Handwerks, am Papenmarkt (Raum wird durch Angabe bekanntgemacht), Versammlung der „Ehemaligen“ mit Vortrag und Aussprache: Sonntag, 24. Juni, 14 Uhr: Berghotel „Stiller Frieden“ (drei Minuten vom „Rütli“): gemeinsame Kaffeetafel. Die Bielefelder Vertretung unserer Schulen hat am Sonnabend im Haus des Handwerks, am Sonntag im Gastzimmer des „Rütli“ ständig einen Tisch als Treffpunkt und Auskunftstelle eingerichtet (Schulkarteien). Weitere Einzelheiten bitten wir dem Mitteilungsblatt Nr. 2/56 zu entnehmen.

D. Goldbeck, Brackwede. Westf., Quelle, 9 Brockhager Straße

 

Übernachtungen in Bielefeld

Für Übernachtungen beim Haupttreffen in Bielefeld (23. bis 25. Juni) steht unseren Landsleuten die Turnhalle der Klosterschule Klosterplatz (Mittelpunkt der Stadt) als Gemeinschaftsquartier zur Verfügung. Preis für eine Übernachtung 1 DM. Anmeldungen sind sofort an das Städt. Verkehrsamt Bielefeld, Bahnhofstraße, zu richten. Soweit möglich, können Anmeldungen auch noch beim Eintreffen in Bielefeld erfolgen.

 

Tagesausflugsfahrt am 25. Juni

Die Abfahrt der Omnibusse erfolgt am Montag, dem 25. Juni um 8 Uhr Brunnenstraße Ecke Schillerplatz (am Stadttheater Nähe Rathaus). Soweit noch Plätze für die Omnibusfahrt vorhanden sind, werden Anmeldungen noch am Sonnabend, dem 23. Juni auf dem Treffen bis 20 Uhr entgegengenommen.

Kuntze, Kreisvertreter, Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4

 

Angerapp. Kreistreffen in Hannover

Auf das am 15. Juli in Hannover im Lokal „Döhrener Maschpark" stattfindende Kreistreffen möchte ich heute erneut hinweisen. Einzelheiten werde ich in den nächsten Folgen des Ostpreußenblattes bekanntgeben. Das Treffen in Hamburg wird am 5. August wieder wie in den früheren Jahren im Lokal „Sülldorfer Hof“ stattfinden. Auch über dieses Treffen werde ich demnächst nähere Einzelheiten veröffentlichen.

 

Ein Bericht über das sehr gut besuchte Jahreshaupttreffen in unserer Patenstadt Mettmann folgt in Kürze.

Wilhelm Haegert, Kreisvertreter, Düsseldorf, Zabernerstraße 42.

 

Angerburg. Haupttreffen in Rotenburg

Auf unser Haupt-Kreistreffen am 23. und 24. Juni in Rotenburg (Hann.) mache ich letztmalig aufmerksam. Durch große Teilnahme wollen wir unsere Heimattreue beweisen und unseren Patenkreis gegenüber unseren Dank bekunden. Von Hamburg (Hauptbahnhof) fährt am 24. Juni, 7 Uhr, ein Bus nach Rotenburg (Näheres siehe Ostpreußenblatt, Folge 20 und 23). Landsleute, die bereits am 23. Juni nach Rotenburg kommen, können um 15 Uhr an der ersten Sitzung des neu gewählten Kreistages im großen Saal des Kreishauses teilnehmen. Um 20 Uhr im Saal des „Rotenburger Hof“ Farblichtbildervortrag von Landsmann Walter von Sanden, Gr.-Guja, und geselliges Beisammensein mit Gästen. Zeitfolge der Veranstaltungen am Sonntag, dem 24. Juni, wird an den Gasthäusern „Rotenburger Hof“ und „Lüneburger Hof“ ausgehängt sein.

 

Gesucht werden:

Max Kropat, Bahnbeamter aus Angerburg, Litzmannstraße 1, mit Ehefrau Martha Kropat, geb. Brassat, sowie ihren Kindern Horst, Gerhard und Heinz;

 

Gustav Sach, Maurer aus Buddern, geb. 08.09.1885. Er befand sich auf Urlaub bei seinen Angehörigen in Guttstadt, Kreis Heilsberg. Seit seiner Rückfahrt von dort zu einer O. T. Einheit in Oberschlesien, Mitte Januar 1945, fehlt jede Spur von ihm;

 

Johann Kowallek, aus Kehlen, geb. 07.04.1877. Er wurde am 16.04.1956 aus Kehlen ausgesiedelt und kam nach Westdeutschland. Jede Nachricht über die Gesuchten erbittet die Geschäftsstelle. Auf gesundes Wiedersehen in Rotenburg!

Hans Priddat. Kreisvertreter (16) Bad Homburg v. d. Höhe, Seifgrundstr. 15

 

Sensburg. Sitzung des Kreisausschusses

Am 2. Juni trat in der Patenstadt Remscheid der neugewählte Kreistag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Zu Beginn der Tagung gab der bisherige Kreisvertreter Albert v. Ketelhodt einen umfassenden Bericht über die Lage im Hinblick auf die Wiedergewinnung unserer Heimat. Bei der Aussprache kam besonders der Unwille über die bekannten Äußerungen des Bundesaußenministers zum Ausdruck. Anschließend wurden der Verein Kreisgemeinschaft Sensburg in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. gegründet und die Satzungen angenommen. Zum Kreisvertreter wurde der bisherige Kreisvertreter Albert von Ketelhodt wiedergewählt. Stellvertreter wurde Johann Grigo (Sensburg, jetzt Bonn), zweiter Stellvertreter Eberhard von Redecken (Eichmedien, jetzt Bad Hersfeld, Hessen). Ferner wurde der Kreisausschuss gewählt. In Vertretung des verhinderten Oberbürgermeisters Frey waren Bürgermeister Roth und Beigeordneter Dr. Kühler erschienen, die die Grüße der Patenstadt überbrachten: sie wurden herzlich begrüßt. Zum Schluss gab Landsmann Bredenberg das Programm für die Jugendfreizeit vom 27. Juli bis 10. August bekannt. Die Vertreter der Patenstadt sagten ihre volle Unterstützung bei dem Vorhaben zu. Es soll versucht werden, für das Kreistreffen am 2. September in Remscheid ein großes Zelt oder eine Fabrikhalle zu mieten, um ein Auseinanderlaufen der Landsleute zu vermeiden. Ich bitte, sich schon jetzt auf den 2. September einzurichten. Wer Übernachtung wünscht, wird gebeten, sich wegen Quartier beim Verkehrsamt Remscheid anzumelden.

Albert von Ketelhodt, Kreisvertreter Ratzeburg, Kirschenallee 11

 

Treuburg. Wahl der Bezirksvertrauensmänner

Auf unsere Bekanntmachungen im Ostpreußenblatt, Folge 16 vom 21. April, sind gültige Gegenvorschläge nicht eingegangen. Als Kandidaten gelten daher die im Aufruf namhaft gemachten Landsleute.

 

Wir fordern nunmehr alle Treuburger, die wahlberechtigt sind, das heißt die sich zur Heimatortskartei gemeldet haben, auf, ihre Stimme mittels Postkarte bis zum 20. Juni an die Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft Treuburg in der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Lübeck, Gustav-Falke-Straße 4, gemäß § 7 der Wahlordnung abzugeben.

gez. Bruno Bednarczyk, Hildegard Czygan, Karl Grunau als Wahlausschuss.

 

Johannisburg. Einladung zum Haupttreffen in Hamburg.

Gemäß § 5 der Satzung unserer Kreisgemeinschaft Johannisburg in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. ist im Einvernehmen mit unserem Patenkreis Flensburg-Land die diesjährige Mitgliederversammlung als Hauptkreistreffen auf Sonntag, 1. Juli, ab 10 Uhr in Hamburg-Nienstedten — Elbschloßbrauerei — Ausschank an der Elbchaussee 374, anberaumt, also nicht wie bisher in der „Elbschlucht"!

 

Alle Landsleute sind hierzu herzlichst eingeladen und werden gleichzeitig gebeten, weiteren Landsleuten, die das Ostpreußenblatt nicht halten, dieses mitzuteilen und sie von sich aus zur Teilnahme aufzufordern. Zu gleicher Zeit tritt gemäß § 6 der eingangs genannten Satzung der Gesamtvorstand, genannt Kreistag, zusammen. Dieser besteht aus a) dem jeweiligen Landrat des Patenkreises, b) dem letzten amtierenden Landrat des Kreises Johannisburg, c) dem Kreisvertreter, d) je einem Vertreter der siebzehn Stadt- und Amtsbezirke.

 

Die Tagesordnung ist folgende: 11 Uhr. 1. Andacht durch Herrn Pfarrer Woytewitz-Arys. 2. Totenehrung; 3. Begrüßung und Jahresbericht durch den Kreisvertreter: 4. Kassenbericht, Jahresrechnung und Prüfungsergebnis; 5. Erteilung der Entlastung für Vorstand und Kasse; 6. Verwendungsnachweis über Zuwendungen des Patenkreises für das Jahr 55/56 ; 7. Neuwahl des Schriftführers; 8. Richtlinien für das Jahr 56/57 und Planung der Herausgabe einer Kreischronik; 9. Feststellung des Voranschlages 56/57; 10. Verschiedenes; 11. Ansprachen der Landräte; 12. Ansprache des Stellvertretenden Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Egbert Otto.

 

Zur Vorbereitung dieser Tagesordnung für die Beschlüsse der Mitgliederversammlung und des Kreistages wird hiermit gemäß § 7 der Satzung der engere Vorstand, genannt Kreisausschuss, zu einer Sitzung am Sonnabend, dem 30. Juni, um 17 Uhr im Sitzungsraum des Hauses der Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg, Parkallee 84, eingeladen und gebeten, vollzählig zu erscheinen. Ehrenmitglieder sind berechtigt, beratend an der Sitzung teilzunehmen.

Namens des Kreisausschusses der 1. Vorsitzende Fr.-W. Kautz, Kreisvertreter Altwarmbüchen bei Hannover

 

Gesucht werden:

Otto Weiß und Ehefrau Ottilie, Ribitten;

Losch, Drigelsdorf;

Bandilla, Tischler;

Adolf, Tatzken.

 

Das Kreistreffen in Hannover

Viele Johannisburger trafen sich am Sonntag, dem 3. Juni, in Hannover. Der Saal des Kurhauses Limmerbrunnen war voll besetzt. Der einundachtzigjährige Landsmann Boschewski leitete die Feierstunde mit ergreifenden Bibelworten ein; Kreisvertreter Kautz gedachte danach der Toten und Vermissten unserer Heimat. Im Mittelpunkt der Gedenkstunde stand der Vortrag von Landsmann Czibulinski, der alle Anwesenden ermahnte, den Heimatgedanken in die Seelen unserer Kinder zu pflanzen, die Heimat nie zu vergessen und den Glauben an unsere Heimat nie zu verlieren. In seiner Ansprache gab er eine lebensvolle Schilderung von Land und Leuten der Johannisburger Heimat, die die Zuhörer tief beeindruckte. Der Pflege des Heimatgedankens — so erläuterte der Redner — dienten in erster Linie unsere Treffen. Wir seien gewaltsam aus dem heimatlichen Boden herausgerissen worden, doch die Liebe zur Heimat und die Hoffnung könne uns niemand nehmen. Mit dem Ostpreußenlied „Land, der dunklen Wälder" schloss diese zu Herzen gehende Feierstunde.

 

Kreisvertreter Kautz berichtete über den Lastenausgleich und über die umfangreiche Arbeit des Kreises Johannisburg, der in der Erfassung und Bearbeitung mit an erster Stelle steht. Mit herzlichen Worten begrüßte er die Ältesten auf diesem Treffen und die Landsleute, die in letzter Zeit aus Mitteldeutschland in die Bundesrepublik gekommen sind. Ein Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen aus Hannover unterstrich ebenfalls die Bedeutung solcher Treffen, die wir auch in Zukunft durchführen müssten, um allen zu zeigen, dass wir den Anspruch auf unsere Heimat niemals aufgeben würden. Er verurteilte die fragwürdigen Äußerungen mancher Politiker, die die Bereitschaft andeuten, auf Teile des deutschen Ostens zu verzichten. „Wir wollen in unsere Heimat zurückkehren, diese Rückkehr soll auf friedlichem Wege erreicht werden!" Seine eindringlichen und klaren Worte fanden den Weg zu den Herzen aller. Mit der dritten Strophe des Deutschlandliedes fand der erste Teil des Treffens seinen Abschluss. Bei fröhlichem Tanz und heimatlichem Gespräch verflossen die Stunden wie im Fluge.

 

Neidenburg. Fahrten von Gießen zu Heimattreffen.

Der Gießener Reisedienst A. Legal, Gießen, Bahnhofstraße 41 (früherer Molkereibesitzer Legal in Neidenburg) beabsichtigt zu den Heimattreffen des Kreises Neidenburg seine großen Verkehrsomnibusse bei ausreichender Beteiligung zur Verfügung zu stellen. Landsleute aus dem Raum Gießen und Frankfurt wollen sich wegen einer Gemeinschaftsfahrt an den Genannten wenden. Die Fahrt nach Bochum würde die Fahrtroute Gießen – Wetzlar – Herborn – Dillenburg – Halger - Siegen haben, so dass Zusteigemöglichkeiten vorhanden sind. Wegen einer Fahrt nach Hamburg bzw. Hannover liegt die Fahrtroute noch nicht fest. Nur rechtzeitige Bestellung sichert einen Platz.

 

Für Archivzwecke werden dringend einige Nummern des Neidenburger Heimatbriefes gesucht. Wer kann der Geschäftsführung des Kreises Neidenburg die Nummern 11 und 13. evtl. gegen Bezahlung, schnellstens zur Verfügung stellen? Nachricht an Wagner, Kreisvertreter Landshut B II, Postfach 2

 

Allenstein-Stadt

Gesucht werden:

Frau Hildegard Kröhnert, geb. Pudelski, früher Allenstein, Hohensteiner Querstr. Nr. 5;

 

Martin Zimmermann, früher Allenstein, Bahnhofstraße (Zimmermann war beschäftigt bei der Firma Schulz und Jasching);

 

Familie Otto Schulz, geb. 15.8.1896 - 1900, früher Allenstein, Neidenburger Straße 19. Die Ehefrau heißt Helene, seinerzeit waren noch drei Kinder zu Hause. Hildegard, Siegfried und eine weitere Tochter. Die Familie soll in Niedersachsen leben. Herr Schulz soll Weihnachten 1955 bei den Heimkehrertransporten aus Polen Dienst gemacht haben.

 

August Annutt und seine Frau Paula Annutt, geb. Wischnewski, früher Allenstein, Hassenflug 6 bzw. 2 a;

 

August Frutschke, geb. 31.05.1886 (wurde am 29.03.1945 von den Russen verschleppt);

 

Rektor Blank und Frau Maria Blank, geborene Bahlmann, früher Allenstein, zuletzt wohnhaft Quedlinburg (Harz).

 

Es liegt eine Nachricht über den Gefreiten Bruno Krüger, geb. etwa 1925, aus Allenstein, vor. Gesucht werden Angehörige des Bruno Krüger, Eltern (Brunnenbaugeschäft) Krüger. Familie Bolczek und Familie Piontkowski, Allenstein, Bismarckstraße 9.

 

Ehemalige Hilfspolizeibeamte:

Georg Ambrosius

Bernhard Matern

Anton Reski

Josef Biernatowski

Spogahn

Käsler

Gramsch

 

Frau Meta Nietraschk, früher Allenstein, Hohensteiner Straße 47;

Herr Redecker und Herr Teichert, beide vom Art.-Regt. 11 Allenstein.

 

Alle Meldungen sind an die Geschäftsstelle „Patenschaft Allenstein“, Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus, zu richten.

 

Seite 6   Vorsorge für die Betreuung unserer Kinder. Die Leiter für die Freizeiten versammelten sich in Lüneburg.

Freudig begrüßten sich am Nachmittag des 22. Mai im Haus der Ostdeutschen Akademie in Lüneburg die Teilnehmer an einem Lehrgang für Betreuer und Helfer der diesjährigen Freizeiten für ostpreußische Kinder und Jugendliche. Freunde sahen sich wieder und wer sich noch bis dahin nicht gekannt hatte, wurde schnell miteinander vertraut. Diese herzliche, offene Gesinnung wurde spürbar, als nach der Einführung in die Lehrgangsplanung durch das Mitglied des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft, Erich Grimoni, und Fräulein Hanna Wangerin die Teilnehmer von ihrem Aufgabenkreis und ihren Freizeitabsichten berichteten.

 

Am ersten Abend führte uns Otto Stork, der Landeskulturwart der Ostpreußen in Baden-Württemberg ist, mit seinen einzigartigen Farblichtbildern in das Land unserer Sehnsucht. In dem anschließenden Gespräch kam uns erst eigentlich zum Bewusstsein, dass der Lichtbildervortrag für uns noch einen anderen Zweck als einen erbaulichen haben sollte, nämlich uns zu zeigen, wie man Lichtbilder bei einer Freizeit verwenden kann.

 

Unter dem Leitgedanken, den Teilnehmern ein möglichst vielseitiges Rüstzeug für die Freizeiten ihrer Kreisgemeinschaften mitzugeben, standen auch alle anderen Veranstaltungen des Lehrgangs: Referate, Gespräche und praktisches Wirken, das Singen, das leider noch viel zu kurz kam, mit Hanna Wangerin und die Übungen in der Singeleitung (Fräulein Standfuß, P. H. Lüneburg), die Referate von Dr. Nadolny über ostpreußische Heimatgeschichte und von Erich Grimoni über ostpreußisches Brauchtum im Jahreslauf, sowie die ausgezeichnete Führung durch Lüneburg, als Anregung für Besichtigungen während der Freizeitlager. Ein fruchtbares Gespräch löste der Vortrag von Dr. Müller-Sternberg über „Begegnung mit der SBZ-Jugend“ aus.

 

An alles, was ein künftiger Freizeitlagerleiter brauchen kann, war gedacht worden: Gestaltungsmöglichkeiten durch Spiel und Werken (Dresse und Thilo Scheller), die notwendige Kenntnisse über Lagerhygiene und ärztliche Betreuung während der Freizeit, sogar an Hilfen zur Aufstellung des Küchenzettels.

 

Als ein treffliches Beispiel für die Umsicht und Sorgfalt, die der Vorbereitung eines Freizeitlagers dienlich sind, konnte die Vorbereitungsarbeit für diesen Lehrgang selbst gelten. Von Seiten des Referates Jugend und Kultur der Landsmannschaft Ostpreußen und von seinem guten Geist, Hanna Wangerin, war alles getan worden, um den Erfolg des Lehrganges zu sichern. So geschah es, dass wir nicht nur an Kenntnissen und Wissen, sondern auch innerlich bereichert heimfuhren; jeder Teilnehmer wurde mit ausgiebigem Buch- und Schriftenmaterial, das ihm die Landsmannschaft als Arbeitshilfe mitgab, versehen.

 

Der hübsche Einfall war, dass jedem Landsmann die Möglichkeit geboten wurde, seiner allerengsten Heimat zu begegnen, nämlich in der sorgsam ausgewählten Fotografie, die er als Tischkarte auf seinem Platze vorfand. Es fand hier keine „Tagung“ im landläufigen Sinne statt, sondern ein Familientag, bei allem Ernst, mit dem in diesen drei Tagen die notwendige Arbeit angepackt wurde. Möge das Bild der Heimat so lebendig in der großen Familie der Ostpreußen weitergetragen werden, wie in den Herzen der jungen Menschen, die in diesem Sommer unsere Lager besuchen.

 

Seite 7   Nordostdeutsche Kulturtage in Lüneburg

Vom 8. bis 10. Juni fanden zum dritten Male die Nordostdeutschen Kulturtage in Lüneburg statt.

 

Hatten schon die beiden vorangegangenen vom Nordostdeutschen Kulturwerk veranstalteten Kulturtage eine höhere Ebene der Veranstaltungen, so darf gesagt werden, dass in diesem Jahr eine jede Darbietung des wohlausgewogenen Programmes ein kulturelles Erlebnis von Rang war.

 

Obgleich die Kulturtage diesmal unter der Fülle gleichzeitig laufender Veranstaltungen litten, die anlässlich des tausendjährigen Jubiläums von Lüneburg einander überschnitten, so hatte sich doch ein überraschender großer Zuhörerkreis zum Eröffnungsvortrag von Professor Dr. M. H. Boehm in der Bibliothek der Ostdeutschen Akademie zusammengefunden. Professor Boehm sprach über „Ostdeutsche Kulturarbeit im Vorfeld der Politik“.

 

Zu einem starken Erlebnis wurde das abendliche Klavierkonzert von Professor Hans Erich Riebensahm, früher Königsberg. Schon der erste Teil des Programmes mit Mozart und Beethovens Eroica-Variationen fand helle Begeisterung der Zuhörer. Sie steigerte sich noch im Verlaufe des zweiten Teiles, der ein Triptychon und eine Sonate von Otto Besch, früher Königsberg, und anschließend einige ausgewählte Kompositionen von Chopin brachte, zu einem wirklichen musikalischen Ereignis, wie es einem selten geschenkt wird. Alle dankten dem Künstler, wie auch dem anwesenden Komponisten Otto Besch.

 

Der Sonnabendabend brachte das Paradeisspiel aus Oberufer, gespielt von der Bühne „Der Morgenstern“, in der alten Lüneburger Nikolaikirche. Weltschöpfung und Sündenfall sind das Thema des Stückes. Die Stilmittel, von denen eine starke Wirkung ausgeht, sind eine streng vorgeschriebene Mimik und ein nach Stimme und Rhythmus genau durchgefeiltes Spiel. Die einmalige Schlichtheit, die geradezu sakrale Hingabe der Spielenden an den mythischen und symbolischen Gehalt des Spieles ist von außergewöhnlicher Eindruckskraft.

 

In der Aula der Pädagogischen Hochschule hielt den Festvortrag Professor Dr. E. Keyser, Marburg, früher Danzig, über „Deutsche Städte in Ost und West“. Begrüßungsworte seitens des Präsidenten des VdL, Dr. Baron Manteuffel und des Präsidenten des Nordostdeutschen Kulturwerkes, Professor M. H. Boehm, leiteten diese Feierstunde ein. Von Lüneburg ausgehend entrollte der Vortragende ein fesselndes Bild des Zusammenhanges deutscher Städte in Ost und West.

