Ostpreußen-Warte, Folge 05/06 vom Mai 1951

Seite 1   Ein Vermächtnis. Heinrich von Srbik über die Mission des Ostpreußentums

 Im Akademischen Gemeinschaftsverlag erschien vor einiger Zeit in Zusammenarbeit mit dem „Göttinger Arbeitskreis" im Rahmen der Reihe „Heimat im Herzen" das Buch „Wir Ostpreußen", in dem von der historischen abendländischen Leistung der Ostpreußen Zeugnis abgelegt wird und das schöne Land an der Ostseeküste in Wort und Lied lebendig geschildert ist. Dieses Buch wurde auch dem großen Geschichtsschreiber des Reichsgedankens, Prof. Dr. Heinrich Ritter von Srbik, zugesandt, der auf seinem kleinen Besitz Ehrwald bei Innsbruck, fern von seiner langjährigen Wirkungsstätte, die letzten Jahre seines Lebens verbringen musste. In Antwort auf diese Zusendung schrieb Heinrich von Srbik an den Herausgeber des Ostpreußenbuches, Prof. Dr. H. Ipsen, einen Brief, in dem er in ergreifenden Worten die Mission des Ostpreußentums für Deutschland und Europa umreißt. Dieser Brief, der zugleich die einzige Stellungnahme des großen Interpreten der deutschen und abendländischen Geschichte zum Geschehen der Heimatvertreibung von Millionen Deutschen darstellt, ist zugleich ein Vermächtnis an die Ostpreußen, an die Heimatvertriebenen, an die Deutschen und an alle die Menschen, die sich zu den Werten des Abendlandes bekennen:

 Sehr verehrter Herr Kollege!

Sehen Sie, bitte, nicht ein Zeichen geringer Teilnahme in der Tatsache, dass ich Ihnen erst heute für die gütige Übersendung des Bandes „Wir Ostpreußen" danke. Ich wollte ihn zuerst ganz in Geist und Seele aufnehmen und vielfältige termingebundene Arbeit bei mangelhafter Gesundheit ließ mich nur nach und nach in der Lektüre vordringen. Nun sage ich Ihnen von ganzem Herzen tiefen Dank. Wieder hat mich, wie schon beim Lesen der anderen Bände von „Heimat im Herzen", und diesmal in besonders überwältigender Stärke, ein doppeltes Gefühl ganz gefangen genommen: tiefer Empörung und tiefer Bewunderung und seelischer Erhebung. Wie sollte nicht in jedem Menschen, der noch Ehrgefühl und ein anständiges Herz im Leib hat, die elementarste Entrüstung über das nicht mehr übersteigbare Maß von Heuchelei, Pharisäertum und Bestialität aufwallen, das unsere Zeit aufgebracht hat! Sie hat den Mund mit „Gerechtigkeit" und „Humanität" voll genommen und hat diese edlen Werte besudelt, wie keine vor ihr. Man könnte wahrlich verzweifeln an der Fähigkeit der Menschen, christliche Liebe und Kantschen Imperativ zur Tat werden und über bloße Phrasen hinaus gedeihen zu lassen, wenn dann nicht das innere Erleben ethischer und kultureller Leistung von Jahrhunderten doch wieder den Glauben an das überanimalische in den Völkern und Individuen erwecken und die Hoffnung auf die Zukunft aufkeimen ließe. Ich bin - verzeihen Sie die persönliche Bemerkung - ein alter, leidender Mann geworden. In meinen Adern fließt deutsches Blut zu 75, slawisches zu 25 vom Hundert. Der slawische Name gibt also kein ausreichendes Bild; er kann keine Erklärung dafür geben, dass in mir altösterreichisches Wesen mit seinem starken deutsch - universalen Kulturcharakter, uralte Überlieferung des Heiligen Reiches und des  Deutschen Bundes und ganz germanisch (westfälisches) Wesen von meiner Mutter her zusammenfließen. Das eine darf ich sagen: von meiner Jugend her habe ich mit heißer Liebe das gesamte deutsche Volk in allen seinen Stämmen und landschaftlichen Besonderheiten umfangen und immer zugleich die starke Heimatverbundenheit im Herzen getragen. Ein einziges Mal in meinem Leben war ich in Königsberg und Marienburg, immer aber ist mir das Ostpreußentum durch die unermessliche Größe seiner schöpferischen Arbeit, durch die Tiefe und Treue seiner Heimatliebe und die Höhe und Weite seiner geistigen Zeugungskraft als besonders hochwertig erschienen und der Schmerz, den sein Schicksal in mir hervorruft, ist besonders bitter. Aber seine Treue, seine Zähigkeit auch im schwersten Leiden, seine Männlichkeit lässt die Hoffnung auf eine sonnigere Zukunft des deutschen geliebten Volkes in mir nicht untergehen: die Hoffnung, die für uns nicht nur Lebensbedürfnis, sondern auch sittliche Pflicht ist. Ich meine, dass ich hiermit, so dürftig und unzureichend meine Worte sind, doch wenigstens angedeutet habe, wie gewaltig der Eindruck ist, den der von Ihnen herausgegebene Band auf mich ausübt; wie sehr alle Beiträge - ich hebe die Gedichte der Agnes Miegel und unter den historischen Ausführungen die Ihren besonders hervor - in mir wieder klingen und wie tief ich Ihnen zu Dank verpflichtet bin. Möge Ihnen der Dank des deutschen Volkes nicht versagt bleiben!

Mit aufrichtiger Verehrung Ihr sehr ergebener    H. v. Srbik.

 

 

Seite 2   Polnischer Terror in Ostpreußen

 Dem „Pressedienst der Heimatvertriebenen" wurde von in Westdeutschland wohnhaften Ostpreußen eine Anzahl von Briefen zugesandt, die sie in diesen Tagen von ihren im polnisch besetzten Teil Ostpreußens zurückgehaltenen Verwandten erhielten und die den furchtbaren Terror schildern, mit dem die Deutschen jetzt erneut zur Option für Polen gezwungen werden. Die Briefe zeigen, wie die Deutschen durch Flucht in die Wälder den Quälereien zu entgehen hoffen, die ihnen drohen, wenn sie die Unterschrift unter die polnischen Dokumente verweigern. Sie nehmen alle diese Leiden auf sich um ihres Deutschtums willen und weil sie durch ihre Unterschrift zu Polen gestempelt werden, womit sie ihre Hoffnung begraben müssen, in absehbarer Zeit mit ihren Lieben, in Westdeutschland wieder vereint sein zu können.

In einem dieser Briefe heißt es:

„Heute ist Sonntag, der 8. April 1951. Es ist der erste wirklich warme Tag. Muttchen, Papa und ich sitzen in einer Schonungslichtung in der Sonne, denn die letzte Woche war schwer. Zu Hause haben wir alles verlassen. Es ging nicht anders. Unsere ganze Wirtschaft: ein Ferkel, paar Kaninchen und einige Hühner versorgt Frau X. Sie stammt aus dem Kreise Treuburg. Ihr Mann ist gefallen. Auch die ist jetzt wieder sehr lange eingesperrt gewesen. Ich sollte mit ihr zusammen eingekellert werden, aber ich bin entwichen. Als ich merkte, dass sie mich bewachten und ich bald abgeholt werden sollte, ging ich durchs Fenster, floh über unseren Garten zum Kirchhof und von dort in den Forst. Es war glücklicherweise den Tag warmes Tauwetter. Man hatte meine Flucht nicht gleich bemerkt, und am nächsten Tage war unser Haus umstellt, die Fenster zerbrochen, aber ich war schon fort. Am 3. April wurde die Helene und Erika festgenommen und eingeschlossen, aber sie konnten durch das Kammerfenster fliehen und auch in den Wald laufen. Wir leben stündlich in ständiger Furcht und Sorge, dass man uns fängt und zur Unterschrift foltert. Wir möchten uns freuen, wenn wir den Staatsangehörigkeitsausweis erhalten könnten, aber unsere Post ist gesperrt. Schicke ihn an . . ., da können wir ihn bekommen . . ."

 

In einem anderen Briefe wird folgendes berichtet:

„Uns haben sie an sehr vielen Stellen gesucht, aber bis heute konnten wir uns der zweiten Einkellerung entziehen. Heute vor einer Woche wurde der B. aus Z. auf seinen Hof gelockt. Dort wurde er von mehreren Milizmännern niedergeschlagen, gefesselt und auf dem Wagen nach Y in den Keller transportiert und erst losgelassen bis er unterschrieben hatte. So geht es bei uns zu. Ein Päckchen von Paula liegt auf der Post. Es wird keinem ausgehändigt, wir sollen es selbst abholen, damit man uns gleich festnimmt und zur Unterschrift zusammenschlägt. Müssen eben auf das Päckchen verzichten . . ."

 Ein dritter Bericht besagt:

„Nachdem ich nun aus dem Keller zur Unterschrift rausgelassen wurde, konnte ich ohne Unterschrift fliehen und der Folterung, entgehen. Die Eltern mussten ebenfalls alles verlassen, und wir mussten uns verstecken, d. h. herumirren, denn überall spürt man uns nach. In erster Linie werden Kinder geschickt, um uns auszukundschaften. Gehöfte, Felder und Wälder werden abgesucht, um der Miliz zu melden, wo wir sind. Hier bewegt sich alles ausschließlich um die Existenz als Deutsche, um unsere Umsiedlung. Es ist nicht gut, wenn die jahrelange alles ertragende und erduldende Liebe zu Deutschland sich mit gleicher Intensität in Verzweiflung kehrt . . .

 Ein erschütterndes Dokument ist auch der Brief eines Deutschen, den die Polen schließlich doch, in ihre Gewalt bekamen:

„Lieber G.! Heute bin ich festgenommen, weil ich nicht als Pole unterschreiben will. Heute Nacht komme ich wohl ins Gefängnis, um wieder Not und Elend zu erleben. Mir ist nun schon das ganze Leben über, denn vor uns stehen wieder neue Folter wie 1949, um aus mir Polen zu machen. Ich habe jede Hoffnung aufgegeben, dass wir uns jemals wiedersehen. Vor über zwei Jahren habe ich einem Offizier und seiner Frau das Leben gerettet. Er gab mir das Ehrenwort, dass er sorgen wird, dass wir nach Deutschland gelassen werden. Auch die polnische Behörde hatte mir damals versprochen, dass man uns lassen wollte. Aber das ist der Dank. Vergiss das nie!! Auf Wiedersehen und Lebewohl . . ."

 Und eine Mutter schreibt:

„Paul lässt Dich, mein Sohn, und Erna, Karl und Bärbchen grüßen. Er wurde heute und Dieckmann weggefahren ins Gefängnis und Alte und noch mehr Frauen waren auf dem Wagen, bekommen noch Bedenkzeit." Mit der Nachschrift: „Die große Sorge um die Permitpapiere. Wenn die einer hat, kann er sie zum rauskommen benutzen."

So sind diese Briefe Dokumente der Anklage gegen ein furchtbares System des Terrors, das alle Menschenrechte missachtet, nur um in der Statistik damit aufwarten zu können, dass die deutschen Gebiete mit „Polen" besiedelt seien, und um die Deutschen als billige Arbeitskräfte im Lande zu behalten. Es ist nur zu wahr, was einer der Verfolgten und Gehetzten an seine Angehörigen in Westdeutschland schrieb: „Was hier an stiller Größe sich zeigt, ist Heroismus und Durchhalten. Auch der anständige Pole kann dies nicht abstreiten.

 

 

Seite 3   Die Kähne des Kurischen Haffs. Wilhelm Lemke berichtet über handwerkliches Können in der Abgeschiedenheit.

Foto: Vordersteven

Foto: Biegen der Planken

Foto: Das Dichtsägen. Aufn. W. Lemke

 Immer, wenn die Eigenart der ostpreußischen Heimat zur Sprache kommt, taucht die Kurische Nehrung auf, und Kenner werden nie müde, deren herbe, einmalige Schönheit zu preisen. Wer dieser jemals verfallen war, nimmt die Sehnsucht nach ihr mit ins Grab. Ein Stück davon sind die Keitelkähne, oder auch Kuren-Kähne auf dem Haff. Und wer sich die näher angeschaut hat oder sie selbst einmal segeln konnte, weiß, dass jene auf den ersten Blick plump und schwerfällig wirkenden Fahrzeuge mehr als eine Eigenart aufzuweisen hatten.

 

Die Kähne mussten auf den Fahrten zu ihren Fangplätzen vielfach über sehr flaches Wasser hinweg und hatten darum einen Tiefgang von nur 40 Zentimeter. Sie waren auf flachem Boden ohne Kiel gebaut und konnten deshalb den zum Segeln notwendigen Gegendruck im Wasser nur durch Seitenschwerter gewinnen. Dabei machten diese schwer gebauten Kähne auch hoch am Winde liegend eine erstaunlich gute Fahrt, waren unter sachkundigen Händen äußerst wendig und seetüchtig dazu. Wer das Kurische Haff kennt, weiß, dass dort ein unangenehm krabbeliger Seegang aufkommen kann, und dass diese Fahrzeuge beim Fischen in den Herbststürmen manch groben Stoß vertragen mussten.

 

Stutzig wurde man aber beim Anblick eines zur Überholung aufgeschleppten Kahns. Sah man sich bei einer solchen Gelegenheit den Bodenriss genauer an, so fiel eine geradezu verblüffende Ähnlichkeit mit den Formen auf, wie sie durch exakte Forschung auf dem Gebiete der modernen Aero- und Hydrodynamik hervorgebracht worden sind. Und in dieser Formgebung lagen wohl auch die hervorragenden Eigenschaften dieser Fahrzeuge verborgen.

 

Wie aber ist man darauf gekommen? Bezeichnend ist, dass jene Kuren-Kähne samt und sonders, von geringfügigen Abweichungen abgesehen, nach einem uralten, bewährten Muster gebaut waren. Das war erprobt, und daran wurde nichts geändert. Man darf den Männern, die den Kahnbau seit vielen Generationen betrieben, wohl Glauben schenken, wenn sie berichten, dass auch Reste von Kähnen gefunden worden sind, als die Wanderdünen verschüttete menschliche Siedlungen nach Jahrhunderten wieder freigaben, wie z. B. das alte Nyda. Jene Kähne waren zwar kleiner, als die in neuerer Zeit erbauten, sie hatten keine eisernen Beschläge und auch ihre Planken waren nur mit Holzdübeln zusammengefügt, aber die Grundform, eben diese Stromlinienform, war die gleiche. Und das in einer Zeit vor etwa 600 Jahren! Wie sind diese uns heute so geläufigen Formen damals wohl entstanden? Ohne Zweifel nicht mit Hilfe raffinierter Meßmethoden und Berechnungen. Hier waren nur die schöpferischen Urkräfte im Menschen, gestützt auf Erfahrungen am Werk. Zwangsläufig drängt sich bei dieser Überlegung eine Parallele zu jenen überaus seetüchtigen Schiffen der Wikinger auf, deren Reste auch heute jeden Schiffbauer Bewunderung und Achtung abnötigen.

 

Eigenartig verlief aber auch der Bau eines solchen Kahns. Der Verfasser hatte 1940 in Nidden Gelegenheit, einen solchen Bau in allen Einzelheiten zu erleben und einen der seltensten Handwerkszweige kennenzulernen, der im ureigensten Sinne noch Handwerk war. Der Kahnbauer kam mit seinem Gehilfen von der Festlandseite herüber. Auf der Nehrung selbst gab es keine Kahnbauer. Das Baumaterial hatte der Erbauer, also der Fischer, selbst ausgesucht, herangeschafft und jahrelang „lufttrocken" gelagert. Ohne jede der Einrichtungen, wie sie sonst in Bootsbaubetrieben üblich sind, entstand der Kahn auf einem geeigneten Platz am Haffstrand. Die Werkzeuge brachte der Kahnbauer mit. Dies waren im Wesentlichen nur Axt und Fuchsschwanz (Säge), dazu ein paar kräftige Schraubzwingen. Und doch wussten die Männer mit dem Material so fertig zu werden, dass auch der Fachmann immer wieder in Erstaunen versetzt wurde.

 Man sagt kaum zu viel, wenn man behauptet, dass jene Kahnbauer fähig waren, mit der schweren Axt ein Streichholz zu spalten.

 Der Kahnboden bestand aus 4 Zoll starken Bohlen (nordische Kiefer), worauf die zwei bis dreizölligen eichenen Plankenkränze aufgesetzt wurden. Die Steven entstanden zur Hauptsache unter der Axt, wobei besonders der hochgezogene Vordersteven einen zweckmäßigen und in seiner Eigenart auch formschönen Bogen erhielt. Das Biegen und gleichzeitige Verwinden der schweren Planken erfolgte mit einfachsten Mitteln über einem offenen Feuer am Strand. Mit einer Handspritze wurde beim Erhitzen ein dünner Wasserstrahl dorthin gelenkt, wo ein Verkohlen des Holzes zu befürchten war. Dann wurde nach dem ersten Aufeinanderpassen der Plankenkränze ein besonderes Verfahren, das „Dichtsägen" angewandt, was wiederum viel Umsicht und Geschicklichkeit erforderte. Dabei wurde mit dem Fuchsschwanz ein Schnitt entlang der Stoßstelle der aneinanderliegenden Planken geführt, und auf diese Weise die letzten Unebenheiten beseitigt. Dies Verfahren hatte zur Voraussetzung, dass die Plankenkränze ohne Spanten in genauer Form zwischen den Steven aufgesetzt werden mussten. Zwischen die endgültig zusammengepassten Planken wurde ein mit schwedischem Holzkohlenteer getränkter Filzstreifen gelegt, und darauf die Hölzer mit schräg hochkant eingesetzten schmiedeeisernen Nägeln zusammengefügt.

 Erst dann wurden die gewaltigen, aus gewachsenen eichenen Kniestücken herausgehauenen Spanten angepasst und eingesetzt. Diese starke innere Versteifung des Kahns war notwendig, da dieser gelegentlich auch unberechenbaren Eispressungen standhalten musste. Der Kahn erhielt schließlich einen zwar wenig schönen, aber seit alters her bewährten Anstrich mit schwedischem Holzkohlenteer, ein im gesamten Kahnbau unentbehrliches Universalmittel, dass sich durch keine neuzeitlichen Erzeugnisse verdrängen ließ. Vier Zentner Nägel waren für einen Kahn erforderlich. Der Bau wurde von zwei Mann in vier Wochen bewältigt, wobei es allerdings keinen Achtstundentag gab.

 

Dass die einzelnen Bauabschnitte, wie z. B. die Errichtung der Steven, mit kleinen Feierlichkeiten der Beteiligten begangen wurden, ist wohl allgemein bekannt, ebenso die feierliche Übergabe des Kahns in sein Element.

 

Die Besegelung war denkbar einfach, aber nach uralten Erfahrungen vorzüglich ausgewuchtet. Sie konnte notfalls von einem kräftigen Mann allein gemeistert werden. Die Benutzung eines Motors als Antriebskraft ist stets, auch von litauischer Seite, untersagt gewesen. Sie wurde aber von den Fischern auch gar nicht gefordert, und so ist die von jedermann wohltuend empfundene unvergessliche Stille über dem Haff bis in die letzten Tage erhalten geblieben.

 

Urwüchsig, wie in selbstbewusstem Trotz furchten seit Jahrhunderten diese Kähne das Haff, ihm in harter, unermüdlicher Arbeit den Tribut abringend, über ihnen winkten die bunten Kuren-Wimpel, diese schönen Heimatzeichen, im strahlenden Licht, das dort die Sonne in verschwenderischer Fülle über Wasser und Nehrung ergießt.

 

Nach Berichten wurde ein Teil dieser Kuren-Flotte beim Rückzug der deutschen Wehrmacht gesprengt, um diese Fahrzeuge nicht in Feindeshand fallen zu lassen. Ein anderer Teil soll von den Russen auf die Festlandseite gebracht und von dort auf Spezialfahrzeugen in das innere Russlands transportiert worden sein. Wann werden diese einmaligen Schiffe wieder einmal unter ihren rostbraunen Segeln zu den alten Fanggründen ziehen? Ist das Kurische Haff ohne seine Kähne überhaupt denkbar?

Wilhelm Lemke

 

 

Seite 4   An meine Heimat! Von Graf von Brüneck-Bellschwitz

 Könnt' ich noch einmal, wenn die Amsel schlägt,

im herben Frühlingsdulf den Wald durchreiten,

wenn sich die junge Saat im Boden regt,

die Blicke über meine Fluren breiten.

Vom Bruche her am fernen Felderrain

dem wachen Ruf des Kranichs wieder lauschen

und mit der Mondessichel bleichem Schein

mein Wünschen für die Zukunft grüßend tauschen.

 

Noch einmal, wenn die Sommernächte blau'n,

von süßem Lindenblütenduft umwittert,

hinwandeln über taugetränkte Au'n,

wenn schon der Elfenschar im Reigengang

darüber noch des Tages Nachglanz zittert,

um mondbeglänzte Büsche schwebend schreitet,

vom dunkelmatten Herdenglockenklang

der nahen Weiden geisterhaft begleitet.

 

Noch einmal, wenn des Herbstes bunte Pracht

die Wiesen säumt, darauf die Nebel wallen,

die Flur durchstreifen, wenn beim Nah'n der Nacht

der Hirsche Schreie kämpferisch erschallen,

oder wenn hellen Tags wie weiche Schleier

Marienfäden still die Luft durchziehn

und in der Dämmrung dann die Hirtenfeuer

durch weißen Qualmes Schwaden düster glühn.

 

Noch einmal, wenn am bläulich-tiefen Dunkel

des Firmamentes Stern um Stern erglänzt,

von der Terrasse schaun in das Gefunkel,

das meiner Heimat Winterhimmel kränzt,

oder im Sonnenglanz, der in dem Flimmern

des Rauhreifs hundertfält'ge Farben weckt,

davon die kleinsten Zweige glitzernd schimmern,

gleichwie mit Diamantstaub überdeckt.

 

Nicht weiter! War doch dies das letzte Bild,

das in mir blieb, als die erzwungene Flucht

mich heimatlos gemacht — die Träne quillt,

da nun ein ungestilltes Sehnen sucht,

was ich verlor. Wer könnte es vergessen,

dem schon wie mir, der Rest der Zeit enteilt,

die Gott dem Menschenleben zugemessen?

So bleibt's ein Schmerz, den keine Zeit mehr heilt.

 

Doch einer lebt, der jenseits aller Zeiten

weit über unser Bitten und Verstehn

uns eine ewige Heimat wird bereiten,

wenn wir von unsrer Erdenheimat gehn.

Dann folgt, sehnsüchtiger Bitte die Erhörung,

wenn zwischen Hier und Dort die Schranke fällt,

dann finde ich in himmlischer Verklärung

die Heimat wieder in der andern Welt.

