Ostpreußen-Warte, Folge 03/04 vom März 1951

Seite 1   Dönitz rettete Hunderttausende

Foto: Insterburg, Brücke über die Angerapp

 Der Aufruf des Göttinger Arbeitskreises „Gebt Dönitz frei!", den wir in Nr. l/II unserer Zeitschrift veröffentlichten, hat in weiten Kreisen lebhafte Zustimmung gefunden. Gerade unsere ostpreußischen Landsleute sind von tiefem Dank gegenüber dem Oberkommandierenden der ehemaligen Kriegsmarine erfüllt, wie aus zahlreichen Zuschriften, die uns erreichten, hervorgeht. Hunderttausende Ostpreußen konnten durch das von Großadmiral Dönitz eingeleitete Rettungswerk über See evakuiert werden und so vor dem sicheren Untergang und der Vernichtung bewahrt werden.  

Die Ostpreußische Landsmannschaft im Kreise Düsseldorf-Mettmann richtete nunmehr an den Bundespräsidenten und Bundeskanzler eine Resolution, in dem sie gebeten werden, bei den Regierungen der USA, Englands und Frankreichs die erforderlichen Schritte zu unternehmen, um eine Freilassung des früheren Großadmirals Dönitz zu erreichen. In der Resolution, die auch von den landsmannschaftlichen Kreisverbänden der Schlesier. Danziger und Pommern unterzeichnet ist, wird hervorgehoben, dass die Heimatvertriebenen das Gefühl der Dankbarkeit gegenüber Dönitz zu diesem Schritt bewege, habe doch Dönitz in den letzten Tagen und Wochen des Krieges alles daran gesetzt, um möglichst viele Menschen aus den abgeschnittenen Ostgebieten nach dem Westen zu retten. Für diese Tat der Menschlichkeit gebühre ihm höchste Anerkennung. San.-Rat Dr. Gerdes, Dortmund schreibt: „Der Appell „Gebt Dönitz frei!" in der Ostpreußenwarte veranlasst mich, mitzuteilen, dass ich mich unter den letzten ostpreußischen Flüchtlingen befand, die am 2. Februar 1945 mit dem Dampfer „Steuben" des Nordd. Lloyd den Hafen Pillau verließen und am 4. Februar nach schwerer Fahrt in Swinemünde landeten. Während die ostpreußischen Flüchtlinge schon vor der Ankunft im Hafen an der Boje mit ihrem Gepäck abgesetzt wurden, brachten mich zwei Matrosen, weil ich krank und bettlägerig war, auf Deck inmitten zahlreicher Verwundeter unter, wo ich nach den erlittenen Strapazen vorbildlich versorgt wurde. Nachdem ich mit einem Auto ins Krankenhaus gebracht worden war, setzte das Schiff seine Fahrt mit dem Ziel Kiel fort. Auf dieser Fahrt ereilte das Schiff, mit seinen sämtlichen Insassen, Schiffspersonal und Verwundeten schon am 6. Februar 1945 die Katastrophe. Nach Mitteilung der Leitung des Norddeutschen Lloyd an mich, wurde es von 10 Torpedos getroffen und ging in der Ostsee unter. Es soll hierbei niemand gerettet worden sein. Neben dem Personal des schönen Schiffes gedenke ich dankbar der Hilfe der Obersten Marineleitung in Kiel, der ich meine Rettung verdanke. Auch die mitfahrenden Zivilisten aus Rastenburg, Sensburg und Lötzen sind durch die vorherige Absetzung an der Mole vor dem Tode bewahrt worden.  

Auch in ihrem Namen darf ich deshalb Großadmiral Dönitz für sein tapferes Verhalten, uns unglücklichen Ostpreußen, die zwar Pillau noch erreichten, hier aber nicht weiterkonnten, durch Entsendung des Rettungsschiffes „Steuben" die Freiheit vermittelt zu haben, den tief gefühlten Dank aussprechen und hiermit den Wunsch verbinden, ihm baldigst die Freiheit wiederzugeben."

 

In einem anderen Schreiben berichtet Oberamtmann Carl Strehl aus Neuendorf, Kreis Lyck, ietzt Freschenhausen über Winsen/Luhe über die liebevolle Aufnahme, die er und seine Angehörigen auf einem Eisbrecher gefunden hatten und von Pillau aus Gotenhafen erreichten. Zahlreiche Kriegsschiffe aller Art sicherten dann die Weiterfahrt der Flüchtlingsschiffe nach Swinemünde. In dem Brief heißt es weiter: „Hunderttausende Flüchtlinge gelangten so durch die aufopfernde Hilfe und die große Tat der Kriegsmarine nach Swinemünde bzw. nach Dänemark. Sie alle wären sonst dem Russen unweigerlich in die Hände gefallen, wenn Dönitz nicht geholfen hätte. Das war eine Tat der Menschlichkeit und der Liebe. Also, helft Herrn Dönitz mit Gottes Hilfe!"

 

Nachstehend müssen wir uns mit einem Schreiben ausführlich befassen, das uns von alliierter Seite zugegangen ist und folgenden Wortlaut hat:

„Ich haben Ihren Leitartikel Ihrer Ausgabe der Ostpreußenwarte Nr. 1 vom Januar 1951 gelesen, der den Titel trägt: „Gebt Dönitz frei!"

Nachdem Sie Herausgeber und verantwortlicher Hauptschriftleiter der Ostpreußen-Warte sind, möchte ich es Ihnen anempfehlen, einmal darüber nachzudenken, welche Maßnahmen Herr Dönitz getroffen hat, um die unmenschlichen Schandbarkeiten, die in deutschen Konzentrationslagern begangen wurden, zu verhindern. Als amerikanischer Soldat ist es mir bekannt, dass Herr Dönitz speziell sehr genau vertraut war, wie es in Bergen-Belsen, Oranienburg und ähnlichen nazideutschen Kulturstätten zuging. Herr Dönitz hat nämlich diese europäischen Kulturstätten selbst besucht und kann sich nun nicht hinter die Ausrede verstecken, „er hätte davon nichts gewusst!" Da es sich aber meistens um unglückliche Polen. Rumänen, Juden, Russen etc handelte, die dann später in Auschwitz sogar durch Giftgase ums Leben gebracht worden sind, meinte Herr Dönitz, dass so etwas für ihn nicht so wichtig sei.

 

Wenn Sie Mut und Anstand besitzen, dann veröffentlichen Sie doch bitte diesen Brief in Ihrer Zeitung. Dann würde ich an eine bessere Zukunft Europas glauben, nicht vorher.

Hochachtungsvoll John Mc Donald

c/o. Amerikanisch. Generalkonsulat Hamburg

 

Wir haben uns die Mühe gemacht, die „Prozessakten gegen die Nachkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof. Nürnberg 1948. Bd. I, XIII, XVIII." durchzusehen und haben festgestellt, dass die Anschuldigungen von Mr. Mc Donald gegen Großadmiral Dönitz in keiner Weise den Tatsachen entsprechen. 

Dönitz wurde wegen der Anklagepunkte I (Gemeinsamer Plan oder Verschwörung), II (Verbrechen gegen den Frieden) und III (Kriegsverbrechen) vor Gericht gestellt und in den Punkten II und III für schuldig befunden. Im Punkt IV (Verbrechen gegen die Humanität – Konzentrationslager, Judenvernichtung usw.) ist überhaupt keine Anklage gegen Dönitz erhoben worden. Dönitz war also nicht betroffen.  

In dem Verhör (XIII. 378) durch Maxwell-Fyfe sagte Dönitz eindeutig aus, dass ihm nur die Existenz der Konzentrationslager Dachau und Oranienburg der Erzählung nach bekannt waren.  

Im Verlauf des Verhörs gab Dönitz folgende Erklärung ab. „Ich habe bei Ende des Krieges die Aufgabe gehabt, in der Ostsee große Transporte durchzuführen. Allmählich ergab sich die Notwendigkeit, die Masse Hunderttausender von armen Flüchtlingen, die in Ost - und Westpreußen an der Küste standen, dort verhungerte, Seuchen unterlagen und beschossen wurden, nach Deutschland zu bringen. Ich habe aus diesem Grunde mich um Handelsdampfer gekümmert, die an sich nicht mir unterstanden, und habe dabei festgestellt, dass von acht Dampfern, die in Dänemark in Auftrag gegeben waren, sieben kurz vor der Fertigstellung durch Sabotage vernichtet worden waren. Ich habe dann eine Sitzung einberufen von all denen Stellen, die mit den Handelsdampfern zu tun hatten, und ich habe sie gefragt: „Wie kann ich Ihnen helfen, dass wir schneller zu Schiffsraum kommen und verschiedene Dampfer schneller reparieren können.  

Dabei sind mir dann von diesen Seiten, die außerhalb der Marine standen. Vorschläge gemacht worden, zur Beschleunigung der Arbeit, der Reparaturen usw. KZ-Häftlinge einzusetzen, mit der klaren Bekundung, dass diese Beschäftigung bei sehr guter Verpflegung sehr gern gemacht würde. Und da ich weder von Methoden und Zuständen in Konzentrationslagern wusste, so war es für mich selbstverständlich, dass ich in meiner Sammlung diese Vorschläge, dieses Angebot mit aufgenommen habe, zumal eine Schlechterstellung dieser Leute ja unter keinen Umständen in Frage kam, da zweifelsohne bei der Arbeit ihre Verpflegung besser war.  

Die Sammlung von Vorschlägen, auf die sich Dönitz bezieht, ist von Dezember 1944 und in Band XXXIV. p 783 ff. abgedruckt. Dieses Dokument wurde von der Anklagevertretung benutzt, um Dönitz der Mitwisserschaft und Mittäterschaft bei den Konzentrationslagerverbrechen zu bezichtigen.  

Bei dem Verhör durch seinen Verteidiger wurde nochmals auf die eben zitierte Erklärung Dönitz zurückgegriffen. Verteidiger Kranzbühler fragte Dönitz, ob er Beziehungen zu irgendwelchen Insassen der Konzentrationslager hatte, worauf Dönitz aussagte: „Ich hatte zu niemand Beziehungen, zu keiner Person, die in das Konzentrationslager gekommen war. bis auf Pfarrer Niemöller. Pfarrer Niemöller war ein Marinekamerad von mir. Als mein letzter Sohn gefallen war. sprach er mir sein Beileid aus, und bei dieser Gelegenheit fragte ich ihn dann, wie es ihm ginge". Daraufhin fragte Kranzbühler, wann das gewesen sei. Dnnitz: ..Das war im Sommer 1944. Ich bekam darauf die Antwort, es ginge ihm gut". Die Frage des Verteidigers, auf welchem Wege Dönitz die Nachricht bekommen habe, beantwortete Dönitz: „Diese Nachricht habe ich über eine dritte Person bekommen." Die abschließende Frage seines Verteidigers, ob er noch zu anderer Zeit Nachrichten aus Konzentrationslagern bekommen habe, verneinte Dönitz.  

In seiner Verteidigungsrede (XVIII. 399ff) sagte Kranzbühler: „..dass Admiral Dönitz nach Punkt 4 der Anklage wegen direkte Begehung von Humanitätsverbrechen nicht angeklagt ist. In der Einzelanklage wird nicht einmal Teilnahme an der Verschwörung zur Begehung von Humanitätsverbrechen behauptet … Trotzdem hat die Anklage einige Dokumente vorgelegt, die anscheinend eine Mitverantwortung für gewisse Humanitätsverbrechen begründen sollen... dass dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine ebenso wie seinen Mitarbeitern und dem überwältigenden Teil des deutschen Volkes die in den Konzentrationslagern vorgekommenen Misshandlungen und Tötungen unbekannt waren, hat er hier bezeugt. Alles, was die Anklage dagegen vorgebracht hat, sind Vermutungen, aber keine Beweise."  

In der gleichen Rede kommt Kranzbühler auch auf die Judenvernichtung und führt dabei aus: „Der Plan zur Vernichtung des Judentums war Dönitz ebenso unbekannt, wie dessen Ausführung. Bekannt war ihm die Umsiedlung der in Deutschland ansässigen Juden nach dem Generalgouvernement. Ich glaube nicht, dass man eine solche Umsiedlung verdammen kann in einer Zeit, wo in noch viel größerem Ausmaße Austreibungen von Deutschen stattfinden vor den Augen einer ruhig zuschauenden Welt."  

Kranzbühler wies dann auf eine Urteilsbegründung hin, die Dönitz gegeben hat. Es handelte sich um die Verurteilung von zwei Seeleuten, die gemeinsam mit Franzosen bei Juden geplündert hatten und zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt worden waren: „Dass sich die Taten gegen Juden richteten, kann die Angeklagten in keiner Weise entschuldigen".  

In der Urteilsbegründung II, 535) durch das Gericht heißt es: ..Er gibt jedoch zu, dass er von den Konzentrationslagern wusste. Ein Mann seiner Stellung musste notwendigerweise wissen, dass Bewohner aus den besetzten Ländern in großer Anzahl in Konzentrationslagern gefangen gehalten waren".  

Daran ist die Bemühung bemerkenswert, Dönitz über dem Umweg des Anklagepunktes III (Verbrechen gegen Zivilbevölkerung des Feindgebietes) der Mitwisserschaft an der Existenz und Arbeit der Konzentrationslager zu beschuldigen, ferner die durch keinen eindeutigen Beweis gestützte Behauptung, dass ein Mann dieser Stellung unbedingt von den Details der Lager gewusst haben müsse.  

Abschließend weisen wir noch auf eine Veröffentlichung der Wochenzeitschrift „Christ und Welt" vom 08.02.1951 hin. in der es heißt:

„Vom 1. bis 23. Mai 1945 amtierte in Plön, dann in Flensburg unter der Präsidentschaft des Großadmirals Dönitz eine Regierung, deren Rechtmäßigkeit nicht zu bezweifeln war und ist. Nachdem diese Regierung durch ausländische Rundfunksender und Zeitungen erfahren hatte, dass Deutschland beschuldigt werde, vielfache Gräueltaten in Konzentrationslagern verübt und Verbrechen bei der Kriegführung begangen zu haben, unterzeichnete Dönitz auf den Vorschlag des Grafen Schwerin von Krosigk am 16. Mai 1945 eine Verfügung, die das Reichsgericht anwies, Untersuchungen anzustellen. Anklagen zu erheben und jeden Rechtsbruch abzuurteilen. Diese Maßnahme konnte zunächst nichts mehr als eine Geste sein: die machtlose Regierung, von deren Bestehen nur wenige Deutsche wussten, war auf eine Enklave beschränkt, und keiner der Männer in Flensburg ahnte, wie es um den Personalbestand des Reichsgerichts in jenen Tagen bestellt sein mochte. Dennoch ließ es Dönitz nicht bei einer Geste bewenden. Er übergab seine Verfügung dem amerikanischen Botschafter Murphy, mit der Bitte, sie an General Eisenhower weiterzuleiten und unverzügliche" Vorkehrungen zu treffen, die es ermöglichen sollten, das Reichsgericht für seine wichtige Aufgabe aktionsfähig zu machen. Eine alliierte oder amerikanische Antwort ist nie erfolgt.“

 

 

Seite 2   Trakehner Pferde nach Amerika

 Kürzlich haben 28 Warmblutpferde Trakehner Abstammung im Alter von drei bis fünf Jahren die Fahrt nach Südamerika (Columbien) angetreten. Damit ist ein weiterer Verlust an dem nach Westdeutschland geretteten Bestand Trakehner Zucht eingetreten, nachdem im Vorjahre 90 Tiere an Polen veräußert wurden. Doch sind auch Bestrebungen im Gange, die verbliebenen edlen ostpreußischen Warmblutpferde zu erhalten. Aus Mitteln der „Sankt-Georg-Olympia-Spende" soll ein ostpreußisches Pferd zur Ausbildung für die nächsten olympischen Spiele vom Deutschen Olympischen Komitee erworben und „St. Georg" getauft werden. Dieser Ankauf soll zugleich die Öffentlichkeit für die Wiederaufzucht der Trakehner interessieren. Sämtliche 6 Goldmedaillen und außerdem eine silberne wurden auf der Olympiade 1936 von deutschen Pferden gewonnen, fünf davon durch Trakehner.

