Ostpreußenblatt, Folge 02 vom 11.01.1958

Ostpreußenblatt

Folge 02 vom 11.01.1958

 

Seite 1   Mit hundert Stundenkilometern über das Eis.

Foto: Aufnahme: Ernst Grün

Eine der schönsten Freuden, die unsere ostpreußische Heimat uns im Winter schenkte, war das Eissegeln. Die beiden großen Haffe und die Hunderte von Seen boten bei den langen Wintern geradezu ideale Bedingungen für diesen herrlichen Sport. Es ist wohl der schnellste, den es ohne Motor auf der Erde gibt, — mit hundert Kilometern, ja noch schneller, kann der Eissegelschlitten über die glatte Eisfläche dahinrasen.

 

Unser Bild zeigt einige Schlitten bei einer Wettfahrt auf dem Schwenzait-See bei Angerburg. Auf Seite 9 und 10 dieser Folge erzählt Markus Joachim Tidick, einst Deutscher Meister im Eissegeln, vom Eissegeln in unserer Heimat.

 

Seite 1   Die rechtlichen Grundlagen der deutschen Ostpolitik

Von Professor Dr. Herbert Kraus, Präsident des Göttinger Arbeitskreises ostdeutscher Wissenschaftler

In jüngster Zeit ist in der deutschen Öffentlichkeit die Forderung erhoben worden, dass die deutsche Ostpolitik „aktiviert" werden solle. Hierzu wurden auch bereits verschiedene Vorschläge gemacht, die sich allerdings in der Regel nur auf die Frage der Aufnahme, bzw. Aufrechterhaltung diplomatischer Beziehungen der Bundesrepublik zu östlichen Staaten erstreckten, die derartige Beziehungen zur „Deutschen Demokratischen Republik" unterhalten oder neu aufnehmen. Diese Vorschläge haben zu lebhaften Erörterungen darüber geführt, ob durch Aufnahme solcher Verbindungen durch die Bundesrepublik in Wirklichkeit die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands gefördert oder nicht vielmehr beeinträchtigt werde, weil dadurch die These vom Dasein zweier deutscher Staaten auch seitens der Bundesrepublik anerkannt sei. Hinsichtlich im Besonderen der Frage nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Volksrepublik Polen wurde übrigens auf das weitere Problem hingewiesen, das sich daraus ergibt, dass Polen die ihm durch das Potsdamer Abkommen lediglich zur Verwaltung übertragenen deutschen Ostgebiete zu seinem Staatsgebiet erklärt, das heißt annektiert hat.

 

So umstritten aber auch die Vorschläge für eine Aktivierung der deutschen Ostpolitik sein mögen, völlige Einmütigkeit besteht über die rechtlichen Grundlagen, auf denen die deutsche Ostpolitik ruht. Diese Einmütigkeit spiegelt die Tatsache wider, dass die Zielsetzung der deutschen Ostpolitik in Übereinstimmung mit geltendem Völkerrecht steht.

 

Dass das Streben des deutschen Volkes nach Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands völkerrechtlich legitimiert ist, bedarf keiner näheren Darlegung. Dies ist auch sowohl vom Westen wie auch vom Osten anerkannt. Unterschiede bestehen hingegen vornehmlich in folgenden Punkten:

 

1. der Frage der Modalitäten bei der Durchführung der Wiedervereinigung,

 

2. im Hinblick auf den künftigen Status des wiedervereinigten Deutschland, und

 

3. was den Umfang der Gebiete anlangt, auf welche sich die Wiedervereinigung zu erstrecken hat.

 

Alle drei Fragen stellen Probleme dar, die zum Teil aus dem Kriegsgeschehen des Zweiten Weltkrieges, zum Teil aus den Interessengegensätzen zwischen West und Ost entstanden sind. Aber während für die Fragen der Modalitäten der Wiedervereinigung sowie des Status Gesamtdeutschlands festzustellen ist, dass es sich dabei um politische Probleme handelt, treten bei der Territorialfrage völkerrechtliche Gesichtspunkte durchaus in den Vordergrund, von denen her die Lösung zu finden ist.

 

Bei der Erörterung der Frage, auf welchem Gebiet sich die Wiedervereinigung vollziehen soll, ist unverrückbar in Betracht zu ziehen, dass die Ostgebiete nach wie vor deutsches Staatsgebiet sind.

 

Dies geht insbesondere daraus hervor, dass in der „Berliner Erklärung" vom 5. Juni 1945 betreffend die Übernahme der obersten Regierungsgewalt in Deutschland durch die Regierungen der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion ausdrücklich erklärt wurde, die Übernahme der Regierungsgewalt bewirke nicht die Annektierung Deutschlands, also auch nicht eines seiner Teilgebiete. Bestätigt wurde dies durch ein weiteres Abkommen vom gleichen Tage über die Einrichtung der Besatzungszonen. Hier wurde festgelegt, dass die Ostgrenze der sowjetischen Besatzungszone den Grenzen Deutschlands vom 31. Dezember 1937 entspricht. Erneut wurde dies dadurch bekräftigt, dass nach dem Potsdamer Abkommen bis zur endgültigen Festlegung der Westgrenze Polens die von diesem Staate innegehabten deutschen Gebiete nur verwaltungsmäßig aus der russischen Besatzungszone herausgenommen wurden. Das heißt nichts anderes, als dass sich rechtlich die sowjetische Besatzungszone von der Werra bis an die Ostgrenze Deutschlands vom 31. Dezember 1937 erstreckt.

 

Aus dem Gesagten folgt zugleich, dass die inzwischen erfolgten Annektionen des nördlichen Ostpreußens durch die UdSSR und der übrigen Oder-Neiße-Gebiete durch die Volksrepublik Polen völkerrechtswidrig und damit rechtlich nichtig sind. Nach geltendem Völkerrecht stellen Annektionen — ebenso wie mit Gewalt erzwungene Abtretungsverträge — völkerrechtswidrige Handlungen dar. Kein „fait accompli" vermag etwas an diesen rechtlichen Gegebenheiten zu ändern, und die Forderung auf Rückgabe der fremdverwalteten, annektierten Gebiete in deutsche Hände ist ein legitimes Anliegen.

 

Gestützt wird dieses Rechtsvorbringen auch dadurch, dass die Übertragung von Gebieten an einen anderen Staat ohne Zustimmung der betroffenen Bevölkerung ebenfalls unzulässig ist. Diese Selbstbestimmungsdoktrin hat in der „Atlantik-Charta" ihre Bekräftigung gefunden. Dort heißt es, dass keinerlei Gebietsveränderungen gegen den frei zum Ausdruck gebrachten Willen der betroffenen Bevölkerung vorgenommen werden sollen.

 

Hieran ändert natürlich auch nichts die gewaltsame Verbringung der „betroffenen Bevölkerungen" in andere Gebiete: die Massenaustreibung. Diese Austreibung — im Potsdamer Abkommen „Bevölkerungstransfer" genannt — verstößt überdies gegen die Menschenrechte, wie sie beispielhaft in der UNO-Charta der Menschenrechte zusammengestellt worden sind. Massenaustreibungen — ebenso wie die Verhinderung der Rückkehr einer geflüchteten Bevölkerung in ihre Heimat — sind schwere Rechtsbrüche und stellen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar.

 

Aus alledem ergibt sich, dass die Wiedervereinigung erst dann integral erfolgt ist, wenn die staatliche Einheit Deutschlands auf dem gesamten deutschen Territorium innerhalb der Grenzen von 1937 wiederhergestellt ist. Dies zu erreichen, ist das erklärte Ziel der deutschen Außenpolitik, zu dem sich sämtliche Parteien wiederholt bekannt haben. Diese Zielsetzung steht in voller Übereinstimmung mit der völkerrechtlichen Lage und entspringt aus dieser. Sie entspricht zugleich dem mit denkbarer Deutlichkeit erkennbaren Willen der betroffenen Bevölkerung.

 

Die deutsche Ostpolitik hat also eine feste völkerrechtliche Grundlage, überdies und nicht zuletzt aber auch ein moralisches Fundament. Dies ist besonders im Interesse der Herstellung eines gerechten und dauerhaften Friedens von Bedeutung, denn gerade hier gilt der Satz Immanuel Kants, dass die wahre Politik keinen Schritt gehen kann, ohne vorher der Moral gehuldigt zu haben.

 

Die Forderung auf Wiederherstellung der staatlichen Einheit Gesamtdeutschlands rechtfertigt sich aber auch daraus, dass nur dann, wenn feierlich bekundete Prinzipien und Zusicherungen beachtet und eingehalten werden, aus der Koexistenz der Völker und Staaten eine wahrhafte Gemeinschaft der Nationen entstehen kann.

 

Seite 1   160000 Deutsche beantragten Aussiedlung

Nach Angaben des Bundesministeriums des Innern wurden im letzten Jahr für über 160 000 Deutsche oder Volksdeutsche aus den unter fremder Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten und den Satellitenstaaten Anträge auf Übernahme in das Bundesgebiet gestellt. Dabei wurde — wie das Ministerium erklärt — das Verfahren wesentlich vereinfacht. So wird darauf hingewiesen, dass die Beauftragung nunmehr von den Angehörigen im Bundesgebiet bei der für ihren Wohnort zuständigen unteren Verwaltungsbehörde eingeleitet werden kann.

 

Ferner teilt das Ministerium mit, dass auch der Reiseverkehr aus den Ostblockstaaten und den unter fremder Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten im vergangenen Jahr erheblich zugenommen hat, nachdem diese Staaten seit dem Sommer 1956 einen Teil der bisherigen Ausreisebeschränkungen aufgehoben haben. Den weitaus größten Umfang nehmen dabei die Reisen der Deutschen und Volksdeutschen zum Besuch ihrer Verwandten im Bundesgebiet ein. Zur Erleichterung der Einreise für den Verwandtenbesuch im Bundesgebiet wurde im Benehmen mit den Ländern eine neue Regelung getroffen, durch die die Erteilung der Einreisegenehmigung wesentlich vereinfacht und beschleunigt wird.

 

Seite 1   Moskau bestimmt die Deutschland-Politik Polens

Einzelheiten aus der Geheimrede von Gomulka — „In den Oder-Neiße-Gebieten wurde eine Politik der Plünderung und Ausbeutung betrieben"

Aus der großen Geheimrede des Ersten Sekretärs der kommunistischen „Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei", Wladyslaw Gomulka, über die katastrophale Lage in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten — wir brachten eine ausführliche Darstellung in der letzten Folge — sind noch weitere Einzelheiten bekanntgeworden. Die Rede ist bereits im Juni 1957 gehalten worden und wurde bis Ende Dezember 1957 völlig geheim gehalten. Nach den aus Warschau vorliegenden Informationen hat Gomulka in dieser Rede insbesondere die „Wojewodschaftskomitees" der „Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei" beschuldigt, sie hätten seit der Übernahme der Oder-Neiße-Gebiete in polnische Verwaltung eine „Politik der Plünderung und Ausbeutung" betrieben, die den Eindruck vermittelt habe, „als seien wir in diesen Gebieten fremde Besatzungstruppen, die sich darauf konzentrieren, vor ihrem Abzug noch alles, was von irgendwelchem Werte ist, abzureißen und in Sicherheit zu bringen“. Diese „Plünderungspolitik" sei noch bis weit in das Jahr 1956 hinein von den „Wojewodschaftskomitees" der Partei „aktiv durchgeführt" worden mit dem Ergebnis, dass nun das Zentralkomitee der Partei „größte Schwierigkeiten" habe, „die Ära der Ausplünderung in den polnischen Westgebieten zu beenden".

 

Gomulka, der in seiner Rede außerdem darauf hingewiesen hatte, dass es 1956 etwa 2,5 Millionen Hektar Brachland und Unland in den Oder-Neiße-Gebieten gab, und der auch die außerordentlich umfassende Abwanderungsbewegung aus den polnisch verwalteten Gebieten behandelt hatte, fügte hinzu, man habe in diesen Gebieten „keinerlei echte Investitionen" vorgenommen, sondern vielmehr den Grundsatz befolgt, dass man die Gebiete besser „aussaugen" könne, „wenn die Ausbeutung durch Investierung von Kleinigkeiten erfolgreicher gestaltet werden kann“. Eine weitverbreitete

Korruption habe dieses Ausplünderungsverfahren begünstigt, denn niemand habe gewagt, die Kulissen zur Seite zu schieben, „weil er sonst selbst vom Thron gefallen wäre“. Späterhin habe man die Verantwortung für die katastrophalen Zustände dadurch von sich abzuwälzen gesucht, dass man von den „Fehlern der Vergangenheit" gesprochen habe.

 

Der polnische Parteichef hat sich, wie weiterhin bekannt geworden ist, auch eingehend mit dem Verhältnis zwischen Warschau und Moskau befasst. Gomulka erklärte hierzu, die Sowjetunion habe die „neue" Warschauer Politik mit der Maßgabe gebilligt, dass sich daraus keine Beeinträchtigung der Position der Sowjetzonen-Republik ergebe. Gomulka betonte, er habe den sowjetischen Führern nachdrücklich versichert, dass Warschau diese „außerordentlich wichtigen, erstrangigen außenpolitischen Interessen der Sowjetunion" hinsichtlich der „DDR" stets berücksichtigen werde. Außerdem berichtete Gomulka, es sei mit der sowjetischen Führung vereinbart worden, dass Warschau seine „außenpolitische Aktivität" nur in „engster Fühlungnahme" mit Moskau entfalten werde. Gleichzeitig wies Gomulka die Parteikader der „Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei" darauf hin, dass Moskau ihm bedeutet habe, es werde eine „Weiterführung der polnischen Oktoberrevolution von 1956 keinesfalls billigen". Die sowjetische Führung sei insbesondere nicht gewillt, es zuzulassen, dass die Entwicklung in Polen „die gesamte weltpolitische Lage auf längere Zeit ungünstig beeinflussen" werde, wie dies „im Falle Ungarns" zu beobachten gewesen sei.

 

 

Seite 1   Die „Jupiter"-Rakete der USA, die eine Reichweite von 2400 km hat, sie ist von den ehemaligen deutschen Forschern um Wernher von Braun entwickelt worden —, geht jetzt in Serienproduktion. Zwei Luftwaffeneinheiten, die mit „Jupiter"- und „Tor"-Raketen ausgerüstet werden sollen, werden bereits aufgestellt.

 

Seite 2   „Keine Gnade den Ruhestörern und Dieben!"

Zunehmende Schwierigkeiten der Sowjetverwaltung im Gebiet Königsberg

Die zunehmenden Schwierigkeiten der sowjetischen Verwaltung in Nord-Ostpreußen auf den verschiedensten wirtschaftlichen Gebieten sowie bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung sind in den letzten Wochen Gegenstand zahlreicher Konferenzen von Funktionären, Fachleuten und Organisationen gewesen, über die die in Königsberg erscheinende sowjetische Presse sowie der sowjetische Sender in Königsberg mehrfach berichteten. So wies die „Kaliningradskaja Prawda" in einem ausführlichen Artikel auf die „vorhandenen ernsthaften Mängel" in der Lebensmittelindustrie Nord-Ostpreußens hin. Viele Betriebe würden mit den ihnen gestellten Aufgaben nicht fertig und könnten „die großen Reserven nicht nutzen".

 

Im Einzelnen zählt die Zeitung die folgenden Werke auf, welche der „Gebiets-Nahrungsmittel-Industrie" angehören und bei der Produktion zurückgeblieben sind: eine Brotfabrik „Nr. 3" in Königsberg, ein „Brotkombinat" und das „Städtische Nahrungsmittelkombinat" in Tilsit, die Brotfabriken in Insterburg, Tapiau und Labiau sowie die „Butterfabriken" in Ludwigsort, Kreis Heiligenbeil. Trotz einer im Oktober durchgeführten Tagung, auf der scharfe Kritik geübt worden sei, habe sich die Lage seitdem „kaum verändert". Abschließend weist die Zeitung auch auf die Königsberger „Fleischkombinate" und Molkereibetriebe hin, bei denen die gleiche Rückständigkeit hinsichtlich Produktion und Qualität bestünde.

 

Im Dezember musste sich auch der Erste Sekretär des Gebietskomitees der KP in Königsberg, Tschernyschew, im Rahmen einer Parteikonferenz mit den „Mängeln in der Wirtschaft des Kaliningrader Gebietes" beschäftigen. Insbesondere ging der Funktionär auf die Mängel bei der Energiewirtschaft, bei der Maschinenbauindustrie und den Bau-Organisationen ein. Viele Kolchosen und Sowchosen würden die vorhandenen landwirtschaftlichen Möglichkeiten nicht ausnutzen, Entwässerungsarbeiten seien in ungenügendem Maße durchgeführt worden, das Land erhalte zu wenig Dünger. Des Weiteren forderte der Redner energische Maßnahmen zur Entwicklung der Viehzucht. „Besorgnisse hinsichtlich des Erfolges der Ernte im nächsten Jahr" rufe, der Mangel an verwendbarem Saatgut und der Zustand des Traktorenparks hervor, wurde dazu in einem Bericht des Senders „Kaliningrad" festgestellt. Häufig sei Sortengetreide mit guter Keimfähigkeit zur Fütterung verwendet worden, während gewöhnliches Getreide mit niedriger Keimfähigkeit als Saat eingelagert wurde, überdies betrage der Feuchtigkeitsgehalt des Saatgutes auf vielen Kolchosen mehr als siebzehn Prozent, weshalb dieses Getreide zur Aufbewahrung nicht geeignet sei. Bis zum Dezember wurde der Wiederinstandsetzungsplan der Traktoren auf den Maschinenstationen nur zu sechzig Prozent erfüllt, viele Stationen haben im November überhaupt keinen Kunstdünger auf die Äcker gefahren.

 

Auch Fragen der öffentlichen Ordnung und der Arbeitsmoral sind in den letzten Wochen wiederholt Gegenstand von Konferenzen und Aufrufen gewesen. Das Organ der Jugendorganisation in Königsberg, „Kaliningradskij Komsomolez", warf in einem Leitartikel den örtlichen Verbänden vor, dass sie ihre Mitglieder nicht von „Disziplinlosigkeit" abhalten und nicht zur Teilnahme am „Kampf um die Wirtschaftlichkeit" anhalten. Als Beispiel führt die Zeitung die Zustände in verschiedenen Königsberger Werken an, wo „jährlich bis zu dreißigtausend Fässer verbrannt, zerschlagen und über den Zaun geworfen" würden und die „jungen Arbeiter stundenlang herumstehen".

 

„Keine Gnade den Rowdys, Ruhestörern und Dieben am sozialistischen Eigentum" heißt es in einem Aufruf, den die sowjetische Jugendorganisation des samländischen Ortes Palmnicken erließ. In dem Aufruf, den ebenfalls der „Kaliningradskij Komsomolez" als Beispiel für die geforderte „Wachsamkeit" veröffentlichte, werden die Mitglieder der Hilfs-Miliz und die Komsomolzen aufgefordert, gegen alle Personen vorzugehen, die ein „parasitenähnliches Dasein" führen, gegen die sowjetischen Handelsgesetze verstoßen, das heißt Schwarzhandel treiben, sich am „sozialistischen Eigentum vergreifen" und die sanitären und Grünanlagen des Ortes verunreinigen. In den Betrieben und Verwaltungen sollen Posten für den „Kampf mit Störenfrieden der öffentlichen Ordnung" aufgestellt werden.

 

Seite 2   Wettrüsten oder Wiedervereinigung?

Die Auseinandersetzung um die atomwaffenfreie Zone

Der Erste Sekretär der KPdSU, Nikita Chruschtschow, hat in einer Rede vor dem Obersten Sowjet unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass die Politik des Kreml auf absehbare Zeit auf nichts anderes als auf die Aufrechterhaltung des status quo gerichtet ist und zwar in zweifacher Hinsicht: Einmal soll das gegenwärtige Verhältnis auf dem Gebiete der Rüstungen beibehalten werden, und zum anderen soll der Westen veranlasst werden, auch den gegenwärtigen Zustand im Hinblick auf den Umfang des unmittelbaren sowjetischen Machtbereiches anzuerkennen.

 

Insbesondere hat sich Chruschtschow dagegen gewandt, dass die Abrüstungsfrage mit der Lösung des Deutschland-Problems verbunden wird. Dies letztere steht im Zusammenhang damit, dass Moskau zwar einerseits die Stationierung von Raketen- und Atomwaffen in Westdeutschland als „Hindernis" für die Wiedervereinigung in Freiheit bezeichnet hat, andererseits aber auch keine Bereitschaft zeigt, die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands ins Auge zu fassen, falls der Westen — einschließlich der Bundesrepublik selbst — von der Stationierung der modernen Waffen auf dem Bundesgebiet Abstand nehmen würde.

 

Dies lässt erkennen, dass der Kreml zwar von westlicher und westdeutscher Seite eine Reihe von Zugeständnissen erwartet, ohne jedoch auch nur ein Jota an faktischen Gegenleistungen anzukündigen. Denn auch der Vorschlag, dass im Falle einer Unterlassung der Stationierung von Atom- und Raketenwaffen auf westdeutschem Gebiet die Sowjetzone sowie Polen und die Tschechoslowakei in die atomwaffenfreie Zone einbezogen werden sollten, bedeutet angesichts der sowjetischen Fernraketen nichts als eine Sicherung der gegenwärtigen sowjetischen Überlegenheit auf diesem Felde, zumal außerdem im Auge behalten werden muss, dass Moskau keineswegs eine „Aussparung" des Raums zwischen Rhein und Bug aus einem eventuellen Atomkrieg vorgeschlagen hat. Es ist also durchaus nicht an dem, dass die „atomwaffenfreie Zone" zugleich auch ein „atomkriegsfreier Raum" sein würde, wie denn auch derartige Begrenzungen angesichts der riesigen und weitreichenden Zerstörungskraft derartiger furchtbarer Waffen gar nicht vorgenommen werden können.

 

So ergibt sich, dass die Auseinandersetzung um die atomwaffenfreie Zone tatsächlich „irreal" ist, wie zugleich die Kernfrage in den Hintergrund drängt, die sich präzise gestellt hat: Wie kann verhindert werden, dass ein Land, das mit traditionellen Waffen ausgerüstet ist, plötzlich durch Androhung des Einsatzes von Atom- und Raketenwaffen gezwungen wird, vor offenen oder getarnten Angriffen zu kapitulieren?

 

Die Antwort auf diese Frage, die sehr wohl als eine Lebensfrage gelten kann, liegt auf der Hand: Am gründlichsten und nachhaltigsten wird die Drohung des Atomkrieges ausgeschaltet durch eine allgemeine kontrollierte Abrüstung vor allem auf diesem Sektor der nuklearen Waffen und der Fernraketen!

 

Aber so klar und eindeutig diese Antwort auch ist, so schwierig ist es, diese Lösung herbeizuführen; ja die bisherige Erörterung dieser Frage hat gezeigt, dass leider noch nicht einmal das Ziel angestrebt wird, geschweige denn, dass man sich bereits über die näheren Einzelheiten ins Benehmen gesetzt hätte. Da aber nichtsdestoweniger die Ausschaltung der Atomdrohung das Gebot der Stunde ist, bleibt als Ausweg anscheinend nur die allgemeine Ächtung des Einsatzes derartiger Kampfmittel übrig, wobei sich sogleich die weitere Frage erhebt, wie denn diese Ächtung anders wirksam gemacht werden soll als dadurch, dass der Angreifer im Falle einer Anwendung nuklearer Waffen sich der entsprechenden Gegenwirkung ausgesetzt sehen würde.

 

Die mit dieser Frage angedeutete makabre Konsequenz des Atomraketen-Wettlaufs zwischen Ost und West erscheint überdies umso weniger vermeidbar, als die Überlegenheit der Sowjetmacht auf dem Gebiete der traditionellen Rüstung zusätzlich die Beendigung des Weltrüstens auf atomarem Gebiete und den Entschluss zur Ächtung der Atomwaffen überhaupt erschwert. Gerade dies letztere weist aber darauf hin, dass die Lage eine ganz andere wäre, wenn eben ein „dritter Faktor" — und sei es auch nur ein in Freiheit wiedervereinigtes Deutschland — geschaffen würde, da im gleichen Augenblick, in dem dieses zustande käme, jenes traditionelle Gleichgewicht in Europa wiederhergestellt würde, dessen Zerstörung im Jahre 1945 die tiefste Ursache des west-deutschen Gegensatzes und des daraus sich ergebenden Wettrüstens darstellt. Die allgemeine politische Entspannung, die sich infolge der Wiederherstellung eines lebens- und verteidigungsfähigen Gesamtdeutschlands ergäbe, würde dann den Ausgangspunkt dafür bieten, dass eine allgemeine Abrüstung konkret in die Wege geleitet werden kann, nachdem sich der bisher beschrittene Weg: Erst Abrüstung — dann Lösung der politischen Fragen, offensichtlich als nicht gangbar erwiesen hat. Es ist also unerlässlich, dass nun der umgekehrte Weg eingeschlagen wird: Erst Milderung und Lösung der politischen Spannungen, deren größte als das Deutschland-Problem in Erscheinung tritt, und im Zusammenhang damit unverzüglich allgemeine Abrüstung.

 

Gerade angesichts dessen, dass dieser „zweite Weg" nunmehr als einziger noch offen steht, wird umso klarer erkennbar, welch düstere Schatten sich infolge der öffentlich wiederholt bekundeten sowjetischen Weigerung, an einer annehmbaren Lösung der Deutschlandfrage mitzuwirken, erneut auf Europa und auf die gesamte Menschheit herabgesenkt haben. Umso deutlicher hebt sich aber auch die Bedeutung jener auf der Pariser NATO-Konferenz durch den Bundeskanzler zum Ausdruck gebrachten Initiative heraus, die dahin geht, dass trotz allem nochmals der Versuch gemacht werden soll, im Gespräche mit Moskau zu ergründen ob nicht doch noch die Schlagbäume in Deutschland hochgezogen und beseitigt werden können, die den Weg in eine bessere Zukunft Europas versperren. Junius Quintus

 

Seite 2   Einzelne Deutsche sollen Gehöfte zurückerhalten

Infolge Abwanderung der Ukrainer aus Ostpreußen

Nachdem in den vergangenen Monaten nur vereinzelt Deutsche in der Allensteiner „Wojewodschaft" ihre nach Kriegsende von den polnischen Behörden widerrechtlich beschlagnahmten Häuser und Grundstücke zurückerhielten, sollen in Kürze 180 „einheimische Familien" ihre Häuser zurückerhalten. Nach einer Meldung der amtlichen volkspolnischen Nachrichtenagentur „PAP" sind die Häuser der betreffenden Deutschen, wie jetzt zugegeben wird, nach Kriegsende „unrechtmäßig enteignet" worden. Auch 100 „einheimischen Bauern", deren Gehöfte bisher — wie es in der PAP-Meldung heißt — „provisorisch mit Siedlern aus den zentralen und südlichen Gebieten Polens besetzt waren", sollen ihre landwirtschaftlichen Nutzflächen und Grundstücke zurückerhalten. Hierzu verlautet von polnischer Seite, dass es sich vorwiegend um Gehöfte in der Allensteiner „Wojewodschaft" handelt, die mit zwangsangesiedelten Ukrainern „provisorisch besetzt" worden waren.

 

Die polnischen Behörden entschlossen sich zu der „Rückgabeaktion", weil die „provisorischen Siedler" die Allensteiner „Wojewodschaft" im Frühjahr und Sommer 1957 verlassen haben. Es fanden sich jedoch keine neuen polnischen Siedler für die von den Ukrainern aufgegebenen deutschen Bauernhöfe, so dass nunmehr der volkspolnische „Wojewodschafts-Nationalrat" in Allenstein den Beschluss fasste, den Deutschen ihr Eigentum zurückzuerstatten. Die polnischen Behörden versprechen sich, wie ferner verlautet, von der Rückgabeaktion einen „wirtschaftlichen Aufschwung", da die ukrainischen Siedler nur die allernotwendigsten Arbeiten vorgenommen haben.

 

Das „Wojewodschafts-Komitee" der polnischen KP in Allenstein hatte bereits mehrfach die Forderung erhoben, „endlich die Besitztumsverhältnisse der einheimischen Bevölkerung zu regeln, da sich dieser Bevölkerungsteil noch immer zurückgesetzt fühlt“. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass sich ein großer Teil der „einheimischen Bevölkerung" mit der Absicht trage, in die Bundesrepublik umzusiedeln, „weil ihm in der Wojewodschaft Allenstein offenbar niemals Gerechtigkeit zuteilwerden wird“.

 

Seite 2   „Kein einziger neuer Großbetrieb"

Eine polnische Zeitung über die Lage in Allenstein und Johannisburg

Die in Allenstein erscheinende „Glos Olszynski" (das heißt: Allensteins Stimme) schreibt in einem Artikel: „Aktivieren kann man verschieden":

 

„Wir wissen alle, dass die Woiwodschaft Allenstein von Natur aus in erster Linie landwirtschaftlichen Charakter besitzt und besitzen wird. Hat uns der Sechsjahrplan einige große und moderne Betriebe eingebracht, so wird uns der Fünfjahrplan nicht einen einzigen derartigen Betrieb einbringen. Wem liegt daran, dass die Wojewodschaft Allenstein auf der Stelle tritt und ihr wirtschaftliches Potential nicht vergrößert? Die örtlichen Behörden sehen sich einer Mauer von Hindernissen gegenüber. Die Stimmen der sogenannten Provinz blieben ungehört. Allenstein, eine Stadt, die 70 000 Einwohner zählt, besitzt buchstäblich nicht einen einzigen Industriebetrieb, der zur wirtschaftlichen Aktivierung der Stadt beitragen könnte. Wir wissen, dass sich hier noch eine Reihe von stillgelegten Industriebetrieben befindet, deren Inbetriebnahme die Produktionsleistung nicht nur im Wojewodschafts-, sondern im Landesmaßstab steigern würde. Leider stößt man hier auf Unverständnis der Zentralbehörden. Unter anderem befindet sich in der Wojewodschaft Allenstein eine große modern eingerichtete Produktionshalle im Kreis Johannisburg, die bisher vollkommen ungenutzt dastand. Hier wollte man eine große mechanische Tischlerei zur Produktion von Möbeln einrichten, insbesondere da dieser Betrieb wirklich modern ausgestattet ist und fünf Trockenkammern besitzt. Auf Grund des Beschlusses des Ministerrats muss dieses Objekt jedoch als Staatsmagazin benutzt werden".

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Sieben Stunden dauerte die Gratulationscour, die am Sonntag anlässlich des 82. Geburtstages des Bundeskanzlers Adenauer im Palais Schaumburg vor sich ging. Das Bundeskabinett wurde dabei von Erhard angeführt. Er hoffe, so sagte der Minister in seiner Ansprache, dass das schwache, auf der Pariser Atlantik-Konferenz entzündete Licht der Hoffnung zu einer hellen Flamme des Friedens entfacht werden könne.

 

Acht Minuten lang, so wurde genau festgestellt, hat sich Bundeskanzler Adenauer während der Gratulationscour an seinem Geburtstag unter vier Augen mit dem sowjetischen Botschafter Smirnow unterhalten, dann sprach Staatssekretär Hallstein etwa eine halbe Stunde lang mit Smirnow. Smirnow ließ nach dem Gespräch durchblicken, dass die deutsche Antwort an Bulganin und das künftige deutsch-sowjetische Verhältnis im Mittelpunkt seiner Unterhaltung mit Adenauer und Hallstein gestanden haben.

 

„Bundeskanzler Konrad Adenauer", so schreibt die „New York Times" in einem Geburtstagsartikel u. a ist eine legendäre Gestalt seiner Zeit geworden. Es ist eine Quelle der Beruhigung für die freie Welt, dass er trotz seines Alters mit unverminderter Kraft seine Arbeit für die Aufgaben fortsetzen kann denen er sich gewidmet hat . . . Viel bleibt noch zur Beendigung dieser begonnenen Aufgaben zu tun. Deutschland muss immer noch in Freiheit und im Rahmen der europäischen Sicherheit wiedervereinigt werden, und das neue Europa muss immer noch in der Praxis mit lebendiger Realität erfüllt werden. Man muss hoffen, dass die Zeit Adenauer für die kommenden Jahre schont, so dass er mit seiner Weisheit und Standhaftigkeit der Sache des Aufbaues einer besseren Zukunft für uns alle beitragen kann".

 

Der Strom der Flüchtlinge aus der Sowjetzone hielt auch während der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel an. In der Zeit vom 21. Dezember bis zum 3. Januar haben insgesamt 4978 Einwohner der Sowjetzone in den Auffanglagern Gießen, Uelzen und in West-Berlin die Notaufnahme beantragt. In der letzten Woche vor dem Weihnachtsfest waren 3906 Deutsche aus der Sowjetzone in die Bundesrepublik geflüchtet.

 

Im 109. Lebensjahr ausgesiedelt wurde Franz Grobauer. Er traf mit dem ersten Aussiedlertransport dieses Jahres auf dem Zonengrenzbahnhof Buchen ein. Der Greis, ein geborener Koblenzer, der den Feldzug 1870/1871 mitgemacht hat, hat keine Angehörigen mehr. Er sagte, er sei trotzdem gekommen, um seinen Lebensabend in seiner alten Heimat zu verbringen.

 

Das fünfte Schnellboot für die Bundesmarine ist in Bremen vom Stapel gelaufen. Es gehört zu einer Serie von 22 Schnellbooten, die vierzig Meter lang sind und eine Geschwindigkeit von über vierzig Knoten erreichen. Die Bewaffnung besteht aus vier Torpedorohren und zwei Flakgeschützen.

 

Schon die Vorbereitung einer Flucht aus der Sowjetzone in die Bundesrepublik ist nach den neuen Gesetzen des Pankow-Regimes strafbar. „Es kommt darauf an, eine solche Atmosphäre zu schaffen, dass nicht die Nachbarn mit Augenzwinkern den Vorbereitungen zum Verlassen der DDR zusehen, sondern mit politischem Bewusstsein eingreifen", erklärte der Staatssekretär im Ost-Berliner Justizministerium. Die „roten Blockwarte" sollen künftig mehr Rechte gegenüber der Bevölkerung bekommen.

 

Eine Spionage-Zentrale der ungarischen Kadar-Regierung in Wien ist durch die Entlarvung des ungarischen Gesandschaftsattachés Hamori als Agent des ungarischen Geheimdienstes aufgedeckt worden. Auch die ungarische Donau-Schifffahrts-Gesellschaft war in die umfangreiche Spionagetätigkeit eingeschaltet.

 

„Sputnik I", der am 4. Oktober 1957 in den Weltraum geschossene erste künstliche Erdsatellit, hat aufgehört, zu existieren; er dürfte in den dichteren Schichten der Atmosphäre verbrannt sein. Das geht u. a. auch daraus hervor, dass die gesamte Sowjetpresse nicht mehr wie bisher über Sputnik I berichtet.

 

Frankreich und die Niederlande sind die einzigen Staaten auf dem europäischen Kontinent, die sich bisher mit der Errichtung amerikanischer Raketenstützpunkte auf ihrem Territorium einverstanden erklärt haben. In militärischen Kreisen der NATO wird der Plan erörtert, Stützpunkte für amerikanische Mittelstreckenraketen in den französischen Alpen zu errichten.

 

Den Abschluss eines feierlichen Nichtangriffpaktes zwischen Ost und West hat der britische Ministerpräsident Macmillan in einer Rundfunkansprache vorgeschlagen. Er könne ein erster Anfang sein, dann müsse ein Abkommen über die Versuche mit Kernwaffen ihre Produktion und Anwendung erreicht werden. Eine wirksame Kontrolle in allen betroffenen Ländern sei notwendig. Zur Erhaltung des Kräftegleichgewichts müsse die volle Stärke der NATO erhalten bleiben.

 

Als Erster seit 46 Jahren auf dem Landweg den Südpol erreicht hat eine fünfköpfige neuseeländische Antarktis-Expedition unter Führung des Mount-Everest-Bezwingers Sir Hillary. Der zweitausend Kilometer lange Marsch, der zum Teil bei Temperaturen unter 60 Grad und dichtem Schneetreiben zurückgelegt wurde, war sehr strapazenreich. Seit der unglücklichen Expedition des Engländers Scott, der im Januar 1912 nur wenige Wochen nach dem Norweger Amundsen unter ungeheuren Schwierigkeiten bis zum südlichsten Punkt der Erde vorgedrungen und auf dem Rückweg ums Leben gekommen war, hat keine Landexpedition mehr den Südpol erreicht.

 

Seite 3   Russland, die größte Kolonialmacht der Welt

Mit Schwert und Massenverschickungen wurden und werden Hunderte von Völkern entnationalisiert.

Dass die Welt mit Weisheit regiert werde, wagt angesichts der Erlebnisse nur unserer beiden letzten Generationen kaum noch jemand zu behaupten. Mit welchem Maß von Unwissen jedoch heute politische Geschäfte gemacht werden können, dies zu demonstrieren, war der Asiatisch-Afrikanischen Konferenz in Kairo vorbehalten. Sie bewies, dass eine skrupellose Propaganda imstande ist, im Gedächtnis von Millionen Menschen die Weltgeschichte auf den Kopf zu stellen und dass es möglich ist, das System der „Gehirnwäsche" sogar auf einen beträchtlichen Teil der Menschheit mit Erfolg anzuwenden.