 

 

Seite 4   Die Landsmannschaft Ostpreußen. Von Staatssekretär Dr. Ottomar Schreiber, Sprecher der Landsmannschaft

 Eine Gemeinschaft beruht auf Bindungen. Die Heimatvertriebenen sind dadurch, dass sie die Heimat verloren, aus ihrem Beruf und aus der sozialen Stellung herausgerissen wurden, die heimatliche Landschaft entbehren, sehr oft auch der Familienzusammenhanq zerstört wurde, aus all den Bindungen herausgerissen worden, die sich um jeden leistenden Menschen bilden, ihn in hohem Maße halten und stützen. In der Armut und Not, in dem „Elend" in der Fremde suchen die Vertriebenen mit wachsender Kraft den Halt einer neuen Gemeinschaft. Darum ist das Bewusstsein der landsmannschaftlichen Verbundenheit eine der stärksten seelischen Kräfte. Sie schuf neue Bindungen, neue Gemeinschaften.

 So entstand im Oktober 1948 auch die Landsmannschaft Ostpreußen. Ihre Organisation wurde dadurch sichtbar, dass alle die Landsleute zusammentraten, die schon seit der Austreibung auf die Sammlung der Heimatgenossen hingearbeitet und zu einem Teil schon die Mehrzahl der alten Angehörigen ihrer Heimatkreise wieder erfasst und miteinander in Verbindung gebracht hatten.  

Aus den gleichen Kräften, die die „Landsmannschaft Ostpreußen" schufen, entstanden überall in Westdeutschland und in Westberlin auch örtliche ostpreußische Verbände — etwa 1000. 

Die Landsmannschaft bemüht sich, der Schicksalsgemeinschaft aller noch lebenden ostpreußischen Menschen Ausdruck zu verleihen, dieser ostpreußischen Menschen, die der Kern des altpreußischen Landes und damit die ersten Träger all der geschichtlichen Wirkungen waren, die aus dieser Wurzel erwuchsen. Ihre Heimat wurde nicht durch das Schwert allein, sondern wesentlich durch eine friedliche Durchdringung des Ordenslandes deutsch, alle deutschen Stämme hatten an dieser Leistung Anteil. Die pruzzische Urbevölkerung wurde nicht etwa ausgerottet, sondern verschmolz, nachdem sie das Kreuz genommen hatte, sehr rasch mit den zuwandernden deutschen Bürgern und Bauern. Dieser Siedlungs- und Verschmelzungsprozess war die Grundlegung des ostpreußischen Stammescharakters. Nach Jahrhunderten kamen andere Faktoren hinzu. In großer Zahl mischten sich um ihres Glaubens willen vertriebene Hugenotten und Salzburger unter die Deutschen Ostpreußen. In geringer Zahl siedelten im Südosten Masuren, im Nordosten Litauer, die ihre Stammesheimat verlassen hatten, um in dem geordneten Staatswesen des deutschen Ritterordens eine bessere Heimat zu finden. Aus dieser freiwilligen Entscheidung erwuchs auch ihre Einschmelzung in die ostpreußische Bevölkerung. Selbst als nach dem ersten Weltkriege dem Chauvinismus der Nachbarn sich alle Möglichkeiten öffneten, entstand in Ostpreußen keine „Minderheitenfrage“.  Die Ergebnisse der Volksabstimmung ebenso wie die memelländischen Landtagswahlen erwiesen unwiderleglich, dass das ganze Ostpreußenvolk in der gemeinsamen Liebe zur Heimat, Im gemeinsamen Bekenntnis zum Deutschtum und zu den Werten des christlichen Abendlandes verbunden war.  

In den schicksalsschweren Jahren 1944/45 wurde die Masse der Ostpreußen nach Westen vertrieben. Ein kleiner Teil kam nach Sachsen, Thüringen, auch nach dem Sudetenland, wurde von dort her weiter gemeinsam mit den Sudetendeutschen nach Südwesten vertrieben. So blieben etwa 80 000 in Bayern. Die große Masse der Trecks gelangte in den niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Raum, zum Teil, soweit die Fluchtwege über die Ostsee geführt hatten, nach einem jahrelangen Aufenthalt in Dänemark.

 

Alle aber, in Nord und Süd, sind durch ihre alte Lebensgemeinschaft verbunden, die ihre Landsmannschaft Ostpreußen wirksam erhalten will. Sie will die landsmannschaftliche Verbundenheit pflegen, die Liebe zur Heimat wach halten und das Recht auf die unverlierbare Heimat mit allen friedlichen Mitteln vertreten. Daneben hat sich als besondere Aufgabe der Suchdienst entwickelt, der die Wiederherstellung der menschlichen und persönlichen Verbindungen in den Dienst der getrennten Familien und in den Dienst der Verschleppten und Vermissten stellt, deren Schicksal aufgeklärt werden muss.

 

Die Landsmannschaft bemüht sich auch, die persönlichen Verbindungen mit denen zu pflegen, die inzwischen Deutschland verlassen haben und im Ausland um neue Lebensgrundlagen ringen, über tausend Landsleute, vor allen Dingen in Süd- und Südwestafrika, stehen durch die Veröffentlichungen der Landsmannschaft in regelmäßiger Verbindung mit den Menschen der alten Heimat.

 

Die Landsmannschaft leistet durch ihre Arbeit nach ihren eigenen Kräften einen Beitrag  zur Behebung insbesondere der seelischen Not, die aus den furchtbaren Massenaustreibungen erwachsen ist. Im Verein mit den anderen ostdeutschen Landsmannschaften erhebt sie unablässig ihre Stimme, wenn es gilt, das Recht auf die Heimat als ein unveräußerliches Menschenrecht anzuerkennen.

 

 

Seite 5   Es war meine Heimat, mein Allenstein

 Die Heimat, umgeben von herrlichen Seen,

von dunklen Wäldern, von lichten Höh'n,

die Straßen so heimisch, so lieb und vertraut,

Tor, Dom, Schloss, noch vom Orden erbaut,

von des Rathauses Turm — weit war es bekannt —

wehten achtunddreißig Glocken ihre Lieder ins Land.

Wo lag diese Perle, was konnte es sein?

Es war meine Heimat, mein Allenstein.

 

Und war einst um Weihnacht zur Dämmerzeit

der Fuß leicht beschwingt zum Städtchen geeilt,

zwei Kinder des Waldes in stolzer Pracht

erleuchten strahlend die Weihenacht.

Dann haben die Glocken ins Herz gesungen

leise verwehend: „Es ist ein Ros' entsprungen“.

Dieser Weihnachtszauber, wo mag er wohl sein?

Nur in meiner Heimat, in Allenstein.

 

Versunken in Leid ist all' diese Pracht,

die uns die Heimat zur Heimat gemacht.

Fremd in der Fremde, voll Tränen der Blick,

so schau'n wir heut' auf Vergangnes zurück.

Still müssen wir weiter den Leidensweg geh'n,

bis einst wir am Ende die Heimat sehn.

Und wie hieß das Teure, das wir Heimat genannt?

Unser Allenstein war es im Ostpreußenland, —

 

 

Seite 5   Mann aus Insterburg sucht Papiere … Wo kann er sie finden? – Ostdeutsche Personenstandsurkunden gerettet.


Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten benötigen immer wieder Personenstandsurkunden aus der Zeit vor 1945. Da zahlreiche Orte in großer Eile verlassen werden mussten, blieben in den meisten Fällen auch die Standesamtsregister und Kirchenbücher zurück. Ein Teil konnte jedoch gerettet werden. Die nachfolgende Zusammenstellung soll für die Beschaffung von Urkunden einen Anhaltspunkt geben.

 

In dem jetzigen Berliner Hauptarchiv, Berlin-Dahlem, Archivstraße 12 - 14, werden evangelische und katholische Kirchenbücher aus Ost - und Westpreußen aufbewahrt, und zwar vornehmlich aus den ostpreußischen Kreisen Allenstein, Angerburg, Braunsberg, Darkehmen, Fischhausen, Friedland, Gerdauen, Goldap, Gumbinnen, Heiligenbeil, Heilsberg, Heydekrug, Insterburg, Johannisburg, Königsberg, Labiau, Lötzen, Lyck, Memel, Mohrungen, Neidenburg, Oletzko, Osterode, Preuß.-Eylau, Preuß.-Holland, Rastenburg, Rössel, Rosenburg, Sensburg, Stallupönen, Tilsit, Freuburg und Wehlau.  

Aus Westpreußen sind evangelische, vorwiegend aber katholische Kirchenbücher aus folgenden Kreisen vorhanden:

Berent, Briesen, Dirschau, Graudenz, Karthaus, Könitz, Kulm, Löbau, Marienburg, Marienwerder, Neustadt, Preuß.-Stargard, Putzig, Rosenberg, Schlochau, Schwetz, Strasburg, Stuhm, Thorn und Tuchel. Von den genannten Orten liegen die Urkunden jedoch nicht immer in geschlossenen Jahrgängen vor. Das Berliner Hauptarchiv verwahrt ferner die Standesamtsregister aus den ostpreußischen Kreisen Angerburg, Lötzen, Memel und Rastenburg sowie die Militärkirchenbücher aus den ostelbischen Provinzen.  

Ein relativ großer Teil ostdeutscher Standesamtsregister aus Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen befindet sich beim Hauptstandesamt in Hamburg, Warburgstraße 17. Genannt seien nur die Register aus den Orten: Altdamm, Gotenhafen, Grabow (Oder), Köslin, Kutten, Odermünde, Podejuch, Rosenberg, Schieratz, Schleibitz, Schneidemühl, Stolzenhagen, Strasburg-Land, Stutthoff I, Stettin, Zahden, Zoppot und Züllchow. Auch die beim Hamburger Hauptstandesamt aufbewahrten Register sind nicht immer vollständig. Nur von Stettin liegen fast alle Jahrgänge vor.

 

Eine weitere Anzahl von Personenstandsurkunden aus Pommern , Ost- und Westpreußen soll sich an den verschiedensten Orten in der Sowjetzone befinden, unter anderem Königsberger Standesamtsregister in Lubmin bei Greifswald. Ferner liegen beim Standesamt I, Berlin C 2, Stralauer Straße 42/43 (Sowjetsektor), ostdeutsche Register. Standesamtsurkunden der Städte Allenstein und Schlawa (Schlesiersee) verwahrt das sächsische Landeshauptarchiv in Dresden N 6, Archivstraße 14.

 

Das Hamburger Hauptstandesamt stellt von den bei ihm lagernden Registern Urkunden aus. Darüber hinaus steht dort ein Verzeichnis über ostdeutsche Personenstandsregister, die sich bei anderen Standesämtern befinden, zur Verfügung. Es empfiehlt sich, in jedem Falle in Hamburg anzufragen.

 

In dem Archivamt der Evangelischen Kirche in Deutschland angeschlossenen Kirchenbuchamt für den Osten, Hannover, W, Militärstraße 9, sind Nachrichten über den Verbleib von Kirchenbüchern aus den Ostgebieten gesammelt. Auf Grund dieser Nachrichten kann das Amt in gewissem Umfange die Ausstellung von Kirchenbuchauszügen vermitteln. Der größte Teil der Kirchenbücher ist allerdings zurückgeblieben oder vernichtet, so dass die Möglichkeit der Hilfe verhältnismäßig gering ist, besonders für Antragsteller aus Pommern und Schlesien.

 

 

Seite 6   Das Zehlaubruch. Unberührtes Land Gottes. Von Günter Kamin

Foto: Mitten im Zehlaubruch

 Am Ende der Ferien und an einem gewitterschwülen Sonntag erlebe ich das Moor. Wir sind zu viert in aller Frühe zu Fuß aufgebrochen. Es ist ein über dreistündiger Weg, wir gehen ihn unter der sengenden Sonne Und den hängenden Wolken, die zeitweise den Weg und den Wald düster verdunkeln. Endlos dehnen sich die Jagen vor uns, weit über die Grenze unseres Reviers hinaus, aber wir werden trotz des unheimlicher werdenden Grollens und des einsetzenden Regens nicht umkehren. Eine Zeitlang stehen wir unter hohen Tannen und lassen ein Wetter vorübergehen, dann nehmen wir unsere Rucksäcke wieder auf, und immer wegloser und wilder wird das Gestrüpp, immer dichter und urwüchsiger die Jagen neben uns, bis am Ende der Boden feucht wird und wir auf einem kaum erkennbaren Pfad unter hohen Kiefern und dem unheimlichen Schwarz drohender Wolken vorwärts stapfen, einer hinter dem andern, mit dem Stock den Pfad nach vom und der Seite abtastend und so langsam immer weiter in ein auswegloses Dunkel dringen.  

Noch hängen die Wetter über uns, noch zuckt es fahl und beängstigend vor und hinter uns in feurigen Strahlen, aber die Donner rollen wie anbrandende Gesteinswogen nur aus der Ferne, und der Regen fällt leise und nur wie ein Rieseln auf uns nieder, wenn es still wird. Nach einer Viertelstunde sind wir am Ende des Pfades, eine hohe Kiefer mit einer Kanzel beschließt ihn, und nun sehen wir es vor uns als eine endlos weite, steppenartig eintönige Ebene mit hohem Schilfgras und zahllosen Krüppelkiefern, das Zehlaubruch, das Moor, die Einöde, das unberührte Land Gottes, und ich weiß heute noch, wie ich von der Höhe der Kanzel mit einer Empfindung hinuntersehe, als müsste ich wie Moses die Schuhe lösen, denn, das Land, das du siehst, ist heiliges Land . . ."

 

Lange bevor ich die ersten Kraniche aus dem undurchdringlichen Grün der hohen Gräser und Moose sich aufheben sehe, lange bevor ich fremde Blüten und fremde Sträucher erkenne und der erste schwarze Storch über uns hinweg fliegt, weiß ich, dass die Stunde heilig ist, eine unwiederbringliche Stunde, und dass ich nichts als zu sehen habe, zu hören, zu lauschen und tief zu atmen. Die Luft ist von fremden, seltsamen Düften geschwängert, das Moor dünstet den Atem der Tiefe und Süße aus, als habe es sich für diese Stunde in vielen Jahren gerüstet. Wir sitzen alle vier still auf der Kanzel, Worte zerklirren in der ungeheuren Weite wie brüchiges Glas, wir blicken hinaus, wir sehen die Blitze über das Moor hinweg schießen, mitunter in einem unbarmherzigen Strahl wie einem niedersausenden Speer in die brodelnde Tiefe jagen. Wir hatten die Hände gefaltet und wissen nicht, was wir sagen sollen. Lange sitzen wir so, und es ist mir heute, wenn ich zurückdenke, als könne es nicht wahr gewesen sein, als stehe das alles in gar keiner Beziehung zu dem Leben, das ich nun in einer westlichen Großstadt unter Trümmern zu führen habe.  

Könnte ich für Augenblicke jene Stunde zurückrufen, könnte ich ihren Auftrag verstehen, ihr Unveräußerliches und Einmaliges Vielleicht ruht irgendwo ganz verborgen in mir ihre Bedeutung, vielleicht wird irgendwann einmal in mir aufbrechen, was damals in mich hineinfiel, ich weiß es nicht. — Langsam begannen wir zu sprechen, zu vermuten, uns dieses und jenes zu erklären, mit dem Glas die Kranichnester abzusuchen, die überall gleichförmige Krüppelkiefersteppe, das meterhohe Gras und das niedrige Gestrüpp. Wir versuchen den Moorrand entlangzugehen, aber es ist unmöglich. Außerhalb unseres Pfades versinken wir bis über die Knie. Wir sind auf unseren schmalen Pfad angewiesen und wären verloren, wenn er als eine kaum erkennbare Spur nicht hinter uns zurückführte. Wie in einem riesigen Kreis umwandert das Gewitter das Moor, aber es steht niemals über uns es hängt wie eine Wand rings um im, her und mir ist, als sei es wie das Feuer Gottes mir zur unvergesslichen Mahnung, wie heilig der Boden ist, auf den ich trete. Die Geschichten aus der Bibel sind für mich niemals bloße Märchen gewesen, immer noch glaube ich auch heute, dass uns allen zu jeder Stunde ähnliches begegnen kann wie Moses, aber immer doch fürchte ich mich davor, als sei eine solche Begegnung dann mehr als eine bloße Verpflichtung und vielleicht der Anfang einer Passion.  

Unter nachhallenden Donnern und langsam verblassenden Blitzen treten wir am Nachmittag den Rückweg an. Wir haben wenig miteinander über das Erlebte gesprochen, aber ich weiß heute doch, dass wir damals mehr geahnt, erlebt und wirklich erfahren haben als Tausende in den Großstädten heute überhaupt zu erleben imstande sind. Und es will mir immer scheinen, als ob aus einer solchen Landschaft und aus einer solchen Stille einmal die Menschen kommen müssten, die noch wie Moses fähig wären, heilige Tafeln aufzurichten, aus Felsen auf Gottes Geheiß Wasser fließen zu lassen und Menschen so zu bewegen, dass sie bereit wären, ein neues Leben zu beginnen.

 

 

Seite 6   Ostpreußische Kernnaturen. Von Luise Kalweit

 Hörst du das seltene Lied der Treue gern erklingen? Das schlichte, innige Lied vom Ausharren in der Arbeit, in der Pflicht, in der Ehe, in der Heimat?  

Da ist eine kleine Gemeinde in Ostpreußen, Rosengarten im Kreise Angerburg. Dort lebten zu gleicher Zeit fünf Ehepaare, die alle die goldene Hochzeit gefeiert hatten. Eins davon sogar die diamantene Hochzeit.  

Zu Kaffee und Kuchen sind sie ins Gemeindehaus eingeladen. Da schauen sie zurück in die Vergangenheit, berichten, dass sie in der Rosengartener Kirche eingesegnet und getraut wurden. Im selben Regiment haben zwei der alten Männer 1866 und 1870 gekämpft. Einer von ihnen verlor vier Söhne im ersten Weltkrieg.  

Zwei der Ehepaare dienen seit 30 Jahren der gleichen Gutherrschaft. Bei einem andern sind Mann und Frau seit ihrer Kindheit auf dem selben Gute tätig. Sie leben nun für sich allein, die Alten, denn ihre Kinder sind in die Welt hinausgezogen.  

Den Glanzpunkt der Erinnerungen bildet ihr goldenes Hochzeitsfest.

Lassen wir sie erzählen.

„Dat weer em Harwst", fung de een Jubelbrüdgam an, „eck weer man geroads ute Pose gekroape. De lewe Sönnke kickd utem Näwel rut, doa keene all de Waisekinners on sunge

ludhals „Lobe dem Härren, dem mächtge Keenig der Ähren", dat mi de Troane enne Höcht keeme . . . On dorbi schloge se dem Kranz ut bunte Harwstblome anne Däär, on dat Freilein utem Waisehus steckd mi dat goldne Strutzke an on sädd mien Fru dat goldne Kranzke op ehr Koppke. Na, on mien Sähn, wo enne Ruhr enne Fobrik es, dem kläckerde man ok so de Troane pieplings de Backe runner, wie eck dat witt-wollne Hälske kreej on mien Fru dat schwärt Schenillje-Koppdookke.On de Ähr, de Ähr, wie ons gneedig Härr ons enne Glaskutsch noah de Kerch henfoahre leet, on all de Mannslüd on Fruens — denn de Kerch weer proppevoll, de noah ons kickde. — Eck hebb dat nich gesehne, öck woar halw beschwiemt, odder mien Fru, wo de Ooge äwerall hewt on ok bi so e Fäst nich dot to kreeje es, de secht so.

On de Härr Farr vermoahnt ons —, on dat segg eck op hochdütsch, —: „Liebe ist stark wie der Tod." On dat mott woahr sönd. Dat schlog ok bi mien Fru en, se fung an to granse. Eck weet odder nich, wat dorbi to granse es." che singe, on de kleene Schneeglöckkes steckd all de Koppkes ute lewe Erd rut, on dat weer so woarm, so woarm, dat een seck röchtig önt Frie sonne kunnd. Doa sunge de Waisekinners ok bi ons, on dat mott woahr sönd, jedet Moal könne se dat all bäter, on bescheiden sönd se. Dree Moark wull öck se gäwe, on se nehme dat nich. Se rännde de Trapp koppäwer runner, dat se man so hoppsde. Odder eck woar mi doch nich lumpe loate. Koke schöckd eck se, wat mott de Minsch doch för sien Oarbeet on Quäle hebbe. On am Noahmeddag? Doa keem de ganze Fruensverein bi ons vört Hus, on wi gunge poarwies noah de Kerch, — säwentig Lüd, on dat weere mehr wie bi ons greene Hochtid, — mien Olerke on eck vöran öm Poroadeschrött! On de Posaune bloasde, dat dat ganze Derp man so brusd, on de Lüd stunde anne Stroaß on säde: „So e langer Zuch es noch nie nich gewäse, nich moal bi e Be-gräwnis. On woarom? Dat hier es scheaner on bäter wie e Begräwnis! Denn meenst nich ok? Man mott de Lüd Lew on Ähr bewiese, solang se lewe, on nich, wenn se enne Soarg ligge." On enne Kerch, doa sunge de Fruens ganz alleen: „So nimm denn meine Hände", on eck packd mienem Oler siene Hand fäster. Eck wull nich griene, on eck deet et nich. Bloß wenn eck oppe Ehrentoafels anne Wand vonne Kerch kickd, denn drickd mi wat em Hals. Denn doa stoahne de Noamk von miene vär Sähns, wo em Kreej geblewe sönd on kickde op mi runner, on mit weer'rt so to Mod, wi wenn doa miene vär Sähns sülwst stunde, so stoark on geroad, so rotbacksch on frösch, on sönd doch nur dot, on bloß de Noams sönd geblewe, on mien Olerke on eck sönd alleen, bes wi ons em Hömmel weddersähne. Doa sönd ok de Messingleuchters vonne Fruensverein dat röchtige Geschänk för ons gewäse. Bi de goldne Hochtid, doa stäckde wi se toerscht an, on so sulle se ok bränne, wenn wi önne Soarg ligge".

