Ostpreußen-Warte, Folge 11 vom November 1951

Seite 1   Die Lebensfrage Deutschlands

 Es ist von großer Bedeutung, dass der Bundeskanzler in seiner Rede in den Messehallen am Berliner Funkturm die Frage der deutschen Ostgebiete jenseits von Oder und Neiße in den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte. Denn wenn die Sowjetzonenregierung ihre gegenwärtig laufenden Propagandaaktionen unter das Stichwort „gesamtdeutsche Wahlen" stellte, so ist dies an sich schon eine Irreführung. Botschafter a. D. von Dirksen hat in einer Stellungnahme mit Recht darauf hingewiesen, dass es sich gar nicht um „gesamtdeutsche", sondern allein um „Vier-Zonen-Wahlen" handeln würde, wenn ein Wahlakt in Freiheit und unter Sicherung der vollen Gerechtigkeit in Gleichheit stattfinden sollte. Selbst wenn es also unter Annahme der 14-Punkte-Erklärung des Bundestages zu einer Nationalversammlung und zur Herstellung einer Einheit der vier Zonen kommen sollte, so wäre dies nichts anderes als nur ein erst er Schritt auf dem Wege zu Gesamtdeutschland.

 Es scheint nicht so, als wenn jenseits der Zonengrenze bereits hätte, wenigstens ist aus der Erklärung Grotewohls zu erkennen, dass man immer noch die Oder-Neiße-Linie als „Friedensgrenze" betrachten will, obwohl es sich bei ihr um nichts anderes als um eine Linie des Unfriedens, des Hasses und der Unvernunft handelt. Das Recht auf die ostdeutsche Heimat ist unabdingbar, und es kann gar nicht deutlich genug gesagt werden, dass es verlorene Liebesmüh ist, wenn man jenseits des „Eisernen Vorhangs" den Plan verfolgen sollte, im Zuge politischer Entwicklungen eine Anerkennung der Abtrennung deutschen Gebietes im Osten so nebenbei zu erzielen.

Die Frage der ostdeutschen Gebiete ist eine Lebensfrage Deutschlands. Und selbst wenn man zu der Auffassung gelangen sollte, dass die Entwicklung nur schrittweise vor sich gehen könne, so liegt doch folgendes klar auf der Hand: Ohne die Ostgebiete ist Deutschland vom Auslande in einem Ausmaße abhängig, dass allein schon aus diesem Grunde eine volle Selbständigkeit und Freiheit des außenpolitischen Handelns aufs schwerste beeinträchtigt erscheint. Wenn also der Osten in Wahrheit Wert darauf legen sollte, dass Deutschland ein solcher selbständiger Faktor wird, so ist damit unlösbar das Erfordernis verbunden, dass Deutschland hinsichtlich seiner Ostgebiete konkrete Zusicherungen erhält.

 Es ist das Ziel aller Deutschen, insbesondere aber der Heimatvertriebenen, mit allen Völkern in Frieden zusammenzuleben und in Freundschaft verbunden zu sein. Und niemand in Westdeutschland hegt auch nur den Gedanken, dass die ostdeutschen Gebiete anders als auf friedliche Weise wieder aus polnischer und sowjetischer in deutsche Verwaltung zurückkehren sollen. Aber dass diese Rückkehr und die Herstellung eines wirklich freien und souveränen Gesamtdeutschlands ein Ziel ist, auf das unter keinen Umständen verzichtet werden kann, liegt ebenso auf der Hand. Vielleicht kann es nur im Laufe der Zeit erreicht werden. Dann aber würde sich dieses Gesamtdeutschland als ein starker Faktor des Friedens erweisen, und es würde sich herausstellen, dass gerade das deutsche Volk aus der Geschichte gelernt hat und sein ganzes Gewicht in die Waagschale legen wird, um den Frieden in der Welt zu stabilisieren.

Solange dies nicht anerkannt ist und solange zu erkennen bleibt, dass man anstelle einer echten Neutralität eine „Neutralisierung", das heißt die Schaffung eines politischen Vakuums anstrebt, solange können die „Vorschläge" von östlicher Seite als nichts anderes betrachtet werden denn als Versuch, die gegenwärtigen Schwierigkeiten in den Verhandlungen mit dem Westen über die Wiederherstellung der vollen Souveränität der Bundesrepublik auszunutzen, um einen Raum zur Erleichterung eines späteren Vordringens nach Westen zu schaffen.

  

Seite 2   Dr. Schreiber zurückgetreten

 Auf der Oktober-Tagung der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. in Hamburg gab Staatssekretär Dr. Schreiber seinen Rücktritt als Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen bekannt. Sein endgültiger Nachfolger wird zu einem späteren Termin gewählt werden. An der Tagung der „Landsmannschaft e.V." nahmen zum zweiten Male in diesem Jahre auch die Vorsitzenden der zehn bestehenden Landesverbände der ost- und westpreußischen Heimatbünde teil. Die Vertreter der Landesverbände der ost- und westpreußischen Heimatbünde sollen wie die Vertreter der Heimatkreise mit entsprechender Stimmberechtigung in den Vorstand der Landsmannschaft eingegliedert werden.

 Für die Durchführung dieser organisatorischen Maßnahmen haben die zehn Landesverbände einen Dreier-Ausschuss gebildet, dem die Landsleute Schröter für Schleswig-Holstein, Grimoni für

Nordrhein-Westfalen und Prof. Dr. Müller für Bayern angehören. Prof. Dr. Müller wurde zum Sprecher dieses Ausschusses bestimmt.

  

Seite 3   Unsere Städte im Bild: Elbing

6 Fotos: Obenlinks: Friedrich-Wilhelm-Platz mit Rathaus – Blick auf die Nikolai-Kirche. – Mitte: Verwaltungsgebäude Schichau mit Schichau-Denkmal – Dampfer – Anlegestellt mit Elbingfluss. Im Hintergrund die Marienkirche – Unten: Barocke Giebelhäuser mit Beischlägen in der Spieringstraße. – Wasserstraße am Elbingfluss. Im Hintergrund die Türme der aus dem 14. Jahrhundert stammenden katholischen Pfarrkirche St. Nikolai.

 Die Stadt am Elbingfluss – 1237 von der Stadt Lübeck und dem Deutschen Ritterorden gegründet – war bis 1309 Residenz des Landmeisters des Ordens. Diese schöne alte Stadt wies herrlichste Bauten, Kirchen, Museen und alte Handelsspeicher auf. Als bedeutende Handels- und Industriestadt des Ostens hatte Elbing einen Namen. Die Schichauwerft und die Kommick-Werke sind mit dieser alten westpreußischen Stadt eng verknüpft gewesen.

  

Seite 4   Das erste Dampfboot in Preußen


Am 26. August 1828 sahen wir zum ersten Male im Haff und auf dem Pregel, ein Dampfboot, den Copernicus, das die erste Reise von Elbing nach Königsberg machte. Man beabsichtigte anfangs, dass es diesen ganzen Weg jedes mal in einem Tage zurücklegen sollte, und dieses geschah bei den ersten Fahrten auch wirklich, es fuhr morgens von Königsberg ab, vor Mittag traf es in Pillau ein, hielt sich daselbst etwa eine Stunde auf und kam abends nach Elbing oder umgekehrt. Doch konnte dieser Weg bei den immer kürzer werdenden Tagen und indem die Geschwindigkeit des Bootes viel geringer ausfiel, als man erwartet hatte, nicht mehr füglich in einem Tage zurückgelegt werden, und die Fahrt wurde nun so eingerichtet, dass das Boot in Pillau über Nacht blieb und am folgenden Tage den andern Teil der Reise machte. Dadurch litt aber das Unternehmen ungemein, denn statt zwei Reisen, die es wöchentlich zwischen Königsberg und Elbing machen sollte, machte es jetzt nur eine, und da es doch gleich viel Tage unterwegs blieb, so war die Ausgabe für Feuerung und Beaufsichtigung ungefähr eben so groß wie früher.

 Es wurde indessen jetzt die Fahrt für bestimmte Wochentage angeordnet, und bei einer solchen Regelmäßigkeit nahm die Frequenz der Reisenden außerordentlich zu, so dass zu Anfang des Monats Oktober in der Regel 15 bis 20 Passagiere sich einfanden und das ganze Boot mit den verschiedenen Frachten beladen war. Es fingen damals die Gärtnerfrauen aus der Umgebung von Elbing an, mit Gemüse nach Pillau zu kommen, was früher nicht stattgefunden und wodurch der Markt in Pillau reichlicher und billiger ausfiel. Es wurde auch erzählt, dass in dieser Zeit die Reisen sich nicht nur bezahlt machten, sondern auch ein Bedeutendes abwarfen, wodurch die Zinsen der Anlage gedeckt wurden. Allein dieses Zutrauen, das das Publikum zu. fassen anfing, wurde bald schwankend gemacht. Die Maschine hatte bisher mehrmals mit sehr harten Gegenwinden zu kämpfen gehabt, doch war dadurch die Fahrt nur wenig verzögert, und nie unterbrochen worden.

 Auf der Reise von Pillau nach Elbing am 30. September stand der Wind in Süden, war also grade entgegen, und er wehte so hart, dass die Wellen oft auf Deck schlugen. Dennoch legte das Dampfboot damals in einer Stunde noch beinah dreiviertel deutsche Meilen zurück. Am 13. Oktober aber kam es gegen einen harten westlichen Wind, der sowohl etwas stärker als der erwähnte war, von Königsberg, und da geschah es zum ersten Male, dass es sich nicht gegen den Wind aufarbeiten konnte, sondern auf der Hälfte des Weges an der Peyser Ecke ankern musste. Den folgenden Tag, als der Wind sich etwas gelegt hatte, war es früh morgens in Pillau, und es ging denselben Tag nach Elbing. Den 16. Oktober, als der Sturm aus Westen schon anfing, kam es zurück nach Pillau, um am folgenden Tage, den 17. nach Königsberq zu gehen. Unterdessen hatte der Wind an Stärke immer zugenommen und war des Morgens in einen heftigen Orkan ausgeartet. Das Seewasser trieb in reißendem Strome bei Pillau vorbei ins Haff hinein, und gegen diesen Strom und Sturm musste das Dampfboot aufkommen, um dann nach der Nehrunq überzugehen und längs der vor Pillau liegenden Gründe den gewöhnlichen Weg nach Königsberg zu verfolgen; ein zweiter Weg, den das Boot einschlagen konnte, war auf der nördlichen Seite der erwähnten Gründe oder über den Heerd. Hier durfte es der Richtung des Stromes und Windes nur folgen, und bei dem sehr hohen Wasserstand war keine Gefahr, dass es in diesem sonst so seichten Fahrwasser jetzt stehen bleiben oder auch nur stoßen würde.

 Das Dampfboot indessen, welches sehr schlecht steuerte, war weder in den einen noch den andern Weg zu bringen, sondern trieb in einer mittleren Richtung, so wie es aus dem Hafen kam gegen eine vor Anker

liegende holländische Schmack auf, welche es aufgestoßen haben würde, wenn man nicht die Maschine schleunigst angehalten und das Anker geworfen hätte. Dieses Anker so wie das Ankertau war nun aber wieder der Größe des Bootes bei solch unruhigem Wetter und auf dieser Stelle nicht angemessen, wo das Boot einem sehr heftigen Strome und dem Wellenschlage der See ganz bloßgestellt war. Das Ankertau brach, und der zweite Anker fasste nicht, so dass es vor demselben auf die Gründe von Camstigall trieb, aber auch da kam es wieder los und wurde am folgenden Tage auf dem Strande zwischen Kahlholz und Balga gefunden. — Die Maschine hatte nicht gelitten, wie es schien, und das Fahrzeug war ganz unversehrt geblieben, allein es stand so hoch huf dem Strande, dass die ersten Versuche zum Abbringen nicht glückten, bis endlich beim hohen Wasser am 1. Dezember das Boot wieder flott wurde, um nach Elbing gebracht zu werden.

