Ostpreußenblatt, Folge 05 vom 04.02.1956

Ostpreußenblatt

Folge 05 vom 04.02.1956

 

Seite 1   Foto: Aufnahme: Oczeret. Der Memelstrom.

Von den Höhen bei Obereißeln, auf denen diese Aufnahme gemacht worden ist, hat man einen weiten Blick auf den Memelstrom, auf die Stadt Ragnit mit der Zellstoff-Fabrik, die man links auf dem Bilde sieht, und über den Fluss nach Norden, weit in das Memelland hinein, wo die Wiesen in der Sonne glänzen. Auch heute könnte man von dieser Stelle fast die gleiche Aufnahme machen: der Schornstein der Zellstoff-Fabrik raucht wie ehedem, und auch jetzt fahren Schleppzüge stromauf so wie zu unseren Zeiten. Und doch hat sich das Leben dort oben in unserer Heimat von Grund auf verändert – in welchem Ausmaß und in welcher Art, das wird in einer Artikelfolge erzählt, mit deren Veröffentlichung wir in der vorliegenden Nummer beginnen.

 

Seite 1   Die entscheidende Frage.

Ein einziger Blick in die Weltpresse kann jeden von uns davon überzeugen, wieviel äußerst brennende weltpolitische Probleme neben der großen deutschen Schicksalsfrage heute die Staatsmänner beschäftigen. Bei dem Besuch, den der britische Ministerpräsident dem Präsidenten der Vereinigten Staaten jetzt abstattet, fehlt es wahrlich nicht an Themen aus dem engsten Interessenbereich der beiden Großmächte. Wenn sich sowohl im Fernen Osten wie im Vorderen Orient die Sowjetunion so emsig um neue ideelle und materielle Stützpunkte und Einflussmöglichkeiten bemüht, wenn die bolschewistische Propaganda bis nach Westafrika auf der einen und Japan auf der anderen Seite höchste Regsamkeit entfaltet, wenn der Kreml mit lockenden Versprechungen und „biederen" Freundschaftsangeboten sowohl in den nordischen Staaten wie auch in Südamerika winkt, dann handelt es sich hier überall um Gebiete, wo es um wichtigste amerikanische und britische Interessen geht. Würde der Westen, würden vor allem die Angelsachsen alle diese Entwicklungen hinhaltend behandeln, würden sie vor umfassenden Planungen zurückschrecken und auf eigene schöpferische Gedanken verzichten, so könnte man den Tag vorausberechnen, wo nicht nur die mühsam aufgebauten Verteidigungslinien des Westens restlos durchbrochen, sondern auch der rote Einflussbereich unendlich erweitert wäre. Auch der Deutsche, der hier direkt noch nicht betroffen ist, kann nicht leugnen, dass für einen Amerikaner und einen Briten oder auch Franzosen die weitere Entwicklung etwa im Orient, in Afrika, im Pazifik oder im lateinischen Amerika von höchster Wichtigkeit ist und dass man in jenen Ländern von den Politikern erwartet, dass sie diese ureigenen Sorgen unverzüglich und ausgiebig beraten und anpacken.

 

Eine große Gefahr

Ob man nun aber auf solchen zwischenstaatlichen Konferenzen das Thema Rotchina oder Korea, Japan, Ägypten, und wie sie alle heißen, auf die Tagesordnung setzt: in jedem Fall können die Richtlinien künftiger gemeinsamer Taktik nicht im Handumdrehen festgelegt werden. Wer es auf der Gegenseite mit so verschlagenen und listenreichen Gegnern zu tun hat, wie es Moskau und Peking sind, der muss ausgiebig wägen und beraten. Vorverhandlungen auf der diplomatischen Ebene müssen die zwangsläufig kurzbefristeten direkten Gespräche der Staatsmänner vorbereiten. Das alles erfordert viel Zeit und Anstrengung. Manches andere, jedoch weniger dringliche Anliegen wird man darum in solchen Augenblicken vertagen und zurückstellen. Das alles ist völlig klar und verständlich, denn auch ein Berserker an politischer Arbeitskraft kann nicht gleichzeitig mit hundert Problemen jonglieren.

 

Es besteht nun aber gerade gegenwärtig die sehr ernste Gefahr, dass so mancher amerikanischer Bürger und auch mancher Brite und Franzose den Standpunkt vertritt, zu eben diesen im Augenblick zweitrangigen Problemen könne auch die deutsche Frage gehören, da ja die Genfer Konferenzen ohnehin negativ verlaufen und im Augenblick die Chancen zu einer wirklichen Verständigung mit den hartnäckigen Russen gering seien. Der Gedanke, die deutsche Kernfrage der Wiedervereinigung ein wenig warten zu lassen oder sich nur — wie man sagte — auf einen „Stellungskrieg" zu beschränken, ist da manchmal geäußert worden. Es wurde gefragt: „Wozu soll man jetzt den ohnehin überstrapazierten Präsidenten Eisenhower und Eden auch noch mit dem Deutschlandproblem belasten, da sie ja im Augenblick bei Moskaus Haltung kaum zum Zuge kommen würden?" Wo aber solche Töne erschallen, da sollten wir hellwach werden.

 

Es geht alle an

Sehr zur rechten Stunde hat der Bundesaußenminister in seiner Rede vor der Auslandspresse nachdrücklich daran erinnert, dass es bei der Frage der echten deutschen Wiedervereinigung gar nicht etwa um eine eigensüchtige Forderung der Deutschen, sondern um das entscheidende Weltanliegen geht. Die Lösung der deutschen Frage ist so eng mit allen offenen Weltproblemen verwoben, dass man sie einfach gar nicht ausklammern und kaltstellen kann. Wer Sicherheit und Frieden der Welt wiederherstellen will, der kann auch Teillösungen nicht erreichen, wenn er nicht jene Hauptursachen beseitigt, die die Friedlosigkeit und Unsicherheit erst geschaffen haben. Es ist immer das Bestreben der Hauptnutznießer von Jalta und Potsdam gewesen, je nachdem bald hier und bald dort Teillösungen anzubieten, um einen untragbaren Zustand durch den anderen zu ersetzen. Man darf völlig sicher sein, dass Moskaus Aktivität in den verschiedensten Erdteilen zuerst und vor allem dazu dienen soll, die andere Seite so zu beschäftigen, dass sie möglichst an die eigentlichen Herde des Leidens gar nicht mehr denken können. Über jeden Amerikaner, der da äußert, die USA sollten sich doch nur noch um Südamerika, um den Pazifik und um Afrika kümmern und die Europäer erst einmal sich selbst überlassen, herrscht im Kreml eitel Freude.

 

Die letzten Jahre waren überreich an Beweisen dafür, wie raffiniert sich Moskau darum bemüht, immer und überall für sich den Vorteil des ersten Zuges herauszuholen, die anderen immer wieder mit unerwarteter Taktik zu überraschen und ihnen nach Möglichkeit das Gesetz des Handelns vorzuschreiben. Ein totalitärer Staat wie die Sowjetunion braucht sich bekanntlich um Parlamente und politische Meinungsbildung eines oder mehrerer Völker herzlich wenig zu kümmern, er kann blitzschnell handeln, Praktiken wechseln und das Überraschungsmoment nützen. Niemand wird behaupten können, dass Moskau davon nicht ausgiebig Gebrauch macht und dass es nicht jeden Kunstkniff anwendet, um die Probleme immer dann anzuschneiden, wenn es ihm passt. Ebenso rasch serviert man dann, wenn man sich im Augenblick keine eigenen Chancen ausrechnet, ein Thema ab, — nicht ohne laut zu verkünden, dass an dem ach so guten Willen der Sowjets natürlich nicht gezweifelt werden dürfe, dass aber leider die anderen nicht erkennen wollten, wie redlich es Moskau mit ihnen meine ...

 

Was kann man nun diesem durchtriebenen Spiel entgegensetzen? Die jüngste Vergangenheit gibt uns und allen unseren Verbündeten die Antwort. So lange es ein bolschewistisches Regiment gibt, hat dessen Machthabern nur eines wirklich imponiert: Stärke und Geschlossenheit der anderen Front. Ein echtes Gespräch begann immer erst dann, wenn die zähen Sowjetunterhändler spürten, dass ihr Gegenüber sich durch Finten und Ablenkungsversuche nicht imponieren ließ, dass er einen wirklich durchdachten Standpunkt energisch vertrat und um keinen Preis vom eigentlich Entscheidenden abzubringen war. Solche Festigkeit im Handeln hat nichts zu tun mit Unbeweglichkeit oder gar mit Ideenarmut und Starrsinn, sie kann im Gegenteil nur Erfolge bringen, wenn sie gepaart ist mit schöpferischen Gedanken und echtem staatsmännischem Geschick.

 

Immer daran denken

Die deutsche Regierung hat noch vor der Abreise Edens nach den Vereinigten Staaten durch ihre Botschafter in Washington und in London darum gebeten, dass bei dem wichtigen Gespräch Eisenhowers mit dem britischen Premier auch unser Schicksalsanliegen nicht vergessen wird. Sie erhielt die Versicherung, dass das nicht geschehen werde. Wir dürfen annehmen, dass die beiden verbündeten Staatsmänner nicht zu jenen gehören, die da glauben, man könne das Problem der Wiedervereinigung erst einmal auf sich beruhen lassen. So tröstlich eine solche Versicherung aber auch sein mag, sie darf uns zu keiner Stunde vergessen lassen, dass es in Zukunft zuerst und vor allem an den Deutschen selbst liegen wird, ob die Dinge vorankommen. Eine der größten amerikanischen Zeitungen hat kürzlich gesagt, die Europäer möchten mehr als bisher davon Kenntnis nehmen, dass auch in der großen amerikanischen Politik Gefühle und Sentimentalitäten nur eine sehr bescheidene Rolle spielen würden. Das so oft zitierte Wort vom Hemd, das jedem nähersitzt als der Rock, wird auch dort oft und nicht ohne Grund erwähnt. Für uns aber bedeutet das, dass sich die angelsächsischen Staatsmänner nicht weniger als andere davon leiten lassen, was ihrem Volk frommt und was ihm besonders auf den Nägeln brennt. Wir — das Volk und nicht nur die Regierung — müssen also auch vor der Welt das deutsche Anliegen so kräftig vertreten, dass die Verbündeten nie daran zweifeln können, dass von der Wiedervereinigung nicht etwa nur die Zukunft Deutschlands, sondern die Europas und dass von der Lösung dieses Problems der Friede der Welt abhängt. Man erwartet von uns Ideen und Vorschläge für eine tragbare Lösung, und es müsste verheerend wirken, wenn auch nur ein Ausländer annehmen könnte, auch bei uns ständen die Menschen nur mit halbem Herzen zur Sache und erschöpften sich lediglich in Klagen und Deklamationen. Es darf keinen Tag in unserem Leben geben, in dem wir nicht unablässig an unser Kernproblem denken und unermüdlich dafür arbeiten. Oft werden wir vielleicht bei anderen als unangenehme und unerwünschte Mahner gelten, aber das darf uns nicht anfechten. Es geht um das höchste Ziel, und es wird uns nur erfüllt werden, wenn wir ebenso unbeirrt und unbeugsam dafür eintreten.

 

Seite 1   „Taten - und nicht Worte zählen! Eisenhower an Bulganin: Zuerst deutsche Wiedervereinigung

Als neuer und zweifellos nicht letzter Versuch Moskaus, die gemeinsame Verteidigungsfront des Westens durch Angebote an eine einzige Macht aufzuweichen und zu beseitigen, wird in allen westlichen Hauptstädten die vielbesprochene Botschaft des Sowjetministerpräsidenten Bulganin an Präsident Eisenhower gewertet, in der der Kreml das Angebot eines zwanzigjährigen Freundschaftspaktes zwischen den USA und der Sowjetunion machte. Die sehr klare Antwort, die der amerikanische Präsident hierauf der russischen Regierung erteilte, wird sowohl von den Politikern der Washingtoner Regierungspartei als auch denen der Opposition als eine gute staatsmännische Leistung und eine eindeutige Klarstellung gewertet.

 

Zur Übergabe des Bulganin-Briefes an den Präsidenten hatte seit langer Zeit zum ersten Mal der Washingtoner Sowjetbotschafter Zarubin um eine persönliche Audienz ersucht, die ihm auch gewährt wurde. Der Inhalt des Briefes wurde einige Tage vertraulich behandelt und erst dann veröffentlicht, als dem amerikanischen Botschafter in Moskau, Bohlen, das Antwortschreiben Eisenhowers für den Kreml zugegangen war. Bulganin erklärt u. a., die gegenwärtige internationale Situation verlange

von allen Nationen Maßnahmen, um die internationalen Spannungen zu verringern und das Vertrauen zu stärken. Der sowjetische Ministerpräsident nennt es bedauerlich, dass die Beziehungen zwischen Moskau und Washington sich in der Nachkriegszeit verschlechtert hätten, wobei er auf die Gründe nicht (!) eingehen wolle. Es hätten sich jedenfalls große Meinungsverschiedenheiten über wichtige internationale Probleme ergeben, von denen nur die Abrüstung, die Gewährleistung der europäischen Sicherheit, die deutsche Frage und die Probleme des Fernen Ostens genannt werden sollten. In der bekannten Tonart versucht Bulganin dann, Dinge anzusprechen, die das amerikanische Volk besonders interessieren. Die neuesten Kriegsmittel, sowohl die Atomwaffen wie auch die moderne Düsen- und Raketentechnik und andere Massenvernichtungsmittel brächten ja alle Länder in eine gefährliche Lage. Er könne nicht daran zweifeln, dass auch das amerikanische Volk daran interessiert sei, dem Wettrüsten ein Ende zu bereiten und es durch eine Verbesserung der sowjetisch-amerikanischen Beziehungen zu erreichen, dass eben dieser Rüstungswettstreit aufgegeben werde. Man könne dann die unproduktiven Militärausgaben zur Besserung des materiellen Wohlstandes der Nationen verwenden. Bulganin legt dann den Entwurf eines auf zwanzig Jahre berechneten sowjetisch-amerikanischen „Freundschaftsvertrages" vor, in dem man sich zu aufrichtiger Zusammenarbeit und zur Regelung aller Streitigkeiten durch friedliche Mittel verpflichtet.

 

Eisenhower versichert Bulganin dass er die Vorschläge genauestens durchdacht habe und daher glaube, dass die heutige Lage von allen Großmächten verlange, sich um eine Minderung der Spannungen zu bemühen Es gäbe nichts Ehrenhaftes, das die Amerikaner nicht akzeptieren würden. Eisenhower erinnert dann aber Bulganin daran, dass alle die in dem Vertragsentwurf vorgeschlagenen Vereinbarungen ohnehin schon in der von beiden Mächten angenommenen Charta  der Vereinten Nationen ständen. Wie könne man hoffen, dass die gegenwärtige Situation nur durch die Wiederholung dieser Worte in zweiseitiger Form geheilt würde? Ergebnisse könne man in Wirklichkeit nur durch einen Gesinnungswandel erreichen, und freundschaftliche Zusammenarbeit hänge nicht nur von vertraglichen Versprechungen, sondern von dem Geist ab, der die Regierungen beseele. Man habe in Genf ausdrücklich beschlossen, dass die Lösung der deutschen Frage durch freie Wahlen im Einklang mit den nationalen Interessen des deutschen Volkes und den Interessen der europäischen Sicherheit erfolgen solle. Moskau habe trotz konstruktiver Vorschläge der Westmächte mitgeteilt, dass es zurzeit auf keinen Vorschlag eingehen wolle, der die Wiedervereinigung Deutschlands durch freie Wahlen vorsehe. Auch Eisenhowers eigener Vorschlag der gegenseitigen Luftüberwachung sei von Moskau abgelehnt worden. Der Präsident erinnert die sowjetischen Machthaber daran, dass sie inzwischen in verschiedenen Gebieten der Welt einen Kurs eingeschlagen hätten, die die Spannungen steigere, indem er Hass und Feindschaft schüre. Es falle den Amerikanern darum schwer, die sowjetische Zielsetzung in diesen Gebieten mit den jetzigen Worten in Einklang zu bringen. Eisenhower fügt wörtlich hinzu: „Amerika hält die Freundschaftshand allen hin, die sie ernsthaft ergreifen. Ich habe oft gesagt und ich wiederhole es jetzt, dass es nichts gibt, das ich nicht tun würde, um einen gerechten Frieden für die Welt zu fördern, aber wir wissen, dass es die Taten sind, und nicht nur die Worte, die zählen“.

 

Indem Präsident Eisenhower sich zu einem weiteren Gedankenaustausch bereiterklärt, richtet er an Bulganin folgende Mahnung: „Bedenken Sie, welch eine riesige Veränderung nicht nur in unseren Beziehungen, sondern auch in der ganzen Welt erzielt würde, wenn prompte Maßnahmen zur Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit und im Rahmen der Sicherheit ergriffen würden, wenn unsere Versprechen aus der Kriegszeit verwirklicht würden, das Recht der Völker zu achten, selbst die Regierungsform zu wählen, unter der sie leben . . ."

 

„Das Gespräch hat erst begonnen"

Es wäre verfehlt, meint die Züricher „Tat", in dem sowjetrussischen Vorschlag nur ein taktisches Störmanöver zu sehen:

 

„Vielmehr klingt in dem neuesten sowjetrussischen Angebot an die Vereinigten Staaten erstmals seit langer Zeit wieder in ungetrübter Reinheit das Grundmotiv der sowjetischen Außenpolitik auf: Verständigung mit den USA auf der Grundlage einer geteilten Weltherrschaft der zwei Weltmächte, die auf Grund ihrer Interessen dem Gewimmel der übrigen Staaten den Frieden gebieten. Der Appell an die amerikanisch-russische Waffenbrüderschaft im Zweiten Weltkrieg ist nicht eine Sentimentalität, sondern die Heraufbeschwörung einer Ära, in der Roosevelt und Stalin tatsächlich zu zweit den Globus ordneten. Eine so bestechend einfache Lösung wird für die Amerikaner immer ihre Verlockungen haben, wie schon einmal bewiesen. Eisenhowers rasche und überlegene Antwort hat diese trügerische, aber der faszinierenden Elemente nicht entbehrende Durchhauung des gordischen Knotens über den Kopf der europäischen, afrikanischen und asiatischen Nationen hinweg verschmäht.

 

Schon die Genfer Konferenzen des letzten Jahres waren schlecht verhüllte rein amerikanisch-russische Gespräche zu zweit. Nun tritt die sowjetische Absicht, solche Zweiergespräche zu führen, in voller Reinheit hervor. Sie liegt auf der Linie der allgemeinen Entwicklung, die mit der Herauskristallisierung zweier übermächtiger Giganten auf ein Gespräch dieser zwei hin angelegt scheint. Neben ihnen schrumpfen die anderen Nationen und ihre Wortführer zusehends. Das Gespräch wird stattfinden und es hat bereits begonnen. Die Sowjetregierung hat mit einer ungeduldigen Handbewegung die Eden, Adenauer, Mollet beiseitegeschoben und hat ihren einzigen Gesprächspartner angesprochen, an dem sie Interesse hat. In dieser Perspektive gesehen entbehrt die Antwort des Präsidenten der USA nicht der historischen Größe. Aber das Gespräch ist nicht beendet. Es hat nur erst begonnen“.

 

Die „Neue Zürcher Zeitung" schreibt:

 

Was die deutsche Frage betrifft, so sind die beiden Briefe unmissverständlich: Das Schreiben Bulganins durch beredtes Schweigen zum Problem der Wiedervereinigung, die Antwort Eisenhowers dadurch, dass sie dieses Problem an die erste Stelle der zu lösenden politischen Fragen setzt. Die seit der Genfer Herbstkonferenz erstarrten Fronten sind also in dieser Beziehung nicht in Bewegung geraten. Dass der Geist von Genf in seiner problematischen Form durch diesen Briefwechsel nicht wieder zu erwecken war, dürfte auch die innerdeutsche Opposition unter solchen Umständen ohne Protest hinnehmen, wenn auch ein neuer Ruf nach „konstruktiven“ Vorschlägen zur Beseitigung der Spaltung Deutschlands zu erwarten ist“.

 

Seite 2   Brot für Warschau aus Westdeutschland

Es ist sehr aufschlussreich, dass Polen, welches doch mit den deutschen Ostgebieten jenseits von Oder und Neiße ein Gebiet verwaltet, das eine der bedeutendsten Kornkammern Europas war, nunmehr einen Einfuhrbedarf in Höhe von etwa zwanzig Millionen Zentner Brotgetreide im Jahre hat. Um zu erkennen, was dieses bedeutet, muss darauf hingewiesen werden, dass das Polen der Vorkriegszeit selbst Getreide exportierte — wobei die Erzeugung in den Sumpfgebieten östlich des Bug kaum mitsprach — und dass die deutschen Ostgebiete (einschließlich des nördlichen Ostpreußen) nach Deckung des Eigenbedarfs seiner einheimischen Bevölkerung noch weitere 25 Millionen Zentner Getreide an das übrige Deutschland lieferten. Dass Polen heute einen so außerordentlichen Einfuhrbedarf an Brotgetreide hat, ist damit erklärt worden, dass in den Wirtschaftsprogrammen Warschaus die Industrialisierung Vorrang hat. Das heißt nichts anderes, als dass Polen die agrarischen deutschen Ostgebiete einfach nicht nutzen kann, weil zu wenig Arbeitskräfte vorhanden sind, um beides zugleich hinreichend durchführen zu können: Den Ausbau der Industrie und die Pflege des Ackerbaues in den einst hochentwickelten Landwirtschaftsgebieten der ostdeutschen Provinzen. Es ist somit genau das eingetreten, was der gegenwärtige britische Premierminister Eden in der Unterhaus-Debatte über das Potsdamer Abkommen am 20. August 1945 voraussagte: „Da sind nun diese Ackerbaugebiete Deutschlands mit ihrer ungeheuren Bedeutung für die Ernährung Europas und seiner Industriegebiete, und ich kann nicht einsehen, wie die polnische Bevölkerung in der Lage sein soll, das Problem zu lösen: Die Industrien mit Menschen zu versehen und jenes Ackerland zu bestellen . . ." Und er schloss diese Ausführungen mit den Worten: „Ich möchte nur unseren polnischen Freunden sagen: Wie sie beim letzten Mal einen Fehler begangen haben, indem sie darauf bestanden, zu weit nach Osten zu gehen, so begehen sie diesmal einen Fehler, indem sie darauf bestehen, zu weit nach Westen zu gehen!"

 

Aber das Bild wird auf den ersten Blick geradezu grotesk, wenn man hinzunimmt, dass gegenwärtig die Beauftragten Warschaus in Bonn technische Einzelbesprechungen über die Durchführung der Lieferung von sechs Millionen Zentnern Brotgetreide führen, welche die Bundesrepublik ihnen zugesagt hat. Es steht daraufhin zu erwarten, dass diese Tatsache gerade von der polnischen Propaganda späterhin dazu benutzt werden wird, um zu behaupten, dass Deutschland also seine Ostgebiete gar nicht benötige, da es ja selbst einen so großen „Überschuss" habe, dass es sogar erleichtert sei, wenn man ihm diesen — gegen Lieferung von Kohle — abnimmt. Demgegenüber muss darauf hingewiesen werden, dass dieser „Überschuss" nur dadurch entstanden ist, dass Westdeutschland gegenüber einer Reihe von westlichen Handelspartnern Abnahmeverpflichtungen eingegangen ist — insbesondere gegenüber Frankreich und Schweden — und es sich also bei den Lieferungen an Polen um eine mehr oder weniger mittelbare Ausfuhr einer Einfuhr handelt. Natürlich ist auch dieses nur dadurch möglich, dass die westdeutsche Landwirtschaft in den letzten Jahren Erstaunliches geleistet hat, aber man muss sich vor Augen halten, dass nichtsdestoweniger rund 40 v. H. aller unserer Exporterlöse für den Import von Nahrungsmitteln aufgewandt werden müssen, von hochwertigen Nahrungsmitteln zum Teil, die den Konsum von Brot zum Beispiel wesentlich herabsetzten. Dies ist ebenso zu berücksichtigen wie die weitere Tatsache, dass der Nahrungsmittelkonsum auch in Westdeutschland — zu schweigen von der Sowjetzone — in vieler Hinsicht noch nicht wieder den Vorkriegsstand erreicht hat.

 

Der Getreideexport nach Rotpolen ist somit letztlich nichts anderes als ein indirekter Beweis für die empfindliche Auslandsabhängigkeit gerade auch des hoch industrialisierten Westdeutschlands, und es bedarf keiner besonderen Betonung, dass sich gerade aus dieser Sachlage außenpolitische Weiterungen ergeben, die kein verantwortlicher deutscher Politiker außeracht lassen kann. Dr. Eduard Jennicke

 

Seite 2   Schaubild: Ostdeutschlands Überschuss.

Mit den Überschüssen aus der ostdeutschen Agrarproduktion konnten in einem Jahr in West- und Mitteldeutschland ernährt werden:

 

Schaubild:

Getreide: 13,259 Mill. Menschen

Kartoffeln: 3,130 Mill. Menschen

Zucker: 8,452 Mill. Menschen

Fleisch ohne Fett: 4,843 Mill. Menschen

Fett in Reinfett: 1,076 Mill. Menschen

 

Das Polnische Informationsbüro hat kürzlich behauptet, dass die ostdeutschen Gebiete jenseits von Oder und Neiße nur „Hinterland" und der „ärmste Teil des Reiches" gewesen seien. Tatsächlich war Ostdeutschland insbesondere auf dem landwirtschaftlichen Sektor ein reiches Überschussgebiet.

 

Unser Schaubild zeigt, wieviel Millionen Menschen aus den reinen Agrarüberschüssen — landwirtschaftliche Gesamtproduktion abzüglich Eigenbedarf der einheimischen ostdeutschen Bevölkerung — der deutschen Ostgebiete ernährt werden konnten. Bei der Berechnung wurde der gegenwärtige Nahrungsmittelverbrauch pro Kopf und Jahr in der Bundesrepublik Deutschland zugrunde gelegt.

 

Ostdeutscher Überschuss Getreide: 1,253 Mill. t, reichte zur Bedarfsdeckung von: 13,259 Menschen.

 

Ostdeutscher Überschuss Kartoffeln: 0,529 Mill. t, reichte zur Bedarfsdeckung von: 3,130 Menschen.

 

Ostdeutscher Überschuss Zucker: 0,213 Mill. t, reichte zur Bedarfsdeckung von: 8,452 Menschen.

 

Ostdeutscher Überschuss Fleisch ohne Fett: 0,210 Mill. t, reichte zur Bedarfsdeckung von: 4,843 Menschen.

 

Ostdeutscher Überschuss Fett, in Reinfett: 0,025 Mill. t, reichte zur Bedarfsdeckung von: 1,076 Menschen.

 

Seite 2   Die polnischen Gegenlieferungen erst in achtzehn Monaten

Zwischen der Bundesrepublik und Polen wurde Ende 1955 in einem Zusatzprotokoll zum laufenden Handelsvertrag vereinbart, dass Westdeutschland dreihunderttausend Tonnen Weizen und Roggen im Wert von rund zwanzig Millionen Dollar (84 Millionen DM) nach Polen liefern soll. Die abschließenden Besprechungen hierüber fanden Mitte Januar in Frankfurt am Main statt.

 

Zwei Dinge sind es vor allem, die im Hinblick auf diese Lieferungsverträge als besonders bemerkenswert erscheinen: erstens die Tatsache, dass Polen heute für jene deutschen Ostgebiete, die einstmals als die beste Kornkammer des Deutschen Reiches galten, wegen einer sehr angespannten Versorgungslage auf dem Gebiet der Lebensmittel nunmehr Weizen und Roggen aus Westdeutschland beziehen muss. Es handelt sich hierbei um Partien, die teils in Westdeutschland selbst angebaut und teils im Ausland aufgekauft wurden, um nun im Transitweg weiter nach Polen zu gehen. Zweitens wird die Klausel des Vertrages stark beachtet, wonach die polnischen Gegenlieferungen für die deutschen Getreidetransporte erst in rund achtzehn Monaten, also nach eineinhalb Jahren, erfolgen sollen! Polen hat sich bereiterklärt, hierbei u. a. größere Mengen von Stahl und Steinkohle zu schicken. Man darf mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass diese Güter aus jenen oberschlesischen Gruben und Hüttenwerken kommen, die rechtens deutsches Eigentum sind.

 

Es verlautet, dass in Frankfurt am Main auch über größere westdeutsche Lieferungen an sogenannten Investitionsgütern in Höhe von etwa zehn Millionen Dollar (42 Millionen DM) beraten wurde. Es handelt sich hier vor allem um die Lieferung westdeutscher Maschinen und Geräte, und es heißt, dass die ersten Sendungen bereits in Kürze abgerufen werden sollen. Die Polen haben sich darüber hinaus auch darum bemüht, eine Reihe von hochwertigen Verbrauchsgütern zu erhalten. Ob bei diesen ebenso wie bei den Maschinen Bundesbürgschaften gewährt werden können, steht noch nicht fest. Die Bank Deutscher Länder und die Bundesregierung haben früher Kredite nur für die Abnahme von Anlagegütern eingeräumt.

 

Seite 2   Ostblock: Neutralisierung Deutschlands. „Volksarmee" ein Teil der Ostblock-Streitkräfte.

Auf der Prager Tagung der dem Warschauer Militärpakt angeschlossenen Ostblockregime beantragte Ulbricht als Leiter der Pankower Delegation die Aufnahme sowjetzonaler Vertreter in das gemeinsame Oberkommando, das bekanntlich dem Sowjetmarschall Konjew untersteht. An der Tagung nahm auch ein rotchinesischer Marschall als sogenannter Beobachter teil. Nach Absprache mit Moskau hatte dann Ulbricht fünf sogenannte Vorschläge für ein gemeinsames Sicherheitssystem vorzubringen, die ähnlich auch in einem an Präsident Eisenhower gerichteten Brief des Marschalls Bulganin enthalten sind. Moskau und seine Satelliten bringen hierin nichts Neues, denn sie wiederholen nur den alten Plan, ein „System der kollektiven Sicherheit" für einen Teil der europäischen Staaten zu schaffen, das angeblich die heute bestehenden militärischen Gruppierungen überwinden solle. Diesem System sollten, so sagte Ulbricht, die Sowjetunion, Frankreich, England und die USA auch angehören. Die Staaten des Warschau-Paktes griffen dann weiter nochmals den sogenannten Eden-Plan auf, nach dem in Europa — gemeint ist vor allem Deutschland — die Zahl und Verteilung der militärischen Kräfte durch Abkommen zwischen den interessierten Staaten fest begrenzt werden solle. Es versteht sich von selbst, dass Ulbricht abermals den Abzug oder mindestens die Verminderung der ausländischen Truppen in beiden Teilen Deutschlands forderte und gleichzeitig eine Kontrolle hierüber vorschlug. Es müsse auch eine Vereinbarung getroffen werden, dass Truppen in Deutschland nicht mit Atomwaffen ausgerüstet werden dürften. Zwischen den europäischen Staaten sollten Nichtangriffsverträge abgeschlossen werden, die die Verpflichtung enthielten, alle Streitigkeiten nur auf friedlichem Wege zu lösen.

 

Die „Volksarmee" der Sowjetzone wird nach ihrer Aufstellung ein Teil der gemeinsamen Streitkräfte des Ostblocks werden. Dies ist der bedeutendste Beschluss der Konferenz der Mitgliedstaaten des Warschauer Paktes („Ost-NATO") in Prag Sowjetzonenverteidigungsminister Willi Stoph (SED) ist einer der Stellvertreter des Oberbefehlshabers der Ostblock-Streitkräfte geworden, an deren Spitze Sowjetmarschall Konjew steht.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Bundespräsident Professor Heuss feierte am 31. Januar 1956 seinen 72. Geburtstag ganz im privaten Kreise. Von einer öffentlichen Gratulationscour wurde auf Wunsch des Präsidenten abgesehen.

 

Bundeskanzler Dr. Adenauer hat seine Urlaubspläne für den Februar aufgegeben. In Bonn wurde betont, der Regierungschef sei wegen wichtiger politischer Fragen zu dieser Zeit nicht abkömmlich. Die Ärzte hatten dem Kanzler einen Urlaub im Süden empfohlen.

 

Berliner Sitzungen des Bundestages sollen auf Vorschlag von Präsident Gerstenmaier künftig zweimal im Jahre, und zwar Mitte April und Ende September, stattfinden. Der Berliner Senat hat einem entsprechenden Vorschlag zugestimmt. Die Beratungen werden in der Technischen Universität abgehalten.

 

Sechs wichtige deutsche Botschafterposten müssen in den kommenden Monaten neu besetzt werden. Als mögliche Anwärter für das Amt des deutschen Botschafters in Spanien wird der Bundestagsabgeordnete Fürst Otto von Bismarck genannt, der bereits viele Jahre im diplomatischen Dienst gestanden hat.

 

Der Bonner Sowjetbotschafter Sorin wird eine Rede vor dem Rhein-Ruhr-Klub halten. Es hat sich übrigens herausgestellt, dass Sorin als Chauffeur einen früher in Berlin und Warschau tätig gewesenen Major der GPU nach Bonn mitgebracht hat.

 

Das Vorkommando für die neue deutsche Botschaft in Moskau erhielt von der Sowjetregierung die Einreiseerlaubnis und wird in der russischen Hauptstadt nun die neue Vertretung einrichten.

 

Mit einem Besuch des englischen Außenministers Lloyd in Bonn rechnet man noch vor dem Eintreffen von Bulganin und Chruschtschow in England.

 

223 Schlesier und Pommern traten am letzten Wochenende in 27 Güterwagen auf dem Zonengrenzbahnhof Büchen ein. Es handelte sich hier wieder um einen der sogenannten „Umsiedlertransporte".

 

Die erste olympische Goldmedaille für Deutschland errang in Cortina d‘ Ampezzo die bayrische Skiläuferin Ossi Reichert. Die VII. Olympischen Winterspiele wurden vom italienischen Staatspräsidenten Gronchi eröffnet.

 

Der Aufbau der sechs Wehrbereichskommandos für das Bundesgebiet hat in diesen Tagen begonnen. Die Wehrbereichskommandos kommen nach Kiel, Hannover, Düsseldorf, Mainz, Stuttgart und München.

 

Für die neue deutsche Marine sollen zunächst etwa zwölf amerikanische Zerstörer für die Aufbauzeit geliehen werden. Die ersten deutschen Zerstörer werden vermutlich erst 1960 in Dienst gestellt werden.

 

Eine Bundeskommission für Atomfragen ist in der letzten Woche in Bonn einberufen worden. Ihr gehören unter dem Vorsitz von Bundesminister Strauß etwa 25 führende Wissenschaftler und Vertreter der Wirtschaft, Gewerkschaften und Gemeinden an.

 

Die Militärbischöfe für die neue Wehrmacht sind inzwischen bestellt worden. Die evangelische Militärseelsorge wird von dem Bonner Kirchenbevollmächtigten, Prälat Kunz, die katholische von dem Münchener Kardinal Erzbischof Wendel geleitet.

 

Kassel will nicht wieder Garnisonstadt werden.

Oberbürgermeister Dr. Lauritzen erklärte, Kassel habe im letzten Kriege eine achtzigprozentige Zerbombung erlebt. Auch im Lande Baden-Württemberg möchte man eine Beschränkung der Garnisonen erreichen. Ähnlich äußerten sich Abgeordnete im Landtag von Rheinland-Pfalz.

 

Über 4100 Bewerber für die französische Fremdenlegion im Laufe des letzten Jahres wurden durch die deutsche Polizei und die Passkontrollen rechtzeitig aufgegriffen und wieder in ihre Heimat gebracht.

 

Eine äußerst scharfe Hetzkampagne gegen Bischof Dibelius wurde erneut in der Sowjetzone gestartet. Bei dieser Gelegenheit erteilen die Blätter Pankows dem Kirchenbevollmächtigten beim Pankower Regime Propst Grüber ein Lob. Grüber hat sich bekanntlich gegen freie Wahlen ausgesprochen.