 

Ohne Widerspruch zu finden, konnte der sowjetische Delegationschef- Raschidow, Präsident des Obersten Sowjets von Usbekistan, auf der Konferenz in Kairo erklären: Die Afrikanisch-Asiatische Solidaritätskonferenz, ihr Geist und ihre Ideen werden von allen ehrlichen Menschen der Welt gebilligt; denn die Konferenz ist antiimperialistisch, antikolonalistisch und antikriegerisch und somit gerecht, fortschrittlich und menschlich. Das Sowjetvolk unterstützt die Konsolidierung der Kräfte der afrikanisch-asiatischen Länder, die von nun an eine wichtige Rolle spielen werden, indem sie im Kampfe gegen das verfaulte System und die Seeräuberei des Imperialismus, der jetzt seine letzten Tage erlebt, die Friedenszone erweitern. Die Unterdrückung anderer Völker und die Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten sind der wahren Natur des sowjetischen sozialistischen Staates, der auf den Prinzipien der Gleichheit und der Freundschaft der Völker beruht, völlig fremd. Raschidow bezeichnete dann die Sowjetunion als „unermüdlichen Vorkämpfer für den Frieden und unversöhnlichen Feind des Imperialismus und Kolonialismus".

 

Wären die Ereignisse nicht so ernst, dann müsste man sich überlegen, ob Teile der Schluss-Resolution dieser Konferenz nicht besser in der humoristischen Ecke zu platzieren seien, denn es ist in der Tat der verwegenste Treppenwitz, den sich die Geschichte der Menschheit bisher erlaubt hat, dass die Abgesandten des Kreml im Schatten der Pyramiden einen „Solidaritäts-Bund" mit mehr oder minder berufenen Sprechern der Völker Asiens und Afrikas geschlossen haben, zum Kampf gegen den „Imperialismus in jeder Form", insbesondere gegen den Kolonialismus!

 

Wenn beute der, Teufel seine Spieß- und Bratgesellen mit den himmlischen Heerscharen vereinen würde, zum edlen Streit für reine Sitten und Frömmigkeit, wahrlich die Blasphemie könnte nicht größer sein! Nachdem die Sowjets so vermessen sind, sich zu Moralpaukern der Weltpolitik zu erheben, fordern sie die übrige Menschheit geradezu heraus, das Schuldkonto ins rechte Licht zu stellen, das auf dem Namen Russlands lastet, des zaristischen und des bolschewistischen. Nur weil dies bisher vom Westen in offensichtlich ungenügender Form geschehen ist, war es möglich, dass die Sowjetunion über ihre imperialistische Wolfshaut den menschheitsbrüderlichen Schafspelz ziehen konnte.

 

Von Moskau aus

Mit Fug und Recht kann man nämlich sagen, dass Russland nicht nur eine Kolonialmacht unter anderen war und unter den Sowjets weiterhin geblieben ist, sondern dass es die Kolonialmacht schlechthin darstellt. Seit siebenhundert Jahren hat sich dieses Land, beginnend von der Keimzelle des Fürstentums Moskau, ununterbrochen ausgedehnt und zwar durch kriegerische koloniale Eroberung. Auch in der neueren Zeit, in der Epoche des Imperialismus, standen die Russen den Briten, Franzosen, Holländern, Portugiesen, Italienern usw. um nichts nach, im Gegenteil, sie übertrafen alle kolonialen Wettbewerber. Noch im letzten Jahrhundert sammelten sie Millionen Quadratkilometer und nahmen sie Dutzenden Völkern ihre Unabhängigkeit. Der einzige Unterschied gegenüber dem westlichen Kolonialismus bestand darin, dass Russland — abgesehen von seinem zeitweiligen Sprung nach Alaska — nicht übers Meer ging, sondern über Land, also beständig „anschloss". Die neuen Kolonien wurden ins Staatsgebiet einbezogen, durch strenge Grenzbewachung abgeschirmt, und sie erhielten die gleiche Landkartenfarbe. Sie standen außerhalb der Kontrolle der übrigen Welt, sehr im Gegensatz zu den Übersee-Besitzungen weltlicher Staaten die dem Blick und dem Handel aller Länder geöffnet waren.

 

Einst die Heimat freier Völker

Sehen wir einmal ganz ab von den gewaltigen Räumen, die sich schon das Zarenreich auf europäischem Boden einverleibt hat. Wollte man nämlich hier die Dinge mit „radikal-asiatischen Augen" sehen, dann müsste man sogar sagen, dass ganz Südrussland zwischen Dnjepr und Ural einmal die angestammte Heimat freier Turkvölker war, die in den tatarischen Chanaten Kasan, Astrachan und Krim lebten, übrigens wurde die Krim nur sieben Jahre früher russisch als Ceylon britisch (1796)! Während aber die Ceylonesen nach dem Zweiten Weltkrieg frei wurden, deportierte der Kreml die Krim-Tataren nach Sibirien!

 

Jedem Datum der Eroberung einer überseeischen Kolonie durch westliche Mächte lässt sich ein Parallel-Datum für die Annexion eines Stücks Asien durch Russland gegenüberstellen. Zehn Jahre, nachdem die Briten Hongkong erwarben, nahm Russland (1858) von China die riesige Amur-Provinz und bald darauf auch die Küstenprovinz. Dort wurde Wladiwostok etwa in den gleichen Jahren russisch wie Saigon, die Hauptstadt, des früheren, Indochina, französisch. Während sich die Franzosen in Algerien festsetzten, nahmen die Russen den Persern das Gebiet von Eriwan am Kaspischen Meer ab (1828). Indochina wurde französisch und Malaya britisch, in den nämlichen letzten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts, als sich die Russen Transkaspien und West-Turkestan einverleibten, Länder mit einer moslemisch-türkischen Millionenbevölkerung. Mittlerweile sind Indochina und Malaya wieder unabhängig geworden, wer aber spricht jetzt von der Freiheit Turkestans? Turkmenistan, das Grenzland gegen Persien, ist heute eine der fünf zentralasiatischen Sowjetrepubliken im Rahmen der Sowjetunion. Es wurde im gleichen Jahre (1881) russisch wie Tunesien französisch. Tunesien ist wieder souverän, wann aber wird Turkmenistan frei? Als die Briten in Delhi und Bombay einzogen, gliederten sich die Russen Georgien an, das älteste Land christlicher Kultur auf asiatischem Boden.

 

Auch in dem Ausmaß der Landnahme standen die Russen den anderen Kolonialmächten nicht nach. So sind zum Beispiel Kasakstan und West-Turkestan so groß wie Indien und Pakistan zusammen. Wann gibt Moskau dieses, sein „Indien" frei?

 

Von den zahlreichen „Algerien" und „Indochinas" innerhalb des zaristischen und jetzt sowjetischen Imperiums hat keines die Unabhängigkeit wiedergewonnen. Im Gegenteil, die Sowjets trieben ihre Grenzpfähle noch tiefer nach Asien hinein. Sinkiang (Ost-Turkestan) und die äußere Mongolei wurden fester an das russische Reich geschlossen, und 1921 wurde noch das Gebiet Tannu-Tuwa annektiert. Dies geschah etwa zur gleichen Stunde, als die Briten in Ägypten ihr Kolonialregiment aufgaben!

 

Nach dem letzten Weltkriege haben die Kolonialmächte des Westens über 600 Millionen Asiaten und Afrikanern ihre Unabhängigkeit zurückgegeben. Der Sudan, Marokko, Tunesien, Ghana sind die jüngsten Beispiele. Die Sowjets behielten dagegen in Asien auch den letzten Quadratzentimeter des kolonialen Raubes der Zaren! Mit Feuer und Schwert, Massendeportationen und Überfremdung durch russische Siedler wurden und werden diese asiatischen Völkerschaften entnationalisiert. Die überseeischen Untertanen Englands oder Frankreichs blieben ethnische, rassische und kulturelle Einheiten. Die Marokkaner blieben Marokkaner und die Tunesier Tunesier. So beließen zum Beispiel die Franzosen auch den Sultan von Marokko auf seinem Thron, während, die Sowjets die moslemischen Fürstenhöfe von Bochara und China, einst Zentren eines blühenden nationalen Eigenlebens, liquidierten. Angefangen von dem Mongolen-Volk, das heute zwei Kolonialherren Untertan ist, den Sowjets und den Chinesen, bis zu den Georgiern im Kaukasus, repräsentiert die Sowjetunion als Hüterin und Mehrerin des imperialistischen Erbes der Zaren die Kolonialmacht Asiens. Denn was von England in diesem Kontinent noch blieb — Singapur, Hongkong, ein Stückchen Borneo und einige Südseeinselchen — ist kaum noch der Rede wert. Singapur dürfte übrigens nach dem Resultat der letzten Wahlen schon bald unabhängig werden.

 

Der Eroberungszug nach Europa . . .

Da es für Moskau nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem asiatischen Kontinent unmittelbar nichts mehr zu erobern gab, hat es — getreu der imperialistischen Tradition Russlands — in Europa einen kolonialen Beutezug unternommen und den Osten unseres Kontinents in ein zweites Sibirien verwandelt. Die gleichen Jahre, die den Indern, Pakistanern, Burmesen, Ceylonesen, Filipinos usw. das Morgenrot einer neuen Freiheit brachten, bedeuteten für Polen, Tschechen, Ungarn, Rumänen, Bulgaren, Litauer, Letten und Esten die Einverleibung in das große Völkergefängnis der Sowjetunion. Nur in formal-juristischen Einzelheiten mag sich ihr „Rechtsverhältnis" von dem der asiatischen Kolonialuntertanen des Kreml unterscheiden. Tatsächlich sind sie dem „moskowitischen Groß-Khan" ebenso Untertan wie jene. Aber die feierliche Resolution in Kairo wendet sich ja sehr gegen den „Imperialismus in jeder Form". Da sie also derart umfassend jegliche Spielart der Unterdrückung — sofern sie von einer westlichen Macht ausgeübt wird — verdammt, erleichtert sie es umgekehrt auch, den sowjetischen Imperialismus von Wladiwostok bis Magdeburg auf einen Nenner zu bringen. Er ist die gigantische Verwirklichung eines jahrhundertealten Strebens einer Macht nach ständiger Ausweitung ihrer Grenzen, nunmehr noch verzehnfacht im Vorzeichen einer Ideologie, die den kolonialen Untertanen nicht nur die Freiheit der Person, sondern auch die Freiheit des Denkens nimmt, das heißt, ihnen die „Gehirne wäscht". Das letzte ist den Sowjets in Kairo sogar augenscheinlich selbst gegenüber ihren afro-asiatischen Freunden gelungen.

 

Seite 3   Kein „Stettin-Kondominium“

Die Frage des Hafens steht zur Erörterung

Obwohl von polnischer Seite kürzlich mit einem „inoffiziellen Dementi" bestritten wurde, dass der Plan der Errichtung eines sowjetzonal-polnischen „Kondominiums" über den Hafen Stettin zur Erörterung stehe, hat nunmehr die in Stettin erscheinende polnische Zeitung „Kurier Szczecinski" offen zugegeben, dass ein derartiges Vorhaben tatsächlich von sowjetzonaler Seite verfolgt wird. Der „Kurier Szczecinski" betont in einem Artikel, der dieser Frage gewidmet ist, dass „Stettin ein polnischer Hafen" sei und dass deshalb auch die polnische Regierung „über seine Entwicklung, über seine Perspektiven und über die Bedeutung, die er für unseren Nachbarn hat oder haben könnte, zu entscheiden hat". Dieses schließe jedoch nicht aus, dass „zwischen den beiden Staaten (der Sowjetzonen-Republik und der Volksrepublik Polen) ein Vertrag über einen gemeinsamen Ausbau des Hafens abgeschlossen werden könnte".

 

In einem weiteren Artikel über die Lage im Stettiner Hafen führt der „Kurier Szczecinski" darüber Klage, dass die Leistung Stettins als Transithafen für die Tschechoslowakei weiterhin nachgelassen habe und zwar in einem Ausmaße, dass nun die Gefahr bestehe, Prag werde den Transit wieder verstärkt über die Häfen der Sowjetzone und über Hamburg leiten. Von polnischer Seite sei man bereits dazu übergegangen, für nicht rechtzeitig entladene oder beladene Waggons keine Standgebühren mehr zu erheben, aber die Folge sei nur gewesen, dass sich infolgedessen die Be- und Entladungsfristen noch weiterhin verlängert hätten.

 

Die in Stettin erscheinende polnische Zeitung „Kurier Szczecinski" warnte in großer Aufmachung die Einwohner von Stetin davor, Wasser aus dem städtischen Leitungsnetz zu trinken, da es völlig mit Phenolbestandteilen verschmutzt sei und zwar in einem Ausmaße, dass der Gehalt des Leitungswassers an Giftstoffen um das Vierzigfache höher sei als zulässig. Da bei der gegenwärtigen Lage die außerordentliche Gefahr einer allgemeinen Phenolvergiftung der Einwohnerschaft bestehe, solle das Wasserwerk Stettin-Pommerensdorf sofort abgeschaltet werden, weil von dort das phenolverseuchte Wasser komme. Um die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser sicherzustellen, solle man unverzüglich Zisternenwagen einsetzen und auch die Genehmigung erteilen, dass von privater Seite Trinkwasser zum Verkaufe angeboten werde. Ebenso solle die Feuerwehr zur Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser eingesetzt werden. Die Einschaltung von „privaten Unternehmern" sei unerlässlich, da sich der „Städtische Volksrat" als unfähig erwiesen habe, Trinkwasser zu beschaffen, obwohl aus den Wasserleitungen bereits seit Wochen ein so entsetzlich stinkendes Wasser fließe, wie es dies „in Stettin noch niemals gegeben hat".

 

Seite 3   An Winterabenden erzählt . . .

Wie eines der schönsten ostpreußischen Heimatbücher entstand

Gustav Grannas, Plattdeutsche Volkserzählungen aus Ostpreußen. Schriften des Volkskunde-Archivs Marburg, Band 6. N. G. Elwert Verlag Marburg 1957. 174 Seiten, eine Karte, eine Bildtafel 6,-- DM.

 

Mit besonderer Freude kündige ich den vorliegenden Band an, denn es ist schon ein Ereignis, dass eine solche Sammlung von ostpreußischen Volkserzählungen in plattdeutscher Mundart heute noch zusammengetragen und zum Druck gebracht werden konnte.

 

Gustav Grannas ist ein Sohn unserer Heimat, er stammt aus dem Dorfe Gr.-Strengeln, Kreis Angerburg. Schon als Kind hörte er plattdeutsche Sagen und Märchen, Schwanke und Schnurren von seinem Vater, der ein begabter Erzähler war. So begann er schon als junger Mensch, solche Geschichten aufzuschreiben. Zu systematischer Sammeltätigkeit regte ihn dann Prof. Walther Ziesemer in Königsberg an, dem er mit den Fragebogen für das Preußische Wörterbuch oft auch solche plattdeutschen Volkserzählungen eingesandt hatte. Auf seinen Rat vervollständigte er dann auch seine Ausbildung durch das Studium der Germanistik und der Volkskunde an der Universität Königsberg. Weitere Anregungen zu volkskundlicher Sammeltätigkeit gab ein Zusammentreffen mit dem Altmeister der finnischen Volkskunde, Professor Kaarle Krohn, aus Helsinki, anlässlich eines Besuches in Königsberg. Seit den zwanziger Jahren hat nun G. Grannas tausende von ostpreußischen Volkserzählungen aufgezeichnet. Den größten Teil seiner Sammlung hatte er Professor Ziesemer übergeben, der sie im Institut für Heimatforschung in Königsberg aufbewahrte. Eine Auswahl konnte 1943 unter dem Titel „Plattdeutsche Volksmärchen aus Ostpreußen" veröffentlicht werden. Die kleine Auflage war bald vergriffen, und heute existieren nur noch ganz wenige Exemplare dieses Büchleins. Grannas handschriftliche Sammlung wurde gegen Kriegsende mit den übrigen Beständen des Instituts für Heimatforschung und dem Archiv des Preußischen Wörterbuchs in die Uckermark ausgelagert, und dort ist sie dann in den letzten Tagen des Krieges durch Artilleriebeschuss vernichtet worden. Eine Abschrift blieb in der Königsberger Wohnung von G. Grannas zurück, und eine zweite Abschrift ging während des Zusammenbruchs in Kiel verloren. Gerettet hat G. Grannas nur das Dorfbuch seines Heimatortes Gr.-Strengeln, in das er einen Teil seiner Sammlung eingefügt hatte. Dieses gerettete Material wurde der Grundstock für die neue Sammeltätigkeit, die Grannas im Jahre 1952 wieder aufnahm. Einen beträchtlichen Teil seines alten Schatzes an plattdeutschen Volkserzählungen konnte er mit Hilfe alter und neuer Gewährsleute wieder zusammentragen, aber vieles ist wohl unwiederbringlich verloren.

 

Dass nun der erste Teil der Sammlung gedruckt werden konnte, ist Professor Dr. Henssen, dem Leiter des Zentralarchivs der deutschen Volkserzählungen in Marburg, zu verdanken. Er nahm die Arbeit in die von ihm herausgegebene Veröffentlichungsreihe „Schriften des Volkskunde-Archivs Marburg" (Band Nr. 6) auf. Aber G. Grannas hat bereits das Material für einen weiteren Band zusammen, und es wäre sehr zu begrüßen, wenn sich auch dessen Drucklegung ermöglichen ließe. Grannas wird jedenfalls weitersammeln, — „wahrscheinlich bis an mein Lebensende", wie er in der Einleitung seines Buches sagt. Er wird es tun mit der Zähigkeit, der Sachkenntnis und der Begeisterung für seine Arbeit, die ihm eigen sind. Wir Ostpreußen haben allen Grund, ihm dafür dankbar zu sein, denn außer ihm wäre heute kaum noch jemand in der Lage, das Erzählgut unserer ostpreußischen Heimat vor seinem Verlöschen aufzunehmen. Er bringt alle wesentlichen Voraussetzungen für eine solche Sammeltätigkeit mit: die Beherrschung der plattdeutschen Mundart, die Kenntnis der Mentalität seiner Landsleute und die fachliche Vorbildung.

 

Der vorliegende Band enthält alle Erzählungen der ersten 1943 gedruckten Sammlung, aber darüber hinaus etwa ebenso viel neues Material. Es sind Ortssagen, Sagen von Schätzen und solche von Schwarzkünstlern. Unter den Märchen sind die beiden Hauptgruppen die Tiermärchen und die Zaubermärchen. Daneben stehen ein paar Ursprungsmärchen, Schwankmärchen vom geprellten Teufel und eine Räuber- und Diebesgeschichte. Bei den Schwänken und Schnurren sind Geschichten vom Alten Fritz, von den Domnauern, Pfarrerschwanke, Lügengeschichten und vieles andere. So ist es eine Fülle von Motiven, die in den Geschichten dieser Sammlung anklingt.

 

Alle diese Volkserzählungen gehen zurück auf vier Erzählerkreise, das heißt die Menschen, die sie erzählten, lebten in den Orten Poßritten, Kreis Labiau, Scheppetschen, Kreis Insterburg, Sutzken, Kreis Gerdauen und Gr.Strengeln, Kreis Angerburg. Sie stammten aus allen ländlichen Bevölkerungsschichten vom Landarbeiter bis zum mittleren Bauern mit einem Landbesitz von etwa zweihundert Morgen. In den Kreisen der Großbauern und der Gutsbesitzer war im Allgemeinen das bäuerliche Überlieferungsgut vergessen, wie man dort auch die plattdeutsche Mundart längst aufgegeben hatte. Diese Geschichten wurden zum größten Teil von Männern erzählt. Die Frauen traten dagegen als Erzählerinnen ganz zurück. Die Dorfgemeinschaft fand sich früher an den langen Winterabenden zur Spinnstube zusammen. Die Frauen spannen, und die Männer drehten Stricke oder verfertigten irgendwelches Hausgerät. Man sang dabei Lieder, und begabte Erzähler unterhielten ihre Zuhörer durch „Steckskis" (= Stückchen). Das Wort Märchen war unbekannt. Es gab aber auch Zusammenkünfte, bei denen nur erzählt, gesungen und gespielt wurde. Im Ostteil der Provinz nannte man solche Abende „Krawoan". Die Erzähler, die Grannas in seiner Einleitung sehr lebendig charakterisiert, trugen eine große Anzahl von Geschichten in ihrem Gedächtnis.

 

Grannas hat diese Geschichten nun so wiedergegeben, wie er sie gehört und aufgezeichnet hat. Er hat sie also in keiner Weise überarbeitet, wie man das sonst bei den meisten deutschen Sammlungen beobachten kann. Auch Karl Plenzat hat seine ostpreußischen Märchen meistens im Stil der Grimm‘schen Märchen bearbeitet und aus der Mundart in das Hochdeutsche übertragen. Sie sind in seiner Sprache erzählt, nicht in der des ostpreußischen Landvolkes. Grannas' Märchen sind dagegen bis zum letzten Wort echt. Da ist nichts beschönigt. Alles ist farbecht und lebensvoll, handfest, derb und humorvoll. So wurde in unserer Heimat wirklich erzählt. Man darf allerdings dies nicht vergessen: es handelt sich hier nicht um Kindermärchen, sondern um Geschichten, die von Männern für Erwachsene erzählt wurden. Das bedingt ihren Stil und ihre Eigenart. Den Kenner der Mundart aber wird vor allem das unverfälschte ostpreußische Platt freuen, bei dem sogar die feinen Unterschiede zwischen dem Ostsamländischen und der Mundart des Ostgebiets gut wiedergegeben sind.

 

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass hier eines der schönsten ostpreußischen Heimatbücher entstanden ist, dem man weiteste Verbreitung wünschen möchte. Es gehört in die Hand, jedes heimatvertriebenen Ostpreußen.

Erhard Riemann

 

Einige Proben aus der Sammlung „Plattdeutsche Volkserzählungen aus Ostpreußen" bringen wir auf Seite 10 dieser Folge.

 

Seite 4   Unsere „ausgesiedelte“ Jugend

Die Not ist unbeschreiblich groß - Hilferuf des Caritasverbandes Paderborn

Von Pfarrer Paul Kewitsch, früher Allenstein

Die große geistige und seelische Not unserer „spätausgesiedelten" Jugend ist das brennendste Problem, das wir zu lösen haben. Auch diese Ausführungen, die Pfarrer Paul Kewitsch von der Betreuungsstelle für die spätrückgeführte Jugend im katholischen Caritasverband, Paderborn, Domplatz 26, macht, zeigen das mit großer Eindringlichkeit; möge sein Aufruf zur Hilfe gehört werden!

Es sind deutsche Menschen, zumeist Mütter mit Kindern, die im Rahmen der „Familienzusammenführung" aus den unter fremder Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten (Ost- und Westpreußen, Schlesien, Pommern usw.) in das Bundesgebiet kommen. Seit zwölf Jahren waren diese Menschen getrennt von ihren nächsten Angehörigen; sie haben unsägliches leibliches und seelisches Leid durchgemacht. Jetzt kommen sie, diese Schwergeprüften; sie kommen mit Hoffnungen und Erwartungen, sie kommen zu den Ehegatten, zu den Kindern, den Eltern, den Verwandten, die im Westen als Vertriebene leben. Wöchentlich treffen drei bis vier Transporte mit 1500 bis 2000 Personen im Durchgangslager Friedland ein, von wo sie kurzfristig zu den Wohnorten der Angehörigen oder in die Landeslager weitergeleitet werden. Seit Beginn dieser Aktion (1956) bis heute sind über hunderttausend Personen gekommen. Das sind nüchterne Zahlen. Aber hinter diesen Zahlen verbergen sich unvorstellbares Leid und schmerzhafte Sorge. Auf die Kirche richten diese leidgeprüften Menschen ihre Augen. Von dort erwarten sie warmherziges Verständnis und barmherzige Hilfe.

 

Die Bischofskonferenz in Fulda hat sich „den erschütternden Erziehungsnotstand katholischer Kinder und Jugendlicher aus den Familien der Spätaussiedler" zu einem „besonderen Anliegen bischöflicher Hirtensorge" gemacht. Die Bischöfe fordern „intensive Verstärkung" der bisherigen seelsorglichen und caritativen Arbeit. Es ist der Wunsch der Bischöfe, dass die Arbeit alle erforderliche Stützung erhält. „Die Pfarrgemeinden mögen mit brüderlichem Sinn die spätausgesiedelten deutschen Familien aufnehmen und der Jugend, die die deutsche Muttersprache nicht beherrscht, in christlicher Barmherzigkeit geistigen Beistand leisten“.

 

Siebzig katholische Förderschulen

Der Kirche und Caritas ist es aufgegeben, den spätausgesiedelten Kindern und Jugendlichen nach dem Willen der Bischöfe „geistigen Beistand“ zu leisten. Wie versuchen Kirche und Caritas diesen Auftrag zu erfüllen? Mit den Spätaussiedlern sind bisher etwa zwölftausend katholische Kinder und Jugendliche gekommen, wertvollste junge Menschen mit naturhaft gesunder Substanz, beispielhaft fleißig und strebsam, lebensbejahend und hoffnungsfreudig, ein großer Gewinn für unser deutsches Volk. Für diese Jugend hat die Caritas mit sehr erheblichen Mitteln weitgehende Hilfsmaßnahmen eingeleitet, um diese in der kommunistischen Weltanschauung erzogene, die deutsche Sprache kaum oder gar nicht beherrschende Jugend in unsere Welt des Christentums und in die bürgerliche Ordnung unseres Volkes einzuführen. Es liegt eine besondere Tragik darin, dass diese Jugend infolge chauvinistischer Drangsalierungen von Seiten polnischer Behörden gezwungen wurde, die Muttersprache zu vergessen.

 

Die Caritas hat für diese schwere Erziehungsaufgabe siebzig sogenannte „Förderschulen" mit Internaten eingerichtet, in denen rund 2500 Kinder und Jugendliche laufend etwa ein Jahr lang vorsichtig und systematisch aus der kommunistischen Ideologie herausgeführt und mit der neuen Heimat vertraut gemacht werden. Es handelt sich hierbei um eine ganzheitliche Erziehungsaufgabe, bei der naturgemäß der Schwerpunkt in der Hilfe zur Erlernung deutscher Sprachkenntnisse liegt. Ferner gehört zu dieser Aufgabe die allmähliche Einführung in das staatsbürgerliche und demokratische Denken und die Vorbereitung auf den Besuch deutscher Volksschulen und höherer Lehranstalten, wie auch die Einführung in das Berufs- und Arbeitsleben in der Bundesrepublik. Kurz: Es geht uns um die Heimholung dieser Jugend in die Welt des Christentums, um die Festigung und Vertiefung der echten Lebenswerte und um die Hinführung zu den gesellschaftlichen Ordnungen.

 

Erschütternd sind die Berichte . . .

Diese spätausgesiedelte Jugend ist in jedweder Hinsicht arm und hilfsbedürftig im wahrsten Sinne des Wortes. Sie leidet materielle Not. Ihr fehlt all das, was wir als selbstverständlichen Lebensbedarf in Anspruch nehmen. Was aber viel schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass diese Jugend vorwiegend zunächst und zumeist auf Jahre in Lagern und Notunterkünften untergebracht ist. Lagerseelsorger und  Lagerfürsorgerinnen kommen zur Caritas mit dringenden Not- und Hilferufen, diese Jugend aus dem Lager mit seiner moralisch und seelisch zersetzenden Atmosphäre herauszunehmen. Erschütternd sind die Berichte, die uns erreichen.

 

Diese Jugend trägt eine schwere seelische Last. Sie wurde herausgerissen aus der gewohnten Umgebung und ohne Vorbereitung in das Milieu des sogenannten „Wirtschaftswunders" mit hoch geschraubter Lebenshaltung und übertriebenem Luxus hineingestellt. Wie soll sie da zurechtkommen? Wie soll diese Jugend innerlich und persönlich mit dem schwierigen Problem der Aussiedlung fertig werden, ohne zu verbittern? Was soll werden, wenn der Vater

oder die Mutter in den langen Jahren der Trennung entfremdet sind und selbst nahe Verwandte die Aufnahme verweigern? Diese Jugend kennt hier im Westen keine Kameradschaft und Freundschaft. Infolge der Sprachschwierigkeiten ist die Gefahr so nahe, dass sie nicht verstanden, ja sogar verspottet wird. Muss es nicht deprimierend auf sie wirken, wenn sie sich im Kreise der Gleichaltrigen nicht bewegen kann? Diese Jugend vermisst Teilnahme und rechtes Verständnis. Wie wenige in Westdeutschland wissen von dem schweren Schicksal, das hinter dieser Jugend liegt: zwölf Jahre lang hat sie in einem blutmäßig und weltanschaulich anders gearteten Volk leben müssen, verfolgt, angefeindet, diskriminiert und fast bis zuletzt ein Ghetto-Dasein führend.

 

Und schließlich lastet ein schweres geistiges Problem auf dieser Jugend. Unbewusst denkt und handelt sie kommunistisch, die Erziehung in Staatsschulen und Jugendorganisationen mit kommunistischer Weltanschauung kann ja nicht ohne Einfluss geblieben sein. Das Wissen, das sie mitbringt, ist östlich ausgerichtet. (Geschichte, Geographie, Literatur.) Die Freiheit hier im Westen ist ihr ungewohnt; und sie kann von ihr keinen verantwortlichen Gebrauch machen. Viele unter ihnen sind in Heimen aufgewachsen, wo sie bewusst zur Verneinung des Gottesglaubens erzogen wurden. Das Fehlen der sprachlichen und bildungsmäßigen Voraussetzungen hindert sie, in das Berufs- und Erwerbsleben einsteigen zu können. Es ist schon so, dass diese spätausgesiedelten Kinder und Jugendlichen ein Schicksal zu tragen haben, das fast über ihre Kräfte geht.

 

Den Weg bereiten in unser Volk!

Diese Jugend braucht ein großes Verständnis, sie braucht viel ausdauernde Geduld, sie braucht aufopferungsvolle Liebe. Christen müssen mit apostolischer Gesinnung und in barmherziger Verantwortung die Aufgabe anpacken, die uns der Herrgott hier und heute neu

stellt. Wir müssen dieser Jugend alle wirklich tiefgreifende und ausreichende Hilfe geben, dass sie möglichst bald aus der zerstörenden Lageratmosphäre herausgenommen wird, dass sie, wenn auch im beschränkten Umfang, Anteil hat an den materiellen und geistigen Gütern des Lebens, dass sie bald deutsche Sprachkenntnisse lernt und soweit es sich um echte Begabungen handelt, an die höhere Schule erhält, dass sie fähig wird, in das Arbeits- und Berufsleben einzusteigen, dass sie vom Innersten her für den christlichen Glauben gewonnen wird, kurz, dass sie bei uns eine lebendige christliche Liebe und Werke der Barmherzigkeit erfährt, dass sie „ablegt die Werke der Finsternis und anzieht die Waffen des Lichtes". Es ist uns aufgegeben, dieser Jugend „den Weg zu bereiten" in unser Volk, in die Schule, in die gesellschaftlichen Lebensgebilde, in die Kirche. Lasst sie „schauen die Herrlichkeit des Herrn und die Heiligkeit unseres Gottes".

 

Es sind unsere jungen Brüder und Schwestern!

Täglich werden uns Kinder und Jugendliche zur Aufnahme in die caritativen Förderschulen gemeldet. Täglich erreichen uns ernste und dringliche Bitten. Sollen die vielen, die noch hoffnungsvoll warten, enttäuscht werden? Tausende sind gekommen. Tausende werden noch kommen. Tausende von jungen Menschen, die mit ihren Sorgen und Lasten vertrauensvoll zur Kirche, zur Caritas kommen! Was gedenkst du zu tun? Wie willst du helfen? Christen sind in besonderer Weise zum Opfer, zur Liebe aufgerufen! „Daher nehme ein jeder von euch sich des andern an“. Wir brauchen noch mehr Schulen und Internate, die mit Wäsche und Mobiliar auszustatten sind. Wir brauchen Mittel, um diese Schulen mit Lern- und Lehrmaterial auszustatten. Wir brauchen Bücher, Schreibhefte und Federhalter. Wir brauchen all die Dinge, um diesen Kindern und Jugendlichen einen guten Heimplatz und die rechte schulische Förderung bieten zu können.

 

Seid großmütig in eurem barmherzigen Denken! Seid großzügig im opfervollen Helfen! Es sind ja unsere jungen Brüder und Schwestern, denen wir in der Kirche das erste und letzte Stück Heimat geben wollen. Oder wollt ihr zu den „Blinden" und „Tauben" gehören, die Augen und Ohren verschließen vor der unbeschreiblichen materiellen und geistigen Not unserer Jugend?

 

Seite 4   Was das Jahr 1958 den Vertriebenen bringen müsste

Gesetzliche Regelung einer Reihe von Fragen notwendig

Von unserem Bonner O. B.-Mitarbeiter

Nicht wenige einheimische Politiker glaubten, aus dem Ergebnis der Bundestagswahl 1957 ableiten zu können, dass das Vertriebenen-Problem nunmehr im Wesentlichen seine Erledigung gefunden habe. Dass das nicht der Fall ist, ist inzwischen allgemeine Erkenntnis geworden. Das Jahr 1958 wird für die Vertriebenenpolitiker wieder eines der arbeitsreichsten Jahre werden. Den Bundestag werden in den nächsten zwölf Monaten mindestens fünf Gesetze beschäftigen, die ausschließlich oder in erster Linie für die Vertriebenen geschaffen werden.

 

Wohl nicht zeitlich das erste, aber in seiner Bedeutung das hervorstechendste wird die Neunte Novelle zum Lastenausgleichsgesetz sein. Niemand wird nach der grundlegenden Umgestaltung des Lastenausgleichsrechts durch den Zweiten Bundestag annehmen, dass das neue Parlament sechs Monate später wieder ein Änderungsgesetz großen Ausmaßes beschließen wird. Aber die Vertriebenen können erwarten, dass der Dritte Bundestag die inzwischen aufgetretenen Härten des Lastenausgleichsrechts beseitigt, jedenfalls die gröbsten.

 

Im Vordergrund eines Neunten. Änderungsgesetzes wird die Erhöhung der Unterhaltshilfe stehen müssen. Seit dem vergangenen Winter, als der Bundestag im Rahmen der Achten Novelle die letzte Erhöhung beschloss, sind solch erhebliche Preisanstiege eingetreten, dass eine Aufstockung der Unterhaltshilfesätze zweifellos berechtigt ist. Das mindeste, was die Vertriebenen erwarten, ist eine Aufbesserung um 15 bis 20 DM. Bei den Familienzuschlägen werden entsprechende Zulagen erhofft.

 

Der Verbesserung bedürftig sind auch die Anrechnungsbestimmungen zwischen sonstigen Einkünften und Unterhaltshilfe. Dies gilt insbesondere für das Verhältnis Unterhaltshilfe zu Sozialversicherungsrenten. Für den Unterhaltshilfeempfänger hat die vielgerühmte Rentenreform in der Regel nur eine Aufbesserung seines Lebensstandards um 5,-- DM gebracht; die weitere Erhöhung der Sozialversicherungsrenten wurde bei der Unterhaltshilfe wieder fortgekürzt. Man sollte erwarten können, dass wenigstens 21,-- DM, - das ist der Betrag der Sozialversicherungsrenten-Mindesterhöhung -, anrechnungsfrei bleibt. Härten haben sich insbesondere auch bei der Anrechnung von Einkünften aus landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstellen ergeben. Auch dieser Frage sollte sich der Gesetzgeber widmen.

 

Das dritte große Thema einer Neunten Novelle muss das Hineinwachsen in die Unterhaltshilfe sein. Nach geltendem Recht können Personen, die nach 1892 (Frauen 1897) geboren sind, keine Unterhaltshilfe erhalten, sofern sie das 65. Lebensjahr erreichen. Die Regelung wird besonders hart empfunden, wenn der betroffene Vertriebene eindeutig infolge der Vertreibung seine Altersversorgung verloren hat Die Vertriebenen fordern mit größtem Nachdruck, dass diese Härte beseitigt wird.

 

Zeitlich als erstes Gesetz des Jahres 1958 im Vertriebenensektor wird eine Novelle zum Fremd- und Auslandsrentengesetz herauskommen. Obwohl das Gesetz die Sozialversicherungsrenten für alle Vertriebenen regelt, ist es von besonderer Bedeutung nur für die Nicht-Altreichs-Deutschen. Es würden also zum Beispiel die Memelländer an diesem Gesetz erhebliches Interesse haben. In der Fremdrentengesetz-Novelle werden unter anderem voraussichtlich günstigere Umrechnungssätze zwischen fremden Währungen und der Reichsmark festgelegt werden.

 

Im Versicherungsgebiet wird ferner eine Novelle zum Rentenreformgesetz herauskommen müssen, die die Vertriebenen-Sonderbestimmungen des Rentenreformgesetzes neu fasst. Ehemals Selbständige (Bauern, Handwerker usw.) können unter bestimmten Voraussetzungen eine Nachversicherung für vor 1945 liegende Jahre eingehen, um die Sozialversicherungsrente zu erhöhen, wobei in der Regel zur Bezahlung der Nachversicherung der Lastenausgleichsanspruch auf Hauptentschädigung verwertet werden kann. Diese Bestimmungen über das Nachversichern sind so lückenhaft, dass mehr als die Hälfte der interessierten Fälle von der Nachversicherungsmöglichkeit ausgeschlossen bleiben. Hier ist eine Ergänzung erforderlich. Die Rentenreformnovelle wird aber auch die Frage zu entscheiden haben, ob den in der Heimat verbliebenen ehemals Versicherten ihre Renten in die Heimat überwiesen werden sollen. Dies ist nicht nur sozial und menschlich ein bedeutsames Problem, sondern auch eine politische ersten Ranges.

