Ostpreußen-Warte, Folge 09 vom September 1953

Ostpreußen-Warte

Folge 09 vom September 1953

 

Seite 1   Gemeinsamer Waffen- und Opfergang. Den ostpreußischen und niedersächsischen Soldaten zum Gruß

Foto: General d. Inf. A. D., Friedrich Hossbach der Initiator des Soldatentreffens

2 Fotos: Tannenberg: Das Reichsehrenmal und das Schlachtfeld zu Tannenberg. Aufnahme: M. Löhrig und Fr. Wiemers

Ostpreußische und niedersächsische Truppen haben in beiden Weltkriegen wiederholt Schulter an Schulter gefochten. Das Göttinger Infanterie-Regiment 82 hat an der Befreiung Ostpreußens im September 1914 und auch an dem Endkampf um das deutsche Land jenseits der Weichsel 1945 teilgenommen. Mancher Soldat aus dem Lande Niedersachsen ruht in ostpreußischer Erde.

 

Aus der Erinnerung an die im Kriege oft geübte Waffenbrüderschaft ist der Gedanke entstanden, in Göttingen eine Gedächtnisstätte zu Ehren der gemeinsam gebrachten Opfer zu errichten. Es war ein Ausdruck dankbarer Verbundenheit mit den heimatlos gewordenen ostpreußischen Kameraden, wenn ich am 18.06.1952 an den Stadtdirektor von Göttingen u. a. schrieb:

„Mein Vorschlag geht dahin, den ehem. ostpreußischen Truppenteilen eine Gedächtnisstätte für ihre Gefallenen in Göttingen zu errichten. Wir 82-er haben den großen Vorzug, in der alten Garnison zu leben. Wir können der Verpflichtung gegenüber unseren Kriegsopfern an unserem eigenen Denkmal am 82-er-Platz zu jeder Zeit sichtbaren Ausdruck geben. Wer mit offenen Augen am Geismar-Tor vorbeigeht, wird beobachten können, dass liebende Hände das ganze Jahr hindurch das 82-er Denkmal freiwillig schmücken. Wir 82-er haben aber auch das schmerzliche Gefühl, dass andere Truppenteile, deren Garnisonen jenseits des Eisernen Vorhangs lagen, in der Erfüllung der Pflichten, welche die Pietät und die Ehrfurcht vor den Gefallenen gebieten, uns gegenüber unverschuldet benachteiligt sind."

 

Dieser Anregung hat die Stadt Göttingen in großherziger Weise entsprochen und ein Ehrenmal für die Gefallenen der aus dem Wehrkreis I (Königsberg in Preußen) hervorgegangenen Truppen und einige niedersächsische Regimenter geschaffen. Die Gedächtnisstätte soll — über alle parteilichen Trennungen und Unterschiede hinweg — von dem gemeinsamen Waffen- und Opfergang niedersächsischer und ostpreußischer Soldaten künden und das Bewusstsein unlösbarer Zusammengehörigkeit zwischen den Heimatlosen und den Einheimischen stärken.

 

Wir sind einig in der Trauer um unsere Gefallenen und wollen einig sein bei der Gestaltung unserer Gegenwart und unserer Zukunft.

Hossbach General d. Inf. a. D.

 

Seite 1   Preußen ehedem und heute

Als der Professor Sabinus, einstmals erster Rektor der 1544 gegründeten Universität Königsberg – eine Stellung, zu der ihn sein Schwiegervater Melanchthon dem Herzog Albrecht in Preußen empfohlen hatte — als Sabinus in die Dienste des Kurfürst von Brandenburg trat, wurde er nicht müde, seinem Herrn die Ansicht, von der Wichtigkeit des Besitzendes Landes Preußen — in seiner, des Kur-Brandenburger Hand — einzuprägen. Es ist des Sabinus Verdienst, dass ein Erbvertrag zustande kam, nachdem Preußen an Brandenburg im Falle des Aussterbens der Herzöge in Preußen fallen sollte. Das ist bekanntlich zu Anfang des 17. Jahrhunderts geschehen. Ein weltgeschichtlicher Augenblick. Der Professor Sabinus hatte eine Voraussicht erwiesen, welche in Wahrheit von den umwälzendsten Folgen für die deutsche Geschichte geworden ist. Diesem politischen Gedanken ist nur der an die Seite zu stellen, den die Siegermächte von Versailles fassten — nun allerdings in völlig negativer Richtung —, als sie das Land Preußen vom Deutschen Reich isolierten, in der Annahme, dass durch diesen Beschluss nicht nur der preußische Staat im Kern getroffen würde. Denn sie sahen Preußen als den eigentlichen politischen Faktor Deutschlands an und wollten mit dieser Maßnahme einen Schlag an die Wurzeln des Reiches führen, einen Schlag; der den Untergang einer politischen Idee einleitete, welche sie vermeintlich als ihnen feindlich ansahen. Sie haben diese Linie weiter verfolgt und haben Preußen durch einen Federstrich eliminiert, damit das Urland dieser Ideologie einer im Grunde auch ihnen, feindlichen Welt, ausgegliedert wurde.

 

Es ist von hoher geschichtlicher und politischer Bedeutung, wenn Prof. Walter Hubatsch heute ein Buch erscheinen lässt, das bereits im Titel (W. Hubatsch, Eckpfeiler Europas. Probleme des Preußenlandes in geschichtlicher Sicht. 141 S. Quelle u. Meyer, Heidelberg 1953. DM 7,80 geb.) diese deutsche Tragik in lebendiger Weise zum Ausdruck bringt. Dieser „Eckpfeiler Europas" ist heute herausgebrochen. Das ganze Buch ist eine Anklage gegen den Irrsinn, der da vermeinte, das Gleichgewicht in Europa mit dieser Maßnahme zu festigen, und — wie man heute sieht — eher dem Gegenteil den Weg bereitet. Von der preußischen Ordenszeit bis in das 20. Jahrhundert wird in diesem gewichtigen Buche aus exaktester historischer Erkenntnis der wahrlich große Beitrag dargestellt, den dieses Land dem geistigen und vor allem politischen Deutschland geleistet hat. Dabei ist besonders wertvoll der Nachweis der Kontinuität, welche das Land Preußen zu seiner immer unübersehbaren Leistung befähigt hat. Mit Recht werden diese östlichen Provinzen bereits im Vorwort als „Bastionen abendländischer Staatsgesinnung" angesprochen. Gewiss enthält dieses Buch, das sich aus Einzelstudien des Verfassers zusammensetzt, nur eine Auswahl der einschlägigen Probleme. Indes sind die entscheidenden Ideen deutlich ausgesprochen. Es kann im Einzelnen hier nicht auf die Fülle der vom Verfasser berührten Dinge eingegangen werden.

 

Der Höhepunkt des Buches scheint in dem glänzenden Aufsatz über „Deutscher Orden und Preußentum'' gegeben zu sein, weil hier der ideologische Gehalt des Gesamtproblems am eindrucksvollsten behandelt ist, auch deshalb so eindrucksvoll, weil hier diese brennende Frage mit aller Sorgfalt der historischen Kritik untersucht ist und doch der eminent aktuelle politische Kern nicht nur klar erhalten bleibt, sondern durch die Art der Untersuchung umso deutlicher hervortritt. Man muss sich erinnern, dass Friedrich der Große sich darüber vollkommen im Klaren war, dass die Zukunft seines Staates im Osten lag, um zu begreifen, welch ein unsagbarer Verlust der deutsche Osten, welch eine stätig schwärende Wunde in der Verdrängung der Deutschen aus dieser Idealwelt des großen Königs bedeutet.

 

W. Hubatsch hat sich das große Verdienst erworben, auf die Gesamtheit dieser deutschen Lebensfragen aus einer geläuterten und vor allem gesunden geschichtlichen Sicht auf das Eindrucksvollste mit seinem Buch hingewiesen zu haben. Der Dank der Deutschen und der Preußen ist ihm gewiss, möchten sie alle aus diesen von reinstem Wollen und tiefen Können erfüllten Blättern die heute gewiss jedem so notwendige Kraft für sich schöpfen.

Professor Götz von Selle

 

Seite 1   Moskau gibt Kriegsgefangene nicht frei!

Berlin. In der letzten Deutschlandnote Moskaus, die lediglich als Beeinflussungsversuch der Bundestagswahlen zu werten ist, hatte die Sowjetregierung die Freilassung unserer Kriegsgefangenen angekündigt.

 

Nunmehr bezeichnete Grotewohl vor der sowjetzonalen Volkskammer den Ruf des deutschen Volkes nach Freilassung der zurückgehaltenen Kriegsgefangenen als „maßlose Hetze gegen die Sowjetunion". Auch Herr Nuschke stieß ins gleiche Horn und erklärte, dass in der Sowjetunion keine deutschen Kriegsgefangenen über die von der TASS im Mai 1950 genannte Zahl von 13 500 „Kriegsverbrechern" hinaus vorhanden seien. Alle anderen Zahlen wären „lügenhaft".

 

Seite 2   Unsere Divisionen 1939 – 1945

Im Dezember 1951 veröffentliche die „Ostpreußen-Warte“ als einzige deutsche Zeitung im Vorabdruck Auszüge aus der ersten Truppengeschichte des Zweiten Weltkrieges: „61. Infanterie-Division, Kampf und Opfer ostpreußischer Soldaten“ von Prof. Dr. Hubatsch. Dieser Vorabdruck fand ein starkes Echo in unserem Leserkreis, und mit Genehmigung des Verlags H. H. Podzun, Bad Nauheim, haben wir auch die weiteren Berichte über ostpreußische Divisionen stets ausführlich gewürdigt. Heute geben wir eine zusammenfassende Übersicht über das Verlagsprogramm und insbesondere den Teil, der ostpreußischen Truppen gewidmet ist.

 

Schlicht und ohne Pathos

Schon die ersten, schlicht aufgemachten Bändchen der Reihe „Die deutschen Divisionen 1939 – 1945“ zeigten ganz eindeutig, dass es sich nicht um „Kriegsbücher“ handelt, sondern um sachliche Berichte, frei von Schönfärberei und ohne jedes Pathos. Die Namen der Autoren und Mitarbeiter des Podzun-Verlages bürgen dafür, und der Verlag selbst umreißt dieses Programm mit folgenden Sätzen:

 

„Die Bände dieser Reihe wollen die Taten und Opfer deutscher Truppen im Zweiten Weltkrieg würdigen. Die Ereignisse seit dem Frühjahr 1944 führten zur vollkommenen Zertrümmerung der Fronten, viele Verbände gingen unter chaotischen Umständen zugrunde, das Schicksal ganzer Einheiten blieb ungeklärt. An eine ordnungsgemäße Abwicklung der Formationen, wie sie 1918/19 stattgefunden hat, war unter den Verhältnissen von 1945 nicht zu denken. Im Zuge der allgemeinen Auflösung und der Verirrungen in der Nachkriegszeit gingen überdies die meisten amtlichen und privaten Aufzeichnungen über den Einsatz und das Ende der einzelnen Verbände verloren. Der Verlag hat bereits frühzeitig in weiten Kreisen dazu angeregt, die Reste solcher Aufzeichnungen zu sammeln und durch Augenzeugenberichte zu ergänzen, so dass die Reihe der Truppengeschichten 1952 eröffnet werden konnte.

 

Die einzelne Darstellung hält sich an den Rahmen einer Division, die mit ihren verschiedenen Kampf- und Versorgungstruppen eine geschlossene Schicksalsgemeinschaft bildete. Die Berichte gelten in erster Linie den Angehörigen der Gefallenen und Vermissten und den Beteiligten selbst; zugleich wollen sie in ihrer Bedeutung über reine Erinnerungsschriften hinausgehen und das Bild des modernen Vernichtungskrieges festhalten, der über alle betroffenen Völker unsagbares Leid gebracht hat.

 

Bereits fünf ostpreußische Divisionsgeschichten

Es ist kein Zufall, dass von den ersten acht Bänden allein fünf ostpreußischen Divisionen (11., 21., 61., 206., 291 Inf.-Div.) gewidmet sind und dass auch die Geschichte der berühmten 1. (ostpr.) Infanterie-Division seit langem vorbereitet wird. Der junge Verleger Hans-Henning Podzun stammt selbst aus Ostpreußen und weiß als ehemaliger Offizier der 21. Inf.-Div. aus eigener Erfahrung, welche Schwierigkeiten gerade die ostpreußischen Divisionen durch den Verlust der Heimat bei der Vermisstensuche haben und dass die Angehörigen von unzähligen Gefallenen 1945 nicht mehr benachrichtigt werden konnten, weil sie sich bereits auf der Flucht befanden. Aber auch nach Nordrhein-Westfalen, von wo fast alle ostpreußischen Divisionen Ersatz erhielten, der eine besonders glückliche Ergänzung bedeutete, gelang die Benachrichtigung der Angehörigen der Gefallenen und Vermissten häufig nicht mehr, weil deren Heimatorte durch schwere Luftangriffe getroffen wurden. Die knappen Divisionsgeschichten können zwar kaum direkte Auskünfte geben, aber sie bieten doch einen wertvollen Anhalt, auch über das Endschicksal der Truppenteile, das solange kaum bekannt war.

 

Alle Autoren haben den von ihnen beschriebenen Divisionen selbst lange Zeit hindurch angehört, und ihre wertvollste Grundlage bilden das persönliche Miterleben und vielleicht noch erhalten gebliebene private Aufzeichnungen. Sie alle aber waren auf viele Darstellungen und Einzelangaben von Seiten ihrer Divisionskameraden angewiesen, ohne deren Hilfe keine Divisionsgeschichte erscheinen könnte. Nur mit großer Geduld lassen sich die Lücken schließen; wer selbst einmal versucht hat, einen Vorgang aus dem wechselhaften Ablauf des Krieges den wahren Tatsachen entsprechend zu rekonstruieren, der ahnt, wieviel Zeit und Mühe in diesen Divisionsgeschichten stecken. Auch wo Kriegstagebücher, Karten und Gefechtsberichte vorliegen, verlangt die Auswertung fachliche Qualifikation und einen klaren Blick für das Wesentliche. Im Laufe der Jahre hat der Verlag ein eigenes Archiv zur Geschichte des letzten Krieges aufgebaut, das ständig erweitert wird und künftig auch den Verfassern von Divisionsgeschichten manche Hilfe bieten wird.

 

11. Infanterie-Division

Acht Jahre lang hat Werner Buxa der 11. Inf.-Div. angehört, zuletzt als Bataillonskommandeur (Ritterkreuzträger) im Grenadier-Regt. 44. Sein flüssiger Bericht ist eine überzeugende Würdigung der unauslöschlichen Leistungen dieser ostpreußischen Division, die auch vom Gegner mehrfach als eine der besten des deutschen Heeres bezeichnet wurde. Bild reiht sich an Bild: der Kampf um Kuluczyn und der Einmarsch in Warschau, die Zeit der Erholung am Strand von Biarritz, der Durchbruch aus dem Memelland über die Jura und das erste Panzergefecht bei Korklamy, der Angriff über den Mschaga, das Ringen um Schum, der erste Rückzug im bitterkalten Winter 1941 /42, der verzehrende Einsatz im Brückenkopf Kirischi, in dem auch mehrere ostpreußische Schwesterndivisionen Ströme von Blut lassen mussten, die Schlachten mit General Thomaschki auf den Höhen von Ssinjawino, der Rückzug zum Peipus-See, der Kampf an der Narwa und das Ende in Kurland. Bei aller Sachlichkeit zeichnet Buxa zugleich ein lebendiges Bild des erbarmungslosen und heimtückischen Wolchowkampfes, der großen Materialschlachten um die Schlüsselstellungen des Nordabschnittes und des Ausharrens auf verlorenem Posten in Kurland, wo die 11. Division am 8. Mai 1945 mit Teilen in musterhafte Ordnung nach Westen eingeschifft werden konnte.

(Werner Buxa: Weg und Schicksal der 11. Infanterie-Division, 80 Seiten Text, 7 Skizzen, kartoniert 4,80 DM.)

 

21. Infanterie-Division

Die Kriegseinsätze dieser Division ähneln sehr denen der 11. Inf.-Div., mit der sie häufig Schulter an Schulter in schwersten Kämpfen ausharrte. Der Verfasser streift die ersten Kriegsjahre nur kurz und widmet den Hauptteil der Broschüre den verlustreichen Rückzügen durch das Baltikum und insbesondere dem aufopfernden Endkampf um die engste Heimat im Brückenkopf Heiligenbeil, im Samland und auf der Frischen Nehrung. Der Verfasser gibt auch eine Erklärung für die unvorstellbar harten und verlustreichen Endkämpfe: „Wenn trotz aller ernüchternden Erkenntnisse die Frontkommandeure in diesem Kessel (Heiligenbeil) immer wieder neue Riegel aufbauen, wenn sich einzelne Kampfgruppen trotz des Gefühls, „verheizt" zu werden, immer noch mit aller Erbitterung wehren, und wenn die rückwärtigen Dienste bei der totalen Luftüberlegenheit des Gegners nach wie vor die Versorgung der Truppe aufrecht zu erhalten versuchen, so steht ihnen allen ein Ziel vor Augen: die Frist zu verlängern, die der unsagbar leidenden Zivilbevölkerung und den vielen Verwundeten noch die Möglichkeit zum Abtransport nach Westen geben kann. Dieses Ziel gibt den Kämpfen die Härte, den Opfern ihren Sinn." (H. H. Podzun, Weg und Schicksal der 21. Infanterie-Division, 40 Seiten, brosch. 2,85 DM. Der Restauflage liegt die amtliche Stellenbesetzung vom 03.01.1939 bei.)

 

22. Infanterie-Division

Diese aktive Bremer Division wurde bereits 1940 als Luftlande-Division im Westen bekannt und hat sich bei der Einnahme von Sewastopol höchsten Ruhm erworben. In der Ukraine wurde sie längere Zeit durch eine ostpreußische bespannte Artillerie-Abteilung vorbildlich unterstützt. Später lag die Truppe auf Kreta und hat zuletzt den schwierigen Rückzug durch den Balkan gedeckt.

(Friedrich-August v. Metsch: Die Geschichte der 22. Infanterie-Division, 98 Seiten Text, 19 Skizzen, kart. 5,80 DM.)

 

58. Infanterie-Division

Vielen ostpreußischen Soldaten wird diese Division mit den niedersächsischen Pferdeköpfen aus dem Nordabschnitt vertraut sein, wo sie u. a. um den Wolchowkessel und an der Narwa kämpfte. Allein für ihre Kämpfe im Samland mit der Herstellung der Verbindung nach Königsberg wurde sie im Februar 1945 zwei Mal im Wehrmachtbericht genannt.

(Kurt v. Zydowitz: Die Geschichte der 58. Infanterie-Division. 160 Seiten, 19 Skizzen, 4 Abbildungen, Halbleinen 8,20 DM)

 

61. Infanterie-Division

Die 61. Inf.-Div. ging bei der Mobilmachung aus den drei aktiven ostpr. Divisionen hervor und wurde durch mehrere Sondereinsätze schnell bekannt: Eben-Emael, Dünkirchen und Eroberung der Inseln Moon, Ösel und Dagö. Vor Tichwin hielt sie die östlichste Stellung im Nordabschnitt, am Wolchow, an der Narwa und im Kessel von Heiligenbeil lag sie stets im Brennpunkt und die Reste verteidigten bis zur letzten Stunde die Bastion Sternwarte in Königsberg. In Professor Dr. Hubatsch hat die 61. Division einen Autor gefunden, der diese Vorgänge mit den Kenntnissen und dem Verantwortungsbewusstsein des geschulten Historikers darstellt. Der langjährige Kommandeur der 61. Inf.-Div., General a.D. Krappe, schreibt im Vorwort: „Diese Geschichte wird zum Spiegel des ostpreußischen Menschen." (Walther Hubatsch: 61. Infanterie-Division, Kampf und Opfer ostpreußischer Soldaten", 84 S., 17 Skizzen, kart. 4,80 DM.)

 

170. Infanterie-Division

Auch diese Hamburger Division kam nach ihren erfolgreichen Einsätzen auf der Krim an die Front vor Leningrad. Bei Treuburg kämpfte sie um ostpreußisches Grenzland und im Januar 1945 trat sie nach einem Gewaltmarsch zu dem berühmt gewordenen Angriff auf Pr. Holland an, der der 4. Armee den Ausbruch nach Westpreußen öffnen sollte, jedoch von Hitler verboten wurde.

(Hennecke Kardel: Die Geschichte der 170. Infanterie-Division, 88 Seiten, 20 Skizzen, kart. 4,80 DM.)

 

206. Infanterie-Division

Ernst Payk gehörte zu den ersten Mitarbeitern, die der Podzun-Verlag gewinnen-konnte. Als Pastor an der St. Stephani-Kirche in Goslar hatte er sich schon vorher des Suchdienstes für die ostpreußische 206. Division angenommen, so dass auch die Divisionsgeschichte bei ihm in den besten Händen lag. Der erste Teil wurde von dem ersten Divisionskommandeur, Generalleutnant a. D. Höfl, geschrieben. Auch die 206. Inf.-Div. Wurde schon in Polen und Frankreich eingesetzt, doch ihre Geschichte wurde gekrönt durch die Einnahme von Rshew, und im Raum dieser Stadt bildete sie immer wieder einen Eckpfeiler in der Front des Mittelabschnittes. Höchste Standhaftigkeit zeigte diese brave Truppe in den Schlachten um Witebsk, bis sie dort während des Zusammenbruchs der Heeresgruppe Mitte nach einem verzweifelten Ausbruchversuchs ihr tragisches Ende fand.

(Ernst Payk: Die Geschichte der 206. Infanterie-Division, 64 Seiten, 13 Skizzen, kartoniert 4,80 DM.)

 

291. Infanterie-Division

Professor Dr. Conze hat der 291. Inf.-Div. als Reserveoffizier von der Aufstellung bis zu seiner letzten Verwundung angehört und dabei einen umfassenden Überblick über das Geschehen gewonnen. Sein Bericht zeugt bei aller Sachlichkeit von seiner tiefen Verbundenheit mit der tapferen „Elch-Division", sein Herz gehört dem einzelnen Soldaten als dem fairen Kämpfer und opferbereiten Kameraden, sein Gedenken gilt den Gefallenen, Vermissten und Gefangenen. So reiht sich dieser zuletzt erschienene Band würdig an seine Vorgänger. Die einzelnen Kapitel dieser Divisionsgeschichte deuten bereits an, dass auch diese ostpreußische Truppe ein wechselhaftes und schweres Kriegsschicksal hatte: Aufstellung in Arys, Feldzug in Frankreich mit schweren Kämpfen am Aisnekanal, Baltikum und Ingermanland, Winterkampf zwischen Ladogasee und Tigodamündung, Schlacht um den Wolchowkessel, Welikije Luki und Newel, von Kiew bis Schepetowka, Hubekessel, Brückenkopf Baranow und das Ende in Polen. Im Anhang finden sich u. a. Originalberichte, Stellenbesetzungen und ein Verzeichnis der Feldpostnummern.

(Werner Conze: Die Geschichte der 291. Infanterie-Division, 120 Seiten, 21 Skizzen, kart. 5,80 DM.)

 

Schon zwei Jahre lang arbeitet Prof. Dr. Ipsen an der Geschichte der 1. Infanterie-Division, die von vielen Ostpreußen mit besonderem Interesse erwartet wird. Die „Ostpreußen-Warte" wird voraussichtlich noch im Herbst 1953 Auszüge aus diesem Werk veröffentlichen können. Auch die Bände der 24. Panzer-Division (vorher ostpr. 1. Kav.-Div.) und 121. Inf.-Div. werden vorbereitet. Die Materialsammlung ist jedoch gerade für die ostdeutschen Divisionen besonders schwierig, und zunächst wird der Podzun-Verlag die Bände über die 1. und 4. Gebirgs-Division, die 4. Panzer-Division und die 278. Infanterie-Division herausbringen.

 

Die jüngste Neuerscheinung ist das große Nachschlagewerk „Das deutsche Heer 1939, Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 03.01.1939". Dieses Buch, das bei 1160 Seiten 48,-- DM kostet, werden sich nur wenige Privatpersonen leisten können, aber in den Bibliotheken wird es einen wichtigen Platz einnehmen. Da es die Namen und Rangdienstalter sämtlicher Offiziere, nennt, wird dieses Werk, das die fotomechanische Wiedergabe der amtlichen Stellenbesetzung enthält, künftig bei der Regelung der Rechtsansprüche (§ 31) von entscheidender Bedeutung sein. Gerade die Vertriebenen konnten eine solche Unterlage nur schwer beschaffen. Wer  sich für die aktiven Truppenteile und Standorte, selbstverständlich auch in Ostpreußen, interessiert, findet hier eine erste und vollständige Zusammenstellung.

 

Es gibt viele erhebende und erschütternde Zeugnisse über Ostpreußen und seine Menschen, Diese nüchternen Divisionsgeschichten gehören wohl mehr zu den erschütternden Dokumenten, aber sie erinnern daran, in welcher Treue und Opferbereitschaft unsere Truppen an den Grenzen und noch in den letzten Bastionen unserer Heimat gekämpft haben.

 

 

Seite 2   2000 Suchbilder von Fallschirmjägern

Neben den Suchaktionen, welche das Deutsche Rote Kreuz während des Göttinger Soldatentreffens nach vermissten und kriegsgefangenen deutschen Soldaten durchführt, tritt auch eine Suchaktion der Fallschirmjägereinheiten mit der Bitte um Unterstützung vor die Göttinger Öffentlichkeit. Vom Sonnabendnachmittag ab und während des ganzen Sonntags werden in der Kronen-Passage mehrere Tausende Suchmeldungen sowie etwa 2000 Suchbilder sämtlicher Fallschirmjägerdivisionen ausgestellt sein.

 

Seite 3   „Ewig ist der Toten Tatenruhm!“

Drei große Fotos: Ostpreußische Heldengedenkstätten: Ehrenmal auf der Bunelka am Saarker See bei Lyck.

Unten: Heldenkreuz am Schwenzaitsee bei Angerburg – Ehrenmal in Rastenburg.

Aufn. Archiv

 

Seite 4   Einzelfragen zur Hausratsentschädigung. (Fortsetzung)

Die heutige Fortsetzung wird sich überwiegend noch mit der Antragsberechtigung von Erben beschäftigen. Darüber hinaus wird die Antragsberechtigung geprüft in den Fällen, in welchen Geschwister zur Zeit der Schädigung einen gemeinsamen Haushalt führten.

 

Das folgende Beispiel soll noch einmal die Bedeutung des § 9 FG an Hand eines praktischen Falles deutlich machen. Der Erblasser ist nach der Schädigung aber noch vor dem 01.04.1952 verstorben. Als Grundbetrag würde er 800,-- DM bekommen haben. Als nähere Angehörige hinterlässt er: einen Sohn, eine Schwiegertochter mit deren zwei Kindern (Enkel) und eine Schwester. Da er kein Testament hinterlassen hat, gilt gesetzliche Erbfolge. Danach sind Erben:

1. der Sohn zu ½ , vorausgesetzt, dass er die sonstigen Voraussetzungen der Antragsberechtigung erfüllt, würde er 400,-- DM erhalten.

 

2. die beiden Enkel zu je ¼, Sie würden, gleichfalls unter den obigen Voraussetzungen,  je 200,-- DM bekommen.

Schwester und Schwiegertochter sind keine gesetzlichen Erben und erhalten daher nichts.

Hat der Erblasser testamentarisch seinen Sohn, seine Schwester und seine Schwiegertochter zu je 1/3 als Erbe eingesetzt, so ergibt sich folgendes:

 

1. Da jeder Erbe, der gemäß § 9 FG ein Antragsrecht haben kann, dieses nur insoweit hat, als er Erbe ist, hat der Sohn ein Antragsrecht zu 1/3 = 266,67 DM.

 

2. Gleichfalls erhält die Schwester des Erblassers 266,67 DM.

 

3. Die Schwiegertochter des Erblassers erhält nichts, obgleich sie Erbe ist, weil sie nicht in einem der in § 9 FG aufgezählten Verwandschaftsverhältnisse zum Erblasser steht.

 

Als Abschluss zur Bedeutung des § 9 FG sei der obige Fall noch mit folgenden Änderungen gebracht: Der zweite Sohn erlebt noch den Tod des Erblassers, er stirbt Jedoch vor dem 01.04.1952. Bei gesetzlicher Erbfolge ergibt sich folgendes:

Mit dem Tod des Erblassers sind seine beiden Söhne, A und B, zu je ½  Erben geworden. Das Recht des B ist durch dessen Tod auf dessen Erben, seine Frau und seine beiden Kinder, übergegangen. In Bezug auf die Erbmasse des Vaters sind daher als Erben vorhanden:

 

1. der Sohn A zu ½

2. die Schwiegertochter B f 1/8  

3. die Kinder des B, B1 und B2 zu je 3/16  

 

Von den Kindern des B lebt das Kind B2 in der sowjetischen Besatzungszone. Es ist aus diesem Grunde nicht antragsberechtigt. Die Schwiegertochter ist, wie schon oben erwähnt wurde, nicht antragsberechtigt, weil sie nicht in § 9 FG aufgeführt wird. Es sind also nun antragsberechtigt und erhalten gemäß ihren Erbanteilen:

1. der Sohn A ½  von 800,-- DM = 400,-- DM.

2. das Kind B, 3/16 von 800 -- DM = 150,-- DM.