 

 

Seite 2   Helgoland wird frei!

 Nach der militärischen Kapitulation Deutschlands wurde auch die Bevölkerung Helgolands ausgetrieben und konnte kaum die dürftigste Habe mitnehmen. Die politische Gemeinde Helgolands wurde aufgelöst.  

Weihnachten 1950 unternahmen die beiden Heidelberger Studenten von Hatzfeld und Leudesdorff, ein Westfale und ein Ostpreuße, den bekannten gewaltlosen Protest gegen dieses Unrecht. Prinz zu Löwenstein und viele andere gesellten sich zu ihnen, und nun erging von Helgoland der Ruf an ganz Deutschland und die ganze freie Welt, dieses Unrecht zu beseitigen. Helgoland wurde zum Prüfstein europäischer Solidarität.

 

Heute wissen wir, Helgoland wird frei! Heute dürfen wir uns für die Helgoländer freuen und für uns selbst neue Hoffnung schöpfen, denn der Westen hat sich zum Recht des Menschen auf seine Heimat bekannt.

 

 

Seite 2   Obmänner für den Unterricht „Ostdeutscher Raum"

 Zu der Meldung über die Berücksichtigung Ostdeutschlands im Unterricht an den Schulen Schleswig-Holsteins liegt jetzt ein Erlass des Kultusministers vor, in dem es heißt, dass es die Aufgabe der Schule sei, in Zeiten äußerer und innerer Zerrissenheit unseres Volkes den Blick der Jugend auf das Ganze unseres gemeinsamen Schicksals zu lenken. Deshalb gehöre nach wie vor das ganze Deutschland zum Unterrichtsstoff aller Schulen. Jedem Kreisschulrat wird ein Obmann für den Unterricht „Ostdeutscher Raum" zugeteilt, der in Zusammenarbeit mit den landsmannschaftlichen Organisationen vorgeschlagen und dann vom Minister bestellt wird. Dieser Obmann soll den Schulrat und die Lehrerschaft über die Möglichkeiten und einschlägigen Fragen beraten. Ferner wird auch an jeder Oberschule vom Lehrerkollegium ein solcher Obmann bestellt werden.

 

 

Seite 2   Königsberg, vorgeschobene Bastion Russlands

In einem für die Studenten der Wirtschaftsgeographischen Fakultät der Universität Moskau herausgegebenen „Wirtschaftshandbuch" der Sowjetunion wird die Bevölkerungszahl in dem unter sowjetischer Verwaltung stehenden Nordostpreußen auf 750 000 sowjetische Staatsangehörige beziffert. Von der rund 1,2 Millionen zählenden deutschen Bevölkerung waren bei der Besetzung durch die sowjetischen Truppen etwa ein Drittel im Lande geblieben, das während der vergangenen Jahre in das Innere der Sowjetunion abtransportiert wurde. Der Bericht des Handbuches schließt mit den Worten: „Heute ist die Provinz Kaliningrad eine der stärksten Festungen Europas, die vorgeschobene Bastion Russlands im Verteidigungssystem gegen den Westen".

 

 

Allenstein soll Mittelpunkt „Westpolens" werden

 Während Allenstein 1939 rund 50 400 deutsche Einwohner zählte, leben jetzt nur noch etwa 500 Deutsche unter primitiven Verhältnissen in der ehemaligen Regierungsbezirkshauptstadt. Seit 1945 sind 40 000 Polen nach Allenstein eingewandert, das zu einem Mittelpunkt Westpolens gemacht werden soll, während der Aufbau auf dem flachen Land weit zurückbleibt. Dabei wird Allenstein in erster Linie zu einem polnischen Propagandazentrum entwickelt, wobei der Schwerpunkt auf kulturellen Veranstaltungen liegt. Dadurch soll einerseits für Polen geworben und andererseits der Fremdenverkehr intensiviert werden. So spielt im einstigen „Treudank-Theater" jetzt ein polnisches Ensemble; Solistenkonzerte finden regelmäßig statt, ferner wurden dreißig ständige Dorfkinos eingerichtet, die mit russischen Vorführapparaturen ausgestattet sind.  

In der Wojewodschaft Allenstein soll ein „Denkmal der Roten Armee" errichtet werden, für das von der Bevölkerung „freiwillig" 25 Millionen Zloty gesammelt sein sollen. Bei den "Trümmern“ des vor dem Rückzug der deutschen Truppen gesprengten Tannenberg-Denkmals haben die Sowjets bereits ein großes Holzkreuz aufgestellt.

 

Ostpreußen siedeln in der Eitel

 In einigen Nebentälern der oberen Ahr wurden jetzt 66 Familien aus dem Ermland angesiedelt. Sie bezogen eingerichtete Zweizimmerwohnungen, die später in ihr Eigentum übergehen. Nach einer Flurbereinigung und Neuplanung werden 70 Höfe von je 8 bis 14 Hektar sowie 120 Waldarbeiter- und Handwerkerstellen mit jeweils etwa 4 Hektar zur Verfügung gestellt. Die heimatvertriebenen Ostpreußen haben sich zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen, die nicht nur den Warenverkehr ihrer Mitglieder regelt, sondern auch Saatgutbewirtschaftung, Bullenhaltung, Pflügen und Dreschen in Gemeinschaftsarbeit betreiben will. Weitere Arbeitsplätze sollen durch die Ansiedlung von Industriebetrieben eingerichtet werden, so hat eine Gablonzer Glasfabrik bereits ihre Tätigkeit aufgenommen. Die Leitung der ganzen Ansiedlung liegt beim Siedlungswerk Rheinland-Pfalz.

 

 

Seite 2   Auf Schnepfenstand

 Zahllose Abende meiner Jugend habe ich auf dem Schnepfenstand verbracht, mehr als zehn Jahre lang, und immer war es das gleiche Erlebnis: die langsam fallende Dämmerung, der Abendstern flimmert und glimmert über den dunkler werdenden Schäften der Bäume, der leise Wind als ein gläserner Ton in dem vorjährigen oder gilbenden Laub; das Bellen des Uralkauzes über die Gründe hinweg, der süße und geheimnisvolle Gesang der Drossel und in die Stelle hinein der unverkennbare, gurrende und zischende Laut der Schnepfe, das Flattern und Taumeln der Flügel über die Schneise hin und dann das Donnern des Schusses, der süßliche und beißende Geruch des Rauches, das weithin in Wellen über das Revier hinlaufende und wie am Ende der Welt ersterbende Echo, das Bellen des Hundes, und am Ende der Anblick des toten Vogels, der aus dem Netz über der Jagdtasche herabhängt und mich mitunter erschaudern lässt.

 Es ist alles noch in ein natürliches Geschehen auch in meiner Empfindung eingeordnet, ich bin nicht sentimental, ich bin mit allen Sinnen den großen und unveränderlichen Gesetzen der Jagd hingegeben, und nur. wenn wir auf dem Rückweg zwischen den schwarzen Tannen gehen, fürchte ich mich, zur Jagdtasche hinüberzusehen. wo nun die Beute hilflos baumelt.  

Schöne unvergessliche Abende in den tiefen Forsten meiner Heimat, wenn das Echo der Schüsse von überall her herüberhallte, wenn die Dämmerung wie ein Mantel langsam über den Wald sich legte, wenn wir stundenlang in die Stille horchten und das Flimmern der ersten Sterne wie Musik aus der Höhe erklang: was alles habe ich euch zu danken, wie tief seid ihr in mein Wesen übergegangen, wie kommt mir euer Bild jeden Abend vor dem Einschlafen zurück nach einem unruhigen Tag, wenn Sorge und Not mich zerquält haben und ich keinen Schlaf finde. Eine Tempelstätte seid ihr mir gewesenen Bild fast aus dem Ur- und Vorweltlichen und sicherlich das Größte von allem, was in der Natur mir zur Offenbarung wurde. Ich habe bei euch gewusst, wir groß und still und unerforschlich das Wesen sein muss, das unser aller Leben umfängt. und ich weiß, dass es Gnade war. wenn ich den Saum seines Schoßes manchmal zu berühren glaubte.

Gerhard Kamin: Aus einem werdenden Erinnerungsbuch.

 

 

Seite 3   Todesanzeige

 Göttingen, im März 1951

 Am 7. März 1951 verschied in Lugano im 77. Lebensjahre der Kurator der Albertus-Universität zu Königsberg in Preußen, Dr. phil. h. c. Regiomontanus, Friedrich Hoffmann, Ehrensenator der Technischen Hochschule Danzig Ehrenbürger der Georg - August - Universität Göttingen Ehrenmitglied der Gesellschaft der Freunde Kants Vorsitzender des Göttinger Arbeitskreises.  

In Goldberg in Schlesien geboren, besuchte er Vorschule und Gymnasium in Görlitz und studierte an den Universitäten Heidelberg, Berlin und Breslau. 1896 trat er in den Justizdienst im Bezirk des Oberlandesgerichts Breslau und wurde 1905 zum Landrichter ernannt. Bereits im Jahr darauf trat er in den Verwaltungsdienst über und war bis zum Jahr 1922 in den Regierungen von Posen, Bromberg und Schneidemühl tätig. 1919 wurde er Oberregierungsrat und ständiger Vertreter des Regierungspräsidenten. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1922 wurde er zum Kurator der Albertus-Universität in Königsberg ernannt.

Mit Friedrich Hoffmann war der erste vollamtliche Kurator an die Albertina gekommen Die Preußische Staatsregierung wollte mit dieser Ernennung zum Ausdruck bringen, welche erhöhte Bedeutung sie dieser an äußerster und gefährdeter Stelle des Randes gelegenen Hochschule beimaß. Die Erwartungen, die man dem neuen Kurator entgegenbrachte, sollten in vollem Maße erfüllt werden. Friedrich Hoffmann, selbst ein Sohn des deutschen Ostens, begriff sofort die große Aufgabe, vor die er sich gestellt sah. Bereite beim Wiederaufbau der Danziger Hochschule griff er tatkräftig ein, man dankte ihm durch die Verleihung der Würde eines Ehrensenators. Denn keineswegs beschränkte sich Hoffmanns Denken und Planen auf die engere Tätigkeit in der Universitätsverwaltung. Das trat deutlich hervor, als es darum ging, die Königsberger Albertina von innen heraus neu aufzubauen, im Sinne Jahrhunderte alter Uberlieferung, als eine Pflanzstätte deutschen Geistes, die ihre Kraft nach Osten ausstrahlt, und die ihren Sinn fand als Mittler zwischen Ost und West. Wer die mannigfach gespannten Fäden hier verfolgt, der sieht, dass sie in irgendeiner Form, wenn auch nicht immer sichtbar, in der Persönlichkeit Friedrich Hoffmanns sich verknüpfen. Die hier von ihm geleistete Arbeit - die Universität dankte ihm durch Verleihung der Würde des Dr. phil. honoris causa - hat ihre Wirkung ausgeübt bis weit in das vierte Jahrzehnt, das ihm freilich manche Anfeindungen gebracht hat. Indes hat er der Königsberger Universitätsverwaltung bis zum Ende vorgestanden, bis er selbst ihre Pforten im Januar 1945 schließen musste.

Ein neuer Abschnitt des Lebens begann für Friedrich Hoffmann, und dies zu einer Zeit, in der andere sich der wohlverdienten Ruhe des Alters hingeben. Friedrich Hoffmann, dem der Krieg selbst schwerste Wunden geschlagen hatte, trat als erster und einziger bald auf den Plan und rief zur Sammlung der Geister und der Menschen auf, die da dem Chaos entronnen waren. Nunmehr weithin für jeden sichtbar, begründete er die allen Königsbergern bekannte Meldestelle der Albertus-Universität, an die sich ein jeder wenden konnte, der da in Not und Bedrängnis geraten war. Zum zweiten Male in seinem Leben stand er vor einer Aufgabe, an die wohl niemand gedacht hatte, die aber, einmal in ihrem Wesen erkannt, ostpreußisch, ostdeutsch im reinsten Sinne des Wortes war. Zum zweiten Male in seinem Leben wurde Friedrich Hoffmann zum Mittelpunkt der alten Albertina, wenn diese auch jetzt nicht mehr sichtbar war. Ein Helfer, ein Berater, ein Freund wurde er uns allen, die wir von Königsberg kamen, ein getreuer Ekkehard, wie man von ihm gesagt hat. Und heute, wo wir in tiefer Trauer dieses erfüllte Leben, das ein reiches war, überblicken, da bedenken wir, aus welchen Wurzeln dieses Dasein seine Kraft nahm, und wir sind dankbar, uns eines Wortes erinnern zu dürfen, das er selbst in einem seiner Rundbriefe zu uns gesprochen hat: „Die innere Wahrheit eines Geschehens liegt nicht in den äußeren Ereignissen, sondern im Menschen selbst, in der Reinheit und der Kraft seines Herzens, im Charakter, in seiner innersten Persönlichkeit".

Für die Angehörigen der Albertus-Universität Königsberg / Preußen

Professor Dr. Götz von Selle

 

 

Seite 3   Ein Freund unserer Heimat

Zum Ableben des letzten Kurators der Albertus-Universität, Dr. h. c. Friedrich Hoffmann, schreibt Landgerichtsdirektor a. D. Dr. Carl Schiemann als letzter Universitätsrat der Albertus-Universität:  

Mir, seinem langjährigen amtlichen Vertreter und persönlichen Freunde, der als Rechts- und Universitätsrat in ständigem Verkehr mit ihm stand, sei es gestattet, ergänzend allen Heimatvertriebenen, insbesondere allen Universitätsangehörigen die Persönlichkeit und die Leistungen Hoffmanns für unsere Heimat in Erinnerung zu rufen.  

Er sah seine Lebensaufgabe in der ständigen Fürsorge für unsere ostpreußische Hochschule und ihre Angehörigen. Als Vorgesetzter und Leiter seiner Behörde brachte er allen, die ihm unterstanden, ein weitgehendes Wohlwollen und ein mit Herzensgüte gepaartes Verständnis für ihre Sorgen entgegen. In dieser Hinsicht war er unübertrefflich. Trotz der beschränkten Mittel, die er zur Verfügung hatte, verstand er es, viel Not und Elend zu mildern. Zahlreiche Dankesbriefe, die mir durch die Hände gegangen sind, legen Zeugnis für seine warmherzige Hilfsbereitschaft ab. Zahlreichen Doktoranden, die hilfsbedürftig waren, wurden in großzügiger Weise die Gebühren erlassen. Beamte und Angestellte, die fähig und tüchtig waren, wurden nach Möglichkeit gefördert. Hierbei galt nur charakterliche und fachliche Eignung. Alle anderen Gesichtspunkte schieden aus. Vereinzelte Versuche, die politische Zugehörigkeit in den Vordergrund zu schieben, blieben erfolglos.  

So war es denn auch kein Wunder, dass er ganz allgemein die Liebe und Verehrung der Universitätsangehörigen, insbesondere derjenigen des Kuratoriums genoss. Bei kleineren festlichen Behördenveranstaltungen, die regelmäßig auch nach 1933 stattfanden, wurde er, wie ich selber öfters gehört habe, als Vater seiner Betriebsangehörigen bezeichnet und gefeiert, und zwar von allen ohne Unterschied ihrer sonstigen politischen oder religiösen Einstellung.

 

Die Universität zu modernisieren und auszubauen, war ihm ein besonderes "Herzensbedürfnis“. Mit Hilfe des hochverdienten Oberbaurates Gerlach entstanden neue moderne Kliniken und Institute. Es sei hier nur an die neue Anatomie, die Poliklinik für innere Krankheiten, die Zahnklinik, die Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten, den Erweiterungsbau der Frauenklinik usw. erinnert.