 

Das vierte Gesetz des Jahres 1958, das die Vertriebenen maßgeblich interessiert, ist das Siedlungsgesetz. Es soll für Einheimische und Vertriebene gleichermaßen gelten und die auslaufenden Bestimmungen über die landwirtschaftliche Siedlung des Bundesvertriebenengesetzes ersetzen. Bei diesem neuen Gesetz kommt es nicht so sehr darauf an, neue Sonderrechte zu erkämpfen, als zu verhüten, dass bestehende Sonderbegünstigungen gestrichen werden.

 

Schließlich wird das neue Jahr noch eine Novelle zum Bundesvertriebenengesetz bringen müssen. Der Kernpunkt dieses Änderungsgesetzes werden Sonderbestimmungen für die Aussiedler sein. Hierüber ist im Ostpreußenblatt bereits vor kurzem berichtet worden. Darüber hinaus werden aber auch einige sonstige gesetzliche Regelungen für nötig gehalten, zum Beispiel im Hinblick auf die Begriffsbestimmung, der einem Sowjetzonenflüchtling gleichgestellten Personen. Dringend wäre auch eine Neuregelung der Frage der Stichtage; doch dazu wird sich wohl der Gesetzgeber im Jahre 1958 noch nicht entschließen können.

 

Seite 4   Die Zahl der Arbeitslosen in den Vereinigten Staaten ist in der Weihnachtswoche um rund 551 000 gestiegen. Es wurden zahlreiche Entlassungen im Einzelhandel, aber auch in der Industrie vorgenommen.

 

Seite 4   Ich habe immer Zeit!

„Durch Mich werden deiner Tage viel und mehren sich die Tage deines Lebens“.

Sprüche 9, 11

Eine unverschämte Zumutung, einem modernen Menschen zuzurufen: ich habe immer Zeit. Während sie doch immer behaupten . . . „nur Zeit, nur Zeit" . . . fehle zum richtigen Menschseinkönnen.

 

Schau abends auf das Kalenderblatt und frage Dich: was ist aus meinem schönen Tag geworden? Eine Quantität Zeit mehr im Lebensbuch; aber wie oft ohne Qualität. Und Qualität gewinnt das Kalenderblatt mit seinen Stunden, wenn irgendwo etwas von Liebe zu spüren war. Wie wertvoll aber, wenn sie „rückbezogen auf IHN waren, weil Du Dich besinnen konntest, durch wen Du lebst und wofür.

 

„Rückbezogene Menschen" nannten die Alten alle diejenigen, welche Religion hatten.

 

Weil die Menschen heute nicht mehr im Worte Gottes ihre Antworten suchen, so fragen sie die Psychotherapeuten. Die geben ihnen dieselbe Antwort.

 

Bei vielen seelischen Störungen, jenseits der Lebensmitte liegt die Ursache im Fehlen des Sinngrundes im Leben. Sie wissen nicht mehr, warum und wofür sie leben. Wofür lohnt es sich aber zu leben, wenn nicht für Gott und die Ewigkeit? Nur durch ihn gewinnen Deine Tage „viel" an Qualität.

 

Die christliclie Lebenskunst besteht darin, um die Sinnqualität der Zeit zu ringen. Wir können sie finden in den Stunden der Arbeit ebenso wie in den schrecklichen Minuten des Leides und genauso in der Muße wie in den angeblich zeitlosen Intervallen des Glücks.

 

In jedem Fall ist es notwendig, „die Eidechsen" zu zähmen, das Flüchtige im Augenblick zu halten, wie es uns Bergengruen vorerzählt. Zeit ist Dasein, das große Haben, welches uns Menschen geschenkt ist.

 

Tiere haben keine Zeit. Sie vegetieren und enden. Menschenkinder haben die Zeit als Leere bekommen, die gefüllt sein will.

 

Sag meinetwegen zu unserer Überschrift noch dazu „ausgenutzt" oder „angefüllt" oder noch viel schöner „durch Liebe wertvoll gemacht". Protestiere manchmal gegen die blöde Zeitfresserei der Tachometer.

 

Blockiere ihn wenigstens am Sonntag. Ohne den stillen Sonntag verliert Deine Zeit das Herzklopfen der Ewigkeit. Dein Sonntag als Christ wertet sechs Kalenderblätter auf.

 

Denn wir leben auch aus der Kraft, die wir in die Zukunft hineinbeten.

Pfarrer Geo Grimme

 

Seite 4   Hauptentschädigung und Berufsausbildung

Unter welchen Bedingungen die Freigabe erfolgt

Von unserem Bonner O. B. - Mitarbeiter

Die Erste Weisung über die Ausbezahlung der Hauptentschädigung sieht vor, dass die Freigabe der Hauptentschädigung auch für Zwecke der Berufsausbildung möglich ist. Von dieser Möglichkeit ist bisher erstaunlich wenig Gebrauch gemacht worden.

 

Eine Freigabe der Hauptentschädigung kommt nur dann in Betracht und ist auch nur zweckmäßig, wenn Ausbildungshilfe nicht gewährt wird. Gezahlt werden bis zu 2000 DM je auszubildende Person. Dieser Betrag ist auf etwa zwei Ausbildungsjahre zugeschnitten. Die Freigabe ist frühestens dann möglich, wenn der Auszubildende bereits ein Jahr bzw. zwei Semester erfolgter Ausbildung hinter sich hat. Eine Freigabe für Zwecke der Berufsausbildung kommt in allen den Fällen in Betracht, in denen der Hauptentschädigungsberechtigte und seine Familienangehörigen geringere Einkünfte als 888 DM im Monat beziehen. Bei Familien mit zwei Kindern liegt die Grenze bei 1056 DM, bei Familien mit drei Kindern bei 1216 DM und ab vier Kinder besteht keine Einkommensgrenze. Es können nur Ausbildungen berücksichtigt werden, die auf Fachschulen, Berufsfachschulen und Hochschulen erfolgen; ferner werden berücksichtigt der Vorbereitungsdienst der Referendare, Ärzte, Lehramtskandidaten und Theologiekandidaten. Für Zwecke der Ausbildung an mittleren und höheren Schulen oder von Lehrlingen und Anlernlingen sowie Praktikanten kann Hauptentschädigung vorläufig nicht ausgezahlt werden.

 

Die Freigabe der Hauptentschädigung für die Berufsausbildung hat zur Voraussetzung, dass der Hauptentschädigungsberechtigte mindestens bereits im Besitze eines Feststellungsbescheides oder Teilfeststellungsbescheides ist. Ein Bescheid unter Vorbehalt genügt nicht. Für eine derartige Freigabe kommen außerdem solche Hauptentschädigungsberechtigte in Betracht, die Unterhaltshilfe oder Entschädigungsrente beziehen und nur über einen Hauptentschädigungsanspruch von etwa 5000 DM verfügen. Auch Personen, die die Freigabe der Hauptentschädigung wegen Alters erhalten haben, können nicht zusätzlich noch Freigabe wegen Berufsausbildung begehren.

 

Seite 4   „Wie hoch ist meine Rente?“ Von Dipl.-Mathematiker G. Laskowski, erschienen im Selbstverlag, Köln-Nippes, Florastraße 186, Preis 2,50 DM, Bestellung durch Überweisung auf Postscheckkonto 1337 36 Köln. – An Hand der Broschüre und der beigefügten Tabellen ist es möglich, nicht nur allgemein seine zu erwartende Invaliden- oder Angestelltenrente zu errechnen, sondern es sind auch Ermittlungen über die Zweckmäßigkeit einer freiwilligen Weiterversicherung oder einer Nachversicherung möglich. Soweit uns bekannt ist, ist die Schrift von Laskowski die einzige bisher erschienene, die in das Vertriebenen-Sonderproblem der Nachentrichtung Einblick gewährt, wenngleich auch auf die Einzelheiten dieser Frage nicht betont eingegangen wird. Die Schrift ist nur Personen verständlich, die bereits gewisse Vorstellungen vom westdeutschen Rentensystem besitzen.

 

Seite 5   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Königsberg-Stadt

Neues Haus der Burschenschaft Gothia in Göttingen

Viele Königsberger werden sich des stattlichen Hauses der Burschenschaft Gothia, Cäcilienstraße 1, erinnern. Bei Spaziergängen am westlichen Oberteichufer oder beim Gang zur Prussia-Badeanstalt kam man an dem Gebäude vorbei; es hat den Krieg überstanden.

 

Nach einer bescheidenen Barackenzeit bezog die Burschenschaft im Dezember vorigen Jahres ein neues schmuckes Heim in Göttingen. Die Feierstunde der Einweihung war der Höhepunkt der Tage des Stiftungsfestes. Mit dem Dank an den Rektor der Göttinger Universität, Professor Dr. Weber, und an die Architektin, Frau Neuhaus, übergab der Vorsitzende der Altherrenschaft der Gothia, Dr. Sommer, das neue Verbindungshaus dem Sprecher der Aktivitas. Pfarrer Klatt gedachte der ostpreußischen Heimat und ehrte in einer gedankentiefen Ansprache die verstorbenen Bundesbrüder. Er weihte die Fahne und das neue Haus. Der Rektor der Universität betonte, dass die Göttinger Universität die Tradition der Albertina pflege. Daher begrüße sie mit besonderer Freude, dass die frühere Königsberger Burschenschaft nun in Göttingen gut untergebracht sei. Er erinnerte an die vergangenen Jahre, in denen die Gothia unter bescheidensten Verhältnissen in einer Baracke am Flugplatz ihr Leben neu begründet habe. Der Altherrenschaft der Gothia dankte der Rektor dafür, dass sie zu den in Göttingen bestehenden Wohnheimen ein weiteres schönes hinzugefügt habe und damit den Bemühungen der Universität entgegengekommen sei, Wohn- und Lebensstätten für ihre Studenten zu schaffen. Er äußerte den Wunsch, dass nicht nur die jungen Studenten das neue Haus mit Leben erfüllen möchten, sondern auch die doch meist aus Ostpreußen stammenden Alten Herren darin einen Mittelpunkt finden mögen, der sie über die Erinnerung an das Vergangene hinaus fest an die Aufgaben der Gegenwart binde. R. Z.

 

Bismarck-Oberlyzeum

Für den 25. Januar ist in Hamburg das erste Klassentreffen ehemaliger Schülerinnen des Bismarck-Oberlyzeums geplant. Es wollen sich die ehemaligen Schülerinnen der Abgänge Ostern 1932 und 1933 (Mittlere Reife) treffen. Treffpunkt: Hamburg, Averhofstraße 6 bei Erika Reincke (Erika Hermuth). Übernachtungsmöglichkeiten stellen die Hamburger nach Voranmeldung zur Verfügung. Alle Nachrichten bitte an: Annemarie Dodenhöft (Annemarie Noering), Hamburg 26, Klaus-Groth-Str. 22, Tel. 25 82 12. Auch wer nicht kommen kann, möchte sich melden, und brieflich etwas von seinem Schicksal erzählen. Die Klassenlehrerinnen der beiden Klassen waren die Studienrätinnen Meyer und Siegfried.

 

Fischhausen

Heimatgemeinschaft Stadt Fischhausen

1. Geldliche Zuwendungen unserer Patenstadt Pinneberg haben es uns ermöglicht, von unserm graphisch hergestellten Stadtwappen, fotographische Vervielfältigungen in Größe 7 x 10 cm, in chamois oder weiß, Hochglanz, glatter Rand, herstellen zu lassen, die wir an unsere Landsleute kostenlos gegen 20 Pfennig Zusendungskosten abgeben können. Mehr als ein Stück kann natürlich an jeden selbständigen Haushalt nicht abgegeben werden. — Bei Anforderungen bitten wir die alte Anschrift in Fischhausen nach Straße und Hausnummer anzugeben.

 

2. Wer ist der älteste noch lebende Fischhausener Landsmann (auch Frauen)? Zu dieser Feststellung bitten wir alle über 75 Jahre alten ehemaligen Einwohner des Stadtbezirks Fischhausen sich baldmöglichst unter Angabe des Geburtstages und des Geburtsortes, sowie der letzten Wohnung in Fischhausen nach Straße und Hausnummer zu melden. Auch Nachrichten von Angehörigen werden erbeten.

Bruno Guddat, (24a) Lübeck, Trappenstraße 2

 

Elchniederung

Weihnachtsfeier in Berlin

Zu der Weihnachtsfeier der Kreisgruppe Elchniederung in West-Berlin waren so viele Landsleute gekommen, dass der Saal bis auf den letzten Platz besetzt war. Kreisbetreuer Werner Weiß hatte mit Hilfe unserer Landsleute die Feierstunde liebevoll und sorgfältig vorbereitet. Dieses Treffen wird allen Landsleuten noch lange in guter Erinnerung bleiben. Leider hat kein Vertreter des Patenkreises teilnehmen können. Kreisvertreter Klaus und Dr. Matthee, der 1. Vorsitzende der Landesgruppe Berlin, waren aber der Einladung gefolgt, ebenso die Kreisbetreuer der Nachbarkreise, Landsmann Spieß für Tilsit-Stadt und Landsmann Scheida für Tilsit-Ragnit. Die Zusammenarbeit mit diesen beiden Kreisgruppen ist nach wie vor ausgezeichnet.

 

Nach einer gemeinsamen Kaffeetafel begrüßte Landsmann Weiß die Erschienenen; er sprach seinen Dank für den regen Besuch des Treffens aus. Kreisvertreter Klaus überbrachte Grüße der Landsleute aus der Bundesrepublik, insbesondere vom Patenkreis, dem Kreis Grafschaft Bentheim, dessen Oberkreisdirektor, Dr. Mavick, Landrat Zahn, Assessor Asche und den Kreisausschussmitgliedern. Er dankte allen Landsleuten, die an der Vorbereitung des Treffens mitgearbeitet hatten. Insbesondere sprach er Landsmann Weiß im Namen und im Auftrag des Kreisausschusses den Dank für seine ehrenamtliche erfolgreiche Arbeit aus. In diesen Dank schloss der Kreisvertreter auch Frau Weiß und ihre Mutter, Frau Schories, mit ein, die dem Kreisbetreuer in seiner Arbeit aufopfernd zur Seite gestanden haben. Den Dank aller Landsleute sprach der Kreisvertreter dem Patenkreis, mehreren Textilfirmen des Patenkreises und denjenigen Landsleuten aus, die es ihm durch ihre Spenden ermöglicht hatten, Freude zu bereiten.

 

Landsmann Klaus berichtete dann über eine Arbeitstagung des Vorstandes der Landesgruppe Berlin und der Kreisbetreuer von ganz Berlin in Berlin-Neukölln, an der er auf Einladung von Dr. Matthee teilgenommen hatte. Er bezeichnete die sachliche Arbeit, die Aktivität und die kameradschaftliche Haltung der Landesgruppe Berlin und die Arbeit der Kreisbetreuer als beispielgebend. Der Kreisvertreter hielt eine Rückschau auf das vergangene Jahr und wies noch einmal auf die eindrucksvolle Rede des 1. Sprechers der Landsmannschaft. Dr. Gille, beim Bundestreffen in Bochum hin. Nach einem Überblick über die politische Lage zum Jahresende betonte der Kreisvertreter, dass wir alle mit der gleichen Zähigkeit, mit der wir unser Vertriebenenschicksal meistern, weiter um unser Recht auf die Heimat kämpfen werden. Die Fragen der Wiedervereinigung und der Wiedergewinnung der deutschen Ostgebiete dürfen keinesfalls in Vergessenheit geraten. Er führte aus, dass die Landsmannschaft Ostpreußen ein politischer Kampfverband ist, der im In- und Ausland für unsere Interessen arbeitet. Er forderte alle Landsleute auf, der Landsmannschaft Ostpreußen auch im neuen Jahr volles Vertrauen zu schenken. Jeder Landsmann müsse das Ostpreußenblatt halten und um seine weitere Verbreitung bemüht sein. Wir alle wollen noch enger als bisher zusammenrücken, uns alle heimatlich verbunden fühlen, unsere Jugend in der Liebe zur Heimat erziehen und uns gegenseitig Hilfe leisten. Wenn der ehrbare Kaufmann früher am Jahresanfang ein neues Hauptbuch anlegte, dann schrieb er auf die erste Seite „Mit Gott". Dies soll auch für das neue Jahr unsere Losung sein. Der Kreisvertreter gedachte unserer Heimkehrer und Spätaussiedler mit dem Wunsch, dass es ihnen bald gelingen möge, festen Grund unter die Füße zu bekommen, um ein neues Leben in Freiheit beginnen zu können.

 

Nach Ansprachen der Kreisbetreuer aus den Nachbarkreisen brachten Mitglieder heimatliche Gedichte und weihnachtliche Lieder zu Gehör; Professor Klebs begleitete am Flügel. Nach der Vorführung von zwei Filmen „Stille Nacht, heilige Nacht" und „Christmas in Kanada" brachte der Weihnachtsmann reiche Gaben für bedürftige Landsleute und bunte Tüten für die Kinder. Als Geschenk der Kreisgruppe erhielt der Kreisvertreter das Wappen des Kreises Elchniederung in der richtigen farblichen Ausführung, wie sie vom ehemaligen Preußischen Geheimen Staatsarchiv beglaubigt wurde. Dass das Wappen endlich nach vielen Bemühungen in dieser Ausführung zustande kam, ist das Verdienst des Kreisbetreuers Weiß. Valeria Antelmann vom RIAS Berlin erfreute die Landsleute mit ihren musikalischen Vorträgen und erntete reichen Beifall. Dr. Matthee beschloss den offiziellen Teil der Veranstaltung mit einer zu Herzen gehenden Ansprache. Ein geselliges Beisammensein beendete die schöne Feier.

 

Gesucht werden:

Die Namen und jetzigen Adressen aller ehemaligen Beamten und Angestellten

 

1. der Kreisverwaltung und des Landratsamtes Heinrichswalde.

2. des Finanzamtes Heinrichswalde und die Adresse des Bücherrevisors Richter, aus Heinrichswalde.

 

Soweit sie verstorben sind, wird Angabe der Adresse der Witwe oder sonstiger Angehöriger erbeten. Klaus, Kreisvertreter (24 b) Husum, Woldsenstraße 34

 

Memel-Stadt

Aus der Heimat werden gesucht:

 

Frau Eva Krause, geb. Puschins, nebst Ehemann, früher Memel, Rumpischker Straße.

Nachrichten erbittet der Suchdienst der Memelkreise, Oldenburg i. O., Münnichstraße 31.

 

Memel-Land

Aus Sibirien werden von der Mutter gesucht: Georg Lemties und Martin Lemties. Früher Schlappschill, Kreis Memel.

Nachricht erbittet der Suchdienst der Memelkreise, Oldenburg i. O., Münnichstraße 31.

 

Schloßberg-Pillkallen

Aus gegebener Veranlassung bitten wir die Landsleute, die von der Heimatauskunftstelle Lübeck als Kommissionsmitglieder zur Bewertung landwirtschaftlicher Grundstücke geladen werden, so rechtzeitig nach Lübeck zu kommen, dass sie zu der Sitzung pünktlich und ausgeruht erscheinen können.

 

Wenn sie am Sitzungstage vor 6 Uhr von zu Hause abfahren müssen, empfehlen wir in jedem Falle, am Tage vorher anzureisen. Die Kosten werden erstattet.

 

Die Sitzungen sind für sie sehr anstrengend, und sie müssen frisch und ausgeruht sein.

Dr. E. Wallat.   F. Schmidt

 

Ebenrode (Stallupönen)

Für dieses Jahr sind folgende Treffen vorgesehen:

 

Sonntag, den 4. Mai, in der Patenstadt Kassel, Nordischer Hof.

 

Sonntag, den 15. Juni, in Essen-Steele, Stadtgartensaalbau.

 

Sonntag, den 31. August, in Hamburg, Lokal wird noch bekanntgegeben.

 

Sonntag, den 14. September, in Hannover-Limmer, Kurhaus Limmerbrunnen.

Rudolf de la Chaux, Kreisvertreter (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67

 

Ehemalige Realgymnasiasten und Luisenschülerinnen:

Unsere nächste Zusammenkunft wird im Raum Köln-Düsseldorf, am 1. Februar, ab 16 Uhr in Düsseldorf, Ritterstuben, Immermannstraße, nahe Hauptbahnhof, stattfinden. Anfragen an Maria Rogalski, geb. Fahl, Kölnische Straße 45.

Dr. Kurt Stahr

 

Insterburg Stadt und Land

Oberstudienrat Dr. Walter Grunert siebzig Jahre alt

Am 13. Januar 1958 wird Oberstudienrat Dr. Walter Grunert siebzig Jahre alt. Das Wörtchen „alt" führt irre; denn wer Dr. Grunert kennt, der hat vom Alter bisher nichts gemerkt, höchstens die Schulbehörde, die ihn nach starrem Reglement „zur Ruhe" setzte. Aber von „Ruhe kann man bei unserem Jubilar nicht reden.

 

Als ich ihn vor rund 25 Jahren kennenlernte, da war er in Insterburg schon eine bekannte Erscheinung. Nach Schulbesuch und Studium in Königsberg folgte Lehrtätigkeit in Rastenburg. Vielseitig interessiert, u. a. auch musikbeflissen, widmete er sich dort der Heimatforschung. Als die Übersiedlung nach Insterburg vollzogen war, fand Dr. Grunert in der Altertumsgesellschaft, damals noch von Professor Georg Froelich geleitet, eine ihm zusagende Freizeitbeschäftigung. Als Pfleger für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer hielt er die Verbindung mit dem Prussia-Museum und dem Landesamt für Vorgeschichte in Königsberg. Bald wurde er zum 1. Vorsitzenden der Altertumsgesellschaft gewählt und gab die Zeitschrift der Altertumsgesellschaft heraus, desgleichen redigierte er die Heimatzeitschrift „Nadrauen".

 

Seiner emsigen Tätigkeit und seinem diplomatischen Geschick bei der Verhandlung mit hohen und höchsten Dienststellen war es zu danken, dass die Hauptburg des Ordensschlosses für kulturelle Zwecke freigegeben wurde und das Heimatmuseum dort Hausrechte bekam. Gleichfalls gelang es ihm. Mittel für die Wiederherstellung zu beschaffen und ebenso die Mittel für meine Berufung als hauptamtlicher Leiter des Museums. Es war ihm damals der schönste Lohn, wenn er nach einer Führung oder nach einem Vortrag in die leuchtenden Augen seiner Zuhörer blicken konnte.

 

Der Zweite Weltkrieg unterbrach jäh die begonnene Arbeit. Wie im Ersten Weltkrieg stand er auch jetzt als Offizier an der Front, zuletzt als Major der Luftwaffe. Aber auch in all den Nöten und Sorgen der Kriegszeit vergaß er nicht die Heimat.

 

Es ist natürlich kein Wunder, dass solch ein lebhafter Geist auch nach dem Kriege keine Ruhe kannte. Das Schicksal führte Dr. Grunert nach Hamburg, und hier fand er zunächst wieder seine berufliche Tätigkeit und daneben auch alte und neue Menschen und damit den Anschluss an seine geliebte Arbeit im Dienst der Allgemeinheit. Selbstverständlich, dass er mit zu den ersten heimattreuen Insterburgern gehörte.

 

Einem gütigen Geschick verdankte er es, dass ihm ein Teil seiner Bibliothek und seiner Aktensammlung erhalten blieb. So konnte er überall mit Rat und Hilfe einspringen, wo es nötig war. Ob es sich um die Geschichte Insterburgs, um die Ordensburg, um alte Krüge, um Familienforschung oder Kirchengeschichte handelte, Dr. Grunert wusste Rat, hatte Urkunden und half bereitwillig aus, wo es nötig war. So finden wir denn seine zahlreichen Beiträge im Ostpreußenblatt, im „Insterburger Brief" und in den Veröffentlichungen wissenschaftlicher Institute.

 

Nicht zuletzt sei erwähnt, wie oft Dr. Grunert immer wieder Vorträge in den verschiedensten Ortsgruppen der Landsmannschaft übernimmt und durch feinsinnige, geistreiche Erläuterungen der Lichtbilderreihen die Zuhörer begeistert. Die Hamburger Gruppe wird das am ehesten zu würdigen wissen.

 

Ein besonderer Dank gebührt dem Jubilar für seinen Einsatz bei der Patenstadt Krefeld. Seiner Initiative ist es zu danken, dass Krefeld das „Modell der Insterburg um 1500" anfertigen ließ und im Rathaus eine Gedenkhalle für Insterburg geschaffen wurde, die allen Besuchern kündet: So war die Heimat!

 

Unmöglich ist es, hier alle seine Verdienste zu würdigen, aber die Insterburger des Stadt- und Landkreises werden mir zustimmen, wenn ich hier sage: Unser verdienter Landsmann, Oberstudienrat Dr. Walter Grunert, hat sich in unseren Herzen ein bleibendes Denkmal gesetzt durch seine nimmermüde, rastlose Tätigkeit für die Landsmannschaft und für die heimattreuen Insterburger. Möge dem Jubilar auch im neuen Lebensabschnitt die Schaffenskraft erhalten bleiben. Wir alle, die wir ihn kennen und lieben, danken ihm aufrichtigen Herzens.

 

Und wenn sein alter, bewährter Freund, Oberlehrer Otto Dibler, noch leben würde, er würde ihm mit Theodor Fontane zurufen:

 

„Der ist in tiefster Seele treu,

wer die Heimat liebt wie Du!"

 

I. A. der Zentralstelle der heimattreuen Insterburger

Walter Gronau, Museumsdirektor z. Wv.

 

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Seite 6   Pr.-Eylau

Landrat i. R. Neumann siebzig Jahre alt

Am 9. Januar 1958 begeht unser Landrat i. R. Herbert Neumann seinen 70. Geburtstag. Frühzeitig bestand er Referendar- sowie Assessorexamen und nahm als Reserveoffizier des Litauischen Ulanen-Regiments Nr. 12 am Ersten Weltkrieg teil. Nach Beendigung desselben wurde er während der Abstimmung dem Reichskommissar Frhr. v. Gayl in Allenstein zugeteilt: im Anschluss gehörte er als Regierungsassessor der Regierung Gumbinnen an und wurde zeitweise mit der Vertretung der Landräte in Treuburg und in Gumbinnen beauftragt.

 

Am 28. August 1922 wurde ihm die Verwaltung des Kreises Pr.-Eylau übertragen, dessen Landrat er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am 1. Februar 1941 gewesen ist. Seine berufliche Tätigkeit ist also vorwiegend mit der Entwicklung unseres Heimatkreises in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen verbunden. Seine menschlichen Eigenschaften und seine vortrefflichen Leistungen als Beamter bildeten die Grundlage für das Vertrauen, das ihm im gesamten Kreis entgegengebracht wurde. An dieser Stelle seien nur erwähnt die seit Jahrzehnten geplante, aber erst jetzt durchgeführte Regulierung der Elm. die etwa 3000 Morgen saure Moorwiesen in fruchtbare Wiesen mit vollwertigem Heu verwandelte, ferner der Ankauf der Wälder von Worienen und Romitten, als diese Güter der Siedlung zugeführt wurden. Die vorausschauende Planung machte den Kreis zu Eigentümern von wertvollen Wäldern, deren Nutzung der Zweite Weltkrieg zurzeit unmöglich macht.

 

Auf Grund seiner Leistungen wurde Landrat Neumann Mitglied des Finanzausschusses des Preußischen Landkreistages in Berlin und ehrenamtlicher Geschäftsführer des Ostpreußischen Landkreistages. Seine ausgleichende Persönlichkeit erreichte bis zum Jahre 1933 im Kreistage die ebenso wichtige wie harmonische Zusammenarbeit sämtlicher politischer Parteien.

 

Die Stadt Pr.-Eylau ehrte ihn, als sie aus Anlass des zehnjährigen Wirkens bei uns eine Straße „Herbert-Neumann-Straße" benannte. Jeder Einwohner unseres Kreises konnte vertrauensvoll seine Sorgen bei seinem Landrat vorbringen; nicht vergessen sei auch sein gastfreies Haus.

 

Landrat Neumann war kein Nationalsozialist, und so konnte es nicht Wunder nehmen, dass nach der

Machtübernahme seine Arbeit immer schwieriger wurde. Er blieb uns noch bis 1939 erhalten, dann musste er auf Anordnung von Erich Koch die Leitung des Kreises abgeben. Während des Zweiten Weltkrieges war er Sonderreferent für die wirtschaftlichen Unternehmungen der Reichsgruppe Handel und alleiniger Geschäftsführer der „Handelsaufbau Ost GmbH“ als damals größten ostpreußischen Handelsunternehmen.

 

Nach dem Zusammenbruch 1945 war er zunächst mit der Durchführung wirtschaftlicher Maßnahmen als Bevollmächtigter der kirchlichen Erziehungskammer des evangelischen Bischofs von Berlin tätig. Seit 1949 ist er, dessen Leben ohne Arbeit undenkbar ist, als Verwaltungsrechtsrat bei den Verwaltungsgerichten in Berlin.

 

Die Verbindung zu unserem Kreis besteht unverändert fort, da Landrat Neumann, der in Berlin W 15, Brepenzer Straße 9, seinen Wohnsitz hat, Vorsitzender der Berliner Kreisgruppe unseres Heimatkreises ist und dem Kreisausschuss unseres Kreises angehört.

 

An seinem siebzigsten Geburtstage dankt der Kreis Pr.-Eylau seinem alten Landrat für alles, was er ihm als Beamter und als Mensch in nunmehr 35 Jahren gewesen ist. Er wünscht ihm noch viele Jahre Schaffenskraft bei bester Gesundheit und bittet ihn, sich für die Belange unserer Kreisgruppe Berlin mit den so wichtigen Ausstrahlungen nach der Sowjetzone so unermüdlich wie bisher einzusetzen.

von Elern-Bandels, Kreisvertreter

 

Es werden gesucht:

Pr.-Eylau:

Schmiedeobermeister, Hermann Tiedtke;

Schmiedemeister, Hermann Liedtke;

Postkraftfahrer, Plewka;

Postkraftfahrer, Waschke.

 

Kreuzburg-Stadt:

Frau Hedwig Wolf, geb. Buchhorn (Abbau).

 

Grünbaum:

Frau Helene Triebe, geb. Datzkeit, geb. 03.01.1916, früher Forsthaus Elchwalde;

Otto Pottel, früher Kl.-Haferbeck.

 

Kissitten:

Fritz Link, geb. 02.12.1919, zuletzt Soldat in Russland;

Herta Frenzel, Gisela Frenzel und Heinz Frenzel.

 

Garbnricken:

Frau Auguste Neumann, geb. 16.09.1882 in Vorwerk Garbnicken, zuletzt 1945 in Danzig gesehen worden.

 

Karwinden:

Familie Zilkenath, die sich in der Gegend um Hannover aufhalten soll.

 

Neu-Park:

Bauer, Joachim Buchhorn, geb. etwa 1903.

 

Uderwangen:

Fräulein Ermine Röckner, früher Kanzleiangestellte bei der Bürgermeisterei Uderwangen.

 

Worienen:

Familie Schnerbach oder Schmerbach und Familie Preuß, beide früher in Dörsen wohnhaft gewesen.

 

Heimatkreiskartei

Bernhard Blaedtke, Bürgermeister a. D., Giessen über Bergheim/Erft.

 

Rößel

Oberschule für Jungen in Bischofsburg

Seit dem Aufruf zur Adressensammelaktion im Frühjahr 1957 haben sich fast hundert Lehrer, Lehrerinnen, Schüler und Schülerinnen aus allen Teilen Deutschlands gemeldet. Alle sind begeistert über das geplante Treffen, das am 15. Mai (Himmelfahrtstag) in Hannover stattfinden soll. Die bisher gesammelten Adressen werden in den nächsten Tagen ausgeschickt. Wer es bisher versäumt hat, sich zu melden, möge dies bitte bald an meine Adresse, Hamburg 13, Hochallee 84, nachholen. Die Ehemaligen unserer Schule haben sich bisher in kleinen Kreisen getroffen; am 19. Mai in Bochum, im Juni in Bad Münster am Stein — hier mit Oberstudiendirektor Groß, Idar-Oberstein, und Kameraden aus Frankfurt/M., Kaiserslautern und Wiesbaden sowie im August in Hamburg im Beisein von Studienrat Schmidt, Gewelsberg, und Studienrätin, E. Langmann, Hamburg.

Frau Ingrid Merkel, geb. Augstin

 

Vorstehenden Aufruf gebe ich hiermit zur Kenntnis. Wir begrüßen den Zusammenschluss der Ehemaligen der Oberschule Bischofsburg, besonders in dankbarem Gedenken an den Leiter der Schule, Oberstudiendirektor Bartels, der im Februar 1945 verschleppt worden ist. Sein Verdienst war es vor allem, dass diese Lehranstalt aus kleinen Anfängen zu einer Oberschule aufwuchs.

 

Am 2. Januar 1958, beging unser Landsmann, Oberstudiendirektor i. R., Dr. Max Rohwerder, aus Rößel, jetzt wohnhaft in Werl, Kreis Soest, Salinenring 63, den 70. Geburtstag. Dieser ehemalige Wrangelkürassier und Offizier beider Kriege und spätere Pädagoge an verschiedenen Lehranstalten war allzeit ein treuer Sohn seiner ostpreußischen Heimat, dem unsere herzlichsten Glückwünsche hiermit entgegen gebracht werden.

Franz Stromberg, Kreisvertreter, Hamburg 19, Armbruststraße 27

 

Sensburg

Unser Karteiführer Gustav Waschke, Remscheid, Lenneper Straße 15, klagt immer wieder darüber, dass sich Landsleute an ihn wenden und Auskunft wünschen, aber immer wieder ihren Heimatort und den Heimatort des Gesuchten in beiden Fällen in unserer Heimat anzugeben vergessen. Dadurch entsteht eine nicht zumutbare Mehrarbeit. Ich bitte daher, in jedem Fall den Heimatort im Kreise Sensburg anzugeben. Ferner muss ich erneut darauf hinweisen, dass der Kreisbrief nur denjenigen zugestellt weiden kann, die die bekannte neue Karteikarte an Waschke eingesandt haben. Wer also keinen Heimatbrief erhalten hat, muss, um den Brief zu erhalten, eine Karteikarte ausfüllen und zusenden.

Albert v. Ketelhodt, Kreisvertreter, Ratzeburg, Kirschenallee 11

 

Johannisburg

Die Goldene Hochzeit feiern am 15. Januar 1958: Emil Blask und Ehefrau Frieda Blask, geb. Szesny. Landsmann Blask war Landwirt in Gehlenburg auf dem Grundstück, das er von seinem Vater geerbt hatte. Er war über 45 Jahre Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Gehlenburg. Die Mutter, ebenfalls Landwirtstochter, stammt aus Großdorf (Belzonzen). Von den sieben Kindern leben noch fünf, ein Sohn ist in Russland gefallen. Das Ehepaar wohnt jetzt beim jüngsten Sohn, Erich und der Schwiegertochter, Edith in Bochum, Springerplatz 34. Die Kreisgemeinschaft gratuliert herzlich und dankt für den regen Besuch unserer Kreistreffen und für das landsmannschaftliche Interesse, das das Ehepaar trotz seines hohen Alters unserer Heimatarbeit entgegenbringt.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter (20 a) Altwarmbüchen (Hann.)

 

Allenstein Stadt

Gesucht werden:

Walter Schmidt, geb. 29.01.1911, letzter Dienstgrad: Hauptmann bei Nachrichten-Stab, Inf.-Regt. 2. Desgleichen werden die Familienangehörigen des Walter Schmidt gesucht.

 

Hildegard Hirschberg und Traute Hirschberg, Johannisburger Straße 24.

 

Die Zentrale Erfassungs- und Auskunftstelle der Justizverwaltung Amtsgericht Allenstein.

 

Allensteiner! Frau Maria Allers, geb. Höhne, geb. 28.04.1880, jetzt wohnhaft in Wolfsburg, Emmausheim, benötigt den Vertriebenenausweis A und gibt an, Schützenstraße 23 wohnhaft gewesen zu sein. Auf Grund weiterer Angaben wird es sich vermutlich um die Schanzenstraße 23 handeln. Der Ehemann war Besenbinder. Die gefertigten Besen wurden von Frau Allers auf Bestellung von Haus zu Haus verkauft. Wer kennt Frau Allers und kann bestätigen, dass sie mindestens seit 1937 in Allenstein wohnhaft gewesen ist? Sie selbst hat folgende Landsleute aus der Nachbarschaft benannt, die hiermit gesucht werden:

 

Augustinus Waleschkowski, Lehrer i. R., geb. 09.04.1878;

Albert Baumann, Hauswirt;

Hoffmann;

Bergmann.

 

Alle Zuschriften und Meldungen werden an die Geschäftsstelle Patenschaft Allenstein, Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus, erbeten.

 

Seite 6   Für Todeserklärungen

Ewald Pietrzyk, geb. 07.11.1909 in Wiesenheim, Kreis Johannisburg, Landwirt, wird vermisst. Es werden Zeugen gesucht, die seinen Tod bestätigen, bzw. etwas über seinen Verbleib aussagen können.

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Seite 6   Suchanzeigen

Kindersteckbrief mit Foto

Name: Hoffmann?

