Ostpreußen-Warte, Folge 03 vom März 1952

Ostpreußen-Warte

Folge 03 vom März 1952

 

Seite 1   Foto: Unser schönes Ostpreußen: Blick auf die Kreisstadt Osterode, eine Gründung des Deutschen Ritterordens

 

 

Seite 1   Deutscher Osten als Spielball der Weltpolitik

Von Botschafter a. D. Herbert von Dirksen

Im Laufe des vergangenen Jahres sind die deutschen Heimatvertriebenen durch das Empfinden seelisch gehoben worden, dass das Problem des deutschen Ostens immer mehr in das Rampenlicht der Weltöffentlichkeit rückte. Die Blicke des Auslands richteten sich auf unsere Gebiete jenseits der Oder und Neiße. Mit Genugtuung wurde in Deutschland davon Kenntnis genommen, dass eine amtliche Veröffentlichung des State Department (Nr. 4107) sich mit den Methoden der sowjetischen Politik in Deutschland befasst und unsere Ostprovinzen als das bezeichnet, was sie sind: als polnisch-besetztes deutsches Staatsgebiet.

 

Auch in den letzten Wochen ist der deutsche Osten wieder in den Mittelpunkt des Weltinteresses gelangt; aber nicht im Sinne der Anerkennung unserer gerechten Ansprüche, sondern als ejn Faktor im Kräftespiel zweier Großmächte: Frankreichs und der Sowjetunio. Unsere Ansprüche werden in diesem Zusammenhang jedoch nicht als eine Wunde am Körper Europas behandelt, die der Heilung bedarf, sondern als ein Spielball der Weltpolitik.

 

Der große Gedanke einer Verteidigung Europas gegen die Gefahr aus dem Osten durch den Aufbau einer westeuropäischen Streitmacht drohte durch den Ansturm des französischen Parlaments gegen eine gleichberechtigte Beteiligung Westdeutschlands zu scheitern. Um der Besorgnis vor einem Dutzend deutscher Divisionen und dem Wunsch der Aufrechterhaltung des kontinentalen Übergewichts Frankreichs Nachdruck zu verleihen, erhob die Nationalversammlung Einwendungen gegen die Beteiligung von Ländern, die territoriale Ansprüche erhöben. Der Anspruch Deutschlands auf seine Ostgebiete wurde dadurch als eine friedensgefährdende Aggression gebrandmarkt. Die Tatsache, dass selbst die angelsächsischen Mächte auf der Konferenz von Moskau 1947 die Rückgabe von Teilen des deutschen Ostens gefordert hatten, wurde mit Stillschweigen übergangen.

 

Die Sowjetunion nützte in dem Bestreben, den deutschen Verteidigungsbeitrag um jeden Preis zum Scheitern zu bringen, diese Stimmungen der französischen Kammer unverzüglich aus. Mit der Skrupellosigkeit, die ihn auszeichnet, nahm der Kreml eine Kehrtwendung in seiner Deutschlandpolitik vor. Noch im Januar hatte die Sowjetzonenregierung ihre Taktik befolgt, die Forderung gesamtdeutscher Wahlen - womit sie natürlich Vierzonenwahlen meinte - erneut vorzubringen in der Berechnung, dass der Wunsch der Deutschen nach Wiedervereinigung ihr Sympathien zuführen oder wenigstens Unruhe und Spaltung in das deutsche Lager hineintragen würde.

 

Wenige Wochen später - Mitte Februar - wandten sich Grotewohl und Dertinger nicht an Deutschland, sondern an Frankreich. In dem Bestreben, Frankreich aus der gemeinsamen Front des Westens herauszubrechen, boten sie dem Kabinett Faure die Freundschaft der Sowjetzonenregierung, also des Ostblocks, auf der Grundlage des Potsdamer Abkommens an. Zur Tarnung des politischen Frontwechsels schlug Moskau eine allgemeine Konferenz vor, die Deutschland den Frieden wiedergeben solle. Dem Gedanken des europäischen Zusammenschlusses wurde durch den Hinweis Rechnung getragen, dass der Osten eine umfassendere alleuropäische Integration im Sinne habe.

 

Mit der Plumpheit, die manche politischen Intrigen des Politbüros kennzeichnet, wurde aber durch diese Grotewohlsche Liebeserklärung an Frankreich der Finger auf recht empfindliche Stellen in der politischen Meinungsbildung Frankreichs gelegt: auf die Tendenz mancher Kreise, durch eine Wiederaufnahme der früheren Freundschaft mit Moskau den amerikanischen Bestrebungen zu entgehen, einen deutsch-französischen Ausgleich sowohl in der Saarfrage wie hinsichtlich der europäischen Armee herbeizuführen.

 

Vielleicht hat dieser Zwischenakt im großen weltpolitischen Geschehen das eine Gute, dass er das deutsche Problem, also die Notwendigkeit des Zusammenschlusses von Westdeutschland und der Sowjetzone und der deutschen Ostprovinzen in aller Klarheit aufgezeigt und den inneren Zusammenhang zwischen einer Anerkennung unserer Ansprüche im Osten und in Bezug auf das Saargebiet dartut.

 

Die westliche Welt wird dann erkennen müssen, dass eine überzeugte Integration Deutschlands in den Westen, sei es Nato- oder Schumann-Plan, nur möglich ist, wenn unsere Gleichberechtigung und unser Recht, das auf der Grundlage höchster ethischer Forderungen ruht, anerkannt wird und nicht als Spielball für machtpolitische Manöver dient.

 

Geschieht das nicht, so werden die Strömungen in der deutschen Öffentlichkeit sich verstärken, die einen Zusammenschluss wenigstens der vier Besatzungszonen um den Preis der Neutralisierung von der Sowjetunion einhandeln wollen. Dass nicht nur dieser Preis, sondern noch mehr vom Kreml für die dauernde Entwaffnung Deutschlands erzielt werden könnte, bestätigt auch ein so guter Russlandkenner wie Alexander Werth in der Januar-Ausgabe der englischen Zeitschrift „The Political Quarterly" mit dem Satz: „Um der Neutralisierung Deutschlands willen könnte Russland sogar bereit sein, Ostdeutschland als kommunistische Speerspitze aufzugeben und Westeuropa überhaupt, oder wenigstens für viele Jahre, abzuschreiben."

 

Diejenigen Kreise im Ausland, die der Welt mit angeblichen Gebietsansprüchen Deutschlands und mit dem kriegerischen Geist der Heimatvertriebenen" Angst machen wollen, sollten sich an die „Charta der Heimatvertriebenen" erinnern, die wir uns selbst gegeben haben und die unseren Friedenswillen feierlich verkündet. Sie sollten unsere Vertriebenenpresse lesen und die äußerste Zurückhaltung, um nicht zu sagen Ablehnung, feststellen, mit dem sie zur deutschen Wiederaufrüstung Stellung nimmt. Dann würde eine Verleumdungskampagne aufhören, die schweren Schaden stiften kann.

 

 

Seite 1   Noch ist es nicht zu spät! Die Vertriebenen - Korrespondenz schreibt:

Nachdem der Entwurf des Lastenausgleichsgesetzes in der Fassung der 2. Lesung vorliegt, haben die Sachverständigen des BVD unter Vorsitz von Dr. Kather (Königsberg) sich eingehend mit dem vorliegenden Ergebnis befasst und eine Stellungnahme erarbeitet.

 

Das geschätzte Aufkommen von 2,2 Milliarden DM ist in Höhe von einigen 100 Millionen DM noch ungewiss. Selbst wenn es gelingt, das Hereinkommen auch dieser Beträge sicherzustellen und selbst wenn weiter im Rahmen der in diesem Stadium der Beratungen noch gegebenen Möglichkeiten gewisse Erhöhungen des Aufkommens erreicht werden, dann bleibt immer noch die erschütternde Tatsache bestehen, dass schon die Hausratshilfe knapp zum Zuge kommt und dass für die eigentliche Eingliederung auch nicht eine Mark zur Verfügung stehen wird, zum mindesten nicht in den ersten Jahren. Daraus folgt, dass die alte Forderung von Dr. Kather auf Bereitstellung von mindestens 4 Milliarden allein für die Zwecke der Eingliederung für die ersten 3 Jahre nur erfüllt werden kann, wenn eine Vorfinanzierung, in dieser Höhe gelingt. Diese Forderung wird mit allem Nachdruck aufrechterhalten; wenn sie nicht erfüllt wird, ist das Gesetz für die Vertriebenen und sicher auch für alle Geschädigten im Ganzen unannehmbar.

 

Der im Entwurf vorgesehene Anreiz durch Gewährung eines Disagios, das auf der Grundlage eines Zinses von 10 Prozent errechnet werden soll, ist nach übereinstimmender Ansicht der Fachleute - und zwar nicht nur des BVD - nicht geeignet, eine ins Gewicht fallende Vorfinanzierung sicherzustellen. Eine Vorziehung der Abgabe in größerem Umfange auf diesem Wege würde außerdem eine untragbare Schmälerung des Gesamtaufkommens zur Folge haben.

 

Daraus folgt zwingend, dass entweder ein Anreiz durch Steuervergünstigung gegeben wird - der sicherste Weg zu einer wirksamen Vorfinanzierung - oder dass das Mittel des erhöhten Zinsdruckes angewendet wird, evtl. auch alle drei Wege miteinander verbunden werden.

 

Jedenfalls muss das Problem auf die eine oder andere Weise gelöst werden. Der Bund der vertriebenen Deutschen muss jetzt sein ganzes Gewicht zur Erlangung eines tragbaren Kompromisses in die Waagschale werfen. Jede Zwietracht muss aufhören, die Vertriebenen müssen sich wie ein Mann hinter ihre Wortführer stellen.

 

Die Bundesregierung und die anderen Bundesorgane müssen sich darüber klar sein, dass es unmöglich ist, den Lastenausgleich gegen den geschlossenen Widerstand der Vertriebenen bzw. aller Geschädigten zu verabschieden. Sie müssen sich weiter darüber klar sein, dass die Entscheidung über den Verteidigungs-Beitrag bei dieser Gelegenheit weitgehend präjudiziert wird. Ein Gesetz, das das Problem der Eingliederung ungelöst lässt, wird die etwa vorhandene Bereitschaft der Vertriebenen in dieser Frage mit Sicherheit beseitigen.

 

Noch ist es nicht zu spät, verantwortungsbewusste und gerechte Entscheidungen über den Lastenausgleich zu treffen

 

 

Seite 2   Hans-Henning Podzun. Vom Schicksal ostpreußischer Truppenteile

Die Benachrichtigung der Angehörigen von Gefallenen und die Aufklärung des Schicksals von Vermissten galt allen Einheiten des deutschen Heeres als vornehmste Aufgabe. Die Angehörigen hatten darüber hinaus das Recht, etwas über den Raum und die näheren Umstände zu erfahren, unter denen die Verluste eingetreten waren. Wenn man die jetzt zusammengestellten Vermisstenlisten von vier traditionsreichen ostpreußischen Divisionen vor sich hat, kann man bei oberflächlicher Beurteilung allerdings zu der Ansicht gelangen, dass diese vornehmste Aufgabe im Laufe des Krieges mehr und mehr vernachlässigt und zuletzt womöglich ganz vergessen wurde.

 

Die Listen für die 1., 21. und 61. I.-D., die zuletzt in Ostpreußen kämpften, enthalten je 3000 Namen und stellen ein erschütterndes Dokument für den opferschweren Einsatz bei der Verteidigung der Heimat dar. Die Liste der 11. Division ist demgegenüber wesentlich kürzer, obwohl diese Truppe ebenfalls ununterbrochen in schweren Kämpfen lag, doch die Front in Kurland wurde gehalten, so dass die Verluste bei dieser Division bis zum 7. Mai 1945 zu übersehen waren.

 

Für alle ostpreußischen Divisionen kam besonders erschwerend hinzu, dass die Angehörigen der meisten Soldaten sich in der verlustreichen Endphase des Krieges bereits auf der Flucht befanden, sodass auch die wenige Post, die noch abgeschickt werden konnte, den Empfänger nicht mehr erreichte. Der größte Teil aller Vermissten des Krieges gab noch im Januar 1945 eine letzte Nachricht an die Angehörigen. Im März kam die Postverbindung fast völlig zum Erliegen, viele Einheiten waren inzwischen aufgerieben, Aufzeichnungen über Verluste blieben in den Kartentaschen von Gefallenen oder wurden bei der Gefangennahme abgenommen.

 

Nach der Kapitulation wurde das letzte Gefüge des deutschen Heeres zerbrochen, an eine ordnungsgemäße Abwicklung für die einzelnen Verbände, wie sie 1918/19 stattfand, war nicht zu denken. Von den erhalten gebliebenen Unterlagen gingen viele noch nach dem Kriege unter, den allgemeinen Verirrungen verloren! Mit sehr begrenzten Mitteln und Möglichkeiten nahmen sich die verschiedensten Suchdienste der Aufklärung von 2 Millionen Einzelschicksalen an, bis die mühevolle Arbeit einheitlich durch das Deutsche Rote Kreuz zusammengefasst wurde. Noch heute warten die Angehörigen von 1,2 Millionen Soldaten auf eine erste Nachricht. Auch sie sind sich darüber im Klaren, dass ein großer Teil dieser Vermissten als gefallen betrachtet werden muss, doch solange sie keine sichere Nachricht erhalten, bleibt es ihr furchtbares Schicksal, in quälender Ungewissheit zu leben.

 

Eine Voraussetzung, zumindest aber eine Erleichterung für die Aufklärungsarbeit ist die Kenntnis des Schicksals der Einheit, zu der der Gesuchte gehört hat. Leider fand sich keine deutsche Behörde, die entsprechende Berichte wenigstens für die größeren Verbände zusammenstellte und veröffentlichte. Während bereits mit Eifer an den Vorbereitungen für die Aufstellung neuer Divisionen gearbeitet wird, bleiben die Pflichten, die aus den Opfern des noch nicht überwundenen Krieges erwachsen, unerfüllt. In weiten Kreisen ist allein schon die Erwähnung eines ehemaligen Truppenteils noch heute höchst unerwünscht, obwohl hinter der nüchternen Bezeichnung jeder Division das Schicksal von Tausenden steht. Wo sich einzelne Frontgemeinschaften auf die eingangs gezeichnete Aufgabe besinnen und eine Zusammenkunft veranstalten, werden sie in der umerzogenen Presse als unbelehrbar und militaristisch geschmäht.

 

In den privaten Suchanzeigen ist die Angabe der Feldpostnummer immer noch vorherrschend, obwohl die meisten Soldaten ihre Nummer kaum noch kennen. Dies gilt insbesondere für die Offiziere, die durch Versetzungen im Laufe des Krieges eine ganze Reihe von Feldpostnummern hatten. Ein Artillerieregiment hatte beispielsweise fünf verschiedene Nummern für den Stab und die vier Abteilungen, die jede wiederum vier Zusatzbuchstaben A, B, C und D für den Abt.-Stab und die einzelnen Batterien hatten. Die hervorgehobene Angabe der offenen Truppenbezeichnung (Division, Rgt. Kompagnie) zwingt weit stärker zur Aufmerksamkeit. Wo solche Angaben in Suchanzeigen erfolgen, kann man häufig Fehler in der Kombination erkennen, sei es, dass die Zusammenstellung nicht stimmt oder dass die bezeichnete Truppe niemals in dem angegebenen Raum eingesetzt war. Diese Irrtümer bei den Angehörigen sind verständlich, denn der Soldat durfte Ortsangaben und offene Truppenbezeichnungen nicht benutzen. Außerdem war das deutsche Heer mit seinen Sonderverbänden und Spezialtruppen so kompliziert gegliedert, dass die Zusammenhänge kaum noch zu übersehen waren, zumal sich auch das Kriegsgeschehen selbst auf den verschiedensten Schauplätzen abspielte.

 

Die nachfolgenden Ausführungen sollen einen Überblick über die Gliederung und den Einsatz der ostpreußischen Truppenteile vermitteln und das Schicksal dieser Verbände skizzieren. Zugleich mögen sie die Erinnerung an die Divisionen wachrufen, mit denen sich die ostpreußische Bevölkerung besonders verbunden fühlte.

 

Rein ostpreußische Divisionen gab es nicht, sie erhielten ihre Ergänzung vorwiegend durch Rheinländer und Westfalen, womit sich eine glückliche Verbindung ergab, die sich in allen Lagen bewährt hat. Die landsmannschaftliche Zusammensetzung wurde im Laufe des Krieges immer verschwommener, doch der ursprüngliche Charakter blieb vorherrschend. Hier sollen alle Divisionen des Heeres berücksichtigt werden, die durch den Wehrkreis I (Königsberg) aufgestellt wurden.

 

Vor dem Kriege standen in Ostpreußen neben der 1. Kavallerie-Brigade drei Infanteriedivisionen, die nach Einführung der Wehrpflicht aus den Reichswehrregimentern 1 (Königsberg), 2 (Allenstein) und 3 (Deutsch - Eylau) entwickelt worden waren, nämlich die 1., 11. und 21. Infanterie-Division. Im Zuge der Mobilmachung traten Teile dieser drei Divisionen zur 61. I.-D. (2. Welle), im Frühjahr 1940 weitere Teile zur 291. I.-D. (9. Welle) und im Herbst 1940 zur 121. I.-D. (11. Welle). Diese sechs Divisionen fühlten sich als Schwester- und Tochterdivisionen besonders eng miteinander verbunden, zumal sie mehrfach Schulter an Schulter im schwersten Einsatz lagen.

 

Die Aufstellung nennt die einzelnen Divisionen in der Reihenfolge ihrer Nummern, alle haben in gleicher Weise bis zum Letzten ihre Pflicht erfüllt. Außer der Aufzählung der einzelnen Regimenter werden Stichworte für die Einsatzräume und zur näheren Kennzeichnung einige Namen aus der Reihenfolge der Divisionskommandeure genannt. Die Divisionseinheiten (Pi.-Btl., Füs.-Btl., Pz.-Jäg.-Abt., Nachr. Abt. und Sanitätsabteilung sowie die Versorgungstruppen) trugen in der Regel die gleiche Nummer wie das Artillerieregiment. Die Infanterieregimenter wurden am 01.11.1942 in Grenadierregimenter umbenannt. Das Regiment 22 der 1. I.-D. trug die Bezeichnung „Füsilier Regiment", das I. Bataillon des G.-R. 2 der 11. I.-D. führte als Jägerbataillon die Ortelsburger Tradition fort. Der Elchkopf als taktisches Zeichen wurde von zwei Divisionen geführt, von der 291. I.-D. in Gelb und von der 11. I.-D. in Rot, von dieser jedoch im schwarz-weißen Wappenschild. Die Grenadierregimenter der 21. I.-D. kennzeichneten sich durch schmale farbige Bändchen über den Schulterklappen: G.-R. 3 weiß, G.-R. 24 rot und G.-R. 45 gelb. Verhältnismäßig bekannt war auch die Wolfsangel als Zeichen der 206. Division.

 

1. Kavallerie-Division: Als Kavallerie-Brigade (Gen. Feldt) im Polenfeldzug - Feldzug in Holland und Frankreich - Vormarsch in Richtung Orel-Tula - Okt. 41 Rückmarsch nach Ostpreußen, Abgabe der Pferde und Umbildung bei Gotha bzw. Paris in die

 

24. Panzer-Division: Pz.-Rgt. 24, Pz;.-Gren.-Rgt. 21 und 26, Pz.-Artl.-Rgt. 89 - Mai 1942 Kiew -Stalingrad - Neuaufstellung in der Normandy. August 1943 Italien - Jan. 1944 Nikopol – Rumänien - Ungarn - Slowakei - Januar 1945 Ostpreußen Heiligenbeil - Samland - Reste nach Schleswig-Holstein. ( Kommandeure: Ritter von Hauenschild - v. Nostitz-Wallwitz).

 

1. Infanterie-Division: G. R. 1, Füs.-Rgt. 22, G. R. 43, A. R. 1 - Polen - Westfeldzug - Leningrad - 1944 Süd- und Mittelabschnitt - Okt. 1944 Ostpreußen - Samland - Frische Nehrung - Reste nach Schleswig-Holstein. (Kleffel - Grase - v. Krosigk - v. Thadden).

 

11. Inf.-Div.: G R. 2, 23 und 44, A. R. 11 - Polen - Biarritz - Wolchowstroy - Leningrad - Febr. 1944 Narwa - Riga - 6 Kurlandschlachten - am 8. Mai 1945 mit Teilen nach Schleswig-Holstein eingeschifft, Reste in Gefangenschaft. (Bock, v. Boeckmann, Thomaschki, Burdach, Feyerabend).

 

21. Inf.-Div.: G. R. 3, 24, 45, A. R. 21 - Polen - West - Wolchowstroy - Leningrad - Pleskau Walk - Riga - Tauroggen - Goldap - Heiligenbeil - Samland - Restteile von Stutthof und Steegen aus nach Schleswig-Holstein (v. Both, Sponheimer, Matzky, Sensfuß, Foertsch, Götz).

 

61. Inf.-Div.: G. R. 151, 162, 176, A. R. 161 - Polen - Dünkirchen - Ösel - Reval - Tichwin - Wolchow - Leningrad - Narwa - Kurland - Gumbinnen - Heiligenbeil - Apr. 1945 Reste von der 21. I.-D. aufgenommen - Reste Div.-Stab und A. R. 161 in Königsberg (Bastion; Sternwarte); (Hänicke, Hühner, Krappe, Sperl).

 

114. Jäger-Div.: 1941 als 714. I.-D. gebildet - Jäg.-Rgt. 721, 741, A. R. 661 - Partisaneneinsatz Balkan - Fiume - Adriafront Italien (Stahl, Bourquin, Ehlert, Strahammer).

 

121. Inf.-Div.: G. R. 405, 407, 408, A. R. 121 - Leningrad - Wolchowschlacht - Pleskau - Abwehrschlachten im Baltikum - Kurland (Jahn, Lancelle, Wandel, Prieß, Busse, Ranck).

 

161. Inf.-Div.: G. R. 336, 364, 371, A. R. 241 - Aufstellung Jan. 1940 (7. Welle) - Mittelabschnitt - Südabschnitt - Dnepropetrowsk - 1944 nach schwerem Einsatz aufgelöst (Drekmann, v. Groddeck).

 

206. Inf.- Div.: G.R.301, 312, 413, A. R. 206 – Sommer 1939 aufgestellt (3, Welle mit hohem Anteil an älteren Jahrgängen - Polen – West - Durchbruch durch die Stalinstellung – Nevel -  Sil"- Welikiji Luki - Wolgabogen , Juni 1944 in der Schlacht um Witebsk aufgerieben - Teile zur 391. Sicherungs-Division

(Höfl, Hitter)

 

217. Inf.-Div.: Aufstellung wie 206. I.-D. - G.R. 311, 346, 389, A.R. 217 – Polen – Flandern – Nordabschnitt – Herbst 1943 Südabschnitt – nach schweren Verlusten im Raum von Kiew aufgelöst (Baltzer)

 

244. Inf.-Div.: Aufstellung im Herbst 1943 (20. Welle - G.R. 932, 933, 934, A. R. 244 - Belgien - Südfrankreich - im Raum von Marseille aufgerieben.

 

291. Inf-Div.: (gelber Elchkopf) G. R. 504, 505, 506 A.R. 291 – 9. Welle - Nordabschnitt - Tichwin - Peterhof - Welikije Luki – Kiew - Januar 1945 im Brückenkopf Baranow zerschlagen etwa 70 Prozent in Gefangenschaft geraten (Herzog. Goeritz, Eckholt, Finger).

 

340. Inf.-Div.: Jan. 1941 als 14. Welle - G. R. 694, 695 696, A.R. 340 - Frankreich - Mai 1942 Südabschnitt - Kiew - im Sommer 1944 schwer angeschlagen - Neuaufstellung bei Thorn durch den Wehrkreis XX und Umbenennung in 340. Volksgrenadier-Division - Aachen - Ardennenoffensive (Tolsdorff).

 

349 Inf.-Div.: Okt. 1943 als 21. Welle - G. R. 911, 912, 913, A. R. 349 - Frankreich – April 1944 Mittelabschnitt - schwer angeschlagen - Neuaufstellung als 349. Volksgrenadier-Division - Brückenkopf Heiligenbeil - Apr. 1945 Restteile von der 21. I.-D. aufgenommen - Peyse -  Pillau (Koetz)

 

383. Inf.-Div.: Winter 1941/1942 als 17. Welle – G. R. 531, 532, 533, A. R. 383 - Südabschnitt - Mittelabschnitt - Orel - Sommer 1944 aufgerieben

 

542. Inf.-Div.: Juli 1944 als 29. Welle, in der 32 Welle umbenannt als 542. Volksgrenadier-Division - Mittelabschnitt, vermutlich an der Weichsel und im Februar 1945 aufgerieben.

 

Außer diesen aufgeführten Divisionen hat der Wehrkreis I vier Divisionen aufgestellt, die 1940 bereits wieder aufgelöst oder in Feldkommandanturen umgebildet wurden (228., 311., 395., 399) und zwei Reserve-Divisionen, die als Ausbildungseinheiten die Ersatz- und genesenden Truppenteile von ostpreußischen Divisionen umfassten (141. und 151. Div.).

 

Alle Angaben stützen sich lediglich auf private Aufzeichnungen, die erst nach dem Krieg zusammengestellt wurden, auf Auskünfte ehemaliger Truppenführer, auf Berichte von Mitarbeitern an der Dokumentenreihe „Die deutschen Divisionen 1939 – 1945“ sowie auf einige wenige Veröffentlichungen mit klaren Truppenbezeichnungen deutscher und ausländischer Verfasser. Korrekturen und Vervollständigungen werden mit Dank entgegengenommen.

 

 

Seite 2   Aufwertung der Ostsparguthaben

Vom Bundestag wurde das „Gesetz zur Umstellung der Reichsmarkguthaben heimatvertriebener Sparer" angenommen. Nach diesem Gesetz werden die Heimatvertriebenen, soweit sie ihre Sparbücher gerettet haben oder wenigstens bestimmte Dokumente vorweisen können, nun bei einem Kreditinstitut diese Sparguthaben mit 6,5% umwerten können. Alle diejenigen, die keine Sparbücher mehr vorweisen können, sind von der Umwertung ausgenommen und müssen auf den allgemeinen Lastenausgleich warten. In das Gesetz sind die laufenden Konten und Giro-Guthaben nicht einbezogen worden. Ihre Anmeldung kann erst im allgemeinen Lastenausgleich geschehen.

 

Keiner der Anspruchsberechtigten bekommt vorläufig Bargeld in die Hand, sondern lediglich eine Ausgleichsgutschrift, die allerdings verpfändet und beliehen werden kann und ab 1. Januar 1952 mit 4% verzinst wird. Die Auszahlungen sollen ratenweise nach sozialen Gesichtspunkten vorgenommen werden. Hierzu wird die Bundesregierung Richtlinien ausgeben.

 

Anmeldungen jeder Art sind vorläufig nutzlos. Es muss erst abgewartet werden, bis das Gesetz Rechtskraft erhält, da die Zustimmung des Bundesrates noch aussteht Es werden dann Anmeldeformulare ausgegeben werden. Von der Bundesregierung wird durch Rechtsverordnung noch bestimmt werden, welche Ersatzdokumente und nach welchen Gesichtspunkten Beweisstücke entgegen genommen werden. Unsere Leser werden wir über den Wortlaut des Gesetzes unterrichten, sobald es Gesetzeskraft erhalten hat.

 

 

Seite 2   Noch 500 Waisenkinder in Bartenstein .