 Aus: Preußische Provinzialblätter, herausgegeben von dem Verein zur Rettung verwahrloster Kinder zu Königsberg. Erster Band, Königsberg 1829, Hartungsche Hofbuchdruckerei.

und darin aus:

„Einige Worte über Dampfschifffahrt." (Vorgelesen in der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg am 12. Dezember 1828 vom Hafenbauinspektor Herrn H. Hagen in Pillau

  

Seite 5   Turner-Familie Ost- und Westpreußen. Unsere Geburtstagskinder im November 1951

 01.11.1951 Ruth Kaltwang (Insterburg) Elm, Hauptstraße 7b (Saarland).

03.11.1951 Otto Gebauer (Gumbinnen), 24b Dörpling üb. Heide (Holstein).

04.11.1951 Margarete Bläsner geb. Pohl (KMTV), 20a Hannover-Linden, Stockmannstr. 12 ptr.

04.11.1951 Hilde Lehwald (Elbing), 3a Ostseebad Boltenhagen (Meckl.), Mittelweg 30.

04.11.1951 Kurt Krause (Lyck), 24b Itzehoe, Juliengardeweg 5.

07.11.1951 Friedrich Neumann (KMTV), 24a Bad Oldesloe, Hamburger Straße 72.

09.11.1951 Liselotte Gorontzi geb. Büttner (Marienburg u. K M T V ) , 23 Osnabrück, Iburgerstr. 67.

09.11.1951 Elsbeth Krischun (KMTV), 20b Braunschwg., Honrothstr. 12, ptr. Ii.

11.11.1951 Walter Schulz (KTC), 24b Flensburg, Waldeckestraße 30.

13.11.1951 Anna Goerigk geb. Neumann (Rößel), 22b Bad Neuenahr, Mittelstr. 10 III.

 

13.11.1951 Henry Groß (KMTV), 1 Bln.-Charlotten-burg 4, Leibnitzstraße 46 IV.

 

14.11.1951 Wilhelm Pohl (Elbing), 21a Minden (Westf.), Kaiserstraße 12. . .

 

15.11.1951 Käte Laasner geb. Lebbe (Marienburg), 24b Wesselburenerkoog, Zollhaus.

 

17.11.1951 Edwin Senger (Marienburg), 24b Kiel, Esmarchstraße 68 III

18.11.1951 Anna Bordien (Elbing), 24b Alt-Duvenstedt, Kr . Rendsburg. .

19.11.1951 Kurt Kaltwang (KMTV u. Insterburg), Elm, Hauptstraße 7b (Saarland).

 

19.11.1951 Walter Trzaska (Tilsit), 3a Stevenhagen (Meckl.). Goethestraße 8.

 

19.11.1951 Frieda Schulz geb. Zerfowski, 24a Lübeck, Kahlhorststraße 46 A .

 

20.11.1951 Richard Wittig (KMTV), 13a Bamberg. Schützenstraße 55 I. - ,

 

21.11.1951 Walter Schröder (KMTV), 19a Halle (Saale), Bismarckstraße 10.

 

22.11.1951 Fritz Radtke (KMTV), 22c Düren, Arnoldsweilerweg 130. .

 

22.11.1951 Grete Schulz geb. Laupichler (Insterburg), 20a Northeim (Han.), Rhumestraße 2.

 

22.11.1951 Arthur Trusch (KMTV), 24b Itzehoe, Talstraße 16. „

 

22.11.1951 Dr. Reinhold Huwe (Treuburg), 20a Hannover, Simrockstraße 25 ptr.

23.11.1951 Waldemar Gottschalk (KMTV), 23 Westerstede, gegenüber der Kirche.

23.11.1951 Heinz Haak (KMTV), 22b Trier, Thebäerstraße 45.

23.11.1951 Paul Kadereit (Insterburg u. Marienwerder), 15a Erfurt, Nerlystraße 4.

24.11.1951 Hans-Joachim Timm (Pol Kbg.), 23 Bremerhaven, Postfach 52.

25.11.1951 Hans Bonacker (Tilsit), 20b Goslar, Claustorwall 9a.

25.11.1951 Rudolf Neumann (Elbing), 24b Flensburg, Rote Straße 10 II.

26.11.1951 Ernst Korittki (KTC), 20a Hannover, Sedanstraße 7.

26.11.1951 Charlotte Mildt geb. Schiemann (KTC), 23 Rastede, Oldenburger Straße 23.

26.11.1951 Irene Schlemminger geb. Keibel (KMTV), 24b Prisdorf, Kr. Pinneberg.

27.11.1951 Marie Henke (TLV Kbg.), 22b Bad Neuenahr, Haus Abendfrieden.

28.11.1951 Claus Schneider (Gumbinnen), 23 Sottrum 120 (Bez. Bremen).

29.11.1951 Dr. Adalbert Perrey (KMTV), 24a Borstel bei Winsen (Luhe).

 Allen Geburtstagskindern herzlichste Glückwünsche, besonders Elsbeth Krischun zur Vollendung des 50. und Henry Groß zur Vollendung des 75. Jahres.

 

Der am 09.10.1951 verstorbene Turnbruder Fritz Nath wäre am 04.11.1951, 64 Jahre alt geworden. Im Namen der Turnerfamilie habe ich den Angehörigen persönlich das Beileid ausgesprochen und einen Kranz am Sarge niedergelegt. Onkel Wilhelm.

 

Seite 5   Adolf Sievers 70 Jahre alt

 

Am 1. November vollendete Oberstudiendirektor i. R. Adoll Sievers sein 70. Lebensjahr. Viele Freunde, Kollegen und ehemalige Schüler, die das Glück hatten, ihm als Lehrer und Mensch näherzustehen, gedenken an diesem Tage seiner in Liebe, Verehrung und Dankbarkeit.

 Als geborener Hannoveraner studierte er an seiner Heimatuniversität Göttingen und kam dann zu uns nach dem Osten, wo er an der Weichsel seine ihm innig verbundene Lebensgefährtin fand. In Ostpreußen ist er dann bis zum bitteren Ende geblieben. Von 1913 bis 1926 betreute er in Sensburg — ein Zeichen für seine unermüdliche Schaffenskraft — gleichzeitig zwei Schulen: Volksschule und Lyzeum. 1926 wurde er dann in den Staatsdienst übernommen und zum Direktorder neugegründeten Aufbauschule in Pr. -Eylau ernannt, die er mit Liebe und Geschick zu weit über Durchschnitt liegender Höhe entwickelte. Wie er an sich selbst höchste Anforderungen stellte, nahm er es als selbstverständlich an, dass jeder seiner Untergebenen ebenso dachte und handelte wie er; deshalb ließ er jedem völlige Freiheit in seiner Tätigkeit, so dass ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen Direktor und Lehrkörper bestand.

 Das Lebensbild von A. Sievers wäre unvollständig, würde nur die schulische Leistung hervorgehoben werden. Wer wie ich sechzehn Jahre unter seiner Leitung arbeiten durfte, das Glück hatte, ihn auch als Menschen näher zu kennen, weiß, wie er für jeden, sei es Lehrer, sei es Schüler, der mit seinen Nöten und Sorgen zu ihm kam, einen klugen Rat oder ein tröstendes Wort hatte. Wollte man ihn außerdienstlich sprechen, so fand man ihn nur selten in seiner Privatwohnung, man trat ihn sicherlich auch zu den ungewöhnlichsten Zeiten in seinem Amtszimmer an, manchmal auch in seinem mit viel Liebe gepflegten Garten. Wie freute er sich über jede gelungene Pflanzung! Und dann die stillen Winterabende: wie manchen Skat oder Doppelkopf haben wir mit ihm und seiner Gattin gespielt beim dampfenden Glase Grog und Bratäpfeln. Wenn dann die Karten ruhten, zogen sich die Gespräche oft noch bis in die tiefe Nacht hin.

 Wie allen Bewohnern Ostpreußens blieb es auch ihm nicht erspart, Heim und Wirkungskreis verlassen zu müssen. Geistig und körperlich noch zu rüstig, sich dem „otlum cum dignitate" hinzugeben, hat er an seinem jetzigen Wohnort Altencelle bei Celle Freude und Befriedigung durch schriftstellerische Tätigkeit gefunden. Möchte ihm diese seine Frische noch lange erhalten bleiben.



Seite 5   Jubiläum der Frauenabteilung des KMTV 1842

 

Am 12. Oktober 1911 wurde unter Führung der am 25.07.1951 in Leipzig verstorbenen Turnschwester Anna Küßner die Frauenabteilung des Königsberger Männer-Turnvereins von 1842 gegründet, deren turnerische Leitung Turnwart Alwin Berger übernahm. Von den Gründerinnen sind noch am Leben die Turnschwestern Margarete Sierke, Lotte Schmidt-Lau, Elisabeth Hübner, Hanna Vogel. Die neben Anna Küßner um die Abteilung besonders verdiente Tschw. Emma von Waskowski starb am

24.11.1949 in Dähre. Kr Salzwedel. Frisches, fröhliches Gemeinschaftsleben zeichnete die Turnerinnenabteilung aus Unzählige Frauen und Mädchen verdanken ihr ihre körperliche und geistige Ausrichtung im Sinne echten deutschen Turnertums und deutschen Volkstums. Voll Wehmut, aber auch in freudiger Dankbarkeit haben sie alle am diesjährigen 40jährigen Gründungstage der besinnlichen und der vielen heitern Stunden auf dem Turnplatz und im Heim des KMTV gedacht.

 Eine noch von Anna Küßner kurz vor ihrem Tode niedergeschriebene Geschichte der Frauenabteilung wird allen KMTVerinnen möglichst bald zugehen und die Erinnerung besonders hell aufleuchten lassen. Wir geben die Hoffnung auf ein Wiedererstehen in neuer Beschwingtheit in der alten Heimat nicht auf!

Wilhelm Alm



Seite 5   Goldene Hochzeit

Goldene Hochzeit feierte am 17.10.1951 das Turnerehepaar Hermann Schelewski aus Elbing, jetzt in Hamburg, Hoheluftchaussee 51. Frisch, fröhlich, fromm, frei ist ein Leben lang der Wahlspruch gewesen, nach dem sie gelebt und geschafft haben, der sie auch in schwersten Notzeiten aufrecht gehalten hat und auch das bittere Los als Heimatvertriebene ihnen erleichtert. Gesundheit und recht viel sonnige Freude für einen langen Lebensabend wünscht dem Jubelpaar die ganze Turnerfamilie Ost- und Westpreußen.

 

 

Seite 6   Rektor Dr. Paul Glaß gestorben

In Gronau bei Hannover starb plötzlich Rektor Dr. Paul Glaß. Dr. Glaß stammte aus Sensburg und war in Königsberg (Pr.) Rektor an einer Volksschule. Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, war er längere Zeit in Göttingen als Mittelschullehrer tätig und stellte sich auch hier als Leiter der Landsmannschaft selbstlos in den Dienst der Pflege des Heimatgedankens. Dr. Glaß fand neben seiner beruflichen und landsmannschaftlichen Betätigung noch Zeit, die Geschichte seines Heimatkreises zu schreiben. Durch sein offenes und freundliches Wesen hat sich der Heimgegangene bei seinen Landsleuten, Kollegen und Schülern ein gutes Andenken bewahrt.

  

Seite 6   Unsere Feldwege. Von Sabine Hoth

 So wie unsere Wälder und Seen, unsere Flüsse mit ihrem Wiesengelände, unsere weiten, ebenen oder leicht hügeligen Felder und Weiden zum Charakter unserer Landschaft gehören — so wie die Birkenchausseen oder die alten Linden an unseren Höfen vor unseren Augen stehen, wenn ein Bild östlicher Landschaft in uns lebendig wird — so wie die vielen Pferde und Fohlen, die schwarzweißen Herden und die Storchennester als selbstverständlich dazugehören 60 sind auch die Feldwege in ihrer besonderen Art ein Charakterzug unseres Heimatlandes.


Wir Landmenschen des Ostens wissen wohl jeder einen Feldweg, der uns ein sehr persönliches Stück Heimat war, wie ein guter Freund, der unser Alltagsleben kannte und teilte. Er lud uns an manchem stillen Abend oder am Sonntag zum Spaziergang ein, er wurde Begleiter fröhlicher Stunden im Kreise unserer Freunde — oder ernster Gedanken, ausgesprochen und geklärt im Gespräch mit dem, der uns zur Seite ging, oder still gedacht, nur uns und unserm Herrgott bekannt.

 Ja, unsere Feldwege gehören zu den verborgenen Schönheiten unseres Landes. Es sind keine Wanderwege, die in die Weite locken.

 Man kennt sie nur in der näheren Umgebung, nur so weit sie zu Fuß oder zu Pferde im Alltagsleben benutzt werden.

 Unsere Feldwege sind Wege der Arbeit. Sie gehören zum Leben des Landmanns, wie die Schienen zum Eisenbahner, die Kanäle zum Schiffer und die Asphaltstraße zum Autofahrer. Sie tragen, wenn man es so ausdrücken darf, unsere tägliche Arbeit. Sie tragen unsere Arbeitsschuhe. Sie tragen unsere Pferdehufe. Sie tragen unsere Ackerwagen, die vielen verschiedenen Landmaschinen und Ackergeräte. Wie viel kann man auf so einem Feldweg lesen! Frühling: Da zog die erste Egge hinaus, da die breite Spur der Drillmaschine, da ein kleiner Huf eines Fohlens, das mit der arbeitenden Mutterstute mitgetrabt ist, und dort die vielen Klauen der Viehherde, die nun wieder ausgetrieben wird.