Vorname: Wolfgang

Geburtstag: 18.05.1941

Augen: grau-grün

Haar: dunkelblond

Für den oben genannten Knaben, der Wolfgang Hoffmann heißen soll, werden Angehörige gesucht. Wolfgang H. war bei seiner Mutter in Königsberg Pr. auf dem Löbenicht wohnhaft, und soll nach dem Tode derselben in ein Waisenhaus in Königsberg Pr. gekommen sein. Das Datum der Einlieferung steht nicht fest. Der Vater des Jungen, dessen Personalien wie die der Mutter unbekannt sind, soll kriegsvermisst sein.

Zuschrift erbittet u. Nr. 80 224 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Wer kann Auskunft geben über die verschollene Frau Marie Wronn, Witwe des Obersattelmeisters und Reitlehrers A. Wronn, Landgestüt Braunsberg, wohnhaft in Braunsberg, Ostpreußen, Otto-Weinreich-Str. 4a. Früher Bogenstr. Zuschrift erbittet Bruno Wronn, Gräfelfing bei München, Akilindastraße 32

 

Achtung — Ponarther! Wer kann Nachricht geben über das Schicksal meines Mannes, Franz Störmer, geb. 01.07.1899 in Waldburg, Kreis Königsberg Pr.? Im April 1945 gefangengenommen in Königsberg Pr. (war beim Volkssturm), zuletzt wurde er im Lager Georgenburg, Insterburg, gesehen. Letzter Wohnort: Königsberg Pr.-Ponarth, Hofstraße 6. Nachricht erbittet Frau Anna Störmer, Neu-Wulmstorf, Kreis Harburg, Königsberger Straße 66.

 

Wer kann Auskunft geben über das Schicksal der Ehefrau Elisabeth Gossing, geb. Erdmann, aus Elbing, Ostpreußen, Thüringer Weg Nr. 31? Wem ist die jetzige Anschrift der Martha Schilinski (od. Zilinski), geb. Feilhauer, aus Elbing, Rodelandsweg (?) bekannt? Um Mitteilung zu 4 II 254/57 wird gebeten. Das Amtsgericht Detmold.

 

Wer kann Auskunft geben über Frl. Friedel Heinrichs? Sie wohnte 1944 noch in Gr.-Bössau bei Rothfließ, Ostpreußen (Allenstein). Nachricht erbittet Hans Trettin (21) Wersen-Büren 95, Kreis Tecklenburg in Westfalen

 

Steckbrief mit Foto:

Name: Dill, Düll od. Dull

Vorname: Willi

geb.: etwa 1940

Der Nachname des Jugendlichen steht nicht fest. Er kam nach 1945 mit einem Transport aus Königsberg Pr. Es ist möglich, dass sein Heimatort Großwalde, Kreis Neidenburg, oder Großwalde, Kreis Elchniederung, war. Anscheinend wollte der Vater mit seiner Frau, seinem Sohn Willi und einer Tochter gemeinsam auf die Flucht gehen. Er kam aber vermutlich zum Volkssturm. Die Mutter scheint in Königsberg Pr. verstorben zu sein und Willi erinnert sich, dass seine Schwester, deren Vornamen er nicht mehr weiß, ihn zu einem Müller gebracht hat. Dieser soll Ihn einige Zeit behalten haben und hat ihn vielleicht in das Waisenhaus in Königsberg Pr. gebracht.

Zuschrift erbittet unt. Nr. 80 225 Das Ostpreußenblatt, Anzeigen-Abt. Hamburg 13.

 

Gesucht wird Unteroffizier Fritz Oswald Andreas, aus Borken, Kreis Treuburg, geb. 04.06.1908. Letzte Feldpostnummer 56 366 B — Kurlandarmee. Wer von den überlebenden Kameraden weiß etwas von ihm und gibt Nachricht an Frau Auguste Kraffzik, jetzt (22b) Kirschhorn (Pfalz) über Kaiserslautern, Hauptstraße 66.

 

Gesucht wird das Ehepaar Frau Anna Nitsch und Herr Karl Nitsch, früher wohnhaft in Heilsberg, Ostpreußen, Guttstadtstr 1. v. Mathilde Wasserfurt, Frankfurt (Main), Kriegkstraße 25 II.

 

Wer kann Auskunft geben über meine Mutter, Auguste Rennwald, geb. Bendzko, wohnhaft in Königsberg Pr., Cranzer Allee 121? Zuschrift erbittet Arno Rennwald, Düsseldorf, Engelbertstraße 23.

 

Amtliche Bekanntmachung

4 II 1363, 1368/57    Aufgebot

Die Frau Gertrud Elfriede Wagfort, geb. Lukoschus, Köln, Händelstraße 39, hat beantragt, ihre Eltern a) Oberpostsekretär, Georg Lukoschus, geb. am 28.04.1882 in Wowerischken, Kreis Memel, ev., deutscher Staatsangehöriger, angeblich verwitwet, letzter Wohnsitz in Königsberg, Unterhaberberg Nr. 46, nach dem Einmarsch der Sowjets 1945 in ein Barackenlager nach Königsberg Pr.-Aweiden verbracht und dort angeblich Frühjahr 1947 verstorben, b) Ehefrau, Anna Lukoschus, geb. Klischies, geb. am 21.09.1887 in Piaulen, Kreis Prökuls, Ostpreußen, ev., deutsche Staatsangehörige, letzter Wohnsitz Königsberg, Unterhaberberg 46, nach dem Einmarsch der Sowjets 1945 in ein Barackenlager nach Königsberg Pr.-Aweiden verbracht und dort angeblich am 24.03.1946 verstorben, für tot zu erklären. Die Verschollenen werden aufgefordert, sich bis zum 7. März 1958, 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht in Köln, Reichenspergerplatz 1, III. Stock, Zimmer 397 a, zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden können. Alle, die Auskunft über die Verschollenen geben können, werden aufgefordert, bis zu dem oben bestimmten Zeitpunkt dem Gericht Anzeige zu machen.

Köln, den 18. Dezember 1957

 

Rest der Seite: Bekanntschaften, Werbung, Unterricht, Rätsel-Ecke

 

Seite 7   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83. „Haus der ostdeutschen Heimat''

 

Termine

19. Januar, 16.30 Uhr. Heimatkreis Sensburg. Kreistreffen. Lokal: Rixdorfer Krug, Berlin-Neukölln, Richardstraße 31, Bus A 4. U-Bahn Karl-Marx-Straße, S-Bahn Neukölln.

 

HAMBURG

Vorsitzender der Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Billstedt, Schiffbeker Weg 168. Telefon 73 33 49. Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86. Telefon 45 25 41/42. Postscheckkonto: Hamburg 96 05

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Eimsbüttel: Achtung! Lokalwechsel! Sonntag, 12. Januar, 16 Uhr, in M. Brünings Gaststätte, Hamburg 19, Müggenkampstraße 71, nächste Zusammenkunft mit Vortrag von Polizeikommissarin Pietsch „Art und Zweck der weiblichen Schutzpolizei“. Anschließend geselliges Beisammensein. Zu erreichen mit U-Bahn bis Hellkamp, Linie 3, Linie 16, Linie 5 und 17.

 

Wandsbek. Es finden Sonderzusammenkünfte für die in den folgenden Stadtteilen wohnenden Landsleute statt: für Duisberg und Dehnhaide am Montag, 13. Januar, 20 Uhr, in der Gaststätte Bartelshof, Hamburg 21, Alter Teichweg 7/9, für Eilbek am Donnerstag, 16. Januar, 20 Uhr, in der Gaststätte Schulz, Hamburg 23, Eilbeker Weg 130. Machen Sie bitte alle Ihnen bekannten Landsleute auf diese Versammlung aufmerksam.

 

Elbgemeinden: Sonnabend. 18. Januar, 19 Uhr, in der Johannesburg, Blankenese, Elbchaussee 566, im Rahmen eines Heimatabends interessante Lichtbilder für Jung und Alt. Alle Kinder und Jugendlichen sind mit ihren Angehörigen herzlich eingeladen. Gäste sind willkommen.

 

Kreisgruppenversammlungen

Treuburg: Sonnabend, 11. Januar, ab 19 Uhr, in der Gaststätte Jessen Hamburg 13, Beim Schlump 55.

 

Gerdauen: Achtung. Lokalwechsel! Sonntag, 12 Januar, 16 Uhr, in M. Brünings Gaststätte, Hamburg 19, Müggenkampstraße 71. Nächste Zusammenkunft mit Vortrag von Polizeikommissarin Pietsch „Art und Zweck der weiblichen Schutzpolizei“. Anschließend geselliges Beisammensein. Zu erreichen mit U-Bahn bis Hellkamp. Linie 3 bis Langenfelder Damm. Linie 16 bis Methfesselstraße. Linie 5 bis Müggenkampstraße. Linie 17 bis Endstation.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Kindergruppe: Heimabend ab 16. Januar wieder jeden Donnerstag um 16 Uhr, im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Hof. — Jugendgruppe: Neuer Termin wird bekanntgegeben.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 19 bis 21 Uhr in der Schule Langenfort.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Heimabend jeden Freitag von 15.30 bis 17 Uhr im Heim der offenen Tür, Hamburg 13, Bundesstraße 101.

 

Eppendorf-Eimsbüttel: Jugendgruppe: Jeden Mittwoch von 19 bis 21 Uhr, Heimabend im Gorch-Fock-Heim, Loogestraße 21.

 

Harburg: Jugendgruppe: Heimabend jeden Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr im Jugendheim Harburg, Am Heckengang.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II

 

Viertes Landestreffen der Landesgruppe Schleswig-Holstein am 17. Juni in Neumünster

 

Schleswig. Bei der Weihnachtsfeier wirkten erwachsene Mitglieder und Kinder mit. Der Ostland-Chor sang unter Leitung von Konrektor Eitel Greulich und die Kapelle Sternberg brachte Instrumentalmusik zu Gehör. Die Stenojugend spielte unter Leitung von Uwe Mahnke ein weihnachtliches Stück. Der Weihnachtsmann verteilte an alle Kinder bunte Tüten. Der 1. Vorsitzende, Wiottkowski, sprach über den Sinn des Weihnachtsfestes.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstraße 26. Telefon Nr. 5 87 71-8; Geschäftsstelle: Hannover, Humboldtstraße 21/22 (Hofgebäude). Telefon 1 32 21. Postscheckkonto Hannover 1238 00

 

Salzgitter-Nord. Der Vorstand der Kreisgruppe teilt mit, dass die für den 15. Januar im Casino-Filmbühne, Berliner Straße (Lebenstedt), geplante Hauptversammlung ausfällt: da die Renovierung des Saales bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig sein wild, wird die Hauptversammlung verlegt. Der neue Termin — vermutlich in der ersten Hälfte Februar — wird durch Rundschreiben bekanntgegeben. — Durch die Initiative unseres Landsmannes, Ratsherrn Hein, ist erreicht worden, dass folgende Straßen in Lebenstedt, Abschnitt VII, ostpreußische Namen erhielten: Die Baustraße 139 heißt Herderweg und die Baustraße 141 heißt Ostpreußenstraße. — Vorstandsitzung der Gruppe am Freitag, 17. Januar, 20 Uhr, in der Bahnhofswirtschaft Lebenstedt — Das ostpreußische Musikstudio Salzgitter, unter der Obhut des Vorsitzenden Staff hat gute Erfolge zu verzeichnen. Mehr als vierzig Dias zeugen vom Wirken ostpreußischer Komponisten und von deren Werken, sie zeigen ferner Pflegestätten der Musik in der Heimat. Gesammelt werden weiterhin Biographien ostpreußischer Komponisten, Volks- und Kunstmusik aus Ostpreußen in Noten. Schallplatten und Tonbandaufnahmen.

 

Sulingen. Nächste Monatsversammlung, Montag, den 13. Januar, 19.30 Uhr, Ratskeller Sulingen, kleiner Saal Lichtbildervortrag: „Ostpreußen heute“. Anschließend Fleckessen. Anmeldung hierzu sofort erbeten an Landsmann W. Jürgensonn, Buchhandlung, Lange Straße. Gäste herzlich willkommen.

 

Buxtehude. Im Mittelpunkt einer adventlichen Feierstunde stand eine Szenenfolge, die Luise Weyer nach dem Roman „Missa sine nomine“ von Ernst Wiechert zusammengestellt hatte. Vier ostpreußische Mädchen zündeten vier Lichte auf einem Gedenkbäumchen an mit Worten des Gedankens an die Heimat, unsere Toten und Vermissten und an die Landsleute, die noch jenseits des Eisernen Vorhangs leben. Auf den restlich geschmückten Tischen brannten die Kerzen auf den heimatlichen Klausenbäumchen. Der 1. Vorsitzende deutete das Leid als mächtigen Wandler zum Guten. Unter starker Anteilnahme der Zuhörer wurde dann in der Szenenfolge nach Ernst Wiecherts Roman das Schicksal der Vertreibung in eindringlichen Bildern und Gesprächen sichtbar gemacht. Den versöhnlichen Abschluss dieser Szenenfolge bildete eine Weihnachtsfeier der Mitwirkenden in einem kleinen, auf der Bühne aufgebauten Schafstall, bei der die Kinder an der Krippe schlichte Verse sprachen und Blockflöten und Chorgesänge die Verlesung des Weihnachtsevangeliums umrahmten. Die musikalische Gestaltung des Abends lag in den Händen von Landsmann Walter Haensch. Superintendent Koch und Bürgermeister Plöger sprachen unter dem Eindruck der ergreifenden Feier zu den Landsleuten.

 

Celle. Auf einer vorweihnachtlichen Feierstunde trug Landsmann Pohl Lieder und Gedichte vor. Landsmann Füllhaas gedachte der Landsleute, die jetzt noch in der Heimat leben. Der 1. Vorsitzende, Novak, überreichte mehreren ehrenamtlichen Mitarbeitern als Dank für ihre Dienste heimatliche Bücher. Alle Mitglieder über 75 Jahre erhielten das Abzeichen der Landsmannschaft in Bernstein. Für die Kinder gab es bunte Teller und die Vorführung von Märchenfilmen.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22 a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14

 

Liebe ostpreußische Jungen und Mädchen!

Ihr habt im vergangenen Jahr — jeder an seinem Platz — für unsere Heimat gearbeitet. Beim Ostpreußentreffen in Bochum habt ihr gezeigt, dass auch die Jugend bereit ist, sich vor aller Welt zu unserer Heimat zu bekennen. Die Sommerfreizeiten und unsere Fahrten in Deutschland und nach dem Ausland waren ein voller Erfolg und ein Erlebnis für jeden Teilnehmer. Diese Erfolge sollen uns ein Ansporn sein, auch im Jahr 1958 zusammenzustehen und noch mehr als bisher für unsere Heimat zu arbeiten.

 

In den Wochen, die vor uns liegen, soll besonders die Lehrgangsarbeit im Vordergrund stehen. Am 25. und 26. Januar werden wir in dem herrlich gelegenen Berufsschuljugendheim Essen-Heisingen, am Baldeneysee, den ersten Lehrgang für alle ostpreußischen und westpreußischen Jugendlichen im Ruhrgebiet durchführen. Das Heim ist ab Essen-Hauptbahnhof mit dem Bus, der alle zwanzig Minuten nach Heisingen fährt, zu erreichen. Die Leitung des Lehrgangs liegt in meinen Händen; die Organisation hat Tone Krüger übernommen. Ihr sollt viel über die Heimat hören, viel lernen und fröhlich sein. 56 Plätze stehen uns zur Verfügung. Anmeldungen bis zum 22. Januar an Hans Herrmann, Herne, Ringstraße 47. Mitzubringen sind Liederbücher, Schreibmaterial, Turn- oder Hausschuhe für den Volkstanz und, soweit vorhanden, Musikinstrumente. Erstattet werden nach Vorlage der Fahrkarten, Fahrscheine usw. sämtliche Fahrtkosten. Eigener Beitrag jedes Teilnehmers 1 DM, dazu 1 DM für Bettzeug, insgesamt also 2 DM. Wer diesen Betrag nicht aufbringen kann, möge das bei der Anmeldung vermerken. Beginn des Lehrganges 25. Januar, 17 Uhr, Ende am Sonntag, gegen 17 Uhr.

 

Ein Landeslehrgang für Gruppenführer, deren Stellvertreter und Führungskräfte soll zu Ostern stattfinden. Ich bitte alle Gruppenführer usw. schon jetzt dafür Sorge zu tragen, dass sie sich für die Zeit vom 3. bis 7. April freimachen. Anmeldungen bis zum 26. März bei mir.

 

Wer von den Mädchen bis jetzt noch keinen Mädel-Arbeitsbrief der DJO - Landesgruppe erhält, schreibe bis zum 22. Januar an mich. Postkarte genügt. Der Arbeitsbrief wird kostenlos geliefert.

 

Wer von den Gruppenführern, Gruppen oder im Aufbau stehenden Gruppen noch keinen Arbeitsbrief erhält, wird ebenfalls um Nachricht bis zum 22. Januar gebeten.

 

Bei Anschriftenänderungen bitte ich euch herzlich, mir zu schreiben, wohin ihr verzieht oder wer eure Arbeit übernommen hat. Auch hier bitte ich um Meldungen bis zum 22. Januar.

 

Auch in diesem Jahr wollen wir Sommerlager durchführen. Ich bitte diejenigen Mädchen und Jungen, die mir bei der Durchführung helfen möchten oder ein kleines Lager selbst durchführen wollen, mir bis zum 1. Februar zu schreiben.

Hans Herrmann, Herne, Ringstraße 47

 

Rheydt. 11. Januar, 20 Uhr, Jahreshauptversammlung bei Köllges, Ecke Wickrather Straße/Oberheydener Straße, mit Vorstandswahlen, einer Besprechung über die Veranstaltungen in diesem Jahr und einem geselligen Beisammensein. Alle Mitglieder werden um ihr Erscheinen gebeten. — Da die Mitteilungsblätter jetzt durch die Post zugestellt werden, werden die Mitglieder gebeten, bei Wohnungswechsel ihre neue Anschrift der Geschäftsstelle oder den Kassierern mitzuteilen.

 

Duisburg -Mitte. Jahreshauptversammlung am Sonnabend, 11. Januar, 19.30 Uhr, im Kettelerheim, Seitenstraße 19, Nähe Dellplatz. Im zweiten Teil der Veranstaltung sollen Farbfotos von der Kurischen Nehrung gezeigt werden. Anschließend geselliges Beisammensein. Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

 

Essen. Jahreshauptversammlung der Landsleute aus den Memelkreisen, am 12. Januar, 16.30 Uhr, in Essen-West, Dechenschenke, Haltestelle Helenenstraße. Alle Landsleute aus den Memelkreisen werden dringend um ihr Erscheinen gebeten. — Bei der Weihnachtsfeier für die Kinder der Mitglieder wurde das Weihnachtsmärchen „Knecht Ruprecht am Telefon" gespielt. Die Kinder brachten ein abwechslungsreiches Programm zu Gehör und wurden mit bunten Tüten beschenkt. Am Abend fanden sich die Erwachsenen aus den Memelkreisen zu einer Weihnachtsfeier zusammen. Frau Wolff und Landsmann Waschkies hatten ein buntes Programm zusammengestellt. Heimatliche Erinnerungen weckte Landsmann Waschkies mit einem Vortrag über ostpreußische Bräuche zur Advents- und Weihnachtszeit. Die schöne Feierstunde wird allen Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben.

 

Essen - Heisingen. Jahreshauptversammlung am Sonntag, dem 12. Januar, 19.30 Uhr, bei Dreesen, Bahnhofstraße. Es spricht Stadtoberinspektor Schenk über die Achte Novelle des Lastenausgleichsgesetzes.

 

Bochum. Zum würdigen Abschluss des Jahres 1957 vereinigten sich alle zur Kreisgruppe gehörenden Gruppen zu einer Feierstunde. Vor überfülltem Hause hieß der 1. Vorsitzende die Anwesenden, unter ihnen zahlreiche Heimkehrer, willkommen. Mit herzlichen Grußworten von Pfarrer Jacob für die gastgebende Gemeinde wurde die Feierstunde durch Vorträge der Kindergruppe eröffnet. Der Chor der LO sang in vierstimmigem Satz die Brieger Weihnachtskantate. Die Solopartien wurden von Frau Kätner gesungen. Nach der gemeinsamen Kaffeetafel führte die Theatergruppe der LO unter Leitung von Frau Gehrmann das Weihnachtsspiel „Der Sternträger" auf. Der ostpreußische Pfarrer Fehr hielt die Festansprache, in der seine Erkenntnisse in langer sowjetischer Kriegsgefangenschaft und das Erleben der Heimat nach 1945 widerhallten. Die musikalische Leitung lag in den Händen von Kantor Diekert und Lehrer Bandelow. Die Feierstunde hinterließ bei allen Anwesenden einen tiefen Eindruck. — Die Chorproben des Ostpreußenchores (vierstimmiger Gemischter Chor) beginnen am Mittwoch, dem 15. Januar, um 19 Uhr, in der Hagenschule, Castroper Straße, Straßenbahnhaltestelle Klinikstraße.

 

Herford. Heimatabend mit Lichtbildervortrag am Sonnabend, 11. Januar, 20 Uhr, bei Niemeier, Bergertor.

 

Groß-Dortmund. Zu einer Aussprache hatte die Gruppe alle im Raum Groß-Dortmund wohnenden Aussiedler eingeladen; hundertzwanzig waren gekommen. Für die Kaffeetafel hatten Mitglieder der Frauengruppe Kuchen gebacken. Bei der folgenden Aussprache, in der vor allem geklärt werden sollte, wie der Vorstand den einzelnen Aussiedlern helfen kann, ergab sich, dass noch viel zu tun bleibt. Ein Teil unserer Aussiedler ist noch in den Lagern untergebracht, andere müssen lange auf ihre Rentenzahlung warten oder haben Schwierigkeiten mit dem Wohnraum. Es zeigte sich, dass auch die Jugendlichen unter den Aussiedlern noch viele Schwierigkeiten haben. Viele von ihnen beherrschen die deutsche Sprache nur unvollkommen. Es muss dafür gesorgt werden, dass sie eine Förderschule besuchen können, damit sie zu einer Lehrstelle kommen. Hier will die Gruppe nach besten Kräften helfen. Es wurde bekanntgegeben, dass Rektor Klappert, Robert-Koch-Straße 50, Anmeldungen zur Förderschule entgegennimmt. Die Jugendgruppe erfreute unsere Aussiedler mit musikalischen Darbietungen. Der Abend hat gezeigt, dass unsere Landsleute, die jetzt aus der Heimat gekommen sind, vor allem Rat und menschliche Hilfe brauchen.

 

Dortmund. 19. Januar, 16 Uhr, Jahreshauptversammlung und Vorstandswahl der örtlichen Arbeitsgemeinschaft der Memelländer in der Gaststätte Altes Schloß, Bornstraße 134, Ecke Mallinckrodtstraße (Linie 6).

 

Witten (Ruhr). Jahreshauptversammlung am Sonnabend, 11. Januar, 20 Uhr, im Josefs-Saal, Herbeder Straße. — Am Mittwoch, 15. Januar, 20 Uhr, im gleichen Lokal Jahreshauptversammlung der bisherigen Arbeitsgemeinschaft. Bei dieser Versammlung soll der Bund der Vertriebenen gegründet und der Vorstand des Kreisverbandes Witten gewählt werden.

 

Münster. Die Memelländer aus Münster und Umgebung waren zu einer weihnachtlichen Feierstunde zusammengekommen. Sie wurden von dem 1. Vorsitzenden, Bartkus, herzlich begrüßt. Die Jugendgruppe der Landsmannschaft brachte weihnachtliche Lieder zu Gehör. Vier Mädchen sagten Weihsprüche auf und zündeten die Adventskerzen an, deren Licht für die in der Heimat verbliebenen Landsleute, für die Toten und für die Wiedervereinigung des ganzen Deutschland brennen sollte. Eines der Mädchen las dann eine Weihnachtsgeschichte aus unserer Zeit. In einem Zwiegespräch „Advent 1957" wurde der Appell an die Landsleute gerichtet, trotz unserer lauten Zeit und aller äußeren Erfolge immer an den Frieden zu denken und den Nächsten nicht zu vergessen. Landsmann Bartkus gab einen Rückblick auf die vergangene schwere Zeit und bat alle Teilnehmer, unsere Landsleute, die heute noch in der Heimat leben, nicht zu vergessen. Er sprach über die Weihnachtszeit zu Hause mit ihren schönen, alten Bräuchen und rief die Landsleute auf, dem Ererbten treu zu bleiben und die Heimat niemals zu vergessen. Nach der gemeinsamen Kaffeetafel brachte Knecht Ruprecht für jedes Kind eine bunte Tüte; ebenso hatte er Geschenke für zwei ostpreußische Frauen, die erst vor einiger Zeit aus der Heimat gekommen sind. Für die Erwachsenen gab es noch eine Verlosung und ein geselliges Beisammensein mit besinnlichen Gesprächen über die Heimat.

 

Bad Oeynhausen. Am 10 Januar, 19.30 Uhr, in der Aula der Luisenschule. Vortrag von Oberstudiendirektor i. R., Maeder, über das Thema „Hermann Sudermann — sein Leben und seine Bedeutung für uns Ostpreußen". Anschließend Vorführung eines Kurzfilmes über die Heimat. Eintritt frei. — 30. Januar, 14.30 Uhr, in der „Leiter" Aufführung des Märchenspiels „König Drosselbart" durch das Schauspielstudio Iserlohn. Am gleichen Tage, um 20 Uhr, im Kurtheater, Aufführung des Schauspiels „Johannisfeuer" von Hermann Sudermann durch Mitglieder des Schauspielstudios Iserlohn. Karten im Vorverkauf bei den Betreuerinnen, für die Abendvorstellung auch im Reisebüro. — Bei der Adventsfeier führte die neugegründete Jugendgruppe das Stück „Weihnachten in der Schusterstube" auf, das mit großem Beifall bedacht wurde. Sechzig Kinder wurden mit einer großen bunten Tüte beschenkt. Der 1. Vorsitzende, Randzio, dankte der Familie Schott, die nach Hamburg umzieht, für die eifrige Mitarbeit bei den Zusammenkünften der Gruppe. Als neues Mitglied führte sich Charlotte Nesslinger, die früher am Stadttheater Königsberg wirkte, durch den Vortrag einiger weihnachtlicher Lieder ein.

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Unter der Liebigshöhe 28.

 

Wiesbaden. Nächste Veranstaltung, am 3. Februar, 20 Uhr, im großen Saal des Kolpinghauses. Es ist ein Bunter Abend mit Unterhaltungsmusik und Tanz vorgesehen. — Die letzte Monatsversammlung leitete der neue 1. Vorsitzende, Schumacher. Er sprach über die Achte Novelle zum Lastenausgleichsgesetz. Landsmann Paczkowski, Frankfurt, berichtete über eine Fahrt durch die Heimat im Sommer des vergangenen Jahres. Bei einer vorweihnachtlichen Feierstunde mit Gedichten und Liedern aus der Heimat und musikalischen Darbietungen von Fräulein Fröhlich blieben die Landsleute lange beisammen.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e.V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München. Geschäftsstelle: München 23, Trautenwolfstraße 5/0. Tel. 33 85 60. Postscheckkonto München 213 96.

 

Arbeitstagung der Kulturwarte

Die erste Arbeitstagung der Kulturwarte der Landesgruppe fand am 28. und 29. Dezember in München statt. Rund die Hälfte aller dem Landesverband angeschlossenen Gruppen war durch die Kulturwarte oder ihre 1. Vorsitzenden vertreten. Diese Arbeitstagung brachte erstmals die notwendige persönliche Begegnung der Landsleute, die die kulturelle und heimatpolitische Arbeit in der Landesgruppe tragen. Der Schwerpunkt lag nicht auf grundsätzlichen Erörterungen, sondern auf der Besprechung praktischer Fragen der Kulturarbeit.

 

Dr. Turczynski, der ehemalige Kultur-Referent der VdL-Landesgruppe, sprach über Zweckbestimmung, die Praxis der Antragstellung. Vergabe und Abrechnung der Kulturmittel der Landesregierung. In der Aussprache wurde an mehreren Beispielen deutlich, wie unzulänglich die Höhe der Kulturmittel ist und wie durch eine verspätete Zuteilung oft unsere Kulturarbeit behindert wird. Der Referent zeigte aber auch Wege auf, wie durch eine zweckmäßige Antragstellung hier mehr zu erreichen wäre.

 

Horst H. Juschka wies in seinem Referat „Landsmannschaft und Presse" Wege für eine intensivere und erfolgreichere Pressearbeit. Wegen der Bedeutung dieser — von uns oft noch nicht wahrgenommenen — Wirkungsmöglichkeit nach außen werden die Gruppen in dem nächsten Rundschreiben eine Zusammenfassung des Referats mit den wichtigsten Hinweisen erhalten.

 

Erich Diester beschäftigte sich mit Fragen der kulturellen und heimatpolitischen Arbeit. Referat und anschließende Diskussion wandten sich den Möglichkeiten einer Wirkung nach außen zu, worauf bisher im Allgemeinen noch wenig Augenmerk gerichtet wurde. „Jede Gruppe im Jahr eine Großveranstaltung!" wurde als Ziel für das kommende Jahr aufgestellt. Damit sollen Öffentlichkeit, andere Organisationen und Schulen angesprochen werden. Auch von Erfolgen und fest geplanten Vorhaben konnte hier berichtet werden: So wird der Bezirk Oberfranken im Rahmen eines Kultur- und Heimattreffens am 1. Juni in Bad Berneck einen Schüler-Preiswettbewerb durchführen. Die Gruppe Dachau hatte zum Tag der Heimat ein Schaufenster gestaltet, das starke Beachtung in Presse und Bevölkerung fand. Die Gruppe Hof hat gute Erfahrungen mit einer Schaukastenwerbung gemacht. Mehrere Lehrer konnten von einem erfolgreichen Wirken im Rahmen der Volkshochschule berichten. Einige Gruppen haben bereits Großveranstaltungen durchgeführt, die auch bei der einheimischen Bevölkerung starke Beachtung gefunden haben.

 

Der 1. Vorsitzende der Landesgruppe, Rechtsanwalt Thieler, befasste sich mit der politischen Situation nach den Bundestagswahlen und zog die sich für unsere landsmannschaftliche Arbeit daraus ergebenden Folgerungen: er beschäftigte sich weiter mit dem Zusammenschluss von VdL und BvD und internen Angelegenheiten der Landsmannschaft. Der erste Tag fand seinen Ausklang in einer Dichterlesung. Tamara Ehlert las eigene Prosa und Gedichte.

 

Dr. Herbert Böhme, der Präsident des Deutschen Kulturwerks, ging auf Verfälschungs- und Zersetzungserscheinungen im kulturellen Leben Deutschlands ein, stellte die Werte unserer Kultur heraus und gab in aufrüttelnder Weise der Tagung einen würdigen Abschluss. Die Tagung stand unter der Leitung des Kulturreferenten der Landesgruppe, Erich Diester.

 

BADEN -WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße Nr. 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Heidelberg. Sonntag, 19. Januar, Konzert des aus Pommern stammenden Opernsängers Raimund Böttcher mit seinen Schülern im Hotel „Schwarzes Schiff". Vorgetragen wird außer Arien und Duetten aus Opern und Oratorien das Melodrama „Die Mette von Marienburg". — An die Tage zu Hause unter dem Christbaum erinnerte die Vorsitzende, Frau von der Groeben, auf einer Feier, bei der der Weihnachtsmann sechzig Kinder mit Spielzeug und Pfefferkuchentüten bescherte. Das von Landsmann Schwarzkopf geleitete Posaunenquartett, die Darbietungen eines Flötentrios, der gemeinsame Gesang von Weihnachtsliedern und Gedichtvorträge vertieften die Festfreude.

 

Tübingen. Nächstes Treffen am 18. Januar, 20 Uhr, im Posthörnle, Nauklerstraße. Bitte Liederbücher mitbringen. — Bei der Vorweihnachtsfeier, die von Kulturwart Margowski ausgestaltet worden war, hörten die Mitglieder Gedichte und vertraute Weihnachtsweisen und sahen ein lustiges Zwergenspiel der Jüngsten. Der 1. Vorsitzende, Kanzler a. D., Gaerte, verglich in besinnlichen Worten die Feiern in der Heimat, mit den Feiern 1945 und heute und erinnerte aus eigener Anschauung an die Not der noch in Lagern lebenden Landsleute. Am nächsten Tage gingen so zahlreiche Geld- und Sachspenden ein, dass noch am Heiligabend die neu hinzugekommenen Spätaussiedler und Flüchtlinge im Lager beschert werden konnten. Allen Spendern herzlichen Dank für ihre Nächstenliebe und Gebefreudigkeit.

 

Seite 7   Tote unserer Heimat

Kapellmeister Erich Seidler verstorben.

Am 23. Dezember 1957, entschlief nach einem langen Leiden in Berlin, im 65. Lebensjahre Kapellmeister Erich Seidler, ein feinsinniger und kenntnisreicher Musiker und liebenswerter und vornehmer Mensch.

 

Der gebürtige Ostpreuße wurde als Nachfolger von Hermann Scherchen, Erster Kapellmeister und Leiter der Musikabteilung beim Ostmarken-Rundfunk und dem späteren Reichssender Königsberg Pr. Seine umfassende Kenntnis der Musikliteratur reichte von den großen sinfonischen Werken bis zu den neueren Komponisten gehobener Unterhaltungsmusik, von alter klassischer Musik bis zu modernsten Werken. Mit sicherem Stilgefühl wusste er die Mittel des Rundfunks einzusetzen. Dabei halfen ihm seine überlegene Ruhe und die sichere Beherrschung der technischen Mittel. Als Dirigent des Opernhaus-Orchesters — ein eigenes Rundfunkorchester wurde erst später wieder aufgebaut — leitete er eine Reihe von großen Konzerten mit Werken alter und neuer Meister. 1935 übernahm Erich Seidler die musikalische Leitung des Senders Hamburg. Im Kriege tat er als Major der Luftwaffe Dienst. Nach Kriegsende war er eine Zeitlang als Leiter der Opernschule eines großen Konservatoriums in Berlin tätig. — Bei der 700-Jahr-Feier von Königsberg in der Patenstadt Duisburg dirigierte er das große, festliche Orchesterkonzert im Stadttheater, bei dem Kompositionen, von Otto Nicolai, E. T. A. Hoffmann, Hermann Goetz und Otto Besch, aufgeführt wurden. Auch dieser Dienst an der Musik seiner Heimat soll ihm nicht vergessen sein.

 

Rest der Seite: Werbung für das Ostpreußenblatt

 

Seite 8   Familienanzeigen

Wir geben in dankbarer Freude die Geburt eines gesunden Sohnes bekannt. Frhr. v. Buttlar-Venedien und Frf. v. Buttlar, geb. Lasch. Bad Godesberg, den 19. Dezember 1957, Moltkestraße 76.

 

Mit großer Freude zeigen die Geburt ihrer Elke an. Dr. Horst Tuchlenski und Frau Annemarie Tuchlenski, geb. Fendt. Pretoria, 207 Talisman, S.A. Früher Sargensee, Kreis Treuburg. 09. Dezember 1957.

 

Markus, geboren am 16.12.1957. Die glückliche Geburt eines gesunden Stammhalters zeigen in dankbarer Freude an: Beate Breuer, geb. Raatz, früher Bromberg. Hermann Breuer, früher Rößel und Ortelsburg, Ostpreußen. Minden (Westfalen), Stiftsallee 88.

 

Die Verlobung unserer ältesten Tochter, Hannelore Gisela mit Herrn Dipl.-Volkswirt, Santiago Llop Ayet, geben wir bekannt. Vermessungs-Inspektor, Gustav Slomma und Frau Ilse Slomma, geb. Klausien, früher Lötzen. Wiesbaden, Walkmühlstr. 40. Früher Osterode, Grolmanstr 1. Silvester 1957

 

Verlobte. Gisela Slomma, Dipl.-Dolmetscherin, Santiago Llop Ayet, Dipl.-Volkswirt. Madrid, Castello, 9. 1, der. Silvester 1957.

 

Wir geben die Verlobung unserer Tochter, Marianne mit Herrn Architekt Walter Eicken, in Hagen bekannt. Oberstleutnant a. D., Kurt Weber und Frau Erna. Bemerode (Han), Sieversstr. 11. Früher Königsberg Pr., Cranzer Allee 27.

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Anni Fichtner, Sowjetzone, mit Alfons Frick, Recklinghausen. Weihnachten 1957.

 

Die Verlobung meiner Tochter, Annemarie mit Herrn Dr. Elso Klöver, beehre ich mich anzuzeigen. Frau Lisbeth Moslener, geb. Reske. Hannover, Maschstraße 28. Früher Molsehnen, Kreis Samland. Januar 1958

 

Meine Verlobung mit Fräulein Annemarie Moslener, Tochter des in Ostpreußen vermissten Lehrers, Herrn Heinrich Moslener und seiner Frau Gemahlin Lisbeth Moslener, geb. Reske, gebe ich bekannt. Dr. med. Elso Klöver. Lüneburg, Am Bockelsberg 8. Januar 1958

 

Die Verlobung unserer Tochter, Irmgard mit Herrn Justiz-Assistent, Waldemar Bredemeier geben wir bekannt. Otto Gill und Frau Gertrud Gill, geb. Barkowski. Dortmund-Mengede, Brahmsstraße 3. Früher Kurkenfeld, Kreis Gerdauen. Weihnachten 1957

 

Meine Verlobung mit Fräulein Irmgard Gill, beehre ich mich anzuzeigen. Waldemar Bredemeier. Katlenburg, Kreis Northeim (Harz).