 

„Joa, joa," säd een anner Brut, „stoarwe mott wi alle, on nuscht es so secher wie de Dot. Odder dat weer doch scheen, dat Lewe, wie wi medde enne Soamer ons goldne Hochtid fierde. Vonnem Winter an hadd eck all gespoart tum Koke on Broade, on allens wat man e bätke wat to bedüde hadd, weer ingeloade. Dat mettem Singe vonne Waisekinners on mette Posaune on mette Fruensverein on de Messingleuchters weer datsülwige, ok met dat witt-wollne Hälske on met dat schwarte Schenillje-Koppdookke. Odder hadd eenem von ju dat Freilein Farrer dat Geschänkkösse em Woage unnergelecht, wenn ju noah de Kerch gefoahre keeme? On hebb ju so gedanzt wie bi ons unner de ole Lind, wo de Äst äwer onk Strohdach steckd? Äwer ons Huske, wo wi all 30 Joahr gelewt hebbe? On wi danzd, bes de Mondke am Hömmelke stund. Odder wielt he nich hell genog schiend, steckd wi Stall-Laterne an, on wi danzde „Rechts rum" on „links verkehrt" on „geroadut". On eck on mien Olerke enne vorderste Reej! On mien Sähn, de heel e Red oppe Doams, wo e poarmoal anfung: „Entschuldige Se, miene Doams," — on de Doams schrege „bravo!" on se schrege noch mehr, wie se mi on mienem Oler oppe Schullere nheme on romdroge on hoch lewe leete. Ne, Lüd, Kinners, so wat! Eck hadd mien Lewdag nich gedocht, dat et so wat Scheenet gewe kann. On eck denk, eck beschmuser mi noch op mien letzt Loager, wenn mi dat önfällt, wie se mi önne Loft romschwunge, on eck dochd, eck sull geroadewegs enne Hömmel rönfleege."

 

„Met ons es dat noch nich so wied, Fru," säd de Ol, wo de diamantne Hochtid fiere wull. „Fru, stremm di, dat du nich koppheister geihst bes doahen. Eck weet noch nich, wat allens woare sull, wenn wi dem Dag, dem twintigste Novämber, belewe möchde. Eck heerd man anne Däär, mien Jingster, wo 56 es, well met sien Fru e Gedicht lehre on för mi opsegge. On Leuchters woar wi woll ok kreege, on Posaunsbloase, on Leeders to heere. Bloß dat Kranzke on dat Strutzke, wie dat woare sull, dat weet eck nich. Goldne Myrte gewt dat ok von Popeer, odder diamantne? Dat Freilein, wo ent Waisehus es, secht, se kann de ok moake. Jedennoch wenn eck ehr allens glow, dat nich. Eck mechd am lewste, dat se greene on silberne on goldne on diamantne tosamme nehm, dat wi von allem wat hebbe. Eck sull dem Freilein segge, wat eck allens belewt hebb. Se säd op hochdütsch: „Züge aus meinem Leben". Se wull mette junge Mäkes e Stöck doavon Speele wie oppe Bühn. Wat weet eck von „Züge ut mienem Lewe!" Dat hebb eck allens vergäte. Eck weet bloß vonne Notstandsjoahr, on dat dat Lewe sehr schwoar weer. — Nu segge se, eck sull noch de ieserne Hochtid fiere. Lüd, segg eck, joa, joa, eck seh wat vär mi, dat es iesern. Dat es e Brick, de geiht geroadewegs em Hömmel rön. Op de woar wi bool stoahne, on ons Härrgott holt all dem Dröcker vonne Hömmelsdäär enne Hand, wie wenn he segge wull: „Kinners, nur es Tid, nu könnt ju koame. Bi mi es dat bäter."  

,,Joa, joa," säde de ol Lüd, „joa, joa, dat es Tid, odder nich tum Stoarwe, — wi sönd doch frösch on gesund — odder tum To-Hus-Goahne es dat Tid. Denn wi lewe noch, on dat es god. On de Voagelkes singe, on de Bloome bleege, on dat es noch emmer scheen, dat Lewe."

 

 

Seite 7   Bernstein. Von Frieda Strauss

 Grau hingen die "Wolken, der Wind, der sang,

Grau rauschte das Meer zum Strande.

Der Möwe klagender Schrei zersprang

Am wehenden Dünenrande.

 

Wo der Triebsand ist und der Muschel Schlick,

Da brodelts von heimlichen Quellen.

Es füllten des nackten Fußes Spur

Gierig die tanzenden Wellen.

 

Eine Woge, höher als alle zuvor,

Rauschend zum Strande rollt,

Spielend warf mir das graue Meer

Vor die Füße sein leuchtendes Gold.

 

Ein Feuertropfen in Schlick und Sand,

Wie ein zauberhaft zwingender Trug.

Leicht lag der Bernstein in meiner Hand

Wie ein Herze, das heimlich schlug.

 

 

Seite 9   Königsberger Tiergarten. Eine Erinnerung an Hermann Claaß

Foto: Außenportal des Tiergartens bei seiner Gründung. Aufn.: Alfred Wühlwindt

Foto: Das Denkmal für Hermann Claass

 Es war ein strahlender Frühlingstag als am 21. Mai 1896, vor nunmehr 55 Jahren, der Königsberger Tiergarten, einst die Zierde der Krönungsstadt, seine Pforten öffnete. Die Entstehung und spätere Entwicklung des Tiergartens kann wohl mit Recht als etwas außergewöhnlich angesehen werden und verdient deshalb, noch einmal in die Erinnerung zurückgerufen zu werden.  

Bereits Anfang der 80er Jahre tauchte in weiten und angesehenen Kreisen der Bewohner Königsbergs der Wunsch auf, in Königsberg einen zoologischen Garten zu begründen. Der Wunsch wurde von vielen maßgeblichen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens als dringendes Bedürfnis anerkannt und wiederholt zum Ausdruck gebracht; fehlte es doch vor dem Jahre 1895 in der Hauptstadt Ostpreußens an Gärten oder Parks, welche eine größere Menge von Besuchern fassen konnten und Gelegenheit boten, in frischer, reiner Luft sich aufzuhalten und zu ergehen. Der Börsengarten, Julchenthal, Luisenhöh und sonstige vorstädtische Gärten genügten nach Umfang und Bodenausformung diesen Zwecken nicht mehr. Eine von dem damaligen Oberbürgermeister Selke im Jahre 1889 gegebene Anregung auf Schaffung eines zoologischen Gartens musste aus finanziellen Gründen zunächst wieder fallen gelassen werden. Freudig begrüßt wurde 1891 der bescheidene Anfang eines zoologischen Gartens in dem Garten der Villa Friedericia auf den Hufen; die Freude währte jedoch nur einen Sommer, da die Gelegenheit fehlte, selbst die wenigen vorhandenen Tiere während des Winters unterzubringen und zu verpflegen.

 

Es kam das Jahr 1895 und mit ihm die eigentliche Geburtsstunde des Königsberger Tiergartens. Das 50jährige Jubiläum des Polytechnischen und Gewerbevereins sollte in einem dem Ansehen des Vereins würdigem Rahmen gefeiert werden. Angeregt durch die noch bei vielen Königsbergern unvergessen gebliebenen Ausstellungsveranstaltungen der Jahre 1882 und 1885 tauchte der Gedanke auf, dieses Jubiläum mit einer großen ähnlichen Veranstaltung zu begehen, und so wurde die geplante Ausstellung im Frühjahr des Jahres 1895 als „Nordostdeutsche Gewerbeausstellung" eröffnet.

Hier muss nun des Mannes gedacht werden, der durch sein Organisationstalent es verstanden hat, nachdem er bereits an dem Zustandekommen und dem Aufbau der großen internationalen Königsberger Ausstellungen der Jahre 1882 und 1885 maßgeblich beteiligt war, auch die Ausstellung 1895 zu einem für damalige Zeitverhältnisse überaus großem Erfolg zu führen: Es ist Hermann Claaß. Als Sohn eines Landpfarrers am 3. Mai 1841 in Marienau, Westpreußen geboren, sollte er ursprünglich Landwirt werden, wurde dann aber zu einem Apotheker in Braunsberg in die Lehre gegeben, war Drogeriebesitzer und schließlich Zahntechniker in Königsberg. Nach fast 25jähriger erfolgreicher Tätigkeit in diesem Beruf wurde Claaß dann 1895 Tiergartendirektor. Dem Ausstellungswesen wendete Claaß schon frühzeitig seine besondere Aufmerksamkeit zu. Er machte viele Reisen und besuchte fast alle größeren Ausstellungsveranstaltungen des In- und Auslandes und was er dort gesehen und gelernt, wurde ihm dann in Königsberg zu verwerten Gelegenheiten geboten.

 

Als man nun 1895 daran ging, die Nordostdeutsche Gewerbeausstellung ins Leben zu rufen, die einen Wendepunkt für Königsbergs Handel und Wandel bedeutete, war Claaß die gegebene Persönlichkeit, auf die sich die Blicke richteten, wenn man daran dachte, einen tüchtigen Ausstellungsleiter zu gewinnen.  

„Den Zufall bändige zum Glück", sagt Goethe. Der Königsberger Tiergarten verdankte sein Entstehen dem durch zielbewusste Tatkraft von Hermann Claaß „zum Glück gebändigten Zufall" der Ausstellungsveranstaltung 1895. Schon bei den Vorbereitungen für die Nordostdeutsche Gewerbeausstellung wurde die Begründung eines Tiergartens eingeleitet. Auf Anregung von Claaß mussten die Eigentümer der für die Ausstellung benutzten Grundstücke und auch die Unternehmer für die Herstellung der Ausstellungsgebäude sich verpflichten, Grundstücke und Gebäude nach Beendigung der Ausstellung der Leitung zu bestimmten Preisen käuflich zu überlassen. Dadurch wurde eine feste und sichere Grundlage für den späteren Tiergarten geschaffen. Ohne die Verdienste anderer Persönlichkeiten schmälern zu wollen, muss Hermann Claaß als der eigentliche Begründer und Schöpfer des Königsberger Tiergartens angesehen werden. Der Plan, die Nordostdeutsche Gewerbeausstellung zum Anlass und Ausgangspunkt der Schaffung eines zoologischen Gartens zu nehmen, war genial, denn es bot sich hier die Gelegenheit, ein ausgedehntes, malerisch gelegenes Gelände in aussichtsreicher Stadtgegend mit geschmackvollen, einen erheblichen Wert darstellenden Baulichkeiten und Anlagen einem Kulturfördernden Zweck zu erhalten und dauernd der Allgemeinheit dienstbar zu machen.

Das überaus rege Interesse der Bewohner Königsbergs an der Ausstellung bereitete den Boden für die Ausführung des von Claaß ins Auge gefassten Planes in günstigster Waise vor, so dass schon noch während der Ausstellung am 1. August 1895 in einer Versammlung angesehener Königsberger Bürger einstimmig die Bildung des Königsberger Tiergarten-Vereins zum Zwecke der Gründung eines zoologischen Gartens in Königsberg beschlossen wurde.

 

Am 26. September 1895 fand in der Deutschen Ressource die erste Generalversammlung des neuen Tiergarten-Vereins, statt, in der die Satzung durchberaten und genehmigt wurde, der Umfang des Gartens und der Bauplan festgestellt, sowie die Höhe der Baukosten bemessen wurden. Die zum 30. September einberufene erste Vorstandssitzung galt in erster Linie der Wahl von Hermann Claaß zum ersten technischen Direktor. Der zoologische Teil der Amtsgeschäfte wurde vorerst noch einem zweiten Leiter übertragen, der aber bereits am 31. März 1897 seine Stellung aufgab; Claaß wurde die alleinige Leitung des Tiergartens übertragen.

 

In ganz kurzer Zeit hatte er sich in seine neue Stellung in einer Weise hineingearbeitet, legte er in überzeugender Weise seine Kenntnisse und Fähigkeiten auf dem Gebiete der Tierkunde und Tierpflege an den Tag, dass Universitätsprofessor Dr. Braun in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vorstandes des Tiergarten-Vereins dem Direktor Claaß, auf Grund seiner persönlichen Erfahrungen, vor der Öffentlichkeit, das glänzendste Zeugnis ausstellen konnte.

Schon unmittelbar nach der Beschlussfassung vom 1. August hatte ein vorbereitendes Komitee seine Tätigkeit begonnen und, am 21. Mai 1896 konnte die Eröffnung des Tiergartens stattfinden. Welche Summe von Arbeit, Mühen und Sorgen erforderlich war, um dies Ziel zu erreichen, kann heute nur noch derjenige beurteilen, welcher unmittelbar daran beteiligt war. Da die Ausstellung erst Ende September 1895 geschlossen wurde, standen fast nur Wintermonate für die Erd- und Bauarbeiten und für die gärtnerischen Anlagen zur Verfügung. Es war für alle Beteiligten eine Zeit aufreibender Tätigkeit.

 

Die feierliche Eröffnung fand in dem zur imposanten Konzerthalle umgewandelten, das ganze Gelände beherrschenden Hauptbau der früheren Ausstellung in Anwesenheit der Spitzen der Behörden und zahlreicher Ehrengäste statt. Die Königsberger Tageszeitungen berichteten in ausführlichen Schilderungen über die in der Stadt sowie der ganzen Provinz als großes Ereignis empfundene Festlichkeit. Ein etwa 4 Meter hoher, selten schöner Granitblock am Eingang des Tiergartens, eine Widmung der Firma A. Pelz zur Eröffnungsfeier, sollte die Erinnerung an den geschichtlichen Zusammenhang des Königsberger Tiergartens mit der Nordostdeutschen Gewerbeausstellung für alle Zeiten wahren.

 

Eine besondere Würdigung erfuhr der mit größter Sorgfalt ausgewählte, in erstaunlicher Reichhaltigkeit zur Schau gestellte Tierpark, in dem bereits Großtiere, wie Löwen, Tiger, Leoparden, Puma, Bären, Elefant, Dromedar und Känguru zu sehen waren. Insgesamt belief sich der Bestand an Tieren bei der Eröffnung des Gartens auf rund 900 Exemplare in 262 Arten. Der an sich schon sehr reichhaltige Bestand des Gründungsjahres wurde bis zum Jahre 1898 noch erweitert, und erhielt bereits die ersten Elche. Der Höchstbestand vom Jahre 1910 mit 2162 Tieren ist jedoch nie wieder erreicht worden.

 

Doch mit der Eröffnung des Tiergartens hörte die Arbeit für seinen Leiter nicht auf. Galt es doch, die ersten Anlagen zu ergänzen, Übereiltes zu bessern, Neues hinzuzufügen und — was das Schwierigste war —, in pekuniärer Hinsicht zu ordnen und zu festigen, neue Einnahmequellen zu erschließen, immer neuen Anreiz für die Werbung von Mitgliedern, für den Besuch des Gartens zu schaffen.

 

Die Hauptfürsorge galt natürlich der Pflege, Nachzucht und Vermehrung des Tierbestandes, worin anerkanntermaßen Großes geleistet wurde; aber nicht allein in zoologischer, sondern auch in botanischer Beziehung wurde der Ausgestaltung des Gartens die größte Sorgfalt zuteil; alle heimischen Bäume und Sträucher waren vertreten, daneben auch unzählige ausländische Holzarten; an Nadelhölzern waren allein weit über 100 Arten angepflanzt.

Die auch in zoologischen Fachkreisen anerkannte, landschaftlich bevorzugte Lage des Tiergartens und die überraschende Vielfalt und Gediegenheit in der Besetzung der Tierhäuser und Gehege; die herrliche Blütenpracht in den Gartenanlagen; die großen öffentlichen Veranstaltungen und Tagungen der großen Verbände; die in ununterbrochener Folge einander ablösenden Ausstellungen aller Art; die unvergessen gebliebenen Schaustellungen unbekannter Volksstämme aus fernen Ländern und Erdteilen, wie Lappen, Kirgisen, Kalmücken, Senegambier, Singalesen, Malabaren, Samoaner, Aschantis usw., für deren Unterbringung der Tiergarten die Räumlichkeiten in jedem Ausmaß zur Verfügung stellen konnte, in Verbindung mit den sonstigen rastlosen Bemühungen für abwechslungsreichste Darbietungen, das alles sicherte dem Tiergarten einen gewaltigen Zustrom und das lebhafteste Interesse der Königsberger Bevölkerung und des Fremdenverkehrs aus der Provinz und dem Reich. So zählte der Tiergarten bereits im zweiten Jahre seines Bestehens 25000 Inhaber von Dauerkarten, so dass etwa auf jeden zehnten Einwohner der Stadt eine Jahreskarte entfiel.  

Für die weitere Entwicklung des Königber-ger Tiergartens war die am 31. Mai 1897 erfolgte Verleihung der Rechte einer juristischen Person an den Königsberger Tiergarten-Verein von besonderer Bedeutung.

Schon in den ersten Jahren des Bestehens des Gartens war Claaß darauf bedacht, dem Tiergarten auch Erweiterungsmöglichkeiten zu schaffen. Zur Erreichung dieses Zieles sicherte er sich durch persönlichen Erwerb den größten Teil der dem Tiergarten angrenzenden Ländereien. So unter anderen Grundstücken das dem Tiergarten benachbarte Grundstück „Conradshof", dessen nördlichen Teil, in Größe von 12 250 qm er dem Tiergarten-Verein unentgeltlich zur Verfügung stellte. Auf diesem Gelände, dem sogenannten „Völkerpark", fanden die bereits erwähnten Vorführungen exotischer Volksstämme statt.  

Dem ostpreußischen Fischerei-Verein stellte der Tiergarten-Verein im Jahre 1899 eine Fischbrutanstalt zur Verfügung, in der alljährlich vom Dezember bis Mai mehrere hunderttausend Fischeier erbrütet wurden; die erzielte Brut wurde in großen Mengen überall dahin geschickt, wo Aussicht für ihr Fortkommen bestand.

 

Auch die Pflege des Sporte fand im Tiergarten weitgehende Berücksichtigung, wobei der jeweiligen Richtung Rechnung getragen wurde; mustergültige Tennisplätze, gute Radrenn- und Rollschuhbahnen, Eisbahnen und Kinderspielplätze legten hiervon Zeugnis ab.  

Als im Jahre 1909 der Plan auftauchte, am oder im Tiergarten ein ostpreußisches Heimatmuseum (Freiluft-Museum) zu begründen, trat Claaß mit Eifer für dies Unternehmen, das erste derartige in Deutschland, ein. Seiner Energie und Umsicht war es zu danken, dass bereits am 16, Dezember 1912 eine vorläufige Eröffnungsfeier hat stattfinden können. Für den Aufbau des Museums wurde u. a. auch das bereits erwähnte Gelände des „Völkerparks" in Anspruch genommen. Ein Felsblock mit Inschrift auf gemauertem Sockel am Rande der Schlucht deutete auf den Eigentumserwerb hin.

 

Im August 1910 brannte das Hauptrestaurant des Tiergartens nieder und wohl die gesamte Bürgerschaft empfand herzliche Mittrauer mit den leitenden Persönlichkeiten des Tiergartenvereins, die so unerwartet vor die schwere Aufgabe gestellt wurden, ohne eine wirtschaftliche Zentrale den Betrieb des Gartens in all seinen Interessen aufrecht zu erhalten. Und auch hier war es wiederum Claaß, der es verstand, die größte Schwierigkeit der Geldbeschaffung in allseitig zufriedenstellender Weise zu lösen. Magistrat und Stadtverordnete beschlossen in hochherziger Anerkennung der Verdienste von Claaß um den Tiergarten, die Zinsgarantie für das Darlehen zum Bau des neuen Hauses zu übernehmen, und das Werk war gesichert. Bereits im Frühjahr 1911 konnte der repräsentative, im neuzeitlichen Barockstil gehaltene Neubau des Gesellschaftshauses seiner Bestimmung übergeben werden.

Am 3. Mai 1911 vollendete Claaß sein 70. Lebensjahr. Sind auch Geburtstage an sich nur Familienfeste, so nahmen an der Feier dieses Tages doch weiteste Kreise der Stadt und darüber hinaus lebhaftesten Anteil. Gehörte doch Claaß zu den Männern, die mit am häufigsten genannt wurden, wenn irgendetwas Bedeutsames in Königsberg geschaffen werden sollte.

 

Nach 17 jähriger erfolgreichster Tätigkeit trat Claaß am 1. April 1913 in den Ruhestand. Was der Tiergarten unter seiner Leitung als Volksbelehrungs- und Erholungsstätte, als wissenschaftliches Hilfsinstitut der Universität, besonders auch auf veterinärem, auf landwirtschaftlichem und botanischem Gebiete geworden war, wie der rührige Direktor selbst in schwersten Zeiten durch immer neue Veranstaltungen das Interesse für den Tiergarten wach zu halten verstanden hat, ist allbekannt. An Auszeichnungen hat es ihm nicht gefehlt; er wurde zum Kommissionsrat und Geheimen Kommissionsrat ernannt und mit dem Roten Adlerorden ausgezeichnet. Ein Gedenkstein zu seiner Ehrung wurde im Sommer 1913 im Tiergarten enthüllt. Direktor Claaß starb 73jährig am 12. März 1914.

 

Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges wurden die großen Hallen und Konzertsäle des Tiergartens für Zwecke des Kriegsbekleidungsamtes beschlagnahmt und der Garten für den öffentlichen Besuch geschlossen. Nach erfolgter Freigabe im Mai 1918 und Instandsetzung des Gartens wurde der Tiergarten am 1. Juli 1918 wieder eröffnet und bereits der erste Tag zeigte durch einen Massenbesuch, wie sehr die Königsberger Bevölkerung ihren Tiergarten vermisst hatte.

 

Dank des verständnisvollen Mitwirkens aller maßgeblichen behördlichen und privaten Stellen war auch in den späteren Jahren der Königsberger Tiergarten das geblieben, was bei seiner Gründung beabsichtigt war: „Den Tiergarten als eine Stätte der Belehrung und Erholung auszubauen und dauernd zu unterhalten und dadurch zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse beizutragen". Das Schicksal hat es anders gewollt! Der Name Claaß jedoch wird mit der Geschichte des Königsberger Tiergartens dauernd verbunden bleiben.

 

 

Seite 10   Letzte Begegnung mit Prof. Dr. Benthin

 Nun ist auch er dahingegangen, worüber in dem tief empfundenen Nachruf in unserer Ostpreußen-Warle von berufener Seite berichtet wurde. Auch ihm ist das Schicksal Ostdeutschlands nicht erspart geblieben, und von den Männern unserer Heimat, die für uns etwas bedeuteten, ist wieder einer von uns gegangen, Für Unzählige bedeutete er viel, denen er durch sein reiches Wissen und Können unendlich viel geben konnte.  