 

Und doch genügte dieses alles dem Nimmermüden und Nimmerrastenden nicht. Er plante für Königsberg eine völlig neue Universität, die ein Vorbild für ganz Osteuropa werden sollte. Auf dem Gelände des vor den Toren von Königsberg gelegenen Gutes Beydritten sollte diese Universität mit den wichtigsten Kliniken, einem modernen Hörsaal- und Verwaltungsgebäude, mit Studentenheimen, Sportplätzen und vielen Grünanlagen entstehen. Die ersten Zeichnungen für diese Schöpfung ganz großen Stils lagen bereits vor, und er kämpfte auch schon um die Mittel zur Verwirklichung.

 

Der unglückliche Ausgang des Krieges hat alledem ein Ende gemacht. Kein Wunder, dass dieser nur auf das Allgemeinwohl bedachte Mann, der selbst von vorbildlicher preußischer Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit war, und dessen Dienstraum so einfach ausgestattet war, wie ich es bei keinem andern Behördenchef gefunden habe, eine Reihe ihm ergebener Freunde hatte, zu denen auch ich mich zählen durfte. Und er selber war der zuverlässigste und treuste Freund, den man sich denken konnte. Vielen von uns hat er mit seinem klugen Rat und seiner großen Welterfahrenheit geholfen und Missgeschicke, die den einen oder andern trafen, gemildert und in ihren Folgen abgebogen.  

Öfters bis in die letzten Jahre in Königsberg unterhielt er im Verein mit seiner Gattin eine gepflegte Geselligkeit. Hier kamen Menschen der verschiedensten Berufe zusammen, lernten einander kennen und erleichterten auch denen, die von auswärts nach Königsberg kamen, wesentlich das Einleben. Bei solchen Gelegenheit wurden geistige Gespräche aller Art geführt, oft verschönt durch musikalische Darbietungen, so dass jeder reiche Anregung mit nach Hause nahm.

 

Sein Bild wäre nicht vollständig, wenn sein vorbildliches Familienleben nicht erwähnt würde. In seiner Gattin hatte er eine an allen seinen Interessen teilnehmende Lebensgefährtin, die ihm ein Heim geschaffen hatte, in dem er nach der Arbeit Entspannung, Ruhe und Erholung finden konnte. Von den vier Kindern (3 Söhne und 1 Tochter) sind 2 Söhne als Fliegeroffiziere im letzten Kriege geblieben. Die Kinder liebten und verehrten ihn, kamen auch, als sie erwachsen waren, immer wieder, so oft sie es konnten, ins Vaterhaus.

 

Jetzt ist er schneller, als wir es gedacht haben, von uns gegangen. Wir werden ihn sehr vermissen. Seine Arbeiten in Göttingen in der stark beanspruchten Meldestelle, die einzig in ihrer Art ist, und im Göttinger Kreise waren noch lange nicht abgeschlossen und beendet.

 

Immer aber werden wir seiner in tiefer Liebe, Verehrung, Dankbarkeit und Anhänglichkeit gedenken.

Möge er nach einem Leben, reich an Erfolgen, aber auch reich an Mühe, Arbeit und mancherlei Leid sanft und in Frieden ruhen.

 

 

Seite 3   Nachruf des „Göttinger Arbeitskreises“

 

Seinem Vorsitzenden, Kurator Dr. h. c. Hoffmann, widmet „Der Göttinger Arbeitskreis" folgenden Nachruf.

 

Mit Friedrich Hoffmann ging eine jener Persönlichkeiten von uns, die in verehrungswürdiger Gestalt Träger ostdeutschen Geistes und ostdeutscher Lebensform waren. Sein Leben war geprägt von der Liebe zur Heimat und von der Pflichterfüllung an jedem Orte, an dem ihm ein wechselvolles Schicksal Aufgaben stellte. Seine Verdienste um die Universität Königsberg und um die ostdeutschen Hochschulen sind unvergessen.

 

In der dunkelsten Zeit des Zusammenbruchs war er es, der alle die Kräfte der Überlieferung ostdeutscher Wissenschaft und ostdeutschen Geisteslebens sammelte. So entstand unter seiner Mitwirkung im Jahre 1946 „Der Göttinger Arbeitkreis", in dem wir uns unter seiner Führung aus dem gleichen Gefühl der Heimatliebe und in dem Bewusstsein zusammenfanden, dass es Rechte zu wahren und Werte zu verteidigen gilt, deren Verlust für die Deutschen und das Abendland dem Verzicht auf eine eigene Zukunft gleichkäme. Es geschah dies in einer Zeit, in der selbst eine rein wissenschaftliche und objektive Beschäftigung mit den Problemen des deutschen Ostens und der Heimatvertriebenen bereits als gefährliches Politikum galt. Bewusst nahm er diese Gefährdung im Interesse einer freien Wissenschaft und im Dienste der Heimat auf sich. Damit wurde - wie in seiner ganzen Lebensarbeit - verdeutlicht, dass die Wissenschaft sich niemals durch politische Strömungen und Beeinflussungen behindern lassen darf.

 

Der Göttinger Heimatkreis betrauert in dem Heimgegangenen eine Persönlichkeit, die uns Vorbild, deren Wirken uns Verpflichtung bedeutet. Wir glauben ihm für seine unermüdliche Arbeit nicht besser danken zu können als in treuer Fortsetzung dessen, was er für Volk und Heimat getan hat.

Für den Göttinger Arbeitskreis und seine Mitarbeiter

gez. Dr. Freih. von Wrangel-Waldburg

 

 

Seite 3   Ein Brief aus der Schweiz

 Liebe Ostpreußen-Warte!

Eine Landsmännin außerhalb Deutsehlands will Dir hiermit ihre Freude und herzlichen Dank sagen, einfach dafür, dass es Dich gibt. Wie viele besinnliche und auch heitere Stunden bereitest Du oft. Immer wieder liest man Altvertrautes und fast Vergessenes: ostpreußische Sitte und ostpreußische Art. Du gibst alles so getreu wieder, dass man plötzlich Heimweh nach diesem fernen Land verspürt und das fremde Brot hart erscheint. Deine parteipolitische Unabhängigkeit ist bezeichnend dafür, dass Du „Heimat-Warte" im getreuesten Sinne des Wortes bist. Die Aufsätze werden mehrmals gelesen, um ja alles gut zu behalten und weitergeben zu können. Eine Bekannte erwartet Dich jeden Monat mit großer Ungeduld, und dann an freien Wochentagen, nach aller Arbeit, treffen wir uns zur Lesestunde. Immer wieder heißt es dann: „Weißt Du noch, damals?"

Nun wünsche ich Dir, liebe Ostpreußen-Warte, ein erfolgreiches Fortbestehen und recht dankbare Leser!

Mit herzlichem Heimatgruß

Deine Charlotte T., Basel-Schweiz.

  

Seite 5   Plattdeutsche Redensarten. Von Dr. K. Bink

 Dat dräänt möt.

Dat ös so e Fingerhoot voll.

Dat ös man so e Kikel.

Dat ös man so e Noschroapsel.

Da ös all een Opwasche.

Dat ös man so e Natzke.

Mi geit e Licht, e Talglicht op.

Dat ös een opgetäämt Prömmel.

Das ös een Stöckkke Mäst.

Dat ös een ol Steenpilz.

Dat sönd domme Nuschte.

Dat ös een ganz ander Verkiek.

Dat ös een grot Pungel Nuscht.

He deelt Spötze ut.

He seekt dem Eergistrige.

He titt Licht.

Se fanterseert öm Höpp.

Dat stett mi rein dat Hart av.

Dat ongeschöckte Fleesch mott weg.

He wöll ene hindre Bind, op e Lamp gete.

Oek mußt mi rein de Tung avbite.

De Ko lett nich meer to.

Möt Gewalt lett sök nich emoal e Katt sattele.

Man darv nich dem Divel an e Wand moale.

Dat schmeckt foarts tom Huckeblive.

Dat ös rein Fingerke dano to löcke.

Hier ös tom Opflege.

Et ös tom Koappke stoane.

Et geit so dorch e Boom.

Se knepelt möt em Muul.

He gröppt dem witte Wulf hindre Kachel.

Se backt Dwarg ut Peerdschiet.

Wi beide hebbe noch keine Dutzkielkes gegäte.

Se ös doov op beide Backe.

 

 

Seite 5   Jetzt kommen unsere Störche

 Ostpreußen wurde wohl vor allen anderen Provinzen von den Störchen am meisten bevorzugt, und besonders das zwischen Haff und See gelegene Samland mit seinen saftigen Wiesen und großen Weideflächen war ein wahres Paradies für Meister Adebar.  

Auch das Dorf, in dem unser Gut lag, war bei den Störchen wohl besonders beliebt; hatte es doch 24 Storchennester, davon entfielen auf unseren Hof, als dem größten und mit den meisten Gebäuden 15 Nester.  

Morgens galt mein erster Blick den Störchen. Und mein Morgen- und Abendgruß war Storchengeklapper. Der Storch war mir fast ein liebes Haustier geworden. Ein 16. Nest hatte sich ein Storchenpaar in unserem Garten auf einem sehr hohen Lärchenbaum gebaut und hatte darin viele Jahre gebrütet. Es war immer ein hübscher Anblick, diesen schwarz-weißen Vogel in dem hellen Grün der Lärche zu sehen. Leider warf ein schwerer Novembersturm dieses Nest wieder herunter. An der Auffahrt zu dem Hof unseres Nachbarn hatte sich auf einem geköpften Lindenbaum (etwa fünf Meter über dem Erdboden) auch ein Storchenpaar angesiedelt. Der rege Verkehr, der dicht an diesem Nest vorbei ging, störte die Störche nicht im Geringsten. Auf dem Wege zum Nachbardorf thronte auf einer Telegrafenstange ein anderes Nest. In der Regel baut der Storch sein Nest auf den Giebel des Hauses, aber zwei Nester auf ein Dach. Nur selten kommt es vor, dass er noch ein drittes Nest auf die Mitte des Daches baut. Auf unserem Hof waren zwei Scheunen und ein Viehstall mit je drei Nestern besetzt.

 

Ziemlich pünktlich zwischen dem 25. März und 6. April trafen im Frühjahr die Störche ein; nicht alle zusammen, sondern in einzelnen Paaren wurden die Nester beflogen. Dann hub ein großes Freuen im Dorfe an; war doch der Storch, der sicherste Frühlingsbote! Auch war es nach altem Aberglauben sehr wichtig, wie der einzelne Mensch den Storch zuerst sah. Wer ihn stehend sah, war in dem Jahre faul; wer ihn zuerst fliegen sah, fleißig; wer ihn klappern hörte, würde viel Porzellan zerbrechen.  

Ein anderer, ganz gegensätzlicher Spruch lautet:

„Wer den Storch sieht stehen, dem wird die Arbeit gehen,

Wer den Storch sieht fliegen, der lässt die Arbeit liegen."  

Bald nach ihrem Eintreffen fingen die Störche an, ihre Nester auszubessern. Junge Storchenpaare, die noch kein eigenes Heim hatten, bauten sich in kurzer Zeit ein Nest auf. Der Storch baut sein Nest in der Hauptsache aus dürrem Reisig, trägt aber auch Rasenstücke, Teile alter Säcke oder Packpapier in sein Nest. Böse Zungen bezichtigen ihn sogar des Diebstahls an Wäschestücken von der Bleiche. Schlimm erging es einem Mann, der sich einen Haufen Birkenreisig kleingemacht hatte. In kaum drei Tagen war dieser Reisighaufen verschwunden und stand als stattliches Storchennest auf dem nächsten Gebäude.  

Auch etwas ganz Seltenes habe ich erlebt. Bei uns im Dorfe ist auf jedem größeren Hof - auf einem Stallgebäude - eine Glocke angebracht, durch welche zur Arbeit gerufen wird. Die Glocke hing in einem Eisengestell. Unmittelbar hinter diesem baute der Storch ein Nest und fing gleich zu brüten an. Anfangs erhob er sich, wenn die Glocke geläutet wurde und ging ein paar Schritte aufs Dach, kehrte aber gleich wieder zurück. Bald aber war er so an diese Töne gewöhnt, dass er ruhig sitzenblieb, obgleich ihn die Glocke bei ihren Schwingungen fast berührte. Auch den Eiern hatte die kleine Erschütterung nicht geschadet, denn es schlüpften vier junge Störche aus.

 

Im Frühjahr fänden auch häufig erbitterte Storchkämpfe statt. Oft versuchte ein fremder Storch ein bewohntes Nest anzufliegen. Unter Zischen und Fauchen fuhr dann der rechtmäßige Besitzer auf ihn los. Mit Schnäbeln und Flügeln entbrannte ein heißer Kampf. War der Gegner in die Flucht geschlagen, kehrte der Storch stolz zu seinem Nest zurück und ließ lang anhaltendes Klappern hören, in das nun auch die Störchin mit einstimmte, die dem Kampf teilnahmslos zuschaute.

 

Bei den Jägern erfreute sich der Storch keiner großen Beliebtheit, denn er nahm nicht nur Frösche, Mäuse, Fische und Eidechsen, sondern auch Junghasen, junge Rebhühner und Fasanen. Sogar die in der Nähe des Nestes weidenden Gänschen verschmähte er nicht. So haben wir einmal zugesehen - ohne es ändern zu können - wie der Storch, in seinem Neste stehend, eines meiner 14 Tage alten Gänschen verspeiste.

 

Bald nach dem 20. August fingen die Störche an, sich zu sammeln, denn die Stunde des Abschieds nahte. Auf leeren Feldern oder Wiesen sah man sie zusammenstehen, traurig mit eingezogenen Köpfen! Eines Morgens, Ende August, waren die Nester leer, alles fröhliche Geklapper verstummt.

Durch den Krieg haben auch unsere Störche viel zu leiden gehabt, denn es kamen mit jedem Kriegsjahr weniger auf den Hof, so dass im Sommer 44 nur noch die Hälfte der Nester beflogen waren.

 

Zwei Versuche möchte ich noch erwähnen, die die Vogelwarte Rossitten mehrere Jahre vor dem Kriege durchführte.

Der erste Versuch sollte feststellen, ob der junge Storch bei seinem Zug nach dem Süden auch ohne Führung den rechten Weg findet. Zu diesem Zweck wurden aus unseren Storchennestern junge Störche entnommen. Die Jungstörche wurden zur Vogelwarte gebracht, dort mit Fußringen gezeichnet, in künstliche Nester gesetzt und mit Fischen großgefüttert. Als die Zugzeit herankam, wurden sie eingesperrt und erst freigelassen, als alle Störche im weiten Umkreis fortgezogen waren. Tagelang sind sie dann noch im Samland umhergekreuzt, als ob sie Anschluss suchten. Dann waren sie verschwunden.

 

Den richtigen Weg nach dem Süden haben sie doch gefunden, denn mehrere Wochen später bekamen wir von der Vogelwarte die Nachricht, dass einer unserer Störche in Griechenland, wohl auf dem Wege nach Ägypten, gefangen worden war.

 

Der zweite Versuch galt, Störche aus storchreichen Gegenden in storcharme oder sogar storchleere Gegenden zu verpflanzen. Die Jungstörche wurden bis zum Rhein gebracht, dort auch in künstliche Nester gesetzt und großgefüttert. Die Störche wurden auch am Rhein groß, lernten fliegen und kehrten abends in ihre Nester zurück. Im Spätsommer waren sie plötzlich verschwunden und kehrten im nächsten Frühjahr nicht wieder zurück.  

Ob sie wohl mit anderen Gefährten in die alte Heimat nach Ostpreußen geflogen waren?

W. Bloech

 

 

Seite 6   Von Herzogswalde zum Kurfürstendamm. Wir besuchen den Maler Karl Kunz in Berlin

 Der Maler Karl Kunz, Schüler von Prof. Pfuhle-Danzig, lebte bis 1945 in Herzogswalde, einem der schönsten und ältesten Bauerndörfer Ostpreußens. 1904 wurde er dort als Sohn eines Stellmachers geboren. - Nach seinen Studienjahren in Danzig, Berlin, Dresden und Florenz ging er zurück in sein Heimatdorf und erwarb sein elterliches Haus. In den hohen Giebel baute er ein großes Fenster, darüber wurde der alte Bibelspruch in den Jahrhunderte alten Balken gehauen: „Der Herr unser Gott sei uns freundlich und fördere das Werk unserer Hände."