 

Die Verlobung unserer Tochter, Eva mit dem Landwirt, Herrn Heini Müller, geben wir bekannt. Hans Kniest und Frau Eva Kniest, geb Leitzbach. Remmesweiler, Kreis St. Wendel, Saar. Früher Drehslershausen, Kreis Schloßberg. Neujahr 1958

 

Verlobte. Eva Kniest und Heini Müller. Werschweiler, Kreis St. Wendel. Neujahr 1958

 

Wir haben uns verlobt. Ruth Kaltwang, Insterburg. Elm/Saar, Hauptstr. 199. Otto Fahrenkampf, Schwalbach, Saar, Schillerstr. 31. Weihnachten 1957.

 

Unsere lieben Eltern, Hermann Springer und Frau Luise Springer, geb. Lask, aus Alexbrück, Kreis Ebenrode, feierten am 7. Januar 1958, das Fest der Goldenen Hochzeit. Es gratulieren herzlich, die Kinder. Weinheim/Bergstraße, Mannheimer Straße 100.

 

Unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater, Polizeimeister, Franz Pfau, aus Tilsit, Eydtkau und Ostenburg, jetzt wohnhaft in St. Michaelisdonn (Holstein), Marktplatz 9, feiert am 9. Januar 1958, sein 40-jähriges Dienstjubiläum. Es gratuliert herzlichst und wünschen ihm von Herzen alles Gute, die Kinder und Enkelkinder.

 

Unserem lieben Vater, Ewald Hafke, aus Altkirch, Ostpreußen, jetzt in Koslar, Kreis Jülich (Rheinland), alles Liebe und Gute mit herzlichen Grüßen. Familie Eug. Hafke, Prince George/BC, Gen. Del. Canada. Familie Heinz Hafke, Prince George/BC, 2022-5 Ave, Canada. Familie Theo Göbbels, Prince George/BC, Red Woodsteet 2/40. Canada

 

Als Vermählte grüßen, Arnold Pohl, früher Gr.-Wilmsdorf, Kreis Mohrungen, Ostpreußen und Else Pohl, geb. Harder. Breuel bei Bonn. Weihnachten 1957.

 

Als Vermählte grüßen, Artur Pohl, früher Gr.-Wilmsdorf, Kreis Mohrungen, Ostpreußen und Elfriede Pohl, geborene Böning, Krämmersdorf, Kreis Rößel, Ostpreußen. Breuel bei Bonn. Weihnachten 1957.

 

Am 13. Januar 1958 feiert unsere liebe Mutter, Oma und liebste Urahne, Minna Matzeit, geb. Gudat, früher Heinrichswalde, Elchniederung, ihren 77. Geburtstag. Es wünschen Gottes Segen: Kinder, Enkel und vier Urenkel. Agathenburg-Stade

 

Wir wünschen meinem lieben Mann, unserem guten Vater und Opa, Gustav Termer, früher Schippenbeil, jetzt Hamburg-Eidelstedt, Richtbornweg 2, zu seinem 76. Geburtstag, Gottes Segen und beste Gesundheit. Seine Frau Anna. Max Sellgart und Frau Ella, Hamburg-Harksheide. Ig. Böttcher u. Frau Elisabeth, Berlin. Günter Neumann und Frau Christel, Halle. Hans Termer und Frau Else, Hamburg-Ohlstedt. Siegfried Termer und Frau Irma, Hamburg-Ohlstedt und neun Enkel. Alle Verwandten und Bekannten grüßen wir mit einem kräftigen „Heil Heil Schippenbeil"

 

Am 17. Januar 1958, feiert Bauer, Wilh. Marquardt II., Wacholderau Abbau, Post Willenberg, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen, seinen 75. Geburtstag. Es gratuliert aufs herzlichste und wünschen ihm weiterhin noch viele frohe gesunde Lebensjahre, seine Ehefrau, Kinder, Schwiegertochter, Schwiegersöhne und neun Enkel. Hamburg-Harburg, Barlachstraße 5 ptr.

 

Am 11. Januar 1958 feiert Frau Lisbeth Donovang, aus Stallupönen, Ostpreußen, jetzt Butzbach in Oberhessen, Wetzlarer Straße 5 I, im Kreise ihrer Kinder, Gerhard und Charlotte, ihren 70. Geburtstag und grüßt aus diesem Anlass alle Freunde und Bekannten aus der Heimat.

 

Unserer lieben Mutter, Schwiegermutter und Oma, Frau Berta Lesiek, verw Nieswandt, geb. Andres, früher Seepothen, Ostpreußen, jetzt Hilden (Rheinland), Hofstr. 82d, zu ihrem 60. Geburtstag die herzlichsten Glückwünsche. Ihre dankbaren Kinder und Großkinder.

 

Nach schweren und langen Jahren der Trennung bin ich endlich mit meinem Mann und meinen Kindern in Hamburg vereint. Ich grüße alle alten Freunde, Bekannten u. Patienten aus der Heimat und wünsche, für 1958 alles Gute. Anna Tobias-Hildebrandt, Zahnärztin. Hamburg-Bramfeld, Trittauer Amtsweg 49, bei Böttcher. Früher Braunsberg, Ostpreußen, Hindenburgstraße 6.

 

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Seite 9 und 10   Männer von der schnellen Kufe

Von Markus Joachim Tidick

Foto: Auf dem Schwenzait-See

In jedem Winter fanden auf dem Schwenzait-See bei Angerburg die Deutschen Meisterschaften im Eissegeln statt. Unsere Aufnahme — ein kleiner Ausschnitt — gibt einen Eindruck von dem Leben und Treiben, wie es sich vor und zwischen den Rennen auf der Eisfläche abspielte. Aufnahme: Ernst Grün

 

Foto: Der „Götz von Berlichingen" des bekannten Eissegelmeisters Tepper ist mit einem hochmodernen Segel ausgestattet: an Stelle des Tuchsegels besitzt die Eisjacht ein aus Sperrholz gebautes Profilsegel

 

Foto: Diese Aufnahme, die einen Eissegelschlitten in voller Fahrt zeigt, lässt die Konstruktion – den Bootskörper - mit den Kufen und dem Segel — gut erkennen.

 

Es gab einmal einen kleinen Kreis von Sportlern, die bei besonderen Gelegenheiten eine kleine Eisjacht-Kufe als Anstecknadel trugen. „Die schnelle Kufe" war kein Verein, sie hatte keine Satzungen. Sie war eine kleine Kameradschaft von international bekannten Eisseglern — wohl jeder hatte schon irgendeine Meisterschaft geholt -, die nur besonders nette, hilfsbereite und zugleich sehr erfolgreiche Rennsegler in ihren kleinen Kreis aufnahmen. Sie trafen als Gegner und Freunde zusammen überall, wo es Rennen gab, in Cranz, in Angerburg, in Riga, in Reval. Und von überallher sind auch die Eindrücke und Erlebnisse zusammengekommen, die ich hiermit eisgekühlt, aber herzlich servieren möchte.

 

Das Eissegeln ist schon ein toller Sport, immerhin der schnellste, den es ohne Motor auf der Erde gibt. Er war zudem der ostpreußische Nationalsport, so kann man sagen; denn die einzigen deutschen Meisterschaften irgendeiner Sportart, die in Ostpreußen ausgetragen wurden, waren die Eissegelmeisterschaften.

 

Rasende Gebilde aus Holz und Eisen

„Halt die Schot, hol, hol!" Hin und her rüttelt dich der Schlitten, die Kufen scheinen das Eis kaum zu berühren, fest musst du das Rad halten, jede Bewegung des Schlittens fühlen und richtig einschätzen. Bei hohen Geschwindigkeiten fängt er an zu „schwimmen", liegt nicht mehr fest in der Spur, und doppelt scharf heißt es aufpassen, um keinen anderen zu rammen oder durch einen unverhofften Korkenzieher um viele Meter zurückgeworfen zu werden.

 

Korkenzieher nennt man eine unfreiwillige Übung, die darin besteht, dass sich der Schlitten mit großer Wucht um sich selbst dreht und sich dabei alle Mühe gibt, durch die Zentrifugalkraft seine Insassen loszuwerden.

 

Dort liegt die Marke! Der Beifahrer schwenkt die Hand in einer Richtung. Eine der besonderen Nervenproben ist da. Drei, vier und mehr Jachten steuern gleichzeitig den einen Punkt an, um den sie alle mit möglichst geringem Raumverlust herumkommen wollen. Wären es Segelboote mit ihrer verhältnismäßig geringen Geschwindigkeit, dann würde eine gegenseitige Berührung kein großes Unglück herbeiführen können. Dies aber sind Eisjachten, sind wahnwitzig rasende Gebilde aus Holz und Eisen und ein paar sonstigen Zutaten, sind wilde Tiere, die von vier Händen und von angespannten und durchhaltenden Nerven gebändigt werden. Sie jagen auf jene Stelle zu, an der die rote Flagge auf dem Gerüst der Wendemarke weht, sie sind begierig, als erste heranzukommen, sie sollen aus der hemmungslosen Geschwindigkeit der Geraden in die Kurve gerissen werden. Jetzt zischt die erste herum, hart folgen die nächsten.

 

Eissplitter sprühen, Bronzeschneiden scharren, kratzen, rutschen, wollen vom Boden los und — werden bezwungen. Neuer Kurs und weiter.

 

Unheimlich wächst die Geschwindigkeit, hart steht der Winddruck gegen Gesicht und Körper, schlingernd, tanzend, springend saust das Fahrzeug mit immer wieder steigender Luvkufe über glattes und raues Eis, über Risse durch Schneewehen. Eisstücke und Schnee fegen ins Gesicht, die Läuferplanke biegt sich durch, schräge steht der Mast, aufs höchste beansprucht sind alle Teile, sind Stahlseile, Spanner, Schäkel und Steuerung. Die Fäuste graben sich in das Steuerrad, Kleinigkeiten auf dem Eis entgehen dem gehetzten Auge, dessen Blick dem Schlitten voraneilen muss. Tief schnürt sich dem Beifahrer die Schot in Hand und Schulter. So geht das wahnsinnige Rasen, Toben, Gleiten auf den Schluss der ersten Runde, auf die Startmarke zu, an der die Männer mit den Stoppuhren stehen, um die Zeit zu nehmen.

 

Erreicht! Herum! „Hol dicht!" Los, auf den neuen Kurs. Zum zweiten Mal auf die erste Strecke des Dreiecks, das jetzt von Segeln umgeben ist, die wie leuchtende Schatten, weiße Gespenster von Marke zu Marke fegen. Dreimal herum. Drei Runden hindurch, neunmal an einer Wendemarke vorbei. Zu einer Maske mit tiefgefurchten Zügen sind die Gesichter der Mannschaften in den Schlitten erstarrt. Der gewaltige Zugwind gerbt die Haut zu gefühllosem Leder.

 

Natürlich gibt es nicht nur Rennjachten, sondern auch Tourenschlitten. Zum Spazierensegeln und — zu Wanderfahrten. Sie waren nicht elegant, nicht so leicht wie möglich, nicht glänzend von bestem Lack, sondern kräftig, derb, sie mussten manchen Puff vertragen. Mit hundert Kilometer Eisfläche auf dem Frischen und auf dem Kurischen Haff konnte man schon was anfangen.

 

Mit Hebebäumen und Eispickel

Dick eingemummt ging es los. Zur Ausrüstung gehört die Rumflasche, aber noch wichtiger sind Werkzeug, Seile, Hebebaum und Eispickel. Denn die Spannungen in großen Eisflächen erzeugen Spalten, die man umfahren oder irgendwie überwinden muss. Sie erzeugen mitunter meterhohe Eisverschiebungen, durch die man dem Schlitten einen Weg bahnen muss. Spalten sind manchmal unsichtbar, weil sie von Schnee und dünnem Eis überkrustet sind. Vorsichtig muss man die Gefahrenstelle untersuchen, den Mann, der das tut, am Seil sichern, wie einen Bergsteiger. Bis eine Stelle zum Passieren gefunden ist und es wieder weiter geht in sausender Fahrt über die unendlich weite leuchtende Ebene, — auf der man sich übrigens viel leichter verirren kann, als etwa auf dem Wasser.

 

„Kampfschlitten" mit Kanonen

Um Segelschlitten haben sich auch militärische Pläne gedreht. Im Ersten Weltkrieg wurden Eisjachten in Estland verwendet, um Erkundungen durchzuführen und den Gegner zu beunruhigen. Im letzten Krieg kam man auch noch auf eine ähnliche Idee. Plötzlich bauten die Pioniere Schlitten für den Kriegseinsatz, plötzlich wurden alle greifbaren Rennjachten in Sarkau auf der Kurischen Nehrung zusammengezogen, um die Pioniere im Eissegeln auszubilden. Der Russe saß auf der anderen Seite, und man wollte „ Kampfschlitten“ zur Überwachung einer im Eis des Haffs verlegten Minensperre einsetzen. Aber wenn man sich auch kaum mit einem anderen Fahrzeug so schnell auf dem Eis fortbewegen kann, wie mit einem Segelschlitten, so ist doch auch wieder ein Segel weithin zu sehen, und wenn plötzlich der Wind wegbleibt, dann kann die Sache mulmig werden. Da der für diese Entwicklung zuständige General seine eigenen Erfahrungen mit Segelschlitten vom Stettiner Haff hatte, auf dem sich noch verhältnismäßig lange riesige altmodische, gewaltig schwere Schlitten mit Vorsegel gehalten hatten — wir nannten sie scherzhaft „Eissegel-Omnibusse" — sahen auch die sogenannten „Kampfschlitten" ähnlich aus. Sie sollten außer der Besatzung nicht weniger als ein Maschinengewehr und eine 2-cm-Kanone mitschleppen, und sie müssen mitsamt der Ladung eine unheimliche Menge von Zentnern gewogen haben. Ihre Steuerung ließ sich schwerer bedienen, als die eines schweren Lkws. Und je schwerer so ein Ding ist, umso leichter bleibt es bei abflauendem Wind oder schwerer Bahn stehen. Ich habe mich einmal in so ein Biest gesetzt und den Eindruck gehabt, dass unter Windstärke 4 damit überhaupt nichts zu machen gewesen wäre.

 

Nun, diese Überlegungen sind uns alle abgenommen worden durch die weiteren kriegerischen Entwicklungen, denn die „Kampfschlitten" haben keine Gelegenheit mehr gehabt zu beweisen, wie schnell sie im unangenehmsten Moment stehen bleiben können. Sie sind zusammen mit all den in Sarkau versammelten Rennschlitten, unter denen sich auch mein Meisterschaftsschlitten „Spuk" befand, den Sowjets in die Hände gefallen.

 

Mit Krach in den andern Schlitten

Dass es bei einem so schnellen Sport auch mal kracht, ist wohl verständlich. Die deutsche Eissegelei hat viel Glück gehabt und nur wenige Unfälle erlebt, bei denen Menschen schwer zu Schaden kamen. Meines Wissens hat es nur einen Todesfall gegeben, und dabei handelte es sich nicht um einen Eissegler, sondern um einen Zuschauer, der, völlig unverständlich, in das Feld der gerade startenden Jachten hineinlief, von einem Schlitten erfasst wurde und zu Fall kam, wobei ihm eine Kufe ein Loch in den Kopf schlug. So etwas ist nun wirklich ein Ausnahmefall, und es hat zeitweise in Schweden und in Amerika viel mehr schwere Unfälle beim Eissegeln gegeben als in Deutschland.

 

Aber Bruch ist eine ziemlich alltägliche Erscheinung, und nach großen Rennveranstaltungen mit starkem Wind lag oft mancherlei von Splittern auf der Bahn herum, Reste von gebrochenen Masten, gebrochenen Läuferplanken und Kufen.

 

Der vielfache deutsche und Europameister Georg Tepper hatte einmal einen Zusammenstoß mit einem anderen Schlitten, der ihn quer rammte. Krachend bohrte sich die Spitze des gegnerischen Schlittens tief in die Seitenwand des eigenen und zwar ausgerechnet im Bereich des Führersitzraumes. Es schien fast ein Wunder, dass Tepper nicht mit gebrochenen Beinen herausgezogen werden musste. Ihm war nichts geschehen, obwohl die Nase des anderen Schlittens noch die stabile stählerne Steuersäule verbogen hatte, neben der der Steuermann seine Beine zu haben pflegt.

 

Mir selbst ist einmal der Schlitten von Erich Krebs — er trägt auch die deutsche Meisterschaftsnadel — so nachdrücklich in meinen eigenen gekracht, das war bei einer Europameisterschaft auf dem Stintsee in Riga, dass ich den ganzen Rumpf neu bauen lassen musste, während das Vorschiff seines Schlittens aussah wie eine aufgeblätterte Zigarre. Zum Glück passierte das bei verhältnismäßig niedriger Geschwindigkeit.

 

Aber bei den gleichen Rennen sahen wir eine Geschichte, von der noch jahrelang geredet wurde. In der 20-qm-Klasse jagten zwei Schlitten, der Königsberger „Rih" und die Rigarer „Vita" nebeneinander her. „Rih" besaß eine Sperrholzverkleidung des ganzen Rumpfes, die an den Rücken eines Wales erinnerte. Urplötzlich drehte „Vita" einen Korkenzieher, schoss in Bruchteilen von Sekunden auf den „Rih" zu, erwischte ihn nur wenige Zentimeter hinter dem Rücken des Steuermanns und rasierte ihm mit der eigenen scharf ausgezogenen Rumpfkante den gesamten Rumpfaufbau vom Führersitz bis hinten weg. Stehen blieb nur noch die niedrige Trägerkonstruktion des Rumpfes, von der auch die Steuerkufe gehalten wurde. So segelte der Schlitten weiter, er sah jetzt aus wie ein Pantoffel — vorne noch hoch und hinten ganz flach —, und er segelte so schnell, als ob er sich freute, den ganzen „Brassel" dahinten los geworden zu sein.

 

Mit allen Vieren über das Eis

Das Kentern eines Schlittens ist im Allgemeinen viel harmloser als es aussieht. Der Steuermann bleibt fest in seinem Sitz und steigt gemächlich aus, wenn alles zur Ruhe gekommen ist, und selbst der Beifahrer braucht nicht herauszufallen, wenn er sich festhält. Vom Festhalten hängt es auch ab, ob man bei einem Korkenzieher hinausgeschleudert wird, wenn sich der aus der Spur gelaufene Schlitten ein paar Mal um sich selbst dreht.

 

Wenn man sich nicht festhält freilich ... Da wurde auf dem Eis des Kurischen Haffs mal eine Wettfahrt von Cranz nach Rossitten gesegelt. Bei spiegelblankem hartem Eis finden die Kufen nur wenig Halt, und die Gefahr, dass sie wegrutschen und der Schlitten den bewussten Korkenzieher macht, ist besonders groß. Nun, der Schlitten von unserem Bootsbaumeister Wilhelm Karlisch, der machte einen. Und es muss ein gewaltiger gewesen sein. Jedenfalls war sein Mitsegler nicht darauf gefasst, er flog hinaus und rutschte auf dem glatten Eis weiter. Karlisch kriegte den Schlitten zum Stehen, er stieg aus, stellte die Steuerkufe quer, damit der Schlitten nicht von selbst in Fahrt kommen konnte, und blickte sich um. Da schlidderte doch tatsächlich der Beifahrer noch immer über das Eis, — alle Viere von sich gestreckt und immer noch wehrlos gegen den Schwung, mit dem er hinausgesaust war.

 

Schwimmübungen im Eisloch

Übrigens raste bei der gleichen Wettfahrt ein anderer Schlitten mit voller Fahrt in eine offene Stelle, in der er dann ganz friedlich schwamm. Der Steuermann hatte das blanke Wasser wohl zu spät vom blanken Eis unterscheiden können. Einem anderen aber blieb es vorbehalten, dem braven Bürgermeister von Rossitten nachdrücklich mit den „modernsten technischen Errungenschaften" der Eissegler zu imponieren. Es war Erich Krebs. Er lag an der Spitze. Da löste sich auf der Leeseite ein Bolzen der Mastverspannung. Aber auf der Leeseite haben die Verspannungen nichts zu halten, und so fielen Mast und Segel nicht um, weil die Wanten auf der Luvseite in Ordnung waren und der Wind mit voller Kraft dagegen drückte. Nur durfte man nicht wenden, und der Winddruck durfte nicht weggehen. So also langte Krebs vor der Mole von Rossitten an, stoppte vorsichtig und lief zu den Beurkundern, die seine Ankunft bescheinigen mussten. „Ja Donnerwetter", sagte der Bürgermeister zu ihm", als er anlangte, „dat es ne praktische Erfindung, dass der Schlitten sich jetzt schon von selbst abtakelt!" Krebs drehte sich um, sah zu seinem Schlitten, — da stand kein Mast mehr, kein Segel mehr. Der Wind hatte ein bisschen hin- und hergewedelt, von der anderen Seite angepackt, auf der die Verspannung fehlte, und alles war heruntergekracht.

 

Dass es mal Spalten und offene Stellen gibt, ist bei sehr großen Eisflächen eine ganz natürliche Sache. Also kann man auch mal hineinsegeln. Das geht meist harmlos ab, und das kühle Bad ist zwar nicht angenehm, aber auch nicht gefährlich, wenn es nur Sekunden oder Minuten dauert. Bei einer solchen Gelegenheit haben die Memeler Eissegler mal demonstriert, was sie für hartgesottene Burschen waren. Ein Schlitten mit zwei Mann lag im Bach. Die Männer, immerhin warm angezogen und in Kombinationen steckend, schwammen. Und die anderen? Reichten sie Stangen, warfen sie Leinen? Keine Rede davon. Sie standen auf der festen Eiskante, lachten sich schief und kommandierten wie der Schwimmlehrer: „Eins — — zwei, drei! Eins zwei, drei! Schön ruhig schwimmen! Gleichmäßig atmen!"

 

Ja, solche waren das!

 

Ein weites Feld für den Kniewler

Lange Zeit sah es bei den Wettkämpfen der Eissegler ähnlich aus, wie früher bei den Segelflug-Wettbewerben. Vielfältig und bunt. Stets sah man neue Konstruktionen, immer wieder hatte sich einer was anderes ausgeknobelt, mit dem er schneller zu sein hoffte als die Konkurrenz. Dann setzten sich international die Einheitsklassen durch, deren Vertreter zahlenmäßig überwogen. Schließlich wollte man ja nicht nur wissen, wer die beste Konstruktion hatte, sondern vor allem, welches die besten Mannschaften waren, und für diesen Vergleich ist es am nützlichsten, wenn alle das gleiche Gerät haben.

 

Immerhin blieb die konstruktive Entwicklung noch spannend, und es gehört zu den besonderen Reizen des Eissegelns, dass nicht nur die Freude an der Geschwindigkeit eine Rolle spielt, sondern das Suchen nach neuen technischen Lösungen. Der Techniker, der Kniewler, der Bastler finden ein weites Feld.

 

Es entstanden Jachten, die zwei Steuerräder übereinander besaßen. Mit dem einen wurde wie üblich die Steuerkufe gedreht, also der ganze Schlitten gesteuert. Das zweite diente dazu, den ganzen Rumpf auf der Läuferplanke zu drehen, das heißt seine Stellung zur Fahrtrichtung der Jacht zu verändern. Hauptzweck war die Verringerung des Windwiderstandes und zu einem Teil die Mitausnutzung des Rumpfes, der in diesem Fall sehr hoch gebaut war, als Segelfläche.

 

Die rasende Litfaßsäule

Den entscheidenden konstruktiven Sprung aber machte die Eissegelei, als kurz vor dem Kriege auf einigen Versuchsschlitten die Tuchsegel durch starre Profile ersetzt wurden. Darunter hat man sich etwa die Tragfläche eines Segelflugzeugs zu denken, die senkrecht gestellt als Segel benutzt wird. Ein solches Profil ist ziemlich dick, etwa bis zu einem halben Meter, und es gestattet eine Formgebung, die wesentlich höheren Vortrieb bewirken kann als ein Tuchsegel. Je höher die in Frage kommenden Geschwindigkeiten, desto wichtiger die Profilsegel! Es wurden jedenfalls mit den ersten Fahrzeugen dieser Art hochinteressante Ergebnisse erzielt. Während man bisher an Höchstgeschwindigkeiten so um die 145 Kilometer in der Stunde festgestellt hatte, schien jetzt wesentlich mehr möglich zu sein, und der Deutsche Segler-Verband setzte ganz offiziell einen Preis aus für die erste Jacht, die 200 Kilometer in der Stunde erreichen würde. Leider unterbrach der Krieg die ganze hoffnungsvolle Entwicklung.

 

Eine tolle Vorstellung, zweihundert Kilometer in der Stunde, wenn man bedenkt, dass leichte Sportflugzeuge mit Motor auch nicht schneller waren! Freilich, für das Auge sind die „Starren" eine höchst ungewohnte Sache. „Feuervogel", der erste Schlitten dieser Art, der in Reval auftauchte — Rumpf und das aus Sperrholz gebaute Profilsegel waren rot — hatte sofort den Spottnamen „Rasende Litfaßsäule" weg. Man sagte „Plättbretter" und sonst noch was auf diese Dinger. Aber sie liefen, sie rasten, sie waren faszinierend in den neuen Möglichkeiten, die sie boten. Damit hatte nun schon mehr der Flugzeugbauer als der Bootsbauer zu tun, — sowohl konstruktiv als auch handwerklich.

 

Heute ist es schlimm mit diesen Dingen bestellt, denn derartige Fahrzeuge, derartige Profile sind teuer, und wir haben zu wenig Eis, um die Versuche und Mühen lohnend erscheinen zu lassen. Wenn man bedenkt, dass ich schon mit meiner gewöhnlichen Eisjacht ein Segelflugzeug vom Typ Grunau Baby auf dem Frischen Haff vor Korschenruh mit einem dünnen Stahlkabel hochgeschleppt und gestartet habe, - was hätte aus den „Starren“ alles werden können!

 

Ich kam zur Europameisterschaft nach Riga mit einem Schlitten, der den Namen „Dreizehn" führte. Zugegeben, — ich halte den Namen heute auch nicht mehr für schön. Wir hatten uns gesagt: Dreizehn soll eine Unglückszahl sein? Gerade drum!

 

Das Geheimnis mit den Namen

Das hätten wir nicht tun sollen. Also, ich hatte mit dem Schlitten in Deutschland nicht viel Erfolg gehabt, ich kam nach Riga, hatte auch nicht viel Erfolg, und dann machte ich damit noch einen katastrophalen Bruch. Aus!

 

Da kam Erik von Holst zu mir, der Chef der estländischen Mannschaft, ein bekannter Konstrukteur. Er legte mir die Hand auf die Schulter und sagte eindringlich: „Herr Tidick, eine Jacht, die „Dreizehn" heißt, kann nicht laufen. In dem Namen muss schon die Geschwindigkeit stecken. Sehen Sie sich unsere Jachten an: „Fanal", „Vampir", „Va banque", „Phantom", — in dem Namen muss was vom Teufel drin stecken“.

 

Ja, so sagte er. Ich fuhr heim. Meinen neuen Schlitten nannte ich „Spuk". Und ich gewann, gewann, gewann. Es wurde mir zeitweise selbst unheimlich.

 

Die Sache mit dem Namen war gut, und über jene Unterhaltung amüsiere ich mich heute noch. Nicht, dass ich mir nun eingebildet hätte, dass der Teufel meinen Schlitten über die Ziellinie schiebt. Aber Äußerlichkeiten haben einen tieferen Grund, der Name, das Aussehen eines Fahrzeugs, haben ihren Einfluss auf die Besatzung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich auf einem Rennpferd mit dem Namen „Fallobst" wohlfühlt, oder dass man mit Optimismus in ein Rennauto „Rückwärts" klettert. Und ein Rennschlitten, der etwa hässlich und ungepflegt aussieht und „Krabbe" heißt, wird der Besatzung nicht viel Zuversicht und Elan vermitteln. Dieser innerliche Schwung ist aber von ganz erheblicher Bedeutung in jedem harten Wettkampf, in dem es um Spitzenleistungen geht. Und daher ist die Sache mit den geheimnisvollen Namen ebenfalls wichtig!

 

Seite 10   Ostpreußische Sagen und Tiermärchen

Einige Proben aus der Sammlung „Plattdeutsche Volkserzählungen aus Ostpreußen“

Innerhalb der Schriften des Volkskunde-Archivs Marburg ist im N. G. Elwert Verlag, Marburg, die Sammlung „Plattdeutsche Volkserzählungen aus Ostpreußen", gesammelt und herausgegeben von Gustav Grannas erschienen; eine Besprechung dieses Buches bringen wir auf Seite 3 dieser Nummer. Hier nun veröffentlichen wir einige Proben, und zwar aus den Ortssagen „De Zwerge em Schloßbarch" und von den Tiermärchen einige aus der Märchenkette „De Fuchs on de Wulf".

 

De Zwerge em Schloßbarch

Et weer eenmoal Austbeer en Kuglack, on nu hadde se sick Musikersch bestellt von Simohne.

 

Doa weer e Voader on Sähn, dä mooke goot Musik, on beide kreeje fif Mark färe ganze Tid.

 

On wie de Schmetter nu toend weer, — et weer all späd enne Nacht, — doa ware se denn noa Hus goahne, emmer de Näs lang nu Callehne.

 

On dä Oler, dä hadd sine Steewel utgetoage — on nu los. —

 

De Voader on den Sähn freide sick. Se hadde fif Mark verdeent.

 

On nu licht doa anne Wech e Schloßbarch. On wie de beide Musikante neejer koame, doa licht de Schloßbarch doa, on so ganz kleene Männerkis stoane doa, on eener sacht:

 

„Na Liedkis, wo goa ju hen?"

„Tohus nu Simohne!"

„Wo weer ju denn?"

„Musik moake en Kuglack!"

„Micht ju nich ook fär mi oppspäle?", säd dat kleene Mannke.

„Ä", sacht de Voader, „verdeent häbb wi joa ons Geld, worom nich“.

„Na, denn koamt man met“.

 On nu verbund he beide Musikante de Ooge, on los met änne.

 

On wie se änne de Bind vonne Ooge nehme, doa weeres en eenem groote Soal, on dat bletzd on gletzerd alles vär Selwer on Gold.

 

On nu weere ook so väle feine kleene Doams doa, — on fein sache dä ut. —

 

De beide Musikante mussde sick henhucke, on nu ging dat Fiddle los on dat Danze.

 

On dat weer so lostig fär de Musikante totukicke!

On fein danzde se alles, Walzer on Polka on Rheinländer, dat se so flietig spälde wie noch nie.

On dat ging dem ganze Dach äwer.

On wie alles toend weer, doa verbünde de Männerkis wedder de Musikante de Ooge on leide änne oppe Chassee.

 

„Wat si wi ju schuldig?", säd de een Mannke.

„I, nuscht", säd de Voader, „wi häbbe ons fif Mark all durt verdeent“.

„Nä, nä", säd de Mannke, „von ons kriej ju ook noch wat“.

 

On dä Jung, de hadd som Rucksack, on däm sagd he äm voll Bläder, on färem Oler schodd he de ganze Steewel voll Sand on Bläder.

On wie se e Endke gegange weere, doa säd de Jung:

„Ach wat, Voader, wat sull eck mit däm Rucksack voll Bläder!"

He runder dem Rucksack vonne Puckel on schodd alles ut. De Oler obber beheel alles enne Steewel, on se ginge wieder.

 

Nu keems bit Plibischke, on doa säd de Voader:

„Jung, komm, hier goa wi ren e bchnaps drinke!"

„Obber Voader", sächt de Jung, „wat sächt de Mutter?"

„I wat wull eck doch? Wat häfft dä oll Kreej väl tu räde!"

 

Se ren enne Kroch. On met eens kickt de Oler en sine Steewel ren, doa weer luter Gold benne. On de Jung, nu torick mit sinem Rucksack, on wull sine Bläder hoale — joa, doa weer nuscht mehr doa.

 

On de Oler keem tohus:

„Mutter, dis Nacht on Dach häbb wi e groot Fang gemoakt!"

Nu weer he e feiner Keerl, kofft sick e Buregrundsteck on poar Keitelkähn on werdschafd fein.

 

De Fuchs on de Wulf

Dat Stintfräte

De Fuchs on de Wulf hadde eenmoal Friendschaft geschloate. Wat nützt obber de beste Friendschaft, wenn et Winter es on et freert, dat de See roart on de Isretze platze. On de Feschersch hadde dem Niewod rutgehoalt on feschde mettem Stintkuttel — on äwer zwanzig Solankis Stint wurde op Schlädes geloade on losgefoahre. Wie se dorche Wold keeme, richt de Fuchs de Näs enne Höchst. —

 

„Broder Wulf", säd he, „de Feschersch ut Ogonke koame met Stint gefoahre, doa hoal wi ons welche!"

 

De Fuchs schleek sick von hinde anne Schläde ran, rop, ran an eenem Solanke on fung an, Stint ruttoschmiete. De Wulf leep hinde noa on freet aller op.

 

Op eenmoal kigd de Fescher sich om, ach herjeh, de Fuchs hätt dem Schnuz em hinderschte Solanke. He dem Pitsch on toch dem Feschdeef poar äwer, dat he forz koppäwer enne Schnie full.

 

De Fuchs ärgerd sick nich schlecht. De Wulf hadd de Stint on he de Pregel gekräje.

He weer obber stell on docht: „Alle Joahr passt moal e Fleck. Wulfke, eck war mi dat merke!"

 

Dat Stintangle

Dem Wulf leggerd obber nu mehr Stint on he säd:

„Eck si noch nich satt, eck mot mehr Stint häbbe!"

„Ja", sächt de Fuchs, „de Feschersch sen all vonne See runder, wi ware obber nu de Wohn hengoahne, vlecht sen doa noch paar Feschkis ligge gebläwe vom Verdeele färe Feschersch“.

 

Wie se nu dem See anne Wohn keeme, doa grefflachd de Fuchs, he docht: „Wacht man, ol Friend, jetzt war eck di anschiete!"

 

Anne Wohn weer kein Stint to finde, de Kreeje weere all doagewäse on hadde de letzte opgefräte.

 

„Stint mot eck häbbe!“, sächt de Wulf, „se schmecke so goot!“

De Fuchs: „Kannst joa di selwst welche angle!“

„Wie?“ froch de Wulf.

„Häng dem Zoagel ren; denn ware se schon anbiete – on denn titsd rut, motst obber wachte, bit et ganz schwer ward; denn sen genooch Stint dran", säd de Fuchs.

 

De Wulf hung dem Zoagel ren on lurd solang, bit de Zoagel ganz festgefroare weer. Doa keeme de Wiewer ute Därp on wulle Woater schäppe.

 

De Fuchs enne Soahle - on de Wiewer krieschde:

„De Wulf, de Wulf“. Forz keeme de Männer angerennt met Kneppels on haude dem Wulf dat Ledder voll. He wull loskoame on reet on rugsd, on endlich keem he he los, bloß he strebd sick dem ganze Zoagel af, dat bloß de Grew äwrig bleef on dat underschte Zoagelend afreet. - On he hield fär Wehdoag.

 

Loahmgeschloage on halfbedammelt keem he hindre Därp bim Fuchs an.

 

Dä gneddert on docht: Sittst du Hollrach, dat weer goot afgegäwe!" Obber lut säd he nuscht — he kennd joa sinem Friend. On nu leep de Fuchs värut, on de Wulf schombeld hinde noa.

 

De Fuchs on de Wulf op Hochtied

Hungrig weere de Friend alle beide — met de Fesch weer nuscht — nu wulle se bi eenem Bur enbräke. On nu heerde se von wiedems Musik - on doa keemes tur Tied — bi eenem Bur weer Hochtied.

 

De Fuchs säd: „Wenn se aller em Schum send, denn bräk wi ons enne Keller en!" —

Na es goot, de Fuchs ren hinde enne Goarde on kundschafd ut, dat em Kellerfester e Loch weer. Doa kreepe de beide Friend nu ren; en dem Keller weer soväl Fleesch, Broade on Speck on Schinke, Gloms on Schmant, on nu fierde dä beide hier unde Hochtied op änne Oart. On de Wulf haud sick de Kaldune so voll, dat he kum krupe kunn on so dick wie e Tonn weer. He emmer ran an dem Broade on denn wedder enne Schinke on denn wedder anne Seetflesch on tuletzt fund he de Mehrkis vonne Schwien, on ook dä haud he runder. De Fuchs obber freet mehr von däm Botter on Gloms on Schmant. On nu fund de Fuchs noch en eene Kellereck e Emmer met Boarefang, ju weete doch däm Honigschnaps, de Letauer säge drop Mischkinnes. On de Wulf ran on sop ohne Verstand.

 

„Hol an!", säd de Fuchs, „du weetst doch, wat met dem Honigschnaps los es, dä heet nich omsonst Boarefang; sup man, sup, bit du ligge bleffst, denn warscht noch hiede dootgeschloage“.

 

„Tum goode Äte geheert doch wat Goodet tu drinke!", säd de Wulf, „dat häbb wi hier goot getroffe“. „Drink kein Droppe mehr!", säd de Fuchs, „du häst all genooch, du best all half em Schum“.

 

Doa wurd de Wulf karbendig on stodd dem Fuchs vonne Emmer on nehm noch e Ruck.