Berlin. In zwei Waisenhäusern werden in der ostpreußischen Kreisstadt Bartenstein über 500 deutsche Waisenkinder von den polnischen Stellen zurückgehalten. Es handelt sich um Kinder die nicht nur aus Bartenstein und Umgebung, sondern zu einem Teil auch aus der Königsberger Gegend stammen. Die Leitung der Waisenhäuser arbeitet bewusst darauf hin, die Kinder völlig ihrem Deutschtum  zu entfremden. Besonders die mehr als 400 Vollwaisenkinder, die in Gebäuden am Stadtwald untergebracht sind, werden zwar gut gepflegt und gekleidet, aber vollkommen polnisch erzogen. Die Kinder kennen nicht mehr ihren Namen und wissen nichts von ihren Eltern, auch können sie kein Wort Deutsch mehr sprechen, da ihr Unterricht von ausgewählten Lehrkräften nur in polnischer Sprache erfolgt. Ferner werden die Kinder streng in der bolschewistischen Ideologie erzogen.

 

 

Seite 2   Heimat-Rundschau

Allenstein. Nach Berichten von Flüchtlingen werden deutsche Männer bis zu 55 Jahren und deutsche Mädchen und Frauen im Alter von 16 bis 45 Jahren zu mehrwöchigen militärischen Lehrgängen herangezogen und an Maschinengewehren ausgebildet. Während dieser Lehrgänge sind die Frauen und Mädchen in Barackenlagern untergebracht. Der Dienstplan entspricht dem der polnischen Wehrmacht.

 

Danzig. Die Ruine der Marienkirche hat ein neues Dach erhalten. Die Langgasse, einst Herzstück der Stadt, ist eine stille Geschäftsstraße geworden, mit nachgemachten alten Fassaden, hinter denen sich moderne Büroräume befinden. Die Vororte blieben meist unzerstört.

 

Lyck. Die polnischen Reisebüros machen seit dem Sommer vorigen Jahres große Propaganda für Ferienaufenthalte in den masurischen Seen. Die Städte Lyck, Lötzen, Goldap und Osterode werden vom Warschauer Mittelstand besucht, während die Oberschicht die Ostseebäder bevorzugt.

 

Gumbinnen. Infolge des Mangels an Arbeitskräften nimmt die Versteppung der Äcker und Felder ständig zu. Besonders im nördlichen Ostpreußen hat die Verwahrlosung der Ländereien großes Ausmaß angenommen. Nach neuesten Berichten ist die Einöde Russlands bis nach Gumbinnen und Insterburg vorgedrungen.

 

Insterburg. Die Stadt wurde zu einer Festung und zu einer Versuchsstation für neue Waffen ausgebaut. Neben den Lagern, in denen die Rotarmisten ausgebildet werden, sind in Insterburg und Wehlau auch Ausbildungslager für Volkspolizisten der Sowjetzone eingerichtet. Die Küste bis hinauf nach Memel und die Gegend um die ostpreußische Hauptstadt Königsberg weisen starke militärische Befestigungen auf.

 

Pillau. Am Frischen Haff liegen sieben stark bewachte V-Waffen-Stationen. Memel wurde sowjetische U-Boot-Station. Zwischen Memel und Pillau sind zwanzig Forts gebaut worden.

 

Königsberg. Das Zentralorgan der KPSU, „Prawda", veröffentlichte in letzter Zeit verschiedene Meldungen über die Aufbaupläne und durchgeführten Bauten in Königsberg und Pillau. In Königsberg sind danach „architektonische Werkstätten" dabei, Projekte für Häuser auszuarbeiten, die in nächster Zeit an der Karl-Marx-Straße bzw. Kastanienallee erstehen sollen. Am „Stalingrader Prospekt" sei kürzlich ein neuer Wohnblock bezogen worden. Insgesamt seien im Jahre 1951 in „Kalininggrad" 30000 qm Wohnraum errichtet worden, aus Pillau berichtet die „Prawda", dass dort „neue Straßen mit schönen Häusern" entstanden seien. Außerdem seien zwei Fischerdörfer an der ostpreußischen Küste „erweitert" worden.

 

 

Seite 2   Erfolg der Heimatortskarteien

Rund 130 000 beurkundete Sterbefallanzeigen hat die Zentrale Namenskartei jetzt der Zentralstelle  Heimatortskarteien der Kirchlichen Wohlfahrtsverbände übergeben, da die Anschriften der nächsten Angehörigen dieser Gefallenen bislang von den bisherigen Bearbeitern nicht ermittelt werden konnten. Auf Grund der Heimatortkarteien wird nun ein Teil dieser Anschriften gefunden und die Anzeigen zugestellt werden können. So ergab eine Probebearbeitung durch die Heimatortskarteien für Ostpreußen in Neumünster, dass von 400 Sterbefallanzeigen nun 105, d. h. 25 Prozent den Angehörigen zugestellt werden konnten. Da das gesamte Material unsortiert übernommen wurde, sind Einzelanfragen gegenwärtig zwecklos Es genügt, wenn der zuständigen Heimatortskartei die frühere und letzte Anschrift mitgeteilt wird.

 

 

Seite 3   Fotos: Fuchshöfen, Kreis Königsberg-Land. (Nach einem alten Stich.) Südseite mit Pregel, ganz links im Hintergrund die Kirche von Arnau. Bild rechts: Vorderfront des Gutshauses mit Auffahrt von der Hofseite aus.

 

Seite 3   Fotos: In dem strengen und schneereichen Winter 1935 kam das Damwild, vom Hunger getrieben, bis auf den Hol der Revierförsterei Hinterdamerau, Kreis Orteisburg

Aufn.: R. Desens

 

 

Seite 3   Ein ostpreußisches Kunkellchen. Aus der Geschichte von 1685 - 1945

Von Carla von Bassewitz

Friedrich Wilhelm III., brandenburgischer Kurfürst und erster souveräner preußischer Herzog, belehnte nach einer alten Urkunde im Jahre 1685 seinen „viellieben Professor und Minister“ Paul Freiherr von Fuchs, Sohn eines Stettiner Superintendenten, mit ausgedehnten Ländereien im Herzogtum Preußen. Es waren die sogenannten „Wolfshöfenschen Güter" der ausgestorbenen Familie von Kreytz oder „Creytzen" und bestanden, wie aus den Ortsnamen in mehreren Urkunden ersichtlich ist, aus dem größten Teil der späteren Landkreise Königsberg und Wehlau.

 

Über Leben und Arbeit des Staatsmannes Freiherrn von Fuchs unter zwei Kurfürsten gibt ein Buch von H. Salpius, ausführlich Auskunft. Hier dagegen sei berichtet, wie aus einer rein männlichen Handlung ein Kunkellehen, d. h. ein weibliches Fideikommiss (Kunkel-Spindel!) unter Ausschließung männlicher Erbfolge geworden und bis in unser Jahrhundert hinein geblieben ist.

 

Der Minister von Fuchs benannte Wolfshöfen nach seinem Namen in „Fuchshöfen" um und baute sich noch im gleichen Jahr ein Wohnhaus dort, wo seine Güter an den Grundbesitz der drei Städte (Altstadt, Kneiphof und Löbenicht) stießen, die zusammen die Stadt Königsberg bildeten: Auf den Hügeln des Pregelufers. Von hier aus konnte er weit ins Land hineinsehen, den blinkenden Wasserlauf entlang, über weidende Herden, Fischerhäuser und Bauernhöfe hinweg, über die goldene Kugel auf der Spitze der Arnauer Ordenskirche, deren Patronat mit seinem neuen Besitz verbunden war - bis nach den Türmen von Königsberg ferne am Himmelsrand - wo der zweite Herrscher, unter dem er wirkte, zum ersten preußischen König gekrönt werden sollte . . .

 

Hier entstand, mit dicken Mauern und großen Fenstern, ein zweistöckiges, gestrecktes Herrenhaus - ganz einfach, aber mit edlen Linien und ausgewogenen Proportionen für das Auge desjenigen, der zu sehen versteht... Wie konnten wir dem alten Herrn, dessen nicht schönes, aber geistvolles Gesicht unter der mächtigen Allongeperrücke ein zeitgenössischer Kupferstich darstellte - diese Wahl nachempfinden! Welchen schöneren Zusammenklang von Baustelle und Baustil hätte er finden können!

 

Das Haus war mit „Mönchen und Nonnen", d. h. ineinandergreifenden «Dachziegeln, gedeckt, von innen sorgfältig verschalt, der Dachboden so geräumig, dass er noch 1922 senkrecht und waagerecht geteilt, und 10 Mansardenstübchen mit einem Trockenboden darüber eingebaut werden konnten! Die Fronten lagen nach Osten und Westen, so dass in jeden Winkel einmal am Tage die Sonne kam, die ganze Fläche war in Feldsteinfundamenten tief unterkellert. So baute man im Osten zum Schutz gegen die raue Witterung! Unter dem pregelwärts gerichteten Südgiebel muss vorher ein viel kleineres Haus mit der Breitseite nach dem Flusstal gestanden haben, das Paul v. Fuchs abgerissen haben mag. Denn hier ging es aus dem gleichmäßigen Kreuzgewölbe der Keller durch eine fast zwei Meter dicke Feldsteinmauer noch einmal 30 Stufen hinunter in ein riesiges Tonnengewölbe. Fachkundige fanden dies baulich so schön, dass sie dem letzten Besitzer in unserem Jahrhundert ernstlich rieten, hier eine „Trinkstube für Gäste" einzurichten, um den Anblick der weitgespannten Wölbung auch andern zugänglich zu machen. Warum er es nicht tat? Er hatte Platz genug für seine Kinder und Freunde in den hohen hellen Räumen darüber, die alle ohne Korridor ineinander gingen und sich um das Treppenhaus innerhalb der Eingangshalle lagerten. Wieviel Gäste ließ die schwere Doppeltür mit den geschnitzten Fuchsköpfen nicht im Lauf der Jahre aus und ein!

 

In ihrer Urform ebenfalls von Paul von Fuchs stammen die Anlage des Wirtschaftshofes vorne, dessen eines Gebäude noch ganz aus Feldsteinen gebaut wurde und bis zuletzt „der Stemerspeicher" hieß - sowie der 46 Morgen große, hügelige Park hinter dem Hause, welches mit beidem durch Rasenplätze verbunden war.

 

Dass die lebensgroßen Gemälde des Großen Kurfürsten, seiner beiden Gemahlinnen und seiner drei Söhne - das in Perlmutter und hellem Holz eingelegte tischgroße Schachbrett, sowie die einige Meter hohen und breiten Gobelins mit Jagd- und Trinkszenen in Trachten der damaligen Zeit persönliche Geschenke des Kurfürsten sind, steht fest. Dass er „seinen viellieben Minister" auch persönlich in Fuchshöfen besucht hat, ist wahrscheinlich. Hat er sich doch intensiv mit Verfassung, Wirtschaft und Gesamtwohl seines Herzogtums Preußen beschäftigt, dessen Souveränität von allen europäischen Staaten anerkennen lassen, und die Verteidigung des Landes gegen den Schwedeneinfall persönlich geleitet. Ein weiteres Bild in Fuchshöfen mit der Aufschrift: .Der Große Kurfürst fährt über das Haff" zeigte ihn, im Schlitten stehend, die Pelzdecke halb heraushängend, das kühne Profil nach Osten gerichtet - während ein Höfling mühsam mit einer Hand eine Pergamentrolle festhält, und mit der andern dem Kutscher den Weg weist, der im schneidenden Sturm auf blankem Eis die scharf beschlagenen Pferde kaum halten kann.

 

Minister Paul Freiherr von Fuchs war verheiratet mit Louise Frommond, deren Vater, wie der seine, höherer Geistlicher war, und hatte zwei Kinder. Aus der Zeit, in der sein Sohn Johann Paul Fuchshöfen besaß, stammen vermutlich die gepressten Goldledertapeten, die zarte Seidenbespannung der Wände, die Rosenmalerei in einem unter Kunstschutz gestellten Zimmer, - hauchfeines chinesisches Porzellan und ein französischer Gobelin aus dem frühen 18. Jahrhundert. Unter den kunstvoll verzierten Kachelöfen trägt einer in jeder einzelnen Kachel das Alliance-Wappen Johann Pauls und seiner Frau, Anna Francellina von Wylich. Er war so lang und tief, dass er nur mit Backholz, von der Länge ländlicher Brotbacköfen, geheizt werden konnte.

 

Außer seinem Sohn Johann Paul hatte der Minister noch eine Tochter Charlotte, verheiratet mit Staatsrat von Schmettau, genannt „der Schokoladenonkel", weil er auf seinem Bilde im himmelblauen Frack mit der Pergamentrolle seines Amtes, neben sich eine vergoldete „Mundtasse" mit Schokolade auf einem Tischchen stehen hat. Von diesem Paar stammten gegen 200 Jahre die Besitzerinnen von Fuchshöfen ab, und das ging so zu:

 

Johann Paul, der Sohn des Ministers, starb jung und hinterließ als Erben der Güter seine Witwe Anna Francellina, geb. von Wylich, und sein Töchterchen Anna Louise Sophie, geb. 1703 - nach einem frühen Bilde ein freundliches und liebliches Kind. Es überstand mit seiner Mutter die Pestzeit in Preußen 1708 bis 1710 und wuchs in Fuchshöfen auf. Der in Königsberg geborene und gekrönte Sohn des Großen Kurfürsten, König Friedrich I. starb 1713, und Friedrich Wilhelm I. bestieg den preußischen Thron. Als sparsamer und umsichtiger Fürst, dem die Wiederbesiedlung und spätere Blüte Ostpreußens nach Pest und Krieg zu verdanken ist, wollte er den noch vorhandenen privaten Reichtum dem Lande nutzbar machen. So wünschte er, seinen militärisch fähigen, aber durch Kartenspiel in Schulden geratenen Feldmarschall Grafen Lottum zu sanieren, ohne dass es dem Staat etwas kostete - nämlich durch Heirat mit der jungen, besitzlichen Witwe Fuchs. Es ist begreiflich, dass sie sich weigerte!

 

Was aber geschah darauf? Der Schreiberin dieser Zeilen ist es durch ein altes Fräulein von Buttlar aus dem Königsberger Damenstift in der Landhofmeisterstraße aus einem in ihrer Familie erhaltenen Privatbrief erzählt worden. Sie rauchte dazu eine ganz männliche schwarze Zigarre, und bemerkte mit einem ganz weiblichen, feinen Lächeln: „Ja, ja, meine Liebe, hier gehen Sie überall auf historischem Boden!" Der Brief besagte, dass der König zwei Kompanien Soldaten nach Fuchshöfen legte, welche die Witwe Fuchs „ratzekahl fraßen", bis sie einwilligen würde, den Feldmarschall

 

 

zu heiraten .... Man stelle sich diese Besetzung im tiefsten Frieden vor 200 Jahren einmal so richtig praktisch vor! Es scheint absoluten Herrschern also schon immer allerhand möglich gewesen zu sein … Die Soldaten konnten auf dem hügeligen und landwirtschaftlich genutzten Fuchshöfer Gelände aber nicht unentwegt exerzieren, und mussten beschäftigt werden. So bauten sie in langer, sorgfältiger Arbeit die an drei Seiten des Hauses nach Park und Pregel hin abfallenden Erdterrassen, da wo sich das Gelände bisher allmählich und unregelmäßig gesenkt hatte.

 

Anna Francellina von Fuchs gab schließlich nach, wurde damit die Soldaten los, kam aber, wie sie vorausgesehen hatte, mit ihrer Heirat vom Regen in die Traufe. Lottum verkaufte nicht nur Wälder und Höfe, sondern sogar das schwere alte Fuchssche Silber, um seine Spielschulden zu bezahlen. Der große Besitz schrumpfte mehr und mehr zusammen. Als er endlich starb, blieben der Erbtochter Anna Louise Sophie nur ein einziges Besteck, und außer den später durch die Stein-Hardenbergsche Bauernbefreiung abgetretenen Höfen, noch 6000 Morgen Land und Wald zusammen, in den Bezirken von Königsberg und Wehlau. Sie hatte durch ihren Stiefvater bitter am eigenen Leibe erfahren, dass Männerwirtschaft manchmal gar nicht gut ist, und zog sofort daraus die Konsequenzen. Da ihr die Lust zum Heiraten ohnehin vergangen war, beschloss sie, die Heimat den Frauen ihrer Familie, den Töchtern ihrer Vatersschwester Charlotte von Schmettau zu erhalten, und stiftete aus dem Restbesitz ein weibliches Fideikommiß (von lat. fides = Treue, d. h. Vertrag mit dem Staat). Dieses sollte sich „unteilbar, unbeleihbar, und unverkäuflich" unter Ausschluss männlicher Familienmitglieder „von Kunkel zu Kunkel" (daher „Kunkellehen") vererben. Die Schreiberin dieser Zeilen hat selbst in der vergilbten, sauber gestochenen Stiftungsurkunde aus dem braun gebeizten Barockschrank in Fuchshöfen gelesen:

 

… Dass die Ehegatten der Besitzerinnen an den Prevenuen (von franz. revenue - Einnahme, hier aber mit ,p‘ und ,e' geschrieben) kein Anteil dürften haben!" Anna Louise Sophie war gründlich! Ein späteres Bild zeigt sie als härter gewordene, aber lebensvolle Frau mit hochgetürmter gepuderter Frisur und tiefen decolleté der Rokokozeit, und den alten Fuchsschen Perlen. Sie starb 1773, wurde also 70 Jahre alt, und liegt auf dem Friedhof der Patronatskirche Arnau begraben.

 

Ihr folgten nacheinander im Besitz des Kunkellehens ihre Cousine Schmettau und ihre Nichten Frankenberg. Unter diesen fanden zwei geschichtliche Ereignisse statt: 1801 die Aufhebung der Leibeigenschaft in Preußen, bei welcher nach einem alten Bericht „Die Landarbeiter weinend baten, weiter in Fuchshöfen behalten zu werden", und 1807 der Aufenthalt der Königin Luise auf der Flucht vor Napoleon. Hierüber existierte ein Brief der Fuchshöfer Inspektorsfrau an die abwesende Besitzerin, in dem sie berichtet, wie sie im Park an der schönsten Stelle ein Mahl für die Königin und ihr Gefolge gerichtet habe (der Platz, auf einem Hügel unter 4 Linden, war bis 1948 durch einen großen Findlingsblock mit der Aufschrift: „Königin Luise, - 1807" gekennzeichnet) „- da das Haus doch nicht vorbereitet gewesen sei". Die königliche Gesellschaft hätte den Blick auf den Pregel durch die Bäume sehr bewundert, ebenso das feine Damast mit dem Fuchsschen Wappen (ebenfalls bis 1945 erhalten) und das Silberzeug. Sie hätten auch gefragt, wo sie es vor den Franzosen verbergen wollte, - sie habe es aber nicht gesagt!!

 

Das Kunkellehen vererbte sich nun vier Generationen hintereinander von Mutter auf Tochter. Bei Christiane v. Wangenheim ging dies nicht ohne eine Zeit der Sorge ab, denn sie schenkte zuerst vier Söhnen das Leben - bis ein Jahr vor dem Tode ihres viel älteren Mannes, des Oberforstmeisters von Bassewitz in Thüringen, doch noch die ersehnte kleine Erbin, ihre Tochter Sylvie, geboren wurde.

 

Diese heiratete nicht - man sagt, weil die strenge Mutter ihr die Heirat mit einem Ausländer verwehrt hatte - und richtete ein Gnadengesuch an den deutschen Kaiser, Fuchshöfen in ein männliches Fideikommiß umwandeln und dem ältesten Sohn ihres ältesten Bruders vermachen zu dürfen. Man kannte im damaligen Staat den Wert tüchtiger, wirtschaftlich unabhängiger, weil durch keinerlei Geschwisterauszahlungen belasteter Grundbesitzer für öffentliche Ämter - man wusste, dass die Überproduktion der großen Güter das Land ernährte - und dem Gesuch wurde stattgegeben.

 

Sylvie v. Bassewitz, eine feine und stille Persönlichkeit, starb 1904 als letzte Inhaberin des Kunkellehens, und schon ein Jahr danach ihr Neffe und Nachfolger. Dessen kleiner Sohn Friedrich war damals erst sieben Jahre alt. Er wuchs unter einer kluger Mutter und einem gütigen Fideikommißpfleger in die Verantwortung für Mensch und Tier auf seinem Besitz, und seine Aufgabe als Patron der Ordenskirche hinein. Beides hat er sehr ernst genommen. Er hat in den ganzen 40 Jahren Pregelwiesen eingedeicht, die Herdbuchherde verdoppelt, die Pferdezucht gefördert - und vielen Menschen Gastfreundschaft und Hilfe geboten. Er wurde in zwei Kriegen verwundet, verließ 1945 seinen Hof als letzter unter feindlichem Beschuss und ist seit dem Fall von Königsberg vermisst.

 

Sein Haus brannten die Eroberer bis zum Erdgeschoß ab, deckten es mit Stroh und bewahren Kartoffeln und Gemüse auf, wo 260 Jahre lang die Heimstätte einer Familie war - eng verbunden mit der Geschichte des Landes. Seit 1948 die letzten Deutschen ausgewiesen wurden, kommt keine Nachricht mehr daher.

 

Aber gerade Ostpreußens Geschichte lehrt, wie wenig beständig Schicksale von Grenzländern sind. Und eines Tages werden wir, wie der Große Kurfürst über das Haff - dorthin zurückfahren. Denn die Erde ist noch da! Sie kann nicht vernichtet werden. Sie ist unser, so lange die Erinnerung in uns lebendig bleibt und unser Wille an ihr festhält!

 

 

Seite 3   Aus dem Gebiet Allenstein

Berlin. Wie die polnische Presse berichtet, soll in diesem Jahre „ein weiterer Zufluss von Siedlern in die Wojewodschaft Allenstein geleitet werden". Der Plan sieht die Durchführung von Ausbesserungsarbeiten an 300 Bauernhöfen bis August 1952 vor, außerdem sollen 100 Höfe, die weitgehend zerstört sind, wieder aufgebaut werden. Durch diese polnische Meldung werden die Berichte über weite Brachlandflächen im südlichen Teil Ostpreußens indirekt bestätigt, da hieraus hervorgeht, dass zahlreiche Gehöfte unbewohnt sind.

 

 

Seite 4   De best hölp. Wanda Wendlandt vertellt ut ehrem Därp.

Väre Kroog von S.:

" ,,Dao ös jo noch Licht - dao war wi ons man erscht e böske terkaowre, ök bön ganz verklaomt! - Na goon Owend ook, Wölksche, ös jo woll all Nacht on wat huckst Du denn noch so lang opp? Kunnst all lang önne Poose jekroope sön, denn hiede kömmt doch keiner mehr, bei so e Wedder schleiht jo kein Buur sinem Hund ruut!"

 

„Na, Ju Beide kaome jo doch noch - aower bildt Ju bloß nich ön, dat öck op Ju so lang jeluurt hebb! Nä, Schietke seggt de Liedtke! - Aower wo drejjt Ju de Diewel noch her bei so e Storm, Ju kunne doch all lang bi Juner Olsche önne Achterkajiet lijje on schnarke! Wat drövt Ju noch röm?"

 

„Na Du sittst doch Piep on Schnarr, wi motte doch nachtwächtre - sonst sull ons de Divel plaoge, bie so e Wedder noch underwegs to sön. Dat ös jo e Wedder dat dem Hund jammert - Aower weil wi nu doch noch buute sön motte on weil de Storm so roahrt uut Noorde on de See so opschöwt, so sön wi denn noch maol anne See jegange on hebbe no de Beed jekickt - odder wulle kieke, aower et ös jo stickediester on kannst nich Hand vär Ooge sehne! - Soveel kunn wi aower doch sehne, dat de See all bet anne Rettungsbootshuus schleiht on wenn dat so wieder jeiht, denn schwemme morje e paor Beed oppe See! - Aower nu bring uns man erscht wat tom Opwärme, rni schuddert, dat mi de Underböxe zettre!"

 

„Aower eejentlich kann öck Ju jo nuscht mehr bringe, ös jo Meddernacht on längst Polizeistund" –

 

„Na, nu schleiht aower de Kohzaogel Fier! Nu stell Di man bloß nich damlich - hide sön wi jo de Polizei on Du hest to dohne, wat wi segge - on et ös Diene heilige Pflicht, de nächtliche Polizei nach Kräfte to understize on vär allem oppe Beene to haole: Möt schlackernde Underböxe kenn wi nich nachtwächtre! Nu bring ons man erscht rasch eenem Fusel, dat wi erscht wedder Mönsche ware, on fär Di bring man ook gliek eenem möt, kann Di ook nuscht schaode! - Na so ös doch vernönftig, jeet man ön! - Aower Du schöwst jo wi e laohm Kraaj?"

 

,,Aaoh, öck hebb doch so e Rieting önne recht Schoft" –

 

„Jo jo, de Mönsch mott jepiesackt warre, dat he Lost kröjt tom Starwe! - Na prost ook! - Mi piesackt dat jo ook all äwerall, on önne Schullre hebb öck so dem Reißmandichtich, dat öck nich weet, wi öck lijje sull. Aower bi dissem luusje Storm ös dat jo kein Wunder!"

 

„Na, so e Storm hebb wi doch alle Jaohr öm Niejohr röm, dat ös doch nuscht Nijes, wenn ook jiestre erscht Niejohr weer. Weest nich mehr, wi väre Jaohr de Rohr on Stroh vonne Däker man so önne Loft krieselte on twee Schienedäker ganz wejfloge? - Aower nu mott wi doch twelf piepe gaohne!"

 

„Aoh - Du maokst jo bloß de Hund opriehrerig, dat se aller an to hiehle fange! Bliwt man bönne, ök war Ju dat schon bezeige, dat Ju jewaokt hebbe!" „Na, denn bring ons aower man noch eenem! Op eenem Been kann kein Mönsch staohne, bloß e Haodebaohr!"

 

„Jao, aower hebb Ju denn ook noch e paor Dittke? Wo doch man erscht all de Höljedaog weere on schon so lang Schacktarp ös?"

 

„Na wi denke, dat Du ons e böske friehaohle kunst, wo wi Di doch so good Jesellschaft leiste on dat Grule avhaohle -"

 

„Wat tom Schinder? Ju ohle knäkschäwje Knasterbaorts, wat Ju söck nich noch önbilde! Ju sön doch man noch bloß so e Fiertang önne Paor Boxe jestöckt - Nä, dao mott schon wat ändert kaome - wat Schieret, Röschet -- "

 

„Na na, soveel Fier undre Underrock kannst Du doch ook schon nich mehr hebbe, wi sind doch Jebetskamraodsches! (Mitkonfirmanden, also gleichalterig). Aower wat huckst Du denn eejentlich noch so lang naoh Möddernacht op, Du kunnst doch ook all lang önne Kooj bi Dinem ohle Däskopp lijje? - Aower dat kann Di woll gaornich belocke? - Na ja, He weer jo noch keinmaohl e groot Kirchelicht on väl wat Röschet hadd he ook nich, on nu ös davon nich maohl mehr soväl äwrig, dat he daomöt e Zock hindre Backohwe värlocke kunn!"

 

„Na dat ös et jao man! Opp dem mott ök doch noch luure! Sonst wull öck schon nich hier hucke on mi Jun dammlijet Jeschabber anheere! Aower min Ohler ös doch öm P. op Kindelbeer bi siener Kusine, all von freemorjens, on he wull bestömmt vär Aowend triggkaome, wejen dem ohle Storm, on öck sull op em wachte. On nu weet öck nich, opp em nich vleicht wat passeert ös!"