Seit 1914 kannten wir uns, als er damals in den ersten Augusttagen als Oberarzt in meinem Elternhause in Quartier lag, während ich, eben kriegsgetraut, als Rote-Kreuz Schwester Dienst im Lazarett meiner Heimatstadt tat. Die Kriegsereignisse banden menschliche Beziehungen schneller, und wenn wir in späteren Jahren in Königsberg in irgendeinem Kreise wiedersahen, war das„Wissen Sie noch damals?" ein Band, das niemals abriss. Und dann sah ich ihn zum letzten Male nach der ersten furchtbaren Nacht, als Königsberg in zwei Angriffen sterben musste. Es war auf der Brücke über die Schienenstränge der Samlandbahn an der Schindekopfstraße. Der Dunst der qualmenden Trümmer verdunkelte die Stadt. Wir erkannten uns im Vorbeigehen und blieben stehen. „Sie leben also, gnädige Frau, und die ihrigen hoffentlich auch!" „Das Gleiche stelle ich mit Freuden bei Ihnen fest. Aber wohin gehen Sie hier?" „Ich suche meine Kranken", sagte der große Chirurg des Krankenhauses auf dem Roßgarten, „ich weiß noch nicht, wo sie alle liegen, aber sie brauchen mich sicher dringend." In den angestrengten Gesichtszügen arbeitete es, sehr viel Güte strahlte aus den klugen Augen. „Und deshalb muss ich mich nun beeilen. Alles Gute Ihnen und Ihrer Familie!" „Ich wünsche es Ihnen auch!" — So trennten wir uns auf dem Wege der Pflicht, denn auch ich suchte, zu meiner Schule vorzudringen, an der ich während des Krieges arbeitete. In der Fremde verband uns noch einmal, ein kurzer Briefwechsel zwischen meinem Mann und ihm.

 

 

Seite 10   Umgestürzter Grenzstein. Von Michael Lindner 

 Ich war ein Stein im Osten

Vor Jahrhunderten aufgestellt,

Und war ein Ende und Anfang

Und ein Gesetz in der Welt.

 

Mich riss aus meinem Grunde

Eines Panzers lärmendes Band,

Verblutend aus dieser Wunde

stirbt langsam ein großes Land.

 

Es muss wieder Jemand kommen,

Der mich senkrecht stellt in das Feld,

Dann bin ich ein Ende und Anfang

Und ein Gesetz in der Welt!

 

 

Seite 10   Johann Georg Hamann. Von Prof, Dr. G. v. Selle  

 Als Sohn eines wohl angesehenen Wundarztes wurde Johann Georg Hamann am

27. August 1730 in Königsberg geboren. Die Eltern ließen nichts außer acht, um dem Sohn die bestmögliche Erziehung und Schulung angedeihen zu lassen. Vater und Sohn haben der Ausbildung durch wenig geeignete Hauslehrer und der auf Winkelschulen geringen Wert beigemessen und Hamann selbst fand nur seine Befriedigung auf der Kneiphöfschen Schule, die er 1746 verließ, um Student der Albertus-Universität zu werden. Hamann hat nach anfänglichen Versuchen in der Theologie und der Rechtswissenschaft ein Universal-Studium nach eigenem Rezept betrieben, d. h. er studierte alles, was sich nur seinem Wissensdurst bot. „Meine Torheit ließ mich immer eine Art von Großmut und Erhabenheit sehen, nicht für das Brod zu studieren, sondern nach Neigung, zum Zeitvertrieb und aus Liebe zu den Wissenschaften selbst, dass es besser wäre, ein Märtyrer, denn ein Tagelöhner und Mietling der Musen zu sein." Das sind Worte, die Hamann später über seine Universitätszeit gesagt hat, den Geist, der aus ihnen spricht, hat er im Grund niemals verleugnet. So verworren dieses Leben in seinem äußeren Verlauf sich abwickelte, so unverantwortlich im ökonomischen Sinn es gelebt wurde, es bildete sich doch früh ein gesetzmäßiger Kern in Hamanns Dasein, eine lex continui (Gesetz des Stetigen) hat er diesen Vorgang selbst genannt. „Alles, was der Mensch zu leisten unternimmt, es werde nun durch Text oder Wort oder sonst hervorgebracht, muss aus sämtlichen vereinigten Kräften entspringen, alles Vereinzelte ist verwerflich." Das war — in eigenen Worten — Hamanns Maxime für das Studium wie für das Leben. Goethe war begeistert, er hatte anders gelebt, aber der Sinn für das Ganze stand auch hinter seinem Dasein.

 

Fünf Jahre lang hat Hamann studiert, ohne dass er zu einem klaren Ziel für seine Bildung gekommen wäre. Manchen guten Freund erwarb er in jenen Jahren, vor allem die drei Brüder Lindner, von denen ihm besonders der jüngste, Gottlob Emmanuel, bis ans Lebensende nah verbunden blieb. Unter den Professoren bewahrte er dem Philosophen Knutzen, dessen auch Kant stets gern gedachte, eine dankbare Erinnerung, wärmer denkt er an den merkwürdigen Rapolt, der Naturwissenschaften Lehrer, aber ebenso wohlunterrichtet in der Literatur der Antike; ein Mann von großem Scharfsinn, den er „mit Andacht und Einfalt und Bescheidenheit eines christlichen Weltweisen“ zu vereinen wusste. Den. Abschluss des Studiums bildete für Hamann die Übernahme einer Hauslehrerstelle in Lievland auf einem Gut nahe bei Riga. Aber er scheiterte bald an den Grundsätzen lievländischer Erziehung und wurde nach einem halben Jahr entlassen. Doch fand er bald eine andere Stelle, in der er bis zum Jahre 1756 blieb. Das war in Kurland. Inzwischen war der eine der Lindner-Brüder Rektor des Rigaer Gymnasiums geworden und einer seiner nächsten Freunde von Königsberg her, Christoph Berens, nach Beendigung der Studien-Reisen in das Rigaer Handelshaus seiner Familie zurückgekehrt. Beide Männer übten eine unwiderstehliche Anziehung auf Hamann aus. So kam es, dass Hamann mit Freuden den Antrag annahm, in das Berensche Haus in Riga einzutreten. Es galt nur eine Bedingung vorher zu erfüllen, die einen Aufenthalt in London verlangte, denn Hamann sollte in Riga die englische Korrespondenz übernehmen. Aber diese Reise war ein völliger Fehlschlag, teils war Hamann sich nicht klar, was er eigentlich in London sollte, teils war er sich selbst über seine kaufmännischen Fähigkeiten völlig unbewusst, noch scheint Berens sich ein Bild vom Beauftragten und dessen Leistungsmöglichkeiten gemacht zu haben. Vom Oktober 1756 bis Zum Juni 1758 hat Hamann diese Reise ausgedehnt, die in ihrem eigentlichen Verlauf in ein oft undurchdringliches Dunkel gehüllt ist. Sicher ist nur, dass Hamann bis an den Rand des Untergangs gekommen ist, entblößt von allen Mitteln, geplagt von Zweifeln an seiner Zulänglichkeit, aufs ernste geschädigt an seiner Gesundheit. In den „Gedanken über meinen Lebenslauf" seufzt er unter der „Dürre meiner Umstände und die Stärke meines Kummers", sie entzogen mir den Geschmack meiner Bücher". Aber einen großen Gewinn hatte Hamann mit nach Riga gebracht, er hatte die Bibel gelesen und er hatte in sich die Kraft des christlichen Glaubens entdeckt. Ein neues Leben brach für ihn an.

 

Er war nach Königsberg zurückgekehrt und hatte Herder kennengelernt. Die Bekanntschaft entwickelte sich zu einer lebenslangen Freundschaft und zu einem jener seltenen schicksalhaften. Ereignisse der deutschen Geistesgeschichte. Inzwischen war Hamann nun doch schon in das dreiunddreißigste Lebensjahr gekommen und es war nichts geschehen, was ihm eine gesunde Lebensgrundlage hätte bereiten können.

 

Er musste also wohl oder übel seine Gedanken auf dieses praktische Ziel richten. Das Ergebnis solcher Überlegungen war der Entschluss Zoll-Inspektor zu werden, denn den Anforderungen eines Akademischen oder eines Schul-Amtes fühlte er sich nicht gewachsen. „Die Demut der Tugend und ein kluger Stolz zwingen" ihn in diesen Beruf, der wohl seine eigentlichen Neigungen zunächst etwas zurücktreten ließ. Nach dem Tode des Vaters behielt er dessen Pflegerin im Haus und verband sich mit ihr zu dem, was er eine Gewissens-Ehe nannte. Dem Bunde entsprossen vier Kinder. Der Frau hat alles Verständnis für das, was Hamann anging, gefehlt; sie vermochte auch doch noch Zeit für so manche Arbeit, die ihm am Herzen lag und vor allem für so manchen kaum etwas in der Erziehung der Kinder zu leisten. Den Sohn unterrichtete Hamann selbst, er wurde später Gymnasial-Direktor in Königsberg. Die älteste Tochter gelang es in einem Pensionat unterzubringen. Eine der Töchter heiratete den späteren Reg.-Präsidenten Nicolovius in Danzig. Der Haushalt machte alles andere als einen gepflegten Eindruck. Trotzdem fanden viele Menschen den Weg zu diesem seltsamen Mann. Die derzeit oder später höchst gestellten Persönlichkeiten des damaligen Königsbergs suchten den Umgang mit Hamann und schätzten sein Urteil. So war Auerswald häufiger Gast bei Hamann, oder Kraus oder Hippel, auch der spätere französische Gouverneur von Hogendorp, Adjutant Napoléons.

 

Bis 1787 hat Hamann die Last des allmählich zur unerträglichen Qual gewordenen Berufes unter der „Bande de brigands etranger?" getragen. Denn er stand ja im Dienst der berüchtigten Fridericianischen französischen Steuerpächter. Hamann hatte versucht, literarisch gegen die Missstände dieses Systems zu Felde zu ziehen zu können; das musste vergebens sein. Seine untergeordnete Stellung bedingte zudem die kärglichste Lebensführung. In den Hieroplantischen Briefen von 1775 heißt es: Was sind die sämtlichen Leiden des jungen Werthers gegen den Druck, worunter ich gottlob schon sieben Jahre in meinem Vaterland als ein Palmbaum getrieben." Neben all der trägen, Übersetzungen, die er im Frondienst auf dem Packhof zu machen hatte, blieb Hamann Brief. Dass es ihm am Briefporto mangeln sollte, war sein größter Schmerz. Schon 1772 war die berühmte Anzeige über Herders Preisschrift über den Ursprung der Sprache erschienen. „Philosophische Einfälle und Zweifel über eine akademische Preisschrift, entworfen vom Magus des Nordens." 1783 erscheint die Metakritik über den ----- „der reinen Vernunft", die erfolgreiche Auseinandersetzung mit der Kantischen Vernunftkritik, auf nur wenigen Blättern und 1784 die Hauptschrift „Golgatha und Scheblimini, Prediger in der Wüsten", in der Moses Mendelsohn auf sein Buch „Jerusalem oder über die religiöse Macht des Judentums" antwortet.

 

Seit dem Jahre 1784 verdankte Hamann einem Freunde, Franz Buchholtz, eine merkliche Besserung seiner Lage; als er 1787 um einen Erholungsurlaub bei seiner Behörde einkam, pensionierte man ihn kurzerhand. Er begab sich zu Jacobi nach Pempelfort bei Düsseldorf und zu seinem Wohltäter Buchholtz, der in der Nähe von Münster angesessen war. Hier war durch den geistvollen Minister Fürstenberg ein Mittelpunkt geschaffen worden, Abschreibearbeit, den Tabellen, Frachtverder in der Errichtung einer Universität seine besondere Anziehung darstellte. Viele bedeutende Menschen der Zeit fanden den Weg zu diesem Kreis, der durch die Anwesenheit der Fürstin Gallitzin einen erhöhten Reiz erhielt. Gerade um diese Frau sammelte sich eine erlesene Schar, und sie war es, die nun Hamann an sich zu ziehen bestrebt war. Sie bat Jacobi um Hamanns Schriften. Hamann schreibt an Herder: „Wie kommt Minerva dazu, sich um Eulenspiegel zu bekümmern?" Das alles war schon in Königsberg geschehen. Auch die Gräfin Keyserlingk hatte Beziehungen zwischen Hamann und der Fürstin Gallitza vermittelt. Es waren starke Kräfte, die Hamann in das Münsterland zogen. Aber als er bei den Freunden einzog, war er schon ein kranker Mann. Welchen Einfluss er auf die Fürstin gewann, erweist deren Tagebuch.

 

Bis zu seinem Tod hat Hamann im Hause der Fürstin gelebt. Zum katholischen Glauben vermochte sie ihn nicht herüberzuziehen, aber er bekennt, dass der Umgang mit ihr und ihrem Kreis „nötig war zu meiner Reinigung und Stärkung". Es „ist wohl der sicherste Grund aller Ruhe, sich an der lauteren Macht des Evangelii, sich an der von Gott, nicht von den Menschen gegebenen Leuchte zu begnügen ... Hierin besteht das Alpha und Omega meiner ganzen Philosophie. Mehr weiß ich nicht und verlange auch nicht mehr zu wissen." Am 21. Juni 1788 ist Hamann gestorben. Seine letzte Ruhestätte fand er im Garten der Fürstin Gallitzin. Unter denen, die seinen Sarg unter Fackelschein zu Grabe trugen, war der Minister Fürstenberg.

 

 

 

Seite 10    Ostpreußen. Von Gertrud Liebisch

 Kennt Ihr mein Land? — Am Strande Bernsteinsplitter

von Götterkronen, die die Zeit zerschlug.

Hoch stehn die Burgen unsrer Ordensritter …

Durch deutsches Land ging deutscher Väter Pflug.

Die Krönungsstadt . . . die schweren Kriegsgewitter . . ,

Sagt Neidenburg und Tannenberg genug?

Ein heißer Kampftag und ein zweiter, dritter

grub leuchtend sich in der Geschichte Buch

 

Steilküsten, Schluchten, wild und Sturm zerrissen ..

weit blaut das Meer . . . die Silbermöwe kreist -

Masurens Wald, ein Traum- und Schlummerkissen,

das müden Seelen eine Ruhstatt weist.

Was wisst ihr von den letzten Bitternissen,

wie fest uns Not und Schmerz zusammenschweißte

Kennt Ihr mein Land? — Ach, Ihr könnt niemals wissen,

wie unser Herz mit diesem Land zerreißt! —

 

 

Seite 11   Die Sprache der Ostpreußen. Von Erminia von Olfers-Batocki

 Wer hier in unsre leewe Norde ist jung geworde,

Wer sek torechtfund allerwege bim Vesperdreeje,

Wer sek gelehrt häft all bi Tide, inne Schwemm to ride,

Wer sek all instelld jung an Joahre, tom wiederfahre,

Wer sek als Jung däd utprobeere, dem Achs to schmeere,

Wer utlehrt, ohn teriggtzoppe, de Sens to kloppe,

Wer jung und hadd dem gode Welle, dem Zoen to stelle –

Wer sek dat aller god gelehrt häft und redt keen Platt –

De is keen rechter Landmann nich, dem hol de Katt.

 

 

 

Seite 11   Erminia von Olfers-Batocki – die Zeitlose. Zu ihrem 75. Geburtstage am 29.06.1951. Mit Foto


Das gemmenzarte Gesicht östlicher Prägung, der steil aufstrebende Körper, die hohe Stirn und der sinnende Blick verbargen von Jugend auf das glühende Temperament, die stählerne Energie und den durchdringenden Spürsinn ihres Wesens.  

In festlichen Sälen, unter künstlichem Licht stand sie wie eine hinein gewehte Wiesenblume. Sie gehörte unter Gottes freien Himmel und in ein schlichtes, selbstgewebtes Kleid, das sich den Farben des tiefen Waldes und des weiten Feldes anpasste in der Landschaft Ostpreußens. Sie atmete die Heimat ein und aus.  

Von den ersten Kinderreimen an war alles von dem angeregt, was sie der Umgebung ablauschte. Ihrem feinfühligen Ohr klang in allem der Urton des Windes und des Meeres mit, und sie sah alles wie auf Bernsteingrund. Das war zuerst ganz unbewusst, denn sie lebte ja das allgemeine Land- und Dorfleben mit, in dem der Klang des ostpreußischen Plattdeutsch sie ins Herz traf. Dieses Platt, das von dem Städter mit dem Königsberger Dialekt verwechselt wurde, von den Gebildeten missachtet wurde, und den Kindern in der Landschule abgewöhnt werden musste. 

Erminias Verstand sitzt immer im Herzen und so sprte sie der Heimatsprache mit dem Herzen nach. Sie hörte durch die Kinderspiele den Rhythmus der Jahrtausende und durch die Erzählungen alter Frauen Glauben und Aberglauben des Volkes. Der Name des Heimatortes „Tharau“ und der Rückblick in die plattdeutschen Werke ihrer Vorfahren schloss ihr Kultur und Geschichte des Landes auf. So musste sie singen und sagen, was „unst leewet Platt“ ausdrcken konnte und überraschte alle, die es hörten, dass sich so vieles klangvoll damit sagen lässt.  

Wer mit ihr längs des Frisching-Tales unter blühenden Kruschkenbäumen gegangen ist, wer der Dorfjugend bei den Freilichtspielen der Dichterin am Wiesenhang zugesehen hat und im Schatten des Pfarrhauses das Anke-Lied mitgesungen hat, der kennt die Quellen der Kraft dieses, trotz allem schwerem Erleben, gesegneten Daseins

 

Und die Früchte genossen und genießen wir Ostpreußen damals wie heute. Kaum eine Gemeinde, in der nicht ein Spiel von ihr aufgeführt wurde, kaum ein festliches Zusammensein, bei dem nicht eins ihrer Gedichte gesagt wurde und wird; auch jetzt in der Zerstreuung. Was gehen Zeitläufe und äußere Verhältnisse diese Gaben an? - Wir sehen an ihrem Weiterschaffen, was sie uns bedeutet. Auch das pflichtbewusste Weiterwirken unserer Heimatkünderin in so anderer Umgebung und unter so anderen Bedingungen zeigt uns, dass sie schon zu Lebzeiten zeitlos geworden ist.

 

Als liebe Erinnerung reihen wir ihr Schaffen, von dem so vieles für immer verloren ist, auf: „Tropfen im Meer", hochdeutsche Jugendgedichte;

„In Heuaust und Spinnstube", gesammelte alte ostpreußische Volkslieder;

„Tohus is tohus", Märchen in samländisch-natangischer Mundart, 2. Auflage;

„Unst leewet Platt", mundartliche Gedichte; Etwa 30 hoch- und plattdeutsche Heimatspiele; Hörspiele und Lesungen im Ostmarkenrundfunk und vieles mehr.

 

Noch im Manuskript:

„Wunsch und Wille", Familienroman in und um Königsberg, 1760—1860;

„Elektron", Geschichte des Bernsteins in Versen;

„Christine Christelen", Erleben an der Gilge 1914;

„Aus den Jahrzehnten meines Lebens", ostpreußische Dorlgeschichten.

 

Noch manches Manuskript schlummert in der Schublade und noch viel mehr in dem lieben alten Haupt und Herzen. Die Dorfdichterin wird nicht müde, immer wieder das zu geben, was die Heimat ihr gabe.

Frieda Magnus-Unzer

 

 

Seite 11   Ewiges Werden. Von Erminia von Olfers-Batocki.


In des lieben Gottes Erde

Ist ein Samenkorn erwacht,

Dass ein neues Leben werde

Nach der dunklen Winternacht.

 

Es ist Gottes weiser Wille

Dass der Keim durchs Körnlein bricht,

Dass er ungesehn und stille

Sich erhebt zum Sonnenlicht.

Denn er fühlt den Sinn des Lebens,

Den der Schöpfer ihm geschenkt

In der Kraft des Aufwärtsstrebens,

Die des Wesens Werden lenkt.

 

Und das junge Hälmchen sehnt sich

Nach dem warmen Sonnenschein.

Und der weiche Stengel dehnt sich

Und der Nebel hüllt es ein.

 

Luftverweht und windgetrieben

Samenstaub entgegenfliegt.

Das ist Gottgewolltes Lieben,

Da sich Blüt an Blüte schmiegt.

 

Dies ist Leben - das ist Leben

Und ein drittes neu entsteht.

Zeit will spinnen, Zeit will weben,

Dass nichts ungenutzt vergeht.

 

Blüten sollen Früchte werden,

Neigen ihre Köpfchen sacht.

Reifer Samen fällt zur Erden,

Stilles Leben sucht die Nacht.

 

Schläft im Schoss der Dunkelheiten,

Bis der Frühling ist bereit.

Gottes Hände aller Zeiten

Jedes Leben still geleiten

Segnend durch die Ewigkeit.

 

 

Seite 11   Ostdeutsche Häfen abgeriegelt

 

Aus Elbing wird berichtet, dass alle wichtigen Stützpunkte der sowjetischen Ostseeflotte, also auch die Plätze Rostock, Stettin und Warnemünde streng abgeriegelt werden. Die Häfen dieser orte gelten als „Marinedienststellen“ und Polen wie Deutsche stehen in ihnen im Dienste der Roten Flotte.

 

 

Seite 12   Von Dr. Ernst-Hubert Gallasch

 

„Werdet nicht müde, Euch zu bekennen

Immer wieder die Heimat zu nennen.

Gebt sie nicht preis!

 

Werdet nicht untreu Eurer Erde!

Dass sie wieder die Eure werde,

sie Euer Preis!

 

Mögen sich alle wider Euch wenden,

gebt Eure Heimat nicht aus den Händen.

Haltet sie fest!

 

Gott nimmt dem nur für alle Zeit

Heimat und ihre Glückseligkeit,

der sie im Herzen verlässt!

 

 

Seite 12   Ermland, ein Stück unvergessenes Ostpreußen

Foto: Blick auf den Dom zu Frauenburg. Aufn. Albrecht

 

 Unsere wunderschöne Heimat im Osten, seit Jahrhunderten blutgetränkter Boden, kann wohl verloren, aber nicht vergessen werden. Wenn auch das Heimatbewusstsein in den ersten schrecklichen Nachkriegsjahren durch Blut und Tränen und zehrende Sorge um das tägliche Brot übertönt wurde, so meldet es sich heute um so lauter, denn der Ruf der Heimat schweigt nie.  

Kein Volk geht unter, das die Erinnerung an die Heimat wach hält. Wir haben die Pflicht, die Erinnerung wach zu halten, sie weiterzugeben an unsere Nachkommen. Was aber bleibt uns Alten außer der Erinnerung? Das Heimweh, dieses seltsame Leiden nach dem Verlassenen, dem Verlorenen. Wolle Gott, dass dies Heimweh bald gestillt werde.  

Mehrfach schon haben die Tagesblätter gesprochen von dem Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen, „wo über weite Felder lichte Wunder gehn, starke Bauern schreiten hinter Pferd und Pflug, über Ackerbreiten streicht der Vogelzug", von Haff und Düne, wo „die Meere rauschen den Choral der Zeit, Elche stehn und lauschen in die Ewigkeit".  

Ermland! Kennst du das Land, das in diesem Jahre auf eine 700jährige Geschichte zurückblicken kann und das Gebiet des alten Fürstbistums umfasst, d. h. die Kreise Braunsberg, Heilsberg, Rössel und Allenstein?  