 

Gegen die Unzahl von Spruchbändern und politischen Plakaten in der Zone haben sich jetzt sogar die kommunistischen Schriftsteller gewendet. Bezeichnend ist dabei, dass kurz zuvor die Moskauer Presse an der Unzahl öffentlicher Plakate in den kommunistischen Ländern Kritik geübt hatte.

 

Ein völliges Versagen der kommunistischen „Erziehung" bei der Landwirtschaft stellt die Presse der Sowjetzone fest. Sie erklärt, die sogenannten politischen Abteilungen bei den Traktorenstationen habe man aufgelöst, da sie wenig erreicht hätten

 

Die finnische Regierung Kekkonen ist wegen Streitigkeiten um landwirtschaftliche Fragen kurz vor der Neuwahl des Staatspräsidenten zurückgetreten.

 

An der Tagung des nordischen Rates in Kopenhagen nehmen erstmals auch die Finnen teil. Viel beachtet wird die Tatsache, dass der finnischen Delegation auch drei Kommunisten angehören.

 

Königin Elisabeth von England begab sich zum Besuch britischer Kronkolonien nach West-Afrika. Sie wurde in Nigeria von den Eingebogenen stürmisch begrüßt.

 

Der Moskauer Kultusminister Michailow ist zu einem Besuch Englands eingeladen worden.

 

Einen Verzicht der Vereinigten Staaten auf Sonderrechte in Marokko kündigte das Washingtoner Außenministerium an. Amerika besaß für eine Reihe von Plätzen besondere politische Rechte und eigene Gerichtsbarkeit.

 

Seite 3   Foto. Aufnahme: Von Johann Zander Der Kaiser, die Bischöfe und der barfüßige Junge.

Herr Joh. Zander, Bischöflicher Revisor, jetzt in Hildesheim, Dörnhof 15, schickt uns diese Aufnahme. Er schreibt dazu: „Vor fünfzig Jahren habe ich diese Aufnahme in Frauenburg in Ostpreußen gemacht, und ich glaube, dass sie viele Leser des Ostpreußenblattes interessieren wird; sie zeigt den Kaiser während eines Besuches beim Bischof von Ermland, Dr. Andreas Thiel. Der Kaiser steht in der linken Hälfte des Bildes in Uniform, er blickt etwas nach oben, links von ihm (vom Leser aus gesehen) steht Weihbischof Herrmann (er verdeckt etwas den Kaiser); rechts vom Kaiser, etwas im Hintergrund und im Profil zu sehen, ein Herr der Begleitung; dann folgt Dompropst Dr. Dietrich (mit Amtskette und Zylinder) mit der Zeichnung des Kopernikus-Denkmals in der Hand, dann folgen Bischof Dr. Andreas Thiel und Dr. Fleischer. Ganz rechts auf dem Bilde stehen die Domvikare Hoppe und Stange“.

 

Eine historische Aufnahme, die bei den älteren Ermländern manche Erinnerung wecken wird. Für viele von uns erhält sie aber noch einen besonderen Reiz durch den barfüßigen Jungen, der vorne rechts zu sehen ist und der sich den Hals auszurecken scheint, damit er nur ja genau den Kaiser zu sehen bekommt — ein Zeichen dafür, dass in Ostpreußen auch Kaiserbesuche in recht ungezwungener Art verlaufen konnten.

 

Seite 3   Prälat Arthur Kather (Foto). Das goldene Priesterjubiläum des ermländischen Kapitularvikars.

„Was ist ein Ermländer", wurde neulich irgendwo gefragt, „bei den Pferden wussten wir es genau, aber bei den Menschen!"

 

Die Antwort: „Es sind ostpreußische Menschen aus einer ganz bestimmten Gegend um Passarge und Alle und Walsch und Simser, mit bestimmten Charaktereigenschaften, von denen Gastfreundschaft und ein praktisch gelebtes katholischer Glaube am auffallendsten sind – auch nach der Vertreibung“.

 

Dass sie einen besonderen „Pferdeverstand" hatten — ein „Ermländer" ist eben etwas anderes als ein Trakehner —, braucht damit nicht zusammenzuhängen. Wenn es auch bis nach England hin bekannt war (was auch die Firma Bolle in Berlin wusste und die Städtische Gemüllabfuhr in Leipzig und die bespannte Artillerie in Potsdam), dass eine bestimmte Gegend Mittelostpreußens einen besonders widerstandsfähigen Pferdetyp züchtete.

 

Was soll nun aber ein hoher Geistlicher der katholischen Kirche mit Pferden zu "tun haben?

 

„Als heimatliche Erinnerung, dass dieser Prälat der Rechtsnachfolger der Bischöfe aus Frauenburg ist, die immer bei ihren Besuchen in den Kirchspielen dieser Landschaft von einer stattlichen Reiterschar begleitet waren.

 

Als historisches Faktum, dass ein ermländischer Bischof in schwerer Kriegszeit des fünfzehnten Jahrhunderts seinen notleidenden Bauern zu neuen Pferden aus Skandinavien verhalf.

 

Vielleicht kann diese heimatliche Erinnerung schon ein Hinweis sein, in welcher väterlichen und landesväterlichen Verbundenheit der ermländische Bischof immer mit seiner Herde stand und steht.

 

Darum denkt das ganze ermländische Volk — mit der gesamten katholischen Kirche Ostpreußens — am 11. Februar 1956 in dankbarer kindlicher Verehrung an seinen Oberhirten Kapitularvikar Arthur Kather, der vor fünfzig Jahren im hohen Dom — Unserer lieben Frauenburg — am Frischen Haff vom damaligen Bischof Andreas Thiel ordiniert wurde.

 

Was ist ein „Kapitularvikar"? So wird der kirchliche Verweser eines Bischofstuhles der katholischen Kirche genannt, bis ein neuer Bischof ernannt ist.

 

Also gibt es keinen Bischof im ermländischen Ostpreußen? Nein! Man sollte das öfters überlegen, was das bedeutet, dass der Heilige Stuhl in Rom grundsätzlich an völkerrechtlichen Verhältnissen nichts ändert, bis ein formeller Friedensvertrag vorliegt.

 

Würde das Konkordat, welches solche völkerrechtlichen Bindungen festlegt, gekündigt, würde sich das deutsche Volk eines gewaltigen Bundesgenossen seines Rechtes berauben, eines unbestechlich gerechten Verteidigers seines heimatlichen Raumes.

 

Darum ist dem ermländischen Volke der Kapitelsvikar zugleich ein Sinnbild seines Rechtes auf Heimat und Heimaterbe.

 

Was der Glaube der Väter und Kinderzeit für ein heimwehkrankes Herz bedeutet, braucht in einer Vertriebenenzeitung nicht weiter betont zu werden. Aber wir können damit besser deuten, warum eine Welle von Vertrauen und Zuversicht dem ermländischen Prälaten entgegenschlägt, wo immer er sich auf Treffen und Wallfahrten, der katholischen Ostpreußen zeigt.

 

Er ist ihr geistlicher Vater. Was sich um ihn schart, weiß, dass sie zusammengehören durch Abstammung und gemeinsamen Väterglauben, und gleichzeitig wissen sie, dass es seit siebenhundert Jahren immer so gewesen ist.

 

Dazu kommt eine tiefe Verehrung seiner lauteren Persönlichkeit. Das ostpreußische katholische Kirchenvolk hat das große Glück, in seiner Not und Prüfung kirchliche Führer zu haben, die den Forderungen der Zeit entsprechen. Von seinem Flüchtlingsbischof Kaller sagte das Radio bei seinem Tode: „Er war ein Bischof, der das lebte, was er lehrte." Ein tiefes und schönes Wort, denn er betreute seine versprengte Herde von einer Kellerbude in Frankfurt aus.

 

Sein Nachfolger Prälat Kather lebt auch „wie bei Flüchtlings". Bei Osnabrück in einem Gutshaus in einigen gemieteten Zimmern — mit seinem Büro in geliehenen Möbeln. Die Stühle sind reichlich wacklig, und im Sofa stecken die Spiralfedern heraus, aber ist das nicht „stilvoll"? Von all dem Zeug gehört dem Prälaten persönlich nichts. Ein Vertriebenenvater muss so leben.

 

Aber gerade darum steht der ermländische Prälat so eindrucksvoll im Herzen seines Volkes: keiner, der überredet oder zwingen will, sondern als einer, der das Beispiel gibt. Gütig, freudig und klar, in geistlicher Mildheit; jemand, der sein geistiges Tun und seine Forderungen „Beuget euch unter die allmächtige Hand Gottes" durch sein eigenes Menschsein rechtfertigt. Daneben ist er ein Meister der Feder, — wahrscheinlich seine liebste Arbeit, was sich in seinen Ermlandbriefen zeigt.

 

Über dem Hochmeisterstuhl in unserer unvergesslichen Marienburg steht der Satz: „Und wer kein Krieger ist, der soll auch nicht Hirt sein“.

 

So steht auch der ermländische Prälat vor seinem Volke: hart und klar und unerbittlich in Sachen des Rechtes und des Glaubens, aber mild und tröstend wie ein Hirte. Im menschlichen Mitfühlen soll der rechte Trost gegeben werden. Und doch mit dem Hinweis, dass niemand anders trösten kann als wie Gott allein.

 

So hütet der ermländische Prälat seine anvertraute Herde, den Väterglauben, das Heimatrecht und die Erinnerung an Fest und Mutterboden und Vaterhaus, an Friedhof und den Glockenturm der Heimat.

 

An seinem goldenen Jubelfest gratulieren darum nicht nur die getreuen Ermländer, auch wir schließen uns an mit der Leserschaft unserer ostpreußischen Vertriebenenzeitung.

Ad multos annos! G. G.

 

Seite 3   Der Weg des Generalvikars Dr. Aloys Marquardt.

Foto: Dr. Aloys Marquardt, ehemals Generalvikar von Ermland.

Auf dem behelfsmäßigen Schreibtisch hackte ein Weckerührchen mit kleinen Schnabelhieben Sekunde um Sekunde. Unentwegt sprach dazu eine gedämpfte Männerstimme. Sie hatte die unverkennbaren Merkmale des ostpreußischen Idioms, das hart gesprochene R und das oft behäbig-breit klingende E. Manchmal klang sie etwas mühsam, aber die Schweigepausen waren nur da, um neuen Atem zu holen. So verging eine halbe Stunde — eine ganze — und noch eine halbe. Ein Roman lässt sich in dieser Zeit erzählen, und doch war es am Ende nur die knappe Schilderung dessen, was ein Mensch in zehnjähriger Gefangenschaft gefühlt und mitgemacht hatte — nur eine Andeutung der Einsamkeit und der Härte eines gesichtslosen Apparates, nur eine Skizze aus traurigen Farben: aus dem nackten Weiß der Zellenwand, der schwarzen Düsternis einer Taiga-Nacht,

die durch die der Wind fetzige Schneefahnen jagt, aus dem stumpfen Grau von Menschengesichtern auf ihrem Zug ins Nirgendwo. Der Mann redete, und das mäßige Auf und Ab seines Tonfalls hörte sich an wie der Tritt erschöpfter Füße.

 

Bald wieder arbeiten

Er ist ein Geistlicher. Er heißt Dr. Aloys Marquardt und war der letzte Generalvikar des Bistums Ermland. Man hatte ihn schon abgeschrieben, hatte ihm Nachruf gewidmet, denn bis Frühjahr 1955 war man ohne Lebenszeichen von ihm. Aber er kehrte zurück, wenn auch krank. Im Westberliner St. Gertrauden-Krankenhaus steht man dem hochgewachsenen Herrn gegenüber, einem Hünen mit ungebeugtem Rücken, dessen akkurater, kurzgeschnittener Scheitel noch kein graues Haar aufweist. Das Herz wolle nicht mehr recht, sagt er, und dann seien es Beschwerden mit dem Kreislauf. Aber er wolle bald wieder arbeiten, „irgendwo in der Verwaltung könnte ich noch meinen Mann stellen, und ein Plätzchen wird sich wohl finden lassen“. Jetzt ist er 65 Jahre alt.

 

Nummer 423 ist — so berichtet Guido Zöller im „Rheinischen Merkur" — ein stilles Zimmer im vierten Stock. Es hat die übliche Krankenhausausstattung, eine weißlackierte Bettstelle, ein Sofa, den verstellbaren Servierarm, die Wassernische mit der blankgeputzten Installation. Auf dem Schreibtisch steht eine geschnitzte Madonna, an der Wand hängt ein Kruzifix, darunter blüht ein Alpenveilchenstock. Das hohe Fenster blickt in den düsteren Winternachmittag. Wilmersdorf ist Wohnviertel, die wimmelnden, vielstimmigen Wege der Großstadt Berlin liegen weitab. Der Heimkehrer im kurzen, schwarzen Priesterrock berichtet sehr sachlich — ohne Erregung, ohne Gehässigkeit, höchstens mit dem Unterton der Enttäuschung: „Wie haben sie uns hingehalten, jahrelang ohne Verhör, dann haben sie ein Urteil gesprochen ohne Gerichtsverfahren, und alles nach dem Ehrenwort eines sowjetischen Offiziers, der versprochen hatte, dass wir nur eine kurze Auskunft zu geben brauchten und in längsten zehn Tagen wieder entlassen seien“. Alle Daten, alle Stationen und die Namen vieler Bewacher und Inquisitoren — „sicher waren es nur Decknamen" — stehen reihenweise auf einem großen weißen Blatt, das zur Befragung auf dem Tisch bereitliegt. Die Hilfe ist aber kaum nötig, denn die Dinge haben sich eingeprägt wie Schnitte, die ein Arzt mit dem Messer vornahm.

 

„General des Volkssturms"

Am 12. Januar 1945 hatten die Sowjets die Warschauer Front durchbrochen, am 21. standen sie schon in Allenstein, und in den ersten Februartagen schossen sie bereits in die Bischofsstadt Frauenburg. Gestapoleute erschienen im Unterstand und erklärten, der Bischof möge die Stadt verlassen, damit die Bevölkerung seinem Beispiel folge. Wenn er sich nicht aus freien Stücken dazu entschließe, müsse ein entsprechender Befehl gegeben werden. So fuhr der Oberhirte über das Frische Haff nach Danzig und wurde hier, da er erkrankt war, von einem Lazarettzug aufgenommen, der ihn über Berlin nach Halle brachte. Generalvikar Dr Marquardt und der bischöfliche Sekretär, Domvikar Parschau, wurden am 10. Februar zur ersten Vernehmung fortgeführt. Ein polnischer Dolmetscher machte aus dem Generalvikar einen General des Volkssturms und ließ sich nicht korrigieren. Es folgten Vernehmungen im Hauptquartier zu Insterburg. Vernehmungen bei Tag und Nacht über Lebenslauf, amtliche Tätigkeit, über das Bistumsarchiv, über das Verhältnis zur Partei. Man war zuerst in einem Keller eingesperrt zusammen mit armen, kranken, verlausten Soldaten und Zivilisten, dann standen die moderigen Mauern des alten Insterburger Zuchthauses um die Gefangenen. Man aß am Tage eine Blechschale voll Suppe und sonst nichts. So wurde Dr. Marquardt krank und kam für vier Wochen ins Lazarett. Am 11. Juni gaben ihm die Sowjets den Entlassungsschein — er war frei.

 

Inzwischen hatten die Polen die Verwaltung übernommen. Dr. Marquardt begab sich nach Allenstein, um sich über das Schicksal des Bistums zu informieren und seinen Dienst wieder anzutreten. Der Woiwode war ein jüdischer Lehrer und weigerte sich, mit einem Deutschen zu verhandeln. Polnische Geistliche waren dabei, überall ihre Vorgänger zu verdrängen. Dr. Marquardt protestierte. Die Antwort: „Sie haben binnen drei Tage das polnische Verwaltungsgebiet zu verlassen!“ So hatte der ehemalige Generalvikar Abschied zu nehmen. In Landsberg a. d. Warthe wurde er ausgeplündert und aus dem Zug gewiesen. Zu Fuß wanderte er weiter, „wie ein Bettler" sprach er unterwegs an den Türen um Wäsche und Brot vor. Vom Himmel brannte die Sommersonne. So erreichte er Berlin und fand im St.-Josephs-Krankenhaus zu Tempelhof Aufnahme. Hier sah er seinen Bischof wieder, der kurz darauf jenen bitteren Kampf mit Kardinal Hlond auszufechten hatte, bei dem ihm der Pole mit Hartnäckigkeit den Verzicht auf das Bistum zumutete.

 

In zehn Tagen . . .

Das war die erste Phase der Leidenszeit Dr. Marquardts. Nun schien die Welt für ihn wieder geordnetere Formen anzunehmen. Während er in seinem Bericht fortfährt, greifen die breiten Hände nach den Bügeln der schwarzen Hornbrille — das mit Leukoplast geflickte Stück, das er aus der Gefangenschaft mitbrachte, ist jetzt ausrangiert und liegt wohl als Andenken in der Schublade. — Mitte August 1945 erschien im St.-Josephs-Krankenhaus zusammen mit Sekretär Parschau ganz plötzlich ein sowjetischer Major: der Generalvikar möge mitkommen zu einer kurzen Unterredung über das Bistumsarchiv. Über das Archiv war doch schon alles notiert — dachte Dr. Marquardt —, die Kisten hatte man seinerzeit nicht mehr auslagern können, sie standen transportbereit, und der Domschatz, die wertvollen Geräte, Paramenten, Bilder, die Kopernikus-Handschriften lagen gesichert im Heizkanal des Domes. Was wollte der Russe also? Nun, er gab sein Ehrenwort: „In längstens zehn Tagen wird alles bestens erledigt sein“. Dr. Marquardt stieg mit dem Sekretär in die schwere, schwarze Limousine, sie stiegen auf dem Flugplatz auch in die Militärmaschine — und waren in der Nacht in Moskau. Die Stadt bekamen sie nicht zu sehen, man brachte sie direkt in eine Dadscha etwa vierzig Kilometer südlich. Am Morgen bemerkten sie rundum einen dichten Bretterzaun, sie sahen Wachsoldaten und eine Wirtin, die stumm in der Küche hantierte. Und dann fing die Zeit zu kriechen an.

 

Nach vier Wochen erschien wieder der Major: „Gute Hoffnung, nur noch ein wenig Geduld!" Nach sechs Wochen der Wachoffizier: „Noch vierzehn Tage, nicht mehr!" Dr. Marquardt: „Wir wurden dann in eine andere, heizbare Dadscha gebracht. Zuerst trugen wir unsere Priesterkleidung, ich hatte noch die Römerweste und den Gehrock aus dem Berliner Krankenhaus an. Als es Winter wurde, bekamen wir Wattejacken und Wattehosen und Filzstiefel wie die Soldaten. Im Frühjahr 1946 brachte man uns Zivilkleidung, auch Unterwäsche, und 1947 nochmals einen Jackettanzug. Die Verpflegung war bald schlechter geworden, die Behandlung blieb korrekt. Der Wachoffizier ging mit spazieren und besorgte Lektüre aus Moskau“.

 

Die Anklage

Vom Mai 1947 ab werden Dr. Marquardt und Sekretär Parschau als Internierte geführt. In der Küche des Landhäuschens herrscht jetzt Mangels, im Zimmer Langeweile, im Flur sitzt die bange Erwartung. Im Juni 1948 bringt man die beiden nach Moskau ins Lubljanka-, später ins Lefortowskaja-Gefängsnis. Vom Anzug werden ihnen die Knöpfe abgeschnitten, man nimmt ihnen Hosenträger, Kragen, Krawatte weg. Dann müssen sie auch den Schott und das Neue Testament abliefern. Nie werden sie mit anderen Gefangenen zusammengebracht; wenn auf dem Flur jemand naht, heißt es: „Gesicht an die Wand!" Mit geducktem Genick machen sie ihre Spazierrunden. Nachts brennt in der Zelle eine Lampe, deren grelles Leuchten durch die müden Augenlider dringt. Alle zwei Minuten fällt die stählerne Kontrollklappe. In unregelmäßiger Folge wird gefilzt: mit allen Sachen in den Untersuchungsraum — ausziehen! Es ist scheußlich. Erst im September 1950 beginnen die Vernehmungen. Der Beamte fragt: „Warum sind Sie hier, wir besitzen keine Unterlagen?" Schließlich bekennt er, dass eine Verhandlung seither vom Ministerium für Staatssicherheit nicht gewünscht wurde. Ende August 1951 tritt als Inquisitor ein Spezialist auf, er weiß Bescheid über Hirtenbriefe, päpstliche Enzykliken. Dr. Marquardt und Parschau sind jetzt getrennt. Im September wird Anklage erhoben: Spionage für den Papst. Dr. Marquardt liegt zur Last, dass er zweimal in amtlicher Eigenschaft nach Rom gereist ist und im Frühjahr 1945 dem Vatikan brieflich über die Entwicklung in Ostpreußen Bericht erstattet hat. Das angekündigte Gerichtsverfahren bleibt aus, dafür erscheint am 12. Dezember in der Zelle ein Offizier und liest das Urteil von einem kleinen Zettel ab: Mit Wirkung vom 16. April 1945 fünfzehn Jahre Gefängnis. Keine nähere Begründung. Als Zellengenosse taucht danach der sächsische Gauleiter Jordan auf . . .

 

Als Sträfling in Sibirien

Im stillen Berliner Krankenzimmer verblasst das Zwielicht des düsteren Nachmittags langsam zur frühen Dämmerung. Es ist kaum noch möglich, die Augen des Sprechers unter den schweren Lidern zu verfolgen, während er die wohl schwerste Etappe seines Weges schildert. Am 26. Dezember geht der überfüllte Gefangenenwagen nach Sibirien ab. Die Verpflegung besteht unterwegs aus Brot, Wasser, Salzheringen. Tscheljabinsk, Omsk, Nowosibirsk, Irkutsk liegen im Schnee begraben. Am 18. Januar 1952 wird Alexandrowsk erreicht. Hier im Gefängnis saßen einmal Lenin und Stalin, jetzt frieren in den großen Zellen Deutsche, Österreicher, Japaner, jeweils bis zu dreißig Mann beisammen, lauter Politische. Die meisten sind Offiziere, die man serienweise abgeurteilt hat. Dr. Marquardt und Sekretär Parschau erhalten Sträflingskleider. Zur Arbeit werden sie nicht herangezogen, es mangelt ihnen darum auch die Gelegenheit, sich etwas Geld zu verdienen. Ein lettischer Jude, ein Mohammedaner aus dem, Kaukasus, ein japanischer Offizier helfen aus, sie schenken Bleistift und Papier. Zweimal am Tag gibt es Kohlsuppe, dazu fünf Gramm Fleisch, neun Gramm Zucker, 150 Gramm Brot. Der bohrende Hunger macht die Leute krank. So liegt Dr. Marquardt bald im Gefängnislazarett. Im Sommer 1953 wird bei ihm noch eine alte Tuberkulose wieder aktiv. Bis zum September 1955 bleibt er in der Zelle der Tb-Kranken. „Seit dem Tode Stalins war die Lage erträglicher, wir durften auch tagsüber auf den Pritschen liegen, die Wachmannschaften kümmerten sich kaum um uns“.

 

Die Tagesneuigkeiten lasen sie in der „Prawda" und im SED-Organ „Neues Deutschland". Auch Radio konnte gehört werden. So wussten sie über die deutsch-sowjetischen Vereinbarungen vom Tage ab Bescheid. Für manchen, der sich bereits für Lebzeiten in der Zelle eingerichtet hatte, waren es Nachrichten von vertrackter Unwirklichkeit. Die Begnadigung wurde den Betroffenen einzeln verkündet. Am 14. September war die Moskauer Konferenz zu Ende gegangen, am 20. wurde schon die erste Gruppe aus Alexandrowsk per D-Zug nach dem Entlassungslager Swerdlowsk in Marsch gesetzt.

 

Es müssen dort noch furchtbare Wochen gefolgt sein. Dr. Marquardt spricht über die Vorgänge mit Zurückhaltung, aber man kann sich die Situation vorstellen: einige tausend Mann auf engem Raum beisammen, Leute, die in langen Jahren von Hoffnungslosigkeit und Schwermut wie von einem Dunstschleier eingesponnen waren, ihnen erschien plötzlich die Erlösung, sie glaubten die Tage abzählen zu können — da wurde die Entlassungsaktion wieder abgeblasen, man kennt das Argument der Sowjets: die deutsche Regierung habe ihre Verpflichtungen nicht eingehalten . . . Zuviel für mürbgewordene, kleingläubige Menschenherzen — und alles war wieder Lagerkoller, schlimmer denn je, alles war Angst, Verzweiflung, weil das Leben ein zweites Mal verlorenzugehen drohte. Dämme brachen, und es geschahen Wahnsinnstaten, die nur der Psychiater erklären kann. Die Besonnenen waren Tag und Nacht dabei, zu beschwichtigen, zu vermitteln, neue Hoffnung zu wecken.

 

In den zehn Wochen des Aufenthalts in Swerdlowsk stand Dr. Marquardt viermal an Gefangenengräbern, um die kirchlichen Zeremonien zu vollziehen. Es waren für ihn wieder die ersten priesterlichen Amtshandlungen seit dem 17. August 1945, an dem er seine letzte Messe gelesen hatte.

 

Das Tor öffnet sich

Das Lagertor öffnete sich dann doch am 6. Dezember. Im Abenddämmer des 14. lief der Transport in Fürstenwalde ein. „Deutsche Demokratische Republik“. Vor die Waggonreihe schob sich sofort ein langer Güterzug, um die Heimkehrer den Blicken der Bevölkerung tu entziehen. Der SED-Funktionär appellierte: „Dankt eure Rückkehr dem allverehrten Präsidenten Wilhelm Pieck und der Großmut der friedliebenden Sowjetunion!' Im Sondertriebwagen kam Dr. Marquardt mit der Westberliner Heimkehrergruppe zum Bahnhof Zoo, um nach langer Wanderung zuerst einmal bei seinem 75-jährigen Bruder auszuruhen. Sein Leidensgefährte, der Domvikar Parschau, folgte mit dem Transport, der Mitte Januar in Friedland eintraf. Er hat sich inzwischen dem Bischof von Hildesheim zur Verfügung gestellt.

 

Die Odyssee ist zu Ende. Sachlich wie der Bericht nimmt sich die Bewegung aus, mit der Dr. Marquardt jetzt die Papiere auf den Tisch zurückschiebt. Was aus seinem Heimatbistum geworden ist? Er antwortet: „Viel weiß ich nicht, aber eigentlich bestehen jetzt zwei Diözesen, eine personelle in Westdeutschland — der Kapitularvikar mit den Priestern und Gläubigen, Domdekan von Ermland bin immer noch ich — und eine geographische, räumliche, in der ein polnischer Administrator regiert. Er hat seinen Sitz in Allenstein. Die Geistlichen marschieren vielfach auf der politischen Straße mit, der Glaube tritt in mancherlei Masken auf. Der Frauenburger Dom steht noch, er wurde offensichtlich geschont. In Braunsberg sprengte die SS die katholische Akademie und die Kirche, die Sowjets zündeten später das Priesterseminar an. Das Ermländer Bistumsarchiv und der Domschatz — Objekte von hohem kunsthistorischem Wert — wurden 1952 der polnischen Regierung übergeben. Sie wären gerettet worden, wenn nicht die Nationalsozialisten die Auslagerung als defaitistische Handlung bei Strafe verboten hätten.

 

Eine Zuschrift des Generalvikars

Wir brachten in Folge 52 vom 24. Dezember 1955 einen Bericht über die Heimkehr des Generalvikars Dr. Marquardt aus russischer Gefangenschaft. In diesem war unter anderem gesagt, dass Dr. Marquardt den größten Teil des Weges aus Ostpreußen nach Berlin zu Fuß gegangen und im Spätsommer 1945 in Berlin angekommen ist, zerlumpt, barfuß, verhungert, im Rinnstein hockend wurde er von einem Konfrater erkannt und in ein Tempelhofer Krankenhaus gebracht.

 

Generalvikar Dr. Marquardt teilt uns jetzt in einem Brief den Sachverhalt mit. Er schreibt unter anderem:

 

Ich bin nach meiner ersten Haftentlassung aus dem Internierungslager Insterburg am 11. Juni 1945 mit Domvikar Parschau nach Allenstein gegangen, wo inzwischen schon die polnische Zivilverwaltung eingerichtet war, und begann, mein Amt wieder auszuüben, soweit das unter den damaligen Verhältnissen möglich war. Infolge eines Ausweisungsbefehls nach Berlin durch den Vize-Woiwoden musste ich Allenstein am 30. Juli 1945 verlassen. Auf der Reise dorthin bin ich meiner Sachen, die mir mildtätige Menschen in Allenstein gegeben hatten, beraubt und hinter Landsberg a. d. Warthe mitten in der Nacht von betrunkenen sowjetischen Soldaten aus dem Zuge geworfen worden, so dass ich von da ab zu Fuß nach Berlin gehen musste, bis ich schließlich einen Vorortzug erreichte. Auf einer Untergrundstation traf mich ein bekannter Konfrater, der mich nach Weißensee ins Pfarrhaus brachte. Ich bin weder zerlumpt noch barfuß gewesen, noch habe ich am Rinnstein gehockt. Nach zwei Tagen wurde ich dann in das Josephi-Krankenhaus in Berlin-Tempelhof aufgenommen.

 

In Alexandrowsk habe ich nicht zehn Jahre gesessen. Ich wurde bis Juni 1948 auf einem einsamen Landhaus gefangen gehalten, dann saß ich ohne Verhör und ohne Angabe eines Grundes dreieinhalb Jahre in Moskauer Gefängnissen, und erst im Dezember 1951 schaffte man mich nach einer Voruntersuchung und Verurteilung getrennt von Domvikar Parschau nach Alexandrowsk.

 

 

Seite 4   Preußen und die Neugliederung

Im Zusammenhang mit der Frage der Neugliederung des Bundesgebietes sind im Bereich der Bundesrepublik in verschiedenen alten Ländern die notwendigen Unterschriften für die Durchführung von Volksbegehren zur Frage der künftigen Gliederung der Bundesländer gesammelt worden. Einen vom Heimatbund Baden eingebrachter Antrag auf ein Volksbegehren über die Zugehörigkeit des historischen Landes Baden hat Bundesinnenminister Dr. Schröder mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass vor der Bildung des neuen Südweststaates Baden-Württemberg bereits eine Abstimmung stattgefunden hat.

 

Auch in der früheren Hansestadt Lübeck sind genügend Unterschriften für ein Volksbegehren gesammelt worden. Die Lübecker Bürgerschaft hat einstimmig den Senat beauftragt, alle erforderlichen Schritte zur Durchführung des Volksbegehrens in die Wege zu leiten. Das bedeutet nun nicht, dass alle Abgeordneten in Lübeck nun auch das Ziel dieses Volksbegehrens, nämlich die Lösung Lübecks aus dem Lande Schleswig-Holstein und die Wiederherstellung des alten Status als Freie und Hansestadt nach dem Muster Hamburgs und Bremens bejahen.

 

Ein drittes Volksbegehren ist im einstigen Land Oldenburg zu erwarten, dass nach dem Zweiten Weltkrieg dem Lande Niedersachsen angeschlossen wurde. Da Oldenburg viele Jahrhunderte hindurch Großherzogtum und später selbständiger Freistaat war, haben viele Bürger dieses alten Landes den Zusammenschluss mit Niedersachsen bis heute nicht gebilligt.

 

Es muss bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen werden, dass die am 25. Februar 1947 durch Kontrollratsgesetz verfügte Auflösung des historischen Landes Preußen heute nicht geregelt werden kann, da wichtigste Gebiete Preußens entweder in der Sowjetzone liegen oder von der Sowjetunion und von Polen besetzt sind. Es sei in diesem Zusammenhang an die Ausführungen erinnert, die der verstorbene Bundestagspräsident Dr. Ehlers 1953 auf einer Kundgebung machte. Er sagte damals: „Ob das Reich noch einmal von Preußen her Gestalt gewinnt, mag der Zukunft überlassen bleiben. Dass es, wenn es denn seine Funktion in diesem Raum der Deutschen noch einmal erfüllen sollte, nicht ohne zahlreiche der preußischen Staatstugenden auskommen wird, die es mit gebildet und getragen haben, ist sicher. Jedenfalls aber, wie die Geschichte auch laufen mag, werden wir auch das preußische Selbstbestimmungsrecht so ernst zu nehmen haben, dass den Menschen des Landes, das einst Preußen war, insbesondere im deutschen Osten, die Entscheidung darüber, in welcher staatlichen Form sie leben wollen, ausschließlich vorbehalten bleiben muss. Niemand kann diesen Menschen diese Entscheidung abnehmen, keiner darf sie ihnen, aus welchen Gründen auch immer, präjudizieren. Die einzigen legitimen Richter über das preußische Land um Magdeburg und in der Mark, in Pommern, Schlesien und Preußen (Dr. Ehlers meinte in diesem Zusammenhang hier mit Preußen naturgemäß Ost- und Westpreußen) sind die Menschen, die ein Recht auf ihre Heimat haben“.

 

Wir wünschen nichts sehnlicher, als dass wir bald vor diese Entscheidung gestellt werden mögen. Denn das würde bedeuten, dass nach der Wiedervereinigung ein Gesamtdeutschland geschaffen worden ist, wie wir es verstehen, — ein Deutschland, das auch unsere ostpreußische Heimat umfasst.

 

Seite 4   Zehntausende von Zivilheimkehrern werden erwartet

Wie aus Bonn gemeldet wird, rechnet man in Kreisen der Bundesregierung mit dem baldigen Anlaufen einer zweiten Welle von Heimkehrertransporten, wobei es sich diesmal um die Zivilverschleppten handelt. Die Zahl dieser deutschen Zivilverschleppten in der Sowjetunion ist umstritten, wobei man nach deutschen Quellen mit annähernd hunderttausend rechnet. Die Moskauer Regierung hat geäußert, dass sie, allen deutschen Heimkehrwilligen die Möglichkeit zur Rückkehr in die Bundesrepublik geben wolle. Der früher als russischer Oberkommissar in Ostberlin tätig gewesene stellvertretende Außenminister Semjonow wies erst vor kurzem auf diese Bereitschaft hin. Wie es heißt, wird der neue deutsche Botschafter in Moskau, Dr. Haas, sofort nach seinem Eintreffen in der Sowjetunion den zuständigen russischen Behörden ausführliche deutsche Listen mit den Namen der Zivilverschleppten übergeben. Die Unterlagen hierfür werden auf Grund der bisherigen Heimkehrerbefragungen in Zusammenarbeit mit dem Sowjetischen Roten Kreuz ständig ergänzt.

 

Einzelne Heimkehrer, die als Zivilvorschleppte in verschiedenen Teilen der Sowjetunion lebten, haben ausgesagt, dass in einer Reihe von Gebieten, in denen sich noch deutsche verschleppte Zivilisten aufhalten, Bekanntmachungen angebracht wurden, die über die Heimkehraktion Auskunft geben. Ein erheblicher Teil der Zivilverschleppten sei nicht in Lagern untergebracht worden, sondern könne sich innerhalb bestimmter Räume frei bewegen. Auch die heimgekehrten Zivilisten schätzen die Zahl der noch in der Sowjetunion weilenden Zwangsverschleppten, die so bald wie möglich heimkehren wollen, auf mehrere zehntausend. Nach den bisherigen Erfahrungen sei die Staatsangehörigkeit vor allem bei einigen Ostpreußen besonders genau überprüft worden.

 

Seite 5   Blätter ostpreußischer Geschichte. Die Versammlung des Preußischen Landtags 1813 / Das Signal zur Befreiung.

Foto: Das Gemälde von Otto Brausewetter: Ansprache Yorcks an die preußischen Stände

 

Jeder Ostpreuße kennt wohl das eindrucksvolle Bild von Otto Brausewetter „Ansprache Yorcks an die preußischen Stände". Das Original hing im Landeshaus zu Königsberg an der Königstraße; es war in zahlreichen Drucken verbreitet. Das Gemälde stellt einen großen Augenblick der preußischen und deutschen — man kann wohl sagen auch der europäischen — Geschichte dar.