 Und dann im Sommer: glatt und festgefahren wie eine Dreschdiele in trockenen Jahren und voller Gleise, Löcher und Wasserpfützen in nassen Jahren — beides ein Abbild der vielen Arbeit, die hier sozusagen hinausgetragen wurde auf die Felder. Und bei aufmerksamem Hinsehen viele Spuren des mannigfaltigen Lebens hier. Nackte Kinderfüße, die den „Vesperträgern" gehörten, den Naturkindern unseres Landes. Auch für das Auge des Jägers und Hegers, der sein Revier kennt, ist immer etwas zu sehen! Die Fährte einer Ricke mit Kitz oder dort ein Volk Rebhühner, das in raschem Wechsel den Weg überquerte. Und dort ein Hund! Der Hütehund? Nein, größer — sicher wieder der Wilderer aus der Nachbarschaft!

Und dann im Herbst: Spuren der Ernte. Da und dort noch ein paar zertretene Ähren am Wegrand, neu aufgegangener Raps — ausgestreut vom Erntewagen. Später gelbe und glitschige Rübenblätter. Und oft ein so scheinbar grundloser Patsch und Matsch — „Schmadder" in unserer Sprache —, dass man kaum noch glauben kann, dass dies einst ein schöner trockener Weg war, der riesige Staubwolken hinter den schnellen Erntewagen aufwirbeln ließ.

 

Wie ganz anders dann so ein Winter-Feldweg: Erstarrt, oft — wenn der Frost zu plötzlich kam und die Schleppe nicht mehr zur Zeit die tiefen Gleise der Herbstarbeiten zu streichen konnte — sehr rau und rumpelig gefroren, „Bullereis" auf den Pfützen. Und dann eines Tages verschneit, tief verschneit, scheinbar tot und verlassen, wenn nicht die Arbeitsschlitten wieder für Leben sorgten, wenn sie Dung oder Komposterde hinausfuhren, oder Holz aus dem Walde holten.

 Unsere Feldwege gingen durch ein Land, da es noch Raum gab, da man nach Morgen und nicht nach Quadratmetern rechnete. Sie sind daher breit, gut zum Begegnen der langen Ackerwagen und breiten Landmaschinen. Sie waren oft von Gräben begrenzt, mit Bäumen und Strauchwerk verschiedenster Art bestanden. Von den Grabenrändern holten wir im Laufe des Jahres so manchen schönen Feldblumenstrauß — von den ersten Anemonen im Frühling bis zum letzten Glockenblümchen, wenn eigentlich die Blumenzeit schon längst vorbei war. Dort suchten wir als Kinder Erdbeeren, dort — vielleicht unter einer kleinen Birke — fand man unvermutet eine Mütze voll.

 

„Gelböhrchen". Viele Kindererinnerungen hängen an so einem Weg. Der alte Kruschkenbaum mit seinen wirklich nur für Kinderphantasie essbaren, im übrigen entsetzlich saueren Früchten. Hier hatte man mit den heruntergefallenen Eicheln gespielt und dort mit den vielen „Schischken" der Kiefern.

 Wie schön die Bäume dieser Wege! Zu jeder Jahreszeit! Die Birken im ersten Frühling oder im Winter im Raureif, die Kiefern mit ihren rotgoldenen Stämmen, wenn die Abendsonne sie traf, die Ebereschen mit ihren leuchtenden Beeren. Wie persönliche Bekannte auch die verschiedenen Sträucher dazwischen: da blühen in jedem Jahr die ersten Weidenkätzchen, an jener Biegung gab es Haselnüsse, hier ein verwilderter Heckenrosenstrauch.

 

Auch die Tiere liebten diese Naturwege. Vögel aller Art belebten Bäume und Buschwerk, Hasen, Fasanen, Rebhühner, Wiesel, Mäuse — alles suchte Schutz und Deckung in den Gräben. Jeden Abend bäumten die Jungstörche in den alten Kiefern auf und bildeten auf den kahlen Ästen wunderbare Silhouetten gegen den Nachthimmel.

 

Das ist nun alles vorbei. Viele Bäume sind geschlagen, (die Gräben verwildert, die Störche sind tot, das Wild ausgestorben. Düstere Gedanken und Erinnerungen geleiten die wenigen deutschen Menschen, die heute noch auf diesen Wegen gehen. Vorbei das geschäftige, fleißige, freudige Leben und Treiben auf Feldern und Wegen. Menschlicher Unverstand zerstörte eine Einheit, die Gott durch Jahrhunderte hatte wachsen lassen, eine Einheit von Natur und Leben, von Land, Mensch, Tier und Pflanze — die uns unbewusst war, die wir erst jetzt erkennen, da sie zerbrach. Bruchstücke blieben übrig — Scherben. Dort verlassenes, verwundetes Land — hier die Men sehen wie Blätter im Wind, gezeichnet vom Schicksal. Wird Gott, der Schöpfer dieses Landes und dieser Menschen, dazu schweigen? Für immer? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur das eine: dass Er allein die Macht hat, zu retten und neu zu bauen, was Menschen so verderben konnten.

  

Seite 6   Suchanzeigen

 Gatz, Horst, geb. 11.11.1922 zu Marienburg/Westpr. Er ist als Soldat bei Stalingrad — 6. Armee unter Feldpostnr. 42 485 C im Jahre 1943 vermisst. Wer weiß etwas über sein Schicksal? Nachricht über unseren Sohn erb. Otto Gatz, Leinde 12, Krs. Wolfenbüttel.

 

Wehlauer, wer kann über das Schicksal meiner Mutter, Frau Dorothea Schattling, Wehlau, Kl. Vorstadt 18 etwas berichten? Wäre für die geringste Auskunft sehr dankbar. Helene Schattling, 22c I Grambusch 46, Kr. Erkelenz Rhld.

 

Pullwitt, Eduard, Stabsgefr., geb. 19.03.1913 in Gr. Gardienen, Krs. Neidenburg/Ostpr. Letzte Nachricht v. Dezember 1944 aus Ungarn, Feldpostnr. 59 244 D. Auskunft erb. Ida Pullwitt, Leiferde 50b. Braunschweig.

 

Kohls, Franz, und Ehefrau Frida, geb. Fröhling, sowie die Kinder Lothar, Dora u. Ursula aus Guhringen b. Freystadt, Kr. Rosenberg/Westpr. Werden ges. von Emil Schoßscheck, Evern üb. Lehrte, Kr. Burgdorf Hann.

 

Frau Ernestine Lörchner, geb. Haupt, fr. Glückshöfen, Kr. Labiau/Ostpr., wird gesucht von Käte Liebherr. Kehl /Rh., Karlstraße 25.

 

Neumann, Wilhelm aus Deimehöh, Kr. Labiau. Auf der Flucht im Februar 1945 in Neustadt in Pommern von uns abgekommen, ist dann in einem Altersheim gewesen. Wer ist die Person, die ihn betreut hat? Wer kann über meinen Mann — er war im Alter von 75 Jahren — Auskunft geben? Mein Mann war


Auaffallend klein. Dank allen Landsleuten, die uns Nachricht geben können. Frau Luise Neumann, Klein Bülten über Peine, Lönsstraße 368.

 

Wedig, Andreas, Bauer aus Krokau, Kr. Rössel, geb. 12.12.1889. Mein Mann wurde am 12.03.1945 von den Russen aus Krokau verschleppt. Seitdem fehlt jede Spur. Nachr. erb. Frau Marie Wedig, Ostenfelde, Dorfb. 27 b. Oelde, Kr. Warendorf (Westf.)/ 21 a.

 

Doering, Helene, geb. 10.06.1888 und Tochter Charlotte, geb. 09.11.1916, wohnhaft in Cranz, Kirchenstraße 16, beschäftigt bei Aug. Winkler. Wer weiß etwas über das Schicksal meiner Schwester und Nichte. Nachricht erb. an Gertrude Stascheit, 14b Biberach/ Riss, Mittelbergstr. 21/2 (früher Königsberg, Pr., Beethovenstr. 49).

 

Kalinna, Kurt, geb. 22.10.1922, Letzte Einheit: Motor-Inf 120, Feldpostnr. 03794 D. Seit der Schlacht b. Wladislawowka (Krim) am 20.03.1942 vermisst. Wer war mit ihm zusammen und weiß etwas über seinen Verbleib? Nachricht erb. Friedrich Kalinna. Domäne Marienburg b. Hildesheim, früher Stangenberg, Kr. Stuhm/Westpreußen

 

Bendig, Inge, geb. am 16.03.1928 zu Königsberg Pr., letzte Wohnung Königsberg, Schreberstr. 6, zuletzt wohnh. in Liegnitz, Hedwigstr. 21 bei Siegmund. Auskunft erb. die Mutter: Elisabeth Bendig, (3a), Stalinstr. 160 bei Guth.

 

Von Saucken, Herta. Witwe. geb. Fischer, früher wohnhaft in Königsberg/Pr., Dieffenbachstraße 4. Wer weiß etwas über ihr Schicksal? Nachricht erb. an Frau M. Drenkwitz, (21b) Hagen i. W., Glücksburgstraße 20.

 

Rojewski, Felix, Roman. Wachtmeister, Feldpostnr. 35 655 C. wird gesucht von Margot Rojewski, Heidelberg, Plöck 29 (früher Lötzen, Angerburger Straße 13).

 

Ring, Richard, Gefr.. Feldpostnummer 08 539 E (Atv) geb. 20.02.1906, in Stradem bei Dtsch-Eylau/Westpreußen Wer war mit meinem Bruder zusammen und weiß etwas über sein Schicksal? Nachricht erb. Berta Ring, (20a) Gadenstedt 56, Kreis Peine.

 

König, Horst, früher Königsberg, Luisenallee 51 und Ilse I.ittkeits geb. König, weiden gesucht von Frau Traute Hohorst. (23) Ritterhude (Bremen), Hüderbeck 240.

  

Seite 8   Landsleute, bitte herhören!

 Immer wieder müssen wir unsere Landsleute bitten, die nach der Besetzung Ostpreußens im Sanitätsdienst des russischen Roten Kreuzes standen, uns in der Suche zu helfen. Je weiter wir von den Jahren des Massensterbens rücken, desto schwieriger wird es sein, sich auf den Einzelnen zu besinnen. Wer die Ungewissheit und die Sehnsucht nach dem Vermissten seitens der Familienangehörigen kennt, der müsste schon ein versteinertes Herz besitzen, alles Wissenswerte für sich zu behalten. Helft doch unseren leidgeprüften Angehörigen! Wir suchen auch die geretteten Besatzungsmitglieder und Passagiere der untergegangenen Transportschiffe. Schon mancher Matrose gab uns Aufschluss. Auf Hinweis von unseren Landsleuten bitten wir Herrn Pfarrer Hugo Link, falls einer der Gesuchten ihm bekannt sein sollte, um einen Fingerzeig, damit wir den richtigen Suchweg finden können.

 Wir nennen nun alle die Fälle, die die Suchstellen und Heimatblätter durchlaufen haben und keine richtigen Ergebnisse (auch widersprechende) erbrachten. Landsleute, helft den Familienangehörigen über uns, in dem Ihr berichtet:

 Frau St.-Insp. Waldemar Anstädt, St.-B.-Insp. Albien, Strß.-Reiniger Franz Arndt, Insp.-Anw. Siegfried Ader, Frau Maria Arndt (Spark.), Rudi Ankermann (zuletzt Ltn. bei der Genesungskompanie Braunsberg), Regierungsoberbauinsp. Kurt Bieler und Frau Helene; St.-B.-O.-Insp. Wilhelm Barkhorn (Hafen), St.-O.-Insp. Werner Bartnick (Schauspielhaus), St.-B.-O.-Insp. Erich Becker, Erich Bartsch (Stiftung), St.-Sekr. Albert Benson, Fritz Bartsch (Druckerei), St.-Insp. Fritz Behrendt, St.-Insp. Gustav Boß, St.-Sekr. Friedrich Borawski, St.-Insp. Kurt Gerhard Barschkies (Feldp.-Nr. 56111 D), St.-Insp. Kurt Bischoff, Schlosser Alfred Behrendt (K.-W.-S.), Büroangest. Braumann (Fuhrges.), Strß.-Reiniger Herbert Bartsch, Bibliothekarin Frau Brinkmann, Mag.-Rat Horst Böttcher, Fürsorgerin Bleise, Brunhilde Böse (Wi.-A.), Elfriede Bubel, die Hafenangestellten: Bakowies, Bönig, Banuscha, Bock, Buckbesch, Bartsch; — Wilhelm Bartel (Gartenamt), Walter Behr (St.-Plan.-Amt), Fürsorgerin von Bruchhausen, Franz Brodde, St.-Sekr. Gottfried von Bouillon, Edwin Borchert (zuletzt Beton und