 

Von den 800,-- DM, die der Erblasser bekommen haben würde, kommen also nur 550,-- DM zur Auszahlung. Solche Beispiele ließen sich noch viele finden. Bei der Anwendung des § 9 FG muss man immer folgendes beachten: Niemand wird berechtigt, der nicht Erbe nach allgemeinen Regeln ist! Der Antragsberechtigte erhält nur den Anteil, der dem Anteil seines Erbes entspricht! Daraus folgt, dass der Anteil eines Erben, der auf Grund § 9 FG nicht antragsberechtigt ist, überhaupt nicht zur Auszahlung kommen kann, und er daher nicht etwa den Hausratsentschädigungen der  antragsberechtigten Erben zuwächst. Dies lässt sich auch aus den obigen Beispielen entnehmen.

 

4. Antragstellung von Erben, deren Erblasser vor der Vertreibung gestorben ist.

Jeder Erbe muss grundsätzlich einen eigenen Antrag stellen. Hat der Erbe außer seinem Erbteil auch so viel eigenen Hausrat verloren, dass er schon daraufhin eine Hausratsentschädigung erhalten würde, so kann er sich einen Antrag bezüglich des Hausrats, der sein Erbteil ausmachen würde, ersparen; denn im Rahmen des Lastenausgleichs wird nur eine Hausratsentschädigung gewährt.

 

In den folgenden Überlegungen wird daher davon ausgegangen, dass der Erbe keinen selbständigen Anspruch auf Hausratsentschädigung hat.

 

Haben sich die Erben schon auseinandergesetzt, d. h. haben sie die Erbmasse schon vor der Schädigung (Vertreibung) unter sich verteilt gehabt, so spielt die ganze Frage der Erbschaft usw. keine Rolle. Jeder ist unmittelbar Geschädigter. Hat er Möbel für einen Wohnraum besessen, so ist er nach den allgemeinen Vorschriften antragsberechtigt.

 

Die Berechnung der Entschädigung richtet sich dann natürlich auch nach seinen Einkünften in den Jahren 1937 - 1939.

 

Im Grunde dieselbe Lage ergibt sich, wenn eine Auseinandersetzung zur Zeit der Schädigung noch nicht stattgefunden hatte. Zum besseren Verständnis sei jedoch kurz auf die rechtliche Bedeutung des Erbfalles, d. h. des Todes des Erblassers, hingewiesen. Mit dem Zeitpunkt des Erbfalls werden die Erben kraft Gesetzes Eigentümer der Erbmasse. Die Erben werden also Eigentümer, ohne dass eine Handlung derselben nötig wäre. Daher sind die Erben selbst unmittelbar geschädigt, wenn der Schaden nach dem Tode des Erblassers eintritt. Hatten sich nun die Erben z Zt. der Schädigung noch nicht auseinandergesetzt, so liegt die Schwierigkeit darin, dass auf der einen Seite die ungeteilte Erbmasse, auf der anderen Seite die Erbengemeinschaft steht. Die Erbengemeinschaft ist eine

Gemeinschaft zur gesamten Hand, d. h. nur gemeinsam können die Erben über die Erbmasse verfügen. Der Anteil des einzelnen Erben bezieht sich auf jeden einzelnen Gegenstand der ganzen Erbmasse. Daraus folgt, dass dieser Anteil nicht konkret, sondern abstrakt berechnet werden muss. Es kommt also nicht darauf an, welche Gegenstände der Antragsteller bei einer Auseinandersetzung bekommen hätte, sondern entscheidend ist, ob sein Erbanteil im Verhältnis zum gesamten hinterlassenen Hausrat einen Anspruch auf mindestens einen Wohnraum gewährt. Hat z. B. der Erblasser Möbel für insgesamt vier Wohnräume hinterlassen, und sind drei gleichberechtigte Erben vorhanden, so hat jeder Erbe einen Anspruch auf die volle Hausratsentschädigung, da er Möbel für 1 1/3  Wohnraum besessen hat. Es ist unwichtig, dass ein Erbe bei einer Auseinandersetzung vielleicht mit einem Flügel abgefunden worden wäre. Dass der Erbe mit seinem Anteil selbständig antragsberechtigt ist, obgleich es sich um eine Beteiligung an einem Gesamthandsverhältnis handelt, ergibt sich aus dem Grundgedanken des § 6 FG.

 

Fraglich ist nun, welche Einkünfte für die Berechnung der Entschädigung maßgebend sind. Nach §16 FG ist von den Einkünften des unmittelbar Geschädigten auszugehen. Unmittelbar geschädigt ist aber, wie oben gezeigt wurde, der Erbe. Nach dem Wortlaut des Gesetzes sind daher dessen Einkünfte zugrunde zu legen. Dies Ergebnis mag befremden, da ja offensichtlich der Wert des verlorenen Hausrats von den Einkünften des Erblassers abhängig war. Die Hausratsentschädigung hat aber überwiegend sozialen Charakter, und die Stufung der Entschädigung in die drei Gruppen wird den tatsächlichen Unterschieden nicht gerecht. Die sich aus Berücksichtigung der verschiedenen Einkünfte ergebenden Unterschiede sind auch wenig bedeutend, wenn man bedenkt, dass statt der einen Entschädigung, die an den Erblasser hätte gezahlt werden müssen, nun an jeden Erben der volle Betrag ausgezahlt werden muss. Hat z. B. der Erblasser Möbel für 5 Wohnräume hinterlassen, und würde er einen Grundbetrag von 800,-- DM bekommen haben, so kommen an seine 5 Erben, sofern sie die übrigen Voraussetzungen erfüllen, zur Auszahlung

 

a) wenn er vor der Vertreibung gestorben ist 5 Mal 800,-- DM = 4000 DM.

b) wenn er nach der Vertreibung gestorben ist nur 800,-- DM. Kinderzuschläge sind hierbei nicht berücksichtigt.

Die Einkünfte des Antragstellers sind also gemäß § 16 auch dann der Berechnung der Entschädigung zugrunde zu legen, wenn eine Erbauseinandersetzung zur Zeit der Schädigung noch nicht stattgefunden hatte.

Ein Beispiel, wenn Erben sich z. Zt. der Schädigung noch nicht auseinandergesetzt hatten. Der Erblasser ist 1944 verstorben. Er besaß Möbel für 4 Zimmer. Der Schaden ist 1915 durch Vertreibung eingetreten. Drei Erben sind vorhanden und zwar:

A wohnt in der Sowjetzone.

B wohnte am Stichtag in der Bundesrepublik. Er hatte in den Vergleichsjahren ein Durchschnittseinkommen von 5000,-- DM. Er ist jedoch von dem 01.04.1952 verstorben. Als Erben hinterlässt er zwei Kinder, B1 und B2 von denen B2 am Stichtag im Ausland lebte.

C wohnte am Stichtag in der Bundesrepublik. Er ist verheiratet und hat drei Kinder unter 18 Jahren. Sein Durchschnittseinkommen in den Vergleichsjahren betrug 6700,-- DM. Es kommen dann zur Auszahlung an

A nichts, da er am Stichtag nicht in der Bundesrepublik wohnte.

B würde nach § 295 LAG 1200,-- DM bekommen haben. Da er vor dem 01.04.1952 verstorben ist, treten an seine Stelle die Erben unter den in § 9 FG festgelegten Beschränkungen, so dass das Kind B2, da es den Stichtag nicht erfüllt hat, ausscheidet. Das Kind Bi erhält ½ von 1200, -- DM = 600,-- DM.

C erhält als Grundbetrag 1400,-- DM. Als Zuschläge erhält er für seine Ehefrau 200,-- DM, für seine drei Kinder je 100,- DM = 300,-- DM, darüber hinaus für das dritte Kind noch einmal 100,-- DM. Es kommen also an C insgesamt zur Auszahlung 2000,-- DM.

 

Würde man dieses Beispiel insoweit ändern, dass man statt der drei Erben deren fünf einsetzt, so würde niemand der Erben etwas erhalten. Da der Erblasser vor der Vertreibung verstorben ist, sind die Erben selbst unmittelbar geschädigt. Bei der hier dargelegten abstrakten Schadensberechnung würde jeder Erbe als Eigentümer von Möbeln für 4/5 Wohnraum angesehen werden, Voraussetzung für die Anerkennung eines Hausratsverlustes ist nach § 16 IV FG, dass der Geschädigte Eigentümer von Möbeln für mindestens einen Wohnraum gewesen ist. Da dieses nicht der Fall ist, würden alle Erben leer ausgehen. Dieses Ergebnis ist aber äußerst unbillig. Ein anderes Ergebnis lässt sich dadurch erzielen, dass man eine Vertretung gestattet bei der Antragstellung. Dies Verfahren verstößt aber gegen den Wortlaut des Gesetzes, denn nach § 9 FG muss der Antragsteller der Geschädigte selbst sein. Die Betrachtung dieses Falles führt zu der Erkenntnis, dass der Gesetzgeber bei der Abfassung des Gesetzes diese Möglichkeit übersehen hat. Denn gerade vom sozialen Standpunkt, der ohne Zweifel bei der Gesetzgebung das Leitmotiv gewesen ist, ist das Ergebnis nach dem Wortlaut des Gesetzes ein nicht zu billigendes Unrecht. Man entspricht daher dem Willen des Gesetzgebers nur dann, wenn man entgegen dem Wortlaut in diesem Falle duldet, dass einer der Erben den Schaden aller Miterben im eigenen Namen geltend macht. Dadurch wird erreicht, dass eine Hausratsentschädigung an die Erbengemeinschaft ausgezahlt wird. Bei diesem Verfahren muss man auch gestatten, dass der antragstellende Erbe auch die Kinderzuschläge für die einzelnen Miterben beanspruchen kann. Im Ergebnis werden also die Erben, deren Erblasser vor der Vertreibung gestorben ist, so behandelt, als wäre er nach der Vertreibung gestorben, wenn der Anteil des einzelnen Erben nicht Möbel für einen Wohnraum umfasst.  

 

5. Antragstellung, wenn Geschwister in einem gemeinsamen Haushalt lebten.

 

Diese Fälle sind nur dann etwas schwierig, wenn die Geschwister auch gemeinsam Eigentümer der Möbel waren. Es gilt hier all das, was oben gesagt wurde, wenn sich die Erben zur Zeit der Schädigung noch nicht auseinandergesetzt hatten. Im Ergebnis bedeutet das also:

 

1. Hatten die Geschwister, so viel Wohnräume, dass der Anteil eines jeden einen Anspruch auf mindestens einen Wohnraum gewährte, so hat jeder einen Anspruch auf die volle Entschädigung.

 

2. War der Anteil geringer, so kann der gesamte Schaden von einem der Geschwister in eigenem Namen geltend gemacht werden. Auch hier werden die Kinderzuschläge, die bei eigenem Antragsrecht der Geschwister gewährt worden wären, ausgezahlt.

(Schluss folgt!) Fritz Pfützenreuter

 

Seite 4   Aus den Landsmannschaften

Erstes Süddeutsches Landestreffen der Landsmannschaften Ostpreußen, Westpreußen, Danzig am 19. und 20. September 1953 in Stuttgart

Sonnabend, den 19. September 1953: 16 Uhr, Eröffnung Kursaal Bad Cannstadt; Begrüßung durch Herrn Oberbürgermeister Dr. Klett und Vertriebenenminister Fiedler. Festansprache Staatssekretär Dr. Ottomar Schreiber, Ehrenpräsident der Landsmannschaft Ostpreußen. 20.00 Uhr: Großer Heimatabend, Kursaal Bad Cannstatt.

 

Sonntag, den 20. September 1953: 8.45 Uhr: Evangelischer Gottesdienst in der Schlosskirche in Stuttgart. Predigt Pfarrer Lic. Kowalewski. 8.45 Uhr: Katholischer Gottesdienst in der Notkirche der St. Eberhardgemeinde (Kunstgebäude am Schlossplatz). Heilige Messe Pfarrer Arendt. 10.30 Uhr: Großkundgebung mit Ansprachen der Bundessprecher der Landsmannschaften und des 1. Vorsitzenden der Bundesvertriebener Deutscher, Baden-Württemberg. 12.30 Uhr: Treffen der Heimatkreise.

 

Jeder Teilnehmer trägt unser Festabzeichen. Festabzeichen und weitere Auskünfte sind bei den Orts- und Kreisgruppen erhältlich.

Die Organisationsleitung 4

 

Die Heimatkreise treffen sich in Stuttgart

1.     Königsberg Stadt und Land, Fischhausen: Kursaal Bad Cannstatt mit Garten, Straßenbahnlinie 1, 1E bis Wilhelmsplatz und Linie 21 bis zum Kursaal.

 

2.     Westpreußen, sämtl. Heimatkreise: Freizeitheim Feuerbach mit Garten und Terrasse. Straßenbahnlinie 16 bis Freizeitheim.

 

3.     Danzig: Gaststätte Max-Eyth-See, Straßenbahnlinie 14 bis Max-Eyth-See.

 

4.     Insterburg Stadt und Land: Anna-Haag-Haus, Bad Cannstatt. Straßenbahnlinie 1 und 1E bis Ecke Nürnberger/Augsburger Straße.

 

5.     Angerburg, Lötzen, Sensburg: Schwabenbräu Cannstatt, Am Bahnhof Cannstatt.

 

6.     Lyk, Treuburg: Gaststätte zur Stadtkanne, Cannstatt, Straßenbahnlinie 21 bis zum Kursaal.

 

7.     Labiau, Wehlau: Gaststätte Zillertal, Cannstatt, Straßenbahnlinie 1 und 1E bis Uffriedhof.

 

8.     Memel Stadt und Land, Pogegen, Heydekrug, Elchniederung: Stadthalle Fellbach, Straßenbahnlinie 1 und 1E bis Endstation Fellbach.

 

9.     Goldap: Evgl. Vereinshaus Fellbach, Straßenbahnlinie 1 bis Fellbach, Mozartstraße.

 

10.  Schloßberg: Gaststätte zum Adler, Fellbach, Straßenbahnlinie 1 bis Endstation Fellbach.  

 

11.  Pr. Holland, Mohrungen, Osterode: Gaststätte Friedenau, Stuttgart-Ostheim, Straßenbahnlinie 2 und 20, bis Ostendplatz.

 

12.  Johannisburg, Ortelsburg: Gaststätte zur Linde, Stuttgart-Ostheim, Straßenbahnlinie 2 und 20 bis Wagenburgstraße.

 

13.  Bartenstein, Pr. Eylau: Gaststätte Horsch, Stuttgart-S, Eberhardstraße. 5 Minuten v. Schlossplatz.

 

14.  Heiligenbeil, Braunsberg, Heilsberg: Saalbau Leicht mit Garten, Stuttgart-S, Straßenbahnlinie 1, 1E, 12, 14, 15 bis Böblinger/Ecke Schickardstr.

 

15.  Allenstein Stadt und Land, Rössel: Schützenhaus Stuttgart, Straßenbahnlinie 1, 1E, 12, 14, 15 bis Seilbahn.

 

16.  Gerdauen, Rastenburg: Rebstöckle, Stuttgart-S, Straßenbahnlinie 1, 1E, 12, 14. 15 bis Böblinger/ Ecke Schickardstraße.

 

17.  Gumbinnen: Tübinger Hof, Stuttgart-S, 5 Minuten vom Schlossplatz.

 

18.  Tilsit Stadt, Tilsit-Ragnit: Jägerhaus Cannstatt Straßenbahnlinie 1 und 1E bis Ecke Nürnberger/ Augsburger Straße.

 

19.  Neidenburg: Gaststätte Weißenburg, Stuttgart-S, Straßenbahnlinie 3 bis Alexanderstraße/Ecke Bopserstraße.

 

20.  Angerapp: Gaststätte Harmonie, Fellbach, Straßenbahnlinie 1 und 1E bis Fellbach.

 

21.  Ebenrode: Gaststätte Satzmann, Fellbach, Straßenbahnlinie 1 und 1E bis Fellbach.

 

Alle Straßenbahnlinien vom Schlossplatz Stuttgart. Schlossplatz liegt 5 Minuten vom Hauptbahnhof.

 

Arbeitsgemeinschaft der Ost- und Westpreußen in Nürnberg und Fürth

Für „Menschen in Not" zu sorgen, ist und bleibt stets eine hohe Aufgabe. So verhallte auch nicht der Ruf ungehört: „Helft unseren Brüdern und Schwestern in unserer Heimat, die heute noch unter polnischem Joch schmachten!" Unter dieser Devise führte die Sammlung der Landsmannschaften Nürnberg und Fürth für die Bruderhilfe zu einem vollen Erfolg. Viele Hände waren eifrig am Werk. Sie trugen immer wieder mit emsigem Fleiß kleine und große Pakete zur Sammelstelle. Es war rührend zu beobachten, dass gerade von Mitgliedern, bei denen wir auf eine Gabe kaum zu hoffen gewagt hatten, mit Liebe gespendet wurde. Dieser oft zu bemerkende Umstand gestaltete den Helfern die Mühe und Arbeit besonders leicht.

 

Wie so oft im Leben, und vielleicht gerade bei einer Sammeltätigkeit macht der Einsatz des einzelnen Menschen viel aus. Aus diesem Grunde gelang es auch unseren Mitgliedern, Frau Lippert und Frau Sauer, in Kreisen der Nürnberger Bevölkerung besonders bemerkenswerte Erfolge zu erzielen. Sie alarmierten in dem einen Falle, die Mitarbeiter ihrer Arbeitsstelle, in dem anderen Falle den Kirchenchor St. Lukas. Der Erfolg war ihrer Mühe wert: Pakete um Pakete mit wertvollem Inhalt gingen von „Außenstehenden" ein. Das Wort: Wenn Du hast, dann teile! zu erfüllen, war für die Spender ein Herzensbedürfnis. Es gab keinen trennenden Moment, die Einheimischen — die Flüchtlinge, jedermann gab nach bestem Können. Ein schönes Bild der Eintracht gegeben durch das gemeinsame Band des Helfens um der Sache willen!

 

Anfang Juni konnten die ersten Kleider und Sachspenden, die aus Fürth stammten und zwei große Ballen ausmachten, per Fracht zum Versand kommen. Am 15. August ging ein großer Eisenbahntransportbehälter mit nahezu 4 (!) Zentnern an Kleidern, Wäsche, Schuhen, Spielzeug u. a. mehr, die vornehmlich in Nürnberg zusammengekommen waren, auf die Reise nach Hamburg.

 

Das soll aber kein Abschluss sein — es wird weiter gesammelt! Im Oktober folgt die nächste Sendung.

 

Nürnberg

Die Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen rief zum 22.08. Groß und Klein zum Kinderfest nach Maiach und bereitete mit vielen Überraschungen Spielen und Preisschießen u. a. den Kleinen vergnügliche Stunden, zu denen sogar Petrus freundlicherweise noch einmal aufblendete.

 

Die Verleihung der ersten Schützenkönigwürde und einer Lampion-Polonaise bedeutete Höhepunkt des fröhlichen Treibens und Abschied der kleinen Gäste, während sich die große Familie zu den Klängen der Hauskapelle bis weit gegen Mitternacht zu fröhlichem Umtrunk und Tänzchen vereinigte.

 

Bedeutende Ereignisse werfen ihre Schatten voraus — bald wird zum „1. Großen Stiftungsfest" geladen werden.

 

Lübbecke/Westf.

Die Ostpreußische Landsmannschaft hielt ihre Monatsversammlung ab, die dem Heimatgedanken gewidmet war. Der Sprecher Rektor a.D. Hardt streifte in seiner Festrede die jetzigen politischen Gespräche über die Zukunft der Ostgebiete. Er stellte ferner fest, dass die Ostvertriebenen aus den alten preußischen Ostprovinzen das Verlangen haben, dass Vertreter von ihnen in dem neuen Bundesrat Sitze, wenn auch nicht Stimmrecht, erhalten müssten. Er gedachte ferner der am 17. Juni gefallenen Freiheitskämpfer in der Ostzone. Sie alle fielen für die deutsche Einheit und Freiheit. Die Teilnehmer des Abends hörten die Verlustliste stehend an, der Sprecher schloss seine Gedanken mit den Worten: „Was sie waren und gewesen, das verschwand; dass sie Treue gehalten, das hat Bestand." Dann sprach er noch über die Forderungen, die die Heimat heute an ihre Kinder stellt: ihrer würdig zu bleiben, sich der Heimattugenden zu befleißigen und der neuen Heimat in Treue zu dienen. Durch Lied und Spruch wurde die Gedenkrede umrahmt, und zwar betätigten sich hierbei Fräulein Stahl, Frau Pieper und Fräulein Brassat.

 

Seesen a./Harz

Die große Harzrundfahrt der Ost- und Weltpreußen am 9. August, führte bei prächtigem Wetter und ausgezeichneter Stimmung, über Bad Grund, Clausthal, Braunlage bis zur Odertalsperre und Bad Lauterberg. Das Erlebnis der Harzwunder verflocht sich mit der Erinnerung an die Schönheiten der verlorenen Heimat zu einer unauslöschlichen Synthese. — Für den Heimatabend am 5. September, hat Schulrat a.D. Papendick eine Vortragsfolge über „Merkwürdige ostpreußische Ortsnamen und andere sprachliche Kuriositäten" vorbereitet.

 

Seite 4   Wir gratulieren!

Das 75. Lebensjahr vollendete am 10. August 1953, Frau Erna Hauffe, Rittergut Auerhof, Gemeinde Thierenberg, Samlandkreis Fischhausen. Die aus Riga gebürtige Baltin wohnte nach der Vertreibung aus der Heimat 1945 im sowjetrussisch besetzten Sachsen, zog dann in die Nähe ihrer als Farmer tätigen Söhne in der südafrikanischen Union nach Kapstadt und lebt jetzt in (24) Uetersen/Holstein, Hebbelstr. 9, wo ihr aus Riga ausgewiesener Sohn Werner als Kaufmann tätig ist.

 

Der Witwer, Postbetriebsassistent i. R. Rudolf Rosener, aus Königsberg, Kurfürstendamm 4, früher in Zinten tätig, begeht am 21. September 1953, seinen 86. Geburtstag. Er wohnt jetzt mit seinen Kindern Herbert und Grete in (22a) Birkesdorf/ Düren. Ringstraße 38.

 

Der Oberregierungs- und schulrat a. D. Dr. Hans Dudenhausen, von der Regierung in Königsberg Pr., jetzt mit seiner Gattin in (14b) Lindau (B) — Rentin, Steigstr. 49 wohnhaft, vollendet am 20.09.1953, sein 74. Lebensjahr.

 

Der Postbetriebsassistent a.D. Albert Gutzeit, aus Königsberg, Ostpr., jetzt in Seesen a./H., Jahnstraße 7 wohnhaft, wird am 5. September 1953, 70 Jahre alt.

 

Der Imker, Hugo Pitzker, Seesen a./H., Dahnestraße 31, bis zur Vertreibung Bankvorsteher in Marienburg/Wpr., vollendet am 8 September 1953, sein 70. Lebensjahr.

 

Sein 74. Lebensjahr vollendet am 14.09.1953, der Pensionär Karl Meier, aus Königsberg Pr., jetzt Seesen a./H., An der Masch, Wohnwagen.

 

Herr Artur Mertineit, Seesen a./H., Lautenthaler Str. 50, früher Friseurmeister in Mohrungen Ostpr., wird am 14. September 1953, 70 Jahre alt. *

 

Frau Anna Gutzeit, aus Königsberg Pr, jetzt Seesen a. H., Jahnstraße 7 wohnhaft, vollendet am 26.09.1953, ihr 76. Lebensjahr.

 

Seite 4   Ostpreußenfamilie in Flensburg

Im Monat September können die nachfolgend aufgeführten Mitglieder der Ostpreußenfamilie in Flensburg ihren Geburtstag feiern.

 

Am 01.09.1953: Frau Anna Reimann, Niedermai 5, früher Leiden, Kreis Samland, 71 Jahre.

 

am 02.09.1953: Frau Rosa Brockmann, Birkenweg 14, früher Braunsberg, Danziger Straße 6, 78 Jahre

 

am 02.09.1953: Herr Dr. med. Walter Schulz, Sandberg 39, früher Allenstein, Adolf-Hitler-Platz 2/3, 76 Jahre,

 

am 03.09.1953: Frau Rosa Schulz, Lager Stadion, früher Braunsberg, Schuhmacherstraße 5, 75 Jahre

 

am 09.09.1953: Frau Therese Heppner, Friedheim 30, früher Heistern, Kreis Mehlsack, 72 Jahre.

 

Am 09.09.1953: Frau Ernestine Paulukuhn, Bismarckstraße 48, früher Seehausen, Kreis Ebenrode, 83 Jahre

 

Am 14.09.1953: Herr Hermann Pettelkau, Plankemal 1, 76 Jahre

 

Am 16.09.1953: Frau Frederike Szigat, Hochstraße 11, früher Insterburg, Calwinstraße 24, 80 Jahre

 

Am 16.09.1953: Frau Berta Wispereit, Osterallee 40, früher Metgethen bei Königsberg Preußen, Graudenzer Weg 3, 77 Jahre

 

am 20.09.1953: Herr Gustav Radtke, Adelbyer Kirchenweg 13, früher Eisenbahnsekretär in Königsberg, Preußen, Hippelstraße 4, 73 Jahre

 

am 28.09.1953: Frau Olga Perrey, Am Schloßwall 4, früher Königsberg Preußen, Batockistraße 10, 72 Jahre.

 

Die Flensburger Ostpreußenfamilie, insbesondere der Vorstand, gratuliert allen Geburtstagskindern aufs herzlichste und wünscht ihnen allen einen gesegneten Lebensabend.

Armoneit

 

Seite 5   Heimkehrer-Aussagen über Vermisste. Wer kennt die Angehörigen?

Heimkehrer haben beim Suchdienst Aussagen über Vermisste gemacht. Die Angehörigen dieser Vermissten konnten bisher nicht ermittelt werden. Erkennen Sie aus den nachstehend aufgeführten Personalangaben einen der Vermissten und können Sie Auskunft über dessen Angehörige geben? Helfen auch Sie, die Angehörigen ausfindig zu machen. Jede zutreffende Meldung bedeutet ein geklärtes Vermisstenschicksal! Geben Sie Ihren Hinweis zur Auffindung der Angehörigen bitte unverzüglich unter Angabe der Befragungsnummer der Liste (jeweils am Ende der Suchanzeige) an das Deutsche Rote Kreuz, Suchdienst München, Abt. Nachforschungsstelle für Wehrmachtsvermisste München, Abt. Nachforschungsstelle für Wehrmachtsvermisste München 13, Infanteriestraße 7a.