Bereits 1231 hatte der Deutsche Orden, amtlich „Orden der Brüder des St. Marien-Hospitals der Deutschen zu Jerusalem", die Eroberung de« Landes der heidnischen Pruzzen unter dem Schutz des Kaisers begonnen, der damals da6 weltliche Oberhaupt des christlichen Abendlandes war. Sein Hochmeister Hermann von Salza war unentbehrlicher Ratgeber Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen, aber auch ein treuer Sohn seiner Kirche. Papst Gregor IX. nahm auf seine Bitte das Land unter seinen Schutz. In einer feierlichen Bulle unterstellte er im Jahre 1237 das eroberte Land der Oberlehnshoheit des Apostolischen Stuhles und behielt sich die kirchliche Ordnung jenes Landstriches vor. Das vom Orden eroberte Land wurde in 4 Diözesen eingeteilt, in denen der Bischof uneingeschränkt die volle Rechtsund Landeshoheit inne hatte. Das Fürstbistum Ermland bestand aus den Diözesen Kulm, Pomesanien, Ermland und Samland. In ihm haben mehr als 20 Generationen unserer Vorfahren in guten und bösen Tagen gelebt, gekämpft, gelitten; ein Völkchen für sich, treu seiner Eigenart, seinen Sitten und Gebräuchen, treu aber auch seinem katholischen Glauben, bis es im Jahre 1945 Abschied nehmen hieß von Haus und Hof, Wald und Feld, Kirche und Altar. Über die Nehrung ging der endlose Treck in Eis und Schnee, viele blieben unterwegs liegen, versanken in den eisigen Fluten unter dem brüchigen Haff-Eis, bis sie in Danzig landeten. Aber auch hier war nicht ihres Bleibens, immer weiter hieß es wandern gen Westen, bis sie erschöpft niedersanken in Pommern, Mecklenburg, Brandenburg, Thüringen, Sachsen. Nicht viele hatten das Glück, über die Elbe zu kommen.  

Für uns alle ist es ein Trost zu lesen, wie auch die Vorfahren von Sorgen und Elend heimgesucht waren; an ihrem Lebensmut und gläubigen Vertrauen sich aufzurichten in der Fremde, die das neue Land immer bleiben wird, auch wenn die junge Generation hier und da durch Einheirat Fuß fasst.  

Führer in der großen Not des Wanderns war der letzte Bischof Maximilian Kaller, der in Frankfurt/Main seinen Amtssitz vom Papst angewiesen erhielt mit dem Auftrag, seine Landsleute zusammenzuhalten, sie nicht Verzweiflung und Radikalismus zu überlassen. Vorbildlich hat dieser Kirchenfürst seine Aufgabe gelöst, bis ihn ein plötzlicher Tod Im Jahre 1948 abberief aus segensvollem Wirken, bei dem ihm der Curatus Kreutz zur Seite stand, ein in Krieg und Frieden als Divisionspfarrer bewährter Seelsorger, dem nun auch schon das ewige Licht leuchtet.

 

Wie sehr der Papst den Bischof schätzte und seine Hand über dem treuesten deutschen Bistum hielt, bewies Pius XII. bereits 1943 in seinem Schreiben an „Unseren ehrwürdigen Bruder" Maximilian Kaller zur Diözesanfeier des Bistums Ermland,, das er dem Hirtenbrief an die Diözese beifügte, in dem er auf die vor 600 Jahren errichtete Kathedrale zu Frauenburg und die Wallfahrtskirche von Heiligelinde hinweist als Sinnbild des Glaubens und der Verehrung der Gottesmutter und des harten Ringens um den katholischen Glauben und die christlichen Kultur der Ermländer, „die der Reichtum und Stolz Eurer Heimat in den Jahrhunderten der Vergangenheit war, ???? ???? Glückes in guten, Quelle Eurer Widerstandskraft in bösen Tagen, von deren Segenstülle für das Irdische wie Ewige die Geschichte und die Denkmäler Ostpreußens tausendfältiges Zeugnis ablegen.  

Doch zurück zu jener Zeit vor 700 Jahren. Die Ureinwohner Ostpreußens waren die Pruzzen, keine Slawen, aber auch keine Germanen. Sie bildeten mit den Litauern und Letten eine eigene Gruppe der indogermanischen Völkerfamilie, die einmal den ganzen Raum von Indien bis zum atlantischen Ozean umfasste. Es ist also eine ganz grobe polnische Geschichtsfälschung, von Ostpreußen als „uraltem slawischem Boden" zu sprechen, die schon einmal, nach dem 1. Weltkriege, als Mittel zum Zweck propagiert wurde um Süd- Ostpreußen abzutrennen. Das Abstimmungsergebnis vor heute 30 Jahren bewies das Gegenteil: 90% stimmten für das Reich, wie es das Allensteiner Abstimmungsdenkmal bezeugte. Die Vorgänger der Pruzzen um die Passarge und die Aller waren die Goten gewesen, und erst nach deren Abzug nach Süden rückten sie nach. Einer ihrer Stämme, die Warmia, gaben dem Land den Namen Warmia, d. h. Ermland.

 

Der Deutsche Orden zog das Land in den Kreis christlich abendländischer Kultur. Er war von dem polnischen Herzog Konrad von Masovien um Hilfe gegen die Einfälle der Preußen gebeten worden. Dieser Kreuzzug war Sache des Reiches geworden. Das eroberte Land, zwar immer gut preußisch, bildete bis in die Neuzeit einen besonderen und nicht den schlechtesten Teil Preußens und gedieh unter Schwert und Krummstab zu hoher Blüte, Als einziges von den preußischen Bistümern hat das ermländische der Einverleibung in den Orden mit Erfolg widerstanden. Dieser hatte nur für die militärische Sicherheit zu sorgen, Landesherr blieb stets der von Rom eingesetzte Bischof. So wurde das Ermland ein ausgesprochenes Bischofsland. Daher konnte sich das Bistum auch nach dem Zerfall des Ordens in seiner Eigenart viel besser erhalten, als die übrigen Landesteile, die von Polen und Litauen besetzt wurden. Ein Grund dafür war auch die auf ihre Eigenarten Rücksicht nehmende Behandlung der Stammpreußen. Sie wurden den deutschen Kolonisten durchaus gleichgestellt und lernten unter dem Kreuz westlichen Fortschritt und Kultur. In den sogenannten Preußenschulen wurde ein bodenständiger Priesternachwuchs herangezogen, so in Heilsberg, Braunsberg und Wormditt, aus denen der stammpreußische Adlige Nikolaus Gerke von Hohenberg hervorging und vom Papst in Avignon 1355 bestätigt wurde.

 

Das menschenarme Land wurde nach und nach von den Ansiedlern aus dem Altreich aufgefüllt, Bauern, Handwerkern, Kaufleuten, Künstlern. Ihre Führer waren die Siedlerbischöfe Heinrich Fleming aus Lübeck und Eberhard von Neiße aus Schlesien. Diese „Ostlandfahrer" fühlten «ich als letzte Kreuzritter. So ist es zu erklären, dass die Ermländer ihre Heimat nicht nach Amtsbezirken, sondern nach Kirchspielen einteilten und in ihren „Freundschaften" fest zusammenhielten. Das Charakteristische des Landes blieb die kleinbäuerliche Siedlung, die säuberliche Trennung von Stadt und Dorf. Keine Fabrikstadt gab es, die wenigen Städte, wie Guttstadt, Wormditt, Heilsberg, Frauenburg, Braunsberg, Bischofsburg, Rössel, Wartenburg, waren Landstädte in bestem Sinne des Wortes geblieben, die sozialen Gegensätze waren gering. Nur Marienwerder und Allenstein waren als Verkehrsknotenpunkte, Regierungs- und Garnisonstädte etwas aus dem ermändischen Rahmen herausgewachsen. In all den genannten Städten aber kündigten die ragenden Backsteinbauten der Dome und Kirchen von dem künstlerischen, da bei dem Lande verbunden stark eigenwilligen Kunstsinn der Bewohner.

 

Auch nach der den Orden vernichtenden Schlacht bei Tannenberg 15.07.1410 blieb der König von Polen nur Schutzherr, ähnlich dem früheren Orden, ohne die innere Selbständigkeit des Ermlandes anzutasten, bis es endlich 1772 auch rein äußerlich mit dem übrigen Preußen wieder vereinigt wurde.

 

Das goldene Zeitalter der ermländischen Geistesgeschichte begann urn die Jahrhundertwende zu 1500. Namen wie Johannes Dantiscus, Tademann, Giese, Stanislaus Hosius, Martin Kromer leuchten noch heute, wie bis zuletzt der des größten Sohnes des Ermlandes Nikolaus Kopernikus (1473 bis 1543), der durch sein als Frucht seiner Lebensarbeit veröffentlichtes Werk „De revolutionibus orbium ceelestium: „Über die Umläufe der Himmelskreise" wahrhaft revolutionär ein Jahrtausende hindurch gehütetes Weltbild zum Einsturz brachte. Seine Entdeckung erst hat die Größe und Harmonie der Schöpfung richtig offenbar werden lassen. Zu seinen Zeitgenossen gehörte der Domdechant Boreschow, an den eine kreisrunde Tafel im Chor des Frauenburger Doms erinnert, ein Totenbild, gestiftet oder aufgehängt von ihm selbst, das älteste Bild eines ermländischen Priesters.

 

Während das übrige Preußen sehr schnell die Reformation annahm - 1525 führte Albrecht von Brandenburg das Land als erstes geschlossenes deutsches Gebiet dem neuen Glauben zu - blieb das Ermland so gut wie unberührt von den Stürmen der Zeit.

 

Auch in der Zerstreuung halten die Ermländer treu an ihrem christlichen Glauben fest, in der Hoffnung, dafür durch die Rückkehr in die alte geliebte Heimat vom Himmel belohnt zu werden

Zum Ermland gehört der Glaube „wie der „Kelch zum Altar“. Über alle Grenzen des Bekenntnisses hinweg aber haben wir Ostpreußen gemeinsam die Hoffnung:

 

„Niemand kann uns heut versprechen,

wann der Heimkehr Morgen graut,

wann die Grenzen nieder brechen,

die nur die Gewalt gebaut.

 

Aber jeder wird uns sagen,

der an Menschenrechte glaubt,

wenn wir nach der Heimat tragen,

die der Fremde uns geraubt:

 

„Einmal wird die Stunde schlagen,

allen, die gewartet hier", -

und wir werden freudig sagen:

„Auf zur Heimat, hin zu dir!"

 

 

Seite 13   Ein ostpreußischer Kolonialpionier.

Otto Friedrich von der Gröben an der Goldküste von Afrika / Von Dr. Adolf Poschmann

 In den letzten Tagen des Jahres 1682 waren im Golf von Guinea in der Nähe der Goldküste zwei Fregatten des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg vor Anker gegangen. Sie führten die Nahmen „Kurprinz“ und „Morian“ und standen unter dem Kommando eines Ostpreußen. Es war der preußische Major Otto Friedrich von der Gröben, der den Auftrag hatte, für seinen Herrn koloniale Besitzungen zu erwerben. Am Neujahrstage 1683 hisste er auf einem Hügel bei dem Negerdorfe Accada die brandenburgische Flagge. 

Er selbst schildert das denkwürdige Ereignis: 

„Den folgenden Tag, als den ersten Januarii Anno 1683 brachte Kapitän Voß die große Kurfürstlich Brandenburgische Flagge vom Schiffe, die ich mit Pauken und Schalmeyen aufgeholet, mit allen im Gewehr stehenden Soldaten empfangen und an einen hohen Flaggen-Stock aufziehen lassen, dabey mit fünf scharf geladenen Kanonen des Neue Jahr geschossen, denen jedes Schiff mit fünf geantwortet, und ich wieder mit drey bedancket. Und weil Sr. Kurfürstlichen Durchlaucht Name in aller Welt groß ist, also nannte ich auch den Berg den Großen Friedrichs-Berg. Diesen Tag bauten sich unsere Soldaten ihre Baracken und ich ließ durch die Nägers vor mich und meine Officiere auch eine lange Baracke aufrichten. Indessen berief ich meine Officiere nebst zween Häuptlingen zu mir ins Zelt, gab ihnen mein Vornehmen abermal zu verstehen und begehrete mich ihrer Treue durch einen Eid zu versichern. Worauf sie geantwortet: Daß ich daran nicht zu zweifeln, dafern ich mit ihnen Fetisie sauffen wolte, daß wir es gleichfalls treu mit ihnen meinen, sie nie zu verlassen und wider ihre Feinde vertheidigen wolten. Welches, da ichs eingewilligt, ward eine Schale mit Brandtwein herbey gebracht und mit Schießpulver durchgerührt. Daraus mußte ich die unangenehme Gesundheit anfangen, die beyden Häuptlinge folgten mir nach und beschmierten mit dem Rest den Schwarzen die Zunge, damit sie auch getreu bleiben möchten.

 

Nach Verrichtung dieser herrlichen Ceremonien beschenkte ich so wohl die Häuptlinge als auch die umstehenden Schwarzen reichlich und war der Meinung, ich würde nicht mehr nötig haben Präsenten auszuteilen. Aber die Zeit hat mich nachmals viel ein anderes gelehret. Selbigen Tag brachten wir noch zwei sechspfündige Kanonen auf den Berg. Den folgenden Tag aber ward von den Ingenieuren das Fort abgestochen, von denen Schwarzen Palisaden angeschafft und von meinen Soldaten abgesetzet."

 

In den nächsten Wochen besuchte von der Gröben die benachbarten Häuptlinge, schloss Freundschaft mit ihnen, knüpfte Handelsbeziehungen an und hatte allerlei interessante Erlebnisse, die er sehr anschaulich schildert. Als er bei einem Häuptling zu Gaste war, kam ein großer Raubvogel geflogen, Gröben nahm seine Flinte und schoss ihn herunter.

 

„Da huben die Schwarzen an zu schreyen und mir Glück zu wünschen, als ob ich wie David

10 000 Mann erschlagen hätte, schätzeten es vor ein großes Wunderwerk, und ich hatte wenig Mühe bedurft, mich vor einen Wundermann bey ihnen auszugeben; da mir jedoch mit ihren Glückwünschungen wenig gedienet war, weil sie mir mein Leinenkleid im Hinzudringen beynahe entzwey gerissen hätten." Dann fährt er fort: „Nachdem ich endlich von meinem Volck und denen Häuptlingen Abschied genommen, begab ich mich erstlich wieder auf die Fregatte „Chur-Printz", da ließ ich meine Bagage einlegen und ging mit voller Krankheit auf die andere Fregatte „Morian". Alle Leute zweifelten an meinem Leben, weil ich mehr einem Todten als Lebendigen ähnlich sah. Und was das ärgste war, ich kam in ein Schiff, wo anders nichts als verschimmelte Zwiebäcken, dreißig Pfund verdorbener Stockfisch, stinckend Fleisch und faule Erbsen, dabey gut Speck und Gerstengrütze war; daran hätte sich ein Kranker erholen sollen! Dieser Proviant benahm mir selbst und allen meinem siechen Volke die Hoffnung des Lebens. Denn meine Leute insgesamt, als ein Corporal, zwey Schreiber, drey Schallmeyen-Pfeiffer, ein Kammerdiener und Junge waren noch alle krank und lagerhaftig. Aber Gott verläßt die Seinigen nicht; denn da wir nunmehr voneinander so wohl zu Lande als Wasser (weil die Fregatte „Chur-Printz" auf den Sklaven-Handel gegangen) Abschied genommen, meinten wir gerade über den Äquator zu schiffen; es trieb uns aber zu der Kranken Glücke ein conträrer Wind längst der Küste nach der

Insel S. Thomae, da wir uns mit Schweinen, Hünern, Zucker, Cocos-Nüssen und anderen Erfrischungen reichlich versahen, die mir auch nächst Gottes Hülffe meine Gesundheit wieder erstattet."

 

Von der Gröben war ein weitgereister Mann, schon in jungen Jahren hatte er einen polnischen Obersten in einer diplomatischen Sendung nach Malta begleitet und war von hier aus nach Kreta gesegelt. In einem Gefecht mit Seeräubern wurde er verwundet, besuchte dann Cypern, Palästina und Ägypten und kehrte über Sardinien in die Heimat zurück.

 

Seine Erlebnisse veröffentlichte er in einem sehr interessanten Buch, das den Titel führt: „Orientalische Reisebeschreibung des Brandenburgischen Adelichen Pilgers Otto Friedrich von der Gröben. Marienwerder, Gedruckt durch Simon Reinigern Anno 1694." In der Einleitung dazu erzählt er auch seine Jugend:

 

„Nachdem Ich Anno 1657 den Oster-Sonntag im Dorf Pratten (Rapratten) im Ermländischen Bischtumb, da eben zu der Zeit mein Herr Vater im Quartier gelegen, gebohren worden, bin ich, nachdem der Marsch in Pohlen gegangen, nachher Tappelkeim im Herzogtum Preußen einer Adlichen Witwe zur Auferziehung übergeben worden. Nachdem aber bey geschlossenen Frieden Sr. Churfürstlichen Durchlaucht dero Armee meistentheifls abgedanket und mein Herr Vater zur Allergnädigsten Recompens die Haubtmannschaft der beyden Ämter Marienwerder und

Riesenburg erhalten, bin Ich mit Ihnen nach Marienwerder gekommen und daselbst die ersten Gründe meiner Unterrichtung und Studien geleget, solche auch ferner zwey Jahr bey meines Herrn Vaters Bruder zu Karschau continuieret, biß ich nebst noch zweyen anderen Brüdern in die neun Jahr bey den Herren Patribus der Jesuiten zu Rößel informieret und sonderlich drey Jahr in der Rhetorik instruieret worden, da mich dann praevio examine im Beyseyn vornehmer Leute meine lieben Eltern nach Hause empfangen, alwo ich noch erstlich einige Collegia absolvieret und bald darauf mit deren Belieben und zu meiner größten Zufriedenheit sich die gute und höchstgewünschte Gelegenheit eräuget, daß ich als Begleiter des Herrn Obersten Meglin von Hause ab erstlich in Italien und nachmahls in die Insel Malta verreiset. Obgedachter Oberster hatte einige Königliche Polnische Commission bey dem Großmeister der Malteser-Ritter zu verrichten; da nun solche glücklich und nach Begehren abgelaufen und Ich einige Karawanen mit den Malteser Galleeren verrichtet, haben wir unsere Orientalische Reise in Gottes Namen fortgesetzet."

 

In Jerusalem fand Gröben längere Zeit bei den Franziskanern gastliche Aufnahme und besuchte von hier aus die heiligen Orte bis hinauf nach Nazareth und hinab bis zum Toten Meer. Beim Abschied stellte ihm der Vorsteher des Klosters ein Pilgerzeugnis aus.

 

In der Heimat fühlte sich Gröben nicht wohl. „Jung gewohnt, alt getan, ist ein wahrhaftiges Sprichwort, welches ich mit meinem eigenen Exempel beweisen kann. Nachdem ich ungefähr drey Jahre in Preußen zugebracht, ist mir aus angewohnter Reiselust das Hausleben zum Ekel und die Ruhe zum Verdruß geworden." Er reiste mit vier Edelleuten und zwei Dienern nach Italien, kurz vor Venedig verkauften sie ihre Pferde und fuhren im Boot in die Lagunenstadt, wo sie einige Tage ausruhten. Hier hatte der preußische Junker eine Audienz beim Dogen, dann nahm der an der Seeschlacht bei Navarino (1675) teil und schlug sich im Adriatischen Meer mit den Seeräubern herum. Auf der Rückreise stirbt Gröbens bester Freund, er selbst erkrankt schwer, wird von einem griechischen Arzt behandelt, der ihn mit Gerstengrütze und trockenem Brot kuriert. „Mit höchstem Vergnügen, aber mit schlechter Gesundheit" - das Fieber plagt ihn immer noch - reiste er über die Alpen nach Deutschland, war eine zeitlang Generalmajor in polnischen Diensten, verbrachte zwei Jahre am Hofe zu Berlin und erhielt dann vom Großen Kurfürsten den Auftrag, am Golf von Guinea einige Besitzungen für Brandenburg zu erwerben.

Auch von dieser afrikanischen Reise kam er krank zurück, dennoch hätte er die Reiselust noch nicht verloren, wenn er nicht ein probates Mittel dagegen gefunden. „Wie wohl nun diese Reise mir sehr sauer worden, dennoch war mir das Sitz-Leder noch nicht recht gewachsen, sondern es wollte immer weiter durch Reisen gejucket seyn. Deswegen ward ich genötiget, eine Anziehungskraft zu suchen, wie ich denn mich um die Hoch-Edel-gebohrene Jungfrau Anna Barbara von Schlieben aus dem Hause Sanditten beworben und selbige zur Ehe-Genossin erwählet, mit welcher ich auch bereits in das achte Jahr in vergnügtem und gesegnetem Ehestande lebe. Sintemahl ich die Gnade gehabt, drei Söhne nebst einer Tochter zu sehen. Dieses ist nun mein bisheriger Lebenslauf, von welchem ich wohl sagen mag: Bis hieher hat uns der Herr geholfen!" Nach dem Tode seiner Gemahlin verheiratete er sich mit einer Truchseß von Waldburg, und als auch diese bald starb, führte er eine geborene von Kanitz heim. Aus den drei Ehen hatte er 18 Kinder.

 

So reiselustig er in jungen Jahren gewesen, so seßhaft war er im reiferen Alter; er widmete sich ganz der Bewirtschaftung seiner Güter und wohnte meist in Neudörfchen, Kreis Rastenburg.

 

In seiner Muße hat er auch die Reise nach Afrika beschrieben: „Guineische Reisebeschreibung nebst einem Anhang der Expedition in Morea von Otto Friedrich von der Gröben. Marienwerder. Gedruckt durch Simon Reinigern Anno 1694." Diese Guineische Reisebeschreibung ist ebenso wie die Orientalische Reisebeschreibung reich bebildert, beide Werke nehmen wegen ihrer zahlreichen kulturgeschichtlichen und volkskundlichen Nachrichten einen hervorragenden Platz in der Reiseliteratur des 17. Jahrhunderts ein. Sie geben Zeugnis von der großen Belesenheit, guten Beobachtungsgabe und sittlichen Festigkeit des Verfassers; zugleich sind sie in einem für jene Zeiten außerordentlich reinen und guten Deutsch abgefaßt und sprechen deshalb in jeder Beziehung für die Gründlichkeit des Unterrichts, der damals auf dem Rößeler Gymnasium erteilt wurde." Mit Recht war Gröben stolz auf seine Schriften und nach dem Vorbilde des Horaz, den er auf dem Rößeler Gymnasium gelesen hatte, schloß er mit den Versen:  

Ich hab ein Denkmal aufgericht,

So hartes Erz kann überleben

Und das kein großer Regen nicht

Zertreibet nach der Winde Beben.