Monierbau), Hermann und Toni Buttgereit (Kaplanstr. 23/24), Familie Stadtfotograf Arthur Borrmann (Stäge-mannstr. 36), Stadtküchenverw. Lehrer Dedat und Söhne, St.-O.-Insp. Rudolf Dembowski (zuletzt Altersheim Burgschule), Amtsgehilfe Max Delegrand (Kuplitzerstr.), Brückenwärter Kurt Disch-mann, St.-O.-Sekr. Dahmer, Brückenwärter Josef Dehme, Heinrich Dehring, Dühring (Feuerlöschpolizei), Angest. Dick, Anw. Lothar von Dzingel, Angest. Dorloff, Angest. Domnick (Spark.), Arbeiter Fritz Dalko, Heizer Hans Dreier (Gem.-Friedhof), St.-Insp. Eheling, Angestellte Eberle (Spark.), Hallenmeister Fritz Eisenblätter, Angest. Ewert (Hafen), Rev.-Gärtner Albert Ehlert, St.-Insp. Otto Fligge, St.-Insp. Frank (gest. ?), Baurat Fuchs, St.-Insp. Albrecht Franz, Brückenwärter Willi Fohrt, Dipl.-Beamter Ewald Fischer, Insp. d. Fuhrges. Frank, Frau Fisch (Familienunterh.), St.-Sekr. E. Fydrich, Fürsorgerin Magd. Friczewski, St.-O.-Insp. Benno Grajetzki, St.-O.-Insp. Fritz Gerhuber, St.-Insp. Goldmann, St.-Amtm. Paul Gerth, St.-O.-Sekr. Waldemar Girrulat (Berlin?), Angest. Peter Gerst (Wohlf.-A.), Architekt Julius Gnaß, Schmiedemeister Gutzheit (Stadt. Bauhof), Hausmeister Grawlik, Angest. Paul Grenz, Grenz und Gau (Feuerlöschpolizei), Angest. Gramatzki (Spark.), Angest. Helene Grunewald, Dienstanfänger Grentsch, Frau Groß (Familienunterhalt), Hausverw. Gessulat (Stiftung), St.-O.-Sekr. Otto Gohlke, Hilfsaufseher Wilhelm Gotthardt (Schlachthof), Herbergswart Alfred Grohnert, Angest. Kurt Günther (K.-W.-S.), Angest. Gronert (Spark.), St.-Insp. Heinz Gau, Angest. Großmann (Spark.), Angest. Eduard Heinrich (Lohnbüro), Bibliothekar Dr. Wolfgang Hermann, St.-Sekr. Otto Hesse (Gem.-Friedh.), Hertha Hoelge geb. Guske (Spark.), Karl Hinz (zuletzt Luftschutzpolizei Hansaring), St.-Insp. Huuk, St.-Insp. Hennig, Angest. Fritz Harnisch (K.-W.-S.), Lehrer Holm, Hausmeister Hippel, St.-O.-Insp. Hans Hand, Major d. Feuerlöschpolizei Hein, Kass. Erich Haak (Spark.), Walter Heinrich, St.-Sekr.in Maria Haack, Bauführer Hüge, Angest. Anna Hoffmann (Fuhrges.), Angest. Hartrampf (Spark.), Gasrohrprüfer Emil Hock, Angest. Gertrud Hoppe geb. Schmidt (Wohlf.-Amt), Angest. Härder (Hafen), Arbeiter Hans Homm (Alters- u. Pflegeheim), Angest. Holl (Spark.), St.-O.-Insp. Josopeit, Angest. Jobke, St.-O.-B.-Insp. Paul Jürgens und Schwester Hedwig, St.-Insp. Jahnke, Lehrerin Intrup, Angest. Jaschinski (K.-W.-S.), Insp.-Anw. Karl John, Heinrich Jahnke (Ermittl.-St.), Angest. Christel Saul-Juergasch (soll verheiratet sein?), Frau Jurreit, St.-Insp. Jedamzick (zuletzt Zahlmeister), St.-Insp. Kramm, St.-O.-Sekr. Adolf Kutschinski, St.-O.-Insp. Kreß, Standesbeamter Karrer, Angest. Ella Kegel (Spark.), Paul Kurschat, Angest. Krüger (Amt f. Wirtschaft u. Statistik), St.-Insp. Helmut Kast, St.-Vollz.-Sekr. Otto Kluschke, Verm.-Techn. Helmut Kaiser, Brückenmeister Kallweit, Frau Luise Krück, Oberinsp. d. Siechenhauses Emil Klöß, Rektor Alfred Klugmann, Insp. d. Fuhrges. Krieg, St.-O.-Sekr. Bruno Kirbach, Angest. Kandit (Fuhrges.), St.-Amtm. Krüger, St.-Insp. Otto Kaiser, Angest. August Kniest, Kelch (Feuerschutzpolizei), Alexander Karnat (russ. Kriegsgef.), Familie Kaul (Hamburg od. Bremen), St.-Insp. Klein, Telefonist August Krause (Spark.), Ing. Horst Kollwer (Wasserwerk Jerusalem), Rektor Fritz Kollwer (Herderschule), Schlosser Julius Kluge (Gasanst.), Bruno König (Wi.-A., zuletzt Kampfgruppe Kreisleiter Wagner, Stadtring), Arbeiter Richard Krause, Angest. Gerhard Kollmitz (St.-Plan.-A.), Angest. Karlshofer (St.-Plan-Amt), Witwe Ursel Krause geb. Chmilewski (Fluchtweg: als Krankenschwester mit Wehrmachtsauto Richtung Berlin), Frau Grete Kowalczyk, Angest. Kühnast (Opernhaus), Angest. Kühl (Spark.), Karl Klute (W.-A.), Obergärtner Hermann Kreutzer (Gem.-Friedh.), St.-Insp. Gustav Lange, St.-Insp. Bruno Lemke, Frau Gertrud Langhans, Zeichner Hans Laue, Verm.-Ing. Erich Link, Angest. Lauschke, Amtsgeh. Laukat, Prokurist Karl Lechleiter, Herta Lindtner, verehel. Schlesier (St.-A. 16), Angest. von Lawzewitsch (Grdst.-A.), Ang. Ludwig von Lojewski, Berta Lau (Fuhrges.), Paul Lockau (Wi.-A.), Baumeister Franz Laschat, Angest. Luxa (Spark.), Elektromeister Kurt-Willi Lopp (Hafen), Baumeister Luckmann, Fürsorgerin Meta Luszik, Lampert (Feuerlöschpolizei), St.-Insp. List, Buchhalter Albert Lemke (Stiftung), Angest. Lemke (St.-Plan.-Amt), St.-O.-Insp. Otto Lukan, Hpt.-Kassierer Loch (Schlachth.), Angest. Franz Meretz (Strß.-B.-Amt), Angest. Magull, St.-O.-Sekr.in Mirau, St.-O.-Sekr. Otto Mertens, Margarete Müller (Strß.-B.-Amt), Angest. Gustav Marienfeld, Ob.-Insp. d. Fuhrges. Meltzer, Steno. Gisela Marold, Gertrud Morgenroth, St.-Insp. Metschies, Angest. Marie Milk (St.-A. 17), Bibliothekarin Müller, St.-Insp. Mandel, Angest. Mey (Wi.-A.), St.-Insp. May, Oberbaurat Mauruschat, St.-Insp. Müller, Monin (Feuerlöschpolizei), Angest. Müller (Hauszinssteuer), Dipl.-Ing. Erwin Miller (Hafen), Arbeiter Müller (Hafen), Masseik (Hafen), Oberbaurat Dr. Neuffer, Steno. Hildegard Neuffer, Konrektor Hugo Neumann, Tierarzt Theodor Neumann, Koggenstr., kfm. Angest. Otto Neumann (Hafen), Ang. Norkeweit (Spark.), Maria Neumann geb. Schwarz und Sohn Ulrich, Rechtsanwalt Dr. Nueske, Michel Naujoks (zuletzt Lager Pr.-Eylau), Arbeiter Neumann (Hafen), Rev.-Gärtner Naujoks, Gartenbauoberinsp. Gustav Naumann, St.-Insp. Hans Nowakowski, Gartenmeister Erich Neuendorf (Gem.-Friedh.), St.-O.-Sekr.in Hedwig Olivier, Arbeiter Oschließ (Hafen), Spark.-Hpt.-Rendant a. D. Preuß, Angest. Pöschel, St.-Vollz.-Sekr. Waldemar Promp, Eduard Philipp (St.-A. 92), Herbert Parschat (Spark.), Powels (St.-A. 49), Steno. Martha Pyrczewski, St.-Sekr. William Pfeffer, Dienststellenleiter d. Obdachpolizei Petter, Lehrer Paschkowski, Lehrer Horst Poschwalla, Bauaufseher Pflug, Powel (Feuerlöschpolizei), St.-Insp. Penkwitt, Arbeiter Ernst Packheiser (Gasanst.), die Hafenarbeiter: Putzer, Pohlmann und Paulusch; St.-Insp. Petersdorf, St.-Insp. Rusch, St.-O.-Insp. Rehberg (St. Steueramt), Frau Gertrud Reimann, Angestellte Rauchwetter (Wi.-A.), St.-Sekr. Konrad Rogowski, St.-O.-Sekr. Julius Rieck, Angest. Richard Renner (Altersh. Waldau), St.-Insp. Bruno


Radtke, Angest. Rieß (St.-A. 49), Hausmeister Paul Reppert (Obdachlosen-Pol.), Bibliothekarin Reger, Emil Reiß (K.-W.-S.), Bauführer Rockel, Schwester Erna Ricklinkat, Lagerverw. Wilhelm Raddatz (K.-W.-S.), Schlosser Reuter (Hafen), Frau Charlotte Ritter, Karthograf Karl Rau, Herta Reith (Wi.-A.), Angest. Renner, geb. Kretschmann, Arbeiter Rippke und Ritter( Hafen), St.-Insp. Herbert Rahn, Angest. Ramm, Arbeiter Eugen Rutkowski (Gasanstalt), St.-Vollz.-Sekr. Franz Reimann, St.-O.-Insp. Seemann, St,.Insp. Sarakewitz, St.-Insp. Karl Sellner (zuletzt Pr.-Eylau, Lager), Frau Spanndöck (St.-A. 49), Obergärtner Erich Sprung, Skibitzki, Brückenwärter Seikowski, Lehrer Saretzki, Amtsgeh. Spitz, St.-Insp. Otto Sahm, St. Kammermusiker Kurt Sachs und Frau Else, Arbeiter Sabrowski (Hafen), Lehrer Bruno Singer, St.-O.-Insp. Schimmelpfennig (Alters.-und Pflegeanstalt), Stadtrevisor Schmidt, St.-Sekr. Herm. Schwarz, Speichermeister Karl Schirmacher, Angest. Schwenteck, Garteninspektor Schäfer, Verw.-Geh. Gustav Schwarzrock (Wi.-A.), St.-Assistentin Elfriede Schink, Brückenwärter Heinrich Schrade, Angest. Ellen Schultz, St.-Insp. Alfred Schusterius (gest.?), Kranführer Schlemminger (Hafen), Heizungskontr. Schwarz, Verw.-O.-Insp. Schimke, St.-Insp. Schimmelpfennig, Telegr.-Insp. a. D. Paul Schmolski (Schrötterstraße 40), Antonie Schmolski, die Hafenarbeiter: Schwibbe, Schmischke, Schöttke und Schirmacher, Wilhelm Schmidt (Pumpwerk, Lieperweg 15a), Artur Schmidt (Gerlachstraße 91 – Pumpwerk), St.-Insp. Schröder, Mag.-Schulrat Max Schimkat, Dienstst.-Leiterin Helene Schmidtke (Wi.-A.), Betr.-Ing. Herbert Schneider (Masch-Amt), Angest. Fritz Stange (Druckerei), Angest. Stelle, Steno, Stolzenberg, geb. Lofski, Witwe Lotte Steffenhagen, Otto Steinke, Ang. Maria Steinbacher, Steinhöfer (Hafen), Steindorf, Fürsorgerin Dora Steckel (Ges.-A.), Angest. Stallbaum (Spark.), Kutscher Gustav Stiemer (Fuhrges.), Techn. Thulke (Hochb.-A.), St.-Insp. Emil Tollkühn, St.-O.-Insp. Tiedtke (zuletzt an der Burgschule angeblich eingesetzt)., St.-Amtm. Hermann Thiele (zuletzt 1945 Krankenträger im Lager Georgenburg bei Insterburg), St.-Insp. Tresp, Taucher und Schiffszimmermann Richard Thiel (Hafen, Angestellter Tahl (Fuhrges.), Steno. Erna-Irene Thimm, Familie Teschner, der verstorbenen Margot Teschner; Staatsanwaltin Frau Dr. Tietze, Angest. Ursula Trosien geb. Lackner (Hochb.A.), Angest Frau Erika Theulieres, Tietz, Angest. Anna Thieler (Jugendamt), Angestellte Ulich (Spark.), Arbeiter Unger (Hafen), Angestellte Unger (Spark.), Strß.-Reiniger Vogel, Steno. Ilse Voigt, Arbeiter Voß (Hafen), Angest. Fritz Vopel (Wi.-A.), St.-Insp. Herbert Wirth und Frau, Angest. Paul Wiesenthal, St.-O.-Insp. Wernin, Spark.-Hpt.-Stellenleiter Wilhelm Weiß, St.-Insp. Herbert Wichmann, Anna Weich, Otto Wiechert (Kohlenimport), St.-Insp. Martin Wiechert, St.-Insp. Wiegratz, St.-B.-Insp. Werner, Insp der Fuhrgesellschaft Wolf, Strß.-Reiniger Wichmann, Bibliothekarin Elise Windus, Steno. Hildegard Wennischkat, Prok. Bruno Wiemer (Stiftung, zuletzt Kampfgruppe Kreisl. Wagner, Stadtring), St.-O.-Insp. von Waskowski, Angest. Wypischeck (zuletzt 1945 Lebensmittellager Schloßstr./Ecke Münzplatz), St.-O.-Insp. Wetzker, St.-O.-Insp. Witulski, Angest. Winter (Spark.), St.-Ass. i. R. Adolf Wischnewski, St.-Insp. Siegfried Waitschies, Angest. Friedrich Wächter (Fuhrges.), Brückenaufs. Ernst Wolff, Frau Otto Wilfert (Fuhrges.), Arbeiter Wolf (Hafen), Lehrer Emil Weißenberg, St.-Insp. Herbert Witt, Angest. Westphal (Spark.), Rangiermeister Zacharias (Hafen), Rechn.-Direktor Zielinski, St.-Insp. Zabe, Ziegler (Feuerlöschpolizei), Hausmeister Erich Zenker (Kr.-Anstalt Sam. Allee), Siegfried Stolzenwald (angeblich (20) Bündheim 30?), Eisenbahnbeamter Gustav Motzkus und Frau Martha geb. Burneleit, Sohn Gustav u. Tochter Elisabeth (Bahnhof Ponarth, Wohnung Brandenburger Straße 60), Liesbeth Hein und Otto Fritsch (Friedrichstr. 12), Franz Kuhn u. Franz Kuhnert (Wilhelmstraße), Richard Schmeer (Magisterstr. 41), Böhm (Königstraße), Wiesbaum (Königsberg), Ledergroßhändl. Eduard Kittler (Feldpost-Nr. L 55 563, zuletzt 1945 Lager Georgenburg bei Insterburg), Frau Neumann, Königsberg, die 1945 Stadtamtm. Hermann Thiele in Königsberg gesehen und gesprochen hat (kam 1947 aus Königsberg.), Hans-Georg Wrona, geb. 25.06.1925 in Schalmly (zuletzt Fahnenjunkerfeldwebel Pi.-Batl. Ulrich von Hutten), Witwe des Stadtrats Martin Rosenstock geb. Brunhardt (Luisenhöh 3), Helmut Dedat (Feldwebel im Nachrichtenzug-Gren.-Reg. 399 der 170. Inf.-Div., Feldpost-Nr. 16 691), Wolfgang Dedat, Otto Urmoneit u. Frau Anna geb. Führer (Standesamt), Mag.-Rat Damm, Direktor Dr. Schulz (K.-W.S.), Dedat (Uffz. im Sicherungsregt. 390, II. Feldausbil-dungsregt., Heeresgruppe Mitte, Feldpost-Nr. 07 228 E), Horst Schreiber (Obergefr.,