 

Gottes Segen ruhte über diesem Haus, und viele der in alle Winde verwehten Ostdeutschen werden sich an dieses Dorf und an dieses Malerhaus erinnern. Auch ausländische Gäste aus fernen Ländern betraten das von außen so schlichte Bauernhaus und fanden darin eine Perle deutscher Bauernkultur vor, denn Karl Kunz pflegte die alte ostpreußische Volkskunst unter diesem tiefen Strohdach. Er hatte sich ein Atelier geschaffen, wie es in solch einer Raumstimmung nur ganz wenige Maler ihr Eigen nennen konnten.

 

Ich erinnere mich, als wäre es heute, wie ich mit dem Maler in einer höchst behaglichen Ecke am Fenster saß, von wo der Blick auf die Häuser des Dorfes und die Bäume vor dem hellen Frühlingshimmel ging und hinab in den Arbeitsraum. Die Landschaft und die Staffelei, das waren die Pole, um die diese Malerwelt kreiste loh erinnere mich noch ganz genau an ein großes Bild, das gerade auf der Staffelei stand: „Blick ins Memeltal". Geheimnisvoll verloren sich die braunen und grauen Erdtöne in der Unendlichkeit des Raumes, über dem ein schwerer Himmel wie eine schicksalhafte Bedrohung stand. Auch ein anderes Bild: „Das Land der dunklen Wälder" gab das Erlebnis des Ostens in äußerster Verinnerlichung und Abstraktion wieder. Wie aus Urelementen schien diese Landschaft gebaut, wie ein gewaltiger Orgelakkord brausten die Wolken über sie hin.

 

Ehe es Abend ward, gingen wir noch einmal hinaus auf die Felder, über den eigenen Grund und Boden des Malers. Welch ein Glücksgefühl, diese Frühlingserde mit den Augen zu umfangen. Hoch und gewaltig stand der Himmel über uns. immer voll grauer Wolkenfetzen, die sich da und dort in Regenschleiern lösten. Himmelsberg und Teufelsberg standen als höchste Erhebungen über dem gewellten, grünenden Erdteppich, traulich kuschelten sich die Häuser von Herzogswalde davor, und am Horizonte webten in Dunst und Nebel die Sehnsuchtsfarben des Frühlings. Ich ahnte, was von solchen Bildern in den Augen eines Malers haften bleibt! Glücklich die Hände, die sie an uns weitergeben können, beseelt und verinnerlicht durch die geheime Sprache der Natur, die immer nur die Auserwählten zu enträtseln wissen.

 

Vor 5 Jahren musste Karl Kunz mit seiner Familie mit unzähligen Anderen seine Heim verlassen. Ich verlor den Künstler aus den Augen. Da begegneten mir im Sommer 1950 auf der Ausstellung der Landsmannschaft Ostpreußen in Hamburg wieder Bilder von Karl Kunz! Die ganze herbe Schönheit Ostpreußens kam bei diesen Bildern wieder über mich, so dass ich ganz stark an jenen Frühlingstag damals im Malerhaus denken musste.

 

Dann erfuhr ich. dass Karl Kunz seit 1945 sein Atelier in Berlin am Kurfürstendamm hat. Mit eigenartigem Gefühl stieg ich nun eines Tages die breiten Treppen des Hauses 188/189 zu Karl Kunz hinauf, klingelte und dachte: „Wie anders ist alles!" Die Tür ging auf, und ebenso strahlend wie damals steht der Maler vor mir. als wäre es die weiße Gartentür, an der mir dort entgegenkam. Ich vergesse ganz, wo ich bin! Das große, wiederum sehr schöne Atelier umfängt uns. und wieder sitzen wir in einer behaglichen Atelierecke. Von draußen rauscht gedämpft durch die Höhe der Verkehr herauf. Karl Kunz sagt lachend: „Das ist der Wind für mich." Von den Staffeleien grüßt mich heimatliches Land, einsame Felder, über die der Pflug geht. Die Bilder atmen eine Erdnähe, die man förmlich zu riechen glaubt und die sich wie eine rätselhafte Beklemmung aufs Herz legt. Das ist der Osten, spürt man aus jedem dieser Bilder, mögen es nun Aquarellskizzen sein oder in Öl oder Tempera gemalte Bilder, bald flächig aufgebaut, bald scharf konturiert aus der Atmosphäre herausgehoben ernst und eindringlich von einer wunderbaren Kraft der Mitteilung. Alle malerische Technik ist eingeschmolzen in ein Geistiges, in das als Ganzheit empfundene Erlebnis, das durch Farben und Formen hindurch zum Seelischen vorstößt. Ich muss wieder sagen, wie damals an dem Frühlingstag: Karl Kunz ist einer der großen Landschafter, die dazu berufen sind, die herbe Schönheit der heimatlichen Erde und die Eigenart des Ostens zu künden.

 

Getreue Kunstfreunde hatten den Maler gut beraten, wie er mir erzählt, und somit hat er einen wahren Schatz an Skizzen und Aquarellen retten können. Da oben am Kurfürstendamm stehen wir nun und sehen auf das strahlend farbige Bild der Lichtreklame herunter, auf das Gewühl der Großstadt. Es regnet und unzählige Lichter spiegeln sieb wieder. Karl Kunz ist begeistert davon und sagt: „Ich liebe Berlin und die Berliner deren Humor mir eine Quelle der Kraft ist. Ich liebe aber vor allem die schöne märkische Landschaft von ganzem Herzen! Auch hierher habe ich meinen Hausspruch mitgenommen. Und wenn es auch keinen eichenen Balken gibt um ihn einzuschnitzen, in meinem Herzen wird er immer bleiben." – Wirklich, ich sehe es an seinen Bildern, dass der alte Hausspruch sich bewährt!

 

Trotzdem Karl Kunz auch am Kurfürstendamm in Stille und Zurückgezogenheit lebt und die Schwere des Künstlerdaseins heute zu spüren bekommt, finden seine Bilder wieder in Ausstellungen und bei Kunstfreunden große Beachtung. Die Bundesregierung in Bonn und Berlin erwarben in letzter Zeit Arbeiten des Künstlers Auf der großen Ausstellung in Berlin, „Der deutsche Osten“ ist er mit mehreren sehr guten Bildern vertreten gewesen. Die fröhlichen Eisläufer auf dem heimatlichen Dorfteich, die er auf einem der schönsten Winterbilder festhielt, waren besonders eindrucksvoll.

 

Auch der Volkskunst gehört weiter seine Liebe. Unter seiner Leitung ist in einem Vorort Berlins eine Werkstätte der Inneren Mission entstanden, in der Flüchtlinge lohnende Arbeit gefunden haben. Wertvolle Holz- und Binsenarbeiten entstehen hier, Stühle mit Binsensitz, schöne Teppiche.

 

Durch alles, was ich gesehen und gehört hatte, wurde mir beglückend klar: Der innere Reichtum ist bei starken Persönlichkeiten durch keinen äußeren Verlust und die Änderung äußerer Umstände zu zerstören.

H. L.

 

 

Seite 6   100 000 Danziger starben

 Wie der „Bund der Danziger" ermittelte, fielen von den rund 400 000 Einwohnern der Freien Stadt Danzig über 100 000 dem großen Sterben zum Opfer, das in den Tagen und Wochen nach der Besetzung Danzigs durch sowjetische Streitkräfte begann. Viele Tausende Danziger Männer und Frauen, die in die Weiten des Ostens verschleppt wurden, müssen noch heute in Russland Sklavenarbeit verrichten.

 

Die Danziger, die jene furchtbare Zeit überlebten oder der Verschleppung entgingen, wurden sämtlich aus ihrer Heimat vertrieben. Sie gelangten vorwiegend in das nordwestliche Deutschland, verstreut auch in die südlichen Landesteile Westdeutschlands..

 

 

Seite 7   Ostpreußische Teppiche. Walter Schlusnus erzählt von heimischer Volkskunst

Foto: Ein ostpreußisches Mädel beim Knotenschlagen in der Teppichknüpferei Lyck

Foto: Ein Teppich mit alten Ornamenten der ostpreußischen Volkskunst

Foto: Webmeister Klein beim Scheren eines fertigen Teppichs in der Lycker Teppichknüpferei. Aufn. Haro Schumacher

 Man darf es wohl bedauern, dass auch diese ebenso seltenen wie prachtvollen Zeugnisse einer bodenständigen Hauskultur und handwerklichen Volkskunst spurlos verschwunden sind. Aber vielleicht hat der eine oder andere diese Teppiche gesehen, als sie im Jahre 1935 im Deutschen Volkskundemuseum in Berlin alle zu einer Ausstellung vereint waren, vielleicht erinnert sich mancher noch an die Pracht der Farben und Bilder, die einem von den großen Flächen entgegenleuchteten, vielleicht hat einer die Technik des Knüpfens und die Webeart der großen Doppelgewebe an den alten Originalen damals studiert. Auch im Prussiamuseum in Königsberg war ein Teil dieser kunstvollen Teppiche und Decken zeitweilig ausgestellt, und vielleicht hat mancher Ferienreisende in der ostpreußischen Teppichknüpferei in Lyck Neuanfertigungen gesehen, wie sie dort den alten Stücken getreu nachgearbeitet wurden und von wo aus sie ihren Weg in die Häuser kultivierter und Heimatverbundener Menschen nahmen.  

Bei der misslichen Lage, die uns Heimatvertriebene ebenso wie unsere Kulturschätze betroffen hat, sind wir glücklich, wenigstens die Bilder jener ostpreußischen Teppiche zu besitzen. Betrachtet man diese Bilder, so erstaunt man nicht nur über die Gediegenheit der Arbeit der handwerklichen Teppichknüpfer, sondern vor allem über die abgewogene Farbzusammenstellung und die symmetrische Komposition einer Fülle von Ornamenten und Bildmotiven, deren Gehalt und Bedeutung nur der Kundige erschließen kann, der um die seelischen Vorgänge des Heimatverbundenen Menschen Bescheid weiß und ihren Ausdruck im Brauchtum und Volksglauben kennt.

 

Die ostpreußischen Bildteppiche und Gewebedecken sind Volkskunst im besten Sinne des Wortes. Sie stammen aus einer uns schon ferner liegenden Zeit, in der es noch selbstverständlich und ein alter Brauch war, dass man zur Ausstattung des Hauses Teppiche und Decken selbst herstellte und sie zu bestimmten, an die Stufen des Lebenslaufes gebundenen, festlichen Zwecken im Gebrauch hatte. Seitdem aber um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die handwerksmäßige Arbeit durch die maschinelle Webindustrie zum Absterben verurteilt war. geriet auch die ostpreußische Teppichknüpfkunst allmählich fast in Vergessenheit, und erst unsere Zeit hatte sie vor dem drohenden gänzlichen Verfall bewahrt. Ihre Tradition nach rückwärts, aber reicht über die Ordenszeit hinweg bis in die altpreußische, die prußische Zeit hinein. Diese standhafte Überlieferung einer Volkskunst stellt nach Technik und Formengehalt ein seltenes Zeugnis dar für den ununterbrochenen Zusammenhang des alten preußisch-baltischen Kulturbodens Ostpreußen mit dem germanisch-baltischen Ostseekulturkreis seit einer Zeit, in der Slawen im westlichen Osteuropa überhaupt noch gar nicht aufgetaucht waren.

 

Die Mehrzahl der uns im Bilde erhaltenen alten ostpreußischen Teppiche und Gewebe-Decken stammt aus den Kreisen Lyck und Treuburg. In altpreußischer Zeit erstreckte sich das Gebiet der Teppichkunst weit über die Grenzen Ostpreußens hinaus um umfasste das ganze altsudauische Gebiet bis zum Memelknie und in die Gegend von Grodno. Dies entsprach dem Siedlungsbereich des altpreußischen Stammes der Sudauer, die bei der Eroberung Preußens durch den Deutschen Ritterorden am längsten Widerstand leisteten und der in diesem Zusammenhang erfolgenden Zeitteilung des altpreußischen Kulturgebietes am längsten standhielten. Dass aus der Zeit vor 1700 kein Stück der ostpreußischen Teppichkunst erhalten blieb, erklärt sich aus der Vergänglichkeit aller materiellen Werte und besonders aus der Tatsache, dass um 1700 in Ostpreußen die Pest wütete, die die Grenzkreise fast restlos entvölkert hat. So werden wohl die Menschen alle Webestücke haben verbrennen müssen, um der Seuche Herr zu werden.

Folgt man den Fasern der Volkskunst-Überlieferung bis in die Gegenwart, so kann man feststellen, dass die alten ostpreußischen Knüpfteppiche nur bis gegen 1850 hergestellt wurden. Natürlich wussten einige Liebhaber die wenigen Rest- und Erbstücke wegen ihrer Seltenheit und ihres schönen Aussehens zu schätzen. Sie gaben sie nicht aus der Hand und vererbten sie nur ihren Kindern. In anderen Fällen hatte man für diese Wertstücke heimatlicher Kultur keine Achtung mehr. Die Sammler und Heimatforscher fanden sie auf den Märkten als unscheinbare Pferde-und Wagendecken. Die Teppiche gingen den Weg alter, abgelegter Kleidungsstücke herunter bis zum Aufwischlappen. Die Lycker Lehrerin Erna Koller spürte eine Anzahl solcher Stücke auf, und Professor Hahm vervollständigte die Sammlung aller in Ostpreußen und im Reich verstreuten Stücke.

 

Nun hatte sich die Stadt Lyck das Verdienst erworben, die Tradition der altheimischen Teppich-Knüpfkunst wieder belebt zu haben. Man hatte richtig erkannt, dass es hierbei nicht so sehr auf eine möglichst techdinsierte Produktion ankam, sondern auf das Erlernen der überlieferten handwerklichen Technik, das Wieder vertraut werden mit den alten Mustern und Färbungsweisen, die zu erweckende Liebe zum heimatlichen Kunstgewerbe und zur wirklichen Volkskunst. So erhielten junge geschickte Mädchen in der Lycker Teppichknüpferei und in der Webschule Lyck eine sorgfältige Ausbildung, und viele dort hergestellte Teppiche schmückten wieder das Heim deutscher Familien. In der Güte waren sie nicht durch türkische Teppiche zu übertreffen, weil bei den ostpreußischen Teppichen die Knoten viel dichter geschlagen wurden. Die Werkstoffe waren heimische Erzeugnisse: Flachs-Hanf und Wolle. Früher war das Material durch Pflanzenfarbstoffe gefärbt worden, wozu besondere, überlieferte Kenntnisse nötig waren, neuerdings versuchte man dieselbe Güte und Dauerhaftigkeit der Färbung durch Chemikalien zu erreichen.

 

Freilich bahnte sich das Verständnis für die Sinnbild - Ornamentik der ostpreußischen Teppiche in weiteren Kreisen nur langsam seinen Weg. In bäuerlicher Umgebung hatte sich lediglich die Erinnerung bewahrt, dass diese Teppiche besonderer Art gewesen waren und zu besonderem Gebrauch gedient hatten. Man konnte sie zwar noch beschreiben, aber die Bedeutung der Ornamente war im Volke nicht mehr lebendig. Es gehört eine umfassende Kenntnis der deutschen und nord-europäischen Volkskunst dazu, heute die Sprache dieser Teppiche zu verstehen und ihren Sinnbildgehalt richtig zu deuten. Die Übereinstimmung der Schmuckformen der Volkskunst mit den einzelnen Motiven des Brauchtums gibt uns den Schlüssel dazu.