 

Als letztes kulturelles Ereignis dieser inhaltsvollen Tage wurde eine Ausstellung der Nordostdeutschen Künstlereinung e. V. durch die zweite Vorsitzende des Verbandes im Beisein zahlreicher Persönlichkeiten aus dem kulturellen und geistigen Leben Lüneburgs eröffnet. Nach einer Begrüßung durch den Oberbürgermeister Peter Gravenhorst sprach Frau Wolfermann einführende Worte. Die Ausstellung bleibt bis zum 30. Juni geöffnet.

 

Seite 7   Kirchengeschichte Ostpreußens von 1932 bis 1948. In Beienrode wird ein Archiv angelegt werden.

Es ist ohne Frage ein besonders stürmischer Abschnitt der Kirchengeschichte gewesen, der nun seine Darstellung finden soll. Aber das ist nicht die einzige Frage, ob es viel Kampf und Leid und Not gegeben hat, sondern wichtiger ist, ob in diesen Jahren auch gute Frucht des Glaubens und der Erkenntnis gewachsen ist. Eins aber steht von vornherein fest: es ist nötig, dass die Geschehnisse dieser Jahre aufgezeichnet werden. Darum war ein Kreis ostpreußischer Pfarrer von Professor D. Iwand nach Beienrode eingeladen, um diese Aufgabe durchzusprechen und vorzubereiten. Es ist als eine allgemeine, bedeutsame Aufgabe der Evangelischen Kirche erkannt worden, das Ringen der Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus aufzuzeichnen. Es ist. so kann wohl gesagt werden, in jeder deutschen Landschaft diese Zeit verschieden erlebt worden. Darum muss auch jedes Land sein besonderes Erleben darstellen. Die Gesamtschau aber zu bringen, ist Aufgabe des an der Hamburger Universität lehrenden Professors für Kirchengeschichte Kurt Dietrich Schmidt.

 

Aufgabe der ostpreußischen Pfarrer und im kirchlichen Leben stehenden Gemeindeglieder, die die Probleme und Hergänge jener Zeit noch gut im Gedächtnis behalten haben, muss also sein, das Geschehen im ostpreußischen Raum festzuhalten und zwar in doppelter Weise: es soll in wissenschaftlich einwandfreier Form dargestellt werden, wie auch in volkstümlicher Weise durch anschauliche Erzählung des Erlebten. Der Bericht wird auf folgende Themen eingehen müssen: es gilt zunächst die chaotische Zeit um 1930 zu schildern, die christliche Tarnung des Nationalsozialismus, die vielen es sehr schwer machte, eine klare Stellung zu beziehen, das Wirken Müllers, das Amtsende des Generalsuperintendenten D. Gennrich, das Drei-Männer-Kollegium und Bischof Kessel, auch die Auswirkungen der deutsch-christlichen Kundgebung im Berliner Sportpalast und das erste öffentliche Auftreten der Bekennenden Kirche in der Königsberger „Knochen-Synode“. Die kirchlichen Wahlen, Person und Tätigkeit des Kirchenministers Kerrl, die Bemühungen der Kirchenausschüsse, Kollektenkampf und Verhaftungswelle — im Herbst 1937 waren etwa einhundertfünfzig evangelische Pfarrer in Ostpreußen im Gefängnis! — müssen hier dargestellt werden. Dann kam der Krieg mit der übermäßigen Einziehung der Pfarrer zum Wehrdienst. Ein besonders Kapitel gebührt der Aktivierung der Laien, die in den Bruderräten tätig waren, ihren Pfarrer weithin unterstützten, die Verhafteten vertraten und in der Kriegszeit verantwortungsbewusst gute kirchliche Arbeit leisteten.

 

Was sich hinter diesen Stichworten andeutet, ist in ungeheurer Mannigfaltigkeit in den einzelnen Gemeinden verschieden erlebt worden, je nach den kirchentreuen oder kirchenfeindlichen Personen, die dabei in Funktion traten. Gerade diese Mannigfaltigkeit kann die Darstellung dieses Abschnitts der ostpreußischen Kirchengeschichte so reizvoll machen. Darum werden auch alle, die noch Erinnerungen allgemeiner oder spezieller Art gut im Gedächtnis tragen, gebeten, diese Vorgänge mündlich oder schriftlich ihrem Pfarrer oder sonst einer Vertrauensperson mitzuteilen oder auch an das Archiv in Beienrode, Haus der helfenden Hände, zu übersenden.

 

Das Archiv ist im Entstehen begriffen. Jede Gemeinde hat ihre Mappe, in der Nachrichten über sie gesammelt werden. Insbesondere durch Bilder müssen diese Sammlungen vervollständigt werden, nicht bloß Aufnahmen der Kirchen und kirchlichen Inventarstärke, sondern auch durch Lebensbeschreibungen und Bilder der letzten in der Heimat im Amt gewesenen Pfarrer, auch der Gemeindekirchenräte und Patrone.

 

Es ist gut, dass diese Aufgabe jetzt in Angriff genommen wird, solange noch eine Generation da ist, die eine gute Kenntnis der Provinz und ihres kirchlichen Lebens aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg besitzt und darum am besten auch den Wandel der Dinge zur Darstellung bringen kann. Aber die Mitarbeit jedes einzelnen, der lebendig an der Entwicklung der Dinge teilnahm, ist bedeutsam.

Pastor Hugo Linck

 

Seite 7   Tote unserer Heimat. Oberfinanzpräsident a. D. Georg Rauschning.

In Hamburg starb im 81. Lebensjahre der ehemalige Oberfinanzpräsident der Hansestadt, Georg Rauschning. Er wurde am 14. Januar 1876 als Sohn des damaligen Besitzers des Gutes Taupitten, Kreis Fischhausen, geboren. An der Albertus-Universität studierte er Jura und trug das Band der Burschenschaft „Germania“. Von 1908 bis 1919 war er als Landrat in Czarnikau, Provinz Posen, tätig. Nach dem Verlust dieser Provinz wurde er mit dem Aufbau des Landesfinanzamtes für Ostpreußen in Königsberg betraut. Bereits 1923 wurde der umsichtige und tüchtige Verwaltungsbeamte als Abteilungspräsident an das Landesfinanzamt Unterelbe versetzt. Seine Laufbahn wurde mit Ernennung zum Leiter des Landesfinanzamtes Unterelbe, aus dem das Oberfinanzpräsidium Hamburg und die heutige Oberfinanzdirektion hervorgingen, gekrönt. In dieser verantwortungsvollen Stelle hat er achtzehn Jahre gewirkt.

 

Seite 7   Familienanzeigen

Die Geburt ihrer Tochter Ute zeigen in dankbarer Freude an: Eva Seidel, geb. Gerlach. Engelbert Seidel. Iphofen (Mfr.), 25. Mai 1956

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Friedrich Sigismund von Bülow a. d. H. Weßlienen, Ostpreußen, Hamburg-Wandsbek, Am Schulgarten 9. Johanna Tresp, Sillerup über Flensburg.

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Hermann v. Wissmann a. d. H. Wefelow, Pommern. Christa von Bülow a. d. H. Weßlienen, Ostpreußen. Hamburg-Wandsbek, Am Schulgarten 9

 

Wir haben uns verlobt. Dorothea Nugel, Breslau, Schlesien. Jetzt Koblenz (Rh.), Löhrstraße Nr. 91a. Arno Ballasus, Patersdorf, Ostpreußen, Heiligenbeil. Jetzt Hamburg-Altona, Langenfelder Straße Nr. 47. Im Juni 1956

 

Die Verlobung unserer Tochter Anneliese mit Herrn Diplom-Physiker Klaus Makiola, geben wir bekannt. Fritz Buhrke, Amtsrat a. D. und Frau Frieda Buhrke, geb. Dommasch, Leer (Ostfr.), Bavinkstr. 6. Früher Wartenburg, Ostpreußen. Pfingsten 1956

 

Meine Verlobung mit Fräulein Studienassessorin Anneliese Buhrke, beehre ich mich anzuzeigen. Klaus Makiola, Berlin-West. Pfingsten 1956

 

Wir haben geheiratet. Albrecht Windtelder, früher Seestadt Pillau.  Almuth Windtelder, geb. van Senden, Aurich (Ostfriesland). Mainz, Heinrich-von-Gagern-Straße 8. 16. Juni 1956

 

 Hiermit geben wir die Vermählung unserer Tochter Gisela mit Herrn Oskar Kierek bekannt. Otto Pettrich und Frau. Brake (Unterweser, Dungenstraße 12. Früher Gumbinnen, Ostpreußen, Hermann-Löns-Straße 13. Mai 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Hermann Barwich, Bauingenieur, Nürnberg. Liselotte Briwich, geb. Weiß, Stein bei Nürnberg. 16. Juni 1956

 

fIhre Vermählung geben bekannt: Karl Schlagenwerth. Elisabeth Schlagenwerth, geb. Zimmermann. Friedrichshof, Ostpreußen, jetzt Dorsten III, An den Birken 34. 20. Jini 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Gerd Kohlenberg, Tilsit, Ostpreußen, Bahnhofstraße 4. Annemarie Kohlenberg, geb. Leneweit, Dortmund, Westfalen. Jetzt Dortmund, Im Defdahl 86a.

 

Am 12. Juni 1956 feierten wir unsere Silberhochzeit. Gustav Bolk und Frau Margarete Bolk, geb. Erdmann. Lyck, Ostpreußen, jetzt Bad Liebenzell. Kr. Calw, Burgstraße 31

 

Statt Karten. Ihre Vermählung geben bekannt: Hartmut Sylla, Rodental, Kreis Lötzen. Margrit Sylla, geb. Kruse, Großburgwedel, Hannover. 8. Juni 1956

 

Am 19. Juni 1956 feiern wir Silberhochzeit und grüßen unsere Freunde aus der Heimat. Cläre Baufeldt, geb. Gerigk. Paul Baufeldt, Prokurist i. Fa. Möbelfabr. Schlüter. Bremerhaven, Grashoffstr. 23. Früher Rastenburg/Barten, Stadt- und Kreissparkasse

 

Zur Feier unserer Goldenen Hochzeit erhielten wir von unseren ostpreußischen Landsleuten aus allen Gegenden Deutschlands so viele Glückwünsche und Briefe, dass es uns zurzeit unmöglich ist, jedem einzelnen persönlich zu schreiben. Wir danken daher auf diesem Wege allen unseren Freunden, Bekannten und Nachbarn aus unserer alten Heimat für das Gedenken und alle guten Wünsche zu unserer Goldenen Hochzeit, die wir in unserer derzeitigen Heimat unter großer Anteilnahme auch unserer vielen hier gewonnenen neuen Freunde und Bekannten feiern durften. Louis Janz und Frau.

Rhade, Kr. Bremervörde, Niedersachsen, den 7. Juni 1956

 

Unserer lieben Mutter, Schwiegermutter und Oma, Luise Goronczy, geb. Rohde, aus Groß-Zechen, Kr. Johannisburg, jetzt Schlangen, Paderborn Westf., Langenthalstr. 1, gratulieren zu ihrem 79. Geburtstage am 11. Juni 1956 herzlichst die Kinder

 

Am 24. Juni 1956 feiert unser Vater Schmiedemeister Johann Jeromin, Neumalken, Kreis Lyck, jetzt Frankfurt am Main, Heerstraße 149 sein 25-jähriges Meisterjubiläum. Es gratulieren seine Söhne, stud. Ing. Dieter Jeromin. stud. rer. pol. Ulrich Jeromin und Geschwister Lehwald. Hamburg-Fuhlsbüttel, Alsterkrugchaussee 575

 

Für die vielen Glückwünsche zu meinem 70. Geburtstage sage ich auf diesem Wege allen Freunden und Bekannten meinen aufrichtigsten Dank. Otto Becker. Garstedt-Hamburg, Niendorfer Straße 9

 

Rest der Seite: Bekanntschaften, Werbung

 

Seite 8   Kalk-Brennöfen in Masuren

Südlich Darkehmen erstreckt sich ein kalksteinreicher Bodenstrich, der sich ungleichmäßig über Masuren verbreitet. Den stärksten Gehalt an silurischen Kalkgeschieben weisen die Gegenden am Seesker Berg, bei Chmielewen, Piesparken — mit dem acht Morgen umfassenden Gemeindekalkberg —, Spiergsten, Ogonken, Gr.-Pillacken und um andere Ortschaften auf. Die silurischen Kalksteine zeichnen sich durch große Dichte aus, und sie liefern ein vorzügliches Material; bereits im Mittelalter wurden sie zu den wichtigsten Naturschätzen Masurens gerechnet. Zu seinen Bauten benötigte der Deutsche Ritterorden viel Kalk, und er führte ständig Verbesserungen im Kalkbrennen ein, das in einfachen, an Hügeln errichteten Öfen durchgeführt wurde. Als die Eisenbahnschienen noch nicht gelegt waren, verdienten die sogenannten „Kalkbauern“ so manche hübsche Summe Geld durch Kalksteinfuhren nach Königsberg. Auf dem Schiffsweg konnten später die Steine billiger befördert werden, und die Fuhren lohnten sich dann nicht mehr.

 

Seite 8   „Dann fahren wir im Automobil…“. Der älteste Autohändler Ostpreußens.

Foto: So fuhr Otto Maschke in Rastenburg 1907 Auto.

Als die ersten mit Benzinmotor getriebenen Fahrzeuge über die Landstraßen rollten und Verwunderung und ungläubiges Kopfschütteln hervorriefen, bemächtigte sich auch der Schlagerwitz der neuen Sensation. Damals machte ein Coupletvers die Runde, dem ein längeres Leben beschieden war als den drolligen Autokonstruktionen von damals, die mehr fahrbaren Klubsesseln gleichen. Er lautete: „Dann fahren wir im Automobil / Von Hamburg nach Kiel / Von Königsberg nach Danzig / Kost‘ eine Mark zwanzig . . .“

 

So billig war dies Vergnügen allerdings nicht. Die neuen „Motorwagen, so hießen die Autos im Anfang des Jahrhunderts, fanden schnell Eingang in Ostpreußen. Kürzlich verstarb in Braunschweig im Alter von 76 Jahren Otto Maschke, der älteste Autohändler Ostpreußens. Er hatte das Uhrmacherhandwerk, gelernt, errichtete in Rastenburg eine Fahrrad- und Nähmaschinenhandlung und übernahm im Jahre 1905 die Vertretung der „Piccolo-Wagen“, von denen auf dem Bilde hier ein Exemplar zu sehen ist. Einige Jahre später siedelte er nach Königsberg über; sein Geschäft befand sich im Hause Steindamm 9 a. Von 1935 hatte er die Generalvertretung für Steinfurt-Anhänger und gummibereifte Pferdezugwagen.

 

Der erste Wagen, den Otto Maschke vorführte, hatte eine Stundengeschwindigkeit von zehn Kilometern, eine Leistung, die dazumal sehr imponierte. Bergab lief der Wagen von alleine, bergauf musste er allerdings geschoben werden. Ratterte das Auto die Chaussee entlang, so suchten schleunigst entsetzte Landleute Schutz im Straßengraben. Die Kutscher entgegenkommender Pferdefuhrwerke mussten absteigen, um die sich aufbäumenden Gäule fest im Zügel zu halten und zu beruhigen. Anno 1905 beherrschten noch Fußgänger und Fuhrwerke die Straße.

 

Aus den Anfangsjahren der Autos wird uns auch die folgende lustige Geschichte berichtet:

 

1910 war in Paris eine Große Weltausstellung, und mein unternehmungslustiger Onkel fuhr in die Seine-Stadt. Für seine Freunde und Nachbarn brachte er eine große Überraschung mit: Teile eines Automobils. In seiner Fabrik ließ er sie zusammenstellen, und die Tilsiter sahen nun mit Verwunderung das erste Automobil durch ihre Stadt rollen.

 

Mein Onkel gab etwas auf sein Äußeres; er trug einen schwarzen, glänzenden Zylinderhut, wenn er durch die Hohe Straße fuhr. Alt und Jung lief zusammen, um den „Wagen ohne Pferde“ zu bestaunen. Wir Jungen rannten nebenher, und es gelang uns noch, mit dem Wagen Schritt zu halten. Der Start ging damals nicht so glatt ab, denn der Motor sprang nicht immer sofort an. Der Onkel ärgerte sich manchmal insgeheim über die aufmunternden Zurufe aus dem Publikum, wenn er die Benzinkarre weiter treiben wollte. Einmal bockte der Wagen heftig, trollte sich rückwärts und landete mit meinem Onkel im Schaufenster eines Wäschegeschäfts. Ein Polizeibeamter eilte herbei, setzte aber bald eine verlegene Miene auf, denn er wusste nicht, was er machen sollte. Führerscheine gab es noch nicht, und die Bestimmungen und Paragraphen waren noch nicht erlassen, nach denen man einen Autolenker hätte bestrafen können.

 

Kurze Zeit nach dem Vorfall feierte der Sängerverein, dem sowohl mein Onkel wie auch der Inhaber des Wäschegeschäfts angehörten, sein Winterfest. In der Festzeitung lasen die Vereinsmitglieder unter den Anzeigen: Automobilsicheres Schaufenster zu kaufen gesucht.

 

Zehn Jahre später drehte sich schon kein Sechsjähriger mehr auf der Straße nach einem Auto um. B. W.

Seite 8   Die Karstadt-Häuser in Königsberg und Cranz. Das 75-jährige Geschäftsjubiläum.

Das überreiche Angebot von Lebensmitteln, Geflügel, Früchten und Blumen lockte die Königsberger Hausfrauen an Markttagen auf den Altstädtischen Markt. Dieser Gang ließ sich gut mit anderen Einkäufen verbinden, und auch die Landkundschaft suchte gerne die umliegende Geschäftsgegend auf, weil man in den vielen Läden die gewünschten Waren vergleichen und auswählen konnte. Auf dem Altstädtischen Markt selbst stand auf der Seite des Rathauses, an der Ecke Hökerstraße, das größte Warenhaus Ostpreußens. Seine Schmuckfassade mit den großen Eingangstüren erhob sich in der Schmiedestraße. Gebaut hatte das vier-Stockwerk hohe Gebäude der Königsberger Architekt Arndt. Etwa im Jahr 1928 erwarb die Rudolph Karstadt A.G. das Grundstück von der Firma Sternfeld. Immer mehr wurde der Betrieb ausgebaut; bei Kriegsausbruch 1939 zählte er rund 500 Angestellte. In Cranz war in der Königsberger Straße eine Filiale eingerichtet, und mancher Badegast hat sich dort in schönen Sommertagen mit den Dingen ausgerüstet, die zum Aufenthalt an der See gehörten.

 

In einer Ostsee-Stadt, in Wismar, wurde — freilich im kleinen Umfang — vor nunmehr 75 Jahren, das erste Geschäft des Begründers der Rudolph Karstadt A.G. eröffnet. Zu billigen und — was damals in Mecklenburg ungewöhnlich war — zu festen Preisen und „nur gegen bar“ empfahl er seine Waren. Das eingegangene Geld setzte er sofort wieder in Waren um, die er unmittelbar von Fabrikanten bezog. Rudolph Karstadt, — auf seinen Reisen nach Berlin benutzte er die vierte Wagenklasse! — der sich mit einem schmalen Verdienst begnügte, erweiterte sein Geschäft immer mehr; in der Reichshauptstadt und in allen deutschen Großstädten entstanden Karstadt-Häuser. 1920 wurde in der „Rudolph Karstadt Aktiengesellschaft“ das bisherige Unternehmen mit der Firma Theodor Althoff vereinigt. 67 Kaufhäuser besaß die Gesellschaft vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, und mehr als 21 000 Mitarbeiter hatten hier ihre Beschäftigung.

 

Rudolph Karstadt hat das Ende des Krieges, in dem Zweidrittel des früheren Bestandes der Aktiengesellschaft zerstört oder verlorengingen, nicht mehr erlebt; er starb im Alter von 87 Jahren 1944. Die Aktiengesellschaft überwand die Krise der Nachkriegsjahre. Heute besitzt sie wieder 47 Häuser; die Zahl der Mitarbeiter beträgt etwa 24 000.

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk. Rätsel

 

Seite 9   Ein Admiral aus Memel

Zwei Fotos: Links: Anno 1900, Vater Fritz Ancker mit seinem Sohn Heinrich an Bord der Memeler Jacht „Favorite“ auf Fahrt. — Rechts: Das Anckersche Familienhaus in Ruß

 

Foto: Konteradmiral Ancker

 

Foto: Aufnahme: B. Drüppel, Wilhelmshaven. Das Linienschiff „Schlesien hat der deutschen Marine etwa vier Jahrzehnte hindurch gedient. Es hat sowohl an der Skagerrakschlacht als auch am Zweiten Weltkrieg (in der Ostsee) teilgenommen. Oft hat es auch Pillau angelaufen. In den dreißiger Jahren war der damalige Kapitän zur See Ancker längere Zeit Kommandant der „Schlesien“.

 

Foto: Auf dem Panzerkreuzer „Gneisenau“ des deutschen Kreuzergeschwaders in Ostasien erlebte der spätere Admiral Heinrich Ancker die beiden Seeschlachten von Coronel und Falkland Ende 1914 als dienstältester Wachoffizier. Nach einem großen Sieg vor der Küste von Chile unterlagen „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ in einem heldenhaften Kampf bei den Falklandinseln.

 

Foto: Heinrich Ancker als junger Fähnrich zur See mit der Rettungsmedaille

 

Vor einigen Wochen konnte man am Seeamt und Oberseeamt in Hamburg, die man als die beiden wichtigsten Seegerichte Deutschlands bezeichnen kann, ein in seiner Art wohl einmaliges Jubiläum feiern. Der Bundesbeauftragte und frühere Reichskommissar der Seeämter, Vizeadmiral a. D. Heinrich Ancker, beging sein Goldenes Jubiläum. Er konnte am 1. April 1956 auf einen ununterbrochenen fünfzigjährigen Dienst für das Reich und die Bundesrepublik auf verantwortungsvollem Posten zurückblicken. Im Herbst dieses Jahres vollendet unser Landsmann Admiral Ancker — ein Sohn der Stadt Memel — seinen 70. Geburtstag. Die Redaktion des Ostpreußenblattes hatte Gelegenheit, im persönlichen Gespräch mit dem verdienten Jubilar viele interessante Dinge aus einem reichen Leben und Schaffen zu erfahren, von denen einiges hier berichtet werden soll.

 

Auf Vaters Memeler Jacht „Favorite“ . . .