Feldpost-Nr. 04 447 D), Fritz Hirth (Gren.. Feldp.-Nr. 05 833), Frau Minna Einsiedler u. Mutter (Kalth. Str 37) Kühlhausaufseher Julius Wisch (Schlachthof).

 

Wir bitten alle Suchenden, uns stesten den Vornamen, Geburtsdatum, -Ort, Dienstgrad und letzte Wohnung des Gesuchten anzugeben, um unnötige Rückfragen (Porto) zu vermeiden.

Der vielen Anfragen wegen geben wir nun nochmals folgende Adressen bekannt: Landesverband der Kommunalbeamten (Komba), (22) Köln/Deutz, Kalkerstr. 30. — Sterbekasse beim Landesverband pp. wie vor. — Krankenkasse Debeka, Hauptverwaltung (22) Koblenz'Rh., Südallee 15/19.

 

Frl. Ernestine Naujoks u. St.-Insp. Scheidereiter danken wir für die Portospende. Frau Schulze geb. Poohse, für die Adressenangabe.

Anschriftensammelstelle der Königsberger Magistratsbeamten, -Angestellten u. -Arbeiter (16) Biedenkopf, Hospitalstr. 1.

Hoffmann, Karoline, geb. 15.09.1868, ist beim gewaltsamen Marsch durch die Russen bei Löwenhagen verschwunden. — Brassat, Emil, geb. 22.05.1894, Wehrmachtsangestellter, soll — am Kopf verletzt — im Festungslazarett Lotzen gelegen haben. — Brassat, Luise und Tochter Gertrude, von Angerapp evakuiert nach Norchnest/Westpreußen

— Achtung, Königsberger, Kaiserstraße 31a! Bitte um Anschriften aller ehem. Einwohner dieses Hauses sowie die Anschrift des Hausverw. Piöl. Sämtl. Nachrichten erb. an E. Drignath, Herrhausen über Seesen am Harz.

 

Belgardt, Heinz, geb. 08.09.1929, zuletzt in Allenstein/Ostpreußen Schubertstr. 32; auf der Flucht in Guttstadt abhanden gekommen. Wer weiß etwas über seinen Verbleib? Nachricht erb. an Elisabeth Belgardt, (20a) Dollbergen 19.

 Wiedem, Ernst, ehem. Angest. der Tiefbaufirma O. Passarge, Königsberg — oder Verwandte werden gesucht von Dr. H. Kösling, Bremen-Arsten.

 Maschitzki, Edwin, geb 10.01.1902. Wer kann Auskunft geben über den Verbleib des Gefr. Maschitzki: Einheit 17 144 B. Letzte Nachricht Januar 1945, Nähe Rastenburg/Ostpreußen Nachricht erb. an Frau Käte Albat geb. Maschitzki, Schoningen, Landstr. 150.

 Watta, Kurt, geb. 08.011925 in Schwedrich, Kr. Osterode. Letzter Wohnort Kl. Karmitten, Kr. Mohrungen, war Soldat d. Feldpost-Nr. 33 890 C. Ist am 23.03.1944 bei den Kämpfen um Tarnopol vermisst. Kameraden, wer weiß Näheres über seinen Verbleib? Letzte Nachricht vom 03.03.1944! Nachricht erb. Herbert Watta, Bilm (22b) Lehrte/Hann.

 Schlingelhoff, Gustav, Bauer und Bürgermeister aus Gr. Birkenfelde, Kr. Wehlau, dort geb. am 20.10.1873. Anfang 1945 in Nikkeisdorf, Kr. Wehlau von Russen angebl. zur Arbeit verschl. — Alfred Schlingelhoff, Gefr., geb. 01.02.1923 in Gr. Birkenfelde, Kr. Wehlau, seit 09.05.1944 bei Sewastopol vermisst. Beide werden gesucht von Frau Käthe Schlingelhoff geb. Kuwert, Bühren, Kr. Hann. Münden.

 Familie Dr. Schlump, Lehrer in Kbg., Tragheim; Frau Alma Hochwald geb. Piechowski, Königsberg, Beeckstr., floh mit ihren Eltern im Sammeltransport nach Rauschen, seither (45) fehlt jede Spur. Alter 58 -59 Jahre. Irmgard Surau, ca. 59 Jahre alt, Tochter des ehem. Proviantamtsleiters Surau in Insterburg, später Belgard/Pommern, Bruder Kurt Surau war Apotheker. Frau Frieda Nautsch geb. Heinrich, 60 Jahre alt, ihr Mann, Paul Nautsch, war Justizobersekret., wohnten in Königsberg., Henriettenstr. 6. — Frau Lisa Eydt gb. Rudeck, ca. 60 Jahre alt, zul. Telefonistin in Insterburg, hatte eine Tochter Irmgard, die verh. war. Frau Klara Roewer geb. Seidler, Gutsbesitzer in Göritten, Krs. Ebenrode, hatte zwei Brüder, die Lehrer waren: Max Seidler, Mittelschullehrer in Tilsit, Walter Seidler, Lehrer in Eydtkuhnen. Frau Rakow, ca. 69 Jahre alt, Witwe des Otto Rakow, Ministerialamtsrat. Letzte Wohnung Berlin, Alexanderplatz 6. Sämtl. Personen werden gesucht von Frau Frieda Krause, (14b) Simmersfeld, Krs. Calw/Württbg., Hauptstraße 73.

 Warm, Erna, geb. Teprowsky, geb. am 27. September 1894 in Königsberg, u. Frl. Lotte Teprowsky, geb. am 14.10.1905 in Königsberg. Beide sollen mit einem Transport der NSV Mittelhufen am 5. und 08.03.1945 die Stadt Königsberg verlassen haben. Seitdem fehlt jede Spur. Wohnten zuletzt in der General-Litzmann-Straße 104. Nachricht erb. Hans Teprowsky, Balingen/Wttbg., Hermann-Rommel-Straße 28

 Edith Lange, geb. 22.05.1936, Königsberg, Pr., Unterhaberberg 8c. Bis 1947 mit den Eltern im Rosenauer Schrebergarten gewohnt. Dann Waise geworden. Herr Boy, Hausvater vom Waisenhaus Königsberg-Ponarth, soll 1947 mit Transport ins Reich gekommen sein. Försterwitwe Paula Przetak, Wehlau, Klosterstraße 5. Wer weiß etwas über ihr Schicksal? Nachricht erb. Herta Bartel, Bad Pyrmont, Humboldstraße 14

 Reinhold Gemmel,, technischer Zeichner, ab Januar 1945 beim Volkssturm Königsberg Batl. 25/67 in Gerichtsgeb. am Nordbahnhof stationiert. Letzte Nachricht vom 25.02.1945. Wer kann über das Schicksal meines Sohnes berichten? Wer kennt die Anschriften folgender Personen: Frau Lisbeth Wolter, früher: Königsberg, Neuer Markt 20, zuletzt beim Feldpostamt Königsberg Selkestraße tätig. Frau Gertrud Enhs, früher Königsberg, Claaßstraße 23, zuletzt bei der Lagerverwaltung vom Roten Kreuz, Königsberg, Monkengasse tätig. Frau Anneliese Schiller, zuletzt wohnhaft Bromberg, Westpreußen, Horststraße 22. Für jedes Lebenszeichen von alten Heimkehrerfreunden dankbar. Nachricht erb. Frau Margarete Gemmel, Frankfurt/M., Cronstettenstraße 57, Damenheim (früher: Kl. Leunenbur, zuletzt Königsberg-Maraunenhof, Aschmann-Allee)

Rudolf Plaumann, geb. 19.05.1893 in Stolzenberg, letzter Wohnort Zinten, war auf dem Bekleidungsamt Königsberg-Rothenstein tätig. Seit Besetzung Königsbergs keine Nachricht. Emil Plauman, geb. 05.09.1900 in Stolzenberg, letzter Wohnort Lauterbach/Ostpreußen, war Soldat. Letzte Nachricht vom Januar 1945 aus Osterode. Im April 1945 noch in Königsberg gesehen worden. Wer kann über meine Brüder Nachricht geben? Frau Berta Anton, Sippen, Post Heringsdorf, Kreis Oldenburg, Holstein (früher: Hermsdorf, Ostpreußen)

 Neander, W., John, Handelskorrespondent, Konzertpianist und Frau, aus Danzig, Hansaplatz, zuletzt Dänemark, Flüchtlingslager Wieck, Esbjerg; Bruno Reiter, Bürgermeister und Erbhofbauer, mit Frau Gertrud, geb. Kalweit, Pompicken bei Domtau im Stablack. Verbleib unbekannt, gesucht von Hildegard Olzien-Reiter, Göttingen, Herzberger Landstraße 21

 Irene Matheußek, geb. 05.10.1936, wohnhaft gewesen in Friedrichshof, Kreis Ortelsburg/Ostpreußen.  Irene ist im Frühjahr 1947 nach Litauen gefahren, seitdem fehlt jede Spur. Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meiner Schwester. Nachricht erb. an Frau Inge Brunotte, Barfelde über Elze/Hannover

 Böttcher, Johanne geb. Meier, früher Königsberg/Pr., war 1945/46 im Flüchtlingslager Oksböl, Dänemark (Jütland), im Block V, Baracke V 4. Wer weiß etwas über den Verbleib von Frau Böttcher? Nachricht erb. an Julius Lau, Todenmann (St. Baracke), 20a Post Kleinenbremen über Bückeburg.

 Wendt, Gustav-Adolf, zuletzt Königsberg/Pr., Schillerstr. 23 I, bei Dr. Schulz. Letzte Nachricht vom März 1945. Wird gesucht von Frau Marg. Wendt, Mittweida, Sachsen, Röchlitzerstr. 76.

 Familie Erdmann, Gutsbesitzer aus Wiesental bei Rhein/Ostpreußen, wird ges. von Pfarrer G. Nietzki, Oetlingen-Teck, Tobelstraße 6, Württemberg.