 

Die Große Armee Napoleons war ein Opfer des russischen Winters geworden. Am Jahresende 1812 hatte Yorck mit seinem ostdeutschen Landsmann, dem in Schlesien geborenen russischen General Diebitsch, in der Mühle zu Poscherun bei Tauroggen – nördlich von Tilsit gelegen – die berühmte Kapitulation abgeschlossen, die seine Truppen neutralisierte; am 5. Januar waren die Russen in Königsberg eingerückt, am 8. Januar hatte Yorck seine alte Stellung als Generalgouverneur, das heißt als militärischer Befehlshaber der Provinz, wieder übernommen und am 22. Januar war Freiherr vom Stein als Beauftragter des Zaren mit seinem getreuen Ernst Moritz Arndt eingetroffen. Politisch war aber alles in der Schwebe geblieben.

 

Der König weilte bis Ende Januar in Berlin; er war in seinen Entschlüssen nicht frei, und in Ostpreußen war die Meinung geteilt. Das nationale Empfinden gebot den Kampf gegen den Unterdrücker Napoleon zur Befreiung des Vaterlandes, aber der Verstand erhob Einwendungen. Waren die Russen wirklich Befreier und nicht Eroberer? Vor fünfundfünfzig Jahren, im Siebenjährigen Krieg, hatten sie Ostpreußen zur russischen Provinz machen wollen, und wenn sie dies jetzt wieder beabsichtigten, so würde Napoleon einem solchen Plan vermutlich zustimmen, falls Preußen sich gegen ihn stellte. Und wenn der Zar sich mit der Befreiung Russlands begnügte, mit Napoleon Frieden schloss und Europa seinem Schicksal überließ? Würde dann Preußen nicht ein Opfer der Rache des immer noch mächtigen Imperators werden? Es waren wirklich nicht kleinliche Bedenken und ängstliches Zögern, die das Feuer der Begeisterung dämpften, bis am 5. Februar das entscheidende Wort gesprochen werden sollte.

 

Es gab zwar keine politische Repräsentation des Volkes mehr, seit der Absolutismus die Stände ausgeschaltet hatte, aber an ihre Stelle trat jetzt, und dieses eine Mal nur, der Landtag, die Versammlung der Deputierten der ostpreußischen Landschalt. Landhofmeister Hans Auerswald, der zugleich der Oberpräsident der Provinz war, hatte sie auf diesen Tag nach Königsberg einberufen; an der Versammlung nahm er aber nicht teil.

 

Es war ein richtiger ostpreußischer Wintertag, an dem die etwa fünfzig Männer im Saale der Landschaft in der Landhofmeisterstraße zusammentraten. (Auf dieser denkwürdigen Versammlung waren auch die Vertreter des ostwärts der Weichsel gelegenen Teils, von Westpreußen zugegen. Der Landtag setzte sich in folgender Weise zusammen: 23 adlige Gutsbesitzer, 18 Städtevertreter, 13 Kölmer - freie Bauern – Anmerkung der Redaktion). Ihre Führer waren zwei Brüder, Generallandschaftsdirektor Alexander und Ludwig Graf zu Dohna-Schlobitten, ihr einflussreicher Sekretär der rührige Königsberger Oberbürgermeister August Wilhelm Heidemann.

 

In dieser Versammlung sprach Yorck. Der General war kein Schönredner, und revolutionäre Ideen lagen ihm völlig fern. Er war aber erfüllt von der Größe der Stunde, und er fand jubelnde Zustimmung. Yorck dachte zuerst an die militärischen Notwendigkeiten, als er die Versammlung aufforderte, die Aushebung von Reservetruppen, die Errichtung der Landwehr und die Aufstellung von Freiwilligenkorps zu beschließen. Auch die Kapitulation von Tauroggen war militärischen Erwägungen entsprungen, der Sorge des Generals um seine Soldaten, aber sie hatte weltreichende politische Folgen. Das gleiche gilt für die Beschlüsse, die der Landtag nach dem Wunsche Yorcks drei Tage später fasste.

 

Nicht die Opfer an Güter und Menschen, die die arme und ausgesogene Provinz brachte, waren das Entscheidende, sondern die neue Gesinnung, die sie hierzu befähigte. Jetzt galt nicht mehr Ruhe als die erste Bürgerpflicht, sondern der Entschluss zur eigenen Verantwortung. Die Versammlung hätte es sich bequem machen und alle Entscheidungen dem König und seinen Behörden überlassen können. Niemand hätte sie deshalb tadeln können, aber es wäre dann nichts Großes daraus entstanden. Indem die Ostpreußen den Mut zum Handeln aufbrachten, gaben sie das Signal zur Befreiung Deutschlands und Europas vom napoleonischen Imperialismus und ein leuchtendes Zeichen einer neuen Haltung gegenüber dem Staat, der nicht mehr eine Sache des Königs allein sein sollte, sondern die politische Form einer reifen Nation. Dr. Gause

 

Seite 5   Vernichtet. Das Schicksal der Kügelgen-Kopie der Sixtinischen Madonna aufgeklärt.

Wir brachten in Folge 52 vom 24. Dezember Aufnahmen der berühmten Kopie, welche Gerhard von Kügelgen 1808 von der Sixtinischen Madonna von Raffael gemacht hat; sie hing im Chor des Domes von Frauenburg. Über das Schicksal, das sie 1945 nach der Besetzung durch die russischen Truppen hatte, war nichts genaues bekannt; es war nur zu vermuten, dass das Bild vernichtet worden ist.

 

Jetzt erhalten wir von Generalvikar Dr. Marquardt, der Ende des letzten Jahres aus russischer Gefangenschaft gekommen ist, einen Brief, aus dem einwandfrei hervorgeht, dass dieses Gemälde zerstört worden ist. Generalvikar Dr. Marquardt schreibt:

 

„Das Bild wurde im Juli 1942 wegen der Fliegergefahr zusammen mit der Madonna aus dem gotischen Flügelaltar von 1504 und den zwölf Apostelfiguren in die Kirche nach Groß-Rautenberg gebracht und dort in der gewölbten Sakristei aufbewahrt. Der Raum war vorher vom stellvertretenden Provinzialkonservator und mir als geeignet bezeichnet worden. Am 8. April 1945 führten mich die Russen als Gefangenen in einem Lastauto aus dem Internierungslager Insterburg nach Frauenburg zur Übergabe des Diözesan-Archivs und des Domschatzes. Unterwegs machten wir in Groß-Rautenberg halt. Die Kirche war in einen Klubraum verwandelt, die Sakristei ausgeräumt. Die Sixtinische Madonna war schon zerstört; nur wenige Leinwandfetzen hingen im Rahmen. Domvikar Parschau, den man später — Ende April, als ich im Lazarett zu Insterburg lag — nach Frauenburg führte, um weitere Archivalien von Frauenburg zu holen, sah noch die Überreste des wertvollen Gemäldes. Die Madonna aus dem Flügelaltar lag auf dem Friedhof, allen Einflüssen der Witterung preisgegeben. Seine Bitte, die Statue mit dem Lastauto mitzunehmen, um sie vor dem Untergang zu retten, wurde nicht berücksichtigt“.

 

Seite 5   Von Ostpreußen bis Texas.

Von Ostpreußen bis Texas. Erlebnisse und Zeitbetrachtungen eines Ostdeutschen. Von Magnus Freiherr von Braun, Helmut Rauschenbusch-Verlag, Stollhamm/Oldenburg 1955. 444 Seiten, DM 14,80.

Der Verfasser ist auf dem väterlichen Gut Neucken im Kreise Pr.-Eylau geboren. Sein zweiter Sohn, der Professor Wernher von Braun, ist der bekannte Raketenforscher, der heute in den USA lebt; wir können ihn also auch zu unseren Landsleuten rechnen.

 

Das Buch beginnt mit dem Kapitel „Ostpreußische Heimat“, das sich nicht auf ein persönliches Bekenntnis der Liebe zu unserem Lande, zu seinen Menschen und seinen Lebensformen beschränkt. Vielmehr gewinnt es dadurch einen besonderen Reiz, dass dem Tagebuch eines Vorfahren Schilderungen aus der Zeit des unglücklichen Krieges und der französischen Besetzung entnommen wurden. So wird verstärkt durch diesen historischen Rückblick deutlich gemacht, wie der Verfasser sein langes Leben hindurch und während seiner so vielseitigen staatlichen Betätigung ein Träger unserer preußischen Geisteshaltung  blieb.

 

Er war Landrat in der Provinz Posen, wurde im Ersten Weltkriege zu besonderen Vertrauensstellungen im Reichsdienste berufen, in dem er der erste Reichspressechef des deutschen Reichskanzlers wurde. Er trat nach dem Umsturz in den preußischen Staatsdienst zurück, wurde hier Personalchef der inneren Verwaltung und Regierungspräsident in Gumbinnen und übernahmnach unfreiwilligem Abschied aus dem Staatsdienste eine leitende Stellung im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen als Generaldirektor des Raiffeisenverbandes. In den Kabinetten Papen und Schleicher wirkte er als Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft.

 

Nach so reich bewegter Tätigkeit im öffentlichen Leben fand er in der schlesischen Urheimat seines Geschlechtes seinen Ruhesitz auf eigener Scholle, von der ihn ein unerbittliches Schicksal erst nach einem vollen Jahre unter russischer und polnischer Besetzung vertreiben konnte. „Nacht über Deutschland“ überschreibt er das Kapitel, in dem sein an Ort und Stelle geführtes Tagebuch über die Erlebnisse dieses Jahres berichtet, - ein erschütterndes Dokument ostdeutscher Leidenszeit und deutscher Bauerntreue.

 

Das übersichtlich gegliederte Buch umfasst mit dem Rückblick auf die Vorgeschichte der Familie in Ostpreußen weitgespannte Zeiträume. Offen und freimütig nimmt der Verfasser Stellung zu den Dingen, den Institutionen und den Persönlichkeiten, denen er auf seinem abwechslungsreichen Lebengange begegnet ist, und zu den politischen und wirtschaftlichen Problemen, vor die ihn das Leben gestellt hat. Er kann über viele Begebenheiten, die auch heute noch politische Bedeutung beanspruchen, aus eigener Kenntnis und Teilnahme zuverlässig und berichtigend berichten und damit mancher Entstellung der Tatsachen ein Ende bereiten. So berichtet er von der kurzen Amtszeit des Reichskanzlers Michaelis im Ersten Weltkriege, von Hindenburg und Brüning, wie von der Bildung und Führung der Reichskabinette von Papen und Schleicher. Wirtschaftlich von besonderem Interesse sind die Schilderung der Agrarkrise in den zwanziger Jahren und die Vorschläge, die der Verfasser dem Reichspräsidenten im Jahre 1930 zur Behebung der Not der Landwirtschaft unterbreitet hat. — An dem aus der Not der Zeit endlich geborenen Zusammenschluss aller landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbände ist er als Führer des Raiffeisenverbandes maßgeblich beteiligt gewesen; er wurde stellvertretender Vorsitzender des Gesamtverbandes.

 

Durch das ganze Buch zieht sich das hohe Lied der Liebe zu Vaterland und Heimat. Aber der fünfjährige Aufenthalt in den Vereinigten Staaten hat den Gesichtskreis des Verfassers erweitert und seinen Blick geschärft: Mit offenen Augen und Sinnen hat er auch dieses große Land durchwandert, dem das vorletzte Kapitel seines Buches gewidmet ist. Abschließend kehrt er im Buche — wie im Leben — in die deutsche Heimat zurück und fasst die Summe seiner Erkenntnisse und Erfahrungen zusammen in einem Abschnitt mit der Überschrift: „Gedanken über Europas und Deutschlands Zukunft". Sie werden manchen Widerspruch und kritische Betrachtungen auslösen, die der Verfasser nicht scheut, aber er wird auch viel ehrliche Zustimmung finden. In einem Punkte dürften alle Kritiker mit ihm übereinstimmen, nämlich, dass Deutschland das Herz Europas ist, und dass daraus die Konsequenzen gezogen werden müssen.

 

Alles in allem: ein Buch, das viel zu denken und darum viel zu danken gibt. Weit über den Kreis der Ostpreußen hinaus sollte es im deutschen Vaterlande und auch jenseits seiner Grenzen — aufmerksame Leser finden. Gerade durch seinen Freimut ist es geeignet, uns ein Denkmal der Heimat und des in ihr erwachsenen Staatsbewusstsein zu sein. Über die deutschen Grenzen hinaus kann es aber zur rechten Wertung der schicksalhaften Zeitspanne deutscher Geschichte beitragen und als Zeugnis für unseren Osten dienen.

 

Seite 5   Treffen von Ost und West. Die Grüne Woche in Berlin: Leistungsschau und gesamtdeutsche Demonstration. Von unserem Berliner M.-Pf.-Korrespondenten.

Neun Hallen mit zusammen 31 000 qm Fläche, 248 ausstellende Firmen, 52 ausstellende Gemeinschaften und Fachorganisationen, achtzig Sitzungen und Tagungen; Belgien, Frankreich, Holland und Kanada vertreten — das sind die Schlagzeilen der Grünen Woche, in deren Zeichen Berlin steht.

 

Reichhaltig und gut durchdacht ist die Schau in den neun Messehallen am Funkturm, wichtig für den vorwärtsstrebenden Landwirt, fesselnd aber auch für den Städter, dem sie eindringlich zeigt, wie Stadt und Land verbunden und aufeinander angewiesen sind. Die Themen der Ausstellung beweisen es, von denen hier nur einige genannt seien: Technik im Dienst der Landwirtschaft, Gesund sein — gesund bleiben, Mein Garten — meine Welt, Kohle und Koks im Landhaushalt, Frankreich bringt neue Kartoffeln, Verbraucher werben um die Kunden, Dünger steigert die Erträge, Fütterungs-Lehrschau.

 

Was wir nicht vergessen dürfen

Die Pommernhalle ist wieder in einen bezaubernden blühenden Garten verwandelt, noch beschwingter, noch üppiger als im vorigen Jahr. In der Ostpreußenhalle bietet sich uns das Modernste an Schleppern, Maschinen und Gerät und zwar in einer Vielseitigkeit, dass man den Zeitpunkt kommen sieht, zu dem es auch in der deutschen Landwirtschaft keine schwere körperliche Arbeit mehr gibt. Schlepper und Maschinen auch in der Westpreußenhalle und darüber hinaus Werbung für Milch und Fisch und ein hübsches Marionettenspiel um die menschliche Ernährung, dazu in anschaulichen Bildern die „Ernährung einer Weltstadt", demonstrierend, welch ungeheure Mengen an Nahrungsmitteln die 2,2 Millionen Westberliner tagaus tagein verbrauchen. Weinwerbung, Kleingartenwesen und die interessanten ausländischen Ausstellungen in der Brandenburghalle, Forstwesen in der Thüringenhalle, Tierzucht in der Sachsenhalle, Fachliteratur im Marschall Haus: das sind nur einige Hinweise aus der Fülle.

 

Die Ehrenhalle aber bringt in Schaubildern, was wir verloren haben und nie vergessen dürfen: Dass man uns 28% unserer gesamten landwirtschaftlichen Ackerfläche raubte. Dass die 9,5 Millionen Deutscher, die einst jenseits der Oder-Neiße lebten, nicht nur sich selbst ernährten, sondern darüber hinaus weitere 5,5 Millionen Deutscher, mit Produkten im Wert von einer Milliarde Mark, die 5875 hundertachsige Güterzüge füllten, während aus den westdeutschen Industriezentren jährlich 1900 Güterzüge mit Industriewaren gen Osten rollten.

 

Die Grüne Woche, Berlins älteste Fachausstellung, besteht seit dreißig Jahren. Sie entwickelte sich aus der alljährlichen Tagung, die die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) in der Reichshauptstadt abhielt. Hersteller landwirtschaftlicher Geräte kamen auf den Einfall, ihre Erzeugnisse vor dem Gebäude der DLG in der Dessauer Straße zu zeigen, immer mehr fliegende Stände wurden errichtet und bald sah das ganze Viertel um den Anhalter Bahnhof zur Zeit der Tagung wie ein Jahrmarkt aus. Der Gedanke, diese wilde Ausstellung zu organisieren, lag nahe. Die Stadt stellte ihre Messehallen zur Verfügung, und so konnte 1926 die erste Grüne Woche stattfinden, die dreierlei bot: Neuheitenmesse, Erfahrungsaustausch und geselliges Beisammensein von Landwirten aus allen Teilen des Reiches.

 

Die erste Grüne Woche nach dem Krieg fand 1949 statt, ein bescheidener Anfang, mehr eine Kleingärtnerschau der blockierten Stadt, erst 1952 war der Anschluss an die Tradition wieder gefunden. Und zugleich zeigte sich ein neuer Sinn, eine neue Bedeutung.

 

Wie ein Abstimmungszettel

Zwei Zahlen bringen uns diese neue Bedeutung zu Bewusstsein. Im vergangenen Jahr zählte die Grüne Woche über eine halbe Million Besucher (weitaus mehr als je in der Vorkriegszeit), und davon 246 000 aus Ostberlin und der Sowjetzone. Jeder zweite kam aus dem Herrschaftsbereich der bolschewistischen SED. Und so ist es auch in diesem Jahr wieder. Wir sehen sie durch die reich bestellten Hallen gehen, leicht zu erkennen an ihren meist knittrigen Zellwollmänteln. Sie staunen, denn sie kommen aus einem Land, in dem die landwirtschaftliche Erzeugung rückläufig ist im Zeichen der nur aus politischen Gründen betriebenen Zwangskollektivierung, aus einem Land, in dem die Produktion landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte nicht im entferntesten ausreicht, den Bedarf zu decken, von der Qualität und dem völligen Fehlen von Ersatzteilen ganz zu schweigen, einem Land, in dem es an Saatgut und Düngemitteln fehlt — obwohl beides früher aus diesen Räumen in alle Welt exportiert wurde.

 

Sie staunen: Hier wirbt die Milchindustrie um Absatz, „Trinkt mehr Milch!", zu Hause bekommen nur Säuglinge Milch, sonst gibt es sie nur zum Phantasiepreis von 1,60 DM pro Liter, und auch diese ist noch nicht einmal regelmäßig vorhanden. Hier wirbt die Fischindustrie um Kunden, „Esst mehr Fisch!", zu Hause würde man sich um Frischfisch prügeln, und man ist dankbar für den nicht mehr ganz frischen Bückling, den es hin und wieder gibt. Nach Obst, nach Gemüse, ja nach Kartoffeln steht man zu Hause Schlange, hier gibt es alles im Überfluss. Fast ist man beschämt, und die eigenen Sorgen werden für einige Augenblicke klein und nichtig, wenn man sie betrachtet, die Brüder und Schwestern aus der Sowjetzone, wie sie da an dem für sie Unerreichbaren vorbeiwandern.

 

 

Aber die Hoffnung bleibt, dass diese Welt eines Tages auch wieder die ihre ist. Und damit sind wir bei der neuen, großen Bedeutung der Grünen Woche als Treffpunkt von Ost und West. Bundeskanzler Adenauer, ihr Schirmherr, sagte, diese landwirtschaftliche Schau möge mithelfen, die notwendige echte Begegnung mit den Landsleuten aus Mitteldeutschland herbeizuführen. Bundesernährungsminister Lübke nannte sie in seiner Eröffnungsansprache einen sichtbaren Ausdruck für die untrennbare Zusammengehörigkeit aller Deutschen und für die Unveräußerlichkeit des Anspruchs auf Wiedervereinigung in Freiheit.

 

So sehen auch wir die Grüne Woche 1956 in Berlin. Sie ist keine prahlerische Schau. Jeder von uns weiß, auf wie die schwachen Füßen unser Wohlstand steht, solange wir nicht wiedervereinigt sind – aber jede für eine DM-Ost gekaufte Eintrittskarte ist ein Abstimmungszettel, den die Geschichte mit in die Waagschale werfen wird.

 

Seite 6   Tote unserer Heimat

Siegfried v. Saucken-Loschen gestorben.

Am 21. Januar 1956 starb im Alter von 87 Jahren Siegfried von Saucken-Loschen. Nach abgeschlossenem juristischem Studium übernahm er die Bewirtschaftung der väterlichen Begüterung Loschen-Gomthenen im Kreise Pr.-Eylau. Schon bald war er Gemeinde- und Amtsvorsteher, gehörte bei seinem großen Interesse für die kommunale Verwaltung dem Kreistag an und wurde infolge seiner reichen Kenntnisse in den Kreisausschuss und zum Kreisdeputierten gewählt. Er übernahm damit das Erbe seines Vaters, der gegen Ende des 20. Jahrhunderts langjähriger Landrat des Kreises Pr.-Eylau gewesen war und diesen auch im Preußischen Abgeordnetenhaus vertreten hatte. Besonders in der Stellung als 1. Kreisdeputierter, mit der die jeweilige Vertretung des Landrats verbunden war, hat er sich durch seinen selbstlosen Einsatz und durch seine Menschlichkeit das allseitige Vertrauen erworben. So war es auch eine Selbstverständlichkeit, dass er zum Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Kreisvereins und in den Zentralverein gewählt wurde.

 

Als gläubiger Christ wurde er in die Kreis-, Provinzial- und Generalsynode berufen. So hat der Verstorbene, wie es nur wenige tun, seine Arbeitskraft der Allgemeinheit stets vorbildlich zur Verfügung gestellt.

 

Sein Heimatkreis wählte ihn in Würdigung seiner langjährigen wertvollen Verdienste zu seinem Kreisältesten. Bei der Beerdigung in Schliersee Bayern sprach Kreisvertreter von Elern den Dank für alles aus, was der Verstorbene seiner Heimat und im Besonderen dem Kreis Pr.-Eylau gewesen ist.

 

Seite 6   Foto: So schön ist die Heimat unserer Salzburger. Die Aufnahme zeigt die Burg Werfen.

 

Seite 6   Der Salzburger Verein in Salzburg.

Auf der Jahreshauptversammlung unseres Vereins in Bielefeld am 18. und 19. Juni hatte Landeshauptmann Dr. Josef Klaus den Vorstand des Vereins mit ihren Damen sowie Frau Agnes Miegel zu einem Herbstbesuch nach Salzburg eingeladen. Der Einladung folgten elf Persönlichkeiten unter der Führung des Vorsitzenden. Wegen ihres angegriffenen Gesundheitszustandes hatte Frau Miegel abgesagt.

 

Für alle Teilnehmer wurde die Reise zu einem einmaligen Erlebnis. In Salzburg wurden wir von Vertretern der Landesregierung, der evangelischen Gemeinde und des Salzbundes begrüßt und empfangen und in den bestens bekannten Plainhof geleitet, dessen liebenswürdige Wirtin uns den Aufenthalt auf das angenehmste bei bester Fürsorge für das leibliche Wohl gestaltete. Am Dienstag, dem 4. Oktober, begrüßte im Chiemseehof Landeshauptmann Dr. Klaus seine Gäste. Ein recht inhaltreiches Programm wurde für die nächsten Tage verabredet.

 

Man sah sich zunächst in der altehrwürdigen Stadt mit ihrer wunderbaren Umgebung um, blickte über die grünlichen Wasser der Salzach zur hochaufragenden Burg. Wie wundersam wirkte der Zauber der vieltürmigen Mozartstadt! Den Abend widmete man einem Vortrag von Pfarrer Sturm in der Volkshochschule. Von weit und breit meldeten sich Ostpreußen, aus Salzburg selbst, Reichenhall und Freilassing, die von unserer Reise gehört hatten und mit uns zusammen sein wollten. Am Mittwoch unternahmen wir mit zwei Fahrzeugen die Reise ins herrliche Salzkammergut über St. Gilgen, Wolfgangsee, Bad Ischl, Nuschensee. Der Wettergott hatte ein Einsehen. Mittags erreichten wir Hallstadt, wo wir die berühmten Funde aus der Menschheit frühester Zeit, das Leben vor 1000 Jahren bis in die jüngere Zeit eingehend besichtigen konnten. Über Radtstatt und Werfen beendete ein kleiner Dämmerschoppen die Fahrt durchs herrliche Alpenland.

 

Einer Einladung des Landeshauptmanns Dr. Klaus folgend, suchte die vollzählige Reisegesellschaft am Donnerstagabend das Müllner Bräustüberl auf, wo in persönlicher Fühlungnahme mit den Herren der Landesregierung und Pfarrer Sturm die freundschaftliche Verbundenheit bekräftigt und bei einigen launigen Reden das liebliche Augustinerbräu einer Kostprobe unterzogen wurde. Am Freitag fand eine Festsitzung in der Residenz im Chiemseehof statt. Die Salzburger Landesregierung hatte hierzu ihr Sitzungszimmer zur Verfügung gestellt. Der festliche Charakter der Sitzung ging schon daraus hervor, dass auch die Spitzen der Salzburger Regierung hierzu erschienen waren. Unser Vorsitzender, Herr Modricker, sprach kurz über das Zustandekommen der Patenschaft und über aktuelle Fragen. Seine Rede war immer wieder durchdrungen von Freude und Dankbarkeit an das Land Salzburg, für die bisher geleistete Hilfe in materiellem und ideellem Sinne. Der Archivar des Salzburger Vereins Gebauer gab Rückblick über Einrichtungen des alten Salzburger Vereins in Ostpreußen und die augenblicklichen Aufgaben des wiedererstandenen Vereins. Landeshauptmann Dr. Klaus sprach nochmals seine Überzeugung aus, dass alles, was geschehe, zum Wohle der vertriebenen Salzburger sein möge. Jeder, der dieser Sitzung beiwohnen durfte fühlte den Ernst und die Aufrichtigkeit des beiderseitigen Wollens. Der Nachmittag war einem Besuch des Schlosses Hellbrunn gewidmet.

 

Am Sonnabendfrüh, ging es wieder ins Land. Durch das Salzachtal fuhren wir St. Johann zur Lichtensteinklamm, aus der die Großarlache kommt, nach Schwarzach, Bad Gastein, Zell am See. Einen Abstecher machten wir nach Bad Reichenhall in Bayern, wo wir mit der dortigen Ostpreußengruppe zusammentrafen. Abends waren wir dann wieder in Salzburg. Der Sonntagvormittag gehörte dem Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Salzburg. Am Nachmittag lebte jeder seinen Neigungen, das heißt man fuhr auf einen Abstecher nach Berchtesgaden, zum Königssee und Watzmann. Man machte Besuche in Salzburger Familien oder ließ sich auf die Feste Salzburg bringen. Der Abend brachte ein äußerst harmonisch verlaufenes Beisammensein mit dem Salzbund. Am Montag streiften wir noch einmal durch die Stadt, gingen noch einmal an der Salzach entlang und sahen immer wieder zu den Bergen hinauf. Am nächsten Tage folgte die offizielle Verabschiedung durch den Landeshauptmann im Chiemseehof. Unser Vorsitzender. Reg.-Baumeister a. D. Modricker, drückte unseren Dank für diese in der herrlichen Landschaft so überaus harmonisch verlaufenen Ferientage durch einige tiefempfundene Worte aus.

 

Rückblickend auf die Salzburger Tage stellen wir fest: Es war nicht nur wieder ein Erlebnis, die alte Heimat der Ahnen zu sehen, wir fanden sie vielmehr so vertraut und schön und hatten zuweilen bei den Zusammenkünften das Gefühl, mit Verwandten zusammen zu sein. Wir, die wir ja unter Salzburger Verwandten und Bekannten in der ostpreußischen Heimat aufgewachsen sind, fanden so viele bekannte und vertraute Gesichtszüge in Salzburg und auf unseren Fahrten, dass uns ein Gefühl des Fremdseins nicht überkam. All die Namen an den Häusern und Geschäften, die Steiner, Bacher, Aumüller und andere sind so vertraut und heimatlich, dass wir oft zweimal hinsehen mussten. Der Kontakt mit den Salzburger Familien war ein herzlicher, und es war nicht nur eine Geste, als eine ostpreußische Salzburgerin ihre Ostpreußennadel herauszog und sie der Gastgeberin mit einem herzlichen Wort ansteckte.

 

Die Tage in Salzburg haben unser inneres Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Sie haben anregend auf unsere Arbeit im Dienste der Salzburger Gemeinschaft gewirkt und hatten ihren Höhepunkt in den Worten unseres Vorsitzenden an den Landeshauptmann in Salzburg: Der Herr segne unsere Arbeit zum Wohle aller. Modricker/Gebauer

 

Salzburger Verein

Geschäftsstelle Bielefeld, Turnerstraße 11, Postscheckkonto Nr. 1452 82. Landsmannschaften Ost- und Westpreußen, Vereinigte Kreisgruppen Bielefeld e. V. Das umfangreiche Verzeichnis der im Jahre 1732 in Salzburg zum Kauf feil stehenden Güter der Emigranten — es enthält 1756 Höfe — haben wir Umdrucken lassen und geben dasselbe an unsere Mitglieder zum Preis von 3,-- DM je Stück plus Portokosten ab, solange der Vorrat reicht. Das Büchlein ist mit seinem umfassenden Namensverzeichnis eine wertvolle Quelle zur Erforschung der Geschichte der Vorfahren und sollte in dem Bücherschatz einer Salzburger Familie nicht fehlen Bestellungen an Reg.-Baumeister a D. Martin Modricker, Senne I, Post Windelsbleiche bei Bielefeld.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Memelkreise.

Es werden, zum Teil aus der Heimat, gesucht:

 

Marie Hoepfner, geborene Thumat, geb. etwa 1895, und deren Kinder Erika Hoepfner, geb.

21.03.1918; Werner Hoepfner, geb. 14.02.1920; Eva Hoepfner, geb. 22. oder 25.11.1922, aus Memel, Kantstraße 31;

 

Max Reichert, aus Memel:

 

Hermann Bertuleit, geb. 29.12.1902, aus Memel, Stadtrat-Suhr-Straße 8, seit März 1945 bei Eberswalde vermisst;

 

Heinrich Petereit, geb. 01.11.1909, aus Matzstubbern, er soll in russischer Gefangenschaft im Juni 1945 in Rothenstein in der Zementfabrik gearbeitet haben.

 

Meldungen oder Hinweise erbittet der Suchdienst der Memelkreise, (23) Oldenburg O., Cloppenburger Straße 302 b.

 

Memel-Stadt

In diesen Tagen ist Frau Elise Riemann, geborene Schleicher, geb. am 31. Januar 1881, aus Memel als Einzelreisende kommend, bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn, Kaufmann Franz Hopp, früher Memel, Libauer Straße, jetzt in Lübeck-Schlutup, Mecklenburger Straße 41, eingetroffen. Sie hat so nach langen Jahren der Trennung ihren 75. Geburtstag, zu dem auch wir herzlich gratulieren, bei ihren Kindern verleben können.

 

Ebenrode (Stallupönen)

Ehemalige Stallupöner Realgymnasiasten und Luisenschülerinnen: Unser Nachrichtenblatt Nr. 4 soll Anfang Februar erscheinen. Wer noch nicht auf unsere Anschriftenliste steht, und es erhalten möchte, sende umgehend seine Adresse an den Unterzeichneten. Wir rüsten uns zum Kreistreffen am 12. und 13. Mai in Kassel; das Schultreffen am 12. wollen wir besonders schön gestalten und bitten um starke Beteiligung.

Mit heimatlichen Grüßen! Euer Dr. Kurt Stahr, Marburg/Lahn; Rückertweg 4.

 

Gesucht wird

Fritz Förster, aus Eydtkau, Lange Reihe.

Rudolf de la Chaux, Kreisvertreter, (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67

 

Königsberg Stadt

Auskunftstelle Königsberg in Duisburg.

Die von Stadtinspektor Neiß geleitete Auskunftstelle Königsberg der Patenstadt Duisburg (Oberstraße, Verwaltungsgebäude) benötigt für ihre Arbeit häufig die amtlichen Veröffentlichungen der ehemaligen Stadtverwaltung Königsberg. Sie ist daher bemüht, die vor der Vernichtung geretteten, heute verstreut aufbewahrten Veröffentlichungen aufzuspüren. Nach Möglichkeit möchte sie diese in die dort angelegte Dienst-Bibliothek einreihen, um stets Unterlagen für Auskünfte zur Hand zu haben. Die bisher gesammelten Schriften enthalten neben Königsberger Statistiken Berichte über die kommunale Arbeit auf den verschiedensten Gebieten, Abhandlungen über den Hafen und das Wirtschaftsleben, Leistungen der Krankenhäuser, auch Angaben über die Kunstpflege und das Schulwesen. Die Auskunftstelle Königsberg bittet alle Landsleute um Hinweise und Unterstützung zum Ausbau dieses wichtigen Schriftenarchivs.

 

Stadtverwaltung Königsberg

Im Einvernehmen mit dem Stadtvertreter von Königsberg, Konsul Hellmuth Bieske, ergeht folgender Aufruf: „Alle früheren Angestellten und Arbeiter der Stadtverwaltung Königsberg und der städtischen Gesellschaften mit einem Dienstantritt nach dem 31.03.1928 werden gebeten, ihre frühere Anschrift, ihre Beschäftigungszeiten und ihre Dienststellen mitzuteilen, um durch ihre Mithilfe die Ansprüche anderer Angehöriger dadurch klären zu können. Die Mitteilungen sind zu richten an „Landsmann Arthur Nitsch, Hamburg 13, Postfach. (Brahmsallee 8.) Wer Antwort wünscht, lege Rückporto bei“.

 

Pr.-Eylau

Am 21. Januar entschlief der Kreisälteste des Kreises Pr.-Eylau Herr v. Saucken-Loschen. Während dreier Jahrzehnte hat er als Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses sowie als Kreisdeputierter seine reichen Kenntnisse und Erfahrungen zur Verfügung gestellt.

Der Kreis wird diesem allseits geachteten und wertvollen Mann stets ein ehrendes Gedenken bewahren.

Für den Kreis Pr.-Eylau v. Elern-Bandels, Kreisvertreter.

 

Johannisburg

Wer weiß etwas über das Schicksal von Frau Ida Dembowski, geb. Spindler, aus Drigelsdorf? Januar 1945 ist sie mit dem letzten Transport bis Rastenburg gekommen, seitdem ist sie verschollen.

 

Frau Else Gardetzki, noch in der Heimat in Johannisburg lebend, sucht ihren Bruder Heinz Gardetzki, geb. 27.11.1928. Auf der Flucht ist er bis Sensburg gekommen, dann ist er verschollen.

 

Auf meinen Aufruf, mir die Anschriften von Landsleuten mitzuteilen, die 1955 aus der Heimat in die Bundesrepublik gekommen sind, habe ich nur eine Zuschrift erhalten. Meines Wissens sind mehrere Landsleute aus der Heimat gekommen, um deren Anschrift ich nochmals bitte.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter, (20) Altwarmbüchen (Hann.)

 

Ortelsburg

Liebe Ortelsburger! Eine Besprechung in Hann.-Münden am 19 Januar hat ergeben, dass in diesem Jahre ein Kreistreffen in der Patenstadt nicht stattfindet. Für die Kreistreffen im Jahre 1956 liegen bisher nachstehende Termine fest:

a) am 20./21. Mai (Pfingsten) in Hannover

b) am 27. Mai in Stuttgart-Feuerbach, Freizeitheim, für alle Kreise des Reg.-Bez. Allenstein — Unsere Landsleute in Süddeutschland werden gebeten, sich auf diesen Termin einzurichten. Insbesondere bitte ich die im Süden der Bundesrepublik wohnenden Ortsvertrauensleute, die keine andere Möglichkeit haben, an anderen Treffen unserer Kreisgemeinschaft teilzunehmen, nach Stuttgart zu kommen, da für sie eine Sonderbesprechung vorgesehen ist.

 

Ferienlager

Das Treffen der Ortelsburger Jugend im Jugenderholungslager Polzerhaken bei Neustadt/Ostsee ist für die Zeit vom 2. bis 16. August 1956 festgelegt. Zur gleichen Zeit werden in diesem Jugendlager vierzig Jugendliche aus Frankreich und vierzig Jugendliche aus Stadt und Kreis Hann.-Münden zur Erholung weilen. Die Unterbringung erfolgt in Vier-Mann-Zelten. Tagesräume in massiven Gebäuden stehen zur Verfügung. Teilnehmer an diesem Jugendtreffen müssen gesund sein. Das schließt nicht aus, dass sie erholungsbedürftig sind. Kranke und in ärztlicher Behandlung stehende Jugendliche können an diesem Ferienlager nicht teilnehmen. — Sobald die endgültige Einberufung erfolgt, muss eine Bescheinigung über die Zugehörigkeit der Eltern oder der Jugendlichen selbst zu einer Krankenkasse oder zu sonstigen Versicherungsträgern beschafft werden. Diese Bescheinigung wird benötigt, wenn ein Jugendlicher im Lager erkrankt oder einen Unfall hat.