Dicht an der malerischen Außenalster in der Sierichstraße liegt die Wohnung Heinrich Anckers. Betritt man aus der schönen und mit vielen Schiffs- und Länderwappen gezierten kleinen Halle das Arbeitszimmer, dann meint man in eine große schöne Admiralskajüte zu treten, die freilich nicht die „Bullaugen“ eines Schlachtschiffes, sondern lichte Fenster mit einem wundervollen Fernblick hat. Von den Wänden grüßen maritime und geschichtliche Folianten, und die Erinnerung wird wach an einen ähnlichen Besuch bei Admiral Mommsen in jenen Tagen, als dieser Sohn des großen

deutschen und preußischen Historikers Theodor Mommsen noch Chef der deutschen Flotte war. Straff und schlank wirkt auch Admiral Ancker. Wenn er spricht, dann weiß man: das muss ein Ostpreuße sein. Wir sitzen noch nicht fünf Minuten beieinander, da liegen vor uns auf dem großen Tisch schon peinlich genau geordnete Mappen, die eine Fülle von völlig einmaligen Bildern und Dokumenten aus der Ostseeheimat enthalten und die wohl der beste Beweis dafür sind, wie auch einer, der alle sieben Weltmeere befuhr, der im Dienste des Vaterlandes immer wieder auf neue Posten versetzt wurde, diese Heimat im Herzen hüten und bewahren kann.

 

Man braucht diese Bilder nur einige Zeit zu betrachten und wird sich bald vom Hamburg 1956 in das altväterliche Memel der neunziger Jahre und der Jahrhundertwende zurückversetzt fühlen. Lächelnd zeigt uns der Admiral die vergilbte Aufnahme, die ihn, den späteren Schiffskommandanten und Flaggoffizier der Flotte, Anno 1900 zum ersten Mal „maritim“ zeigt. Vater Fritz Ancker, Holzkaufmann zu Memel und Kapitän auf Großer Fahrt sitzt vollbärtig und gemütlich am Steuer der stolzen Jacht „Favorite“, und dicht daneben, auch schon geziert mit einer Jachtklubmütze, blickt nachdenklich und sehnsüchtig der Memeler Gymnasiast Heinrich in die Weite. Er schnuppert die würzige Seeluft und ist ersichtlich schon fest entschlossen, nach Abschluss seiner Studien zur deutschen Flotte zu gehen wie so viele Jungen aus Ostpreußen. Die „Favorite“ — gebaut etwa um 1850 in den Vereinigten Staaten — hat Vater Ancker nicht nur erworben, sondern auch höchst eigenhändig modernisiert. Das tüchtige Schiff, das übrigens der Sohn fast vierzig Jahre später als „Düne“ noch wohlerhalten in Pillau wiedertreffen wird, ist der besondere Stolz des alten Herrn, der selbst, ehe er sich als Kaufmann niederließ, den Seemannsberuf wählte und lange einen eigenen guten Frachter als Reeder und Schiffer fuhr, wie so viele andere Memeler jener Tage. Ist es da ein Wunder, dass dem kleinen Heinz die Berufswahl schon in frühester Jugend klar ist und dass er die Fahrten auf der schönen „Favorite“ auf dem Haff und der Ostsee als sehr bedeutsame erste seemännische Lehre wertet?

 

Ein Veteran Friedrichs des Großen

„Wir Anckers sind von Skandinavien nach Memel gekommen“, berichtet der Admiral. Einer dieser norwegischen Ancker aus sehr bekannter Familie nahm Kriegsdienste unter dem größten preußischen König. Er wurde im Zweiten Schlesischen Krieg verwundet und in Ehren verabschiedet. Friedrich der Große wies dem braven Soldaten die Stelle eines Zolleinnehmers im fernen Memel zu, und der Sohn dieses Mannes gründete das allen Memelern so bekannte mächtige Holzgeschäft in Ruß. Es lag Segen auf seinem Werk, und die nordischen Anckers fügten sich recht bald in den Kreis jener hochangesehenen Handelsfamilien in Memel ein, unter denen bekanntlich auch manche Engländer und Schotten eine Rolle spielten. Schaut man in die alten Familienpapiere, so hört man von Ehen und Verschwägerungen u. a. mit MacLeans, mit den Simpsons und auch mit den Kants, aus deren Familie der größte deutsche Philosoph Immanuel hervorging. Der Grund für die Übersiedlung gerade britischer Familien nach dem fernen Memel ist dem Admiral klar: „Sehen Sie, von Memel kam das Bauholz, kam das Wachs, kamen Teer und Pech, kamen jene Rohstoffe, die man für die Segel und das Tauwerk brauchte. Die Flotte der ersten Königin Elisabeth und aller ihrer Nachfolger in der Segelschiffszeit konnte nahezu vollkommen mit jenem Gut gebaut werden, das Memel lieferte“. Mit den norwegischen Anckers, die dem nordischen Königreich bis heute so viele bekannte Reeder und Unternehmer, aber auch Obersten und Marinekapitäne und auch königliche Kammerherren stellte, wurde übrigens stets familiäre Fühlung gehalten, und ein großartiger Stammbaum zeigt so recht, wie sich hier Verwandtschaftsverhältnisse durch alle nordischen Reiche ergaben.

 

Geboren in Friedrichsrhede

Am 7. Oktober 1886 wurde Heinrich Ancker in einem idyllischen und malerischen Haus der Vorstadt Friedrichsrhede in Memel geboren. Vater Fritz und seine Frau, eine Tochter des bekannten Memeler Justizrats Gessner und Schwester des späteren ebenso volkstümlich gewordenen Sanitätsrats Dr. Adolf Gessner, verständigten geziemend alle die vielen Verwandten und Bekannten von dem freudigen Ereignis und man darf annehmen, dass auch der damalige Chef der Firma in Ruß, der so beliebte Ernst Ancker, recht erfreut darüber war. Schon im zartesten Alter musste natürlich der Kleine sich oft genug auch in dem schönen Rußer Familienhaus unter den mächtigen Bäumen nahe dem Strom vorstellen. 1937 ist dieser ehrwürdige Patriziersitz zum Kummer aller Memelländer verschwunden, und damals schrieb das „Memeler Dampfboot“: „Wie aus alten Märchen winkt jene Zeit empor, wo der Rußer Holzhandel noch Weltruf genoss und wo der Ort selbst widerklang von fremdsprachigen Reden und Liedern, wo stolze Kaufleute königlicher Art, wie es sie heute nicht mehr gibt, hier ihre Geschäfte tätigten . . . Englische Lords aus altem Adel, Freunde des Hausherrn ruhten hier zur Nacht, über das wertvolle Parkett aber geleiteten Kavaliere ihre Damen in elegantem Schritt durch die Touren des Kotillons. Altväterlich mit Perücke, Samtwesten und Jabots grüßten die Bilder der Familienmitglieder Ancker aus den dunklen Rahmen im alten Herrenhaus . . . Alles dieses gehört nunmehr der Geschichte an. Ruß, ein sterbender Ort, hat in den letzten drei Wochen eines seiner ehrwürdigsten Denkmäler verloren. Motorschiff ‚Hertha‘ und verschiedene Boydacks haben den Transport des Materials nach Nidden durchgeführt, wo Kaufmann Fröse nunmehr aus dem Material zwei Logierhäuser erbauen wird“.

 

Seine schönen Memeler Kinderjahre, hat Heinrich Ancker bis heute nicht vergessen. Im März 1906 wurde beim Geheimrat Kusel das Abiturientenexamen bestanden und der Zufall — oder die Fügung? — wollte es, dass auch ein Sohn dieses Gymnasialdirektors Admiral geworden ist.

 

Die Preußen legten den Grundstein

Als am 1. April 1906 in Kiel die Seekadetten des jüngsten Jahrganges in die Kaiserliche Marine eingestellt wurden, unter denen sich übrigens neben dem Memeler Heinrich Ancker auch der Sohn des bekannten Großadmirals von Tirpitz befand, da schied gerade jener Mann aus dem aktiven Flottendienst, den man mit vollem Recht den „Alten Dessauer der Marine“ und den „großen Exerziermeister der Flotte“ genannt hat: der Großadmiral Hans von Köster. Das war ein wahrhaft genialer Erzieher aller künftigen „Seelords“ gewesen, und er blieb auch im Ruhestand das große Vorbild des Seeoffiziers. Wenn der junge Fähnrich zur See Ancker mit seinen Kameraden in der Kieler Marineschule am Hafen für das große Seeoffiziersexamen büffelte, dann saß der alte Herr oft im Garten dieser großen Lehrstätte. Hunderte von Anekdoten kreisten über den großen „Hannes“, der mit seinen hellen Augen auch als Zivilist prüfend jeden künftigen Flottenoffizier anschaute. „Durch Zucht zur Frucht“ hieß sein Wappenspruch. Er kam wie alle die großen Lehrmeister der späteren Kaiserlichen und Reichsmarine aus der preußischen Flotte und dachte durchaus preußisch im besten Sinne. Grundgütig und väterlich als Mensch, stellte er an sich und jeden seiner Männer Ansprüche. Er wusste dabei, dass er eine Elite heranzog, die sich dann in jeder Situation bewährte.

 

Seekadett Ancker erhielt an der Kieler Förde die berühmte infanteristische Grundausbildung und schiffte sich dann stolz und erwartungsvoll auf dem Schulschiff ein, das den Namen eines der größten preußischen Staatsmänner tragen durfte: auf SMS „Stein“. Das war noch eine der alten Kreuzerfregatten, die ursprünglich unter Dampf und unter Segel fuhr. Blendendweiß und strahlend sah so ein Schulschiff des bekannten „Schimmelgeschwaders“ aus. Zuerst wurde kräftig auf der Ostsee, dem Meer der ostpreußischen Heimat geübt und exerziert. Dann kam der Tag, wo der gestrenge Kommandant und Kadettenvater Kapitän zur See Meurer, der spätere Admiral, die Leinen zur ersten Reise in die weite Welt loswerfen ließ. Natürlich waren hier — wie wohl auf allen Schiffen der Flotte — unter der Besatzung ostpreußische Jungen an Bord. Die „Stein“ und andere zur Nordsee kommandierte Einheiten „bezogen“ die ostpreußischen Seeleute zumeist indirekt, das heißt von jenen ostpreußischen Familien, die nach dem Industriegebiet gewandert waren. Die Fischerjungen vom Haff und die anderen „direkten“ Ostpreußen dienten in Kiel und anderen Ostseehäfen und waren besonders für das Elitepersonal der Torpedobootsflotte gesucht.

 

Auf dem Kurs des Kolumbus

Die erste große Reise des Seekadetten folgte so ziemlich jenem Kurs, den einst auch der große Entdecker Kolumbus eingeschlagen hat. Man bestaunte die herrliche Insel Madeira und lief dann Westindien und Mittelamerika an. Es war nun gewiss keine Erholungsreise bei dem strammen Borddienst eines Offiziersanwärters, aber ein junger Mann mit offenen Augen nimmt auch so allerhand mit, wenn man das karabische Sankt Thomas, die Insel Martinique, wenn man Mexiko und schließlich New Orleans im Staate Louisiana besucht, will nicht diese ferne Welt immer wieder von neuem entdeckt werden? In der Mündung des Mississippi hatte dann gerade der Seekadett aus Memel Gelegenheit, unter vollem Einsatz des eigenen Lebens einen Kameraden vom Ertrinken zu retten, und so erhielt er als erster der Kadetten von 1906 in der Rettungsmedaille am Band die erste Auszeichnung seines Jahrganges. Nachdem die „Stein“ unter langem „Heimatwimpel“ wieder in Deutschland eingetroffen war, kam mit der Beförderung zum Fähnrich die Kommandierung zur Marineschule, die damals noch in Kiel arbeitete. Ein Jahr später tat der gleiche Fähnrich zum ersten Mal Dienst auf einem unserer Linienschiffe: der „Mecklenburg“, und hier erlebte er nach bestandenem Examen dann die Beförderung zum Leutnant zur See. 1910 ging es zu den „Husaren der See“. Die neuen Schichau- und Kieler Germaniaboote der Torpedowaffe gaben einem jungen Wachtoffizier eine hervorragende Gelegenheit, höchste navigatorische und Waffenkenntnisse zu erwerben. Von den großen Torpedobootskommandanten und Flottillenchefs sind u. a. die späteren Admirale Tirpitz, Hipper und Scheer in die Seekriegsgeschichte eingegangen.

 

Kommando im innersten China

Wir können es uns heute kaum mehr vorstellen, dass es eine Zeit gegeben hat, wo deutsche Kriegsschiffe auch auf den gewaltigen Strömen Chinas einen verantwortungsvollen Dienst versahen. Als 1912 der junge Oberleutnant zur See Ancker ein neues Kommando erhielt, wusste er, dass das einen mehrjährigen Abschied von der Heimat bedeutete. Mit einem großen Passagierschiff wurde die Ausreise nach dem Fernen Osten angetreten. Uber Schanghai erreichte der Wachtoffizier seine so eigenartige neue schwimmende „Dienststelle“. Er war nun der mit Dienstobliegenheiten reichlich versehene „Erste“ auf der „Vaterland“, einem kleinen, flachgehenden Flusskanonenboot, das zusammen mit seinen Schwesterbooten „Otter“ und „Tsingtau“ für solche Dienste eingesetzt worden war. Man patrouillierte auf dem gigantischen Jangtsekiang, dem Vater der chinesischen Riesenströme, wobei man Tausende von Kilometern ins Landesinnere über Stromschnellen und Flussengen vorstieß. An Schlepper und übliche Häfen war hier nicht mehr zu denken. Kam man einmal fest, so spannten sich gelegentlich auch einige tausend Chinesen gegen willkommenen Arbeitslohn vor den dampfenden Zwerg, und alles ging gut. Man unterstand dem Ostasiatischen Kreuzergeschwader, das seine deutsche Basis in dem mächtig ausgebauten Hafen Tsingtau mit einer eigenen kleinen deutschen Marinewerft hatte. 1914 kam die Versetzung auf den gleichfalls in Ostasien stationierten Panzerkreuzer „Gneisenau,“  wo nun unter Kapitän Märker der Oberleutnant Ancker der dienstälteste Wachtoffizier war. Im Frühsommer dieses Jahres liefen „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ mit den kleinen Kreuzern zu Besuchsfahrten nach den so wunderbaren deutschen Südseekolonien aus. Die Marianen, die Karolinen, Samoa, Guam und sogar der heute durch die Atombombenversuche bekannte Inselatoll von Eniwetok wurden besucht und inspiziert. Vor dem deutschen Ponape, in jenen Tagen wahrlich noch ein unberührtes irdisches Paradies unter tropischem Himmel, musste der so berühmte Geschwaderchef Vizeadmiral Maximilian Graf Spee zum Sammeln blasen. Der Erste Weltkrieg war ausgebrochen und hatte die Auslandskreuzer fernab der deutschen Heimat überrascht. Die Stunde der Bewährung war gekommen!

 

Coronel und Falkland

Allein über die Abenteuer dieser Kriegsfahrt der alten Kreuzer könnte man gewiss ein ganzes Buch schreiben. Wir beschränken uns auf das Wesentlichste: Graf Spee durchquerte mit seinen Kreuzern den gewaltigen Stillen Ozean in Richtung Südamerika. Man wusste, dass sich dort britische Geschwader befanden, und man wollte ihnen gewiss nicht ausweichen. Voller Spannung wartete alles auf den Gefechtsstationen, was sich wohl bei der Annäherung an die chilenische Küste ereignen würde. Am Allerheiligentag 1914, dem 1. November, kamen gegen Mittag zuerst wie Pünktchen die Silhouetten fremder Kreuzer in Sicht. In hoher Fahrt staffelten die Deutschen heran. Graf Spee gab, als er entsprechend herangekommen war, das Feuer frei. In dieser Schlacht wurden nacheinander die beiden durchaus gleichwertigen britischen Panzerkreuzer „Good Hope“ und „Monmouth“ von den schweren deutschen Geschützen erfasst und in kurzem niedergekämpft. Der Zufall wollte es, dass drüben sich tapfer jener britische Vizeadmiral Sir Cristopher Cradock, schlug, der ein Bekannter des deutschen Grafen war. Es wurde ein vollkommener Sieg der Deutschen, die bei diesem schweren Gefecht nur geringfügige Treffer erhielten. Man besuchte kurz den neutralen Hafen von Valparaiso und steuerte nun Kurs nach dem Atlantik. Der Schlacht von Coronel sollte bald die zweite dramatische Begegnung folgen. Bei den Falkland -Inseln lagen weit überlegene und hochmoderne britische Schlachtkreuzer auf der Lauer. Graf Spee wusste, dass sie ihn aus sicherer Entfernung niederkämpfen könnten. Sofort befahl er den Kleinen Kreuzern, das Weite zu suchen. „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ aber opferten sich auf. Das Flaggschiff „Scharnhorst“ versank mit der ganzen Besatzung und dem Admiral, dem an diesem Tage auch beide Söhne in den Tod folgten. Kaum hundert Deutsche wurden von den anderen Schiffen aus dem eisigen Atlantik gerettet, nachdem jedes Schiff bis zum letzten Schuss gefeuert hatte.

 

Oberleutnant zur See Ancker trieb dreiviertel Stunden schwer verwundet im Meer. Als er halbtot geborgen wurde, brachte man ihn zum britischen Flaggschiff. Ein Hilfskreuzer trug die Gefangenen nach England, wo unser Landsmann erst einmal sechs Monate im Gefangenenlazarett von Liverpool mehrere Dutzend von Verwundungen auskurieren musste und dann in ein Offizierslager überführt wurde, das man in dem früheren Schloss Donnington Hall bei Manchester eingerichtet hatte. 1916 wurde er mit anderen Schwerbeschädigten gegen Engländer nach der neutralen Schweiz ausgetauscht, 1917 konnte er seinen Verwandten die Heimkehr nach Deutschland melden.

 

Kapitän und Kommandant

Bis zum Ende des Krieges und auch in den Tagen des Zusammenbruches hatte Ancker ein sehr verantwortungsvolles Amt zu versehen. Er war als junger Kapitänleutnant nämlich der erste Adjutant für einen geradezu riesigen Truppenteil. Die so vielen ostpreußischen „Mariniers“ wohlvertrautete II. Matrosen-Division in Wilhelmshaven mit ihren riesigen Kasernenblocks betreute die Schiffsstämme unzähliger Schiffe. Etwa sechzigtausend Mann standen in ihren Listen, und zehn- bis zwölftausend waren ständig unmittelbar in der Division. Eine ungeheure Abwicklungsarbeit ergab sich auch bei Kriegsende; sie musste bis 1921 bewältigt werden. Als dieses alles geschafft war, gab es in der erst so bescheidenen neuen Reichsmarine neue wichtige Pflichten. Der Kreuzer „Hamburg“ wurde nach gründlicher Überholung wieder in Dienst gestellt, und hier berief man Ancker zum Navigationsoffizier, der den Kommandanten auch bei vielen Auslandsreisen als Nautiker entscheidend zu beraten hatte. Groß war die Freude, als das nächste Kommando unmittelbar in die ostpreußische Heimat führte. Von 1923 bis 1925 war der Kapitänleutnant hier Batteriekommandeur in jenem Hafen Pillau, der schon der Seemacht des Großen Kurfürsten gedient hatte. Es versteht sich von selbst, dass man nun auch die Gelegenheit wahrnahm, in Memel selbst wieder Besuche abzustatten.

 

Die Ostsee war auch der Schauplatz des nächsten wichtigen Abschnittes. Kreuzer „Nymphe“, der einen Traditionsnamen der alten preußischen Marine des Prinzen Adalbert tragen durfte, diente als Ostseeflaggschiff, und hier war Korvettenkapitän Ancker der „Erste Offizier“, der bekanntlich dem Kommandanten und Geschwaderchef gegenüber die höchste Verantwortung für den Borddienst trägt. Als ihm dann 1927 der Posten des Kommandeurs der 6. Marine-Artillerie-Abteilung in Emden übertragen wurde, da ging es zwar zum äußersten Westen des Reiches, aber zugleich an einen Platz, wo es für den alten Kenner der preußischen und brandenburgischen Geschichte unendlich viel Erinnerungen an den Großen Kurfürsten und auch an den großen Friedrich gab. Hier hatte einst Friedrich Wilhelms erstes brandenburgisch-preußisches „Marinierbataillon“ gestanden, nachdem es von Pillau nach der Nordsee verlegt worden war, und hier gab es die Brandenburgische Marinewerft, die Handelsmagazine Friedrichs des Großen, uralte Kasernements und Häuser der afrikanischen Kompagnie.

 

1930 wurde der Fregattenkapitän Ancker in Stralsund als Standortältester und Abteilungskommandeur nun selbst der Mann, der den Seeoffiziernachwuchs der Flotte zu betreuen hatte, 1932 erreichte er als Wilhelmshavener Festungskommandant den höchsten Stabsoffizierrang des Kapitän zur See, der ja dem Obersten der Armee entspricht. Und als solcher wurde er nun auch Kommandant eines großen Linienschiffes. Die gute „Schlesien“, die an der Skagerrakschlacht teilgenommen hatte und — mehrfach umgebaut und überholt — als Schulschiff schließlich fast vierzig Jahre dem Vaterland gedient hat, führte er bis 1936.

 

Der Admiral

Der Admiral der Flotte entspricht bekanntlich dem General des Heeres und der Luftwaffe. Der Titel ist — was die meisten nicht wissen — der arabischen Sprache entnommen worden, wo die Führer der großen Korsarenflotte unter dem Halbmond „Amir al mar“ hießen: „Herren des Meeres“. Zum Konteradmiral wurde Heinrich Ancker 1936 befördert, als er zum Chef des einst so berühmten Kieler Marinearsenals aufrückte. Er war durchaus nicht der erste Ostpreuße, der in die höchsten Rangstufen der deutschen Marine aufrückte. Landsmann Admiral Jacobson, der als 90-jähriger von etwa zwei Jahren in Hamburg verstarb, war viele Jahre Kommandant der wichtigsten deutschen Inselfestung Helgoland im Ersten Weltkriege. Als er den Kaiser dringend bat, ihn doch wieder unmittelbar zum Geschwaderchef zu machen, schrieb ihm dieser, er wisse sich keinen besseren Mann für die unendlich wichtige Helgoländer Aufgabe.

Ein MacLean war einst der Kommandant jenes Schulschiffes, auf dem der spätere Großadmiral Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder des Kaisers, die erste Ausbildung erhielt. Von Fischer-Lossainen und Küsel seien als weitere Admirale erwähnt, die aus Ostpreußen kamen.