 

„Ih wo - wat ward dem all passeert sön! Onkruut vergeiht doch nich! De ward woll wedder duhn jeweese sön on denn hebbe se em önne Kooj jelost. - Aower nu heert bloßig wi de Storm hieldt!"

 

„Na jao, wi sön doch aower ook önne Twelfe - önne ruge Nachte ös doch ömmer on alle Jaohr so e Onwedder, dao. ös doch de Diewel losjelaote möt sien ganze Huusjesind!"

 

„Na nu fangt bloßig nich noch von sowat an, mi gruet all so rutertogaohne. - Jeet ons leewer man noch enem ön, mi jankert noch so on dat ös jao man bloß ömmer so e Näsloch full on nich maol färem holle Tähn" –

 

„Na Gonaowend ook! - Kinder, Lied, ös dat e Wedder!"

 

Na sittst! wenn vom Wulf de Reed ös, denn ös he nich wied! . Na Mönsch, wo hest Du Di bi dem Wedder losjelaote“ Wat kömmst Du so spaod önne Nacht jekraope?“

Wo blevst Du denn so lang? - Du kunnst Di woll nich bi Tiede oppe Socke maoke - On wi sittst Du denn uut? Foorts als ob Du dem Leibhaftje sölwst jetroffe hattst?

 

„Je Kinder, Lied, dat segg Ju so! Aower maokt dat man erscht dorch wat öck yerlewt hebb! Kinder, Lied, mi schuddert noch! -- Na dat war jao hiede nich so dreej awjegange, dat könn Ju söck woll denke, on ons Kesäng hold ömmer eenem Buddel nao dem andre vär: So jung kaom wi nich mehr tosamme on alle Dag ös nich Kindelbeer. On se wulle mi partu nich wejlaote, aower ock hadd doch jesejjjt, dat öck to Huss kaome war on dao moßd öck mi ook losmaoke, sonst hadd öck doch wedder möttem Schiorr von Di jekreeje - aower et weer all bold Meddernacht. „Mönsch, Di ward noch de Diewel haole, de ös hied Nacht underwegs on luurt all op Di - heerscht nich, wi he raohrt? schreej ons Kesäng noch hinter mi her, aower do schloj em de Där oppe Näs. - Na öck tapert nu los, erscht jing et noch, aower als öck önne Wold keem, weer et stickeraowediester, kunnst nich Hand vär Ooge sehne. Na öck tappd mi denn so Schröttke vär Schröttke värwards, on Ju könne söck jao denke, dat mi nich graods lostich to Mood weer: Dat hield on raohrt on jammert mi äwre Kopp, als ob alle Onselije dorche Loft bruusde, on dao full mi opp eenmaol ön, dat jao de Twelfe, de rüge Nachte sön, wo de Beeser ömjeiht, on dao fangt mi doch foorts ganz gottsjämmerlich an to grue an! –

 

On graod. wi öck denk, dat öck woll gliek anne Kriezwech sön mott, da hield et doch önne Loft wi vonne Mandel dolle Hund - on et rasselt on knaostert on praoßelt als ob de Diewel Höltkes scheddert -- on rietsch! - suust doch e groot Boom quer äwre Wech, mi väre Feet on knarsch an mien Näs verbi! Alle guten Geister, fung öck an tu beede, aower öck hadd mi noch gaonich terkaowert von mien Angst, dao titt doch op eenmaol so e hell Schwark op on öck seh, dat dao vär mi oppe Kriezwech wat steiht, - jegen dem helle Bleisch kann öck dietlich erkenne, dat dao wat steiht – wat Schwartet – on möt Hörner! – Na – nu – wat nu? – Öck häw jao noch nich väl jebeed in mienem Läwe on vleicht gaonich, nachdem öck onjcj. seKt war, aower nu kunn ock loorts den, Vaoder-onser, on denn „Alle guten Geister loben Go önjesejent wär, aower nu kunn öck foorts dem Vaoder-unser, on denn „Alle guten Geister loben Gott dem Herrn“ – aower de Schwarter steiht! –

 

O leewet Gottke, beed öck, vergöff mi doch mien Sind on verlaot mi nich on laot nich to, dat mi de Beeser önne Gnöck kröjt on awfaohrt möt mi önne Keetel wo de aorme Seele schmoore motte. On öck beed noch, Vaoder-onser on noch e Alle guten Geister - aower de Schwarter steiht! - Kinder Lied - öck kann Ju sejje, et ös luusij kaolt buute, aower öck hadd keinem dreeje Faode anne Lief de Schweet rennd mi dem Puckel runder on ömmer anne Beene entlang - mien Böxe sön alle kwutschnatt tom Uutwringe! - Öck hadd de Händ so fast jefoolt, dat mi de Knäwels aller verknaxt sön, on beed - on beed - ömmer eenem Vaoder-onser nao dein andre - on noch eenem - on noch eenem , on noch eenem, mindestens e ganz Mandel - aower de Schwarter steiht! - Dao kreej mi doch aower de Wut to packe - on mach kaome wat wöll, öck raohr mi önn on bröll ut Leibeskräfte: „Hirdebedieh!" On Hurr! springt de Schwarter oppe Sied - on jejen dem helle Bleisch kann öck sehne, dat et - e Rebock weer! - Kinder, Lied - een Hirrdebedieh helpt mehr als e Mandel Vaoderonsersch!"

 

In meinem Heimatort ging das „Nachtwächtern" reihum, jeder Hausbesitzer war verpflichtet, der Reihe nach eine Nacht einen Wächter zu stellen und die Nachtwächterutensilien, Pfeife und Schnarre, aus dem Gemeindeamt abholen und zurückschaffen zu lassen.

 

 

Seite 4   „Wo Schiffe über Berge fahren“. Ostpreußisches Filmdokument gerettet.

Geschlossene Bilddokumente von der Eigenart der verschiedenen Landschaftsteile unserer ostpreußischen Heimat sind leider kaum gerettet worden. Eins von den wenigen, die uns heute noch in guten Aufnahmen die Schönheit ostpreußischer Landschaft wieder erstehen lassen, ist ein Kulturfilm vom Oberland unter dem Titel „Wo Schiffe über Berge fahren", Der Film zeigt Aufnahmen aus der Gegend um Allenstein, führt dann hinüber in das Oberland mit seinen klaren Seen und dunklen Wäldern und lässt uns in der Erinnerung eine Fahrt auf dem Oberlandkanal mit seinen romantischen Ufern und über die geneigte Ebene - jene Stelle also, wo Schiffe über Berge fahren - mit erleben.

 

Der Film eignet sich Insbesondere zur Vorführung bei Veranstaltungen der örtlich Landsmannschaften und der ost- und westpreußischen Heimatvereine. Der Film selbst ist 330 Meter lang und wird als Theaterkopie vermietet, für interne Veranstaltungen stehen zwei Normalfilmkopien zur Verfügung. Audi als Schmalfilm (16 mm) mit Ton können die Kopien ausgeliehen werden. Die näheren Leihbedingungen sind zu erfahren bei Geokosmos-Film, Erich Doerk, Rosenheim/Obb., Münchener Straße 58.

 

 

Seite 4   Suchanzeigen

Ida Woytirsky geb. Besicke, geboren 23.11.1906 in Perbangen, Kr. Tilsit/Ragnit, ihr Mann Franz W. und Kinder Erna und Karl-Heinz aus Pötken, Kr. Tilsit/Ragnit, zuletzt Gr.-Schwanzfeld, Kr. Bartenstein, werden gesucht von Frau Gundlack, 20 Celle, Jänickestr. 4.

 

Weiß, Manfried, geb. 08.04.1928, aus Lyck/Ostpr., am 18.01.1945 nach Pr.Eylau zur Wehrmacht eingezogen, seit dem Tage vermisst. Soll vor zwei Jahren seine Mutter durch Rundfunk gesucht haben. Nachr. erb. Max Weiß, 23) Quarrenberg, Bez. Bremen.

 

Walter Stulgies aus Königsberg, Gruppenführer R. O. B., Inf.-Div. 291 (Elchkopf), Fp.-Nr. 45357 B. Wer war mit ihm in Russland zusammen und kann Auskunft über sein Schicksal geben? Nachr. erb. Frau Johanne Stulgies, 16 Frankenberg (Eder), Obermarkt 22.

 

Frau Gertrud Buchholz u. Sohn Günther, fr. Osterode/Ostpr., zul. Rohs bei Wollkowisk, floh Herbst 1944 von Rohs über Zoppot nach Königsberg zu Frau Deichgräber, arbeitete vorübergehend auf dem Stadthaus b. Oberbürgermeister. Letzte Nachr. vom 08.09.1944, wird gesucht von Klara Kannegießer, (fr. Osterode/Ostpr.), 20 Gadenstedt Nr. 246, Kr. Peine.

 

Forstmeister Neumann und Oberförster Steinort, beide 1934 beim Reichsnährstand, Abt. Forst, in Königsberg tätig, werden gesucht von Revierförster Gerlach, Gotthard, fr. Forst Döhlau, Kr. Osterode/Ostpr., jetzt 22 Duisburg, Am Waisenberg1.

 

Hans-Werner Kappus, geb. 14.05.1920, aus Kbg., Leutnant u. Komp.Führer, Feldp.-Nr. 09701 B. Seit 20.04.1944 bei einem Angriff südwestl. Narwa vermisst. Welcher Kamerad dieser Fp.-Nr. kann Auskunft geben? Frau Anna Dunz, verw. Kappus, 22 Essen-Stehle, Bochumer Straße 128.

 

Elbinger! Aloysius Teschner, geb. 15.02.1894, wohnhaft Elbing, Stockstraße 177, wird gesucht von seiner Tochter Frau Gertrud Thönes, 20 Rössing über Elze/Hann.

 

Gustav Kelbassa und Frau Anna geb. Kelbassa, zuletzt wohnhaft in Teichen-Steinort, Krs. Angerburg, soll, bis Pommern geflüchtet sein, werden gesucht von Frau Helene Gritzuhn, 20 Hannover-Ricklingen, Konrad-Hänipp-Straße 5a.

 

Georg Neumann, geb. 05.01.1898 in Gauleden, Krs. Wehlau, letzter Wohnort Molkerei Schröttersburg. Okt. 1944 zur Ausbildungs- und Ersatzabteilung der schweren Artillerie nach Heilsberg eingezogen. Letzte Nachricht Januar 1945. Kollegen der Mecklenburger und Versuchsmolkerei Königsberg werden gebeten, sich zu melden bei Louis Neumann, 20 Gadenstedt 280 über Peine (fr. Kbg., Friedmannstr. 3).

 

Otto Werdermann, Magistratsgehilfe, Tilsit, Graf Keyserling-Allee 79 od. 81, hat seit der Flucht nichts von sich hören lassen. Wer kann Auskunft geben? Nachr. erbet, an K. Wisbar, 20 Rethen/Leine, Kreis Hannover, postlagernd.

 

Kurt Boehnke, Kaufm., geb. 01.12.1901 zu Kbg./Pr., wohnhaft Cranz, Ostseebad, Ostpr., Kirchenstr. 34, zul. Stabsgefr. in einer Wetterwarte Flugplatz Puderwitz, letzte Fp.-Nr. L 32035, Lg. Posen. Letzte Nachricht v. Welnau b. Gnesen Januar 1945. - Paul Link, Konditoreibesitzer Kutno/Warthegau, letzte Meldung als Zivilist bei Berlin. Nachr. erb. Frau Elfriede Boehnke geb. Link, 24b Budelsdorf-Rendsburg, Neuer Gartenweg 19.

 

Alfred Romahn, geb. 25.12.1920 in Queetz, Krs. Heilsberg. Ogfr. beim Reiterzug des I.-R. 24 — 21. I.-D., vermisst seit März 1945 bei den Kämpfen um Angerburg. Er soll in russ. Kriegsgefangenschaft im Lager 445/8 und im Lager 7 445/10 gewesen sein. Ich bitte um Anschriften von Kameraden, die mit meinem Sohn zusammen waren. Franz Romahn, Heyen Nr. 7, Kreta Holzminden.

 

Ich suche Familie Franz Jucknat und Familie Wilhelm Schuhmacher aus Ebenrode/Ostpr., Schlachthofsiedlung, ferner die Frau (Name ist mir entfallen), die ich im Jan. 1945 von Lötzen (Bleidornkaserne) mit dem Wagen nach Braunsberg mitgenommen habe. Sie fuhr von da aus mit anderen Frauen im Fuhrwerk über das Frische Haff. Nachr. erb. Wilhelm Teschner (fr. Ebenrode), jetzt 13b Holzen, Post Ebenhausen über München (Isartal).

 

Familie Leo Podsiadlowski, früh. Seebude b. Rapatten, Krs. Osterode (Ostpr.), gesucht von Frau Frieda Teschner, verw. Runge, 13b Holzen, Post Ebenhausen üb. München (Isartal).

 

Nachkommen des ehemal. Königsberger Dompredigers Herford oder Erben des verst. Medizinalrats Dr. Herford, Augenarzt am Krankenhaus der Barmherzigkeit Kbg., die deren Familienchronik haben, gesucht von Frau Hildegard Olzien-Reiter, Göttingen, Schillerstraße 45.

 

Frau Martha Glass geb. Fuhrmann, geb. 08.11.1886, wohnh. Kiesdorf, Krs. Schloßberg/Ostpr. Geflüchtet im Juli 1944 nach Kappkeim, Kr. Wehlau/Ostpr. Soll noch im Mai 1945 in Kappkeim gesehen worden sein, und Erich Glass, geb. 06.01.1917. Zuletzt Stabsgefr. im Osten. Feldp.-Nr. 65 656. Nachr. erb. an Frau Frieda Salomon, 22 Wuppertal-Blombacherbach, Kupferhammer 7.

 

Klara Harder, 29 Jahre alt, Verkäuferin, wohnh. Lötzen, Markt 13, Verwandte und Bekannte der Fam. Harder fr. wohnh. Kulsen b. Benkheim, Krs. Angerburg, und Familie Hentrich aus Goldap (Molkerelbesitzer) werden gesucht von Johannes Harder, 23 Bad Rothenfelde, Waldkrankenhaus St. 5, Z. 10.

 

Königsberger Spar- und Kreditbank, Hohenzollernstraße 10 und Königsberger Stadtsparkasse, Nebenstelle Stadthaus, Adolf-HitlerPlatz. Anschriften gesucht von Fritz Pommereit, Berlin N 65, Sprengelstraße 19.

 

Fritz Koslowski, geb. 29.10.1911 in Eichenhöhe, Post Eichmedien, Krs. Sensburg, Schmied, bei der Schichau-Werft in Königsbg. tätig, wahrscheinlich z. Volkssturm einberufen. - Bruno Block aus Kbg. (Pr.), geb. 1894, Elektromeister bei der Zellstoffabrik in Cosse, dienstverpflichtet bei d. Schichau-Werft, am 9. April 1945 gefangen genommen, über Bladiau, Krs. Heiligenbeil, nach Pr.-Holland transport. Am 28. April 1945 ist er mit einem Transport von etwa 50 Männern von Pr.-Holland abmarschiert. - Martha Fielscher geb. Rosteck, aus Kbg./Pr„ Briesener Straße 26. - Karl Sauer a. Kbg./Pr., geb. 13.10.1888, wohnh. Haberger Neue Gasse 23, Schlosser, ist am 6. April 1945 zu seiner Arbeitsstelle, Heeres-Zeugamt Rothenstein zum Dienst gegangen, seitdem vermisst. Alle Nachr. an Ernst Rosteck, 24 Tornesch in Holstein, Akazienweg 32.

 

Marie Hillmeister, geb. 19.02.1888, wohnh. Kbg., Alter Garten 14. Ende Januar 1945 noch in Königsberg gesehen und Otto Rohrmoser, geb. etwa 1875, wohnhaft Königsberg, Alter Garten 14, werden gesucht von Erna Krüger, geb. Hillmeister, 20) Duingen über Alfeld (Leine), Bergstraße 4.

 

Walter Thürnau und Frau Gertrud Thürnau geb. Hennigs, wohnhaft Allenstein/Ostpr., Kaiserstraße 17, werden gesucht. Allensteiner, wer weiß etwas über ihren Verbleib? Nachr. erbeten an W. Thöneböhn, 20 Göttingen, Am Feuerschanzengraben 20.

 

Franz Masuhr, fr. wohnhaft in Herandstal b. Goldap/Ostpr. Nachricht erbeten an Walter Weiland, Etzenhofen/Saar, Kreisstr. NB

 

August Reske, geb. 24.08.1905 Obergefr., wohnh. in Uderwangen/Ostpr. Er hat seine Familie Ende Jan. 1945 in Kreuzburg auf dem Treck getroffen. Er war mit acht Mann vom Sprengkommando von Angerburg nach Zinten unterwegs und übernachtete mit den Kameraden bei seiner Schwester in Pr.-Eylau, Ernst Reske, geb. 27.09.1926, wohnh. in Uderwangen, Kreis Pr.-Eylau zuletzt bei Gastwirt Gedenk in Schönwalde, Kr Heiligenbeil. Fritz Heidmann, Soldat geb. 07.10.1903, wohnh. Uderwangen wurde März 1945 in Pillau eingezogen, kam am 01.04.1945 in Richtung Kbg. zum Einsatz, Feldpostnr. L 51 380. 1947 soll er in Schrombehnen, Kr. Pr-Eylau mit Frau Laurin gesprochen haben. Wo ist die Frau? Alle Nachr. erb. an Frau Anna Reske, Münsterdorf, Deichstr. 1a, bei Itzehoe, Holstein (24).

 

Tresp, Josef, geb. 06.03.1880, Lehrer aus Komiensen, Kreis Rössel und Mertins, Arthur, geb. 03.06.1907, Bauer aus Neuendorf, Kreis Elchniederung. Nachricht erb Frau Margarete Staskewitz geb. Tresp, (14b) Villingendorf, Kreis Rottweil-Württ. (früher Heilsberg, Ostpreußen)

 

Otto Kißner und Martha Kißner, geb. Kratzat, aus Amwalde bei Mattenau, Kreis Insterburg, sollen am 21. Januar 1945 Amwalde im Treck in Richtung Gerdauen verlassen haben, sich bis nach Pommern durchgeschlagen haben und dort von Polen restlos ausgeplündert worden sein. Wer kann Auskunft über das weitere Schicksal meiner Eltern geben? Jede Nachricht ist wichtig und wird erbeten an Frau Ruth Haubensack, geb. Kißner, (16) Marburg/Lahn, Schwanallee 54

 

Julius Wohlgemuth und Frau Berta oder deren Familie, früher Kbg./Pr., Holländerbaum, gesucht von Familie Ernst Kelka, 22a) Wuppertal-Vohw., Stakenberg I.

 

Königsberger Wach- u. Schließgesellschaft, Abt. Heeresverwaltg.! Welcher Arbeitskollege kann mir bescheinigen, dass mein Mann Ernst Lutter dort beschäftigt war. Ich brauche diese Unterlage für Rentenangelegenheit. Nachr. erb Frau Luise Lutter, Haimar Nr. 88 über Lehrte.

 

Arthur Romeike, Königsberg, Steindamm, Regierungsbausekretär, wird gesucht von Dr Werner Knapke, Helsingfors-Esbo. Finnland.

 

Erna Maria Pinnau, geb. Schütz, geb. 21.09.1905, mit ihren Töchtern Erna, Erika Pinnau, geb. 05.12.1939 und Irmgard Maria Pinnau, geb. 21.03.1942, und ihre Mutter Auguste Schütz, geb. Schäffler, geb. 22.02.1879, wohnh. Herzogsrode (Gaweiten) Kreis Goldap, Ostpreußen, zuletzt gesehen auf der Flucht am 31.01.1945 in Korschen bei Dublinen, werden gesucht von Ernst Pinnau, (20) Northeim – Hannover, Annastraße 11

 

Frau Emmy Mertineit und Kinder Hans-Ulrich, Peter und Susanne, letzte Nachricht vom September 1046 aus Pregelau, Kreis Insterburg, Kolchose 22, 3. Abteilung. Nachr. erb. an Karl Mertineit, (20) Celle, Hugenottenstraße 4

 

Erich Pauly, Hauptmann der Reserve, geb. 09.09.1899. Letzte Feldpostnummer 36 925, Mitte August 1944 in Rumänien bei Jassy, Div.-Nachschubführer 320 I.-D. III. Korps, neben XXX A. K. General Postel. Nachr. erb. an Frau E. Pauly, 14) Calw/Württ.-Wimberg

 

Rentner Alfred (Ariste) Kocher, wohnh. Linkau, Kreis Fischhausen, wird gesucht. Er soll nicht geflüchtet sein. Wer kann über seinen Verbleib oder Tod Auskunft geben? Nachr. erb. an Ali Kocher, früher Heiligenbeil, Ostpreußen. Jetzt: Gerlafingen, S o. Schweiz

 

Arnold Rozumek, 1945 wohnh. In Tilsit, soll jetzt in Westdeutschland leben. Wird gesucht von Franz Schmidt, Berlin N 20, Koloniestraße 123 – 124

 

Leutnant Werner Liedtke, geb. 02.10.1920. Letzte Feldpostnr. 10 361 D - 7. Komp., II. Gren.-Regt. Nr. 532 - 383 Div. - vermisst 27.01.1943 bei Woronesch (Russland.). Letzte Nachricht Luftpostbrief v. 23.01.1943. Nachr. erb. Rev.-Förster i. R. Paul Liedtke, 20) Wulferode 9 über Hannover.

 

Horst Braunsberger, geb. 14.06.1925, Feldpostnr. 27 399 D. vermisst seit 28.06.1944 bei Bolruisko. Wer war mit ihm zusammen? Nachr. erb. an Frau Elisabeth Braunsberger, 20) Uetze/Hannover, Mühlenstraße 10.

 

Frau Emma Brassat geb. Beyer, verw. Krause aus Freudenhoch, Kr. Gumbinnen/Ostpr. Zuletzt gesehen in Tannenberg/Ostpr. Nachricht erbeten an Emil Brassat, 16) Aumenau/L., Seelbacherstr. 14.

 

Friedrich Weidenhaupt, geb. 15.09.1872, aus Kbg./Pr., Dammhofer Weg 20 - 22, techn. Reichsbahninsp. und Alma Neumann, geb. 20.01.1878, Laborantin am Schlachthof Kbg, werden gesucht. Beide erreichten per Schiff Barth in Pommern und sind am 29. Mai 1945 mit einem Transport für Eisenbahner in Richtung Kbg. abgefahren. Der Transport soll nur bis Stargard/Pom. gekommen sein. Wer hat sie gesprochen, oder kann über Ihr Schicksal etwas mitteilen. Ausk, erb. an Heinrich Weidenhaupt. 2?) Düsseldorf, Kirchfeldstraße 89.

 

Wo befinden sich Unterlagen  oder wo kann man Ankunft erhalten über Bank - und Sparkonten der Stadtbank Königsberg, Kneiphöfsche Langgasse, Ecke Magisterstraße und der Städt. Sparkasse Königsberg, Nebenstelle General Litzmannstraße. Auskunft erb. H. Weidenhaupt 22) Düsseldorf, Kirchfeldstraße 89

 

Walter Schumbrutzki, geb. 25.07.1927 in Adamsgut, Kreis Osterode, Ostpreußen. Letzte Nachricht vom 18.03.1946 aus russ. Kriegsgefangenschaft, damals Anschrift UDSSR Moskau, Rotes Kreuz, Briefkasten 218. Kann ein Heimkehrer nähere Auskunft geben? Unkosten werden erstattet. Adam Schumbrutzki 20a) Uelzen, An den zehn Eichen 13

 

 

Seite 5   In der Olympia-Mannschaft: Schibukat - Rastenburg

Auf dem Rastenburger Oberteich, und auf der Spritzeisbahn des RSV reifte das Olympiatalent

Die Olympischen Spiele in Oslo sind inzwischen feierlich beendet worden. Unsere Eishockeymannschaft hat, wie vorausgesehen, keine Lorbeeren ernten können und musste empfindliche Niederlagen einstecken. Aber die Sympathien, die sich unsere Mannschaft durch ihr anerkannt faires und sauberes Spiel in Oslo in weitesten Kreisen erworben hat, mögen dennoch ein guter Trost sein. Lobend wurde immer unser Schibukat, Rastenburg, erwähnt, der sich in den harten Kämpfen als der beste Spieler unserer Olympia-Mannschaft präsentierte.

 

Erster Märzsonntag des Jahres 1934. In Scharen pilgern die Rastenburger zur Sensburger Chaussee, hinauf zum Klubhaus des Rastenburger Sport-Vereins. Diesmal gilt die Begeisterung dem Eishockey, der Jagd nach dem schwarzen Puck, jener kleinen Hartgummischeibe, durch die der RSV im ganzen Reich sich einen klangvollen Namen errungen hat. Kein Wunder, dass es Tausende sind, die sich um die Spritzeisbahn des RSV versammelt haben, ist doch eine Mannschaft von Kanadiern als Gegner verpflichtet worden, denen der Ruf einer unbesieglichen Eishockeymannschaft vorausgeht. Als die gelbschwarzen RSVer auf das Eis laufen, werden sie von frenetischem Beifall empfangen. Wie die Teufel jagen sie auf dem Eis herum, dem Gegner keine Möglichkeit gebend, seine größere Technik zu entwickeln. 4:4 endet der Kampf.

 

Warum ich dieses als Einleitung geschrieben habe? Nun, in dem Team der Rastenburger befand sich einer dabei, dessen erstes internationales Kräftemessen vor eigenem Publikum dieser Kampf auf dem Eise wurde, und der einer der Jüngsten war: Herbert Schibukat. Gewiss, er war schon Jahre vorher in den Schüler- und Jugendmannschaften aufgefallen durch seine Schnelligkeit, seine Robustheit, seinen draufgängerischen Elan und sein blitzschnelles Erfassen der Torsituationen, gepaart mit Witz und Wucht.

 

Von den Rastenburgern sprach man damals schon als von den deutschen Kanadiern, die überall, wo sie hinkamen, bei ihren Meisterschaftskämpfen nicht nur beliebt beim Publikum waren, sondern ebenso gefürchtet beim Gegner.Die Namen: „Justav" Gallitzki, Didzun e (Dietbern), Unger, Werther, Wonigiekeit, Knewitz, Schmolinga waren es gewesen, die den Ruf der Rastenburger als  schwer zu schlagende Gegner begründeten, nachdem es vorher Schulmeister Pianka mit seinen VfLern schon versucht hatte und wie es hinterher die Jugendlichen des RSV bei den Jugendmeisterschaften immer wieder schafften. Und doch sollte unter ihnen einer sein, dem es  nunmehr vergönnt war, zweimal als Olympia-Teilnehmer innerhalb von 12 Jahren Deutschlands Farben in dem heißen Kampf um olympische Ehren zu vertreten: Herbert Schibukat.

 

Mit zwölf Jahren schon stand er auf dem Eis mit dem Schläger in der Hand, jagte dem Puck auf dem Oberteich nach, nahm sich ein Vorbild an den Alten, wenn sie in den immer heißen Kämpfen um die Ostpreußenmeisterschaft gegen den VfB Königsberg auf dem Oberteich schwer erkämpfte Siege erfochten. Bald rückte er aus einer Mannschaft in die nächsthöhere auf, denn Rastenburg kannte im Winter nur einen Sport, und das war Eishockey.