 

Johannisburg oder Angeburg: die Angehörigen des Schuls, Kurt, geb. 1921, ledig, Beruf: Bauer, Gefreiter – A/1284

 

Königsberg: die Angehörigen des Schröder, Vorname unbekannt, geb. 1929, ledig, Schüler, Grenadier beim Gren.-Ersatz-Batl. 309 Ruhleben – B/1431

 

Königsberg: die Angehörigen des Valentin, Vorname unbekannt, geb. etwa 1905, zuletzt beim Luftgau-Kdo. I Einsatzgruppe Nord – B/1574

 

Königsberg: die Angehörigen des Löffke, Vorname unbekannt, geb. etwa 1899, verh., Polizeimeister – B/865

 

Königsberg, Steindamm: die Angehörigen des Augstein, Benno, geb. 1919, ledig, Beruf: Schmied, Stabsgefreiter bei der 1. Flugmeldekompanie zur besonderen Verwendung 11 Luftwaffe – C/263

 

Umgebung Königsberg: die Angehörigen des Arndt, Vorname unbekannt, geb. etwa 1905, Obergefreiter – A/21

 

Königsberg oder Umgebung: die Angehörigen des Weinker, Vorname unbekannt, geb. etwa 1900, Stabsgefreiter beim Landesschützen-Bat. 223 Preußisch Eylau, Feldpostnummer 36087 – A/1459

 

Neidenburg: die Angehörigen des Werth, Walter, geb. etwa 1910, Obergefreiter bei der 14. Kompanie, Jäger-Rgt. 741, Feldpostnummer 43601 – A/1991

 

In oder bei Schönfließ, Kreis Königsberg: die Angehörigen des Ewert, vermutlich Paul, geb. etwa 1898/1899, Unteroffizier bei der Heeres-Festungs-Artillerie-Abt. 1315 – B/281

 

Straßburg, Ostpreußen: die Angehörigen des Schulz, Vorname unbekannt, Soldat bei der Feldpostnummer 11369 – A/1287

 

Treuburg, Ostpreußen: die Angehörigen des Fuchs, Vorname unbekannt, verheiratet, Beruf: Lehrer, Hauptmann bei der Nachschub-Komp. Der 170. Inf.-Div. – 3a/6082

 

Ostpreußen: die Angehörgen des Bensch, Erwin, geb. etwa 1919 in Ostpreußen, Beruf: Landwirt, Soldat bei der Feldpostnummer 21577 C - B/66

 

Ostpreußen: die Angehörigen des Kopiella, Vorname unbekannt, geb. etwa 1926, Obergefreiter, vermutlich bei der Feldpostnummer 10992 – A/656

 

Ostpreußen: die Angehörigen des Schliehn, Walter, verh., Beruf: Bauer und Kaltblut-Pferdezüchter, zuletzt beim Luftnachrichten-Regiment 91 – A/1212

 

Ostpreußen: die Angehörigen des Wruck, Vorname unbekannt, geb. etwa 1915, Unteroffizier beim Karpaten-Jäger-Rgt. 106 – A/2006

 

Ostpreußen: die Angehörigen des Taraschewski, Vorname unbekannt, geb. etwa 1910, Wachtmeister bei der 2. Schwadron Kav.-Rgt. Nord – 3/6198

 

Vermutlich aus Ostpreußen: die Angehörigen des Allies, Vorname unbekannt, Beruf: Lahrer, Hauptmann beim Landesschützen-Wachbat. 1/2 Insterburg – C/179

 

Vermutlich Ostpreußen oder Pommern: die Angehörigen des Mandei, Vorname unbekannt, geb. etwa 1925/1926 in Ostpreußen oder Pommern, ledig, Gefreiter beim Regiment 988 Volks-Gren.-Div. – A/792

 

Ostpreußen oder Westpreußen: die Angehörigen des Stölzner, Otto, geb. 20.04.1892/1893, Beruf: Landwirt, Unteroffizier bei der Abteilung Flugmeldewesen Nachrichten Luftwaffe – A/1955

 

Vermutlich Ostpreußen: die Angehörigen des Atte, Vorname unbekannt, geb. etwa 1925, Gefreiter bei der Feldpostnummer L 63282 F – B/27

 

Umgebung von Lyck: die Angehörigen von Adamszek, vermutlich Franz, Beruf: Leher, Leutnant bei der Feldpostnummer 06457, B/4

 

Neidenburg: die Angehörigen von Richard Dilge, verheiratet, Beruf: Kraftfahrer, Obergefreiter beim XXX. AK., Feldpostnummer 32139, A/191

 

Preußisch-Holland: die Angehörigen von Thoms, Vorname unbekannt, geb. etwa 1915, vermutlich in Preußisch-Holland, verheiratet, Stabsgefreiter beim Regiment 366, 277. Inf.-Div. – B/1537

 

Pschow, Kreis Rybnik: die Angehörigen von Franz Gratiadai, geb. 04.02.1915 in Friedenshütte. Vater: Friedrich. Jäger beim 2. Ski-Jäg.-Rgt. 2 – A/1680

 

-Seedorf, Kreis Lötzen: die Angehörigen von Bruno Krause, geb. 1924, Beruf: Kaufmann, Obergefreiter bei der Feldpostnummer 44047 C – B/755

 

Ostpreußen: die Angehörigen v. Schrade, Vorname unbekannt, geb. etwa 1900, verheiratet, Arbeiter, Soldat bei der Feldpostnummer 02077 – A/1927

 

Ostpreußen: die Angehörigen von Rogat, Vorname unbekannt, geb. etwa 1912, Beruf: Landwirt, Wachtmeister beim 3. Art.-Rgt. 1561 – 3/6184

 

Ostpreußen: die Angehörigen von Gustav Klein, geb. 15.09.1914, Obergefreiter bei der Feldpostnummer 10936 A – B/672

 

Ostpreußen: die Angehörigen von Buttkereit, Vorname unbekannt, geb. etwa 1915, SS-Oscha bei der II. Abtl. SS-Art.-Rgt. 8 SS-Kav.-Div. – B/168

 

Ostpreußen: die Angehörigen von Hans Baar, geb. etwa 1923/1924, ledig, Gefreiter bei der Stabs.-Batt. Nachr.-Zug Art.-Rgt 33, 333 Inf.-Div. – A/32

 

Vermutlich Ostpreußen: die Angehörigen von Sibald, Vorname unbekannt, geb. etwa 1896 in Ostpreußen, verheiratet, Beruf: Gärtner, Unteroffizier beim Bau-Btl. 414, später Pion.-Brig. 453, Feldpostnummer 43251 – B/1294

 

Vermutlich Sensburg/Ortelsburg: die Angehörigen von Ciesla, Vorname unbekannt, geb. etwa 1914, Beruf vermutlich Landwirt, Obergefreiter bei der Nachr.- und Aufkl.-Abtl. 217 – A/162

 

Vermutlich Ostpreußen: die Angehörigen von Herrmann, Vorname unbekannt, geb. etwa 1900/1905, verheiratet. Beruf: Tierarzt, Unterveterinär beim Armee-Pferdelazarett 602 – A/457

 

Umgebung Allenstein: die Angehörigen von Schurkes, Vorname unbekannt, geb. 1926, Beruf: Landwirt, Gefreiter bei der Feldpostnummer 22062 C – B/2162

 

Goldap: die Angehörigen von Otto Schulz, geb. August 1908, verheiratet. Beruf: Landwirt, Ehefrau: Elli, Obergefreiter bei der Stabskomp. 386. 218. Inf.-Div., Feldpostnummer 03347 – B/1460

 

Kloppenburg: die Angehörigen von Josef Willien, geb. 1910, Beruf: Landwirt, Obergefreiter beim Hafenkapitän Coos – 3/6192

 

Königsberg/Jerusalem: die Angehörigen von Ewald Weinke, geb. etwa 1911 in Ostpreußen, verheiratet. Beruf: Lagerverwalter, Obergefreiter beim Landesschützen-Batl. 223 – A/1458

 

Königsberg oder Umgebung: die Angehörigen von Schön, Vorname unbekannt, verheiratet, Unteroffizier bei der Feldpostnummer 36087 E – A/1254

 

Königsberg oder Stolp: die Angehörigen von Alfred Poetsch, verheiratet, war bei der Einheit Luftgau-Postamt Posen, Feldpostnummer 00408 – B/2077

 

Königsberg/Neumark: die Angehörigen von Lück, Vorname unbekannt. Beruf: Bote im Landratsamt. Vokssturmmann – B/2013

 

Königsberg: die Angehörigen von Hoffmann oder Hofmann, Vorname unbekannt, geb. 1929, ledig, Schüler, Grenadier beim Gren.-Ers.-Batl. 309 Ruhleben bei Berlin – A/487

 

Königsberg-Ratshof: die Angehörigen von Felix Grau, geb. etwa 1900. Beruf: Angestellter, Sanitäts-Uffz. bei der Kampfgruppe Bahl Volkssturmeinheit – C/36

 

Königsberg: die Angehörigen von Berbaum oder Behrbaum, Vorname unbekannt, geb. etwa 1925, Abiturient, Obergefreiter bei der Pio.-Horch- und Ninierkomp. 7 – A/59

 

Königsberg: die Angehörigen von Kurt Maschke, geb. 11.06.1912 in Königsberg, aktiver Soldat, Hauptfeldwebel bei der Feldpostnummer 08456 – A/806

 

Königsberg: die Angehörigen von Gerhard Hummer, geb. etwa 1922 in Königsberg, ledig, Gefreiter bei der Stabskomp. Rgt.-Nachr.-Zug 545. Feldpostnummer 48844 – A/512

 

Insterburg oder Umgebung: die Angehörigen von Gustav Schwarz, geb. etwa 1902/1904 im Kreis Insterburg, verheiratet, Beruf: Gutsarbeiter, Obergefreiter bei der 2. Fahrschwadron 509, Feldpostnummer 21609 – A/1311

 

Lyck: die Angehörigen von Dutschek oder Emil Demutschek, geb. etwa 1910/1911, Beruf: Reichsbahnheizer von der Feldpostnummer 13595 – A/181

 

Allenstein, Ostpreußen: die Angehörigen des Kleinschmidt, Will, geb. etwa 1907 – 1911, befand sich im Januar 1945 in Osterode, Ostpreußen. Beruf: Lehrer – A/600

 

Vermutlich Insterburg: die Angehörigen des Rautenberg, Erich, geb. etwa 1910, vermutlich in Insterburg, Stabsgefr. Bei der Art.-Beob.-Abt. 61, 1. Batt, ev. – A/1036

 

Königsberg, Preußen: die Angehörigen des Galweit, Kurt, geb. etwa 1915 – A/310

 

Vermutlich Königsberg, Ostpreußen: die Angehörigen des Rasch, Hans, geb. etwa 1923, Oberleutnant bei einer Luftwaffen-Nachr.-Einheit – B/1171

 

Kussen, Kreis Schloßberg: die Angehörigen des Wiemer, Vorname unbekannt, verwitwet – B/1671

 

Memel oder Tilsit oder Umgebung: die Angehörigen des Everling, Fritz, geb. etwa 1900 – 1905, letzte Einheit Feldpostnummer 10226 A, verheiratet. Beruf: Bäcker und Landwirt – B/280

 

Vermutlich Rastenburg, Ostpreußen: die Angehörigen des Erdmann, Günther, geb. etwa 1920/1921, Hauptmann beim Füs.-Batl. 167 – A/234

 

Umgebung Ruhsam: die Angehörigen des Karstensen, Martin, geb. etwa 1910, verheiratet, Obergefreiter – B/633

 

Umgebung Sensburg, Ostpreußen: die Angehörigen des Jablonski, Vorname unbekannt, geb. etwa 1925, ledig, Gefr. bei der Einheit Feldpostnummer 13399 B – B/593

 

Umgebung Tilsit, Ostpreußen: die Angehörigen des Palzereit, Vorname unbekannt, Obergefreiter bei der Einheit Feldpostnummer 18838 – A/959

 

Tilsit-Ragnit: die Angehörigen des Lang, Vorname unbekannt. Leutnant bei der Einheit Feldpostnummer 17643 – B/810

 

Umgebung Treuburg oder Lötzen: die Angehörigen des Orlowski, Vorname unbekannt, geb. etwa 1905. Beruf: Bauer – A/946

 

Cranz, Ostpreußen: die Angehörigen des Kloss, Vorname unbekannt, zuletzt bei der 8. MG.-Kp. Gren.-Regt. 154 – B/667

 

Drengfurth, Ostpreußen: die Angehörigen des Klein, Rudolf, geb. etwa 1914, Obergefreiter beim Fest.-Nachr.-Stab 24 – A/598

 

Gut Sacherau, Samland: die Angehörigen des von Glasow, Ferdinand, evag., Fw. bei der Feldpostnummer 27225 E – B/384

 

Hussehnen, Ostpreußen: die Angehörigen des Brosche, Fritz, geb. 10.12.1900, zuletzt bei der Feldpostnummer 36100 A – C/137

 

Insterburg oder Umgebung: die Angehörigen des Matsch, Hugo, geb. etwa 1906, ledig, evang., arbeitete in der Landwirtschaft, Obergefreiter beim 2. Fahrschwadron 509 – A/809

 

Kischen bei Kreuzingen, Ostpreußen: die Angehörigen des Göbel, Helmut, geb. 1925, ledig – B/391

 

Königsberg, Ostpreußen: die Angehörigen des Klingsporn, Vorname unbekannt, geb. 1924, Leutnant beim Regiment 694 der 340. Inf.-Div. – B/682

 

Königsberg, Ostpreußen: die Angehörigen des Ehlers, Vorname unbekannt, vermutlich 1913 geboren, Unteroffizier bei der 3. Battr. leichte Flak Abt. 861 – A/220

 

Kukanese/Kakemen: die Angehörigen des Schaar, Ernst, geb. etwa 1917 in Ostpreußen, evang., Obfw. Bei der 24. Pz.-Div. – 3/6186

 

Pillau, Kreis Samland, Ostpreußen: die Angehörigen des Kilian, geb. etwa 1927, ledig, Gefreiter bei der 6. Sturm-Gesch.-Kp., 16. Pz.-Div. – A/584

 

Stabigotten, Kreis Allenstein, Ostpreußen: die Angehörigen des Böhm, Anton, geb. etwa 1914/1915, verheiratet, Arbeiter, Stabsgefreiter bei der 1. Aufkl.-Abt. 161 – B/116

 

Tapiau, Ostpreußen: die Angehörigen des Kremer, Alfred, geb. etwa 1909/1910 in Tapiau, Schneider, Fw. – B/761

 

Zinten, Ostpreußen: die Angehörigen des Hantel, Walter, geb. etwa 1913/1917, verheiratet, Ofw. – 3a/6143/T.

 

Ostpreußen: die Angehörigen des Brandenburg oder Brandenburger, Vorname unbekannt, verheiratet, Unteroffizier beim Inf.-Ers.-Bat. 67 in Spandau – A/115

 

Ostpreußen: die Angehörigen des Krause, Vorname unbekannt, geboren in Russland, Feldwebel – A/670

 

Ostpreußen: die Angehörigen des Käse, Vorname unbekannt, Beruf: Postsekretär, Stabsfw. bei der Feldpostnummer 39777 – A/550

 

Vermutlich Ostpreußen: die Angehörigen des Düllmann, Vorname unbekannt, geb. etwa 1893/1896, verheiratet, Beruf: Ing., Hauptmann beim Pion.-Ers.-Batl. 1 – A/209

 

Weitere Namen in der nächsten Ausgabe

 

Seite 5   Wehrmachtangehörige. Gefallene und Gestorbene

Anfragen und Mitteilung zu dieser Liste sind unter Angabe des Namens und Vornamens des Gemeldeten (zweiter Name in der Suchmeldung) an den Suchdienst München, Rundfunkauskunft München 13, Infanteriestraße 7a, zu richten.

 

Erna Prigge, aus Lindenburg, Krs. Osterbg, für Hermann Prigge, geb. 03.11.1911 in Klein-Wegeritz

 

Wilhelm Gordlowski, aus Seewalde, Krs. Ortelsburg für Otto Gordlowski, geb. 06.08.1917 in Gelsenkirchen 

 

Reinhold Hartwig, aus Kronfelde, Krs. Johannisburg für Erich Hartwig, geb. 24.04.1920 in Drygallen

 

Ernst Raufeisen, aus Grünhain, Krs. Wehlau für Ernst Raufeisen, geb. 28.07.1919 in Grünhain

 

Martha Rausch, aus Bucholz für Karl Rausch, geb. 06.09.1907 in Gerdauen

 

Wilhelm Rautenberg, aus Königsberg, Friedmannstr. 53 für Bruno Rautenberg, geb. 19.04.1921 in Königsberg 

 

Emma Rautenberg, aus Rastenburg für Horst Rautenberg, geb. 29.12.1926 in Modgarben 

 

Agathe Rautenberg, aus Komalmen, Krs. Heilsberg für Josef Rautenberg, geb. 06.03.1913 in Alt-Garschen 

 

Paula Rauter, aus Tilsit, Hochmeisterstr. 9 für Fritz Rauter, geb. 10.04.1895 in Raukotinnen

 

Familie Razum, aus Turau, Krs. Johannisburg für Fritz Razum, geb. 02.10.1920 in Turau  

 

Hedwig Reddig, aus Stabigotten, Krs. Allenstein für August Reddig, geb. 02.12.1902 in Quidlitz

 

Familie Reddig, aus Poppendorf, Krs. Wehlau für Gustav Reddig, geb. 27.01.1909 in Neuwalde

 

Maria Redemann, aus Bartenstein für Bruno Redemann, geb. 22.02.1909 in Bartenstein  

 

Anna Quost, aus Fuchsberg, Krs. Königsberg für Walter Quost, geb. 31.03.1921 in Ackerau  

 

August Schüpper, aus Wilmsdorf, Krs. Wehlau für Heinrich Quitsch, geb. 12.09.1905 in Wilmsdorf

 

Waltraut Rabe, aus Königsberg, Jerusalemerstr. 22 für Hans Rabe, geb. 09.09.1928 in Königsberg

 

Pauline Radomski, aus Kleinlenks, für Franz Radomski, geb. 14.02.1915 in Kleinlenks

 

Familie Radspun, aus Angerapp, Kirchenstr. 77 für Ernst Radspun, geb. 02.08.1908 in Ottoberg

 

Hedwig Radzanowski, aus Neuhausen/Samland, Stelterstr. 25 für Kurt Radzanowski, geb. 28.02.1903 in Marnwalde

 

Margarete Rambusch, aus Marienburg, Memeler Weg 1 für Fritz Rambusch, geb. 04.09.1914, Geburtsort unbek.  

 

Friedrich Ramm, aus Neuhausen, Krs. Samland, Werksiedlung für Christoph Ramm, geb. 25.12.1926 in Arklitten  

 

Friedrich Ramm, aus Neuhausen, Krs. Samland. Reichssiedlung für Horst Ramm, geb. 28.01.1925 in Arkitten

 

Charlotte Rahnenführer, aus Groß-Hubnicken, Post Palmnicken für Fritz Rahnenführer, geb. 30.04.1912 in Groß-Nuhr

 

Friedrich Raney, aus Löcknick, Krs. Gerdauen für Friedrich Raney, geb. 29.12.1926 in Löcknick

 

Frau Rattay, aus Bischofsburg, Bismarckstr. 3, für Erich Rattay, geb. 11.10.1901 in Allenstein

 

Gottlieb Rattay, aus Lilienfelde, Krs. Ortelsburg, für Oskar Rattay, geb. 04.01.1924 in Lilienfelde

 

Luise Potschull, aus Großdorf, Krs. Johannisburg, für Wilhelm Potschull, geb. 26.11.1884 in Sulinnen

 

Frau Powalka, aus Elbing, Schottlandstr. 10, für Walter Powalka, geb. 17.06.1919 in Gelsenkirchen

 

Käte Schach, aus Goldensee, Krs. Lötzen für Bruno Pudelkow, geb. 27.07.1924 in Rotwalde  

 

Helene Pulver, aus Neu-Guja, Krs. Angerburg, für Karl Pulver, geb. 21.11.1905 in Trutschin

 

Ella Pulver, aus Ireken, Krs. Ebenrode für Willy Pulver, geb. 18.04.1916 in Eydtkau  

 

Theodora Purpur, aus Wirbel, Krs. Insterburg, für Adolf Purpur, geb. 03.09.1921 in Hohenstein  

 

Familie Purwins, aus Szanken bei Memel, für Johann Purwins, geb. 19.06.1917 in Matzwöhlen  

 

Karl Puttwall, aus Königsberg, Kapornerstr. 49/51, für Walter Puttwall, geb. 10.05.1924 in Königsberg

 

Andreas Quella, aus Pulkowitz, Krs. Stuhm für Johann Quella, geb. 18.06.1922 in Pulkowitz  

 

Franz Quella, aus Pulkowitz, Krs. Stuhm für Wladislaus Quella, geb. 24.11.1910 in Pulkowitz  

 

Johann Prawdzik, aus Gingen, Krs. Lyck, für Paul Prawdzik, geb. 19.12.1913 in Gingen  

 

Alexander Preik, aus Powunden/Samland, für Otto Preik, geb. 15.08.1922 in Russen

 

Gertrud Schrock, aus Succase, Krs. Elbing, für Karlheinz Prengel, geb. 26.02.1922 in Succase

 

Gertrud Prengel, aus Heiligenbeil, Bismarckstr. 53, für Karl Prengel, geb. 05.11.1925 in Balga  

 

Anna Prenzel, aus Langenau, Krs. Rosenberg, für Hans Prenzel, geb. 09.12.1915 in Langenau

 

(Weitere Namen in der nächsten Ausgabe)

 

Seite 5   Ostpreußisches Soldatentreffen im tausendjährigen Göttingen

Programm:

Sonnabend, 29. August, 19 Uhr: Kameradschaftliches Beisammensein und Treffen der einzelnen Truppeneinheiten (Heer, Marine und Luftwaffe)

 

Sonntag, 30. August: Gedächtnisfeier zur Einweihung des Denkmals für die Gefallenen der Göttinger Regimenter, niedersächsischer Truppenteile und ostpreußischer Verbände des Heeres, der Kriegsmarine und der Luftwaffe im Rosengarten zu Göttingen

 

11 Uhr: Evangelischer und katholischer Feldgottesdienst gemeinsam vor dem Denkmal im Rosengarten. Gesang der Gemeinde mit Musikbegleitung: „Ist Gott für mich, so trete …“ Vers 1 und 2; Ansprache des Akademiedirektors Pastor Dr. Doehring (ehemals evangel. Standortpfarrer in Insterburg und Elbing). Gesang der Gemeinde mit Musikbegleitung: „Ich weiß, woran ich glaube …“ Vers 1 und 2. Ansprache des Pastors Hübner (ehemals katholischer Divisionspfarrer der 267. Inf.-Div.) Gesang der Gemeinde mit Musikbegleitung: „Ich weiß, woran ich glaube …“ Vers 6.

 

11.40 Uhr: Übergabe des Denkmals durch den Oberbürgermeister der Stadt Göttingen, Rechtsanwalt und Notar Föge, Mitglied des Niedersächsischen Landtages.

 

Gefallenenehrung durch General d. Inf. a. D. Friedrich Hoßbach: „Ich hat einen Kameraden“, gespielt vom Niedersächsischen Blasorchester und Kranzniederlegung (ohne Ansprachen) der Abordnungen. Chrolied: „Still vom Sturm …“, gesungen vom Chor der Bonifatiusschule, Dirigent Heinrich Holwett. „Ich bete an die Macht der Liebe“, gespielt vom Niedersächsischen Blasorchester, Dirigent Obermusikmeister a. D. Aurich.

 

13.00 bi 13.05 Uhr Trauergeläute der evangelischen und katholischen Kirchen und Verkehrsstille in Göttingen.

 

Anschließend: Gemeinsames Mittagessen innerhalb der alten Truppenteile.

 

17.00 bis 18.00 Uhr: Musikalische Gedenkstunde für die Gefallenen, Vermissten und Kriegsgefangenen in der Johanniskirche, ausgeführt vom Chor der Göttinger Stadtkantorei unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Ludwig Doormann.

 

20:00 Uhr: Sammeln zum Fackelzug am 82-er Platz.

 

21:00 Uhr: Großer Zapfenstreich auf dem Sportplatz des 1. SC 05 Maschpark.

 

Ausstellung „Ordensland – Preußenland“ an allen Tagen.

 

(Vorbereitung für das Soldatentreffen wurden auch von allen Parteien unterstütz, die auch für die Dauer des Treffens eine Unterbrechung des Wahlkampfes zugesagt haben)

 

Die Tagungslokale

1., 21. I.D. und Korps- und Versorgungstruppen des Wehrkreises I: Kaiser-Wilhelm-Park, Göttingen, Tel 2792

 

61. und 161. I.D.: Haus Atlantik, Göttingen, Jüdenstraße, Tel. 4155

 

121. I. D.: Drei Kronen Geismar, Tel. 6316

 

217. I. D.: Zur Linde, Geismar, Tel. 2927

 

206. I. D.: Groner Hof, Grone, Tel 2709

 

Feldzeugdienststellen Wehrkreis I: Ropeter, Grone, Tel. 4194

 

11. I. D.: Zelt „Stobbe“, Albaniplatz, Göttingen, Kurze Straße 4

 

291. I. D.: Bahnhofsgaststätten, Göttingen, Bahnhof, Tel. 3539 und 3675

 

714. I. D. und 114. Jäg.-Div.: Theaterkeller Göttingen, Theaterplatz, Tel. 3052

 

1.     Kav.-Brig., 1. Kav.-Div., 224. Pz.-Div., Kav.-Regt. 3: Rohns, Göttingen, Tel 3372

1.     Minensuchflottille V. Marine-Artillerie-Abt.: Gasthaus zum Anger, Göttingen, Angerstraße 3 b, Tel. 5393

Flieger-, Flak-, Luftnachr.-Einheiten des Luftgaukdo. I: Alte Krone, Göttingen, Weender Straße 13 – 15, Tel. 3740

 

Flak-Sturm-Regt. 3, Wicker Kreis: Zur Eisenbahn, Göttingen, Groner Landstraße 9, Tel 2647

 

Seite 6   Ordensland-Preußenland. General a. D. Hoßbach eröffnete die Ausstellung zum Soldatentreffen.

Foto: Soldaten-Kameraden. Aufnahme: H. Schröter

Es war ein glücklicher Gedanke des Leiters des Vorbereitungsausschusses, des eigentlichen Initiators des großen Treffens niedersächsischer und ostpreußischer ehemaliger Soldaten, des Generals der Inf. a. D. Friedrich Hoßbach, dass er die Anregung gab, anlässlich des Treffens eine Ausstellung von Erinnerungsstücken aus der Geschichte der ostpreußischen Regimenter, des 2. Kurhess. Inf.-Regts. 82 (später Inf. bzw. Gren.-Regt. 82), des Kav.-Regts. 3 und der Truppenteile der niedersächsischen 31. Inf.-Division zu erstellen. Die Ausstellung zeigt, wie Ost und West in enger Waffenbrüderschaft durch die Jahrhunderte zusammenstanden, und das Gedenken am Erinnerungsmal im Rosengarten Göttingen hat diesen Zusammenhalt im Gedenken an unsere Gefallenen aufs engste besiegelt.

 

Zur Leitung der Ausstellung erklärte sich Studienrat i. R. Matthiszik, ein Ostpreuße, freudig bereit, dem sich zwei alte 82-er, Oberst a. D. Engelbrecht und Major a. D. und Oberlandwirtschaftsrat i. R. Scheidemann hilfsbereit zur Seite stellten. Als Ausstellungsraum wurde die ehemalige Paulinerkirche vom Direktor der niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in entgegenkommender Weise zur Verfügung gestellt – ein geräumiger, ehrwürdiger Raum, dessen große gotische Fenster Licht und Sonne einstrahlen lassen. Es wurden eifrig Fäden gesucht, gefunden und schließlich zu einem bunten Netz zusammengezogen, das in seiner Vielfalt einen imposanten Überblick über Geschichte und Aufbau der Wehrmacht im Laufe der Jahrhunderte zeigt. Das städtische Museum in Göttingen und das hessische Landesmuseum in Kassel bergen wertvolle Erinnerungsstücke, die bereitwillig geliehen wurden. In einem Aufruf wurde an Sammler und Besitzer von Dokumenten und Erinnerungsstücken aus der älteren und jüngeren Geschichte der an dem Göttinger Treffen beteiligten Truppen die Bitte gerichtet, die im Privatbesitz befindlichen Andenken herzugeben. Der Appell fand freudigen Widerhall: der Gedanke wurde zur Wirklichkeit. Rührend war es, wie die Witwe Grzyk tränenden Auges das, was ihr von ihrem getreuen Mann, dem 31-er-Pionier, als Erinnerung geblieben, brachte: neben anderem die zerschossene Uhr und zerfetzte Bilder der Familie, durch die ihn die Todeskugel traf, und dann erschien Großmutter Spörhase leuchtenden Gesichts mit dem Reservebild der 8. Komp. I.-R. 82 vom Jahre 1895, auf dem sie ihren Mann mit dem schwarz-weiß bebänderten Reservestock, der schief sitzenden Mütze freudestrahlend zeigte: „Wer treu gedient hat seine Zeit, dem sei ein volles Glas geweiht, drum Brüder stoßt die Gläser an, es lebe, der Reservemann!"

 

In unendlicher Kleinarbeit entstand nun die Ausstellung, die sich in ihrer Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit wohl sehen lassen kann. Auch die Ostpreußenschau wurde gewonnen. Die Ausstellung gliedert sich in verschiedene Unterabteilungen: 1. Die Ostpreußenschau der Landsmannschaft Ostpreußen; 2. Erinnerungsstücke der Regimenter Niedersachsens; 3. Warenkundliche Modelle vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert (gebaut von Oberregierungsrat a. D. Dr. Gindler); 4. Ausstellung der Sammlergruppe kulturhistorischer Zinnfiguren, Göttingen; 5. Ausstellung der Marine und Luftwaffe; 6. Wertvolle Erinnerungsstücke im Familienbesitz und 7. Dankenswerterweise hat sich der Volksbund deutscher Kriegsgräber-Fürsorge mit einer Sonderausstellung beteiligt.

 

Die Ostpreußenschau beginnt mit Bildern der Besiedlung des Ostgebietes durch Prussen und baltische Völkerfamilien, sie zeigt ein Modell der Burganlage bei Marienwerder, Ansiedlung deutscher Bauern im 13. und 14. Jahrhundert, deutsche Bauerndörfer, Sicherung des Staates durch den deutschen Ritterorden mit mehr als 200 Burgen, den Sitz des Hochmeisters seit 1309; den wuchtigen Bau der Marienburg durch ein imposantes Modell, Backsteinbaukunst in Kirchen, Burgen und Bürgerbauten, übergehend auf die neuere Zeit wird an statistischen Aufzeichnungen erläutert, wie das Preußenland seit 1880 einen wesentlichen Teil der Arbeitskräfte für das westdeutsche Industriegebiet stellt, und wie es die Ernährung des deutschen Volkes als landwirtschaftliches Überschussgebiet sichert und wie es selbst zahlreiche Industriezweige aufweist: neben Nahrungsmittelindustrie, Holz-, Eisen-, Bernsteinindustrie. Dabei beweisen Ostpreußen und Danzig mit zahlreichen Kulturstätten eine enge Bindung an das deutsche und europäische Geistesleben — trotz Abschnürung vom Mutterlande. Zum Schluss werden die großen Söhne des Preußenlandes dem Beschauer vor Augen geführt. Neben der großen Schau sind viele Einzelstücke zusammengetragen, darunter aus einem Kinderbilderbuch der Einfall der Russen in Ostpreußen 1914, sowie Bilder vom Todesweg über das Frische Haff 1945.