 

Für die Jugendlichen, die aus dem Süden, Westen, Norden der Bundesrepublik kommen, besteht die Möglichkeit, für die Anreise bis Hann.-Münden bzw. bis zu einer Station an der Strecke Hann.Münden-Neustadt Ostsee bei einer Teilnehmerzahl von sechs Personen eine 50-prozentige Fahrpreisermäßigung zu erlangen.

 

Anmeldungen zu diesem Jugendtreffen gehen bereits laufend ein.Aus den bisherigen Zuschriften der Jugendlichen spricht viel Freude und Erwartung. So heißt es in einem Briefe „… Wenn ich wirklich an diesem Ferienlager teilnehmen könnte, wäre ich sehr froh, denn bis jetzt hatte ich noch nicht Gelegenheit, Jungen oder Mädel in meinem Alter aus unserem Heimatkreis kennenzulernen“. — Weitere Anmeldungen für das Ferienlager werden noch entgegengenommen.

 

Und wieder grüßen wir in herzlicher Freude und Verbundenheit unsere soeben aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Landsleute:

 

Leopold Reith, geb. 06.11.1920, früher Montwitz, und

Gustav Kapteina, geb. 17.03.1901, früher Neu-Keykuth.

 

Ebenso herzlich begrüßen wir die im Zuge der Aussiedlung aus dem Heimatkreis Ortelsburg in Westdeutschland eingetroffene

Frau Ida Ladda, geb. 22.12.1912. früher Gr -Jerutten, mit ihren Kindern Manfred Ladda und Edelgard Ladda.

 

Brenk, Kreisvertreter, Hagen (Westf.), Elbersufer 24.

 

Osterode

Gesucht werden:

 

Adolf Rex, Leip;

 

Witwe Gajewski, Leip;

 

Frau Olga Rieger, Lehrerin a. D., Osterode, Artilleriestraße,

 

Frau Martha Mett, Osterode;

 

Karl Sander, Osterode. Drewenzstraße 5;

 

Geschwister Maria Kneffel und Bruno Kneffel, zuletzt tätig gewesen als Brennereiverwalter in Nadrau;

 

Bauer Gustav Kraschinski, geb. 06.07.1900, aus Mühlen;

 

Frau Auguste Jost, geb. Lucka, früher Sabangen;

 

Frau Berta Grams und Kinder Elfriede Grams, Inge Grams, Margot Grams, Helga Grams;

 

Frau Luise Sakowitz, aus Warglitten bei Hohenstein, und Kinder Elisabeth Sakowitz, Bruno Sakowitz,  Erich Sakowitz, und Oberfeldwebel Paul Sakowitz;

 

Eduard Naraleit, Osterode;

 

Gustav Palke, Osterode;

 

Otto Kloppotek; Buchwalde;

 

Richard Mertins, Gr.-Altenhagen bei Liebemühl,

 

August Domnick, Henriettenhof bei Osterode;

 

Bauer Emil Kiehl, Buchwalde;

 

Familie Rupietta, Taulensee;

 

Lewalski, Osterode, Jakobstraße, Eisenbahnbeamter;

 

Frau Schlicht, Osterode, Bahnhofquerstraße 4;

 

Horst Basner, Osterode, Kirchhofstraße 3;

 

Hanni Bolz, Osterode, Sendenhauptstraße;

 

Annaliese Blum, Buchwalde;

 

Erna Diskowaski, Buchwalde;

 

Elfriede Quas, Buchwalde;

 

Franz Behrendt, Güntlau bei Marwalde. —

 

Meldungen erbeten an: v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Hamburg 21, Schrötteringksweg 14.

 

Gesucht werden folgende Landsleute, da Post an sie mit dem Vermerk „unbekannt verzogen" zurückkam:

 

Böttcher, Nienburg Weser; Stadtinspektor

Joh. Brasch, Waltrop. Westf.;

Pastor Brombach. Kiel;

L. Buntebart, Paderborn;

Frau E. Gafewski. Witten/Ruhr;

Gorzitza, Gevelsberg;

Frau Groneberg, Burgdorf Hann.;

Konrektor Hawranke, Bochholz/Westf.;

Frau E. Kaminski, Großostheim/Ufr.;

Kaufmann, Wetzlar;

Kemmeries; Kassel;

Prof. W. Kirsch, Kiel;

Knopf, Bonn;

E. Kyewski, Homberg/Ndrh.;

G. Löwin, Langenberg Rhld.;

Frau Meinke, Seelze/Hann.;

Mrongowius, Gelsenkirchen-Buer;

A. Porsch, Rockenhausen/Pfalz;

B. Raabe, Geisweid, Kreis Siegen;

P. Seega, Duisburg-Harnborn;

W. Seega, Walsum;

Frau Stahnke, Herne;

Stetza, Koldenbüttel;

Fr. E. Tarrach, Bremen;

Voß, Wentorf bei Reinbek.

 

Anschriften bitte an Dr. Kowalski, (24b) Schülp über Nortorf.

 

Seite 7   Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht …

Auskunft wird erbeten über …

 

Willi Lettau, geb. am 23.09.1928, früher wohnhaft gewesen in Schippenbeil, Kreis Bartenstein, Raiffeisenstraße 10; er wurde im März 1945 verschleppt und zuletzt im Gefängnis in Insterburg gesehen.

 

August Urban und Frau Emma Urban, geborene Höldtke, aus Loten, Kreis Tilsit-Ragnit, seit 1945 vermisst.

 

Familie Friedrich Schmidt, aus Barden, Post Paleiten (Memelland).

 

Eva Scharf, geboren am 22.01.1912, zuletzt wohnhaft gewesen in Goldap, Gartenstraße 1

 

Pol.-Meister der Kraftfahrstaffel (Werkstatt) Fritz Stolzki, aus Königsberg, Böttchershöfchen.

Franz Scheffler, geboren am 04.04.1904 in Braunsberg, zuletzt wohnhaft gewesen in Königsberg-Charlottenburg, Charlottenburger Straße (Lackierer bei der Kraftfahrstaffel der Schutzpolizei), und Obw. der Schutzpolizei Königsberg Hans Syska, wohnhaft gewesen in Königsberg, General-Litzmann-Straße (Polizei-Kaserne)

 

… Hauptfeldwebel Willi Franzke, Feldwebel Rudi Brosowski und Leutnant Alfred Stube, Einheit 3. Kompanie Inf.-Regiment 3 Mohrungen.

 

Gustav Goldberg, Bauer aus Schlömpen, Kreis Rastenburg, geboren am 18.08.1864, Goldberg blieb auf der Flucht in einem Hilfslazarett in Stutthof bei Danzig zurück.

 

Die Eheleute Rudolf Bordasch, geboren am 05.11.1877 in Pillau, und Luise Bordasch, geborene Spielmann, geboren am 17.10.1880, wohnhaft gewesen in Königsberg, Hoffmannstraße 5/6a. Der Ehemann soll verstorben sein? Seine Ehefrau soll zuletzt in Königsberg-Ponarth gewohnt haben.

 

Benno Broszonn, geboren am 10.01.1900, aus Kastaunen, Post Seckenburg, Kreis Elchniederung. Wurde am 20.02.1943 in Marianowka, 10 km nordwestlich Rowno, mit seinem Unteroffizier, Grüner, aus Fürth i. B. von Partisanen verschleppt. Letzte Anschrift: Stalag 360, Kommandant, Br. B. Nr. 547/43

 

… Obergefreiter Fritz Kassemekat, geboren am 08.01.1907 in Langenfelde, Kreis Schloßberg, Zivilberuf: Tischler, Kol. 8/201, Feldpostnummer 27 644, Kolonnenführer hieß Tomaschewski. Letzte Feldpostnummer 24 193 vom 21.03.1945

 

Gesine Koslowski und Berta Koslowski, geborene Kohn, beide etwa 70 Jahre alt, aus Königsberg, Palvestraße, zuletzt gesehen: 1945 vor der Flucht aus Ostpreußen.

 

Fritz Hoffmann und Johanne Hoffmann, geborene Kohn, beide etwa 65 Jahre alt, aus Kreuzburg, Ostpreußen, Dammstraße. Zuletzt gesehen 1945 vor der Flucht aus Ostpreußen.

 

Gustav Färber, geboren am 05.01. etwa 1880, Minna Färber, geborene Bolien oder Bollen, geboren am 11.01. etwa 1884. Ernst Färber, geboren am 20.02.1920, Charlotte Färber, geboren am 24.02.1922. Siegfried Färber, geboren am 18.01.1924 und Hannelore Färber, geboren am 14.06.1926. Letzter Wohnort Angerburg.

 

… Gefreiter Erich Hirsch, geboren am 06.10.1925 in Laptau, Kreis Samland. Heimatanschrift: Ostseebad Cranz, Plantagenstraße 1. Feldpostnummer 26 026 C. Eingesetzt bei der 2. Panzer-Abteilung, Panzer-Brigade 104; seit dem 06.09.1944 vermisst.

 

Ernst Zimmermann, aus Maggen, Kreis Heiligenbeil. Im März 1945 von den Russen verschleppt; seitdem fehlt jede Spur.

 

Walter Klein und Frieda Klein nebst Söhnen Erwin Klein und Kurt Klein, aus Königsberg, Am Ausfalltor 4.

 

Eva Schreiber, geboren am 01.01.1928 in Königsberg. Letzter Wohnort: Rastenburg, Sensburger Straße 8. Wurde dort am 14.03.1945 von den Russen verschleppt. Wer kann Auskunft geben?

 

… Stabsgefreiter bei der Artillerie Willi Bruno Okat (Sporgat), geboren am 21.03.1920 in Rudminnen, Kreis Schloßberg. Zivilberuf Landwirt. Letzte Feldpostnummer 25 936 C; Letzte Nachricht im März 1945.

 

Walter Loxeit, geboren etwa 1900, aus Ostpreußen. Er soll im Jahre 1930 in Tilsit gewohnt haben.

 

Frau Emma Faust, geborene Broedenfeld, geboren am 16.01.1885, aus Rastenburg, Hindenburgstraße 19

 

Hans Seelig, geboren am 07.07.1918 in Königsberg, zuletzt wohnhaft gewesen Palmnicken.

 

Gerhard Spill, geboren am 15.07.1929, aus Heilsberg, Ziethenstraße 24. Er soll am 07.02.1945 von den Russen verschleppt worden sein.

 

Fritz Bleihöfer, geboren am 02.04.1902 in Grünhaus, und dessen Ehefrau Helene Bleihöfer, geborene Osterod. Zuletzt wohnhaft in Gumbinnen-Annahof, Hans-Sachs-Straße 9.

 

… den Lackierermeister Fritz Wittmann aus Königsberg, heute etwa 52 bis 55 Jahre alt. 1939 zur Wehrmacht eingezogen.

 

… Brauereibesitzer Krech, aus Goldap.

 

Frau Bertha Neumann, aus Schönfeld, etwa 86 Jahre alt. Frau Neumann ist auf der Flucht im Juni 1945 mit Frau Kurpat bis Zitzefitz, Kreis Regenswalde gekommen. Wo befindet sich Frau Kurpat?

 

… die nachstehend aufgeführten ehemaligen Beamten des Zuchthauses Wartenburg: Betriebsleiter Franz Gindler, die Oberwachtmeister Otto Hermann, Helmut Kissau, Josef Klein, August Krukowski, Franz Nowak, Johann Rautenberg, den ersten Maschinenmester Max Rentsch, den ersten Hauptwachtmeister Gustav Runhard, Hauptwachtmeister Gustav Schidlowski und Oberwachtmeister Eduard Weiß.

 

Hans Packheiser, geboren am 21.03.1909 in Lawsken bei Königsberg und seine Ehefrau Gertrud Packheiser, geborene Mohr, sowei deren fünf Kinder.

 

Albert Migowski, geboren am 10.08.1898, und seine Tochter Irmgard Migowski, geboren am 28.07.1923, aus Eckersdorf, Kreis Mohrungen; sie wurden im Februar 1945 von den Russen verschleppt.

 

… Oberregierungsrat Hans Wilden, vermutlich in Königsberg geboren; er hat dort studiert.

 

Ernst Slawitzki, geboren am 10.08.1921 (schwachsinnig), ist bei Familie Theophil, Parschen bei Schirwindt, Kreis Schloßberg, als landwirtschaftlicher Gehilfe tätig gewesen; im April 1945 von den Russen verschleppt.

 

Lothar Guddat, geboren am 14.04.1925 in Fischhausen. Schütze der 6. Kompanie im Grenadier-Regiment 503. 290. Inf.-Div., Feldpostnummer 21 398 C. Am 14.09.1944 in russische Gefangenschaft geraten. Dann kamen die Gefangenen nach dem Lager Sjastroj (7213/3) auf einer kleinen Insel im Ladogasee.

 

Gertrud Guddat, geboren am 20.10.1898 in Allenstein. Zuletzt wohnhaft Insterburg, Belowstraße 6. Zivilberuf: Lehrerin. Noch im Januar 1945 in der Flüchtlingsvolksküche in Insterburg tätig gewesen.

 

… Lehrerfrau Metuschat, aus Insterburg, Belowstraße.

 

Paul Jablowski, geboren am 11.05.1890 in Wormditt, Kreis Braunsberg. Heimatanschrift: Königsberg, Artilleriestraße 26 ptr., beschäftig im RAW Königsberg Ponarth als Werk-Sanitäter. Verschleppt nach Pr.-Eylau (Lager).

 

Hedwig Gehrmann, geborene Pitowski, geboren am 11.05.1909 in Wormditt. Heimatanschrift: Wormditt, Kreis Braunsberg, Elbinger Straße 33.

 

Frieda Schinske, geborene Doering, geboren am 08.08.1916 in Kampenau, Kreis Marienburg, zuletzt wohnhaft in Marienwerder, Grünstraße 4.

 

Johanna Samlowitz, geborene Doering, geboren 1913 in Kampenau, Kreis Marienburg, zuletzt wohnhaft: Hermsdorf, Kreis Preußisch Holland.

 

Ernst Doering, geboren am 16.09.1919 in Kampenau, Kreis Marienburg. Unteroffizier im Grenadier-Regiment 96

 

Vorname unbekannt, Fink, geboren etwa 1873, Zivilberuf: Landwirt (Gutsbesitzer) Heimatanschrift: Umgegend von Königsberg.

 

Karl Frank, geboren etwa 1895. Zivilberuf: Landwirt. Heimatanschrift: Umgegend von Königsberg. Als Oberleutnant bei Stalingrad vermisst.

 

Kurt Riemer, geboren etwa 1882, Forstbeamter in der Gegend Niedersee. 1939 Polenfeldzug als Oberleutnant mitgemacht. Anschließend von der Wehrmacht entlassen.

 

Frau Lina Neumann, geborene Rieck, geboren am 28.02.1878, und ihre Tochter Frieda Herzberger, geborene Neumann, aus Königsberg-Schönfließ, Gartenstraße.

 

… Obergefreiter Werner Miller, geboren am 27.10.1901, aus Königsberg-Ponarth, Palvestraße 2. Letzte Feldpostnummer 96 100 T. Er soll Anfang 1945 als Gefangener auf dem Bahnhof in Insterburg gesehen worden sein.

 

Margaretha Petza, geborene Kreidner, geboren am 09.04.1920 in Wormditt, und ihren Sohn Frank Jürgen Petza, geboren am 15.09.1944, aus Königsberg-Ratshof, Arendtstraße 15

 

Hedwig Kreidner, geboren am 14.09.1925 in Wormditt, zuletzt wohnhaft in Wormditt, Gustav-Adolf-Straße 31

 

Anna Gennrich, geborene Henseleidt, geboren am 27.10.1898, und deren Töchter Lisbeth Gennrich und Erna Gennrich sowie deren Söhne Horst Gennrich und Heinz Gennrich, aus Eydtkau, Kreis Ebenrode.

 

Käthe Kerkau, geboren am 30.07.1881, zuletzt wohnhaft in Königsberg, Claaßstraße 23a, bei Frau Coehn, vermisst seit dem 07.04.1945.

 

Karl Reimann, geboren am 25.04.1918, aus Augstumalmoor bei Heydekrug, letzte Feldpostnummer 24 154 B. Er wird seit dem 14.01.1942 bei Krasni-Poselok vermisst.

 

die Familien Kollecker, Riek, Radosch, Pollakowski, Moritz, Gronmeyer und Krieger, aus Goldap, Blumenstraße 22 bzw. Töpferstraße 28

 

Johann Skrzyppek, geboren am 25.03.1882, aus Martinshagen, Kreis Lötzen.

 

Frau Pfarrer Grämer, aus Bilderweitschen, Kreis Stallupönen, Luise Franz oder Elise Franz, aus dem Kreise Insterburg und Frau Adomeit oder Adomat, ebenfalls aus dem Kreise Insterburg.

 

… Töpfermeister Lakaschuß, aus Rastenburg

 

Hermann Hamann, Angestellter der Stadtverwaltung Wehlau, wohnhaft gewesen Pregelstraße.

 

Wilhelm Fratzik, geboren am 07.06.1903 in Glodowen, aus Spirdingshöhe, Kreis Johannisburg. Er soll Mitte Februar 1945 nach dem Ural verschleppt worden sein.

 

Adolf Papies, geboren am 30.03.1899 in Pogobien, aus Klein-Spirdingshöhe, Kreis Johannisburg. Er soll Mitte Mitte Februar nach dem Ural verschleppt worden sein.

 

Otto Papies, geboren am 26.05.1929 in Glodowen, aus Klein-Spirdingshöhe, Kreis Johannisburg. Er soll im März/April 1945 verschleppt worden sein.

 

Helene Pesch oder Tesch, geborene Tautorat, geboren am 13.12.1913 in Bendigsfelde, früher vermutlich in Pamletten, Kreis Tilsit-Ragnit, wohnhaft gewesen.

 

Erich Schroeb, geboren am 17.06.1930 in Blumenbach, Kreis Insterburg. Im Juli 1945 soll er von den Russen aus Kahlau, Kreis Mohrungen, verschleppt worden sein.

 

… San.-Uffz. Erich Hömpler, aus Sensburg, vermisst seit Januar 1945. Letzte Anschrift: 5. San.-Ers.-Abt. 1, Görnau bei Litzmannstadt.

 

August Söllner, geboren am 30.10.1902, seine Ehefrau Anna Söllner, geborene Gellfahrt, und deren Tochter Erna Söllner, geboren 1942 oder 1943, aus Seewiesen bei Löwenhagen, Kreis Königsberg.

 

Fritz Burba, aus Tapiau, Wasserbauamt. Er wurde am 17.04.1945 im Samland bei Groß-Heydekrug von seiner Ehefrau getrennt. Angeblich sollen die Männer damals in ein Lager in Carmitten gebracht worden sein und auf dem Flugplatz in Powunden gearbeitet haben.

 

August Steffen, geboren am 11.09.1888 in Glottau, Kreis Heilsberg. Er soll Anfang Februar 1945 in das Lager Zichenau gekommen und später nach Russland verschleppt worden sein.

 

die Schwestern des Otto Stasch, geboren am 18.05.1924 in Angerburg.

 

die DRK-Schwester Charlotte Schmidt, aus Eydtkau, etwa 50 Jahre alt, während des Krieges auf der DRK-Stelle des Bahnhofs Eydtkau tätig gewesen.

 

Siegfried Schultz, geboren am 18.10.1927 in Stettin, wohnhaft gewesen in Zinten, Wilhelmstraße 8. Panzerjäger Großdeutschland, Feldpostnummer 27 108 T. Letzte Nachricht aus dem Einsatz in der Gegend Zinten, Ende Februar 1945.

 

Werner Pitt, geboren am 13.11.1926, aus Tilsit-Waldkrug. Er befand sich zuletzt bei der Aufklärungs- und Kavallerie-Schule, Lehrgang III, in Bromberg. Die letzte Nachricht stammt vom 18.01.1945

 

Werner Funk, Sohn des verstorbenen Zahnarztes Dr. Funk, aus Königsberg, Vorderroßgarten. Funk hat dem Königsberger Regiment Nr. 1 angehört, ist Anfang 1944 etwa vier Monate in Wuppertal in Quartier gewesen, von hier rückte das Regiment an die Westfront.

 

Franz Venohr, Landwirt, geboren am 14.07.1859, aus Deutsch-Thierau, Kreis Heiligenbeil. Er war bettlägerig und konnte sich nicht auf die Flucht begeben.

 

Rudolf Werner, geboren am 10.05.1899, aus Dösenbruch, Kreis Heiligenbeil. Er soll im Frühjahr 1945 in Gr.-Dirschkeim, Kreis Fischhausen gewesen sein. Seitdem fehlt jede Spur.

 

Frau Olga Riegner, geborene Sellnik, geboren am 05.03.1877, aus Tilsit, Jägerstraße 14. Sie wird seit dem 14.07.1945 in Wüstewaltersdorf, Kreis Waldenburg, Schlesien, vermisst.

 

Dora Eisenblätter, Postangestellte, geboren etwa 1925, aus Bartenstein, vermisst seit dem 15.01.1945

 

Heinz Hoffmann, geboren am 29.12.1919, aus Angerburg. Er ist bei seinen Pflegeeltern, Familie Smoktun, in Butschen bei Angerburg aufgewachsen. Im Jahre 1947 soll er aus französischer Gefangenschaft heimgekehrt sein.

 

Willi Herpell, geboren am 09.11.1898, aus Lyck. Er befand sich zuletzt beim Festungspionierstab Warschau, Felspostnummer 26 291. Die letzte Nachricht stammt vom 13.01.1945

 

Hugo Wirdel, geboren am 02.03.1895, und seine Ehefrau Hedwig Wirdel, geborene Armborst, geboren am 07.01.1903 aus Wormditt, Kreis Braunsberg (Friseurgeschäft.)

 

Seite 7   Bestätigungen

Wer kann bestätigen, dass Hermann Karkowski, geb. am 24.01.1902 in Delbgienen, Kreis Fischhausen, von 1918 bis 1936 als Melker in Wundlacken bei Königsberg (Arbeitgeberin: Fürstin zu Dohna), bis 1937 als Melker in Prappeln bei Königsberg (Arbeitgeber: Emil Neumann), von 1937 bis 1939 in Cranz, Kreis Fischhausen, als Kraftfahrer tätig gewesen ist und für die Zeit der Tätigkeit ordnungsgemäß Beiträge zur Invalidenversicherung abgeführt wurden?

 

Wer kann bestätigen, dass Elisabeth Hansen  aus Königsberg, Feldstraße 1, im April 1945 von den Russen verschleppt wurde, bis März 1947 in Brest Litowsk im Gefangenenlager war und von dort in ein Arbeitslager nach Tilsit kam? Die Bestätigungen werden zur Erlangung der Spätheimkehrerentschädigung benötigt. Die Entlassung aus der russischen Gefangenschaft erfolgte im September 1948.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen in Hamburg 24, Wallstraße 29.

 

Seite 7   Suchanzeigen

Gesucht werden: Alfred-Otto Burrack, geb. 28.10.1927 in Perlswalde. Ostpr., eingezogen am 01.09.1944 in Prag, Waffen-SS, Div. „Hitlerjugend", FP-Nr. 991 152, letzte Nachr. Weihnachten 1944 aus Deutschland: Heinz-Robert Burrack, geb. 31.05.1929 in Steinwalde, Ostpr., ehem. Königsberger Musikschüler, Heimatanschr. für beide: Steinwalde. Ostpr. Wer kann die Anschr. v. Angehörigen eines Herrn Hilmar Prange, Mitschüler von Heinz, mitteilen? Wagner, Paul, geb. 16.01.1922 in Grafenort, Ostpr., letzte; Heimatanschr. Ahrau b. Nordenburg, Ostpr. FP-Nr. 23 382 D, Ob-Gefr., letzte Nachr. Scherojewo, Rückmarsch von Griechenland. Wer kennt das Schicksal des alten Glöcknerehepaares Gottfried Burry und Auguste Burry, geb. Frank, aus Schwalbental (Jodlauken), Ostpr.? Nachr. erb. Robert Burrack, Bottrop, Westf., Giesenfort Nr. 6.

 

Arthur Bethke, geb. 04.01.1891 in Wackern, Kreis Pr.-Eylau, Landwirt u. Stellmacher, wohnhaft in Redden, Kreis Bartenstein, von dort v. d. Russen verschleppt. Frau sowj. bes. Zone, wird gesucht von seiner Schwester Hedwig Bethke, Fischbeck (Weser) üb. Hameln.

 

Gesucht werden Frau Agnes Fabian, geb. Bankmann, geb. 22.10.1915 zu Stobingen. Heimatanschr. Hirschflur, Kreis Tilsit-Ragnit, Fräulein Eva Stark, geb. 1928, aus Rautenburg (Grafschaft), Kr. Elchniederung, Ostpr., Herr Albert Mickoleit, aus Hirschflur, Kreis Tilsit-Ragnit. Nachr. erb. Ewald Herm. Bankmann, Wuppertal-Beyenburg, Herbringhausen 17.

 

Suche Frau Minna Hoffmeister, Königsberg Pr., Blücherstr. 16. Fr. Emma Domscheit, Königsberg. Haberberger Neue Gasse "22, jetzt Glückstadt Elbe, Rosengang 3.

 

Königsberger! Suche meinen Sohn Kurt Hübner, geb. 07.07.1930, Königsberg, Löben, Langgasse 42. Letzte Nachricht Juli 1947. Nachr. erb. Frau Martha Hübner. Schiltach, Schwarzwald, Schenkenzeller Straße 45.

 

Gesucht wird Bruno Klink, geb. 21.04.1925, Wormditt, Kr. Braunsberg, Ostpr., Eberhardt-v.-Neiße-Straße 60. Letzte Nachr. 1945 Vorort Libau, Litauen. Nachr. erb. August Klink, Limbach. Rhld.-Pfalz, b. Kirn, Kr. Kreuznach.; Wer weiß etwas über seinen Verbleib? Unkosten werden erstattet.

 

Suche dringend: Maria Knies, fr. Lyck Ostpr. 1938 Schwester im Standortlazarett Insterburg/Ostpr. Nachricht erb. Elsa Henseleit, Stade/Elbe, Beguinenstr. 1, früher Johannisburg Ostpr.

 

Mit Foto: Achtung, Russlandheimkehrer! Wer kann Ausk. geben über meinen Vater. Wachtm. August Krüger, geb. 02.01.1898, Heimatanschrift Lyck, Abbau, Stradauner Straße, letzte Nachr. am 12.01.1945 aus Miltau, Kr. Lyck, Ostpr.? Nachr. erb. Arthur Krüger, jetzt Heubach, Württbg. Friedrieh-Hölderlin-Str. 1. Unkosten werden ersetzt.

 

Wer kann Ausk. geben üb. meinen Schwiegersohn, Kurt Paul, Gefr., geb. 26.09.1906 in Königsberg Pr., ehem. FP.-Nr. 46 863, vermisst am 22.07.1944 im Raum um Lemberg? Nachr. erb. Joh. Kallwies, Hamburg-Harburg, Reeseberg, Osterbohm 51.

 

Heinz Schulrat geb. 16.03.1925 in Schulzenhof, Kr. Insterburg, Ostpreußen, FPNr. 32 899 B, vermisst Juli 1944. Nachr. erb. Otto Tuttlies, Oberhausen - Buschhausen, Westmarkstraße 48.

 

Foto: Gesucht wird Edith Laaser, geb. 16.01.1923, 1945 von Lauenburg, Pommern verschleppt. Nachricht erbittet Wilhelmine Laaser, Rockenhausen, Friedhofstraße 16. Früher Peterswalde, Ostpreußen

 

Achtung. Heimkehrer! Wer weiß etwas über das Schicksal unseres vermissten Sohnes August Tietz, geb. 25.07.1921 in Kaschaunen, Kr. Braunsberg, Ostpr., war Obgefr., vermisst seit 17.08.1944 in Russland bei Riga? Nachricht erb. Familie August Tietz, Schmiechen, Kreis Ehingen Donau (Württ).

 

Achtung, Heimkehrer! Wer weiß etwas, über den Verbleib meines Mannes, .Obgefr. Otto Witte, geboren am 01.10.1909, Wohnort Neu-Kykuth, Kr. Ortelsburg, Ostpr.? Letzte FP-Nr. 22 579, letzte Nachr. 16.08.1944 aus Rumänien. Nachr. erb. Fr. L. Witte, Friedrichsgabe, Schwalbenstieg 22, Post Harksheide, Bez. Hamburg.

 

Seite 8   Familienanzeigen

Die Verlobung unserer ältesten Tochter Susanne Petereit mit Herrn Rolf Hüsselmann beehren wir uns anzuzeigen. Franz Petereit und Frau. Bünde, Westf., Eschstr. 47. Früher: Insterburg, Rossitter Weg 22. Demsk Mielau, Südostpreußen. Weihnachten 1955.

 

Susanne Petereit, Rolf Hüsselmann, Verlobte. Wuppertal-Elberfeld. Weihnachten 1955

 

Die Verlobung meiner Tochter Marion Brockhaus mit Herrn cand. Med. Walter Fürst beehre ich mich anzuzeigen. Frau Margrit Brockhaus, geborene Riechert. Gr.-Lenkuk, Kreis Angerburg. Dortmund, Neuer Graben 103. 27. Januar 1956.

 

Marion Brockhaus. Walter Fürst. Verlobte. Buchen Odenwald. 27.01.1956

 

Ihre Verlobung geben bekannt. Christel Nassowitz, Dortmund, Stahlwerkstraße 17. Früher: Iwenberg, Kreis Schloßberg. Dieter Heyden, Witten Schnee. Januar 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Adalbert Schalin, Komponist, Berlin-Wilmersdorf, Nassauische Straße 65a. Isolde Schalin, geborene Lack, Braunschweig. Früher Neukirch

 

Ihre Verlobung geben bekannt. Dorothea Schilling, Saalfeld, Ostpreußen, jetzt Duisburg, Rhld. Oberstraße 42. Werner Zadrosny, Bischofsburg, Ostpreußen. Jetzt: Duisburg, Rhld., Neue Marktstraße 3

 

Wir haben geheirate. Klaus Schorlepp. Erika Schorlepp, geborene Stößer. Früher Wehlau, Ostpreußen, Kirchenstraße 5. Jetzt Einfeld, Weidestraße 38. 07.01.1956

 

Als Vermählte grüßen. Herbert Giebmanns. Thea Giebmanns, geborene Gronwald. Jetzt Krefeld, Gladbacher Straße 162. Früher: Nordenburg, Kreis Gerdauen.

 

Allen Freunden, Verwandten und Bekannten liebe Grüße für das kommende Jahr. Hoffe von einem von Euch ein Lebenszeichen zu erhalten. Frau Frida Stockfisch, Königsberg, Lieper Weg 39, jetzt Lingen Ems/Langscheidsweg 37

 

Die Vermählung ihrer Tochter Rosemarie Steputat mit Herrn Pär Olaf Valden, Trelleborg, Schweden, Nara Valgatan 8. Weihnachten 1955. Und und ihrer Tochter Johanna Steputat mit Herrn Hans Mähner, Oberaudorf, Kreis Rosenheim, Bayern. Juli 1955, geben bekannt: Fritz Steputat und Frau Friederike, geb. Müller. Mandeln, Kreis Samland, jetzt Tiefenthal b. Wörth a. Donau

 

Am 31.01.1956 feierten wir unser 25-jähriges Geschäfts-Jubiläum und unsere Silberhochzeit. Aus

diesem Anlass grüßen wir unsere lieben Bekannten aus der Heimat sowie unsere alte Belegschaft recht herzlich. Fritz Bussat und Frau Gerda Bussat, Ziegelei Muntau, Kr. Sensburg, jetzt Ziegelei Barmstedt in Holstein

 

Am 13. Februar 1956 feiert unser lieber Vater, Großvater und Schwiegervater, Mittelschullehrer i. R. Hans Thimm, früher Heiligenbeil, Ostpreußen, jetzt Kiel-Elmschenhagen, Klosterweg 7, seinen 75. Geburtstag. Viel Glück und beste Gesundheit wünschen die Kinder und Enkelkinder

 

Am 07.02.1956 wird unser lieber Vater Herr Richard Geyer, aus Königsberg Pr., Neuer Luisenfriedhof, jetzt Wolfsburg, Klieverhagen 20, 60 Jahre alt. Wir gratulieren herzlichst. Helmut Geyer, Bau-Ing., Toronto. Kanada. Eva Zeeck, geb. Geyer, Hildesheim, Krähenberg 4

 

Herzliche Glückwünsche, lieber Vater, zu Deinem 71. Geburtstag. Wir wünschen Dir Genesung und Gesundheit Deine Kinder Witzke. Stirnlauken, Kr. Schloßberg, jetzt Lübeck, Burgkoppel 15

 

Nach langjähriger schwerer Krankheit starb am 25.12.1955 mein lieber Mann, unser guter Bruder, Schwager und Onkel, der Kaufmann Albert Fuhrmann im 64. Lebensjahre. In stiller Trauer: Maria Fuhrmann geb. Lengning und alle Anverwandten. Früher Königsberg Pr. Lange Reihe 9. und Cranz, jetzt Kirchlengern, Kr. Herford (Westf)

 

Einsam, von seinen Angehörigen getrennt, starb am 22. Januar 1956 nach schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren unser lieber Vater, Schwiegervater, Groß- und Urgroßvater, Herr Friedrich Skrotzki. Er ruht in der Heimaterde in Lötzen, Ostpreußen. Im Namen aller Hinterbliebenen: Paul Skrotzki.  Früher Gneist und Lötzen Ostpreußen, jetzt Stuttgart-W. Bismarckstr. 46

 

Am 20. Januar 1956 entschlief sanft nach schwerem Leiden unser lieber Vater, Schwieger-, Groß- und Urgroßvater Otto Schönhoff, im vollendeten 77. Lebensjahre. Die trauernden Hinterbliebenen: Paul Schmidt und Frau Anna, geb. Schönhoff, Wriedel 37, Kr. Uelzen, früher Pr.-Eylau, Ostpreußen. Willy Stern und Frau Ella, geb. Schönhoff, Freiburg i. Brsg., Breisacher Straße 183, früher Sollnicken, Ostpreußen

 

Nach kurzen Leiden entschlief heute unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter Ida Bachler, geb. Podschun im 78. Lebensjahre. In stiller Trauer: Emil Bachler und Frau Maria, geb. Bönisch. Eduard Bachler und Frau Elisabeth. Fritz Alsdorf und Frau Ida, geb. Bachler. Minna Pelzner, geb. Bachler. Helene Krause, geb. Bachler nebst Enkelkindern, früher Kiesdorf, Kreis Schloßberg, jetzt Bordesholm Langenheisch, den 26. Januar 1956

 

Am Neujahrsmorgen verschied nach kurzer schwerer Krankheit unerwartet meine liebe Frau Johanne Janz geb. Janz, im 59. Lebensjahre. Sie ruht fern der geliebten Heimat in Backnang. In tiefer Trauer

Leo Janz, Kurvensee, Kr. Elchniederung, jetzt Backnang (Württ), Mennostraue 8

 

Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Psalm 126, 5 und 6. Am 12. Januar 1956 entschlief sanft und in Frieden unsere liebe Mutter, Großmutter und früher gewesene Schwiegermutter, Witwe Erdmuthe Wilkeit geb. Kaireit, aus Gilge-Kampe, Kreis Labiau, Ostpreußen, jetzt Bremerhaven-Surheide im 88. Lebensjahre. Sie wird betrauert von ihren Kindern, Enkeln, Verwandten und Bekannten. Im Namen aller Hinterbliebenen: Helga Wilkeit Schleswig, Neufelder Weg 10

 

Am 20. Januar 1956 ist nach längerer Krankheit unsere liebe Kusine und Tante, Schwester i. R. Anna Zander, fern ihrer ostpreußischen Heimat, in Farge bei Bremen im Alter von 81 Jahren heimgegangen. In Namen aller Verwandten: Arthur Ignée, Major a. D., Kamen i. Westf., Unnaer Straße 157

 

Rest der Seite Bekanntschaftsanzeigen, Reklame

 

Seite 9   Zwei Fotos.