Daß dieser ilüchtigen Zeit unzählge Jahr abgehen,

Dies Denkmal wird dennoch mir unumgestoßen stehen.

Ich weiß, daß ich nicht ganz des Tages Opfer sei,

Mein best und größter Teil ist für dem Sterben frei.

 

Solche und dergleichen Schlußarten überlaß

ich denen Heiden, die von Gott nichts wissen.

Ich aber sage mit David: Nicht uns, Herr, nicht

uns, sondern Deinem Namen gib die Ehre.

Schließe demnach also:

 

Gott allein die Ehre!

Guten Freund zur Lehre:

Diesen in der Zeit,

Gott in Ewigkeit."

 

 

Seite 14   Landsleute bitte herhören!

 Wir geben einen Teil Namen von Arbeitskameraden für die Suchenden bekannt, die sich hier gemeldet, resp. deren Adressen hierher gereicht wurden:

 Frau Bunkowski (Spark.), St. J. Erwin Brettschneider. St. J. Gert Bestig, Elise Borkowski,

techn. Ass. Helene Baumgart. Steno. Edith Block, St. J. Arthur Bleyer, Dr. Bülck, Frau Gertrud Böhnke (St. Amt), Witwe Frieda Beil, Witwe Clara Bludau, Angest. Arno Borchert,

Angest. Charlotte Boy, Gertrud Behrendt, Frau Gretl Biere (Wi. A.), Fürsorgerin Ella Bender, Fritz Buttkus, St. J. Willi Beil, Prok. d. Ostmesse Robert Blott, Spark.-Beamter Max Berlin, Mittelschullehrer Alfred Behrend, Frau Helene Becker (Frau d. St. B. O. J.), St. J. Betke, Alfred Berger (K. W. S.), Elfride Bartsch (Frau d. Kassierers d. Stiftung), Angest. Reinhold Boenke und Frau Cecilie (Wi. A.), Angest. Benson, Marie Behrendt (Frau des St. J. Fritz B.), Witwe Agnes Christ, Witwe Elfriede Drichel, Angest. Gertrud Dramekehr, Friedel Daguhn, Straßenaufseher Heinrich Dietrich, Frau Else Dramsch (Jug. A.), Angest. Franz Dehlitz, Studienrätin Gertrud Eisenack, Angest. Ernst Eßmann, Hausmstr. Fridrich Ehlert, Angest. Bruno Flasch (K. W. S.), Schwimmeister Max Falk, Kass. Elsa Fenthur (Opernhaus), Masch.-Insp. Albert Feller (Schlachthaus), Angest. Fröhlich, Charlotte Franz (Frau des Insp. Albrecht Franz), Brückenwärter Fritz Freiwald, Angest. Hildegard Groll (Jug.-Amt), techn. St. Amtm. Fritz Glogau, Oberstudienrat Dr. J. Gauß, St. J. W. Groth, Heizer Fritz Glanert, Bürodirektor a. D. Gustav Heinrich, Angest. Adolf Hantel (Fuhrges.), Steno. Adelheid Hennig (Wi. A.), Kass. i. R. August Hinz (Tiergarten), Elsa Haak (Frau d. Spark.-Angest), Angest. Erna Heister, Willi Hill (Hafen), St. O.-Sekr. Bruno Heilsberg, St. O. J. i. R. Herrn. Hirsch, Witwe Martha Hein (St. O. B. Insp. Herbert H.), Edith Henning (Frau d. St.-Insp.), Verm.-Techn. Walter Herrmann, Elisabeth Hochmann (Frau d. Franz H. Fuhrges.), Angest. Gertrud Hahn, Hilde Harnisch (Frau d. Fritz H. K. W. S), St.-I. Joppien, St. o. B. Insp. Bruno Jansohn, St.-I. Gerhard Kerber, St.-I. a. D. Georg Kühn, Irene Krüger, geb. Gerth (Tochter d. St.-Amtm.), Angest. Fritz Kroemke, Obering. Kikbusch (K.W.S.), Spark.-Angest. Herbert Kahlhorn, techn. Ass. Wally Krause, Ida Kopper, Christoph Klauschus (St. A. 94), Helga Kowalzig, geb. Böndel (Schw. d. St.-Insp. B.), Witwe Vera Knoll (Mag. O.-Baurat), Sieghart Kuwerts, St.-I. Fritz Krawizyk, Fotograf Walter Karlusch und Frau Elsbeth (St. geschichtl. Mus.), St.-I. Franz Kasimir, Obermaschinist Arthur Klein (Alters- u. Pflegeheim), Schwester Hermine Kulicz, Schwester Ruth Kirberg, Witwe Johanna Kugge (Desinfekt.), Hermann Kleinke (Gart.-Amt), Angest. Gertrud Knebel (Poststelle), Pförtner Paul Kiesam (Opernhaus), Witwe Käthe Kahlau (St. O.-Insp.), Willi Kuhn.

 

Bei Rückfragen ist Freiumschlag beizufügen. Aus dem gedruckten Anschriftenverzeichnis der Stadtverwaltung (Preis 1,— DM) sind die Adressen der Arbeitskameraden, die registriert sind, ersichtlich. Abnahme eines Verzeichnisses ist Pflicht eines jeden Arbeitskameraden. Weitere Namensveröffentlichung in einer der nächsten Nummern dieses Heimatblattes.

 

Wir suchen, und wer gibt uns einen Fingerzeig? Denkt an die Angehörigen, die heute noch in der Ungewissheit leben:  

Frau St.-I. Waldemar Anstädt, St. B. Insp. Erich Albien, Straß.-Reiniger Franz Arndt, Bibliothekangestellte Augustin, Ob.-Wachtmeister der Feuerlöschpolizei Albert Audehm. St.-I. Anw. Siegfried Ader, Angestellte Alberti, St. O. I. Barkhorn. St. O. I. Werner Bartnick, St. O. B. Insp. Erich Becker, Erich Bartsch (Stiftung), St.-Sekr. Albert Bonson, Spark.-Ang. Bludau (Parkhotel), Fritz Bartsch (Druckerei), St.-I. Fritz Behrendt, St.-I. Buttler, Kurt und Helene Bieler (Reg. O B. Insp.), St.-I. Gustav Boß, St.-S. Friedrich Borawski, St.-I. Kurtgerhard Barschkies, St.-I. Kurt Bischoff, Kraftwagenführer Friedrich Blonski, Spark.-Angest. Kurt Bogdan, St.. B. I. Fritz Borbe (Stralsund?), Schlosser Alfred Behrendt (K. W. S.), Büroangest. Braumann (Fuhrg.), Straß.-Reiniger Herbert Bartsch, Bibliothekarin Frau Brinkmann, St.-I. Willy Binder, Frau Clara Ballnus, geb. Woydtke, Frau Anna Bodlin (Mon-kengasse 5), Frau Margarete Bolius (Pauperhausplatz 5), Fürsorgerin Bleise, Erwin Christian, St.-I. Ezymmeck, Lehrer Dedat u. Söhne (Verw. d. Stadtkellerküche 1945), St. O. I. Rudolf Dembowski, Amtsgeh. Max Delegrand, Brückenwärter Kurt Dischmann, St. O. S. Dahmer, Brückenwärter Josef Dehme, Heinrich Dehring, Feuerlöschpoliz. Dühring, Angest. Dick, Anwärter Lothar v. Dzingel, Angest. Dorloff, Spark.-Ang. Domnick, St.-I. Eheling, Spark.-Angest. Eberle, Hallenmeister Fritz Eisenblätter, St.-I. Otto Fligge, St.-I. Frank, Baurat Fuchs, St.-I. Albrecht Franz, Brückenwärter Willi Fohrt, St.-Vollz.-Sekr. August Fisahn. Diol.-Beamter Ewald Fischer, Insp. d. Fuhrges. Frank, Frau Fischer (Familienunterhalt), Angest. Gutherz, St. O. I. Gramberg, Karl Grajetzki (Druckerei), St.-I. Fritz Gernuber, St.-I. Goldmann, St.-Amtm. Paul Gerth, St. O. S. Waldemar Girrulat, St. O. I. Peter Grabowski, Angest. Peter Gerst (Wohlf.-A.), Architekt Julius Gnaß, Schmiedemeister Gutzeit, Brückenwärter Karl Groß, Hausmeister Grawlik, Insp.-Anw. Erwin Gorska, Angest. Paul Grenz, Feuerwehrm. Grenz, Feuerwehrm. Gau, Spark.-Ang. Gramatzki, Spark.-Angest. Helene Grunwald, Dienstanfänger Grentsch, Frau Groß (Familienunterhalt), Hausverwalter Gessulat (Stiftung), St. O. S. Gehlke, Angestellter Eduard Heinrich. Bibliothekar Dr. Herrmann, St. S. Otto Hesse, Herta Hoelge, geb. Guske (Spark.), Karl Hinz (Luftschutzpolizei Hansaring), St.-I. Fritz Huuk, St.-I. Hennig, Fritz Harnisch (K. W. S.), Lehrer Holm, Hausmeister Hippel, St. O. I. Hans Hand, Major Hein (Feuerschutzoolizei), Spark.-Angest. Haack, Walter Heinrich, St.-Sek. in Haak, Bauführer Hüge, Anna Hoffmann (Fuhrges), Angest. Haugwitz, Spark.-Angest. Hartrampf, Stellenleiterin Frau Herbst, St. O.-I, Hein, Frau Edith Horn und Erich Horn (Kasse).

 

Seitens unserer Mitarbeiter wird immer wieder darüber Klage geführt, daß bei Anträgen auf Ausstellung von Dienstbescheinigungen weder Beglaubigungsgebühren (pro Bescheinigung

1,— DM) geschweige Freiumschlag, beigefügt werden. Aus lauter Bescheidenheit haben die Aussteller dieser nicht an die nachträgliche Bezahlung erinnert. Wer nun durch eine Dienstbescheinigung in den Genuss der Pensionsvorschüsse, Rente oder Stellung gekommen ist, darf sich dieser selbstverständlichen Pflicht der Nachzahlung nicht entziehen. Es bleibt sich gleich, welcher Arbeitskamerad diese ausgestellt hat. Die Arbeit war ehrenamtlich, und man kann bei den vielen Bescheinigungen auch nicht noch verlangen, dass die Begl.-Gebühren vom Aussteller getragen werden. Wer also dieser Pflicht nicht nachkommt, braucht später nicht mehr damit -zu rechnen, in ähnlichen Fällen Berücksichtigung zu finden. Unsere Angestellten und Arbeitskameraden erhalten auch durch St.I. Günther Gerber (21b) Eichen, Kreis Siegen, Feldstraße 7, Dienstbescheinigungen. Ansonsten stellen diese an alle Kameraden unserer früheren Personalabteilung aus. Der Tag unseres 3. Ferientreffens (15. Juli in Biedenkopf-Berggarten, 15 Uhr) rückt immer näher. Rechtzeitige Zimmerbestellung bitte nicht vergessen. Prospekte durch uns gegen Rückporto.

 

Spark.-Angest. Frau Maria Arndt, Rudi Ankermann (zuletzt Leutnant bei der Genesungskompagnie Braunsberg, Brunhilde Böse, (Wi. Amt), Elfriede Bubel, Dienststellenlt. Bellmann (Defaka-haus), Bakowies, Börfig, Banuscha, Backmann, Bock, Buckbesch, Bartsch (Hafenges.), Lehrerin Margarete Borbe, Wilhelm Bartel (Gartenamt), Walter Behr (Plan. Amt), Fürsorgerin v. Bruchhausen, Ewert (Hafen), Albert Ehlert (Rev.-Gärtner), St.-Sekr. Emil Fydrich, Fürsorgerin Magd. Friczewski, Hilfsaufseher Wilhelm Gotthard, Herbergswart Alfred Grohnert, Angest. Kurt Günther (K. W. S.), Spark.-Angest. Gronert, Gasrohrnetzprüfer Emil Hock, Angestellte Frau Hoppe (Wohlf.-Amt), Härder (Hafen), Arbeiter Hans Homm (Alters- u. Pflegeheim), Christel Jürgasch-Saul, Frau Jurreit, St.-Insp. Jedamzick (zuletzt Zahlmeister), Schlosser Julius Kluge (Gasanstalt), Angest. Bruno König (Wi. Amt, zuletzt Kampfgruppe Wagner-Stadring), Arbeiter Richard Krause, Gerhard Kollmitz (Stadtplan. Amt), Karlshofer (Stadtplan. Amt), Lampert (Feuerlöschpolizei), St.-Insp. List, Buchhalter Lemke, Lemke (Stadtplan. Amt), Angestellte Müller (Hauszinssteuerabteilung), Dipl.-Ing. Erwin Müller (Hafen), Arbeiter Müller (Hafen), Masseik (Hafen), Karl Möhring, Dr. Arno Neumann (Messeamt), Maria Neumann, geb. Schwarz. Ullrich Neumann, Rechtsanwalt Dr. Nneske, Michel Naupoks, (zuletzt Lager Pr. Eylau), Arbeiter Neumann (Hafen), Rev.-Gärtner Naujoks, Oschließ (Hafen), Arbeiter Ernst Packheiser (Gasanstalt), Arbeiter Putzer, Pohlmann, Paulusch (Hafen), Lehrer Otto Peppel, Kartograf Karl Rau, Herta Reith (Wi. Amt), Renner, geb. Kretschmann (Wi. Amt), Arbeiter Rippke, Ritter (Hafen), Lehrer Oskar Rogge, Kurt Sachs u. Frau Elise (Stadt. Kammermusiker), Wilhelm Selke (Standesamt), Arbeiter Sa-browski, Lehrer Bruno Singer, Telegr.-Insp. i. R. Paul Schmolski u. Frau Antonie, Schwibbe, Schimischke, Schottke, Schirmacher (Hafen), Angest. Maria Steinbacher (Wi. Amt), Arb. Steinhöfer (Hafen), Steindorf, Fürsorgerin Dora Steckel, Familie Teschner d. verstorbenen Margot T. (wichtig), Staatsanwältin Frau Dr. Tietze, Angest. Ursula Trosin, geb. Lackner (Hochbauamt), Angest. Frau Erika Theulieres, Angest. Unger (Hafen), Arbeiter Voß (Hafen), Prokurist Bruno Wiemer (Stiftung), Angest. Friedr. Wächter (Fuhrges.), Brückenaufseher Ernst Wolff, Frau des Otto Wilfert (Fuhrges.), Arbeiter Wolf (Hafen), Lehrer Emil Weißenberg, Hausmeister Erich Zenker (Kr. Anst. Samitter All.), St. O. B.Insp. Paul Jüürgens (zuletzt Flakwehrmann, Feldpostnummer L 52 102/1), Emil Reiß (K. W. S.), Spark.-Angest. Norkeweit (Nebenstelle Steindamm), Heimkehrer Wessel (Kaufhaus Jahnke, Oldenburg).

 

Für die Berichterstattung möchten wir an dieser Stelle allen Landsleuten usw. danken und zwar: Frau Charlotte Blank für den Bericht über den Dampfer „Potsdam", Charlotte Gnaß, Oskar Haack, Hermann Unger, Otto Grapp, Kurt Oltersdorf, St.-Insp. Mangel, Johannes Jahnke, Gertrud Seidler, Erna Riedesel, Grete Batschke, Frau Else Albrecht, Diplom-Architekt Gerhard Erling, St. O. I. August Kopka, Betr. O.-Insp. Alfred Krone, Witwe Charlotte Potschien, Hans Rosenstock, St.-Insp. Franz Milz, August Becker, Lehrer Paul Raabe, Frau Erna Korsch, St.-Insp. Eduard Kahl, Meister d. Feuerschutzpolizei Otto Scharies, Dammeister Karl-Friedr. Dombrowski, Frau Kaufhold, St.-lnsp. Willi Schlick Gartenbaudirektor Ernst Schneider, Fürsorgerin Hildegard Loeffel, Studiendirektor Spielmann (Pillau), Mieze Mollenhauer, Frau Magda Rumsmüller, Georg Hoenicke, Karl Großmann, Herta Rotkat, August Becker, Wilhelm Tiedemann, Gertrud Böhnke, Fürsorgerin Gertrud Frohnert, St.-Insp. Günther Gerber

 

Folgende Post ist als „unbekannt verzogen“ hier zurückgekommen. Wir bitten um Angabe der Neuanschrift:

 

Elfriede Sprung, Stadtamtm. Heinrich Torreck, St.-O.-Insp. Gust. Proßke, Arno Rettkowski, Schwester Luise Lohmann, Kurt Seidler, St. O.-Sekr. Bruno Pleg, Sparkassenzweigstellenvorsteher Erich Gellisch, Artur Haase, Hermann Elisat, St.O. Insp. Erich Baranowski, Maschineninsp. Albert Teller, Stadtamtmann Hermann Balzer, Brückenmeister Kurt Morscheck, Stadtamtmann Emil Bosk.  

Nach dem Druck der Liste haben sich folgende Arbeitskameraden gemeldet oder deren Adresse wurde hierher gereicht. 

Gertrud Arndt, verehelichte Jahnke (Hafen), Oberwachtmeister der Feuerlöschpolizei Albert Adidohn, Elise Albrecht, geb. Hindel (Witwe d. St. O. Insp. Georg Albrecht), Witwe Charlotte Ankermann, Angest. Walter Albrecht (Fuhrges.), Hochbauing. Waldemar Buchholz, St.-Insp. Albert Brix, Irmgard Bleise (Wi. Amt), Schlosser Franz Batschko (Gaswerk), Angest. Richard Bock (Br. K. K.), Studienrat Dr. Blank, Arbeiter Karl Büttner, Arbeiterwitwe Anna Borowski, Frau Franziska Bakereit, Hausmeister Fritz Bolius, Kraftwagenführer Friedrich Blonski, Angest. Max Bertram (Wohlfahrtsamt), Fürsorgerin Käthe Bahr, Artur Baubkus, Frau Lotte Czech (Witwe d. St. B. Ing. Erich Czech), St. B. Insp. Alfred Czimmeck, Frau Marta Domnick, Dammeister Karl-Friedr. Dombrowski, Buchhalter Oskar Diesing. Insp.-Anw. Wilhelm Dagnus, Sportplatzwart Paul Deising (Hammerteich), Handelsoberlehrer Fritz Denk, Arbeiter Fritz Esch. Fürsorgerin Engels, Angest Kurt Ferner (Vermess.-Amt), St. B O. Insp. i. R. Johannes Froeck, Arnold Fanelsa (Bruder de. Mag.- Rats Georg F.). Spark.-Angest. Helene Fröhlich, Fisahn, verehel. Bathune (Tochter des Aug. Fisahn), Kraftwagenf. Karl Fluch (Fuhrges.), Ing. Roman Furth (Fuhrges.) Revierförster Bruno Geißler (K. W. S. Willgalten), St.-Insp. Erwin Gonska. Angest. Margot Groß, geb. Teichert (Jug.-Amt), Fürsorgerin Helene Grajetzky, St. B.-Insp. Karl Gutherz, die Fürsorgerinnen: Susanne Goede, Lotte Goltz, Lotte Gürtler, Hildegard Grunwald (Jug.-Amt), Maria Grabowski (Tochter d. St.-Insp. Peter G. t), Frau Grenda (Witwe d. St.-Insp. Heinz Grenda).

Weitere Namen folgen im nächsten Blatt dieser Heimatzeitung.  

Bei Anfragen stets Freiumschlag beifügen. Auf unser 3. Ferientreffen in Biedenkopf, 15 Uhr, im Berggarten beginnend, wird nunmehr letztmalig hingewiesen. Gasthaus Gehrke ist von unseren Teilnehmern bereits belegt. Zimmer sind noch bei Duchmann, Meyer u. Braun (Gasthäuser) zu haben. Im Berggarten selbst stehen noch 16 Betten zur Verfügung.

 

Als weitere Tote wurden gemeldet:

St.-Insp. Buttler, Oberinspektor der Fuhrgesellschaft Adolf Amling, Reviergärtner Brest, Angest. Franz Borowski, St. B. Ing. Erich Czech, St.-Insp. Heinz-Joachim Dombrowski, Obergärtner Engel, Mag.-Rat Gerhard Fanelsa, Frau u. Tochter, Vollz.-Sekr. August Fisahn, Elisabeth Groß, geb. Frost, St.-Insp. Heinz Grenda, Gartenarchitekt A. Geccelli, Angest. Erich Horn (Buchhalterei), Frau Erna Jahnke, geb. Treike, Frau Szambim (Witwe d. St. O. Insp.), St.-Insp. Otto Luckau, St.-Insp. Kurt Maertsch, Angest. Karl Möhring, Spark.-Angest. Else Neubauer, Fürsorgerin Ogilvie, geb. Wottrich, Hermann Oltersdorf (Str. Bauabtlg.), Rev.-Gärtner Paulum, St.-Insp. Gustav Perkuhn, Rev.-Gärtner Richard Paskarweit, Kammermusiker Schenk u. Frau, Fürsorgerin Gertrud Schiemanowski, Vermess.-Gehilfe Franz Schorowski, Straßenreiniger Schröder, Kutscher Schilinski (Stadtgärtnerei), Gartenbauoberinspektor Tannenberg, St. O. B.Insp. Wolfram, Heizer Erich Zenker, Frau und Sohn, Angest. Ziese.  

Anschriftensammelstelle der Könisberger Magistratsbeamten, -Angestellten und -Arbeiter (16) Biedenkopf, Hospitalstraße 1.

 

 

Seite 14   Suchanzeigen

 Achtung Königsberger! Wer kann mir Auskunft geben über den Verbleib meiner Schwester Friedel Paulwitz, geb. Schucany und ihres Mannes Fritz Paulwitz? Wohnung in Königsberg war: Ritterstr. 30 (Zwillingsteiche). Auskunft. erbittet: Frau Ch. Kirst, Saarbrücken 1, Reppersbergstr. 26.

 Gesucht wird Fürsorgerin im Gesundheitsamt Tilsit Helga Gerull, Tilsit (Schwager Arzt in Danzig oder Zoppot) durch Fräulein Gretel Brandt, Nürnberg-N., Pilotystr. 19 I.

 Gesucht werden Herr Robert Stöber und Frau Gertrud Stöber, geb. Arbeit aus Königsberg, Nasser Garten 61. Beide waren bis zur Einnahme der Festung in Königsberg. Nachricht erb. an Therese und Ruth Baumann, (14a) Waiblingen/Württ., Mörikestr. 3. 