 

Aus Niedersachsens Erinnerungsstücken seien aus der großen Fülle angeführt: Vom Inf.-Regt. 82, das seit 1866 fast ausschließlich in Göttingen in Garnison stand, dessen Stammregimenter aber in Kurhessen in Krieg und Frieden lagen, werden zunächst Tafeln gezeigt: die Stammlisten des Regiments von 1687 bis zum Beginn des 2. Weltkrieges, sowie Tafeln der Schlachten, Gefechte und Belagerungen dieser Zeit. Am Eingang der Ausstellung leuchten dem Besucher das große türkische Prachtzelt mit Beutestücken entgegen, die im Türkenkriege 1717 vom Stammregiment des I.-R. 82 dem „Prinz Maximilians Regiment-lnfanterie" unter Prinz Eugen von Savoyen bei der Eroberung von Belgrad erbeutet wurden. Weiter sieht man eine Bilderserie sämtlicher Kommandeure des l.-R. 82 von 1866 bis 1945, darunter der Kriegskommandeure: ein Ölbild des Oberst Ferdinand von Borries, der 1870 bei Wörth an der Spitze des 2. Kurhess. Inf.-Regts. Nr. 82 gefallen ist; ein Foto des Oberst von Schmidt, welcher während des ganzen 1. Weltkrieges das Regiment auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen führte und heute als 84-jähriger in Göttingen lebt; dann ein Bild des Generals der Inf. Hoßbach, der im Regt. 82 groß geworden, in der Reichswehr die Traditionskompagnie des 2. Kurhess. Inf.-Regts. und als Oberst das Regiment im 2. Weltkrieg führte. Weiter je ein Ölgemälde des Chefs des 2. Kurhess Inf.-Regts. 82, Landgraf Wilhelm von Hessen — dem Regiment vom Kaiser geschenkt, und des Kommandeurs des Regts. Kurprinz, Oberst J. K. v. Fließ (1814 bis 1816). Einen hervorragenden Platz in der Ausstellung nehmen die beiden großen Ölgemälde des Malers Th. Rocholl aus der Schlacht bei Wörth ein, die einstmals das Offizierskasino des Regiments in der Bürgerstraße schmückten: die Eroberung von 5 Mitrailleusen durch das III. Bataillon des Regiments und der Kampf um die Fahne des II. Bataillons. Von Kriegs- und Friedenszeiten zeugt eine große Zahl von Bildern und Erinnerungsstücken. Mancher ehemalige 82-er wird mit großem Interesse die Abbildungen von der 100-Jahrfeier im Jahre 1913 betrachten, zu der mehr als 12 000 ehemalige Angehörige des Regiments zusammengekommen waren und in echter soldatischer Kameradschaft schöne Tage der Erinnerung verlebten.

 

Hervorragt das in Holz geschnitzte Denkmal des ehem. Inf.-Regts. 82, das bisher am 82-Platz stand, aus verkehrstechnischen Gründen aber verlegt werden musste. Es war ein Ausdruck kameradschaftlicher Verbundenheit, als aus den Kreisen ehemaliger 82-er die Anregung kam, mit diesem, ihrem Denkmal in neuer Umrahmung nunmehr gelegentlich des großen Soldatentreffens den Gefallenen der ostpreußischen Heeres-, Marine- und Luftwaffenverbände und der niedersächsischen Truppenteile eine gemeinsame Gedächtnisstätte hier in Göttingen im Rosengarten zu errichten. So soll, wie es in der im Denkmal eingemauerten Urkunde heißt: „Die Gedächtnisstätte für ostpreußische und niedersächsische Gefallene für Deutschland im Kriege, an die Schicksalsverbundenheit von Ost- und Westdeutschland und zugleich der Mahnung für die Zukunft zu innerer Einigkeit als Voraussetzung zu äußerer Einheit dienen."

 

Das Jäger-Batl.10 zeigt die Entwicklung der Jäger-Uniformen und Ausrüstung von den Kämpfen um Gibraltar an bis in den 2. Weltkrieg und in zahlreichen Alben Erinnerungen an Krieg und Frieden.

 

Die Marine ist durch eine große Zahl von Schiffsmodellen, Bildern von Seeschlachten aus vergangenen und neueren Zeiten vertreten, auch mit Tafeln vom inneren Dienst: Praktische Seemannschaft: Fertigung von Knoten, Stegen und Spleißen. Im Hintergrunde des Kirchenschiffes stehen unter Glas, von Oberregierungsrat a. D. Dr. Gindler kunstvoll gefertigt, die Modelle des Kolumbusschiffes „Santa Maria" und der Fregatte „Nelson“.

 

Die Luftwaffe zeigt Aufnahmen von besonders markanten Kriegsschauplätzen, sowie Modelle von Abwehrgeschützen. Abgeteilt steht ein Sandkasten-Modell des Forts Eben Emael, an dem die Fallschirm-Pioniere Rommels den Angriff auf das Fort vorgeübt haben.

 

Ein besonders wertvolles Stück der Ausstellung folgt dann: die Totenmaske Scharnhorsts, im Besitz des Generals Hoßbach.

 

Anschließend sieht der Beschauer ausgelegt den Degen, Gehänge und Stulpenhandschuhe des französischen Marschalls Tallard, welcher 1704 im spanischen Erbfolgekriege bei Höchstädt vom Regiment von Hanstein, der Stammtruppe des Inf.-Regts. 82 gefangen genommen wurde, weiter den Ehrendegen des Oberstleutnants Dieterich, der ihm bei der Jahrhundertfeier für seine Verdienste um die Erstellung der Regimentsgeschichte verliehen wurde, die Bilder einstiger Heerführer v. Mackensen, Erbprinz von Meiningen und Herzog Albrecht von Württemberg, von Divisions- und Korps-Kommandeuren, überstrahlt von einem großen Ölbild des Generalfeldmarschalls von Hindenburg.

 

In einer großen Bilderreihe werden Abbildungen von Uniformen aller preußischen Regimenter vorgeführt, darunter für uns von besonderem Interesse die Bilder von allen Truppenteilen, die hier in Göttingen in Garnison gelegen haben. Weiter in zahlreichen Vitrinen Bilder und Modelle aus den beiden Weltkriegen, Infanterie, Artillerie, Panzerwaffe.

 

Die Sammlung des Oberregierungsrates a. D. Gindler wird bei den Besuchern Staunen und Bewunderung erregen. Er hat in mühevoller handwerklicher Kleinarbeit eine Unzahl von

Stücken selbst gefertigt. Er zeigt waffenkundliche Studien über die Rüstung des Mittelalters, die Entwicklung des Panzers vom römischen Legionär bis zum Küraß des 17. Jahrhunderts, viele mittelalterliche Helme, Turnierreiter in voller Ausrüstung, ferner die Entwicklung des Geschützwesens von dem Altertum an, die Faule Grete", Falkone, Mörser und Feldschlangen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Weiter in einer Sonderabteilung einen Teil der Miniaturnachbildung von Waffen — eine Erinnerung an eine im Osten verloren gegangene wertvolle Waffensammlung: die Entwicklung des Gewehrs von den ersten Anfängen an über Zündnadelgewehre bis zum Gewehr 98. Jedes einzelne Stück ist ein Kunstwerk, man kann bei den nur ca. 20 cm langen Modellen die Gewehrschlösser herausnehmen, Seitengewehre aufpflanzen. Zu den Gewehren gesellt sich die Entwicklung der Seitengewehre und Säbel aller Waffengattungen, kurz, ein Fülle von sehenswerten, wertvollen Einzelstücken, die in der Gesamtheit einen Überblick über die Entwicklung der Waffen ergeben. Eine große Sammlung von Dienstvorschriften aller Waffengattungen, beginnend mit dem 17. Jahrhundert, vervollständigt diese reichhaltige Ausstellung.

 

Großes Interesse bei Jung und Alt erregen die Zinnfiguren der Sammelgruppe kulturhistorischer Zinnfiguren, Göttingen, die peinlich den Vorschriften entsprechend aufgestellt Soldaten von der Ritterzeit über die Freiheitskriege, von 1870 bis zum 1. Weltkrieg zeigen. Das 1. Garde-Regt, zu Fuß paradiert mit anderen Garde-Regimentern vor dem Potsdamer Stadtschloss.

 

Von Einzelstücken im Familienbesitz sind zu erwähnen: die Sammlung Auffenberg: Bilder seiner Panzerjäger-Abteilung auf dem östlichen Kriegsschauplatz; ferner hat Oberst a. D. v. Jena eine Reihe Bilder zur Verfügung gestellt: die Reiterschlacht von Mars-la-Tour, 1. Garde-Dragoner und Garde-Husar in der Attacke und eine Aufnahme, die den Moment zeigt, als sein Großvater als Gouverneur von Straßburg dem Kaiser seine sechs in der Armee stehenden Söhne gelegentlich eines Manövers 1897 vorstellt.

 

Die in einem Sonderraum erstellte Ausstellung des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge enthält: Bilder deutscher Soldatengräber vom Eismeer bis nach Nordafrika, vom Atlantik bis Stalingrad (Kartenskizze), Briefe aus aller Welt. Die übernationalen Verbindungsstellen des Volksbundes (Schautafel). — Kriegsgefangene lieferten erste Unterlagen (Erfassungslisten aus Gefangenenlagern). — Die Identifizierung Gefallener (Erkennungsmarken, Soldbuch-, Brief- und andere Papierreste). — Ohne Pflege gebliebene Soldatengräber und Ehrenfriedhöfe im Ausland (Fotos). — Achtung der Völker vor dem Soldatentod — Ehrung deutscher Gefangener und ihrer Angehörigen (Fotos). — Rettung des Einzelgrabes — Schaffung gemeinsamer Ehrenstätten (Modelle der Ehrenstätten von Donsbrüggen, Nürnberg und Gleishorbach) — Künstlerische Gestaltung — Deutsche Werkarbeit (Gittermuster aus Eisen, Schriftplatten u. ä.). Einige vom Volksbund ausgebaute Ehrenstätten (Großfotos). Der Volksbund hat das Bestreben, dass es ihm gelingt, neben der Gräberfürsorge in Verbindung mit dem in allen Versammlungsstätten der Truppenteile befindlichen Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes für Vermisste zur Klärung von Vermisstenschicksalen beizutragen.

 

So bietet die Ausstellung in der Paulinerkirche in ihrer Vielfalt großer, kleiner, wertvoller Erinnerungsstücke dem Besucher einen Überblick über das unendlich große Gebiet der Entwicklung der Wehrmacht, die gleichzeitig eng verbunden damit die Erinnerung an das Erlebte in dem großen Geschehen der Geschichte lebendig werden lässt.

Otto Scheidemann.

 

Seite 6   Heimat- und Familienforscher. Adolf Gronau wird am 23. September 1953, 85 Jahre alt.

Foto: Adolf Gronau

Adolf Gronau konnte so wie Luther auch von sich sagen: „Meine Vorfahren sind rechte Bauern gewest." Darum fühlte er sich sein Leben lang mit der heimatlichen Scholle in besonderem Maße verbunden und suchte ihr sein reiches Wissen dienstbar zu machen. — Sein Geburtsort Legehnen lag in der südwestlichen Ecke Samlands, in einem Kranz historischer Stätten, Tenkitten mit seinem Adalbertskreuz und den Ruinen der ersten christlichen Kirche in Pr. und die durch Heinrich v. Plauen geweihte Burg Lochstädt. So schien ihm die Natur schon im Voraus seinen Weg als Heimatforscher bestimmt zu haben, und der Lehrerberuf war für ihn das Gegebene. Er besuchte das Lehrerseminar Pr. Eylau, blieb aber stets seiner samländischen Heimat treu und wirkte segensreich in Rothenen, wo er seinem über alles geliebten Seestrand nahe war, dann in dem durch Simon Dach bekannten Knikeim und in Conradswalde. Als Ruhesitz wählte er 1932 Königsberg, und seine ungewöhnlichen Körperkräfte und seine eiserne Gesundheit gestatteten es ihm, in dem verschwiegenen Tal des Kupfergrabens in mühsamer Arbeit ein Gartenidyll zu schaffen, in welchem er ungestört in rastloser Archivarbeit 13 samländische Dorfchroniken schrieb, sowie in amtlichen Antrag für den Landkreis Königsberg. Viele Jahre leitete er als 1. Vorsitzender den Landlehrerverein Königsberg. Sein Lieblingsgebiet war nächst der Botanik die Geologie, bei welcher er durch Oberstudienrat-Direktor Postelmann die förderlichsten Anregungen erhielt, so dass es ihm gelang, ein brauchbares Anschauungsmittel für Volksschulunterricht zu schaffen: Holzkästen mit den 20 wichtigsten Gesteinstypen und der erklärenden Beischrift: „Steine der Heimat". Bereits in jüngeren Jahren schuf er ein etwa 1 qm großes Relief des Samlandes, das wochenlang im Schaufenster bei Gräfe & Unzer ausgestellt und auch von der Regierung Königsberg honoriert wurde. Noch heute ist er, trotz seines hohen Alters einer der eifrigsten Mitarbeiter Dr. habil. Riemanns, der das Erbe Prof. Ziesemers an dem Pr. Wörterbuch übernommen hat, weil er das als Dienst an der teuren ostpreußischen Heimat ansieht. — Das Fest der Goldenen Hochzeit hat Adolf Gronau bereits mit seiner ebenso rüstigen Gattin gefeiert, als er noch in dem österreichischen Bludeng, nahe der Schweizer Grenze wohnte. Heute lebt das Ehepaar, nachdem es oft sehr schwere Sorgen durchlebt hat, seit etwa 2 Jahren sorgenfrei in dem schönen Heim St. Martin in Füssen-Allgäu. Möge Ihnen noch recht lange ein weiterer glücklicher Lebensabend beschieden sein.

Heinrich Lenz

 

Seite 6   Die ostpreußische 24. Panzer-Division

früher 1. Kavallerie-Division, begeht ihr zweites Nachkriegstreffen am 3. u. 4. Oktober in Celle. Die Teilnehmer sollen bereits im Laufe des 03.10. eintreffen und werden am Bahnhof (Zigarrenstand) und in der Gaststätte „Städtische Union" eingewiesen. Quartiere durch den Verkehrsverein Celle. Für die Organisation der Gemeinschaftsfahrten sorgen: Raum Schleswig-Holstein: A. K. Rohde, Hörst bei Rieseby, Kreis Eckernförde; Hamburg-Lüneburg: Willy Naujoks, Hamburg 39, Greyphiusstraße 12; Rheinland (Bonn-Köln-Düsseldorf): Herm. Blume, Neuß a. Rh., Obertorweg 56; Frankfurt und Hessen und für alle, die günstig zur Autobahn Frankfurt-Kassel-Göttingen-Northeim liegen: Freiherr Wilhelm v. Metternich, Frankfurt a. M, Georg-Speyer-Straße 21; Raum Aurich-Rheine-Osnabrück-Münster: Freiherr von Langermann, Frenzwegen bei Nordhorn, Grafschaft Bentheim. Meldungen bis spätestens 31. August 1953. Teilnehmer aus den Gebieten Bayern-Württemberg-Baden sowie aus Bremen-Oldenburg sollen sich umgehend bei H. R. Klippert, Sandershausen bei Kassel, Hugo-Preuß-Straße 32, melden. Um 19.30 Uhr beginnt der offizielle Teil im Großen Festsaal mit der Begrüßung, anschließend Kranzniederlegung am Ehrenmal und Großer Zapfenstreich vor dem Rathaus.

 

Seite 8   Beiderseits der Rollbahn

7 Fotos. Aufn.: H. Schröter u. EFU

 

Überall, wo deutsche Soldaten in schweren Kämpfen, ihren Mann standen, erfüllten auch unsere ostpreußischen Soldaten ihre Pflicht. Sie waren dabei, wenn die großen Kesselschlachten im Osten geschlagen wurden, sie waren dabei, wenn der deutsche Soldat vor Leningrad und Moskau kämpfte, sie erlebten den erbarmungslosen russischen Winter mit seinen peitschenden Schneestürmen und seiner tödlichen Kälte. Sie waren Zeuge der gnadenlosen Hölle von Stalingrad, sie erlebten die Invasion und den deutschen Rückzug aus dem Osten, die Kämpfe von Königsberg bis Breslau mit der Evakuierung und die Flucht der schwergeprüften Bevölkerung. Unerhörte Blutopfer haben unsere ostpreußischen Divisionen an allen Fronten bringen müssen. Ihnen allen gilt unsere Achtung und unser Dank für treue Pflichterfüllung!

Unsere Aufnahmen vermitteln einen kleinen Ausschnitt von den schweren Kämpfen.

 

Seite 9   Kampf und Ende der „Elche“

Skizze: Die Katastrophe im Januar 1945. Der Zusammenbruch der Ostfront im Januar 1945.

Aus der Geschichte der 291. Infanterie-Division von Professor Dr. W. Conze

In diesen Tagen ist im Verlag Hans Henning Podzun, Bad Nauheim, die „Geschichte der 291. Infanterie-Division“, die von Prof. Dr. W. Conze bearbeitet wurde, erschienen. Die mit 21 Skizzen versehene Schrift umfasst 116 Seiten (Preis 5,80 DM), berichtet ausführlich über den Einsatz der Elchdivision im Westen und Osten und gibt Aufschluss über ihren Untergang. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages setzen wir unsere Veröffentlichungen aus der Geschichte der ostpreußischen Divisionen mit Auszügen aus dieser Schrift fort.

 

Aufstellung in Arys

Monatelang dauerte schon der Krieg. Der Polenfeldzug lag weit hinter uns. Im Westen wurde noch immer der „Sitzkrieg" an Westwall und Maginotlinie geführt. Im hohen Norden hielten die tapferen Finnen dem russischen Ansturm auf die Mannerheimerlinie noch stand. Ein ungewöhnlich harter Spätwinter mit scharfem Frost und immer neuen Schneemassen lag über Ostpreußen. Das war die Zeit, als die 291. Infanterie-Division auf dem Truppenplatz Arys in Masuren aufgestellt wurde. Der 6. Februar 1940 war ihr Gründungstag.

 

Als Division achter Welle erhielt sie starke, in Polen kampferprobte Stämme aus den drei aktiven ostpreußischen Divisionen, der 1., 11. und 21., dazu von der im August 1939 aus den gleichen Verbänden aufgestellten 61. Infanterie-Division. Zwei Drittel der Division kamen aus Abgaben dieser Divisionen des Feldheeres, nur ein Drittel war von den Ersatztruppen neu zugewiesen worden. Die Männer der Division waren vorwiegend Ostpreußen, Westfalen und Rheinländer. Ihre Verbindung bewährte sich wie bei den übrigen ostpreußischen Verbänden vortrefflich und blieb im Grunde während des ganzen Krieges bestehen, wenn auch später durch Ersatz auch aus anderen deutschen Landschaften sich dies Bild verwischte. Unter dem Befehl von Generalmajor Herzog, der die Division bis zum Juni 1942 führte, dann Kommandierender General eines Armeekorps wurde und 1949 nach Verurteilung zu 25 Jahren Zwangsarbeit in bolschewistischer Gefangenschaft gestorben ist, wurde die Aufstellung im Februar und März unter recht schwierigen Bedingungen durchgeführt. Der Winter lähmte alle Bewegung, die Straßen waren meist unbefahrbar, die Straße nach Königsberg wurde erst am 3. April frei; die Eisenbahn brauchte zum Freischaufeln der Strecke häufig Kommandos bis zu 300 Mann. Die Verpflegung war mäßig, da infolge des Frostes keine Kartoffeln geliefert werden konnten. Und da zudem Lager und Stadt Arys kaum besondere Anziehungspunkte in der dienstfreien Zeit boten, war es ein durchaus „kriegsmäßiger" Beginn für die jungen Truppenteile, die in diesen harten Wochen zu „Einheiten" zusammenwuchsen.

 

Die Division gliederte sich in die drei Infanterie-Regimenter 504 (Oberst Hippler), 505 (Oberstleutnant Lohmeyer) und 506 (Oberstleutnant Gurran) zu je drei Bataillonen, einer 13. (Inf. Gesch.) und einer 14. (Panzerjäger-)Kompanie, ferner das Artillerieregiment 291 (Oberst Ruff) mit drei Abteilungen IFH 18 und einer schweren Abteilung der tschechischen 15-cm-Haubitzen, die erst nach dem Westfeldzug durch sFH 18 ersetzt wurden. Dazu kamen teilmotorisiert das Pionier-Bataillon 291, die Nachrichten-Abteilung 291 und die Panzerjäger-Abteilung, in der die Radfahrschwadron einen Ersatz für die fehlende Aufklärungsabteilung bieten sollte, ferner die Kolonnen des Div. Nachschubführers, die Sanitäts- und Veterinär-Einheiten.

 

Seit Anfang April 1940 schmolz der Schnee, und die Frühlingssonne trocknete schnell den Übungsplatz. So konnte die Ausbildung endlich ungehemmter erfolgreich fortgeführt werden, bis am 26./27. April die erste Übung im Divisionsverband stattfand, nachdem wenige Tage zuvor gemeldet worden war: „Die Division ist am 1. Mai einsatzbereit." Zwar lag sie am 10. Mai, als der deutsche Angriff auf Holland und Belgien begann, noch immer in Arys, und das Tempo der ersten Tage des dritten Blitzfeldzuges ließ viele Soldaten der Division daran zweifeln, ob der Truppenübungsplatz noch rechtzeitig mit dem Schlachtfeld würde vertauscht werden können. Doch wurde die Division am 10 Mai als OKH-Reserve dem Feldheer eingefügt, und am 17. Mai traf der Befehl zum Abtransport in den Raum nördlich Aachen ein. Der Divisions-Kommandeur gab der Truppe bekannt, dass die Division mit ihrem Einsatz an entscheidender Stelle in Frankreich rechnen könne.

 

In Osten

Die Grenze des alten Ordenslandes war erreicht Von der hohen Hermannsfeste ging der Blick weit in das flache, waldige Land im Osten in dem eine andere Welt begann. Estland mit seinen blau-schwarz-weißen Fahnen und den fröhlich offenen Menschen, die den Abzug der Bolschewiken aus tiefem Herzen als Befreiung empfunden hatten, blieb zurück; das eigentliche Russland, fremd und unbekannt, lag vor den Soldaten der Elchdivision. Der Sommer ging zu Ende. Wann würde das Ziel Leningrad erreicht sein? Würde dann das erwartete glückliche Ende des Krieges herannahen? Doch es war wenig Zeit, solchen Betrachtungen nachzuhängen. Der Brückenkopf vor Narwa wurde erweitert, das Waldgelände bis zur Luga gesäubert, und am Mittag des 22. August überquerte das II./506 die Luga und nahm Jurkino. Dort wurde die Verbindung mit dem I. R. 1 (1. I. D.) hergestellt, das am gleichen Tage von Jamburg aus rechts der Luga vorgegangen war. Mit Narwa und Jamburg war ein wichtiger Abschnitt für die „Elche" erreicht. Viel war geleistet worden, groß waren die Erfolge. Aber schon jetzt waren die Lücken erheblich, die Tod und Verwundung gerissen hatten. Die Kompanien schmolzen zusammen. Noch immer waren es jedoch die alten Stämme, und ungebrochen und unverdrossen nahmen sie ihre „verdammte Pflicht und Schuldigkeit“ auf sich, den zweiten noch schwereren Teil des Weges auf Leningrag zu beginnen.

 

Landschaft und Menschen waren anders, unheimlich anders. Dichte, ausgedehnte Wälder und fast menschenleere Dörfer nahmen uns auf, aus denen die arbeitsfähigen und die Kinder samt Vieh evakuiert worden waren und alte Männer und Frauen den deutschen Soldaten mit Tränen zu Füßen fielen mit der Bitte: „Rettet uns!“ Die Häuser waren meist zerstört. Der Herbst kam heran. Die Nächte wurden kalt, Regentage wurden häufig. Der Kampf wurde härter und grimmiger. Äußerlich gesehen setzte sich das Gewohnte fort. Die Division kämpfte sich mit zwei Regimentern – seit dem 5. September auch wieder mit dem nachgeführten I. R. 504 – gegen den zäh hinhaltenden Gegner von einem Angriffsziel zum andern bis zum äußeren Befestigungsgürtel von Leningrad voran. Weder gelang es den Russen, den Angriffsschwung der Elchdivision und ihrer Nachbarn, der 1., 58. und 93. I. D. aufzuhalten, noch war für die deutschen Truppen, die zahlen- und materialmäßig unterlegen waren, eine andere Taktik möglich, als den Gegner Schritt für Schritt zurückzudrängen, ohne ihn entscheidend schlagen zu können. Schnelle Bewegung mit Panzern, Umfassungs- und Vernichtungsschlachten blieben den materialarmen, bespannten Divisionen des linken Flügels der Heeresgruppe Nord unbekannt. Umso höhere Anforderungen stellte dies Vorgehen, das sich nicht zur großen Schlacht steigerte, in dem aber jeder Ruck nach vor ertrotzt werden musste und jeder Tag seine Opfer forderte, die nicht ersetzt wurden. So ging es Tag für Tag, vom 23. August, als die Regimenter 506 und 505 von der Luga aus in den Wald hinein auf Michajlowka und Krikkowo angegriffen hatten, bis zum 9. September, als die Division vor dem Befestigungsring bei Ropscha lag, nachdem I. R. 504 die überragende Höhe 134 bei Michajlowskaja erstürmt hatte, von der aus zum ersten Mal der Blick aufs Meer und nach Leningrad offen lag. In den riesigen Sumpfwäldern zwischen der Luga und Pillowo hatte es begonnen, wo in mühsamen Waldkämpfen ohne Artilleriebeobachtung, besonders am Gluchaja- und Tararaikabach, der Weg freigekämpft wurde; der Sturm auf die Höhen von Kotly und endlose Einzelkämpfe schlossen sich an, häufig erschwert infolge der z. T. ungedeckten nördlichen Flanke, zuerst durch Wälder und dann durch zunehmend frei werdendes, dicht besiedeltes, welliges Gelände. Gespenstisch ragten die stehen gebliebenen Schornsteine aus den in Asche zerfallenen Holzhäusern heraus. Sie waren in den teilweise noch finnisch sprechenden Dörfern Ingermannlands oft groß und sauber und wiesen Schnitzwerk edler Volkskunst auf.

 

Die Kämpfe vor Leningrad erreichten ihren Höhepunkt, als die Division am 9. und 10 September vor den starken Feldbefestigungen zwischen Wyssozkoje und Ropscha unter starker Abwehr durch Artillerie, Panzer und Tiefflieger liegen blieb, bis der entscheidende Einbruch in die Bunkerlinie durch die 1. I. D. rechts und die Elchdivision (I. R. 505) am 11. September gelang. Das Regiment knackte an diesem Tage 155 Bunker, z. T. aus Beton und Stahl mit eingebauten Geschützen und brachte über 500 Gefangene ein. Statt nun aber die Richtung auf Leningrad beizubehalten, musste die Division in den folgenden Tagen eine Schwenkung zuerst nach Norden, dann nach Nordwesten vollziehen. Hitler hatte befohlen, dass Leningrad nicht erobert, sondern eingeschlossen werden sollte. Daraus ergab sich die neue Angriffsrichtung. Die 291. I. D. erhielt den Befehl, gemeinsam mit der 1. und 254. I. D. nach rückwärts zu schwenken, um die starken feindlichen Kräfte, die nördlich des Vormarschweges stehen geblieben waren und immer wieder die Flanke gefährdet hatten, anzugreifen und zu vernichten. Wenn freilich überhaupt eine Hoffnung noch bestanden hatte, eine solche Absicht verwirklichen zu können, so musste sie sehr schnell aufgegeben werden. Denn nun zeigte es sich, dass die seit dem 22. Juni ununterbrochen im Einsatz gewesenen Infanterieregimenter — ähnlich wie auch beim rechten Nachbarn, der 1. I. D. — am Ende ihrer Kraft waren. Mit Kompanien, die weit unter Zugstärke, ja bis zur Stärke einer Gruppe abgesunken waren und deren letzte Kämpfer das Maß dessen, was die Kräfte hergaben, erreicht oder überschritten hatten, waren weite Angriffsoperationen nicht mehr durchzuführen. Die Truppe brauchte Ruhe, Ablösung, Ersatz. Sie durfte mit Recht darauf hoffen, nachdem so große Leistungen mit so hohen Blutopfern bezahlt worden waren. Noch konnte sie nicht ahnen, dass diese Erwartung trügerisch war, weil nach dem Ausbluten der deutschen Infanterie des Jahres 1941 Stalin mit seinen zurückgehaltenen, zum Winterkrieg ausgerüsteten Reserven alsbald zur Gegenoffensive ausholen sollte, die jedes Herauslösen aus der Front unmöglich machte.