Breit und majestätisch zieht der Memelstrom seine Bahn, Lebensader des nördlichen Teiles unserer Heimatprovinz. Drei- bis viertausend Holztriften kamen vor dem Ersten Weltkrieg in jedem Jahr die Memel herab nach Tilsit; 1913 waren es über, zwei Millionen Festmeter. Zahlreiche Schneidemühlen am Strom und in Memel verarbeiteten diesen Holzreichtum. Die Zellstoff-Fabrik Waldhof in Tilsit, von der wir eine Luftaufnahme links oben im Bild sehen, war die zweitgrößte Produktionsstätte für Zellstoff in Europa. Sie beschäftigte 1800 Menschen. 1937 stellte sie 94 000 t Zellstoff her; die Papiereizeugung betrug jährlich 14 000 t. Die Sowjetunion hat nach der Besetzung diese Fabrik wieder in Betrieb gesetzt; sie arbeitet in mehreren Schichten. — Rechts eine Aufnahme, wie sie für den Memelstrom einst typisch war: ein segelnder Boydak, er fährt stromauf, und er befindet sich gerade kurz vor der Luisen-Brücke in Tilsit; unter der Brücke rechts kann man noch den Schloßberg erkennen. Boydaks segeln heute nicht mehr auf dem Strom; die Russen arbeiten nur mit Schleppzügen.

 

Seite 9   Zwei Fotos.

Unsere Aufnahmen unten: Der Rombinus, der bewaldete Berg am Nordufer des Memelstromes, ist umwittert von dem geheimnisvollen Zauber jener Zeit, in der man hier den heidnischen Göttern opferte. Sagen ranken sich um diesen im Land weithin berühmten Götterberg. Das Foto links unten zeigt die Steine auf dem Rombinus, von denen gesagt wurde, dass es sich um die Opfersteine handelt; aber es ist doch recht fraglich, ob auf einem der hier aufgehäuften Steine auch tatsächlich in der heidnischen Zeit Opferblut floss. — Auf der Aufnahme rechts sehen wir die Deutschordensburg Ragnit, eine der ältesten unserer Heimat. Durch viele Jahrhunderte hindurch beherrschte sie, ein geschlossener Mauerblock von großartiger Wirkung, das Bild der Stadt. Heute steht sie als ausgebrannte Ruine da. Die Mauern sind so dick und gewaltig, dass sie den Brand überstanden haben. Auf dem Hof der Burg wird jetzt der Markt abgehalten.

 

Seite 9   Heute am Memelstrom. Das Bild, das der von der Sowjetunion besetzte Teil unserer Heimat jetzt bietet. (Zwei Skizzen)

Wie in dem polnisch besetzten Teil Ostpreußens das Leben vor sich geht und wie es heute dort aussieht, das können wir uns nach den Erzählungen der Ausgesiedelten und nach anderen Quellen ziemlich gut vorstellen; wir haben über die Lage dort sehr häufig und ausführlich berichtet. Ganz anders ist es, was den nördlichen, den von der Sowjetunion besetzten Teil unserer ostpreußischen Heimat anbetrifft. Aus diesem Gebiet haben die Russen 1948 unsere Landsleute nach dem Westen ausgesiedelt; eine Ausnahme machte nur das Memelgebiet, das zur litauischen Sowjetrepublik gerechnet wird und in dem aus besonderen Gründen eine größere Anzahl von Landsleuten zurückbleiben mussten. Da in der letzten Zeit aus Memel einige Landsleute nach dem Westen gekommen sind, konnte das, was wir von dieser Stadt schon wussten, jetzt vervollständigt werden. Auch über Königsberg sind wir durch Berichte von Landsleuten im Großen und Ganzen im Bilde.

 

Sonst aber ist unser Wissen, um das, was im russisch besetzten Ostpreußen zwischen Memelstrom und Pregel vor sich geht, recht dürftig. Jetzt nun ist aus diesem Gebiet bei uns das Ehepaar D. eingetroffen, das dort in den letzten Jahren gelebt hat, und zwar nicht nur an einem Ort, aus dem es sich nicht, hat entfernen können, sondern es hat größere Teile dieses Gebietes kennengelernt; einmal das ganze Kurische Haff, vor allem die Elchniederung, und dann den Memelstrom. Es hat uns in vielen Stunden von seinen Erlebnissen und Beobachtungen erzählt, und wir bringen nun in der vorliegenden Nummer den ersten Bericht dieser Artikelfolge. In ihm wird geschildert, welches Bild der Memelstrom heute bietet.

 

Seit vielen, vielen Jahrtausenden kommen die Wasser des Memelstromes weit vom Osten aus den Wäldern und Feldern des litauischen Landes und fließen durch unsere ostpreußische Heimat, vorbei an den bewaldeten Höhen, die an dem alten Götterberg Rombinus nach Süden vorstoßen, und sie strömen dann durch das weite flache Land, bis sie in einer fast verwirrenden Vielfalt von Armen durch Wiesen und Erlenwäldern in das Haff münden und im Norden bei Memel das Meer erreichen.

 

Das ist heute nicht anders als vor Jahrtausenden, das ist heute auch nicht anders wie nur vor elf Jahren, als wir diese unsere Heimat verlassen mussten. Der Strom fließt in der gleichen Richtung, seine Wellen sprechen die alte Sprache, das Eis bedeckt den Strom im Winter in der gleichen Weise, und im Frühling singen die Nachtigallen an seinen Ufern genau so schön wie einst. Und doch, wie sehr hat sich das Bild an diesem Strom in diesen elf letzten Jahren verändert.

 

Erzählen wir zunächst von den Menschen. Der Memelstrom war, wir wissen es, nach dem Ersten Weltkrieg zum Grenzstrom geworden. Der nördliche Teil unserer ostpreußischen Heimat, das Memelgebiet, wurde durch den Versailler Vertrag von Deutschtand abgetrennt; er wurde schließlich autonomer Bestandteil der Republik Litauen, bis er im März 1939 wieder zu Deutschland kam.

 

Diese Grenze nun — das alles muss man sagen, um die Entwicklung dieses Teiles unserer Heimat nach dem Zweiten Weltkriege zu verstehen — ist auch nach der Besetzung Ostpreußens durch die Russen bis 1953 beibehalten worden, allerdings nicht im eigentlichen Sinne seiner Grenze etwa mit Pass- und Zollkontrolle, sondern in dem einer Abriegelung des Verkehrs. Diese Sperre ist zwar 1953 aufgehoben worden, so dass der Verkehr in beiden Richtungen über den Memelstrom ungehindert vor sich gehen kann, aber die verwaltungsmäßige Trennung der beiden Teile, wie sie die Russen 1945 sofort einführten, ist geblieben. Das ehemalige Memelgebiet ist zur litauischen Sowjetrepublik gekommen und wurde und wird von der sowjetlitauischen Hauptstadt Wilna aus verwaltet, während der südlich des Memelstroms gelegene russische besetzte Teil mit Königsberg als Hauptstadt — seine nördliche Grenze ist die Memel, die südliche Grenze läuft ein Stück südlich des Pregels quer durch Ostpreußen (wir verweisen auf die Karte) — als „Gebiet von Kaliningrad" unmittelbar der Sowjetunion angegliedert ist.

 

Zehn oder zwanzig Deutsche

Diese Lage hat nun auch eine unterschiedliche Entwicklung der beiden Gebiete mit sich gebracht, vor allem auch, was die Menschen angeht. Während im Memelgebiet auch heute noch viele Landsleute von uns leben — die genaue Zahl ist nicht bekannt, aber es mögen wohl einige tausend sein —, wohnen in dem Königsberger Gebiet praktisch heute überhaupt keine Deutschen mehr. Aus diesem Königsberger Gebiet wurden die letzten Deutschen 1948 von den Russen nach Westen fortgeschafft; von denen, die sich damals in Freiheit und nicht etwa in Gefängnissen befanden, sollte niemand zurückbleiben. Nach ihrem Abtransport kamen noch einige wenige Landsleute von Litauen herein oder sie wurden aus den Gefängnissen entlassen, so dass in Königsberg vor zwei Jahren etwa fünfundzwanzig Landsleute lebten; auch diese sind inzwischen nach dem Westen gekommen.

 

Nachdem der Memelstrom als Sperre zwischen Nord und Süd gefallen ist, also seit 1953, ist es möglich, dass die Menschen aus dem Memelgebiet über den Memelstrom nach dem südlichen Teil, dem Königsberger Gebiet verziehen. So sind einige wenige Landsleute nach den Haffdörfern in der Elchniederung gekommen, aber auch das ist für das Bild, das sich uns bietet, bedeutungslos. Wie außerordentlich gering die Zahl der Deutschen in dem Königsberger Gebiet ist, zeigt schon die Tatsache, dass es in Tilsit bei einer Bevölkerung, die wahrscheinlich größer ist als die von 1939, nur eine einzige deutsche gibt, — eine Frau, die mit einem russischen Arzt verheiratet ist und

die einen Jungen haben, der nur russisch spricht. An diesem Fall mag man auch erkennen, wie problematisch überhaupt die Bezeichnung „deutsch" für manche Landsleute, die noch in unserer Heimat leben, geworden ist.

 

Das Ehepaar D., das uns von diesem Gebiet berichtet, ist auch bis in die Gegend von Schloßberg, nach Ragnit, nach Labiau und weiter nach Königsberg und Peyse gekommen. Es hat niemals etwas davon gehört, dass etwa in Schloßberg oder in Ragnit noch Deutsche wohnen; wäre das der Fall gewesen, dann hätte es das erfahren. Bei Insterburg soll angeblich noch eine deutsche Familie leben, der Name wurde nicht bekannt. In Gr.-Heydekrug oder Peyse soll ein altes Ehepaar wohnen, dessen Sohn als Ingenieur in Moskau lebt; der Mann fischt Aale und liefert sie ab, und wenn die Fangsaison zu Ende ist, dann fährt das Ehepaar zu seinem Sohn nach Moskau. In einem der Haffdörfer wohnt ein Mann, der 1954 aus dem Memelgebiet zugezogen ist und aus Prökuls stammt, mit seiner jungen Frau; in einem anderen dieser Dörfer lebt ein Mann aus Insterburg, der den litauischen Pass genommen und so zum russischen Bürger geworden ist. In einem Ort im Kreise Labiau wohnt die Tochter eines Bäckermeisters aus Labiau, die einen litauischen Fischer geheiratet hat, und in Nemonien lebt noch eine Deutsche — sie stammt aus der Gegend von Heydekrug — mit einem Russen; sie hat jetzt einen litauischen Pass.

 

Schon aus diesen Angaben wird klar, dass es sich bei den Deutschen, die im Königsberger Gebiet leben, um ganz seltene und besonders gelagerte Fälle handelt. Die Zahl der Deutschen dort ist jedenfalls so außerordentlich gering, dass sie praktisch vollkommen bedeutungslos geworden ist. Für ein Gebiet, in dem 1939 mehrere hunderttausend Deutsche lebten, beträgt sie jetzt allem Anschein nach nicht viel mehr als zehn oder zwanzig. (Dass es in dem polnisch besetzten Teil von Ostpreußen, vor allem in Masuren, ganz anders aussieht, dass dort mindestens achtzigtausend deutsche Menschen leben, das ist oft gesagt worden; es soll hier aber noch einmal erwähnt werden, um den ganzen Unterschied zwischen dem polnisch und dem russisch besetzten Teil unserer Heimat aufzuzeigen.)

 

Nördlich der Grenze, die der Memelstrom und im weiteren Verlauf die Mündungsarme Ruß und Skirwieth zwischen den beiden Weltkriegen bildeten, also in dem jetzt von der litauischen Sowjetrepublik verwalteten Teil, im Memelgebiet, wohnen noch Hunderte von deutschen Menschen, vielleicht sind es auch einige tausend. Ihre Zahl wäre noch höher, wenn nicht viele Landsleute von dort nach 1945 nach Sibirien verschleppt worden wären. Dass es diesen Unterschied zwischen dem Königsberger Gebiet und dem Memelland auch in dieser Hinsicht gibt, liegt vor allem daran, dass viele Landsleute aus allen möglichen Gründen den sogenannten litauischen Pass annahmen oder annehmen mussten und dass der Abtransport aus diesem Teil nach dem Westen 1948 nicht so weitgehend war wie der aus dem Königsberger Bezirk.

 

Ungehinderter Verkehr

In den Jahren von 1945 bis 1953 war der Memelstrom wie eine Scheidewand; es durften Menschen aus dem Memelgebiet nur mit besonderen Ausweisen über den Strom nach Süden in das Königsberger Gebiet fahren. Es gab nämlich in den ersten Nachkriegsjahren in Litauen noch zahlreiche Partisanen, und es kam nicht selten vor, dass Russen, die aus dem Königsberger Bezirk etwa nach Litauen gingen, dort ums Leben kamen. Durch die Sperre am Strom wollte man das Einsickern der Partisanen nach Süden und die Verbindung dorthin unter allen Umständen verhindern.

 

Seit 1953 kann der Verkehr über den Memelstrom in beiden Richtungen ungehindert und ohne jede Kontrolle vor sich gehen, aber ein Umzug vom Norden nach Süden ist praktisch nur dann möglich, wenn Arbeit nachgewiesen werden kann und auch noch eine Unterkunft. In der Hauptsache besteht der Verkehr darin, dass zahlreiche Arbeiter aus dem Memelgebiet und Litauen — aus Tauroggen — täglich nach Tilsit zur Arbeit in der Zellstofffabrik fahren und dass von dort auch Produkte auf den Markt in Tilsit gebracht werden. Das hat aber noch nicht die Wirkung gehabt, dass nun die Teile zu beiden Seiten des Stromes einander angeglichen worden sind. Dafür ist ja alles in der Sowjetunion zu sehr bürokratisiert, dafür hängt alles zu sehr von den Verwaltungszentralen ab, in diesen Fällen also von dem sowjetlitauischen Wilna und von Königsberg. So zeigen die beiden durch die Memel getrennten Teile unserer Heimat in manchem doch einen recht unterschiedlichen Charakter; es wird im Einzelnen davon noch die Rede sein.

                                                                                                                                     

Starker Frachtgutverkehr

Die Memel ist nun kein toter Strom etwa in dem Sinne, dass der Verkehr ruht, ebenso wenig liegt die Landschaft zu beiden Seiten öde da, sie ist auch nicht zur Steppe geworden. Der Verkehr auf dem Fluss ist vielmehr recht lebhaft geworden, nur dass das Bild gegen früher sich sehr gewandelt hat. Der sowjetrussische Alltag ist grau und nüchtern; auch der Memelstrom spiegelt das wider. Er ist, wie alles andere in der Sowjetunion, in die kalte materialistische Planung einbezogen; sein Wert besteht nur in dem Nutzen, den er bringen kann. Es fehlen die frohen und lebhaften Farben, die ein unbeschwertes friedliches Leben mit sich brachte. Nirgendwo sieht man auch nur ein weißes Segelboot, auch nicht im Mündungsdelta und auf dem Haff. Es kommen auch keine Kurenkähne stromauf. Die kurischen Reisekähne und die Boydaks unter Segel sind verschwunden. Es fehlen die Ruder- und Paddelboote mit fröhlichen jungen Menschen. Auch einen Ausflugsverkehr kennt man nicht, höchstens dass einmal ein Dampfer von Tilsit eine Fahrt zum Rombinus macht.

 

Dafür ist der Frachtgutverkehr recht umfangreich; wahrscheinlich ist er noch stärker als zu unserer Zeit. Immer wieder gehen Schleppzüge stromauf und stromab. Von modernen Motorschleppern oder alten Raddampfern werden drei bis vier eiserne Lastkähne gezogen, so wie man sie früher auf der Oder und auf der Elbe sah, kaum aber auf der Memel. Was sie transportieren, ist meist für die Industrie bestimmt; sie bringen Papierholz und Kohle für die beiden großen Zellstofffabriken in Tilsit und Ragnit, die in vollem Betrieb sind, und für Betriebe in Kaunas (Kowno). Viele Lastkähne sind verdeckt, so dass man nicht sehen kann, was sie geladen haben; andere transportieren Stückgüter. Fässer mit gesalzenen Fischen von der großen Fischfabrik Labiau, und Heuballen, die von den Wiesen im nördlichen Teil der Elchniederung kommen.

 

Der alte Stromweg von Königsberg über Pregel, Deime, Gr.-Friedrichsgraben, Gilge bis in die Memel hinein ist auch heute schiffbar und in Betrieb. Es kommen sogar wie unser Landsmann erzählt, Schleppzüge mit Kohle auf dem Wasserwege aus Schlesien bis in den Memelstrom hinein; er hat selbst Männer gesprochen, die auf solchen Schleppzügen gefahren sind. Holzflöße werden stromab gezogen, sie gehen dann meist durch die Szeszuppe nach Heydekrug zu dem Sägewerk Kolitz, das stark vergrößert worden ist.

 

So war es einst

Wir wissen, dass zu unserer Zeit der Strom auf deutscher Seite, also von Schmalleningken ab, immer in Ordnung gehalten wurde, während er auf der litauischen Seite ziemlich wild und ungeregelt dahinfloss; Litauen konnte ja in der kurzen Zeit seines staatlichen Bestehens noch keine durchgreifende Regulierung durchführen. In dem deutschen Teil des Stromes waren Spickdämme angelegt, — kurze, steinerne Molen, die von den Ufern ein Stück in den Strom hineinstießen. Sie sorgten dafür, dass die Sinkstoffe, die der Fluss mit sich führt, zu einem großen Teil an den Seiten des Stromes niedergingen; die Strömung in der Mitte blieb stark, und der Fluss behielt so seine natürliche Tiefe. Dämme, Kanäle, Gräben und Schöpfwerke schufen eine geregelte Wasserwirtschaft und schützten in ihrem Zusammenspiel auch gegen Überschwemmungen. Im Strom und vor allem in den Mündungsarmen arbeiteten Bagger, und im Frühjahr sorgten Eisbrecher für einen möglichst geregelten Ablauf der gewaltigen Eis- und Wassermassen, die den Strom herunterkamen.

 

Inseln und Untiefen

Heute ist das Bild, das der Strom bietet, wesentlich ungünstiger. Vor dem Mündungsgebiet haben sich im Haff zahlreiche Inseln gebildet; es mögen vielleicht fünfzig sein. Die größte ist die Rehinsel bei Warruss — sie liegt vor der Mündung der Skatull ins Haff —, die eine Größe von etwa zweihundertfünfzig mal einhundertfünfzig Meter hat.

 

Im Strom selbst haben sich Untiefen gebildet, ja, bei Tilsit, unmittelbar an der Luise-Brücke, ragt stromab eine fünfzig bis sechzig Meter lange Sandinsel aus dem Wasser hervor, die flach ausläuft. Sie mag dadurch entstanden sein, dass die Trümmer der gesprengten Brücke lange im Strom lagen, so dass sich hier Schwemmsand ansammeln konnte.

 

Besonders stark versandet ist der nördliche Mündungsarm, die Atmath. Diese war früher die Hauptverbindungslinie des Verkehrs Kaunas—Tilsit—Ruß—Memel, jetzt ruht sie für diesen Verkehr überhaupt. Soweit der Verkehr nach Memel auf dem Wasserwege vor sich geht, benutzt er den Weg die Minge aufwärts und den Kaiser-Wilhelm-Kanal bis zum Memeler Tief.

 

Auch die anderen Mündungsarme sind zum großen Teil versandet. Die Skirwieth hat nur eine kleine Einfahrt; man hat 1954 dort etwas gebaggert, aber das hat nicht viel genützt, die Stürme haben alles wieder zugespült. Die Mole von Skirwieth, die erst ein Stück hinter dem Festland begann, steht im Sommer im Trocknen; sie ist ein beliebter Angelplatz der Russen, die besonders am Wochenende hier ein paar Fische zu fangen versuchen.

 

Die Gilge ist ebenfalls versandet; die Fischer aus Gilge müssen einen Umweg von zwölf Kilometer fahren, um ins Haff zu kommen. Im letzten September wurde hier ein Bagger eingesetzt; er soll die Mündung ausbaggern. Sogar die Köpfe der Mole von Gilge standen im Trocknen.

 

Überschwemmungen

Die Dämme werden nur zum Teil In Ordnung gehalten; an manchen Stellen sind sie zerstört oder haben starke Einbrüche. Die Verwaltung bemüht sich, die Dämme wieder instand zu setzen, aber es wird nur das Notwendigste gemacht. Die meisten Schöpfwerke  arbeiten wie früher, so die in Kuwertshof, in Sziesze, in Rugeln. Soweit sie auf der memelländischen Seite liegen, sind es meist Einheimische, die sie bedienen, wie überhaupt dieser nördliche Teil der Memelniederung — wir werden später davon noch im einzelnen hören — viel besser in Ordnung gehalten wurde als der mittlere und südliche.

 

Die Ufer des Stromes sind verwachsen. Die Weidensträucher breiten sich aus. Aus den Uferböschungen sind an manchen Stellen die Steine herausgerissen; man bemüht sich, diese Löcher durch Faschinen zu füllen.

 

Unter diesen Umständen sind natürlich Überschwemmungen häufiger und schwerer als früher. Vor allem Ruß ist ungeschützt, da die Dämme an der Ecke Brionischken zerstört sind. Eine besonders große Überschwemmung gab es 1950 im Frühjahr, als das Eis verschwunden war. Die Dämme brachen, die meisten Dörfer waren überschwemmt, nur die Dämme rings um Karkeln hielten. Das ganze Gebiet war ein einziger See; man konnte von Warruss im Kahn in der Richtung auf die Evangelische Kirche von Heydekrug segeln. Das Wasser stand zwei Meter über Land, und auf dem Lande tobten hohe Wellen wie auf dem Kurischen Haff. Die Russen, die hier angesiedelt sind, lebten in großer Angst; nur zu gern wären sie fortgezogen.

 

Der beleuchtete Strom

Es ist bei dieser Lage natürlich recht schwierig, mit langen Schleppzügen auf dem Memelstrom zu fahren. Da nun aber der Frachtgutverkehr unter allen Umständen aufrechterhalten werden muss, hat die Stromverwaltung — sie ist eine sowjet-litauische und sitzt in Kaunas — ein umfangreiches Baken- und Beleuchtungssystem angelegt, und zwar schon seit 1948; es führt den Strom entlang von Kaunas und weiter den Schifffahrtsweg Gilge—Gr. Friedrichsgraben—Deime—Pregel bis nach Königsberg. Unsere Kapitäne und Schiffer kannten den Strom. Sie orientierten sich an ein paar Baken und in der Nacht an einigen wenigen Richtungsfeuern. Jetzt ist die ganze Strecke mit Baken bestellt; bei geraden Wasserstrecken stehen die Baken in einer Entfernung von etwa zwei Kilometer, bei gewundenen und unübersichtlichen hat man an jede Ecke und jede Biegung eine Bake gestellt. Meist befinden sich diese dreieckigen, rot-weiß gestrichenen Gestelle oben auf dem Damm, oft aber stehen sie auch mitten im Strom auf den flachen Stellen. Nachts tragen sie ein Leuchtfeuer, manche ein elektrisches, manche, wie die im Strom, eines, das mit Petroleum gespeist wird, und so ist — natürlich nur während der Nächte in der Schifffahrtszeit — die ganze Stromstrecke bis zu einem gewissen Grad beleuchtet.

 

Das ganze System wird von Bakenwärtern in Ordnung gehalten; es sind fast alles Litauer. Ein Bakenwärter hat eine Strecke von etwa fünf Kilometer zu versorgen. Ist auch die Frau mit angestellt, dann versehen die beiden zusammen die doppelte Strecke. Ihre Aufgabe ist es vor allem, die Lichter anzustecken und zu löschen; sie haben manchmal, wenn sie mehrere Baken mitten im Strom zu stehen haben, in ihren durch einen roten Anstrich gekennzeichneten Kähnen eine ganze Strecke schwer zu rudern.

 

Solch ein Posten ist recht begehrt. Ein Bakenwärter erhält während der Schifffahrtszeit 360 Rubel im Monat; im Winter allerdings — die Baken werden vor dem Eisgang aus dem Strom herausgeholt — nur die Hälfte. Auch hat er einen Hektar Land zu bearbeiten, was sehr viel ist; er darf sich ein Pferd, eine Kuh und ein Schwein halten, und mancher bewirtschaftet so nebenbei auch noch ein Stück Wiese. Da die Wärter meist recht abgelegen wohnen, werden sie von einem schwimmenden Magazin aus mit Lebensmitteln und anderen notwendigen Dingen beliefert, was bei der sehr schwierigen Versorgungslage auch recht angenehm ist, und auch das Gehalt wird ihnen herausgebracht.

 

Auf drei bis vier Bakenwärter kommt ein Oberwärter, der die Posten kontrolliert; er verfügt sogar über einen Kutter und telefonische Verbindung.

 

Der Personendampfer

Auch einen Personenverkehr gibt es von Labiau nach Tilsit und – mit anderen Dampfern wieder – weiter den Memelstrom herauf, auch wenn er bei weitem nicht so umfangreich und vielfältig ist, wie zu unserer Zeit. Er wird von Flussdampfern aufrechterhalten, die, soweit sie modern sind, auf Werften in der Sowjetzone gebaut und ganz zweckmäßig eingerichtet sind; sie haben sogar Sitzbänke, die mit Kunststoff überzogen sind. Etwa um halb zwei Uhr morgens fährt der Dampfer von Labiau ab, er kommt in Tilsit etwa um neun Uhr an, und um halb vier Uhr fährt er schon wieder zurück. An den beiden Tagen, an denen in Tilsit der Markt stattfindet, also am Mittwoch und vor allem am Sonntag, dem größten Markttag, ist der Dampfer oft überfüllt; es fahren dann immer sehr viele Russen aus den Fischerdörfern nach Tilsit, um dort etwas schwarz zu verkaufen oder zu kaufen, und es kommt nicht selten vor, dass manche an den Haltestationen zurückbleiben müssen. An den übrigen Tagen ist der Betrieb nicht besonders groß. Es werden nur Karten für die einfache Fahrt ausgegeben; Rückfahrkarten gibt es nicht, so dass man sich an den Markttagen in Tilsit vor der Rückfahrt unter Umständen sehr lange vorher anstellen muss, wenn man wieder eine Karte bekommen will. Es gibt in Tilsit auch eine Hafenpolizei, und sie stoppt den Zugang zum Dampfer, wenn die zulässige Zahl der Fahrgäste erreicht ist. Eine einfache Fahrt von Gilge nach Tilsit kostet 9,10 Rubel; von der Mannschaft werden manchmal Fahrkarten schwarz und natürlich billiger verkauft.

 

Auf dem Dampfer gibt es sogar ein Büfett, an dem man, was immer sehr wichtig ist, Schnaps und auch Bier erhalten kann. Das Bier in den Dörfern ist knapp — eine Flasche kostet übrigens je nach der Qualität 2,50 bis 3,70 Rubel —, und so kommen die russischen Fischer aus manchen Dörfern an die Anlegestellen, um auf dem Dampfer etwas zu trinken; es finden sich manchmal ganze Ansammlungen ein. Auch etwas Wurst, Kuchen und Brötchen kann man meist auf dem Dampfer kaufen, — Dinge, die nicht überall und nicht immer zu bekommen sind.

 

Die Angler

Wir sagten es schon, es ist auf dem Strom nichts von einem Ausflugsverkehr und von Segel- und Rudersport zu spüren, und er macht so — trotz des regen Frachtgutverkehrs — einen recht verlassenen Eindruck. Was das Bild aber belebt, das sind die zahlreichen Angler. Sie sitzen eigentlich den ganzen Strom entlang auf den Spickdämmen, vor allem natürlich an den Sonntagen, aber auch an den Wochentagen sind sie zu beobachten. „Der Russe ist", so meint unser Landsmann D., „noch wilder auf Fische als eine Möwe“, und das macht sich immer und überall bemerkbar. Aber da frische Fische schwer zu bekommen sind und auch sehr hoch im Preis stehen, und da seit einem Jahr etwa der Schwarzhandel mit Fischen, der bis dahin sehr im Schwung gewesen war, sehr verfolgt wird, weil die Ablieferung durch die Fischereikolchosen immer geringer wird, versucht jeder Russe, der es irgend kann, sich ein paar Fische zusammen zu angeln. Offiziere, Beamte der Verwaltung und Funktionäre der Partei fahren mit Booten mit Außenbordmotoren auf dem Strom oder mit Autos in die Niederung, fischen oder angeln, und sie sind glücklich, wenn sie sich etwas für die sehr beliebte Fischsuppe zusammenangeln, zu der neben dem Brot und etwas zum „Zubeißen" in jedem Fall auch sehr, sehr viel Wodka gehört. Die Fänge sind natürlich sehr unterschiedlich; es gibt sehr geschickte Angler, die mit Aalen, Bressen oder Hechten aufwarten können, aber die meisten müssen sich doch mit ein paar Kleinfischen bescheiden.

 

Die Fischerei aber, die auf dem Strom und vor allem die im Kurischen Haff, bietet ein ganz anderes Bild, als wir es von unserer Zeit kennen; es soll darüber noch berichtet werden.

 

In dem Bericht, der in der nächsten Folge erscheinen wird, soll erzählt werden, welches Bild die Stadt Tilsit heute bietet.

 

Seite 10   Mit Knüppeln erschlagen. Immer wieder Klagen über die Wölfe.

In der rotpolnischen Presse reißen die Klagen über die überhandnehmende Wolfsplage nicht ab. Insbesondere aus dem polnisch besetzten Teil Ostpreußens veröffentlicht die Warschauer Presse laufend Berichte über die Schäden, die von den Wölfen angerichtet werden. „Die Wölfe sind in letzter Zeit so dreist geworden, dass sich die Menschen in ländlichen Gebieten oftmals nur mit Mühe ihrer erwehren können, um ihr Leben zu retten", heißt es in einem Bericht in der Warschauer Zeitung „Gromada — Rolnik polski". In den Dörfern Wusen bei Braunsberg sowie Groß- und Klein-Kleeberg fielen Wölfe sogar Erwachsene an; drei Wölfe wurden dabei mit Knüppeln erschlagen. Es sei bisher nicht gelungen, den „Woiwodschaftsrat für das Jagdwesen" in Allenstein zu einem energischeren Vorgehen gegen die Wölfe zu bewegen, obwohl er in der örtlichen Presse sogar öffentlich dazu aufgefordert worden sei, schreibt „Gromada — Rolnik polski" hierzu.

 

Seite 11   Mit der „Meerkatze“ auf der Nordsee.

Foto: Die „Meerkatze“ in schwerem Sturm.

Foto: Ein Tölpel im Torpedoflug, von unten gesehen.

Foto: Eine Raubmöwe reißt einen Eissturmvogel den Hering aus dem Hals.

Aufnahmen: Walter von Sanden

1.   Fortsetzung und Schluss

Ein Sonntag naht wieder, ein stiller Sonntag. Das Sturmtief ist über uns hinweg. Ein aufkommender Gegenwind, Süd-Südwest, glättet rasch die vom Nord-Nordwest aufgeraute See. Kranke werden an ihre Schiffe zurückgegeben. Der junge Mensch mit dem Darmgeschwür wird von Dr. Köpke operiert, während der Kapitän die „Meerkatze" den Kurs mit dem Südwest nehmen lässt, damit sie so ruhig liegt wie möglich.

 

Fische als „Honorar"

Unser Schlauchboot bringt von seinen Krankenfahrten als Dankesgaben der Fischerfahrzeuge die schönsten, riesengroßen Steinbutten, Heilbutten, Kabeljau, Seehechte und andere Fische für die Besatzung mit. Heute werden wir von einer Heilbutte leben, die gestern auf dem Achterdeck hing und mindestens sechzig Pfund wog.

 

Einen Tag später zeigt das Echolot auf der Kommandobrücke der „Meerkatze" große Thunfische unter dem Schiff an. Da die Temperaturen des Meeres bis zum Grunde gemessen werden müssen, lässt der Kapitän die „Meerkatze" dazu treiben, gleichzeitig den Taucher die Angel auswerfen und Heringe und Makrelen als Lockmittel in die See werfen. Es kommt zu keinem Thunfischfang, aber die Köderfische locken eine Unmenge von Seevögeln an. Zu vielen hunderten umfliegen sie uns. Die Tölpel stoßen aus hoher Luft den absinkenden Heringen nach. Bis neun Meter tief gehen sie unter Wasser und fangen sich dabei in Stellnetzen der Logger, deren Obersimme bei dieser Tiefe liegt. Die Raub- oder Schmarotzermöwen sind gewöhnlich nur zu ein oder zwei Paaren vertreten. Von den anderen Seevögeln gehasst, reißen sie diesen den erbeuteten Fisch so rücksichtslos aus Schnabel und Hals, dass der beraubte Vogel dabei oft ein Stück aus dem Wasser gehoben wird. Wieder aufkommender steifer Wind macht dieser Sache ein Ende. Schwere Spritzer schlagen über „Meerkatze". Einzelne hohe Wellen steigen von hinten über das Achterdeck. Die Sonne scheint, die See ist hart und blank.

 

Wieder stampfen und schaukeln wir die Nacht und den folgenden Tag durch breite Wellentäler und anlaufende Seen. Am nächsten Tage scheint die helle Sonne vom reinblauen Himmel. Der Wind braust in den Tauen und Masten. Die See ist voller Unruhe. Auf dem Lande wird heute ein strahlender Septembertag sein, auch Südost, aber nicht so hart, nicht so spürbar. An den Zäunen werden jetzt die goldenen Kapuziner blühen und in den windgeschützten Gärten die bunten Astern. Schmetterlinge lassen sich auf ihnen nieder, auch des Herbstes schönste, die leuchtenden Admirale und die sammetdunklen Trauermäntel. In den stillen Wäldern flutet das dunkle Sonnenlicht durch die Lücken der Bäume. Die großen Adlerfarne verlieren ihr dunkles Grün, und die ersten herbstfarbenen Blätter schimmern aus den Kronen von Eschen und Buchen. Trotz der großen Schönheit der See kommt mir die Sehnsucht nach solchen Bildern.

 

Untergegangen, verschollen . . .

Fortlaufend erreichen uns Hilferufe über unsere Funkstation. Es scheint mir fast zu viel, was an Aufopferung und gefahrvollen Einsätzen von der ganzen Mannschaft verlangt wird. Im Sommer und Frühherbst gehen die Fahrten kreuz und quer durch die Nordsee, und wenn dann das Wetter schlecht wird, die schweren Stürme nicht nachlassen und die kalten Schnee- und Regenschauer immer häufiger werden, dann geht die „Meerkatze" in noch viel härteres Wetter auf die noch viel schwerere See um Nord-Norwegen, Island, Jan Mayen und die Bäreninsel und südlich von Spitzbergen. Nach dem Handbuch der Marineleitung, das auf dem Bücherbrett der Kommandobrücke steht, gingen um Island von 1879 bis 1903 durch Strandungen, Untergänge und Verschollen verloren: 18 Handelsdampfer, 110 Segelschiffe, 19 Fischdampfer, 90 Fischerei-Segelschiffe, zusammen 237 Schiffe.

 

Nach tagelanger unruhiger See wieder zwei schönere Tage mit Sonnenschein und Windstärke drei. Der fast ständige Anblick verflogener Landvögel ist jammervoll. Manchmal sind es nur einzelne, oft mehrere oder auch große Scharen. Gelbe Bachstelzen sehe ich, Wiesenpieper, Turmfalken und andere Vögel. Mit müden Flügelschlägen wollen sie auf der Reeling Fuß fassen, erschrecken sich vor der Schaukelbewegung des Schiffes, fliegen weiter, vom Sturm mit fortgerissen, bis die Flügel versagen und das Meer sie aufnimmt.