 Platzek, Gottlieb, geb. 05.03.1889, wohnh. gew. in Altkirchen/Ostpreußen, Kr. Orteisburg. Zuletzt Volkssturm-Nachrichtenschule in Sensburg. Ende Januar 1945 bei Korschen in russ. Gefangenschaft geraten, Einige Wochen später im Gefangenenlager Pr./Eylau gesehen worden. Seitdem fehlt jede Spur. Wer weiß etwas über meinen Mann? Mitteilung erb. an Frau Elly Platzek geb. Dorka, 22a Velbert/Rhld., Talstr. 34.

 Neumann, Gertrud, geb Kobe, geb. 17.04.1883, und Ehemann Alfred Neumann, geb. am 12.08.1890?, Königsberg./Pr., Steile Straße 3, wohnhaft gew., letzter Aufenthalt: Gr. Dirschkeim. Bauunternehmer Gustav Prichlick aus Uderwangen, Alter ca. 50 Jahre, und Frl. Käte Böhm, 56 Jahre alt, wohnh. gew. in Palmnicken. Wer kennt die Gesuchten und weiß über ihr Schicksal? Nachricht erb. an Frau Elisabeth Marklein, Kl.-Wittensee, Kr. Eckernförde/Schlesw.-Holst. (24b).

 Reimer, Karl und Maria, Eheleute aus Königsberg, Alter Graben 17. Wer weiß etwas über ihren Verbleib? Ferner Ilse Plehn, Zinten/Ostpreußen. Sie war in der Munitionsanstalt Metgethen bechäftigt. Alter etwa 19 - 20 Jahre,, hatte eine Hasenscharte. Nachricht erb. Emil Braun, Dortmund, Uhlandstr. 135.

 Kroll, Kurt, geb. 30.06.1906 in Elbing, Tannenberg-Allee 53. War Soldat bei Feld.-Artl., Feldpostnr. 65 863 / Schönbruch, Kr. Bartenstein. Maschinenschlosser. Letzte Nachricht vom 08.04.1945 aus Swinemünde. Adolf Werner, geb. am 08.06.1887 in Reichwalde, Kr. Pr. Holland. Letzte Anschrift Allenstein, Jägerkaserne, Block I, Beruf Postsekretär. Gesucht von Käthe Siegmund, geb. Kroll, Reiffenhausen 22, über Göttingen, (früher Elbing, Waplitzerweg 64.)

 Litauen-Heimkehrer! Wieberneit, Reinhard, geb. 1936, Wieberneit, Ingrid, geb. 1938, wohnh. Königsberg Pr., Herrn. Göringstr. 79 gewesen. Beide Kinder gingen 1947 nach Litauen und sollen in der Gegend von Kowno von litauischen Bauern an Kindesstatt angenommen worden sein. Wer kann die Anschrift der Kinder mitteilen? Wilhelm Reimann, 20a / Peine, Gerhardstr. 24 I. 

Königsberger! Wer kann Auskunft geben über den Verbleib von Finanz-O.-Insp. Otto Landes und seiner Ehefrau Ida Landes, geb. Kairies? Wohnh. Königsberg, Mozartstr. 4. Wohin ist das Königsberger Finanzamt ausgewichen? Nachricht erb. Frau Elis. Kairies, Göttingen, Hugo-Junkers-Str. 14.

 Königsberger! Wer kann Auskunft geben über das Schicksal von Frau Nora Wersuhn, geb. Stadie, Korinthendamm 6/7? Letzte Nachr. Januar 1945. Soll nach Ponarth mit ihrer Tochter Ingrid im März 1945 gekommen sein. Wurde von einem Sohn entbunden, der nach einer Woche gestorben sein soll. Wer weiß etwas über den Verbleib meiner Schwester? Sie wird gesucht von Paula Dudda, geb. Stadie, 24b/ Barmstedt/H., Gr. Gärtnerstr. 4.
 

Wer kann Auskunft geben über das Schicksal des Gefr. Horst Korittke, geb. 02.04.1926 aus Seligenfeld, Kr. Samland, Reichssiedlung, Feldpostnr. 56 809 B. Letzte Nachr. 05.02.1945 aus Richtung Heilsberg. Wer weiß etwas über den Verbleib und wer war mit ihm zusammen? Wird gesucht von Paula Dudda, geb. Stadie, 24b/Barmstedt/Holst, Gr. Gärtnerstr. 4.

 Rohde. Hermann, geb. 23.05.1904 in Schulstein, Kr. Samland. Letzte Nachricht aus russischer Gefangenschaft 1946, Lagernummer 249/4. Nachr. über meinen Mann erb. Frau Ottilie Rohde, Brüggen (Hann.), Hinterestr. 21.

Bartels, Klara, geb. Behrend, aus Königsberg-Ponarth 6 und Jodeit, Max und Frau Meta, geb.  Pastrowski, aus Königsberg, Vorst. Langg. 138. Ges. von Helene Horn, Nienburg/Weser, Ringstr. 80. 


 

Seite 9   Totensonntag: Gedenken an eine Mutter/Carla von Bassewitz

Foto: „Die drei Kreuze“ – Ehremal bei Lyck. Hier ruhen aus den Kämpfen von 1914 um Lyck gemeinsam mit den ostpreußischen Gefallenen auch Landwehrmänner aus Hamburg und Flensburg. Aufn. W. Raschdorff, verstorben

 Nun bist Du schon weit über Jahresfrist dahin hingegangen, liebe Mutter -- und hast mich in einem arbeitsreichen, aber heimatlosen Dasein zurückgelassen - allein, obgleich wir nicht zusammen wohnten und unseren Alltag nicht gemeinsam begingen, so dass rein äußerlich sich nichts bei mir änderte. Nur - Deine Gedanken waren immer um mich.

 Mit Deinen armen schwachen Augen und rheumatischen Schultern hättest Du mir keine Arbeit abnehmen können. Schon nach Vaters Tode - er hätte Dich auf Händen getragen und Dir alles Unangenehme fernzuhalten versucht bliebst Du etwas hilflos zurück. Wie oft haben Deine energischen Töchter Dir geschäftlich und persönlich helfen müssen, und griffen manchmal sogar gegen Deinen Willen ein! Wie oft waren Dir unsere fröhliche Geselligkeit und unser Kinderlärm zu viel. Wie oft tatest Du, in eigene Gedanken tief versunken, gerade das, was gegen unsere geheiligten Hausordnungen war!

 Nein, eine Familienmutter, die fehlende Hilfskräfte in den Haushalten ihrer Kinder vertritt, alles benäht und bestrickt - energisch in mancherlei Situationen eingreift, wo es ihr geboten scheint , Ordnung zu schaffen - das warst Du nicht.

 Aber die Leere, die Du hinterlässt, ist grenzenlos!

 Nicht nur, weil Du uns unvergängliche, innere Werte hinterlassen hast durch Deine glückliche Ehe und Deine Kunst. Dies sind wohl zwei Seiten des Lebens, durch welche das Kind schon im Elternhaus für künftige Erlebnisse gerüstet und geprägt wird.

 Vieles Schwere hätte ich später vielleicht nicht ertragen ohne aufgewachsen zu sein in der klaren Luft der gegenseitigen Liebe meiner Eltern, die nicht nur im „Dienen der Frau" sondern auch in zartester Ritterlichkeit des Mannes bestand.

 Und was gabst Du den Kindern nicht schon mit durch Deinen in ernstem Studium geschulten Gesang, dem unser junger fröhlicher Vater so andachtsvoll zuhörte! Schon früh habe ich echte Kunst von Wertlosem unterscheiden gelernt und erfahren, welche Kraft wir uns in schweren Tagen aus dem wirklich Großen und Schönen holen können. Jedoch das Wesentliche ist dies beides nicht.

 

Nie werde ich vergessen können, welchen Anteil Du an meiner wachsenden kleinen Familie und meinem eigenen Hause nahmst und zwar gerade in Deiner ausgesprochenen Zurückhaltung. Nie griffst Du ein, nie machtest Du Deine Meinung geltend. Aber sie war unerschütterlich und unbestechlich, und deshalb doch von Einfluss auf unser Tun. Nie fühltest Du Dich übergangen oder zu wenig beachtet. Zu dieser Ausgewogenheit des Wesens trug vornehmlich die soziale Arbeit bei, die Dir in Deiner Heimat einen Lebensinhalt gab und Dich innerlich unabhängig machte.

 

So gingst Du bei Deinen jährlichen Besuchen zu allen Jahreszeiten still Deinen eigenen Weg - kanntest jeden Winkel im Garten und alle Alten und Einsamen im Dorf....  Das letzte Mal, als Du gegen Schluss des Krieges bei mir warst, stand der Feind schon an der Grenze, mein Mann, meine älteren Söhne und alle eingearbeiteten Hilfskräfte waren bei der Wehrmacht und am Ostwall - ich war ganz allein zuhause, denn auch die jüngeren Kinder hatte ich westwärts in Sicherheit gebracht. Da hast Du ohne Furcht treu


bei mir ausgehalten, still bei meinen Wirtschaftsverhandlungen im Hintergrund gesessen, Dir das Nötigste ohne zu drängen erklären lassen - mich auf mancher Fahrt durch diesen letzten goldenen Herbst in der Heimat begleitet - und mir immer Mut zugesprochen. Bis ich dann auch Dich zur Abreise veranlassen musste . . .

 

Welches Band waren nach der Flucht all diese schönen und schmerzlichen Erinnerungen bei meinen Besuchen in Deiner stillen kleinen Stube mit den nickenden wilden Rosenzweigen und grünbuschigen Hemlockstannen vor dem Fenster -! Immer wieder sprachen wir - nun beide in eine uns neue Umgebung verschlagen – von allen Menschen, Tieren, Pflanzen und Räumen mit lieben vertrauten Dingen, die wir nicht mehr wiedersehen konnten, und waren für Stunden daheim - - sei es in Deinem oder meinem Haus …

 Ach und wie freutest Du Dich, wenn ich kam! Was nur möglich war, hattest Du dann gesammelt - ein Stück Schokolade aus einem Paket - ein Gläschen Johannisbeergelee, das nach „zuhause" schmeckte, das Geschenk einer Försterfrau, die Du öfters in ihrer Einsamkeit besuchtest - unendlich viele Blätterzweige und Waldblumen, große Büsche leuchtend roter Heide . . . Wie verstandest Du dies alles in Ermangelung von nicht genügend Vasen in Blechgefäßen und Tontöpfen zierlich zu ordnen - das ganze Zimmer war stets geschmückt und bunt - ein herber Duft von Kaffee und frischem Grün schwebte über allem.

 Immer war es wie ein kleines Fest - und war doch nur Du hast gottlob nie Not gelitten, sondern treue Fürsorge erfahren.

 Aber der Kummer um Dein verlorenes Heim und Deine Arbeit - und mein und der Kinder zerstörtes Familienleben hat Dich langsam aufgezehrt. Du bist, wie es der Volksmund in den alten Märchen ausspricht, in des Wortes buchstäblicher Bedeutung ,,an gebrochenem Herzen" gestorben.

Gelegentlich hast Du geäußert, wir sollten nicht um Dich trauern, wenn Du tot seiest, denn Du möchtest nicht mehr leben. Dann dachte ich wohl: „Mit wem soll ich dann sprechen, an wen soll ich dann schreiben?" - Trotzdem wir ja heute alle eher mit zu viel als zu wenig Menschen nahe zusammenleben müssen!

 

Es ist vielfach mit uns so bestellt, dass zwar zum „Sprechen" genug Menschen da wären, auch manchmal freundliche Menschen — wer aber will wirklich wissen, was uns innerlich angeht? Mit wem möchten wir uns so nahe stellen, dass wir ohne Maske über unsere Nächsten - alte Freunde und eigene Kinder - sprächen, über Alltagsärger und größere Sorgen, bei wem wäre man sicher, dass es in Schweigen bewahrt bliebe, wie man selbst es bewahren würde?

 

Wohl uns, wenn wir in all' dem großen Verlieren bei der Flucht unsere Mutter behalten haben …

Wie leicht nimmt sich ein Zuhörender eben aus der Tatsache, dass wir ihn teilnehmen lassen, die Gelegenheit, uns einmal „ordentlich die Wahrheit zu sagen". Ach, und meistens ist so was gar nicht „die Wahrheit", sondern höchstens seine eigene Meinung, die oft nicht auf unsere anders gelagerten Verhältnisse passt  . . Du aber hörtest zu, und Deine Kritik war gütig. Du hattest viel erlebt. Alter und Erfahrung sollten uns alle nicht schärfer, sondern gütiger machen . . .

Zwar war es oft so, dass Du einen Rat nicht geben konntest. Man braucht auch manchmal keinen. Besonders wenn man schon jahrelang - Gott sei's geklagt! - das Amt von Vater und Mutter versehen musste, weiß man all. mählich, was man will.