 

Nach den Endkämpfen um die Deutsche Meisterschaft in Schierke war man an den zuständigen Fachstellen auf Schibukat aufmerksam geworden. „Schibu" ist, wie ihm heute die westdeutschen Fans zurufen, aus der deutschen Nationalmannschaft nicht mehr hinwegzudenken. Nicht weniger als 64 solcher Länderkämpfe machte Herbert mit. In dieser Zeit erlebte das deutsche Eishockey seine größten Erfolge. 1933/34 war er als Teilnehmer der Weltmeisterschaften in Davos. Im Olympiajahr 1936 war der Rastenburger Schibukat der Held in der großen Schlacht gegen Großbritannien, wo die deutsche Mannschaft den Engländern, den Weltmeistern, ein 1:1 abtrotzte, und wo Herbert Schibukat es war, der den englischen Torsteher das einzige Mal überwand.

 

Als Schibukat als Berufssoldat seinen Wohnort nach Berlin verlegen musste, rissen sich die Berliner Clubs um diesen Spitzenspieler, Rot-Weiß Berlin machte das Rennen, und in den Rot-Weißen Farben spielte Schibukat bis 1943.

 

Nach dem Kriege fand er zunächst in Bad Pyrmont eine zweite Heimat. Vorübergehend fand er zu seiner zweiten sportlichen Liebe, dem Fußballspiel, zurück. Bei Preußen Hameln stürmte er in erlauchter Gesellschaft von Thermat (heute Nationalspieler von Rot-Weiß Essen), Sontowski (Schalke 04), Willimowski (Exnationalspieler, heute beim VfR Kaiserslautern) und Eugen Pöhler (Hannover 96). Auch hier war er beim Gegner wegen seiner Härte, die er vom Eishockey mitbrachte, gefürchtet. Als sich dann 1947 die alten RSVer aus Rastenburg in Bad Nauheim sammelten und dort versuchten, eine Eishockeymannschaft aufzuziehen, da war Herbert Schibukat wieder bei seinen alten Vereinskameraden dabei im Kampf um die Deutsche Meisterschaft, bei Dietbern, Dr. Unger, Dr. Knewitz, Werther, Nieß, der aus der Jugend des RSV hervorgegangen ist.

 

Nieß spielt heute für den VfL Bad Nauheim, in jener Eishockeymannschaft, die nach dem Kriege von den alten RSV-Eishockeyspielern ins Leben gerufen wurde und denen die Amerikaner das 100-Tage-Eisstadion bauten. Seit vergangenem Jahre gehört auch Nieß zur deutschen Nationalmannschaft, zusammen mit Herbert Schibukat. Und beide Ostpreußen standen in der Olympiaauswahl in Oslo. Nieß ähnelt in der Spielauffassung ganz Schibukat. Er ist einer der besten Nachwuchsspieler des deutschen Eishockeysports. Seine Wahlheimat ist Bad Nauheim.

 

Schibukats Weg führte ihn von Bad Pyrmont nach Krefeld. Nach kurzem Gastspiel beim Krefelder EV wurde er Mitglied von Preußen Krefeld. Er hatte ein Ziel, das er bis dahin nicht erreicht hatte, obwohl er nach Gustav Jänecke wohl der populärste Eishockeyspieler Deutschlands und der erfolgreichste geworden war. Noch nie war es ihm trotz seiner internationalen Erfolge vergönnt gewesen, mit seiner Mannschaft eine Deutsche Meisterschaft zu erringen. Schon in Rastenburg nicht, wo die RSVer dicht vor dem Titelgewinn gestanden hatten. Hier mit den Preußen wollte er es endlich schaffen. Und er schaffte es.

 

Als ich vor einigen Wochen „Schipper" in Krefeld aufsuchte, stellte er sich als tüchtiger Geschäftsmann vor. In der Breite Straße in Krefeld hat er eine geschmackvoll eingerichtete Probierstube eingerichtet. Sie müsste nicht Herbert Schibukat gehören, wenn sie nicht einen Namen erhalten hätte, der etwas mit Eishockey zu tun hätte. „Zum Puck" hat er sie genannt, nach der kleinen Gummischeibe, die ihm als Eishockeyspieler alles bedeutet.

 

Man muss schon einen guten Tag erwischen, um wenigstens einige Zeit ungestört mit dem in Krefeld beliebten Rastenburger plaudern zu können. Als ich bei ihm eintraf, war ich überrascht, solch einen Betrieb zu erleben. „Schipper" bewegte sich auf diesem „Parkett“ genau so sicher wie mit Schlittschuhen auf dem Eis. Es wurde dann aber trotz allen Geschäftsbetriebes noch eine ausgedehnte Plauderstunde, denn alten Rastenburger Besuch hätte er nicht alle Tage, meinte er unter Kredenzen eines konzentrierten ostpreußischen Bärenfanges. Und dann wurden die Erinnerungen an gemeinsam verlebte Stunden ausgekramt. Kein Wunder, dass wir auch auf die Olympischen Spiele zu sprechen kamen. Und schon damals sagte er folgendes:

 

„Vielleicht muss ich mit meinen 37 Jahren nun noch einmal mitmachen. Für mich eine Krönung meiner sportlichen Laufbahn, aber unser Nachwuchs ist noch nicht soweit, ja, wenn wir unsere Jungens aus Rastenburg mit ihrer Begeisterung hätten, dann würden wir in diesen wenigen Jahren nach dem Kriege schon ein Stück weiter sein. Zu erben wird es in Oslo für uns nicht viel geben. Aber wir wollen langsam Anschluss gewinnen, vor allem wollen wir auch durch unser Auftreten beweisen, dass wir die Sportfreundschaft aller Völker suchen. Ich freue mich besonders, dass auch unser Rastenburger Nieß in Oslo dabei ist. Er wird mal mein Nachfolger sein und unseren Rastenburger SV weiterhin hochhalten, damit man nicht vergisst, dass dort oben in Ostpreußen bestes Eishockey gespielt wurde. In ostpreußischer Zähigkeit und Sturheit werden wir in Oslo kämpfen, aber auch fair und ritterlich."

 

An alle diese Worte musste ich denken, als ich die Berichte aus Oslo hörte und las. „Schipper" war auch dort wieder, wie schon in seinen Rastenburger Jahren, einer der härtesten, schnellsten und fairsten Spieler des deutschen Teams, der unter den anderen Mannschaften viele alte Freunde wiedertraf. M. Grunwald.

 

 

Seite 5   Die Geschichte der 61. Inf.-Div.

Walther Hubatschg: 61. Infanterie-Division. 81 Seiten, 17 Karten und Skizzen, kartoniert 4,80 DM. Verlag Hans-Henning Podzun, Kiel, Holtenauer Straße 27b. Die Ostpreußen-Warte brachte in ihrer Ausgabe vom Dezember 1951 Auszüge aus dem Manuskript der von Prof. Dr. Walther Hubatsch geschriebenen Geschichte der 61. Inf. Div. Nunmehr ist dieses Werk im Verlag Podzun in Kiel erschienen und kann sofort geliefert werden.

In einem Geleitwort sagt Generalleutnant a. D. Günther Krappe, Div.-Kdr. von März 1943 bis Dezember 1944: „Diese Geschichte wird zum Spiegel des ostpreußischen Menschen."

Walther Hubatsch, ehemaliger Offizier im Gren.-Rgt. 151 und jetzt Professor für Geschichte an der Universität Göttingen, schildert mit der Genauigkeit des Historikers und der Kenntnis aus eigenem Erleben den an Kämpfen reichen und opfervollen Gang der durch viele Sondereinsätze bekannt gewordenen Division. Eben-Emael, Dünkirchen, Baltische Inseln, Kämpfe um Tichwin, Schlachten am Wolchow und Ladogasee, Brückenköpfe Kurland und Heiligenbeil sind markante Steine am Wege der 61. Inf.-Div. Die ehemaligen Angehörigen der Division, die einst bei den Kampfhandlungen immer nur das Geschehen in einem bestimmten, begrenzten Abschnitt übersehen konnten, erhalten durch diese auf die Kriegstagebücher, Operationsatlanten und Gefechtskalender der Heeresgruppe Nord und der 18. Armee, wie auf die Divisionsbefehle und Lagekarten der 61. Inf. Div. gestützten Aufzeichnungen einen klaren Einblick in die jeweilige Gesamtlage. Erinnerungen an manche stolze Tat, Erinnerungen an schwere Tage und auch an schöne Stunden werden wieder wach. Sie werden geweckt auch durch die vielen genannten Namen von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften, die einmal uns allen von der „Teufelsdivision" Begriff waren. Das Werk hat bleibenden Wert für alle Hinterbliebenen von Angehörigen der Division und es ist aufschlussreich für jeden, der sich über das Ringen um die Verteidigung unserer Heimat durch einen wirklichen Tatsachenbericht informieren will. 17 gute Karten und Skizzen bringen eine wertvolle Ergänzung zum geschriebenen Text.

Mit besonderem Dank muss hervorgehoben werden, dass dem Buch eine Liste mit 3000 Namen von Vermissten der Division beigefügt ist. Möge sie beitragen, noch vielen in Ungewissheit schwebenden Eltern, Frauen und Kindern über das Schicksal ihrer Beklagten Klarheit zu bringen.

Die Vermisstensuche für die Division hat Generalleutnant a. D. Krappe ehrenamtlich übernommen und auch die Traditionsgemeinschaft der 61. Inf.-Div. ins Leben gerufen. Alle ehemaligen Angehörigen der Division teilen ihre Anschrift an Generalleutnant a. D. Krappe, 21b Dickenhagen, bei Altena/Westfalen mit. W. Keller.

Seite 5   Winternacht

Unendliche Stille

Im frostklaren Raum.

Leise singen

Die Äste am Baum.

Alles ruht

Im nächtlichen Traum.

Schneeweite Felder,

viel Schatten und Licht.

Der fahle Mond Die Wolken durchbricht.

Überall Schweigen.

Erstarrt liegt der See.

Gefesselte Wellen.

Viel Herzleid und Weh.

Es fällt und fällt

Der weiße Schnee. Curt Waldemar Fritschken.

 

 

Seite 5   Das Schicksal der „Ostpreußenhütte“

Die Mitglieder der Sektion Königsberg/Pr. des Deutschen Alpenvereins waren von dem letzten Vorsitzenden, Oberlandesgerichtsrat a. D. Zippel, zu einer besonderen Versammlung nach Göttingen gerufen worden. Auf der Tagesordnung stand die Beratung über die Weiterführung der Sektion und ihre durch die Kriegsereignisse bedingte Sitzverlegung sowie die Wahl des neuen Vorstandes und die Festlegung der notwendig gewordenen neuen Satzung. Vor Eintritt in die Beratungen begrüßte der Vorsitzende der Sektion die erschienenen Mitglieder, vor allem den Hüttenwart, Herrn Justus, der die weite Reise aus Österreich nach Göttingen nicht gescheut hatte, um an dieser Sitzung teilnehmen zu können, und damit bewies, wie sehr er sich mit der Sektion Königsberg/Pr. und ihrer „Ostpreußenhütte" verbunden fühlt. Alsdann gedachte Oberlandesgerichtsrat Zippel seiner einstigen Mitarbeiter und der zahlreichen anderen Sektionsmitglieder, die dem Krieg zum Opfer gefallen sind, sei es, dass sie im Kampf um die Heimat fielen oder auf der Flucht aus Ostpreußen in all den Strapazen und so mannigfachen Schrecknissen und Gefahren ums Leben kamen. In ergriffenem Schweigen ehrten die Erschienenen stehend das Andenken an ihre dahingegangenen Landsleute.

 

Einstimmig wurde von der Versammlung die Weiterführung der Sektion und ihre Sitzverlegung nach Göttingen beschlossen. Maßgebend hierfür waren folgende Gesichtspunkte: die Göttinger Universität hat bekanntlich die Pflege der Tradition der Königsberger Albertus-Universität übernommen, hier ist der Sitz des vom letzten Kurator der Albertina, Dr. h. c. Friedrich Hoffmann, begründeten Göttinger Arbeitskreises sowie der Sitz der Königsberger Gesellschaft der Freunde Kants. Außerdem sind an keinem Ort der Bundesrepublik so viele Mitglieder vereint, wie in Göttingen. Nach der Durchberatung der neuen Satzung und ihrer Festlegung erfolgte die Wahl des Vorstandes. Der bisherige 1. Vorsitzende wurde einstimmig wiedergewählt, als 2. Vorsitzender und Schriftführer Bankprokurist von Halle, der übrige Vorstand setzt sich ebenfalls aus alten nun in Göttingen und Wolfenbüttel lebenden Mitgliedern zusammen.

 

Mit besonderem Interesse wurde der Bericht aufgenommen, den Herr Justus, der Hüttenwart, über das Schicksal der Ostpreußenhütte gab, die die Sektion Königsberg/Pr. 1928 z. T. unter größeren Opfern ihrer Mitglieder auf dem Rebbenbachriedel, am Weg zum Hochkönig erbaut hat. Die Schneeberichte der Ostpreußenhütte, die in idealem Skigelände, absolut lawinensicher, liegt (1630 m), hängen in den Nachrichtenkästen der Göttinger Sektion aus. Zwischen den beiden Sektionen ist ein Freundschaftsabkommen getroffen worden, das eine nähere Zusammenarbeit zum Ziel hat. Die Sektion Königsberg hofft, dass sich noch viele Ostpreußen, die Liebe zu den Bergen haben, ihrer heimatlichen Sektion anschließen werden.

 

 

Seite 5   Turnerfamilie Ost- und Westpreußen

Geburtstage im März 1952:

01.03.1952 Wolfgang Krüger (Zoppot), 24a Plön (Holst.), Seestr. 19;

02.03.1952 Lina Epstein (TgmDanzig), 24b Tornesch (Holst.), Wilhelmstr. 7;

03.03.1952 Günther Bergschmidt (Tilsit), 14a Crailsheim, Kreuzbergstr. 2;

03.03.1952 Fritz Enders und Frau Gertrud (KMTV), 22 a Essen, Waterloostr. 47d;

03.03.1952 Hildegard Krause-Woelk (KTC), 24b Flensburg, Friedensweg 12.

04.03.1952 Hans Riepert (Allenstein), 22b Bescheid, Post Schweig üb. Trier-Land:

04.03.1952 Margarete Schreiber-Fleischer (KTC), 24a Hamburg 1, Kathrepelsbrücke 1;

05.03.1952 Axel Frowerk (TuF Danzig), 20b Braunschweig, Altewiekring 12;

05.03.1952 Kurt Ermisch (Tilsit), 24b Flensburg-Mürwik, Landessportschule;

06.03.1952 Hedwig Landt (KMTV/Rastenburg), 13a Bayreuth, Dammallee 21,;  II;

07.03.1952 Hildegard Frowerk-Klatt (TuF Danzig), 20b Braunschwelg, Altewiekring 12;

08.03.1952 Karl Stölk (Zoppot), 20a Afferde üb. Hameln;

08.03.1952 Hedwig Eitner-Kapornick (KTC), 20a Wieren 99, bei Uelzen (Bez. Hann.);

10.03.1952 Rudi Bullien (Tilsit), 24b Kellinghusen, Lornsenstr. 14;

10.03.1952 Albert Ebner (KMTV), 24a Hamburg-Rahlstedt, Bahnhofstr. 38;

11.03.1952 Ingeborg Knoblauch-Sowa (Rastbg./M'werder/KTC), 21a Ibbenbühren, Gronerallee 37.

12.03.1952 Elsa Jacubzig-Jankowski (KTC), 13b Bad Reichenhall, Nonnerstr. 18;

12.03.1952 Hertha Migge (KTC), 20a Celle, Kranstr. 2, II;

13.03.1952 Otto Eich (KTC), 24a Lübeck, Moislinger Allee 78;

13.03.1952 Hildegard Körnke (KTC), 23 Pye 1, bei Osnabrück;

13.03.1952 Werner Schmuckert (Elbing), 21a Bad Salzuflen, Am Ostpark 4;

13.03.1952 Paul Werner (KTC), 20a Hameln, Kaiserstraße 23;

15.03.1952 Karl Jeksties (KTC), 24a Stockelsdorf über Lübeck, Segebergerstr. 42b;

15.03.1952 Lotti Noreisch-Ewert (KTC), 22a Krefeld-Bockum, Glockenspitz 465a;

15.03.1952 Fritz Lubjuhn (Insterburg), 10b Reinsdorf über Zwickau, Zwickauer Straße 57;

16.03.1952 Gertrud Ewert (KMTV), 24a Hamburg-Lokstedt, Julius- Vosseler-Straße 91;

16.03.1952 Konrad Merkator (KMTV), 16 Johannisberg (Rheingau), Weingut Zerbe.

16.03.1952 Kurt Schmidt (KMTV), 13a Regensburg, Karthäuser Straße 19, I;

16.03.1952 Werner Semprich (Dzg-Neufw.), 24a Geesthacht (Bezirk Hamburg), Schillerstr. 38;

17.03.1952 Rudi Bahr (TuF Danzig), 24b Eckernförde, Vogelsang 26;

17.03.1952 Josef Fehnert (Zoppot), 2lb Sprockhövel (Wesf.), Hauptstr. 14;

18.03.1852 Alwine Pohlmann-Hoffmann (Zoppot), 24a Siebeneichen, Post Buchen (Lauenbg.);

18.03.1852 Lotti Sachs-Gerczinski (Tgm Danzig/Elbing), 23 Heisfelde bei Leer (Ostfrsl.);

18.03.1852 Käte Sensfuß (KTC), 22c Troisdorf, Kölner Str. 19;

18.03.1852 Jenny Rappöhn (KTC), 21a Schlangen üb. Paderborn, Detmolder Str.;

19.03.1952 Hans Böhnke (KTB), 24a Hamburg-Bergedorf, Möörkenweg 18;

19.03.1952 Charlotte Utzat-Kosse (KMTV), 3b Richtenberg/Stralsund, Karl-Liebknecht-Straße 185;

19.03.1952 Henry Wittkowski (KTC), 20a Celle, Poststr. 5;

20.03.1952 Erika Schulz (Zoppot), 21 Minden (Westf.), Marienstraße 113 bei Behrend;

21.03.1952 Lotte Szengel-Manske (KMTV), 24b Süderup 17, Kreis Flensburg;

22.03.1952 Charlotte-Luise Klein (Zoppot), 16 Wetzlar (Lahn), Nauborner Str. 160;

22.03.1952 Paul Scholz (Elbing), 24b Kappeln (Schlei), Lager Ellenberg;

24.03.1952 Hilla Quiring (Elbing/ KMTV), 21a Minden (Westf.), Weserstadion 1;

25.03.1952 Alice Hallmann (TuF Danzig), 24b Lübeck, Herder Straße 1;

28.03.1952 Dr. Georg Franzius (KMTV) 23, Norden, Uffenstr. 38;

28.03.1952 Elsa Helwich-Schiemann (KTC), 24a Vahrendorf 29, Kreis Harburg-Land;

28.03.1952 Heinz Scherzer (Tgm Danzig), 23 Bremen 11, Osterdeich 196g;

28.03.1952 Kurt Krause (KTC), 24b Itzehoe, Juliengardeweg 5,

28.03.1952 Frau Bartsch-Turowski (Orteisburg), 23 Bad Zwischenahn, Unter den Eichen 7;

29.03.1952 Frau Elsa Knuth (KTC), 24b Neumünster, Geibelstr. 10,I,

30.03.1952 Kurt Berger (KMTV). 23 Berge, Post Emsbüren, Kreis Lingen (Ems);

30.03.1952 Ilse Knickmann (FrTVKbg.), 23 Bremen-Burg, Giambker Heerstr. 215;

30.03.1952 Friedrich Noweck (TuF Danzig), 3a Schwerin, Goethestraße 70/72;

30.03.1952 Karl Maenz (KMTV/Lyck), 24a Lüneburg, Gr. Bäckerstr. 13, II;

30.03.1952 Walter Neubert (Zoppot), 14a Stuttgart-O, Gänsheidestr. 19;

31.03.1952 Fritz Hübner (KMTV), 1 Bln-Lichtenberg, Spittastr. 11,I;

31.03.1952 Edith Venslaff-Petermann (Zoppot), 19b Magdeburg-Hopfengarten. Rosenweg 26;

31.03.1952 Günter Rex (Seeburg), 20a Harsum (Hann.).

 

Allen Geburtstagskindern herzlichste Glückwünsche, ganz besonders aber den vollen Zehnern: Kurt Berger, Gustav Bergschmidt (30), Heinz Scherzer (40), Hedwig Landt, Friedrich Noweck, Werner Schmuckert (50), Hans Böhnke, Otto Eich, Hans Riepert, Werner Semprich (60) sowie unseren Senioren Paul Werner (89) und Paul Scholz (92 Jahre). Turner werden nicht alt; sie leben nur lang! Darauf Gut Heil! Onkel Wilhelm.

 

 

Seite 5   Der Masurische Turngau im Kreise I Nordost der DT. Von Adam

Der III. Masurische Turngau wird um 1880 gegründet worden sein. Ihm gehörten zunächst an: MTV Johannisburg, Goldap, Lyck und Treuburg (Marggrabowa). Im Laufe der Jahre traten noch folgende Vereine bei: MTV Gehlenburg, Prostken, TuS Arys, Mierunsken und schließlich der Frauenturnverein Goldap. Bis zum Weltkrieg 1914/18 war das Amt des Gauvertreters verbunden mit dem des Gauturnwarts. Einer der rührigsten Gauvertreter und Gauturnwarte war der Lehrer Anbuhl aus Treuburg und sein Nachfolger, der Kreiswiesenbaumeister Kostka aus Treuburg. Vertretungsweise hatte diese Ämter ein Zeit lang Bolz - Goldap (später im KMTV) inne. Nach dem Weltkriege 1914/18 trennte man diese Ämter. Als Gauvertreter wurde Sanderling Arys und als Gauoberturnwart Pahlke - Arys gewählt. Später übernahm dann das Amt des Gauvertreters der Gewerberat Dr. Beyer aus Lyck. Gauoberturnwart wurde Batt - Goldap. Dieser war sehr rührig und hat es verstanden, kräftiges Leben in den Gau hineinzubringen. Schulrat Neubauer aus Lyck war der letzte Gauvertreter.

 

Zum Gauturnfest im Jahre 1902 in Treuburg erschien der MTV Johannisburg mit einer „Kanone". Von diesem Turner wurde gesagt, dass er zu Hause sämtliche Turngeräte habe und jeden Tag fleißig übe. Um an den Turnstunden des Johannisburger MTV teilnehmen zu können, musste er von seinem Wohnort, der einige Kilometer von Johannisburg entfernt lag, immer mit dem Rad hin- und zurückfahren. Bei dem erwähnten Gauturnfest ist dieser Turner als erster Siege im Zwölfkampf hervorgegangen. Es ist unser letzter Kreisvertreter Fritz Babbel gewesen. Im Jahre darauf, also 1903, fand in Johannisburg ein Gautreffen, verbunden mit einem Wettkampf im Fünfkampf, statt. Auch aus diesem Wettkampf - Schreiber dieser Zeilen hat ihn auch mitgemacht - ist Fritz Babbel als erster Sieger hervorgegangen. Das waren die Anfangserfolge unseres späteren Siegers auf Deutschen Turnfesten und unseres letzten Kreisvertreters, des jetzigen Führers und 1. Sprechers unserer Turnerfamilie Ost- und Westpreußen.

 

 

Seite 6   Der Kreis Osterode. Von Dr. Wolfgang Kowalski

Wie ganz Ostpreußen, so hat auch der Kreis Osterode - von einigen alluvialen Bildungen abgesehen - sein Gesicht durch die Eiszeit empfangen. Den großen Teil des Kreises nehmen Grundmoränen und kleinere Sander ein. Im südlichen Teile hat das Eis, das in einer Dicke von 1000 Meter auf Kalk- und Kreideschichten lagerte, eine Endmoräne zusammengeschoben, aus der die Kernsdorfer Höhen als höchste Erhebung Ostpreußens aufragen. Das in die Gletscherspalten stürzende Wasser riss lange Rinnenseen aus (Schillingsee, Röthloffsee), und die Wassermassen, die beim endgültigen Abschmelzen entstanden, flossen in breiten Becken ab, m denen sich heute die Drewenz und einige kleinere Flüsschen hinschlängeln.

 

Ein gewaltiger Fernblick öffnet sich von der höchsten, 313 Meter hohen Kuppe der Kernsdorfer Höhen in das weite Land bis über die großen Waldflächen im nördlichen Teile des Kreises hinweg, bis zu den Höhen um den Geserichsee und weit in das entrissene Löbauer Land hinein. Ja, es ging sogar die Sage, man könne von dort oben die Marienburg sehen.

 

Die Höhe selbst und namentlich der Döhlauer Wald an ihrem Osthang, wo noch in den 20-er Jahren dieses Jahrhunderts ein Luchs geschossen wurde, waren von unvergleichlicher Schönheit und zugleich eine forst- und pflanzengeographische Merkwürdigkeit allerersten Ranges. Dabei kann ich mich auf die wertvollen Forschungen unseres Veterinärrats Migge stützen, der weit über die Grenzen des Kreises, ja, der Provinz hinaus in der Wissenschaft einen geachteten Namen hatte. Hier im Döhlauer Walde befindet sich das südöstlichste Verbreitungsgebiet der Rotbuche in der Provinz, hier gibt es noch Bestände von Bergahorn; hier wächst die Gletscherweide, die Hainbrombeere und der Schildfarn, hier der Zahnwurz, der Berg-Ehrenpreis und die beiden Orchideen Waldvögelein und Frauenschuh.

 

Der Entstehung entsprechend ist die Güte des Bodens im Kreise sehr unterschiedlich. Im Norden und Osten breiten sich, vornehmlich auf Sand, große Wälder aus, die ein Kiefernholz lieferten, das über die Grenzen des deutschen Reiches bekannt war (Taberholz).

 

Eine Reihe von großen Gütern, oft mit gutem Waldbestand - z. B. Grasnitz, Döhlau, Bednarken, Klonau, Haasenberg - wechselten mit Mittelbesitz und einer gesunden kleinbäuerlichen Schicht. Vor allem nach dem ersten Weltkriege wurden durch Aufteilung mehrerer Güter - Wittigwalde, Frögenau, Reichenau - Bauernstellen und Arbeitersiedlungen geschaffen. Eine gesunde Mischung! - Neben dem Roggen war es besonders der Kartoffelanbau, der den landwirtschaftlich genutzten Flächen das Gesicht gab, was auch in der großen Zahl von Brennereien Ausdruck fand. Vieh- und Milchwirtschaft standen auf der Höhe. Ein Milchviehzüchter wie Müller- Mörlen und ein Schafzüchter wie Weißermel - Döhringen waren in weiten Kreisen der deutschen Landwirtschaft bekannt.

 

Neben Brennereien und Mühlen gab es eine lebhafte Kleinindustrie: Ziegeleien (Emilienthal, Bergheim), Kalksandsteinwerke (Osterode, Collishof) und eine große Zahl von Sägewerken, daneben auch einige Eisengießereien.

 

Alles in allem war die Wirtschaft gesund, weil sie nicht künstlich konstruiert, sondern aus dem Boden gewachsen war. —

 

Der Wirtschaft kamen ein ausgezeichnetes Straßennetz und gute Eisenbahnverbindungen zugute. Osterode selbst lag an der Strecke Berlin – Thorn - Insterburg und war durch Nebenstrecken mit Elbing, Marienburg, Königsberg, Gilgenburg (vor 1914: Soldau, Warschau), Hohenstein und Neidenburg verbunden.