Gesucht werden Frau Ida Jacobzik aus Sybba bei Lyck; Töpfermeister Herrn. Hoyer, aus Prostken-Prostken; Kachelvertr. Rich. Hoyer aus Königsberg; Kaufmann Gottfried Hoyer aus Ortelsburg; Bäuerin Berta Novak aus Wirsbar bei Nicolaiken durch Frau Elli Neukirch, geb. Deppée, München 8, Quellen 44. 

Ostrowo-Kämpfer! Reich, Willi, geb. 01.11.1908, Patzetz, Kreis Calbe, Fhj.-Uffz., 1. Gren.-Ausb.-Batl. 94 in Ostrowo/Posen, (Offz.-Schule), früher Steuerinsp. in Marienwerder. Letzte Nachricht vom 15.01.1945. Wer ist mit meinem Schwiegersohn zusammen gewesen und kann über weiteren Verbleib des Vermissten Auskunft geben? Kreissparkassen-Insp. Emil Sprigath, geb. 01.11.1877 in Pr. Holland, früher Pr. Holland. Schernenstraße (sehr undeutlich, kann auch anders lauten).  Nachricht erbeten an Karl Annowski, Wierthe über (20b) Braunschweig. 

Achtung, Königsberger! Wer kann mir über das Schicksal des Steinsetzmeisters Adolf Fiedler, geb. 25.08.1880, letzter Wohnsitz: Königsberg, Neue Dammgasse 38, Auskunft erteilen? Näheres erb. an Waldemar Drewnack, (17b) Immenstaad-Bod.  

Pahslack, Magdalena, geb. Till, geb. am 11.10.1913 in Kalthagen, Kreis Lyck, zuletzt wohnhaft In Pr.-Eylau/Ostpr. wird gesucht von Gertrud Behrendt, (22c) Bonn, wohnhaft in (20b) Lobmachtersen über Salzgitter.

 

Wer kann mir Auskunft geben über den Verbleib meines Mannes Ob.-Wachtmstr. Andreas Erdtmann, geb. am 23.10.1912 in Klawsdorf, Kreis Rößel; wohnhaft in Könlgsberg/Pr., General-Litzmann-Str. 97. Er kam etwa Mitte Dezember 1944 nach Mohrungen zur Schw. Art. zur Ausbildung. (War sonst Flak-Transport III). Letzte Nachricht etwa 10.01.1945 aus Mohrungen. Wer war mit ihm zusammen und könnte mir Nachricht geben, wo er geblieben ist. Auch für die geringste Auskunft wäre Ich sehr dankbar. Frau Agathe Erdtmann, Landolfshausen 46, Kreis Göttingen.  

Uffz. Reinhold Reinke, geb. am 31.03.1905 in Nettienen. wohnhaft gewesen Königsberg/Pr., Rosenauerstraße 58. Feldp.-Nr. L 53 427, wurde Ende April 1945 im Samland gefangen genommen, war Ende Mai 1945 im Gefangenenlager Stablack-Süd und kam von hier mit einem Transport weg. Wer war mit ihm zusammen und weiß etwas über seinen Verbleib und sein Schicksal? Nachricht erbittet Frau Gertrud Reinke geb. Probsthain, Hamburg-Altona, Eggersallee 6. 

Welcher Russlandheimkehrer kann Auskunft geben über meinen Mann, Gefr. Fritz Mehl, geb. 02.11.1904 in Grünhaus, Kreis Gumbinnen, wohnhaft gewesen in Gumbinnen, Straße der SA 78, letzte Feldp.-Nr. 39 954; letzte Nachricht vom 09.01.1945 aus Polen bei Krakau. Nachricht erbittet Frau Charlotte Mehl, geb. Hennemann, Luckenwalde bei Berlin, Anhaltstr. 6.  

Allenstein, Gerhard, Stabsintendant, geb. 14.09.1912, aus Ludwigswalde (Ostpreußen). Letzte Feldp.Nr.: L 11 203, Lg. Pa. München 2. Geriet am 10./I11. Mai 1945 im Raum von Dt.-Brod (CSR) in russische Gefangenschaft. Wo ist Ltn. Pleß, mit dem er zusammen war? Nachricht erbittet Edith Rave, geb. Allenstein, (14b) Rottenburg a. N., Metzelplatz 7.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meiner Frau Marie Schulz geb. Melzer aus Worleinen, Kr. Osterode (Ostpreußen). Drei Wehrmachtsangehörige, die in meinem Hofe vom 19. zum 20.01.1945 übernachteten und angeblich nach Thüringen weiter wollten, haben Fr. Schulz mit ihrem Pkw. mitgenommen. Hat dann aber am 28.01.1945 aus Kahlholz, Post Balga, bei Herrn Pultke, die letzte Nachricht nach hier gegeben. Von dort aus fehlt bisher jede Spur. Nachr. erbittet E. Schulz, Berlin N 20, Bellermannstr. 24.

 

Wer kann Auskunft oder einen Hinweis geben über meine zuletzt in Königsberg, Samlandweg 12, wohnhaften Eltern Friedrich und Anna Palwait? Letzte Nachricht vom 25.03.1945. Nach Mitteilung eines Bekannten soll mein damals 72jähriger Vater im Juni 1945 in Königsberg-Lauth gewesen sein und erzählt haben, dass er beim Einmarsch der Russen zusammen mit seiner Ehefrau aus der brennenden Wohnung vertrieben und nach der Haberderger Kirche gebracht worden sein, wo Männer und Frauen voneinander getrennt worden seien. Nachricht erb. Oskar Palweit, Kiel, Bolestr. 2. 

Gesucht werden: Professor Dr. Meyer, Königsberg/Ostpreußen., seiner Zeit. Direktor des slawisch. Seminars; gesucht von Finanzpräsident a. D. Ernst Müller, Darmstadt, Ohlystraße 69. - Willy Koy, Litzmannstadt, Lutzerstraße 2, gesucht von Frau Klapper, Wiesbaden, Taunusstraße 40.  

Soldaten der von Grollmann-Kaserne in Osterode, Ostpreußen.: Russlandheimkehrer! Wer kann mir über den Verbleib meines seit Mitte Jan. 1945 vermissten Vaters Hptm. Gerhard Schmaeling, Auskunft geben. Bei den Endkämpfen bei Gilgenburg/Ostpreußen, Nähe Tannenbergdenkmal war er zuletzt als Batl.-Komm. eingesetzt und fehlt seit diesem Zeitpunkt jegliches Lebenszeichen. Für jede auch noch so geringfügige Mitteilung, gegen Rückerstattung sämtlicher Auslagen, dankt Ihnen Ralph Schmaeling, München 27, Gaußstraße. 4 II.

 

Gesucht werden Angehörige des kürzlich in den USA verstorbenen Fred Timler, der am

15. August 1881 in Lavisch Kehlen (wohl bei Angerburg Ostpreußen) geboren sein soll. Wer kann nähere Angaben über das Vorkommen des . Namens Timler machen? Mitteilungen werden erbeten an Ostpreußenbund in Bayern e. V., München 22, Himmelreichstr. 3, und an Rechtsanwalt Dr. Behling, Berlin W 30, Neue Bayreutherstr. 3.

 

Suche Fleischermeister Blaurock aus Königsberg, Sackheim. Im August 1944 total ausgebombt. War nachdem im Geschäft seines Schwiegersohnes Fleischermeister Harmgardt oder so ähnlich tätig. Fleischerei war auf dem Sackheim in der Nähe der Kirche. Nachricht erb an Frau Anna Wuttke, (19b), Rieder/Harz, am Teich 3 (früher Rauschen, Ortsteil Kirtigehnen/Samland).  

Gesucht wird Frau Eva Gronau, da Brief für sie bei „Ostpreußenbund Bayern e.V.“, München 22, Himmelsreichstraße 3, vorliegt. 

Wer weiß Näheres über den Verbleib von Frl. Gertrud Wach, geb. 13.02.1919 in Perkappen, und Sohn Erhard, beide zuletzt im Januar 1945 in Königsberg (Pr.), Schönfließer-Allee oder angrenzende Straßen wohnhaft. Nachricht erbittet Alfred Eagle, Berlin-Charlottenburg 9, Reichsstraße 69a, Pflegevater des zweiten Sohnes von Gertrud Wach, Frank-Udo.  

Ich suche Frau Meta Klimmeck, geb. Wölk aus Dirschau. Ihr Mann war Bäckermeister in Dirschau. Nachricht erb. Bäckermeister Heidenreich, früher Elbing, Königsberger Straße 53, jetzige Anschrift: Karlsfeld bei München, BMW-Siedlung, Haus 17.

 

Achtung, Königsberger! Wer kann mir über das Schicksal meiner zwei Söhne Karl-Heinz Ruhnke, geb am 10.04.1932, und Wolfgang Ruhnke geb. am 26.07.1933 in Königsberg geben? Angeblich sollen die Kinder nach dem Tode der Mutter in ein Waisenhaus gekommen sein. Letzter Wohnort ist Königsberg, Luisenallee 78, gewesen. Sollen aber später nach Laut oder Liep evakuiert sein. Nachricht erbittet der Vater Hans Ruhnke, Stuttgart, Relenbergstraße 16.

 

Oberleutnant Egon Ganswindt, Landwirt aus Winrichsrode, Kreis Neidenburg/Ostpreußen, letzte Feldpostnummer 31817 A, letzte Nachricht vom 22.06.1944 aus dem Raume von Witebsk. Nachricht erb. an Frau Gertrug Behrendt, (22c) Bonn Ermekeilstr. 15.

 

Wer kann mir die Amchrift von Herrn W. Habedank (ehem. 1. Gen.-Stabs-Offz. Der 715. I. –D.)  geben? Oder leben noch einige Kameraden der 3. Schwdr. R. R. I Insterburg, oder der 6. Radfahrer-Schwdr., Kav.-Regt. 4, Allenstein? Kameraden meldet Euch! Benötige dringend für 131. Gesetz einige Unterlagen. Lebt noch unser ehem. Spieß W. Hänelt? Nachricht erb. R. Schlusnus, (22b) Schwabsburg, Kreis Mainz, Untere Straße 1. 

Wer kann Auskunft geben über: C. J. Maurer, früher Lehrer an der höheren Baumschulen-Lehranstalt in Posen. Zuletzt Soldat an der Westfront. Familie Stullgies, früher Lehrer in Pöwen bei Tollmingen (Ostpreußen); Frau Anna Preuß deren Ehemann im Januar 1945, Ernst Preuß (Telegr.-Insp.) ins Krankenhaus gebracht wurde. Früher Königsberg, Reichardtstraße 7; Schuhmachermeister Johann, früher Königsberg., Beethovenstraße; Landwirt Friedrich Fligge, früher Rosignaiten bei Drugehnen, Kreis Samland. Nachricht erb. an Karl Annowski, Ober-Tel.-Insp. a. D., Wierthe über (20b) Braunschweig.  

Ich suche meine Eltern: Ernst und Anna Fechter, geb. Schlottke, Schlosser bei Schichau in Elbing, Horst-Wessel-Str. 139. Wer kann mir Nachricht über deren Verbleib geben? Siegfried Fechter, München 23, Schellingstraße 48.

 

Ich suche meine Frau: Helene Kalanke, geb. Wirkus, aus Ostseebad Rauschen, Karlstr. 4. Villa Friedwinkel. Ich bin als Gärtnergehilfe bei der Stadtgärtnere! Königsberg von 1930 -1933 tätig gewesen. Wer kennt mich oder meine Frau und wer kann mir bescheinigen, dass ich unter Gartenbaudirektor Schneider die Gehilfenprüfung gemacht habe? Wer kennt die Anschrif von Gartenbauarchitekt Dannenberg aus Königsberg? Werner Kalanke, München – Pasing, Landsberger Straße 479, bei Hironimus.

 

Ernst Maluck, Rechtsanwalt und Notar aus Elbing, gesucht von Rechtsanwalt und Notar Dietrich Boukies in Göttingen, Weender Straße 31, Tel. 27 74.

 

Achtung, Russlandheimkehrer! Wer weiß etwas über das Schicksal meines Sohnes Heinz Cikaitis, geb. am 20.09.1924 in Bodenhausen, Kreis Goldap. Soldat der

Feldpostnummer 19 7773 B, vermisst seit 10.09.1943 in Russland, südlich des Ladoga-Sees. Nachricht erbittet Familie Albert Cikaitis, (20b) Lehre bei Braunschweig, Triftweg 24.

 

 

Seite 15   Familienanzeigen

 Unserem am Pfingstsonntag in Goslar (Harz) heimgerufenen Gemeindeglied, dem samländischen Bauernvater, Landwirt Johannes Medler, Norgau, danken wir für seine bewährte, vielseitige Hilfsbereitschaft und stille Treue. Er ruhe in Frieden, und Gottes Licht leucht ihm. Römer 2,6. Kirchengemeinde Thierenberg, Samlandkreis Fischhausen

 

 Ihre Vermählung geben bekannt: S. F. C. Samuel H. Nace, Harrisburg/Penns. U.S.A. und Jutta Nace, geb. Janz, Weinheim, Bergsgtraße, Birnenstraße 13, früher: Bartenstein, Ostpreußen. 11. April 1951

 

 Gott legt uns eine Last auf; aber Er hilft uns auch. Psalm 68, 20. Ihm sei immerdar Lob und Ehre, Anbetung und Dank, Ruhm und Preis! Für alle mir anlässlich meines 25jährigen Ordinationsjubiläums und 50. Geburtstages entgegengebrachten guten Wünsche und lieben Aufmerksamkeiten danke ich sehr herzlich. Es ist mir leider nicht möglich, jedem Einzelnen persönlich meine Freude darüber auszudrücken. Diese anerkennenden Zeichen eines treuen Gedenkens und fester Verbundenheit haben mich auf meinem Krankenlager ermuntert, gestärkt und mit neuer Tatkraft erfüllt. Pfingsten hat es uns allen wieder bekundet: Wesen und Trachten des Geistes bleibt Leben und Friede. Römer 8, 6. Richard Paluk, Thierenberg, in Hamburg-Rissen

 

Beschluss      4 II 10/51

Der Arbeiter Richard Dormeyer,aus Kolenfeld Nr. 24, Kreis Neustadt a/Rbge. hat beantragt, die verschollene Bäuerin Helene Dormeyer, geb. Belusa, zuletzt wohnhaft in Salden, bei Herzogskirchen, Kreis Treuburg (Ostpreußen) für tot zu erklären. Die Verschollene wird aufgefordert, sich spätestens bis zum 15. August 1951 bei dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden kann. Alle, die Auskunft über die Verschollene geben können, werden hiermit aufgefordert, dem Gericht bis zu dem oben bestimmten Zeitpunkt Anzeige zu machen. Neustadt a/Rbgge., den 5. April 1951            Das Amtsgericht.

 

Drei deutsche Legionäre (Ostpreußen, z. Zt. in Indo-China, im Alter von 22, 23 und 24 Jahren, wünschen Briefwechsel mit Mädels im passenden Alter. Zuschrift erb. unter: Legionär Heinz Nickoleit, Mle. 64 495, S. P. 70 788 G. C. R., Par B. C. M. G. Paris, T. O. E .

 

Selbstfindige, erfahrene Hausangestellte für sämtl. Aufgaben eines Haushalts von 2 Erwachs, und 2 kl. Kindern, ausgenommen die schwere Arbeit, durch vollberufstät. Ehepaar mittl. Alters, für 1. Juni mögl. in Dauerstellung gesucht. Praktische Wohnung, eig. Mans.-Zimmer. Hildegard von Machul, geb. Schieweck (früher Lötzen/Ostpr.), Frankfurt/M. 1, Kleiststr. 31, Tel. 5 78 18.

 

In Davos, wo er Heilung von seinem Leiden suchte, starb am 8. Mai 1951 unerwartet nach einer Operation mein geliebter Mann, mein lieber Pappili, unser Bruder und Neffe, Günther Reschke, im 37. Lebensjahr.

In tiefer Trauer: Gerda Reschke geb. Hermann und Dagmar Jürgen Reschke, Wolfgang Reschke, Meta Salewsky. Die Beisetzung hat In Lübeck stattgefunden. Lübeck, Mönkhoferweg 87, Celle, Bremerweg 97

 

Lebensmittel, Spirituosen, Feinkost, Weine, Karl Feyerherd, Geismartor – Ladenstraße. Früher: Insterburg, Ostpreußen

 

Kohlen und Brennholz, Teichmann, Wisenstraße 7, Früher: Sagan, Schlesien

 

Brot- und Feinbäckerei, Kuchen aller Art zu allen Festlichkeiten werden prompt geliefert. Bäckermeister B. Lange, Lange Geismarstraße 43. Früher: Heiligenbeil, Ostpreußen

 

Hans Wenske, Bürobedarf – Buchdruckerei, Weender Straße 27, Ruf 20 54, Früher: Marienwerder, Westpreußen. Flüchtlingen wird beim Einkauf 3% Rabatt gewährt.

 

Ölbilder und Aquarelle (Tiere und Landschaften aus Ostpreußen) bestellt man am besten direkt beim ak. Kunstmaler Hans Kallmeyer, früher: Königsberg, Pr., seit 1945 in Ranzenthal, Oberpflaz, 13a, Post Auerbach. Preise nach Vereinbarung, Ansichtssendung und Teilzahlung möglich. Bei Anfragen bitte Porto beilegen.

 

Volkstümlicher Schmuck aus der Heimat. Bernstein – Silber – Elch. Bitte Prospekt anfordern. Goldschmiedemeister Koschorreck, Kiel, Sophienblatt 85. Früher: Ostpreußische Schmuckkunst

 

Cuno Gotthardt, Inhaber Friedrich Bertram, Lederwaren und Sattlerei, Rote Straße 23. Früher: Marienburg, Westpreußen

 

Praxiseröffnung! Ich habe mich in Hamburg-Wandsbek, Wandsbeker Markststraße 48 I, als Zahnarzt niedergelassen! Krankenkassen! Dr. Gerhard Kaminski, Früher: Königsberg Pr.

 

 

Seite 15   Suchanzeigen 

Gesucht wird Frl. Anna Koenig, geb. 25.02.1867 zu Wartenburg (Ostpreußen), bis 1944 wohnhaft Königsberg, Ostpreußen, Triangel 2. War bis 1945 in Salchow bei Bunzow in Pommern bei Besitzer Kämpfer, soll dann nach Schleswig-Holstein gekommen sein. Nachricht erbeten an Frau Helene Günther geb. Groening, (13b) Landshut i. B., Innere Münchnerstraße 35 II.

 

Grenadier Helmut Serowy (letzte Anschrift (Januar 1945) Stettin 10. Panzer-Grd.-Ers.-,Batl. 5, Genesungskompagnie, früher Friseur-Meister in Angerapp/Ostpreußen, wird gesucht von seiner Schwester Frau Johanna Hoppe, (20b) Langenhagen über Herzberg Harz.

 

Achtung! Königsberger Kindergärtnerinnen, Lehrgang 1942/1944. Bitte Anschrift an Alinde Kohse, (13a) Kastell Windsor, Post Rettenbach bei Falkenstein/Obpf.

 

Heimkehrer aus Jugoslawien! Wer kann Auskunft geben über das Schicksal meines Sohnes, Stabsgefr. Joachim Fenkohl, geb. 07.02.1911 in Basten Kreis Rastenburg Ostpreußen. Letzter Wohnort Stargard in Pommern, Anschrift L 13 398 Wien, vermisst seit dem 24. Oktober 1944 nach den Kämpfen zwischen Belgrad und Sonederevo an der Donau. Nachrichten erbittet Frau Lina Fenkohl, Berlin W 30, Regensburger Straße 5.

 

Wer weiß etwas über das Schicksal meiner Tante Anna Gehlhaar, Königsberg, Kuplitzerstraße 6 c, zuletzt wohnhaft gewesen Kummeranerstraße 37 b. Seit August 1945 fehlt jede Spur. Nachricht erbeten an Eva Skrodzki, Wiesbaden, Waldstr. 82 (früher Braunsberg).

 

Frau Hedwig Tilly, Soldau/Süd-Ostpreußen. Wer kann mir etwas über das Schicksal meiner Tante berichten? Sie ist seit dem Einmarsch der Russen in Soldau verschollen. Um Nachricht bittet Frau Gerda Kaefer geb. Bretschneider, (31a) Windelsbleiche bei Bielefeld, p. Adr. Fa. Herrn. Windel.

 

Frau Lisa May geb. Trunz, z. Zt. Flatzbyholz bei Sörup, Kreis Flensburg, früher Königsberg/Pr., Lieberweg 89 II, sucht ihren Vater Hermann Trunz, geb. 8. November 1883, ihre Mutter Auguste Trunz, geb. 5. April 1885, ihren Bruder Albert Trunz, geb. 10. Sept. 1915. Geburtsort Bludau/Samland. Albert war Unteroffz., Feldp.-Nr. 04041, letzte Nachricht Januar 1945.

 

Wer kann Auskunft geben über meine Eltern und Geschwister, Familie Albert Wiegratz, aus Tilsit, Stadtheide, Dierschauerweg 26. Nachricht erbeten an Erich Wiegratz, Schnedinghausen über North.

 

Hans Fago, geb. 25.06.1895, Postschaffner aus Lötzen, Villa-Nova-Straße 4, Soldat der 1. Fahr-Ers.-Abt. 1, Bartenstein; seit 20. Januar 1945 keine Nachricht. Nachricht erbittet Frau Minna Fago. (22a) Solingen-Weyer, Haanerstraße 11.

 

Achtung! Elbinger! Wer weiß etwas über den Verbleib der Familie Hans-Erich Thyben, lnh. der Kohlenhandlung Jacobus Nachf., Traubenstr., Privatwohnung Königsberger Straße, Ecke Kegelstr.? Nachricht erbittet Familie C. Skribeleit, Bremen, Manteuffelstr. 35.

 

Russlandheimkehrer! Heinz Willisch, geb. 12.06.1927 in Goldap, sucht seine Angehörigen und bittet, sich an die Käsdorfer Anstalten bei Gifhorn-Hagenhof zu wenden, wo er sich befindet.

 

Elfriede Hildebrand aus Augstupönen über Brakupönen, Kreis Gumbinnen, etwa 30 Jahre alt, Edith Schaumann aus Gumbinnen, Goldaperstr., etwa 30 Jahre alt, Kurt Holz, Kassenangest. der Ver. Maschinen-Fabrik AG. Gumbinnen, wohnhaft gewesen Goldaperstr. 16, A. Gehrmann, Ober-Insp. in Geierswalde, Kreis Osterode, Bernhard Kater, Kraftfahrzeughandw. aus Gudwallen über Gumbinnen bei Weber, Emil Konrad, Bauer aus Jurgaitschen, Kreis Goldap, geb. 19.04.1904. Diese Personen werden von Angehörigen gesucht und bisher als vermisst betrachtet. Landsleute, die Angaben über den Aufenthalt machen können oder persönliche Meldung erbittet: Ostpreußenbund in Bayern, Orts- und Kreisverein München, Gruppe West, Langecker, Gruppenleiter, Landshuter Alice 125, IV.