 

Kampf um Korosten

Bei Korosten platzten am 15. November 1943 in völlig verworrener Lage Deutsche und Russen aufeinander Unter den Trossen, die die Stadt belegt hatten, brach eine Panik aus. Sie überließen den Russen die Stadt, und die 226. russische Schützen-Division setzte sich in Korosten fest. Korpsgruppe C und die 291. I. D. bildeten — rechts und links ohne Anlehnung — eine Verteidigungslinie im Halbkreis um die Stadt, klärten nach Norden und Süden auf und gewannen als Versorgungsbasis die Stadt Swiahel, zu der die Straße freilich durch Partisanengebiete führte, so dass zusätzlich auch durch die Luft versorgt wurde. Nach Norden blieb eine offene, von der Roten Armee noch nicht massiert durchschrittene, sondern nur als Verbindung zu den Partisanen benutzte Lücke von 150 km, während nach Süden eine spürbare Entlastung durch den erfolgreichen Angriff deutscher Panzerverbände auf Shitomir hergestellt wurde. In dieser Lage entschloss sich Gen. v. d. Chevallerie zu dem kühnen Unternehmen  eines Angriffs auf Korosten, der den Feind völlig überraschte. Am 24. November traten die Korpsgruppe C im Norden und die „Elche" im Süden nach starker Artillerievorbereitung mit Unterstützung von Sturmgeschützen zum Angriff an und schlossen in wenigen Stunden in schwungvollem Vorgehen die Stadt ein. Die Überraschung des Feindes war gut ausgenutzt worden; die reichlich munitionierte Artillerie hatte in dem gefrorenen Boden verheerend gewirkt; eine große Zahl feindlicher 7,6-cm-Pak blieb teils beschädigt, teils unversehrt, von der Bedienung verlassen, stehen. Anschließend mussten Entlastungsangriffe von außen und Ausbruchsversuche aus dem Innern der eingeschlossenen Stadt abgewehrt und diese selbst im Häuserkampf genommen werden. Die erste Aufgabe wurde vom G. R. 505 mit dem Schwerpunkt beim II. 505 offensiv durch den abendlichen Angriff auf ein Kolchos gelöst, in dem der Feind sich zum Gegenangriff gesammelt hatte. Nächtliche Gegenangriffe des Feindes wurden abgewiesen. Beim Kampf in der Stadt und dem Durchbruch zum Bahnhof am 25. November zeichnete sich vor allem das unter Führung von Major Andree stehende verstärkte I./504 aus. In dreitägigem Kampf wurde die Masse der feindlichen Division in Korosten vernichtet. Vergeblich hatte ihr Kommandeur, Oberst Petrenko, seine von der Division mitgehörten Funksprüche um Hilfe nach draußen gesandt. Teile des Gegners konnten zwar nach Norden entkommen, aber seine Niederlage war vollständig. Er ließ 1500 Tote und über 1200 Gefangene zurück. Die Beute, vor allem an Geschützen, war beträchtlich. Eine neu der Divison zugeführte Flakkompanie (9 Geschütze 3,7 cm auf Sfl, davon 2 Züge gepanzert) erlebte beim Kampf um Korosten die Feuertaufe. Sie sollte sich von nun an noch oft als „Divisionsfeuerwehr" bewähren.

 

Die Tage von Korosten bedeuteten viel für die Division. Der Angriff war plangemäß mit einer Exaktheit durchgeführt worden, die Führung und Truppe mit berechtigtem Stolz erfüllen durfte. Sollte man auf diesem Wege weitergehen? Sollte man sich nicht durch weitere Angriffe gegenüber einem Gegner Luft verschaffen, der zwar zahlenmäßig überlegen, aber keineswegs mit massierten Kräften auftrat und durch die Niederlage von Korosten unsicher geworden war? Korps und Division entschlossen sich zu diesem Weg, über den nachträglich wohl geurteilt werden darf, dass durch ihn eine Überspannung der bereits erheblich geschwächten Kampfkraft gefordert wurde.

 

Das Ende der 291. Infanterie-Division

Die Division, die beim Abschluss der Kämpfe um den Baranow-Brückenkopf am Eckpfeiler vorn an der Weichsel gestanden hatte, dort, wo die Front nach Norden umbog, wurde noch vor dem Einbruch des Winters etwas weiter nach Westen verschoben und bezog einen Abschnitt südlich Nowo Slupia in den südlichen Vorbergen der Lysa Gora ostwärts Kielce. Sie wurde gründlich aufgefrischt und erhielt Ersatz, der großenteils aus erst 18-jährigen Männern bestand. Wieder einmal wurde mit Hochdruck die übliche Arbeit an der Stellungsfront und im Ausbildungsdienst aufgenommen. Die Panzerjäger-Abteilung unter Hptm. Quaschnowitz wurde neu bewaffnet mit 1. Kompanie mot. 7,5 cm-Pak, 2. Kompanie mit 7,5 cm-Pak in Sturmgeschütz auf Fahrgestell Panzer IV, und 3. Kompanie mit 12 Geschützen 2 cm-Flak. Das bedeutete eine wesentliche Stärkung der Panzer- und Fliegerabwehr. Und da auch sonst die Materialausrüstung durchaus befriedigend war (mit Ausnahme der Knappheit an Brennstoff und zeitweiligen Mangels an Artillerie-Munition), so sahen die „Elche" trotz der bedenklichen allgemeinen Kriegslage mit Zuversicht der kommenden Entwicklung entgegen. Zum ersten Mal während des Ostfeldzuges konnte das Weihnachtsfest an ruhiger Front wirklich gefeiert werden; die Gedanken der alten Soldaten gingen zurück zum Grauen der Winterkämpfe in den Wolchowwäldern, zu den Erdlöchern bei Butitino und dem Verloren sein, südlich von Korosten.

 

Doch schon vollzog sich der feindliche Aufmarsch im Baranow-Brückenkopf mit einer gewaltigen Anhäufung von Panzern und artilleristischer Feuerkraft und dem letzten Aufgebot von Infanterie, verstärkt um die unbedenklich vereinnahmten Männer der ostmitteleuropäischen Beutevölker. Dieses Aufgebot, hinter dem im russischen Hinterland keine nennenswerten Reserven mehr standen, übertraf die deutsche Kampfstärke um ein Vielfaches. Im Baranow-Brückenkopf allein wurden außer 8 Panzerkorps etwa 60 Schützendivisionen und -brigaden geschätzt. Guderians Vorschlag, den vorspringenden Frontbogen zur Weichsel, in dem, die 291. I.-D. stand, in eine verkürzte Sehnenstellung zurückzunehmen, ehe der russische Großangriff die Abschnürung bringen würde, wurde von Hitler ebenso abgelehnt wie die Zuführung von gepanzerten Reserven, die bei den Offensiven an den Ardennen und in Ungarn verbraucht wurden.

 

Am 12. Januar 1945 brach die Hölle los. Der Abschnitt der 291. I.-D. lag außerhalb des russischen Hauptstoßes und konnte gehalten werden. Stattdessen erzielte der Gegner schon am ersten Tag westlich des Divisionsabschnitts einen tiefen Einbruch und stieß mit Panzern auf Kielce vor. Als diese am 15. Januar die Stadt erreichten, während die andere Stoßrichtung des Feindes bereits weit nach Westen in Richtung auf die schlesische Grenze Raum gewonnen hatte, begann die Division befehlsgemäß mit dem Absetzen nach Nordwesten. Auch östlich und nördlich des Divisionsabschnitts waren tiefe Einbrüche erfolgt. Durch Funkspruch gab das XXXXII. A.-K. am 16. Januar folgenden Befehl: „291. I.-D. sperrt (?) zunächst wie beabsichtigt und stößt in Verbindung mit 342. I.-D. über Ostrowiec auf Ruski-Brod vor. Verbindungsaufnahme mit Nickel." Der Kommandierende General des Korps. General Recknagel, hielt die Möglichkeit des Durchbruchs durch die sich vollziehende Einschließung an dieser Stelle noch für relativ günstig.

In den ersten Tagen gelang die Bewegung nach Nordwesten und Westen verhältnismäßig gut, da die Division, z. T. noch rechts und links angelehnt, sich in erfolgreichen Nachhutkämpfen geschlossen und planmäßig absetzten konnte. Doch das Bild änderte sich in Kürze. Die feindlichen Panzer, stets begleitet von aufgesessener Infanterie, verlegten den Weg nach Westen und schnitten die Division von ihrer Versorgung ab. So bildete sich ein Kessel, der infolge der dauernden Panzereinbrüche alsbald aufgespalten wurde.

 

Der wandernde „Igel" musste nach allen Seiten hin Front machen, ohne dass er noch mit Munition und Brennstoff versorgt wurde. Spätestens seit dem 20. Januar war die Funkverbindung mit dem Korps abgerissen, dessen letzter Funkspruch das Durchkämpfen als Geschlossene Kampfgruppe nach Westen befohlen hatte. Am 22. Januar überschritt die Division, in der Masse noch vereinigt, hinter dem an der Spitze vorgehenden Gren.-Rgt. 506 unter Oberst Conrad die Pilica. Am 23. Januar war die Lage für die Division als geschlossenen Verband endgültig aussichtslos geworden. Die Munition war fast zu Ende. Betriebsstoff fehlte völlig. Die Sturmgeschütze mussten gesprengt werden. Über das Schicksal der Batterien des Artillerie-Regiments fehlt jede Nachricht. Bis dahin waren etwa 500 Verwundete auf Fahrzeugen mitgeführt worden. Ihre Betreuung war nicht länger möglich, da kein Verbandszeug mehr vorhanden war. In dieser Lage fasste Generalmajor Finger den schwersten Entschluss seines Lebens: er gab dem Divisionsarzt, Oberstabsarzt Dr. Boldt, den Befehl, einen Arzt zu bestimmen, unter dessen Betreuung die Verwundeten zurückgelassen und den Russen übergeben werden sollten.

 

Die Parole Ilga Ehrenburgs

Dr. Boldt opferte sich selbst; denn bei der entfesselten Mordlust der Rotarmisten seit dieser nach Deutschland hineinführenden Offensive war es ein fast sicherer Weg in den Tod. In der Tat ist durch einen Augenzeugen, der sich tot gestellt hat und später in Gefangenschaft geriet, bezeugt worden, dass die Verwundeten niedergemetzelt wurden. Die wilden Mörder folgten der Parole Ilja Ehrenburgs, die im Januar 1945 in die Rote Armee hineingeworfen worden war: „Tötet! Tötet! Es gibt nichts, was an den Deutschen unschuldig ist, die Lebenden nicht und die Ungeborenen nicht!"

 

Der 23. Januar 1945 wurde der Todestag der Elchdivision. Alle Voraussetzungen zum geschlossenen Kampf, der zehn Tage lang getreu dem Geist, nach dem die „Elche" einst angetreten waren, aufgenommen und geführt worden war, waren entfallen. Zum Gren.-Rgt. 504 und dem Pionier-Bataillon 4/55 riss an diesem Tage die Verbindung ab. Generalmajor Finger und der erst seit kurzem bei der Division befindliche Ia. Oberstlt. Orlik, gaben die Weisung aus, sich in kleinen Kampfgruppen in allgemeiner Richtung auf Oberschlesien durchzuschlagen. Noch ehe der Divisionskommandeur die letzten Anordnungen treffen konnte, führte ein plötzlicher Panzerangriff zur Sprengung des letzten Zusammenhalts.

 

Die Nachrichten über das Schicksal der einzelnen Kampfgruppen, die infolge Erschöpfung bei der aufreibenden Jagd durch die winterlichen Wälder und infolge blutiger Verluste kleiner und kleiner wurden, sind sehr lückenhaft. Der Divisionskommandeur fiel bei Tschenstochau am 27. Januar bei einem Panzerüberfall auf seine kleine Kampfgruppe, die sich bis dahin hatte durchschlagen können. Bezeugt ist ferner, dass Major Börner (Ib) am 25. Januar in einem Waldgefecht gefallen ist und dass der Ia lebend in Gefangenschaft geriet. Der Adjutant des Füselier-Bataillons. Oblt. Kruspe, er reichte mit sechs Mann seines Bataillons die Oder und konnte als Erster Meldung über das Ende der 291. Division abgeben. Von etwas größeren Gruppen, die sich durchgeschlagen haben, liegen über diejenigen, die unter Führung von Hptm. Naujocks (Pz.-Jg.-Abt.) und Hptm. Burtscheidt (Adj. Gren.-Rgt. 505) am 10. Februar die deutsche Linie in Schlesien erreichte, Nachrichten vor. Insgesamt sollen knapp 1500 Angehörige der Division einzeln oder in Gruppen damals dem Verderben entronnen sein. Für jeden von ihnen waren diese Tage von Ende Januar bis Mitte Februar eine Zeit, in der es ganz persönlich um Tod und Leben ging. Die Geschichte der einst ruhmvollen Elchdivision, die sich ihres Endes nicht zu schämen braucht, verlor sich in tausend Einzelschicksale.

 

Die Mehrzahl der Geretteten wurde in der 6. Volksgrenadier-Division eingesetzt, die beim Waffenstillstand bei Lauban in Schlesien stand.

 

Seitdem haben sich die noch überlebenden alten „Elche", soweit sie aus der Gefangenschaft heimkehren konnten, jeder für sich und auf sich allein gestellt, in die harten Nachkriegsjahre hineinfinden müssen, die für die Ostpreußen unter ihnen nicht die Rückkehr in die Heimat, sondern das Elend des Vertriebenendaseins brachten. Die Mannestugenden, durch die die Elch-Division zusammenhielt, sind uns darum heute nötiger denn je. Wenn wir dies bedenken, dann ist die Geschichte der 291. Inf.-Div. für die alten „Elche" nicht ein Blatt schmerzlicher Erinnerung voller Bitterkeit, sondern Ansporn zur Bewährung unter neuen Bedingungen, in denen die Lebenden ihrer toten Kameraden sich würdig erweisen müssen.

 

Seite 10   Königsberger -  Kunstfreund – König. Eine Betrachtung zu dem Denkmal König Friedrich I.

König Friedrich I. wurde am 11.07.1657 in Königsberg Preußen geboren. Jeder alte Königsberger wird einmal in seinem Leben das ehrwürdige Schloss seiner Vaterstadt besucht, das sogenannte Geburtszimmer des Königs betreten haben. Urkundlich belegte Beweise dafür, dass der spätere erste König, in dem gezeigten kleine Zimmer das Licht der Welt erblickte, lassen sich heute schwer beschaffen. Ein überaus glücklicher Zufall hat die Zeichnungen des um die Erforschung der Baugeschichte des Königsberger Schlosses hochverdienten Professors Friedrich Lahrs von der Kunstakademie Königsberg gerettet, sodass sie in Gegenwart und Zukunft ausgewertet werden können. Der fragliche Raum ist nach Prof. Lahrs derjenige, der für den Herzog Albrecht im Jahre 1550 als ein für den „gestrengen Herren hergerichtetes Schreibstüblein" erbaut wurde. Die Gattin des Herzogs Albrecht Friedrich hat ihre Kinder in der „Brautkammer" bekommen, die in dem viereckigen Raum an der Nordseite des späteren Oberlandesgerichts lag. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieser Raum auch weiterhin für solche Familienereignisse benutzt worden. Der Raum war erheblich größer als das sogenannte Geburtszimmer. In seiner Nähe lagen „Secrete" oder „heimliche Gemächer", auch eine Küche — alle solchen Räume fehlten bei dem anderen Raume. Man muss sich die Tatsache vor Augen halten, dass die Geburten der Thronfolger zu damaligen Zeiten Staatsaktionen ersten Ranges waren und dazu Räume vorhanden sein mussten, um all den bei der Geburt notwendigen Persönlichkeiten Platz zum Aufenthalt zu gewähren.

 

Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg ist also ein ausgesprochener Königsberger, unser engster Landsmann gewesen, der den Anspruch erheben kann, als solcher gewertet zu werden. Über seinem Werdegang schwebte von vornherein ein unglückseliger Stern. Er war ein sehr schwächliches Kind und sein Vater, der Große Kurfürst, war in großer Sorge darüber, ob sein Erbe der erträumte Verwalter seines Reiches sein würde. Der eigentliche Kronprinz des brandenburgischen Staates — Karl Emil — war in Straßburg infolge eines Fiebers, das ihn bei der Pflege von Verwundeten und Kranken im Felde überfiel, verstorben, sodass die Erbfolge auf den Prinzen Friedrich überging. Dieser hatte eine schiefe Schulter und war sein Leben lang bemüht, dieses Gebrechen durch prächtige Kleider, Schmuck und Perücken zu verbergen. Er liebte großen Aufwand, um seine Schwäche vor sich und der Welt zu verstecken und kam mit anderen Prinzen in Rangstreitigkeiten. Seinen Werdegang hier zu verfolgen, ist abwegig. Die Tatsache bleibt bestehen, dass er als Zweitgeborener zur Welt kam, dass der Große Kurfürst es dem Schicksal nie so recht verzeihen konnte, dass es ihm den schönen, gerade und groß gewachsenen, mutigen, gescheiten und anmutsvollen älteren Sohn genommen und ihm den zweiten zwergenhaften „mickrigen" und wenig bedeutenden Sprössling am Leben ließ. Der kurfürstliche Vater ist zu diesem Sohne nie in ein gutes Verhältnis gekommen.

 

Dass es diesem ungeliebten Nachfolger nach Überwindung mannigfacher Schwierigkeiten gelang, das Kurfürstentum Brandenburg zu einem Königreich zu erheben, ist ein Beweis dafür, welche merkwürdigen Sprünge sich das Schicksal leistet. Auf die Prunksucht des neuen Königs, auf all das einzugehen, was mit seiner Krönung zusammenhängt, erübrigt sich an dieser Stelle. Er kommt übrigens in vielen Schilderungen seines Lebens und Wirkens zu kurz: so unbedeutend war er bestimmt nicht. Wir Preußen der Gegenwart sollten uns vor Augen halten, dass er mit der Proklamation des Königreiches die wichtigste Grundlage des preußischen Staates geschaffen hat. Alle preußischen Landesteile nahmen an der Rangerhöhung teil, wenn sich diese auch in erster Linie auf ostpreußische Gebiete erstreckte. Friedrichs Bestrebungen gingen darauf hinaus, dem neuen Königreich in der Umwelt Achtung und Ansehen zu verschaffen. Wenn ihm seine Ausgaben zum Vorwurf gemacht werden, so denke man daran, dass er in einem Edikt vom 17.03.1698 über die Verwaltung der Domänen folgende Ansicht äußert: „. . . ein wohlgestaltetes Regiment beruht auf nichts so sicher und fest, als auf einer akkuraten Ökonomie, wodurch ein Regent sich bei Freund und Feind, bei Nachbarn und Untertanen considerabel macht, dagegen durch üble Haushaltung und Administration der Finanzen bei Jedermann in Verachtung gerät."

 

Alle Fürsten jener Zeit lebten über ihre Verhältnisse, was man in der Ordnung fand. Friedrichs Bestrebungen, die Künste und Wissenschaften zu heben, werden dadurch bewiesen, dass er die Universität Halle gründete, in Berlin die Akademie der Wissenschaften stiftete und den berühmtesten Baumeister seiner Zeit, den Hamburger Andreas Schlüter, an seinen Hof zog. Er erteilte ihm Aufträge, die zu den schönsten und berühmtesten Bauwerken des preußischen Staats führten. Das berühmte Denkmal des Großen Kurfürsten auf der Langen Brücke in Berlin wurde auf Friedrichs Befehl von Schlüter errichtet. Schon vor diesem Auftrag ließ er sein eigenes Denkmal, das wir alle aus eigener Anschauung kennen, von dem Künstler entwerfen.

 

Dieses Denkmal war das schönste, das Königsberg sein eigen nannte, und war Veranlassung dafür, dass unsere Vaterstadt in einzelnen Werken der schönen Künste erwähnt wurde. Das Königsberger Königsdenkmal ist die erste nachweisbare Arbeit Schlüters. Es wurde von Johann Jacob gegossen. Eine Kämmereirechnung vom 19.08. und 01.12.1698 gibt uns Nachricht davon, dass ein Betrag von 214 Talern und 29 Groschen an Johann Jacobi „für allerhand Merkwürdigkeiten vor die Statue, so in das Arsenal kommen soll" bezahlt worden ist. Das Arsenal ist das von Schlüter mit erbaute Berliner Zeughaus, in dessen Hof das Bildwerk zuerst aufgestellt werden sollte. Diese Absicht unterblieb aus unbekannten Gründen.

 

An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass das Denkmal und seine merkwürdigen Schicksale in einer längeren Arbeit der Altertumsgesellschaft Prussia behandelt worden sind, die dem Verfasser im Gedächtnis geblieben ist. Die nun folgenden Angaben stützen sich auf einen Aufsatz des sogen. „Sperlingsschluckers" der Königsberger Hartungschen Zeitung vom 29. April 1928. Jeder alte Königsberger kannte das Denkmal und wird sich erinnern, dass niemand, der es nicht wusste, merken konnte dass der König einen Buckel gehabt hat. Schlüter, der ein großer Wahrheitssucher gewesen sein soll, stellte den König so dar, dass das Gebrechen nicht in Erscheinung trat, indem er den König in schreitender Stellung abbildete, so dass durch die Schrägstellung des Körpers und das aufbauschende Gewand eine wahrhaft königliche Haltung erreicht wurde.

 

Mannigfach waren die Schicksale dieses Schlüterschen Werkes. Es sollte dann auf der Giebelfront des vor dem Berliner Königstor zu erbauenden Invalidenhauses  aufgestellt werden. Doch auch daraus wurde aus ungeklärten Gründen nichts. Der so ganz andere Nachfolger Friedrichs I., der Soldaten- und Beamtenkönig, wollte das Denkmal zu einem würdigen Ehrenmal verwenden und forderte Gutachten von seinen Kunstsachverständigen ein — aber auch dies wurde nichts.

 

Nach dem „Sperlingsschlucker" (es war wohl der um die Erforschung der Heimat hochverdiente Dr. Ludwig Goldstein — dem hier ein ehrenvolles Gedenken geweiht sei) brachte die älteste handschriftliche Chronik Berlins von Gercken aus den Jahren 1714 - 1716 die Nachricht, dass sich die metallene Statue im Gieshause befand, „sieben Fuß hoch und über die Maßen künstlerisch sauber ausgearbeitet". Weiter hieß daselbst: „Man muss bekennen, dass man solche admirable Statue ohne Ehrfurcht nicht wohl betrachten mag und gewisslich die große Geschicklichkeit derer Künstler, so daran gearbeitet, billig zu rühmen ist“.

 

Als 1729 König August der Starke nach Berlin kam, verwertete man das Denkmal zur Ausschmückung des Molkenmarktes und ließ es von vier eigens dafür in Gips modellierten Sklaven tragen. Der Regen löste die Sklaven auf, sie sollten in Bronze erneuert werden Der Guss misslang, ein Marmorwerk sollte den Unterbau für das Denkmal für die Straße Unter den Linden schaffen — auch dieser Plan wurde nicht ausgeführt, denn inzwischen war König Friedrich II. an die Regierung gekommen. Er hatte in seinen Kriegen andere Sorgen. Das Unglücksdenkmal wanderte in das Material für Kanonen nach der Festung Spandau, später nach Berlin ins Zeughaus, wo es lange Jahre unter Gerümpel lagerte und völlig vergessen wurde. Der Stückgießer Fuchs und der General von Dieskau waren die Wackeren, die seinen Wert erkannten, es reinigten und der Aufmerksamkeit maßgebender Kreise empfahlen.

 

Im Jahre 1801, anlässlich der Jahrhundertfeier des Königreichs, brachte man das Denkmal nach Königsberg, wo es wirklich hingehörte, wo der König geboren war und sich selbst zum König gemacht hatte. Im Angesicht des Schlosses wurde es unter reger Anteilnahme der Bevölkerung aufgestellt. Die Umrahmung und der Sockel wurden in mustergültiger Weise durch den Meister Schadow geschaffen und seine Zukunft schien gesichert. Aber es traten neue Ereignisse ein und brachten das Denkmal in Gefahr. Anfang 1807 raubte ein französischer Soldat dem König das Zepter, das dann später aus dem Material erbeuteter Kanonen ersetzt wurde. Ein weiteres Unglück geschah, als irgendjemand auf den Gedanken kam, die Statue mit einer Ölfarbe anzustreichen, wodurch der schöne Edelrost, den sie sich in langen Jahren ehrlich erworben hatte, vernichtet wurde. Auch diese Verschandelung wurde beseitigt, bis dann in den Tagen der jüngsten Vergangenheit durch den Neubau der Reichsbank für das Denkmal die Gefahr bestand, dass die ganze Nische abgerissen und die Anlage an einen anderen Ort verpflanzt werden sollte.

 

Auch diese Gefahren gingen vorüber, bis dann das furchtbare Geschehen über unsere Vaterstadt, über jeden einzelnen unter uns, kam. Wo die Statue unseres Landsmannes und guten ersten Königs — der zu seiner Zeit in der Hauptstadt unserer Provinz sehr beliebt gewesen ist — nach all dem grauenvollen Erleben geblieben ist, wir wissen es nicht.

 

In der neuesten Geschichte der Stadt Königsberg von Walter Franz ist auch des Königs mannigfach gedacht. Am Schluss der ausgezeichneten Schrift stehen zwei Sätze, die jeder von uns sich einprägen, einhämmern sollte.

 

„Wir können es nicht glauben, dass Königsberg seine Sendung erfüllt hat und vom Schicksal verworfen ist. Wir hoffen mit der Inbrunst unseres Herzens auf ein Auferstehen der deutschen Stadt, die so lange abendländisches Denken und Schaffen in den Osten getragen hat."

 

Die Schicksale des beschriebenen Denkmals sind merkwürdig gewesen, es hat sich erhalten, so lange der Staat Preußen bestand. Wir hoffen auf seine Auferstehung — wann, wie das einmal geschehen wird weiß niemand, als die „Ewige Macht", die allen Schicksals Meister ist. Sie wird uns dann auch Friedrichs Denkmal irgendwie auferstehen lassen.

Erich Reichelt.

 

Seite 10   Suchdienst der Heimatortskartei für Ostpreußen.

Wenn Ihnen über den Verbleib der Gesuchten etwas bekannt ist, geben Sie bitte direkt Nachricht an die Heimatortskartei für Ostpreußen – (24b) Neumünster, Postfach 178.

Es werden gesucht:

 

891. Gradtken, Kreis Allenstein. Jendritzki, Elisabeth, geb. 15.01.1927, ges. von Jendritzki,

Reinhold

 

892. Gradtken, Kr. Allenstein. Jendritzki, Oskar, geb. 25.11.1898, ges. von Jendritzki, Reinhold

 

893. Gradtken, Kr. Allenstein. Karlisch, Paul, geb. 12.04.1900, ges. von Schrade, Anna

 

894. Gradtken, Kr. Allenstein. Kaesler, Josef, geb. 03.06.1892, ges. von Kaesler, Kurt

 

895. Gradtken, Kr. Allenstein. Klink, Erika, geb. 06.07.1940, ges. von Klink, Richard

 

896. Gradtken, Kr. Allenstein. Moritz, Paul, geb. 29.06.1902, ges. von Moritz, Berta

 

897. Graskau, Kr. Allenstein. Stopinski, Anton, geb. 27.09.1889, ges. von Stopinski, Olga

 

898. Grieslienen, Kr. Allenstein. Bankrowitz, Maria, geb. 01.04.1878, ges. von Klimaschewski, Cäcilie

 

899. Grieslienen, Kr. Allenstein. Bankrowitz, Josef, geb. 28.10.1870, ges. von Klimaschewski, Cäcilie

 

900. Grieslienen, Kr. Allenstein. Biernath, Anton, geb. 08.01.1900, ges. von Biberger, Helene

 

901. Grieslienen, Kr. Allenstein. Klimaschewski, Ursula, geb. 13.12.1939, ges. von Klimaschewski, Cäcilie

 

902. Grieslienen, Kr. Allenstein. Kobus, Emma, geb. 16.09.1910, ges. von Starosta, Karl

 

903. Grieslienen, Kr. Allenstein. Konetzka, Gertrud, geb. 15.08.1937, ges. von Lengewski, Paul

 

904. Grieslienen, Kr. Allenstein. Meik, Bruno, geb. ca. 1927, ges. von Rogalli, Franz

 

905. Grieslienen, Kr. Allenstein. Rohla, Emil, geb. 03.05.1888, ges. von Rohla, Henriette

 

906. Grieslienen, Kr. Allenstein. Zakzewski, Erich, geb. 24.06.1938, ges. von Zakzewski, Erich

 

907. Grieslienen, Kr. Allenstein. Zakzewski, Ursula, geb. 16.01.1932, ges. von Zakzewski, Erich

 

908. Gronitten, Kr. Allenstein. Goworr, Robert, geb. 20.02.1899, ges. von Goworr, Herbert

 

909. Gronitten, Kr. Allenstein. Hahn, Martha, geb. 05.11.1897, ges. von Hahn, Adelheid

 

910. Gronitten, Kr. Allenstein. Hahn, Paul, geb. ?6.03.1933, ges. von Hahn, Adelheid

 

911. Gronitten, Kr. Allenstein. Kuczinski, Anton, geb. 12.06.1896, ges. von Kuczinski, Maria

 

912. Gronitten, Kr. Allenstein. Saalmann, August, ges. 12.01.1929, ges. von Saalmann, Josef

 

913. Gronitten, Kr. Allenstein. Saalmann, Klara, geb. 24.08.1924, ges. von Saalmann, Josef

 

914. Gronitten, Kr. Allenstein. Weitzel, Annemarie, geb. 14.02.1917, ges. von Tews, Hedwig

 

915. Gr. Bartelsdorf, Kr. Allenstein. Gonska, August, geb. 28.09.1905, ges. von Gonska, Monika

 

916. Gr. Bartelsdorf, Kr. Allenstein. Hartel, Emilie, geb. 21.12.1892, ges. von Hartel, Josef

 

917. Gr. Bartelsdorf, Kr. Allenstein. Hartel, Irmgard, geb. 01.06.1927, ges. von Hartel, Josef

 

918. Gr. Bartelsdorf, Kr. Allenstein. Hartel, Margarete, geb. 31.05.1931, ges. Von Hartel Josef

 

919. Gr. Bartelsdorf, Kr. Allenstein. Oppenkowski, Werner, geb. 27.11.1939, ges. von Surrey, Georg

 

920. Gr. Bartelsdorf, Kr. Allenstein. Rautenberg, Paula, geb. 07.03.1920, ges. von Niemirski, Olga

 

921. Gr. Bartelsdorf, Kr. Allenstein. Surrey, Antonie, geb. 16.03.1929, ges. von Surrey, Georg

 

922. Gr. Bartelsdorf, Kr. Allenstein. Surrey, Helene, geb. 16.02.1924, ges. von Surrey, Georg

 

923. Gr. Bartelsdorf, Kr. Allenstein. Surrey, Lucie, geb. 12.10.1889, ges. von Surrey, Georg

 

924. Gr. Bartelsdorf, Kr. Allenstein. Schaffrin, Bruno, geb. 01.03.1931, ges. von Gollau, Monika

 

925. Gr.-Bertung, Kreis Allenstein. Urlaub, Anna, geb. 15.07.1911, ges. von Hermanns, Ottilie

 

926. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Fox, August, geb. 06.12.1919, ges. von Zbick, Agathe

 

927. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Georgen, Renate, geb. 26.12.1943, ges. von Gömer, Franz

 

928. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Graf, Irmgard, geb. 11.03.1928, ges. von Graf, Josef

 

929. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Hermanski, Rosa, geb. 23.08.1867, ges. von Feide, Agathe

 

930. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Heinrichs, Agathe, geb. 24.01.1927, ges. von Becker, Cilly

 

931. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Jäger, Konrad, geb. 28.10.1896, ges. von Bogdanski, Martha

 

932. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Jahsnitz, August, geb. 11.02.1865, ges. von Starkloph, Gertrud

 

933. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Jahsnitz, Hedwig, geb. 30.12.1896, ges. von Starkloph, Gertrud

 

934. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Klinger, Josef, geb. 17.06.1898, ges. von Mollowitz, Heinz

 

935. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Romahn, Alwine, geb. 12.04.1931, ges. von Romahn, Bruno

 

936. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Romahn, Brigitte, geb. 01.02.1927, ges. von Romahn, Bruno

 

937. Gr. Buchwalde, Kr. Allenstein. Schwengler, Erna, geb. 24.10.1920, ges. von Romahn, Bruno

 

938. Gr.-Damerau, Kr. Allenstein. Alshut, Herbert, geb. Januar 1931, ges. von Alshut, Cäcilie

 

939. Gr.-Damerau, Kr. Allenstein. Sowa, Josef, geb. ?, ges. von Blazejewski, Elisabet

 

940. Gr.-Damerau, Kr. Allenstein. Zentarra, Maria, geb. 05.12.1919, ges. von Zentarra, Josef

 

Seite 10   Bank der Ostpr. Landschaft

Der Antrag der Bank der Ostpreußischen Landschaft, Hauptniederlassung Königsberg und deren Zweigstellen, der Schlesischen Landschaftlichen Bank, Hauptniederlassung Breslau und deren Zweigstellen, sowie der Central-Landschafts-Bank, Hauptniederlassung Berlin und deren Niederlassungen Stettin und Frankfurt/Oder, sie auf Grund der 35. DVO/UG als verlagerte Geldinstitute anzuerkennen und sie zur Abwicklung oder zum Neugeschäft zuzulassen, ist vom Niedersächsischen Minister der Finanzen, Hannover, mit Erlass vom 24. Juni 1953 abgelehnt worden. Die Ablehnung ist rechtskräftig.