 

Im Jahre 1852 wurde der Oberländische Kanal vollendet, auf dem die langen Holztraften schwammen und die Oberländer Kähne Massengüter beförderten. Er beginnt im Schillingsee, führt durch den Pausen- und Drewenzsee und, den alten Lauf der Liebe benutzend, nach Liebemühl, wo er sich mit einem zweiten Arm vereinigt, der vom Geserichsee herkommt. Im weiteren Verlauf musste der etwa 100 Meter hohe Abfall vom Oberlande zum Drausensee überwunden werden. Da die Technik in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Schleusen nur bis zu einer Hubhöhe von etwa 5 Meter bauen konnte, fuhren die Schiffe mit Wasserkraft auf Wagen über fünf Geneigte Ebenen (Rollberge), von denen jede eine Steigung oder einen Fall von 15 bis 25 Meter überwand.

 

Die gute Verkehrslage kam dem Fremdenverkehr zugute, der sich seit dem ersten Weltkriege in immer zunehmendem Maße dem Kreise zuwandte. Viele zog es zu den Brennpunkten der Schlacht von Tannenberg, zum Reichsehrenmal und zu den stillen Stätten, wo deutsche Soldaten schliefen, die für Heimat und Vaterland ihr Leben hingegeben hatten: den Ehrenfriedhöfen von Mühlen und Waplitz, von Dröbnitz und Frankenau. Es lockten Wälder, Seen und Höhen. Nur wenige Gegenden in unserem Vaterlande boten auf engem Raum soviel Erinnerungen an eine große Vergangenheit, so viel Schönheit und Eigenart, so viel verschiedene Sportmöglichkeiten wie unser Kreis. Auf jedem größeren See wurde gesegelt, fast in jedem kleinen Dorf war Gelegenheit zum Baden und Schwimmen. Den Segler und den Ruderer führte der Kanal, den Paddler außerdem die Maranse, die zur Alle fließt, die Drewenz und die Passarge hinaus zum Haff und gar zur Ostsee. Wald und Feld und See boten gute Gelegenheit zur Niederjagd, und in den Wäldern waren Schwarzwild und Rotwild heimisch. Die Berge, besonders die Kernsdorfer Höhen, waren ein ideales Gelände für den Skilauf. Auf allen Seen und Teichen blühte der Schlittschuhlauf und oft, der Eissegelsport.

 

Schönheit und Schicksal unserer engeren Heimat aber wollten erwandert sein, zu Fuß und zu Rad, im Ruder- oder im Paddelboot. Erst abseits vom Strome der Menschen, in Stille und Einsamkeit erschlossen sich Landschaft und Mensch, Vergangenheit und Aufgabe des Landes an heißumkämpfter Grenze.

 

Die Grenzen des Kreises waren nicht reine Verwaltungsgrenzen, sondern in mancher Beziehung unterschied er sich von seinen Nachbarn.

 

Im Osten, wo auf einer langen Strecke die Passarge die Grenze bildet, liegt der vorwiegend katholische Kreis Allenstein, während der Kreis Osterode fast rein evangelisch war. Außerdem wurde dort schon das Ermländische gesprochen. Im Norden verlief eine Mundartgrenze hart nördlich Liebemühl; denn schon in Gr. Altenhagen wurde das Oberländische gesprochen, das sich deutlich vom Ermländischen unterscheidet. Der Kreis Osterode selbst hatte keine ausgesprochene Mundart. Im Westen grenzte der Kreis an den Kreis Rosenberg, der bis 1919 zu Westpreußen gehörte, und südlich davon an das Gebiet von Löbau, das 1919 von den Vätern von Versailles an Polen gegeben wurde. Auch im südlichen Teile des Kreises wurde wesentlich weniger das Masurische gesprochen als im Kreise Neidenburg und dem Soldauer Gebiet, das uns 1919 widerrechtlich ohne Abstimmung geraubt wurde.

 

Aber - wir waren waschechte Ostpreußen! Denn wie der Boden des Kreises nur ein Teil unserer Heimatprovinz ist, so ist auch seine Geschichte nur ein Teil des gewaltigen Abwehrkampfes, den Ostpreußen im Bunde mit den Deutschen zwischen Riga und dem Schwarzen Meer gegen Asien führte, für Preußen - für Deutschland - für Europa: Seine Geschichte aber ist wohl, da der Kreis meist Grenzland und oft der SW-Pfeiler der Provinz war, noch mehr erfüllt von Krieg und Gewalttat und Zerstörung, noch mehr mit Blut geschrieben als die Geschichte anderer ostpreußischer Kreise. Doch ein zähes Bauern- und Bürgertum baute immer wieder auf, was die Polen und ihre Hilfsvölker mit asiatischer Bestialität vernichtet hatten. –

 

Bis ins dritte Jahrtausend v. Chr. reichen die Bodenfunde im Kreise zurück: Geräte aus Knochen und Geweihen. Früh schon machten sich nordische Einflüsse bemerkbar (Trichterbecher). Gegen Ende der jüngeren Steinzeit - etwa 1600 v. Chr. - bebauten Indogermanen den Boden und begruben ihre Toten in Riesensteingräbern (z. B. in der Nähe von Frögenau). Seit etwa 500 v. Chr. drangen Germanenstämme von Westen her in den Kreis, durch den damals die Grenze lief zwischen ihnen und den Preußen, die im übrigen Ospreußen siedelten. Um Christi Geburt saßen Goten im nördlichen Kreisgebiet (Funde von Thomareinen und Döhringen), im südlichen Vandalen. Der Handel mit Rom scheint lebhaft gewesen zu sein, wie manche Funde, vor allem ein solcher von mehr als 1100 römischen Münzen, beweist. Als dann im zweiten Jahrhundert nach Chr. der größte Teil der Germanen abgezogen war, besetzten die Preußen das Land und stießen bis ins Kulmerland vor. Alle Versuche der Polen, die Preußen zu unterwerfen, wurden abgewiesen.

 

Wurden die vielen Fliehburgen im Kreise (etwa 25), auch Schwedenschanzen, Preußenwälle, Schloßberge genannt, in den Jahrhunderten dieser wilden kämpfe von Preußen erbaut? Saßen dort schon gotische Edle? Sind sie noch älter? Wir wissen es nicht. Der Orden fand sie vor, benutzte manche von ihnen eine Zeitlang, bis er statt ihrer da, wo Verkehrslage und Verteidigung gut waren, eine Steinburg erbaute. - Einst waren diese Plätze von einer oder mehreren Doppelreihen Palisaden umgeben, deren Zwischenräume mit Erde ausgefüllt waren. Das Holz ist verfault, und die Erdmauer liegt heute als Ringwall da, und oft schallte dort in unseren Tagen Gesang und Kinderlachen, wenn die Schule eines nahen Dorfes ein Fest feierte. –

 

In das Osteroder Gebiet scheint der Deutsche Orden von der Komturei Christburg aus um 1270 vorgedrungen zu sein. Es waren Ritter mit ihren Knechten. Im Schutze der Burgen siedelten sich aber sofort deutsche Bürger an. Die eigentliche große Landausgabe an Grundbesitzer - z. B. Heeselicht, Geierswalde - und an Unternehmer zur Gründung von Bauerndörfern - z. B. Thyrau, Hirschberg - geschah aber erst im dritten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts. In dieser Zeit muss auch ein starker Strom von Bürgern in die bereits bestehenden Burgsiedlungen gekommen sein. Denn damals erhielten Gilgenburg (1326) und Osterode (1329) durch Verleihung der Handfeste das Stadtrecht durch den Christburger Komtur Luther von Braunschweig, einem Nachkommen Heinrich des Löwen. Liebemühl und Hohenstein wurden erst 1355 und 1359 Stadt. Bereits 1340 wurde Osterode zur Komturei erhoben, der die Ämter Deutsch-Eylau, Gilgenburg, Hohenstein, Neidenburg und Soldau unterstanden.

 

Viele friedliche Jahre waren den Bürgern und Bauern in der Zeit von der Gründung bis 1525 nicht beschert. Polen, Litauer und Tataren brannten und mordeten, vergewaltigten und zerstörten, verschleppten die Bewohner zu Hunderten. Am schlimmsten war es, als Polen mit Gewalt zum Meere drängte. Damals wurde im Kreise die wohl größte Schlacht des Mittelalters, die Schlacht bei Tannenberg, geschlagen, in der etwa 20 000 Polen, Litauer, Tataren, Russen und Tschechen gegen etwa 12 000 deutsche Ritter, Knechte und Söldner kämpften.

 

Im Juli 1410 stieß König Jagiello in Richtung Osterode vor, um gegen die Marienburg zu ziehen. Die Bewohner des flachen Landes suchten hinter Stadtmauern Schutz, die Dörfer wurden eingeäschert. Gilgenburg ging in Flammen auf. Greise, Frauen und Kinder suchten vor dem Morden und Schänden Zuflucht in der Kirche. Sie wurde von den Polen angesteckt. Der Hochmeister Ulrich von Jungingen stellte  sich am 15. Juli bei Tannenberg zur Schlacht. Der anfängliche Sieg verwandelte sich in eine Niederlage, als Jagiello frische Reserven gegen die ermüdeten Deutschen einsetzte. Der Hochmeister, die Gebietiger mit Ausnahme des greisen Spittelers, viele Komture - auch der Osteroder - und Ritter und eine große Zahl Söldner fielen.

 

Der erste Thorner Frieden (1411) stand auf dem Papier. Die Einfälle der Polen gingen weiter. Schon 1414 zerstörten sie die Kapelle, die der Orden für die Seelen der Gefallenen bei Tannenberg errichtet hatte. Auf ihrei Trümmern erinnerte in unseren Tagen ein Findling an den Opfertod des Hochmeisters und seiner Getreuen.

 

Auch der zweite Thorner Frieden (1466), der dem Orden Westpreußen und das Ermland kostete, brachte keine wirkliche Ruhe. Das Gebiet von Osterode blieb beim Ordensstaat. Aber erst nach 1525 folgte, zunächst unter dem Herzog Albrecht von Hohenzollern ein friedliches Jahrhundert, das einem intensiven Aufbau gewidmet war. Dafür war der Kreis aber wieder im 17. Jahrhundert Aufmarsch- und Durchgangsgebiet während der beiden Kriege zwischen Schweden und Polen (1621 - 1629, 1654 - 1660). Im ersten wurde Osterode von Gustav Adolf selbst mit stürmender Hand genommen, und da die Polen in den südlichen Teil des Kreises eingedrungen waren, kam es oft zu Gefechten. Im zweiten baute der Große Kurfürst die Linie Schillingsee - Drewenzsee durch Überfluten zu einer starken Verteidigungsstellung aus. Auch zwischen den Kriegen und danach hörten die Tatareneinfälle nicht auf, und mancher Ostpreuße hat unter seinen Vorfahren einen Mann oder eine Frau, die nach der Krim oder nach Konstantinopel in die Sklaverei verkauft wurden. Noch nach Jahrzehnten lagen Teile des Landes wüst, zumal Cholera und Pest wüteten.

 

Das 18. Jahrhundert war wieder friedlicher. Es brachte dem Kreise nur während des 7-jährigen Krieges eine russische Besatzung. Aber im Juli 1788 wurde die Stadt Osterode von einer furchtbaren Feuersbrunst fast vernichtet. Von den etwa 1500 Einwohnern verloren 1200 fast ihre ganze Habe, die öffentlichen Gebäude gingen fast alle in Flammen auf. Durch den Wiederaufbau verschwanden die alten Tore und Mauern.

 

Das Jahr 1806 beschwor neue Bitternisse herauf. Nach der Schlacht von Jena und Auerstädt zog sich der Krieg nach dem Osten. Friedrich Wilhelm III. und die Königin Luise wohnten auf der Flucht einige Tage in Osterode, wo der König den Sonderfrieden, das ihm Napoleon I. anbot, ablehnte. Nach der Schlacht von Pr.-Eylau wies der Kaiser dem Kreis einen großen Teil seiner Truppen zu, um hier seine schwer angeschlagenen Verbände aufzufüllen, und residierte dann selbst im Schlosse dieses „jämmerlichen Dorfes“, in dem nun vierzehn Tage lang die Fäden der Weltpolitik zusammenliefen. Beitreibungen, Zerstörungen, Drangsalierungei, waren ein sehr bitterer Beigeschmack dieser „Berühmtheit". Eine Münze mit den Inschriften „Napoléon a Osterode" und „Fabius Cunctator" und zwei Gemälde im Schlosse von Versailles von Ponce-Camus und Hippolyte Lecante erinnern an diese Zeit.

 

Kaum hatte man angefangen, die schlimmsten Schäden zu beseitigen, da zog im Jahre 1812 ein großer Teil der Großen Armee durch Ostpreußen nach Russland mit dem ausdrücklichen Befehl, für 10 Tage Verpflegung aus Ostpreußen mitzunehmen. Noch schlimmer wurde es, als nach der Niederlage die Trümmer des französischen Heeres aus dem Osten zurückströmten. Damals sollen Bauern an der Kernsdorfer Höhe einige Marodeure erschlagen und die Leichen in einem See versenkt haben, der dort in einer Höhe von 250 m liegt, und dessen Name „Franzosensee" an diese Selbsthilfe gequälter Menschen erinnert. Wenn der Kreis auch noch lange an den Folgen zu leiden hatte, so folgte doch auf die Befreiungskriege ein Jahrhundert des Aufbaus auf allen Gebieten. Am deutlichsten sieht man (Foto: Kanzel in der evangelischen Ordenskirche Hohenstein) das wohl daran, dass in dieser Zeit das Straßennetz, die Eisenbahnen und der Kanal gebaut wurden. –

 

Die heißen Augusttage des Jahres 1914 rissen den Kreis in das erste wilde Geschehen des Weltkrieges. In seinem Süden bei Dröbnitz und Waplitz, bei Schlagamühle, im, Höllental bei Mühlen und bei Hohenstein, das mit einer ganzen Reihe von Dörfern und Gütern in Flammen aufging, fanden die schwersten Kämpfe der Schlacht statt. Auf Ludendorffs Vorschlag erhielt sie den Namen „Schlacht von Tannenberg", obwohl bei Tannenberg selbst nicht gekämpft worden ist. Durch Hindenburgs und Ludendorffs geniale Führung, die Opferbereitschaft der ost- und westpreußischen Regimenter und ihre zähen Marschleistungen wurde das viel größere russische Heer Samsonows vernichtet und so der größere Teil des Kreises vor dem Schicksal seines Südens bewahrt.

 

Mit Hilfe amtlicher preußischer Stellen und des „Kriegshilfsvereins des Reg.-Bezirks Minden" wurden die Schäden schon im Kriege zum größten Teil beseitigt.

 

Es kam der Unfriede von Versailles, der auf Lügen aufgebaut und von Gier, Neid, Haß und Kurzsichtigkeit diktiert war. Im Süden Ostpreußens traten wir zu neuem Kampf an, zum friedlichen Kampf mit dem Stimmzettel. Wir erfochten einen Sieg, so entscheidend wie Tannenberg, schön und - selbstverständlich für deutsche Menschen. Noch nicht 2,2% hatten im Kreis für Polen gestimmt.

 

Wahrlich, das war wie im ganzen Abstimmungsgebiet eine schallende Ohrfeige für die polnischen Lügen und zugleich ein vernichtendes Urteil über die Väter von Versailles und ihr Wissen um ostdeutsche Geschichte. Und der naive Mensch, der vielleicht an Versprechungen vom Selbstbestimmungsrecht der Völker glaubt, könnte meinen, dass ein solches Ergebnis, das unter Aufsicht von Franzosen und Engländern, von Italienern, von Japanern erzielt wurde, endgültig sein müsste! –

 

Der zweite Weltkrieg berührte zunächst nicht den Kreis. Wohl war er Aufmarschgebiet der Grenzwacht und der Wehrmacht. Aber kein Pole betrat seinen Boden.

 

Dann aber kam das bittere Ende. Der Geschützlärm kommt näher an Osterode heran. Trecks aus unserem Kreise mischen sich mit denen aus dem Kreise Neidenburg und füllen die Straßen. Am Sonnabend, dem 20. Januar 1945, der Befehl: „Frauen und Kinder verlassen sofort die Stadt in Richtung Liebemühl." - Schnell einige Habe auf Rodelschlitten, und ein dichter Zug ergießt sich aus der Stadt. Abends kommt der größte Teil zurück. Kurz vor Liebemühl erreichte sie der Rückruf, die Gefahr sei vorbei.

 

In der folgenden Nacht derselbe Befehl. Suchen nach Verkehrsmitteln. Ratlosigkeit! „Die Reichsbahn stellt einen Zug!" Der Bahnhof ist umlagert. Nichts! Zurück zur Stadt! Mancher will bleiben. Und wieder tausende zu Fuß.

 

Und immer die stumpfen Menschen auf den Wagen, an den Rändern der Straßen; denn es geht nicht weiter - stundenlang. Oft Alte darunter, die vor 30 Jahren denselben Leidensweg gingen.

 

Mittags Flugzeuge über der Stadt. Zwei Bomben fallen - kaum beachtet.

 

Um 17 Uhr die ersten Granaten. Ich gehe durch die Straßen. Trecks, die nicht weiterkommen, hastende Menschen. An den Kasernen leichter Feuerschein und Gefechtslärm. Dort stehen russische Panzer.

 

Nach 21 Uhr gehe ich aus der Stadt, um Heilsberg zu erreichen, wohin mich ein Befehl ruft. Einige Volkssturmmänner schließen sich an. Wir helfen den Trecks, fallen bei Pillauken in die Speichen, schaffen für Frauen und Kinder Platz auf den Wagen. –

 

Vor Liebemühl schaue ich vom Berge zurück in die schneehelle Nacht, über Osterode und an einigen Stellen westlich und südlich, schwacher Feuerschein.

 

Dort - weit weit hinten mag die Kerndorfer Höhe hinausblicken ins Land, das wieder von Krieg und Menschenleid durchtobt wird. Sie ist das ewige Wahrzeichen des Landes. Sie stand, als vor 20 000 Jahren die ersten Jäger dem weichenden Eise folgten. Vor 2000 Jahren blickte sie in rein germanisches Land. Sie erlebte unsere preußischen Vorfahren und die kampfdurchtobten Jahrhunderte bis in unsere Tage. Sie sah Aufbau und Zerstörung und Wiederaufbau.

 

Und heute … Ich reiße mich los. –

 

Fast unversehrt fällt Osterode in russische Hand. Mord und Vertiertheit toben sich aus. Zwei Tage wütet der Brand, den die Russen anlegen, und lässt den Markt und die angrenzenden Straßen, fast alle öffentlichen Gebäude und viele Häuser in den anderen Stadtteilen in Asche sinken.

 

Foto: Osterode: Torweg im alten Schloss. Blick zur Ritterstraße.

Foto: Das Grabmal des Gründers von Osterode und Gilgenburg: Hochmeister Luther von Braunschweig, ein Nachkomme Heinrichs des Löwen.

Foto: Gilgenburg: Glockenturm mit Stadtmauer.

 

 

Seite 7   Zungenfertige Königsberger Handelsfrauen. Vom „klassischen A B C“ der Königsberger Fischbrücke. Von Paul Osten

Gestalt und Charakter der Königsberger Handelsfrauen waren weit über die Stadt und Landesgrenzen hinaus bekannt, berühmt und „berüchtigt". Diese starkknochigen, grobschlächtigen, hochbusigen, dick- und hochaufgeschürzten Handelsfrauen waren Originale und Typen besonders urwüchsiger bodenständiger Art und gehörten genau so zum Bilde Königsbergs und Ostpreußens wie etwa Immanuel Kant, die Gräfe und Unzer-Buchhandlung, der Königsberger Marzipan, wie die Trakehner Pferde, die Tilsiter schwarz-weißen Herdbuchrinder und der samländische Bernstein als das „Gold der Ostsee".

 

Wer die Königsberger Fischweiber an den alten Pregelbrücken und die Handelsfrauen auf dem Altstädtischen Markt und in den Straßen Alt-Königsbergs nicht aus eigenem Erleben ge- und erkannt hat, dem fehlt ein wesentliches Stück aus dem Antlitz der ehrwürdigen Deutschordenstadt und ihrem fischreichen Hinterland an der Küste und in der Tiefebene im Nordosten unserer unvergesslichen Heimat.

 

Die überbetonte Grobheit dieser vom Schicksal oft sehr hart mitgenommenen und im innersten Herzen doch gutmütigen Frauen war nur ein Schild gegen die sozialen Nöte ihres schweren Alltags. Stammten doch sehr viele aus dem „Flundern-, Stint- und Zwiebelwinkel" von Cranz, Sarkau, Labiau und Großem Moosbruch und waren schon unterwegs, noch ehe der Tag begann. Hinzu kam der Kampf mit den Unbilden des Wassers und der Witterung, die Sorge um die meist sehr zahlreichen Kinder daheim und die fast tägliche Angst um den Mann auf gefahrdrohender See. Kein Wunder, wenn diesen hart arbeitenden Frauen aus der Perspektive der sozial zu kurz Gekommenen mal die „Zunge durchging", wenn eine überbetont geputzte „Gnädige Frau" an der Ware mäkelte. Schließlich entwickelte sich forcierte Grobheit bewusst zum Aushängeschild der „Zunft", denn es gehört ja zum „guten Ton" jeder Innung, auch eine eigene „Berufssprache“ zu haben.

 

Vom sozialen Gesichtspunkt her ist das gesamte Vokabular der Königsberger Handelsfrauen in unserer Heimatliteratur bisher noch niemals behandelt worden. Der Erste, der eine Sammlung dieser volkstümlichen Redensarten vornahm, war vor rund 80 Jahren der unermüdlich für die ostpreußische Volkskunde fleißige Königsberger Rektor Hermann Frischrbier, der „Jakob Grimm Ostpreußens". Er war vornehmlich in wissenschaftlicher Gründlichkeit als Volkskundler, Mundartforscher und Dialektgeograph interessiert. Spätere Sammler registrierten nur um der drastischen Originalität und der humorvollen Effekte willen. Manches mag außerdem aus eben dieser Haltung auch, hinzugedichtet worden sein, wie etwa das nachfolgend gebrachte „A B C".

 

Wenn wir heute die ganze Atmosphäre, die um die Königsberger Brücken wehte, nun wieder in Erinnerung bringen, dann wollen wir bei aller Freude an drastischer Grobheit und gewolltem oder auch ungewolltem oder auch ungewolltem urwüchsigem Humor doch nicht vergessen, dass er aus der Tiefe sozialen Leidens kam. Nach den bitteren Erfahrungen 1945 haben wir eher ein Verständnis dafür als frühere Generationen. Und auch nur aus dieser Haltung werden wir den - trotz allem - tapferen und achtbaren Frauen gerecht!

 

Man sollte glauben, dass es eigentlich als selbstverständlich zum Königsberger Stadtbild hätte gehören müssen, auf dem altstädtischen Markt ein Denkmal der Handelsfrauen zu sehen, ähnlich dem Denkmal der „alten Müllern" auf dem Göttinger Bahnhofsvorplatz. Hier hat diese schlagfertige Obstfrau - eine Artverwandte der Königsberger Handelsfrauen - über ein halbes Jahrhundert lang Apfel und Birnen feilgehalten. Königsberg brachte es nur zu einer Grammophonplatte im Tanzrhythmus des „Rheinländers", die vor Beginn des ersten Weltkrieges mit ihrem schmissigen Kehrreim „Hoalt Stint, hoalt Stint, hoalt Stint, solang noch welche sind" diese Königsberger Originale weit über Deutschland hinaus berühmt machte.

 

Eine andere Huldigung an alle urwüchsigen Originale Alt-Königsbergs - also auch an die für die „Altstadt" typischen Handelsfrauen - waren die gelungenen Plastiken aus Cadiner Majolika am Portal der Königsberger Stadtbank in der Vorstädtischen Langgasse, Ecke Magisterstraße. Sie fielen dem Brand- und Bombengrauen der letzten Augusttage von 1944 zum Opfer, als die 700 Jahre alte Altstadt in Trümmer sank. Seit jenen schreckensvollen Tagen und Nächten sind wir Königsberger in alle Winde verstreut. Lebendig geblieben aber ist die geflügelte Redensart: „Sie (Er) ist von der Fischbrücke", hoch und plattdeutsch zugleich. Gemeint ist damit in Erinnerung an die Zeit vor 80, 50, 30 und 10 Jahren, die Atmosphäre der Königsberger Pregelbrücken und die leibhaftige Existenz der „Fischweiber", die „grob" und „roh" und geübt in gemeiner Schimpfrede waren. Schon 1876 verzeichnet Hermann Frischbier als „charakteristisch" das (vielleicht nur geschickt zusammengestellte) ABC der Fischbrücke:

 

„Aasige, bösige, coddrige, deewsche, elementsche, fule Galge-Hoor! Jonjacksche, kromme, loame, moagere, Näätkoppsche, oole, pucklige, quaderlochsche, ruge Suu! Terreetue, uutgefaelde, verschätene, wandschopsche, Xantippsche, ysopsche Zock!"

 

Das ist starker Pfeffer! Aber dieser Zungenschlag wurde von beiden Seiten im Grunde nicht ernst genommen. Er gehörte einfach zum Lokalkolorit mit seinen Gerüchen von Brackwasser und Fischen und Teer und gualmenden Holzkohlenfeuern, er gehörte zum Bilde der Preglbrücken, Last- und Fischerkähne, hochgeschürzten vierschrötigen Fischweibern, zu den farbenbunten Fisch-, Fleisch-, Geflügel-, Obst- und Gemüseständen des Marktes und den Hunderten von schlendernden, prüfenden, feilschenden, entschlossenen und unentschlossenen „gnädigen Frauen", Wirtinnen, Mamsells, Dienstmädchen und Schlachtenbummlern beiderlei Geschlechtes und jeglichen Alters. Es war eine Atmosphäre gemischt aus Markt und Arena, aus Fremde und Nähe, aus selbstzufriedenem Wohlstand und hungernder Armut, aus Raffgier, Angst, Sensation und Grobheit, aus Betriebsamkeit ebenso wie aus Langerweile.

 

„Sie (er) ist ein rechtes Kuppelweib“. Diese weitverbreitete Redensart konnte eben nur auf dem Nährboden der Fischbrücke entstehen. Die „Kuppelweiber", Handelsfrauen, erfreuten sich eines Mundwerkes und eines schier unerschöpflichen Reservoirs von meist „selbstschöpferisch" geformten Schimpfwörtern, die auch den sonst stärksten Helden in der Schlacht in die Flucht jagen konnten, wie unzählige Male bewiesen. Gerade auf die Schlachtenbummler männlichen Geschlechts in den Revieren der Fischbrücke - die doch ureigentliches Terrain der sachverständigen Hausfrau war - ergoss sich die unübertreffliche Zungenfertigkeit der Handelsfrauen in Verachtung, Spott und Zorn. So bekamen denn die Herren der Schöpfung u. a. zu hören: „Hei (hee) Sinndagsgesell – Moandagsjung - Kurrekaptein - Entemajor - Heenerföler - Möddelentwei - Stakeeteseicher u.s.f. in unzähligen Variationen. Charakteristisch für das alte Königsberg (und noch bis Kriegsausbruch 1939) war der Straßengesang der Handelsfrauen. Hier einige Proben davon:

 

„Fruus, Reewe, Geelmöre

Pasternack, prusche Reddig,

Zipple, Peetetzuljick.