 

Gerade in den Tagen, da Konteradmiral Ancker am Kieler Arsenal tätig war, lief dort die neue „Gneisenau“ von Stapel. Als einer der wenigen überlebenden der ersten „Gneisenau“ stand er unter der Taufkanzel. 1937 wurde in Hamburg jene große Inspektion geschaffen, die für die Marine die Arbeit aller Werften und Waffenbetriebe zu lenken und zu kontrollieren hatte. Man übertrug sie Ancker, der 1939 dann auch zum Vizeadmiral aufrückte. 1941 ging er im Kriege als Wirtschaftsinspekteur Norden nach dem Baltikum, wo er zuerst in Kaunas, dann in Riga und schließlich in Fellin bei Dorpat einen riesigen Stab zu dirigieren hatte. Am 1. September 1942 endete der aktive Dienst in der Flotte, ohne dass er nun etwa in den Ruhestand getreten wäre. Sofort hatte er das Amt des Reichskommissars bei den Hamburger Seeämtern zu übernehmen, das bei den enormen Schiffsverlusten jener Tage höchste Bedeutung hatte. Er hat dieses Amt nun fast anderthalb Jahrzehnte schon versehen und sicher an weit über tausend Seeamts- und Oberseeamtsverhandlungen mitgewirkt. Den Reedern, den Kapitänen und Schiffsoffizieren in allen deutschen Häfen ist er bekannt. Erst kürzlich war er Bundesbeauftragter bei einer Verhandlung über einen Schiffsverlust vor Memel, bei der seine gediegene Kenntnis der dortigen Hafenverhältnisse so wertvoll war.

 

„Jederzeit wieder“

Wenn heute von Hamburg ein schönes neues Riesenschiff die Jungfernfahrt antritt, dann lädt man gerne den Admiral Ancker zur Teilnahme ein. Lassen ihm seine vielen Amtsgeschäfte ein paar Stunden Zeit, dann sagt er gerne zu und steht dann wie einst besonders gerne auf der Brücke. „Zum Seemann geboren“, wahrhaftig, das Wort gilt hier. Der kleine Memeler Gymnasiast von 1900, der mit Vater Ancker auf der „Favorite“ segelte, wird kaum geahnt haben, dass er einmal ein Admiral sein würde. Schon damals aber war er entschlossen, dem Ruf der Ostsee zu folgen und ein ganzer Mann vor und hinter dem Mast zu werden.

 

Aus der Heimat seiner Vorfahren sind einst die Wikinger ausgefahren zu kühnen Unternehmen. Etwas von diesem Blut ist in ihm lebendig geblieben. Wir fragten unseren Landsmann: „Was würden Sie tun, wenn Sie noch einmal anfingen?“ Er schaute nachdenklich auf die vergilbten Bilder der Heimat und der Jugend. Dann sagte er: „Ich würde jederzeit wieder zur Flotte gehen. Ich könnte gar nicht anders ...“

 

Seite 10   Blätter ostpreußischer Geschichte. Staatsgeschenke aus Ostpreußen.

Foto: Diese Platte ist ein Stück aus einem Geschirr von achtzehn Bernsteinplatten, das im Schloss Rosenborg in Kopenhagen aufbewahrt wird. Sie wurde in Königsberg 1588 von dem Bernsteindreher Stenzel Schmidt und dem Goldschmied Assman Knieffel hergestellt. Ein breiter Silberrand umsäumt die Platte. Jedes Stück zeigt die Hauswappen von Brandenburg und Braunschweig-Lüneburg, der damalige Regent des Herzogtums Preußen, Markgraf Georg Friedrich, war mit einer Tochter des Herzogs von Lüneburg vermählt. Wappen der an der Ostsee liegenden deutschen Länder sowie der Ostseestaaten sind in die Unterseiten des Bodens geritzt, so dass diese Königsberger Arbeit neben ihrem hohen künstlerischen Wert zugleich ein Zeugnis für die Verbundenheit des gesamten Ostseeraums darstellt.

 

Fremden Fürsten oder Staatsmännern repräsentative Geschenke zu überreichen, um ihr Wohlwollen zu erringen und ihnen zugleich zu zeigen, was das eigene Land zu bieten hat, ist eine alte diplomatische Gepflogenheit. Schon der Deutsche Orden und nach ihm die preußischen Herzöge haben sie befolgt. Ihre Geschenke waren von besonderer Art. Nicht Gold und Edelsteine hatte Preußen zu bieten und auch nicht Werke einer hochentwickelten Kunst, aber dafür Produkte des Landes, die es sonst in Europa kaum oder nicht in dieser Art gab: Tiere und Bernstein.

 

Der Orden verschenkte gern Jagdfalken. Sie wurden in großer Zahl, jährlich über hundert, nördlich und südlich von Sarkau auf dem Kaalland und der Falkenheide mit Lockvögeln und Stellnetzen gefangen und im Falkenhof von den Falkenieren abgerichtet. Sie gingen an die Höfe von England, Frankreich, Spanien, Portugal, Ungarn, Polen, an den Kaiser, an deutsche und italienische Fürsten, auch an Bischöfe und sogar an den Papst. 1508 und 1509 erhielt der Kaiser allein je vierzehn Falken, 1521 der Kaiser zwölf, der König von Frankreich sechs, der Papst acht Falken. In den Jahren von 1533 bis 1569 sind nach Ausweis der Rechnungsbücher 1818 Jagdfalken von Preußen an auswärtige Fürsten verschenkt worden. Noch 1615 bekam Moritz von Oranien zwölf Falken. Dann hören die Nachrichten auf; es wurden wahrscheinlich auch keine Falken mehr verschenkt, da die Falkenbeize unmodern wurde.

 

Herzog Albrecht verschenkte Wildpferde, Wisente und Elche. Diese vertrugen den Transport allerdings schlecht und hielten sich weder in den Tiergärten noch in den Wäldern der Mark Brandenburg, wo man sie heimisch machen wollte. Auch Bären wurden im Baumwald zwischen Labiau und Insterburg gefangen, aber weniger zu Staatsgeschenken als zur Bärenhetze im Königsberger Hetzgarten (am späteren Paradeplatz) gebraucht. Die begehrtesten Geschenke waren Wisente. Sie wurden im Winter an Futterplätzen mit Falltüren gefangen und mit zwölf Pferden Vorspann in starken Käfigen abtransportiert. Herzog Albrecht schickte Wisente an Ferdinand von Österreich, Ottheinrich, Pfalzgraf bei Rhein, Philipp von Hessen, an den Kurfürsten von Mainz und die bayrischen Herzöge. Friedrich Wilhelm I. schenkte 1724 dem König von England einen Stier und eine Kuh, für die ein besonderes Schiff gechartert wurde. Die Tiere kamen gut in London an, doch mag es dem sparsamen König schwer gefallen sein, 1122 Taler für Fang und Transport zu zahlen. 1733 und 1739 gingen je acht Wisente nach Petersburg. Es waren die letzten Geschenke dieser Art. Die Wisente wurden immer seltener und starben bald aus, und Friedrich der Große hatte keinen Geschmack an solchen Geschenken.

 

Den Bernstein verkaufte der Orden im Rohzustande. Seine Verarbeitung im Lande war verboten. Nur wenige Bernsteinschnitzer beschäftigte der Hochmeister, deren Werke er an seine fürstlichen Gäste verschenkte. Wir wissen wenig von ihnen. Wahrscheinlich war eine kleine Madonna, die sich im Besitz der städtischen Kunstsammlungen befand, solch ein Kunstwerk aus der Ordenszeit.

 

Herzog Albrecht und der ebenso kunstfreudige Markgraf Georg Friedrich von Ansbach führten diese Sitte fort, und mit dem Übergang des Herzogtums Preußen an die brandenburgischen Hohenzollern erweiterte sich der Kreis der Beschenkten. Der Große Kurfürst verehrte dem Kaiser einen Bernsteinkasten. Ein Bernsteinaltar ging 1701 an die Kapuziner in Wien, und vermutlich war auch der Altar den Friedrich der Große aus acht Tonnen Bernstein im Königsberger Schloss anzufertigen befahl, als Staatsgeschenk bestimmt. August der Starke bereicherte seine berühmte Sammlung im Grünen Gewölbe mit Kunstwerken aus Bernstein, und Friedrich Wilhelm 1. schenkte dem Zaren ein ganzes Bernsteinzimmer, das im Schloss Zarskoje Sselo aufgestellt wurde. Im letzten Kriege wurde es aus dem unter Beschuss liegenden Schloss geborgen und eine Zeitlang in Königsberg untergestellt. Es war mit seinen vier Wandverkleidungen, in denen nur Raum für Fenster und Türen ausgespart und in die einige Bilder aus Steinmosaik eingelassen waren, das größte Objekt, das jemals in Bernstein gearbeitet worden ist. Überhaupt war das Barock mit seiner Freude am Überschwang der Maße und Formen, der Kartuschen, Voluten und Ranken, eine große Zeit der Bernsteinkunst, aber auch die letzte. Die Aufklärung fand den Bernstein geschmacklos, und in der Zeit der Romantik, die sich sonst gern an nationalen Altertümern erfreute, fehlte es bereits an ausgebildeten Fachkräften, die den Bernstein künstlerisch hätten verarbeiten können. Was dann die Industrie lieferte, waren Artikel und keine Kunstwerke.

 

Erst zwischen den beiden Weltkriegen wurde der Bernstein allein oder zusammen mit Holz oder Silber wieder in künstlerischer Form zu Ehren- und Siegerpreise verarbeitet. Das letzte Staatsgeschenk aus Bernstein war eine von der heute in Hamburg befindlichen Bernsteinmanufaktur gearbeitete Schmuckkassette und ein Brieföffner, die der Regierende Bürgermeister der Hansestadt, Dr. Sieveking, Kaiserin Soraya und dem Schah von Iran (Persien) überreichte. Das aus Bernstein gefertigte Kartenrelief von Ostpreußen, das der USA-Abgeordnete Reece als Zeichen des Dankes von dem Sprecher unserer Landsmannschaft, Dr. Alfred Gille, kürzlich erhielt, zeigte das Ostpreußenblatt in Folge 21 im Bild. Dr. Gause

 

Seite 11   Das 100 000 Suchkind stammt aus Ostpreußen. Edeltraut Rohmann, aus Rogallen, fand ihre Mutter

Foto: Aufnahme: Walter Erben.  Nach elf Jahren ist Frau Gertrud Rohmann wieder mit ihrer Tochter Edeltraut vereinigt.

 

Vor einigen Wochen konnte der Kindersuchdienst in Hamburg einen bedeutsamen Erfolg buchen. Das einhunderttausendste Suchkind war gefunden und konnte der glücklichen Mutter, Frau Gertrud Rohmann in Neumünster, zugeführt werden. Nicht nur der Umstand, der dazu half, das Kind nach achtjährigem vergeblichem Suchen zu finden, war seltsam, sehr hindernd waren auch die Schwierigkeiten, die die Mutter zu überwinden hatte, bis sie ihr Kind endlich zu ihrem jetzigen Wohnort heimbringen konnte.

 

In den Tagen, da die Front sich durch Pommern trotz heftigen Widerstandes unaufhaltbar auf Stettin hinzuwälzte, verließ ein Krankentransportschiff den Hafen von Kolberg und nahm Kurs auf Lübeck. Schon beinahe am Ziel wurde es von einem feindlichen Torpedo getroffen und sank. Unter den wenigen Geretteten befand sich auch ein zweijähriges Mädchen. Das Kind war auf der Flucht von Verwandten — die Mutter war in Ostpreußen zurückgeblieben — wegen einer schweren inneren Erkrankung im Kolberger Krankenhaus zurückgelassen worden, und es war mit den anderen Patienten auf das Schiff gekommen. Jetzt, nach der glücklichen Rettung, brachte man es in Dassow — einem Ort an der mecklenburgischen Küste — bei einer kinderlosen Witwe unter. Über seine Herkunft wusste das Kind nichts zu sagen, es kannte nur seinen Vornamen; Edeltraut hatte es die Mutter gerufen. Liebevoll nahm sich die Frau der hilflosen Kleinen an, pflegte sie gesund und vertrat weiterhin Mutterstelle an ihr.

 

Erfolglos war alles Suchen der Mutter

Frau Rohmann war, wie gesagt, unter unglücklichen Umständen in Rogallen bei Lyck beim Einbruch der Russen zurückgeblieben. Mit anderen Frauen wurde sie in ein Lager gebracht und dann zur Arbeit auf neu eingerichteten Kolchosen getrieben. Ohne Hoffnung auf Freiheit lebte sie dahin, bis sie, fast könnte man sagen, das Glück hatte, krank zu werden. Da ihr Zustand den Russen so aussichtslos erschien, dass sie meinten, sie für keine Arbeit mehr brauchen zu können, wurde sie nach dem Westen abgeschoben. Ihr Weg führte sie nach Holstein, wo sie mit einer Schwester und deren Kindern zusammentraf; das waren drei Jahre nach dem Zusammenbruch. Sofort nahm sie die Suche nach Edeltraut auf. Der Suchdienst nahm sich ihrer an, aber keine der vielen Bemühungen führten zu einem Erfolg. So vergingen acht Jahre, in denen die Hoffnung allmählich dahinschwand.

 

Eine Gemeindeschwester meldete Edeltraut

Indessen wuchs Edeltraut ahnungslos bei ihrer Pflegemutter heran. Die Frau hatte vor vielen Jahren ihren Mann an einer schweren Krankheit verloren. Ihr Wunsch, ein eigenes Kind zu haben, war ohne Erfüllung geblieben, sie empfand das Dasein des kleinen Mädchens, das ihr so unvermutet ins Haus gebracht wurde, als ein Geschenk des Schicksals. Vielleicht ließen die Umstände sie an der Möglichkeit zweifeln, es könne jemals jemand erscheinen, berechtigte Ansprüche zu erheben, zumal mit dem Russeneinmarsch an der Zonengrenze eine Mauer des Schweigens errichtet wurde, vielleicht wurde sie noch von anderen Überlegungen geleitet, jedenfalls unterließ sie es, das Kind bei den Suchorganisationen zu melden. Sie hielt es wie ihr eigenes Kind. Das Erinnerungsvermögen des Kindes reichte nicht aus, in ihr etwas anderes als die „Mutter“ zu sehen. Und die Behörden des Ortes kümmerten sich nicht darum.

 

Das wurde plötzlich anders, als eine neue Gemeindeschwester in Dassow ihr Amt übernahm. In dem Bemühen, ihre Aufgabe in den Familien, die sie zu betreuen hatte, gut zu erfüllen, vielleicht auch bei der Fürsorge im Bereich der Schule, stellte sie Unklarheiten in der Personalangabe bei mehreren Kindern fest; sie fand heraus, dass ihre Herkunft im Dunkeln lag. In ihrem Bemühen um Klärung dieser Unstimmigkeiten wurde auch Edeltrauts Pflegemutter befragt, und sie erzählt der Schwester den Tatbestand. Diese hielt es für ihre Pflicht, den Suchdienst zu benachrichtigen. Sie legte auch besondere Sorgfalt darauf, alle Hinweise und möglichen Erkennungszeichen, die zur Auffindung der Mutter beitragen könnten, zusammenzutragen.

 

Die Angaben, die daraufhin dem Kindersuchdienst in Hamburg zugingen, waren beweiskräftig und nahezu eindeutig; nach näherer Prüfung gab es kaum einen Zweifel daran, dass es sich bei Edeltraut um die Tochter der Frau Rohmann handeln müsste. Die Mutter erhielt den Bescheid, dass ihr Kind höchstwahrscheinlich gefunden sei. Um nun keinen Tag mehr, als nötig war, zu versäumen, fuhr Frau Rohmann nach Dassow und suchte die Pflegemutter ihrer Tochter auf. Das Gespräch, das die beiden Frauen miteinander führten, zerstreute auch die letzten Zweifel, zumal auch die Kleidungsstücke, die die Zweijährige getragen hatte, ein wichtiges Beweisstück waren. Die Frau, zu der Edeltraut seit elf Jahren „Mutter“ gesagt hatte, gab auch innerlich ihren Widerstand auf, das Mädchen zurückzugeben.

 

Doch jetzt verweigerten die Ortsbehörden die Herausgabe des Kindes. Sie erkannten die Tatbestände, die so klar für die Zusammengehörigkeit von Mutter und Kind sprachen, nicht an. Als auch eine Blutprobe zugunsten der Frau Rohmann als Mutter ausfiel, verlangten sie eine erbbiologische Prüfung, die aber an Ort und Stelle nicht gemacht werden konnte; man schickte Frau Rohmann nach Ost-Berlin. Dort erklärte man ihr, dass sie nach Leipzig reisen müsse, und von Leipzig wurde sie an Dresden verwiesen. Am Ende hieß es, dass eine solche Prüfung nur dann einen Sinn haben würde, wenn auch der Vater des Kindes herangezogen werden könnte; doch der Mann von Frau Rohmann ist seit den letzten Kämpfen um Ostpreußen vermisst. So schickte man sie unverrichteter Sache wieder nach Dassow zurück. Da machte man nun Einwände anderer Art, unter anderem den, dass Edeltraut erst die dortige Volksschule bis zu Ende besuchen müsse; vor allem war man darauf bedacht, dass die politische Schulung des Mädchens, wie sie dort in den Schulen üblich ist, nicht unterbrochen werden sollte. Aber die Zähigkeit der Mutter im Kampf um ihr Kind kannte keine Grenzen, und endlich gab man den Widerstand auf.

 

Frau Rohmann braucht eine Wohnung

Mutter und Kind sind nun beisammen, aber die Bemühungen um die innere Zusammengehörigkeit haben erst begonnen. Die hochgewachsene Dreizehnjährige mit anscheinend starker eigener Willensentwicklung befindet sich in einem Reifestadium, in dem sich zumeist alles tragisch auswirkt, was störend in das seelische Wohlbefinden eindringt. Wie soll Edeltraut es begreifen lernen, dass die blutsmäßige Verbundenheit zu einer sie fremdanmutenden Frau mehr wert sein soll als die fürsorgliche Liebe, die ihr so zuträglich war, dass sie sich nichts Besseres wünscht, als sie weiterhin zu besitzen. Mit feinster Empfindsamkeit wehrt sie sich gegen das leiseste Wort, das ihre bisherige Lebensform, die Gültigkeit dessen, was ihr in der dortigen Schule eingeprägt wurde, die Verbundenheit mit dem Ort, an dem sie aufwuchs, in ihren Werten zu erschüttern droht. In jedem vernunftbedingten Versagen eines Wunsches wittert sie unverdienten Tadel und Mangel an Verständnis und Liebe, und sie antwortet darauf mit verhaltenem Heimweh und Traurigkeit.

 

Die größte Behinderung, mit diesen Schwierigkeiten fertig zu werden, liegt in der räumlichen Bedrängnis begründet, in der Mutter und Tochter leben müssen. Zwar sucht die Schwester der Mutter, die selbst zwei halberwachsene Kinder hat und die ihre enge Wohnung mit Frau Rohmann und Edeltraut teilt, mit viel Verständnis einzugreifen und die Mängel zu überbrücken, aber wirklich heimisch kann sich Edeltraut erst dann fühlen, wenn sie nach alter Gewohnheit ihren Raum und ihr Bett hat, wenn sie ihren gewohnten Liebhabereien ungestört nachgehen kann, und vor allem, wenn sich im eigenen Haushalt die ungestörte Zweisamkeit Mutter-Kind zu einer selbstverständlichen Vertrautheit entwickelt.

 

Frau Rohmann braucht eine eigene Wohnung. Es wäre zu wünschen, dass sich das Wohnungsamt hier als ein verständnisvoll-unbürokratischer Helfer erwiese.

 

Seite 11   Die Esche von Warnicken. Von Karl Herbert Kühn.

Zwei Fotos: An der Samlandküste bei Warnicken.  Zu den eindrucksvollsten Stellen der an Schönheiten so reichen Samlandküste gehören die Wolfsschlucht und die Jägerspitze bei Warnicken. „Die Himmelsleiter“ (links im Bild) führte in etwa 120 Stufen von der Höhe zum Fuß der Wolfsschlucht. Mächtige Baumriesen, manche von ihnen so verwittert wie diese alte Linde, die auf der Jägerspitze stand — wir blicken von hier auf das weite Meer —, waren beredte Zeugen, welche Kraft in diesem Boden steckt.

 

Wer auf der Landkarte an den Küsten entlang fährt, kommt zwischen Danzig und Riga an einer Strecke vorbei, die etwas Eigenartiges hat. Wie eine rechteckige Platte hängt das Samland ins Meer hinaus, gehalten von den beiden langen Seilen der Nehrungen, der Frischen, die von Süden her heranfasst, und der nördlichen Kurischen. Dieses Samland hat so einiges, was es denn doch aus dem wechselvollen Ablauf der Ufer um die Ostsee heraushebt. Nein: es soll hier nicht von dem Bernstein die Rede sein, von dem „samländischen Golde“, wie man das hart gewordene Harz uralter Fichten zu nennen pflegte. Auf der nördlichen Samlandküste, auf der sogenannten Steilküste erhebt sich bei Warnicken ein mächtiger Naturpark, der die Bewunderung aller, die ihn durchschritten, hervorrief.

 

In diesem Park bei Warnicken fand der Botaniker eine Reihe seltener Pflanzen von kleinerem Wuchs. Doch er sah über allen die gewaltigen Eschen, deren Stämme wie Riesen in die Höhe ragten. Es war ein Anblick, der immer wieder das Auge und die Seele mit Ergriffenheit erfüllte, mit Staunen und Stille. Der dunkle Stamm, der in geraden Linien über alle die anderen Laubbäume hinüber sein Haupt bis hinein in den Himmel zu erheben schien, und die helle, leichte, grüne Krone, die im Sonnenlicht wie zierliches Gefieder schimmerte, das ergab einen Zusammenklang von schwerer Kraft und von anmutigem Spiel, von düsterer Dämonie und von lieblicher Naivität, von dramatischer Spannung und von heiterer Lyrik, einen Akkord, dem sich niemand zu entziehen vermochte, der sich noch heute, in unseren entseelten Tagen, ein Gefühl für die Sprache der Natur erhalten hatte.

 

Die Umgebung dieser hohen, machtvollen Bäume war so recht dazu erschaffen, sie noch stärker als die Könige einer großartig gestalteten natürlichen Szenerie wirken zu lassen. Das Ufer stieg steil in beträchtlicher Höhe vom Meere herauf, Schluchten schnitten sich ein, schmal, gespenstisch, voll lauernder Dämmerung, die Fuchs- und die Wolfsschlucht. Sturm und Meer rissen beständig vom Rande des Ufers ermüdete, alte, erstorbene Bäume schwächerer Geschlechter, Birken und Erlen, in die Tiefe hinab. Der Blick des Wandernden ging von jedem der „Sessel“ durch Sonne und Wind in die Weite der See, auf der sich nur die Segel der Fischerboote zeigten. Ob nun der erste Schein des Morgens den Park und seinen Schlaf durchglitt, ob die Strahlen der zum Meere sinkenden Sonne die Stämme, die dunklen, und ihr helles Laub in den hohen Kronen erglühen ließen, ob der volle Glanz des Mittags sie umhüllte, — wer an einer dieser alten, gewaltigen Eschen wie zu Füßen einer Riesin aus der Sage stand, der begriff, schon die Macht, die größer als er selbst, die schuf und webte, der verstand schon den weitgereisten Alexander von Humboldt, der vor mehr als hundert Jahren diesen Park bei Warnicken als einen der bemerkenswertesten Orte, als einen bezeichnete, dem so leicht nichts anderes zu vergleichen wäre.