So kann man beispielsweise das Sinnbild des Schwans nicht naiv und voll Phantasie als fromme Unschuld deuten, den Reiter als Tapferkeit, den Baum als Lebenskraft oder die Sterne als Glücksbringer. Die Sinnbild-Figuren spiegeln auch weniger den Umkreis des täglichen Lebens wieder, sondern es handelt sich bei fast allen Mustern und Figuren um alt ererbte Sinnbilder des volkstümlichen Glaubens und Brauchtums, die uns von der hohen Gesittung unserer Vorfahren reiche Kunde geben. So erscheint in der Reihe der Tiersinnbilder der Schwan in der Bedeutung des Seelengeleitvogels, der Storch, der Adebar, als Kinderbringer. Ebenso bekannt wie dieser, ist aus dem Brauchtum der Schimmelreiter, gleichbedeutend mit dem Wodansreiter in den heiligen 12 Nächten. Das Pferd überhaupt als heiliges Tier kultischer Bedeutung, von dem man sagt, dass es den Tod zu sehen vermöge, ist oft vertreten. Der Hirsch, meist ein Zwölfender, ist mit dem Jahreslauf verknüpft, was auch aus verschiedenen Stellen der Edda hervorgeht. Im Zusammenhang mit ihm steht der Lebensbaum, der in sehr zahlreichen Beziehungen und Formen im Brauchtum und in der Volkskunst vorkommt. Sein Bild beruht auf dem Begriff der germanischen Weltesche als des tragenden Gerüstes der Welt. Sehr häufig sind auch die paarigen Vögel am Lebensbaum vertreten. Sie haben im Volksglauben die Bedeutung der Träger des Lebens, nachweisbar an vielen Heimatsagen. Unter den geometrischen Ornamenten kommen am häufigsten vor die Raute, das schräge Kreuz, der Achtstern und besonders der Sechsstern als Schutzzeichen. Daneben fehlen auch nicht die bekannten Zeichen der Sonnendarstellung.

 

Diese Sinnbild-Darstellungen fügen sich ganz in die brauchtümliche Verwendung der Teppiche als Hochzeitsteppiche. Kein Mädchen heiratete früher ohne einen solchen Teppich. Er war der wichtigste Teil der Aussteuer und bildete darüber hinaus den feierlichen Hintergrund für alle wichtigen Familienereignisse: bei der Hochzeit, der Geburt des Kindes, der Taufe und schließlich beim Tode. Noch meine Mutter deckte mit solch einem Teppich im großväterlichen Hause Jakob Krisch, im Dorfe Goldensee, Kreis Lötzen, den Hausaltar für die sonntäglichen Außen-Gottesdienste des Pfarrers. Der Hochzeitsteppich trägt die Initialen des Namens der Braut und die Jahreszahl der Hochzeit. Die Darstellung der Uhr zeigt mit den auf 12 gestellten Zeigern den Höhepunkt des Lebens an. Auch das Brauttor ist dargestellt, die goldene Brücke des bekannten Kinderspiels. Der ganze Segen, der dem Brautpaar auf den Lebensweg mitgegeben wird, ist in der Sinnbildsprache auf diesem Hochzeitsteppich ausgedrückt. Selbst das Brautpaar ist dargestellt. Braut und Bräutigam werden also im wahrsten Sinne des Wortes durch den Teppich fürs Leben verknüpft. Es liegt ein ernster und tiefer Sinn darin, Ausdruck einer hohen Gesittung, dass bei einer Ehetrennung der Teppich, der ursprünglich als Bettdecke gebraucht wurde, in zwei Hälften zerschnitten wurde. Wir kennen die Anwendung dieses Brauches noch beim Tischtuch, das in einer symbolischen Handlung zerschnitten wurde, wenn eine Lebensgemeinschaft zerfiel. Ein Sprichwort sagt uns das Gleiche, dass man nach altem Sippenrecht „zu Bett und Tisch" getraut wurde.

 

In diesem besonderen Sinn, nicht allein als bloßer Wertgegenstand hatte der ostpreußische Hochzeitsteppich seine hohe und überlieferte Bedeutung. Er ist uns heute mehr denn je ein Symbol für all das, was in dem Worte „Heimat" beschlossen ist.

 

 

Seite 8   Wir gratulieren

 Am 19.04.1951 begeht Frau Gertrud Drewnack, früher Königsberg, Büttelplatz, ihren 75. Geburtstag. Sie ist die Gattin des verstorbenen Friseurobermeisters Albert Drewnack, Königsberg, Steindamm 50, und dazumal die erste Meisterin im Friseurberuf gewesen. Sie wohnt heute mit ihrer Tochter Eva in Bevensen, Kreis Uelzen.

 

 

Seite 9   Käthe Andrée: Erinnerungen an Frieda Jung

Foto: Frieda Jung

 1907, als ich die Sommerferien bei meinen Verwandten im Pfarrhaus von Buddern (Kreis Angerburg) verlebte, lernte mich Frieda Jung kennen. Damals wusste ich nicht, dass auf ihre sonnige Kindheit in Kiaulkehmen bei Gumbinnen viel Leid und Not gefolgt waren: der Verlust des geliebten Vaters und später der Mutter und einer Schwester, die kurze, unglückliche Ehe der kaum Zwanzigjährigen, der jahrlange Broterwerb in fremden Häusern als Erzieherin und Gesellschafterin. Die „Gedichte" von 1900 hatten ihre dichterische Tätigkeit eröffnet, die Sammel-bändchen „Maienregen - Gottessegen" (1906) und „Freud und Leid" (1906) ihren Namen weiter bekannt gemacht, und jetzt lebte sie in der ihr so zusagenden dörflichen Umgebung, im täglichen Umgang mit der Familie ihrer lieben Schwester Martha und der vertrauten Dorfbewohnern, ein glücklich geborgenes und schaffensfrohes Leben.

 

Mit dem Pfarrhause verband sie herzliche Freundschaft - meine jüngste Base Lotte war ihr Patenkind -, und für ihr gütiges Herz war es selbstverständlich, dass sie auch mich, den kleinen Gast aus der Stadt, in ihre Liebe mit einbezog, zumal ich kurz vorher meine Mutter verloren hatte. Von da ab war sie meine „Tante" Frieda Jung. Ich durfte sie auf ihren Gängen begleiten, und sie ließ mich alle Reime und Verslein hersagen, die ich im Kindergarten und in meinem ersten Schuljahr gelernt hatte. Und wenn ich sie in ihrem eigenen Heim besuchte, staunte ich die Fülle von Blumen und Blattpflanzen an, die sie, wie auch später in ihrer Insterburger Wohnung, zum großen Teil selbst gezogen hatte. Kindern und Blumen galt immer ihre besondere Liebe.

 

Dann hörte ich sie in der Königsberger Schule von Fräulein Cochius aus ihren Werken lesen. Es muss vor Ostern 1912 gewesen sein, denn da wurde diese Schule aufgelöst. Inzwischen waren ihre „Neuen Gedichte" 1908) und der erste Teil ihrer entzückenden Kindheitserinnerungen „In der Morgensonne" (1910) erschienen. Aus diesen Büchern las sie das „Reiseerlebnis" mit dem alten Herrn vor, dem sie auf der Fahrt durch Thüringen die Schönheiten Ostpreußens begeistert geschildert hatte, und das Kinderkapitel „Die Versuchung". Einen bis heute unvergessenen Eindruck hat das Schlänglein auf mich gemacht, das seine spitze Zunge durch das Schlüsselloch des Glasschrankes steckte und die kleine Friedel überredete, Zucker zu naschen. Und welch ein Hochgefühl, nach diesem Schulereignis zu der Dichterin heranzutreten, die Grüße des Vaters zu bestellen und von ihr in der Erinnerung an Buddern aufs Freundlichste angesprochen zu werden!

 

Während des ersten Weltkrieges sah ich sie dann häufiger. Mit der gleichen Leidenschaft, die sie für ihre Heimat und ihr Vaterland in sich trug, hatte Frieda Jung ihre nicht starken Kräfte darangesetzt, die Kriegsnot zu lindern. Selbst ein Flüchtling, hatte sie in 64 Städten meist Mitteldeutschlands Vortragsabende gehalten, deren Erträge dem verwüsteten Buddern und den ostpreußischen Flüchtlingen zugute kamen. Von den drei weißen Heften, die im Verlag des Dürerbundes in Köthen zum Besten ihrer vertriebenen Landsleute erschienen, schickte sie mir die Kriegsgedichte „Aus Ostpreußens Leidenstagen" „mit allerschönsten Gruß". Ein böses Halsleiden hatte ihre Liebestätigkeit damals beendet. Es war durch eine Kur in Reichenhall wohl gebessert, aber nicht völlig ausgeheilt. Nach ihrer Rückkehr in die befreite Heimat benutzt sie daher einen Aufenthalt in Königsberg dazu, Sprechunterricht zu nehmen. Ich besinne mich noch genau, wie viel pflichttreue Sorgfalt sie auf die langweiligen, mühsamen Übungen verwandte, die ihre Sprechwerkzeuge bei größtmöglicher Schonung zur höchsten Leistung erziehen sollten. Ich verdankte diesem Aufenthalt manch liebes Zusammensein mit ihr, durfte immer auf ihre mitfühlende Teilnahme rechnen. Ein Geheimnis ihrer Wirkung bestand wohl darin, dass sie uns Kinder und Heranwachsende so ernst nahm. Einmal las ich ihr ein paar meiner Mädchenverse vor, und ich weiß heute noch, wie ich mich schämte, als sie mit freundlicher Sicherheit auf eine schwache Stelle hinwies, die ich wohl selbst schon erkannt, aber aus Bequemlichkeit nicht geändert hatte. „Pfuscherwerk" hat sie nie leiden mögen! Und ihre Erzählungen beweisen es, wie sorgfältig sie stets an ihrer geliebten Muttersprache gearbeitet hat.

 

Die erleichterte Sprachtechnik ist ihr dann zugute gekommen, als sie während der Abstimmungszeit erneut in einer Reihe von Vortragsabenden für die Heimat wirkte. Da lebte sie aber schon mehrere Jahre in Insterburg, außerhalb meines Gesichtskreises. Als ich mich i n jener Stadt einmal nach ihr erkundigte, war sie gerade auf Reisen. Ich habe sie nicht mehr wiedergesehen. Auch ihre letzte Sammlung „Gestern und Heute" (1928) ist mir erst sehr viel später bekannt geworden. Nur einige Zeitungswürdigungen, die Ende 1929 aus Anlass ihres Todes erschienen, sind zusammen mit den beiden Gedichtbänden in meinem Besitz geblieben - und ihre innig herzliche Glückwunschkarte zu meiner Einsegnung. Die anderen Bücher gingen verloren, auch ihr Bild mit den liebevollen Versen auf der Rückseite und das Gedicht, mit dem sie mich zu meiner Konfirmation im März 1916 beschenkte. Doch habe ich es in dankbarem Herzen über die Zeiten des großen Leides hinweg bewahrt und bin glücklich, es hier mitteilen zu können:

 

Hallendes Glockengehen,

Leuchtende Frühlingswende,

Fromm gefaltete Hände,

Augen, in denen Tränen stehen.

 

Und bei der Altarkerzen Schein

Knie, die tief sich beugen,

Lippen, die stammelnd zeugen:

„Herr, ich bin Dein, Du bist mein!"

 

Und aus der Höhe ein Jubelton,

Den die ewige Liebe ersonnen -

Erlöst - erworben - gewonnen –

Gott segne dir, Kind, deine Konfirmation!

 

 

Seite 10   Pfarrer Richard Paluk 50 Jahre alt

Foto: Richard Paluk

 Richard Paluk, seit Januar 1927 Pfarrer der Kirchengemeinde Thierenberg, Kreis Samland (Ostpreußen) begeht am 11. April 1951, sein 25jähriges Ordinations-Jubiläum und vollendet am 12. Mai 1951,

sein 50. Lebensjahr. Am Ende seiner Schulzeit Sprecher der Schülerschaft des Königsberger Friderizianums und als Student Vertreter der Studentenschaften der Universität und Handelshochschule Königsberg, der Technischen Hochschule Danzig und der Theologischen Akademie Braunsberg im Hauptausschuss der Deutschen Studentenschaft, wurde er nach Beendigung volkswirtschaftlicher und theologischer Studien 1926 in der Schlosskirche zu Königsberg als Synodalvikar des Kirchenkreises Elchniederung eingewiesen und 1927 zum Seelsorger der Kirchengemeinde Thierenberg berufen.

 

Seit 1931 ist er als Provinzialsiedlungspfarrer und regelmäßiger Mitarbeiter der Wochenzeitschrift der Landwirtschaftskammer und späteren Landesbauernschaft „Die Georgine" weithin bekannt geworden. Als Vorsitzender der Ostpreußischen Dorfkirchenfreunde arbeitete er mit dem ländlichen Genossenschaftswesen, der Volkshochschularbeit, den volkskulturellen Bestrebungen und der landwirtschaftlichen Fakultät der Albertus-Universität eng zusammen.

 

Unter seinem Vorsitz wurde die Arbeit des Deutschen Dorfkirchenverbandes in vertrauensvoller Fühlungnahme mit dem Zentralausschuss der Inneren Mission in den gesamtkirchlichen Rahmen eingegliedert und in der Männerarbeit der evangelischen Kirche in Deutschland die Abteilung „Bauern- und Landgemeinden" begründet, welche heute im Zusammenwirken mit den evangelischen Akademien und Volkshochschulen die Bemühungen der Bauernverbände bei der Gefährdung deutscher Dorfgemeinden anregen und fördern will.

 

Im August 1939 zur Wehrmacht einberufen, zwang ihn eine schwere Wehrdienstbeschädigung, am 1. Mai 1946 in den Ruhestand zu treten. Noch heute ist er in der dorfkirchlichen Arbeit tätig, beteiligt sich schriftstellerisch an der Volkstums- und Heimatarbeit und betreut von seinem derzeitigen Wohnsitz in Hamburg-Rissen seine weit verstreuten Thierenberger Gemeindeglieder und einen größeren Freundeskreis durch regelmäßige Rundbriefe.

 

Möge ihm die Kraft zu weiterer Wirksamkeit noch manches Jahr hindurch erhalten bleiben!

 

 

 

Seite 10   Pfarrer Emil Moysisch, verstorben

 Am 1. März 1951 hat ein reiches Leben seinen Abschluss gefunden: Pfarrer Emil Moysisch starb im Alter von 70 Jahren in Wermutshausen, Kreis Mergentheim.

 

Pfarrer Emil Moysisch ist am 23.07.1881 als fünftes Kind eines Lehrers im Kreise Sensburg (Ostpreußen) geboren, aufgewachsen in Rastenburg und hat in Königsberg studiert. Seine theologische Ausbildung erhielt er am Predigerseminar in Wittenburg (Westpreußen) und der Heil-und Pflegeanstalt Karlshof bei Rastenburg. Seine Ordination erfolgte 1907. Seine erste Pfarrstelle war der landschaftlich wunderbar gelegene Luftkurort Niedersee, Ostpreußen. Da es dort keine Kirche gab, mussten die Gottesdienste im Sommer auf einer Waldlichtung am See stattfinden und zählten später zu den schönsten Erinnerungen seiner langen, segensreichen Tätigkeit in Ostpreußen zwischen den beiden Weltkriegen.

 

Als großer Musikfreund versuchte Pfarrer Moysich mit seiner Frau überall die Liebe zur Musik zu wecken, er gründete in allen seinen Gemeinden Posaunenchöre und ließ sich die Pflege der Kirchenchöre besonders angelegen sein.

 

Eine zweite Pfarrstelle Dubeningken rief ihn in den Kreis Goldap, der ihm nach kurzer Teilnahme am Weltkrieg in seiner dritten Pfarrstelle Tolmingkehmen zur Heimat wurde. 28 Jahre hat er dort mit seiner Gemeinde Freud und Leid geteilt. Das Kirchspiel wurde der Mittelpunkt für 28 kleinere Gemeinden, und Pfarrer Moysich hat es verstanden, nach seiner Ausweisung aus Pommern, seine über ganz Deutschland verstreute Gemeinde wieder zu sammeln. Mit 700 Familien aus der Heimat stand er bis zuletzt in regem Briefwechsel und unterrichtete sie durch regelmäßige Rundbriefe über das Ergehen der einzelnen Gemeindemitglieder.