Auf hochdeutsch: „Frauen (Hausfrauen) kauft Rüben, Gelbmöhren, Pastinak, „preußische" (d. h. schwarze) Rettiche, Zwiebeln, Petersilie“. Andere Straßenrufe - in singendem, hochgezogenem und schleifenreichem Ton - lauteten: „Fruus? Zeloat, Reddis" (Hausfrauen, Salat und Radischen!) - „Na, Reddis, fief Bund e Grosche!" (Ein Groschen galt 1875 vier Pfennige!) - „Eierkartoffel wollfeil, Eierkartoffel!" (Eierkartoffeln waren Kartoffeln so blank und schön wie Eier) - „Fruus spannsche Körsche, keept" („spanische Kirschen, kauft!") „Na, Börkörsche, watt Goots, Börkörsche!" Ebenso: „Blaubeeren, Plume, watt Goots!" - Oder: „Plume, dertig (30) fer a Grosche, Plume, Plume! Wallnat wie die Mandle, Wallnat!". –

 

„Strömling wie die Maräune. Strömling!" –

„Fruus, fett Streimellas, Fruues!" (= fetter Striemellachs). - Hoalt Fösch, hoalt Fösch! Fruus, Stöckdärsch!" (= Dorsche, stückweise).

 

Im Hochsommer klang es straßauf und straßab in Königsberg melodisch und weit hallend: „Blaubäre, Blaubäre, watt Goots! Fruus, Pilzke!" - Dann wusste man: Jetzt ist es Zeit, an den schaumgekrönten unvergessenen Ostseestrand zu fahren! Hoffen wir im Gedenken an die tapferen Handelsfrauen, dass wir einst wieder dahin kommen. Dann soll auch wieder der altvertraute Straßengesang in den Straßen eines neu erbauten Königsbergs aufleben, jener melodische Straßengesang, der schon vor 400 Jahren zur Zeit des ersten Preußenherzogs Albrecht als Motiv auch in die Kunstmusik übernommen wurde.

 

 

Seite 7   Eine Königsberger Notgemeinschaft geplant

Große Pläne der Stadt Duisburg.

Foto: Duisburg: An der Königstraße

Die Anschriftensammelstelle der Königsberger Magistratsbeamten, -Angestellten und -Arbeiter, (16) Biedenkopf, Hospitalstr. 1, teilt mit: Für die Königsberger Stadtfahne, die ihren Platz vor dem Duisburger Rathaus erhalten soll, zeichnete Oberschullehrerin Hildegard Schmidt 5,— DM. Die Fahne kostet 125 DM. Wer zur Beschaffung dieses Geld stiften will, der gibt uns zunächst den Betrag schriftlich auf. Auch die kleinste Summe wird hier vorgemerkt.

 

Wie wir vom Hauptamt der Patenstadt Duisburg erfahren, will die Stadt Duisburg die Rechte Königsbergs wahren. Königsberger Kartei, Archiv, Jahrestreffen und Notgemeinschaft sind zunächst die vordringlichen Aufgaben. Die hauptberufliche Arbeit in Duisburg übernimmt ein ehemaliger Stadtinspektor von Königsberg, 33 Jahre alt, Schwerbeschädigter und ganz mit dem Herzen bei dieser Angelegenheit.

 

Es geht der Stadtverwaltung Duisburg um mehr, als um die bloße Zurschaustellung einer Sympathie für Königsberg. Bereits 1950 erging vom Oberstadtdirektor die erste Anregung, eine Stadt zu erkunden, für die noch keine Patenschaft im Bundesgebiet übernommen worden war. Man hörte von Königsberg. Der Hauptausschuss war entschlussfreudig, ebenso das Stadtparlament, das im Oktober 1951 den Beschluss zur Übernahme der Patenschaft billigte. Dass es der Stadt wirklich auch um den Menschen ging, zeigt der Haushaltsansatz von 20 000 DM, von dem 10 000 DM auf die Personalkosten entfallen, während die andere Hälfte für außerordentliche Ausgaben im Interesse der Königsberger Sache gedacht ist. In diesem Heimatblatt hatte Oberbürgermeister Seeling aufgerufen, die Königsberger möchten sich ihrer Heimatstadt erinnern und es Duisburg erleichtern, die Dinge über die Stadt zusammenzutragen, die des Erhaltens wert seien. Dieser Appell hatte einen erstaunlich großen Nachhall, denn fast täglich gehen bei der Stadtverwaltung Duisburg Dinge ein, an denen man merkt, dass es den Spendern schwer war, sich von ihnen zu trennen.

 

Der Göttinger Arbeitskreis hat seine Mitarbeit zugesagt. Architekt Dr. Frick, der nach dem ersten Weltkrieg Königsberg weiter ausbaute, hat seine Mithilfe angeboten. Professor Kaiser vom Herder-Institut ist jederzeit bereit, mitzuarbeiten. Ebenso werden unsere vielen Arbeitskameraden im Bundesgebiet und auch in der Ostzone, die sich zur ehrenamtlichen Arbeit bereiterklärt haben, zur gegebenen Zeit als Ortswerbeleiter eingesetzt. Je mehr daran teilnehmen, desto schneller bauen wir die Angelegenheit aus. So geht denn unsere Anschriftensammelstelle mit all ihren Unterlagen der dortigen Stelle zu. Ein besonderes Rundschreiben unseres ehemaligen Königsberger Herrn Oberbürgermeisters als dem gegebenen Verantwortlichen unserer Stadt Königsberg/Pr. geht allen noch zu!

 

Was ist nun geplant?

Die Stadt Duisburg will die finanziellen Ansprüche der Stadt Königsberg wahren und die Rechtsansprüche an den Staat aufrechterhalten. Eine Königsberger Notgemeinschaft soll gegründet werden, die gegen einen geringen Beitrag die soziale Unterstützung Bedürftiger vorsieht. Über Zuwendungen wird ein besonderes Kuratorium entscheiden.

 

Das jährliche Königsberger Treffen, soweit sich alle Königsberger zur Patenstadt hingezogen fühlen, wird voraussichtlich in den Sommerferien stattfinden, so dass man auch die Schulen zu Unterkunftszwecken mitbenutzen kann. Man glaubt, dass man auch die Gastfreundschaft der benachbarten Städte in Anspruch nehmen muss, um alle Gäste unterzubringen.

 

Weiter wäre noch zu berichten, dass die Stadtverwaltung Duisburg im Bunker Oberstraße drei Zimmer als Arbeitsräume für Königsberg zur Verfügung gestellt hat und damit alle Voraussetzungen schuf, um die Sache „Patenschaft" mit einem realen Inhalt zu erfüllen.

 

 

Seite 8   Um die Jahrhundertwende in Königsberg i. Pr.

Junckerstraße 8 und die Querdroschke. 1. Fortsetzung

Der Junge auf dem Pferd hielt ein Tempo ein, das die Lauxe nicht einhalten konnten, obwohl sie „einherpeesten" ohne Rücksicht auf verlorene Klotzkorken oder im Wege liegende Pferdespuren. An jeder Straßenecke gesellten sich neue Mitläufer hinzu, denn die Situation wurde im Nu von jedem Stadtbewohner erkannt. Ein Teil der Königsberger Jugend - übrigens ausschließlich die männlichen, die weibliche Bevölkerung verschiedener Altersgrade blieb respektvoll auf dem gegenüberliegenden Straßentrottoir stehen, um den Lauf der Dinge abzuwarten - beteiligte sich nicht an dem Wettlauf hinter der Querdroschke. Entweder waren sie durch ihr Handwerkszeug am Arme technisch behindert, oder sie sagten sich mit philosophischer Ruhe, dass man den Ausgang des Schauspiels ja doch in zwanzig Minuten miterleben könnte. Zudem war es eine begueme und unterhaltsame Arbeitsunterbrechung, gestützt auf Leiter und Knüppel oder auf Eimern oder Bordsteinen huckend, den neuzukommenden Lauxen mit überlegener Wichtigkeit zu schildern, wohin der Wagen ging und wie man am besten dem Lauseangel einen Streich spielen könnte. Womit der Hottehüjunge gemeint war, der es lenkte.

 

Widmen wir uns jetzt dem Ort, der das Ziel der Querdroschke darstellte. Irgendwo in der Bulatengasse in der Pregelgegend oder in der Steilen Gasse zwischen Königstraße und Sackheim, vielleicht auch in der Borchertstraße an der Hinteren Vorstadt, oder in der Litauer Wallstraße vor dem Steindammer Tor am Trommelplatz stand ein aufgeregtes, neugieriges Häuflein, schabernd und grienend, die Hälse reckend und Umschau haltend. Dies Häuflein stand vor einem Hausflur oder rings um den Eingang zu einer Destille. Auf dem Boden aber lag sorgsam hingelegt eine unbewegliche Mannsperson mit blassem Gesicht und schmutzigen Kleidern, die nur durch gelegentliche glucksende Geräusche oder vertatterte Blicke aus glasigen Augen Beweise ihrer Lebendigkeit gab. Neben diesem lallenden oder schnarchenden Geschöpf, dessen zerbeulter Hut in einiger Entfernung lag, stand in überragender Majestät als Beherrscher der Situation ein Schutzmann. Er passte auf, dass sein liegender Pflegebefohlener nicht in einer Anwandlung von Selbstermannung davontorkelte oder etwaigen Brechgelüsten zum Schaden von Pflaster und Umgebung nachgab.

 

Das Opfer der öffentlichen Aufmerksamkeit hatte sich entweder selbst nach einer mehr anstrengenden als bekömmlichen Schnaps- und Bierreise dies Ruheplätzchen als einstweilige Erholungsstätte ausgesucht, oder es war in einem Lokal oder Bierkeller nach mannigfachem Genuss von Braunbier, Korn und Pomeranzen eingeschlafen und auf Betreiben des Krugwirtes der fürsorglichen Betreuung des herbeigeholten Schutzmannes anvertraut worden, der ergebungsvoll mit „Herr Kommissär" angeredet wurde. Auf dessen Veranlassung war dann seine provisorische Unterbringung am nächsten Hauseingang erfolgt.

 

Dauerte es allzu lange, bis das Fahrzeug herantrottete, wurden Spähtrupps in Richtung zur Junckerstraße abgesandt, um Ausschau zu halten. Sobald die bevorstehende Anfahrt von dem Spähposten gemeldet war und der Hottehüjunge mit seinem Wägelchen unter dem Lärm seiner Straßenjungeneskorte endlich um die letzte Straßenecke bog, herrschte ein befreiendes Gefühl, als wenn die Feuerwehr unter Fackelleuchtern und Klingelgeläut mit ihren vier kolossalen Rossen an den Brandherd herandonnerte.

 

Die Ankunft des Renitentenwagens hatte zur Folge, dass sich das versammelte Publikum teilte, die Bessergekleideten entfernten sich fluchtartig, um aus geschützter Position heraus den weiteren Lauf der Dinge zu verfolgen. Das hatte folgenden Grund: Der gravitätische Schutzmann dachte nicht daran, seine weißen Baumwollhandschuhe durch ein Mithandanlegen bei Aufhebung des „Kerls da" zu beschmutzen. Er war dazu auch nicht verpflichtet. Denn nach einer Polizeibestimmung durfte er geeignete Personen aus dem Straßenpublikum mit dieser riskanten Aufgabe beauftragen.

 

Irgend jemand hatte in Erfahrung gebracht, dass der blaue Schutzmann von einem der damals noch spärlichen Wandtelephone mit zwei herabhängenden Hörern aus einem Komptoir oder einer Apotheke der Umgebung nach der Junckerstraße telefoniert hatte, da der Augenschein erwies, dass ohne Vermittlung der Querdroschke ein Weitertransport des Individuums nicht ausführbar war. So kam es denn folgerichtig zu dem „Auflauf". War an sich schon der Abtransport einer Bierleiche ein „sehenswürdiger" Vorgang, so regte sich in den meisten Lauxen noch der stille Wunsch und eine lüsterne Hoffnung, die Sache würde nicht ohne tätliche Proteste und Widerstand vor sich gehen, und man würde die prickelnden Schauspiele erleben von Blankziehen, Knebelkette oder Heranpfeifen des Kollegen von der nächsten Straßenecke. Erst dann hätte die Querdroschke ihrem amtlichen Rufnamen „Renitenwagen“ die gebührende Rechtfertigung gegeben.

 

Während nun ein Teil der Umstehenden schleunigst retirierte, um sich diesem Ehrendienst zu entziehen, traten einige selbstbewusste, stämmige Kreaturen mit hilfsbereiter Haltung aus der Menge hervor, als ob sie einen beruflichen Anspruch auf die bevorstehende Liebestat hätten. Es schien, als ob es jedes Mal dieselben Henkersknechte waren, die sich an der Exekution beteiligten und darin Erfahrung und Gewandtheit erworben hatten. Der Grund der Dienstbeflissenheit war der, dass für diese Handreichung eine kleine gesetzliche Vergütung von von mehreren Dittchen ausgesetzt war, die sie sich von der Polizei abholen durften. Auf irgendeine mystische Weise schienen diese würdigen Gestalten es ausfindig zu machen, wo ihre Hilfe verlangt wurde, und sie waren zur Stelle. Ob dies, wie gemunkelt wurde, auf freundschaftliche Hilfe des Hottehüjungen zurückzuführen war, mag ungeklärt bleiben! Sie drängten sich derart energisch zu dem Geschäft, dass kein anderer es wagen durfte, der erhofften Dittchen wegen es ihnen streitig zu machen. Er wurde mit den kräftigsten Srhimpfworten, von denen „Laps" und „Lauseangel“ nur schwache Kostproben sind, von den Privilegierten zurückgestoßen. Die weitere Prozedur spielte sich normalerweise im allseitigen Interesse schnell wie bei einer Hinrichtung ab.

 

Sobald das Gefährt an der durch den Auflauf von weitem kenntlichen Bedarfsstelle halt gemacht hatte, trat der Schutzmann würdig heran und öffnete unter allgemeiner Anteilnahme den Kasten. Jetzt konnte man ins Innere sehen, wo eine grün, rot oder dunkelblau bezogene Pritsche mit gepolstertem Kopfgestell zu entdecken war. Der Hottehüjunge wendete umsichtig das Gefährt und schon waren die stämmigen Gehilfen an Kopf und Beinen des meist ahnungslosen Geschöpfes, um es zum allgemeinen Entzücken des Publikums zu packen und aufzuheben. Das war der spannendste und erwartungsreichste Moment. Denn meist fuhr jetzt der „Kerl" aus seiner Bewusstlosigkeit auf. Die fremdartige Situation erschreckte ihn und ein gesunder Naturinstinkt trieb ihn dazu, sich gegen die unsanfte Behandlung zur Wehr zu setzen. Er brüllte, fluchte, schlug mit Armen und Beinen um sich, aber es half nichts. (Fortsetzung folgt.)

 

 

Seite 8   Theater und Spiel im Königsberger Schloss

Zu den Aufgaben, die Herzog Albrecht von Preußen den Studenten der von ihm gegründeten Königsberger Universität zuwies, gehörte auch die Aufführung dramatischer Spiele. Wurden anfangs die Stoffe meist der Bibel entnommen, so wendete sich bald, dem Zeitgeschmack der Renaissance entsprechend, das Interesse den Sagen des Altertums und auch der dramatischen Bearbeitung zeitgenössischen Geschehens zu.

 

So widmete Georg Sabinus, der gelehrte Schwiegersohn Philipp Melanchthons und erste Rektor der Alma Mater Albertina, Humanist und gekrönter Poet, seinem herzoglichen Gönner ein Drama, das die Eroberung Roms durch Karl von Bourbon zum Gegenstand hatte, ein Ereignis, das die Gemüter der Zeitgenossen lebhaft bewegte. Das Spiel wurde im Jahre 1552 auf dem Schloss von Studenten aufgeführt. Man schrieb damals noch keine Theaterkritiken. Aber es wird berichtet, dass das fürstlich Frauenzimmer (eine Kollektivbezeichnung für die Damen des Hofes) in sanften Schlaf fiel. Dass die Kavaliere einer nach dem andern den Saal verließen, um auf dem Schlosshof ein Stechen zu beginnen. Dabei muss es nun wirklich recht dramatisch hergegangen sein. Denn einer der Ritter wurde von der gegnerischen Lanze mit solchem Schwung aus dem Sattel gehoben, dass er in hohem Bogen in den Schlossbrunnen plumpste.

 

Dies Spiel erschien offenbar auch dem Herzog kurzweiliger als das seines würdigen Rektors. Höflich wie er war, blieb er zwar im Saal, schaute aber durch ein Fenster dem munteren Sport seiner Kavaliere zu, während in seinem Rücken Georg Sabinus den Karl von Bourbon Rom erobern ließ.

 

 

Seite 8   Nochmals: „Der Choral vom Schloßturm"

Zu der Frage, welche Choräle vom Königsberger Schloßturm geblasen wurden (siehe Nr. 7 und Nr. 10/11. Jahrgang der Ostpreußen-Warte), teilt uns ein ehemaliger Schlossturmbläser, Herr M. Schrade, folgendes mit: „Die Stadtkapelle Schulz wurde nach dem Tode von Herrn Schulz 1934 von dem ehemaligen Ober-Musikmeister des I. Artl.-Regts. Königsberg, Otto Sonnenberg, übernommen. Gleichzeitig wurde 1934 die Stadtkapelle in die HJ übernommen und führte den Namen: „Musikzug der HJ des Gebietes Ostland". Später nach 1941 bekam sie noch den Namen „Musikschule der HJ". Trotz Übernahme in die HJ wurden die alten Choräle vom Schlossturm zu gewohnter Zeit weitergeblasen. Mittags 11 Uhr: „Ach bleib' mit Deiner Gnade bei uns Herr Jesu Christ!“, und zwar im Bläserquartett mit vier Mann! (Der Choral „Lobe den Herrn“ wurde niemals geblasen!) Abends um 9 Uhr folgte mit zwei Bläsern der Choral: „Nun ruhen alle Wälder“. Am Reformationsfest wurde dann mittags um 11 Uhr statt „Ach bleib‘ mit Deiner Gnade“ der Choral „Eine feste Burg ist unser Gott“ geblasen.

 

Zu berichten wäre noch, dass Ober-Musimeister Sonnenberg den Musikzug niemals im Sinne der Forderungen der HJ-Gebietsführung ausbildete, sondern stets behauptete: „Meine Jungen sollen einmal Berufsmusiker werden" und somit haben wir (jedenfalls zu meiner Lehrzeit 1937 – 1941) niemals irgendwelche politischen Schulungen oder Heimatabende mitzumachen brauchen.“

 

 

Seite 8   Auskunft wird erteilt

Bank der Ostpreußischen Landschaft. Wie der Treuhänder des Vermögens aller in die britische Zone ausgewichenen Landschaftlichen Banken in Lüneburg, 24a/, Bardowicker Straße 6, mitteilt, ist es noch nicht geklärt, ob die Bank der Ostpreußischen Landschaft als verlagertes Geldinstitut anerkannt wird. Daher sind die Arbeiten an dem verlagerten Kontenmaterial wegen fehlender Geldmittel noch nicht wieder aufgenommen worden. Eine Erteilung von Auskünften über Kontobestände ist z. Zt. noch nicht möglich.

 

Banken und Sparkassen aller Art. Alle Anfragen über Konten und Sparguthaben bei ostpreußischen Banken und Sparkassen sind zu richten an den Treuhänder der ostvertriebenen Banken, Herrn Dr. Fengefisch, 24a / Hamburg, Landesbank, Postfach 999.

 

 

Seite 8   Meldet Euch!

Angehörige der ehemaligen ostpreußischen 206. Division! In Hannover hat sich am Ende des vorigen Jahres eine Kameradschaft ehemaliger Angehöriger der 206. I.-D. gebildet. In diesem Jahr soll ein Treffen stattfinden, außerdem wird ein Bericht über die Geschichte der Division von ihrer Aufstellung in Insterburg bis zu ihrer Zerschlagung im Juni 1944 vor Witebsk herausgegeben. Ein Teil dieses Berichts aus der Feder des ersten Kdr. der Division, des noch lebenden Generals a. D. Höfl, liegt bereits vor. Die ehemaligen Angehörigen werden gebeten, ihre Anschriften an Pastor Payk, Goslar, Siemenstraße 14, zu senden.

 

 

Seite 8   „SVRPer" meldet Euch!

Alle Sportskameraden der Spielvereinigung Rasensport Preußen 05 werden hiermit herzlich gebeten, ihre Anschrift mitzuteilen an: Ernst Witt, (23) Wallinghausen 185, Kreis Aurich.

 

 

Seite 8   Angestelltenversicherung

Anfragen zwecks Beschaffung von Unterlagen zur Angestelltenversicherung sind zu richten an die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte, Berlin-Wilmersdorf, Ruhrstraße 2. Bei Anfragen unbedingt Geburtsdatum und Geburtsort angeben.

 

 

Seite 8   Heimat

Der Dünen Urgewalt dehnt sich umher

Ich stehe oben, wo der Westwind springt

Und sehe tief ins blaue, blaue Meer,

Das ewig seine alten Lieder singt.

Es weht der Wind und löscht jede Spur

Von jedem, auch von jedem Menschentritt.

Unaufhaltsam weiter geht die Weltenuhr

Und nur die Einsamkeit geht leise mit.

Die Wolken werden golden, werden grau,

Die Sonne sinkt wie eine Frucht in's Meer,

Scharf steht der Dünen Strich am Wolkenblau

Und Dunkelheiten schreiten um mich her. Frieda Strauß.

 

 

Seite 8   Löbenichtsches Realgymnasium!

Am 23.02.1952 trafen sich in Düsseldorf einige Löbenichter, um das Silber-Jubiläum der Abiturienten des Jahrgangs 1927 zu feiern. Alle ehemaligen Löbenichter (Schüler und Lehrer) werden gebeten, ihre Anschriften mitzuteilen an: Heinrich Weidenhaupt, (22) Düsseldorf, Kirchfeldstr. 89.

 

 

Seite 8   Landsleute, bitte herhören!

Im letzten Berichtsmonat gaben uns wertvolle Nachricht: Paul Eichmann, Hugo Führer, Studlenrätin Gerda Weyer, Gustav Masurat, Frau Lotti Hoffmann, Herta Rotkat, St.-Sekr. i. R. Erich Faust, Reg.-Insp. Gebt die Ostpreußenwarte Eurem nächsten Landsmann, damit auch er Eduard Kahl, Frau Erika Neumann (der letzte Satz ergibt keinen Sinn).

 

Wir suchen und wer zeigt uns den weiteren Suchweg: diese liest und beachtet.

Im Suchartikel der Februarausgabe heißt es nicht Buchhalter Albert Lomke, sondern Buchhalter Albert Lemke.

 

Dreher Kurt Werner - Straßenbahnwerkstatt. - Am 08.04.1945 noch im Betrieb tätig. Seit 08.04.1945 fehlt Jede Spur. Meister Franz Schwarz wird um Bericht über den Genannten gebeten. Wer sah und sprach nach dem 08.04.1945 Kurt Werner.

 

Heizungsingenieur Horst Schwarz: - Maschinenamt - In Wardienen (Samland) von einem russ. Spähtrupp gefangengenommen worden. Seitdem fehlt jede Spur. Wer von den Landsleuten sah und sprach den Genannten?

 

Schlossoberinspektor Fritz Henkensiefken: Irgendein Anhaltspunkt konnte bis jetzt nicht festgestellt werden. Wer hilft dem Suchenden durch irgendeinen Hinweis?

 

Karl Braag - Fuhrgesellschaft - Depot Wrangelstr. B. wurde am 25.01.1945 von einem Militär-Auto überfahren. Im Städt. Krankenhaus, Zweigstelle Juditten, hat er eine Zeitlang gelegen. Anscheinend im Februar 1945 wieder auf seiner Dienststelle. Wo blieb der Genannte nach der Besetzung Kbgs.? - Insbesondere werden die Arbeitskameraden Otto Beiz, Grolmannstraße 5, Fritz Minuth, Hinterroßgarten 4, Rudolf Wiechert, Altroßg. Predigerstraße 6, um Berichterstattung gebeten.

 

Otto Hellriegel und Frau Anna geb. Schelletter, Bergesruh (Morahten), Kreis Goldap, werden von Frau Auguste Wiechmann geb. Schelletter gesucht. Im Oktober 1944 auf dem Transport nach dem Westen in Angerburg gesehen worden. Einwohner von Bergesruh, wer sah und sprach die Vorgenannten 1945 noch?

 

Weiter suchen wir:

Gertrud Wendskat (WiAmt),

Fritz Böhnke (Feuerlöschpolizei)

Sophie Becker geb. Götz (WiAmt),

Otto Bolz (Fuhrges.),

Straßenaufseher Franz Falk,

Angest. Eduard Heinrich,

Bibliothekar Dr. Wolfgang Hermann

St.-Sekr. Otto Hesse,

Hertha Hoelge geb. Guske (Spark )

Karl Hinz (Luftschutzpolizei Hansaring);

St.-Insp. Fritz Huuck,

St.-Insp Hennig Fritz Harnisch (K. W. S.),

Lehrer Holm,

Hausmeister Hippel

St.-O –Insp. Hans Hand,

Major Hein (Feuerschutzpolizei).

Sparkassenkassierer Erich Haak,

Walter Heinrich,

St.-Sekretärin Maria Haack,

Bauführer Hüge

Anna Hoffmann (Fuhrges.),

Angest. Hartrampf (Spark.),

Gasrohrorüfer Emil Hock,

Harder (Hafen),

Arbeiter Hans Homm (Alters- und Pflegeheim),

Spark.-Angest. Holl,

St.-O.-Insp. Oskar Haase,

Lehrerin Frida Haubensack,

Bibliothekarin Else Haubensack,

St.-O-Insp. Josupeit

Angest. Jobke.

St.-B.-O.-Insp. Paul Jürgens,

St.-Insp. Jahnke

Lehrerin Intrup,

Angest. Jaschinski (K.-W.-S.),

Insp..-Anw. Karl John

Ermttlg.- Beamter Heinrich Jahnke,

Christel Saul Jürgasch,

Frau Jurreit

St.-Insp. Jedamczick,

St.-Insp. Kramm,

St.-O.-Sekr. Adolf Kutschinski

St.-O.-Insp. Kreß,

Standesbeamter Karrer,

Spark.-Angest Ella Kegel

Paul Kurschat,

Angest. Krüger (St.-Amt 16),

St.-Insp. Helmut Kast

St.-Vollz.-Sekr. Otto Kluschke.

Vermess.-Technike Helmut Kaiser

Brückenmstr. Kallweit.

St.-O.-Insp. Emil Klöß (Siechenhaus)

Rektor  Alfred Klugmann,

Inspektor Krieg (Fuhrges.),

St.-O. –S. Bruno Kirbach

Angest. Kandit (Fuhrges.).

St.-Amtmann Krüger

St –Insp. Otto Kaiser,

Angest. August Kniest, Kelch (Feuerlöschpolizei)

Alexander Karnat,

St.-Insp. Klein,

Telefonist August Krause

Ing. Horst Kollwer

Rektor Fritz Kollwer (Herderschule),

Schlosser Julius Kluge (Gasanstalt),

Angest. Bruno König (Wi.-Amt),

Arbeiter Richard Krause

Angest. Gerhard Kollmitz (Stadtpl.-Amt)

Karlshofer (Stadtpl.-Amt)

Ursel Krause geb. Chmilewski (Witwe d. Oberreg.-Rat)

Frau Grete Kowalczyk, Kühnast (Opernhaus)

Angest. Carl Klute (Wi.-Amt)

Obergärtner Herrn. Kreuzer (Städt. Gemeindefriedhof)

Konrektorin a. D.  Alice Kiehn.

St.-Insp. Gustav Lange

St.-Insp. Bruno Lemke

Zeichner Hans Laue,

Vermess.-Ing. Erich Link

Angest. Lauschke

Amtsgeh. Laukat.