 

Wie es heute im Park von Warnicken, der unter Naturschutz stand aussieht, wissen wir nicht. Aber in unserer Erinnerung sehen wir noch heute in ihm die mächtigen Eschen ragen, als berührte sie nichts, was unter ihnen sich begibt, als seien sie entschlossen, die Zeit zu überwinden und länger zu dauern als die flüchtigen Menschen, die, so eitel, wie sie sind, noch immer wähnen, sie könnten die Herren dieser Erde sein, und sie kommen und vergehn, noch ehe ein einziger dunkler Stamm mit seiner zierlichen, schimmernden Krone welkt.

 

Seite 12   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Königsberg-Stadt. Steindammer Knaben-Mittelschule.

Am ersten Pfingstfeiertag trafen sich in Dortmund im Restaurant „Zum Schwarzen Raben“ ehemalige Lehrer und Schüler der Steindammer Mittelschule. Aus dem Bericht des 1. Vorsitzenden der Interessengemeinschaft ehemaliger Steindammer ging hervor, dass bereits Verbindung zu mehr als einhundert ehemaligen Schülern und Lehrern besteht, u. a. in Frankreich, der Schweiz und Amerika. Es ist beabsichtigt, eine Chronik der Schule zu schreiben. Alle, die irgendwelche Angaben machen können, auch Erlebnisberichte usw., bitten wir um Einsendung ihrer Berichte an die Geschäftsstelle in Hannover. —

 

Wer kann Angaben über den Verbleib unseres ehemaligen Lehrers Dr. Stein machen? Nach vorliegenden Angaben soll Dr. Stein nach 1933 zwangsweise aus dem Schuldienst entlassen worden sein. Er hatte in Juditten ein Haus; er soll angeblich von den Russen ermordet worden sein.

 

Zuschriften erbeten an die Geschäftsstelle in Hannover an: Helmut Preikschat. Hannover-Linden Rampenstraße 5.

 

Lageplan von Metgethen gesucht

Die Heimatauskunftstelle 23 für den Stadtkreis Königsberg Pr. sucht dringend zur Durchführung der Schadensfeststellung — Lastenausgleich — einen Stadt- bzw. Lageplan des Ortsteils Metgethen, aus dem die Straßen und möglichst auch die Grundstücksaufteilung ersichtlich sind. Es wird um Einsendung von Fotokopien bzw. Originalen gebeten. Originale werden postwendend zurückgesandt. Heimatauskunftstelle 23 für den Stadtkreis Königsberg Pr., Lübeck, Ratzeburger Allee 160, Bar. 22.

 

Braunsberg

Gesucht werden:

Ella Falk, früher Braunsberg, Tannenbergstraße 116;

Frau Sperber, früher Braunsberg, Tannenbergstraße 122;

Aloys Schröter, früher Braunsberg, Ermländische Zeitung;

Sahm, Kaufmann, früher Frauenburg;

Walter Tybussek, geb. 1906 - 1908, früher Braunsberg, Ziethenstraße;

Franz Zagermann, früher Sonnwalde (Amtsvorsteher);

Horst Siebert, geb. 08.11.1914, früher Hopfengrund;

Paul Braun, früher Migehnen;

Kurt Dau, früher Braunsberg, Simon-Wichmann-Straße 8;

Bruno Grunwald, geb. 10.10.1921 oder 1922 in Kaschaunen;

Luzia Schmidt, früher Braunsberg, Altersheim;

Agathe Schlesiger, früher Wusen;

Franz Block, früher Seefeld;

Angehörige von Bernhard Plohmann, geb. 09.09.1891, früher in Borwalde, Kreis Braunsberg. —

Zuschriften erbittet Franz Grunenberg, Kreiskarteiführer, (21a) Hiltrup (Westf), Nordstr. 10.

 

Treffen der Elisabeth-Schule in Münster

280 einstige Angehörige der Elisabeth-Schule trafen sich während der Pfingsttage in Münster aus Anlass der 110. Wiederkehr der Gründung dieser Schule. Sie waren aus allen Richtungen gekommen: aus der sowjetisch besetzten Zone, von Schleswig-Holstein, von Graz, vom Bodensee, aus der Schweiz und sogar aus den USA. Die älteste Teilnehmerin hatte 1899 das Lehrerinnenexamen bestanden; 1945, im Jahr der Vertreibung, waren die jüngsten auf Quarta. Oberstudienrätin Hinz beschwor in der Festrede viele liebe Erinnerungen an die Heimatstadt und ihre schöne Umgebung. Oberstudienrätin Austen gedachte ehrend der Toten des Kollegiums:

Dr. Switalski,

Else Gausowsky,

Else Weiß,

Johannes Kuhn,

 Barbara Huhmann,

Prof. Poschmann,

des letzten Direktors Dr. Roßmann,

sowie der vielen verstorbenen ehemaligen Schülerinnen.

 

Die Feierstunde wurde durch musische Darbietungen in bester Braunsberger Tradition gestaltet, was die Abgesandten der Patenstadt Münster tief bewegte. Viele Briefe und Grußschreiben liefen zu dem Treffen ein. Die nächste große Zusammenkunft soll nach fünf Jahren in der Main-Gegend erfolgen.

Studienrätin i. R. A. Germer (Herne/Westfalen, Herderstraße 8) wird im September die Anschriftenlisten der Schulangehörigen verschicken.

 

Rößel. Haupttreffen in Hamburg

Das im Patenkreis Meppen vorgesehene Erinnerungstreffen ist auf Wunsch von Prälat Kather für dieses Jahr zurückgestellt worden, da ein Gemeinschaftstreffen der ermländischen Kreise in Münster/Westfalen geplant war. Dieses Treffen kommt nun nicht zustande, daher hat der Kreisausschuss, durch Beschluss vom 13. Mai 1956, das Treffen in Hamburg als Haupt-Kreistreffen erklärt. Dieses Treffen — Mitgliederversammlung — findet statt in Hamburg, am 8. Juli, in der Gaststätte des Gewerkschaftshauses, Besenbinderhof 57, Ruf 24 31 66 und 24 42 71. Das Lokal liegt verkehrsmäßig und kirchlich gesehen sehr günstig in unmittelbarer Nähe des Zentralomnibusbahnhofes und des Hauptbahnhofs. Ein großer Parkplatz befindet sich vor dem Hause. Zu dieser Mitgliederversammlung möchte ich die Angehörigen des Kreises Rößel im Namen des Kreisausschusses hiermit herzlich einladen. Wichtige Angelegenheiten sollen besprochen bzw. beraten werden. Ein besonders wichtiger Punkt ist die Vorlage bzw. Annahme der Kreissatzung. Das genaue Programm wird in der nächsten Folge des Ostpreußenblatts bekanntgegeben.

 

Liebe Landsleute!

Oft hört man: „Haben diese Treffen noch einen Zweck oder gar einen Sinn?“ — Dazu möchte ich folgendes sagen: Gerade in der jetzigen Zeit der schnellen Denkens- und Lebensweise, von der auch schon viele Heimatvertriebene befallen worden sind, haben unsere Treffen eine besonders zeitgemäße Begründune und Verpflichtung. So konnte man am 13. Mai in Lüneburg und am 27. Mai in Stuttgart den tiefen Sinn dieser landsmannschaftlichen Zusammenkünfte feststellen. Mit welcher Freude fanden die Landsleute einander zusammen, und wie herzlich gestaltete sich das Wiedersehen, für manche zum ersten Mal seit der Vertreibung aus der Heimat! Es waren nicht nur die großen und eindrucksvoll aufgenommenen Ansprachen und Kundgebungen, die hier die Heimattreue dokumentierten, sondern auch die persönliche Fühlungnahme der Landsleute. Das gegenseitige Fragen nach diesem und jenem, nach Verwandten und Bekannten, der Austausch von mancherlei Erinnerungen an die liebe Heimat und an unsere Landsleute, die noch dort und jenseits des Vorhanges leben müssen, erbrachte den sinnvollen Beweis für derartige Zusammenkünfte.

 

Ich darf daher allen Freunden und Bekannten, die zu diesen Treffen unter Aufwendung von Mühen und Kosten gekommen sind, hiermit noch herzlich für die ermöglichten schönen Stunden danken; man möge es mir nicht verargen, wenn ich hierbei meine lieben Seeburger und die ehemaligen Feuerwehrkameraden und Kameradenfrauen aus dem Kreise Rößel sowie aus den Nachbarkreisen Allenstein-Stadt und Land besonders erwähne. Die mir aufgegebenen Grüße gebe ich hiermit an alle Landsleute im Bundesgebiet und über die Zonengrenzen hinweg recht herzlich weiter. Sowohl in Lüneburg als auch in Stuttgart konnte ich zweckdienliche Auskünfte verschiedener Art einzelnen Landsleuten geben. In internen Besprechungen wurden organisatorische Kreisangelegenheiten unter Vorlage von Karten- und Bildmaterial erörtert. Anlässlich des Treffens in Lüneburg tagte dort der Kreisausschuss zur Beratung verantwortlicher Angelegenheiten und besonders auch zur Vorbereitung des Treffens in Hamburg.

 

Ich möchte hiermit nochmals zur zahlreichen Teilnahme an der Mitgliederversammlung in Hamburg aufrufen. Zeigen wir, dass auch im norddeutschen Raum eine große, von bester Heimattreue getragene ostpreußische Familie In der Kreisgemeinschaft Rößel lebt.

 

Der Deutschen Jugend des Ostens (DJO) Im Kreise Meppen, die sich im vergangenen Jahr bei der Ausgestaltung der Patenschaftsveranstaltung tatkräftig betätigte, habe ich zu ihrem Pfingsttreffen einen herzlichen Glückwunsch der Kreisgemeinschaft übersandt. Hierauf ist nun ein herzliches Dankschreiben eingegangen.

Franz Stromberg, Kreisvertreter, Hamburg, Armbruststraße 27

 

Staatliches Gymnasium Rößel

Gesucht werden die jetzigen Anschriften von:

Heinz Ellwitz,

Dr. med. Kurt Fox,

Georg Hennig (aus Komienen),

Rudolf Heister,

Otto Herrmann,

Bruno Kaehse,

August Kiwitt,

Franz-Josef Krause,

Oswald Orlowski,

Eduard Picolin,

Werner Raczkowski,

Alfred Rohde,

Günter Thiel (Installateur),

Erhard Wichert.

 

Alle Angehörigen des Rößeler Gymnasiums, die sich noch nicht gemeldet haben, werden gebeten, umgehend ihre Anschrift der Gymnasialkartei mitzuteilen. Folgende Angaben sind notwendig: Name, Vorname, Geburtstag und -ort, Schulzeit in Rößel (Jahr des Abgangs bzw. Abiturs), Beruf, Namen der Klassenkameraden und deren Schicksal, jetzige genaue Anschrift. Die Angehörigen unserer verstorbenen Kameraden wollen sich bitte auch melden. Die Gymnasialkartei befindet sich bei Erwin Poschmann in (24b) Kisdorf (Holst) über Ulzburg.

 

Ortelsburg. Zusammenschluss der Hindenburgschüler

Das erste Treffen der Ortelsburger Hindenburgschüler war ein voller Erfolg. Etwa fünfzig Schulkameraden aus dem Schwarzwald, aus Heidelberg, Frankfurt a. M., Krefeld, Dortmund, Kiel, Hamburg, besonders aus allen Bezirken Niedersachsens, waren nach Hannover gekommen, um einen Zusammenschluss der Hindenburgschüler herbeizuführen und um Klassenkameraden, Lehrer und unseren Oberstudiendirektor nach vielen Jahren wiederzusehen.

 

Nach der Begrüßung sprach Gerhard Trempenau insbesondere den Vertretern des Lehrkörpers der Hindenburgschule, Oberstudiendirektor Dr. Meyhöfer, Oberstudienrat Dr. Schimanski, Studienrätin Ursula Bergmann, den Dank für ihr Erscheinen aus. Er berichtete von der Übernahme der Patenschaft des Hann.-Mündener Gymnasiums für die ehemaligen Hindenburgschüler und die an ihn herangetragene Bitte, die Hindenburgschüler zu sammeln und ein Treffen vorzubereiten. In seinen Ausführungen ging er auf die kulturelle Bedeutung der Hindenburgschule ein und dankte Dr. Meyhöfer, der es verstanden habe, das Ansehen der Schule von Jahr zu Jahr zu mehren. Oberstudiendirektor Dr. Meyhöfer betonte in einer Ansprache, dass die Hindenburgschule ihre Aufgabe nicht allein in der Vermittlung des wissenschaftlichen Rüstzeugs, sondern vor allem in der Erziehung und Menschenbildung gesehen habe. Ihre Arbeit sei durch Geist und Formen eines Grenzlandes bestimmt gewesen, in dem Pflichtbewusstsein Bereitschaft zum Dienen, Wille zur Form, zur Ehrfurcht vor menschlichem und geistigem Rang die tragenden Pfeiler kultureller Aufbauarbeit waren. Schulkamerad Trempenau versicherte, dass sich alle Schüler ihrem Oberstudiendirektor in Dankbarkeit und Verehrung verbunden fühlten. Er berichtete über die Ergebnisse der bisherigen Arbeit, wobei er der seit Kriegsbeginn gefallenen und verstorbenen Lehrer und Schüler ehrend gedachte.

 

Die anschließende Aussprache zeigte eine so einheitliche Auffassung bei allen Anwesenden, dass alle Beschlüsse, die sich auf die Bildung einer „Vereinigung ehemaliger Schüler und Lehrer der Hindenburgschule in Ortelsburg, Ostpreußen", die Satzung, die Wahl des Vorstandes und die Beitragsfestsetzung bezogen, einstimmig angenommen wurden.

 

Nach einer klärenden Aussprache über die Ziele der Vereinigung wurde der Wiedersehensfeier stattgegeben.

 

Die Freude der Schulkameraden, die sich nach zehn bis zwanzig Jahren wiedersahen, war groß. Auch während dieses Teiles des Treffens blieb Dr. Meyhöfer der Mittelpunkt des Festes wie einst bei den Abiturientenfeiern. Erst in den frühen Morgenstunden dachte der größte Teil der „Ehemaligen" an den Heimweg.

Gerhard Trempenau, Diplom-Volkswirt

 

Am 17. Juni 1956 begeht Herr August Boettcher, Bad Pyrmont, Drakestraße 15, Vertrauensmann für die Stadt Passenheim, seinen 70 Geburtstag. Die Kreisgemeinschaft gratuliert Landsmann Boettcher herzlich zu seinem Ehrentage. Sie dankt ihm an dieser Stelle für seine allzeit treuen Dienste, und wünscht ihm alles Gute und beste Gesundheit.

Max Brenk, Kreisvertreter, Hagen (Westf), Elbersufer 24.

 

Osterode. Das Treffen in Hamburg

Unsere Heimatkreistreffen werfen ihre Schatten voraus, selbst in der Welt- und Millionenstadt Hamburg. Ich bestieg am Morgen des vergangenen Sonntag in der Innenstadt einen der modernen Omnibusse der Hamburger Hochbahn, und während das bequeme rot-gelbe Gefährt auf der weit über Hamburg hinaus berühmten Elbchaussee an Parks und Villen vorbeirollte und ab und an herrliche Blicke auf die im Sonnendunst daliegende Elbe mit ihren zahllosen Paddel- und Segelbooten erlaubte, tönten zu meiner großen Freude — unüberhörbar und unverkennbar — ostpreußische Laute an mein Ohr. Meine mitfahrenden Landsleute konnten sich nicht einigen, von welcher Haltestelle aus sie am besten zur Elbschloßbrauerei kämen, was in der Tat dadurch etwas schwierig wird, als die Gaststätte ausgerechnet in der Mitte zwischen zwei Stationen liegt. Aha, dachte ich, Osteroder, die zu ihrem Treffen wollen, und erklärte ihnen den Weg. Aber wie staunten wir alle, als der liebenswürdige Busfahrer als kleine Verbeugung vor uns Ostpreußen seinen Autobus genau vor dem Haupteingang der Elbschloßbrauerei stoppte und uns mit freundlicher Geste hinausließ. Eine kleine Begebenheit am Rande nur, aber sie verdient es wohl, aufgezeichnet zu werden.

 

Das Treffen war wiederum sehr gut besucht. Nach einer Andacht des Osteroders Heimatpfarrers Kirstein begrüßte Kreisvertreter v. Negenborn-Klonau seine Landsleute — wohl an die tausend waren beisammen — und fand dabei besonders herzliche Worte zur Begrüßung der Osteroder, die jetzt gerade aus der Sowjetzone und aus unserer ostpreußischen Heimat gekommen waren und zum ersten Mal an einem solchen Treffen teilnahmen. Sein besonderer Gruß galt auch den zahlreichen jugendlichen Ostpreußen, mit denen in reger Verbindung zu bleiben eines der Hauptanliegen des Kreises ist. So ist für dieses Jahr auch wieder ein Freizeitlager in der Patenstadt Osterode am Harz geplant. Der Redner ging dann auf die augenblickliche politische Situation ein. Unter starkem Beifall führte er aus, dass wir nicht gewillt sind, unsere Heimat als Tauschobjekt den Russen oder Polen vor die Füße zu werfen. Es ist für uns ebenso unvorstellbar, unsere Heimat, Königsberg, an dessen ehrwürdiger Universität Kant lehrte, Memel und Tilsit aufzugeben, wie die Engländer etwa nicht Schottland aufgeben würden. Wir werden von unserer Seite alles tun, so fuhr der Redner unter starkem Beifall fort, um die Wiedervereinigung trotz alledem weiterzubringen.

 

Mit dem Singen des Deutschlandliedes wurde die eindrucksvolle Feierstunde beendet.

 

Das diesjährige Heimatkreistreffen der Osteroder in Westfalen findet am 1, Juli in Herne, wie üblich im Kolpinghaus statt. Die Veranstaltung wird mit Kirchengottesdiensten für beide Konfessionen beginnen. Anschließend folgt die Feierstunde im Trefflokal. Der Nachmittag soll einen Lichtbildervortrag bringen, und die Heimatkreisgemeinschaft fröhliche Stunden verleben lassen. Die Mitwirkung  der beliebten Kolpingkapelle ist gesichert. An unser Kreistreffen ist eine Wiedersehensfeier der Panzer-Jäger-Abt. 21 angeschlossen. Gemeinsam findet eine Kranzniederlegung statt, auf der der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Landsmann Grimoni, die Totenehrung vornehmen wird. Weitere Einzelheiten über die gesamte Veranstaltung folgen in Kürze im Ostpreußen-Blatt.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Hamburg 21. Schrötteringsksweg 14

 

Pr.-Holland. Pr.-Holländer in Hagen.

Hagen konnte zum zweiten Male beweisen, dass man es dort versteht, Heimattreffen vorzubereiten und durchzuführen. Im vergangenen Jahr waren die Lycker Landsleute in ihrer Patenstadt zu Gast; am 3. Juni trafen sich die Landsleute des Kreises Pr.-Holland, die jetzt im Ruhrgebiet wohnen. Das Treffen wurde mit einem evangelischen Festgottesdienst in der Lutherkirche eingeleitet. Die Festpredigt hielt Pfarrer Mittmann aus Pr.-Holland. In der mit Fahnen und Wappen festlich geschmückten Accu-Halle konnte Kreisvertreter Carl Kroll annähernd zweihundert Pr.-Holländer begrüßen. Er dankte der Werkleitung der Accu, der landsmannschaftlichen Kreisgruppe Hagen und der durch Verkehrsdirektor Dr. Bartels vertretenen Stadtverwaltung für die vorbildliche Ausrichtung dieses Treffens. Sinn dieser Zusammenkünfte sei es, so rief Landsmann Kroll seinen Zuhörern zu, den Zusammenhalt unter den Vertriebenen zu festigen. Der 1. Vorsitzende der Hagener Kreisgruppe, Ewert, entbot herzliche Willkommensgrüße. Er versäumte es nicht, seinen Mitarbeitern, der DJO und ganz besonders dem Chor der Kreisgruppe Hagen unter der Stabführung von Herrn Rautenberg, der unter Begleitung eines Streichquartetts die Feierstunde mit Darbietungen umrahmte, nochmals zu danken.

 

In einer Rede umriss Oberstudiendirektor Dr. Novak die geschichtliche, kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung Ostpreußens für Gesamtdeutschland. Die Wiedervereinigung — nicht nur mit Mitteldeutschland — müsse ein Anliegen der Jugend werden. Mit der erneuten Forderung  einer friedlichen Rückkehr in die angestammte Heimat beendete Dr. Novak seine zu Herzen gehenden Worte.

 

Immer wieder konnte man beobachten, wie sich Landsleute, die sich mehr als zehn Jahre nicht gesehen hatten, freudig begrüßten. In unverkennbarer Oberländer Mundart wurden Erinnerungen ausgetauscht. Eine Kapelle sorgte für Unterhaltung.

 

Mohrungen

Letzter Hinweis auf das Kreistreffen am 8. Juli in der Elbschloßbrauerei in Hamburg-Nienstedten. Das Lokal ist ab 9 Uhr geöffnet und zu erreichen mit S Bahn bis Kl.-Flottbek, von dort 15 Minuten Fußweg oder S-Bahn bis Othmarschen, dort umsteigen in Omnibus N bis vor das Lokal. Bitte Freunde und Nachbarn zu verständigen! Ich hoffe, dass die Beteiligung, wie auch in den Jahren vorher, nichts zu wünschen übrig lässt.

Reinhold Kaufmann, Kreisvertreter, Maldeuten, jetzt Lübeck, Geninerstraße 20

 

Bartenstein. Kreistreffen in Hamburg

Nachdem unsere jahrelang benutzte Gaststätte, der Sülldorfer Hof in Hamburg-Sülldorf wieder einen neuen Pächter hat, habe ich für das übliche Hamburger Treffen Sonntag, den 2. September festgelegt. Diesem Treffen geht das Hauptkreistreffen in unserem Patenkreis, in der Stadt Nienburg/ Weser am Sonntag, dem 29. Juli voraus, das auch wieder im Saale Dierks, wie im Vorjahre, abgehalten wird. Ein Treffen im Westen, etwa in der Gegend Wuppertal soll auch im September stattfinden. Nähere Mitteilung ergeht noch.

Zeiß, Kreisvertreter, (20a) Celle, Hannoversche Straße 2

 

Seite 12   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat".