 

Über der Doggerbank

Als der nächste Sonntag kommt, wird die See wieder unruhig, und der Wetterdoktor läuft mit schwerem Kopf zwischen seiner Station und dem Kapitän auf der Kommandobrücke hin und her. Ein tropischer Wirbelsturm, dessen Entstehungsgebiet in Westindien liegt, soll mit rasender Schnelligkeit auf die Nordsee zukommen. Alle Wetterstationen und Wetterschiffe, besonders die an der Küste Englands geraten immer mehr in Aufregung vor dem, was herannaht. Gibt es auch hier den schweren Orkan mit Wellen bis zu fünfzehn Meter Höhe und Windstärken über zwölf, wie sie von den schon erreichten Gebieten gemeldet wurden, dann werden die Teile der Doggerbank, über der wir uns befinden, und die nur 25 bis 35 Meter tief sind, gefährlich. Logger und Fischdampfer müssen von dort fort, weil das Meer an den flachen Stellen zu unruhig wird. Für die sehr viel schwerere „Meerkatze" bestellt außerdem die Gefahr, dass sie bei grober See bis auf den Grund durchstößt. Nach einer langen und sehr schwierigen Hilfeleistung bei einem Fischdampfer geht die „Meerkatze" bei tiefer Dunkelheit in tiefes und freies Gewässer. Bei solchen Wetterlagen ist das sicherer als Schutz unter Land zu suchen.

 

Nach leidlich ruhiger Nacht kommt mehr Wind auf mit tropischen Regengüssen. Ein großer amerikanischer Tanker von 15 000 t liegt unbeweglich und nahe bei unserem Kurs. Die unruhige See macht ihm nichts. Er ist damit beschäftigt, seine gewaltigen Öltanks von alten Restbeständen zu entleeren und sie rücksichtslos in das Meer zu befördern. In großen Flächen schwimmt das Öl auf der Oberfläche und bringt allen Seevögeln, die dort niedergehen, einen langsamen Tod durch Verkleben des Gefieders. — Die tropischen Regenfälle hören auf, die Sonne scheint auf weiße Brecher und blauschwarzes Wasser. Die Sorgen des Wetterdoktors sind nicht geringer geworden. Der Kapitän lächelt und sagt: „Die Wetterlage ist wieder einmal kriminell“.

 

S-O-S-Rufe

In der zweiten Hälfte der nächsten Nacht soll uns der gefürchtete Orkan erreichen. Die englischen Wetterstationen melden Wirbelsturm. Ich rolle zwar die ganze Nacht hindurch von einer Seite meines Lagers auf die andere, kann aber keine wesentliche Verstärkung des Sturmes feststellen, wenn auch die Schläge der schweren Brecher das Schiff viel stärker erschüttern als bisher. Die ganze Fischerei ruht. Kein Schiff kann mehr tun als für sich zu sorgen und abzuwarten. Aber der Wetterdoktor ist wieder fröhlicher gestimmt im Gedanken an seine vielen Schutzbefohlenen. Nach den englischen Wetterstationen ist der Wirbelsturm in Irland auf das Land geraten, was dieser Art von Stürmen nicht bekommt, hat sich geteilt, dann wieder über der See vereinigt, aber an Kraft verloren.

 

Unsere Funkstation hat wieder SOS-Rufe aufgefangen, aber die Position der Schiffe war für uns zu weit. Wir haben nur erfahren, dass, eine Anzahl kleiner englischer Küsten- und Fischerfahrzeugen und ein großes Frachtschiff von 6000 t auf den Grund gegangen sind.

 

Das Wetter beruhigt sich langsam. Ich sehe auch heute kleine geschickt aussehende Kutter einzeln oder zu zweien in ihrer Winzigkeit gegen das grauwüste Meer anstreben. Es sind Dänen, die hier draußen nach Thunfisch angeln. Im Durchschnitt bringt ein Thunfisch 500 DM.

 

Wir fangen den Funkspruch eines holländischen Fischereischutzbootes auf: es bittet uns um eine Röntgenaufnahme von einem Schwerkranken. Wir treffen uns auf hoher See. Das holländische Boot ist klein und viel primitiver eingerichtet. Immer befindet sich ein Geistlicher an Bord, den — abwechselnd — eine der holländischen Fischergemeinden stellt. Am Sonntag hält er durch Radioübertragung Gottesdienst. Bei stiller See versammeln sich die holländischen Fischerfahrzeuge um ihr Schutzboot und hören die Predigt.

 

Heimfahrt

Am letzten Arbeitstage der„Meerkatze" auf dieser Fahrt erntet die „Meerkatze" viel Dank von Fischdampfer- und Loggerkapitänen für alle Hilfe und ganz besonders für die treffenden Wettervorhersagen unserer Station, die sehr helfen. Sie bitten sogar um Belehrung über richtige Rückschlüsse aus dem Wettergeschehen. Das ist eine volle Anerkennung der harten und sonst selbständigen Seeleute.

 

Unsere Ausfahrt begann bei schönstem, sonnigem Wetter, und bei unserer Rückfahrt ist es wieder so. Die vielen stürmischen Tage sind vergessen, ein leichter Wolkenhimmel wölbt sich über See, immer durchsichtiger werdend durch die warmen Sonnenstrahlen. Überall auf der „Meerkatze" herrscht rege und fröhliche Tätigkeit, die Decks werden gesäubert, und alles außen und innen im Schiff wird für die Rückkehr in den Hafen vorbereitet.

 

Was ist nun wohl das Eindrucksvollste und Wichtigste bei dem ganzen Fischereischutzboot Unternehmen und bei der „Meerkatze" im Besonderen? Der mutige und freudige persönliche Einsatz der gesamten Besatzung dieses Schiffes im selbstlosen Dienst an dem Nächsten, ganz gleich welcher Nationalität, angefangen von Kapitän Dahmen über das Hospital, die Wetter- und Funkstation, die technische Hilfe, den Taucher und jeden einzelnen der Besatzung. Wenn die Nationen am grünen Tisch und in der Wirtschaft so für einander eintreten würden, wie es ihre Seeleute draußen auf dem Meere tun, dann würde ein anderes, besseres Zeitalter beginnen.

 

Im heutigen Leben der Menschen, der Massen spielt sich ein sichtbarer und unsichtbarer Kampf gegen die Persönlichkeit ab. Sie wird sich auf die Dauer nirgends ausschalten lassen. Am stärksten und reinsten tritt sie in Erscheinung im Kampf mit der unerbittlichen Stärke der Elemente draußen auf dem Meer, wenn es Leben und Wohl der Mitmenschen gilt. Von Walter v. Sanden

 

Seite 11   Vor Memel gescheitert … Der Untergang der „Hubert Schröder“ am 19. Dezember 1955

„Kentern und Sinken des Dampfers „Hubert Schröder“ nach Kollision mit der Südmole vor dem Hafen von Memel am 19. Dezember 1955“.

 

So lautete der Text, der am schwarzen Brett des bekannten Hamburger Seeamtes in der Admiralitätsstraße dicht bei den lärmerfüllten großen Häfen die Verhandlung ankündigte. Als Seeamtsdirektor Knaap pünktlich um elf Uhr mit seinen vier Beisitzern — alterprobten Kapitänen auf Großer Fahrt — und dem Bundesbeauftragten Vizeadmiral a. D. Ancker den großen Gerichtssaal betrat, waren die Zuschauerbänke dicht besetzt. Man sah zahlreiche Besatzungsmitglieder des verunglückten Schiffes, die vor dem Beginn der Beratungen noch kurz ihrem „Ersten" und dem Leitenden Ingenieur zuwinkten, die zusammen mit einem Rechtsbeistand auf der Zeugenbank Platz genommen hatten. Von den Wänden grüßten Bilder bekannter und tüchtiger deutscher Schiffe, die im vorigen Jahrhundert friedlich die Ostsee und Nordsee sowie alle Weltmeere befahren haben. Recht bald vergaß man aber diese Umgebung, denn nun wurde das Geschehen des 19. Dezember 1955 wieder lebendig. Der frische Wind draußen und einige leichte Schneeböen ließen vergessen, dass man sich in Hamburg befand. Genau das gleiche Wetter hatte nämlich an jenem 18. Dezember vorigen Jahres geherrscht, als der Dampfer „Hubert Schröder", nachdem er in Gdingen an der Danziger Bucht viertausend Tonnen Weizen gelöscht hatte, morgens in Ballast die Weiterfahrt nach Memel antrat. Das ausführliche Schifffahrtstagebuch stellt fest, dass das brave, alte Schiff — es lief schon 1923 auf der Bremer Weserwerft von Stapel und rechnete darum zu den „alten Herren" der Kauffahrerei — recht getrost die Fahrt nach Ostpreußen antreten konnte. Die „Hubert Schröder", die ein Ladevermögen von etwa 4600 Tonnen hat, war auf 2447 BRT vermessen. Obwohl man eine Reihe von Wassertanks mit Ballast gefüllt hatte, ragte der Frachter naturgemäß hoch aus der See. Die alte, gute Maschine entwickelte unter der Leitung ihres bewährten Leitenden Ingenieurs Hansen nicht nur die vorgeschriebenen 1450 PS, sondern wahrscheinlich mehr als 1700. Alle Luken waren vorschriftsmäßig geschlossen und mit dreifachen Persenningen gesichert. Da man eine Marschgeschwindigkeit von beinahe elf Seemeilen erreichte, konnte man sich ausrechnen, dass die „Hubert Schröder" die 115 Seemeilen lange Strecke bis zur Memeler Einfahrt schon am Abend zurückgelegt haben werde.

 

Sogleich nach dem Auslaufen aus Gdingen bestellte sich Kapitän Albrecht einen Memeler Lotsen, und die russische Signalstation in Memel bestätigte ihm diesen Funkspruch auch. Als man sich auf der Höhe der Kurischen Nehrung befand, wurde abermals Funkverbindung mit Memel hergestellt, Lotsenhilfe erbeten und auch der notwendige starke Seeschlepper angefordert. Kapitän Albrecht war bekannt, dass sich in Memel der sehr tüchtige Seeschlepper „Morcawez" befindet, der eine Maschinenleistung von etwa 2000 PS haben dürfte. Er bat also, diesen Schlepper zu entsenden. Mit einem solchen starken Helfer ist auch bei Sturm das Einlaufen weiter nicht schwierig. Bis zum Abend herrschte übrigens nur ein westlicher Wind in Stärke vier, und die See war nicht übermäßig bewegt. Als die „Hubert Schröder" nur noch zwei Seemeilen von der Südmole entfernt war, wurde von Memel signalisiert: „Der Lotse kommt sofort“.

 

Der unerkannte Nachbar

Um 21.30 Uhr aber war von dem mehrfach versprochenen Memeler Lotsen immer noch nichts zu merken, und so entschloss sich der Kapitän, die „Hubert Schröder" in einem Abstand von etwa 1,8 Seemeilen vor der Südmole vor Anker gehen zu lassen. Auch jetzt herrschte noch Windstärke vier bis fünf. Gewissenhaft wurde gelotet, und man stellte eine Wassertiefe von fünfundzwanzig Meter fest. Wie es sich gehört, peilte der Erste Offizier auch noch die Leuchtfeuer von Memel an, um den genauen Schiffsstandort zu bestimmen. Im weiteren Verlauf der Nacht frischte der Wind etwas auf. Es konnte dennoch zunächst nicht von einem Sturm gesprochen werden. Nur das Schneetreiben versperrte zeitweise die Sicht. Zur Sicherheit wurde auch noch ein weiterer Anker ausgeworfen. In einem Abstand von etwa 600 bis 700 Meter lag ein anderes wartendes Schiff, das aber in der Dunkelheit nur als ein Schatten zu erkennen war. Über die Nationalität dieses zweiten Frachters ist nichts bekannt. Etwas später erschien dann auch das Lotsenfahrzeug. Es ließ aber die „Hubert Schröder" unbeachtet und brachte den Lotsen zu dem geheimnisvollen Nachbarn, der denn auch in das Memeler Tief gebracht wurde. Erst am 19. Dezember kurz vor zehn Uhr vormittags kam dann der Lotse abermals heraus und begab sich nun an Bord der „Hubert Schröder". Eine Verständigung mit dem Lotsen war nur in Englisch möglich, das dieser sehr gebrochen sprach.

 

Nur ein Lotse im Dienst!

Aus den Schilderungen dieses Mannes ging hervor, dass für den ganzen Memeler Hafenbetrieb, der gerade in diesen Monaten recht lebhaft ist, insgesamt nur vier Lotsen zur Verfügung stehen, von denen jeweils nur einer im Dienst ist. Der Seelotse muss dabei gleichzeitig auch die Friktionen des Hafenlotsen erfüllen und jedes Schiff bis zum letzten Festmachemanöver am Hafenkai betreuen. Dass hierdurch natürlich viel Zeit verloren geht, bis der Lotse das nächste Schiff hereinbringen kann, versteht sich von selbst. Der Lotse hatte keinerlei Bedenken dagegen, dass nun der Kapitän sofort ankerauf gehen ließ, um nach Memel hereinzufahren. Erst einige Stunden später kam regelrechter Sturm aus der Richtung West-Nordwest mit Stärken bis zu acht, und neun auf. Zur Zeit des Ankerlichtens dürfte etwa Windstärke sechs geherrscht haben, aber es zeigte sich nun, dass das hoch aus dem Wasser ragende Schiff sich trotz der arbeitenden Maschine nicht gegen den Wind drehen ließ. Kapitän Albrecht war gezwungen, abermals beide Anker auszuwerfen. Er forderte nochmals den Beistand eines tüchtigen Schleppers an, den die russische Hafenverwaltung aber nicht entsandte.

 

Gegen den Molenkopf!

Obwohl die Maschine voll arbeitete, näherte sich die „Hubert Schröder" immer bedrohlicher der Südmole. Um 12.55 Uhr (mittags) stieß sie mit der Steuerbordseite gegen den Molenkopf. Etwa eine Stunde später schlug auch das Heck auf große Betonblöcke auf. Nur vorübergehend kam das schon etwas leckgeschlagene Schiff wieder frei, wurde dann aber von Strömung und Wind immer weiter in die Einfahrt getrieben. Bei einer neuen Kollision mit der Innenkante der Südmole wurden Schraube und Ruder des Frachters abgeschlagen. Mehr als drei Stunden waren verstrichen, als dann schließlich aus Memel ein winziger und für solche Bergungsarbeiten ganz ungeeigneter Schlepper auf der Bildfläche erschien, der hier natürlich gar nichts ausrichten konnte. Nach 16 Uhr holte der Schlepper einen größeren Bruder, dessen Besatzung nun wieder keine ordentliche Schleppverbindung mit dem havarierten Schiff herstellen konnte. Da der Schlepper unverständlicherweise sofort mit voller Kraft anlief, rissen die Trossen. Inzwischen hatte „Hubert Schröder" so viel Lecks erhalten, dass die Situation der Besatzung immer bedrohlicher wurde. Um 17 Uhr wurden zwanzig Mann von Bord geborgen, nur der Kapitän mit zwei Offizieren blieben noch auf dem Schiff, musste dann aber auch heruntergeholt werden. Um 18 Uhr zeigte der schwer beschädigte Dampfer schon starke Schlagseite, und bald darauf sackte er ab. Weder der „Morcawez" noch zwei andere besonders große Schlepper hatten sich bis dahin blicken lassen.

 

Vor allem höhere Gewalt.

Für die nautischen Fachleute des Seeamtes wie auch für den Bundesbeauftragten als Vertreter des Staates war es wohl keinen Augenblick strittig, dass der Totalverlust des Hamburger Dampfers an der Memeler Südmole zuerst und vor allem auf Umstände zurückzuführen ist, für die der Kapitän auf keinen Fall haftbar gemacht werden kann. Kapitän Ewald Albrecht, ein junger und bewährter Schiffsführer, hat vor der „Hubert Schröder" schon deren Schwesterschiff „Maria Schröder" lange erfolgreich gefahren. Der Zufall wollte es, dass der Kapitän und auch sein Erster Offizier jedoch noch niemals Memel angelaufen hatten. Er sollte hier mit seinem Schiff zum ersten Mal eine Ladung russischer Kohlen holen, die für Frankreich bestimmt war. Vor solchen Fahrten nach ihm unbekannten Häfen hat jeder Kapitän sehr genau die berühmten Segelanweisungen für die Ostsee zu lesen. Das ist auch hier geschehen. Kapitän Albrecht konnte zum Beispiel nicht wissen, dass für Memel jeweils nur ein dienstbereiter Lotse zur Verfügung steht. Er hatte auch mit der nach den Aussagen der Fachleute recht beachtlichen Strömung in der Memeler Einfahrt noch keine Erfahrungen gemacht. Seinen Wunsch nach Entsendung eines Lotsen und auch eines seetüchtigen großen Schleppers, der selbst bei aufkommenden Stürmen einen hochragenden Frachter anstandslos in den Memeler Hafen und vor allem erst einmal in das Tief bringen kann, hat er mehrfach angemeldet, und er hat auch eine entsprechende Zusage für die Entsendung des Lotsen erhalten. Hätte der Kapitän gewusst, dass bis zum Herauskommen des Lotsen eine so lange Frist verstreichen würde, so wäre er zweifellos ankerauf gegangen, um erst einmal weit draußen in der Ostsee zu patrouillieren. Bei genauerer Kenntnis der Strömungsverhältnisse würde er den Dampfer auch über backbord, also nach links, gedreht haben, was ihm eine bessere Position gegenüber der Mole gegeben hätte. Der russische Lotse von Memel hat ihm rechtzeitig einen solchen Rat nicht gegeben. Zwei Kapitäne, die Mitglied des Seeamtes sind, meinten allerdings, der Führer der „Hubert Schröder" habe beim Ankerhieven nicht rechtzeitig und ausgiebig genug von der Kraft der eigenen Maschine Gebrauch gemacht. Der Bundesbeauftragte sah keinerlei Schuld des Kapitäns als gegeben an. Das Seeamt kam allerdings dann doch zu dem Spruch, ein kleiner Teil der Schuld müsse dem Kapitän auferlegt werden, weil er — nach Ansicht dieses Seegerichts — wohl nicht alle gegebenen Möglichkeiten ausgeschöpft hätte, um das treibende Schiff vor der Strandung zu bewahren. Der Erste Offizier Seefluth unterstrich in seinen Ausführungen die Tüchtigkeit seines Schiffes, das auch bei sehr schwerem Seegang gut gearbeitet hatte.

 

Der kritische Augenblick

Der Erste Offizier des Schiffes empfand es auch wohl als besonders verhängnisvoll, dass in der kritischen Zeit um 16 Uhr aus Memel nur ein ganz kleiner Schlepper geschickt wurde, der in diesem Augenblick gar nichts ausrichten konnte. Worauf dann abermals in jenen Stunden, da der schwere Sturm das Schiff immer mehr zerstörte, erst einmal ein Schlepper mit einer Maschinenleistung von etwa 600 PS aufgeboten werden musste. Die russische Schlepperbesatzung dieses zweiten Fahrzeuges verstand sich offenkundig wenig auf das Herstellen einer Schleppverbindung. Man ließ den Schlepper stets sofort mit äußerster Kraft anlaufen, was in diesem Fall notwendig dazu führen musste, dass die überbelasteten Trossen beim Anziehen brachen. In Memel habe man später erfahren, dass die drei großen Schlepper fast ausschließlich dafür gebraucht werden, die Schiffe im Hafen selbst zu verholen. Leitender Ingenieur Hansen, ein wohl nicht alle gegebenen Möglichkeiten ausgeschöpft hätte, um das treibende Schiff vor der Strandung zu bewahren. Der Erste Offizier Seefluth unterstrich in seinen Ausführungen die Tüchtigkeit seines Schiffes, das auch bei sehr schwerem Seegang gut gearbeitet hatte.

 

Der kritische Augenblick

Der Erste Offizier des Schiffes empfand es auch wohl als besonders verhängnisvoll, dass in der kritischen Zeit um 16 Uhr aus Memel nur ein ganz kleiner Schlepper geschickt wurde, der in diesem Augenblick gar nichts ausrichten konnte. Worauf dann abermals in jenen Stunden, da der schwere Sturm das Schiff immer mehr zerstörte, erst einmal ein Schlepper mit einer Maschinenleistung von etwa 600 PS aufgeboten werden musste. Die russische Schlepperbesatzung dieses zweiten Fahrzeuges verstand sich offenkundig wenig auf das Herstellen einer Schleppverbindung. Man ließ den Schlepper stets sofort mit äußerster Kraft anlaufen, was in diesem Fall notwendig dazu führen musste, dass die überbelasteten Trossen beim Anziehen brachen. In Memel habe man später erfahren, dass die drei großen Schlepper fast ausschließlich dafür gebraucht werden, die Schiffe im Hafen selbst zu verholen. Leitender Ingenieur Hansen, ein erprobter Techniker, bekundete erneut, dass die alte Maschine der „Hubert Schröder" auch in diesen dramatischen Stunden noch ihr bestes hergegeben habe. Die Russen haben übrigens am 28. Dezember durch ihren Versicherungs- und Bergungsbetrieb mit Tauchern eine Unterwasserüberprüfung des Wracks durchgeführt, die bei den sehr schweren Schäden ergab, dass eine Bergung sich nicht mehr lohnt. Die deutschen Seeversicherungen haben hier auf eine Summe von 1,8 Millionen DM für das „abandonnierte" Schiff gezahlt. Auf eigenes Risiko? In der Seeamtsverhandlung wurde auch die Frage angeschnitten, ob es nicht am Ende empfehlenswert gewesen wäre, dass der deutsche Kapitän, nachdem ihm der versprochene Lotse so lange nicht geschickt wurde, selbst nach Memel eingelaufen wäre. Der Bundesbeauftragte Vizeadmiral a. D. Ancker und auch andere Experten hielten das bei den besonderen Verhältnissen, die nun einmal in Russisch besetzten Häfen bestehen, für nicht möglich. Kapitän Albrecht berichtete denn auch, dass er selbst einen Fall miterlebt habe, dass ein deutsches Schiff, das bereits in Memel lag, kurzerhand auslaufen wollte, als der vielbeschäftigte Lotse immer noch nicht kam. Es handelte sich um das deutsche Motorschiff „Najade", das übrigens auch — wie vom „Ostpreußenblatt" bereits gemeldet — zwanzig Mann der Besatzung der „Hubert Schröder" in die Heimat zurückbrachte, während die drei leitenden Offiziere zur Abwicklung der Verhandlungen noch drei Wochen in Memel blieben. Die „Najade" war kaum ausgelaufen, als sie bereits durch Signale Befehl zur Rückkehr erhielt. Als sie darauf offenbar nicht schnell genug reagierte, jagten die Sowjets ein Marinefahrzeug hinterher, das das Schiff erst einmal wieder zurückholte. Hätte also der Kapitän des gesunkenen Frachters etwa in der frühen Nacht versucht, die Memeler Einfahrt ohne Lotsen und Schlepperhilfe zu nehmen, und womöglich bei der herrschenden Strömung und dem zunehmenden Wind doch noch Berührung mit der Mole gehabt, so wäre ihm das sicher bei den Russen sehr schlecht bekommen.

 

Seite 12   Foto. Eine Aufnahme aus dem Memel von heute.

Diese Aufnahme ist in der in russischer Sprache in Wilna erscheinenden kommunistischen Parteizeitung veröffentlicht worden, und zwar mit Ausführungen darüber, wie stark jetzt die Bautätigkeit in Memel ist. Das Foto zeigt die wiederaufgebaute Ecke Libauer Straße — Roßgartenstraße, in der sich früher das Bürogeschäft Kurt Siebert befand. Von der Libauer Straße (es ist die Straße, die nach rechts geht) ist — neben dem auf dieser Aufnahme sichtbaren Block — eine neue breite Straße nach der Polangenstraße zu entstanden. — Im Verhältnis zu den anderen Städten unserer ostpreußischen Heimat, etwa zu Königsberg, Tilsit oder den Städten im polnisch besetzten Gebiet, werden in Memel tatsächlich zahlreiche Neubauten errichtet, so vor allem in der Libauer Straße, aber auch in dieser Stadt liegen noch weite Teile völlig in Trümmern, und von einem Aufbau etwa in dem Umfang, wie wir ihn von den Städten in der Bundesrepublik kennen, kann auch hier bei weitem nicht die Rede sein.

 

Seite 12   „Der Hundertjährige singt viel ..“- Blick auf ein erfülltes Leben.

Foto: Gustav Wohlgemuth und seine Lebensgefährtin.

Am 2. Februar 1956 feierte ein Landsmann seinen hundertsten Geburtstag. Wie gern hätten wir uns auf die Bahn gesetzt, um ihm persönlich die Glückwünsche der Landsmannschaft und des Ostpreußenblattes zu überbringen. Aber der Jubilar wohnt in der Sowjetzone, unsere Grüße dürfen nicht laut werden. Wir können unseren Lesern nur berichten, was uns hier in Berlin ein Enkelkind von seinem hundertjährigen Großvater erzählt.

 

Vor hundert Jahren also, am 2. Februar 1856 wurde Gustav Wohlgemuth als Sohn eines Schneidermeisters in Schilleningken, Kreis Memel geboren. Kaum zu fassen: während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871 war er schon ein großer Junge, ging er schon zur Lehre. Er wurde Schuhmacher.

 

Er liebte sein Handwerk, doch zugleich drängte es ihn bereits in jungen Jahren, zur Verbreitung des Evangeliums beizutragen. Diese Aufgabe, die er sich selbst gestellt, erfüllte er als Kolporteur. Kolporteur nannte man die Männer, die im Auftrag einer Missionsgesellschaft oder eines Bibelverlages auf dem Land umherreisten und Bibeln und geistliche Schriften verkauften. Ohne Gewinn, nur gerade, dass sie die Unkosten bestreiten konnten.

 

Da blieb die Schuhmacherei oft monatelang liegen, denn Gustav Wohlgemuths Reisen führten ihn bis in die Mark Brandenburg, wo er von Dorf zu Dorf zog, die schwere Tasche mit Bibeln am Lederriemen über der Schulter, so auch in wie ihn eine verblichene Fotographie aus jenen Jahren zeigt.

 

Schilleningken, Ruß, Tilsit und Heydekrug hießen die Heimatstationen dieses gesegneten Lebens. Gustav Wohlgemuth war fleißig und sparsam, weltliche Vergnügungen lockten ihn nicht. So war er seit dem Ersten Weltkrieg Besitzer eines hübschen kleinen Häuschens im Heydekruger Ortsteil Werden, seine Frau Martha versorgte den Haushalt, er pflegte das Gärtchen, sie hatten Hühner und zwei Ziegen. Noch als Siebzig-, ja als Achtzigjähriger fertigte Gustav Wohlgemuth von allen Kunden hochgerühmte Schaftstiefel an.

 

Dann kam das Jahr 1944. Eine Tochter, das zweite der drei Wohlgemuth-Kinder, starb. Und im August riss die Sturmflut des Krieges den damals Achtundachtzigjährigen von seinem Heimatboden. Zu Schiff ging die Flucht über Pillau nach Stettin, von dort hinunter nach Sachsen. Weißbach bei Zschopau, hinter Chemnitz, wurde das Asyl des alten Ehepaares, ein kleines, aber langgestrecktes Dorf; man muss eine Stunde gehen, um von einem Ende zum anderen zu gelangen.

 

Flucht und Zusammenbruch jedoch konnten Gustav Wohlgemuth und seine Frau Martha (es ist seine zweite Frau, und sie wird im Juli dieses Jahres 83 Jahre alt) in ihrem Glauben nicht erschüttern. Vielmehr fand er nun seine Bewährung, betend, lobpreisend und dankend überstand das Paar die schlimme Nachkriegszeit Sie wurden der Mittelpunkt einer kleinen Gemeinde „Wiedergeborener"; eines der Geschwister, wie sie sich nennen, nahm das Paar in sein Haus auf.

 

Sie leben in einem Land, dessen Machthaber den Materialismus zur Religion erheben wollen. Doch vor Wohlgemuths tiefer Gläubigkeit beugen sich auch die weltlichen Instanzen; Bürgermeister und Polizei sind, wo immer nötig, Helfer und Berater der beiden Alten.

 

Gustav Wohlgemuth ist noch heute, als Hundertjähriger, frisch und immer munter. Stets sind Wäsche und Anzug peinlich sauber. Nichtstun behagt ihm gar nicht, noch im vergangenen Herbst hat er auf Bestellung Pantoffeln angefertigt. Nach wie vor steht er mit den Hühnern auf. Freilich geht er auch mit den Hühnern zu Bett, — sollte das das Rezept sein, um hundert Jahre alt zu werden? Oder ist er vielleicht ein Asket? Sicher nicht. Fleisch hat er zwar sein Leben lang wenig gegessen, mehr Fisch, aber die Zigarre hat ihm immer geschmeckt, und einen guten Tropfen hat er nie verschmäht. Die Flüssigkeit, die er am liebsten genießt und zwar seit jeher, ist allerdings die Milch! Und so packt die Enkeltochter in Westberlin in jedes Paket, das nach Weißbach geht, neben Fett, Kaffee und Kakao auch Milchpulver ein. Auch Kuchen isst Großvater Wohlgemuth gern, aber es muss hausgebackener sein.

 

Schon der 99. Geburtstag, im vergangenen Jahr, war ein Festtag für das ganze Dorf. Die Gemeinde spendete Brennholz, der Chor der evangelischen Gemeinschaft brachte dem Geburtstagskind geistliche Lieder als Ständchen dar, der Besuch aus Berlin steuerte all jene Dinge bei, die zu einer richtigen Geburtstagstafel unentbehrlich sind und die es in Weißbach oder auch in Zschopau nun einmal nicht gibt.

 

Und in diesem Jahr klingen die Lob- und Dankgesänge der christlichen Gemeinschaft unseres Gustav Wohlgemuth womöglich noch inniger, noch ergreifender. Wieder ist das ganze Dorf auf den Beinen, auch die staatliche Obrigkeit lässt sich wohlwollend vernehmen. Die beiden Enkeltöchter aus Berlin feiern an Ort und Stelle mit. Wir tun es nur in Gedanken, doch ist unsere Anteilnahme darum nicht geringer.

 

Das Briefeschreiben fällt Gustav Wohlgemuth in letzter Zeit etwas schwer. Frau Martha besorgt es für ihn. Ihren jüngsten Brief, in dem sie die Aufenthaltsgenehmigung des Weißbacher Bürgermeisters für die Enkel nach Berlin sandte, durften wir lesen, ein Brief, zeitlos in seiner Frömmigkeit, beglückend in seiner überströmenden Freude, der Brief einer einfachen Frau, aber wie sicher, wie überlegen, jede Zeile Lob und Dank.

 

„Unser Hundertjähriger singt viel . . .", schreibt sie.

 

Wir brauchen ihm nichts zu wünschen. Für ihn zählen die Jahre nicht mehr, ob er das nächste noch erlebt oder einhundertzehn Jahre alt wird, beides ist ihm gleich willkommen, aus Gottes Hand, Leben wie Sterben. Der Tod vermag den nicht zu schrecken, dem er nur Tor ist zur Ewigkeit.

 

Wir können ihm nichts wünschen, unserem Landsmann Gustav Wohlgemuth, was er nicht schon besäße. Wir können nur von ihm lernen …

 

Seite 12   Nur zwei Tage Hochzeit.

Die Obrigkeit sah es nie gerne, wenn die Bürger ihr Geld bei Prassereien ausgaben. Wie sollte sie auch sonst zu ihren Steuern kommen? – Zwei Tage seien genug zur Feier einer Hochzeit, meinten die Räte der drei Königsberger Städte. Nach der Landesordnung von 1445 sollten bei Hochzeit und Kindelbier in einem reichen Haushalt nicht mehr als fünfzehn Schüsseln aufgetragen werden, der „gemeine Freie“ durfte seinen Gästen höchstens sechs Schüsseln vorsetzten. Da die Schüssel für vier Personen berechnet wurde, erschein uns heute die schon eingeschränkte Bewirtung als noch recht üppig.

 

Seite 13   „Kamerad, ich rufe dich!“

Gesucht wird Feldwebel Max Albertin, Feldpostnummer 39 879 E. Er war im August 1944 in Rumänien und ist im September 1944 im Lager Gorki an der Wolga gesehen worden.

 

Seite 13   Für Todeserklärungen

Willi Gutowski, geboren 01.11.1906 in Barten, Kreis Rastenburg, aus Friedrichsberg, Kreis Gerdauen, wird seit November 1944 an der Ostfront vermisst. Wer kann über seinen Verbleib Auskunft geben?

 

Seite 13   Der Weg zum ständig frischen Wasser.

Heute ist es für die Hausfrau recht bequem: sie dreht den Hahn auf, und schon sprudelt aus der Leitung ein kühler Strahl frischen Wassers, über die Nöte der Stadtväter, die Haushalte und Betriebe ausreichend mit gesundem Wasser zu versorgen, stellt der einzelne kaum Überlegungen an. Am Beispiel von Königsberg soll hier kurz die Entwicklung der für jede Stadt lebenswichtigen Wasserversorgung geschildert werden.

 

Jahrhunderte erhielten die Einwohner ihr Wasser durch den Oberteich, in den der vom Dammteich kommende Wirrgraben und der aus dem Warger Kirchenteich laufende Landgraben einmünden. Vier Holz-Röhren-Leitungen speisten die öffentlichen Pumpen in den Stadtvierteln. Südlich des Pregels gab es aber keine Leitung; die Einwohner mussten ihren Bedarf aus Brunnen oder aus dem Pregel schöpfen.

 

In den Jahren nach 1870 baute die Stadt ein zentrales Wasserwerk; der viereckige, breite Wasserturm in Hardershof (Endstation der Straßenbahnlinie 12) und das daneben stehende Pumpwerk sind wohl jedem Königsberger ein Begriff gewesen. Doch das Wasser reichte nicht aus; in Zeiten der Dürre wurde es knapp. Diesem Übel begegnete man durch die Schaffung neuer Wasserreservoirs. Durch die Aufschüttung eines zehn Meter hohen Dammes entstand bei Wickau ein großer Teich, und bei Willgaiten wurde eine Talsperre angelegt; auch aus dem Pilzenteich kam Wasser. Ergiebig war auch eine Stauanlage bei Moditten auf einem ehemaligen Kiesgelände der Deutschen Reichsbahn. — Am besten mundete das Königsberger Leitungswasser mit einem Zusatz von Rum und Zucker, so meinte ein alter Kapitän, und niemand von uns wird das bestreiten.

 

Seite 13   Bestrafte Habgier

Im „Sagenbuch des Preußischen Staates" liest man: „In dem zur Burgfreiheit gehörigen sogenannten Roßgarten befindet sich an dem Kirchhofe der sogenannte heilige Brunnen. Derselbe hat früher viele Kranke geheilt, von dem Augenblicke an aber seine Kräfte verloren, wo die Witwe Gnadcovius ihn mit einer Mauer umgeben und das Wasser verkaufen ließ“.

 

Seite 14   Aus der Landsmannschaftlichen Arbeit in …

Berlin

Hier werden Daten künftiger Sitzungen aufgezählt.

 

Bayern

Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft Ostpreußen, Geschäftsstelle der Landesgruppe: Lothar Polixa, (13b Ottobrunn/München, Josef-Seliger-Straße 10.

 

Berchtesgaden.

Bei der Jahreshauptversammlung der Vereinigung der Ostpreußen, Westpreußen und Pommern berichteten der Vorsitzende und die Schriftführerin Hildegard Loeffel über die Veranstaltungen im vergangenen Jahr. Der Vorsitzende H. Hepke wurde einstimmig wiedergewählt; ferner brachte die Wahl des Vorstandes folgende Ergebnisse: Stellvertreter H. Wolff, Kassierer H. Sturmhoefel, stellvertretender Kassierer H. Tümmler, Schriftführerin Fräulein Loeffel, Kulturwart Fräulein Neiss, Jugendwart Frau Hinterbrandner, als Beisitzer H. Leppert und H. Stender, gleichzeitig Kassenprüfer. Es wurde beschlossen, die nächste Zusammenkunft am 12. Februar in Form eines Kappenfestes durchzuführen.

 

Gundelfingen.