 

Es bestehen keine Bedenken, nunmehr Anträge auf Entschädigung für Verluste aus Sparguthaben Vertriebener, die bei jenseits der Oder-Neiße-Linie bestehenden Niederlassungen der bezeichneten Geldinstitute bestanden haben, gemäfl §§ 9 ff. WAG zu bearbeiten.

 

Seite 11   Sommer im Bernsteinland. Von Alexis. IV. Fortsetzung

Foto: Partie am Dammteich – Fritzener Forst. Aufn.: Archiv

Im Tannenkrug haben wir bisweilen im Garten gesessen, um ein Frühstück zu nehmen. Hier waren wir es, die vorzeitig die Flucht ergriffen, weil sich an uns einst ein kleines Scheusal von Hund anbiederte, für den die Bezeichnung Promenadenmischung noch ein schmückendes Beiwort gewesen wäre. Er war trotz heimlicher Grimassen und Drohungen mit dem Stöckchen nicht fortzubringen und erschien uns als lebendiger Vorwurf unseres Wohllebens bei Butterbrot, weichen Eiern und einem Glas Milch.

 

Im Willgaiten besuchen wir die Anlagen am Teich, der mit dem Wiekauer Stauteich in Verbindung stehend, durch die Bahnstrecke getrennt wird. Wie ein chinesisches Tempelchen ist darin ein Wasserwerk errichtet, zu dem ein Brückchen herüberführt. In der Nähe liegt ein wenig begangener Wald, in dem wir unglaublich, viel Pilze finden.

 

Nach halbstündigem Marsch sind wir in Drugehnen. Hier lustwandeln wir gern im verwilderten Garten des Gasthofs. Er grenzt an Weidegelände, über das man hinweg in voller Schönheit den Galtgarben sieht. Oft standen wir bei Sonnenuntergang und blickten zu ihm herüber, während von den Koppeln das geräuschvolle Rupfen fresslustiger Kühe ertönte.

 

Einmal, im Herbst, als es schon dunkel war, traten wir heraus in den Garten und hörten, wie unsichtbare Hände das Obst von den Bäumen schlugen. Wir meldeten es dem Wirt, der uns, aus kleinen Augen blinzelnd, hinausfolgte. Lauschend standen wir ein Weilchen, um alsbald wieder das Knacken von Ästen und das Fallen von Äpfeln zu vernehmen. „Ach, lass sie machen", sagte der Wirt, kehrte zurück an den Schanktisch und lud uns zu einem Gläschen ein. Sein Gleichmut und sein Wunsch, sich nicht unnötig mit unbequemen Dingen zu befassen, erinnerte mich an die Nähe des Ostens und ich  gab mich zufrieden.

 

Nach Seefeld führte ein Pfad neben der Bahnstrecke, an dessen Rändern wir noch fünf Minuten vor Abgang des Zuges die schönsten Blumen pflückten. Am meisten lieben wir Chrysantemum segetum, die gelbe Wucherblume, die für das ganze mittlere Samland tonangebend ist. Sie strahlt wie eine Bauerndirne vor Kraft und Gesundheit. Wir brachten es fertig, Sträuße davon vier Wochen lang frisch zu erhalten. Überall sieht man ihre leuchtend gelbe Farbe — an Wegen, auf Wiesen und im Getreide. Sie beginnt im Juli ihre rundlichen Blüten zu entfalten, die wie bei ihrer Schwester Marguerite zum Zupfen des Liebesorakels geeignet sind und überdauert noch die ersten Fröste des Herbstes.

 

In Marienhof sitzen wir auf dem Bahnsteig und bekommen ein richtiges Mittagessen. Wir befinden uns ja auch an einem Eisenbahnknotenpunkt, wenn auch seine Bedeutung nicht gerade an Bebra heranreicht. Denn von hier zweigt die Kleinbahn ab, gegen die unsere Samlandbahn noch ein Schnellzug ist. Sie zuckelt geräuschvoll über Arrissau, Thierenberg, Norgau und Gaffken bis Fischhausen. Auf jeder Station werden Milchkannen herausgeworfen.

 

Unweit des Bahnhofs liegt eine waldige Kuppe, Stadtberg genannt, der letzte sichtbare Ausläufer der Alk. Von der mäßigen Höhe blickt man nach Norden; ungehemmt trägt der Wind den Geruch der See über die Ebene. Auch hier finden wir, wie zu Füßen des Galtgarbens ein mooriges Gelände. Die kleinen Tümpel bilden eine Brutstätte für tausend Lebewesen. Unter den Pflanzen fesselt uns am meisten der kleine Kannibale Sonnentau. Nicht grässlicher ist der Überfall einer Spinne auf ihr Opfer, als wenn er mit seinen Wimperhärchen die lebende Beute umschlingt, um ihr Blut zu trinken.

 

Mitten im Wald treffen wir auf verwilderte Ziersträucher. Bei unseren Nachforschungen entdeckten wir eine Fahnenstange und Mauerreste, die von Brennnesseln überwuchert sind. Man erzählte uns, hier habe früher ein Kurhaus gestanden. So nah an der See und doch nicht an der See musste es natürlich zumachen. Der Platz war nicht schlecht gewählt. Wir wären gern als Gäste gekommen.

 

Beim Schmieden von Wochenendplänen lesen wir eifrig die Karte, ohne uns je auf einen besonderen Ausflug festzulegen. Es kam ja doch immer ganz anders.

 

Wir nehmen uns vor, alle Wälder aufzusuchen, die im Herzen des Samlands als grüne Kleckse rings um den Galtgarben eingezeichnet sind. Die Arbeit von Schüter über Wald, Sumpf und Siedlungsland vor der Ordenszeit zeigte uns, dass das Samland, wenn auch immer dicht besiedelt, früher doch waldreicher war.

 

In diesem Buch fanden wir rein gefühlsmäßige Beobachtungen bestätigt. Immer spürten wir den alten Kulturboden wie ein besonderes Behagen, wenn wir das Gebiet von Gallhöfen oder Seerappen nach Wargen, Drugehnen, Marienhof durchstreiften — ein Gefühl, dessen wir entbehrten, wo die Auswirkungen der Rodung in geschichtlicher Zeit wahrnehmbar erschienen: im Bereich des Neulandes um Königsberg bis Arnau oder Metgethen, auf den Feldbreiten um Nesselbeck, Neuhof und Trutenau.

 

So beschlossen wir eines Tages dem Langen Wald einen Besuch abzustatten. Er hatte uns schon gelockt, als wir ihn, von Fischhausen kommend, links der Straße erblickten. Unberührtheit ging von ihm aus.

 

Gleichsam um den Wanderer zu täuschen, ihm das Eindringen in sein Reich zu wehren hat er baumbestandene Hügel als Vorposten ins Gelände geschickt. Doch ist die Tarnung nur unvollkommen – Strategen der Landschaft erkennen wir die Hauptmacht, auf die sich ein Angriff lohnt. Anfangs kam es vor, dass wir auf die Festungsringstraße hereinfielen, in deren Verschleierung wir einen ozonreichen Fichtenwald vermuteten. Doch wir haben im Laufe der Zeit gelernt.

 

Wir fuhren nach Drugehnen und benutzten einen Autobus, der uns nach Cumehnen brachte. Da der Weg zum Ziel noch weit war und wir nicht wussten, wieviel Zeit unser Ausflug nehmen würde, mieteten wir das Gefährt kurz entschlossen bis Thierenberg, nachdem die übrigen Insassen beim „Palmbaum“ ausgestiegen waren.

 

Der Lange Wald, den wir von Thierenberg nach halbstündigem Marsch erreichten, lag im schönsten Maienschmuck. Bald waren wir in Jouglauken. Hinter dem Gut begannen die kleinen, verschmitzten Wege, die so schön zu begehn sind und auf denen man so leicht die Orientierung verliert.

 

Ein Kuckuck rief in der Nähe. Wir vergaßen nicht, unsere Geldkatze zu schütteln, bevor wir uns daran machten, ihn zu beschleichen. Sorglos vor Liebe und Eifersucht ließ er uns dicht an seinen Baum herankommen.

 

Der Himmel war von einer südlichen Bläue. In der klaren Luft erschien das Laub mancher Bäume wie Gold. In diesem verzauberten Wald trafen wir viele Stunden keinen Menschen. „Die Preußen müssen geglaubt haben, dass ihre Götter die Stille liebten, oder, um unsichtbar zu bleiben, sich auf den Bäumen aufhielten“, schreibt ein alter Chronist.

 

Vielleicht lag hier ihr Heiligtum Romowe, dessen wunderbare Eiche immer grünte, weil, wie sich dies unsere Altvorderen erklärten, die Gegend auch im Winter durch Opferfeuer ständig erwärmt wurde, während die Wurzeln am Blut der geschlachteten Tiere reichlich Nahrung fanden!

 

Wir dachten an das untergegangene Volk. Nichts, als ein paar Scherben und kümmerliche Reste seiner Sprache sind auf uns gekommen. Lebendig ist sie noch in manchen Ortsnamen. Es war ein eigenes Gefühl, so oft wir sahen, dass solche Namen, tausendjährig, noch zu Recht bestanden. Noch tönt uns von den Weidegärten in Powayen (Wiesenau) das Brummen des Viehs entgegen; noch sind die Wege um Barsenicken (Birkenhof) mit lichten Stämmen gesäumt.

 

Nach stundenlangen Streifzügen gewinnen wir über Ellerhaus die Straße. In Polennen bestellen wir uns einen Wagen, weil es uns in den Sinn gekommen war, noch den Galtgarben zu besuchen. Oft überfiel uns Sehnsucht nach ihm, wenn wir uns allzu weit von ihm entfernt hatten.

 

Noch einmal umfasste unser Auge das ganze Land, über das sich mit der Kühle des Abends ein stimmungsvoller Friede breitete. Da eine Steigerung nicht möglich war, bestiegen wir ohne Bedauern den Zug und fühlten uns den Badegästen verwandt, die sich im Abteil glücklich, satt und braungebrannt auf ihren Sitzen räkelten.

Auch Forst Grünhoff ist ein unberührtes samländisches Waldgebiet. Für gewöhnlich gelangen wir über Tannenkrug dorthin. Waldhausen, ein schönes, ländliches Gut, ist weitab von Bahn und Chaussee gelegen. Ringsum breitet sich ein fruchtbares Acker- und Weideland, den Horizont begrenzt auf allen Seiten der Wald.

 

Weltabgeschiedenheit geht von dieser Gegend aus. Sie ist wie ein Jugendparadies für die jungen Pferde und Rinder, die hier frei heranwachsen dürfen, ehe sie arbeiten müssen oder geschlachtet werden. Wenn wir, an den Zaun gelehnt, ein Kälbchen kraulten und in die unschuldigen, glänzenden Augen der Tierkinderchen sahen, waren wir drauf und dran, dem Fleischessen ein für alle Mal abzuschwören.

 

Noch viele solcher stiller Landsitze gibt es hier: Auschlacken, Parschwitz, Adamsheide.

 

Bei Elchdorf stand früher der Eulenkrug, eine Schänke, vor der die Journalieren auf dem Weg zur Sommerfrische an die See Rast machten. Das Biedermeieridyll ist auf einer Lithographie aus der Zeit festgehalten. Bei dieser Gelegenheit bestieg man wohl auch den Schulmeisterberg, eine Größe, die heute ganz in Vergessenheit geraten ist. Nur so ist er imstande, im Frühling Unmengen von Maiglöckchen zu liefern, die man gebündelt für 10 Pfg. an der Poststraße kaufen kann.

 

Der Einsamkeit eines Sommernachmittags hatten wir es zu verdanken, dort oben aus nächster Nähe eine Versammlung von Eichelhähern beobachten zu können, deren Geschrei an den Reichstag und die Börse erinnerte. Ihre Auseinandersetzungen waren so heftig, dass uns die scheuen Tiere ganz übersahen, bis ich mich aus meinem Versteck erhob, woraufhin sie unter noch lauterem Protest nach allen Seiten auseinanderstoben. An Herbsttagen konnten wir von fern, den Ruf des Hirsches hören.

 

Der Wald zu Füßen des Schulmeisterbergs hat etwas Ungebändigtes. Einmal zogen wir auf der Flucht vor einem Gewitter hindurch. Der Wind bog zerplieserte Stämme auseinander, Käuzchen schrien in der unwirtlichen Finsternis. Es war eine eindringliche Freischützdekoration.

 

Ein andermal waren wir nach Norden vorgestoßen. Wir hatten es uns in den Kopf gesetzt, so weit zu gehn, dass wir die See erblicken konnten. Ein Hügel, auf dem ein Gut wie eine Festung lag, bot die erwünschte Gelegenheit.

 

Hier, von Woytnicken leitete der Blick über Pobethen, dessen neue Schule, durch eine Talsenke getrennt, greifbar nah zu liegen scheint, nach Cranz. Das geübte Auge konnte sogar die weißen Wellenkämme wahrnehmen, die bisweilen in der Sonne aufleuchteten.

 

In Grünhoff durften wir uns die Erinnerungen an den Grafen Bülow von Dennewitz ansehn, unter denen ein grünsamtenes Reisekissen Napoleons, von Marie Louises Hand mit zwei Sporen des Kaisers den größten Eindruck machten. Während Hut und Degen, in seinem Reisewagen bei Belle Alliance erbeutet, in Blüchers Besitz überging, konnte Bülow dies nicht weniger kostbare Andenken einheimsen.

 

Von Groß Raum wandern wir durch die Fritzener Forst nach Dammwalde. Die Straße ist eigentlich nur im Hochsommer oder bei Frost zu begehen. Der Damm am Walde, nach dem die Ortschaft benannt ist, stammt aus der Ordenszeit. Auf diese Weise ist die Straße, die auf ihm entlangführt, vor Überschwemmung durch den Teich geschützt.

 

Im Mittelalter hielt man die Wege überhaupt leidlich instand, während ihr Verfall gegen Ende des 17. Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreichte. Erst das Wegeedikt von 1698 schuf Besserung. Landhofmeister von Perbandt wurde mit ihrer Wiederherstellung beauftragt. Damals wurden sogar Wegweiser an den Kreuzungen errichtet. Als man fünfundzwanzig Jahre später Poststraßen einführte, stemmten sich die Leute in Littauen und Masuren dagegen mit der Begründung, dass sie sich in den öden, von Raubtieren durchstreiften Heiden nicht lohnen würden.

 

So machen es alle, die sich vor Zwangseinquartierung fürchten. Die Zimmer haben plötzlich Wanzen — aber wenn dann der fremde Herr gut zahlt, als Dritter beim Skat einspringt und womöglich die Tochter heiratet, sind sie schon immer für den Fortschritt gewesen.

 

Der Dammteich kann einen Vergleich mit dem Wiekauer Stauteich und dem Pilzenteich nicht aushalten. Er wirkt zweckmäßiger, so, als sei er von klugen Mönchen angelegt, dem erheblichen Bedarf an Fischen für hungrige Fastenmägen Rechnung zu tragen. Herr von Nostiz, der erst in evangelischer Zeit unter Herzog Albrecht den Karpfen nach Preußen brachte, kam entschieden zu spät.

 

Da uns der Teich ein Ausbiegen in westlicher Richtung verwehrt, müssen wir uns nach Norden wenden. Abermals gelangen wir in einen Teil der Fritzenschen Forst. Am jenseitigen Rand weitet sich der Blick nach Ekritten, über dessen benachbarten Hünenberg mit seinem heidnischen Kult viel gefabelt worden ist. Pisanski zählt den harmlosen Hügel, der eigentlich nur ein großes Loch mit rings aufgeschütteltem Wall ist, als einzigen neben dem Galtgarben als „Mons Sambiensis" auf. Er nennt ihn Hienenberg, woraus man aber nicht schließen wolle, dass der gelehrte Mann, der einmal historisch-kritisch untersuchte, „ob Hannibal bey seinem Übergange über die Alpen die glüend gemachten Felsen mit Essig gesprenget habe?" ein Sachse gewesen sei, die schon dazumal wegen der Zierlichkeit ihrer Sprache berühmt waren.

 

Hinter Ekritten liegt Rudau, ein Marktflecken mit einer Kirche, die ebenso gut im Erdinger Moos stehen könnte. Wer übrigens meint, die berühmte Schlachtsäule von hier nur in wenigen Minuten zu erreichen, findet sich getäuscht. Man muss erst ein Stückchen über Land gehn, ehe man das Denkmal auf dem Weg nach Mülsen erblickt.

 

Dass die Geschichtlichkeit Hans Sagans angezweifelt wird, braucht kaum erwähnt zu werden. Wer zweifelt, dass etwas nicht zu bezweifeln ist? Der Verband der Schuhmacherinnungen Ostpreußens kennt solche Bedenken nicht. Er gibt sein Fachblatt immer noch unter dem Titel „Hans von Sagan" heraus.

 

Jenseits der Straße Fuchsberg - Cranz kommen wir in den Ekritter Wald. Hier treffen wir Städter, die Erdbeeren klauben. Ein ganzer Hang ist rot davon. Ich frage sie nach dem Weg und bekomme eine mürrische Antwort, Die Leute haben Angst, dass wir uns an Beeren sammeln beteiligen könnten. Gewiss besitzen sie das Erdbeer-Regal.

 

Am Horizont blaut Forst Grünhoff. Bei Forsthaus Waschke treten wir in seinen Schatten. Es ist später Nachmittag und wir müssen uns eilen, da das Ziel noch fern liegt.

 

Der Engersee, der links des Wegs durch die Bäume zu sehn ist, hat etwas Trauriges. Solche Teiche pflegt man poetisch mit einer Träne zu vergleichen. Dahinter muss der Schulmeisterberg liegen.

 

Mitten im Wald stoßen wir auf ein Anwesen in einer Rodung: Jouglauken. Denselben Namen fanden wir bei dem Gut im Langen Wald. Da lauks altpreußisch Feld heißt, haben wir alten Kulturboden vor uns.

 

Heute ist unser Spaziergang längst zum Übungsmarsch ausgeartet. Zum Dank für Deine Ausdauer lichtet sich endlich der Wald. Noch wissen wir nicht, wo wir uns befinden. Nachdem eine Anhöhe die Sicht freigegeben hat sehen wir, noch weit über die Dörfer Groß Drebnau und Klein Drebnau hinweg, den Galtgarben. Fast hätten wir, wie die Griechen, Thalatta ausgerufen.

Fortsetzung folgt.

 

Seite 11   „Einen bessern findst du nicht"

„Einen bessern findst du nicht“ von *** Kindler und Schiermeyer Verlag, Bad Wörishofen 1952, 460 S. Ganzleinen 14,80 DM.

Dieses Buch ist das Beste, was bisher über den zweiten Weltkrieg geschrieben wurde, denn es ist wahr, es ist natürlich, anständig, sauber und von einer prachtvollen Kameradschaft erfüllt. Ein Landser spricht für alle deutschen Soldaten und jeder, der dabei war, auf welchem Kriegsschauplatz es auch immer gewesen sei, jeder wird bestätigen: ja so ist es gewesen, es wird nicht viel von Heldentum und Größe geredet, es ist ein schlichter Frontbericht, der gerade durch diese Schlichtheit so überzeugend und zu Herzen gehend wirkt. Die Schilderungen der einzelnen Kampfgebiete und Schlachten sind unvergesslich und eindrucksvoll, vor allem der unheimliche Dschungelkrieg in den Wäldern Kareliens. Es sind Menschen, nicht Landsknechte, die dies alles erleben, Menschen mit ihren persönlichen Sorgen, mit ihren Zweifeln und auch mit ihrer Angst, es sind keine Hurraschreier und doch gute pflichttreue Soldaten und sie werden auf eine anständige, rechtschaffene Weise mit allem fertig, das an sie herantritt, denn zwischen ihnen herrscht echte Kameradschaft. Eine Kameradschaft, die sich täglich, stündlich aufs Neue bewährt und diese ritterliche Kameradschaft beweisen sie auch dem ehrlich kämpfenden Feinde gegenüber. Der ungenannte Verfasser hat sein Buch in der Sprache des Landsers geschrieben, einfach, unaufdringlich und doch liest es sich wie eine Dichtung, ist es in seiner ganzen Gestalt ein Kunstwerk. Man sollte daraus an den deutschen Schulen vorlesen, um der Jugend zu zeigen, so ist es gewesen, so unerbittlich und hart, und so voller Pflichterfüllung und Kameradschaft. Und man sollte diesem Buche weite Verbreitung im Ausland wünschen, damit die ganze Welt erfährt, was die Frontsoldaten der einzelnen Länder wissen, dass der deutsche Soldat ein ritterlicher und ehrlicher Gegner war, der nur seine Pflicht tat, wie allen andern auch.

G. von Selle

 

Ostpreußen erzählt. Ein Buch für unsere Jugend und alle, die Ostpreußen lieben. Herausgegeben von Martin Kakies und Rudolf Naujok. 1952 Verlag Rautenberg und Möckel, Leer (Ostfriesland).

Es muss zur besonderen Freude gereichen, diesem schönen Buch noch einmal ein Wort auf den Weg mitgeben zu dürfen. Denn es hat in der, nicht langen Zeit seines Lebens unter Beweis stellen können, dass es vollauf berechtigt ist, unter den Büchern, die von der Heimat künden, einen besonderen Platz einzunehmen. Es ist wirklich ein Heimatbuch im besten Sinn. Mit behutsamer Hand haben die Herausgeber solche Texte ausgewählt, welche wohl sprachlich leicht zugänglich, dabei geeignet sind, auf einem unmittelbaren Weg zur Heimat vorzudringen. Die besten Namen, vorwiegend der jüngsten Zeit, können so eine Gegenwart ansprechen, der somit nicht die Schwierigkeit entsteht, vor Verständnis erschwerenden Schranken zu stehen. Die ältere Literatur kommt in gelegentlich eingestreuten kurzen Sprüchen der Großen zu Worte. So entsteht ein wunderschönes Buch, auch in einer neuen vorzüglichen Ausstattung, die ihm der Verlag gegeben hat. Die Texte werden in sinnvoller Weise unterstützt durch vorzüglich wiedergegebene Bilder. Wer hätte nicht seine helle Freude an dem wundervollen Kopf des Trakehner Hengstes in der Aufnahme von Ruth Hallensleben.

G. von Selle.

 

Seite 12   Balga. Älteste ostpreußische Ordensburg. Von Robert Helwig.

Fortsetzung  und Schluss

Bald nach der Verweltlichung; des Ordensstaates begann der Verfall der Burg. Schon Bischof Polenz klagte ständig darüber, dass die Brandung des Haffes an den Fundamenten nage, und dass die wilden Herbststürme die Dächer abdeckten, doch könne man ihn für diese Schäden, welche die göttliche Gewalt verursacht habe, nicht verantwortlich machen. Den Amtshauptleuten, welche nach ihm noch eine Zeitlang im Schloss hausten, ging es kaum besser. Auch sie hatten nicht die Mittel, den fortschreitenden Niedergang der Burg aufzuhalten. Schließlich hatte das Haff die Grundfesten des Hochschlosses so weit unterspült, dass ein Teil desselben die steile Böschung hinabstürzte. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts siedelte der Amtshauptmann in die Vorburg über. Aber auch dort war seines Bleibens nicht lange. Nach wenigen Jahrzehnten musste die Burg völlig aufgegeben werden. Es blieb darin nur noch die Amtsbrauerei zurück. Eine Königliche Kabinettsorder vom 28.01.1701, welche die Schlösser Balga, Lochstädt und Fischhausen zum Abbruch freigab, brachte dann das Ende. Die Burg diente fortan als Steinbruch. Ihre Ziegel fanden größtenteils beim Bau der Festung Pillau Verwendung.

 

So kam es denn schließlich dahin, dass von der stolzen, einst weithin das Haffbild beherrschenden Komtursburg nichts weiter übrig blieb als die Mauern eines Vorburggeländes mit dem daran anschließenden Eckturm, der als Glockenturm der außerhalb der Burgumwallung stehenden turmhohen Kirche und als Seewarte noch eine Zeitlang eine Rolle spielte. In alten Zeiten befand sich dort oben auch eine Uhr, weshalb die Amtsrechnungen den verfallenden Turmriefen auch „Seegerthurm" nennen. Im Laufe der Jahre bewaldete sich der Berghang am Haff und das Vorburggelände. Das Ruinenfeld des ehemaligen Hochschlosses wurde durch die Steinbrechtschen Ausgrabungen zwar vom Baumwuchs befreit. Es dauerte aber nicht lange, bis auch da wieder junge Bäume und Sträucher ihre Wurzeln zwischen die Fugen der mächtigen Fundamentsteine schoben. Auch den einst 40 m tiefen Schlossbrunnen in der Mitte des Hochschlosshofes, der mit Steinblöcken verschüttet war, umgab ein Kranz von Eschenbäumen.

 

Immer häufiger fanden sich Wanderer ein, die diesen herrlichen Erdenfleck bewunderten. Schließlich wurde gar der Betrieb einer kleinen Schankwirtschaft lohnend, welche der Burgwart am ehemaligen Vorburgtor einrichtete. Eine Sehenswürdigkeit dieses „Honedakruges", der kurz vor dem letzten Kriege durch einen der Stimmung des Ortes angepassten stilvollen Anbau zu einer vorbildlichen Gaststätte erweitert wurde, war das seit den achtziger Jahren geführte Gästebuch. Es gibt in deutschen Landen manche solcher Gästebücher, welche literarische Berühmtheit erlangt haben und auszugsweise sogar im Druck erschienen sind, wie z. B. das der Rudelsburg an der Saale. Wenn ein von Natur und geschichtlicher Überlieferung so verschwenderisch ausgestatteter Ort ein Gästebuch besitzt, so mag das seinen guten Grund haben, denn der Anblick dieser Herrlichkeiten macht selbst Gemüter, die ernst an so etwas gar nicht denken, zu Dichtern und lässt sie die Dankbarkeit für das Erlebte in Versform an das Buch abtragen. Zwar wird die liebe Muttersprache dabei oft stark missbraucht, doch ist es gar unterhaltsam, diesen bunten Niederschlag der Gefühle nachzulesen. Jeder hat sein Bestes gegeben.