Prokurist Carl Lechleiter

Herta Lindtner verehelichte Schlesier (St.-Amt 16),

Angest. Ludwig vo n Loewski, Berta Lau (Fuhrges.),

Paul Lockau (Wi.-Amt). 

Baumeister Franz Laschat

Spark.-Angest. Luxa,

Elektromeister Karlwilli Lopp (Hafen)

Baumeister Luckmann,

Fürsorgerin Meta Luszick, Lampert (Feuerlöschpolizei)

St.-Insp. List.

Buchhalter Albert Lemke (Stiftung)

Lemke (Plan-Amt)

St.-O.-Insp. Lukau

Angest. Loch (Schlachthof)

St.-Insp. Richar Lammert

Angest. Franz Meretz (Str.-Bauamt),

Angest. Magull

St.-O.-Sekr. Otto Mertens, Margarete Müller (Straßenbauamt)

Angest. Gustav Marienfeld

Ober-Insp. Meltzer (Fuhrges.)

Stenotypistin Gisela Marold, Gertrud Morgenroth

St.-Insp. Metschies

Angest. Marie Milk (Wi.-Amt)

Bibliothekarin Müller

St.-Insp. Mandel

Angest. Mey (Wi.-Amt)

St.-Insp. May

Oberbaurat Mauruschat

St.-Insp. Müller, Monien (Feuerlöschpolizei)

Angestellte Müller (Hauszinssteuerabtlg.)

Dipl.-Ing. Erwin Miller (Hafen)

Arbeiter Müller (Hafen)

Arbeiter Masseik (Hafen)

Gustav Motzkus und Familie (Bahnhof Ponarth)

Inspektor Metze (Fuhrges.)

Angest. Minuth (Fuhrges.)

Oberbaurat Dr. Neuffer

Steno Hildegard Neuffer

Konrektor Hugo Neuman

Tierarzt Theodor Neumann (Koggenstraße)

Kaufm. Angest. Otto Neumann (Hafen)

Spark.-Angestellte Norkeweit, Maria Neumann, geb. Schwarz und Sohn Ulrich, Michael Naujoks

Arbeiter Neumann (Hafen)

Rev.-Gärtner Naujoks (Hafen)

Gartenbauoberinspektor Gustav Neumann

St.-Insp. Hans Nowakowski

Gartenmeister Erich Neuendorf (Gem.-Friedhof)

St.-O.-Sekretärin Hedwig Olivier

Arbeiter Oschließ (Hafen)

Angest. Rudolf Prengel, Frau Eva Pätsch (Spark.)

St.-Vollz.-O.-Sekr. Franz Reimann

Direktor der Kunstsammlung Dr. Rhode

Straßenaufseher Hermann Schlemminger

Kutscher Gustav Stiemer (Fuhrges.)

Otto Urmoneit (Standesamt)

Angest. Fritz Vopel (Wi.-Amt)

Kühlhausaufseher Julius Wisch

Vorarbeiter Roman Wenzel, Franz Kurt Werner (K.-W.-S.)

 

Weitere Namen folgen im nächsten Blatt dieser Heimatzeitung

 

Es haben sich gemeldet resp. deren Adressen ermittelt wurden:

Frau L. Barnowski

St.-Insp.-Anwärter Siegfried Boruttau, Erna Braag

Brückenmeister Josef Dohnen

Reg.-O.-Insp. Erich Dombrowski, Dühring (Feuerschutzpolizei)

Werkmeister a. D. Friedrich Eisenblätter

St.-Insp. Albert Grübner und Frau Minna (Wi.-Amt)

Frau Emma Herfebett, Witwe Maria Jerosch

St.-O.-Sekr. August Jackstadt

Lehrerin Gertrud Krischker, geb. Tolksdorf (Bismarckschule)

Lehrer i. R. Ernst Lietz (Roonschule)

Schaffner Karl Laskowski (K.-W.-S.)

Alfred Muß

Maschinist Franz Münsterberg, Frau Erika Neumann geb. Kiwall (Wi.-Amt)

Frau Hildegard Neubert (Wi.-Amt)

Schulfrau Frieda Oszkinat verw. Schäfer (Herm. Lönsschule)

W. Packheiser, Bernhard Parschat

Hausmeister Paul Reppert (Obdachpolizei, Hindenburgstraße)

Witwe Johanna Sommer, Helmut Schwarz

Heizer Ewald Schink (Masch.-Amt)

Frieda Schwarz (Frau d. Heizungskontr. Horst Schwarz)

Oberschullehrerin Hildegard Schmidt (Hufenoberlyzeum)

Schlosser Erich Stolle (Schlachthof)

Witwe Frieda Wenk, Frau Frieda Woywod (Witwe d. St.-Ass. Otto Woywod)

 

Anschriftensammelstelle der Königsberger Magistratsbeamten, -Angestellten und –Arbeiter, (16) Biedenkopf, Hospitalstraße 1

 

 

Seite 9   Liebe Landsleute! Unser Hab und Gut ist verloren. Aber wir sind noch Träger der nieder- oder plattdeutschen Sprache Ostpreußens. Wir haben deshalb auch die Verpflichtung, dieses Kulturgut als ein Erbe unserer Väter zu wahren und unseren Nachkommen zu übermitteln. Da die Ostpreußen jetzt zerstreut wohnen, ist mehr denn je eine bewusste Pflege der Urvätersprache notwendig. Es ist erfreulich festzustellen, dass dieser Wunsch bereits von verschiedenen Seiten geäußert worden ist.  

 

In Göttingen kommt an jedem dritten Montag des Monats ein „plattdeutscher Kreis" zusammen und beschäftigt sich mit dem Plattdeutschen. Es wird zur Übung für alle, nur plattdeutsch gesprochen, wenn es auch schwer fällt, in dieser Sprache alles auszudrücken. Es wird die niederdeutsche Literaturgeschichte in Abschnitten nach und nach zur Kenntnis gebracht. Jedesmal werden literarische Erzeugnisse dargeboten. Der übrige Teil der Zeit gehört der praktischen Arbeit. Es werden Redensarten, allerlei Wörter, besonders seltene Sagen und Geschichten, Nachrichten über Sitten und Gebräuche gesammelt.

 

Es wäre wünschenswert, wenn an jedem Ort, wo sich Ostpreußen befinden, eine Persönlichkeit, die das Plattdeutsche beherrscht, die übrigen zu fruchtbringender Arbeit zusammenholt. Gilt es doch, den Verlust, den Professor Ziesemer erlitten hat, indem das ganze ungedruckte Material des „Preußischen Wörterbuchs" vernichtet worden ist, durch erneute Sammeltätigkeit einigermaßen auszugleichen. Die Germanisten haben beschlossen, das „Preußische Wörterbuch" fortzusetzen und erstreben die Vollendung. Also alle Mann forsch an die Arbeit! Es gilt einer Kulturüberlieferung unserer teuren Heimat!

 

Es wird jetzt in der Ostpreußen-Warte der Versuch unternommen, das Plattdeutsche durch einen besonders aufgebauten Lehrgang für alle, also auch für Hochdeutsche, erlernbar zu machen. Das ist bestimmt ein heikles Unterfungen. Aber mit gutem Willen von allen Seiten ist der Weg bestimmt gangbar. Lehrer und Eltern, ebenso alle übrigen Erzieher werden gebeten, falls es nötig ist, mit Hilfe dieses Lehrgangs der Jugend das Plattdeutsche zu übermitteln. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn solches Unternehmen den starken ostpreußischen Dickköpfen nicht gelingen sollte!

 

Du, levet trutstet Mergellke, du, däget forschet Jungke, moak möt! Dr. Karl Bink.

 

I.

Wi (+r) wölle (+n, ö = o) Plattdietsch (ii = eu) lere (= lehren, lernen). Wi alle, Plattdietsche o (und) Hochdietsche wölle dat Plattdietsche lere. Alles, wat (t = s) ön (ö = i) Klammere (n) steit (ei = eh), ös (ist) far (a = ü) Hochdietsche bestömmt (ö = i). Wi wölle ok (auch) sene (sehen), wie dat Plattdietsche opgebutt (aufgebaut) ös, dat heet (heißt), dat kenne (+n) lere, wat de geleerde (gelehrten) Lied (Leute) „Grammatik" nenne (+n). Hier ward (a = i) ön e (in den) Klammere(n) ömmer (ö = i) angegäve (+n, äv = eb), wat nedig (e = ö, d = t) ös, öm (ö = u) dat hochdietsche Woard (ao = o, d =t) an de (e = ie) Stell (+ e)vom plattdietsche hensette (e= i, +n, tt = tz) to (zu) könne (+n). Woa (oa = o) dat to ömständlich (ö = u) ös, ward dat hochdietsche Woard ön Klammere gesett (tt = tzt). Wi spräke (+n, ä = e, k = ch) hier woall (wohl) bloß dat soamländische (oa = a) Plattdietsch on äver (äv = üb) soamländisch Platt. Da oaver (oav = ab) de plattdietsche Mundarte (+n) ön ganz Ostpreisse (+n, ei = eu) so ziemlich gliek (iek = eich) klinge (+n), kann dat Soamlandsche an de Stell von alle Mundarte gesett ware (werden), de under (d = t) dem hochdietsche Noame ( + n, oa = a) „Niederpreußisch" gement (ee = ei) sönd (ö = i).

 

Weet (weiß) ener (e = ei) een (ee = ei) ander (+e) Foarm (oa = o) oder een ander Woard, denn kann he (er) dat ruhig önsette (+n, ö = ei, tt = iz) on wiederlere (ied = eit). Op (auf) diss (diese, ss week (eek = eich) to spräke) Art wolle wi spräke, rede, kose, babbele, blubbere, schabbere (sch week to spräke wie ön (ö = i) „Genie"), plachandere, quatsche, klatsche (!) lere. Weet ener noach (oa = o) meer (ee = eh) Weerd (Wörter) far (a = ü) „spräke"?

 

 

Seite 9   Im Monat März haben folgende betagte ostpreußische Mitglieder der Ostpreußenfamilie in Flensburg Geburtstag:

02.03.1952 August Ahlrep, Heinz-Krey-Lager, 72 Jahre;

 

02.03.1952 Martha Diester, Mürwiker Straße 161, 77 Jahre;

03.03.1952 Katharina Weinberg. Mathildenstraße 8, 72 Jahre;

05.03.1952 Wilhelmine Wendling, Norderstraße 157, bei Paulsen, 77 Jahre;

07.03.1952 Anna Captuller, An der Reitbahn 12, bei Armoneit, 81 Jahre;

08.03.1952 Marie Zorn, Mürwiker Straße 174 (Postamt), 70 Jahre;

14.03.1952 Auguste Raggies, Solitüde (Kinderheim), 88 Jahre;

15.03.1952 Alexander Grobel, Wrangelstr. 20. 71 Jahre;

16.03.1952 August Kroß, Ochsenweg 30, 73 Jahre;

22.03.1952 Gustav Prange, Adelbyer Kirchenweg 9, 70 Jahre;

28.03.1952 Else Kursch, Mommsenstraße 5, 73 Jahre.

31.03.1952 Elise Kossack, Neustadt 41, bei Granlcky, 75 Jahre.

 

In den ersten Tagen des Monats April haben folgende Landsleute ihren Geburtstag:

01.04.1952 Dr. Helene Eichler, Falkenberg 6, 70 Jahre;

01.04.1952 Maria Horn, Klosterholzweg 18, 72 Jahre;

03.04.1952 Karoline Hömke, Voigtstraße 36, bei Neumann, 77 Jahre;

03.04.1952 Johanna Neumann, Mathildenstraße 6, 85 Jahre;

05.04.1952 Artur Liebe, Angelburger Straße 58, 73 Jahre.

 

Ferner haben die nachfolgenden Delegierten im Monat März ihren Geburtstag:

15.03.1952 Frau Annemarie Hiller, Eckenerstraße 7, 49 Jahre;

21.03.1952 Otto Rathke, Hafendamm 55, 44 Jahre.

 

Der Vorstand der Landsmannschaft Ostpreußen in Flensburg gratuliert allen Geburtstagskindern herzlich und wünscht ihnen für das neue Lebensjahr alles Gute. Armoneit

  

 

Seite 10   Suchanzeigen

Emil Zweck aus Schönborn bei Seeburg, Kr. Rössel/Ostpr , letzte Nachr. vom 16.01.1945 aus Stablack b. Kbg., Ausbildungs-Komp., wird gesucht von seiner Frau Lucie Zweck, 19b) Bottersdorf Nr. 15 bei Blumenberg über Wanzleben/Sa.

 

Adam Daum, geb. 13.06.1901, Obergefr aus Exin, Kr. Altburgund/Wartheland. Letzte Anschr. Auffangsammellager Fliegerhorst Neuhausen 2, b. Königsberg/Pr. Letzte Nachricht, vom 15.01.1945. Nachricht erb. an Frau Gertrud Daum, 20) Nienhof-Neuhaus Nr. 2, Kr. Celle.

 

Familie Palfner, Wehrkirchen (Szittkehmen), Krs. Goldap und Frau Käthe Besemer, geb. Palfner von dort, werden gesucht von Ali Kocher, Gerlafingen. So. Schweiz.

 

Theodor Krause, geb. 05.08.1904 Zugwachtmstr., Feld.-Nr. 07338 IbI, vermisst seit Juli 1944 in Russland, wird gesucht. Wer kann Auskunft geben oder kennt ehemalig. Inhaber dieser Feldpostnummer? Nachr. erb. an Dr. Nimtz. Berlin-Zehlendorf, Am Fischtal 26b.

 

Heinrich Willi Wichmann, geb. 06.05.1905, Königsberg. Tragheimer Mühlenstraße 15/16. Abteilungsltr. im Königsberger Brennstoffvertr. Newger & Co., Steindammer Kirchenplatz, Hilfszollassistent, Zollgrenzschutzkp. Foelske, Feldp.Nr. 66 178 D. Letzte Nachricht vom 20.02.1945 aus einem Königsb. Lazarett (Beinverletzung). Wer kann über das Schicksal meines Mannes Auskunft geben und wer war mit meinem Manne beim Einsatz am 19.02.1945 in Trankwitz bei Metgethen zusammen? Nachr. erbittet Frau Charl. Wichmann geb. Rohde, 21a Lemgo i. L., Ostertor 4.

 

Paul Kornblum, geb. 21.08.1895 u. seine Frau Helene, geb. Schwarz, zuletzt wohnh. in Großgarde, Kr. Stolp/Pommern, und Gerh. Kornblum, geb. 26.01.1926 oder 28, der im Februar 1945 verwundet in Stolp im Lazarett lag, werden gesucht von Otto Kornblum 13) München 68; Wohnsiedlung Ludwigsfeld 5/15 (fr. Königsberg, Wetzhausenweg 8).

 

Emil Grattke, Frau Liesbeth Grattke und Kinder Eva u. Erwin aus Königsberg, Tapiauer Str. 66, gesucht von Otto Grattke, 22a Duisburg - Meidrich, Stolzestraße, Baracke.

 

Siegfried Bahlke, geb. 04.12.1928 in Königsberg/Pr. Schütze in der Panzer-Ers.-Abtlg. 10 Gr. Glienicke bei Potsdam, seit April 1945 wegen Erkrankung im Res.-Lazarett 101, Berlin-Westend, Station 8. Seit dieser Zeit vermisst. Wer kann Auskunft geben? Nachricht erb. Willy Bahlke, 20 Celle, Markt 3.

 

Anneliese Platz, geb. 16.07.1927 in Königsberg, war bis Januar 1948 im Lager Pr.-Eylau. Wer war dort mit ihr zusammen? Wer weiß wo sie dann hingekommen ist? Nachricht erb. die Mutter Frau Anna Platz, 22 Wipperfürth bei Köln, Wolfsiepen 4.

 

Willi Dobrinski, Uffz., geb. 08.03.1918 ln Neu-Sobrost/Gerdauen. Letzte Feldp.-Nr. 35468 B. Vermisst seit den Kämpfen von Bialistok. Nachr. erb. Frau Anna Garbe, 24 Glückstadt, Marquard - Rantzau Straße 12.

 

Willi Jurgutat, Oberzahlmeister, aus Tilsit, Marienstraße, war Prokurist in einer Hefefabrik. Jurgutat soll sich 1949 im Westen aufgehalten haben. Wer kennt seine Anschrift? Nachricht erb. an Otto Hellwig, 21b Wattenscheidt/Westf., Hansastraße 76.

 

Elbinger! Wer hat mit Hans Reschettki aus Elbing, Klosterstraße 6, zusammen bei Schichau gearbeitet? Arbeitskameraden und Hausbewohner werden um Nachr. gebeten v. Otto Schulze, Wittmar über Wolfenbüttel, Krugstr. 24.

 

Auguste Schimanski, geborene Liedtke, verw. Krause, zuletzt Königsberg, Schleiermacherstraße 14, wohnhaft und die beiden Kinder Elfriede und Elsa, werden gesucht von Otto Schulze, Wittmar über Wolfenbüttel, Krugstraße 24.

 

Wilhelmine Knoblauch geborene Flötke, geboren 03.02.1875, zuletzt wohnhaft in Kahlau, Krs. Mohrungen. Letzte Nachricht Dezember 1945 von Steinfeld bei Rostock. Wer weiß etwas über den Verbleib meiner Schwester? Für Hinweise wäre dankbar Frau Auguste Fehr, Neuerkerode über Braunschweig

 

Wilhelm Glinkowski aus Sensburg sucht seine Angehörigen. Ferner werd. gesucht Ida Künzel, letzter Wohnort Söhten bei Miswalde, und Willi Lach von seiner Schwester Anna Stahr geb. Lach Gadenstedt Nr. 161, Krs. Peine, früher  Bartkamm, Krs. Elbing.

 

Bruno Radtke, Obgfr., Feldp.-Nr 02292 B, zuletzt im Räaume Schloßberg/Ostpr. eingesetzt. Wer war mit ihm in Gefangenschaft zusammen? Nachricht erb. an Fritz Radtke, 23 Meppen, Markt 40 (früh. Kbg. / Pr., Barbarastraße 103.

 

Emil Blank geb. 03.10.1898. früher Telegr.-Leitungsaufseher. Zinten (Ostpr.). Jahnstraße 5, wird gesucht von Frau Frieda Blank, Oldenburg i. O. Lothringer Straße 17 (früher: Zinten)

 

Baufirma Hermann Klammt, Königsberg wird in einer dringenden Rentenangelegenheit gesucht von Johannes Gregor (20a) Luhden 35 über Bückeburg (früher: Sedlinnen, Kreis Marienwerder)

 

Margarete Gusahn, aus Schneckenswalde, Elchniederung, Ostpreußen. Wer kann mir Auskunft geben über den Verbleib meiner Tochter? Nachrichten erb. Frau Auguste Sprunk, Gattenstedt über Blankenburg (Harz) Hasselfelder Straße 2

 

Dr. med. habil Hetzar, Oberarzt an der Chir. Klinik Königsberg, ist in Königsberg gefallen. Wer kann Näheres über das Schicksal von Dr. Hetzar mitteilen, auch wenn er gefallen ist? Wer kennt die Anschrift seiner Gattin? Nachr. erb. an Frl. Erika Siebert, 16) Darmstadt, Dieburgerstr. 241.

 

Oskar Ginnow, ehem. Obergefr. und Fleischergeselle sowie Ehefrau Klara geb. Biliza, Königsberg/Pr., Neue Dammgasse 33. Wer kann Ausk. geben über meinen vermissten Bruder und seine Ehefrau? Nachr. erbeten an Bruno Ginnow, 24a) Cuxhaven, Leutweinstraße 3.

 

Bauingenieur, Hubert Tölkes und sein Sohn Hans Tölkes, Ferdinand Perkuhn und Frau Emma Perkuhn (Schwiegereltern v. Hubert Tölkes) letzte Wohng. Königsberg, Schrötterstraße 20, ferner Bauer Fritz Neumann und Ehefrau Auguste sowie Tochter Edith, letzte Wohnung Osterwick, Kr. Danzig-Land werden gesucht von Gottfried Schumann, Celle/Hann., Tannhorstfeld 10.

 

Hinz, Johann u. Ehefrau Hedwig geb. Steinweller. Söhne Kurt, Herbert und Paul aus Nautzau bei Grünhoff, Krs. Samland werden gesucht von Philipp Schmalenberger, Vechelde bei Braunschweig, Behelfsheim 23 (fr. Taplacken bei Drugehnen).

 

Johanna Blank, geb. 17.03.1893 u. Mathilde Blank, geb. Dann, geb. 25.12.1861. fr. Landwirtschaft Stolzenberg, Kr. Heiligenbeil, werden gesucht von Maria Kohn, Oldenburg i. O., Donnerschwerstraße 12 (fr. Zinten).

 

Wilhelm Völker, Königsberg, Wallenrodtstraße 48, und sein Sohn Heinz Völker, Regentenstr., in Fa. Heinz Völker & Co., Agenturen, Versicherungen, Knochenstraße 38: Frauenarzt Dr. Egon Völker, Kbg., Körte-AIlee 32? und Ehefrau Gerda geb. Bak, Frl. Eisenblätter, Sekretärin von H. Völker & Co., zuletzt gesehen in Hbg. 1946; Walter Konopatzki, wohnh. in Kbg., Luisenhöh 3, Generalvertr. Behrens & Burmeister, Danzig, Dietrich Kieselhorst in Bremen, Importeur; Hermann Wichlack, Kbg.. Vorst. Langgasse 27, Waren u. Agenturen; Arno Sennrau, Kbg.. Klapperwiese, Waren-Engros. Wer kennt die Anschriften der Gesuchten? Nachr. erbittet Alma Wittkowski, Bebra, Eisenacherstraße 23.

 

Charlotte von Hake, jetzt Wohnort 13b Hersching. Nähere Anschr. erbeten an die Vertriebsabteilung der Ostpreußen-Warte

 

Otto und Berta Rautenberg, geb. Stadthaus aus Königsberg, Alter Garten 59b, Frau Gertrud Nett, geb. Ewert aus Königsberg, Alter Garten 60 (Ehemann Bahnbeamter) und Otto und Frau Hulda Plewe aus Königsberg, Münzpl. 10, werden gesucht von Frau Lina Bähring (21a) Horn/Lippe, Mauerstr. 6, Kr. Detmold (fr. Zinten/Ostpr.)

 

Achtung, Telegraphenamt Insterburg! Gesucht werden Frau Lisa Eydt geb. Rudek und dere verh. Tochter Irmgard, Luisenstraße wohnhaft gewesen. Nachricht erbittet Frau Frieda Krause, (14b) Simmersfeld Württ., Hauptstraße

 

Achtung! Kreissparkasse Samland, Königsberg, Steindamm 19. Gesucht wird Angestellte Charlotte Dunker, Krausallee, zuletzt Lager Grove-Dänemark. Nachricht erb. an Frieda Krause, (14b) Simmersfeld-Württ., Hauptstraße 73

 

Feldpostnummer 048741, Herrmann, geb. 14.10.1900, aus Koggen, Kreis Königsberg/Pr., Unteroffizier im Nordabschnitt von Russland. Letzte Nachricht vom 15.01.1945. Wer war mit ihm zusammen? Nachricht erb. Irma Mertens, (22a) M.-Gladbach, Marktfeldstraße 115

 

 

Fleischermeister Max Hennig, 71 Jahre alt, aus Schönwalde, Kreis Labiau. War Volkssturmmann. Wer Kann nähere Auskunft geben? Nachr. erb. Herbert Plaumann, (20a) Hannover-Linden, Weckenstraße 9 II

 

 

Seite 10   Suchdienst der Heimatortskartei für Ostpreußen.

Wenn Ihnen über den Verbleib der Gesuchten etwas bekannt ist, geben Sie, bitte, direkt Nachricht an die Heimatortskartei für Ostpreußen - (24b) Neumünster, Postlach 178

Es werden gesucht:

1. Albertshof, Kreis Insterburg, Wilhelm, Charlotte, geb. 13.06.1909, Schaffnerin, ges. von Bödecker, Elisabeth.

2. Albrechtshöfen, Kr. Insterburg, Lutzkat, Franz, geb. 02. 12.1870, Maurer, ges. von Balzereit, Emma.

3. Albrechtshöfen, Kr. Insterburg, Lutzkat, Johanna, geb. 07.05.1893, ges. von Balzereit, Emma.

4. Althof, Kreis Insterburg, Bahr, Waltraut, geb. 18.04.1928, ges. von Schmollnski, Martha

5. Althof, Kreis Insterburg, Blöck, Emma, ca. 40 Jahre, ges. von Sehustereit, Frieda.

6. Althof, Kreis Insterburg, Blaschinski, Charlotte, geb. 14.09.1922, ges. von Upita, Lisbeth

7. Althof, Kreis Insterburg, Bode, Elise, geb. 13.04.1900, Gehilfin, ges. von Bode, Otto

8. Althof, Kreis Insterburg, Ellsat, Johanna, geb. 03.11.1885, ges. von Rosa, Gertrud

9. Althof, Kreis Insterburg, Pfeil, Otto, geb. 25.07.1891, Maurer, ges. von Foeder, Elisabeth

10. Althof, Kreis Insterburg, Stelnert, Frieda, geb. 04.1119 10. ges. von Steinert, Wilhelm

11. Althof, Kreis Insterburg, Steinert, Hannelore, geb. 14.07.1928, ges. von Steinert. Wilhelm

12. Am Walde, Kreis Insterburg, Klssner, Martha, geb. 02.09.1878, ges von Haubensak, Ruth

13. Am Walde, Kreis Insterburg, Kissner, Otto, geb. 31 12.1875, ges. von Haubensak, Ruth

14. Am Wald«, Kreis Insterburg, Mollenhauer, Elise, geb. 12.06.1905, ges. von Mollenhauer, Herman

15. Am Walde, Kreis Insterburg, Naujoks, Anna, geb. 15.07.1885, ges. von Hempel, Minna

16. Am Walde, Kreis Insterburg. Naujoks Charlotte, geb. 27.06.1912, ges. von Hempel, Minna.

17. Angerbrück, Kreis Insterburg, Kegler, Friederike, geb. 24.10.1880, ges. von Kegler, Berta.

18. Bessen, Kreis Insterburg, Schaknies, Bruno, Februar 1916, ges. von Onusseit, Franz.

18. Birkenhorst, Kreis Insterburg, Prozeski, Lina, geb. 01.12.1914, ges. von Hanusch, Adolf.

20. Birkenhorst, Kreis Insterburg, Schneidereit, Ferdinand, geb. 15.01.1877, ges. von Schneidereit, Elise.

21. Blumental, Kreis Insterburg, Schmidtke, Amalie, geb. 22.12.1896, ges. von Schmidtke, Paul.

22. Blumental, Kreis Insterburg, Steppat, Emma, geb. 28.05.1889, Schneiderin, ges. von Schwarz, Auguste.

23. BIüchersdorf, Kreis Insterburg, Kledke, Albert, geb. (?), Landwirt, ges. von Sahmel, Franz.

24. Blüchersdorf, Kreis Insterburg, Nolde, Anna, geb. 11.10.1867, ges. von Wegner, Ella.

25. Blüchersdorf, Kreis Insterburg, Sahmel, August, geb. 30.09.1863, Landwirt, ges. von Sahmel, Franz.

26. Drojental, Kreis Insterburg, Raufeisen, Ida, geb. 15.07.1900, Wirtin, ges. von Gloth, Bruno.

27. Franzdorf, Kreis Insterburg, Czunczeleit, Friedrich, geb. 06.03.1866, ges. von Czunczeleit, Anna.

28 Fohlenthal, Kreis Pillkallen, Pflaumenbaum, Martha, geb. 08.04.1893, ges. von Pflaumenbaum, Emil.

29. Grenzbrück, Kreis Pillkallen, Engel, Charlotte, geb. 19.04.1903, ges. von Gehlhaar, Meta.

30. Grenzfelde, Kreis Pillkallen, Kriczuhn, Helene, geb. 30.08.1883, ges. von Sieg, Richard.

31. Grenzfelde, Kreis Pillkallen, Nickel, Ernst, geb. 05. Mai oder Juni 1938, ges. von Nickel, August. 32. Grüneichen, Kreis Pillkallen, Brost, Otto, geb. 09.07.1899, ges. von Brost, Olga.