16. Juni, 16 Uhr, Heimatkreis Bartenstein, Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15. S-Bahn Putlitzstraße. Bus A 16.

 

16. Juni, 20 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Kreuzberg, Bezirkstreffen, Lokal: Konditorei Bolt, Berlin SW 61, Yorckstraße 80/81.

 

17. Juni, 16 Uhr, Heimatkreis Angerburg, Großtreffen aller Angerburger von Berlin und der sowj. bes. Zone. Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48. Straßenbahn 2, 3. 23, 25, 35 und 44.

 

24. Juni, 15 Uhr, Heimatkreis Allenstein, Kreistreffen, Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48, Straßenbahn 2, 3, 23. 25. 35 und 44.

15 Uhr, Heimatkreis Samland/Labiau, Kreistreffen, Lokal: Schultheiß, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 109, am Lietzensee. S-Bahn Witzleben.

15 Uhr, Heimatkreis Goldap, Kreistreffen. Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

14 Uhr, Heimatkreis Rastenburg, Kreistreffen, Sommerfest mit Kinderbelustigungen, Lokal: Gaststätte Lindenhof in Schulzendorf bei Heiligensee, S-Bahn Heiligensee, Bus A 14.

17 Uhr, Heimatkreis Mohrungen, Kreistreffen, Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Straßenbahn 44, 74, 77, Bus A 16.

16 Uhr, Ostpreußen-Gottesdienst in der Kirche zu Schlachtensee, Matterhornstraße.

 

21. Juli, 19.30 Uhr: Heimatkreis Königsberg, Bezirk Wilmersdorf, Bezirkstreffen, Lokal: Wolter, Berlin-Wilmersdorf, Rüdesheimer Platz 7.

 

7 Uhr: Heimatkreis Tilsit, Tilsit-Ragnit, Elchniederung, Kreistreffen (Kinderfest), Dampferfahrt nach Gatow ab Schlossbrücke, Berlin-Charlottenburg, Dampfer „Rheingold"; Straßenbahn 3, 54, 55, S-Bahn Jungfernheide.

 

30. Juni, 17 Uhr: Heimatkreis Braunsberg, Kreistreffen, Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, Bus A 16, Straßenbahn 44, S-Bahn Wilmersdorf.

19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg. Bezirk Steglitz, Friedenau, Zehlendorf, Bezirkstreffen, Lokal: E. Beuche, Berlin-Steglitz, Hubertusstraße Nr. 10.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86; Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Fuhlsbüttel: Am Sonnabend, 16. Juni, um 19.30 Uhr Elternabend, gestaltet durch die Kindergruppe, im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg Nr. 1. Gäste sind willkommen.

 

Wandsbek: Am Sonnabend, 30. Juni, um 20 Uhr findet im Bezirkslokal Lackemann, Wandsbek, Hinterm Stern 4, ein Sommerfest statt. Landsleute aus anderen Stadtbezirken sowie Gäste sind ebenfalls herzlich willkommen.

 

Kreisgruppenversammlungen

Goldap: Am Sonntag, 17. Juni, findet im Winterhuder Fährhaus am Winterhuder Marktplatz das Hauptkreistreffen statt. Voraussichtlich werden Bundesminister Prof. Dr. Dr. Oberländer und Superintendent i. R. Buchholz als Redner auftreten. Wir möchten unsere Mitglieder hierauf aufmerksam machen.

 

Gumbinnen: Betr.: Bielefeld-Fahrt. Abfahrt mit Bus am Sonnabend, 23. Juni, um 7 Uhr ab Hauptbahnhof, Sammelplatz Verkehrspavillon gegenüber dem Europäischen Hof, Kirchenallee, Fahrpreis 13 DM. Anmeldungen bis 16. Juni bei Landsmann Walter Selke, Hamburg 33, Harzensweg 1 IV, oder Landsmann Crede, Hamburg 34, Hermannsthal 52, unter Einzahlung des Betrages.

 

Unsere Jugend trifft sich:

Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch, 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächster Abend am 27. Juni. — Kindergruppe: Zusammenkunft Donnerstag, 28. Juni, um 16 Uhr, im Hotel „Stadt Pinneberg", Altona, Königstraße 260.

 

Billstedt: Jugendgruppe: Jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr im Jugendheim, Horner Brückenweg Nr. 24.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Jeden Dienstag von 15.30 bis 17.30 Uhr im Heim der offenen Tür, Bundesstraße 101.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Helmabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim, Wittenkamp 17 a.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Heimabend jeden Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim, Winsener Straße 72 a.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Helmut Gossing, Hannover, Anzeiger-Hochhaus, Goseriede 5/6; stellvertretender Vorsitzender H. L. Loeffke, Lüneburg, Vor dem neuen Tore Nr. 12, „Meyers Garten“.

 

„Annchen von Tharau“ als Schauspiel

Uraufführung und Chorkonzert in Northeim

Der 1. und 2. Juni waren Festtage für den Ostpreußenchor in Northeim. Ein verdienter Erfolg war der Uraufführung des von Hermann Bink verfassten Schauspiels „Annchen von Tharau“ beschieden, die am ersten Tage in dem gut besetzten „1910-er Saalbau“ stattfand. Der aus dem Samland gebürtige, heute in Göttingen-Land 2, Klausberg-Gth., wohnende Verfasser hat sich sehr ernsthaft mit dem Dichterkreis der Königsberger Kürbishütte beschäftigt. Fußend auf seiner Kenntnis der ostpreußischen Mundarten und ihrer Verschiedenheiten, vertritt er die Meinung, dass in dem plattdeutschen Urtext des Ankeliedes sprachliche Laute aus Simon Dachs Geburtsstadt Memel vorhanden sind, die ihm durch einen mehrjährigen Aufenthalt im Memellande vertraut sind, und er weist darauf hin, dass die anderen Mitglieder jenes Dichterkreises anderen Landschaftsgebieten entstammten. Hieraus folgert er, dass Simon Dach der alleinige Dichter jenes Hochzeitsliedes gewesen sein müsse. Hermann Bink lehnt sich in der Szenenfolge an historische Überlieferungen an, eigene dichterische Zutaten erhöhen die dramatische Wirkung des sprachlich gefeilten Stücks. Vertreter anderer ostpreußischer Gruppen bemühen sich um eine Aufführung dieses Schauspiels, das mit großer Sorgfalt unter Beachtung des zeitgenössischen Kolorits einstudiert wurde.

 

Der zweite Abend stand im Zeichen der Bannerweihe. Höhepunkt der Veranstaltung war ein Konzert, in dem der von Hermann Kirchner geleitete Ostpreußenchor unter Mitwirkung von Else Gergaut (Sopran), Hermann Bink (Rezitation der Zwischenverse) und dem VHS-Quartett mit der Aufführung der Kantate „Unsere Heimaterde“ von Dr. Neumann (Flensburg, früher Lyck) einen überzeugenden Beweis seiner Gestaltungskraft, seines Wagemuts und seines begeisterten Einsatzes für den Chorgesang ablegte.

 

Die Bannerweihe selbst erfolgte durch den Rektor i. R. Neuber, der seit 1898 im Dienst am deutschen Lied in unserer Heimat stand. Unter den vielen Vertretern des öffentlichen Lebens brachte Landrat Thurm zum Ausdruck, dass dem Ostpreußenchor das Verdienst zukomme, echter Vermittler zwischen Altbürgern und Heimatvertriebenen zu sein.

 

Seesen (Harz). Auf dem heimatpolitischen Abend am 7. Juli wird Regierungsrat z. Wv. Augustin über das Thema „Ringen um Entspannung und Wiedervereinigung“ sprechen. — Ein schönes Erlebnis war der Ausflug nach Burg Greene, Neuhaus im Solling und Hann. Münden, an dem mehr als hundert Landsleute teilnahmen.

 

Osnabrück. Ein Bericht über die Vorbereitungen für das am 14. Juli geplante Sommerfest wird auf der Mitgliederversammlung am 16. Juni (Lokal „Grüner Jäger“) erstattet werden. — Sollten sich genügend Teilnehmer bei dem Geschäftsführer Bortz, Herrenteichstraße, melden, so wird zu verbilligtem Vorzugspreis ein Bus zum Bundestreffen der Westpreußen am 8. Juli morgens nach Hannover fahren. Ostpreußen sind ebenfalls zu dieser Fahrt eingeladen.

 

Jever. Am 21. Juni werden die Mitglieder der Gruppe, vornehmlich die Jugend, an einer Sonnwendfeier teilnehmen, die um 20 Uhr im Schwimmbad Heidmühle beginnen wird. In der Feierstunde wird das Doppelquartett Aschmutat spielen. — Am 28. Juni wird ein Heimatabend mit Marion Lindt im Hotel „Deutsches Haus“ veranstaltet werden, an dem auch das bereits genannte Quartett mitwirken wird. Die benachbarten Gruppen aus Wilhelmshaven, Wittmund, Varel und Heidmühle sind willkommen. Der Eintrittspreis für auswärtige Besucher beträgt 1,-- DM. Es bestehen Busverbindungen zu den Nachbarorten nach Schluss der Veranstaltung. – Für Ende August / Anfang September ist ein Ausflug geplant.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße 43.

Heidelberg. Am Tage der Einweihung seines Bootshauses übernahm der Heidelberger Ruderclub einen C-Achter, der auf der Bootswerft W. Empacher (früher Empacher und Kalisch, Königsberg. Holzwiesenstraße — Herr Kalisch hat heute eine Werft in Mölln/Schleswig-Holstein) in Erbach am Neckar gebaut worden war. Landsmann Empacher taufte den Achter auf den Namen „Ostpreußen“. Namens des an der Bootstaufe teilnehmenden Vorstandes der landsmannschaftlichen Gruppe dankte die Vorsitzende, Frau von der Groeben, den Mitgliedern des Ruderclubs, dass sie ihrem „ersten Boot den Namen unseres Heimatlandes gegeben haben. Der Präsident des Clubs, Reichle, würdigte in einer herzlich gehaltenen Ansprache die Bedeutung Ostpreußens für das gesamte Deutschland.

 

Tübingen. Am 17. Juni wird von 16 bis 17 Uhr der Vertriebenengruppe Günzburg auf dem Marktplatz (Rathausplatz) ein Empfang bereitet werden, an den sich ein Beisammensein im „Hades“ anschließen wird. Im gleichen Lokal wird um 20 Uhr das Jahrestreffen der Ost- und Westpreußen stattfinden, auf dem das Arbeitsprogramm für die nächsten zwei Jahre festgelegt und der Vorstand neu gewählt werden wird.

 

Seite 13   Amtliche Bekanntmachungen

Aufgebot

Frau Ida Neureiter, Groß-Hesepe, Kreis Meppen, hat beantragt, ihren Ehemann, den verschollenen Eisenbahnarbeiter Franz Neureiter, geboren am 9. März 1902 in Laugallen, Ostpreußen, für tot zu erklären. Aufgebotsfrist: 10. August 1956. Nachricht an Amtsgericht Meppen zu Gesch.-Nr. 3 II 13/56

 

-       55 II 34/56 -         Aufgebot

Die Ehefrau Hertha Neumann, geborene Heimann, wohnhaft in Essen, Sybelstraße 76, hat beantragt, ihren Ehemann, den Landwirt Albert Neumann (San.-Unteroffizier), geboren am 29. Dezember 1904 in Theuernitz, Kreis Osterode, zuletzt wohnhaft gewesen in Kissitten, Kreis Pr.-Eylau, für tot zu erklären, weil er infolge des letzten Krieges vermisst ist. Der Verschollene wird aufgefordert, spätestens am 6. November 1956, 9.00 Uhr, Zimmer 23, dem unterzeichneten Gericht Nachricht zu geben, widrigenfalls er für tot erklärt werden wird. Alle, die Auskunft über Leben oder Tod des Verschollenen geben können, werden gebeten, dies spätestens im Aufgebotstermin dem Gericht anzuzeigen. Essen, den 6. Juni 1956.   Das Amtsgericht

 

Seite 13   Suchanzeigen

Kindersteckbrief mit Foto.

Name: Meller

Vorname: Jürgen

geb.: 16.03.1942

in Königsberg Pr.

Augen: blau

Haar: brünett

Das Kind kommt aus dem Waisenhaus in Königsberg. Die Mutter, Elise Meller, geb. 18.03.1920, war in Königsberg wohnhaft. Während des Krieges soll sie als Rot-Kreuz-Helferin tätig gewesen sein. Nachr. erb. u. Nr. 64 111 Das Ostpreußenblatt, Anz. - Abt., Hamburg 13.

 

Wer kann Auskunft geben über meine Eltern Gustav Soecknick, geb. 19.01.1872, Emilie Soecknick, geb. 01.05.1866, Tollkeim, Kr. Pr.-Eylau? Letzte Nachricht aus Sorgenau, März 1945. Nachricht erb. Frau Gretel Kowalewski, Kiel, Esmarchstraße 11/13 IV.

 

Gustav Rickhoff (Pflegevater), geb. 26.04.1896, zul. wohnhaft Königsberg-Tannenwalde, Danziger Straße 9. Jede Nachricht über Verbleib b. Kriegsende erbeten an Hans Moeller, Grafenwöhr (Oberpf.), Vilsecker Str., Bl. III

 

Gesucht wird Volkssturmmann Rudolf Seeck, geb. 09.10.1893, zul. März 1945 in Königsberg, Viehmarkt, und Lessingschule, Sackheim. Vorgesetzter Ostmann. Wer weiß etwas üb. d Verbleib meines Mannes? Nachr. erb. u. Nr. 64 042 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Suche Erwin Owaß, geb. 11.03.1927 in Gerswalde, Kreis Mohrungen. Er wurde am 18.01.1945 mit seinem Kameraden Marquard, aus Schwalgendorf und Bodzeck, aus Saalfeld nach Heiligenbeil, Ostpreußen, zur Wehrmacht eingezogen. Seitdem fehlt jede Nachricht. Wer kann über ihn Nachricht geben? Nachr. erb. Ernst Schwarz, Hepstedt 32 über Zeven.

 

Gesucht wird Frau Liesbeth Jacobeit, geb. 07.08.1905 in Buddern, Kreis Angerburg, zuletzt wohnhaft in Wenzken, Kreis Angerburg. Sie ist im Herbst 1948 im Lager Santilten bei Insterburg, Ostpreußen mit Frau Pöhnert, geb. Müller, zusammen gewesen. Wer kann nähere Auskunft erteilen? Bitte um Nachr. Frau Helene Jacobeit, Gronenberg, Post Pönitz. Holstein.

 

Kindersteckbrief mit Foto.

Name: Jowirauskas

Vorname: Ulrich

geb.: 13.06.1940

in Krakischken, Kreis Tilsit

Augen: blau

Haar: rötlich

 

Der Vater des Jungen war zuletzt in Wischwill, Kreis Tilsit, als Sägewerksarbeiter tätig. Geschwister des Knaben heißen: Marta Jowirauskas, Erich Jowirauskas und Erika Jowirauskas, die ebenfalls noch gesucht werden. Nachr. erb. unter Nr. 64 112 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt, Hambg. 13

 

Wer war im Lager Pr.-Eylau und kann angeben, wann das Lager aufgelöst wurde? Auslagen werden ersetzt. Ad. Romeikat, (21a) Heek-Ahle 128.

 

Wer kann mir die Anschrift des früheren Steueroberinsp. Emil Borchert, Königsberg Pr., vermitteln oder ist bereit, meine früher. Einkommensverhältnisse (1937 - 1939) zu bezeugen? Zuschr. erb. Dr. Willi Sippel (Zahnarzt), Bad Nauheim, Frankfurter Str. Nr. 39, früher Königsberg Pr., Französische Straße 2.

 

Wer weiß etwas über das Schicksal meiner Mutter, Frau Auguste Stuhlemmer, aus Königsberg Pr., Aweider Allee 137? Nachr. erb. Frau Herta Bieber, Duisburg, Rhld., Rheinhauser Straße 186.

 

Suche Frau Margarete Schirrmacher, geb. Seltsam, geb. 20.04.1896 in Gerdauen, Ostpreußen, war mit Mann und Tochter Hildegard zuletzt in Königsberg Pr. wohnhaft. Zuschrift, erb. unter Nr. 64 077 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abteilg., Hamburg 13.

 

Erbberechtigte Verwandte von Fräulein Emmy Melzner, geb. am 03.04.1896 in Memel, gest. am 14.03.1956 in Ellern (Hunsr.), wollen sich bis spätestens 16.07.1956 beim Nachlassverwalter, Bürgermeister Reinemann, (22b) Ellern (Hunsrück), melden.

 

Gesucht wird Johann Bilitza, geb. 29.05.1901, zul. wohnh. in Angerburg, Ostpreußen, letzte Nachricht vom August 1944 aus Rumänien. Letzte Feldpostnummer 09 969, Einheit: 5. Fahr-Schwadron Inf.-Div., Nachschubtr. 241. Nachricht erbittet Bilitza, Mainz-Gonsenheim Mölderstraße 5.

 

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Seite 14   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

SAARLAND

Kommissarischer Vorsitzender der landsmannschaftlichen Gruppe: Herbert von Sehlen: Geschäftsstelle: Saarbrücken 6, Sigebertstraße 1 (bei Huppert).

Wechsel im Vorsitz

Landsmann Walter Kristandt hat aus gesundheitlichen und geschäftlichen Gründen das Amt des 1. Vorsitzenden der landsmannschaftlichen Gruppe mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Die Aufgaben des 1. Vorsitzenden übernimmt bis zur satzungsgemäßen Neuwahl der 2. Vorsitzende. Herbert von Sehlen.

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Grünberger Straße 144.

 

Bad Soden-Salmünster. Auf einer Versammlung im Gasthaus Jehn berichtete Bankvorstand a. D. Franz Francke über die Arbeit der Gruppe. Er wurde als Vorsitzender wiedergewählt sowie Lehrer i. R. Hermann Neudenberger als stellvertretender Vorsitzender.

 

Darmstadt. Am 16. Juni wird in der Gaststätte „Haverkaste“, Elisabethen-, Ecke Saalbaustraße, in Anwesenheit des Vorsitzenden der Landesgruppe, Studienrat Opitz, die Monatsversammlung stattfinden.

 

Wiesbaden. In der Juni-Versammlung ließen die Mitglieder der Jugendgruppe in einer vortrefflich zusammengestellten Programmfolge einen Tag beim Reichssender Königsberg aufleben, der allen Zuhörern viel Freude bereitete.

 

Griesheim. Am 23. Juni werden sich die Landsleute im Restaurant Krause, Friedrich-Ebert-Straße. treffen.

 

Fritzlar. Aus den Tätigkeitsberichten des Kreisvorsitzenden Artur Millbrecht und des Kreis-Kultur- und Jugendreferenten, Lehrer Werner Selenz, auf der Jahreshauptversammlung am 27. Mai im Lokal „Reichshof“ gewannen die Landsleute einen Überblick über die bisher geleistete Arbeit der Kreisgruppe. Sie hat sich die Erfassung aller Landsleute im Kreisgebiete als Ziel gesetzt. Der Kulturreferent betonte die Notwendigkeit, in der Jugend den Willen zur Rückgewinnung der Heimat zu wecken und zu stärken. Die monatlichen Heimatabende und Zusammenkünfte im vergangenen Jahre hätten den Zusammenhalt der sehr verstreut wohnenden Landsleute erheblich gefördert. — Der alte Kreisvorstand wurde einstimmig wiedergewählt: 1. Vorsitzender Artur Millbrecht; 2. Vorsitzender Gustav Hoyer, Kultur-, Jugend- und Pressereferent Lehrer Werner Selenz; Kassenwart Willi Kant; Schriftführerin Frau Wanda Dietrich. Der erste Teil des Abends schloss mit einer Vorführung des Tonfilms „Land der Stille“.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der ‚ Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14.

 

Treffen ostdeutscher Chöre in Espelkamp

Der Verband der ostdeutschen Chöre im Regierungsbezirk Detmold wird am 16. und 17. Juni in Espelkamp-Mittwald sein 5. Verbandstreffen durchführen. Für den 16. Juni ist ein geselliger Abend im Pommerschen Hof vorgesehen. Am 17. Juni wird um 15 Uhr auf dem Platz vor dem Steilhoffestsaal eine Kundgebung stattfinden, bei der Bundesvertriebenenminister Dr. Oberländer sprechen wird. Um 19 Uhr beginnt ein festliches Chorkonzert im großen Steilhoffestsaal unter Mitwirkung des Kammerorchesters Lübbecke. Die Gesamtleitung hat Wolfgang Stumme, Espelkamp.

 

Essen-Borbeck. Auf die am 17. Juni, 15 Uhr, in der Gaststätte „Germania“, Germaniastraße, stattfindende Tonfilmvorführung werden auch die Landsleute aus den benachbarten Stadtteilen und Ortschaften aufmerksam gemacht.

 

Essen-Rüttenscheid. Auf der Monatsversammlung am Mittwoch, 20. Juni, 20 Uhr, im „Weißen Rößl“ (Rüttenscheider Straße 121, am Klaraplatz), wird der Vorsitzende der Kreisgruppe, Dr. Gause, einen Vortrag aus der Geschichte Königsbergs halten.

 

Recklinghausen. Die heimatpolitisch interessierten Landsleute werden zu Sonnabend, 16. Juni, 20 Uhr, zu einem „Gespräch am runden Tisch“ eingeladen. Ein Landsmann, der Augenzeuge der Vorgänge vom 17. Juni 1953 in der Mittelzone war, wird über seine Erlebnisse berichten. — Am Sonnabend, 23. Juni, 20 Uhr, wird die Gruppe im Handelshof einen Kulturabend veranstalten. Dr. Leo Wobbe wird über die landwirtschaftliche Bedeutung Ost- und Westpreußens sprechen. Ferner werden der Ostlandchor sowie mehrere Volkstanzgruppen mitwirken. Der Eintritt ist frei. — Im Juli wird ein Ausflug unternommen werden.

 

Groß-Dortmund. Auf der letzten Monatsversammlung hielt der 1. Vorsitzende, Dr. Rogalski, einen volkstümlichen Vortrag über die geistige Leistung und die Lebensgewohnheiten von Immanuel Kant. Mit reger Aufmerksamkeit wurden ebenfalls drei heimatliche Tonfilme aufgenommen: „Kopernikus“, „Jagd in Trakehnen“ und „Rominter Heide“. — Die nächste Versammlung wird am Dienstag, 26. Juni, im Hotel Industrie, Mallinkrodstraße 210 - 214, stattfinden.