 

Da folgt auf ein lustiges Reiseerlebnis der schwärmerische Erguss eines Naturfreundes oder ein launiger Bierulk. Versucht hier einer die Taten der Ritter zu verherrlichen, so verrät der andere, dass er mit seiner Liebsten in Balga unbändig glücklich gewesen ist. Die nächste Seite wird wieder von der schwungvollen Zeichnung eines Gastes eingenommen, der besser mit dem Farbstift als mit der Feder umzugehen wusste. Eine studentische Verbindung veranstaltete alljährlich in Balga eine Maikneipe, was jedes Mal von sämtlichen Teilnehmern unter dem großen, kunstvoll gemalten Zirkel beurkundet wurde. Auch Namen von besonderem Klang fanden sich hie und da verstreut, wie der des Generalfeldmarschalls von der Goltz-Pascha. Letzterer hatte sich aber des Dichtens wohlweislich enthalten.

 

Hier sind ein paar Proben aus dem Balgaer Gästebuch, die mir zufällig nach all den Jahren noch im Gedächtnis haften geblieben sind: Es sind nicht gerade die besten Verse, doch lassen sie gut durchblicken, welche Mühe sich die Verfasser in glutender Sommerhitze gegeben haben:

 

„Hier saßen einst eisern Ritter

Und tranken noch immer eins,

Und wurde es manchem auch bitter,

Sie freuten sich dennoch des Weins,

Ein kühler Wind weht ums Gewölbe

Die Zeiten sind andre, der Durst ist derselbe."

 

Hier ich sitze

Und ich ritze

Mit des Bleistifts scharfer Spitze

Worte bei der großen Hitze,

Auf dass ich krieg die Dichterlitze.

Und ich schwitze,

dass im Kopf mir schmort die Grütze,

deshalb lüft ich meine Mütze

und erheb mich von dem Sitze.

Gott beschütze uns vor solchem Geistesblitze!

 

Zwischendurch hatte ein humorvoller Kritikus geschrieben:

 

Zwar wird in Balga viel gedichtet,

doch ist man nicht dazu verpflichtet.

Drum soll, wem es an Geist will mangeln,

nicht mühsam nach Gedichten angeln!

 

Bevor wir von Balga Abschied nehmen, soll noch eines Mannes gedacht werden, der sich

um sein Heimatdorf Balga sehr verdient gemacht hat. Mancher Landsmann, der in der Balgaer Gegend zu Hause ist, wird noch den Altbauern Hermann Böhm kennen, der mit seinem altväterlichen Vollbart wie ein Zeuge der Vorzeit würdevoll in unsere Zeit hineinragte. Er ist erst während des letzten Krieges (1941?) im Alter von etwa 85 Jahren gestorben. Böhm hatte als Sohn und Erbe eines kleinen Bauern sein ganzes Leben in Balga verbracht und sich von Jugend auf für die Geschichte seines Heimatdorfes begeistert. Solange er sein Grundstück noch selbst bewirtschaftete, blieb ihm freilich für tiefer eindringende Forschungen nur wenig Zeit. Als er aber den Hof verpachtet und sich zur Ruhe gesetzt hatte, bildete die Sammlung heimatgeschichtlicher Nachrichten seine Hauptbeschäftigung. Er beschränkte sich dabei nicht etwa auf das wenige, was in des Pfarrers Bücherei und in den Kirchenakten zu finden war, sondern er brachte jährlich einige Tage oder gar Wochen im Königsberger Staatsarchiv zu und trug allmählich ein Urkundenmaterial zusammen, wie es in ähnlicher Art wohl kein zweites Dorf in Ostpreußen besaß.

 

Im Laufe der Zeit hatte sich der alte Herr, der doch nur Dorfschulbildung genossen hatte, eine überraschende Fertigkeit im Entziffern und Auslegen alter Handschriften angeeignet. Selbst vor lateinischen Urkunden schreckte er nicht zurück. Natürlich konnte er sie nicht selbst übersetzen, er schrieb sie aber sauber ab und ließ sich dann von einem Archivrat oder zu Hause vom Pfarrer helfen. Von den wichtigsten Urkunden und Plänen ließ Böhm sich Photokopien anfertigen. Allein hierfür gab er, wie er mir einmal verriet, — ohne Wissen seiner Frau — nach und nach mehr als 300 RM aus.

 

In seinen letzten Lebensjahren machte Böhm den Versuch, seine reichen Sammlerergebnisse auch schriftstellerisch zu verwerten. Er schrieb eine auf zuverlässigem Material beruhende Geschichte der Kirche und Schule von Balga, desgleichen eine solche der Krüge. Ein Aufsatz „Justizsachen des Amtes Balga" wurde in mehreren Fortsetzungen von der Heiligenbeiler Zeitung veröffentlicht. Eine beachtliche Sammlung von Flurnamen des Kichspiels Balga harrte noch der wissenschaftlichen Auswertung. Zuletzt wagte Böhm sich sogar an eine allgemeine Landesgeschichte, bei welcher er den Kreis Heiligenbeil in den Vordergrund stellte. Doch nicht nur mit der Feder wusste Böhm geschickt umzugehen, sondern auch im Zeichnen hatte er sich eine große Fertigkeit angeeignet. So hatte er u. a. verschiedentlich versucht, die Burg im Bilde zu rekonstruieren. Eines dieser Bilder, auf dem im Vordergrunde einige Ritter hoch zu Ross gegen keulenbewehrte Preußen kämpften, war sogar als Ansichtskarte gedruckt worden und wurde gern von den Gästen des Burgkruges gekauft.  

 

Als im Jahre 1929 nach der Wiederherstellung des Vorburgturmes in dessen sechs Geschossen ein Heimatmuseum eingerichtet wurde, betreute Böhm die Sammlungen mit rührender Hingabe. Alles, was er in seinem langen Leben an Altertümern gefunden hatte, stellte er der Allgemeinheit zur Verfügung, darunter auch einen großen Teil seiner Photokopien und Aquarelle.

 

Der alte Dorfchronist war für seine Jahre überraschend rüstig. Wenn ich ihn besuchte, haben wir uns nicht nur in seiner Wohnung, einem gemütlichen, altertümlichen Fachwerkhäuschen an den dort angehäuften Schätzen erfreut und im Heimatmuseum die neuesten Ausstellungsstücke besichtigt, sondern wir sind auch oft stundenlang auf dem Burggelände herumgeklettert, wobei wir uns nicht etwa an die Wege hielten. Was uns interessierte, konnte ja auch nicht dort gefunden werden, wo Sonntagsausflügler lustwandelten. Wir suchten vielmehr gerade die Stellen auf, an denen Tafeln warnten: Absturzgefahr! Betreten verboten! Wie von Zyklopenhänden hingeworfen lagen vielerorts, in das Erdreich der Böschung eingedrückt, die riesigen Fundamente des Hochschlossflügels. Der zementartige Mörtel hatte selbst Stücke von der Größe eines kleinen Hauses unversehrt den A??? und die Witterungseinflüsse überstehen lassen. Noch stand an seinem alten Platze einer der klobigen Pfeiler des Danzkerganges. Ein anderer aber war abgerutscht und hatte sich im Fall überschlagen. Einige Blöcke hatten von der Höhe herab solchen Schwung bekommen, dass sie mit hohem Schwung durch die Luft sausten und mehrere Meter weit ins Haff hineingeschleudert wurden. Es war allemal eine schöne Genugtuung, wenn wir bei solchen Entdeckungsreisen durch persönliche Anschauung einen archivalischen Fund bestätigt oder ergänzt erhielten.

 

Ich lasse mich vom linden Wind umschmeicheln und schaue hinab in die Tiefe, wo sich die Wellen des Haffes in langen Schnüren kräuseln und ihr leises Murmeln heraufschicken. Hell glänzt die Sonne über die weite Wasserfläche dahin, die nach Westen unendlich erscheint. Geradeaus wird der Blick durch die Nehrung abgefangen, deren dunkler Wald sich in zackigen Umrissen gegen den Himmel abhebt. Nirgend ist das Bild, welches sich vor meinen Augen auftut, eintönig. Deutlich sind die Häuser und der Leuchtturm des Seehafens Pillau zu erkennen. Rauchsäulen lassen das rege Leben ahnen, dass dort an Land und auf den Schiffen herrscht. Bisweilen schwingt ganz schwach der Schall einer Dampfsirene herüber. Irgendwo pufft in der Ferne der Motor eines Fischkutters. Sonst ist aber nur Vogelgezwitscher und leises Rauschen der Brandung um mich her. Ich freue mich dieser Einsamkeit und folge mit zeitloser Ruhe der Fahrt einer Hafflomme, deren weiße Schonertakelung schweigend und langsam wie ein Uhrzeiger vor der Nehrung dahingleitet.

 

Im Westen der Nehrung leuchtet, glänzend weiß von der Sonne bestrahlt, die Wanderdüne, deren letzter Zipfel flimmernd und schimmernd über dem Horizont schwebt und sich in nichts auflöst. Dahinter liegt am Tage nicht mehr sichtbar, Kahlberg. In der Nacht aber blitzt das Licht des Kahlberger Leuchtturms bis nach Balga hinauf.

 

Wenn auch Haff und Nehrung am meisten das Auge anziehen, so lohnt doch nicht minder ein Blick auf den Küstenbogen des Festlandes. Zu meinen Füßen sinkt die waldige Höhe des Balgaer Burgberges, von Schluchten zerschnitten bis Foliendorf in die sumpfige Niederung ab. Dann zieht sich der weiße Sandstrand in sanftem Halbkreis nach Rosenberg hin, dem Hafen der Kreisstadt Heiligenbeil. Dahinter schiebt sich bleigrau verdämmernd ein Küstenvorsprung vor den anderen.

 

Wie oft mögen die Augen der einsamen Ritter dem Zuge dieser Uferlinie gefolgt sein, um dahinter die ferne Heimat zu suchen! Uns aber, die wir am Haff geboren sind, bedeutet dieses Bild Erfüllung und heimatliches

 

Seite 12   Landbriefträger Ernst Trostmann erzählt (2)

Liebe ostpreißische Landsleite!

Heite muß ich beim Schreiben orndlich pusten, ich hab mir nämlich e bißche ieberfressen, einmal im Jahr, dachd ich, kannst das riskieren, und nu muß ich jappsen wie e alter Jagdhund, wo hintrem Hasche rennt. Aber es gab Schaltinosze — mit e langes o! — und wenn Schaltinosze giebt, denn hau ich mir ebend de Kaldaunen voll. Kennen Se Schaltinosze? Sonst schreiben Se sich man foorts das Rezept auf. Ich hab es von meine Oma, die kam auße litausche Eck und brachd scheene Rezepters mit, Schuppenis, Kissehl, Kropfen und Schaltinosze. Also nu passen Se auf: Se nehmens — wenn Se haben — e Haufen Glums und riehren e Eiche ran, auch e paar Rosinen geheeren mang. Denn machen Se Nudelteig, rollen ihm aus, packen e Haufche Glums rein, klappen zu und dricken rundrum dem Rand fest, daß es aussieht wie e kleine Tasch. Nu kochen Se die Dinger e Virtelstundche wie Mehlkeilchen, denn werden se von beide Seiten e bißche bebraten, mit Zucker und Kannehl bestreit und mit braune Butter begossen. Was meinen Se, wie das schmeckt! Zum Huckenbleiben! Ich bin auch hucken geblieben und hab noch dem Teller beleckt, obwohl sich das nicht geneert fier einem heeheren Postbeamten z. A. Aber wer kann was gegen seine Gefiehle! Ich hädd es aber auch ehrlich verdient, denn ich hädd geholfen beim Einfahren und Dreschen. Unser Bauer, er heißt iebrigens Bauerochse, wo uns sonst bloß imm45 kujeniert, war mit eins samft wie e Katzenfotche. „Lieber Herr Trostmann" sagd er — er sagd tatsächlich Herr Trostmann! — „mechden Se nich morgen mit Ihre Frau e bißche beim Einfahren helfen? Das Stroh is noch e bißche naß, aber der Hafer muß rein!" Nu kennen Se ja unsre ostpreißische Gutmietigkeit. Giebt einer uns e gutes Wort, denn kriegen wir es einfach nich iebres Herz, nei zu sagen. Was werden die Leite hier bloß anfangen, wenn die Flichtlinge nich mehr aufe Dörfer hucke wie de Fliegen aufes Schmalzenbrot? Da wird sich mancher umkicken! Na kurz und rund: Wir haben geholfen. Der Bauerochse — ich sag nich Herr, so weit geht de Gutmietigkeit nu wieder nich, daher hat mir der Stoppelruß doch zu doll gewurmt! — hat gestakt, de Emma hat geladen — und wie geladen! — und ich hab nachgeharkt. E andständges Fuder laden is man nich so einfach wie Keilchen auße Schissel essen. Aber das hat de Emma raus, das muß ihr der Neid lassen, und so wurd es direkt e Prachtfuder fiere Ausstellung. Ganz stolz zog der Bauerochse mit seine zwei Kiehe vorne los. Ja, Kiehe hädd er angespannt, wie alle das hier machen, deshalb heißen de Dörfer hier auch Kuhdörfer! E Kuh geheert im Stall und hat Milch zu geben. Unsere Kiehe zu Haus hädden sich scheen gewundert, wenn ihnen einer e Geschirr umme Gurgel gebunden hädd, und se sollden ziehen! Se hädden ihm was gehust! Und denn wurd foorts gleich gedroschen. 16 Zentner vom Morgen, das is fiere Katz zu Bixen aber mehr hat es nich geschittet. De Emma mißd oben aufe Maschien reinschmeißen, und ich paßd unten aufe Säcke auf, daß se nich ieberliefen. Denn kriegden wir jeder fimf Dittche fiere Stund und abends e Halbliterche Milch. Und heite gab Schaltinosze! Wissen Se noch, wenn bei uns Kornaust war, und wenn denn der Hafer kam und de Gerste und der Weizen! Das war immer so richtiges Fest. Da wurd geachelt und gepichelt, daß einer alle Knöpfe aufmachen mißd, weil zuletzt nuscht nich mehr reinging. Und denn wurd aufe Schein blankgefegt und gescherbelt, daß de Koddern flogen und de Mergellchens quietschden. Da war einer natierlich noch e bißche jinger. Aber quietschen mechden de Mergellens auch heite noch, wenn ich ihnen bei e Fliccker krieg und richtig einschwunk. In Kamswutschen hädden wir einem im Dorf, der machd Musik aufe Quetschkomod und mißd immer reihum gehen, wo er geradzig gebracht wurd. Er war Gelegenheitsarbeiter, und weil er man selten Gelegenheit fand, hat er auch man selten gearbeit. Er war von vornähme Eltern und hieß Peischan. Eigentlich hieß er Päisang, sagd er, das war Franzeesisch und hieß Bauer, sagd er, denn er kam von die Hugenotten, sagd er. Aber das konnd keiner nich aussprechen, und deshalb hieß er einfach Peischan, und das ärgerd ihm. Und wenn ihm was ärgerd, denn mißd er einem gegne Wirmer nehmen. Wenn er denn geniegend intus hädd, erzähld er seine Familiengeschichte, und wenn er noch mehr von dem scheenen Bärenfang oder Kornus lutschen wolld, denn fragd er, ob er singen soll. Ja, der war nich womeeglich wie e Ortsdummer, der wußd genau, was er wolld. Er wußd auch alles besser. Bei dem wurden zu Haus de Flinsen sogar auf drei Seiten gebacken. Was wollen Se dagegen sagen? Nu hädd er am Kopp aufe linke Seit e faustgroßem Knubbel, e Gritzbeitel. Dem ließ er sich nicht schneiden, weil er Schiß hädd. Aber nu paßt ihm keine Mitz nich, deshalb trug er immer e altem Kalabresser, und der huckd ewig schief aufe rechte Seit, weil er ieber dem Knust auch nich rieberging. Beim Singen nahm er ihm natierlich ab. Dem Kalabreser, nich dem Knubbel! Und der Knubbel wurd denn doppelt so groß und lief ganz blau an. Nei, wenn der so richtig außem Hals losschmetterd, das war e Bild fier Götter, bloß fiere Ohren war das nich scheen, weil er nich de richtgen Teene traf und de Stimm immer ieberschnappd. Aber das Scheenste kommt noch! Sein Lieblingslied war „Aufe Alm da giebts ka Sind", und wenn denn de Stell kam „Durch das Tal der Nebel zieht" denn mißd er alle Kraft zusammennehmen, sonst kriegt er dem „Tal" nich richtig raus. Und denn passierd ihm regelmäßig na ja, es is ja nich sehr vornehm, aber ich muß doch de Wahrheit sagen. Also nehmen Se man nich iebel jedenfalls ging denn immer noch e ---Extraton inne Bixen. Und dadrauf lauerden se alle wie e Hundche aufe Speckschwart, das war denn der Heehepunkt. Aber er huckd sich denn schnell hin, grapschd sich seine Quetschkommod und spield „Es braust ein Ruf wie Donnerhall . Das war unser Peischan! Wo sind de scheenen Zeiten hin. Hier giebt es gar keine richtige Gemietlichkeit. Jeder lebt bloß fier sich und rackert sich ab. Und unsereins, huckt dazwischen und kann nich raus. Aber vor e paar Wochen gab auch hier was zu lachen. Da wohnt im „Oberdorf" e Flichtlingsfrau aus Leipzig, so an virzig Jahre alt, Eisenbahnsekretärswitwe mit zwei Töchter von dreizehn und fuffzehn Jahr. Die hat vorne und hinten alles was se braucht, und is mannsdoll. Aber das gaht ja keinem nuscht nich an. Die giebt aber vleicht an! Se weiß gar nich mehr, wie se gehen und reden soll vor lauter Vornehmheit. Bestimmt, die rennt sich noch mal de Zung aus und fällt ieber ihre eigne Fieße. Klein und pummlig is se, deshalb trägt se dreistöckige Absätze." De Lippen malt se sich rot an, aber auch de Fingernägel, wahrscheinlich, daß einer nich so de Trauerränder sieht. Na jedenfalls, ich geh bald nach Kleinmittag durches Dorf und heer mit eins e markerschitterndem Schrei. Nu renn ich schnell umme Eck und seh, da liegt de Eisenbahnsekretärswitwe in eine große Blutlache mitten aufe Straß und brillt wie am Spieß. Das Blut das suppd man so nach alle Seiten raus. Aber es war gar kein Blut, es war Himbeersaft. Die hadd nämlich im Wald e Eimer Himbeeren gesucht, war mit ihre hohe Absätze umgeknickt, der Eimer kippd aus, und se huckd sich mit ihr pompöses Fahrgestell mitten in dem Himbeerhaufen rein. Nu war se wenigstens auch hinten noch rot lackiert. Aber das Gelächter hädden Se heeren sollen, was denn im Dorf gab! Noch heite kullern mir de Tränen vor Lachen iebrem Schemisett, wenn ich bloß dran denk. Ich stelld mir richtig breitbeinig in Posetuhr, stemmd de Arme inne Seiten, kickd mir das Haufche Unglick in alle Seelenruhe an und sagd nuscht wie bloß Nei, nei, ieber Ihnen auch all!" Also gehen Se nich inne Himbeeren, fier dies Jahr is ja nur vorbei aber de Brombeeren fangen an. Und wenn Se schon gehen, denn hucken Se sich nich mittenmang rein, denn Brombeersaft geht schlecht raus, und de Leite haben was zu lachen. Das is denn ja auch wieder e gutes Werk, denn Lachen is gesund, und wir arme Flichtlinge haben es besonders neetig, denn im allgemeinen haben wir nuscht zu lachen. Nu frei ich mir aufes Ambrot. Drei Schaltinoszers sind mittags iebriggeblieben, die werden nur in Streimels geschnitten und aufgebraten. So schmecken se nämlich am besten. Mir scheint de Emma is all beim Prischeln, daß meine Nasenfliegel Freiiebungen machen. Deshalb muß ich nu leider aufheeren und Ihnen aufes nächste Mal vertreesten.

Herzlichen Heimatgruß

Ernst Trostmann, Landbriefträger z. A.

 

 

Seite 14   25 Jahre Ostpreußenhütte am Hochkönig (sämtliche Aufnahmen: Bernhard Koch, Bad Wiessee)

Foto: Die Ostpreußenhütte am Hochkönig

Foto: Der feierliche Festgottesdienst

Am Vorabend des 26. Juli, an dem die Ostpreußenhütte am Fuße des Hochkönig ihr 25 jähriges Bestehen feiern konnte, leuchtete ein helles Feuer hinunter nach Werfen, hinein in das herrliche Blühnbachtal, hinüber zur Eisriesenwelt im Tennengebirge und durch die Gedanken und Erinnerungen der das Feuer Umstehenden bis ins ostpreußische Heimatland. Und so weit wie dieser Feuerschein reichte, so groß war der Kreis der Feiernden.

 

Als am Sonntag Pfarrer Engel-Werfen inmitten der herrlichen Bergwelt vor der Hütte die Bergmesse zelebrierte, nahmen neben den vielen bis aus Hamburg und Schleswig erschienenen Sektionsmitgliedern des Deutschen Alpenvereins mehrere hundert Werfener teil, die zu der Feier herauf gestiegen waren. Der Geistliche erinnerte in seiner Predigt daran, dass die Männer und Frauen, die diese Hütte geschaffen haben, aus dem Lande gekommen sind, das der Deutsche Ritterorden zu einer Vorburg des Christentums im Osten gebildet hatte. Er nannte auch diese Hütte eine Burg, die Wetter und Wind getrotzt und vielen Bergfreunden ein Obdach geboten hat. Gott zu danken, sei unsere Aufgabe; denn er hat dieses Haus erhalten. Pfarrer Engel forderte alle, gleich ob katholischen oder evangelischen Bekenntnisses auf, Christus in ihr Herz aufzunehmen und ihn dort zu bewahren. — Die Bergmesse, deren musikalischer Teil von der Marktkapelle Werfen gestaltet war, schloss mit dem gemeinsamen Gesang des Chorals „Großer Gott wir loben Dich!"

 

Nach einer kurzen Pause sprach der Sektionsvorsitzende Senatspräsident Dr. Zippel. Er erinnerte daran, wie er vor 25 Jahren an der gleichen Stelle bei der Einweihung der Hütte gestanden sei. Besonders herzliche Worte richtete der Vorsitzende an den Bürgermeister und die Marktgemeinde Werfen. Die Verbundenheit Werfens mit der Hütte habe sich auch darin gezeigt, dass die Marktgemeinde aus Anlass des Jubiläums geflaggt hatte und ein Standkonzert durchgeführt worden war. Der Redner richtete Worte des Dankes an S. Kgl. Hoheit den Prinzen Leopold von Preußen, der s. Zt. den Grund für die Hütte gespendet hatte, ferner an die Gutsverwaltung Blühnbach des Hauses Krupp von Bohlen-Halbach, die nach einem vor kurzem niedergegangenen Unwetter die verschütteten Wege hatte so herrichten lassen, dass sie bis zum Jubiläum wieder benutzbar geworden sind. Besondere Worte des Dankes wurden an die Herzogliche Gutsverwaltung Imlau gerichtet, in deren Vertretung Baron Cerrini anwesend war. Wie bei jedem Geburtstage, so waren auch hier viele Geschenke eingegangen. Genannt wurden die Spenden der Vereinigungen der Ost- und Westpreußen aus Berchtesgaden und Bad Reichenhall, der Landsmannschaft Landshut, des Verlages Graefe u. Unzer. Ein besonderer Gruß galt der Dichterin unseres Landes, Agnes Miegel, die ihr Bild mit Unterschrift und ihr Gedicht „Meinen Salzburger Ahnen" übersandt hatte. Mit herzlichen Worten gedachte der Redner des Hüttenreferenten der Sektion, Chefarzt Dr. Schnorrnberg und schließlich des Hüttenwarts Eduard Justus. Mit starkem Beifall nahmen die Anwesenden die ehrenden Worte auf, die dem allzeit treuen Justus in Anerkennung seiner Verdienste ausgesprochen wurden.

 

Einen historischen Rückblick über die Geschichte der Hütte gab sodann Frau Studienrätin Dr. Zippel-Fuchs. Von den ersten Anfängen bis durch die Schwierigkeiten in der Nachkriegszeit habe immer, wie die Rednerin betonte, ein guter Stern über der Hütte gestanden. Mit einer Minute Stillschweigen wurde der Toten gedacht. Mit dem Appell an die Jugend, die Hütte weiterhin zu bewahren und zu erhalten, auf dass sie allzeit künde, dass Ostpreußen ein Teil Deutschlands sei, schloss die Rednerin ihre eindrucksvollen Ausführungen.

 

Namens des Hauptausschusses des Deutschen Alpenvereins überbrachte Herr Sobetz-München herzliche Glückwünsche. Für den österreichischen Alpenverein sprach Dr. Biesmüller-Wien und für die Sektion Salzburg des österr. Alpenvereins Herr Dummler, Die Wünsche der Gesellschaft Eisriesenwelt übermittelte mit herzlichen Worten Dr. Oedl. Außerdem waren zahlreiche Telegramme und Glückwünsche eingegangen, so u. a. von Prof. Müller, dem Vorsitzenden der Landesgruppe Bayern, von der Stadt Duisburg u. a. m.

 

Ein Hüttenabend, bei dem ostpreußische Lieder mit solchen aus dem Oberland wechselten, ließen Gäste und Gastgeber Zeiten und Grenzen vergessen. Alle Menschen aus dem deutschen Osten spürten bald, dass hier ein letztes erreichbares Stück Heimat erhalten geblieben ist. Und unausgesprochen nahmen alle, die Verpflichtung mit sich, der Sektion Königsberg des Deutschen Alpenvereins zu helfen, dieses Haus auf 1630 m Höhe wie ein Mahnmal des Ostens zu pflegen.

 

Seite 14     1. (Jäger-) Bataillon Inf.-Regt. 2

Der 18. Juni 1744 ist der geschichtlich festgelegte Geburtstag des Jäger-Korps. Von diesem Tage datiert jener königlich-kurmärkische Erlass, dessen Inhalt richtungweisend für die innere Zusammensetzung und Haltung, für den Geist und die hohe Auffassung der Jäger-Bataillone werden sollte: „ . . . ein gewisses Korps Feldjäger zu Fuß von lauter, so viel wie möglich einheimischen Forstbediensteten, oder auch anderen bekannten Jägern zu errichten . . ." Das edle Weidwerk und der Soldatenstand standen nun in enger Zusammengehörigkeit.

 

Die Jäger sind die stillen Kämpfer abseits der großen Schlachten. Selten erwähnt sie das Buch der Geschichte. Ihre Verwendungen in keinen Abteilungen zu gewagten Patrouillenunternehmen des kleinen Krieges erklärt das. In den Berichten der großen Schlachten vermisst man sie, aber waren sie zur Stelle, so haben sie auch ihren Anteil gehabt an den Kämpfen und ihren Mann gestanden, wie jeder andere Soldat. Ihr unerschrockenes und geschicktes Verhalten rühmt die Kriegsgeschichte zum ersten Mal im Siebenjährigen Krieg Friedrich des Großen, wo Heldenmut und Kaltblütigkeit die Jäger bei Hochkirch besonders ausgezeichnet haben. — Saalfeld und Jena, die blutigsten und schmerzendsten Wunden im heißen Ringen 1806 rissen auch in die Reihen der Jäger furchtbare Lücken. Und über die Befreiungskriege 1813 und 1815 sehen wir die Jäger wieder im Kriege 1870/71 auftauchen. Und doch war das alles nur ein Auftakt, zu dem ersten Weltkrieg, in dem das Jäger-Bataillon seinen Mann stand, und dessen Lettern sich so blutig in das Buch unserer Geschichte gegraben haben, wie nicht einmal in den Tagen von 1806. Orlau und Lahna, während der Tannenbergschlacht 1914, die Kämpfe am Narotsch-See und an der Südfront, das sind Ruhmesblätter der Yorckschen Jäger während des ersten Weltkrieges.

 

Den zweiten Weltkrieg haben wir alle selbst mitgemacht. Das Bataillon nahm an den Feldzügen in Polen, Frankreich und Russland teil. Mlawa, Praga, Lille, Dorpat, Mschaga, Glashewo, Pogostje, Kirischi, Ssinjawino, Gatschina, Luga, Piirisaar, Putki, Puhatu-Sumpf und die Kurlandschlachten sind Begriffe für jeden ehemaligen Angehörigen des Jäger-Bataillons. Die ausführliche Würdigung des Bataillons in diesen Schlachten soll an einer anderen Stelle folgen. — Wenn auch das Jäger-Bataillon aufgehört hat zu bestehen, in seinen Männern lebt der alte Jägergeist weiter.

 

Eines bedeutenden Mannes aber müssen wir uns erinnern, wenn wir in den Blättern der Geschichte des Jäger-Bataillons „Graf Yorck v. Wartenburg" zurückschauen. Ein entscheidender Wendepunkt für die Jägerwaffe war das Jahr 1800: Der Major v. Yorck wird zum Kommandeur des Jäger-Regiments ernannt. Ostpreuße war dieser Mann, und in Ostpreußen begann der junge Yorck seine militärische Laufbahn. Unerwähnt sei nicht, dass nach Mittenwalde und Frankfurt (Oder) ausschließlich ostpreußische Garnisonen das Jäger-Bataillon aufnahmen. Königsberg und Goldap, Rastenburg und Braunsberg, Allenstein, Osterode und Ortelsburg waren seine Garnisonen im Laufe der Geschichte. Die schönste Anerkennung, die dem Bataillon zuteilwurde, war die Verleihung des Namens seines großen Lehrmeisters und Schöpfers. Am 27. Januar 1889 wurde dem Bataillon der Name verliehen „Jäger-Bataillon Graf Yorck v. Wartenburg (ostpr.) Nr. 1".