 

Nach den schweren Erlebnissen auf dem Treck aus Ostpreußen und nach den Verfolgungen in Pommern, wo er in Schievelbein drei verwaiste Gemeinden als Seelsorger betreute, bis ihm auch dieses untersagt wurde, nach dem endlosen Warten in vier Flüchtlingslagern, bis er aus Pommern ausgewiesen wurde, nach all diesem schweren Erleben und vielfacher Todesgefahr genoss er dankbar die Zeit des Geborgenseins auf seiner letzten Pfarrstelle Wermutshausen, Kreis Mergentheim. Es war ihm auf seinem langen Krankenlager eine besondere Stärkung und ein Trost, wenn er hörte, dass es mit seinen ostpreußischen Familien vorwärts ging.

Am 1. März 1951 wurde er von schwerer Krankheit und von der Unruhe der Welt in die ewige Heimat gerufen, nachdem er seinem Herrn und seiner Gemeinde in 42 Dienstjahren treu gedient hatte.

 

Zur Trauerfeier hatten sich viele seiner Amtsbrüder, insbesondere die Pfarrer aus dem Osten versammelt. Dekan Aichelin, Weikersheim. Pfarrer Wagenmeier, Wermutshausen, und Stadtpfarrer Häußler fanden warme Abschiedsworte für den Dahingegangenen. Bürgermeister Hörner, und die Vertreter des Kirchengemeinderates, des Kirchenchores und der Lehrerschaft, sowie der Flüchtlingsobmann betonten, dass die Gemeinde Wermutshausen Pfarrer Moysisch allezeit ein dankbares Gedenken bewahren werde. 

 

 

Seite 10   Gestorben ist:

 Schulrat Anton Döring, zuletzt in Alfeld an der Leine.

 

 

Seite 10   Priesterjubiläum

 Am 2. April 1951, feierte Albert Maier, der letzte Probst von Königsberg, sein 40jähriges Priesterjubiläum. Er wohnt jetzt in Berlin, wo seine Liebe, den vertriebenen Ostpreußen gilt.

 

Am 27. Juni 1951, feiert Pallottinerpater Karl Schäfer, aus Rössel sein silbernes Priesterjubiläum.

 

Am 29. Oktober 1950, feierte in Dresden Schwester Stephania, Provinzialoberin der Grauen Schwestern in Königsberg, ihr goldenes Ordensjubiläum.

 

Am 11. Februar 1951, hat der Oberhirt der Diözese Ermland Prälat Arthur Kather in Osnabrück sein 45jähriges Priesterjubiläum gefeiert.

 

Aus Braunsberg:

 Redemptoristenpater Altmann berichtet, dass die Kreuzkirche in Braunsberg wiederhergestellt worden ist, und dass darin wieder Gottesdienste gehalten werden.

 

Die Ermländerkartei befindet sich jetzt in (21a) Wewelsburg, Kreis Büren (nicht mehr in Lippstadt).

 

Seite 10:   40 Jahre im Schuldienst.

Am 1. März 1951, waren es 40 Jahre her, seit Lehrer Paul Raffel, früher in Gr.-Bößau, Kreis Rößel (Ostpreußen.), in den öffentlichen Schuldienst getreten ist. Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Braunsberg (Ostpreußen) begann seine Laufbahn als Lehrer im Kreise Allenstein (Ostpreußen), wo er bis zum Jahre 1932 mehrere Lehrerstellen innehatte. Von 1932 bis zum Kriegsende war er erster Lehrer in Gr.-Bößau. Hier hat er auch bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht das Organistenamt an der Katholischen Pfarrkirche ausgeübt. Nach schwerer Verwundung geriet er Ende März 1945 in Danzig in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 15. Oktober 1946 zu seiner Familie, die inzwischen nach Schleswig-Holstein geflüchtet war, zurückgekehrt ist. Seit dem 22. Januar 1949 bekleidet er eine Lehrstelle an der Katholischen Volksschule zu Rees am Rhein

Paul Kewitsch.

 

 

Seite 10   Zwei Briefe aus Allenstein

 „Du bangst Dich, so nach der Heimat. Aber hier ist es nicht mehr so schön wie früher. Andere Sprachen, andere Sitten, Teuerung und Not. Wir haben schon mit den Russen Schreckliches mitgemacht und haben auch jetzt noch keine Ruhe. Immer- die ständige Angst, wer weiß, was uns der morgige Tag bringt." (P.)

 

„Unser Städtchen würden Sie nicht wiedererkennen. Die Oberstraße und Richtstraße sind ein schöner großer Platz geworden mit Anlagen und Bänken. Die schönsten Blumen können Sie am Platz sehen. Jakobsberg ist dahin. Die alte Kaserne, wo man zur Hindenburghöhe ging, ist in ein Hotel umgebaut. Es ist viel gemacht. Man kann nicht alles beschreiben. Herr Domherr ist gesund und sieht gut aus. Die Kirchen sind bei uns überfüllt. Wenn die Menschen in unsere Klosterkirche gehen, sehen wir die schönen Garderoben.“

 

 

Seite 11   Todesanzeige

 Statt besonderer Anzeige! Gott erlöste am  7. März 1961 in Lugano von schwerem Herzleiden

Dr. h. c. Regiomontanus, Friedrich Holtmann.

Kurator der Albertus-Universität Königsberg,

Ehrenbürger der Technischen Hochschule Danzig und der Universität Göttingen

Namens aller Hinterbliebenen in tiefem Leid: Erna Hoffmann geb. Sanio. Heide Hoffmann. Dietrich Hoffmann. Gretel Hoffmann geb. Vosgrau. Brunhilde Stark, verw. Hoffmann, geb. Graf und drei Enkelkinder. Göttingen , Berlin, Hildesheim

 

 

Seite 11   Suchanzeigen

 Wer kann Auskunft geben über Soldat Heinrich Flügge, geb. am 21.11.1927, aus Hachmühlen über Bad Münder, letzte Feldpostnummer vom Januar 1945 aus Ostpreußen 08 619 C? Die letzte Nachricht vom 24.02.1945 kam aus Pillau, wo der Gesuchte einen Granatwerferlehrgang (ohne Feldpostnummer) mitmachte. Notar Günter Rausch, (20a) Hameln, Kastanienwall 11, früher Königsberg (Pr.)

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Mann, den Schneidermeister, Volkssturmmann Fritz Hoppe, aus Königsberg Pr., Steindamm 178, zuletzt gesehen worden im russischen Gefangenenlager Georgenburg bei Insterburg. Nachricht erb. Frau Johanna Hoppe, (20b) Langenhagen über Herberg/Harz.

 

Gerda Müller, aus Königsberg, Ostpreußen, geb. 21.12.1911 in Königsberg, Ostpreußen. Von September 1944 bis April 1945 als Rote-Kreuz-Aushilfsschwester bei der Rettungsstation VII, Drummstraße, (Herderschule) tätig gewesen. Nach Einzug der Russen auch weiter als Schwester beschäftigt gewesen auf den Hufen. Von da aus nach Vierbrüderkrug zu Bekannten gegangen (etwa August 1945) und dann verschollen. Wer war mit ihr zusammen in Vierbrüderkrug? Zuschriften an Frau Margarete Szczesny, München 13, Adalbertstraße 102/O.

 

Gesucht wird: Oberstudienrat Dr. W. Franz, früher Königsberg, Kunkelstraße 22. Gesucht durch: R. Podehl, Taufkirchen/Vils/Obb., i. Fa. C. Hierl

 

Achtung! Russlandheimkehrer! Lager 7362 (Stalingrad). Wer weiß etwas über das Schicksal meines Sohnes Albrecht Turetschek, des fr. Leiters der Ostpreußischen Feuersozietät? Seine letzte Nachricht vom 13.09.1929 kam aus dem Lager 7362/5. Wer war dort oder in 7362/III (bei Stalingrad) mit ihm zusammen? Frau M. Turetscheck, (17b) Rheinweiler, Kreis Müllheim Baden, (Altersheim). Turetschek oder Turetscheck?

 

Achtung, Wehlauer! Emil Sadlowski und Frau Margarete, geb. 18.08.1898, sowie Tochter Helga, geb. 02.01.1936, wohnhaft in Wehlau-Pinnau. Wer weiß etwas über ihren Verbleib? Nachricht erb. an Kurt Guth, (14a) Stuttgart-Degerloch, Bernhäuser Straße 39 I

 

Oberjäger Arnold Leppin, geb. 18.09.1922. Letzte Einheit: Gebirgsjäger-Regt., Feldpostnummer 07 578 B, ist am 1. Januar 1945 vom Ers.-Batl. Brandenburg an der Havel nach Vilach gekommen. Wer sah und sprach ihn Ende März 1945? Kameraden seiner Einheit meldet Euch bitte! Nachricht erb. Herbert Kruppa, Berchtesgaden, Haus Waldruh, Vorderbrandstraße

 

Viktor Bladt, geb. am 12.11.1884, und Ehefrau Berta, geb. Schröder, geb. am 28.08.1891, wohnhaft Königsberg, Holländerbaumstraße 15, letzter Aufenthalt Ostseebad Cranz, Villa Waltraudt, Willi-Hölger-Straße 7, werden gesucht von Tochter Ingeborg Hoffmann. Zuschriften erb. Adolf Nickstadt, (1) Berlin-Wilmersdorf, Berliner Straße 9

 

Am 12. März 1945 verlor ich auf der Flucht, kurz vor Gotenhafen, meinen Vater, den Eisenbahnsekretär i. R. Gustav Spisgatis, geb. 25.11.1872, aus Rehhof, Kreis Stuhm, Westpreußen. Wer hat ihn nach dieser Zeit noch getroffen und weiß etwas über seinen Verbleib. Nachricht erbeten an Frau Martha Gaul, Lette, Westfalen, Kreis Coesfeld, Kirchspiel 76

 

Achtung, Marienburger! Wer weiß etwas über den Verbleib der Familie Horst Johannzen, aus Marienburg, Westpreußen, Ziegelgasse 22? Nachricht erb. Alexander Schadau, Berchtesgaden-Stanggaß, Obb., Dietfeldhäusl 34, II. (früher: Mrienburg, Westpreußen, Hartwigplatz 1).

 

Frau Rosa Grosan, zuletzt wohnhaft in Wehlau, Parkstraße 10, wird seit Januar 1945 vermisst. Wer etwas über ihr Schicksal weiß, gibt bitte Nachricht an Witwe, Frau Martha Grosan, (13b) Reichersbeuern, Obb.

 

Frau Johanna Thimmler, früher wohnhaft in Allenstein, an der Eisenbahnbrücke, zuletzt zwischen 10. und 20.02.1945 auf der Flucht in Heiligenbeil bei Frau Olga Wölke gewesen, wird gesucht von Kreisbaumeister Wilhelm Knoll in Hemeringen über Hameln (20)

 

Frau Edith von Heydebrand und der Lasa, zuletzt gesehen am 21.01.1945 in Allenstein, wird gesucht von Georg von Heydebrand und der Lasa, (13b) Weipertshausen, Post Münsing, Obb. Wer kann Auskunft über das Schicksal meiner Mutter geben?

 

Kurlandkämpfer! Wer war am 8. Mai 1945 auf Flugplatz Libau? – Ist Flugzeug Ju 52, Besatzung Obfw. Joachim Schmidt und Bordfunker, Hans Bräuer nach Westen gestartet? Hinderte Brennstoffmangel Start? Feindwirkung? Verbleib der Besatzung? Nachricht erb. an Alexander Jänz (20a) Rodenberg (Deister), Lange Straße 76

 

Achtung, Eisenbahner! Gesucht wird Herr Friedrich Nitsch, geb, am 12.09.1908 in Godrienen, wohnhaft gewesen Bahnhof Kobbelbude, Kreis Königsberg. Im April 1945 zuletzt als Kleinlokführer gesehen worden in Königsberg. Wer gibt Auskunft über Herrn Hermann Nagel, geb. am 20.08.1871 in Klingenbeck, Kreis Heiligenbeil. Zuletzt gesehen in Königsberg, Hammerweg 36. Nachricht wird erb. an Frau Traute Hohorst, Ritterhude (Bremen), Hüderbeck 240, Bäckerei

 

Achtung, Königsberger! Wer hat meinen Mann Friedrich Lach, geb. 18.09.1888, zuletzt wohnhaft Königsberg Pr., Samitter Allee 20, nach dem 5. April 1945 noch gesehen oder gesprochen? Er war Angestellter bei der Königsberger Molkereigenossenschaft und hat dort auch noch bis zur Übergabe der Stadt gearbeitet. Auch für geringste Mitteilungen und Anhaltspunkte bin ich sehr dankbar. Bitte geben Sie Auskunft an Frau Berta Lach, Wirringen, Kreis Hildesheim

 

Gesucht wird: Familie Evert aus Königsberg, Zigarrengeschäftsinhaber und Großhändler. Wohnung an der Synagoge. Nachricht an Herrn Erich Fischer, München 22, Lerchenfeldstraße 19

 

Gesucht wird: Kriminalrat Hans Kluge und Familie, zuletzt Posen wohnhaft. Nachricht an: Erich Friedrich, Rosenheim-Land, Erlenau.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib von Liselotte Broscheit, geb. 02.06.1927, Willi Broscheit, geb. 30.08.1928, Eva Broscheit, geb. 30.06.1930. Sämtliche aus Insterburg, Ziegelstraße 2. Nachricht erb. an Frau Auguste Wagner, München 15, Thalkirchnerstraße 5

 

Gesucht wird: Herr Gustav Heinacher, aus Eydtkuhnen. Durch Kurt Hebemüller, Rüdesbronn 1 ½ über Neustadt/Aich

 

Gesucht wird: Frau Meta Klimmeck, geb. Wolk, aus Dirschau. Ihr Mann dortselbst Bäckermeister. Nachricht erb. an Bäckermeister Heidenreich, früher Elbing, Königsberger Straße 53. Jetzige Anschrift: München-Karlsfeld, BMW-Siedlung

 

Fuhrbetriebsunternehmer Hasler, aus Königsberg-Devau, jetzt wohnhaft: München-Karlfeld, BMW-Siedlung, bittet Herrn Oberregierungsrat Grau aus Königsberg um seine jetzige Anschrift

 

Ich suche meine Mutter, Frau Johanna Streuber, geb. 26.05.1874 in Auglitten. Letzte Nachricht Januar 1945 aus Königsberg, Stift der Barmherzigkeit (Vorderroßgarten). Nachricht an: Albert Streuber, Polling, Bahnhof.

 

Welcher Russlandheimkehrer kann Auskunft geben über meinen Mann, Baumeister Albert Dahlmeyer, aus Braunsberg, Ostpreußen, geb. 28.02.1893. Mein Mann wurde am 28.03.1945 in Danzig-Langfuhr als Zivilist von russischen Truppen mitgenommen, ich habe nie eine Nachricht erhalten. Nach Aussagen eines Heimkehrers soll mein Mann 1946/1947 in Semenowskoje bei Moskau gewesen sein. Lagernummer M. O.33 bzw. 7844. Wer hat mit ihm gesprochen und kann mir Näheres sagen über seinen Verbleib? Nachricht erb. Frau Elisabeth Dahlmeyer, (22a) Haan/Rhld., Kaiserstraße 34

 

Paul Malinowski, geb. 07.05.1904 in Graudenz, von 1944 Buchhalter bei einer Holzfirma in Königsberg. Wurde Januar 1945 zum Volkssturm in Königsberg eingezogen. Kampfgruppe West, dann verschollen! Wohnte Gisebrechtstraße 2/3, II. Wer ist in Königsberg mit ihm zusammen gewesen? Zuschriften an Frau Margarete Szczesny, München 13, Adalbertstraße 102/O.