 

Gummersbach. Die von Landsmann Herbert Richard Trudrung (früher Tilsit) geleitete landsmannschaftliche Gruppe hat für den 23. Juni, 19.30 Uhr, im Hotel „Union“, Markstraße, eine Versammlung vorgesehen. — Jeden Mittwoch ist im gleichen Lokal von 20 bis 22 Uhr Sprechstunde während eines Stammtisches. — Ab 12. Juni werden in vierzehntägigen Abendstunden jeweils Dienstag Zusammenkünfte der Jugendgruppe im Heim des CVJM, Wiedenhof, stattfinden.

 

Greven. Die letzte Zusammenkunft fand in Form eines Maiabschlussballes statt. Vor Beginn gedachten der Ehrenvorsitzende Domnick und der Vorsitzende Tragmann der Heimat.

 

Leichlingen. Am 20. Juni werden alle landsmannschaftlichen Gruppen um 21 Uhr auf dem Überwegplatz eine Sonnwendfeier veranstalten, bei der die DJO mitwirken wird. — Am 2. Juni sprach der Kulturwart der Landesgruppe, Dr. Heincke, über die Beziehungen zwischen dem Rheinland und den deutschen Ostgebieten, wobei er eingehend die Geschichte des Deutschen Ritterordens behandelte. Viel Anklang fanden auch seine humorvollen mundartlichen Vorträge. Anschließend fand die Jahreshauptversammlung statt. Die Vorstandswahlen brachten das folgende Ergebnis: 1. Vorsitzender Bruno Pikarski; 2. Vorsitzender Gerhard Hellmer; 3. Vorsitzender und Kulturwart Rudi Heinemann, Geschäftsführer Horst Lowien.

 

Münster

Auf der Monatsversammlung am 6. Juni im Ägidiihof war die Jugendgruppe der Landsmannschaft zu Gast. Kulturreferent Gerhard Drabe, der selbst aus der Jugendgruppe hervorgegangen ist, sprach über den Sinn der Jugendarbeit. Als oberstes Leitmotiv stehe die Pflege der Gemeinschaft, die aber nicht eng landsmannschaftlich gedacht werden dürfe, sondern darüber hinaus jeden Jugendlichen ansprechen müsse, der eine echte Gemeinschaft suche. Im Hinblick auf dieses Ziel sei die Jugendgruppe stetig gewachsen und ein nicht zu übersehender Faktor der gesamten Vertriebenenarbeit geworden. Der Leiter der Jugendgruppe, Otto Opalka, forderte alle Jugendlichen auf, sich dieser Arbeit anzuschließen. Darauf rollte in mitreißendem Schwung ein Heimatabend ab, der in bunter Folge Lieder, Gedichte, Erzählung, Spiel und Tanz brachte. Der 1. Vorsitzende, Pagenkemper, dankte der Jugend: er forderte die Mitglieder auf, stärker als bisher am Gemeinschaftsleben der Landsmannschaft aktiv mitzuarbeiten. Eine Gelegenheit sei bei dem Ostdeutschen Heimatchor gegeben, der zu einem der besten Chöre Münsters zu zählen sei, wie auch bei den vielfältigen Aufgaben der Frauengruppe.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 93. Geburtstag

am 12. Juni 1956, Landsmann Gottlieb Werner, aus Elbing, jetzt bei seiner Tochter Anna in Schlagsdorf auf Fehmarn.

 

zum 90. Geburtstag

am 20. Juni 1956, Frau Emma Redmer, aus Königsberg, Krugstraße 9 B, jetzt bei ihrer Tochter Helene Sievers in Schenefeld über Itzehoe, Hindenburgstraße Nr. 2.

 

zum 89. Geburtstag

am 23. Juni 1956, der Landjägermeisterwitwe Martha Rebien, zuletzt in Neidenburg. Sie lebt heute bei ihrer Tochter in der sowjetisch besetzten Zone und ist durch ihren Sohn, Verwaltungsamtmann z. Wv. Kurt Rebien, (24 a) Lübeck, Wiesengrund 45, zu erreichen.

 

zum 88. Geburtstag

am 10. Juni 1956, Frau Maria Boenisch, aus Tilsit, Magazinstraße 20, jetzt bei ihrer Tochter Edith in Buxtehude-Hamburg, Ostpreußenweg 9.

 

am 19. Juli 1956, der Witwe Wilhelmine Kulsch, geb. Demandt, aus Pillau II, jetzt bei ihrer Tochter Hedwig Sperwien in Hollingstedt, Kreis Schleswig.

 

am 21. Juni 1956, Frau Anna Schinnagel, geb. Baranski, aus Königsberg, jetzt bei ihrer Tochter, Witwe Olga Feustel, in Berlin-Wilmersdorf, Regensburger Straße Nr. 28.

 

zum 86. Geburtstag

am 9. Juni 1956, Frau Maria Lettmann, aus Glockstein, Kreis Rößel. jetzt bei ihrem Sohn Hugo in Berlin-Friedenau, Bornstraße 20 III.

 

zum 84. Geburtstag

am 18. Juni 1956, Landsmann Johann Feldkeller, aus Frauenburg, jetzt bei seiner Tochter Anna Reinartz in Bochum 1, Parallelstraße 6.

 

am 19. Juni 1956, Frau Ottilie Böhm, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Junkerhohlweg 16.

 

zum 83. Geburtstag

am 17. Juni 1956, Landsmann Friedrich Groß, aus Allenburg, Kreis Wehlau, jetzt in Flensburg, Lager Weiche.

 

am 21. Juni 1956, Sattler Friedrich Karnowski aus Arnsdorf, Kreis Gerdauen, zuletzt in Paaris, Kreis Rastenburg. Er wohnt mit seiner Ehefrau Anna in Ocholt (Schule), Kreis Ammerland/Oldenburg.

 

zum 82. Geburtstag

am 4. Juni 1956, dem Bauern Julius Schledz, aus Jägerswalde, Kreis Schloßberg, vor 1931 in Wissowatten, Kreis Lötzen. Er wohnt heute in Coburg, Bayern, Lossaustraße 16.

 

am 14. Juni 1956, Landsmann Otto Ruddat, aus Heinrichswalde, Friedrichstraße 55, jetzt mit seiner Ehefrau in Bad Pyrmont, Brüderstraße 27.

 

zum 81. Geburtstag

am 10. Juni 1956, Frau Luise Möwius, aus Friedrichstein bei Löwenhagen, jetzt in Gadenstedt 408, Kreis, Peine/ Hannover.

 

am 17. Juni 1956, Frau Mina Borowski, aus Bartenstein, dann Allenburg, jetzt bei ihrem Schwiegersohn Adolf Hylla in Ehingen-Do., Hauptstraße 48.

 

am 21. Juni 1956, der Witwe Berta Abromeit, aus Seckenburg, Elchniederung, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Erna Landt, Kuckerneese, in Goslar, Harz, Am breiten Wege 8 II.

 

zum 80. Geburtstag

am 6. Juni 1956, Frau Anna Kallweit, geb. Schieleit, aus Königsberg, Tragheimer Kirchenstraße 43, jetzt bei ihrer Tochter Martha Gerhardt, Düsseldorf, Moltkestraße 95, früher Königsberg, Cranzer Allee 5 a.

 

am 12. Juni 1956, Landsmann Friedrich Niedzwetzki, aus Treuburg, jetzt im Altersheim Kottengrund, BerlinSpandau.

 

am 13. Juni 1956, Landsmann Franz Stobbe, aus Tilsit. Er kam erst im Februar 1956 mit seiner Stieftochter Frida Jurkat, aus dem polnisch besetzten Ostpreußen und lebt heute bei seinem Sohn Hans Stobbe in Marl, Westfalen, Kreis Recklinghausen, Brassertstraße 75. Von seinem Bruder David und seinen Schwestern hat er nichts wieder gehört.

 

am 13. Juni 1956, Frau Auguste Springer, geb. Klautke, aus Himmelsforth, Kreis Mohrungen, jetzt in Griesheim bei Darmstadt, Verlängerte Hoffmannstraße.

 

am 14. Juni 1956, Landsmann Fritz Pudelski, aus Fedorwalde, Kreis Sensburg, jetzt in Schenefeld bei Hamburg, Nederstraße, bei Bauer Grotta.

 

am 17. Juni 1956, Frau Emma Hamann, geb. Kohn, aus Königsberg-Rosenau, jetzt bei ihrer Tochter Friedel Gratzki in Hannover, Gr. Düwelstraße 32. Die Jubilarin verlor ihren Sohn und ihre Schwiegertochter im März 1945 beim Endkampf um Königsberg; ihre jüngste Tochter kam mit ihrem Kind in Pommern um.

 

am 18. Juni 1956, der Witwe Wilhelmine Müller, aus Mortung, Kreis Mohrungen, jetzt bei ihrer Tochter in Greven, Westfalen, Het-Nieland 39, bei F. Kurpich.

 

am 18. Juni 1956, Zimmerer Josef Leiß, aus Heilsberg, Mühlenplatz 18, jetzt mit seiner Ehefrau und Tochter in Remscheid, Burgerstraße 177.

 

am 18. Juni 1956, Fräulein Elise Born, aus Sensburg. Sie ist durch ihre Nichte, Dr. Ilse Niederlaender, Berlin-Charlottenburg 9, Reichsstraße 26, zu erreichen.

 

am 19. Juni 1956, Frau Hedwig Rehse, geb. Klein, aus Königsberg, Maibachstraße 31, jetzt in Neuß am Rhein, Schlesienstraße 7.

 

am 21. Juni 1956, Frau Käthe Liedtke, geb. Steinger, aus Königsberg, Yorckstraße 29, jetzt mit ihrer jüngsten Tochter Erna Kossakowski und deren Familie in Berlin-Steglitz, Zimmermannstraße 7. Die landsmannschaftliche Gruppe, zu deren ältesten Mitgliedern die Jubilarin zählt, gratuliert herzlich.

 

am 21. Juni 1956, Frau Alma Goerigk, geb. Niehrenheim, aus Königsberg, Junkerstraße 13 - 14, jetzt in Hameln/Weser. Sie ist durch ihren Enkel Wolfgang Lange, Hameln, Domeierstraße 40, zu erreichen.

 

am 23. Juni 1956, Schneidermeister und Kirchendiener Karl Kuhn, aus Starkenberg, Kreis Wehlau, jetzt in (24 b) Burg in Dithm., Kreisaltersheim.

 

am 24. Juni 1956, der Mittelschulrektorwitwe Ida Schissau, geb. Prang, aus Königsberg, zuletzt Steinmetzstraße 36. Sie lebt bei ihrer Tochter Helene Jaeckel, Münster, Westfalen, Margarethenstraße 9.

 

zum 75. Geburtstag

am 21. Mai 1956, Frau Elise Poeck, geb. Labinski, aus Schulen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt bei ihrem Pflegesohn Rudi Labinski in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Wilhelm Teschner, München 13, Milbertshofener Straße 62 I, zu erreichen.

 

am 2. Juni 1956, Frau Minna Paprotka, aus Rosoggen, Kreis Sensburg. Sie wohnt noch in der Heimat und ist nach wie vor als Hebamme tätig. Zu erreichen ist sie durch ihre Tochter, Frau Heydasch, Bargstedt.

 

am 13. Juni 1956, Frau Meta Kupreit, geb. Swars, aus Franzdorf, Kreis Insterburg, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Eva Seewald in Heimschule, Post Wassenach, Kreis Mayen.

 

am 15. Juni 1956, Landsmann Fritz Lauszat, aus Budwethen, zuletzt Königsberg. Er wohnt heute in Salzgitter-Lebenstedt, Bleckenstedter Straße 31.

 

am 16. Juni 1956, Frau Elisabeth Angrabeit, geb. Krohn, aus Bersbrüden, Kreis Ebenrode, jetzt mit ihrem Ehemann Ernst Angrabeit in Oberhausen-Alstaden, Rheinland, Obermeidricher Straße 21.

 

am 17. Juni 1956, Landsmann Adolf Walter, aus Saalfeld, Kreis Mohrungen, jetzt in (22 b) Steinen über Selters.

 

am 18. Juni 1956, Frau Anna Buchholz, geb. Prattki, aus Lautern, Kreis Rößel, jetzt in (13 b) Grafing Bahnhof bei München.

 

am 20. Juni 1956, der Witwe Bertha Fuchs, geb. Baltruschat, aus Amtshagen, Kreis Gumbinnen, jetzt bei ihrer Tochter Charlotte Strehl in Stolberg-Büsbach, Kreis Aachen-Land, Lehmkaulweg 25.

 

Zeitungsverleger Okraffka siebzig Jahre alt

Am 17. Juni 1956 vollendet der frühere Zeitungsverleger Richard Okraffka aus Lötzen, der heute in Eckartshausen, Kreis Schäb. Hall, wohnt, sein 70. Lebensjahr. Er ist gebürtiger Ostpreuße. In Lötzen erwarb er die Buchdruckerei und den Verlag des „Lötzener Tagesblattes“. Von 1913 bis 1935 erweiterte er ständig diesen Betrieb und versah ihn mit modernen Setz- und Druckmaschinen. In dem von ihm geleiteten Verlag erschienen auch örtliche Zeitungsausgaben für Arys, Rhein und Nikolaiken. Ein Freund und Förderer des Lötzener Tageblattes war der tapfere Verteidiger der Feste Boyen im Ersten Weltkrieg, General Busse. 1933 wurde Richard Okraffka wegen seiner Einstellung gegen das nationalsozialistische Regime durch eine öffentliche Bekanntmachung der Kreisleitung Lötzen der schärfste Boykott angesagt, dann wurde sein Betrieb geschlossen. Von 1935 ab lebte er in Königsberg. Am 6. Februar 1948 wurden er und sein Sohn in Königsberg beim Einsturz der vierstöckigen Ruine Vogelweide 15 verschüttet, jedoch auf wunderbare Weise gerettet; sie waren die einzigen Überlebenden dieser Einsturzkatastrophe. Beide mussten in einem russischen Krankenhaus in Königsberg längere Zeit zubringen, bis ‚auch ihnen die Stunde der Befreiung schlug.

 

Diamantene Hochzeit

Fleischermeister Franz Grigoleit und seine Ehefrau Maria Grigoleit, geb. Mielenz, aus Königsberg, Sackheimer Gartenstraße 7, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone, begingen am 15. Juni 1956 das Fest der Goldenen Hochzeit. Die Eheleute sind durch ihre Enkelin Sigrid Nedebock, Ahrensburg, Am Woldenhorn 7, zu erreichen.

 

Goldene Hochzeiten

Am 1. Juni 1956, feierte der in seiner Heimat Leitwarren, Kreis Elchniederung, weithin bekannte Bauer Louis Janz mit seiner Ehefrau das Fest der Goldenen Hochzeit. Dass sich das Jubelpaar auch an seinem jetzigen Wohnort (Rhade, Kreis Bremervörde), großer Wertschätzung erfreut, ging aus der Anteilnahme der Einheimischen hervor, die das Ehepaar durch ein Choralblasen des Rhader Posaunenchors am Morgen, und durch eine Singegruppe und durch Vorträge von Gedichten nach der vom Ortsgeistlichen abgehaltenen Feier ehrten. Unter den zahlreichen Gratulanten waren der Landrat des Kreises Bremervörde und der Bürgermeister der Gemeinde Rhade.

 

Die Eheleute Gustav Poerschke und Frau Bertha Poerschke, geb. Stern, aus Georgenthal, Kreis Mohrungen, feiern am 25. Juni 1956 das Fest der Goldenen Hochzeit. Sie leben bei ihrer Tochter Anna Wölk in Noer, Kreis Eckernförde.

 

Ein Ehrendiplom

Ein Landsmann, der Deputant Hermann Reiniger, erhielt eine öffentliche Anerkennung. Fünfzig Jahre hindurch arbeitete er in den landwirtschaftlichen Betrieben der Familie Koch-Linkenau, Kreis Mohrungen. Von 1906 an war er bei dem Rittergutsbesitzer Hermann Alexander Koch, seinem Sohn und dessen Erben auf den Gütern Dosnitten und Linkenau im Kreis Mohrungen tätig. Nach der Vertreibung fand er Unterkunft und Arbeit in Tätendorf, Kreis Uelzen, bei der Witwe des in russischer Gefangenschaft verstorbenen Hauptmanns Hermann Koch, jetzt Frau von Geyso. Die Landwirtschaftskammer Hannover zeichnete Landsmann Hermann Reiniger für seine Treue durch die Überreichung eines Ehrendiploms aus.

 

Prüfungen

Hansgeorg Kallien, Sohn des Lehrers Bruno Kallien, aus Darkehmen (Angerapp), jetzt in Lauenburg, Elbstraße 23, hat an der Universität München das Staatsexamen der Medizin bestanden und an der gleichen Universität mit magna cum laude promoviert.

 

Eberhard Guttack, aus Königsberg, Börsenstr. 1a, jetzt in Bad Amis über Kappeln/Schlei, bestand an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrecht-Universität Kiel das zahnärztliche Staatsexamen mit der Gesamtnote „sehr gut“.

 

Wolfgang Mueller, Sohn des früheren Kreisoberinspektors Walter Mueller, aus Heinrichswalde, jetzt Stadtrat und Kämmerer in Schleswig, Hindenburgstraße 3, bestand das erste juristische Staatsexamen.

 

Margarete Böttcher, Tochter des Sparkassenleiters Erich Böttcher, aus Willenberg/Passenheim, jetzt in Paderborn, Ketteler Straße 18, bestand an der Pädagogischen Akademie in Bielefeld ihr erstes Examen für das Lehramt an Volksschulen.

 

Hans-Jürgen Rennekampff, Plön, Holstein, Prinzenstraße 5, Sohn des Bankdirektors H. Rennekampff, aus Tilsit, Am Hohen Tor 3, hat an der Christian-Albrecht-Universität in Kiel zum Dr. rer. nat. promoviert.

 

Ministerialdirektor Hans-Georg Wormit, der bisher als Amtschef des schleswig-holsteinischen Innenministeriums tätig war, wurde zum Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistages gewählt. Er ist gebürtiger Ostpreuße, und er unterstützte wirksam die Aufstellung des Denkmals des Großen Kurfürsten in Eckernförde, der Patenstadt von Pillau.

 

Bestätigungen

Wer kann bestätigen, dass der Sparkassenoberinspektor z. Wv. Oscar Walter, geb. am 27.05.1903 in Tilsit, vom 02.01.1924 bis 30.09.1925 als Kassierer und Bevollmächtigter, vom 01.10.1925 bis 10.06.1934 als 2. Beamter bei der Girozentrale (Kommunalbank) für die Ostmark, Stadtbank Tilsit, vom 11.06.1934 bis 31.03.1935 als Revisionsassistent bei der Revisionsstelle des Ostpreußischen Sparkassen- und Giroverbandes, Königsberg, und vom 01.04.1935 bis 31.12.1935 als Leiter der Hauptzweigstelle Schulen, der Kreissparkasse Tilsit-Ragnit, im Angestelltenverhältnis, ab 01.01.1936 im Beamtenverhältnis, tätig gewesen ist? — Gesucht werden Walter Zeidler, Stadtbank Tilsit, später Stadtsparkasse Tilsit, und Käthe Stuhlert.

 

Wer kann bestätigen, dass Gustav Nagel, geb. am 07.03.1891, früher wohnhaft gewesen in Königsberg-Tannenwalde, Richterstraße 17, von 1906 bis 1910 bei Bauer Wichmann in Sommerfeld, Kr. Pr.-Holland, von 1913 bis 31. März 1914 auf dem Gestüt Graditz bei Torgau, von 1927 bis 1935 bei verschiedenen Firmen in Königsberg, die nicht mehr angegeben werden können, als Tiefbauarbeiter, von 1935 bis 1938 im Sägewerk Goldschmiede, Besitzer Riedel, tätig gewesen ist und von 1924 bis 1927 selbständiger Kaufmann in Königsberg war? Landsleute, die über die versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse des Landsmannes Nagel Auskunft geben können, werden um Mitteilung gebeten.

 

Wer kann bestätigen, dass Karl Borm, geb. am 01.12.1886, früher wohnhaft gewesen in Pogegen b. Tilsit, von 1900 bis 1905 als Landarbeiter bei Petereit in Kugeleiten, von 1907 bis 1923 als Landarbeiter bei Jans in Jonikaten, von 1923 bis 1945 bei Spangel in Nattkischken, Kreis Tilsit, und bei Horstigale in Tilsit tätig gewesen ist und während der Zeit der Tätigkeit ordnungsgemäß Beiträge zur Invalidenversicherung abgeführt wurden?

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Seite 14   Gräfin Irene Finck von Finckenstein neunzig Jahre alt. Foto.

Am 29. Juni 1956 wird Gräfin Irene Finck von Finckenstein, Witwe des 1916 verstorbenen Oberburggrafen im Königreich Preußen, Graf Konrad Finck von Finckenstein, neunzig Jahre alt, sie lebt seit der Vertreibung in Pronstorf, Kreis Segeberg. Gräfin von Finckenstein wurde als Tochter des Landrats von Königsberg, Freiherrn von Meerscheidt-Hüllessem-Kuggen geboren. Als Gutsherrin in Schönberg, dem Besitz ihres Gatten, hat sie weit über den Rahmen dieses Wirkungskreises hinaus viel Gutes getan. Mit ihrem warmen Herzen und ihrem unerschütterlichen Gottvertrauen, das alle Schicksalsschläge nur vertieft haben, ist sie auch jetzt noch der geistige Mittelpunkt und Zusammenhalt ihrer großen Familie, und sie hat auch für viele immer noch Trost und Rat.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Die Todesstunde schlug zu früh‘, doch Gott der Herr bestimmte sie. Fern der geliebten Heimat entschlief sanft am 23. Mai 1956 im 63. Lebensjahre unsere liebe gute Mutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, die treusorgende Großmutter ihrer vier Enkel, Charlotte Seega, geb. Gutt, früher Lippau, Kreis Neidenburg, Ostpreußen In Trauer, Liebe und Dankbarkelt: Luise Koller, geb. Seega. Friedrich Koller. Günter und Kurt. Ottilie Seega, geb. Kroll. Reinhold und Arthur und alle Anverwandten. Sehnde (Hannover), den 26. Mai 1956, Chausseestraße 11

 

Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben gehalten.

Nach jahrelangem sehnsuchtsvollem Warten und Hoffen auf ein Wiedersehen entschlief am 16. Mai 1956 in ihrer Heimatstadt Lötzen unsere liebe gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter, Auguste Rischko ‚ geborene Gregorsch, im 94. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Paul Rischko, Lüneburg, Bastionstraße 3. Karl Rischko, Berlin. Emma Raddatz, geb. Rischko, Berlin-Schmargendorf und alle Anverwandten

 

Am 27. Juni 1956 (verstorben 27.06.1946, da 10-jähriger Todestag) ist meine liebe Frau, unsere innig geliebte Mutter und Großmutter, Frau Johanna Böhm, geb. Gehlhaar, nach einem von selbstloser Liebe und Güte erfüllten Leben von uns gegangen. Sie ruht in der sowjetisch besetzten Zone. An ihrem zehnten Todestage gedenken wir unserer Entschlafenen in tiefer Liebe und Dankbarkeit.