 

Aber immer, in jeder Lebenslage, kann man Güte und Anteilnahme brauchen - einen Menschen, der gerne alles wissen will, was uns angeht, nicht aus Herrschsucht oder Neugier, sondern um mit uns zu fühlen und zu erleben - der uns sein Urteil als unbeeinflusster Dritter ungeschminkt, aber in Liebe sagt.

Noch heute muss ich bei allen entscheidenden Ereignissen in meinem und der Kinder Fortkommen, bei jeder spärlichen Nachricht aus der Heimat, bei jedem Auftauchen eines tot geglaubten Menschen, bei jeder Freude - denken: „Das muss ich Mutter nächstes Mal erzählen! Das muss ich Mutter morgen schreiben!"

 

Viele können das noch. Ich nicht mehr. In Deinem Lieblingspsalm, liebe Mutter, steht am Anfang „Herrgott Du bist unsere Zuflucht für und für" und später: „Der Du die Menschen lassest sterben, und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!" So bist Du nun „wiedergekommen" in die Ewigkeit, aus der wir alle stammen, und in der Du glaubtest und erwartetest, einmal all" Deine Lieben wiederzufinden. -

All Ihr anderen lieben Mütter und Großmütter aber, die gerettet wurden aus dem Zusammenbruch, in dem so viele Jüngere sterben mussten - die Ihr glaubt, Ihr hättet hier keine Aufgabe mehr, weil Ihr zur Arbeit nicht mehr taugt soll ich Euch heute sagen, wozu den abgehetzten Angehörigen oft Gedanke, Worte und Feder fehlen: Wie unentbehrlich Ihr seid?

Nicht, Was wir tun, kann immer und überall unseren Wert ausmachen, sondern was wir denken - und sind. Ihr braucht nur da zu sein, und Euch zu freuen, wenn wir kommen. Ihr braucht nur miterleben zu wollen, was uns persönlich und beruflich angeht. Ihr braucht nur mit ganzem Herzen zu antworten, wenn wir sagen: (oh, welches Geschenk ist es, das sagen zu dürfen!) „Liebe Mutter hör doch nur - ! denke Dir!"


 

Seite 9   Des Heimvertriebenen Allerseelen-Tag. Von Dr. Graf Brünneck

 Ich stand allein am Tage Allerseelen

Auf einem Friedhof, er war reich geschmückt.

Die Gräber derer, die wir Gott befehlen,

Sie ruhten still, soweit das Auge blickt,

Ganz überdeckt mit Chrysanthemenblüten,

Die das Erinnern an die Toten hüten.

 Die Toten? Sind sie denn nicht weit lebend'ger,

Als wir die trauernd an den Hügeln steh'n?

Ist nicht ihr leuchtend' Sein ungleich bestand’ger

Als uns'res, die wir noch im Dunkel geh n?

Drum denk ich oft, wenn Menschen von uns scheiden,

Man sollte, statt zu trauern, sie beneiden.

 Und also denkend wandte ich die Schritte

Zum Ausgang aus dem Blütenmeer zurück,

Da fiel - wohl in der Gräberreihen Mitte -

Auf ein verfall'nes kleines Grab mein Blick,

Das jedes zarten Blütenschmuck's entbehrte

Und das - mich fesselnd - mir den Ausgang wehrte.

 

Nun hört' ich unter den entlaubten Rüstern,

Die um dies Grab, wie treue Wächter steh'n,

Geheimnisvoll ein Raunen und ein Flüstern:

„Recht tust du dran, das irdische Vergeh'n

Zu schau'n im Licht von Ewigkeitsgedanken,

Der Tod zerbricht ja nur der Erde Schranken;  

Doch führt er uns zurück in Gottes Nähe,

Aus der wir schieden, als verhängnisvoll -

Uns stürzend aus des Paradieses Höhe -

Der Selbstsucht böser Trieb im Menschen schwoll,

Der ihn verführte zu dem sünd'gen Streben,  

Gott gleich zu sein. Da wich dem Tod das Leben!

Durch die Erlösungstat, die Er vollbracht,

Durch die Erlsungstat, die Er vollbracht,

Nun strahlen wieder Gottes Gnadensonnen,

Auch in das Dunkel uns'rer Erdennacht,

Ergreifen wir nur Seine Liebeshände,

Dann wird der Tod ein Anfang, nicht ein Ende.  

Wohl ist es schön, wenn Menschen Gräber zieren

Zum Zeichen, dass man uns'rer noch gedenkt,

Doch kann ich nicht in Trauer mich verlieren,

Dass meinem Grab kein Blümlein heut' geschenkt,

Und neidlos kann ich auf die an'dren blicken,

Die nun so viele Blütenkränze schmücken. 

Ist's nicht auch oft, dass mit solch' äußrem Zeichen

Es Menschen heute zu den Toten trieb,

Um jener Liebe Mangel auszugleichen,

Die er den Lebenden einst schuldig blieb?


Mit ird'schem Maße kann man nimmer messen

Ob Menschen treu sind - ob sie uns vergessen.  

Der Liebe aber, die bereits am Werke,

Eh' sie die Welt erschuf, und die man preist

Als die, die ihre nie ermess'ne Stärke,

Vergebend selbst dem Sünder noch, erweist,

Ihr kannst du ohne Wanken glaubend trauen,

Du wirst sie einst in vollem Glänze schauen." – 

Dem, was dies stille Grab zu mir gesprochen,

Ihm dacht' ich sinnend nach im Abendschein.

Da wurde da, was mir die Welt zerbrochen.

Ob's mich auch noch so schmerzt, gering und klein,

Und, schließend hinter mir die Friedhofspforte,

Ging ich davon - und denke jener Worte!


Seite 11   Familienanzeigen

Sprüche 16, 9: Die Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber der Herr allein gibt, das er fortgehe.

Offenb. 2, 10: Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

Nach Gottes unerforschlichem Ratschluss verschied heute in Goslar infolge eines Verkehrsunfalls, der Vorsteher unseres Hauses, Pfarrer Friedrich Stachowitz, im 63. Lebensjahr. Ein reich gesegnetes Leben hat mit dem tragischen Heimgang des Entschlafenen einen jähen Abschluss gefunden. Tief ergriffen stehen Vorstand und Schwesternschaft der „Barmherzigkeit“ mit Frau und Kindern des so früh Vollendeten an der Bahre ihres verehrten und geliebten Pfarrers. Mitten aus vollem Wirken ist Pfarrer Stachowitz abberufen worden. Sein Tod ist für uns ein unersetzlicher Verlust. Sein Andenken wird in unferen Herzen immer fortleben. Berlin-Nikolassee, den 24. Oktober 1951, Kirchweg 53. Im Namen des Vorstandes und der Schwesternschaft des Königsberger Diakonissen-Mutterhauses der Barmherzigkeit. Friedrich, Vorsitzender

 

Weinet nicht an meinem Grabe, stört mich nicht in meiner Ruh, denkt, was ich gelitten habe, eh’ ich ging zur ewigen Ruh. Heute erlöste Gott sanft, nach langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, meine liebe Frau, meine gute Mutti und Schwiegermutter, unser allerbestes Omilein, meine einzige Schwester, Schwägerin und Tante, Käte John geb. Broebe, im 58. Lebensjahre. In tiefstem Schmerz: Hans John. Otto Freise und Frau Christel geb. John. Kristiane und Hans-Dieter. Willi Broede und Familie. Göttingen, den 20. September 1951. Groner Straße 15. Früher: Königsberg/Pr.


Fern der Heimat verschied am 08.07.1951 nach schwerem Leiden mein lieber Mann und treusorgender, selbstloser Pappa, Franz Fleischmann, im Alter von 52 Jahren. Wir haben ihn am 12.07.1951 auf dem hiesigen Friedhof zur letzten Ruhe gebettet. Erna Fleischmann geb. Werner. Karin Fleischmann. Göttingen, Lotzestraße 35. Früher: Kriminalpolizei Braunsberg/Ostpreußen

 

Mein herzensguter, lieber Mann, mein fürsorglicher Sohn, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel Rektor, Dr. Paul Glaß, ist im Alter von 52 Jahren für immer von uns gegangen. In tiefer Trauer: Frieda Glaß, geb. Olschewski, im Namen aller Angehörigen. Gronau (Hann.), den 28. September 1951 z. Zt. Wursterheide über Bremerhaven, Krankenanstalten

 

Nachruf zum Totensonntag! In Liebe und Dankbarkeit gedenke ich meiner Schwester, Frau Hedwig Schruba, geb. Behring, 43 Jahre, und ihres Mannes, Lehrer Albert Schruba, 49 Jahre, letzter Wohnort Neuwiese bei Liebenfelde, Kreis Labiau, verschleppt nach Sibirien, verstorben beide im Juli 1945. Ferner gedenke ich meines Bruders, Revierförster Ewald Behring, 50 Jahre, letzter Wohnort Revierförsterei Post, Kurisches Haff, Kreis Königsberg., verschleppt März 1945 nach Graudenz, verstorben September 1945. Oberförster Hellmuth Behring, Braunschweig, Lönsstraße 1

 

Am 9. Oktober 1951 hat unser lieber Turnbruder, Fritz Nath, nach langem, schwerem Leiden in Oldenburg (Oldbg.), fern seiner geliebten Heimat für immer die Augen geschlossen. Als langjähriger Vorsitzender des Turn- und Sportvereins Nikolaiken und Gauvertreter des ostpreußischen Mittelgaus der Deutschen Turnerschaft hat er sich um die Förderung des Turnens und die Pflege Jahnschen Geistes bleibende Verdienste erworben. Vor allem muss seiner engen Verbundenheit mit der Turnerjugend und seiner Bemühungen gedacht werden, dieser Jugend fröhliches Tummeln in freier Natur zu  ermöglichen und in ihr ebenso die Freude am Wandern wie an besinnlichen Stunden in den Turnerheimen zu wecken.
Ehre seinem Andenken! Im Namen der Turnerfamilie Ost- und Westpreußen: Wilhelm Älm, Fritz Babbel

 

Anfang Juni 1945 ist unser lieber, treusorgender Vater, der Kaufmann und Kürschnermeister, Otto Klemenz, im 65. Lebensjahr, in Königsberg/Pr. im Krankenhaus der „Barmherzigkeit" während der Russenbesatzung verstorben. Die Todesnachricht wurde erst nach 3 Jahren übermittelt. Im Namen der trauernden Kinder und Enkelkinder Dr. med. Hermann Klementz, Nervenarzt Bad Wildungen, sowie die Familien: Otto Klementz jun., Hamburg-Altona Lange v. Stocmeier, Hamburg. Quaet-Faslem, Hamburg.  Bad Wildungen , den 21. Oktober 1951

 

Zum Gedenken an unsere Toten! Mathilde Lehmann, geb. Danowski geb. am 07.03.1885, gest. am 07.02.1944 in Landsberg/Ostpreußen. Rentner Jofeph Lehmann, geb. 01.06.869,gest. 19.02.947 In Landsberg/Ostpreußen. In stiller Trauer: Gertrude Lehmann, Geismar-Göttingen, Bruno Lehmann, Immenstedt bei Husum. Hedwig und Otto Arndt, Süderbarup, Frieda und Franz Manke, Hamburg, Margarete u. Paul Henne, Hamburg.

 

In Königsberg starben meine liebe treusorgende Mutter, die Dompfarrer-Witwe, Frau L. Nietzki, im April 1945 und meine liebe Schwester, Ruth Nietzki, im März 1948 kurz vor ihrem Abtransport ins Reich. Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben! G. Nietzki, Pfarrer. Oetlingen / Teck, Tobelstraße 6 (früher: Rhein/Ostpreußen)

 

 

Seite 12   Schicksal des Königsberger Stadtgeschichtlichen Museums. Von Dr. Gause

Foto: Das kneiphölische Rathaus, in dem das Stadtgeschichtliche Museum untergebracht war. Aufn.: Kühlewindt

 

Dass unser Ostpreußen ein schönes Land war, hatte sich auch „im Reich“ schon herumgesprochen, und jeder von uns Vertriebenen wird in seinem neuen Wirkungskreis Menschen kennengelernt haben, die Ostpreußen als Soldaten, Reisende oder Wanderer erlebt haben und die Schönheit der Landschaft, die Güte des Bodens oder die Gastlichkeit der Menschen rühmen. Dass aber unsere Heimat nicht nur das Land der Seen und Wälder, der Pferde und der Kartoffeln war, dass es auch Kulturschätze aufzuweisen hatte als Zeugnisse einer langen und reichen Geschichte, das wissen nicht viele in Deutschland und - seien wir ehrlich - auch nicht alle unsere Landsleute. Selbstverständlich konnten sich unsere Museen und Sammlungen an Größe und Wert nicht messen mit dem Kaiser-Friedrich-Museum oder der Dresdener Galerie, aber es gab doch östlich des pergamenischen Altars und der Sixtinischen Madonna noch manches, was zu sehen sich lohnte, eine breite Fülle von Erzeugnissen bodenständiger Kultur, aber auch manches Kunstwerk oder Zeugnis großer Vergangenheit, das weit mehr als provinzielle Bedeutung hatte.