 

 

Seite 14   Sportverein Lötzen am Steinhuder Meer

Nach Hann. Münden (1947), Berlin (1949) und Ratzeburg (1951) traf sich die bereits 1946 ins Leben gerufene Traditionsgruppe des Sportvereins Lötzen am 31. Juli und 1. August 1953 in Steinhude am Meer. Eine ansehnliche Zahl der alten Sportkameraden mit ihren Familien war zu diesem gelungenen Wiedersehen gekommen. Leider mussten der Ehrenvorsitzende, Fritz Suehs (krankheitshalber) sowie auch Lötzens ehemaliger Bürgermeister, Dr. Gille und der ehemalige Vereinsführer der Sportvereinigung „Hindenburg" Lötzen und Chef der 11. Sportkompagnie, General a. D. Ramcke, absagen. Der ruhmreiche V. f. B. Königsberg, in dessen Reihen auch viele Lötzener Sportler gestanden haben, hatte durch Willi Krawzick-Dortmund dem Wiedersehenstreffen einen schönen Verlauf gewünscht. Am ersten Tag des Zusammenseins gedachte man bei dem mit Lötzener Wappen und Sportbildern (Exweltrekordmann Erwin Blak) geschmücktem Festabend der toten Kameraden und der unvergesslichen, erfolgreichen Sportjahre in der schönen Heimat. An den für uns noch erreichbaren Gräbern der großen und vorbildlichen Sportler Fritz Schulz, einem Mitbegründer des Vereins im Jahre 1911 sowie Paul Glowka, dem erfolgreichsten Fußballspieler des Vereins, in den 20-er Jahren (später Torwart bei Hindenburg-Allenstein) wurden an diesem Tage im Auftrage der Traditionsgruppe durch die Ehefrauen in Chemnitz und Lünen (Westf.) Kränze für alle Toten niedergelegt.

 

Bei Erinnerungen, Heimatliedern und einem Tänzchen wurde aus einem silbernen Pokal, den der auch anwesende Lötzener Erwin Henkies vor genau 20 Jahren als Angehöriger von St. Georg-Hamburg im Fünfkampf beim 10. Nationalen in Lötzen gegen stärkste Konkurrenz gewonnen hatte, getrunken. Am Sonnabend (01.08.) traf man sich im Strandbad zum gemeinsamen Baden und Rudern. Dann segelte man bei zünftigem Seglerwetter nach dem Wilhelmstein und besichtigte dort die Festung. Bevor die Kameraden die Fahrt nach Hamburg zum Kreistreffen der Lötzener antraten, trat man zu Beratungen zusammen. Der ruhmreiche „Sportverein Lötzen" wird, solange er nicht aktiv in Lötzen tätig sein kann, als Traditionsgruppe unter der nun bereits über 30 Jahre währenden Führung des Ehrenvorsitzenden Fritz Suehs-Timmendorfer Strand und Hellmut Gossing-Bonn als dessen Stellvertreter weitergeführt. Die Geschäftsführung bleibt weiter in den Händen von Willibald Geelhaar-Hamburg-Volksdorf. Ahrensburger Weg 25, an den auch alle Anfragen etc. betreffend Sportverein Lötzen zu richten sind. Das fünfte Wiedersehenstreffen 1955 soll entweder in Cuxhaven mit einer Fahrt nach Helgoland oder im Raume Düsseldorf durchgeführt werden.

 

 

Seite 14   Frisch weht der Herbstwind...

Schon schmückt die Birke sich mit lichtem Gold

Und schüttet in die Welt den bunten Segen.

Frisch weht der Herbstwind über's Land, als wollt

Er jede Wolke von dem Himmel fegen.

 

Er singt ein Lied, von wilder Klage voll,

Und mit verhalten drohenden Akkorden

Ist nachts das Meer in unterdrücktem Groll

Zum düsteren Begleiter ihm geworden.

 

Da wächst sein Chor, und seine Melodie

Schwillt furchtbar zu erbarmungslosem Rasen,

Als ob das Meer ihm Riesenkräfte lieh.

Der ganzen Welt das Todeslied zu blasen.

 

Jedoch wie sehr uns auch sein Sang erschreckt

Und uns erfüllen will mit bangem Zagen,

Wer hoffend tiefer in ihn horcht, entdeckt

Vertrauten Klang aus fernen Frühlingstagen.

Otto Losch

 

 

Seite 15   Familienanzeigen

Am 07.08.1953 verstarb in Mindelheim/Bayern nach langem, schwerem Lieden (Muskelschwund) und doch plötzlich an Herzlähmung mein geliebter ältester Sohn, Heinz Wiemer, im Alter von 47 Jahren. Sein Bruder, Helmut Wiemer, ist seit März 1945 verschollen, der jüngste, Robert Wiemer, als Flugzeugführer abgestürzt am 26.07.1944. Im Namen der Familie: Frau Ilse Wiemer, geb. Siedenbiedel und 3 Kinder, Mindeheim, Parkweg 4, sowie der 3 Geschwister, die Mutter, Gertrud Wiemer, geb. Riemer. Früher: Tilsit, Ostpreußen. L. Wiemer, Deutsche Straße 66. Jetzt: Bad Hersfeld, Brückenmüllerstraße 11

 

Weferlingen, Ostzone.Früher: Mohrungen, Ostpreußen, Lange Reihe 3.

Am 03.08.1953 verschied plötzlich unser liebes, gutes Tantchen, Fräulein Antonie Preuß, kurz vor ihrem 84. Geburtstag. In tiefer Trauer: Ihre Nichten, Wally und Lotte Froemke. Michelrinnaden, Kreis Ravensburg

 

Erst heute erfuhr ich das Hinscheiden unserer lieben guten Frau Emma Rockel. Sie starb am 27.10.1952 bei ihrer Tochter in Niederheckenbach (Rheinl.-Pfalz). Wir alle, die wir beim Bahnhofsdienst in Braunsberg waren, werden das Andenken dieser immer tapferen, immer fröhlichen, echt ostpreußischen Frau hoch in Ehren halten. Ihre Einsatz- und ihre Hilfsbereitschaft waren vorbildlich. Für alle DRK-Schwestern und Bahnhofsmütter von Braunsberg: Frida Busch. 20. Juli 1953

 

Seite 15   Suchanzeigen

Wer kann Auskunft geben über das Schicksal meiner Frau Elise Grinda, geb. Dombrowski, geb. 14.07.1906, aus Rothof bei Angerburg, letzte Nachricht vom Februar 1945 aus Petershagen b. Kolberg. Nachrichten, die vergütet werden, erb. Otto Grinda, München 19, Sigenotstraße 1.

 

Welcher Russland - Heimkehrer kann mir Auskunft geben über m. Sohn, den Obergefreiten Kurt Cichacki, geb. 26.08.1921 in Braunschweig, Feldp.-Nr. 58787 E, letzte Nachr. vom 16. Juni 1944 Raum Witebs-Mittelabschnitt. Heimatanschrift war Braunsberg, Braunschweigerstraße 23. Um Nachricht bittet seine Mutter Frau Ella Cichacki, Braunschweig, Madamenweg Nr. 56.

 

Allenstein-Landkreis! Gesucht werden: Konrad Sadrinna, früher wohnh. in Gottken, Gastwirt Schwark, früher Windtken, Bauer Braun, früh. Alt-Schöneberg, Mitglieder der Familie Kunigk, früher Schattens (Kirchsp. Neu-Kockendorf). Nachr. erb. Josef Kolanowski, Engers/Rhein, Stefanstraße 8 (früher Neu-Kockendorf).

 

Wer kann Auskunft geben über den Aufenthalt von Fischermeister Bruno Zimmermann, Liebstadt (Ostpr.), Kirchhofstr. 8, Krs. Mohrungen. Nachr. erb. Kurt Zippert, Sattenhausen 12 über Göttingen Porto wird erstattet.

 

Wer kennt Frau Marta-Lisbeth Salecker, geb. Bernoteit, geb. 09.06.1912 in Krakau (Ostpr.), wohnh. in Weedern. Krs. Tilsit-Ragnit, evakuiert nach Gut Tromp bei Tiedmannsdorf, Krs. Braunsberg, verschleppt am 5. Mai 1945. Ausk. er bittet Schwester Marta Salecker (fr. Wehrkirchen), Bremen, Stadt Krankenanst. Chirg.

 

Bauernfamilie Heisel, aus Kaimelau, Krs. Gumbinnen, zuletzt in Haasenberg, Krs. Osterode. Von dort am 20.01.1945 weitergeflüchtet mit Pferdewagen in Richtung Osterode. Seitdem verschollen: 1. Mathes Heisel, geb. 22.09.1870, 2. Emma Heisel geb. Kammer, geb. 12.04.1878, 3. Rudolf Heisel 1, geb. 27.02.1902, 4. Gertrud Heisel, geb. Trilling, geb. 17.09.1920, 5. Brigitte Heisel, geb. 16.07.1941, 6. Hans Heisel, geb. 21.12.1942, 7. Monika Heisel, geb. 12.02.1944. Nachricht über Eltern und Bruder an Max Heisel, Ersrode über Bad Hersfeld, Bezirk Kassel

 

Ich suche: Frau Magdalene Hennig, geb. 18.05.1897, ihren Ehemann Karl Hennig, geb. 12.10.1892 und Sohn Werner Hennig, geb. 26.06.1921, wohnhaft gewesen Königsberg Preußen 5, Hippelstraße 8. Ferner Frau Anna Sießlack, geb. 20.02.1899, ihren Ehemann Richard Sießlack, 17.10.1897 und Tochter Christel Sießlack, geb. 24.12.1926, wohnhaft gewesen Königsberg Preußen 5, Oberhaberberg 67. Nachricht erbittet Charlotte Flieder, geb. Anker, früher Königsberg Preußen 5, Oberhaberweg 67, jetzt zur Zeit Hofheim, Taunus, Landesheilstätte, Haus St. Josef.

 

Gerhard Hoffmann, aus Elbing, geb. etwa 1910 – 1919, Feldpostnummer 29181, Nachricht erbittet Hermann Sabrowski, 22c Lindlar-Falkenhof, Block 8, Bezirk Köln

 

Gesucht werden: Hermann Sabrowski, geb. 18.10.1889, in Krausen, Kreis Rössel, aus Allenstein, Jakobstraße 13 und Karl-Roenschstraße, Block 2; Rosa Choinowski, geb. Sabrowski, geb. 26.05.1891 in Allenstein; Josef Choinowski, geb. 11.11.1923 und Horst Choinowski, geb. 11.11.1929 in Allenstein. Alle haben zuletzt in Allenstein, Fabrikstraße gewohnt. Erich und Walter Laskowski, beide aus Ganglau, Post Darethen, Kreis Allenstein; Franz und Hedwig Block, geb. Konnrasch und Frau Hermann, geb. Sommerfeld, aus Allenstein; Margarete Krause, geb. Konnrasch, aus Jankendorf, Kreis Allenstein; Familie Petrikowski, aus Wigodda und Kalborno, Kreis Allenstein und Gefreiter (hier bricht die Suchanzeige ab. Rest fehlt, oder geht in der folgenden Suchanzeige weiter)

 

Gesucht werden: Hermann Kahnert, geb. 22.02.1891, Frau Gertrud Kahnert, geb. Wollmann, letzter Wohnort, Groß-Dexen, Kreis Preußisch Eylau. Ernst Kahnert und Frau Emma, geb. Schosseck, letzer Wohnort, Kissitten bei Kreuzburg. Nachricht erbittet: H. Magdsack, Hänigsen, Ostlandsiedlung über Lehrte, Hannover

 

Gesucht wird Bruno Poewe, geb. 27.10.1898, Heimatanschrift: Königsberg, Hintertragheim. Bis Februar 1952 wohnh. in Canow/Mecklenburg, Post Wesenberg. Nachr. erb. Walter Schwarck, Hannover-S., Freytagstraße 6.

 

Gesucht wird Otto Schwarck, geb. 20.10.1927 in Prossitten, Kreis Rössel. Er wurde am 18.01.1945 zur Wehrmacht einberufen, Panzergrenadier-Sammelstelle Allenstein, Jägerkaserne. Wer weiß etwas über sein Schicksal? Nachr. erb. Eduard Schwarck, 17 Untermünstertal, Kreis Müllheim.

 

Gesucht werden für die in der Ostzone lebenden Angehörigen: 1. Feldwebel d. R. Hans Wilhelm Huwe, geb. 21.09.1910, Feldpost-Nr. 31085 E. Vermisst seit Mitte August 1944 In Rumänien. 2. Leutnant d. R. Fritz Haase, geb. 10.04.1922 in Ragnit, Feldp.-Nr. 31217, letzte Einheit: Divisionsstab Mogilew, Mittelabschnitt. Letzte Nachr. vom 24.06.1944. Nachr. erb. Käthe Engelke, Ahlen/Westf., Gerichtsstraße 8.

 

Wer kann Auskunft geben über das Schicksal meiner Tochter Herta Hensel, geb. 05.02.1928 in Tramkwitz, zul. wohnh. Königsberg, Bismarckstraße 10c. Sie wurde im März 1948 aus Königsberg von den Russen verschleppt. Wer war mit ihr zusammen? Außerdem suche ich die Familie des Straßenbahnschaffners Gustav Sakowski, Königsberg, Jägerstraße 46. Nachr. erbittet Frau Helene Hensel, Brockum 222, über Diepholz.

 

Gesucht werden aus Königsberg (Pr.) Direktor Otto Andernach, Goethestraße 9, Prokurist Bruno Schwarm, Schroetterstr. 43 u. Otto Pasewask, Ziethenstraße von Kurt Kirstein, fr. Königsberg/Pr. Löbn Oberbergstr. 12/13, jetzt Klein-Stavern, Kreis Meppen.

 

Seite 16   „Pillau muss ohne Schuss fallen!“

Wie Schiffskapitän Jacob Lietke sich für seine Vaterstadt einsetzte.

Foto: Blick auf den Seglerhafen von Pillau

Foto: Denkmal des Großen Kurfürsten am Leuchtturm von Pillau

Nachstehender Artikel erschien 1913 im Pillauer Anzeiger „Merkur" anlässlich des 110-jährigen Gedenktages für den Pillauer Bürger und Schiffskapitän Jacob Lietke, der sich um das Wohl seiner Vaterstadt große Verdienste erworben hatte. Im Beisein der Familienangehörigen ehrte der Kommandant der Festung Pillau in einer Ansprache den großen Pillauer Sohn. An seinem Grabe wurde damals auch ein Gedenkstein gesetzt.

 

„Wie bereits 1807 Pillau eine der wenigen Festungen war, die sich gegen die Franzosen hielt, so war dies im höheren Grade 1813 der Fall. Nicht nur der Soldat, sondern jeder Bürgersmann hat im Dienst am Vaterlande mitgeholfen.

 

Pillau war nach einer am 29. März 1812 zu Dresden abgeschlossenen Konvention von Französischen Truppen besetzt worden, daneben blieb die kleine preußische Garnison bestehen. Der Kommandant, Oberstleutnant von Treskow nahm die Rechte der Bürgerschaft und der preußischen Truppen gegen den französischen Gouverneur Castella wahr.

 

Nach der Konvention von Tauroggen war es von großer Bedeutung, dass die Festung Pillau so schnell als möglich von den Franzosen geräumt wurde, denn sie bildete den letzten Stützpunkt der Franzosen östlich der Weichsel. Schwerer Schaden für Königsberg, Pillau und Ostpreußen wäre es gewesen, wenn die Franzosen Pillau halten und das Tief und den Schiffsverkehr hätten sperren können. Von Treskow fasste den Entschluss, die Festung den Franzosen zu entreißen. Da die französische Besatzung 1600 Mann, die preußische nur 300 Mann stark war, traf einige Tage später Truppenverstärkung von 280 Mann ein.

 

Die Hilfe kam von den Bürgern, die bereit waren, alles für Stadt und Vaterland zu tun. Durch die Bemühungen des Bürgermeisters Flach, des Ratsassessors Grüneberg und Hagen, des Spediteur Hey und des Johann Peter Lietke, standen in wenigen Tagen 200 Bürger und 500 Matrosen dem Kommandanten zu jedem Unternehmen zur Verfügung. Nun forderte von Treskow den französischen Kommandanten auf, die Festung zu räumen, da sie dem König von Preußen gehöre und die Besetzung mit Ende des Krieges ihr Ende erreicht hätte. Er möge nicht etwa an eine Verteidigung gegen die Russen denken, denn in diesem Falle würden die Preußen ihm feindlich gegenübertreten. Dieses Benehmen hatte General Castella nicht vermutet. Er wollte den von Treskow sofort erschießen lassen Er mäßigte sich aber bald, als er vernahm, dass außer den preußischen noch 700 bewaffnete Bürger und Matrosen gegen ihn auftreten würden. Diese 700 Männer, wurden nur mit Mühe von von Treskow im Zaume gehalten. Die Franzosen wussten, dass man sie in einer Nacht überfallen wollte, ihr Hass stieg aufs Äußerste. Castella war so in Furcht versetzt, dass er sein Quartier in der Stadt aufgab und 20 Mann allnächtlich mit geladenem Gewehr Wache hielten.

 

Castella beschwerte sich bei dem französischen Gouverneur von Danzig, General Rapp. Rapp sprach von Treskow seine Missbilligung aus, und gab zu verstehen, dass sich die Verhältnisse leicht ändern könnten, und man sich alsdann derjenigen wohl erinnern würde, die es gewagt hätten, so gegen seinen Herrn zu wirken.

 

Als General von York nach Königsberg gekommen war, wurde ein russisches Belagerungskorps vor Pillau aufgestellt. Für York war es von größter Wichtigkeit, in den Besitz Pillaus zu kommen, da es nur gegen Verpfändung des Seezolls von der Königsberger Kaufmannschaft ein Darlehen von 150 Tausend Talern erhalten konnte. Am 7. Januar trafen dann 300 Kosaken unter Obersten Graf Pahlen vor der Festung ein, konnten aber der geringen Anzahl wegen kaum im Sinne des preuß. Kommandanten wirken. Am 21. Januar wurde Castella von dem preuß. General v. Kleist offiziell zur Übergabe aufgefordert gegen freien Abzug. Wenn Castella auf diesen Vorschlag nicht eingehen wollte, würde sofort die Belagerung der Festung eintreten. Castella wollte sich nicht zur Übergabe verstehen, denn die Festungswerke befanden sich in guter Verfassung, Geschütze und Munition waren ausreichend, die Mehlvorräte waren so groß, dass man 2000 Mann auf 1 - 2 Jahre hätte unterhalten können. Seine Bitten um Instruktionen blieben ohne Bescheid. Inzwischen verschlechterte sich seine Lage dadurch, dass Teile seiner Truppen desertierten. Am 6. Februar erschien auf den Anhöhen von Alt-Pillau ein russisches Belagerungskorps von 5000 Mann und forderte Castella zur Übergabe auf, anderenfalls die Festung gestürmt werden würde. Castella versammelte einen Kriegsrat, die Erklärung des preußischen Kommandanten, wie er sich bei einer Verteidigung zu verhalten gedenke, sollte den Ausschlag geben. Von Treskow erwiderte, dass er sofort gegen die Franzosen vorgehen würde, falls diese die Festung nicht verließen Darauf erfolgte die Kapitulation mit den Russen. Am 8. Februar zog dann die franz. Besatzung ab. Es waren etwa 1000 Mann, welche über das zugefrorene Haff nach Balga marschierten. Am gleichen Tag hielten die Russen ihren Einzug in die Stadt und wurden vom Magistrat feierlich begrüßt. Die Bürgerschaft empfing sie mit unendlichem Jubel. Am gleichen Tage sandte auch der neuerbaute Leuchtturm sein Licht über das Meer.

 

Bei all diesen Vorgängen hat außer den schon vorher erwähnten Männern der Schiffskapitän Jacob Lietke sich große Verdienste erworben. Er hatte erfahren, dass ein franz. Transport von 10 000 Ztr. Pulver von Pillau nach Danzig erfolgen sollte und war bemüht, diesen Transport zu verhindern. Er begab sich zu dem franz. General Castella und bat ihn um die Erlaubnis, die Festung verlassen zu dürfen, da er einen Kranken in Alt-Pillau besuchen wollte. Castella machte ihm Schwierigkeiten, brachte ihn aber schließlich selbst zu den russischen Vorposten. Dort wurde Lietke echt kosakisch empfangen. Er eröffnete dem Obersten von Pahlen sein Anliegen, führte das Detachement, welches den Pulvertransport verfolgte und es gelang diesen abzufangen und nach Braunsberg zu bringen.

 

Eines Tages beschlossen die Russen, Pillau zu beschießen. Gerade dieses wollte Lietke im Interesse der Stadt und ihrer Bewohner verhüten. In seiner eigentümlichen, kräftigen Manier sagte er zu von Pahlen „Narrenpossen, Pillau muss ohne Schuss fallen". Pahlen sah ihn hierauf an und erwiderte kalt: „Sie sind sehr dreist". In der folgenden Nacht musste Lietke von Pahlen nach Königsberg reisen, um dort vor der versammelten Generalität seine vielleicht etwas übereilt ausgesprochene Ansicht zu begründen. Nach der Rückkehr schickte er den Schultzen Draasch aus Alt-Pillau nach Königsberg, um zwei holländische Flaggen zu holen. Diese wurden auf den Bergen von Al-tPillau aufgepflanzt. Ferner ließ er Proklamationen drucken, in denen die franz. Soldaten, die meistens aus Polen und Holländern bestanden, aufgefordert wurden zu desertieren, und erklärt wurde, es wären 40 000 Mann holländische Truppen angekommen, die als Wahrzeichen ihrer Anwesenheit die oben erwähnten Flaggen aufgepflanzt hätten. Lietke brachte diese Proklamationen selbst in die Stadt zu Leutnant Ebel, von wo aus sie weiter verbreitet wurden. Die Bürger versammelten sich nachts auf den Straßen, angeblich um die Feuerspritzen zu probieren. Die Desertationen nahmen zu und so ging Pillau endlich über.

 

Die russischen Befehlshaber Baron von Pahlen und Generalmajor Sorbonsoff haben Lietke bescheinigt, dass er in vielen Fällen seine Liebe zum Vaterland gezeigt, ohne die geringste Aufforderung sein Leben in Gefahr gesetzt und ihnen mit außerordentlichem Fleiße die wichtigsten Dienste geleistet habe, und dass sie ihm als einen Mann, der freiwillig sein Leben für das Wohl der gemeinschaftlichen Sache in Gefahr gebracht habe, die aufrichtigste Erkenntlichkeit schuldeten. Jacob Lietke, gestorben 1842, hat noch viele Jahre im Interesse der Stadt (Verbesserung der Hafeneinrichtungen) gewirkt und wurde später mit dem Roten Adler-Orden ausgezeichnet. Ein wohlgelungenes Ölbild befindet sich in den Händen eines nahen Verwandten in Turin. Eine Fotographie davon auf der Jahrhundertausstellung in Königsberg. Sein Grab ist noch auf dem Kirchhof von Pillau erhalten."

 

 

Seite 16   Turnerfamilie Ost- und Westpreußen

Zum siebenten Male trafen sich beim Deutschen Turnfest in Hamburg die Mitglieder der Turnerfamilie Ost- und Westpreußen zu einem Wiedersehenstreffen. Mit 550 Teilnehmern stieg die bisherige Höchstzahl dabei fast um das Doppelte. Den feierlichen Höhepunkt des Treffens bildete diesmal eine gemeinsame Feierstunde der über 2000 zum Deutschen Turnfest erschienenen heimatvertriebenen Turnerinnen und Turner aus allen ostdeutschen Gauen in der Freilichtbühne des Hamburger Stadtparks.

 

Die Festrede des Turnbruders Eschenbach-Breslau, jetzt Braunschweig, war ein von allen begeistert unterstrichenes Treuebekenntnis zur Heimat und zum Deutschen Turnerbund, unter dessen Banner die Turner bald in ihre Heimat friedlich zurückkehren und dort die alten turnerischen Ideale wieder aufrichten und verbreiten zu können hoffen.

 

In Gegenwart des Vorsitzenden des Deutschen Turnerbundes, Oberbürgermeister Dr. Walter Kolb, versicherte der Bundeskulturwart, Turnbruder Karl Drewer-Hamm, erneut, dass der DTB durch seine Vereine den Ostvertriebenen eine neue Heimat sein wolle und werde.

 

Die Mehrzahl der zum Deutschen Turnfest gekommenen Mitglieder der Turnerfamilie Ost- und Westpreußen war durch Führungs- und Verwaltungsaufgaben, durch Teilnahme an Wettkämpfen, Einsatz als Obleute, Kampfrichter usw. stark in Anspruch genommen, ein erfreuliches Zeichen ungebrochenen Einsatzwillens und des Zusammenwachsens mit der neuen Umgebung.

 

Der Kameradschaftsabend im kleinen Festzelt anschließend an die Treuekundgebung am 06.08.1953 litt zwar unter diesen Einsatzverpflichtungen und leider auch sehr durch die Witterung. Umso fröhlicher verlief der heimatliche Abschiedsabend am 09.08.1953 im Curiohause zu Hamburg, auf dem eine würdige Ehrung der anwesenden zahlreichen ost- und westpreußischen Turnfestsieger durch Turnbruder Babbel vollzogen wurde. Besonders bejubelt wurden die zwei Schwestern Hoffmann-Zoppot, die 1938 — vor 15 Jahren — für den Zoppotter Turnverein die Meisterschaft im Frauen-Faustball miterrungen haben und jetzt auch zu der Deutschen Frauen-Faustball-Meistermannschaft 1953, Post Hamburg, gehören.

 

Die Danziger Turngemeinde von 1862 verband mit dem Wiedersehenstreffen die nachträgliche Feier des 90-jährigen Bestehens und der Königsberger Männer-Turn-Verein von 1842 beging sein 111. Stiftungsfest.

 

Das Deutsche Turnfest 1953 hat der Turnerfamilie Ost- und Westpreußen erheblichen Zugang gebracht. Ein neues Anschriftenverzeichnis mit fast 2000 Anschriften aus 78 heimatlichen Turnvereinen ist in Arbeit. Der Zusammenhalt der einzelnen Vereine wird noch besonders gepflegt durch Vereinswarte, die in zwangloser Folge Rundschreiben herausgeben.

 

Auskünfte über Einzelheiten und aus der Gesamtkartei gibt Wilhelm Alm. Oldenburg (Oldb.), Gotenstr. 33. _

 

Seite 16   Adam Lojewski 70 Jahre alt!

Der Männer-Turn-Verein Lyck 1877 und die Ost- und Westpreußen Turnerfamilie wünscht Dir, lieber Turnbruder Adam Lojewski, zu Deinem 70. Geburtstage am 13.09.1953 das Beste, Gesundheit, Glück und Segen. Dein ganzes Leben wirkst Du seit dem Eintritt 1899 in den MTV Lyck zum Wohle der deutschen Turnerei und Jugend als wahrster Freund und Helfer. Mögest Du noch recht lange unter uns weilen! Nach Deiner aktiven Dienstzeit bei dem 2. Masurischen Inftr.-Reg. 147 (Lyck) Inftr.-Reg. Generalfeldmarschall v. Hindenburg" schlugst Du Dich auch beim gleichen Rgt. in allen großen Schlachten im Ringen um die Heimat 1914/1918 tapfer. Der zweite Weltbrand traf Dich bitter und hart. Dein Sohn Horst, unser lieber Turnbruder, fand als „tapferer Pionier" für die geliebte Heimat in Kurland 1945 den Heldentod. Deine teure Gattin, unsere gütige Turnschwester, verlorst Du auf dem harten, grausamen Fluchtwege in Mecklenburg an Typhus. Trost fandest Du in den Worten: „Für das kurze ird‘sche Leben ist die Freundschaft viel zu schön, Ewigkeiten muss es geben, wo sich Freunde wiedersehen."

 

Möge Dir der Abendstern Deines Lebens bei Deiner Tochter Elfriede (unserer Turnschwester) und deren Gatten, der Bielefelder Turngemeinde und uns noch oft froh blinken. Unser aufrichtigstes Bedürfnis ist es, Dir lieber „Vater unseres Vereins" für Deine Treue, Liebe und Deinen Gemeinschaftsgeist zu danken. Deine freudige Einsatzbereitschaft seit 1919 als Oberturnwart bis 1945 in Lyck fand aber nicht mit dem Verlust der Heimat sein Ende. Du bist für uns alle bei den Treffen der Turnerfamilie Ost- und Westpreußens die Seele des MTV Lyck. Die Freuden an der „Porta Westfalika" (1950), in Flensburg (1951), unser 75. Stiftungsfest am 100. Todestage F. L. Jahns in Marburg 1952 und das Deutsche Turnfest in Hamburg 1953 bewiesen die Treue zu unserem Volkstum und der Heimat.

Gut Heil! MTV Lyck 1877         H. Gronen

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