Für Vater und Geschwister in der sowj. bes. Zone und in Dortmund, Elisabeth Böhm. Königsberg Pr. - Ratshof, Geilachstraße 100 d, jetzt Itzehoe, Holstein, Brückenstraße 8

 

Nach langer schwerer Krankheit ist unsere liebe Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, Auguste Siech, geborene Kommorowski, von uns gegangen. Helene Venohr, geb. Siech. Bruno Venohr, Oberreichsbahnrat a. D. Martin-Ulrich Venohr, Arzt. Ria Venohr, geb. Crusius. Elke. Hans-Dieter Venohr, Dipl.-Volkswirt. Ute-Sabine Venohr. Tannenwalde/Königsberg Pr. Jetzt Mainz, Kaiser-Wilhelm-Ring 87

 

Fern der Heimat entschlief sanft im 84. Lebensjahre im Haus der helfenden Hände zu Beienrode meine liebe Schwiegermutter, unsere bis zum letzten Atemzug treu für uns sorgende Groß- und Urgroßmutter, Ida Buechler geb. Reinke, früher Gr.-Legden und Königsberg Pr. In stiller Trauer: Gertrud Buechler, geb. Engelien. Fritz-Georg Buechle.r Elsbeth Buechler, geb. Vaqué. Monika Buechler, Astrid Buechler und Gerd Buechler. Elisabeth Molzahn, geb. Buechler. Otto Molzahn. Horst Molzahn. Staersbeck über Buxtehude

 

Zum Gedenken. Zum elften Male jähren sich die Geburtstage unserer lieben Verschollenen, über deren Schicksal bei der Flucht aus Ostpreußen uns nichts bekannt ist. Wir gedenken in stiller Trauer, in Liebe und Dankbarkeit unserer geliebten guten Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester und Tante, Frau Anna van Setten, geb. Wittko, geb. 13.06.1863 aus Ragnit, Ostpreußen, Schloßplatz 3, verschollen Januar 1945 in Bartenstein, Ostpreußen; unserer lieben Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Ilse Waldow, geb. van Setten, geb. 15.06.1899, aus Ragnit, Ostpreußen, Schloßplatz 3, verschollen Januar 1945 in Bartenstein, Ostpreußen; und ihrer in Russland verlorenen Söhne, unserer lieben Neffen, Oberfunker Horst Waldow, geb. 30.04.1922 aus Ragnit, vermisst im Februar 1943 bei Woronesch; Schütze Kurt Waldow, geb. 18.09.1925 aus Ragnit, gefallen Oktober 1944 in Kurland. Sie bleiben uns unvergesslich! Im Namen der Hinterbliebenen: Erika Kraft, geb. van Setten. Hermann Kraft. Früher Gerdauen, Ostpreußen, jetzt Bordesholm, Holstein Ostlandstraße 16

 

Zum siebenjährigen Todestag meines lieben treusorgenden Mannes und unseres herzensguten Papas, Friedrich Stinka, geb. 20.11.1895 in Soffen, Kreis Lyck gest. 21.06.1949 Lyck-Siedlung. Ferner gedenke ich meines lieben einzigen Sohnes, unseres sonnigen guten Bruders, Kurt Stinka, geb. 11.09.1922 in Soffen, Kreis Lyck, vermisst Juni 1944 Mittelabschnitt Bobruisk. Luise Stinka, Soffen, Kreis Lyck, jetzt Oberdigisheim, Kr. Balingen, Württbg.

 

Wenige Tage vor dem elften Todestage seines Enkels Jens Peter Braemer, entschlief am 25. Mai 1956, mein lieber Mann, unser Vater, Schwiegervater und Großvater, der Reichsbahn-Obering. a. D. Willy Hayn, früher Insterburg. Charlotte Hayn, geb. Seemann. Iris Braemer, geb. Hayn. H. W. Braemer. Andrea Braemer. Christian Albrecht Braemer. Braemerhusen (Nowischken), Kreis Schloßberg. Zurzeit Dortmund Burgholzstraße 58

 

Zu früh schlug diese schwere Stunde, die Dich aus unserer Mitte nahm. Erst jetzt erhielten wir die traurige Nachricht, dass mein jüngster Sohn und Bruder, Alfred Brassat, Friedenswalde, Kr. Tilsit, am 11. Februar 1942 in Rshew gefallen ist. Ferner gedenken wir meines Mannes und Vaters, Johann Brassat und Tochter und Schwester, Meta Dadzio, geb. Brassat, die auf der Flucht gestorben sind.

In stiller Trauer: Friederike Brassat, geb. Tesch. Marta Matteikat,geb. Brassat . Herrmann Matteikat. Otto Brassat. Ella Brassat . Paul Brassat. Gertrud Ledrat, geb. Brassat. Walter Ledrat. Willy Brassat. Edith Brassa. Kurt Brassat. Dietrich, Ruth, Horst, Karin und Wolfgang, als Nichten und Neffen. Rheinhausen, den 30. Mai 1956, Hubertusstraße 1

 

Nach jahrelangem Warten und Hoffen auf ein Wiedersehen erhielten wir die traurige Nachricht, dass unsere liebe gute Mutter, Schwiegermutter und Großmutter Anna Ziganki, geb. Wierzcoch, im Alter von 82 Jahren in Kersten, Kr. Sensburg, Ostpreußen, gestorben ist. Sie folgte Ihrem Sohn Bernhard, der am 15. Oktober 1942 in Russland gefallen ist; und ihrem Sohn Johann der am 26. August 1950 an den Folgen eines Kriegsleidens in Westfalen gestorben ist; Wir gedenken auch unseres lieben Vaters Johann Ziganki, geb. 28.12.1870, gest. 21.09.1940 In stiller tiefer Trauer: Paul Ziganki und Frau, geb. Bachanowitz. Anna Ziganki, als Tochter,Kersten, Kr. Sensburg. Als Enkelkinder: Günther, Gerhard, Bernhard, Bruno, Manfred, Angelika, Ursula.  Salza, Kr. Lötzen, jetzt Meilsdorf, Kr. Stormarn, den 1. Juni 1956

 

Ich hab‘ den Berg erstiegen, der Euch noch Mühe macht, lebt wohl, Ihr meine Lieben, Gott hat es wohl gemacht. Plötzlich und unerwartet starb, fern der geliebten Heimat, am 16. Mai 1956 mein lieber Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder und Onkel Martin Plaumann, im Alter von 68 Jahren. Er folgte seinem Sohn Rudolf, der im Alter von 21 Jahren 1941 in Russland gefallen ist. In tiefer Trauer: Frau Johanna Plaumann, geb. Hantel nebst Kindern und Enkelkindern. Zinten, Schulstraße 10, jetzt Essen, Mittwegestraße 11

 

Im fast vollendeten 73. Lebensjahre entschlief am 18.05.1956 mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwieger- und Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, der Kaufmann Otto Weck, aus Waldau, Ostpreußen. Er folgte seinem am 25. März 1956 verstorbenen Schwager Hans Fischer, Mettkeim, Ostpreußen, in die Ewigkeit. In stiller Trauer für alle Angehörigen: Martha Weck, geb. Klemusch. Bottrop, Feuerbachstraße 11

 

Zum Gedenken. Am 22. Juni 1956 gedenken wir des 15-jährigen Todestages unseres einzigen lieben Sohnes, des Gefr. im Artl.-Regt. 37 Gerhard Neubert, welcher an diesem Tage im Alter von 21 Jahren im Res.-Lazarett Tilsit in den Armen seiner Mutter entschlief. In tiefer Trauer: Oberstudienrat a. D. Walter Neubert und Frau Helene Neubert, geb. Kauffmann. Königsberg, Goltzallee 16, jetzt Nürnberg Am Maxfeld 130

 

Am 6. Juni 1956 verschied plötzlich nach kurzer schwerer Krankheit im 57. Lebensjahre meine geliebte Mutter, unsere gute Schwester und Schwägerin Gertrud Jahn, geb. Kochalsky, aus Osterode, Ostpreußen, Kaiserstraße 15. Sie folgte ihrer Mutter, die am 18. Mai 1956 verschied. Im Namen aller Hinterbliebenen: Christa Jahn. Göttingen, den 08.06.1956, Levinstraße 5. Die Beisetzung erfolgte in Göttingen.

 

Fern ihrer geliebten Heimat entschlief am 24. Mai 1956 nach langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden meine liebe Schwester Margarete Sierke im 73. Lebensjahre. In stiller Trauer: Dora Sierke. Königsberg Pr., jetzt Hesel b. Leer (Ostfriesld.) Altenheim

 

Fern ihrer lieben ostpreußischen Heimat entschlief sanft am 10. Mai 1956 unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter und Schwester Anna Huebner, geb. Hoepfner, aus Saalfeld, Ostpreußen im 86. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Familie Rapelius. Hankensbüttel, am Mariental 8

 

Fern der geliebten Heimat entschlief heute nach kurzer schwerer Krankheit meine liebe herzensgute treusorgende Mutti, Schwester, Schwägerin und Tante, Erna Zerwer, geb. Deffke, im Alter von 68 Jahren. Gleichzeitig gedenke ich meines lieben Bruders Assessor jur. Fritz Zerwer, Oberltn. und  Komp.-Chef, der seit März 1944 im Osten vermisst ist. In stiller Trauer: Herzlieb Zerwer. Königsberg Pr. Tiergartenstraße 57, jetzt Frankfurt (Main), 12. Mai 1956, Mittelweg 58

 

Römer 14, V. 8    Gott der Herr hat am 1. Juni 1956 unsere liebe Oma, Auguste Luschnat, im 85. Lebensjahre heimgerufen. Im Namen aller Hinterbliebenen: Emma Schwedas, geb. Luschnat. Forsthausen, jetzt Elmenhorst über Oldesloe

 

Nach Gottes heiligem Willen entschlief plötzlich und unerwartet am 27. Mai 1956 im Alter von 71 Jahren unsere liebe Mutter und Schwiegermutter, Oma, Schwester, Schwägerin und Tante, Anna Schmidtke, geb. Kunter. Früher Tiefensee, Kr. Heiligenbeil. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Familie Erwin Schmidtke. Kiel, Bülowstraße 7 III

 

Nachruf. Ein treues Mutterherz hat aufgehört zu schlagen. Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, am 26. März 1956, fern der Heimat, nach einer schweren Bruch-Operation plötzlich und unerwartet unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin, Tante, Oma und Urgroßomi, Johanna Meller, geb. Nass, im Alter von 88 Jahren zu sich in die Ewigkeit zu rufen. In stiller Trauer: Auguste Hoffmann, geb. Meller. Herrmann Meiler und Frau Hertha Meller, geb. Dorn. Enkelin Erika Rosengart, Duisburg-Hamborn, Im Birkenkamp 24. Enkel Rudi Rosengart und Frau Edith und Kinder

 

Seite 16   Familienanzeigen

Gestern Abend entschlief nach schwerem Leiden mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Groß- und Urgroßvater, der Reichsbahn-Rangieraufseher a. D. Franz Kecker, aus Seestadt Pillau, Ostpreußen, im 77. Lebensjahre. Es trauern um ihn: Elisabeth Kecker, geb. Thiel. Hans Kecker und Frau Hilde, Soholmbrück. Gottfried Kecker und Frau Liesel, Dinkelsbühl, Franken. Siegfried Kecker und Frau Elfriede, Regensburg. Albert Kecker und Frau Friedel, Bad Salzungen. Fritz Schiller und Frau Lisbeth Schiller, geb. Kecker, sowj. bes. Zone. Helmut Küssner und Frau Lena Küssner, geb. Kecker, Konstanz am Bodensee. Joseph Wagner und Frau Käthe Wagber, geb. Kecker, Berlin. Ewald Larm und Frau Elsbeth Larm, geb. Kecker, Tarp, Kreis Flensburg. Familie Erich Larm, Soholmbrück. Zwanzig Enkelkinder und fünf Urenkel. Ruhe sanft! Lütjenholm, den 28. Mai 1956

 

Das Los ist mir gefallen aufs Lieblichste, mir ist ein schön Erbteil geworden. Ps. 16. V 6   Ohne dass uns ein Wiedersehen vergönnt war, verschied am 29. April 1956 in Grabuppen, Kreis Heydekrug, Ostpreußen, unser geliebter Vater Gustav Skorloff, im Alter von nicht ganz 84 Jahren. Er starb in großem Frieden und in der gewissen Hoffnung der Erlösten. In. unvergesslichem Gedenken, die Kinder: Wilhelm Skorloff mit Familie. Heinrich Skorloff mit Familie. Meta Storost, geb. Skorloff, mit Familie. Ella Krause, geb. Skorloff, mit Familie.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit starb heute im Alter von 72 Jahren mein lieber Mann, unser guter Vater, der Rittergutsbesitzer Theodor Klugkist, Seehesten, Kreis Sensburg. In tiefer Trauer: Käthe Klugkist, geb. Bajohr. Dorothea Klugkist. Diderich Klugkist und Familie. Sandkrug bei Oldenburg (Oldb), den 29. Mai 1956. Die Einäscherung hat in Bremen stattgefunden.

 

Fern der geliebten Heimat entschlief nach schwerem Leiden mein lieber Mann und guter Lebenskamerad, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, der Oberleutnant der Gendarmerie i. R. Gustav Graffenberger, früher Saalfeld, Ostpreußen, im Alter von 70 Jahren. In stiller Trauer: Martha Graffenberger, geb. Strauss. Horst Graffenberger und Frau Karla Graffenberger, geb. Potthast. Heinrich Ernst und Frau Irmgard Ernst, geb. Graffenberger. Hans-Werner und Marianne, als Enkelkinder. Brekling, Kreis Schleswig, am 4. Juni 1956

 

Heute Nacht um 1 Uhr ist mein lieber Mann, Vater, Bruder, Schwager und Onkel, der Landwirt Arno Rohrmoser, Gr.-Notrienen, im Alter von 57 Jahren von uns gegangen. Seine letzten Gedanken galten der Heimat. In stiller Trauer: Ilse Rohrmoser, geb. Erzberger. Joachim Rohrmoser. Lotte Dyck, geb. Rohrmoser und Familie. Heinz Höhler und Familie. Langenberg, Rhld., den 7. Juni 1956, Bismarckstraße 5

 

Am 4. Juni 1956 wurde durch die Folgen seiner Kriegsverletzung mein lieber Sohn Friedrich Wittmoser, im Alter von 32 Jahren jäh aus unserer Mitte gerissen. Er wird uns unvergessen bleiben. Im Namen aller Angehörigen, die mit mir um sein tragisches Geschick trauern: Frieda Westenberger, verw. Wittmoser, geb. Hein. Stallupönen, Ostpreußen, jetzt Hamburg 33, Diesterwegstraße 13

 

Durch einen tragischen Unglücksfall verloren wir unseren lebensfrohen Jungen cand. med. Hermann-Theodor Schankath, geb. 26.04.1933 in Hohenstein, Ostpreußen, gest. 31.05.1956 in Rastatt, Baden, in der hoffnungsvollen Blüte des Lebens im Alter von 23 Jahren. Er war seiner beiden jüngeren Brüder stolzes Vorbild, der gute Kamerad seiner Schwester. Mit vielseitigen Begabungen ausgestattet, berechtigte er zu den besten Erwartungen. Seine sonnige Art erwarb sich alle Herzen. Er hatte immer die Hoffnung, Ostpreußen wiederzusehen. In unfassbarem Schmerz: Dr. med. Th. Schankath und Frau Freya Schankath, geb. Weisner. Luthe bei Wunstorf, den 31. Mai 1956, früher Hohenstein, Ostpreußen. Krankenhaus. Die Beerdigung vom Trauerhause Luthe bei Wunstorf fand am 5. Juni statt.

 

Nach kurzer Krankheit entschlief am 31. Mai 1956 im „Heim Lichtensee“, fern der lieben ostpreußischen Heimat, im 84. Lebensjahre, unser lieber Bruder, Schwager, Onkel und Großonkel, der Landwirt Fritz Wunderlich, aus Patilszen, Kreis Stallupönen. Er ruht auf dem Kirchhof in Trittau in Holstein. August Wunderlich, Lütjensee, Holstein. Marie Wunderlich, geb. Schweighöfer. Gertrud Hesse, geb. Wunderlich, Braunschweig. Clara Stahr, geb. Wunderlich, Marburg. Dr. Kurt Stahr

 

Nach einem Leben voller Güte und Pflichterfüllung verstarb am 21. Mai 1956 nach schwerer Krankheit im 71. Lebensjahre mein lieber Mann, mein guter Vater, Bruder, Schwager und Onkel, der Oberlokomotivführer i. R. Gustav Adam. Er folgte seinem Schwiegervater, unserem lieben Vater, Großvater und Urgroßvater, Gustav Lerch, der am 24. März 1956 nach einem gesegneten Alter von fast 95 Jahren heimgegangen ist. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Ida Adam, geb. Lerch. Werner Adam. Allenstein, Gr.-Hermenau, jetzt Blomberg (Lippe), Pideritplatz 2

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief am 31. Mai 1956 nach einem arbeitsreichen und schicksalsschweren Leben nach kurzer schwerer Krankheit unerwartet mein lieber Mann und treuer Lebenskamerad Max Fleischer, im Alter von 65 Jahren. Ihm folgte zwei Tage später seine einzige Tochter Lucie Senkler, geb. Fleischer in Nordenham nach kurzem Krankenbett in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Margarete Fleischer, geb. Schlogies und Angehörige. Königsberg Pr., jetzt Rheinhausen-Hochemmerich, Hildegardstraße 4

 

Am 7. Juni 1956 entschlief unerwartet unser Vorstandsmitglied Herbert Mack-Althof in Eddinghausen bei Elze (Hann.). Einer der Besten ging von uns! Als erfolgreicher Züchter edler ostpreußischer Pferde auf seinem schönen Besitz Althof, Ragnit, setzte Herbert Mack seine ganze geistige und materielle Kraft für die Erhaltung des Trakehner Pferdes in Westdeutschland ein. In der Ehrenhaftigkeit seines Charakters und seiner Lebensführung durch alle Erschwernisse der Zeiten hindurch bleibt er uns ein leuchtendes Vorbild. Siegfried Frhr. v. Schrötter, Vorsitzender des Verbandes der Züchter und Freunde des Warmblutpferdes Trak. Abst. Wiehl, Bez. Köln

 

Am 18. Mai 1956 rief Gott der Herr plötzlich und unerwartet unsere liebe gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter. Urgroßmutter, Schwester und Tante, Wilhelmine Losch geb. Weber, früher Insterburg, Gelichtstraße 22. im Alter von 81 Jahren zu sich in den ewigen Frieden. Es trauern um sie: Otto Losch, sowj. bes. Zone. Emil Losch und Frau Gertrud Losch, geb. Jortzik, Iserlohn. Hugo Losch und Frau Emma Losch, geb. Urbschat, sowj. bes. Zone. Emil Kühn und Frau Helene Kühn, geb. Losch, sowj. bes. Zone. Fritz Losch und Frau Lotte Losch, geb. Gerstmann, Iserlohn. Frau Lissi Losch, Katensen über Lehrte. Franz Losch und Frau Ruth Losch, geb. Sehnert, Geldern. Siebzehn Enkelkinder und ein Urenkel. Iserlohn, Westfalen, Langerfeldstraße 18

 

Nach langem schwerem Leiden verschied fern der Heimat am 24. Mai 1956 meine liebe Frau, unsere treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Omi, Anna Riemann, geb. Biallas, im Alter von 63 Jahren. In tiefer Trauer: Otto Riemann. Ernst Riemann und Frau. Herta Gliffe, geb. Riemann. Fritz Pätzold und Frau Erna Pätzold, geb. Riemann. Martin Riemann und Frau. Heidi, Brigitte und Regina, als Enkel. Sowj. bes. Zone, den 24. Mai 1956

 

Der Anfang, das Ende, o Herr, sie sind Dein. Die Spanne dazwischen, das Leben, ist mein. Und irrt ich im Dunkeln und fand mich nicht aus, bei Dir, Herr, ist Klarheit, und Licht ist Dein Haus. Fern der geliebten Heimat verstarb am 25. Mai 1956 nach langem und mit großer Geduld ertragenem Leiden meine liebe unvergessliche Frau, unsere nimmermüde treusorgende liebe Mutti, unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Lotte Borchert, geb. Perrey, im 48. Lebensjahre. In stiller Trauer: Kurt Borchert, techn. Bundesbahn-Amtmann und Kinder. Hans-Jürgen, cand. ing. Brigitte und Barbara, im Namen aller Verwandten. Früher Königsberg Pr., Friedland (Ostpreußen) und Ebenrode, jetzt Passau, Bahnhofstraße 40

 

Am 18. Mai 1956 verstarb nach langer schwerster Krankheit fern der Heimat unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Oma im 76. Lebensjahre, Anna Paschke, geb. Prang sowj. bes. Zone, früher Heiligenbeil, Ostpreußen. In tiefer Trauer: Erna Frost, geb. Paschke, sowjetisch besetzte Zone. Familie Willy Paschke, sowjetisch besetzte Zone. Fridel Gudat, geborene Paschke und Hermann Gudat, Lengerich, Westf. Ing. Ammon, Düsseldorf-Oberk. Hans-Hermann Gudat, Vancouver, Kanada.

 

Die liebe Mutter ist nicht mehr, in unserem Kreise ist es leer, zerrissen ist das zarte Band, sie reicht uns nicht mehr ihre Hand. Am Pfingstmontag entschlief in der sowjetisch besetzten Zone im 84. Lebensjahre unsere liebe Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Eva Tertel, geb. Lipka, früher Moschnen, Kreis Treuburg, Ostpreußen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Ewald Tertel und Frau Selma, geb. Tesmer. Lüneburg, im Juni 1956, Gravenhorststraße 26. Sie ist am 25. Mai 1956 neben unserem lieben Vater, dem Bauern Friedrich Tertel, zur letzten Ruhe gebettet worden.

 

Fern der geliebten Heimat entschlief plötzlich und unerwartet unsere liebe Tochter und Schwester, Ursula Cardaun, im blühenden Alter von 22 Jahren. In tiefer Trauer: Familie WilheIm Cardaun. Hohenstein, Ostpreußen, jetzt Lauenburg (Elbe), den 1. Juni 1956. Die Beerdigung hat am 4. Juni 1956 auf dem Friedhof in Lauenburg (Elbe) stattgefunden.

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