On denn hugd he sick hen noppe Noarsch on säd:

 

„Nu häbb wi gegäte on gedrunke – Broder Fuchs nu singert mi!“

„Hol bloß de Frät!“, schreech de Fuchs, „wi sen hier nich enne Kroch, wo dä besoapne Schwien num halwe Brannwin anfange to blare on to bölke on denke se singe!“

„Nei“, säd de Wulf, „Broder Fuchs nu singert mi, eck mot singe!“

 

He rägd dem Gorgel long on fung an scheen to singe wie de ole Dägwitzsche, wenn se half Liter Kartoffelsprit utgesoape hadd.

 

De Fuchs säd: „Na sing man, sing, warscht joa sehne, wat du doavon häbbe warscht!"

 

On doamet he rut ute Kellerfenster — on knapp, dat he dorchkeem.

 

De Hochtiedslied heerde dem scheene Gesang enne Keller on keeme sehne, wat doa un los weer. Se moke de Kellerdär op. „Ach herjeh, de Wulf es benne!"

 

Dä wull rasch dorche Kellerfenster dorch. —

Joa, geschäte huckt — he kunn nich dorch. —

 

On nu geef dat Preegel, dat he emmer anne Wänd enne Höcht ging. On wi he eent goot äwergeräte kreech oppe rechtige Jäkstell, doa he nu de Kellerdär, on blindlings wull he doa dorch. Tu sinem Gleck stunde doa poar Wiewer, dä krieschde on Sprunge nu de Sied.

 

So keem he ditmoal noch met dem Läwe doavon, on e End vom Gehäft truff he de Fuchs. Dä säd: „Na sittst, nu häst de Bezoahlung färt Muskmoake gekräje!"

Ditmoal säd ons Wulf nuscht, wat sulld he ook sägge? De Schnuz weer blodig, de eene Og weer to, op eenem Foot loahmd he. Met eens fung de Fuchs an to stähne, schmeet sick hen on säd:

„Eck kann nich wieder, eck kann nich wieder, eck häbb mi dorchet Kellerfenster dränge de Kriez utgehoakt. Lop, Broder Wulf, dat se di nich kriege!"

 

„Nei", säd de Wulf, „ligge loat eck di nich, rop op mine Puckel!"

 

On de Fuchs leech boawe on gnedderd on grefflachdm on de Wulf loahmd on schläbd dem gesunde Fuchs.

 

On met eens fung de Fuchs an to singe:

 

„Wunder äwer Wunder,

De Kranker drächt dem Gesunder!

Wunder äwer Wunder

De Kranker drächt dem Gesunder!“

 

On de Wulf mergd nich, wat dat to bediede hadd. Dä Hibb äwre Kopp hadde äm beske marksdammlig gemoakt.

 

Seite 11   Milchwirtschaftliche Probleme

Von Direktor Joh. Hutten, Münster in W.

Wie auch in anderen europäischen Ländern hat auch die Milcherzeugung und mehr noch die Molkereianlieferung in der Bundesrepublik eindeutig steigende Tendenz. Diese Entwicklung kann vorübergehend durch Witterungs- und damit Fütterungsschwankungen unterbrochen werden, auf weite Sicht ist aber mit diesem Trend zu rechnen. In den süddeutschen Bundesländern beispielsweise liegt die Molkereianlieferung seit Monaten mit etwa 20 Prozent höher als in der Vergleichszeit des Vorjahres. In den übrigen Bundesländern ist dieser Abstand weniger auffällig, hierbei ist aber festzustellen, dass die erhöhte Molkereianlieferung nicht identisch ist mit einer entsprechend erhöhten Milcherzeugung, vielmehr weisen die amtlichen Statistiken eine erhebliche Einschränkung des Milchverbrauches auf dem Bauernhof aus.

 

Wenn man nun die Absatzmöglichkeiten für diesen wachsenden Milchstrom betrachtet, so muss leider festgestellt werden, dass der Trinkmilchabsatz nicht steigt, sondern vielmehr stagniert, im Verhältnis zur Anlieferung sogar leicht rückläufig ist. Die verstärkten Werbemaßnahmen für Trinkmilch haben nicht verhindern können, dass der Milchkonsum insbesondere am Wochenende nur einen Bruchteil der an den übrigen Wochentagen abgesetzten Mengen beträgt. Hier wirken sich aus, die Folgen des Ladenschlussgesetzes und die in vielen Betrieben schon praktizierte 5-Tage-Arbeitswoche. Dieses Dilemma muss sich zwangsläufig weiter verschärfen, je mehr die Wirtschaft zur 5-Tage Arbeitswoche übergeht.

 

Steigende Molkereianlieferung bei gleichbleibendem Trinkmilchabsatz bedeutet erhöhten Werkmilchanfall.

 

Die Käseeinfuhr ist vollliberalisiert. Das benachbarte Ausland macht große Anstrengungen, am Markt der Bundesrepublik verstärkt Fuß zu fassen. Hierzu werden besondere Unternehmungen gegründet, die die deutschen Handelskreise für Käse ausländischer Herkunft unter Umgehung deutscher Importeure direkt ansprechen. Als Erfolg, dieser Anstrengungen der ausländischen Milchwirtschaft ist festzustellen, dass die Menge an Importkäse, die von der deutschen Milchwirtschaft insgesamt produzierte Menge inzwischen übersteigt.

 

Der steigende Werkmilchanfall hat bisher seine Verwertung über eine verstärkte Buttererzeugung und eine ausgeweitete Produktion von Milchkonserven gefunden. (Die Produktion an Milchkonserven war im vergangenen Jahr erstmalig höher als die gesamte Käseproduktion. Der Butterkonsum hat sich dank der gestiegenen Kaufkraft der Verbraucher in einem erfreulichen Ausmaß ausgeweitet. Die eingeleiteten Selbsthilfemaßnahmen der Landwirtschaft haben zu einer beachtlichen Stabilität des Buttermarktes geführt, die aber ständiger Beobachtung und sorgfältiger Pflege bedarf. Offensichtlich sind auch die Verbraucher an möglichst ausgeglichenen Butterpreisen interessiert. Sie wünschen frische deutsche Markenbutter bester Qualität. Hierzu ist notwendig, dass dem Markt besonders im Winter genügend Frischbutter zugeführt wird und dass im Sommer nur die unvermeidbaren Buttermengen im Kühlhaus gelagert werden. Dem Sommer-/Winter-Verhältnis der Milcherzeugung kommt zukünftig entscheidende Bedeutung zu. Die Bemühungen der Molkerei-Zentrale und des Milch-Fett-Eierkontors haben es im Wege des übergebietlichen Ausgleichs ermöglicht, den Bedarfsgebieten auch im Winter Frischbutter zuzuführen. 55 Prozent der Milchanlieferung werden verbuttert. Die Milchverwertung steht und fällt weitgehend mit dem Buttermarkt, dieser erfordert deshalb höchste Aufmerksamkeit. Die Selbsthilfemaßnahmen sollten verstärkt werden, denn bei steigender Milcherzeugung haben sie ihre Bewährungsprobe noch vor sich.

 

Wenn hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung des Buttermarktes vorsichtiger Optimismus gerechtfertigt erscheint, so sollte rechtzeitig bedacht werden, dass bei steigender Milcherzeugung das Problem „Milcheiweiß = Magermilch" sich zwangsläufig verschärft. Der absolute Magermilchanfall muss bei gleichbleibendem Frischmilchabsatz und rückläufigem Käsemarkt rapide ansteigen. Es ist keine Lösung, diese Magermilch einfach den Bauern zurückzugeben, es muss berücksichtigt werden, dass die Landwirtschaft mit wirtschaftlichem Nutzen nur solche Magermilchmengen verwerten kann, auf die sie sich vorher einstellen kann und die stets gleichmäßig fließen.

 

In einem Lande mit großem Trinkmilchverbrauch ist diese Forderung aber unerfüllbar, denn der Absatz von Milch und Milcherzeugnissen unterliegt lang- und kurzfristigen Schwankungen, die einen entsprechend schwankenden Magermilchanfall zur Folge haben.

 

Wenn beispielsweise am Wochenende der Frischmilchabsatz völlig ausfällt, so muss die erzeugte Milch dann verbuttert werden. Das würde bedeuten, dass die Milchlieferanten von Dienstag bis Freitag zum Beispiel 30 Prozent Magermilch, am Wochenende dagegen 85 Prozent zurückerhalten. Die Molkereiwirtschaft in Gebieten mit starkem Trinkmilchverbrauch kann deshalb nicht ohne leistungsfähige Dauermilchwerke auskommen, deren Aufgabe es ist, die lang- und kurzfristigen Schwankungen im Frischmilchabsatz auszugleichen. Mit steigender Milcherzeugung erlangt der Markt für Milchkonserven (Kondensmilch, Trockenmilch, Kasein) steigende Bedeutung. Die marktregulierende Funktion der Dauermilchwerke für Milchüberschüsse wird dadurch erschwert, dass die Bundesregierung die Einfuhr von Vollmilchpulver, wie die von Käse, ebenfalls liberalisiert hat. In den europäischen Nachbarländern ist es längst eine Selbstverständlichkeit geworden, Überproduktionen — die immer die Gefahr des Preisverfalls in sich bergen — an Käse oder Butter über die Trocknung von Vollmilch, Sahne und Magermilch zu vermeiden. Der Erlös für dieses Vollmilchpulver ist nicht ausschlaggebend, wenn das Ziel nur erreicht wurde, ein Absinken der Butter- oder Käsepreise zu verhindern.

 

Es ist festzustellen, dass aus dem Ausland Vollmilchpulver zu Preisen angeboten wird, die weit unter den Gestehungskosten deutscher Hersteller liegen. Die deutschen Dauermilchwerke sind damit wettbewerbsunfähig. Es ist nicht verwunderlich, dass sie fast 50 Prozent ihres früheren Marktanteils an das Ausland verloren haben. Bis zum 30. September wurden in diesem Jahr schon etwa 8000 Tonnen Vollmilchpulver importiert, das entspricht 75 Millionen Kilogramm Vollmilch. Im Verhältnis zur gesamten deutschen Milcherzeugung ist obige Menge gering, es sollte aber berücksichtigt werden, dass es der Milchwirtschaft nicht gleichgültig sein kann, ob die Dauermilchwerke den Molkereien während der Milchschwemme oder zum Wochenende Vollmilch zur Trocknung abnehmen oder nicht. Auch diese sonst getrocknete Vollmilch muss zusätzlich verbuttert werden, das heißt, es fallen zusätzlich Magermilchmengen an.

 

Was nun die Magermilch und ihre Verwertung anbelangt, so zeichnet sich hier eine Entwicklung ab, die nur als besorgniserregend bezeichnet werden kann. Die steigende Milcherzeugung findet ihren Niederschlag in einer rapide ansteigenden Magermilchmenge. Diese kann nicht zu jeder Zeit unbeschränkt den Milchlieferanten zurückgegeben werden, weil der Bauernhof die Schwankungen im Magermilchanfall wirtschaftlich nicht verkraften kann. Hinzu kommt, dass die Aufnahmefähigkeit der Bauern für Magermilch umso geringer ist, je mehr Fertigfutter im Schweine- und Kälberstall vordrängen. Der Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft zwingt zur Verwendung von Fertigfuttern. Es ist aber milchwirtschaftlich gesehen mehr als bedenklich, wenn diese Fertigfutter die Beifütterung von Magermilch ausschließen. Die genossenschaftlichen Futtermittelwerke sollten deshalb solche Fertigfutter anbieten, die die Beifütterung von Magermilch verlangen und nicht sie ausschließen. Es muss mit Nachdruck vor sogenannten „Milchersatzfuttern" gewarnt werden. Die Milcherzeugung kann nicht nennenswert gesteigert werden, wenn nicht die Landwirtschaft selbst die dabei anfallenden Mengen an Magermilch oder Magermilchpulver zurücknimmt und verwertet.

 

Die Lage wird aufschlussreich belichtet durch die Produktionszahlen für Magermilchpulver. Es wurde in der Bundesrepublik an Magermilchpulver hergestellt:

 

im Jahre 1953: 22 800 tons,

im Jahre 1954: 20 200 tons,

im Jahre 1955: 28 400 tons,

im Jahre 1956: 32 483 tons,

bis 30.09.1957: 36 600 tons.

 

Die Produktion hat bis Ende des Jahres 1957 sicherlich 40 000 tons überschritten.

 

Das Magermilchpulver wurde produziert bei Rückgabe gleichbleibender Mengen an flüssiger Magermilch. Hier hat also die erhöhte Milcherzeugung ihren Niederschlag gefunden. Es zeigt sich deutlich, wie eng die Märkte für Voll- und Magermilchpulver zusammenhängen. Wenn die deutschen Dauermilchwerke die 8000 tons Vollmilchpulver, die aus dem Ausland bis Ende September 1957 in diesem Jahr hereinkamen, aus eigener Vollmilch produziert hätten, so wäre die Produktion von Magermilchpulver entsprechend niedriger gewesen Die Liberalisierung der Einfuhr von Vollmilchpulver, die gleichbedeutend ist mit der ungehinderten Einfuhr von Vollmilch, erweist sich als eine erhebliche Belastung der gesamten deutschen Milchwirtschaft.

 

Das Magermilch- gleich Restmilchproblem ist nur zu lösen in enger Zusammenarbeit aller landwirtschaftlichen Organisationen. Was mit großem Erfolg für das Milchfett erreicht werden konnte, sollte für das Milcheiweiß auch erzielbar sein, wenn man sich nur rechtzeitig nach Lösungen umsieht. Es sollte bald geprüft werden, wie weit der Austausch von importiertem Fischmehl durch das eigene Produkt der deutschen Landwirtschaft, Magermilchpulver, realisierbar ist. Alles sollte getan werden, um die Mast von Qualitätskälbern der Schlachtwertklasse A auf aufgefettete Trockenmilch auszurichten. Es sollte bedacht werden, dass 100 000 Kälber pro Tag rund 1,5 Millionen Liter Magermilch saufen. Es kann also der Milchwirtschaft nicht gleichgültig sein, womit die Tiere ausgemästet werden.

 

Die Molkereien müssen dem Markt im Winter möglichst viel frische deutsche Markenbutter zuführen. Hierzu ist eine hohe Milcherzeugung im Winter notwendig. Das ist gleichbedeutend mit einer verstärkten Verlegung der Abkalbzeiten in den Herbst und Winter.

 

Gefahr kann in absehbarer Zeit für die Milch- und Molkereiwirtschaft nur von einer zu hohen Milcherzeugung im Sommer kommen; im Winter werden zur Marktversorgung noch nicht ausreichende Milchmengen erzeugt.

 

Das Restmilchproblem kann die Molkereiwirtschaft aber nicht lösen, wenn die Landwirtschaft dazu übergehen sollte, Magermilch oder Trockenmilch weniger zu verfüttern, um stattdessen verstärkt „Magermilchfutter" zu verwenden. Sie würden den Ast, auf dem sie sitzen, dann selbst absägen.

 

Seite 11   Der Feldhäcksler - das Mädchen für alles

Foto: Der Feldhäcksler kann auch als stationäre Maschine auf dem Hof verwendet werden.

 

Foto: Ein Feldhäcksler bei der Arbeit. Er wird von einem Unimog gezogen, an den er seitlich angekuppelt ist.

 

Der Feldhäcksler ist eine für die westdeutsche Landwirtschaft noch verhältnismäßig unbekannte Maschine. Erst in allerjüngster Zeit ist seine vielseitige Verwendungsmöglichkeit erkannt worden, und besonders die Tatsache, dass er auch die schwere Ladearbeit übernimmt, bringt ihm neue Freunde.

 

Das Kuratorium für Technik in der Landwirtschaft (KTL) hat deshalb in 133 Feldhäckslerbetrieben Erhebungen darüber angestellt, welche Arbeitsverfahren zweckmäßig angewendet werden und welche Folgeeinrichtungen der Feldhäckslereinsatz voraussetzt. Zunächst ist festgestellt worden, dass Betriebe zwischen 20 und 40 ha den Feldhäcksler am meisten bevorzugen. Das sind Betriebsgrößen, für deren Bewirtschaftung die familieneigenen Arbeitskräfte bei der bisherigen Mechanisierungsstufe nicht mehr ausreichen, die aber Fremdarbeitskräfte kaum mehr bekommen. Hier findet der Feldhäcksler seine Hauptaufgabe bei der Heu-, Grünfutter- und Silofutterernte, wo er den Arbeitskräfteaufwand auf rund ein Viertel und den Zugkraftaufwand auf rund ein Drittel des bisher üblichen Aufwandes herabdrückt. Daneben wird er in der Getreideernte zum Schwadhäckseldrusch oder zur Strohbergung hinter dem Mähdrescher und in der Rübenernte zur Bergung des Blattes eingesetzt. Silomais lässt sich mechanisch nur mit dem Feldhäcksler ernten.

 

Grundsätzlich gibt es zwei Arbeitsverfahren mit dem Feldhäcksler, das absätzige und das Fließ-Verfahren. Das absätzige ist ein echtes Ein-Mann-Verfahren, bei dem derselbe Mann lädt, die Fuhre zum Hof fährt und ablädt. Bei sechsstündiger Einfahrzeit sind mit diesem Verfahren Tagesleistungen von 1,5 bis 2 ha Heufläche zu erreichen, die für den 20- bis 30-ha Betrieb genügen. Diese Unabhängigkeit von einer größeren Zahl von Arbeitskräften während der Ernte ist mit ein Hauptgrund für das nunmehr immer stärkere Eindringen des Feldhäckslers in die genannten Betriebsgrößen. Das Fließ-Verfahren erfordert drei bis vier Arbeitskräfte und zwei Schlepper, ermöglicht damit aber fast dreimal so hohe Leistungen, die auch für den Großbetrieb ohne weiteres ausreichen. Das Fließverfahren setzt eine exakte Arbeitsorganisation voraus.

 

Zu den wichtigsten Voraussetzungen für einen reibungslosen Feldhäckslereinsatz gehört ein ausreichend starker Schlepper. Schlepper zwischen 25 und 30 PS reichen nur unter günstigen Einsatzbedingungen und nur zur Ernte von lagerfähigem Heu, Mähdrescherstroh und nicht angewelkter Grassilage aus. Unter normalen Verhältnissen, ohne starke Hanglagen, sind 30 bis 35 PS erforderlich, und unter ungünstigen Einsatzbedingungen, wo gleichzeitig Höchstleistungen gefordert werden, braucht man mindestens einen 40-PS-Schlepper. Erwünscht ist, ebenso wie beim Mähdrusch, ein Schlepper mit Motorzapfwelle und mehreren Gängen im Geschwindigkeitsbereich zwischen 1 und 5 km/h. Bei kleineren Schleppern, bis herunter zu etwa 20 PS, gibt es auch die Möglichkeit, den Feldhäcksler mit einem Aufbaumotor auszurüsten. Trotzdem ist die Senkung des Leistungsbedarfs für den Feldhäcksler mit Recht als eines der dringendsten Probleme der Landtechnik bezeichnet worden.

 

Für den Transport des Häckselgutes sind bei Heu und Stroh Wagenaufbauten von mindestens 25, besser 30 oder mehr cbm erforderlich. Bei Grünfutter und Silage sollte die Tragfähigkeit des Wagens mindestens drei Tonnen betragen.

 

Einen ausgesprochenen Engpass stellt heute noch in den meisten Betrieben das Abladen des Häcksels auf dem Hof in ein Gebläse dar. Drei Viertel aller untersuchten Betriebe laden noch von Hand ab, obwohl es dafür mechanische Einrichtungen gibt (Seilabzug, Abzugsrechen, Roll- und Kratzboden). Wegen der unvermeidbaren Rüst- und Verlustzeiten sollte die Leistung des Gebläses um 50 Prozent höher als die Einfahrleistung liegen.

 

Die Frage, ob auch Heu mit dem Feldhäcksler aufgenommen werden kann, ist zu bejahen, wenn der Betrieb über eine Heubelüftungsanlage verfügt, die es erlaubt, schon bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 35 bis 40 Prozent einzufahren. Bei einer solchen Anlage entfällt das Wetterrisiko und die Nährstoffverluste verringern sich. Ein großer Teil der untersuchten Betriebe hatte zuerst die Heubelüftung und erst später den Feldhäcksler angeschafft.

 

Wenn auch die erwähnte Erhebung des KTL noch nicht abgeschlossen ist, so kann man doch heute schon feststellen, dass der Feldhäcksler gerade in den größeren Familienbetrieben und bei starkem Grünland- oder Futterbauanteil eine so vielseitig einsetzbare Erntemaschine darstellt, wie wir bisher keine hatten. Außerdem ermöglicht er unter fast allen Verhältnissen Ein-Mann-Arbeit.

 

Seite 11   Ungezieferbekämpfung im Hühnerstall

Heutzutage ist die Ungezieferbekämpfung im Hühnerstall kein Problem mehr, nur muss man nicht allein durch das Einpudern und Bestäuben des Geflügels mit insektentötenden Mitteln erwarten, alles Ungeziefer vernichtet zu haben. Milben, Federlinge und Flöhe wollen wir vernichten. Dazu ist es notwendig, das Ungeziefer auch in seinen Schlupfwinkeln zu treffen. Am leichtesten erreicht man das durch Vergasen oder Vernebeln mit geeigneten Präparaten, so zum Beispiel Fumette-Bayer oder Jacutin-Räucherstangen. Sowohl Vergasen als auch Vernebeln setzt gut abdichtbare Stallungen voraus. Auch Be- und Entlüftung müssen geschlossen werden. Ist eine gute Abdichtung nicht zu erreichen, dann wende man Stallspritzungen mit Jacutin-flüssig, Wendelinusöl oder mit Paral an. Vor dem Vergasen oder Spritzen muss der Geflügelstall gründlich gereinigt werden. Die Einstreu, nicht zuletzt auch der Sand des Staubbades müssen unschädlich beseitigt werden. Auf den Sitzstangen und Kotbrettern soll man alle Staub- und Schmutzkrusten entfernen, weil sich darunter die Milben verborgen halten. Auch die Auflegestellen der Sitzstangen sind ein beliebter Unterschlupfort für die Schädlinge. Die Sitzstangen müssen deshalb hochgenommen und ebenso wie alle übrigen Stalleinrichtungsgegenstände so aufgestellt werden, dass die angewandten Mittel überall herankönnen. Nach acht Tagen muss man eine Wiederholung der Vergasung, Verräucherung oder Spritzung vornehmen. Auch Anstriche mit Holzschutzmitteln sind eine gute Vorbeuge gegen Ungeziefer

 

Seite 12   Ein Pferdegespann im niederrheinischen Großbetrieb.

Foto: Rheinische Kaltblüter

 

In Ostpreußen bestand, im Gegensatz zum Westen, ein Gespann aus vier Pferden. Es wurde Wert darauf gelegt, das kleinste Pferd nach links zu spannen. Die Pferde gingen nur im Sielengeschirr mit einer Kreuzleine. Sie waren der Schmuck des Betriebes und der Stolz des Besitzers. Mit vieler Sorgfalt wurden Tiere und Geschirr gepflegt.

 

Hier im Westen kennt man fast nur die Kummetgeschirre. Zwischen den Tieren wird eine dünne eiserne Stange befestigt, man sagt Knebel dazu. Als Leine dient ein gewöhnlicher Strick, der an beiden äußeren Seiten an den Gebissen der Pferde befestigt ist. Hierdurch wird das Lenken sehr erschwert. Auch haben die Tiere wenig Bewegungsfreiheit, was sich besonders an heißen Tagen empfindlich bemerkbar macht. Es hat sich schon früher und auch heute nicht rentiert, einen erwachsenen Mann mit einem Zweipferdegespann laufen zu lassen. Dadurch wurde das Pferd an die zweite Stelle im Betrieb gedrückt.

 

Es ist auch heute bei den jungen Menschen, die mit 16 Jahren schon ein Moped, und mit 18 Jahren ein Motorrad besitzen, für Tierliebe und -pflege keine Zeit mehr vorhanden. Das Pferd wird dem Menschen unbequem.

 

Aber wir haben in den letzten nassen Jahren in der Praxis erfahren, dass das Pferd in der Landwirtschaft doch nicht zu entbehren ist. Es war und ist dem Menschen ein treuer Lebenskamerad geblieben.

Ewald Kiutra, Gut Grafenthal

 

Seite 12   Eierfressen

Das unangenehme und für den Hühnerhalter recht kostspielige Eierfressen ist schwer zu bekämpfen. Diese Untugend entsteht meist durch ungeeignete Nester, in denen Eier zerbrechen. Nicht selten ist diese Unart aber auch auf ein Verschulden des Geflügelhalters zurückzuführen.

 

Die Nester sollen daher genügend tief, weich und etwas verdunkelt sein. Falls die Unart sich ausbreitet, nützt manchmal schon starkes Verdunkeln der Nester. Weichschalige Eier sind durch vermehrte Grünzeug- und Kalkfütterung zu vermeiden. Eventuell gibt man etwas Vigantol hinzu.

 

Oft werden aber auch die Hühner durch unsachgemäßes Verhalten des Geflügelhalters zum Eierfressen verführt, indem die Eierschalen, sofort nach Entleerung des Ei-Inhaltes zum Fressen vorgeworfen werden. Später können die Hühner bei frischgelegten Eiern der Versuchung nicht widerstehen. Sie bearbeiten mit dem Schnabel im Nest das gelegte Ei. Hat dasselbe erst einmal einen Sprung, dann ist es auch rasch verzehrt. Kommt zufällig eine andere Henne dazu, so lernt ein Tier vom anderen das Eierfressen. Kleine Ursachen — große Wirkungen, das gilt auch hier.

 

Hat ein Huhn einmal Geschmack an Eiern gefunden, ist ihm das Eierfressen schwer abzugewöhnen. Kann man die Übeltäterin, die oft an Nestern lauert oder Dotter am Schnabel hat, ausfindig machen, ist es das einfachste, sie zu schlachten, damit nicht andere Hühner von ihr lernen.

 

Hat der Geflügelhalter in seinem Bestand das Eierfressen festgestellt, muss er sofort geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen. Dem eierfressenden Tier wird ein mit übelriechenden Bitterstoffen gefülltes Ei zum Verzehr geradezu präsentiert. Hilft ein solcher Versuch nicht, ist ein Beschneiden der Oberschnabelspitze ratsam, die nach einiger Zeit nachwächst. Bei kleinem Hühnerbestand hat es sich auch als praktisch erwiesen, die Hennen morgens zu tasten und die voraussichtlichen Legerinnen dann bis zum Legen in einen dunklen Korb oder eine Kiste mit weicher Heueinlage zu setzen. Am ungewohnten Ort und in der Dunkelheit fressen die Hühner im Allgemeinen keine Eier.

 

In hartnäckigen Fällen ist auch noch der Versuch mit einem praktischen Abgewöhnungsnest anzuraten. Dieses kann man durch ein führendes Geflügelzuchtgeräte-Fachgeschäft beziehen oder auf einfache Weise selbst anfertigen. Wesentlich dabei ist, dass in dem Nest das Ei, ähnlich wie in der Legebatterie, abrollt und verschwindet. Auf diese Weise bekommt die Henne kein Ei mehr zu sehen.

 

Sollte keine der angeführten Methoden zum Erfolg führen oder zu langwierig sein, so bleibt nur das Schlachtmesser. Bevor die Tiere gekauft bzw. zugesetzt werden, müssen alle Eierfresser ausgemerzt sein.

Lucas

 

Seite 12   75 Jahre Ermländischer Bauernverein

Von Dr. Ludwig Hinz, Schwetzingen

Erste Fortsetzung und Schluss

Nach anfänglichem starkem Wachstum und regem Leben in allen Ortsvereinen des Bauernvereins trat gegen die Jahrhundertwende eine gewisse Vereinsmüdigkeit ein. Zwar war der Ermländische Bauernverein auch dabei, als im Jahre 1900 die Bauernvereine in Deutschland die Vereinigung der deutschen christlichen Bauernvereine begründeten und ihr denkwürdiges Programm formulieren, aber es schien, als ob das geistige und sittliche Programm des Vereins und der Vereinigung unter dem Druck schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse (Caprivi-Zeit) nicht mehr die alte Werbekraft besaß, als ob sich das Schwergewicht der Arbeit im Materiellen, in den genossenschaftlichen Gründungen des Bauernvereins konzentrierte. Es schien der Blick dafür getrübt zu sein, dass materielle Not — wie häufig im Verhältnis Geist und Körper — Seele und Leib — letzten Endes im Geistigen und Seelischen wurzelt.

 

Da trat der Schalmeyer Pfarrer Dr. Georg Matern auf den Plan. Es genügt zu sagen, dass er ein Schüler von Dr. Lehmann auf dem Rößeler Gymnasium gewesen war. Er rief 1903 in einer Generalversammlung des Bauernvereins die ermländischen Bauern auf und wach. „Was will der Ermländische Bauernverein" hieß das Thema seiner großen Rede, die dann auch als Flugblatt Aufsehen erregte. Dr. Matern wurde damit zum Reorganisator des Ermländischen Bauernvereins. Danach trat ein irgendwie gefährlicher Rückschlag in der Pflege der Idee des Vereins nicht mehr ein. Sie wirkte und bestimmte Richtung und Ziel der Bauernvereinsarbeit im Ermland bis zu seiner letzten Stunde. Zwar gab es immer wieder einzelne Mitglieder, die die Aufgabe des Vereins als erschöpft ansahen, wenn er für Steuerermäßigungen, billige Zinsen, günstige Tarifbedingungen und gute Preise eintrat und derartige materiellen Dinge erreichte, aber die breite Masse der Mitglieder, die in jedem Kirchspiel des Ermlandes einen Ortsverein hatten, war durchaus davon erfüllt, dass sie mit ihrer Mitarbeit im Bauernverein auch einer sittlichen Idee dienten und dienen wollten. Als im Jahre 1932 der Kampf des nationalsozialistischen Landvolkes gegen den Bauernverein im Ermland begann, da war es dann so, dass der Bauernverein auf einen Austritt zwei Neueintritte verzeichnen konnte.

 

Halbjahrhundert-Feier in Wormditt

1932 im Juli feierte der Ermländische Bauernverein sein 50-jähriges Bestehen Da sah das liebe, alte Wormditt mit dem Storchennest auf seinem Rathaus, mit seinen Lauben um den Markt, mit seiner gotischen Backsteinkirche, die so schön ist, dass die große ostpreußische Balladendichterin Agnes Miegel ihr ein wunderbares Gedicht gewidmet hat, hohe Tage. Der Bischof von Ermland, Maximilian Kaller, unvergessen als erster Flüchtlingsbischof hier in Westdeutschland, hielt dem Bauernverein ein Pontifikalamt, die Spitzen der Behörden der Provinz Ostpreußen, die befreundeten Organisationen aus dem Reich, alle waren sie vertreten und sagten dem Bauernverein viel schmeichelhafte und herzliche Glückwünsche. Die ermländischen Reitervereine schickten zum Festturnier über zweihundert Reiter an die Stadt, im Festzug geleiteten sie im Viererzug Präsident Dr. Hermes, den Präsidenten Lingk und den Generalsekretär. Es waren Tage voll Freude und berechtigtem Stolz auf das Geleistete. Es waren aber die letzten Tage der Freude.

 

Im Januar 1933 geschah der politische Umsturz; der Reichsnährstand kam und übernahm die Organisationen der deutschen Landwirtschaft. Den Ermländischen Bauernverein hat er nicht übernommen. Der Ermländische Bauernverein liquidierte und übergab sein gesamtes Aktenmaterial der Ermländischen Zentralkasse, die bestehen blieb. Möbel und Schreibmaschinen erhielt der Reichsnährstand, das genügte ihm. Gegen Ausgang des Jahres 1933 hatte der Ermländische Bauernverein zu einer letzten Mitgliederversammlung, die die Liquidation des Vereins beschloss, eingeladen. Alle waren sie gekommen, der letzte Platz im großen Saal des Goldenen Stern in Wormditt war besetzt. Mir oblag es, die Abschiedsrede zu halten. Für mich verkörperte der Ermländische Bauernverein mit all seinen Einrichtungen den ermländischen Bauern selbst. Er war für mich ein lebendiger Organismus mit Geist und Körper. Ich begann daher meine Abschiedsworte: „De mortuis nihil nisi bene: Über Tote soll man nur Gutes sagen. Der Ermländische Bauernverein schickt sich an zu sterben“. Es wurde totenstill im Saal und viele, besonders die alten Bauern, weinten.

 

Tätigkeit der Bauernkassen

Als der Ermländische Bauernverein begann, Genossenschaften zu gründen, galt bei ihm der Grundsatz, wo der Turm einer Pfarrkirche steht, da muss auch eine Bauernkasse hin, und wo eine Bahnstation ist, soll grundsätzlich auch ein genossenschaftliches Lagerhaus sein. Zwar sind in einigen Fällen aus praktischen Überlegungen auch zwei Kirchspiele zu einem Kassenvereinsbezirk zusammengezogen worden und nicht an jeder kleinen Bahnstation entstand ein genossenschaftliches Lagerhaus. Aber im Prinzip hat der Bauernverein seinen Organisationsplan durchgeführt.

 

Die erste Spar- und Darlehnskasse entstand 1885 in Rößel. (Es war übrigens nicht die erste in Ostpreußen. Kurze Zeit vorher hatte der Rittergutsbesitzer Knauff, Kobulten, Kreis Ortelsburg, dort eine Raiffeisenkasse gegründet). Bis zur Jahrhundertwende waren praktisch dann die 71 Spar- und Darlehnskassenvereine des Ermlandes gegründet. Bei ihnen setzten also ab 1935 die Feiern des fünfzigjährigen Bestehens ein. Es gibt wohl kaum einen Ermländer, der nur irgendwie dem ermländischen Bauernstand verbunden ist, der sich nicht an diese Jubelfeste der ermländischen Raiffeisenkassen und -banken, wie sie später hießen, erinnerte. Das waren wahre Familienfeste, zu denen sich das ganze Kirchspiel mit den geladenen Gästen zusammenfand. Und jeder Jubiläumsbericht war ein Stück Gemeindechronik, ein Stück heimatlicher Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.

 

Die Ermländische Zentralkasse wurde 1892 gegründet. Die Kassen des Ermlandes brauchten sehr schnell eine Geldausgleichsstelle, die dann wiederum den Anschluss an die Preußische Zentralgenossenschaftskasse Berlin, die spätere Deutsche Zentralgenossenschaftskasse fand. Die ermländische Zentralkasse gehörte zu den ältesten ländlichen Zentralkassen im Deutschen Reich, sie war vielleicht die Kleinste, aber sie hatte auch immer den niedrigsten Sollzinssatz, sie zahlte immer die höchsten Habenzinsen für die Einlagen ihrer Mitgliedergenossenschaften und blieb mit ihrer Zinsspanne daher immer unter dein Reichsdurchschnitt. Das waren beachtliche Leistungen, an denen der Vater Raiffeisen seine Freude gehabt hätte.

 

Auch die ermländischen Raiffeisenkassen befanden sich immer wieder nach ihren Leistungen in den Spitzengruppen der ländlichen Kreditgenossenschaften des Reiches, so war das besonders der Fall bei der Rößeler Kasse als städtischer Raiffeisenbank und bei der Kiwitten-Wuslacker Kasse als dörflicher Raiffeisenkasse, die mit ihren Spareinlagen die Reichsspitze erreichten. In den Jahren der landwirtschaftlichen Schuldenregelung ab 1934 hat die Ermländisdie Zentralkasse als Entschuldungsstelle stets die Spitze bei allen ländlichen Zentralkassen des Reiches hinsichtlich des Prozentsatzes der erfolgreich abgeschlossenen Entschuldungsverfahren gehalten.

 

Als die Ermländisdie Zentralkasse im Jahre 1942 noch ihren 50. Geburtstag in würdigem Rahmen begehen konnte, sprach als Vertreter ihrer Mitgliedgenossenschaften den Glückwunsch Studienrat Wirdel von der Rößeler Raiffeisenbank, der an demselben Gymnasium wirkte, von dem seinerzeit Dr. Lehmann seinen Abschied genommen hatte. Studienrat Wirdel fasste seinen Glückwunsch in den Worten zusammen:

 

„Wenn wir nach Wormditt zur Ermländischen Zentralkasse kommen, dann ist es so, als ob wir zu Vater und Mutter kommen“. Für bäuerliche genossenschaftliche Arbeit lässt sich wohl ein höheres Lob nicht erreichen, und es kennzeichnet genau den Geist, aus dem genossenschaftliche Arbeit getan werden muss und im Ermland immer getan worden ist. Das ist derselbe Geist, aus dem Raiffeisen sich für alle Zeiten und in aller Welt beim bäuerlichen Genossenschaftler den Ehrentitel Vater Raiffeisen verdiente.

 

Die ermländischen Warengenossenschaften erhielten im Jahre 1904 ihre Zentrale in der Ermländischen Hauptgenossenschaft in Mehlsack. Bei ihr waren sowohl die Bauern des Mehlsacker Bezirks als auch die Warengenossenschaften des Ermlandes und eine Anzahl Raiffeisenkassen Mitglieder. Außerdem errichtete und unterhielt die Ermländische Hauptgenossenschaft mehrere Zweigstellen. Der genossenschaftliche Fachmann weiß, dass bei solcher genossenschaftlichen Konstruktion die klare genossenschaftliche Linie verlassen ist und dass das Filialsystem zu genossenschaftlicher Entartung führen kann. Aber da fand sich auch im Laufe der Zeit der Ermländer, der in diesem Fall den Blick für die richtige genossenschaftliche Organisation hatte. Das war der letzte Reichstagsabgeordnete des Zentrums aus dem Ermland und Ostpreußen bis 1933, Hubert Teschner, Kleiditten. Er führte die Umgründung der Ermländischen Hauptgenossenschaft mit dem juristischen Sitz in Wormditt im Jahre 1930 herbei. Die Filialen wurden selbständige von den Mitgliedern ihres Bezirks allein getragene Genossenschaften, in Mehlsack verblieb eine örtliche An- und Verkaufsgenossenschaft. Ihren geschäftlichen Sitz nahm die Hauptgenossenschaft in Königsberg, wo sie vorher schon eine Börsengeschäftsstelle unterhielt. So wurde auch dieser genossenschaftliche Fehler behoben.