 

Wer weiß etwas über den Verbleib von Frau Bertha Bocian, geb. Schultz, geb. 28.12.1864. Nach totaler Ausbombung in Königsberg Pr. September 1944 wurde sie zusammen mit ihrem Ehemann Johann Bocian nach Pr.-Holland gebracht, wo dieser von den Russen erschossen wurde, während Frau Bocian Oktober oder November 1945 mit einem DRK-Zug angeblich nach dem Westen abtransportiert sein soll. Nachricht an Erich Bocian, Felnsburg, Bismarckstraße 48

 

Insterburger! Labiauer! Wer kann Auskunft geben über meinen Sohn, Fahnenj.-Feldwebel Fritz Oschlies, geb. 10.05.1901 in Almenhausen, Kreis Insterburg, Landwirt, später in Kl. Baum, Kreis Labiau, vermisst seit 04.02.1945, Feldpostnummer 36 100. Am 27.01.1945 bei Führerreserve des Festungskommandanten, Trommelplatzkaserne Königsberg Ostpreußen gesehen. Bekannter will ihn dann noch im Februar – März 1945 im Vorbeigehen in Königsberg gesehen haben. Nachricht erb. an Frau Oschlies, (20b) Dassel, Kreis Einbeck-Hannover, Relliehäuser Straße 329

 

Rumänienkämpfer! Russlandheimkehrer! Wer kann Auskunft geben über Erich Gerhardt, geb. 24.07.1924, aus Preußendorf, Kreis Gumbinnen, Feldpostnummer 21 405 C. Gren.-Rgt. 364, 2. Komp., 161. Inf.-Div. Schreiber auf der Schreibstube der Komp. Daumen der linken Hand bei einer früheren Verwundung verloren. Letzte Nachricht vom 16.08.1944 aus Rumänien. Um Nachricht bittet Otto Gerhardt, Warleberg (24b) Post Gettorf, Kreis Eckernförde

 

Königsberger! Wer kann mir Nachricht geben über Herrn Voges, 1945 mit Frau und Kind auf den Hufen, evtl. Ratkestraße wohnend. Er könnte mir über den Tod meines Mannes, Apotheker Gottfried Jaeger, Auskunft geben. Nachricht erb. an Frau Charl. Jaeger, Happurg über Hersbruck/Mfr.

 

Wer kann Auskunft geben über Ob.-Reg.-Rat Erich Sulimma, zuletzt Arb.-Amt Königsberg Pr., ferner über Dr. Karl Walter, Schlachthofdirektor in Insterburg, nebst Frau Helene und Tochter Susanne. Nachricht erbittet M. Sulimma (21b) Soest/Westf., Westenhellweg 27

 

Russlandheimkehrer! Albert Platz, aus Königsberg, Mozartstraße 46, wurde von den Russen am 08.04.1945 als Sanitäter gefangen genommen. Juni 1945 im Lager Stablack gewesen. Wer war mit ihm zusammen und kann über ihn berichten an Frau Lena Platz, Karlsruhe-Süd, Luisenstraße 54

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Bruder, Günther Lunau, geb. 27.09.1908 in Königsberg, zuletzt wohnhaft gewesen in Regensburg. Er war Obergefreiter in einer Sturmgeschützabteilung in Neiße. Von dort im Januar 1945 zum Einsatz gekommen, seitdem vermisst. Nachricht erb. Werner Lunau, (24b) Kiel, Lantziusstraße 12

 

Lisbeth Spirgatis, geb. Bräuer, geb. 10.06.1905, wohnhaft in Königsberg Pr., Dorotheenstraße 28, ist Anfang März 1945 aus Königsberg nach Pillau (in Pillau am 07.03.1945 gewesen), dann nach Rauschen (Samland) gekommen. Wer weiß etwas über ihren Verbleib oder Tod? Nachricht erb. gegen Erstattung der Unkosten Egon Spirgatis, (24a) Hamburg-Stellingen, Gazellenkamp 152 I.

 

Gesucht wird: Oberinspektor Paul Rhode (Reichsbahn Königsberg), geb. 08.05.1895. Letzte Wohnung: Königsberg, Arndtstraße 12. Zivilverschleppt von Russen, soll zuletzt noch im Frauengefängnis von Tapiau gesehen worden sein. Meine Anschrift als Schwester ist: Käthe Rhode, Weilheim, Petelgasse Nr. 5

 

Suche Familie Clemens Stenzel und Frau Sophie, und Frau Sophie, letzte Nachricht 1946 aus Danzig-Langfuhr nach Warnicken, Samland, ferner Schwägerin Elisabeth Borkowski, geb. Stenzel mit zwei Kindern und Schwägerin Magdalena Kobiella, mit drei Kindern, beide verwitwet. Nachricht erb. an Elli Kobiella, Rieder/Harz (19b), Lindenweg 60

 

Frau Anna Arndt, geb. Will mit beiden Töchtern Edith und Betty, letzter Wohnort Rehfeld, Kreis Heiligenbeil, gesucht von Auguste Blumenthal, Hilwartshausen über Kreiensen, Kreis Einbeck

 

Achtung, Königsberger! Suche meinen Onkel, Willy Kochan, seine Frau Marie und Sohn Hans. Letzter Wohnsitz: Königsberg, Kl. Sandgasse 17 I. Nachricht erb. Gerhard Stein, Cuxhaven, Elfenweg 11

 

Gesucht wird: Einar von Harten (oder Zwillingsbruder), früher Danzig-Zoppot, Mackensen-Allee 33 b, Dipl.-Ing., zuletzt (1944) Leutnant und Adjudant i. Füs.-Batl. 98. Anschriftangabe erb. an: Dr. med. Georg-Winfried Schmidt, (17b) Freiburg i. Br., Fichtestraße 40

 

Fritz Neumann, geb. 19.04.1896, letzter Wohnort Königsberg, Powunderstraße 29, zuletzt Volkssturm-Arbeitseinheit, wird gesucht von Gerda Hallwass, Göttingen, Bürgerstraße 21

 

Familie Kotzsch, Königsberg, Rudauer Weg 18, und Familie Amling, früher: Pol-Offizier in Tilsit, dann Königsberg, Hammerweg 6, werden gesucht von Emil Wiechert, Listringen, Post Großdüngen

 

Suche Frau Marta Hildebrandt, geb. Barkowski, geb. 18.11.1909, Meierreibes in Ober-Eißeln, Kreis Tilsit-Ragnit. Nachricht an Frau Bettina Memmert, Marburg (16), Bunsenstraße 6

 

Friedrich Wilhelm Bischoff, geb. 31.07.1890, Elbing, Baumschulenweg 49. Alfred Bischoff, geb. 24.08.1898 in Alt Dollstädt, zuletzt Elbing, Zigarrenmacherstraße 11. Berta Bischoff, geb. 13.11.???? zuletzt Elbing, Baumschulenweg 49 und Horst Weiß, geb. 18.07.1914, wohnhaft Elbing, Serpienerweg 5, werden gesucht von Martha Bischoff, (22b) Eppelsheim, Kreis Alzey/Rhld., Bahnhofstraße 66

 

Gefreiter Gerhard Reuser, geb. 15.01.1905, Königsberg, Ende 1944 im Osten vermisst. Magdalene Lingnau, geb. Reuser, geb. 14.11.1926, letzte Nachricht aus Russland, Lager 7533/A vom 10.07.1948. Anna Zeuch, geb. Thiede, geb. 07.02.1888, wohnhaft Königsberg, Sackheimer Kirchenstraße 3b. Zuletzt gesehen im April dort im Keller. Nachricht erb. Eugen Reuser, Cuxhaven, Wilhelm-Haidsteck-Straße 36

 

Wer weiß etwas über Verbleib von Frau Marie Blum mit Tochter Marlies aus Rauschen/Samland und Hanna Eva Sudau, aus Rauschen. Die drei hat man am 08.04.1945 dort gesehen und gesprochen. Sollen aber mit Panzer nach Pillau und von dort mit Schiff weitergefahren sein. Nachricht erb. Frau Sudau, Itzehoe-Tegelhorn, Alte Sandstraße 44 bei Eisermann

 

Wer kann mir Näheres über meinen Mann Bankoberinspektor, Fritz Seidler, Königsberg, Motherbystraße 15, geb. 06.03.1888, berichten? Ich erhielt Nachricht, dass er im Oktober 1945 im Lager Pr.-Eylau verstorben ist. Wer war mit ihm zusammen? Nachricht erb. Frau Marie Seidler, Unterpfaffenhofen bei München, Lerchenstraße 18, I.

 

Geschwister Maria und Otto Noreiks, früher: Paschleidszen bei Drugupönen, Ostpreußen, geb. 1) 26.10.1892, 2) 11.09.1889. Ferner Bürovorsteher Erich Heyke bei Rechtsanwalt Hartwig, Lötzen, Werner Langhammer, Paul Lauterbach, Feldpostnummer 28 987 werden gesucht von Mia Skrzyppek, Minden/Westf., Blanker Wuhl 15

 

Achtung, Königsberger! Gesucht werden: Oberstl. Eitze, Ing. Eckstein jun., Kam. W. Kommnick, Artur Gutzeit, Fritz Scherf vom Heereszeugamt Königsberg (Waffenwerkstatt Rothenstein) zwecks Bestätigung des Arbeitsverhältnisses und Rentenanspruch. Nachricht erb. an Johann Hippler, Herford/Westfalen, Leopoldstraße 8

 

Matschullat, Carl-Gustav, aus Königsberg Pr., Oberleutnant der Luftnachrichten (evtl. Fallschirmjäger), Feldpostnummer L 24 293 (evtl. L 61 207 A) Frankfurt a. M., Erkennungsmarke 14 A. Kp. Z. b. V. Halle – 250 -, Einsatz von Salzburgen aus, Mitte September 1944 bei freiwilligem Vorgehen mit Infanterie-Einheit gegen feindl. Panzer nach Abschuss einer Panzerfaust bei Nancy, Straße Leyr, schwer verwundet und seitdem vermisst. Wer kannte ihn, wo blieb er? Nachricht erbittet Direktor i. R. Matschullat, Wiesbaden, Schiersteiner Straße 28

 

Wer gibt Auskunft über meinen Bruder, Obergefr. Max Kelbert, Linde, Gerdauen, Ostpreußen, geb. 13.04.1916, Feldpostnummer 33 240 E, letzte Nachricht April 1945 Lazarett bei Stettin, Erna Kelbert, Remscheid-Lennep, Kölner Straße 40

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Bruder Gustav Jablonowski, Landwirt, geb. 25.12.1900 in Kömmersdorf bei Soldau, Kreis Neidenburg, Ostpreußen. Mein Bruder war mit der Schwester Amalie auf der Flucht bis nach Osterode (Ostpreußen) gekommen, von da ab fehlt jede Spur von ihm. Meine Schwester Amalie ist in Osterode durch russ. Artilleriebeschuss verwundet und dort vom Bruder getrennt. Ich bitte die Landsleute herzlich, mir auch die kleinste Angabe zu geben. Sein Töchterchen Elfriede ist bei mir. Carl Schmidt, (16) Da-Kranichstein/Hessen, Sandstraße 5

 

Kameraden gesucht! Gefreiter Thilo von Bila, geb. 09.05.1926 in Ostpreußen, Kav.-Schule Bromberg, Kampfeinsatz Bahndamm Fridingen am 28.01.1945. Nachricht erb. an Frau von Bila, Bad Pyrmont, Bathildisstraße 2

 

Dr. Werner Knapke, früher Königsberg-Maraunenhof, Prussia-Museum, bittet alle Bekannten um Korrespondenz. Anschrift: Dr. K. Helsingfors, Esbo, Finnland

 

 

Seite 11   Landsleute bitte herhören!

 Wir suchen: St. Ass. i. R. Adolf Wischnewski,

Spark.-Angestellte  Norkeweit.

Bezugsscheinstellenleiterin Herbst (Ratshof),

Lena Schmidtke (Wi. Amt),

St.-O.-Sekr. Otto Gohlke,

Hallenmeister Fritz Eisenblätter, Staatsanwältin Frau Dr. Tietze,

St.- Insp. Otto Sahm,

Buchhalter der Stiftung Albert Lemke,

Schlosser Spiegelberg (Hafengesellschaft), Frau Charlotte Ritter,

Angestellter Otto Neumann (Kiel?), Podzus nebet Familie (Bremen), Frau Charlotte Kaul, (Hamburg?), St.-O.-Insp. Hein,

St.-Insp. Klein,

Hausverwalter der Stiftung Gessulat,

St.-Insp. Siegfried Waitschies,

St.- Insp. Schimmelpfennig,

St.-Insp. Penkwitt, Frau Groß und Frau Fischer von der Abtlg. Familienunterhalt,

Stadtratswitwe Elisabeth Rosenstock (1945 Lager Carmitten), Ella Kegel und Ehemann (St. Sparkasse), Margot Teschner (1945 Gefangenschaft).

St.-O.-Insp. Werner Bartnick, Frau Bortz Kuplitzerstr. 6c (zuletzt Alters- und Pflegeheim), Cläre Hendrick, Reg.-Rätin Frau Konodes (Arbeitsamt),

Verm.-Ing. Erich Link (zuletzt Lager Rothenstein),

St.-Ass. i. R. Adolf Wischnewski (zuletzt Pörschken, Kriegsbeschädigter),

St.-Ob.-Gärtner Johannes Neumann (tot?),

St.-Insp. Sellner (Karl, zuletzt Pr. Eylau), Emil Reitz (zuletzt E-Werkkasse)

Tierarzt Theodor Neumann Koggenstr. 1, Fritz Bartsch (Betriebssekr. stärdt. Druckerei, zuletzt Volkssturm 25/80, 1. Komp. nach der Verwundung 46 Lazarett Schenkeridorfplatz),

Stenotypistin Ilse Voigt,

Spark.-Angest. Kurt Bogdahn,

Oberstudienrat Kweininger (Gymnasium Pillau),

Gewerbeoberlehrer Erich Mühle,  

Angest. Christel Juergasch-Saul,

Ledergroßwarenhändler Eduard Kittler (zuletzt Lager Georgenburg bei Insterburg),

St.-O.-B.-Insp. Paul Jürgens, Ellen Schulz

St.-O.-Insp. Rudolf Dembowski, Michel Neujoks, Schäferei Kreis Memel (zuletzt Volkssturmmann, dann Lager Pr.-Eylau),

Elektromeister Kurt Willi Lopp

 

Wir danken der Frau Charlotte Lopp und Frau Martha Bentzko für die vielen Hinweise, die zu sechs Aufklärungen langgesuchter Arbeitskameraden führten.

 

Wer kann über den Tod des St.-O.-B.-Insp. Walter Hoffmann und Gartenbauinspektor Paul Reiter, Näheres berichten?

 

Baumeister Fritz Rehs, Frau und Tochter sind in Ostpreußen verstorben, ebenso Bienenvater Karl Rehs im Alter von 80 Jahren, 1945 verhungert.

 

Wir suchen folgende Arbeitskameraden und –dinnen. Wer kann Auskunft geben:

 

Angestellter Paul Wiesenthal: Kriegssachschädenstelle, dann Volkssturm. Im Lager Georgenburg gesehen worden. Wo blieb Wiesenthal ab?

 

St.-B.-Insp. Erich Albien: Nach den neuesten Berichten soll Albien in Schleswig-Holstein sein. Adresse bitte angeben.

 

Angest. Ellen Schultz: Letzte Wohnung Triangel 1a, wohnte dort mit ihrer Mutter zusammen.

 

Angest. Herta Hoelge, geb. Guske: Zuletzt Sparkasse Stadthaus. Wer war mit Genannter vom 13. Februar ab in Königsberg noch zusammen?

 

Paul Lokau, Wi.-Amt: Fehlt jede weitere Spur. Wo bleb Lokau? Angeblich auf dem Landesfinanzamt gesehen worden.