 

Es ist gut, wenn wir uns heute, sechs Jahre, nachdem wir mit unserer Heimat auch fast alles, was sie an Kulturgütern barg, verloren haben, uns erinnern an das, was wir einst unser nennen konnten, nicht nur weil wir dem Verlorenen nachtrauern, sondern auch weil wir darauf hinweisen können, dass unsere Heimat auch an Kultur hinter anderen deutschen Landschaften nicht zurückstand.

 

Es wird vielen Ostpreußen bekannt sein, dass das Stadtgeschichtliche Museum das ganze ehemalige kneiphöfsche Rathaus in der Brodbänkenstraße füllte. Das Gebäude, das in einzelnen Teilen bis ins 14. Jahrhundert zurückreichte, bestand ursprünglich aus mehreren Häusern, die am Ende des 17. Jahrhunderts durch eine Fassade im Stile holländischer Renaissance zu einem Baukörper verbunden worden waren. So wie die Kaufmannstadt Kneiphof die reichste der drei Städte Königsberg war, so war dieses Rathaus auch prächtiger und geräumiger als die der Altstadt und des Löbenicht und wurde deshalb nach der Vereinigung der drei Städte 1724 das Rathaus der gesamten Stadt. Diesem Zweck diente es bis zur Erbauung des Stadthauses am Hansaring.

 

Als die städtischen Dienststellen mit ihren Akten auszogen, fasste der Oberbürgermeister Lohmeyer 1928 den Entschluss, ein stadtgeschichtliches Museum zu gründen und in dem leer gewordenen Rathause unterzubringen. Er betraute mit dieser Aufgabe den rührigen und umsichtigen Kunstmaler Eduard Anderson, dessen Sammeleifer und Spürsinn es gelang, in kurzer Zeit aus Leihgaben der Staatsbibliothek, der Kunstsammlungen und vieler anderer Stellen sowie durch glückliche Ankäufe ein Museum von erstaunlicher Reichhaltigkeit aufzubauen. Er hat es zehn Jahre lang geleitet und ist leider schon 1947 in Stade, fern der Heimat, gestorben.

 Die schönsten und größten Räume des ehemaligen Rathauses blieben von Museumsgut frei. Sie dienten weiterhin für Empfänge und sonstige Repräsentation der Stadtverwaltung, da es in dem nüchternen Zweckbau des neuen Stadthauses an geeigneten Räumen dafür fehlte. Es waren der alte Magistratssitzungssaal mit einer prächtigen Stuckdecke, die zu den schönsten ihrer Art in Deutschland gehörte, geschaffen von einem unbekannten Meister zu derselben Zeit, in der die Renaissancefassade des Rathauses errichtet wurde, das gegenüber gelegene Oberbürgermeisterzimmer, in das eine reich geschnitzte Holzdecke aus dem Patrizierhause „Goldene Axt“ eingebaut wurde, und der Junkerhofsaal, der einst der Festsaal der Königsberger Kaufmannschaft und dann der Sitzungssaal der Stadtverordneten gewesen war. In ihm wurde Agnes Miegel der Ehrenbürgerbrief überreicht. Diese Säle mit ihrem reichen Schmuck waren an sich sehenswert genug.

 

Die übrigen Räume – es waren über zwanzig in drei Stockwerken – waren gefüllt mit Zeugnissen der Geschichte Königsbergs, Bildern, Büchern, Modellen, Kunstwerken und mannigfachen Andenken an die Vergangenheit. Es soll hier kein Museumskatalog geschrieben werden. Aus der Fülle des Kulturgutes seien nur einige Dinge herausgegriffen. Da gab es Bernsteinarbeiten mit Bodenfunde aus vorgeschichtlicher Zeit wie die Ergebnisse der Ausgrabungen bei denen Professor Lahrs 1927/1928 im Schlosshof nach der ersten Anlage der Ordensburg forschte, Münzen und Medaillen von der Ordenszeit bis zur Gegenwart, Innungstruhen und Handwerksschilder, alte Haus- und Küchengeräte, kunstvolle Gegenstände aus Porzellan und Glas mit Wappen und Ansichten aus Königsberg, Bilder und Stadtpläne, Kupferstiche, und seltene Drucke, Geräte der Schützengilde, Büsten und Portraits berühmter Königsberger, die Totenmaske Sudermanns, Erinnerungen aus der Geschichte der Universität, ihrer Professoren und ihrer Studentenschaft, Schiffsmodelle und Gegenstände aus der Welt des Handels und der Kaufmannschaft und auch Zeugnisse aus der Kriegsgeschichte vom Wikingerschwert das bei Baggerarbeiten im Pregel gefunden war, über die Fahne des National-Kavallerie-Regiments von 1813 bis zum Modell und der Flagge des ersten Kreuzers Königsberg, dem Eisernen Wehrmann aus dem ersten Weltkrieg und dem Ehrenbürgerbrief Hindenburgs. Erwähnt sei noch ein großes Modell der Stadt nach dem Behringschen Plan von 1612, das erst 1939 aufgestellt wurde und deshalb noch nicht so bekannt war, wie es verdient hätte.

 

Im oberen Stockwerk war Raum für wechselnde Ausstellungen, von denen auch der Königsberger Rundfunk – Waldemar Kukkuck war der Sprecher – in der Sendung „Zeitgeschehen“ berichtete. Das Museum nahm aber gern auch fremde Ausstellungen bei sich auf, etwa solche der Briefmarkenfreunde oder die große Berliner Wanderausstellung „Aus dem Schaffen der preußischen Landbaumeister“. Die letzte Ausstellung „Königsberg im Weltkriege“ vom August 1914 erhielt durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges eine erschreckende Gegenwartsbedeutung.

 

Alle diese Dinge waren aber nur von stadtgeschichtlicher oder provinzieller Bedeutung. Das Museum barg jedoch noch einen Schatz, der es weit über seine eigentliche Bestimmung hinaushob und bekannt machte. Das waren die Andenken an Kant, den größten Sohn der Stadt, die im Erdgeschoss als besonderes Kantmuseum aufgestellt waren. Das Schicksal ist dem Andenken Kants, soweit es am Gegenständlichen haftet, nicht gnädig gewesen. Kant war Junggeselle und pflegte mit seinen Verwandten wenig Umgang. Sein Nachlass wurde in alle Winde zerstreut, sein Haus durch Umbauten verändert und schließlich abgebrochen. Immerhin ist einiges durch allerlei Zufälle erhalten geblieben. Der Schreibtisch, an dem er seine Werke schuf, sein Hut, sein Stock und einige andere Dinge des täglichen Gebrauchs waren im Museum zu sehen. Den Hauptbestandteil des Kantmuseums bildeten die mit großer Sorgfalt gesammelten Büsten und Bilder von Kant und seinen Freunden, Bilder von Kantstätten, Handschriften und Erstdrucke sowie Kantlehrungen von einer auf Seide gedruckten Huldigungsadresse livländischer Studenten bis zur Plakette, die die Stadt Königsberg hervorragenden Gästen verlieh. Auch die in vielen Büchern abgebildeten Porträts von Hamann und Hippel sowie das bekannte Bild von Dörstling „Kants Tafelrunde" hingen im Original im Museum.

 

Da unser großer Mitbürger auch im fernen Osten sehr verehrt und Buddha und Konfuzius an die Seite gestellt wurde, pflegten Chinesen, Japaner und Inder, wenn sie nach Ostpreußen kamen, auch das Kantmuseum zu besuchen. Sie haben die Bilder und Gegenstände, die von dem Leben und Wirken des großen Philosophen zeugten, vielleicht mit mehr Ehrfurcht betrachtet, als viele Deutsche es taten. Das beweisen manche Briefe, die mit Anfragen und Dankesbezeugungen aus Ostasien in Königsberg eintrafen.

 

Das alles ist gewesen und lebt nur noch in der Erinnerung weiter. Die Bestände des Museums waren im Kriege in der Hauptsache nach den Gasthäusern der Dörfer Karwinden und Lomp ausgelagert, die wertvollsten Dinge in Bunkern unter dem Museum und in der Kopernikusstraße untergebracht worden. Aus Ostpreußen ist nichts herausgekommen. Von dem Schicksal der ausgelagerten Bestände ist nichts bekannt. Sie sind wahrscheinlich verbrannt oder durch Plünderung vernichtet worden. Von den Bunkern gibt eine Angestellte des Museums, die erst 1948 aus Königsberg herausgekommen ist, folgende Schilderung:

 

Wegen der großen Unsicherheit wagten wir erstmalig im August 1945, in die zerstörte Stadt zu gehen. Der Bunker im kneiphöfschen Rathaus hat auch der letzten Etappe der Vernichtung standgehalten. Selbstverständlich war der Inhalt durchwühlt und dabei zum größten Teil vernichtet. Der Kantbüste von Hagemann war der Kopf abgeschlagen, er lag auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das Schicksal wollte es, dass ich mit einem gut deutsch sprechenden Russen bekannt wurde, der in Deutschland studiert hatte. Mit ihm unternahm ich es, den Bunker in der Kopernikusstraße, in dem die Kant-Andenken untergebracht waren, aufzusuchen, leider mit wenig Erfolg. Denn dort, es war inzwischen März 1946 geworden, war kaum noch etwas zu finden. Der Bunker selbst stand, innen jedoch, war nur Zerstörung, und die Orientierung mit einer Kerze schlecht. Dass ich mich an der richtigen Stelle befand, konnte ich aber daran feststellen, dass dort noch ein paar Stammbücher der Stadtbibliothek aus dem 17. Jahrhundert herumlagen. Außerdem fand ich ein Stück der großen Vase aus dem Kant-museum - sonst weiter nichts. Bei meinem Abschiedsgang durch die Stadt im März 1948 stellte ich fest, dass das Kantgrabmal völlig unversehrt geblieben war. Der Mittelteil des kneiphöfischen Rathauses war eingestürzt und hat alle im Bunker verbliebenen Reste unter sich begraben.

So traurig das alles ist, so ist es doch in gewisser Weise konsequent. Den neuen Herren des Landes hatten die Zeugnisse einer deutschen und europäischen Tradition eben nichts zu sagen. Ihnen war tot und fremd, was uns lebendig und fruchtbar gewesen war.

  

Seite 12   Unser Treuburg. Von Oskar Körner

 Von Markgraf Albrecht von Brandenburg gegründet, führte die Stadt erst den Namen Marggrabowa. Als am 11.07.1920 die Bevölkerung auch dieser Stadt und ihres Kreises zur Abstimmung aufgerufen wurde, stimmten 28 625 Bürger für Deutschland und nur zwei für Polen. In der Stadt selbst gab es nicht eine einzige Stimme für Polen. Nach diesem einmütigen Treuebekenntnis zur deutschen Heimat wurde die Stadt in Treuburg umbenannt.

 Man könnte diese schöne masurische Stadt als ein Veilchen, das im Verborgenen blüht, bezeichnen, denn sie hatte Sehenswürdigkeiten aufzuweisen, die größere Städte nicht haben. Da ist zunächst einmal der 28 Morgen große Marktplatz, der der größte Deutschlands ist. Weiter ist zu nennen der Hindenburg-Park mit der herrlichen Sportplatzanlage und dem auf der Höhe gelegenen Kreiskriegerdenkmal, das nach dem Reichsehrenmal Tannenberg der größte Natursteinbau dieser Art in Ostdeutschland war. Sein Vorplatz war oft die Stätte für Gedenkfeiern und Kundgebungen, an denen bis zu 4000 Personen teilnahmen.

 In guter Erinnerung sind vielen Ostpreußen auch noch die Freilichtaufführungen, zu denen das markante Denkmal die würdige Kulisse gab. Besonders gut hat die Aufführung von Schillers „Wilhelm Tell“ gefallen. Der Entwurf des Denkmals stammte von Reg.-Baumeister Dr. Schneck. Auf dem am Fuße des Denkmals gelegenen Sportplatz fanden häufig sportliche Wettkämpfe internationaler Prägung statt Auf der die Rasenfläche einfassenden Pferderennbahn – genannt Wachsmann-Ring - konnte man bei gut besuchten Turnieren unsere edlen Trakehner bewundern. Im Zusammenhang mit diesen Anlagen dürfen nicht vergessen werden die vorbildlichen Schießstände, die beispielhaften Tennisplätze und die schöne Badeanstalt.

 Wir Treuburger durften mit vollem Recht stolz sein, wenn wir diese schönen Sehenswürdigkeiten unserer Stadt Gästen aus dem übrigen Ostpreußen oder aus anderen Teilen Deutschlands zeigen konnten. Immer wurde dabei der Name dessen genannt, dem wir das Aufblühen unserer Stadt zu verdanken haben: Es war der hochherzige Landrat Dr. Jur. Bruno Wachsmann.

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