 

Die ermländischen Genossenschaften schlossen sich im Jahre 1889 zu einem eigenen Prüfungsverband, dem Verband wirtschaftlicher Genossenschaften des Ermlandes zusammen. Ihm gehörten zum Schluss die 71 Raiffeisenkassen und 21 Warengenossenschaften des Ermlandes an, es kamen hinzu Molkerei- und Milchverwertungsgenossenschaften, Viehverwertungsgenossenschaften und andere kleinere Genossenschaften, insgesamt 123 Genossenschaften. Der ermländische Revisionsverband und seine Genossenschaftszentralen vollzogen sofort nach ihrer Gründung jeweils ihren Anschluss an den Reichsverband der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften und seine Zentralgeschäftsanstalten und gewannen gerade dadurch für alle Zeiten eine klare organisatorische Linie. Es gab im Ermland keine genossenschaftliche Zweigleisigkeit, keine genossenschaftliche Zersplitterung, keinen Ideenstreit. Der Vater Ermländischer Bauernverein hatte seinen genossenschaftlichen Kindern zielklar und zielbewusst den Weg gewiesen.

 

Nachdem die Genossenschaften 1933 in den Reichsnährstand eingegliedert und gleichgeschaltet wurden, mussten der ermländische Prüfungsverband mit dem ostpreußischen Raiffeisenverband und die Ermländische Hauptgenossenschaft mit der Haupthandelsgesellschaft ostpreußischer landwirtschaftlicher Genossenschaften im Jahre 1934 fusionieren. Ein erster Verbandstag des ermländischen Verbandes hatte die Fusion zunächst abgelehnt. Damals ergab es sich, dass den ermländischen 71 Bauernkassen in den vier ermländischen Kreisen 30 Millionen RM Spareinlagen anvertraut waren, während etwa 400 Raiffeisenkassen in den 34 übrigen ost- und westpreußischen Kreisen 28 Millionen RM Spareinlagen aufwiesen.

 

Diese besonderen genossenschaftlichen Leistungen haben dann später auch dazu geführt, dass die ermländischen Genossenschaften nach den Fusionen durchaus Geltung und Anerkennung in der einheitlichen ostpreußischen Raiffeisen-Organisation fanden. Sie führten schließlich auch dazu, dass die Ermländische Zentralkasse bestehen blieb. Es hat an schweren Angriffen auf ihre Selbständigkeit in den Jahren 1934 bis 1938 nicht gefehlt, aber schließlich war der Präsident des Raiffeisenverbandes Ostpreußen selbst der stärkste Verfechter der Selbständigkeit der Ermländischen Zentralkasse. „Er hätte sonst in Wormditt eine Filiale der Raiffeisenbank errichten müssen, und Filialen können leicht zu genossenschaftlichen Entartungserscheinungen führen“. So hat die bis zu einem halben Jahrhundert zurückreichende Bauernvereins- und Genossenschaftsarbeit aufrechter ermländischer Bauern und ihrer Freunde bis in diese turbulenten dreißiger Jahre Segen gebracht.

 

Nach der Bankenkrise 1932 erhielt der damalige Reichsbankrat Dr. Deumer den Auftrag, bei den Kreditgenossenschaften Deutschlands zu untersuchen, wie sich bei ihnen die Bankenkrise ausgewirkt hat und welche Folgerungen hieraus zu ziehen wären. Dr. Deumer stellte in seinem Bericht, den man das hohe Lied der Genossenschaften nenne kann, fest, dass sich die Kreditgenossenschaften als diszipliniert und krisenfest erwiesen haben und kam abschließend zu dem Ergebnis, dass die Genossenschaften die größte soziale Tat des deutschen Mittelstandes in der Neuzeit darstellen.

 

Diese soziale Tat wurde für das Ermland mit der Bauernvereinsarbeit des Dr. Lehmann im Jahre 1882 eingeleitet. Treffliche Männer haben sie durch Jahrzehnte in seinem Geise, im Geiste eines Vaters Raiffeisen, im Geiste des Programms der Vereinigung, der deutschen christlichen Bauernvereine fortgeführt. Nie haben diese Männer bei letzten Entscheidungen vergessen, dass es der Geist ist, der lebendig macht. Und wenn heute der vorstehende Bericht vielleicht mehr Wehmut wachruft als freudige Erinnerung, dann sollte er aber doch als Gewinn für diese Zeit, da der Materialismus die Menschen alle zu Knechten zu machen droht, die beglückende aber auch verpflichtende Erkenntnis des Wertes der geistigen Orientierung und der geistigen Freiheit vermitteln: „Der Geist ist es, der lebendig macht“.

 

Seite 12   Richtiger Zeitpunkt für Stallmistdüngung auf Grünland

Bei der Stallmistdüngung auf Grünland kommt es in erster Linie auf die Förderung des Bakterienlebens und die Förderung der Berengare sowie auf Narbenschutz durch Bedeckung und Beschattung an, so dass die eigentliche Düngerwirkung eine mehr untergeordnete Rolle spielt. Die günstigste Anwendungszeit, für Stallmist auf Grünland wird daher bestimmt von der Art der Nutzung des Grünlandes und von dem Zweck, welcher durch die Stallmistdüngung erreicht werden soll. Auf Weiden, bei denen es in erster Linie auf den Schutz der Narbe durch Bedeckung und Beschattung ankommt, werden die besten Erfolge erzielt, wenn die Stallmistgabe im späten Frühjahr oder noch besser im Vorsommer nach dem ersten oder zweiten Abweiden gegeben wird, da hierbei der Schutz der Narbe vor dem Austrocknen besonders wichtig ist. Soll auf Wiesen ein Schutz der Narbe erreicht werden, dann wäre die günstigste Zeit für das Ausbringen des Stallmistes das Ende des Winters kurz vor Beginn der Wachstumszeit. Hierbei wird eine nicht unerhebliche Wachstumsbeschleunigung und eine Verdichtung der Narbe erreicht. Allerdings ist dabei wichtig, dass der Stallmist gut verrottet ist und zudem mit einer Schleppe oder einem ähnlichen Gerät gut in die Narbe eingerieben wird, damit er beim Schneiden der Wiese bzw. bei der Heuernte nicht stört. In beiden Fällen — sowohl auf Weiden als auch auf Wiesen — sollen verhältnismäßig geringe Stallmistgaben verabreicht werden, damit eine Schädigung der Grasnarbe vermieden wird.

 

Steht bei der Stallmistdüngung mehr die düngende Wirkung im Vordergrund, dann ist die günstigste Zeit für das Ausbringen desselben das Winterhalbjahr, wobei der genaue Zeitpunkt nicht so entscheidend ist. Wichtig dabei ist lediglich, dass der Mist nicht auf Schnee oder gefrorenen Boden gebracht wird, da sonst infolge der Ruhe des Bodenlebens und der fehlenden Möglichkeit der Einsickerung der Nährstoffe in den Boden die Verluste sehr hoch sein können. Günstig für das Ausbringen des Stallmistes ist bedeckte oder feuchte Witterung bzw. wenn nach dem Ausbringen Niederschläge zu erwarten sind.

Baur

 

Seite 12   Alte Obstgehölze beseitigen!

Jeder hat wohl die Beobachtung gemacht, dass schlecht tragende, kranke, überalterte Obstbäume ein idealer Schlupfwinkel für Krankheiten und Schädlinge sind, und wir sollten endlich solche Baumruinen, aber auch schlecht tragende Bäume aus dem Garten beseitigen und dafür lieber die guten Bäume pflegen.

 

Seite 13   Wir gratulieren …

zum 98. Geburtstag

am 8. Januar 1958, Frau Karoline Labs, geb. Kristahl, aus Königsberg, jetzt bei ihrem Schwiegersohn, Postbetriebsassistent Gustav Friedrich, aus Fischhausen, in Marne, Ringstraße 38. Die Jubilarin ist die älteste Einwohnerin der Stadt Marne.

 

zum 95. Geburtstag

am 11. Januar 1958, Landsmann Hermann Schilk, aus Tilsit, Deutsche Straße 67, jetzt mit seiner Ehefrau in Straubing (Niederbayern), Bürgerheim.

 

zum 94. Geburtstag

am 15. Januar 1958, Frau Wilhelmine Raedel, aus Königsberg Pr., Landhofmeisterstraße 15a, jetzt in Berlin-Reinickendorf I, Residenzstraße 104.

 

zum 93. Geburtstag

am 2. Januar 1958, Frau Berta Florian, geb. Schirrmann, aus Lötzen, Neuendorfer Straße 3, jetzt bei ihren Kindern in Wiershausen 128 über Hann. Münden. Die rüstige Jubilarin liest mit Interesse das Ostpreußenblatt.

 

zum 92. Geburtstag

am 12. Januar 1958, Landsmann Gottlieb Rosochatzki, aus Neu-Kiwitten, Kreis Ortelsburg, jetzt in Herne (Westf.), Jahnstraße 1.

 

zum 91. Geburtstag

am 6. Januar 1958, Frau Auguste Werner, geb. Skrotzki, Witwe des Bürodirektors Rudolf Werner, aus Heiligenbeil, später Osterode. Die am Zeitgeschehen lebhaft interessierte, rüstige Jubilarin lebt heute in einem Altersheim in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihre Tochter, Eva Schur, Bielefeld, Ravensberger Straße 7, zu erreichen.

 

am 17. Januar 1958, Frau Karoline Broszio, geb. Lojewski, aus Angerburg, Franz-Tietz-Straße 2, jetzt bei ihrer Tochter, Anna Knoblauch in Essen (Ruhr), Ostermannstraße 7.

 

zum 90. Geburtstag

am 12. Januar 1958, Witwe Anna Grunwald, geb. Mutreich, aus Langenreihe, Kreis Pr.-Holland, jetzt bei ihrem Sohn, Otto in Denzlingen bei Freiburg (Breisgau).

 

am 12. Januar 1958, Landwirt Gottlieb Steffan, ehemals in Alt-Ukta, Kreis Sensburg, stellvertretender Amtsvorsteher. Er lebt noch in der Heimat und ist dort Kirchengemeinderat. Alle seine Bekannten aus dem Kreise Sensburg lässt er herzlich grüßen. Er ist durch seinen Neffen, Fritz Steffan in (17b) Malterdingen, Kreis Emmendingen (Südbaden), zu erreichen.

 

am 19. Januar 1958, Landsmann Christoph Walpuski, aus Glauch, Kreis Ortelsburg, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Kreisvertreter, Max Brenk, (21b) Hagen (Westf.), Kaiserstraße 31, zu erreichen.

 

zum 89. Geburtstag

am 10. Januar 1958, Frau Emilie Klein, geb. Schulz, aus Königsberg, Krausallee 80, jetzt in Wedel bei Hamburg, Hohnerstraße 73, bei ihrer Tochter, Elly Andreae.

 

am 13. Januar 1958, Landsmann Friedrich Springer, aus Osterode, jetzt mit seiner Tochter in Berlin-Schlachtensee, Dubrowstraße 43. Die Kreisgruppe Osterode in Berlin gratuliert herzlich.

 

zum 88. Geburtstag

am 8. Januar 1958, Hegemeisterwitwe Anna Baller, aus Osterode, Seminarsteg 3, jetzt bei ihrer Tochter, Erika Lentz in Hamburg-Lurup, Flurstraße 29. Die Jubilarin ist sehr rüstig; besondere Freude bereitet ihr das Reisen.

 

am 15. Januar 1958, Frau Anna Sokoll, aus Lyck, jetzt in Lütgendortmund, HelIweg 119.

 

am 18. Januar 1958, Frau Helene Pulevka, aus Tilsit, Deutsche Straße 66, jetzt in Lübeck, Brockestraße 60.

 

zum 87. Geburtstag

am 4. Januar 1958, Kaufmannswitwe Wilhelmine Raudies, geb. Klein, aus Tilsit, Goldschmiedestraße 10, jetzt in Melle, Bahnhofstraße 14.

 

zum 86. Geburtstag

am 16. Januar 1958, Schneidermeister Karl Valey, aus Königsberg Pr., Selkestraße 7, jetzt in Oldenburg (Holstein), Burgtorstraße 61.

 

am 17. Januar 1958, Frau Olga Ulkan, geb. Treskatis, aus Rheinswein, Kreis Ortelsburg, jetzt in (14a) Stuttgart-W., Klugestraße 38, bei Familie Erdmann.

 

zum 85. Geburtstag

am 3. Januar 1958, Frau Emma Siebert, geb. Kirstein, aus Domnau, Kreis Bartenstein. Ihren Geburtstag verlebt die Jubilarin, die sich guter Gesundheit erfreut, bei ihren Söhnen. Anschrift: Alfred Siebert, Kulturbau- und Tiefbau-Unternehmen, Espelkamp-Mittwald.

 

am 7. Januar 1958, Frau Auguste Will, geb. Arndt, aus Königsberg Pr. Sie ist die Witwe des Lehrers Albert Will, der 37 Jahre in Ackerau, Kreis Pr.-Eylau, tätig war. Heute lebt sie im Hause ihres Schwiegersohnes, Emil Opitz in (24b) Rendsburg, Richthofenstraße 92, betreut von ihren Töchtern.

 

am 7. Januar 1958, Frau Amalie Lange, aus Nofelde, Kreis Stallupönen, jetzt in Flensburg, Norderstraße 24.

 

am 10. Januar 1958, Landsmann Adolf Dombrowski, aus Knobbehort, Kreis Angerburg, jetzt bei seiner Tochter, Charlotte Schmidt in (20b) Bredelem, Kreis Goslar am Harz.

 

am 12. Januar 1958, Frau Berta Kaeswurm, geb. Fromme, aus Petrikatschen, zuletzt in Stallupönen, Karl-Wernath-Straße 1. Sie wohnt bei ihrem Sohn, Otto Kaeswurm in Holzminden (Weser), Alte Wache 4a. Ihre Kinder, Enkel und Urenkel werden den Geburtstag der rüstigen Jubilarin mit ihr feiern.

 

am 13. Januar 1958, Postinspektor i. R., Max Fiedler, aus Osterode, Dohnastraße 5, jetzt mit seiner Ehefrau in Neu-Isenburg, Bahnhofstraße 151.

 

am 16. Januar 1958, Landsmann Otto Vogt, aus Langenreihe, Kreis Pr.-Holland, jetzt mit seiner Ehefrau, Elisabeth Vogt, geb. Hinz, die am 5. Dezember 1957, ihren 76. Geburtstag feiern konnte, bei seiner Tochter, Frau Jochim, in der sowjetisch besetzten Zone. Das Ehepaar ist über Landsmann Gottfried Amling, Pinneberg, Richard-Köhn-Straße 2 c, zu erreichen.

 

am 17. Januar 1958, Schmiedemeister Friedrich Cziborr, aus Engelstein, Kreis Angerburg, jetzt bei seiner jüngsten Tochter, Familie Komnick, in Olpe (Westf.), Eichendorffstraße 7. Nach einer schweren Operation im vergangenen Jahr erfreut sich der Jubilar heute wieder guter Gesundheit. Er ist ein eifriger Leser unserer Heimatzeitung.

 

zum 84. Geburtstag

am 8. Januar 1958, Frau Marie Börst, aus Schippenbeil, jetzt bei ihrer Tochter, Margarete Rautenberg in Henstedt-Rhen über Ulzburg, Holstein.

 

am 11. Januar 1958, Reichsbahnobersekretär i. R., Otto Lenzing, aus Königsberg, jetzt mit seiner Ehefrau, Gertrud Lenzing, geb. Barnicke, bei seinem Sohn, Rudolf in Gelsenkirchen-Horst, Heinrich-Heine-Straße 12.

 

am 17. Januar 1958, Landsmann Karl Gorny, aus Neumalken, Kreis Lyck, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Kreisvertreter, Otto Skibowski, (16) Kirchhain, zu erreichen.

 

am 18. Januar 1958, Witwe Minna Langhals, geb. Volgmann, aus Langendorf bei Schippenbeil, Kreis Bartenstein. Sie wohnt jetzt in Westerstede (Oldb.), Paterstraße 1.

 

zum 83. Geburtstag

am 3. Januar 1958, Frau Auguste Duwe, aus Braunsberg, Malzstraße 7, jetzt in Brunsbüttelkoog, Wurtleutetweute 52.

 

am 14. Januar 1958, Landsmann Josef Neumann, aus Bartendorf, jetzt in Lindau, Barfüßerstraße 46.

 

am 18. Januar 1958, Landsmann Paul Loess, aus Königsberg Pr., jetzt in Lübeck, Schwartauer Allee 11a.

 

zum 82. Geburtstag

am 7. Januar 1958, Frau Joh. Marie Lange, geb. Faust, aus Rothenstein und Königsberg, jetzt mit ihrem Ehemann in Düsseldorf, Jürgensplatz 56.

 

am 9. Januar 1958, Altbauer Friedrich Skottke, aus Posmahlen, Kreis Pr.-Eylau, jetzt bei seiner Tochter, Gertrud Heß in Lübeck-Niendorf, Hauptstraße 42. Am gleichen Tage wurde sein Bruder, Lehrer i. R., Karl Skottke, 69 Jahre alt. Er wohnt in Neu-Wulmstorf über Buxtehude, Kreis Harburg.

 

am 17. Januar 1958, Frau Helene Schwede. Sie wohnte zuletzt im Haushalt ihres Schwiegersohnes, der Förster in Hirschhagen, Kreis Johannisburg, war, und bei dem sie auch heute in Kalbe bei Gr.-Sittensen (geschrieben steht Kolbe), Bezirk Bremen, Haus Krumm, lebt.

 

am 18. Januar 1958, Witwe Minna Kabbasch, geb. Dibowski, aus Ullesch, Kreis Neidenburg. Sie musste 1914 schon einmal flüchten. Gegenwärtig hält sie sich bei ihrem Schwiegersohn, August Taddey in Siegen, Flurenwende 2/1, auf.

 

am 19. Januar 1958, Frau Johanna Bendig, aus Wehlau, jetzt in Lübeck, Percevalstraße 46.

 

zum 81. Geburtstag

am 30. Dezember 1957, Landsmann Fritz Mitzka, aus Prußhöfen, Kreis Sensburg. Erst im Juni vorigen Jahres kam er mit seiner Ehefrau aus der Heimat zu seiner Tochter nach Arnsberg (Westf.), Ringstraße 167.

 

am 2. Januar 1958, Frau Johanna Schmidtke, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Friesische Straße 111.

 

am 19. Januar 1958, Landsmann Paul Knorr, aus Königsberg Pr., Samitter Allee 139a, tätig gewesen beim Amtsgericht. Er wohnt jetzt bei seinem jüngsten Sohn, Helmut in Barnstorf, Bez. Bremen, Breslauer Str. 460.

 

zum 80. Geburtstag

am 2. Januar 1958, Frau Johanna Najoks, geb. Bajorat, aus Sandkirchen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in Berlin SW 14, Sebastianstraße 88.

 

am 3. Januar 1958, Mühlenbesitzer Friedrich Kahrau aus Königsdorf, Kreis Mohrungen, jetzt mit seiner Ehefrau und seiner Tochter in Bad Essen, Bezirk Osnabrück, Franz-Martin-Straße.

 

am 4. Januar 1958, Frau Frieda Mascherrek, aus Willenberg, Kreis Ortelsburg, jetzt in Berlin-West N 20, Steegerstraße 66.

 

am 6. Januar 1958, Postassistent i. R., Hermann Sellogat, aus Ebenrode, jetzt mit seiner Ehefrau bei seiner Tochter in Bremen, Waller Heerstraße 136.

 

am 7. Januar 1958, Frau Wilhelmine Pelka, geb. Krischik, aus Warkallen, Kreis Neidenburg, jetzt bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in Kastorf, Kreis Lauenburg.

 

am 11. Januar 1958, Frau Hedwig Konopka, geb. Mensing, aus Willenberg, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihre Tochter, Gertrud Wevher oder Weyher (schlecht lesbar), (16) Kronberg (Taunus), Hainstraße 7, zu erreichen.

 

am 13. Januar 1958, Haupt- und Kirchenschullehrer i. R., Anton Greifenberg, jetzt in (13 a) Roth bei Nürnberg, Schlesierstraße 3. Der Jubilar war an seinem Heimatort Plausen, Kreis Rößel, 38 Jahre bis zur Vertreibung Lehrer, Hauptlehrer, Kirchenschullehrer und Organist. Sein 60-jähriges Lehrerjubiläum wird er am 19. Februar 1958, feiern können. 1910 war der Jubilar Mitbegründer des Katholischen Lehrervereins Bischofstein; nach dem Ersten Weltkrieg wurde er mit der Fortbildung der Junglehrer im Bezirk Bischofstein von der Regierung in Allenstein betraut. Beide Lehrerorganisationen leitete Landsmann Greifenberg bis zu ihrer Auflösung 1933. Beim 1. Ermländertreffen in Nürnberg im Jahre 1950, bei dem der inzwischen verstorbene Prälat Kather den Gottesdienst nach alter ermländischer Art in der Kirche St. Kunigund abhielt, hat der Jubilar die Orgel bedient und bei den vielen anwesenden Ermländern liebe Erinnerungen an die Heimat wachgerufen. Infolge einer schweren Krankheit, deren Folgen er inzwischen überwunden hat, war es ihm dann nicht mehr möglich, bei den späteren Ermländertreffen das Organistenamt auszuüben.

 

am 14. Januar 1958, Landsmann Friedrich Lach aus Reichau, Kreis Mohrungen, jetzt in Lübeck-Schlutup, Stumpferweg 9.

 

am 15. Januar 1958, Frau Maria Walendy, aus Lyck. Bis 1947 lebte sie noch in der Heimat. Jetzt wohnt sie bei ihrer Tochter, Marta Buchsteiner in Schwarzach, Kreis Bühl (Baden).

 

am 15. Januar 1958, Landsmann Carl Saprantzki, aus Laschnicken, Kreis Insterburg. Er wohnt gegenwärtig in Tornesch (Holstein), Friedrichstraße 25.

 

am 16. Januar 1958, Landsmann Otto Segadlo, geboren in Wesselowen. Er war viele Jahre hindurch in Königsberg beim Zeugamt Ponarth tätig und wohnte in der Kniprodestraße 26. Jetzige Anschrift: Lägerdorf, Holstein, Heidestraße 7.

 

am 16. Januar 1958, Frau Johanna Ritzkowski, aus Eydtkuhnen, Hindenburgstraße 59, jetzt bei ihrer ältesten Tochter in Hannover-Stöcken, Lüssenhopstraße 20.

 

am 17. Januar 1958, Witwe Barbara Kowalewski, geb. Biernath, aus Königsberg, I. Rundteil 1, jetzt bei ihrer Schwiegertochter in Hannover, Nienburger Str. 7 A.

 

am 17. Januar 1958, Frau Anna Balzerowski, geb. Zakowski, aus Jonkendorf, Kreis Allenstein, jetzt mit ihrem Ehemann in Remscheid, Christianstraße 16a.

 

am 18. Januar 1958, Landsmann Ernst Dzaebel, aus Tilsit, jetzt in Lübeck, Vorwerkerstraße 103.

 

am 18. Januar 1958, Fräulein Pauline Fischer, aus Insterburg, Wilhelmstraße, jetzt im Altersheim Offenburg, Baden, Brachfeldstraße 17 - 19, Paul-Gerhard-Haus.

 

zum 75. Geburtstag

am 30. Dezember 1957, Landsmann Anton Hernau, aus Braunsberg, jetzt in Flensburg, Kloster zum Heiligen Geist.

 

am 2. Januar 1958, Witwe Elisabeth Rekint, geb. Schwarz, aus Cranz, Wikingerstr. 8, jetzt bei ihrem Sohn, Hans in Emmendorf 40, Kreis Uelzen. Ihr Sohn, Richard wohnt in Hamburg.

 

am 9. Januar 1958, Frau Anna Sporleder, aus Allenstein, Schillerstraße 14, jetzt in Bremen, Yorckstraße 22.

 

am 10. Januar 1958, Fräulein Helene Kranich, aus Passenheim, Kreis Ortelsburg, Königsberger Straße 12, jetzt in (13a) Lohr (Main), Weisenau 1.

 

am 10. Januar 1958, Frau Berta Steinert, geb. Schipporeit, aus Liebenfelde, jetzt mit ihrem Ehemann bei ihrem ältesten Sohn, Kurt in Reichenberg (Unterfr.), Brunnenweg 18.

 

am 11. Januar 1958, Frau Charlotte Glinka, geb. Kutrieb, aus Willenberg, Kreis Ortelsburg, jetzt in Halver, Kreis Altena (Westf.), Südstraße 34.

 

am 11. Januar 1958, Frau Minna Josephowitz oder Josenhowitz (schlecht lesbar), aus Grünwalde, Kreis Ortelsburg, jetzt in (20) Höver 51 über Hannover.

 

am 12. Januar 1958, Landsmann Bruno Elsner, jetzt in Sittensen, Bezirk Bremen. Er entstammt einer alten Landwirtsfamilie und ist auch heute noch vielfach auf dem Lande tätig. Als 2. Vorsitzender des Ortsverbandes setzt er sich sehr für die Belange der Vertriebenen ein.

 

am 13. Januar 1958, Landmann Adolf Jordan, ehemals Bauer in Hermannswalde, Kreis Pr.-Holland. Jetzige Anschrift: (20 a) Exten Nr. 153 über Rinteln.

 

am 13. Januar 1958, Frau Dorothea Kahrau, geb. Eder, aus Bisdohnen, Kreis Stallupönen, jetzt in Berlin-Lichterfelde, Züricher Straße 31.

 

am 14. Januar 1958, Frau Marie Westpfal, aus Neukuhren/Samland, jetzt in Lübeck, Krähenstraße 20.

 

am 14. Januar 1958, Frau Marta Vogelreuter, geb. Fischer, Witwe des Gendarmeriemeister i. R., August Vogelreuter, aus Klein-Gnie, Kreis Gerdauen, zuletzt in Königsberg Pr., Graf-von-Spee-Straße 4. Sie wohnt jetzt bei ihrer jüngsten Tochter in Düsseldorf, Fürstenplatz 19.

 

am 15. Januar 1958, Bauunternehmer Adolf Murrach, aus Widminnen, Kreis Lötzen, jetzt in Berlin-Halensee, Seesener Straße 25.

 

am 15. Januar 1958, Witwe Eliese Denkmann, aus Königsberg, Viehmarkt 8, jetzt in Lübeck-Kücknitz, Samlandstraße 53.

 

am 15. Januar 1958, Landsmann Erdmann Schwellnus, aus Mettelgueten, Kreis Heydekrug, jetzt in Lübeck, Dorfstraße 23.

 

am 16. Januar 1958, Landsmann Fritz Radok, ehemals Direktor der Waggonfabrik Steinfurt in Königsberg. Er lebt jetzt in Melbourne, Australien, und hält sich gegenwärtig in Berlin-Wilmersdorf, Rüdesheimer Platz Nr. 7, Pension Stelke, auf.

 

am 17. Januar 1958, Landsmann Franz Neumann. Er war von 1918 bis 1945 Schulhausmeister des Wilhelmgymnasiums in Königsberg. Nach der Vertreibung lebte er bei seinem Sohn in Philadelphia, USA. Vor kurzer Zeit kehrte er nach Deutschland zurück. Anschrift: Berlin-Charlottenburg, Soldauer Allee 1.

 

am 18. Januar 1958, Obergerichtsvollzieherwitwe Maria Laskowski, aus Goldap, Töpferstraße 35, jetzt in Hahnenhorn, Kreis Celle, in der Nähe ihrer beiden Söhne und ihrer fünf Enkel.

 

am 19. Januar 1958, Frau Auguste Lill, aus Insterburg, jetzt in Lübeck-Moisling, Reußkamp 3.

 

Goldene Hochzeiten

Die Eheleute August Ehlert und Frau Emma Ehlert, geb. Kannenberg, aus Heiligenbeil-Rosenberg, jetzt in Neuenburgerfeld bei Varel, Land Oldenburg, feierten am 19. Dezember 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit. Der Jubilar brachte den größten Teil seines beruflichen Lebens als Seemann in der weiten Welt zu. Er befuhr die Meere zu einer Zeit, als die Segelschiffe noch etwas galten. Der einzige Sohn des Ehepaares kehrte aus dem letzten Kriege nicht mehr zurück, die Tochter, Frau Elfriede Schmidt, lebt mit ihrer Familie im Hause der Eltern.

 

Die Eheleute August Fuhrmann und Frau Martha Fuhrmann, geb. Frantowski, aus Gilgenburg, jetzt bei ihren Kindern, Gustav Wegner und Gertrud Wegner in (24 b) Fahrstedt bei Marne, Holstein, feierten am 26. Dezember 1957, das Fest der Goldenen Hochzeit und die ersten Weihnachten nach zwölfjähriger Trennung von ihren Kindern und Enkeln in Westdeutschland. Sie kamen erst im August vorigen Jahres aus der Heimat, wo sie allein bis zuletzt ihr Anwesen bewirtschafteten. Zwei ihrer Söhne nahm ihnen der Krieg. Die einsamen Weihnachtsfeste in der Heimat in den vergangenen Jahren sind den Eheleuten in bitterer Erinnerung. Deshalb wurde ihnen dieses Weihnachtsfest, das sie gleichzeitig mit ihrem 50-jährigen Ehejubiläum zusammen mit ihren Kindern begehen konnten, zu einem starken Erlebnis.

 

Margarete Kudnig sechzig Jahre alt

Nahe dem Hammerteich in Königsberg Pr. stand das bescheidene, aber vielbesuchte Kudnig-Haus, zur Frühlingszeit in blau- und weißblühendem Flieder halb vergraben. Im Sommer umrankten rote Rosen die blaugestrichene Tür. Wer im Vorbeigehen hinschaute, mochte ahnen: Freundlichkeit und Frieden, heiter schaffendes Gottvertrauen wohnten hinter dieser blauweißen Hausfassade. Vor der Rückfront grünte der wohlbestellte Hausgarten, blühten die Kartoffeln, reiften die Äpfel, Kirschen und Pflaumen auf den Bäumen, die Tomaten und Beeren. Alles verriet eine kundige Hand und Liebe zur Sache. Sie hatte es nicht leicht, diese fleißige Hand der Frau Margarete Kudnig. Sie hatte im Hause drinnen den Ehemann zu betreuen, den Sänger der Kurischen Nehrung, Fritz Kudnig, und die drei Kinder.

 

Mit der Erfüllung ihrer Haus- und Familienpflichten allein war es aber bei Margarete Kudnig nicht getan. In ihren knappen Ruhestunden schwangen sich Geist und Seele vom Alltag fort in eine bunte Welt der Märchen und Erzählungen, die sie in herzhafter und doch feinklingender Sprache niederschrieb. In Heimatblättern, aber auch in größeren Zeitungen im „Reich" las man ihre Novellen und kleinen Geschichten gern. Ihre Laienspiele wurden oft aufgeführt; als Vorleserin aus eignen Werken in Schulen und im Rundfunk wurde sie mehr und mehr bekannt und beliebt. Die zweimalige Aufführung ihrer von Herbert Brust vertonten, abendfüllenden Bernsteinkantate in der Königsberger Stadthalle fand rühmende Anerkennung durch die Kritik. Der Lehrergesangverein unter Prof. Firchows Stabführung und der bekannte Sänger Hans Eggert verhalfen dem schönen Chorwerk zu einem vollen Erfolg.

 

Gerade war ihr erstes Buch „Bernsteinfischer, Erzählungen vom Samlandstrande", mit feinen Zeichnungen von Prof. Ed. Bischoff erschienen, als der grausige Vernichtungssturm über Königsberg hereinbrach und die Auflage des Buches bis auf wenige Exemplare dabei unterging. Wer diese Geschichten von unserem Bernsteinstrande liest, wird kaum ahnen, dass die Verfasserin keine geborene Ostpreußin, sondern eine Tochter des Dithmarscher Landes ist. So tief und liebevoll hatte sie sich in unser schönes Ostpreußenland und in seiner Menschen Wesen eingelebt, dass man nach ihren Arbeiten auf ein Kind unserer Heimat schließen konnte. Und dann hat der Kriegswintersturm sie aus der liebgewordenen Wahlheimat wieder zurückgetrieben in ihr holsteinisches Kinder- und Jugendland, in das frisch von Nordseewinden durchwehte Städtchen Heide, das wohl nicht zuletzt durch Margarete Kudnigs und ihres Gatten Wirken sich für ostpreußische Kunst und Kultur besonders aufgeschlossen zeigt. Auch das schleswig-holsteinische Sozialministerium wurde aufmerksam und beauftragte Margarete Kudnigs und ihres Gatten Wirken sich für Heimatvertriebenen (hier fehlt etwas). Mit Liebe, Eifer und viel Geschick widmet sie sich nun der Aufgabe, aus eigenem Erleben in Erzählungen und Gedichten von der Schönheit, den Reizen des Ostpreußenlandes, vom Wesen und Tun unserer Landsleute zu künden und bei den Alten wie auch bei der Jugend den Gedanken an die Heimat wachzuhalten.

 

Margarete Kudnig, die heute mit ihrem Manne in Heide (Holstein), Hans-Sierks-Straße 10, wohnt, wird am 12. Januar 1958, ihren 60. Geburtstag begehen. Bei dieser Gelegenheit werden wohl in dem noch aus Königsberg geretteten dicken Gästebuch die Namen guter Freunde aus der Heimat und aus der Ferne neu eingetragen werden. Die Gäste, die das neue Kudnig-Haus an der Nordseeküste besuchen erwartet dort nicht nur echte ostpreußische Gastlichkeit, sondern auch manches besinnliche Gespräch über die Heimat und ihre Menschen. W. Sch.

 

Seite 13   Musiker im bunten Tuch …

Foto: In der Mitte steht der „schwarze Kapellmeister" Gustav Sabac-el-Cher, rechts neben ihm mit Instrument und Partitur Konzertmeister August Maschitzki, der am 20. Januar 1958, achtzig Jahre alt wird. Ganz links in der ersten Reihe der spätere Musikmeister Hermann Gareis.

 

Mehr als ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit dieses Gruppenbild des Musikkorps des Grenadier-Regiments Kronprinz aufgenommen wurde. Die Musiker tragen noch den blauen Waffenrock und den schwarzen Lederhelm mit der blanken Spitze. Die Militärmusik spielte damals eine große Rolle im öffentlichen Leben Königsbergs, wozu die volkstümlichen Konzerte im Tiergarten und die Ständchen auf Königsgarten — dem Paradeplatz — erheblich beitrugen.

 

Ein Angehöriger des Musikkorps, August Maschitzki, wird am 20. Januar sein achtzigstes Lebensjahr vollenden. Er wurde in Zallenfelde, Kreis Pr.-Holland, als Sohn eines Landwirts geboren. In Heiligenbeil erhielt er seine Ausbildung zum Musiker, und er trat dann in das Musikkorps der Kronprinzer ein. Als Konzertmeister und Korpsführer leitete er später die großen Festlichkeiten in der Königshalle. Zugleich betätigte er sich als Musiklehrer im Konservatorium Kühn in Königsberg Pr. und erteilte auch privaten Unterricht im Violinspiel.

 

Nach der Zerstörung seiner Wohnung wurde August Maschitzki 1944 nach Sachsen evakuiert. Bis zu seinem 77. Lebensjahre spielte er in Hohenstein-Ernstthal/Chemnitz im Kulturorchester bei Sinfoniekonzerten und im Quartett als Erster Bratschist. Nach dem Tode seiner Frau zog er 1955 zu seiner ältesten Tochter. Er wohnt in Lübeck, Fackenburger Allee 31, Mittelbau.

 

Zwölf Jahre lang arbeitete Konzertmeister Maschitzki mit dem damals in Königsberg Pr. sehr beliebten Kapellmeister der Kronprinzer Gustav Sabac-el-Cher; er war seine rechte Hand und spielte die erste Geige bei den Konzerten. — Der dunkelhäutige, schwarzbärtige Kapellmeister in der blauen Uniform war eine stattliche Erscheinung. Sein Vater war ein Nubier, den Prinz Friedrich Karl — bekannt als Oberbefehlshaber der Zweiten Armee im Kriege 1870/1871 — von einer Orientreise mitgebracht hatte. Dem anstelligen und zuverlässigen Afrikaner wurde die Verwaltung des Silbers am königlichen Hofe übertragen. Er heiratete eine Berlinerin. Der aus dieser Ehe stammende Sohn Gustav zeigte musikalische Begabung; als Militärmusiker wurde er zu einem dreijährigen Studium an der Musikhochschule Berlin-Charlottenburg kommandiert und dann beim Grenadier-Regiment Kronprinz eingestellt.