 

Gartenmeister Gustav Ogrzall: Letzte Wohnung Wallenrodstraße 16, Herbst 1947 mit Ehefrau noch in Königsberg

 

Angest. Christel Juergasch-Saul: Bis jetzt keinen Suchweg gefunden. Wird dringend von Irmgard Jaehne aus Spanien gesucht. Wo ist Juergasch-Saul abgeblieben?

 

St.-Insp. Otto Sahm: Zuletzt Betriebskrankenkasse. Seit 22.03.1945 keine Nachricht mehr.

 

St.-Insp. Karl Sellner: Zuletzt Pr.-Eylau. Wer sah und sprach ihn dort?

 

St.-O.-Sekr. Kurt Stolzenberg: Wahrscheinlich 1945 im Krankenhaus der Barmherzigkeit verstorben. Zeugen gesucht.

 

Frau Elisabeth Rosenstock, geb. Brumhardt, Witwe des Stadtrats Martin Rosenstock. Wohnung Luisenhöh 3. Zuletzt Lager Carmitten.

 

Die Angehörigen von Verw. Rat Radtke und Gartenbauinsp. Paul Reiter, benötigen dringend Berichte über den Tod der Genannten.

 

Weiter werden gesucht:

 Reg.-O.-Bauinsp. Kurt Bieler und Ehefrau Helene Bieler

 

St.-O-Insp. Schimmelpfennig (Alters- und Pflegeheim)

 

St.-Insp. Herbert Wirth und Ehefrau.

 

Nach Mitteilung des Landsmann Kurt Graefer befinden sich die Königsberger Standesamtsregister bei dem Standesamt I in Berlin C 2, Stralauer Straße 42/43. Kamerad Neumann wird hiermit aufgefordert, über das Personal des Alters- und Pflegeheims, Cranzer Allee 90, Bericht zu erstatten.

 

Namens der Angehörigen danken wir folgenden Berichterstattern:

 St.-O.-B.-Insp. Erich Wirsna, Otto Metschies, Lehrer Erich Ritter, Sekretärin Helene Ostrowski, Dr. H. Haslinger. St.-O.-Insp. August Kopka, Klaus Graeßner, Frau Anna Rosenberg, Frau Charlotte Potschien, Elisabeth Schadlowski, Frau Erika Weller, Stenotypistin Adelheid Hennig, Spark. Angest. Hans Rosenstock, Hausmeister August Becker, Alfred Krone (St. Betr. O.-Inso. A. D.), St.-Insp. Franz Milch.

 

 

Seite 11   Rößel/Gymnasium (Oberschule)

 Wir veröffentlichen hier die im Rundbrief März 1951 angekündigte Suchliste:

Gesucht werden:

 Martin Schwatlo, Rößel, Bahnhofstraße, geb. 18.06.1928 (oder 1927). Er war 1945 in einem dänischen Flüchtlingslager, seitdem nichts über sein Schicksal bekannt.

 Georg Quint, aus Wuslack, Kreis Heilsberg, geb. 07.06.1927, auf der Oberschule von 1939 – 1944, anschl. Lw. Helfer in Hamburg, im Dezember 1944 zu einem Pionier-Ers.-Btl. in Königsberg Pr., einberufen, das nach Westen verlegt werden sollte. Seit Januar 1945 verschollen. Wer war mit ihm zusammen? Wo sind seine Kameraden Hönnig, Senkitten, Kreis Rößel, und Hans Georg Kluth, Wuslack?

 

Aloys Herrmann, Bischofstein (Abitur 1933), zuletzt in einem russischen Gefangenenlager.

 

Artur Krause, auf der Oberschule etwa 1938 – 1944. Seine Adoptiveltern besaßen ein Gut.

 

Ulrich Karaus, zuletzt in Lübeck

 

Hans Graw, zuletzt in Hamburg

 

Paul Porsch, Süßenberg, Kreis Heilsberg

 

Alfons Zurawski, Kainen, Kreis Allenstein

 

Siegfried Jadzewski, Puppen, Kreis Ortelsburg

 

Otto Nitsch, Schöneberg, Kreis Rößel

 

Josef Hohmann, Babuch, Kreis Rößel

 

Herbert Toschka; Horst Brotzki; Johannes Gabriel; Horst Orlopski; Alois Kaschinski; Artur Wischnewski; Johann Fabeck; Helmut Reiß; August Pololm; Leo Klafki; Adalbert Fromm; Kunibert Knie; Willibald Stockdreher; Otto Thimm; Joh. Biernowski; Franz Reimann (1934); Edmund Ruttkowski (1934) Zollbeamter; Artur Steffen (1932); Bruno Zimmermann (1932), Fischerstraße; Helmut Scheiba;

 

Bruno Radtke sucht seinen Vater Anton Radtke (Postassistent).

 

 

Seite 12   Gut und Blut für die Heimat. Erich Reichelt berichtet über die Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Erhebung Ostpreußens im Jahre 1913

Foto: Staatsminister Burggraf und Graf Alexander zu Dohna-Schlobitten (Aussteller Fürst zu Dohna-Schlobitten)

Foto: Königin Luise (Aussteller Graf Lehndorff-Steinort)

Foto: Feldmarschall Graf York von Wartenburg (Aussteller: Graf York von Wartenburg, Kl. Oels)

Foto: König Friedrich Wilhelm III. (Aussteller: Graf Dönhof-Friedrichstein)

 
Rastlos enteilet die Zeit, und vieles aus dem Leben der ältesten Generation der Ostpreußen geht der Gegenwart fast restlos verloren, um so mehr als viel von dem Material, das in den Archiven und Büchereien der Heimat vorhanden war. vernichtet worden ist. Diese bedauerliche Tatsache verpflichtet uns, gewisse Ereignisse festzuhalten, solange noch Landsleute am Leben sind, die darüber berichten können.

 

In der Landhofmeisterstraße zu Königsberg befanden sich zwei größere Gebäudekomplexe, die im Leben der Stadt und Provinz eine nicht fort zudenkende Rolle spielten: die Generallandschaft der Provinz und die Bank der Ostpreußischen Landschaft. Dem aufmerksamen Besucher musste an der ruhig-vornehmen Fassade der Bauwerke der Hinweis auffallen, dass sich hier einmal eine Begebenheit abgespielt hatte, die von großen Auswirkungen für Ostpreußen und das damalige Königreich Preußen gewesen ist. Über einem Fenster des ersten Stockwerks der Bank der Landschaft befand sich ein „Eisernes Kreuz", links davon die Inschrift „5. Februar", rechts die Jahreszahl „1813".

 

In dem Raum hinter diesen Fenstern tagte in den Februartagen des Jahres 1313 die Versammlung der Stände, um eine Erklärung des Gouverneurs, des Grafen Yorck, entgegenzunehmen. Die Vorgeschichte dieser Begebenheit, die Konvention von Tauroggen und ihre Folgen, werden hier nur angedeutet.

 

Die Worte, die Graf Yorck am 5. Februar vor der Ständeversammlung gesprochen hat, stehen nicht einwandfrei fest. In einem im Auftrage der Ostpreußischen Provinzialverwaltung herausgegebenen Urkundenwerk ist nur betont worden, dass der General in der Versammlung erschienen sei und in wenigen, aber markigen Worten zum Befreiungskampf gegen Napoleon und zur Einrichtung einer Landwehr aufgefordert hätte.

 

Die Ansprache Yorcks auf dem Landtage von 1813 ist als erster Schritt zum Freiheitskampf Ostpreußens bezeichnet, die Episode selbst in einem großen Gemälde von Brausewetter dargestellt worden. Es hing im großen Saale des Landeshauses in Königsberg. Entwürfe von anderen Malern dazu hingen in einzelnen Diensträurnen der Provinzialverwaltung.  Das Brausewettersche Bild wurde aus Anlass der Jahrhundertfeier in einem ausgezeichneten Farbendruck vervielfältigt und im Jahre 1913 durch die Kunst- und Buchhandlung von Riesemann und Lintaler nicht nur in Ostpreußen, sondern darüber hinaus verbreitet.

 

Der Provinziallandtag Ostpreußens fasste im Jahre 1912 den Beschluss, des 5. Februar 1813 in einer größeren Feierlichkeit zu gedenken und eine Austeilung zu veranstalten, auf der alle Andenken aus den Jahren 1806/7, 1812 und 1813/15 zur Ausstellung gelangen sollten, die im Familienbesitz oder sonst wie vorhanden waren.

 

Die Vorarbeiten zur Ausstellung wurden von der Provinzialhauptverwaltung unter dem damaligen Landeshauptmann von Berg-Markienen und durch Landesrat Dr. Blunk, dem späteren Landeshauptmann, in Angriff genommen. Zum Leiter der Ausstellung wurde der Provinzial-Archivar Geheimrat Dr. Adalbert Bezzenberger bestimmt. Dieser erbat sich später die Mithilfe des Professors der Kunstakademie Karl Albrecht  für die Gestaltung der rein künstlerischen Fragen, des Professors Dr. Peiserfür  die Bearbeitung der Dokumente und Papiere, des Kaufmanns Dassel für die Sichtung und Begutachtung von Münzen und Plaketten, des Oberstleutnants Stadie für all die Fragen, die mit der Sichtung und Ordnung der Waffen zusammenhingen. Die Hauptlast der ganzen Ausstellung lag aber in den Händen des alten Geheimrats Bezzenberger.

 

Die Männer des Landtags von 1813 haben in jenen Tagen die Beschlüsse zur Bildung der Landwehr vorbereitet, wenn auch die endgültigen Schritte erst durch den König Friedrich Wilhelm III. und von Breslau aus beschlossen und in die Tat umgesetzt worden sind. Das das National-Kavallerie-Regiment durch den Grafen Lehndorff-Steinort errichtet wurde, sei erwähnt, auch die Tatsache, dass er als eine der markantesten Persönlichkeiten des Landtags im Mittelpunkt des Bildes dargestellt worden ist.

 

Auf alle tausende Ausstellungsstücke irgendwie einzugehen, verbietet der Raum. Ordensauszeichnungen, seien es preußische oder russische. Kriegstagebücher. Karten, Briefe, Papiere, Bilder und Waffen waren in den Familien als kleine Heiligtümer gehütet worden. Sie wurden mit den notwendigen Angaben gerne und freudig und mit einem gewissen Stolz zur Verfügung gestellt. Dass die Andenken der alteingesessenen Familien, alter Geschlechter, nicht nur reinen Andenkenwert hatten, dass es sich um wertvollste Stücke handelte, sei auch erwähnt. Man denke nur ein Gemälde führender Persönlichkeiten, an die Geschenke, die die königliche Familie gelegentlich ihres Aufenthaltes in Ostpreußen machte, an die Geschenke der Heerführer. So wurde dem General Bülow von Dennewitz ein silberner Pokal von der Stadt Königsberg gelegentlich der Friedensfeier am 18. Januar 1816 mit 100jährigem Franzwein kredenzt und überreicht. Weitere kostbare Stücke stammten aus dem Besitz des Grafen Yorck von Wartenburg, so ein Ehrendegen, den der General von dem Kaiser von Russland erhalten hatte, ferner eine Dose mit dem Bildnis des Zaren Alexanders I., die mit Brillanten besetzt war.

 

Um aber ein scharf umrissenes Bild der Ausstellung zu geben, sollen die Abteilungen angeführt werden, in denen alles sozusagen nach Sachgebieten geordnet war. Die Andenken der damaligen Regimenter: Grenadierregiment König Friedrich der Große (3. Ostpreußisches) Nr. 4 (ältestes ostpreußisches Regiment). Grenadierregt. Kronprinz (1. Ostpr.) Nr. 1. Grenadierregiment König Friedrich Wilhelm I (2. Ostpr.) Nr. 3, Erstes Garderegiment zu Fuß (in Königsberg neu aufgestellt), Kürassier-Regiment Graf Wrangel. Dragoner-Regt. Prinz Albrecht von Preußen (Lith.) Nr. 1 und Inf.-Regt. Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpr.) Nr. 43 befanden sich in der I. Abteilung. In der II. Abteilung wurden Fahnen gezeigt, die zum größten Teil gestiftet worden waren. Alles, was mit dem Kriege 1807 zusammenhing, war in der III. Abteilung vereinigt. Das sogenannte „Kriegssilber", das der Not der Zeit entsprechend mit einer Sondersteuer belegt und mit einem besonderen Stempel gezeichnet worden war, wurde in der IV. Abteilung zur Schau gestellt. Die V. Abteilung brachte all das zur Ausstellung, was mit der königlichen Familie zusammenhing. Hier befand sich auch das bereits in der Ostpreußen-Warte erwähnte kleine Bild von Steffeck „Königin Luise mit ihren Söhnen in Luisenwahl".

 

Die Bilder der Kriegsteilnehmer, der Mitglieder des Landtags, ihre Waffen, der Rückzug der „Großen Armee" aus Russland, die Andenken an den Kaiser Napoleon und die vielen Papiere wurden in besonderen Abteilungen gezeigt.

 

Bilder von den fünf Grafen zu Eulenburg - alle mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet - waren ausgestellt, ferner Bilder von gleichfalls fünf Brüdern von Auer. All die alten ostpreußischen Geschlechter, so die Dohnas, von der Gröben, von der Goltz, von Albedyhll. von Bülow, von Buttlar, von Finkenstein, von Kalnein. Graf Keyserling, von Sauken. die Ahnen des Landeshauptmanns von Brünneck usw. waren vertreten.

 

Die Bilder und Andenken der einfachen Soldaten jener Jahre waren aber genau so gewertet worden wie diejenigen der alten Geschlechter. Es zeigte sich, dass der Krieg jener langen Jahre in den Schlössern der Großgrundbesitzer wie in den Hütten der armen Landarbeiter gleich große Opfer gefordert hatte und die Enkel jener Männer sich ihrer Ahnen in Liebe und Treue erinnerten.

 

Die Ausstellung, die von Tausenden und aber Tausenden Ostpreußen besucht wurde, war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Sie war zu ihrer Zeit ein großes Ereignis in der Heimat.

 

Mit Recht darf behauptet werden, dass die Männer und Frauen Ostpreußens, ihre Kinder und Enkel, wie stets im Verlaufe der 700 Jahre Deutsch-Ordensland, so auch gerade in den Jahren der großen napoleonischen Kriegsereignisse, die sich auf ostpreußischen. Boden abspielten, tapfer und opferbereit ihre Pflicht erfüllten. Wenig an Gütern vererbten jene Männer der Jahre 1806 - 1815 ihren Nachkommen, aber um so mehr das Gefühl der Pflicht, sich stets einzusetzen für die Freiheit des heimatlichen Bodens, was sie bis in die Sorgen und Nöte der hinter uns liegenden zwei Weltkriege.

 

 

Seite 12   Prof. Dr. Herbert Kraus. Vorsitzender des Göttinger Arbeitskreises.

 Nach dem Ableben von Kurator Dr. h. c.  Friedrich Hoffmann übernahm der bekannte Völkerrechtler Prof. Dr. Herbert Kraus den Vorsitz des „Göttinger Arbeitskreises".

 

Prof. Dr. Kraus ist Direktor des Instituts für Völkerrecht der Universität Göttingen und gehört bislang dem Beirat des „Göttinger Arbeitskreises" an. Prof. Kraus war als Sachverständiger für Minderheitenfragen an den Friedensverhandlungen nach dem ersten Weltkrieg beteiligt und hatte von 1921 - 1928 den ordentlichen Lehrstuhl für Völkerrecht an der Universität Königsberg inne, nachdem er vorher an der Universität Leipzig von 1913 ab als Dozent und außerordentlicher Professor tätig gewesen war. 1928 wurde er an die Universität Göttingen berufen. Nach 1945 trat er durch verschiedene Gutachten zu Völker- und staatsrechtlichen Fragen und im Rahmen der Verteidigung bei „Kriegsverbrecher-Prozessen" hervor. Er ist daher auch weiter des deutschen wissenschaftlichen Stabes zur Herausgabe der amtlichen Ausgabe des Nürnberger Hauptprozesses.

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