 

Suche meinen Sohn Walter Kolossa, Gefr., geb. am 04.03.1925 in Kreuzofen. Kreis Johannisburg, letzte Feldpost-Nr. 27 040. Letzte Post vom 14.01.1945 bei Rawa in Polen. Angeh. d. Festungs-Park-Kp. I/IV 391. Slch.-Div. Um Auskunft bittet August Kolossa in Woltorf 87, Kr. Peine, früher Kreuzofen, Kreis Johannisburg.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib der Insassen des Löbenichtschen Hospitals in Königsberg? Suche meine Mutter Auguste Herrmann geb. Lange, 82 Jahre alt. Nachricht erbeten an Gertrud Herrmann, Stuttgart-Zuffenhausen, Zabergäustraße 98.

 

Suche Arbeitskameraden der Monopolverwaltung f. Branntwein in Königsberg. Ich brauche Belege dafür, dass ich bei der „Invalidität" pflichtversichert und auch Mitglied der Zusatzkasse des Reiches war. Fritz Mai, Oberblllingshausen über Nörten, oder Mörten-Hardenberg.

 

Gesucht weiden Max Biallas, Frau Helene, ehem. wohnhaft in Tilsit, Oberst-Hoffmann-Str., gegen Kriegsende nach Königsberg verzogen. Eisenbahnbeamter Paul Mitzkowski und Frau Auguste, Königsberg, Korinthendamm 12,  1944 in Suwalki (Sudauen) beschäftigt. Witwe Margarete u. Tochter Ruth Mitzkowski, Königsberg', Vogelstraße 6. Postinspektorwitwe Elise Klimmeck, Lötzen, Bismarckstr. 1 (Kinder: Dr. Walter Klimmeck, Ella Klimmeck und Frau Frieda Schmidt). Lederkaufmann Kurt Rohde aus Lyck, Kaiser-Wilhelm-Straße, mit Geschäft in Allenstein. Dr. Walter Krieg aus Lyck, Königin-Luise-Platz, zuletzt bei der Deutschen Botschaft in Belgrad. Weiß ein Heimkehrer zufällig etwas von dem Schicksal meines 1946 von den Russen verschleppten Schwiegervaters Rektor - Alfred Knies aus Lyck, Bismarckstr. 28? Sämtliche Nachrichten erbeten an Amtsgerichtsrat Bernt Buchholz, (16) Offenbach a. M., Dreieichring 40.

Landwirt Egbert Belau, Domäne Neuhof bei Heilsberg. Zuletzt im Februar 1945 auf dem Gefängnishof in Rastenburg gesehen worden. Wer kann Nachricht geben über seinen wahrscheinlichen Tod? Nachricht erbittet Frau Marianne Seidel geb. Belau, Göttingen, Jüdenstraße 14.

 

Gesucht wird Hans Dreyer, Königsberg, Mozartstr. 42, von Curt Rüggebrecht, (21a) Münster i. W., Langenstraße 30 I.

 

Gesucht werden Frau Anna und Fritz Scherhans aus Elbing, Herrenstraße, von Frau Marga Baltrusch, Reichenhall, Luitpoldstraße 12.

 

Wer war zusammen mit Funker Rudolf Steffen, geboren 17.05.1925 in Wonneberg (Kreis Rössel), Feldpostnummer 65 268 B, letzte Nachricht aus dem Raum Lyck, Mitte Januar 1945. Nachricht erbeten, an Franz Steffen, (22c) Brühl-Pingsdorf, Vorgebirgsstraße 7.

 

Wo befindet sich jetzt die Königsberger Wohnungsbaugenossenschaft, früher Königsberg, Schloßstr. ? Um Auskunft bittet Frau Wiesemann, Göttingen, Weender Landstraße 32.

 

Dringend gesucht, aus Königsberg werden Frau Agathe Weidner/Korittki, geb. Kleefeld, geb. 30.03.1???, wohnhaft gewesen Weidendamm Frl. Hildegard Korittki, Königsberg, Weidendamm a. d. Synagoe, Frau Marta Schmidt geb. Kleefeld, Herbartstr. 1, Lehrer Hugo Kleefeld, Glottau/Ostpreußen. Nachricht erbeten an E. Veit, Braunschweig-Querum, Eichelbrodtstraße 2.

 

Langanke, Frieda, geb. 11.01.1912, Allenstein, Eisenbahnstr. 17 (Hotel Fischer) soll im Mai 1946 nach Russland verschleppt worden sein. Wer war mit ihr zusammen und weiß etwas? Nachricht erbeten an Fr. Paula Krause, Hennstedt über Heide (Holst.). — Porbadnick, Martha, Allenstein, Kurtürstenetr. 6a, Wer weiß etwas?

 

Gesucht werden Tochter Elfriede Fotschki, Friseusin, geb. 15.07.1927 in Königsberg, Aweider Allee 54. Soll 1947 im Lager Dänemark gewesen sein. Nachricht erbeten an Charl. Korinth, Harixbeck, Westf. 21 a, Lasbeck 26 über Münster.

 

Gehde, Max, geb. 19.12.1904 in Haarschen, Kreis Angerburg. Letzte Post vom 10.01.1945 Kleice (Polen), Feldpost-Nr. 46 295 E. Nachricht erb. Frau Irma Gehde, Lübeck, Beckergrube 78.

 

Emil Reihs, geb. 16.01.1928, Geburtsort Voigtsdorf bei Lautern, Kreis Rössel/Ostpreußen, wurde Ende März 1945 mit vielen anderen Heimatkameraden nach Russland verschleppt, soll aber im August 1945 mit dem ersten Transport in Deutschland eingetroffen sein. Ein Kamerad ist mit ihm in Berlin zusammengewesen. Bis jetzt ist aber kein Lebenszeichen von ihm zu ermitteln. Welche Kameraden sind mit meinem Sohn zusammengewesen? Oder wer kann über seinen Verbleib berichten? Um Nachricht bittet seine Mutter Frau Maria Reihs, geb. Worm, sowie seine beiden Schwestern Maria Reihs und Martha Reihs, wohnhaft in Lüthorst Nr. 31, Kreis Einbeck.

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Sohn Obgefr. Kurt Scherwath, geb. am 06.08.1921, aus Bergental bei Nordenburg, Kr. Gerdanen/Ostpreußen Er war zuletzt vom Scharfschützenkursus Stablak nach Allenstein gekommen. Letzte Nachricht vom 15.01.1945 aus Allenstein/Ostpreußen. Ebenfalls suchen wir Familie Fritz Wieberneit aus Konradshof bei Ballethen, Kr. Angerapp (Ostpreußen). Nachricht erbeten an Gustav Scherwath, Kl.-Mahner, Post Salzgitter, Kreis Goslar.

 

Achtung Ostpreußen! Wer kann Auskunft geben über meinen in Russland vermissten Bruder Willi Beszon, geb. am 09.10.1913 zu Schauditten (Memelland). Vermisst seit dem 9. April 1944 bei Sewastopol auf der Krim. Letzte Feldp.-Nr. 48 615 B. Nachricht erbeten an Edith Beszon, Watenstedt, Wohnheim II/III, Sanitätsbaracke II.

 

Gesucht wird oder wer kann Auskunft geben über den Verbleib von Frl. Edith Reimer, geb. im Juni 1923, oder deren Vater, Bauer Erich Reimer, früherer Wohnort Schönwiese bei Gilgenfeld, Kreis Tilsit/Ostpreußen. Nachricht oder Auskunft erb. Rob. Teller oder Teiler, Friedrichstal, Karlsruhe, (17a) Baden, Luisenstraße 4.

 

Lehrer Fritz Harmgarth, geb. 17.04.1888, aus Königsberg, Hagenstraße 49, zuletzt bei einer Volkssturmabteilung, Brahmsstr. 38 - 42, gesucht von Ursula Harmgarth, Düsseldorf, Deutzerstr. 110 - 112.

 

Schwinge, Joachim, wurde am 20. Juli 1944 von Tapiau abgestellt, seitdem fehlt jede Nachricht (Feldpost-Nr. 37 702). War von Beruf Koch und beschäftigt bei der Mitropa-Hauptbahnhofswirtschaft Königsberg. Nachricht erb. an Martha Schwinge, (13b) Landshuth/Bayern, Gabelsbergerstraße 19 mit ?, da sehr undeutlich.

 

Rumänienkämpfer! Russlandheimkehrer! Wer kann Auskunft geben über Gefr. Fritz Hinz, geb. 25.06.1911, Wichenen, Kreis Fischhausen/Samland. Letzte Heimatanschrift Königsberg (Pr.), Kraußallee 53/55, letzte Feldpostnummer 21 405 B Rumänien, vermisst seit 13.08.1944. Auch für die geringsten Anhaltspunkte und Mitteilung bin ich sehr dankbar. Geben Sie bitte Auskunft an Frau Ernestine Hinz, (13a) Würzburg-Frauenland, Kolpingstraße 7 (am Main).

 

Kutz, Hedwig, geb. 26.12.1890, war bei der Stadtsparkasse in Königsberg (Pr.) tätig und deren Vater Kutz, Karl, geb. 02.07.1864, werden gesucht. Beide wohnten In Königsberg (Pr.), Kaplanstraße 21 und sollen im Februar 1945 nach der Charlottenstraße 17 I. Tr. verzogen sein. Nach dem Einzug der Russen in Königsberg (Pr.) soll Hedwig Kutz bei einer Frau Henschke oder Genschke oder ähnlich klingenden Namen in Königsberg gewohnt haben. Wer war mit meinen Angehörigen zusammen und kann über Schicksal oder Verbleib Auskunft geben? Nachricht erb. an Fr. Frieda Scheffler, geb. Kutz, Flensburg, Friedrichstr. 11. Unkosten werden gerne erstattet.

 

Achtung Heimkehrer! Wer kann Auskunft geben über das Schicksal meines Mannes Fritz Kress, Gend.-Hauptwachtmeister, geb. 22.08.1909 in Herford (Westf.). Vermisst seit

31. 12. 1944. Zul. gew. als Zugwachtm. des l/II. Pol.-Wach-Batl. in Lauffen Kr. Sichelberg, Bezirk Zichenau (Polen). Heimatanschr. Waldheide Kreis Tilsit-Ragnit. Wer kann es bestätigen, dass er Gend.-Hauptwachtm. gewesen ist (zwecks Rentensache). Nachricht erb. Frau Herta Kress, (20b) Grone-Göttingen, Krugstraße 9.

 

Russlandheimkehrer! Wer kann uns etwas über den Verbleib unseres Sohnes Horst Freywald, aus Königsberg, Holländerbaum 10a, Feldpost-Nr. 34 225 A berichten! Er ist 1945 auf Hela gefangengenommen worden und soll 1947 in einem Gefangenenlager bei Moskau gewesen sein. Für jede Nachricht wären dankbar die Eltern Karl Freywald, Iserlohn in Westfalen, Grünertalstraße 17.

 

Gesucht wird Ernst Plonus, Gerichtsvollzieher aus Elbing, Gr.-Hommelstraße durch E. Becker u. Gustav Heidenreich, Bäckermstr., aus Elbing, Königsberger Straße, jetzige Wohng. München 68, BMW-Wohnsiedlung.

 

Suche Frau Frieda Kux geb. Müller, geb. 12.07.1907 oder 1908 in Rastenburg. Bis zum Russeneinfall in Königsberg, zuletzt im Sommer 1947 gesehen worden. Nachricht erb. Frau Alma Wittkowski, Bebra, Eisenachstraße 28.

 

Achtung, Insterburger! Suche meinen Mann Fr. Thomaschewski, geb. 27.10.1884. Letzter Wohnsitz: Insterburg, Kyffhäuser-Ring 17. Nachricht erbeten an Frau A. Thomaschewski, (20b) Bortfeld 162 über Braunschweig.

 

Obergefreiter Paul Flader, Feldpost-Nr. 19 325, geb. 15. Mai 1910 in Wermelskirchen (Rhld.), letzte Nachricht aus russ. Gefangenschaft 1946 aus dem Lager UdSSR Moskau, Postfach 58. Er kam nach Angaben von Heimkehrern in der Nacht vom 8. zum 9. August 1946 mit einem Transport von Russland in Frankfurt/Oder an und blieb dort als nicht transportfähig zurück. Nach Angaben des Helmkehrer-Lagers Frankfurt-Cronenfelde wurde er am 9. August 1946 in ein russ. Lazarett (Kriegsgef.-Lager) eingeliefert, sei aber nach wenigen Tagen als gesund und transportfähig entlassen worden. Wer war im August 1946 im Lazarett 69 und kann Angaben machen über sein Schicksal? Um Nachricht bittet Familie August Flader, Burscheid, Bez. Aldorf, Griesberg 932.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib von Otto Behrendt, geb. 21.08.1895, zuletzt Zivil-Angestellter bei Kartenstelle Lg.-Kdo. I Königsberg/Pr., wohnhaft gew. Königsberg/Pr., Samitter-Allee 154 II (vorher Sensburg/Ostpreußen). Letzter Diensteinsatzort Wormditt, Januar 1945. Rektor a. D. Otto Blosat oder dessen Angehörige, zuletzt wohnhaft Braunsberg, Logenstraße 3. Bertha Farnsteiner, Besitzerfrau, Emma Blosat, Besitzerfrau aus Maszuiken, Kreis Schloßberg. Nachricht erbeten an ehem. W.-Oberinspektor d. Lw. Ernst Behrendt, Westheim/Schw., v. Rehlingenstr. 44 (Heimatort Sensburg/Ostpreußen).

 

Ich suche meinen Mann, Major Ludwig Leeb, zuletzt Kommand. eines Brückenbatl. Nr. 26, letzte Feldpostnummer: 28 934. Vermisst bei Brusnik seit 17. Januar 1945. Mit ihm zusammen Stabsarzt Dr. Sauer und Leutnant Losse,, Nachricht erbeten an Frau Erna Leeb München 8, Brahmsstraße 1 III links.

 

Achtung, Russlandheimkehrer! Wer weiß etwas über das Schicksal meines Sohnes Hans- Joachim Brösicke, Hauptm. u. Batteriechef im Panzer-Art.-Reg. 78 bei der 7. Thüringer Panzerdivision? Mein Sohn ist am 14.12.1943 zwischen Shitomir und Korosten bei Fede-rowka/Malin unverletzt in russ. Gefangenschaft geraten. Letzte Feldpostnummer 18 884 D. Kameraden seiner Einheit, schreibt bitte an Oberstudien-Dir. Karl Brösicke, Berlin SW 29. Lilienthal-Str. 8 pt.

 

Karl Heinz Schäffer, geb. 09.08.1908 in Allenstein, Prov.-Verwaltungsrat in Königsberg - Landeshaus. Zuletzt Stabs-Intendant bei der Wehrkreisverwaltung Königsberg. Feldpostnummer 09 876. Seit Ende Februar 1945 in Königsberg vermisst. Nachr. erbittet: Wilhelm Schäffer, Prov.Oberbaurat a. D., (21b) Siegen/Westf., Schulstraße 50, früher Allenstein.

 

Heimkehrer! Wer kann Auskunft geben über Günter Ukat, geb. am 22.01.1935 in Neuwalde, Kreis Insterburg (Ostpreußen). Im Juni 1947 von Insterburg nach Litauen Wilkowischken gegangen. Nachricht erb. an Frau Köhler in Rikier, Post Steinbergkirche, Kreis Flensburg, Holstein.

 

 

Seite 16

 I. Großmutter und Enkelkind am Sonntag

E.: „Großmuttake, et lett (läutet)!" —

G.: „Datt kann eck nich heere!" —

E.: „Großmuttake, et fiddelt!" —

G. : „Juch, juch, juch, wo sonn mien kleen Schlorrskes?" (Holzpantoffeln)

 

IL Hans, der Langschläfer

Mutter: „Hans, stoa opp, de Himmelke gruut!" —

Hans: ,,Loat äm man grue, he ös oolt jenoog!" —

Mutter: „Hans, stoa opp, de Vägelkes singe!" —

Hans : ,,Loat se man singe; se hebbe kleene Käppkes onn bool utjeschloage!" —

Mutter: „Hans, stoa opp, de Moos ös gar!" —

Hans.: „Wo ös mien Läpel vom halwe Schäpel (Scheffel)?" —

 

III. Der Hütejunge und der Bauer

(Nach der Aufzeichnung von Karl Plenzat)

„Hans, hast de Schoap öm Stall?"

      „Na, meent He denn önne Stoaw?" —

      Hast ok alle Schoap to Huus gejoagt?"

— „Joa, ons Wort, man bloß dem schwartkoppsche nich." —

„Na, to wat hast em nich to Huus gejoagt?"

      „Na, he kunn nich meer renne!" —

      „On worom kunn he nich meer renne?"

      ,,Na, de Wulf hett em gebäte!" —

      „Kräät, Jung, hett he em denn seer gebäte?"

— „Ach nä, ons Wort, Kopp on Zoagel ligge noch doa!" —

„Weer de Hund nich da? Hett he nich gebellt?"

— „Na, singe on bäde kann he doch nich!" —

„Jung, Kräät, böst denn dem Wulf nich noa gerennt?"

— „Na, väranlope, war öck em doch nich!" — ,

„On wo rennd he henn? Rennd he äwrem Barg?" —

— „Na, dorchem Barg warrt he doch nich renne. —

„Wacht Jung, dat warr öck die vom Lohn afteene!"

      „Na, tolegge wart He mi doch nuscht!" —

      „Kräät, Jung, mottst du ömmer dat letzte Woort behoole?"

      „Na, dat eerschte lett He mie joa nich!" —

 

Dieses Zwiegespräch eines typisch „drei-bastigen" ostpreußischen Hütejungen mit seinem Bauern war in unserer Heimat in zahlreichen Variationen bekannt. Der Verfasser hat selbst etwa 1920/23 drei verschiedene Fassungen in „Unsere Heimat" (Allenstein), der Zeitschrift des „Ostdeutschen Heimatdienstes" (1919 - 1934), veröffentlicht; leider heute nur noch Bruchstücke im Gedächtnis. Wir bitten deshalb unsere Leser um ähnliche Zusendungen.

 

IV. Irdische Glückseligkeit

 Ein junger Pferdeknecht, Liebhaber der „Trakehner , und ein junger „Schweizer , stolz auf seine schwarzbunte Herdbuchherde, unterhalten sich in der Tilsiter Niederung über ihr höchstes Glück auf Erden. „Öck micht Dagäwa oppem Peerd ligge", sagt der „Trakehner". — Antwortet darauf der „Tilsiter": „Onn öck micht Schmand ut Molles (Schmand - Sahne aus Bachtrögen trinken) supe!"

 

V. Der Papagei und „lausend Torf"

Bie de Buasche kömmt e Föschwief. Onn wie se dem Föschkoarf afdeckt onn a Buasche de Fösch zeige wöll, springt de Katt to onn tawöscht eene Fösch. De Buasche göfft a Katt e paa möttem Bessern, onn de Katt rennt undret Bädd.  

Onn däna Tied kömmt ook de Torffahra onn schriet: „Fruuke, wolle Se Torf keepe?" —  

De Buascha hadd ook e Papagei. Onn wie de Torffahra groads froagt, da schriet de Papagei:

„ Dusend!" Onn önn däna Tied, wo de Buasche noaha Schättel jeiht, de Fösch rönntonehme, fangt de Torffahra ook an, de dusend Stock afftoloade. Da kömmt ook all de Buasche ut a Koama torigg, stutzd onn meent: „Öck hebb doach keine Torf bestellt.'' — „Nanu, seggt de Torffahra, „Se hebbe doch ut a Stoaw jeschräge, dusend'."  

„Foats jeiht da Buasche „Licht opp; se tawöscht ömm Bessern onn göfft dem Papagei e Rabbas. Onn de Papagei rasch undret Bädd, wo de Katt noach am Fösch frätt, on seggt toa Katt: „Hast ook Torf jekoaft?" Onn e Katt ärgert datt, datt he se noach utze wöll, un tawöscht dem Papagei onn rennt möttem oppe Lucht (Dachboden).

 

Önn dena Tied kommt ook de Bua na Hus, onn de Papagei schriet em to: „Herrke, nu reis' öck mött a Katt opp de Lucht!"

So hadd de Buasche ährem Papagei valare, onn de Dusend Torf mußd se ook betoaln.

 

 

Seite 16   Tilsit, die Stadt „ohne gleichen“

Foto: Tilsit – Schenkendorfplatz. Aufn.: Gross

 Auch die Gründung der Grenzburg Tilse im Jahre 1288 durch den Deutschen Ritterorden am linken Memelufer und an der Mündung des gleichnamigen Flüßchens war eine Schutzmaßnahme gegen die Raubüberfälle der Litauer. Gegenüber dem benachbarten und bedeutenderen Memel trat die Bedeutung von Tilsit zunächst noch zurück. Erst 1552 wurde dem Marktflecken durch Herzog Albrecht von Brandenburg das Stadtrecht verliehen, und seither nahm Tilsit als reger Handelsplatz eine ständig wachsende Bedeutung im Güterumschlag des weiten östlichen Hinterlandes ein. Riesige Holzmengen kamen in Flößen den Memelstrom herab, Schweizer und Nassauer Kolonisten brachten den Tabakbau in die Niederungen, und die Viehzucht führte zu einer Milchveredelung, die im „Tilsiter Käse" Weltruf erlangte. Im Juli 1807 gelangte Tilsit durch den Friedensschluss Preußens mit Napoleon zu jener traurigen Berühmtheit, die Preußen mit der Hälfte seines Gebietes bezahlte. Hier stimmten Napoleon I. und der Zar Alexander I. auf einem Floßzelt in der Memel ihre Politik ab, und hier suchte Preußens Königin den harten Sinn des Korsen umzustimmen.  

Die Erinnerung an die Königin Luise wurde in Tilsit pietätvoll bewahrt, nicht nur in Denkmälern und Bauten, von denen die 416 m lange Luisen-Brücke das bedeutendste war, sondern in Vers und Lied und im Herzen der Bevölkerung. Hier sang Max von Schenkendorff nach der Erhebung Yorks in der unweit von Tilsit gelegenen Mühle von Poscherun die ritterlichen Lieder von Freiheit und Recht, hier schilderte Hermann Sudermann die Seele der Menschen am Memelstrom. Eine Industrie- und Handelsstadt inmitten von alten Parks und prächtigen Anlagen am Rande des lebenspendenden Stromes war Tilsit geworden, „die Stadt ohne gleichen", wie sie einer ihrer Söhne liebevoll nannte.

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