 

Als Sabac zum ersten Male mit der Regimentsmusik zur Wachtparade marschierte, war fast die halbe Einwohnerschaft Königsbergs Pr. auf den Beinen, um den schwarzen Kapellmeister zu sehen. Die Kapelle gab zu jener Zeit Konzerte im alten Luisentheater (Luisenhöh). Sabac hat einen schwungvollen Fackeltanz mit einem schwierigen Posaunensolo und auch andere Stücke komponiert; er arrangierte ferner viele Mozart-Ouvertüren für kleine Besetzung. In Königsberg Pr. heiratete er die hübsche Tochter des Haus- und Gütermaklers Perling. Seine Söhne Horst und Herbert wurden ebenfalls Musiker und spielten eine Zeitlang im Palast-Café. Infolge einer Venenentzündung ließ sich Sabac 1910 pensionieren, er hat dann noch als Zivilkapellmeister in Berlin und in Hamburg dirigiert. Später erwarb er ein kleines Gartenlokal in Berlin.

 

Seite 14   Familienanzeigen

Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief im Alter von fast 78 Jahren, am 2. Januar 1958, 1.30 Uhr, unser lieber Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Martin Dibowski, Tischlermeister und Landwirt, früher Lindenort, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen. Er folgte seiner 1954 verstorbenen Frau, Friedericke Dibowski, geb. Losch und seinem gefallenen Sohn, Robert Dibowski sowie seinem Schwiegersohn, Georg Bley, in die Ewigkeit. Im Namen aller trauernden Hinterbliebenen: Ida Vaas, geb. Dibowski, Wilhelm Vaas, Düsseldorf. Heinrich Dibowski und Frau Suse Dibowski. geb. Glanzer, Freiburg. Friedrich Dibowski und Frau Christel Dibowski, geb. Klein, Düsseldorf. Ottilie Bley, geb. Dibowski, Lüneburg. Erich Dibowski und Frau Elli Dibowski, geb. Henschel, Düsseldorf. Herta Dibowski, geb. Spepau, sowj. bes. Zone. Frieda Weißmann, geb. Dibowski, Otto Weißmann, sowj. bes. Zone. Herta Schmid, geb. Dibowski, Ludwig Schmid, München. Willi Dibowski und Frau Elli Dibowski, geb. Becker, sow.i. bes. Zone. Otto Dibowski und Frau Irmgard Dibowski, geb. Groß, Düsseldorf. Siegfried Dibowski und Frau Erika Dibowski, geb. Beger. Langenfeld und Enkel. Langenfeld (Rheinl.), den 4. Januar 1958, Solinger Straße 188. Die Überführung von Herten (Westf.) war am 4. Januar 1958 nach Monheim bei Langenfeld, wo unser Vater neben dem Grabe unserer Mutter die letzte Ruhe finden wird.

 

Fern seiner geliebten, unvergesslichen ostpreußischen Heimat verstarb am 8. Dezember 1957, mein lieber Mann, mein guter Vater, Schwiegervater und Großvater, der Gutsbesitzer, Willi Haack, aus Schönwaldau, Kreis Insterburg, im Alter von 80 Jahren. In tiefer Trauer: Anna Haack. Artur Haack, Revierförster. Käte Haack, geb. Arnoldt. Klaus, Ulrich, Jürgen, Georg und Doris, als Enkelkinder. Revierförsterei Hesedorf bei Bremervörde den 12. Dezember 1957.

 

Am 3. Dezember 1957, ist unser lieber Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, der Oberzugführer i. R., Emil Beil, früher Fischhausen, Ostpreußen, Bahnhofstraße 3, im Alter von 75 Jahren, entschlafen. Er folgte nach knapp neun Monaten seiner Ehefrau. Im Namen der Hinterbliebenen: Gertrud Wionsek, geb. Beil. Harksheide, Bezirk Hamburg, Weg am Denkmal 33.

 

Mein Sterben war ja Gottes Wille, drum weinet nicht und betet stille. Gott, der Herr, nahm durch Unglücksfall unseren lieben Vater, Schwiegervater, Groß- und Urgroßvater, Johann Wurm, im 90. Lebensjahre zu sich in die Ewigkeit. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Paul Wurm. Besenbek/Elmshorn (Holstein). Früher Lesgewangen, Kreis Tilsit-Ragnit, Ostpreußen.

 

Im stillen Gedenken. Am 1. Januar 1956, entschlief fern seiner geliebten Heimat, im Alter von 71 Jahren, mein geliebter Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Opi, Fremdenheimbesitzer, Willy Getzkow. In tiefer Trauer: Thea Getzkow, geb. Schulz. Horst Getzkow nebst Frau. Arno Getzkow nebst Frau und Enkel. Salmünster, Kreis Schlüchtern, Weinstraße 2. Früher Königsberg Pr ., Drummstraße 30.

 

Nach langem schwerem Leiden entschlief am 15. Dezember 1957, meine liebe Mutter, unsere gute Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Frau Minna Malz, geb. Koch, früher Surminnen, Kreis Angerburg, Ostpreußen, im 78. Lebensjahre. In stiller Trauer: Hermann Malz. Bad Oeynhausen, Mittelstraße 7.

 

Nach Gottes Willen ist am 20. Dezember 1957 plötzlich und unerwartet, mein lieber Mann, unser lieber Vater, Bruder und Opa, Franz Danders, aus Königsberg Pr., im Alter von 70 Jahren, von uns gegangen. Im Namen der Hinterbliebenen: Mathilde Danders, geb. Thöne. Dr. Max Danders. Dr. Christel Hagendorff, geb. Danders. Elisabeth Danders, geb. Karmalita. Dr. Erich Hagendorff. Wolf Danders und Martin Danders, als Enkel. Sielen/Hofgeismar, Bezirk Kassel. Die Beerdigung fand am 23. Dezember 1957 statt.

 

Am 2. Weihnachtstag 1957, entschlief sanft nach längerem Leiden, jedoch plötzlich und unerwartet, meine liebe Frau, unsere gute treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Omi, Schwester, Schwägerin und Tante, Hedwig Hinz, geb. Conrad, im 65. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Hermann Hinz. Hans Manecke und Frau Gerda Manecke, geb. Hinz. Walter Knaack und Frau Irma Knaack, geb. Hinz. Doris und Gudrun, als Enkelkinder. Bocksee über Flintbek. Früher Fürstenau, Kreis Pr.-Holland, Ostpreußen.

 

Am 17. Dezember 1957 entschlief plötzlich und unerwartet, meine herzensgute liebe Mutter, Schwiegermutter, Oma, Schwester, Schwägerin und Tante, Emilie Waselowski, geb. Hehs, im 72. Lebensjahre. In stiller Trauer: Hanna Schröder, geb. Waselowski. Karl Schröder. Brigitte Schröder und Anverwandte. Wildeshausen (Oldb.), Lilienthalstraße 4. Früher Karheim, Kreis Angerapp, Ostpreußen.

 

Nach schwerer Krankheit entschlief am 29. Dezember 1957, mein lieber Mann, mein treuer Lebenskamerad, der frühere Bauer, August Kühn, a. Willmannsdorf, Tilsit-Ragnit, Ostpreußen, im 72. Lebensjahre. In tiefem Schmerz: Hedwig Kühn, geb. Surau. Kellinghusen, im Dezember 1957, Rentnerwohnheim 45.

 

Lasst mich geh'n, lasst mich geh'n, dass ich Jesum möge seh'n! Nach langem Leiden entschlief sanft am 2. Weihnachtsfeiertag 1957, im 79. Lebensjahre, unser lieber guter Vater und Opa, Gottfried Reihs, Land- u. Gastwirt a. Schönaich, Kreis Pr.-Holland, Ostpreußen. In stiller Trauer: Erich Reihs. Mieze Reihs. Gertrud Neuber, geb. Reihs. Margarete Witzner, geb. Reihs. Horst Witzner. Neuß am Rhein, Yorckstraße 13.

 

Am 10. Dezember 1957, nahm Gott, der Herr, unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter, Groß- und Urgroßmutter, Schwester und Tante, Frau Wilhelmine Gehrmann, geb. Stamm, im Alter von 80 Jahren, plötzlich und unerwartet zu sich. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Walter Selke u. Frau Martha Selke, geb. Gehrmann. Horst und Ingrid. Hamburg 33, Harzensweg 1. Früher Gumbinnen.

 

Nach vergeblichen Warten auf seinen vermissten Sohn, Walter, entschlief nach längerem Leiden, am 21. November 1957, mein lieber Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, der Gärtner, Carl Schmidt, im vollendeten 79. Lebensjahre. Im Namen aller Hinterbliebenen: Helene Schmidt, geb. Scheidereiter. Bad Vilbel, Hessen, Am Hang 13. Früher Jessen-Lehwald, Ostpreußen.

 

Am 25. Dezember 1957 entschlief nach langer Krankheit, mein lieber Mann, mein guter Pflegevater, Bruder, Schwager, unser guter Onkel und Großonkel, Niederlageverwalter, Mathes Paulukat, im Alter von 70 Jahren. Im Namen aller Angehörigen: Maria Paulukat. Barnstorf, Kirchstraße 18, Bezirk Bremen. Früher Ebenrode, Ostpreußen, Bahnhofstraße 2.

 

Fern ihrer schönen Heimat (Kurische Nehrung), verstarb heute, meine über alles geliebte Frau und bester Lebenskamerad seit fast 30 Jahren, unsere treusorgende, stets opferbereite Mutti, Schwiegermutter, Schwiegertochter und Oma, unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Frieda Prawitt, geb. Fischer, an einem Leiden, dem die Wissenschaft, trotz „Sputnik", immer noch machtlos gegenübersteht. Sie starb wie sie lebte: aufrecht, tapfer und treu. In tiefem Schmerz: Fritz Prawitt. Siglinde Porwoll, geb. Prawitt. Manfred Porwoll. Wolfgang Prawitt. Ursula Prawitt, geb. Grimsehl. Eckhard Prawitt. Klaus Prawitt. Liesbeth Kamin, geb. Fischer. Hanna Gulbis, geb. Fischer. Vier Enkelkinder und alle Angehörigen. Bremen, den 16. Dezember 1957, Brabantstraße 19.

 

Liebend und sorgend für die Seinen, selber dabei sich vergessend, hat er gelebt und gewirkt. Christus, der Herr über Leben und Tod, rief in der Nacht, gegen 1.15 Uhr, meinen lieben, guten unvergesslichen Mann und treuen Lebenskameraden, den aufrechten und treusorgenden Vater unserer Kinder, unseren allerliebsten Opa, Bruder, Schwager und Onkel, den Weichenwärter i. R., Franz Wölki, nach langem schwerem Leiden, jedoch unerwartet in die Freuden des Himmels. Gläubig bereit und gestärkt aus den Sakramenten der hl. Kirche gab er, 62 Jahre alt, seine edle Seele in die Hände des Schöpfers zurück. Das Herz voller Weh, beugen wir uns dem heiligen Willen Gottes und bitten um ein stilles Gebet. In schmerzlicher Trauer: Frau Martha Wölki, geb. Wilcoch. Seine Töchter, Elisabeth und Gertrud. Schwiegersöhne, Josef und Günter. Enkelkindern und Anverwandte. Mettmann, Laubach 61, den 18. Dezember 1957. Früher Cronau, Kreis Allenstein, Ostpreußen. Die Trauerfeier fand am 21. Dezember 1957 in der Kirche zu Mettmann statt.

 

Am 2. Advent 1957, um 8.30 Uhr verstarb plötzlich und unerwartet, unsere liebe Mutter, Schwieger-, Groß- und Urgroßmutter und Tante, Frau Berta Scharmacher, verw. Riemann, geb. Scharmacher, im fast vollendeten 93. Lebensjahre. Es trauern um sie: Lisbeth Klein. Margarete Anhsner. Familie Fischer und alle Anverwandten. Mannheim K 3, 17. Früher Königsberg Pr. Die Beerdigung hat am 11. Dezember 1957 in Mannheim stattgefunden.

 

Gott der Herr über Leben und Tod nahm nach langem schwerem Leiden. Frau Witwe Franz Petrikowski, (meine Bemerkung: wahrsch. der Ehemann) Hedwig, geb. Günther, geb. 09.04.1895, gest. 06.11.1957, früher Königsberg Pr., Wilhelm-Gustloff-Straße 89, zu sich in Sein Reich. Sie folgte ihrem Gatten nach einem Jahr in den Tod. Dieses zeigt an: Christian Horstmann. Wesel am Rhein, Bleicherstr. 25.

 

Am 20. November 1957 nahm Gott, der Herr, meine liebe, einzige Schwester, Elsbeth Schulze, nach schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden zu sich. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Helene Stoewahse, geb. Schulze. Bremerhaven-Lehe, Hafenstraße 133. Die Beisetzung hat am 25. November 1957 auf dem Südfriedhof in Wiesbaden stattgefunden.

 

Müh und Arbeit war ihr Leben, treu und fleißig ihre Hand. Ruhe hat ihr Gott gegeben, denn sie hat sie nie gekannt. Gott, dem Herrn, hat es gefallen, am 19. Dezember 1957, nach langem schwerem Leiden, fern ihrer geliebten Heimat, meine herzensgute Frau, unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter und beste Omi, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Frieda Rama, geb. Schalldach, im 78. Lebensjahre, zu sich aufzunehmen in Sein himmlisches Reich. In tiefer Trauer: Michael Rama. Maria Rama. Ernst Rama und Frau Emma Rama, geb. Block. Heinz Nauwald und Frau Hanna Nauwald, geb. Rama. Otto Sczepanek und Frau Elfriede Sczepanek, geb. Rama. Maria Schalldach und zehn Enkelkinder. Schoningen, Kreis Northeim. Früher Muschaken, Kreis Neidenburg, Ostpreußen.

 

Am 18 Dezember 1957 verstarb nach langem schwerem Leiden, mein lieber Mann und guter Vater, Bruder, Schwager und Onkel, Rudolf Bass, im 55. Lebensjahre. In stiller Trauer: Hildegard Bass, geb. Reinke und Tochter. Hamburg-Harburg, Hermesweg 9a. Werner Morgenroth und Frau Erna Morgenroth, geb. Bass nebst Kindern, Cuxhaven, An d. Drangst 14. Hubert Reinke und Frau, Hamburg-Harburg, Ebelingstraße 7. Erich Wolff und Frau Anni Wolff, geb. Bass nebst Kindern, Zürich, Eichstraße 26. Herbert Reinke und Frau nebst Kindern, sowjetisch besetzte Zone. Früher Landsberg, Ostpreußen und Danzig. Die Beerdigung hat am 23. Dezember 1957 auf dem Neuen Friedhof in Hamburg-Harburg stattgefunden.

 

Nach einem arbeitsreichen Leben entschlief am 23. Dezember 1957, nach langer schwerer, mit unendlicher Geduld getragener Krankheit, mein lieber Mann, herzensguter Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager, Onkel und Neffe, Arthur Mauer, Friseurmeister, im Alter von 65 Jahren. In stiller Trauer: Gertrud Mauer, geb. Schüler. Manfred Mauer. Erna Pettau, geb. Mauer. Hans Pettau Gudrun, Enkelkind. Familie Kunz. Familie Sattler. Familie Berta Mauer. Familie Schüler, sowj. bes. Zone. Hannover, Pelikanstraße 28. Früher Königsberg Pr., Flottwellstraße 22b und Hufenkaserne.

 

Am 23. Dezember 1957 ist mein lieber Mann, unser Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder und Onkel, Friedrich Neumann, Förster und Landwirt, früher Kulsen, Kreis Angerburg, von uns gegangen. In stiller Trauer: Johanna Neumann. Horst Neumann nebst Familie. Buchau a. F., Seestraße 39.

 

Zum Gedenken, gestorben 22.12.1956. 22. 12. 1957. Eisenbahnsekretär a. D., Carl Schwinsky, Birkenmühle, Ostpreußen. Ich hatte Dir noch so viel zu sagen, nun muss ich alles alleine tragen. Frau Berta Schwinsky. Berlin-Lichterfelde-West, Carstennstraße 6.

 

Am 29. November 1957, abends, entschlief plötzlich und unerwartet, unser lieber Vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Tischlermeister, Heinrich Preuhs, kurz nach Vollendung seines 80. Lebensjahres. Gleichzeitig gedenken wir unserer lieben Mutter und Großmutter, Frau Johanna Preuhs, geb. Passarge, geb. 05.01.1882 in Skitten, Kreis Bartenstein. Letzte Nachricht März 1945, aus dem Lager Camstigall in Pillau, über deren weiteres Schicksal wir bis zum heutigen Tage im Ungewissen sind. Im Namen aller Hinterbliebenen: Herta Maus, geb. Preuhs und August Maus, beide in Heimerode (Harz). Charlotte Kittler, geb. Preuhs, Bückeburg. Gertrud Birch, geb. Preuhs und Arthur Birch, Warboys, England. Wiebke, Gero und Thomas, als Enkel. Bückeburg, Georgstraße 20. Früher Königsberg Pr.-Charlottenburg, Mittelstraße 15.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Innerhalb weniger Wochen verloren wir unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter und gütige Großmutter, die Arztwitwe, Frau Helene Melot de Beauregard, geb. Geerkens, früher Sensburg, Ostpreußen und unsere liebe, gute Schwester, Schwägerin und Tante, Madeleine Melot de Beauregard. Beide haben wir in Neuenkirchen, Bezirk Bremen, zur letzten Ruhe gebettet. Im Namen aller Trauernden: Beatrice Froese, geb. Melot de Beauregard. Irene Otto, geb. Melot de Beauregard. Visselhövede, Stettiner Straße 5, im Dezember 1957. Braunschwedg, Waterloostraße 4.

 

Am zweiten Weihnachtsfeiertag verschied nach langem schwerem Leiden, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Schwester, Frida Hofer, geb. Niebios, im fast vollendeten 84. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Ruth Kuhr, geb. Hofer. Ernst Kuhr. Irmgard Hansen, geb. Hofer. Heinrich Hansen. Ernst Hansen. Rolf Hansen. Heiner Hansen. Reimer Hansen. Frauke Hansen. Gertrud Niebios. Margarete Moldzio, geb. Niebios. Berlin-Halensee, den 26. Dezember 1957, Eisenzahnstraße 3. Edemannswisch, Post Wesselburen, Holstein. Berlin-Halensee, Kurfürstendamm 105. Die Trauerfeier fand am Dienstag, dem 31. Dezember 1957, um 11 Uhr, in der Kapelle des Krematoriums Wedding, Berlin N 65, Gerichtstraße 37 – 38, statt.

 

Am 17. Dezember 1957 nahm mir Gott, meine geliebte, gute Tochter, unsere herzensgute Schwester, Schwägerin und unser liebes gutes Tantchen, Frau Erika Kammer, geb. Goerigk, Witwe des gefallenen Dipl.-Landwirts Otto Kammer, im Alter von 48 Jahren. In tiefer Trauer: Alma Goerigk, geb. Niehrenheim. Elsbeth Lange, geb. Goerigk. Barbara Dahrns, geb. Goerigk. Wilhelm Dahms. Hans-Bernhard Lange und Wolfgang Lange. Wulf Michael Dahms und Kerstin Dahms. Hameln, Ostertorwall 35 b. Früher Königsberg Pr., Lehndorfstraße 5. Die Einäscherung fand in Braunschweig statt.

 

Von einem langen, geduldig ertragenen schweren Leiden, wurde in den frühen Morgenstunden des 19. Dezembers 1957, unsere liebe, treue Mutter und Großmutter, die Lehrerwitwe, Margarete Neumann, geb. Kahl, gebürtig aus Seligenfeld bei Königsberg Pr., durch den Tod erlöst. Sie starb in ihrem 69. Lebensjahre. Dieses zeigen an: Oberstudienrat, Erich Szillis und Frau Edith Szillis, geb. Neumann, die Enkelkinder, Regina, Ekkehard, Beate und Gernot. Emden, Friedrich-Naumann-Straße 23. Die Beisetzung fand am 23. Dezember 1957 auf dem Friedhof Tholenswehr in Emden statt.

 

Fern ihrer geliebten ostpreußischen Heimat, entschlief nach schwerem, arbeitsreichem Leben, unsere herzensgute Mutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwägerin und Tante, Minna Lackner, geb. Schoepe, im Alter von 90 Jahren. Gott lohne ihr alle Mühe und Sorgen. In stiller Trauer: Familie Reinhard Neumann. Zurzeit Lichtenberg im Odenwald, am 17. Dezember 1957. Früher Kirschdorf.

 

Ein treues Mutterherz hat aufgehört zu schlagen. Am 22. Dezember 1957, entschlief plötzlich und unerwartet nach einem Schlaganfall, kurz von ihrem 82. Geburtstage, meine geliebte Frau, meine gute Mutter, meine liebe Oma, Schwiegermutter, Schwester und Tante, Frau Therese Blumenthal, geb. Unruh, früher Heiligenbeil-Rosenberg, Ostpreußen. In stiller Trauer: Anton Blumenthal. Hilde Ponel, geb. Blumenthal. Willi Ponel. Eckhard Ponel, Enkel. Hugo Unruh, Bruder und alle Verwandten. Wolfsburg, Braunschweiger Straße 43. Die Beerdigung hat am 27. Dezember 1957 stattgefunden.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit, ging meine liebe Schwester, unsere gute Mutter, Elise Lottermoser, geb. Koch, im Alter von 78 Jahren, heute von uns. In stiller Trauer: Frieda Koch. Hans Lottermoser und Liesel Lottermoser. Martin Lottermoser und Erika Lottermoser. Eva Conrad, geb. Lottermoser. Inge Körner-Lottermoser. Enkelkinder und ein Urenkel. Hannover, Bronsartstraße 31, den 28. Dezember 1957. Früher Insterburg, Siehrstraße 50. Die Einäscherung hat in aller Stille stattgefunden.

 

Es ist so schwer, wenn sich der Mutter Augen schließen, die fleiß'gen Hände ruhn, die immer treu geschafft. Und unsere Tränen still und heimlich fließen, uns bleibt der Trost: Gott hat es wohlgemacht. Am 17. Dezember 1957 entschlief sanft nach langem schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, meine herzensgute Mutter, Schwiegermutter, unsere liebe gute Oma, Elisabeth Dunzig, geb. Preuß, im Alter von 67 Jahren. In stiller Trauer: Hildegard Krutmann, geb. Dunzig. Heinrich Krutmann. Franz-Rudolf und Annegret. Plettenberg-Ohle, Lennestraße 66. Früher Osterode, Ostpreußen, Pausenstraße 18. Die Beerdigung fand am 20. Dezember 1957 auf dem Waldfriedhof in Plettenberg-Ohle statt.

 

Nach schwerer Krankheit entschlief am 14. Dezember 1957, sanft unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Anna Müller, früher Cranz, Ostpreußen, im. 54. Lebensjahre. Im Namen der Geschwister und Angehörigen: Heinrich Müller und Frau, Ahlen (Westfalen). Lübeck, Ratzeburger Allee 76. Die Beerdigung hat am Donnerstag, dem 19. Dezember 1957, auf dem Friedhof zu Genin stattgefunden.

 

Nach langem schwerem, mit unendlicher Geduld ertragenem Leiden, wurde meine über alles geliebte Mutter, herzensgute Schwiegermutter und liebe Großmutter, Anna Szameitat, geb. Nietz, im Alter von 77 Jahren, am 31. Dezember 1957, durch den Tod erlöst. In tiefer Trauer: Lucy Raehs, geb. Szameitat. Julius Raehs. Carlheinz Raehs. Reinbek, Bezirk Hamburg, den 31. Dezember 1957. Früher Königsberg Pr., Schönstraße 3 und Wrangelstraße 38. Die Beerdigung hat am 6. Januar 1958 in Reinbek stattgefunden.

 

Am 1. Dezember 1957, verstarb, meine liebe Frau, unsere gute Mutter und Großmutter, Martha Kinnigkeit, geb. Urbat, fern ihrer geliebten Heimat, im Glauben an ihren Erlöser, im 78. Lebensjahre. In stiller Trauer: Gustav Kinnigkeit. Erwin Kinnigkeit. Alfred Kinnigkeit und Frau Erika Kinnigkeit, geb. Kalbus. Heinz Kinnigkeit und Enkel, Winfred. Nindorf am Walde, Kreis Harburg. Früher Gumbinnen.

 

Fern seiner ihm unvergesslich gewordenen alten Heimat, verstarb am 2. Weihnachtstag, im 79. Lebensjahre, mein lieber Mann, unser guter Onkel und Schwager, der ehemalige Landwirt, Wilhelm Gollub, früher Plöwken, Kreis Treuburg. Er folgte unserem lieben Sohn, Max Gollub, der 1943 in Russland gefallen ist. In tiefer Trauer im Namen aller Anverwandten: Marie Gollub, geb. Ryck. Remscheid-Lennep, Flurweg 20. Ende Dezember 1957. Die Beerdigung fand am 30. Dezember 1957 statt.

 

Am 21. Dezember 1957 verstarb nach kurzem Krankenlager, meine liebe Frau, unsere Mutti, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin, Tante und Oma, Frau Eleonore Teitz, geb. Schießer, im Alter von 65 Jahren. In stiller Trauer: Adalbert Teitz. Oskar Teitz und Frau Charlotte Teitz, geb. Wöltje, Hamburg-Rahlstedt. Willi Bialowons und Frau Liselotte Bialoeond, geb. Teitz, Wolfsburg. August Schießer u. Frau Helene Schießer, geb. Schröder, sowjetisch besetzte Zone. Charlotte Teitz, geb. Blödow, Berlin-Siemensstadt. Ein Enkelkind sowie alle Verwandten. Hamburg 43, Gebweiler Straße 7. Früher Osterode, Ostpreußen, Elvenspoekstraße 15. Die Beerdigung hat am 27. Dezember 1957 stattgefunden.

 

Unfassbar für uns, nahm Gott, der Herr, meinen geliebten Mann, unseren lieben Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, Kaufmann, Otto Raue, im 75. Lebensjahre, zu sich. Sein Leben war nur Liebe und Fürsorge. In stiller Trauer: Anna Raue, geb. Hägebarth. Ursula Gronwald, geb. Raue. Karl Heinz Gronwald. Otto Karl Raue, im Osten vermisst. Luise Raue, geb. Ungefehr. Winfried Gronwald. Rüdiger Gronwald. Ida Hägebarth. Hannoversch Münden, den 4. Dezember 1957, Lange Straße 71. Früher Königsberg Pr., Paradeplatz 11.

 

Nach Gottes heiligem Willen ist am 23. Dezember 1957, mein lieber Mann, unser guter Papa und Großvati, Bruder, Schwager und Onkel, Karl Glowienka, Gendarmeriemeister i. R., im 73. Lebensjahre, sanft entschlafen. In stiller Trauer: Martha Glowienka, geb. Helemann. Ursula Czymay, geb. Glowienka. Karl-Heinz Glowienka und Frau Ingeborg mit Birge und Joachim. Mosbach (Baden), Ziegelsteige 17. Früher Milken, Kreis Lötzen.

 

Nach kurzem schwerem Leiden entschlief am 15. Dezember 1957 plötzlich und unerwartet, unser lieber, guter treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Urgroßvater, Bruder, Schwager, Vetter und Onkel, Molkereibesitzer, Hermann Brück, im Alter von 77 Jahren. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Kinder und Anverwandte. Wattenscheid, im Dezember 1957, Rathausstraße 11. Früher Jägersdorf-Windau, Kreis Neidenburg, Ostpreußen. Die Beisetzung fand am 19. Dezember 1957 statt.

 

Ich habe den Berg erstiegen, der Euch noch Mühe macht. Drum weinet nicht ihr Lieben, Gott hat es wohlgemacht. Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat entschlief nach kurzem Leiden, im Alter von 75 Jahren, am 15. Dezember 1957, mein geliebter Mann, unser lieber guter Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, Karl Reinke. In stiller Trauer: Berta Reinke, geb. Hinz. Hans Pauls und Frau Magdalena Pauls, geb. Reinke. Ernst Reinke und Frau Emma Reinke, geb. Bendig. Enkelkinder und Verwandte. Hann. Münden, Philosophenweg 11. Früher Zohpen, Kreis Wehlau, Ostpreußen.

 

Im gesegneten Alter von 86 Jahren, nahm Gott, der Her,r unseren lieben guten Vater, Groß- und Urgroßvater, Wilhelm Wichert, zu sich in Sein himmlisches Reich. Die trauernden Kinder. Hamburg, Schröderstiftstraße 30. Früher Pr.-Holland, Bahnhofstraße. Wir haben ihn im Dezember 1957 in aller Stille beigesetzt.

 

Seite 16   Familienanzeigen

Christus ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn. Gott, der Herr, nahm am 25. Dezember 1957 nach langem Leiden, meinen lieben Mann, Vater, Schwiegervater, Schwager und Großvater, Bauer, Emil Awißus, früher Staggen, Kreis Tilsit-Ragnit, im 63. Lebensjahre, zu sich in Sein himmlisches Reich. In stiller Trauer: Frau Helene Awißus, geb. Wallat. Erna Reithmann, geb. Awißus und Familie, USA. Lydia Scharlau, geb. Awißus und Familie, Hagen (Westfalen). Bruno Awißus, Havixbeck bei Münster (Westfalen). Helene Engel, geb. Awißus und Familie, Hilden (Rheinland). Die Beerdigung fand am 28. Dezember 1957 auf dem Friedhof in Schüttorf statt.

 

Es ist das Kreuz von Golgatha. Heimat für Heimatlose. Plötzlich und unerwartet nahm am 22. Dezember 1957, Gott, der Herr, meinen lieben Mann, unseren herzensguten, stets um uns besorgten Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, Emil Walter, Landwirt, aus Wiese, Kreis Mohrungen, im Alter von 69 Jahren, fern der geliebten Heimat, zu sich in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Frieda Walter, geb. Moeller. Magdalena Walter. Waltraut Naroska, geb. Walter. Brigitte Padel, geb. Walter. Günther Padel. Hans-Joachim und Ulrich, als Enkel. Franz Walter und Familie, Lübeck. Erkrath-Unterbach, Steinstraße 8. Die Trauerfeier mit anschließender Beerdigung fand am 27. Dezember 1957 in Unterbach statt.

 

Am 30. November 1957 entschlief mein unvergesslicher lieber Mann, unser treusorgender, liebevoller Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Kaufmann, Edmund Edom, im 77. Lebensjahre. Fern der Heimat folgte er seinen Söhnen, Alfred und Otto, die im Kriege blieben. In tiefer Trauer: Helene Edom, geb. Burnus. Helene Edom. Erhard Edom. Christel Edom, geb. Boettcher. Ulrich Edom. Mathilde Edom, geb. Benth. Reinhold Edom. Neffe. Ulrich. Enkel, Erhard und Alfred. Wunstorf (Han), Finkenweg 12. Früher Schwalbental, Kreis Insterburg.

 

Heute entschlief nach kurzer schwerer Krankheit, mein herzensguter Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater, der städt. Rohrmeister i. R., Arthur Rohde, im Alter von 78 Jahren. In stillem Gedenken: Clara Rohde, geb. Schlottke und Angehörige. Jork, den 27. Dezember 1957. Früher Allenstein, Ostpreußen.

 

Nach kurzer Krankheit, fern seiner geliebten Heimat, entschlief plötzlich, am 19. November 1957, im Alter von 70 Jahren, mein geliebter Mann, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Bauer, Emil Adam, früher Gr.-Hermenau, Kreis Mohrungen, Ostpreußen. In stiller Trauer: Emma Adam, geb. Karauhs. Sowjetisch besetzte Zone.

 

Am 18. Dezember 1957 entschlief sanft nach langer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Opa, Richard Bansemir, früher Tilsit, Ostpreußen, Lükerostraße 10, im Alter von 51 Jahren. In stiller Trauer: Frau Gertrud Bansemir. Sohn Rudi und Schwiegertochter. Tochter, Dora. Sohn, Lothar. Sohn, Horst und Schwiegertochter. Tochter Ursula und Schwiegersohn. Sohn, Alfred und Schwiegertochter und sechs Enkelkinder. Coburg, Glockenberg 8, Bochum. Afrika.

 

Wenn sich zwei Mutteraugen schließen zur letzten Ruh', dann geht eine Tür auf Erden für immer zu. Am 18. Dezember 1957, hat Gott, der Herr, unsere liebe, herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter, Amalie Haberstroh, geb. Wüsthoff, früher Liebenfelde, Ostpreußen, nach kurzer schwerer Krankheit, im 82. Lebensjahre, zu sich genommen. Fern der geliebten Heimat, in die sie immer hoffte zurückzukehren, wurde sie in der sowjetisch besetzten Zone zur letzten Ruhe gebettet. Ihr Leben war Mühe und Arbeit in treuer Sorge für ihre Lieben. In tiefer Trauer, ihre dankbaren Kinder: Helene Haberstroh, sowjetisch besetzte Zone. Antonie Kuster, geb. Haberstroh, Hasloch am Main. Martha Zikorski, geb. Haberstroh, sowjetisch besetzte Zone. Walter Haberstroh, Markt Glonn. Franz Haberstroh, Flensburg, Tilsiter Straße 31. Otto Haberstroh, Buenos-Aires, Argentinien. Emil Haberstroh, /Br., Moltkestraße 11.

 

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, er wird mich hernach aus der Erde auferwecken. Hiob 19. 25. Gott, dem Herrn über Leben und Tod, hat es gefallen, meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Frau Wilhelmine Orzessek, geb. Klick, früher Kreuzborn, Kreis Lyck, im 71. Lebensjahre, in die Ewigkeit heimzurufen. In tiefer Trauer: Johann Orzessek .Johannes Orzessek, vermisst. Anna Orzessek. Liselotte Orzessek. Elisabeth Orzessek. Ruth Orzessek. Marie-Luise Budzko, geb. Orzessek. Käthe Dielmann, geb. Orzessek. Karl Dielmann. Magdalene Schnittka, geb. Orzessek. Otto Schnittka und neun Enkelkinder. Worpswede, Bezirk Bremen, den 26. Dezember 1957, Neu Osterwede 71 und Bremen, Limburg, Münster.

 

Mein treuer Lebensbegleiter in Glück und Leid, mein lieber Schwiegervater und Großvater, Baumeister, Richard Lascheit, schloss nach jahrelanger, in großer Geduld ertragener Krankheit, im Alter von 74 Jahren, für immer seine müden Augen. In tiefer Trauer: Maria Lascheit, geb. Pakulat. Fritz Fathschild. Renate Fathschild und Peter Fathschild. Quakenbrück, Schiphorst 2, den 26. Dezember 1957, Herford/Sundern 149.

 

Nach einem erfüllten Leben entschlief heute sanft im 80. Lebensjahre, meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, Frau Anna Gramatzki, geb. Goese. In stiller Trauer: Ewald Gramatzki, Stadtoberförster a. D. Elisabeth Giesecke, geb. Gramatzki. Dr. Fritz Gramatzki. Dr. Heinz Gramatzki und Angehörige. Kellenhusen, Hamburg, Lübeck, den 30. Dezember 1957. Die Beerdigung fand am Freitag, dem 3. Januar 1958, um 14 Uhr, in Grube, Kreis Oldenburg (Holstein), statt.

 

Am Heiligabend entschlief sanft nach schwerer Krankheit, mein lieber Mann, unser lieber Vater, Hans-Dietrich von Trotha, im Alter von 72 Jahren. Ida von Trotha, geb. Müller. Gundel von Trotha. Walpurgis von Trotha. Volkwardingen über Soltau. Früher Ulrichshof, Kl.-Wischtecken, Kreis Gumbinnen.

 

Nach langer schwerer Krankheit ging mein geliebter Mann, unser guter Vater, Bruder, Schwager und Onkel, Dr. med. vet., Fritz Buttgereit, am 27. Dezember 1957, im Alter von 57 Jahren, von uns. In tiefer Trauer zugleich im Namen aller Hinterbliebenen: Margot Buttgereit, geb. Kiauka. Ruth und Hartmut. Sowjetisch besetzte Zone und Berlin-Zehlendorf, Beerenstraße 8. Früher Rauterskirch, Kreis Elchniederung, Ostpreußen.

 

Am zweiten Weihnachtstag ist mein geliebter Mann, unser herzensguter Vater und Großvater, lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Lehrer i. R., Karl Grunau,iIm 71. Lebensjahre, für immer von uns gegangen. In tiefem Leid: Gertrud Grunau, geb. Wauschkuhn. Anneliese Lawes, geb. Grunau. Heinrich Lawes. Erna Grunau. Karlheinz Grunau. Emmy Grunau, geb. Schäfer und Klein-Edda. Itzehoe-Tegelhörn, Viertkoppel 3, den 26. Dezember 1957. Früher Gordeiken/Stosnau, Kreis Treuburg.

 

Am 26. Dezember 1957 ist nach einem arbeitsreichen Leben, im gesegneten Alter von fast 85 Jahren, nach kurzer schwerer Krankheit, unser lieber Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager, Onkel und Opa, Bauer, Gottlieb Beitmann, Thomken (Mykolaiken), Kreis Lyck, in Frieden heimgegangen. Von lieben Nachbarn wurde er zur letzten Ruhe gebettet. Sein Wunsch in der Heimaterde zu ruhn, ging in Erfüllung. Ferner gedenken wir unserer lieben Mutter, Wilhelmine Beitmann, geb. Schrubba, die im Alter von 60 Jahren, in Allenstein 1945, verschollen ist. In stiller Trauer: Gustav Beitmann und Frau Helene Beitmann, geb. Konietzko. Anna Fligge, geb. Beitmann und Gustav Fligge. Helene Kowalzik, geb. Beitmann und August Kowalzik. Hermann Beitmann, Troy, USA und fünf Enkelkinder. Offelten, den 2. Januar 1958, Kreis Lübbecke in Westfalen.

 

 

 

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