Zum sechsten Male wurde bei der Jahreshauptversammlung Landsmann Franz Ranglack zum ersten Vorsitzenden gewählt. Dem Vorstand gehören ferner an: Zweiter Vorsitzender Paul Volksdorf, Kassiererin Frau Petrusch (Wiederwahl), Schriftf. P. Volksdorf, Kulturwart Frau Pawlowski. — Der Faschingsabend wird am 11. Februar stattfinden. Für den 10. März ist eine ostpreußische Gedenkstunde geplant. Am Sonntag, 15. April, wird die Feier des fünfjährigen Bestehens der Gruppe veranstaltet werden. Für den 1. Mai ist eine Wanderung vorgesehen.

 

Baden/Württemberg

1.Vorsitzender: Hans Krzywinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße Nr. 43

 

Stuttgart.

Am 12. Februar. 16 Uhr, wird in Stuttgart im Freizeitheim Feuerbach ein „Bunter Heimatnachmittag" stattfinden. Ferdy Dackweiler, Marion Lindt und andere Vortragskünstler werden mitwirken, und die Stuttgarter Chromatiker werden spielen; ab 19.30 Uhr Tanz. Kartenvorbestellung zu 1,50 DM, 2,-- DM und 2,50 DM beim Vorsitzenden der Landesgruppe Hans Krzywinski, Stuttgart-West, Hasenbergstr. 43, bis 10. Februar.

 

Biberach-Riß.

Am Sonntag, 12. Februar, ab 17 Uhr, wird ein Kappen- und Kostümfest im Biber in Biberach stattfinden. Devise: Marineball in Pillau. „Marinemützen" werden am Eingang zu haben sein. Unkostenbeitrag 0,50 DM.

 

Hessen.

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz. Gießen. Grünberger Straße 194.

 

Kassel.

Bei der Jahreshauptversammlung in den Martinigaststätten hob der erste Vorsitzende im Tätigkeitsbericht die von Landsmann Siedler auf kulturellem Gebiet geleistete Arbeit hervor. Einstimmig wurde der alte Vorstand wiedergewählt: Erster Vorsitzender Hans Meseck (Danzig). Stellvertretender Vorsitzender Reinhold Pravitt (Samland), Schriftführer Arthur Froebel (Exin) und Hauptkassierer Hanns-Ritter-Klippert (Allenstein).

 

Fulda.

Bei der Jahreshauptversammlung gab Vorsitzender Wietzke einen kurzen Rückblick über die vergangenen Jahre. Die Vorstandswahl ergab einstimmig die Bestätigung der bisherigen Vorsitzenden Wietzke und Götz. Als Schriftführer und Kassierer wurden die Landsleute Albinus und Braag gewählt. Die übrigen Vorstandsmitglieder, von denen der Frauenreferentin, „Tante Meta", für ihre unermüdliche Arbeit besonderer Dank ausgesprochen wurde, sind einstimmig wiedergewählt worden. Die nächste Versammlung wird am Sonnabend, dem 4. Februar, wie üblich im „Ballhaus" stattfinden.

 

Nordrhein-Westfalen.

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni. (22a| Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14.

 

Die Landesdelegiertentagung in Duisburg

Etwa 135 Landesdelegierte der Landsmannschaft Ostpreußen hatten sich aus allen Kreisen des Landes Nordrhein-Westfalen am Sonntag, dem 22. Januar, in Duisburg zusammengefunden.

Bevor die offizielle Tagung begann, besuchten die Delegierten gemeinsam eine Ausstellung, die unter dem Motto „Ostpreußische Menschen und ihre Leistung" an diesem Tage in der Wacholderschule eröffnet wurde. Der Landesvorsitzende, Erich Grimoni, erläuterte den tieferen Sinn dieser Ausstellung, die von Schule zu Schule wandern soll, um vor allem unsere Jugend der heimatpolitischen Arbeit näherzubringen. Das Jahr 1956 soll für die Landsmannschaft das Jahr der Jugend werden, da ohne ausreichenden Nachwuchs unsere gesamte Arbeit eines Tages zum Scheitern verurteilt sein muss. Der Leiter der Wacholderschule, Direktor Stimmler, konnte sofort ein praktisches Beispiel geben, wie diese Jugendarbeit in die Tat umgesetzt werden kann. Seine Schule hatte in einer Lehrerkonferenz beschlossen, die Patenschaft über die ehemalige Sackheimer Mittelschule in Königsberg zu übernehmen, einer Stadt also, die ein Eckpfeiler abendländischer Kultur im europäischen Osten war. (Bei der 700-Jahr-Feier Königsbergs in Duisburg übernahmen bereits das Landfer-Gymnasium die Patenschaft für das Friedrichskolleg und das Steinbart-Gymnasium für das Löbenichtsche Realgymnasium.) Auch Bürgermeister Mues fand mit seinen begrüßenden Worten großen Beifall, als er erklärte: „Mit dem Verlust Ostdeutschlands haben nicht nur die ostdeutschen Menschen ihre Heimat verloren, sondern alle Deutschen trifft der Verlust eines Teiles ihrer Heimat“.

 

In der Schützenburg hielt dann der Sprecher unserer Landsmannschaft, Dr. Alfred Gille, eine Rede über die Aufgaben der Landsmannschaft und die politische Lage. Ausgehend von der Stellungnahme der Landsmannschaft in der Saarfrage legte er dar, dass die Entwicklung dieser Stellungnahme Recht gegeben hat. Er ging dann auf die Moskauer Reise des Bundeskanzlers ein und die Vorbehalte und Zusicherungen, die in diesem Zusammenhang über die deutschen Ostgebiete gemacht worden sind. Die Landsmannschaft müsse, so betonte Dr. Gille, das Interesse ihrer Mitglieder an den echten politischen Fragen immer wachhalten. Sie müsse der Motor sein, der, was unsere ostdeutsche Heimat und die Rückkehr angeht, unser Land und unser Volk nicht zur Ruhe kommen lässt.

 

Das Hauptanliegen der Delegiertentagung war dann die Verbesserung der Jugendarbeit, wozu nach einem Rechenschaftsbericht des Landes-Jugendreferenten Hermann und lebhafter Diskussion auch wichtige Beschlüsse gefasst wurden. Diese Beschlüsse gehen nicht nur die Vorstände in den Kreis- und Ortsgruppen an, sondern jeden erwachsenen ostpreußischen Menschen. Der Grundstein muss schon in der Familie gelegt werden. Mit Recht fragte Hermann, in welcher Familie es denn Karten der ostpreußischen Heimat gebe und die entsprechenden Bilder. Haben alle Eltern ihren Kindern ein ostpreußisches Buch auf den Gabentisch gelegt? Im Jahre 1956, dem Jahr der ostpreußischen Jugend, soll nun bewusst mit dieser Arbeit begonnen werden, wobei das Hauptaugenmerk auf die Bildung von Kindergruppen zu legen ist.

 

Die Frauenreferentin, Frau Knoblauch, rührte aus, wie man mit den Frauen arbeiten muss. Sie sollen nicht als Redner, sondern als Helfer eingesetzt werden. Die Gruppenleiter sollen ihnen das Rüstzeug geben, damit sie ihre Aufgaben in der Familie erfüllen können. Ostpreußische Sagen, Märchen, Kinderlieder, Bücher gehören dazu, man soll auch nicht die typisch ostpreußischen Rezepte vergessen.

 

Im Verlauf der Konferenz wurden wiedergewählt: Erich Grimoni zum 1. Vorsitzenden, die Landsleute Czerlinski zum Schriftführer und Weidenhaupt zum Kassierer. Nach Ausscheiden des bisherigen 2. Vorsitzenden, Dr. Suckow, wurde der Kreisvorsitzende des Kreises Duisburg, Harry Poley, für diese Funktion vorgeschlagen und gewählt.

 

Landesvorsitzender Grimoni ermahnte abschließend die Delegierten, den Elan und die gleichmäßige Ausrichtung der Tagung auf die künftige Arbeit zu übertragen.

 

Chöre im Regierungsbezirk Arnsberg

Im Regierungsbezirk Arnsberg hat sich bereits eine Anzahl ostdeutscher Chöre zum „Bezirksverband Reg.-Bez. Arnsberg" zusammengeschlossen. Um eine noch weitgehendere Erfassung der Chöre möglich zu machen, werden die Leiter oder die Vorsitzenden der ostdeutschen Chöre oder Singerkreise, die bisher noch nicht vom Bezirksverband angeschrieben wurden, gebeten, sich unter genauer Angabe ihrer Anschrift zu melden bei: Landsmann Otto Weber, Herne, Westfalen, Amalienstraße 11. Dies gilt nur für Chöre innerhalb des Reg.-Bez. Arnsberg. — Bei landsmannschaftlichen Gemischten Chören werden die ostpreußischen Chorsänger gebeten, ihre Leiter oder Vorsitzenden auf diesen Artikel aufmerksam zu machen. — Für die benachbarten Bezirke gelten folgende Anschriften: Für den Reg.-Bez. Düsseldorf: Dr. A. Schnabel, Viersen, Bismarckstraße 11; für den. Reg.-Bez. Münster: Landsmann Kijora, Oelde, Emigerloher Straße 14; für den Reg.-Bez. Köln: Landsmann Mahnke, Köln, Barbarastraße 30; für den Reg.-Bez. Detmold: Landsmann Bittner, Lage, Im Bruch 5.

 

Düsseldorf.

Am Dienstag, dem 7. Februar, wird eine Vorstandssitzung stattfinden. Am Dienstag, dem 14. Februar, wird um 20 Uhr eine Fastnachtsfeier von der Frauengruppe im Lokal „Treuer Husar" veranstaltet werden.

 

Duisburg.

Im Mittelpunkt der sieben im Vorjahre durchgeführten großen Veranstaltungen stand die 700-Jahr-Feier von Königsberg. Ferner wurde in dem Tätigkeitsbericht bei der Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Duisburg-Stadtmitte auf die soziale Betreuung vieler Landsleute hingewiesen. Der bisherige Vorstand wurde wiedergewählt: Erster Vorsitzender Artur Baubkus, zweiter Vorsitzender Paul Staffenski, Kassierer Paul Rupenow, Schriftführer Wilhelm Schulz. Im weiteren Verlauf des Abends wurden drei Tonfilme aus der Heimat gezeigt. — Am Sonnabend, dem 4. Februar, um 20 Uhr wird die Ortsgruppe Stadtmitte im Wintergarten an der Monning mit der Duisburger Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß einen Faschingsball mit Prunksitzung durchführen, an der Klaus Günther Neumann vom Kabarett der Komiker, Berlin, und namhafte Karnevalisten mitwirken werden. Eintritt 2 DM. Ab 24 Uhr Busverbindung.

 

Wanne-Eickel.

Bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe am 4. Februar im Trefflokal „Reinhardt", Kurhausstraße, wird der Vorsitzende der Landesgruppe, Erich Grimoni, sprechen. Es wird um das Erscheinen aller Ostpreußen, auch der Nicht-Mitglieder, gebeten.

 

Herne.

Vom Ostvertriebenen-Chor Herne ergeht an alle sangesfreudigen Landsleute die Bitte, sich an den Chorproben zu beteiligen. Probenabende finden jeden Montag um 20 Uhr im Musiksaal des Kolpinghauses, Neustraße, statt.

 

Hagen.

Der Vorstand besuchte die mit den letzten Transporten nach Hagen gekommenen Landsleute und hieß sie willkommen. Hierbei wurde jedem der Zurückgekehrten ein mit ostpreußischen Spezialitäten gefüllter Frühstückskorb überreicht. Diese unerwartete Gabe bereitete viel Freude. — Die letzte Monatsversammlung stand im Zeichen des Karnevals. Als echte Vertreter heimatlichen Humors erhielten Frau Quedenau und Landsmann Matejil viel Beifall.

 

Warendorf.

Die Frauengruppe wird sich am Mittwoch, 8. Februar, um 15 Uhr, bei Pocken-Lewe, Freckenhorster Straße, treffen.

 

Opladen.

Der gut gelungene ostpreußisch-rheinische Heimatabend im Hotel Hohns diente — wie dies der Vorsitzende Reh erläuterte — der Förderung der guten Beziehungen zwischen Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen. Als Vertreterin des ostpreußischen Humors trat Marion Lindt auf: ihr rheinischer Gegenpart war Hans Hild. — Am Montag, dem 27. Februar, um 14 Uhr, wird die Gruppe Opladen eine Betriebsbesichtigung der Lebensmittelzentrale C. Stüßgen, Köln, vornehmen; außerdem wird am Sonnabend, dem 10. März, um 15 Uhr eine Besichtigung des Funkhauses Köln des WDR erfolgen. Nähere Einzelheiten und Anmeldungen für beide Besichtigungen beim Heimatabend am Sonnabend, dem 4. Februar, um 20 Uhr im kleinen Saal Hotel Hohns; dieser Abend wird im Zeichen des Karnevals stehen.

 

Bad Oeynhausen. Auf der Jahreshauptversammlung wurde der bisherige zweite Vorsitzende Helmut Randzio zum ersten Vorsitzenden gewählt. Stellvertreter wurde Wilhelm Todtenhöfer, Schriftführerin Frau Tretschoks (Wiederwahl), Kassiererin Frau Schott, Vertreterin Frau Polte. Um die Jugendarbeit zu aktivieren, wurden Siegfried Schmidt und Ingrid Petri zu Kulturwarten und zu ihrer Unterstützung Frau Bacher gewählt. Als Beisitzer gehören Paul Geginat und Bruno Fallseher dem Vorstand an. — Am 8. Februar wird die Gruppe gemeinsam mit dem Westfälischen Heimatbund im Saal Backs einen „West-Ost-Abend" durchführen, bei dem die bekannte Schriftstellerin Maria Kahle (jetzt beim Kultusministerium in Düsseldorf) über „Westfalen und der deutsche Osten" sprechen wird. Beginn 20 Uhr. — Für den 8. März hat die Gruppe das Schauspielstudio Iserlohn verpflichtet. Es wird im Kurtheater am Nachmittag um 15 Uhr für die Kinder „Der gestiefelte Kater" und am Abend um 19.30 Uhr „Der Schalk von Bunslau" von Wolker Wulf spielen. — Geplant sind ferner ein Heimatabend mit dem ostpreußischen Humoristen Franz Otto Krauss und eine Omnibusfahrt am Himmelfahrtstag nach Neuhaus im Solling; dort sind Trakehner Pferde untergebracht. (Anschrift des ersten Vorsitzenden: H. Randzio, Bad Oeynhausen, Brucher Straße 8.)

 

Remscheid.

Bei der Jahreshauptversammlung der Gruppe Remscheid am 28. Januar erstatteten die Vorstandsmitglieder W. Kriszun, H. Bordiert und Frau Grete Kriszun den Jahres-, Kassen- und Kassenrevisionsbericht sowie den Bericht über die soziale Frauenarbeit. Es wurden bei der Neuwahl wiedergewählt: 1. Vorsitzender Willi Kriszun, 2. Vorsitzender Oswald Wahlers, Schriftführer Fritz Frömmerich, soziale Frauenarbeit Frau Grete Kriszun. Neugewählt wurde Heinz Schwarz als Kassierer. Jugendwart ist Hans Rautenberg. Beisitzer: Hugo Borchert, Emil Bahl, Fräulein Käte Erdmann, Helmut Tarrach, Eitel Wohlgemuth, Kurt Fester. Delegierte des Kreisverbandes: Willi Kriszun, Hugo Borchert, Emil Bahl, Oswald Wahlers, Helmut Tarrach. Kassenprüfer: Kurt Plennis und Karl Grinda.

 

Niedersachen.

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Helmut Gossing, Hannover, Anzeiger Hochhaus, Goseriede 5/6.

Stellvertretender Vorsitzender H. L. Loeffke, Lüneburg, Vor dem neuen Tore 12. „Meyers Garten".

 

Hildesheim.

In den Räumen der Gaststätte Berghölzchen verlebten Hunderte von Landsleuten einige gemütliche Stunden beim Kappenfest. — Die nächste Zusammenkunft der Gruppe ist für den 7. Februar, um 20 Uhr in der Alten Münze vorgesehen.

 

Bad Pyrmont.

Der Vorstand der landsmannschaftlichen Gruppe begrüßte die aus russischer Gefangenschaft zu ihren Eltern gekommene:

 

Frau Hedwig Zenthöffer, geborene Pawlitzki, und sagte ihr in allen Angelegenheiten volle Unterstützung zu. — Die Zurückgekehrte wurde 1920 in Breitenfelde, im Kreise Neidenburg, geboren. Sie heiratete den Bauern Zenthöffer in Liebenfelde (Mehlauken) im Kreise Labiau. Ihr Mann fiel in Russland. Sie erlebte in Liebenfelde die Schrecken der sowjetischen Willkür. Ein Spitzel verriet den Russen, dass sie ein Gedicht verfasst habe, in dem sie das Leid der in Ostpreußen zurückgebliebenen Landsleute schilderte. Sie wurde daraufhin verhaftet und verbrachte vierzig Tage in einer Dunkelzelle in Tauroggen, wo sie Prügel und Quälereien erdulden musste. Frau Zenthöffer wurde zu Zwangsarbeit „verurteilt" und kam in ein Frauenlager im Ural. In eisiger Kälte und bei unzureichender Ernährung mussten die Frauen schwere Waldarbeit verrichten.

 

Sulingen.

Landsmann Klopsch ist nicht tot. Im Dezember ist die Familie Klopsch nach Bruchsal, Baden, Friedrichstraße 40 umgesiedelt und hat Arbeit und Wohnung gefunden. Aus diesem Anlass wurde dem Ehepaar Klopsch recht herzlich, leider schon bei ihrer Abwesenheit, gedacht und ihnen für die treue Mitarbeit in der Landsmannschaft gedankt. Landsmann Klopsch befindet sich bei bester Gesundheit. Einmal Totgesagte sollen ja besonders lange leben, und dieses wünschen wir beiden Klopschs von ganzen Herzen! — Das Monatstreffen am Montag, dem 13. Februar, fällt wegen des am Sonnabend, dem 18. Februar stattfindenden Heimatabends aus. Auch die Nachbargruppen sind an diesem Abend gerne gesehen.

 

Twistringen.

Am 5. Februar wird im „Reichshof Gade" bei Twistringen ein Faschingsabend stattfinden; eine Stimmungskapelle und der Ansager Heinz Ufermann sind verpflichtet worden. Alle Landsleute werden gebeten, Freunde und Bekannte zu benachrichtigen. Karten — im Vorverkauf 1,-- DM — bitte rechtzeitig beim Vorsitzenden W. Tondar, Twistringen, Ruf 415, zu bestellen.

 

Schleswig Holstein.

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter. Kiel, Holstenstraße 46, II.

 

Ahrensburg.

Viel Freude und Begeisterung löste ein im Lindenhof gehaltener Vortrag von Hubert Koch aus, bei dem er sehr eindrucksvolle Bilder der ostpreußischen Heimat zeigte. — Der vieljährige, verdiente, erste Vorsitzende, des Ahrensburger Heimatvereins der Ost- und Westpreußen, Horst Geyer, kündigte bei dieser Gelegenheit an, dass er wegen seiner Einberufung zum Bundesverteidigungsministerium sein Amt zur Verfügung stellen müsse. — Als weitere Veranstaltungen sind, für den 11. Februar, ebenfalls im Lindenhof, das diesjährige Maskenfest, und für den 18. April die Jahreshauptversammlung vorgesehen; bis zu diesem Tage bleibt der bisherige Vorstand ohne Ergänzungswahl bestehen.

 

Hamburg.

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 24, Wallstraße 29, Postscheckkonto: Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen.

Es wird gebeten, zu allen Bezirksversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Fuhlsbüttel: Am Sonnabend, dem 4. Februar, um 20 Uhr findet im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1, ein Kappenabend mit Tanz statt. Kappen sind von den Besuchern mitzubringen.

Gäste sind willkommen. Unkostenbeitrag --,50 DM. — Montag, 6. Februar, Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1, ab 17 Uhr Kinderstunde.

 

Billstedt: Am Sonnabend, 4. Februar, 20 Uhr, findet im Vereinshaus Koch, Billstedt, Billstedter Hauptstraße 57, unser Kappenfest statt. Für flotte Tanzmusik und humorvolle Darbietungen ist gesorgt. Gäste sind herzlich willkommen. Kappen sind am Eingang erhältlich.

 

Eimsbüttel: Sonnabend, 4. Februar, 20 Uhr, in der Gaststätte Moravia-Klause, Hamburg 13, Grindelberg 81, Monatsversammlung.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Am Sonntag, 5. Februar, um 19 Uhr in Wilhelmsburg, Gesellschaftsbaus Stuben, Vogelhüttendeich, Monatsversammlung.

 

Elbgemeinden: Nächster Heimatabend am Sonnabend, dem 18. Februar, 19.30 Uhr, in der Johannesburg. Blankenese, Elbchaussee 566. Nähere Einzelheiten werden noch bekanntgegeben.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Am Sonnabend, 18. Februar, ab 19.30 Uhr in Harburg, Lokal Wiedemann, Winsener Straße 21 (Ecke Reeseberg), ladet die Jugendgruppe zu einem Fasteloawend ein.

 

Kreisgruppenversammlungen

Insterburg: Sonnabend, 4. Februar, 20 Uhr, in der Alsterhalle, An der Alster 83.

 

Gumbinnen: Am Sonnabend, 4. Februar, 20 Uhr, im Lokal Bohl, Mozartstraße 27, großes Kappenfest. Kappen sind an der Kasse erhältlich. Unkostenbeitrag --,50 DM. Der Gewinn geht zu Gunsten der Landsleute in der Mittelzone.

 

Treuburg: Sonnabend, 4. Februar, 20 Uhr, in der Gaststätte Moravia-Klause, Hamburg 13, Grindelberg 81, Monatsversammlung.

 

Memelkreise: Unser nächstes Treffen ist am Sonntag, dem 5. Februar, um 16 im Lokal Frascati (Ecke Müggenkamp — Methfesselstraße, Linien 3 und 16 bis Methfesselstraße, U-Bahn bis Osterstraße). Daran anschließend ein bunter Fastnachtsabend mit humoristischen Darbietungen und Tanz, wozu wir alle Landsleute herzlich einladen.

 

Lyck: Unsere nächste Zusammenkunft findet am Sonnabend, 11. Februar, 19 Uhr, in der Alsterhalle, An der Alster 83, als Fastnachtskränzchen mit Tanz statt.

 

Heiligenbeil: Am Sonnabend, dem 11. Februar, um 20 Uhr, treffen sich die Landsleute des ganzen Kreises Heiligenbeil, einschließlich der Städte Heiligenbeil und Zinten, bei Mösch, Alsterhalle. An der Alster 83, zu einem fröhlichen Kappenfest. Unkostenbeitrag --,50 DM. Kappen bitte mitbringen!

 

Ostpreußische Jugend in Hamburg in der DJO: Montag, 6. Februar, 20 Uhr, Volkstanz, Turnhalle Schule Winterhuder Weg.

Mittwoch, 8. Februar, 19.30 Uhr, Musischer Kreis bei Egon Bannis, Hamburg 24, Kuhmühle 4 a.

 

Seite 13   Am 17. August in Berlin. Ostpreußens Leichtathleten werden aufgerufen.

„Uns alle umschlingt das Band unbeirrbaren Glaubens und der Treue zur Heimat, in der wir uns einst aus hohem Idealismus auch am Sport begeisterten. Diesen Idealismus haben wir hinübergerettet, und er wird uns und unsere Kinder beseelen, bis einst der Tag der Wiederkehr kommt. Nie die Heimat zu vergessen, geloben wir!"

 

Mit diesen Worten schloss Dr. Schmidtke, Königsberg, seine Ansprache beim letzten Treffen der Traditionsgemeinschaft der Leichtathleten aus den deutschen Ostgebieten am 5 August 1955 im überfüllten Festsaal des Rudervereins Germania in Frankfurt/M. Diese Traditionsgemeinschaft wurde 1953 in Augsburg gegründet 1954 fanden beim zweiten Treffen in Hamburg bereits Wettkämpfe statt. 1955 aber traten die ostdeutschen Verbände mit einem unerwartet großen Aufgebot auf den Plan. Neben den bekannten ostdeutschen Größen von einst — ehemalige Olympiasieger, Weltrekordler, Deutsche Meister und Teilnehmer an Länderkämpfen — waren es viele ostdeutsche Mädel und Jungen, die einmal im Jahr die Farben der Heimatverbände ihrer Väter vertraten. Aber auch viele ältere Jahrgänge sah man, denen die Freude an der Leichtathletik geblieben ist.

 

Waren 1954 Schlesien und Pommern die erfolgreichsten Verbände, so war 1955 Ostpreußen zahlenmäßig und auch an Leistungsstärke am besten vertreten, während Westpreußen und Sudetenland mit kleineren Mannschaften zur Stelle waren. Diese Betrachtung soll anregen, dass sich auch die Leichtathleten aus den alten Provinzvereinen Ostpreußens mehr beteiligen mögen. Das letzte Mal waren Insterburg, Lötzen und Johannisburg vertreten, aber das Gros stellten die Königsberger Vereine: Asco, Prussia-Samland, VfB, VfK, KSTV, KTC und Postsportgemeinschaft. Schließlich wohnen doch in allen Teilen Deutschlands ehemalige Leichtathleten aus unserer Heimatprovinz, die sich beteiligen könnten und sollten. Wir rufen deshalb die Kameraden aus Allenstein, Tilsit, Memel, Gumbinnen, Rastenburg, Lyck usw. auf, die in der Heimat recht erfolgreiche Sportleistungen erzielten. Viele glauben auf Grund der zurückgegangenen Leistungen nicht mehr antreten zu können. Uns scheint aber gerade die Teilnahme viel wichtiger als ein erfolgreiches Abschneiden. Dass wir Ostpreußen unsern Mann stehen, bewies vor allem unser gut vorbereiteter Sieg in der Traditionsstaffel, die 1954 von Schlesien vor Pommern gewonnen wurde. 1955 gewann Ostpreußen recht sicher mit Läufern von 35 bis 40 Jahren, die bis auf Wagemanns, der als Weitspringer einen Namen hatte, alle unbekannt waren und mit guten Durchschnittsleistungen jetzt noch Freude an der Leichtathletik haben.

 

Es ist zu erwarten, dass die andern Verbände alles daransetzen werden, uns den Sieg 1956 streitig zu machen. Der Termin des Treffens steht fest: Berlin, am 17. August, im Rahmen der Deutschen Leichtathletikmeisterschaften. So gilt es schon jetzt auf der Hut zu sein, die Mannschaften zu verbessern und weitere Kräfte zu mobilisieren. Wir hoffen, dass recht viele Teilnehmer gerade aus den ostpreußischen Provinzvereinen sich melden. Diejenigen, die bisher dabei waren, freuen sich schon heute auf das Wiedersehen und die Wettkämpfe in Berlin. W. Ge.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 96. Geburtstag

Frau Maria Kuckuck, geborene Baltruscheit, aus Stucken, Kreis Elchniederung. Sie ist die älteste Einwohnerin von Sandhausen, Kreis Osterholz-Scharmbeck, Bezirk Bremen, wo sie bei ihrer Tochter Marga Dangeleit wohnt.

 

zum 93. Geburtstag

am 11. Februar 1956 Frau Auguste Rischko, aus Lötzen. Sie lebt zusammen mit ihrer Schwiegertochter Anna noch in der Heimat und ist durch Frau Emma Raddatz, Berlin-Schmargendorf, Hohmannstraße 10, zu erreichen.

 

zum 91. Geburtstag

am 4. Februar 1956 Postassistent i. R. Johann Gallmeister, aus Sensburg, jetzt in Offstein bei Worms, Hohensülzer Straße 15.

 

zum 90. Geburtstag

am 4. Februar 1956 Frau Amalie Scharwies, aus Liebenfelde, jetzt bei ihrem Sohn Emil Scharwies in Wolterdingen bei Soltau, Lager 27.

 

zum 87. Geburtstag

am 24. Januar 1956 Fleischermeister Karl Herzmann, aus Trempen, Kreis Angerapp. Er wohnt in der Nähe seiner Kinder, Enkel und Urenkel und ist durch seine Tochter, Frau Eckert (22c) Runderoth, Altenmarkt 8, zu erreichen.

 

am 6. Februar 1956, Frau Marie Schaak, aus Tilsit, Hindenburgstraße 29, jetzt mit ihren Kindern Kurt und Emma Luther in Fockbek, Kreis Rendsburg, Hohnerstraße (Siedlung).

 

am 15. Februar 1956, Landsmann Gustav Krause, aus Mühlhausen, Kreis Pr.-Eylau, zuletzt in Palmburg bei Königsberg. Er wohnt in Berkhof (21), Hannover, bei Aug. Schmidt.

 

zum 86. Geburtstag

am 18. Januar 1956, Frau Helene Pulewka, aus Tilsit, Deutsche Straße 66, jetzt in Lübeck, Brockesstr. 60.

 

am 5. Februar 1956, Frau Auguste Kinder, aus Zinten, jetzt mit ihrer Tochter Anni in Bremen, Lübecker Straße 86.

 

zum 85. Geburtstag

am 17. Februar 1956, Frau Berta Treinies, geb. Krupke, aus Wartenhöfen, Kreis Elchniederung, jetzt im Altersheim Hesel, Kreis Leer/Ostfriesland.

 

zum 84. Geburtstag

am 2. Februar 1956, Frau Auguste Podzuweit, geborene Hägner, aus Pr.-Holland, Herbert-Norkus-Straße 24, jetzt bei ihrem Schwiegersohn, Glasermeister Paul Marose, in Berlin-Charlottenburg, Suarezstraße 35.

 

am 7. Februar 1956, dem Bauern Friedrich Auge, aus Bittehnen, Kreis Pogegen, jetzt bei seinem Sohn Fritz Pogegen in Aschach bei Bad Kissingen.

 

am 18. Februar 1956, dem Bauern Hermann Preuß, aus Hanswalde, Kreis Heiligenbeil, jetzt mit seiner Ehefrau Berta und seiner Tochter Selma Dufke in Schiphorst über Bad Oldesloe/Holstein,

 

zum 83. Geburtstag

am 26. Januar 1956, Gendarmeriewachtmeister i. R. Gustav Päzolt, aus Ebenrode (Stallupönen), jetzt in Heidberg über Bremen 5, Baracke.

 

am 29. Januar 1956, Landsmann August Köster, aus Tilsit, Lindenstraße 2 b, jetzt in Lübeck, Glockengießerstraße 99.

 

am 12. Februar 1956, dem Besitzer des Gutes Tautischken bei Schustern, Kreis Pogegen, Otto Hulpke, jetzt in Borstedt bei Neumünster/Holstein.

 

am 14. Februar 1956, Photograph Ernst Gebhardi, aus Insterburg, jetzt in Seesen/Harz, Poststraße 14.

 

zum 82. Geburtstag

am 11. Februar 1956, Frau Auguste Friedrich, geb. Pakulat, aus Lindenhaus, Kreis Schloßberg, jetzt in Leverkusen-Bürrig, Rüttersweg 19.

 

zum 81. Geburtstag

am 18. Januar 1956, Landsmann Paul Loesz, aus Königsberg, Krumme Grube 8/13, jetzt in Lübeck, Schwartauer Allee 11 a.

 

am 1. Februar 1956, der Witwe Marie Soppa, geborene Marzinzik, aus Wartendorf bei Johannisburg, jetzt bei ihrer Tochter Meta in Essen-West, Sybelstr. 74.

 

am 11. Februar 1956, Frau Auguste Schindowski, aus Königsberg, Altroßgärter Predigerstraße, jetzt bei ihrer Tochter Herta Sprunk in Wain, Kreis Biberach (14 b),

 

zum 80. Geburtstag

am 19. Januar 1956, Frau Johanna Bendig, aus Tapiau, Kreis Wehlau, jetzt in Lübeck, Percevalstraße 46.

 

am 29. Januar 1956, der Fleischermeisterwitwe Anna Kussat, aus Königsberg, Rhesastraße 12 - 13, jetzt bei ihrem Sohn, Schlachterobermeister Reinhold Kussat, in SeesenHarz, Lange Straße 3.

 

am 6. Februar 1956, Frau Wilhelmine Krimkowski, geb. Wernik, aus Mostollen, Kreis Lyck, jetzt bei ihrem Sohn Gustav Krimkowski in Wietzendorf über Soltau.

 

am 6. Februar 1956, Landsmann Erich Ursell, aus Königsberg, jetzt in Braunschweig, Wilhelm-Bode-Str. 23.

 

am 6. Februar 1956, Frau Berta Großmann, geb. Rogge, aus Königsberg, Tamnaustraße 24, jetzt bei ihrem Sohn Bruno Großmann in Mettmann/Rheinland, Sonnenhang 11.

 

am 6. Februar 1956, Landsmann Ulrich Benefeldt, aus Quoossen, jetzt in Plön/Holst., Rodomstorstr. 116, I.

 

am 7. Februar 1956,  der Witwe Berta Leppert, geborene Possekel, aus Tilsit, Landwehrstraße 20, jetzt in Elsdorf, Kreis Bremervörde, bei Zahnarzt Walter Leppert.

 

am 7. Februar 1956, Zugschaffner i. R. Hermann Bergau, aus Mohrungen, Siedlungsplatz 7, jetzt bei seinem Sohn Paul Bergau in Köln-Nippes, Erzbergerplatz 13.

 

am 8. Februar 1956, Frau Elisabeth Jegodowski, geb. Ehm, aus Allenstein, Wadanger Straße 39, jetzt in Langenhagen/Hannover, Bahnhofstraße 10 A.

 

am 8. Februar 1956, Landsmann Fritjof Richau, aus Königsberg, Schnürlingstraße 37, früher Inhaber der Firma Georg Karpowsky. Der sehr geschätzte Jubilar ist auch heute noch für die evangelische Kirche tätig. Anschrift: Hamburg 26, Bethesdastraße 66.

 

am 10. Februar 1956, Frau Gertrud Wenghoffer, geb. Maresch, aus Gumbinnen, dann Königsberg-Ratshof, von-Brandt-Allee 1. Sie wohnt bei ihrem ältesten Sohn in Bad Pyrmont, Kurfürstenstraße 5.

 

am 11. Februar 1956, Maurer Friedrich Holz, aus Wöterkeim, Kreis Bartenstein, jetzt mit seiner Ehefrau bei Familie Wischniewski in Gevelsberg/Westf., Feverstraße 56.

 

am 11. Februar 1956, Landsmann Karl Biller, aus Königsberg, Schrebergarten Schönfließer Allee, jetzt bei seiner Tochter in (20a) Böddenstedt über Uelzen.

 

am 12. Februar 1956, Landsmann Friedrich Wischnewski, Maurerpolier, aus Rastenburg, jetzt in Lüneburg-Hasenburg, Altersheim.

 

am 13. Februar 1956, Landsmann Ferdinand Nolting, aus Eszergallen, Kreis Goldap, jetzt bei seiner Schwiegertochter Ida Nolting in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Fritz Klischat, Kl. Nordende über Elmshorn, Ramskamp 37, zu erreichen.

 

am 15. Februar 1956, dem Landwirt Fritz Sentek, aus Gr.-Schmieden, Kreis Lyck, jetzt in Wuppertal-Sonnborn, Kirchhofstraße 69 a. Es gelang dem Jubilar mit Hilfe seiner Frau und seiner Kinder, sich ein Stückchen eigenes Land zu erwerben, auf dem er in unermüdlicher Arbeit einen schönen Garten anlegte.

 

am 17. Februar 1956, Frau Luise Erwin, geb. Olschewski, aus Ortelsburg, Feierabendstraße 7, jetzt bei ihrem Sohn Kurt Erwin in Wuppertal-Elberfeld, Gambrinusstr. 10. Ihr Ehemann August ist auf der Flucht im Januar 1945 in Königsberg verschollen,

 

zum 75. Geburtstag

am 28. Januar 1956, Frau Martha Timm, Ehefrau des Rangiermeisters a. D. Ignatz Timm, aus Sauerbaum, Kreis Rößel, jetzt in Herbern Westf., Kreis Lüdinghausen.

 

am 29. Januar 1956, dem Bauern Rudolf Werner, aus Kl.-Marwitz, Kreis Pr.-Holland, jetzt in Werschenrege über Osterholz-Scharmbeck, Bezirk Bremen.