33. Grünrode, Kreis Pillkallen, Thieme, Waltraud, geb. 11.05.1928, ges. von Thieme, Elfa.

34. Haselberg, Kreis Pillkallen, Brinkmann, Otto, geb. 30.10.1870, ges. von Weinreis, Charlotte.

35. Hensken, Kreis Pillkallen, Bergner, Albert, geb. 04.03.1891, ges. von Büchler, Frieda.

36. Hensken, Kreis Pillkallen, Speer, Minna, geb. 25.01.1893, ges. von Hofrichter, Helene.

37. Hochweiler, Kreis Pillkallen, Gotthelf, Heinz, geb. 21.06.1932, ges. von Gotthelt, Emil.

38. Jägersfreude, Kreis Gumbinnen, Neumann, Alfred, geb. 15.07.1895, ges. von Neumann, Johanna

39. Jägersfreude, Kreis Gumbinnen, Weller, Emma, geb. 30.09.1903, ges. von Adamietz, Erna.

40. Jungort, Kreis Gumbinnen, Riehl, Ida, geb. 06.04.1893, ges. von Riehl, Emil.

41. Kahlheim, Kreis Gumbinnen, Bieber, Emma, geb. 06.07.1871, ges. von Bieber, Artur.

42. Kaimelskrug, Kreis Gumbinnen, Peiszan, Kurt, geb. 27.01.1929, ges. von Peiszan, Albert.

43. Kleehagen, Kreis Guminen, Britt, Fritz, geb. 12.12.1898, ges. von Britt, Charlotte.

44. Kl. Preußenbruch,Kr. Gumbinnen, Sprang, Otto, geb. 20.12.1878, ges. von Sprang, Richard.

45. K. Preußenwald, Kr. Gumbinnen, Perrey, Erna, geb. 02.09.1909, ges. von Zake, Adeline.

46. Meldinen, Kreis Tilsit-Ragnit, Puddrus, David, geb. 09.11.1876, ges. von Breimoser, Grete.

47. Memelwalde, Kr. Tilsit-Ragnit, Lenkeit, Berta, geb. 08.04.1893, ges. von Lenkeit, Otto.

48. Ostwalde, Kreis Tilsit-Ragnit, Böttcher, Johanne, geb. 07.08.1884, ges. von Böttcher, Otto.

49. Wartenburg, Kreis Allenstein, Gedicks, Michael, geb. 17.09.1886, ges. von Gedicks, Meta.

50. Wartenburg, Kreis Allenstein, Gedicks, Heinz, geb. 14.041926, ges. von Gedicks, Meta.

 

 

Seite 11   Familienanzeigen

Meine tapfere Frau Ruth Maeckelburg geb. Klatt, ist jetzt für tot erklärt worden. Sie hat bei der Flucht aus Heiligenbeil zusammen mit unseren drei Kindern bei der Torpedierung des Lazarettschiffs „General Steuben" am 10. Februar 1945 sterben müssen. Sie war damals 24 Jahre alt.Trittau (Bez. Hamburg), am 24. Januar 1952. Paul Maeckelburg Rechtsanwalt und Notar.

 

Unsere Mutter, die Pfarrer-Witwe Lisbeth Maeckelburg geb. Ehlert aus Barten/Ostpreußen ist für tot erklärt worden. Sie hat bei dem ergebnislosen Versuch, ihre Enkel zu retten, bei der Torpedierung des Lazarettschiffes „General Steuben" den Tod gefunden. Paul Maeckelburg, Rechtsanwalt und Notar Trittau/Bez. Hamburg, früher Heiligenbeil (Ostpr.) Margarete Gotthardt geb. Maeckelburg Kletzke über Perleberg, früher Barten (Ostpr.)

 

Mein treuer Lebensbegleiter in Glück und Leid, unser gütiger Vater, Schwiegervater und Großvater

Dr. med. Hermann Flath, Facharzt für Chirurgie, Chefarzt am Krankenhaus der Barmherzigkeit in Königsberg (Ostpr.) schloss heute nach jahrelanger, in großer Geduld getragener Krankheit für immer seine müden Augen. Wir betteten ihn in aller Stille zur letzten Ruhe auf dem Bergfriedhof Bad Neuenahr. In tiefer Trauer: Hanna Flath geb. Stade. Familie Dr. Fritz Flath. Familie Dr. Rudolf Loeper. Bad Neuenahr (Hauptstr. 59), Altenmuhr (Mfr.), Stockholm, den 27. Januar 1952.

Die Beerdigung fand am Mittwoch, dem 30. Januar 1952, um 14 Uhr statt.

 

Im Andenken an unsere Lieben teilen wir allen Freunden und Bekannten nachträglich folgendes mit: Fern unserer gellebten Heimat entschlief nach langer, schwerer Krankheit in einer Klinik zu Kiel meine liebe unvergessliche Frau, unsere liebe Schwester, Schwägerin, Tante, Nichte und Kusine, Olga Benrowitz geb. Quednau, Fabrikbesitzerin aus Königsberg (Pr.) geb. 01.08.1895, gest. 15.11.1947. Ihr Leben war voll Arbeit und Sorge für die Nächsten. Max Benrowitz, Königsberg (Pr.), Kaiserstr. 1, Jetzt Rendsburg (Holstein), Nobiskrüger Allee 19

 

Unsere liebe treusorgende Mutter, Schwieger- und Großmutter, Schwägerin und Tante, die Bäckermeisterwitwe Eliese Selke geb. Rathmann geb. 27.12.1874, gest. 14.08.1946, konnte ich noch in heimatlicher Erde begraben und wurde dann selbst am 23. März 1948 aus Königsberg (Pr.) ausgewiesen. Gertrud Benrowitz geb. Selke Königsberg (Pr.), Coppernikusstraße 7a. Jetzt Rendsburg (Holstein), Nobiskrüger Allee 19.

 

Mein lieber unvergesslicher Mann, unser guter Vater, Schwieger- und Großvater, Bruder und Schwager, der Lehrer i. R. Willi Simoneit geb. 30.12. 896, gest. 13.12.1951, ist nach längerer Krankheit von uns gegangen. In stiller Trauer: Hildegard Simoneit geb. Selke Löwenhagen (Ostpr.) Jetzt Fürstenhagen über Uslar, Kreis Northeim (Hann.)

Am 17. Januar 1952 verschied nach dreieinhalbjährigem Krankenlager sanft, meine herzensgute und treusorgende Frau Margarete Friederici geb. Günther. In tiefer Trauer: Dr. phil. Hugo Frlederici, Königsberg, Schubertstraße, Jetzt: Sprakebüll über Leck (Südtondern)

 

Nach fast sieben Jahre langem Hoffen erhielten wir die traurige Nachricht, dass mein lieber Mann, unser guter Vater, Bruder, Schwager und Onkel, Wilhelm Schwarm, im Alter von fast 56 Jahren, Ende Juni 1946 in Georgenburg (Ostpr.) gestorben ist. Er folgte unserem lieben Sohn und Bruder S|egfried, der nach schwerem Unglücksfall, am 28. Februar 1945 in Wolfsdorf (Ostpreußen) im Alter von 11 Jahren gestorben ist. Frau Ida Schwarm geb. Amling und Kinder. Gertlauken, Kr. Labiau (Ostpr.) jetzt (13a) Windschnur, Post Laaber (Opf.)

 

Zum Gedenken. Am 14. Januar 1952 jährte sich der Todestag unserer geliebten Schwester Berta Schwarz, Königsberg. In Liebe und Trauer ihre Geschwister: Emma Schwarz, Regina Schwarz, Alwine Schwarz, Kurt Schwarz vermisst, Elise May. Elbing, Talstraße 9, jetzt: (23) Höckel, Kr. Bersenbrück.

 

Der Geist stirbt nie, er lebet ewig; denn er ist Gottes. Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, unsere liebe, gütige Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Tante, Lina Eschment geb. Schuschies aus Gumbinnen, Richthofenstraße 4, zuletzt Weißenhaus über Lütjenburg, am 11. Januar 1952 nach langem, schwerem Leiden, im 80. Lebensjahre zu sich in die Ewigkeit abzurufen. Im Namen der Familie: Otto Eschment, Oerdinghausen über Sulingen. Die Beisetzung hat am 14. Januar 1952 auf dem Friedhof Oldenburg (Holstein) stattgefunden.

 

Am 18. Februar 1952 erlöste der Tod von langem schweren Leiden unsere geliebte Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwägerin und Tante, die Artzwitwe Ida Mallison geb. Hofer, im 80. Lebensjahr. In tiefer Trauer: Dr. med. Georg Mallison. Eva Mallison geb. Gross. Marie-Luise Kühn geb. Mallison und Enkelkinder. Früher: Königsberg/Pr. Jetzt: Delmenhorst, 16.02.1952, Lange Straße 106, Baumstr. 8

 

Offb. Joh. 14, V. 13. Im festen Glauben an ihren Erlöser starb am 12. Dezember 1951 in der sowj. bes. Zone, fern ihrer Heimat Warskillen, Kreis Elchniederung (Ostpr.), unsere innigstgeliebte, herzensgute Mutter, Schwieger- und Großmutter, Urgroßmutter u. Tante, Frau Amalie Urban geb. Keßler, im Alter von 88 Jahren. In tiefem Schmerz die trauernden Hinterbliebenen: Hugo Urban, Lehrer, Hinsbeck, Kr. Kempen-Krefeld. Erich Urban, Landwirt sowj. bes. Zone. Charlotte Haeske, geb. Urban, sowj. bes. Zone. Richard Haeske, Lehrer vermisst. Anna Urban, geb. Haeske, Hinsbeck. Christel Luz, geb. Groß. Liselotte Maklitza, geb. Groß. Helga Groß.

 

Heute rief Gott der Herr unsern lieben Schwager, unsern guten Onkel und unsern treuen Freund, Kurt Worczewski, Oberreg.-Baurat a. D., im Alter von 71 Jahren heim in seinen Frieden. Im Namen aller Angehörigen: Marie Worczewski geb. Steffen Gr.-Tippeln, Kr. Pr.-Holland. Hannover-Döhren, Landwehrstraße 7. Z. Z. Sohlde/Hann., den 7. Dezember 1951

 

In Bad Oldesloe starb unser Fuchshöfer Gutsgärtner Otto Stobbe. In fast zehnjähriger Zusammenarbeit haben seine reichen Kenntnisse und sein Unternehmungsgeist es uns ermöglicht, die Gärtnerei zeitgemäß auszubauen, und die Schönheit der Anlagen zu erhalten. Er wird, wie alle, die mit uns gelebt und gearbeitet haben, meinen Kindern und mir unvergessen bleiben. Im Namen meines vermissten Mannes Friedrich v. Bassewitz, Herrn auf Fuchshöfen, Krs. Königsberg Land. Carla v. Bassewitz geb. Gräfin Rantzau z. Zt.: (24a) Pronstorf über Bad Segeberg im Januar 1952.

 

Kurz vor der Heirat verstarb infolge schweren Herzleidens mein hochedler, treusorgender Lebenskamerad, der ehemalige Kaufmann Max Harder aus Königsberg, im 68. Lebensjahr. In tiefster Trauer: Frau Valeska Bruder. Nürnberg, Muggenhofer Str. 50

 

Durch Gottes Güte wurde uns zu unseren beiden Töchtern ein gesunder Junge Martin geschenkt. In Dankbarkeit und Freude, Gudrun Engel geb. von Zitzewitz. Hans Hermann Engel, Pfarrer Domnau (Ostpr.) jetzt Lauenburg/Elbe

 

Erfreut zeigen wir die glückliche Geburt unseres Stammhalters an. Gertrud Petereit geb. von Hagen. Hans Petereit, Königsberg/Pr. Wartenburgstraße 13. Jetzt Iserlohn, Stefanstr. 20.

 

Als Verlobte grüßen, Erika Büther, Königsberg, Claaßstr. 1. Jetzt: Bremen, Besselstr. 26. Ulrich Spauszus, Paterswalde Kr. Wehlau. Jetzt: Bremen, Baltrumer Str. 24 .

 

 

 

Seite 12   Letzter Treck der Trakehner: Ins Ausland?

USA bieten dem ostpreußischen Gestüt Asyl an - Polen und Schweden wollen Zucht fortsetzen - Weltberühmte Pferde müssen Deutschland erhalten bleiben

Bild oben: Die doppelte siebenzackige Elchschaufel auf der linke Hinterhand ist das Brandzeicen der reinrassigen Warmblutpferde Trakehner Abstammung. Die Zuchttiere des Hauptgestütes trugen den einfachen Elchbrad. Das Bild zeigt die mit einem zweiten Preis prämierte vierjährige Stute Lafette (von Löwentin und Lanze) aus der Zucht von Arno Tummescheit, Markershausen, Kreis Eschwege. – Viele Wärter und Oberwärter in den westdeutschen Landgestüten sind heute Ostpreußen aus dem Hauptgestüt Trakehnen oder den fünf ostpreußischen Landgestüten. (Pressebild: Dr. M. Krause)

 

Bild links: Von edelster Rasse ist der 9-jährige Trakehner-Hengst Pokal, der heute im Besitz von Dr. Schaurte, Laurenburg bei Neuß, steht. – Der Schimmelhengst, der in Wickrath sich den begeisterten Pferdeliebhabern als typischer Vertreter des edlen Trakehners zeigte, stammt von dem berühmten Hauptbeschäler Fetysz ox und Pontebba von Parsival ab und beweist deutlich das arabische Blut in der Trakehner Zucht.

 

Bild: Eine Gruppe von Trakehnern wartet auf die Vorführung im Ring von Wickrath. – Die zur Auktion gelangenden Tiere wurden an der Hand, unter dem Reiter und im Hürdensprung den Interessenten vorgeführt.

 

Im Landgestüt Wickrath, Bez. Düsseldorf, hat Mitte Februar die erste Nachkriegsschau, -Prämierung und -Auktion von Pferden Trakehner Abstammung stattgefunden, Veranstalter war der „Verband der Züchter des Warmblutpferdes Trakehner Abstammung e- V.", der seit der Vertreibung aus Ostpreußen seinen Sitz in Hamburg-Bramfeld hat. Obgleich sich diese erste westdeutsche Auktion von Trakehner Pferden in bescheidenem Rahmen und unter nur geringer Beachtung der Öffentlichkeit vollzog, zeigten um so mehr die westdeutschen Züchterkreise und das Ausland ein sehr starkes Interesse an ihr. Es hat sich herausgestellt, dass die berühmten Trakehner von Züchtern und Reitern gleicherweise überall sehr gefragt sind und der Verkauf sämtlicher zur Auktion gestellten Tiere ist der beste Beweis dafür, dass dieser ersten Nachkriegsschau Trakehner Pferde eine besondere Bedeutung zukommt. In diesem Zusammenhang ist das Schicksal der Trakehner einer zusammenfassenden Betrachtung wert.

 

„Heiligtum der Pferde" hat der Dichter R. G. Binding Ostpreußens Pferdeparadies Trakehnen mit Recht genannt. - In der Tat, dieses 1732 vom sparsamen Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. gegründete Staatsgestüt lag in einer Landschaft des Kreises Ebenrode (früher Stallupönen), die mit ihren großen Weideflächen, eingestreuten Waldstücken und herrlichen alten Alleen wie geschaffen war für Pferde und, Jagdreiten, schwere Geländeritte und Querfeldeinrennen, darunter das schwerste deutsche Flachrennen, das „von der Goltz Querfeldein", fanden hier auf den 24 000 Morgen um das Hauptgestüt Trakehnen ein vorzügliches Gelände, wie die 10 000 Morgen Grünland davon den Pferdeherden des Gestüts ideale Weideplätze boten.

 

Dieses Hauptgestüt Trakehnen hat in mehr als zweihundertjähriger pferdezüchterischer Tradition die ostpreußische Warmblutzucht in aller Welt bekannt und berühmt gemacht. Seit Friedrich der Große feststellte, dass seine Trakehner Pferde die Strecke Potsdam - Berlin in unwahrscheinlich kürzerer Zeit bewältigten als die übrigen Pferde, meist englischer Herkunft, aus seinem Marstall, erfuhr das Gestüt jede Förderung. Es wurden von 1780 - 1790 weitere Landgestüte in Ostpreußen angelegt, für die Hengste aufziehen und damit der Landespferdezucht zu dienen, die Hauptaufgabe des Hauptgestütes wurde und blieb. Mit einer scharfen Auslese war 1787 die Einführung des Trakehners Brandzeichens, der siebenzackigen Elchschaufel, verbunden, des bis heute verbliebenen Zeichens der Trakehner Edelpferde. Damals schon wurden die Hauptbeschäler und Mutterstuten aus arabischen Pferden, englischen Halbblutrassen u. a. ergänzt. Stets aber war das Zuchtziel darauf gerichtet, ein ausgesprochen edles, leistungsfähiges, hartes und vielseitig verwendbares Pferd zu erzeugen.

 

Die weitverbreitete Ansicht, dass die ostpreußische Pferdezucht mehr dem „Luxussport" des Reitens, dem pferdesportlichen Turnier zugute kam, ist ein Irrtum. Die Aufzucht der edlen Tiere zu Gebrauchspferden und Remonten war ein wichtiger Betriebszweig des kleinbäuerlichen Besitzes in Ostpreußen, keineswegs eine Domäne der Großgrundbesitzer. Wohl aber hatte sich eine zweckmäßige Arbeitsteilung herausgebildet, indem der Bauer die Mutterstute hielt und zur Feldarbeit gebrauchte, während er die Füllen an die Gutsbesitzer verkaufte, denen die erforderlichen Koppeln und Stallungen zur Verfügung standen. So befanden sich 80 v. H. des Mutterstutenbestandes in den Händen bäzuerlicher Züchter, die manches bekannte Turnierpferd hervorgebracht haben.

 

Das Hauptgestüt hatte mit seinen sorgsam ausgewählten Zuchttieren geeignete Hengste für die Landgestüte hervorzubringen, aus denen die Beschäler den Bauern zur Weiterzucht zur Verfügung gestellt wurden. So mussten aus diesen landschaftsbedingten Zweckmäßigkeitsgründen die Wünsche der Pferdesportler zurückstehen Wenn trotz dieser Einschränkung die Trakehner Pferde stets auf allen Gebieten des Pferdesportes Hervorragendes geleistet haben, so ist das der beste Beweis, wie vielseitig und wertvoll diese Pferderasse ist.

 

Drei Mal in seiner Geschichte musste das Gestüt seinen Heimatort Trakehnen verlassen. 1806, 1813 und 1914, weil der Krieg über das ostpreußische Land hinwegzog. Drei Mal kehrte es wieder zurück. Nachdem das Hauptgestüt im Herbst 1944 vor der heranrückenden Ostfront geräumt worden war, wurde Trakehnen mit seinen 15 Vorwerken fast völlig zerstört. Seine grünen Weiden, auf denen sich die rund 1100 Gestütspferde, darunter die prächtigen, nach Farben zusammengestellten Herden der Mutterstuten einst völliger Freiheit erfreuten, sind Distel- und Buschsteppe geworden. Die meisten der wertvollen Tiere fielen den Sowjetarmeen in die Hände und gingen verloren. Nur 25 Mutterstuten und einige wenige Hengste sind aus dem Hauptgestüt nach Westdeutschland gerettet worden.

 

Aber da war noch die zahlenmäßig viel größere Menge von Pferden Trakehner Abstammung, die sich in dem Besitz ostpreußischer Bauern und Privatzüchter befand. Diese Tiere bestanden im „großen Treck" der Wintennonate 1944/45, der durch grimmige Kälte, schwere Schneestürme und über das brüchige Eis des Frischen Haffes nach Westen führte, die schwerste hippologische Leistungsprüfung aller Zeilen in hervorragender Weise. Aber noch auf und nach dem Treck wurden die Trakehner die willkommene „Beute" der Siegermächte. Von den über 25 000 bei der „Ostpreußischen Stutbuchgesellschaft für Warmblut Trakehner Abstammung" eingetragen gewesenen Stuten sind nur etwa 900 und von den rund 900 Beschälern nur etwas mehr als 50 Hengste nach Westdeutschland gekommen.

 

Es war ein schwieriges Unterfangen, die wenigen Reste der Trakehner Zucht nach Kriegsende im Bundesgebiet zu sammeln, wie es sich der Züchterverband zur Aufgabe stellte. Aber fast unüberwindlich schienen die Schwierigkeiten, die sich seiner Absicht, die ostpreußische Warmblutzucht in Westdeutschland wiederaufzunehmen, entgegenstellten. - Den heimat- und besitzlos gewordenen ostpreußischen Pterdehaltern wurde es in der Nachkriegszeit bitter schwer, ihre wertvollen Tiere durchzubringen und zu erhalten. „Ich kann aus Mangel an Mitteln kein Futter mehr beschaffen,  ist nur ein Notruf von hunderten. Buchstäblich haben die ostpreußischen Bauern oft den letzten Bissen mit ihren Pferden geteilt. Sie mussten, durch bittere Not gezwungen, die wertvollen Zuchttiere verkaufen. Dieser Ausverkauf Trakehner Pferde begann schon in der zweiten Hälfte 1949. Er erreichte seinen Höhepunkt 1950, als das Ausland für jeden Preis Trakehner Pferde zum Aufbau eigener Zuchten zu erwerben suchte. Der Züchterverband suchte durch Ankauf auf Verbandskosten zu helfen, doch waren seine Möglichkeiten sehr beschränkt, da er auch keine eigene Zuchtstätte besaß. So wanderten Trakehner Stuten nach Schweden, eine ganze Reihe von Einzelpferden nach südamerikanischen Staaten. Polen, das die Tradition der Trekehner Pferdezucht gerne übernehmen und fortführen möchte und alles daransetzt, in den Besitz des ostpreußischen Zuchtmaterials zu gelangen, kaufte 50 Stuten und zeigt weiter größtes Ankaufsinteresse.

 

Weder die westdeutschen Länder, deren landeseigene Zuchten sich seit jeher Trakehner zur Blutauffrischung bedient haben, noch die Bundesregierung haben die Chance erfasst, die in der Erhaltung der Trakehner Zucht für Deutschland besteht. Die bisher gewährten staatlichen Hilfen und Unterstützungen waren trotz aller Bemühungen unzulänglich. Noch gibt es in Westdeutschland kein eigenes Gestüt für die Trakehner. Ein Teil der angekauften Zuchttiere des Verbandes ist im niedersächsischen Landgestüt Hunnesrück vorübergehend untergebracht. Es droht im April dieses Jahres wieder heimatlos zu werden. Kleinere Pferdegruppen sind in Schleswig-Holstein und Hessen zusammengezogen. Auf der hessischen Staatsdomäne Beverbeck bei Kassel wäre die Zusammenfassung der ostpreußischen Warmblutzucht möglich, aber dazu sind jährlich 150 000 DM notwendig, die noch keine Bundes- oder Landesregierung bewillligt hat oder bewilligen will. - In diesem schon Jahre währenden Kampf um die Erhaltung der Trakehner Zucht, die früher jährlich fast 40 000 Pferde auf Ostpreußen ausführte, ist auch heute noch keine Entscheidung getroffen. Neuerdings, wollen die USA den Trakehnern ein Asyl anbieten und auch das übrige Ausland bemüht sich um sie mit lebhaftem Interesse.

 

Eins allerdings hat die Passion der ostpreußischen Pferdezüchter schon in zäher, mühevoller Aufbauarbeit erreicht: die guten Nachzuchtein aus dem Restbestand der 800 eingetragenen Stuten und 50 Hengste haben die Gefahr des Aussterbens der Trakehner Rasse gebannt. Das ist allein das Verdienst dieser heimatvertriebnen Züchter, die damit unter persönlichen Opfern und mit verbissenem Willen die nationale Verpflichtung auf sich nahmen, den verbliebenen kleinen Stamm der einst so stolzenTrakehner für Deutschland zu erhalten und zu mehren.

 

Betrachtet man unter diesen Gegebenheiten die Auktion von Wickrath, so ist diese bescheidene Schau als das erste sichtbare Ergebnis ungebrochenen züchterischen Bemühens zu werten. Es war diese Auktion von 40 Pferden Trakehner Abstammung kein Fest, keine pferdesportliche Veranstaltung. Es war eine nüchterne, zweckbedingte Auktion, ein Geschäft für diejenigen, die mit Kauf- und Verkaufsabsichten in den kleinen niederrheinischen Ort gekommen waren. Dort standen die blitzenden, breiten Wagen mit amerikanischen, niederländischen, belgischen und schweizer Nummerschildern. Auch namhafte westdeutsche Züchter und bekannte Ställe waren anwesend. Sie bewiesen, dass das Trakehner Pferd wieder stark gefragt ist.

 

Da standen an den Absperrseilen des Ringes im Gestütshof Wickrath wie einst an den ostpreußischen Stätten der Pferdezucht die ehemaligen ostpreußischen Bauern, die zwar nicht mehr ihre Trakehner, aber ihren „Pferdeverstand" und ihre große Liebe zu den edlen Tieren behalten haben. Die schmalen Reitstiefel jenes grauköpfigen Landwirtes zeigen die rissigen Narben des Alters. Der Pelz jener Frau, die einst Herrin eines Gutes war, ist abgetragen, doch so sauber und ehrlich wie ihre Passion zu den Pferden dort mit dem Elchbrand. Arbeitslos sind die meisten, oder Land- und Industriearbeiter. Wenige nur sprechen von ihren kleinen Nebenerwerbssiedlungen. Jener Gutsbesitzer aus der Gegend Heiligenbeil pflügt und bearbeitet heute selbst seine 45 Morgen westfälischen Bodens. Er züchtete einst den berühmten Hengst „Perkunos". - Dieser Bauer aus dem Kreis Darkehmen hat zum Bauarbeiter umgeschult und stempelt gegenwärtig wieder. Aber er ist 45 Kilometer zu Fuß nach Wickrath gekommen, nur - um wieder Trakehner zu sehen.

 

Die Pferde mit dem Elchbrand traben an Hand vor der Kommission, galoppieren unter den Reitern im Zirkel, gehen über Hürden. Auch ihre Augen leuchten und die feinen Ohren spielen. Bei besonders schönen Tieren geht ein unterdrückter Freudenruf durch die Zuschauerreihen, unter denen die Käufer stehen, wägend, abschätzend, rechnend. – Alle 40 Tiere wurden verkauft; die meisten gingen in westdeutschen Besitz über, aber auch die Schweiz und Belgien waren Käufer. Sie brauchten nicht besonders hohe Preise zu bieten.

 

Wir denken im Jahre einer neuen Olympiade an „Alchimist“, den Olympiasieger von 1928, an „Kronos“, „Absinth“, „Nurmi“, die fünf Trakehner Pferde, die sich 1936 in Berlin vier von den sechs Goldmedaillen und eine silberne holten. Auf den Turnieren und Leistungsprüfungen der letzten Monate waren überall wieder Trakehner siegreich. - Da gibt es keine andere Entscheidung: diese edlen, kraftvollen und vielseitigen Pferde dürfen Deutschland nicht verloren gehen! Dr.M.Krause

 

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