 

am 3. Februar 1956, Frau Ottilie Grubherr, geb. Grabosch, aus Allenstein, Kaiserstraße 21, jetzt mit ihrem Ehemann in Berlin-Zehlendorf, Breitensteinweg 38.

 

am 3. Februar 1956, der Witwe Martha Ruthert, geb. Kadereit, aus Deschen, Kreis Elchniederung, jetzt in Duisburg-Hamborn, Im Holtkamp 33.

 

am 4. Februar 1956, Frau Meta Lapp, geb. Doemke, aus Marienburg. Sie wohnt mit ihrem Ehemann, Oberrentmeister i. R. Hans Lapp (Kreissparkasse Lötzen und Marienburg), in Landau, Pfalz, Kylanderstr. 4.

 

am 5. Februar 1956, dem Rentner Richard Beeck, aus Tilsit, Gr. Gerberstraße 7, jetzt mit seiner Ehefrau in Otze Hann., Kreis Burgdorf.

 

Am 6. Februar 1956, dem Landwirt Adolf Pätzel, aus Freiwalde-Maldeuten, Kreis Mohrungen, jetzt in Heide-Holstein, Rosenslraße 33.

 

am 7. Februar 1956, dem Fuhrunternehmer und Fleischbeschauer Albert Bojahr, aus Rossitten, Kurische Nehrung, jetzt mit seiner Ehefrau Therese in der Familie seines Schwiegersohnes Artur Kroll in Hannover-Linden, Wesselstraße 24. Am 29. September 1955 leierte das Ehepaar seine Goldene Hochzeit.

 

am 8. Februar 1956, dem Bauern August Waschkies, aus Argenbrück, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in Horneburg-Niederelbe. Landsmann Waschkies war sechzehn Jahre hindurch Kassenrendant der Gemeinde Argenbrück.

 

am 9. Februar  1956,Landsmann August Barsuhn, aus Schenkendorf, Kreis Labiau, jetzt bei seiner Tochter Auguste Prodöhl in Gribbohm über Itzehoe, Kreis Rendsburg.

 

am 10. Februar 1956,Frau Edmutte Bagdahn, aus Kuckerneese (Kaukehmen), Kreis Elchniederung, jetzt in Albersdorf -Holstein, Mühlenstraße 5.

 

am 11. Februar 1956, Frau Elfriede Wabbels, geborene Schiemann, jetzt mit ihrer ältesten Tochter in Königstein Taunus, Ölmühlweg 25.

 

Am 14. Februar 1956, Telegrapheninspektor i. R. Franz Aberger, aus Königsberg, Wallenrodtstraße 7, jetzt Ostseebad Timmendorfer Strand, Wolburgstraße 15. Seine Ehefrau Helene Aberger feiert am 27. Februar 1956, ihren 75 Geburtstag.

 

am 15. Februar 1956, Frau Maria Behrend, geborene Gerbrand, aus Rpendorf, Kreis Pr.-Holland,jetzt in Ratingen, Bezirk Düsseldorf, Am kleinen Rahm 25.

 

Seite 14  Goldene Hochzeiten

Der Altbauer August Warm und seine Ehefrau Olga Warm, geborene Dawert, aus Prätlack, Kreis Gerdauen, jetzt bei ihrem Sohn Leo Warm in Erzingen, Kreis Waldshut, Steinbuckstraße, begehen am 4. Februar 1956 das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Landsmann Friedrich Hartmann und seine Ehefrau Auguste Hartmann, geborene Niederstrasser, aus Königsberg, Tragheimer Mühlenstraße 20, jetzt in Langenburg/Württ., feiern am 16. Februar 1956 das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Reichsbahn-Amtmann i. R. Arthur Mauerhoff und seine Ehefrau Ana Mauerhoff, geborene Petrowski, aus Lyck, jetzt in Lütjenburg, Holstein, Plöner Straße 37, feiern am 10. Februar 1956 das Fest der Goldenen Hochzeit. Landsmann Mauerhoff war Betriebsingenieur beim Maschinenamt in Lyck.

 

Am 16. Februar 1956 begehen das Fest der Goldenen Hochzeit Landsmann Ferdinand Henneberg und seine Ehefrau Emma Henneberg, geborene Störmer, aus Trappen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie sind durch Werner Henneberg, (22a) Schiefbahn bei Krefeld, Tupsheide 38, zu erreichen.

 

Seite 14   Dienstjubiläm

Sein vierzigjähriges Dienstjubiläum konnte am 19 Januar 1956 Lehrer Otto Mrowka, geboren in Kruppinnen, Kreis Treuburg, begehen. Seine Lehrtätigkeit begann er im Kreise Neidenburg. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg war er bis zum Kriegsausbruch 1939 als Schulleiter in Surmau, Kreis Sensburg, tätig. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zum Major befördert. Zuerst in Queetzen, dann in Döhren, Kreis Minden, fand er ein neues Tätigkeitsfeld.

 

Seite 14   Prüfungen

Heinz Baranski, aus Herzogsrode, Kreis Goldap, jetzt in Eckernförde, Gorch-Fock-Straße 35, hat an der Richard-Vosgerau-Schule seine zweite Lehrerprüfung mit „Auszeichnung" bestanden.

 

Seite 14   Bestätigungen

Es werden ehemalige Vorgesetzte oder Kollegen des Bez.-Oberwachtmeisters der Gendarmerie Gustav Modest, geb. am 30. Dezember 1902, in Friedrichsdorf, Kreis Wehlau, gesucht, die Modest gekannt haben und über seine Laufbahn, Dienst- und Beamtenverhältnisse, sowie gegebenenfalls seine seinerzeitige Entlassung und Wiedereinstellung in den Gendarmeriedienst Auskunft geben können. Modest soll etwa im Jahre 1922 in den Dienst der Gendarmerie in Allenburg eingetreten sein, im Jahre 1931 zum Wachtmeister befördert und bis zu seiner Einberufung am 26.11.1939 zur Wehrmacht in Friedland, Kreis Bartenstein, als Gendarm tätig gewesen und nach seiner Einberufung zur Wehrmacht nach Schirps-Mlawa versetzt worden sein. Im Jahre 1944 soll er von Trenkfurt bei Insterburg nach Aachen versetzt worden sein; er ist seitdem vermisst.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen in Hamburg 24, Wallstraße 29.

 

Seite 14   Stellengesuche, Stellenangebote, Verschiedene

 

Seite 15   Todesanzeigen

Am 10. Januar 1956 wurde unsere geliebte treusorgende Mutter, Schwiegermutter, meine herzensgute Omi, meine liebe Zwillingsschwester, Schwägerin, Tante und Base, die Gend.-Meisterwitwe Anna Jobke, geborene Luszick, früher Waldhausen, Kr. Insterburg, im 71. Lebensjahre von ihrem schweren Leiden erlöst. In tiefer Trauer ihre dankbaren Kinder,

Erna Saffran, geb. Jobke, Bendfeld, Kr. Plön (Holst). Oskar Saffran, verschollen. Elsbeth Stegmann, geb. Jobke, Hanau M., Gustav-Adolf-Straße 10. Wilhelm Stegmann. Herta Meyer, geb. Jobke, Hanau M., Akademiestr. 24. Friedrich Meyer. Bernd Meyer.

 

Mühe und Arbeit war Euer Leben, Treu und fleißig Eure Hand, Ruhe hat Euch Gott gegeben, denn Ihr habt sie nie gekannt. Unsere lieben treusorgenden Eltern sind nicht mehr. Auf der Flucht im Januar 1945 verscholl unser lieber Vater, Schmiedemeister Karl Waldeck, unsere liebe Mutter, Emma Waldeck geb. Prill, verstarb am 05.02. 1946 auf dem Wege zu uns. In stillem Gedenken: Käte Waldeck. Hedwig Waldeck. Erna Räse, geb. Waldeck. Otto Räse. Volker Räse, Enkel. Schildeck, Kr. Osterode, Ostpreußen, jetzt Wuppertal-Elberfeld, Talstraße 4, Wuppertal-Sonnborn

 

Nach einem arbeitsreichen Leben verstarb am 9. Januar 1956, fern der Heimat, nach kurzem, aber schwerem Leiden mein treusorgender Mann, unser herzensguter Vater, Schwieger- und Großvater und Onkel, Fritz Kaleck, im Alter von 68 Jahren. Er folgte seinem Sohn Georg Kaleck, gefallen am 30.03.1942 in Russland, in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Anna Kaleck, geb. Kuhnke. Hans Kaleck und Frau Erna Kaleck, geb. Thiele. Kurt Scherhans und Frau Hildegard Scherhans, geb. Kaleck. Wilhelm Pitt und Frau Elfriede Pitt, geb, Kaleck. Käthe Kaleck, geb. Runge und Großkinder, Königsberg Pr., Powundener Straße 20, jetzt Emmingen, Hann., Emhof

 

Am 18. Dezember 1955 entschlief unsere liebe Schwester, Schwägerin, Tante und Kusine, Frau Gertrud Fürst, geb. Manneck, früher Königsberg Pr., Mischener Weg 23, im Alter von 61 Jahren. In stiller Trauer: Lisbeth Erke, geb. Manneck, Nürnberg. Klara Laube, geb. Manneck. Erna Taffel, geb. Taude, Celle, Kniprodestraße 2. Sie folgte nach vier Monaten meinem lieben Mann, unserem guten Papa, Sohn und Bruder, Fleischermeister Werner Laube, Königsberg Pr., Oberhaberberg 91/92 im 51. Lebensjahre, in die Ewigkeit. In tiefem Schmerz: Klara Laube, geb. Manneck. Hannelore und Erika. Berlin-Mariendorf, Mariendorfer Damm 103

 

Nach kurzem Kranksein verstarb am 5. Januar 1956 unsere liebe Schwesterund Tante, Frau Elma Kryszon, geborene Kiel, aus Groß-Lenkenau, Kreis Tilsit-Ragnit, im fast vollendeten 82. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Amanda Bajohr, geb. Kiel. Memel, Roßgartenstraße 7, jetzt Stuttgart-Zuffenhausen, Züttlinger Straße 51. Die Beerdigung hat am 19. Januar 1956 auf dem Friedhof Zuffenhausen stattgefunden.

 

Zu früh für uns, doch Gottes Wille. Plötzlich und unerwartet entschlief meine liebe Frau, unsere treusorgende gute Mutter, Schwiegermutter, Oma, Schwester, Schwägerin, Tante und Kusine, Frau Lydia Sieloff, geb. Berg, im 68. Lebensjahre. In stiller Trauer: Richard Sieloff. Irma Fiebelkorn, geb. Sieloff. Gerda Naujok, geb. Sieloff. Paul Fiebelkorn. Fritz Naujok und Enkelkinder. Skulbetwarren, Elchniederung, Ostpr., jetzt Wennemannswisch/Hamburg

 

Am 25. Januar 1956 früh entschlief nach langer Krankheit mein geliebter Vater, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Landwirt Alfred Saffran, früher Willuhnen, Kr. Schloßberg, Ostpreußen, im 76. Lebensjahre. Bei seinem Tode gedenken wir seiner lieben Frau, meiner geliebten unvergesslichen Mutter, unserer lieben Schwester und Schwägerin, Eva Saffran, geborene Wallat, die vor zehn Jahren, am 25. März 1946, auf der Flucht in Sachsen verstorben ist. Klaus Saffran. Dr. Erich Wallat und Frau Gertrud Wallat, geborene Manleitner. Henkel-Hof in Wennerstorf, Kreis Harburg, im Januar 1956. Die Beisetzung fand am 28. Januar in Buchholz, Kreis Harburg, statt.

 

Nach einem reich gesegneten Leben wurde am 3. Januar 1956 unsere so sehr geliebte Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Magdalene Marter, geb. Butsch, aus Königsberg Pr., im 90. Lebensjahre heimgerufen zu ihren vorangegangenen Lieben. In tiefer Trauer: Georg Weyer und Frau Luise Weyer, geb. Marter. Walter Fischer und Frau Edith Fischer, geb. Marter, Langendamm üb. Nienburg/Weser. Gertrud Marter. Walter Steiner und Frau Susanne Steiner, geb. Marter sowie 10 Enkelkinder. Eilendorf über Buxtehude bei Hamburg

 

Zum Gedenken Am 20. Februar 1945 starb auf der Flucht in Pillau unsere herzensgute Mutter, Schwiegermutter und Tante, Elisabeth Krause, geb. Hennig, geb. 25.03.1873, früher Königsberg, Bachstr. 19 und Georgenswalde , Villa Gausup, desgleichen gedenken wir unserer lieben Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Meta Fischer, geb. Klatt, geb. 15.03.1869 gest. am 16.04.1945 in Dänemark, früher Königsberg, Stobäusstr. 5 und unserer lieben Tante und Schwägerin, Magda Krause, geb. 29.01.1880 gest. am 16.04.1945 in Dänemark, früher Georgenswalde, Villa Gausup.

In stiller Trauer: Willi Krause, Oberfeldarzt a. D. und Margarete Krause, geb. Fischer, Rastenburg und Georgenswalde, jetzt Bad Nenndorf, Bürgermeister-Bock-Str. 3. Walter Fischer, Baurat und Edith Fischer geb. Marter, Memel, jetzt Langendamm bei Nienburg, Weser, Immenbergweg 117. Paul Fischer, Buchhalter und Elly Fischer, geb. Beer, Königsberg Pr., jetzt sowj. bes. Zone

 

Plötzlich und unerwartet verstarb in Kiel mein lieber treusorgender Vater und Schwiegervater, unser guter Bruder und Onkel, der Töpfermeister Gustav Stöppke, geb. 21.12.1886, gest. 20.01.1956. In Kiel auf dem Südfriedhof fand er seine letzte Ruhestätte. Er folgte seiner lieben Frau, meiner guten Mutter, Helene Stöppke, geb. Selke, geb. 16.03.1892 gest. 30.11.1950 in Büsum. In stiller Trauer: Erika Dörner, geb. Stöppke. Ernst Dörner. Insterburg, Gerichtsstraße 28, jetzt Kiel, Krusenrotter Weg 80

 

Im Februar 1946  verstarb, aus Russland kommend, in Frankfurt/Oder mein lieber Mann, unser Vater, Schwiegervater und Opa, der Landwirt Wilhelm Tiltmann, geboren 10.07.1899, gestorben Februar 1946. In stillem Gedenken: Marie Tiltmann, geborene Achtmann. Vier Töchter. Vier Schwiegersöhne, sieben Enkelkinder. Früher Tannenrode, Kreis Angerapp, Ostpreußen. Jetzt Todtenhausen, Kreis Minden (Westf.)

 

Zum elfjährigen Gedenken. Nach langer Ungewissheit erhielten wir die traurige Nachricht, dass unsere lieben Schwestern Lina Karpowitz, geb. 06.01.1904 und Ida Karpowitz geb. 06.12.1920, aus Cullmen-Szarden, Kr. Tilsit, Ende Januar 1945 im Kreise Bartenstein den Russen, in die Hände fielen und am 2. Februar 1945 auf tragische Weise den Tod fanden. Ferner gedenken wir unseres lieben Vaters, Landwirt Wilhelm Karpowitz, geb. 12.11.1867, aus Cullmen-Szarden, Kr. Tilsit, der in russischer Gefangenschaft geraten und seit 3. Februar 1945 im Lager Friedland/ Ostpr., vermisst ist, unserer lieben Schwester Anna Karpowitz mit Sohn Ernst letzte Nachricht Ende Februar 1945 aus Zoppot, seitdem vermisst. Wer weiß etwas über das Schicksal der Vermissten. Außerdem gedenken wir unserer lieben Brüder Erich Karpowitz, geb. 12.11.1911, gefallen bei Riga am 1. Juli 1941, Emil Karpowitz, geb. 08.11.1913 an einer schweren Verwundung am 22. Oktober 1941 in Russland gestorben, Paul Karpowitz, geb. 14.06.1917, gestorben am 17. Juli 1948 in der sowj. bes. Zone.

In tiefem Leid: Frau Auguste Fleiß, geb. Karpowitz, mit Familie Tilsit/Ostpr., Danziger Weg 22, jetzt Ulm/D., Nagelstr. 36. Fritz Karpowitz, Blaubeuren, Kr. Ulm Karlstraße 6. Ewald Karpowitz, Nordhorn-Bentheim. Charlotte Josupeit, geb. Karpowitz, sowj. bes. Zone

 

Nach Gottes heiligem Willen, entschlief am 17. Januar 1956, fern der lieben Heimat, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, nach langer schwerer, mit großer Geduld ertragener Krankheit, meine liebe Tochter, unsere gute Schwester, Maria Moritz, im blühenden Alter von 25 Jahren. Sie folgte ihrem lieben Vater: Adolf Moritz, der am 13. Mai 1949 verstarb. In tiefem Schmerz: Maria Moritz, geborene Laschewski und Kinder. Osterode, Ostpreußen, Amtsgericht. Jetzt Dortmund-Schüren, A. d. Hövellande 24

 

Schlaf wohl, geliebtes, treues Herz, Du hast den Frieden, ich den Schmerz. Nach einer schweren Krankheit entschlief sanft am Sonntag, dem 8. Januar 1956, fern der Heimat, mein lieber herzensguter Mann, unser lieber treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, der Bauer Ernst Killat, im 61. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Alwine Killat geb. Soldat. Hilda Bluschke, geb. Killat. Georg Bluschke. Egon Killat. Käte Killat, geb. Köpke. Christel Kummetz, geb. Killat. Erwin Kummetz. Edeltraut Schmidt, geb. Killat. Heinz Schmidt. Helmut Killat. Frieda Killat, geb. Sumfleth und 6 Enkelkinder. Ackeln, Ostpr., jetzt Wedel, Holst., 9. Januar 1956, Elbhochufer, Hellgrund 13 Die Beisetzung hat am Freitag, dem 13. Januar 1956, stattgefunden.

 

Am 30. Januar 1956 jährte sich zum zehnten Male der Todestag unseres lieben Vaters, Schwiegervaters und Großvaters, des Altbauern Carl Buß, aus Neuendorf, Kr. Lyck geb. 08.12.1857, gest. 30.01.1946. Er starb nach schwerem Leid bei der Austreibung aus der Heimat in einem Stralsunder Krankenhaus an Hungertyphus. Wir gedenken seiner in Liebe und Dankbarkeit.

Im Namen aller Angehörigen: Max Buß und Lotte Buß, jetzt Bartelsdorf über Büchen

 

Der Herr über Leben und Tod hat am 22. Januar 1956 meinen lieben Bruder, Paul Kirsch im 71. Lebensjahre nach schwerer Krankheit (USA) zu sich gerufen. In Wehmut gedenke ich meiner lieben Schwester, Therese Kirsch, die am 7. März 1945 in Worpswede plötzlich von mir ging. In stiller Trauer: Frida Kirsch. Biessellen, Ostpreußen. Jetzt Duisburg, Gneisenaustraße 235

 

Am 28. Dezember 1955 entschlief sanft nach langem schwerem Leiden mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater,  Karl Adomat, im 83. Lebensjahre. In stiller Trauer: Henriette Adomat, geb. Pareigat, Kinder, Enkelkinder und alle Verwandten. Tilsit/Ostpr., Schmiedestr. 19. Jetzt Zeven-Aspe, Rosenweg 9

 

Am 15. Januar 1956 verschied nach schwerer Krankheit mein lieber Mann und treusorgender Vater, lieber Bruder, Schwager und Onkel, Artur Surkau, Stadtinspektor i. R. im 70. Lebensjahre. Sein Leben war erfüllt von sorgender Liebe um die Seinen. In tiefem Schmerz: Hanni Surkau, geb. Karschuck und Werner Surkau, Cuxhaven, den 16. Januar 1956. Altenwalder Landstraße 39, früher Tilsit, Parkstraße 1

 

Fern der geliebten Heimat entschlief, infolge eines tragischen Unglücksfalles, am 8. Dezember 1955 Frau Else Batschkus geb. Batschkus im 73. Lebensjahre. Sie folgte ihrem lieben Manne, Landwirt Wilhelm Batschkus, der im August 1954, ebenfalls in Wahrstedt, Kr. Helmstedt, zur letzten Ruhe gebettet wurde, in die Ewigkeit. Im Namen aller Hinterbliebenen: David Batschkus als Bruder

Pageldienen, Kr. Heydekrug, jetzt Wahrstedt, Kr. Helmstedt

 

Am 14.01.1956 verschied nach langem schwerem Leiden mein lieber Mann, treusorgender Vater, Schwiegervater und Opi, Josef Buchholz, . Bundesbahnsekr. i. R., im Alter von 59 Jahren. Die trauernden Hinterbliebenen: Ella Buchholz und Kinder. Königsberg Pr., Schillerstr. 10. Schussenried, Württemberg

 

Tretet her, ihr meine Lieben, nehmet Abschied, weint nicht mehr, Hilfe konnt' ich nicht mehr finden, denn mein Leiden war zu schwer. Und so ziehe ich von dannen, schließ' die müden Augen zu, haltet einig treu zusammen, gönnet mir die ewige Ruh'. Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat entschlief am 2. Januar 1956, versehen mit den hl. Sakramenten unserer röm. kath. Kirche, mein innigst geliebter Mann, unser guter treusorgender Vater, mein guter Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, der frühere Landwirt Bernhard Kiwitt, aus Kobulten, im Alter von 46 Jahren. Er starb infolge seiner Kriegsleiden, die er sich in russ. Gefangenschaft zugezogen hatte. In tiefer Trauer: Hedwig Kiwitt, geb. Tyschak und Kinder Maria Kiwitt, geb. Sadrina, als Mutter und alle Verwandten. Haren/Bhf, Kobulten (Ostpr.) jetzt Schwelm (Westf), Oberhausen, Bonn, Marl, Grave (Holland), sowj. bes. Zone. Die Beerdigung fand statt am 7. Januar 1956.

 

Unvergessen. Helene Fliegel, verw. Heinrich, geb. Schwermer, geb. 21.10.1872 gest. 01.02.1945 in Königsberg-Ponarth. Willi Mundzeck, geb. 30.11.1920, gest. 12.02.1946 in Welikije Luki, Russland. Hildegard Hanowski, geborene Mundzeck, geb. 18.03.1923, gest. 02.10.1952 in Dernau (Ahr). In stillem Gedenken: Fritz Mundzeck und Frau Helene Mundzeck, geb. Heinrich, Königsberg, Neukuhren, jetzt Sulz a. Neckar, Brühlstr. 33

 

Dein Wille geschehe! Matth. 6, 10 Gott der Herr rief heute meine innig geliebte Frau, unsere treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Schwester, Frau Luise Struwe, geb. Ehleben im 69. Lebensjahre nach langer schwerer Krankheit durch einen sanften Tod zu sich in die ewige Heimat. Gleichzeitig gedenken wir unserer lieben Toten: Karl-Heinz Struwe, gest. 17.05.1951. Kurt Podewski, gefallen 16.01.1943. Franz Struwe, t.R.O.I. i. R. Lieselotte Donder, geb. Struwe. Herta Podewski, geb. Struwe, Büdelsdorf Rendsburg. Herbert Struwe. 2 Schwieger- und 4 Enkelkinder. Königsberg Pr., Rudauer Weg 12, jetzt sowj. bes. Zone. 15. Januar 1956

 

Jesaja 43, 1 Unsere innig geliebte nimmermüde Mutter, Schwiegermutter, und gute Oma, Frau Maria Frank geb. Frank, geboren am 16.08.1885, gestorben am 19.01.1956, aus Eydtkuhnen, Ostpreußen durfte in Gottes Frieden heimgehen. Sie folgte unserem lieben Vater Otto Frank, Fuhrhalter, nach 4 Jahren in die Ewigkeit. In Liebe und Dankbarkeit: Kurt Frank. Edith Frank. Anneliese Frank, geb. Seidel Renate und Heidi, früher Eydtkuhnen, Herzog-Albrecht-Straße 12. Jetzt Neutraubling Regensburg. Die Beerdigung fand am 23.01. 1956 in Regensburg statt.

 

Seite 16   Traueranzeigen.

Zum Gedenken. Heute, vor elf Jahren, musste mein einziger Junge, Klaus-Dietrich Banz,

geb. 07.09.1925 zu Allenstein, als Leutnant und VB im Volks-Art.-Korps 403 am Plattensee, sein junges Leben lassen. Er ruht auf dem SS-Heldenfriedhof in Veszprem, Ungarn. Fritz Banz, Waldwinkel, Kreis Labiau, jetzt Großburgwedel, den 3. Februar 1956

 

Wer ist ein Mann? Wer beten kann und Gott dem Herrn vertraut. Wenn alles bricht, er zaget nicht; dem Frommen nimmer graut. Landwirt Karl Kaminski, geboren am 31.08.1893, gestorben am 5. Januar 1956. In tiefer Trauer: Emma Kaminski, geb. Chosz. Ida Grabosch, geb. Kaminski. Erich Kaminski. Gerda Kaminski. Giselchen und Katrin als Enkelkinder. Milucken, Kr. Ortelsburg, Ostpr.

In stiller Trauer: Kläre Kaminski, Halstenbek, Holstein

 

Nach längerem schwerem, mit steter Hoffnung und Haltung ertragenem Leiden verstarb am 22. Januar 1956 mein liebevoller treusorgender Mann, herzensguter, stets vorbildlicher Vater, Oberst a. D. Walter Ferdinand Naumann, im Alter von 64 Jahren. In stiller Trauer: Frau Gertrud Naumann, geb. Rohr. Karlotto Naumann. Königsberg Pr., Augustastr. 22, jetzt Bentheim, Mühlenstr. 21

 

Jetzt erst haben wir erfahren, dass unser lieber Vater, der frühere Bauer Gottlieb Bruderek, Fürstenwalde, Kr. Ortelsburg, Anfang Juli 1945, im Alter von 82 Jahren an Entkräftung gestorben ist. Guten Landsleuten danken wir, dass er in seinen letzten Tagen betreut und dann auf dem Friedhof Alt-Gershagen, Pommern, bestattet wurde. Emilie Pallasch, geb. Bruderek, Königsberg, Gerhardstraße, jetzt Hamburg-Harburg, Hainholzweg 115. Martha Schultz, geb. Bruderek, Königsberg-Metgethen, jetzt Neuenburg (Oldb), Burgstraße. Emma Schimankowitz, geb. Bruderek,  Fürstenwalde, jetzt Pattscheid 91 über Opladen. Reinhold Grudda und Frau, Neidenburg, jetzt Leer (Ostfriesl), Alleestraße 3, seine Enkel und Urenkel

 

Nachruf. Am 18. Januar 1956 entschlief unerwartet in seiner neuen Heimat Schapdetten, mein langjähriger treuer Mitarbeiter und ständiger Vertreter, Herr Oberpostinspektor a. D. Artur Tobias. Fast 10 Jahre lang stand er mir beim Postamt in Insterburg und auch während der Vertreibung mit seinen großen fachlichen Kenntnissen treu zur Seite. Als Ortsaufsichtsbeamter war er in seiner unantastbaren Gerechtigkeitsliebe und durch sein ruhiges Wesen allen Gefolgschaftsmitgliedern des Postamts stets ein hilfsbereiter Berater und mir der beste Freund. Dafür danke ich ihm, zugleich im Namen der ganzen Gefolgschaft des ehem. Postamts in Insterburg, über sein Grab hinaus. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren! J. Czerlinski, als letzter ehem. Postrat und Postamtsvorsteher des PA Insterburg

 

Eph. 6. 10  Meinen innig geliebten Mann, unseren verehrten, herzensguten Vater, Dr. Bruno Pottel, Oberstudienrat i. R., früher Leiter des Staatl. Päd. Studienseminars in Königsberg Pr., hat Gott plötzlich am 18. Januar 1956 heimgerufen. Wir haben ihn in Stille zur letzten Ruhe geleitet. In tiefer Trauer: Gertrud Pottel. Reinhard Pottel. Hartmut Pottel. Oldenburg, Holstein, den 20. Januar 1956, Adolf-Friedrich-Straße 8

 

Am 21. Januar 1956 starb im 88. Lebensjahre, Siegfried von Saucken-Loschen, Erbherr aus Loschen und Gomthenen, Kreis Preußisch-Eylau, Ostpreußen. Rechtsritter des Johanniterordens. Mitglied der Preußischen Generalsynode. Inhaber des Eisernen Kreuzes von 1914 u. a. Orden. Verwalter vieler Ehrenämter in Kreis und Provins. Er stand im festen Glauben an die Allmacht und Güte Gottes und in zuversichtlicher Hoffnung auf den Aufstieg des geeinten deutschen Vaterlandes und die baldige Heimkehr in die geliebte ostpreußische Heimat. Edelgard von Kortzfleisch, geb. von Saucken-Loschen. Elisabeth von Saucken, geb. von Saucken-Loschen.

Oskar von Saucken-Loschen. Siegried Wagner, geb. von Saucken-Loschen. Fredy von Saucken-Loschen. Gerda Heitner, geb. von Saucken-Loschen. Dietrich von Saucken. Warinka von Saucken-Loschen, geb. Freiin von Campenhausen. Constantin Wagner. Olga von Saucken-Loschen, geb. Gräfin Üxküll. Gerd Heitner. 20 Enkel und 1 Urenkel, Neuhaus/Schliersee, Obb., Januar 1956

 

Am 15. Januar 1956 entschlief nach langem schwerem, mit unendlicher Geduld ertragenem Leiden mein lieber Mann und treuer Weggenosse durch gute und schwere Zeiten, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater und Onkel, Ernst Janz, Gutsbesitzer in Jonikaten, im 73. Lebensjahre. In stiller Trauer: Elisabeth Janz, verw. Rademacher, geb. Immendorf. Walter Janz Anna-Luise Liebig, geb. Janz. Erika Bruns, geb. Janz. Egon Janz. Heinrich Rademacher und Angehörige. Worpswede, den 15. Januar 1956. Die Trauerfeier fand in aller Stille am 19. Januar 1956 im Krematorium Bremen, Riensberger Friedhof, statt.

 

Nachruf. Am 15. Januar 1956 ist der Gutsbesitzer, Herr Ernst Janz-Jonikaten, im 73. Lebensjahre von uns geschieden. Über drei Jahrzehnte auf eigener Scholle als umsichtiger, und tätiger Landwirt wirtschaftend hat der Verstorbene seinen Betrieb durch gute und schlechte Zeiten erfolgreich gesteuert. Seinem bodenständigen Schaffen in der Heimat setzte erst die Vertreibung ein Ende. Bei der Lauterkeit seines Charakters, seiner Herzensgüte und seinem umgänglichen Wesen erwarb er sich viel Freundschaft und Achtung. Seinen zu frühen Heimgang betrauert zusammen mit seiner großen Familie, der er ein vorbildlicher Hausvater war, auch ein großer Freundeskreis. Alsbald nach der Vertreibung stellte er seine Arbeitskraft in den Dienst unserer gemeinsamen Landsmannschaftlichen Sache. Mit Fleiß und Erfolg vertrat er als Bezirksbeauftragter seinen großen Heimatbezirk Nattkischken, bis ihm 1951 sein stark verschlechterter Gesundheitszustand dies unmöglich machte. Wir werden sein Andenken stets in hohen Ehren halten. v. Schienther, Kreisvertreter der Landsmannschaft Ostpreußen für den Heimatkreis Pogegen

 

Plötzlich und unerwartet entriss uns der Tod am 16. Januar 1956, meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwiegervater und Opa, Gustav Klein, Straßenmeister.In stiller Trauer: Irmgard Klein, geb. Zitzlaff. Hans-Botho Klein. Gerlinde Klein, geb. Schröter. Roswitha Klein. Früher Mallwen, Kreis Schloßberg, Ostpreußen, jetzt Uffenheim, Mfr., Rothenburger Straße 20

 

Otto Ebert, geboren am 10.03.1889, gestorben am 24.01.1946. Zum zehnjährigen Todestage, gedenken seiner in Liebe und Dankbarkeit: Emma Ebert, geborene Schulz, sowj. besetzte Zone. Töcher: Lydia Ebert; Magda Ebert, beide Eitzing bei Rosenheim, Oberbayern. Mohrungen, Ostpreußen, Ludendorffstraße 11

 

Unser über alles geliebter Vater, Herr Emil Negraszus, RAD-Stabsamtswalter a. D., ist heute Nacht still von uns gegangen. Sein Leben war erfüllt von Liebe zu uns und in den letzten Jahren im Gedenken an unsere auf der Flucht von der Heimat Königsberg verstorbenen, unvergesslichen Mutter, Frau Martha Negraszus, geborene Westphal, geboren am 18.07.1877, gestorben in Dänemark am 07.04.1945. Der tiefe Glaube an seinen Erlöser Jesus Christus gab ihm die Kraft, seine schwere Leidenszeit zu ertragen. In liebendem Gedenkan: die Kinder; Gerhard Negraszus. Johanna Negraszus, geborene Meyer mit Kinder, Konstanz-Wollmatingen, Riedstraße 6. Hedwig Schlegel, geborene Negraszus. Ferdinand Schlegel mit Kindern, Bregenz, Willimarstraße 4, Österreich.

 

Am 21. Dezember 1955 verschied nach längerem schwerem Leiden mein lieber Mann, unser guter Vater, Sohn, Bruder, Schwiegersohn, Schwager und Onkel, der frühere Molkereibesitzer Rudi Helmke, im Alter von 49 Jahren. In tiefer Trauer: Irene Helmke, geb. Wosnitza, Ulrich, Hubertus, Gudrun und Bernd.Rudolf Helmke Minna Helmke, geb. Heuer Luise Helmke, Berlin NW 46, Lüneburger Straße 6. Früher: Friedrichshof, Ostpreußen. Leni Czicholl, geb. Helmke; Rudolf Czicholl, Heide und Dörte, Berlin NW 46, Lüneburger Straße 6. Früher: Friedrichshof, Ostpreußen.  Martin Helmke. Elfriede Helmke, geb. Tlusti, Hildesheim, Kesslerstraße 18. Maria Wosnitza, Farinen/Ostpr. Geschwister Wosnitza. Berlin NW 87, Ufnaustraße 13, früher Mittenheide, Kreis Johannisburg, Ostpreußen.

 

Am 16. Januar 1956 entschlief nach einem arbeitsreichen Leben, fern seiner geliebten Heimat, unser lieber unvergesslicher Vater, Großvater, Urgroßvater, Schwager und Onkel, der Lehrer i. R. Wilhelm Hermann Liedtke, früher Taabern, Kr. Mohrungen und Elbing, im Alter von 93 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Frieda Liedtke. Else Liedtke. Oldenburg (Oldb), Stettiner Straße 30

 

Fürchte dich, nicht, denn ich habe dich erlöst. Jesaja 43, 1. Wir hofften auf ein Wiedersehen, doch Gottes Wille ist geschehen. Wir konnten Dich nicht sterben sehen, und nicht an Deinem Grabe stehen. In seiner lieben Heimat verschied am 16. Januar 1956 nach einem arbeitsreichen Leben und nach langem, in Geduld getragenem Leiden, im Alter von fast 81 Jahren, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Michael Glomsda, aus Rummau, Kreis Ortelsburg. Er wurde von seiner Frau, Tochter und Enkelin zur letzten Ruhe gebettet. Sein Wunsch, die Kinder im Westen noch einmal wiederzusehen, ging nicht in Erfüllung. In tiefem Schmerz in der Heimat: Marie Glomsda, geb. Kuczewski. Emilie Thybusch, geb. Glomsda. Hannelore Thybusch. Im Westen: Emil Glomsda. Elisabeth Glomsda, geborene Neumann. Gabriele Glomsda, Marl. Martha Henselek, geborene Glomsda. Walter Heselek. Walter Thybusch, Wanne-Eickel. Friedrich Thybusch, Gladbeck.

 

Nach kurzem Krankenlager verstarb am 17. Dezember 1955, unsere liebe treusorgende Mutter, unsere gute Omi und Schwiegermutter, Gertrud Sandhack, geborene Steinke. Margarete Dieckmann, geborene Sandhack. Hans Dieckmann. Edith Egger, geborene Sandhack. Erich Eggert. Monika und Michael. Früher Königsberg Preußen, Unterhaberberg 44a. Jetzt Elmshorn (Holstein), Timm-Kröger-Straße 37, Karlsruhe.

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